"Wir alle für immer zusammen"
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"Wir alle für immer zusammen"
"Wir alle für immer zusammen" nach der gleichnamigen Erzählung von Guus Kuijer ab 10 Jahren mit: Birgit Unger, Lisa Stautzebach, Martin Heesch Inszenierung: Sabine Wöllgens Kostüme: Evelyne M. Fricker Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf GmbH Premiere: 7. Juni, 19 Uhr, Theater am Saumarkt Feldkirch „Wir alle für immer zusammen“ - so stellen sich Kinder wohl das Paradies vor. Doch ihre Lebenswirklichkeit sieht fast immer sehr anders aus. Das Leben der elfjährigen Polleke jedenfalls ist ganz schön kompliziert. Dass ihre Eltern geschieden sind, macht ihr nicht besonders viel aus, aber dass sie offenbar die einzige ist, die ihren Vater noch liebt, ist schon schwer auszuhalten. Und dann verlobt sich ihre Mutter auch noch mit ihrem Lehrer - wie peinlich! Am allerschlimmsten aber ist, dass ihr liebster Freund Mimun aus Marokko sich nicht mehr mit ihr treffen darf. Gegengewicht zum Beziehungschaos der Eltern mit seinen Fliehkräften ist die Geborgenheit bei Pollekes Großeltern auf dem Land und die Liebe zu ihrem Kälbchen. Kühe sind für Polleke so ziemlich das schönste und beruhigendste auf der ganzen Welt – und ein klarer Beweis, dass Gott existiert. „Wir alle für immer zusammen“ ist ein ehrliches und humorvolles Stück über unsere multikulturelle Gesellschaft und ihre Patchwork-Familien, über Glauben und Religion und über starke, mutige Kinder, die nicht aufgeben, auch wenn die Erwachsenen es ihnen alles andere als leicht machen. Guus Kuijer wurde 1942 in Amsterdam geboren. Von 1966-1973 war er Volksschullehrer. Seitdem hat er sich ganz der Schriftstellerei verschrieben und zahlreiche Romane, Erzählungen und viele Kinder- und Jugendbücher verfasst. Sein Gesamtwerk wurde 1979 mit dem Holländischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. „Wir alle für immer zusammen“ wurde ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2002, Kategorie Kinderbuch und nominiert für den UNESCO-Kinderliteratur-Preis für Toleranz 2003. Gedanken der Regisseurin Sabine Wöllgens: "Wir alle für immer zusammen" „Ich bin erst elf. Ich möchte gern nicht ganz so oft Recht haben.“ Da hat sich ihr Klassenlehrer in ihre eigene Mutter verliebt – und das gerade in dem Moment, als diese wie eine Furie in die Schule stürzt, um sich über ihn zu beschweren und ihr Kind zu verteidigen. Der Lehrer nämlich hat Polleke als Rassistin entlarvt, nachdem er einen an ihren langjährigen marrokanischen Freund Mimun adressierten Zettel gefunden hat, in dem unter anderem der Satz enthalten war „Deine Scheißkultur kannst du dir sonst wohin stecken.“ Der Zettel wiederum war Reaktion auf einen Zettel Mimuns, in dem er mit Polleke Schluss gemacht, weil sie öffentlich bekannt hat, Dichterin werden zu wollen und das in seiner Kultur für eine Frau wohl nicht erlaubt sei. So und immer wieder ähnlich kompliziert gestaltet sich das Leben der elfjährigen Polleke, die der niederländische Autor Guus Kuijer zur Heldin von fünf klugen und oft schreiend komischen Jugendromanen gemacht hat. Ist Pollekes Mutter mit ihrem überbordenden Temperament sowieso schon peinlich, beginnt sie auch noch eine Affäre mit dem Klassenlehrer ihrer Tochter, was Polleke nur „abartig“ finden kann, und sie dem Gespött der Mitschüler aussetzt, allen voran ihre bis dahin beste Freundin Caro. Und kaum hat sie sich in das Schicksal gefügt, den Lehrer Walter zu nennen und abends auf dem Sofa vorzufinden, setzt die Mutter ihn auch schon wieder vor die Tür, weil er ihr zu langweilig und zu lehrerhaft ist, ein „anständiger Kerl“ und ein krasser Gegensatz zu Pollekes Vater Spiek. Der ist allerdings schon vor Jahren aus ihrem Leben verschwunden und schlägt sich als kleiner Dealer mit wechselnden Freundinnen und Kindern von verschiedenen Frauen durchs Leben. Nur noch Polleke scheint an ihn zu