2004 - EU-Koordination
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2004 - EU-Koordination
herausgegeben vom Deutschen Naturschutzring (DNR) e.V. EU-RUNDSCHREIBEN Sonderteil 07.04 Die Zukunft der Europäischen Union Nachhaltigkeitsstrategien in Europa: Ökologisch, sozial und wettbewerbsfähig? herausgegeben vom Deutschen Naturschutzring (DNR) e.V. EU-RUNDSCHREIBEN Sonderteil 07.04 Sonderteil EU-Rundschreiben Jahrgang 13 (2004), Heft 07 Herausgeber Deutscher Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V. Redaktion DNR Geschäftsstelle Berlin/ EU-Koordination und Internationales Bjela Vossen, Nika Greger Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin Tel. 030 / 443391-86, Fax -80 eMail: [email protected] www.eu-koordination.de DNR Geschäftsstelle Bonn Am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn Tel. 0228 / 3590-05, Fax -96 eMail: [email protected], www.dnr.de Abonnement-Verwaltung Thomas Kreutzberg, Geschäftsstelle Bonn eMail: [email protected] Technik Layout: DNR Redaktionsbüro, Berlin Druck: Druckerei Eberwein, Bonn Gastartikel Artikel aus Verbänden und Forschung sind willkommen. Kürzung und redaktionelle Bearbeitung von Beiträgen vorbehalten. Mit Namen gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion/des Herausgebers wieder. Copyright Die Urheberrechte liegen beim Herausgeber. Einzelne Artikel können nachgedruckt werden, wenn die Quelle angegeben wird und die Rechte Dritter gewahrt bleiben. Die Redaktion freut sich über ein Belegexemplar. Förderhinweis Dieses Projekt wird finanziell vom Bundesumweltministerium und vom Umweltbundesamt gefördert. Die Förderer übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung der Rechte Dritter. Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen der Förderer übereinstimmen. 2 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Inhalt, Begriffe T 4 Europäische Ebene Abkürzungen • Zu wenig Nachhaltigkeit durch zu viel Wettbewerb: Überprüfung von Nachhaltigkeitsund Lissabon-Strategie • Wirtschaft, Umwelt, Soziales: Nachhaltigkeit auf ungleichen Säulen? • The Kinsale Challenge: Stellungnahme des Netzwerks der Europäischen Nachhaltigkeitsräte Nationale Strategien im Vergleich • EU-SDS Europäische Nachhaltigkeitsstrategie NE Nachhaltige Entwicklung NCSD nationale Räte für Nachhaltige Entwicklung 14 Nationale Ebene • EEAC European Environment and Sustainable Development Advisory Councils Network (EU-Netzwerk der Europäischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsräte) Europäische Nachhaltigkeitsräte: Nachhaltigkeitsstrategien in Europa sind kaum abgestimmt Wir können auch anders: Institutionen für Nachhaltigkeitspolitik in EU-Staaten Nationale Nachhaltigkeitsstrategien • Deutschland: Erster Fortschrittsbericht enttäuschend • Österreich: Ambitioniert, aber der politische Wille fehlt • Tschechien: Steiniger Weg mit vielen Hindernissen NGO non-governmental organisation, Nichtregierungsorganisation NSDS national SDS (Nationale Nachhaltigkeitsstrategie) RNE Rat für Nachhaltige Entwicklung SD sustainable development (Nachhaltige Entwicklung) SDS sustainable development strategy (Nachhaltigkeitsstrategie) UNDP United Nations Development Programme Was ist Nachhaltige Entwicklung? 27 Regionale Ebene • Tschechien: Pilotprojekte für regionale Nachhaltigkeitsstrategien • Polen: Kommunen noch am Anfang, Bürger kaum informiert Entwicklung ist nachhaltig, wenn sie gegenwärtig und zukünftig umwelt- und sozial verträglich ist. Nachhaltige Entwicklung (sustainable development) ist somit nur möglich, wenn ökologische und sozial gerechte Gesichtspunkte dauerhaft in alle Bereiche integriert sind. 31 Service • Veranstaltungsreihe "Nachhaltiges Europa" • Internet-Linkliste Nachhaltigkeit Textende siehe Kontakt aktiv werden DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 3 Europäische Ebene T Zu wenig Nachhaltigkeit durch zu viel Wettbewerb Überprüfung von SustainableDevelopment- und Lissabon-Strategie Mit der im Frühjahr 2000 beschlossenen Lissabon-Strategie hat sich die Europäische Union ein grundlegendes Programm zur wirtschaftlichen Entwicklung gegeben. Bis 2010 soll die EU demnach zum "wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt" werden. Erst im Juni 2001 wurde auf dem Rat in Göteborg die Lissabon-Strategie um die ökologische Komponente ergänzt, die jedoch - im Gegensatz zur Nachhaltigkeitsstrategie vom März 2001 - die ökologische Komponente der Wettbewerbsfähigkeit unterordnet. Im Frühjahr 2005 steht nun die Halbzeitüberprüfung der Lissabon-Strategie an. Unter dem vorherrschenden Paradigma der Wettbewerbsfähigkeit, unter welchem soziale und ökologische Kriterien als Hindernis angesehen werden, ist zu befürchten, dass die beiden letztgenannten Komponenten weiter geschwächt werden. Inwieweit die für Herbst 2004 geplante Überprüfung der Nachhaltigkeitsstrategie ökologisch positive Aspekte in die Lissabon-Strategie einbringen kann, ist aufgrund der de facto politisch nachgestellten Nachhaltigkeitsstrategie skeptisch zu beurteilen. Ängste schüren vor De-Industrialisierung Gemeinsam mit der Wirtschaft haben vor allem Staaten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien immer wieder Ängste vor wirtschaftlichem Slowdown und der Verlagerung von Produktionsstätten aus Europa geschürt. Für diese "De- Industrialisierung" machen sie vor allem den unflexiblen Arbeitsmarkt, hohe soziale Kosten und die zunehmenden regulativen Belastungen auf die Industrie verantwortlich. Umweltpolitische Verpflichtungen werden dabei als Belastung für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit dargestellt und nicht als eine Voraussetzung für Nachhaltige Entwicklung bzw. Anreiz für nachhaltiges Wirtschaften. 4 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Kritik der EU-Umweltverbände Auch die Europäische Nachhaltigkeitsstrategie ist kurz vor ihrer Überprüfung weit von ihren gesteckten Zielen entfernt. Der Zusammenschluss der europäischen Umweltverbände "Green 8" stellt in einer ersten Bewertung zur Umsetzung der Europäischen Nachhaltigkeitsstrategie fest, dass sie nicht als Agenda für einen wirklichen Wandel angesehen werden kann. Vielmehr fehle ein beständiger und kohärenter Ansatz innerhalb der EU-Kommission, außerdem gibt es weder eine beständige Koordination, noch eine Bewertung der Fortschritte auf allen Ebenen. Zwar erkennen die Umweltverbände in einigen Bereichen wie dem Klimaschutz oder der Landwirtschaft durchaus positive, von den Strategie ausgegangene Impulse und Fortschritte an, konkrete Auswirkungen auf die Umwelt finde man - auch unter Berücksichtigung des relativ kurzen Prozesses - bisher wenig. Insbesondere das Instrument der Folgenabschätzung habe sich als Trojanisches Pferd erwiesen: Die ursprüngliche Ausrichtung auf umweltund sozialpolitische Auswirkungen der europäischen Gesetzgebung weicht zunehmend dem einseitigen Fokus auf die Wirtschafts- und Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. Noch mehr Freiwilligkeit Dass dies zu einer Abschwächung der ökologisch verbindlichen Regeln innerhalb der EU führen kann, ist zu befürchten. So verwundert es nicht, dass mit dem Argument, zunächst müsste der ökologische Standard in den zehn neuen Ländern der EU angepasst werden, weitere ökologische Maßnahmen in der gesamten Union abgeblockt werden. Dazu kommt, dass EU-weit immer stärker auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft und "Best Practice"-Beispiele gesetzt wird - dass diese beiden Instrumente aber nur selten positive Wirkung zeigen, beweist nicht zuletzt die Unfähigkeit der Chemieindustrie, ihr eingegangenes Selbstverpflichtungsprogramm "Responsible Care" umzusetzen bzw. ihre Blockade gegen REACH. Den Cardiff-Prozess wiederbeleben Es ist zu hoffen, dass die Nachhaltigkeitsstratgie - wie geplant - vor der Halbzeitüberprüfung der Lissabon-Strategie stattfinden wird. Neben der Festlegung konkreter Maßnahmen sollten auch das Ziel des Cardiff-Prozesses, die Umweltintegration in alle Politikbereiche, in der Nachhaltigkeitsstrategie eine starke Rolle spielen. Dieser Prozess ist jedoch in Vergessenheit geraten. Die Bezugnahme auf Cardiff sollte auch Grundlage für die Überprüfung der Lissabon-Strategie werden. Zudem ist dem bis 2012 laufende 6. Umweltaktionsprogramm mit seinen weit ausformulierten Zielsetzungen für den ökologischen Bereich bei der Überprüfung der beiden Strategien mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Will man dem Wettbewerbsparadigma der Lissabon-Strategie zumindest annähernd starke ökologische Impulse entgegensetzen, geht das nicht ohne die Bezugnahme auf bereits beschlossene EU-Gesetzgebung und die schnelle Erfüllung bereits eingegangener Verpflichtungen seitens der Kommission und der Mitgliedstaaten. Zusätzlich muss der von vielen wahrgenommene Widerspruch zwischen Wettbewerbsfähigkeit und ökologisch wie sozial verbindlichen Regeln aufgelöst werden. Argumente für eine starke und verbindliche Umsetzgesetzgebung Eine starke Umweltpolitik und ihre konsequente Durchsetzung ist eine Grundvoraussetzung für die Wettbewerbsfäigkeit der EU. Nur dadurch kann die Ressourceneffizienz verbessert werden und sich Unternehmen auf den internationalen Märkten behaupten, denn die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes oder einer Region hängt zu großen Teilen auch damit zusammen, inwieweit es gelingt, Ressourcen zu schonen sowie neue und innovative Technologien zu entwickeln. Eine strenge Umweltgesetzgebung führt dazu, dass über den erhöhten Druck auf Unternehmen diese mit neuen Innovationen reagieren, durch die sie sich einen Marktvorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Innovativ sein, statt auf altmodische Industriepolitik zu setzen Für die Politik ergibt sich daraus die Aufgabe, zukünftig weniger auf altmodische und auslaufende Wirtschaftsmodelle und ihre Verfechter in den Wirtschaftsverbänden zu hören, sondern vielmehr auf neue und innovative Wirtschaftsbereiche zu setzen, die erkannt haben, dass ohne Um- Europäische Ebene T welt- und Ressourcenschutz Wettbewerbsfähigkeit nicht zu haben ist. "Business as usual"-Szenarien, die auf die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und die immer weitere Aufweichung sozialer und ökologischer Rechte setzen, werden die Wirtschaftsfähigkeit der EU wohl kaum stärken. So stellt die EUKommission in ihrer Mitteilung "Den Strukturwandel begleiten: Eine Industriepolitik für die erweiterte Union"1 ganz richtig fest, dass es keinerlei Nachweise für einen allgemeinen Prozess der DeIndustrialisierung gibt. "Stattdessen sieht sich die europäische Industrie dem Prozess des Strukturwandels ausgesetzt, der im Allgemeinen von Vorteil ist und der insbesondere durch Politiken ermutigt werden muss, die die Schaffung und die Nutzung von Wissen vereinfachen. Unter diesem Gesichtspunkt sind die ungenügenden Leistungen Europas insbesondere hinsichtlich Produktivität, Forschung und Innovation besorgniserregend." D.h., es macht wenig Sinn, jeden Industriesektor um jeden Preis zu erhalten - und mag er noch so altmodisch sein. Gewinner und Verlierer gehören zu dem kapitalistischen System, für welches sich die EUStaaten nun einmal entschieden haben, unabhängig von der Lage auf dem Weltmarkt oder strengeren Umwelt- und Sozialauflagen. Bessere Rahmenbedingungen Daraus ergibt sich für die EU die Verantwortung, in Zukunft solche Unternhemen zu unterstützen, die einen Großteil ihres Umweltbudgets eben nicht dafür ausgeben, neue wie alte Umweltgesetze zu bekämpfen, sondern solche, die auf neue Anforderungen mit der Entwicklung innovativer und neuer Technologien und Herstellungsmechanismen reagieren. Dafür muss die EU mit ihren Mitgliesstaaten die bestmöglichen Rahmenbedinungen schaffen! Dabei sollten eher die Frage nach dem "Wie?" im Mittelpunkt stehen, anstatt weiter Zeit mit dem"Warum überhaupt?" zu verschwenden. Umweltpolitische Verpflichtungen sollten sich immer an klaren Zielvorgaben orien- tieren, denn dadurch wird Unternehmen ein voraussehbarer und klarer Rahmen gegeben, nach dem sie sich richten können. Last but not least stehen die EU und ihre Mitgliedstaaten noch immer in einer Bringschuld, was umwelt- und sozialpolitische Vereinbarungen und Gesetze angeht. In der Lissabon- genauso wie in der Nachhaltigkeitsstrategie wurden eine ganze Reihe von Versprechungen gegeben, bisher aber werden in der EU Umweltgesetze chronisch schlecht umgesetzt, mehr und bessere Arbeitsplätze sind in den letzen Jahren kaum geschaffen worden, es gibt weniger sozialen Zusammenhalt und von der weltweit größten wissensbasierten Gesellschaft sind nicht nur einzelne Mitstaaten, sondern die EU als Ganzes noch weit entfernt. Niederländische Präsidentschaft: Schlau, sauber und wettbewerbsfähig? Das Motto des niederländischen Umweltministeriums "clean, clever and competitive" (schlau, sauber und wettbewerbsfähig) weckt in diesem Bereich einige Erwartungen. Immerhin hat die niederländische EU-Präsidentschaft die Überpfüfung der Lissabon-Srtategie zu einem ihrer Themen gemacht. Ein Schwerpunkt soll dabei auf der Stärkung von Öko-Effizienz innerhalb der Strategie liegen, wodurch sich die Präsidentschaft mehr Innovationen verspricht, die gleichzeitig zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und weniger Umweltbelastungen führen sollen. Hier sei noch einmal das 6. Umweltaktionsprogramm zitiert, nach dem die EU eine "bessere Ressourceneffizienz sowie eine bessere Ressourcenbewirtschaftung und Abfallwirtschaft (anstreben soll), um nachhaltigere Produktions- und Konsummuster zu erreichen; dabei sind die Ressourcennutzung und die Abfallerzeugung von der Wirtschaftswachstumsrate abzukoppeln und es wird angestrebt, dass der Verbrauch von erneuerbaren und nicht erneuerbaren Ressourcen die Belastbarkeit der Umwelt nicht überschreitet." Sollte die Stärkung der Nachhaltigkeitsstrategie vor der Lissabon-Überprüfung nicht gelingen, wird es bei der weiteren Schwächung von ökologischen und sozialen Rechten der EU-Bürgerinnen und Bürger bleiben. Damit würde es auch immer unwahrscheinlicher, dass bei der Halbzeitüberprüfung der Lissabon-Stategie und darüber hinaus das einseitig ausgerichtete Wettbewerbs- und Wachstumsparadigma hinterfragt wird. Autor/innen: Nika Greger, DNR Berlin, Tile von Damm, PerGlobal • Weitere Informationen: DNR Berlin (siehe Seite 2) Perspektiven Globaler Politik (PerGlobal), Tile von Damm Tel. 030 / 48624562 eMail: [email protected] www.perglobal.org www.nachhaltiges-europa.de Sechstes Umweltaktionsprogramm lesen! Ob sich die Präsidentschaft allerdings wirklich gegen die konservativen europäischen Industrievereinigungen durchsetzen kann und will, ist fraglich. So fehlen bisher konkrete Vorlagen, wie etwa für eine ökologische Steuerreform oder für das öffentliche Beschaffungswesen. Kritikwürdig ist ebenfalls, dass sich eine Vorlage des Umweltministers für den letzten informellen Fachministerrat zwar auf der einen Seite positiv über die Umweltgesetzgebung in der EU äußert, die niederländische Präsidentschaft aber auf der anderen Seite als eine Priorität die Reduzierung der legislativen Belastung für die Unternehmen an prominenter Stelle nennt. 1 COM(2004)274 Textende siehe Kontakt aktiv werden DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 5 Europäische Ebene T "Mehr Wettbewerb für die Europäische Union" Wirtschaft, Umwelt, Soziales: Nachhaltigkeit auf ungleichen Säulen? Im Folgenden werden die Ausrichtung auf die ökonomische Dimension und der schleichende Abbau ökologisch verbindlicher Regeln innerhalb der EU nachvollzogen. Lissabon-Strategie Ziel der Lissabon-Strategie ist es, bis zum Jahr 2010 ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt sicherzustellen. Als ergänzendes Element wurde 2001 in Göteborg die ökologische Komponente integriert. Bei der in Lissabon definierten "Offenen Koordinierungsmethode" sollen sämtliche Akteure einbezogen und die Instrumente zur Politiküberwachung und -lenkung bereitgestellt werden. Im Sinne dieser Strategie treibt eine starke Wirtschaft die Schaffung von Arbeitsplätzen voran und fördert soziale und ökologische Maßnahmen, welche wiederum eine Nachhaltige Entwicklung und sozialen Zusammenhalt gewährleisten sollen. Die Lissabon-Strategie betrifft nahezu alle Tätigkeiten der EU in den Bereichen Wirtschaft, Soziales und Umwelt. Seit ihrer Annahme ist die Strategie alljährlich Gegenstand des Frühjahrsberichts der Europäischen Kommission und Dokument auf der Tagesordnung der Frühjahrstagung des Europäischen Rates. Auf dieser Tagung bewerten die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten die im Rahmen der Strategie erzielten Fortschritte und legen fest, welche Maßnahmen vorrangig einzuleiten sind, um die Ziele von Lissabon zu erreichen. Die zentralen Elemente der LissabonStrategie sind: - die Europäische Beschäftigungsstrategie; - die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Arbeitsstandards; - die soziale Eingliederung und der soziale Schutz; - vor dem Hintergrund stabiler makroökonomischer Rahmenbedingungen die Ausschöpfung des Wachstumspotentials Europas; - ein ökologisch nachhaltiges Wachstum. 