PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
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PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
Nr. 1 Februar 2003 DAS RECHT DER TIERE TTIER IER-- UND UND V VERBRAUCHERSCHUTZ ERBRAUCHERSCHUTZ Die neue Kennzeichnung von Eiern TIERSCHUTZPOLITIK BMT FÜR VERBOT DES SCHÄCHTENS VO R L Ä U F I G E R GROB-S SC A N DIA GEHT A N BRENDOW !!!!! MASSENTIERHALTUNG ! DAS LEID DER KANINCHEN WALFANG DIE UNERBITTLICHE JAGD GEHT WEITER AUSLANDSTIERSCHUTZ IM KAMPF GEGEN DAS HUNDE-ELEND B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE E .V. INHALT I N H A LT Inhaltsverzeichnis / Impressum 2 EDITORIAL 3 TITELTHEMA 4 Die neue Eierkennzeichnung- Hilfe für Ihren Einkauf TIERSCHUTZPOLITIK Japan und Norwegen ignorieren weiter Walfangverbot Schächten - Bewährungsprobe für Staatsziel Tierschutz 8 10 AKTUELL 12 Neue Kennzeichnungspflicht für Eier in der EU Kaninchen - Die neuen Opfer der Massentierhaltung AUSGESETZT! 14 Grausam: Wie Haustiere heute abgeschoben werden AUFGENOMMEN! 15 Behinderter Jack-Russel in neuem Zuhause TIERE AUS IN DEN NOT: Liebevolle Menschen gesucht 16 GESCHÄFTSSTELLEN GSt Norden LG NRW LV Bayern LG Köln LV Hamburg LV Bremen LG Kassel LV Berlin LV Niedersachsen Tierheimtiere in ihrem neuen Leben Unterkunft für Pfauen gefunden Pflegestelle für Hunde 46-jähriges Pony Flicka! Hunde aus Spanien vermittelt Rex hat ein Zuhause! Freunde fürs Leben Hilfe für Schwan im Eis Schwer verletzte Taube gerettet 18 19 20 21 22 23 24 26 26 Walfang Norwegen und Japan schlachten Wale ab AUSLANDSTIERSCHUTZ Rumänien Ungarn Laura kämpft gegen Hunde-Elend BMT-Arbeit in Ikervar und Pecs 27 28 ANSCHRIFTEN / Internetadressen der Geschäftsstellen 30 ZUM SCHLUSS / Shiela in Not / Literaturtipps 31 Beitrittserklärung 32 Massentierhaltung Kaninchen leiden in engen Käfigen Impressum Das Recht der Tiere 1/2003 DAS RECHT DER TIERE Nr. 1/2003 2 Mitgliederzeitschrift des „Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V.“ Redaktion: Claudia Lotz, Jochen Prinz, Dr. Jörg Styrie, Hans Schroer Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm Anzeigen: Willy Passmann, Hattinger Str. 837, 44879 Bochum Tel.: 0234 / 49 42 84 Druck: Brendow PrintMedien, Moers; Titelbild: Reinhard Tierfoto Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Auflage: 30 000 Stück Auslandstierschutz Die Erfahrungen einer kleinen Tierfreundin in Rumänien EDITORIAL AUF EIN WORT… Liebe Mitglieder, liebe Tierfreunde! ENDLICH KLARHEIT BEIM EIERKAUF! Am 1. Januar 2004 ist es soweit: Auf Eiern und Verpackung müssen das Haltungssystem und das Herkunftsland angegeben werden. Diese neue Kennzeichnungsverordnung gilt für ganz Europa - und ist ein großer Gewinn für den Tierschutz. Denn die bisherigen Angaben waren für die Verbraucher meist undurchsichtig und verwirrend. Jetzt kann jeder durch sein Kaufverhalten aktiven Tierschutz betreiben und Käfig-Eier einfach in den Regalen lassen. Wie Sie wissen, wurde in Deutschland die Käfighaltung ab dem Jahr 2007 verboten. Viele Landwirte stellen sich schon jetzt auf die neuen gesetzlichen Vorgaben ein. Mit einer gewissen Verunsicherung, denn sie sind nicht sicher, ob die Deutschen auch bereit sind, die etwas teureren Eier aus der Freiland- oder Bodenhaltung tatsächlich zu kaufen. Doch wir sind überzeugt, dass die Verbraucher klar zum Ausdruck bringen, was sie wollen und was nicht. Und sie wünschen keine Eier aus Batteriehaltung, das haben Umfragen immer wieder bestätigt. Nun kommt es auf jeden Einzelnen von uns an, Landwirten Mut zu machen, in die artgerechten Haltungsformen zu investieren und ihnen damit eine Zukunftsperspektive zu bieten. Auch das zweite Thema, das mir in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift sehr am Herzen liegt, hat mit Entschlossenheit und Courage zu tun: Es geht um das Schächten. Anfang Februar fand das islamische Opferfest statt. Und wieder wurde in politischen Gremien diskutiert, ob Muslimen in Deutschland das Schächten zu erlauben sei. Bei allem Respekt vor religiösen Gefühlen anderer Glaubensgemeinschaften frage ich mich: Bedarf es überhaupt noch solcher Debatten, nachdem der Tierschutz im Grundgesetz festgeschrieben ist ? Ich meine Nein, denn der Tierschutz ist seit seiner Verankerung in der Verfassung gleichwertiges Rechtsgut gegenüber den anderen Grundrechten! Beim Schächten werden den Tieren unvorstellbare Schmerzen zugefügt. Der Todeskampf der Tiere kann mehrere Minuten dauern. Deswegen fordert der Bund gegen Missbrauch der Tiere die Verantwortlichen auf, endlich zu handeln und das Schächten in Deutschland grundsätzlich zu verbieten. Auch hier zählen wir auf Ihre Unterstützung. In tierschützerischer Verbundenheit, Jutta Breitwieser Bundesvorsitzende Das Recht der Tiere 1/2003 Ihre 3 TITELTHEMA Freilaufende Hühner auf grüner Wiese, pickende Tiere - wer solche Abbildungen auf Eierverpackungen sieht, meint Produkte aus artgerechter Tierhaltung vor sich zu haben. Das ist leider falsch; fast immer stecken in diesen trügerisch bebilderten Kartons Eier aus Käfighaltung, und weitere Angaben zu Herkunft und Haltungsform suchen Verbraucher vergeblich. Ab 1. Januar 2004 ist Schluss damit. Dann gelten EU-weit neue Regelungen für die Kennzeichnung von Eiern. Mit dem 19. Oktober des Jahres 2001 wurde ein neues Zeitalter für Legehennen in Deutschland eingeläutet: Der Bundesrat verabschiedete die neue Legehennenverordnung und besiegelte damit endgültig das Verbot der Käfighaltung. Diese Entscheidung entsprach dem mehrheitlichen Wunsch der Bevölkerung nach artgemäßen Haltungssystemen in der Tierhaltung - über 90 Prozent lehnen nach Umfragen die Käfighaltung von Legehennen ab und wünschen Eier aus tiergerechteren Haltungsformen. Grossplakat-Aktion des Künast-Ministeriums am ehemaligen Checkpoint Charly in Berlin KLA Das Recht der Tiere 1/2003 Ab 2004: Eindeutige Kennzeichnung schafft Sicherheit 4 Doch welche Eier stammen wirklich aus artgerechter Haltung? Die Kennzeichnung der Eierpackungen und Eier ist bis heute wenig durchschaubar und zusätzlich verwirrend, wenn Eier aus Käfighaltung in Kartons verpackt sind, die eine ländliche Idylle mit Hühnerschar vorgaukeln. Eine verpflichtende Kennzeichnung von Käfigeiern gab es bislang nicht. Bisher basierte die Angabe, aus welchen Haltungsformen die Eier stammen, auf freiwilligen Angaben. Natürlich haben die Erzeuger von Käfigeiern es tunlichst vermieden, diese Haltungsform deutlich auf den Eierkartons oder auf den Eiern zu kennzeichnen. Damit ist nach der neuen Kennzeichnungsverordnung Schluss. Ab dem 1. Januar 2004 muss für den Verbraucher klar ersichtlich sein, aus welchen Haltungssystemen die Eier stammen. Zukünftig wird nach folgenden Haltungsformen unterschieden: TITELTHEMA Artgerechte Legehennenhaltung: Jetzt kommt es auf den Verbraucher an ARHEIT Freilandhühner haben neben ihrem Stall mit Sitzstangen, Nestern und Einstreu tagsüber Auslauf. Hier können die Hühner ihre natürlichen Verhaltensweisen und ihr Bewegungsbedürfnis ungehindert ausleben. Jedes Huhn hat im Auslauf mindestens 4m2 Fläche zur Verfügung. Bodenhaltung: Die Hühner werden im Stall gehalten und können sich dort frei bewegen. Mindestens ein Drittel des Stalls ist eingestreut. Hier können die Hennen ihre angeborenen Verhaltensweisen wie Scharren, Staubbaden und Flügelschlagen ausüben. Der übrige Bodenbereich ist mit Latten und Gitterrosten ausgestattet. Die Nester sind auf mehreren Etagen angelegt. Käfighaltung: Die Hennen werden in herkömmlichen Käfigen gehalten, die in mehreren Etagen übereinander gebaut sind. Die Tiere stehen auf Drahtgeflechten, sie haben keine Sitzstangen und keine Nester. Die Eier rollen über einen Bodenrost mit Gefälle automatisch ab. Die Tiere leben äußerst beengt und haben keine Möglichkeit, natürlichen Verhaltensweisen nachzugehen. Obwohl diese Haltungsform ab dem Jahr 2007 in Deutschland verboten ist, ist der Import von Eiern aus diesem Haltungssystem nach Deutschland weiterhin erlaubt. Eine Ausnahme bei der Angabe der Haltungsform gilt für Eier aus ökologischer Erzeugung, für die EU-weit und einheitlich ganz besondere Anforderungen gelten (Freilandhaltung, im Stall höchstens 6 Legehennen pro m2 , Futter aus ökologischem Anbau etc.). Andere bisher bestehende Begriffe, wie zum Beispiel "Eier aus intensiver Auslaufhaltung" oder "Eier aus Volierenhaltung", sind ab dem Jahr 2004 nicht mehr zulässig. Das Recht der Tiere 1/2003 Freilandhaltung: 5 TITELTHEMA Kennzeichnung auf Verpackung und Schale zwingend vorgeschrieben Folgende Angaben müssen auf der Verpackung stehen: Güteklasse (in den Handel kommen praktisch nur Eier der Güteklasse A) Q Gewichtsklasse: S, M, L, XL Q Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) Q Verbraucherhinweise: "Bei Kühlschranktemperatur aufbewahren", "Nach Ablauf des MHD durcherhitzen" Q Nummer der Packstelle Q Ab 1. Januar 2004 muss jedes Ei der Güteklasse A mit einem Erzeugercode gestempelt werden, aus dem klar ersichtlich ist, Q aus welchem Haltungssystem das Ei stammt Q in welchem Land das Ei erzeugt wurde Q in welchem Betrieb und in welchem Stall das Ei gelegt wurde. Da das Ei nur eine begrenzte Größe hat, werden die Angaben verschlüsselt in Form von Zahlen und Buchstaben auf das Ei aufgebracht. Dies erscheint zunächst ein wenig verwirrend, ist aber, wenn man das System kennt, ganz einfach. Das Recht der Tiere 1/2003 Die erste Zahl auf dem Ei kennzeichnet das Haltungssystem: Q 0 = Ökologische Erzeugung Q 1 = Freilandhaltung Q 2 = Bodenhaltung Q 3 = Käfighaltung 6 Darauf folgt die Angabe zum Herkunftsland. Die Abkürzungen entsprechen den Länderkürzungen im Internet. Zum Beispiel: Q DE = Deutschland Q NL = Niederlande Q BE = Belgien Q AT = Österreich Der Länderkennung schließt sich die Nummer des Legebetriebes an und eine Nummer zur Identifizierung des Stalles auf dem Betrieb. Für den Verbraucher werden hauptsächlich die Hinweise zu Haltungssystem und Herkunft der Eier interessant sein. Die Angabe des Betriebes und des Stalles dient der eindeutigen Rückverfolgbarkeit der Eier. Mit Hilfe dieses Systems ist es möglich, die Herkunft der Eier genau zu bestimmen. Auch werden illegale Umdeklarierungen von Eiern aus Käfighaltungen erschwert. “Ich kaufe nur Eier aus Freilandhaltung” - diese Entscheidung treffen Sie Mit der neuen Legehennenverordnung und dem damit verbundenen Verbot der Käfighaltung sind in Deutschland die Grundpfeiler für eine artgerechte Legehennenhaltung geschaffen worden. Durch die neue Kennzeichnungsverordnung für Eier hat der Verbraucher nunmehr die Möglichkeit, sich genau über die Herkunft der Eier zu informieren. Jetzt kommt es darauf an, dass Konsumenten die Käfigeier in den Regalen liegen lassen. Umfragen haben ergeben, dass die große Mehrheit der Verbraucher bereit ist, etwas mehr für ein Ei zu bezahlen, wenn damit Tierleid verhindert werden kann. Für die Gewissheit, dass die Tiere nicht gelitten haben, wird ohne weiteres ein Preisaufschlag von 15 bis 20 Prozent pro Ei akzeptiert. Wichtiger noch als die Angaben bei Umfragen ist jedoch das tatsächliche Verbraucherverhalten. Beim Kauf von Eiern aus artgerechter Haltung ist dies ein relativ preiswertes Vergnügen. Wenn ein Durchschnittshaushalt, der bisher alle Eier aus Käfigen bezog, vollständig auf artgemäß erzeugte Eier umstellt, dann kostet ihn das etwa 56 Cents pro Tag. Also noch nicht einmal 20 EURO pro Klasse statt Masse gilt auch beim Eierkauf Jahr. Ein