Update - Idexx
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Diagnostic Update Mai 2011 Cobalamin, Folsäure, Trypsin-like-Immunoreactivity (TLI) und pankreasspezifische Lipase (Spec cPL®/Spec fPL®): Interpretation und klinische Relevanz für die Kleintierpraxis Gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen sind häufige Symptome bei Hunden und Katzen in der Kleintierpraxis. Eine sorgfältige Diagnosestellung sollte in jedem Fall angestrebt werden, wenn die Patienten nicht auf einfache Therapien wie z. B. eine Entwurmung oder diätetische Maßnahmen ansprechen und die Symptome chronisch werden. Laboruntersuchungen sind bei diesen Patienten sehr hilfreich. Funktionstests zur Untersuchung des Intestinaltraktes und des exokrinen Pankreas sind für den Praktiker von Vorteil, da sie einfach in der Durchführung, nicht invasiv und relativ günstig sind. In diesem Diagnostic Update werden Indikationen für die Bestimmung von Cobalamin, Folsäure, Trypsin-likeImmunoreactivity (TLI) und der pankreasspezifischen Lipase sowie deren Nutzen und die Interpretation von veränderten Resultaten besprochen. Cobalamin Cobalamin (Vitamin B12) ist ein wasserlösliches Vitamin und ein wichtiger Kofaktor für verschiedene biochemische Reaktionen. Es ist in kommerziellem Hunde- und Katzenfutter in ausreichender Menge vorhanden, so dass eine Mangelerscheinung durch das Futter unwahrscheinlich ist, außer ein Tier wird ausschließlich vegetarisch ernährt. Cobalamin ist an Nahrungsproteine gebunden. Im Magen und Dünndarm wird das Cobalamin u. a. durch die Wirkung von Pankreasenzymen von seiner Bindung an Proteine losgelöst und im Dünndarm an Intrinsic Factor gebunden. Im Gegensatz zum Mensch wird beim Hund und v. a. bei der Katze Intrinsic Factor mehrheitlich durch das exokrine Pankreas sezerniert. Der Cobalamin-Intrinsic Factor-Komplex wird dank spezifischer Rezeptoren ausschließlich im Ileum resorbiert. Cobalamin kann ohne die Bindung an den Intrinsic Factor nicht absorbiert werden. Berücksichtigt man diese physiologischen Vorgänge, so wird deutlich, dass für eine optimale Versorgung mit Cobalamin ein intaktes exokrines Pankreas sowie ein gesundes Ileum eine wesentliche Rolle spielen. Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) und bei Erkrankungen des Ileums kann daraus folglich eine Malabsorption von Cobalamin und mit der Zeit ein Cobalaminmangel mit einem erniedrigten Serum-Cobalamin-Wert resultieren. Da intestinale Bakterien Cobalamin verbrauchen, kann es bei einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarmes (SIBO = small-intestinal bacterial overgrowth) ebenfalls zu einem Cobalaminmangel kommen. Seltene Ursache für eine Cobalamin-Malabsorption bei bestimmten Rassen wie Riesenschnauzer, Border Collies und Beagles ist ein kongenitaler Defekt in der Cobalaminabsorption im Ileum. Bei diesen Patienten fehlt der Rezeptor für den Cobalamin-Intrinsic Factor Komplex im Ileum. Der Chinesische Sharpei ist für einen Cobalaminmangel ebenfalls prädisponiert. Zusammenfassend wird Cobalamin in der Kleintierpraxis als diagnostischer Marker für chronische gastrointestinale Erkrankungen gebraucht. Seit einigen Jahren gibt es außerdem immer mehr Hinweise