Kamp-Bornhofen im II Weltkrieg.

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Kamp-Bornhofen im II Weltkrieg.
Kamp-Bornhofen im II Weltkrieg.
Der Beginn des II Weltkrieges am 1.September 1939 war auch für die Bevölkerung von
Kamp-Bornhofen - damals Kamp am Rhein- eine große Zäsur.
Gleich nach der Mobilisierung gab es auf dem Kamper Bahnhof, zu dieser Zeit noch in
euphorischer Stimmung große Abschiedsszenen.
Euphorisch wurden auch die Erfolge im Polenfeldzug gefeiert, doch schon bald mit dem
Westfeldzug gegen Frankreich, Holland und Belgien gab es die erste Ernüchterung, denn
schon am 14.06.1940 gab es mit dem jungen Studenten Bernhard Geeb, den ersten
Kriegstoten in der Gemeinde.
Das Rheinland und damit auch Kamp wurde zum Aufmarschgebiet für den Angriff auf die
Nachbarstaaten. Schon in den ersten Kriegsmonaten gab es Einquartierungen in Kamp.
Viele Einheiten verweilten für einige Tage und Wochen am Rhein, ehe sie meist über die neu
erbaute Hunsrückhöhenstraße nach Westen, gegen den Feind geschickt wurden.
Noch schallten die Siegesmeldungen aus dem Radio. Erfolgreiche Bombenangriffe auf
britische Städte wurden bejubelt, aber schon bald schlug der Gegner zurück. So gab es schon
in der Nacht vom 29. Auf den 30 September 1940 den ersten Fliegerangriff auf Kamp.
Acht Bomben, davon zwei Blindgänger gingen auf Hinterhäuser und Schuppen der
Zeilerstraße und der Gartenstraße – damals Hindenburgstraße- nieder, gottlob ohne
Personenschaden zu verursachen. Der britische Nachtbomber hatte sein Ziel, einen den
Kamper Bahnhof passierenden Zug um etliche Meter verfehlt.
Bombentreffer 29.-30. September 1940 Hindenburgstraße – Zeilerstraße.
Anwesen Klein Willig in der damaligen Hindenburg- jetzt Gartenstraße.
Anwesen Lehnert in der Zeilerstraße (VfH Archiv)
Inzwischen mehrte sich die Zahl der Gefallenen im Dorf. Mittlerweile hatte sich der Krieg auf
Russland, Nordeuropa, den Balkan und Afrika ausgedehnt.
Mit dem Eintritt der USA in den Krieg erwuchs der deutschen Wehrmacht und besonders der
Luftwaffe ein starker Gegner.
Waren die Briten mit ihren Bombern meist in der Nacht eingeflogen, so gab es mehr und
mehr Tagesangriffe der Amerikaner mit ihren B17 und B29 Bombern, genannt „Fliegende
Festungen“ auf das Reichsgebiet.
Für die Menschen in den kleinen Gemeinden und Städten wurden allerdings die „Jabos“
genannten Kampfflugzeuge und Schnellbomber viel gefährlicher, denn deren Ziele waren
Schienen- Straßenverkehr und Wasserstraßen, ja sogar Bauern auf den Feldern.
Diese Gefahr wurde für die Kamper Bevölkerung ab dem Jahr 1943 fast alltäglich, denn
besonders der Schiffsverkehr auf dem Rhein war ein beliebtes Ziel der wendigen Angreifer
Das Luftbild zeigt einen Tieffliegerangriff im Kamper Gies auf die Schifffahrt mit
Volltreffer auf den Lastkahn eines Schleppzuges und mehreren Einschlägen in
den Rhein. Foto: US Army Signal Corps
So wurde in Kamp eine Flakbatterie
installiert mit 2cm Vierlings
Geschützen. Sowohl direkt am
Rheinufer, als auch auf den
Rheinhöhen standen die Geschütze,
bedient meist von sechzehn- bis
achtzehnjährigen Flakhelfern.
Flakgeschütz 2cm- Vierling in den
Rheinanlagen. (VfH Archiv)
Mittlerweile wurden die Großangriffe auf strategische und industrielle Ziele zu einem
täglichen Ereignis. Bis zu Eintausend Bomber gleichzeitig starteten auf das Reichsgebiet.
