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Absolute Sound Test: Autoradio Klang-Star Das Alpine CDA-9887R tritt in die Fußstapfen der vorbildlich ausgestatteten Spitzenmodelle der japanischen Kultfirma: Es bietet ein neues verlockendes Feature – die automatische Einmessfunktion. Von Heiko Döbber D ie Top-Radios von Alpine stehen bei Klang-Freaks schon seit Jahren hoch im Kurs. Egal, ob es sich um das CDA-9815 (2003), das CDA-9835 (2004) oder das CDA-9855 (seit 2005) handelt – die „Bass Engine Pro“ ist als komfortables Extra bei allen an Bord. HiFi-Fans besitzen damit ein wirkungsvolles Werkzeug im Kampf gegen verbogene Frequenzgänge oder diffuse Wiedergabe im Auto. Zum TuningPaket gehören eine frei justierbare Laufzeitkorrektur, ein Equalizer und eine AktivWeiche, die sogar für den Vollaktiv-Betrieb einsetzbar ist. Der jüngste Spross der Spitzenserie heißt CDA-9887R und geht für 550 Euro noch einen Schritt weiter. Dazu später mehr. Die klassische Alpine-Optik ist durch die sechs Haupttasten gesichert, die rechts neben dem versenkbaren Lautstärkedrehknopf angebracht sind. Zur optischen Anpassung an das Fahrzeug-Interieur schimmert die Beleuchtung der sechs Drücker rot, blau, grün oder orange; die übrigen Taster leuchten wahlweise grün oder rot. Der Biolite-Bildschirm des Neulings überzeugt ebenso wie die Displays seiner Ahnen mit hoher Auflösung und guter Lesbarkeit. Im Vergleich zum weiterhin erhältlichen CDA-9855R sind die Maße der Anzeige allerdings ein wenig geschrumpft. Außerdem muss beim CDA-9887R auf die motorisch herunterfahrbare Frontplatte verzichtet werden. Hinter der schmucken Front lauert ein Laufwerk, das mit MP3-, WAV- und AACDateien klarkommt. Klassische Audio-CDs sind natürlich ebenfalls abspielbar. Die Musiksignale werden über einen 24-BitD/A-Wandler an die drei Cinch-Ausgangspaare weitergegeben, die an der Rückseite des Radios auf Kontakt zu externen Verstärkern warten. Wie bei dem legendären japanischen Hersteller üblich, sind auf der Unterseite des Radios zwei kleine Schalter verborgen, an denen man die Verwendung des Ai-Net-Anschlusses (Betrieb mit einem externen DSP oder Standalone) sowie das Anlagen-Setup einstellen kann (ZweiWege-Frontsystem plus Subwoofer oder Front, Rear und Subwoofer). Bevor die Musiksignale das DIN-Gehäuse verlassen, dürfen sie aber mit dem internen DSP nach allen Regeln der Kunst aufgepeppt und an die Fahrzeugakustik angepasst werden. Als erstes wird im Equalizer-Menü das EQ-Prinzip festgelegt. Parametrisch stehen fünf Bänder zur Verfügung, die den Frequenzgang an der gewünschten Stelle mit einer Güte (also Wirkungsbreite) von 1, 1,5 oder 3 in sechs Stufen heben oder senken. Alternativ kann der Equalizer auch grafisch betrieben werden. Dann greift er auf insgesamt sieben Bänder zurück. Mit der Laufzeitkorrektur lassen sich die unterschiedlichen Distanzen der einzelnen Chassis in 3,4-Zentimeter-Schritten ausgleichen, maximal bis auf 3,36 Meter. Die Aktivweiche belegt den Woofer im DreiWege-Modus mit einem Tiefpass (20 bis 200 Hz), den Mitteltöner mit einem Bandpass (HP: 20 bis 200 Hz, TP: 20 Hz bis 20 kHz) und den Hochtöner mit einem Hochpass zwischen 1 und 20 kHz. Für besondere Setups, etwa den Betrieb eines aktiv angesteuerten Kickbasses in Kombination mit einem passiv getrennten Hoch-Mittelton-System, ist die tiefste Abtrennfrequenz des Hochtöner-Ausgangs