dafür, dass eine parenterale Cobalamin-Substitution bei Tieren mit reduziertem Serum-Cobalaminwert sehr hilfreich bei der Unterstützung der Therapie primärer gastrointestinaler Erkrankungen ist. Eine erniedrigte Serum-Cobalamin-Konzentration kann möglicherweise selbst zu gastrointestinalen Symptomen sowie zu systemischen Komplikationen (Immunschwäche, zentrale oder periphere neurologische Erkrankungen, nur selten Anämie) führen. Bei allen Hunden und Katzen mit chronischen gastrointestinalen Problemen ist die Bestimmung der Cobalamin-Konzentration im Serum indiziert. Der Patient sollte zuvor idealerweise mindestens 12 Stunden fasten. Für die Untersuchung genügen 0,3 ml Serum, EDTA- oder Heparin-Plasma. Eine Kühlung der Probe im Kühlschrank wird bei längerer Aufbewahrung (einige Tage) empfohlen. Eine parenterale Gabe von Cobalamin in den letzten vier Wochen vor der Blutspiegelbestimmung führt zu einer Erhöhung der CobalaminKonzentration. Folsäure Folsäure ist ein wasserlösliches Vitamin, das in kommerziellem Hunde- und Katzenfutter ebenfalls in ausreichender Menge vorhanden ist. Folsäure wird durch spezifische Rezeptoren im proximalen Dünndarm absorbiert. Liegt eine Erkrankung des proximalen Dünndarmes vor, kann es zu einer Verminderung der Folsäure-Absorption und im chronischen Fall zu einem niedrigen Folsäurespiegel im Blut kommen. Der Folsäurespiegel kann z. B. im Falle von SIBO auch erhöht sein, da Darmbakterien Folsäure synthetisieren können. Ist die Bakterienzahl im proximalen Dünndarm erhöht, kann daraus eine erhöhte Absorption von Folsäure resultieren. Hunde mit einer EPI leiden meist unter einer verminderten Sekretion von antibakteriellen Stoffen, was ebenfalls zu einer SIBO und zu einer erhöhten Konzentration an Serum-Folsäure führen kann. Die klinische Bedeutung eines erhöhten SerumFolsäurewertes bei der Katze ist unklar. Indikationen für die Bestimmung der Serum-FolsäureKonzentration sind die Beurteilung der Funktion des proximalen Dünndarmes bei Hund und Katze sowie die Abklärung von SIBO beim Hund. Der Patient sollte idealerweise mindestens 12 Stunden nüchtern sein. Für die Untersuchung genügen 0,3 ml Serum oder Heparin-Plasma. Da Erythrozyten viel Folsäure enthalten, verursacht eine Hämolyse eine falsche Erhöhung der Folsäure-Konzentration. Eine Kühlung der Probe im Kühlschrank wird bei längerer Aufbewahrung (einige Tage) empfohlen. Trypsin-like-Immunoreactivity (TLI) Die Bestimmung der Serum-TLI-Konzentration ist der Goldstandard zur Diagnose der EPI beim Hund und bei der Katze. Bei der EPI liegt ein Mangel an pankreatischen Azinuszellen vor, was zu einer verminderten Produktion und Ausschüttung von Trypsinogen führt. Ursache dafür ist oft eine pankreatische Azinus-Atrophie (z. B. vererbt beim Deutschen Schäferhund) oder eine chronische Pankreatitis. Klinische Anzeichen für eine EPI entwickeln sich meist erst, wenn die funktionelle Kapazität des Pankreas auf 10 – 15 % der Norm gesunken ist. Die Sensitivität und Spezifität der TLI für die Diagnose einer EPI beim Hund liegt bei nahezu 100 %; falsch negative bzw. falsch positive Resultate kommen daher nur sehr selten vor. Bei der Katze ist die Sensitivität nicht bekannt, die