Wenn ich an die LIO denke
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Wenn ich an die LIO denke
1837- 2012 „Happy Birthday, Lio!” F est sch r i f t 175 Jahre Liebigschule Gießen Gymnasium der Universitätsstadt Gießen I n h a lt Grußwort der Kultusministerin Dorothea Henzler.....................................................3 Grußwort der Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz.................................................4 Vorwort Dr. Carsten Scherließ...............................................5 Leitbild der Liebigschule....................................7 Grußwort Dr. Heidrun Sarges...................................................8 Grußwort Walter Appenheimer...............................................9 Wenn ich an die LIO denke… Ehemalige erinnern sich................................. 10 175 Jahr LIO – ein Rückblick Dr. Ulrike Krautheim............................................. 18 Die Schwerpunkte der Liebigschule....... 32 Schulinspektion 2009....................................... 33 Die musikalische Arbeit an der Liebigschule Dr. Jörg Abel............................... 34 Und die Musik spielt dazu Thomas Preuße.....................................................36 „Gießen hilft“-Konzerte 2011 & 2012....... 39 Schulsportzentrum Liebigschule – Breite und Spitze, Gerald Moos....................44 Gesundheit an der Liebigschule Renate Fritz.............................................................48 Wer, wie, was? – Wieso, weshalb, warum? (MINT), Ulrich Fuchs...........................................50 Fremdsprachen, Uwe Kraffert.......................54 Youth Culture – Past and Present Uwe Kraffert............................................................55 2 Begabtenförderung an der Liebigschule Tanja Schmidt......................................................... 57 Förderunterricht an der Liebigschule Claudia Reinhardt, Martina Münke............. 58 Die Nachmittagsbetreuung Beate Brunkau......................................................... 59 Studien- und Berufsorientierung Martin Bromm......................................................60 Exkursionen in die Welt der Forschung Wolfgang Schäfer................................................. 63 „BEM“ – Junge Köpfe gründen Schülerfirma, Dirk Hölscher............................ 65 Soziales Miteinander an der Liebigschule. Dr. Carsten Scherließ...........................................67 Kunst an der Liebigschule, Nina Hainmüller, Uwe Richter, Beate Exner...................................68 Die Schulgarten-AG der Liebigschule Dr. Sandra Karl......................................................72 Historisches zu Hof und Garten Joachim Sieben.....................................................74 Baumaßnahmen 2010-2012......................... 75 Abigag-Impressionen....................................... 78 Das Drängen der Eltern Dr. Beate Korf.........................................................79 Junges Geburtstagskind grüßt „Altes Haus“ Susann Balser-Hahn...........................................82 25 Jahre „Ehemaligenverein“ Sigrid Bachmann.................................................83 SV-Arbeit an der Liebigschule Gießen.... 84 Lio-Gala 2008......................................................... 86 Sommerfest 2009................................................ 88 Sommerfest 2011...................................................9 Projektwochen...................................................... 92 Comedy-Theater„TROJA“................................. 94 Das Kollegium, Sekretärinnen und Hausmeister 2011..................................... 96 Die erweiterte Schulleitung.......................... 97 Klassen und Tutorenkurse ............................. 98 Die Jubiläumsbroschüre...............................130 Impressum ............................................................135 Grußwort der Hessischen Kultusministerin Dorothea Henzler Liebe Leserinnen und Leser, liebe Festgemeinde, zu ihrem 175-jährigen Bestehen möchte ich der Liebigschule meine herzlichsten Glückwünsche übermitteln. Ich verbinde damit den Dank an all diejenigen, die in den vergangenen Jahrzehnten an der Gestaltung dieses Gymnasiums mitgewirkt und einen großen Teil zu der ausgezeichneten Entwicklung beigetragen haben. Die Liebigschule wird von mehr als 1400 Schülerinnen und Schülern besucht, die von etwa 140 Lehrkräften unterrichtet werden. Vielseitige Lernangebote und Schwerpunkte in den Naturwissenschaften, den Fremdsprachen, im Sport und der Musik lassen die Liebigschule für die Schülerinnen und Schüler zu einem Ort werden, an dem ihre vorhandenen Begabungen gezielt gefördert werden. Die vier Schwerpunkte sind mit Bedacht gewählt. An der Liebigschule gibt es ein großes Orchester mit fast 100 Streichern und Bläsern, das sich vorwiegend der klassischen Musik widmet. In einem fast ebenso großen Vororchester werden die jüngeren Schülerinnen und Schüler auf die Orchesterarbeit vorbereitet. In zahlreichen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass das Musizieren die allgemeine Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sowie die Entwicklung positiven Sozialverhaltens bei Kindern fördert. Insofern ist dieses Engagement nur zu begrüßen. Gleiches gilt auch für den Sport - Sport und Bewegung sind für unser körperliches, geistiges und seelisches Wohlbefinden von grundlegender Bedeutung. In besonderem Maße gilt das für Kinder und Jugendliche, da Heranwachsende, wie Studien immer wieder zeigen, sich auch besser entwickeln und effektiver lernen, wenn sie sich viel bewegen. Die Hessische Landesregierung setzt sich mit Nachdruck für die Stärkung des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts ein, um Talente in diesen Fächern zu fördern und den Nachwuchs nachhaltig zu sichern. Dabei geht es vor allem um die Entwicklung eines stärker praxisnahen Unterrichts, dem es gelingt, Schülerinnen und Schüler in anschaulicher, verständlicher Weise zu komplexen Fragestellungen hinzuführen. Insofern ist der Schwerpunkt Naturwissenschaften ebenso zukunftsorientiert gewählt wie der der Sprachen. Sprachkenntnisse sind eine große persönliche Bereicherung. Sie öffnen den Blick für andere Lebensweisen und Kulturen und ermöglichen einen direkten Zugang zu den Menschen einer anderen Sprachgemeinschaft. Im beruflichen Alltag zählen sie zu den Schlüsselqualifikationen und sichern eine Perspektive für die Zukunft. Für die vielen Jahre erfolgreicher Arbeit an der Liebigschule in Gießen, nicht nur in den vier Schwerpunkten, möchte ich allen Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern herzlich danken. Ich wünsche Ihnen gelungene Jubiläumsfeierlichkeiten und viel Erfolg für Ihre zukünftigen Aufgaben und Projekte. Mit herzlichen Grüßen Ihre Dorothea Henzler Hessische Kultusministerin 3 Grußwort der Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz geist die Entwicklungen unterlagen. Und wir können sehen, was immerzu blieb und bleibt – jener Kern des Anspruchs an umfassender Bildung, der Zeiten und Zeitgeister überlebt hat und der heute noch darüber entscheidet, wie die Chancen auf Zukunft und Wohlstand verteilt werden, zwischen den Menschen, zwischen den Städten und Regionen, zwischen Staaten. Denn Bildung ist der einzige stets nachwachsende Rohstoff, gebildete Menschen die einzige verlässliche und nachhaltige Ressource, aus der Zukunft in Frieden und Wohlstand entstehen kann. Liebe Schulgemeinde, die historische Entwicklung einer Schule, ja die Frage, wie, für wen welche Form der Bildung vermittelt und zugänglich gemacht werden soll, ist eng mit der politischen Geschichte eines Landes und einer Stadt verbunden. An der 175jährigen Geschichte der Gießener Liebigschule, an ihrem Wachsen und Werden können wir ablesen, welchem jeweiligen Zeit4 Die Liebigschule – wie auch die Herderschule – sind 1837 als Realschulen aus dem Bedürfnis heraus gegründet worden, den Söhnen – und sehr viel später auch Töchtern – eines aufstrebenden Bürgertums eine Bildung angedeihen zu lassen, die für den wirtschaftlichen Fortschritt des Landes nutzbar gemacht werden sollte. Bildung zur „Erzielung von Werth und Gut“, wie ein Regierungsvertreter HessenDarmstadts im Jahre 1834 formulierte. Das bedeutete einerseits: mehr Bildung und bessere Bildung für mehr Menschen. Und: andere Inhalte. Nicht mehr ausschließlich Latein, sondern moderne Sprachen, weni- ger ausschließlich klassisch-humanistische Bildung, sondern mehr Naturwissenschaften und Mathematik – alles, was ein aufstrebendes Handels- und Industrieland braucht, um wirtschaftlich zu wachsen. Bildungspolitik als Wirtschaftsmotor. Kommt uns dieses Konzept nicht bekannt vor? Diese erste große Bildungsreform, die die Liebigschule gebar, hatte tatsächlich Erfolg. Die neu gegründeten Realschulen wuchsen, mehr Menschen hatten am erzeugten Fortschritt teil – wenngleich dieser Teil dennoch eine Minderheit der Bevölkerung war. Aber: Die eng anwendungsorientierte Sichtweise auf Bildung, jene nur aus wirtschaftlicher Nachfrage geborene Verengung des Bildungsbegriffs, überlebte nicht. Das sich emanzipierende Bürgertum wollte auf Dauer keine Bildung zweiter Klasse. Die Realschulen arbeiteten schon wenige Jahre später daran, ihren Schülerinnen und Schülern Abschlüsse zu ermöglichen, die denen der Gymnasien gleichkamen. Und auch das gelang später. Die Liebigschule Gießen ist mit Blick auf diese Geschichte wie kaum eine andere Schule daher ein Beleg dafür, dass gesellschaftliche Anstrengungen, das Bildungssystem zu verändern, mehr Menschen ohne gesellschaftliche Privilegien Anrecht auf gute Bildung zu geben, mehr Jugendlichen eine Chance auf höhere Schulabschlüsse zu ermöglichen, gelingen können. Sie steht für diese historische Entwicklung, die in guten Teilen auch den Aufschwung der Stadt Gießen im 19. Jahrhundert mitbegründet hat. Ich wünsche mir, dass die heutige Schulgemeinde mit dieser besonderen Geschichte auch besonders verantwortungsvoll umgeht. Ich wünsche mir, dass Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und ehemalige wie heutige Schülerinnen und Schüler weiterhin mit uns als politisch Verantwortlichen zusammen daran arbeiten, dass Schule für alle da ist, dass umfassende Bildung für alle da ist – als Motor für eine gute wirtschaftliche Entwicklung, aber auch als Motor einer gesunden sozialen Gesellschaftsstruktur in unserer Stadt und als Schmiede starker und verantwortungsvoller Persönlichkeiten, die ihren Lebensweg selbstbewusst und zukunftsorientiert meistern. Die Liebigschule ist dafür heute gut aufgestellt: Sie verfügt über eine wunderbar lebendige Schülerschaft sowie eine engagierte Schulleitung und ein ebensolches Kollegium sowie unterstützende Eltern. Ihre Arbeit, ihre Erfolge in den Schwerpunkten Musik, Sport, Sprachen und Naturwissenschaften wurden vielfältig ausgezeichnet. Ich wünsche der Lio einen weiterhin erfolgreichen Weg. In historischem Bewusstsein und mit selbstbewusstem Blick in eine gute Zukunft. Dietlind Grabe-Bolz Oberbürgermeisterin Vorwort des Schulleiters Dr. Carsten Scherließ Dieses Jubiläum kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn der LIO geht es gut! Großartige Schülerinnen und Schüler, interessierte Eltern, engagierte und kompetente Kolleginnen und Kollegen, zahlreiche Freunde und Förderer. All dies trägt dazu bei, dass wir dem ersten Satz unseres Leitbildes immer wieder nahe kommen: „Die Liebigschule soll ein Ort sein, an dem alle Beteiligten gerne und erfolgreich arbeiten und leben können.“ Dieses ange- strebte gelingende Arbeiten und Leben wird letztlich durch positive Beziehungen aller an Schule beteiligten Personen zueinander ermöglicht. Seit 1837 haben in der Liebigschule tausende Personen gearbeitet und gelebt. In dieser Tradition zu stehen erfüllt uns auch mit Respekt und Ehrfurcht. Hauptziel der Schule in der 175jährigen Geschichte war in der Regel „die Ausbildung von freien Persönlichkeiten, die in der Lage sind, verantwortungsbewusst, kritisch und selbstkritisch den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu begegnen“. Dies konnte und kann nur gelingen, wenn bei den Kindern und Jugendlichen die Freude am lebenslangen Lernen und die Wertschätzung unserer Welt geweckt wurde bzw. wird. Oft scheint dies – bis in die Gegenwart hinein – geglückt zu sein. Um ein Beispiel zu nennen: Der letzte Abiturjahrgang verabschiedete sich am letzten Unterrichtstag von der Schulgemeinde in Verkleidung: Sie kamen kostümiert als „Helden unserer Kindheit“ in die Schule. Und so tum5 melten sich Ritter und Feen, Heidi, Schlümpfe, Pippis, Fußball-Weltmeister, Spiderman, Mario u.a. auf dem LIO-Gelände. Ein wunderbares Sinnbild für eine kreative, lebensfrohe und optimistische Schülergeneration. Diese „Helden unserer Kindheit“ haben eines gemeinsam: Sie sehen Missstände, glauben aber als Optimisten immer wieder an das Unglaubliche und haben meist Gutes im Sinn! Carolin Emcke, die 2010 zur Journalistin des Jahres gewählt wurde, schrieb - auf die gegenwärtigen Revolutionen in der arabischen Welt und das weltweite Umdenken in der Energiepolitik Bezug nehmend - vor wenigen Monaten in der ZEIT die geistreichen Sätze: „Wir brauchen den Glauben an das Unglaubliche, damit Veränderung möglich ist.“ Es sei wichtig, „dass wir auf einen Horizont hinausgerichtet sein müssen, der das überschreitet, was ist.“ „Es braucht den Glauben an das Unglaubliche…- sonst ist Veränderung nicht möglich.“ Als optimistischer Schulleiter wage ich deshalb an dieser Stelle wenige Thesen zur Entwicklung der Schulen in Deutschland in den nächsten 25 Jahren: • In der Bundesrepublik wird aufgrund der Erkenntnis, „Bildung ist der wichtigste „Rohstoff“ unseres Landes, noch mehr Geld in den Bildungsbereich investiert, von der frühkindlichen Förderung angefangen bis in die Erwachsenenbildung. 6 • Die jahrzehntelang anhaltende Diskussion um richtige Schulformen beruhigt sich. Man einigt sich bundesweit auf ein ZweiWege-Modell im allgemeinbildenden Bereich: Neben dem Gymnasium existiert nur noch eine Schulform, über die gute Schülerinnen und Schüler ebenfalls das Abitur erlangen können. • Die sinnvoll gestaltete und gut ausgestattete Ganztagsschule etabliert sich. Dazu gehört die Vernetzung mit außerschulischen Institutionen, aber auch eine neue Rhythmisierung des Tages, z.B. hinsichtlich der Anfangszeiten und der Ruhephasen. • Der Beruf „LehrerIn“ wird von sehr guten und geeigneten Abiturientinnen und Abiturienten angestrebt, auch weil die Wertschätzung und der Respekt gegenüber den Lehrpersonen wächst. • Der Unterricht ermöglicht zunehmend individuelles Lernen. Hierbei finden wichtige Erkenntnisse der Hirnforschung in hohem Maße Berücksichtigung, z.B. der Umstand, dass Kinder ohne die Erfahrung verbindlicher persönlicher Beziehungen keine Motivation entwickeln können. • Neue Unterrichtsstrukturen werden geschaffen, sogar neue Fächer wie „Glück“ werden eingeführt. • Den Schulen wird in allen Bereichen mehr Selbstständigkeit zugetraut und zugemu- tet. Dazu gehört aber auch, dass eine Schulgemeinde über ihre Arbeit Rechenschaft ablegen muss. Leitbild der Liebigschule Gießen • Deutsche Schülerinnen und Schüler schneiden bei internationalen Vergleichsstudien erfolgreich ab. Ich bin zuversichtlich, dass die Liebigschule dank des guten Miteinanders aller Beteiligten eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat. Auf diesem Weg mag sie sich treu bleiben: mutig, selbstbewusst und bescheiden zugleich. Ein Dank und ein Wunsch zum Schluss: Mein Dank gilt allen, die zum Zustandekommen dieser Festschrift beigetragen haben. Besonders danke ich Frau Sabine Schuppe, Herrn Joachim Sieben und Herrn Olaf Johannson (spoon design). Die Festschrift, die neben historischen Aspekten vor allem die gegenwärtigen Schwerpunkte der Schule beleuchtet (z.B. Musik, Sport und Gesundheit, MINT, Fremdsprachen, Studien- und Berufsorientierung), mag Ihnen als Leserinnen und Lesern viel Freude bereiten. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei der Lektüre im Sinne Richard David Prechts lernen und genießen können: „Lernen und Genießen sind das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Lernen ohne Genießen verhärmt, Genießen ohne Lernen verblödet.“ Die Liebigschule soll ein Ort sein, an dem alle Beteiligten gerne und erfolgreich arbeiten und leben können. Freundlichkeit, gegenseitiger Respekt, Vertrauen, Achtsamkeit und Kooperationsbereitschaft sind die Grundlage unseres gemeinsamen Handelns. Die Schülerinnen und Schüler der Liebigschule sollen fachliche, methodische und soziale Kompetenzen auf hohem Niveau erwerben. Dies erfordert besonderes Engagement, Eigenverantwortung und Mitverantwortung aller Beteiligten. Ziel ist die Ausbildung von freien Persönlichkeiten, die in der Lage sind, verantwortungsbewusst, kritisch und selbstkritisch den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu begegnen. OStD Dr. Carsten Scherließ 7 Grussworte Grußwort der ehemaligen Schulleiterin Dr. Heidrun Sarges Gesamtschule ein Übergangsmodell oder sollte es dauerhaft sein? War das Gymnasium zu dieser Zeit, an diesem Ort, unter den gegebenen Bedingungen die bessere Lösung? Hier prallten politische, gesellschaftliche, ideologische Gesichtspunkte aufeinander und es wurde deutlich, wie sehr sich eine Gesellschaft in ihrer Schule spiegelt. W enn ich an die Liebigschule denke, dann erscheint vor mir eine Fülle bunter Bilder: Die Diskussion wurde an unserer Schule ausführlich, offen und somit auch schmerzhaft geführt. Der lebendige Schulhof, Rufen und Lachen. Die jährliche Aufnahmefeier für die neuen Schüler und die Verabschiedung der Abiturienten, dazwischen ein Schülerleben. Wir haben uns damals entschieden, eine Schule zu sein, die sich vorrangig und überwiegend der Vorbereitung auf ein Studium widmet. Die Schule hat sich auf den Weg gemacht und ein überzeugendes Profil entwickelt, wobei die Schwerpunkte einerseits an die Tradition der Schule anknüpfen, anderseits die Ansprüche der Gegenwart aufnehmen. Konferenzen mit mitunter heiklen Diskussionen und Abstimmungen, Elternbeiratssitzungen mit einer Liste von Fragen und Vorschlägen, Projektwochen mit ihren Fragwürdigkeiten, Schulkonzerte, die den Alltag vergessen ließen … Ich denke an die vielen Gespräche ganz unterschiedlicher Art mit Schülern, Eltern und Lehrern, in denen um Verständnis geworben, nach Lösungen gesucht wurde. Ich sehe das stattliche A-Haus, den Treppenaufgang und die Aula, in der so viele wechselhafte Ereignisse stattfanden. Und da sind die Verhandlungen mit den Behörden um Geld, Ausstattung und Stellen. 8 Dr. Heidrun Sarges Die Komplexität all dieser Aufgaben hat eine hohe Faszination, sie fordert den ganzen Menschen. Und über allem steht das Ziel, heranwachsende junge Menschen auf ihrem Weg in diese Welt möglichst gut vorzubereiten. Dies hat uns als Kollegium zusammengebracht, über Konflikte hin geeint und verbunden; ich habe die Schulgemeinde als eine Art Großfamilie empfunden. Der zentrale Punkt während meiner Amtszeit als Schulleiterin war die Frage nach der Schulstruktur. War das Konzept der kooperativen In diesem Sinne gibt es sowohl Kontinuität als auch Weiterentwicklung. Wenn ich auf die Homepage der LIO schaue, freue ich mich über die Lebendigkeit und die Erfolge. Möge dies auch in Zukunft so sein! Schule ist das Tor zur Welt. Ich grüße sehr herzlich und gratuliere zum 175. Geburtstag ! Dr. Heidrun Sarges Grußwort des ehemaligen Schulleiters Walter Appenheimer D er Liebigschule wünsche ich zu ihrem. Jubiläum, dass sie auch in Zukunft herausragende Arbeit und eine in die demokratische Gesellschaft hinein wirkende Erziehung ihrer Schülerinnen und Schüler leisten kann. Zur Zeit des Schuljubiläums 1987 war ich Schulleiter der Liebigschule; so bin ich heute erfreut, noch einmal die festliche Rückbesinnung und die Selbstdarstellung der Schule erleben zu können. Dabei entgeht mir nicht, dass sich für die Schule die Rahmenbedingungen und die Akzentuierung der Zielsetzungen geändert haben. Es ist aber offenbar gelungen, einer neuen Lehrergeneration und einer anderen Schülerschaft Lehr- und Lernmöglichkeiten und erweiterte Schwerpunktbildungen zu schaffen, die der individuellen Entfaltung Raum geben. Ich wünsche der Liebigschule, dass sie ihren Erziehungsauftrag wirkungsvoll weiterführen kann. Sie hat gute Voraussetzungen dafür. Walter Appenheimer Die Beachtung eines Schuljubiläums und der Blick auf verschiedene Jubiläen der gleichen Schule ist Anlass dafür, die Schule sowohl in ihrer Kontinuität und ihrer langjährigen Leistungsfähigkeit zu sehen als auch sich ihrer Veränderungen bewusst zu bleiben. 9 e h e m a l ig e W Wenn ich an die LIO denke … E h e m a l ig e e r i n n e r n s i c h W enn man aus Anlass des festlichen Jubiläums der eigenen, „alten“ Schule gräbt, wühlt und forscht in dem großen Haufen an blitzlichtartigen Erinnerungen, bittersüßen Anekdoten und verklärten Episoden, kommt unDr. Lars Witteck ter all diesem ein bleiRegierungspräsident bendes Verdienst zum Vorschein: Die Liebigschule und die an ihr Wirkenden haben uns Schülern geholfen, unsere Persönlichkeiten herauszubilden. Vermutlich braucht es den Abstand von einigen Jahren – und es ist im ersten Moment erschreckend, wie viele es schon geworden sind - , um dies erkennen und würdigen zu können. Wie konnte dies gelingen? Ich denke, es hat zum einen viel mit den Angeboten der Liebigschule, die sie für ihre Schüler mit viel Aufwand über das „Kerngeschäft“ hinaus bietet, zu tun, zum anderen mit den Persönlichkeiten und dem überobligatorischen Engagement der Lehrenden, die die Liebigschule stets an sich binden konnte und kann. 10 Belege für ersteres sind neben den Markenzeichen der Schule wie dem fantastischen Orchester, der Big Band oder dem Chor für mich vor allem die Möglichkeit für interessierte Schüler, einige Zeit im Wege des Schüleraustauschs in einem anderen Land verbringen zu können. Die Erfahrung des Alltages, auch des schulischen Alltages über mehrere Wochen hinweg, etwa in den USA oder in Frankreich bietet die Gelegenheit zur Erweiterung des eigenen Horizonts, wie man sie als junger Mensch sonst selten bekommt. Ohne dass alle dort gemachten Erfahrungen nur gute gewesen wären, bin ich nachträglich für diese Chance außerordentlich dankbar. Diejenigen Lehrenden, die es geschafft haben, unser Interesse an den Hintergründen des Lernstoffs, an den übergeordneten Zusammenhängen und letztlich an dem, was unsere Gesellschaft zusammenhält, über das Läuten der Pausenglocke hinaus und in einigen Fällen bis zum heutigen Tage wachzuhalten, haben mehr für uns Schüler getan, als wir in unserer aufgeregten Zeit damals ermessen oder wertschätzen konnten. Einige gibt es, die ich in einer sehr persönlichen und notwendigerweise unvollständigen Auswahl stellvertretend für alle anderen nennen und mich zugleich sehr bedanken möchte: Frau Helga Meyer-Jaeger, die auf tragische Weise viel zu früh verstorben ist, hat das historische, gesellschaftliche und politische Denken unseres ganzen Leistungskurses des Abi-Jahrgangs 1993 erst strukturiert und in leidenschaftlichen Diskussionen unsere Argumente geschärft. Herr Adolf Sauerwald, dessen Tod im vergangenen Jahr mich sehr betrübte, hat uns sehr subtil in die reiche Welt der deutschen Literatur eingeführt. Und nicht zuletzt ist die Liebe von Frau Erika Bredella zu den englischen Klassikern und zu der großartigen Stadt London mit ihren kulturellen Schätzen auf viele ihrer Schüler übergegangen, auch auf mich. Möge es der Liebigschule immer gelingen, solche Persönlichkeiten an sich zu binden, dann muss uns um die Absolventen dieser Schule auch in Zukunft nicht bange sein. Alles erdenklich Gute zum Jubiläum! enn ich an die LIO denke, dann denke ich daran, dass ich von der Sexta (so hieß damals bei uns noch das 5. Schuljahr) an meinen Schulweg nicht mehr zu Fuß, sondern – sowohl im Sommer als auch im Winter – von Wieseck aus mit dem Fahrrad zurücklegte; dass ich die musikalischen Angebote und Dietlind Grabe-Bolz Oberbürgermeisterin Schwerpunkte gerne und ausgiebig nutzte, ich meine Geige allerdings eine Weile tarnte, indem ich sie in einem Gitarrenkoffer umhertrug, da mir in der Pubertät Anfang der 70er Jahre Geige zu spielen „uncool“ vorkam; dass außer dem musikalischen das sportliche Profil der LIO stark war, was meinen Interessen sehr entgegenkam; dass ich an der LIO begann, mich politisch zu engagieren, in der neu gegründeten, links orientierten „Basis-Gruppe“; dass ich „Lebens-Freundschaften“ geschlossen habe und Verbindungen sowie nachhaltige Prägungen mit und durch „meine“, „unsere Lio“ entstanden sind, die bis heute fortdauern. W enn ich an die LIO denke, dann erkenne ich, dass die Lehrerinnen und Lehrer doch einen größeren Einfluss auf mich hatten, als ich damals dachte. Vier sind mir besonders in Erinnerung geblieben: Hella Nohl, Josefine Sablik, Direktor Mentel und Helmut Weber. Frau Nohl hat in mir als künstlerisch eher unbegabten Schülerin die Freude und das Verständnis für Kunst geweckt, wofür ich ihr heute noch dankbar bin. Frau Sablik hat mit ihrer ernsthaften Art immer versucht, uns zu kritischen, mündigen und verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen, was ihr manchmal den Spott der SchülerInnen eingebracht hat, bei mir aber nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Ihr Abschiedsspruch nach dem Abitur für uns war: „Denkt immer daran, dass ihr auf der Sonnenseite des Lebens geboren seid.