Der alte Mann und das Mehr
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Der alte Mann und das Mehr
Limmattaler Sport Freitag, 5. Oktober 2012 | az | www.limmattalerzeitung.ch 23 Der alte Mann und das Mehr 2.-Liga-Eishockey Eishockey Aufsteiger Urdorf steigt morgen in die 2.-Liga-Saison – die vierte von Sandro Duttweiler rende Haltung: Dass sich die beiden schon vorher beruflich gekannt hatten und Honegger einer der Gründe für Duttweilers Rückkehr als Aktiver gewesen war, zählte nichts für den Spieler. «Er ist ein guter Typ, aber er konnte uns als Trainer einfach nicht weiterbringen, so ging es nicht weiter», führt er sachlich aus. Dank seiner Einstellung konnte er auch problemlos mit einem heiklen Rollentausch umgehen: Wegen einer Weiterbildung trat er im Jahr 2005 als Spieler kürzer und wurde Assistenztrainer von Andi Wismer im EHCU, nebenbei spielte er für die GC-Senioren. Autoritätsprobleme bei der Arbeit mit seinen ehemaligen Teamkollegen seien nie aufgetreten, trotz der schwierigen Saison 2007/08, als wegen eines Zählers der Verbleib in der 2. Liga verpasst wurde. 2009 kehrte Duttweiler schliesslich als Aktiver zurück aufs Eis. «Senioreneishockey ist nicht dasselbe», hat er festgestellt. Er wollte mehr. VON RAPHAEL BIERMAYR Nein, geizig ist er nicht. Aber ein Gewohnheitstier. Über 20 Jahre lang trug Sandro Duttweiler denselben Brustpanzer. Jetzt hat der ausgedient. «Es ist ein Eingeständnis meiner Partnerin gegenüber, wie auch das Helmvisier», sagt der Stürmer des EHC Urdorf, und meint damit auch, seiner Gesundheit gegenüber. Denn Duttweiler ist nicht mehr 20; das war er, als er sich den erwähnten Brustpanzer anschaffte. Der 41-Jährige steht vor seinem vielleicht letzten sportlichen Abenteuer. Nach dem Aufstieg am grünen Tisch kann er mit den «Stieren» nochmals 2. Liga spielen. Allerdings muss er sich noch etwas gedulden. Er verpasst die ersten beiden Matches wegen Ferienabsenz. «Der Termin stand schon vor der Saisonplanung fest, letztlich ist auch das ein Kompromiss der Liebe», erklärt er, der seit 20 Jahren mit derselben Frau liiert ist. Rekord in der Neuzeit: Duttweiler bestreitet zum vierten Mal mit dem EHCU eine 2.-Liga-Saison. Der Sohn einer Drogistenfamilie ist der letzte 12 Kilogramm abgenommen Nun will er wieder mehr: den Ligaerhalt. Das ist ihm mit den «Stieren» in den drei Versuchen zuvor nie gelungen. Die Voraussetzungen dafür sind so gut wie nie, seit Duttweiler involviert ist. Neben hungrigen, talentierten Jungen wurden einige «Ein Jahr später führten wir ein langes Telefonat, wir haben uns ausgesprochen.» «Die Vorbereitung verlief nicht gut, die Präsenz im Training war mangelhaft.» Sandro Duttweiler, Stürmer Verbliebene, der 1998/99 im «alten» EHCU spielte, bevor das Team nach dem Abstieg infolge Perspektivlosigkeit im Jahr darauf zurückgezogen wurde. Er ging zurück nach Bäretswil, bevor er 2000 beim Neustart unter Trainer Gérard Bouvard wieder dabei war. «Es hat mir gut gefallen in Urdorf, die eigene Garderobe