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HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 2 / 4.5.2006
Die deutsche Akademie
des 17. Jahrhunderts
Fruchtbringende Gesellschaft
Kritische Ausgabe der Briefe,
Beilagen und Akademiearbeiten (Reihe I),
Dokumente und Darstellungen (Reihe II)
Begründet von
Martin Bircher und Klaus Conermann
Im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig,
in Kooperation mit der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
herausgegeben von
Klaus Conermann
Reihe I, Abt. A: Köthen
Abt. B: Weimar
Abt. C: Halle
Reihe II, Abt. A: Köthen
Abt. B: Weimar
Abt. C: Halle
In Kommission
Max Niemeyer Verlag Tübingen
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 3 / 4.5.2006
Briefe der
Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen:
Die Zeit Fürst Ludwigs
von Anhalt-Köthen 1617–1650
Vierter Band
1637–1638
Unter Mitarbeit von Gabriele Ball und Andreas Herz
herausgegeben von
Klaus Conermann
Reihe I
Abteilung A: Köthen
Band 4
In Kommission
Max Niemeyer Verlag Tübingen
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 4 / 4.5.2006
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Fruchtbringende Gesellschaft:
Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen:
Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen. 1617–1650. — Tübingen: Niemeyer
(Die Deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts. Fruchtbringende Gesellschaft:
Reihe I, Kritische Ausgabe der Briefe, Beilagen und Akademiearbeiten;
Abt. A: Köthen)
Bd. 4: 1637–1638 / unter Mitarb. von Gabriele Ball und Andreas Herz
hrsg. v. Klaus Conermann. – 2006
(Die Deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts. Fruchtbringende Gesellschaft:
Reihe I, Kritische Ausgabe der Briefe, Beilagen und Akademiearbeiten;
Abt. A: Köthen, Bd. 4)
ISBN 13: 978-3-484-17608-9
ISBN 10: 3-484-17608-3
Fruchtbringende Gesellschaft:
Die deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts
Fruchtbringende Gesellschaft / begr. von Martin Bircher und Klaus Conermann. Im Auftr.
der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, in Kooperation mit der
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hrsg. von Klaus Conermann. – Tübingen: Niemeyer
Reihe I, Kritische Ausgabe der Briefe, Beilagen und Akademiearbeiten.
Abt. A: Köthen.
Bd. 4. Fruchtbringende Gesellschaft:
Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen:
Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen, Bd. 4. 1637–1638. – 2006
’ Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 2006
Alle Rechte, auch das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten
Printed in Germany
Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen
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Inhalt
Zum vorliegenden Bande
Editorische Vorbemerkung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
Sigeln, Abkürzungen, Zeichen und Monatsnamen . . . . . .
Sigeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abkürzungen des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . .
Häufige Abkürzungen in Quellen . . . . . . . . . . . . .
Sonderzeichen für Wochentage — Deutsche Monatsnamen
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20
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Verzeichnis der edierten Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
II. Handschriftenbestände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
II. Druckschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29
29
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Häufiger benutzte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
II. Handschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
II. Druckschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
37
38
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Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen . . . . . . . . . . . .
81
Liste der Briefschreiber und Verfasser von Beilagen
. . . . . . . . . . .
86
Liste der Briefempfänger und Adressaten von Beilagen . . . . . . . . . .
87
Zu den Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
88
BRIEFE UND BEILAGEN 1637–1638 . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
1637 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
1638 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402
Wörterverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 752
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 766
Personenregister
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 786
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Zum vorliegenden Bande
In dem hier vorgelegten vierten Band der Briefe und Beilagen aus der Köthener
Periode der Fruchtbringenden Gesellschaft, der 124 Briefe und 52 Beilagen,
dazu Abbildungen von Handschriften, Buchtiteln, Druckseiten, Noten, Porträts und Siegeln veröffentlicht, speist sich das Quellenmaterial zum erstenmal
hauptsächlich aus der Köthener Überlieferung der von Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen (FG 2. Der Nährende. 1617) bei seinem Tode im Jahre 1650 hinterlassenen Korrespondenz mit anderen Mitgliedern der Gesellschaft und aus
den ihr beigelegten Werken und Kritiken. Die weitgehend vollständige Erhaltung dieses Erzschreins (Archiv) der fürstlichen Konzepte und der empfangenen Ausfertigungen an ihrem Herkunftsort ist angesichts der geschichtlichen
Verwerfungen in Anhalt und allgemein in Deutschland wohl nicht so sehr dem
wissenschaftlichen Bekanntheitsgrad dieses Korpus — seit den Arbeiten F. W.
Bartholds (1848) und vor allem G. Krauses (1855/ 1879) über die Fruchtbringende Gesellschaft — als dem hier einmal auf Wesentliches ausgerichteten lokalen Patriotismus zu verdanken. Die Bibliothek des Köthener Schlosses, deren
ältester Bestand schon 1650 Stück für Stück in einem Notariatsinstrument (Instrumentum publicum|) verzeichnet wurde, in dem auch alle Gemälde, Medaillen, Gefäße, Gobelins, Möbel, Archivalien, Textilien u.|a. aufgenommen wurden, ist nahezu vollständig verlagert, geplündert oder sonstwie verstreut worden — bis auf den dreibändigen Erzschrein, ein Porträt Fürst Ludwigs (DA Ko¨then I. 2|, S.|100), ein paar Medaillen und einige noch heute bewahrte Werkmanuskripte und Drucke der Köthener fürstlichen Presse (Historisches Museum
für Mittelanhalt und Bachgedenkstätte Köthen). Die bis 1945 erhaltene Köthener Schloßbibliothek, die nur mit relativ geringen Beständen im Rahmen der
Bodenreform in die Landes- und Universitätsbibliothek Halle überführt wurde,
scheint nach dem Zweiten Weltkrieg zum Teil ebenso veruntreut, verkauft oder
verheizt worden zu sein wie die ehemaligen Dessauer und Bernburger Schloßbibliotheken. Nur die genannten Köthener Dokumente zeugen wie durch ein
Wunder in ihrem alten Umfang (aus der Mitte des 19. Jahrhunderts) noch von
der Wirksamkeit der größten und ältesten deutschen Akademie.
Die Korrespondenzjahrgänge des vorliegenden Bandes belegen erstmals einen umfangreichen fruchtbringerischen Briefverkehr zwischen Diederich v.
dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte. 1620) und Fürst Ludwig und damit
Werders bedeutsame Rolle innerhalb der Fruchtbringenden Gesellschaft. So
vergnüglich diese und andere Briefe auch in vieler Hinsicht zu lesen sind, so
sehr wünscht sich der Bearbeiter doch manchmal, Werder — und nach ihm der
Fürst — hätten ihre Briefe immer so geistreich, aber auch so durchschaubar datiert wie bei einer Vertauschung von Taufnamens- und Gesellschaftsnamens-
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Zum vorliegenden Bande
Tag (371110) oder bei einem protestantischen Kalenderscherz (380312; vgl. dagegen 371227 u. 380110). Leider fehlen für den Korrespondenzjahrgang 1637
alle Gegenbriefe Fürst Ludwigs an Werder; für 1638 konnten wir lediglich vier
Schreiben des Fürsten an diesen Fruchtbringer und in vielerlei diplomatischen
und politischen Geschäften ausgezeichneten landsässigen Adeligen und landständischen Vertreter ermitteln (380321, 380522A, 380608A u. 381116A). Vgl.
Werders Brief 370113. Ähnlich bedeutend für den vorliegenden Band ist der
sich seit Ende 1637, nach dem Tode von Fürst Ludwigs Hofmeister Friedrich
v. Schilling (FG 21), für uns intensivierende Briefverkehr zwischen Martin
Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte. 1629) und dem Fürsten. In Fürst
Ludwigs eingehender Kritik an Opitz’ Psalter (s.|u.), in ihrer Debatte über die
stilistisch wichtige Frage nach Möglichkeit und Zulassung des Daktylus, in der
Beteiligung von Opitz an der geistlichen Dichtung des anhaltischen Zirkels um
den Fürsten und nicht zuletzt in dem Versuch, den Gekrönten bei der Durchsicht von Dichtungen und Büchern anderer Mitglieder einzusetzen, gewinnt
Opitz’ eigene Rolle als Fruchtbringer große Bedeutung. Noch viel genauer und
detaillierter könnten wir diese Rolle bestimmen, wenn die Korrespondenz des
Gekrönten mit dem Vielgekörnten, seinem wichtigsten Förderer im engsten anhaltischen Kreis der Fruchtbringenden Gesellschaft, nicht bis auf spärliche
Zeugnisse verloren wäre (vgl. 260831 u. 371121). Dennoch nehmen im vorliegenden Band schon die Dokumente der alle Spracharbeit begleitenden und potentiell alle Mitglieder involvierenden Kritik bzw. Gesellschaftskorrektur als einer der zentralen Tätigkeiten deutlich zu, welche recht eigentlich die Fruchtbringende Gesellschaft als eine Akademie konstituierten.
Der vorliegende Band bemüht sich auch wie die vorhergehenden um die Erhellung der Lebensumstände von wenig bekannten Fruchtbringern, auch derjenigen welche sich nicht als Mäzene oder durch wissenschaftliche, literarische
oder andere kulturelle Leistungen hervorgetan haben. Sogar ein aus unbekannten Gründen später nicht in den Verzeichnissen der Akademie vermerktes Mitglied, der Freiherr Siegmund Seifried v. Promnitz, gehört hierzu (380501,
380509 u. 380605). Einen Anlaß für Personalforschungen liefert auch das Trauergedicht 370305 auf den Tod des gebildeten, aber nicht wissenschaftlich oder
künstlerisch bemühten Offiziers Bodo v. Bodenhausen (FG 152). Es wirft nebenbei ein Licht auf das Werk und die Person des Dichters und Musikers Gabriel Voigtländer. Ein anderes, bedeutendes Exempel liefern die Erläuterungen
zu Brief 370421, die den Lebenslauf und die Bibliographie des als Wissenschaftler und Übersetzer hervorgetretenen hessischen Landgrafen Hermann IV.
(FG 374) beschreiben. Sie enthalten auch aufschlußreiche Zitate aus dem Briefwechsel des kurbayerischen Generals Graf Joachim Christian v. (der) Wahl (FG
109), die den die Kriegsgegner (auch in der Fruchtbringenden Gesellschaft) einigenden Kult des deutschen Charakters („Teutsche redtligkeitt“) beleuchten,
hinter dem sich das fruchtbringerische Ideal und z.|T. bereits die gelingende
Praxis einer sich auch in Konflikt und Konfrontation bewährenden Kommunikationskultur aufrichtiger Verständigungsbereitschaft und ziviler Friedfertigkeit abzeichnen (vgl. auch 371014 K 7). Derselbe Brief verlangte die genaue Er-
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Zum vorliegenden Bande
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klärung der militärischen Situation, in der Hermanns Stiefbruder, der regierende Landgraf Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), als von Kaiser und Reich
Geächteter zu seinem letzten Kriegszug aufbrach. Wir haben Landgraf Wilhelm
in dieser Ausgabe schon als Dichter und ersten deutschen Übersetzer eines Romans Lope de Vegas kennengelernt (291104A) und stellen ihn jetzt mit einer
Art Abschiedsbrief an seinen Bruder, mit einem nie veröffentlichten und bisher
nahezu verschollenen Gemälde (Abb. S.|136) und in Zeugnissen seiner geistigen
Statur und literarischen Bestrebungen erneut vor (370422), bevor sich die Spur
des politisch eminent wichtigen, 1637 frühverstorbenen deutschen Reformierten
in der fruchtbringerischen Korrespondenz verliert. Die allermeisten Dokumente sind Fundgruben für die Entdeckung wenig oder nicht bekannter Vorgänge der Diplomatie und des Kriegs, für die Biographie von Fürsten, hohen
Offizieren, Ministern, Dichtern und Gelehrten und sogar für die Geschichte
des familiären und alltäglichen Lebens. Beispiele für solche Vorgänge und Umstände liefern etwa die regelmäßigen Agentenberichte des Stadtkommandanten
Freiherr Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238) aus dem Nachrichtenzentrum Hamburg (370715 u.|ö.), die Feldbriefe des kursächsischen Obristleutnants Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268) aus den wenig bekannten mitteldeutschen Kriegszügen des Jahres 1638 (380320A u.|ö., vgl. 370715 K 6), die
häufige Erwähnung der verworrenen Friedenssondierungen und Präliminarverhandlungen nach dem Abschluß des gar nicht universalen Prager Friedens
(370729, 380210 u.|ö.), die vielen Nachrichten über Durchzüge und Einquartierungen fremder Soldateska, die Anspielungen auf den endlosen Zollstreit zwischen dem polnischen König und den preußischen Seestädten (371030), die jahrelangen Querelen über die Vormundschaft Prinz Gustav Adolphs v. Mecklenburg-Güstrow (FG 511) (371009, 371223, 380423 u.|ö.) und die Erbschaft Graf
Ottos V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) (371226 K 2, 380100 u.|ö.), der Beginn eines langen Streits Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg (FG 51) mit
seinen anhaltinischen Verwandten über die Benachteiligungen seines Landesteils (380122 K 1), Berichte über Reisen wie der Fürst Christians II. nach Norddeutschland (370828 K 1 u. 371009) und zum Kurfürstentag und Kaiser
(370517 K 4 u. 6), Berichte aus dem Kirchenleben (z.|B. europaweites Kollektenwesen 371223), Meldungen von spektakulären Un- und Überfällen (370517
K 4), wundersamen Vorzeichen (380226 u.|ö.) oder dem Selbstmord des mecklenburgischen Leibarztes und bedeutenden Chemikers Angelo Sala (FG 160.
Der Lindernde). Höhepunkte des höfischen Lebens machen Schilderungen von
Zeremonien wie dem Ritterschlag (370517 K 6), von Feiern wie einer Prinzentaufe (380221 K 2) oder von Turnieren bei einer Vermählung am Oranierhof
(380310) erlebbar. Sie können, wie die Beschreibung dieses Fests und die zugehörigen Kartelle und Antworten, einen Aspekt kultureller Beziehungen beleuchten, welche wegen der Geheimhaltung der anhaltischen Kontakte zu der
in den Niederlanden exilierten Familie des Winterkönigs sonst höchstens gelegentlich im Agentenbriefwechsel mit Johann v. Mario (FG 100) reflektiert wurden. Die Empfehlung und Aufnahme neuer Mitglieder wie Hans Philipp (v.)
Geuder (FG 310. 370517), Hinweise auf die in der historischen Forschung
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Zum vorliegenden Bande
jüngst zu Unrecht angezweifelte Gründung der FG im Jahre 1617 (s. 371028 K
17), die Beschaffung von Wappen und Impresen für das Köthener Gesellschaftsbuch und die Gobelins des Köthener Festsaals (vgl. z.|B. 370715,
370722, 370729, 370805, 371110, 371209 u.|ö.), Übersetzung, Nachfrage und
Verteilung von Mitgliederlisten (vgl. 371028 K 15, 371112A, 371220 I u.|ö.),
Gesellschaftertreffen (370517 K 6, 381107 u.|ö.), Gesellschaftsstrafen (z.|B.
371110, 371220 u. 380602), das Überschicken von Büchern (z.|B. 371112,
371112A u. 371116) und deren Kritik (380828 I), gar die Vorlage der ersten
Dichtung des blutjungen Philipp (v.) Zesen (FG 521) durch (und möglicherweise unter dem Namen seines Lehrers) Christian Gueintz (FG 361. 371226A)
und viele andere Zufälle, Akte und Zeremonien des Lebens der Fruchtbringenden Gesellschaft durchziehen die Korrespondenzen ebenfalls ohne Unterlaß.
Das hat auch zur Folge, daß sich in dem hier behandelten Zeitraum nicht der
exklusive Gesellschaftsbrief einbürgern konnte, der sich nur mit Belangen der
Gesellschaft oder gar nur mit offiziellen Vorgängen wie Aufnahmeantrag und
Beurkundung der Aufnahme — wie in der hallischen Spätphase des „Palmordens“ — befaßt. Fürst Ludwig begnügte sich vielmehr damit, unter neuen oder
zuvor nicht direkt mit ihm korrespondierenden Mitgliedern wie Martin Opitz
(380504) eine gesellschaftsgemäße Briefform zu entwickeln: Verzicht auf das
Gepränge der Anrede und Kurialien und Versachlichung der Aussagen durch
die beide Briefpartner gleichstellende Benutzung von Gesellschaftsnamen und
die Rede in der dritten Person. Insgesamt verfestigt sich die interne, sozietäre
Terminologie der Gesellschaft, die sich bereits seit spätestens 1628, nun aber
immer häufiger (im Französischen) als „Academie“ und ihre Mitglieder als
„Academiques“ (371028, 371112A u.|ö.) bezeichnet. Ihr Archiv bzw. Ihre ,Geschäftsstelle‘ kennt nun ein Archiv „ErtzSchrein“ (frz. „archive“) (371110,
381204 u.|ö.) und die Umlage notwendiger Tätigkeiten und Geldbeiträge auf
die Mitglieder (371220). Sogar ein urbaner, von Offenheit und Freundlichkeit,
von eleganter Überraschung und geschmackvollem Witz aufgelockerter Ton
des Umgangs, beginnt hier, vor allem im Briefverkehr zwischen Diederich v.
dem Werder und dem Fürsten, hörbar zu werden. Vgl. auch die etwas angestrengt wirkenden Versuche eines neuen Mitglieds (380331). Einige Musterschreiben hatten das Vorbild der italienischen scherzhaften Akademierede (cicalata) schon früh auf den Brief übertragen (s. 200125, 210401 u. 230430), und
noch ein Schreiben des Bequemen (Cuno Ordomar v. Bodenhausen. FG 69) benutzte wie diese als beliebtes rhetorisches Mittel die komische Lobrede der Antike und des Humanismus (380000). Dies ist das Gegenteil des Kanzleistils, der
auch im kleinen Anhalt-Köthen herrschte, wo der Dualismus zwischen dem
Fürsten und seinen Kollegien einerseits und der Ständevertretung (in der Werder und Bodenhausen eine Rolle spielten) andererseits bestenfalls durch ein
„hohes Maß an Kooperativität“ (Günther Hoppe) gemildert wurde. Dieser
neue Briefstil läßt sich nicht nur aus Zügen einer Persönlichkeit oder dem
glücklichen Umstand einer Seelenverwandtschaft ableiten, mußte sich auch
nicht aus dem höfischen Umgang ergeben, sondern war beabsichtigt und in der
Fruchtbringenden Gesellschaft seit ihrer Frühzeit durch ihren Verhaltenskodex
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legitimiert: „Erstlichen daß sich ein jedweder in dieser Gesellschafft/ erbar/
nütz- und ergetzlich bezeigen/ und also überall handeln solle/ bey Zusammenkünfften gütig/ frölig/ lustig und erträglich in worten und wercken sein/ auch
wie darbey keiner dem andern ein ergetzlich wort für übel auffzunehmen/ also
sol man sich aller groben verdrießlichen reden/ und schertzes darbey enthalten.“ (DA Ko¨then II. 1|, S.|[10]).
Es liegt in der Natur des Briefwechsels von Mitgliedern einer Gesellschaft
über gelehrte Gegenstände, daß er vor allem Aufschluß über Planung, Entstehung, Druck, Verteilung und Kritik eigener Schriften gibt. So fallen bei dem regen Austausch deutscher oder fremder Bücher auch häufig Urteile über solche
Schriften ab. In den Korrespondenzen der ersten zwanzig Jahre der Fruchtbringenden Gesellschaft, die in den ersten drei Bänden der Ausgabe Köthener Briefe gesammelt sind, erscheint die Übersetzung als die literarische Haupttätigkeit
der frühen Mitglieder — selbst die Dichtung mußte, da sie nur einer talentierten
Minderheit gegeben war, dahinter zurückstehen. Übersetzung bleibt im vorliegenden Band auch weiterhin die schriftstellerische Beschäftigung, durch welche
Fürst Ludwig am ehesten gebildete Fruchtbringer zu nutzbringender Spracharbeit motivieren und sie dabei anleiten konnte, da er an solchen Übersetzungen
als Kritiker, Vollender oder Revisor unermüdlich mitzuarbeiten strebte. Selbst
die Übersetzung deutscher Gesellschaftsnamen ins Französische konnte zu einer fruchtbringerischen Übung werden (371112A, 371117, 380202 u.|ö.). Im
Hinblick auf die Geschichte des deutschen Prosastils verdient es hervorgehoben
zu werden, daß Fürst Ludwig vom Übersetzer und Briefschreiber nicht nur puritas (deutschsprachliche Verständlichkeit und grammatische Richtigkeit), sondern im Bereich der claritas nach dem Vorbild des Französischen und Italienischen vor allem Flüssigkeit im Deutschen erwartete (371209, 371112A, 371224
u. 380110, vgl. 310411). Namentlich fallen im vierten Band ins Gewicht die
Übersetzungen eines auf Antonio de Guevara zurückgehenden italienischen
Fürstenspiegels (Fürst Christian II. v. Anhalt-Bernburg. FG 51. 371027), Jean
Du Bec-Crespins große französische Geschichte Tamerlans (Johann Joachim v.
Wartensleben. FG 109. 370902; vollendet v. Fürst Ludwig), Francı́sco de Quevedos Sueños| (Hans Philipp Geuder. FG 310. 371224 K 6; Übersetzung aus
dem Französischen nicht vollendet), Leone Ebreos De amore dialogi tres| (Übersetzung u. Verfasser unbekannt. 371027 u. 380122), Petrarcas Trionfi| (Fürst
Ludwig. 371027 K 2) und eine Beschreibung Chinas (Prinz Ernst Gottlieb v.
Anhalt-Plötzkau. FG 245. 380302; vielleicht unvollendet). Wegen ihrer aus der
Bibel geschöpften politischen Lehre und besonders wegen des nun im Deutschen der Fruchtbringenden Gesellschaft eingeführten tacitistischen Prosastils
zu erwähnen ist auch Virgilio Malvezzis David-Biographie (Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen. FG 172. 381028), die Fürst Ludwig und Diederich v. dem
Werder gründlich überarbeiteten und erneut veröffentlichten (1643). Schließlich fällt in den Zeitraum des vorliegenden Bandes auch die Vorbereitung für
eine zweite, nicht erhaltene Köthener Don Quijote|-Verdeutschung (371124,
vgl. zuvor 240718 K 23 u.|ö.). Die Fruchtbringende Gesellschaft, in der häufig
auch Briefe in fremden Sprachen gewechselt wurden, war offenbar weit davon
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Zum vorliegenden Bande
entfernt, sich im häuslichen Winkel sprachpuristischer Deutschtümelei einzurichten.
Übersetzung vermag auch zu Höherem anzuregen, wie (verschollene) Gebete
Diederichs v. dem Werder auf ein englisches, von dem berühmten Theodor
Haak übertragenes Erbauungsbuch Daniel Dykes (380321 K 1) oder Fürst
Ludwigs kleines Lehrgedicht „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“ zeigen könnten, das im Briefwechsel im Zusammenhang mit der geplanten
Leone-Übertragung genannt wird (371027), nach deren Ausbleiben aber 1643
zusammen mit der Trionfi|-Nachdichtung neu aufgelegt wurde. Auch der Hofmannsspiegel Rudolfs v. Dieskau fällt als eine frühe Prosaekloge (1637) in der
damaligen deutschen Literatur auf (380220). Hinzu treten übersetzerische
Nachdichtungen von Liedern oder Sonetten wie im Falle des Gekrönten oder
des Vielgekörnten. Während Kalcheim sich in seiner Übertragung der politischen Biographie Il Davide perseguitato| mit der Erfindung vieler Neologismen
oder ungewöhnlichen Verdeutschungen abmühte und diese ausführlich kommentierte — welche Fürst Ludwig und Diederich v. dem Werder oft elegant verbesserten und in kurzen Marginalnoten erklärten —, strebte der durch seine
Lope-de-Vega-Übertragung schon gewitzte und erkühnte Kitzliche (Landgraf
Wilhelm V. v. Hessen-Kassel) danach, nicht nur den Sinn wiederzugeben, sondern auch in Ausdruck und Stil einem „fürtreflichen Redner“ des Französischen
(Jean Puget de La Serre) nachzueifern und „die worte deß Vhrhebers selbst zubehalten/ vnd jhme nichts abzustricken“ (370422 I). Dieser Versuch eines renaissancemäßigen Wettbewerbs des Deutschen mit anderen europäischen
Volkssprachen, der z.|B. auch die Übertragungen Fürst Ludwigs aus dem Italienischen kennzeichnet (vgl. DA Ko¨then II. 1|), war im Falle Wilhelms doch in
den Augen eines Zeitgenossen so erfolgreich, daß er sich ihrer in einer nochmaligen Übersetzung ungeniert bediente und sie seinem „eigenem Gemächte weit
vorzuziehen“ gestand (370422 K I 2).
Im vorliegenden Band werden außer einer Vielfalt von sprachlichen, literarischen, personengeschichtlichen, politischen und militärischen Belangen auch
solche der Naturwissenschaften, Mathematik und Musik dokumentiert und
kommentiert. So repräsentiert das erwähnte, von militärischen Nachrichten beherrschte Schreiben (370421) des Landgrafen Hermann v. Hessen-Rotenburg
(FG 374. 1642), dem die Darstellung einer Himmelserscheinung (Abb. S.|114)
beiliegt, in nuce seine astronomischen und geophysikalischen, v.|a. aber seine
meteorologischen Interessen, die er der Volksbildung in deutscher Sprache
nützlich machen wollte. Sie sind nicht mehr dem gemeinen Aberglauben verhaftet und schon um eine vernünftig-wissenschaftliche Naturerklärung bemüht,
bezeichnen aber noch den Schwellencharakter seiner Epoche, indem sie weiterhin astrologisch grundiert und um die Entschlüsselung göttlicher Fingerzeige
bemüht bleiben. Ähnlich distanziert, aber die Möglichkeit von Vorzeichen
nicht bezweifelnd verbleibt Fürst Ludwig bei der Nachricht über einen seltsamen Fisch (380302A). Ein anderer Naturwissenschaftler, der die auf Paracelsus
zurückgehende chemisch gestützte Medizin und Pharmazie (Iatrochemie) vorantrieb, war der schon erwähnte italienische Exulant und mecklenburgische
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Zum vorliegenden Bande
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Leibarzt Angelo Sala (371009). Das praxis- und nutzenorientierte, Experiment
und Analyse befördernde und Wissen popularisierende Chemie- und Medizinverständnis verbindet sich ebenso wie die Deutschsprachigkeit vieler Werke des
Lindernden mit dem Kulturprogramm der Fruchtbringenden Gesellschaft. Eine
vergleichbare Verknüpfung, in diesem Fall zwischen volkssprachiger Terminologie der Arithmetik und Prinzenerziehung im Sinne der Fruchtbringenden Gesellschaft schafft auch der schon erwähnte Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen
in seinem handschriftlich gebliebenen Kurtz- gru¨ndlich- und klahrer Unterricht,
von no¨htigen Stu¨cken der Rechenkunst| (371014).
Beklagenswerterweise findet die Sprache des 17. Jahrhunderts weder im
Frühneuhochdeutschen Wörterbuch, in den meisten Mundartwörterbüchern
noch in der Neubearbeitung des Deutschen Wörterbuchs eine ausreichende Beachtung, so daß viele Wörter nur in alten Texten und oft zeitnahen Nachschlagewerken nachgewiesen werden können. Einen Schlüssel zu einem Teil dieses
Wortschatzes und manchen historischen Wörtern aus anderen Sprachen bietet
das von Band zu Band wachsende Verzeichnis der erläuterten Wortformen und
Bedeutungen. Als Beispiele mögen das bereits erwähnte Wort Erzschrein
(371110 K 11), der Neologismus Tondichter (371124 K 2) und das aus dem
Französischen entnommene Buttesel (boute-selle, Trompetersignal. 370305)
dienen. Im Zeitraum des vorliegenden Bandes werden mit Kalcheims umfangreichen Erklärungen von Neologismen und Hapaxlegomena (381028 I) in seiner Malvezzi-Übersetzung und mit der Vorlage von Christian Gueintz’ (FG
361) Manuskript zu dem Werk Deutscher Sprachlehre Entwurf| (vgl. 371027 K 5
u. 381105) zum erstenmal systematische, gelehrte Arbeiten der Fruchtbringenden Gesellschaft zur Volkssprache greifbar, die in ihrem wissenschaftlichen Bestreben über die in vielen Briefen und früheren Werken sichtbare tägliche
Spracharbeit hinausgehen. Ein Druckfehler-Verzeichnis in einem prominenten
Fruchtbringer-Werk kann vor diesem Hintergrund zu einem umfangreichen
Dokument orthographischer Normierungsbemühungen im Hochdeutschen
werden (371027 K 5). Kuriose Spracharbeit stellen die etymologischen Erklärungen von Ortsnamen (z.|B. Ballenstedt/ Balckenstedt 371116; Köthen/ Kesselstadt 380328 K 8 u.|ö.) und die Übersetzungen der deutschen Gesellschaftsnamen ins Französische (z.|B. 371112A), Italienische und Lateinische dar.
Großen Raum nimmt im vierten Band auch die schon aus früheren Bänden
bekannte genaue grammatische, stilistische, prosodische und metrische Arbeit
einiger Critici der Gesellschaft, vor allem Fürst Ludwigs und Diederichs v. dem
Werder, ein. Sie sehen die Übersetzungen Fürst Christians II., Wartenslebens
und Kalcheims durch; Fürst Ludwig vollendet sogar eines dieser Werke,
schreibt ein anderes von Grund auf um. Während er an seinen eigenen biblischen Dichtungen, vor allem an seinen Psalmdichtungen arbeitet, sieht er Vers
für Vers die Psalmen Davids| des großen Martin Opitz durch (380828 I, vgl.
371030) und korrigiert nicht nur Dialekteinflüsse und andere Verstöße in der
Wortwahl, sondern auch und vor allem die Störungen der Alternation von Hebung und Senkung in der Wortbetonung. Hier entfaltet sich im Briefwechsel
zwischen dem Nährenden und dem Gekrönten, dessen Bindung des Metrums
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 14 / 4.5.2006
14
Zum vorliegenden Bande
an den natürlichen Wortakzent schließlich die Grundlage für die erfolgreiche
neue deutsche Kunstdichtung geschaffen hatte, ein weitreichender Dissens über
die künftige Entwicklung der deutschen Dichtung. Während der Fürst aufgrund
der natürlichen Betonung, aber auch aus moralischen Gründen den als tänzerisch empfundenen Daktylus (nahezu) verbannte und bald darauf seine Ansichten in einer eigenen Verskunst niederlegte, erweiterte Opitz, auch er unter Berufung auf die natürliche Wortbetonung, die stilistischen Ausdruckmöglichkeiten unserer Sprache. Sein Freund Augustus Buchner (FG 362) teilte diese Ansicht, regte sie vielleicht an, und bald schlossen sich auch die Jungen, etwa die
Pegnitzschäfer und Zesen, diesem Vorbild an und entwickelten sogar einen
neuen Stil. Noch eine andere, diesmal nicht von Fürst Ludwig bekämpfte Bereicherung der poetischen Ausdrucksmöglichkeiten deutet sich im vorliegenden
Band an. Zwar wurden erst ab Ende 1639 die Reimgesetze unter den Mitgliederimpresen für das neue Gesellschaftsbuch von 1641 in Stanzenform umgeschrieben (370113 K 2), jedoch übte sich Fürst Ludwig in dieser neuen Form (381218
K 9), sicherlich unter dem Einfluß des Tasso- und Ariost-Übersetzers D. v.
dem Werder, schon 1638 in seiner Lehrdichtung über die Psalmen (und später
auch in der über die Sprüche Salomonis).
In der vom vorliegenden Band erfaßten Periode rücken die religiöse Erbauung und die literarische Beschäftigung mit der Bibel in den Mittelpunkt der literarischen Produktion aus dem Kreis der Fruchtbringer. Herzog August d.||J. v.
Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) korrigierte die Lutherbibel nach den
Quellen und versuchte das Deutsch der Vorlage unter Vermeidung von Fremdwörtern zu verbessern, grammatisch zu regulieren und syntaktisch zu glätten.
Er unterbreitete Ende 1637 etlichen kritischen Theologen sogar einen Plan, die
Bibel neu, wenngleich unter Verarbeitung des Texts Luthers zu übertragen
(380320 u. 380417). Unsere Kommentierung dieser Briefe versucht, die in der
Erforschung dieses Projekts bisher nur lückenhaft erfaßte Überlieferung zu ergänzen. In Hz. Augusts Insistieren auf einer Verbesserung der Übersetzung Luthers bzw. in seinem Projekt einer neuen deutschen Bibel äußert sich aber nicht
nur eine fromme Illusion, sondern auch das fruchtbringerische Bestreben,
durch eine gereinigte und verfeinerte Sprache die Wahrheit zu treffen und daher, auch ganz im Sinne Wolfgang Ratkes, die Einheit der Religion und den
Frieden zu fördern. Anders als Herzog August vermied Fürst Ludwig den bei
einem solch kühnen Vorhaben zu erwartenden Befall durch die rabies theologorum|, als er sich etwa zur selben Zeit mit seinem Buch Hiob| (381007), dem ersten Werk aus seinem großen Projekt von Lehrdichtungen über Texte des Alten
Testaments (371110 K 5), hervorwagte. Während er in seinen Versen die Psalmen auslegte, arbeitete er, wie erwähnt, Opitz’ Psalter (1637) durch (380828 I)
und regte den Gekrönten dazu an, anstelle eines sprachlich veralteten, schwer
verständlichen reformatorischen Passionslieds ein neues über dessen eigene
Prosadarstellung Vber das Leiden vnd Sterben Vnseres Heilandes| (1628) zu dichten (380504). Auch die Evangelienharmonien Herzog Augusts d.||J. oder die
Neuausgabe von Christophs zu Dohna (FG 20) Auslegung des Hohen Liedes
durch einen anderen Fruchtbringer (371027) gehören in die Nachbarschaft die-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 15 / 4.5.2006
Zum vorliegenden Bande
15
ser Arbeiten. Eine Vielzahl von geistlichen Liedern wurde verfaßt und komponiert, angefangen mit Fürst Ludwigs Dichtung auf den Jubilus| Pseudo-Bernhards (371124 I) und Werders Gedichten, die Samuel Scheidt im nahen Halle
vierstimmig vertonte (371222 I–III). Sie müssen anregend auf den ,Singenden
Jesaia‘ Martin Milagius (FG 315) gewirkt haben, der 1646 ein ganzes Gesangbuch mit traditionellen Kirchenliedern und erbaulichen Gesängen von Fruchtbringern veröffentlichte. Er brachte in diesem Buch auch die Ernte der anhaltischen geistlichen Lieddichtung in die Scheuer, denn es enthält neben Gedichten
wie den genannten auch solche aus dem Kirchenbuch Form Der Gebete und anderer Kirchendienste/ fu¨r die Pfarrern des Fu¨rstenthumbs Anhalt/ Co¨thnischen
Theils| (1629, 1643 u. später) und aus den kleinen Textsammlungen Fürst Ludwigs, Geistliche Lieder vnd Psalmen| (1638) und Etzliche Scho¨ne Gesa¨nge| (1642).
Vor allem aber unterzog Fürst Ludwig in Milagius’ Gesangbuch die alte protestantische Liederdichtung einer konsequenten sprachlichen und prosodisch-metrischen Modernisierung, wie sie den Zielen und der Praxis der Fruchtbringenden Gesellschaft entsprach. Milagius, der Mindernde in der Fruchtbringenden
Gesellschaft, unterzog diese, wie auch Lieder von Fruchtbringern aus dem Anhang zu seinem Buch, einer nochmaligen Korrektur (380504).
|Obgleich solche Lieder wie das von Opitz auf die Passion Jesu erbaulichen
Zwecken dienen sollten und zum Teil auf bestimmte Anlässe wie den Tod einer
Fürstin verfaßt wurden, denkt man daran kaum, wenn von Gelegenheitsdichtung in einem engeren Sinne die Rede ist. Diese ist auch im vorliegenden Bande,
wie in den vorhergehenden vertreten, etwa wenn Fürst Ludwig, Opitz oder
Werder ihre Sonette auf eigene oder fremde Bücher schreiben (z.|B. 371209 I–
II), sich in Reimspielen vergnügen (371028A u. 371031 I) oder wenn Fürst
Christian II. ein Trauergedicht auf seine Cousine (370715 I) und Werder Poeme
auf Letzte Worte (370715 II u. 371226A I; vgl. schon 310800) verfaßt. Sonette
wie die Fürst Ludwigs und Werders auf Opitz’ geplatzte Hochzeit können
durch die Umarbeitung anderer Fruchtbringer eine weit über den Zeitpunkt
und gescheiterten Anlaß hinausragende Bedeutung für einen regelrechten Kult
des Gekrönten gewinnen (371208 I–IV). Aber auch von selbständigen oder
sonst anspruchsvollen weltlichen Gedichten ist im vorliegenden Band die Rede.
Abgesehen von der oben erwähnten Cupido-Dichtung Fürst Ludwigs sei nur
auf Werders gleichfalls mythologisches Poem Erster Vorsprung Des Weyrauchbaums vndt der Sonnenbluhm| (1637) und seine nicht erhaltene Bearbeitung des
Pyramus- und Thisbe-Stoffs verwiesen (371110).
Unseren vielen Ratgebern in großen und kleinen Dingen — Forschern, Bibliothekaren, technischen Helfern, Freunden — vermögen wir an dieser Stelle
wieder einmal nicht ausreichend zu danken. Stellvertretend können wir hier nur
den Mitgliedern der vorhabenbezogenen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und fünf generösen Beiträgern und Helfern,
dem Musikwissenschaftler Klaus-Peter Koch (Halle a.|d.|S.; zu 371124, 371222
u. 371226A), dem Mathematikhistoriker Georg Schuppener (Leipzig; zu
371014), dem Kunsthistoriker Jochen Becker (Utrecht; zu 380310), der Leite-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 16 / 4.5.2006
16
Editorische Vorbemerkung
rin des Historischen Museums für Mittelanhalt und der Bachgedenkstätte Köthen, Frau Ingrid Streuber und auch der kurzzeitig an dem Band mitwirkenden
wissenschaftlichen Hilfskraft Angelika Bethke unsere Schuld bezeugen.
Im Januar 2005 starb Günther Hoppe, der unermüdliche Forscher und ehemalige Direktor der Köthener Kulturstätte, der sich in der besten und langen
Tradition seines Hauses um die Erschließung und Erhaltung des einzigartigen
Köthener Erzschreins und um unser Projekt verdient gemacht hat. Wir ehren
sein Andenken.
Der Herausgeber
Im September 2005
Editorische Vorbemerkung
Das Datum| jedes Briefes und Schriftstücks wird in der Formel einer sechsstelligen Zahl zugleich als Ordnungsnummer des Briefes angegeben. Die ersten beiden Ziffern bedeuten stets das Jahr, es folgen der Monat und der Tag (also z.|B.
171224 für 24. Dezember 1617). Wenn mehrere Briefe desselben Datums vorliegen, erhält der zweite den Zusatz A, der dritte den Zusatz B usw. Da die meisten Briefe in den benutzten Quellen nach dem in protestantischen Ländern üblichen Julianischen Kalender datiert sind, erfolgt unsere Datumsangabe grundsätzlich nach dem alten Stil, auch wenn die Vorlage beide Datierungen angibt,
oder wenn sie nach dem neuen Stil datiert ist. In diesem Fall müssen im 17. Jahrhundert 10 Tage abgezogen werden, um die Datierung nach dem älteren Kalender zu erreichen. Nicht rekonstruierbare Daten sind durch 00 markiert. Alle
das Datum betreffenden Unklarheiten werden im Quellenhinweis (Q) bzw. im
Kommentar (K) angezeigt und nach Möglichkeit beseitigt.
Die U¨berschrift| gibt den Namen des Ausstellers und Empfängers an. Alle
Mitgliedernamen wurden normiert. Das einzige neuere vollständige Mitgliederverzeichnis nach Personen- und Gesellschaftsnamen ist derzeit in Bircher/
Palme| I, S.|129–163, zu finden. Die Namensformen der Mitglieder 1–527 halten
sich an die bei Conermann I–III| festgelegten Normen. Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen wird in den Briefbänden der Abt.||A: Köthen stets gekürzt genannt
(Fürst Ludwig). Dementsprechend meint Herzog Wilhelm das zweite FG-Oberhaupt (Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar) und Herzog August das
dritte (Herzog August von Sachsen-Weißenfels).
Inhaltsangaben| dienen der schnellen Orientierung, erleichtern das Verständnis fremdsprachiger oder schwieriger deutscher Briefe, entlasten den Sachkommentar und dienen der Auffindung und Identifizierung von Personen und Sachverhalten.
Die Beschreibung der Quelle| (Q) enthält vorab den Standort und die Signatur
des Dokuments und Angaben zum Umfang bzw. zur Foliierung/ Paginierung
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 17 / 4.5.2006
Editorische Vorbemerkung
17
innerhalb eines Bandes oder einer Mappe. Hier wird auch mitgeteilt, ob es sich
um einen Druck, eine Ausfertigung, eine Reinschrift, ein Konzept oder eine Abschrift handelt, ob Beilagen dazugehören, die u.|U. verloren sind usw., ob der
Text eigenhändig, von Schreiberhand oder von verschiedenen Händen geschrieben wurde oder ob der Zustand der Quelle die Edition beeinträchtigt
(Wasserschäden, Papierriß usw.). In Q| erfolgen auch Hinweise auf frühere
Veröffentlichungen bzw. Erwähnungen der Quelle in älteren Editionen oder in
der Forschungsliteratur, auf den Eingangsvermerk durch den Empfänger sowie
Hinweise auf das Siegel oder andere Besonderheiten. Bei zeitgenössischen
Drucken wird nach Möglichkeit die Erstausgabe zitiert, wichtige Varianten
späterer Drucke des 17. Jahrhunderts werden aufgeführt (vgl. z.|B. 371222 III).
Eine Reihe von im vorliegenden Band edierten Briefen aus dem Köthener Erzschrein ist bereits früher von dem anhaltischen Archivar Gottlieb Krause veröffentlicht worden (KE| und KL| III, s. Verzeichnis „Häufiger benutzte Literatur
II“). Regelmäßig nahm er stillschweigend Kürzungen und andere Eingriffe in
Orthographie und Zeichensetzung vor. Da die Quellenveröffentlichungen in
KL| III von KE| abhängen, haben wir grundsätzlich darauf verzichtet, Textvarianten in KL| III in unseren Textapparaten (s.|u.) anzuführen. Ebenso hat uns
die generelle Unzuverlässigkeit der Überlieferung in KE| veranlaßt, nur diejenigen Abweichungen und „Lesarten“ zu berücksichtigen, die sich auf Inhalt und
Sinn des betreffenden Briefes auswirken. Ansonsten belassen wir es in unserem
Quellenhinweis bei einem kursorischen Hinweis auf unvollständige Überlieferung in KE.
Die Adresse oder Anschrift| (A) eines Briefes wird, im Gegensatz zu den meisten Briefausgaben, grundsätzlich mitgeteilt, da sie Aufschluß über die korrekte
Titulatur des Adressaten, über dessen Wohnort oder die postalische Übermittlung gibt.
Zur Textgestalt. Druckschriften werden, soweit mit den verfügbaren Zeichensätzen generierbar, dokumentarisch genau wiedergegeben, ausgenommen bei
sinnvoll abgekürzten Zitationen im Kommentar. Die Grundschrift einer handschriftlichen Quelle hingegen, in der Regel in deutschen Texten Fraktur, in
fremdsprachigen Texten Antiqua, wird in der vorliegenden Edition grundsätzlich durch Antiqua (Schrifttyp Palatino Linotype|) wiedergegeben. Bei Quellen
der Fruchtbringenden Gesellschaft, die für ihren Kampf gegen das Fremdwort
und das sprachliche Alamode-Wesen berühmt wurde, konnte indessen nicht
darauf verzichtet werden, die Differenzierung der Schreibarten zwischen
Grundschrift und einer für Fremdwörter gebräuchlichen, davon abweichenden
Schrift beizubehalten, d.|h. durch einen eigenen serifenlosen Schrifttyp für
Fremdwörter anzuzeigen (Schrifttyp Tahoma). Überdies sind des öfteren bei
Anreden, bestimmten Namen oder Begriffen, Schlußkurialien u. dgl. kalligraphische Hervorhebungen, wie oft auch in zeitgenössischen Drucken, anzutreffen. Da diesen zierschriftlichen Auszeichnungen ebenfalls eine gewisse inhaltliche Bedeutung zukommen mag, ist auch für ihre Wiedergabe eine eigene
Schriftart, die dritte also, verwendet worden: die Kursivschrift Zapf Chancery|.
Graphische Hervorhebungen besonderer Art oder sonstige Auffälligkeiten kön-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 18 / 4.5.2006
18
Editorische Vorbemerkung
nen im Textapparat (T) erläutert werden. Die Texte halten sich im Zeilenfall eines Prosatextes natürlich nicht an das Original. Bei der Anrede, den Grußformeln und den Angaben von Ort und Datum wird die originale Anordnung sinnvoll vereinfacht wiedergegeben. Den Seitenwechsel bezeichnen Blatt- bzw. Seitenangaben in eckigen Klammern vor der anzuzeigenden neuen Seite, um eine
Kontrolle am Originaldokument zu erleichtern. Vorhandene Kustoden werden
nur vermerkt, falls sie einmal vom Anfang der folgenden Seite abweichen. Bei
Unleserlichkeit und Textverderbnis durch Ausriß, Flecken, Papierschäden etc.
werden, falls möglich, die vom Herausgeber vermuteten Buchstaben oder Wörter in eckigen Klammern ergänzt, andernfalls wird das Fehlende durch drei in
eckige Klammern gesetzte Punkte angezeigt. In T| erfolgen erläuternde Hinweise.
Die Textwiedergabe folgt grundsätzlich der Rechtschreibung des Originals.
In orthographischen Zweifelsfällen, vor allem bei gewissen Buchstaben (a, d, g,
h, j, k, r, v, w, z), bei denen häufig nicht ausgemacht werden kann, ob der
Schreiber orthographische Groß- oder Kleinschreibung intendierte, folgte die
Transkription dem heutigen Rechtschreibgebrauch nur im Satz- oder Versanfang, sonst aber der in der Quelle vorherrschenden graphischen Konvention (in
der Regel Kleinschreibung außer bei Namen und Titeln). Auch bei der Interpunktion hält sich die Transkription an die Vorlage, ausgenommen bei heute
ungebräuchlichen und mißverständlichen Zeichen, die nach ihrer Funktion mit
entsprechenden „modernen“ Zeichen wiedergegeben wurden (Bindestriche, Abkürzungszeichen, Klammern). Heute mißverständliche Punkte hinter Kardinalzahlen entfallen.
Die Texte bieten drei Kategorien von Abkürzungen, die unterschiedlich behandelt werden: 1. Abkürzungen, die wegen ihres häufigen Auftretens in besonderen Abkürzungsverzeichnissen aufgeführt und aufgelöst werden; 2. Abkürzungen, die heute noch gebräuchlich und verständlich sind und daher beibehalten werden, z.|B.: u., N. N., etc.; 3. Ungewöhnliche und heute nicht ohne weiteres verständliche Abbreviaturen, die im Text kursiv aufgelöst werden, z.|B. besondere Kürzel oder abgekürzte Ortsnamen. Stillschweigend recte aufgelöst
werden Abkürzungen, die den Wortlaut eindeutig bezeichnen, z.|B. ds/dz >
das, d mit Aufwärtsschleife > der. Ligaturen und römische Ziffern in Monatsnamen wurden dagegen nicht aufgelöst, ebenso werden Planetensymbole für
Wochentage wiedergegeben.
Der Textapparat| (T) erfaßt alle Lesarten der Quelle, die nicht in den transkribierten Text aufnehmbaren Textzusätze, Konjekturen, Entschlüsselungsprobleme und graphischen Besonderheiten, Beschreibungen von Überlieferungsschäden usw. Hinweise auf den Textapparat erfolgen durch hochgestellte
kleine Buchstaben, während die hochgestellten arabischen Ziffern dem Kommentar (K) vorbehalten bleiben.
Bei allen Briefen befindet sich der Apparat am Ende des Textes; nur bei längeren Texten können die T-Anmerkungen am Fuß der Seite aufgeführt sein.
Herausgeberzusätze erscheinen kursiv|, Quellenzitationen recte, spitze Klammern bedeuten „in der Quelle gestrichen“.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 19 / 4.5.2006
Editorische Vorbemerkung
19
Die Kommentare| (K) liefern sprachliche Erläuterungen und Übersetzungen
sowie sachliche, auch biographische und bibliographische Hinweise. Auf Kommentierungen von Begriffen oder Textstellen wird durch hochgestellte arabische Zahlen verwiesen.
Literatur, die nur zur Erhellung einer einzelnen Textstelle oder eines Briefes
heranzuziehen war, wird nur im Kommentar und ggf. sinnvoll gekürzt, angeführt. Handelt es sich um Literatur, die häufiger verwendet wurde, so ist sie mit
einem Ku¨rzel| zitiert, das im Verzeichnis „Häufiger benutzte Literatur“ aufgelöst wird.
Das Wo¨rterverzeichnis| und das Sachregister| werden innerhalb der Reihe I,
Abt.||A: Köthen kumuliert, so daß der Benutzer jeweils nur das Register des
letzten Bandes benutzen muß. Aus zwingenden Raumgründen kann vom vorliegenden Bande an das Personenregister| nicht mehr alle Verweisungen auf die vorhergehenden Bände mitübernehmen. Jedoch können das kumulierte Personenregister sowie auch das Wörterverzeichnis und das Sachregister online unter
der Adresse http://diglib.hab.de/?link=004 eingesehen werden. Diese kann
auch über die Web-Seite des Projekts http://www.hab.forschung/projekte/
fruchtbringerei.htm und über die Homepage der Sächsischen Akademie zu
Leipzig www.saw-leipzig.de aufgerufen werden. Die Register verweisen auf das
Vorwerk jedes Bandes (z.|B. DA| Ko¨then I. 1|, S.|18) und auf die Datierungsnummern der Briefe, deren Beilagen (römische Ziffern), ggf. auch auf Kommentarstellen. Wenn ein Name nur mit der Briefnummer oder auch zusätzlich
mit der Beilagenziffer angeführt wird, kann der Benutzer daran die quellenmäßige Wichtigkeit dieser Angabe erkennen. Auf die allein im Quellenhinweis
oder Kommentar genannten Personen oder dort behandelten Sachzusammenhänge weisen die Register hingegen durch die Buchstaben Q bzw. K hin, im
Falle nur einmaliger Erwähnung auch durch den Zusatz der Anmerkungsnummer. In erforderlichen Fällen wurde den einzelnen numerierten Stellenkommentaren eine allgemeine Erläuterung vorangestellt. Auf dort genannte Personen
oder Sachverhalte wird in den Registern mit K 0 verwiesen. Bei längeren Texten
wird das Auffinden von Namen durch den Hinweis auf die Seite (bzw. den
Vers) erleichtert. Das alphabetisch geordnete Wörterverzeichnis erfaßt jenen
frühneuhochdeutschen, mundartlichen, gelegentlich aber auch fremdsprachigen Wortschatz, der nicht oder heute nicht mehr ohne weiteres verständlich ist
und daher einer Kommentierung bedurfte. Sach- und Personenregister erleichtern das Auffinden gewünschter Informationen. Da die Edition fortschreitend
wächst, kann das von Band zu Band überarbeitete Sachregister immer nur als
ein vorläufiges Orientierungsinstrument dienen.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 20 / 4.5.2006
Sigeln, Abkürzungen, Zeichen und deutsche Monatsnamen
Sigeln
Vgl. auch das Verzeichnis „Ha¨ufiger benutzte Literatur“.|
A
AL
ALB Dessau
B
BB Dessau
BJ Kraków
BL
BN
BN Madrid
BU
E
FB Gotha
FG
GB/ GBB
GB Kö.
GSTA — PK Berlin
HAAB Weimar
HAB
HB
HM Köthen
HSTA
IP
K
KB Den Haag
KB Kopenhagen
LA
LAO
Anschrift
La Noble Académie des Loyales
Anhaltische Landesbücherei Dessau
Bibliothek
Behördenbibliothek Dessau
Biblioteka Jagiellońska Kraków
British Library London
Bibliothèque Nationale Paris
Biblioteca Nacional Madrid
Biblioteka Uniwersytecka
Erzschrein (HM Köthen)
Universitäts- und Forschungsbibliothek
Erfurt/ Gotha, Forschungsbibliothek Gotha
Fruchtbringende Gesellschaft
Gesellschaftsbuch, Gesellschaftsbücher, vgl.
„Häufiger benutzte Literatur II“
Köthener Gesellschaftsbuch, s. „Häufiger
benutzte Literatur II“
Geheimes Staatsarchiv — Preußischer
Kulturbesitz Berlin
Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Hofbibliothek
Historisches Museum für Mittelanhalt und Bachgedenkstätte Köthen
Hauptstaatsarchiv
Instrumentum publicum, s. „Häufiger benutzte
Literatur I“
Kommentar
Koninklijke Bibliotheek Den Haag
Det Kongelige Bibliotek København
Landesarchiv
LA Oranienbaum, siehe jetzt LHA Sa.-Anh./
Dessau
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 21 / 4.5.2006
Sigeln, Abkürzungen und Zeichen
LA Oranienbaum
LB
LB Schwerin
LHA
LHA Sa.-Anh.
LP
MVAG
MVAL
NB Prag
NF
NSTA
PA
Q
RA
SB
SLB Dresden
SS
STA
StB
STB Berlin — PK
StUB
SUB
SuStB
T
TG
ThHSTA Weimar
TULB Jena
UB
UL
ULB Halle
UB/ LMB Kassel
VD 17
21
Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Oranienbaum, s. jetzt LHA Sa.-Anh./ Dessau
Landesbibliothek
Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern
Landeshauptarchiv
Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt (Dessau;
Magdeburg; Wernigerode)
Leichenpredigt, Funeralschrift
Mitteilungen des Vereins für Anhaltische
Geschichte und Landeskunde
Mitteilungen des Vereins für Anhaltische
Landeskunde
Nationalbibliothek der tschechischen Republik,
Prag (Národnı́ knihovna České republiky, Praha)
Neue Folge
Niedersächsisches Staatsarchiv (Aurich; Bückeburg; Stade; Wolfenbüttel)
L’Académie des Parfaits Amants
Quellenhinweis
Reichsarchiv
Staatsbibliothek
Sächsische Landesbibliothek — Staats- u.
Universitätsbibliothek Dresden
Sommersemester
Staatsarchiv
Stadtbibliothek
Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz
Stadt- und Universitätsbibliothek
Staats- und Universitätsbibliothek
Staats- und Stadtbibliothek
Textapparat
Tugendliche Gesellschaft
Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar
Thüringische Universitäts- und Landesbibliothek
Jena
Universitätsbibliothek
University Library
Universitäts- und Landesbibliothek SachsenAnhalt in Halle (Saale)
Universitäts-, Landes und Murhardsche Bibliothek Kassel
Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (http://
gso.gbv.de)
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 22 / 4.5.2006
22
WBN
WS
Sigeln, Abkürzungen und Zeichen
Wolfenbütteler Barock-Nachrichten
Wintersemester
Abkürzungen des Herausgebers
Die in Kurzform genannten drei Oberhäupter der FG:
Fürst Ludwig
Herzog Wilhelm
Herzog August
ao.
a. St.
Bearb./ bearb.
Bernb.
Bf./ bfl.
Bl./ -bl.
Bst.
Burggf./ -gfn.
Christian: Tageb.
Dess.
d. d.
dto.
Ebf./ ebfl.
Ebst.
Ehz.
eigenh.
Ex.
F./ fl.
Fn.
fnhd.
Frf.
Frh./ frhl.
Ft.
Gese
Gf./ gfl.
Gfn.
Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen
(1579–1650; FG 2. Der Nährende, Oberhaupt der
FG von 1617 bis 1650)
Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
(1598–1662; FG 5. Der Schmackhafte, Oberhaupt
der FG von 1651 bis 1662)
Herzog August von Sachsen-Weißenfels
(1614–1680; FG 402. Der Wohlgeratene,
Oberhaupt der FG von 1667 bis 1680)
außerordentlich
alten Stils (Julianischer Kalender)
Bearbeiter/ bearbeitet (von)
Bernburg
Bischof/ bischöflich
Blatt
Bistum
Burggraf/ -gräfin
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg:
Tagebuch, s. „Häufiger benutzte Literatur I“
Dessau
de dato
dito
Erzbischof/ erzbischöflich
Erzbistum
Erzherzog
eigenhändig
Exemplar
Fürst/ fürstlich
Fürstin
frühneuhochdeutsch
Freifrau
Freiherr/ freiherrlich
Fürstentum
Katalog der Schloßbibliothek Köthen, s.
„Häufiger benutzte Literatur I“
Graf/ gräflich
Gräfin
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 23 / 4.5.2006
Sigeln, Abkürzungen und Zeichen
Gft.
H., -h.
H.
h.
hd.
Hft.
Hg./ hg.
Hz./ hzl.
Hzn.
Hzt.
imm.
Inc.
Jh.
Kat.
Kd.
Kf./ kfl.
Kfn.
Kg./ kgl.
Kgn.
Kö.
Ks./ ksl.
Ksn.
Lgf./ lgfl.
Lgfn.
Mat.
md.
Mgf./ mgfl.
Mgfn.
Mgft.
mhd.
nd.
Ndr.
n. St.
o.
o. D./ J.
o. O.
Pgf./ pgfl.
Pgfn.
Ps./ ps.
Pz.
Pzn.
r
Rd.
Sig.
s.|v.
Grafschaft
Hand, -händig
Heft
hohen/ heiligen
hochdeutsch
Herrschaft
Herausgeber/ herausgegeben (von)
Herzog/ herzoglich
Herzogin
Herzogtum
immatrikuliert
Incipit (Anfang eines Gedichtes)
Jahrhundert
Katalog
Kardinal
Kurfürst/ kurfürstlich
Kurfürstin
König/ königlich
Königin
Köthen
Kaiser/ kaiserlich
Kaiserin
Landgraf/ landgräflich
Landgräfin
Matrikel
mitteldeutsch
Markgraf/ markgräflich
Markgräfin
Markgrafschaft
mittelhochdeutsch
niederdeutsch
Nachdruck, Neudruck
neuen Stils (Gregorianischer Kalender)
ordentlich
ohne Datum/ Jahr
ohne Ort
Pfalzgraf/ pfalzgräflich
Pfalzgräfin
Pseudonym
Prinz
Prinzessin
recto
Rand
Sigillum, Siegel; Siegelspuren
sub voce
23
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 24 / 4.5.2006
24
T.
Tageb.
teilw.
Tl.
U.
Überl.
Übers./ übers.
u.|d.|T.
unbek.
unfol.
unpag.
urspr.
V.
v
verw.
Wwe.
Z.
zit.
Zs.
Sigeln, Abkürzungen und Zeichen
Tafel
Tagebuch
teilweise
Teil
Universität
Überliefert
Übersetzer/ übersetzt
unter dem Titel
unbekannt
unfoliiert
unpaginiert
ursprünglich
Vers
verso
verwitwet
Witwe
Zeile
zitiert
Zeitschrift
Häufige Abkürzungen in Quellen
A./ AA.
Alt.
Ampl./ Ampliss.
An./ Ao.
C.
c. a.|d.
Cand.
Celsiss.
Chr.|
Churf.
citissime
cito
Cl.
Colendiss.o
Colmo
compe.
d.
D.
D./ Dhl./ Dhlt.
dienstfr.
dienstw.
DL
Altesse/ Altesses
Altissimo/ Altezza, Altesse
Amplissimus
Anno
Candidatus
c’est à dire
Candidatus
Celsissimus, -a, -o
Christi
Churfürstlich
eiligst
eilig
Clarissimus, -a, -o
Colendissimo
Colendissimo
compagnie
Heller/ Pfennig
Doctor
Durchlaucht
dienstfreundlich
dienstwilliger
Dero Liebden
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 25 / 4.5.2006
Sigeln, Abkürzungen und Zeichen
DL
doctiss.
Dt.
Durchl.
dw./ d.w.
E.
E. Ed. L.
EFG/ E. F. G./
E. F. Gdn./ Gn.
E. Fl. Gndn.
EG/ E G/ E. G./ E. Gn.
E. G. und H.
ehl.
EL./ E. L./ E LB/ ELd.
Empr.
Er.
Eu./ Ew.
Exce.
f./ F.
f./ F.
FeldM.
fl.
f./ fl.
f./ fl.
F/ Fl. Gnd./ FG/ fg
fhl.
fr./ frdl./ frl.
Franc.
Fr./ Frucht./ Fruchtbr.
G./ Ges./ Gesellsch.
frl.
Fruchtbr.
FZ
fzA
g.
g.
G./ Gd./ Gdn./ Gn.
Geh.
Gf./ Gfn.
G. F. v. H.
g. g.
G. Gr.
gl.
gn./ gnäd./ gned.
gndt.
Durchlaucht
doctissimus, -e
Durchlaucht
Durchlaucht
dienstwilliger
Euer, Eure
Euer Edlen Liebden
Eure Fürstliche Gnaden
Euer Gnaden
Euer Gnaden und Herrlichkeit
ehemalig
Euer Liebden
Empereur
Ehrwürden
Euer, Eure
Excellence
Frau
Fürst
Feldmarschall
freundlich
fürstlich
Gulden
Fürstliche Gnaden
freundherzliebste(r)
freundlich
Franco
Fruchtbringende Gesellschaft
fürstlich
Fruchtbringend
Fürst zu
Fürst zu Anhalt
gnädig(st)
groschen
Gnaden
Geheim
Graf/ gräflich/ Gräfin
Gnädiger Fürst und Herr
gebe Gott
Gnädiger Graf
General
gnädig(st)
genannt
25
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 26 / 4.5.2006
26
Sigeln, Abkürzungen und Zeichen
gr.
Gr. G.
großg.
H./ h.
h. e.
herzl.
Hft.
HL/ hl.
Hn.
Hochgeb.
hochg.
hochl.
Hochw.
Hz/ hz
HZS
JFg./ J. F. Gn.
Jhrl.
I. J./ J. J.
J. K. M./ J. Kön. M.
IL/ Jl./ JL/ JLd.
Illmo./ Illma./ Illmi./ Illmj.
Jlld./ Jltn.
JM
I. U. D./ J. U. D./ J. V. D.
J. V. L.
Kay./ Kaiserl./ Key.
-l.
l.
l.
L./ Ld./ Ldn.
löbl.
m
m.
M.
M./ Mag.
mapp.
Mat(h)./ May./ Mayst.
Med.
m. g. f.
Mgr./ Monseign./
Monseigr. / Monsr
Msier.
mp/ m. p./ mpp/
mppria/ mpria
M.r
Groschen
Gräfliche Gnaden
großgünstig (?)
Herr
hoc est
herzliebe(r)
Herrschaft
Herzliebe(r), herzliebe(r)
Herrn
Hochgeboren
hochgünstig
hochlöblich
Hochwürdig(st)
Herzog zu
Herzog zu Sachsen
Ihro Fürstliche gnaden
Ihro Liebden
Im Jahr
Ihre königliche Majestät
Ihro Liebden
Illustrissimo/ -a/ -i
Ihro Liebd(t)en
Ihre Majestät
Juris Utriusque Doctor
Juris Utriusque Licentiatus
Kaiserlich
-lich
liebe(r)
löblich
Liebden
löblich
mille/ tausend
Meile(n)
Monat
Magister
manu propria
Majestät
Medicinae
meinem gnädigen Fürsten
Monseigneur
manu propria
Monseigneur
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 27 / 4.5.2006
Sigeln, Abkürzungen und Zeichen
mre/ mte.
Mstt.
N. S.
Obr.
P.
Phil.
pl.
P. P.
pr./ pr.
Pr.
Praes./ Praesent.
Pres.
Pri.
P. S./ PS
PS.
Recom.
Röm.
Röm. Kay. Mays./
Röm. Keyß. Mst.
Rth./ Rthl.
S. A.
Sac. Rom. Imp.
schll.
SE/ S. E.
Secr.
Seel./ sehl.
Seigr.
Serma./ -mo./ Seren.sso
S. F. G./ Sr. F. G.
Sigor.
SL/ Sl./ S. L.
Sn./ Sr
S. P.
S. P. D.
Sr./ Sr.
Sr. G./ Sr. Gdn.
St. N./ St. n./ St. no.
St. vet.
Subscr.
T.
T. E.
th/ thl./ Thll./ Thllr.
Tit.
tresaffné.
tresh.
27
maı̂tre/ maistre
Majestät
Nostro Signore
Obrist
pinxit, Pictor
Philosophiae
plurimus, -e
Professor publicus
pour
Prince (Fürst)
Praesentatum
Praesentatum
Princesse (Fürstin)
Postscriptum
Praesentatum
Recommendatur/ Recommendatio
Römisch
Römische Kaiserliche Majestät
Reichstaler
Son Altesse (frz.), Sua Altezza (it.)
Sacrum Romanum Imperium
Scheffel
Seine Exzellenz/ Son Excellence/ Sua Eccellenza
Secretarius
Seelig
Seigneur
Serenissima/ -mo
Seine(r) Fürstliche(n) Gnaden
Signor(e)
Seine(r) Liebden
Sein, -en/ -er
Salutem Plurimam
Salutem Plurimam Dicit
Seigneur
Seiner Gnaden
Styli Novi (Gregorianischer Kalender)
Styli Veteris (Julianischer Kalender)
Subscriptum
Tuus
Tua Excellentia
Taler
Titulatur, Titel
tresaffectionné
treshonoré
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 28 / 4.5.2006
28
tresh./ treshumblem.t
tresob.
T. T.
u.
Uberg./ Ubergeb.,
Überg./ Übergeb.
unterdienstl.
unterth.
v.
VA/ V.|a./ V. Alt.
VE/ V. E.
weyl.
wolgb.
Sigeln, Abkürzungen und Zeichen
treshumblement
tresobéissant
Totus Tuus
und
übergeben
unterdienstlich
unterthänig
vnd/ von
Vostre Altesse (frz.); Vostra Altezza (ital.)
Vostre Excellence (frz.)
weyland
wohlgeboren
Sonderzeichen für Wochentage
e
O
X
%
W
_
S
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
Sonntag
Deutsche Monatsnamen
Eismonat
Hornung
Lenzmonat
Ostermonat
Wonnemonat
Brachmonat
Heumonat
August/ Ost
Herbstmonat
Weinmonat
Wintermonat
Christmonat
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli (auch August)
August
September
Oktober
November
Dezember
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 29 / 4.5.2006
Verzeichnis der edierten Quellen
I. Handschriftenbestände
Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abt.||Dessau
(ehemals Oranienbaum)
Abt.||Bernburg A 9b Nr.||14 (Christian: Tageb.), Bd.|14: 370715 I, 370828,
371009, 371112 I
Abt.||Bernburg A 10 Nr.||5a-2: 371226
Abt.||Köthen A 9a Nr.||25: 370113
Abt.||Köthen A 9a Nr.||87b: 370722, 370729, 370805, 370902, 371028,
371112A, 371117, 380100, 380210, 380423, 380616, 380810
Abt.||Köthen A 9a Nr.||94: 380320A, 380328, 380501, 380503, 380503 I,
380509, 380605, 381107
Abt.||Köthen A 9a Nr.||167: 370305, 371112, 371120, 371123, 371209, 371220,
371220 I, 371221A, 371222 III, 371223, 371224, 380110, 380122, 380128,
380202, 380221, 380331
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Sup. ep. 5: 370715
Historisches Museum für Mittelanhalt Köthen
V S 80.1: 381028 III
V S 448d: 370517
V S 448e: 380125, 380125A
V S 544: 371027, 371027 I, 371027 IV, 371028A, 371030, 371030 I, 371031,
371031 I, 371106, 371108, 371110, 371116, 371120, 371124, 371124 I,
371126, 371127, 371208, 371208 I, 371208 II, 371208A, 371209 I, 371211,
371219, 371221, 371222, 371222 I, 371222 II, 371226A, 371226A I,
371227, 371231, 380000, 380108, 380120, 380126, 380207, 380220,
380226, 380302, 380302A, 380303, 380310, 380312, 380321, 308321A,
380402, 380405, 380405 I, 380410, 380411, 380411 I, 380423A, 380423A I,
380427, 380502, 380504, 380507, 380509A, 380522, 380522A, 380522B,
380602, 380606, 380608A, 380609, 380609A, 380619, 380625, 380720,
380721, 380721 I, 380724, 380728, 380803, 380828, 380828 I, 380904,
381006, 381006 I, 381007, 381030, 381114, 381116, 381116 I, 381116A,
381123, 381130, 381130 I, 381204, 381218, 381224
V S 545: 371208 II, 371226A II, 381105
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 30 / 4.5.2006
30
Verzeichnis der edierten Quellen
British Library London
Ms. Add. 72439, Vol.|198: 380608
Hessisches Staatsarchiv Marburg
4a 46 Nr.||19: 370421, 370422
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Cod. Guelf. 92.2 Extrav.: 380320, 380417
Cod. Guelf. 840. 2 Helmst.: 371014, 371014 I
II. Druckschriften
Fu¨rst Christians II. v. Anhalt-Bernburg U¨bersetzung „Vnterweisung Eines Christlichen Fu¨rsten“ (1639)|
[Antonio de Guevara: Libro llamado relox de prı́ncipes (1529 u.|ö.), in der ital.
Übers.|u. Bearb. v. Mambrino Roseo da Fabriano (d.|i. Collenuccio Costo):
L’institutione del prencipe christiano (1543 u.|ö.), ins Deutsche übers.|v. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg u.|d.|T.:] Die Vnterweisung 3 Eines Christlichen
Fürsten/ 3 Aus dem Spanischen ins Jtaliänische 3 erstlich übergesetzt/ 3 Durch 3
MAMBRINUM ROSEUM 3 von Fabriano, 3 Vor Jahren verdeutschet durch ein Mitglied 3 der Fruchtbringenden Geselschaft/ 3 Vnd anetzo im Druck 3 gegeben. 3
[Vignette] 3 Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ 3 [Linie] 3 Jm Jahr 1639.
HAB: 218. 4 Quodl. (1).
371209 II, 380602 I
Beckmann
Historie 3 Des 3 Fürstenthums 3 Anhalt In Sieben Theilen 3 verfasset. [Kupfertitel:] Historia 3 Des 3 Fürstenthums 3 Anhalt 3 durch 3 Johann Christoff Beckmannen 3 Zerbst 3 Bei Gottfried Zimmermannen 3 MDCCX.
HAB: Wa 2b 50.1.
370715 II
Les Chevaliers Tevtons (1638)
LES 3 CHEVALIERS 3 TEVTONS 3 AUX 3 CHEVALLIERS BATAVES. [.|.|.] A
LA HAYE. 3 Chez Ludolph Breeckevelt, Imprimeur, l’An 1638.
UB Leiden: 1372 C 5
380310 III
Les Chevalliers Bataves (1638)
Inc. „LES CHEVALLIERS BATAVES ayant faict sçavoir“
HAB: Gp 22 2b (186)
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 31 / 4.5.2006
Verzeichnis der edierten Quellen
31
380310 II
Du Bec-Crespin: Denckwu¨rdige Geschichte Des grossen Tamerlanis, u¨bers.|v. J. J.
v. Wartensleben; u¨berarb. v. F. Ludwig (1639)
[Jean Du Bec-Crespin: Histoire du grand Empéreur Tamerlanes (erstmals
Rouen 1595); ins Deutsche übers.|v. Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108),
überarbeitet, vollendet u. veröffentlicht v. F. Ludwig u.|d.|T.:] Denckwürdige
Geschichte/ 3 Des grossen Tamerlanis/ 3 der Parthen vnd Tartern Käysers 3 Der
gelebt im Jahre nach der geburt Christi: 3 Ein tausend dreyhundert fünf vnd
funfzig 3 Biß 3 Ein tausent vierhundert vnd viere/ 3 Darinnen beschrieben seindt
alle begegnungen/ Scharmützel/ 3 Schlachten/ Belagerungen/ Anfälle/
Stürme/ Besteigung- vnd erobe- 3 rung fester Städte vnd Plätze/ 3 die mit vielen
Kriegesrencken verthädigt/ 3 vnd angegriffen worden/ 3 wie er dieselben bey
wehrender seiner Regierung 3 in die viertzig vnd funfzig Jahr wohl geführet vnd
glücklich geen- 3 det/ Benebenst andern vnterweisungen/ in Krieges- vnd 3 Regierungs sachen/ die denen nicht vnbekant sein 3 sollen/ die zur wissenschaft
der Krieges- vnd 3 Regierkunst gelangen wollen. 3 Für etzlichen Jahren ins Französische aus den alten ge- 3 dechtnus Briefen der Araber/ zusammen gebracht/ 3
vnd nun verdeütscht. 3 [Zierleiste] 3 Gedruckt zu Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ 3 Jm Jahr 1639.
HAB: QuN 199 (4).
380602 II
Du Bosc: L’honneˆte femme, u¨bers. Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (1636)|
[Jacques Du Bosc: L’honnête femme (der erste Teil erstmals Paris 1632; zweiter
u. dritter Teil zuerst 1634 resp. 1636 in Paris), erster Teil ins Deutsche übers.|v.
Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (ps. Pantagruel) (FG 65) u.|d.|T.]: Die 3 Tugendsame 3 Fraw/ 3 Das ist: 3 Außführlicher Weg- 3 weiser/ wie sich eine Tu- 3
gendsame Fraw verhal- 3 ten solle: 3 Daß sie neben denen Tugenden/ 3 mit welchen sie begabet ist GOTT 3 zu dienen/ 3 Zugleich auch bey den Menschen 3 angenehm vnd nützlich seyn 3 möge. 3 [Zierstück] 3 Cassel/ 3 Getruckt bey Blasii
Grossens Wittib/ 3 Jn Verlegung Johann Schützens/ 3 [Linie] 3 Jm Jahr 1636.
BL London: 527.g.7
370422 II
Du Maurier: L’Entree du Chevalier des Larmes (1638)
[Maximilien Aubery sieur du Maurier]: LENTREE 3 DU 3 CHEVALIER 3 DES
LARMES, 3 AU 3 CAROVZEL 3 Qui s’est fait à la Haye en Feburier 1638. Tirée
d’une Lettre escritte Par Monsieur de**** A Madame de****** 3 A Vtrecht. 3
Imprimé á Vtrecht çe 3. de Mars 1638. 2b
UB Leiden: 1372 C 5:2
380310 IV
Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg: Teutsche Astrologia (1637)|
Teutsche 3 ASTROLOGIA, 3 Oder 3 Teutscher Discurß/ Von al- 3 lerhand Astrolo-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 32 / 4.5.2006
32
Verzeichnis der edierten Quellen
gischen Specu- 3 lationen, Sampt einem Methodo, wie auch die 3 der Lateinischen
Sprach vnerfahrne vnd vnge- 3 lehrte/ sich in diesem sehr lustigen studio üben/ 3
vnd das tägliche Gewitter auff Astronomi- 3 sche weise observiren vnd vnterschei3 den können/ 3 Sampt angehängten hundert vnnd 3 mehr Jährigen Observationibus, auff viele 3 vorhergehende alte Regulen oder 3 Aphorismos, 3 Vnd einer Vorrede/ 3 Darinn 3 Die Summa dieses Tractätleins eigentlich 3 vnd kürtzlich entworffen wird. 3 [Vignette] 3 Grebenstein/ 3 Gedruckt bey Salomon Schadewitz/ 3
[Linie] 3 M. DC. XXXVII
HAB: 65. 2 Astronomica
370421 I
Hille: Der teutsche Palmbaum (1647)
Der Teutsche Palmbaum: 3 Das ist/ 3 Lobschrift 3 Von der Hochlöblichen/ 3
Fruchtbringenden Gesellschaft 3 Anfang/ Satzungen/ Vorhaben/ Namen/
Sprüchen/ 3 Gemählen/ Schriften und unverwelklichem Tugendruhm. 3 Allen
Liebhabern der Teutschen Sprache zu dienlicher 3 Nachrichtung verfasset/
durch den 3 Vnverdrossenen 3 Diener derselben. 3 Mit vielen kunstzierlichen
Kupfern gedrukkt/ 3 und verlegt durch 3 Wolffgang Endtern. Nürnberg 1647.
Ndr. München 1970 (Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen u. Dokumente
in vier Bänden, hg. Martin Bircher, Bd.|2).
371208 III
Malvezzi: Davide perseguitato, dt. v. Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen (1638)|
[Virgilio Malvezzi Marchese di Castel Guelfo: Davide perseguitato, ins Deutsche übers.|v. Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen (FG 172) u.|d.|T.]: [Holzschnittrahmen] Der 3 Verfolgte 3 David/ 3 Auß 3 Jtalianischem/ Herrn 3 Marggraffen Virgilio 3 Malvezzi, 3 Teutsch vbergesetzt 3 Durch 3 Wilhelm von Kalcheim/
ge- 3 nant Lohausen/ Obristen- Feld- 3 Wachtmeister/ vnd zur Zeit Ober- 3 gebietigern in 3 Rostock. 3 Gedruckt daselbst/ Durch Michael 3 Meder/ Jn verlegung Johann 3 Hallervorts. 3 [Linie] 3 1638.
UB Rostock: Fm 3090, HAB: Theol. 1164.93
381028, 381028 I, 381028 II, 381028 IV
Malvezzi: Davide perseguitato, hg. F. Ludwig (1643)|
[Virgilio Malvezzi Marchese di Castel Guelfo: Davide perseguitato, ins Deutsche übers.|v. Fürst Ludwig, Diederich v. dem Werder (FG 31) u.|a.]: Der verfolgete David/ 3 Des 3 Jtalianischen Herren Marggraffen/ 3 VIRGILIO MALVEZZI. 3 Deütsch übergesetzet 3 Durch 3 Weiland 3 Wilhelm von Kalckheim genant
Lohausen/ 3 Obristen Feld-Wachmeistern/ 3 und 3 Obristen Kriegsbefehlichten 3
zu Rostock. 3 Aufs neüe übersehen und verbessert/ 3 Mit angehefter erklerung
etzlicher 3 gebraucheten neüen 3 Wörter/ 3 Auch mit vorwissen und einwilligung
der Frucht- 3 bringenden Geselschaft an den Tag 3 gegeben. 3 [Holzschn.Vignette] 3 Gedruckt zu Cöthen im Fürstentume Anhalt/ 3 [Linie] 3 Jm Jahre 1643.
HAB: 23.3 Eth. (2)
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 33 / 4.5.2006
Verzeichnis der edierten Quellen
33
381028 III
Neumark: Der neu-sprossende teutsche Palmbaum (1668)|
Der 3 Neu-Sprossende 3 Teutsche Palmbaum. 3 Oder 3 Ausführlicher Bericht/ 3
Von der 3 Hochlöblichen Fruchtbringenden 3 Gesellschaft 3 Anfang/ Absehn/
Satzungen/ Ei- 3 genschaft/ und deroselben Fortpflantzung/ mit 3 schönen
Kupfern ausgeziehret/ samt einem 3 vollkommenen Verzeichnüß/ aller/ dieses/
3 Palmen-Ordens Mitglieder 3 Derer Nahmen/ Gewächsen und Worten/ 3 hervorgegeben 3 Von dem 3 Sprossenden. 3 [Vignette: „Sie nützen und ergetzen“] 3
[Linie] 3 Zufinden bey Joh. Hoffman Kunsth. in Nürnb. 3 Drukkts/ 3 JoachimHeinrich. Schmid in Weinmar/ F. S. Hof-Buchdr. [1668].
Ndr. München 1970 (Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen u. Dokumente
in vier Bänden, hg. Martin Bircher, Bd.|3).
