Heft 02 / 2014 - Westfalenfleiß GmbH

Transcrição

Heft 02 / 2014 - Westfalenfleiß GmbH
!
n
e
b
e
l
r
e
Magazin der Westfalenfleiß GmbH Arbeiten und Wohnen
2 | 2014
Mit Lineal und Schablone
hält Heiner Dobrinski
seine Erinnerungen an
Bahnfahrten fest.
Die neuen
aus der
Eigenprodukte sind
tur
WF-Manufak
jetzt auch im
ältlich !
Hofladen erh
Besondere Begabungen:
Zahlen, Züge und
ein Liedermacher
Besonderer Arbeitsplatz:
Am Max-Klemens-Kanal 19 · 48159 Münster
Hofladen: 0251 92103-34
Cafe und E-Bike-Verleih: 0251 92103-30
Ein Traumjob
für Pferdefreunde
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
auch in der zweiten Ausgabe von
„Westfalenfleiß erleben!“ gibt
es wieder Spannendes, Unterhaltsames und Neues zu entdecken. Bevor ich Ihnen einen Überblick über unsere Themen gebe,
möchte ich mich jedoch kurz vorstellen: Mein Name ist Hubert
Puder. Ich bin als Nachfolger von
Uwe Hildebrandt der neue Sprecher der Geschäftsführung bei der
Westfalenfleiß GmbH Münster.
Einige von Ihnen durfte ich bereits
persönlich kennen lernen. Etwas
mehr zu meinen Aufgaben und
meiner Person erfahren Sie, liebe
Leserinnen und Leser, im Porträt
auf Seite 21.
Die zweite Ausgabe widmet
sich einem Schwerpunktthema,
das auf den ersten Blick vielleicht
ungewöhnlich wirkt. Es geht um
„Besondere Begabungen“ (ab
Seite 6): Damit wollen wir zeigen, dass jeder Mensch besondere
Fähigkeiten hat. Jeder Mensch hat
die Möglichkeit, etwas zu schaffen – und zu erschaffen. Da ist
zum Beispiel Heiner Dobrinski,
der jede freie Minute dazu nutzt,
um seine Erinnerungen an Bahnfahrten auf eine ungewöhnliche
Art auf Papier zu bringen. Auf
kleinen Pappen, in der Größe von
Fahrkarten, zeichnet er die Stationen seiner Ausflüge nach. Auch
Thomas Czubay hat eine besondere Fähigkeit, auf die Kollegen
und Mitbewohner gerne hin und
wieder zurückgreifen: Der Zahlenkünstler merkt sich alle wichtigen Daten – und hilft schon einmal mit einem Jubiläumstag aus,
der sonst in Vergessenheit geraten
würde. Armin Fischers Herz hingegen schlägt für alles, was auf
Schienen fährt: Der Mann kennt
fast jede Fahrtstrecke von Zügen,
Bussen und Straßenbahnen auswendig. Wer braucht da noch ein
Kursbuch? Auch unsere Mitarbeiter haben besondere Begabungen,
die manchmal im Verborgenen
schlummern, manchmal
aber auch in der täglichen
Arbeit zum Einsatz kommen: so wie bei Markus
Langenhorst. Der Ergotherapeut ist Bildungsbegleiter am Kesslerweg
– und schreibt in seiner
Freizeit Lieder. Der Musiker setzt seine Gitarre und andere
Instrumente in der Werkstatt
gerne für Entspannungsübungen
der Beschäftigten ein.
Ans Herz legen möchte ich
Ihnen auch das Interview mit Petra
Schlingmann und Mirko Blankenheim. Seit 2012 schon gibt es ein
neues Konzept zu den Pflegevisiten. Worum es dabei geht und
warum für viele Menschen in
unserem Wohnverbund Rituale so
wichtig sind, erfahren Sie auf den
Seiten 14 & 15.
Der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Wirkens. Wir widmen unsere Aufmerksamkeit
aber manchmal auch der Tierwelt. Etwa auf Gut Kinderhaus
in Münster. Auf dem Bauernhof
leben in der Regel zwölf bis fünfzehn Pferde, die gepflegt und versorgt werden wollen. Damit sich
Kaltblüter wie Hektor und Hubi
auch weiterhin wohl fühlen auf
Gut Kinderhaus, kümmern sich
Beschäftigte wie Laura Brauckmann mit viel Hingabe um die
Ponys und Pferde (Seite 22). Dafür
heißt es dann: Früh aufstehen. Die
Arbeit mit den Tieren beginnt
um 7.45 Uhr. Früh raus müssen
auch die Beschäftigten der Hauswirtschaftsgruppe am Kesslerweg in Münster. Schließlich gehen
an Arbeitstagen täglich
zur Mittagszeit rund 300
Essen über die Theke. Die
Arbeit bietet jedoch auch
viel Abwechslung – und
gute Möglichkeiten, sich
für
Außenarbeitsplätze
oder weitere Arbeitsmöglichkeiten zu empfehlen
(Seite 26).
Natürlich bieten wir Ihnen,
liebe Leserinnen und Leser, auch
wieder die Chance, bei unserem
aktuellen Rätsel etwas zu gewinnen: Was das ist und wie Sie
gewinnen können, lesen Sie auf
Seite 27. Nur so viel sei gesagt:
Auch das Gewinnspiel hat etwas
mit Tieren zu tun… Jetzt wünsche
ich Ihnen viel Freude beim Lesen.
Wir sind gespannt, wie Ihnen die
zweite Ausgabe von „Westfalenfleiß erleben!“ gefällt und freuen
uns über Ihre Rückmeldung.
Ihr
Hubert Puder
Sprecher der Geschäftsführung
Westfalenfleiß GmbH Münster
3
IMPRESSUM
Westfalenfleiß erleben! erscheint
vierteljährlich für Beschäftigte, Angehörige,
Mitarbeiter, Förderer, Kunden und Freunde
der Westfalenfleiß GmbH in Münster.
Herausgeber:
Westfalenfleiß GmbH
Arbeiten und Wohnen
Kesslerweg 38-42, 48155 Münster
Telefon: 0251 61800-0
Telefax 0251 61800-55
E-Mail: [email protected]
www.westfalenfleiß.de
www.mds-muenster.de
Verantwortlich:
Geschäftsführung Westfalenfleiß GmbH
Redaktion:
Birgit Honsel-Ackermann, Anja Mau-Borkhoff,
Stefan Prott, Jörn-Jakob Surkemper, Oliver Mau,
Julia Müller, Tobias Ertmer, Martin Becker, Gerda
Fockenbrock, Christoph Rietmann
6
Konzeption:
AMB Kommunikation
Leverkusener Straße 14, 45772 Marl
Tel. 0 23 65 / 50 45 29
Fax 0 23 65 / 50 45 29
[email protected]
IN DIESER AUSGABE ...
Grafik/Layout:
Peter Damm
SCHWERPUNKTTHEMA
Fotos:
Birgit Honsel-Ackermann, Oliver Mau,
Anja Mau-Borkhoff, Christian Kuck, Dania Frönd,
Tobias Ertmer, Reiner Kruse, Westfalenfleiß GmbH
Heiner Dobrinski: Erinnerungen auf Karton............................................................. 6
Thomas Czubay: Zahlenkünstler und Rechenexperte.................................................. 8
Produktion:
RDN Agentur für Public Relations GmbH & Co. KG
Anton-Bauer-Weg 6, 45657 Recklinghausen
Telefon: 02361 490491-10
Titelfoto:
Christian Kuck
Anzeigen:
Westfalenfleiß GmbH
Birgit Honsel-Ackermann
Kesslerweg 38-42
48155 Münster
[email protected]
Armin Fischer: Züge im Herzen............................................................................ 10
Markus Langenhorst: Liedermacher aus Leidenschaft............................................... 12
10
INTERVIEW
Pflegevisite: Was ist das eigentlich?...................................................................... 14
KURZ UND BÜNDIG
Druck:
Griebsch & Rochol GmbH & Co. KG
Gabelsbergerstraße 1, 59069 Hamm
Meldungen aus der Werkstatt für behinderte Menschen
Abo-Service:
Die Zeitschrift Westfalenfleiß erleben!
kann auch abonniert werden.
Vier Ausgaben inklusive Versand kosten € 16,00.
Einzelverkaufspreis: € 3,50.
und dem Wohnverbund ................................................................................... 16
REPORTAGEN
Ausgabe Juni 2014, Auflage: 4.000.