“ ich zu Direktor Mentel. Etwas ängstlich machte ich mich auf den Weg. Statt mir eine Rüge zu erteilen, hat sich Herr Mendel nett mit mir unterhalten, der Vorfall wurde gar nicht angesprochen. Offenbar fand er das Verhalten des Lehrers auch nicht so ganz korrekt. Unvergessen, fast legendär ist unsere Abschlussfahrt 1977 nach Ibiza mit der Tutorengruppe Weber. Statt der üblichen Museumsbesuche haben wir Hippies befragt, die auf Formentera lebten. Die Ergebnisse dieser hochinteressanten empirischen Sozialforschung sind leider verschollen und damit für die Nachwelt verloren. Über manch andere Vorkommnisse auf diese Reise bleibt auch besser der Mantel des Schweigens gehüllt. A uf die Zugehörigkeit zur Oberrealschule waren wir stolz. Mit ihren Symbolen gaben wir an. Die rote Schirmmütze, deren dreifarbiges Band sich jährlich änderte und auf die bei der Versetzung ins nächste Jahr ein kleines Fähnchen gesteckt wurde, war In der achten oder neunten Klasse hatten wir einen Lateinlehrer, der uns bei kollektivem Fehlverhalten öfter als „nackte Affen“ bezeichnet hat. Mich hat das empört. Irgend- Dr. Avraham Bar Menachem wann habe ich ein Ehrenbürger der Stadt Gießen Bild mit einer nackten männ- für uns ein Schmuck. lichen Statue im Klassenzimmer aufgehängt und „Göbel, Fast alle die Schuljahre wurde der Weg zu Fuß Gerda Weigel.-Greilich der nackte Affe“ darunter ge- gemacht, erst in den letzten Jahren hatte ich Bürgermeisterin schrieben. Daraufhin musste ein altes Fahrrad. 11 e h e m a l ig e Wenn ich an die LIO denke … E h e m a l ig e e r i n n e r n s i c h Es herrschte im Lehrkörper – zu unserem Glück – eine liberale Stimmung. Unser Klassenlehrer, Dr. Krauss, der uns bis zum Abitur begleitete, pflegte sogar eine besondere Freundschaft zu den jüdischen Schülern – vielleicht ihres Fleißes wegen, vielleicht war auch gar nichts Besonderes daran. Die tägliche Begegnung mit den christlichen Mitschülern war völlig normal und unkompliziert. Ich kann in meinem Gedächtnis kein einziges Zeichen finden für Anfeindung und Diffamierung oder auch nur für das Vorhandensein eines Gefühls des Gemiedenwerdens. Ich glaube, dass unter den Schülern die übliche Klassenkameradschaft auch für uns galt und sie im Laufe der Jahre bis zum Abitur sogar stärker wurde. Für die Vorbereitung der Abiturfeier wurde ein Komitee gewählt, und ich war eines der drei Mitglieder. Wir feierten zusammen, und niemand nahm Anstoß daran, dass für uns Juden sogar koscheres Essen gebracht wurde. Damals hatten wir also guten Grund zu glauben, dass die Gemeinschaftlichkeit, die Freundschaftsbande über die Schulzeit hinaus währen würden, Noch wussten wir nicht, wie blitzartig sich all das so völlig auflösen sollte. 12 Dr. Avraham Bar Menachem (Alfred Gutsmuth), Abitur 1930, Ehrenbürger Gießens (seit 1987), Ehem. Oberbürgermeister von Netanya (Israel) tet wurde, ehe dann das Kurssystem und die Bewertung nach Punkten kamen. Ebenso erinnerlich sind mir die damals steigenden Schülerzahlen bei enn ich an meine gleichzeitiger Raumnot, wo Schulzeit an der Lio das heutige Haus B noch die von 1965 bis 1973 denke, so alte Herderschule war und es hat sich doch nach 40 Jahren Haus C noch gar nicht gab. vieles verklärt. Aber die schöDie Übergangslösung waren nen Erinnerungen überwiezwei Pavillons am Klingelgen eindeutig. Nicht zuletzt bach nahe der Mensa. Unsedeshalb waren auch unsere re Klasse hatte über Jahre im vier Kinder dort. täglichen Wechsel Unterricht dort und in der Lio, was nicht Dank der beiden Kurzschulnur zu längeren SchulweDr. Wolfgang Maaß, IHK-Präsident jahre 1966/67 (für die Jüngen, sondern auch dazu geren zur Info: wegen der Umstellung des führte, dass wir Schüler aus mehreren ParallelSchuljahresbeginns von Ostern auf Sommer) klassen nie in der Schule oder auf dem Schulhatte ich das Glück, bereits nach acht Jahren hof erlebten. und vier Monaten am Gymnasium das Abitur zu erlangen. Hätte man aus diesen Erfahrun- Unvergessen sind mir selbstverständlich meigen einer ganzen Schülergeneration mit G 8 ne Klassenlehrer in den drei Stufen: Dr. Erich nicht noch mehr bei der Kontroverse um G Schmitt, Otto Müller und in der Oberstufe Ur8 oder G 9 lernen können? Und ein Zweites: sula Koch. Beeinflusst haben mich aber auch War doch unser Abiturjahrgang der letzte, der unsere Sportlehrer und Trainer Bert Steines noch traditionell geprüft (bei mir im sprach- und Volker Clarius, die vorbildlich mit uns lichen Zweig: Deutsch, Englisch, Latein und arbeiteten und dabei auch immer wieder Mathe) und mit den Noten von 1 bis 6 bewer- interessant von ihren Karrieren als Leistungs- W sportler erzählten. Rudolf Richter hat mein Interesse für Geschichte, Herbert Lang für Kunst und insbesondere Kunstgeschichte geweckt, Günther Thüringer mir schon früh die Faszination Chinas nähergebracht. Ich habe aber auch gefürchtete Lehrer erleben müssen, die mir jedoch Gott sei Dank weniger im Gedächtnis geblieben sind. heute viele ehemalige Abiturienten als die beste Zeit ihres Lebens in Erinnerung haben. Es könnte sein, dass auch das Kneipenumfeld rund um die Liebigschule etwas dazu beigetragen hat ….. ten und Ostern aufhellte, Schulkonzerte und Vorspielabende, den Musik-LK und – als Highlights – die Orchesterfahrten nach England und Spanien. Kurz vor dem Abi überraschte uns sogar noch eine Konzertreise nach Versailles. Es gab das große sinfonische und chorische Repertoire zu entdecken und durch diese gemeinsamen Erfahrungen Freundschaften über Klassen und Jahrgänge hinweg zu knüpfen. Vor kurzem schrieb mich wieder ein ehemaliger LIO-Chor-Freund an, der gerade in der Nähe weilte. Kurz, ohne das Musikleben an der Liebigschule wären meine Jugend und mein heutiges Leben nicht denkbar. In Erinnerung habe ich noch die äußeren Rahmenbedingungen und insbesondere den „alten“ Schulhof. Im Jahr Wer wie ich im Nachhinein sagen kann, dass 1981 wurden die prächtigen ihm die schulische Ausbildung eine gute Bäume dort gefällt, um den Grundlage für das spätere Studium (bei mir mittleren „Neubau“ zwischen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) ge- dem ehemaligen Liebigwesen ist, ist mit seiner Schule „im Reinen“. Gymnasium und dem ehemaDaher habe ich allen Grund, dankbar zurück- ligen Herder-Gymnasium aufzuschauen, aber auch herzlich zum Jubiläum zunehmen und diese beiden zu gratulieren und zu hoffen, dass nachfol- alten Gebäudeensembles zu gende Schülergenerationen ähnlich gut vor- verbinden. Damit ging leider bereitet werden. etwas von dem wunderbaren Flair verlo- Prof. Dr. Gundula Kreuzer enn ich an meine Und dann war da noch ren, was den Musikwissenschaftlerin Schulzeit an der Lio diese Vokabelliste. Richtig. Schulhof der denke, erinnere ich mich Liebigschule und damit das Jörg Abel hatte für eine der Orchesterfahren an eine gute Zeit! äußere Erscheinungsbild bis nach England (ich glaube, es war der erste Austausch mit Colchester) die wichtigsten dahin geprägt hatte. Mit 16 Jahren kam ich aus musikalischen Termini und Instrumentennaiebigschule Gießen: Das men auf Englisch und Deutsch zusammendem eher ländlich gebedeutet für mich vor al- kopiert. Die dicht besäte und am besten prägten Biebertal von der lem Musik, und durch Musik mit Lupe lesbare Doppelseite sollte uns das dortigen Gesamtschule in unvergessliche Erfahrungen. Proben mit den Gastgebern erleichtern. Den die „große Stadt“ Gießen Da gab es die knarzende Holz- Zweck scheint sie erreicht zu haben; jedenauf die Liebigschule. Die Dr. Peter Hanker treppe zu den freitäglichen falls schien mir die Liste nützlich, und so falUnwägbarkeiten des AbiVorstand der Volksbank Mittelhessen Orchesterproben, den Chor tete ich sie sorgsam in mein Englisch-Lexikon tur-Kurssystems, das neue Umfeld, neue Mitschüler und Lehrkräfte ver- und Extrachor, die alljährliche Freizeit im Knüll, und dessen zahlreiche Nachfolger. So reiste banden sich schnell zu jenem Mix, den noch die den dunklen Winter zwischen Weihnach- sie nach dem Abi mit mir nach Münster, Ox- W L 13 e h e m a l ig e Wenn ich an die LIO denke … E h e m a l ig e e r i n n e r n s i c h ford, Berlin und wieder Oxford, wo sie durch starken Gebrauch allmählich zerfleddert. Schließlich landete sie in den Kartons, die ich über den Atlantik an die amerikanische Ostküste schiffte. Dort wäre sie wohl allmählich in Vergessenheit geraten, wenn nicht amerikanische Doktoranden der Musikwissenschaft und Musiktheorie sämtlich Deutsch lernen müssten. Da fiel mir die Liste wieder ein. Erst kopierte ich das inzwischen vergilbte Papier für eine einzelne, verzweifelte Studentin, dann für einen ganzen Jahrgang, später stellte ich sie im Kopierraum bereit. Schließlich scannte ich ihre Überreste und sandte sie als pdf-attachment an alle neuen Doktoranden. Auch damit nicht genug: In diesem Semester kam die Bitte, die Liste permanent auf unserem Intranet verfügbar zu machen. Wer hätte das gedacht. Danke, Musik an der LIO! W as schreibt man zum 175jährigen Jubiläum einer Schule, die man selbst besucht und an der man vor über dreißig Jahren das Abitur gemacht hat? „Ad multos annos“? Das wäre schon deswegen verfehlt, weil Latein als antiquierter Ausdruck des Konservatismus gilt und kaum noch verstanden wird. Es wäre aber auch sachlich falsch, denn einer guten Schule darf man nicht ohne Bedingun14 gen wünschen, dass sie noch möglichst lange bestehen soll. Eine gute Schule muss jeden Tag beweisen, dass sie unverzichtbar ist, und begründen, warum sie in Zukunft unverzichtbar sein wird. Dass die Liebigschule diesen Beweis seit 175 Jahren Prof. Dr. Michael Walter erbracht hat, lässt alMusikwissenschaftler lerdings hoffen, dass sie ihn auch in Zukunft erbringen wird. – Ich erinnere mich nicht mehr an Anekdoten aus der Schulzeit, obwohl es viele gab, vielleicht zu viele, um sie im Gedächtnis zu behalten, und was vor 30 Jahren unglaublich wichtig erschien, ist es nach 10, 20 oder 30 Jahren nicht mehr. Erstaunlicherweise gilt dasselbe aber auch für das, was ich in der Schule gelernt habe. Bei einigen jener Fächern, in denen ich seinerzeit die besten Noten bekam, beherrsche ich heute bestenfalls noch die Grundlagen. Inhalte von Fächern, bei denen immer die Gefahr eines Noten-Desasters bestanden, prägen dagegen heute meine tägliche Arbeit. Das mag zumindest beruhigend für die Lehrer sein. Jedenfalls hätten meine Lateinlehrer nicht vermutet, dass ich einmal ein Buch über lateinische Texte zur Musiktheorie schreiben würde, und könnten befriedigt – und zu Recht – feststellen, dass ihre seinerzeitigen eher fruchtlos erscheinenden Bemühungen doch (und zur Verblüffung beider Seiten) nicht ganz vergebens waren. Erwiesen hat sich hingegen für mich, dass man ohne intime Kenntnis der Kommaregeln nicht nur glücklich werden, sondern sogar Bücher schreiben kann. Was von der Schulzeit geblieben ist, sind nicht die Inhalte, die heute sowieso veraltet wären, sondern die Kompetenz, sich mit Inhalten aller Art im klassischen (nicht politischen) Sinn kritisch auseinanderzusetzen, sich eigene Gedanken darüber zu machen und zu wissen, wie man sich Inhalte aneignet und weiterverarbeitet. Was vielleicht aber noch wichtiger war, war die Förderung von Interessen – in meinem Fall des Interesses an der Musik durch einen hervorragenden Musikunterricht und ein ebenso hervorragendes Angebot an musikalischen Aktivitäten. Interesse wecken und Kompetenzen vermitteln, und zwar ohne nach dem unmittelbaren Nutzen im späteren Leben zu fragen und zugleich die musischen Fächer nicht zu vernachlässigen, ist das, was eine gute Schule ausmacht. Denn nichts anderes sind die Grundlagen von Bildung. Zu wünschen ist der Liebigschule also nicht nur, dass sie weitere 175 Jahre besteht, sondern dass sie auch in den nächsten 175 Jahren Bildungsgrundlagen vermittelt. ben konnte, dass auch in eine Schule Verwaltung gehört und dass sie Spaß machen kann, und an Herrn Velten, den viel zu früh verstorbenen Biologielehrer, der uns alle nicht nur mit trockenem Unterricht begleitete, sondern Freude vermitteln konnte, die trockenen Lernstoffe zu lernen und am Thema zu bleiben. Liebe Lio, ich wünsche Dir auch in den nächsten 175 Jahren eine gute Zeit, dass Du auch zukünftig für Viele der Ort bist, an dem sie Unterstützung erhalten können, an den sie gerne denken, wenn sie so wie ich zurückblicken. Ich wünsche Dir auch weiterhin Lehrerinnen und Lehrer, die mit Engagement dabei sind bei den Nachwuchsgenerationen, die einmal in dieser Gesellschaft Verantwortung tragen sollen. Dann denke ich aber auch enn ich an meine Schulan das Ehepaar Dewald Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag. zeit denke, dann denke – gab es jemals bessere ich an viele prägende PersoHausmeister als Euch? Ich eine Erinnerungen an die Lio sind mir nen, die für mich und meine erinnere mich an den den immer auch ein wenig peinlich – weil Entwicklung enorm wichtig ständigen „Spazier“gang waren und die viel geleistet zum MTV-Sportplatz und sie so positiv sind. Es ist ja viel einfacher, von Holger Claes haben, namentlich im Besonzurück, an das „Ascot“ – einer furchtbaren Schulzeit zu erzählen. Man Leiter des Diakonischen Werks Gießen deren an Dieter Alt, der Freude zeitweise inoffizieller War- kommt sich schnell etwas einfältig vor, wenn und Ernsthaftigkeit im Unterricht verband und teraum vor den nachmittäglichen Einheiten, man keine Anekdoten von grauenvollen Lehrern (die es natürlich gab), der mir – wenn auch mit spärlichem Erfolg - an die Wiese vor der Lielangweiligem Gepauke und Freude an der englischen Sprache vermitteln bigschule, deren Beiname dem eigenen phantasievolkonnte, an Volker Clarius, dessen sportliche vielen immer noch in Erlen Widerstand (den es naAnleitung und Begleitung durch das Kurssys- innerung ist, und an diejetürlich auch gab) zum Besten tem im Sport, an die vielen Unterstützungen nigen, mit denen ich diese geben kann, sondern stattauch im zwischenmenschlichen Bereich und Schule besuchen durfte dessen im Innersten weiß, die viele gemeinsame Zeit auf dem MTV- mit Freundschaften fürs daß die Schulzeit es einem erSportplatz, in der Doppel-Turn-Halle sowie bei Leben. möglicht hat, der zu werden, Jugend-Trainiert-für-Olympia, die eine tiefe der man war, ohne es als Kind innere Verbundenheit brachte. Ich denke an Vor allem aber denke ich schon zu wissen – und der Ursula Koch, die es geschafft hat, mich dem gerne an meine Schuljahman heute gerne ist. Dabei ist Themenfeld Literatur zu öffnen; die mir die re von 1967 bis 1976 zu- Dr. Thomas Hettche, Schriftsteller mir, während all der Debatten Welt des Theaters - sogar die des absurden rück, an eine Zeit, die ich Bild © Thomas Andenmatten über Schule und Erziehung von Samuel Beckett - nähergebracht hat und im Rückblick immer gerne die bis heute für mich als „die“ engagierte Leh- betrachte und die mir geholfen hat, mich in nach Pisa, in denen es immer nur um Komrerin gilt, an Wolfgang Müller, bei dem ich in meinem Leben zurechtzufinden und zu ori- petivität geht und um zeitliche Optimierung einer möglichst kurzen Schullaufbahn, immer den Anfangsjahren des Kurssystems miterle- entieren. W M 15 Wenn ich an die LIO denke … E h e m a l ig e e r i n n e r n s i c h klarer geworden, daß es zwei sehr einfache Dinge waren, die für mich die Zeit an der Lio zu einer so glücklichen gemacht haben. Erstens: Ich komme aus einem, wie es so heißt, bildungsfernen Elternhaus, in dem es ganz ungewöhnlich war, sein Abitur zu machen, und ich bin mir sicher, daß es mir nicht gelungen wäre, diese Schwelle zu überwinden, wenn an der Lio nicht ein Geist geherrscht hätte, dem alle Vorstellungen von Elite, wie sie jetzt wieder so populär sind, lächerlich vorgekommen wären. Zweitens: Dieser Geist der Gleichheit hatte, wie wir schon damals verstanden, damit zu tun, daß es an der Lio Lehrer gab, denen der Schulstoff nur Anlaß war, den Schülern ihre Begeisterung weiterzugeben. Für mich war das Ursula Koch und ihre Literaturkurse, es gab andere, Mathematiker, Kunst- und Musiklehrer, die bei meinen Freunden dieselbe Empfindung vermittelten, nämlich, daß Noten und Prüfungen das unwichtige Beiwerk der großartigen Entdeckungen waren, die wir im Wissen selbst machten. In der Oberstufe war die Schule eigentlich nur noch die Form, die es zu erfüllen galt, ihre Inhalte aber hatten mit uns zu tun, und diese Inhalte waren, wie das in diesem Alter ja immer ist, eigentlich Experimente mit dem Leben, das wir noch nicht kannten. Für diese Experimente ließ die Schu16 le den Raum, uns und auch ihren mitunter durchaus exzentrischen Lehrerpersönlichkeiten, und nahm sich so, auf eine gewisse Weise, selbst nicht ganz ernst. Dadurch aber waren wir gefordert und zugleich frei. Ein ernstes Spiel. Eine kostbare Zeit. V on Buntbarschen, Dürrenmatt und der Fußball-Nationalmannschaft für Bienenkunde fuhr. Das hatte damals seinen Sitz noch in Kirchhain und dort wurden unsere Traumbuntbarsche gehalten, die Art trägt den schönen Namen Natalbuntbarsch (Oreochromis mossambica). Heute übrigens eher als „Tilapia-Filet“ beim Fischhändler zu finden. Wir hielten dann längere Zeit die Tiere in der Sammlung und züchteten die Tiere auch nach. Fast hätte unsere Motivation zu einer Arbeit bei Jugend forscht gereicht. Und dann war da mein langjähriger Klassenlehrer, „Papa“ Block. Bei ihm hatte ich Deutschunterricht und wir arbeiteten uns einmal durch die Gegenwartsliteratur. Ich denke noch gerne an den Besuch der alten Dame zurück. Aber auch Perry Rhodan kam zu seinem Recht. Mit Herrn Block fuhren wir aber auch nach Hamburg zu Blohm und Voss, besuchten Stücke von Bertolt Brecht im Theater und waren Fans bei Länderspielen der Fußball-Nationalmannschaft in Frankfurt. Sicherlich war der Biologieunterricht in der Mittelstufe für mein späteres Studium Prof. Dr, Hans-Peter Ziemek, absolut prägend. Wir be- Naturwissenschaftler schäftigten uns intensiv mit dem Thema Verhaltensforschung und einige Mitschüler und ich waren total begeistert. Wir Ich selbst war intensiv in der Schülervertrewaren eh schon routinierte Aquarianer und tung aktiv. Mit Herrn Wiemer, dem damaligen wir konnten unseren damaligen Biologieleh- Direktor, war das immer ein Vergnügen. Das rer ein altes Rahmenaquarium aus der Samm- änderte sich allerdings, nachdem ich hartnälung „schmackhaft“ machen. Wir haben so ckig gegen den geplanten Neubau opponierlange genervt, bis wir es nachmittags mit ihm te. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, den abdichteten und er dann mit uns zum Institut alten Pausenhof zu verlieren. Es ist schon merkwürdig, heute den schon zum langjährigen Inventar gehörenden Erweiterungsbau zu sehen. Im Jahr 2010 durfte ich in diesem Haus die Schülergruppen beobachten, die während der Stadt der jungen Forscher anspruchsvolle Projekte gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der JLU erarbeitet hatten und auf hohem Niveau präsentierten. Und so behalte ich die LIO als immer anregende Lernumgebung in guter Erinnerung. Noch viele Schülergenerationen werden in dieser Schule mit Freude lernen. W einem Konzert in Frau Pfisters Haus, wie man sich diese durch richtigen Umgang mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht verderben lässt. Parallel zu meiner Schulzeit hat sich auch meine sportliche Karriere entwickelt. Hierbei hat mich die Schule immer unterstützt, ob mit Freistellungen für Trainingslager und Wettkämpfe oder durch die Nutzung des Kraftraums. Olympiateilnahme und Weltmeistertitel wären nicht möglich gewesen, wenn es nicht Lehrer wie Herrn Linnemann gegeben hätte. Er stand mir und anderen Schülern immer mit Rat und Tat zur Seite und hat uns mit seiner Begeisterung für den Sport angesteckt und dazu motiviert, die eigene Leistungsfähigkeit immer weiter auszureizen. enn ich auf meine „LIOZeit“ zurückschaue, so sehe ich vor meinem inneren Auge eineReihe schöner und lustiger Erinnerungen vorEs gibt viele weitere Beibei ziehen. Die LIO hat einen spiele, die meine PersönAbschnitt meines bisherigen lichkeit über den Lehrplan Lebens begleitet, der mich in hinaus gebildet haben. Sie einem großen Maße geprägt aufzuzählen würden aber hat. In den 7 Jahren, in denen Jonathan Koch, Weltmeister den Rahmen dieser Festich die LIO besuchte, wuchs schrift sprengen. ich vom Jugendlichen zum Erwachsenen heran und diese meine Schule hat mir für das Denke ich an meine Schulzeit zurück, fallen Leben danach mehr als nur eine gute Allge- mir auch die vielen Freundschaften ein, die meinbildung gegeben. Im an der LIO entstanden sind und die ich nicht mehr missen wollte. Neben dem engagierten Musikunterricht habe ich beispielsweise Unterricht und der einzigartigen Schulgegelernt, durch das Verständnis und Wissen meinschaft haben sie die LIO zu etwas ganz über die Zusammenhänge die tieferliegende Besonderem gemacht, an das ich immer wieSchönheit von Musik zu erkennen und bei der gerne zurückdenke. Gesche Schünemann, Nationalspielerin A n die Zeit an der Lio erinnere ich mich immer gerne zurück. Es waren 7 tolle und für mich persönlich wertvolle Jahre! Noch heute treffe ich mich regelmäßig mit einigen Schulfreunden. Während meiner Schulzeit gehörte die Liebigschule zu den wenigen Schulen in Gießen, die Sport als Leistungskurs anbot. Letztendlich hat mein Sport-LK den Grundstein für mein Sportmanagement-Studium und damit meine berufliche und sportliche Laufbahn gelegt. Alles Gute zum Jubiläum. Macht weiter so! 17 175 jahre lio Die fünf Phasen der Schulentwicklung sollen sein: 1. 