Willi Winzigs heitere Abenteuer
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Willi Winzigs heitere Abenteuer
Coburger Tageblatt, 24. Oktober 2015 „Noch ’n Gedicht“: Ingo Paulick als Willi Winzig und Eva Marianne Berger als Dr. Mabel Kubin im Heinz-Erhardt-Abend des Coburger Landestheaters. Foto: Andrea Kremper Willi Winzigs heitere Abenteuer Coburgs Schauspieldirektor bringt Heinz Erhardt auf die Bühne. „Noch ’n Gedicht“ lautet das Motto eines kurzweiligen Abends mit Eva Marianne Berger und Ingo Paulick. PREMIERE JOCHEN BERGER Coburg — Was hilft gegen trübes Herbstwetter? Die Extra-Portion Vitamine? Oder vielleicht doch die Extra-Portion Lachen? Das Landestheater Coburg setzt auf ungetrübte Heiterkeit und präsentiert einen Heinz-Erhardt-Abend im „Münchner Hofbräu“. Ein ganzer Abend Heinz Erhardt ohne Heinz Erhardt – kann das funktionieren? Es kann, wenn man nicht versucht, Heinz Erhardt als Darsteller zu imitieren. Und so führt Matthias Straub sein Darsteller-Duo Eva Marianne Berger und Ingo Paulick mit leichter Hand, aber Sorgfalt im Detail durch einen temporeichen, aber keineswegs atemlosen Abend. „Noch ’n Gedicht“ – unter diesem Motto hat Straub eine Szenenfolge rund um den kleinen Finanzbeamten Willi Winzig arrangiert, der mit seiner riesigen Brille und seinem scheußlichen Anzug geradewegs dem Handbuch des Spießers entstiegen scheint. Unverhoffter Karrieresprung Doch dann zeigt sich, dass dieser Willi Winzig seinen Nachnamen sehr zu Unrecht trägt – weil er sein Herz für die kleinen Steuersünder entdeckt. Steuerbescheide mit schlechten Nachrichten lässt Willi einfach in den Tiefen seines Schreibtisches verschwinden. Das kann natürlich nicht auf Dauer gut gehen – und führt schließlich doch zum Happyend und zum unverhofften Karrieresprung. Ingo Paulick spielt diesen kleinen Beamten mit dem großen Herz mit feinem Gespür für genau dosierte Akzente. Das Publikum darf ungeniert lachen über die Liebesnöte dieses Willi Winzig, ohne dass diese Figur lächerlich gemacht wird. Und Eva Marianne Berger darf ihr komödiantisches Talent gleich in drei Rollen genüsslich ausleben – als Willis Sekretärin Roswitha Weguscheit, als Raumpflegefachkraft Frau Stirnimaa und als geldgierige Karrierefrau Dr. Mabel Kubin. Matthias Straub weiß genau, worauf es bei der vermeintlich leichten Unterhaltung ankommt – auf präzis gesetzte Pointen und feines Gespür für den immer wieder mal notwendigen Tempowechsel. Zudem hat Susanne Wilczek mit wenig äußerem Aufwand den passenden Rahmen geschaffen – eine muffige Amtsstube voller (aufgemalter) Aktenordner. Wer unbedingt will, kann den Bildergalerie 1979 verstorbenen Heinz ErViele weitere Fotos finden Sie bei hardt für einen harmlosen Kouns online miker halten – einen, der im Nachkriegs-Deutschland der Wirtschaftswunder-Jahre die coburg.inFranken.de Erinnerung an die Grausamkeit des Zweiten Weltkriegs mit scheinbar banalen Sketchen und uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu Versen vertrieb. uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED Gewitzter Humanist Dass dieser Heinz Erhardt aber auch ein gewitzter Humanist war, lässt dieser Abend immer wieder ahnen, ohne dabei freilich das Amüsement zu bremsen. Auch wenn Heinz Erhardts Humor heute sicherlich nostalgische Züge zeigt – dieser Abend mit zwei bestens harmonierenden Darstellern hat alles, was nötig ist, um ein Quoten-Hit an der Theaterkasse zu werden. Theater-Tipp „Noch’n Gedicht – Ein Heinz-ErhardtAbend“, 24., 29. Oktober, 6., 7., 13., 20. November, 11., 12., 17., 18., 19., 26. Dezember, 20 Uhr, „Münchner Hofbräu“ Karten-Vorverkauf Eintrittskarten gibt es in Coburg im Vorverkauf in der Tageblatt-Geschäftsstelle, an der Theaterkasse und beim Tourismus Coburg.