Betrag, der dem Verbraucher die artgerechte Hühnerhaltung wert sein sollte. Gute Erfahrungen aus der Schweiz In der Schweiz ist die Käfighaltung von Legehennen bereits seit 1992 verboten. Die dort gemachten Erfahrungen sind durchweg positiv. Erfreulich war, dass der Handel frühzeitig mitspielte. Zwei große Handelsketten stellten noch vor Ablauf der Übergangsfristen für Käfige ihr Angebot vollständig auf alternative Eier um. Das gab einen entscheidenden Impuls. Die Verbraucher gaben sehr bald den Eiern aus Alternativhaltungen den Vorzug vor anderen Eiern. Der Marktanteil der heimischen Eier ist im Zuge des Käfigverbotes in der Schweiz sogar auf heute 75 Prozent gestiegen. Weitere Infos zur Eierkennzeichnung: www.freiheit-schmecktbesser.de (Bundesverbraucherministerium) TITELTHEMA Ihr Kaufverhalten ist eine Entscheidung für den Tierschutz Ein tierfreundliches Verhalten äußert sich nicht nur durch den Kauf von Eiern aus artgerechter Tierhaltung. Mit vielen anderen Kaufentscheidungen können die Verbraucher maßgeblich auf die Lebendbedingungen der Tiere Einfluss nehmen. Hierzu einige Tipps: Für eine gesunde Ernährungshaltung ist Fleisch kein notwendiger Bestandteil. Deswegen: Reduzieren Sie den Fleischanteil in Ihrem Speiseplan, steigen Sie öfter auf leckere vegetarische Gerichte um. Ansonsten gilt: Q Verbraucher können dieses Leid verhindern Kaufen Sie Ökofleisch. Sie erkennen dies an dem neuen Biosiegel oder den Siegeln der Öko-Verbände. Die Vorteile: tiergerechte Haltung, natürliches Futter ohne Leistungsförderer und Gentechnik, möglichst kurze Transporte, mehr Tierschutz. Q Kaufen Sie keine tierquälerischen "Delikatessen" wie weißes Kalbfleisch, Gänse- und Entenleberpastete, Wachtel und Perlhühner oder Hummer. Q Auch bei Fischen nimmt die intensive Massentierhaltung in engen Becken zu. Fragen Sie daher beim Kauf nach der Herkunft. Kaufen Sie nur Fisch aus extensiver Fischhaltung. Beim Thunfisch-Fang verenden jährlich unzählige Delfine in Netzen; bitte denken Sie daran, dass auch der Thunfisch auf der Pizza aus solchen Fängen stammt. Q Kaufen Sie Gemüse und Obst aus ökologischem Anbau, denn hier werden keine chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel verwandt. So verhindern Sie, dass unzählige Kleinstlebewesen vernichtet und auch Vögel, Hasen, Igel und Rehe geschädigt werden. Q Kaufen Sie Kosmetikprodukte, für die keine Tierversuche durchgeführt wurden. Viele Reformhäuser führen diese Produkte, die auch entsprechend ausgezeichnet sind. Eine "Kosmetik-Positivliste" erhalten Sie auch beim Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Q Vermeiden Sie chemisch hergestellte Medikamente, wenn Ihr Arzt Ihnen stattdessen Hausmittel, Naturheilverfahren, homöopathische oder altbewährte Medikamente empfehlen bzw. verschreiben kann. Denn für ein neu hergestelltes, im Tierversuch geprüftes Medikament werden bis zu 100.00 Tiere "verbraucht". Q Vermeiden Sie scharfe Chemikalien im Haushalt. Zur Testung von Chemikalien werden unzählige Tierversuche unternommen. Bevorzugen Sie daher natürliche Reinigungsstoffe und "sanfte Chemie" aus dem Bioladen. Q Alle Kunststoffprodukte werden im Tierversuch getestet. Versuchen Sie daher, den Kauf von Kunstgegenständen einzuschränken und auf natürliche Produkte auszuweichen. Q Kleidung: Künstliche Fasern werden im Tierversuch getestet. Kaufen Sie daher natürliche Fasern. Vorsicht bei Seide: Zur Herstellung von Seide werden die Seidenraupen meist im kochenden Wasser getötet Kaufen Sie keine Pelze. Für Pelze werden weltweit Millionen Nerze, Robben und Füchse gejagt. Auch die Zucht und Haltung von Pelztieren widerspricht dem Tierschutz, weil diese Wildtiere in entsetzlich engen Käfigen Qualen leiden. Zurückhaltung bei Daunen: Die meisten Daunen stammen meist aus tierquälerischen Haltungsformen. Erkunden Sie sich genau, woher die Daunen kommen, wie sie erzeugt wurden. Das Recht der Tiere 1/2003 Q 7 WALFANG Provokation der Weltöffentlichkeit: VERBOTENER WALFA J APAN Die kommerzielle Jagd auf Wale ist weltweit verboten. Auf Druck der Öffentlichkeit und wiederholter Aufforderung der Vereinten Nationen erließ die Internationale Walfang-Kommission im Winter 1985/86 das kommerzielle Fangverbot (Moratorium). In letzter Minute, denn die meisten Walarten waren zu dem Zeitpunkt nach massiver Bejagung bereits vom Aussterben bedroht und haben sich bis heute kaum oder nur sehr langsam erholt. Hauptverantwortlich dafür sind zwei Nationen: In zynischer Gleichgültigkeit setzen sich Japan und Norwegen seit Jahren über das Moratorium hinweg und machen weiter unbarmherzig Jagd auf die geschützten Meeressäuger. Auf den jährlichen IWC-Konferenzen gehören die Japaner immer wieder zu den treibenden Staaten, die das Fangverbot kippen wollen und weitere Schutzbestimmungen für Wale blockieren. In diesem Jahr findet die 55. IWCJahrestagung in Berlin statt - ein mit Spannung erwartetes Ereignis, denn die Mehrheit der Walfang-Gegner überwiegt nur noch knapp. Das Recht der Tiere 1/2003 8 N ORWEGEN SETZEN SICH WEIT Ein Minkewal vor der Küste Schottlands wegische Regierung setzt sich nicht nur weiter über das Moratorium hinweg, sie hat im vergangenen Jahr sogar noch ihre Fangquoten erhöht und außerdem den internationalen Handel mit Walprodukten wieder aufgenommen. Seit über 15 Jahren besteht ein internationales Handelsverbot für Walprodukte nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) - es war bestimmt worden, um das kommerzielle Fangverbot der IWC zu unterstützen. Trotzdem blüht das Geschäft mit dem Fleisch bedrohter Meeressäuger. Gerade auf japanischen Märkten stie- Trotz scharfer Proteste: Norwegen akzeptiert das Moratorium nicht Norwegen weigert sich bis heute, das kommerzielle Walfangverbot anzuerkennen. Möglich wird diese Weigerung durch einen "Vorbehalt", den das Land gegen den IWC-Beschluss 1986 angemeldet hat. Mit Verweis auf den noch bestehenden "Vorbehalt" gegen das Fangverbot nahm Norwegen auf diese Weise 1993 die Waljagd wieder auf. Für seine ignorante Haltung wird es jährlich von der IWC mit neuen Resolutionen abgemahnt. Doch die nor- UND ßen Wissenschaftler bei ihren regelmäßigen Kontrollen auf das Fleisch aller geschützten Arten, u.a. auf das Fleisch von Blauwalen; sie stehen am Rand des Aussterbens. Auch in Südkorea wurden Produkte von geschützten Tieren, wie dem Bryde- oder Minkewal, gefunden - obwohl Südkorea als IWC-Mitglied offiziell das Fang- und Handelsverbot akzeptiert hat. Durch Erbgut-Analysen lassen sich heute die Tierart und selbst die Herkunft genau feststellen. Die meisten Walprodukte kommen aus Nördlichen Ländern und werden über Korea, Russland und Singapur nach Japan geschmuggelt. Die wichtigsten Forderungen von internationalen Tier- und Artenschutzverbänden an die IWC lauten: 1. 2. 3. Aufrechterhaltung des kommerziellen Walfang-Verbotes Aufrechterhaltung und strikte Befolgung des weltweiten Handelsverbotes für Walfleisch und -produkte Beachtung der bestehenden und Ausweisung weiterer Wal-Schutzgebiete Ihr Protest ist wichtig! Schreiben Sie an : Botschaft Norwegen, Rauchstraße 1, 10787 Berlin, Tel: 030/ 50 50 50, Fax: 030/ 50 50 55 Botschaft Island, Rauchstraße 1, 10787 Berlin, Tel: 030/ 50 50 4000, Fax: 030/ 50 50 4300 Botschaft Japan, Hiroshimastraße 6, 10785 Berlin, Tel: 030/ 21 09 40, Fax: 030/ 21 09 42 22 TIERSCHUTZPOLITIK NG Waljagd im Namen der "Wissenschaft": Wie Japan die internationale Staatengemeinschaft austrickst Nach dem Inkrafttreten des Fangverbotes hat Japan die kommerzielle Jagd auf die geschützten Meeressäuger eingestellt - und unter dem Deckmantel der Forschung weiter Wale abgeschlachtet. In den vergangenen Jahren wurden die Fangquoten erhöht und inzwischen weitet die Nation ihre Bejagung zusätzlich noch auf stark gefährdete Arten wie Pottwale und Brydewale und die äußerst gefährdeten Seiwale aus. "Wissenschaftliche Fänge", als eine Ausnahmeregelung des Moratoriums, sind Ländersache - obwohl bekannt ist, dass Japans zu "Forschungszwecken" erlegte Wale als teure Delikatesse (bis zu 250 Euro/Kg) auf dem inländischen Markt gehandelt werden und ein reiner Wirtschaftsfaktor sind. Die japanische Regierung begründet zum Beispiel ihre Jagd auf Minkewale mit dem "wissenschaftlichen" Argument, das Verbreitungsgebiet dieser Zwergwale in der Antarktis bestimmen zu können - eine Farce, denn solche Untersuchungen könnten an lebenden Tieren stattfinden. Und sind darüber hinaus irrelevant, weil die Antarktis von der IWC 1994 zum Schutzgebiet für Wale erklärt wurde und die Meeressäuger hier wissenschaftlich nicht genutzt werden dürften. Doch Japan ignoriert beharrlich die Resolutionen der IWC, in dem international ausgewiesenen Schutzgebiet keine Erlaubnis für den "wissenschaftlichen Fang" zu erteilen. F ANGVERBOT FÜR W ALE HINWEG 1946 gründen 14 Walfang-Nationen die Internationale Walfang-Kommission. Die IWC dient weniger dem Schutz der Meeressäuger als der massiven Ausbeutung der Bestände. In den ersten Jahrzehnten nach Gründung der IWC werden über 1,7 Millionen Großwale erlegt - so viel wie niemals zuvor. Q 1972 fordern die Vereinten Nationen ein zehnjähriges Fangverbot; die meisten Walarten sind akut vom Aussterben bedroht. Der Antrag wird abgelehnt, einige Wale unter Schutz gestellt, für andere Fangquoten erlassen. Die Folge: Die Meeressäuger geraten an den Rand des Aussterbens. Q 1979 wird der Indische Ozean zum Wal-Schutzgebiet bestimmt. Q 1982 beschließt die IWC auf gewaltigen Druck der Öffentlichkeit ein befristetes Fangverbot. Dieses Moratorium tritt im Winter 1985/´86 in Kraft. Es umfasst alle elf Großwalarten und einige Zwergwalarten. Ohne Schutz bleiben die Kleinwale (Delfine, Weißwale, Schwertwale, Tümmler), die daraufhin massiv bejagt werden. Trotz des Fangverbotes sterben seitdem über 20 000 Großwale - die Hauptverantwortlichen sind Japan und Norwegen. Q 1994 richtet die IWC rund um die Antarktis das 2. Wal-Schutzgebiet ein. Q 2002 wird auf der 54. Jahrestagung der IWC der Antrag von Neuseeland, Australien und Brasilien auf die Errichtung weiterer Wal-Schutzgebiete im Südpazifik und Südatlantik abgelehnt. Die erforderliche Dreiviertelmehrheit kommt nicht zustande; Japan betreibt mit den Stimmen der von ihm wirtschaftlich abhängigen Staaten eine Blockadepolitik gegen alle internationalen Anstrengungen für weiteren Wal-Schutz. So sollte auf Antrag der WalfangNationen das Schutzgebiet Indischer Ozean gekippt werden; zum Glück fehlte es auch hier an der nötigen Stimmenzahl. Derzeit gehören der IWC 48 anerkannte Mitgliedsstaaten an, unter ihnen Deutschland, Frankreich, Großbritannien und USA als einige Nationen, die sich klar gegen den Walfang aussprechen. Q Im Mai/Juni 2003 findet die 55. Jahrestagung in Berlin statt. Voraussichtlich steht das Schutzgebiet Antarktis zur Überprüfung an. Q Für spätestens 2006 hat Island angekündigt, die kommerzielle Jagd auf Wale wieder aufzunehmen. Island trat im letzten Jahr nach zehnjähriger NichtMitgliedschaft erneut der IWC bei. Unter der skandalösen Bedingung, das Moratorium nicht anzuerkennen. Damit ist Island durchgekommen! Q Das Recht der Tiere 1/2003 ER ÜBER DAS WELTWEITE Text: Claudia Lotz, Fotos: Andreas Dinkelmeier/IFAW Auf einem japanischen Fabrikschiff im Pazifik 9 SCHÄCHTEN RITUELLES SCHL BEWÄHRU FÜR DAS S TIERSCHU Das Recht der Tiere 1/2003 Vom 11. bis 14. Februar fand weltweit das islamische Opferfest Kurban Bayrami statt. So auch in Deutschland. Traditionell werden zu diesem Fest Tiere, zumeist Rinder und Schafe, von den Familienoberhäuptern geschächtet, das heißt, den Tieren wird bei lebendigem Leibe die Kehle durchgeschnitten. Der Tod tritt erst später durch den Blutverlust ein. Vermutlich haben Tausende Tiere dieses Martyrium in den letzten Tagen und Wochen durchlitten. Nach Auffassung des Bundes gegen Missbrauch der Tiere ein Skandal, denn mit der Aufnahme des Tierschutzes in die Verfassung steht der Tierschutz der Freiheit der Religionsausübung als gleichwertiges Gut gegenüber. Da den Tieren durch das Schächten unendliche Leiden zugefügt werden, wäre aus ethischen Gesichtspunkten ein generelles Verbot des Schächtens gerechtfertigt gewesen. Dies ist aber nicht geschehen. Scheinbar hat das Staatsziel Tierschutz seine erste Bewährungsprobe nicht bestanden. 