auch auf 20 Hertz festlegbar. Alle Filter lassen sich mit einer Flankensteilheit von 6, 12, 18 oder 24 dB pro Oktave setzen. Jeder Zweig kann zur Anpassung untereinander um bis zu 12 dB abgesenkt werden. Eine Neuerung des internen DSPs ist die Möglichkeit, die Weichen-Einstellungen entweder für beide Seiten identisch durchzuführen oder die Trennfrequenzen individuell festzulegen. Auch die weitere Audio-Ausstattung kann sich sehen lassen: Zu den Komfortmerkmalen zählen ein Sub-Phasen-Regler, ein Fader und Balance-Einsteller, ein Pegelregler für den Subwoofer-Ausgang und der dreistufige Media-Expander, der komprimierten Musikdaten ihren ursprünglichen Glanz zurückbringen soll. Über den bei Alpine üblichen Ai-NetBus lässt sich das CDA-9887R problemlos mit vielen Zuspielern erweitern, beispielsweise einem CD- oder DVD-Wechsler. Der zusätzliche Fullspeed-Anschluss erlaubt das direkte Andocken eines iPods über das optional erhältliche Zusatzkabel KCE-422i (Preis: um 20 Euro) und punktet in dieser Kombination mit einer überaus schnellen ➜ Der DSP peppt die Musik nach allen Regeln der Kunst auf 1/2008 109 Absolute Sound Test: Autoradio Datenübertragung und einfacher Bediequenzen gleichlaut wiedergegeben), sonnung. So wird die Suche nach bestimmten dern arbeitet mit einzelnen „Sweeps“. Aus Titeln oder Playlists zu einer angenehm diesen sinusförmigen Signalen, die in einer stressarmen Angelegenheit. bestimmten Zeit die Frequenz zwischen Auch Alpines neue Bluetooth-Freieinem festgelegten Start- und Endwert sprecheinrichtung KCE-300BT lässt sich ändern, lassen sich zusätzliche Informaproblemlos mit dem CD-9887R verbandeln. tionen zu Laufzeiten und Echos ermitteln. Außer der eigentlichen Freisprechfunktion Die Wirkung des MultEQ-DSP ist dabei holt man sich mit dem kleinen schwarzen relativ einfach: Der Frequenzgang wird Kästchen das Audio-Streaming-Profil A2DP durch eine Messung festgestellt, an rund ins Auto. Auf diese Weise kann der Speicher 500 Punkten mit einem inversen Korrektureines A2DP-fähigen Bluetooth-Handys Frequenzgang belegt und somit erheblich unterwegs als zusätzliche Musikquelle geglättet. Die Besonderheit: Durch die eingesetzt werden. verschiedenen Messpositionen wird ein Zweifellos ist das CDA-9887R ein Radio, Ergebnis erreicht, das den Klang auf allen mit dem sich Profis sehr nahe an den perPlätzen im Innenraum erheblich verbesfekten Sound im Auto herantasten können. sert, nicht nur auf dem Fahrersitz. Der Clou des Klang-Stars ist aber ein andeDas Interface KTX-100EQ wird währer: Man kann ihn mit einer rend des Setups von der Proäußerlich unscheinbaren zessorleistung eines Laptops Wunderbox verbinden, unterstützt, der die einzelnen die unerfahrenen oder Korrekturen mit einer mitgelieungeduldigen HiFi-Fans ferten Software berechnet und die komplette Einstellarbeit diese danach per Interface an abnimmt – und die gesamte das Radio weitergibt. Anlage in rund 20 Minuten Im ersten Schritt des Einoptimal konfiguriert. messvorgangs fordert die ImDieses Interface namens Markenzeichen: Alpines print-Software den User auf, Imprint-Produkte sind KTX-100EQ (Kostenpunkt: den Bereich einzugrenzen, für ab sofort an diesem 200 Euro) gehört zu Alpines den die Software die Akustik Logo zu erkennen. Imprint-Programm und soll verbessern soll. Die Königsdie Bühnenabbildung, die disziplin ist die Optimierung für tonale