Schulentwicklungsbaustein - Bildungsserver Sachsen

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Schulentwicklungsbaustein - Bildungsserver Sachsen
Schulentwicklungsbaustein
Vorbereitung und Durchführung einer
Schülerratswahl an einer Grundschule
Michael Blaschke und Anka Kelinger
Grundschule „Gebrüder Alstein“ Haldensleben
Inhalt
Allgemeine Kurzbeschreibung des Ansatzes
Ausgangslage und Ziele
Durchführung
Zwischenbilanz
Förderliche und hinderliche Bedingungen
Selbstevaluation des Ansatzes
Angaben zur Schule
Materialien
Literaturhinweise und Quellen
Allgemeine Kurzbeschreibung des Ansatzes
Der Schülerrat ist seit 1991 in Sachsen-Anhalt ein gesetzlich vorgesehenes Mitbestimmungsgremium. Seine Funktion besteht in der Beratung und Erörterung von die Schülerschaft betreffenden Fragen – er hat das Recht, Themen in die schulischen Konferenzen einzubringen und Anträge an die Gesamtkonferenz zu stellen.
Eine Besonderheit ist die Einrichtung eines Schülerrates in der Schulform Grundschule, die
im o. g. Schulgesetz gesondert charakterisiert ist. Demnach haben die Schülerinnen und
Schüler der Primarstufe das Recht auf Mitwirkung an der Gestaltung des Unterrichts und der
außerunterrichtlichen Angebote. Darüber hinaus besteht für jede Klasse die Option, jeweils
für die Dauer eines Schuljahres eine Klassenvertreterin bzw. einen Klassenvertreter sowie
eine Stellvertreterin bzw. einen Stellvertreter zu wählen.
Die Grundschule „Gebrüder Alstein“ in Haldensleben hat im Jahr 2007 damit begonnen, einen Schülerrat aufzubauen. Der Auslöser war die Teilnahme an einer externen Befragung im
Rahmen eines in den Jahren 2006 und 2007 stattfindenden Projektes, die unter anderem ergab, dass die Mädchen und Jungen die in ihrer Grundschule für sie gegebenen Mitbestimmungsmöglichkeiten als nur gering ausgeprägt bewerteten. Seit 2008 arbeitet in der Grundschule ein aktiver Schülerrat, der sich aus den Klassensprecherinnen bzw. Klassensprechern sowie den Stellvertretenden zusammensetzt.
Bereits seit 1998 engagiert sich die Grundschule „Gebrüder Alstein“ in Haldensleben auch
als Europaschule. Die Lehrerinnen und Lehrer lassen den Europagedanken traditionsgemäß
und kindgemäß in den Unterricht einfließen. Jährlich gestalten die Mädchen und Jungen des
Schuljahrganges 4 traditionsgemäß ein tolles Programm zum Europatag. Künftig soll in der
Einrichtung auch bilingualer Unterricht angeboten werden. Es bestehen gute, aber weiter zu
intensivierende Kontakte zu einer polnischen Partnerschule in Ciechanow.
1
Ausgangslage und Ziele
Die Grundschule „Gebrüder Alstein“ in Haldensleben arbeitet seit dem Sommer 2007 als Kooperationsschule im Schulnetzwerk „Haldensleben-Wolmirstedt“ des Modellprogramms
„Demokratie-Transfer“ mit. Zu diesem Zeitpunkt fand in der Kernschule des Netzwerkes –
dem Professor-Friedrich-Förster-Gymnasium Haldensleben – eine Veranstaltung für interessierte Schulen der Region statt, in der das Demokratieprogramm vorgestellt und um Mitarbeit
geworben wurde. Daran nahmen neben dem Gymnasium und der Grundschule noch drei
weitere Schulen teil – eine Sekundarschule, eine Grundschule und ein Gymnasium. In der
Diskussion zeigte sich sehr schnell, dass insbesondere die Übergangsproblematik zwischen
den verschiedenen Schulformen im Interessenmittelpunkt aller Teilnehmenden stand. Der
gemeinsame Anspruch, diesen Übergang – mit all seinen Schwierigkeiten hinsichtlich der
unterschiedlichen Anforderungsniveaus und verwendeten Lern- und Arbeitsformen – optimaler und für die Schülerinnen und Schüler leichter zu gestalten, bewog auch die Grundschule zu einer Zusammenarbeit, die durch die folgenden Hauptziele getragen wurde:
→ Zusammenarbeit der Schulformen zur Verbesserung und Optimierung des Übergangs
der Mädchen und Jungen aus der Grundschule in die weiterführenden Schulen,
→ Schaffung eines intensiven Informationsflusses der Schulen untereinander (Treffen,
Beratungen, Hospitationen),
→ Abgleich und Arbeit an der Herausbildung der Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in den Kernfächern,
→ kollegialer Austausch zu modernen Unterrichtsformen,
→ Befähigung der Schülerinnen und Schüler zur Nutzung demokratischer Mitwirkungsformen im Unterricht und im gesamten schulischen Leben und
→ verstärkte Einbindung der Elternhäuser.
Zeitgleich zur Netzwerkbildung beteiligte sich die Grundschule an einer Schülerbefragung
zum Thema "Unsere Schule ... Soziale Schulqualität an Grundschulen“ des Institutes für berufliche Bildung und Weiterbildung e. V. (Göttingen).
Auszug aus dem Auswertungsbericht zur Befragung „Unsere Schule …“
Quelle:
Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung an der Universität Potsdam: „Unsere Schule“: Datenreport für die Grundschule „Gebrüder Alstein“. Potsdam 2007,
S. 30/31
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„Der Mittelwert Ihrer Schule entspricht bei der Skala „Partizipation“ fast dem Mittelwert der
Vergleichsschulen. Er bewegt sich noch im mittleren Abschnitt der Skala, jedoch weit unterhalb
der Skalenmitte von 2,0 (Feld 1). Die Partizipationsmöglichkeiten werden von den befragten
Schülerinnen und Schülern somit insgesamt relativ gering eingestuft. Ein Blick auf die prozentuale Verteilung der Skalenbereiche erhärtet diesen ungünstigen Eindruck: Die unteren Abschnitte
dominieren das Kreisdiagramm in Feld 2. Über 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler Ihrer
Schule stufen ihre Partizipationsmöglichkeiten als „niedrig“ oder „eher niedrig“ ein. An den Vergleichsschulen sind es ähnlich viele. Dieses Ergebnis kann aus unserer Sicht nicht als zufrieden
stellend bezeichnet werden. Es soll an dieser Stelle ausdrücklich betont werden, dass es unter
unseren projektbeteiligten Grundschulen einigen wenigen durchaus gelang, sich von diesem eher
ernüchternden Gesamtbefund positiv abzuheben. Kindgerechte Partizipationsformen sind also
durchaus im Schulalltag von Grundschulen realisierbar. Daher sehen wir auf diesem Gebiet Verbesserungspotenzial an Ihrer Schule.“
Skala „Partizipation“
aus 8 Einzelaussagen
Beispiel: „Wenn wir unseren Klassenraum gestalten, dann darf ich mitentscheiden“
Vergleich
35
Ihre Schule
33
0%
20%
niedrig
40%
eher niedrig
48
16
52
13
60%
80%
eher hoch
hoch
100%
Die Schülerinnen und Schüler schätzten ihre schulischen Mitbestimmungsmöglichkeiten in
dieser Befragung als sehr gering ein. Die Schulleitung fühlte sich dadurch in ihrer Wahrnehmung bestätigt, dass auf diesem schulklimatischen Feld Handlungsbedarf besteht und ein
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sinnvoller Schritt der Aufbau eines Schülerrates sein könnte. Dieser Schwerpunkt erwies sich
als an das Modellprogramm „Demokratie-Transfer“ anschlussfähig. Die langjährigen Erfahrungen der Kernschule des Netzwerkes in der Schülerratsarbeit waren für die diesbezüglich
unerfahrene Grundschule dabei sehr attraktiv.