6 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Um diese Ziele zu erreichen, sollen sowohl auf Ebene der Mitgliedstaaten als auch auf Gemeinschaftsebene eine Reihe von strukturellen Maßnahmen getroffen werden. Gleichzeitig sollen die sozialen Sicherungssysteme modernisiert werden, um - ein soziales Sicherheitsnetz für alle zu schaffen; - die Renten sicher zu machen und eine langfristig finanzierbare hochwertige Gesundheitsversorgung zu ermöglichen; - die soziale Eingliederung zu fördern und die Armut zu bekämpfen. Vorrangiges Ziel der EU ist es, die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigung bis 2010 deutlich zu senken. Derzeit haben nur 64 % der Menschen im erwerbsfähigen Alter einen Arbeitsplatz. Diese Zahl soll auf 70 % steigen. Um diese Ziele zu erreichen, müssen in der neuen EU-25 bis zum Jahr 2010 22 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Nachhaltigkeitsstrategie Im Juni 2001 hat sich der Europäische Rat auf eine Strategie für Nachhaltige Entwicklung geeinigt, mit der die politische Verpflichtung der EU in den Bereichen Wirtschaft und Soziales um die Umweltkomponente erweitert werden sollte. Gleichzeitig sollte die EU-Kommission einen Mechanismus entwickeln, um sicherzustellen, dass alle wichtigen Legislativvorschläge eine sogenannte "Nachhaltige Folgenabschätzung" (sustainability impact assessment) durchlaufen, um ihre potentiellen Auswirkungen auf den wirtschaftlichen, den sozialen sowie den umweltpolitischen Bereich zu testen. Wettbewerbsrat Im Juni 2002 gründete der Europäische Rat den Wettbewerbsrat, um eine kohärente und bessere Koordinierung solcher Aufgaben, die eng mit der Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zusammenhängen, zu gewährleisten. Dieser neue Ministerrat ersetzte die vorherigen Räte für Binnenmarkt, Industrie und Forschung. Besseres Regelungsumfeld Ebenfalls im Juni 2002 hat die Kommission ihre Mitteilung über die bessere Regulierung "Aktionsplan "Vereinfachung und Verbesserung des Regelungsum- felds"1 vorgelegt. Die Mitteilung umfasst 16 Aktionen, die zum Beispiel die Verbesserung des öffentlichen Zugangs während des gesamten Werdegangs von Gemeinschaftsbeschlüssen, die angemessene Nutzung der Instrumente (mehr KoRegulierung, Selbstregulierung, freiwillige Vereinbarungen etc.), die Vereinfachung und Straffung des Gemeinschaftsrechts sowie die Gewährleistung der Qualität der verabschiedeten Rechtsakte betreffen. Ziel dieses Aktionsplans ist es, "die gemeinschaftlichen Rechtsvorschriften - zum Nutzen der Bürger - besser an das zu lösende Problem anzupassen, an die Herausforderungen der Erweiterung, an technische und lokale Gegebenheiten. In Verbindung mit einer Verbesserung der Rechtsetzungsverfahren und institutionellen Praktiken sollte eine solche Maßnahme Zeit- und Kostenersparnisse für Unternehmen wie Behörden mit sich bringen. Ziel ist es letztendlich, eine große Rechtssicherheit auf dem bald noch größeren Gemeinschaftsgebiet zu gewährleisten, den Akteuren in Wirtschaft und Sozialbereich mehr Flexibilität zu erlauben und so dazu beizutragen, die Glaubwürdigkeit des Handelns der Gemeinschaft bei den Bürgern zu stärken. Es geht nicht darum, zu deregulieren oder die Handlungsmöglichkeiten der Gemeinschaft einzuschränken." Folgenabschätzungen Damit nicht genug veröffentlichte die Kommission ebenfalls im Juni 2002 ihre "Mitteilung über Folgenabschätzungen"2 mit dem Ziel, "die Qualität und Kohärenz des Strategieentwicklungsprozesses zu verbessern und darüber hinaus einen Beitrag zu einer kohärenteren Umsetzung der europäischen Strategie für Nachhaltige Entwicklung" zu leisten. Bei der Folgenabschätzung handelt es sich um eine Aktion des "Aktionsplans Vereinfachung und Verbesserung des Regelungsumfelds". Die Umweltintegrationsstrategie des Wettbewerbsrates Im November 2002 nahm der Wettbewerbsrat einen Bericht3 über die Maßnahmen im Anschluss an die Tagung des 1 COM(2002)278 2 COM(2002)276 3 14489/02 Europäische Ebene T Europäischen Rates in Göteborg und den Weltgipfel in Johannesburg an, der sich mit der "Einbeziehung der Belange des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung in die Binnenmarktaspekte der Politik im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit" beschäftigte. In diesem Bericht werden für jedes einzelne Strategieinstrument des Berichts der Tagung des Europäischen Rates in Göteborg im Jahr 2001 ("Strategie zur Einbeziehung der Belange der Umwelt und der nachhaltigen Entwicklung in die Binnenmarktpolitik")1, 15 wenig ambitionierte Ziele, Aktionen und Indikatoren aufgeführt. Der Bericht, der sich u.a. auch auf den in Johannesburg verabschiedeten Zehn-Jahres-Plan für nachhaltigen Konsum und Produktion bezieht, fordert außerdem, die Ziele, Aktionen und Indikatoren der Umweltintegrationsstrategie für den Wettbewerbs- und Binnenmarktbereich zu aktualisieren. Diese aktualisierte Strategie sollte noch vor Ende 2003 verabschiedet werden, bis zu diesem Zeitpunkte sollte außerdem der Rat über die bereits erreichten Vorschritte bei der Umsetzung der Strategie berichten. Vereinfachung des Acquis Communautaire Im Februar 2003 veröffentlichte die Kommission eine weitere Mitteilung: "Aktualisierung und Vereinfachung des Acquis Communautaire"2 (gemeinschaftlicher Besitzstand) mit dem Ziel: - solche Gesetze die "überflüssig und unzeitgemäß" sind, abzuschaffen, um den Besitzstand zu reduzieren, ohne den rechtlichen Status zu verändern, - Gesetze zu überarbeiten, um sie kohärenter und verständlicher zu machen, wiederum ohne den rechtlichen Status zu verändern, - zu einer Verbesserung des Acquis beizutragen, um ihn benutzerfreundlicher und zugänglicher zu gestalten, - einen Prozess anzustoßen, der zu einer Modernisierung und Vereinfachung bestehender Gesetze und Politiken führt nicht, um den Acquis zu deregulieren oder zu beschneiden, sondern um veraltete Politkansätze durch bessere regulative Instrumente zu ersetzen. Frühjahrsrat 2003 Auf seiner Tagung 2003 betonte der Europäische Rat in seinen Schlussfolgerungen die Notwendigkeit, dass "wirtschaftliche und soziale Entwicklung langfristig nicht aufrechterhalten werden können ohne Maßnahmen zur Eindämmung der Umweltbelastung und zur Erhaltung natürlicher Ressourcen."3 Der Europäische Rat erklärte außerdem, dass die Effizienz und Kohärenz der bestehenden Prozesse, Strategien und Instrumente verbessert werden müssen. "Dies kann erleichtert werden durch die Stärkung des Cardiff-Prozesses zur Einbeziehung von Umweltbelangen in die verschiedenen Gemeinschaftspolitiken." Die Kommission betont besonders, dass "die europäischen Institutionen und die Mitgliedstaaten jeweils eine wichtige Rolle als "Hüter der Wettbewerbsfähigkeit" spielen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Rahmenbedingungen festzulegen, die es den europäischen Unternehmen ermöglichen werden, auf einem extrem wettbewerbsorientierten globalen Markt zu wachsen und wettbewerbsfähig zu sein." Die geeigneten Rahmenbedingungen für eine wettbewerbsfähige europäische Wirtschaft sollten durch "Folgenabschätzungen bei wichtigen Kommissionsvorschlägen" geschaffen werden, wobei "der Prozess der Folgenabschätzung auf allen Stufen des Rechtsetzungsverfahrens" erfolgen soll. Europäischer Rat Oktober 2003 In seinen Schlussfolgerungen4 stellte der Europäische Rat im Oktober 2003 fest, dass "EU-Rechtsvorschriften kein Hindernis für die Wettbewerbsfähigkeit der EU gegenüber anderen großen Wirtschaftsräumen sein dürfen. Deshalb wird die Kommission ersucht, den Auswirkungen vorgeschlagener EU-Rechtsvorschriften auf die Unternehmen durch eine umfassende Folgenabschätzung Rechnung zu tragen. Dieser Ansatz wird erstmals bei dem bevorstehenden Vorschlag über Chemikalien, den der Rat (Wettbewerbsfähigkeit) im Benehmen mit anderen Ratsformationen prüfen wird, zur Anwendung kommen, wobei insbesondere die Auswirkungen dieses Ansatzes auf die KMU (Klein- und Mittelständische Unternehmen) zu berücksichtigen sind." Auf Basis eines im Jahr 2003 durchgeführten "Screenings", einer internen Bewertung der meisten EU-Politikbereiche, stellt die Kommission die folgenden potentiellen Synergieeffekte zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Umweltpolitik in den Mittelpunkt: "Untersuchung möglicher Einsatzbereiche freiwilliger Alternativen zu verbindlichen Vorschriften und der Entwicklung einer nachhaltigen Produktionspolitik; Analyse der Voraussetzungen für die Fortentwicklung der Öko-Industrien, und der Ausgewogenheit kurzfristiger Kosten mit den langfristigen Gewinnen des nachhaltigen Umweltschutzes." Mitteilung zu einem integrierten Ansatz für mehr Wettbewerbsfähigkeit Wettbewerbsrat März 2004 In November 2003 veröffentlichte die Kommission ihre Mitteilung "Einige Kernpunkte der europäischen Wettbewerbsfähigkeit - Hin zu einem integrierten Konzept"5. Die Kommission stellt darin fest, dass "eine wettbewerbsfähige europäische Wirtschaft uns die Möglichkeit geben wird, unser Sozialmodell zu stützen, und durch einen hohen Grad an Konsumenten, Gesundheits- und Umweltschutz eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen und unseren Lebensstandard zu erhöhen." Die Kommission will im Jahr 2004 einen ausführlichen Bericht über die Ergebnisse dieses "Screening-Prozesses" vorlegen. In seinem Bericht6 an den Europäischen Frühjahrsrat verpflichtete sich der Wettbewerbsrat, "in Zusammenarbeit mit der Kommission im Laufe des Jahres 2004 im Rahmen der verschiedenen Ratsformationen eine Auswahl von Vorschlägen zu Schlüsselfragen im Hinblick darauf zu bewerten, inwieweit sie sich auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auswirken." Zusätzlich will der Rat bis 2004 "Prioritäten für die Überprüfung entsprechender Teile der bestehenden EU-Gesetzgebung vorschlagen", diese sollen auf ihre kumulative Wirkung auf die Wettbewerbs- und 3 8410/03 1 8970/01 4 15188/03 2 COM(2003)71 5 COM(2003)704 Textende siehe Kontakt aktiv werden 6 7330/04 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 7 Europäische Ebene T Innovationsfähigkeit untersucht werden, außerdem ersucht er die Kommission, "für die entsprechenden Vereinfachungen ehrgeizigere Zeitpläne aufzustellen". Für die "Bessere Rechtssetzung" will der Rat den erweiterten Prozess der Folgenabschätzung überprüfen, "um so die Dimension "Wettbewerbsfähigkeit" verstärken zu können." "Das rechtliche Umfeld muss nicht nur dem Grundsatz der Gerechtigkeit und der Effizienz, sondern auch dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit genügen und darf die Unternehmenstätigkeit nicht lähmen." Hinsichtlich der "Risiken" einer "Deindustrialisierung und einer Verlagerung der Wirtschaftstätigkeit" befürchtet der Wettbewerbsrat, dass sich die europäische Wirtschaft "insbesondere Herausforderungen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit und der Umstrukturierung gegenübersehen könnte, die sich aus künftigen umweltpolitischen Verpflichtungen ergeben". Der Rat benennt kein einziges positives Beispiel, welches sich aus den Synergien zwischen umweltpolitischen Verpflichtungen und Wettbewerbsfähigkeit ergeben könnte. Außerdem fehlt der Hinweis auf die wichtigste umweltpolitische Maßnahme aus dem Bericht der Kommission an den Frühjahrsrat: den Aktionsplan für Umwelttechnologie1. Zu guter Letzt forderte der Rat, "in dem Prozess der Festlegung der Verpflichtungen, die während der nächsten Phase (nach 2012) der Strategie im Bereich Klimaänderungen im Hinblick auf die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie eingegangen werden müssen, umfassend konsultiert zu werden." Frühjahrsrat 2004 Der Europäische Rat hielt in seinen Schlussfolgerungen2 fest, dass durch eine bessere Rechtsetzung sowohl auf europäischer als auch auf einzelstaatlicher Ebene Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität verbessert werden können. Er "begrüßt die kürzlich von vier Vorsitzen3 gemeinsam vorgelegte Initiative für eine bessere 1 COM(2004)29 2 9048/04 3 Initiative von Irland, den Niederlanden, Luxemburg und Großbritannien 8 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Rechtsetzung, und er ruft den Rat auf, ein Aktionsprogramm zu verfolgen, mit dem diese Initiative im Laufe des Jahres vorangebracht werden soll. Er begrüßt die Entschlossenheit der Kommission, die integrierte Gesetzesfolgenabschätzung in Zusammenarbeit mit dem Rat und dem Europäischen Parlament entsprechend der Interinstitutionellen Vereinbarung "Bessere Rechtsetzung" noch weiter zu verfeinern, wobei insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit im Vordergrund steht, und eine Methode zur Messung des Verwaltungsaufwands für Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Rat auszuarbeiten. Der Europäische Rat fordert die Kommission auf, die Auffassung des Rates hinsichtlich der Prioritätsbereiche und des Zeitrahmens für die Vereinfachung zu berücksichtigen. Er fordert ferner die Mitgliedstaaten auf, sich zu verpflichten, ihre eigenen Reforminitiativen im Bereich der Rechtsetzung rascher voranzutreiben. Er wird sich auf der Tagung des Europäischen Rates im November 2004 erneut mit der Frage einer besseren Rechtsetzung befassen." Im Bereich Umweltschutz erkennt der Rat an, dass "Wachstum durch eine bessere Politikintegration und nachhaltigere Konsum- und Produktionsmuster von den negativen Auswirkungen auf die Umwelt abgekoppelt werden muss." Er bestätigt außerdem die Verpflichtung der EU, die Kioto-Ziele zu erfüllen und will auf der Frühjahrstagung 2005 "verschiedene Strategien - einschließlich Zielvorgaben - zur mittel- und langfristigen Emissionsverringerung" prüfen. Zur Vorbereitung dieser Beratungen fordert er die Kommission auf, eine Kosten-NutzenAnalyse zu erstellen, in der "sowohl Umweltaspekte als auch Fragen der Wettbewerbsfähigkeit berücksichtigt werden." "Der Europäische Rat begrüßt den Aktionsplan für Umwelttechnologie und ruft zu seiner raschen Umsetzung auf. Er bittet die Kommission und die EIB, die Mobilisierung der Palette der Finanzinstrumente zur Förderung dieser Technologien zu prüfen. Er wird auf seiner Frühjahrstagung im nächsten Jahr einen Bericht der Kommission über die beim Aktionsplan insgesamt erreichten Fortschritte prüfen, in dem auch dargelegt werden sollte, wie die Union Entwicklungen fördern kann, die Vorteile sowohl für die Umwelt als auch für das Wachstum mit sich bringen, d.h. bei denen Verbesserungen im Bereich Umweltschutz zur Verwirklichung der wirtschaftlichen und sozialen Ziele der Lissabonner Strategie beitragen können." Auf seiner Tagung benannte der Europäische Rat den früheren niederländischen Ministerpräsidenten Wim Kok als Vorsitzenden für eine hochrangige Arbeitsgruppe, die eine Abschätzung der LissabonStrategie vorlegen soll. Diese Arbeitsgruppe soll die Kommission bei ihren Vorschlägen zur Halbzeitüberprüfung der Lissabon-Strategie unterstützen, die für den Frühjahrsrat 2005 vorgelegt werden sollen. Die Gruppe soll der Kommission vor dem 1. November 2004 berichten. Zum Schluss fordert der Europäische Rat die Mitgliedstaaten dazu auf, "Reformpartnerschaften ins Leben zu rufen, an denen die Sozialpartner, die Zivilgesellschaft und die Behörden im Einklang mit den einzelstaatlichen Regelungen und Gepflogenheiten beteiligt werden. Diese einzelstaatlichen Reformpartnerschaften sollten ergänzende Strategien für den Wandel auf den Weg bringen, die sich auf die breite Palette der in der Lissabonner Agenda erfassten Politikbereiche - Wirtschaft, Soziales und Umwelt - beziehen. Diese Strategien sollten sich in klaren einzelstaatlichen Politiken und Zielen niederschlagen und sollten von den Regierungen bei der Erstellung der nationalen Beiträge zur Halbzeitüberprüfung der Lissabonner Agenda berücksichtigt werden." Mitteilung über die Industriepolitik für die erweiterte Union Am 20. April 2004 hat die Kommission die Mitteilung "Den Strukturwandel begleiten: Eine Industriepolitik für die erweiterte Union"4 angenommen. Die Analyse der Kommission kommt zu dem Schluss, dass es keinerlei Nachweise für einen allgemeinen Prozess der De-Industrialisierung gibt. "Stattdessen sieht sich die europäische Industrie dem Prozess des Strukturwandels ausgesetzt, der im Allgemeinen von Vorteil ist und der insbesondere durch Politiken ermutigt werden muss, die die Schaffung und die Nutzung von Wissen vereinfachen. Unter diesem Gesichtspunkt sind die ungenügenden Leistungen Europas insbesondere hinsichtlich Produktivi- 4 COM(2004)274 Europäische Ebene T tät, Forschung und Innovation besorgniserregend." ner Verbesserung der Effizienz der Wirtschaft beitragen." probleme und Auswirkungen der Umweltverschmutzung gerechtfertigt sein. Die Kommission fordert eine Industriepolitik zur Begleitung des Prozesses dieses Strukturwandels mit folgenden Maßnahmen: Gleichzeitig stellt die Kommission fest, dass die Regulierung zwar "potentiell die Effizienz der Ressourcenallokation verbessert", sie aber auch "zu einer erheblichen Umverteilung" führt und so "Gewinner" und "Verlierer" schafft. Allerdings müssen unterschiedliche Ansätze auf nationaler Ebene sorgfältig geprüft werden um sicherzustellen, dass sie in ihrer Wirkung und in rechtlicher Hinsicht mit dem Binnenmarkt verträglich sind. Der grenzüberschreitende und globale Charakter vieler Umweltbedrohungen fordert Aktionen, die jenseits der Fähigkeit eines einzelnen Landes oder einer einzelnen Region liegen. 1.) Die EU muss ihre Anstrengungen um eine bessere Rechtsetzung fortsetzen und so einen regulatorischen Rahmen schaffen, der günstig für die Industrie ist. Zwar erkennt die Kommmission im Rahmen des integrierten Verfahrens der Verträglichkeitsprüfung von Vorschlägen und Initiativen der Kommission die drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung an, will aber die Bewertung der Dimension "Wettbewerbsfähigkeit" vertiefen. Daneben fordert die Kommission, dass Anstrengungen unternommen werden, um die kumulativen Auswirkungen von Regulierung besser zu verstehen, zum Beispiel auf Sektorebene. Die Reform der europäischen Chemikalienpolitik ist als ein Beispiel für bessere Konsultationen genannt, die Kommission hebt hervor, dass vor allem die Ergebnisse der Internetkonsultation über REACH zu Einsparungen von 80 % der direkten Kosten der Industrie geführt hätten, vergisst aber zu erwähnen, dass dies gleichzeitig mit der Abschwächung von Maßnahmen einhergegangen ist, die es ermöglicht hätten, Chemikalien besser zu kontrollieren. 