371208 III
Opitz: Weltl. Poemata (1644) II
MARTINI 3 OPITII 3 Weltliche 3 Poëmata. 3 Der Ander Theil. 3 Zum vierdten
mal vermehret 3 vnd vbersehen herauß ge- 3 geben. 3 [Zierstück] 3 Franckfurt/ 3
Jn Verlegung Thomæ Mat- 3 thiæ Götzen/ Jm Jahr 3 [Linie] 3 M. DC.
XXXXIV.
Ndr. Mit einem Anhang: Florilegium variorum epigrammatum. Unter Mitwirkung v. Irmgard Böttcher u. Marian Szyrocki hg. v. Erich Trunz. Tübingen
1975 (Deutsche Neudrucke. Reihe: Barock, 3).
371121
Opitz’ Hochzeitslied fu¨r Georg Ko¨hler von Mohrenfeldt (1638)
Auff des Edlen/ Gestrengen 3 Herren Georgen Köhlers 3 von Mohrenfeldt/
Fürstlichen 3 Lignitzischen Rahtes/ 3 Vnd der auch 3 Edlen/ Vielehrentugendreichen Jungfrawen 3 Annen Elisabethen 3 geborner Henrichin von Geyersberg/ 3
Erbjungfrawen auff Bielaw/ 3 des Weylandt 3 Edlen/ Ehrenvesten vnd Wolbenambten 3 Herrn Sebald Henrichs 3 von vnd auff Geyersberg/ Kroitsch/ Bielaw
3 vnd Langenwalde/ nachgelassenen 3 ehelichen Tochter/ 3 Den 13. Aprilstag
des 1638. Jahres zur 3 Lignitz angestellte Hochzeit/ 3 Martin Opitzen Glückwündschung. 3 Dantzigk/ bey Andreas Hünefelden [1638].
HM Köthen: V S 544, Bl. 287|ff.
380402 I
Les Ordonnances dv Camp (1638)
LES ORDONNANCES DV CAMP, Et des courses de BAGVE.
UB Leiden: 1372 C 5
380310 V
Puget: Vber Der Eytelkeit der Welt, u¨bers. Lgf. Wilhelm v. Hessen-Kassel (1635)|
[Jean Puget de La Serre: L’entretien des bons esprits sur les vanités du monde|
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 34 / 4.5.2006
34
Verzeichnis der edierten Quellen
(erstmals ohne Ortsangabe 1629; zahlreiche weitere Ausgaben), ins Deutsche
übers.|v. Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) u.|d.|T.]: [Holzschnittrahmen] Anmütige vnterhaltung 3 Vnd 3 Zeitvertreib Edeler 3 Gemühter/ 3 Vber 3
Der Eytelkeit 3 der Welt. 3 Auß liebe der Tugend (als welche 3 der Eytelkeit entgegen gesetzt ist) auß 3 dem Frantzösischen/ allen tugendlieben- 3 den Teutschen zum besten vnd nutzen/ 3 in jhre Muttersprache ver- 3 setzet. 3 [Zierstück]
3 Cassel/ getruckt durch Blasium 3 Groß/ im Jahr 1635.
HAB: 202.52 Quod. (2).
370422 I
Puget: Betrachtung DEr Eytelkeit der WELT, u¨bers. Lgf. Wilhelm v. Hessen-Kassel (1640)|
[Jean Puget de La Serre: L’entretien des bons esprits sur les vanités du monde
(erstmals ohne Ortsangabe 1629; zahlreiche weitere Ausgaben), ins Deutsche
übers.|v. Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) u.|d.|T.]: [Holzschnittrahmen] Anmuthige/ vnd sehr nutzliche 3 Betrachtung 3 DEr Eytelkeit der 3 WELT:
3 Auß Liebe der Tugendt (als 3 welche der Eytelkeit zu wider ist) 3 auß dem
Frantzösischen/ allen Tu- 3 gendliebenden Teutschen zum be- 3 sten in jhre
Muttersprach versetzet. 3 Durch Weyland den dapfern/ 3 recht Teutschen vnd
Standhafftigen 3 Fürsten vnd Herrn/ 3 Herrn Wilhelmen den Fünff- 3 ten/ Landgraven zu Hessen/ Graven 3 zu Catzenelnbogen/ Dietz/ Ziegenhain vnd 3 Nidda/ hochlöblichen seeligen 3 andenckens. 3 Jetzo aber/ wegen vielfaltigen nach- 3
fragens vffs newe in diesem bequemen 3 Format an tag gegeben. 3 [Zierstück] 3
Getruckt/ zu Cassel bey Jacob 3 Gentsch/ Jn Verlegung Jo- 3 han Schützens/
1641.
HAB: 145.10 Pol. (2).
370422 III
Relation De ce qui s’est paße´ a La Haye (1638)
[Jacob van der Burch (?)]: RELATION 3 De ce qui s’est paßé 3 A LA HAYE 3 au
mois de Fevrier l’an 1638. 3 LES FESTINS, COMEDIES, BALS, 3 Courses de
Bague & autres Magnificences faites 3 AV MARIAGE 3 DE 3 MONSIEVR DE
BREDERODE, 3 ET DE 3 MADAMOYSELLE DE SOLMS. 3 [Signet] 3 A LA
HAYE, 3 De l’Imprimerie de Theodore Maire, 3 M DC XXXVIII.
HAB: 179. 3 Hist. 2b
380310 I
Rist: Poetischer Lust-Garten (1638)
JOHANNIS RI- 3 STII HOLSATI 3 Poetischer 3 Lust-Gartē 3 Das ist: 3 Allerhand an-
muhtige 3 Gedichte auch warhafftige Ge- 3 schichte auß Alten vnd Newē beglaub- 3 ten Geschichtschreiberen/ mit fleiß außerlesen vnd 3 benebenst mancherley Elegien, / Sonnetten, E- 3 pigrammaten Oden, Graabschrifften/ 3 Hochzeit-Lob-Trawer- vnd Klaag- 3 Gedichten/ & c. 3 Allen der Teutschen Poeteri
ver- 3 nünftigen Liebhaberen zu sonderba- 3 ren gefallen hervor vnnd an den 3
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 35 / 4.5.2006
Verzeichnis der edierten Quellen
35
Tag gegeben. 3 [Zierleiste] 3 Hamburg/ 3 Gedruckt bey Jacob Rebenlein/ Jn verlegung 3 Zachariæ Hertels/ Buchhändlers. Jm 3 Jahr M DC XXXVIII.
HAB: Lo 6465.1; Yale UL (Faber du Faur|, Nr.||183), Mikrofilm.
370517 I, 371009 III
Rompler v. Lo¨wenhalt: LP Gf. Eberhard v. Rappoltstein (1647)
Lob- und Leichengedicht (Auszug) des Jesaias Rompler v. Löwenhalt auf Gf.
Eberhard v. Rappoltstein (FG 147):
[Holzschnitt] Des 3 Jesaias Romplers von 3 Löwenhalt 3 [Zierstück] 3 erstes gebüsch 3 seiner 3 Reim_getichte. 3 [Zierleiste] 3 Getruckt zu Strasburg/ bej Joh.
Phil. Mülben/ 3 in dem 1647.ten iar Chrl.er z. S.|101–123, hier S.|112–115, V.
428–519, u. S.|122|f.
Yale UL (Faber du Faur|, Nr.||443), Mikrofilm.
370900
Sachse: LP Friedrich v. Schilling (1637)
[Holzschnittrahmen] LeichPredigt/ 3 Bey der Christlichen Leichbe- 3 gängnüß 3
Des Weyland WohlEdlen/ Gestren- 3 gen vnd Vesten 3 Herren Friedrich 3 von
Schilling/ 3 Erbsassen auff Hartlieb/ Fürstlichen Anhal- 3 tischen Raths vnd
Hoffmeisters zu 3 Cöthen/ 3 Welcher daselbst den 9. Octobr. Jm Jahr 1637. in 3
CHristo sanfft vnd seliglich entschlaffen/ vnd folgenden 3 20. Octobr. mit
Christlichen und Adelichen Ceremonien 3 in der StadtKirchen zur Erden bestattet 3 worden/ 3 Gehalten/ Von 3 Daniel Sachsen/ Pfarrern vnd Superin- 3 tendenten daselbst. 3 [Linie] 3 Gedruckt zu Zerbst/ Durch Andream Betzel/ 3 Jm
Jahr 1637.
HAB: Xa 1: 40 (9)
371027 II, 371027 III
Sala: Gru¨ndliche Beschreibung/ was Spiritus Vitrioli eigentlich sey (1625)
[Holzschnittrahmen] Angeli Salæ Vicentini Ve- 3 neti Chymiatri candidissimi 3 DE
NATURA PROPRIETATI- 3 bus & usu 3 SPIRITUS VITRIOLI 3 FUNDAMENTALIS 3 Dissertatio.
3 Oder 3 Gründliche Beschrei- 3 bung/ was Spiritus Vitrioli eigentlich sey: 3 Wie
vngründtlich er von etzlichen Medicis für ein 3 schädlich Medicament gescholten
vnd 3 verworffen wird: 3 Vnd dagegen 3 Was für treffliche Eigenschafften vnd
Wirckungen 3 er habe/ vnd wie man jhn wider mancherley Leibs Kranck- 3 heit
mit grossem Nutz gebrauchen solle. 3 HAMBURGI 3 Ex Bibliopolio FROBENIANO. 3 Anno
Christi 1625.
HAB: Mx 209 (1).
371009 I
Sala: Spagyrische Schatzkammer (1634)
D. O. M. A. 3 ANGELI SALÆ VICEN- 3 TINI VENETI CHYMIATRI 3 CANDIDISSIMI, 3
SPAGYRIsche 3 Schatzkammer. 3 Darinnen von vnterschiedlichen/ alß 3 Vorberei-
tenden/ Erbrechmachenden/ Pur- 3 girenden/ Harntreibenden/ Schweiß erre-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 36 / 4.5.2006
36
Verzeichnis der edierten Quellen
genden/ 3 Schmertzstillenden/ Stärckenden/ Gifftwiderstre- 3 benden/ vnd anderer arth hochbewehrten kräfftigen 3 Spagyrischen Medicamenten, wie dieselben
wider man- 3 cherley Kranckheiten vnd Leibes Zufälle mit 3 grossem Nutzen zu
gebrauchen seynd/ 3 trewlich erwiesen vnd geleh- 3 ret wird. 3 Hierbey ist auch
ein Appendix von Be- 3 reitung anderer gattungen vnd besonderer ge- 3 meiner
Artzneyen 3 die da nebenst den gemeldten 3 Hauptstücken in vollführung der
Cu- 3 ren nothwendig zu gebrauchen 3 fürfallen. 3 [Zierleiste] 3 Gedruckt zu Güstrow durch Johan Jägern/ 3 Fürstl. Meckl. B. Buchdrucker. Anno 1634. 3 Jn
Verlegung Johan Hallervords/ Buchf.
HAB: Mf 105.
371009 I
Sala: Nutzbarkeiten der Vegetabilischen Essentzen in der Artzney (1635)
D. O. M. A. 3 ANGELI SALÆ VICEN- 3 TINI VENETI CHY- 3 MIATRI CANDI- 3 DISSIMI, 3
ESSENTIARUM 3 VEGETABILIUM 3 ANATOME. 3 Darinnen von den fürtreff- 3 lichsten
Nutzbarkeiten der Vegetabi- 3 lischen Essentzen in der Artzney: wie man die- 3
selbige auß allerley Kräutern/ Blumen/ Früch- 3 ten/ Wurtzeln/ Rinden/ vnd
Höltzern extrahieren 3 soll; Vnnd von andern nützlichen/ zu dieser 3 matery gehörigen Stücken geleh- 3 ret vnnd gehandelt wird. 3 Sycophantarum venenatos
morsus 3 Virtus cum perseverantia curat. 3 [Zierstück] 3 Rostock. 3 Jn verlegung Johan Hallervords/ 3 [Linie] 3 ANNO M. DC. XXXV.
HAB: Xb 4462.
371009 I
Sala: Saccharologia (1637)|
D. O. M. A. 3 ANGELI SALÆ, 3 Vicentini Veneti, Chymia- 3 tri Candidissimi 3 SACCHA- 3
ROLOGIA, 3 Darinnen erstlich von 3 der Natur/ qualiteten, nützlichem 3 Ge-
brauch/ vnd schädlichem Miß- 3 brauch des Zuckers: 3 Darnach/ 3 Wie von
demselben ein Weinmäs- 3 siger starcker Getranck/ Brandwein vnd 3 Essig/ als
auch vnterschiedliche Art hochnützli- 3 cher medicamenten| damit können berei3 tet werden/ beschrieben vnd 3 angezeiget wird. 3 [Linie] 3 Nihil est tàm dulce &
suave, quàm 3 Zoilorum virus propria virtute sopire.| 3 [Zierstück] 3 Rostock/ Jn
Verlegung Johann Hallervordts/ 3 Buchhändlers/ 3 Gedruckt bey NICOLAO|
Keyl. 3 [Linie] 3 Anno M.DC. XXXVII.
SUB Göttingen: 8 MAT MED 290/3 (HAB: X Film 117).
371009 II
Schottelius: Teutsche HaubtSprache (1663)|
Ausführliche Arbeit 3 Von der 3 Teutschen 3 HaubtSprache/ 3 Worin enthalten 3
Gemelter dieser HaubtSprache Uhrankunft/ 3 Uhraltertuhm/ Reinlichkeit/ Eigenschaft/ Vermögen/ Unvergleichlich- 3 keit/ Grundrichtigkeit/ zumahl die
SprachKunst und VersKunst Teutsch und guten 3 theils Lateinisch völlig mit
eingebracht/ wie nicht weniger die Verdoppelung/ Ableitung/ die 3 Einleitung/
Nahmwörter/ Authores vom Teutschen Wesen und Teutscher Spra- 3 che/ von
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 37 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
37
der verteutschung/ Jtem die Stammwörter der Teutschen 3 Sprache samt der Erklärung und derogleichen 3 viel merkwürdige Sachen. 3 Abgetheilet 3 Jn 3 Fünf Bücher. 3 Ausgefertiget 3 Von 3 Justo-Georgio Schottelio D. 3 Fürstl. Braunschweig: Lüneburg. Hof- und Consi- 3 storial-Rahte und Hofgerichts Assessore. 3
Nicht allein mit Röm: Käyserl. Maj. Privilegio, sondern auch 3 mit sonderbarer
Käyserl. Approbation und genehmhaltung/ als einer gemeinnutzigen 3 und der
Teutschen Nation zum besten angesehenen Arbeit/ laut des 3 folgenden Käyserl. Privilegii. 3 [Zierstück] 3 Braunschweig/ 3 Gedrukt und verlegt durch Christoff Friederich Zilligern/ 3 Buchhändlern. 3 [Linie] 3 Anno M. DC. LXIII.
Ndr. hg. Wolfgang Hecht. 2 Tle. Tübingen 1967 (Deutsche Neudrucke. Reihe:
Barock, 11).
371208 IV
Voigtla¨nder: Trauergedicht auf Bodo v. Bodenhausen (1637)
Gedicht 3 Auff das LeichBegängnüß 3 Deß HochEdlen Gestrengen Vesten vnd 3
Manhafften Herrn 3 Bodo von Bodenhausen 3 Auff Bodenhausen/ Niedergandern vnd 3 Görtzig etc. OberstenLeutenants zu Roß. 3 Welcher den 2 Decembris
des 1636 Jahrs vmb 10 3 Vhr zu Mittag in Hamburg Christseliglich entschlaffen/ sei- 3 nes alters 33. Jahr vnd acht Monat/ Folgends 1637 den 5 Mar- 3 tij
daselbst bey Versamblung vieler hoch ansehlicher 3 Personen in die Thumkirchen Solenniter| 3 zur Erden bestattet worden. 3 Gestelt durch Gabrieln Voigtländern Feld- 3 Trommettern vnd Musicum. 3 [Holzschnitt: Sarg-Abbildung] 3
Hamburg/ Gedruckt bey Jacob Rebenlein. [1637].
LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.||Köthen A 9a Nr.||167, Bl. 129r–132v.
370305
Werder: Ein scho¨n Lied, komp. v. Scheidt (1637)
Ein schön Lied 3 Auff den Spruch 3 Jch weiß/ daß mein Erlöser lebt. 3 Job. 19. V.
25, 26, 27. 3 Von einem fürnehmen Gottseligen Manne in 3 Reimen gebracht 3
Vnd 3 Mit 4 Stimmen componiret 3 Von 3 Samuel Scheidt Hall. 3 1637. 3 [Zierleiste]
3 Leipzig/ 3 Gedruckt bey Gregor Ritzschen.
LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.||Köthen A 9a Nr.||167, Bl. 90r–91v.
371222 III
Häufiger benutzte Literatur
Dieses Verzeichnis enthält nur Schriften, die häufiger konsultiert oder zitiert
wurden. Für das Schrifttum über die FG ist allgemein auf die Bibliographie in
Conermann II|, 317–374 zu verweisen, außerdem auf Bulling| und DDL III| B I,
217–226.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 38 / 4.5.2006
38
Häufiger benutzte Literatur
I. Handschriften
Catalogus primus|
Anhaltische Landesbücherei Dessau
BB 9562: Handschriftlicher Katalog der Bibliothek F. Christians I. v. AnhaltBernburg. Undatiert, erstellt nach 1662; 1300 Nummern.
„CATALOGUS PRIMUS BIBLIOTHECÆ BERNBURGENSIS.“
Catalogus secundus
Anhaltische Landesbücherei Dessau
BB 9562: Handschriftlicher Katalog der Bibliothek F. Christians II. v. AnhaltBernburg. Undatiert, erstellt nach 1662; 657 Nummern.
„CATALOGUS Secundus Bibliothecæ Berenburgensis.“
Christian: Tageb.|
Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt/ Dessau
Abt.||Bernburg A 9b Nr.||14: Fürst Christian II. v. Anhalt-Bernburg: Tagebuch,
Bd.|I–XXIII; Bd.|XXIV: Sigismund Ladisla: Auszug aus Fürst Christians II.
von Anhalt-Bernburg Tagebuch.
Abt.||Bernburg A 9b Nr.||14a: Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg: Tagebuch. Abschrift (25.|2.|1621 – 4./14.|9.|1624)
Gese
Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle a. S.
[Ohne Signatur] Johann Ludwig Gese u. Carl Heinrich Ritter: Katalog der
Schloßbibliothek Köthen.
„Verzeichnüß der Fürstl. Anhalt. Cöthnischen Hauß Bibliothek wie solche auf
dem Schlosse in einem Zimmer des Zwischen Thurms, nach dem Garten zu,
gleich Eingangs der Thür zur Lincken Seite auf bewahret stehet und seit den
Jahren 1772 und 1773 aus Jhrer Unordnung zusammen getragen, auch so viel
sich thun laßen wollen nach deren Materien in die vorräthige Stücke abgetheilet, und einrangiret worden von dem Hof- und Regierungs Rath auch respective
Bibliothecario, Johann Ludwig Gese [.|.|.] hülfsleistung meiner des jetzigen geheim Secr. Carl Heinrich Ritter.“
IP|
Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt/ Dessau
Abt.||Köthen A 7a Nr.||3: Inventar des Nachlasses Fürst Ludwigs v. Anhalt-Köthen (1650).
Jeremias Walburger [Notar]: „Instrumentum Publicum Über die geschehene
Obsignation, apertur testamentj, undt der darauff angestaltenn inventirung der
gantzlichen verlaßenschafft. Des weylandt durchlauchtigen Hochgebohrnen
Fürsten undt Herren, Herren Ludwigs Fürsten zu Anhalt Graffen zu Ascanien
Herren zu Bernburgk und Zerbst. &c.“
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 39 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
39
WB Weimar
Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar
Ms. Fol.||219b: Wapen-Buch 3 Derer/ 3 Unter dem Durchleuchtigen 3 Schmakkhaften 3 als erwehltem Oberhaupte des 3 Palmenordens 3 Eingetretenen Fruchtbringenden 3 Gesellschafter 3 vom Jahr 1651 an.
II. Druckschriften
ABEPI I–III
Archivo biogràfico de España, Portugal e Iberoamérica. Ed. Victor Herrero
Mediavilla, L. Rosa Aguayo Nayle. München [u.|a.] 1986. Mikrofiche-Ausg.
(ABEPI I). Archivo biogràfico de España, Portugal e Iberoamérica. Dirección
y Redacción Victor Herrero Mediavilla. München [u.|a.] 1991–1994. Mikrofiche-Ausg. (ABEPI II). Archivo biogràfico de España, Portugal e Iberoamérica
1960–1995. Ed. Victor Herrero Mediavilla. München [u.|a.] 1996. MikroficheAusg. (ABEPI III).
ABF I–III
Archives biographiques françaises. Rédactrice: Susan Bradley (u.|a.). 3 séries.
Mikrofiches. London u.|a. 1991–.
ABI I–IV
Archivo biografico italiano. A cura di Tommaso Nappo. Serie I – IV. Mikrofiches. München u.|a. 1990–.
Acta Pacis Westphalicae
Acta Pacis Westphalicae. Im Auftrage der Vereinigung zur Erforschung der
Neueren Geschichte hg. v. Max Braubach u. Konrad Repgen. 3 Serien. Münster
1962–. Seit 1979 hg. v. der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften in Verbindung mit der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte e. V. durch Konrad Repgen.
AD|
L’Allemagne dynastique. Bearb. Michel Huberty, Alain Giraud, François u.
Bruno Magdelaine. Bd.|1|ff. Le Perreux 1976–.
ADB|
Allgemeine deutsche Biographie. Hg. Historische Commission bei der Königl.
Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. Leipzig 1875–1912. Ndr. Berlin 1967–
1971.
Adelslexikon
Adelslexikon. Hauptbearbeiter Walther v. Hueck. Bd.|1|ff. Limburg a.|d. Lahn
1972–.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 40 / 4.5.2006
40
Häufiger benutzte Literatur
Adelung
Adelung, Johann Christoph (u.|a.): Fortsetzung und Ergänzung zu Christian
Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lexicon. 7 Bde. Ab Bd.|3, bearb. v.
Heinrich Wilhelm Rotermund. Bd.|7. Hg. Otto Günther. Leipzig 1784–1787,
Delmenhorst 1810, Bremen 1813–1819, Leipzig 1897. Ndr. Hildesheim 1960/
61.
Adelung Wb.
Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. 5 Tle. 2., verm. u. verb. Ausgabe. Leipzig
1793–1801.
Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lu¨tzow)|
Beitrag zur Charakteristik des Herzogs Adolf Friedrich von MeklenburgSchwerin, wie auch zur Schilderung der Sitten des siebenzehnten Jahrhunderts,
entlehnt aus des obgedachten Herzogs eigenhändig geführten Tagebüchern im
großherzogl. Archive zu Schwerin, von dem Schloßhauptmann und Kammerherrn K. v. Lützow. In: Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde 12 (1847), 59–122.
Aitzema|
Lieuwe van Aitzema: Saken van Staet en Oorlogh, In, ende omtrent de vereenigde Nederlanden. 6 Tle. u. Generael Register Over de ses Deelen der Saken
van Staet en Oorlogh. ’s Gravenhage: Johan Veely, Johan Tongerloo u. Jasper
Doll 1669–1671.
Aler
DICTIONARIUM GERMANICO-LATINUM, IN QUO GERMANICA
VOCABULA, .|.|. ità redduntur, Ut quodvis Scholasticum Pensum Germanicum
facile, & emendatè in latinum verti ac sæpius eleganter variari possit. .|.|. VERBA
OMNIA LATINA CUM EORUM PRÆteritis, ac Supinis accuratè examinata:
Ac præcipuè explicatur, quænam Verba Deponentia Activi, quænam Verbi
Neutri, & in quibus temporibus Passivi significationem habeant; .|.|. hucusque
exponi neglectum fuit. .|.|. à R. P. PAULO ALER S. J. SS. Theol. Doctore, Studiorum viginti quinque annis Præfecto. Coloniæ: Servatius Noethen 1727. 2
Bde.
AOSB
Rikskansleren Axel Oxenstiernas Skrifter och Brefvexling. Utgifna af Kongl.
Vitterhets- Historie- och Antiqvitets-Akademien. Förra Afdelningen, Bd.|1–15.
Stockholm 1888–1956; Senare Afdelningen, Bd.|1–12. Stockholm 1888–1930.
Arbour|
Arbour, Roméo: L’ère baroque en France: Répertoire chronologique des éditi-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 41 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
41
ons de textes littéraires (1585–1643). 4 Parties. Genève 1977–1985 (Histoire
des idées et critique littéraire 165. 178. 191. 229).
Aubert
Aubert de La Chenaye-Des Bois, François (Alexandre)/ Jacques Badier: Dictionnaire de la noblesse. 3e éd. 19 vols. Paris 1863–1876, Ndr. (Nancy) 1980
(10 vols.).
BA
Briefe und Acten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges in den Zeiten des
vorwaltenden Einflusses der Wittelsbacher. Hg. Histor. Commission bei der
Königl. Academie der Wissenschaften. Bd.|1–3 Bearb. Moriz Ritter. Bd.|4–6 Bearb. Felix Stieve. Bd.|7 u. 8 Bearb. Karl Mayr. Bd.|9–11 Bearb. Anton Chroust.
München 1870–1909. Bd.|12 Bearb. Hugo Altmann. München u. Wien 1978. —
Neue Folge: Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten
1618–1651. Hg. Histor. Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften. Tl. 1, Bd.|1 Bearb. Georg Franz. Bd.|2 Bearb. Arno Duch. München u. Wien 1966 u. 1970. Tl. 2, Bd.|1–3 Bearb. Walter Goetz. Leipzig 1907–
1942. Bd.|4 Bearb. Walter Goetz. München 1948. Bd.|5 Bearb. Dieter Albrecht.
München u. Wien 1964. Bd.|8 u. 9 Bearb. Kathrin Bierther. München u. Wien
1982–1986. Bd.|10: Der Prager Frieden von 1635. Tlbde. 1–4 Bearb. Kathrin
Bierther. München u. Wien 1997.
BAB|
Biografisch Archief van de Benelux/ Archives biographiques des pays du Benelux. Bearb. Willy Gorzny/ Willemina van der Meer bzw. Berend Wispelwey.
Deel 1–2. München: Saur, Mikrofiche-Edition 1991–.
Barthold
Barthold, Friedrich Wilhelm: Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft.
Sitten, Geschmacksbildung und schöne Redekünste deutscher Vornehmen vom
Ende des XVI. bis über die Mitte des XVII. Jahrhunderts. Berlin 1848. Ndr.
Hildesheim 1969.
Barudio|
Barudio, Günter: Der Teutsche Krieg 1618–1648. Frankfurt a.|M. 1988.
Baufeld|
Baufeld, Christa: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Lexik aus Dichtung und Fachliteratur des Frühneuhochdeutschen. Tübingen 1996.
BBA I–II|
British Biographical Archive [Series 1]–3. Microfiche-Edition. Managing Editor: Laureen Baillie. Editor: Paul Sieveking bzw. Managing Editor: David
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 42 / 4.5.2006
42
Häufiger benutzte Literatur
Bank. Editor: Anthony Esposito bzw. Tommaso Nappo. London, München,
New York, Paris 1984–.
Beckmann
Beckmann, Johann Christoff: Historie des Fürstenthums Anhalt In Sieben
Theilen verfasset. Zerbst 1710. — S. auch Lentz.
Beckmann: Accessiones
Beckmann, Johann Christoff: ACCESSIONES HISTORIAE ANHALTINAE
Von unterschiedenen Das Hoch-Fürstl. Hauß Und Fürstenthum Anhalt belangenden Materien sampt dazu gehörigen Documenten: Wobei zugleich Eine
CONTINUATION der Hoch-Fürstl. Anhaltischen Geschichte von A. 1709.
biß 1716. Jngleichen Eine Beschreibung Etlicher Adelicher zu dem Fürstenthum
Anhalt gehörigen Geschlechter/ Auch einiger andern daselbst vorgegangenen
Veränderungen. Zerbst 1716.
Benecke/ Mu¨ller/ Zarncke
Mittelhochdeutsches Wörterbuch mit Benutzung des Nachlasses von Georg
Friedrich Benecke. Ausgearb. v. Wilhelm Müller (Bde. 1–3) und Friedrich Zarncke (Bd.|2|f.). 3 Bde. Leipzig 1854–1861. Ndr. Hildesheim usw. 1986.
Benzing: Buchdrucker
Benzing, Josef: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen
Sprachgebiet. 2. verb. u. erg. Aufl. Wiesbaden 1982.
Benzing: Verleger
Benzing, Josef: Die deutschen Verleger des 16. und 17. Jahrhunderts. Eine Neubearbeitung. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 18 (1977), 1078–1322.
Biblia (Luther 1545)
D. Martin Luther: Biblia. Das ist die gantze Heilige Schrifft Deudsch auffs new
zugericht. Wittenberg 1545. Hg. Hans Volz unter Mitarb. v. Heinz Blanke.
Textred. Friedrich Kur. München 1974.
Biblia (Piscator), AT| bzw. NT|
BIBLIA, Das ist: Alle bücher der H. Schrift des alten vnd newen Testaments:
Aus Hebreischer vnd Griechischer spraach .|.|. ietzund aufs new vertheutscht:
Auch eines ieden buchs vnd capitels inhalt/ samt beygefügten concordantzen/
vnd angehengter erklärung der tunckeln geschichten/ worten/ reden vnd sachen/ aufs kürtzest vnd einfeltigst verfasset: Darneben sind auch bey einem ieden capitel hinzugesetzt allerhand nutzliche notwendige lehren: Ferner die
Apocrypha .|.|. an das alte Testament angehengt .|.|. Durch Johan Piscator/ Professor der H. Schrift zu Herborn/ mit raht vnd hülf Christliebender gelehrter
männer/ derselben dolmetschungen vnd erklärungen/ verfertiget. (Herborn
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 43 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
43
1602–1604: Christoff Rabe). [Altes Testament 1602–1603, 4 Tle. u. Anhang;
Neues Testament 1604, 2 Tle.]
Bibliographie zur Geschichte Anhalts.
s. Specht| und Specht, Nachtrag 1–7.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon|
Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begr. u. hg. v. Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgef. v. Traugott Bautz. Bd.|1. Hamm (Westf.) 1975. Bd.|2–19
Herzberg 1992–2001. Bd.|20–24 Nordhausen 2002–2005.
Wir zitieren nach der laufend aktualisierten Version| http://www.bautz.de
Bircher/ Palme|
Bircher, Martin: Im Garten der Palme. Kleinodien aus dem unbekannten Barock: die Fruchtbringende Gesellschaft und ihre Zeit. Bd.|1. Berlin 1992 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek, 68). Bd.|2: Katalog einer
Sammlung von Dokumenten zur Wirksamkeit der Fruchtbringenden Gesellschaft. Wiesbaden 1998 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 32).
Bircher: Merian|
Bircher, Martin: Matthäus Merian d.|Ä. und die Fruchtbringende Gesellschaft.
Der Briefwechsel über Entstehung und Drucklegung des Gesellschaftbuchs von
1646. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 18 (1977), 667–730.
Bircher/ van Ingen|
Sprachgesellschaften, Societäten, Dichtergruppen. Hg. Martin Bircher u. Ferdinand van Ingen. Hamburg 1978 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 7).
BLC
The British Library General Catalogue of Printed Books to 1975. 360 Bde., 6
Erg.-Bde. London 1979–1988.
BN
Bibliothèque Nationale. Catalogue général des livres imprimés de la Bibliothèque Nationale. 231 Bde. Paris 1924–1981.
Borcherdt
Borcherdt, Hans Heinrich: Augustus Buchner und seine Bedeutung für die
deutsche Literatur des siebzehnten Jahrhunderts. München 1919.
Buchner (1720)
AUGUSTI BUCHNERI EPISTOLARUM PARTES TRES. OPERA M. JOH.
JACOBI STÜBELII. Francofurti et Lipsiæ: Godofredus Leschius 1720.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 44 / 4.5.2006
44
Häufiger benutzte Literatur
W. Buchner|
Buchner, Wilhelm: August Buchner, Professor der Poesie und Beredsamkeit zu
Wittenberg, sein Leben und Wirken. Hannover 1863.
Bulling
Bulling, Klaus: Bibliographie zur Fruchtbringenden Gesellschaft. In: Marginalien. Blätter der Pirckheimer-Gesellschaft, Heft 20 (1965).
Bu¨rger|
Verzeichnis der gedruckten Briefe deutscher Autoren des 17. Jahrhunderts. Teil
2. Drucke zwischen 1751 und 1980. Bearb. Thomas Bürger. 4 Tl.bde. Wiesbaden 2002 (Repertorien zur Erforschung der Frühen Neuzeit, 12.2). — Vgl. Estermann.
BWN
Aa, Abraham Jakob van der: Biographisch Woordenboek der Nederlanden. 7
Bde. Haarlem 1852, Ndr. Amsterdam 1969.
Calepinus
AMBROSII CALEPINI DICTIONARIVM, QVANTA MAXIMA FIDE AC
DILIGENTIA ACCVRATE emendatum, & tot recèns factis accessionibus ita
locupletatum, vt iam THESAURVM LINGVÆ LATINÆ quilibet polliceri sibi
audeat. Adiectæ sunt Latinis dictionibus Hebrææ, Græcæ, Gallicæ, Jtalicæ,
Germanicæ, Hispaniæ, atque Anglicæ .|.|. Adornatum à R. P. IOANNE LVDOVICO DE LA CERDA, Societatis IESV. EDITIO NOVISSIMA. Lugduni:
Haered. Petri Prost, Philippi Borde & Laurentii Arnaud 1647. 2 Tle. (Tl. 2
1667 [recte 1647]).
Calepinus 1605
AMBROSII CALEPINI DICTIONARIVM VNDECIM LINGVARVM, .|.|.
Respondent autem LATINIS vocabulis, HEBRAICA, GRAECA, GALLICA,
ITALICA, GERMANICA, BELGICA, HISPANICA, POLONICA, VNGARICA, ANGLICA. ONOMASTICVM. Basileae: Sebastianus Henricpetri 1605.
Campe Fremdwb.
Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der
unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu
Adelung’s und Campe’s Wörterbüchern. Neue starkvermehrte und durchgängig
verbesserte Ausgabe. Braunschweig 1813.
Campe Wb.
Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch der deutschen Sprache. 5 Teile. Braunschweig 1807–1811.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 45 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
45
Chemnitz|
Chemnitz, Bogislaff Philipp v.: Königlichen Schwedischen In Teutschland geführten Kriegs Erster Theil. Alten Stettin 1648. .|.|. Ander Theil. Stockholm
1653. .|.|. Dritter Theil. Stockholm 1855. .|.|. Vierter Theil. Stockholm 1856–59.
Das Manuskript des 3. u. 4. Teils war 1668 fertiggestellt, wurde aber damals nicht vero¨ffentlicht. Der 3. Teil verbrannte 1696. Eine u¨berarb. Abschrift des 1. Buchs des 3. Teils aus der
kfl. Bibliothek Hannover war mit einer 1848 im Nachlaß Greve Axel Oxenstiernas aufgefundenen a¨lteren Handschrift desselben Bruchstu¨cks Grundlage der hier angezeigten Vero¨ffentlichung. Teil I und II erfassen die Zeit vom Kriegseintritt Schwedens in Deutschland im
Sommer 1630 bis zu Oxenstiernas Abreise Juni 1636. Der nur fragmentarische dritte Teil behandelt den Zeitraum Juli bis Dezember 1636, der vierte Teil Juli 1641 bis Juli 1646.
Cioranescu
Cioranescu, Alexandre: Bibliographie de la littérature française du dix-septième
siècle. 3 Bde. Paris 1969.
Conermann I–III
Fruchtbringende Gesellschaft. Der Fruchtbringenden Gesellschaft geöffneter
Erzschrein. Das Köthener Gesellschaftsbuch Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen 1617–1650. Hg. Klaus Conermann. 3 Bde. Leipzig [zugleich: Weinheim]
1985.
– Bd.|1: Der Fruchtbringenden Gesellschaft Vorhaben, Namen, Gemälde und
Wörter. Faksimile des ersten Bandes des im Historischen Museum Köthen aufbewahrten Gesellschaftsbuches Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen. Hg. K. C.
= Conermann I.| — GB Ko¨., Bd.|1.
– Bd.|2: K. C.: Die Fruchtbringende Gesellschaft und ihr Köthener Gesellschaftsbuch. Eine Einleitung. Günther Hoppe: Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen. Bilddokumentation: Das Köthener Gesellschaftsbuch. Wappen des zweiten und dritten Bandes. Die Weimarer Gemälde der Fruchtbringenden Kräuter.
= Conermann II.
– Bd.|3: K. C.: Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft 1617–1650.
527 Biographien. Transkription aller handschriftlichen Eintragungen und
Kommentare zu den Abbildungen und Texten im Köthener Gesellschaftsbuch.
= Conermann III.
Conermann: Akademie
Conermann, Klaus: War die Fruchtbringende Gesellschaft eine Akademie?
Über das Verhältnis der Fruchtbringenden Gesellschaft zu den italienischen
Akademien. In: Bircher / van Ingen, 103–130.
Conermann: Fu¨rstl. Offizin|
Conermann, Klaus: Die fürstliche Offizin zu Köthen. Druckerei, Verlagswesen
und Buchhandel im Dienste des Ratichianismus und der Fruchtbringenden Gesellschaft (1618–1644/50). In: WBN 24 (1997), 122–178.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 46 / 4.5.2006
46
Häufiger benutzte Literatur
Conermann: Impresa
Conermann, Klaus: Impresa und Akademie. Entstehungsgeschichtliche Überlegungen zur Sinnbildkunst europäischer Akademien. In: Res Publica Litteraria.
Die Institutionen der Gelehrsamkeit in der frühen Neuzeit. Hg. Sebastian Neumeister und Conrad Wiedemann. 2 Tle. Wiesbaden 1987 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 14). I, 45–70.
Conermann: Lope de Vega|
Conermann, Klaus: Der Fremde in seinem Vaterland. Zur Rezeption eines Romans Lope de Vegas in Frankreich, England und Deutschland. In: Helmut
Koopmann/ Klaus Dieter Post (Hg.): Exil. Transhistorische und transnationale
Perspektiven. Exile. Transhistorical and Transnational Perspectives. Paderborn
2001, 65–99.
Conermann: Ludwig-FG
Conermann, Klaus: Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen (1579–1650). — Die
Fruchtbringende Gesellschaft. Zwei Aufsätze. Köthen 2002 (Veröffentlichungen des Historischen Museums für Mittelanhalt, 25).
Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt
Conermann, Klaus: Editionsdesiderate: Die Werke der Fürsten Ludwig und
Christian II. von Anhalt im Kontext der Akademiearbeiten der Fruchtbringenden Gesellschaft. In: Editionsdesiderate zur Frühen Neuzeit. Beiträge zur Tagung der Kommission für die Edition von Texten der Frühen Neuzeit. Hg.
Hans-Gert Roloff unter redaktioneller Mitarb. v. Renate Meincke. 1. Tl. Amsterdam, Atlanta/GA 1997 (Chloe, 24), 391–490.
Conermann: Nachlaßinventar
Conermann, Klaus: Die Sammlungen Fürst Ludwigs von Anhalt im Köthener
Schloß. Ein Nachlaßinventar als Quelle für das Studium der Fruchtbringenden
Gesellschaft. In: WBN 16 (1989), 73–91.
Conermann: Opitz auf der Dresdner Fu¨rstenhochzeit
Conermann, Klaus: Opitz auf der Dresdner Fürstenhochzeit von 1630. Drei satirische Sonette des Boberschwans. In: Daphnis 27 (1998), 587–630.
Conermann TG|
Conermann, Klaus: Die Tugendliche Gesellschaft und ihr Verhältnis zur
Fruchtbringenden Gesellschaft. Sittenzucht, Gesellschaftsidee und Akademiegedanke zwischen Renaissance und Aufklärung. In: Daphnis 17 (1988), 513–
626. (=Sprachgesellschaften — galante Poetinnen [Literary societies/ Literary
women] Zusammengestellt v. Erika A. Metzger u. Richard Schade. Amsterdam:
Rodopi, 1989, 95–208).
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 47 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
47
Conermann/ Herz/ Schmidt-Glintzer|
Conermann, Klaus, Andreas Herz u. Helwig Schmidt-Glintzer: Die Fruchtbringende Gesellschaft. Gesellschaftsgedanke und Akademiebewegung. In: Gelehrte Gesellschaften im mitteldeutschen Raum (1650–1820). Teil I. Hg. Detlef
Döring u. Kurt Nowak. Stuttgart u. Leipzig 2000, 19–38.
Covarrubias
Covarrubias, Sebastián de: Tesoro de la Lengua Castellana o Española según la
impresión de 1611, con las adiciones de Benito Remigio Noydens publicadas en
la de 1674. Edición preparada por Martı́n de Riquer. Barcelona 1943.
Crusca| s. Vocabolario della Crusca 1623
DA
Die deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts. Fruchtbringende Gesellschaft.
Kritische Ausgabe der Briefe, Beilagen und Akademiearbeiten (Reihe I), Dokumente und Darstellungen (Reihe II). Im Auftrag der Herzog August Bibliothek
hg. v. Martin Bircher und Klaus Conermann. Abt.||A: Köthen, Abt.||B: Weimar,
Abt.||C: Halle. Tübingen 1991–.
Halle I|
Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen: Die Zeit Herzog Augusts von Sachsen-Weißenfels 1667–1680. Mit dem Breslauer Schuldrama
„Actus Von der Hochlöbl. Fruchtbringenden Gesellschaft“ (1670) und mit
den Registern der Mitglieder. Unter Mitarbeit von Gabriele Henkel und Andreas Herz hg. v. Martin Bircher. Tübingen 1991 (DA, Reihe I, Abt.||C: Halle).
Halle II. 1
Die Fruchtbringende Gesellschaft unter Herzog August von Sachsen-Weißenfels. Die preußischen Mitglieder Martin Kempe (der Erkorne) und Gottfried Zamehl (der Ronde). Mit Kempes Versgedicht Neugru¨nender PalmZweig Der Teutschen Helden-Sprache und Poeterey| (1664) und seinem Dichterlexikon Unvorgreiffliches Bedencken/ Uber die Schriften derer bekantesten
Poeten hochdeutscher Sprache| (1681). Hg. Martin Bircher und Andreas Herz.
Tübingen 1997 (DA|, Reihe II, Abt.||C: Halle, Bd.|1).
Halle II. 2
Die Fruchtbringende Gesellschaft unter Herzog August von Sachsen-Weißenfels. Süddeutsche und österreichische Mitglieder. Johann Christoph Arnschwanger (der Unschuldige), Michael Frankenberger (der Erscheinende),
Hieronymus Ambrosius Langenmantel (der Wenigste), Michael Praun d.||J.
(der Vorstellende), Joachim von Sandrart d.|Ä. (der Gemeinnützige). Mit Sigmund von Birkens und Martin Limburgers Prosa-Ekloge Ehren-Preiß Des
Durchleuchtigst-Fruchtbringenden Teutschen Palmen-Hains| in Joachim von
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48
Häufiger benutzte Literatur
Sandrarts Iconologia Deorum| (1680). Hg. Martin Bircher und Andreas Herz.
Tübingen 1997 (DA|, Reihe II, Abt.||C: Halle, Bd.|2).
Ko¨then I. 1
Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen: Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen 1617–1650. Erster Band: 1617–1626. Unter Mitarbeit von Dieter Merzbacher hg. v. Klaus Conermann. Tübingen 1992 (DA,
Reihe I, Abt.||A: Köthen, Bd.|1).
Ko¨then I. 2
Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen: Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen 1617–1650. Zweiter Band: 1627–1629. Unter Mitarbeit von Andreas Herz und Dieter Merzbacher hg. v. Klaus Conermann. Tübingen 1998 (DA, Reihe I, Abt.||A: Köthen, Bd.|2).
Ko¨then I. 3
Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen: Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen 1617–1650. Dritter Band: 1630–1636. Unter Mitarbeit von Gabriele Ball und Andreas Herz hg. v. Klaus Conermann. Leipzig
2003 (DA, Reihe I, Abt.||A: Köthen, Bd.|3).
Ko¨then II. 1
Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen. Werke. Bd.|I. Die ersten Gesellschaftsbücher der Fruchtbringenden Gesellschaft (1622, 1624 und 1628). — Johannis
Baptistae Gelli Vornehmen Florentinischen Academici Anmutige Gespräch
Capricci del Bottaio genandt (1619). Hg. Klaus Conermann. Tübingen 1992
(DA, Reihe II, Abt.||A: Köthen, Bd.|1).
Dasypodius|
Dasypodius, Petrus: Dictionarium latinogermanicum. [1536]. Mit e. Einf. v.
Gilbert de Smet. Hildesheim, Zürich, New York 1995 (Documenta Linguistica.
Quellen zur Geschichte der deutschen Sprache des 15. bis 20. Jahrhunderts.
Reihe I: Wörterbücher des 15. und 16. Jahrhunderts).
DBA I–III|
Deutsches Biographisches Archiv [I]–III. Microfiche-Edition. Hg. Bernhard
Fabian, ab Tl. 3 Victor Herrero Mediavilla; bearb. unter d. Leitung v. Willy
Gorzny. München u.|a. 1982–.
Vgl. Deutscher Biographischer Index. 2. kumulierte und erweiterte Ausgabe.
German Biographical Index. 2nd cumulated and enlarged edition. Bd.|1–8.
München 1998.
DBF|
Dictionnaire de biographie française. Sous la direction de J. Balteau, M. Barroux et M. Prevost [e.|a.]. Bd.|1–. Paris 1933–.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 49 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
49
DBI
Dizionario biografico degli Italiani. Istituto Della Enciclopedia Italiana. Fondata da Giovanni Treccani. Bd.|1–. Roma 1960–.
DBL
Dansk Biografisk Leksikon. Grundlagt af C. F. Bricka. Redigerat af Povl Engelstoft under medvirkning af Svend Dahl. 26 Bde. København 1933–1944.
DBL (3. Aufl.)
Dansk Biografisk Leksikon. 3. Aufl. Redakteur: Sv. Cedergreen Bech. 15 Bde. 1
Reg.bd. København 1979–1984.
DDL II|
Die Deutsche Literatur. Biographisches und bibliographisches Lexikon. Reihe
II. Die Deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620. Unter Mitarb. zahlreicher
Fachgelehrter hg. v. Hans-Gert Roloff. Abt.||A: Autorenlexikon, Bd.|1–3;
Abt.||B: Forschungsliteratur. Bern u.|a. 1979–.
DDL III|
Die Deutsche Literatur. Biographisches und bibliographisches Lexikon. Reihe
III. Die Deutsche Literatur zwischen 1620 und 1720. Unter Mitarb. zahlreicher
Fachgelehrter hg. v. Hans-Gert Roloff u. Gerhard Spellerberg. Abt.||A: Autorenlexikon, Bd.|1; Abt.||B: Forschungsliteratur I, Liefg. 1|ff. Bern u.|a. 1987–.
Dict. of Scient. Biogr.
Dictionary of Scientific Biography. Hg. Charles Coulston Gillispie. 16 Bde.
New York 1970–1981.
Diefenbach
Diefenbach, Lorenz u. Ernst Wülcker: Hoch- und nieder-deutsches Wörterbuch der mittleren und neueren Zeit. Zur Ergänzung der vorhandenen Wörterbücher insbesondere des der Brüder Grimm. Basel 1885.
Diefenbach: Glossarium|
Diefenbach, Lorenz: Glossarium latino-germanicum mediae et infimae aetatis e
codicibus manuscriptis et libris impressis. Francofurti ad Moenum 1857.
Diepenbroick-Grueter
Diepenbroick-Grueter, Hans Dietrich v. (Hg.): Allgemeiner Porträt-Katalog.
Verzeichnis einer Sammlung von 30.000 Porträts des 16. bis 19. Jahrhunderts in
Holzschnitt, Kupferstich, Schabkunst und Lithographie. Mit biographischen
Notizen. Nebst Nachträgen 1–5. Hamburg 1931–39. 2 Bde. Ndr. Hildesheim
1967; wiederum ebd. 2000.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 50 / 4.5.2006
50
Häufiger benutzte Literatur
Ditzhuyzen|
Ditzhuyzen, Raina E. van: Oranje-Nassau. Een biografisch woordenboek.
Haarlem 1992.
DNB|
(The) Dictionary of National Biography. Ed. by Leslie Stephen/ Sidney Lee
(u.|a.). Bd.|1|ff. London, Berlin 1885–1900, mit Fortsetzungen.
Documenta Bohemica
Documenta Bohemica bellum tricennale illustrantia. Hg. Miroslav Toegel u.|a.
7 Bde. Pragae, Wien u.|a. 1971–1981.
Dreyhaupt
Dreyhaupt, Johann Christoph v.: Pagvs Nelectici et Nvdzici, Oder Ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des zum ehem. .|.|. ertz-Stifft .|.|.
Magdeburg gehörigen Saalkreyses .|.|. Jnsonderheit der Städte Halle, Neumarckt, Glaucha. 2 Tle. Halle 1749–1750.
Drugulin
Drugulin, Wilhelm Eduard: Allgemeiner Portrait-Katalog. Verzeichnis einer
Sammlung von Portraits berühmter Personen aller Länder und Zeiten (mit biographischen und chalkographischen Notizen). 2 Bde. Leipzig 1859/60.
Dt. Fremdwb. (1913)|
Hans Schulz: Deutsches Fremdwörterbuch. 7 Bde. [Ab Bd.|2] Fortgeführt v.
Otto Basler. [Ab Bd.|3] bearb. v. Alan Kirkness. Straßburg (Berlin u. New
York) 1913–1988.
Dt. Fremdwb. (1995)|
Hans Schulz u.|a.: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. Aufl. völlig neu bearb. im Institut für Deutsche Sprache v. Gerhard Strauß. Bd.|1|ff. Berlin 1995–.
Du Cange|
Du Cange, Charles du Fresne: Glossarium Mediae et Infimae Latinitatis .|.|.
cum supplementis integris Monachorum Ordinis S. Benedicti D. P. Carpenterii,
Adelungii, aliorum, suisque digessit G. A. L. Henschel. 7 Bde. Paris 1840–1850.
Du¨nnhaupt: Handbuch
Dünnhaupt, Gerhard: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. 2.
verb. u. wesentl. verm. Auflage des Bibliographischen Handbuchs der Barockliteratur: Tl. 1–6. Stuttgart 1990–1993 (Hiersemanns Bibliographische Handbücher IX, 1–6).
DW
Grimm, Jacob u. Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Hg. Preußische Akademie
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 51 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
51
der Wissenschaften [Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]. 16 Bde. u.
Quellenverzeichnis. Leipzig 1854–1971. Ndr. 1984. — Zit. nach der Bandza¨hlung der Erstausgabe.
DW (Neubearb.)
Deutsches Wörterbuch. Von Jacob Grimm u. Wilhelm Grimm. Hg. Deutsche
Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Akademie der Wissenschaften der
DDR, Bd.|7: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften] in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd.|1|ff.,
Leipzig 1983|ff. Verlags-Änderung Bd.|7: Stuttgart u. Leipzig (1993).
Ebeling
Ebeling, Friedrich W.: Sechs ungedruckte Briefe von Martin Opitz. In: Weimarisches Jahrbuch f. Deutsche Sprache, Literatur u. Kunst. 2 (1855), 193–210.
Emblemata
Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVII. Jahrhunderts.
Hg. Arthur Henkel u. Albrecht Schöne. Stuttgart 1967 (Taschenausg. Stuttgart
u. Weimar 1996).
Engerisser|
Engerisser, Peter: Von Kronach nach Nördlingen. Der Dreißigjährige Krieg in
Franken, Schwaben und der Oberpfalz 1631–1635. Weißenstadt 2004.
Englund
Englund, Peter: Die Verwüstung Deutschlands. Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Aus d. Schwedischen v. Wolfgang Butt. Stuttgart 21998.
Ersch/ Gruber|
Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Reihenfolge von genannten Schriftstellern bearbeitet. Hg. Johann Samuel Ersch u.
Johann Gottfried Gruber (u.|a.). 3 Sectionen, 167 Tle. Leipzig 1818–1889.
EST
Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Begründet von Wilhelm Karl Prinz zu Isenburg, fortgeführt von Frank Baron Freytag von Loringhoven. Neue Folge. Hg. v. Detlev Schwennicke. Bd.|Iff.
Marburg/Berlin 1980–. Mit Band XVII erscheinen diese unter folgendem Titel:
Europäische Stammtafeln. Neue Folge. Hg. v. Detlev Schwennicke. Frankfurt
1998|ff. Eine Bearbeitung erscheint mit neuer Gliederung seit 1998 unter der
Bandzählung I.1|ff.
Estermann|
Verzeichnis der gedruckten Briefe deutscher Autoren des 17. Jahrhunderts. Teil
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 52 / 4.5.2006
52
Häufiger benutzte Literatur
1. Drucke zwischen 1600 und 1750. Bearb. Monika Estermann. 4 Tl.bde. Wiesbaden 1992/93 (Repertorien zur Erforschung der Frühen Neuzeit, 12.1). —
Vgl. Bu¨rger.
Etymolog. Wb. (Pfeifer)|
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet im Zentralinstitut für
Sprachwissenschaft, Berlin, unter der Leitung von Wolfgang Pfeiffer. 2. Aufl.,
durchgesehen u. ergänzt v. Wolfgang Pfeiffer. Berlin 1993 (Taschenbuchausg.
München 1995).
Europa¨ische Sozieta¨tsbewegung
Europäische Sozietätsbewegung und demokratische Tradition. Die europäischen Akademien der Frühen Neuzeit zwischen Frührenaissance und Spätaufklärung. Hg. Klaus Garber u. Heinz Wissmann unter Mitw. v. Winfried Siebers.
2 Tl.bde. Tübingen 1996.
Faber/ Buchner
BASILII FABRI SORANI THESAURUS ERUDITIONIS SCHOLASTICÆ:
SIVE Suppellex Instructissima vocum, verborum, ac locutionum; tum rerum,
sententiarum, ac exemplorum .|.|., Cum adjunctâ plerisqve in locis interpretatione Germanicâ; Dictionum item præcipuarum appellationibus græcis diligenter appositâ qvantitate; vocum & Phrasium germanicarum Indice luculento:
JAM OLIM POST ALIORUM OPERAS PER AUGUSTUM BUCHNERUM, RECENSITUS, EMENDATUS AC SUPPLETUS, PLURIMISQVE
ACCESSIONIBUS INSIGNITER AUCTUS: NUNC VERÒ Clarissimorum
qvorundam Virorum novâ curâ .|.|. castigatus, Ordini suo pleniùs .|.|. restitutus
.|.|. locupletatus. Lipsiae: Haeredes Schürerio-Gözianorum et Johannes Fritzschius 1662.
Faber/ Buchner (1664)
BASILII FABRI SORANI THESAURUS ERUDITIONIS SCHOLASTICÆ:
SIVE SUPPELLEX INSTRUCTISSIMA VOCUM, VERBORUM, AC LOcutionum; tum rerum, sententiarum, ac exemplorum .|.|., Cum adjuncta in locis
plerisque interpretatione Germanicâ: jam olim per AUGUSTUM BUCHNERUM, Recensitus atque emendatus. nunc verò Nova cura denuo revisus, atque
quam plurimis accessionibus auctus & suppletus. Accedunt PLERARUMQUE
DICTIONUM APpellationes Græcæ, itemq́. syllabarum quantitates diligenter
annotatæ: vocum denique| & phrasium Germanicarum luculentus Index. Francofurti, Lipsiae: Schürerio-Gözianorum Heredes 1664.
Faber du Faur
Faber du Faur, Curt v.: German Baroque Literature. A Catalogue of the Collection in the Yale University Library. 2 Bde. Bd.|2 hg. Heinrich Henel. Bd.|1: New
Haven 1958, Bd.|2: New Haven u. London 1969.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 53 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
53
Findebuch mhd.
Kurt Gärtner, Christoph Gerhardt, Jürgen Jaehrling, Ralf Plate, Walter Röll,
Erika Timm. Datenverarbeitung: Gerhard Hannieder: Findebuch zum mittelhochdeutschen Wortschatz. Mit einem rückläufigen Index. Stuttgart 1992.
Findeisen|
Findeisen, Jörg-Peter: Der Dreißigjährige Krieg. Eine Epoche in Lebensbildern. Darmstadt 1998.
Fischer|
Schwäbisches Wörterbuch. Auf Grund der von Adelbert von Keller begonnenen
Sammlungen. Bearb. Hermann Fischer. Mitarb. Wilhelm Pfleiderer. Tübingen
1904–1936.
Fischer/ Tu¨mpel
Fischer, Albert u. Wilhelm Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des
siebzehnten Jahrhunderts. 6 Bände. Gütersloh 1904–1916.
Fnhd. Wb.
Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Hg. Robert R. Anderson, Ulrich Goebel u.
Oskar Reichmann. Bd.|1|ff. Berlin u. New York 1989–.
Frank
Frank, Karl Friedrich v.: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche
Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich österreichische bis 1823 mit einigen Nachträgen zum „Alt-Österreichischen Adels-Lexikon“ 1823–1918. 5 Bde. Schloß Senftenegg 1967–1974.
Frisch dt.-lat.|
Johann Leonhard Frisch Teutsch-Lateinisches Wörter-Buch, Darinnen .|.|. auch
die bey den meisten Künsten und Handwerken .|.|. gewöhnliche Teutsche Benennungen befindlich, Vor allem .|.|. Denen Einheimischen und Ausländern, so
die in den mittlern Zeiten geschriebenen Historien .|.|. verstehen wollen, möglichst zu dienen, .|.|. Samt angehängter .|.|. Etymologie .|.|. . Nebst einem Register
der lateinischen Wörter. 2 Tle. Berlin 1741.
Frisius
DICTIONARIVM Latinogermanicum, Ioanne Frisio Tigurino interprete.
HVIVS VERO PRAECIVVS EST VSVS AD LATINI sermonis fœlicitatem, &
cum Germanico idiomate consensionem demonstrandam. .|.|. ijs qui meliores authores .|.|. imitari, suamq̀. eorum, quæ uel iam exciderunt, uel hoc tempore probata sunt, uocabulorum memoriam .|.|. reficere desyderant. Editio noua. Tiguri:
Christophorus Froschouer 1556.
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54
Häufiger benutzte Literatur
Fuchs/ Raab|
Wörterbuch Geschichte. Von Konrad Fuchs u. Heribert Raab. München
13
2002.
Gardt: Sprachreflexion
Gardt, Andreas: Sprachreflexion in Barock und Frühaufklärung. Entwürfe von
Böhme bis Leibniz. Berlin, New York 1994 (Quellen und Forschungen zur
Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker 108 [232]).
Gauhe
Gauhe, Johann Friedrich (Hg.): Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. 2 Tle. Leipzig 1740/ 1747.
GB 1622
[Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig v. (u.|a.)]: Kurtzer Bericht der Fruchtbringenden
Gesellschafft Zweck und Vorhaben. Cöthen 1622. [Angebunden]: DER
FRVCHT-bringenden Gesellschafft Nahmen/ Gemählde/ und Wörter. [Köthen] 1622. — Vgl. DA Ko¨then II. 1.
GB 1624
[Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig v. (u.|a.) ]: Kurtze Vnd Jn Reim verfaste Erklärung der Fruchtbringenden Gesellschafft Nahmen/ Wort und Gemählde. [Köthen] 1624. — Vgl. DA Ko¨then II. 1.|
GB 1628
[Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig v. (u.|a.) ]: Kurtzer Bericht Von der Fruchtbringenden Gesellschafft Vorhaben/ auch dero Nahmen/ Gemählde und Wörter
Jn Reimen verfast. [Köthen] 1628. — Vgl. DA Ko¨then II. 1.|
GB 1629
[Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig v. (u.|a.) ]: Der Fruchtbringenden Gesellschafft
Vorhaben/ Nahmen/ Gemählde Vnd Wörter. Nach jedweders einnahme ordentlich Jn kupffer gestochen mit Vndergesetzten teutschen Reimen. [Frankfurt
a.|M.] 1629.
GB 1629/30
[Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig v. (u.|a.) ]: Der Fruchtbringenden Gesellschafft
Vorhaben/ Nahmen/ Gemählde Vnd Wörter. Nach jedweders einnahme ordentlich Jn kupffer gestochen mit Vndergesetzten teutschen Reimen.
[Frankfurt a.|M.] 1629 [–1630]. — Vgl. Conermann I.
GB 1641
[Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig v. (u.|a.) ]: Kurtzer Bericht Von der Fruchtbringenden Geselschaft Vorhaben/ auch dero Namen/ Gemählde Und Wörter Jn
Achtzeilige Reimgesetze verfasset. Cöthen 1641.
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Häufiger benutzte Literatur
55
GB 1641/44
[Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig v. (u.|a.)]: Kurtzer Bericht Von der Fruchtbringenden Geselschaft Vorhaben/ auch dero Namen/ Gemählde Und Wörter Jn
Achtzeilige Reimgesetze verfasset. Cöthen 1641 [–1644].
GB 1646
[Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig v. (u.|a.)]: Der Fruchtbringenden Geselschaft
Nahmen/ Vorhaben/ Gemählde und Wörter. Frankfurt/M. 1646. Ndr. München 1971 (Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente in vier
Bänden. Hg. Martin Bircher. Bd.|1).
GB Ko¨.|
s. Conermann I
GHdA
Genealogisches Handbuch des Adels. Bd.|1|ff. (Gesamtreihe). Glücksburg
1951–58, Limburg 1959|ff.
Goedeke
Goedeke, Karl: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den
Quellen. Bd.|II. 2. Auflage, Dresden 1886. Bd.|III. 2. Aufl. Dresden 1887.
Go¨tze|
Götze, Alfred: Frühneuhochdeutsches Glossar. 7. Aufl. Berlin 1967.
Graf: Anh. Pfarrerbuch
Graf, Herrmann: Anhaltisches Pfarrerbuch. Die evangelischen Pfarrer seit der
Reformation. Hg. Landeskirchenrat der Evangelischen Landeskirche Anhalts.
Dessau 1996.
Grote, Winkler, Prins|
Grote, Winkler, Prins: Encyclopedie in twintig delen. Hoofdredactie: A. J. Wiggers, R. F. Lissens, A. Devreker [u.|a.]. 20 Bde. u. Suppl.Bd.|Amsterdam, Brüssel
1970–1976.
Grotefend|
Grotefend, Hermann: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. In 2 Bänden. 2. Ndr. der Ausg. Hannover 1892–98, Aalen 1984.
Grotius: Briefwisseling|
Briefwisseling van Hugo Grotius. Uitgegev. door Philipp Christian Molhuysen
(u.|a.). Bd.|1|ff. ’s-Gravenhage 1928–.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 56 / 4.5.2006
56
Häufiger benutzte Literatur
Grove|
The New Grove Dictionary of Music and Musicians. (First edition.) Ed. by
Stanley Sadie. 20 Bde. London [u.|a.] 1980.
Grove2|
The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Second edition ed. by
Stanley Sadie. 29 Bde. London [u.|a.] 2001.
Gschliesser
Gschliesser, Oswald v.: Der Reichshofrat. Bedeutung und Verfassung, Schicksal und Besetzung einer obersten Reichsbehörde von 1559 bis 1806. Wien 1942
(Veröffentlichungen der Kommission f. Neuere Geschichte des ehemal. Österreich, XXXIII).
Gueintz: Rechtschreibung|
[Gueintz, Christian u.|a.:] Die Deutsche Rechtschreibung Auf sonderbares gut
befinden Durch den Ordnenden verfasset/ Von der Fruchtbringenden Geselschaft übersehen/ und zur nachricht an den tag gegeben. Halle in Sachsen
[1645]: Christof Salfeld.
Gueintz: Sprachlehre|
Christian Gueintzen/ Deutscher Sprachlehre Entwurf. Cöthen 1641. Ndr. Hildesheim, New York 1978. (Documenta Linguistica. Reihe V).
Haag
Haag, Eugéne u. Émile: La France protestante. 2. éd. pub. sous les auspices de
la Société de l’Histoire du Protestantisme Française. 6 Bde. in 12. Paris 1877–
1888. Ndr. Genève 1966.
Haberkern/ Wallach|
Haberkern, Eugen u. Joseph Friedrich Wallach: Hilfswörterbuch für Historiker. Mittelalter und Neuzeit. 6. Aufl. 2 Tle. München 1980.
Halle I, Halle II. 1| bzw. Halle II. 2
s. unter DA|
Hartweg/ Wegera|
Hartweg, Frédéric u. Klaus-Peter Wegera: Frühneuhochdeutsch. Eine Einführung in die deutsche Sprache des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. 2.,
neu bearb. Aufl. Tübingen 2005.
Hederich
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexicon .|.|. sorgfältigst
durchgesehen, ansehnlich vermehret und verbessert von Johann Joachim
Schwaben. Leipzig 1770. Ndr. Darmstadt 1996.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 57 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
57
Henisch
Henisch, Georg: Teutsche Sprach vnd Weißheit. Thesaurus linguae et sapientiae Germanicae. Augustae Vind. 1616: Francus. Ndr. Hildesheim u. New York
1973 (Documenta Linguistica. Reihe II).
Herz
Herz, Andreas: „Wältz recht“. Fruchtbringerisches Zeremoniell und sein ,Hintergrund‘ in einem Stich Peter Isselburgs. In: Ars et Amicitia. Beiträge zum Thema Freundschaft in Geschichte, Kunst und Literatur. FS f. Martin Bircher zum
60. Geb. Hg. Ferdinand van Ingen u. Christian Juranek. Amsterdam, Atlanta/
GA 1998 (Chloe, 28), 353–408.
Herz: Tagebu¨cher F. Christians II.
„.|.|. ma fatale destinèe .|.|.“. Krisen- und Leidenserfahrungen Fürst Christians II.
von Anhalt-Bernburg (1599–1656) in seinen Tagebüchern und anderen Zeitund Lebensdokumenten. In: Passion, Affekt und Leidenschaft in der Frühen
Neuzeit. Hg. Johann Anselm Steiger in Verb. mit Ralf Georg Bogner, Ulrich
Heinen, Renate Steiger u.|a. Wiesbaden 2005 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 43), 981–1035.
Herz/ Ball
Herz, Andreas u. Gabriele Ball: Eine deutsche Akademie im Spannungsfeld von
Sprache, Kultur und Politik: Die Fruchtbringende Gesellschaft. In: neu entdeckt. Thüringen — Land der Residenzen. 2. Thüringer Landesausstellung
Schloß Sondershausen. 15. Mai – 3. Oktober 2004. 2 Katalogbde. und ein Essay-Bd.|Hg. Konrad Scheurmann u. Jördis Frank. Mainz 2004, Katalogbd. 1,
132–146.
Herzog August v. Braunschweig-Lu¨neburg, s. Sammler Fu¨rst Gelehrter.
Het Staatsche Leger
Raa, F. J. G. ten/ François de Bas: Het Staatsche leger, 1568–1795. 8 Bde., Breda 1911–1964.
Deel II: Van het vertrek van den graaf van Leicester tot het sluiten van het
Twaalfjarig Bestand (1588–1609). Breda 1913.
Deel III: Van het sluiten van het Twaalfjarig Bestand tot den dood van Maurits,
prins van Oranje, graaf van Nassau. (1609–1625). Breda 1915.
Deel IV: Van den dood van Maurits, prins van Oranje, graaf van Nassau, tot
het sluiten van den vrede te Munster (1625–1648). Breda 1918.
Deel V: Van het sluiten van den vrede te Munster tot de verheffing van Prins
Willem III van Oranje tot kapitein- en admiraal-generaal der Vereenigde Nederlanden. (1648–1672). Breda 1921.
Hille
Hille, Carl Gustav v.: Der teutsche Palmbaum. München 1970 (Die Fruchtbrin-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 58 / 4.5.2006
58
Häufiger benutzte Literatur
gende Gesellschaft. Quellen u. Dokumente in 4 Bänden, hg. Martin Bircher,
Bd.|2. Ndr. d. Ausg. Nürnberg: Wolffgang Endter 1647).
Hirsch
Hirsch, August: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten
und Völker. 2. Aufl. durchges. u. erg. v. Wilhelm Haberling, Franz Hübotter u.
Hermann Vierordt. 5 Bde. u. Erg.bd. Berlin u. Wien 1929–1935.
Hoppe
Hoppe, Günther: Traditions- und Spannungsfelder um die Fruchtbringende
Gesellschaft im Spiegel ihres Alltags (1617–1629). In: Europa¨ische Sozieta¨tsbewegung|, 1230–1260.
Huguet|
Huguet, Edmond: Dictionnaire de la langue françoise du seizième siècle. 7 Bde.
Paris 1925–1967.
Hundt: Spracharbeit
Hundt, Markus: „Spracharbeit“ im 17. Jahrhundert. Studien zu Georg Philipp
Harsdörffer, Justus Georg Schottelius und Christian Gueintz. Berlin, New
York 2000 (Studia Linguistica Germanica 57).
Huygens|
De Briefwisseling van Constantijn Huygens (1608–1687) uitgegeven door J. A.
Worp. Deel 1–5. ’s-Gravenhage 1911–1916.
HWDA
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Hg. unter besonderer Mitwirkung v. Eduard Hoffmann-Krayer u. Mitarb. zahlreicher Fachgenossen v.
Hanns Bächtold-Stäubli. 10 Bde. Berlin u. Leipzig 1927–1942. 3. unveränd.
Aufl. mit e. neuen Vorwort v. Christoph Daxelmüller. Berlin, New York 2000.
HWPh|
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. Joachim Ritter. Bd.|1|ff. Darmstadt 1971–.
HWRh
Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hg. Gert Ueding. Bd.|1|ff. Darmstadt
1992–.
Israel|
Israel, Jonathan I.: The Dutch Republic. Its Rise, Greatness, and Fall 1477–
1806. Oxford 1998 (The Oxford History of Early Modern Europe).
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 59 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
59
Jantz
Jantz, Harold: German Baroque Literature. A Descriptive Catalogue of the
Collection of H. J. And a Guide to the Collection on Microfilm. 2 Bde. New
Haven 1974.
Jaski
(Andreas Köhne-Jaski, Hg.:) MAGNORUM QUONDAM ERUDITISSIMORUMQUE VIRORUM EPISTOLÆ AD MARTINUM OPITIUM, V. CL.
EX MUSEIO JASKIANO.||Dantisci: 1670. [Eine textidentische Ausgabe erschien 1705 in Amsterdam.]
Jellinek: Nhd. Grammatik
Jellinek, Max Hermann: Geschichte der neuhochdeutschen Grammatik von
den Anfängen bis auf Adelung. Zweiter Halbbd. Heidelberg 1914.
Jo¨cher
Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Darinne die Gelehrten aller Stände .|.|. vom Anfange der Welt bis auf ietzige Zeit .|.|. Nach ihrer
Geburt, Leben .|.|. und Schrifften .|.|. in alphabetischer Ordnung beschrieben. 4
Tle. Leipzig 1750–1751. Ndr. Hildesheim 1960–1961.
Jones|
Jones, William Jervis: A Lexicon of French Borrowings in the German Vocabulary (1575–1648). Berlin u. New York 1976 (Studia Linguistica Germanica, 12).
Jones: Purismus|
Sprachhelden und Sprachverderber. Dokumente zur Erforschung des Fremdwortpurismus im Deutschen (1478–1750). Ausgewählt u. kommentiert v. William Jervis Jones. Berlin u. New York 1995 (Studia Linguistica Germanica, 38).
Junius: Nomenclator
NOMENCLATOR, OMNIVM RERVM PROPRIA NOMINA VARIIS
LINGVIS EXPLICATA: HADRIANO IVNIO MEDICO AVCTORE. Antverpiae 1567: Christophorus Plantinus. Ndr. Hildesheim, New York 1976
(Documenta Linguistica, Reihe I).
Kalender Herlitz 1646
Alter vnd Newer Schreib-Calender auff das Jahr Jesu Christi M. DC.
XXXXVI. .|.|. Durch D. Dav. Herlicium. Nürnberg: Wolff Endter.
Kalender Herlitz 1651
Newer vnd Alter Schreib-Calender/ auff das Jahr .|.|. M. DC. LI. .|.|. durch D.
Davidem Herlicium .|.|. Nürnberg: Wolfgang Endter.
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60
Häufiger benutzte Literatur
Kalender Zerbst 1654
Geistlicher Calender. Alle Jahr vnd Tage zu gebrauchen/ durch dessen tägliche
beschawung/ ein jeder Mensch lernen kan .|.|. Angefangen Anno 1654. Zerbst/
Durch Andream Betzeln Gedruckt.
Kat. Dessau BB
[Gröpler, Wilhelm]: Katalog der Herzoglich Anhaltischen Behörden-Bibliothek zu Dessau. Katalogband. 2 Zugangsverzeichnisse u. Register v. Wilhelm
Kulpe. Dessau 1896–1910.
Kat. Dessau HB
Weyhe, Emil: Katalog der Bücherkunde u. allgemeiner Schriften der allgemeinen Sprachwissenschaft der orientalischen Sprachen und der klassischen Philologie der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Dessau 1911. — HB Nr.||1–
6933.
Weyhe, Emil: Katalog der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Neuere
Philologie. Erster Theil. Dessau 1913. — HB 7740–12464.
Weyhe, Emil: Katalog der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Neuere
Philologie. Zweiter Theil. Dessau 1919. — HB 12465–16628.
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Anhaltina der Herzoglichen Hofbibliothek
zu Dessau. Dessau 1906. — HB 23160–27779.
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Schönen Künste der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Dessau 1906. — HB 27801–30200.
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Theologie der Herzoglichen Hofbibliothek
zu Dessau. Dessau 1907. — HB 30501–32720.
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Philosophie der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Dessau 1907. — HB 32731–34569.
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Pädagogik der Herzoglichen Hofbibliothek
zu Dessau. Dessau 1908. — HB 34576–36786. Nachträge.
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Kulturgeschichte und Allgemeinen Religionswissenschaft der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Dessau 1908. —
HB 36793–38380. Nachträge.
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Historischen Hilfswissenschaften, der Allgemeinen und der Alten Geschichte der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Dessau 1908. — HB 38388–41011. Nachträge.
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau.
Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit. Hg. u. mit Sach- u. Namensverzeichnis versehen v. Emil Weyhe. Dessau 1910. — HB 41021–50155.
Weyhe, Emil: Katalog der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Erdkunde.
Dessau 1910. — HB 50300–52364.
Weyhe, Emil: Katalog der Herzoglichen Hofbibliothek zu Dessau. Zuwachs
und Nachträge. Dessau 1914.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 61 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
61
Kat. Dessau HB (Thiliana)
Kleinschmidt, Arthur: Katalog der Thiliana. Mit Biographie Thile’s. Dessau
1901.
KE
Der Fruchtbringenden Gesellschaft ältester Ertzschrein. Briefe, Devisen und
anderweitige Schriftstücke. Urkundlicher Beitrag zur Geschichte der deutschen
Sprachgesellschaften im 17. Jh. Hg. Gottlieb Krause. Leipzig 1855. Ndr. Hildesheim u. New York 1973.
KL
Ludwig Fürst zu Anhalt-Cöthen, und sein Land vor und während des dreißigjährigen Krieges. Hg. Gottlieb Krause. 3 Bde. Cöthen u. Neusalz 1877–1879.
Kl. Pauly|
Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. Auf der Grundlage von Pauly’s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft unter Mitwirkung zahlreicher
Fachgelehrter hg. Konrat Ziegler u. Walther Sontheimer. 5 Bde. München
1979. — Vgl. N. Pauly.|
Klopp: Ostfriesland
Klopp, Onno: Geschichte Ostfrieslands von 1570–1751. (O. K.: Geschichte
Ostfrieslands in drei Bdn., Bd.|2.) Osnabrück 1856, Ndr. Niederwalluf b. Wiesbaden 1971.
Kluge/ Mitzka
Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Aufl.
Bearb. Walther Mitzka. Berlin 1967.
Kneschke|
Kneschke, Ernst Heinrich (Hg.): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon.
9 Bde. Ndr. der Ausgabe Leipzig 1859–1870, Hildesheim u. New York 1973.
Ko¨bler
Köbler, Gerhard: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen
Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 5., vollst. überarb. Aufl. München 1995.
Ko¨nig: Adels-Historie|
König, Valentin: Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer Im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen .|.|. in gutem Flor
stehenden .|.|. Adelichen Geschlechter. 3 Tle. Leipzig 1727–1736.
Ko¨ppen
Köppen, Ulrich: Die „Dialoghi d’amore“ des Leone Ebreo in ihren französi-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 62 / 4.5.2006
62
Häufiger benutzte Literatur
schen Übersetzungen. Buchgeschichte, Übersetzungstheorie und Übersetzungspraxis im 16. Jahrhundert. Bonn 1979.
Ko¨then I. 1–3| bzw. Ko¨then II. 1
s. unter DA
Kramer dt.-it.
Das herrlich Grosse Teutsch-Jtaliänische DICTIONARIUM, Oder Wort- und
Red-Arten-Schatz Der unvergleichlichen Hoch-teutschen Grund- und HauptSprache .|.|. Erster [– Anderer] Theil .|.|. von Matthia Kramer/ Sprachmeistern.
Nürnberg 1700–1702. (= IL GRAN DITTIONARIO REALE TEDESCOITALIANO cioè TESORO Della Lingua Originale ed Imperiale TEUTONICA-GERMANICA .|.|. PARTE PRIMA [– SECONDA] .|.|. Da MATTIA
CRAMERO).
Desgl. I–II (1724).
Krause: Werder|
Krause, Gottlieb: Diederich von dem Werder. In: Mittheilungen des Vereins für
Anhaltische Geschichte und Altertumskunde 4 (1886), 30–54.
Krieg und Frieden I–III|
1648. Krieg und Frieden in Europa. 26. Europaratsausstellung. Münster/ Osnabrück 24.|10.|1998 – 17.|1.|1999. Ausstellungskatalog und 2 Textbde. Hg. Klaus
Bußmann u. Heinz Schilling. O.|O. [1998].
Kru¨ger
Supellex epistolica Uffenbachii et Wolfiorum. Katalog der Uffenbach-Wolfschen Briefsammlung. Hg. Nilüfer Krüger. 2 Tl.bde. Hamburg 1978 (Katalog
der Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Bd.|8).
Kru¨nitz
Krünitz, Johann Georg: Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System
der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft. 32 Bände. Berlin 1773–1784.
Kru¨nitz MF
Krünitz, Johann Georg: Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System
der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft: in alphabetischer Ordnung aus
dem Franz. übersetzt und mit Anm.||und Zusätzen verm. auch nötigen Kupfern
vers. Mikrofiche-Ausgabe der Ausgabe Berlin 1773–1858. 242 Bde. Hildesheim
[1982] (Bibliothek der deutschen Sprache: Ser. 3, Nachschlagewerke).
KT
Tagebuch Christians des Jüngeren, Fürst zu Anhalt. Hg. Gottlieb Krause. Leipzig 1858.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 63 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
63
KU
Urkunden, Aktenstücke und Briefe zur Geschichte der Anhaltischen Lande und
ihrer Fürsten unter dem Drucke des dreißigjährigen Krieges. Hg. Gottlieb
Krause. 7 Tle. in 5 Bdn. Leipzig 1861–1866.
Lentz
Lentz, Samuel: Becmanvs envcleatvs, svppletvs et continvatus. Oder HistorischGenealogische Fürstellung des Hochfürstlichen Hauses Anhalt. Köthen u. Dessau 1757. — S. auch Beckmann.
Leone Ebreo: Dialoghi d’amore/ Gebhardt
Leone Ebreo: Dialoghi d’amore. Hebræische Gedichte. Hg., mit einer Darstellung des Lebens und des Werkes Leones, Bibliographie, Register zu den Dialoghi, Uebertragung der hebræischen Texte, Regesten, Urkunden u. Anmerkungen von Carl Gebhardt. Heidelberg [u.|a.] 1929 (Bibliotheca Spinozana, curis Societatis Spinozanæ, Bd.|3).
Lexer: Handwb.
Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872–
1878. Ndr. mit e. Einleitung v. K. Gärtner. Stuttgart 1992.
Lexer: Taschenwb.
Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Mit den Nachträgen von Ulrich Pretzel. 38., unveränd. Aufl. Stuttgart 1992.
Lexikon Geographie
Vollständiges Lexicon Der Alten Mittlern und Neuen Geographie. Leipzig
1730.
Literatur-Lexikon|
Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hg. Walther Killy.
14 Bde. Bd.|15: Register. Gütersloh u. München 1988–1993.
Littre´
Littré, Émile: Dictionnaire de la langue française. 4 Bde. Paris u. London 1874,
1 Suppl.bd. ebd. 1892.
Lo¨be
Löbe, Max: Wahlsprüche, Devisen und Sinnsprüche deutscher Fürstengeschlechter des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Leipzig 1883.
Londorp|
Londorp, Michael Caspar: Der Römischen Kayserlichen Majestät Und desz
Heiligen Römischen Reichs .|.|. Acta Publica Und Schrifftliche Handlungen. 19
Tle. Frankfurt am Mayn 1668–1721.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 64 / 4.5.2006
64
Häufiger benutzte Literatur
LP Roth
Roth, Fritz: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische Zwecke. 10 Bde. Boppard a. Rh. 1959–1980.
LP STA Marburg
Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Hessischen
Staatsarchiv Marburg. Hg. Rudolf Lenz. Sigmaringen 1992 (Marburger Personalschriften-Forschungen, 14).
LP Stolberg
Katalog der fürstlich Stolberg-Stolberg’schen Leichenpredigten-Sammlung.
Hg. Friedrich Wecken u. Werner Konstantin v. Arnswald. 4 Bde in 5. Leipzig
1928–1935 (Bibliothek familiengeschichtlicher Quellen II).
Seit 1977 befindet sich die Stolbergsche Leichenpredigten-Sammlung als Dauerleihgabe in
der HAB.
LThK (1957)
Lexikon für Theologie und Kirche. 2., völlig neubearb. Aufl. Hg. Josef Höfer u.
Karl Rahner. 10 Bde. Freiburg 1957–1965. Reg.-Bd.|Freiburg 1967. Erg. Bd.|1–
3, Freiburg 1966–1968.
LThK (1993)|
Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. v. Michael Buchberger. 3., völlig neubearb. Aufl. Hg. Walter Kasper. 11 Bde. nebst Abkürzungsverzeichnis. Freiburg
[u.|a.] 1993–2001.
Luther: Werke
D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe).
Abt.||1–4 (Abt.||1: Werke; Abt.||2: Die Deutsche Bibel; Abt.||3: Tischreden;
Abt.||4: Briefwechsel). Weimar 1883–. Abt.||1: Bd.|1 (1883) – 66 (1995). Abt.||2:
Bd.|1 (1906) – 12 (1961). Abt.||3: Bd.|1 (1912) – 6 (1921). Abt.||4: Bd.|1 (1940) –
18 (1985). (Eingeschlossen: Nachtrags-, Berichtigungs- und Registerbände).
Maaler|
Die Teütsch spraach. Alle wörter/ namen/ vñ arten zu reden in Hochteütscher
spraach/ dem ABC nach ordentlich gestellt/ vnnd mit gutem Latein gantz fleissig vnnd eigentlich vertolmetscht/ dergleychen bißhär nie gesähen/ Durch Josua Maaler burger zu Zürich. DICTIONARIVM GERMANICOLATINVM
NOVVM. Hoc est, Linguæ TeutoNICÆ, SVPERIORIS PRAESERTIM,
THESAVRVS .|.|. & Latinè ex probatissimis authoribus .|.|. A Iosua Pictorio Tigurino confectus, & in lucem nunc primùm editus. Tiguri 1561: Christophorus
Froschouerus.
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Häufiger benutzte Literatur
65
Maigne d’Arnis
Lexicon manuale ad scriptores mediæ et infimæ latinitatis ex glossariis Dufresne D. Ducangii, D. P. Carpentarii, Adelungii, et aliorum, in compendium
accurantissime redactum; ou recueil de mots de la basse latinité .|.|. par W.-H.
Maigne d’Arnis .|.|. publié par M. l’abbé Migne. Parisiis o. J.
Marzell
Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Unter Mitwirkung von Wilhelm Wissmann. 5 Bde. Leipzig u. Stuttgart usw. 1943–1979.
Mat. Genf: Stelling-Michaud
Le Livre du Recteur de l’Académie de Genève (1559–1878), publié sous la direction de Sven Stelling-Michaud (ab Bd.|4: publié par Suzanne Stelling-Michaud).
6 Bde. Genève 1959–1980 (Travaux d’Humanisme et Renaissance XXXIII, 1–
6).
Mecklenb. Wb.|
Mecklenburgisches Wörterbuch. [Bd.|1:] Hg. Richard Wossidlo u. Hermann
Teuchert. [Ab Bd.|2:] Im Auftrage der Dt. Akademie der Wissenschaften zu
Berlin aus den Sammlungen Richard Wossidlos u. aus eig. Ergänzungen bearb.
u. hg. v. Hermann Teuchert. [Ab Bd.|6:] Hg. v. der Sächsischen Akademie der
Wissenschaften zu Leipzig aus den Sammlungen Richard Wossidlos und aus
den Ergänzungen und nach der Anlage Hermann Teucherts. Bearb. unter Ltg.
v. Jürgen Gundlach. 8 Bde. Neumünster bzw. Berlin u. Neumünster 1937–1992.
Ndr. Neumünster 1996.
Medaillen Pfalz|
Die Medaillen der Pfalzgrafen und Kurfürsten bei Rhein. Pfälzische Geschichte im Spiegel der Medaille. Im Auftrag der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften bearb. v. Annelise Stemper. Bd.|1: Die Kurlinien. Bd.|2: Die Nebenlinien. Worms 1997.
Mensing|
Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch (Volksausgabe). Hg. Otto Mensing. 5
Bde. Neumünster 1927–1935.
Merian s. Theatrum europaeum
Merian: Topographia
Zeiller, Martin (u.|a.): Matthæus Merians d.|Ä. „Topographia Germaniae“. Faksimileausgabe. Mit einem Nachwort. Hg. Lucas Heinrich Wüthrich (u.|a.). 16
Bde. Kassel 1959–1964. „Topographia Hassiæ“ 2. verb. Ausg. Kassel 1966.
Merker/ Stammler
Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Begr. v. Paul Merker u. Wolf-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 66 / 4.5.2006
66
Häufiger benutzte Literatur
gang Stammler. 2. Aufl. Hg. Werner Kohlschmidt u. Wolfgang Mohr. 4 Bde.
Berlin u. New York 1958–1984.
Merzbacher: Werder|
Merzbacher, Dieter: „O seltner Held/ Dem Mars und Febus frönt“ — Diederich v. dem Werder, der hochrangige „Reimmeister“ der Fruchtbringenden Gesellschaft. In: MVAL 3 (1994), 47–77.
Merzbacher: Werder und Hu¨bner|
Merzbacher, Dieter: Lambendo demum ursus conformatur. Die Edition der
Werke Diederichs v. dem Werder und Tobias Hübners. In: Editionsdesiderate
zur Frühen Neuzeit. Beiträge zur Tagung der Kommission für die Edition v.
Texten der Frühen Neuzeit. Hg. Hans-Gert Roloff unter redaktioneller Mitarb.
v. Renate Meincke. 1. Tl. Amsterdam, Atlanta/GA 1997 (Chloe, 24), 491–510.
Meßkataloge Leipzig
Die Messkataloge des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Kataloge der Frankfurter
und Leipziger Buchmesse. Michaelismesse 1594 – Michaelismesse 1699. Reproduktion auf 211 Mikrofiches. Besorgt v. Bernhard Fabian. Hildesheim u. New
York 1986.
MGG
Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik.
Hg. Friedrich Blume. 17 Bde. (Bd.|15 u. 16: Supplemente; Bd.|17: Register).
Kassel u. Basel 1949–1986. — 2., neubearb. Ausg. Hg. Ludwig Finscher. 21
Bde. in 2 Teilen. Sachteil in 9 Bdn., Personenteil in 12 Bdn. Kassel [u.|a.] 1994–.
Wenn nicht anders angegeben wird die 1. Ausgabe zitiert.|
Mittelelb. Wb.
Mittelelbisches Wörterbuch. [Hg. v. der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Germanistisches Institut) und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig]. Begr. v. Karl Bischoff. Weitergeführt u. hg. v. Gerhard
Kettmann. Bd.|2. Unter der Leitung des Herausgebers bearb. v. Hans-Jürgen
Bader, Jörg Möhring, Ulrich Wenner. Berlin 2002. — Insgesamt auf drei Ba¨nde
angelegt.
Mitzka
Mitzka, Walther: Schlesisches Wörterbuch. 3 Bde. Berlin 1963–1965.
Mnd. Handwb.
Lübben, August: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Nach dem Tode des
Verfassers vollendet von Christoph Walther. Norden u. Leipzig 1888. Ndr.
Darmstadt 1990.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 67 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
67
Mnd. Wb.
Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Hg. Karl Schiller u. August Lübben. 5 Bde.
und 1 Nachtrags-Bd.|Bremen 1875–1881.
Mo¨rner
Mörner, Theodor v.: Märkische Kriegs-Obersten des siebenzehnten Jahrhunderts: Ernst Georg (–1666) [und] Otto Christof (–1654) Sparr. Berlin 1861.
Mortzfeld|
Katalog der Graphischen Porträts in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 1500–1850. Reihe A: Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek
Wolfenbüttel. Hg. v. der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Bearb. Peter
Mortzfeld. Bd.|1–28: Abbildungen. München [u.|a.] 1986–1995. Bd.|29–: Biographische und bibliographische Beschreibungen mit Künstlerregister. München usw. 1996–.
Moser: Fru¨hnhd. Grammatik|
Moser, Virgil: Frühneuhochdeutsche Grammatik. 1. Bd.: Lautlehre. 1. Hälfte:
Orthographie, Betonung, Stammsilbenvokale. Heidelberg 1929 (Germanische
Bibliothek 1. Sammlung germanischer Elementar- und Handbücher. 1. Reihe,
Grammatiken, Bd.|17).
Lautlehre. 3. Teil: Konsonanten, 2. Hälfte (Schluß). Heidelberg 1951 (Germanische Bibliothek 1. Sprachwissenschaftliche Elementar- und Handbücher,
Bd.|6).
Moser/ Stopp: Grammatik des Fru¨hnhd.
Grammatik des Frühneuhochdeutschen. Beiträge zur Laut- und Formenlehre.
Hg. Hugo Moser u. Hugo Stopp. Heidelberg 1970–. (Germanische Bibliothek
1. Sprachwissenschaftliche Elementar- und Handbücher).
1. Bd., 1. Tl.: Vokalismus der Nebensilben I. Bearb. v. Karl Otto Sauerbeck.
1970.
1. Bd., 2. u. 3. Tl.: Vokalismus der Nebensilben II–III. Bearb. v. Hugo Stopp.
1973–1978.
3. Bd.: Flexion der Substantive. Bearb. v. Klaus-Peter Wegera. 1987.
4. Bd.: Flexion der starken und schwachen Verben. Bearb. v. Ulf Dammers,
Walter Hoffmann, Hans-Joachim Solms. 1988.
6. Bd.: Flexion der Adjektive. Bearb. v. Hans-Joachim Solms u. Klaus-Peter
Wegera. 1991.
7. Bd.: Flexion der Pronomina und Numeralia. Bearb. v. Maria Walch u. Susanne Häckel. 1988.
NDB
Neue Deutsche Biographie. Hg. Hist. Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd.|1|ff. Berlin 1953–.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 68 / 4.5.2006
68
Häufiger benutzte Literatur
Neumark: Palmbaum
Neumark, Georg: Der Neu-Sprossende Teutsche Palmbaum. München 1970
(Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente in vier Bänden,
hg. Martin Bircher, Bd.|3. Ndr. d. Ausg. Nürnberg: Joh. Hoffman o. J. (1668):
Joachim-Heinrich Schmid in Weinmar).
Neumeister|
Neumeister, Erdmann: De poetis Germanicis hujus seculi praecipuis dissertatio
compendiaria. Hg. Franz Heiduk in Zusammenarb. mit Günter Merwald. Bern
u. München 1978.
Nicot
Nicot, Jean: Thresor de la langve françoise, tant ancienne que Moderne. Paris
1621. Ndr. Paris 1960.
Niedersa¨chs. Wb.|
Niedersächsisches Wörterbuch. Hg. Abteilung f. nieders. Mundartforschung
des Seminars für Deutsche Philologie der Universität Göttingen durch Wolfgang Jungandreas u.|a. Neumünster 1965|ff.
Nijhoffs
Nijhoffs Geschiedenislexicon. Nederlanden België. Samengesteld door H. W. J.
Volmuller in samenwerking met de redactie van De Grote Oosthoek. ’s-Gravenhage u. Antwerpen 1981.
NNBW
Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek onder redactie van Philipp
Christiaan Molhuysen (u.|a.). 10 Bde. Leiden 1911–1937. Registerbd. Amsterdam 1974.
N. Pauly
Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Altertum. Hg. Hubert Cancik und
Helmuth Schneider. Bd.|1|ff. Stuttgart und Weimar 1996–. Vgl. Kl. Pauly.
NUC
The National Union Catalog of Pre-1956 Imprints. A Cumulative Author List
Representing Library of Congress Printed Cards and Titles Reported by Other
American Libraries. 685 Bde. u. 69 Suppl.bde. Chicago 1968–1981.
Obersa¨chs. Wb.
Wörterbuch der obersächsischen Mundarten. Begründet von Theodor Frings
und Rudolf Große. Bd.|1 (A–F) u. d. Leitung v. Dagmar Helm, Bd.|3 (L–R) u. 4
(S–Z) u. d. Leitung v. Gunter Bergmann. Berlin 1994– (Sächsische Akademie
der Wissenschaften. Sprachwissenschaftliche Kommission).
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 69 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
69
Ökumenisches Heiligenlexikon
(http://www.heiligenlexikon.de).
Opitz
Opitz, Martin: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hg. George SchulzBehrend. Bd.|1|ff., Stuttgart 1968–. (Bibliothek des Literarischen Vereins in
Stuttgart, 295 [Bd.|I], 300/301 [Bd.|II. 1/2], 296/297 [Bd.|III. 1/2], 312/313
[Bd.|IV. 1/2]).
Opitz: Poemata (1624)|
MARTINI OPICII. Teutsche Poëmata vnd ARISTARCHVS Wieder die verachtung Teutscher Sprach, Item Verteutschung Danielis Heinsij Lobgesangs Iesu Christi, vnd Hymni in Bachum Sampt einem anhang Mehr auserleßener geticht anderer Teutscher Poëten. Der gleichen in dieser Sprach Hiebeuor nicht
auß kommen. Straßburg: Eberhard Zetzner 1624.
Opitz: Poemata (1625)
MARTINI OPITII Acht Bücher, Deutscher Poematum durch Jhn selber heraus
gegeben/ auch also vermehret vnnd v̈bersehen/ das die vorigen darmitte nicht
zu uergleichen sindt. Breßlaw: David Müller 1625.
Opitz: Poemata (1629) I–II|
I:| MARTINI OPITII Deütscher Poëmatum Erster Theil; Zum andern mal vermehrt vnd vbersehen herauß gegeben. Breßlau: David Müller 1629.
II:| MARTINI OPITII Deütscher Poëmatum Anderer Theil; Zuevor nie beÿsammen, theils auch noch nie herauß gegeben. Breßlau: David Müller 1629.
Opitz: Poemata (1637)|
I:| MARTINI OPITII Deutscher Poematum. Erster Theil. Zum Dritten mal
übersehen vnd heraus gegeben. [Lübeck 1637.]
II:| MARTINI OPITII Deutscher Poematum. Anderer Theil; Zuvor nie beysammen/ theils auch noch nie herauß gegeben. [Lübeck] 1637. — Beide Teile
sind durchgehend paginiert.|
Opitz: Geistl. Poemata (1638)|
MARTINI OPITII Geistliche Poëmata, Von jhm selbst anjetzo zusammen gelesen/ verbessert vnd absonderlich herauß gegeben. [Breslau]: David Müllers
Erben 1638.
Ndr. hg. Erich Trunz. 2., überarb. Aufl. Tübingen 1975 (Deutsche Neudrucke.
Reihe: Barock, 1).
Opitz: Weltl. Poemata I (1638)|
[Kupfertitel] MARTINI OPITII Weltliche Poëmata. Das erste Theil. Zum vierdten mal vermehret vnd vbersehen herauß gegeben. Cum Gratia Privil: Jn Verle-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 70 / 4.5.2006
70
Häufiger benutzte Literatur
gung David Müllers Buchhandlers seel. Erben. Jn Breßlaw. 1638. Einziges Ex.
ehemals SB Berlin: Yh 9421; Kriegsverlust; vgl. Opitz: Weltl. Poemata I (1639).|
Opitz: Weltl. Poemata I (1639)|
MARTINI OPITII Weltliche Poëmata. Das erste Theil. Zum vierdten mal vermehret vnd vbersehen herauß gegeben. Breßlaw: David Müllers Erben 1639.
Opitz: Poemata (1640)|
MARTINI OPITII Deütsche Poemata Auffs Newe übersehen, vermehret und
herauß gegeben. o. O. [1640].
I:| [Ohne Titelblatt: Deutsche Poemata, erster Teil.]
II:| MARTINI OPITII Deutscher Poematum Anderer Theil; Auffs New Vbersehen/ Vermehrt vnd heraus gegeben. o. O. [1640]. — Beide Teile sind durchgehend paginiert.
Opitz: Poemata (1641)|
MARTINI OPITII Deütsche Poemata Auffs Newe übersehen vnd vermehret.
Danzig: Andreas Hünefeldt (1641).
I:| [Ohne Titelblatt: Deutsche Poemata, erster Teil.]
II:| MARTINI OPITII Deutscher Poematum Ander Theil; Darinnen noch viel
des Seel. Autoris Gedichten hinzu gesetzt/ welche in vorher außgegangenen
Editionen nicht zu finden. Danzig: Andreas Hünefeldt 1641. — Beide Teile sind
durchgehend paginiert.
Opitz: Weltl. Poemata (1644) I–II|
Martini Opitij Weltliche Poemata Zum Vierten|mal vermehret vnd vbersehen
herraus geben. Frankfurt a. M.: Thomas Matthias Götze 1644.
I:|[Ohne Titelblatt: Weltliche Poemata, erster Teil.] Ndr. unter Mitwirkung v.
Christine Eisner hg. Erich Trunz. Tübingen 1967 (Deutsche Neudrucke. Reihe:
Barock, 2).
II:| MARTINI OPITII Weltliche Poëmata. Der Ander Theil. Zum vierdten mal
vermehret vnd vbersehen herauß gegeben. Franckfurt: Thomas Matthias Götze
1644. Ndr. Mit einem Anhang: Florilegium variorum epigrammatum. Unter
Mitwirkung v. Irmgard Böttcher u. Marian Szyrocki hg. Erich Trunz. Tübingen
1975 (Deutsche Neudrucke. Reihe: Barock, 3).
Opitz: Poemata (1645–1646) I–III|
MART. OPITII OPERA POETICA. Das ist Geistliche vnd Weltliche Poemata
Vom Autore selbst zum letzten vbersehen vnd verbessert. Amsterdam: Iohan
Ianßon 1646.
I:| [Ohne Titelblatt: Weltliche Poemata, erster Teil. Amsterdam 1645.]
II:| MARTINI OPITII Weltliche POËMATA. Der Ander Theil. Letzte Truck
auffs fleissigst vbersehen vnd verbessert. Amsterdam 1645.
III:| MARTINI OPITII Geistliche Poëmata. Von jhm selbst anjetzo zusammen
gelesen/ verbessert vnd absonderlich herauß gegeben. Amsterdam 1645.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 71 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
71
Opitz: Poemata (1689) I–III|
Des berühmten Schlesiers MARTINI OPITII von Boberfeld/ Bolesl. OPERA
Geist- und Weltlicher Gedichte/ Nebst beygefügten vielen andern Tractaten so
wohl Deutsch als Lateinisch/ Mit Fleiß zusammen gebracht/ und von vielen
Druckfehlern befreyet/ Jetzo zum siebenden mahl gedruckt. Breßlau: Jesaias
Fellgibel [1689].
I:| [Ohne Titelblatt: Weltliche Poemata, erster Teil. Breslau 1689.]
II:| MARTINI OPITII Weltliche POEMATA Der Ander Theil. Letzte Truck
auffs fleißigste übersehen und verbessert. Breßlau: Jesaias Fellgibel [1689].
III:| MARTINI OPITII Geistliche POEMATA. Der Dritte Theil. Von ihm
selbst zusammen gelesen/ verbessert und absonderlich herauß gegeben. Breßlau: Jesaias Fellgibel [1689].
Opitz: Poemata (1690) I–III|
Des berühmten Schlesiers MARTINI OPITII von Boberfeld/ Bolesl. OPERA
Geist- und Weltlicher Gedichte/ Nebst beygefügten vielen andern Tractaten so
wohl Deutsch als Lateinisch/ Mit Fleiß zusammen gebracht/ und von vielen
Druckfehlern befreyet/ Die neueste Edition. Breßlau: Jesaias Fellgibel 1690.
I:| [Ohne Titelblatt: Weltliche Poemata, erster Teil.]
II:| MARTINI OPITII Weltliche POEMATA Der Ander Theil. Letzte Truck
auffs fleißigste übersehen und verbessert. Breßlau: Jesaias Fellgibel [1690].
III:| MARTINI OPITII Geistliche POEMATA. Der Dritte Theil. Von ihm
selbst zusammen gelesen/ verbessert und absonderlich herauß gegeben. Breßlau: Jesaias Fellgibel [1690].
Opitz: Silvae|
MART. OPITII SILVARVM LIBRI III. EPIGRAMMATVM LIBER VNVS. E
Museio BERNHARDI GVILIELMI NÜSSLERI. Francofurti: David Müllerus
1631.
Opitz-Brieferepertorium|
Conermann, Klaus und Andreas Herz unter Mitarb. von Olaf Ahrens: Der
Briefwechsel des Martin Opitz. Ein chronologisches Repertorium. In: WBN 28
(2001) (Doppelnummer), 3–133.
Osman
Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft. Hg. Nabil Osman. 4.
unveränd. Aufl. München 1993.
Paisey/ London|
Paisey, David: Catalogue of books printed in the German-speaking countries
and of German books printed in other countries from 1601 to 1700 now in the
British Library. 5 Vols. London 1994.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 72 / 4.5.2006
72
Häufiger benutzte Literatur
Patze
Geschichte Thüringens. Hg. Hans Patze u. Walter Schlesinger. Bd.|4: Kirche
und Kultur in der Neuzeit. Köln, Wien 1972. — Bd.|5, Tl. 1.1 u. 1.2: Politische
Geschichte in der Neuzeit. Köln, Wien 1982 u. 1984. (Mitteldeutsche Forschungen 48, 4–5).
Paul
Paul, Hermann: Mittelhochdeutsche Grammatik. 20. Aufl. v. Hugo Moser u.
Ingeborg Schröbler. Tübingen 1969.
Dass., 23. Aufl. Neu bearb. v. Peter Wiehl u. Siegfried Grosse. Tübingen 1989.
(Paul| 1989).|
Paul: Dt. Grammatik|
Paul, Hermann: Deutsche Grammatik. 5 Tle. Halle a. S.|1916–1920.
Paul Wb.|
Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete und erweiterte Aufl. v. Helmut Henne,
Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen 2002.
Pauly s. Kl. Pauly und N. Pauly
Poggendorf
Poggendorf, Johann Christian: Biographisch-literarisches Handwörterbuch der
exakten Naturwissenschaften. Bd.|1|ff. Leipzig 1863–1904, Leipzig u. Berlin
1926–1940, Berlin 1962–.
Pufendorf: Kriegs-Geschichte|
Pufendorf, Samuel v.: Herrn Samuel von Pufendorf Sechs und Zwantzig Bücher
Der Schwedisch- und Deutschen Kriegs-Geschichte Von König Gustav Adolfs
Feldzuge in Deutschland an/ Biß zur Abdanckung Der Königin Christina.
Frankfurt a.|M. und Leipzig: Johann Friedrich Gleditsch 1688. [Tl. I: Buch 1–
13; Tl. II: Buch 14–26].
RE
Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearb.,
begonnen v. Georg Wissowa, unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen. Hg.
Wilhelm Kroll. 66 Halbbde., 15 Erg.bde., 1 Suppl.bd. Stuttgart (u.|a.) 1894–
1980.
Redlich|
Redlich, Fritz: The German Military Enterpriser and His Work Force. A study
in european economic and social history. 2 Bde. Wiesbaden 1964–1965 (Vierteljahresschrift f. Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte, Beih. 47 u. 48).
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 73 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
73
Reichmann/ Wegera: Fru¨hnhd. Grammatik|
Reichmann, Oskar u. Klaus-Peter Wegera (Hg.): Frühneuhochdeutsche Grammatik. Von Robert Peter Ebert, Oskar Reichmann, Hans-Joachim Solms u.
Klaus-Peter Wegera. Tübingen 1993 (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte. A. Hauptreihe Nr.||12).
REThK (1854)
Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Hg. Johann Jakob Herzog. 21 Bde. u. 1 Reg.bd. Hamburg [u.|a.] 1854–68.
REThK (1896)
Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Begr. v. J. J. Herzog. In 3., verb. u. verm. Aufl. unter Mitwirkung vieler Theologen und Gelehrten hg. Albert Hauck. 21 Bde., 1 Reg.bd. u. 2 Nachtragsbde. Leipzig 1896–
1913.
RGG
Die Religion in Geschichte und Gegenwart. 3. völlig neu bearb. Aufl. Hg. Hans
Frh. v. Campenhausen (u.|a.). 6 Bde. u. 1 Reg.bd. Tübingen 1957–1965.
RGG4|
Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie u. Religionswissenschaft. 4., völlig neu bearb. Aufl. Hg. Hans Dieter Betz, Don S.
Browning, Bernd Janowski, Eberhard Jüngel. 8 Bde. Tübingen 1998–2005.
Richelieu: Papiers|
Les Papiers de Richelieu. Section politique extérieure. Correspondance et Papiers d’État par Adolf Wild (u.|a.). Empire Allemand. 3 Bde. (1616–1629/
1630–1635/ 1636–1642). Index des Tomes I, II et III. Paris 1982–2003 (Monumenta Europae Historica).
Rietstap
Rietstap, Jean Baptiste: Armorial Général. 2 Bde. Baltimore 1965.
RISM
Répertoire international des sources musicales. Internationales Quellenlexikon
der Musik. Hg. Intern. Gesellschaft f. Musikwissenschaft u. Intern. Vereinigung
d. Musikbibliotheken. Reihen A, B, C und Sonderbd. Duisburg 1960|ff. u. Kassel 1960 (Sonderbd.).
Ritter: Deutsche Geschichte
Ritter, Moriz: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des
Dreißigjährigen Krieges (1555–1648). Bd.|3: Geschichte des Dreißigjährigen
Krieges. Stuttgart u. Berlin 1908 (Bibliothek deutscher Geschichte, 7).
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 74 / 4.5.2006
74
Häufiger benutzte Literatur
Ritter: Lexicon
Ritter, Benjamin: Geographisch-statistisches Comptoir- und Zeitungs-Lexicon
oder Beschreibung aller bekannten Länder, Meer, Seen, Flüsse, Inseln, Gebirge, Reiche, Provinzen, Städte .|.|. 2. Ausg. Leipzig 1838.
Ritter: Lexicon9
Ritters geographisch-statistisches Lexikon über die Erdteile, Länder, Meere,
Häfen, Seen, Flüsse, Inseln, Gebirge, Staaten, Städte, Flecken, Dörfer, Bäder,
Kanäle, Eisenbahnen, Post- und Telegraphenämter u. s. w. 9., vollst. umgearb.,
sehr stark verm. u. verb. Aufl. Unter der Redaktion von Johannes Penzler. 2
Bde. Leipzig 1905–1906.
Ro¨hrich|
Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. 5. Aufl. 5 Bde. Freiburg [u.|a.] 2001.
Ro¨ssler/ Franz
Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet v. Hellmuth
Rössler und Günther Franz. 2., völlig neubearb. u. stark erw. Aufl. bearb. v.
Karl Bosl, Günther Franz, Hanns Hubert Hofmann. 3 Bde. München (1973–
1975).
Roth, s. LP Roth|
Roth Fremdwb.
Simon Roths Fremdwörterbuch. Hg. Emil Öhmann. In: Mémoires de la Société
Néo-Philologiques de Helsingfors XI (Helsinki 1936), 226–370.
RSG|
Resolutiën der Staten-Generaal. Nieuwe Reeks 1610–1670. Tl. 1|ff. ’s-Gravenhage 1971–.
Sammler Fu¨rst Gelehrter|
Sammler Fürst Gelehrter. Herzog August v. Braunschweig-Lüneburg 1579–
1666. Braunschweig 1979 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek,
27).
Saur Allgemeines Ku¨nstlerlexikon
Saur Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und
Völker. Bd.|1|ff. München, Leipzig 1992–; dazu: Bio-bibliographischer Index| A
– Z. 10 Bde. München, Leipzig 1999–2000; außerdem Bio-bibliographischer
Index nach Berufe|n, Bd.|1|ff. München, Leipzig 2002–.
SBA|
Scandinavian Biographical Archive.
Section A: Denmark, Iceland and Norway. Hg. David Metherell. Section B:
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 75 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
75
Sweden and Finland. Hg. Paul Guthrie. London [u.|a.] 1989|ff. Microfiche-Edition.
SBL|
Svenskt Biografiskt Lexikon. Red.komm.: J. A. Almquist [u.|a.]. Redaktör: Bertil Boëthius. Bd.|1|ff. Stockholm 1918[1917]–.
Schindling/ Ziegler|
Die Kaiser der Neuzeit 1519–1918. Hg. Anton Schindling u. Walter Ziegler.
München 1990.
Schmeller
Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch. 2., verm. Ausg. Bearb. G.
K. Frommann. 2 Bde. München 1872–1877.
Schmidt: Anh. Schriftsteller-Lexikon
Schmidt, Andreas Gottfried: Anhalt’sches Schriftsteller-Lexikon, oder historisch-literarische Nachrichten über die Schriftsteller, welche in Anhalt geboren
sind oder gewirkt haben, aus den drei letzten Jahrhunderten gesammelt und bis
auf unsere Zeiten fortgeführt; nebst einem Anhange. Bernburg 1830.
Schottelius
Schottelius, Justus Georg: Ausführliche Arbeit Von der Teutschen HaubtSprache. 1663. Ndr. hg. Wolfgang Hecht. 2 Tle. Tübingen 1967 (Deutsche Neudrucke, Reihe: Barock, 11). Ndr. d. Ausg. Braunschweig: Christoff Friederich
Zilliger 1663.
Schottelius: Sprachkunst
Schottelius, Justus Georg: Teutsche Sprachkunst/ Darinn die allerwortreichste/ Prächtigste/ reinlichste/ vollkommene/ Uhralte Hauptsprache der Teutschen auß ihren Gründen erhoben/ dero Eigenschafften und Kunststücke völliglich entdeckt/ und also in eine richtige Form der Kunst zum ersten mahle gebracht worden. Abgetheilt in Drey Bücher. Braunschweig: Balthasar Gruber
1641.
Schubert|
Schubert, Dietmar: „Der Genossene“. Augustus Buchner und die „Fruchtbringende Gesellschaft“. In: Gelehrte Gesellschaften im mitteldeutschen Raum
(1650–1820). Teil III. Hg. Detlef Döring u. Kurt Nowak. Stuttgart u. Leipzig
2002, 23–31.
Siebmacher|
Johann Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch in einer neuen, vollständig geordneten und reich vermehrten Auflage mit heraldischen und histo-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 76 / 4.5.2006
76
Häufiger benutzte Literatur
risch-genealogischen Erläuterungen. Grund-Saeze der Wappenkunst. Einleitungsbde. A u. B; 7 Bde. in 98. Nürnberg (u.|a.) 1854–1961.
Singer ABK
Singer, Hans Wolfgang: Allgemeiner Bildniskatalog. 14 Bde. Leipzig 1930–
1936. Ndr. Stuttgart u. Nendeln/ Liechtenstein 1967.
Singer NBK
Singer, Hans Wolfgang: Neuer Bildniskatalog. Leipzig 1937–1938. Ndr. Stuttgart u. Nendeln/ Liechtenstein 1967.
Les sources de l’histoire de France
Les sources de l’histoire de France depuis les origins jusqu’en 1815. Troisième
partie. Les sources de l’histoire de France: XVIIe siècle (1610–1715) par Émile
Bourgeois et Louis André. 8 Bde. Paris 1913–1935.
Specht
Specht, Reinhold: Bibliographie zur Geschichte von Anhalt. Hg. Historische
Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt. Magdeburg 1930 (Bibliographie zur Geschichte der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt, 1).
Specht, Nachtrag 1|
Specht, Reinhold: Bibliographie zur Geschichte von Anhalt. Ndr. der Ausg.
Magdeburg 1930 und des Nachtrages für die Jahre 1930–35, Dessau 1935. Mit
e. Vorwort v. Günter Ziegler. Köln, Weimar, Wien 1991 (Mitteldeutsche Forschungen, 103/ I).
Specht, Nachtrag 2|
Specht, Reinhold: Bibliographie zur Geschichte von Anhalt. 2. Nachtrag für die
Zeit 1936 bis 1980. Bearb. u. fortgef. v. Günter Ziegler. Köln, Weimar, Wien
1991 (Mitteldeutsche Forschungen, 103/ II).
Specht, Nachtrag 3|
Specht, Reinhold: Bibliographie zur Geschichte von Anhalt. 3. Nachtrag für die
Zeit 1981 bis 1990 u. Nachträge bis 1980. Bearb. u. fortgef. v. Günter Ziegler.
Köln, Weimar, Wien 1991 (Mitteldeutsche Forschungen, 103/ III).
[Specht, Nachtrag 4]|
Bibliographie zur Geschichte Anhalts für die Jahre 1992 bis 1994 und Ergänzungen. MVAL 4 (1995), Sonderheft, bearb. v. Martine Zwietasch.
[Specht, Nachtrag 5]
Bibliographie zur Geschichte Anhalts für die Jahre 1995 und 1996 mit Ergänzungen für die Jahre 1993 und 1994. MVAL 5 (1996). Sonderheft, bearb. v.
Martine Zwietasch.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 77 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
77
[Specht, Nachtrag 6]
Bibliographie zur Geschichte Anhalts für die Jahre 1996 und 1997 mit Ergänzungen für die Jahre 1990 bis 1995. MVAL 6 (1997), Sonderheft, bearb. v.
Martine Zwietasch.
[Specht, Nachtrag 7]
Bibliographie zur Geschichte Anhalts für die Jahre 1997 bis 1999 mit Ergänzungen für die Jahre 1990 bis 1996. MVAL 8 (1999), Sonderheft, bearb. v.
Martine Kreißler.
[Specht, Nachtrag 8]|
Bibliographie zur Geschichte Anhalts für die Jahre 1999 bis 2001 mit Ergänzungen für die Jahre 1990 bis 1998. MVAL 10 (2001), Sonderheft, bearb. v.
Martine Kreißler.
[Specht, Nachtrag 9]
Bibliographie zur Geschichte Anhalts Nr.||6 für die Jahre 2001 bis 2003 und Ergänzungen 1990 bis 2000. MVAL 12 (2003), Beilage bearb. v. Martine Kreißler.
SSWV
Samuel-Scheidt-Werke-Verzeichnis (SSWV). Hg. Klaus-Peter Koch. Wiesbaden [u.|a.] 2000.
Steinbach|
Steinbach, Christoph Ernst: Vollständiges Deutsches Wörter-Buch vel Lexicon
Germanico-Latinum. 2 Teile. Breslau 1734 (Ndr. Hildesheim, New York
1973).
Stieler|
Stieler, Caspar (v.) (Der Spate): Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs, oder Teutscher Sprachschatz. Nürnberg 1691. Ndr. Mit e. Nachw. v.
Stefan Sonderegger. München 1968.
Strieder|
Strieder, Friedrich Wilhelm: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und
Schriftsteller-Geschichte seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten. 19
Bde. (Bd.|16 hg. Johann Friedrich Ludwig Wachler; Bd.|17–19 hg. Karl Wilhelm
Justi). Kassel 1781–1806. Marburg 1812–1868.
SWV|
Schütz-Werke-Verzeichnis (SWV). Im Auftr. der Neuen Schütz-Gesellschaft
hg. Werner Bittinger. Kassel (u.|a.) 1960.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 78 / 4.5.2006
78
Häufiger benutzte Literatur
Szyr.|
Szyrocki, Marian: Bibliographie. In: Opitz: Weltl. Poemata (1644) I–II, II,
164* – 225*.
Szyrocki: Opitz (1956)|
Szyrocki, Marian: Martin Opitz. Berlin 1956 (Neue Beiträge zur Literaturwissenschaft, 4).
Szyrocki: Opitz (1974)
Szyrocki, Marian: Martin Opitz. 2. Aufl. München 1974.
Takada: Grammatik und Sprachwirklichkeit|
Takada, Hiroyuki: Grammatik und Sprachwirklichkeit von 1740–1700. Zur
Rolle deutscher Grammatiker im schriftsprachlichen Ausgleichsprozeß. Tübingen 1998 (Reihe Germanistische Linguistik, 203).
Theatrum europaeum|
THEATRVM EUROPÆVM, oder/ Außführliche vnd Warhafftige Beschreibung aller vnd jeder denckwürdiger Geschichten/ so sich hin vnd wider in der
Welt .|.|. vom Jahr Christi 1617. biß auff das Jahr 1629 [–1651] .|.|. zugetragen
haben/ &. Beschrieben durch M. Joannem Philippum Abelinum. 6 Thle. (Tl. 3:
Vf. Henricus Oraeus; Tl. 5: Vf. J. P. Lotichius; Tl. 6: Vf. Joannes Georgius
Schlederus). Frankfurt a. M. 1643–52. 3. Aufl. (Tl. 1–5) bzw. Forts., 21. Thle.
(1617–1718). Frankfurt a. M. 1662–1738. — Wenn nicht anders angegeben, wird
nach der 2. Aufl. zitiert.|
Thieme/ Becker
Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart.
Hg. Ulrich Thieme u. Felix Becker. 37 Bde. Leipzig 1907–1950.
Thu¨ringisches Wb.|
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, sprachwiss. Kommission:
Thüringisches Wörterbuch. Auf Grund der von V. Michels begonnenen und H.
Hucke fortgeführten Sammlungen bearb. unter Leitung v. K. Spangenberg. 6
Bde. u. Beibd. Berlin 1966–1999.
TRE|
Theologische Realenzyklopädie. Hg. Gerhard Krause u. Gerhard Müller.
Bd.|1|ff. Berlin u. New York 1976–.
VL (1. Aufl.)
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Hg. Wolfgang
Stammler u. Karl Langosch. 5 Bde. Berlin 1933–1955.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 79 / 4.5.2006
Häufiger benutzte Literatur
79
VL (2. Aufl.)|
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begr. v. Wolfgang
Stammler, fortgef. v. Karl Langosch. 2., völlig neu bearb. Aufl. Hg. Kurt Ruh
zus. mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef
Worstbrock. 11 Bde. Berlin, New York 1978–2004 (Veröffentlichungen der
Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie
der Wissenschaften).
Vocabolario della Crusca 1623|
VOCABOLARIO DEGLI ACCADEMICI DELLA CRVSCA, IN QVESTA
SECONDA IMPRESSIONE da’ medesimi riueduto, e ampliato, con aggiunta
di molte voci degli autor del buon secolo, e buona quantità di quelle dell’vso.
CON TRE INDICI DELLE VOCI, LOCVZIONI, e prouerbi Latini, e Greci,
posti per entro l’Opera. Venezia: 1623.
Wachter|
Wachter, Johannes Georg: Glossarium germanicum, continens origines & antiquitates totius linguæ germanicæ, et omnium pene vocabulorum, vigentium et
desitorum. Opus bipartitum et quinque indicibus instructum. Leipzig 1737.
Wagenknecht
Wagenknecht, Christian: Weckherlin und Opitz. Zur Metrik der deutschen Renaissancepoesie. München 1971.
Walther|
Proverbia sententiaeque latinitatis medii aevi. Lateinische Sprichwörter und
Sentenzen des Mittelalters in alphabetischer Anordnung. Gesammelt und hg. v.
Hans Walther. Bd.|1–5, Bd.|6 Registerbd. Göttingen 1963–1969 (Carmina medii
aevi posterioris latina, II).
Fortgesetzt: Proverbia sententiaeque latinitatis medii ac recentioris aevi. Nova
series. Lateinische Sprichwörter und Sentenzen des Mittelalters und der frühen
Neuzeit in alphabetischer Anordnung. Neue Reihe. Aus dem Nachlaß von Hans
Walther hg. v. Paul Gerhard Schmidt. Bd.|7–9. Göttingen 1982–86.
Wander
Wander, Karl Friedrich Wilhelm: Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk. 5 Bde. Leipzig 1867–1880. Ndr. Augsburg 1987.
Wartburg|
Wartburg, Walther v.: Französisches Etymologisches Wörterbuch; eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. [1981–1983] publ. par Carl
Theodor Gossen. [1985–] publ. par Jean-Pierre Chambon. Bd.|1– Tübingen
1948– (ab 1964 Basel).
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 80 / 4.5.2006
80
Häufiger benutzte Literatur
WBN
Wolfenbütteler Barock-Nachrichten. 1973–. Jg. 1–9 Hamburg, Jg. 10–. Wiesbaden.
WB Weimar
s. Häufiger benutzte Literatur, I. Handschriften
v. dem Werder
Werder, Diederich v. dem: Gottfried von Bulljon, Oder Das Erlösete Jerusalem.
1626. Ndr. hg. Gerhard Dünnhaupt. Tübingen 1974 (Deutsche Neudrucke.
Reihe: Barock, 14).
Will|
Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten. 8 Tle. Erg. und fortges. v. Christian Conrad Nopitsch. Nürnberg 1755–1758, Altdorf 1802–1808.
Winkelmann|
Johann-Just Winkelmanns Gründliche Und Warhafte Beschreibung Der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld. Bremen 1697: Hermann Brauer.
Fu¨nf Teile mit einem nur angeku¨ndigten 6. Teil, durchgehend paginiert| (HAB: Gm 4b 456:
1). Die Ausgabe Bremen 1711| (HAB: Gm 4b 457) ist eine Neuauflage der Erstausgabe. Erst
1754 erschien postum der 6. Teil:| Johann Just Winkelmanns Sechster Theil der gründlichen und wahrhaften Beschreibung der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld .|.|. Nebst einem vollständigen Register über alle Sechs Theile. Cassel 1754: Jeremias Estienne.
(HAB : Gm 4b 456: 2). Dieser 6. Teil entha¨lt Regentengeschichten bis auf Lgf. Philipp d.
Großmu¨tigen.
Winterko¨nig
Der Winterkönig. Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des
Dreißigjährigen Krieges. Hg. Peter Wolf, Michael Henker, Evamaria Brockhoff u.|a. Stuttgart 2003.
Witkowski
Witkowski, Georg: Diederich von dem Werder. Leipzig 1887.
WNT
Woordenboek der Nederlandsche Taal. Bewerkt door M. de Vries, L. A. te
Winkel u.|a. 29 Tle. u. Supplemente. Bd.|1|ff. ’s-Gravenhage u. Leiden 1882–.
Woeste
Woeste, Friedrich: Wörterbuch der westfälischen Mundart. Neu bearb. u. hg. v.
Erich Noerrenberg. Norden u. Leipzig 1930. Ndr. Wiesbaden 1964.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 81 / 4.5.2006
Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen
81
Wurzbach|
Wurzbach, Constant v.: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich.
60 Tle. Wien 1856–1891.
Zedler|
Grosses vollständiges Universal Lexicon Aller Wissenschaften und Künste. Hg.
Johann Heinrich Zedler. 64 Bde. u. 4 Bde. Nötige Supplemente. Leipzig 1732–
1754. Ndr. Graz 1961–1964.
Zo¨llner
Zöllner, Friedrich: Einrichtung und Verfassung der Fruchtbringenden Gesellschaft vornehmlich unter dem Fürsten Ludwig zu Anhalt-Cöthen. Berlin 1899.
Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen
370113
370305
370421
370422
370517
370715
370722
370729
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Gabriel Voigtländers Trauergedicht auf Bodo von Bodenhausen
Landgraf Hermann IV. von Hessen-Rotenburg an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel
I. Landgraf Hermann über den Nutzen einer deutschen Meteorologie (1637)
Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel an Landgraf Hermann IV.
von Hessen-Rotenburg
I. Gedanken Landgraf Wilhelms V. von Hessen-Kassel über die
Sprache seiner Puget-Übersetzung und deren Vorlage
II. Landgraf Wilhelms Vorrede zu seiner Übersetzung von Jacques
Du Boscs L’honneˆte femme
III. Theophilus Neuberger über die Frömmigkeit, Sprachkenntnis
und übersetzerische Tätigkeit des Landgrafen
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
I. Johann Rist versetzt F. Ludwig auf den Helikon
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling
I. Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg auf seine verstorbene
Dessauer Cousine Anna Maria
II. Sonett Diederichs von dem Werder auf die Letzten Worte Prinzessin Anna Marias von Anhalt-Dessau
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 82 / 4.5.2006
82
370805
Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling
370828
Herzog August d.||J. von Braunschweig-Wolfenbüttel schenkt Fürst
Christian II. von Anhalt-Bernburg sein Schachbuch
370900
Jesaias Rompler von Löwenhalt über Graf Eberhard von Rappoltstein
370902
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling
371009
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg über die mecklenburgischen
Irrungen und den Tod des Lindernden (Angelo Sala)
I. Überprüfung, Anwendung, Verbreitung: Angelo Salas chemiatrisches Wissenschaftsverständnis in ausgewählten Zitaten
II. Eine Physikotheologie der Pflanzen und Substanzen in Salas
letztem Werk Saccharologia|
III. Johann Rists Lobgedicht auf Salas Arzneibücher
371014
Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen widmet sein Rechenbuch Pz.
Christian (Ludwig I.) von Mecklenburg-Schwerin
I. Aus der Rechenkunst| Wilhelms von Kalcheim gen. Lohausen
371027
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
I. Fürst Ludwigs Sonett auf den verstorbenen Friedrich von Schilling
mit den Korrekturen Diederichs von dem Werder
II. Das Sonett Fürst Ludwigs zum Tode Friedrich von Schillings in
der Drucküberlieferung der Leichenpredigt
III. Aus der Lebensbeschreibung Daniel Sachses auf Friedrich von
Schilling
IV. Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg Auszug aus Leone
Ebreos De Amore Dialogi tres
371028
Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
371028A Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
371030
Martin Opitz an Friedrich von Schilling
I. Dietlof von Tiesenhausen an Friedrich von Schilling
371031
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
I. Ein todernstes Scherzgedicht Diederichs von dem Werder
371106
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
371108
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
371110
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
371112
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
I. Tagebucheintrag Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg vom
15.|11.|1637 (Auszug)
371112A Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
371116
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
371117
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Fürst
Ludwig
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Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen
371120
371121
371123
371124
83
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Martin Opitz an Diederich von dem Werder
Hans Philipp Geuder an Fürst Ludwig
Hans von Dieskau an Fürst Ludwig
I. Fürst Ludwigs Übertragung des dem Heiligen Bernhard zugeschriebenen Jubilus
371126
Martin Opitz an Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen
371127
Martin Opitz an Friedrich von Schilling
371208
Martin Opitz an Friedrich von Schilling
I. Sonett Fürst Ludwigs auf Martin Opitz’ geplante Hochzeit
II. Sonett Diederichs von dem Werder auf Martin Opitz’ geplante
Hochzeit
III. Carl Gustav von Hille schreibt das Sonett Diederichs von dem
Werder zum ewigen Lobe von Martin Opitz um
IV. Justus Georg Schottelius’ Neufassung des Sonetts Diederichs
von dem Werder auf Martin Opitz
371208A Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
371209
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
I. Fürst Ludwigs Widmungssonett für Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg Vnterweisung Eines Christlichen Fu¨rsten| von 1639 mit
den Verbesserungen Diederichs von dem Werder
II. Fürst Ludwigs Klinggedicht auf den Christlichen Fu¨rsten| in der
Drucküberlieferung
371211
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
371219
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
371220
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
I. Eine Mitgliederliste vom Dezember 1637 mit Nachträgen von
1638 (Auszug)
371221
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
371221A Hans Philipp Geuder an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
371222
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
I. Diederichs von dem Werder geistliches Lied „Wohlan so kommet
hehr ihr frommen“
II. Verbesserungen Diederichs von dem Werder zu seinem Lied
„Wohlan so kommet hehr ihr frommen“
III. Diederichs von dem Werder geistliches Lied „JCh gläub vnd
weiß diß Fürwar“
371223
Hans Philipp Geuder an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
371224
Hans Philipp Geuder an Fürst Ludwig und Fürst Christian II. von
Anhalt-Bernburg
371226
Graf Otto V. von Holstein-Schaumburg an Fürst Ludwig
371226A Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
I. Diederichs von dem Werder Trauerlied auf die Landgräfin Sophia
Juliana von Hessen-Rotenburg
371227
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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84
371231
380000
380100
380108
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380122
380125
380125A
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380321A
380328
380331
380402
380405
Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Cuno Ordomar von Bodenhausen an Diederich von dem Werder
Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Fürst Ludwig an Graf Otto V. von Holstein-Schaumburg
Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Dietlof von Tiesenhausen an Fürst Ludwig mit beiliegendem Gruß
von Martin Opitz
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Fürst
Ludwig
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Prinz Ernst Gottlieb von Anhalt-Plötzkau
Fürst Ludwig an Hans von Dieskau
Hans von Dieskau an Fürst Ludwig
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
I. Festbeschreibung zur Vermählung Brederode-Solms am Oranierhof im Haag
II. Ankündigung und Kartell der batavischen Ritter
III. Antworten der Teutonen, Mohren, Römer und Chimisten, mit
einem Plakat der fünf Ärzte
IV. Aufzug des Chevalier des Larmes
V. Ordnung der Ritterspiele
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Herzog August d.||J. von Braunschweig-Wolfenbüttel an Johann
Saubert d.|Ä.
I. Entwurf des Titels und der Vorrede für Herzog Augusts geplante
Druckausgabe seiner revidierten Luther-Bibel
Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Christian Ernst Knoch
Hans Philipp Geuder an Fürst Christian II. v. Anhalt-Bernburg
Martin Opitz an Fürst Ludwig
I. Opitz’ Hochzeitslied für Georg Köhler von Mohrenfeldt
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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Chronologische Übersicht der Briefe und Beilagen
380410
380411
380417
380423
380423A
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380503
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380509A
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380522A
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380602
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380606
380608
380608A
380609
380609A
380616
380619
380625
380720
380721
380724
380728
85
I. Sonett Diederichs von dem Werder auf den verdeutschten Tamerlan|
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Martin Opitz
I. Verbesserungen zu Opitz’ Lied auf den 32. Psalm
Herzog August d.||J. von Braunschweig-Wolfenbüttel an Johann
Saubert d.|Ä.
Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
I. Ein Gesellschaftsbesuch Fürst Ludwigs bei Diederich von dem
Werder
Fürst Ludwig an Fürst Ernst Gottlieb von Anhalt-Plötzkau
Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig
I. Freiherr Siegmund Seifried von Promnitz an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Martin Opitz
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Christian Ernst Knoch
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Cuno Ordomar von Bodenhausen
Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
I. Sonett Diederichs von dem Werder für die Vnterweisung Eines
Christlichen Fu¨rsten| von Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
II. Fürst Ludwigs Sonett auf den verdeutschten Tamerlan
Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Martin Opitz an Georg Rodolf Weckherlin
Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Fürst
Ludwig
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Martin Opitz an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Martin Opitz
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
I. Verbesserungsvorschläge Diederichs von dem Werder für die
Reimgesetze auf Moritz Adolph von Dehn-Rotfelser und Prinz Georg Ludwig von Nassau-Dillenburg
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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86
Liste der Briefschreiber und Verfasser von Beilagen
380803
380810
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
380828
Fürst Ludwig an Martin Opitz
I. „Erinnerungen“ Fürst Ludwigs und anderer Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft zu Opitz’ Psalter
380904
Hans von Dieskau an Fürst Ludwig
381006
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
I. Verbesserungsvorschläge Diederichs von dem Werder im Reimgesetz Curts von Börstel
381007
Fürst Ludwig an Herrn Hans Georg von Wartenberg
381028
Widmung Wilhelm von Kalcheims gen. Lohausen an Herzog
Adolph Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin
I. Widmung Kalcheims an Herzog August d.||J. von BraunschweigWolfenbüttel
II. Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen an den Leser seines Buches
III. Sonett, Nachricht an den Leser und Vorrede in der von Fürst
Ludwig herausgegebenen Fassung des Verfolgeten David| (1643)
IV. Anmerkungen mit Worterklärungen Kalcheims
381030
Hans von Dieskau an Fürst Ludwig
381105
Christian Gueintz an Fürst Ludwig
381107
Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig
381114
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
381116
Martin Opitz an Fürst Ludwig
I. Opitz’ Übertragung des Weihnachtsgesangs A solis ortus cardine
381116A Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder
381123
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
381130
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
I. Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
381204
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
381218
Fürst Ludwig an Martin Opitz
381224
Fürst Ludwig an Martin Opitz
Liste der Briefschreiber und Verfasser von Beilagen
Anhalt-Bernburg, Fürst Christian II. von: 370517, 370715 I, 371009, 371027,
371027 IV, 371106, 371112 I, 371116, 371208A, 371211, 371219, 371221,
380108, 380120, 380126, 380220, 380310, 380410, 380609
Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig von: 371027 I, 371027 II, 371028, 371112,
371112A, 371120, 371124 I, 371208 I, 371209, 371209 I, 371209 II,
371220, 371220 I, 380100, 380110, 380122, 380125, 380125A, 380128,
380202, 380221, 380302, 380302A, 380312, 380321, 380328, 380411,
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 87 / 4.5.2006
Liste der Briefempfänger und Adressaten von Beilagen
87
380411 I, 380423, 380427, 380504, 380509, 380522, 380522A, 380602 II,
380606, 380608A, 380720, 380810, 380828, 380828 I, 381007, 381028 III
(tw.), 381116A, 381218, 381224
Bodenhausen, Cuno Ordomar von: 380000, 380423A I
Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog August d.||J. von: 370828, 380320, 380320
I, 380417
Dieskau, Hans von: 371124, 380303, 380904, 381030
Geuder, Hans Philipp (von): 371123, 371221A, 371223, 371224, 380331
Gueintz, Christian: 381105
Hessen-Kassel, Landgraf Wilhelm V. von: 370422, 370422 I, 370422 II
Hessen-Rotenburg, Landgraf Hermann IV. von: 370421, 370421 I
Hille, Carl Gustav von: 371208 III
Holstein-Schaumburg, Graf Otto V. von: 371226
Innhausen und Knyphausen, Freiherr Enno Wilhelm von: 370715, 370722,
370729, 370805, 370902, 371117, 380210, 380616
Kalcheim gen. Lohausen, Wilhelm von: 371014, 371014 I, 381028, 381028 I,
381028 II, 381028 III (tw.), 381028 IV
Knoch, Christian Ernst (von): 380320A, 380501, 380503, 380605, 381107
Neuberger, Theophilus: 370422 III
Opitz, Martin: 371030, 371121, 371126, 371127, 371208, 380207, 380402,
380402 I, 380608, 380625, 381116, 381116 I
Promnitz, Freiherr Siegmund Seifried von: 380503 I
Rist, Johann: 370517 I, 371009 III
Rompler v. Löwenhalt, Jesaias: 370900
Sachse, Daniel: 371027 III
Sala, Angelo: 371009 I, 371009 II
Schottelius, Justus Georg: 371208 IV
Tiesenhausen, Dietlof von: 371030 I, 380207
Voigtländer, Gabriel: 370305
Werder, Diederich von dem: 370113, 370715 II, 371028A, 371031, 371031 I,
371108, 371110, 371208 II, 371222, 371222 I, 371222 II, 371222 III,
371226A, 371226A I, 371227, 371231, 380226, 380321A, 380405, 380405 I,
380423A, 380502, 380507, 380509A, 380522B, 380602, 380602 I, 380609A,
380619, 380721, 380721 I, 380724, 380728, 380803, 381006, 381006 I,
381114, 381123, 381130, 381130 I, 381204
Liste der Briefempfänger und Adressaten von Beilagen
Anhalt-Bernburg, Fürst Christian II. von: 370828, 371112, 371120, 371209,
371209 I, 371209 II, 371220, 371220 I, 371221A, 371223, 371224, 380110,
380122, 380128, 380202, 380221, 380312, 380331, 380602 I, 380606
Anhalt-Köthen, Fürst Ludwig von: 370113, 370517, 370517 I, 371027, 371027
IV, 371028A, 371031, 371106, 371108, 371110, 371116, 371117, 371123,
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 88 / 4.5.2006
88
Zu den Abbildungen
371124, 371126, 371208A, 371211, 371219, 371221, 371222, 371224,
371226, 371226A, 371227, 371231, 380108, 380120, 380126, 380207,
380210, 380220, 380226, 380303, 380310, 380320A, 380321A, 380402,
380402 I, 380405, 380405 I, 380410, 380423A, 380501, 380502, 380503,
380503 I, 380507, 380509A, 380522B, 380602, 380605, 380609, 380609A,
380616, 380619, 380625, 380721, 380721 I, 380724, 380728, 380803,
380904, 381006, 381006 I, 381030, 381105, 381107, 381114, 381116,
381116 I, 381123, 381130, 381130 I, 381204
Anhalt-Plötzkau, Fürst Ernst Gottlieb von: 380302, 380427
Bodenhausen, Cuno Ordomar von: 380522
Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog August d.||J. von: 381028 I
Dieskau, Hans von: 380302A
Hessen-Kassel, Landgraf Wilhelm V. von: 370421
Hessen-Rotenburg, Landgraf Hermann IV. von: 370422
Holstein-Schaumburg, Graf Otto V. von: 380125
Innhausen und Knyphausen, Freiherr Enno Wilhelm von: 371028, 371112A,
380100, 380125A, 380423, 380810
Knoch, Christian Ernst (von): 380328, 380509
Mecklenburg-Güstrow, Herzog Johann Albrecht II. von: 371009 I (tw.)
Mecklenburg-Schwerin, Herzog Adolph Friedrich I. von: 371009 II; 381028
Mecklenburg-Schwerin, Herzog (Prinz) Christian (Ludwig I.) von: 371014
Mohrenfeldt, Georg Köhler von: 380402 I
Opitz, Martin: 371208 I, 371208 II, 371208 III, 371208 IV, 380411, 380411 I,
380504, 380720, 380828, 380828 I, 381218, 381224
Saubert, Johann d.|Ä.: 380320, 380320 I, 380417
Schilling, Friedrich von: 370715, 370722, 370729, 370805, 370902, 371030,
371030 I, 371127, 371208
Wartenberg, Hans Georg von: 381007
Weckherlin, Georg Rodolf: 380608
Werder, Diederich von dem: 371121, 380000, 380321, 380423A I, 380522A,
380608A, 381116A
Zu den Abbildungen
Vor dem Titel: Vorderseite des Schilds der Fruchtbringenden Gesellschaft| (um
1650). HAAB Weimar.
Beschreibung in DA Ko¨then I. 1|, S.|77–80, vgl. DA Ko¨then I. 2|, S.|85.
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Zu den Abbildungen
89
S.|114. Regenbogen mit drei Sonnen. Zu 370421.
Maler unbekannt; vermutlich Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg (FG 374.
Der Fütternde. 1642).
Aquarell einer Himmelserscheinung, beobachtet am 19.|4.|1637 in Kassel. 13,3
( 7,3 cm.
STA Marburg: 4a 46 Nr.||19, Bl. 42r (Brief 370421).
Vgl. Lgf. Hermanns Beschreibung der Umstände in 370421 und die Erklärung
der Luftspiegelung dort in Anm.||12.
S.|115. Landgraf Hermann IV. von Hessen-Rotenburg| (1607–1658. FG 374). Zu
370421.
Zeichner u. Stecher unbekannt.
Kupferstich, 26,6 ( 17,1 cm Plattengröße. Auch als Einzelbl. in Staatliche Museen Kassel: Graphische Sammlung Inv.-Nr.||LGS 13072.
In: [Kupfertitel:] MONUMENTUM 3 SEPVLCRALE, 3 ad 3 Jllustrissimi Celsissimique Princi- 3 pis ac Domini, 3 DN. MAVRITII 3 Hassiæ Landgravij, Comitis 3 Cattimœlibocorum Deciorum 3 Zigenhainiæ & Niddæ, & c. 3 PRINCIPIS
3 Deo cum primis atq|; Jmperio Romano 3 fidelissimi, ut et pietatis, quæ secundum De- 3 um est, Assertoris Constantissimi, ac vin- 3 dicis libertatis Germaniæ
acerrimi, 3 MEMORJAM GLORJÆ SEM- 3 piternam 3 Erectum. 3 CASSELLIS, 3
Prostat Francofurti apud Johannem 3 Amonium 3 1638. HAB: 175.1 Hist. 2b u.
Gm 4b 441. Fig. 41.
Vor einem gerafften Vorhang erscheint der Astronom, Meteorologe und Übersetzer Hermann (FG 374. Der Fütternde. 1642), ein Sohn Lgf. Moritz’ des Gelehrten v. Hessen-Kassel (FG 80) und Halbbruder Lgf. Wilhelms V. v. HessenKassel (FG 65), als Ganzfigur in Hofkleidung, die Rechte auf einen Stock gestützt, die Linke auf einen Federhut (auf Tisch). Links neben dem Landgrafen
macht ein kleiner Hund Männchen. Inschrift rechts oben: Effigies HERMANNI Hassiæ Landgravii — Unter dem Porträt ein lateinisches Epigramm in vier
Versen, das den Landgrafen wegen seiner Geistesgaben mit seinem Ahnherrn
Hermann dem Cherusker vergleicht:
Hermannvs, patriis olim, qui præfuit Hassis,
Dona animi propter claruit eximia.
Hermannus patriis hodie qui splendet in Kassis,
Multa animi propter claret et ipse bona.
Lit.: Diepenbroick-Grueter|, Nr.||33730 (M. Merian: ganze Figur 2b); Porträtkatalog
Sammlung 6: Hessen. Tecklenburg: Hans Dietrich v. Diepenbroick-Grüter o. J., Nr.||143
(ganze Figur, Schweizer sc.); Singer ABK|, Nr.||39168 (M. Merian; Maler/ Zeichner unbekannt; Kupferstich mit nicht eindeutiger Identität des Porträtierten als Hermann) u.
39169 (J. van der Heyden nach einem Gemälde von G. Erich, Kupferstich: Hermann als
Kind mit Eltern und 13 Geschwistern). Vgl. auch Abb. 4 u. 31 (Familienbildnis in Öl und
Kupferstich) in: Margret Lemberg: Juliane Landgräfin zu Hessen (1587–1643). Eine
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 90 / 4.5.2006
90
Zu den Abbildungen
Kasseler und Rotenburger Fürstin aus dem Hause Nassau-Dillenburg in ihrer Zeit.
Darmstadt u. Marburg 1994.
S.|116. (Landgraf Hermann IV. von Hessen-Rotenburg): Teutsche ASTROLOGIA
(1637), Kupfertitel. Zu 370421 I.
Kupfertitel zu Landgraf Hermanns IV. (FG 374. 1642) Buch Teutsche ASTROLOGIA, Oder Teutscher Discurß/ Von allerhand Astrologischen Speculationen
(Grebenstein 1637: Salomon Schadewitz). HAB: 65. 2 Astronomica. S.|370421
I. — Die obere Reihe des Kupferstichs zeigt sieben Planetengottheiten, die unmittelbare Umrahmung der Titeleinfassung die zwölf Tierkreiszeichen und die
untere Reihe Personifikationen der vier Jahreszeiten.
S.|136. Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel| (1602–1637. FG 65. 1623). Zu
370422.
Maler: Johann Christoph Jobst (1599–1657).
Ölgemälde auf Leinwand, 113,4 ( 92,8 cm. Postum 1639.
Staatliche Museen Kassel: Inv.-Nr. Gk 184a. Als Leihgabe in: Hessische Hausstiftung, Museum Schloß Fasanerie, Eichenzell bei Fulda.
Vor gerafftem roten Vorhang Kniestück nach halbrechts. Lgf. Wilhelm V. (FG
65. Der Kitzliche. 1623) mit nackenlangem Haar und Schnurr- und Knebelbart
in schwarzer Rüstung (über einem goldenen Hofkleid und roten Hosen) mit
Degen und Schärpe, Spitzenkragen und Spitzenmanschetten. Die Rechte umfaßt einen Feldherrenstab, die Linke, die ein gepanzerter Handschuh bekleidet,
ist in die Hüfte gestützt. Rechts neben Wilhelm ruhen auf einem mit rotem Tuch
verhängten Tisch ein Helm mit großem Federbusch und der Rüstungshandschuh der rechten Hand.
Aufschrift in einer im Hintergrund des Bildes sichtbaren Kartusche:
HASSIACI FACIES EST HÆC AUGUSTA LEONIS.
WILHELMUM QUINTUM Paria terra vocat:
CONTRA PONTIFICES, RELIQUIS TREPIDANTIBUS, UNUS
QUI MANSIT CONSTANS IN STATIONE PIA.
Darunter Monogramm: CH [Chiffre] IOBST, P. 3 1639.
Dieses bisher nahezu verschollene Porträt hing mit seinem Gegenstück, dem
um 1648 von Jobst gemalten Bildnis der Lgfn. Amalia Elisabeth (1602–1651),
einst im 1837 abgerissenen Altstädter Rathaus zu Kassel und gelangte danach
ins Neue Rathaus. Von dort gingen die beiden Bilder als Leihgaben an das hessische Landesmuseum in Kassel, wie der „Erwerbungsbericht aus dem Hessischen Landesmuseum zu Kassel. 1913–1926“ festhielt: „Ölbilder des Landgrafen Wilhelm V. in Rüstung, von dem Hofmaler Jobst 1639 gemalt, und seiner
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 91 / 4.5.2006
Zu den Abbildungen
91
Gemahlin, der großen Landgräfin Amalie Elisabeth, um 1648 entstanden, wurden uns von der Stadt Kassel im Austausche gegen dekorative Bilder aus dem
Magazin der Gemäldegalerie leihweise überlassen.“ 1972 wurden die Bildnisse
mit den Städtischen Kunstsammlungen der Verwaltung der Staatlichen Museen
Kassel übergeben. Der Katalog der Städtischen Kunstsammlungen von 1965
gab zum Porträt Wilhelms an: „Öl/ Lw. Sign.: H. C. Jobst 1639. Maße: 108/
87“. Die staatlichen Museen Kassel stellten beide Bildnisse vor vielen Jahren als
Leihgaben dem Schloß Fasanerie in Eichenzell bei Fulda (Hessische Hausstiftung) zur Verfügung. Wir danken für freundliche Mitteilungen Herrn Wegner,
Direktor des Stadtmuseums Kassel, Frau Dr. Haak und Herrn Schmidberger,
beide Staatliche Museen Kassel. Johann Christoph Jobst, Sohn des Kasseler
Hofmalers Christoph Jobst (1557–1630), scheint sich sein ganzes Leben in Kassel aufgehalten zu haben, wo er 1637/47 Mitglied des Rates der Stadt war. Außer diesem Bildnis soll noch ein weiteres Ölporträt Lgf. Wilhelms V. von ihm
stammen; es gilt seit langem als verschollen.
Ein plastisches Epitaph auf Lgf. Wilhelm V. hat es anscheinend nie gegeben.
Der Sarg mit seinen sterblichen Überresten wurde in dem von Wilhelm neu angelegten Grabgewölbe unter dem Kapitelsaal in der Kasseler Stiftskirche St.
Martin aufgestellt. Ob der Sarg Aufschriften trug, möglicherweise solche, die
die frühe Mitgliedschaft des bedeutenden Übersetzers in der FG ansprachen,
muß nach Ausweis der von uns konsultierten Literatur offen bleiben. Vgl. neben
den eindrücklichen Zeugnissen in der vorliegenden Ausgabe Conermann III|,
70–72 u. Conermann: Lope de Vega. Das Gewölbe wurde beim Wiederaufbau
der im Zweiten Weltkrieg zerbombten Martinskirche zerstört; nur einzelne,
stark beschädigte und beraubte Särge sind erhalten geblieben. Der Sarg Lgf.
Wilhelms V. ist seit den Räumungsarbeiten 1953 verschollen. Kürzlich wurden
aber im Dachmagazin des Landesmuseums Kisten mit Sarg- und Knochenresten (möglicherweise auch Lgf. Wilhelms V.) gefunden. (Frdl. Mitteilungen von
K.-H. Wegner und Hn. Schmidberger).
Lit.: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Bd.|VI: Kreis CasselStadt. Bearb. v. Alois Holtmeyer. Text, 2. Tl. Cassel 1923, 473 (zu Jobsts Ölporträt von
1639. Hier und in den Abb.-Bänden der Serie keine Abb. des Porträts); Dass., Text, 1.
Teil. Cassel 1923, 185 (Beschreibung des Sarges Lgf. Wilhelms V.). Dass., Atlas, 1. Teil
(Tafel 1–164). Cassel 1923, Tafel 132.1 (Abb. des Sarges); Erwin Bettenhäuser (Hg.):
Familienbriefe der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel und ihrer Kinder.
Marburg 1994, nach S.|226 (Abb. eines Kupferstiches von L. Schnell); Bircher/ Palme| II,
178 (Abb. eines Gruppenporträts Lgf. Wilhelms und seiner Familie), 551|f.; Diepenbroick-Grueter|, Nr.||11624–11631, 33746 u. 33747; Porträtsammlung 2: Schöne, seltene
und interessante Porträts. Tecklenburg: Hans-Dietrich v. Diepenbroick-Grüter o. J.,
Nr.||934; Porträtsammlung 6: Hessen. Tecklenburg: Hans-Dietrich v. DiepenbroickGrüter o. J., Nr.||134–138; Erdengötter. Fürst und Hofstaat in der Frühen Neuzeit im
Spiegel von Marburger Bibliotheks- und Archivbeständen. Hg. Jörg Jochen Berns, Frank
Druffner, Ulrich Schütte, Brigitte Walbe. Marburg 1997, S.|355|ff. u. 363, Kat.-Nr.||246
(Abb. des Gruppenporträts Lgf. Wilhelms und seiner Familie); Erwerbungsbericht aus
dem Hessischen Landesmuseum zu Kassel. 1913–1926. In: Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins f. hessische Geschichte und Landeskunde. Jg. 1925/26 [Kassel 1927],
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92
Zu den Abbildungen
141–154, 144; A. Holtmeyer: Kassel und Wilhelmshöhe. Marburg a.|d. Lahn (1928), 10
(zur Gruft, o. Abb.); Karl Wilhelm Justi: Amalie Elisabeth, Landgräfin von Hessen. Versuch einer Darstellung ihres Lebens und Characters. Gießen 1812 (Abb. des Kupferstiches von L. Schnell); Moritz der Gelehrte. Ein Renaissancefürst in Europa. Hg. Heiner
Borggrefe, Vera Lüpkes und Hans Ottomeyer. Eurasburg 1997, 47 (Abb. eines Ölporträts von 1615), 121 (Abb. des von Jobst gemalten, nach 1630 entstandenen Reiterbildnisses); Mortzfeld| A XI, 31 und XXXII, 149|f.; Christian Presche: Die fürstlichen Grabstätten in der Kasseler Martinskirche. In: Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde 107 (2002), S.|17–69; Artur Schütz: Die hessischen Münzen des Hauses Brabant.
III: Gesamthessen, Hessen-Marburg und Hessen-Kassel 1509–1670. O.|O. u. J. (STB
Berlin — PK), 173–268 (Abb. versch. Porträtmünzen Lgf. Wilhelms V.); Singer ABK|,
Nr.||96807–96813; Thieme/ Becker| XIX, 26|f. (zu J. C. Jobst).
S.|148. Taler Fu¨rst Christians II. von Anhalt-Bernburg (1636).| Zu 370517.
Gotha, Museum Schloß Friedenstein, Münzkabinett, Inv.-Nr.||2.2./39.
Taler; Silber, Ø 42 mm, 29,24 g.
Avers: Gerändelt, zwischen 2 Linien Schriftleiste; Brustporträt nach halbrechts
(Kopf im Profil; Spitzenkragen, Feldbinde; in Halshöhe datiert links 16, rechts
36). Inschrift: D:G:CHRISTIANVS: PRp ANHALD:COpASCAN: DO:BERNB:
ET:SERVÆ V
Revers: Gerändelt; anhaltisches Wappen in neun Feldern, mit drei gekrönten
Helmen, Helmzier und Manteldecken. Inschrift oberhalb: H ASTRA PETIT
VIRTVS H
Der lateinische Wahlspruch, den auch schon der Vater F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) führte, entspricht dem deutschen in F. Christians II.
Eintragung im GB Ko¨.|, Bl. N ij v „Tugendt schwebt oben.“ Christian war 1622
als 51. Mitglied unter dem Gesellschaftsnamen „Der Unveränderliche“ in die
FG aufgenommen worden. Vgl. Conermann I|, zur Devise auch 260500, Conermann III|, 55 u. Lo¨be|, 6|f. — Auch könnte die Prägung aus dem Jahre 1636 die
Beharrlichkeit des Unveränderlichen in seinem Unglücksjahr bekräftigen (s.
360428 nebst Beilagen; 370517 K 2 u. 4), zumal der Fürst damit den schon ein
Jahr zuvor geschlagenen Taler signifikant abwandelte: Die Prägung von 1635
zeigt nämlich fast die gleiche Vorderseite (jedoch links und rechts neben dem
Kopf „16“ u. „35“), während die Rückseite mit dem Doppeladler, den Reichsinsignien und der Umschrift — im Jahr des trügerischen Prager Friedens — auf
Ks. Ferdinand II. verweist. In der Form von 1636, allerdings mit neuer Datierung, wurde der Taler noch 1640, 1643 und 1644 herausgegeben.
Lit.: Beckmann| IV, Tab. V, Nr.||1 (d. d. 1635) bzw. 2 (d. d. 1636); Viktor Mann: Anhaltische Münzen und Medaillen vom Ende des XV. Jahrhunderts bis 1906, Hannover 1907,
Nr.||559 (d. d. 1635) bzw. 560 (d. d. 1636) u. Abb. T. XLV (auch mit den späteren Talern); Versteigerungskatalog Adolph Cahn, Frankfurt a. M, Nr.||72: Teil III des herzoglich-anhaltischen Münzkabinetts und aus anderem Besitz (30.|11.|1931). Nr.||406. — Erwähnt u.|a. in Johann August Lüdicke: Von Anhaltischen Medaillen/ als eine Fortsetzung
von dem Ursprunge der Münzen [Schulprogramm Köthen] 1768 (ULB Halle: Pon. Xb
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 93 / 4.5.2006
Zu den Abbildungen
93
69, QK), 85; Friedrich I. Katzer: Die Sammlung anhaltischer Münzen und Medaillen im
Museum des Kreises Bernburg. Ein Beitrag zur Münz- und Geldgeschichte Anhalts. Hg.
Museumsleitung (Museum im Schloß Bernburg). 1966, 55; Museum für Stadtgeschichte
Dessau: Münzen und Medaillen. Kritischer Bestandskatalog bearb. v. Günter Ziegler.
Dessau 1997, 61, vgl. 110.
S.|194. Graf Eberhard von Rappoltstein| (1570–1637. FG 147. 1627). Zu 370900.
Zeichner und Stecher (Jacob van der Heyden?) unbekannt.
Kupferstich, 18,6 ( 11,4 cm Plattengröße.
Privatbesitz; anderes Expl. in den Kunstsammlungen der Veste Coburg. Bildnis
der Leiche des in Straßburg am 27.|8.|1637 Gestorbenen, gemalt von Friedrich
Brentel d.|Ä. (um 1580–1651), im Musée de l’Œuvre Nôtre Dame, Strasbourg.
Im Rechteck ovaler Rahmen mit Umschrift; Brustbild nach schräglinks über
Abschnitt mit Wappenschild in Kartuschenrahmen (Herzschild Rappoltstein
auf geviertem Schild: 1 u. 4 Geroldseck, 2 u. 3 Hohenack).
Umschrift: EBERHARDVS DOMINVS IN RAPPOLSTEIN. HOENACK.
ET GEROLTZECK. AD WASSICHIN. [Zierstück]
Subscriptio, lat. Epigramm:
Ille Spoletanâ de stirpe perinclÿtus Heros,
Sed nunc Germanæ Fidei, Virtutis. & Artis:
Verè nobilitat si Virtus sola: meretur
Ex Virtute nouos Illustris stemmatis orsus.
Der elsässische Mäzen galt als Liebhaber der deutschen Dichtung. Julius Wilhelm Zincgref widmete ihm 1624 die erste Sammlung von Martin Opitz’ (FG
200) Gedichten. Wie Romplers Gedicht auf den Verstorbenen (370900) zeigt,
stand der Graf (FG 147. 1627. Der Schärfende) im kulturellen Mittelpunkt der
von Kriegsflüchtlingen geprägten Straßburger Gesellschaft, in der er mit seinen
Interessen auch die Belange der Fruchtbringenden Gesellschaft vertrat. Das zitierte Epigramm, welches auf die sagenhafte italienische Herkunft seines Geschlechts anspielt, bezeichnet ihn als Heros deutschen Vertrauens, deutscher
Tugend und Wissenschaft. So ist auch das Bekenntnis seines Reimgesetzes im
Gesellschaftsbuch zu verstehen, er wolle „nützlich trachten nur nach Deutscher
Tugendtziel.“ (GB Ko¨., in Conermann I| Nr.||147).
Lit. Conermann I, Nr.||147 (Wappen u. Imprese) bzw. III|, 147|f.; Diepenbroick-Grueter|,
Nr.||20616–20619; Drugulin|, Nr.||16905 u. 16906; Singer ABK|, Nr.||75156; Porträtsammlung 5: Rheinland-Pfalz. Tecklenburg: Hans-Dietrich v. Diepenbroick-Grüter o.
J., Nr.||1152; Porträtsammlung 10: Baden. Tecklenburg: Hans-Dietrich v. DiepenbroickGrüter o. J., Nr.||1377 u. 1378.
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94
Zu den Abbildungen
S.|216. Angelo Sala| (1576–1637. FG 160. 1628). Zu 371009.
Stecher des Kupfertitels und wohl Zeichner auch des Porträts: Sebastian Furck
(um 1600–1655).
Radierung: 16,9 ( 13 cm Plattengröße
In: [Kupfertitel:] Angeli salÆ 3 vicentini, chymia- 3 tri Candidissimi, et 3 Archiatri Megapo- 3 litani. 3 Opera 3 Medico-Chÿmica, 3 quæ extant, omnia. 3 Editio Postrema 3 Francofvrti. 3 apud Hermannum 3 á Sande 3 M. dclxxxii.
LB Schwerin: Hst XIV 504. Weiteres Exemplar: SUB Göttingen. Im Ex. HAB:
Xb 7409 fehlt das Porträt.
Brustbild nach schrägrechts im Plattoval. Sala mit Gedächtnispfennig oder
Kleinod am Bande. Unterschrift: Vera Effigies Angeli salÆ Vicentini Chymiatri Candidissimi Et Archiatri Megapolitani
Porträt des reformierten italienischen Exulanten und Leibarzts Hz. Johann Albrechts II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158). Der Lindernde, wie er in der
Akademie hieß (FG 160. 1628), entwickelte die von Paracelsus ausgehende
Chemiatrie und bahnte einer experimentellen Grundlegung der Chemie den
Weg.