MDS: Erfolgreicher Auftritt bei der LWL-Messe......................................................... 22
Wir danken allen Unternehmen,
die zur Finanzierung dieser Ausgabe
beigetragen haben. Weitere Informationen
unter www.westfalenfleiss.de
4
23 24
Ein Besuch bei Pferdepflegerin Laura Brauckmann.................................................. 24
14
300 Mittagessen pro Tag: Arbeiten in der Hauswirtschaftsgruppe............................... 26
5
Das Thema
Das Thema
„Das sind meine Erinnerungen“
Ob mit oder ohne Behinderung: Jeder Mensch kann etwas Besonderes leisten oder
hat eine Begabung, die ihn einzigartig macht. Wir stellen in Westfalenfleiß erleben
vier solcher Menschen vor. Einer von ihnen ist Heiner Dobrinski (56). Er nutzt fast jede
freie Kaffeepause, um sich seiner Leidenschaft zu widmen: dem Zeichnen. Auf kleinen
Pappen dokumentiert seine Erinnerungen an Reisen und Ausflüge mit Schienenfahrzeugen.
Wenn Gleise und Oberleitungen im Spiel sind, ist Heiner Dobrinskis Interesse geweckt.
Vor seinem nächsten Ausflug haben ihn in seiner Wohngemeinschaft besucht.
Müssen das immer Züge sein?
Nein, ich zeichne auch Fahrten
mit Schienenbussen oder Straßenbahnen auf.
Was kann ich als Betrachter auf
Ihren Bildern sehen? Da haben
Sie ja zum Beispiel Zahlen draufgeschrieben.
Das sind Schilder an der Oberleitung. Mein Bastellehrer hat mir
erklärt, die sind immer in 200
Meter Abstand. Dort, wo Schienen ausgebessert werden.
Westfalenfleiß erleben: Haben Sie
schon immer gerne gezeichnet?
Heiner Dobrinski: Ich zeichne
schon seit etwa 1968, ganz früher
nur Scherenschnitte. Aber dann
ging es immer etwas weiter.
Mit Schablone und
Lineal bemalt und
beschriftet Heiner
Dobrinski den Karton.
Waren das auch damals schon
Bahnstrecken?
Nein, am Anfang habe ich
noch Fahrkarten abgemalt, auf
dem Zeichenblock. Das war, als
wir nach Bochum gezogen sind,
im Jahr 1976. Da habe ich dann
auch Bahnlinien gezeichnet. Die
fertigen Bilder habe ich immer in
unserer Durchreiche abgelegt.
Aber auf manchen Karten stehen
auch Abfahrtszeiten oder Bahnhofsbezeichnungen.
Ja, dann zeichne ich auf, was
als nächste Haltestelle kommt.
Wenn ich zum Beispiel in Rheine
in den Zug nach Osnabrück
umsteige, dann benutze ich dafür
eine andere Farbe.
Wie sind Sie auf das Thema Bahnstrecken gekommen?
Das war damals, so Mitte der
1970er Jahre, als ich heimlich mit
dem Zug gefahren bin.
12
Zentimeter lang sind die
kleinen Kartonstücke,
die Heiner Dobrinski bemalt. Sie
ähneln häufig alten Fahrkarten.
6
Fotos: Christian Kuck
Zahlen, bitte ...
Zeichnen Sie immer auf Karton?
Haben Sie sich da bewusst für
entschieden?
Eigentlich gucke ich immer, was
ich gerade bekommen kann. Beim
Einkaufen im Kaufpark oder auf
dem Flohmarkt suche ich immer
Pappreste, die dafür benutzen kann.
Die schneide ich dann zurecht.
Wenn dort aufgeräumt wird, suche
ich mir das, was ich brauche.
Da muss ja mit der Zeit einiges
zusammengekommen sein.
Ja, obwohl ich
nicht alle aufgehoben habe. Aber
ich mache oft am
Wochenende Ausflüge mit der Bahn
und sehe mir etwas
an, dann schreibe
ich mir alles auf
und zeichne das dann.
Malen Sie die Bilder nur für sich?
Oder auch mal für andere?
Ich hatte 2010 eine Ausstellung
unter dem Titel „Bahn­linien“ beim
Kunsthaus Kannen. Dort habe ich
sogar Bilder verkauft. Früher habe
ich auch mal für meine Großeltern
gezeichnet.
Wie waren denn die Reaktionen
auf Ihre Bilder?
Bei der Ausstellung haben mir
die Leute gesagt, dass ich gut
zeichne.
Ist das Zeichnen für Sie entspannend? Woran denken Sie, wenn
Sie zeichnen?
Oft denke ich daran, wie ich
früher mit meinem Patenonkel und
meinem Opa losgefahren bin. Da
habe ich mir auch immer jede Sta-
tion gemerkt. Da erinnere ich mich
heute dran. Mein Opa hat früher
auch bei Westfalenfleiß gearbeitet.
Wie kommen Sie auf die Ziele, die
Sie mit der Bahn erreichen?
Ich gehe sonntags gerne ins
Museum. Zum Beispiel, als ich in
Bremen war mit dem Zug. Aber
ich fahre auch woanders hin, war
schon in Holland oder in Koblenz.
Dabei schaue ich auch gerne aus
dem Fenster.
Interessieren Sie sich auch abgesehen vom Zeichnen für historische Eisenbahnen?
Ja, ich war auch schon in
Bochum-Dahlhausen im Museum.
Das finde ich interessant.
Wo wollen Sie noch hin mit der
Bahn, haben Sie Wunschziele?
Ich fahre gerne zu Tagesausflügen, wo man etwas sehen kann.
Das muss nicht weit weg sein. Zum
Beispiel gibt es in Bad Bentheim
einen Mühlentag, wo auch Mehl
gemahlen und Brot gebacken wird.
Das finde ich interessant.
Vielen Dank für das Gespräch!
In einfachen Worten ...
Malen ist die Leidenschaft von Heiner Dobrinski.
Aber er malt nicht irgendetwas. Er zeichnet Bahnstrecken
und Haltepunkte auf Karton. Die Karten sind etwa
12 Zentimeter lang. Schon als Kind hat Heiner Dobrinski
Fahrkarten gemalt. Vor vier Jahren gab es im Kunsthaus
Kannen sogar eine Ausstellung mit seinen Bildern.
Die Ideen für neue Bilder bekommt Heiner Dobrinski
auf seinen Fahrten im Zug.
7
Das Thema
Das Thema
Der Zahlenkünstler
Geburtstage, Hochzeitstage, Jubiläen –
Thomas Czubay hat sie alle parat.
Foto: Christian Kuck
Ein Mann der Zahlen:
Thomas Czubay hat keine
Schwierigkeiten, sich auch
an komplizierte Daten und
Jahrestage zu erinnern.
8
Thomas Czubay
nimmt sich
einen Stapel kleiner Kartons mit
der Aufschrift „Filter“ und packt
sie in eine transparente Plastikfolie. Anschließend spannt er das
offene Ende in eine Vorrichtung,
die ein bisschen wie eine Schneidemaschine aus dem Copyshop aussieht. Er bewegt einen Hebel nach
unten, und die Verpackung ist verschweißt. „Das sind Benzinfilter“, erklärt er. Und: „Das ist eine
schöne Arbeit, mach ich gerne“.
Aber noch viel lieber jongliert Thomas Czubay mit Zahlen. Er kennt
sämtliche Geburtstage der anderen
Beschäftigten und Mitarbeiter auswendig. „31.07.1970“, nennt er
etwa das Geburtsdatum von Tom,
der mit ihm in der Werkstatt arbeitet. „Also 43 Jahre“, schiebt er hinterher. Bereichsleiter Peter Kirchhoff ist 1957 geboren, und selbst
dass Matthias jetzt 57 geworden
ist, weiß er noch. Matthias ist ein
Polizist, bei dem Czubay vor drei
Jahren seinen Fahrradführerschein
gemacht hat.
„Neulich“, erzählt Bereichsleiter Peter Kirchhoff, „hat Thomas
einem Kollegen zum Hochzeitstag gratuliert“ – und diesen damit
wohl auch gerettet. Denn der hatte
selbst nicht daran gedacht. Und so
hat das Talent von Thomas Czubay
zum häuslichen Frieden beigetragen. „Immer wenn wir ein Datum
wissen müssen, zum Beispiel, wann
jemand angefangen hat, fragen wir
Thomas“, sagt Peter Kirchhoff
mit einem Augenzwinkern. Das
Erstaunliche sei, dass er zu dem
jeweiligen Geburtsdatum auch
immer das jetzige Alter parat hat.
Auch die Zuordnung von Wochentagen und Daten hat Thomas Czubay im Kopf, etwa dass nächstes
Jahr der 1. Mai auf einem Freitag liegt. „Er kann sich das einfach
merken“, vermutet Kirchhoff.
Thomas Czubay ist 47 Jahre alt,
in zwei Jahren feiert er in der Werk-
Zahlen, bitte ...
