Von New York nach Graceland - Teil 1 Die GBE
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Von New York nach Graceland - Teil 1 Die GBE
gbe Elvis-Reise 2013 Ellen und Jürgen O b s t VON NEW YORK NACH GRACELAND - TEIL 1 DIE GBE - REISE 2013 New York - „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen ...”. Wir können die Richtigkeit dieses Satzes aus dem bekannten Volkslied voll unterstreichen und mit vielen, vielen Informationen belegen. Der Konjunktiv der Liedzeile löst sich auf mit der tatsächlich stattgefundenen Reise vom 6. September bis zum 19. bzw. 26. September dieses Jahres 2013. „Jemand“, das waren dreiundvierzig vor allem durch und durch engagierte Elvis Fans, die teils viel über Elvis wissen, ihn zum stetigen geistigen Begleiter im Alltag spüren und ihn (drei von uns) sogar imitieren. Ergänzt wurden diese Fans von Teilnehmern der Reise, die Elvis ebenfalls mögen, sich für ihn interessieren und mit ihm sympathisieren. So war gegeben, dass selbst eine so große Reisegruppe einen festen Zusammenhalt hatte, jeder mit jedem plaudern konnte und man gemeinsam Spaß an der Reise fand. Die Reise führte uns im Hauptteil auf Elvis’ Spuren von New York nach Graceland durch einige Bundesstaaten des Ostens zu Sehenswürdigkeiten nach Washington, Cleveland, Louisville, Nashville, Muscle Shoals, Tupelo und Memphis. Nach einer vierzehntägigen Reise nahmen wir Abschied von einem Großteil der Teilnehmer, die nach Deutschland Golden Boy Elvis 4 | 2013 zurück�ogen. Im zweiten Teil hieß es dann für verbliebene achtzehn Teilnehmer: Let’s go West! Neun Tage wurde der Südwesten der USA auf einer Arizona-Rundreise entdeckt. Die Reise war sehr kompakt, mit vielen Höhepunkten und Überraschungen, die wir versuchen werden etwas näher zu beschreiben. Wir, das sind Ellen und Jürgen Obst, die ihr Reisetagebuch auswerten möchten. Für die mitgereisten Fans heißt es auf alle Fälle: Schaut Euch nochmals Eure Fotos an, um wieder und wieder in großartigen Erinnerungen zu schwelgen. Vorab schon einmal ein großes Danke an Werner Michels und Helmut Radermacher, die uns sehr kompetent, detailliert und interessant viele Informationen über Land und Leute und vor allem zu Elvis und anderen Musikern vermittelt haben, die dem Pauschalreisenden mitunter verborgen bleiben. Die Reise begann in New York, obwohl man sich bereits in Frankfurt auf dem Flughafen erkennen und wiedererkennen, bzw. einfach zusammen�nden konnte - aufgrund dessen, dass einige bereits in vergangenen Jahren gemeinsam auf ElvisSpuren auf Musik-Touren unterwegs waren oder man durch Bekleidung feststellte, aha, da gehören wir dazu. New York (siehe Foto oben), die Stadt, die niemals schlä, eine Wahnsinns-Stadt!!! Schon die Ankun auf dem JFK-Flughafen war etwas Besonderes. Die ersten Eindrücke des pulsierenden und quirligen Lebens in der riesigen Metropole bekamen wir schon am Freitagabend, dem 6. September, begünstigt durch die Nähe unseres Hotels zum Times Square, bunt, laut und grell. Der Samstag stand fast ganz im Zeichen eines besonders an Elvis Presley orientierten Stadtrundganges. Was verband Elvis mit New York? Welche Spuren seines Aufenthaltes und seiner Erfolge in dieser Stadt lassen sich bis ins Heute verfolgen? Unser amerikanischer Stadtführer, der sich selbst als ein Fan von Elvis Presley bekannte, zeigte uns im Zentrum Manhattans einige der wichtigen und bedeutenden Orte, die mit der Präsenz des aufstrebenden Künstlers in den 50er Jahren verbunden sind und nachfolgend im Kontext genannt werden. Elvis Presley hatte bereits seine ersten Titel im SUN-Studio in Memphis aufgenommen und gewann im Süden regionale Popularität, als er zum ersten Mal in ein Flugzeug stieg, um am 23. März 1955 mit Scotty Moore und Bill Black in Arthur Godfrey’s Talentshow in der 501 Madison Avenue vorzuspielen. 