10 Tierfreunde können sich noch gut an den 15. Januar 2002 erinnern: An diesem Tag fällte das Bundesverfassungsgericht das so genannte Schächturteil. Darin erlaubten die Karlsruher Richter einem türkischen Metzger, Tiere nach islamischem Ritus, also ohne vorherige Betäubung, zu schlachten. Das in der Öffentlichkeit stark umstrittene Urteil hatte katastrophale Folgen: Viele islamische Familienoberhäupter sahen sich in der Folgezeit ermutigt, an alte Traditionen anzuknüpfen und zum islamischen Opferfest, das wenige Wochen nach dem Urteil gefeiert wurde, Tiere ohne Betäubung zu töten. Vor den bekannten Schlachtstätten und islamischen Metzgereien bildeten sich lange Warteschlangen. Tausenden Tieren wurde bei vollem Bewusstsein die Kehle durchschnitten. Noch schlimmer mag es den Tieren ergangen sein, die in heimischen Küchen, Badezimmern oder Hinterhöfen mit stumpfen Küchenmessern dahingemetzelt wurden. Unvorstellbar die Qualen, die diese Tiere durchlitten haben. Neue Rechtslage So sehr das Urteil auch zu beklagen ist, zum damaligen Zeitpunkt konnten die Karlsruher Richter vermutlich nicht anders entscheiden. Denn sowohl die ungehinderte Ausübung der Religion als auch die Gewerbefreiheit sind Rechtsgüter, die durch das Grundgesetz geschützt sind. Zum damaligen Zeitpunkt rangierte der Tierschutz noch als untergeordnetes Rechtsgut. Dies änderte sich etwa ein halbes Jahr später. Mit großer Mehrheit hatte der Deutsche Bundestag am 17. Mai 2002 für die Aufnahme des Tierschutzes in das Grundgesetz gestimmt. Wenig später schloss sich auch der Bundesrat an. Seither rangiert der Tierschutz als gleichwertiges Rechtsgut gegenüber TIERSCHUTZPOLITIK ACHTEN OHNE BETÄUBUNG NGSPROBE TAATSZIEL TZ Integration bedeutet, sich den kulturel- len und gesellschaftlichen Normen des Gastlandes anzupassen. Dies kann man insbesondere dann erwarten, wenn keine verbindlichen religiösen Vorschriften diesem Anpassungsprozess entgegenstehen. Da selbst hohe Gelehrte der Koranschulen bestätigen, dass der Koran das Betäuben eines Tieres vor der Schlachtung nicht verbietet, sollte es nicht als fremdenfeindlich ausgelegt werden, wenn die Mehrheit der Mitbürger das Schächten ablehnt und eine Selbstbeschränkung der Angehörigen des islamischen Glaubens fordert. Da erwartungsgemäß solche gerichtlichen Verfahren sehr lange dauern, müssen gleichzeitig alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Genehmigungen zum Schächten auf ein Minimum zu beschränken. Schärfere Bestimmungen bis zur Grundsatzentscheidung Der Bund gegen Missbrauch der Tiere begrüßt die Initiative des Landes NRW und hat alle anderen Bundesländer aufgefordert, sofern noch nicht geschehen, gleichfalls entsprechende Regelungen zu erlassen. Nur so haben die zuständigen Behörden ein Instrumentarium an der Hand, um auf rechtlicher Grundlage, Schächtungen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Der BMT wird zukünftig alle ihm bekannten Fälle von Schächtungen durch Muslime zur Anzeige bringen. Es wird sich dann zeigen, ob die Aufnahme des Tierschutzes in die Verfassung nur ein Lippenbekenntnis ist oder ob dem Tierschutz der Stellenwert eingeräumt wird, der ihm nach unserer Auf-fassung zusteht. Klare rechtliche Vorgaben, unter welchen Bedingungen geschächtet werden darf, fehlen zumeist auf Bundes- und Landesebene. Nordrhein-Westfahlen hat diesen Regelungsnotstand erkannt und hat vor kurzem die Praxis der Schlachtung durch Schächten mit einem Erlass geregelt. Text: Dr. Jörg Styrie, Fotos: dpa Das Recht der Tiere 1/2003 den anderen Grundrechten. Unter diesen veränderten Rahmenbedingungen hätte auch die Rechtmäßigkeit des Schächtens einer neuen Überprüfung unterzogen werden müssen. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere ist der Auffassung, dass nach der Grundgesetzerweiterung um den Tierschutz keine Genehmigungen zum Schächten nach islamischem Ritus hätten mehr erteilt werden dürfen. Gegen das Schächten spricht auch, dass selbst unter den islamischen Rechtsgelehrten überwiegend die Auffassung vertreten wird, dass der Koran die Schlachtung eines unbetäubten Tieres nicht zwingend vorschreibt. Diese Auffassung wurde auch von maßgeblichen Religionsautoritäten der al -Azhar Universität in Kairo bestätigt. Zitat Prof. Dr. M. El-Naggar, Rektor der Universität: "Wenn das Tier durch elektrischen Schock getötet und dann nach seinem Tod geschlachtet wird, ist das Verzehren seines Fleisches nach der Religion verboten, weil es sich in diesem Falle um ein totes Tier handelt. Wenn aber der elektrische Schock nur zur Betäubung des Tieres führt, dieses sofort geschlachtet wird und von ihm Blut herausfließt, ist das Verzehren des Fleisches erlaubt". 11 AKTUELL K ANINCHEN DIE NEUEN OPFER DER MASSE P ROTESTIEREN S IE MIT DEM BMT! Sie sitzen in Käfigen, kaum größer als ein DIN A4-Blatt. 24 Stunden am Tag. Sie können sich nicht bewegen, nicht laufen, hoppeln, sich nicht umdrehen. Wenn sie sich aufrichten, stoßen ihre Ohren an das Käfigdach und ihre hochempfindlichen Läufe halten schmerzlichen Dauerkontakt zu den Drahtgitterböden. Millionen Kaninchen vegetieren in Frankreich, Italien, China und zunehmend auch in Deutschland in Mastanlagen dahin, einzeln gehalten oder dicht an dicht gedrängt. Apathisch, verhaltensgestört und körperlich krank erleiden die Kaninchen für eine ständig steigende Nachfrage nach Fleisch, Fell und Wolle ein unvorstellbares Martyrium. Das Recht der Tiere 1/2003 Für eine artgemäße Haltung von Kaninchen gibt es bis heute keine rechtlich verbindlichen Bestimmungen. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere fordert den Gesetzgeber umgehend auf, endlich tierschutzgerechte Rahmenbedingungen für die Zucht, Haltung und Mast von Kaninchen für Deutschland und Europa zu erlassen. Aber auch die Verbraucher sind aufgerufen, ihr Verhalten zu überdenken: Im Schnitt essen die Deutschen jährlich 1 Kg Kaninchenfleisch - das sind ca. 30 Millionen Kaninchen, der Großteil aus tierquälerischen Intensivbetrieben. 12 Warum steigt der Verbrauch von Kaninchenfleisch? Rinderwahn, Schweinepest, Salmonellen, Antibiotika, Leistungsförderer und Verunreinigungen im Tierfutter - nach jedem Skandal, der die industrielle Massentierhaltung konsequent begleitet, suchen die Verbraucher nach ver- meintlichen Auswegen. Das Fleisch von Kaninchen scheint ihnen gesünder, unbedenklicher. Doch das Gegenteil ist der Fall: Millionen Kaninchen leben unter denselben erbärmlichen Bedingungen wie alle "Nutztiere" der industriellen Massentierhaltung. Die Drahtgitterkäfige für Kaninchen sind nicht größer als eine DIN A4-Seite. Auf blankem Gitter hocken die Tiere in geduckter Haltung in ihren Gefängnissen, in drangvoller Enge zu ihren Leidensgenossen. Obwohl Biologen und Verhaltensforscher klar herausstellen, wie eine artgemäße Haltung von Kaninchen auszusehen hat, werden den bewegungs- und kontaktfreudigen Tieren selbst die Mindestanforderungen an eine verhaltensgerechte Unterbringung verwehrt. Kein Laufen, kein Buddeln, kein Spiel, kein Versteck, kein Nestbau, keine artentsprechende Ernährung - die Haltung der Kaninchen folgt einzig dem ökonomischem Profitstreben unter Inkaufnahme tierquälerischer Bedingungen. Artwidrige Haltung macht Tiere krank Die Kaninchen reagieren hochsensibel auf ihre schlechten Haltungsbedingungen. Die häufigsten Erkrankungen sind: Q Verformung des Knochengerüstes, Verkrümmung der Wirbelsäule, schwere Stoffwechselstörungen, Q Entzündungen, Verletzungen, nicht heilende Wunden durch Drahtgitter (besonders an den Läufen) Q Verhaltensstörungen, Apathie, Selbstverstümmelung Q unnatürliches Zahnwachstum durch pelletiertes Kraftfutter. Bei Jungtieren führt die artuntypische Ernährung zu Darmentzündungen, denen durch Beimischung von Arzneimitteln begegnet wird. Häsinnen in Einzelhaft zu Wurfmaschinen degradiert NTIERHALTUNG Kaninchen sind für ihre Fruchtbarkeit bekannt: Mit 3 bis 4 Monaten werden sie geschlechtsreif und werfen bis zu zehn Mal jährlich. Im Schnitt bekommen sie neun Junge, die ca. 28 Tage gesäugt werden - in der grausamen Enge der Käfige und widernatürlichen Haltungsform eine gravierende Belastung. An der Angora-Wolle haftet Blut Wie die Zuchthäsinnen werden auch die Angora-Kaninchen einzeln gehalten - eine hochgradige Belastung für die geselligen Tiere. Das Fell, das viermal im Jahr bis auf die nackte Haut geschoren wird, darf nicht verschmutzen oder verfilzen. In einigen Ländern wird die Wolle gerupft, die Haare so brutal ausgerissen, dass die Kaninchen nach der Prozedur wie betäubt liegen bleiben. Auch bei dieser Form der Tierhaltung verenden viele Kaninchen früh; ihre stabileren Artgenossen leiden an Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, weil die Schur bis auf die Haut immer wieder einen gefährlichen Kälteschock auslöst. Text: Claudia Lotz Fotos: Schweizer Tierschutz AKTUELL KANINCHEN B R AU C H E N D R I N G E N D U N S E R E N SCHUTZ Das Tierschutzgesetz verlangt für alle von Menschen gehaltenen Tiere eine artgemäße und verhaltensgerechte Unterbringung. Für Kaninchen fehlen jedoch die rechtlich notwendigen Ausführungsbestimmungen - für den Bund gegen Missbrauch der Tiere ist es daher ein äußerst dringendes Anliegen, gesetzliche Vorschriften europaweit für die Haltung, Zucht und Mast der Tiere durchzusetzen, wobei folgende tierschutzgerechte Mindestanforderungen zu beachten sind: Die Haltungsbedingungen müssen grundsätzlich den Bedürfnissen der Tiere entsprechen - und zwar unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse der Verhaltensforschung. Q Verbot von Käfig- und Einzelhaltung, statt dessen Gruppenbildung von jeweils 3 bis 5 Weibchen und einem Männchen. Q Der Stall muss den Tieren genug Platz und Raum für artgemäße Bewegung bieten, festen Boden haben und eingestreut sein. Wichtig dabei: Trennung von Nest-, Ruhe-, Fress- und Rückzugsbereichen. Q Weibchen müssen die Möglichkeit haben, selbst ihr Nest aus Stroh zu bauen und den Nesteingang mit Stroh zu verschließen. Q Die Tiere müssen Tageslicht, Baum-Äste zum Nagen und die Möglichkeit zum freien Auslauf haben. Q Kaninchen sind ausschließlich mit Heu, Gras, Kräutern und Wurzelfrüchten ohne künstliche Zusätze zu füttern und täglich mit frischem Trinkwasser zu versorgen. Q Die Tiere dürfen nur unter Vermeidung von Schmerzen, Leiden und Angst getötet werden. Q AUCH SIE KÖNNEN HELFEN Verzichten Sie im Wissen um die fürchterlichen Lebensbedingungen auf das Fleisch, die Wolle und das Fell von Kaninchen. Q Seien Sie aufmerksam, wenn Freunde und Bekannte Kaninchen halten. Darf das Tier artgerecht leben, bestehen Kenntnisse über die natürlichen Bedürfnisse von Kaninchen? Auch der "Stallhase", zur Deckung des privaten Fleischbedarfes in engen Holzverschlägen gehalten, lebt nicht seiner Art entsprechend! Q Kämpfen Sie mit uns für gesetzliche Mindestanforderungen bei der Haltung von Kaninchen; unterstützen Sie uns mit Ihrer Stimme, mit Ihrem Nein zu jeder und zu dieser Form von Tierquälerei. Q Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Renate Künast Wilhelmstraße 54, 10117 Berlin Das Recht der Tiere 1/2003 Schreiben Sie an Bundesministerin Renate Künast und fordern Sie eine Rechtsverordnung, die den Anforderungen an eine artgemäße und verhaltensgerechte Haltung von Kaninchen Rechnung trägt. 