2.) Die Kommission fordert, Synergien zwischen den verschiedenen Politiken der Gemeinschaft, die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie haben, besser zu nutzen. Die Entwicklung einer nachhaltigen Produktionspolitik soll dabei einen positiven Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Industrie leisten. Die Kommission beschreibt weiterhin die Auswirkungen der Umweltpolitik auf die europäischen Unternehmen und kommt zu folgenden Ergebnissen: "Die Regulierung im Umweltschutzbereich konzentrieren sich hauptsächlich auf die Schaffung und die Zuteilung (oder die Umverteilung) von Eigentumsrechten, was den Gebrauch und die Verschmutzung von Umweltressourcen betrifft. Indem man die Interessenten zwingt, die wachsende Knappheit der Umweltressourcen zu berücksichtigen, kann die Regulierung zu ei- Textende siehe Kontakt "Das Endergebnis von Umweltschutzregulierung in Bezug auf Kosten ist, dass für bestimmte Unternehmen oder Sektoren die Produktion teurer werden wird. Wenn es darauf ankommt, eine richtige Vorstellung von den Kosten der Umweltschutzregulierung für die Unternehmen zu erhalten, so ist es letztendlich die Wirkung dieser Kosten auf die Innovationsfähigkeit, die Rentabilität, die Preise und die Nachfragedynamik, die zählt." Diese Wirkung hängt nach Meinung der Kommission in hohem Maße ab - von der Art der Regulierung, - das heißt, wie sich diese auf Inputs, Produktionsprozess oder Endprodukt auswirkt; - auf die Art, wie die betroffenen Unternehmen Technologien zur Verminderung von Umweltverschmutzung finanzieren; und - von den Marktstrukturen (Elastizität der Nachfrage, Grad der Exponiertheit im internationalen Wettbewerb). Auf der Nutzenseite kommt die Kommission zu dem Ergebnis, dass durch Umweltschutzregulierung "einige Unternehmen oder Sektoren von positiven Wirkungen in Bezug auf Nachfrage und Beschäftigung profitieren werden, die ohne solche Regulierung nicht eingetreten wären. Sie müsste auch zu verringerten Inputkosten führen, sowohl für die regulierten Industrien, indem sie dort zu einer besseren Nutzung der Ressourcen anhält, als auch für die Industrien, die schließlich von weniger verschmutzten Inputs profitieren und von reduzierten Kosten für die Gesundheit der Arbeiter und das öffentliche Gesundheitswesen." "Die Existenz gemeinsamer Regeln im Bereich Umweltschutz auf Ebene der EU gewährleistet gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmen, die innerhalb des Binnenmarktes operieren. Unterschiede in der Strenge von Umweltschutzvorschriften zwischen Ländern können durch Unterschiede in Bezug auf Umwelt- aktiv werden Maßnahmen, die ausschließlich auf EUEbene ergriffen werden, zum Beispiel um die Ozonschicht wieder herzustellen oder Treibhausgasemissionen zu verringern, reichen nicht aus. Diese Fragen erfordern globale Maßnahmen und konzertierte multilaterale Anstrengungen. Daher ist es notwendig, die Teilnahme und den gleichwertigen Beitrag von Europas Haupthandelspartnern sicherzustellen, wenn Maßnahmen ins Auge gefasst werden. " Unter der Überschrift: "Schaffung der Voraussetzungen für den Aufbau einer nachhaltigen Produktion" fordert die Kommission die folgenden drei Maßnahmen: - Entwicklung der Voraussetzungen für eine nachhaltige Produktion: In 2004 will die Kommission einen politischen Rahmen für die Förderung der nachhaltigen Produktion auf Unternehmensebene vorschlagen. Das Ziel dieser Maßnahme wird allerdings nicht deutlich. - Förderung "sauberer" Energien und Technologien: die Kommission benennt lediglich ihren Aktionsplan für Umwelttechnologie. Spezielle Initiativen scheinen nicht geplant. - Förderung des sozialen Dialogs unter Einschluss sektoraler Fragen: die Kommission benennt lediglich die "Sozialpartner". In Bezug auf die "Stärkung der internationalen Dimension der Umweltpolitik" definiert die Europäische Kommission Grundsätze, "um ein geeignetes Maß an Ausgewogenheit der drei Pfeiler einer nachhaltigen Entwicklung1 beim Aushandeln multilateraler Umweltabkommen sicherzustellen. Dadurch sollen bei den Verhand1 ökologische Tragfähigkeit, soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Stabilität DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 9 Europäische Ebene T lungsmandaten der Europäischen Kommission insbesondere Wettbewerbsfähigkeit bzw. Kosten-Nutzen-Rechnungen berücksichtigt werden. Ferner ist die Kompatibilität der internationalen Verpflichtungen der Europäischen Union mit den internen Rechtsvorschriften sicherzustellen." Gang gebracht wurden, handele es sich lediglich um zaghafte Anfänge. Beim Verkehrssektor z.B. verweist die Kommission auf Fortschritte in der Kraftstofftechnik, fügt aber hinzu, dass sich die Emissionen wegen des enorm angestiegenen Verkehrsaufkommens trotzdem erhöht haben. der jährlichen Kraftfahrzeugsteuer und der Zulassungssteuer von Personenkraftwagen, die niedrigere CO2- Emissionen stärker fördert und besser mit dem Binnenmarkt vereinbar ist. Autorin: Nika Greger, DNR Berlin, EU-Koordination Wettbewerbsrat Mai 2004 Der Wettbewerbsrat hat auf seiner Tagung Schlussfolgerungen über die "Wettbewerbsfähigkeit und Innovation/Bessere Rechtssetzung" angenommen. Der Rat erkennt immerhin an, dass "die bessere Rechtsetzung eine gemeinsame Verpflichtung der Europäischen Organe und der Mitgliedstaaten ist, alle Politikbereiche betrifft, den wirtschaftlichen, sozialen und umweltbezogenen Aspekten der nachhaltigen Entwicklung Rechnung tragen muss und auf lange Sicht kontinuierliche Bemühungen erfordert". Arbeitsdokument der Kommission zum Cardiff-Prozess In ihrem Arbeitsdokument "Einbeziehung von Umweltbelangen in andere politische Bereiche - eine Bestandsaufnahme des Cardiff-Prozesses"1 vom 1. Juni hat die EU-Kommission die Fortschritte des 1998 begonnen Cardiff-Prozesses bewertet und neue Empfehlungen für die darin genannten Ziele ausgegeben.2 Das Dokument beurteilt, inwieweit integrative Strategien entwickelt und umgesetzt wurden. Außerdem werden zukünftige Herausforderungen und Probleme für jeden Sektor thematisiert. Die Kommission kommt zu dem Ergebnis, dass die Strategien meistens noch aus Absichtserklärungen ohne greifbare Ergebnisse oder Ergebnisabsichten bestehen. Auch bei den konkreten Maßnahmen, die in den einzelnen Sektoren bereits in 1 COM(2004)394 2 "Cardiff" steht für die Strategie, Umweltbelange nach und nach in alle politischen Entscheidungen der EU mit aufzunehmen. Beschlossen wurde diese Strategie 1998 bei der Tagung der Staats- und Regierungschefs in der walisischen Hafenstadt. Noch vor Ort wurden neun Sektoren bestimmt, für die Strategien für die Umsetzung erarbeitet werden sollten: Landwirtschaft, Verkehr, Energie, Industrie, Binnenmarkt, Entwicklung, Fischerei, Wirtschaft, Finanzen und Außenpolitik. 10 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Die Außenministerien haben eine Strategie für umweltpolitische Auseinandersetzungen in Politik und Handel auf internationaler Ebene entworfen. Mit Hilfe eines informellen Netzwerks soll die "grüne" Diplomatie zur Verständigung mit Drittländern über Umweltfragen verbessert werden. Weitere Herausforderungen, so heißt es im Kommissionspapier, seien die Einbringung von Umweltaspekten in die Verhandlungen mit der Welthandelsorganisation (WTO) sowie in regionale und bilaterale Handelsabkommen. Tenor der Kommissionschrift ist, dass die im Cardiff-Prozess angestrebten Ziele nicht nur nicht verwirklicht wurden, sondern anscheinend bei den Staats- und Regierungschefs in Vergessenheit geraten sind. Deshalb spricht die Kommission Empfehlungen aus, die vor allem die verstärkte Mitarbeit der Mitgliedstaaten fordern. Diese sollen "marktwirtschaftliche Instrumente" einsetzen, um Umweltziele kosteneffizienter verwirklichen zu können. Eine weitere Empfehlung ist die Aufnahme von vier weiteren Sektoren in den CardiffProzess: Tourismus, Forschung, Kohäsionspolitik und Bildung. Um Umweltpolitik in die Wettbewerbspolitik der EU zu integrieren, benennt die Kommission u.a. die folgenden Maßnahmen: - Umsetzung von REACH, - Mitteilung über nachhaltige Produktionsmuster (geplant für 2004) - thematische Strategie für Abfallvermeidung und -recycling, - Aktionsplan für Innovation (geplant für 2004) - Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen (geplant für 2004) - Erlass der Rahmenrichtlinie über die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Produkte, - Überprüfung des Gemeinschaftsrahmens für staatliche Umweltschutzbeihilfen (Zeitraum 2004-2007), - Vorschlag der Kommission zur Umstrukturierung der steuerlichen Grundlagen Diese Zusammenstellung beruht auf einer englischsprachen Vorlage von Michael Minter, Danish Society for Nature Conservation. • Weitere Informationen Europäische Kommission, Rue de la Loi 200, B-1049 Bruxelles Tel. 0032 2 / 299-1111 Dokumente im Internet: http://europa.eu.int/eur-lex/de ("Gesetzgebung" - "Suche mit der Nummer des Dokuments") Europäische Ebene T Empfehlungen der EU-Nachhaltigkeitsräte "The Kinsale Challenge": Stellungnahme des EEAC-Netzwerks Das EU-Netzwerk der Europäischen Umwelt und Nachhaltigkeitsräte (European Environment and Sustainable Development Advisory Councils Network, EEAC) begann seine Arbeit 1993 ein Jahr nach dem UN-Gipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio. Seine Mitglieder gehören den nationalen Umwelt- und Nachhaltigkeits-Räten an, mittlerweile sind mehr als 30 Räte aus 20 europäischen Ländern (inklusive einigen der neuen EU-Mitgliedstaaten) Mitglieder des Netzwerkes, das sich vor allem dem innereuropäischen Informationsund Erfahrungsaustausch widmet. 2001 gründete sich unter dem Dach des EEAC eine Arbeitsgruppe verschiedener nationaler Räte für Nachhaltige Entwicklung (WG-Sustainable Development). Die in der Arbeitsgruppe vertretenen Räte sind in der Regel von den jeweiligen Regierungen mit der Aufgabe betraut, diese bezüglich der Aufstellung und Durchführung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategien zu beraten. Die Empfehlungen aus "The Kinsale Challenge" an die EU und die Mitgliedstaaten betreffen v.a. folgende Schwerpunkte: - Der Zusammenhang zwischen dem Lissabon-Prozess und der EU-SDS, - Die Verbindung zwischen nationalen Nachhaltigkeitsstrategien und der europäischen Strategie, - Die bessere Einbeziehung von zivilgesellschaftlichen Akteuren und Interessensgruppen bei der Vorbereitung und Umsetzung von nationalen Nachhaltigkeitsstrategien und der EU-SDS, - Neue Themen, die in einer überarbeiteten EU-SDS Berücksichtigung finden sollten. Nachfolgend wird "The Kinsale Challenge" im Wortlaut wiedergegeben. Gastautorin: Claudia Koll, Geschäftsstelle des Rates für Nachhaltige Entwicklung • Weitere Informationen Die Arbeitsgruppe WG-SD konzentriert sich vor allem auf die europäische Ebene der Nachhaltigkeitspolitik, sowie auf Verknüpfungen zwischen den unterschiedlichen nationalen Nachhaltigkeitsstrategien und auf Verbindungen zwischen der europäischen und den nationalen Politiken. Die Arbeitsgruppe erarbeitet momentan eine Bewertung "Sustaining Sustainability" (siehe Seite 14). Hierbei handelt es sich um ein gemeinsames Forschungsprojekt, im Rahmen dessen die nationalen Nachhaltigkeitsstrategien (NSDS) in acht EUMitgliedstaaten, die Rolle der jeweiligen nationalen Räte für Nachhaltige Entwicklung (NCSD) im NSDS-Prozess und Möglichkeiten der Verknüpfung und Schaffung von Synergie-Effekten zwischen den nationalen Strategien und der EU-Nachhaltigkeits-Strategie (EU-SDS) untersucht werden. Außerdem verfasste die Arbeitsgruppe bisher drei Empfehlungen zur Stärkung der Nachhaltigen Entwicklung in Europa. Die jüngste dieser Empfehlungen wurde unter dem Titel "The Kinsale Challenge" im April vom EEAC verabschiedet. Textende siehe Kontakt aktiv werden Claudia Koll, Rat für Nachhaltige Entwicklung, Reichpietschufer 50, 10785 Berlin Tel. 030 / 254917-83, Fax -85 eMail: [email protected] www.nachhaltigkeitsrat.de www.eeac-network.org Dokumentation The Kinsale Challenge Nachhaltige Entwicklung in der EU stärken Mitglieder und Abgeordnete des EU-Netzwerks der Europäischen Umwelt und Nachhaltigkeitsräte (EEAC) trafen sich in Kinsale in Irland vom 15.-17. April 2004 während einer Konferenz über Nachhaltige Entwicklung, die gemeinsam durch die Irische Präsidentschaft und Comhar, der irischen Partnerschaft für Nachhaltige Entwicklung organisiert wurde. Als Ergänzung zu den generellen Schlussfolgerungen der Konferenz stimmten die anwesenden Mitglieder und Abgeordneten des EEAC zu, die folgenden Herausforderungen an die Europäische Union und ihre Institutionen und Mitgliedstaaten bezüglich des Fortschrittsbericht der EUNachhaltigkeits-Strategie und des Lissabon-Prozesses vorzuschlagen, die in den Jahren 2004 und 2005, unter Einbeziehung der Erweiterung der Union auf 25 Mitglieder, durchzuführen sind. Wie im neuen europäischen Verfassungsentwurf erkennbar, muss Nachhaltige Entwicklung im Zentrum von Vision und Praxis des neuen Europa stehen. Die Zielvereinbarungen eines ökonomischen Erfolges, das Gemeinwohl sowie der Schutz der Umwelt müssen besser als gegenwärtig erkennbar in die Praxis und Politik der Europäischen Union integriert werden. Die Fortschrittsberichte zur Europäischen Nachhaltigkeits-Strategie und zum Lissabon-Prozesses, die dieses Jahr zeitgleich mit der Erweiterung der Union stattfinden, sind eine einzigartige Möglichkeit, zu einer besseren Kohärenz zwischen den drei Säulen der nachhaltigen Entwicklung (Ökologie, Soziales, Ökonomie) in der europäischen Politik und den Aktionsprogrammen zu gelangen. Die Beauftragten des EEAC rufen deshalb die Europäische Union, ihre Institutionen und die Mitgliedstaaten auf sicherzustellen, dass - der Fortschrittsbericht zur Europäischen Nachhaltigkeitsstrategie zu einer artikulierten und maßgebenden Erklärung für eine langfristige Nachhaltigkeitsvision und zu konkreten Zielen für die EU führt, welche die Arbeit aller relevanten Formationen der EU leitet; DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 11 Europäische Ebene T - der Fortschrittsbericht zum LissabonProzesses, wie beim Frühjahrsgipfel im März 2004 vereinbart, dem Fortschrittsbericht der Göteborg-Beschlüsse und der Europäischen Nachhaltigkeitsstrategie volle Rechnung trägt. Die jährliche Überprüfung der Lissabon-Strategie sollte in Rahmen und Richtung ausgeweitet werden, so dass sie die Möglichkeit einer echten jährlichen Bestandsaufnahme des Fortschritts der EU in Richtung von langfristigen Nachhaltigkeitszielen, die durch die Nachhaltigkeitsstrategie definiert sind, erhält. - Letztendlich muss die Umweltdimension des Lissabon-Prozesses gestärkt und der Cardiff-Prozess revitalisiert werden, vor allem mit Blick auf die weitere Priorisierung einer Entkopplung von ökonomischem Wachstum von umweltschädlichen Trends, wie beispielsweise dem weiteren Anstieg von Treibhausgasen. - der Fortschrittsbericht über die finanziellen Perspektive gleichermaßen der Umwelt-Dimension besser Rechnung trägt und sicherstellt, dass EU-Fonds effizienter und effektiver zur Unterstützung der Nachhaltigkeitsbelange eingesetzt werden. - Ausschreibungen bei allen öffentlichen Institutionen und die öffentliche Auftragsvergabe sollten mit Nachhaltigkeitskriterien sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene verbunden werden; - Nachhaltigkeit größere Aufmerksamkeit im Erweiterungsprozess erhalten sollte, damit sichergestellt wird, dass die europäischen Zielsetzungen zukünftig vollständig von den Beitrittsstaaten erfüllt werden. Dadurch könnten potentiell umwelt- und naturschutzschädliche Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität in den Beitrittsstaaten verhindert oder abgemildert werden. - die Nachhaltigkeits-Ethik auf allen Ebenen besser kommuniziert und in allen Teilen der Gesellschaft diskutiert wird. - die Förderung der Entwicklung und Fortschreibung von nationalen Strategien in jedem Land der EU, um eine umfassende und aktuelle Berichterstattung zu ermöglichen; - die Definition einer gemeinsamen Vision von Nachhaltigkeit in Europa sowie die Entwicklung gemeinsamer Ziele und Maßnahmen, da Effektivität bei der Umsetzung eine europäische Koordination notwendig machen, während gleichzeitig andere Angelegenheiten und Bereiche identifiziert werden sollten, die besser in den nationalen Strategien aufgehoben sind; - die Förderung von "best practice" bei der Aufstellung und Umsetzung der Strategien sowie die Aufforderung an alle Mitwirkenden und Interessensgruppen, den eigenen Verpflichtungen nachzukommen; - dem Monitoring-Prozess auf nationaler und europäischer Ebene durch geeignete Schlüsselindikatoren mehr Nachdruck zu verleihen; - die Stärkung und Förderung von politischer Führung für Nachhaltigkeit in der EU; - die Vereinfachung des Austauschs von Ideen und Lösungen sowie des wechselseitigen Lernen zwischen unterschiedlichen Ländern und verschiedenen Interessensgruppen. Generell sollten - zur gegenseitigen Unterstützung und Stärkung - nationale Nachhaltigkeitsstrategien mit der europäischen Nachhaltigkeitsstrategie klarer und expliziter verknüpft werden. Der Fortschrittsbericht zur Europäischen Strategie sollte als Gelegenheit für eine neue EUInitiative zur Stärkung der Effektivität der nationalen Strategien genutzt werden. Wir fordern eine Europäische Initiative bei der Erarbeitung des Fortschrittsberichts zur EU-Nachhaltigkeitsstrategie, um die Entstehung von nationalen Räten in jedem Land der EU zu begünstigen, damit diese entsprechende Leitlinien etablieren können. Eine solche Initiative sollte beinhalten: 12 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Um ein breiteres öffentliches Verständnis und öffentliche und politische Unterstützung für Nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist es entscheidend, dass Interessensgruppen aller Art eng an der Vorbereitung und Umsetzung der europäischen und nationalen Strategien beteiligt werden. Zusätzlich müssen bestehende Allianzen für Nachhaltige Entwicklung ausgeweitet und vertieft werden. Vor allem die nationalen Nachhaltigkeitsräte, sofern sie geeignet zusammengesetzt sind, können in diesem Zusammenhang eine wertvolle Rolle spielen. Als zusätzliche Unterstützung für eine bessere Kommunikation und ein verstärktes Engagement der Zivilbevölkerung empfehlen wir die Gründung eines unabhängigen Beirats für Nachhaltige Entwicklung auf europäischer Ebene mit einer angemessenen Verknüpfung zu den nationalen Räten. Dieser Beirat sollte zur Entwicklung der Agenda, zum Monitoring und zu besseren partizipativen Prozessen beitragen. Darüber hinaus ist es notwendig, dass das Europäische Parlament und der Europäische Wirtschafts- und Sozialrat (EESC) die Bemühungen im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung verstärken (möglicherweise durch die Gründung oder Aufwertung entsprechender Komitees oder Arbeitsgruppen), um durch ihre Verbindungen die Kooperation mit Interessensgruppen auf nationaler und europäischer Ebene zu intensivieren. Als strategische Ausrichtung unterstützen wir die von der Kommission bereits erarbeiteten Prioritäten für den Fortschrittsbericht und begrüßen die kreative vorbereitende Arbeit des EESC. Wir unterstützen ebenfalls die detaillierten Vorschläge, die auf der Kinsale-Konferenz entstanden sind. Aus unserer Sicht sind die folgenden Punkte die Hauptherausforderung für eine überarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie: - Umsetzung der Verpflichtungen von Johannesburg sowohl innerhalb der EU als auch auf globaler Ebene, - Stärkung der Synergien zwischen Umwelt, Naturschutz, Ökonomie und sozialen Zielen einschließlich Gesundheit, - Energie, Klimawandel, Kioto-Protokoll und die Langzeitperspektive jenseits des Protokolls, - Entwicklung einer nachhaltigeren Verkehrspolitik, die den Transport auf Straße, Schiene und Luft umfasst, - Umweltsteuer und andere Wirtschaftsinstrumente, - bessere Reflexion der Nachhaltigkeitskriterien bei der Planung und Umsetzung der Strukturfonds einschließlich systematischer und wirksamer Anwendungen strategischer Umweltverträglichkeitsprüfung, - effektiver Aktionsplan zur Umsetzung des Göteborg-Ziels, dem Biodiversitätsverlust bis 2010 Einhalt zu gebieten, - weitere Reform von GAP (Gemeinsamer Agrarpolitik) und GFP (Gemeinsamer Fischereipolitik), um die nachhaltige Nutzung der Ressourcen zu unterstützen, einhergehend mit einer effektiven Umsetzung dieser Reformen, - effektiver Schutz und ausgewogenes Management der natürlichen Ressour- Europäische Ebene T cen, einschließlich Böden, Wasser und Ozeane sowie eine nachhaltige Landnutzung; - Einführung eines neuen Umwelt-Investment-Fonds. Ein neues nachhaltiges Wirtschaftsmodell muss entwickelt werden, das der Verbesserung von Allgemeinwohl und Lebensqualität mehr Aufmerksamkeit schenkt, als der Gewinnmaximierung. Solch ein Umdenken sollte sich vor allem auch im Fortschrittsbericht der Lissabon-Strategie widerspiegeln, und durch die Entwicklung von nachhaltigen Produktions- und Verbrauchsindikatoren begleitet werden. Die EU sollte die Entwicklung von nachhaltigen Produktions- und Konsummustern entwickeln, die zu positiven Auswirkungen auf die Umwelt, größerer sozialer Gerechtigkeit und Investition in die Verbesserung der Biodiversität und Umweltqualität beitragen. Die neue Strategie sollte diese Zielvereinbarungen fördern und einer europäischen Politik folgen, die sich insbesondere für eine effiziente RessourcenNutzung einsetzt, die ein Programm für ständige Verbesserungen in Produktstandards für die Hauptprodukt-Kategorien beinhaltet und den Aktionsplan Umwelttechnologie umsetzt. Um einen nachhaltigeren Verbrauch zu fördern, empfehlen wir, dass die EU in einen Dialog mit der