35 gbe Elvis-Reise 2013 Dieser frühe Kontakt mit New York war jedoch nicht erfolgreich. Dies sollte sich aber ändern, als er mit seiner Band, bereits von Colonel Tom Parker gemanagt, im Januar 1956 nach New York zurückkehrte und, noch relativ unbekannt, den ersten nationalen TV-Auritt in der Dorsey Brothers Stage Show, gesendet aus dem CBS Studio 50, bekam. was dann beginnend mit dem letzten Auritt der Dorsey Brothers Stage Show (24.3.1956) auch geschah. Zu diesem und weiteren Fotoshootings sollten wir später noch eine engere Beziehung bekommen. Das CBS Studio 50 in New York Elvis in der Steve Allen Show beim Song „Hound Dog“ zu einer mittleren Medienaufruhr. Elvis trat dann am 1. Juli im Hudson eater in New York in der von NBC produzierten Steve Allen Show auf. Den Titel „Hound Dog“ sang er im Beisein des Basset-Hundes Sherman als relativ zahme Version. Allen über�ügelte den Erfolg der renommierten, von CBS produzierten Dorsey Shows, in die das Phänomen Elvis, ober�ächlich gesehen, vorerst nicht ganz passte. Wir standen vor dem Ed Sullivan eater, das dann zwischen September 1956 und Januar 1957 drei Mal zum umjubelten TV-Auritt von Elvis Presley wurde, nachdem Ed Sullivan seine Abneigung gegenüber Elvis begraben hatte. Es ist über die Zeit nach wie vor eine populäre Showbühne, man denke nur an den Talkmaster David Letterman. (Dieses eater ist dasselbe wie das Studio 50 von CBS, siehe Dorsey Shows). Hudson Theater, New York, 1.7.1956, Probe zur Steve Allen Show Nach einem Intermezzo in der Milton Berle Show in San Diego (3.4.56), kam es beim zweiten Auftritt bei Berle in Hollywood (5.6.56) aufgrund der Hübewegungen Das Ed Sullivan Theater in New York heute Die während unserer Tour besuchten Stätten liegen, ausgehend vom Times Square, relativ nah beieinander, so Das RCA Studio in New York Insgesamt trat Elvis fünf weitere Male in dieser Show auf. Unmittelbar nach diesem ersten Auritt im Fernsehen begannen Ton-Aufnahmen bei RCA in New York, u.a. „Blue Suede Shoes“ und „Tutti Frutti“, in Folge bis Juli elf Titel, die den Wendepunkt zum mehr kommerziellen Sound markierten. Bei RCA stelle man mittlerweile fest, dass es kaum geeignete Fotos für die Promotion von Elvis Presley gab, und man bot dem aus Deutschland stammenden Alfred Wertheimer an, passende Aufnahmen zu machen, 36 Das Hudson Theater heute Golden Boy Elvis 4 | 2013 gbe warfen wir auch einen Blick auf das New York Hilton Hotel in Richtung Central Park, in dem Elvis, neben dem Warwick Hotel, zumeist wohnte. Einen Besuch wert war auch das Rockefeller Center, erbaut 1932, mit den NBC Studios und der Radio City Music Hall, eines der bis in die heutige Zeit größten Kino- und Musiktheater, in dem eine Reihe der bedeutendsten Stars des Showund Musikbusiness auraten. Durch die bühnenwirksamen Erfolge des „King of Rock’n’Roll“ wurden Filmemacher auf den jungen Elvis Presley aufmerksam. Er erschien ihnen mit seiner persönlichen Ausstrahlung so interessant, um in jener Zeit junge Leute in die Kinos zu holen. Das ehemalige Paramount Das ehemalige Paramount Kino Heute befindet sich dort das Hard Rock Cafe Golden Boy Elvis 4 | 2013 Elvis-Reise 2013 Kino, in dem der Film Love Me Tender uraufgeführt wurde, ist an der Fassade noch zu erkennen. Dort be�ndet sich jetzt das Hard Rock Cafe. nieren älterer und neuer Bauwerke, übersichtliches aber teilweise marodes Straßennetz, viele, viele Menschen, hohes Verkehrsauommen, große Autos, unzählige gelbe Taxis, meist stockender Verkehr an Ampeln innerhalb kurzer Distanzen. Es gab die ersten Blickkontakte mit Bauwerken, die uns bisher nur von Bildern wohl bekannt waren, aber in natura ist das einfach großartig. Wir verließen Manhattan und überquerten den East River hinüber zum großen Stadtteil Brooklyn. Ziel war das Brooklyn Army Terminal, der Ort, von dem aus Elvis Presley am 22. September 1958 per Truppentransporter die Überfahrt nach Deutschland antrat, um dort vom 1. Oktober 1958 bis zum 2. März 1960 seinen Militärdienst zu leisten. Elvis-Kennern sind die berühmten Fotos der Abreise gegenwärtig, von keinem Geringeren als Alfred Wertheimer