13 AUSGESETZT Seien Sie aufmerksam, wenn ein Tier in Not ist: Ihre Mithilfe kann Leben retten AUSGESETZT Woody Einer Spaziergängerin in Bad Nauheim (Hessen) fällt der gelbe Sack am Kurpark auf. Sie tritt näher und glaubt ihren Augen nicht zu trauen; in dem gelben Gefängnis liegt ein Hund, ein Mops, kaum noch atmend. Bis die Finderin im Tierheim Elisabethenhof angekommen ist, erleidet der Mops einen epileptischen Anfall. Das Recht der Tiere 1/2003 Das Tierheim-Team schaltet sofort einen Tierarzt ein, doch der kann dem Hund nicht mehr helfen. Es ist zu spät für den kleinen Kerl, der einen erbärmlichen Tod sterben musste, weil seine Besitzer in unbarmherziger Gleichgültig- und Grausamkeit gehandelt haben. Der Mops war außerdem, so bestätigt der Tierarzt den ersten Eindruck der Mitarbeiter des Elisabethenhofes, unterernährt, hat vereiterte Augen und entzündete Ohren. 14 In der Nacht zum 25. Dezember wird in Berlin ein Westhighland-Terrier ausgesetzt; die Nachtemperaturen liegen bei über Minus 12 Grad. Der kleine Hund erfriert. Am 30. Dezember erleidet ein Mops in Bad Nauheim einen schweren epileptischen Anfall, nachdem er in einem Plastiksack ausgesetzt wurde. Auch dieser Hund stirbt. der Region um Mithilfe. Wer kennt diesen hellbraunen Mops, der seit dem 30. Dezember nicht mehr bei seinen Besitzern ist? Für Hinweise setzt der BMT 250 Euro aus. Diese Tiere hatten Glück im Unglück Bei hohen nächtlichen Temperaturen wird in Friedberg (Hessen) auf einem Supermarktparkplatz eine Rattenmutter mit 14 Jungen ausgesetzt. In Kassel bei noch tieferen Nachtwerten ein Rattenpaar im Wald; der Nachwuchs, 12 Babys, kommt im Tierheim zur Welt. Alle Tiere sollen in liebevolle Hände vermittelt werden. Ein krankes Tier, das seinem Besitzer lästig wurde. Kein Einzelfall, wie der BMT aus langjähriger leidvoller Erfahrung weiß. Das Aussetzen eines Tieres wird mit 25 000 Euro Geldstrafe geahndet - doch wann werden Menschen schon beim kaltblütigen Zurücklassen ihres Tieres gesehen? Jutta Breitwieser, Vorsitzende des BMT und Leiterin der LG Hessen, bittet die Bevölkerung in Erbärmliches Ende für den armen Mops In Bremen wird um Weihnachten ein Hund im Wald angebunden. Woody, ein Eurasier, würde sich riesig freuen, wenn er neuen Bezugspersonen zeigen könnte, was für ein klasse Kumpel er ist. In jedem BMT-Tierheim leben Tiere, die ausgesetzt wurden. Einige Tiere wurden schnell gefunden, viele andere mussten länger auf Hilfe warten. Sei es, weil sie an abgelegenen Orten angebunden oder irgendwo aus dem Wagen geworfen wurden, so dass sie Tage auf der Suche nach ihren Besitzern auf der Straße herumirrten. Helfen Sie diesen Tieren. Text: Claudia Lotz, Fotos: LG Hessen, LV Bremen AUFGENOMMEN AUFGENOMMEN Als Lukas über eine Kölner Tierarztpraxis im September 2000 als Findling ins Tierheim Köln-Dellbrück kam, waren wir doch alle sehr erschrocken über das kleine Kerlchen. Das Hin- und Herwerfen der Hinterläufe mit Purzelbäumen, Kopfstand und Umfallen war bei jedem einzelnen seiner Schritte durch Störungen im zentralen Nervensystem hervorgerufen. Im krassen Gegensatz dazu stand seine überspringende Lebensfreude, sein Elan, sein unbestechlicher Charme. Als Monika Kniffka den Hund zum ersten Mal sah - zuerst ziemlich entsetzt, war es dann wohl Liebe auf den zweiten Blick - gerieten Lukas Laufprobleme ziemlich ins Hintertreffen. Von ihrem Ehemann eher unbeachtet, er hatte andere Vorstellungen von einem Zweithund, stand für Monika Kniffka schon alles fest: Lukas sollte ein neues Zuhause bekommen. Und Lukas purzelte und wackelte tatsächlich in das neue Zuhause - und brachte so allerhand Trubel mit sich. Neben seinen erfreulich rapiden Fortschritten gab es dann aber auch die täglichen Unter Schutz : Große Jenny mit kleinem Lukas Diskussionen mit den lieben Mitmenund lebt damit, und wenn Lukas wegen schen. Von Einseines draufgängerischen Selbstbeschläferung bis wußtseins mal in die Bredouille gerät, Quälerei, Unsteht ihm seine große vierbeinige Partverständnis nerin Jenny sofort zur Seite und läßt und Rechthanichts an ihn rankommen. berei waren und sind so gut Jenny versteht dann überhaupt keinen wie nie angeSpaß mehr und gibt selbst den Hunden nehme Geeinen auf den Deckel, mit denen sie spräche mit vorher gespielt hat. Übrigens, Jenny ist den Mitmenauch aus unserem Tierheim. Und wenn schen dabei. man Lukas beim Mäusefangen herzhaft in die Grasbüschel beißen sieht, Besitzer behinwenn er bei Regenwetter lieber nicht derter Hunde vor die Türe will und am liebsten morkennen dies gens lange ausschläft, weiß man, dass zur Genüge, man eigentlich einen ganz normalen selten wird vom Hund zu Hause hat, mit all den vielen Gegenüber erkannt, welche Lebensliebenswerten Eigenschaften und Gefreude in einem solchen Tier steckt und wohnheiten, die wir alle an unseren dass mit der Behinderung keine Minvierbeinigen Freunden so schätzen. derwertigkeitskomplexe einhergehen. Text : Heike Bergmann Der Hund akzeptiert sein Handicap Das Recht der Tiere 1/2003 Es ist schon recht außergewöhnlich, wer aus dem Tragesack von Monika Kniffka herausschaut: nämlich Jack RusselTerrier Lukas. Und er genießt diese Art der Fortbewegung - Hauptsache dabei sein. Denn wenn er die ganze lange Spazierrunde mit seiner neuer Freundin, der SchäfermixHündin Jenny mitlaufen will, braucht er hin und wieder eine kleine Verschnaufpause. 15 TIERE IN NOT Liebevolle Menschen gesucht! Buddy, Blacky und Burli wurden vom LV Bayern aus Tierheimen von anderen Tierschutzorganisationen übernommen, weil die Hunde so sehr unter dem Tierheimleben litten, dass sie sich selbst schwere Wunden zufügten oder wie Buddy ganz aufzugeben drohten. Der Pointer-Boxer-Mix Buddy schätzt andere Hunde nicht sonderlich, dafür hängt er mit großer Innigkeit an vertrauten Menschen. Der sensible Hund wird verantwortungsund liebevollen Menschen der Buddy beste Freund sein. LV Bayern Kontakt für alle Tiere: Die Adressen der Geschäftsstellen finden Sie auf Seite 30 ! Blacky Vorgeschichte unbekannt ! Blacky ist eine Siebenbürger Bracke, ca. 3 Jahre alt, und liebt seine Menschen mit großer Begeisterung. Weniger angetan ist er von weißen Hunden, vielleicht gab es in seiner uns unbekannten Vorgeschichte hier mal unliebsame Zwischenfälle, auch lehnt er Hühner und Katzen ab. Er schätzt gutes Essen über alles. LV Bayern Hatte sich fast aufgegeben Burli Bei einem Züchter suchte sich ein älteres Ehepaar diesen Deutsch Drahthaar aus. Unverantwortlich von Züchter und Ehepaar, denn es war abzusehen, dass der kaum erwachsene Jagdhund mit seinem Temperament und seiner Jagdlust bestimmte Voraussetzungen zur Haltung brauchte. Die Besitzer gaben den Hund ins Tierheim; inzwischen ist Burli 5 Jahre alt, völlig unproblematisch vom Charakter, liebenswert und anhänglich. Der Deutsch Drahthaar braucht viel Bewegung und am besten sportbegeisterte Menschen. Kontakt: LV Bayern Das Recht der Tiere 1/2003 Sportskanone sucht treue Kumpels 16 Es gibt wohl kaum einen eleganteren und beeindruckenderen Hund bei uns als Lucky. Die Barsoi-Colli-Schäferhund-Mischung macht ihn einzigartig. Er ist anhänglich, verschmust und hört gut - allerdings kann man ihn durch seinen starken Jagdtrieb nicht ableinen. Lucky ist dreieinhalb Jahre alt und aufgrund seiner Größe schon seit einigen Monaten hier. Am liebsten ist er Einzelprinz bei lieben Menschen, die sich viel mit ihm beschäftigen. Kontakt: LG Köln Lucky Am liebsten Einzelprinz TIERE NOT IN Gina, die sechsjährige Kangalmixhündin hat Charakter: Im Ganzen etwas eigenwillig und stur, ist sie ein herzensguter, anhänglicher Hund, der sich ganz an seinen Menschen bindet - Gina liebt mit ganzem Herzen! Sie sucht ein ländliches Zuhause mit netten Menschen, die sie richtig gern haben. Trotz ihrer Fülle läßt sie sich schnell zum Toben animieren, Gina kann prima ohne Leine laufen. Ab Dämmerung wird sie sehr wachsam und paßt gut auf ihre Menschen auf. Kontakt: LG Köln Gina Tolle Hündin mit Charakter Ein Stinktier stellt in unserem Tierheim schon etwas Besonderes dar: Gismo wurde vor einigen Wochen gefunden und zu uns gebracht. Er ist kastriert und mittlerweile wird er auch zugänglich. Sein anfängliches Drohgebaren hat schon sehr nachgelassen und wenn er jemanden etwas besser kennt, darf man ihn auch anfassen. Gismo sucht dringend ein Zuhause, die Unterbringung im Katzenhaus sollte nur provisorisch sein. Kontakt: LG Köln Degus sind als Heimtiere eigentlich sehr selten - dies liegt schon an der aufwendigen Haltung der Tiere und ihre Vorliebe zum Ausbrechen. Wir beherbergen im Moment drei Gruppen mit insgesamt 17 Tieren. Diese flinken und intelligenten Tiere sind nicht zum Schmusen da. Rein aus Liebhaberei muss man ihnen ein großes und interessant eingerichtetes Gehege anbieten. Degus sind nur für die Gruppenhaltung geeignet, Einzelhaltung kann zum raschen Tod der Tiere führen. Kontakt: LG Köln Degus Gismo Zutrauliches Stinktier Gehege und Gruppenhaltung Wenn einem der 3jährige Husky-Stafford-Mix in die Augen schaut, muss man zweimal hinsehen: ein blaues und ein braunes Auge bezeugen diese exquisite Mischung. Bobby ist sehr intelligent, lernt gerne und schnell und ist ein Hund, der sehr viel Freude macht. Mit seinem außergewöhnlichen Blick hat er bestimmt auch seine Zwingerpartnerin Kira bezaubert - denn dieses kleine Powerpaket liebt ihn abgöttisch. Kira ist der rasende Wusel in unserem Tierheim. Lustig, dickköpfig und einfach lebensfroh kann man sich sehr schnell für die fünfjährige Bullimix-Hündin begeistern. Ganz selten mag Kira mal einen Menschen nicht, zeigt dies dann aber auch ehrlich. Kontakt: LG Köln Power und Lebenslust mal zwei Das Recht der Tiere 1/2003 Bobby & Kira 17 G S T. N O R D E N Toni Pumuckel Janosch TIERLIEBE KENNT KEINE E Wenn Urlauber ihre Tiere vergessen - so beschrieben wir im RdT 3/02 die Situation in unserem nördlichsten Tierheim in der Region Norden. Doch es gibt auch die ganz anderen, die beglückenden Fälle weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus: Wenn Menschen während ihrer Ferientage in das Tierheim kommen und ihr Herz an einen Vierbeiner verlieren, oder wie ein Ehepaar aus Bochum einen weiten Weg zurücklegen, um einen Ostfriesenkater zu versorgen, den sie nicht mehr vergessen können. Lesen Sie, wohin einige Vierbeiner vermittelt werden konnten... Nach Kamen: Tonis große Urlaubsliebe Toni, ein Beagle-Mix, lebte schon ca. 5 Monate im Tierheim. Als sein Herrchen ins Pflegeheim zog und der 6 Jahre alte Rüde ihn nicht begleiten durfte, war Toni lange Zeit untröstlich. Nach einiger Zeit wurde er aufgeschlossener und entpuppte sich als liebenswerter "Eigenbrödler", der sich seine Menschen genau ansah, bevor er ihnen eine Annäherung gestattete. Im August ´02 machte eine ältere Dame aus Kamen (bei Dortmund) in Ostfriesland Urlaub und fand den Weg ins