Die schulischen Akteure für das Vorhaben des Aufbaus eines Schülerrates zu motivieren,
war nicht schwer. Es erschien ihnen plausibel, dass dieser Schritt mit den folgenden Teilzielen für sie in mehrerer Hinsicht gewinnbringend ist:
→ Wecken des Interesses und der Freude der Schülerinnen und Schüler am demokratischen Handeln,
→ Entwickeln und Stärken ihrer Entscheidungskompetenz bei wichtigen Angelegenheiten
der Schulgemeinschaft,
→ Erlernen des eigeninteressenunabhängigen Findens von Entscheidungen,
→ Gewinnen erster Einblicke in die demokratische Gesamtkultur unserer Gemeinschaft und
→ Vorbereiten auf eine aktive Mitbestimmung in der weiterführenden Schule ab Schuljahrgang 5.
2
Durchführung
2.1
Theorie: Gesetzliche Grundlagen in Sachsen-Anhalt
Im Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt ist der Schülerrat in der Primarstufe als Option
ausgewiesen:
Auszug aus dem Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt: Schülerinnen- und Schülervertretungen an Grundschulen
§ 45a
Schülerinnen- und Schülervertretungen an Grundschulen
(1) Die Schülerinnen und Schüler wirken an der Gestaltung des Unterrichts und der außerunterrichtlichen Angebote nach § 12 Abs. 1 und 2 an Schulen der Primarstufe durch den Klassenverband und Klassenvertreterinnen beziehungsweise Klassenvertreter mit.
(2) Die Schülerinnen und Schüler jeder Klasse (Klassenverband) einer Schule in der Primarstufe
können je eine Klassenvertreterin oder einen Klassenvertreter sowie eine Stellvertreterin oder
einen Stellvertreter wählen. Die Wahl erfolgt für ein Schuljahr. Für das vorzeitige Ausscheiden
einer Schülerin oder eines Schülers aus dem Amt gilt § 48 Abs. 2 entsprechend. Nach einem
vorzeitigen Ausscheiden aus dem Amt sind umgehend Neuwahlen durchzuführen.
(3) § 49 Abs. 1 gilt entsprechend.
5
(4) Die Schulleiterin oder der Schulleiter, die zuständigen Konferenzen sowie die Lehrerinnen
und Lehrer sollen grundsätzliche Fragen der Schulorganisation sowie der Planung und Gestaltung
des Unterrichts mit den Klassenverbänden sowie den Klassenvertreterinnen und Klassenvertretern beraten. Dabei ist vom Alter der Schülerinnen und Schüler und den jeweiligen spezifischen
Bedingungen auszugehen.
(5) Die Klassenvertreterinnen und Klassenvertreter müssen von den zuständigen Konferenzen
und von der Schulleiterin beziehungsweise dem Schulleiter gehört werden, wenn die Klassenverbände oder die Klassenvertreterinnen und Klassenvertreter dies wünschen.
Quelle:
Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (SchulG LSA), inklusive Zehntes Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt vom 15.07.2008
2.2
Aufbau des Schülerrates in der Grundschule
→ Vorbereitungsphase
Mit der im Schulgesetz ausgewiesenen Option hängt zusammen bzw. es ist sicher auch ein
Grund für die Option versus Verpflichtung, dass in dieser Altersstufe eine Diskrepanz zwischen dem Anspruch des demokratischen Handelns und dem Entwicklungsstand von
Grundschulkindern bezogen auf jene Kompetenzen, die für aktive Beteiligungsprozesse notwendig sind, nicht von der Hand zu weisen ist. Ganz besonders bewusst wurde dies dem
Schulleiter der Grundschule, als er sich Handbücher zu dieser Thematik vornahm und ihm
schnell klar wurde, dass die darin beschriebenen Empfehlungen und Vorschläge nicht per se
auf die Grundschule übertragen werden können. Das betrifft nicht nur die noch nicht ausreichend ausgeprägte Eigenständigkeit der Mädchen und Jungen, sondern vor allem auch die
schulischen Themenfelder, in die sie sinnvoll und altersgemäß eingebunden werden können.
Eine sensible und kleinschrittige Vorgehensweise war bei dem Vorhaben des Schülerratsaufbaus also geboten:
1. Akzeptanz schaffen
Der erste Schritt war nicht schwer – durch die Ergebnisse der o. g. externen Befragung war
allen bewusst, dass die Schule von ihren Schülerinnen und Schülern die überdurchschnittlich
gute Note 2,1 bekommen hatte, im Bereich der Partizipationsmöglichkeiten von ihnen aber
ein eindeutiger Verbesserungswunsch angezeigt wurde. Keine Lehrerin und kein Lehrer
musste überzeugt werden, alle wollten von Anfang an dieses gemeinsame Vorhaben unterstützen.
2. Informationsarbeit bei den Eltern und Schülern
Förderlich war die bereits etablierte intensive Zusammenarbeit der Schule mit dem aktiven
Elternrat, der dem Vorhaben gegenüber sehr offen zeigte. Ein besonderes Charakteristikum
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dieser Zusammenarbeit ist der stete Informationsaustausch, der in der Grundschule durch
alle zwei Monate stattfindende Elternratssitzungen auf sicheren Füßen steht.
Die Information der Schülerinnen und Schüler wurde in den Ethikunterricht integriert. Alle die
Mädchen und Jungen diesbezüglich interessierenden Fragen, wie
-
Warum ist ein Schülerrat wichtig?