Lit.: Thieme/ Becker| XII, 594; Bernhard Müller: Sebastian Furck, Kupferstecher und
Contrafaiter von Frankfurt a.|M. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst III,
Folge 6 (1899), 187–252 (Werkeverzeichnis S.|225|ff. ohne Sala).
S.|227. Widmungsbrief Wilhelms von Kalcheim gen. Lohausen (FG 172)| an Prinz
Christian (Ludwig) von Mecklenburg-Schwerin in seinem handschriftlichen Lehrbuch zur Arithmetik.| Zu 371014.
HAB: Cod. Guelf 840. 2 Helmst., Bl. 1r; Abschrift von unbekannter Hand.
S.|228. Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen: Kurtz- gru¨ndlich- und klahrer Unterricht, von no¨htigen Stu¨cken der Rechenkunst. 1629.| Zu 371014.
HAB: Cod. Guelf 840. 2 Helmst., Bl. 2r; Abschrift derselben Hand wie bei der
vorigen Abbildung.
S.|281–284. Diederich von dem Werder an Fu¨rst Ludwig.| Zu 371110.
Auf der Anschriftseite (Bl. 333r) des eigenhändigen vierseitigen Briefs Diederichs v. dem Werder (FG 31. 1620. Der Vielgekörnte) an das Gesellschaftsoberhaupt F. Ludwig (FG 2. 1617. Der Nährende) zeigt die Abbildung Werders
(sechsfach vergrößert wiedergegebenes) Rotwachs-Siegel und abgetrennt darunter die Adresse und F. Ludwigs Empfangsvermerk. Vgl. 371110. Das Siegel
trägt Werders Namensinitialien „D. V. D. W.“ — Wappen: Ein schreitendes, gezäumtes Roß; gekrönter Helm mit dem gleichen Roß vor einer mit einem Pfau-
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 95 / 4.5.2006
Zu den Abbildungen
95
enschwanz besteckten Säule; Manteldecken. Der Wappenschild ist nicht geviert
wie bei der farbigen Zeichnung des Werderschen Wappens im GB Ko¨., vgl. Conermann I|, Bl. H ij v und die Beschreibung in Conermann III|, 35. — Dem Brief
hat Werder einen ausgeschnittenen Kalenderzettel beigelegt.
S.|307. Vertonung des pseudobernhardischen „Jubilus“ und der U¨bertragung Fu¨rst
Ludwigs.| Zu 371124 I.
HAB: Li 369.
In einer überarbeiteten Ausgabe von F. Ludwigs Übertragung des pseudobernhardischen Jubilus| (1666) ist handschriftlich eine einstimmige Vertonung eines
unbestimmten Komponisten auf die ersten vier Verse der Strophe (lat. bzw. dt.)
— als „1.“ bezeichnet — unter dem Violinschlüssel und die auf die folgenden
vier deutschen Verse — als „2.“ bezeichnet — unter dem Sopranschlüssel eingetragen. S.|371124 I u. K I 1.
S.|373–375. Komposition Samuel Scheidts auf das Lied Diederichs von dem Werder
(FG 31)| „Ich gläub und weiß dies fürwahr und gewiß“. Notendruck zu 371222
III.
Ein schön Lied 3 Auff den Spruch 3 Jch weiß/ daß mein Erlöser lebt. 3 Job. 19. V.
25, 26, 27. 3 Von einem fürnehmen Gottseligen Manne in 3 Reimen gebracht 3
Vnd 3 Mit 4 Stimmen componiret 3 Von 3 Samuel Scheidt Hall. 3 1637. 3 [Zierleiste]
3 Leipzig/ 3 Gedruckt bey Gregor Ritzschen. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.||Köthen A 9a Nr.||167, Bl. 90r–91v, 91v leer.
S.|394–395. Vertontes Trauerlied Diederichs von dem Werder (FG 31) auf die
Letzten Worte der Landgra¨fin Sophia Juliana von Hessen-Rotenburg († 1637).
Notendruck (1653) zu 371226A I.
„Neunzehendes Lied. Auf Weyland Frauen/ Frauen Sophien/ Landgräfin zu
Hessen/ gebornen Gräfin zu Waldeck/ allerletzte Todes Worte: GOtt lob.“ In
[D. v. dem Werder]: Vier und zwantzig 3 Freuden-reiche Trost-Lieder/ 3 oder 3
Trost-reiche 3 Freuden-Gesänge/ 3 Auff die Stunde des Todes/ oder tödt- 3 licher Schmertzen/ 3 Vermittelst gewisser Sprüche Göttlicher/ 3 nach schönen
und sehr beweglichen Melodeyen beqvemet 3 und eingerichtet. 3 Nur mit einer
Stimme/ 3 Jedoch von einem gar stil-lautendem Säitenspiel 3 begleitet/ ein- und
vorzusingen. 3 .|.|. 3 [Zierleiste] 3 Leipzig/ 3 Jn Verlegung Tobiæ Riesens 3 Jm Jahr
1653. (Druck: Timotheus Ritzsch in Leipzig), Bl. [H]v – H ij r; mit Noten.
HAB: 2. 7 Musica.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 96 / 4.5.2006
96
Zu den Abbildungen
S.|502. Eintragungen von Mitgliedern der Familien von Bo¨rstel und (von) Knoch
im Stammbuch der Akademie zu Genf.| Zu 380320A.
[Groteskenrahmen, koloriert:] STEMMATA 3 Illustrium Principum, Generoso3 rum Comitum, Baronum, Domi- 3 norum ac Nobilium quos pieta-3 tis & literarum amor in Scholam 3 Geneuensem adduxit: quorum 3 etiam munificentia et liberalitate 3 subleuata est pauperum eiusdem 3 Scholæ Geneuensis studiosorum 3
inopia. 3 1581.
Bibliothèque Publique et Universitaire, Genève: Ms. fr. 151B. 2b-Format.
Ständehierarchisch aufgebautes Stammbuch der Universität Genf mit handschriftlichen Eintragungen und gemalten Wappen, Einträge Nr.||1–633 (mit wenigen Lücken) enthaltend. Unter denen, die sich in das Stammbuch eingetragen
haben, begegnen viele FG-Mitglieder (überwiegend aus reformierten Häusern),
darunter 1608 mit der Nr.||32 die Prinzen Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG
51) und Johann Casimir (FG 10) und Friedrich Moritz (1600–1610) v. AnhaltDessau. Die drei an der Genfer Akademie gehaltenen Reden dieser Prinzen
sind auch im Druck erschienen: De officio principis orationes tres, habitae a
principibus Anhaltinis Johanne Casimiro, Christiano et Friderico Mauricio in
Academia Genevensi. (Leipzig 1610; HAB: 17.20 Pol. [5]; vgl. die Handschrift
der drei Reden in LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.||Bernburg A 9a Nr.||195, Bl.
47r–52v). Die Reden wurden gewiß zum großen Teil von dem Hofmeister der
drei Prinzen, Peter v. Sebottendorf (FG 57), verfaßt. Sie waren diesem auch gewidmet. Auch F. Victor Amadeus v. Anhalt-Bernburg (FG 589. 1652) trug sich
am 15.|3.|1655 als Zwanzigjähriger auf dem Stammbuchblatt ein. Um nur einige
wenige weitere Inskribenten aus der FG zu nennen: Burggraf und Herr Christoph zu Dohna (FG 20; Nr.||220, Cal. Mai 1604), Gf. Philipp Moritz v. Hanau-Münzenberg (FG 144; Nr.||58, Mai 1618), Gf. Johann Friedrich v. Hohenlohe-Neuenstein (FG 648; Nr.||84, 29.|3.|1636), Tobias Hübner (FG 25;
Nr.||279, 18.|8.|1608). Auffällig ist, daß aus Platzmangel spätere Inskribenten ihre Einträge unter diejenigen von Mitgliedern anderer Familien setzten. So auch
Nr.||284: Dieses Blatt trägt oben die Überschrift und Devise: „ANNO p 1606 p
12 Octob 3 Habet hoc in se generosus animus, quod concitatur 3 ad honesta. Senec. Epist. 39.“ Darunter schließt sich die kolorierte Wappenzeichnung derer
von Börstel (vgl. GB Ko¨., Nr.||41, 53, 61 u. 78) mit den Nameneintragungen von
Ernst v. Börstel (FG 61) und seinem Bruder Adolph (1591–1656, PA) an. Am
selben Tag (12.|10.|1606) erfolgte die Immatrikulation. Mat. Genf: Stelling-Michaud| I, 143, Nr.||30 u. 31; II, 236. Am unteren Seitenrand steht das kleiner gehaltene farbig ausgemalte Wappen (v.) Knoch (vgl. GB Ko¨.|, Nr.||33). Links davon erscheint die Eintragung Hans Ludwigs (v.) Knoch (FG 252): „Mens in
consilijs valet, in certamine 3 Dextra. 3 Jn Sophiâ ratio in relligione 3 fides. 3 Rien
sans Dieu! 3 Memoriæ sempiternæ cau|sa 3 scribebat hæc pauca d. 23. 3 Ap. 1628.
3 Ludwig Johann| Knoche Eq. Anhalt.“ Rechts neben dem Wappen die Eintragung seines Bruders Christian Ernst (FG 268): „Tandem bona causa triumphat.
3 Christianus Ernestus Knoche Eq. Anh.“ Immatrikulation der Brüder an der U.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 97 / 4.5.2006
Zu den Abbildungen
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Genf am 23.|4.|1628. Mat. Genf: Stelling-Michaud| I, 178, Nr.||17 u. 18; IV, 204;
Conermann III|, 278, 297.
S.|726. Portra¨t Christian Gueintz’| (1592–1650. FG 361. 1641).| Zu 381105.
Zeichner und Stecher unbekannt.
Kupferstich (Einzelbl.); 6,5 ( 4,6 cm Rahmengröße.
HAB: Graphische Sammlung A 8353. Anderes Expl.: ULB Halle: Slg. Bötticher
VI c (mit dt. Epigramm und biographischer Notiz des Sammlers). 8,3 ( 4,8 cm
Rahmen.
Aus: Dreyhaupt| II, T. XXXIV.
Halbfigur nach schrägrechts. Christian Gueintz (FG 361. 1641. Der Ordnende)
mit Kappe und dunklem Wams, an dem unterhalb der Brust eine ovale Medaille
mit der Darstellung einer Pflanze befestigt ist. Die geringe Größe und Detailliertheit der Zeichnung erlauben nur die Vermutung, daß es sich dabei um einen
Gesellschaftspfennig der FG mit der Darstellung von Gueintz’ Impresenpflanze
Mechoacana handelt. Vgl. die Abbildung im GB 1646|, Nr.||361.
Der Rektor des Gymnasiums zu Halle a.|d. Saale und ehemalige Mitarbeiter an
der Köthener Bildungsreform (zuständig für Lehrbücher des Griechischen) trat
zuerst 1638 mit seinem Entwurf einer deutschen Sprachlehre in den Dienst der
FG. Nach deren Überarbeitung durch F. Ludwig und andere Mitglieder der Gesellschaft wurde Christian Gueintzen/ Deutscher Sprachlehre Entwurf| 1641 in
Köthen gedruckt. Im selben Jahr wurde Gueintz in die FG aufgenommen.
Lit.: Conermann III|, 415–417; Mortzfeld, A 8353; Singer ABK|, Nr.||35127.
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 98 / 4.5.2006
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 99 / 4.5.2006
Briefe und Beilagen
1637–1638
HAB / FR-Koe-4_Vorspann / Seite 100 / 4.5.2006
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 101 / 4.5.2006
370113 Diederich von dem Werder
101
370113
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Diederich v. dem Werder (FG 31) versichert F. Ludwig, er werde den ihm am gestrigen
Tage erteilten Auftrag hinsichtlich der Organisation angekündigter militärischer Durchzüge gewissenhaft zu erfüllen suchen. Er bittet F. Ludwig sich dafür einzusetzen, daß
seine, Werders, Dörfer mit Einquartierung verschont werden. Ihm selbst würde dies gewiß gelingen, hielte ihn die erteilte Mission nicht von seinen Gütern fern. — Er hat mit
der Arbeit an den Reimgesetzen der Fruchtbringenden Gesellschaft begonnen, sie jedoch
noch nicht abgeschlossen. — Gegen Mittag werde er aufbrechen; für den Abend erwarte
er in Delitzsch ein Zusammentreffen mit Dr. (Matthias) Engelhart.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 25, Bl. 101r–102v [A u. Eingangsvermerk: 102v], 101v u. 102r leer; eigenh.; Sig.
A A Monseigneur et tresillustre Prince Monseigneur Louys Prince d’Anhalt.
Darunter Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.:| Ps. W: 13. Januar. 1637.
Durchlauchtiger Hochgeborner
Gnädiger Fürst vndt Herr.
Was E. F. G. mihr in meiner Commission gestern, wegen ordre der durchzüge,1
ferner in gnaden aufgetragen, solches wil ich mit allem fleis in acht nehmen;
Bitte darbeneben vnterthänig E. F. G. wollen meine armen dörfer mit einquartierung verschonen lassen, Sintemahl ich bey meiner anwesenheit solches wohl
abwenden könte, daran ich sonsten durch diese verschickung verhindert werde.
An den geselschafter reimen2 habe ich angefangen| aber noch nicht vollendet.
E. F. G. ergebe ich göttlicher gnaden, vndt mich zu dero beharlicher hulde Als
E. F. G. vnterthäniger gehorsamer
Diederich von dem Werder mp|.
Dessaw den 13. jenner.
Diesen Mittag werde ich im nahmen gottes auf sein, ich versehe mich D. Engelharts3 gruses diesen abendt zu delitsch4.
K Die Korrespondenzjahrgänge des vorliegenden Bandes werden erstmals einen umfangreichen fruchtbringerischen Briefverkehr zwischen Diederich v. dem Werder (FG
31) und F. Ludwig und damit Werders bedeutsame Rolle innerhalb der FG sowie das
vertraute und offenherzige Verhältnis zwischen beiden belegen. Allerdings fehlen für
den Korrespondenzjahrgang 1637 alle Gegenbriefe F. Ludwigs an Werder; für 1638
konnten wir lediglich vier Schreiben des Fürsten an den FG-Genossen und in vielerlei diplomatischen und politischen Geschäften ausgezeichneten landsässigen Adeligen und
landständischen Vertreter ermitteln (380321, 380522A, 380608A u. 381116A).
1 F. Ludwig hatte im Januar 1637 angekündigte Durchzüge der Truppen des schwedischen Feldmarschalls Johan Banér (FG 222) so zu organisieren, daß sie „mit guter Ordnung“ vonstatten gingen. In diesem Zusammenhang stand er in Verhandlungen u.|a. mit
den schwedischen Obersten Caspar Ermes (Armis, Ermis, baltendeutsche Familie; vgl.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 102 / 4.5.2006
102
Diederich von dem Werder 370113
AOSB| FA XV, 533|f.: „Ermess“; vgl. 350800 K 26 u. Engerisser|, 22), der 1634/35 unter
Johann Georg aus dem Winckel (FG 219) das militärische Kommando in Augsburg geführt hatte und nun auf dem Weg nach Halle a.|d.|S. am 10. Januar 1637 seine Truppen
entgegen eigenen Zusagen mit Gewalt in Stadt Bernburg und Umgebung einquartierte,
und Matyáš Jizbický z Jizbice (FG 64; vgl. 280304; AOSB| FA XV, 344: „Jetzwitski“;
Conermann III|, 69|f.; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 285), vormals im schwed. Regiment
Diederichs v. dem Werder, der seine schwedischen Militärdienste 1635 aufgegeben hatte
(vgl. 320313 K 0, S.|432|f.). Jizbický hatte Anfang Januar Halle erobert und führte dort
das Kommando (vgl. den Brief Banérs an Axel Oxenstierna [FG 232] vom 9.|1.|1637;
AOSB| SA VI, 356–361, 360|f.) Er sollte den Weiterzug der Ermes-Truppen über Köthen
befohlen haben. Da F. Ludwig daran gelegen war, die Truppen wenigstens aus seiner Residenzstadt herauszuhalten und, wenn es sich schon nicht abwenden ließ, sie auf die
Dörfer des Köthener Landesteils zu verteilen, bittet Werder, seine Dörfer zu verschonen. Vgl. dazu den fl.-anhalt-bernburgischen Lehensbrief für die Brüder Cuno Hartwig
(FG 164) und Diederich v. dem Werder vom 7.|11.|1637, der neben dem Städtchen Gröbzig u.|a. die Dörfer „Dondorff, Cörmigk, Wiendorff, Barlebock, Pfützdorff, Elßdorff,
Zibick“ aufführt. Vgl. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Dessau C 3e Nr. 89, Bl. 163r–177r
(Abschrift), 163v u. passim. Vgl. ferner Beckmann| VII, 287; KU| II, 637; Merzbacher:
Werder,| 47; Witkowski,| 23 u. 34 und die Leichenpredigt von Gottfried Colerus: Der
Vom Vater gegebene/ Vom Sohne ausgeführete/ Und vom H. Geiste versiegelte Raht
des Heils/ Bey Hochansehnlicher Leichbestattung .|.|. Dieterichs von dem Werder .|.|.
Welcher am 18. Decembris des 1657ten Jahres auf seinem Adelichen Hause Neu-Rheinsdorff .|.|. entschlaffen (Köthen [1658]), wo von Reinsdorf bzw. von „seinen Gütern“ (Bl.
L r) die Rede ist. HAB: Xa 1: 47 (19). Die Interpellationen F. Ludwigs bei Jizbický „alß
vnserm alten guten Bekandten“ stießen im übrigen auf ausgesprochen höfliche Resonanz
und Unterstützung. Vgl. KU| IV.1, 1|ff. Vgl. auch ebd., 6|f. das Schreiben des Engeren
Landstände-Ausschusses, d. d. Dessau, 12.|1.|1637, das die Deputierten, unter ihnen
Werder, an den anhaltinischen Senior F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) in Kontributionssachen gerichtet hatten. — In diesem allgemeinen Zusammenhang steht der Brief,
den Johan Banér (s.|o.) d. d. Torgau, 10.|1.|1637 an Diederich v. dem Werder geschrieben
hatte. Er rühmt darin seine „herrliche Victoria“ über die Kavallerie des (kursächsischen)
Generalmajors Dehne (Moritz Adolph v. Dehn-Rotfelser [FG 318. 1638], s. 380320A K
5) am 3.|1. bei Eilenburg (unweit Merseburgs; vgl. zu diesem Sieg AOSB| SA VI, 357 und
Chemnitz| III, 74) und bittet Werder, ihm „die angenehme freundtschafft [zu] erweisen“,
ihn in Leipzig, wohin er am folgenden Tag mit seiner Armee aufzubrechen beabsichtige,
aufzusuchen. Werder möge Dr. Engelhart (s. Anm.|3) mitbringen. „Vnd weil ich nothwendig das Fürstenthumb Anhalt mit etwas belegen| muß, wehre mir lieb, das der H.
Obrister zu F. G. zu Anhalt etc. allerseits resolution, was sie hierbei thun könten|, mit sich
brächte, vnd also die sache desto eher, auf einen billigen| weg gerichtet würde“. Einen
Schutzkonvoi werde er ihnen, Werder und Engelhart, nach Delitzsch entgegenschicken.
LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 25, Bl. 99rv. Den zitierten Brief Banérs
an Werder legte F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) seinem Brief an F. Ludwig
vom 12.|1.|1637 bei. Werder sei gesonnen, in der Tat am morgigen Tage in Begleitung
Cuno Ordomars v. Bodenhausen (FG 69, vgl. 380000) zu Banér nach Leipzig zu reisen.
F. Ludwig möge Dr. Engelhart Dispens erteilen und ihn nach Delitzsch schicken, wo er
zu Werder stoßen könne. A.|a.|O., Bl. 98rv u. 100rv. Mit dem vor der Stadt zusammengezogenen Heer „laborire ich annoch vor Leiptzig“, wie Banér am 31.|1.|1637 einräumen
mußte (AOSB| SA VI, 363). Die Blockade wurde am 11. Februar ergebnislos abgebrochen, da Reichstruppen unter Gf. Hatzfeld anrückten. Banér zog sich an die Elbe bei
Torgau zurück. Vgl. 370715 K 6; AOSB| SA VI, 356|ff.; Englund|, 162|f.; KU| IV.1, 11|ff.;
Kurtzer vnd Summarischer/ doch eigentlicher vnd warhafftiger Bericht/ Von der Vierdten Blocquirung vnd Belägerung der Stadt Leipzig/ was sich von Tag zu Tag darbey
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 103 / 4.5.2006
370305 Gabriel Voigtländer
103
begeben vnd zugetragen (O.|O. Februar 1637; UB Leipzig: BST 4b 29/7); Lothar Höbelt: Wittstock und die Folgen. In: [Kat.] Museum des Dreissigjährigen Krieges. Wittstock a.|d. Dosse. Hg. Kreis Ostprignitz-Ruppin. O.|O. u. J., 56–66, hier 63.
2 Es liegt nahe, an Reimgesetze für 1636 aufgenommene Mitglieder zu denken. Mit
der Umarbeitung der älteren Reimgesetze in Stanzenform, die erstmals im GB 1641| veröffentlicht wurden, beschäftigten sich F. Ludwig und Werder erst von Ende 1639 an.
Vgl. Conermann II|, 52 u. 72; auch 381218 K 9.
3 Sicher nicht der Arzt Michael Engelhardt (FG 335. 1639), sondern Matthias Engelhart, Doktor der Medizin, F. Ludwigs Leibarzt und ordentlicher Stadtarzt („Physicus
ordinarius“) in Köthen. Vgl. 270115 K 4, 280106, 360600 II (K 57) u. 360703 K 35.
4 Delitzsch, kursächsisches „Amt, kleine Stadt und Schloß in Meissen, zwischen Halle
und Torgau, drey Meilen von Leipzig gegen Norden“. Lexikon Geographie|, 390. Vgl.
Anm.|1.
370305
Gabriel Voigtländers Trauergedicht auf Bodo von Bodenhausen
Das Gedicht rekapituliert den Lebensweg des verstorbenen Offiziers Bodo v. Bodenhausen (FG 152): Studien, Kavaliersreisen, Übernahme militärischer und politischer Funktionen. Es preist patriotisch die Adelstugend und die Eigenschaften und Verdienste des
Toten, hebt auch seine Glaubenstreue hervor.
Q Gedicht 3 Auff das LeichBegängnüß 3 Deß HochEdlen Gestrengen Vesten vnd 3 Manhafften Herrn 3 Bodo von Bodenhausen 3 Auff Bodenhausen/ Niedergandern vnd 3
Görtzig etc. OberstenLeutenants zu Roß. 3 Welcher den 2 Decembris des 1636 Jahrs
vmb 10 3 Vhr zu Mittag in Hamburg Christseliglich entschlaffen/ sei- 3 nes alters 33.
Jahr vnd acht Monat/ Folgends 1637 den 5 Mar- 3 tij daselbst bey Versamblung vieler
hoch ansehlicher 3 Personen in die Thumkirchen Solenniter| 3 zur Erden bestattet worden. 3 Gestelt durch Gabrieln Voigtländern Feld- 3 Trommettern vnd Musicum. 3
[Holzschnitt: Sarg-Abbildung] 3 Hamburg/ Gedruckt bey Jacob Rebenlein. [1637],
4 Bl. 8b. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 129r–132v, 132v leer
(gestrichene alte Foliierung: 123–126). Weitere Exemplare des Druckes konnten wir
nicht nachweisen.
JCH werd ein Zeitlang nun der frölichen Son̄etē1
Vergessen gantz vor Leid/ dagegen mein Trom̄eten
Auff mundern dz sie mach ein kläglich Buttesell2
Manch mitleidēdes Hertz damit zu weckē schnell
Von meinen3 Jnstrument wil ich die Seiten reisen4
Jch wil auch meine Stimm Klaglieder singen heissen
Jch wie Heraclitus| wil Weinen weil ich spür
Dz (was mir von den3 thun der Menschen kom̄et für)
Hinfellig alles ist/ davor hilfft keine Jugend
Kein Hoheit/ Kunst/ Verstand/ kein Manheit Stärck noch Tugend
Wie leider ich muß sehn daß dieser Edle Held
Von3 Menschenwürger Todt in Sarg hin ist gestelt
Der Edle der allein nicht Edel von Geblüte
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Gabriel Voigtländer 370305
Herkommen/ sondern auch der Edel von Gemühte
Von Geist vnd von Natur ein recht wol Edler war
Wie es der erbarn Welt ist kund vnd offenbahr
Der welchen ehe er noch ins zwölffte Jahr war kommen
Gantz willig Phœbus hat in seine Gunst genommen
Vnd jhn bey seiner Hand auff Helicon geführt5
Da er gelernet wie zu leben dem gebührt
Der Gott gefallen wil vnd wie er so geleget
Den rechten Adelsgrund hat sich sein Hertz gereget
Vnd angetrieben jhm die Welt was durch zusehn6
Nach Lastern nicht/ viel mehr der Tugend nach zu gehn [Bl. )( ij v]
Era danckte freundlich ab der Musen Schaar in Meysen
Vnd ließ in Franckreich sich noch ferner vnterweisen7
Doch wars jhm nicht genug der edle Geitz nach Ehr
Der jhm3 besessen hat der trieb jhm3 an noch mehr
Der Geitz war aber nicht das eitle zu begehren
Noch Blut noch etwan sonst die Armen zubeschweren
Nein sondern die begierd in Tugend nur bestund
Was jhm in3 Hertzen war/ dz must rausb durch den Mund
Wie den̄ außweist sein Reim/ ach Gott hilff mir erwerben
Zu leben Ehrlich vnd denn seliglich zu sterben8
Ach welch ein schöner Wunsch der zielet auff ein Ding
Dagegen alles sonst zu schätzen ist gering
Nun was er hat gewünscht wornach er hat gerungen
Das hat er auch erlangt/ es ist jhm wol gelungen
Ein jeder der jhm3 hat bey Lebenszeit gekent
Jtzt rühmlich seinen Nahm auch nach den3 Todte nent
O Außerwehlte Frucht der Riterlichenc Ahnen
Ein werther Cavallier/ der vnter Martis Fahnen
Mit Eisernen3 Gemüth/ vnd mit bewehrter Hand
Die Feinded schlagen halff auß seinen3 VaterLand9
Wie Fama noch bezeugt daß ers hat dürffen wagen
Selbst dritt10 jhr zwantzig sampt den General zu jagen11
Fortuna lieff mit jhm/ ja gar des Himmels Gunst
War vber jhm so das er fast nichts thet vmbsonst
Auff Ehr lieff alles auß vmb derer Vrsach eben
Wurd jhm geboten an noch meher Ehr zu geben [)( iij r]
Esa war sein Redligkeite Auffrichtigkeit Verstand
Bey grossen Herrn wie auch sonst jederman bekand
Weil auff der Tugend Weg er fleissig fort geschritten
Ward er geehrt/ gelobt/ geliebt vnd wol gelidten
So das manch from̄es Hertz/ ob seinē Todt sich krenckt
Auch wol mit vberfluß der Thränen so gedenckt
Ach wolte wolte Gott der Cavallier möcht leben
Vnd ob jhn3 keiner kan das Leben wieder geben
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 105 / 4.5.2006
370305 Gabriel Voigtländer
So lebt er gleichsam noch in vieler Hertz vnd Mund
Vnd weil er auch den Lauff des Krieges wol verstund
Daß es in weiten3 nicht darinnen recht zu gehet
Das mancher vntern schein der Ehr nach nützen stehet
Dems nicht vmb Gottes Ehr noch vmb dz VaterLand
Zuthun ist sondern der mit hauffung eigner Schand
Nur Raubet wo er kan auch daß man so zu sagen
Nicht weiß auff welchef seit/ der jene sich soll schlagen
Der ein Gewissen hat12/ vnd der allein nicht ist
Ein Kriegsman̄ sondern auch dabey ein guter Christ
So hat jhm3 Gottes Geist ohn zweiffel angereget
Daß er die Waffen hat ein zeitlang abgeleget
Zu dienen seinen3 Gott viel lieber als daß er
Mit des Gewissens Last vnd ander Leut beschwer
Sein ohne das zuvor gnug ehrliches vermügen
Vermehren wolt/ er ließ an seinen sich genügen13
Er hielt darvor daß der nicht recht glückselig sey
Der sehr Reich ist vnd doch der Laster nicht ist frey [)( iij v]
Dera jene aber wol der in der Seelen drinnen
All seine Güter hat der mit standhafften Sinnen
Den Plunder dieser Welt mit seinen Füssen trit
Wie Seneca gemeint; er hielt es auch damit
Was eins diogenes gesagt daß dieser wehre
Der beste Mensche der den Reichthumb WollustEhre
Das Leben vnd den Todt verachtet gantz vnd gar
Wie denn vor seinen3 End ers also machte war
Daß es jhm galde14 gleich zu sterben vnd zu leben
Wol dem der sich so kan des Zeitlichen begeben
Jn dem er aber sich der Vnruh thete ab
So bald der liebe Gott jhm was zuschaffen gab
Gott hat jhm3 nun Probiert bißher in seinen3 Wandel
Vnd wurd erfunden trew in allen seinen Handel
Nun wolte Gott jhm auch in seins Gemüthes Ruh
Ein leiblich Vngemach mit Kranckheit schicken zu
An welchen3 endlich er zu Bette müssen liegen
Vnd also liegend Kranck/ zugleich mit müssen kriegen
Theils wider seine Sünd/ Todt Teuffel vnd die Hell
Bald wider Vngedult die sich denn findet schnell
Wenn Schmertzen mit der Zeit/ sich also täglich mehren
Da hat der gute Held sich erst recht müssen wehren
Doch wie er all sein Tag bestendig jmmer war
So wich er auch damals davon nicht vmb ein Haar
Wie er in jeder Noth die Zagheit hat gehasset
So hat er seine Seel auch mit Gedult gefasset ([)( iiij] r)
Weila Gottes Wort jhm war tieff in dz Hertz gepflantzt
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Gabriel Voigtländer 370305
Hat er sich gar darein vergraben vnd verschantzt
Die Seelen Feinde die mit Sturm jhm3 angelauffen
Hat er mit dem Gebet geschlagen vbern hauffen
Ja er hat Tag vnd Nacht mit jhnen scharmutzirt
Vnd doch durch Gottes hülff den Sieg davon gefürt
Das heisset wol gekriegt/ gefochten vnd gestritten
Da man das Leben kriegt wenn man den Todt erlitten
Vnd ob wol solcher Streit jhm ankam bitterlich
Doch hat er allzeit sich gehalten Ritterlich
Er hat wie Paulus sagt den guten Kampff gekämpffet15
Vnd weil er so Gottlob die Feinde hat gedämpffet
So ist jhm auch hinfort die Crone beygelegt
Die heist Gerechtigkeit die er nun ewig tregt
Er wuste wol daß wer beharret biß ans Ende
Wird selig16 drumb nam Gott sein Seel in seine Hende
Von seinen3 grossen Krieg/ schmertz vngemach vn̄ Streit
Wird er nun ruhen auß dort in der Ewigkeit.
T a Auch Kustode.| — b Druckfehler| raut — c Druckfehler| Rtierlichen — d Wohl Druckfehler| Feunde — e Druckfehler| Religkeit — f Wohl Druckfehler| welchr —
K 1 Das Trauergedicht Gabriel Voigtländers ist das einzige uns bekannte Echo auf den
Tod des Fruchtbringers Bodo v. Bodenhausen (FG 152). Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238), der als Hamburger die Nachricht vom Tode Bodenhausens zuerst empfangen haben müßte, teilt sie in seiner Korrespondenz mit F. Ludwig
nicht mit. Bodenhausens sterbliche Überreste wurden in der Hamburger Domkirche St.
Marien beigesetzt. Daß Bodenhausens Grab einst ein Epitaph oder eine Grabtafel
schmückte, ist anzunehmen, jedoch fehlen uns Nachrichten darüber. Die alte Domkirche wurde 1805/06 wegen Baufälligkeit abgerissen. Der Domherr Friedrich Johann Lorenz Meyer, der unmittelbar vor ihrem Abriß seinen Blick auf die Domkirche in Hamburg|
veröffentlichte (Hamburg 1804; Ndr. [Braunschweig 1987]) und darin die Denk- und
Grabmäler der Kirche passierte (S.|55–66), erwähnt kein Grab oder Epitaph Bodenhausens. Unmittelbar vor dem Abriß, von Februar bis Juli 1805, wurden die Gebeine der im
Dom und auf dem Kirchhof Bestatteten exhumiert und insgesamt etwa 250 Begräbnisstätten abgebaut. Die meisten Überreste wurden in Sammelbegräbnissen auf dem St. Michaelis-Friedhof vor dem Dammtor beigesetzt, andere, nämlich die vom Domkapitel
„zu ewigen Tagen“ überlassenen Gräber, wurden protokolliert und dorthin umgebettet.
Wie zu erwarten, fehlt in den Listen dieser Gräber der Name Bodo v. Bodenhausen.
Auch in einer Reihe zeitgenössischer Stadtbeschreibungen und Chroniken kommen die
Namen Bodenhausen und Voigtländer sowie Hinweise auf Bodenhausens Grab(tafel)
nicht vor. Immerhin erfahren wir aus einem Bericht über den Abbruch: „Die Epitaphien,
Fahnen und andere Denkmäler wurden von und aus den Wänden gerissen, mit denen sie
sich schon assimiliert hatten.“ Zu den verauktionierten Gegenständen des Doms gehörten auch einige am 11. u. 20.|6.|1805 verkaufte „Grabsteine, größtenteils beschädigte
marmorne und andere Figuren, eiserne Türen und Gitter, abgebrochene Stücke von Epitaphien“. Vgl. Joist Grolle: Ein Stachel im Gedächtnis der Stadt. Der Abriß des Hamburger Doms. In: Zs. d. Vereins f. Hamburgische Geschichte 84 (1998), 1–50, 1. Zitat n.
S.|24; s. dazu auch Mathieu (s.|u.), 158 sowie 183 (2. Zitat). Vgl. Conrad von Hövelen:
Der Uhr-alten Deutschen .|.|. An-See- und Handel-Stadt Hamburg .|.|. HOHEIT/ samt
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 107 / 4.5.2006
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allerhand .|.|. Altertums Herlichen Gedächtnisse. (Lübeck: Smalherzens Erben 1668),
91–93. HAB: Gl 71. (Beschreibung der Domkirche ohne Erwähnung des BodenhausenGrabes); Wolfgang Heinrich Adelungk: Die annoch vorhandene Hamburgische ANTIQUITÆTEN Oder Alterthums-Gedächtnisse. (Hamburg: Conrad Neumann 1696), 27–
31. HAB: Gm 1940 (6). (Dto.); Kurtz-gefaßte Hamburgische Chronica, oder: Glaubwürdige Beschreibung der meisten Denckwürdigkeiten .|.|. Nebst einem Anhang der merckwürdigsten Antiquitäten. (Hamburg: Johann Michael Fleischer 1725), Anhang S.|10–13
(dto.) (HAB: QuN 406.1 [3]); Hans W. Hertz: Die Gräber „zu ewigen Tagen“ in der
Domkirche zu Hamburg. In: Zs. d. Vereins f. Hamburgische Geschichte 55 (1969), 105–
127; Kai Mathieu: Der Hamburger Dom. Untersuchungen zur Baugeschichte im 13. u.
14. Jahrhundert (1245–1329) und eine Dokumentation zum Abbruch in den Jahren
1804–1807. Hamburg 1973, 139|ff., 178|f., 182|f., 190; Ferdinand Stöter: Die ehemalige
St. Marienkirche oder der Dom zu Hamburg. Hamburg 1879. — Der Verfasser des Epicedium, Gabriel Voigtländer (Reideburg b. Halle a.|d.|S. um 1596 – Nykøbing/ Falster
1643), war Musiker und Dichter. Zunächst bezeugt ist er als Trompeter im Dienste Wallensteins, mit dessen Heer er vermutlich nach Lübeck gelangte, wo er Bürgerrecht erhielt
und 1626 als Ratstrompeter bestallt wurde. Er diente dann in Nykøbing und Kopenhagen Pz. Christian (1603–1647), dem Erbprinzen Kg. Christians IV. v. Dänemark (1577–
1648), wechselte 1633 als Trompeter und wohl auch als Sänger und Poet an den Hof des
bildungs-, kunst- und musikbeflissenen Hz.s Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388. 1642). Von 1636 oder 1639 bis zu seinem Tod stand er erneut im Dienst
Kronpz. Christians als Trompeter, Musiker und Poet, dessen Hofkapelle in der Residenz Nykøbing/ Falster er angehörte. Der Prinz hatte sich am 5.|10.|1634 mit Pzn. Magdalena Sibylla (1617–1668; TG 67), Tochter Kf. Johann Georgs I. v. Sachsen, vermählt.
An den spektakulären Feierlichkeiten dieses „Store Bilager“ in Kopenhagen im Oktober
1634 dürfte Voigtländer teilgenommen haben, auch wenn sich sein Name nicht in den
Quellen findet. Vermutlich gehörte er zum Troß seines als ksl. Gesandter erschienenen
Dienst- und Landesherren. Vgl. Mara R. Wade: Heinrich Schütz and „det Store Bilager“
in Copenhagen (1634). In: Schütz-Jahrbuch 11 (1989), 32–52, 38. Da Bodo v. Bodenhausen bis 1635 im kursächs. Heer gedient hatte (vgl. Anm.|9), könnte Voigtländers Bekanntschaft mit Bodenhausen über sächs. Verbindungen erwachsen sein, zumal auch
Hz. Friedrich III. seit 1630 mit einer kursächs. Prinzessin, Maria Elisabeth (1610–1684;
TG 63b), verheiratet war. Vgl. Conermann: Opitz auf der Dresdner Fu¨rstenhochzeit|. Möglicherweise sind sich Bodenhausen und Voigtländer aber auch erst im Laufe des Jahres
1636 in Hamburg begegnet (vgl. Anm.|9), wo sich Voigtländer nach der Meinung einiger
Forscher zwischen 1635 und 1639 aufhielt: Dieter Lohmeier in Literatur-Lexikon| XII,
55; Liselotte Krüger: Die Hamburgische Musikorganisation im XVII. Jahrhundert. 2.
Aufl. Baden-Baden 1981, 60. — Das vorliegende Epicedium zeigt den talentierten Autodidakten Voigtländer, dessen populäres Liedschaffen höfisch-gelehrtem Decorum fernstand. Wenngleich es nicht die Ahnen und einzelnen Kriegstaten des Verstorbenen aufzählt, folgt das Trauergedicht doch der Chria der protestantischen Leichenpredigt, welche für Bodenhausen anscheinend fehlt. Vgl. Voigtländers berühmte Sammlung Allerhand Oden und Lieder|, Sohra 1642, Ndr. Hildesheim 2004; ferner ADB| XL, 213|f.;
DBA I,| 1314/ 270–273; DBA II,| 1346/ 183|f.; DBL| XXVI, 227|f.; DBL (3. Aufl.)| XV,
671|f.; Grove|2, XXVI, 874; Literatur-Lexikon| XII, 55; MGG| XIII, 1911–1913; Neumeister|, 256, 485|f.; RISM| A I, Bd.|9, 153; SBA| A 360/ 164–166; Robert Eitner: Biographisch-Bibliographisches Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Bd.|10 (Leipzig 1904), 134; Heinrich W. Schwab: Zur Liedkunst Gabriel Voigtländers. In: Weltliches und Geistliches Lied
des Barock. Studien zur Liedkultur in Deutschland und Skandinavien. Hg. Dieter Lohmeier. Amsterdam 1979 (Daphnis Bd.|8, H. 1), 183–207; Mara R. Wade: Triumphus
Nuptialis Danicus. German Court Culture and Denmark. The „Great Wedding“ of
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1634. Wiesbaden 1996, 96, 243, 245|f., 248, 281|f., 284, 286, 288; Dies.: Performance,
Publication, Piracy. Gabriel Voigtländer’s Erster Theil Allerhand Oden vnnd Lieder|.|.|.
(1642). In: Musik und Szene. Festschr. f. Werner Braun. Hg. Bernhard Appel u.|a. Saarbrücken 2001, 539–548.
2 Frz. boute-selle, m., Trompetensignal, das zum Satteln vor dem Aufsitzen aufruft.
Vgl. Littre´| I, 401; auch Johann Gottfried Walther: Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliothec (Leipzig 1732). Ndr. im Neusatz hg. Friederike Ramm. Kassel usw.
2001, 101.
3 Die hier fast durchgehende Verwechslung der Kasusendungen von Dativ und Akkusativ bei Pronomen, bei einigen attributiven Adjektiven sowie bestimmten Präpositionen
(von/ vom; in/ im) zeigt wohl die im Fnhd. häufiger anzutreffende lautlich-graphische
Störung der flexivischen Kasusdifferenzierung an, wenn etwa im Dativ „m“ durch „n“ ersetzt wird, und Dativ und Akkusativ Singular angeglichen werden. Die mit der fnhd. Kasusnivellierung verbundenen Unsicherheiten der Kasusmarkierung dürften dabei ebenso
eine Rolle gespielt haben wie das Spannungsverhältnis zwischen determinierter und indeterminierter Adjektivflexion. Reichmann/ Wegera: Fru¨hnhd. Grammatik,| 164|f., 188|ff.,
insbes. 193, 208|ff., vorab 210.
4 D.|h. reissen. Vgl. das Reimwort „heissen“.
5 Bezieht sich auf Bodenhausens Studium an der U. Jena, in deren Matrikel dieser sich
im 1. Semester des Jahres 1614 einschrieb. Schon am 11.|1.|1609 hatte sich Bodenhausen
aber in die Matrikel der U. Wittenberg eingetragen. Augustus Buchner (FG 362. 1641)
verfaßte wohl kurz vor Bodenhausens Wechsel nach Jena ein Testimonium, in dem er die
Immatrikulation Bodenhausens im Januar 1609 bezeugt, um dann hinzuzufügen, daß
Bodenhausen nach einiger Zeit abgezogen, aber etwa 1611 mit einem Präzeptor auf zwei
Jahre nach Wittenberg zurückgekehrt sei. Buchner, der erst 1616 den Magistergrad und
die Berufung zum Poeseos Professor Publicus empfing, scheint Bodenhausen schon vorher unterrichtet zu haben. Zumindest bezeugt er neben den Tugenden und der untadeligen Lebensführung seines Schülers auch, daß dieser „bonis literis incubuit, ut qui eas
non scholæ, sed vitæ & prudentiæ discebat.“ Buchner (1720)|, 605|f. 1618 bezog Bodenhausen die U. Leipzig. S. Conermann III,| 152. Vgl. auch Anm.|8 u. 9. Zu seinem älteren
Bruder Cuno Ordomar (FG 69. Der Bequeme; vgl. 380000, 380423A u. I sowie 380522)
und seinen weiteren Geschwistern Cuno Otto (1593–1595), Bruno Dietrich (1595–
1612), Susanna Catharina (1594–1628) und Margaretha (1601–1623) s. die in Anm.|7 genannte Literatur.
6 D.|h.: sich die Welt etwas anzusehen.
7 Nach Abschluß der Studien in Leipzig (s.|o.: „Meysen“, d.|i. Meissen) zog Bodenhausen um Ostern 1623 nach Frankreich und studierte dort vielleicht bis zum Frühjahr
1626. Conermann III|, 152. Vgl. auch zur Familie Anm.|5; Beckmann| VII, Tafel zw.
S.|198 u. 199 (Wappen); Gauhe| I, 128|f.; Arthur v. Bodenhausen: Stammtafeln der Familie v. Bodenhausen. Göttingen 1865, T. V; Johann Christian v. Hellbach: Adels-Lexikon.
2 Bde. Ilmenau 1825/26, I, 156|f.; Gottlieb Krause: Zur Geschichte der Familie von Bodenhausen. In: MVAG 2 (1880), 465–470, hier 466.
8 Dieser Spruch scheint eine persönliche Devise Bodenhausens gewesen zu sein. Er
trug den Wahlspruch eigenhändig und in Prosa-Form ins GB Ko¨.|, Bl. Pp iij v ein: „1630.
Gott hilff mihr erwerben. Ehrlich Zuleben Vndt seligk Zusterben.“ Voigtländer kannte
diese Eintragung kaum, dennoch erscheint sie von Interesse, weil Bodenhausen sein
Reimgesetz in der FG, welches „hübschte Zirligkeit“ als Bereitschaft zur Tugend deutet,
offenbar im Sinne dieser Devise auffaßte. Für seine Eintragung in das Stammbuch Fn.
Sophias v. Anhalt-Köthen (AL 1629. TG 38) wählte er einen anderen Spruch. Vgl. Conermann III|, 152.
9 Bodo v. Bodenhausen hatte 1632 als Rittmeister unter Hz. Bernhard v. SachsenWeimar (FG 30) gedient und mit diesem Dienstgrad schon im Mai 1630 an den Exequien
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F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) teilgenommen (s. 300509 K 2). In KU| III,
96 wird er, Adressat eines Briefes F. Ludwigs vom 2.|1.|1635, Obristleutnant im kursächs.
Regiment unter Oberst Taubadel genannt, vgl. auch Conermann III,| 152. Dieser Angabe
des Herausgebers Gottlieb Krause scheint ein Irrtum zugrunde zu liegen, da der Obrist
Georg Christoph v. Taupadel (†1647) nachweislich seit 1631 äußerst loyal unter dem
schwed. Generallieutenant Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5), dem schwed.
Feldmarschall Gustav Horn, sodann unter dem schwed. bzw. französ. General Hz.
Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30) diente, dessen Kavallerie er in der Schlacht bei
Nördlingen im September 1634 führte und in dessen Armee er zum Generalmajor aufstieg, als welcher er im Juni 1641 die Festung Wolfenbüttel erobern half. Er stand der
kursächs. Politik schon seit den frühen 1630er Jahren reserviert gegenüber. In den 1640/
41 auftretenden Spannungen zwischen den Schweden und den Franzosen bzw. „Weimarern“ spielte Taupadel zum großen Verdruß Johan Banérs (FG 222) eine nicht unerhebliche Rolle. Vgl. den Bericht Hz. Wilhelms über eine erfolgreiche Militäraktion des Obristen Georg Christoffer v. Taupadel bei Eger/ Böhmen in seinem Brief an einen Ungenannten (Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar [?]) vom 25.|4.|1633 (UB Uppsala: E 381, unfol.); ferner AOSB| SA VI, 99, 691, 801|f., 808|f., 814, 824|f., 832, 840|f.; SA VII, 9, 25,
54|f., 70, 83, 91, 102, 108, 121, 124, 139, 154|f., 181|f., 187, 188, 189|f., 214, 293, 299,
427; SA VIII, 24, 41, 80, 571; Documenta Bohemica| VI, Nr. 846, 1054, 1068, 1140,
1147; Engerisser|, 168|ff., 212|f. u.|ö.; Englund|, 244; Redlich| I, 379|f.; Johannes Kretzschmar: Der Heilbronner Bund 1632–1635. 3 Bde. Lübeck 1922, II, 19, 22|ff., 73, 77|f.,
139, 148, 611; III, 1, 264, 266; Bernhard Röse: Herzog Bernhard der Große von Sachsen-Weimar. 2 Tle. Weimar 1828/29, I, 446. Der kursächs. Oberst und Regimentskommandeur, der in KU| III, 96 nicht namentlich, jedoch als Vorgesetzter Bodenhausens genannt ist, dürfte der anfangs schwedisch gesinnte Dietrich v. Taube (†1645) gewesen
sein, der 1633 gemeinsam mit Taupadel im Fränkischen gekämpft hatte. Er war ein Vertrauter des kursächs. Feldmarschalls und Generallieutenants Hans Georg v. Arnim (FG
255), zugleich kursächs. Oberstallmeister, s. BA| NF II. 10, 457. (Auch Hz. Wilhelm IV.
v. Sachsen-Weimar unterlief übrigens 1633 eine Verwechslung von Taube und Taupadel,
s. die Richtigstellung Hz. Bernhards, AOSB| SA VII, 66.) Im September 1635 erscheint
Taube bereits als kursächs. Hofmarschall und Generalmajor der Reiterei, der im Oktober den im Zuge des Prager Friedens zu Feinden gewordenen Schweden Johan Banérs
zusetzte und im darauffolgenden Dezember und Januar sowohl mit Banér und dem
schwed. Artilleriegeneral Lennart Torstensson um einen Waffenstillstand, als auch mit
dem ehemaligen kursächs. Generalleutnant Arnim (s.|o.) in Wittstock verhandelte. Im
August und erneut Ende September 1636 ist sein Regiment im Anhaltischen einquartiert.
Sein Durchzug im April 1638, aus dem Erzstift Magdeburg kommend, wird v.|a. den
Köthener und Dessauer Landesteil Anhalts in Mitleidenschaft ziehen. AOSB| FA XIII,
576; FA XIV, 20, 357, 381, 385; FA XV, 9, 10, 13; AOSB| SA VI, 225, 265|ff., 324, 695;
Christian: Tageb.| XIV, Bl. 188r, 200r, 210r, 575v; Documenta Bohemica| VI, Nr. 155;
Engerisser|, 148, 174 u. 602; Georg Irmer: Hans Georg von Arnim. Lebensbild eines protestantischen Feldherrn und Staatsmannes aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges.
Leipzig 1894, 176|f., 194, 181, 205, 209, 219, 312, 329, 331; Kretzschmar (s.|o.), II,
66|f., 71; III, 254, 264. Dazu paßt, daß ein kursächs. Obristlieutnant „Bodenhausen“, sicherlich Bodo, im Sommer 1635 Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65; s. 370422)
drängte, dem Prager Frieden beizutreten, wie Lgf. Wilhelm dem Reichskanzler Axel
Oxenstierna (FG 232) am 13.|8.|1635 berichtete: „Sonsten hat uf dess Obristen Daubens,
welcher in grossem credit bey des herrn Churfürsten Ldn. ist, begehren herr Obristerlieutenant Bodenhausen unss durch schreiben gar jüngst starck zue gemüth geführet, wir
sollten unss doch dem gemachten friedensschluss, nachdem wir versichert sein könten,
dass wir darinnen, wie auch in der amnistia pure unndt ohne einiges beding begrieffen,
ohnseumlich accomodiren, unndt, da wir noch einige gravamina, welche gentzlich unndt
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auss dem grundt zue erledigen dess herrn Churfürsten Ldn. sich höchlich ahngelegen
sein lassen würden, hetten [,] dieselbige noch vor den damahls zue Dressden erwartenden keysserlichen commissarien ahnkunfft förderlichst einschicken.“ Wilhelm berichtet
weiter, wie er Bodenhausen für „allerseits zue unss tragendte affection“ gedankt und ihm
abschriftlich frühere Briefe an den Kurfürsten zugeschickt habe, damit er diese, falls
„solche etwan underschlagen worden weren, dess herrn Churfürsten Ldn. noch etwan
mit gueter gelegenheit bey- unndt vorzubringen“ sich angelegen sein lassen solle, auch
Wilhelm hinterbringen möge, wie diese „gemüths erclerung“ des Landgrafen beim Kurfürsten „aufgenommen“ worden sei. AOSB| SA VII, 616|f.; vgl. Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 284. Taubes Friedensmissionen im Frühjahr 1636 wird Oxenstierna mit tiefster
Skepsis und der seit den frühen Tagen der protestantischen Union bekannten antihabsburgischen Propaganda begegnen, das Haus Österreich trachte nur danach, den Fürsten
und Ständen des Deutschen Reichs „einem nach dem andern dass joch der schändlichen
und schwächlichen servitut vollend an hals zu werffen, und allso ihren lang vorhin concipirten dominatum absolutum einsmahls recht und vest zu stabiliren“. (Oxenstierna an
Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin [FG 175], 4.|1.|1636; AOSB| FA XV,
9–14, Zitat S.|13.) Vgl. auch die Leichenpredigt auf Bodos Bruder Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69), in der es lediglich auf Bl. J iij v von Bodo heißt, er sei — im Gegensatz zu Cuno Ordomar — „dem Kriegswesen gefolget“. S. Mors piorum, finis omnium malorum .|.|. Bey .|.|. Leichbestattung .|.|. Cuno Ordemars von Bodenhausen/ daselbsten und
auff Niedergandern/ Görtzig und Rhode Erbsassen. Welcher den 2. Octobris/ .|.|. 1654.
.|.|. entschlaffen; Wie auch bey Leichbestattung seines hertzgeliebten Jüngsten Sohnes/
.|.|. Ernst Lebrecht von Bodenhausen/ Der verwichenen 4. Julij des 1654. Jahres/ .|.|. seinen Geist selig aufgegeben. .|.|. Gehalten durch Martinum Beutnitz .|.|. Gedruckt Jm Jahr
1655. LP Stolberg| 6356/ 6357 und HAB: Slg. Alv. Nh 203 (7). Nach dem August 1635
scheint Bodo seine kursächs. Militärstellung aufgegeben zu haben und nach Anhalt zurückgekehrt zu sein. F. Ludwig schickte ihn als Gesandten am 15.|1.|1636 an die schwed.
Besatzer in Bernburg. S. KU| III, 462; vgl. 360428 u. I u. II. Was Bodo im weiteren Verlauf des Jahres 1636 nach Hamburg führte, entzieht sich unserer Kenntnis.
10 Lies: selbdritt.
11 Unbekannte Episode aus Bodenhausens Militärzeit.
12 Vor diesem Dilemma standen etliche protestantische dt. Fürsten (vgl. 320313 K 0,
S.|435 u. Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 266) und viele patriotische dt. Offiziere nach
dem Prager Frieden, solche in schwed. Diensten, wie etwa Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen (FG 172; vgl. 371014 K 7), wie solche in kursächsischen wie Hans Georg v. Arnim (FG 255; vgl. 340912 K 0) und offenbar auch Bodenhausen (s. Anm.|1). Ende der
30er Jahre wird sich mit Hessen-Kassel, Braunschweig-Lüneburg, Mecklenburg-Schwerin u.|a. Reichsständen die sowohl mit der ksl. als der schwed.-französ. Politik unzufriedene sogenannte „dritte“ Partei im Kriegsgeschehen bilden. Vgl. 370729 K 11.
13 D.|h.: er begnügte sich mit dem Seinigen.
14 D.|h.: galt (3. Pers. Sg. Imp. von gelten).
15 2. Ti 4 v. 7 (nach Biblia [Luther 1545]|): „Jch hab einen guten Kampff gekempfett/
Jch hab den Laufft volendet/ ich hab glauben gehalten.“
16 Mt 24 v. 13 (nach Biblia [Luther 1545]|): „Wer aber beharret bis ans Ende/ der wird
selig.“ Dieser Satz steht im Kontext der Frage nach der Endzeit vor der Wiederkunft
Christi, die die Jünger Jesus stellten, und die dieser mit der Schilderung der endzeitlichen
Schrecken — Kriege, Revolten, Pest, Teuerung und Naturkatastrophen — beantwortete.
Wer diese Schrecken im Glauben übersteht, geht in die Seligkeit ein. Die Beharrung in
der Anfechtung ist ein Kernstück reformierter Glaubenslehre und -praxis. So steht das
Zitat denn auch prominent auf dem Titelblatt eines wichtigen Übersetzungswerks F.
Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), Von der Beharligkeit der Außerwehlten| (Köthen 1641) nach Charles Drelincourt d.|Ä. Vgl. 380110 K 9.
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370421 Landgraf Hermann IV. von Hessen-Rotenburg
111
370421
Landgraf Hermann IV. von Hessen-Rotenburg an Landgraf
Wilhelm V. von Hessen-Kassel
Beantwortet durch 370422. — Der Bote Lgf. Hermanns IV. v. Hessen-Rotenburg (FG
374. 1642) ist mit Nachrichten zurückgekehrt: Gf. Joachim Christian v. (der) Wahl (FG
109) soll mit seinen Truppen nach dem Sauerland gezogen sein, um sich dort mit weiteren Kontingenten des Feindes zu vereinigen. Jedoch höre man nichts von Jan (Johann) v.
Werth, und auch an den Grenzen sei es zur Zeit ruhig. Streifpartien ließen sich ebenfalls
nicht blicken; nur die Garnison (Reichstruppen) in Obermarsberg (Stadtberge) habe die
Anwesenheit (Georg) Boses in Warburg genutzt, um räuberisch Beute zu machen.
Schwedische und hessische Truppen sollen durch das Bst. Paderborn heranziehen; ihre
Avantgarde soll Peckelsheim bereits erreicht haben. Lgf. Hermann erwartet genauere Informationen und verspricht Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), ihn weiterhin mit
Nachrichten zu versorgen. — Er, Hermann, habe mitzuteilen vergessen, daß am vergangenen Mittwoch (19.|4.|1637) beim Abzug hessischer Truppen aus Kassel über die FuldaSchiffbrücke von glaubwürdigen Augenzeugen ein Regenbogen mit drei Sonnen gesehen
wurde. Eine Illustration liege bei. Diese von ihm zum Schluß mitbeobachtete Himmelserscheinung lasse sich zwar natürlich erklären, jedoch seien Phänomene dieser Art oft
auch ein Zeichen Gottes. Er teile dies zur Mahnung und Warnung mit, doch halte er die
Erscheinung nicht für ein böses Omen. Ein jeder tue seine Pflicht und rufe Gott an, dann
könne die Lage besser werden als man vermeine. — Lgf. Wilhelm, der bei seinem Abzug
sicher eine Klage über Mißstände in der Belieferung mit Holz und Wildpret erhalten habe, möge umgehend gegen Forstbeamte einschreiten. Andernfalls müsse man wegen
Holzmangels auf die Möbel zurückgreifen.
Q STA Marburg: 4a 46 Nr. 19, Bl. 41r–42v [A u. Eingangsvermerk: 42v], 41v und 42r
leer; eigenh.; mit beiliegender Zeichnung der im Brief behandelten Himmelserscheinung (s. Abb. S.|114.); Sig.
A Dem Hochgebornen Fursten, Herrn Wilhelmen Landtgrafen zue Hesßen, Grafen zu
Catzenelnbogen, Diez, Ziegenhan vndt Niedda etc.| Vnserm freundtlich geliebten
Herren Bruedern vndt Geuattern.
Darunter der Eingangsvermerk von unbekannter H.:| pst. Witzenhausena/ den 22. Aprilis
1637. (Die unterstrichene Jahreszahl berichtigt die urspru¨nglich falsche Angabe im Brief.)
— Daru¨ber Vermerk wohl von derselben H.:| H. Landtgrave Hermans fg.
Hochgeborner Fürst, freundlicher| vielgeliebter hochgeehrter h. brueder vndt
gevatter, El. verhalte ich1 zur nachricht nicht, daß mein abgefertigter wieder zu
rück brachte ohne sich2 nuhr, daß eine starcke rucht3 gangen, ob solte Wahl4
mitt etzlichen troupes nach dem Sauerlandt gangen sein, sich mitt mehren, deß
orts zu conjungiren. eß wehre aber gantz still jetzo, vndt vernehme mann von
Jean de Werth5 noch zur zeit weniger alß nichts, vndt dafern ja Wahl sich vmb
Arenßberg6 oder des endts halten solte, müßt wenig auf sich haben, sintemahln
anitzo gantz keine partheyen auf der grentze sich mercken lißen, außer denen
bösen nachbarn vom Stattberg7, welche bey der occasion da Bose in warberg8
gewest einen guten streif gethan, vndt viel beut vndt viehe geraubet, dieb sage
gehe auch starck, daß mehr Schwedische vndt heßische troupen durch das stifft
Padeborn im anzuge sein vndt die Vortruppen Jn Pickelsheim9 ankommen sein
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112
Landgraf Hermann IV. von Hessen-Rotenburg 370421
sollen. Jch erwarte aber innerhalb weniger zeitt mehrere nachricht, welche El.
durch dero Kriegsraht so baldt zugefertigt werden soll,
Jch hatts vergeßen El. zu sagen, daß am vergangenen Mittwochen10 in deme
die völcker theils vber die schiffbrücke marchirt,11 3 Sonnen mitt einem schönen Regenbogen am himmel gestanden,12 ohngefehr wie dise figur13 außweiset,
vndt von beglaubten leuten gesehen worden, maßen ich noch fast das endt etzlicher maßen zusehen bekommen, Ob eß nun zwar gar gemeine vndt recht natürliche sachen sein, welche auch nuhr allein mitt dem damahligen wetter vndt zugleich auch mitt den aspecten14 so viel die natur vermag, wohl correspondiren
vndt vernunftlich gewesen, so zeigt vns doch Gott durch solche gemeine dinge
offt viel.15 Zur nachricht vndt zur warnung, Die exempel sint mannichfalt vnd
vnterschiedtlich, doch halte ichs vor kein böß omen, vnterdeß thut ein jeder das
seine vndt rufe Gott ferner ahn eß kan beßer werden alß wir nuhr meinen, bitte
El. diese schlechte dinge nicht vor vbel nehmen wollen, sondern verbleibe
nechst Göttlicher entpfehlung etc.
El. treuer bruder vndt diener
Herman Lzheßen
Caßell den 21ten Aprilis 1637c.
PS.
Demnach zweifels ohn bey El abzug derselben| eine kleine plainte vber die forstbeampten, sonderlich der beholtzung alß deß wilprets wegen vorkommen sein
wirdt, vndt aber sonderlich des holtzes wegen summum periculum in mora, dan
wir nuhr die mobilia angreifen müßen, vndt sie die forstbeampten, so es zur
sprach kommen soll mitt nichts zu entschuldigen haben, alß gelangt ahn El.
mein dienstfreundliche| bitt, bey diesem express, gewichtige erklehrung vndt
ernsten befehl diese beiden Posten halben zu ertheilen. ut supra
I
Landgraf Hermann über den Nutzen einer
deutschen Meteorologie (1637)
In seiner Teutschen ASTROLOGIA| von 1637 differenziert Lgf. Hermann zwischen der
„Astrologia meteorologica“, die sich unter Zugrundelegung astronomischer Kenntnisse
über das „Wesen“, die Eigenschaften und Konstellationen („aspecte“) der Gestirne mit
den Wettererscheinungen beschäftigt, und der „Astrologia genethliaca“, d.|i. der Astrologie der Horoskope und „Nativiteten“. Viele Mißbräuche hätten letztere sehr in Verruf
gebracht. Ohne diese Spielart gänzlich verwerfen zu wollen, widmet Lgf. Hermann seine
Schrift ganz der wetterkundlichen Astrologie. In seiner Vorrede an den Leser äußert er
sich über den Nutzen derselben.
Q Teutsche 3 ASTROLOGIA, 3 Oder 3 Teutscher Discurß/ Von al- 3 lerhand Astrologischen Specu- 3 lationen, Sampt einem Methodo, wie auch die 3 der Lateinischen Sprach
vnerfahrne vnd vnge- 3 lehrte/ sich in diesem sehr lustigen studio üben/ 3 vnd das täg-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 113 / 4.5.2006
370421 Landgraf Hermann IV. von Hessen-Rotenburg
113
liche Gewitter auff Astronomi- 3 sche weise observiren vnd vnterschei- 3 den können/ 3
Sampt angehängten hundert vnnd 3 mehr Jährigen Observationibus, auff viele 3 vorhergehende alte Regulen oder 3 Aphorismos, 3 Vnd einer Vorrede/ 3 Darinn 3 Die Summa
dieses Tractätleins eigentlich 3 vnd kürtzlich entworffen wird. 3 [Vignette] 3 Grebenstein/ 3 Gedruckt bey Salomon Schadewitz/ 3 [Linie] 3 M. DC. XXXVII. S.|11|f.
HAB: 65. 2 Astronomica [8b 1 Bl., 539, (1) S., 6 Bl.] und N 93b Helmst. 8b [hier fehlen der vorgesetzte Kupfertitel (s. Abb. S.|116) und das lat. Ehrengedicht am Schluß
bis auf dessen 1. Seite].
Vorrede an den Leser/ Darinn kürtzlich der Zweck dieses
Tractats begriffen
[.|.|.] Vnd weil solche Wissenschafft bißhero nur in Arabischer vnnd Lateinischer Sprach beschrieben/ vnd dahero desto vnbekandter/ deren præcepta vnd
regulen eins theils in Teutsch eröffnen/ damit sie auch die Vnerfahrne zu ihrer
Erlustigung lesen/ sich einbilden/ vnd darauff den methodum oder die Weise/
wie sonderlich das tägliche Gewitter1 vnd dessen Abwechselung zu vermuhten
vnd zu observiren, desto leichter fassen mögen. Versehe mich/ wann der Kunstbegierige Leser die geringe Mühe angewendet haben wird/ diß Büchlein mit
fleiß zu lesen/ vnd demselben nachzudencken/ Er beneben mir Vrsach haben
werde [.|.|.] sich auch vor dem schändlichen Mißbrauch hüten/ in denen Gedancken zu stehen/ als müste man vnaußbedingt/ pur lauter sich hierauff gründen/
vnd dabey deß Schöpffers vnd Regierers aller Dinge zu vergessen. Doch aber
wird er befinden/ daß vns Menschen eine grosse Gnade von Gott wiederfahren
sey/ der vns verliehen den Lauff deß himlischen Heers sampt vnd sonders zu
ergründen/ auch mit der That vnd Warheit zu erweisen/ wann/ wie/ vnd was
solche vor Kräfften/ bevorab in den Elementen/ mercken lassen. Vnd daß die
Kunst der Astrologiæ Meteorologicæ, oder Vrtheil von der witterung nicht so
schlecht hin zu verachten/ sondern seiner Wichtigkeit/ wie auch Nutzbarkeit
seye. [.|.|.]
T a Fu¨r| <Caßell> — b Eingefu¨gt bis| sollen. — c Gebessert aus| 1636
K Der vorliegende Brief dokumentiert Lgf. Hermanns v. Hessen-Rotenburg (FG 374.
1642. S. Anm.|1) astronomische und geophysikalische, v.|a. aber seine meteorologischen
Interessen, die sich vom gemeinen Aberglauben abstoßen und einer vernünftig-wissenschaftlichen Naturerklärung zuwenden, aber weder die astrologische Grundierung der
Meteorologie, noch die religiöse Zeichenqualität der Himmelserscheinungen aufgeben
und darin den wissenschaftlichen Schwellencharakter der Epoche bzw. die ,Konkurrenz
der Wissenssysteme‘ zum Ausdruck bringen (vgl. dazu Anm.|15 u. auch 520324A). Insbesondere wollte Lgf. Hermann mit seinen meteorologischen Werken (s. Anm.|1 und Beil.
I) den keineswegs geringgeschätzten wetterkundlichen Erfahrungsschatz, der in den
bäuerlichen Wetterregeln niedergelegt war und die Grundlage der Prognostik etwa in
den weitverbreiteten frühneuzeitlichen Kalendern bildete, auf eine höhere Stufe wissenschaftlicher Gesetzmäßigkeit heben. Dazu dienten seine über drei Jahrzehnte kontinuierlich und ungewöhnlich exakt und gewissenhaft geführten Witterungsbeobachtungen,
die er in Kassel und Rotenburg anstellte und z.|T. im Druck veröffentlichte. In Kassel
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Farbig aquarellierte Zeichnung eines Regenbogens mit drei Sonnen.| Zu 370421.
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Landgraf Hermann IV. von Hessen-Rotenburg| (1607–1658; FG 374). 1625. Zu 370421.
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(Landgraf Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg:) Teutsche ASTROLOGIA, Oder Teutscher
Discurß/ Von allerhand Astrologischen Speculationen (Grebenstein 1637), Kupfertitel.| Zu
370421 I.
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konnte er dazu auf ein vorzügliches, bereits im 16. Jh. eingerichtetes Observatorium,
eine herausragende Bibliothek und die in Kassel hochstehende Pflege der Naturwissenschaften zurückgreifen. Auf dieser Grundlage hat Lgf. Hermann „einen der glänzendsten Beiträge zur Entwicklung der meteorologischen Beobachtungen in Deutschland und
der Geschichte der Meteorologie überhaupt hinterlassen“ (Klemm [s. Anm.|1], 32). Daß
Lgf. Hermann auch musisch interessiert und begabt war, zeigt Winkelmann|, 267: „Alhier [Rotenburg a.|d. Fulda] hatte weyland Herr Landgraf Hermann seine Fürstl. Residenz/ welcher in Mathematischen Künsten hocherfahrner Herr die Orgel [der Schloßkapelle] mit Maul-Trommeln kunstartig bestim̄et hatte/ mit von sich gebenden lieblichen Ton/ wie der H. Landgraf in meiner Gegenwart selbst darauf gespielet“. Unter den
Maultrommeln werden wohl Trompeten oder Waldhörner zu verstehen sein, nach denen
die Orgel gestimmt wurde (vgl. Johann Gottfried Walther: Musicalisches Lexicon oder
Musicalische Bibliothec [Leipzig 1732]. Ndr. im Neusatz hg. Friederike Ramm. Kassel
usw. 2001, 558 [s.|v. „Trompe“]). Vgl. zu Lgf. Hermanns Orgel-Vorliebe auch seine Beisetzungs-„Disposition“ (s. Anm.|1), die ausdrücklich kirchliche Orgelmusik vorsah.
1 Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg, zweimal vermählt, 1633 mit Gfn. Sophia
Juliana (1607–1637; vgl. 371222 und 371226A u. I), Tochter Gf. Christians v. WaldeckWildungen (FG 113), und 1642 mit Kunigunde Juliana (1608–1683. PA. TG 26), Tochter F. Johann Georgs I. v. Anhalt-Dessau (FG 9). Bis auf einen totgeborenen Sohn und
die wenige Wochen nach ihrer Geburt im Mai 1636 verstorbene Tochter Juliana blieben
beide Ehen kinderlos. S. AD| I, 92; EST| I, T. 98. Testamentarisch war den Söhnen aus
der zweiten Ehe Lgf. Moritz’ v. Hessen-Kassel (FG 80) mit Gfn. Juliana v. Nassau-Siegen (1587–1643; PA) ein Viertel der Erblande, die „Rotenburger Quart“ (mit Rotenburg
a.|d. Fulda, Eschwege, Sontra, Witzenhausen u.|a.), erblich zugefallen, die Hermann von
1627 bis 1648 (Teilung mit seinen zwei Brüdern Friedrich [FG 566. 1651] u. Ernst) zusammen mit seiner Mutter bzw. seit 1643 allein verwaltete. Am 19.|8.|1637, so halten es
die gedruckten „Personalia“ zu Lgf. Hermann (STA Marburg: 4a 45, Nr. 13; vgl.
371226A K I) bzw. zu Lgfn. Sophia Juliana (s. 371226A I Q) fest, wichen er und seine
Gemahlin vor der in der überfüllten Festung Kassel grassierenden Pest nach Wildungen
aus. Das Kriegsgeschehen habe sie dann am 2.|9. in die sichere hessische Festung Ziegenhain (vgl. Winkelmann|, 249|f.) getrieben, wo Lgfn. Sophia Juliana am 15.|9.|1637 starb
(am 6.|4.|1638 im alten lgfl. Erbbegräbnis in der Stiftskirche St. Martin zu Kassel beigesetzt). Vgl. 371226A K I. In der Folgezeit habe sich Lgf. Hermann überwiegend bei seiner Mutter im Nassauischen Hof zu Kassel (vgl. Winkelmann|, 284) aufgehalten. 1640
nahm er seine „bestendige Residentz“ in dem fast entvölkerten (Malettke [s.|u.], 94),
1637 von Kroaten Isolanis niedergebrannten Rotenburg, wo er das „verwüstete Fürstl.
Hauß wieder zu repariren ahngefangen“ (hsl. Personalia in UB/ LMB Kassel: 4b Ms.
Hass. 86 [1]). Nach dem Tod seines Stiefbruders Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65)
am 21.|9.|1637 (a. St.) stand Hermann seiner vormundschaftlich regierenden Schwägerin
Lgfn. Amalia Elisabeth v. Hessen-Kassel beratend zur Seite. Nach seinem Tode wurde
Hermann in einer eigenen Gruft (für sich und seine zweite Gemahlin) im Nordturm der
Stiftskirche St. Elisabeth und St. Maria in Rotenburg beigesetzt. Vgl. Georg Dehio:
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. [Bd.|2:] Hessen. O.|O. 1966, 708|f.; Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Bd.|II. Hg. Landesamt f. Denkmalpflege Hessen. Ellen Kemp. Braunschweig/ Wiesbaden 1997, 785; Margret Lemberg:
Juliane, Landgräfin zu Hessen (1587–1643). Darmstadt u. Marburg 1994, 419 u. Abb. 9
(Detail der Gruft); Friedrich Lucae (†1708): Das edle Kleinod an der hessischen Landeskrone. Bearb. Hans-Günter Kittelmann. Kassel 1996 (Rotenburger Chronik I), 128|ff.
(Beschreibung von Gruft und Sarg); Winkelmann|, 268. Rotenburg blieb Witwensitz von
Hermanns zweiter Frau Kunigunde Juliana. Nach deren Tod fiel die Quart an Lgf. Moritz’ letzten noch lebenden Sohn Lgf. Ernst v. Hessen-Rheinfels, auch er wissenschaftlich
interessiert und in Korrespondenz mit Gottfried Wilhelm Leibniz stehend. Zu Hermanns
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gelehrten Interessen s. Conermann III|, 437|ff., auch oben K. Von Lgf. Hermann sind folgende drei Hauptwerke im Druck überliefert, die nicht nur sein gelehrtes Fachwissen,
sondern auch sein fruchtbringerisches Anliegen bekunden, dieses muttersprachlich auszudrücken und zum Nutzen der Sprache und der ,kunstbegierigen’ Ungelehrten zu verbreiten:
(1.) Teutsche ASTROLOGIA (1637; s. Beil. I Q).
(2.) HISTORIA 3 METEORO- 3 LOGICA. 3 Das ist: 3 Vier vnd zwantzig Jährige eigentliche vnd
3 trewfleissige Observation vnd tägliche verzeichnüß des 3 Gewitters/ vom 1. Januarii 1623
an/ biß zum letzten Decembris 3 1646. in dreyen membris verfasset. 3 Darinnen 3 Erstlich
demonstriret wird/ ob vnd wie das tägliche Gewitter mit 3 dem Gestirn vberein troffen/
vnd warumb solches 3 geschehen sey oder nicht? 3 Zum andern/ Eine Probe durch die
vorgestelte 24 Jahr eines jeden 3 Aphorismi, ob vnd wie vielmahl er zutroffen oder 3 nicht/
vnd warumb? 3 Zum dritten/ Eine beleuchtung der gemeinen Bawren Reguln/ so von 3
etzlichen der löblichen Kunst der Meteorologiæ vorgezogen werden wollen. 3 Sampt etzlichen angehengten/ schönen vnd sehr wichtigen Fragen/ von 3 himlischen vnd Elementarischen dingen/ vnd deren erörterung. 3 Alles 3 Zu Rettung der bißher sehr beschimpfften
Meteorolo- 3 giæ, dem Kunstliebenden vnd Prognosticanten aber zu gefal- 3 len vnd mächtiger vorarbeit sich künfftig besser in der 3 Natur vmbzusehen/ gestellet/ 3 Durch 3 URANOPHILUM CYRIANDRUM, 3 der Meteorolog. Cultorem, 3 [Zierstück] 3 Gedruckt zu Cassel
durch Salomon Schadewitz/ 3 Jn verlegung Sebald Köhlers. 3 (I) I)( LI.
HAB: 42. 4 Astronomica. 4b; Frontispiz, 22 Bl., 583, (1) S., 460 S., 99, (1) S., 3 Bl. —
Mit eingeklebtem Brief Lgf. Hermanns an Hz. August d.|J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227), d.|i. 510821.
(3.) [Antonio de Torquemada: Jardı´n de Flores curiosas| (1570) nach der französ. Übersetzung des Gabriel Chappuys: Hexameron ou six iournees, contenans plusiers doctes discours|
(Lyon 1582 u.|ö. ; Ausg. Rouen 1610 in HAB: 556. 3 Quod.; Arbour|, Nr. 6063, s. auch
Nr. 120421); deutsch von Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg („der Fütternde“):]
HEXAMEREON 3 Oder 3 Sechs Tage=Zei- 3 ten/ oder vielmehr Sechs-Tägiges Ge- 3 spräch/
vber etzliche schwere Puncten in verschiede- 3 nen Wissenschafften/ beneben vielen
denckwür- 3 digen vnd zuvor fast nie erhörten 3 Historien. 3 Sampt einer vorhergehenden
Summarischen 3 Tafel/ vorgedachter Sechs Gesprächen/ vnd einem 3 nachfolgenden vollkommenen Zeyger/ aller der vornem- 3 sten darinne begriffenen 3 Sachen: 3 Anfangs in
Hispanischer Sprache/ durch Anto- 3 nium de Torquemada, einen Religiosum beschrieben/
3 folgends durch Gabriel Chappuys, einen bekandten Frantzösi- 3 schen Historienschreiber
in selbige Sprache vbersetzet/ 3 anjetzo aber ins deutsche gebracht 3 Durch 3 Einen der
hochlöblichen Fruchtbringenden 3 Gesellschafft Mitgenossen/ genandt 3 der Fütternde. 3
[Zierstück] 3 Cassel/ Gedruckt bey Salomon Schadewitz/ 3 Jn Verlegung Sebald Köhlers
1652.
HAB: 403. 49 Quod. und 416. 3 Hist. (2). 8b; 8 Bl., 641, (1) S., 28 Bl.; UB Leipzig:
B.S.T. 8b. 718. Vgl. Bulling|, 44; Goedeke|, 248; Alberto Martino: Von den Wegen und
Umwegen der Verbreitung spanischer Literatur im dt. Sprachraum (1550–1750). In: Studien zur Literatur des 17. Jahrhunderts. Gedenkschrift f. Gerhard Spellerberg (1937–
1996). Hg. Hans Feger. Amsterdam, Atlanta/GA 1997 (Chloe, 27), 285–344, 308;
Adam Schneider: Spaniens Anteil an der deutschen Literatur des 16. u. 17. Jahrhunderts.
Straßburg 1898, 120–133. Mit 520324A übereignete Lgf. Hermann seine Übersetzung F.
August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46), nicht ohne sich für sein nicht ganz reines Deutsch
zu entschuldigen.
Für das folgende Werk liegt uns bisher kein Nachweis eines Exemplars vor:
Observationes historico-mathematicae de annis 1618. .|.|. bis in den Martium 1635; darin
allen der löbl. mathematischen Kunst Liebhabern, viel vnd mancherley Accidenten, welche sich in oberzehlten Jahren so wohl in publicis als privatis begeben, zu ihrer guten
Nachricht, fleißig corrigirt, und mathematice examinirt, zu finden. O.|O. 1635. (Titel
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zit. nach Strieder| V, 470; vgl. Ersch/ Gruber| II. 5, 240.) Mit der im Krieg weitgehend
zerstörten Kasseler Landesbibliothek und ihren Altbeständen (Restbestände heute in
UB/ LMB Kassel) gingen auch die ehemals dort vorhandenen Werke Hermanns zugrunde. Das einstige Observationes|-Exemplar der LB Kassel (Signatur: 4b 142) enthielt eine
eigenh. Widmung Hermanns an seinen Bruder Wilhelm lt. ADB| XII, 129. Alte Katalognachweise (Zettelkatalog der LB und der aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts stammende Bandkatalog der LB Kassel: „Astronomica et astrologica“, UB/ LMB Kassel: 2b
Ms. Hass. 800, Bd.|14, Nr. 142) belegen das Verlorene. (Freundliche Mitteilung von
Tanja Klöpfel u. Sabine Köttelwesch).
1641 verfaßte Hermann eine Beyleuffige Cosmographische Beschreibung des Nieder-Fu¨rstenthumbs Heßen,| die in drei Handschriften im STA Marburg überliefert ist und durch
Dritte seit 1655 mehrfach, meist in Auszügen, veröffentlicht wurde, darunter auch in
Merian: Topographia| (Hassiæ, zuerst 1646). S. Conermann III|, 439 Anm.|1. Vgl. ADB|
XII, 128|ff.; DBA I,| 215/ 154; DBA I|, 360/ 322; DBA I,| 520/ 14–20; Ersch/ Gruber| II.