aufgenommen. Das Paramount Kino am 15.11.1956 zur Uraufführung von Love Me Tender Aus den Filmen herausgelöste Gesangs- und Tanzszenen mit den Titel-Songs von bekannten Songschreibern wie z. B. Jerry Leiber und Mike Stoller, wurden zu großen Hits und waren eigentlich die Vorlage der Rock- und Popvideos! Wir erhielten weitere Eindrücke von der Mächtigkeit dieser Stadt: gigantische Skylines, geschicktes Harmo- Das Brooklyn Army Terminal heute Elvis hatte sich hingegen vieler Erwartungen für ein normales Soldatenleben entschieden, ohne Sonderstatus, ohne Sonderbehandlung. Er kommentierte seine Entscheidung mit: „It is a duty I got to �ll and I’m going to do it” – „Es ist eine P�icht, Impressionen vom Brooklyn Army Terminal, so wie es damals aussah. Hier brach Elvis am 22. September 1958 per Truppentransporter nach Bremerhaven auf, um dort vom 1. Oktober 1958 bis zum 2. März seinen Militärdienst zu leisten. 37 gbe Elvis-Reise 2013 die ich zu erfüllen gedenke”. Er diente im 1st Medium Tank Battalion / 32nd Armor der 3. US-Panzerdivision in Friedberg und wohnte in Bad Nauheim, das sich in den letzten Jahren im August zu einem Wallfahrtsort der Elvis-Fans entwickelt hat. Einigen der Reiseteilnehmer war die Erinnerung an dieses Festwochenende noch gegenwärtig. Die zweijährige Abwesenheit von Bühne und Film hätte einen Karriereknick für Elvis bedeuten können. Weit gefehlt. Sein Manager und die Platten�rma RCA sorgten mit Veröffentlichungen u.a. Präsentationen dafür, dass er nicht in Vergessenheit geriet und eher noch größere musikalische Anerkennung fand. Aber erst 1972 kehrte Elvis Presley für vier Engagements im Madison Square Garden nach New York zurück. Mit Blick über den hier sehr breiten, in den Atlantik übergehenden East River und in Gedanken an Elvis’ Abschied von New York konnte man sich vorstellen, dass er, so wie wir, nochmals stolzen Blickes nach Liberty Island auf die Freiheitsstatue geschaut hat, die in einiger Entfernung am Horizont zu sehen war. Unsere Gedanken eilten schon voraus, dieses Wahrzeichen am Sonntag aus der Nähe zu betrachten. State Building. Für die New Yorker ist das 443 Meter hohe, elegante Baukunstwerk an der 5th Avenue ein Wahrzeichen und gleichsam mächtiges Symbol der Stadt, entfaltete es doch auch seine Wirkung als Filmkulisse. Für uns Touristen war es bereits der erste optische Anhaltspunkt im Straßengewirr. Nun begaben wir uns mit einmal Umsteigen in einen zweiten Li in den 86. Stock. Welch genialer Rundumblick! Aus einer überhohen Vogelperspektive wirkte die Skyline wie aus einem Lego-Baukasten in regelmäßigen Carres eng aneinandergesetzt. Nur ganz schmal sind die Straßen zu sehen, die Autos klein wie Stecknadelknöpfe. Bizarr wirkende Brücken dehnen sich über den Hudson- und den East River. Von hier aus wird die Dimension des Central Park mit Blick in Richtung Norden deutlich. Die Eindrücke im wundervollen Sonnenschein sind atemberaubend. Sie werden durch unsere vielen Fotos immer wieder wach werden, auch wenn wir längst wieder zu Hause sind. Wir lassen den ersten vollen Tag in New York mit Unternehmungen individueller Art ausklingen. Die Stadt bietet so viele Möglichkeiten des Erkundens und Verweilens, die in der zur Verfügung stehenden Zeit auszuschöpfen schier nicht machbar ist - Madison Square Garden, Broadway, Times Square, Central Park, Dakota Building und John Lennon Memorial, Hard Rock Cafe - das alles waren für uns bedeutungsvolle Ansichten. Und natürlich war Shopping angesagt. Das Lieblingssouvenir aus New York? Na klar, ein bedrucktes TShirt! Motive - NY und Elvis! Abends dann wieder downtown, dort wo der Bär im Lichtermeer steppt. Das Empire State Building Als nächsten interessanten Programmpunkt absolvierten wir die Besichtigung des berühmten Empire 38 Das 9/II Memorial Ein Sonntag in New York! Nach einem genüsslichen Frühstück mit Plaudereien über das am Samstag Erlebte, sind alle pünktlich startklar am Treffpunkt vor dem Eingang