-
Welche Aufgaben hat ein Schülerrat?
-
Was wird von einem Schülerratsmitglied erwartet? Was muss er leisten?
-
Welche Aufgaben hat ein Klassensprecher?
konnten so beantwortet und damit ein Grundstein für den Schülerratsaufbau gelegt werden.
3. Materialbeschaffung
Die Materialbeschaffung war nicht ganz einfach, da die vorhandenen Anleitungen in der Regel auf ältere Schülerinnen und Schüler zugeschnitten sind. Die Schülerinnen und Schüler
wurden für diese Problematik sensibilisiert und dazu aufgefordert, das Material durchzuarbeiten und sich anschließend mit ihren noch offenen Fragen und Verständnisproblemen an
die Lehrkräfte zu wenden.
4. Erfahrungsaustausch mit einer erfahrenen Grundschule
Hilfreich war der Erfahrungsaustausch mit der Grundschule Genthin Stadtmitte, die bereits
seit längerem einen Schülerrat aufgebaut hat. Diese Grundschule war zu diesem Zeitpunkt
Mitglied eines an das Projekt „Unsere Schule …“ (s. o.) gekoppelten Schulnetzwerkes, in
dem regelmäßige Austauschtreffen zu schulentwicklerischen Fragen und insbesondere zur
Partizipationsproblematik stattfanden.
Durch diesen Erfahrungsaustausch, der bis heute gepflegt wird, wurde die Grundschule
„Gebrüder Alstein“ auf mögliche Schwierigkeiten der Schülerratsarbeit aufmerksam gemacht
und bekam gleichzeitig erfahrungsbasiert aufgezeigt, wie diese bewältigt werden können.
5. Vorbereitung der Schülerratswahl
Ein Meilenstein auf dem Weg zur ersten Schülerratswahl war die Anbahnung eines entsprechenden Gesamtkonferenzbeschlusses. Die Beschreibung der Ausgangslage und der
Schülerbewertungen zur Partizipation sowie der geplanten Schrittfolge der Vorbereitung der
Schülerratswahl in diesem Gremien führten zu einem einstimmigen Beschluss, der die Meinung aller Schulbeteiligten zu der Aussage bündelte: „Ja, wir befürworten und unterstützen
die Einrichtung eines Schülerrates in der Grundschule.“
An der nächsten Gesamtkonferenz nahm der junge Schülerrat bereits aktiv teil.
→ Aufbauphase
In den Aufbau des ersten Schülerrates waren zunächst ausschließlich die Mädchen und
Jungen der Schuljahrgänge 3 und 4 einbezogen. Schnell zeigte sich aber, dass die Zweitklässlerinnen und -klässler begleitet durch behutsame Unterstützung bereits aktiv an der
Schülerratsarbeit beteiligt werden können und müssen. Die Grundschule entschloss sich
deshalb, sie in die Schülerratswahl einzubeziehen, den gewählten Mitgliedern dieses Schuljahrganges jedoch im ersten Jahr zunächst eine Beobachterrolle zuzuweisen. Waren diese
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Schülerinnen und Schüler im ersten Jahr ihrer Amtszeit noch sehr zurückhaltend, blühten sie
im nächsten Jahr bereits spürbar in ihrer Schülervertreterfunktion auf und brachten selbstbewusst Kritik und Vorschläge ein. Im vierten Schuljahrgang leisten Sie nun sehr kompetent
einen großen Teil der anstehenden Arbeit und ernten dann auch bewusst die Früchte der
Wirkung der demokratischen Prozesse, die sie mitverantworten.
1. Wahl der Klassensprecherinnen und Klassensprecher
Begonnen wurde mit der Wahl der Klassensprecherinnen und Klassensprecher sowie ihrer
Stellvertreterinnen und Stellvertreter im September 2008. Im Sachkunde- oder Ethikunterricht wurden dazu unterstützend vier Unterrichtsstunden genutzt:
Zunächst trugen die Schülerinnen und Schüler in Einzelarbeit jene Eigenschaften zusammen, die ein Klassensprecher aus ihrer persönlichen Sicht aufweisen sollte. Die Ergebnisse
wurden in Gruppenarbeit diskutiert und in der Klassengemeinschaft auf einen gemeinsamen
Nenner gebracht. (Materialien → M 1 Arbeitsblatt: Wie stelle ich mir eine Klassensprecherin
bzw. einen Klassensprecher vor?)
Die Aufgaben eines Klassensprechers bzw. einer Klassensprecherin wurden danach im Plenum diskutiert und abgesteckt (Materialien → M 2 Arbeitsblatt: Welche Aufgaben hat eine
Klassensprecherin bzw. einen Klassensprecher?).
Anschließend gingen die Klassen in die sehr aufwendige Phase der Wahlplakaterstellung.
Jedes Kind hatte die Gelegenheit, auf sich und die eigenen besonderen Eigenschaften, die
es für die Eignung als Klassensprecherin oder Klassensprecher ausweisen, durch entsprechende Werbung aufmerksam zu machen. Es entstanden die unterschiedlichsten Plakate,
die die Mädchen und Jungen mit viel Eifer und Freude anfertigten.
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Unterstützt durch das eigene Plakat stellten die einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten vor
der Klassengemeinschaft ihre besondere Eignung für die Klassenvertretung vor und begründeten, warum sie sich zur Wahl stellen.
Jede Klasse führte zum Ende der Unterrichtssequenz ihre Wahl durch – die/der gewählte
Klassensprecherin/Klassensprecher sowie die/der Stellvertreter/in wurden automatisch Mitglieder des Schülerrates (Materialien → M 3 Der Schülerrat stellt sich vor).
2. Konstituierung des Schülerrates
Für den frisch gewählten Schülerrat fühlte sich von Anfang an der Schulleiter in der Verantwortung, der zeitnah zur Wahl auf Klassenebene die konstituierende Sitzung aller gewählten
Mitglieder organisierte. Der Termin lag in der fünften Stunde eines Freitages und konnte sich
schnell als günstige Regelmäßigkeit für Treffen etablieren.
Bei der Aufgabenverteilung unter den Schülerratsmitgliedern bewährte sich, dass die Viertklässlerinnen und -klässler bis auf wenige Ausnahmen eine führende Rolle übertragen bekommen und die anderen Mädchen und Jungen in einer Art Tandem an ihre Aufgaben heranführen. Eine Vorsitzende bzw. ein Vorsitzender wurde und wird bis heute bestimmt; die
gleichrangige Anleitung durch die älteren Mitglieder erwies sich als günstig.