2016
feiert Thomas
Czubay sein
Betriebsjubiläum bei Westfalenfleiß – dann ist der Zahlenkünstler dort 30 Jahre beschäftigt.
statt sein 30-jähriges Betriebsjubiläum. Er wohnt im Wohnverbund
von Westfalenfleiß im Appartmenthaus Albersloher Weg. Die
gut zwei Kilometer zur Arbeit fährt
Thomas mit seinem Rad, eines seiner Hobbys. Und er besucht gerne
die Tiere im Tierheim. Gerne
würde er mal mit einem der Hunde
spazieren gehen – irgendwann mal.
„Das mache ich dann, wenn ich in
Rente bin“, sagt er.
In einfachen Worten ...
Mit Zahlen und Daten kann Thomas Czubay gut umgehen.
Er kann sich viele Zahlen merken.
Zum Beispiel die Geburtstage von Kollegen.
Täglich fährt er mit dem Rad zur Arbeit
in die Werkstatt der Westfalenfleiß GmbH.
Gerne besucht er aber auch die Tiere im Tierheim.
Thomas Czubay ist 47 Jahre alt.
9
Das Thema
Das Thema
Züge im Herzen, Kursbuch im Kopf
1985 bekam seine Leidenschaft
zusätzlich Zündstoff, als er in
Nürnberg die Ausstellung „150
Jahren
deutsche
Eisenbahn“
besuchte. Armin Fischers Herz
schlägt seitdem für fast alles, was
auf Schienen fährt. Doch seine
Liebe zu Bussen, Zügen und Eisenbahnen ist mehr als ein Hobby –
denn Armin Fischer hat ein besonderes Talent: Er kennt fast jede
Fahrtstrecke jedes Zuges, Busses und jeder Straßenbahn auswendig. „Wenn man zum Beispiel
nach Wuppertal ins Straßenbahnmuseum fahren möchte, nimmt
man vom Hauptbahnhof am besten den CE 64 und steigt dann
an der Kohlfurter Brücke aus.
So heißt auch die Haltestelle“,
erklärt er. Schon seit 1976 ist er
bei Westfalenfleiß beschäftigt. Das
genaue Datum kennt er selbstverständlich auch noch. Es war der
21. November.
Jeden Sommer fährt Armin
Fischer in seinen geliebten Zügen,
Bahnen und Bussen kreuz und
quer durch Europa – bis nach
England, Portugal, Frankreich,
Spanien, Österreich, die Schweiz
Zahlen, bitte ...
38
Jahre ist Armin Fischer
bereits bei Westfalenfleiß beschäftigt.
10
oder Holland. Manchmal fährt er
sogar die Nächte durch. An den
Wochenenden besucht er regelmäßig Museen, Ausstellungen
und Feste – oder fährt mit historischen Eisenbahnen, wenn sich
die Gelegenheit ergibt. Den Überblick verliert er trotzdem nie –
Zahlen und Züge, die bleiben
ihm im Gedächtnis: „Ich kann
sogar heute noch sagen, welche
Reklame auf welchem Bus 1961
geklebt hat“. Doch damit nicht
genug: Auch seine Ausflüge hat
Armin Fischer noch genau im
Kopf. „Im Herbst 1987 war ich
in Salzburg zur Ausstellung ‚150
Jahre österreichische Eisenbahn‘,
zwei Jahre später anlässlich der
Feier zu 150 Jahren Niederländi-
sche Eisenbahn in Holland. Ich
bin aber auch schon im MoorExpress von Stade nach Bremen
gefahren, habe mich im Freizeitbus aufgemacht zum Dümmer See
und das große Railwaymuseum
in York (England) besucht.“ Wer
Armin Fischer kennt, der weiß,
dies sind nur wenige Beispiele. Die
nächsten Termine stehen natürlich
schon fest: „Am 26. und 27. Juli
findet das historische Wochenende
der Hespertalbahn in Essen-Kupferdreh statt. Am 20. und 21. September lohnt sich ein Besuch im
Eisenbahnmuseum in BochumDahlhausen, da sind die Museumstage“, weiß Armin Fischer.
Dass er mit von der Partie ist, versteht sich von selbst.
Foto: Christian Kuck
Als die ersten Busse und Bahnen in Dortmund 1961 mit Reklame versehen wurden, war es
um Armin Fischer geschehen – seither liebt der heute 63-Jährige die Straßenriesen über alles.
In einfachen Worten ...
Armin Fischer mag alles, was auf Schienen fährt:
zum Beispiel Eisenbahnen oder Straßenbahnen.
Es gibt auch Busse auf Schienen.
Die heißen Schienenbusse. Im Sommer fährt
er mit der Bahn gerne quer durch Europa.
Er hat schon viele Länder gesehen.
Im September will er zu den Museumstagen
im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen.
Armin Fischer ist seit 1976 bei Westfalenfleiß.
Armin Fischer mit einem Kursbuch
der Bahn: Züge interessieren ihn
schon seit vielen Jahren.
11
Das Thema
Kommentar
Das Thema
Markus Langenhorst (50) arbeitet seit 14 Jahren bei
Westfalenfleiß. Der Ergotherapeut ist Bildungsbegleiter
in der Werkstatt am Kesslerweg und lebt in MünsterAmelsbüren. Viele der jungen Menschen, mit denen er zu
tun hat, haben sein größtes Hobby bereits kennen gelernt.
Langenhorst ist Musiker aus Leidenschaft, textet und
komponiert seit 20 Jahren Lieder.
Schon seit seinem zwölften
Lebensjahr spielt der Münsteraner
Gitarre. Und während die Freunde
Deep Purple hörten, kaufte sich
Markus Langenhorst heimlich
Platten von Reinhard Mey. „Ich
war schon früh ein großer Fan.“
Zahlen, bitte ...
30
Jahre ist es her, dass
sich Markus Langenhorst zum ersten Mal daran
setzte, ein eigenes Lied zu
komponieren.
12
Der Liedermacher ist bis heute
ein musikalisches Vorbild. „Manche Freunde haben mir gesagt:
Wenn der Reinhard Mey mal aufhört, dann kannst du einfach für
ihn weitermachen“, sagt Markus
Langenhorst. Mit 30 Jahren fing
er an, eigene Lieder zu schreiben.
„Irgendwann hatte ich dann auch
meine ersten Auftritte in Münster
und Umgebung.“ In der Kulturschiene am Bahnhof zum Beispiel.
Heute ist das Liedermachen ein
großes Hobby. „Zu mehr reicht
die Zeit nicht“, sagt Langenhorst.
Mein Standpunkt.
Von Gerda Fockenbrock, Geschäftsführerin der Westfalenfleiß GmbH Münster
In dieser Ausgabe von
„Westfalenfleiß
erleben“ berichten vier Personen aus ihrem Leben
und von ihren besonderen Interessen und Begabungen. Diese besonderen Begabungen haben sie
nicht erlernt. Sie sind von
Anfang an Bestandteil ihrer Persönlichkeit und wurden im Laufe
ihres Lebens von ihnen immer
weiter entwickelt, einfach, weil es
ihnen Freude machte. Viele Menschen mit und ohne Behinderungen haben besondere Begabungen.
Diese werden von ihren Mitmenschen oft erst auf den zweiten oder
dritten Blick – wenn überhaupt –
gesehen.
Dafür gibt es sicherlich
mehrere Gründe. Einer
davon ist unser Blick
auf unsere Mitmenschen
und die festen Vorstellungen, die wir oft von
ihnen haben. Ein anderer könnte sein, dass die
Anforderungen des immer
häufiger komplett vollen Alltags
– einschließlich der verplanten
Freizeit am Wochenende – wenig
Raum dafür lassen, Mitmenschen,
die nicht zum engsten Kreis gehören, genauer kennen zu lernen.
Zum Kennenlernen braucht
man allerdings Interesse am
Gegenüber, und das kann nur entstehen, wenn genügend Raum
und Zeit dafür vorhanden sind.
Menschliches Miteinander wird
also in der Qualität besser, wenn
wir uns Zeit füreinander nehmen
und nicht einfach nebeneinander
her leben. In Zeiten der Inklusion
wünschen wir uns eine Form des
Zusammenlebens, in der wir uns
gegenseitig mit allen Eigenschaften, die uns ausmachen, wertschätzen.
Jeder Mensch wünscht sich –
und hat auch das Recht – in seiner Individualität, in seiner Einzigartigkeit von seinen Mitmenschen gesehen und wertgeschätzt
zu werden.
Wir hoffen, dass diese vier Beispiele dazu anregen, den Blick für
die Vielfalt menschlichen Daseins
zu weiten.
Fotos: Tobias Ertmer / Westfalenfleiß
Der Liedermacher
aus Amelsbüren
Der Vater zweier Kinder trauert aber keiner verpassten Chance
nach: „Ich finde es gut, so wie es
ist.“ Nach wie vor greift er gerne
zur Gitarre, wenn ihm ein Text
einfällt. Und das passiert oft spontan: „Manchmal sind es aktuelle
Themen, die mich beschäftigen.