Öffentlichkeit und allen Interessengruppen tritt, um notwenige Verhaltensänderungen zu diskutieren, die den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft unterstützen. Konkrete Maßnahmen der EU und nationaler Regierungen sowie Innovationen der Industrie sind für einen solchen Umschwung unabdingbar. Delegierte nachfolgender EEAC-Räte haben dieses Dokument unterstützt: - Belgium Federal Council for Sustainable Development, FRDO-CFDD - Flemish Environment and Nature Council, Mina-Raad - Finland Finnish National Commission on Sustainable Development, FNCSD - Germany Council for Sustainable Development, RNE - German Advisory Council on the Environment, SRU - Hungary National Environment Council, OKT - Ireland Irish Sustainable Development Partnership, Comhar - Netherlands Advisory Council for Research on Spatial Planning, Environment and Nature, RMNO - Poland State Council for Environmental Protection, PROS - Portugal National Council for Environment and Sustainable Development, CNADS - Slovenia Council for Environment Protection, CEPRS - Sweden Environmental Advisory Council, MVB - UK Countryside Council for Wales, CCW - English Nature, EN - Joint Nature Conservation Committee, JNCC - Scottish Natural Heritage, SNH - Sustainable Development Commission, UK SDC Um die Integration der erforderlichen Prozesse und Entwicklungen für den Fortschrittsbericht zur Nachhaltigkeitsstrategie und zur Lissabon-Strategie zu fördern, empfehlen wir, dass die EU-Kommission und die Präsidentschaft eine europäische Nachhaltigkeitskonferenz initiiert, um über neue Ziele und Methoden zu diskutieren. Eine solche Konferenz könnte im Herbst 2004 am Ende des Konsultationsprozesses stattfinden und mit den Plänen des EESC über eine weitere Konsultation der Interessensgruppen über Nachhaltige Entwicklung verknüpft werden. Glossar: Prozesse und Strategien Agenda 21 Das Aktionsprogramm der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) in Rio de Janeiro (1992), das alle wesentlichen Politikbereiche einer umweltverträglichen, nachhaltigen Entwicklung der Industrie- und Entwicklungsländer anspricht. Cardiff-Strategie 1998 beschlossene Strategie, Umweltbelange nach und nach in alle politischen Entscheidungen der EU mit aufzunehmen (Umweltintegration). Lissabon-Strategie Die 2000 beschlossene Strategie für Nachhaltiges Wachstum, Beschäftigung und größeren sozialen Zusammenhalt soll die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt machen. Göteborg Integration der ökologischen Komponente in die Lissabon-Strategie als ergänzendes Element 2001. Europäische Nachhaltigkeitsstrategie 2001 beschlossene Strategie zur Erweiterung der politischen Verpflichtung der EU in den Bereichen Wirtschaft und Soziales um die Umweltkomponente. Sie wurde als dritte Säule an die Lissabon-Strategie angefügt. Nationale Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland 2002 verabschiedete Strategie, mit der eine zukunftsfähige Entwicklung in Deutschland erreicht werden soll. Das Kernstück bilden 21 langfristige und quantitative Ziele, u.a. zum Klimaschutz, zum Ausbau der erneuerbaren Energien und des ökologischen Landbaus. Johannesburg-Gipfel Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (WSSD) 2002 in Johannesburg/Südafrika Kinsale, 17.4.2004 (übersetzt aus dem Englischen: bv) Textende siehe Kontakt aktiv werden DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 13 Nationale Ebene: Vergleich T Nachhaltigkeitsräte sehen Lücke zwischen Wort und Tat sich daher, gemeinsam eine kurze Benchmark-Studie zu finanzieren, um die jeweiligen Nachhaltigkeitsstrategien kritisch zu befragen bzw. bei Abwesenheit einer Strategie die Ursachen dafür zu finden: - Belgischer Nachhaltigkeitsrat (FRDOCFDD), - Finnischer Nachhaltigkeitsrat (FNCSD), - Deutscher Nachhaltigkeitsrat (RNE), - Ungarischer Umweltrat (OKT), - Irischer Nachhaltigkeitsrat (Comhar), - Niederländischer Rat für Wissensfragen in Raumplanung, Natur, Umwelt (RMNO), - Portugiesischer Rat für Umwelt und Nachhaltigkeit (CNADS), - Schwedischer Umweltrat (MVB), - Britischer Nachhaltigkeitsrat (SDC) sowie English Nature. Nationale Nachhaltigkeitsstrategien und EU-Strategie zusammenhanglos? Inzwischen wird von immer mehr Seiten kritisiert, dass sowohl nationale als auch die Europäische Nachhaltigkeitsstrategie bisher nur weniger effektiv waren und nur zu wenig effektiven Maßnahmen geführt haben. Konkrete Änderungen in der Politik gibt es kaum und nach wie vor klafft eine Lücke zwischen Worten und Taten. Die Arbeitsgruppe "Sustainable Development" im EEAC-Netzwerk europäischer Umwelt- und Nachhaltigkeitsräte1 hat während ihrer Zusammenarbeit in den letzten Jahren2 auch Defizite bei der Kohärenz und Komplementarität zwischen der nationalen und europäischen Dimension von Nachhaltigkeit festgestellt. Von ministerialer Seite wurden in der Vergangenheit Initiativen zur Verbesserung dieser Problembereiche angestoßen: zunächst als Workshop von den Niederlanden 2002, aufgegriffen von Österreich 2003 und jüngst als Konferenz "Challenges and Opportunities for Sustainable Development in EU 25", die Bestandteil des Programms der irischen Ratspräsidentschaft war, und vom Umweltministerium gemeinsam mit dem irischen Nachhaltigkeitsrat "Comhar" veranstaltet wurde. Die EEAC-Arbeitsgruppe befand allerdings, dass trotz dieser Bemühungen die Erkenntnisse über die Struktur, die Prozesse und Inhalte nationaler Nachhaltigkeitsstrategien nach wie vor eher dünn sind. Die folgenden Räte entschlossen 1 European Environment and Sustainable Development Advisory Councils, www.eeac-network.org 2 In der Arbeitsgruppe sind seit Oktober 2002 Räte zusammengeschlossen, die primär oder sekundär im Feld nationaler und regionaler Nachhaltigkeitsstrategien engagiert sind. Sie hat bisher Kurzstellungnahmen erarbeitet ("Strengthening sustainable development in the EU", Dezember 2002 als Empfehlung an den Frühjahrsgipfel 2003 zur Überarbeitung der EU-Nachhaltigkeitsstrategie nach Johannesburg, sowie November 2003 an den Frühjahrsgipfel 2004), sowie Empfehlungsschreiben an Schlüsselakteure der EU übersandt. EEAC hat außerdem eine ausführliche Stellungnahme zur EU-Nachhaltigkeitsstrategie ausgearbeitet ("Greening Sustainable Development Strategies", Februar 2001, www.eeac-network.org), die auf einer Konferenz während der schwedischen Ratspräsidentschaft in Stockholm vorgestellt wurde. 14 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Im Gegensatz zu der im Frühjahr 2004 von der Europäischen Kommission vorgelegten Bestandsaufnahme zu nationalen Nachhaltigkeitsstrategien in allen 25 Mitgliedstaaten3 ist die EEAC-Studie selektiv; sie hat keinen breiten Ansatz, sondern versucht, Hintergründe zu erkunden, und umfasst diejenigen Mitgliedstaaten mit einem voll funktionsfähigen Nachhaltigkeitsrat. Im einzelnen wird folgenden Fragestellungen nachgegangen: 1. Prozess (siehe Abbildung 1, Seite 16) - Horizontale (und vertikale) Koordinationsmechanismen innerhalb der Regierung und Frage nach der Hauptverantwortlichkeit; - Verbindung zur europäischen Ebene; - Rolle anderer Akteure sowie die Art der Beteiligung gesellschaftlicher Akteure; - Rolle der nationalen Nachhaltigkeitsräte als Verbindungsglied zu gesellschaftlichen Akteuren. 2. Themen - Prioritäre Politikfelder mit besonderem Augenmerk auf schwierige Felder bzw. solche, die eine Politikentwicklung auf europäischer Ebene befördern würde. 3. Erfahrungen der nationalen Nachhaltigkeitsräte - Rolle der Nachhaltigkeitsräte im Gesamtprozess von Entwicklung, Umsetzung 3 Commission Staff Working Document: National Sustainable Development Strategies in the European Union. A first analysis by the European Commission. (Diese Bestandaufnahme basiert allein auf Informationen von zuständigen Ministerien). und Überprüfung der Nachhaltigkeitsstrategien; - Erfolgsfaktoren für Beratung und Kommunikation: in welchem Umfang wurden Anpassungen aufgrund von bereits gesammelten Erfahrungen vorgenommen; - Rolle nationaler Nachhaltigkeitsräte, um die Verbindung zur europäischen Ebene zu stärken. Die Studie wird im Oktober 2004 veröffentlicht und kann so in die Konsultation zur Überarbeitung der EU-Nachhaltigkeitsstrategie eingehen. In Kürze seien hier einige "Highlights" vorgestellt. Verbindung der nationalen zur europäischen Nachhaltigkeitsstrategie Generell sind die Verbindungen zwischen nationalen zur europäischen Nachhaltigkeitsstrategie dürftig bis nicht existent. Bei größeren Mitgliedstaaten4 zeigt sich das am eklatantesten, was teilweise an der Einstellung der nationalen Regierungen gegenüber der europäischen Strategie liegen dürfte (was allerdings nicht auf den Umfang an Einflussnahme auf europäische Politik im allgemeinen schließen lässt)5. Kleinere Mitgliedstaaten nahmen auf die EU-Nachhaltigkeitsstrategie überwiegend Bezug, sofern diese bei der Erarbeitung der nationalen bereits vorlag. 6 In Ungarn als neuem Mitgliedland spielt die EU-Strategie beispielsweise eine stärkere Rolle. Aber einzig Belgien hat sich intensiv, zumindest auf programmatischer Ebene, mit der EU-Strategie auseinandergesetzt, und sogar ihre prioritären Politikfelder übernommen. Die Interpretation ist hingegen eher politisch-kulturell, EU- Vorlagen oder -Vorgaben werden in dem komplizierten föderalen System mit andauernden Kompetenzstreitigkeiten und schwierigen Verhandlungsprozessen nicht unbedingt willkommen geheißen. 4 Hier: Deutschland und Großbritannien, gilt allerdings auch für das nicht untersuchte Frankreich, ebenso für Italien und Spanien. 5 Es sind z.B. auch Koordinationsmängel innerhalb des Umweltministeriums zwischen dem Europaund dem Nachhaltigkeitsreferat festzustellen. 6 Dies gilt für Portugal und Schweden, z.T. auch für Irland und Finnland. Die Geschichte der niederländischen Nachhaltgikeitsstrategie ist komplizierter, weil sie maßgeblich durch einen Regierungswechsel geprägt ist. Hier muss allerdings auch gefragt werden, ob überhaupt von einer S t r a t e g i e gesprochen werden kann. Nationale Ebene: Vergleich T In dem nahezu einzig verbleibenden Vorreiterland Schweden besteht umgekehrt der Wunsch, dass nationale Ergebnisse (stärker) auf europäischer Ebene Eingang finden. siedelt, was den typischen Nachteil mit sich bringt, dass - Nachhaltigkeitspolitik weiterhin allein mit Umweltpolitik assoziiert wird, - das Umweltministerium nicht als Primus inter Pares anerkannt wird2, und somit Koordinationsbemühungen versanden können. Rolle und Einbindung regionaler und nicht staatlicher Akteure Die Rolle und Einbindung nicht-staatlicher Akteure und der regionalen bzw. lokalen Ebene hängt in erster Linie von der Tradition und Einstellung zu "bottom-up" versus "top-down" ab. Ersteres ist am stärksten in den skandinavischen Ländern ausgeprägt, letzteres hingegen in den relativ jungen Demokratien von Portugal und Ungarn. In diesen beiden Ländern kommt hinzu, dass die Zivilgesellschaft (noch) nicht besonders gut organisiert ist, was etwas abgeschwächt auch auf Irland zutrifft. Belgien und die Niederlande haben eine ausgeprägte Kultur für Verhandlungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen, was allerdings einem neuen und innovativem Denken für Nachhaltige Entwicklung nicht zwangsläufig dienlich sein muss.1 In roßbritannien ist eine Beteiligung von Interessengruppen ebenfalls sehr üblich und wird im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie selbstverständlich praktiziert. Hier wird z.Zt. der regionalen Ebene mit dem "quasi-föderalen" Schottland und Wales besondere Aufmerksamkeit gewidmet. In Deutschland hat man sich, überwiegend aus Kapazitätsgründen bis dato auf die nationale Ebene konzentriert, über eine Verbesserung wird aber nachgedacht. Hoher horizontaler Koordinationsaufwand Im Ausmaß dann doch überraschend wird deutlich, wie hoch der horizontale Koordinationsaufwand innerhalb der Regierung ist. Hier werden durchaus Systemgrenzen erreicht, zumindest bdarf es wohlüberlegter Zuständigkeiten und aufwendiger Prozesse und Absprachen. Typischerweise wirft dies die Frage nach der zentralen Leitungsfunktion auf: Entsprechend der Geschichte des Politikfeldes war diese überwiegend im Umweltministerium ange1 Allerdings haben die Niederlande mit ihrem 4. Nationalen Umweltplan eine bemerkenswerte Initiative für Umweltintegration in drei Schlüsselsektoren (Energie, Verkehr und Landwirtschaft) gestartet ("transition processes"), im Rahmen dessen an Projekten zu Systeminnovation mit gesellschaftlichen Akteuren gearbeitet wird. Zumindest der Energiesektor erhält bis dato gute Noten. Textende siehe Kontakt Für ein solch umfassendes Thema wie Nachhaltigkeit entbehrt es nicht einer gewissen Logik, dass die Leitung beim Staatschef und in der Ausführung beim "Prime Minister Office" bzw. Kanzleramt angesiedelt ist (s. Abb. 1). Eine wichtige Variable bei dieser Frage ist die Stellung eines einzelnen Ministers, die rangiert von relativer Eigenverantwortung (z.B. Deutschland und Niederlande) zu Kollektiventscheidungen des Kabinetts (z.B. Schweden). Interessant ist, dass sich Vertreter/innen von beiden Enden des Spektrums für eine Leitung ausgeübt durch den Staatschefs entschieden haben: Auf der einen Seite die Kollektivvariante in Schweden, die eigentlich den Bedarf an "übergeordneter" Verantwortung herabsetzen würde - dennoch wurde jüngst eine Koordinationsstelle im "Prime Minister Office" eingerichtet. Argumentiert wurde hier, dass es trotz kollektiver Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie sehr schwierig war, in anderen Ministerien wirkliches Bewusstsein und Eigenverantwortlichkeit für Nachhaltigkeitspolitik zu entwickeln. In Deutschland wiederum wurde konstatiert, dass die Verankerung im Kanzleramt ein entscheidender Erfolgsfaktor war und ist, da die einzelnen Ressorts, wenn für den "eigenen" Erfolg notwendig oder zuträglich, doch durchaus von den in der Nachhaltigkeitsstrategie vereinbarten Zielen abweichen wollen, was dann wiederum nur eine übergeordnete Leitung zu verhindern weiß. Auch Portugal hat sich für diese Variante entschieden, und in Finnland lag die poli- 2 im Ggs. z.B. zum Außenministerium, das eine solche Rolle traditionell ausfüllt. Im Hinblick auf immer mehr integrierte EU-Politiken ist hier allerdings eine Art „Aufweichungsprozess“ im Gange, der wiedrum eigene Spannungsfelder und z.T. Konkurrenzverhältnisse mit sich bringt und damit zu einer schlechteren Koordination führen kann. aktiv werden tische Verantwortlichkeit schon immer beim Premierminister3. In Ungarn wurde sie von Seiten des Umweltministeriums favorisiert, ist aber nur in abgeschwächter Form umgesetzt, während in Belgien die Verantwortlichkeit überwiegend aus (partei)politischen Gründen beim "Umwelt- und Nachhahltigkeitsminister" berblieben ist. In Irland und Großbritannien stand die Frage nach Leitgung nicht wirklich zur Debatte: in Irland sind die "Wege" sowieso kurz, und in Großbritannien gibt es keine Erklärung. Bewährte Funktion der Nachhaltigkeitsräte Nachhaltigkeitsräte schließlich haben sich bewährt in ihren Funktionen als: - unabhängige Berater der Regierung, - Wächter des "holistischen" Ansatzes und für bessere Kohärenz, - Vertreter für offenen Dialog zwischen Interessengruppen, deren Vertreter wiederum Inhalte von Ratsdiskussionen in ihre Organisationen tragen, - Themensetzer, schwierige und sensible eingeschlossen (und dabei durchaus zu unerwarteten Einigungen gelangend), - Akteur für innovative Kommunikation des Themas in die (interessierte) Öffentlichkeit, sowie andere gesellschaftliche Akteure anregend. Schwierigkeiten bestehen z.T. im Verhältnis zu den traditionell starken sozialökonomischen Partnern, mit Anbindung an das Umweltministerium (s.o. Leitungsrolle), und etwas zu schwacher Ausstattung4. 3 U.a. dadurch, dass er dem Nachhaltigkeitsrat vorsitzt. Hinsichtlich der Organisation von Nachhaltigkeitsräten ist dies wiederum keine zu bevorzugende Variante: es liegt hier eine andere Funktion des Rates zugrunde, nämlich die einer Plattform für Dialog zwischen Regierung und Nichtregierungsorganisationen, die sich von den überwiegenden Funktionszuweisungen an Nachhaltigkeitsräte unterscheidet. 4 Letzteres trifft z.B. auf den portugiesischen und irischen Rat zu (sowie den ungarischen Umweltrat). Der belgische, deutsche und britische Rat ist jeweils relativ angemessen ausgestattet (gleiches gilt für den niederländischen RMNO und den schwedischen Umweltrat MVB). Der finnische Nachhaltigkeitsrat hat etwas andere Funktionen, und auch kein unabhängiges Sekretariat. DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 15 Nationale Ebene: Vergleich T Insgesamt wird bei der Studie sehr deutlich, wie sehr nicht nur unterschiedlich Startpunkte in der Sachpolitik (typischerweise in Umweltpolitik), sondern besonders auch unterschiedliche Hintergründe in politischer Kultur und Tradition, unter anderem also Governance-Fragen, bei Nachhaltigkeitsstrategien von Bedeutung sind. • Weitere Informationen European Environment and Sustainable Development Advisory Council (EEAC), Ingeborg Niestroy, Geschäftsführerin des Netzwerks, c/o RMNO, P.O. Box 93051, NL-2509 AB Den Haag Tel. 0031 70 / 3155-225, Fax -220 eMail: [email protected] www.eeac-network.org Gastautorin: Ingeborg Niestroy1 EU Nationale Regierung Stakeholders/ Civil Society Amt Ministerpräsident Gewerkschaften Ministerien Außen Entwickl. Soziales Wirtschaft Umw. EU ... Nationaler Rat für NE Strategie Energie NE NE Arbeitgeber Umwelt-/NENGOs Wissenschaft Internat. Verbraucher-NGOs ... ... Landesregierungen Regionen typ. Leitung Lokale Agenda 21 NE Leitung/Koordination des internat. Teils typische Zuständigkeiten Mitgliedschaft Kooperation Dialog © Niestroy Abbildung 1: Prozess (siehe Seite 14) 1 Die Autorin äußert in diesem Artikel persönliche Ansichten, die nicht unbedingt denjenigen von EEAC oder ihrer Mitglieder entsprechen. 