Tierheim. Sie ging mit Toni spazieren - und stellte fest, dass sie nicht ohne ihn in ihre Heimatstadt zurückkehren würde. Das Recht der Tiere 1/2003 Nach Hannover: Janosch hat das große Los gezogen 18 Im RdT 2/02 las ein Paar aus Hannover vom Schicksal eines schwarzen Katers (Rubrik: Tiere in Not): Janosch wurde in recht betagtem Alter blind in Norden ausgesetzt und ins Tierheim Hage gebracht. Der Kater, obwohl blind, hat sich "wunderbar eingelebt", schreiben seine glücklichen Besitzer. Tägliches Balgen mit Kater Bagheera gehört zu seinem neuen Leben ebenso dazu, wie die respektvolle Annäherung an Katze Kiara, die manchmal direkt mütterliche Instinkte entwickelt und den alten Kater liebevoll ableckt. Nach Dortmund: Pumuckel gehört dazu Als der kleine Kater mit 12 Wochen ins Tierheim gebracht wurde, hatte man ihn schwer an Katzenschnupfen erkrankt aus einem Wassergraben gerettet. Es dauerte einige Zeit, bis das junge Tier sich wieder erholte. Und dann stand plötzlich eine tierliebe Familie aus Dortmund vor ihm, die ihre Augen nicht mehr von dem zierlichen Kater abwenden konnte. Sie adoptierte Pumuckl und verfolgte voller Freude, wie begeistert die eigenen Katzen und der Hund den kleinen Findling aufnahmen. Nach Bad Gandersheim: Kim und Dana im Familienkreis Die beiden Geschwister waren lange Zeit der Magnet im Tierheim. Eine erfolgreiche Vermittlung scheiterte allerdings daran, dass die beiden Huskys, seit Welpenalter unzertrennlich, nur gemeinsam ein neues Zuhause bekommen sollten. Nach einer TV-Ausstrah- lung im NDR ("Lieb und struppig sucht...") nahm eine Familie aus Bad Gandersheim Kontakt zu uns auf. Der berühmte Funke zwischen den vier Zwei- und zwei Vierbeinern sprang über - und nach dem Bau eines großen Freilaufgeheges für die bewegungsfreudigen Hunde holte die Familie das Geschwisterpaar voller Freude zu sich. Nach Königstein: Jessys großer Charme "Vielen Dank für diesen liebenswerten Hund, den wir jetzt schon alle sehr lieben und niemals wieder hergeben", so schreiben die begeisterten Besitzer von Jessy an das Tierheim Hage. Jessy, ein ca. 5 Jahre alter Glatthaardackel, wurde vom Veterinäramt ins Tierheim gebracht. Die quirlige und unternehmungslustige Hündin bezauberte die Tierheim-Mitarbeiter schnell mit ihrem aufgeschlossenen und liebenswerten Wesen - und genauso angetan zeigte sich die Familie aus Königstein, als sie Jessy nach erstem Kontakt auf der Homepage des Tierheims kurze Zeit später in natura sahen. Per Flugzeug, um der Hündin die lange Autofahrt zu ersparen, holten Vater und Sohn das Tier nach Hause, von der restlichen Familie umgehend ins Herz geschlossen. LG NRW Jessy NTFERNUNG Aus Bochum: Verantwortung für fremden Ostfriesenkater SCHNELLE HILFE FÜR WILDLEBENDE PFAUEN Schönes Zuhause bei Tierfreund gefunden Auf einem Zechengelände in Neukirchen-Vluyn lässt ein Betriebsleiter eine große Zahl von Pfauen versorgen. Als die Zeche im Sommer 2001 geschlossen wird, sind die Tiere plötzlich auf sich selbst angewiesen - sie ziehen sich in ein Waldstück und die umliegenden Siedlungen zurück. Zwei Pfauen, vermutlich Mutter und Tochter, haben sich ein bestimmtes Wohngebiet als Lebensraum auserkoren. Hier lebt ein älteres Ehepaar, das es sich nun zur Aufgabe macht, die beiden Tiere regelmäßig zu füttern und auf sie Acht zu geben. Denn nicht alle Kinder reagieren positiv auf die außergewöhnlichen Neuzugänge. Die Pfauen werden mit Dosen und Steinen beworfen, gejagt und mit Zwillen beschossen. Doch eines Tages ist das tierliebe Ehepaar gesundheitlich nicht mehr in der Lage, die Pfauen ständig zu versorgen. Voller Sorge wendet sich der Rentner an die Landesgeschäftsstelle und bittet um Rat. Dagmar Weist, die Leiterin der LG, nimmt Kontakt zu einem Geschäftsmann auf, der in der Vergangenheit schon mehrfach bedürftige Tiere vom BMT aufgenommen hat. Neben den räumlichen Möglichkeiten verfügt er über entsprechende Fachkenntnis im Umgang mit Tieren - er sagt sofort zu. Kurze Zeit später werden die Pfauen bei ihrer morgendlichen Fütterung im Gewächshaus des älteren Ehepaares eingesperrt und von den Tierpflegern der LG vorsichtig gefangen. Die Pfauen werden vom Tierarzt auf Ernährungs- und Gesundheitszustand untersucht und dann in ihre neue Heimat entlassen. Kim & Dana Text: Timo Franzen/Claudia Lotz Fotos: LG NRW Das Recht der Tiere 1/2003 Der Tierarzt in Großheide war völlig begeistert: Da kümmert sich ein Bochumer Ehepaar um einen Kater aus Ostfriesland, der Freundschaft mit dessen Kater geschlossen hat. Regelmäßig machen die Bochumer Urlaub in ihrem Ferienhaus und bringen ihren Kater mit. Der freundet sich bei den wiederholten Besuchen mit einem scheinbar wildlebenden Kater an, und dem Paar fällt es immer schwerer, das Tier sich selbst zu überlassen. Nach Recherchen erfahren sie, dass Kater Karly jemandem gehört, der sein Tier, wenn auch gleichgültig, versorgt. Die beiden Tierfreunde lassen den Kater mit Einverständnis des Besitzers kastrieren und untersuchen, bleiben selbstverständlich bei ihm, bis er aus der Narkose erwacht - und legen ihre Reisen nach Ostfriesland inzwischen so, dass der Kater nicht allzu lange "alleine" bleibt. 19 LV B A Y E R N THEO - Hundepension Schenk - Pflegestelle des LV DIE SEHNSUCHT EINES HUNDES Auf dem weitläufigen Gelände toben Hunde. Einige buddeln, andere spielen mit einem Ball und ein ganz Vorwitziger wagt sich in den Teich. Als Alfred Mutzl das erste Mal Familie Schenk besucht, ist er begeistert von der artgemäßen Haltung der Hunde und der sehr persönlichen und sachkundigen Betreuung durch die Familienmitglieder. Heute ist die Hundepension eine Pflegestelle des Landesverbandes. "Die Hunde", sagt Alfred Mutzl (Leiter des LV Bayern), "fühlen sich sehr wohl hier; sie sind ausgeglichen und wieder in der Lage, Vertrauen zum Menschen aufzubauen." Die Vierbeiner leben in Gruppen zusammen; sie können auf dem großen Grundstück Löcher graben, sich spielerisch jagen, im Teich baden und gemeinsam in den Hundehäusern schlafen. Die sensibleren unter den Hunden wohnen mit im Haus, weil für sie der enge Kontakt zu ihren Bezugspersonen besonders wichtig ist. Einer der Sensiblen ist Theo. Ein Pointer, 8 Jahre alt. Bevor der LV Bayern diesen Hund aus einem anderen Tierheim (kein BMT-eigenes) übernahm, hatte sich der Rüde selbst schwere Verletzungen zugefügt. Der Schwanz zerbissen, die Pfote eine tiefe Wunde - so reagierte Theo auf das Leben im Tierheim. Die Mitarbeiter wussten keinen Rat mehr, und der Tierarzt sah keinen anderen Ausweg als die Amputation der Pfote. Dass die einst tief zerbissene Pfote wieder heilt, ist der mühevollen Pflege von Schenks zu verdanken. Sie nahmen den Pointer über den Landesverband Bayern auf und kümmerten sich intensiv um das verstörte Tier. Die Pfote wurde täglich gebadet und der Hund mit viel Aufmerksamkeit und Zuwendung in das Familienleben integriert. Es hat sich in der Region schnell herumgesprochen, dass "Karins Hundepension" mehr ist als eine herkömmli- Theo braucht sehr viel Liebe che Pension. Hier finden misshandelte Tiere wieder ins Leben zurück, weil ihnen - vielleicht erstmalig - mit Achtung und Liebe begegnet wird. Und weil viele Hundebesitzer inzwischen mitbekommen haben, dass Ehepaar Schenk ein großes Herz hat, geben sie ihre Vierbeiner vermeintlich in "Pension" und holen sie einfach nicht mehr ab. Für den hochsensiblen Theo suchen wir geduldige und verantwortungsbewusste Menschen, denen klar ist, dass dieser Hund ein Hund mit prägender Vergangenheit ist. Theo wird niemals alleine bleiben können und sollte in sehr engem Kontakt zu neuen liebevollen Bezugspersonen leben dürfen. Weitere Hunde unter: www.bmt-bayern.de 20 Die Pflegehunde des Landesverbandes Bayern LG KÖLN Gnadenbrotweide in Köln PONYSTUTE FLICKA IST 46 JAHRE ALT! 1983 mietet die LG Köln das landschaftlich reizvolle Gelände um eine alte Wasserburg von der Stadt und richtet eine Gnadenbrotweide ein. Die Tiere, die dort im Laufe der Jahre einen friedvollen Lebensabend genießen dürfen, werden von den Tierfreunden Marga und Hans Haas mit sehr viel Engagement und Liebe ehrenamtlich betreut. Jenny ist der erste Gast der Gnadenbrotweide. Mit sechs Jahren hat sie bereits sieben Besitzer gehabt und ihr Schicksal scheint besiegelt; sie soll als nutzlos gewordenes Reitpony geschlachtet werden. Familie Haas hört von dem Vorfall und kauft die Stute, die noch fast 20 glückliche Jahre auf der Weide verbringen wird. Kaum hat Jenny sich eingelebt, bekommt sie eine Freundin an die Seite: Flicka, damals schon 26 Jahre alt. Auf sie wartet der letzte Weg ins Schlachthaus, doch eine Richterin aus Köln wendet sich rechtzeitig an das Tierheim Köln/Dellbrück und bittet um Hilfe für die Shetlandstute. Als Marga Haas die kleine Stute bei ihrer Ankunft sieht, ist die Tierfreundin über den Zustand des rechten Hufes schockiert: Völlig deformiert (als wäre der Huf mit einem Beil bearbeitet worden) scheint der Huf dem Pony Schmerzen zu bereiten, denn das Tier legt sich häufig hin. Der Schmied, ein junger und berufsinteressierter Mann, schaut sich den Huf lange an und beginnt mit der Arbeit. Alle zwei bis drei Monate beschneidet der Schmied den Huf sorgfältig - und Flicka, die auf die ersten Berührungen noch mit Schmerzen reagierte, erträgt im Laufe der Zeit die Pflege geduldig. Heute ist ihr Huf wieder klein und zierlich; genauso wie der Huf eines gesunden Shettis aussehen sollte. Inzwischen ist Jenny mit 26 Jahren gestorben, und Flicka hat den Ziegenbock Felix als ihren persönlichen Freund adoptiert. Für ihr hohes Alter sind Zähne und Haarkleid in gutem Zustand; das Fell ist grau geworden und die Augen ein wenig trübe. Doch wenn Marga und Hans Haas die Weide betreten, merkt Flicka sofort auf. Sie richtet den Kopf auf, spitzt die Ohren und kommt ihren Freunden entgegen - Marga und Hans Haas, die sich um die Gnadenbrottiere kümmern und sich nichts sehnlicher wünschen, als dass die kleine Ponystute noch viele gute Jahre haben möge. Das wünschen auch wir. Text: Claudia Lotz, Fotos: Ehepaar Haas Hans Haas bringt Flicka einen Leckerbissen Das Recht der Tiere 1/2003 Flicka heißt im Schwedischen "junges Mädchen". Kein Name könnte passender sein für die kleine Shetlandstute, die mit 46 Jahren einen unbändigen Lebenswillen hat. Und die noch immer mit erwartungsvoll gespitzten Ohren auf Marga und Hans Haas zuläuft, wenn das Ehepaar die Weide betritt. 21 LV H A M B U R G Neues Vertrauen zum Menschen TERESITA UND KIE : DIE ZWEI “SPANIER” AUS DEM FRANZISKUS-TIERHEIM Hunde werden abgegeben, weil ein Umzug ansteht und der neue Vermieter keine Tierhaltung erlaubt - die Leidtragenden sind die Vierbeiner, die nicht verstehen, warum sie ihre vertrauten Bezugspersonen so plötzlich verloren haben. Aber auch das erfreuliche Gegenteil ist möglich, wie das Team aus dem Franziskus-Tierheim feststellen konnte: Ein junges Paar sucht eine neue Wohnung, weil es sich sehnlich einen Hund aus dem Tierheim wünscht. Teresita heißt die Auserwählte. Das Recht der Tiere 1/2003 Teresita 22 Teresita, eine Schäfermischlingshündin, ist in Madrid geboren. Sie wurde von der spanischen Tierschutzorganisation ANAA im Februar des vergangenen Jahres ins Franziskus-Tierheim gebracht. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere hilft ausländischen Verbänden bei der Vermittlung von Vierbeinern, die in ihrer Heimat kaum Chancen auf ein Überleben hätten. Einen Monat später, im März 2002, nimmt das Franziskus-Tierheim noch einen weiteren spanischen Hund auf, den Podencomischling Kie. Dieser knapp zwei Jahre alte Hund ist verängstigt, scheu und reagiert panisch auf alles Unbekannte, möglicherweise eine Folge von Misshandlungen. Der völlig verschreckte Rüde wird zu der vierjäh- rigen Teresita in die Box gesetzt, um ihm die Chance zu geben, Selbstvertrauen durch die Anwesenheit der dominanten Hündin aufzubauen. Sehr langsam gewöhnt sich Kie an die Abläufe im Tierheim, profitiert tatsächlich vom Selbstbewusstsein seiner Freundin und wagt sich - zurückhaltend und ängstlich zwar - auf kurze Spaziergänge mit vertrauten Pflegern. Plötzlich verliebt sich ein junges Paar in die Hündin. Und Teresita, bis dahin unzugänglich zu Fremden und unverträglich mit anderen Hündinnen, taut auf. Sie wird, je länger sie die beiden Tierfreunde kennt, zunehmend freundlicher und sanfter, selbst zu ihren Geschlechtsgenossinnen. Sobald das Paar eine Wohnung gefunden hat, in der die Hundehaltung gestattet wird, wollen sie Teresita zu sich nehmen. So sehr sich das Tierheimteam für die spanische Hündin über die glückliche Wendung freut - so sehr befürchten sie für Kie, dass er ohne den Schutz seiner vierbeinigen Partnerin in die alten Angstzustände zurückfallen könnte. Denn nach wie vor ist Kie überaus ängstlich und scheu. Doch auch die- Kie sem spanischen Hund zeigt sich das Schicksal in Deutschland gewogen: Einen Tag, bevor Teresita für immer das Tierheim verlässt, interessiert sich ein Ehepaar für ihn. Und nur drei Tage später hat der Podenco-Mix mit den wunderschönen Augen und dem leicht schiefen Kiefer ein neues Zuhause. Kie lebt jetzt gemeinsam mit einer Briard-Mixhündin auf dem Land. Seine neuen Bezugspersonen bemühen sich, mit sehr viel Einfühlungsvermögen das Vertrauen des Hundes zu gewinnen - und sie machen bereits große Fortschritte. Text: Claudia Lotz, Fotos: LV Hamburg LV B R E M E N DIE GESCHICHTE VON REX UND WIE AMIRA Rex und Amira mit ihren neuen Freunden EINEN STARKEN BESCHÜTZER FAND Über 4 Jahre lebte der imposante Schäferhund Rex im Tierheim. Mitarbeitern und Tierfreunden gelang es, dem schwer verunsicherten Hund wieder Vertrauen zum Menschen zu vermitteln. Und jetzt endlich hat Rex, sogar gemeinsam mit der Hündin Amira, ein wundervolles Zuhause gefunden. Hier sein Schicksal: Irgendwann nahm sie mich bei sich als Pflegehund auf. Das war richtig klasse, denn ich hatte dort eine tolle Hütte, dick ausgepolstert mit Stroh; auf dem weitläufigen Gelände konnte ich toben, so viel ich wollte. Und das Beste war, dass ich viele andere Hunde kennenlernen durfte - im Tierheim hatten sie manchmal die Befürchtung, dass ich ein wenig unverträglich mit meinen Artgenossen sein könnte. Die Frau mit den Kreisen zeigte mir die Kollegen erst durch den Zaun und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihnen zu spielen. Klar! Danach ließ sie mich meine neuen Spielkameraden ohne Zaun beschnuppern und dann tobten wir zusammen los. Und dann der Tag, der mein Leben veränderte: Wir sollten ins Tierheim kommen, die Frau und ich, weil ein Ka- merateam meine vierbeinigen Kameraden und mich filmen und ins Fernsehen zwecks Suche eines neuen Zuhauses bringen wollte. Die Leute filmten ganz viele Tiere, u.a. auch eine kleine Hündin namens Amira. Plötzlich tauchten zwei Menschen mit Amira an der Leine auf. Sie wollten mit ihr spazieren gehen und nahmen mich zu meiner großen Freude auch mit. Diese Leute kamen ab da jeden Tag und holten Amira und mich zum Laufen ab. Ich musste immer ganz laut winseln und jaulen vor Freude, wenn ich sie sah. Diese Menschen redeten sanft und leise mit mir, so dass überhaupt keine Angst bei mir mehr aufkam. Als wir vier eines Tages ins Tierheim zurückkehrten, überlegte ich mir eine List. Die neuen Menschen öffneten die Heckklappe ihres Autos und Amira sollte hineinspringen. Haha, ich war aber schneller! Ich dachte mir: Wenn ich jetzt in diesem Auto sitze, dann nehmen sie mich bestimmt mit... Und jetzt? Jetzt habe ich tatsächlich meine eigene Familie. Die kleine Amira ist jeden Tag um mich und meine beste Freundin geworden. In der ersten Nacht sagten meine Menschen, dass sie bei mir schlafen würden, weil ich mich nicht traute, die Treppe hinaufzugehen. Rechts und links von mir lagen meine Menschen und in der Mitte kuschelten Amira und ich. Nie zuvor habe ich so gut geschlafen. Damit mir Neue Chance für Rex keiner meine Menschen und Amira klaut, passe ich zum Dank sehr gut auf sie auf. Die Frau mit den Kreisen besuchen wir noch ganz oft. Darauf freue ich mich immer sehr - und meine Menschen haben schon viele Kreise von ihr gelernt (siehe Buchtipp zum “TTouch”, S.31). Ich hoffe, dass viele Menschen meine Geschichte mit happy end lesen und sich entschließen, meinen vielen Hunde-Kumpels, die in den Tierheimen des BMT leben, auch ein neues Zuhause zu schenken. Text und Fotos: Karin Petra Freiling Das Recht der Tiere 1/2003 Ich war schon einige Zeit im Tierheim, als eines Tages eine Frau zu mir kam, die ich noch nie gesehen hatte. Und obwohl ich vor fremden Menschen zu dem Zeitpunkt noch Angst hatte, spürte ich im Inneren, dass sie es gut mit mir meinte. Sie streichelte mich vorsichtig, verschob meine Haut in Kreisen und dann strich sie sehr sanft und behutsam meine Ohren aus - Tellington Touch nennt man das Verfahren. Die Frau holte mich oft zu langen Spaziergängen ab. 23 LG KASSEL Von der Wau-Mau-Insel SUCHEN SIE EINEN Hier wartet man schon sehnsüchtig auf Sie! Das Recht der Tiere 1/2003 Und wieder wird ein Vierbeiner abgegeben. Ein Fundtier, sagen die Leute bedauernd. Wir dürfen leider keinen Hund halten, sonst würden wir den kleinen Kerl sehr gerne zu uns nehmen. In der Wau-Mau Insel vergeht kein Tag, an dem kein Hund gefunden, Katzen gebracht oder trächtige Häsinnen, Meerschweinchen, Ratten oder Degus ausgesetzt werden. Tiere, die nicht verstehen, warum sie abgeschoben werden. Für die es ein Rätsel bleibt, warum die angebliche Tierliebe des Menschen so schnell ein Ende findet. Vier Hunde und sechs Katzen lernen Sie jetzt kennen; Tiere mit feinem Charakter, ehrlichem Wesen - und dem sehnlichen Wunsch: Endlich wieder ein liebesvolles und vor allem dauerhaftes Zuhause bei richtig tollen Menschen zu finden. 24 Lucky Sonja Mikesch Dusty Shahan Bunny Allergie und Umzug - gleich zwei Gründe besiegelten das Schicksal dieses verspielten Hundes. Lucky ist ein Labradormix, vier Jahre alt und außer einem kleinen weißen Fleck an der Brust ganz schwarz. Wenn der liebenswerte Rüde eines mag, dann ist es das Spiel. Er tobt, rennt und buddelt für sein Leben gerne - und ein einmal ergattertes Spielzeug bleibt seines! Lucky ist verträglich mit anderen Hunden, mag Kinder, fährt im Auto mit und bei all diesen Qualitäten "verzeiht" man ihm, dass er eines nicht verträgt: das Alleingelassen werden. Sehr traurig ist sein Blick - Dusty ist einer der Hunde, deren freudlose Vergangenheit sich in den Augen zu spiegeln scheint. Was allerdings nicht heißt, dass der schwarze Labradormix diesen Zustand einfach hinnimmt. Im Gegenteil: Der 5 Jahre alte Rüde ist eifrig auf der Suche nach einer liebevollen weiblichen Bezugsperson, denn vor Männern hat er große Angst. Dafür mag er ältere Kinder sehr gerne, fährt im Auto mit, kann unter Umständen auch alleine bleiben. Das ist ziemlich viel für einen Hund - und jetzt wünschen wir ihm, dass er endlich den Platz neben einer klasse Tierfreundin einnehmen kann, die ihm all das schenkt, was er vermisst: Liebe, Zärtlichkeit, Zuwendung und Streicheleinheiten. Sonja, Labrador-Rottweilermix, ist ein ausgesprochener Fussballfan LG KASSEL FREUND FÜRS LEBEN? Jenny Demi kommt Sonja mit ihren vierbeinigen Kollegen gut klar - aber den Herzensplatz von geliebten Menschen teilen? Kommt gar nicht in Frage. Shahan, so eindrucksvoll wie sein Name ist der ganze Hund: Ein totaler Dickkopf, sagt das Tierheimteam schmunzelnd. Ihrer Zuneigung zu dem charmanten Pitbull-Staffordshiremix tut das keinen Abbruch. Der 6 Jahre alte Rüde ist sehr menschenbezogen, ist allerdings besser für einen Haushalt oh- ne Kinder (und Katzen) geeignet. Wie die meisten Hunde spielt Shahan gerne und liebt auch das Wasser. Wer Lust auf einen Schwimmwettkampf und mehr hat, sollte sich den wunderschön gezeichneten Rüden einfach mal anschauen. Mikesch liebt das freie Herumstromern. Doch leider ist der getigerte Kater fast taub, deswegen ist der Auf- Püpsel Motte enthalt im Freien zu gefährlich für ihn. Der sehr anhängliche und verschmuste Kater (ca. 2-3 Jahre alt) sollte in einer Wohnung die Möglichkeit haben, sich auf einem katzengerecht gesicherten Balkon aufzuhalten - Mikesch mit dem Silberblick ist nämlich Frischluftfanatiker. Seit April 2001 wartet der braun getigerte Bunny im Tierheim, dass er endlich auf tolle Menschen trifft, die seine Ansprüche erfüllen. Und die wären: Freigang, Haltung als Einzelkatze, Schmusestunden ja, aber nicht ständig am Tag. Da müsste es doch wirklich jemanden geben, der sich ein Zusammenleben mit dem ca. 7-8 Jahre alten Kater vorstellen könnte. Jennys Freigänge beschränken sich meist auf den Garten oder die Terrasse. Die annähernd 9 Jahre alte Katze, seit über einem Jahr im Tierheim, hat eine kleine Eigenart: Sie ist der Auffassung, dass ihr Futter nicht in den Napf gehört - und verteilt es deswegen erst einmal im Raum, bevor sie es frisst. Jenny lässt sich gerne anfassen und streicheln, nicht so gerne jedoch auf den Arm nehmen. Demi (4 Jahre) wurde vor 1,5 Jahren mit ihren zwei Jungen gefunden und ins Tierheim gebracht. Seitdem schaut sie sich die Besucher genau an, ob vielleicht jemand dasselbe möchte wie sie: Ihr Freigang gestatten, mit ihr schmusen und toben - und nicht böse sein, wenn das Spiel wie bei Katzen typisch ein wenig wüster zugeht. Püpsel ist eine ausgesprochene Einzelkatze und auch Menschen gegenüber zurückhaltend. Zwar sucht sie auch den Kontakt zu vertrauten Menschen, doch bleibt die 6 Jahre alte Katze vorsichtig. Die Getigerte ist begeisterte Freigängerin. Püpsel hat nur noch einen Stummelschwanz - möglicherweise eine Unfallfolge. Andere Katzen liebt sie nicht, die ca. 2,5 Jahre alte Motte. Deswegen sucht sie ein Zuhause bei Menschen, bei denen sie als Einzeltier leben darf. Die Katze ist überzeugte Freigängerin und schätzt Streicheleinheiten sehr. Das Ende der Schmusestunden bestimmt selbstverständlich Motte. Das Recht der Tiere 1/2003 und würde am liebsten mit etwas älteren Kindern ein spannendes Spiel anzetteln. Sie ist ein Fundhund und seit Oktober des vergangenen Jahres im Tierheim. Das ist natürlich viel zu lange, denn die Hündin sehnt sich nach Menschen, die sie knuddeln, lieb haben und mit ihr aufregende Dinge anstellen. Autofahren, gelegentliches Alleinebleiben sind okay, nicht jedoch ein zweiter Hund im Haushalt. Zwar Kontakt für alle Tiere: Tierheim Wau-Mau-Insel, Kassel Tel.: 0561 - 8615680 Die Adresse der Geschäftsstelle finden Sie auf Seite 30 ! 