Ausgewogenheit und alle Plätze an Bord, für die auch die Präzision der Wiedergabe im Fahrzeug mit möglichst vielen Mikrofonpositionen optimieren. gemessen werden sollte. Vorgesehen sind Mit der gleichen Audyssey-MultEQmaximal sechs Standorte; zwei müssen es Technologie wie im PXA-H650 (siehe Seite auf jeden Fall sein. 58) sollen die verschiedenen schallreflekDaraufhin gibt das Programm Messtierenden und -absorbierenden Oberfläsignale aus, um die einzelnen Chassis zu chen sowie die nicht immer optimalen lokalisieren und Laufzeiten, FrequenzLautsprechereinbauplätze im Auto kom- gangfehler und die akustischen Rahmenpensiert werden. Zusammen mit einem bedingungen zu ermitteln. Anschließend Ausgleich der unterschiedlichen Laufzeiten und Pegel soll die Elektronik ein harmonisches Klangbild gewährleisten. Im Gegensatz zu den meisten bisher erhältlichen automatischen Einmesshilfen nutzt das Imprint-Inter face als Signal kein „Rosa Rauschen“ (ein Signal, das so klingt, als würden alle Fre- 110 1/2008 Step 1: Die Messpositionen werden abgearbeitet. Zuvor wird eingestellt, für welche Sitzplätze optimiert werden soll. Step 2: Die Auswahl der Referenzkurve. Der Vorschlag ähnelt stark der Vorgabe der autohifi-Tests. die Box bereit, stellen CDA-9887R-Käufern Das Klangbild wirkt wie aus einem Guss, die Pegel der Lautsprecher untereinander die installierte Anlage ein und bieten somit stimmen, und die gesamte Tonalität ist sehr einen tollen Extra-Service. ausgeglichen. Mit manuellen Methoden Den Hörtest musste das Alpine CDAhätte es nach aller Erfahrung ein Vielfaches 9887R aber natürlich ohne die Wunderbox an Zeit gebraucht, um ein vergleichbares antreten. Dazu sollte sich der Newcomer Resultat zu erzielen. im Hörraum mit der familieninternen Zweifellos ist die KTX-100EQ kein All- Typisch: Die „Alpine-Tasten“ des 87ers verraten sofort seine Herkunft. Konkurrenz messen. heilmittel und auch nicht in der Lage, Als erstes stand die Wiedergabe grundlegend falsche Einbauposivon Musik-CDs an. Im Vergleich zum Messergebnisse tionen der Chassis auszubügeln. älteren CDA-9835 spielte das 87er Vorverstärkerspannung 4,3 Volt Zudem sind versierte Bastler, die sich etwas neutraler und genauer. Die Leistung an 4 Ω 4 x 21,5 Watt mit den akustischen ZusammenhänAuflösung war vergleichbar gut. Im CDA-9887R 550 Euro Frequenzgang gen im Auto auskennen, womöglich Kickbass-Bereich gab sich das 35er autohifi-Messlabor Vertrieb: Alpine www.alpine.de Frankfurter Ring 117, 80807 München in der Lage, in langwierigen Messetwas wuchtiger, während das 87er +12 Top & Flop +6 und Höressions ein noch etwas besseinem präzisen Charakter treu blieb. 0 hervorragende Ausstattung seres Ergebnis herauszukitzeln. Die Kicks schälte der Neuling scharf -6 kann sich selbst einmessen Mindestens genauso sicher ist aber konturiert heraus; einzelne Instru-12 schnelle iPod-Direktsteuerung auch, dass der Großteil aller Automente platzierte er sauber gestaffelt keine motorische Front 20 200 1 10kHz HiFi-Freunde weder die Zeit noch auf der imaginären Bühne. Sehr linearer CD-Frequenzgang, kaum Pegelabfall, Besonderheiten/Ausstattung das nötige technische Verständnis Im Radiobetrieb nahmen sich gute Einstellmöglichkeiten mit wahlweise fünf parametrischen oder sieben grafischen EQ-Bändern. Allgemein: Spielt MP3, WMA, AAC und Audiobesitzt, um ein so souveränes Klangdie beiden Modelle nichts: Auch CD, iPod-Fullspeed-Anschluss, Aux-In über bild hinzubekommen, wie es die der Neuling hielt die Sender unter (Mittelwert, max. 50) Adapterkabel möglich, RDS-Tuner mit Radiotext, Qualität ID3-Tag-Anzeige, automatische Einmessung elektronische Trickkiste von Alpine schwierigen Bedingungen erfreulich Klang Laufwerk (45 von 50) mit Zusatz-Interface KTX-100EQ (200 Euro) erreicht. Bevor man die DSP-Power lang und ließ sich nicht weiter von möglich, erweiterbar; z. B. mit CD- Wechsler oder Radioteil (35 von 50) Bluetooth-Freisprecheinrichtung. des Radios also gar nicht nutzt und Störungen beeinflussen. Bei gutem Equalizer: Parametrisch: Einsatzfrequenzen ein immenses Soundpotenzial im Empfang spielte das CDA-9887R knaTechnik (Summe, max. 50) für Band 1 bis 5: 1 (20–80 Hz), 2 (50–200 Hz), 3 (125 Hz–3,2 kHz), 4 (315 Hz–8 kHz), 5 (800 Hz– Ausstattung (24 von 30) Auto verschenkt, sollte man lieber ckig und frisch. Verschlechterten sich 20 kHz); Einstellbereich jeweils -6 bis +6 dB, Güte zur KTX-100EQ greifen. die Einsatzverhältnisse, nahm es den Bedienung (9 von 10) einstellbar (1/1,5/3). Grafisch: 7 Bänder (63 Hz, 150 Hz, 400 Hz, 1 kHz, 2,5 kHz, 6,3 kHz, 17,5 kHz). Verarbeitung (8 von 10) Die freudige Nachricht für alle, die Hochtonanteil dezent zurück. Aktiv-Weiche: Tieftöner: Tiefpass zw. 20 Hz und nicht unbedingt 200 Euro zusätzlich Insgesamt erfüllt das Alpine CDA200 Hz, Mitteltöner: Hochpass zw. 20 Hz und 200 Hz, Tiefpass zw. 20 Hz und 20 kHz, Hochtöner: ausgeben wollen: Die Imprint-Box 9887R die ganz schön hohen ErwarHochpass zw. 1 kHz und 20 kHz; alle Filter mit wird nur für den Messvorgang betungen also voll. Es setzt die Reihe Flankensteilheit 6, 12, 18 oder 24 dB/Oktave, alle Filter im Pegel um bis zu 12 dB absenkbar. Referenzklasse nötigt. Danach trägt das Radio sämtder Top-Radios aus dem Hause Alpine Laufzeitkorrektur: Laufzeit in 3,4-cm-Schritten liche Einstellungen in seinem interbravourös fort – und das zu einem einstellbar, maximale Verzögerung: 3,36 Meter. Preis/Leistung nen Speicher. Clevere Händler halten mehr als fairen Preis. dB dB dB dB dB Hz Hz kHz 40 Step 3: der VorherNachher-Vergleich. Zum Schluss werden die Daten im Alpine-Radio abgespeichert. 41 TESTURTEIL 81 fordert die Software zur Auswahl der gewünschten Klangkurve auf, wobei die optimale Variante sehr stark der autohifi-Referenzkurve ähnelt. Nun werden die zuvor ermittelten All inclusive: Die Daten von der Software angepasst, um die KTX-100EQ-Box gewünschte Kurve zu realisieren. Zum Schluss wird mit Software werden die errechneten Korrekturwerte an die und Messmikrofon Headunit gesendet und auf einem der beiden geliefert. verfügbaren Speicherplätze abgelegt. Diese automatische Einstellung erwies sich im Test dann als beeindruckend präzise: Die Konzertbühne schien regelrecht auf dem Armaturenbrett zu stehen. Lediglich die Anordnung etwas weit rechts störte. Dieses Manko lässt sich aber leicht ausbügeln, wenn man die sechste Messung nicht wie von der Software vorgeschlagen in der Fahrerposition durchführt, sondern auf dem Beifahrersitz. Der Praxis-Check der Redaktion ergab zudem, dass die vorgeschlagenen Messungen auf der Rücksitzbank unbedingt durchgeführt werden sollten, da die Hecklautsprecher sonst im Ergebnis zu laut spielen. Wer diese Tipps beherzigt, der wird an den Ergebnissen kaum etwas auszusetzen haben. www.autohifi-magazin.de