16 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Nationale Ebene: Vergleich T Wir können auch anders Entwicklung anerkannt und umgesetzt werden. Dazu gilt es, die tradierte und durchaus funktionale Trennung in Ressorts, Fachdisziplinen und Politikfelder gezielt zu überwinden. Des Weiteren ist die Kultivierung einer Langfristorientierung unabdingbar, denn die zu überwindende Nicht-Nachhaltigkeit resultiert teilweise aus der herrschenden Kürze der Wahrnehmungs-, Handlungs- und Verantwortungshorizonte (meist nur Monate oder wenige Jahre). Und schließlich wird der umfassende zukunftsfähige Umbau unserer Zuschauerdemokratien nur durch eine angemessene Partizipation und Mobilisierung von Organisationen, Verbänden und von Bürger/Innen realisiert werden können. Institutionen für Nachhaltigkeitspolitik in EU-Staaten Die grundlegenden politischen Institutionen in den westeuropäischen Staaten wurden vor etwa 150 Jahren geschaffen. Sie spielten eine wichtige Rolle für die kapitalistische Industrialisierung und die damit verbundene Produktivitäts- und Reichtumssteigerung. Sie waren und sind aber auch beteiligt an der damit verbundenen extensiven Ausbeutung von Natur und Mensch, die inzwischen erkennbar kritische Grenzen (z.B. Klimawandel, Verelendung) überschreitet. Das heißt, der bisherige Zuschnitt der politischen Institutionen war maßgeblich beteiligt an den derzeitigen Fehl-Entwicklungen und ist offensichtlich auch zwölf Jahre nach dem UN-Erdgipfel 1992 von Rio de Janeiro trotz aller Verlautbarungen noch nicht in der Lage, die Nicht-Nachhaltigkeit unserer Produktions- und Lebensweise zu überwinden und eine langfristig lebensschützende und zukunftsfähige Entwicklung zu befördern. Auch die aktuellen Debatten über Wirtschaftspolitik, Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (z.B. "Agenda 2010") ignorieren diese grundlegenden Erkenntnisse und orientieren sich nicht an Nachhaltigkeit. Erfreulicherweise haben aber einige Nationalregierungen, Lokalbehörden und Parlamente inzwischen festgestellt, dass ihre bisherigen Arbeitsprozesse und -gremien nicht hinreichen, um die Herausforderung Nachhaltigkeit angemessen zu bearbeiten. Und so wurden in zahlreichen Staaten innovative Gremien geschaffen. Hier soll über einige Beispiele aus EU-Staaten berichtet werden, um zu zeigen: "Es geht auch anders".1 Politische Institutionen wurden schon immer im Laufe der Zeit verändert, was gerade in den letzten drei Jahrzehnten erfolgte. Zum Beispiel wurden für Umweltpolitik, Gleichstellung und Technikfolgenabschätzung neue politischadministrative Gremien geschaffen. Doch Nachhaltigkeitspolitik ist noch viel komplexer und extrem voraussetzungsvoll, denn u.a. müssen drei Schwierigkeiten gemeistert werden. Zuerst muss der Querschnittscharakter von Nachhaltiger 1 Vgl. dazu ausführlicher Edgar Göll/Sie Liong Thio, Nachhaltigkeitspolitik in EU-Staaten, Heidelberg: Nomos Verlag 2004 Textende siehe Kontakt Deutschland In Deutschland wurde Nachhaltigkeitspolitik nur zögerlich verfolgt. Aktivitäten starteten auf der kommunalen Ebene (Lokale Agenda 21), im Bundestag haben zwei Enquete-Kommissionen wichtige Anregungen gegeben. Dazu gehörte auch die Forderung nach Einrichtung eines Rats für Nachhaltige Entwicklung (RNE) bei der Bundesregierung, die erst 2001 erfolgte. Trotz allen Zögerns hat sich mit der rotgrünen Bundesregierung Nachhaltigkeitspolitik - wenn auch zäh und langsam verbessert. Mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und dem Staatssekretärsausschuss ("Green Cabinett") sind zwei Gremien etabliert worden, die binnen kurzer Zeit Erhebliches geleistet haben. Seit Februar 2004 arbeitet nun ein "Parlamentarischer Beirat für Nachhaltigkeit" im Bundestag. Auch auf Ebene der Bundesländer und Kommunen gibt es teilweise interessante Trends. Speziell für die letztgenannte Ebene wurde im August 2002 die bundesweite LA21Transferstelle in Bonn unterstützt (www.agenda-transfer.de). Die Bundesregierung hat im Juni 2002 die Nachhaltigkeitsstrategie "Perspektiven für Deutschland" aufgestellt und der RNE ist um Forcierung des Engagements bemüht. Mit dem Dialogprozess "Nachhaltigkeit und Gesellschaft" soll darüber öffentlich diskutiert und Verbesserungen eingebracht werden. Weitere Staaten In einigen anderen EU-Staaten gibt es ebenfalls recht positive, teilweise noch weitergehendere Entwicklungen. So wurde in Finnland bereits 1993 die "Finish National aktiv werden Commission on Sustainable Development" geschaffen. Sie berät, gibt Impulse, macht praktische Vorschläge und dort sind alle wichtigen Stakeholder vertreten (45 meist sehr hochrangige Repräsentanten). Das Plenum trifft sich unter Vorsitz des Ministerpräsidenten, während die inhaltliche Arbeit in Arbeitsgruppen erfolgt. Kürzlich wurde Nachhaltigkeitspolitik direkt dem Büro des Premierministers zugeordnet. Großbritannien In Großbritannien ist die "Sustainable Development Commission" direkt dem Premier unterstellt und hat die Aufgabe, den Nachhaltigkeitsprozess zu fördern. Innerhalb des Umweltministeriums agiert die "Sustainable Development Unit" (SDU), die als Mittelpunkt der Nachhaltigkeitspolitik gilt. Inzwischen wurden in allen Ministerien kleinere SDUs gebildet. Im Parlament kommt dem "Environmental Audit Committee" die Aufgabe bei der Umsetzung von nachhaltigen Strategien zu, und es prüft Budgetpläne und Politiken auf ihre Nachhaltigkeitswirkungen. Schweden In Schweden ist die innerhalb des Umweltministeriums angesiedelte "Swedish Environmental Protection Agency" (SwEPA) seit 1988 die zentrale Anlaufstelle für Nachhaltigkeitsfragen (z.B. Aufsicht, Regulierung, Verbreitung von Informationen und Erfahrungen). Sie hat bisher eine Nationale Kommunikationsstrategie für die Agenda 21 und den Entwurf einer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet und untersucht die Nachhaltigkeitsaktivitäten der verschiedenen Behörden und öffentlichen Einrichtungen. Das wohl wichtigste Koordinationsgremium für den Nachhaltigkeitsprozess ist das 1995 eingerichtete "Swedish National Committee on Agenda and Habitat". Dem Komitee unter Vorsitz des Umweltministers gehören zehn weitere Repräsentanten von Ministerien, Behörden und gesellschaftlichen Einrichtungen an. Im Umweltgesetz von 1999 sind auch 15 Nationale Umweltziele festgelegt, die durch entsprechende Aktionspläne konkretisiert worden sind. Die Regierung evaluiert den Nachhaltigkeitsprozess durch verschiedene Berichte. Zudem werden auch dem Parlament seit 1996 im Rahmen der jährlichen Haushaltsberatungen Nachhaltigkeitsberichte der Ministerien vorgelegt. DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 17 Nationale Ebene: Vergleich Belgien In Belgien begleitet und koordiniert das "Federaal Planbureau" mit einer speziellen Task Force den Nachhaltigkeitsprozess und legt Regierung und Parlament alle zwei Jahre einen Nachhaltigkeitsbericht vor. Jeder Minister muss jährlich berichten, welchen Beitrag das eigene Ministerium zur Erfüllung des Nationalen Nachhaltigkeitsplans leistet, und es ist gesetzlich verankert, dass das Parlament jedes Jahr eine Debatte zu Stand und Perspektiven des Nachhaltigkeitsprozesses führt. T und Verfahren fundiert zu begründen. Prämisse hierfür sollte die Erkenntnis von Albert Einstein sein: "Man kann die Probleme nicht mit den Denkweisen lösen, die zu ihnen geführt haben." Und neue politische Institutionen und Beteiligungsgremien sind nach aller bisheriger Erfahrung eine notwendige Bedingung für Fortschritte in der Nachhaltigkeitspolitik. Die nationalen Gremien müssen verbessert und ausgebaut, und schließlich auf EU-Ebene verknüpft werden, damit eine spürbare Umsteuerung der herrschenden nichtnachhaltigen Politik endlich erfolgen kann. Praxis in den EU-Staaten Die Praxis in den EU-Staaten zeigt, dass die Nachhaltigkeitsinstitutionen entsprechend der jeweiligen nationalen Rahmenbedingungen, politisch-kulturellen Traditionen und situativen Bedingungen unterschiedlich positioniert und ausgestaltet sind. Sowohl innerhalb der Gremien als auch in deren Umfeld sind Bewegungen und Persönlichkeiten engagiert, die mit hohem Innovations- und Veränderungswillen arbeiten und immer wieder Impulse für eine Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitspolitik geben. In diesem Sinne eröffnen die meisten Nachhaltigkeitsinstitutionen immer mehr und bessere Chancen für eine Nachhaltige Entwicklung. Selbst wenn ihnen nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen, sind sie häufig in der Lage, personelle und anderweitige Ressourcen gesellschaftlicher Akteure zu mobilisieren. Die Nachhaltigkeitsinstitutionen in allen untersuchten Staaten spielen in Bezug auf Zukunftsfähigkeit ihrer Gesellschaften eine zentrale Rolle und können als primäre Promotoren und "Kraftzentren" von Nachhaltigkeitspolitik angesehen werden. Bilanz der globalen Nachhaltigkeitsaktivitäten In seiner Bilanz der globalen Nachhaltigkeitsaktivitäten äußerte UN-Generalsekretär Kofi Annan 2002: "Abgesehen von einigen ehrenvollen Ausnahmen sind unsere Anstrengungen für einen Kurswechsel zu gering und zu selten. Die Frage ist nun, ob sie auch zu spät sind." Zu ähnlichen skeptischen und kritischen Einschätzungen kommen unzählige Studien. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass Nachhaltigkeitsaktivitäten noch in erheblichem Maß zu verbessern und zu verstärken sind. Daher wäre es an den Innovationsverweigerern, ihre Ablehnung einer zeitgemäßen Ausgestaltung von Gremien 18 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Gastautor: Edgar Göll, IZT • Weitere Informationen Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT), Dr. Edgar Göll, Schopenhauerstr. 26, 14129 Berlin Tel. 030 / 803088-44, Fax -88 eMail: [email protected] T Nationale Ebene: Deutschland Realpolitik statt Lebensstildebatte? Erster Fortschrittsbericht zur Umsetzung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie Die Bundesregierung hat ihre Nationale Nachhaltigkeitsstrategie im April 2002, also zehn Jahre nach dem Weltgipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio und gerade noch rechtzeitig vor Johannesburg, verabschiedet. Gleichzeitig hat sie sich selbst verpflichtet, alle zwei Jahre die Realpolitik unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu bilanzieren - dies tut sie in diesem Jahr zum ersten Mal mit dem Fortschrittsbericht. Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie Mit der Verabschiedung der Nachhaltigkeitsstrategie erklärt die Bundesregierung Nachhaltigkeit zu einem "Grundprinzip ihrer Politik", an der sich die wichtigsten Reformvorhaben orientieren sollen. Bundeskanzler Schröder bezeichnet die Nachhaltigkeitsstrategie auch gerne als "Roten Faden". Die Strategie soll als Handlungsanleitung dienen, um über Generationen eine Nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Kritik der Umweltverbände Die Umweltverbände DNR, BUND und NABU begleiten mit einem gemeinsamen vom BMU geförderten Projekt den Nachhaltigkeitsprozess, v.a. indem sie gemeinsame Stellungnahmen erarbeiten und in öffentlichen Workshops eine Plattform bieten, den Prozess kritisch zu analysieren und diskutieren. Ökologischen Landbaus entgegenstehen, werden aber nicht deutlich benannt. Folglich werden auch nicht in ausreichendem Maße Instrumente für die Umsetzung der Ziele festgelegt. Dies einzufordern wird die Umweltverbände wohl noch ein paar Jahre beschäftigen. Nachhaltigkeitsprozess schafft neue Strukturen Für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie hat Bundeskanzler Schröder neue politische Strukturen geschaffen (siehe Abbildung 2, Seite 21). Bereits im Jahr 2000 hat er das Green Cabinet ins Leben gerufen. In diesem Gremium sind Staatssekretäre fast aller Ressorts vertreten (außer Justiz, Verteidigung und Inneres). Sie haben es sich unter der Leitung des Bundeskanzleramts-Chef zur Aufgabe gemacht, alle Ressorts auf das Ziel Nachhaltigkeit zu koordinieren. Das bedeutet beispielsweise, dass alle Indikatoren und Ziele sowie die Haupthandlungsfelder Energie/Klima, Landwirtschaft, Mobilität und globale Verantwortung vom Green Cabinet festgelegt wurden. Dieses Vorgehen birgt einerseits die Gefahr, dass in der Zielformulierung große Kompromisse geschlossen werden, andererseits liegt hier auch die Chance, einzelne Ressorts auf die beschlossenen Umweltschutzziele festzulegen. Mit den Fortschrittsberichten muss nun jedes Ressort alle zwei Jahre eine eigene Nachhaltigkeitsbilanz verfassen, die sich auf die konkreten Indikatoren und Ziele und gegebenenfalls auf die Haupthandlungsfelder bezieht. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung Aus Sicht der Umweltverbände ist sowohl die Nachhaltigkeitsstrategie als auch der Fortschrittsbericht zu stark wachstumsorientiert und thematisiert nicht die Grenzen des Wachstums. Es ist zwar zu begrüßen, dass die Bundesregierung 21 konkrete Indikatoren und Ziele mit Zeitvorgaben festgelegt und die Bereiche Klima/Energie, Landwirtschaft, Mobilität und internationale Verantwortung zu Schwerpunkten ihres politischen Handelns erklärt hat, die festgelegten Ziel gehen jedoch selten über bereits im Koalitionsvertrag oder internationalen Abkommen getroffene Vereinbarungen hinaus - wirklich innovativ ist die Strategie damit nicht. Der Fortschrittsbericht bietet zwar eine Bilanz und Darstellung des Status Quos, Hindernisse und Schwierigkeiten, die beispielsweise dem Klimaschutz oder der Ausweitung des Textende siehe Kontakt Im Jahr 2001 berief Bundeskanzler Schröder 17 Persönlichkeiten in den Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), die gesellschaftliche Interessensgruppen aus den Bereichen Kommunen, Wirtschaft, Umwelt, Verbraucherschutz, Internationales, Jugend und Kirchen sowie Wissenschaft repräsentieren, aber explizit nicht im Auftrag ihrer jeweiligen Organisation handeln. Hierdurch sollen eingefahrene Blockaden verhindert und unvoreingenommene Vorschläge für ein zukunftsfähiges Deutschland ermöglicht werden. Mitglieder sind u.a. Hubert Weinzierl (DNR), Angelika Zahrnt (BUND), Edda Müller (Verbraucherzentrale Bundesverband), Josef Sayer (Misereor) und Klaus Töpfer (UNEP). Der RNE hat ausschließlich eine beratende Funktion, die in erster Linie an das Green Cabinet adressiert ist. aktiv werden Im Rahmen der RNE-Sitzungen finden auch Gespräche mit dem Bundeskanzler, dem Chef des Bundeskanzleramtes, Vertretern der Ministerien sowie dem parlamentarischen Beirat statt. Der RNE ist über die derzeitige Legislaturperiode hinaus bis April 2007 berufen - damit soll signalisiert werden, dass die Umsetzung von Nachhaltigkeit eine langfristige Aufgabe ist, der alle Parteien und zukünftige Regierungschefs verpflichtet sind. Bei der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie hat der RNE entscheidend mitgewirkt und u.a. erreicht, dass konkrete Indikatoren und Ziele mit Zeithorizonten und die Selbstverpflichtung zum Monitoring, das jetzt in Form des Fortschrittsberichtes durchgeführt wird, festgelegt wurden. Der Rat setzt sich sehr für die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie ein und hat beispielsweise Empfehlungen für die Reduktion der Flächeninanspruchnahme und für ein Kapitel "Waldwirtschaft als Modell für Nachhaltige Entwicklung: ein neuer Schwerpunkt für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie" formuliert. Der Rat kritisiert die Auswahl einiger Indikatoren und wird deshalb im Jahre 2005 eine Evaluation über die Indikatoren vorlegen. Im Rahmen des Dialogprozesses verfasst der Rat Stellungnahmen. Für das Jahr 2005 hat der Rat sich vorgenommen, die Nachhaltigkeitspolitik auf europäischer Ebene zu forcieren. Eine weitere Aufgabe des Rates für Nachhaltige Entwicklung ist die Förderung des gesellschaftlichen Dialogs zur Nachhaltigkeit. Mit dem Aufzeigen von Folgen gesellschaftlichen Handelns und der Diskussion von Lösungsansätzen soll die Vorstellung von dem, was Nachhaltigkeitspolitik konkret bedeutet, bei allen Beteiligten und in der Bevölkerung verbessert werden. Dazu veranstaltet er Fachtagungen, eine Jahrestagung, Ideenwettbewerbe, Filmprojekte und veröffentlicht einen regelmäßigen Newsletter sowie Broschüren zu verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit. Um die Arbeit des Rates zu organisieren und inhaltlich zu begleiten wurde ein Geschäftstelle mit sechs Mitarbeitern/innen eingerichtet. (www.nachhaltigkeitsrat.de) Der Parlamentarische Beirat In diesem Jahr hat sich der parlamentarische Beirat gegründet, der sich aus neun DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 19 Nationale Ebene: Deutschland Bundestagsabgeordneten von SPD, CDU, Grünen und der FDP zusammensetzt. Unter dem Vorsitz von Astrid Klug, SPD, will der Beirat die Weiterentwicklung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie begleiten. Dazu wird er u.a. Forderungen für die Schwerpunkt- und Zielsetzung formulieren sowie gesetzgeberische Initiativen anregen. Der Beirat strebt die Einführung eines verbindlichen Monitorings aller Politikvorhaben an. Das ausführliche Arbeitsprogramm und weitere Informationen zum parlamentarischen Beirat ist im Internet zu finden: www.bundestag.deparlament/parl_beirat Dialog mit der Gesellschaft Vertreter des Bundeskanzleramtes betonen immer wieder, dass die Nachhaltigkeitsstrategie und der Fortschrittsbericht auch für Bürger/innen leicht verständlich sein sollen - schon möglich, dass dies realisiert wurde, nur leider wissen die wenigsten Bürger/innen, dass es diese Strategie gibt, denn der Werbeaufwand ist denkbar gering. Es wäre wünschenswert, wenn die Bundesregierung die Nachhaltigkeitsstrategie genauso engagiert kommuniziert wie die Agenda 2010, zu der gerade eine Plakatserie veröffentlicht und eine Broschüre schon mehrfach an alle Haushalte versendet wurde. Von der Existenz der Nachhaltigkeitsstrategie erfährt dagegen nur, wer sich ehrenamtlich oder beruflich mit der Thematik auseinandersetzt oder im Internet danach sucht, denn zur Gestaltung des Dialogs mit den Bürger/innen bedient sich die Regierung im Wesentlichen des Internets: zu ausgewählten Terminen sind Vertreter der Regierung und des Rates für Nachhaltige Entwicklung im Internet-Chat erreichbar. Anlässlich der Veröffentlichung des Entwurfs des Fortschrittsberichtes waren dies beispielsweise Margareta Wolf (BMU), Matthias Berninger (BMVEL) und Dr. Franz-Walter Steinmeier (Chef des Bundeskanzleramtes). Darüber hinaus haben alle Bürger/innen die Möglichkeit, Kommentare schriftlich einzureichen - dies ist nach wie vor unzureichend. Notwendig wären regionale Veranstaltungen, eine Werbekampagne und die Kommunikation politischer Entscheidungen wie die Kürzung der Entfernungspauschale unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Bisher hat die Bundesregierung den öffentlichen Dialog, der nach eigenen Formulierungen "kreative Kräfte für neue Wege freisetzen" 20 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 T soll, weitgehend an den RNE delegiert. (www.dialog-nachhaltigkeit.de) Mit gesellschaftlichen Gruppen führt die Gruppe Umwelt, Verkehr, Landwirtschaft, Neue Länder und Nachhaltige Entwicklung des Bundeskanzleramtes einen aktiven Dialog, in dem sie die Umwelt- und Entwicklungsverbände, aber natürlich auch Vertreter der Wirtschaft gemeinsam zu den einzelnen Schwerpunktthemen zu Konsultationsgesprächen ins Bundeskanzleramt einlädt. Leider ist vor den Gesprächen nicht transparent, welche Gruppen tatsächlich eingeladen wurden. Alle gesellschaftlichen Gruppen haben, auch wenn sie nicht zu Gesprächen eingeladen wurden, die Möglichkeit schriftliche Stellungnahmen einzureichen. Inwieweit diese Stellungnahmen berücksichtigt werden, kann derzeit noch nicht beurteilt werden, denn Stellungnahmen aus der Konsultationsphase im Februar 2004 wurden bisher nur protokollarisch in den Entwurf des Fortschrittsbericht aufgenommen. Damit hat die Bundesregierung selbst die Gespräche zu Alibiveranstaltungen degradiert. Welche Anregungen der unterschiedlichen Gruppen das Bundeskanzleramt in die Überarbeitung des Entwurfs aufnimmt, bleibt abzuwarten. Allerdings ist nach Veröffentlichung der überarbeiteten Fassung bis zur Verabschiedung im Kabinett keine weitere Dialogphase vorgesehen. wieder, dass die Bundesländer ihre Nachhaltigkeitsstrategie unabhängig von der nationalen Strategie erarbeiten und