1837 bis 1914: Von der Großherzoglichen Provinzialschule zur Oberrealschule Gießen („ORG“) 2. 1914 bis 1945: Schule im Griff der Politik (seit 1937 als Liebigschule „LIO“) 3. 1945 bis 1971: LIO zwischen Restauration und Aufbruch 4. 1971 bis 2001 LIO als Gesamtschule 5.2001 bis 2012: LIO als Gymnasium im Transformationsprozess. Das erste Gebäude der Großherzoglichen Realschule in der Weidengasse Nr. 5 Dr. Wilhelm Braubach (1837 bis 1855) 175 Jahre LIO – ein Rückblick 175 Jahre! Von der Frühphase der Industrialisierung 1837 bis zur Frühphase der Globalisierung 2011 – eine Schule, die so lange besteht, muss Metamorphosen durchgestanden haben! Wir durchlaufen diese Metamorphosen in fünf Schritten, immer auf der Suche nach dem, was sie miteinander verbindet („Tradition der LIO“?) und was sie unterscheidet. Was ist neu, was bleibt? Und für wen? Beteiligte sind Staat und Gesellschaft, Stadt und Umland, Schulleiter, Lehrerkollegien und Eltern, sowie Objekt oder 18 Subjekt ihrer Bemühungen, die Schülerschaft. Ist diese Reihenfolge schon immer die gegebene Hierarchie gewesen – die Schülerschaft ganz unten – quasi der Natur einer erziehenden Anstalt geschuldet? Oder haben sich die Hierarchien auch verschoben oder abgemildert? Und wo findet das Ganze statt? Wie sehen die Gebäude aus, die die Schule jeweils aufnehmen, und wie wirkt sich ihre Ausstattung auf die Arbeit und das Lernen aus? Und woher wissen wir das? Was sagen uns die Historiker, was gibt das Schularchiv her, was Alle Phasen sind jeweils geprägt durch ein Zusammenspiel vieler Elemente, das erst in der Gesamtschau das komplexe System Schule ausmacht. Für jede der fünf Phasen durch die Jahrzehnte sind zu betrachten: • Unterschiedliche Anforderungen Staat und Gesellschaft wurde im Laufe der Zeit für aufhebenswert gehalten, was ist durch die Zeitläufte oder durch Prioritätssetzungen, die vielleicht nicht unsere heutigen sind, unwiederbringlich verloren? Wo zeigen sich aber auch Kontinuitäten in den Sammlungen? Z.B.: Warum tauchen Schüler in den Archiven bevorzugt immer dann auf, wenn sie sich daneben benehmen? Z.B.: Warum wird in den Lehrerratsprotokollen, seit sie erhalten sind, regelmäßig das Problem der Pausenaufsicht erörtert? Z.B. aber auch: Ist es ein Charakteristikum der LIO, dass sie, als Modellversuch gestartet, sich regelmäßig Schulversuchen geöffnet und Veränderungen in der Schullandschaft mit gestaltet hat? von • Wechselnde Schulformen und Modellversuche • Schulleitungen und Kollegien und ihre Leitbilder • Schülerschicksale • Wechselnde Gebäude als räumlicher Rahmen 1837 bis 1914: Von der Großherzoglichen Realschule zur Oberrealschule (ORG) Dies ist die Zeit, in der die Schule quasi die Industrialisierung begleitet. 1834 ermöglicht der Zollverein erstmals freien Handel in den deutschen Landen. Das Großherzogtum Hessen will Anteil haben an der wirtschaftlichen Entwicklung und braucht junge Menschen mit Kenntnissen in den Naturwissenschaften, in Mathematik und in den lebenden Sprachen. Die Gründung der Großherzoglichen Realschule1837 in Gießen ist eine bildungspolitische Entscheidung, die sich langfristig auszahlt: Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Anfeindungen wächst die Anstalt, die Schülerzahlen steigen, die möglichen Abschlüsse werden immer qualifizierter, eine frühe Form der Gesamtschule entsteht mit verschiedenen Zweigen, die schließlich, als die Schülerzahlen an die Tausend gehen, getrennt werden in das Realgymnasium (heute Herderschule) und die Oberrealschule (ORG, heute LIO), beide Schulen mit Abiturberechtigung, das Realgymnasium seit 1884 und die ORG, die heutige Liebigschule, seit 1905. Diese Entwicklungen sind der Schule nicht zugeflogen: Eine Hauptaufgabe der Schulleiter bestand, so in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Klage des Schulleiters Dr. Stein, darin, die Anstalt gegen Anfeindungen der Konkurrenz zu verteidigen, um die Berechtigung zu qualifizierten Abschlüssen zu kämpfen, den am traditionellen Gymnasium haftenden Eltern den Sinn und Vorteil einer Die Entwicklung der Liebigschule seit ihrer Gründung 1837 1837 Realschule! vierklassig 1869 1879 1884 Realschule! Realschule! sechsklassig! achtklassig! (II. Ordnung) (I. Ordnung) 1914 Realgymnasium Realschule! sechsklassig! Realschule (II. Ordnung) Oberreal-! schule heute: Herderschule Oberreal-! schule für! Jungen Real-! gymnasium Schulformbezogene! Gymnasium Gesamtschule mit! Gymnasialer Oberstufe Gymnasium Vorschule 1837 1869 1879 1884 1905 1921 1938 1945 1955 1972 2001 19 175 jahre lio Insofern muss man sagen, dass in der Schulgemeinde eher gegeneinander als miteinander gearbeitet wird – an ein gemeinsames Leitbild ist dabei nicht zu denken. Gegen Ende der Weimarer Zeit werden politische Gespräche im Lehrerzimmer verboten und den Eltern wird nahegelegt, ihre Kinder von politischer Betätigung möglichst fern zu halten. (Jahresberichte 1931 und 1932) Ungehorsam, Faulheit, Drogenexzesse (Alkohol und Zigaretten) und Strafen, die deutlich über den „Karzer“ hinausgingen. Sollte sich hier etwa eine Kontinuität verbergen? Von ihrer Herkunft her sind die Schüler in der Tat überwiegend Söhne „kleiner Leute“, vielfach aus dem Umland; ihre Berufswahl zeigt, dass sie die Chancen ergreifen, die die wirtschaftliche Entwicklung bietet; Chemie, Maschinenbau, Eisenbahn- und Postdienst, Bauwesen, Naturwissenschaften, Mathematik, Neuere Sprachen spiegeln neben Handel und Handwerk die industrielle Entwicklung, besonders nach der Reichsgründung 1871. Das Schulhaus Ecke Ludwigstraße/Bismarckstraße (heutiges Haus B) wurde im Oktober 1876 bezogen (Bild aus NS-Zeit). naturwissenschaftlichen Ausbildung für ihre Sprösslinge nahe zu bringen und den Regierungen zu versichern, dass die Realschule „weder durch die in den Naturwissenschaften geforderten Beweise die Kraft zum Glauben schwäche, (…) noch die Gemüter gegen die Autorität einnehme und für die Revolution disponiere.“ (Denkschrift Dr. Stein, 1850 im Stadtarchiv L 516) Wenn man den ersten Jahrzehnten ein Leitbild zuordnen kann, dann findet es sich in der Eröffnungsrede des ersten Direktors der Großherzoglichen Realschule, Dr. Wilhelm Braubach: „Realschulen ist das Losungswort der Zeit, und eine höhere Bildung des Bürgers und Gewerbestandes ist das Bedürfnis der nach einem höheren Ziel strebenden 20 Menschheit. (…) so soll die Realschule doch nicht allein Unterricht erteilen, sondern es ist ebenso ihre Aufgabe, auch der Erziehung ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken (…) Die Realschule soll und darf darum nicht ein bloßes Wissen geben für äußere Zwecke, sie muss auch den Verstand bilden, das Gefühl veredeln und den Willen für das Wahre, Schöne und Edle stark machen. Zur Wahrung und Hervorbildung eines solchen Geistes der Humanität (sollen) denn auch die entehrenden körperlichen Strafen von den Lehrern möglichst vermieden werden.“ (Eröffnungsprogramm 1837, S. 3ff, Schularchiv VI4a) Die Schüler der Anstalt honorieren diese human – menschenfreundliche, liberale Haltung allerdings nicht immer: Überliefert sind auch Entsprechenden Stellenwert hatte der Unterricht in diesen Fächern; nur hier sei es dem Schüler möglich, so der Direktor Dr. Schnell noch 1916, selbstständige Leistungen zu erbringen, während er in den „Gesinnungsfächern“ Deutsch und Geschichte Probleme und deren Lösung gewöhnlich nur „nach – denken“ könne. Damit, den Anspruch auf Selbstständigkeit und autonomes Denken in „unpolitische“ Bereiche zu verweisen, sind allerdings auch Weichen gestellt, die sich später verhängnisvoll auswirken konnten. Haus A und Turnhalle im Jahr 1914 chen. Die Kriege (insgesamt ein Drittel der Zeit!) fordern Opfer in Kollegium und Schülerschaft und machen geregelten Unterricht teilweise unmöglich. Heftig ist der ungeschützte Einbruch politischer Auseinandersetzungen 1914 bis 1945: Die Schule im Griff der Politik Zwei Weltkriege, drei Staatsformen, eine davon jenseits aller Humanität, prägen das Schulleben in dieser Phase der Geschichte. Kein Mitglied der Schulgemeinde kann sich dem letztlich entziehen und in die oben genannten „unpolitischen“ Bereiche auswei- Quarta (Klasse 7) der Oberrealschule 1918 auf einem von Soldaten auf dem Schulhof zurückgelassenen Fahrzeug in Staat und Gesellschaft auf allen Ebenen der Schule. Die Weimarer Demokratie ist in der Oberrealschule unter Lehrern und Schülern mehrheitlich eher ungeliebt, teilweise auch bekämpft. Direktor Dr. Schnell wird 1922 nach einer politischen Affäre in der Schule in den Ruhestand versetzt – ob zu Recht, mag dahin gestellt sein. Andererseits werden „Demokratisierungen“ in der Schulorganisation wie der Lehrerbeirat, die Elternmitarbeit und der Schülerausschuss durchaus wahrgenommen und mit Leben erfüllt. Erste Versuche einer „freieren Ausgestaltung“ an den Schulen werden in der ORG gemacht. Daneben bleiben die autoritären Strukturen der Kaiserzeit weiter bestehen. Andererseits gibt es aus der Weimarer Zeit auch durchaus Erfreuliches für die Schüler zu berichten: Man beteiligt sich an fortschrittlichen Schulversuchen, es gibt Schulfeiern zu Ehren der Verfassung, der paramilitärische Sportunterricht wird durch einen Spielenachmittag ergänzt, bei dem sich Schüler mit selbst gewählten Schiedsrichtern in Gemeinschaftsspielen üben können, es gibt seit 1921 einen Jugendtag und seit 1926 ein Schulorchester, es gibt wieder Wanderfahrten, die einheitliche Grundschule führt der Oberrealschule neue Schülerschichten zu, Mädchen !! werden zugelassen. Diese positiven Tendenzen werden aber durch die allgemeine Krise ab 1930 und die zunehmende politische Polarisierung wieder konterkariert. Weniger Schüler finden den Weg zur ORG, man merkt, dass bei den „kleinen Leuten“ die Wirtschaftskrise besonders hart zuschlägt. Ab 1933 sinken die Schülerzahlen nochmals beträchtlich, so dass 1935 mit 384 Schülern weniger als die Hälfte der 816 Schüler von 1924 die Schule besuchen. Zu einem nicht geringen Teil hat die Vertreibung der jüdischen Schüler an diesem Rückgang ihren An21 175 jahre lio Ist dies ein Leitbild? Zumindest dokumentiert das Schularchiv, dass nicht alle Mitglieder des Kollegiums und nicht alle Schüler sich von diesem „Geist“ durchdringen lassen. Hugo Leonhardt (1933 bis 1945) teil: Waren in der Weimarer Zeit bis zu 10% der Schülerschaft jüdischen Glaubens, so sinkt ihr Anteil bereits gegen Ende der Weimarer Republik – die Schule scheint auch in den Jahren vor 1933 nicht übermäßig „judenfreundlich“ gewesen zu sein. Es sind ehemalige Schüler, die bereits am 5. März 1933 die Hakenkreuzfahne auf der Schule hissen, und 1935 erklärt sich die ORG stolz für „judenfrei“. Da ist der liberale Direktor Dr. Roller bereits zwei Jahre im vorzeitigen, erzwungenen Ruhestand und an seine Stelle tritt ein Studienrat Leonhardt aus Darmstadt. Die Schulform wechselt 1937/8 zur „Deutschen Oberschule für Jungen“. Die Mädchen werden in einer eigenen Schule auf ihre „Aufgabe im Volksganzen“ vorbereitet. Die Schulzeit wird auf 8 Jahre verkürzt (hier jedenfalls aus wirtschaftlichen und wehrpolitischen und weniger aus pädagogischen Erwägungen heraus). Die ORG erhält einen Namen: „Justus- von-Liebig – Schule, Oberschule für Jungen“. Die „LIO“ hat damit im Gegensatz zur alten Schwesterschule („Langemarckschule“) den Namen nach 1945 nicht wechseln müssen, auch wenn sich in der Namenswahl keineswegs, wie manch einer sich gewünscht Und wie betreut man verantwortlich Kinder und Jugendliche, die durch Kriegseinwirkungen traumatisiert sind? Opfer sind jedenfalls die Schüler der LIO, deren seelische und intellektuelle Entfaltung in den Würgegriff des Systems gerät. Opfer sind sie auch dann, wenn sie sich begeistert den Verführungen der HJ öffnen. Ende 1935 gehören laut Jahresbericht „sämtliche Schüler der HJ an“ und die HJ-Fahne darf bei feierlichen Anlässen neben der Hakenkreuzfahne gehisst werden. Als „Leistung“ kann die HJArbeit auch schon einmal Minderleistungen ausgleichen. Sogar die Disziplinarstrafen der Schule kann in Einzelfällen die HJ an sich ziehen. Beispiele für Änderungen in den Unterrichtsinhalten finden sich im Schularchiv zuhauf für alle Fächer (vgl. Festschrift Dass die LIO sich den Herausforderungen stellt und einen Neuanfang wagt, ist zweifellos das Verdienst des ersten Nachkriegsdirektors Dr. Wilhelm Flörke. Er ist die treibende Kraft, als sich die LIO nach 1945 daran macht, „um eine neue Sinngebung ihres Tuns zu ringen.“ Die Liebigschule 1945 1987, S.57ff.). Sie belegen, dass die Schule es weitgehend unternommen oder zumindest nicht unterlassen hat, dem oben genannten „Auftrag“ des „braunen Herrn“ aus Darmstadt nachzukommen. Der Zweite Weltkrieg schließlich führt auf allen Ebenen des Schullebens zu chaotischen Verhältnissen; Lehrer und Schüler werden zunehmend eingezogen, die Jüngeren werden in die Kriegswirtschaft eingebunden, später als Luftwaffenhelfer verwendet, „Unterricht“ ist kaum noch möglich, als schließlich das Schulgebäude 1944 und 1945 zwei Volltreffer erhält. Die letzten pädagogischen Versuche in diesem schwerbeschädigten Haus werden von der amerikanischen Militärregierung verhindert, die die Nutzung Der neue Direktor kommt „mit dem Auftrag, die Schule mit nationalsozialistischem Geist zu durchdringen und nach den Grundsätzen des Dritten Reiches zu führen“. (Lehrerratsprotokoll 1933, S. 252) Auszug der Luftwaffenhelfer 1944 22 hätte, Kräfte der Schule manifestieren, die auf einen „unpolitischen“ Namen gedrängt hätten (vgl. dazu A. Haensch, 2003, S.113ff.). des Schulgebäudes für Unterrichtszwecke untersagt. 1945 bis 1972: LIO zwischen Restauration und Aufbruch Bereits 1947 steckt Dr. Flörke im Rahmen der ersten Verfassungsfeier der Schule den Rahmen ab: „Euch Jungen ist das, was Euch Inhalt Eures Lebens war, zerbrochen und sein Sinn ist zum Un–Sinn geworden. Wir Alten stehen mit leeren Händen vor Euch, denn wir haben Euer Erbe vergeudet: Das ist unsere Schuld, die wir erkennen und bekennen. Wir tasten uns zurück zu den Quellen des Daseins (…) Junge und Alte, sind wir auf der Suche nach Die Nachkriegszeit sieht die LIO als eine Suchende. Ist der bauliche Zustand das zentrale Problem? Versteckt man sich dahinter, um dem eigenen Versagen in den vergangenen 12 Jahren nicht ins Auge blicken zu müssen? Wo und wie weit setzt sich die Einsicht durch, „dass es bei einer demokratischen Entwicklung der Gesellschaft auf die Schule ankommt, und die Vorstellung wirksam wird, die Schule müsse geändert werden, um die Gesellschaft zu verändern“ ?(Walter Appenheimer, ab 1979 Direktor der LIO in Festschrift 1987, S.78) Dr. Wilhelm Flörke (1945 bis 1958) 23 175 jahre lio erkennen und erfassen. Er soll hier schaffen in dem Bewusstsein der Verantwortung gegen die Gemeinschaft, in der er lebt.“ (Schularchiv VI4a, Chronik bis 1950) Die LIO bricht im Schulversuch der „aufgelockerten Oberstufe“ auf zu neuen Ufern: neuem Sinn und Inhalt für unser Leben (…)“. (Schularchiv VI 4a, 1919 – 1950, Verfassungsfeier, Ansprache Dr. Flörke) 1950 bei der Einweihung der wieder aufgebauten Schule formuliert Flörke das Leitbild in Abgrenzung zur alten Schule: „Schule hat stets eine dreifache Aufgabe zu erfüllen. Ihr liegt ob die politische Erziehung, die geistige Erziehung und die allgemein menschliche Erziehung. Unsere Schulen aber besitzen noch in erheblichem Ausmaß die Organisationsform, die sie vor dem ersten Weltkrieg hatten. Die alte Schule hat (…) höchst wirkungsvoll für den Staat, der ein Staat autoritativer Führung war, erzogen. Ein Schulwesen aber, das in einem autoritären Staat entstanden ist, vermag nicht ohne entscheidende Umbildung Menschen zu er24 ziehen, die den werdenden demokratischen Staat aufbauen und in ihm an hervorragender Stelle mitarbeiten sollen. So ist unsere erste Aufgabe gestellt, unsere Arbeit so zu gestalten, dass die Jugend eine wahrhaft demokratische Lebensform in ihr vorgebildet findet. (…) Die Schule muss Einrichtungen treffen, um die in der Jugend ruhenden Kräfte der Selbsterziehung wirksam werden zu lassen, muss ihr einen Raum der Freiheit geben, in dem sie sich als Jugend frei betätigen kann. In der neuen Schule soll der Schüler das Grunderlebnis der Freiheit in der Bindung an die Gemeinschaft erfahren. Er soll in einer selbstgesetzten Ordnung aufwachsen und Sinn und Notwendigkeit solcher Ordnungen • Kann man den erhöhten Sitz des Lehrers auf dem Katheder abschaffen, ohne Anarchie schaffen? – Ja, man kann! • Kann man auf Körperstrafen verzichten? – Ja, man kann! • Kann man Schülern Wahlfreiheit und Schwerpunktbildung gewähren? Kann man Blockstunden einrichten und Gruppen- und Arbeitsunterricht statt Lehrerinstruktion in Häppchen zu bieten? Kann man in regelmäßigen Kolloquien Lehrer und Schüler gleichberechtigt diskutieren lassen? Kann man gar Schüler Halbjahresarbeiten zu selbst gewählten Themen schreiben lassen? – Ja, man kann! • Darf man Schüler an der Schulverwaltung beteiligen? – Ja, man darf! (SSV – SMV – SV) • Kann man Schüler „anleiten, selbstständig zu denken, selbstständig zu entscheiden und verantwortlich zu handeln“? – Man kann es zumindest versuchen! Kann man das auch mit Mädchen?? Oh ja! Und sogar ohne einen abgeteilten Bereich auf dem Schulhof!! Seit 1955 besuchen sie wieder die LIO. • Und: Muss man wirklich „die Scheußlichkeiten der Nazizeit immer wieder vor jugendliche Ohren bringen“? Ja, man muss! So entscheidet sich das Kollegium schließlich nach einer langen Aussprache für eine Gedenkstunde für die Opfer des Faschismus. (Schularchiv, Lehrerratsprotokolle 1928 – 1952, 1949, S. 355f.) Der Schulversuch der „aufgelockerten Oberstufe“ wird allerdings überwiegend von den Naturwissenschaftlern der LIO gestaltet und hängt sehr an der Person des Schulleiters als treibender Kraft. Als dieser 1958 in den Ruhestand geht, setzt sich im Kollegium wohl eher ein Bedürfnis nach „Normalität“ durch. 1963 wird der Schulversuch beendet. 1963 hat die Schule 1001 Schülerinnen und Schüler, wobei das Wachstum ganz überwiegend darauf zurückzuführen ist, dass immer mehr Mädchen zur LIO streben. Ab 1964 („Zweite industrielle Revolution“! Sputnikschock!! Bildungskatastrophe!!) setzt ein weiterer starker Zustrom ein, eine Folge der Bildungswerbung („Schickt Eure Kinder länger auf bessere Schulen!). 1967 hat die LIO 1340 Schülerinnen und Schüler, davon ca. 40% aus dem Umland – ein schulpolitischer Konflikt zwischen Stadt und Kreis bahnt sich an, der bis in die Gegenwart anhält. Allerdings erhält die LIO 1970 ihr Haus B, nachdem die Herderschule in die Weststadt gezogen ist. Wieder steht die Schule vor gesellschaftspolitischen Herausforderungen: „1968“ lässt die LIO nicht unberührt, Forderungen nach demokratischer Partizipation und Chancengleichheit werden laut. Zugleich fordern Schüler Umstrukturierungen, die weit über das hinausgehen, was die „aufgelockerte Oberstufe“ angestoßen hatte und was 1963 der kurzen Phase der „Normalität“ gewichen war: Es geht um Veränderung des Unterrichtsstils, des LehrerSchüler-Verhältnisses, der Unterrichtsinhalte. Ein Abiturient fasst das 1968 in Worte: „Die Jugend, so meinte er, fordere ein menschlicheres Leben und einen freieren Menschen. Der Mensch müsse sich aus seinem Objektdasein befreien. Voraussetzung dafür sei, dass man kritischer werde, sich engagiere und radikal umdenke. Hier beginne die Aufgabe der Schule. An die Stelle unnützen Wissens müsse die Anleitung zu schöpferischem Denken treten, statt des hierarchischen und autoritären Aufbaues des Schulsystems müsse es ein partnerschaftliches Verhältnis geben.“ (Giessener Allgemeine Zeitung 1.7.1968,S.9; Schularchiv VI4a, Chronik 1961-1970) Ein Jahr später antwortet ein Lehrer in seiner Abiturrede: „Und wer Bedenken hegt, ob es denn der richtige Fortschritt sei und nicht etwa ein Hinwegschreiten von etwas Wesentlichem, ohne das der Mensch sich selber verliert, der bekommt die Plakette „reaktionär“ aufgeklebt. Und so fühle ich es bereits über mein Gesicht rinnen wie faule Tomaten, Benennungen wie „ewig gestrig“, „obskurantistisch“, „faschistisch“, wenn ich zu fragen wage, ob Konventionen wirklich nur schädliche Zwänge seien und nicht am Ende ein Notwendiges, eine Art Spiel-Raum, in dem der Mensch sich verwirklicht. In Jahrtausenden hat der Mensch sich in Übereinkünften und 25 175 jahre lio Riten gegen die Dunkelheiten seines Inneren gesichert. Kann man, darf man dies alles mit einer Armbewegung hinwegwischen?“ (Dr. Heribert Rück am 19.6.1969, Schularchiv VI4a, Chronik 1961-1970) Und hatten nicht beide recht? Und haben sich nicht beide Sichtweisen inzwischen durchgesetzt? Wie der Historiker Theodor Schieder sagt: „Historisches Leben kann nur als Mit- und Gegeneinander relativer Wahrheiten aufgefasst werden (.…)“. 1972 bis 2001 Die LIO als Gesamtschule oder: Die Reformpolitik kehrt zurück Zu Beginn der 70er Jahre nimmt die Entwicklung der Gießener Schullandschaft eine grundlegende Wende, die Jahrzehnte lang massiv umstritten sein sollte. Für die LIO bedeutet das: Sie wird kooperative Gesamtschule, erhält einen Haupt- und Realschulzweig und muss die Klassen 5 und 6 an zwei Grundschulen (Pestalozzischule und Ludwig-Uhland-Schule) abgeben, in deren neu aufgebauten Förderstufen die Kinder länger gemeinsam lernen sollen. Gleichzeitig werden alle weiterführenden Schulen in Stadt und Kreis Gießen als Gesamtschulen organisiert oder neu gegründet. Warum das? • Ist es der wirtschaftliche Bedarf nach mehr höher qualifiziertem Nachwuchs („Sputnikschock“, „Zweite Industrielle Revolution“, aufschreckende Prognosen der OECD, „Bildungskatastrophe“)? 