unseres Holiday Inn Express Hotels. Der Bus, der von dem sympathischen Bernard aus Memphis gelenkt wird, bringt uns zum 9/II Memorial. Wenn man in New York weilt, ist es ein Muss, unabhängig vom Kernthema der Reise, diese Stätte des Gedenkens der Terroranschläge des 11. September 2001 zu besuchen. Viele Menschen drängen sich am Tribute Center, um zu erfahren, wie man über zehn Jahre nach den Anschlägen diese tragischen Ereignisse verarbeitet hat und der Opfer würdevoll gedenkt. Wir reihen uns in Schlangen der Besucher ein und sind gespannt auf die neu gestalteten Flächen, dort, wo die Türme des ehemaligen World Trade Centers standen, nun One World Trade Center genannt. Das One World Trade Center Wir denken, dass die Menschen, die dort in Gedenken verweilen, wie wir tief bewegt sind von den Wänden mit den Bildern der Opfer und den Berichten der Hinterbliebenen und Helfer danach. Es ist eine sehr emotionale Begegnung mit den damaligen Ereignissen. Nicht umsonst stehen Boxen mit Kosmetiktüchern in den Ausstellungsräumen, um die Tränen zu trocknen, die es in die Augen treibt, angesichts der vielen erschütternden Bilder. Am ehemaligen Standort der Zwillingstürme entstanden auf der Grund�äche die Memorial Pools. Dies sind zwei gigantische Becken mit zehn Meter hohen 2-stu�gen Wasserfällen, um die herum die Namen der Opfer Golden Boy Elvis 4 | 2013 gbe eingraviert sind. Das Ende der Wasserfälle ist in der Tiefe nicht zu sehen - ein Symbol für unendliches Gedenken? Die Freizeit bis zum nächsten Highlight nutzend, bot sich die Gelegenheit, den Financial District mit Wall Street, den als Fotomotiv dienenden berühmten Bullen, State Street Plaza mit Battery Park am Hudson River und der Südwestspitze Manhattans oder die Trinity Church zu besichtigen. Das nächste eindrucksvolle Erlebnis an diesem herrlichen sonnigen Sonntag war die zweistündige Bootsfahrt um Manhattan mit der bekannten Circle Line. Atemberaubende Blicke rund um Manhattan Freiheitsstatue Elvis-Reise 2013 Es ist erhebend, bereits gesehene historische Bauwerke aus einer anderen Sicht vom Wasser aus quasi neu zu entdecken, die Wirkung der Skyline im Sonnenlicht aufzunehmen und natürlich zu fotogra�eren, um diese Eindrücke zu konservieren. Vieles wirkt vom Wasser aus tatsächlich völlig anders, die dritte Perspektive, aus der wir die Stadt sehen konnten. Alles konzentriert sich auf die Anfahrt zur Freiheitsstatue, nachdem wir Ellis Island, die ehemalige Einwanderer-Aufnahmestelle im Hudson River passiert haben. Etwas im Gegenlicht, das ab und zu durch ein paar Wolken gedämp wird, steht das Symbol der Freiheit und Geschenk Frankreichs an die USA im Focus der Digitalkameras. Jeder wird in diesen Momenten seinen Gedanken freien Lauf lassen, so richtig beschreiben lassen sie sich kaum. Unser Schiff dreht in Richtung East River und passiert drei der insgesamt zehn über den Fluss gespannten Brücken. Die Brooklyn Bridge, erbaut 1883, als einstmals längste Hängebrücke der Welt und erste Verbindung zwischen Manhattan und Brooklyn, ist mit ihren beiden Pylonen vom Schiff aus wunderbar zu sehen. Wir sehen den UNKomplex und erleben die Kulisse der Stadt auf der Rückfahrt zur Anlege stelle im wärmeren Licht der langsam sinkenden Sonne, in dem das bereits Gesehene verändert erscheint. Wenn wir nun dachten: Wow, was haben wir alles heute an diesem Sonntag erlebt, dann setzte die gemeinsame abendliche Veranstaltung noch einen drauf, wie man so schön sagt! In großartiger Lage, auf der Manhattan gegenüber liegenden Seite des Hudson Rivers in New Jersey, waren wir am Abend zum Essen mit einem Überraschungsgast verabredet. Jetzt schloss sich der thematische Bogen zum Stadtrundgang am Vortag. Alfred Wertheimer, der aus Coburg stammende Fotograf, der 1956 die Chance bekam, Elvis Presley zu begleiten und zu fotogra�eren, gab uns die Ehre seines Besuches. Dieses Treffen wurde durch die persönlichen Kontakte von Karin und Helmut Radermacher zu Alfred