5, 239–241; Zedler| XII, 1715; Lemberg (s.|o.), 232; Otto Perst: Das Werraland in der
Beschreibung Niederhessens von Landgraf Hermann zu Hessen-Rotenburg 1641. Eingel. u. hg. v. Otto Perst. Eschwege 1960 (Aus dem Werraland, 7); ders.: Kassel 1641 nach
Landgraf Hermann zu Hessen-Rotenburg. In: Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde 75/76 (1964/65), 207–217; Hermann, Landgraf zu Hessen-Rotenburg: Beiläufige Cosmographische Beschreibung des Niederfürstentums Hessen 1641. [Auszug].
Hg. Friedrich Herzog. In: Rund um den Alheimer. Beiträge zur Geschichte und Landeskunde des ehem. Kreises Rotenburg. 6 (1984), 33–40. — Erhalten haben sich ferner das
handschriftliche Inventar seiner kleinen, aber auserlesenen Privatbibliothek von 1652
(STA Marburg: 4a 45, Nr. 10), eine Reihe von Heften mit handschriftlichen astrologischen und mathematischen Exzerpten und Aufzeichnungen (STA Marburg: 4a 45, Nr.
9), schließlich gedruckte und handschriftliche Personalia Hermanns und Traueraufgebote (STA Marburg: 4a 45, Nr. 13). Die Akte 4b Ms. Hass. 86 (1) in der UB/ LMB Kassel enthält u.|a. einen unvollständigen handschriftlichen Lebenslauf Lgf. Hermanns (Bl.
3r–4v), der textlich mit den gedruckten Personalia im STA Marburg, a.|a.|O., übereinkommt; das Konzept einer „Disposition wie wir es nach vnßerm beschehenem tödtlichem hintritt in einem vndt anderm gerne gehalten haben wollten“ (5r–6v), d. d. Rotenburg, 24.|3.|1656, die den fürstlichen Leichnam anatomischen Studien überwies; eine lat.
Würdigung seiner Verdienste (Bl. 7r; Konzept); einen theologischen Disput „Discursus,
sive Colloquium [.|.|.] Principis, Dni. HERMANNI, LANDGRAVII Hasso-Rotenburgensis cum Dn. MAVRITIO GVDENO Praefecto Electorali Moguntino [.|.|.] 25. Aug./4.
7br. inter coenandum super controversis nonnullis Religionis capitibus habitum“ (19r–
32r) (zu dem Kasseler reformierten Geistlichen Moritz Gudenus [1596–1680], der 1630
zum kathol. Glauben konvertierte und später im Ebst. Mainz wirkte, s. DBA II,| 492/
15|ff.); schließlich einen handschriftlichen Katalog der Werke Lgf. Hermanns (37r–39v).
Meteorologische Beobachtungen der Jahre 1635–1650 haben sich als erstrangige wissenschaftsgeschichtliche Quelle in 16 in Schweinsleder gebundenen Tagebüchern Hermanns erhalten (UB Erlangen: Ms. B 255/1–16; nach Klemm [s.|u.], 30). Zur Leichenpredigt auf seine erste Frau (UB Göttingen: Conc. fun. II 207 Nr. 26) vgl. 371226A I.
Hinsichtlich der archival. Überlieferung zu Lgf. Hermann vgl. auch: Repertorien des
Hess. Staatsarchivs Marburg, Bestand 4, Bd.|2: Hessische Nebenlinien, Gruppen Hessen-Rheinfels und -Rotenburg. 1627–1821. Bearb. v. K. Dülfer. Marburg 1968, 21, 49,
51 u.|ö. Vgl. zu Lgf. Hermann ferner Moritz der Gelehrte. Ein Renaissancefürst in Europa. Hg. Heiner Borggrefe, Vera Lüpkes, Hans Ottomeyer. Eurasburg 1997, S.|52, Kat.Nr. 43; Ut pictura politeia oder Der gemalte Fürstenstaat. Moritz der Gelehrte und das
Bildprogramm in Eschwege. Hg. Heiner Borggrefe, Thomas Fusenig, Birgit Kümmel.
Marburg 2000, 69|f.; Hugo Brunner: Geschichte der Residenzstadt Cassel. 913–1913.
Kassel 1913, 166|ff.; Paul Heidelbach: Kassel. Ein Jahrtausend hessischer Stadtkultur.
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Hg. Karl Kaltwasser. Kassel u. Basel 1969, 116; Ludwig Hönig: Landgraf Hermann von
Hessen-Rotenburg. In: Rund um den Alheimer. Beiträge zur Geschichte und Landeskunde des ehem. Kreises Rotenburg 6 (1984), 28–32; Hans-Günter Kittelmann: Kleiner
Führer durch die Rotenburger Quart 1627–1834 und das Fürstenhaus Hessen-Rotenburg. Rotenburg a.|d. Fulda 2002, insbes. 13|ff., 52|f.; Wolf Peter Klein: Die Geschichte
der meteorologischen Kommunikation in Deutschland. Eine histor. Fallstudie zur Entwicklung von Wissenschaftssprachen. Hildesheim usw. 1999, 302; Fritz Klemm: Die
Entwicklung der meteorologischen Beobachtungen in Nord- und Mitteldeutschland bis
1700. Offenbach a.|M.: Deutscher Wetterdienst 1976 (Annalen der Meteorologie, NF
Bd.|10), 28|ff.; Uta Krüger-Löwenstein: Die Rotenburger Quart. Marburg a.|d. L. und
Witzenhausen 1979, 34|ff.; Lemberg (s.|o.), 205, 213, 228|f., 231|f., 236|f., 272, 330,
387|ff., 409, 417|ff.; Walter Lenke: Klimadaten von 1621–1650 nach Beobachtungen des
Landgrafen Hermann IV. von Hessen (Uranophilus Cyriandrus). Offenbach 1960 (Berichte des Dt. Wetterdienstes, Nr. 63, Bd.|9); Lucae (s.|o.), 50, 52–54, 59|f., 67, 91|f., 94,
163; Klaus Malettke: Der Dreißigjährige Krieg in Hessen und seine Folgen. In: Hess.
Jahrbuch f. Landesgeschichte 51 (2001), 83–102, 94; Hans Philippi: Das Haus Hessen.
Ein europäisches Fürstengeschlecht. Kassel 1983, 89; F. C. Th. Piderit: Geschichte der
Haupt- und Residenz-Stadt Cassel. 2., erw. Aufl. hg. Jacob Ch. C. Hoffmeister. Cassel
1882, 157. Eine von Klemm (s.|o.), S.|30, angegebene „1658 in Kassel veröffentlichte
,Christliche Klag-, Lehr-, Buß- vnd Trost-Predigt .|.|. bey .|.|. Herrn Hermannen Landgraven zu Hessen .|.|. Fürstlichen Leichbegängnüß‘“ konnte nicht ermittelt werden.
2 Abgesehen von sich, außer sich selbst. Vgl. Stieler|, 1384: „Ohne dich allein/ extra te
unum“, d.|h. außer Dir allein.
3 Geschrei, Ruf, hier Gerücht. Stieler|, 1631; DW| VIII, 1343.
4 Gf. Joachim Christian v. (der) Wahl (FG 109), Freiherr, Reichsgrafenstand seit November 1636. Frank| V, 177. Wahl befehligte 1637 als kurbayerischer Generalleutenant
und Generalfeldzeugmeister ein eigenes Korps, das am Niederrhein und in Westfalen
operierte. Im Frühjahr dieses Jahres stand er in der Gft. Waldeck und im April/ Mai im
Stift Paderborn; Juni bis August treffen wir ihn um Soest, Recklinghausen und Hamm
an. Im Jahr darauf kämpfte er in Schwaben, dann wieder in Westfalen, wo er 1640 gegen
die Truppen Hz. Georgs v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) und Hessen-Kassels
stritt. Vgl. 370422 K 1; ferner ADB| XL, 592|f.; Conermann III,| 113; Engerisser|, 135
u.|ö.; Redlich| I, 167, 198, 374, 377, 406; Ruth Altmann: Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel im Kampf gegen Kaiser und Katholizismus 1633–1637. Marburg 1938, 163,
166; Cordula Kapser: Die bayerische Kriegsorganisation in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges 1635–1648/49. Münster 1997, 94|ff., 170|ff.; Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges und
Grundlagen zu einer Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. (Erster
Teil.) In: Zs. des Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde 53 (1921), 1–115;
Zweiter Teil, a.|a.|O. 54 (1924), 1–160; Dritter Teil, a.|a.|O. 55 (1926), 1–175. Geyso III,
97, 102, 129 u.|ö. erwähnt erhaltene Korrespondenz zwischen Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel und Wahl im Februar 1637 (Schloßakten Wilhelmshöhe: Kriegsakten Kr.A
1637, II), die „viel Interessantes bietet“ (S.|97) und eine „ehrliche gegenseitige Hochachtung“ verrate (S.|127), z.|B. werde dort die „Frage, wer als guter Deutscher anzusehen
sei“ in „reizvoller Weise“ erörtert (S.|102). Vermutlich handelt es sich bei den von Geyso
eingesehenen einstigen Wilhelmshöher Schloßakten in diesem Fall um die heute im STA
Marburg bewahrte Akte: 4h Nr. 1409: Korrespondenz zw. Lgf. Wilhelm V. v. HessenKassel, Gf. Christian v. (der) Wahl und anderen Offizieren der ksl. bzw. Reichs-Truppen, Januar bis 20.|9.|1637. Vgl. Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Marburg. Bestand 4: Politische Akten nach Philipp d. Gr. 1567–1821. Abt. h: 1592–1806/14. Bd.|1:
1592–1670. Bearb. v. Hans Philippi. Marburg 1981, S.|118. Allerdings ist der Monat Februar 1637 mit nur einem Schriftstück vertreten und eine Erörterung jener genannten
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Frage ist im eigentlichen Sinn nicht auszumachen. Dennoch wird das höflich-respektvolle Verhältnis zwischen beiden Korrespondenten und ihr Bemühen um aufrichtige gegenseitige Information, Wort- und Vertragstreue auf spannende Weise deutlich. Einige
wenige Zitate müssen als Beleg ausreichen. (Weitere Nachforschungen, auch die nach
dem von Geyso, a.|a.|O., 110, 133 erwähnten Schreibkalender Lgf. Wilhelms V. auf das
Jahr 1636 mit Tagebuch-Eintragungen, empfehlen sich.) So begrüßt Lgf. Wilhelm Wahl
am 2.|2.|1637 als einen „altenn Teutschen bekanten“ (a.|a.|O., 12r) und trägt auch keine
Scheu, sich durch Nachfrage der Richtigkeit des Berichts eines eigenen Offiziers zu versichern: „Er wolle vnns die allte kundschafft in so weit genießen| laßen| vnd die courtoisie
vnd gefallen nicht allein hierin erweisen, Sondern auch Jnngleichen vnß Seine meinung
vnd sentiment dieser Sachen halben fein offenherzig vnd gutt Teutsch, ob ermeltter vnser
Commendant bey dieser vffgabe wieder sein deboir gehandeltt vnd den Sachen| zuvill
oder zuwenig gethan oder nicht, ohnbeschwehrt darvon vns zuevernehmen geben“ (Kassel, 6.|3.|1637; Bl. 15v). Am 14.|3. bedankt sich Wahl in seiner Antwort für „den vornehmen Titul eines alten Teutschen bekandten“, wünscht, daß Lgf. Wilhelm „mit dem Römischen Kayser woll versöhnet, vnndt mein General eines gegen den Erbfeindt sein mögen. Alß dann will ich alle meine Teutsche Redlichkeit herfür suchen, Ob gegen Ewer
fürstl. Gn. die von diesem empfangene hohe genaden widerumb zum theil verdienen
könnte.“ (16r). Wahl sei erst neuerdings und interimsweise für den abgeorderten Feldmarschall Gf. Götz (vgl. Anm.|5) Kommandeur der Reichstruppen in Westfalen: „Waß
aber seiter der Zeit daß ich diß Commando angetretten geschehen, dauon will Ewer
fürstl. Gn. ich alle Satisfaction geben, vnndt solle ieder Zeit wort ein wort, vnnd mann ein
man sein“ (16v). Daß diese Redensart (Wander| III, 393: „Ein Mann, ein Mann; ein
Wort, ein Wort“) auch in Hille|, 77, bei der Vorstellung der FG-Ziele erscheint, muß
nicht überbewertet, sollte aber auch nicht ignoriert werden: „Drittens/ daß man das
Teutsche Vertrauen mündlich und schriftlich wieder aufrichte/ befördere/ erhalte: Die
Warheit in Reden und Schreiben hervorleuchten lasse/ von derselben keines Weges absetze; sondern vielmehr derselben die Larve des Betrugs abnehme: Dagegen Teutsch
Teutsch/ Mann ein Mann/ Wort ein Wort seyn [.|.|.] lasse.“ Lgf. Wilhelm nutzt Wahls
Bekenntnis in dessen Schreiben vom 14.|3. zu einigen Klarstellungen in seiner Antwort,
am 4.|4. noch in Kassel aufgesetzt: „Daß wir Jhme nun den tittul eines Alten Teutschen
vnndt bekandten gegeben, deswegen wehre keiner dancksagung vonnöthen geweßen,
Sintemahl wir Jhnen, Zeitt hero er in vnnserm Landte gelegen, Jegen vnns so viel vnnßer
particulier anlangt anderst nicht verspürett, vnndt erkennet, wollen auch verhoffen er
werde Sich vnnder deßen nicht geendert haben, Sondern noch derselbe sein.“ Für eine
Versöhnung mit dem Kaiser stünde Lgf. Wilhelm nur zu gern bereit, es müßte ihm allerdings dieselbe Gerechtigkeit widerfahren wie anderen hohen protestantischen Reichsständen, die in die Amnestie des Prager Friedens aufgenommen worden waren: „Gleich
wie aber Chur Sachsen, Brandenburg vnndt andere Evangelische Fürsten deß Reichs einmahl perdonniret, vnndt wir dan anders nichts alß dieselbige bey dem geführten Kriege
gethan, Also sehen wir nicht, warumb man vnnß eben allein deßen nicht deß perdons
vnndt amnisti so wohl alß Sie genießen laßen, Sondern excludiren vnndt ausschließen
wolle“. Für den Wunsch, unter Lgf. Wilhelm gegen den osmanischen Erbfeind vorzugehen, dankt Lgf. Wilhelm und wünscht seinerseits, daß auch Wahl mehr Gelegenheit dazu hätte, „dem Heiligen Römischen Reich einen bestendigen durchgehenden Frieden zu
gönnen, vnndt die Waffen dermahleins wieder den Erbfeindt zu gebrauchen [.|.|.] alß
vnschuldig Christenbluett zu vergießen [.|.|.]. Daß Er aber alßdan allererst Seine Teutsche redtligkeitt herfuhrsuchen will, solches ist vnns leidt zu vernehmen, vnndt wollen
nicht hoffen Er Jnmittelst deroselben gantz vnndt gar vergeßen werdte, Sintemahl wir
ein beßer vertrawen zu Jhm tragen, Jhn auch alß ein Freundt in particulari hiermit erinnert
haben wollen, Gleich wie Er vor dießem seine Teutsche trew vnndt Vfrichtigkeit Jegen
vnnß verspüren laßen, daß Er auch nachmahls darinnen Continuiren vnndt verharren
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wolle“ (23rf.). Auf entsprechende Vorhaltungen Wahls versichert Lgf. Wilhelm, es sei
ihm „kein ding so zuwieder vnd welches wihr bey dem kriege mehr hassen, Alß eben das
vnChristliche brennen, wie auch nothschändigens vnd [was] dergleichen barbarische
vnd tyrannische proceduren mehr sein mögen|“. So viele hessische Städte, Flecken, Dörfer seien aber von der Gegenseite in die Asche gelegt und nicht einmal Schweineställe
verschont worden — ein offenbar regulärer, wenn nicht systematischer Bestandteil der
feindlichen Kriegsführung —, während er, Wilhelm, dafür bekannt sei, solcherlei Übergriffe streng zu verbieten und auftretende Einzelfälle ggf. zu ahnden. An Wahl als einen
„redtlichen| vffrichtigen| Teutschen| vnd ehrliebenden| Cavallier“ ergeht die Bitte, derartige Kriegsgreuel wenigstens in seinem Kommandobereich zu verhüten. (Kassel,
6.|4.|1637; 29r, 28r). In einem Schreiben d. d. Liebenau, 13.|5.|1637 an einen ungenannten
Vertrauten offenbar aus der Umgebung des Landgrafen unterbreitet Wahl weitgehende
Vorschläge zum Interessenausgleich in der Versorgung der feindlichen Armeen im Hessischen bzw. im Stift Paderborn. „Auff dieße Weiße könten die armen vnderthanen bey
hauß bleiben, vnndt Jhrer feldtarbeitt abwartten“; andernfalls müßten die Länder notwendig zugrunde gehen. „Jch meine es gutt, Es müßen aber auch die Lippstattische [die
hess. Garnison in Lippstadt] daß Stifft Paderborn mitt frieden laßen“. Im PS heißt es bestürzt zu den Schandtaten der verbündeten Kroaten Gf. Johann Ludwig Hektor Isolanis:
„[.|.|.] Jch habe mitt schmertzen verstanden, daß Grebenstein [nördlich von Kassel in
Niederhessen] soll abgebrandt sein, hetten Sie meiner trewen erinnerung gefolgt, were
solches nicht beschehen, die Croaten die teuffell habens angezündt, es ist wohl zu erbarmen, vnndt wehre nicht wunder der donner erschlüge vnnß alle.“ (58rv) Auch sonst hat
Wahl „ohne ruhm zu melden“ für sich in Anspruch genommen, das Land Hessen-Kassel
seinen eigenen Kräften und Möglichkeiten nach geschont zu haben (Hamm, 12.|6.|1637;
Bl. 61r) und „ein erlicher Man“ zu sein: „Jch [.|.|.] gehe vielmehr gerade durch, alß daß
ich viel ausflüchte suche“, und werde „allezeit wie ein Soldat handelen, als hoffendtlich
bis dato geschehen.“ (Recklinghausen, 13.|7.|1637; Bl. 85r). Zu den fruchtbringerischen
Stichworten des „alten teutschen Vertrauens“, der Redlich- und Einigkeit vgl. Herz/
Ball|, 134|f.; zum guten Verhältnis zwischen Wahl und den Anhaltinern i. J. 1642 s. KL|
II, 284|f.
5 Reichsfrh. (Reichsgf.) Jan (Johann) v. Werth (1590/91–1652), 1637 Befehlshaber
der kurbayerischen Kavallerie. Während 1636 die Hauptmacht der kurbayer. Armee unter Feldmarschall Gf. Johann v. Götz (†1645; Findeisen|, 450 u. 480; Frank| II, 103; Documenta Bohemica| VI, Nr. 383, 404, 481 u.|ö.) im nordwestlichen Deutschland operierte,
um am Mittelrhein, in Hessen und Westfalen etliche feindliche, auch hessen-kasselsche,
Garnisonen zu erobern, beteiligte sich eine zweite Heeresabteilung unter Werth am Feldzug der ksl.-spanischen Armee in der Picardie (vgl. 360703). 1637 blieb das bayerische
Kontingent unter Werth am Ober- und Mittelrhein (vgl. 370722 K 10), während die
Hauptmasse der Streitkräfte unter Götz den Feldzug der Kaiserlichen in Sachsen, das
von der in der Schlacht bei Wittstock im Oktober 1636 siegreichen schwedischen Armee
Johan Banérs (FG 222) bedroht wurde, unterstützte. Ein drittes bayerisches Korps unter
Generallt. Wahl (s. Anm.|4) hatte den Niederrheinisch-Westfälischen Kreis zu sichern.
Zur Zeit der Abfassung des vorliegenden Briefes belagerte Werth die französisch besetzte kurtrierische Festung Ehrenbreitstein (Hermannstein) bei Koblenz, deren Garnison sich ausgehungert am 26. Juni ergab. Zwischendurch, im Mai 1637, war er auf Ersuchen des ksl. Generals Gf. Gottfried Huyn van Geleen (†1657; aus Brabanter Grafengeschlecht, 1645–1647 bayer. Feldmarschall; s. Kapser [Anm.|4], 44, 94|f. u.|ö.) ins Hessische geeilt, um zu helfen, den geächteten Landgrafen Wilhelm V. „aus seinem Lande zu
treiben“ (Lahrkamp [1968, s.|u.], 102; vgl. ders. [1962, s.|u.], 75). Werth strebte nun
Wahls Hauptquartier in Obermarsberg (Stadtberge, s. Anm.|7) zu, erfuhr aber Anfang
Mai kurz vor Kassel, daß der Landgraf im letzten Moment sein Land aufgegeben und in
Eilmärschen zur Weser entwichen war. Werth kehrte daraufhin an den Kriegsschauplatz
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Rhein/Mosel zurück. Danach wieder im Südwesten des Reichs eingreifend, sollte Werth
am 3.|3.|1638 von Truppen Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar (FG 30) bei Rheinfelden
(nahe Basel) gefangen genommen, nach Frankreich geführt und erst 1642 im Austausch
gegen den schwedischen Feldmarschall Gustav Horn freigelassen werden. Findeisen|,
444|ff.; Kapser (s. Anm.|4), 29|ff., 44, 90|ff., 169|ff., 182; Helmut Lahrkamp: Jan von
Werth. Sein Leben nach archivalischen Quellenzeugnissen. Köln 1962, 66|ff.; ders.: Jan
von Werth (1591–1652). In: Rheinische Lebensbilder III (1968), 97–115; Willi-D. Osterbrauck: Johann Reichsfreiherr von Werth. Chronik eines umstrittenen Volkshelden
1591–1652. Köln 1992, 48|ff. Vgl. 360703 K 17.
6 Arnsberg an der Ruhr, kurköln. Städtchen und Schloß. S. Lexikon Geographie|, 67
(s.|v. „Arensberg“).
7 Marsberg, Stadt im Ebst. Köln (heute Hochsauerlandkreis), bestehend aus den früher getrennten Städten Niedermarsberg — das alte „Horhusen“, eine ältere Handelssiedlung direkt am Fluß Diemel, 1632 von den Hessen unter dem Obersten Jacob Mercier
(„der kleine Jakob“) niedergebrannt — und Obermarsberg (Stadtberge), auf steilem
Bergplateau (Eresberg) gelegen, einer Festung mit ksl. Besatzung, 1632 und 1633 von
hessischen und im Juli 1636 (im Anschluß an den Entsatz von Hanau, s. 370422 K 1 u.
360703) von schwedisch-hessischen Truppen unter Alexander Leslie (vgl. 370722 K 4)
erfolglos belagert und erst 1646 von den Schweden unter Greve Carl Gustav Wrangel af
Salmis (FG 523. 1649. Vgl. 370805) eingenommen. Spätestens seit 1632 und besonders
nach 1634, als die Oberstadt fast als einzige Festung Westfalens noch in ksl. Hand verblieben war, gingen von Marsberg zahllose räuberische Streifzüge in die benachbarten
Grenzgebiete Hessens und Waldecks aus: die Kaiserlichen in Stadtberge „durchstreifften
das Land hin und wieder“ und rächten sich für Leslies Belagerung, so Chemnitz| III, 13.
Im Mai 1637 war Obermarsberg kurzzeitig Hauptquartier des kurbayerischen Generals
Gf. Joachim Christian v. (der) Wahl (s. Anm.|4). In Briefen an denselben vom 6. und
30.|4.|1637 beschwerte sich Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel über die Durchzüge von
Truppen des Kaisers und des Reichs: Dadurch hätten seine Untertanen „viellfälltig erfahren mueßen, daß nicht nuhr wenige heuser, Sondern gantze Stedte, flecken vnd dörffer Ja auch verschiedene adeliche heusser im Lande in die Asche gelegt vnd abgebrand
worden|, Sondern mueßen| deßen| noch thäglich so wohl von den vff der grenzen liggenden| Croaten|, wellche dann noch vor weniger| Zeit vnß wiederumb ezliche schöhne dörffer in vnser Graffschafft Ziegenhain eingeeschert, allß auch denen im Stifft Cölln vnd
Paderborn vnter Seinem [Wahls] commando sich befindenden| völckern vnd Jnsonderheit den Stadtbergischen| Schnaphahnen Jnmaßen vnß noch vor wenigen thagen ahn verschiedenen Orthen, da Sie vnderschiedtliche gebew ahngestecket vnd abgebrand begegnet“, erdulden. Wer auch immer „vff dem Stadtberge“ stationiert sei, „können wihr eben
nicht allemahl wißen|, aber dieses können wihr wohl mit warheit sagen, daß es Jederzeit
ein Raubnest [.|.|.], da sich nuhr die Schnaphahnen vffgehallten, gewesen“. STA Marburg: 4h Nr. 1409, Bl. 29r u. 49r. Vgl. Lahrkamp (1962; s. Anm.|5), 75. Vgl. ferner Merian: Topographia| (Westphaliæ 1647), 62|f. („Marsberg, jetzund Stattberge genannt“);
Lexikon Geographie|, 1099; Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler.
Bd.|4.2: Westfalen. O.|O. 1969, 404 u. 418|ff.; Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen.
45. Bd.: Kreis Brilon. Bearb. Paul Michels. Münster i. W. 1952, 326|ff. u. 345|ff.; Franz v.
Geyso (s. Anm.|4), II, 129, 144; III, 90|f.; Johannes Siebers: Marsberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Hildesheim 1911 (Beiträge für die Geschichte Niedersachsens und
Westfalens, 6. Bd., H. 32), 62|ff.
8 Warburg a.|d. Diemel, Burg und Stadt im Bst. Paderborn „an der Heßischen Grentze“. Lexikon Geographie|, 1200; vgl. Merian: Topographia| (Westphaliæ 1647), 69|f. 1632
abwechselnd in der Hand Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel und des ligistischen Feldmarschalls Gf. Pappenheim, kam die Stadt 1633 erneut an die Hessen, fiel jedoch Anfang August 1636 zurück an Reichstruppen (s. Gf. Götz, Anm.|4 u. 5). Im Dezember
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1636 schon wieder vertrieben, gelang es Götz im Mai 1637, einen Teil der Stadt wieder
zu besetzen. Er wurde zwar zum Rückzug gezwungen, konnte allerdings die von den
Hessen geräumte Stadt um die Mitte des Jahres 1637 erneut einnehmen. Von 1641 bis
1648 vermochten dann die Hessen die Stadt zu halten. Vgl. Bau- und Kunstdenkmäler in
Westfalen. 44. Bd.: Kreis Warburg. Münster i. W. 1939, 18, 377|ff.; Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.|4.2: Westfalen. O.|O. 1969, 573|ff.; Adolf
Gottlob: Geschichte der Stadt Warburg. (Schluß). In: Westfälische Zeitschrift 92 (1936),
H. 2, 1–39, hier 28|ff.; Franz v. Geyso (s. Anm.|4), III, 110. — Ein Oberstleutnant Georg
„Bose“ oder „Bosse“ begegnet uns 1637 als Kommandant Bielefelds (Gft. Ravensberg).
Als solcher hatte er dort Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) wegen rückständiger Kontributionen Mitte März 1637 in Arrest genommen. Gegen diesen unerhörten
Vorgang legte u.|a. auch F. Ludwig scharfen Protest ein. (Vgl. seinen Brief vom
15.|4.|1637 an Gf. Götz [s.|o.] in NSTA Bückeburg: Fl. Hausarchiv F 3 Nr. 345; vgl. auch
die Akte Fl. Hausarchiv F 3 Nr. 334). Bose räumte die Stadt ohne nennenswerten Widerstand am 18.|6.|1637 den hessisch-schwedischen Truppen per Akkord ein, wurde aber
von den Schweden in Minden gefangen gesetzt und bat Lgf. Wilhelm V. am 16./
26.|8.|1637 um Vermittlung und Freilassung (STA Marburg: 4h Nr. 1409, Bl. 109r–110v,
vgl. 85r, 91r, 101r); vgl. Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 389). Er ist nicht zu verwechseln
mit Carl (v.) Bose (FG 264), der 1631 als Obristleutenant in die kursächsische Armee
eingetreten und im Sommer 1635, als sein Regiment im Anhaltischen einquartiert war, in
die FG aufgenommen worden war. Als kursächsischer Oberst hatte er im Februar 1636
vergeblich versucht, das schwedisch besetzte Bernburg und Calbe einzunehmen. Im August 1637 trieb er eine hessische Abteilung, die nach Erfurt marschierte, in der Nähe Eisenachs auseinander. Für die Warburger Episode kommt auch Boses Bruder nicht in Frage, der als kursächsischer Rittmeister bezeugt ist und im Mai 1636 von schwedischen
Truppen „niedergemacht“ wurde (AOSB| SA VI, 324 ohne Nennung des Vornamens).
Vgl. AOSB| SA VI, 297; Conermann III|, 292|ff.; Documenta Bohemica| VI, Nr. 498; KU|
III, 373, 375, 384, 399, 553, 567 u.|ö.; Theatrum europaeum|, Tl. 3 (1644), 805; Carl Emil
von Bose: Die Familie von Bose. Beiträge zu einer Familiengeschichte. Dresden 1904,
67|ff.; Carl von Bose: Zur Geschichte der Familie von Bose und ihres Stammsitzes in
Frankleben. In: Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Sachsen-Anhalt. Hg. Bruno J. Sobotka.
Stuttgart 1994, 107–110, 108; Franz v. Geyso (s. Anm.|4), III, 129; Georg Irmer: Hans
Georg von Arnim. Lebensbild eines protestantischen Feldherrn und Staatsmannes aus
der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Leipzig 1894, 287. Vgl. ferner Johannes Sagel:
Warburg im dreißigjährigen Kriege. Hildesheim 1908 (Beiträge f. die Geschichte Niedersachsens und Westfalens, 3. Bd., H. 13), insbes. 65|ff.; Heinrich Schoppmeyer: Warburg in Mittelalter und Neuzeit. In: Die Stadt Warburg 1036–1986. Beiträge zur Geschichte einer Stadt. Hg. i. A. der Stadt Warburg v. Franz Mürmann. 2 Bde. Warburg
1986, I, 199–296, hier 270|ff.
9 Peckelsheim, nördlich Warburgs, „kleine Westphälische Stadt im Bischoffthum
Paderborn, nahe an der Heßischen Grentze“. Lexikon Geographie|, 969 (s.|v. „Pickelsheim“); vgl. Merian: Topographia| (Westphaliæ 1647), 69.
10 Nach dem julianischen Kalender fiel im Jahr 1637 dieser Mittwoch auf den 19.
April. Vgl. Anm.|12.
11 Im Frühjahr 1637 gingen Reich und Kaiser zu einer Großoffensive gegen die
Schweden vor. Die Feldmarschälle Reichsgf. Melchior Hatzfeld v. Gleichen (1593–1658,
s. Findeisen|, 457; Frank| II, 170; Kneschke| IV, 235|ff.) und Gf. Johann v. Götz (s.
Anm.|5), durch den ksl. General Gf. Gottfried Huyn van Geleen (s. ebd.) verstärkt, rückten wieder nach Osten; die kurbayerischen Verbände Gf. Joachim Christians v. (der)
Wahl (s. Anm.|4) setzten sich vom Stift Paderborn aus in Bewegung. Vermehrte darmstädtische Truppen rückten ebenfalls heran, und Jan v. Werth (s. Anm.|5) stieß mit
schweren und leichten Reitern aus Süden vor. Der selbst bedrängte schwedische Feld-
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marschall Johan Banér konnte immerhin noch ein Reiterkorps unter seinem Generalleutnant James King (FG 224; vgl. 370722 K 14) zu Lgf. Wilhelm detachieren; am 11.|4.
1637 vereinigten sich Kings Schweden mit den hessischen Verbänden nördlich von Kassel an der Werra (in Witzenhausen?); der hessische Oberst Johann (v.) Geyso (s. 370422
K 5) war King vorab entgegengesandt worden. Am 19.|4. brachen die vereinten Streitkräfte unter Wilhelm und King aus Kassel auf, „2500. zu Roß/ und 4000. zu Fuß [.|.|.]/
denen der Feind nicht gewachsen war“, der sich daher ins Stift Fulda zurückzog. Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 389. Über Witzenhausen (s.|o. den korrigierten Empfangsvermerk) marschierend, wurden die ksl. Garnisonen in Allendorf und Eschwege ausgehoben. Vgl. Lgf. Wilhelms Brief, d. d. Hauptquartier Allendorf, 25.|4.|1637 (STA Marburg:
4h Nr. 1409, Bl. 43v). Aufgrund der ksl. Verstärkungen durch Gf. Wilhelm v. Lamboy
(†1659) und dem aus Westfalen anrückenden Wahl (s. Anm.|4), beschloß der hessischschwedische Kriegsstaat nach Nordwesten zu gehen, um sich mit dem hessischen Generalleutnant Holzappel gen. Melander und dem schwedischen Generalmajor Patrick
Ruthwen zu vereinigen. „Mit solchen Anschlägen brachen sie [am 27.|4.|1637] von Allendorff auff/ gingen bey Caßel über die Schiffbrücke/ und kamen nach Rinteln.“ Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 389. Vgl. 370422 K 1. Vergeblich wurde der im Emsland untätig verharrende hessische Generalleutnant Melander aufgefordert, mit seinen Truppen
nach Minden zu ziehen; möglicherweise beziehen sich die im Brief erwähnten Gerüchte
um durch das Stift Paderborn heranrückende hessische Truppen auf den erwarteten
Vorstoß Melanders von Westen her (F. v. Geyso [s. Anm.|4] III, 125). In einer langen
Absetzbewegung mit gelegentlichen militärischen Erfolgen zogen sich Lgf. Wilhelm und
sein Kriegsstaat vor der massiven Übermacht der Kriegsgegner immer weiter nach Nordwesten zurück, bis es im September 1637 gelang, die hessischen Truppen in Ostfriesland
in Sicherheit zu bringen. Vgl. 370422 K 1.
12 Im „Vortrab“ seiner HISTORIA METEOROLOGICA| (1651) gab Lgf. Hermann
an, das 5. Kapitel werde „Von den erscheinenden meteoren, welche von Aristotele Gesichte genennet werden“ (Bl. c i r – d iii v) handeln. Vgl. Anm.|1. Zur allg. Bedeutung von
„meteor“ als Lufterscheinung s. die Erklärung in 370422 K 2. Das Licht, so heißt es da,
stelle diese ,Meteoren‘ in den Wolken vor, da es diese nicht durchdringen könne. Es handele sich dabei also nicht um Körper, sondern um Licht- und Farberscheinungen „in den
Wolcken“. Zu diesen ,Meteoren‘ gehöre der Regenbogen (Iris), „so natürlicher weise anders nicht alß bey Regenwetter erscheinen kan. Die materi des Regenbogens ist nichts
anders als eine hole/ dünne vnd trieffende Wolcke/ in welche die Sonn schräg vnter einer andern dicken schattichten Wolcken herscheinet/ vnd gleich wie in einer Dachtrauffen/ oder auch in einem Wasserglase/ dabey auff einer seiten schatten mancherley Farben verursacht/ vnd stehet der gemeine natürliche Regenbogen allezeit gerad gegen der
Sonnen vber/ vnd seynd Mittags kleiner als nicht Morgens oder Abends/ auß der vrsachen/ weil Abends vnd Morgens der Sonnenstralen flecher [sic]| vber den Erdboden herstreichen/ vnd daher den wiederschein so wol alß den schatten grösser machen“ (Bl. c i
v). Aus demselben Grund seien Regenbogen auch in Frühling, Herbst und Winter häufiger zu beobachten als im Sommer (c ii r). „Die verschiedene Farben aber des Regenbogens belangt/ seynd dieselbe nicht Elementarische qualiteten [.|.|.]/ sondern sie entstehen
auß den mancherley schatten der Wolcken/ auch nach gelegenheit vnd dicke der Tropffen im Regen/ gleich [.|.|.] auch an den Enten/ Tauben vnd Pfawen zusehen/ da wegen
vngleichheit der Feddern/ sie manche wiederscheinige Farbe von der Sonne oder TageLiecht bekommen.“ (c ii r). — Nachdem in Lgf. Hermanns Werk unter den „erscheinenden meteoren“ auch der „Halo oder der Kreiß vmb die Son̄e/ Mond oder einen sternen“,
gewöhnlich „Hoff oder Krone“ genannt, erwähnt wurde (c ii r), kam der Autor auf Sonnenbilder wie die zu sprechen, welche am 19. April 1637 beobachtet worden waren:
„Noch eine andere vnd seltzamere Art der erscheinungen aber siehet man zuweilen/ die
man Parelios oder Paraselenes, das seynd Sonnen oder Mondsbilder/ oder falsche Son-
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nen vnd Monden nennet/ vnd deren siehet man manchmahl 1.|2.|4. vff einmahl/ vnd
dann auch Circul vnd Regenbogen vmb dieselben haben/ vnd dieses seynd offt vbernatürliche Wunderzeichen/ offt aber auch kan es auß Natürlicher zufälliger weise geschehen/ wann nemblich vors erste die Wolcke dicke ist/ daß der Sonnenstralen nicht gantz
hindurch sehen können/ (dann bey hellem reinen Himmel oder Lufft kan es natürlicher
weise nicht geschehen) daher behelt die Wolcke das Bild der Sonnen in sich. Zum andern/ daß die Wolcke gantz gleich vnd platt ist/ vnd daher eine gleichmässige gestalt
von sich geben könne/ dann krumme oder höckerichte corpora können keine gewisse
oder eigentliche gestalt von sich geben. Zum dritten/ wann es gar still dabey ist/ dann
wann die Wolcke nicht still vnd vnbeweglich sein wird/ so wird sie keine gewisse gestalt
von sich geben/ wie ein fliessend Wasser weniger repræsentiren kan/ alß ein stillstehends. Vierdtens muß die Wolcke wässericht seyn/ dann in dem Wasser der Sonnenschein sich am leichsten fasset vnd abbildet. Endlich so müssen solche Wolcken darinne
sich die Sonne abbilden sol/ seitwarts von der Sonnen stehen/ dann stünden sie dem Gesichte nach/ recht vor oder vnter oder nechst bey der Sonnen/ so wird entweder die
Wolcke der Sonnenglantz verdunckeln/ oder der sonnenglantz wird die Wolcke vor deinem Gesichte zertheilen/ kan also ein Gesicht nicht erscheinen/ wann die Wolcken allzunahe oder allzufern vmb die Sonne oder Mon seyn/ dann wann sie zu nahe/ so seynd
der sonnenstralen zu solcher abbildung zu starck/ seynd die Wolcken aber zu fern/ so
seynd der sonnenstralen zu schwach darinnen wiederzuschlagen/ stehen sie aber in recht
gehöriger oder bequemer distantz vnserm Gesicht nach vor vnd vmb der sonnen Cörper/
so erscheinet das sonnenbild in der Wolcken so klar vnd eigentlich alß wie man dasselbe
sonst auch in einem spiegel oder stehenden Wasser sehen kan. Daß aber solcher Sonnenoder Mondsbilder zuweilen vnd mehrentheils zwey auch wol vier gesehen werden/ welches der gemeine Mann/ zwey/ drey oder fünff Sonnen zu nennen pflegt/ (dann die
rechte sonne stehet allezeit in der mitten) geschicht alleintzig nach gelegenheit des dazu
geschickten Gewölck/ daß dieselbe entweder die sonnen rings vmbgeben/ oder vff einer
oder beyden seiten derselben stehen.“ (Bl. c ii vf.). Diese Himmelserscheinung sei, wenn
geeignete Wolken und Sonnenstände vorhanden seien, also entweder natürlichen Ursprungs und könne wie gezeigt natürlich erklärt und beschrieben werden, andernfalls
aber „wil vns Gott durch solche Wundergeschöpff seine Allmacht zeigen/ vnd wie er es
vff Erden wunderbarlich machen könne vnd wolle/ wann man sich nicht bessern vnd bekehren wil.“ (c iii rf.). Wegen einer solchen Ambivalenz konnte Lgf. Hermann eifrig betonen, am 19.|4. seien die natürlichen Ursachen gegeben gewesen, während sich Lgf. Wilhelm in 370422 zur Erforschung des göttlichen Ratschlusses nach der genauen Gestalt
des Regenbogens zu erkundigen getrieben sah. — An anderer Stelle bestätigt Lgf. Hermann die Himmelserscheinung des 19.|4.|1637. Schon die Teutsche ASTROLOGIA|
(1637, s. Beilage I Q) Lgf. Hermanns hatte im 8. Kapitel Wetterbeobachtungen vom Jahre 1509 bis zum Dezember 1636 zusammengetragen. Er führte sie in seiner 1651 erschienenen HISTORIA METEOROLOGICA. Das ist: Vier vnd zwantzig Ja¨hrige eigentliche vnd
trewfleissige| Observation vnd ta¨gliche verzeichnu¨ß des Gewitters/ vom| 1. Januarii 1623 an/
biß zum letzten| Decembris 1646 (s. Anm.|1) fort. Im ersten Teil dieses Werkes, dem Wetterkalendarium, erfahren wir zum 19.|4.|1637: „schön warm/ vormittag 3 S cum iride/
ab. [abends] donner/ n. [nachts] regen“. Die dazugehörige Planetenkonstellation erklärt in astronomisch-astrologischen Zeichen: „o _ O“ [Triangelschein Saturn Mars|] den
vorherrschenden „aspect“ (vgl. Anm.|14). Und noch einmal „den 19. bey dem defluxui| O
à _ o % schön heiß vormittag 3 S mit einem regenbogen/ abends donner vnd regen“.
(S.|350|f.) Der zweite Teil der HISTORIA METEOROLOGICA| versammelt 41 Regeln über
die meteorologischen Wirkungen bestimmter Gestirnkonstellationen und exemplifiziert
sie. Die Regel 8 lautet: „Von den Aspecten _ O“: „DIese [beiden Planeten Saturn und
Mars] seind gleichsamb die [einander] allerwiederwertigsten von wegen vbermässiger
kälte vnnd hitze/ dahero es selten darbey nach gelegenheit der Jahrszeit ohne vnruhe in
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der lufft zu bleiben pflegt/ sondern erfolgen gern sturmwinde/ schnee/ hagel/ vnnd
sommerszeit schwehre donnerwetter darauß“ (S.|128). Diese Regel bestätigte sich u.|a.
am 19.|4.|1637: „o _ O“; drei Sonnen mit Regenbogen. Diese Erscheinung sei „vornemblich dem defluxui O zuzuschreiben gewesen“. (S.|139|f.) Auch bei der Regel 20 seien das
Wetter und die besagte Himmelserscheinung am 19.|4.|1637 dieser Regel „nicht entgegen“ gewesen. (S.|312). Hiermit sieht Lgf. Hermann die natürliche Erklärung des Wetterphänomens am 19.|4.|1637 für gegeben an. Erst wenn eine solche natürliche Erklärung
nicht zu greifen vermag, etwa wenn mehrere Sonnenbilder oder ein Regenbogen an einem wolkenlosen Himmel erscheinen oder das Wetter allen aus der Natur geschöpften
Wetterregeln zuwiderläuft, muß von direktem göttlichen Einwirken als Ursache ausgegangen werden.
13 Vgl. die Zeichnung, Abb. S.|114.
14 Aspekte heißen in der Astrologie und Astronomie die Konstellation der Gestirne,
genauer die Position (Winkel) der Planeten und des Mondes im Verhältnis zur Sonne,
von der Erde aus gesehen. Vgl. Lexikon der Astrologie. Bearb. v. Udo Becker. Freiburg
u.|a. 1981, 23|f.; Jacqueline Mitton: A concise dictionary of Astronomy. Oxford u.|a.
1991, 29. Lgf. Hermann sieht in seiner Teutschen ASTROLOGIA| (1637; s. Beil. I Q) das
Wetter „nach Gottes willen“ einerseits durch die Gestirne bedingt, andererseits „von den
Dünsten der Erde“ (S.|23). Es ist also nötig, „daß man am allerersten die Sterne ins gemein wisse vnd erkenne/ dieselbe auch auß jhrem Schein/ Liecht vnd Lauff/ einen vor
dem andern vnterscheiden könne. Zum andern/ in was vor positur, oder räumlicher figur
oder Gestalt sie gegeneinander stehen/ welche figuren aspecten, oder Anblicke genennet
werden/ vnd auff diesen beyden Füssen stehet die Astrologia, in beyden Sorten [d.|h. der
„Astrologia meteorologica“ und der „Astrologia genethliaca“, s. Beil. I]/ nemlich auff
dem Schein vnd Liecht der Sternen/ darauß jhre Natur/ Krafft vnd Wirckung ergründet
wird/ Dann vnd vors ander/ auff den aspecten, dazu dann nunmehr (welches bey den
Alten nicht wohl fleissig auffgezeichnet/ oder in acht genommen worden/) kommen die
dünste der Erden/ welche vrsprünglich von der Sonnen vnd jhren Stralen/ nicht weniger
von dem Mond vnd Sternen/ auffgezogen werden/ welche/ wenn sie im obersten theil
der Lufft/ zu jhrer maturitet oder Zeitigung gereichen/ von dem gestirn vnd Planeten/
so alsdann zusammen configurirt seyn/ nach jhren Naturen vnd Eigenschafften herunter
getrieben werden/ vnd sich in diese oder jene Witterung veranlassen.“ Gott bleibe aber
in allem und so auch im Wetter „die erste Hauptvrsache oder Schöpffer“, der die Gestirne nach seinem Willen, „zuweilen vns zur straff“, lenkt und das Wetter regiert
(S.|24|f.). Indessen können und sollen wir die Natur erforschen und in ihr Gott erkennen.
Das zeigen schon die einfältigen, aber vielfach bestätigten „Bawrenregulen“ (S.|26). Unter „Aspecten“ versteht Hermann also auch in seiner Meteorologie die (Ansicht der) Stellung der Planeten zueinander. Konstellationen wie „Zusammenfügung“ „Gegenschein“,
„Triangelschein“, „Viertheilschein“ usw. (a.|a.|O., S.|34) sind mitbestimmend für das
Wetter, welches im übrigen in Kenntnis astronomischer Zusammenhänge natürlich erklärt werden kann, wie es Lgf. Hermann in seinen meteorologischen Kalendarien unternimmt (s. Anm.|12). „Von den Aspecten“ handelt noch einmal eigens das 6. Kapitel der
Teutschen ASTROLOGIA| (S.|73–76): Man habe seit alters erkannt, wenn „2. Planeten
Cörperlich/ oder in einem grad/ das ist zu nechst zusammen kommen/ daß solches/
nach art derselben Planeten/ ein grosse Wirckung vnd Verenderung in der Lufft bracht.“
Dasselbe gilt für den in Graden zu messenden Stand der Planeten und ihrer Strahlen, zu
einander und im Verhältnis zur Erde (S.|73|ff.). Vgl. zur Terminologie (Aspekt, Konjunktion, Opposition, Sextilschein usw.) auch: Lexikon der Astronomie. Die große Weltraumforschung in 2 Bdn. 1. Bd., Freiburg, Basel, Wien 1989, 48 („Aspekt“).
15 Der Vorbehalt übernatürlicher Einwirkungen in natürlichen Vorgängen war verbreitet. Er beruhte auf der scholastischen Unterscheidung von causa prima und secunda,
folgte in Hermanns Fall aber wohl nicht mehr einer Auslegung des scholastischen
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Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel 370422
Axioms „Causa secunda agit in virtute causae primae“, die der causa secunda neben der
göttlichen causa prima keine wahre, sondern nur okkasionelle Kausalität zubilligt. Ob er
Gott, einmal von der damals unbestreitbaren schöpferischen und seinserhaltenden Ursächlichkeit abgesehen, im scholastischen Sinne Mithilfe (concursus) in den Zweitursachen zusprechen wollte, läßt sich kaum entscheiden oder vermuten, da er nur von einem
Hinzutreten der göttlichen Äußerung zu der natürlichen Wirkung spricht. R. Specht in:
HWPh| I, 975|f. Dagegen notierte der reformierte F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg
(FG 51), nachdem ihm das schreckliche Ausmaß eines Erdbebens in Kalabrien geschildert worden war: „Ob auch Zwar causæ secundae & Physicæ mitt incurriren, so agirt doch
in solchen schweren strafen, causa prima vornehmlich, deßen handt die armen Sündthafte Menschen erkennen müßen.“ Christian: Tageb.| XIV, 597v (Eintrag vom
21.|5.|1638).
K I 1 Das auch in den Buchtiteln (K 1 u. Beil. I Q) vorkommende „Gewitter“ meint im
Sprachgebrauch Lgf. Hermanns noch allgemein Wetter, Witterung und bedeutet noch
nicht Unwetter mit elektrischer Entladung der Atmosphäre. Vgl. Teutsche ASTROLOGIA|, S.|20; DW| IV.I.3, 6376|ff. — Zum Nutzen der Wettererklärung und -voraussage
vgl. auch K 14.
370422
Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel an Landgraf Hermann IV.
von Hessen-Rotenburg
Antwort auf 370421. — Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) dankt seinem Stiefbruder Lgf. Hermann IV. v. Hessen-Rotenburg (FG 374. 1642) für die brieflichen Nachrichten vom Vortage, die ein Lakai überbrachte, und bittet ihn, seine Mitteilungen fortzusetzen. Es zeuge von brüderlicher Zuneigung, daß Hermann ihn auch von einer Lufterscheinung mit den Strahlenkränzen dreier Sonnen unterrichtet habe. Wilhelm habe das
Phänomen einen Tag vor seinem Abzug zwar nicht bemerkt, doch habe der gerade
anwesende Oberst Johann (v.) Geyso berichtet, daß sich eine solche Himmelserscheinung auch schon bei der Schlacht vor Lutter am Barenberge (1626) gezeigt habe. Der
Regenbogen habe damals hinter Tillys Armee gestanden und sich mit seinen Enden gegen die Dänen gekehrt. Obwohl er nicht viel auf Wunderglauben gebe und sich auf Gott
verlasse, möchte Wilhelm von seinem Bruder mehr über die Ausrichtung (und Bedeutung) des Himmelsphänomens erfahren. — Um die Forstsache habe sich Wilhelm wegen
seines Aufbruchs nicht mehr persönlich kümmern können. Er habe aber den Jägermeister
mit Hermanns Brief zum Vizestatthalter (Johann Bernhard) v. Dalwigk geschickt, damit
die Angelegenheit dort und mit den übrigen in Kassel zurückgelassenen Räten behandelt
werden könne. Hermann möge sich daher in dieser Sache ggf. an Dalwigk wenden.
Q STA Marburg: 4a 46 Nr. 19, Bl. 43rv [A: 43v]; eigenh. Konzept.
A Ahn h. Landgraff Hermans fg eigenhen|dena
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370422 Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel
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Hochgebohrner Fürst, freundtlicher lieber Bruder| vnd Gevatter,
ELd. ahn vnß vnterm gestrigen| dato abgangenes handtBriefflein haben wihr
durchb dero abgefertigten| Laquayen zue recht vberlieffert empfangen| vnd den
Jnhallt mit mehrerm daroba vernommen,1 Nuhn bedancken wihr vnß zuevorderst der communicirten Zeittungen| vndc anders halben mit fr.bruederlicher bitt,
Mitt der correspondenz alßo hinfurther zu continuiren vnd vnß, Waß Sie ferner
von einem oder| andern vernehmen, gehorig advertissement ohnbeschwerthd Jederzeit zuethun, wihr verspühren auch Eld. wohlmeinende affection in deme,e
daß Sie vnß des verwichenen thages vor vnßerm Abzugk inf der lufft erschienenen medeors2 dorta vnd dreyer Sonneng Hallon3,d davon vnß gleichwohl noch
zur zeit nichts vorkommen oder|h wißent geweßen|, communication oder part4
geben| wollen, Es hatt vnß aber der Obrister Johann Geiße5, So eben alß wihr
das Schreiben| zue vnßern henden bekomm|en, darbey geweßeni, referiret, daß
dergleichen Zeichen sich alß die Schlacht vor Luther6 zwischenj dem Konig von
Dennenmarck vnd dem Gene ra l Tilly vorgangen|, in der lufft habek sehen| laßen|,
seye aber hinter der Tillyschen Armée gestanden| vndt habe der Regenbogen| mit
Seinen spitzenk hörnern oder| endenl sich nach der dennemerckischen |Armée
zuegekehret, Dahera wihr den wohl vnßers orthsm[,] wiewohln wihr eben vff
sollche dinge nicht geben,o Sondern viellmehr Gott dem Allerhöchsten, in deßen Allmacht vndt vorsehung Alles bestehet, es soll[i]chen befehlen, gern eigentlich wißen| möchten|, Wie dieses Jezige meteors sich erzeigetp7, ob es sichk
von oder zueq vnßr gewendet oder wie eß sonsten| gestanden,| Davon vnß den
ELd. gleichfallss[,] wansa Jhrn nicht zue wieder[,] zu berichten| beliebent laßen
wollen vnd würde Sie vnß darahn zuegefallen|d| thun, welliches wihr vmb Sie in
anderm zuerwiedern erbotig sein.
Was sonsten| ELd. postscriptumu wegen des holtzes vnd willdpreths ahnlangetk ist vnß derselben| Jüngstes Schreiben kurz vor vnßerm Abzugk, Alß wihr
eben zue pferde sitzen wollen|, [43v] behändiget worden| daherv wihr es so balld
nicht beandtworten| können, vnd weill vnser Jägermeister eben auch damahls
bey vnß geweßen|, haben wihr denselben zu vnserem ViceStadthaltter dem von
Dallwig8 damitt geschickt, daß Er eß mit vnsern vbrigen| hinderlaßenen Rhäten
reden solte, damit dießfalls die gebühr vnd gehorige verordnung beschehen|
möchte, Ahn den sich denn ELd. deswegen| werden zu addreßiren wißen, Vndt
wihr habens Jhro zur fr. wiederandtwortt nicht verhallten wollen, denw wihr
etc.| Datum in vnßerm Jezigen| Hauptquartier Witzenhaußen, den| 22ten Aprilis
Ao. 1637.
I
Gedanken Landgraf Wilhelms V. von Hessen-Kassel über die Sprache seiner Puget-Übersetzung und deren Vorlage
Q [Jean Puget de La Serre]: L’entretien des bons esprits sur les vanités du monde1 (erstmals ohne Ortsangabe 1629; zahlreiche weitere Ausgaben), dt. v. Lgf. Wilhelm V. v.
Hessen-Kassel (FG 65):
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[Holzschnittrahmen] Anmütige vnterhaltung 3 Vnd 3 Zeitvertreib Edeler 3 Gemühter/
3 Vber 3 Der Eytelkeit 3 der Welt. 3 Auß liebe der Tugend (als welche 3 der Eytelkeit
entgegen gesetzt ist) auß 3 dem Frantzösischen/ allen tugendlieben- 3 den Teutschen
zum besten vnd nutzen/ 3 in jhre Muttersprache ver- 3 setzet. 3 [Zierstück] 3 Cassel/
getruckt durch Blasium 3 Groß/ im Jahr 1635.
HAB: 202.52 Quod.(2)2; ein weiteres Ex. des sehr seltenen Buchs in BL London:
528.f.4. Vgl. Conermann III|, 71; Paisey/ London,| A 712 (ohne Angabe des Verfassers). Der folgende Auszug aus „Deß Vbersetzers Bericht .|.|.“ (Bl. [a iv]v – b ij r).
Eine zweite, von Theophilus Neuberger herausgegebene Ausgabe erschien 1641 in Kassel. S. Beil. III Q. „Deß Vbersetzers Bericht/ an den vielgünstigen Leser/ Wie er diß
Buch mit nutze lesen soll“ hier Bl. [A viij]r – [A xij]r. Zit. mit der Sigle N|. (Bis auf
eine Ausnahme lautlich und textlich geringfügige orthographische Abweichungen).3
Deß Vbersetzers Bericht/ an den vielgünstigen Leser/ Wie er diß
Buch mit nutze lesen soll.
[.|.|.] Dann erstlich/ so wisse/ vielgünstiger Leser/ daß es nicht mein gedichte/
sondern auß dem Frantzösischen [Bl. b r] ins Teutsche versetzt ist. Da dann
nicht müglich/ daß es allemal so lauten vnd klappen könne/ wie in der sprache/ darinnen es anfangs gesetzt ist: zu deme/ so wissen die/ welche der Frantzösischen Sprache kundig seynd/ daß ein solcher vnterscheyd zwischen den
arten zu reden/ in beyden Sprachen ist/ daß vnmüglich fellt/ es recht wohllautend zu geben/ es seye dann/ daß man weit vmbschweiffen/ vnnd nur den Verstand darvon außkernen wolle.
Nachdem ich aber nicht allein sehr schöne worte/ die da wohllauten/ sondern fast nöhtig/ vnd durchdringend seynd/ darinnen befunden/ ja fast kein
wort überflüssiga oder vmb sonst zu seyn erachtet: als habe ich gut gefunden/
die worte deß Vhrhebers4 selbst zubehalten/ vnd jhme nichts abzustricken/
wie ich es dann auch nicht für mein Gedicht außgebe/ sondern nur manchem
redtlichen Teutschen gemühte/ daß Tugend liebet/ zum besten (die verstehe/
welche der Frantzösischen Sprache eben nicht so mächtig seynd) verteutschet.
Dann räume die Eytelkeit auß deinem hertzen/ so bleibet Tugend/ oder doch
die schöne herberge bereitet/ darinn sie sicher einkehren kan.
Es ist aber auch zu mercken/ daß der Vhrheber ein fürtreflicher Redner gewesen/ der sich einer hohen schweren art zu reden vnd zu schreiben befliessen/
welches zwar in seiner muttersprache sehr herrlich vnd anmühtig lautet/ desto
schwerer aber zuverteutschen gestanden. Wird also der vielgünstige Leser sehr
wohl/ vnd jhme am besten thun/ wann er nicht so sehr auff die worte vnd art
zu re[Bl. b v]den/ oder auff die fehler/ so von mir mögen begangen seyn/ achtung gibet/ als auff die sache selbst vnnd deren bedeutung. Zwarn kann ich wol
leyden daß ich gestrafft werde/ wo ich gejrret habe/ dann sonst wolte ich dieses werck nit vnternommen haben/ weil mir der welt brauch allwohl bewust ist/
daß sie nichts vngetadelt kan vorbey streichen lassen/ ja das jenige/ so am besten gemeynet/ pflegt gemeiniglich am ersten vnnd härtesten widerzulauffen.
Nechst deme aber ist mein dienstliche Bitte/ es wolle der vielgünstige Leser sich
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belieben lassen/ eine prob seines lebens nach allen viertzehen Capiteln dieses
büchleins anzustellen: vnd sich selbst zuerforschen/ ob er auch etwa zu viel der
Eytelkeit bißhero ergeben gewesen/ Vnd da es sich finden solte/ alßdan auch
auß diesem büchlein zu mercken/ vnd zu lernen/ wie er sich darvon abziehen/
vnd ins künfftige besser darvor hüten könne. [.|.|.]
II
Landgraf Wilhelms Vorrede zu seiner Übersetzung von
Jacques Du Boscs L’honneˆte femme|
Q [Jacques Du Bosc]: L’honnête femme (der erste Teil erstmals Paris 16321; zweiter u.
dritter Teil zuerst 1634 resp. 1636 in Paris), erster Teil übers.|v. Lgf. Wilhelm V. v.
Hessen-Kassel (ps. Pantagruel) (FG 65):
Die 3 Tugendsame 3 Fraw/ 3 Das ist: 3 Außführlicher Weg- 3 weiser/ wie sich eine Tu- 3
gendsame Fraw verhal- 3 ten solle: 3 Daß sie neben denen Tugenden/ 3 mit welchen sie
begabet ist GOTT 3 zu dienen/ 3 Zugleich auch bey den Menschen 3 angenehm vnd
nützlich seyn 3 möge. 3 [Zierstück] 3 Cassel/ 3 Getruckt bey Blasii Grossens Wittib/ 3
Jn Verlegung Johann Schützens/ 3 [Linie] 3 Jm Jahr 1636. Bl. a ij r – [a iiij] v.
BL London: 527.g.7. Soweit feststellbar, Unikat. Es war uns leider nicht möglich,
eine Sekundärform dieses Buchs zu erhalten. Wir danken Sabine Koloch (Marburg)
für ihre Kopie. Vgl. Paisey/ London,| D 803; ferner Conermann III|, 71.
Vorrede.
ES pfleget gemeiniglich zu geschehen/ daß das jenige so am nöhtigsten/ am
wenigsten in obacht genommen/ ja wohl gar vnterlassen wird/ da doch sonsten
dadurch viel Vngelegenheiten verhütet/ gutes gestifftet/ vnd eines vnd anders
in ordentlichem wesen verrichtet vnd erhalten werden könte.
Vnter diesen vnd andern mängeln/ halte ich/ sey der nicht vor den geringsten zu achten/ daß vornehmen vnnd sonderlich Rittersleuten/ alß durch welche man die höchste vnnd wichtigste sachen zu bestellen vnd zu verhandelen
pfleget/ gar selten/ ja fast jmmer von jhres gleichen gesagt vnd angezeigt wird/
was jhnen wol oder vbel anstehet/ vnnd das auß denen vrsachen/ dann entweder ist derjenige/ welcher billich solcher gestalt einem andern etwas vntersagen
solte/ wo nicht aller doch etlicher solcher gebrechen selbst theilhafftig/ vnnd
kan also eines theils seinem bruder den splitter nicht außziehen/ mitlerweile er
mit dem balcken in seinem auge beschweret ist2/ anders theils befindet er etwa
bey sich nicht/ daß bey solchen dingen einiger vbelstand vorgehe/ wegen der
[Bl. a ij v] grossena liebe die er darzu trägt/ vnnd die jhn verblendet/ daß er die
vnwürde vnd den schandflecken nicht erkennen kan: Hierzu kompt auch/ daß
einer etwan zu forchtsam ist/ vnnd sich befahret3/ es möchte es der ander von
jhme nicht eben so wohl wie es gemeynet/ auffnehmen/ oder aber gedencket er
habe genugsam mit sich selbst zu thun/ was jhn eines andern mängel angehen:
auß diesen vnd dergleichen vrsachen geschicht/ daß manche nöhtige warnung
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vnd erinnerungen/ die sonsten grossen nutzen bringen/ vnd viel vngelegenheit
manchmahl verhüten können/ zurückbleiben. Dann ob schon die Eltern/ Lehrer vnd Prediger/ auch andere vorgesetzte/ Hoff- vnd Schulmeister hierinnen
viel thun vermögen/ so gibts doch/ leyder/ die erfahrung/ daß die Eltern
manchmal allzugelinde seynd/ vnnd die liebe kinder/ die jhnen gleichsam ins
hertz gepflantzet/ nicht erzürnen wollen/ sonderlich wann sie erwachsen
seynd/ von welcher gattung wir allhier reden vnd handelen: Vielmahls fürchten
sie sich auch vor jhnen/ oder aber/ welches sehr schrecklich ist/ aber offt zu
geschehen pfleget/ reitzen vnd führen sie die jhrige selbst vbel an. Lehrer vnd
Prediger/ ob gleich solche jhr ampt trewlich verrichten/ so haben sie doch
nicht allemahl gehöre/ vnd wird jhrer lehr vnd vermahnung bey vielen vnd den
meisten nicht nachgelebet/ ja sie kommen selten oder wol gar nicht an den ort/
da sie solchermassen etwas hören vnd lernen könten/ vnd wenden zu ihrer vermeynten entschuldigung vor/ daß diese leute zwar viel dinge verbötten vnd vorbrächten/ deme sie doch [Bl. a iij r] selbsta in jhrem thun vnnd leben nicht
nachkämen/ welches nicht gut/ aber offt auch wahr ist: auß diesen ist leichtlich
zu schliessen/ was Hoff- vnd Schulmeistern dißfalls vor folge werde geleistet
werden/ dann diese zuchtmeistere seynd nicht allemahl/ sonderlich bey erwachsenen zur stätte/ oder in jhrer gesellschafft. Dannen hero dan̄ erscheinet/
wie nöhtig es seye/ daß solche trewhertzige warnungen vnd wortzüchtigungen
von denen beschehen/ die da beyds stands vnnd wesens mit andern gleich/ vnd
stettig vmb vns seyn/ alß in deren gegenwart die meisten ärgernüß vnnd vngeräumbte dinge vorgehen. Dieses aber wie hoch nothwendig es ist/ also ist es
auch/ wie gesagt/ eine seltzame vnd schwartzen schwanen oder weissen raben
gleichende sache/ die sich nicht leicht zuträget/ vnter dessen aber nichts desto
weniger deren nothwendigkeit wie den andern bleibet.
Derohalben ich dan̄ verursacht worden/ auff ein ander mittel zu gedencken/
wie den Rittersleuten wegen jhrer mängel vnnd gebrechen zu jhrer besserung
nichts verschwiegen/ sondern die meynung solcher gestalt fein teutsch vnd rund
möchte gesagt werden/ daß sie dieselbige nicht allein besser alß alle andere
warnungen auffnehmen/ sondern auch daher anlaß nehmen können/ voreins
theils dingen sich zu hüten/ anders theils davon abzustehen.
Der löbliche König auß Macedonia Philips/ deß grossen Alexanders Herrn
Vatter/ ließ alle morgen einen Edelknaben vor sein bette tretten/ vnd jhmeb
diese worte zuschreyen; O König/ gedencke [Bl. a iij v] daßa du ein mensch
bist. Das war wol etwas/ vnd zu einem herrlichen zweck angesehen/ aber nicht
genug[/]c dieweil es nur ins gemein geredt/ vnd nicht auff etwas gewisses vnd
sonderbares gerichtet war/ es geschahe deß tages nur einmahl/ darzu deß morgen[s] frühe/ ja im bette/ daher er vielleicht noch halb schlaf[f]truncken/ vnnd
also die worte nicht recht hören od[er] behertzigen kondte/ so würde es auch
von einem kn[a]ben der kein ansehen hatte/ darzu auff befehl gerede[t]/ es geschach auß einer gepflogenen gewohnheit/ die d[an] endlich zur verachtung
außzuschlagen pflegt/ wan[n] sie gemein wird/ Jn summad/ es war nicht gnug.
Es soll aber allhier die sage eben nicht seyn/ vo[n] groben vnd grossen sünden/ oder solchen thaten/ d[ie] da auß der Bibel oder Rechtsbüchern müssen
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erkl[e]ret vnd erörtert werden/ sondern von gemeinen/ v[nd] vornemlich den
Rittersleuten vbel anstehenden [sa]chen/ welche entweder der zeit darinn sie
leben/ o[der] jhrem stande/ gestalt vnd wesen nicht wohl ansteh[en] vnd geziemen/ alß welche jhre geberden/ behuts[am]keit im reden/ gedult im anhören/
willfährigkeit [im] schweigen/ vnd im gebrauch der gedancken die m[an] zu
treffen/ angehen. Alldieweil das genugsam [be]kandt/ daß anderer mängel vnd
gebrechen/ so da [er]zehlter massen beschaffen/ zu tadeln vnnd herauß [zu]
streichen/ das löbliche Frawenzimmer vor ander[n] sehr geneigt ist/ so finde
ich demnach kein besser m[it]tel/ alß daß man denselbigen dieses ampt auffer[lege] vnd vberlasse/ darzu es dann zuversichtlich gar w[il]lig sich wird gebrauchen lassen/ vnnd solches vmb [so] [a iiij r] vielmehra darumb/ dieweil es an
guter folge vnd würckung nicht wird zu zweiffeln haben/ dan̄ ihme halten die
Rittersleute trefflich viel/ ja mehr alß allen anderen zu gut/ jhme zu gefallen
endern sie wohl vnd verhängen/ was sonsten fest geschlossen/ vnd nicht leicht
zu erhalten gewesen were/ derenthalben machen sie sich offt viel vngemach vnd
bemühung/ da sie sonsten in guter muß vnd ruhe hetten seyn vnnd leben können/ ja sie thun in denen dingen/ die da sonst leicht zu verrichten gestanden/
ihrenthalben auß widersetzlichkeit vnnd andern zum trotz gar das gegen[s]piel.
Auff daß aber das löbliche frawenzimmer desto leichter dieses ampt anzutretten bewogen/ vnd desto eifferiger darinnen befunden werden möge/ so habe ich nichts bessers zu seyn erachtet/ alß diß Buch/ welches von all jhrem thun
ziemlich deutlich/ doch mit aller ehrerbietung vnd bescheidenheit handelt/
demselben ins gesampt zuzuschreiben/ der gäntzlichen hoffnung vnd zuversicht/ es werde/ seinem löblichem [sic]| gebrauch nach/ vnd wie es von natur
zur rache geneigt ist/ sich sehr bald zu rechnen4/ vnd den Rittersleuten ihr wesen vnd handel hinwiederumb vorzulegen vnd zu beschreiben nicht vnterlassen/
dabey aber/ weil sie vielleicht/ alß ohne das empfindlich/ etwas mögen gerühret seyn/ desto weniger höflichkeit vnd stillschweigen gebrauchen/ nichts verbeissen/ sondern die klare/ reine/ nackende warheit herauß zu sagen: Vnnd ob
auch gleich einiger eyffer vorgehen/ vnd dasselbe vbertragen möchte/ so weit/
daß es et[Bl. a iiij v]wasa stärcker alß sonsten herauß gehen dörffte/ wir[d]
doch solches die schwachheit jhres geschlechts/ vnn[d] höflichkeit der jenigen/
denen es zu ehren vnd beste[n] vielmehr/ alß schimpff angesehen/ entschüldigen[/] vnd die arbeit nicht weniger fruchtbar vnd dienli[ch] machen/ den gewünschten zweck zu erlangen/ alß ic[h] begierig bin dasselbe zu sehen vnd zu
erleben/ ja au[ch] zu beweisen/ wie geflissen ich sey dessen gutes lehren[/]
straffen vnd vermahnungen zu folgen/ alß der i[ch] ohne das/
Deß löblichen Frawenzimme[rs]
gehorsamer Diener sterbe/
Pantagrue[l]
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III
Theophilus Neuberger über die Frömmigkeit, Sprachkenntnis und
übersetzerische Tätigkeit des Landgrafen
Q [Jean Puget de La Serre]: L’entretien des bons esprits sur les vanités du monde (erstmals o. O. 1629), dt. v. Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65): [Holzschnittrahmen] Anmuthige/ vnd sehr nutzliche 3 Betrachtung 3 DEr Eytelkeit der 3 WELT: 3
Auß Liebe der Tugendt (als 3 welche der Eytelkeit zu wider ist) 3 auß dem Frantzösischen/ allen Tu- 3 gendliebenden Teutschen zum be- 3 sten in jhre Muttersprach versetzet. 3 Durch Weyland den dapfern/ 3 recht Teutschen vnd Standhafftigen 3 Fürsten
vnd Herrn/ 3 Herrn Wilhelmen den Fünff- 3 ten/ Landgraven zu Hessen/ Graven 3 zu
Catzenelnbogen/ Dietz/ Ziegenhain vnd 3 Nidda/ hochlöblichen seeligen 3 andenckens. 3 Jetzo aber/ wegen vielfaltigen nach- 3 fragens vffs newe in diesem bequemen 3
Format an tag gegeben. 3 [Zierstück] 3 Getruckt/ zu Cassel bey Jacob 3 Gentsch/ Jn
Verlegung Jo- 3 han Schützens/ 1641. — HAB: 145.10 Pol. (2).1
Aus der Vorrede des Kasseler Superintendenten Theophilus Neuberger d. d. Kassel
23.|6.|1640 (Bl. B iij r – [B vij]v):
Günstiger/ Lieber Leser.
[.|.|.] Vmb deß willen haben je zu weilen vornehme verstendige Leute von der
Eytelkeit der welt geschrieben/ vnnd schöne Gedancken gefasset. Es ist aber
vnter allen andern diß buch wol der fürnembsten eins/ wegen der schönen inventionen, vnd der anmutigen scharpffsin̄igen Art zu reden/ so darinn gebraucht würd: derowegen es auch dem löblichen/ dapffern vnnd berümbten
Fürsten/ Weiland dem Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten vnnd Her:n
[sic]|/ Herrn Wilhelmen/ Landgraven zu Hessen/ Graven zu Catzenelnbogen/
Dietz/ Ziegenhain vnd Nidda/ genant Standhaftigen/ Hochlöbl: Ged: dermaßen wolge[Bl. B [vij] r]fallen/ daß Jh. Fürstl. Gn. dasselbe nicht allein gar fleißig gelesen/ sondern auch selbst/ nach vnnd nach/ wann sie anderer geschäffte
halben gekont/ es auß dem Frantzösischen ins Teutsch versetzt/ vnd theils mit
eigenen handen geschrieben/ theils aber dero Kammer- oder andern anwesenden Dienern/ dictirt haben. Dann Jhr. Fürstl. Gn. (wie sie dann andere Sachen
mehr vbersetzt haben) so gar nicht müssig seyn könten/ das/ wann Jh. Fürstl.
G. Abends vnnd morgens in der Bibel gelesen/ vnd jhr Gebet zu Gott verrichtet
hatten/ vnd sich dann auß oder anziehen liessen/ vnd vnter dessen sonst kein
Anspruch oder Geschäffte vorfiel/ sie diß Buch/ oder was anders vorgenomen/
gelesen/ oder lesen laßen/ vnd jhrer art nach/ wie dann Jhr. Fürstl. Gn. in den
sprachen sehr gut war/ verteutschet [B [vij] v] vnnd einem Diener zuschreiben
in die Feder dictirt haben. Diß Buch ist schon einmahl gedruckt worden vnd verhandelt.2 Weil dann fleissige nachfrage darnach geschiehet/ als ist für gut erachtet worden/ es wieder zu durchsehen/ vnnd aufflegen zu lassen. Vnnoth
achte ich/ es weiter zu rühmen. Der leser würd demselben den ruhm schon
selbst geben/ wann ers mit Nachdencken lieset. Jch zweiffele aber nicht/ es
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 135 / 4.5.2006
370422 Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel
135
würd diß Buch redlichen teutschen/ auch vmb des berümbten dapffern Fürsten3
willen/ der die arbeit daran gethan/ vnnd es verteutscht hat/ desto angenehmer
seyn. Gott gebe/ daß es viel Frucht schaffe/ zu erleydung des eitelen Weltwesens/ vnnd auffmunterung in der tugend vnd Gottesforcht/ Amen. Cassel/ den
23. Junij 1640. Theophilus Neuberger.
T a Undeutlich|. — b Eingefu¨gt fu¨r| <von> — c vnd anders halben am Rand erga¨nzt|. — d
Folgt unleserliche Streichung.| — e in deme, eingefu¨gt.| — f Bis| lufft am Rand erga¨nzt|. — g
dort vnd dreyer Sonnen eingefu¨gt|. — h vorkommen oder eingefu¨gt.| — i Eingefu¨gt fu¨r|
<gestanden> — j Folgt| <geschehen sollen>. Passage bis| vorgangen, eingefu¨gt|. — k Eingefu¨gt.| — l Eingefu¨gt fu¨r gestrichenes unleserliches Wort.| — m Folgt| <gern> — n Bis| gern
eigentlich am Rand erga¨nzt.| — o Folgt| <gern eigentlich> — p sich erzeiget eingefu¨gt fu¨r|
<gestanden> — q Folgt| <hinder> — r Gebessert aus| vnßern folgt| <gestan> — s Folgt|
<berichten woll> — t Folgt| <woll> — u Folgt| <ahnlangt> — v Bis| können, am Rand
erga¨nzt.| — w Stark geku¨rzter Beginn der Kurialien, die von einem Schreiber fu¨r die Ausfertigung des Briefs auszufu¨hren waren.
T I a N| vberflüßig
T II a Auch Kustode|. — b D.|h.| sich — c In der Kopie unleserlich im Falz. Konjekturen hier
und im Folgenden in eckigen Klammern.| — d Druckfehler| snmma
K Dieser Brief, am Anfang einer dramatischen Flucht Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel
(FG 65) vor der drohenden Umschließung durch feindliche Truppen geschrieben, verdient in unsere Ausgabe nicht nur als Antwort auf das wissenschaftsgeschichtlich bemerkenswerte Schreiben 370421 aufgenommen zu werden, sondern auch als ein Zeugnis
der politisch-militärischen Verstrickung eines herausragenden Fruchtbringers und als ein
spätes Zeugnis der geistigen Interessen Wilhelms vor dessen baldigem Tod. In einer Zeit
allgemeiner und persönlicher Friedlosigkeit (s. Anm.|1) hatte er noch 1635 und 1636 zwei
seiner Übersetzungen (vgl. schon 291104A) drucken lassen: Anmu¨tige vnterhaltung Vnd
Zeitvertreib Edeler Gemu¨hter/ Vber Der Eytelkeit der Welt| (anon. Cassel 1635) und Die
Tugendsame Fraw| (pseud. Cassel 1636). S. Beil. I u. II.
1 Seit dem November 1630 eventualiter, seit August 1631 (Allianzvertrag von Werben)
offiziell mit Schweden verbündet und zunächst militärisch sehr erfolgreich in Westfalen,
Hessen, an Mittel- und Niederrhein operierend, hatte sich Lgf. Wilhelm in Folge des
Prager Friedensschlusses auf Verhandlungen mit dem König v. Ungarn und künftigen
röm. König u. Ks. Ferdinand III. mit verschiedenen Vermittlungsversuchen Kursachsens
und Würzburgs (Bf. Franz v. Hatzfeld, vgl. 371028 K 8) eingelassen, weil er „gleichsamb
mitten im fewre sas/ allerdings verlassen vnd ümbzingelt“ (Chemnitz| II, 962, vgl. 986;
ferner Londorp| IV, 476|ff.). Am Ende wurden die Verhandlungen aufgegeben, weil Wilhelm hinsichtlich der Sicherung seiner Interessen auf unnachgiebigen Widerstand stieß.
Vgl. 370305 K 9; Meike Hollenbeck: Die hessisch-kaiserlichen Verhandlungen über die
Annahme des Prager Friedens. In: Frankreich und Hessen-Kassel zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens. Hg. Klaus Malettke. Marburg 1999,
111–122. Stattdessen ging er am 2./12. Juni („Mindener Vorvertrag“, blieb unratifiziert)
und, in militärisch äußerst bedrängter Lage (s.|u.), vollends am 11./21. Oktober 1636
(Vertrag von Wesel) notgedrungen, wie schon die Leichenpredigt, aber auch etwa Volker
Press betonen (s.|u.), ein förmliches Bündnis mit der Krone Frankreich ein. Vgl. auch
370715 K 15. Dieses sollte ihn zur Fortführung des Krieges mit einer eigenen Streitmacht
befähigen, ließ sich in der Praxis aber anfangs nur sehr schwer an. Mit dem Entsatz der
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Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel 370422
Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel| (1602–1637; FG 65). Postum 1639. Zu 370422.
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Festung Hanau im Juni 1636 (vgl. 360703) hatte der Landgraf seinen Entschluß zur Fortsetzung einer antihabsburgischen Bündnispolitik in die Tat umgesetzt. Vgl. zu den Vorgängen in Hessen und Westfalen in der ersten Jahreshälfte 1636 Chemnitz| II, 944|f.,
957|ff., 982|f., 1006|ff.; zum Entsatz Hanaus 1009, 1013|ff. Am 9./19. August 1636
sprach der Regensburger Kurfürstentag die Reichsacht aus und erklärte ihn seiner Länder für verlustig. Lgf. Georg II. v. Hessen-Darmstadt wurde in einer besonderen, vorerst
geheim gehaltenen ksl. Vollmacht gleichen Ausstellungsdatums zum Administrator Niederhessens ernannt und im November 1636 vom Kaiser mit der Exekution der Reichsacht gegen Lgf. Wilhelm beauftragt. Am 24.|4.|1637 bestätigte der neue Kaiser Ferdinand
III. die Ächtung. Das Eindringen von Truppen des Kaisers und des Reichs in Wilhelms
niederhessische Stammlande und in die zahlreichen westfälischen Quartiere seiner Truppen vollzog sich schon seit Ende 1635, vollends seit dem Juli 1636, als sich eine starke
Armee unter dem kurbayerischen Feldmarschall Gf. Johann v. Götz (vgl. 370421 K 4 u.