26 • Ist es das Bedürfnis weiterer Schichten nach sozialem Aufstieg (“Schickt Eure Kinder länger auf bessere Schulen“)? • Ist es der Wunsch nach mehr demokratischer Partizipation, Gerechtigkeit und Chancengleichheit? Symbol für alle drei Begründungen wird das „katholische Arbeitermädchen vom Land“, in dem sich die vielfältigen Benachteiligungen spiegeln, die es aufzulösen gilt. Nun hätte man vielleicht die gesuchten „Begabungsreserven“ auch im Rahmen des Bestehenden fördern können. Für die Gießener Stadtväter und -mütter stellen sich aber auch noch ganz andere Fragen: • Wie schafft man die anstehenden Veränderungen mit möglichst effizienter Nutzung der vorhandenen (z.B. räumlichen, aber auch finanziellen) Ressourcen? • Wie lenkt man Schülerströme so, dass nicht zu viele eine bestimmte Schule ansteuern und anderswo Schulraum leer steht? • Wie schafft man einen Ausgleich zwischen Stadt und Kreis, der die Schüler einigermaßen gleichmäßig verteilt? Das Ergebnis solcher Erwägungen war der „Gießener Schulkompromiss“: Alle (!) weiterführenden Schulen in Stadt und Kreis werden in irgend einer Form Gesamtschulen. Dabei ist die LIO in einer besonders misslichen Lage, was ihre Leitung angeht: Der langjährige Direktor Heinrich Mentel geht 1972 in den Ru- hestand und die Umwandlung muss 1972 bis 1974 ohne Schulleiter stattfinden. Bis dahin haben sich im Kollegium Ängste verfestigt: Man sei einer widrigen Politik ausgeliefert und habe „politisch gesteuerte Stellenbesetzungen“ zu befürchten. Der erste Gesamtschulleiter, Joachim Wiemer, hält diese Stimmung nicht allzu lange aus: 1974 bis 1979, dann geht er nach Darmstadt. Ohne Schulleiter? Dass die LIO 1972 nicht im Strudel der Entwicklung ins Trudeln gerät, verdankt sie nicht zuletzt einem Mann, der als „Lotse zwischen zwei Vakanzen“ in die Geschichte der Schule eingegangen ist: Eugen Erbs, stellvertretender Schulleiter, der in souveräner Unauffälligkeit (manchmal auch polternd) die Klippen der Umbruchphase umschifft. Es gilt, die Schulleiter Walter Appenheimer im Jahr 1987 Aktuelle Ansicht von Haus C nach der Umgestaltung des Schulhofs in den Jahren 2010 und 2011 Oberstufe im Kurssystem neu zu organisieren, neue Kolleginnen und Kollegen aus dem Haupt- und Realschulbereich organisatorisch und menschlich zu integrieren, besorgte Eltern zu beraten und insgesamt zwei Positionen, die des Schulleiters und die seines Stellvertreters gleichzeitig auszufüllen. 1979 übernimmt er diese Doppelrolle erneut – fast hätte man sich daran gewöhnen können. Als 1981 Walter Appenheimer das Ruder ergreift, kann er eine wohlorganisierte Gesamtschule übernehmen. Mit Walter Appenheimer hat die LIO wieder einen Chef mit hohem Durchhaltevermögen: Er lenkt sie durch weite Strecken der Gesamtschulzeit hindurch. Dr. Eugen Erbs im Jahr 1979 Daneben aber und gefördert durch die Existenzängste besonders bei den Gymnasien taucht auch die LIO zeitweilig ein (oder unter?) in die politischen und gesellschaftlichen Grabenkämpfe der „68er“. Gegenseitige Vorwürfe ideologischer Verblendung, wie sie die politischen Debatten der Zeit prägen, machen auch vor dem Kollegium nicht halt: • Ist ein Kommunist, wer vor den Gefahren der Kernkraft warnt? • Ist ein Reaktionär, wer den „Faust“ für unverzichtbar hält? • Beeinträchtigt es die zarten Seelen Heranwachsender, wenn ihnen die Gefahren der Umweltverschmutzung vor Augen geführt werden? Dass widerstrebende Auffassungen der Schule letztlich trotz alledem nutzbar gemacht werden können, verdankt die LIO nicht zuletzt ihrem Schulleiter Walter Appenheimer, der in sanfter Beharrlichkeit Widerstrebendes zusammenführt, zarte Pflänzchen des pädagogischen Aufbruchs gießt, Bestehendes fördernd auch umgestaltet und der Schule einen langen Zeitraum personeller Kontinuität beschert. Hat er ein Leitbild? Vielleicht „e pluribus unum“? Vielleicht Vertrauen auf den langfristigen Sieg der Vernunft? In seine Zeit fällt die bauliche Saturierung der LIO durch das Haus C. In seine Zeit fallen 1997 auch die ersten Schritte zu einem Schulprogramm, mit dem die Schule erstmals aufgerufen ist, sich über ihre Arbeit und Zie27 175 jahre lio Als Walter Appenheimer 1998 geht, folgt ihm die erste Frau auf dem Leitungsposten: Dr. Heidrun Sarges, die bereits über mehrere Jahre als Stellvertreterin in diese Aufgabe hineingewachsen ist und von allen gewissermaßen als „natürliche“ Nachfolgerin gesehen wird. 2001 bis 2012 LIO als Gymnasium im Transformationsprozess Schulleiterin Dr. Heidrun Sarges im Jahr 2007 le Rechenschaft zu geben. In seine Zeit fällt die Ausgestaltung des Aufbruchs. Das symbolische „katholische Arbeitermädchen vom Land“ ergreift seine Chance. Die Zahl der Abiturientinnen steigt. Gegen Ende der 90er Jahre machen an der LIO erstmals mehr Mädchen als Jungen Abitur. Die Schulzweige bestehen allerdings eher nebeneinander. Der Gymnasialzweig ist bereits von der Schülerzahl her derart dominierend, dass böse Zungen die LIO als „Kryptogymnasium“ bezeichnen. In den 90er Jahren wird in der Gesamtkonferenz ein Antrag gestellt und beschlossen, zu Beginn jeder weiteren Konferenz einen Bericht zur Lage der Hauptschule abzugeben. 28 Bereits im letzten Jahr Walter Appenheimers beginnt die Auflösung der Gesamtschulkonstruktion der LIO mit ausgelagerten Förderstufen und dem Beginn ab der Stufe 7. Appenheimer gibt im LIO-Report 1997 einen Bericht aus der Schulkonferenz über die Arbeit am Schulprogramm: Die mit dieser Besinnung auf die eigenen Arbeitsgrundlagen verbundene Grundsatzdiskussion hat rasch dazu geführt, dass (…) auch der institutionelle Rahmen der Schule in Frage gestellt wurde. (…) Eine knappe Zusammenfassung des Diskussionsstandes kann feststellen, dass die kooperative (schulformbezogene) Struktur unserer Schule eine Grundlage ist, auf der alle oder fast alle weiter arbeiten wollen. Allerdings setzt sich ganz deutlich die Überzeugung durch, dass sich die Trennung von Förderstufenklassen in benachbarten Schulen und Klassen 7 bis 10 an der Liebigschule nicht mehr als glückliche Konstruktion erweist. Die Unterrichtung von Schülern der Klassen 5 bis 10 als Möglichkeit der kontinuierlichen Gestaltung eines Erziehungsprogramms – wie es ja auch von anderen Giessener Schulen praktiziert wird – wird eindeutig bevorzugt gegenüber einem unvermeidlichen Schul- wechsel zwischen den Klassen 6 und 7. Viele Eltern suchen früher die Schule für ihr Kind in den Sekundarstufen 5 bis 10 und 11 bis 13. Diese Vorstellung hat sich verbunden mit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Förderstufe als einziger Zugangsmöglichkeit zu den anschließenden Schulformen. Gesamtkonferenz und Schulkonferenz der Liebigschule fordern deshalb die Einrichtung von schulformbezogenen Klassen 5 und 6 an der Liebigschule.“ (LIO – Report 1997, S.5f ) Dieser zunächst wenig spektakulär wirkende Wunsch hat weitreichende Folgen: Die LIO hat keinen Raum für acht Gymnasialklassen 5/6. Woher also nehmen? Die Forderung hätte wenig Wirkung gehabt, wäre sie nicht eingebettet gewesen in eine schulpolitische Situation, die auf eine Auflösung der Gesamtschulstruktur drängt. Wieder hat Gießen nach 30 Jahren eine massive Schuldebatte. Will man „Schulvielfalt“? Will man unter diesem Deckmantel die gesellschaftliche Entsolidarisierung? Kann man sich als LIO dem gymnasialen Sog der anderen Oberstufengymnasien ohne Verluste entziehen? Was ist der Elternwille? Was ist und wie viel gilt der Schülerwille? Kann sich die „Raumfrage“ der LIO lösen durch die Auslagerung des Haupt- und Realschulzweiges? Könnte eine Konstruktion von LIO I und II funktionieren? Soll es in Gießen wieder Haupt- und Realschulen geben? Sind diese eine pädagogisch sinnvollere Einrichtung für Haupt- und Realschüler als die Gesamtschule oder nur Abfallprodukt der gymnasialen Wünsche? Dr. Heidrun Sarges muss diese Kämpfe ausfechten; der Schulformwechsel mit seinen Begleiterscheinungen prägt weite Strecken ihrer Leitungstätigkeit. So stellt sie 2003 in der LIO-Festschrift zum Gedenken an Liebig fest: „Der nach der Kommunalwahl neu zusammengesetzte Schulträger trug an die Schulen die Frage heran, welche Schulform von den einzelnen Schulen gewünscht würde. Dies löste schulpolitische Kontroversen aus; schulintern begann eine schwierige Diskussion über Schulformen und die damit im Zusammenhang stehenden Auswirkungen. (…) Schmerzlich war bei uns diese Diskussion im Kreis des Kollegiums – denn wir hatten lange zusammen gearbeitet, waren zusammengewachsen und hatten für vieles Lösungen gefunden. Die Schulformfrage wurde auf dieser Ebene auch eine Frage der persönlichen Loyalität. Das Kollegium hat sich nach langen Diskussionen schließlich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, eine Umwandlung in ein Gymnasium, beginnend mit Klasse 5, zu beantragen. Dabei wurde ausdrücklich betont, dass die Zusagen des Schulträgers, gut eingerichtete, selbstständige Haupt- und Realschulen einzurichten, für diese Entscheidung eine unverzichtbare Voraussetzung darstellten…“. (Liebig-Festschrift 2003, S. 122) Dass sich die Hoffnung auf einen Vorteil für den Haupt- und Realschulzweig der LIO nicht erfüllt hat, ist an dieser Stelle anzumerken – die „Empörung der LIO-Gesamtkonferenz“ über den Schulentwicklungsplan, der statt des gewünschten Schulverbundes zwischen Gymnasium und H/R-Schule („LIO I und II“) eine Auflösung des H/R-Zweiges verfügt, geht ins Leere. Eine „LIO II“ gilt dem Schulträger als „finanziell nicht darstellbarer Traum“ (Giessener Allgemeine 28.11.2001). Ende einer alten LIO – Tradition? Die Kämpfe im Zusammenhang mit dem Schulformwechsel sollen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass in den 10 Jahren der Leitungstätigkeit von Dr. Heidrun Sarges viel frischer Wind in der LIO weht: Spanisch wird weitere Fremdsprache, Französisch wird erste Fremdsprache, Informatik wird Leistungsfach, Berufsorientierung wird ausgebaut, Darstellendes Spiel wird Unterrichtsfach, Methodenlehrgänge („Lernen lernen“) finden statt, Mediation (Konfliktlösungsstrategien für Schüler) wird eingerichtet, und ein rasanter „Umschlag“ des Kollegiums muss personalpolitisch begleitet werden – der Generationenwechsel im LIO – Kollegium bietet Chancen, den Aufbruch zu gestalten. Der zunehmende Nachmittagsunterricht erfordert den Bau einer Cafeteria. Die Tradition eines fulminanten Schulfestes wird begonnen. Insbesondere wird viel Energie in die Entwicklung eines ehrgeizigen Schulprogrammes gesteckt, das erstmals auf der Basis umfassender Befragungen in der Schulgemeinde formuliert wird und das nach „Pisa-Schock“ und „TIMMS-Studie“ zu Neuorientierung und Aufbruch in der LIO führt. Exemplarisch sei hier aus den „Anregungen zur Schulentwicklung“ zitiert, die Themenvorgaben für die Arbeit im Schuljahr 2002/3 bieten (Reihenfolge nach den vom Kollegium gesetzten Prioritäten): • Was sind / wie vermitteln wir „Schlüsselqualifikationen? (Wie fördern wir bei unseren Schülerinnen und Schülern selbstständiges Arbeiten / Kritisches Denken / Fähigkeit zur Zusammenarbeit) • Wie kommen wir zu mehr Kooperation im Kollegium? • „Allgemeinwissen“ – fast alle wollen mehr.. Was ein Absolvent / eine Absolventin unserer Schule wissen sollte. (Gibt es das?) • (Wie) können wir unsere Schülerinnen und Schüler stärker am Unterricht beteiligen? • Die Lehrkraft zwischen Nothelfer und Zensurbehörde – unser Selbstverständnis („Lehrerrolle“ auf dem Prüfstand der Schulgemeinde) • Unsere Schule zwischen „Anstalt“ und „Lebensraum“ • Wo sehen wir Möglichkeiten für fächerverbindendes Arbeiten und Denken? • Wie machen wir uns „medienfit“ ? (Schularchiv, erstes Schulprogramm) In dieser kleinen Auflistung wird deutlich, wohin Dr. Heidrun Sarges die Schule lenken will, um den Herausforderungen einer sich ständig wandelnden Gesellschaft Rechnung zu tragen. Im Vorwort des ersten Schulprogrammes schreibt sie: „Nur die Identifikation mit der Schule, die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung innerhalb des gemeinsamen Lebensraumes sowie Anstrengungsbereitschaft und persönliches Engagement 29 175 jahre lio Die Entwicklung der Schule gestaltet sich auch unter Dr. Carsten Scherließ weiter dynamisch. Er ist der erste Schulleiter, der sich dezidiert als „Teamplayer“ versteht: Erstmals wird konsequent die erweiterte Schulleitung in die laufende Gestaltung der Schule einbezogen; drei Aufgabenfeldleiter, zwei Koordinatoren der Jahrgänge, die engere Schulleitung und viele Kolleginnen und Kollegen, die zusätzliche Aufgaben übernommen haben, finden kreative Antworten auf die schulpolitischen Herausforderungen der Zeit. Um nur einige dieser Herausforderungen zu nennen: Blick in die Neue Cafeteria können zur Verwirklichung und Weiterentwicklung dieses Programmes beitragen“ (S. 5). Diese Aufforderung gilt Lehrern, Schülern und Eltern gleichermaßen und schimmert auch als Leitbild der „Chefin“ durch: Mit begeisterter und begeisternder Skepsis zu neuen Ufern. Die Schulgemeinde hat den vorzeitigen Rückzug von Dr. Heidrun Sarges sehr bedauert. Allerdings hat sie rechtzeitig der Schulaufsicht einen Kandidaten für ihre Nachfolge präsentiert, der die Schule in dem begonnenen Sinne weiterführen sollte: Dr. Carsten Scherließ. Schulfest 2011 30 Schon kurz nach seinem Amtsantritt formuliert die Schulgemeinde das aktuelle Leitbild der Schule, das nun den Eingangsbereich der LIO ziert. • Kann das gemeinsame Leitungshandeln des Schulleitungsteams die Leitungsstrukturen nachhaltig ändern – flache Hierarchien schaffen, individuelle Kompetenzen nutzen, Aufgaben delegieren, Verantwortung übertragen? • Kann die Schule die Einrichtung der Schulinspektion positiv für sich nutzen? • Wird sich die Einführung von Bildungsstandards und Kompetenzorientierung förderlich auf die Gestaltung des Unterrichts auswirken? • Wird die Schule bei 12 Schuljahren bleiben? • Wie wird die Schule mit der Forderung nach Inklusion umgehen? • Wird der Status „Selbstständige Schule“ (ab 1. Februar 2012) positive Auswirkungen auf die Schulqualität haben? Es gibt noch viel zu tun. Kann die LIO dabei auf Traditionen aus der Geschichte zurück- greifen? Oder gestalten wir bei aller Ehrfurcht vor dem Werk vergangener Generationen heute eine völlig neue Schule? ler immer nur so viel Lehrstoff und Denkarbeit zugemutet wird, wie er gerade bewältigen kann. Die Jugend soll bei der Gestaltung Es gibt da doch so einiges: ihrer Arbeit so weit wie möglich • Wir haben 1837 angefangen Freiheit haben und aus dem Erlebals eine von drei Modellschulen nis der Freiheit die Verpflichtung in im Großherzogtum Hessen – das Leben mitnehmen, eigene InitiDarmstadt, wir waren ab 1952 ative zu entfalten und sich nicht um beteiligt an dem Schulversuch die Verantwortung für das gemeine zur „Auflockerung der OberstuWohl herumzudrücken aus Faulheit, fe“, der die LIO weit über Hessen Gleichgültigkeit und was es auch imhinaus bekannt gemacht hat. mer für Gründe dafür geben mag. Messlatte für die LIO als eine der Joachim Sieben, ständiger Stellvertreter; Dr. Carsten Scherließ, Schulleiter; ersten „Selbstständigen Schulen“ Es geht darum, die herkömmlichen Dr. Arne Hogrefe, Studienleiter ab Februar 2012? Unterrichtsformen so zu verändern, • Der Gründungsauftrag war, Kindass diese Forderungen erfüllt werdern und Jugendlichen in Stadt und Land Was aber die innere Ausgestaltung der Schule den können.“ (Schularchiv VI 4a, 1951 – 1960) eine schulische Chance zu geben, gerade angeht, so lohnt es sich durchaus, einen Blick auch jenen aus Elternhäusern ohne for- zu werfen in die kleine Schrift, die Schulleiter Die „Bildungsstandards“ hätten das nicht besmale höhere Bildung - auch für die Zu- Dr. Wilhelm Flörke verfasst hat, als er nach sei- ser formulieren können. kunft eine tragende Idee? ner Pensionierung 1958 noch drei Jahre als • Wir haben uns von Anfang an um die Leh- Studienleiter in der Internatsschule Schloss Also nur zu für die nächsten 25 Jahre!! rerausbildung bemüht – ein Ansporn? Salem tätig war: „Die Aufgabe, die der Schule • Wir haben immer mit der Universität ko- heute gestellt ist, lautet: Erzieht die Jugend in Dr. Ulrike Krautheim operiert, seit unser erster Direktor Dr. Wil- einer Schule, in der sie lernt, selbständig zu helm Braubach, ein Mitarbeiter der Brüder denken, in der sie an Eigentätigkeit gewöhnt Grimm, die Schule übernommen und wird, in der man ihr nicht jede Mühe des SuLiebig, seinen Assistenten, zum ersten chens abnimmt, sondern es ihr im Gegenteil Chemielehrer der Schule gemacht hat. zumutet, in der man sie auch ruhig mal einen Es gab immer Kollegen, die neben ihrer falschen Weg verfolgen lässt, bis sie selbst das Unterrichtstätigkeit in der Schule Lehrauf- merkt und nach Korrektur ausschaut, in der träge an der Universität wahrnahmen und sie nicht dauernd gegängelt und ihr Weg mit wissenschaftlich gearbeitet haben – eine „Verkehrsschildern“ ständig gesteuert wird, in Tradition, die fortzuführen in aller Interes- der man sich abkehrt von der „Teelöffelchense ist? und Häppchenmethode“, bei der dem Schü31 Schulinspektion 2009 Die Schwerpunkte der Liebigschule Gießen Musik atik Naturwissens ch af t e Schule mit Schwerpunkt Musik n nik ch e T Sport & Gesundheit MINT Schulsportzentrum Partnerschule des Leistungssports „Gesundheits -fördernde Schule“ tik o rm Inf MINT Exellence-Center Junior-IngenieurAkademie Gießen Ma t h e m a Fremdsprachen CertiLingua-Schule Comenius 32 + individuelle Förderung (z. B. Hochbegabtenförderung, umfassendes Förderkonzept) +Berufs- und Studienorientierung Auszüge aus dem Bericht der Schulinspektion 2009 D ie Liebigschule beeindruckt durch ein breit gefächertes und klares Profil. Den Schülerinnen und Schülern wird durch die engagierte Arbeit der Lehrkräfte ein sehr vielfältiges Bildungs- und Erziehungsangebot – insbesondere in den Bereichen Musik, Mathematik und Naturwissenschaften, Fremdsprachen und Sport – offeriert. Die Schulleitung bindet sehr konsequent alle Gruppen der Schulgemeinde im Sinne einer „Lernenden Schule“ in die Weiterentwicklung der Schule ein und sorgt für die Schaffung konzeptioneller Arbeitsgrundlagen. Unter Federführung des Schulleiters ist die Arbeit des Schulleitungsteams in hohem Maße von Engagement und Innovation sowie Strukturiertheit und Partizipation geprägt. Im Schulalltag zeigt sich ein ausgeprägt höfliches, wertschätzendes und offenes Miteinander der Schulgemeindemitglieder. Alle Mitglieder der Schulgemeinde fühlen sich an der Schule wohl und sicher. Den Schülerinnen und Schülern wird in hohem Maße eine Verantwortungsübernahme für ihre Schule ermöglicht. In Wettbewerben und Landesprüfungen erzielen Schülerinnen und Schüler der Liebigschule kontinuierlich sehr gute Ergebnisse. Die Schulleitung setzt verbindliche Vorgaben unter Nutzung der schulischen Gestaltungsspielräume uneingeschränkt um. Die Schulleitung ist sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und verleiht ihrer Wertschätzung dem gesamten schulischen Personal sowie den Schülerinnen und Schülern gegenüber Ausdruck. 33 schwerpunkt musik rigen Aussaat wurden sichtbar. Es gab mehrere gemeinsame Projekte mit der Kunstabteilung, und die Kammermusik wurde stärker fokussiert. Dies führte bis zur Teilnahme eines Streichquartettes mit Liebigschülern am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Sogar ein Oboentrio und ein Blockflötenquartett gehörten zu den Bundessiegern, und bis heute sind die Teilnehmer der Liebigschule vor allem in den Regional- und Landeswettbewerben stark und erfolgreich vertreten. Die musikalische Arbeit an der Liebigschule M usikunterricht, bestehend aus dem allgemeinen fachkundlichen Basisunterricht und den musikpraktischen Aktivitäten, hat seit jeher an der Liebigschule einen großen Stellenwert. Bereits in den 50er Jahren bestand ein Schulorchester, und der damalige Musiklehrer Alwin Krumscheit unternahm Konzertreisen nach Spanien. Sein Nachfolger Dieter Niedecken, der an der Schule von 19631990 wirkte und ihr seinen Stempel aufprägte, weitete die Arbeit auf den chorischen Bereich aus. Später gründete er das Vororchester und nahm 1974 erneut die Spanienfahrten des Orchesters auf. Er etablierte die regelmäßigen Schulkonzerte (je eines pro Halbjahr), die Musikabende und die Auftritte bei besonderen städtischen Veranstaltungen sowie die jährlichen Arbeitstage. Außerdem führte er einen Geigen-Gruppenunterricht ein und begann 34 ein umfangreiches Leihinstrumentarium anzulegen. Zur Durchführung des Instrumentalunterrichts wurden zahlreiche Privatmusiklehrer und Musiker des Stadttheaters gewonnen. Ein wesentlicher Aspekt der praktischen Arbeit ist bis heute die klassische Ausrichtung der Chor- und Orchesterarbeit. Höhepunkte dieser Entwicklung waren das Konzert zum 150. Schuljubiläum im Jahre 1987, als gemeinsam mit Chor und Orchester der (gleichaltrigen) Herderschule die „Carmina Burana“ komplett in der Orchesterversion gegeben wurden, und schließlich das Abschiedskonzert für Dieter Niedecken im Sommer 1990 mit dem ersten Teil der „Schöpfung“ von Haydn. Seit der Einrichtung des Kurssystems in der Oberstufe im Jahr 1974 konnten auf Grund der großen Zahl musizierender und begabter Schüler seit 1975 durchgängig Leistungskurse eingerichtet werden, die sich wiederum regelmäßig mit besonderen Konzerten und Aufführungen hervortaten. Auch Schülerkompositionen wurden aufgeführt. Aus diesen Kursen sowie aus Orchester und Chor sind seitdem eine Reihe von Berufsmusikern hervorgegangen, die heute in deutschen Orchestern sitzen, auf zahlreichen Bühnen singen, Professoren und Dozenten für Musikwissenschaft sind oder als Musiklehrer ihre Erfahrungen weitergeben. Dass auch die Liebigschule selbst von dieser Tradition profitiert, zeigt sich daran, dass heute vier der hier tätigen Musikpädagogen ehemalige Liebigschüler sind. In den 90er Jahren erweiterte sich die Palette des Musikangebotes, und Früchte der vorhe- Sodann rückte die Bigband ins Licht der Öffentlichkeit. Nach einem kurzen Auftritt beim Schulfest zum 150. Schuljubiläum 1987 begann im Jahr 1992 die kontinuierliche Arbeit der LieBigBand, welche ein jährliches OpenAir-Konzert im Rahmen des „Musikalischen Sommers auf dem Schiffenberg“ einschließt, das sich mittlerweile zu einem Mega-Event für Schüler, Eltern, Lehrer, Ehemalige und Freunde entwickelt hat. Schließlich wurde 1991 der Erweiterte Musikunterricht (EMu) eingeführt, in dem spezielle Gruppen von begabten und musikinteressierten Schülern gebildet werden, die im Klassenmusizieren und durch eine starke Einbindung in das musikalische Leben an der Schule besonders gefördert werden sollen. Das führte im Jahr 2002 dazu, dass die Liebigschule zu den ersten Schulen in Hessen gehörte, die mit dem Prädikat „Schule mit musikalischem Schwerpunkt“ ausgezeichnet wurden. Dieses Zertifikat wurde im Jahr 2010 erneuert. Stellenwert nimmt in diesem Zusammenhang die Kooperation mit der Musikschule Gießen ein. Gleichzeitig wurde die Einrichtung eines Förderkreises für die Musik an der Liebigschule möglich. Durch die nun gezielte Förderung der Wünsche und Bedürfnisse des Fachbereiches konnten weitere Instrumente angeschafft und das bestehende Instrumentarium besser gepflegt werden. Heute verfügen wir über Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe in verschiedenen Größen, über Flöten, Oboen, Klarinetten, Saxophone, Fagotte, Hörner, Trompeten und Posaunen, eine Tuba sowie ein großes Arsenal an Perkussionsinstrumenten, die den Schülern zur Verfügung gestellt werden. Damit war nicht nur eine Erhöhung der Lehrerstunden verbunden, sondern auch eine rechtliche Absicherung und dauerhafte Garantie der Durchführung. Seitdem sind die Teilnehmerzahlen an den Arbeitsgemeinschaften stark angestiegen. Heute gibt es drei Chöre (Klasse 5 – 6, Klasse 7 – 8, Klasse 9 – 13), das Vororchester, das Orchester, das Kammerorchester, die Bigband sowie Anfängergruppen im Schwerpunkt z.B. für Streicher und Bläser, eine Percussionsgruppe und mehrere Gitarren-Spielkreise und Tasten-AGs. Einen besonderen 35 schwerpunkt musik Beflügelt von dem starken Engagement der Elternschaft und einer bemerkenswerten Unterstützung durch die Schulleitung konnten sich die musikalischen Projekte der Musikabteilung in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiter entwickeln. Im Jahr 2005 gab es zwei Aufführungen des vollständigen Oratoriums „Die Schöpfung“. Das Orchester reiste bisher 14mal nach Spanien, Höhepunkt war 2008 der Auftritt auf der EXPO in Zaragoza. Der Besuch des spanischen Orchesters „Camerata San Nicolás“ aus Zaragoza in Gießen im Juni 2010 begründete eine neue hoffnungsvolle Verbindung. Weitere Reisen führten das Orchester nach Versailles sowie nach Colchester und Winchester. Der Chor reiste 1998 und 2000 nach Neapel, Chöre und Orchester nahmen auch verschiedentlich an den Landeskonzerten „Schulen musizieren“ im Kurhaus in Wiesbaden teil; 2009 wurde der Chor dort außerdem mit dem Sonderpreis „Klasse Klassik“ geehrt. Heute wird die Musikabteilung in ihren verschiedenen Akzentuierungen repräsentiert durch die Musiklehrer Dr. Jörg Abel (Orchester), Sabine Schuppe (Kammerorchester), Peter Schmitt und Hermann Wilhelmi (Chöre), Jens Velten (Bigband) und Michael Zarniko (Orchester + Bigband). Außerdem sind Lehrkräfte der Musikschule und verschiedene Gesangspädagogen an der umfangreichen Arbeit beteiligt, in der zum Jubiläumsjahr 2012 zwei Aufführungen der „Carmina Burana“ von Carl Orff auf dem Programm stehen. Dr. Jörg Abel 36 Und die Musik spielt dazu … D ie Berliner Philharmoniker haben einen als Verein organisierten Freundeskreis, auch die Alte Oper in Frankfurt und viele andere hochmögende Institutionen: Mit dem Musikförderkreis der Liebigschule sind wir in der allerbesten Gesellschaft. Die Berliner haben Sir Simon, und wir haben Jörg Abel und sein Kollegenteam. Sicherlich spielen die Philharmoniker die Egmont-Ouvertüre noch eine Spur perfekter als das Orchester der Liebigschule. Aber beim Engagement, da lässt sich gerade bei uns in der Provinz keiner die Butter vom Brot nehmen! Auch wir vom „Förderkreis für die Musikerziehung an der Liebigschule Gießen“ (für Insider: „Förderkreis Lio-Musik“) machen im Grunde nichts anderes als die Kolleginnen und Kollegen in Berlin oder Frankfurt. Alle fördern wir musikalische Aktivitäten, die es ohne das ehrenamtliche und finanzielle Engagement von Mitgliedern und Spendern so nicht geben würde. Wir sind nicht die gute Fee, die alle Wünsche erfüllt - wir können die Schule ja nicht aus ihrer eigenen Verantwortung entlassen. Erst recht nicht, wenn sie sich stolz „Schule mit Schwerpunkt Musik“ nennt. Doch wir tun, was wir können, um auch künftig möglichst vielen Schülern den Zugang zur Musik so weit wie möglich zu ebnen, und nicht nur um der Musik willen. „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, dieser Satz kommt uns arg pathetisch vor, aber das Sprichwort sagt ja auch: „Böse Menschen haben keine Lieder.