häufig andere, z.T. gegenläufige Ziele festlegen. Viele der in der nationalen Strategie festgelegten Ziele können aufgrund der föderalen Struktur aber nur gemeinsam mit den Bundesländern umgesetzt werden es bedarf also dringend einer besseren Kommunikation mit den Bundesländern um die Umsetzung voranzubringen. Kritik der Umweltverbände am Fortschrittsbericht Im Rahmen des gemeinsamen Projekts "Nachhaltigkeit und zivilgesellschaftliche Partizipation" führen DNR, BUND und NABU ein eigenes Monitoring durch. Auf www.nachhaltigkeits-check.de sind im Internet Stellungnahmen zu ausgewählten Indikatoren und zum Fortschrittsbericht abrufbar. Auch die Ressorts sind vom Bundeskanzleramt aufgefordert, Dialogveranstaltungen explizit zur Nachhaltigkeitsstrategie durchzuführen - bis jetzt sind dieser Aufforderung aber nur das BMU das auswärtige Amt nachgekommen, auch wenn man mit einer Auflistung diverser Veranstaltungen im Fortschrittsbericht, die nicht im direkten Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsstrategie stehen, einen anderen Eindruck vermitteln will . Das BMU hat bereits angekündigt gemeinsam mit dem BfN ab Ende 2004 mehrer Dialogveranstaltungen für die Entwicklung einer Biodiversitätsstrategie durchzuführen. Grundsätzlich kritisieren die Verbände, dass der Fortschrittsbericht zu wachstumsorientiert ist: "Eine neue Wachstumsdynamik ist der Schlüssel, um in Deutschland Wohlstand, Arbeitplätze, soziale Sicherheit und Nachhaltige Entwicklung miteinander zu verbinden" (S. 38). Die Grenzen des Wachstums werden nicht problematisiert. Insgesamt werden nach wie vor die Interdependenzen zwischen beispielsweise Mobilität, Klima, Energieverbrauch, Flächeninanspruchnahme, Biodiversität nicht deutlich genug thematisiert - dementsprechend sektoral bleiben die Handlungsvorschläge. Insbesondere im internationalen Bereich fokussiert der Bericht zu stark auf einzelne Bereiche und Maßnahmen, die isoliert nebeneinander bleiben. Eine geschlossene, kohärente Politikausrichtung, sowohl in globaler Perspektive als auch mit Blick auf die europäische Ebene, ist kaum erkennbar. Dabei ist gerade für die internationale Ebene eine umfassende Strategie dringend erforderlich, wenn die Bundesregierung auch in Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern zu einer globalen ökologisch nachhaltigen Entwicklung beitragen will. Auch wenn es zugegebener Maßen ein Novum ist, dass die Bundesregierung ein politisches Vorhaben in diesem Maß mit Bürger/innen und gesellschaftlichen Gruppen diskutiert, so ist man noch weit davon entfernt, einen Partizipationsprozess im Sinne der Agenda 21 umgesetzt zu haben. Dies spiegelt sich auch darin Die Bundesregierung ist ihrer im Amsterdamer Vertrag festgelegten Verpflichtung, ein Gender-Mainstreaming für alle politischen Planungs- und Entscheidungsprozesse durchzuführen auch im Fortschrittsbericht nicht nachgekommen. Aber ohne Geschlechtergerechtigkeit kann es keine Nachhaltige Entwicklung geben - ein T Nationale Ebene: Deutschland Gender-Mainstreaming ist also dringend nachzuholen. Ausgewählte Indikatoren und Haupt-Handlungsfelder Klima In der Nachhaltigkeitsstrategie ist festgeschrieben, dass die sechs im KiotoProtokoll genannten Treibhausgase bis zum Zeitraum 2008-2012 gegenüber 1990 um 21 % reduziert und die CO2Emissionen bis 2005 um 25 % gesenkt werden sollen. Dagegen steht die Forderung der Umweltverbände die CO2- Emissonen um 40 % bis 2020 und um 80 % bis 2050 zu mindern. Eine 40 %ige Reduktion hat die Bundesregierung jetzt in den Fortschrittsbericht aufgenommen - allerdings etwas versteckt im Energiekapitel (S. 68) und nicht unter dem Indikator Klimaschutz. Zudem ist dieses Ziel an eine 30 %ige Reduktion innerhalb der EU gekoppelt. Gleichzeitig hat die Bundesregierung mit keinem Wort erwähnt, dass das ursprüngliche Ziel die CO2-Emissionen bis 2005 um 25 % zu senken, nicht mehr erreicht werden kann - Gründe für das Scheitern in diesem Punkt werden also nicht analysiert. Den Anteil der Erneuerbare Energien am Stromverbrauch will die Regierung von derzeit 7,9 % sukzessive auf 12,5 % im Jahr 2010, 20 % bis 2020 und 50 % bis 2050 erhöhen. Dies ist zu begrüßen, v.a. weil hier die Zielsetzung mit dem Zwischenziel für 2020 konkretisiert wurde. Allerdings bleibt im Fortschrittsbericht die Frage offen, ob die bereits getroffenen Maßnahmen ausreichen, um den deutlichen Anstieg der Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen zu erreichen. Aus Sicht der Umweltverbände wären hier Maßnahmen zur effizienten Stromerzeugung und -nutzung dringend geboten die Regierung blendet diesen Aspekt aber weitgehend aus. Mobilität Ziel ist es, die Wirtschaftsleistung von der Verkehrsleistung zu entkoppeln. In diesem Sinne wird ein Rückgang der Transportintensität um rund 5 % im Güterverkehr bzw. 20 % im Personenverkehr bis 2020 bezogen auf 1999 angestrebt. Außerdem soll die Güterverkehrsleistung der Schiene bis 2015 gegenüber 1997 verdoppelt werden. Im Bilanzkapitel des Fortschrittsberichts wird allerdings nicht Textende siehe Kontakt darauf eingegangen, dass die Verkehrsprognosen der Bundesregierung davon ausgehen, dass der Personenverkehr zwischen 1997 und 2015 um 20 % und der Güterverkehr im selben Zeitraum um 64 % wachsen wird. Die Wachstumsprognosen beinhalten außerdem einen Anstieg des CO2-Ausstoßes aus dem Verkehrsbereich um 11 %. Dies steht im eklatanten Widerspruch zu den Klimaschutzzielen der Nachhaltigkeitsstrategie. Nun wertet es die Regierung als Erfolg, dass der Güterverkehr von 1999 bis 2002 um 1 % gesunken ist. Sie räumt aber gleichzeitig ein, dass dieser Rückgang ebenso wie die 8 %ige Senkung des Personenverkehrs auf die stagnierende Wirtschaftsleistung zurückzuführen ist. Bei der Betrachtung des "modal split" rechnet man mal eben den Flugverkehr zum ÖPNV und freut sich über einen Anstieg des Marktanteils desselbigen. Nach wie vor fehlt es an einem kohärenten Verkehrsvermeidungskonzept. Die Bundesregierung hebt im Fortschrittsbericht positive Effekte einzelner Maßnahmen wie die Lkw-Maut und die modernisierte Bewertungsmethodik im Bundesverkehrswegeplan hervor, Instrumente wie die Verbesserung von Kundenrechten, Reduzierung der Mehrwertsteuer für den Schienenpersonenverkehr, Förderung von CarSharing oder die Weiterentwicklung der Lkw-Maut und der Mineralölsteuer sucht man im Fortschrittsbericht allerdings vergebens. Landwirtschaft Die Bundesregierung will den Anteil des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlich genutzten Fläche bis 2010 auf 20 % steigern. Zwar stellt die Bundesregierung richtig fest, dass der Anteil von 3,2 % im Jahr 2000 auf 4,1 % im Jahr 2002 gestiegen ist. Sie thematisiert jedoch nicht die schwierige Marktlage für Bioprodukte und den seit Jahren zu beobachtenden Trend, den Lebensmittelbedarf zunehmend bei den Discountern zu decken und so bei den Kosten für Lebensmittel zu sparen. Die Frage, wie die Bundesregierung die deutliche Steigerung des Anteils des Ökolandbaus erreichen will, bleibt weitgehend unbeantwortet. Die gerade beschlossene Verschiebung der einheitlichen Flächenprämie steht dem angestrebten Ziel jedenfalls entgegen. aktiv werden Bildung Während die Nachhaltigkeitsstrategie das Thema Bildung ausführlich behandelt und das Konzept der Bildung für Nachhaltige Entwicklung als wichtigen pädagogischen Ansatz hervorhebt, der in alle Bildungsbereiche integriert werden sollte, spielt dies im Fortschrittsbericht offenbar keine Rolle mehr. Ihre ursprüngliche Absicht, Bildung zu einem Schwerpunktthema zu machen, hat die Bundesregierung fallen gelassen, obwohl die Bildungsreform derzeit eines ihrer wichtigsten Vorhaben ist und im Jahre 2005 die UNESCO-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung beginnt. Der Aufforderung, einen neuen Bildungsindikator zu entwickeln, ist die Bundesregierung nicht nachgekommen. Der rein quantitative Indikator bezieht sich auf die Quoten der 25-jährigen ohne Hochschulzugangsberechtigung bzw. Berufsausbildung und auf die Studienanfängerquote blendet damit wesentliche Bildungsbereiche wie frühkindliche Förderung und Schulbildung vollkommen aus und ermöglicht keine Aussagen über die Qualität des Bildungssystem. Neue Schwerpunktthemen Eine Weiterentwicklung der Nachhalitgkeitsstrategie strebt das Bundeskanzleramt mit der Festlegung neuer Schwerpunktthemen an: - Potenziale älterer Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft - Neue Energieversorgungsstruktur unter Einbeziehung der erneuerbaren Energien - Alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien - Verminderung der Flächeninanspruchnahme Diese Themen sind allerdings sehr speziell und insbesondere bei den Themen Energieversorgungsstruktur und alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien ist eine stärkere Verknüpfung mit den entsprechenden Haupthandlungsfeldern geboten. Das Bundeskanzleramt hatte diese Kapitel vorab im Februar 2004 veröffentlicht und um Stellungnahmen gebeten. Die gemeinsame Stellungnahme von DNR, BUND und NABU kann im Internet eingesehen werden (www.nachhaltigkeits-check.de). Bisher sind die Anregungen der Umweltverbände und anderer gesellschaftlicher DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 21 Nationale Ebene: Deutschland Gruppen, bis auf Anregungen zum Kapitel "Alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien", nur protokollarisch im Fortschrittsbericht aufgenommen worden. T sind. Zumindest sollte man die Ministerien wie BMWA und BMVBW daran erinnern, dass sie den Zielen der Nachhaltigkeitsstrategie zugestimmt haben und ihnen verpflichtet sind. Weitere Schwerpunkte ab 2006 Bereits jetzt hat die Bundesregierung angekündigt, dass sie bis zum Jahr 2006 eine Biodiversitätsstrategie und eine nachhaltige Finanzpolitik entwickeln will. Die Umweltverbände werden die Entwicklung einer nationalen Biodiversitätsstrategie, die aufgrund internationaler Verpflichtungen längst überfällig ist, bis 2006 intensiv begleiten. Im Fortschrittsbericht 2004 sollte das Thema Biodiversität jedoch schon als Querschnittsthema auch mit anderen Handlungsfeldern besser verknüpft und herausgestellt werden. Bei dem Thema Nachhaltige Finanzpolitik sind die ökologischen Aspekte stärker zu integrieren. Die Umweltverbände fordern ebenso wie der Rat für Nachhaltige Entwicklung ein Kapitel zum Thema nachhaltige Lebensstile und Konsummuster in die Nachhaltigkeitsstrategie aufzunehmen und die Integration des Themas in einzelne Kapitel wie Mobilität, Ernährung, Energie und Flächeninanspruchnahme. Diese Forderung führt immer wieder zu einem Dissens mit der Regierung: während die Umweltverbände und der Rat die Bundesregierung auffordern, eine Diskussion über Ethik und Werte anzustoßen, sieht die Regierung dies überhaupt nicht als ihre Aufgabe an. In der Nachhaltigkeitsstrategie sollte die Fragestellung thematisiert werden, wie zukunftsfähiger Konsum und Lebensstile praktiziert und von der Politik befördert werden können. Dabei kann es nicht darum gehen, Lebensstile vorzuschreiben. Vielmehr müssen attraktive Angebote und finanzielle Anreize geschaffen und Informationen bereit gestellt werden um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass ein zukunftsfähiger Lebensstil auch unsere Lebensqualität erhöht. Notwendige Lobbyarbeit Auch wenn es angesichts des unbefriedigenden ersten Fortschrittsberichts sehr mühselig erscheint, die Realpolitik auf Nachhaltigkeit zu trimmen, sollten die gesellschaftlichen Gruppen die gebotene Chance nutzen. Mit den politischen Strukturen wie Bundeskanzleramt, Green Cabinet, parlamentarischer Beirat und Rat für Nachhaltige Entwicklung gibt es genügend Lobbypartner, die in die Pflicht zu nehmen 22 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Autorin: Annette Littmeier, DNR Berlin, Projekt "Nachhaltigkeit und zivilgesellschaftliche Partizipation" • Weitere Informationen Deutscher Naturschutzring (DNR) e.V. Annette Littmeier, Projekt Nachhaltigkeitsstrategie, Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin Tel. 030 / 443391-88, Fax -80 eMail: [email protected] www.nachhaltigkeits-check.de Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) Geschäftsstelle: c/o Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB), Reichpietschufer 50, 10785 Berlin eMail: [email protected] Sekretariat: Beate Ressa-Palm Tel. 030 / 25491-780, Fax -785 eMail: beate.ressa-palm@ nachhaltigkeitsrat.de www.nachhaltigkeitsrat.de Bundeskanzleramt, Dr. Urban Rid, Leiter Gruppe Umwelt, Verkehr, Landwirtschaft, Neue Länder und Nachhaltige Entwicklung, Willy-Brandt-Str. 1, 10557 Berlin Tel. 01888 / 400-2322, Fax -1801 [email protected] Parlamentarischer Beirat für Nachhaltige Entwicklung, Dorotheenstr. 88, 11011 Berlin Tel. 030 / 2273-1440, Fax -6447 eMail: [email protected] www.bundestag.deparlament/ parl_beirat T Nationale Ebene: Deutschland Bundeskanzler - beruft Rat für Nachhaltige Entwicklung Rat für Nachhaltige Entwicklung (seit 2001) - berät die Bundesregierung: - Vorschläge zu Zielen und Indikatoren zur Fortentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie (NHS) - Vorschläge für Projekte zur Umsetzung - Fördert den gesellschaftlichen Dialog zur Nachhaltigkeit Bundeskanzleramt Chef des Bundeskanzleramtes - leitet das "Green Cabinet" Gruppe Umwelt, Verkehr, Landwirtschaft, Neue Länder und Nachhaltige Entwicklung - führt Konsultationsgespräche mit gesellschaftlichen Gruppen durch - legte neue Schwerpunkte für 2004-2006 fest: - Potentiale älterer Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft - neue Energieversorgungsstruktur unter Einbeziehung der Erneuerbaren Energien - Alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien - Verminderung der Flächeninanspruchnahme Bundesregierung - verabschiedet Nachhaltigkeitsstrategie und Fortschrittsbericht - jedes Ressort ist vom Bundeskanzleramt aufgefordert, Dialogveranstaltungen mit der Gesellschaft durchzuführen Parlamentarischer Beirat für Nachhaltige Entwicklung (seit 2004) - begleitet die Weiterentwicklung und prozessuale Umsetzung der NHS - formuliert Forderungen für die Schwerpunktsetzung und die Ziele der NHS - regt gesetzgeberische Initiativen und Leitprojekte an - entwickelt Vorschläge zur Politikinnovation und zum Monitoring - Erfahrungsaustausch u.a. mit anderen EU-Staaten - legt dem Deutschen Bundestag mindestens alle zwei Jahre einen Bericht vor "Green Cabinet" (Staatssekretärsauschuss für Nachhaltige Entwicklung; seit 2000) Leitung: Chef des Bundeskanzleramtes - koordiniert alle Ressorts auf das Ziel Nachhaltigkeit - beschließt Fortschrittsbericht - legte vier Haupthandlungsfelder fest: - Energie effizient nutzen - Klima wirksam schützen - Mobilität sichern - Gesund produzieren - gesund ernähren (Landwirtschaft) - Global Verantwortung übernehmen Unterabteilungsleiter-AG - jedes Ressort verfasst die seiner Zuständigkeit betreffenden Indikator- und Bilanzkapitel Abbildung 2: Politische Strukturen Textende siehe Kontakt aktiv werden DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 23 Nationale Ebene: Österreich T Ambitioniert, aber der politische Wille fehlt nahme erfüllt werden - nicht zuletzt war die Zeitspanne für die Erarbeitung sehr knapp bemessen. Noch ohne Biss: Die österreichische Nachhaltigkeitsstrategie Unter dem Titel "Nachhaltigkeit hoch halten" feierten zahlreiche AkteurInnen am 1. Juli 2004 im modernen Ambiente des Wiener Museumsquartiers das zweijährige Bestehen der österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie. Jubel- oder gar Aufbruchsstimmung war jedoch bei diesem Fest nicht wirklich zu spüren. Sind die ProponentInnen der Nachhaltigen Entwicklung nicht in Feierlaune, da sie den herben Gegenwind, der diesem Reformkonzept entgegenweht, deutlicher denn je verspüren? Denn auch in Österreich ist es trotz politischer Bekenntnisse bisher nicht gelungen, Nachhaltigkeit ins Zentrum politischer Entscheidungen zu rücken. Der Entstehungsprozess Es sollte ein "transparenter, nachvollziehbarer und für alle Interessierten offener Prozess" sein, der da im Sommer 2001 gestartet wurde - mit dem Ziel, bis Anfang 2002 eine österreichische Strategie für Nachhaltige Entwicklung auszuarbeiten. Eine vom Umweltminister einberufene Arbeitsgruppe von rund 40 offiziellen VertreterInnen aus allen Ministerien, Ländern und Gemeinden, Sozialpartnern, Interessensvertretungen und den NGODachorganisationen konstituierte sich, um Inhalte und Ziele der Strategie zu konkretisieren. Sie konnten sowohl auf einem Rahmendokument, dem 2001 im Vorfeld des Europäischen Rates von Göteborg erstellten Grünbuch "Eine nachhaltige Zukunft für Österreich" aufbauen, sowie teilweise auch an Erfahrungen beim Nationalen Umweltplan, der nach dreijähriger Arbeit 1995 fertiggestellt worden war, anknüpfen. Die konkrete Ausformulierung des Strategieentwurfs bis Februar 2002 lag bei einem etwa 20köpfigen Redaktionsteam von ExpertInnen der Verwaltung und der Sozialpartner, die bereits beim Grünbuch involviert waren. Über diverse FeedbackMechanismen, Veranstaltungen und Befragung von WissenschafterInnen wurde auch dem Kreis von Interessierten die Möglichkeit gegeben, Anregungen und Beiträge einzubringen. Jedoch konnten nicht alle Erwartungen einer aktiven Teil- 24 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Der politische Abstimmungsprozess in den Ministerbüros bis zum Beschluss der Nachhaltigkeitsstrategie als "Initiative der Bundesregierung" am 30. April 2002 dauerte dann weitere drei Monate - ein Indiz dafür, dass die politische Ebene noch lange nicht den gleichen Willen zeigt und hinter dem Konzept Nachhaltigkeit steht wie die Fachleute! Eine Rahmenstrategie - die Konkretisierung fehlt Die Strategie beschreibt einleitend unter "Herausforderungen und Grundlagen" die wichtigsten nicht-nachhaltigen Trends sowie das Leitbild für ein Nachhaltiges Österreich. Im Hauptteil zielt sie in ihrer Struktur auf die Integration der Bereiche Wirtschaft, Soziales und Umwelt ab. Vier Handlungsfelder decken die drei Bereiche Nachhaltiger Entwicklung jeweils übergreifend ab: - Lebensqualität in Österreich: Aufgabe für heute und morgen - Österreich als dynamischer Wirtschaftsstandort: Erfolg durch Innovation und Vernetzung - Österreich als Lebensraum: Schutz von Vielfalt und Qualität - Österreichs Verantwortung: Eine aktive Rolle in Europa und in der ganzen Welt Diese Handlungsfelder gliedern sich weiter in 20 Leitziele auf. Zwei Beispiele aus dem Handlungsfeld 3 verdeutlichen den Konkretisierungsgrad: "Schutz der Umweltmedien und Klimaschutz: Qualitätsziele und eine verantwortungsvolle Stoffpolitik" oder "Die Verkehrssysteme optimieren: Die umweltverträglichsten, ressourcenschonendsten, energieeffizientesten und sichersten Verkehrsarten forcieren". Soweit, so gut - ein Bekenntnis zu derartigen Zielen ist nicht schwer. Doch verbergen sich dann in den weiteren Details auch konkrete Ziele? Der Problemhintergrund, eher allgemeine Zielformulierungen sowie Ansatzpunkte zur Erreichung sind für jedes Leitziel ausgeführt. Wie konkrete Fortschritte gemessen werden sollen, geben rund 50 Indikatoren an, die zwar