5) anschickte, die hessische Vormachtstellung in Westfalen zu brechen und ins Niederhessische einzufallen. Vgl. auch 371028 K 10. War es im April 1636 Lgf. Wilhelm im
Bund mit dem von Friherre Axel Oxenstierna (FG 232) auf den niedersächsisch-westfälischen Kriegsschauplatz abgeordneten General und Feldmarschall Alexander Leslie (vgl.
370722 K 4) noch gelungen, Osnabrück zu entsetzen, das Bst. Paderborn und die Gft.
Ravensberg mit Bielefeld wieder in seine Hand zu bringen, Minden zu erobern und
schließlich im Juni die schwedische Festung Hanau zu entsetzen, so verdüsterte sich die
Lage für die hessische Armee zum Jahresende 1636, zumal Leslie im Juli 1636, kaum von
Hanau an die Weser zurückgekehrt, vom schwedischen Feldmarschall Johan Banér (FG
222) an die Elbe zurückbeordert worden war. Vgl. Chemnitz| III, 12|ff., 44, 60, 75; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 338, 340 u. 344. Bis zum 11./21.|10.|1636 wurden Amöneburg, Homberg, Paderborn, Soest, Dortmund, Lünen, Werl, Hamm und andere Garnisonen von Götz’ Truppen eingenommen. Nach der Niederlage bei Wittstock am
4.|10.|1636 n. St. fielen zurückweichende ksl. und Reichs-Truppen unter Hatzfeld (s.|u.)
ins Niederhessische ein, um sich mit den ihnen entgegenziehenden Truppen Götzens am
10.|11.|1636 bei Creuzburg a.|d. Werra zu vereinigen und dann vor dem anrückenden Banér ins Bst. Paderborn und die Gft. Mark zurückzuziehen, während Banér bis zum
8.|12.|1636 in Kassel blieb, bevor er wieder nach Osten aufbrach (vgl. seinen Brief an
Oxenstierna aus Kassel, 1.|12.|1636; AOSB| SA VI, 353|ff.; ferner Chemnitz| III, 67|ff.;
Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 357 u. 361). In dieser Zeit hielt sich Lgf. Wilhelm in
Hamburg, Bremen und der sicheren schwedischen Garnison Minden auf und traf erst
zum Jahresende wieder in Kassel ein. Im Frühjahr 1637 gingen Reich und Kaiser zu einer
Großoffensive gegen die Schweden über. Die ksl. bzw. bayerischen Feldmarschälle
Reichsgf. Melchior Hatzfeld und Gf. Johann v. Götz (s. 370421 K 5), durch den ksl. General Gf. Gottfried Huyn van Geleen (s. ebd.) verstärkt, rückten wieder nach Osten; die
bayerischen Verbände Gf. Joachim Christians v. (der) Wahl (s. 370421 K 4) setzten sich
vom Stift Paderborn aus in Bewegung. Vermehrte darmstädtische Truppen zogen ebenfalls heran und Jan v. Werth (s. 370421 K 5) stieß mit schweren und leichten Reitern aus
Südwesten (Rhein/Mosel) vor. Der selbst bedrängte schwedische Feldmarschall Johan
Banér konnte noch ein Reiterkorps unter Generalleutnant James King (FG 224; vgl.
370722 K 14) zu Wilhelm detachieren. Am 11.|4. 1637 vereinigten sich Kings Schweden
mit den hessischen Verbänden nördlich von Kassel an der Werra. Vgl. 370421 K 11. Am
22.|4.|1637 verjagte man gemeinsam die feindlichen Besatzungen aus Eschwege und Allendorf. In die Enge getrieben von drei aus Osten, Süden und Nordwesten heranziehenden Armeen und politisch wie militärisch auf verlorenem Posten, mußte Lgf. Wilhelm
sein Land (bis auf die Festungen Kassel und Ziegenhain in der sumpfigen Schwalmniederung) aufgeben und sich mit seinen und Kings Truppen durch das Stift Paderborn nach
Minden und weiter nach Norden durchschlagen. Am 27. April begann der Abzug der
hess. und schwed. Truppen von der Werra (Allendorf); am 30.|4. verließen Wilhelm und
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Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel 370422
King endgültig (und gerade noch rechtzeitig, s. 370421 K 5 u. STA Marburg: 4h Nr.
1409, Bl. 49v) Kassel. Vgl. 370421 K 11. Mit dem Abzug des hessischen Kriegsstaates
wird Niederhessen in der Folgezeit einer enormen Verwüstung preisgegeben. Aus Petershagen (Stadt und Schloß an der Weser im Bst. Minden) schrieb Lgf. Wilhelm am
12.|5.|1637 an Oxenstierna: Zwar seien durch das „beharrliche kriegswessen“ seine eigenen Erblande, „darinnen der feindt leider den meister spiehlet, dermassen jämmerlich
durch unauffhörliches sengen und brennen zuegerichtet und verheeret worden, dass es
endtlich damit auff eine gäntzliche wüsteney ausschlagen muss“, der an den Untertanen
verübten Greuel und Schandtaten nicht zu gedenken. Obwohl daher nichts sehnlicher als
der Frieden zu wünschen sei, habe man doch von einem „particulier frieden“ nichts zu
erhoffen. Daher „müssen wihr Gott und der zeit die sache noch ferners befohlen sein lassen, und anderer besseren mittell und gelegenheit zue einem allgemeinen, durchgehenden, sichern, bestendigen frieden [.|.|.] in gedult erwartenn.“ AOSB| SA VII, 654|f.; vgl.
Chemnitz| III, 67, 70, 76; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 306. Blomberg (3.|5.), Rinteln
(Mai), Wildeshausen a.|d. Hunte (Ende Mai), Vechta (Anfang Juni), Bersenbrück (9./
10.|6.), Bielefeld (18.|6.), Lippstadt, Lemgo (Ende Juni), Rinteln (Juli), Cloppenburg
(1.|8.) usw. waren die weiteren Stationen bzw. Quartiere auf Wilhelms Zug, bis ihm trotz
gelegentlicher kleinerer Militärerfolge nichts blieb, als seine Truppen im September 1637
in der Gft. Ostfriesland einzuquartieren, um dort besserer Zeiten zu harren, während
Hessen-Darmstadt die Administration des Kasseler Landesteils beanspruchte. Am
23.|8.|1637 hatte Wilhelm noch aus Oldersum/ Ostfriesland an den Obristen Johann (v.)
Geyso (s. Anm.|5) geschrieben, er habe „weder strohe noch anders geschweige ein bette“
in seinem Quartier. Abgedruckt in: Beiträge zur Geschichte des 30jährigen Krieges. In:
Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde 2 (1840), 179–187, 179. Kaum war die
Einquartierung mit dem Akkord von Leerort (13./23.|9.|1637) abgesichert, starb er am
21.|9./1.|10.|1637 in Leer in ärmlichen Verhältnissen: „[.|.|.] die inwendige Glieder [waren] sehr verzehret/ vnd alle natürliche Kräfften vergangen/ daß sie gleich wie ein außgebrand Liecht erloschen.“ (Theatrum europaeum|, 3. Tl. [1644], 838.) Kurz zuvor soll er
mit Kreide an die Wand seines Sterbezimmers geschrieben haben: „Homo disce mori“.
Seine Frau Lgfn. Amalia Elisabeth hatte er, fieberkrank, in seinen letzten Tagen vom
Hauptmann Adolf Wilhelm v. Krosigk (FG 248; später Gesandter Hessen-Kassels bei
den Westfälischen Friedensverhandlungen) aus Bremen zu sich holen lassen. Dorthin
hatte Wilhelm sie und die zwei Söhne Wilhelm (VI.) (FG 694) und Philipp (1630–1638)
im Juli 1636 noch persönlich und eskortiert von (Johann) Ludwig (v.) Geyso (FG 327.
1639; s. Anm.|5) und dessen Reiter-Regiment aus Kassel über Rinteln (16.|7.) in Sicherheit gebracht (vgl. Wilhelms Brief an Oxenstierna vom 30.|7.; AOSB| SA VII, 655|f.). Die
vier Töchter (Emilia, Charlotte, Elisabeth und Louisa, s. AD| I, 91|f.; EST| I, T. 99)
scheinen, nach Ausweis der von E. Bettenhäuser veröffentlichten Familienbriefe (s.|u.), in
der Festung Kassel zurückgeblieben zu sein. Noch etwa drei Wochen blieb Amalia Elisabeth in Leer, zog sich dann mit ihren Söhnen nach Delfzijl bzw. Groningen zurück. Vgl.
auch den Brief Frh. Enno Wilhelms v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) an Friedrich
v. Schilling (FG 21), d. d. Hamburg, 14.|10.|1637. (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A
9a Nr. 87b, Bl. 149r–150v). In Groningen starb ihr Sohn Philipp (am 17.|8.|1638) und
Wilhelm VI. erkrankte schwer. Später begab sie sich nach Dorsten (seit Dezember 1638)
und Lippstadt (seit Oktober 1639). Am 9.|3.|1640 reiste Amalia Elisabeth, die einbalsamierten Leichen Lgf. Wilhelms V. und Pz. Philipps mit sich führend, nach Kassel. Am
23.|4.|1640 wurden die sterblichen Überreste Wilhelms und Pz. Philipps in der Stiftskirche St. Martin, seit 1567 Grablege der hess. Landgrafen, in einem von Wilhelm neu angelegten Grabgewölbe unter dem Kapitelhaus beigesetzt, zusammen mit dem Töchterchen Louisa (5.|11.|1636–6.|1.|1638, s.|o.). Die Gruft wurde teilweise im Zweiten Weltkrieg, vollends bei Räumung und Wiederaufbau der Martinskirche zerstört. Nur einzelne, stark angegriffene und beraubte Särge und Sargfragmente sind noch erhalten.
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Sarg und Gebeine Wilhelms V. galten seit der Trümmerräumung in der Martinikirche
1953 als verschollen. Kürzlich wurde allerdings im Dachmagazin des Landesmuseums
eine Kiste mit Sarg- und Knochenresten aufgefunden. (Wir danken K.-H. Wegner, Direktor des Stadtmuseums Kassel, und Herrn Schmidberger von den Staatlichen Museen
Kassel für freundliche Auskunft.) Vgl. Christian Presche: Die fürstlichen Grabstätten in
der Kasseler Martinskirche. In: Zs. d. Vereins f. Hess. Geschichte u. Landeskunde 107
(2002), 17–69, hier 29|ff. — F. v. Geyso (s.|u.) III, 110, 133 erwähnt noch ein vielversprechendes Tagebuch Wilhelms in einem Schreibkalender von 1636, das im STA Marburg
trotz angestrengter Nachforschungen bislang nicht aufgefunden werden konnte (freundliche Mitteilung von Dr. Gerhard Menk). Vgl. insgesamt Merian: Topographia| (Hassiæ
1646), 35; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 283|f., 306, 329|f., 340|ff., 370 u. 390|f.; Theophilus Neuberger: Christliche Ehrengedechtnis Des .|.|. Herrn Wilhelmen des Fünfften/
genant Standhafftigen/ Landgraven zu Hessen .|.|. als J. F.G. Wie auch dero gleichfals in
Gott ruhenden Jungen Herrn/ Herr Philipsen/ vnd Fürstl. Frewlins/ Frewlins LOYSÆ
.|.|. verblichenen Leichnam mit hochansehentlicher Fürstl. Leichbegängniß vnd Ceremonien zu dero auffs new dazu erbawten Fürstlichen Ruhestette gebracht/ vnd darinn niedergesetzt worden (Kassel: Jacob Gentsch 1640), darin der Lebenslauf Wilhelms S.|19
[recte 20] – 59 [recte: 60]. HAB: J 301 4b Helmst. (12) und LP Stolberg| 12874–76. Ein
hsl. Entwurf der Personalia, der die Mitgliedschaft Wilhelms in der FG nicht erwähnt,
in STA Marburg: 4a 46, Nr. 13 (5 Bl. ungezeichnet, undatiert, unbek. H.); vgl. LP STA
Marburg|, Nr. 448. Vgl. auch Theophilus Neuberger: Christliche Leich- vnd TrostPredigt/ Alß .|.|. Frawen AMELIÆ ELISABETHÆ, Landgrävin zu Hessen .|.|. verblichener
Leichnam/ mit Fürstl. solenniten in die Fürstliche Grufft vnd Ruhestette gebracht/ vnd
niedergesetzt worden .|.|. am 30. Septembris des Jahrs 1651 gehalten/ vnd vff Begehren
schrifftlich vffgesetzt (Kassel 1651: Salomon Schadewitz); Personalia dort Bl. E r – G iv
v (HAB: Gm 2287). Vgl. ferner: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk
Cassel. Bd.|VI: Kreis Cassel-Stadt. Bearb. v.|a. Holtmeyer. Text, 1. Teil. Cassel
1923,168, 175, 185, 186; Dass., Atlas, 1. Teil (Tafel 1–164). Cassel 1923, T. 132.1 (Abb.
des Sarges Wilhelms, Inschriften nicht erkennbar; nach dieser Tafel erneut in Presche
[s.|o.], S.|63, Abb. 9); Baudenkmale in Hessen. Stadt Kassel I. Hg. Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Braunschweig/ Wiesbaden 1984, 73; Georg Dehio: Handbuch der
Deutschen Kunstdenkmäler. [Bd.|2:] Hessen. O.|O. 1966, 450|f. Weitere Lit.: ADB|
XLIII, 39|ff.; AOSB| FA XV, 356|ff., 491|f., 517|f. u.|ö.; AOSB| SA VII, 642|ff. u. 655|ff.;
AOSB SA| IX, 925|ff. (James Kings Briefe an Oxenstierna); Barudio|, 497|ff.; Bircher/
Palme| II, 178|f.; Conermann III|, 70|ff.; DBA I,| 1370/ 357|ff.; Ritter: Deutsche Geschichte|, 600; Ro¨ssler/ Franz|, 3161; Theatrum europaeum|, 3. Tl. (1644, HAB: Ge 4b 54),
783, 791, 793, 804|f., 818, 838; Winkelmann|, 285 (zum Grabgewölbe), 382 (zur DuBosc-Übersetzung, s. Beil. II); Ruth Altmann: Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel
im Kampf gegen Kaiser und Katholizismus 1633–1637. Marburg 1938, 108|ff., 161|ff.;
Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. 2., neubearb. u. erw. Aufl. Kassel u.
Basel 1972, 254|ff.; Familienbriefe der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel
und ihrer Kinder. Hg. Erwin Bettenhäuser. Marburg 1994, 1|ff.; Frankreich und HessenKassel zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens. Hg. Klaus
Malettke. Marburg 1999 (insbes. darin der Aufsatz von Christian Tacke: Das Eindringen Hessen-Kassels in die Westfälischen Stifter, S.|175–187); Franz v. Geyso: Beiträge
zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges und Grundlagen zu einer Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. (Erster Teil.) In: Zs.
d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde 53 (1921), 1–115; Zweiter Teil. In: A.|a.|O.
54 (1924), 1–160; Dritter Teil. In: A.|a.|O. 55 (1926), 1–175, hier insbes. III, 73|ff.,
124|ff. (104 u. 150 zu A. W. v. Krosigk); Helmut Lahrkamp: Jan von Werth. Sein Leben
nach archivalischen Quellenzeugnissen. Köln 1962, 75; Klaus Malettke: Der Dreißigjährige Krieg in Hessen und seine Folgen. In: Hess. Jahrbuch f. Landesgeschichte 51 (2001),
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83–102, hier insbes. 90|f., 93; Gerhard Petri: Das Militärwesen von Hessen-Kassel in der
Zeit Landgraf Wilhelms V. und der Landgräfin Amalie Elisabeth 1627–1649. Diss. Universität Bonn 1996 (masch.); Hans Philippi: Das Haus Hessen. Ein europäisches Fürstengeschlecht. Kassel 1983, 92|ff.; F. C. Th. Piderit: Geschichte der Haupt- und Residenz-Stadt Cassel. 2., erw. Aufl. hg. Jacob Ch. C. Hoffmeister. Cassel 1882, 146|ff.; Volker Press: Hessen im Zeitalter der Landesteilung, 1567–1655. In: Das Werden Hessens.
Hg. Walter Heinemeyer. Marburg 1986, 267–331, insbes. 310|ff.; Georg Schmidt: Der
Dreissigjährige Krieg. München4 1999, hier 58, 60. Vgl. zu Lgf. Wilhelm schließlich
noch 231206, 240109, 240301, 250514, 280308, 291104A u. I, 291200, 300420 u. I u. II,
300420A. Zu Wilhelms Nachleben s. Anm.|7.
2 „Meteor“ war im Sprachgebrauch Lgf. Hermanns und der Zeit die Bezeichnung für
alle flüchtigen Himmels- und Wettererscheinungen, nicht nur für den Kometen oder
Schweifstern, daher seit Aristoteles’ Meteorologica| die Ableitung „Meteorologie“ für
Wetterkunde oder Wissenschaft von der Atmosphäre. Die „Meteorologia“ ist jener Teil
der Naturlehre, „darinnen hauptsächlich von denen sogenannten Meteoris, oder von der
Natur und Beschaffenheit derer hin und wieder vorkommenden Lufft-Zeichen oder
Lufft-Begebenheiten gehandelt wird.“ (Zedler| XX, 1282.) S. dazu Lgf. Hermanns HISTORIA METEOROLOGICA| von 1651 (vgl. 370421 K 1), darin im „Vortrab“ das erste Kapitel „Von Vrsachen oder Vrsprung aller Meteoren ins gemein“ (Bl. a i r – a iii r). In den
nachfolgenden Kapiteln werden die verschiedenen Arten der „Meteore“ abgehandelt: die
reinen feurigen, die vermischten feurigen, die wässerigen, „Straal/ Donner vnd Blitz“,
die „erscheinenden meteoren, welche von Aristotele Gesichte genennet werden“ (Bl. c i r
– d iii v) und zu denen auch der Regenbogen sowie Sonnenbilder gerechnet werden (vgl.
370421 K 12). Vgl. H. Howard Frisinger: The History of Astronomy: to 1800. New
York 1977, 15|ff.; G. Hellmann: Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften des
XVI. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte der Meteorologie. Berlin 1921 (Abhandlungen der Preuss. Akademie der Wissenschaften 1921, pysikal.-mathemat. Klasse, H.
1); Hans-Günther Körber: Vom Wetteraberglauben zur Wetterforschung. Leipzig 1987,
57|f.
3 Statt halon, zu lat. halo f. (gr. alwß), Korona oder Strahlenkranz der Sonne bzw.
des Monds. Sen. quaest. nat. 1,2. Vgl. Faber/ Buchner (1664),| 444 (s.|v. halo): „Germani
Latinum reddunt vocabulum, der Hoff ümb den Monden/ ein runder Kreiß oder Circkel
ümb die Sonne.“ S.|370421 K 12.
4 Vgl. Stieler|, 1412 „Einem von einer Sache part geben/ communicare rem alicui & cum
aliquo, participem, certiorem facere alicujus rei.“ Vgl. auch Steinbach| II, 166.
5 Johann (v.) Geyso (Geisse, Geissen, Geisso; 1593–1661), älterer Bruder (Johann)
Ludwig Geysos (s. Anm.|1), nahm schon 1620 als Hauptmann an der Schlacht am Weißen Berge teil, ebenso 1626 als dänischer Oberst an der Schlacht bei Lutter am Barenberge; seit 1628 hessen-kasselscher Amtmann zu Eschwege; unter Lgf. Wilhelm V.
Oberst des berühmten „weißen“ (Leibgarde-)Regiments und 1631 Generalquartiermeister der hessischen Truppen, 1635/36 Militärgouverneur im östlichen Westfalen, unter
Wilhelms Witwe Lgfn. Amalia Elisabeth 1648 Generalleutnant, d.|h. der gleich nach der
Landesherrin rangierende Oberkommandierende aller hess. Truppen. Er war einer der
wichtigsten Berater Lgf. Wilhelms. Seit 1632 „blieb der Oberst Geiso beständig an der
Seite des Landgrafen Wilhelm V. bis zu dessen so schnell erfolgtem Lebensende“ (Ersch/
Gruber| I, 56 u. 233). Unter dem nach Ostfriesland geretteten hess. „Kriegsstaat“ befand
sich auch sein soeben erwähnter Bruder, der Oberst Ludwig Geyso (†1644), der im
Mai/ Juni 1636 nachweislich als Kommandeur des berittenen Leibregiments in der engsten Umgebung Lgf. Wilhelms zu finden war. Er hatte im Juli 1637 an der Evakuation
der Landgräfin und ihrer beiden Söhne nach Bremen mitgewirkt (s. Anm.|1). Vgl. ADB|
IX, 138|f.; AOSB| SA VII, 455, 499|f.; Conermann III|, 374|f.; Ersch/ Gruber| I, 56, 231|f.
u. 232–238; Beiträge zur Geschichte des 30jährigen Krieges. In: Zs. d. Vereins f. hess.
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Geschichte u. Landeskunde 2 (1840), 179–187 (Briefe an Johann v. Geyso); Demandt (s.
Anm.|1), 256; Franz v. Geyso (s. Anm.|1), insbes. III, 76, 83|ff., 93, 112, 120|ff., 133,
146|f., 154, 171|f.; Petri (s. Anm.|1), 31, 44, 129, 137; Gerhard Petri: Das Militärwesen
von Hessen-Kassel in der Zeit Lgf. Wilhelms V. und der Lgfn. Amalie Elisabeth 1627–
1649. Diss.|u. Bonn 1996 (Masch.schr.), passim. Johann (v.) Geysos Kupferporträt abgebildet in Anselm van Hulle: PACIFICATORES ORBIS CHRISTIANI, SIVE ICONES
PRINCIPUM, DUCUM, ET LEGATORUM, QUI MONASTERII atque OSNABRUGÆ PACEM EUROPÆ RECONCILIARUNT. (Rotterdam 1697), Nr. 95 (HAB: Xb
FM 1); Hugo Brunner: Geschichte der Residenzstadt Cassel. 913–1913. Kassel 1913, T.
8. Vgl. auch Bircher/ Palme I|, 97 (Nr. X. 14) u. II|, 179 (Nr. 452).
6 Lutter am Barenberge, Schlacht am 27.|6.|1626, die mit der Niederlage Kg. Christians IV. v. Dänemark und dem Sieg des Ligaheers unter Gf. Johann Tserclaes v. Tilly
endete.
7 Zur naturwissenschaftlichen Erklärung dieses Phänomens und der Möglichkeit eines
göttlichen Zeichens vgl. 370421 K 12–15, zu Wilhelms Schicksal s. Anm.|1. Zu seinem
Nachleben sei nur mitgeteilt: Am 25.|3.|1637 war F. Friedrich v. Anhalt-Harzgerode (FG
62) von Warschau kommend in Kassel eingetroffen und hatte auf Anerbieten Lgf. Wilhelms die Stellung eines Generalmajors der hessischen Truppen angenommen, die er
1641 aufgab. Beckmann| V, 385; vgl. F. v. Geyso (s. Anm.|1) III, 165 (F. Friedrich an der
Spitze der hess. Stabsoffiziere in den münsterländischen Garnisonen, Koesfeld, September 1638). Als sein kaisertreuer Bruder F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) am
8.|6.|1637 davon erfuhr, reagierte er wütend: „Il gastera mes affaires avec cela, & les siennes ensemble. Dieu le redresse.“ Christian: Tageb.| XIV, Bl. 440r. Vgl. auch Christians
besorgte Anfrage bei seinem Cousin Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) vom
24.|6.|1638. Da die ksl. Belehnung des Hauses Anhalt anstehe, erkundigt er sich im Hinblick auf seinen Bruder Friedrich, wie die weimarische Belehnung ausgefallen sei: wurde
Hz. Bernhard (FG 30), der ja auch „dem feindt dienet“, übergangen oder gar explizit
ausgeschlossen? (ThHSTA Weimar: Fl. Haus A 309, Bl. 2r). Das Schicksal Lgf. Wilhelms V. scheint F. Christian insgesamt unbeteiligt aufgenommen zu haben. Als er bei
währendem Kurfürstentag in Regensburg am 9./19.|11.|1636 erfuhr, daß Lgf. Wilhelm
(mit dem Kurfürsten v. Trier) in die Acht erklärt werden sollte, und am 14./24.|11.
Kenntnis erhielt, daß Lgf. Georg II. v. Hessen-Darmstadt die militärische Exekution der
Acht aufgetragen worden und er mit 12000 Mann im Ausrücken begriffen sei, notierte er
lediglich die bloßen Nachrichten ohne Regung oder Ausdruck des Bedauerns (a.|a.|O.,
Bl. 233r u. 239v). In Bernburg erreichte Christian am 27.|8.|1637 die Nachricht, „daß
Landtgraf Wilhelm, seine famjljam, in Bremen salvirt, das Landt zu heßen aber, öde
vndt wüste stehe, vndt ob es schon mitt einem reichen kornsegen vberschüttet, so wehre
doch niemandt wegen desolation deß Landes, der es einerndtete.“ (A.|a.|O., Bl. 473r.)
(Zur guten Witterung und Agrarsituation als einem der wenigen Lichtblicke in der desolaten Lage Hessens bis 1640 vgl. Piderit [s.|o.], 160|f. u. 183.) Unter dem 29.|9.|1637 heißt
es im Tagebuch lapidar: „Zeitung, daß Landgraf Wilhelm todt seye, wiewol man hertz.
Berndt [Bernhard v. Sachsen-Weimar, FG 30] auch todt gesaget.“ (A.|a.|O., Bl. 491v.)
Die Bestätigungen der Todesnachricht für „gewiß“ dann am 12. und 17.|10.|1637
(a.|a.|O., Bl. 498v u. 500r, vgl. auch 511r). Auch anläßlich des Klageschreibens der verwitweten Lgfn. Amalia Elisabeth, das ihn am 1.|12.|1637 aus Ostfriesland erreichte, wird
lediglich der Erhalt vermerkt (Bl. 527r). — Von F. Ludwig liegt uns kein unmittelbares
Zeugnis einer Reaktion auf die Todesnachricht vor. Er dürfte spätestens Anfang Oktober durch Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen vom Tod des Landgrafen erfahren haben. Am 6.|10.|1637 teilte dieser Friedrich v. Schilling (s. Anm.|1) neben der Todesnachricht mit, daß Lgf. Wilhelm testamentarisch die Vereidigung der Armee und des
Generals Melander auf seinen Sohn Wilhelm VI. verfügt und die Witwe und die Generalstaaten zu dessen Vormündern bestellt habe. Der Tod des Landgrafen sei „une tresgran-
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de perte pour le party François et Suedois, lequels s’en trouvent bien en peine“ (LHA
Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 147r–148v). Vgl. das Bedauern F. Ludwigs
in 371028. — Das herzlichste Beileidszeugnis aus den Kreisen der Fruchtbringer stammt
von dem ehemaligen Kasseler Hofmarschall Diederich v. dem Werder (FG 31). Er antwortete d. d. Reinsdorf 6.|1.|1638 auf die Todesnotifikation durch die Witwe Amalia Elisabeth d. d. Leer 23.|11.|1637, er habe bereits vom Tod des „allerlöblichsten Fürsten“ gewußt, jedoch sei sein „hertzleidt“ erneuert und vergrößert worden, v.|a. „wan ich 1. E. F.
G. betrübte höchstgeängste persohn, 2. E. F. G. löbliche junge herrschafft, 3. die, auff
den eussersten fall vndt vntergang stehende wohlfahrt ihres fürstlöblichen hauses vndt
Casselischer linie, 4. den nimmer ersetzlichen landesschaden, vndt 5. den in höchster gefahr schwebenden Zustandt der Kirchen Gottes vndt vnserer reinen verbesserten lehre
des Glaubens, mir für die augen stelle.“ Er erinnert daran, daß er seine leibliche und seelische Wohlfahrt der Erziehung im fl. Hause Kassel verdanke und beteuert, daß er vor
diesem „abgrunde der widerwertikeiten“ täglich in Sorge um das Haus Kassel und im
Gebet um Gottes Schutz verharre. „Der weylandt hocherleuchte Fürst, dessen gleichen
nuhmehr der deutsche erdtboden nicht trägt, hatt die ehre der tapferkeit vndt eyffers für
die warheit Gottes da seine vorfahren reichlich mit begabt gewesen, wieder aufs newe erhoben, vndt noch heller ans liecht gebracht: Es hatt dieser Seligste Fürst seine eigene
holdtselige persohn, sein Fürstliches haus, vndt ansehnliche mächtige lande vndt leute,
für die ehre jesu Christi, in eusserste gefahr zusetzen, nicht geschewet, Er hatt gewust,
an wen er geglaubt, drümb hatt er auch in der thatt erweisen wollen, das es derselbe
wehrt sey, das man ihm glauben gebe. Auff solchen glauben vndt in der Andacht hatt
dieser ChristFürstliche heldt sein leben beschlossen, ihm [lies:| sich] einen vnsterblichen
ruhm nicht alleine für der welt, Sondern was mehr ist ein vnvergängliches lobwürdiges
gedächtnüs bey der Kirchen Gottes, am allermeisten aber die vnverwelckliche Krone der
ehren, als ein Standthafter Soldatt vndt Ritter seines Capitains jesu Christi im himmel erlanget.“ Werder empfiehlt der Witwe ein unbedingtes Vertrauen zu Gott, „der es mit seiner Kirchen vndt auserwehlten nicht anders als gutt machen kann vndt will“. (UB/ LMB
Kassel: 2b Ms. Hist. Litt. 4, 2 Bl., eigenh.). Vgl. auch K III 3. 1646 wird Werder im Auftrag Amalia Elisabeths die Vermählung ihres Sohnes Wilhelm VI. mit der kurbrandenburgischen Pzn. Hedwig Sophia vermitteln. Vgl. Krause: Werder|, 53|f. — Erwähnt seien
die seltsamen Palmbaumtaler Lgf. Wilhelms (1627|ff.), die aber nicht die Palmen-Ikonographie der FG, sondern die emblematische Constantia-Tradition aufnehmen. S. Artur
Schütz: Die hessischen Münzen des Hauses Brabant. III: Gesamthessen, Hessen-Marburg und Hessen-Kassel 1509–1670. O.|O. u. J., 183|f., 187|ff., 195|ff. u.|ö.; vgl. DA Ko¨then I. 3|, 104|ff.; Emblemata|, 192|f., 196. Vgl. außerdem noch Beil. III. Eine religionspolitisch aussagekräftige Anekdote zu Lgf. Wilhelm überliefert Julius Wilhelm Zincgref:
Teutscher Nation klug-außgesprochene Weißheit (3 Tle., Leiden 1644), III, 26 (HAB:
Xb 1025).
8 Johann Bernhard v. Dalwigk (zu Dillich; 1582–1638) aus hess.-waldeck. Uradel,
lgfl. hessen-kasselscher Geheimer Rat, Bevollmächtigter bei Friherre (Greve) Axel Oxenstierna (FG 232) und beim Direktorium des Heilbronner Bundes, Vizestatthalter von
Niederhessen. Er hatte am 4.|2.|1628 als Bevollmächtigter des gerade zur Regierung gelangten Lgf. Wilhelm V. die Reichslehen von Ks. Ferdinand II. empfangen. Zudem hatte
Wilhelm in seinem Testament vom März 1633, das seine Frau Amalia Elisabeth zur Regentin und zum Mitvormund des unmündigen Pz. Wilhelm VI. erklärte, ihr ein Kollegium von fünf Räten (und einen zehnköpfigen landständischen Ausschuß) zur Seite gestellt, dem neben dem Statthalter Hermann v. der Malsburg, der allerdings im Dezember
1636 verstorben war, dessen Stellvertreter Dalwigk, der Oberste Johann (v.) Geyso (s.
Anm.|5) u.|a. angehören sollten. Die lgfl. Räte in Kassel ließen umgehend nach der eingetroffenen Nachricht vom Tode Wilhelms V. am 23.|9.|1637 die Behörden und Bürger Pz.
Wilhelm VI. huldigen. Johann Bernhard v. Dalwigk starb wenig später am 13.|1.|1638.
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Vgl. GHdA| LVIII (=Adelslexikon, Bd.|2), 413|f.; Kneschke| II, 407|ff.; NDB| III, 495;
Siebmacher| III. 4, S.|7, T. 6; Rudolf v. Buttlar-Elberberg: Stammbuch der Althessischen
Ritterschaft. Wolfhagen 1888, unpag. (T. 3 zum Geschlecht der „von Dalwigk“); Reinhard Frh. v. Dalwigk: Denkwürdigkeiten und historische Skizzen aus dem Leben vieler
Mitglieder der Familie von Dalwigk. Darmstadt 1841, 67–70; F. v. Geyso (s. Anm.|1) II,
91 u. 108; III, 111, 139, 153 u. 163; Karl Wilhelm Justi: Amalie Elisabeth, Landgräfin
von Hessen. Versuch einer Darstellung ihres Lebens und Charakters. Giessen 1812,
40|ff.; Margret Lemberg: Juliane, Landgräfin zu Hessen (1587–1643). Darmstadt u.
Marburg 1994, 391; Piderit (s. Anm.|1), 181|f.
K I 1 Der äußerst produktive Erfolgsschriftsteller Jean Puget de La Serre (1593–1665)
wurde Bibliothekar des Gaston d’Orléans (Bruder Kg. Ludwigs XIII. v. Frankreich) sowie kgl. Historiograph. Sein von Lgf. Wilhelm übersetztes Werk, im Original erstmals
ohne Ortsangabe 1629 erschienen, erlebte zahlreiche Ausgaben. Bis 1631 erschienen die
folgenden: o. O. (1629); Bruxelles: Vivien 1629 (u. 1631); o. O. 1630; Paris 1630; Rouen:
Louis Loudet 1630 bzw. 1631; Lyon: Claude de Larjot 1631; Paris: Mathurin Rénault,
Nicolas de La Vigne u. Nicolas de La Coste 1631. S. Arbour,| Nr. 13770, 13771, 14090,
14378, 14379, 14380, 14381, 21166 u. 14090*; zu den späteren Ausgaben von 1637,
1638 u. 1642 vgl. Arbour,| Nr. 16236, 16608 u. 17871. Die Ausgabe Paris 1631 in UB
Göttingen: 8 PHIL VI, 7188; eine Ausgabe Lyon 1633 in SLB Dresden: Theol. oct.
10360. Vgl. Cioranescu| III, 1656. Wir konnten durch Entgegenkommen der SLB Dresden Einsicht nehmen in die Ausgabe Rouen 1630: L’ENTRETIEN 3 DES BONS
ESPRITS 3 SVR LES 3 VANITEZ 3 DV MONDE. 3 PAR LE Sr DE LA SERRE 3 Historiographe de France. 3 [Kupferstück, in Schmuckgirlande Jesus, Maria, Engel und Friedenstaube] 3 A ROVEN, 3 Chez Lovys Lovdet, ruë aux 3 Iuifs, prés le Palais. 3 [Linie] 3
M. DC. XXX. 3 AVEC APPROBATION. SLB Dresden : Phil. C. 689m. Aufbau des
Werks: Titelblatt, undatierte Widmungs-„Epistre“ an Albert Conte de Berghes, Marquis
de Berghes sur la Zoom etc. (Bl. a 3r–a 4v), Chap. I –XIV. Vgl. Werner Ginzl: Puget de
La Serre. Eine literarhistorische Charakterstudie. Ein Beitrag zur Geschichte der französischen Literatur im 17. Jahrhundert. Diss. Rostock 1936. Ginzl weist auf S.|88|f. auf die
dritte Satire Boileaus hin, in der, wohlgemerkt nach Meinung eines „campagnard“, Puget de La Serre Ronsard und Théophile de Viau überlegen sei. Die Zurückweisung der
Leistung Pugets durch Boileau wird dadurch offensichtlich: „Là tous mes sots, enflés
d’une nouvelle audace [.|.|.]“. — Die Lektüre des Werks vermerkt F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) während eines Besuches in Weimar am 5.|10.|1636: „Gelesen, in
Landtgr. Wilhelms buch von der eytelkeitt“. (Christian: Tageb|. XIV, Bl. 212v).
2 4b, 8 Bl., 531, (1) S. — Aufbau des Werks: Titelblatt (Rückseite leer), Vorwerk (Bl. a
ij r – [b iv] v): [I] Vorrede Pugets: „Vbersetzte Vorrede/ an den günstigen Leser.“ (Bl. a
ij r – [a iv] r); [II] Einleitung des Übersetzers Lgf. Wilhelm: „Deß Vbersetzers Bericht/
an den vielgünstigen Leser/ Wie er diß Buch mit nutze lesen soll.“ (Bl. [a vi] v – b ij r);
[III] Gedicht zum Inhalt, gezeichnet A. L.: „Kurtzer Inhalt aller Capitel dieses Buchs.“
(Bl. [b ij] v – b iij r); [IV] Gedicht auf die Eitelkeit, gezeichnet M. L.: „Von der Eytelkeit.“ (Bl. b iij r – [b iij] v); [V] an den Leser adressierte Inhaltsangabe, gezeichnet A. v.
E.: „An den Leser/ vom Jnhalt vnd viertzehen Capiteln dieses Buchs.“ (Bl. [b iv] rv). Es
folgen die 14 Kapitel zur Eitelkeit (S.|1–531). — Eine vom Leipziger Buchhändler und
Verleger Henning Grosse verantwortete weitere Puget-Übersetzung stammt nach der
Jahresangabe des Kupfertitels aus dem Jahr 1634. Zwei gegenüberliegende Kupfertitel,
links: LENTRETIEN 3 DES BONS 3 ESPRITS 3 SURLES 3 VANITEZ 3 DVMONDE;
rechts: Unterhaltung 3 Guter Gemüther 3 vber den 3 Eitelkeiten 3 der Welt 3 Auß dem
Frantzösi-3 schen des Herrn von 3 Serre 3 Teutsch gegeben 3 durch 3 Henning Grossen 3 Jn
Leipzig 3 Jn eben dessen Verlegūg 3 Jm Jahr 3 M DC XXXIV. Am unteren Bildrand findet
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man den Hinweis auf den Kupferstecher „Ioseph Schifelin sculp:“, vermutlich aus der
Augsburger Stecherfamilie Schifflin, Thieme/ Becker| XXX, 63]. HAB: 146.6 Eth. (1). 10
Bl., (626) gez. S.|12b. Entgegen der Titelblattangabe endet die Vorrede jedoch: „Geben
den 28. Tag Herbst-Monats/ des laufenden 1635. Jahrs. Henn. Groß.“ Der auffällige
Umstand, daß fast zur gleichen Zeit in Kassel und Leipzig zwei Puget-Übersetzungen
erschienen und daß die im Titelblatt fingiert ältere (Leipzig 1634) sich in Wahrheit der
vermeintlich jüngeren (Kassel 1635) bedient hat, bedarf einer Erklärung. Mögen bereits
die Abweichungen in den Überschriften der vierzehn Kapitel eine gewisse Eigenständigkeit der Leipziger Übersetzung suggerieren — Lgf. Wilhelm V. überschreibt etwa das 2.
Kapitel „Von der Eytelkeit/ so die Menschen in der Hoheit vnd Reichthum suchen“,
Grosses Text hingegen lautet: „Von der Eitelkeit hoher Ehr vnd Reichthumbs“ —, so
läßt die das „Plagiat“ ein wenig verschleiernde Vorrede des Leipziger Übersetzers doch
keinen Zweifel an den tatsächlichen Abhängigkeiten: „Dieweil ich aber nun wiederumb
auff das newe zu beförderung obgedachtes Werckes schreiten/ vnd meiner Zusage nachkommen wollen: Komet mir vnverhofft ein Vbersatz [eine Übersetzung] dieses Büchleins
vor Gesichte/ welcher/ nachdem er mir sehr wol gefallen/ habe ich denselben meinem
eigenem Gemächte weit vorzuziehen/ mir belieben lassen/ weil ich nicht/ als ein ander
Narcissus, mich in mein geringes Werck zu sehr vergaffen/ vnd vielmehr den Vorzug andern gönnen wollen. Jch habe besagten Vbersatz fleissig/ doch ohne Momus Augen/
dem Frantzösischen entgegen gehalten/ vnd vbersehen/ vnd darinnen nichts/ als was
nicht vnsere Landsart zu reden/ geendert/ oder da sonsten etwas außgelassen/ ergentzet. Die eingemischten Catholischen Legenden betreffende/ habe ich schlecht [d.|i.
schlicht, d. Hg.] außgemustert/ vnd sie/ weil erster Vorgeber dieses Buchs/ keines einigen Worts davon in seiner MutterSprache gedencket/ mit Biblischen Geschichten zu ersetzen/ für vnnötig geachtet [.|.|.].“ (A.|a.|O., Bl. A 2vf.) Grosses Hinweise auf Textabweichungen der Übersetzung Lgf. Wilhelms von seiner frz. Textvorlage (biblische Exempel statt kathol. Legenden) und zwischen den beiden Übersetzungen müssen wir an dieser Stelle auf sich beruhen lassen und einer werkphilologischen Spezialuntersuchung anheimstellen.
3 Eine zweite Ausgabe der Übersetzung Lgf. Wilhelms wurde postum 1641 von Theophilus Neuberger herausgegeben: s. Beil. III Q. Diese Ausgabe ist textidentisch bis auf signifikante orthographische Normierungen: einmaliges kontrahiertes „nit“ wird zu
„nicht“; Großschreibung von Substantiven (z.|B. „Gedichte“, „Sprache“, „Worte“, „Herberge“, „Gemühte“, „Büchlein“); Zusammenschreibung von „umb sonst“; „ss“ wird zu
„ß“;| uneinheitliches Verfahren bei „und“: die Konjunktion wird dreimal, und zwar am
Ende des „Berichts“, korrigiert zu „vnnd“. Diese Abweichungen der Erstauflage von der
Neuauflage von 1641 tangieren (mit Ausnahme des genannten nit/ nicht und der in
Anm.|T III a aufgeführten Variante) an keiner Stelle Lautstand oder Bedeutung der zitierten Passage und werden daher nicht eigens angemerkt.
4 Verfasser, Autor. Vgl. 240109 (K 3).
K II 1 Die Erstausgabe des ersten Teils erschien 1632 in Paris bei Pierre Billaine, die
Fortsetzung zuerst 1634 in Paris bei André Soubron und der dritte Teil zuerst 1636 in
Paris bei Augustin Courbé. S. Arbour,| Nr.||| 14540 u. 15178 bzw. 15804; Cioranescu| II,
767. Wir vergleichen die dreiteilige Ausgabe (Rev., corr. & augm. en cette 4. éd.) Paris:
Piot 1647 (HAB: 39.5 Eth. (1) und die Derniere Édition. Revue, corrigée & augmentée
par l’Auteur. Yverdon 1649–1650 (HAB : Lm 1163). Die Übersetzung des ersten Teils
durch Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) erschien 1636. Der französische Franziskaner Jacques Du Bosc, ein produktiver Moralschriftsteller, lebte vom Beginn bis in
die sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts. Vgl. DBF| XI, 1010|f. Zu Du Boscs L’honneste
femme| als dem „frauenadressierten Gegenstück zum L’honneste homme, ou l’art de plaire
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a` la court| (1630) von Nicolas Faret“ und zur Übersetzung durch den Fruchtbringer Lgf.
Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) s. Sabine Koloch: Der Sonnenorden, gestiftet von
Karl Gustav, Pfalzgraf von Pfalz-Zweibrücken — ein Dokument fruchtbringerischer
Wirksamkeit. In: WBN 30 (2003), 23–38 (mit Lit. zu Du Bosc), Zitat S.|35.
2 Mt 7 v. 3 (nach Biblia [Luther 1545]|): „Was siehestu aber den splitter in deines Bruders auge/ vnd wirst nicht gewar des Balcken in deinem auge.“
3 Von befahren, sw. V., d.|i. befürchten. S.|270406 K 10, 340107 K 25, 371009,
371110 u. 381006.
4 Nebenform zu: sich rächen, ulcisci. DW| VIII, 22.
K III 1 12b, 22 Bl., 575, (1) S. Aufbau des Werks: Kupfertitel (mit Motiven der Fortuna,
des Todes, des seifenblasenden Kindes und der Arche Noah; Rückseite leer), Titelblatt
(Rückseite leer), Vorwerk (Bl. A iij r – [B x] r): [I] Vorrede Pugets: „Vbersetzte Vorrede/ An den günstigen Leser.“ (Bl A iij r – [A vij] v); [II] Einleitung des Übersetzers:
„Deß Vbersetzers Bericht/ an den vielgünstigen Leser/ Wie er diß Buch mit nutze lesen
soll.“ (Bl. [A viij] r – [A xij] r); [III] Gedicht zum Inhalt, gezeichnet A. L.: „Kurtzer Inhalt aller Capitel dieses Buchs.“ (Bl. [A xij] rv); [IV] Gedicht auf die Eitelkeit, gezeichnet M. L.: „Von der Eytelkeit.“ (Bl. B rv); [V] An den Leser adressierte Inhaltsangabe,
gezeichnet A. v. E.: „An den Leser/ vom Jnhalt vnd viertzehen Capitteln dieses Buchs.“
(Bl. B ij r – B iij r). Im Vergleich zur Ausgabe von 1635 sind die folgenden beiden Teile
hinzugefügt: [VI] Die Vorrede des Herausgebers, gezeichnet Theophilus Neuberger:
„Günstiger/ Lieber Leser“ (Bl. B iijr – [B vij] v); [VII] Epigramme auf den Landgrafen:
„EPIGRAMMATA. In librum de vanitate seculari, ab Illustriss. Hass. VVilhelmo è Gallico in germanicum sermonem translatum, singulorum capitum summam complectentia“
(Bl. [B viij] r – [B x] r). Es folgen auch bei dieser Ausgabe die 14 paginierten Kapitel des
Haupttextes mit den aus der Ausgabe 1635 übernommenen Überschriften, die ebenso jeweils unterhalb einer Zierleiste beginnen: [a] Von der Eytelkeit/ welche die Menschen
auß jhrer Geburt ziehen. Das I. Capitel. ([I] – 47); [b] Von der Eytelkeit/ so die Menschen in der Hoheit vnd Reichthum suchen. Das II. Capitel. ([48] – 88); [c] Von der Eytelkeit der Aempter. Das III. Capitel. (89–120); [d] Von der Eytelkeit grosser Schlösser/
Palläst- vnd Lusthäuser. Das IV. Capitel. (121–146); [e] Von der Eytelkeit/ die auß
Vnterhaltung vieler Diener herfleusset. Das V. Capitel. (147–163); [f] Von der Eytelkeit/ der Kleydung. Das VI. Capitel. ([164]–200); [g] Von der Eytelkeit/ grosses
Ruhms. Das VII. Capitel. (201–238); [h] Von der Eytelkeit/ die sich in den Gemälden
vnd Bildern befindet. Das VIII. Capitel. (239–277); [i] Von der Eytelkeit/ der Gastereyen vnnd Däntze. Das IX. Capitel. ([278]–332); [j] Von der Eytelkeit/ der Wissenschafft. Das X. Capitel. (333–377); [k] Von der Eytelkeit deß Glücks/ vnd dessen Anhangern. Das XI. Capitel. ([378]–415); [l] Von der Eytelkeit der Dapffrigkeit. Das XII.
Capitel. ([416]–485); [m] Von der Eytelkeit der Schönheit. Das XIII. Capitel. ([486]–
540); [n] Von der eytelen vnd fürwitzigen Begierde/ die Welt zu sehen. Das XIV. Capitel. (541– 575). — Eine unvollständige Handschrift der Vorrede Neubergers und seiner
Epigramme hat sich erhalten in: UB/ LMB Kassel: 4b Ms. Hass. 85, Bl. 1r – 3r. Unbekannte Hand. Der Titel lautet hier: „Anmuthige und sehr nützliche Betrachtung der Eytelkeit der Welt: aus Liebe der Tugend (als welche der Eytelkeit zu wieder ist) aus dem
französischen, allen Tugendliebenden Teutschen zum besten in ihre Muttersprache versezet, durch weyland den dapfern, recht teutschen und standhafftigen fürsten und herrn,
herrn Wilhelmen den fünften|, landgraffen zu heßen, grafen zu Catzenelnbogen, Diez,
Ziegenhain und Nidda, hochlöblichen|, seeligen| andenckens, jezo aber, wegen vielfältigen Nachfragens aufs neue in diesem bequemen| Format an tag gegeben. gedruckt zu
Cassel in Verlegung Johann Schüzens 1660 in 12. helt 1 Alph. 9 bogen| (NB. solches hat
h. lymberger Gymnasij Hersfelt. Collega mir com̄uniciret).“ (Der im Notabene Er-
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Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel 370422
wähnte: Wilhelm Limberger (1644–1709), seit 1682 vierter „collega“ am Gymnasium zu
Hersfeld. [DBA I,| 766/ 100|ff.; Winkelmann|, 472; Fritz Adolf Schmidt (Hg.): Die
Hersfelder Bürgerbücher. Bürgeraufnahmen 1587–1784. Hersfeld 1936, S.|51, Nr.
1269]). Die Jahresangabe 1660 weist darauf hin, daß die Neuauflage nahezu zwanzig
Jahre nach deren Erscheinen noch einmal aufgelegt worden ist oder zumindest werden
sollte. Eine Veröffentlichung ist jedoch nicht nachweisbar. Die stark gekürzte und sich
auf das Ende beschränkende Vorrede Neubergers (zwei Seiten im Ms. gegenüber neuneinhalb im Druck von 1641) ist textidentisch mit der entsprechenden Passage des Drukkes von 1641. Sie wird im Manuskript wie folgt eingeleitet: „Theophilus Neuberger, Superintendus Cassellanus|, in praefatione hujus| libellj anno 1640 scripta ita scribit:“. Abweichend vom Druck beginnt der handschriftliche Text ohne Anrede „Es haben jezuweilen vornehme verstendige leute von der [.|.|.]“ und endet, zwar mit identischem Datum
und der Unterschrift des Herausgebers, bereits mit „Weil dann fleissige nachfrage darnach geschiehet, als ist für gut erachtet worden, es wieder zu durchsehen/ vnnd aufflegen zu lassen. etc.|“ Auch die Epigramme folgen dem Druck von 1641. Zu Neubergers
Ausführungen vgl. außerdem die Vita Wilhelms in Theophilus Neuberger: Christliche
Ehrengedechtnis Des .|.|. Herrn Wilhelmen des Fünfften/ genant Standhafftigen/ Landgraven zu Hessen (Kassel 1640; s. K 1), S.|19 [recte 20] – 59 [recte: 60]. HAB: J 301 4b
Helmst. (12) und LP Stolberg| 12874–76.
2 Verkauft. S. Baufeld|, 82; Steinbach| I, 694; Stieler|, 756. Vgl. die in Beil. I Q zit. Erstauflage.
3 Vgl. noch den Nachruf eines ungenannten Zeitgenossen („ut vivens eo anno [1637]
Scriptor sua manu scribit“) auf Lgf. Wilhelm, den Johann Adolf Hartmann überliefert
hat und der Wilhelm v.|a. als Verteidiger des Reformiertentums, als Mäzen und als deutschen Patrioten feiert: „nam, [.|.|.] multae in eo [Lgf. Wilhelm V.] virtutes concurrebant.
Erat Religionis purioris acer Defensor, benignus Literarum Patronus, libertatis Germanicæ strenuus Vindex. Erat justus, patiens, prudens, fortis, clemens, constans. Tum in
bello, tum in pacis tractandæ negotio primam illi Religionis purioris fuisse curam acta
perspicue docent. Inter arma non neglixisse literas, testis Academia, in medio armorum
strepitu Cassellis condita, & ad mortem usque conservata“ (die kurzlebige Universität
Kassel als Ersatz für das zwischenzeitlich an Hessen-Darmstadt verlorene Marburg).
„[.|.|.] Tam præclara Constantiæ documenta nobis reliquit, ut CONSTANTIS titulo posteritati non immerito commendetur. Nec ullis blandimentis, nec ullis minis, nec damnis
periculisve ullis a Religionis sincerioris tuendæ, a fidei Fœderatis servandæ, a publicæ
Libertatis retinendæ, studio dimoveri potuit. Cum ex GUNTERODIO [Hans Heinrich
v. Günderode (1596–1650), Hofmarschall], suo ad Saxonem legato, domum reduce facto, intelligeret, se speciali recessu a pace Pragensi exclusum esse: nonnihil quidem commovebatur, mox tamen, seipsum recolligens, dicebat: innocenti quidem mihi hoc accidit,
& arma contra voluntatem meam gerenti; quidquid tamen Deo placet, idem mihi quoque
placere debet; & paulo post: crediderim, si pace fuissem comprehensus, me fortasse cum
multis, quod rectum non est, approbasse, nunc persuasissimum habeo, me Deo charum
esse, quippe qui me excludi permisit, ne peccarem. Sæpe detestabatur pacis justæ, æquæ
& universalis impedimenta, inter quæ Principum privata commoda primum agmen ducere, non sine justo dolore pronunciabat. Non semel ex eo vox illa audita est: utinam mea
mihi salva essent! Ex omnibus occupatis terris ne culmum quidem peterem, mihique vindicarem. Tertio ante mortem [463] die, cum se solum in conclavi esse putaret, finitis precibus, Deo votum ponebat, si vita ipsi concederetur, se quieturum non esse, priusquam
subditis pacem reddidisset. Haec MSS|.“ (Joh. Adolphi Hartmanni .|.|. Historia Hassiaca,
auditorum usibus in compendium redacta, ejusque pars secunda, historiam Hassiæ ab
anno MDLXVII ad .|.|. annum MDCL. complexa. (Marburg 1742), 461–463 (HAB: Gm
2248). Daß Epicedien und überhaupt Gelegenheitsdichtungen auf Wilhelm V. weitgehend fehlen, bestätigen Jörg Jochen Berns, Miriam Fischer: Casualgedichte für einige
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370517 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
147
Landgrafen von Hessen-Kassel. In: Erdengötter. Fürst und Hofstaat in der Frühen Neuzeit im Spiegel von Marburger Bibliotheks- und Archivbeständen. Ein Katalog .|.|. hg. J.
J. Berns, Frank Druffner, Ulrich Schütte, Brigitte Walbe. Marburg 1997, 500–542, 506|f.
u. 509.
370517
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) freut sich über das gute Befinden F. Ludwigs
und Fn. Sophias (AL 1629. TG 38). F. Ludwigs Wunsch, sich mit Christian zu treffen
und zu bereden, sei ihm auch von seiner Schwester, Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617[?]. PA. TG 19), übermittelt worden. Er werde sich gern wie vorgeschlagen am 19.|5. um acht Uhr in Weddegast einfinden und sich davon nur durch zu große
militärische Gefahren abhalten lassen, zumal er in seiner unglücklichen Lage gern etwas
Trost und Ergötzung erfahre. — In einem Nachsatz bittet F. Christian für Hans Philipp
(v.) Geuder (FG 310. 1637) um Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft.
Q HM Köthen: V S 448d, 1 Bl., Rückseite leer; eigenh.
A Fehlt|.
Hochgeborner Fürst, Gnediger| geehrter Herr Vetter, vndt Gevatter. E. G. wol
aufsein werde ich allezeitt gar gerne vernehmen, gestaltt ich deroselben vndt dero hl. gemahlin L.1 ein solches billich von hertzen erwünschen thue. Dieweil mir
auch Meine fr. l. Schwester, Freẅlein Anne Sofie2 zu erkennen gegeben, daß E.
G. aldort mich gerne sehen vndt sprechen möchten, auch zu solchem ende, den
vbermorgenden Freytag also verordnett, daß ich zu Wedegast3 vormittags vmb
8 Vhr, erscheinen möchte, alß will ich mich, gegen bestimpte zeitt vndt ortt,
gerne einstellen, vndt mich daran nichts außer Gottes gewaltt, vndt allzugroße
Kriegesmachtt, irren noch hindern laßen, damitt E. G. ich nach dero begehren
aufwartten, dero befehl vernehmen, auch mich selbst in meinem Vnglück4
durch solche erwüntzschte zusamm|enkunft in etwaß trösten, vndt ergetzen möge.5 E. G. hiemitt Göttl.r Allmachtt ergebende, vndt ich verbleibe,
E. G. getreẅer dienstwilliger Vetter allezeitt,
Christian fzAnhaltt. mppria.
Bernburg| den 17. den| May 1637.
P. S. Vor den Ritter Geuder6, wirdt gebehten, daß er in die Fruchttbr. gesellschafft möge mitt eingenomm|en werden.
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 370517
Taler Fu¨rst Christians II. von Anhalt-Bernburg| (1636). Zu 370517.
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I
Johann Rist versetzt Fürst Ludwig auf den Helikon
Q JOHANNIS RI- 3 STII HOLSATI 3 Poetischer 3 Lust-Gartē 3 Das ist: 3 Allerhand anmuhtige
3 Gedichte auch warhafftige Ge- 3 schichte auß Alten vnd Newē beglaub- 3 ten Geschichtschreiberen/ mit fleiß außerlesen vnd 3 benebenst mancherley Elegien, / Sonnetten, E- 3 pigrammaten Oden, Graabschrifften/ 3 Hochzeit-Lob-Trawr- vnd Klaag- 3
Gedichten/ c. 3 Allen der Teutschen Poeteri ver- 3 nünftigen Liebhaberen zu sonderba- 3 ren gefallen hervor vnnd an den 3 Tag gegeben. 3 [Zierleiste] 3 Hamburg/ 3 Gedruckt bey Jacob Rebenlein/ Jn verlegung 3 Zachariæ Hertels/ Buchhändlers. Jm 3
Jahr M DC XXXVIII. Bl. E v r – [E vj]r. — HAB: Lo 6465.1; Yale UL (Faber du Faur|,
Nr. 183), Mikrofilm.
Ohnpartheisches Vrtheil deß
Apollo [E v v]
Von der hohen Geschickligkeit
deß Durchleuchtigen/ Hochgebohrnen Fürsten vnd Herren/
Herren Ludowigs/
Fürsten zu Anhalt/ Graffen zu Ascanien vnd Bailenstät [sic]|/ Herrn zu Zerbst
vnd Berenburg/ als der Autor|| nicht allein Jhrer Fürstl. Gnaden hochrühmliche Schrifften gesehen/ besondern auch deroselben hohen Verstandt/ auch vieler Sprachen vnnd
Künste vorteffliche Wissenschafft vnd
Erfahrunge mit grosser Verwunderunge selber hatte
angehöret.
ALs Phœbus newlich vom Parnassus kam gegangen
Mit seiner Töchter Schaar/ zu schawen mit verlangen
Auff Erden allen Fleiß/ Geschickligkeit vnnd Kunst
Die den Gelahrten giebt der weisen Pallas Gunst;
Vernahm er Frewden-voll/ wie sich die hohe Sinnen
Geübet hie vnd da/ das Kräntzlein zu gewinnen
Der grawen Ewigkeit/ er fand der Schrifften viel
So rühmlich wahren/ die ich jetzt nicht nennen wil.
Die Musen vnd jhr Häupt/ die fiengen an zu wandren
Durchs gātze Teutsche Reich vō einer Stad zur andren
Doch gäntzlich vnbekand/ nur in dem vmmegehn
Mit sonderbahrem Fleiß die Bücher zu besehn. [E vj r]
Wie sie nun manche Stadt vnd Laden durchgelauffen/
Doch Laden/ da man nur pflegt Bücher zu verkauffen/
Da sahen sie (wol mir daß ich es schreiben mag!)
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 370517
Wie Anhalts hoher Geist in klugen Blettren lag
Der Ewigkeit zum trotz: Apollo voller Frewden
Rieff: Meine Töchter jhr/ was gilts wir müssen scheidē
Deñ wañ ich diese Verß nach jhrem wehrt betracht’
Erkeñ ich dz sie nicht durch Menschen seyn gemacht/
Hie steckt wz Göttlichs in/ hie werd’ ich nichts erlangē/
Viel minder jhr/ hie seh’ ich solche Weißheit prangen
Die Pallas schāroht macht/ hie bin ich gleichsam blind
Sein wissen ist zu groß/ ach/ Phœbus wird ein Kind.
Wer ist wie Anhalt mit so hoher Kunst gezieret?
Er ist es warlich wehrt/ daß er den Scepter führet
Ja alles Regiment auff vnserm Helicon
Er sey an meiner Stell’/ auff Töchter vnd davon.
K 1 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen (AL 1629. PA. TG 38), zweite Gemahlin F. Ludwigs.
2 Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (1604–1640; AL 1617[?]. PA. TG 19); fünfte
Tochter F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) und Schwester F. Christians II. v.
Anhalt-Bernburg (FG 51). Die Geschwister verband ein inniges Verhältnis und eine regelmäßige Korrespondenz. Anna Sophia starb unvermählt, vgl. 400902. Nach der Erstürmung und Plünderung des Bernburger Schlosses am 11.|3.|1636 (vgl. 360428 nebst
Beilagen; Volker Ebersbach: Geschichte der Stadt Bernburg. Bd.1, Dessau 1998, 104|f.)
hatte F. Christian II. seine Gemahlin Eleonora Sophia (TG 39) und die drei Kinder
(Erdmann Gideon, Victor Amadeus [FG 589. 1652] u. Eleonora Hedwig) in Ahrensbök
und Plön, den Schlössern seines Schwagers Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-HolsteinSonderburg-Plön (FG 101), in Sicherheit gebracht. Er besuchte sie dort erst im Juni und
Juli 1637 und führte sie darauf nach Anhalt zurück. Seine Schwester Anna Sophia war
zuvor in Köthen zurückgelassen, die anderen Schwestern bei der Ältesten, Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1617. TG 17), in Güstrow untergebracht worden. Zu den Schwestern vgl. 300330 K 3, 340107 K 6, 360428 K II 6. In der Folgezeit
hielt sich Anna Sophia überwiegend am Köthener Hof des Onkels Ludwig auf. Vgl.
360428 K II 21; Christian: Tageb.| XIV, Bl. 11v, 119v, 165r, 188r, 196v, 199r, 363r,
468v, 471r, 472r u.|ö.; vgl. auch Anm.|5 und 360703 [Johann v. Mario (FG 100) an Friedrich v. Schilling (FG 21)]: „[.|.|.] daß die anderen Fürstlichen Frawelein einige in Holstein, einige in Mechelburg vertheilt sollen sein.“ Am 13.|9.|1636 erkrankte Pzn. Anna
Sophia während eines Besuches in Bernburg „jusqu’a la mort“ (a.|a.|O., 199r). Als Christian II. am 20.|2.|1638 erfuhr, wie sehr Anna Sophia am Stein litt, notierte er: „Gott lindere doch einmahl diese vndt alle andere calamiteten vnsers bedrengten Fürstl. hauses,
vndt tilge alle vnsere gebrechen, nach seiner gr. Barmhertzigkeitt.“ (559v). Am
15.|6.|1638 schrieb er ihr nach Köthen und sandte „remedia pro calculo“ (612r), da sie erneut sehr erkrankt war (vgl. 617r). Vgl. K I; ferner 231206, 240301, 260500, 260703,
270810, 300320 I, 310108 II, 320626 u.|ö., bes. 380504 sowie Conermann TG|, 614 u.
Anm.|129|ff.
3 Weddegast, Dorf und fl. Vorwerk (Gemeinde Poley), unweit Kl. Paschleben, im
köthnischen Amt Nienburg, zwischen Bernburg und Köthen gelegen. Beckmann| III,
391, 427 u. 458; Ritter: Lexicon9| II, 1225. Das Treffen dort scheint am verabredeten
Termin des übernächsten Tages nicht stattgefunden zu haben. S. Anm.|5.
4 Nachdem F. Christian II. im Frühjahr 1636 seine Familie aus dem erstürmten und
geplünderten Schloß Bernburg evakuiert hatte (s. Anm.|2) und selbst am 21.|5.|1636 nach
Bernburg zurückgekehrt war, entfloh er der desolaten Lage in Bernburg, besuchte die
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370517 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
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hzl. Vettern in Weimar (30.|5. – 20.|6. und 27.|9. – 11.|10.|1636) und wanderte vorwiegend
im Süddeutschen hin und her. Auf die Unbeugsamkeit seines Tugendwillens im Jahre
1636 könnte die abgebildete Schaumünze aus diesem Jahr hinweisen (s. Abb. S.|148). Vor
allem suchte er durch mehrfache längere Aufenthalte in Regensburg, wo sich Ks. Ferdinand II. aus Anlaß des zusammengetretenen Kurfürstentages aufhielt, und in Wien
Recht und Genugtuung für den von kursächs. Truppen verübten „sacco di Bernburg“
zu erlangen (Regensburg: 15. 7. – 3. 8. 1636, 7. 11. 1636 – 11. 1. 1637; Wien: 27. 3. –
22. 4. 1637). Erfolge dieser Reisen waren eher auf der symbolischen Ebene der fl.-anhalt.
Repräsentation zu verbuchen; politische Ergebnisse oder gar finanzielle Entschädigungen blieben weitgehend aus. Vgl. auch 371009 K 0. Die Rückreise von Wien führte Christian durch gefährdetes Terrain Böhmens und Meißens nach Altenburg, Jena und Weimar. Zwischen Weimar und Heldrungen wurde Christians Reisetroß am 10.|5.|1637 überfallen; er verlor Geld, Schmuck und andere Kleinodien wie goldene Gnadenpfennige,
silberne Eßbestecke und sein kostbares Siegel, dazu Ausrüstung, Papiere, seine Pferde
und die gerade erworbenen ksl. Schutzpatente. Tags darauf, am 11.|5.|1637, schrieb er
Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) aus Heldrungen: „[.|.|.] wie vbel ich gestern
mit meiner reyse angelaufen, vndt in waß vor schimpf vndt schaden ich zugleich gehezet
worden, werden E. G. von dero selbst eigenen Leutten, vndt convoy vernehmen können.
[.|.|.] Hette ich noch ein [d.|i. ungefa¨hr;| s. 380110 K 6] 15 oder 20 Musketirer bey mir gehabtt, so hette man sich beßer als geschehen wehren können. Habe numehr weder Heller
noch R. [Reichstaler|] bey mir, vndt es thut mir der Schimpf, (deßen ich vielleichtt noch
mehr gewarten muß) eben so wehe, als der große schade, so ich zumahl bey itzigem meinem zustandte erdulden muß.“ (Thüring. HSTA Weimar: Fl. Hausarchiv A 309, Bl. 1rv).
Christians Tagebuch teilt Genaueres mit: „Vnsere convoy hielt sich schlecht, war auch
starck vbermannet, also daß es schiene daß die räuber wol vier mahl fast stärcker wehren
als wir. Der ChurS. Ob. L. Gaul sprach ihnen zu, sich zu bedencken, vndt sagte ihnen
wer ich wehre, auch daß ich einen kayl. paß bey mir hette, kähme auch vom kayl. hoffe,
es half aber alles nichts. Darvber wardt ich, vndt mein Camm|erJuncker [Carl Heinrich
v.] Nostitz [FG 360. 1641], wie auch mein page Sanderßleben [s.|u.], vndt der Kamm|erdiener Tobias Steffeck [v. Kollodey] inn- und vor der Kutsche vberfallen vndt desvalisirt, da ich dann ein 1000 Thlr. werth, an geldt vndt geldes werth, also verlohren“. Auch
gegen den Fürsten ging die Rotte hart vor, zog ihm mit Gewalt die Ringe von den Fingern, bei entsicherten Pistolen und gezogenen Degen. Seine Leute wurden herumgestoßen, entkleidet, durchsucht, fast hätte man sie „ermordet [.|.|.] Die Felleisen [d.|h. Ranzen, Satteltaschen] giengen mitt allem Heyl hinweg, vndt thut mir solcher vngewöhnlicher, vnerhörter Schimpf vndt schaden, sehr wehe. Gott wolle ihn resarciren anderwerts.“ Auch seine Leute hatten viel verloren, „vndt ist mir solcher poße noch nie wiederfahren.“ Am 13.|5.|1637 über Sangershausen und Eisleben nach Bernburg zurückgelangt,
hatte Christian „also Gott zu dancken, daß ich noch mitt gantzer hautt, vndter solchen
vnordnungen, darvon kommen bin“ (Christian: Tageb.| XIV, Bl. 421v ff.). Der Überfall
war auch dem Theatrum europaeum|, 3. Teil (2. Aufl. Frankfurt a.|M. 1644), S.|796 (HAB:
Ge 4b 54), eine Mitteilung wert. Vgl. ferner Beckmann| V, 363|ff. und eine Schadensaufstellung zu diesem Überfall in ThHSTA Weimar: Fl. Hausarchiv A 309, Bl. 3rv u. KU|
IV.1, 169|f. Sie zählt unter den geraubten Sachen fernerhin auf: „Eine Deutsche Bibel in
Octavo, in weiß Pergament gebunden, verguldten Blettern, Zu Leiden gedruckt, welche
der Ritter Johann Philipps Geuder [s. Anm.|6], hochgedachtem vnserm gnädigen Fürsten
vndt Herrn verehret, vndt sich Lateinisch auffs erste Blat geschrieben“; ein Stammbuch
des Kammerjunkers v. Nostitz (s.|o., vgl. 360630 u. I u. III) mit Eintrag und Wappenzeichnung F. Christians und Einträgen „viel Herren vnd Cavaglieri mehr, auß Deutschlandt vndt Franckreich“; schließlich das Reisetagebuch F. Christians selbst, mit den Aufzeichnungen der Reise von Wien bis zum Überfall, u.|a. m. — Kaum in Bernburg zurück,
hat sich am Nachmittag des 14.|5. ein weiteres „großes vnglück zugetragen, in dem mein
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 370517
Camm|erpage, Julius Adrian von Sandersleben, in der Sahle gebadet, vndt leyder darinnen ertruncken. Jch beklage ihn, vmb so viel desto mehr, dieweil er mir numehr ein Jahr
hero sehr wol aufgewartett, hurtig, treẅ, vndt fleißig gewesen, vndt vber alle maßen behertztt, vndt tapfer, auch sonsten fromb, vndt gehorsam. [.|.|.] Er war ohngefehr ein 17
in 18 Jahr alltt, zimlich erwachßen, vndt geneigt zu aller Tugendt, vndt Ehr, so viel ich
vermercken können. Solche citationes kommen mir sehr verdächtig vor, Gott wolle doch
einmahl seine Zornsruhte inß Feẅer werffen. Amen.“ (Christian: Tageb.| XIV, 423r).
„Man sagt, ein gespenst der Nickardt genandt, soll den Schanderßleben hinein in den
grundt deß waßers gezogen haben, Er hat sonst schwimm|en können, ist auch gewarnet
worden, sich wol vorzusehen, hatt aber zu seinem vnglück zu geeilett, vndt mag villeicht
auch sonsten in den wirbel also kommen sein. Die bürger sagen auch, es habe sich derselbige Nickardt, wie ein Mann, gestern auf der Sahle sehen laßen, vndt es pfleget alle iahr
alda iemandt zu ertrincken. Er der Page ist zwar heutte, vndt diese tage vber, allezeitt
gar lustig gewesen, aber ich habe doch gestern vndt heutte die farbe in seinem angesichtt,
sehr verendert gesehen, vndt diese Nachtt hat er auch, (wie mich der Kamm|erdiener berichtett) in lautter vnruhe zugebrachtt [.|.|.] vndt hatt immer vber hitze geklagt, auch sich
gestern vndt heutte, imm|er nach dem kalten bade gesehnett.“ (423v; vgl. 424r). Seine Beerdigung fand unter großer Anteilnahme am 15.|5. statt. Man habe beobachtet, daß er
„sich dann sehr im waßer gewehret, geruffen, vndt in die höhe gestoßen soll haben, aber|
man hat ihm so baldt nicht können zu hülfe komm|en. Gott wolle doch, daß er sehlig gestorben seye.“ (424r). Zur deprimierenden Lage F. Christians und des Bernburger Hauses trug in dieser Zeit auch die zugespitzte Situation in Güstrow bei, wo Christians verwitwete älteste Schwester Eleonora Maria (s. Anm.|2) Pressionen durch den lutherischen
Schwager Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) ausgesetzt war.
S.|371009 K 0. Hinzu kamen ständige Raubüberfälle durch marodierende Soldatesca,
die Anhalt unsicher machten: „vndt müssen [wir] also, stehtigem vnfriede, vndt alarm
vndterworfen sein“ (Christian: Tageb.| XIV, 426r). Vgl. dazu Anm.|5.
5 Am 15.|5.|1637 erhielt F. Christian II. Post von seiner Schwester Anna Sophia (s.
Anm.|2) aus Köthen. Tags darauf, am 16.|5.|1637, begab er sich nach Plötzkau zu F. August (FG 46) und dessen Familie, in der er auf willkommene Aufnahme und „große condolentz mitt meinem Zustandt“ traf (Christian: Tageb.| XIV, Bl. 424v). Am 17.|5.|1637
kehrte er wieder nach Bernburg zurück, wo er ein weiteres Schreiben Anna Sophias vorfand. Er beantwortete es und setzte zugleich den vorliegenden Brief an F. Ludwig auf.
Zu dem hierin avisierten Zusammentreffen am 19.|5. kam es aber nicht. Christian scheint
an diesem Tag in Bernburg geblieben zu sein (vgl. Christian: Tageb.| XIV, 426v f.), und
auch F. Ludwig verharrte in Köthen. Am 18.|5. teilte F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau
(FG 10) nämlich seinen Oheimen Ludwig und August v. Anhalt-Plötzkau mit, daß der
(umgängliche) kursächsische Generalfeldwachtmeister Dam Vitzthum v. Eckstädt (FG
312, vgl. 371220 I), den F. Ludwig am 27.|7.|1637 in Köthen in die FG aufnehmen wird
(vgl. 371221 K 6), in Zerbst eine (bald auch gesandte) Leibkompanie einquartieren
wollte (Vitzthums Schreiben v. 16./17.|5.|1637 an F. Johann Casimir) und daß am Vortage (nicht identifizierte) Verbände „hinauf ins Fürstenthumb gangen (dahero dann E.
Fürst Ludwigs Lbd. sich sonderlich wohl in acht Zu nehmen haben)“ (KU| IV.1, 355).
Am 20.|5. treffen wir F. Christian erneut in Plötzkau an, folgenden Tags ist er schon wieder in Bernburg (Christian: Tageb.| XIV, 424v ff.). Erst am 23.|5. gelangte Christian —
nicht ohne Schwierigkeiten — nach Köthen, wo er „bey dem herren vetter Fürst Ludwig,
vndt seiner gemahlin, wie auch Schwester Annen Sophien gar willkomb gewesen“ (429v).
Die nächsten drei Tage blieb er dort und verbrachte die Zeit mit „Discours, Pourmenades
in die schönen gärten mitt dem herrenvetter, vndt den Dames“, mit gemeinsamem Kirchgang (24. bzw. 25.|5.; 430r) und allerlei Gesprächen, auch vertraulichen („confidenter“),
mit F. Ludwig, mit „Christof Mahler“ [Ch. Rieck(e)], dem kranken Hofmeister Friedrich v. Schilling (FG 21; vgl. 371027) sowie mit Spielen und Spaziergängen (430r ff.) Am
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27.|5. brach Christian nach Bernburg auf, bis zur Domäne Weddegast eskortiert von F.
Ludwig und köthnischem Adel (431r). Das dringlichste Thema in den Unterredungen,
noch vor der gerade ausgestandenen Reise F. Christians (s. Anm.|4), dürfte die Beteiligung des besetzten und bedrückten bernburgischen Anteils an der vom kursächsischen
Obristen Zehmen (vgl. 380608A K 7) verlangten anhaltischen Kontribution gewesen
sein. Vgl. Christians abwehrende Argumentation im Brief an seinen Oheim August vom
29.|5.: „Nun ist Reichskundig, das kein ortt im gantzen Fürstenthumb durch den Krieg
so übell mitgenommen worden, Alß vnser Fürstl. Antheil, Jnsonderheit aber Ambt vndt
Stadt Bernburgk, Es haben Zu 4 vnterschiedenen mahlen 4 starcke Armeen daselbst gelegen, vndt alles Zu grunde ruinirt, 14 gantzer Wochen vber haben Zwey Regimenter
Schwedische in der Stadt Bernburgk logiret, Jm Schloß seindt ChurSachsische, in der
Stadt aber Schwedische Völcker in besatzung gewesen, so hostiliteten gegen einander
verübet, Unsere Stadt Bernburgk nebst dem Berge [hochgelegener Stadtteil Bernburgs]
ist Zu vnterschiedenen mahlen außgeplündert, welches alles gleichwohl keinem andern
ortte wiederfahren.“ (KU| IV.1, 168). Am 27.|5. brachte der aus Mecklenburg zurückgekehrte anhaltinische Gesamtrat Martinus Milagius (FG 315, s. 371220 I) gute Nachrichten in der Güstrower Erb- und Vormundschaftssache mit. Vgl. schon KU| IV.1, 161
[Brief Heinrichs v. Börstel (FG 78) v. 25.|5.] und 371009 K 0.
6 Hans Philipp (v.) Geuder (v. Heroldsberg gen. Rabensteiner); FG 310. 1637. S. auch
371220 I. Geuder hatte Kg. Gustav II. Adolf v. Schweden als Kriegsrat und Kommissar
im Fränkischen Kreis gedient. Da sein aus dem Nürnberger Patriziat stammender Vater
Jacob (1575–1616) 1611 sein Bürgerrecht aufgab, sich in der fränkischen Reichritterschaft immatrikulieren ließ, 1613 zum reformierten Bekenntnis übertrat und kurpfälzischer Rat und Landrichter zu Amberg unter F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26)
wurde, war der spätere Lebensweg Hans Philipps (1597–1650) im Reformiertentum und
in anhaltischen und reichsritterschaftlichen Funktionen vorgezeichnet. Auf seinen
Schlössern Heroldsberg und Neunhof nahe Nürnberg bot er den Reformierten Nürnbergs und der Nachbarschaft, darunter vielen Exulanten, Gottesdienst und Abendmahl.
Erst 1648 beugte sich die Stadt, die in der Pfarrkirche zu Heroldsberg ihr Patronatsrecht behauptete, dem Faktum eines quasi-öffentlichen Privatgottesdienstes. Vom Anfang der 20er Jahre an bis 1626 hatte Hans Philipp Geuder Gf. Wolfgang Ernst v. Löwenstein-Wertheim als Ritterrat gedient, vertrat 1628 als Gesandter der fränkischen
Reichsritterschaft deren bedrohte Rechte, auch das der Religionsfreiheit, vor dem Kaiser
(seine „legation ad aulam caesaream ao. 1628“ im STA Nürnberg: Archiv der GeuderRabensteiner, Nr. 1282). Seit 1631 vertrat er seine Standesgenossen im schwedischen
Consilium formatum, wiederum um Reichsfreiheit, religiöse Selbstbestimmung und Erleichterung der Kontributions- und Einquartierungslasten bemüht. 1635 gab er sein Amt
als schwedischer Oberkommissar des Fränkischen Kreises auf, betonte seine Reichstreue
und die Interessengemeinschaft von Kaisertum und Reichsritterschaft. In deren Diensten
stieg er vom Rat und Hauptmann des ritterschaftlichen Orts Gebürg zum Direktor des
reichsritterschaftlichen Corpus der drei Kreise Franken, Schwaben und am Rheinstrom
auf. Nach Abschluß des Prager Friedens im Mai 1635 trat Geuder als Rat und Hofmeister in den Dienst F. Christians II., des Sohns des kurpfälzischen Amberger Statthalters
F. Christian I. (s.|o.). Für Christian II. bewies Geuder v.|a. auf der Reise des Fürsten nach
Regensburg und Süddeutschland 1636/37 (s. Anm.|4) und danach als Agent in Nürnberg
seine Treue. Vgl. auch Geuders Brief an Christian, „Heroltzberg den 14ten| Novemb.