3. Arbeit des Schülerrates
In den alle vier Wochen stattfindenden und vom Schulleiter moderierten Schülerratssitzungen bekommen die Mitglieder jeweils ausreichend Gelegenheit darüber zu erzählen, was sie
und ihrer Mitschülerinnen sowie Mitschüler in der Schule glücklich macht und wo es Probleme gibt. Die Themen werden eingegrenzt und es wird konzentriert überlegt, was man gemeinsam
ändern
kann.
Sie
betreffen
sowohl
Angelegenheiten
des
täglichen
Tagesgeschäftes der Schule aber auch Planungen für die Zukunft:
- Beispiel „Sportangebote der Schule“: Der Schülerrat machte auf die Disharmonie zwischen
an der Schule existierenden Sportangeboten und dem Bedarf der Schülerschaft aufmerksam. Es wurde erreicht, dass ab dem Schuljahr 2009/2010 an jedem Schultag eine sportbezogene Arbeitsgemeinschaft angeboten wird.
- Beispiel „Schulprogramm“: Der Schülerrat wurde von Anfang an in die Entwicklung des
Schulprogramms einbezogen. (Materialien → M 4 Auszüge aus dem Schulprogramm der
Grundschule „Gebrüder Alstein“). Gemeinsam mit dem Schulleiter wählten die Schülerratsmitglieder als Symbol für die Leitidee der Schule das Lied „Es gibt nur echte Kinder!“
des Liedermachers Rolf Zuckowski. In allen für die Schülerschaft relevanten Bereichen des
Schulprogramms – besonders aber bei den Überlegungen zur Verbesserung des Unterrichts – wurden die Ideen des Schülerrates, und damit quasi die Anregungen aller Klassen,
aufgegriffen. Eine Seite des Schulprogramms beschreibt nun, wie der Schülerrat realistisch
arbeiten kann (Ziele, Inhalte, Methoden).
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- Beispiel „Goldenes Buch“: Die Grundschule pflegt die Tradition, Schülerinnen und Schüler,
die durch etwas Besonderes (Verhalten, Leistungen, Anstrengungen) im Schulalltag aufgefallen sind, in ein „Goldenes Buch“ einzutragen. Pro Schuljahr werden dazu zum Beispiel
pro Klasse zwei Schülerinnen bzw. Schüler in Absprache zwischen der Klassenlehrerin
bzw. dem Klassenlehrer und den Schülerratsvertretern der Klasse ausgewählt, die sich
zum Weihnachtskonzert in das Buch eintragen dürfen.
- Beispiel „naturnaher Spielplatz“: Die Grundschule hat einen naturnahen Spielplatz errichten lassen. Der Schülerrat wurde in die Bauabnahme mit dem Architekten und der bauausführenden Firma eingebunden. Er hatte die verantwortungsvolle Aufgabe, aus Kindersicht Mängel zu erkennen und anzugeben.
- Beispiel „Hausordnung“: Gemeinsam mit dem Schülerrat wurden die drei wichtigsten Regeln der Hausordnung entwickelt: Wir brauchen Ruhe, damit wir lernen können. Wir brauchen Bewegung, aber bitte nur im Freien. Wir brauchen Freunde, die tun uns gut.
- Beispiel „Schulbücherentscheidung“: Im Fach Mathematik sollte eine Schulbuchumstellung
erfolgen, da die Unzufriedenheit mit dem langjährig genutzten Lehrbuch wuchs. Dem
Schülerrat wurde ein neues geeigneteres Buch zur kritischen Sichtung vorgestellt. Er befürwortete die Änderung. Heute lernen alle Schülerinnen und Schüler mit diesem Buch.
- Beispiel „Schulumbau“: Der Schule steht ein kompletter Umbau bis 2011 bevor, dazu muss
sie für einen längeren Zeitabschnitt in ein weiter entferntes Ersatzobjekt ausweichen. In die
Erstbegehung dieses Objektes soll der Schülerrat einbezogen werden.
4. Ergebnissicherung und Feedback für den Schülerrat
Die Sitzungen des Schülerrates müssen natürlich dokumentiert werden. Schwierig wäre für
die noch jungen Schülerinnen und Schüler die auf den Punkt gebrachte Protokollierung der
Treffen – in Einvernehmen mit dem Schülerrat leistet dies bislang noch der Schulleiter.
Langfristig ist jedoch geplant, in Zusammenarbeit mit einer Deutschlehrkraft die älteren
Schülerratsmitglieder zum Protokollieren zu befähigen. Jedes Protokoll wird von jedem
Schülerratsmitglied nach Durchsicht des Papiers unterschrieben.
Der Schulleiter versteht sich als vertrauensvoller Begleiter, Berater und Unterstützer der gewählten Schülerratsmitglieder. Es ist für ihn selbstverständlich, ihre Arbeit freundschaftlichkritisch zu reflektieren und den Kindern Verbesserungsvorschläge für die Arbeit zu unterbreiten. Wichtig ist ihm dabei, mit den Schülerinnen und Schülern rückwirkend zu analysieren, wie durch sie verantwortete Prozesse (z. B. ein Gespräch mit einer Lehrkraft zu einem
Problem der Klasse) strukturiert waren, wo ggf. künftig mehr Fingerspitzengefühl gezeigt
werden sollte, etc.
10
2.3
Ressourcen zur Unterstützung der Arbeit des Schülerrates
Angebote für die Europaschule
Die Befähigung der Schülerinnen und Schüler zum demokratischen Handeln im Allgemeinen
ist der Grundschule insgesamt ein sehr wichtiges Anliegen. Ausdruck findet dieses Anliegen
darin, dass
- alle Schülerinnen und Schüler im Schuljahrgang 4 den Landtag besuchen,
- die Schule zum Europatag von Landtags-, Bundestags- oder Europaabgeordneten besucht
wird, die mit den Kindern ins Gespräch kommen möchten, und
- Schülerinnen und Schülern als Gäste an Landtagssitzungen teilnehmen dürfen, wo sie
beobachten können, dass die demokratischen Prozesse mitgestaltet werden, Demokratie
also ein lebendiger Prozess ist.
Diese Initiativen unterstützen letztendlich auch die Arbeit des Schülerrates.