Manchmal auch Dinge, die ich im
Beruf erlebe. Auch die eigene Biografie ist eine Fundgrube.“ Zuletzt
hat Langenhorst ein Lied über die
Folgen der verschärften Nichtrauchergesetze gemacht: „Raucher in
Winkeln.“ Den Text hat er dabei
immer zuerst im Kopf, erst danach
wird die Melodie entwickelt. „Und
das kann manchmal wochenlang
dauern. Erzwingen kann man das
nicht, dann geht es daneben.“
Musik hat für Markus Langenhorst eine große Bedeutung, auch
bei der Arbeit. „Ich spiele zum Beispiel manchmal Gitarre in unserem
Snoezelraum, zur Entspannung.“
Er ist überzeugt: „Musik verbindet.“ Fast jeder Mensch könne
damit etwas anfangen. „Auch,
wenn man sich am Anfang vielleicht gegen eine Melodie wehrt –
irgendwann wippt man unbewusst
dann doch den Takt mit.“
In einfachen Worten ...
Markus Langenhorst schreibt Lieder und denkt sich
auch die Melodie dazu aus. Er ist Liedermacher.
Das ist sein Hobby. Von Beruf ist Markus Langenhorst
Bildungsbegleiter bei Westfalenfleiß.
Auch im Beruf macht er gerne Musik und spielt Gitarre.
Zum Beispiel bei Entspannungsübungen.
SWIN
LACKSYSTEME
13
Das Thema
Interview
Interview
Rituale pflegen, Respekt erweisen,
Kollegen entlasten
Hilfe beim Waschen, Anziehen und Zähneputzen – das stellen sich die meisten
Menschen vor, wenn es um das Thema Pflege geht. Dabei gehört noch vieles
mehr dazu, wie Pflegevisiteur Mirko Blankenheim und Petra Schlingmann,
Wohnbereichsleiterin im Wohnverbund der Westfalenfleiß GmbH, wissen.
Aus diesem Grund hat hier vor zwei Jahren ein neues Konzept zur Verbesserung
der Pflege seinen Anfang genommen: Die Pflegevisiten, die mittlerweile in allen
Wohnstätten von Westfalenfleiß durchgeführt werden.
14
ganz individuelle Wünsche und
Rituale sensibilisieren.
Teil ihres individuellen Lebens zu
begreifen.
Was genau ist mit Ritualen
gemeint?
Petra Schlingmann: Rituale
kennt eigentlich jeder – zum Beispiel nach dem Aufstehen. Der
eine geht zuerst ins Bad, putzt
sich die Zähne und macht sich
erst einmal einen Kaffee, bevor
er duscht und sich anzieht. Der
nächste frühstückt lieber zunächst
ganz in Ruhe. Diesen persönlichen Wünschen mehr Beachtung
zu schenken, halten wir für wichtig. Schließlich geht es nicht nur
darum, Menschen zu pflegen, sondern sie mit ihren Wünschen ernst
zu nehmen und die Pflege als einen
Wie muss man sich so eine Pflegevisite praktisch vorstellen?
Petra Schlingmann: Zunächst
einmal fragen wir die Person,
bei der eine Pflegevisite durchgeführt werden soll, und ggf. ihre
Angehörigen oder gesetzlichen
Betreuer, ob sie sich damit einverstanden erklären – und zwar
bei jeder Visite erneut. Schließlich handelt es sich um Erwachsene, die wir mit Respekt behandeln und ernst nehmen. Da es sich
bei den meisten zu Pflegenden um
Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderung handelt, erklären wir ihnen zunächst in leichter Sprache und mit vielen Bildern, was es heißt, wenn ein Pflegevisiteur vorbeikommt, der sich
den alltäglichen Pflegeablauf einmal ansieht.
Mirko Blankenheim: Im Vorfeld informiere ich mich über Diagnosen, die notwendige Unter-
Zahlen, bitte ...
2012
wurde erstmals das
neue Konzept der
Pflegevisite praktisch umgesetzt.
In diesem Jahr gibt es Visiten in
den Wohngemeinschaften.
stützung und das Behinderungsbild desjenigen, den ich in der
Pflegevisite besuchen werde. Bei
der Morgen- oder Abendpflege
selbst begreife ich mich als stillen Beobachter, der sich die Kommunikation zwischen Assistenten und Bewohner anschaut oder
schaut, ob die Abläufe gut funktionieren. Im Anschluss unterhalte
ich mich dann mit dem jeweiligen Assistenten über das, was mir
aufgefallen ist, und höre mir an,
ob er noch Wünsche oder Verbesserungsvorschläge hat. Auch mit
dem Bewohner selbst spreche ich
oftmals noch einmal.
Foto: Reiner Kruse
Pflegevisite – den Begriff kennt
man aus dem Qualitätsmanagement von Krankenhäusern und
Altenheimen. Was ist anders an
dem Konzept, dass Sie 2012 ins
Leben gerufen haben?
Petra Schlingmann: Pflegevisiten, wie sie Mirko Blankenheim
als examinierter Altenpfleger für
uns durchführt, sind als kollegiale
Unterstützung für die Assistenten
im pädagogischen Gruppendienst
gedacht – und als Gelegenheit, die
Pflege individueller und persönlicher zu gestalten. Es geht nicht
darum, die Kolleginnen und Kollegen auf Herz und Nieren zu prüfen, Fehler zu suchen oder sie zu
bewerten. Es ist Unterstützung auf
Augenhöhe. Wir möchten unseren
Mitarbeitern die Tätigkeit erleichtern – egal, ob es um eine rückenschonende Haltung beim Arbeiten
geht oder darum, durch logische
Abläufe Zeit zu sparen. Auf der
anderen Seite möchten wir auch
die Position der Bewohner stärken
und unsere Mitarbeiter für deren
Petra Schlingmann und Mirko Blankenheim haben
das Konzept der Pflegevisiten erfolgreich umgesetzt.
Wie sollte Pflege für Sie idealerweise aussehen?
Mirko Blankenheim: Ein Assistent sollte viel Empathie mitbringen – doch eigentlich muss man
sich nur fragen, wie man selbst
behandelt werden möchte. Dazu
gehört, gefragt und informiert
zu werden – ebenso wie der sensible Gebrauch der Fachbegriffe
durch den Assistenten. Zum Beispiel sollte man in der Erwachsenenpflege nicht von Windeln, sondern von Vorlagen sprechen. Aber
das ist nur ein Beispiel. Vor allem
aber sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen – mit seinen persönlichen Eigenheiten und Vorstellungen. Und auf diese sollte auch
eingegangen werden. Westfalenfleiß ist schließlich keine Pflegeeinrichtung – die Bewohner sind
hier zu Hause. Und so sollen sie
sich auch fühlen.
Wie ist das Konzept entstanden
und wie erfolgreich sind die
Pflegevisiten?
Petra Schlingmann: Die Rückmeldungen, die wir bis jetzt erhalten haben, sind durchgehend
positiv – sowohl von Seiten der
Bewohner und ihrer Angehörigen als auch von Seiten der Assistenten. Sie sind oft dankbar für
gute Tipps. 2012 haben wir unser
Konzept nach der Ausarbeitung
erstmals praktisch angewendet
und die erste Pflegevisite durchgeführt. In diesem Jahr soll das
Thema persönliche Rituale noch
mehr im Vordergrund stehen und
auch in den Wohngemeinschaften von Westfalenfleiß sollen ab
sofort Pflegevisiten durchgeführt
werden. Bis jetzt war dies nur in
den Wohnstätten der Fall.
Infos & Tipps
Wohnberatung
Petra Schlingmann
Bereichsleitung Wohnen
Tel.: 0251/92103-12
www.westfalenfleiss.de
In einfachen Worten ...
Seit 2012 gibt es die Pflegevisiten bei Westfalenfleiß.
Dabei werden Pflegekräfte unterstützt.
Für die Bewohner ist die Visite auch gut.
Ihre Wünsche werden ernst genommen.
Manche Menschen haben Rituale nach dem Aufstehen.
Diese werden respektiert.