Der 29. Januar 1945
Wegen ihrer Alltäglichkeit wurden diese Überflüge von der Kamper Zivilbevölkerung
weitgehend ignoriert, glaubte man doch, dass diese nur strategischen Großzielen galten.
So war es für alle ein Schock als am 29. Januar 1945 ein amerikanischer Bomberverband
seine Tod bringende Last über dem Rheintal, über Boppard und Kamp, südlich bis Weiler und
nördlich bis Osterspai ablud.
In Boppard gab es achtundzwanzig und in Kamp sechs Todesopfer.
Der Angriff sollte dem Rangierbahnhof Koblenz-Moselweiß gelten, allerdings hatte das
Führungsflugzeug bei dichter Bewölkung seine Orientierung verloren.
Glück im Unglück: Die meisten Bomben fielen auf den Kamper Berg, auf das freie Feld oder
in den Rhein.
29.Januar 1945: Eines der zerstörten Gebäude „Hotel Rheintal“ (VfH Archiv)
Das Gießer Häuschen vor seiner Zerstörung am 29. Januar 1945 (VfH Archiv)
Ebenfalls am 29.Januar 1945 zerstört: Der Saalbau Meyer (VfH Archiv)
Das Kamper St. Josefshaus. Lazarett und Krankenhaus bei Kriegsende .(VfH Archiv)
Viel Arbeit gab es für die Dernbacher Schwestern, denn ihr St. Josefshaus war zur
Krankenstation und zu einem Lazarett umgewandelt worden.
Sehr aufschlussreich für die Geschichtsforschung ist das Tagebuch der Oberin, in welchem
die ganzen Kriegsjahre und besonders die Endphase beschrieben werden.
Der 12. SS Eisenbahn - Bauzug.
In schrecklicher Erinnerung bleibt der Kamper Bevölkerung der auf dem Kamper Bahnhof
abgestellte Zug mit KZ Häftlingen.- Häftlinge die mit Aufräumungsarbeiten auf dem
Oberlahnsteiner Rangierbahnhof, der unablässig bombardiert wurde, beauftragt waren.
Bewacht von der SS mussten sie in eisiger Winterkälte, die Demütigungen der Bewacher und
ihrer Schergen, der „Kapos“ ertragen.
Teilweise wurden sie auch beim Bau eines Luftschutzstollens eingesetzt.
Auf seiner Blutspur durch das, sich auflösende Nazireich, hatte der Zug für drei Wochen in
Kamp Station gemacht.
Bis jetzt noch nicht endgültig geklärt ist die Ermordung von drei oder vier alliierten,
abgeschossenen Fliegern, welche während des Aufenthaltes des Zuges in Kamp-Bornhofen
auf grausame Weise ihr Leben verloren.
In anderer Funktion hatte sich die SS ebenfalls in der Gemeinde breit gemacht. Im Kloster
Bornhofen war ein Lager für slowenische Zwangsarbeiter eingerichtet worden, hier wurden
sie von der SS, die gleichzeitig auch die Kontrolle über das Kloster übernommen hatte,
bewacht.
Über das Wirken der SS in unserer Gemeinde in den letzten Kriegstagen wird an anderer
Stelle berichtet: www://vfhkampbornhofen.jimdo.com/1945 Das Kriegsende in KampBornhofen
Eine weitere militärische Einrichtung war die Flugwache auf dem Kamper Berg, in Kamp genannt „Uff der Hüh“
Diese Flugwache zur Überwachung feindlicher Flugbewegungen und zum „Jägerleitverkehr“ der eigenen
Luftwaffe, war zu Kriegsbeginn fast ausschließlich besetzt von Kamper Wehrmachtsangehörigen, meist älteren
Wehrpflichtigen. Man hatte bewusst Kamper Geschäftsleute, Landwirte und Hoteliers eingesetzt, um ihnen die
Gelegenheit zu geben, sozusagen nebenberuflich ihrem Geschäft nachzugehen.
Allerdings endete für die meisten diese Idylle, um die sie auch beneidet wurden, recht bald mit der Versetzung
irgendwo an die Front.
Die Kamper Flugwache (Fluwa) VfH Archiv
Luftschutzübung vor dem Kriegerdenkmal.- Gasmaskenanprobe (VfH Archiv)
Für die, Zuhause gebliebenen älteren Männer, Frauen und Kinder wurde der Krieg, nicht nur durch die
Bombenangriffe eine Plage, denn auch die Beschaffung lebensnotwendiger Dinge
wurde immer schwieriger.