Qualifizierung und Fortbildung
Durch die Mitarbeit als Kooperationsschule im Modellprogramm „Demokratie-Transfer“
konnte an Angeboten zur Unterstützung und Stärkung der Schülerratsarbeit partizipiert werden. Es wurde zum einen einschlägige Literatur finanziert, zum anderen organisierten die
Projektleitung und die Steuergruppe der Kernschule Professor-Friedrich-Förster-Gymnasium
Schülerratstrainings:
-
15./16.09.2008 Training für den Schülerrat der Grundschule (Materialien → M 5
Struktur des Schülerratstraining)
-
21./22.11.2008 regionales Training für alle Schülerratsmitglieder der Netzwerkschulen Haldensleben-Wolmirstedt (Schuljahrgänge 5 und 6) in der Kernschule
Räumliche Ressourcen
Die momentane räumliche Situation der Schule gibt es leider nicht her, dem Schülerrat einen
separierten Platz oder sogar Raum zur Verfügung zu stellen. Nach Abschluss der geplanten
Umbaumaßnahmen im Jahr 2011 wird aber ein Multifunktionsraum zur Verfügung stehen,
den der Schülerrat für Treffen und die Vorbereitung von Aktionen nutzen kann. Zusätzlich
soll ein digitaler Bilderrahmen angeschafft werden, der an zentraler Stelle auf Beratungen
und andere Termine des Schülerrates aufmerksam machen soll.
Für die Öffentlichkeitsarbeit steht gegenwärtig eine Schautafel zur Verfügung, die im Foyer in
Augenhöhe der Schülerinnen und Schüler mit Grundschulalter auf die aktuelle Arbeit sowie
Rechte und Pflichten der Schülerinnen und Schüler aufmerksam macht und die Schülerratsmitglieder auf Fotos vorstellt.
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3
Zwischenbilanz
3.1
Auswirkungen der Etablierung des Schülerrates auf die
demokratische Handlungskompetenz
Bezogen auf die beschriebenen Feinziele kann die Schule durchweg eine positive Bilanz
ziehen. Das in der Befragung zur sozialen Schulqualität signalisierte Interesse an der Mitbeteiligung der Schülerinnen und Schüler wurde aufgegriffen und durch die Schülerratsarbeit
weiter gestärkt.
Ganz besonders hat sich gezeigt, dass die soziale Kompetenz der Mädchen und Jungen erheblich gewachsen ist, sie sind selbstbewusster geworden und wurden in die Lage versetzt,
Führungsqualitäten zu entwickeln. Sie nehmen mit Freude und Interesse ihre neuen Mitbestimmungsmöglichkeiten wahr und sind motiviert sowie befähigt, Verantwortung für ihr eigenes Tun zu übernehmen.
Die Kinder, die im Schülerrat mitgearbeitet haben, gehen nach dem vierten Schuljahrgang
sehr partizipationserfahren an ihre weiterführende Schule und können dort die erworbenen
Kompetenzen einbringen. Sie wissen, was sie bei einer eventuell erneuten Schülerratsarbeit
erwartet und welche persönlichen Eigenschaften notwendig sind, um bei wichtigen schulischen Angelegenheiten gemeininteressenorientiert Entscheidungsprozesse unterstützen zu
können.
Die Ziele konnten also im groben realisiert werden. Nun heißt es – durch die Erfolge motiviert
daran festzuhalten und die Entwicklungen fortzuführen.
3.2
Auswirkungen der Beteiligung der Schule am Modellprogramm
„Demokratie-Transfer“
Die Grundschule „Gebrüder Alstein“ arbeitete im Rahmen des Modellprogramms „Demokratie-Transfer“ als Kooperationsschule im fünf Schulen umfassenden Schulnetzwerk Haldensleben-Wolmirstedt mit. Diese fünf Schulen verschrieben sich der Optimierung des Übergangs
zwischen den beteiligten Schulformen (Grundschule, Sekundarschule, Gymnasium). Ein
gemeinsamer Schwerpunkt betraf dabei die Befähigung der Schülerinnen und Schüler zur
Beteiligung an demokratischen Mitwirkungsformen im Unterricht und im schulischen Leben.
Für die Grundschule sind durch die Netzwerkarbeit bezogen auf diesen Schwerpunkt zweierlei Auswirkungen von besonderer Bedeutung:
Zum einen konnten die Erfahrungen der anderen Schulen in der Schülerratsarbeit durch den
kollegialen Austausch im Netzwerk aufgegriffen werden. Fast zeitgleich zur Wahl des jungen
Schülerrates organisierte die Projektleitung des Modellprogramms ein sehr intensives Schülerratstrainings für die noch unerfahrenen gewählten Schülerinnen und Schüler. Zusätzlich
wurde von der Kernschule des Netzwerkes ein regionaler Austausch unter den Schülerräten
aller fünf Netzwerkschulen organisiert.
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Zum anderen nehmen die in der Schülerratsarbeit erfahrenen Grundschulkinder bei ihrem
Übergang an die weiterführende Schule wertvolle Partizipationserfahrungen mit und können
sich dort mit weniger Anfangsschwierigkeiten und -hemmungen in das demokratische
Schulleben einbringen.
Neben diesen Auswirkungen auf der Ebene der Schülerpartizipation gibt es im Schulnetzwerk Haldensleben-Wolmirstedt weitere Schwerpunkte, die die Arbeit der Grundschule positiv beeinflussten: Dazu zählten
-
die Fortbildung zu und Einführung von kooperativen Lern- und Arbeitsformen,
-
die verstärkte Einbindung der Elternhäuser durch die Etablierung von Elternakademien und
-
kollegiale Unterrichtsbesuche (in den Schuljahresarbeitsplan fest integrierte Hospitationswochen) zwischen den Schulformen mit dem besonderen Focus auf die Erleichterung des Übergangs der Schülerinnen und Schüler von der Grundschule in eine weiterführende Schule.
Zwischen den Schulen konnte sich vermittelt über das Modellprogramm eine Art der Gleichberechtigung und Zusammenarbeit entwickeln, die vorher dem einen oder anderen unmöglich schien. Dies kommt den Kindern entgegen, deren Schulübergang optimaler gestaltet
werden kann als noch vor drei Jahren.
3.3
Zukunftspläne
Der Schule ist der Erhalt des Schülerrates ein sehr wichtiges Anliegen. Sie möchte dabei an
dem Modus festhalten, den Schülerrat aus den gewählten Klassensprecherinnen und -sprechern zu bilden. Die Zweitklässlerinnen und Zweitklässler bereits in den Schülerrat zu integrieren, konnte sich ebenso bewähren wie auch die Entscheidung, diesen Schülerinnen und
Schülern zunächst die teilnehmende Beobachterrolle zu übertragen.
Der Schulleiter hat die Vision, für die Öffentlichkeitsarbeit einen Werbeflyer zu entwickeln,
der die Höhepunkte der Schülerratsarbeit aufzeigt, und den man am Ende des Schuljahres
der Schülerzeitung beilegt.
Die Netzwerkarbeit soll nach dem Ende des Modellprogramms weitergeführt und entwickelt
werden. Die regionale Nähe zwischen den Schulen ist dabei eine günstige Bedingung.