15
kurz und bündig
kurz und bündig
Noch Plätze frei im
Freiwilligendienst
Ab Herbst 2014 bietet die Westfalenfleiß GmbH wieder freie Plätze
für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ)
oder den Bundesfreiwilligendienst
(BFD). Das FSJ ist für Personen bis
zur Vollendung des 27. Lebensjahres, der BFD steht Menschen nach
Vollendung der Vollzeitschulpflicht
in jedem Alter offen. Einsätze erfolgen in der Werkstatt für behinderte
Menschen sowie als Helfer bei der
Durchführung von Veranstaltungen
und Festen. Zudem gibt es Einsatzmöglichkeiten in den Wohnhäusern als Unterstützung der Bewohner im lebenspraktischen Bereich,
als Begleitung im Rahmen der Freizeitgestaltung oder als Assistent bei
tagesstrukturierenden Maßnahmen
für Menschen, die schon in Rente
sind. Bewerber brauchen keine
besonderen Vorkenntnisse, sollten aber offen sein für Neues, Spaß
haben im Umgang mit Menschen,
teamfähig und kooperativ sein.
www.westfalenfleiss.de/
soziales-engagement.html
Boys‘ Day bei Westfalenfleiß
WestfalenfleißFußballer sind wieder
Landesmeister
Auf der Sportanlage des TuS Hiltrup in Münster wurde jetzt die Endrunde der NRW-Landesmeisterschaft im Fußball der Werkstätten für
behinderte Menschen ausgetragen.
Die zwölf besten Mannschaften aus
Nordrhein-Westfalen traten in fünf
Vorrundenspielen gegeneinander an,
um dann in Halbfinale und Finale
den Sieger zu ermitteln. Die Kicker
der Westfalenfleiß GmbH gaben
ihr Bestes und konnten im spannenden Endspiel gegen die Mannschaft der Recklinghäuser Werkstät-
„Wir fanden es richtig gut hier
und haben viele neue Erfahrungen
gemacht“, waren sich die sieben
Schüler der Paul-Gerhardt-Realschule mit Lehrerin Senem Devletli einig, die die Werkstatt Westfalenfleiß im Rahmen des Boys‘
Days besucht haben und sich für
Berufe im sozialen, erzieherischen
oder pflegerischen Bereich interessieren. Bereichsleiter Peter Kirchhoff führte die Interessierten durch
die Werkstatt, in der sie Tätigkeiten
auch selbst ausprobieren konn-
ten mit einem 1:0 durch Torschütze
Nohad Awad den Sieg davontragen –
und damit den Titel verteidigen. Der
Jubel war groß und stolz nahmen die
Spieler den begehrten Pokal entgegen. Trainer Kay Herweg: „ Abgesehen davon, dass es ein toller Erfolg
ist, Landesmeister zu sein, freue ich
mich für meine Jungs besonders,
da wir damit gleichzeitig das Ticket
zur Deutschen Meisterschaft gelöst
haben.“ Diese findet im September
in Duisburg statt.
www.fussball-wfbm.de
16
ressanter Tag für uns, es hat richtig
Spaß gemacht und ich könnte mir
jetzt sogar vorstellen, einen sozialen Beruf zu ergreifen.“
Nun auch Paketversand
im ISM Copyshop
Stolz nahmen zehn junge Menschen mit Behinderung ihre Zertifikate zum erfolgreichen Abschluss
ihrer zweijährigen Berufsbildungsmaßnahme bei der Westfalenfleiß GmbH entgegen. Franz Anton,
Welat Alsini, Katharina Bendel,
Robert Blaszcyk, Henry Makamizile,
Maximilian Heinze, Christina Hörner, Esra Kolbey, Maik Mund und
Elina Vöhringer feierten dies mit
Geschäftsführer Martin Becker, Mitarbeitern der Westfalenfleiß GmbH
sowie Heinz Beckmann von der
Agentur für Arbeit und Elisabeth
Severt vom Landschaftsverband
Westfalen Lippe. Die Qualifikation
erfolgte in den Berufen Helfer in
der Elektromontage, Verpackungshelfer, Montagehelfer und Helfer in
der Hauswirtschaft. Nun starten alle
Teilnehmer in das Berufsleben.
Fotos: Westfalenfleiß
Berufsbildungsmaßnahme erfolgreich abgeschlossen
Kathi und Jana, beide 20 Jahre alt,
sind sich einig: der Freiwilligendienst
bei Westfalenfleiß hat ihnen Spaß
gemacht und ihr weiteres Leben
maßgeblich geprägt.
ten. Um Jungen eine Gelegenheit zu geben, auch auf den ersten
Blick eher untypische Männerberufe ausprobieren zu können, gibt
es den Boys’ Day.
„Ich hätte nicht gedacht, dass die
Menschen mit Behinderung so
schwierige Arbeitsabläufe bewältigen können“, staunte einer der
Schüler, „das hat mich richtig
beindruckt“. Ein anderer ergänzt:
„Wir haben sonst gewöhnlich
nichts mit Menschen mit Behinderung zu tun, das war ein sehr inte-
Stolz macht Johannes Stambolis
im ISM Copyshop darauf aufmerksam, dass künftig DHL-PaketshopLeistungen angeboten werden.
Seit kurzem werden Päckchen und
Pakete zum Versand angenommen.
Auch Briefmarken im 10er Pack sind
erhältlich. „Allerdings können wir
keine Briefe annehmen, das geht
nur bei einer Poststelle“, erläutert
Johannes Stambolis die Möglichkeiten des neu eingerichteten DHLShops bei Westfalenfleiß. Die Vorteile für die Kunden liegen auf der
Hand: Paketannahme direkt in der
Nähe, Abgabe von Retouren der Versandhäuser, keine Wartezeiten, Versand deutschlandweit.
17
kurz und bündig
kurz und bündig
1.400.897 Schritte beim Gesundheitstag
25 Jahre Zahnstation der Westfalenfleiß GmbH
Rund um das Thema Gesundheit
drehte sich der diesjährige Fortbildungstag für rund 200 Mitarbeiter
der Verwaltung und der Werkstatt
Ein Vierteljahrhundert gibt es nun bei der Westfalenfleiß GmbH die
in die Werkstatt integrierte Zahnstation. Das wurde mit einem Festakt im Restaurant Auszeit am Kesslerweg mit Patienten, Zahnärzten
und Helferinnen, Wegbegleitern, Förderern, Geschäftsführung, Mitarbeitern, Vertretern des Werkstattrates und der Bewohnerbeiräte sowie
ehrenamtlich Engagierten gefeiert. In der
Zahnstation sind heute drei engagierte
Zahnärzte tätig, von denen Rolf Austermann und Dr. André Wöhner zu den Initiatoren der Einrichtung gehören. Seit 2007 ist
Stefan Wegmann als dritter leitender Zahnarzt tätig. Von der Zahnstation profitieren
die Beschäftigten der Werkstatt für behinderte Menschen und die Nutzer des Wohnangebotes der Westfalenfleiß. Dort haben sie die Möglichkeit, sich innerhalb der bekannten
Umgebung zahnärztlich versorgen zu lassen.
der Westfalenfleiß GmbH. In seinem Einführungsreferat erläuterte
Dr. Maximilian Bunse von der AOK:
„Eine gute Mischung aus gesun-
der Ernährung, Bewegung und Entspannung hilft dabei, Stress im Alltag zu kompensieren.“ Diese Tipps
wurden dann gleich in die Praxis
umgesetzt. Mit Schrittzählern ausgestattet, hatten nun die Mitarbeiter die Möglichkeit, verschiedene
Sport- und Entspannungsarten auszuprobieren. Nordic Walking, Yoga,
Rückenprogramm, Gehirnjogging
und Muskeltraining hielten die Teilnehmer auf Trab. So brachten es alle
zusammen auf 1.400.897 Schritte
an diesem Tag.
Gemeinsam gärtnern für den guten Zweck
Die Zukunft
gestalten
Wir bringen Ihnen Systemlösungen
in den Bereichen:
.Telekommunikation
.Lichtrufsysteme
.Brandmeldeanlagen
. Desorientierten Schutzsysteme
Bielefelder Straße 10 · 49124 GMHütte
Tel.: 0 54 01/858-300 · Fax: 0 54 01/858-103
www.osmo-kommunikation.de
18
Fotos: Westfalenfleiß
OSMO Anlagenbau GmbH & Co. KG
Kommunikationstechnik
„Völker aller
Gärtner vereinigt
euch – gemeinsam
gärtnern
für einen guten
Zweck!“
nach
diesem
Motto
startete
der
Künstler Wilm Weppelmann seine
bundesweite Aktion zum Verschenken eines Blumenbeets im Wohnhaus der Westfalenfleiß auf dem
Gut Kinderhaus. Zusammen mit
Kindern aus der Tagesstätte „Grünhaus“ und Bewohnern der Wohnstätte bepflanzte er ein Gartenbeet mit bunten Frühlingsblumen.
„Das war ein sehr schöner Nachmittag, sowohl die Kinder als auch die
Menschen mit Behinderung hatten
großen Spaß miteinander“, resümiert Westfalenfleiß Wohnbereichsleiterin Petra Schlingmann.
19
kurz und bündig
Kleiner Eintritt -
Großes Kino
Aktion „Sauberes Münster“ –
Westfalenfleiß ist dabei!