“ Als „die“ Schule mit Schwerpunkt Musik in Gießen und darüber hinaus gilt die „Lio“ schon seit fast 40 Jahren. Ihre Konzerte sind feste Größen im kulturellen Leben der Stadt. Das musikalische Angebot der Liebigschule ist so reichhaltig wie wohl an keiner anderen Schule in Gießen: Erweiterter Musikunterricht, Leistungskurse in der Oberstufe, Streicher- und Bläser-Anfänger, Tasten-AG, Vororchester, Kammermusik und Kammerorchester, „großes“ Orchester, Bigband , Chöre… Und immer mal wieder dürfen auch die „Ehemaligen“ zeigen, was sie noch können, zuletzt im Januar diesen Jahres im Stadttheater. Es ist überhaupt großartig, wie hier über die Schülergenerationen hinweg eine eigene Lio-Musik-Identität entstanden ist, präsent selbst noch nach Jahrzehnten. In der „Dreigroschenoper“ heißt es: „Doch man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“. Im Rampenlicht stehen die Musiker. Wir vom Förderkreis verstehen uns eher als die grauen Mäuse im Hintergrund. Wir verwalten zunächst mal das Geld. Mitgliedsbeiträge, Konzerteinnahmen, Spenden, gelegentlich eine Zuwendung von der Kultusministerin, das ist die bescheidene Habenseite. Die Sollseite dagegen ist unendlich: Sie reicht von der Anschaffung und Reparatur von Leihinstrumenten für die Schüler über das Stimmen der Klaviere, Zuschüsse für Arbeitstage und die großen Reisen bis hin zur Übernahme der Fahrtkosten für Auftritte in Frankfurt oder Wiesbaden. In Erscheinung treten wir nur bei den Konzerten. Wir verkaufen Eintrittskarten und Sekt (nur im Sommer!) und freuen uns, wenn mal wieder die „gute Gesellschaft“ den Weg zu uns gefunden hat. Dann gibt es aber auch Konzerte (meist in der so besinnlich-hektischen Vorweihnachtszeit), bei denen es deutlich munterer zugeht und man sich schon mal fragt, ob nicht die Musiker etwas mehr Ruhe verdienen würden. Den Tausenden bei den Big-Band-Konzerten auf dem Schiffenberg dagegen sieht man ihre Begeisterung gern nach. Das bunte Leben: Die ganze Breite der Schule spiegelt sich auch in ihrer Musik wider. Am Ende helfen wir beim Aufräumen. Vor Auftritten wünschen sich Musiker gern „Hals- und Beinbruch“. Genau das wünschen die Jungspunde vom Musikförderkreis mit seiner gerade 10jährigen Geschichte unserer alten Tante Lio. Sie wird uns alle überdauern. Thomas Preuße 37 schwerpunkt musik 38 G i e SS e n - h i l f t - k o n z e r t 2 0 1 1 39 G i e SS e n - h i l f t - k o n z e r t 2 0 1 2 40 41 G i e SS e n - h i l f t - k o n z e r t 2 0 1 2 42 43 schwerpunkt sport te Sportklasse besuchen, die neben der rein sportlichen Förderung auch eine Vielzahl begleitender pädagogischer Maßnahmen gewährleistet. Zentrale Talentsichtung der Erstklässler Schulsportzentrum Liebigschule – Breite und Spitze D ie Liebigschule ist das Schulsportzentrum der Region (SSZ), Schulfußball-, Schulhandball- und Schulbasketballzentrum und Partnerschule des Leistungssports. Diese Auszeichnungen verpflichten die Liebigschule in besonderer Art und Weise, den Sport als schulischen Schwerpunkt nach innen und außen zu vertreten. Umfangreiches Angebot Die Schule bietet zahlreiche Möglichkeiten, Sport zu treiben. In der Sekundarstufe I findet der Sportunterricht in den Jahrgangsstufen 5 bis 8 dreistündig statt. Zahlreiche AGs erweitern das freiwillige Angebot und lassen hinreichend Raum für persönliche Neigungen. Der tägliche Pausensport für die Jahrgangsstufen 5 und 6, die feste Verankerung „beweg44 ter Unterrichtspausen“ in den Unterrichtsablauf und Sport-Sonderveranstaltungen wie die Kinder-Olympiade, die Jahrgangsturniere, die Bundesjugendspiele für alle Jahrgänge der Mittelstufe, die Projektwoche mit sportlichem Schwerpunkt im Jahrgang 7 oder die Teilnahme an den vielfältigen Wettbewerben von „Jugend trainiert für Olympia“ sind weitere Indizien für den traditionell hohen Stellenwert des Sports an der Liebigschule. Als Schulsportzentrum ist die Liebigschule eingebunden in das Hessische Landesprogramm Talentsichtung - Talentförderung. Damit richten sich die Blicke zuerst nach außen, in erster Linie auf die Zusammenarbeit mit den kooperierenden Grundschulen und den zahlreichen Sportvereinen der Stadt und der Region. Die Mitwirkung und Präsenz des SSZ bei einer Vielzahl öffentlicher Veranstaltungen wie z.B. „Sport in der City“ ist daher selbstverständlich. Die elementare Aufgabe des SSZ ist eine groß angelegte Talentsichtung als Einstieg in eine langjährige Sportförderung. Seit 2010 werden zentrale Talentsichtungen durchgeführt. Nahezu 10000 Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen aus 13 Grundschulen wurden seither zu dieser Sichtung eingeladen. An zehn Stationen müssen Übungen zu den unterschiedlichsten motorischen Eigenschaften möglichst erfolgreich absolviert werden, um sich für einen Platz in einer der acht Talentaufbaugruppen (TAG) zu empfehlen. Die Arbeit in den Talentaufbaugruppen umfasst die vier Grundschuljahre und wird von erfahrenen Übungsleitern geleistet. Sie beinhaltet im Wesentlichen eine allgemeine sportartübergreifende Ausbildung. Die Trainingsinhalte folgen dabei einem nach trainingsmethodischen Gesichtspunkten zusammengestellten Trainingskonzept. Ein besonderer Höhepunkt der Trainingsarbeit ist der Talentwettbewerb für TAG-Kinder der 4. Klassen. Mit dem Ende der Grundschulzeit ist ein Übergang in so genannte Talentfördergruppen (TFG) für die Jahrgänge 5 und 6 möglich. Die Trainingsarbeit wird nun zunehmend von Lehrertrainern geleistet, sie ist in hohem Maße sportartspezifisch und orientiert sich an den vom SSZ angebotenen Schwerpunktsportarten Basketball, Handball, Fußball, Leichtathletik, Rudern und Schwimmen. Liebigschülerinnen und –schüler können ab der 5. Klasse zudem die eigens eingerichte- Ab der Jahrgangsstufe 7 findet eine Intensivierung des Trainings in schulischen Leistungsgruppen (LG) statt, die das eigentliche Vereinstraining unterstützen sollen. Schülerinnen und Schüler der Liebigschule, die das Förderprogramm ab der Sekundarstufe I durchlaufen haben, können sich diese Stunden auf den Wahlunterricht der Klassen 8 und 9 anrechnen lassen. Sie werden dadurch in diesen Jahrgangsstufen erheblich entlastet. Wer Sport von der organisatorischen Seite, z.B. der Planung und Durchführung von Sportveranstaltungen, oder als Übungsleiter kennen lernen möchte und das 15. Lebensjahr erreicht hat, der kann sich an der Liebigschule seit dem Schuljahr 2010/11 zum Schülermentor oder zur Schülermentorin ausbilden lassen. Einige Sportfachverbände erkennen diese Ausbildung als Teil der Übungsleiterlizenz an. Schülerinnen und Schüler, die Sport in Theorie und Praxis als einen ihrer Schwerpunkte bis zum Abitur belegen möchten, können dies in Orientierungskursen bzw. späteren Leistungskursen tun. Schulsport(-zentrum) - Highlights Dem besonderen Engagement der Kolleginnen und der Kollegen des Fachbereichs Sport und der Einsatzbereitschaft vieler Schülerinnen und Schüler ist es zu verdanken, dass Sport an der Liebigschule tatsächlich mehr als die Summe aller Unterrichtsstunden ist. Regelmäßig nehmen Schülerinnen und Schüler, begleitet und angeleitet von Lehrerinnen und Lehrern, an außerschulischen Wettbewerben und Events teil. „Sport in der City“ ist nur ist nur ein Highlight im Sportkalender der Liebigschule. Die Talentwettbewerb der 4. Klassen 45 schwerpunkt sport Hradec Kralove oder organisierte eine Autogrammstunde mit Renate Lingor, Fußballweltmeisterin und Fußballbotschafterin für die WM 2011 (unten links). Zu diesem Engagement zählt auch die Unterzeichnung von Kooperationsvereinbarungen der Stadt Gießen, dem Staatlichen Schulamt, erfolgreicher Sportvereine und der Liebigschule als Partnerschule des Leistungssports. Besonderer Höhepunkt des Jahres 2011 war der Besuch von Handball-Bundestrainer Heiner Brand und Christian Schwarzer, die im Rahmen ihres Projekts „Handball-Stars go School“ ein „Feuer der Begeisterung“ an der Liebigschule entfachten (unten rechts). Auswahlmannschaft der Liebigschule in Tschechien Kinder-Olympiade, Fußball-Wettbewerbe wie der Regionalentscheid der Initiative SMOG (Schule machen ohne Gewalt) oder die Starts beim Gießen-Triathlon und Frankfurt MiniMarathon sind weitere Höhepunkte im Veranstaltungsreigen. Die Liebigschule schlägt mit unterschiedlichen Initiativen immer wieder eine Brücke zum Leistungssport. So startete eine Auswahlmannschaft aus Liebigschülerinnen und -schülern erfolgreich für die Universitätsstadt Gießen bei einem internationalen Sportwettkampf in der tschechischen Partnerstadt Auf diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass aus den Reihen der Liebbigschüler zahlreiche Spitzensportler hervorgegangen sind. Max Pfannmüller Jonathan Koch L i o - Sp i t z e n s po r t l e r : Deutsche Meister, Nationalspieler, Europa- und Weltmeister, Olympiateilnehmer Gerald Moos, Schulsportzentrum. Koordinator Vladimir Bogojevic Johannes Lischka 46 Michael Koch Gesche Schünemann 47 gesundheit Kinder, die sich wohlfühlen, sind weniger gefährdet für Sucht und Gewalt. Vielfältige Projekte und Unterrichtsbausteine beschäftigen sich mit diesem wichtigen Bereich. Aufgrund dieser Aktivitäten konnte der Liebigschule 2009 auch das Teilzertifikat „Sucht- und Gewaltprävention“ überreicht werden. Auch das Bemühen um die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer fand 2010 offiziell Anerkennung. „Der Mensch ist, was er isst.“ – Dieses Zitat macht darauf aufmerksam, dass auch die Ernährung beim Wohlbefinden eine wichtige Rolle spielt. Das Ernährungsverhalten der meisten Kinder wird zu Hause geprägt und ausgebildet. Die Schule kann aber durch ihre Angebote und durch die gezielte Verbraucherbildung dazu beitragen, dass auch in diesem Bereich gute Voraussetzungen für eine gesunde Lebensführung geschaffen werden. An der Liebigschule ist derzeit ein Arbeitskreis von einschlägig qualifizierten Eltern, Schülern, Lehrkräften und Schulleitung damit befasst, vielfältige Aktivitäten im Bereich „Ernährungs- und Verbraucherbildung“ zu konzipieren, institutionell zu verankern und zu optimieren. Auch hier wird die offizielle Anerkennung durch ein Zertifikat angestrebt. Damit hätte dann die Liebigschule als eine der wenigen allgemeinbildenden Gymnasien in Hessen das Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“, das ein umfassendes Programm der Gesundheitsförderung dokumentiert. Renate Fritz Gesundheit an der Liebigschule I m Alltag der Liebigschule wird der Gesundheit der ganzen Schulgemeinde ein zentraler Stellenwert beigemessen, was seit einigen Jahren an vielen Stellen erkennbar ist. Unter Gesundheit versteht man dabei nicht nur negativ die Abwesenheit von Krankheitssymptomen, sondern positiv das Wohlbefinden in ganz unterschiedlichen Bereichen. Ein gesunder Mensch fühlt sich wohl, ist in sein Umfeld integriert und verfügt über Ressourcen, die ihm helfen, auch schwierige Situationen gut zu überstehen. Die vielfältigen Faktoren, die zur Gesundheitsentwicklung in diesem Sinne beitragen, werden in dem Konzept der „Salutogenese“ erfasst. 48 Die gesundheitsorientierten Aktivitäten an unserer Schule stehen auch im Zusammenhang mit einschlägigen Programmen auf Landesebene. Im Hessischen Kultusministerium hat sich der Arbeitsbereich „Schule und Gesundheit“ zum Ziel gesetzt, an den Schulen Initiativen für die Gesundheit aller an der Schule Beteiligten zu fördern. Um die Aktivitäten in diesem Bereich auch nach außen sichtbar zu machen, werden die Schulen aufgefordert, sogenannte Teilzertifikate für Bereiche der Gesundheitsförderung zu erwerben. Die Liebigschule erhielt bereits im Jahr 2006 das Teilzertifikat „Bewegung und Wahrneh- mung“, das dokumentiert, dass Bewegung in vielfältiger Weise in den Schulalltag der Liebigschule integriert ist, nicht nur im Sportunterricht. Bewegung ist ein zentraler Teil menschlichen Daseins und spielt in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine bedeutende Rolle. Bewegung, Spiel und Sport unterstützen das Wohlbefinden, fördern das Lernen und stellen auch Ressourcen für die Bewältigung von Krisensituationen bereit. Auch eine gezielte Wahrnehmungsschulung dient der Persönlichkeitsentwicklung und leistet einen wichtigen Beitrag zum sozialen Lernen. Hier wird auch die Verbindung zur Sucht- und Gewaltprävention deutlich: Starke 49 schwerpunkt mint Die Schülerinnen und Schüler erleben Naturwissenschaften mit Freude und Spaß. Dieser motivierende Ansatz regt sie vielleicht sehr viel langfristiger dazu an, sich an ihre Beobachtungen zu erinnern und noch einmal darüber nachzudenken, als dies der normale Unterricht erreichen kann. Alle vier Wochen wird das Experimentieren von Schülern des Wahlunterrichts der Einführungsphase übernommen. Miteinander Lernen kann so ausprobiert werden und alle für die Naturwissenschaften begeistern. AG Naturphänomene Wer, wie was? – Wieso, weshalb, warum? (MINT) D as Aufgabenfeld III umfasst die sog. MINT-Fächer Mathematik, Informatik sowie die klassischen drei Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik. Arbeitsgemeinschaften, Wahlunterricht, Wettbewerbe und andere außerunterrichtlichen Aktivitäten, ergänzen den Unterricht und wecken das Interesse der Schülerinnen und Schüler für die MINT-Fächer. Versuch der Woche Mittwoch, erste großen Pause: Eine große Schar von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 5 drängt sich vor der Tür zum Chemie-Hörsaal, um einen der begehrten Plätze in den ersten Reihen zu ergattern. Es 50 ist Zeit für den „Versuch der Woche“. Seit 2008 wechseln sich Biologie, Chemie und Physik bei den Vorführungen wöchentlich ab. Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Sachkundeunterricht der Grundschule schon mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigt und haben in der Regel ein großes Interesse an Technik und Naturwissenschaften. Hier setzt der „Versuch der Woche“ an. Bei den Veranstaltungen werden den Schülerinnen und Schülern attraktive naturwissenschaftliche Phänomene vorgeführt. Hier eine kleine Auswahl von bereits gezeigten Versuchen: • Mehlstaubexplosion • Hölle der Gummibärchen • leuchtende Essiggurken • Wie kann man eine Kerzenflamme mit einer Plastikflasche „ausschießen“? • eine Krötenwanderung hautnah miterleben. Wieso fliegen Flugzeuge? Kann man im Weltall eine Explosion hören? Ist ein Ton im Wasser lauter als in der Luft? Was brennt eigentlich bei einer Kerze? Viele interessante Fragen aus ganz verschiedenen Themenbereichen wie Akustik, Magnetismus, Elektrizität, Kommunikationstechnik erwarten Schüler und Lehrer in der AG Naturphänomene. Die AG wird für die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen angeboten. Den Schülern wird Raum für das selbstständige Experimen- tieren und Entdecken gegeben. Oft stehen Fragestellungen aus der Umwelt der Kinder am Anfang , die dann mithilfe vorgegebener oder selbst geplanter Versuche beantwortet werden sollen. Hierfür benutzen sie einfache, haushaltsübliche Materialien: Beispielsweise werden Boote aus Styropor mit Zahnpasta oder Seife angetrieben und Filmdosenraketen steigen mit Backpulver auf. Zuhause können die Experimente dann nachgemacht und oftmals sogar weiterentwickelt werden. In Teamarbeit lernen die Schüler naturwissenschaftliche Arbeits- und Vorgehensweisen kennen. Erfolgserlebnisse sind erwünscht. MINT und JIA Seit drei Jahren wird der naturwissenschaftliche Wahlunterricht in den Klassen 8 und 9 generell fächerübergreifend als MINT-Kurs organisiert. Der weitgehend projektartige und handlungsorientierte Unterricht greift im 1. Kursjahr die Fächer Biologie und Chemie auf und im 2. Kursjahr die Fächer Physik und Informatik. Ein wesentliches Ziel ist das selbstständige Arbeiten. Exkursionen wie ein Besuch bei der Feuerwehr oder eine Amphibien-/ Fledermauswanderung führen an außerschulische Lernorte. Der Kurs bietet auch den Rahmen, um Wettbewerbsbeiträge anzufertigen, z.B. für den Konstruktionswettbewerb der Ingenieurkammer Hessen. Die Junior-Ingenieur-Akademie (JIA) ist ein Modellprojekt, das die Deutsche-Telekom-Stiftung an verschiedenen Schulen in Deutschland finanziell unterstützt. Durch fächerübergreifendes Arbeiten mit einem großen Praxisanteil und vielen Exkursionen sollen Schülerinnen und Schüler die Arbeitswelt von Ingenieuren und Wissenschaftlern kennen lernen und für Forschung und Technologie begeistert werden. An der Liebigschule wird die JIA im Wahlunterricht 8/9 angeboten. Zentrale Themen sind: Lebensmitteltechnologie und Gentechnologie aus den Bereichen Biologie und Che- 51 schwerpunkt mint mie, Optik und Akustik aus der Physik und der Medizin, sowie der Brückenbau aus den Bereichen Architektur und Bauingenieurswesen. In allen vier Halbjahren bestehen enge Kooperationen zu Wissenschaft (JLU-Gießen, THM) und Wirtschaft (PASCOE Naturmedizin, Centrum für Humangenetik, Firma NeuSehLand. LTi Technologies). Wettbewerbe Es darf auch mal kreativ sein: Ein Rennen für Fahrzeuge mit Mausefallenantrieb mit 40 Teilnehmern war einer der Programmpunkte des Sommerfestes 2009. 2010 bestand die Aufgabe in der Konstruktion eines Fluggerätes, das ohne Antrieb oder Auftrieb möglichst lange in der Luft bleiben sollte. Ein besonders guter Beitrag gelang einer Mädchengruppe aus der damaligen 6E mit einem großen bespannten „Foliensmiley“. Mathematikwettbewerbe Den Einstieg in die Teilnahme an Mathematikwettbewerben bildet an der Liebigschule seit Jahren der Känguru-Wettbewerb mit seinen ungewöhnlichen und kreativen Aufgaben. Die Teilnahme ist für die 6. Klassen verbindlich. Aber auch die „Älteren“ kommen wieder. Zwei Jahre in Folge konnte die Schule einen Sonderpreis für besonders rege Teilnahme in Empfang nehmen. Aber nicht nur die Teilnehmerzahl, sondern auch die erzielten Ergebnisse beeindrucken. Urkunden, Spiele, Bücher und Experimentierkästen zum Weiterknobeln und Forschen waren die Belohnung. 52 Eine Ebene höher ist die Mathematik-Olympiade anzusiedeln. Anstelle vieler kleiner Aufgaben sind hier vier umfangreiche Problemstellungen zu bearbeiten, wobei es besondes auf Argumentieren und Begründen ankommt Auch durch das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer nimmt eine steigende Zahl an Schülerinnen und Schüler der Liebigschule erfolgreich am Wettbewerb teil. Besondere Leistungen Zu diesen Leistungen in der Breite kommen immer wieder Spitzenleistungen einzelner Schülerinnen und Schüler. 2009 hat Philipp Risius als Mitglied des deutschen Nationalteams bei der Endrunde der 6. Internationalen Junior Science Olympiade in Baku eine Silbermedaille erreicht. Die Aufgabenstellungen waren in Form und Inhalt vielfältig und anspruchsvoll und reichten von der Erdölgewinnung über die Embryonalentwicklung bis zur Funktion der Zirbeldrüse. Philipps jüngster Erfolg war die erfolgreiche Teilnahme an einem internationalen Vergleichstest zum Internationalen Jahr der Chemie. Als Bester unter mehr als 1600 Schülern konnte er aus der Hand des Nobelpreisträgers Gerhard Ertl seine Auszeichnung in Empfang nehmen Unsere Informatiker Lennart Dabelow, Nadine Lukaschik und Moritz Rupp beteiligten sich 2010 erfolgreich am bundesweiten Gruppenwettbewerb Intel® Leib- niz Challenge. Sie hatten sich dabei mit dem Thema „Chipdesign“ auseinanderzusetzen. Stadt der Jungen Forscher Das Jahr 2010 sah Gießen als „Stadt der jungen Forscher“. An diesem von der Körber-Stiftung, der Robert-Bosch-Stiftung und der DeutscheTelekom-Stiftung initiierten Wissenschaftsfestival war die Liebigschule mit vier Projekten beteiligt, deren Ergebnisse während der Fachtagung „Keine Angst vor Wissenschaft“ und schließlich beim Abschlussfestival am Kirchenplatz mit großer Publikumsbeteiligung präsentiert werden konnten. Daniel Sieben und Niels Wagner aus dem damaligen 12er Physik-LK bauten in Kooperation mit der Abteilung für Ionentriebwerke des I. Physikalischen Instituts der Justus-LiebigUniversität Gießen eine mobile Weltraumsimulationskammer, um die Funktionsfähigkeit von Ionentriebwerken zu demonstrieren, die in der Raumfahrt zum Manövrieren von Satelliten eingesetzt werden. Max Weigel, Kjell Braden und Florian Brandherm aus den Informatik-Leistungskursen untersuchten in Zusammenarbeit mit dem Hochschulrechenzentrum der JLU die Möglichkeiten des Parallelen Rechnens am Beispiel des Raytracing. Dieses Verfahren wird u.a. bei Filmen wie „Avatar“ genutzt. Fiona Lüdecke und Katharina Czaja untersuchten mit Unterstützung durch das Institut für Medizinische Physik und Strahlenschutz der THM mit einem Hochfrequenzmessgerät die Stärke der Funkstrahlung in ihrer Umgebung: Sendet das Handy stärker als der Funkmast nebenan oder ist es umgekehrt? Hängt das auch vom Nutzerverhalten ab? Was bewirken die im Handel angepriesenen Mittel zum Strahlenschutz? Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern untersuchte und untersucht in Kooperation mit dem Institut für Biologiedidaktik der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem privaten Institut für Tierökologie und Naturbildung die Folgen einer Windhose, die 2008 im Philosophenwald eine Schneise der Verwüstung hinterließ. Sie bestimmen nicht nur die Anzahl und die Artenvielfalt der nachwachsenden Bäume sowie deren Wuchs, sondern beobachten zudem das Konkurrenzverhalten der Pflanzen. Dabei kam neben Bestimmungsbüchern, Maßband und Luxmeter auch modernste Technik zum Einsatz. . Leitungsebene durch und bietet Unterstützung bei der Suche nach außerschulischen Kontakten. Ein Höhepunkt sind die MINT-Camps: Treffen für Schülerinnen und Schüler der MINT-Schulen mit Workshops, Vorträgen und Besichtigungen. 2011 nahmen fünf unserer Schüler an zwei Camps in Berlin teil. Im Mai 2012 wird die Liebigschule das erste mittelhessische MINT-Camp organisieren. 16 Gießener Schülerinnen und Schüler werden drei Tage lang fächerübergreifend am Thema „Steuern und Regeln“ arbeiten. Im Vordergrund des Camps steht das selbständige Erforschen und Experimentieren. Dazu kommen Exkursionen zu einem Institut der THM , einem Industriebetrieb (LTi) und eine abschließende Fledermausexkursion zum Schwanenteich. MINT-EC - MINT-Camp Seit 2010 ist die LIO Vollmitglied im MINT-EC. Der MINT-EC (Verein mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center an Schulen e.V.) ist eine Arbeitgeberinitiative zur Nachwuchsförderung in den MINT-Fächern. Zugang zum MINT-EC-Netzwerk erhalten Schulen über ein bundesweites Auswahlverfahren. Der Verein führt Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und die 53 lingua aliena MINTerdisziplinär Seit 2009 lädt die Liebigschule Eltern, ehemalige Schüler und Freunde der Schule als Referenten zu MINT-Themen ein. Aufgrund ihrer Berufserfahrung können sie nützliche Anregungen und Tipps weitergeben und zugleich für die MINT-Fächer begeistern. Den ersten Vortrag in dieser Reihe hielt 2009 Prof. Dr. Thoma vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München zum Thema „Physik der Schwerelosigkeit“. Ihm folgten Thomas Kupka von der Firma NeuSehland zum Thema „Optik und Hörakustik“, Dr. Wolfgang Lust (LTi-Technologies, Lahnau) zum Thema „Automatisierungstechnik und erneuerbare Energien“ und Prof. Dr. Horst-Werner Korf (Universität Frankfurt) zum Thema „Die innere Uhr des Menschen“. Ausblicke Für eine Schule in einer Universitätsstadt ist die Universität ein geschätzter und unverzichtbarer Partner. Neben den hier geschilderten und bereits realisierten Projekten starten derzeit Kooperationen im Bereich der Biologie (Zusammenarbeit mit der HerrmannHoffmann-Akademie) und im Bereich der Physik (Schülerlabor am Institut für Didaktik der Physik). In beiden Institutionen konnten Schülerinnen und Schüler der Liebigschule unter qualifizierter Anleitung Erfahrungen sammeln, die der schulische Rahmen nicht zu bieten vermag. Ulrich Fuchs, Leiter des Aufgabenfeldes III 54 Fremdsprache F lengua estera foreign language remdsprachen verändern uns in der Welt. Fremdprachen öffnen Türen, die es vorher nicht gab. Fremde Sprachen und das damit einhergehende Verständnis für andere kulturelle Zusammenhänge sind heute in der mobilen und globalen Gesellschaft von großer Bedeutung. Und weil Sprache nicht isoliert betrachtet werden kann, bieten wir Austauschfahrten an. Hier werden Fremdsprachenkenntnisse verbessert und man lernt fremde Länder, Menschen und Kulturen kennen. In England geht es traditionell an die County High School in Colchester. In der Liebigschule können Schülerinnen und Schüler verschiedene Sprachen erlernen. Englisch – immer noch lingua franca – „machen“ wir ab Klasse 5. Auch Französisch wurde als erste Fremdsprache in den vergangenen zehn Jahren angeboten. Französisch und Latein sind als zweite Fremdsprachen ab Klasse 6 wählbar. Spanisch ist unsere dritte Fremdsprache ab Klasse 8 im Wahlunterricht oder mit dem Eintritt in die Oberstufe in der Einführungsphase (früher hieß das Klasse 11 oder Obersekunda). Französisch und Latein werden ebenfalls als dritte Fremdsprachen ab Klasse 8 angeboten. Englisch und Französisch bieten zusätzlich bilingualen Unterricht in bestimmten Jahrgangsstufen. In Frankreich geht es nach Lyon, Le Mans, Bordeaux, Avignon, La Réunion und andere Schulen, mit denen wir zusammen in europäischen Projekten arbeiten. SpanischGruppen fahren nach Madrid oder in die Nähe von Valencia (Alginet), und Rom ist natürlich das große Ziel der Lateinklassen. Durch unsere internationalen Kontakte nach Italien, Schweden, der Schweiz, Indien und seit neuestem auch China bietet die Liebigschule Möglichkeiten zum Gedanken- und Informationsaustausch und in regelmäßigen Abständen auch die einer Reise selbst. In allen vier Fremdsprachen können an der Liebigschule Fremdsprachenzertifikate erworben werden (Cambridge, DELF, DELE, Latinum). Leistungskurse finden in Englisch, Französisch und Latein statt. fremdsprachen langue étrangère Über die Friendshsip Connection können wir jedes Jahr zahlreiche Plätze für einen USA-Aufenthalt anbieten. Einige unserer Schülerinnen und Schüler absolvieren sogar ihr Betriebspraktikum in England oder Frankreich. Aufgrund dieser Angebote ist die Liebigschule vom Hessischen Kultusministerium als CertiLingua-Schule anerkannt. Für mehrsprachige europäische und internationale Kompetenzen können Abiturientinnen und Abiturienten dieses Exzellenzlabel erlangen. Um Schülerinnen und Schülern die Möglichkeiten zu geben, Erfahrungen in internationaler projektbezogener Zusammenarbeit zu sammeln, und um uns international im europäischen Raum weiter zu vernetzen, führen wir Comenius-Projekte durch. Zur Zeit arbeiten wir mit Schulen in Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei zusammen zum Thema »Youth Culture – Past and Present«. Das nächste Projekt ist in Vorbereitung und wir hoffen, dass wir neben den bewährten Partnerschulen noch weitere Partner in Frankreich, der Slowakei, Rumänien, Bulgarien und Lettland gewinnen können. Uwe Kraffert, Leiter des Aufgabenfeldes I Youth Culture – Past and Present „Erstes und letztes Ziel unserer Didaktik soll es sein, die Unterrichtsweise aufzuspüren und zu erkunden, bei welcher die Lehrer weniger zu lehren brauchen, die Schüler dennoch mehr lernen; in den Schulen weniger Lärm, Überdruss und unnütze Mühe herrschen …“ Johann Amos Comenius (1657) Seit Oktober 2009 arbeitet die Liebigschule zusammen mit vier Partnerschulen in Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei an einem gemeinsamen Projekt: der Erforschung und Präsentation von Jugend und ihrer Kultur in den letzten 50 Jahren. Sie drehen Filme, erstellen Präsentationen auf dem PC oder auf Stellwänden oder sind als Models in zeittypischer Kleidung unterwegs. Alles, um in unseren Partnerschulen zu zeigen, wie das denn so gewesen sein könnte, früher als Jugendlicher in unserer Region. Im Oktober 2011 reiste eine kleine Gruppe nach Griechenland, nach Argalasti, um dort Unserer Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase befragen Zeitzeugen, sammeln Materialien und stöbern in Archiven. 55 individuelle förderung Im Oktober 2011 reist eine kleine Gruppe nach Griechenland, nach Argalasti, um dort Schülergruppen aus allen Partnerschulen zu präsentieren, was sich in der Liebigschule in den letzten 50 Jahren geändert hat. Und natürlich sahen sie, wie sich Schule in anderen Ländern entwickelte. Begabtenförderung an der Liebigschule S eit Sommer 2006 trägt die Liebigschule das „Gütesiegel für Schulen, die hochbegabte Schülerinnen und Schüler besonders fördern“, welches vom Kultusministerium Hessen vergeben wird. Grundsätzlich sind folgende zentrale Kriterien für eine Schule mit diesem Siegel zu erfüllen: Kompetenz bei der Identifizierung hochbegabter Schülerinnen und Schüler, individuelle Förderung aller an der Schule vorkommenden Ausprägungen intellektueller Hochbegabung und Leistungsfähigkeiten, Beratung von Eltern zum Thema Hochbegabung, Zusammenarbeit mit kompetenten außerschulischen Institutionen auf dem Gebiet der Hochbegabung, regelmäßige Lehrerfortbildung zum Thema, Dokumentation und Evaluation aller Maßnahmen. Unter der Anleitung von Dr. Ulrike Krautheim durchstöberten sie das Schularchiv und fanden Fotos, Artikel und Statistiken, die bunte Geschichten erzählten, vom neuen Schulgarten 1954, vom engen Schulhof 1980 oder von Klassen mit 45 Schülerinnen und Schülern und dass 1957 13% aller Schülerinnen und Schüler im Zeugnis eine 5 in Mathematik hatten. Mädchen gab es übrigens erst ab 1954 an der LIO. Im Mai 2012 kommen Schülergruppen aus den Partnerschulen an die Liebigschule, um sich hier über Bildungschancen und berufliche Möglichkeiten auszutauschen und um mit uns das Jubiläum zu feiern. Zwischen den Treffen dienen Internetforen wie z.B. eTwinning oder Facebook als Kommunikationsplattformen. Videokonferenzen, Blogs, E-Mails etc. sind weitere Möglichkeiten, die wir zum Informationsaustausch nutzen. Eine Projekt-Homepage ist in Arbeit. Die Projektsprache ist Englisch, mit einzelnen Schulen können Lehrer und Schüler sich auch in Deutsch oder Spanisch verständigen. Wir gehen auch davon aus, dass wir durch dieses Projekt langfristige Schulpartnerschaf56 Konkret gestaltet sich die (Hoch-)Begabtenförderung an der Liebigschule wie folgt: ten schaffen können, die der Kooperation, dem Austausch, dem Bewusstsein und der Mobilität in Europa dienen wird. Comenius-Projekte werden von der Europäischen Union finanziell unterstützt. Uwe Kraffert, Leiter des Aufgabenfeldes I Aufgrund des breit gefächerten Angebots der Schule, das sich bereits seit Jahrzehnten bewährt hat (z.B. Schule mit Schwerpunkt Musik, Schulsportzentrum und Partnerschule des Leistungssports, MINT-EC-Schule, differenziertes Fremdsprachenangebot mit bilingualen Modulen, CertiLingua), herrscht an der Liebigschule ohnehin ein Klima, das es interessierten und (hoch-)begabten Schüle- rinnen und Schülern leicht macht und nahe legt, zusätzliche Angebote besonderer Art wahrzunehmen. Der Schwerpunkt des schuleigenen (Hoch-) Begabtenförderkonzepts liegt jedoch auf binnendifferenzierenden Maßnahmen im Regelunterricht. Eine solche Förderung wird in allen Fächern von allen Kollegen angestrebt und kann den Unterricht für die gesamte Lerngruppe bereichern. Je nach Interessen des Kindes und in Absprache mit ihm werden die Kollegen tätig und vergeben zusätzliche Aufgaben, Projekte etc. Darüber hinaus werden jedoch regelmäßig, je nach den individuellen Bedürfnissen einzelner Schüler, Maßnahmen wie das Überspringen von Klassen, extra eingerichtete Zusatzangebote sowie das Vermitteln außerschulischer Fördermaßnahmen durchgeführt. Diese Angebote sind weit gestreut (Exkursion im Rahmen eines eintägigen Pull-out-Programms, Kooperation mit der Universität, Ferienakademien, Studientage, unterschiedliche Angebote unterschiedlicher Stiftungen usw.). Die seit drei Jahren regelmäßig durchgeführten Ausflüge (sogenannte Pull-out-Programme) für begabte Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I führten ins Liebieghaus nach Frankfurt in die Ausstellung „Bunte Götter“, zur ESOC nach Darmstadt sowie zur Phæno in Wolfsburg und wurden von den TeilnehmerInnen nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, „mit Gleichgesinnten unterwegs gewesen zu sein“, begeistert aufgenommen. Mir, als der mit Aufgabe „Begabtenförderung“ betrauten Kollegin, obliegt es, Eltern und Schüler zu beraten, Vortragseinladungen und Fortbildungen des Kollegiums zum Thema Hochbegabung zu organisieren sowie auf Konferenzen zum Thema zu informieren und Sonderveranstaltungen für Schüler anzubieten. Immer öfter kommt es inzwischen vor, dass Eltern uns (zuweilen auch schon vor der Einschulung ihres Kindes bei uns) auf die bereits diagnostizierte Hochbegabung des Kindes ansprechen bzw. uns darüber informieren. Bei Fragestellungen, die über schulische Belange und Zuständigkeiten hinausgehen, verweisen wir an das Staatliche Schulamt sowie die Beratungsstelle BRAIN in Marburg. Tanja Schmidt 57 individuelle förderung Förderunterricht an der Liebigschule D ie Liebigschule bemüht sich seit einigen Jahren mit einem besonders schülernahen Förderkonzept, den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. Das Förderprogramm der Schule umfasst verschiedene Bereiche. In dem Projekt „Schüler helfen Schülern“ bieten Oberstufenschülerinnen und -schüler gegen einen geringen Betrag Einzelnachhilfe vor allem für Mittelstufenschüler an. Geboren wurde dieses Projekt zu der Zeit, als die Liebigschule noch Gesamtschule war. Neben dem Förderaspekt liegt der Fokus besonders auf dem Miteinander innerhalb der Schülerschaft. Gleichzeitig stellt dieses Projekt eine Alternative zu den teuren gewerblichen Angeboten dar. Seither nutzen viele Schülerinnen und Schüler diese Möglichkeit, um gemeinsam Arbeiten vorzubereiten, schwierige Themen zu wiederholen oder um einfach ganz ungehemmt nachfragen zu können. Viele „Nachhilfelehrer“ der Oberstufe fiebern vor Klassenarbeiten mit ihren Schützlingen mit und freuen sich, wenn die gemeinsame Arbeit erfolgreich war. Parallel zu dem Projekt „Schüler helfen Schülern“ bietet die Liebigschule im Rahmen der Nachmittagsbetreuung einen kostenlosen Förderunterricht in der Lernwerkstatt an. Hier haben Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5 – 7 die Möglichkeit, in Kleingruppen von 3 -5 Schülern zu arbeiten. Diese Gruppen werden von Oberstufenschülern unterrichtet, die für ihre Aufgaben angeleitet werden. Unterrichtet werden alle Hauptfächer (Deutsch, Mathematik, Sprachen). In entspannter Atmosphäre kann gemeinsam mit anderen daran gearbeitet werden, Defizite abzubauen und Methoden zu erkennen, wie man selbstständig lernen kann. In den freundlichen Räumen der Lernwerkstatt, die auch über das notwendige Zusatzmaterial zu den Lehrwerken verfügt, arbeiten jeden Nachmittag zahlreiche Gruppen nebeneinander. Als Ergänzung zu dieser Förderung besteht die Möglichkeit, an der von der Liebigschule seit einigen Jahren durchgeführten Osteroder Sommerschule teilzunehmen. Hier wird in zwei Ferienwochen vormittags, ebenfalls unter Mitarbeit der Oberstufe, gelernt, aber innerhalb der Betreuungszeit auch gespielt und gemeinsam gefrühstückt. Die Osterund Sommerschule soll dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler, die in einzelnen Fächern Probleme haben, das Schuljahr doch noch erfolgreich absolvieren beziehungsweise mit guten Kenntnissen in das neue Schuljahr starten können. Die Fördermaßnahmen der Liebigschule sind darauf ausgerichtet, die Schulatmosphäre positiv zu beeinflussen, den Gemeinschaftssinn zu stärken und allen Schülerinnen und Schülern das Gefühl zu geben, dass ihre persönlichen Bedürfnisse für eine erfolgreiche Schullaufbahn berücksichtigt werden. Claudia Reinhardt und Martina Münke 58 den die Betreuer erfreulicherweise von Thaddäus Käufer unterstützt, der sein freiwilliges soziales Jahr an der Liebigschule absolviert. Die Nachmittagsbetreuung L ebhaftes Treiben vor der Mittelstufenbibliothek im Haus A der Liebigschule. Es ist 13 Uhr. Rund 60 Schüler und Schülerinnen treffen sich vor der Bibliothek, um von dort den Weg in die Cafeteria anzutreten. Hier beginnt mit dem gemeinsamen Mittagessen die Nachmittagsbetreuung. Für den Nachmittag stehen für die Kinder sehr unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten auf dem Programm. Dafür sorgt ein breites Angebot an Arbeitsgemeinschaften (AGs) aus den Bereichen Musik (Tasten-AG, Chor, Percussion-AG), Sport (Fußball, Tischtennis, Handball) Naturwissenschaften (Naturphänomene, Mathe-AG) und Kunst. Diese Angebote erfreuen sich großer Beliebtheit. Wie sieht ein Nachmittag in der Betreuung aus? Nach dem gemeinsam eingenommenen Mittagessen gehen einige Schülerinnen und Schüler in eine der genannten AGs, wobei für alle in der Zeit der Nachmittagsbetreuung die Möglichkeit besteht, ihre Hausaufgaben zu erledigen, sich auf anstehende Klassenarbeiten vorzubereiten oder Unterrichtsinhalte zu vertiefen. Bereits seit dem Schuljahr 2002/2003 besteht für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 6 die Möglichkeit, das Angebot der Nachmittagsbetreuung von montags bis freitags (13 bis 15 Uhr) zu nutzen. Nach der Hausaufgabenzeit sorgt eine abwechslungsreiche Palette an Spielen für Spaß, Bewegung und Entspannung. Darüber hinaus finden das Lesen in der Bibliothek sowie die Nutzung des Bewegungsangebotes in der Sporthalle großen Anklang. Für die Liebigschule, die sich auf ihrem Weg zur Ganztagschule befindet, ist das Angebot der Nachmittagsbetreuung richtungweisend. Das Betreuungsteam freut sich über den regen Zuspruch und die weitere konstruktive Arbeit mit den Schülern der Liebigschule. Beate Brunkau Hierfür steht ein engagiertes Team, bestehend aus Oberstufenschülern und -schülerinnen sowie Lehrkräften, zur Verfügung. Momentan wer59 studien- & berufsorientierung Studien- und Berufsorientierung – ein vielfältiges Angebot A bitur – und was dann? Spätestens mit dem erfolgreichen Abschluss der Prüfungen werden alle Abiturienten mit dieser Frage konfrontiert. Aber weshalb ein eigenes Angebot in der Schule? Es bestehen doch durch neue Medien wie das Internet bereits zahlreiche Informationsmöglichkeiten in dieser Richtung. Und auch die Bundesagentur für Arbeit, Universitäten und Fachhochschulen bieten vielseitige Beratungsleistungen. Die Begründung für ein eigenes Beratungsund Informationsangebot in der Schule liegt im Umfang und in der Komplexität des Themas. Die Arbeits- und Berufswelt befin- 60 det sich in einem Prozess des permanenten Wandels. Zudem vollziehen sich Veränderungen der Berufe in Zeiten der weltweiten Globalisierung und des damit einhergehenden wirtschaftlichen Strukturwandels immer schneller. Gänzlich neue Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten entstehen, beispielsweise die im Hochschulbereich europaweite Angleichung aller Studiengänge an Bachelor- und Masterabschlüsse. Klassische handwerkliche, technische und kaufmännische Berufsausbildungen können zusätzlich mit Hochschulabschlüssen kombiniert werden. Spezifische betriebliche Ausbildungen gewinnen immer größere Bedeutung. Diese zu- nehmende Zahl an beruflichen Perspektiven eröffnet unseren Schulabgängern im Jahre 2012 und den folgenden Jahrgängen zahlreiche Chancen und Möglichkeiten. Zudem kann mit Sicherheit vorausgesagt werden, dass die Berufswahl heute nicht mehr automatisch eine Entscheidung und somit Festlegung für das ganze Leben bedeutet. Gleichzeitig erwächst aus der Fülle und Vielzahl an beruflichen Angeboten und Studienmöglichkeiten ein Bedarf an Information und Orientierung. An diesem Punkt setzt die Konzeption der Studien- und Berufsorientierung der Liebigschule an. Zielgruppe sind vorrangig Schülerinnen und Schüler der Einführungs- und Qualifikationsphase. Selbstverständlich können jedoch auch Interessenten aus der Mittelstufe die Informations- und Beratungsangebote wahrnehmen. Eine erste konkrete Auseinandersetzung der Jugendlichen mit der Thematik Studien- und Berufsorientierung findet mit dem „Girls‘ Day“ bzw. Aktionstag „Neue Wege für Jungen“ zur Berufsorientierung in der 7. Klasse statt. Begleitend zum Politik- und Wirtschaftsunterricht beginnen die Schülerinnen und Schüler in der Jahrgangsstufe 8 damit, ihre Praktikumsbetriebe selbst auszusuchen, sich zu bewerben und ggf. bereits erste Vorstellungsgespräche zu führen. Fächerübergreifend (im Fach Deutsch) verfassen die Schülerinnen und Schüler Anschreiben und Lebensläufe. Mit dem obligatorischen zweiwöchigen Betriebspraktikum der Jahrgangsstufe 9 findet schließlich eine vertiefte, reale Begegnung mit der Arbeits- und Berufswelt statt. Dieses Praktikum dient gleichermaßen zwei Zielen: Zum einen steht mit dem temporären Verlassen des Lernortes Schule die allgemeine Erkundung der Arbeits- und Berufswelt im Vordergrund. Darüber hinaus sollen erste persönliche berufliche Vorstellungen und Erwartungen formuliert, bestärkt oder ggf. korrigiert werden. Mit dem Eintritt in die Oberstufe und dem Erreichen der Einführungsphase bieten sich im Rahmen weiterer Praktika zusätzliche Möglichkeiten, Einblick in Berufe und Arbeitsabläufe zu erhalten. Beide Praktika der Einführungsphase (fakultativ) und Qualifikationsphase (obligatorisch) haben als Besonderheit die jeweilige Terminierung vor den Sommer- und Herbstferien. Somit bietet sich eine Verlängerung auf einen Gesamtzeitraum von maximal sieben bzw. drei Wochen an. Bei der Wahl des Praktikumsplatzes bestehen keine regionalen Einschränkungen - somit sind Praktika weltweit möglich. Die Begleitung und Reflexion ist dabei integriert in den Unterricht im Fach Politik und Wirtschaft in den jeweiligen Grund- und Leistungskursen. Jeweils zum Halbjahreswechsel bieten Fachhochschulen und Universitäten sog. „Hochschulinformationstage“ an. Dabei erhalten Schülerinnen und Schüler der beiden Abschlussjahrgänge (Qualifikationsphase) einen zweitägigen Einblick in den Vorlesungs- und Lehrbetrieb sowie in Forschungseinrichtungen und -projekte. Das Spektrum an Studienfächern und -möglichkeiten ist sehr vielfältig und umfangreich, gleichzeitig findet ein enger Kontakt mit Studierenden statt. Für diesen zentralen Baustein der Studien- und Berufswahl werden die Schülerinnen und Schüler vom Unterricht freigestellt und wählen die Veranstaltungen nach ihren Wünschen und Neigungen selbst aus. Zum festen Bestandteil der Konzeption gehört zudem das Angebot einer regelmäßigen Sprechstunde der Bundesagentur für Arbeit an unserer Schule. Speziell ausgebildete Berater stehen monatlich einen Vormittag lang für alle Anliegen um die Studien- und Berufswahl zur Verfügung. Dazu gehören auch: Fragen nach Förderungsmöglichkeiten im Studium (BAföG), freiwilligen und sozialen Tätigkeiten (Bundesfreiwilligendienst). Ergänzend dazu wird seitens der Liebigschule ein zusätzliches individuelles Beratungsangebot mit einem permanenten Ansprechpartner bereitgestellt. Sämtliche aktuellen Fragen zum Ablauf der Praktika und zum Bewerbungsverfahren allgemein können geklärt werden. Die Jugendlichen haben eine feste Kontaktperson für diesen wichtigen Bereich und erhalten wertvolle Tipps und Informationen, z.B. bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen oder Literatur zur Berufswahl. Dazu gehört ebenfalls die Veröffentlichung und Weitergabe zahlreicher Informationen (beispielsweise über Ausbildungsplatzangebote, Tage der offenen Tür, Workshops zur Berufsorientierung usw.) aus den Betrieben und Hochschulen. Zentraler „Informationsknoten“ für alle Printmedien ist hierzu die Informationswand im Oberstufenraum sowie die Internetpräsenz der Schule. In diesen Bereich der freiwilligen zusätzlichen Angebote fällt auch die Teilnahme an Angeboten und Wettbewerben wie beispielsweise „Schüler im Chefsessel“ oder „Young Leaders“. Mehrfach haben bereits Schülerinnen und Schüler der Liebigschule sehr erfolgreich daran teilgenommen. Beide Projekte sollen exemplarisch die Vielzahl an Möglichkeiten verdeutlichen, die sich auf dem Feld der Studien- und Berufsorientierung bieten! 