25 LV B E R L I N SCHWAN IM EIS EINE NICHT ALLTÄGLICHE RETTUNGSAKTION Mit ungewöhnlich tiefen Temperaturen hielt "Väterchen Frost" im vergangenen Dezember in Berlin Einzug. Innerhalb kürzester Zeit froren zahlreiche Berliner und Brandenburger Gewässer zu, so dass sich selbst die Einsatzfahrzeuge der Wasserschutzpolizei keinen Weg mehr durch das Eis bahnen konnten. Aber nicht nur Schiffe hatten mit dem gefrorenen Nass zu kämpfen - für einen Schwan wäre das Blitzeis beinahe zur tödlichen Falle geworden! So erreichte den LV-Berlin der Anruf eines Tierfreundes, der seit zwei Tagen einen Schwan auf der Havel beobachtet hatte. Das Tier bewegte sich nicht von der Stelle. Mit einem Feldstecher konnte er ausmachen, dass der Schwan noch am Leben war. Er schien jedoch verletzt und im Eis festgefroren zu sein. Sein Überleben konnte nur durch eine schnelle Hilfsaktion gerettet werden. Der Landesverband nahm unverzüglich Kontakt zur Polizei und Feuerwehr auf. Nach Rücksprache und Ortstermin mit der örtlichen Polizei fand sich die freiwillige Feuerwehr Heiligensee bereit, den Schwan zu retten. Mit einem Schlauchboot und Paddel arbeitete sich einer der Kameraden zu dem Schwan vor und konnte das hilflose Tier mit einiger Mühe ins Rettungsboot ziehen. Mit vereinten Kräften zogen die anderen Feuerwehrmänner beide über das Eis an Land. Der Schwan zeigte keinerlei Aggressivität, was auf seinen ge- schwächten Zustand zurückzuführen war. Mit ihrem Einsatzwagen brachte die Feuerwehr den Patienten in eine nahegelegene Tierklinik, wo er noch auf weitere gerettete Freunde stieß. Diese hatte dasselbe Schicksal ereilt. Nach einigen Tagen Pflege konnte der Schwan wieder auf das inzwischen aufgetaute Wasser zurück. Text: Stefanie Styrie Der LV Berlin bietet für alle Tierfreunde einen Tierschutzstammtisch an. Ort: Pizzeria Berna, Gr. Hamburger Str. 36, Berlin Mitte, ab 20.00 Uhr Termine: 2. April, 4. Juni. 6. August, 2. Oktober, 3. Dezember 2003 LV N I E D E R S A C H S E N Verletzungen führen zu lebenslanger Qual Das Recht der Tiere 1/2003 TAUBEN-ABWEHRNETZE IN DEN STÄDTEN 26 In der Göttinger Innenstadt fällt BMT-Mitgliedern eine stark humpelnde Taube auf. Ein Fuß des Tieres ist in einem furchtbaren Zustand; tief eingeschnürte Fäden haben die Durchblutung unterbrochen - der Fuß droht abzusterben. Die beiden engagierten Tierschützer fangen die Taube ein und bringen sie zu einer Tierärztin. Nach Amputation des Fußes nimmt die Finderin das Tier bei sich zu Hause auf; die Taube erholt sich und lernt, den übriggebliebenen Stumpf zum Abstützen zu nutzen, wenn sie von ihren Rundflügen durch die Wohnung wieder ihr Quartier in der Küche ansteuert. Bei milden Temperaturen soll das Tier in die Freiheit entlassen werden. Die Tierärztin hat nach eigenem Bekunden nie zuvor solch eine Verletzung gesehen. Sie vermutet, dass die Taube sich in den Abwehrnetzen eines der Innenstadthäuser verfangen hat und sich bei ihren verzweifelten Befreiungsversuchen so schweren Schaden zugefügt hat. Das Problem: Gemeinden und Städte versuchen seit langem, die Taubenpopulationen in den Stadtkernen zu begrenzen. Und zwar mit tierschutzwidrigen Maßnahmen: Da werden Tauben geschossen, vergiftet, gefangen und anschließend getötet. Um die Ansiedlung zuziehender Tiere zu verhindern, werden außerdem an Fassaden Netze gespannt, Drähte installiert, Metallspitzen auf Fenstersimsen angebracht und Geleepasten an Anflugsorten aufgetragen. Diese Maßnahmen führen oft zu Schwerstverletzungen bei den Tieren - und gleichzeitig dazu, dass die verdrängten Tauben verstärkt Gebäude ohne Abwehreinrichtungen anfliegen. Leider gibt es keine rechtlichen Möglichkeiten, den Abbau der Abwehreinrichtungen einzufordern. Man ist auf die Einsicht der Hauseigentümer angewiesen. RUMÄNIEN Laura mit geretteten Hunden Auslandseinsatz in Brasov (Rumänien) LAURA KÄMPFT GEGEN DAS HUNDE-ELEND Es gibt in Rumänien einfach zu viele Hunde, sie leben in Rudeln auf der Straße, und jede Hündin bekommt jedes Jahr erneut Junge. Früher gab es einen schlimmen Diktator, der hat die Leute vom Land in die Stadt beordert in scheußliche Plattenbauten, und die meisten mussten ihre Tiere zurücklassen, die sich dann ganz stark vermehrt haben. Nun sind die Straßenhunde in Rumänien zu einer richtigen Belastung geworden, da sie in jedem Dorf und in jeder Stadt herumlaufen und um Futter betteln. Die Regierung fängt viele der Hunde ein und steckt sie in so genannte Lager, wo sie einfach verhungern müssen. Mama und ich waren in so einem Lager, einem ehemaligen Schweinestall. Dort saßen unzählige süßer Hunde, es war so grausam, und wir mussten so weinen. Nur eine Handvoll Hunde konnten wir befreien. Wir haben sie mitgenommen in das Tierheim in Brasov, wo Mama die Hunde kastriert. Das Tierheim hat eine Kollegin von Mama mit Hilfe des Bundes gegen Missbrauch der Tiere aufgebaut. Da arbeitet auch ein rumänischer Tierarzt, der den ganzen Tag die jungen gesunden Tiere kastriert und die alten kranken Hunde ohne Chance einschläfert. Die Einheimischen können in das Tierheim kommen und ihre Hunde kostenlos operieren und behandeln lassen. Als wir in Brasov waren, mussten auch viele Welpen eingeschläfert werden, weil sie niemanden haben, der sich um sie kümmern kann, und viele sowieso an Hundekrankheiten sterben werden. Ich habe den ganzen Tag im Tierheim geholfen. Es gibt da so viele liebe Hunde, die ein Zuhause suchen. Zwei Hunde konnten wir retten. Ein kleines Hundekind, das eigentlich eingeschläfert werden sollte, hat sich so in meinen Arm gekuschelt, und ich konnte es einfach nicht mehr loslassen. Ich habe die kleine Luzzy im Flugzeug mit ins Handgepäck genommen, und in München hat sie ein ganz tolles neues Zuhause bei einer Familie gefunden. Dann haben wir noch einer älteren Hündin aus dem Lager versprochen, Das Lager in Brasov sie später zu holen. Jetzt lebt sie wie eine Prinzessin bei meiner Oma in einem Haus mit großem Garten und ist der glücklichste Hund der Welt. Bitte rufen Sie an, wenn Sie einen süßen Mischlingshund aus Rumänien adoptieren wollen oder das Tierheim in Brasov mit einer Spende unterstützen möchten. Jetzt ist der eisige Winter dort, und es fehlt dort an so vielem! Vielen Dank, Laura Spendenkonto: BMT Landesverband Bayern Sonderkonto Rumänien HypoVereinsbank, Kto. 35946829 BLZ 700 202 70 Hilfe für die Hunde Das Recht der Tiere 1/2003 Laura ist die Tochter einer Tierärztin, die in Abständen von Deutschland nach Rumänien fährt, um im Tierheim in Brasov Hunde zu kastrieren. Auf eine dieser Touren hat die Elfjährige in ihren Sommerferien ihre Mutter begleitet. Laura schildert für unsere Leser ihre Eindrücke. Diese Erlebnisse, geschildert aus der Sicht eines feinfühligen Kindes, sind besonders ergreifend... 27 UNGARN Tierschutz im Ausland: Eine große Aufgabe für H ELFEN S IE Wie Sie sicherlich wissen, ist der Bund gegen Missbrauch der Tiere seit mittlerweile über 10 Jahren in Ungarn aktiv. In dieser Zeit konnten viele Tiere gerettet, medizinisch versorgt und in neue Familien vermittelt werden. Eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Lebenssituation der Tiere künftig zu verbessern, ist die Kastration. Jedes Jahr fahren für den BMT mehrere freiwillige Teams nach Ungarn (Auffangstation in Ikervar und Tierheim in Pecs), um Kastrationsaktionen durchzuführen. Die nächsten Touren starten ab April/Mai ´03. Wir suchen für diese Einsätze noch ehrenamtliche Tierärzte und Tierarzthelferinnen. Haben Sie Interesse? Das Recht der Tiere 1/2003 Dr. Uwe Wagner, Tierarzt und Leiter des LV Baden-Württemberg, war vom 7. - 11. Oktober ´02 mit einem engagierten Team in Pecs. "Ich bin mit dem Ziel nach Ungarn gefahren", sagt er, "so vielen Tieren wie möglich zu helfen." 28 RdT: Sie waren das erste Mal in Ungarn. Welchen Eindruck macht der Zustand der Straßenhunde auf Sie? Dr. Wagner: Wir haben auf unserer Fahrt nach Südungarn - hier liegt das Tierheim in Pecs - kaum freilebende Hunde gesehen. Doch die Vierbeiner, die von Hundefängern ins Tierheim gebracht wurden, waren sehr elend, unterernährt, oft auch verletzt und krank. RdT: Wie gestaltete sich Ihre Arbeit vor Ort? Mit welchem ehrenamtlichen Team waren Sie in Pecs? Dr. Wagner: Mit mir waren noch ein Tierarzt und 3 Tierarzthelferinnen vor Ort. Wir haben optimal zusammen gearbeitet; die medizinische Versorgung der Hunde ging Hand in Hand. Wir haben in den wenigen Tagen, in denen wir dort sein konnten, 46 Hündinnen und 16 Rüden kastriert. Am ersten Tag haben wir an einem Tisch operiert, MIT, DIE L EBENSBEDINGU Dr. Uwe Wagner (rechts) bei einer Hunde-Kastration dann, um noch effektiver arbeiten zu können, einen zweiten organisiert und auch hier kastriert. Die Hündinnen tragen nach dem Eingriff 10 Tage eine Halskrause und bleiben bis zum Fädenziehen in Quarantäne. RdT: Haben Sie ganztägig operiert? Dr. Wagner: Ja, von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr; danach haben wir manchmal die Gegend erkundet, um ein wenig zu regenerieren. RdT: Wo haben Sie gewohnt? Dr. Wagner: In einer guten, einfachen Pension. Versorgt haben wir uns selbst. RdT: Welche Baumaßnahmen im Tierheim sind dringend erforderlich? Dr. Wagner: Neue Ausläufe wurden gerade erstellt - ein großer Gewinn für das Tierheim. Jetzt wäre die Renovierung der alten Gehege ganz wichtig . RdT: Wie steht Ihrer Meinung nach die ungarische Bevölkerung zum Einsatz der deutschen Tierschützer? Dr. Wagner: Sehr positiv würde ich sagen, genauso wie die Tierheim-Mitarbeiter, die übrigens sehr hilfsbereit waren. Ein Problem sehe ich allerdings bei den Tierärzten; sie glauben, dass wir ihnen die Arbeit weg nehmen. Hier müssen wir weitere Aufklärungsarbeit leisten; wir müssen deutlich machen, dass unsere Einsätze einen entscheidenden Beitrag zum Tierschutz, gerade auch im Sinne der Bevölkerung, darstellen. Ein kastrierter Hund zeugt keine Nachkommen mehr, die sich elend und halb verhungert durch die Gegend schleppen, um selbst wieder Nachwuchs in die Welt zu setzen. RdT: Was raten Sie freiwilligen Tierärzten und Helfern, die sich das erste Mal an einem Auslandseinsatz für den BMT beteiligen wollen? Dr. Wagner: Viel Enthusiasmus und die Fähigkeit zur Improvisation. Man sollte keinen deutschen Standard erwarten. Ich halte solche Einsätze unter schwierigen Arbeitsbedingungen für eine wichtige Erfahrung für junge Tierärzte. Meine Einschränkung dabei: Es sollten keine Anfänger sein; sie wären überfordert und würden auch von Seiten der Ungarn mit Skepsis aufgenommen werden. RdT: Würden Sie noch einmal nach Ungarn fahren? Dr. Uwe Wagner: Ja, weil wir mit dieser Arbeit Zeichen setzen - für bessere Lebensbedingungen der Tiere und letztlich auch der Menschen. AUSLANDSTIERSCHUTZ jeden von uns! T IERE ZU VERBESSERN ! IM ÜBERBLICK: Die Arbeit des BMT in Ikervar und Pecs In dem Jahrzehnt, in dem sich der BMT in Ungarn engagiert, ist eine erfreuliche Veränderung in der Bevölkerung zu beobachten: Das Tierschutzbewusstsein scheint nach allgemeiner Auffassung zuzunehmen. Erbärmlich ist allerdings weiterhin die Situation der Kettenhunde: Sie werden oft ab Welpenalter an die Kette gelegt - und bleiben dort, bis sie sterben. Die Kettenhaltung wurde im Tierschutzgesetz (seit ´99 in Kraft getreten) nicht verboten. IKERVAR Die Auffangstation in Ikervar, die der BMT betreibt, hat im vergangenen Jahr ihr fünfjähriges Bestehen gefeiert. Hier werden Tiere in vier Quarantänezwingern medizinisch versorgt/kastriert und warten in mehreren Freiläufen auf neue Besitzer. In Ausnahmefällen werden sie auch nach Deutschland vermittelt. Der BMT hat diese Auffangstation vor Jahren errichtet, weil im benachbarten Sarvar herrenlose Hunde auf Initiative der Stadt gefangen und in eine Tierkörperverwertungsanlage gebracht wurden. Dort wurden die Hunde nach einiger Zeit getötet. Der BMT hat sich erfolgreich gegen diese Praxis gewehrt; die Anlage wurde geschlossen, und die Stadt stellte das Töten der Vierbeiner ein. Die BMT-eigene Station wird von einem engagierten Ehepaar geleitet. den