Wertheimer ermöglicht. Es war der I-Punkt auf das Wochenende in New York. Mir, der Ellen, war das alles eher nicht bekannt, aber ich habe an diesem Abend einiges dazugelernt. Alfred Wertheimer, mit Werner Michels und Helmut Radermacher Unserem Gast Alfred Wertheimer hat die gemeinsame Veranstaltung sichtbar auch sehr gut gefallen. Er war sehr sympathisch, mitteilsam, lustig und witzig. Am liebsten hätte er zu jedem Foto in seinem Panoramabild der Reisegruppe, in der Mitte Helmut Radermacher mit Alfred Wertheimer Golden Boy Elvis 4 | 2013 39 gbe Elvis-Reise 2013 tollen Fotoband über Elvis ausgiebige Geschichten erzählt. So viel Zeit blieb uns nun auch nicht und deshalb blätterte Helmut mitunter eifrig die Seiten weiter. Es war die Gelegenheit, sich Bücher oder auch T-Shirts zu kaufen und signieren zu lassen. Wir erfuhren später, wie wertvoll die Autogramme sein können. Übrigens, nach dem leckeren mehrgängigen Dinner war das abendliche New York eine grandiose Kulisse für das Panoramabild, das der Klaus aus unserer Gruppe wunderbar in eigener Regie erstellte mit der ganzen Reisegruppe und – Alfred Wertheimer. Eine schöne Erinnerung an diesen Abend. Es war uns eine unwahrscheinliche Freude, auf den Spuren von Elvis Presley ein wenig das Flair der Weltstadt New York zu schnuppern. Es ist „was dran“, wenn gesagt wird: New York muss man gesehen haben, die Stadt mit Worten zu beschreiben ist schier unmöglich, man wird es mögen oder hassen. Wir staunen über die Stadt, ihr buntes Treiben, die spektakulären ragenden Hochhäuser, ihr Nebeneinander aller Weltkulturen und Hautfarben. Wir haben auch erfahren, dass New York von seinen Widersprüchen lebt wie Schnelllebigkeit, Showbusiness, Gigantomanie, Umweltprobleme, Armut und Reichtum... Als Besucher der Stadt schwelgen wir dennoch mit den pathetischen Beschreibungen von Frank Sinatra in seinem Song „New York, New York“. Ein sonniges Wochenende in New York, wer träumt nicht davon, das einmal erlebt zu haben? Noch voller Eindrücke nahm die Tour am Montag im wahrsten Sinne des Wortes richtig Fahrt auf, nämlich mit dem Bus. Wir verließen unser Hotel in der 39th Street und unterquerten den Hudson River durch den Lincoln Tunnel hinüber nach New Jersey, wo wir uns am Vorabend mit Alfred Wertheimer getroffen hatten. Die Blicke wanderten nochmal zur im Morgendunst abgezeichneten 40 Skyline von Manhattan, als wir auf der New Jersey Turnpike Newark, den dritten der Flughäfen nahe New York passierten. Das Ziel war Washington D.C., die Hauptstadt und das politische Zentrum der USA, gelegen am Potomac River, der im Süden die Grenze zu Virginia bildet. Die Wege über den Highway sind weit, im Hinterland der Ostküste durchfuhren wir zwar keine spektakulären, aber immerhin interessante Landschaen. Wir überquerten den von Philadelphia kommenden Delaware River und nahmen den Nordzipfel des gleichnamigen Bundesstaates mit, erreichten Maryland und sahen zu beiden Seiten des Highways Baltimore durch die Scheiben des gut klimatisierten Busses. Die insgesamt über dreieinhalbstündige Fahrt nutzten die Teilnehmer der Reise, sich über die Fülle des Erlebten in New York auszutauschen, aber auch interessiert den Ausführungen von Werner und Helmut über landestypische Besonderheiten und Bezugspunkte mit Elvis Presley zu lauschen. So erfuhren wir auch, dass wir uns auf einer Reise der Jubiläen befanden: 10 Jahre ist Helmut gemeinsam mit Werner auf Elvis-Tour und Werner führt seit 30 Jahren sein Reiseunternehmen. Das war natürlich allen im Bus einen anerkennenden Beifall wert. Washington - war sicher kein besonderer Meilenstein in der musikalischen Karriere Elvis Presleys, er trat hier nur einmal, am 23. März 1956, im Rahmen einer Moonlight Dancing-Show auf dem Schiff S.S. Mount Vernon, auf. Die S.S. Mount Vernon Nun sind wir hier, in Washington D.C., der Stadtname, der o als Synonym für die amerikanische Regierung und ihre Politik genannt wird. Vor dem historischen Postgebäude