Bereits seit längerer Zeit beschäftigt sich die Schule mit dem Gedanken, sich an dem Bundeswettbewerb "Förderprogramm Demokratisch Handeln" zu beteiligen. Im Anschluss an
das Modellprogramm „Demokratie-Transfer“ soll diese Idee umgesetzt werden.
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4
Förderliche und hinderliche Bedingungen
Förderliche Bedingungen:
o gute Zusammenarbeit der Schülerschaft, Lehrerschaft und Elternschaft mit Einigkeit
in den Zielstellungen
o sehr interessierte und Unterstützung gebende Schulleitung
o regelmäßige Teilnahme an Fortbildungen
o regelmäßiger Erfahrungsaustausch im Schulnetzwerk
Hinderliche Bedingungen:
o unbefriedigende räumliche Situation der Schule, die keine Einrichtung eines
Schülerratsraumes erlaubt
o Dokumentation der Schulentwicklungsmaßnahme ist mit Grundschulkindern zum Teil
noch recht mühsam
5
Selbstevaluation des Ansatzes
Kriterien
o Klassenklima
o Selbstkompetenz der Schülerinnen und Schüler
o demokratisches Handeln der Schülerinnen und Schüler im täglichen Miteinander
Methoden
o teilnehmende Beobachtung der Schülerinnen und Schüler durch die Lehrkräfte
o mündliche Befragung der Schülerinnen und Schüler
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ANGABEN ZUR SCHULE UND KONTAKT
Grundschule „Gebrüder Alstein“
Rottmeisterstraße 57
39340 Haldensleben
Tel.: (03904) 26 90
Fax: (03904) 72 48 99
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.gsgebruederalstein.de
Schulleiter: Michael Blaschke
Schülerzahl (Schuljahr 08/09): 183
Anzahl der Kolleginnen und Kollegen (Schuljahr 08/09): 15
Anzahl anderer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 4
Lage, Einzugsbereich und Schülerschaft:
Die Grundschule „Gebrüder Alstein“ Haldensleben hat ein kleinstädtisches und sozial gemischtes Umfeld. Sie liegt im Zentrum der Stadt. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus
Haldensleben, Althaldensleben, Wedringen und Hundisburg.
Beschreibung des Schulentwicklungsbausteins durch:
Michael Blaschke
Anka Kelinger
15
Materialien
M1
Arbeitsblatt: Wie stelle ich mir eine Klassensprecherin bzw. einen Klassensprecher
vor?
M2
Arbeitsblatt: Welche Aufgaben hat eine Klassensprecherin bzw. ein Klassensprecher?
M3
Der Schülerrat stellt sich vor
M4
Auszüge aus dem Schulprogramm der Grundschule „Gebrüder Alstein“
M5
Struktur des Schülerratstrainings
16
M1
Arbeitsblatt: Wie stelle ich mir eine Klassensprecherin bzw.
einen Klassensprecher vor?
Aufgaben:
Schaut euch die Eigenschaften genau an. Die leeren Kästchen könnt ihr mit weiteren Eigenschaften füllen. Vergebt dann an die Eigenschaften die Punkte 1 bis 6.
Ermittelt in eurer Klasse eine Rangfolge der wichtigsten Eigenschaften.
zuverlässig
kameradschaftlich
mutig
ordentlich
ehrlich
hilfsbereit
rücksichtsvoll
zuverlässig
streitschlichtend
mit mir befreundet
setzt sich für
andere ein
gute Zensuren
unparteiisch
in Anlehnung an:
Eisenschmidt, Helge/Pfeiler, Marietta: Ich und die anderen. Ethik Klasse 3 Arbeitsheft. Militzke Verlag Leipzig 2001, S. 28
17
M2
Arbeitsblatt: Welche Aufgaben hat eine
Klassensprecherin bzw. ein Klassensprecher?
1. Überlegt in Dreiergruppen, welche Aufgaben eine Klassensprecherin bzw. ein
Klassensprecher haben sollte.
2. Tragt die Aufgaben an der Tafel zusammen.
3. Vergebt nun – jeder für sich – an die Aufgaben, die ihr am wichtigsten findet,
Punkte. Jeder darf dabei sechs Punkte vergeben, ihr dürft auch einer Aufgabe
mehrere Punkte geben.
4. Diskutiert in der Klasse das Ergebnis.
18
M3
Der Schülerrat stellt sich vor
Was ist ein Schülerrat?
Der Schülerrat berät mit dem Schulleiter alle wichtigen Dinge des
Schulalltages.
Er vertritt dabei nicht nur seine eigenen Interessen, sondern die Interessen der Klasse und Mitschülerinnen und Mitschüler.
Höhepunkt der Arbeit im Schülerrat ist die Teilnahme an der Gesamtkonferenz der Schule, die das höchste Gremium der Schule ist.
Alle Sorgen und Nöte der Schüler und Schüler können an den Schülerrat herangetragen werden.
Der Schülerrat trifft sich einmal im Monat.
19
M4
Auszüge aus dem Schulprogramm der Grundschule
„Gebrüder Alstein“
Kinder können nur Selbstständigkeit zeigen und immer selbstständiger werden, wenn ich es
als Lehrer oder Lehrerin zulasse, es ihnen zutraue und auch als Herausforderung zumute.
Die Erziehung zur Selbstständigkeit hat also zuallererst mit meinem Rollenverständnis zu
tun. Solange unterrichtliche Inhalte nur über meine Person an die Kinder herangetragen
werden, ich allein die Entscheidung darüber treffe, was, wie und wie lange gearbeitet wird,
solange die Wertung einer Leistung durch Gummibärchen, Noten, Sternchen, Lob oder Tadel – also nur durch mich – geschieht, binde ich die Kinder an mich, mache sie abhängig und
verhindere, dass sie selbstständig, aus Neugier und Wissensdrang, an sich selbst, für ihren
Lernfortschritt arbeiten.
Verstehe ich mich als Berater und Anreger, als der, der den Rahmen schafft, in dem sich
Kinder entwickeln können, beziehe ich die Kinder in die Verantwortung für ihren Lernprozess
mit ein und setze mich als Wissensvermittler nur da ein, wo es nötig ist, lernen die Kinder
anders, motivierter, zuversichtlicher. Sie lernen Lernen, handelnd lernen. (S. 4)
Demokratisches Handeln will bereits in den Kinderschuhen gelernt und praktiziert werden.
Basierend auf dem Evaluationsergebnis „Soziale Schulqualität“ möchten wir auf diesem
Wege unseren Schülern größere Partizipationsmöglichkeiten geben.