Beitrag zum besseren Verständnis zwischen Mensch und Tier. Der BMT unterstützt diesen motivierten Verein seit ´96. In dem Tierheim in Pecs leben im Durchschnitt über 250 Hunde, außerdem Katzen, Pferde und verletzte Wildtiere. Durch deutsche Spenden können ein Halbtagstierarzt und die nötigsten Medikamente bezahlt werden. Ebenfalls konnte dank deutscher Spenden im Oktober eine Freilaufanlage mit elf Ausläufen von jeweils 30 qm Größe in Betrieb genommen werden eine gewaltige Erleichterung. Denn häufig eignen sich bestimmte Hunde, wie zum Beispiel Herdenschutzhunde, nicht für die (enge) Gruppenhaltung und müssen einzeln gehalten werden. Diese Tiere können jetzt bis zu ihrer Vermittlung artgerecht und ohne Gefährdung für ihre Artgenossen leben. Im Jahr 2003 stehen die Sicherung der Unterhaltskosten für die ständig wachsende Zahl an Tieren (Neuzugänge allein 2002=1383 Hunde) und die Renovierung des alten Hundehauses an. Die Arbeit im Ausland lebt von der aktiven Unterstützung vieler ehrenamtlicher Tierfreunde - und vor allem auch von Spendern. Ohne finanzielle Hilfe ist kein Projekt zu verwirklichen und sei es noch so dringend. Text: Claudia Lotz, Fotos: Dr. Uwe Wagner/Petra Zipp PECS Das Tierheim Pecs gehört dem ungarischen Misina-Tier- und Naturschutzverein, der in der Region große Bedeutung erlangt hat. Mit Tierschutzunterricht und Aufklärung der Bevölkerung leistet die Organisation einen entscheidenBau der Freilaufanlage in Pecs AUFRUF Seien Sie mit dabei, wenn wir unsere Kastrationsaktionen in Ungarn planen. Wir suchen: Erfahrene Tierärzte, Tierarzthelferinnen, ehrenamtliche Handwerker für Reparaturen etc. Q Helfen Sie uns, Futter u.a. Hilfsgüter nach Ungarn zu bringen Q Übernehmen Sie eine Patenschaft: Mit nur 15 Euro im Monat sichern Sie den Unterhalt eines Hundes Q Tragen Sie mit Spenden dazu bei, dass wir weitere Ausläufe bauen können und die dringend notwendige (!) Renovierung der Zwinger in Pecs vornehmen können. Kontaktadresse: Petra Zipp, Tierheim Elisabethenhof. Telefon: 06035/ 5916 Internet: www.Tierheim-P Pecs.de Q Spendenkonto Nr. 847275 bei der Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01, Stichwort Pecs Das Recht der Tiere 1/2003 NGEN DER 29 BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE mit 11 Geschäftsstellen und 7 Tierheimen HAUPTGESCHÄFTSSTELLE Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München Leiter: Alfred Mutzl Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23 Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80) VORSTAND 1. Bundesvorsitzende: Jutta Breitwieser, „Elisabethenhof“ Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18 2. Bundesvorsitzender: Dr. Jörg Styrie Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin Tel. (030) 43 65 58 64, Fax (030) 43 65 58 65 Bundesschatzmeister: Hans Hoffsümmer, Gierather Str. 51 51469 Bergisch Gladbach Tel. (02202) 59517, Fax (01805) 62 45 62-11415 Bundesschriftführerin: Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln, Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57 LANDESVERBÄNDE BMT LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de) Ohnastetter Straße 13, 72805 Lichtenstein Leiter: Dr. Uwe Wagner Tel. (07129) 6 09 93, Fax (07129) 6 08 98 Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00) BMT LV Bayern (www.bmt-bayern.de) Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München Leiter: Alfred Mutzl Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23 Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80) Sonderkonto Rumänien HypoVereinsbank Kto. 35 94 68 29 (BLZ 700 202 70) BMT LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de) Leiter: Dr. Jörg Styrie ([email protected]) Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin Tel. (030) 43 65 58 64, Fax (030) 43 65 58 65 Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10) BMT LV Bremen (www.tierheim-arche-noah.de) Tierheim „Arche Noah“ Leiterin: Verena Krüpe Rodendamm 10, 28816 Stuhr Tel. und Fax (0421) 89 01 71 Sparkasse Bremen Kto. 1050 004 (BLZ 290 501 01) Das Recht der Tiere 1/2003 BMT LV Hamburg/Schl.-Hlst. (www.franziskustierheim.de) Leiterin: Angelica Blank Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32 „Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 5 89 46 15 Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50) 30 BMT LV Niedersachsen/Thüringen Hauptstraße 7a, 37355 Vollenborn Leiterin: Hannelore Thied Tel. (036076) 40 555, Fax (036076) 40 556 „Katzenhaus“, Luttertal 79, 37075 Göttingen Tel. (0551) 2 28 32 Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30) LANDESGESCHÄFTSSTELLEN BMT LG Hessen (www.tierheim-elisabethenhof.de) Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim Leiterin: Jutta Breitwieser Tierheim „Elisabethenhof“, Tel. (06035) 59 16 Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01) Hundeauffangstation Ikervar/Ungarn Petöfi u. 23, H-9756 Ikervar, Sonderkonto: Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01) BMT LG Kassel (www.wau-mau-insel.de) Leiter: Dr. Heinz-Wilhelm Selzer Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681 Postbank Frankfurt Kto. 1717 55-608 (BLZ 500 100 60) BMT LG Köln (www.tierheim-dellbrueck.de) Urftstraße 12, 50996 Köln Leiterin: Sylvia Bringmann Tierheim Dellbrück Iddelsfelder Hardt, 51069 Köln Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48 Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50) BMT LG Nordrhein-Westf./Rheinland-Pf./Saarl. Drosselweg 15, 47661 Issum (www.bmt-nrw.de) Leiterin: Dagmar Weist Tel. (02845) 3 75 57, Fax (02835) 44 46 99 Sparkasse Moers Kto. 115 002 066 (BLZ 354 500 00) für LV Rheinland-Pfalz/Saarland: Postbank Köln Kto. 294 20-509 (BLZ 370 100 50) BMT GSt. Norden (www.tierheim-hage.de) Leiterin: Insa Thom Wilhelm-von-Freeden-Str. 9, 26506 Norden Tel. (04931) 39 83, Fax (04931) 95 7 999 Tierheim Hage Hagermarscher Straße 11, 26524 Hage Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90 Sparkasse Norden Kto. 13 730 (BLZ 283 500 00) WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN: Renate Domaschke (Tierschutzlehrerin) www.tierheim-elisabethenhof.de/domaschke.htm Hauptstraße 31, 61130 Nidderau-Erbstadt Tel. (06187) 21 959 Fax (06187) 20 15 21 Claudia Lotz (Redakteurin) ([email protected]) Hugo-Vogel-Str. 5b, 14109 Berlin, Tel. (030) 80 58 33 38 Fax (030) 80 58 33 39 Jochen Prinz (Wissenschaftlicher Mitarbeiter) ([email protected]) Saarweg 17, 53129 Bonn Tel. (0228) 65 10 72, Fax (0228) 65 10 82 Dr. Jörg Styrie (Wissenschaftlicher Mitarbeiter) ([email protected]) Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin Tel. (030) 43 65 58 64, Fax (030) 43 65 58 65 INTERNET: http://www.bmt-tierschutz.dsn.de ZUM SCHLUSS Linda Tellington-Jones: "Tellington-Training für Hunde", Kosmos Verlag 2000, ISBN- 3-440-07776-4, 114 Seiten. IN LETZTER MINUTE ! Kluge,Hans-Georg (Hrsg.) "Kommentar zum Tierschutzgesetz" , Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2002, ISBN- 3-17-015201-7, 561 Seiten. 98,00 EURO Dieser neue erschienene Kommentar ist ein Meilenstein der juristischen Fachliteratur zum Tierschutzgesetz. Ein umfassendes, detailreiches und anspruchvolles Werk, das den Namen "Tierschutz" durchgängig und konsequent ernst nimmt. Ein gelungenes Werk, nicht nur für Juristen. ACHTUNG: DEGUS IN NOT! KÖNNEN SIE HELFEN? Aufgrund eines aktuellen Notfalles suchen 100 Degus umgehend ein neues Zuhause. Wer kann Degus aufnehmen und liebevoll versorgen? Kontakt: LV Baden-Württemberg 07129 - 60 993 Wer hilft Shiela? Die Pitbullhündin, 7 Jahre alt, bestandener Wesenstest, kinderlieb und sehr familienbezogen, hat kein Zuhause mehr! Nachdem ihren Besitzern die Wohnung gekündigt wurde und die liebenswerte Hündin nicht in die neuen vier Wände mitgenommen werden durfte, ist Shiela auf der Suche nach einem neuen tollen Zuhause. Kontakt: Tel: 07022 / 26 00 60 oder 64 430 KarstadtQuelle verkauft keine echten Pelze mehr! Der jahrelange Protest von Tierschützern gegen den Verkauf von Pelzen hat bei KarstadtQuelle AG zum Erfolg geführt! Nach Auskunft der Konzernleitung wird in allen 187 Warenhausfilialen der Verkauf sämtlicher Artikel mit echtem Pelz (auch Produkte mit PelzApplikationen etc.) noch in diesem Jahr eingestellt. Antibiotika im Tierfutter ab 2006 verboten Antibiotika als Futterzusatz für Schweine, Hühner oder Mastrinder werden in der EU verboten. Wachstumsfördernde Medikamente sollen nach dieser Entscheidung ab 2006 im Tierfutter nicht mehr zugelassen werden. Mit dem Verbot soll unter anderem verhindert werden, dass sich antibiotikaresistente Krankheitskeime verbreiten, die sich mit herkömmlichen Medikamenten nicht mehr bekämpfen lassen. Der BMT kritisiert den späten Zeitpunkt des Verbotes. Im Sinne eines umfassenden Verbraucherschutzes wäre ein unverzügliches Verbot des Einsatzes von Mastbeschleunigern gerechtfertigt gewesen. Das Recht der Tiere 1/2003 Linda Tellington-Jones ist die Begründerin des TTouches und der TTeam-Methode. Tausende von Tierfreunden, Tierärzten, Tierpflegern und Tiertrainern in aller Welt wenden ihre erfolgreiche Methode bei Hunden, Pferden und anderen Haus- und Wildtieren an. Lernen Sie mit diesem Buch, wie Sie die Fähigkeiten und das Wohlbefinden Ihres Hundes mit Hilfe ungewöhnlicher Methoden erfolgreich steigern. 31 „ D a s R e c h t d e r T i e r e “ – Po s t v e r t r i e b s s t ü c k B 1 3 7 6 9 – E n t g e l t b e z a h l t Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. Als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München l Viktor-Scheffel-Str.15 Tel. (089) 38 39 52 0 Fax (089) 38 39 52 23 BMT-KAMPAGNE GEGEN SCHLACHTTIERTRANSPORTE! Das Leiden der Schlachttiere auf den Langzeittransporten quer durch Europa bis in den Nahen Osten ist unbeschreiblich. Die Tiere leiden an Hitze, Durst, Hunger und Verletzungen. Viele erreichen den Zielort mehr tot als lebend. Diese aus Steuergeldern subventionierte Tierqual muss endlich ein Ende haben. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere wird in den nächsten Wochen eine grosse Kampagne gegen Schlachttiertransporte starten. Die Zeit ist günstig, denn auf EU-Ebene steht dieses Thema ganz oben auf der Tagesordnung. Einzelheiten der Kampagne - und wie Sie uns unterstützen können, erfahren Sie im nächsten RDT. BEITRITTSERKLÄRUNG Ich unterstütze den Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. und Q werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ...................................................................... (Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann jederzeit satzungsgemäß beendet werden.) Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen. Q spende hiermit EUR.................................................................................................................................................................... Name:.............................................Vorname:...........................................Geburtsdatum:.............................................. PLZ und Ort:........................................................Straße und Hausnr.:............................................................................ Beruf:..................................................................Datum:...............................Unterschrift:.............................................. Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle oder untenstehende Geschäftsstelle senden. ÜBERREICHT VON: