Mit dem neuen Knie kam der Spaß am Sport zurück

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Mit dem neuen Knie kam der Spaß am Sport zurück
Knie-Endoprothetik
„Mit dem neuen Knie kam
der Spaß am Sport zurück“
Arthrose-Patient Thorsten Golembiewski steht wieder auf dem Fußballplatz,
geht ins Fitness-Center und will jetzt auch noch Radrennen fahren
Voll beweglich:
Das neue Knie kann
Thorsten Golembiewski
ganz locker anwinkeln
Mai vergangenen Jahres operiert. Dr.
Holz implantierte ihm in der Parkklinik Manhagen in Großhansdorf eine
Journey Deuce (siehe Kasten). Schon
am nächsten Tag stieg der Patient
wieder Treppen, trainierte seine Muskeln auf der Bewegungsschiene. Nach
14 Tagen wurde er aus dem Krankenhaus entlassen, vier Wochen übte er in
der ambulanten Reha täglich sechs
bis acht Stunden. Und dann ging er
wieder zur Arbeit
Jetzt „spinnt“ er auch noch
E
in Mann wie ein Baum: 1,93 groß,
breite Schultern, durchtrainiert.
Seit er denken kann, hat der 45jährige Fuhrparkdisponent Thorsten
Golembiewski aus Hamburg Sport
gemacht. Mit sechs begann er, Fußball
zu spielen. 29 Jahre stand er im Tor
(„ich hab mich überall dazwischengeworfen“), seit 13 Jahren ist er Fußballtrainer. Bei sechs Marathons und
etlichen Triathlons kam er ins Ziel.
Auch beruflich war Golembiewski
ständig in Bewegung. Treppauf,
treppab, bis zu 80 Mal am Tag.
Den nagenden Schmerz, das Knirschen, die Schwellungen über seinem
rechten Knie und in der Kniebeuge,
„so groß wie ein Ei“, verdrängte der
Modellathlet. „Ich hab immer weiter
gemacht“. Bis es im November 2007
nicht mehr ging. Golembiewski kam
kaum noch die Treppe hoch zu seinem
Büro im ersten Stock, nachts ließ ihn
das Pochen und Stechen im Knie nicht
schlafen. „Zum Sport hatte ich keine
Lust mehr“. Bei Fernseh-Abenden
und Trostschokolade legte er innerhalb kürzester Zeit über zehn Kilo zu.
Erstmals ging er nach langer Zeit
wieder zum Orthopäden, zu Dr. Johannes Holz. Der stellte die Diagnose
Kniearthrose. Eine Meniskusentfernung, als er 18 war, anschließend die
volle sportliche Belastung hatten die
Gleitlager in Golembiewskis Knie
zerrieben. „Zuerst wollte mir Dr. Holz
kein neues Knie machen, weil ich ja
noch so jung bin“. Doch als alle anderen Therapieversuche keine Besserung
brachten, wurde Golembiewski Ende
„Anfangs war es ein Fremdkörpergefühl, inzwischen vergesse ich oft , dass
ich ein neues Kniegelenk habe“, sagt
der sportliche Mann und legt ganz
lässig das rechte Knie auf das linke
Bein – eine Bewegung, die ein Arthrose-Patient normalerweise gar nicht
mehr ausführen kann. Dreimal in der
Woche geht er ins Fitnessstudio, täglich führt er seinen lebhaften jungen
Hund Gassi, längst trainiert er wieder
seine Mädchenmannschaft. „Wenn die
in die Frauen-Liga kommen, schließe
ich mit dem Fußball ab“, hat er sich
vorgenommen. Doch dafür „spinnt“
er jetzt. Mit Ergometertraining in der
Gruppe („Spinning“) bereitet er sich
darauf vor, seinen nächsten Traum zu
verwirklichen: das Radrennen Cyclassics mitzufahren. „Ich muss immer in
Bewegung sein“, sagt er, „und jetzt
macht mir Sport wieder richtig Spaß“.
Selektive Knie-Endoprothetik:
Der OrthopädenKurier sprach
mit Dr. Carsten Lütten (li.)
und Dr. Johannes Holz über
verbesserte Knieprothesen
OK: Gelenkersatz galt bisher
als etwas für Senioren.
Dr. Lütten: Das hatte seinen Grund
darin, dass Prothesen nicht lange
hielten. Man hat sich also gescheut,
junge Menschen damit zu versorgen.
Außerdem war es bis vor einigen
Jahren nicht möglich, mit künstlichen
Gelenken die volle biologische Funktion wiederherzustellen.
OK: Ist das heute anders?
Dr. Lütten: Ja, denn Teilprothesen
halten inzwischen bis zu 20, Vollprothesen bis zu 15 Jahre. Außerdem hat
sich die Anpassung von Prothesen an
individuelle anatomische Gegeben-
heiten, von der Größe über die
Passform bis zu den Gleiteigenschaften, stark verbessert. Das wird
auch jungen, aktiven Patienten
gerecht.
Dr. Holz: Doch bevor man über eine
Prothese nachdenkt, sollte das gesamte Spektrum der konservativen
Behandlung ausgeschöpft werden.
Von Einlagen über Bandagen, Nahrungsergänzungen mit Glucosamin
und Chondroitin über die Muskelstärkung bis hin zu biologischem Gelenkersatz. Wir können heute sogar
Bänder und Menisken ersetzen und
Knorpel transplantieren.
OK: Wann ist es Zeit für ein
Kunstgelenk?
Dr. Lütten: Wenn die Lebensqualität
des Betroffenen gravierend eingeschränkt ist, er das, was er gern
möchte, nicht mehr tun kann und
Schmerz sein ständiger Begleiter ist.
OK: Warum hat der Gelenk-ersatz ein so schlechtes Image?
Dr. Holz: Hauptgrund für den GelenOrthopädenKurier 1/2009
Volle Kraft voraus
Ausdauer und Dynamik sind gefragt beim Trendsport Radrennen. Da das Körpergewicht größtenteils vom Sattel getragen wird, können auch
Kniepatienten in die Pedale treten
: Gelenkersatz für junge, aktive Patienten
kersatz ist die Gelenkzerstörung durch
Arthrose. Doch es gibt ganz unterschiedliche Arthrosen - innen, außen,
am Gleitlager der Kniescheibe. In
einem Drittel der Fälle ist nur ein Teil
des Knies von Arthrose betroffen.
Doch zu 95 Prozent kennt die Gelenkchirurgie bisher, nicht zuletzt aus
Kostengründen, darauf nur eine
Antwort: die Totalendoprothese, mit
der das gesamte Kniegelenk ersetzt
wird. Folge: Viele Patienten sind damit
nicht vollständig zufrieden, treiben
nach dem Eingriff weniger Sport,
haben mehr Beschwerden.
OK: Was machen Sie besser?
Dr. Holz: Wir behandeln differenzierter, und zwar mit der selektiven,
minimalinvasiven Endoprothetik. Alle
Knieteile, die gesund sind, bleiben
erhalten. Zum Beispiel die Kreuzbänder, die wichtig für die Bewegungskontrolle sind. Das bedeutet nicht nur
weniger Bindegewebsverletzung und
schnellere Heilung. Sondern vor allem
hohe Funktionalität. Zusätzlich verwenden wir mit dem Material „Oxinium“,
einen Werkstoff, der extrem belastbar
und zudem allergiefrei ist.
OK: Was sollte der Patient
vor einem Gelenkersatz tun?
Dr. Holz: Mit seinem Arzt intensiv
beraten, welches Prothesen-Design für
ihn geeignet ist. Eine Miniprothese ist
nicht in jedem Fall die beste Lösung.
OK: Was kann der Patient
nach der OP erwarten?
Dr. Lütten: Er kann Sportarten, die er
vorher ausgeübt hat, wieder betreiben.
Mit Ausnahme von Kontaktsport wie
Fußball und Handball.
OK: Wie lange fällt man
nach einer Knieersatz-OP bei
der Arbeit aus?
Dr. Lütten: Üblich sind ein bis drei
Wochen Krankenhausaufenthalt,
möglichst in einem Krankenhaus mit
integrierter Versorgung wie unserer
Partnerklinik Manhagen in Großhansdorf, damit auch die ambulante
Krankengymnastik abgedeckt ist.
Nach ca. drei Monaten sind leichte kör-
Journey
Deuce –
die neue
Prothesengeneration
Die selektive
Endoprothese
Journey Deuce
ist eine Alternative zur Totalendoprothese: Sie ersetzt
nur den inneren (medialen) Gelenkanteil
und das Gelenk zwischen Kniescheibe
und Oberschenkelknochen (Patellofemoral-Gelenk). Der intakte Teil des Knies
bleibt erhalten.
perliche Tätigkeiten sowie Büroarbeiten wieder möglich. Bis dahin wird
man krankgeschrieben.
Dr. Holz: Ganz wichtig: Der Patient
muss nach Beendigung der von der
Kasse finanzierten Krankengymnastik
bereit sein, selbst etwas für die
muskuläre Kräftigung zu tun, beispielsweise Fitnesstraining machen und
Rad fahren.