und die vielen Zuschauer waren ausschlaggebend», erklärt er seinen Rückschritt von der 2. In die 4. Liga. Sport als Gegenpol zur Arbeit Duttweiler könnte angesichts dieses Werdegangs eine Identifikationsfigur sein. Doch dafür polarisiert er zu sehr. Denn der Sport bietet ihm die Möglichkeit, seine rebellische Seite auszuleben. Und die nutzt er. «Im Job achte ich immer darauf, den richtigen Ton zu treffen, mich korrekt zu verhalten. Eishockey ist für mich eine Möglichkeit, loszulassen», erklärt der Verkaufsleiter Deutschschweiz der Novartis. Der Hüne ist reflektiert, beredt und überzeugt von sich – Eigenschaften, die mancher Trainer fürchtet. Mit seinem engen Kumpel Sebastian Hauser bildet er ein mächtiges Tandem, das die Wortführerschaft im Team innehat. Bei der geräuschvollen Absetzung von Trainer Matthias Honegger durch das Team im Frühjahr 2010 kam Duttweiler eine Schlüsselrolle zu. «Ein Jahr später führten wir ein langes Telefonat, wir haben uns ausgesprochen», sagt er. Bezeichnend für seine differenzie- Wochenend-Agenda SAMSTAG Eishockey 17.30 2. Liga. Gruppe 1. Wetzikon - Urdorf. Wetzikon ZH, Kunsteisbahn Wetzikon. Handball 13.30 2. Liga. Dietikon-Urdorf - Volketswil. Urdorf Zentrum. 15.00 2. Liga. Frauen. Limmat - Unterstrass. Urdorf, Zentrumshalle. 16.30 Dietikon-Urdorf - Zürisee. Urdorf, Zentrumshalle. Unihockey 16.00 2. Liga. Gruppe 2. Langenthal Aarwangen II - Limmattal. Langenthal, Dreifachturnhalle Kreuzfeld. Sandro Duttweiler, Routinier Sandro Duttweiler (h.) hat auch mit 41 Jahren Spass am Eishockey. BIER ■ KADER: SANDRO FISCHER MAG NICHT MEHR Im Herbst 2007 sagte EHC-Urdorf-Goalie Sandro Fischer nach gelungenem Aufstieg in die 2. Liga vor der Saison: «In die 3. Liga will ich nicht mehr. Da ist es mir zu langweilig.» Der herausragende Goalie – seit 2003 an Bord – sollte auch nach dem direkten Abstieg und später wieder im Tor stehen. Nun, vor der ersten 2.-Liga-Saison seither, will der wankelmütige Fischer nicht mehr ins Tor. Er frönt seiner Leidenschaft als Feldspieler in der neuen zweiten Mannschaft des Vereins (4. Liga). In der jüngeren Vergangenheit war er für die Reserven der Limmattal Wings aufgelaufen. Gemäss Urdorfs Trainer Dani Hüni würde Fischer aber weiterhin als Torhüter trainieren, «vielleicht kriegt er ja später wieder einmal Lust», sagt Hüni. Sorgen machen müsse man sich indes nicht, denn die drei neuverpflichteten Goalies sind allesamt erfahren, Flori- an Wassmer war zuletzt Stammgoalie bei Drittligist Bassersdorf. Auch sonst gibt es viele neue Gesichter im Kader, vor allem junge. Von den zehn Zuzügen ist die Hälfte unter 20 Jahre alt. Herausragend ist dennoch ein «Alter»: Der Schlieremer Serge Haas, langjähriger NLB-Verteidiger und zuletzt beim vermeintlichen NLB-Aufsteiger Huttwil engagiert, hat nach 20 Jahren zurück zu seinem ersten Verein gefunden. (BIER) Routiniers verpflichtet. «Das Potenzial ist vorhanden», sagt Duttweiler, wendet aber ein: «Die Vorbereitung verlief nicht gut, die Präsenz im Training war mangelhaft. Ich bin mir nicht sicher, ob die Jungen wissen, dass sie zum grössten Erfolg des EHC Urdorf seit 15 Jahren beitragen können.» Der Regensdorfer weiss das und hat ein Mehr an Anstrengung für die Realisierung unternommen. 