auf die Leitthemen, nicht aber konkret auf die Ziele bezogen sind. Die Struktur der österreichischen Strategie entspricht damit sicherlich internationalen Richtlinien. Was jedoch fehlt, ist die Konkretisierung, sind definitive Zeitvorgaben und Zuweisung von Budgetmitteln zur Erreichung der Ziele. So sieht es auch die heuer erstmals vorgelegte Analyse der Europäischen Kommission und stuft die österreichische Strategie als allgemeine Rahmenstrategie ein. Nun kann man einwenden, dass die Strategie von vornherein als "lernende Strategie" deklariert war und sich bewusst "auf die Grobsteuerung beschränkt". Was hat sie also in den nunmehr zwei Jahren ihrer Umsetzung gelernt und hat sie die offensichtlichen Defizite inzwischen ausgeglichen? Umsetzungsprozess mit Potential Bereits in der Strategie selbst wurde durch die Vorgabe von entsprechenden Strukturen und Instrumenten der weitere Umsetzungsprozess festgelegt: - Das "Komitee für ein Nachhaltiges Österreich" besteht aus VertreterInnen jedes Ministeriums, der Sozialpartner und den NachhaltigkeitskoordinatorInnen der Bundesländer. Es ist für die Erstellung der Arbeitsprogramme als zentrales Umsetzungsinstrument verantwortlich. Bisher im jährlichen Rhythmus, ab 2004 zweijährlich, werden darin konkrete Projekte und Maßnahmen für alle 20 Leitziele vorgelegt und danach vom Ministerrat beschlossen. - Ebenso muss das Komitee über den Umsetzungsstand an die Bundesregierung berichten. Der erste Fortschrittsbericht liegt seit Juni 2004 vor. Auch ein Indikatorenbericht, mit dem die Wirksamkeit der Strategie nun alle zwei Jahre erfasst wird, wurde erstmals veröffentlicht. - Dem "Forum Nachhaltiges Österreich" als begleitendem, unabhängigen ExpertInnen-Panel gehören etwa 50 WissenschafterInnen, NGO-VertreterInnen und andere ExpertInnen an. Es nimmt zu den Arbeitsprogrammen ebenso wie den Fortschrittsberichten kritisch Stellung. So lobt das Forum einerseits die grundsätzlich langfristige Konzeption, die starke horizontale und vertikale Vernetzung durch das Komitee und die geplante externe Evaluation. Auf der Minusseite Nationale Ebene: Österreich T stehen dagegen die oftmals mangelnde Schwerpunktsetzung bei den Maßnahmen, fehlende Verbindlichkeit und mangelnder politischer Wille in einigen zentralen Bereichen. So bleibt etwa eine konsequente ökologische Steuerreform bisher unberücksichtigt. - Zu den Indikatoren bemängelt das Forum insbesondere den fehlenden Bezug zu konkreten Zielen der Nachhaltigkeitsstrategie, mangelnde Transparenz bei der Methodenauswahl und fordert eine bessere Harmonisierung mit internationalen Berichtspflichten. - Eine externe Evaluation war ursprünglich für 2005 vorgesehen, ist aber nun aktuell auf 2006 verschoben worden. Die Strategie - (noch) keine Chefsache! Kommunikation und Transparenz spielen im gesamten Umsetzungsprozess eine wichtige Rolle. So bietet beispielsweise eine umfangreiche Nachhaltigkeitswebsite www.nachhaltigkeit.at eine Fülle an Informationen, darunter auch alle wesentlichen Dokumente zur österreichischen Strategie und ihrer Umsetzung. Die Erfahrungen aus dem Umsetzungsprozess bringt Österreich auch in ein informelles Netzwerk auf EU-Ebene ein, das seit 2003 besteht und von Österreich wesentlich (mit)initiiert wurde. Was auf europäischer Ebene als sinnvoll erkannt wurde, erhält auch innerösterreichisch mehr und mehr Gewicht: die Verknüpfung, Abstimmung und der Austausch mit Nachhaltigkeitsaktivitäten auf lokaler, regionaler und Landesebene. Die vielfältigen Prozesse etwa zur Agenda 21 - österreichweit derzeit rund 170 - werden zwar positiv anerkannt, die Durchlässigkeit der nationalen Strategie ist hier aber noch ausbaufähig. Aus dem bisherigen Prozess wird deutlich, dass eine Grundnotwendigkeit zu einer wirkungsvollen Strategie noch immer nicht durchgehend erfüllt ist: die Konkretisierung und Terminisierung der Maßnahmen. Verbesserungen seit Beschluss der Strategie sind zwar sichtbar, reichen aber nicht aus. Insgesamt hat der Umsetzungsprozess dennoch das Potential, aus einem Papiertiger ein wirkliches Handlungsinstrument der Nachhaltigen Entwicklung zu machen - dafür sind aber viele Stellschrauben weiter zu justieren. Textende siehe Kontakt Den Lackmustest muss die österreichische Nachhaltigkeitsstrategie erst noch bestehen. Denn in wichtigen Bereichen wie etwa Verkehr oder Klima fehlt es der Strategie nach wie vor an Biss, an konkreten Ziel- und Zeitvorgaben, etwa auch im legislativen und fiskalischen Bereich. Doch ohne diese Vorgaben werden sich die aktuellen Trends nicht nachhaltig ändern. Dies sind Indizien für eine Kernfrage: Wer fühlt sich der Strategie verbunden? Mit der Umsetzung wurde der Landwirtschafts- und Umweltminister beauftragt das könnte sich aber langfristig als "Bärendienst" erweisen, da Nachhaltige Entwicklung weiterhin zu sehr dem Umweltbereich zugerechnet wird. Obwohl die Umsetzung offiziell zur "Chefsache" erklärt wurde, fehlt die entsprechende Initiative von Seiten des Bundeskanzlers als "Chef" und damit der politische Wille, vielen erkannten nichtnachhaltigen Entwicklungen ernsthaft entgegen zu steuern. Damit könnte die österreichische Nachhaltigkeitsstrategie das Schicksal so mancher anderer ambitionierter Vorhaben erleiden. Die Umweltorganisationen als eine Stakeholder-Gruppe werden weitere Konkretisierungen und Verbindlichkeit einfordern. Auch wenn in der österreichischen Strategie formuliert wurde, dass "Nachhaltige Entwicklung eine Aufgabe ist, die über eine Legislaturperiode hinaus reicht", wollen wir nicht auf politisch andere Zeiten warten. Handlungsbedarf gibt es jetzt! Gastautorin Birgit Reiner, EU-Umweltbüro im Umweltdachverband Österreich • Weitere Informationen aktiv werden EU-Umweltbüro im Umweltdachverband, Birgit Reiner, Alser Straße 21, A1080 Wien Tel. 0043 1 / 40113-35, Fax -50 eMail: [email protected] www.umweltdachverband.at/ eu-umweltbuero Quelle: www.nachhaltigkeit.at (insbesondere Rubriken "Strategie" sowie "Thema" Juli 2004) DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 25 Nationale Ebene: Tschechien Ein steiniger Weg mit vielen Hindernissen Noch ist nichts entschieden: Die tschechische Nachhaltigkeitsstrategie Der Prozess zum Entwurf der tschechischen Nachhaltigkeitsstrategie war ein steiniger Weg mit vielen Hindernissen. Zwischen 1992 und 1996 wurde der Begriff "Nachhaltige Entwicklung" durch die tschechische Regierung als Unwort betrachtet. Auf der Rio+5-Sondergeneralversammlung der UN 1997 in New York übernahm jedoch auch Tschechien gemeinsam mit anderen Ländern die Verpflichtung, beim Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (WSSD) 2002 in Johannesburg eine Nationale Nachhaltigkeitsstrategie zu präsentieren. Das Projekt "Zu einer nachhaltigen Tschechischen Republik" 1998-2001 unterstützte die UNDP ein großes Projekt mit dem Titel "Zu einer einer nachhaltigen Tschechischen Republik". Alle Interessengruppen waren in die Umsetzung einbezogen. Eines der Ergebnisse war die Skizze einer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Das Umweltministerium beschloss, die Ergebnisse des Projekts für den Gipfel von Johannesburg zu nutzen. Deshalb wurde das Projekt dahingehend modifiziert, dass das Ergebnis in einen Entwurf zur Strategie mündete, obwohl es nicht vollständig den Anforderungen an eine Nachhaltigkeitsstrategie entsprach. Kurz vor dem WSSD änderte der Umweltminister jedoch seine Meinung, lehnte den Entwurf der Strategie ab und berief eine neue Expertengruppe, um eine andere Nationale Strategie für Nachhaltige Entwicklung vorzubereiten. Die Zeit hierfür war extrem kurz - nur etwa 3 Monate. Der Entwurf wurde ohne die Beteiligung von Interessengruppen verfasst. Im Stadium des interministeriellen Kommentars wurde sie als inakzeptabel abgelehnt. So kam die Tschechische Republik ohne Strategie nach Johannesburg. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung Im August 2003 richtete die tschechische Regierung einen Rat für Nachhaltige Entwicklung als beratendes Gremium ein. Dessen Hauptaufgabe besteht darin, die Ausarbeitung der Nationalen Strategie für Nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. Der Rat besteht aus Vertretern aller Minis- 26 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 T terien und anderen nationalen Behörden, des wissenschaftlichen Sektors, der Regionen sowie von NGOs und Gewerkschaften. Endfassung im November 2004 Sofort nach seiner Einrichtung ging der Rat an die Strategieentwicklung. Die Arbeit an der neuen Nachhaltigkeitsstrategie begann im Februar 2004, die letzte Version wurde dem Rat Anfang Juni 2004 vorgeschlagen. Auf seinem jüngsten Treffen beschloss der Rat, den Termin für die Endfassung auf November 2004 zu verschieben. Die Nachhaltigkeitsstrategie ist für einen langen Zeitraum von 30 Jahren ausgelegt. Der Entwurf wurde durch den Rat, die beteiligten Interessengruppen und die Öffentlichkeit genehmigt. Basierend auf dem Entwurf, deckt die Strategie alle drei Säulen der Nachhaltigen Entwicklung1 und die Prinzipien verantwortungsbewusster Regierungsführung ab. Für diese vier Teile der Strategie sind Schlüsselprioritäten und Ziele festgelegt. Das Kommunikations-Kommitee Um eine breite Diskussion über die Strategie während des Entwurfs-Prozesses zu gewährleisten, richtete der Rat ein so genanntes Kommunikations-Komitee ein. Der Strategie entsprechend wurden alle Versionen des Dokuments auf der Internetseite des Rates veröffentlicht und auch für Kommentare der allgemeinen Öffentlichkeit geöffnet. In verschiedenen Regionen fanden insgesamt zehn Runde Tische statt, an denen diverse Interessenvertreter aus den Regionen beteiligt waren. Die Reaktion der Teilnehmer dieser Treffen war sehr positiv und ihre Kommentare dienen der Verbesserung des Entwurfs. Anfang Mai 2004 organisierte das Kommunikations-Komitee ein "Forum für Nachhaltige Entwicklung", um den Entwurf der Strategie und die Aktivitäten des Rates zu diskutieren. Vertreter aller Interessengruppen nahmen daran teil. Während der Arbeit an der Strategie hatten auch alle Minister Gelegenheit die Strategie zu kommentieren. 1 ökologische Tragfähigkeit, soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Stabilität Der weitere Verlauf Die Aktivitäten der NGOs während des Entwurfsprozesses der Strategie waren relativ gering. Dagegen brachten die verschiedenen Regierungsvertreter ihre Positionen zum Text der Strategie sehr deutlich zum Ausdruck. Es gibt aber auch einen gewissen Widerstand gegen die Nachhaltigkeitsstrategie, insbesondere aus den Wirtschaftsministerien. Momentan ist noch nicht klar, was der Auftrag des Dokuments sein wird. Es soll durch die tschechische Regierung beschlossen werden. Allerdings ist noch nicht entschieden, ob es nur für die Regierung bindend ist oder ob es als nationales Gesetzesdokument Vorgaben und Leitlinien für die gesamte Gesellschaft darstellen wird. Der Verlauf der Regierungskrise, die sich aus den Ergebnissen der Wahlen zum Europäischen Parlament entwickelte, wird über das weitere Schicksal der tschechischen Nachhaltigkeitsstrategie entscheiden. Gastautor/innen: Eva Kruzikova, Institut für Umweltpolitik, Prag; Jiri Dlouhy, Society for Sustainable Living, Prag (übersetzt aus dem Englischen: bv) • Weitere Informationen Ústav pro ekopolitiku, Eva Kruzikova (Direktorin), Hradební 3, CZ-11000 Praha 1 Tel. 00420 224826567 Fax 00420 22408260593 eMail: [email protected] T Regionale Ebene: Tschechien Pilotprojekte für regionale Nachhaltigkeitsstrategien Zwei tschechische Landkreise werden Beispielregionen In der Tschechischen Republik vollzieht sich schrittweise, ähnlich wie in anderen Staaten der EU und der OECD, die konzeptionelle Planung der nachhaltigen Entwicklung. Für die 1990er Jahre war ein Vorgehen auf nationaler Ebene charakteristisch, das durch die Forderungen der internationalen Gemeinschaft - durch die Konferenzen der UNO über Nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro und Johannesburg - motiviert war. Dies führte in vielen Staaten zur Erarbeitung einer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Wie u.a. die kürzlich erschienene Publikation der Europäischen Kommission zeigt, die 20 vorliegende Nachhaltigkeitsstrategien der EU-Mitgliedsländer bewertet, haben diese Strategien mit ähnlichen Problemen zu kämpfen: - unzureichende Definition der Prioritäten der einzelnen Themen, - unklar formulierte Beziehungen zwischen den einzelnen Pfeilern der Nachhaltigen Entwicklung (Umwelt, Soziales, Wirtschaft), wobei die Bezifferung der finanziellen Aufwendungen und der administrativen Forderungen zur Realisierung der Ziele fehlt. Das Ergebnis ist eine sehr schwache Wirkung der Nachhaltigkeitsstrategien in der Praxis. Auf regionaler Ebene entfalteten (und entfalten) sich in vielen Ländern der Welt gleichzeitig mehr oder weniger erfolgreiche Prozesse der Lokalen Agenda 21 oder der neu geschaffenen Lokalen Aktionen 21 - strategische Pläne für eine Nachhaltige Entwicklung, die unter direkter Teilnahme der Öffentlichkeit entstehen. Die Interaktion zwischen diesen Ebenen ist jedoch minimal - die Nationalen Strategien sind insgesamt zu allgemein formuliert und bleiben ohne konkrete Auswirkungen auf die Realität in den Kommunen und Regionen. Umgekehrt sind lokale Prozesse oft erfolgreich im Lösen von Teilaspekten der Nachhaltigen Entwicklung - z.B. beim Recycling und der Wiederverwendung von Abfällen -, aber selten schieben sie einen notwendigen Wandel in breiterem Umfang an. Textende siehe Kontakt Die logische Konsequenz aus dieser Situation in der Tschechischen Republik (aber beispielsweise auch in Großbritannien, Frankreich oder Skandinavien) wäre die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen nationaler und lokaler Ebene - den Regionen - zur Entwicklung konzeptioneller Lösungen für eine Nachhaltige Entwicklung. Gegenwärtig beginnen die Institutionen auf Kreisebene im Rahmen ihrer Zuständigkeiten die Durchsetzung der Prinzipien der Nachhaltigen Entwicklung zu fordern. Die Kreisbehörden versuchen die Prinzipien der Nachhaltigen Entwicklung in ihre strategischen Pläne einzuarbeiten, einschließlich der Strategien der lokalen Entwicklung. Pilotprojekt in den Landkreisen Liberec und Ústí nad Labem Im April 2004 begann das Pilotprojekt "Unterstützung bei der Vorbereitung einer Nachhaltigen Entwicklungsstrategie in ausgewählten Landkreisen der Tschechischen Republik". Verantwortlich dafür ist das Institut für Umweltpolitik (Ústav pro ekopolitiku), eine gemeinnützige Organisation. Projektziel ist die Entwicklung und Erprobung einer Methodik zur Erarbeitung dieses konzeptionellen Dokumententyps auf der regionalen Verwaltungsebene. Auf dieser Grundlage sollen zwei Nachhaltigkeitsstrategien für die Kreisebene formuliert werden. Das Projekt hat den Anspruch, das öffentliche Bewusstsein für Nachhaltige Entwicklung zu wecken, das bisher sehr schwach ausgeprägt ist. Nachhaltigkeit wurde in Tschechien bislang auch unter Experten als zu unkonkret oder als "ökologische Ideologie" angesehen. Beispielhafte KreisStrategien haben aber bewiesen, dass diese Sichtweise falsch ist und dass das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung in der Praxis sehr greifbare und konkrete Ergebnisse haben kann - bei weitem nicht nur auf dem Gebiet des Umweltschutzes. Die Verwaltungen der Landkreise Liberec und Ústí nad Labem - als Beispielregionen für die Strategieerarbeitung - wurden zu Projektpartnern, gemeinsam mit dem Umweltministerium und dem Ministerium für Regionalentwicklung. Das Projekt läuft unter Schirmherrschaft und Mitfinanzierung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) nach dessen internationalem Organisationsschema. aktiv werden Das verbindliche Rahmendokument für beide Regionalstrategien stellt die neue Nachhaltigkeitsstrategie der Tschechischen Republik dar, deren Ausarbeitung durch das Institut für Umweltpolitik begleitet wird. Die Strategien knüpfen an bestehende Prozesse an, die auf unterschiedlichen Stufen die Nachhaltige Entwicklung in den beiden erwähnten Regionen voranbringen und auf den strategischen und konzeptionellen Papieren basieren, die bereits beschlossen wurden oder auf regionaler oder staatlicher Ebene verhandelt werden. Methodik der regionalen Strategien Die Nachhaltigkeitsstrategien sind in drei Gruppen unter wirtschaftlichen, sozialen und Umwelt-Gesichtspunkten vorbereitet worden, die in der "Methodischen Anleitung zur Erarbeitung regionaler Strategien der Nachhaltigen Entwicklung" unter Berücksichtigung der öffentlichen Beteiligung ausgearbeitet wurden. Die Strategien werden mit einer Methodik aus Konsens und Partizipation in Kooperation mit Facharbeitsgruppen entwickelt, die von Vertretern der Landkreise und weiteren regionalen Teilnehmern ("Stakeholder") gebildet werden (Unternehmer, Bildung, Soziales, Gesundheitswesen, gemeinnützige Organisationen, Gemeinden, Regierung, Öffentlichkeit). Die Methodik nutzt Erfahrungen aus der konzeptionellen Planung der Nachhaltigen Entwicklung auf lokaler Ebene, die in Großbritannien und in den USA in der Praxis geprüft worden sind, und berücksichtigt gleichzeitig die tschechischen Spezifika und die bestehenden Bedingungen in beiden Regionen. Der methodische Rahmen kann ohne bedeutende Veränderungen auch in anderen tschechischen Regionen sowie - je nach Eignung - bei der Vorbereitung von Nachhaltigkeisstrategien auf anderen Verwaltungsebenen (städtischen, mikrolokalen oder nationalen) angewendet werden. Die Methodik beruht auf folgenden Voraussetzungen: - Die Regionalstrategien legen die Hauptziele und besonders konkrete Ziele und Prioritäten beider Regionen für 20052020 sowie Perspektiven und Visionen bis 2030 fest. DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 27 Regionale Ebene: Tschechien - Die Ziele werden kurzfristig auf 1-2 Jahre, mittelfristig auf 3-5 Jahre und langfristig auf 5-15 Jahre entwickelt. Die Vorbereitung der Strategien schließt ein: - Analyse und Bewertung der Nachhaltigkeit existierender strategischer und konzeptioneller Dokumente, - Analyse statistischer Daten und anderer relevanter Angaben, - SWOT-Analyse (Analyse von Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken), - Festlegung eines Leitbildes der Nachhaltigen Entwicklung, - Festlegen allgemeiner Prinzipien für die Nachhaltige Entwicklung in beiden Regionen; - Festlegung von konkreten Zielen und von Indikatoren für deren Erreichung, - Festlegen der Mittel zur Erreichung der Ziele (konkrete Maßnahmen und Aufgaben), - Entwurf für eine institutionelle Gewährleistung des Managements der Nachhaltigen Entwicklung, - Entwurf finanzieller Maßnahmen zur Realisierung der Ziele, - Entwurf für das Monitoring und die Auswertung der Strategien. Realitätsbezug und Realisierbarkeit einer Strategie werden als Schlüsselforderungen angesehen (trotzdem muss die allgemeine Strategie sämtliche oben angeführte Kriterien erfüllen). Ein häufiger Mangel zahlreicher Strategien besteht in der "Nichtexistenz des Wesentlichen", das heißt, dass diese Strategien keine Beschreibung beinhalten, wie die geplanten Maßnahmen zum Erreichen der gesetzten Ziele der Strategie beitragen sollen. Solche Strategien können oft nicht die Frage beantworten, warum gerade die aus d i e s e r Strategie resultierenden Maßnahmen besser als die Umsetzung ähnlicher, bisher schon durchgeführter Maßnahmen sein sollen. Eine effektive Strategie muss vor allem realistisch sein. Auf der Basis der oben genannten allgemeinen Forderungen zur Strategie-Erarbeitung wird jede Strategie in folgende Abschnitte unterteilt: Der a n a l y t i s c h e Teil soll beinhalten: - Einführung, - Situationsanalyse der Nachhaltigen Entwicklung der Region, 28 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 T - SWOT-Analyse (Analyse von Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken), - Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung, - Bewertung der Nachhaltigkeit strategischer Dokumente der Region, - Ergebnisse von Meinungsforschungen, - Vorschlag der strategisch vorrangigen Gebiete Der s t r a t e g i s c h e Teil soll umfassen: - Perspektive der Nachhaltigen Entwicklung der Region, - deren Ziele und Indikatoren, - Mittel (konkrete Maßnahmen und Aufgaben) zur Erreichung der Ziele, - institutionelle und organisatorische Absicherung der Nachhaltigen Entwicklung, - finanzielle Maßnahmen zur Realisierung der Ziele, - Kontrolle, Empfehlungen für staatliche und lokale Zugänge (Politiker). Beteiligung von Öffentlichkeit und Interessengruppen Die Beteiligung der Öffentlichkeit an der Vorbereitung und Realisierung der Nachhaltigkeitsstrategien ist eine der Schlüsselbedingungen für eine Nachhaltige Entwicklung und deren Planung. Eine Strategienvorbereitung auf der Grundlage von Konsens und Mitbeteiligung hilft mögliche Konflikte bei der Umsetzung der Strategien zu vermeiden. An der Vorbereitung und der Umsetzung der Strategien in den beiden Regionen nehmen von Beginn an Vertreter der Interessengruppen sowie der Öffentlichkeit teil. Die Beteiligung der Öffentlichkeit vollzieht sich in Form qualitativer (Expertenbefragungen u.