Spezifität liegt bei 85 –100 % (0 bis 15 % der Tiere ohne EPI haben tiefe TLI-Werte). Ein TLI-Ergebnis im Graubereich sollte zu einem späteren Zeitpunkt kontrolliert werden. Eine hohe Serum-TLI-Konzentration kommt bei einer Pankreatitis vor, die Sensitivität des Tests für die Diagnose einer Pankreatitis liegt jedoch nur bei 30 – 60 %, d. h. 40 – 70 % der Tiere mit einer Pankreatitis haben keinen erhöhten TLI-Wert. Bei Verdacht auf eine Pankreatitis sollte daher nicht die TLI, sondern die pankreasspezifische Lipase bestimmt werden. Die Indikation für die Bestimmung von TLI ist die Abklärung einer EPI. Die Substitution mit oralen Pankreasenzymen beeinflusst das Testergebnis nicht. Entzündliche Veränderungen einzelner Pankreasabschnitte sowie eine vorangegangene Futteraufnahme und Lipämie können zu einer Erhöhung der TLI-Serumkonzentration und somit zu einer Fehlinterpretation führen. Aus diesem Grund muss der Patient für die Probenentnahme 8 – 12 Stunden nüchtern sein. Der TLI-Test ist speziesspezifisch, die Tierart (Hund oder Katze) muss also bei der Testdurchführung bekannt sein. Für die Untersuchung eignet sich 0,5 ml Serum beim Hund und 1 ml Serum bei der Katze. TLI ist bei Zimmertemperatur mehrere Tage lang stabil. Pankreasspezifische Lipase (Spec cPL®/Spec fPL®) Viele Zellen im Körper produzieren Lipasen, die alle die gleiche Funktion haben. Jedoch unterscheiden sich Lipasen, die aus verschiedenen Organen stammen, immunologisch voneinander. So wird die pankreatische Lipase ausschließlich von den Azinuszellen des Pankreas synthetisiert. Beim gesunden Individuum gelangen nur kleine Mengen an pankreatischer Lipase in die Zirkulation. Ist das Pankreas jedoch entzündet, so gelangt viel pankreatische Lipase ins Blut. Diese pankreasspezifische Lipase kann als pankreatische Lipase Immunreaktivität (PLI) gemessen werden. Die PLI ist speziesspezifisch und wird heute durch den Spec cPL® Test (Hund) bzw. den Spec fPL® Test (Katze) bestimmt. Der Spec cPL®/Spec fPL® Test weist eine hohe Spezifität auf. Das heißt, dass es nur sehr selten vorkommt, dass ein Patient mit einer erhöhten pankreasspezifischen Lipase keine Pankreatitis hat. Für Hund und Katze gilt, dass ein sich in der Norm befindender Wert eine Pankreatitis nicht ausschließt, insbesondere wenn diese nur mild ist. In diesen Fällen sollte der Test nach einiger Zeit gegebenenfalls wiederholt werden. Seit einiger Zeit ist für den Hund für den Gebrauch in der Praxis ein SNAP® Test erhältlich (SNAP® cPL™). Dies ist ein semiquantitativer Test, der verwendet werden kann, um bei einem akuten Krankheitsverlauf eine Pankreatitis abzuklären. Liegt das Ergebnis des SNAP® cPL™ im abnormen Bereich, sollte anschließend die Spec cPL® Konzentration im Serum bestimmt werden, um die Diagnose einer Pankreatitis zu bestätigen und evtl. später anhand von wiederholten Messungen mit quantitativen Angaben den Verlauf der Erkrankung verfolgen zu können. Indikationen für die Bestimmung der pankreasspezifischen Lipase sind gastrointestinale Symptome (Durchfall, Erbrechen, Abdominalschmerz) oder auch nur vage Symptome wie Anorexie und Abgeschlagenheit sowie eine frühere Anamnese von Pankreatitis. Sequentielle Bestimmungen