glauben und steht zu ihm, als er einmal im Gefängnis landet. Für sie ist er noch immer das, was er einmal sein wollte: ein Dichter. Ein Dichter ohne Gedichte allerdings, denn außer einem Vers in Pollekes Poesiealbum hat er noch nichts Papier gebracht. Seiner Tochter aber findet schon lange Trost und Vergnügen im Spiel mit der Sprache. Die Worte, die ihr in ihrem dauernden Schwebezustand manchmal fehlen, formt sie in ruhigen Momenten zu Gedichten, und als ihr Vater wieder mal ans Ende der Welt aufbricht und ihr wieder mal verspricht, mit tausend Gedichten zurückzukommen, setzt sie ihm selbstbewusst entgegen: „Ich werde immer mehr haben als du, Papa. Weil ich schon angefangen habe, und du nicht.“ Auf dem Bauernhof ihrer Großeltern verbringt Polleke ihre Wochenenden, doch auch in dem einstigen Ruhepol vor den Fliehkräften ihres Alltags bröckelt die Kindheit. Oma und Opa geraten in einen Streit über ihren Sohn Spiek und Polleke muss der Wahrheit ins Auge blicken: „Du bist jetzt elf. Der Traum ist aus. Spiek ist kein Dichter und wird auch nie ein Dichter werden.“ Da bleibt manchmal nur noch ihre Lieblingskuh Greetje und das neugeborene Kalb, denen sie ihre Sorgen ins flauschige Ohr flüstern kann. Kühe nämlich sind für Polleke so ziemlich das Schönste auf der Welt. Das begreift endlich auch Mimun. Lange genug hat er sich dem Druck der Eltern gebeugt, sich von seiner niederländischen Freundin fernzuhalten, weil er nun ein „großer Junge“ werde und sie bald einen Busen bekäme. Fast nebenbei hat auch er am Ende einen ersten Sieg gegen die Zwänge seiner Familie errungen. „Ich bin hier geboren. Ich gehe mit dir und keiner anderen und ich will dein Kalb sehen.“ „Für immer zusammen. Amen.“ Das ist zugleich Gebet, Gedicht und Traum des Mädchens Polleke, die sich zwar in der individualisierten Gesellschaft ganz gut zurechtfindet, aber wenig Verständnis dafür aufbringt, dass bei den Erwachsenen nichts mehr „für immer“ ist – am wenigsten die Liebe. Und doch ist Polleke alles andere als Opfer, sondern ein mutiges, starkes und kluges Mädchen, das an all dem Chaos um sie herum wächst und lernt, eigene Entscheidungen zu treffen, und dabei nie ihren manchmal grotesken Humor verliert. Guus Kuijer, selbst schon fast sechzig, als er die Polleke-Romane schrieb, schafft es mühelos, die Perspektive einer Elfjährigen einzunehmen und gleichzeitig Erwachsenen den Spiegel ihrer Egoismen und Eitelkeiten vorzuhalten. Lebenswirklichkeiten, die ganze Bücher füllen könnten, finden hier wie beiläufig statt. Bei Kuijer gibt es keine „Problemjugendlichen“, sondern junge Menschen in einer komplizierten und verrückten Welt, die geradezu fordert, sich abzugrenzen und den eigenen Weg zu finden. Immer wieder verkehrt der Autor ironisch die Verhältnisse, etwa wenn Vater Spiek seine Tochter ins Café einlädt und sie dann um drei Euro für die Rechnung anschnorrt, wenn die Mutter verzweifelt zu Polleke ins Bett kriecht, nachdem sie ihren neuen Freund herausgeworfen hat, wenn der Lehrer ihr in der Schule heimlich Zettel zusteckt – aber auch, wenn Polleke ihrer Mutter zornig an den Kopf wirft: „Mama, das geht so nicht. Der Lehrer kann nicht hier sein, so spät mit dir allein. Was sollen die Nachbarn denken?“ Wie wunderbar der Roman sich für die Bühne eignet, erkannte als erstes das Hans-OttoTheater in Potsdam, das in der Spielzeit 2005/2006 die Geschichte der Polleke in der Bearbeitung von Philippe Besson und Andreas Steudtner uraufführte. Das Theater der Figur zeigt nun „Wir alle für immer zusammen“ als österreichische Erstaufführung. In der Inszenierung von Sabine Wöllgens spielen Birgit Unger, Lisa Stautzebach und Martin Heesch. Einige der Gedichte wurden von Marco Schädler vertont. Evelyne M. Fricker schuf die Kostüme und Johannes Rausch ein abstraktes und bewegliches Bühnenbild, in dem die Ereignisse und Verwirrungen in Pollekes Leben in einer Fülle von Szenen skizziert werden.