Ao. 1643“, in dem er F. Christian auf vertrautem Fuße zur Geburt des Sohnes Ferdinand
Christian (23.|8.|1643 – 14.|3.|1645) gratuliert und über die Betreibung seiner politischen
und finanziellen Aufträge berichtet. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernburg A 10 Nr. 264
(1 Bl., Akte unfoliiert). Später soll er lt. Beckmann zusätzlich die Funktion eines kurbrandenburg. Rats (von Haus aus) wahrgenommen haben. Vgl. allgemein Beckmann|
VII, 227|f.; Conermann III|, 350|ff.; Engerisser|, 208; Johann Gottfried Biedermann: Ge-
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 370517
schlechtsregister des Hochadelichen Patriciats zu Nürnberg. Bayreuth 1748, Ndr. Neustadt a.|d. Aisch (1988), Tab. LII–LIII; (Heinz Zirnbauer:) Die Geuder von Heroldsberg. Aus der Geschichte einer Nürnberger Patrizierfamilie. Ausstellungskatalog der
Stadtbibliothek Nürnberg 48 (1965), Nr. 105 u. 122 (Aufzeichnungen v. 1614 u. 1615
über G.s Reisen) u. 121|ff.; Ewald Glückert: Schloß Neunhof bei Lauf als Gottesdienststätte reformierter Glaubensflüchtlinge. In: Frankenland 38 (1986), 311–316; Georg
Kuhr: Ritterschaftliches Pfarrerbuch Franken. Neustadt a.|d. Aisch 1979, s.|v. Geuder;
Hans Neidiger: Die Entstehung der evangelisch-reformierten Gemeinde in Nürnberg als
rechtsgeschichtliches Problem. In: Mitteilungen d. Vereins f. Geschichte der Stadt Nürnberg 43 (1952), 225–340; Matthias Simon: Evangelische Kirchengeschichte Bayerns. 2
Bde. München 1942, I, 363; II, 490|f. (zum Pietismus der von Geuder in Heroldsberg
um 1700); Andreas Wachter: Die Geuder v. Heroldsberg im 17. u. 18. Jh. Mag.-Arb. U.
Erlangen-Nürnberg 1993; ders.: Geschichte der Reformierten in Bayern von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Nürnberg 1994, 10|f. (nur knapp). — Die Tagebucheinträge
F. Christians II. unterrichten ausführlich über Geuder. Während Christians Aufenthalten
in Nürnberg im Juli und Oktober 1636 traf er verschiedentlich mit Geuder zusammen
(Christian: Tageb|. XIV, Bl. 144r, 151v, 154r, 228vf.), der ihn dann am 5./15.|11. in Hilpoltstein zu seinem zweiten längeren Aufenthalt in Regensburg 1636 (vgl. Anm.|4) abholte. Dort betrieb Christian seine verschiedenen Angelegenheiten beim Kaiser und bei
den (u.|a. zur römischen Königswahl Ehz. Ferdinands) versammelten Kurfürsten mit Unterstützung Geuders („mein itziger Hofmeister“, Eintrag vom 18./28.|11.|1636; a.|a.|O.,
244r), den Christian an die kfl. Vertretungen von Bayern, Brandenburg, Köln und
Mainz schickte (233rf., 238v, 244r, 253r, 256rf., 271r, 280v, 286r u.|ö.). Unter dem Datum des 16./26.|11.|1636 erfahren wir erstmals vom Wunsch, Geuder zum Ritter schlagen
zu lassen (284r, vgl. 288v). Dem schienen sich Widerstände entgegenzustellen, wie Christian am 17./27.|12.|1636 in der ksl. Anticamera hintertragen wurde: „Geyder wehre ein
patritius von Nürnberg, würde solcher| gestaltt, [der Ritterschlag] nicht angehen. Jch beantwortet es also, Er hette zwar in Nürnberg gewohnet, wie andere mehr vom Adel,
wehre aber nicht ein patritius| denn vor zeitten vmb der vnsicherheitt willen, wie auch
noch, viel vom adel vom Lande, sich in die Städte retiriren müßen. So wehre er auch in
der Fränckischen Ritterschaft, ein Mittgliedt vndt ihr abgeordneter [.|.|.].“ (288vf.) Tags
darauf aber hat sich Geuder „vndter die iehnigen, so da sollen zu Rittern geschlagen
werden, beym ReichsMarschalck, auch müßen enrolliren laßen“ (291r). Vgl. zu Gf. u.
Herr Maximilian v. Pappenheim, Lgf. v. Stühlingen (1580–1639), der vom Calvinismus
zum Luthertum gewechselt und seit 1607 Reichserbmarschall war, als solcher offenbar
auch verantwortlich für die formale und logistische Organisation des Regensburger Kurfürstentages 1636/37, Hans Schwackenhofer: Die Reichserbmarschälle, Grafen und
Herren von und zu Pappenheim. Zur Geschichte eines Reichministerialengeschlechtes.
Treuchtlingen u. Berlin 2002, S.|164|ff., T. VI und Abb. 25. Die ksl. Gunst trug Christian
und seinem Hofmeister zwar Neid und Mißgunst ein (21./31.|12.|1636; Bl. 299v), am
20.|12./3.|1.|1637 aber wurden 18 Personen vom römischen Kg. Ferdinand, dem baldigen
Ks. Ferdinand III., in Regensburg zum Ritter geschlagen, unter ihnen — auf Christians
Interzession hin — Geuder (Bl. 297v; vgl. 305r, Eintrag vom 24.|12.|1636: „Johann Philips Geuder, mein Raht, hofmeister, auch der freyen Fränckischen Ritterschafft abgeordneter.“). Bei einem Zwischenaufenthalt in Eger resümierte Christian am 24.|1./
3.|2.|1637 die Ergebnisse seiner Reise zum Kaiser nach Regensburg. Unter den 13
Erfolgspunkten, die Christian mit den „13. labeurs d’Hercules“ vergleicht, rangiert
auch das gewonnene Ansehen beim römischen König, dem künftigen Kaiser, „il a
fait mon maistre d’hostel, Chevallier“ (343v). Sogar das Theatrum europaeum|, 3. Tl.
(1644), 745|f. (HAB: Ge 4b 54) vermeldet zum Regensburger Wahltag auch die
„Namen deren/ so zu Rittern geschlagen worden“; an 17. Stelle erscheint „Johann
Philips Geuder“. Am 24./25.|5.|1637 bezeugte Christian die Anwesenheit einiger FG-
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370517 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
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Mitglieder in Köthen (s. Anm.|5): Caspar Ernst (v.) Knoch (FG 33), Cuno Hartwig
v. dem Werder (FG 164), Wolf (v.) Schlegel (FG 72) (?), Hans Ernst v. Freyberg
(FG 140) (?) (430r). Möglicherweise hat es ein Gesellschaftertreffen in solcher kleinen Runde gegeben, die am 25.|5. die Aufnahme Geuders in die FG vornahm:
„Mein Raht vndt hofmr. Geuder, ist in die fruchtbringende Gesellschaft (zwar absens) mitt eingenomm|en worden. Sein Nahme ist: Der ergäntzende, sein Krautt: Sanickell, sein wortt: waß verwundett.“ (430v). Der wohl nicht erhaltene Brief, den F.
Christian am 26.|5. an Geuder schrieb, dürfte auch die Nachricht von der erfolgten
FG-Aufnahme beinhaltet haben (Christian: Tageb.| XIV, 430v). Zu Geuder s. auch
371027, 371106, 371112 u. I, 371116, 371120, 371123, 371208A, 371209, 371219,
371221, 371221A, 371223, 371224, 380108, 380110, 380120, 380310, 380312,
380331, 380410, 380606 u. 380609.
K I Das Gedicht könnte im Zusammenhang mit einer „ODE TROCHAICA“ entstanden
sein, die Rist unter dem Eindruck eines Zusammentreffens mit F. Ludwigs hochbegabter
Nichte Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617 (?). PA. TG 19) verfaßte: „An
die Durchleuchtige/ Hochgebohrne Fürstin vnd Fräwlein/ Fräwlein Anna Sophia/ Fürstiñe zu Anhalt .|.|. Vber etliche mit jhrer Fürstl. Gnaden gehaltenen Gesprechen vnd
vnterredungen/ etc.“ (a.|a.|O., Bl. D r – D iiij r). Wann und wo diese Gespräche stattfanden und Rist in die Gegenwart F. Ludwigs gelangte, ist nur ungefähr zu bestimmen. Da
Rists erste Gedichtsammlung Musa Teutonica| (Hamburg 1634), die er in Heide am
1.|4.|1634 dem holstein-schaumburg. Drosten Ernst v. Wietersheim (FG 279. 1636) und
einigen anderen Notabeln widmete, die beiden Gedichte noch nicht enthält, dürften sie
im Zeitraum 1634/37 entstanden sein, denn sie erschienen zuerst in Rists Sammlung
Poetischer Lust-Garten|, welche Rist am 31.|12.|1637 dem bfl.-lübischen Großvogt und
Domherrn Gabriel v. Wietersheim (FG 285. 1636) und anderen widmete. Rist, der 1635
mit dem Pastorat in Wedel betraut wurde, könnte F. Ludwig auf dessen norddeutscher
Reise Oktober 1636 – Januar 1637 in Hamburg oder in der Umgebung (z.|B. Pinneberg,
Eutin, Lübeck, Plön, Ahrensbök u. Rethwisch) getroffen haben, als auch die Wietersheim, Christian, Detlev und Paul v. Rantzau (FG 278, 280 u. 291. 1636), Gf. Christian
(v.) Pentz (FG 281. 1636), Bf. Hans v. Lübeck, Hz. v. Schleswig-Holstein (FG 286.
1636) und andere in die FG aufgenommen wurden (s. Conermannn III|, 311|ff.). Da Pzn.
Anna Sophia sich überwiegend am Köthener Hof des Onkels Ludwig aufhielt, konnte
sie F. Ludwig nach Hamburg und Holstein begleiten. Eine Bestätigung dieser Annahme
ließ sich anhand der verfügbaren biographischen Daten allerdings nicht erbringen. Am
21.|1.|1637 erwartete Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) Nachrichten von der Ankunft F. Ludwigs in Köthen und machte Mitteilung, daß Gf. Otto V.
v. Holstein-Schaumburg (FG 198) am 20. Januar aus Hamburg nach Bückeburg abgefahren sei. Damit sind Zeitpunkt und Gegend des Zusammentreffens des Fürsten und
seiner Nichte mit Rist ungefähr eingegrenzt. Zu dem Kreis der damals in und bei Hamburg weilenden Fruchtbringer, die F. Ludwig wohl auf seiner Reise traf, ist neben den
Genannten auch Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 241) zu erwähnen (vgl. 370715, 370729 u. 370805). Als F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG
51) ein halbes Jahr später mehrfach in Hamburg Station machte (s. 370729 K 4), besuchte er diesen in Altona (20.|7.|1637; Christian: Tageb.| XIV, Bl. 460v), traf auch wiederholt mit dessen Vetter Enno Wilhelm zusammen, dem Obristen der Hamburger Garnison, schwed. Kriegsrat (s. 370715 K 0) und Agenten F. Ludwigs. Christians norddeutsche Reise führte ihn wie seinen Oheim auch nach Güstrow zu den oben genannten
Schwestern. Über den Leibarzt Hzn. Eleonora Marias, Angelo Sala (FG 160), hat Rist
in seiner Gedichtsammlung auch ein Ehrengedicht veröffentlicht: „Vber die vortrefliche
vnd sehr nutzbahre Artzneybücher/ welche der Hochgelahrter vnd weitberühmbter Chy-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 156 / 4.5.2006
156
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370715
micus Angelus Sala von Vincentz Fürstl. Mecklenburgischer Hoff- vnd LeibArtz [sic]|/ nun
eine zeitlang hat hervor gegeben.“ S.|371009 III. Rists früheres Studium im nahen Rostock und sein starkes Interesse an den Naturwissenschaften verlangen allerdings kaum,
daß wir hinter dem Poem mehr als eine Buchbekanntschaft vermuten. F. Ludwig könnte
er dagegen aus einem konkreten Anlaß getroffen haben, denn dessen Besuch im Norden
galt auch der Durchführung der Huldigung für sein Mündel, den Grafen Otto V. v. Holstein-Schaumburg. Dazu verfaßte Rist sein Gelegenheitsgedicht
An den Hoch- vnd Wolgebohrnen
Graffen vnd Herren/ Herren Otten/ Graffen zu Holstein/ Schaumburg vnd Sternberg/
Herren zu Gehmen vnnd Bergen/ Als jhre Hoch-Gräffliche Gnade in deroselben Graffschafft Holstein die Hüldigung von jren getrewen Vnterthanen hatte angenom̃en/ welches geschehen den 8. Tag Novembris/ im Jahr 1636. (Bl. L iiij r – [L vij]r). In: Poetischer
Lust-Garten| (s. Beil. I Q). In dem Gedicht heißt es u.|a.:
Dieß wil nun nöhtig seyn/ diß wil sich jetzt geziemen/
Daß wir die grosse Zucht vnd Edle Tugend rühmen/
Die Tugend so an euch der Fürsten Schaar beliebt
Wovon Fürst Ludowig ein trefligs Zeugniß gibt/
Anhalt der thewre Fürst/ den alle Welt muß preisen
So weit die liechte Sonn’ am Himmel pflegt zu reisen/
So weit auch als der Mond sich legt zu ruhen hin/
Weil seine Weißheit geht fast über Menschen Siñ.
Nun dieser tapffrer Fürst’ hat euch zū Freund’ erkohrē
Als’ einem der dem Neid zum Trotz’ allein gebohren/
[.|.|.]. (Bl. L v v)
370715
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich
von Schilling
Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) hat mit großem Bedauern die
Nachricht vom Ableben der Fn. Anna Maria v. Anhalt-Dessau (PA. TG 34) und von der
Krankheit der fürstlichen Schwestern vernommen. Er habe, dem Wunsche F. Ludwigs
folgend, die Lgfn. Amalia Elisabeth v. Hessen-Kassel(?) davon in Kenntnis gesetzt. Sie
läßt herzlich zurückgrüßen. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) hält sich zur
Zeit in Hamburg auf und kehrt bald nach Bernburg zurück. — F. Friedrich v. AnhaltHarzgerode (FG 62) bemüht sich in Bremen um die Werbung von Truppen. Johan Banérs (FG 222) Truppen stoßen zu den schon aus Schweden verstärkten Einheiten Herman Wrangels, und Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) erwartet in Rinteln die
neugeworbenen Truppen Josias’ v. Rantzau. Hz. Friedrich III. v. Schleswig-HolsteinGottorf (FG 388. 1642) versucht mit seinem Kanzler Anthon v. Wietersheim (FG 273)
bei Kg. Christian IV. v. Dänemark zu vermitteln. — Grüße Innhausens an Frl. Anna Dorothea v. Freyberg, der er die (FG-)Imprese v. Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u.
Knyphausen (FG 241) zusammen mit der persönlichen Habe F. Christians II. v. AnhaltBernburg schicken wird. Die Imprese ist in Hamburg gefertigt worden. — Der frz. Gesandte (Melchior Mitte de Miolans Marquis de) Saint-Chaumond kehrt in der kommenden Woche nach Frankreich zurück und läßt den Gesandten (Claude de Mesmes, comte)
d’Avaux zurück.
Q SUB Hamburg: Sup. ep. 5, Bl. 93r–94v [A: 94v]; eigenh.; Sig. — Bibliographisch
nachgewiesen in Kru¨ger| I, 494.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 157 / 4.5.2006
370715 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
157
A A MonSieur Monsieur Friderich de Schilling, ConSeiller et Maistre d’hostel de S. A.
le Prince d’Anhalt etc.| A Cöthen.|
MonSieur
J’entends à mon grand regret par vos dernieres les tristes nouvelles du trespas de
Madamoiselle la Princesse Anne Marie d’Anhalt1 et la maladie des aultres Princesses2, ie n’ay laissé suyvant vostre desir d’en faire rapport à Madamea d’Hesen3, laquelle vous resaluë trésaffectueusement. Le Prince Chrestien d’Anhalt4
se trouve maintenant en ceste ville, faisanta estat de retourner d’icy à Bernbourg
Lundy où mardy prochain. Le Prince Frederich d’Anhalt5 est à ceste heure à
Bremen pour ses levées. Pour nouvelles ie ne vous sçaurois dire aultre chose, si
non que Banier6 est arrivé sain et saulf aupres de l’Armée de Wrangel7, lequel
ayant reçeu un bon renfort des troupes venus de Suede, ils se trouvent maintenant en posture pour donner bataille aux Armées Imperiales. Le Lantgrave8 est
à Rintelen où il attend les troupes de Ranzoú9 nouvellement lever [sic]|. Pour les
differents entre le Roy de Dennemarque10 il y a plus de bruict que du fruict, Et
est on pour le present en traicté pour accommoder l’affaire par entremise du
Duc d’Holstein11, et de Son Chancelier Witersheim12, Je vous prie de saluër de
ma part Madamoiselle de Freiburg13 et luy dire qu’avec les hardes de S. A. le
Prince Chrestien d’Anhalt i’envoyeray l’imprese de MonSr mon Cousin14, laquelle a estè faicte en ceste ville, Et ie demeure à jamais,
MonSieur Vostre treshumble et tresacquis serviteur
Enno| Guillaume| Baron| de Cniphausen
D’Hambourg a 15. Juillet 1637
l’Ambassadeur S. Chaumont15 part la sepmaine que vient pour retourner en
France laissant icy l’Ambassadeur d’Avau16 etc.
I
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg auf seine
verstorbene Dessauer Cousine Anna Maria
Q Christian: Tageb.,| Bd.|14, Bl. 454r–456r; eigenh.
Helas! combien perds je d’amis & de parents, voire les plus vertueuses Jl les faut
suivre!
2
1
Vbrig sag ich solchen schätzen,
Alleß waß mir lieb vndt werth,
Deren die weltt gar nicht werth,
Thut die Parca mir wegnehmen!
Sollt’ ich lieben dann die erdt?
War, wie soll dann ich sie schätzen,
Deren schlundt so offt beschähmen,
Der ich himmel vndt die Erdt,
Thut mein Leben, daß noch Jch,
Nicht genugsam zu beschreiben,
Mag doch bleiben vberig.
Jhr lob achtt so ewig bleiben?
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 158 / 4.5.2006
158
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370715
3
Muß vndt soll, ach edle Schwester,
Warumb habt verlassena die,
Eẅre tugendt mehr alß Esther,
hatt beschirmett auchb allhie,
Eẅre andachtt, eẅre guehte,
Stieg Gott selbsten zu gemühte.
Sondern das wir müßen sagen,
Ach wie weh ist vns geschehn,
Ach, Ach, es ist zu erbarmen,
Der verlust, ach weh vnß armen!
4
Eẅre treẅe hertzens threnen,
Kahmen wol inß Himm|els thron,
Sollt’ ich mich dann nicht auch sehnen,
willig nachzufahren schon?
Zu der ruh vndt freẅden eben,
Drinn ich weiß daß ihr thut schweben.
9
Wann wir unempfindtlich wehren,
Fühleten wir kein verlust,
Anverwandtnuß Christlich Lehren,
weiset vns wie wenig Lust,
Wir ob diesem riß empfinden
Sollen, vndt im schmertz vnß winden.
[455v]
5
Jhr habt glücklich vberwunden,
Seidt numehr im freẅdenreich,
Todt, sündt, teufel, seindt gebunden,
Können nicht mehr schaden euch,
Ô des wechßels herrlich groß!
Da ihr Christi Reichs genoß
10
Traẅren ist gantz vnverbotten,
Wann es Christlich nur geschicht,
Ja es ist viel mehr gebotten,
da mittleyden nicht gebrichtt.
Aber heidnisch traẅerleben,
Keinem Christen ansteht eben.
6
worden seyt, vndt habts vollbrachtt,
Einen guten Kampf gerungen,
Ô des schönen Sieges prachtt,
Da der todt ist gar verschlungen,
Helle vndt todt, nun nichts mehr findt,
Sieg vndt Stachel ihm zerrinnt.
11
Wie viel mehr soll ich beklagen,
Eine nahe freundin guht,
Die von kindt auf mir behagen,
vndt itzt schmertz erwecken thut,
Jhre Freundtschafft, Treẅ, vndt
Tugendt,
war die grundtfest meiner Jugendt.
7
Warumb dann, thun wir vnß grämenc?
Allerschönste blum, vmb euch,
Eẅer todt nicht kan beschähmen,
Vnsere bleiche wangen gleich,
Sollten wir dann also können,
Euch die Sehligkeitt mißgönnen?
12
Alß wir noch zusamm|en lebten,
Jn der vnschuldt vnsrerf Jahr,
Dag wir noch zu dessaw schwebten,
Nahmen zu in gutterh lahr1
Jhre Brüder, Schwestern, ich,
Hielten vnß einmühtiglich.
8
Ach nein nein, wir thun nur klagen,
Nicht daß euch thutd wol ergehne,
13
Ô der schönen güldnen Zeitt,
Die vergangen, mich thut schmertzen,
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 159 / 4.5.2006
370715 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
159
[456r]
Ôi wie gar so ferrn vndt wejtt,
Seindt itzundt getrennt die hertzen?
Da durch scheiden, vndt den todt,
Dieses bandt ist außgerott.
15
Was hilfts? Leyden muß doch sein,
Sollten auch die hertzen brechen,
Leyden bringt zwar schwehre pein,
Hoffnung kan drumb nicht gebrechen,
Dem der Christlich dulden thut,
vndt vom| eyteln wendt sein muht.2
14
Schön vndt lieblich auß der maßen,
war ia diese einigkeitt,
Mein hertz weinen nicht kan laßen,
So oft es dencktt an die Zeitt!
Da ein willj, vndt Sinn nur war,
Ohne falsch, in vnschuldtk gar.
16
Wann wir ewig mitt ihrm leben,
Samptn den außerwehlten all
werden wir in freẅden schweben,
Darinno tröst vnß all zumahl,
Dir| Gottp, dem wir vnsre Sehlen,
Alsq dem Schöpfer thun befehlen.
II
Sonett Diederichs von dem Werder auf die Letzten Worte
Prinzessin Anna Marias von Anhalt-Dessau
Q Beckmann| V, 231. Vgl. Du¨nnhaupt: Handbuch|, 4257 (Art. Werder, Nr. 8); Merzbacher: Werder|, 63. Beckmann| V, 230 nennt zwar Personalien auf die Verstorbene, deren er sich in seinen Angaben bediente, nicht aber eine gedruckte Leichenpredigt.
Mit Du¨nnhaupt: Handbuch,| a.|a.|O. ist aber wohl davon auszugehen, daß das von
Beckmann veröffentlichte Gedicht zuerst in einer Leichenpredigt erschienen ist. Ein
Nachweis derselben ist bislang nicht gelungen. Die einstigen Text-Überlieferungen in
der Akte „Der Tod und das Begräbnis der Prinzessin Anna Maria, Tochter Fürst Johann Georgs I.“ aus dem Jahr 1637 im ehemaligen Staatsarchiv Zerbst, Gliederungsgruppe Abt. Dessau A 6, die eine handschriftliche oder gedruckte Leichenpredigt
und möglicherweise auch Epicedien wie die hier veröffentlichten von F. Christian II.
(Beil. I) und Werder enthalten haben mochte, gingen im Krieg verloren. (Freundliche
Mitteilung von Anke Boeck, LHA Sa.-Anh./ Dessau).
Obwohl vielleicht zu erwarten, findet sich das Gedicht nicht (wie etwa 371222 III und
371226A I) in Werders Liederwerk [D. v. dem Werder:] Vier und zwantzig 3 Freuden-reiche Trost-Lieder/ 3 oder 3 Trost-reiche 3 Freuden-Gesänge/ 3 Auff die Stunde
des Todes/ oder tödt- 3 licher Schmertzen/ 3 Vermittelst gewisser Sprüche Göttlicher
Schrifft/ 3 nach schönen und sehr beweglichen Melodeyen beqvemet 3 und eingerichtet. 3 Nur mit einer Stimme/ 3 Jedoch von einem gar stil-lautendem Säitenspiel 3 begleitet/ ein- und vorzusingen. 3 .|.|. 3 [Zierleiste] 3 Leipzig/ 3 Jn Verlegung Tobiæ Riesens 3
Jm Jahr 1653. (Druck: Timotheus Ritzsch in Leipzig), Bl. J[i]v – J ij r; mit Noten.
HAB: 2. 7 Musica.
GOtt hat mich Glantzes/ Liechts und Klahrheit voll gemacht:
Alß Er mich in dem Glantz der Christen Klahrheit setzte/
Und man mein’ Ankunft auch voll klahrem Glantzes schätzte/
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 160 / 4.5.2006
160
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370715
Mein Leib war Klahrheit voll/ voll Glantzes meine Tracht/
Der Keuschheit Klahrheit war mein Glantz und heller Pracht/
Mein Auge sah auf Glantz/ mein Mund von Klahrheit schwätzte/
Mein rein erklährter Sinn Sich nur im Glantz ergetzte
Der klahren Gottesfurcht: die Glantz und Klahrheit bracht.
Bei unverklährtem Tod auch mich ein Glantz verklährte/
Verklährend mein Gesicht mit Klahrheits-klahrem Glantz/
Des Glantzes Klahrheit auch den klahren Glantz vermehrte/
Nun leucht und gläntz ich klahr mit hell-verklährtem Krantz/
Jn klahrem Glantz und Licht da Gottes Glantz und Strahle
Klahr auf und umb mich her gläntzt im verklährtem Saale.
T a Folgt unleserliches gestrichenes Wort.|
T I a Folgt| <uns,> — b Streichung von| auch wurde mittels daruntergesetzter Punkte aufgehoben. Daru¨ber eingefu¨gt| <uns> — c Folgt gestrichenes Komma. —| d Eingefu¨gt fu¨r|
<so> — e Eingefu¨gt für| <geschehn> — f Interlinear verbessert aus| vnsrer (unsichere Lesung).| — g Erga¨nzt fu¨r| <Alß> — h Eingefu¨gt fu¨r| <Kinder> — i Auch Kustode.| — j ein
will eingefu¨gt fu¨r| <hertz, Muht> — k Streichung von| in unschuldt wurde mittels daruntergesetzter Punkte aufgehoben|. Folgt| <ein Wille> — l vom bis| muht eingefu¨gt für| <erwartt der beßrung guht> — m mitt ihr eingefu¨gt für| <werden> — n Eingefu¨gt fu¨r|
<Mitt> — o Eingefu¨gt fu¨r| <Also> — p Folgt| <der> — q Die ganze Zeile eingefu¨gt fu¨r|
<Jn Sein hände thun befehlen>
K Zum Zeitpunkt dieses Briefes ist Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG
238) bereits als kgl.-schwedischer Geheimer Kriegsrat tätig (Bestallung am 25.|4.|1636),
s. AOSB| FA XV, 405. Im gleichen Jahr starb sein Bruder, der kgl.-schwedische Feldmarschall und Befehlshaber der schwedischen Armee in Westfalen, Dodo (1583–
11.|6.|1636), und Enno Wilhelm beanspruchte den ostfriesischen Stammsitz Lütetsburg.
Vgl. Biographisches Lexikon für Ostfriesland. Aurich 1993, I, 197. Zur Person Enno
Wilhelms und seiner Korrespondenz mit F. Ludwig bzw. Friedrich v. Schilling (FG 21)
vgl. 340628 K 0.
1 Anna Maria v. Anhalt-Dessau (4.|5.|1591 – 7.|7.|1637. PA. TG 34 [Die Reinliche]),
Halbschwester F. Johann Casimirs v. Anhalt-Dessau (FG 10), vgl. 240718, 300320 K I
36, 360600 K II 65; Beckmann| V, 230|f. Wegen ihrer bedrohlichen Erkrankung war Dr.
Matthias Engelhart, F. Ludwigs Leibmedikus und Köthener Stadtarzt (s. 370113 K 3),
Ende Juni nach Dessau abgestellt worden. Vgl. F. Ludwigs Brief an F. Johann Casimir
vom 26.|6.|1637. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Dessau A 10 Nr. 44, Bl. 53r–54v. Vgl.
auch K I 0.
2 Die 1637 unvermählt in Dessau lebenden Prinzessinnen und Schwestern Johann Casimirs: Kunigunde Juliana (PA. TG 26), Susanna Margaretha (1610–1663) und Eva Catharina (1613–1679), s. 240717 K 3 u. 240718 K 6. Vgl. 370729.
3 Es könnte sich um die Lgfn. Amalia Elisabeth v. Hessen-Kassel handeln, die seit
1619 mit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (s. Anm.|8) vermählt war. Sie hielt sich Mitte
Juli in Bremen auf (s. 370422 K 1). Da Innhausen im Zusammenhang mit den Erbschaftsangelegenheiten Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) ständigen Kontakt mit Hessen-Kassel unterhielt, kann er an dieser Stelle als Vermittler fungiert haben.
Vgl. 370902, 380100 u.|ö., auch 371226 K 2. Von Innhausen erfuhr F. Ludwig am
6.|10.|1637 brieflich auch vom Tode des Landgrafen. 1647/48 wurde die Gft. Schaum-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 161 / 4.5.2006
370715 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
161
burg zwischen den Häusern Hessen-Kassel, Braunschweig-Lüneburg und Lippe aufgeteilt. Vgl. auch Ko¨bler| 254|f., 547.
4 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) hielt sich vom 8.|6. bis zum 29.|7.|1637 in
Hamburg, Holstein und Mecklenburg auf. Er führte seine Familie, die nach der Besetzung des Bernburger Schlosses im März 1636 von Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (FG 101) in Ahrensbök und Plön aufgenommen worden war,
nach über einem Jahr in die Heimat zurück. Vgl. zu den Reisen des Fürsten im Sommer
1637 und zur Rückkehr nach Bernburg 370517 K 2, 370722, 370729 (insbes. K 4),
370805 u. 370828 K 1.
5 F. Friedrich v. Anhalt-Harzgerode (FG 62). Zum Verdruß seines Bruders F. Christian II. hatte F. Friedrich Offiziersbestallung nicht nur schon 1634 in schwedischen, sondern auch im März 1637 in hessischen Diensten angenommen. Aus diesem Grund wird
er in Bremen Truppen geworben haben. Vgl. 340912 K 0 u. 370422 K 7.
6 Der schwed. Feldmarschall Johan Banér (FG 222). Innhausen spielt hier auf eine
taktische Meisterleistung Banérs an. Ende Juni 1637 hatte er sich mit seinem Heer nach
strapaziösen Märschen durch Sachsen und Brandenburg bei Landsberg einer vielfach
überlegenen kampfbereiten Streitmacht von Kaiser und Reich gegenübergesehen. Mit
der Finte, über die polnische Grenze ausweichen zu wollen, veranlaßte er den Gegner,
sich nach Osten zu wenden, während er selbst nach Westen marschierte, die Oder überquerte und sich am 4.|7.|1637 bei Eberswalde mit dem schwedischen Korps unter Feldmarschall Herman Wrangel (s. Anm.|7) vereinigte. Damit war Ks. Ferdinands III. dringender Befehl an seinen Oberbefehlshaber Gf. Matthias Gallas (s. 370805 K 6), diese
Vereinigung unbedingt zu verhindern, ins Leere gelaufen (Documenta Bohemica| VI, Nr.
455, 458) und Banérs Armee vorerst aus größter Gefahr gerettet. (Ein wesentlich ungünstigeres Bild von dem Feldzug Banérs entwarf Gallas am 22.|7.|1637 in seinem Bericht an
den Infanten Ferdinand, Kardinal v. Toledo; Documenta Bohemica| VI, 483.) Sie vermochte im Bunde mit Wrangel die Kaiserlichen auf Distanz zu halten und ihre Stellung
in Pommern zu behaupten. Freund wie Feind bewunderten diese Finesse, auch Martin
Opitz (FG 200) berichtete davon (in einem Brief v. 20.|7.|1637, s. Opitz-Brieferepertorium|
Nr. 228), und F. Christian II. (s. Anm.|4), nachdem er am 13.|7. in Hamburg die Nachricht erhalten hatte, notierte, „daß Banner mitt gutter ordre, vndt großer Resolution sein
volck retirirt, in salvo gebrachtt, vndt sich numehr mitt dem Feldtmarschalck wrangel
conjungirt habe. [.|.|.] Quoy qu’il est mon ennemy, si admire je ceste sienne brave retraitte, & l’estime pr. une de ses plus genereuses actions, qu’il ait fait de sa vie.“ Christian:
Tageb.| XIV, 450v. Grundsätzlich änderte das allerdings wenig an der weiterbestehenden
zahlenmäßigen Schwäche der schwedischen Armee, nachdem doch das Jahr 1637 zunächst vielversprechend begonnen hatte. Im Frühjahr belagerte und besetzte Banér, aus
Thüringen kommend, Torgau; wichtige Städte, z.|B. Halle, fielen, sogar Leipzig stand
vor der Kapitulation (vgl. 370113 K 1). Dann aber änderte sich die Lage. Im Anmarsch
waren vom Westen her Gf. Melchior v. Hatzfeld u. Gleichen (s. 370421 K 11) und Gf.
Johann v. Götz (s. 370421 K 5 u.|ö.), verstärkt u.|a. durch Truppen Hz. Georgs v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) und Lgf. Georgs II. v. Hessen-Darmstadt, während von
Pommern aus Johann Caspar v. Klitzing (s. 370805 K 7) über Fürstenwalde nahte. Vgl.
u.|a. Chemnitz| III, 74|f. u. 84; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 375. Banér entschied sich
zunächst, in der Nähe Leipzigs zu bleiben und die Kaiserlichen an der Saale und Unstrut
aufzuhalten, was jedoch (den Beauftragten Generalmajor der Reiterei Torsten Stålhandske [FG 254, vgl. 371028 K 14] u. Feldmarschall Alexander Leslie) mißlang: am 8.
Februar war die Saale „quietiret undt dem feinde zu seinem vortheil eingereumet“
(AOSB| VI, 365; vgl. AOSB| SA IX, 469|ff.); Halle, Egeln, Garleben fielen an die Kursachsen. Banér hob die Blockade Leipzigs am 9.|2. auf und wich aus. Anfang März ordnete er den Generalleutnant James King (FG 224; vgl. 370722 K 14) und Generalmajor
Patrick Ruthwen an die Weser zwecks Diversion ab, „nemlich dem feinde einen feuer im
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rücken auffzublasen“. Auch wollte er damit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (s.
Anm.|8) entlasten. AOSB| SA VI, 381, 406; AOSB| SA IX, 472; vgl. Theatrum europaeum|,
3. Teil (2. Aufl. 1644), 751|ff. (HAB: Ge 4b 54). Da die feindlichen Truppen den Kampf
vorerst vermieden, sich aber unterdessen verstärkten und die Schlinge um Banérs Heer
mehr und mehr zuzogen, ging dieser Ende Februar/ Anfang März auf Torgau zurück u.
ließ zugleich durch seine Reiterei das rechte Elbufer bis fast nach Dresden sichern, um
sich vor unliebsamen Überraschungen, insbesondere Brückenschlägen zu schützen
(AOSB| SA VI, 379|ff.). Dort befindliche kursächsische Reiterregimenter wurden von seiner Kavallerie in die Flucht geschlagen. Die ganze ksl. Armada und ihre Verbündeten lagen hingegen diesseits der Elbe unterhalb Meißens bei Riesa und sogen, zu Banérs Freude, die kursächsischen Lande aus (AOSB| SA VI, 391; vgl. AOSB| SA IX, 472|ff.). Es
kam nun freilich darauf an, sich mit den Kontingenten Herman Wrangels zu verbinden,
um einer sonst drohenden vernichtenden Feldschlacht zu entgehen oder ggf. in ihr zu bestehen (AOSB| SA VI, 372, 381|ff., 386|f.). Es gelang Banér, die Kaiserlichen Anfang u.
Mitte März zweimal zurückzuwerfen, jedoch konnten diese beginnend mit dem 30.
März bei Dresden über die Elbe setzen und Torgau bedrohen. Eine Diversion nach Meissen verhinderte vorerst den raschen feindlichen Marsch auf Torgau. Die Kaiserlichen
quartierten ihre Infanterie in Meißen, die Kavallerie in der Oberlausitz, später bei Eilenburg ein. Banér hoffte, sich bis zur Ankunft Wrangels in Torgau halten zu können. Als
aber der Gegner Ende Mai die Wittenberger Brückenschanze wiedereroberte, unterund oberhalb von Torgau, bei Wittenberg und Meißen den Fluß überschreiten konnte
und schließlich eine starke von Gf. Matthias Gallas geführte Armee nahte, mußte Banér
Anfang Juni Torgau aufgeben. Er wählte den Marsch durch die Neumark; die Gegner,
unter dem Oberfehl von Gallas, nahmen die Verfolgung auf. Bei Landsberg hatte der
zahlenmäßig vierfach überlegene Feind die Schweden überholt, sich kampfbereit aufgestellt und den schwedischen Rückzugsweg nach Norden abgeschnitten. Der Schachzug
Banérs, Gerüchte über die Truppenbewegung in Richtung Posen auszustreuen, erwies
sich als erfolgreich. Es glückte ihm, in Eilmärschen über Freienwalde nach Eberswalde
(oder Schwedt) zu gelangen, wo er schließlich mit Wrangel zusammentraf, der dem Gegner diesen Ort bereits wieder entrissen hatte. Banér besetzte noch im Juli des Jahres 1637
Hinterpommern (Hauptstützpunkte Gartz u. Stettin), Wrangel jedoch Vorpommern
(Anklam). Diese Verteidigungslinie konnte gegen Gallas, der sich in Mecklenburg einquartierte (Malchin), bis zum November gehalten werden. Vgl. dazu AOSB| SA VI,
356|ff.; Documenta Bohemica| VI, Nr. 488, 508; Englund|, 162 (der aber Wrangel lt. seinem Personenregister falsch als Carl Gustav Wrangel (FG 523. 1649) identifiziert [vgl.
Anm.|7]); Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 330|ff., 353|ff., 357, 374, 376, 379, 381|f. u.
388|f.; Theatrum europaeum|, 3. Teil (2. Aufl. 1644; HAB: Ge 4b 54), 789|f., 795|f., 798 u.
insbes. 805|ff.; Carl Du Jarrys Frh. von La-Roche: Der dreißigjährige Krieg, vom militärischen Standpunkte aus beleuchtet. Schaffhausen 1848, 95|ff.; Ernst Samuel: Johann Baner als Ermattungsstratege in den Feldzügen 1634–1639. Diss. Gießen 1921, 46–50;
Wulf Eckart Voss: Zur Verhinderung noch grösseren Leids — Vom Elend und Segen des
Rechts im Kriege. In: Krieg und Frieden II|, 275–284. Vgl. auch 370722.
7 Friherre Herman Wrangel af Salmis (1587–1643) aus deutschbaltischem Adelsgeschlecht, das sich auch nach Schweden, Preußen, Rußland und Holland verzweigte;
kgl.-schwedischer Feldmarschall seit 1621, Vater von (Greve) Carl Gustav Wrangel (FG
523. 1649; s. 370805). Seit 1608 in schwedischem Militärdienst bezeugt, 1626 schwed.
Befehlshaber in Preußen, 1627 schwed. Gouverneur im westpreuß. Elbing. 1629 führte
er den schwed. Feldzug gegen Polen, 1630 schwed. Reichsrat, als welcher er im Juli 1633
neben anderen Reichsräten die sterblichen Überreste Kg. Gustavs II. Adolf in Wolgast
zur Überführung nach Schweden abholte (vgl. 321201 K 11). 1632 Generalgouverneur
über Preußen, 1635 schwed. Beauftragter bei den Friedensverhandlungen mit Polen.
Wrangels Truppenkontingent stand 1636/37 an der polnischen Grenze, wo er eine der
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drei großen schwedischen Heeresabteilungen kommandierte, während Banér überwiegend in Mitteldeutschland, Gustav Horn bzw. Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG
30) im Süden und Südwesten des Reichs agierten. Wrangel wurde im April 1638, der
Widrigkeiten seines Kommandos seit langem müde, auch aufgrund von Spannungen mit
Banér, nach Schweden zurückberufen. Banér, neuer Gouverneur von Pommern und
Oberbefehlshaber der schwedischen Expeditionsarmee in Deutschland, residierte im
Frühjahr 1638 demonstrativ im Stettiner Schloß. Vgl. 370902 u. 371112A; Voss (s.
Anm.|6), 281. 1643 wurde Wrangel als Generalgouverneur nach Livland entsandt, wo er
in Riga im Dezember desselben Jahres starb. Vgl. Anm.|6; AOSB| SA IX, 330|ff.; SBA| B
375/ 259–273; Chemnitz| III, 35, 42; Documenta Bohemica| VI, Nr. 441; Pufendorf:
Kriegs-Geschichte| I, 327|f., 358|f. u. 434; Geschichte der Familie von Wrangel und Wrangell. Bd.|3: Die schwedischen Wrangel. (Lübeck) 1981, 8|f.; Arne Losman: Carl Gustaf
Wrangel och Europa. Studier i kulturförbindelser kring en 1600-talsmagnat. Stockholm,
1980,15|ff.; Åke Meyerson, Björn Hallström, Ove Hidemark, Olov Lönnqvist, Irene Sigurdsson: Herman Wrangel och hans krigskamrater. En porträttserie på Skokloster. In:
Skokloster-Studier 5 (Balsta 1972), 237–300 (Porträt Herman Wrangels S.|248, vgl.
254|ff.; Hochzeitsporträt Wrangels und seiner zweiten Frau Katharina Gyllenstierna
S.|286|f., Porträt seiner ersten Frau Margaretha Grip S.|289).
8 Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65). Vgl. 370421 u. 370422; Franz v. Geyso:
Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges und
Grundlagen zu einer Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. (Erster
Teil.) In: Zeitschrift des Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde 53 (1921), 1–
115; Zweiter Teil. In: A.|a.|O. 54 (1924), 1–160; Dritter Teil. In: A.|a.|O. 55 (1926), 1–
175; hier III, 133|f. Am 3. Juli hatte Lgf. Wilhelm in Rinteln Quartier genommen.
9 Der aus Holstein stammende Josias v. Rantzau (1609–1650) focht für F. Moritz v.
Oranien, für die Kronen Dänemark, Frankreich und Schweden, trat 1635 endgültig in
französ. Dienste, wurde 1645 Maréchal de France und 1646 Statthalter von Dünkirchen.
In den ersten Monaten des Jahres 1637 warb er in Frankreich und den Niederlanden
Truppen. Mit dem Einverständnis Kg. Ludwigs XIII. v. Frankreich sollten diese (recht
minderwertigen) Truppen (800–1000 Mann) unter den Obersten von Schack und von
Kotz der hess. Armee angegliedert werden. Im Juli bedauerte Lgf. Wilhelm V. in einem
Brief, daß man Rantzau und nicht ihm das Geld für die Werbungen gegeben habe. Schon
Anfang September verließ Josias v. Rantzau die Armee, da seine soeben vollzogene Heirat angeblich seine Anwesenheit in der holstein. Heimat erforderte. Seine Truppen unterstellte er den Hessen. Vgl. Opitz-Brieferepertorium| Nr. 228. Als er 1643 vom französ.
König der Armee Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar zugesandt wurde, traf er auf entschiedene Vorbehalte aufgrund seiner militärischen Inkompetenz. Vgl. zum Adelsgeschlecht der Rantzaus Ro¨ssler/ Franz| II, Sp. 2256–2260; zu Josias v. Rantzau s. Franz v.
Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges (s. Anm.|8) III, 127|f., 130|ff., 148. Vgl. ferner 370805, 370902 u. 380210; Engerisser|,
316, 329, 359, 603 u. 612; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 390|f.; Wolfgang Prange: Christoph Rantzau auf Schmoel und die Schmoeler Leibeigenschaftsprozesse. Neumünster
1965, 27|f., 32. Vgl. auch die Akte STA Marburg: 4 h Nr. 1391: Korrespondenz mit dem
französ. Feldmarschall [Josias] v. Rantzau die damaligen Kriegsoperationen betreffend
1637; vgl. dazu Richelieu: Papiers| I, 362;| III, 154 u. passim u. Richelieu: Papiers,| Index,
46. Dort wird im gleichen Kriegszusammenhang fälschlicherweise von dem dän. Befehlshaber Markward v. Rantzau (ca. 1590–1640) gesprochen, der 1635 zum Generalmajor
ernannt worden war. Diesen betrifft die Flugschrift: Abdruck Hamburgischen Auch des
Kön. Dennemarckischen General Majorn Herrn Marquardt Rantzowen An Burgermeister unnd Raht der Stadt Hamburg sub dato 27. Septemb. Anno 1637. abgangnen Antwort-Schreibens. .|.|. die angemaste Continuation deß Glückstädtischen Zolls betreffent.
(Hamburg 1637). Vgl. Paul Hohenemser: Flugschriftensammlung „Discursus politici“
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370715
des Johann Maximilian Zum Jungen. Frankfurt a.|M. 1930, 194. — Zur „Piratenphysiognomie“ des oft verwundeten Josias v. Rantzau vgl. Englund|, 514; die Abb. eines Porträts in
Helmut Lahrkamp: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden. Münster o. J., 225;
vgl. ferner Redlich| I, 159, 167, 170, 377 (die Rede ist hier von 60 Verwundungen) u. 440|f.
10 Kg. Christian IV. v. Dänemark.
11 Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388. 1642).
12 Anthon v. Wietersheim (FG 273. Der Umfahende), s. Conermann III|, 303|ff.; lt.
Zedler| LVII, 1821 starb er als „Holstein-Gottorpischer Cantzler, auch Ober-Amtmann
zu Barmstedt“. Sein Herr war der kunstsinnige Hz. Friedrich III. v. Schleswig-HolsteinGottorf (Anm.|11). Auf dem Titelblatt der von Johann Rist (FG 467. 1647) verfaßten Funeralschrift aus dem Jahre 1647 wird ergänzend auf seine Rolle als Geheimer Rat hingewiesen. Die aus drei Gedichten bestehende Leichenpredigt, die versifizierte „Lob- und
Trostschrifft“, das auf die Mitgliedschaft in der FG rekurrierende Poem „Ode oder Loblied“ u. die epigrammatische „Grabschrifft“ zu vier Versen, erwähnen auch den Dienst
für das Haus Holstein-Schaumburg („Das bald darauff der Held vom Schauenburger
stam/ Zu seinem kantzeler und treüen Raht jhn nam“, Bl. A [iiij] r). In: Lob- und Trostschrifft 3 über das Christliche Leben und Seliges Sterben 3 Des Weiland 3 HochEdlen/ Gestrengen und Vesten Herren 3 H. Anthon von Wietersheim/ 3 Auff Wörpzig/ [.|.|.] 3 Fürstlichen Holsteinischen Geheimen Rahts und 3 Kantzelers/ auch Drosten zu Barm- 3 stett/
3 [.|.|.] 3 Auff freundliches Ersuchen Mitleidentlich auffge- 3 setzet und überschikket 3 von 3
Johann Risten 3 Predigern des heiligen Göttlichen wohrtes zu Wedel an der 3 Elbe/ und
von Römischer kaiserlichen Maiestät hofe aus Edel- 3 gekröhnten Poeten. 3 [Linie] 3
Hamburg/ 3 Gedruckt bey Jacob Rebenlein/ im Jahr 1647. SUB Göttingen: 4b N. VI.
11/Tom. 6/11. Tatsächlich lassen sich jedoch bereits im Januar 1637 Absetzbewegungen
des bückeburg. Kanzlers Anthon v. Wietersheim von seinem Herrn, Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg, feststellen, bei denen die Vermittlung F. Ludwigs eine große Rolle
spielte, s. Conermann III|, 304 u. NSTA Bückeburg: Fürstl. Hausarchiv F 3 Nr. 345, Brief
vom 17.|1.|1637 (unfoliiert) F. Ludwig an Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg, 2 Bl. [A:
2v], 1v u. 2r leer; Schreiberh. mit eigenh. U.: „[.|.|.] Alß ist vnser wohlmeinender Rath, E.
Ld. möchten demselben [Wietersheim] die begehrte dimission mit gnädiger abfertigung,
nach seinem begehren, widerfahren laßen, vnd sich darbey seiner beharlichen gutten devotion, zu deroselben vnd ihres hauses besten, wie gahr wohl geschehen kann, versichert
machen, darneben aber darauf bedacht sein, wie sie hinwider eines vornehmen ehrlichen
Mannß zum Canzlerdienst, deme dan auch die darzu gehörige authorität billich zu conferiren, mächtig werden, wie wir dan daruor halten, der von Wittersßheimb, werde E. Ld.
auf erfordern mit guttem rath auch gahr wohl zur hand gehen, vnd dahin zubewegen
sein können, daß er sich noch eine wenige Zeit, biß E. Ld. solche stelle ersezet, vfhalte“.
Ähnlich Innhausen in seinem Brief an Schilling vom 21.|1.|1637 (LHA Sa.-Anh./ Dessau:
Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, 132r): Gf. Otto V. sei mit seinem Kanzler Wietersheim am vorigen Tage nach Bückeburg abgereist; Wietersheim sei zwar fest entschlossen, schleswigholstein.-gottorf. Bestallung anzunehmen, jedoch bereit, Gf. Otto weiter mit Rat und
Tat zu unterstützen, wenn ihm eine jährliche Pension gewährt würde, wozu Innhausen
rät. Es wäre freilich gut, „que Son Excell.ce fust derechef pourveu d’un bon Chancelier et
mesme de la Religion [reformée], craignant que sans un suffisant Directeur en ses conseils, ses affaires ne prennent un mauvais succez.“ Bentrup kommt auf der Grundlage
einschlägiger Quellen zu dem Schluß, daß Wietersheim zwischen 1637 und 1640 gleichzeitig für Gf. Otto und für Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf tätig war
und bestätigt damit die soeben zitierten Nachrichten. Vgl. Werner Bentrup: Wietersheim
— von Wietersheim. In: Schaumburg-Lippische Mitteilungen. Aus der Geschichte des
ehemaligen Fürstentums Schaumburg-Lippe und der umliegenden Gebiete 31 (1995), 9–
20, hier: 14|f. Erst nach dem Aussterben des Hauses Schaumburg, mit dem Tode Gf. Ottos V. im Jahre 1640, steht Anthon v. Wietersheim voll im Dienste der Holsteiner. Vgl.
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zur bückeburg. Kanzlerschaft Anthons v. Wietersheim bis Ende der dreißiger Jahre
auch: Geschichte der Familie von Wietersheim nach den Sammlungen und Aufzeichnungen von Konteradmiral z. S. Friedrich von Wietersheim, Generalmajor a.|D. Kurt von
Wietersheim und Oberstleutnant a.|D. Alfred v. Wietersheim, neu bearb. u. hg. durch
Siegfried Joost. Diesdorf/ Bez. Breslau 1937, 61, 65|f.; vgl. ferner 370902 K 5 und
371226 K 2 u. 3.
13 Anna Dorothea v. Freyberg (13.|2.|1613 – 15.|1.|1677), Kammerjungfer Fn. Sophias
v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38), Tochter Ernsts v. Freyberg (FG 75) und Schwester
der Gattin Dietlofs v. Tiesenhausen (FG 208), Maria Sibylla (vgl. 371030 K I 13). Anna
Dorothea wurde am 26.|2.|1652 die zweite Gattin des Christian Ernst (v.) Knoch (FG
268). S. Conermann III|, 297. Vgl. auch 370729 K 5, 370805, 371030 I u. 371127.
14 Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241). Dessen gestickte Gesellschafts-Imprese sendet der Briefschreiber als Beilage zu 370805 nach Köthen. Zur
Bestellung dieser Sendung über Thomas Benckendorff, der sich mit seinem Dienstherrn
F. Christian II. (s. Anm.|4) im Juli in Hamburg aufhielt, vgl. 370729, 370805 u. 370902.
15 Melchior Mitte de Chevrières-Miolans marquis de Saint-Chamond (Saint-Chaumond), 1586–1649, französischer Diplomat, hielt sich seit 1635 als außerordentlicher
Botschafter zu Verhandlungen mit protestantischen Reichsfürsten und mit Schweden in
Norddeutschland, v.|a. in Hamburg, auf. Ziel war es, einen Sonderfrieden des nach dem
Prager Frieden im Reich stark isolierten und bedrängten Schweden mit dem Kaiser zu
verhindern und das antihabsburgische Bündnis zu reaktivieren. Zunächst gelang es ihm
aber 1636 nur, einen Bündnisvertrag mit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel unter Dach
und Fach zu bringen. Vgl. 370422 K 1, 370729 K 11 u. 380616 K 13. Als Botschafter arbeitete der Marquis mit dem Comte d’Avaux (s. Anm.|16) lt. einer Instruktion v.
10.|4.|1637 zusammen, bis er von seinem Posten zugunsten Avaux’ abberufen wurde.
Letzterem gelang es erst, das Kriegsbündnis mit Schweden im März 1638 in Hamburg
abzuschließen. Vgl. Anm.|16, 370729 K 11 u. 380210 K 10; ferner ABF| I 745, 242|ff. u.
II 468, 261; Richelieu: Papiers| III, 12 u. passim; Hermann Kellenbenz: Hamburg und
die französisch-schwedische Zusammenarbeit im 30jährigen Krieg. In: Zeitschrift des
Vereins f. Hamburgische Geschichte 49/50 (1964), 83–107, 88|ff.; Anuschka Tischer:
Französische Diplomatie und Diplomaten auf dem Westfälischen Friedenskongress. Aussenpolitik unter Richelieu und Mazarin. Münster 1999, 168|f. u. Register.
16 Claude de Mesmes, seit 1638 comte d’Avaux, 1595 – 19.|11.|1650; französischer
Militär, Staatssekretär, Mitglied des Ordens vom Heiligen Geist, Diplomat u. Schriftsteller. Er beherrschte mehrere Sprachen und veröffentlichte u.|a. Exemplum Litterarum
Ad Sererenissimum Daniae et Norvegiae Regem A Gallico per Germaniam Legato Scriptarum circa Tractatus Pacis| (Amsterdam 1642) und Lettres de messieurs d’Avaux et Servien
concernantes leurs diffe´rentes et leurs responses de part et d’autre en l’anne´e 1644| (o. O.
1650). Als Gesandter des französischen Königs wirkte er u.|a. in Venedig (1627–1632),
Rom, Mantua, Florenz u. Turin (1632–34) und seit 1634 in Norddeutschland, Dänemark u. Polen. In Polen vermittelte er einen langfristigen Waffenstillstand mit Schweden.
Im November 1635 wurde Avaux zu einem der Bevollmächtigten des Kölner Kongresses
ernannt, welcher jedoch nie zustande kommen sollte. Vgl. zu den Friedensverhandlungen in den Jahren 1637/38 besonders 370729 K 11. Seit 1637 wirkte er als außerordentlicher Legat für Deutschland in Danzig und vor allem in Hamburg, wo er in Verhandlungen seit dem November 1637 das Bündnis mit Schweden festigte, das im März 1638
förmlich erneuert wurde. Vgl. 370729 K 11 u. 380210 K 10. 1641 unterzeichnete er den
Hamburger Präliminarvertrag und gehörte später der französischen Verhandlungsdelegation bei den Westfälischen Friedensverhandlungen an. Als frommer Katholik war er
trotz der Bündniskonstellation Ansprechpartner für die katholische Seite. Für das Osnabrücker Domkapitel und die Klöster des Fürstbistums nahm er Einfluß auf die schwedische Verhandlungsdelegation in Osnabrück. Auf seine Vermittlung hin wurden die Klö-
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ster Gertrudenberg und Iburg restituiert. In gleicher Weise trat er für die Katholiken in
Schweden und den Niederlanden ein. Vgl. ABF| I 735, 28–40; II 460, 389|f.; Findeisen|,
425; Richelieu: Papiers| I, 498; Heinz Duchhardt, Gerd Dethlefs, Hermann Queckenstedt: ,.|.|.zu einem stets währenden Gedächtnis‘. Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts. Hg. Karl Georg Kaster u. Gerd Steinwascher mit heraldischen Beiträgen von Ulf-Dietrich Korn. Bramsche 1996, 210|f.; Hermann Kellenbenz: Hamburg und die französisch-schwedische Zusammenarbeit im 30jährigen Krieg
(s. Anm.|15), 88 u. 94|ff.; Anuschka Tischer: Französische Diplomatie (s. Anm.|15), 105–
118, hier S.|106; vgl. auch 380616.
K I In Christian: Tageb.| XIV, Bl. 453v, notiert F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG
51) an seinem damaligen Aufenthaltsort Hamburg: „Avis. daß (leyder,) Meine weylandt
fl. liebe Muhme vndt Schwester, Freẅlein Anne Marie zu Anhalt, in Deßaw, an der rohten Ruhr (so allda anizo regieren soll) todes verblichen. Gott verleyhe Jhrer Ld. vndt vnß
allen, an jehnem großen tage, eine fröliche, vndt herrliche aufferstehung, zum ewigen
Leben, durch krafft des h. geistes, in Christo Jesu, vnserm Erlöser, vndt Sehligmacher|
Amen. Jch habe wol eine treẅe Schwester, vndt gute freundin, an Jhrer Sehl. Ld. verlohren, sintemahl wir nicht allein nahe anverwandte, sonder|n auch fast von kind auff mitteinander aufferzogen, vndt gleichsam aufgewachßen, weil ich guten theil meiner lehriahre
zu Deßaẅ zugebrachtt, vndt ihre Sehl. Ld. wie auch Dero älltere Fr. Schw[estern] [durch
Falz unleserlich|] alß damalß Freẅlein Sophie Elisabeth, (nachmalß hertzogin zur Lignitz, ein wahrer vngefärbter Tugendspiegel) vndt Freẅl. Agnes Magdalena, nachmalß
Landgrävin zu heßen, gleichfalß voller Tugendt, täglich besuchtt, lieblich mitt einander
conversirt, vndt in dero Christlichen erbaẅlichen exempeln mich ergetzet, auch alß Bruder vndt Schwestern mitteinander|, vndt ihren brüder|n gelebet. Die Drey Grazie hetten
nicht beßer abgemahlt werden können.“ Die genannten Schwestern waren Lgfn. Agnesa
Magdalena v. Hessen-Kassel (TG 33) und Hzn. Sophia Elisabeth in Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau (1589–1622).
1 lahr, lar, d.|h. Lehre, Studium, vgl. Go¨tze|, 146.
2 muht, mut, d.|i. Sinn, Absicht, vgl. Go¨tze|, 163.
K II An ihrem letzten Tag, den Tod vor Augen, habe Pzn. Anna Maria v. Anhalt-Dessau
(s. K 1 und K I 0) „zweimahl zu verstehen gegeben/ daß Sie einen Vorschmack des ewigen Lebens empfunden/ auch dabei ausgerufen: O Freude/ O Klahrheit/ O Herrligkeit!
[.|.|.] Der vortrefliche Hr. Dieterich von Werder hat diese Begebenheit so hoch gehalten/
daß Er Sie mit einem eigenen Sonnet folgenden Jnhalts gepriesen: [.|.|.].“ Beckmann| V,
230. Diederich v. dem Werder (FG 31) hat mehrfach Letzte Worte zum Anlaß manieristischer Gedichte genommen. Vgl. 310800, 371226A I u. das mit hoher Sicherheit Werder zuzuschreibende Gedicht: Der Wahrheit LobLied 3 Uber der weyland Durchläuchtigen/ Hochgebohrnen 3 Fürstin und Fräulein/ Fräulein 3 JULIANEN/ 3 Fürstin zu Anhalt/ Gräfin zu Ascanien/ Fräulein zu Zerbst 3 und Bernburg/ &c. Bey dero Christseligem Abschiede aus dieser 3 Welt fast offt zuletzt ausgesprochene 3 Worte. 3 O Warheit! O
Warheit! O was ist Warheit? O.|O. u. J. [Köthen 1652.] LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Bernburg A 2 Nr. 3, 14r–16v u. 1 leeres unfol. Bl. (also 4b 4 Bl.) mit hsl. Notenschrift auf
Bl. 14v (s. 521200). Vgl. auch Werders 21. Lied „Auff weiland Fräulein/ Fräulein Julianen/ Fürstin zu Anhalt/ bey dero Siechbette ängstiglichem Brust- un̄ Athems-ermangelndē Zustand. Krafft der Worte: Gott der HErr blies einen lebendigen Athem dem
Menschen in die Nasen. Und alles was Othem hat/ lobe den HErrn. Genes. 2. 150.
Psalm.“ In: [D. v. dem Werder:] Vier und zwantzig Freuden-reiche Trost-Lieder (s. Beil.
II Q), Bl. H [iv]r – J [i]r. Gemeint ist Pzn. Juliana (*1626), Tochter F. Johann Casimirs
v. Anhalt-Dessau (FG 10), die am 30.|11.|1652 im Alter von 26 Jahren an der Schwind-
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sucht starb. Beckmann| V, 239. Zum Umstand, daß Letzte Worte v.|a. in westlichen Ländern ein über Jahrhunderte mit Aufmerksamkeit, ja Ehrfurcht gepflegtes „Element der
Kultur“ waren und sind vgl. z.|B. 371226A I, jedoch ohne Hinweise auf Werders manieristische Sprachbilder zu ausgewählten Sterbeszenen, vgl. Karl S. Guthke: Letzte Worte.
Variationen über ein Thema der Kulturgeschichte des Westens. München 1990.
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich
von Schilling
Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) dankt Friedrich v. Schilling
(FG 21) für die Übermittlung von Nachrichten. In der Gegend herrscht im Augenblick
Ruhe. Der dänische König Christian IV. hat seine bisher in der Nähe Hamburgs stationierten Truppen nach Pinneberg verlegt. Der Kanzler Anthon v. Wietersheim (FG 273)
hat sich in Hamburg eingefunden, um Differenzen zwischen dem König und der Stadt
beizulegen. — Kriegsnachrichten betreffen Johan Banér (FG 222) und Alexander Leslie,
die ihr Lager aufgeschlagen und sich vor Stettin verschanzt haben. Herman Wrangel
sammelt seine Truppen und jene, die aus Schweden neu hinzugekommen sind, in Anklam. F. Friedrich Heinrich v. Oranien belagert Breda, der Kardinal Louis de Nogaret
duc d’Épernon (Kardinal de La Valette) Landrecies und Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30) Besançon in der Franche Comté. — F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG
51) ist acht Tage lang zu einer medizinischen Behandlung in Hamburg gewesen und gestern nach Plön aufgebrochen, um seine Gattin Eleonora Sophia (TG 39) dort nach
Hamburg abzuholen und um mit ihr dann nach Bernburg zurückzukehren. — Innhausen
werde sich bemühen, James Kings (FG 224) Wappen (für das Köthener Gesellschaftsbuch) zu beschaffen.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 137r–138v [A: 138v], 137v u.
138r leer; eigenh.; Sig.
A A Monsieur Monsieur Friderich de Schilling etc.| Conseiller et Maistre d’hostel de S.
A. le Prince d’Anhalt etc|. A Cöthen.
Monsieur
Je vous rend graces infinies pour la communication des vos nouvelles. En ces
Quartiers nous vivons maintenant en bon repos. Le Roy de Dennemarque1 a desormais faict desloger ses troupes qu’il avoit dans nostre voisinage à Pinnenberg, et Monsr. le Chancelier Witersheim2 se trouve en ceste ville pour l’accommodement des differents entre le Roy et ceste ville. Pour nouvelles nous n’avons
aultre, si non que Banier3 et Lesle4 ont mis leur Camp et se sont retrenché devant Stetin. Wrangel5 amasse ses troupes et celles que [sic]| sont venu [sic]| nouvellement de Suede à Anclam en Pomeranie. Le Prince d’Orange6 a assiegé Breda7, Le Cardinal de la Valette8 Landresis9, et Le Duc Bernard10 etc.| Besançon11
en la Franche Comté. Le Prince Chrestien d’Anhalt12 a esté icy huict jour [sic]|
durant pour prendre medicine.| S. A. est party hier vers Ploen pour conduire
Madame la Princesse13 jusques en ceste ville et retourner d’icy à Bernbourg. Jl
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370722
vous plairà faire mes treshumbles recommendations à leurs Altesses et touts
ceux de ma cognoissance, Quant à moy ie demeure jusques au tombeau
Monsr. Vostre treshumble et tresobligé valet.
EWK
D’Hambourg ce 22. Juillet 1637.
Wegen Gen. Leut. King14 wapen werde Jch mich erkundigen und furdersambst
ubersenden
K 1 Kg. Christian IV. v. Dänemark (1577–1648).
2 Der gfl. holstein-schaumburg. und hzl. schleswig-holstein-gottorf. Kanzler und Geheime Rat Anthon v. Wietersheim (FG 273); vgl. 370715 K 12. Der Streitpunkt zwischen
dem König v. Dänemark und der Hanse- und Freien Reichsstadt Hamburg war vorab
der dän. Elbzoll im 1616/17 gegründeten Glückstadt elbabwärts vor der Mündung des
Stroms, der die Ein- und Ausfuhren Hamburgs zu Schiff verteuerte und den gewünschten freien Handel beeinträchtigte. 1630 hatte Christian IV. die Elbe bei Glückstadt sogar
mit Kriegsschiffen sperren lassen, um die Zollabgaben zu erzwingen. Vgl. 310113 K 48.
Auch damals schon hatte die Stadt u.|a. Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf
(FG 388) um Vermittlung ersucht. Konfliktstoff bot aber auch der Umstand, daß Christian IV. nicht nur Hoheitsansprüche über die Elbe reklamierte, sondern auch über die
Stadt Hamburg selbst, deren 1618 vom Reichskammergericht bestätigte Reichsunmittelbarkeit er ebensowenig anerkannte wie ksl. Schutzmandate. Vgl. Michael Busch: Die
Landung der Schweden: Entlastung oder Bedrohung für Hamburg? In: Der Krieg vor
den Toren. Hamburg im Dreißigjährigen Krieg 1618–1648. Hg. Martin Knauer u. Sven
Tode unter Mitarb. v. Niels Wecker. Hamburg 2000, 127–143, 131|ff.
3 Der schwed. Feldmarschall Johan Banér (FG 222), der damals im Bunde mit dem
schwed. Feldmarschall Herman Wrangel (s. Anm.|5) die schwedische Rückzugsposition
in Pommern entlang der Peene gegen eine erdrückende feindliche Übermacht geschickt
verteidigte. Vgl. 370715 K 6.
4 Der aus Schottland stammende schwed. Feldmarschall Alexander Leslie (of Balquhain, 1582–1661; seit 1641 1. Earl of Leven), mit Banér Sieger der Schlacht bei Wittstock
am 4.|10.|1636 n. St. S. dazu seinen Schlachtbericht in AOSB| SA IX, 465|ff. Vgl. schon
360703 K 25, 370422 K 1 u. 370715 K 6. Im Sommer 1636 hatte Banér Leslie vom westfälischen Kriegsschauplatz abgezogen und sich im August bei Lüneburg mit seinen Truppen vereinigt. Schon damals trug sich Leslie mit dem Gedanken, sein Korps Banér zu
überlassen, die schwedischen Dienste zu quittieren und in seine Heimat zurückzukehren, wurde aber von Banér in der Umsetzung dieser Pläne noch zurückgehalten. Aus
dem Lüneburgischen war man aufgrund erfolgreicher Operationen Johann Caspars v.
Klitzing (s. 370805 K 7) an Elbe und Havel auf Dömitz zurückgegangen. Nach der
Schlacht bei Wittstock hatte Banér den nach Hessen und Westfalen zurückweichenden
Truppen Hatzfelds nachgesetzt (vgl. 370422 K 1), hatte sich aber im Dezember 1636
von Kassel wieder nach Thüringen und Meißen zurückgewandt. Leslie wurde der Raum
zwischen Weser und Thüringer Wald als Quartier- und Sicherungsgebiet zugewiesen.
Vergeblich versuchte Leslie in der südbraunschweigischen Leine-Gegend (Northeim,
Stadtoldendorf) Fuß zu fassen. Vor einer feindlichen Übermacht (Götz, Hatzfeld, Huyn
van Geleen) zog er sich auf das thüringische Nordhausen zurück. Am 6.|3.|1637 finden
wir Leslie wieder bei Banérs Hauptarmee bei Torgau. Vgl. AOSB| SA IX, 469; Chemnitz|
III, 29|ff., 39|ff., 64, 71, 76|f.; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 351|ff. Damals wollte Banér
Leslie offenbar aus seiner Nähe loswerden und wieder an die Weser schicken, da er an
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der Loyalität gegenüber Krone und Reich Schweden zweifelte. Auch wehrte er sich, als
ihm Nachrichten zu Ohren kamen, die schwed. Reichsregierung beabsichtige, den
dienstmüden Feldmarschall Herman Wrangel (s. 370715 K 7) abzulösen und Leslie auf
seinen Posten als Armeekommandant zu befördern. Nach einer Reise nach Schweden im
September 1637 zwecks Lagebesprechung mit dem schwed. Reichskanzler Axel Oxenstierna (FG 232) scheint Leslie aber bis November 1637 noch in der persönlichen Umgebung Banérs in Pommern verblieben zu sein. Vgl. seine Briefe aus Stettin, 31.|10.|1637,
und aus Stralsund, 22.|11.|1637 (AOSB| SA IX, 478|ff.). Im Frühjahr 1638 segelte Leslie
nach Schottland; vgl. seinen Brief aus Edinburgh, 1.|6.|1638 (AOSB| SA IX, 480|f.). Im
März 1638 ist Banér froh, daß Leslie wohl nicht gesonnen sei, in schwedische Kriegsdienste zurückzukehren. Im Sommer 1638 erhielt er die Entlassung aus schwedischen
Diensten durch Kgn. Christina, im Oktober 1638 kehrte er endgültig nach Schottland
zurück, kämpfte auf der Seite der schottischen Covenanters gegen die Royalisten und
blieb dabei ein treuer Korrespondent Oxenstiernas. Vgl. AOSB| SA VI, 380, 397|f., 406,
436, 465, 467, 487|f., 521|f., 528; AOSB| SA IX, 399|ff.; ferner Chemnitz| II, 944|f.,
982|f., 1006|ff., 1020; Engerisser|, 167, 268, 327 u. 396; Redlich| I, 265, 328|f., 331, 354
Anm.|50; Charles Sanford Terry: The Life and Campaigns of Alexander Leslie First Earl
of Leven. London [u.|a.] 1899, 38|f. Ein 1626 entstandenes Ölporträt Leslies in Åke Meyerson, Björn Hallström, Ove Hidemark, Olov Lönnqvist, Irene Sigurdsson: Herman
Wrangel och hans krigskamrater. En porträttserie på Skokloster. In: Skokloster-Studier
5 (Balsta 1972), 237–300, 284.
5 Friherre Herman Wrangel af Salmis, schwed. Feldmarschall, der nach der Vereinigung mit Banérs Armee (s. Anm.|3) am 4.|7.|1637 Vorpommern mit dem Hauptquartier
Anklam besetzte. Vgl. 370715 K 7. Anfang Juli hatte Innhausen die Stärke von Wrangels
Armee auf mindestens „14000 Combattants“ geschätzt. S. seinen Brief an Schilling vom
8.|7.|1637. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 135r–136v.
6 F. Friedrich Heinrich v. Oranien (1584–1647) aus dem Grafenhaus Nassau-Dillenburg; seit 1625 Statthalter Hollands und anderer Provinzen der Republik der Vereinigten Niederlande, Oberkommandierender aller Truppen der Generalstaaten zu Land und
zur See. Vgl. 300410 K 4.
7 Breda in Nordbrabant zwischen Antwerpen und ’s-Hertogenbosch, „one of the most
important strongholds of the Spanish Netherlands and a pillar of the king’s reputacio´n|,
representing as it did one of the most glorious successes of the early part of his reign“
(nämlich die Einnahme 1625 durch die Spanier unter Spinola). Jonathan I. Israel: Conflicts of Empires. Spain, the Low Countries and the Struggle for Worlds Supremacy
1585–1713. London, Rio Grande 1997, 81. Seit dem 21.|7.|1637 wurde Breda von den
Truppen der Vereinigten Niederlande unter F. Friedrich Heinrich v. Oranien (s. Anm.|6)
belagert und im Oktober definitiv für die Vereinigten Niederlande zurückgewonnen.
Vgl. auch 370729 u. zu Einzelheiten 370805 K 20. In seinem Brief vom 14.|10.|1637 an
Friedrich v. Schilling teilt Innhausen indirekt die erfolgreiche Belagerung und Inbesitznahme Bredas durch F. Friedrich Heinrich mit (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a
Nr. 87b, Bl. 149r–150v). Vgl. 360703 K 29; Aitzema| II, 451|ff. (Kapitulationsurkunde
vom 7.|10.|1637 S.|462–465, frz. u. nl.); Grote, Winkler, Prins| IV, 501; Theatrum Europaeum| 3. Teil (2. Aufl. Frankfurt a.|M. 1644), 811|f., 821 u. 849|ff. (HAB: Ge 4b 54); dort
auch Kupferstich S.|872/ 873: „Belagerung der Statt Breda durch Fridrich Heı̄rich Princen von Orāgien, den 23. Iuly 1637“. Ein Gemälde Jan Breeckers über die Belagerung
von Breda für das Schloß Buren ist nicht mehr erhalten, s. Krieg und Frieden III|, 473;
vgl. I|, 386|f. Vgl. ferner Nijhoffs|, 98; P. J. Blok: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Amsterdam 1924, 177|ff.; Bibliotheek van Nederlandsche Pamfletten. Eerste Afdeeling. Verzameling van Frederik Muller. Te Amsterdam. .|.|. beschreven door P. A. Tiele. Eerste
Deel: 1500–1648. Amsterdam 1858, Nr. 2587–2592; Catalogus van de Pamfletten-Verzameling berustende in de Koninklijke Bibliotheek. Bewerkt .|.|. door W. P. C. Knuttel.
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370722
Eerste Deel, tweede Stuk: 1621–1648. ’s-Gravenhage 1890, Ndr. Utrecht 1978, Nr.
4501–4511; Catalogus van de Tractaten, Pamfletten, Enz over de Geschiedenis van Nederland, aanwezig in de Bibliotheek van Isaac Meulman. Bewerkt door J. K. van der
Wulp. Eerste Deel: 1500–1648. Amsterdam 1866, Nr. 2401–2403; Jonathan I. Israel: The
Dutch Republic and the Hispanic World. 1606–1661. Oxford 1986, 257|f.
8 Louis de Nogaret de La Valette duc d’Épernon (1593–1639) war sowohl ein ergebener Diener des französ. Königs als auch Richelieus und seit November 1620 Kardinal de
La Valette, eine Auszeichnung, die ihm vorrangig verliehen wurde, um sich seiner Loyalität gegenüber der Krone zu versichern. Vgl. Véronique Larcade zum Vater des Kardinals, Jean-Louis Nogaret de La Valette (1554–1642): Le foudre de guerre et les fanfarons
aux parchemins: le duc d’Èpernon bourreau des villes protestantes (1616–1629). In: Bibliothèque de l’Ecole des Chartes, Bd.|160 (2002) H. 2, 605–628. Vgl. auch Jean-Marie
Constant: Les conjurateurs. Le premier libéralisme politique sous Richelieu. Paris 1987,
283; Guy Rowlands: The Monopolisation of Military Power in France, 1515 to 1715. In:
Der Frieden. Rekonstruktion einer europ. Vision. Bd.|2: Frieden und Krieg in der Frühen
Neuzeit. Die europ. Staatenordnung und die außereurop. Welt. Hg. Ronald G. Asch,
Wulf Eckart Voß u. Martin Wrede. München 2001, 139–160, hier 153|f. u. Aubert| VIII,
21|f. — Louis de Nogaret de La Valette duc d’Épernon kommandierte 1635 — der strapaziöse Sommerfeldzug mit dem Entsatz Zweibrückens, der Einnahme Bingens; Entsatz
und Garnisons-Verstärkung von Mainz usw. — und 1636 (u.|a. im Ober- und Unterelsaß) in enger Tuchfühlung mit Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (s. Anm.|10) die französ. Truppen im Osten Frankreichs und im rechtsrhein. Deutschland. Er wurde dann
aber als Kommandeur der französ. Flandernarmee in der Nachfolge des Marschalls
Châtillon (s. 370805 K 15) von Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30) abgezogen
und in die Champagne entsandt. Im Juni 1637 standen La Vallettes Truppen an den
Grenzen der Provinzen Hennegau und Cambrai, im Frühjahr 1638 im Luxemburgischen. Am 30.|3.|1638 wurde er kgl. Befehlshaber der französ. Italien-Armee. Er starb am
26.|9.|1639 im Piemont an einer fiebrigen Infektion. Vgl. Anm.|10; 370729 u. 370805; Documenta Bohemica| VI, Nr. 465; Richelieu: Papiers| III, passim; Ruth Altmann: Landgraf
Wilhelm V. von Hessen-Kassel im Kampf gegen Kaiser und Katholizismus 1633–1637.
Marburg 1938, 111; Bertold Baustaedt: Richelieu und Deutschland. Von der Schlacht
bei Breitenfeld bis zum Tode Bernhards von Weimar. Berlin 1936, Ndr. Vaduz/ Liechtenstein 1965, 158|ff.; Carl J. Burckhardt: Richelieu. 3 Bde. u. 1 Reg.bd., München
1936–1967, I, 116–119, 132, 378, 392, 435|f.; II, 90|f., 127; III, 101, 182, 240, 242, 249,
251, 394, 396, 403, 488; Bernhard Kroener: Les Routes et les ètapes. Die Versorgung
der französischen Armeen in Nordostfrankreich (1635–1661). Ein Beitrag zur Verwaltungsgeschichte des Ancien Régime. Mit e. Kartenheft. Münster 1980, 24, 28, 81, 83|ff.,
99; ders.: Die Entwicklung der Truppenstärken in den französischen Armeen zwischen
1635–1661. In: Forschungen und Quellen zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges.
Münster 1981, 163–220, insbes. 168|ff., 195, 199|f.; [Amblard Marie Raymond Amédée]
Vicomte de Noailles: Épisodes de la guerre de trente ans: Le Cardinal de La Valette,
Lieutenant Général des Armées du Roi 1635 à 1639. Paris 1906; A. Scherlen: Der dreissigjährige Krieg im Elsaß (1618–1648). 3. Bd.: 1633–1648. Mühlhausen/ Oberelsaß
1928, 227, 240|ff., 253|ff.; vgl. David Parrott: French Military Organisation in the 1630s:
the Failure of Richelieu’s Ministry. In: Seventeenth-Century French Studies 9 (1987),
151–167. Nicht verfügbar Léo Mouton: Le duc et le roi: D’Epernon. Henri IV. – Louis
XIII. Paris 1924. Über erfolgreiche militärische Kooperationen La Valettes mit Hz.
Bernhard im Juli bzw. November 1636 unterrichten zwei in der HAB vorhandene zeitgenöss. Nachrichtenblätter: ACCORD 3 Zwischen jhr Eminentz, &c. 3 Cardinal de la Valette Königl. Majest. in Franck- 3 reich General Leut. vnd J. F. Gn. Hertzog Bern- 3 hardt
zu Sachsen Weymar/ etc. an einem/ 3 So dann 3 Der röm. Keys. Majest. verordneten
Com- 3 mandanten deß Nidern Elsaß vnd Obr. Georg 3 Friedrich von Mülheim andern
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Theils/ 3 Wegen Vbergab der Stadt Elsaß Zabern/ 3 Geschehen den 4 (14) Julii/ 3 [Linie]
3 Anno M. DC. XXXVI. HAB: 202.63 Quod. (57); EXTRACT-Schreiben 3 Auß vnterschiedlichen Oertern/ 3 Wie es mit dem Tref- 3 fen zwischen Graff Gallas 3 mit der Kayserlichen Armee, 3 vnd 3 Cardinal de la Valette vn̄ Her- 3 tzog Bernhardt/ etc. Mit der 3
Frantzösischen Armee, in Burgundien 3 geschehen/ dahergegangen/ worin- 3 nen Graff
Gallas geschlagen 3 worden. 3 [Vignette] 3 ANNO M. DC. XXXVI. HAB: Gl. Kapsel 4 (2).