können bei der Überwachung der Krankheitsprogression von Patienten mit Pankreatitis helfen. Laut neuerer Studien ist die pankreasspezifische Lipase zurzeit der zuverlässigste minimal-invasive Test für die Diagnose einer Pankreatitis. sich jedoch verschiedene gastrointestinale Krankheiten mit sehr ähnlichen klinischen Symptomen äußern, ist es oft angezeigt, diese Parameter in Kombination zu analysieren. So kommt z. B. bei der Katze häufig nicht nur eine Pankreatitis isoliert vor, sondern es besteht gleichzeitig eine entzündliche Darmerkrankung (IBD) und manchmal auch eine Cholangitis (sogenannte Triaditis). Außerdem kann sich aus einer chronischen Pankreatitis eine EPI entwickeln. Auch beim Hund mit vagen gastrointestinalen Symptomen ist es oft angebracht, obengenannte Parameter kombiniert zu untersuchen. Ein Beispiel ist der Patient mit einer EPI, der u. a. wegen einer gleichzeitigen SIBO einen Cobalaminmangel und erhöhte Folsäurewerte aufweist. Referenzen 1. Jörg M. Steiner. Hilfreiche Laboruntersuchungen zur Diagnose von Erkrankungen des Verdauungstraktes. In: Book of proceedings of the 35th Congress of the World Small Animal Veterinary Associations, Geneva 2010. 2. http://vetmed.tamu.edu/gilab/ 3. Shelly L, Vaden, Joyce S. Knoll, Francis W K Smith, Jr & Larry P Tilley. Blackwell’s Five-Minute Veterinary Consult: Laboratory Tests and Diagnostic Procedures. Canine & Feline. Wiley-Blackwell 2009. Dr. med. vet. Cécile Rohrer Kaiser Dipl. ACVIM (Internal Medicine) und ECVIM-CA (Internal Medicine) Für die Untersuchung eignet sich 0,5 ml Serum. Zusammenfassung Folgende Tabelle fasst die Interpretation von veränderten Cobalamin-, Folsäure-, TLI- und Spec cPL®/Spec fPL®Werten zusammen. Die besprochenen Parameter Cobalamin, Folsäure, TLI und Spec cPL®/Spec fPL® können einzeln bestimmt werden. Da Cobalamin Folsäure TLI Spec cPL®/Spec fPL® Erhöhte Werte • Iatrogene Substitution • SIBO (Hund) • EPI • Iatrogene Substitution • Pankreatitis* • Pankreatitis Erniedrigte Werte • Distale DünndarmErkrankung (Ileum) • SIBO • EPI • Kongenital • Proximale DünndarmErkrankung • EPI * Geringe Sensitivität (30 – 60 %) – Einzeltests Folsäure Material: 0,3 ml Serum oder Heparin-Plasma Cobalamin (Vitamin B12) Material: 0,3 ml Serum, EDTA- oder Heparin-Plasma TLI Material: Hund – 0,5 ml Serum Katze – 1,0 ml Serum, EDTA-, Heparinplasma Spec cPL®/Spec fPL® Material: 0,5 ml Serum Profile Profil P Katze – Spec fPL®, Folsäure, Cobalamin Material: 2 ml Serum Profil P Hund – Spec cPL®, cTLI, Folsäure, Cobalamin Material: 2 ml Serum Durchfallprofil B Katze – fTLI, Folsäure, Vitamin B12 Material: 2 ml Serum Durchfallprofil B Hund – cTLI, Folsäure, Vitamin B12 Material: 2 ml Serum Spec cPL®, Spec fPL® sowie das Profil P für Hund und Katze sind auch als vergünstigte Ergänzungstests in Kombination mit einem allgemeinen Suchprofil erhältlich. Vet Med Labor GmbH Division of IDEXX Laboratories IDEXX Vet•Med•Labor Mörikestr. 28/3 D – 71636 Ludwigsburg www.idexx.de Fachberatung Deutschland Fachberatung Österreich kostenfreie Servicenummern kostenfreie Servicenummern Tel. 0800 589 2579 Tel. 00800 1234 3399 Tel. 0800 20 89 20 Tel. 00800 1234 3399 Fax +49 (0)7141 6483 555 D581-0411