12 Kilogramm hat er abgenommen, zum ersten Mal seriös Krafttraining betrieben. Trainer Dani Hüni lobt die Einstellung des Routiniers: «Er hat sich massiv in Form gebracht, ist meiner Meinung nach ehrgeiziger.» Seine Rolle im Team? «Er ist sehr wichtig für die Integration – den Wandel vom Sprücheklopfer zum Leithammel hat er vollzogen», führt Hüni aus. Ob Duttweiler nach der anstehenden Spielzeit weitermacht, entscheide er erst im Anschluss daran. Die Gnade des Alters. Apropos: Eigentlich sei er erst 31 Jahre alt. Denn bis zum Alter von 14 Jahren stand Duttweiler im Tor des ZSC. «Die fehlenden zehn Jahre als Spieler kann ich hinten anfügen, also bleibt mir noch etwas Zeit», sagt er und lacht. Den neuen Brustpanzer hat er wohl nicht nur für eine Saison gekauft. Rabenschwarzer Abend für den HC Dietikon-Urdorf Die 1. Runde des Schweizer Cups war für die 1.-Liga-Handballer des HC Dietikon-Urdorf bereits Endstation. Gegen den Zweitligisten aus Volketswil verloren sie mit 27:29. Als Hauptgrund für die Blamage sieht Claude Bruggmann, Trainer von Dietikon-Urdorf, die aggressive Einstellung des Gegners. «Wir haben uns von der kämpferischen Einstellung der Volketswiler einschüchtern und von unserer Taktik abbringen lassen», betont er. Ausser Imhof, der mit 16 Treffern mit Abstand der Beste in den Reihen von Dietikon-Urdorf war, sei niemand auch nur annähernd an sein normales Leistungsvermögen herangekommen. Die Niederlage kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Am letzten Wochenende nämlich bewies der HC Dietikon-Urdorf seine gute Form und verlor gegen Appenzell bloss mit der minimalen Tordifferenz. Möglichkeit zur Rehabilitation Doch die Limmattaler wollen sich von dieser Cup-Niederlage nicht verunsichern lassen. Bereits am Samstag erhalten sie die Möglichkeit, sich zu rehabilitieren. Im Spiel auswärts gegen die Tabellennachbarn aus Romanshorn werden die Spieler von Dietikon-Urdorf topmotiviert auftreten. «Niemand blamiert sich gerne gegen Unterklassige», ist sich Brugg- mann einer positiven Reaktion seiner Schützlinge sicher. Tatsächlich können die Limmattaler mit einem Sieg am Samstag Romanshorn überholen und künftig vom fünften Tabellenrang grüssen. «Wir müssen nichts an unserer Spielweise, an unserer Taktik oder an unserer Einstellung ändern», sagt Bruggmann. Der Cup-Auftritt vom Dienstag könne unter dem Motto Pleiten, Pech und Pannen abgehandelt und mit einem starken Auftritt in Romanshorn vergessen gemacht werden. Zusätzliche Motivationsspritzen sollten bei den Spielern des HC Dietikon-Urdorf nicht nötig sein LiZ-Tipp: 28:30 müssen. (AKE) EHC Urdorf Saison 2012/13 Trainer: Dani Hüni Assistenztrainer: Sandro Ungricht Betreuer: Sepp Wigger Tor Marc Zurbuchen (Jg. 1989), Florian Wassmer (90), Stefan Rohrer (91). Verteidigung Glenn Huber (94), Sebastian Hauser (83), Stefan Birrer (89), Dominik Erb (90), Marco Gürtler (93), Serge Haas (84), Peter Frenzel (81), Colin Wiederkehr (90), Ivan Yanez (83). Sturm Samuel Kuoni (90), Raphael Hürzeler (94), Thomas Wigger (84), Thomas Heldner (70), Tobias Landis (90), Sandro Duttweiler (70), Raphael Studer (84), Nicolas Landis (92), Boris Otypka (86), Marco Novkovic (85), Denis Weiss (93), Terence Roth (94). Zuzüge: Rohrer (Aarau), Zurbuchen (Interlaken), Wassmer (Bassersdorf), Huber (Wettingen), Gürtler (Dürnten), Haas (Huttwil), Hürzeler, Weiss, Roth (alle Dübendorf, mit B-Lizenz), Otypka (SenSee). Abgänge: Casutt (Weltreise), Fischer, Kjellqvist, Graf, Hofmann, D’Aquino, Kloter und Weinmayr (alle 2. Mannschaft). Ostschweizer Gruppe 1 Teams: Urdorf (Aufsteiger), Wetzikon (Absteiger), Dürnten, Bellinzona, Luzern, Schaffhausen, Zug, Bassersdorf, Biasca, Küsnacht, RapperswilJona, Küssnacht am Rigi. Modus: Nach 22 Qualifikationsspielen bestreiten die ersten vier Teams beider Gruppen die Playoffs. Die letzten beiden Teams der Gruppe 1 sowie das letzte der Gruppe 2 bestreiten eine Abstiegsrunde à je vier Partien. Der Letztplatzierte dieser Poule steigt ab. Einschätzung: Dürnten, Luzern, Wetzikon und Bellinzona sind die Favoriten auf einen Playoffplatz. Abstiegskandidaten sind neben Urdorf die Teams aus Küssnacht am Rigi, Biasca und Rapperswil-Jona. 1. Runde, morgen: Wetzikon - Urdorf (17.30). Dürnten - Küssnacht am Rigi. Zug - Bassersdorf. Luzern - Küsnacht. Sonntag: Biasca - Schaffhausen. Bellinzona - Rapperswil-Jona. LiZ-Prognose Urdorf: Die «Stiere» sind überzeugt vom Verbleib in der 2. Liga. Angesichts des breiteren und talentierteren Kaders ist das begründet. Allerdings: Die Limmattaler werden aller Voraussicht nach einige hohe Pleiten kassieren. Wie die Spieler damit umgehen, ist genauso entscheidend wie die Antwort auf die Frage, ob Trainer Dani Hüni es – wie einst bei den Limmattal Wings – schafft, einer unterlegenen Mannschaft durch ein einfaches System wenigstens eine Chance auf Erfolg einzuräumen. Abstiegsrunde Sportservice Handball Schweizer Cup. 1. Hauptrunde: Volketswil (2.) - Dietikon-Urdorf (1.) 29:27. Volketswil - Dietikon-Urdorf 29:27 (12:10) Gries. – 30 Zuschauer. – SR Reiser/Schmid. – Strafen: 2mal 2 Minuten gegen Dietikon-Urdorf. Dietikon-Urdorf: Anderegg, Beltrami, Bruggmann (1), Burla, Gash (2), Grendelmeier (1), Imhof (16), Katicic, Meier (3), Regner, Rüegg (1), Tiefenauer (3). 1. Liga. Gruppe 1. Gestern: Uster - Seen Tigers/Yellow 27:20. – Am Samstag: Wetzikon - Kreuzlingen (16.45). Schwamendingen - Appenzell (17.00). Romanshorn - Dietikon-Urdorf, GC Amicitia - Fides St. Gallen (beide 18.00). Pfader Neuhausen - Arbon (19.00). – Rangliste: 1. Kreuzlingen 3/6. 2. Fides St. Gallen 3/6. 3. Uster 4/6. 4. Appenzell 4/6. 5. Romanshorn 3/4. 6. Dietikon-Urdorf 4/4. 7. Arbon 3/2. 8. Wetzikon 3/2. 9. Pfader Neuhausen 3/2. 10. GC Amicitia Zürich 3/1. 11. Schwamendingen 3/1. 12. Seen Tigers/Yellow 3/0.