Die Bewohner und Mitarbeiter
der Westfalenfleiß-Wohngruppen
an der Meerwiese und am Zwi-
Das Thema
Porträt
Schulmann-Weg beteiligten sich an
der diesjährigen Aktion „Sauberes
Münster“. Die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM) riefen Münsteraner Bürger auf, öffentliche Flächen vom herumliegenden Müll zu
befreien. Beherzt nahmen Bewohner und Mitarbeiter die zur Verfügung gestellten Zangen in die
Hand und zogen los. „Es hat Spaß
gemacht, es war toll“, resümiert
Monika Zabel, Bewohnerin der
Wohngruppe am Zwi-SchulmannWeg. „Wir haben Dosen, Flaschen
und Papier gefunden – es war alles
dabei“, entrüstet sie sich.
„ Wir sind für die Menschen da
– nicht umgekehrt“
Zu einem exklusiven Kinonachmittag lud der Förderverein Kultur und Freizeit der Westfalenfleiß GmbH rund 200 kinobegeisterte Menschen mit Behinderung
und Angehörige zum symbolischen
Eintrittspreis von nur einem Euro
inklusive einer Tüte Popkorn in das
Münsteraner Cineplex-Kino ein.
Marie-Luise Lohmann vom Förderverein begrüßte die Gäste und versprach diesen zu Recht viel Spaß
beim Genießen des Kinofilms „Wir
kaufen einen Zoo“. Geschäftsführerin
Gerda
Fockenbrock
beschreibt: „Schon beim Eintreffen
ist es ein Gefühl von Zusammengehörigkeit von Menschen mit und
ohne Behinderung“.
Hubert Puder ist der neue Mann an
der Spitze der Westfalenfleiß GmbH.
Seit 1. Mai hat er die Funktion als
Sprecher der Geschäftsführung von
Vorgänger Uwe Hildebrand zunächst
mit einer halben Stelle übernommen,
ab 1. Juli ist er in Vollzeit für die Geschicke von
Westfalenfleiß zuständig. Im Gespräch mit Westfalenfleiß
erleben erzählt der 58-Jährige, was ihn an der neuen
Aufgabe reizt und wie er sich nach anstrengenden Tagen
am liebsten erholt.
Neue Ansprechpartnerin
für Freiwillige
20
Sessendrupweg 60 • 48161 Münster
Telefon 02533/555 und 556 • Telefax 025 33/35 99
Busreisen: eine komfortable, bequeme und
exklusive Art des Reisens
Reiseziele: ohne Massentourismus Kultur und
Geschichte eines Landes erleben
www.theos-reisen.de
www.reisephilosoph.de
Fotos: Privat
Inga Schatton, Teamleitung im
Haus Gremmendorf, ist als Freiwilligenkoordinatorin die neue
Kontaktperson
für Freiwillige
bei der Westfalenfleiß GmbH.
Sie ist zuständig
für die Gewinnung und Qualifizierung der freiwillig Engagierten,
beispielsweise durch Basisschulungen für neu gewonnene Freiwillige.
Diese erhalten Informationen über
die Grundsätze von Westfalenfleiß,
über Ursachen von Behinderung,
über das Menschenbild und Einstellungen in der Behindertenarbeit.
Inga Schatton ist erreichbar unter
Tel.: 0251/96100-773,
[email protected]
Die Arbeit mit Menschen, die
Arbeit im Team – das war dem
gebürtigen Stadtlohner schon
immer wichtig. Schon mit 18 Jahren jobbte Hubert Puder als Pflegehilfe in einer Einrichtung für
Menschen mit Behinderung. „Die
Arbeit hat mir so gut gefallen, dass
ich dort später meinen Zivildienst
absolviert habe“, sagt Puder. Es
folgte ein Studium der Sozialpädagogik in Münster. „Danach habe
ich an der Schule für Körperbehinderte in Münster gearbeitet.
Die Kinder, mit denen ich zu tun
hatte, werden dann wohl zum Teil
später bei Westfalenfleiß angefangen haben“, erinnert er sich. Und
fügt hinzu: „So schließt sich heute
der Kreis.“
Beruflich entschied sich Hubert
Puder für eine Karriere bei der
Arbeiterwohlfahrt. Zunächst über­nahm er verschiedene Projekte
im Steinfurter Raum, nach sieben
Jahren dann die Geschäftsführung. „Da habe ich unter anderem eine Wohnanlage für Menschen mit Behinderung in Rheine
geplant und umgesetzt.“ Mit 40
zog es den Münsterländer dann
ins Ruhrgebiet: Im Unterbezirk
Hagen-Märkischer Kreis hatte
er es vor allem mit Projekten der
Seniorenhilfe, der Drogen- und
Suchttherapie, der Elementarerziehung von Kindern und weiteren heilpädagogischen Einrichtungen zu tun, war am Ende als
Geschäftsführer für rund 900
Mitarbeiter der AWO verantwortlich. „Da habe ich die Erfahrung
gemacht, dass gute Projekte nur
durch ein gutes Team, durch die
Gemeinschaft entstehen.“
Bei Westfalenfleiß kümmert
sich Hubert Puder um die Belange
von 900 Beschäftigten der Werk-
statt und rund 330 Nutzern des
Wohnverbundes sowie etwa 550
Mitarbeitern. Eine verantwortungsvolle Position, die Puder ganz
bewusst gewählt hat: „Ich bin der
Überzeugung, dass jeder Mensch
seine ganz besonderen Stärken
hat und etwas schaffen kann. Und
jeder Mensch möchte auch Wertschätzung erfahren, für das, was er
tut.“ In den kommenden Wochen
möchte er alle Bereiche des Unternehmens genauer kennen lernen.
Sein Leitmotiv für die Aufgaben
der nächsten Jahre ist so simpel
wie einleuchtend: „Wir sind für
die Beschäftigten der Werkstatt
und die Nutzer des Wohnverbundes da – nicht umgekehrt.“
Dass er bei Westfalenfleiß
auf eine funktionierende, große
Gemeinschaft trifft, kommt dem
58-Jährigen entgegen. „Ich bin
ein Familienmensch“, sagt Hubert
Puder, der verheiratet ist und zwei
Kinder (22, 10) hat. Der Grevener entspannt sich am besten,
wenn die Familie um ihn herum
ist – sei es im kleinen Kreis, oder
im ganz großen mit Geschwistern und Nichten und Neffen.
„Das genieße ich sehr.“ Aber auch
beim Gitarre spielen, beim Laufen oder Radfahren kann Hubert
Puder mal „abschalten“. Sport
ist dem 58-Jährigen, der viele
Jahre Karate betrieben hat, ohnehin wichtig. Auch im Kurzurlaub
mit Freunden und Kindern: Dann
geht es mit dem Kanu durch Flüsse
und über ostdeutsche Seenplatten. Dass selbst dabei ein Fachgespräch nicht ausgeschlossen ist,
hat Hubert Puder der Ausbildung
seiner Frau zu verdanken: Sie ist
heilpädagogische Leiterin in einer
Einrichtung …
21
Reportage
Reportage
Reportage
Erfolgreicher MDS-Messeauftritt
Auf der
LWL-Messe
in Münster
präsentierte sich
der MDS.
Mit gleich mehreren gelungenen Beispielen für funktionierende Inklusion präsentierte sich
MDS auf der LWL-Messe der Integrationsunternehmen im April in Münster.
Das Meat-Mobil ist ein echter Renner
des MDS.
22
Trend geht zum sogenannten ‚Flying Buffet‘ – Fingerfood
und Canapés sind sehr gefragt“,
erklärt Rietmann, der ursprünglich aus der Sylter Sternegastronomie stammt. Mit Grillwürstchen,
Nackensteaks und Wok-Pfanne
kommen aber auch Freunde
der eher deftigen Küche auf den
Geschmack.
Diese Gerichte konnten die
Messebesucher dann auch direkt
am neuen, mit leuchtenden Flammen gestalteten Meat-Mobil von
MDS kosten. Die mietbare mobile
Küche mit Bratstraße, Friteuse
und Kühlung ermöglicht den Kunden so noch mehr räumliche Flexibilität bei ihrer Feier. „Über
das hohe Besucheraufkommen an
unserem Grillmobil und an unserem Messestand freue ich mich
Infos & Tipps
Zahlen, bitte ...
600
Gerichte und
Artikel umfasst
die neue Catering-Broschüre
von MDS.
Fotos: Reiner Kruse
Stolz hält Christoph Rietmann
die neue Cateringbroschüre des
Münsteraner Dienstleistungsservice (MDS) in den Händen. Diese
war gerade noch rechtzeitig zur
Präsentation auf der InklusionsMesse des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) aus
der Druckerei gekommen. Rietmann ist Fachbereichsleiter Catering, Events & externe Dienstleistungen bei MDS. Sein Kollege
Manfred Dreyer, Fachbereichsleiter Küche, Bistro, Betriebs­
gastronomie, hat zusammen mit
der MDS-„Küchentruppe“ wieder einiges Neues ausprobiert und
so manchen aktuellen Trend aufgegriffen.