ä.) und auch quantitativer soziologischer Untersuchungen. Letztere betreffen Experten, die sachverständige Öffentlichkeit und die breite Öffentlichkeit (Haushalte). Darüber hinaus wird eine breite Diskussion mit der sachverständigen und der Laienöffentlichkeit ermöglicht - formalisiert durch eine Facharbeitsgruppe und durch öffentliche Behandlung der einzelnen Abschnitte. Geplant ist auch eine Werbekampagne in beiden Regionen. Das Projekt soll sich auf zwei Konferenzen präsentieren: eine Verlaufskonferenz in Liberec und eine Abschlusskonferenz in Ústí nad Labem. Dss Projekt will die gewonnenen Erfahrungen, besonders die Methodik der Strategie-Erarbeitung, auf weitere tschechi- sche Regionen ausdehnen. Die Erfahrungen sollen auf Seminaren mit Vertretern weiterer Kreisbehörden unter Teilnahme von Interessengruppen verbreitet werden. Der Strategienentwurf wird öffentlich diskutiert und in seine Endfassung gebracht, wobei die von der Öffentlichkeit eingebrachten Hinweise eingearbeitet werden. Dann werden die Strategien den Räten und Vertretungen der Kreisbehörden zur Beschlussfassung vorgelegt. Die angenommenen Strategien werden auf den Internetseiten beider Landkreise und der beiden Ministerien veröffentlicht und ausführlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ausarbeitung der Strategien hat unter Berücksichtigung der Umweltaspekte zu erfolgen (Strategische Umweltprüfung SEA). Nach der Formulierung der Strategien für die Landkreise Liberec und Ústí nad Labem werden in beiden Kreisen Pilotprojekte durchgeführt. Sie sollen die Prinzipien der Nachhaltigen Entwicklung für die Öffentlichkeit anschaulich machen und so zum greifbaren Projektergebnis werden. Die Eckpunkte der Pilotprojekte werden entsprechend den jeweiligen lokalen Nachhaltigkeitsstrategien festgelegt. Es sollen Mikroprojekte mit konkreten Aktionen sein, die den Zielen der Nachhaltigen Entwicklung der entworfenen Strategien entsprechen. Gastautoren: Štepán Hrebík, Viktor Trebický, Institut für Umweltpolitik, Prag • Weitere Informationen Ústav pro ekopolitiku, Štepán Hrebík, Viktor Trebický, o.p.s., Hradební 3, CZ-110 00 Praha 1 eMail: [email protected] Regionale Ebene: Polen T Polens Kommunen stehen oft noch am Anfang Gute Einzelbeispiele, aber nur wenig Informationen für die Bürger/innen Seit die zehn neuen Mitglieder zur "Europäischen Familie" gehören, ist auch das Interesse an den Beitrittsländern größer geworden. Viele Menschen machen sich Gedanken, wie die neue Realität nach der EU-Erweiterung für sie aussehen wird. Angesichts der Neuaufteilung Europas stellt sich auch die Frage, ob die Zukunft in den neuen Mitgliedsländern mit einer nachhaltigen Entwicklung assoziiert wird und wie weit die Nachhaltigkeitsstrategien fortgeschritten sind. Jedes neue Mitgliedsland sollte sich dafür einsetzen, dass die Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur als Dokument existiert, sondern auch in allen Lebensbereichen spürbar wird. Schwerpunkte der Strategie sind soziale Gerechtigkeit, ökologische Stabilität und wirtschaftliche Tragfähigkeit. Polen als das größte neue EU-Mitglied sollte mit einem guten Beispiel vorangehen - ist das aber wirklich so? Die polnische Nachhaltigkeitsstrategie "Polska 2025" wurde vom Staatlichen Zentrum für Strategische Studien in Zusammenarbeit mit dem polnischen Umweltministerium erarbeitet. Die Regierung hat sie im Jahr 2003 verabschiedet. Sie soll in allen Sektoren und mit Beteiligung verschiedener Interessengruppen umgesetzt werden. Sicherheit und soziale Gerechtigkeit stehen in der Nachhaltigkeitsstrategie als Hauptziele. Zu den wichtigsten Problemen, die bewältigt werden sollen, zählen vor allem das niedrige Wirtschaftswachstum, die Umweltrisiken und falsche Produktions- und Konsummuster. Grundzüge einer Nachhaltigkeitsdebatte kann man zwar schon in der polnischen Politik seit 1991 ausmachen, als Schwerpunkt wurde die Frage der Nachhaltigkeit aber erst später in die nationale Diskussion aufgenommen. Die Konferenz "Verwaltung mit Nachhaltiger Entwicklung" 2002 Im Dezember 2002 fand in Warschau die Konferenz "Verwaltung mit nachhaltiger Entwicklung - Agenda 21 in Polen" statt. Die Warschauer Konferenz war die einzige in Osteuropa mit dem Thema, ob und in Textende siehe Kontakt welchem Maße die Beschlüsse der RioKonferenz umgesetzt wurden. Die über 300 Teilnehmer/innen aus dem ganzen Land kamen aus verschiedenen Bereichen, darunter Vertreter/innen der öffentlichen Verwaltung, des Bildungswesens und von Nichtregierungsorganisationen (NGO) sowie Unternehmer und Wissenschaftler. An der Konferenz beteiligten sich auch internationale Experten aus dem UN Department of Economic and Social Affairs1. Ziel der Veranstaltung war nicht nur zu zeigen, welche Erfahrungen mit der Planung nachhaltiger Entwicklung auf der lokalen Ebene gemacht wurden - im Vordergrund standen vor allem Diskussionen und ein Resümee des schon Erreichten. So wurden Modellbeispiele der Strategierealisierung durch einzelne Kommunalverwaltungen vorgestellt und positive Erfahrungen ausgetauscht. Am Ende der Konferenz wurden Vertreter/innen von Kommunalverwaltungen ausgezeichnet, die sich an der Realisierung der gemeinsam mit der UNDP2 durchgeführten Projekte aktiv beteiligten. Gerade Kommunalverwaltungen als hauptsächliche Träger des Agenda-Prozesses können die meisten Probleme lösen. Verpflichtungen für Gemeinden und Wojewodschaften Polnische Gemeinden sind durch das Verwaltungs- und Umweltgesetz verpflichtet, ein Umweltschutzprogramm und eine Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten, die dann konsequent umgesetzt werden muss. Auch die Bevölkerung muss zur aktiven Beteiligung am Agenda-Prozess animiert werden. Neben den Gemeinden müssen nach dem neuen Umweltgesetz von 2001 auch die Kreise und Wojewodschaften eigene Umweltschutzprogramme erarbeiten und sie regelmäßig überprüfen. Darüber hinaus sind die Wojewodschaften verpflichtet, regionale Entwicklungsstrategien zu erarbeiten, die sich aber nicht 1 Abteilung für ökonomische und soziale Belange der Vereinten Nationen (DESA), www.un.org/esa/desa.htm 2 UN Development Programme, Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, www.undp.org aktiv werden konkret auf Umwelt oder Nachhaltigkeit beziehen müssen. Die tatsächliche Umsetzung dieser gesetzlichen Verpflichtungen ist jedoch noch weit vom gewünschten Ziel entfernt. Die Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung ist zwar in den Gemeinden am meisten fortgeschritten, aber noch lange nicht ausreichend. Nach den Beschlüssen von Rio hätte jede polnische Gemeinde bis zum Jahr 2000 ihre eigene Lokale Agenda 21 erarbeiten und einführen sollen. In der Realität gibt es aber Gemeindebehörden, denen das Thema Lokale Agenda 21 und Nachhaltigkeit fremd ist. Die Regionen und Kreise befinden sich heute erst im Anfangsstadium. Auch die Beteiligung der Bürger an der Lokalen Agenda und die Rolle der NGOs sind eher gering ausgeprägt. Die große Diskrepanzen sind vor allem vom unterschiedlichen Aufklärungsgrad über das Thema abhängig. Andererseits gibt es Beispiele, wo eine Nachhaltigkeitsstrategie vorbildlich realisiert wird. Zu den Kommunen mit guten Erfahrungen gehören Barlinek, Radom, Elk, Slupsk, Luban, Kamienna Gora und auch Jelenia Gora. In zwei polnischen Städten, Radom (230.000 Einwohner) und Elk (56.000 Einwohner), wurden 1994 verschiedene innovative Umweltprojekte durchgeführt, die als Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Institute For Sustainable Communities3 in Montpelier (USA), dem National Center For Environmental Research4 in Washington und dem Institute for Sustainable Development in Warschau5 entstanden sind. Daraus folgend wurden konkrete Investitionen geplant und realisiert, zum Beispiel die Modernisierung der mechanisch-biologischen Kläranlage in Radom. Dieses Projekt wurde auf Expo 2000 in Hannover als Modellbeispiel der Lokalen Agenda ausgezeichnet. Die polnischen Gemeinden sind bei der Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie nicht auf sich selbst angewiesen. Seit 1997 steht ihnen das "Umbrella Project"6 zur Verfügung, das vom UNDP ins Leben 3 www.iscvt.org 4 http://es.epa.gov/ncer 5 Instytut na rzecz Ekorozwoju, www.ine-isd.org.pl/en 6 www.umbrella.org.pl/engproj DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 29 Service T gerufen wurde. Dort können die Kommunen Unterstützung beantragen. Veranstaltungsreihe "Nachhaltiges Europa" Auf der Suche nach kompetenten Quellen über die Nachhaltigkeitsstrategie in Polen macht man übrigens die Erfahrung, dass nur wenige Informationen allgemein zugänglich sind. Dies hat nicht nur mit mangelndem Interesse an diesem wichtigen Thema zu tun, sondern vielmehr mit einem enormen Nachholbedarf auf diesem Gebiet. Informationsveranstaltungen zur EU-Strategie in fünf Städten Gastautorin: Dorota Jurek, Grüne Liga • Weitere Informationen Grüne Liga, Bundeskontaktstelle Internationales, Dorota Jurek, Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin Tel. 030 / 443391-70, Fax -75 eMail: [email protected] Quellen: www.agenda21.warszawa.um.gov.pl/ konfer.htm www.agenda21.warszawa.um.gov.pl/ konfer2002htm www.nachhaltigkeit.at Gemeinsam mit Perspektiven Globaler Politik (PerGlobal), der Grünen Liga und der Europäischen Kommission führt der DNR die Veranstaltungsreihe "Nachhaltiges Europa" durch. Fünf lokale Tagesveranstaltungen, die in verschiedenen Städten Deutschlands stattfinden, sollen zur Informationsvermittlung und -analyse der EU-Nachhaltigkeitsstrategie und deren Bedeutung für den nationalen und regionalen Bereich beitragen. Die Veranstaltungen werden in Kooperation mit den Akteuren aus Umweltverbänden, Industrie, Universitäten und Politiker/innen vor Ort sowie aus Berlin und Brüssel organisiert. Sie sollen eine intensive Kommunikation und gegenseitige Wahrnehmung der an Nachhaltigkeitsprozessen Aktiven und Interessierten aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen ermöglichen. Themen - Die Bedeutung der Europäischen Nachhaltigkeitsstrategie für Europa, Deutschland und die Regionen - Erneuerbare Energieträger und Nachhaltige Entwicklung - Nachhaltige Finanzierungsmechanismen - Klimawandel und Umweltkatastrophen Zeit für das Leitbild der Nachhaltigkeit - Wirtschaftliche Globalisierung, Soziale Absicherung und Nachhaltige Entwicklung - Wie nachhaltig ist grenzenloser Wettbewerb? September, München: Wie nachhaltig ist grenzenloser Wettbewerb? Die nächste Veranstaltung wird am 13. September 2004 in München zum Thema "Wie nachhaltig ist grenzenloser Wettbewerb?" stattfinden. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt: - Welche ersten Erfolge hat die Nachhaltigkeitsstrategie bei der Erreichung ihrer langfristigen Ziele in den Bereichen Bekämpfung der Armut und sozialen Ausgrenzung / Ausbau und Erhaltung von Arbeitsplätzen, bzw. Abbau der Arbeitslosigkeit / Sozialpolitik im Spannungsfeld zwischen Europa und den Nationalstaaten vorzuweisen? 30 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 - Welche Maßnahmen sind notwendig, um zu einer "kohärenten langfristigen Perspektive [statt] zu einer zu starken Konzentration auf die kurzfristigen Kosten" zu kommen. - Wie können - insbesondere in Hinblick auf die Erweiterung - soziale Standards in den Mitgliedstaaten erhalten und ausgebaut werden? - Wie wurde die europäische Politik der nachhaltigen Entwicklung bisher unter dem Einfluss von wirtschaftlicher Globalisierung und Handelsliberalisierung durchgesetzt? - Inwieweit wurde die Forderung nach einer Nachhaltigen Politik bei Entscheidungen über weitere Marktöffnung und Liberalisierung sowie eine noch stärkere Einbeziehung der Privatwirtschaft berücksichtigt? - Inwiefern werden die Nachhaltigkeitsziele bei aktuellen Politikvorhaben berücksichtigt? - Kann man von Fortschritten hin zu einer "wohlhabenderen und gerechteren Gesellschaft" sprechen? November, Frankfurt am Main: Nachhaltige Finanzinstrumente Die vorläufig letzte Veranstaltung der Reihe "Nachhaltiges Europa" wird voraussichtlich Anfang November in Frankfurt am Main stattfinden und sich mit nachhaltigen Finanzinstrumenten beschäftigen. (ng) • Weitere Informationen www.nachhaltiges-europa.de Service T Internet-Links zum Thema Nachhaltige Entwicklung Global Policy Forum www.globalpolicy.org Zivilgesellschaft Grüne Liga www.grueneliga.de Agenda-Transfer - Bundesweite Servicestelle Lokale Agenda 21 www.agendaservice.de Attac www.attac-netzwerk.de Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) www.bund.net Center of Concern www.coc.org Citizens United for Renewable Energy and Sustainability (CURES) www.cures-network.org Communication Rights in the Information Society (CRIS) www.crisinfo.org International Institute for Sustainable Development (IISD) www.iisd.ca www.iisd.org Kritik der Nachhaltigkeitsdebatte www.projektwerkstatt.de/aes/nach_kritik Lokale Agenda 21 Netzwerk Deutschland www.agenda21-netzwerk.de Naturschutzbund Deutschland (NABU) www.nabu.de Netzwerk Erneuerbare Energien Nord-Süd www.ee-netz.de Oxfam www.oxfam.org Deutscher Naturschutzring (DNR) www.dnr.de Perspektiven Globaler Politik (PerGlobal) www.perglobal.org Electronic Frontier Foundation (EFF) www.eff.org SAPRIN - Structural Adjustment Participatory Review International Network www.igc.orgdgap/saprin Entwicklungspolitik Online www.epo.de SocialWatch www.socialwatch.org Erklärung von Bern (EvB) www.evb.ch Sustainability Strategy www.sustainability-strategy.net Europäisches Umweltbüro www.eeb.org Evangelischer Entwicklungsdienst (EED) www.eed.de Focus on the Global South www.focusweb.org UNED Forum www.earthsummit2002.org Forum Umwelt und Entwicklung www.forumue.de Gena.net - Leitstelle Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit www.genanet.de Global CN - Platform for Community Networks www.globalcn.org siehe Kontakt Terre des Hommes www.tdh.de Third World Network www.twnside.org.sg Foro Global www.ffdforoglobal.org Textende Sustainable Development Forum www.sd-forum.de Verband Entwicklungspolitik (VENRO) www.venro.org World Economy, Ecology & Development (WEED) www.weedbonn.org Worldwatch Institute www.worldwatch.org aktiv werden Organisationen und Institutionen Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) www.bmu.de Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) www.bmz.de Convention on Biological Diversity www.biodiv.org Economic and Social Council (ECOSOC) www.un.orgesa/coordination/ecosoc European Environment and Sustainable Development Advisory Council (EEAC) www.eeac-network.org Europäische Kommission www.eu-kommission.de Europäische Union www.europa.eu.int Internationale Konferenz für Erneuerbare Energien "renewables 2004" www.renewables2004.de International Monetary Fund (IMF) www.imf.org International Telecommunication Union (ITU) www.itu.int Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) www.icann.org International Monetary Fund (IMF) www.imf.org Nachhaltigkeit und zivilgesellschaftliche Partizipation www.nachhaltigkeits-check.de Nachhaltigkeitsrat Österreich www.nachhaltigkeit.at Rat für Nachhaltige Entwicklung www.nachhaltigkeitsrat.de United Nations (UN) www.un.org United Nations Conference On Trade and Development (UNCTAD) www.unctad.org DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 31 Service T United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD) www.unccd.int United Nations Development Programme (UNDP) www.undp.org United Nations Divison for Sustainable Development (CSD) www.un.orgesa/sustdev United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO) www.unesco.org United Nations Environmental Programme (UNEP) www.unep.org United Nations Financing for Development www.un.orgesa/ffd United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) http//unfccc.int United Nations Peace and Security www.un.orgpeace World Bank www.worldbank.org World Intellectual Property Organization (WIPO) www.wipo.org World Summit on the Information Society (WSIS) www.itu.int/wsis World Summit on Sustainable Development (WSSD) www.johannesburgsummit.org World Trade Organization (WTO) www.wto.org (bv) 32 DNR EU-Rundschreiben Sonderteil 07.04 Aktuelle und kostenlose Informationen per eMail EU-Rundschreiben im Internet www.dnr.de/publikationen/eur Newsletter und Mailinglisten zu Umwelt und Nachhaltigkeit Aktuelle und unabhängige Meldungen zu Nachhaltigkeit, Umwelt in (Ost-)Europa und weiteren ökologischen Themen sendet der DNR Info-Service tagesaktuell per eMail zu. DNR-Mitglieder und Abonnenten können ihn im Internet bestellen unter www.dnr.de/publikationen/infoservice (Thema bzw. Land angeben, z.B. EU- Umweltpolitik, Nachhaltigkeit, Polen, Tschechien). Eine vom DNR-Redaktionsbüro zusammengestellte und geprüfte Übersicht weiterer eMail-Dienste ist im Internet zu finden: www.dnr.de/umweltinfo Hier finden Sie diesen und alle früheren EUR-Sonderteile zum kostenlosen Download als PDF-Datei. Ebenfalls herunterladen können Sie Auszüge aus dem aktuellen EU-Rundschreiben sowie die vollständigen früheren Ausgaben ab Januar 2000.