beginnt unsere Besichtigung. Wol- kenkratzer �ndet man in der Hauptstadt der USA nicht, man denkt eher an eine europäische Stadtgestaltung, sehr großzügig und mit parkähnlichen Anlagen. Martha, unsere Stadtführerin, die, mit einem ehemaligen amerikanischen Offizier verheiratet, aus Deutschland auswanderte, wählte aus der Vielzahl der historischen Sehenswürdigkeiten der noch jungen Geschichte der Vereinigten Staaten die vielleicht bedeutendsten aus. Zu denen gehören die gerade in Restaurierung be�ndliche Stele des Washington Memorials, das Lincoln Memorial und die in heroischer Verklärung emotional gestalteten Gedenkstätten zur Ehre der im Korea- und Vietnamkrieg gefallenen amerikanischen Soldaten. Die Ausführungen der Stadtführerin über die modernen Kriege der USA hat uns Zuhörer sicher veranlasst, über Glori�zierung von Kriegen nachzudenken und die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Washington Monument Das Weiße Haus Wie schon zuvor in New York erlebt, stehen wir nun auch in dieser Stadt staunend vor den zuvor meist nur von Bildern oder aus Medienberichten bekannten Gebäuden, die sich natürlich für Fotos eignen: Einmal vor dem Weißen Haus stehen! Der Baustil hat eine Ähnlichkeit mit Graceland, etwas zurückgesetzt in dem parkähnlichen Gelände, das wir an diesem Tag nicht betreten konnten. Auf dem breiten Golden Boy Elvis 4 | 2013 gbe Boulevard davor wurde gerade gegen das mögliche Engagement der USA in Syrien protestiert. Am 21.12.1970 traf Elvis im Weißen Haus auf eigene Initiative den amerikanischen Präsidenten Richard Nixon. Hintergrund war der Wunsch, als berufener Agent der Rauschgifahndungsbehörde des FBI etwas gegen Verbreitung und Missbrauch von Rauschgi tun zu wollen. Über dieses Treffen - Nixon hegte kaum Sympathien für Elvis Presley, wurde 1977 sogar ein Spiel�lm gedreht. 21.12.1970: Elvis bei Präsident Nixon Beeindruckend war natürlich das auf einer Anhöhe liegende Capitol, das den Kongress der Vereinigten Staaten beherbergt. Der anmutige Kuppelbau ist erreichbar über breite Freitreppen, von denen man in einiger Entfernung das Washington Monument sehen kann. Den Ausklang dieses sehr informativen Tages bildete ein Besuch im Hard Rock Cafe, schräg gegenüber von dem Haus, in dem Abraham Lincoln nach dem Mordanschlag 1865 verstarb. Im Hard Rock Cafe suchten und fanden wir natürlich auch Bezüge zu Elvis Presley. Zum Abschluss fanden wir uns bei einem gemeinsamen Dinner im „Applebee`s“. Elvis-Reise 2013 südlich des Potomac in Virginia, startete der Bus frühzeitig zu einer unserer längsten Etappen (350 Meilen) von der Bundeshauptstadt durch den westlichen Teil von Pennsylvania an Pittsburgh vorbei nach Cleveland/Ohio, gelegen am Erie See. Pennsylvania, benannt nach dem Gouverneur William Penn, ist einer der 13 Gründerstaaten der USA, in Philadelphia wurde 1776 die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet. Pennsylvania war seinerzeit Ziel für viele deutsche Einwanderer, die sich vor allem im Süden niederließen. Shanksville - Auf der Fahrt erwartete uns eine weitere Überraschung. Wir nahmen einen Zwischenstopp etwas abseits der Hauptroute und besuchten die Gedenkstätte für die 44 Opfer des Fluges 93, der auf dem Weg von Newark Int. Airport New Jersey am 9. September 2001 als viertes Flugzeug der Anschlagserie entführt und nahe Shanksville abgestürzt war. Passagiere des Flugzeuges hatten versucht, die Entführer zu überwältigen und verhinderten so, dass ein weiteres Ziel (die Rede ist vom Capitol) einem Anschlag zum Opfer �el. Die Gestaltung des am 10. September 2011 eingeweihten Memorials ist für den Besucher emotional beeindruckend. Die Absturzstelle selbst, markiert durch einen Felsbrocken, kann allgemein nur aus einiger Entfernung betrachtet werden. Nach der erholsamen Nacht in der geräumigen Suite des Hyatt Place, Während der Busfahrt in Richtung Ohio gab es wiederum interessante Informationen über die Auritte von Elvis in Cleveland 1956 und 1971. So wurde dort 1955 ein Konzert�lm gedreht, der bis heute nicht veröffentlicht ist. Das Capitol Gedenktafel in Shanksville Golden Boy Elvis 4 | 2013 Cleveland: Rock & Roll Hall Of Fame Mit Cleveland am Erie See erreichten wir den nördlichsten Punkt unserer Reise. Das Nordwestufer auf der anderen Seite ist bereits der südlichste Ausläufer Kanadas. Unser Highlight des Besuchs der Metropole Cleveland war die Rock & Roll Hall of Fame, fast malerisch direkt am Ufer des Erie Sees gelegen. Die Rock Hall, wie sie auch genannt wird, ist das wohl größte und bedeutendste Museum für die wichtigsten und ein�ussreichsten Musiker, Produzenten und Persönlichkeiten im Umfeld des Rock’n’Roll! Mitte der 1980er Jahre hatte man auf Anregung Ahmet Erteguns, dem Begründer von Atlantic Records, begonnen, sich über die Einrichtung eines solchen Musikmuseums Gedanken zu machen. Die Wahl des Standortes �el auf Cleveland, da der Begriff „Rock’n’Roll“ von dem aus Cleveland stammenden Discjockey Alan Freed und der von ihm moderierten nächtlichen Radiosendung „e Moondog & Roll House Partys“ geprägt wurde. Poster zur Radiosendung von Alan Freed 41 gbe Elvis-Reise 2013 Das Museum wurde am 2. September 1985 eröffnet. Die Auswahl zur Aufnahme der Mitglieder in die Rock Hall ist jedes Jahr begrenzt und unterliegt einem festgelegten Reglement. Am darauf folgenden Tag standen wir selbst vor diesem Herzstück des „North Coast Harbor“ von Cleveland. Übrigens war es auch das erste Mal, dass eine Reisegruppe mit American Music Tours diese weltberühmte Ruhmeshalle besuchte. Die Besichtigung der insgesamt sieben Etagen des Museums mit der Unterteilung in verschiedene Kategorien verlangte von uns, Prioritäten zu setzen. Aber keine Frage, für die Elvis Fans war der Raum, in dem er gewürdigt wurde, der Ort des längsten Verweilens. Sogar die Originalteile des SUN-Studios wie Mischpult, Klavier usw. stehen hier, nicht im SUN-Studio selber. Blick ins Innere der „Rock Hall“ Elvis gehörte ja auch zu den ersten Künstlern, die in einer feierlichen Zeremonie am 23. Januar 1986 im New Yorker Waldorf-Astoria in die Kategorie „Performers“ aufge- 42 nommen wurden. Natürlich musste man keinen prominenten Künstler, den man sonst noch kennt, in der Ausstellung vermissen. Faszinierend durch umfangreiche Exponate in überzeugender Weise dargestellt, konnte man das Leben und Wirken für den Rock’n’Roll nachvollziehen. Zu der Zeit lief gerade eine Sonderausstellung über die Rolling Stones anlässlich ihrer 50-jährigen Präsenz im Musik- und Showgeschä. In den USA gibt es kaum eine touristisch interessante Einrichtung ohne Shop und so wurde auch hier der Dollar kräig zum Rock ‚n‘ Rollen gebracht. Auf der anschließenden Fahrt von Cleveland Richtung Süden konnten wir die Eindrücke der Rock Hall gedanklich sortieren und wirken lassen. Wir passierten Cincinnati am Ohio River, den wir über imposante Brückenbauwerke in Richtung Blue Grass State Kentucky querten und näherten uns in der Abenddämmerung Louisville, unserem nächsten Ziel. Der Tag fand seinen kulinarischen Abschluss im Dinner House von Claudia Sanders in Shelbyville, unweit von Louisville. Es gab eine ordentliche und schmackhae Portion Chicken, erinnert doch das Restaurant an ein historisches Ereignis amerikanischer Küche. Denn hier liegen die Wurzeln der von Colonel Sanders begründeten und mittlerweile über Ländergrenzen hinaus und auch in Deutschland bekannten Fast Food Kette „Kentucky Fried Chicken“. Kentucky - Der nächste Tag begann mit dem Besuch des 2005 eröffneten 80 Millionen Dollar teuren Muhammad Ali Centers in Louisville, Kentucky. (Fliesen und Teile des Gebäudes stammen übrigens aus Buchtal in der Oberpfalz). Unsere Blicke streien über den breiten Ohio River hinüber zum Bundesstaat Indiana, bevor wir mit dem Rundgang begannen. In beeindruckender Weise macht das Museum den Besucher mit dem bemerkenswerten Leben und dem engagierten Wirken des legendären Boxers Cassius Clay, bzw. Mohammed