Ein absolutes Verdunkelungsverbot wurde verhängt, die Bevölkerung wurde zu Luftschutzübungen
aufgerufen. Den Feuerwehrdienst übernahm die Hitlerjugend mit Sechzehn bis Siebzehnjährigen, bis auch
diese an die Front versetzt wurden.
Die HJ- Feuerwehr (VfH Archiv)
Gab es bereits seit der Machtergreifung im Jahre 1933 starke Auseinandersetzungen zwischen der Partei und der
katholischen Kirche, letztere repräsentiert durch den mutigen Pfarrer Noll so spitzte sich die Situation für die
religiöse Bevölkerung mit dem weiteren Fortschreiten des Krieges zu.
Auch sein Nachfolger Pfarrer Josef Knoth zeigte Mut in seinen Predigten und nicht zuletzt durch seine Rettungstat am
Kriegsende, wie sich später herausstellen sollte.
Besonders Hauptlehrer Groß, mittlerweile aus der Kirche ausgetreten und Ortsgruppenleiter der Partei, verbreitete
sich mit seinen Hetztiraden in Versammlungen und in der Schule in unangenehmer Weise.
Hitlerjugend, BdM und Jungvolk wurden für die Jugendlichen zur Pflicht, während katholische Organisationen
verboten waren.
Angesichts der drohenden Kriegsgefahren hatten Pfarrer Josef Knoth und der Guardian des
Klosters Bornhofen, Pater Petrus Ernst am 23. Oktober 1944 die Kamper Bevölkerung, soweit, sie
sich nicht irgendwo im Kriegseinsatz befand, zur Marienweihe vor dem Bornhofener Gnadenaltar
eingeladen. Hier wurde das Gelöbnis abgelegt, falls die Gemeinde von größeren Kriegsschäden
verschont bleibe, auf ewige Zeiten den 8. Dezember eines jeden Jahres als verlobten Tag zu
begehen. Dieser Bornhofener Wallfahrtstag wird auch heute noch von der Gemeinde in jedem
Jahre begangen, allerdings mit einem flexiblen Datum, an einem Sonntag Anfang Dezember.
Die Gemeinde wurde weitgehend verschont, nicht zuletzt durch die bereits erwähnte mutige Tat
ihres Pfarrers, der in größter Not, als Parlamentär, zusammen mit drei anderen mutigen Männern
zu den Amerikanern übersetzte.
In Memoriam
Mit dem Nahen des
Kriegsendes mehrte sich
die Anzahl der Kriegstoten.
Von allen Fronten kamen
die traurigen Meldungen.
Für die Trauerfeierlichkeiten
der Gefallenen wurde an
Stelle des Sarges in der
Pfarrkirche eine „Tumba“
aufgebahrt. Die Tumba
brauchte fast nicht mehr
aus der Kirche entfernt
werden.
Nach dem Krieg wurde
durch Pfarrer Scheh im
rückwärtigen Teil der
Pfarrkirche eine
Kriegergedächtniskapelle
eingerichtet, die von den
vielen Opfern kündet.
Zu den Kriegsopfern zählten
auch viele Vermisste, deren
Schicksal sehr spät und
teilweise überhaupt nicht
aufgeklärt werden konnte.
Die Kriegergedächtniskapelle in der Pfarrkirche St. Nikolaus.
(VfH Archiv)
Wie überall in Deutschland mussten auch in Kamp-Bornhofen zahlreiche Familien noch viele
Jahre auf die Heimkehr Ihrer Väter, Söhne und Brüder warten, welche sich in Gefangenschaft
der Sieger befanden. Besonders jene Kriegsgefangenen, welche in der Sowjet Union
gefangen gehalten wurden, waren erst nach vielen Jahren wieder in Ihren Familien.
Zu den Kriegsopfern zählten auch viele Vermisste, deren Schicksal sehr spät und teilweise
überhaupt nicht aufgeklärt werden konnte.
Nicht zu vergessen sind die gefallenen Deutschen und Alliierten Soldaten, welche auf dem
Kamper Friedhof und auch an anderen Orten provisorisch beigesetzt wurden und später
auf Ehrenfriedhöfen ihre endgültige Ruhe fanden.
Soldatengräber auf dem Gelände des Klosters Bornhofen (VfH Archiv)
fjm.

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