ZIA aktuell (Ausgabe März 2016) PDF
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ZIA aktuell (Ausgabe März 2016) PDF
ZIA AKTUELL M AT T N ER S S TA N D PU N K T Der deutsche Immobilienmarkt ist für Investoren eine sichere Bank. Das Frühjahrsgutachten 2016 des Rates der Immobilienweisen zeigt: Der Markt boomt, ohne dass eine Preisblase in Sicht wäre. Trotzdem dürfen wir uns darauf nicht ausruhen. Deutschland muss investitionsfreudiger werden. Stattdessen werden neue Investments immer schwieriger. Gründe sind zunehmende Verknappung von Bauland und ein herausforderndes regulatorisches Umfeld. So klar wie nie zuvor beschreibt kein Geringerer als der Sachverständige der Bundesregierung Lars Feld die Hemmschuhe: EnEV, Grunderwerbsteuer, Nutzungsmixdiktate, Mietpreisbremse... Dabei müssen wir nicht nur günstiger, sondern auch verdichteter bauen. Die Änderungen der BauNVO für mehr Dichte und Höhe sowie die Anpassung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes sind überfällig. Dass diese Botschaft auch im Bundestag angekommen ist, ist ein gutes Zeichen (siehe Interview). Die diskutierte Sonder-AfA für Wohnungsneubau wird ihre Wirkung verfehlen, denn die Schwelle von maximal 2.000 Euro Anschaffungskosten je Quadratmeter ist unrealistisch niedrig angesetzt, insbesondere wenn sie kombiniert ist mit einem kompletten Ausschluss von der Sonder-AfA ab dem Wert 3.000 Euro pro Quadratmeter. Unsere Mitglieder haben sich zudem dafür eingesetzt, dass nicht nur der Zeitpunkt des Bauantrags als Förderungsvoraussetzung gilt, sondern zusätzlich der des tatsächlichen Baubeginns maßgeblich sein soll. Trotz dieser Hemmnisse können wir als Immobilienwirtschaft mit Rückenwind zur MIPIM reisen – und tun das. Der ZIA ist dort mehrfach präsent und lädt Sie herzlich zu den einzelnen Veranstaltungen ein (siehe Termine). Herzlichst, Ihr Dr. Andreas Mattner, Präsident 44 immobilienmanager · 3 - 2016 Foto: Jentsch/Bildschön Mit Rückenwind nach Cannes Dr. Andreas Mattner übergibt das Frühjahrsgutachten 2016 im Kreise der Immobilienweisen an den Parlamentarischen Staatssekretär im BMUB, Florian Pronold. Deutsche Immobilienmärkte steuern auf große Herausforderungen zu 2015 war ein Rekordjahr auf dem deutschen Immobilienmarkt. Dennoch hemmen bestehende und sich abzeichnende regulatorische Eingriffe das mögliche Wachstum unnötig. Von Professor Dr. Lars P. Feld o lassen sich die zentralen Ergebnisse des Frühjahrsgutachtens 2016 zusammenfassen, in welchem der Rat der Immobilienweisen im Auftrag des ZIA alle Segmente des deutschen Immobilienmarktes untersucht hat. Dass 2015 zum Rekordjahr wurde, war begünstigt durch die gute wirtschaftliche Gesamtlage. Insbesondere niedrige Finanzierungskosten, gestiegene Löhne und Gehälter sowie Verschiebungen im Anlageportfolio von Investoren hin zu Immobilien wirken sich positiv aus. Nach wie vor ist trotz mancher Unkenrufe in Deutschland keine Immobilienblase entstanden. Die Zuwachsraten der vergangenen Jahre liegen deutlich unterhalb des Kreditwachstums der 1990er. Auch im internationalen Vergleich gibt es bislang kaum Anhaltspunkte für Befürchtungen einer kreditfinanzierten Immobilienblase. Während sich die Kredite für den Wohnungsbau in Irland und Spanien während der Boomphase fast verdreifachten, zeigen die Immobilienkredite in Deutschland noch keine Anzeichen einer solchen Entwicklung. Allein im Gewerbeimmobiliensegment wurden 55,5 Milliarden Euro investiert. Erstmals wurde der Peak des Vorkrisenniveaus aus dem Jahre 2007 wieder erreicht. Nach wie vor sind dabei Büroimmobilien die dominierende Assetklasse am deutschen Immobilieninvestmentmarkt. Im Jahr 2015 belief