61 studien- & berufsorientierung überregional bedeutenden Handelskonzernes) sowie die Berufsbilder Pilot und Fluggerätemechaniker beim Luftwaffenstützpunkt in Büchel/ Eifel. Über die Möglichkeiten zum Einsatz in der weltweiten Entwicklungszusammenarbeit informierte eine Exkursion nach Bonn zum Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Organisationsbedingt werden diese Veranstaltungen auch jahrgangsübergreifend durchgeführt und im Unterricht vorbereitet und ausgewertet. Begleitend zu diesem Informationsangebot finden jährlich wechselnde Vortragsreihen und Berufsorientierungstage für alle Schülerinnen und Schüler der Qualifikationsphase statt. Hierzu werden Experten und Repräsentanten unterschiedlicher Fachrichtungen aus Forschung und Lehre, Wirtschaft und sozialen Dienstleistungen für einen Tag an die Liebigschule eingeladen. In diesem Rahmen führen Schülergruppen auch Bewerbungstrainings und Teile eines Auswahlverfahrens (sog. „Assessment Center“) mit Experten durch. Auch wenn an dieser Stelle nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt der Ausbildungsund Studienmöglichkeiten vorgestellt werden kann, vermitteln diese Aktionstage eine nachhaltige Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler über berufliche Perspektiven für die Zukunft nach dem 62 Schulabschluss. Weitere Begegnungen mit personalverantwortlichen Entscheidungsträgern auf lokaler Ebene werden durch die Teilnahme an der lokalen Ausbildungs- und Berufsmesse „Chance“ sowie an der von den Rotary-Clubs Gießen organisierten Veranstaltung „Schüler fragen - Profis antworten“ geboten. Außerschulisches Lernen in Verbindung mit dem Themenkomplex Arbeits- und Berufswelt findet zudem nicht nur während der Praktika statt, sondern auch im Rahmen von Betriebserkundungen und berufsbezogenen Exkursionen. Hierbei bieten sich zusätzliche Einblicke über Betriebsabläufe in ausgewählten Berufen. Beispiele hierfür sind durchgeführte Unternehmenserkundungen im Wirtschaftszweig Einzelhandel/ „StudiumPlus“ (Regionaldirektion und Zentrallager eines Besonders erwähnenswert ist die seit dem Jahr 2010 zwischen der Liebigschule und NeuSehLand (Optik und Hörakustik) bestehende Partnerschaft „Schule-Wirtschaft“. Sie sieht eine vertiefte und kontinuierliche Zusammenarbeit u.a. in den Bereichen Schulpraktika und Unternehmenserkundungen vor. Um sich in die Rolle als Auszubildende bei NeuSehLand hineinversetzen zu können, haben drei Lehrkräfte der Liebigschule für zwei Tage den Klassenraum mit Ausbildungswerkstatt und Verkaufsraum veretauscht – ein eindrucksvolles und nachhaltiges Erlebnis! Allen Schülerinnen und Schülern bleibt zu wünschen, ihre persönliche Studien- und Berufswahl als große Chance zur Gestaltung der eigenen Biographie zu verstehen und sie positiv engagiert zu gestalten. Seitens der Liebigschule wird dieser Prozess durch das vielfältige Angebot aktiv unterstützt und begleitet werden. Martin Bromm Exkursionen in die Welt der Forschung D er Bedarf an Fachkräften in Naturwissenschaften und Technik war und ist hoch, die Zukunftsaussichten für Absolventen sind gut. Der Fachbereich Physik der Justus-LiebigUniversität musste Ende der neunziger Jahre einen starken Rückgang der Studienanfänger verzeichnen, an anderen Studienorten war das nicht anders. Universität und Technische Hochschule stellten darauf einen intensiven Kontakt zu den weiterführenden Schulen her. So entstand zum Beispiel die noch heute äußerst populäre und erfolgreiche Vortragsreihe „Physik im Blick“. Seit dieser Zeit werden auch Projektwochen für Physikkurse der Oberstufe angeboten, die meist von Leistungskursen besucht werden. Die Zwölftklässler werden für eine Woche vom Unterricht freigestellt und können sich ganz der Physik widmen. Sie hören Vorlesungen, arbeiten mit Professoren und Studenten an verschiedenen Projekten und können selbst experimentieren. Auf diese Weise betreiben Hochschule und Schule gemeinsam Nachwuchsförderung, die sich auszahlt. Die Schüler, vor Beginn bezüglich ihrer Begabungen vielleicht noch ein wenig verunsichert, fühlen sich durch die Praktikumswoche enorm aufgewertet. Denn am Institut werden sie bereits wie Studenten empfangen, angesprochen und auch betreut. Dabei erhalten sie Einblick in die Forschung und erkennen, wofür sie in der Schule lernen, denn im Unterricht kann die Verbindung zwischen Theorie und Praxis nicht immer klar gemacht werden. Eine Bildunterschrift im Gießener Anzeiger anlässlich eines Berichts über unser Kernphysik-Praktikum bei Dr. Novotny im II. Physikalischen Institut lautete: „Der Kick in Physik: Mit den Geräten der Universität ergibt sich für Schüler ein ganz anderer Zugang zum Stoff.“ Hier durften sie in Kleingruppen Spektren aufnehmen, Detektoren basteln und vieles mehr. Für die Gastgeber bedeutet das einen ganzen Tag Intensivbetreuung, echte Mehrarbeit, die neben Forschung, Seminaren, Telefonaten, Prüfungen und vielem mehr geleistet werden muss. Die Praktikanten dagegen müssen sich blitzschnell auf eine völlig neue Lernsituation in einer fremden Umgebung mit teurer Ausrüstung umstellen. Es ist erstaunlich zu beobachten, wie Zweiergruppen einen Tag damit verbringen, in der Kernphysik ein Spektrometer zu eichen, um danach eine einzige Messung durchzuführen. Hier erkennt man als Lehrer Leistungspotentiale, die im Unterricht niemals ausgeschöpft werden, kann den einen oder anderen fördern und bezüglich seiner Studienwahl beraten. Der Besuch eines Forschungslaboratoriums stellt eine neue Erfahrungsebene eines vertrauten Schulfaches dar. Alleine die Apparaturen belegen eindrucksvoll jenes Spezialwissen, das eine Universität auch gegenüber Forschungseinrichtungen der Industrie auszeichnet. Folgende Aussage stammt aus einem Schülerbericht über die Projektwoche Licht und Farbe am I. Physikalischen Institut bei Prof. Hofmann und Dr. Hofstaetter: „Wir waren von der anfänglichen Verständlichkeit sogar ein wenig überrascht und waren froh, 63 angebote etwas über Physik zu hören, was keinem Lehrplan entsprungen ist.“ Thematisch ging es u.a. um Temperaturstrahlung, Farbstoffe und Halbleiter – alles Dinge, für die in der Schule bei der hohen Stoffdichte im Fach Physik keine Zeit bleibt. Aufwändige Experimentalvorträge und ein kleines Elektronikpraktikum sorgten für methodische Abwechslung. Alle unsere Gastgeber haben nicht nur Werbung für ihren eigenen Wissenschaftszweig gemacht, sondern stets auch benachbarte Fachrichtungen, Chemie oder Elektronik oder Medizintechnik seien hier nur stellvertretend genannt, in ihre Projekte ausdrücklich einbezogen. Auch die gesellschaftliche Relevanz der Projektthemen spielte meist eine große Rolle. Prof. Dr. Breckow von der Technischen Hochschule Mittelhessen lud uns zu einer Projektwoche „Strahlenschutz“ ein und verstand es vorzüglich, die Teilnehmer zu einer differenzierenden und kritischen Betrachtungsweise der Strahlenbelastung hinzuführen. Untersucht wurden die Reichweite radioaktiver Strahlung und die Möglichkeiten, diese abzuschirmen. Dass auch Haushaltsgeräte eine messbare niederfrequente Strahlung emittieren, erstaunte die Besucher. Mit einem Frequenzanalysator untersuchte man die ankommenden hochfrequenten Signale eines Mobiltelefon-Bands. Außerdem lernten die Teilnehmer die Medizintechnik als eines der wichtigsten Tätigkeitsfelder heutiger Ingenieure und Studenten kennen. Das Motto der Projektwoche lautete: Nicht jede Strahlung, die künstlich ist, ist gefährlich und nicht jede Strahlung, die natürlich ist, ist harmlos. 64 Mit jeder Strahlenanwendung muss ein Nutzen verbunden sein, der größer ist als die mögliche Schädigung. Bekannte Forschungszentren wie die GSI (Gesellschaft für Schwerionenforschung) in Darmstadt und die DLR (Deutsche Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt) unterhalten aufwändige Schülerlabore. Der Besuch dauert nur einen Tag und die Schüler müssen sich bereits zuhause auf ihre Versuche vorbereiten. Die GSI bietet Versuche zur Kernphysik, die z.T. mehrere Zehntausend Euro Ausstattungswert haben. Hier wird mit Computern ausgewertet, die Ergebnisse können auf USB-Sticks abgespeichert werden, sowohl für die Schüler als auch für den Lehrer. Somit besteht auch ein gewisser Zwang, im gesetzten Zeitrahmen fertig zu werden. Die Schülerlabore der DLR sind über das ganze Bundesgebiet verteilt, Köln ist für uns das nächstgelegene und meist für mehr als ein Jahr im Voraus ausgebucht. Luft- und Raumfahrt scheinen im Augenblick große Anziehungskraft auf Heranwachsende auszuüben. Die DLR kann sogar für Biologie-, Chemie- und Physikkurse spezifische Praktikumsversuche anbieten. Schon der erste Blick in das Schülerlabor, gelegentlich noch als Zentrifugenhalle genutzt, fasziniert, denn der Empfang lässt keinerlei Zweifel an Ernsthaftigkeit und fachlichem Anspruch aufkommen. Es geht unter anderem um Schwerelosigkeit, Kometensimulation, Gravitationsbiologie und Lärmkontrolle, solare Wasserreinigung und sehr vieles mehr. Dennoch beschreiben die jungen Besucher die Arbeitsatmosphäre, vor allem auch dank der Betreuung durch Wissenschaftler und Studenten in höheren Semestern, als familiär. Natürlich bieten diese Praktika auch mir als Lehrer immer eine intensive Fortbildung. Es gibt zweifellos so viele Berufwege, nicht zwingend muss man Physik studieren, um glücklich zu werden. Hauptsache ist, dass man sich bewusst ist, mit der Berufswahl eine der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens zu treffen. Natürlich ist es erfreulich, dass aus unseren Physikkursen immer wieder Physiker hervorgehen. Gelegentlich gibt es anlässlich eines Besuchs an einer Hochschule ein Wiedersehen mit Ehemaligen, die dann selbst das Programm mitgestalten. Wolfgang Schäfer „BEM“ - Junge Köpfe gründen Schülerfirma I m Schuljahr 2011/12 wurde von 14 Schülern des Leistungskurses Politik und Wirtschaft in Jahrgang 12 eine Schülerfirma gegründet. Nach einem Brainstorming mit vielen Vorschlägen wurden gleich mehrere Geschäftsideen entwickelt. Man einigte sich schließlich auf das Entwickeln und Vermarkten von Textilien und Liebigschul-Artikeln. Der Name ergab sich aus der Geschäftsidee – BEM (Bekleidung, Eventmanagement, Marketing). Mit dieser Geschäftsidee konnte man sich bei JUNIOR anmelden. JUNIOR steht dabei für Junge Unternehmer Initiieren Organisieren Realisieren. Das Projekt richtet sich an Schüler ab Klasse 9 und hat unter anderem das Ziel, handlungsorientiertes Lernen zu fördern. Es wird vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln ausgeschrieben und betreut. Theoretisches Wissen über Wirtschaft soll so praktisch vermittelt werden. Bei JUNIOR agieren die Schüler wie im richtigen Geschäftsleben. Der Unterschied sind allerdings wesentlich vereinfachte Bedingungen und ein finanziell geringerer Umfang. Als erste Aktion wurden Hersteller von Textilien gesucht und in Qualität, Ausführung und Preis verglichen. Das Liebigschul-Logo „LS“ sollte nicht nur aufgedruckt, sondern aufgestickt sein, damit es länger hält. Daraufhin wurden mehrere Textilbedruckungsfirmen um Angebote angeschrieben. Man entschied sich für ein in Gießen angesiedeltes Unternehmen, das auch noch weitere Produkte bedrucken konnte. Außerdem wurde nach ökologischen Zertifikaten und fairen Arbeitsbedingungen bei der Produktion geschaut Bei der Auswahl der Artikel kam die Frage auf, ob man eher wenige, aber gängige Waren anbieten oder doch eine große Auswahl bereithalten sollte, um individuelle Wünsche 65 soziales miteinander destens verdoppelt, so dass sich alle Anteilseigner über die Gewinne freuen dürften. Zusätzlich zu dem Projekt gibt es auch noch einen Wettbewerb der JUNIOR-Firmen untereinander, an dem „BEM!“ vielleicht teilnehmen wird. berücksichtigen zu können. Nach einer Präsentation mit anschließender Diskussion vor der Schulleitung, Eltern und der Presse entschied man sich für einen Mittelweg und entwickelte einen Flyer und Plakate mit der Produktbeschreibung. Nun konnte Werbung für die Artikel gemacht werden. Gerade für das Jubiläumsjahr zeigen viele Schüler und Lehrer ihre Identifikation mit der Schule und deckten sich mit T-Shirts, PoloShirts, TankTops, Hemden, Damenblusen oder aber auch mit Regenschirmen, Thermobechern, Kugelschreibern und Aufklebern ein. Die Firma besitzt wie ein richtiges Unternehmen einen Vorstandsvorsitzenden (Daniel Sticher), eine Verwaltungsabteilung (Abteilungsleiter Lukas Grote), eine Finanzabteilung (Abteilungsleiterin Ann-Kristin Moritz), eine Technische Abteilung (Abteilungsleiter Leonard Schliesser) und eine Marketingabteilung 66 (Abteilungsleiterin Sandra Meier). Alle Schüler haben sich einer Abteilung zugeordnet und arbeiten seit Oktober 2011 hoch motiviert an der Geschäftsidee, dem Businessplan und der Marketingstrategie. Um einen Eigenkapitalstock aufzubauen wurden 90 Anteilsscheine à 10 Euro ausgegeben. Alle Aktien konnten verkauft werden, so dass 900 Euro als Investitionsmittel zur Verfügung standen. Neben vielen Schülern, Lehrern und Eltern kauften auch die Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen Dietlind Grabe-Bolz und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Helge Braun eine Aktie (Bild oben). Nach der ordnungsgemäßen Auflösung des Schüler-Unternehmens wird der Gesamtwert der Firma durch die Zahl der Aktionäre geteilt und das Geld komplett ausgeschüttet. Die Nachfrage ist bis jetzt sehr hoch und wir sind uns sicher, dass unsere Schülerfirma ein voller Erfolg wird. Die 10 Euro für eine Aktie wurden bis jetzt min- Nach Beendigung des JUNIOR-Geschäftsjahres erhält jeder Jung-Unternehmer eine Bescheinigung, die von Unternehmen und IHK hoch angesehen wird. Das sogenannte „Zertifikat junger Unternehmer“ wird jedoch nur ausgestellt, wenn jeder Schüler eine regelmäßige Teilnahme von mindestens 50 Stunden im JUNIOR-Unternehmen nachweisen kann. Dafür ist die Verwaltungsabteilung zuständig, die die Lohnabrechung der Finanzabteilung zukommen lässt, die wiederum in jedem Monat Buchführungsunterlagen der JUNIORGeschäftsstelle in Köln schicken muss. Zusätzlich müssen noch Protokolle geschrieben, Werbung gemacht, ein Geschäftsbericht mit Bilanz angefertigt und natürlich verkauft werden. Weitere Informationen zu JUNIOR gibt es unter www.juniorprojekt.de. Sollten Sie an Liebigschul-Artikeln interessiert sein, so bitten wir Sie, sich auf der Homepage der Schülerfirma (www.bem-giessen. jimdo.com) die LS-Artikel anzuschauen und auf dem Kontaktformular zu bestellen. Nach diesem Schuljahr kann man Informationen zu dem weitergehenden Verkauf der LS-Artikel im Sekretariat der Liebigschule einholen. Dirk Hölscher, Leiter des Aufgabenfeldes II Soziales Miteinander an der Liebigschule S chule kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten freundlich, vertrauens- und rücksichtsvoll miteinander umgehen. Denn letztlich gilt, was ein berühmter Pädagoge des letzten Jahrhunderts schrieb: „Das Wichtigste in der Schule sind die Beziehungen ihrer Menschen zueinander.“ Dementsprechend heißt es im Leitbild der Schule: „Die Liebigschule soll ein Ort sein, an dem alle Beteiligten gerne und erfolgreich arbeiten und leben können. Freundlichkeit, gegenseitiger Respekt, Vertrauen, Achtsamkeit und Kooperationsbereitschaft sind die Grundlage unseres gemeinsamen Handelns.“ Wir freuen uns, dass dies oft zu gelingen scheint. Denn im letzten Inspektionsbericht wird betont: „Im Schulalltag zeigt sich ein ausgeprägt höfliches, wertschätzendes und offenes Miteinander der Schulgemeindemitglieder.“ Dass dies so bleibt, erfordert große Anstrengungen, die auch konzeptionell gebündelt sein müssen. Wenige zentrale „Bausteine“ seien hier zumindest stichwortartig genannt: • Transparente und faire Kommunikationsstrukturen im Schulalltag (Schüler – Eltern – Kollegen – Schulleitung) • Verankerung von sozialem Lernen in vielen Unterrichtsfächern (z.B. Religion, Politik und Wirtschaft, Ethik, Deutsch) • Sozialkompetenztraining mit Schülerinnen und Schülern (z.B. an Projekttagen und Klassenlehrerstunden) • Zusammenarbeit mit außerschulischen Experten (z.B. am „Trapperdiplomtag“ mit Sozialpädagogen des Schulträgers, Bilder oben links und rechts) • Fortbildung des Kollegiums im Bereich „soziales Miteinander“ (z.B. durch „Lions Quest – Erwachsen werden“) • Unterstützung der Lio-Mediations-/ Streitschlichter-Gruppe (Lehrer und Schüler) • Unterstützung und Begleitung der Kollegen, die in diesem Bereich Sonderaufgaben übernommen haben, wie z.B. der Schulseelsorgerin, der Verbindungslehrer oder der Kollegen, die sich im Förderbereich, im Krisenteam oder der Mittagsbetreuung engagieren. • Förderung von besonderen Initiativen, z.B. der Kooperation mit dem Pflegezentrum „Ensemble“ oder dem Schulsanitätsdienst. oder Organisationen wie Missio (Bild oben Mitte). Dr. Carsten Scherließ 67 kunst Kunst an der Liebigschule D as Fach Kunst ist in den Jahrgängen 5 bis 13 gut etabliert. Wir freuen uns, stets Leistungskurse anbieten und unsere Schüler in all ihren kreativen und gestalterischen Potenzialen fördern zu können. Wir knüpfen an ihre Erlebniswelt an und ermuntern sie, Erfahrungen auf ästhettisch-künstlerische Weise zu bearbeiten. Die heutige Welt ist dominiert vom Visuellen. Dieses gilt es zu erkennen und zu dechiffrieren. So geht der Kunstunterricht in der Oberstufe über traditionelle Kunstformen wie Malerei oder Grafik hinaus und auf unsere Lebenswelt, z.B. anhand von Fotografie, Medien oder Architektur. ein. Wir könnnen unseren Schülern z.B. umfassende Möglichkeiten der digitalen und traditionellen Bildbearbeitung bieten. Auch für die jüngeren Jahrgänge stehen zahlreiche unterschiedliche Materialien, Werkräume und Verfahren zur Verfügung. Ein Schuh für … I dee/Planung/Entwurf und Herstellung eines Designobjekts sind im Lehrplan Kunst als verbindliches Unterrichtsthema vor dem Übergang in die Oberstufe vorgesehen. „Mit Schuhen betritt man die Bühne des Lebens“ führte als Motto in eine Unterrichtsreihe, die im Sommerhalbjahr 2011 in der Klasse 9A gehalten wurde. Nach der Betrachtung von Bildbeispielen aus Alltagskultur, Mode- und Designgeschichte wurden zum Thema „Ein Schuh für…“ neue Zielgruppen und Nutzer festgelegt, sowie eigene Konzepte erstellt. Die Schülerinnen und Schüler haben sich bewusst über allgemein gültige Designkriterien (wie z.B. praktischer Nutzen, Haltbarkeit, Ergonomie usw.) hinweg gesetzt und zielgerichtet ihre eigensinnigen Ideen umgesetzt. NIna Hainmüller, Uwe Richter, Beate Exner Diese Vielfalt auf wenigen Seiten abzubilden, ist schlicht unmöglich und so beschränkem wir uns auf wenige symbolische Beispiele. Für die klassische Zeichentechnik steht der Schädel von Svenja Suchfort (rechts) aus dem KunstLK von Frau Exner. Einen anderen Weg zur Kunst zeigen die Schuhe auf der folgenden Doppelseite. 68 69 kunst Ein Schuh für … einen apokalyptischen Reiter Arsenij Ustjanzew Ein Schuh für … eine Meerjungfrau Annika Endres Ein Schuh für … einen Royalisten Lisa Failing 70 Ein Schuh für … einen Raver Henrik Roßmann Ein Schuh für … eine Pianistin Katja Savcenko Ein Schuh für … einen Computerfreak Leonard Diehl 71 schulgarten ge Exkursionen in den Schulgarten der Biologiedidaktik unternommen und Studenten haben im Gegenzug an der Schule hospitiert. Die Schulgarten-AG der Liebigschule I m August 2009 wurde die Schulgarten-AG gegründet. Sie findet jeden Mittwoch in der 7. Stunde im Schulgarten statt und steht Schülerinnen und Schülern aller Jahrgangsstufen offen. Mit dem Frühjahr erfolgte der Start für die Neuanlage. Eine Blumenwiese wurde als Nahrungsquelle für die Bienen, Schmetterlinge und Käfer des Insektenhotels angelegt. Dank einer großzügigen Pflanzenspende der Gärtnerei Arnold aus Linden konnte ein Kräuterbeet entstehen. Die ersten 3 Monate verbrachten wir damit ein Beet nach dem anderen von Unkraut und Efeu freizulegen. Die Schulgarten-AG im Juni 2011 72 Dann bremste uns der Winter und wir planten, bauten und richteten unser InsektenHotel ein. Es beinhaltet ein Punkte-Penthaus, „Les chambres des papillions“, eine Suite für Hummel und eine für Florfliegen sowie die Biene-Maja-WG ganz unten. Zwei phänologische Beete, die den Jahresverlauf anhand des Pflanzenwuchses widerspiegeln, konnten dank der Unterstützung des Fördervereis der Liebigschule eingerichtet werden. Auch Nutzpflanzen findet man im Schulgarten. Neben einigen Beerensträuchern und den Apfelbäumen stand 2011 die Kartoffel im Vordergrund. Viel Spaß und einen guten Ertrag hatten wir bei der Ernte Ende September. Noch mehr Spaß hatten wir jedoch bei der Verkostung der vier sehr unterschiedlichen Kartoffelsorten. Besucher sind im Schulgarten zum Mitarbeiten oder Genießen stets willkommen. Man kann sich auch auf unserer Homepage: garten.liebigschule-giessen.de über die Entwicklung des Gartens informieren. Dr. Sandra Karl Dank der tollen Unterstützung durch das Gartenamt konnten die Wege mit Kies angelegt und Bänke aufgestellt werden, die das grüne Klassenzimmer vervollständigen. Es besteht zudem eine Kooperation mit der Biologiedidaktik der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Schulgarten-AG hat bereits eini73 b a u m a SS n a h m e n s c h u l h o f Historisches zu Hof und Garten D Arbeit im Schulgarten 1954 ie Liebigschule Gießen gehört mit ihren 175 Lenzen zu den traditionsreicheren Schulen. Nicht ganz so weit muss man zurück gehen, wenn man die Ursprünge des heutigen Schulgartens sucht. 