Herausgekommen sind 600
Artikel für Hochzeiten, Geburtstags- oder Betriebsfeiern: „Der
sehr“, sagte Rietmann, „und den
Leuten schmeckt es prima. Wir
haben schon mehrere Buchungsanfragen für unser Grillmobil
bekommen“.
Bei der Westfalenfleiß-Tochter MDS arbeiten 130 Mitarbeiter mit und ohne Handicap in
den Bereichen Catering, Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie. Als eines von 100 Integrationsunternehmen zeigte MDS auf
der Messe, wie erfolgreich Menschen mit Behinderung in Wirtschaftsunternehmen arbeiten können.
Einer MDS-Mitarbeiterin ge­
lingt das auf so selbstverständliche Weise, dass sie eingeladen
wurde, ihre Erfahrungen in einer
Podiumsdiskussion auf der Messe
zu schildern: als faszinierendes
Beispiel für Integration und einen
gelungenen Übergang ins Berufsleben. Die 19-jährige Sophie Hovestadt war nämlich einige Monate
zuvor von der Schule in ein sozial-
chen mit Handicap in das Berufsleben. Bei Sophie Hovestadt hat
das Zusammenspiel zwischen
Schule, Integrationsfachdienst und
Arbeitgeber MDS offenbar mustergültig funktioniert. Chef Manfred Dreyer ist guter Dinge: „Die
Probezeit hat sie schon gut überstanden. Wenn sie so weitermacht,
dann können wir ihren Vertrag im
September 2015 entfristen.“
Insgesamt werteten alle bei
MDS Beteiligten den Messeauftritt
als Erfolg auf ganzer Linie.
versicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis bei MDS übernommen worden – und das ohne
den üblichen Weg über eine Werkstatt für behinderte Menschen.
Auf dem Bauernhof, im Kindergarten und auch in der Gastronomie eines Hotels hatte sie bereits
Erfahrungen gesammelt. Alles
ganz ok, aber nichts habe ihr so
viel Spaß gemacht wie die Arbeit
beim MDS, bei dem die Waldorfschülerin in der 12. Klasse das
erste Mal ein Praktikum absolvierte. Spätestens beim zweiten
Praktikum 2013 war für Sophie
Hovestadt dann klar: „Hier will
ich mein Leben lang bleiben.“
„Sophie war so motiviert und
mit so viel Freude dabei, dass wir
sie nach dem zweiten Praktikum
direkt in den ersten Arbeitsmarkt
übernommen haben“, sagt Manfred Dreyer, Fachbereichsleiter
Küche und Betriebsgastronomie
beim MDS. Zuvor hatte er unter
dem Programmpunkt „Inklusion
geht durch den Magen“ bereits
erläutert, wie ein inte­grativer Cate-
ringbetrieb funktioniert. Jetzt sitzt
er zusammen mit Sophie unter dem
Titel „Das Projekt STAR stellt sich
vor“ auf dem Podium.
STAR steht für „Schule trifft
Arbeitswelt“ und kümmert sich
um die Übergänge von Jugendli-
MDS GmbH
Gustav-Stresemann-Weg 25
48155 Münster
Tel.: 02 51/ 620 653-62
www.mds-muenster.de
In einfachen Worten ...
Der MDS gehört zu Westfalenfleiß.
Jetzt war das Unternehmen auf einer Messe des LWL.
In Münster zeigte der MDS eine neue Broschüre.
Darin kann man sehen, welche Gerichte der MDS für
seine Kunden kocht.
Die Speisen kann man für Geburtstagsfeiern,
Hochzeiten und andere Feste bei MDS bestellen.
Neu ist auch das Meat-Mobil.
Das ist ein rollender Grillwagen.
Beim MDS arbeiten 130 Mitarbeiter mit
und ohne Behinderung.
23
Reportage
Reportage
Ein Traumjob für Pferdefreunde
Mit ihrer Kraft, Eleganz und Anmut gehören Pferde zu den beliebtesten Tieren.
Viele Menschen träumen davon, auch beruflich mit den Vierbeinern zu arbeiten.
Eine, die diesen Traum verwirklicht hat, ist Laura Brauckmann. Sie kümmert sich
als Pflegerin um die Pferde auf dem Westfalenfleiß-Bauernhof Gut Kinderhaus.
Laura Brauckmann ist eine von vier Pferdepflegerinnen.
zunächst gefüttert. Dazu packen
wir Heu in die großen Heusäcke“,
berichtet Laura. „Nach dem Frühstück lassen wir sie raus.“ Während sich die Pferde dann auf der
riesigen Wiese austoben, kümmern
sich die Pfleger um die Ställe, misten sie aus und streuen sie mit frischem Stroh ein. Auch die Futtersäcke werden wieder aufgefüllt.
„Um 15 Uhr holen wir die Pferde
rein und füttern sie direkt.“ Dann
wird die Stallgasse gereinigt.
Als Laura die Stalltür öffnet,
kommen gleich mehrere Pferde
von der Weide auf sie zu und fordern Streicheleinheiten: „Moppel hat schon an Turnieren teilgenommen. Seine Besitzer kommen
meistens am Mittwoch zum Reiten“, sagt Laura. Sie weiß genau,
wie sie mit den Tieren umgehen
muss, kennt den Namen und das
Alter der Pferde und jeden Charakterzug. Dabei erinnert sie sich auch
an ehemalige Bewohner der Ställe.
Schließlich ist sie schon seit zehn
Jahren auf Gut Kinderhaus tätig.
„Als Kind habe ich mit dem Reiten angefangen. Es war immer ein
Hobby von mir“, erinnert sie sich.
Zahlen, bitte ...
Fotos: Reiner Kruse
Mühelos und mit wenigen Handgriffen streift Laura Brauckmann
Hektor und Hubi das Geschirr ab
und streicht ihnen sanft mit der
Hand über die hellbraunen Hälse.
Gerade sind die beiden RheinischDeutschen Kaltblüter von einer
Planwagenfahrt
zurückgekehrt
und werden nun auf Gut Kinderhaus in Empfang genommen.
„Jetzt müssen wir die beiden erst
einmal abbürsten und die Hufe
kontrollieren“, erklärt Laura, während sie die Pferde zu ihren Ställen
führt. Auf den ersten Blick wird
deutlich, mit welcher Hingabe sich
die 29-Jährige um die beiden kümmert – und wie viel Spaß sie dabei
hat. Laura ist eine von insgesamt
vier Pferdepflegern auf Gut Kinderhaus. Insgesamt betreut sie dort
zurzeit täglich zwölf Tiere, darunter Ponys, Kalt- und Warmblüter.
„Hektor und Hubi sind unsere
eigenen. Bei den anderen handelt
es sich um Einstellpferde“, erklärt
sie. Die Vierbeiner halten die
Beschäftigten ganz schön auf Trab
– schließlich wollen sie gepflegt,
gefüttert und beschäftigt werden. „Ich fange morgens um 7.45
Uhr an. Dann werden die Pferde
Den Pferden geht‘s gut.
12
Pferde werden zurzeit
auf Gut Kinderhaus
von vier Pferdepflegern betreut.
Vor ihrer Tätigkeit auf Gut Kinderhaus habe sie schon mehrere Praktika absolviert, unter anderem im
Gärtnereibereich. „Als ich damals
zum ersten Mal mit meinem Papa
hierher kam und die Pferde sah,
sagte ich sofort: Hier will ich bleiben!“ Genau das tat sie auch –
und fand so schließlich ihre Berufung. „Das Beste an dem Job ist die
Arbeit mit den Pferden. Das macht
einfach unheimlich viel Spaß.“
Auf dem Westfalenfleiß-Bauernhof sind in der Regel zwölf
bis fünfzehn Pferde zu Hause.
An jedem Stall befindet sich ein
Namensschild mit einem großen
Foto des jeweiligen Bewohners.
Hektor und Hubi stehen hier übrigens in den Sommermonaten für
Kutschen- und Planwagenfahrten
bereit, bei denen hin und wieder
die Pferdepfleger dabei sind. An
Letzterem können auch Rollstuhlfahrer teilnehmen. Das heilpädagogische Reiten für Menschen
mit Behinderungen wird ebenfalls
angeboten. „Zu unseren Aufgaben zählt auch die Geschirrpflege
und das Sauberhalten der Sattel-
kammer. Schließlich kommen die
Besitzer der anderen Pferde auch
regelmäßig vorbei, um auszureiten“, sagt Laura, die sich nun auf
den Weg zur Wiese auf der anderen Hofseite macht, um dort nach
dem Rechten zu sehen. „Hier stehen unsere drei Rentner, die 25
beziehungsweise 26 Jahre alt
sind. Sie sind hier draußen immer
zusammen und verstehen sich bestens.“
Lauras Tag endet schließlich
gegen 15.45 Uhr, nachdem die
Futtersäcke für den nächsten Tag
vorbereitet worden sind. „Ich
kann mir nicht vorstellen etwas
anderes zu machen“, sagt Laura.