Dies wird durch die Bildung von Klassensprechern und der daraus resultierenden Gründung
eines Schülerrates praktiziert, der zu allen wesentlichen Entscheidungsprozessen der Schule
einbezogen wird. (S. 10)
Soziale Schulqualität im Ergebnis der Evaluierung durch das Projekt „Unsere Schule ... Soziale Schulqualität an Grundschulen“
ZIEL:
Basierend auf der externen Evaluation des IFK der UNI Potsdam und der sich daran anschließenden Qualifizierung durch das IBBW Göttingen wollen wir eine weitere Stärkung unserer schon für gut befundenen sozialen Schulqualität erreichen.
Unsere Schüler sollen Partizipationsmöglichkeiten im Schulalltag erhalten, um sich so altersgemäß aktiv in das Schulleben einzubringen.
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INHALT
(Was?)
METHODE
(Wie?)
Schülerratstraining
Klasse 4
Aufbau und Schulung des
Schülerrates – Professionelle Schulung durch
Mentoren
anschließend Treffen der
Schülerräte des Netzwerkes Haldensleben-Wolmirstedt Klasse 4 und 5
Kooperation mit den
Schülerräten der weiterführenden Schulen des Netzwerkes
Möglichkeit der Mitsprache
und der Übernahme von
Verantwortung für die
Schülerschaft
Arbeit mit Klassensprechern
Beteiligung des Schülerrates an Entscheidungen
der Schule
(S. 24)
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BEDINGUNGSANALYSE
(Wichtig!)
Nutzung des Qualifizierungsprogramms aus dem Modellprogramm „Demokratie-Transfer“
M5
Struktur des Schülerratstrainings
Teamerinnen: Kristin Klein und Kristin Pollak, Fachhochschule Magdeburg-Stendal
TAG 1 1. Begrüßung
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Die Schüler sitzen in einem Stuhlkreis.
Die Teamer begrüßen die Schülerinnen und Schüler und stellen sich kurz vor.
Anschließend werden gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern einige Regeln
aufgestellt, welche während der Projekttage eingehalten werden sollen.
z. B.
Wir respektieren die Meinung anderer!
Wir lassen einander ausreden!
Es dürfen immer Fragen gestellt werden!
Pause ist Pause und Stunde ist Stunde!
Störungen sollten vermieden werden!
2. „Du bist jetzt ich!“
MATERIAL:
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genügend Platz, große Papierblätter, Stifte, Interviewbögen
Die Schülerinnen und Schüler werden jeweils in Zweierpaaren aufgeteilt (z. B. durch
Abzählen – so wird die Gruppe anfangs gleich bunt gemischt!).
Jede Gruppe erhält Stifte, Papier und die Interviewbögen.
Nun sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Hände gegenseitig auf dem Papier
zeichnen.
Hierfür legen sie ihre Hände auf das Papier und der Partner umrandet diese mit einem Stift.
Anschließend werden dem Partner die Interviewfragen gestellt.
(z.B. Name, Alter, Klasse, Lieblingsfach, Hobbies, Geschwister, Haustiere, Abneigungen etc.)
Die Antworten werden anschließend in die vorgemalten Hände der jeweiligen Schülerin/des jeweiligen Schülers hinein geschrieben.
Wenn alle Schülerinnen und Schüler fertig sind, setzen sie sich wieder in einem
Stuhlkreis zusammen.
Abschließend stellt jeder seinen Interviewpartner dem Rest der Gruppe vor.
ZIEL(E):
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Der Schülerrat lernt sich untereinander kennen („Wir-Gefühl“).
Kommunikationsfähigkeiten werden geübt.
3. „Spinnennetz“
MATERIAL:
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pro Schüler einen Stuhl, genügend Wolle
Die Kinder sitzen in einem Stuhlkreis.
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Nun wird untereinander ein Stück Wolle hin und her gegeben, wobei jede Schülerin/jeder Schüler den Wollfaden festhält.
Die Wolle wird mit „Bitte NAME!“ weitergegeben und mit „Danke NAME!“ entgegengenommen.
Am Ende entsteht ein Spinnennetz (Hinweis darauf, dass das Netz den Zusammenhalt und gemeinsame Stärke symbolisiert).
Nun wird das Netz in entgegengesetzter Reihenfolge wieder aufgelöst.
ZIEL(E):
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In der Gruppe soll ein Zusammengehörigkeitsgefühl („Wir-Gefühl“) entstehen.
„GEMEINSAM SIND WIR STARK!“
4. Erfahrungen!
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Hier werden die Schülerinnen und Schüler gefragt, welche Erfahrungen sie mit ihrer
Rolle als Schülersprecher schon gesammelt haben.
Diese werden mittels eines Tafelbildes festgehalten.
Des Weiteren wird den Schülerinnen und Schülern die Frage gestellt, was sie denken, welche Aufgaben sie als Schülersprecher zu erfüllen haben.
Die Ideen werden erneut mittels eines Tafelbildes festgehalten.
BEISPIELE:
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Streit schlichten
Teilnahme an Konferenzen
Kooperation mit Schulleitung
für Ruhe sorgen
regelmäßige Schülerratstreffen
5. Tafelbild: „dauerhafte Aufgaben“
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Nachdem die Erfahrungen ausgetauscht und festgehalten worden sind, wird den
Schülerinnen und Schülern nun ein Tafelbild aufgezeigt, welches die dauerhaften
Aufgaben der Schülerratsmitglieder verdeutlichen soll.
Hierzu werden parallel Praxisbeispiele genannt, um die Aufgaben zu verdeutlichen.
DAUERHAFTE AUFGABEN:
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regelmäßige Schülerratstreffen und anschließende Auswertung
Mitspracherecht bei Planungen, wie z. B. Schulfesten oder Projekten
Mitarbeit in Konferenzen
Arbeit an einem Schwerpunktthema pro Schuljahr
EINZELNE AUFGABEN:
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kurze Reden bei Schülerveranstaltungen
Mitgestaltung der Schulhomepage
Installation einer Schülerzeitung und Schreiben von Texten
Teilnahme an Schülervertretungsseminaren
6. „Wünsche“
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Hier haben die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, eigene Wünsche für die
Zukunft zu äußern (Was wollen sie verändern, erreichen und wie kann dies umgesetzt werden?)
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Dies wird ebenfalls mittels eines Tafelbildes festgehalten.
BEISPIELE:
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nutzbare Räumlichkeiten für regelmäßige Schülerratstreffen
für Ruhe im Schulgebäude sorgen
Installation eines neuen Fußbodens in der Turnhalle
neue Lampen in den Klassenräumen
eigene kreative Gestaltung der Klassenzimmer z. B. mittels Workshops
Unterstützung der Mitschülerinnen und Mitschüler bei einem optimalen Lernprozess
Neuregelung der Turnhallennutzung
Errichtung und Selbstverwaltung eines Schülercafes
erweiterte Nutzungsmöglichkeiten bzgl. des Entspannungsraumes
7. Reflexionsrunde
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Die Schülerinnen und Schüler haben hier noch einmal die Möglichkeit, den ersten
Projekttag zu reflektieren, sprich, was hat ihnen gefallen und was nicht.