sich das Transaktionsvolumen auf rund 26,1 Milliarden Euro, was etwa einem Anteil von 47 Prozent am gesamten Gewerbeimmobilien-Investmentmarkt entspricht. Das Büroinvestmentvolumen konnte im Vergleich zum Jahr 2014 um rund 50 Prozent beziehungsweise 8,7 Milliarden Euro gesteigert werden. Deutschlandweit sind im vergangenen Jahr die Wohnungsmieten moderater angestiegen als noch 2014, in Westdeutschland um 3,7 Prozent (Mittelwert I-III 2015 zu I-III 2014) und in Ostdeutschland um 1,2 Prozent. Dennoch kam es vor allem in den größten Städten zu weiteren Aufwärtsbewegungen. Diese werden aufgrund der hohen Zuzugszahlen aus dem In- und Ausland weiter anhalten. Die Nachfrage nach Immobilien dürfte im Jahr 2016 durch die Zuwanderung steigen. Gemessen an einer hohen Nachfrage ist der erwartete Wachstumsbeitrag der Bauinvestitionen zum realen Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2016 mit rund 0,2 Prozentpunkten jedoch eher moderat. Vor allem der Wohnungsneubau kann momentan mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten. Gründe dafür dürften in den bestehenden und sich abzeichnenden S ...Kai Wegner, MdB, Großstadtbeauftragter der CDU/CSU-Fraktion Der ZIA fordert, dass bei der geplanten Reform des Baurechts ebenfalls das Immissionsschutzrecht berücksichtigt wird und insbesondere passive Schallschutzmaßnahmen bei der Bewertung der Zulässigkeit eines Bauvorhabens einbezogen werden müssen. Halten Sie diese Forderung für sinnvoll oder hat sich aus Ihrer Sicht die strikte Trennung von Baurecht und Immissionsschutzrecht bewährt? Kai Wegner: Das inspirierende Miteinander, wie wir es in unseren Innenstädten häufig vorfinden, macht den Reiz des Urbanen aus und ist ein wichtiger Faktor für attraktive und lebendige Stadtquartiere. Hier kann noch mehr erreicht werden, wenn bau- und immissionsschutzrechtliche Gesichtspunkte nicht gegeneinander, sondern miteinander wirken. So könnte man schauen, ob nachbarliche Interessen, gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse und öffentliche Belange auch dergestalt gewahrt bleiben können, dass etwa der Schutzanspruch während der Nachtzeit auf die Gebäudeinnennutzung beschränkt würde. Da käme dann der passive Schallschutz ins Spiel. Seit 2013 haben wir das Baurecht und das Immissionsschutzrecht in einem Ministerium vereinigt. Das erleichtert es, in diese Richtung etwas zu unternehmen. Eingeführt werden soll ja auch ein neuer Gebietstypus „Urbanes Gebiet“. Reicht das aus Ihrer Sicht, oder sollte nicht auch hinsichtlich Dichte und Höhe nachjustiert werden? Wohnraum dort, wo die Stadt am attraktivsten ist. Das muss mit Änderungen in Paragraf 17 Absatz 1 BauNVO flankiert werden, sodass im „Urbanen Gebiet“ eine höhere Bebauungsdichte als im Mischgebiet zulässig wird. Wie genau sieht der Zeitplan für die geplanten Änderungen aus, und wie sollen die Verbände eingebunden werden? Kai Wegner: Eine ausgewogene funktionale Mischung in den Stadtquartieren ist ein Garant für Lebensqualität und Standortbindung. Der rechtliche Rahmen ermöglicht bislang aber nur eingeschränkt das Nebeneinander verschiedener Nutzungsformen. Deshalb setze ich mich dafür ein, die Nutzungsmischung von Wohnen, Dienstleistung, Freizeit, Kultur und Gewerbe weiter zu stärken. Die neue Baugebietskategorie „Urbanes Gebiet“ soll die städtebaulich wünschenswerte Innenentwicklung der Städte gemäß dem Leitbild der kompakten europäischen Stadt fördern. Wenn wir im „Urbanen Gebiet“ Bauplanungs- und Immissionsschutzrecht besser aufeinander abstimmen und flexibilisieren, mobilisiert das zudem zusätzlichen Foto: Yves Sucksdorff Drei Fragen an... Kai Wegner: Nach den mir vorliegenden Informationen soll der Arbeitsentwurf des Bauministeriums bis Ende April 2016 ressortabgestimmt sein. Im Mai würde dann der Referentenentwurf an Länder und Verbände verschickt, sodass die Länder- und Verbändeanhörung im Juni stattfände. Ziel muss es sein, den Entwurf noch vor der parlamentarischen Sommerpause ins Kabinett zu bekommen. Nach dem ersten Durchgang im Bundesrat und der Gegenäußerung der Bundesregierung im Herbst 2016 könnten die parlamentarischen Beratungen der Städtebaurechtsnovelle im November beginnen. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, vor denen unsere Städte stehen, ist es meine Erwartung, das Gesetzgebungsverfahren bis zum Ende des Jahres abzuschließen. Das wäre ein starkes Signal. Die Einbeziehung der Verbände ist wichtig, weil sie besondere Expertise aufweisen und dank der Praxiserfahrung ihrer Mitglieder viele gute Hinweise geben können. Neben der institutionalisierten Beteiligungsform über die Verbändeanhörung stehe ich als Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion jederzeit gerne für Gespräche zur Verfügung. Mir ist wichtig, dass Vorhaben so umzusetzen, dass wirklich Erleichterungen und nicht neue Regulierungen Platz greifen. Kai Wegner regulatorischen Eingriffen liegen. Die zum 1. Juni 2015 eingeführte Mietpreisbremse, die Flächenpolitik und die Auflagen der Kommunen sowie die zum Jahresbeginn 2016 eingeführten Verschärfung der Energieeinsparverordnung (EnEV) reduzieren die Investitionsbereitschaft. Vor allem die Kommunen sind in der Verantwortung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Durch eine aktivere Flächenpolitik in beliebten Städten, insbesondere durch Ausweisung neuer Flächen, schnellere Baugenehmigungen oder Änderungen der Bebauungsart können sie die Grundstückspreise senken und dafür sorgen, dass sich das Wohnungsangebot an die gestiegene Nachfrage anpasst. Zudem bietet eine dichtere und höhere Bebauung Auswege, wofür eine Änderung der BauNVO benötigt wird. Des Weiteren könnten Verringerungen kommunaler Auflagen und die Verminderung von Verpflichtungen zum Bau von Sozialwohnungen die Herstellungskosten senken und Anreize in den Wohnungsneubau setzen. Im Jahr 2016 sollte die Politik sich daher wieder verstärkt auf die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen für Investitio- nen in den Wohnungsbau konzentrieren, dabei aber die für eine nachhaltige Nutzungsmischung unabdingbaren Gewerbeimmobilien nicht stiefmütterlich behandeln. TERMINE ZIA Roadshow auf der MIPIM in Cannes: Professor Dr. Lars P. Feld hat den Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne und ist Direktor des Walter Eucken Instituts. DI, 15. März 15.00 Uhr, Stand Hamburg: Halle Riviera 8 – Stand R8.B20 Germanys next TOP City? – Hamburg`s Opportunities and Challenges Kontakt MI, 16. März 11.00 – 11.30 Uhr, Stand München: Halle Riviera 7 - Stand R7.G16 Ausländische Investments in den Immobilienmarkt München ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. Unter den Linden 42 10117 Berlin Vereinsregister-Nummer: VR 25863 B – Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Telefon 030 / 20 21 585 - 0 Fax 030 / 20 21 585 - 29 [email protected] 11.30 – 12.30 Uhr, Stand Berlin: P4.C10 Berlin Brunch mit Andreas Geisel, Senator for Urban Development and the Environment, Berlin Do, 17.3. 14.00 Uhr, Stand Hamburg: Halle Riviera 8 – Stand R8.B20 Hamburg im nationalen Wettbewerb – wie entwickeln sich die Assets (Auszug aus dem Frühjahrsgutachten für Hamburg) 15.00 Uhr, FIABCI Stand P-1 D85 Präsentation zum deutschen Immobilienmarkt mit anschließendem Networking www.zia-deutschland.de immobilienmanager · 3 - 2016 45