„Für mich ist die Arbeit mit den
Pferden einfach ein Traumberuf.“
Infos & Tipps
Gut Kinderhaus
Am Max-Klemens-Kanal 19
48159 Münster
Bernhard Witte
Tel. 02 51/9 21 03 55
www.westfalenfleiss.de
In einfachen Worten ...
Auf dem Bauernhof Gut Kinderhaus wohnen zwölf Pferde.
Laura Brauckmann arbeitet auf Gut Kinderhaus als
Pferdepflegerin. Laura füttert und bürstet die Pferde und
macht den Stall sauber. Das ist manchmal anstrengend.
Aber Laura hat sehr viel Spaß bei der Arbeit, weil sie
Pferde sehr gerne mag. In ihrer Freizeit reitet Laura auch
auf den Pferden. Neben Laura arbeiten noch drei weitere
Pferdepfleger auf Gut Kinderhaus.
25
Reportage
Reportage
Mitraten und gewinnen !
Arbeiten für
das Herzstück
von Westfalenfleiß
„Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Anja Gerber, einer
der vier Mitarbeiterinnen der Hauswirtschaftsgruppe bei
Westfalenfleiß. Und genau so ist das auch gemeint. „Wir
schauen immer, dass wir die Arbeit in unserem Bereich den
Fähigkeiten und Möglichkeiten der Beschäftigten anpassen.“
Zurzeit sorgen 16 Menschen mit Behinderung gemeinsam
mit den vier Mitarbeiterinnen in der Hauswirtschaftsgruppe
dafür, dass im Hauptbetrieb Kesslerweg in Münster
täglich rund 300 Mittagessen ausgegeben werden. „Ein
verantwortungsvoller Job“, sagt Henning Schlüter.
26
Zahlen, bitte ...
300
Mittagessen gehen
am Kesslerweg
täglich über die Theke.
Fotos: Tobias Ertmer
Schnitzel für die Kantine: Bei
Westfalenfleiß werden täglich
300 Mittagessen ausgegeben.
Der Fachbereichsleiter kennt aber
auch die Vorteile der Gruppe: „In
kaum einem anderen Werkstattbereich gibt es so viele Möglichkeiten, erste Berufserfahrungen
für den allgemeinen Arbeitsmarkt
zu sammeln und sich fachspezifisch zu qualifizieren.“ Denn die
Arbeit der Hauswirtschaft beinhaltet vor allem Dienstleistungen
– von der Vorbereitung des Frühstücks, dem Aufwärmen des gelieferten Mittagessens im weit verbreiteten
Cook-and-Chill-Verfahren über die Essensausgabe,
die Bedienung der hochmodernen Spülanlage bis hin zur Reinigung der Küche und des Restaurants sowie der Versorgung der
werkstatteigenen Besprechungsräume mit Kaffee, Tee Kaltgetränken und diversen Snacks. „Solche Fähigkeiten sind vor allem
in einer Dienstleistungsstadt wie
Münster gefragt. „Denn in diesem Bereich gibt es einen hohen
Arbeitskräftebedarf, der durch
entsprechend qualifizierte Werkstattbeschäftigte ausgeübt werden kann“, sagt Henning Schlüter. Tatsächlich hat Westfalenfleiß unter den ca. 80 Außenarbeitsplätzen bereits eine Reihe
von hauswirtschaftlichen Arbeitsplätzen, die durch WestfalenfleißBeschäftigte ausgefüllt werden:
„Zum Beispiel in der Spülküche
der LVM-Versicherung oder auch
bei MDS“, erklärt Schlüter.
Damit die Beschäftigten sowie
diejenigen, die sich im Rahmen
einer berufsbildenden Maßnahme
für das Berufsbild Hauswirtschaft
entschieden haben, den Anforderungen gerecht werden, braucht
es neben einer guten beruflichen
Qualifizierung klarer Regeln am
Arbeitsplatz. Anja Gerber: „Da
wir gemeinsam im Team arbeiten ist besonders die Einhaltung
von Grundrahmenbedingungen
wichtig. Bei uns ist Pünktlichkeit
am Arbeitsplatz ein Muss. Ebenso
wie Hygiene und Sauberkeit. Da
unterliegen wir mit unserer Essensausgabe den gleichen strengen
Auflagen wie andere Betriebe
auch.“ Und Henning Schlüter
weiß: „Ob auf dem Schiff oder in
einer Fabrik – die Verpflegung ist
immer das A und O. Die Küche
ist das Herzstück des ganzen
Betriebs.“
Um 7.45 Uhr beginnt die
Arbeit in diesem Herzstück: Dann
wird das von der WestfalenfleißTochter MDS angelieferte Mittagessen angenommen. Anschließend
wird das Frühstück frisch zubereitet, danach folgt die Vorbereitung
der Salatbar und manchmal auch
des Kuchenbuffets für den z. B.
einmal monatlich stattfindenden
Geburtstagskaffee für die Beschäftigten am Nachmittag. Auch um
die Essensausgabe kümmern sich
Beschäftigte von Westfalenfleiß:
„Da lernt man den Kundenkontakt mit Menschen, was für unseren Bereich sehr wichtig ist“, sagt
Anja Gerber. Gegen 15.45 Uhr
endet der Arbeitstag. Zwischendurch muss auch immer wieder der Arbeitsplatz gesäubert
und verschmutztes Geschirr aus
den Besprechungsräumen abgeräumt werden. Das Bestücken
der Besprechungs- und Schulungsräume mit Geschirr, Kaffee
und Snacks ist ebenfalls Aufgabe
der Hauswirtschaftsgruppe. Eine
komplexe Arbeit – bei der aber
niemand allein gelassen wird: „In
den morgendlichen Dienstbesprechung teilen wir die Arbeit auf,
so dass jeder weiß, was er zu tun
hat“, sagt Anja Gerber. Bei den
Mitarbeiterinnen der Hauswirtschaft ist eben jeder willkommen.
Infos & Tipps
Wer Interesse an der Arbeit
in der Hauswirtschaftsgruppe hat, kann sich an
Henning Schlüter wenden:
Tel. 0251 61800-13,
henning.schlueter@
westfalenfleiss.de
Wo ist denn das zu sehen? In
unserem Gewinnspiel müssen Sie
diesmal einen Foto-Ausschnitt
finden. Von
welcher Seite
in
diesem
Heft stammt
der
Ausschnitt? Haben Sie das Bild gefunden? Dann schicken Sie uns eine
Antwort bis zum 30. Juli unter dem
Stichwort „Bilderrätsel 2-2014“
an Birgit Honsel-Ackermann ([email protected]).
Unter allen richtigen Einsendern verlosen wir Tageskarten
für den Allwetterzoo in Münster für zwei Erwachsene und bis
zu zwei Kinder. In der vergangenen Ausgabe hat Oscar von
An­sembourg einen Gutschein für
das Kino Cineplex gewonnen.
Das sieht aber komisch aus. – Kein Wun-
In einfachen Worten ...
der, wir haben ein Bild aus dieser Ausgabe
so verzerrt, dass es ein Bilderrätsel geworden ist.
Sie, was auf unserem
zu
Die HauswirtschaftsgruppeErkennen
von Westfalenfleiß
teilt Foto
zum
sehen ist? Dann schicken Sie die Antwort bis
Beispiel das Mittagessen inzum
der30.Werkstatt
amStichwort
Kesslerweg
April unter dem
„Bilderrätsel
1-2014“
an
Birgit
Honsel-Ackermann
aus. Im Moment arbeiten hier 16 Menschen mit
([email protected]). Unter
Behinderung. Sie kümmernallen
sichrichtigen
auch darum,
dassverlosen
das
Einsendungen
wir eine Cineplex-3D-KLASSIKER-Dose mit
Geschirr abgeräumt wird. Bei dieser Arbeit ist man viel
einem Gutschein für zwei Kinokarten, zwei
Tüten Popcorn und zweiund
Softgetränke
unterwegs. Die Arbeit ist abwechslungsreich
nicht –
einzulösen in allen deutschen Cineplexlangweilig. Einige Beschäftigte
arbeiten auch außerhalb
Kinos.
der Werkstatt. Das kann zum Beispiel in einer Spülküche
eines Unternehmens sein. In der Hauswirtschaftsgruppe
ist jeder willkommen. In der Hauswirtschaft gibt es
noch freie Arbeitsplätze.
27

Documentos relacionados