Hierfür bekommen die Schülerinnen und Schüler Karten ausgeteilt, auf denen eine
Hand mit ausgestreckten Daumen zu sehen ist.
Nun hat jede Schülerin/jeder Schüler nacheinander die Gelegenheit seine Meinung
zu äußern.
Ist dies abgeschlossen, wird der Projekttag noch einmal kurz und knapp von Seiten
der Teamerinnen zusammengefasst.
8. Abschlussspiel: „Namensduell“
MATERIAL:
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großes Tuch, genügend Platz
Die Gruppe wird in zwei Teams aufgeteilt.
Die beiden Teams stellen sich gegenüber.
Nun wird ein großes Tuch zwischen beiden Gruppen gespannt.
Die Teams wählen jeweils eine Mitschülerin/einen Mitschüler aus, welcher sich vor
das Tuch stellt (dies sollte leise geschehen!)
Wenn dies erledigt ist, wird das Tuch bei „3“ fallen gelassen und die beiden
Schülerinnen und Schüler, welche vor dem Tuch stehen, müssen schnellstmöglich
den Namen des Gegenübers nennen.
Das Team, welches am schnellsten war, erhält einen Punkt.
Tag 2 1. Begrüßung
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Die Teamer begrüßen die Gruppe und stellen den Tagesablauf vor.
2. „Adler-Auge“
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Die Schülerinnen und Schüler werden in Zweierpaare aufgeteilt und stellen sich
gegenüber.
Sie bekommen die Aufgabe, sich Gegenüber genau anzuschauen.
Nun bekommen die Schülerinnen und Schüler den Auftrag, sich herumzudrehen, wobei sie etwas oder mehrere Dinge an sich verändern sollen.
Die Teamer fragen, ob alle fertig sind – wenn dies der Fall ist, drehen sich die
Schülerinnen und Schüler wieder zueinander.
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Nun soll geschaut werden, was sich am Gegenüber verändert hat.
Diese Dinge sollen nacheinander benannt werden.
3. Stichwort: „Buttons“
MATERIAL:
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Buttonmaschine, Buttons, Folien, Buttonmotive
Die Teamer bauen die Buttonmaschine
auf und erklären den Schülerinnen und
Schülern die Vorgehensweise.
Anschließend werden die ersten Buttons durch die Teamer hergestellt, wobei hier erneut der Vorgang der Herstellung erläutert wird.
Nun werden einige Buttons von den
Schülerinnen und Schülern gemeinsam
mit den Teamern hergestellt.
Sind die Teamer der Ansicht, dass die
Schülerinnen und Schüler die Buttons
alleine herstellen können (ohne sich zu verletzen), kann die Herstellung der Buttons
nun von ihnen alleine vorgenommen werden.
ZIEL(E):
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Übung von Teamfähigkeit und Kooperation
Umgang mit technischen Geräten
selbstständige Herstellung eines Gegenstandes
Herstellung eines gemeinsamen Erkennungszeichens für die Schülerratsmitglieder
4. Rollenspiele
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Die Teamer stellen den Schülerinnen und Schülern eine Situation vor, z. B. eine
Streitsituation auf dem Schulhof.
Die Schülerinnen und Schüler haben nun die Aufgabe, die geschilderte Situation
nachzuspielen.
An einer bestimmten Stelle wird von den Teamern der Befehl „Freeze“ gegeben, woraufhin die „Schauspieler einfrieren“.
Nun wird gemeinsam unter den Schülerinnen und Schülern nach den
unterschiedlichsten Lösungsansätzen gesucht.
Es sollten mehrere Lösungsansätze aufgezeigt und diese mittels eines Tafelbildes
festgehalten werden.
Je nach Zeitmanagement können mehrere Rollenspiele geprobt und besprochen werden.
ZIEL(E):
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Die Schülerinnen und Schüler probieren sich im Improvisationstheater.
Mittels Alltagssituationen erproben und erlangen die Schülerinnen und Schüler bestimmte Kompetenzen, wie z. B. die der Streitschlichtung.
5. „Kummerkästen“
Schuhkartons, Geschenkpapier, Klebestifte, Scheren, verschiedene Sticker,
Klebeband
Die Schülerinnen und Schüler bekommen den Auftrag, für ihre Klassen einen
Kummerkasten zu bauen.
MATERIAL:
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Diese Kummerkästen sollen nach ihrer Vollendung in die Klassenräume gestellt werden.
Die Kummerkästen sollen allen Klassenmitgliedern die Gelegenheit bieten, sich anonym zu bestimmten Problemlagen zu äußern.
Je nach Bedarf sollen die Kummerkästen von den jeweiligen Klassensprechern
gemeinsam mit den dazugehörigen Klassenlehrern geleert und anschließend ausgewertet werden.
ZIEL(E):
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kreatives und kooperatives Arbeiten
Möglichkeit für die Mitschülerinnen und Mitschüler sich anonym zu Problemlagen zu
äußern
6. Verabschiedung
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Die Schülerinnen und Schüler haben hier noch einmal die Möglichkeit, die beiden
Projekttage zu reflektieren, sprich, was hat ihnen gefallen und was nicht.
Hierfür bekommen sie Karten ausgeteilt, auf denen eine Hand mit ausgestreckten
Daumen zu sehen ist.
Nun hat jede Schülerin/jeder Schüler nacheinander die Gelegenheit seine Meinung
zu äußern.
Ist dies abgeschlossen, werden die Projekttage noch einmal kurz und knapp von Seiten der Teamerinnen zusammengefasst.
Verabschiedung
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Literaturhinweise und Quellen
•
Eisenschmidt, Helge/Pfeiler, Marietta: Ich und die anderen. Ethik Klasse 3 Arbeitsheft.
Militzke Verlag Leipzig 2001
•
Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung an der Universität
Potsdam: „Unsere Schule“: Datenreport für die Grundschule „Gebrüder Alstein“. Potsdam
1994
•
Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (SchulG LSA), inklusive Zehntes Gesetz zur
Änderung des Schulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt vom 15.07.2008
•
Siems, Gisela: Gemeinsame Sache. Unterrichtsbegleitende Arbeitshilfen für den
Sachunterricht zur Differenzierung und Freiarbeit im 3. und 4. Schuljahr. Jünger Verlag
Offenbach 2006
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