Ali und den von ihm gelebten sechs Grundwerten vertraut. Ebenso wie Elvis galt seine Sorge Menschen, die besonderer Hilfe beduren. In der interessanten und aufschlussreichen Ausstellung wird auch gezeigt, dass Muhammad Ali als ein Fan von Elvis Presley große Hochachtung vor seinem künstlerischen Schaffen hatte und dass beide befreundet waren. Elvis Presley schenkte Muhammad Ali im Februar 1973 vor einem Kampf in Las Vegas eine Bühnenrobe im Stil der Elvis-Jumpsuits mit der Inschri People’s Choice. Ali gewann auch den nächsten Fight gegen Joe Bugner, trug das Teil aber erst am 31. März gegen Ken Norton. Da meinte der Ansager in San Diego, dass der Anzug 3000 Dollar gekostet habe und von Elvis stamme. Doch Ali verlor an dem Tag, sah es als schlechtes Omen an, trug den Mantel nie wieder. Muhammad Ali in der Bühnenrobe von Elvis Ali hatte übrigens zu Elvis gesagt, er tue ihm leid, er solle besser nicht zu Hause bleiben, sondern unter die Leute gehen. Er wiederum schenkte Elvis zwei Boxhandschuhe, auf dem einen konnte man lesen – „YOU are the greatest“, auf dem anderen stand „To Elvis, my main man“. Elvis trat 1971, 1974, 1976 und 77 in Louisville auf, gab aber dort auch schon drei Konzerte in den 50er Jahren, eins am 25.11.1956 im JefferGolden Boy Elvis 4 | 2013 gbe Elvis-Reise 2013 wir doch tatsächlich überrascht und nass durch einen kräigen, jedoch warmen Regenguss. Elvis sang in einem seiner Lieder: „Kentucky rain keeps pouring down“! Es war der erste und einzige Regenschauer, den wir in Amerika erlebten. Fast immer schien die Sonne warm bis heiß. Muhammad Ali mit Elvis son County Armory, jetzt Louisville Garden, als ihn der damalige Teenager Cassius Clay live sah. Elvis’ Großvater, Jesse D. Presley, stammt aus Louisville, arbeitete dort auch in einer Pepsi Fabrik. Im Anschluss an den Museumsbesuch sahen wir im Kentucky Center eine Multimedia-Show, die dem Zuschauer in eindrucksvoller Weise Menschen, Natur, Musik und gesellschaliches Leben im Bundesstaat Kentucky näher bringt. Nach diesen Besichtigungen wurde es Zeit, mal wieder an eine Stärkung von Körper und Geist zu denken. Ein kurzer Stadtrundgang führte uns zum „Hunka Hunka Burning Lunch“ natürlich ins Hard Rock Cafe, für die meisten mittlerweile eine feste Größe für Abstecher zum Shoppen oder Speisen. „A lunch �t for a KING” war eine wahre Gaumenfreude und dazu noch ein optischer Genuss in Form der Memoriabilia Tour von Elvis per Flachbildschirm. Und was durchaus noch erwähnungswert ist, auf dem Weg vom Hard Rock Cafe zum Bus wurden Golden Boy Elvis 4 | 2013 Wem das Essen zu üppig war, der dure sich etwas später einen Verdauungsschluck gönnen, einen ausgewählten Whiskey! Kentucky ist nicht nur für die Pferdezucht bekannt und berühmt, sondern auch die Hochburg des Bourbon Whiskey. So fuhren wir fast logisch zur weltweit größten Bourbon Destillerie, Jim Beam im kleinen Örtchen Clermont. Die Produktions- und Lageranlagen sind für Touristen erschlossen und be�nden sich in einer grünen ländlichen Umgebung. Wir erfuhren an Ort und Stelle, welchen langen Weg quasi eine bierähnliche Maische zum Whiskey nimmt. Wie schon gesagt, zwei Kostproben waren inklusive, in Anbetracht der zahlreichen Sorten sicher etwas zu knapp bemessen. Nach dem Abstecher bei Jim Beam erreichten wir in etwa zweistündiger Fahrt den Bundesstaat Tennessee, checkten wieder in ein schönes Hotel im Music Valley in Nashville ein und wer wollte, konnte noch zu später Stunde das nächtliche Feeling in der „Music City USA“ in sich aufsaugen. An diesem 12. September jährte sich der Johnny Cash Todestag zum 10. Mal und wir ahnten noch nicht, dass wir ihm und seiner Musik noch viel näher kommen würden. ♫ Dieser Reisebericht wird in GBE 1/2014 mit dem zweiten Teil fortgeführt werden. Fotos: Ellen und Jürgen Obst, Wolfgang Rosenbach, Klaus Bärwolff, HansPeter Fuchs und Karin Radermacher Die Bühnenrobe von Muhammad Ali - ein Geschenk von Elvis aus dem Jahr 1973 43