1954 begannen unter der Leitung des Studienrates und Biologielehrers Dr. Karl Heidt Schüler damit, auf dem ehemaligen Trümmergrundstück einen Schulgarten anzulegen. „Angewandte Biologie“ war das Stichwort. Dabei ging es nicht nur um die Pflanzen. Dr. Heidt im Gießener Anzeiger 1954: „Den Pflanzboden haben wir uns selbst hergestellt. Wir hatten in der Stadtmitte ein verfallenes Haus mit Lehmsteinen ausgemacht. Die Lehmziegel wurden zerkleinert, mit Biohum, Thomasmehl und Kali gemischt und geben uns nun den besten Pflanzboden, den wir haben können. Der Schulhof zeigte lange Zeit noch deutlich, das es auf dem Schulgelände mit Liebigund Herderschule einmal zwei unabhängige Schulen gab. Zunächst durch einen Zaun und später durch einen wenig schmückenden Fahrradständer getrennt, verbrachten die Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen ihre Pausen getrennt. Auch die in den 60er-Jahren errichtete und damals hoch moderne Doppelturnhalle zeigt das. Während es um Zaun und Fahrradständer nicht schade ist, wurde der Verlust der Bäume im Zusammenhang mit dem Bau des C-Hauses doch sehr beklagt. Der junge Bursche rechts im Bild hat als Lehrer viele Jahre auf dem Schulgelände verbracht. Es ist Helmut Weber. Die Schüler im Hintergrund gehören zur Herderschule. Joachim Sieben Ein Teil des Gartens wurde als Klimagarten angelegt mit verschiedenen Thermometern und Regenmessern, die die wechselseitigen Beziehungen der Pflanzen untereinander deutlich machen sollten Nur wenige wissen, dass bis in die 70er-Jahre hinein der heutige Parkplatz neben dem B-Haus ebenfalls ein Garten mit Beeten und Wasserbassins war . Heidts Werben um Mitstreiter bei Gieß- und Jätarbeiten konnten seine Schüler auch in diesen Jahren kaum widerstehen. Dr. Karl (Charly) Heidt baumassnahmen sporthalle 76 baumassnahmen Haus B 77 a b ig a g e n g a g e m e n t d e r e lt e r n Das Drängen der Eltern E ltern drängten schon im Mittelalter. Als mit der Entwicklung der Städte erstmalig Bildung auch außerhalb der Klöster für die Privilegierten zu haben war, forderten die zahlenden Eltern, die Unterrichtssprache von Latein in Deutsch zu ändern. Diese Forderung wurde in sogenannten Winkelschulen realisiert, die mit dem beginnenden Handel aufkamen und in denen des Schreibens und Rechnens kundige Menschen gegen Bezahlung Kinder und Erwachsene in deutscher Sprache unterrichteten. Zu Beginn der Neuzeit traten Eltern des wachsenden Bürgertums mit Erfolg gegen – damals nicht unübliche – erniedrigende Bestrafungen der Kinder wie das Stellen an den Schulpranger oder das Tragen einer Eselskappe ein. So verfügte der Stadtrat von Esslingen 1548, dass die Lehrer „allein das Sitzfleisch mit Ruten streichen“ sollten. Schlagen mit Stöcken und Kolben sowie Naseumdrehen wurden nach massivem Widerspruch der Eltern, die das Schulgeld zahlten, verboten. Als im Laufe des 19. Jahrhunderts alle Kinder in der Volksschule unterrichtet wurden, kommt es zu einer deutlicheren Trennung der Erziehung in Familie und Schule. Dies führte zwar zu stärkeren Widersprüchen zwischen beiden Erziehungsstätten, aber auch zu der Erkenntnis, dass eine Abstimmung zwischen Elternhaus und Schule sinnvoll wäre. Als ein wichtiges Ziel dieser Abstimmung formulier78 te Fröbel 1830 nach Gesprächen mit „unverständigen Müttern“ die Einflussnahme auf die häusliche Erziehung und das „Herausbilden tüchtiger Mütter“. In der Weimarer Republik scheiterte die Festschreibung der vierjährigen Grundschule in einem Reichsschulgesetz an der Frage der Mitbestimmung der Eltern in religiösen Belangen. Die Grundlagen für elterliche Mitbestimmung wurden 1919 durch eine Ministerialverfügung in Preußen und später auch in anderen Ländern formalisiert. Erst mit dieser Reform erhielten Eltern das Recht, Elternbeiräte in den staatlichen Schulen zu wählen. Die elterlichen Mitwirkungsrechte blieben allerdings beratend. Im Nationalsozialismus wurden 1934 die Elternbeiräte aufgelöst, die kollegiale Schulleitung verboten und alle Formen von Schülermitverwaltung abgeschafft. Nach dem Krieg wurde das Elternrecht aus der Weimarer Republik übernommen, das den Eltern die Schulwahl und die Entscheidung über die Teilnahme am Religionsunterricht einräumte. In Hessen wurde bereits 1958 ein Gesetz zum Elternrecht verabschiedet, in anderen Bundesländern geschah dieses erst wesentlich 79 e n g a g e m e n t d e r e lt e r n Schulen statt, der Einfluss dieser Elterngremien und der Erfolg der Elternarbeit hängen jedoch wesentlich von den Persönlichkeiten ab, die miteinander interagieren. Übergeordnete Gremien wie Stadtelternbeirat und Landeselternbeirat können diese eher lokale, auf eine einzige Schule bezogene Elternarbeit zu einer politischen Kraft mit breiterer Basis werden lassen, mit der Eltern sich auch in Stadt, Kreis und Land Gehör verschaffen können, wenn sie sich denn auf eine gemeinsame Position einigen können. später. Die Entscheidungen, die in der Schule getroffen wurden, waren zu Anfang sicher noch wenig vom Einfluss der Elternschaft geprägt. Regelmäßige Elternabende erinnern Ehemalige der Liebigschule erst ab ca. 1960. Mit den 68ern tat sich auch in der Schule viel. Mitbestimmung von Schülern wurde deutlicher, Eltern meldeten sich erst später zu Wort. Das heute gültige hessische Schulgesetz regelt Wahlen und Mitbestimmungs- und Beratungsrechte der Eltern, die auch heute an vielen Schulen noch nicht in vollem Ausmaß ausgeschöpft werden. Klassische Elternabende mit Wahl von Klassenelternbeiräten und regelmäßige Treffen des Schulelternbeirates, bei denen über Entwicklungen in der Schule berichtet wird, finden seit langem in fast allen 80 Ein entscheidender Schritt für die Elternarbeit war die Einrichtung der Schulkonferenz. Hierdurch kam es nach einer anfänglichen „Findungszeit“, in der die beteiligten Gruppen erst einmal feststellen mussten, wozu dieses Gremium taugt, zu einer deutlichen Veränderung in der Form der Auseinandersetzung und auch der Zielrichtung von Elternarbeit. Durch die Schulkonferenz erhalten Eltern Informationen über wichtige Themen und Entwicklungen der Schule und diskutieren und entscheiden im direkten und kontinuierlichen Dialog mit allen an Schule beteiligten Gruppen. Dies hat zur Folge, dass- manchmal auch nach einigem Ringen- gemeinsame Ziele formuliert und angestrebt werden. Meine ersten eigenen Erfahrungen mit diesem Gremium in der Liebigschule konnte ich 1995 sammeln. Unter der konzilianten Leitung von Herrn Appenheimer verfolgten Lehrer, Schüler und Eltern- häufig in blockartiger Sitzordnung- zunächst ihre eigenen Interessen und unternahmen erste, noch recht vorsichtige Gehversuche zu einem gemeinsamen Ziel. Mit der Zeit und mit der Bearbeitung schwieriger und kontrovers diskutierter Fragen (wie z.B. das erste Schulprogramm, die Einrichtung der Jahrgangsstufen 5 und 6 an der Liebigschule und die Umwandlung der Kooperativen Gesamtschule in ein Gymnasium) kam es allmählich –nicht nur im Bezug auf die Sitzordnung- zur Auflösung der Blöcke und zu festeren zielgerichteten Schritten. Durch die bessere Information über schulische Vorgänge, den engeren Dialog und die Möglichkeit in der Schulkonferenz direkt zu kommunizieren, sind Eltern offener geworden in ihrer Kritik. Auch Lehrer äußern häufig Kritik an der „häuslichen Lernsituation“ und die Schülervertreter prägen mit ihren jeweiligen Schwerpunkten das Gremium deutlich. In den Sitzungen ist Zuhören, Besprechen, Diskutieren, Streiten und Interagieren gefragt. Immer noch gilt, dass die beteiligten Personen durch ihre Fähigkeit zur Interaktion, ihre Kompromissfähigkeit und ihren Wunsch nach einer Einigung und klaren Zielsetzungen wesentlichen Einfluss auf das Gelingen der gemeinsamen Arbeit haben. Wohin drängen Eltern heute? Genuines Elterninteresse ist und bleibt natürlich die gute schulische Ausbildung ihrer eigenen Kinder (wobei über die Frage, was eine gute Ausbildung ausmacht, in Elternkreisen ebenso heftig gestritten wird wie in Lehrerund Schülerkreisen). Die Zeit, die Eltern sich für die schulische Entwicklung ihrer Kinder nehmen können, tenwoche zu diskutieren und die Projektwoche parallel zu den Klassenfahrten zu planen. Heute haben Schüler oft mehr Unterricht, als sie verdauen können, die Eltern fürchten eher die Überlastung, fürchten um Qualität von Unterricht unter den gegebenen, von Zeitmangel bestimmten Bedingungen. Es wird (von Eltern und der Schule) nach Möglichkeiten gesucht, Schülern in dem vorgegebenen engen Zeitrahmen Möglichkeiten zur Entfaltung spezieller eigener Interessen zu schaffen. Essen in der Schule wird heute zum Dauerthema, da viele Schüler den ganzen Tag in der Schule verbringen. Frau Dr. Beate Korf erhält 2011 für ihr ehrenamtliches Engagement den Ehrenbrief des Landes Hessen ist deutlich weniger geworden. 1995 waren in den Klassen noch viele Eltern (vorwiegend Mütter) nur in Teilzeit berufstätig oder zur Betreuung der Kinder zuhause, während heute meist beide Elternteile berufstätig sind. Diese Entwicklung wird auch Veränderungen der Elternarbeit erfordern. Organisatorische Strukturen müssen geschaffen werden, um Arbeitsbereiche des Schulelternbeirates auf mehrere Schultern aufzuteilen. Aber auch der Unterricht an den Schulen und insbesondere an den Gymnasien muss der veränderten Situation Rechnung tragen. Die heute noch in vielen Fällen übliche Mithilfe der Eltern bei der Bewältigung schulischer organisatorischer und inhaltlicher Aufgaben ihrer Kinder wird immer seltener gewährleistet sein. Dem berechtigten Wunsch nach gleichen Voraussetzungen für Schüler aus unterschiedlichsten Familien kann diese Entwicklung nur entgegenkommen. Schule wird damit allerdings vor neue und umfassendere Aufgaben gestellt. Das Drängen der Eltern wird bleiben, die Richtung des Drängens ändert sich stetig. 1990-95 waren Eltern überwiegend besorgt, weil zu wenig Unterricht stattfand (die Stundentafel beinhaltet heute erheblich mehr Stunden) und dieser noch durch Krankheit oder Klassenfahrten ausfiel. Viele Stunden verbrachten wir in der Schulkonferenz und in anderen Gremien damit, über die Zusammenlegung der Klassenfahrten in eine Fahr- Das Drängen bleibt- Gott sei Dank- ungeachtet der Zielrichtung als elterliche Kraftentwicklung bestehen. Zeitmangel und berufliche Belastung mögen es abschwächen, aber der stete Wunsch nach Verbesserung drängt... Bei gleicher Richtung der unterschiedlichen „Verbesserungskräfte“ können sich beachtliche Kräfte mit einem großen Potential zur Veränderung ergeben. Diese gilt es, weiterhin zu bündeln und zu nutzen. Möge die Liebigschule auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vom konstruktiven Drängen der Eltern begleitet werden – zum Wohle nachfolgender Schülergenerationen! Herzlichen Glückwunsch! Dr. Beate Korf Ehem. Schulelternbeiratsvorsitzende 81 f ö r d e r - / e h e m a l ig e n v e r e i n Junges Geburtstagskind grüßt „Altes Haus“ 25 Jahre „Ehemaligenverein“ Der Förderverein der Liebigschule wird 10! Der Verein der ehemaligen Schüler, der Freunde und Förderer der Liebigschule Gießen e.V. V W or zehn Jahren haben sehr ambitionierte Eltern den Förderverein Liebigschule e.V. ins Leben gerufen. Ihr Ziel war es, die pädagogische Arbeit unserer Schule zu unterstützen. Seither wurden zahlreiche Projekte aller Fachbereiche gefördert oder voll finanziert und viele Aktionen gemeinsam mit den anderen Organen der Liebigschule durchgeführt. Exemplarisch nur eine kleine Auswahl dafür: • die Kletterwand • Sportgeräte • Ausstattung der Cafeteria und der Mediathek • IT-Geräte, z.B. Lego-Mindstorms-Bausätze • Schülerqualifizierung, z.B. durch Teilnahme an Streitschlichter-Seminaren • Vorträge für Eltern zu schulrelevanten Themen, z. B. zum Thema Medienkompetenz • Literatur • Geräte für die Naturwissenschaften • Ausstattung für diverse Schulfeiern • Schulgarten • Medien-Ausrüstung • Planung des neuen Schulhofs. Im Förderverein sind zurzeit rund 250 Mitglieder organisiert, die mit ihren finanziellen Beiträgen, ihrer ehrenamtlichen Zeit, ihren 82 beruflichen Kompetenzen und vielen guten Ideen das Schulleben bereichern. Hier finden sie eine Plattform, um sich aktiv am Schulleben zu beteiligen. Besonders bei Schulveranstaltungen, bei denen wir gerne präsent sind und manchmal für die Verpflegung sorgen, können Eltern „Schule“ näher kommen und auch die Arbeit des Fördervereins kennenlernen. Für uns ist gute Zusammenarbeit mit allen schulischen Gremien nicht nur Voraussetzung, sondern auch Beflügelung für unsere Arbeit. Die im Leitbild der Liebigschule vermittelten Werte wie z.B. „Freundlichkeit, gegenseitiger Respekt, Vertrauen, Achtsamkeit und Kooperationsbereitschaft“ spiegeln sich auch in dieser Zusammenarbeit wider. Das bunte Programm, welches für das Jubiläum zusammengestellt wurde, bietet sicherlich allen Familien Gelegenheit, die Liebigschule näher und auch mal anders kennen zu lernen. Viel Spaß dabei! Wir gratulieren ganz herzlich und wünschen der gesamten Schulgemeinde weiterhin, dass die Liebigschule ein Ort bleibt, an dem alle Beteiligten gerne und erfolgreich arbeiten und leben können. Susann Balser-Hahn ir feiern 25-jähriges Jubiläum, gratulieren der Schule zum 175-jährigen Bestehen, danken der Schulleitung und dem Kollegium für die beachtlichen Leistungen der letzten Jahre. Am 6. März 1987 , dem Jahr des 150-jährigen Schuljubiläums, trafen sich 20 Ehemalige aus den Abiturjahrgängen 1923, 1937 und 1957 bis 1985 zur Gründung unseres gemeinnützigen Vereins. Nach einem Jahr umfasste er bereits 150 Mitglieder; viele Abiturienten, ermutigt von ihren Tutoren, hatten sich angeschlossen. gangs der jüngeren Vorstandsmitglieder zu häufigen Veränderungen. Der anfänglich schnelle Mitgliederzuwachs des Vereins hat sich in den letzten Jahren stark verlangsamt. 450 Mitglieder zählt der Verein zur Zeit. Unsere jährliche Vereinszeitung „Liebig´s Schulextrakt“ erscheint Mitte Dezember in einer Auflage von 490 Exemplaren und ist wichtiges Bindeglied zwischen uns und den Mitgliedern untereinander. Sie berichtet ausführlich über Schulereignisse, den Verein und dessen Mitglieder. Die Resonanz auf das Tätigkeitsfeld „Traditionspflege“ bestätigt unsere Bemühungen. Zum Vorsitzenden wurde Dieter Nettelbeck gewählt, der dieses Amt 20 Jahre inne hatte und jetzt 2. Vorsitzender und Schriftführer ist. Seit der Vereinsgründung, d.h. seit 25 Jahren ist Dietmar Wosimsky zuverlässiger Kassenwart. 2007 übernahm Sigrid Bachmann, auch eine Frau der ersten Stunde im Vorstand, den Vorsitz des Vereins. Im sieben Mitglieder umfassenden Vorstand kam es aufgrund des beruflichen Werde- Wir unterstützen Jubiläumsjahrgänge bei Treffen, u.a. durch Schulführungen, ehren goldene und ältere Abiturjahrgänge bei der jährlichen Abiturentlassungsfeier und zeichnen die besten der „grünen“ Abiturienten mit einem Buchgutschein oder dem LIO 90-Preis aus. Beiträge und Spenden erlauben die finanzielle Unterstützung der Schule in den unterschiedlichsten Bereichen. So wurden u.a. die LieBigband, Fahrten des Orchesters, der Informatikbereich und die beiden Schulbibliotheken besonders gefördert. Wir wünschen unserer Schule eine erfolgreiche Weiterentwicklung, die wir gerne nach unseren Möglichkeiten unterstützen wollen, und uns mehr Mitglieder aus den Reihen der „Freunde und Förderer.“ Man muss nicht warten, bis man Ehemalige oder Ehemaliger ist. Das andere, sehr wichtige Tätigkeitsfeld unseres Vereins liegt in der Traditionspflege, Pflege der Verbindungen zwischen Schule und Ehemaligen und Ehemaligen untereinander. Herzliche Geburtstagsgrüße Sigrid Bachmann, Vorsitzende 83 Schülervertretung Wie ist SV zu sehen? Neben Projekten für und mit der Schülerschaft sind wir in Gremien, wie der Schulund Gesamtkonferenz sowie dem Schülerrat vertreten und zu sehen. Auch online sind wir sichtbar für unsere Mitschüler/-innen; in sozialen Netzwerken veröffentlichen wir Arbeitsschritte, Termine und wichtige Informationen. Zu einer erfolgreichen Vertretung der Schülerinnen und Schüler, ist es wichtig, einen stetigen Kontakt insbesondere zwischen Schulleitung, Eltern, Schülerschaft und Schülervertretung zu pflegen. chen gemeinsam mit ihnen Projekte zu gestalten und Themen zu bearbeiten, die alle Schulen einer Stadt bzw. eines Kreises betreffen. oder verschiedene Schulformen besuchen sollten, ob es Ganztagsschulen geben sollte, etc. Darüber hinaus gibt es auch eine Landesschülervertretung (LSV), die alle 850.000 hessischen Schülerinnen und Schüler in Hessen repräsentiert. Sie vertritt die Schülerschaft in der Öffentlichkeit und vor dem hessischen Kultusministerium und behandelt bildungspolitische Themen angefangen bei der Frage der Leistungskurswahlen, über die selbstständige Schule bis hin zu der Frage, ob Schülerinnen und Schüler eine gemeinsame Schule Weiterhin führt sie dazu Kampagnen durch, wie die Kampagne „Ausbildung für alle – für ein Grundrecht auf Ausbildung“, bei der bundesweit fast 80.000 Unterschriften für ein Grundrecht auf Ausbildung gesammelt wurden. Weiterhin unterstützt die LSV auch Schülervertretungen an Schulen und auf der Stadt-/ Kreisebene. Denn nur so lassen sich gemeinsam Lösungsansätze für die alltäglichen Probleme finden. Was tut SV? SV-Arbeit an der Liebigschule Gießen Was ist SV? SV bedeutet Schülervertretung. Zwei Buchstaben hinter denen viel Verantwortung steckt, der sich die Schüler/-innen freiwillig annehmen, um die Schülerschaft so gut wie möglich vor der Schulleitung, den Eltern und der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Dies geschieht während der normalen Unterrichtszeit und dem Klausurendruck – trotzdem ist es den SVen der Liebigschule in den vergangen Jahren immer gut gelungen 84 mit dem Rest, der zum „Unternehmen Schule“ gehört, zu kooperieren und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Wie/Wo tritt SV auf? Die SV besteht aus dem von der Schülerschaft gewählten Vorstand, so wie freiwilligen Mitarbeitern. Sie steht in regelmäßiger Verbindung mit dem Schülerrat (SR), der aus den gewählten Vertretern (Klassensprecher) der einzelnen Klassen besteht. In diesem Gremium werden alle wichtigen Entscheidungen, die die SV-Arbeit betreffen, gefällt. Eine ebenfalls regelmäßige Verbindung besteht zur Schulleitung; in Gesprächen werden Neuigkeiten und wichtige Informationen ausgetauscht, so wie Fragen gestellt und beantwortet. Unterstützung bekommen wir auch von unseren Verbindungslehrern, der zwischen Lehrerkollegium, Schulleitung, Schülerschaft und Schülervertretung vermittelt. Die Hauptaufgabe einer Schülervertretung besteht darin Schülerinteressen zu vertreten. Dennoch wirken wir auch bei Schulveranstaltungen (Sportturniere etc.), Projekten zu wichtigen gesellschaftlichen Themen (u.a. Welt-Aids-Tag), Spendenaktionen und interschulischen Angelegenheiten mit unserer örtlichen Stadtschülervertretung und anderen Schul-SVen mit. Doch auch über unsere eigentliche Arbeit hinaus, setzen wir innerschulisch, sowie nach außen hin ein Zeichen für aktive Mitgestaltung des Schulalltags. Welche Ebenen gibt es? Neben der SV-Arbeit an der Schule gibt es auch SV-Arbeit auf der Stadt- bzw. Kreisebene. Diese SVen vernetzen die Schulen und versu85 Li o - G a l a 2 0 0 8 86 87 Sommerfest 2009 88 89 sommerfest 2011 90 91 Projektwochen 92 93 c o m e d y-t h e at e r t r o j a „Man muss auch über sich und über das, was einem wichtig ist, lachen können.“ Frei nach diesem Motto präsentierten Lehrer und Abiturienten der Liebigschule die rasante Comedy-Version der antiken Troja-Sage. Achilles, Helena, Venus, das trojanische Pferd & Co verwandelten im Jubiläumsjahr des Gymnasiums die Aula für 70 Minuten in den Olymp und die mächtige Hochburg Troja. -Theate medy r Co Troja In den zwölf ausverkauften Vorstellungen besuchten über 1300 Zuschauer das von den Schauspielern entwickelte Stück, das anlässlich des 175järigen Jubiläums der Schule auf die Bühne gebracht wurde. Auf humorvoll-bizarre Art und Weise wurde dieser Stoff der Weltliteratur (Homer, Vergil) so inszeniert, dass kaum ein Auge trocken blieb. Da wurde ebenso gesungen und getanzt wie gekämpft, so dass keine Langeweile aufkam, zumal die Zuschauer immer wieder eingebunden wurden. Und neben dem Spaß lernte man gleichzeitig noch Wissenswertes über die Antike. Auf nach Troja! 94 95 K o l l e gi u m & S c h u l l e i t u n g Das Kollegium, Sekretärinnen und Hausmeister der Liebigschule im Jahr 2011 Die erweitere Schulleitung im Jahr 2011 Uwe Kraffert, Ulrich Fuchs, Joachim Sieben, Dr. Carsten Scherließ, Dr. Arne Hogrefe, Dagmar Reuther, Gerald Moos, Uwe Hölscher 96 97 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse 5A | Klassenleitung Frau Sander Klasse 5C | Klassenleitung Frau Fritz Klasse 5B | Klassenleitung Frau Schuppe Klasse 5D | Klassenleitung Herr Abdel-Rahim 98 99 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse 5E | Klassenleitung Frau Schad Klasse 6B | Klassenleitung Frau Hedrich Klasse 6A | Herr Kotulla als Nachfolger von Frau Roether Klasse 6C | Klassenleitung Herr Kraffert 100 101 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse 6D | Klassenleitung Frau Schmidt Klasse 7A | Klassenleitung Frau Böckling Klasse 6E | Klassenleitung Frau Buhl Klasse 7B | Klassenleitung Frau Hahn 102 103 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse 7C | Klassenleitung Frau Bedenbender Klasse 8A | Klassenleitung Frau Spengler Klasse 7E | Klassenleitung Frau Lüpkes Klasse 8B | Klassenleitung Frau Rittirsch-Ott 104 105 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse 8C | Klassenleitung Frau Well Klasse 8E | Klassenleitung Frau Gödicke Klasse 8D | Klassenleitung Herr Richter Klasse 9A | Klassenleitung Herr Schleifer 106 107 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse 9B | Klassenleitung Herr Harth Klasse 9D | Klassenleitung Herr Sauerborn Klasse 9C | Klassenleitung Herr Schäfer Klasse 9E | Klassenleitung Herr Zulauf 108 109 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse 9F | Klassenleitung Frau Reinhardt Klasse EB | Klassenleitung Frau Münke Klasse EA | Klassenleitung Herr Reichard Klasse EC | Klassenleitung Herr Stracke 110 111 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse ED | Klassenleitung Frau Krüger Klasse EF | Klassenleitung Herr Fuchs Klasse EE | Klassenleitung Herr Hölscher Klasse EG | Klassenleitung Frau Sondergeld 112 113 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Klasse EH | Klassenleitung Herr Giar Tutorengruppe 12 Herr Bucior Tutorengruppe 12 Frau Bachmann Tutorengruppe 12 Herr Bräuer 114 115 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Tutorengruppe 12 Frau Freitag-Hild Tutorengruppe 12 Frau Hahn Tutorengruppe 12 Herr Fuchs Tutorengruppe 12 Frau Herrmann 116 117 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Tutorengruppe 12 Frau Hansen Tutorengruppe 12 Herr Linnemann Tutorengruppe 12 Herr Ketter Tutorengruppe 12 Herr Moos 118 119 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Tutorengruppe 12 Frau Regin Tutorengruppe 12 Frau Richter Tutorengruppe 12 Frau Reuther Tutorengruppe 12 Frau Schmidt 120 121 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Tutorengruppe 12 Herr Theiss Tutorengruppe 13 Herr Abel Tutorengruppe 12 Herr Wagner Tutorengruppe 13 Herr Behnen 122 123 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Tutorengruppe 13 Frau Bischoff Tutorengruppe 13 Herr Drese Tutorengruppe 13 Herr Bromm Tutorengruppe 13 Frau Franz 124 125 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Tutorengruppe 13 Herr Haensch Tutorengruppe 13 Herr Heimbach Tutorengruppe 13 Frau Hainmüller Tutorengruppe 13 Herr Hogrefe 126 127 KL a s s e n u n d T u t o r e n k u r s e Tutorengruppe 13 Herr Martens Tutorengruppe 13 Herr Schott Tutorengruppe 13 Herr Powilleit 128 129 Jubiläumsprogramm 130 131 S.133 132 133 S.135 © 2012 Liebigschule Gießen Verantwortlich für den Inhalt: Sabine Schuppe, Joachim Sieben, Carsten Scherließ Fotos: Barbara Czernek, Till Schürmann, Foto Raabe, Shutterstock.com, Privat Satz: Joachim Sieben, Design: Olaf Johannson, spoon design Druck: 134 135 Liebigschule Gießen Gymnasium der Universitätsstadt Gießen Schule mit Schwerpunkt Musik Schulsportzentrum | MINT-EC-Schule CertiLinguaSchule Bismarckstr. 21 | 35390 Gießen Tel. 0641 – 3062569 | Fax 0641 – 72842 www.liebigschule-giessen.de [email protected]