9 Landrecies, kleine Stadt, deren Festung den Hennegau beherrschte, damals zu den
Span. Niederlanden gehörend, heute in der Nord-Picardie/ Frankreich. Vgl. Lexikon
Geographie,| 727. Am 7.|7.|1637 (n. St.) berichtete der spanische Kardinalinfant Ferdinand
(s. 370805 K 20) seinem Bruder Kg. Philipp IV. aus Brüssel, La Valette (s. Anm.|8) ziehe
seine Truppen vor Landrecies zusammen: „Sans doute les Français méditent de faire le
siège de cette place“. Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas
au XVIIe siècle. Recueil commencé par Henri Lonchay (†) et continué par Joseph Cuvelier avec la collaboration de Joseph Lefèvre. Tome III: Précis de la Correspondance de
Philippe IV. (1633–1647). Bruxelles 1930, 160, vgl. 161. Die Nachricht von der Übergabe von Landrecies überraschte Ferdinand in seinem Schreiben an den span. Botschafter
in Wien, den Marqués de Castañeda, d. d. Antwerpen 26.|7.|1637 (n. St.), wie das Postskript zeigt. S. Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas.
Tome VI: Supplement (1598–1700). Par Joseph Cuvelier et Joseph Lefèvre. Bruxelles
1937, 446. Der Kardinalinfant, der spanische König und der erste Staatsminister Olivares waren über den Verlust der Festung bestürzt. Philipp IV. beschwerte sich am
18.|8.|1637 (n. St.) bei seinem Bruder Ferdinand über die unbefriedigende Situation im
Krieg gegen Frankreich: „C’est ainsi qu’on a appris soudainement la perte de Landrecies.
Les explications fournies à ce sujet ne donnent nullement satisfaction au Roi. On ne
comprend pas qu’une ville située à la frontière ne soit pas pourvue d’une garnison plus
considerable que 300 hommes.“ Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires
des Pays-Bas au XVIIe siècle. Tome III (s.|o.), 170, vgl. 162, 175 u. 206. Die Schuld daran wurde dem Ausbleiben der versprochenen ksl. Hilfe angelastet: „Il appréciera [.|.|.] le
profit qu’on retire des troupes de Piccolomini“, heißt es bitter im Postskript des oben zitierten Briefes Ferdinands an den Marqués de Castañeda vom 26.|7.|1637. „La perte de
Landrecies est la conséquence de l’arrivée tardive de Piccolomini“, so Ferdinand in seinem Brief an Kg. Philipp, Bermerain, 16.|10.|1637 (n. St.). Correspondance de la Cour
d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Tome III (s.|o.), 185. Zu Piccolomini s. 370805 K 16. — Ks. Ferdinand III. war am 9.|8.|1637 darüber informiert, daß
Landrecies am 23. Juli kapituliert hatte. S. auch 370729, in dem die Einnahme durch den
Kardinal von La Valette bestätigt wird, vgl. auch Documenta Bohemica| VI, Nr. 493 u.
Victor L. Tapié: La France de Louis XIII et de Richelieu. Paris 1980, 370 u. 456. Zu La
Valettes Kriegszug im Hennegau und zur Belagerung von Landrecies vgl. Bernhard
Kroener: Les Routes et les ètapes (s. Anm.|8), 99; de Noailles: Épisodes de la guerre de
trente ans: Le Cardinal de La Valette (s. Anm.|8), 329|ff. und Theatrum europaum| III (2.
Aufl. Frankfurt a.|M. 1644), 813 (HAB: Ge 4b 54): „Sonderlich ist bey diesem Einfall der
vesten Statt vnd vornehmen Paß Landrechie hefftig zugesetzt worden/ also daß sie sich
endlich ergeben müssen/ vnnd ist die Besatzung darinnen den 17. dieses [August 1637]
nach alter Kriegsmanier außgezogen mit fliegenden Fahnen/ Trummelspiel/ Ober- vnd
VnterGewehr/ Kugeln im Mund/ brennenden Lunden/ gefüllten Bandelier vnd 2. Stück
Geschütz. Die Statt ist mehr wegen deß gewaltigen Stürmens/ als auß Hungers oder anderer Noth vbergeben worden/ dann die Frantzosen/ weiln sie gesehen/ daß es sonsten
eine lange Belägerung geben würde/ habens mit solcher Fury angegriffen/ daß es zu verwundern gewest/ dann sie in der kurtzen Belägerungszeit vber 8000. Canonschütz hinein gethan vnd viel Granaten eingeworffen/ endlichen auch eine Mine springen lassen/
die in der Statt haben 3. gewaltige Stürm abgeschlagen/ vnd viel Frantzosen niedergehawen. Die Bürger haben 3. Monat zeit/ außzuziehen oder zubleiben“.
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370722
10 Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30), der im September 1634, nach der
Schlacht von Nördlingen, interimistisch und am 12.|3.|1635 per Bundestags-Beschluß (2.
Wormser Konvent im März 1635) die Stelle eines obersten Feldherrn des Heilbronner
Bundes erhalten hatte. Bestallungsurkunde veröffentlicht in Bernhard Röse: Herzog
Bernhard der Große von Sachsen-Weimar. 2 Tle. Weimar 1828/29, II, 457–461. Vgl.
Ritter: Deutsche Geschichte|, 603|f.; Ariane Jendre: Diplomatie und Feldherrnkunst im
Dreißigjährigen Krieg. Hz. Bernhard v. Weimar im Spannungsfeld der französ. Reichspolitik 1633–1639. FU Berlin: Inaug.-Diss. 1998 (Microfiche-Veröff.), 88; Johannes
Kretzschmar: Der Heilbronner Bund 1632–1635. 3 Bde. Lübeck 1922, III, 83|ff. Da der
Heilbronner Bund nach der Niederlage von Nördlingen am 6.|9.|1634 mit dem Ende des
2. Wormser Konvents am 30.|3.|1635 praktisch erlosch, existierte diese Charge nur dem
Namen nach. Faktisch befehligte Bernhard in Folge des mit der Krone Frankreich geschlossenen Vertrages von St.-Germain-en-Laye (27.|10.|1635, s. Röse II, 469–476; vgl.
Jendre, 91|ff., 108|ff.) ein von französischen Subsidien abhängiges Korps von 18000
Mann Sollstärke (6000 Berittene, 12000 Fußsoldaten), die jedoch niemals wirklich erreicht wurde. Wenige Monate zuvor, am 19.|5.|1635, hatte Frankreich Spanien den Krieg
erklärt und war vom verdeckten zum offenen Krieg gegen Habsburg übergegangen. Allerdings konnten die seit dem Juli 1635 vereinigten Truppen Hz. Bernhards und des Kardinals de La Valette (Anm.|8) den verschiedenen Offensivoperationen des Kaisers und
seiner Verbündeten 1635 nur wenig entgegensetzen. Immerhin gelang es ihnen, Zweibrücken und Mainz zu entsetzen und Bingen einzunehmen, bevor man sich im Oktober
in die Quartiere bei Metz zurückzog. 1636 oblag Bernhard der Schutz der elsässisch-lothringischen Ostgrenze Frankreichs. Begleitet von Konflikten und Verhandlungen um
die Einlösung der Vertrags-Vereinbarungen (Ausbleiben der Subsidiengelder) wurde im
Bunde mit La Valette das strategisch bedeutsame Zabern erobert. In den ersten Julitagen
1636 rückten dann die vereinigten Truppen des spanischen Kardinalinfanten, Octavio
Piccolominis (FG 356) und Jan v. Werths in die Picardie vor und eroberten am 16.|8. die
Schlüsselfestung Corbie an der Somme, unweit Paris. Weiter südlich fielen Gallas und
Hz. Karl IV. v. Lothringen in Burgund und Lothringen ein und bedrohten im Oktober
Dijon, mußten sich aber nach einer empfindlichen Niederlage zurückziehen. Vgl. Hildegard Ernst: Madrid und Wien 1632–1637. Politik und Finanzen in den Beziehungen zwischen Philipp IV. und Ferdinand II. Münster 1991, 206|ff. Hier gelang es Bernhard, ihnen den Weg nach Zentralfrankreich zu verlegen und eine Vereinigung mit der Streitmacht in der Picardie zu verhindern. Auch diese selbst mußte ihre Angriffspläne aufgeben und in die Span. Niederlande zurückweichen. Nach dem Bezug der Winterquartiere
1636/37 zw. Maas und Marne war Hz. Bernhard im Februar 1637 zu Verhandlungen
nach Paris aufgebrochen. Bessere Unterstützung seitens Frankreichs, größere militärische Selbständigkeit und v.|a. der Übergang seiner Truppen nach Deutschland waren
seine Ziele. Das kriegerische Engagement in Burgund war mit Frankreich vereinbart
worden, das hier für Schutz vor feindlichen Angriffen sorgte. Es war die Bedingung, daß
Bernhard danach der Übergang über den Oberrhein gestattet wurde. Anfang Mai aus
Paris aufgebrochen, trafen die versprochenen französischen Hilfstruppen erst im Juni
bei Bernhard in der Nähe Clermonts ein. Der Feldzug in die Franche-Comté traf auf
Truppen Hz. Karls IV. v. Lothringen, die immer wieder zerrieben sich in Besançon sammelten. Der Feind, so berichtete der spanische Kardinalinfant Ferdinand (vgl. Anm.|9)
dem spanischen Gesandten in Wien, Marqués de Castañeda, am 26.|7.|1637 (n. St.) aus
Antwerpen, mache weiterhin Fortschritte in Burgund und solle auf dem Weg nach Besançon sein. Es sehe so aus, als könne er sich noch zum Meister der ganzen Provinz machen. Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas. Tome VI:
Supplement (1598–1700). Par Joseph Cuvelier et Joseph Lefèvre. Bruxelles 1937, 446.
Die Stadt wurde Ende Juni umgangen, Mitte Juli kurz belagert. Die aufgrund der ungünstigen Topographie abgebrochene Belagerung Besançons im Juli 1637 gehörte zu Hz.
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Bernhards Feldzug in Hochburgund, Lothringen und Elsaß, in dem zahlreiche Orte eingenommen wurden, bevor sich Bernhard an den Oberrhein wandte, um in Deutschland
einzufallen, nicht zuletzt in der Absicht, dem bedrängten Banér (s. Anm.|3) Erleichterung zu verschaffen. Ende Juli rückte er ins Oberelsaß ein und erreichte Benfeld. Zwar
überschritt er am 27.|7.|1637 den Rhein bei Rheinau, südlich von Straßburg im Niederelsaß, jedoch mußte er sich im September vom stark fortifizierten rechtsrheinischen Brükkenkopf bei Wittenweier wieder in das Elsaß zurückziehen. Schon im Oktober fiel der
Brückenkopf an die Kaiserlichen. Vgl. die Abb. der Schanzen bei Rheinau in Theatrum
europaeum| III (1644), nach S.|878 (HAB: Ge 4b 54). Im Dezember 1637 zog sich Bernhard mit seinen Truppen ins Bistum Basel zurück. Es sollte ihm erst 1638 gelingen, am
rechten Rheinufer Fuß zu fassen, im März Jan v. Werth bei Rheinfelden zu schlagen und
gefangenzunehmen und die höchst bedeutsame spanische Festung Breisach, den Schlüsselpunkt der „spanischen Straße“ vom Süden zu den Niederlanden, am 17.|12.|1638 zu
erobern. S. Theatrum europaeum|, 3. Teil (2. Aufl. 1644; HAB: Ge 4b 54), 800 zur Belagerung Besançons: Hz. Bernhard sei „den 30. diß [Juni 1637] mit 4000. Reutern vnd 1500.
Mußquetirern von Baume [Baume-les-Dames] naher Bysantz gezogen/ in Meynung auff
die restirende Burgund- vnnd Lothringische Truppen zugehen.“ Vgl. a.|a.|O., 782|f., 791
u. 809|f. Vgl. ferner den Hilferuf des Stadtkommandanten Carlos Filiberto de Este Marquis de San Martin, Kämmerer u. Oberstallmeister des Kardinalinfanten Ferdinand, Offizier der spanischen Armee, d. d. Besançon 5. Juli 1637 in Documenta Bohemica| VI, Nr.
468, vgl. Nr. 477, 485, 492, 493, 496, 501, 504 u.|ö. Vgl. ansonsten ADB| II, 439–450,
insbes. 447; AOSB| SA VII, 308|ff.; Barudio|, 489, 507|ff.; NDB| II, 113–115; Pufendorf:
Kriegs-Geschichte| I, 394|ff.; Ritter: Deutsche Geschichte|, 606|f.; Bertold Baustaedt: Richelieu und Deutschland. Von der Schlacht bei Breitenfeld bis zum Tode Bernhards von
Weimar. Berlin 1936. Ndr. Vaduz/ Liechtenstein 1965, 148|ff.; Gaston Bodart: Militärisch-historisches Lexikon (1618–1905). Wien u. Leipzig 1908, 62 u. 64; Gustav Droysen: Bernhard von Weimar. 2 Bde. Leipzig 1885, II, 265–325; Günther Franz: Herzog
Bernhard von Sachsen-Weimar. In: Forschungen zur thüringischen Landesgeschichte.
Weimar 1958, 43–54, hier 50|ff.; Jendre (s.|o.), 100–158; Johannes Kretzschmar: Der
Heilbronner Bund 1632–1635. 3 Bde. Lübeck 1922, III, 49|ff., 81|ff.; Bernhard Röse:
Herzog Bernhard der Große von Sachsen-Weimar. 2 Tle., Weimar 1828/29, II, 142|ff.;
A. Scherlen: Der dreißigjährige Krieg im Elsaß (s. Anm.|8 ), Bd.|3, 294|ff.
11 Hauptstadt der einstigen Freigft. Hochburgund (Franche Comté); 1477 mit dem
Hzt. Burgund an das Haus Habsburg gelangt. Sie blieb bis 1713 als Teil des burgundischen Reichskreises offiziell im Hl. Röm. Reich. Vgl. Lexikon Geographie,| 134; Ko¨bler|,
96. Vgl. Anm.|10.
12 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) weilte im Juni und Juli 1637 verschiedentlich in Hamburg. S.|370517 K I 0 u. 370715 K 4.
13 Fn. Eleonora Sophia v. Anhalt-Bernburg, *Schleswig-Holstein-Sonderburg (TG
39), die F. Christian II. (s. Anm.|12) im Frühjahr 1636 nach der Erstürmung und Plünderung des Bernburger Schlosses (s. 360428 nebst Beilagen) mit ihren Kindern bei Eleonora Sophias Bruder, Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (FG 101) in
Plön unterbringen konnte. Vgl. 370517 K 2.
14 James King (FG 224), gebürtiger Schotte, seit 1643 schottischer Peer als Lord Eythin and Kerrey. „Briteannia ist mein patria“, wie King selbst im Juli 1641 mitteilte, „darin ich geborn sey, undt in Swedden binne ich eyn geraum zeytt ertzoghen undt in houghgedachten diensten gehursamlich uber die 26 jhaer gewessen undt ihren brotte gebrochen“. AOSB| SA IX, 959. 1615 Eintritt in schwedische Militärdienste, 1622 Hauptmann
unter Patrick Ruthwen, 1634 Generalmajor, als der er bei der Schlacht von Nördlingen
ein Regiment zu Fuß kommandierte, 1636 bereits Generallieutenant der Reiterei im
schwedischen Korps des Alexander Leslie (s. Anm.|4) und als solcher Teilnehmer an der
siegreichen Schlacht bei Wittstock im September 1636. Johan Banér (s. Anm.|3) hatte im
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370722
Frühjahr 1637 ein Reiterkorps unter King an die Weser zur Unterstützung Lgf. Wilhelms
V. v. Hessen-Kassel (FG 65) detachiert; am 11.|4. 1637 vereinigten sich Kings Schweden
mit den hessischen Verbänden nordöstlich von Kassel an der Werra. Vgl. 370422 K 1,
370715 K 6, 370902 u. 380100; AOSB| SA VI, 380|f. u. 397|f.; AOSB| SA IX, 469 u.
925|ff.; Chemnitz| III, 41; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 328 u. 388|ff. Die Korrespondenzen Banérs und Kings mit Axel Oxenstierna (FG 232) teilen in den Folgemonaten
nichts bzw. wenig über Kings „estat“ in Westfalen und Nordwestdeutschland mit (s.
AOSB| SA VI, 421 u. 433|f.; IX, 925|ff.) Im Frühjahr und Sommer 1638 standen seine
Kompanien noch in Nienburg, Minden, Osnabrück und Vechta, insgesamt ca. 6000
Mann. In dieser Zeit ließ Pgf. Karl Ludwig (1617–1680), Sohn und Erbe des geächteten
Winterkönigs, Truppen werben, die er mit jenen Kings vereinen wollte. Die schwedische
Regierung stand politischen und militärischen Bündnisinitiativen aber skeptisch gegenüber, aus Furcht, an Selbständigkeit in ihrem Agieren in Deutschland zu verlieren. Auch
Banér ließ im September 1638 King verwarnen, seiner eigenmächtig „concipirten fantasie“ zu folgen und sich mit den neu formierten und in Meppen gesammelten Truppen der
geächteten Kurpfälzer zu verbinden. Stattdessen sollte er unter Zurücklassung gut ausgerüsteter Garnisonen an der Weser die von einer schwedischen Besatzung gehaltene Stadt
Erfurt entsetzen (a.|a.|O., 560; vgl. 380125A K 8). Zum großen Verdruß Banérs war King
aber „seinem eigenen kopff gefolget, auch sein eigen abentheuer ausgestanden“ (a.|a.|O.,
567; November 1638; vgl. 582, 617, 648|ff.). Er hatte seine Truppen tatsächlich dem
pfälzischen Kronprätendenten Karl Ludwig und dessen Bruder Pz. Ruprecht (Rupert;
1618–1682) unterstellt, als sich Kings Truppen mit dem nur 1.700 Mann starken pfälzischen Corps am 30.|8.|1638 bei Stadtlohn vereinigten. Geschwächt durch viele Desertionen der überwiegend holländischen Pfälzer, scheiterte der Versuch, sich militärisch des
pfälzischen Erbes zu bemächtigen, schon am 17.|10.|1638, als das vereinigte Heer nach
einer vergeblichen Belagerung Lemgos vom ksl. Feldmarschall Hatzfeld bei Vlotho
schwer geschlagen wurde. Pz. Ruprecht geriet dabei in eine drei Jahre dauernde ksl. Gefangenschaft (in Linz). Die davongekommenen pfälzischen Soldaten wurden den Schweden übergeben; King verteilte seine überlebenden Soldaten auf die Garnisonen in den befestigten Orten. S.|381107 K 13; Kings geschönter Schlachtbericht in AOSB| SA IX,
933|f.; vgl. Documenta Bohemica| VI, Nr. 691; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 444|ff. Die
Niederlage brachte King Vorwürfe und Verrats-Verdächtigungen sowie eine Zitation
nach Schweden durch Kgn. Christina vom 27.|10.|1638 ein. Im Juli 1639 ist er, von Hamburg kommend, in Schweden eingetroffen, wo es aber zu einer persönlichen Unterredung mit Oxenstierna nicht gekommen zu sein scheint; im Oktober 1639 war King wieder in Hamburg, wo er die nächsten Monate geblieben zu sein scheint. AOSB| SA IX,
950|ff. Im Januar 1640 wurde er nach England gerufen und von Kg. Karl I. ehrenvoll
empfangen. Im Juli 1640 nach Hamburg und Glückstadt entsandt, sollte er Truppen für
den Kampf der Königlichen gegen die Covenanters werben, die Alexander Leslie (s.
Anm.|4) befehligte (vgl. 360703 K 25). Nach einer im Anschluß durchgeführten Reise
nach Stockholm erbot er sich zu Vermittlungsdiensten für ein erhofftes Bündnis der
Kronen Schwedens und Großbritanniens und führte im Januar 1641 Nachschub nach
England zurück. Im März 1641 muß er erneut in Schweden gewesen sein (AOSB| SA IX,
959); nach Hamburg zurückgekehrt, verzögerte sich seine Reise in die Heimat, wo wir
ihn im Oktober 1641 in Edinburgh antreffen. AOSB| SA IX, 964|f. In der Folgezeit verstrickte er sich unglücklich in die Wirrnisse und Loyalitätskonflikte des Bürgerkriegs.
Nach der Niederlage des kgl. Heeres bei Marston Moor (2.|7.|1644) floh er nach Schweden, wo er 1652 als schwed. Baron Sandshult starb. Vgl. Conermann III|, 239|f.; DNB|
XXXI, 135|f.; Engerisser|, 167|f., 178|ff., 186 u.|ö.; Redlich| I, 328, 331, 367, 377. Ein im
Schloß Skokloster erhaltenes Ölporträt Kings abgebildet in Åke Meyerson, Björn Hallström, Ove Hidemark, Olov Lönnqvist, Irene Sigurdsson: Herman Wrangel och hans
krigskamrater. En porträttserie på Skokloster. In: Skokloster-Studier 5 (Balsta 1972),
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370729 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
175
237–300, hier 264–266. Das im Porträt rechts oben dargestellte Wappen ist in der Wiedergabe nur mit Mühe zu erkennen. — Ob Innhausen tatsächlich eine Zeichnung des
Kingschen Wappens besorgte und einsandte, geht aus der weiteren Korrespondenz mit
F. Ludwig nicht sicher hervor. Vgl. 370729, 370902 u. 371028. Kings Wappen findet sich
im 2. Band des GB Ko¨|., abgebildet in Conermann II|, [177]. Zur Wappenbeschaffung Innhausens vgl. auch 371028 u. 380423.
370729
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich
von Schilling
Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) ist sehr erfreut von Friedrich
v. Schilling (FG 21) zu erfahren, daß F. Ludwig sich bei guter Gesundheit befindet und
auch die Fürstinnen genesen sind. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) ist heute
aus Hamburg in seine Heimat Bernburg abgereist. Er, Innhausen, habe über dessen Sekretär, Thomas Benckendorff, die Imprese seines Cousins, Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241), und einige Briefe aus Bückeburg übermittelt. Das Wappen James Kings (FG 224) habe er bisher noch nicht aufgetrieben, aber sobald es in seinem Besitz sei, werde er es zusenden. — Kriegsnachrichten betreffen die von F. Friedrich
Heinrich v. Oranien fortgesetzte Belagerung von Breda (Innhausen legt ein Bild bei), die
Einnahme von Landrecies durch den Kardinal von La Valette und die vollständige Niederlage des Lothringers im Kampf gegen Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30). —
Die verbündeten Fürsten und Stände halten in Kürze eine Versammlung in Hamburg ab,
um sich über die Bedingungen eines Universalfriedens abzustimmen. — Innhausen legt
seinem Brief eine Stoffprobe bei (vielleicht für die Stickerei der Imprese seines Cousins,
von der im Brief die Rede ist).
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 139r–140v [A: 140v], 139v u.
140r leer; eigenh.; Sig.
A A Monsieur Monsieur Friderich de Schilling Conseiller et Maistre d’hostel de S. A. le
Prince d’Anhalt etc|. A Cöthen.
MonSieur
Je suis esté tresaise d’entendre par la vostre derniere1 la bonne santé des leurs
Altesses et quant et quant la reconvalescence des Princesses2 de la tresIllustre
maison d’Anhalt etc.| le bon Dieu les vueille trestouts maintenir en longue et
bienheureuse vie. S. A. le Prince Chrestien d’Anhalt3 est party aujourdhuy d’icy
pour retourner à Bernbourg, que Dieu conduise. J’ay envoyé par le Secretaire4
de S. A. l’imprese de mon Cousin5, et quelques lettres qu’on m’avoit adressé de
Buckeburg. Pour les Armoiries du Gen. Leut. King6 ie ne les ay sçeu recouvrer
jusques à present, mais si tost que ie les auray ie ne manqueray de l’envoyer.
Pour nouvelles il n’y a gueres poura ceste fois, si non la continuation du siege de
Breda7 par le Prince d’Orange8, dont ie vous envoye la Copie; et la prinseb de
Landresis par le Cardinal de la Valette9, comme aussi l’entiere desfaicte du Lorrain par le Duc Bernard10 etc.| Les Potentats Princes et Estats Confederez tiendront en brief une Assemblée en ceste ville pour s’accorder ensemble sur les conditions d’une paix generale.11 Dieu seconde leurs conseils pour restablir une
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176
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370729
bonne paix en nostre Patrie, Et me recommendant à vos bonnes graces, Je demeure à jamais,
Monsr. Vostres treshumble et tresacquis serviteur
EWK
D’Hambourg ce 29. Juillet 1637.
Icy enclos vous trouverez le monstre du drap12 etc.|
T a Folgt gestrichenes Wort| — b Folgt| <par>
K 1 Dieser Brief F. Ludwigs konnte nicht ermittelt werden; er muß als verloren gelten.
2 Gemeint sind hier die fl. Schwestern in Dessau, Kunigunde Juliana (PA. TG 26), Susanna Margaretha (1610–1663) und Eva Catharina (1613–1679), über deren Erkrankung Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) in 370715 sein Bedauern
ausdrückte. S. dort K 2.
3 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) weilte im Juni und Juli 1637 verschiedentlich in Hamburg im Zusammenhang der Rückholung seiner Familie aus Plön. Vgl.
Anm.|4, 370517 K 2 u. 370715 K 4.
4 Thomas Benckendorff, Sekretär F. Christians II. (s. Anm.|3) und dessen Amtmann in
Bernburg seit einer Regierungsumbildung am 17.|8.|1637. 1627 war er sein Kammer- und
Küchenschreiber, seit 10.|8.|1628 sein Kammerschreiber und –diener gewesen. Vgl.
360630 K III 3; Christian: Tageb|. XIV, Bl. 201v, 369v, 434v, 468v u. 472r. Benckendorff
hatte Christian auf dessen Reisen nach Regensburg und Wien 1636/37 (vgl. 370517 K 4)
begleitet und war im April 1637 zur weiteren Betreibung der fl.-anhaltischen Geschäfte
in Wien zurückgelassen worden. Am 14.|7.|1637 traf er nach seiner Rückreise über Prag
und Dresden in Hamburg bei F. Christian ein, der dort auch den Obristen Kniphausen,
also Frh. Enno Wilhelm, traf, ebenso am 20.|7. in Altona die Bekanntschaft von dessen
Vetter Philipp Wilhelm (s. Anm.|5) machte. Christian: Tageb.| XIV, 451r, 456v, 458v. Benckendorff dürfte Christian dann auch am 22.|7. nach Plön begleitet haben. Dort brach
die fl. Familie am 26.|7. zur Heimkehr nach Bernburg auf. A.|a.|O., 459r, 460r. Über
Hamburg — wo man am Abend des 27.|7. nochmals mit Innhausen zusammentraf und
sich am Nachmittag des 29.|7. von ihm verabschiedete, nachdem er der Reisegesellschaft
den Schutz eines bewaffneten Begleitkonvois gewährt hatte — Soltau, Bergen, Celle,
Braunschweig (s. 370828 K 1), Quedlinburg und Ballenstedt erreichte man am 12.|8.
Bernburg. A.|a.|O., 461r|ff. Schon am 2.|9.|1637 brach Benckendorff, frisch zum Amtmann in Bernburg erhoben, erneut zu einer Mission nach Wien auf. Vgl. 371112 K I 1.
Dazwischen muß Benckendorff (oder ein anderer Bote) Zeit und Gelegenheit gefunden
haben, die Hamburger Sendung F. Ludwig nach Köthen zuzustellen, wenn Benckendorff sie nicht auf postalischem Wege oder durch andere Überbringer bereits zuvor hatte
bestellen lassen. Aus 370729 ergibt sich jedenfalls, daß F. Ludwig die Sendung wohl im
Laufe des August erhalten haben wird.
5 Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241). Bereits in 370715 kündigte Enno Wilhelm die Übersendung der Imprese seines Cousins an: Sie sollte an die
Kammerjungfer Fn. Sophias v. Anhalt-Köthen (AL 1629. TG 38), Frl. Anna Dorothea v.
Freyberg, geschickt werden. Bestätigt durch 370805, zeigt der vorliegende Brief, daß
Enno Wilhelm die günstige Gelegenheit ergriff, die genannte Imprese und weitere Stücke
durch den im Juli in Hamburg weilenden Sekretär F. Christians II. (s. Anm.|3), Thomas
Benckendorff (s. Anm.|4), bestellen zu lassen. Vgl. außerdem 370517 K I.
6 James King (FG 224), Generallieutenant der schwedischen Reiterei und Befehlshaber eines in Niedersachsen und Westfalen operierenden schwedischen Armeekorps. Zu
seiner Person und zur Beschaffung seines Wappens vgl. 370722 K 14.
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370729 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
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7 Zur Belagerung von Breda, das am 8. Oktober 1637 von Truppen der Vereinigten
Niederlande eingenommen wurde, vgl. 370722 K 7. Die beigelegte Abbildung („pourtrait“) erwähnt Innhausen wieder in 370805.
8 F. Friedrich Heinrich v. Oranien. Vgl. 300410 K 4 u. 370722 K 6.
9 Louis de Nogaret duc d’Épernon, Cardinal de La Valette. Zu seiner Person und zur
Belagerung und Einnahme von Landrecies vgl. 370722 K 8 u. 9.
10 Die Niederlage Hz. Karls IV. v. Lothringen im Kampf gegen Hz. Bernhard v.
Sachsen-Weimar (FG 30). Zu Bernhards Kriegszügen 1637 in Lothringen, Burgund und
im Elsaß vgl. 370722 K 10.
11 Vgl. Innhausens Nachrichten zu Friedenspräliminarverhandlungen in 371117,
380210, 380616, s. auch 380125A u. 380810. Ein auf Initiative Papst Urbans VIII.
(1568–1644) vorher nach Köln einberufener Friedenskongreß, der zunächst nur die katholischen Mächte versöhnen, dann aber auf Drängen Frankreichs um dessen protestantische Verbündete erweitert werden sollte, war gescheitert, ohne daß eine Partei die offene Absage riskiert und die Verantwortung für den Fehlschlag öffentlich übernommen
hätte. Frankreich zögerte das Erscheinen seiner Delegierten immer wieder hinaus, wobei
Richelieus Plan einer gemischtkonfessionellen Reichsliga mit der Funktion eines Gegenpols zum Kaiser in großer Deutlichkeit erstmals in seiner Instruktion für Köln Gestalt
annnahm. Der Kaiser, gestützt auf den Prager Frieden (Mai 1635) und loyale Erklärungen des Regensburger Kurfürstentages von Ende 1636, war zwar bereit, eine Kurfürstenvertretung teilnehmen zu lassen, auch die Vereinigten Niederlande und Schweden (das
sich aber von Anfang an sperrte) konnte er zur Not noch ohne Gesichtsverlust zulassen,
nicht jedoch die offizielle Teilnahme Hessen-Kassels, Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar
(FG 30) und anderer proskribierter Reichsstände (Heilbronner Bund). Auch hatten die
Kurfürsten auf eine eigenständige politische Rolle verzichtet und zugunsten des Prager
Friedens an dem illusionären Wunsch festgehalten, die auswärtigen Mächte ganz aus
den Angelegenheiten des Reiches herauszuhalten. Schon im Juni 1637 bekannte Ks. Ferdinand III. auch nach außen das Scheitern der Kölner Kongreßpläne (Documenta Bohemica| VI, Nr. 459). Zur gleichen Zeit sah Innhausen die Pläne zu Kölner Verhandlungen
über einen allgemeinen Frieden in Rauch aufgehen: „[.|.|.] tellement que selon toute apparence L’Assemblée de Coulogne irà en fumée“ (Brief an Friedrich v. Schilling [FG 21]
vom 2.|6.|1637. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 133r). Die zähe Klärung von Vorbedingungen und die politische Inszenierung des Kölner Friedenstheaters
wurden indes fortgesetzt. Vgl. F. Christians Tagebuch-Eintrag vom 6.|5.|1638: „[.|.|.] daß
die Tractaten zu Cölln mitt machtt vor sich gehen, wie inngleichen mitt den Schweden
[in Hamburg, s.|u.].“ (Christian: Tageb|. XIV, 589r; vgl. auch 366r, 576r u. 590r). Vier
geschlagene Jahre blieb der päpstl. Legat Martio Ginetti (1585–1671) unter zähen Hinhaltungen in Köln, ohne daß man dem Kongreß näherkam. 1640 kehrte er enttäuscht
nach Italien zurück. Es zeigte sich, daß der Frieden in Deutschland und Europa nur als
umfassender multilateraler Universalfrieden zu gewinnen war. Vgl. zum gescheiterten
Kölner Friedenskongreß Acta Pacis Westphalicae| I.1, 1–16, 38–55, 193–203, 327–376;
Barudio,| 496|f., 502; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 323|f., 351, 369, 409|ff. u. 480;
Theatrum europaeum| III (2. Aufl. 1644; HAB: Ge 4b 54), 772 u. 819; (Michael Caspar
Londorp:) Actorum Publicorum Dritter Theil: Das ist/ Weyland Gustavi Adolphi, Königs in Schweden etc. Wie auch Ludovici XIII. Königs in Franckreich etc. wider die .|.|.
Kays. Maiest. Ferdinandum II. & III. so dann auch andere deß Reichs Catholische vnd
Evangelische Chur- Fürsten vnnd Stände/ vorgenommener KriegsExpedition, vnd deren
Vrsachen/ Kriegs vnd Friedenshandlung/ Sampt von der Cron Schweden Legato Generali Axel Ochsenstirn &c. gehaltener Conventen .|.|. Bündnissen vnd Abschieden .|.|. Jetzo
zum ersten mal .|.|. von Anno 1629. außgangen/ vnd biß auffs 1640. Jahr continuirt
Durch Nicolaum Bellum Hyst. (Frankfurt a.|M.: Johann Gottfried Schönwetter 1640),
Buch 7, S.|137 (HAB: Gl 56 2b); dass. 4. Teil (Frankfurt a.|M. 1641), 169|ff. (HAB: Gl 56
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370729
2b); Fritz Dickmann: Der Westfälische Frieden. Münster 1965, 59–98, v.|a. 82|ff.; Anja
Victorine Hartmann: Von Regensburg nach Hamburg. Die diplomatischen Beziehungen
zwischen dem französischen König und dem Kaiser vom Regensburger Vertrag
(13.|10.|1630) bis zum Hamburger Präliminarfrieden (25.|12.|1641). Münster 1998,
169|ff.; Hermine Kühn-Steinhausen: Bericht eines Augenzeugen über den Kölner Kongreß (1636). In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere das
alte Erzbistum Köln 133 (1938), 102–109; Klaus Malettke: Les relations entre la France
et le Saint-Empire au XVIIe siècle. Paris 2001, 145|ff.; Konrad Repgen: Die Hauptinstruktion Ginettis für den Kölner Kongreß (1636). (Zuerst 1954). In: K. R.: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Studien u. Quellen. Hg. Franz Bosbach u. Christoph Kampmann. Paderborn [u.|a.] 1998, 425–457; ders.: Fabio Chigis Instruktion für
den Westfälischen Friedenskongreß. (Zuerst 1953). In: a.|a.|O., 458–486, 458|ff. — Das
Scheitern der päpstlichen Friedensvermittlung bedeutete nicht das Ende anderer zeitgleicher oder nachfolgender Friedensgespräche. Vgl. bes. in Innhausens Korrespondenz
380810 zur sachsen-lauenburgischen Vermittlung von ksl.-schwedischen Vorverhandlungen in Hamburg, denen der Kaiser parallele Friedensgespräche unter Vermittlung
Kg. Christians IV. v. Dänemark zur Seite stellte. Der unter dänischer Vermittlung erreichte Hamburger Präliminarfrieden vom 15./25.|12.|1641 zwischen dem Kaiser (der
auch Spanien vertrat), Schweden und Frankreich läutete endlich die Westfälischen Friedensverhandlungen ein, die zum Jahresende 1643 in Münster allmählich beginnen konnten. Vgl. Chemnitz| IV, 71|ff.; Johann Gottfried v. Meiern: ACTA PACIS WESTPHALICÆ PUBLICA. Oder Westphälische Friedens-Handlungen und Geschichte. 7 Bde.
Hannover 1734–40, I, 8–10, vgl. S.|4 u. 7 (HAB: Rq 2b 7: 1); Sveriges Traktater med
främmande Magter. Jemte andra dit hörande Handlingar. Femte Delens Senare Hälft:
1632–1645. Utgifven af C. Hallendorff. Stockholm 1909, Nr. 57. — Doch kehren wir
nochmals kurz in den Zeitraum 1635–38 zurück. Während sich Ginetti in Köln um den
Friedenskongreß bemühte, hatten Schweden und der Kaiser unter sich die Möglichkeit
einer Verständigung sondiert. Stockholm war kriegsmüde, und so boten sich auf dem
Wege über Kursachsen den seit September 1635 zwischen Schweden und dem Kaiser vermittelnden hzl. Brüdern Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) und Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158; †April 1636), zunächst aussichtsreiche Chancen. Vgl. Londorp| IV, 523–550; (Michael Caspar Londorp:) Actorum Publicorum Dritter Theil: Das ist/ Weyland Gustavi Adolphi, Königs in Schweden etc. Wie
auch Ludovici XIII. Königs in Franckreich etc. wider die .|.|. Kays. Maiest. Ferdinandum II. & III. .|.|. (s.|o.), Buch 7, S.|4|ff., 47 u. 105; auch 371014 K 7. Wien hatte seinerseits ein Interesse, einen Keil zwischen die ihm feindlich gesonnenen Kronen Schweden
und Frankreich zu treiben. Bis zum Dezember 1635 nährten, zumal wegen der seit dem
Vertrag von Compiègne (18./28.|4.|1635) eingetretenen Verstimmung Schwedens über
den als nachlässig und säumig kritisierten Bündnispartner Frankreich, die Vermittlungsreisen Hz. Adolph Friedrichs zum Kurfürsten v. Sachsen (etwa im Oktober) Erwartungen an einen günstigen Ausgang. Streitpunkte blieben aber u.|a. die Beteiligung der von
der Amnestie des Prager Friedens ausgeschlossenen Reichsstände, die Satisfaktion
Schwedens und die ehrenhafte Abfindung seiner Offiziere und Soldaten. Zu Beginn des
Jahres 1636 trat zudem Kg. Christian IV. v. Dänemark als durchaus nicht uneigennütziger Friedensmahner auf den Plan, vom Kaiser unterstützt, aber von Schweden vereitelt.
Dennoch schien ein Ausgleich zwischen Schweden und Kaiser möglich. Indessen kamen
trotz wiederholter Anläufe des Mecklenburgers, des Dänen, Mgf. Siegmunds v. Brandenburg (FG 308), Hz. Georgs v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) und Ende 1636
Hz. Augusts d.|J. v. Braunschweig-(Wolfenbüttel) (FG 227) die Friedensgespräche nicht
recht voran. Vgl. C. T. Odhner: Die Politik Schwedens im Westphälischen Friedenscongress und die Gründung der schwedischen Herrschaft in Deutschland. Gotha 1877, 55.
Im März 1636 gewann daher eine Allianz mit Frankreich für die Schweden an Attraktivi-
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tät, entwarf deren Kriegsdirektor Friherre Axel Oxenstierna (FG 232) in Wismar mit
dem französischen Gesandten Saint-Chamond (s. 370715 K 15) einen Bündnisvertrag,
der aber von der schwedischen Regierung nicht ratifiziert wurde, da die mehrheitliche
Friedenspartei im schwedischen Reichsrat ein schnelles Kriegsende vorzog, das nur über
einen Separatfrieden mit dem Kaiser zu erreichen war. Somit verhandelten die Schweden
bis zum Hamburger Allianzvertrag vom 24.|2./6.|3.|1638 (s. 380210 K 10), selbst darüber
hinaus, weiterhin nach beiden Seiten. Hz. Adolph Friedrich I. hatte seine Vermittlungsversuche erneuert, aber Dänen und Schweden vergeblich für den 15.|6.|1637 zu einem
Konvent nach Lübeck eingeladen. Da Dänemark kein Fürsprecher der schwedischen
Forderungen nach Entschädigung sowie Restitution der proskribierten Reichsstände
war, Kaiser und Kursachsen auch kein rechtes Interesse an dieser Intervention zeigten,
gerieten die Sondierungen ins Stocken. Innhausen an Schilling, d. d. 6.|10.|1637: „Le Duc
de Meckelnbourg recommence ses traictez de Paix, toutesfois avec peu d’esperance d’un
bon succez.“ (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 147v). Vgl. Chemnitz|
II, 937|f., 1030|f., 1035|ff.; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 278|f., 287, 290, 296|ff.,
321|ff., 338, 349|ff. u. 365|f.; H. Schnell: Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1603–1658. Berlin 1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10),
85|ff.; Richard Stehmann: Auswärtige Politik des Herzogs Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1636–1644. In: Jahrbücher des Vereins f. mecklenburg.
Geschichte u. Altertumskunde 72 (1907), 1–84, hier: 10, 12 u. 21|f. — Den Schweden bot
sich als Standort das Handels-, Finanz- und Informationszentrum Hamburg an, wo der
1629 geadelte Johan Adler Salvius (1590–1652) von 1630–34 und erneut seit 1636 als
schwedischer Resident und Legat wirkte. Nach der Abreise Oxenstiernas nach Schweden
Anfang Juli 1636 und nach dem Tode des schwedischen Generallegaten in Deutschland,
Reichsrat Steno Svantesson Bielke d.|Ä. (1598–1638; SBL| IV, 223–230), wuchs seine Bedeutung für die schwedische Diplomatie. Vgl. die Instruktionen für Bielke und Salvius in
Acta Pacis Westphalicae| I.1, 205–230. Vgl. Armin Reese: Pax sit Christiana. Die westfäl.
Friedensverhandlungen als europ. Ereignis. Düsseldorf 1988, 120–124; vgl. ferner AOSB|
FA XV, 546|ff. u. 596|ff.; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 351. Salvius, Generalbevollmächtigter Schwedens in Deutschland, fungierte schließlich auch seit 1643 als der bedeutendste schwedische Unterhändler bei den Westfälischen Friedensverhandlungen.
Vgl. 320416 K 2 u. 340421 K 1; Barudio|, 496|ff.; Englund|, 181|ff.; Findeisen|, 413; Heinz
Duchhardt, Gerd Dethlefs, Hermann Queckenstedt: „.|.|. zu einem stets währenden Gedächtnis“. Die Friedenssäle in Münster u. Osnabrück u. ihre Gesandtenporträts. Bramsche 1996, 216|f. — Vor dem Abschluß der schwedisch-französischen Allianz hatten Ks.
Ferdinand II. und der Regensburger Kurfürstentag (15.|9.|1636 – 23.|1.|1637) aufgrund
der damals unangefochtenen Dominanz Habsburgs das Friedenswerk mit dem Ziel neu
situiert, auf der Grundlage des Prager Friedens die auswärtigen Mächte durch Separatfrieden aus dem Reich zu schaffen. Mgf. Siegmund v. Brandenburg (FG 308; vgl. Documenta Bohemica| VI, Nr. 472) war als Vermittler berufen worden, der den Schweden im
Auftrag der Kurfürsten im Januar und Februar 1637 einen Waffenstillstand sowie Friedensverhandlungen vorschlug. Erste Verhandlungen mit Bielke fanden im März 1637
statt. Im Frühjahr 1637 ließ auch Hz. August d.|J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG
227) durch seinen Unterhändler Johann Angelius v. Werdenhagen (1581–1652; vgl.
ADB| XLI, 759–762) heimlich Verhandlungen mit Salvius in Hamburg anknüpfen. Seine
Forderung, alle friedenswilligen Reichsstände in einen Universalfrieden aufzunehmen
und den Prager Frieden damit zu überbieten, stieß in Wien auf strikte Ablehnung (vgl.
Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 405|f.). Etwa zur gleichen Zeit, seit dem Frühjahr 1637,
drangen die Herzöge von Sachsen-Lauenburg auf einen Frieden zwischen Schweden und
dem Kaiser (s. 380810 K 7). Am 1./11. Juni fand die erste Sitzung der kaiserlichen und
schwedischen Deputierten in Hamburg statt; die zweite war für den 26.|6. angesetzt.
(Documenta Bohemica| VI, Nr. 480). Die Klärung der Präliminarien verlief schleppend.
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Am 10.|10.|1637 bevollmächtigte Ks. Ferdinand III. zwar Mgf. Siegmund erneut zu Vorverhandlungen mit Bielke (Documenta Bohemica| VI, Nr. 509 u. 516, vgl. Nr. 480), viel
Grund zur Hoffnung bestand aber nicht mehr. Auch schienen die neuen Mediationsbemühungen des Schweriner Herzogs vielversprechender als jene Mgf. Siegmunds, v.|a. als
sich im November 1637, alarmiert von den Vorbereitungen zu einer schwedisch-französischen Allianz in Hamburg (s.|o.), der Reichsvizekanzler und Reichshofrat Frh. Ferdinand Sigismund Kurz v. Senftenau (1591–1658; seit 26.|6.|1638 Reichsgraf; vgl. ADB|
XVII, 429|f.) als ksl. Unterhändler nach Norden auf den Weg machte. S. Documenta Bohemica| VI, Nr. 519 (Vollmachterteilung November 1637); vgl. Stehmann (s.|o.), 45; allg.
zu Kurz: Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- u. Staatsarchivs. Hg. L. Bittner. 1. Bd.
(Wien 1936), 353, 359, 588, 593; IV (Wien 1938), 9. Da Wien durch ihn jedoch keine
neuen Friedensangebote unterbreitete, blieb sein Auftritt noch im selben Monat bei Salvius ohne nennenswertes Ergebnis. Salvius hatte zwar, bestürmt von Hz. Adolph Friedrich, die bei ihm eingetroffene kgl.-schwedische Ratifikation der Allianz mit Frankreich
einige Wochen insgeheim zurückzuhalten vermocht, doch mußte er die Urkunde am
24.|2./6.|3.|1638 den französischen Geschäftsträgern in Hamburg überreichen. Alle weiteren Versuche des Schweriner Herzogs und Kg. Christians IV., der nochmals Verhandlungen für Anfang April 1638 in Lübeck vorschlug, trugen nichts mehr ein, obgleich Kaiser und Schweden dem Vorschlag zustimmten. F. Ludwig wies am 10.|6.|1638 Innhausen
auf das entscheidende Defizit exklusiver, mißtrauensäender Sondierungen hin: „On
parle d’une assemblée que le Roy de Dennemarque| eust intimé a aulcuns Electeurs et
Princes, plaira Dieu que ces nouvelles levées ne causent plus d’inconveniens, et que les
traictés d’une paix generale, s’avancent a bon escient.“ (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 20r). Das Tagebuch F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51)
vermeldet, daß die wenig aussichtsreichen Friedensbemühungen dennoch ihren Fortgang
nahmen (vgl. Christian: Tageb|., XIV, 553r, 557vf., 570v, 595r, 601v u. 625v). Als Gf.
Kurz am 12.|10.|1638 endlich die Festsetzung des Termins für den Lübecker Kongreß
forderte, lehnten Salvius und sein französischer Verhandlungspartner Comte d’Avaux (s.
370715 K 16) ab. Bis zum Kriegsende war die französisch-schwedische Bundesgenossenschaft nicht mehr auseinander zu bringen. Vgl. Richelieu: Papiers| III, 290|f.; Acta Pacis
Westphalicae| I.1, 1–16, 193–203, 327–357; Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lu¨tzow),| 106|f.,
Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 365, 370|f., 375, 403, 407|ff., 464|ff. u. 475; Dickmann
(s.|o.), 59–98; Hartmann (s.|o.), 372|ff.; Wilhelm Jesse: Mecklenburg und der Prager
Friede 1635. In: Jahrbücher d. Vereins f. mecklenburg. Geschichte u. Altertumskunde 76
(1911), 161–282, hier 269|ff.; Hans-Georg Kaack: Mecklenburg und Sachsen-Lauenburg. Begegnung und Konfrontation im 17. Jahrhundert. In: Aus tausend Jahren mecklenburgischer Geschichte. FS f. Georg Tessin. Hg. Helge Bei der Wieden. Köln, Wien
1979, 97–128, hier 104; Hermann Kellenbenz: Hamburg und die französisch-schwedische Zusammenarbeit im 30j. Krieg. In: Zs. des Vereins f. Hamburgische Geschichte 49/
50 (1964), 83–107, bes. 94|ff.; Helmut Lahrkamp: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden. Münster o. J., 240|f.; Hans-Dieter Loose: Vorspiele zum Westfälischen
Frieden in Hamburg. In: Der Krieg vor den Toren. Hamburg im Dreißigjährigen Krieg
1618–1648. Hg. Martin Knauer u. Sven Tode unter Mitarb. v. Niels Wiecker. Hamburg
2000, 269–285, insbes. 275|ff.; Gottfried Lorenz: Die dän. Friedensvermittlung beim
Westfälischen Friedenskongreß. In: Forschungen und Quellen zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Münster 1981, 31–61, insbes. 34; Rainer Postel: Hamburg zur Zeit
des Westfälischen Friedens. In: Krieg und Frieden II,| 337–343, hier 343; Konrad Repgen:
Die Westfälischen Friedensverhandlungen. Überblick und Hauptprobleme. In: Krieg und
Frieden II|, 355–372, hier 355|f.; Stehmann (s.|o.), 41–63 u. 81|ff.
12 Stoffprobe. Nicot|, 906: „La monstre, de quelque chose & eschantillon| specimen,
Spectamē, Exemplum“.
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370805
Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich
von Schilling
Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238), der den wöchentlichen Bericht Friedrich v. Schillings (FG 21) diesmal nicht empfangen hat, wiederholt u.|a. Nachrichten aus seinen vorhergehenden Schreiben. Durch den Sekretär des vor acht Tagen
(aus Hamburg) abgereisten F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) habe er die sonst
für die gewöhnliche Post bestimmten Briefe, eine Schachtel für Frl. Anna Dorothea v.
Freyberg sowie die Imprese seines Vetters (Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen; FG 241) bestellen lassen. — Carl Gustav Wrangel (FG 523. 1649) hat zehn
Kompanien des (ksl. Oberbefehlshabers) Matthias Gallas bei Neubrandenburg geschlagen. Im Gegenzug hat (der Kommandeur der brandenburgischen Truppen) Johann Caspar v. Klitzing Havelberg erobert und hält die Belagerung von Dömitz aufrecht. Lgf.
Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) hat Fürstenau belagert und beherrscht nun nach
der Vereinigung mit Rantzaus Truppen Westfalen. Weitere Nachrichten betreffen den
Kampf des Kardinals de La Valette um eine Festung (Maubeuge?) im Hennegau nach
der Einnahme von Landrecies, weiterhin den Sieg des französischen Feldmarschalls
Châtillon über die Truppen F. Octavio Piccolominis (FG 356. 1641) und die Erfolge Hz.
Bernhards v. Sachsen-Weimar (FG 30) in Burgund. F. Friedrich Heinrich v. Oranien hat
die Verschanzung vor Breda so schnell vollendet, daß er den Kardinalinfanten Ferdinand überraschte und, auch wegen der Niederlage Piccolominis, zur Umkehr veranlaßte. Schilling habe bereits durch den vorhergehenden Brief ein Bild der Belagerung erhalten. — Innhausen fügt dem Brief eine (unbekannte) Beilage bei. — Piccolomini sei bei
Namur von den Franzosen geschlagen und getötet worden. Die Franzosen sollen sofort
weiter gen Brüssel marschieren.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 141r–142v [A: 142v]; 141v u.
142r leer; eigenh.; Sig.
A A Monsieur Monsieur Friderich de Schilling Conseiller et Maistre d’hostel de S. A. le Prince
d’Anhalt etc . A Cöthen.
Monsieur
Puis que par le messager ordinaire ceste sepmaine ie n’ay reçeu des vos nouvelles,
i’espere d’en avoir la sepmaine suyvante. Le Prince Chrestien d’Anhalt etc.|1 estant
party d’icy il y a huict jours, j’ay envoyé par le Secretaire de S. A.2 les lettres que l’ordinaire debvoit porter, et avec cela une boite pour Mademoisselle [sic]| Anna Dorothea de Freiburg3, comme aussi l’imprese de mon Cousin4; J’espere que desormais il
vous serà delivré. Pour nouvelles il n’y a gueres pour le present si non que le Jeune
Wrangel5 a desfaict dix compagnies de l’Armée de Gallas6 dans Neu Brandenburg,
En eschange le General Klitzing7 a emporté Havelberg de vive force, et tient Domitz8
assiegé. Le Lantgrave d’Hessen9 à assiegé Vastenau10, et est maintenant apres
s’avoir conjoint avec les troupes de Ranzou11 maistre de la campagne en Westfalie.
Le Cardinal de la Valette12 apres la prinse de Landresis13 attacque une aultre forte
place en Hainault14. Le Mareschal de Chastillon15 comme on escrivoit hier d’Hollande
a entierement desfaict les troupes de Piccolomini16. Le duc Bernard17 jouë tresbien
son personnage en Bourgogne. Le Prince d’Orange18 aa si bien et en si grand haste
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parachevé ses retrenchements devant Breda19, que le Cardinal Infante20 n’y a sçeu
rien gagner que des coups, sur quoy et pour la desfaicte de Piccolomini on dict qu’il
a rebroussé chemin. Vous aurez par ma precedente reçeu le pourtrait du Siege. Et
n’ayant pour le present aultre, Je demeure, apres mes treshumbles recommendations à leurs Altessesses [sic]| et àb tout ceux de ma cognoissance, à tout jamais
Monsr. Vostres treshumble valet que cognoissez
D’Hambourg ce 5. Aoust. 1637
Je vous prie tenir en recommendation la ioincte.21
Derc Piccolomini ist von den| Frantzosen bey Namur geschlagen|, vnd selber geblieben.22 Der Frantzosen marche soll gleich auf Brüßel gehen|.
T a Folgt unleserliches gestrichenes Wort.| — b Eingefu¨gt.| — c Bis| gehen am Rand erga¨nzt.|
K 1 Über den Aufenthalt F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) in Hamburg im
Juni und Juli 1637 und seine Reisen im Sommer 1637 vgl. 370715 K 4, 370729 K 4 u.
370828 K 1, ferner 370722. Die Abreise aus Hamburg am 29.|7.|1637 erwähnt Frh. Enno
Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238) gegenüber F. Ludwigs Hofmeister
Friedrich v. Schilling (FG 21) in 370729.
2 Thomas Benckendorff, Sekretär F. Christians II. (s. Anm.|1) und alsbald dessen
Amtmann in Bernburg. Vgl. 370729 K 4.
3 Anna Dorothea v. Freyberg, Tochter Ernsts v. Freyberg (FG 75), spätere Gattin
Christian Ernst (v.) Knochs (FG 268); s. 370715 K 13.
4 Die Imprese Frh. Philipp Wilhelms v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241) für das
Gesellschaftsbuch und den Impresengobelin der FG im Köthener Schloßsaal. Enno Wilhelm hatte Schilling schon in 370729 von der Sendung der Imprese durch Benckendorff
(s. Anm.|2) unterrichtet. Das gestickte Sinnbild war in Hamburg angefertigt worden, s.
370715. Vgl. außerdem 370517 K I. Zur Erfindung und künstlerischen Ausführung von
Impresen in der FG vgl. auch Conermann: Impresa|; DA Ko¨then I. 2|, 8|f., 271201 u. I,
271211; DA Ko¨then I. 3|, 10|f., 340716; DA Ko¨then II. 1|, *7; im vorliegenden Band
370715, 370729, 370902, 371219, 371220 u. I, 371221, 371226 K 3, 380128, 380320A,
380423, 380501, 380509, 380605, 380616, 380721 u. I sowie 381006 u. I. Zum Brauch
der FG, die Mitgliederwappen und -impresen in gestickten Wandgobelins für den Köthener Schloßsaal zusammenzuführen vgl. 371220 K 12.
5 Friherre Carl Gustav Wrangel af Salmis (FG 523. 1649), der als ältester Sohn seinem
Vater Herman (s. 370715 K 7) 1627 auf den preußischen Kriegsschauplatz gefolgt war
und schnell zum Rittmeister (1630), Obristen (1636) und Generalmajor der Reiterei
(1638) aufstieg, seit 1645 als Feldmarschall den Oberbefehl über die schwedische Armee
in Deutschland führte und bis zu seinem Tode 1676 der führende schwedische Militär
blieb. Am 19.|10.|1635 zeichnete sich Carl Gustav als Obristlieutenant und kommandierender Offizier einer Reitersquadron aus Moltkes Regiment bei einem erfolgreichen
Scharmützel gegen kursächsische Reiter unter Generalmajor Moritz Adolph v. DehnRotfelser (FG 318. 1638. Vgl. 380320A K 5) in der Nähe Lüneburgs aus. Im Januar 1637
gehörte Wrangel zu den jenseits des Thüringer Waldes stationierten fünf Regimentern
schwerer und leichter Kavallerie unter Obrist Adam v. Pfuel (1604–1659), die zu diesem
Zeitpunkt erfolgreich im Hennebergischen und bei Meiningen operierten. Vgl. dazu
370722 K 4; AOSB| SA VI, 230, vgl. 362; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 374. Im März
1637 überfiel er die Schanze bei der Wittenbergischen Elbbrücke und vertrieb kurzfristig
die dort stationierte kursächsische Einheit. Vgl. 370715 K 6; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 376. Zu dem im vorliegenden Brief behandelten Streich Wrangels gegen Gallas
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s. Anm.|6. Kurze Zeit später (September 1637) befürchtete Banér Rang- und Kompetenzstreitereien unter seinen Offizieren, als Feldmarschall Herman Wrangel sein Corps nicht
unter sein eigenes Kommando stellen, sondern dem seines Sohnes Banér zuführen wollte.
Diesen aber als „einen der jüngsten obersten“ neben sich als Armeeführer zu etablieren,
schien Banér nicht ratsam. A.|a.|O., 442. Im Januar 1638 war Wrangel in oder bei Greifswald stationiert (a.|a.|O., 489), im März 1638 als Oberst des berittenen Leibregiments
seines Vaters auf Usedom. Damals verwahrte sich Banér gegen die testamentarische Verfügung Herman Wrangels, im Falle seines Ablebens seinem Sohn Carl Gustav die väterlichen Posten zu übertragen. Der junge Wrangel sei bei Rat und Bürgerschaft Stralsunds
nicht wohlgelitten, „aus was uhrsachenn kann ich nicht wissenn.“ AOSB| SA VI, 523. Zu
dieser Zeit, im März 1638 verwendete sich sein Vater aus Stralsund bei Oxenstierna dafür, seinem Sohn die „generalmajorscharge über die Schwedische cavallerie“ und das
Reiterregiment des dienst- und altersmüden Isaac Axelson zu übertragen. AOSB| SA IX,
295|f., 340 u. 342. Im Mai 1638 erscheint Carl Gustav bereits in diesem Rang, auch dies
zum Verdruß Banérs: „in deme mir dieses jungen herrn Wrangels humor also bekannt,
das ich weis, er sich mit den andern obersten und gutes theils [der] officirern, zu geschweigen mit den generalmajoren, nicht vertragen würde, wie er denn ohne das bei der
armée keine affection hat“. AOSB| VI, 548|f., vgl. auch 610 u. 678. Vgl. zu Carl Gustav v.
Wrangel Conermann III|, 670|ff.; SBA| B 375/ 313ff; Ivo Asmus: Carl Gustav Wrangel
und Wismar. In: Schwedenzeit. Hg. Stadtgeschichtliches Museum Wismar. Wismar
1998, 77–86. Vgl. zu seiner Funktion als Flottenkommandant Helmut Pemsel: Weltgeschichte der Seefahrt. Band IV. Biographisches Lexikon. Wien, Graz 2003, 435; zu C.
G. Wrangels Rolle als „Kriegsheld“ und Kriegsgewinnler, FG-Mitglied und Mäzen vgl.
Arne Losman: Carl Gustaf Wrangel och Europa. Studier i kulturförbindelser kring en
1600-talsmagnat. Stockholm 1980, hier v.|a. 18|ff.; ders.: Carl Gustaf Wrangel, Skokloster und Europa — Manifestation von Macht und Ehre in schwedischer Großmachtzeit.
In: Krieg und Frieden III|, 639–648; ders.: Carl Gustaf Wrangel — nyhetsjägare och kulturkonsument. Stockholm 1981; ders.: Skokloster – Europe and the World in a Swedish
Castle. In: The Age of New Sweden. Stockholm 1988, 85–101; ders.: Das Informationssystem und die deutschen kulturellen Verbindungen des schwedischen Magnaten Carl
Gustaf Wrangel. In: Studien zur europäischen Rezeption deutscher Barockliteratur. Hg.
Leonard Forster. Wiesbaden 1983 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 11),
119–128.
6 Matthias Gallas, Gf. v. Campo, Hz. v. Lucera (1584–1647), nach der Ermordung
Wallensteins 1634 Oberbefehlshaber der ksl. Armee. Ks. Ferdinand III. hatte Gallas im
Juni 1637 die Kriegsleitung gegen Schweden übertragen. Er wurde damals mit seinem
Heer von der schwedischen Streitmacht unter Banér und Herman Wrangel (vgl. Anm.|5)
in Mecklenburg gebunden, rückte aber gegen Ende des Jahres 1637 gegen die pommersche „Seekante“ vor. Im Oktober 1637 besetzte er Neubrandenburg und Prenzlau und
fiel in Vorpommern ein. Usedom wurde im November, Wolgast im Dezember erobert
und die gefährlich bedrohten Schweden in Stralsund (Herman Wrangel) und Hinterpommern (Banér) eingeschnürt. Noch im Dezember rückte Gallas aber aus dem verwüsteten Pommern ab, um reichere Winterquartiere in Mecklenburg, Braunschweig-Lüneburg und Holstein zu beziehen. Vgl. Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 385|ff.; H. Schnell:
Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1603–1658. Berlin 1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 98|f.; ferner 370715 K 6, 370902,
380210, 380501 K 8 u. 10, 380503 K, 380605, 380608A K 7 u. 381107 K. Theatrum europaeum| III (2. Aufl. 1644), 807 (HAB: Ge 4b 54): „Endlich ist den 30. [n. St.?] als letzten dieses Monats [Juni; recte: Juli] vor Mittags der Schwedische Obriste Carl Gustav
Wrangel mit 800. Reutern zu Brandenburg eingefallen/ daselbsten 10. Comp. Tragonern
in 700. Mann starck/ welche von dem Obr. Deberol [Walter Deveroux/ Devereux?
S.|380509A K 4] commandirt worden/ ruinirt“. Ähnlich Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I,
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370805
382: Wrangel habe 800 Reiter im Armeekorps seines Vaters Herman (s. 370715 K 7) in
Vorpommern kommandiert „und schlug damit [am 21.|7.|1637 a. St.] zu Neu-Brandenburg 700. feindliche Dragoner und 300. [schwere] Reuter“. Zu diesem Zusammenhang
vgl. auch Fritz Schröer: Das Havelland im Dreißigjährigen Krieg. Ein Beitrag zur Geschichte der Mark Brandenburg. Erg. u. hg. v. Gerd Heinrich. Köln, Graz 1966, 92. —
Im November 1639 wurde Gallas seines Amtes als ksl. Generalleutnant enthoben, 1643
wieder eingesetzt, im Januar 1645 nach einem katastrophal endenden Feldzug von 1644
(Beiname „Heeresverderber“) erneut entlassen. Der Tod verhinderte, daß er, wie 1646
vorgesehen, nochmals in den Krieg eingriff. Vgl. ADB| VIII, 329|f., DBA I| 367/ 57–65;
DBA II| 425/ 285–290; Findeisen|, 310|ff.; NDB| VI, 46|f.; Ro¨ssler/ Franz| I, 850|f.
7 Johann Caspar v. Klitzing (1594–1644) stieg am 28.|7.|1637 zum Generalmajor an
der Spitze des kleinen Heeres Kf. Georg Wilhelms v. Brandenburg (FG 307) auf, wurde
jedoch u.|a. aufgrund der Gegnerschaft zum brandenburgischen Minister Gf. Adam v.
Schwarzenberg bereits im November 1638 als Oberbefehlshaber wieder entlassen und
trat 1642 in braunschweig-lüneburgische Dienste. Vgl. ADB| XVI, 200 u. DBA I,| 664/
125|f. Übrigens war Klitzing trotz der Übernahme des Generalkommandos über sämtliche brandenburgische Truppen kursächsischer General geblieben. Vgl. Mo¨rner|, 210,
Anm.|19. Kurt v. Priesdorff: Soldatisches Führertum. Hamburg [1937], [Bd.|1], S. XI:
„Die anderen drei bis zum Regierungsantritt des Großen Kurfürsten urkundlich nachweisbaren Generale: Christian I., Fürst von Anhalt-Bernburg, Meinhard von Schönebeck
und Hans Caspar von Klitzing, waren Männer voller Tatkraft, die aber bei der geringen
Stärke der kurbrandenburgischen Truppen, die ihnen unterstanden, nicht voll zur Geltung kommen konnten. Dies trat besonders bei General von Klitzing hervor, der während der Wirren des 30jährigen Krieges in die Dienste des Kurfürsten Georg Wilhelm
trat. Dieser hatte im Jahre 1623 3000 Mann Fußvolk und 600 Reiter im Solde. Während
sich diese Truppenstärke bis 1636 dauernd verminderte, erschien zur Zeit des Generals
von Klitzing das kurbrandenburgische Heer im Jahre 1638 bei einer Musterung bei Neustadt-Eberswald in einer Stärke von 8000 Mann Fußvolk und 2900 Reitern. Schon 1639
wurde dieses Heer infolge fehlender Mittel wieder so vermindert, daß der Große Kurfürst im Jahre 1640 bei Antritt seiner Regierung nur 3600 Mann Fußvolk und 2500 Reiter
übernahm.“ Zu Klitzings Operationen in der 2. Hälfte des Jahres 1636 — Eroberung
wichtiger Havelpässe im August, in Pommern Vorrücken gegen den schwedischen Feldmarschall Herman Wrangel (370715 K 7), zum Jahresende in Meißen Unterstützung der
Kursachsen —, vgl. Chemnitz| III, 31|f. u. 82|ff. Zu seinen Feldzügen in den Jahren 1637/
38 s. Documenta Bohemica| VI, passim; Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914 von Curt Jany Generalmajor a.|D. 2., erg. Aufl. hg. Eberhard Jany. 1.
Bd.: Von den Anfängen bis 1740. Mit 6 Skizzen im Text. Osnabrück 1967, 81–96. Vgl.
auch 370715 K 6, 370722 K 4, 371112A K 6, 380501 K 9, 380503 K 2, 380509 K 15 u.
381107. Zu Schwarzenberg vgl. auch Otto Meinardus: Die Legende vom Grafen Schwarzenberg. In: Preußische Jahrbücher 86 (1896), 1–58; ferner 300410 K 16, 310224,
380320A K 10, 380605 K 8 u. 381107 K 1 u. 7.
8 Dömitz an der Elbe, stärkste Festung in Mecklenburg, seit September 1635 von den
Schweden besetzt (vgl. auch 370722 K 4), im August 1637 von kursächs.-brandenburgischen Truppen unter Dam Vitzthum v. Eckstädt (FG 312; vgl. 371221 K 6) und Johann
Caspar v. Klitzing (s. Anm.|7) erobert; erst im Oktober 1643 von den Schweden zurückgewonnen. Vgl. H. Schnell: Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Berlin
1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 98; Richard Stehmann:
Auswärtige Politik des Herzogs Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin in den
Jahren 1636–1644. In: Jahrbücher des Vereins f. mecklenburg. Geschichte u. Altertumskunde 72 (1907), 1–84, hier: 9, 12 u. 14|f. Am 13./23.|8.|1637 unterrichtete Hz. Adolph
Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) Gallas (s. Anm.|6), daß General Klitzing
die nur schwach schwedisch besetzte Festung belagere. Er bat, nach der gewiß zu erwar-
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370805 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
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tenden Eroberung, seine Festung mit eigenen und niedersächsischen Kreistruppen besetzen zu dürfen. Documenta Bohemica| VI, Nr. 499. Zur Eroberung Havelbergs und Dömitz’ durch Klitzing vgl. a.|a.|O., Nr. 508; auch Theatrum europaeum| III (2. Aufl. 1644),
813|f. u. 824|f. (HAB: Ge 4b 54). Zur Prignitz im Dreißigjährigen Krieg unter Hinzuziehung zahlreicher Quellen vgl. Lieselott Enders: Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. Potsdam 2000, 645–667.
9 Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), der, aus seinen Erblanden vertrieben,
seinen Militärstaat allmählich aus Westfalen und dem westlichen Niedersachsen abziehen und in Ostfriesland Schutz suchen mußte. Vgl. 370421 u. 370422.
10 Festung Fürstenau b. Osnabrück. Dort traf die hessische Artillerie unter der Führung des Generals Peter Melander Gf. v. Holzappel (1589–1648; vgl. 300410 K 32,
370421 K 11 u. 370422 K 7) am 1.|8.|1637 ein. Im Verbund mit französischen Hilfstruppen aus den Niederlanden und den Kontingenten des Josias v. Rantzau (s. Anm.|11) begannen die hessisch-schwedischen Truppen Lgf. Wilhelms V. und James Kings (FG 224;
s. 370722 K 14) die Belagerung Fürstenaus, mußten diese aber aufgeben und rückten
nach Haselünne im Emsland ab. Vgl. Franz v. Geyso, der auch im Zeitraum vom 12.|7.
bis 1.|8.|1637 gewechselte Briefe zwischen dem Landgrafen und Melander auswertet: Der
Landgraf selbst hielt sich Anfang August in Cloppenburg (1.) und Haselünne (2.) auf.
Von Meppen aus (ab 4.|8.|1637) traf er die Vorbereitungen zum Einmarsch in Ostfriesland, während King zur Weser zurückging und am 11.|9.|1637 Lemgo einnahm. Vgl. Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 390|f.; Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges. 3. Tl. In: Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde 55 (1926), 134 u. 143|f.
11 Zu Josias v. Rantzau, der eigens mit französischen Geldern geworbene Truppen
Lgf. Wilhelm V. (s. Anm.|9 u. 10) zuführte, vgl. besonders 370715 K 9.
12 Louis de Nogaret duc d’Épernon, Cardinal de La Valette, damals Befehlshaber der
französischen Truppen an der Nordostgrenze Frankreichs. S.|370722 K 8.
13 Landrecies, strategisch wichtige, befestigte Stadt im Hennegau/ Hainaut, die La
Valette (s. Anm.|12) im Juli 1637 eingenommen hatte. S.|370722 K 9.
14 Hennegau/ Hainaut in Wallonien, heute teils zu Frankreich, teils zu Belgien gehörend. Innhausen berichtet in seinem Brief an Friedrich v. Schilling (FG 21) vom
6.|10.|1637 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 147r–148v), daß La Valette vor Maubeuge, einer starken Festung im Hennegau (heute Stadt in der Nord-Picardie), unweit Mons stehe. Vgl. auch [Amblard Marie Raymond Amédée] Vicomte de
Noailles: Épisodes de la guerre de trente ans: Le Cardinal de La Valette, Lieutenant Général des Armées du Roi 1635 à 1639. Paris 1906, 357|ff.
15 Der französ. Marschall Gaspard III. de Coligny, duc de Châtillon (1584–1646),
Hugenotte und Enkel des berühmten Admirals Coligny, kommandierte seit 1635 die gegen die Spanischen Niederlande geführten Truppen Frankreichs (Flandernarmee), bis er
in dieser Funktion vom Kardinal de La Valette (s. 370722 K 8) im Frühjahr 1637 abgelöst wurde. Während La Valette seine Truppen Anfang Mai 1637 in der Gegend von
Château-Porcien an der Aisne (nordöstlich von Reims) zusammenzog, um sich Mitte Juni nach Landrecies (s. 370722 K 9) in Marsch zu setzen, begab sich Châtillons Armee
aus ihren Winterquartieren an der Maas ins benachbarte Lothringen. Vgl. ABF| I/215,
114–128; DBF| VIII, 802|f.; Bertold Baustaedt: Richelieu und Deutschland. Von der
Schlacht bei Breitenfeld bis zum Tode Bernhards von Weimar. Berlin 1936, Ndr. Vaduz/ Liechtenstein 1965, 158|f. u. 162; Bernhard Kroener: Les Routes et les ètapes. Die
Versorgung der französischen Armeen in Nordostfrankreich (1635–1661). Ein Beitrag
zur Verwaltungsgeschichte des Ancien Régime. Mit e. Kartenheft. Münster 1980, 50, 78
u. 99; ders.: Die Entwicklung der Truppenstärken in den französischen Armeen zwischen 1635–1661. In: Forschungen und Quellen zur Geschichte des Dreißigjährigen
Krieges. Münster 1981, 163–220, insbes. 168|f., 171, 195 u. 197|f. Piccolomini (s.
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370805
Anm.|16) zeigte sich am 28.|6.|1637, in Worms weilend, beunruhigt über Châtillons Bewegungen in der Champagne; im August führte Châtillon seine Truppen nach Luxemburg. Documenta Bohemica| VI, Nr. 465 u. 502. Vgl. Carl J. Burckhardt: Richelieu. 3 Bde.
u. ein Registerbd. München 1966–67, II, 115|f.; III, 100, 182, 186, 216 u. 255; Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Recueil
commencé par Henri Lonchay et continué par Joseph Cuvelier avec la collaboration de
Joseph Lefèvre. Tome III: Précis de la Correspondance de Philippe IV. (1633–1647).
Bruxelles 1930, 176. Eine Flugschrift in der HAB berichtet von einer Niederlage Châtillons im Jahre 1641: COPIA. 3 Jhrer Excel. Freyherrn 3 von Lamboj abgangenen Schreibens/ wegen 3 deß zwischen jhme vnd dem Frantzösischen Mareschal de Chastillon bey
Chemerye/ zwo Stund von Sedan/ den 3 6 Julii Anno 1641 geschehenen 3 HauptTreffens/
3 Neben einer Designation der gebliebnen vnd gefangenen 3 Frantzös. Officier vnd Soldaten. (O.|O. 1641). 2 Bl. 4b. HAB: Gl. Kapsel 4 (2).
16 Der ksl. Kavalleriegeneral und Feldmarschall (seit Januar 1634) Octavio Piccolomini d’Aragona (FG 356. 1641), am 19.|6.|1638 vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben und 1639 von Kg. Philipp IV. v. Spanien mit dem neapolitanischen Hzt. Amalfi beschenkt, 1650 Reichsfürst. Mit dem Anmarsch der von ihm geführten ksl. Truppen nach
Brüssel Anfang Juli 1635 hatte die aktive militärische Kooperation der span. und ksl.
Truppen, zu denen im Oktober 1635 auch die Einheiten Hz. Karls IV. v. Lothringen
(1604–1675; 1634 aus Lothringen vertrieben, jahrelang in der Franche-Comté und am
Rhein operierend, erbitterter Gegner Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar [s. Anm.|17])
gestoßen waren, an der Westgrenze des Reiches begonnen. Vom Sommer 1635 bis zum
Herbst 1639 stand Piccolomini an der Spitze des der span. Regierung in Brüssel zugeschickten ksl. Hilfskorps, das in den südlichen Niederlanden, Frankreich und Lothringen operierte. Ende Juni 1637 noch in Worms, überschritten seine Truppen im Verlauf
des Juli die Mosel und stießen nach Burgund und Luxemburg vor, zur Eile gedrängt vom
Kardinalinfanten Ferdinand (s. Anm.|20), dem die mangelhafte Ausstattung des Hilfskorps v.|a. mit Berittenen bewußt war: „Si on peut lui donner les renforts nécessaires, on
peut attendre de bons résultats.“ Brief an Kg. Philipp IV. v. Spanien, Brüssel, 7.|7.|1637
(n. St.), Regest in: Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas
au XVIIe siècle. Recueil commencé par Henri Lonchay et continué par Joseph Cuvelier
avec la collaboration de Joseph Lefèvre. Tome III: Précis de la Correspondance de Philippe IV. (1633–1647). Bruxelles 1930, 160, vgl. 162. Piccolomini zögere noch, mit seinen
Truppen französischen Boden zu betreten „et ses motifs sont légitimes“. Er sei „plein de
zèle“, jedoch militärisch zu schwach, allein zu agieren. Don Fernando habe ihn daher
zur Bedeckung der niederländ. Grenzen beordert, „pour limiter les opérations éventuelles des Français“. Brief an den Marques de Castañeda, d. d. Antwerpen 26.|7.|1637 (n.
St.), Regest in: Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas.
Tome VI: Supplement (1598–1700). Par Joseph Cuvelier et Joseph Lefèvre. Bruxelles
1937, 446. Das zögerliche Verhalten Piccolominis wurde dann von den Spaniern für den
Verlust der Festung Landrecies verantwortlich gemacht. Vgl. 370722 K 9. Im September
hielt sich Piccolomini im ksl. Feldlager bei Cambrai auf und operierte im Oktober im
Hennegau. Vgl. Anm.|20 u. 22; Documenta Bohemica| VI, Nr. 457, 465, 468, 474–477,
493 u. 504; Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe
siècle. Tome III (s.|o.), 187. Das Theatrum europaeum| III (2. Aufl. 1644), 820|f. (HAB:
Ge 4b 54) berichtet zum August 1637: „Zwischen den Spanischen und Frantzosen ist werenden diesen Monat Augusti in Hennegaw/ Artois/ vnd andern angelegenen Orthen
nachfolgendes vorgelauffen. Nach dem die Kays. Piccolominische (welcher Graff den 5.
diß mit 10000. Mann zu Roß vnd Fuß in Bergen [d.|i. Mons, Hauptstadt der Gft. Hennegau, vgl. Anm.|14] ankommen war) auff die Frantzosen vnter dem Cardinal de la Valette
in Artois einen Anschlag gehabt/ in Meynung dieselbe vnversehens zu vbereylen/ ist ihnen solches zeitlich verkundschafftet/ daß sie sich/ nechst hinderlassung zweyer Reu-
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370805 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
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ter/ welche den Piccolominischen zu theil worden/ nach jhren Quartiren begeben müssen. Jn dem nun solches lautbar/ hat sich die Frantzösische Armee auffgemacht/ vnd
auff die Piccolominische Reuter starck angangen/ daß dieselbe in solcher Vnordnung
nach Bergen geeylet/ daß sie in der Statt jhre Stück loßgebrennt/ vnd anders nicht/ als
daß es Frantzosen weren/ vermeynend/ vnter jhr eigen Volck Fewer geben/ daß deren
etzliche sitzen geblieben/ die Frantzosen aber Spornstreichs nachgehawen/ daß sie sich
nicht allein vor Bergen vnter das Geschütz/ sondern auch biß fast gar in die Statt gewagt
haben. Wie nun die Frantzosen nechst hierauff nicht weit von besagter Statt Bergen eine
Real-Schantz zu machen angefangen/ ließ Herr Graff Piccolomini solches zwar geschehen/ sich stellend/ gleich als wann sie es nicht wolten oder köndten andern/ worauff
sich dann die Frantzosen steiff verlassen/ vnd eyfferig in jhrem Werck fortgefahren. Wie
nun dieselbe im besten arbeiten waren/ wurden sie von gedachtem Herrn Grafen von
Bucquoy mit 3000. Mann zu Fuß vnversehens vberfallen/ daß jhrer in 20. Compagnyen
zu scheittern giengen.“ Daß hier nicht der 1621 gestorbene frühere ksl. General Charles
Bonaventura de Longueval, Gf. v. Buquoy gemeint sein kann, liegt auf der Hand. Vermutlich ist der ksl. General Gf. Wilhelm v. Lamboy (†1659; vgl. Anm.|15) gemeint, der
damals unter Piccolomini in Burgund, am Oberrhein und in den Niederlanden operierte.
Vgl. ADB| XVII, 557–564; Art. „Wilhelm v. Lamboy“ in: Karl Siebert: Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten. Hanau 1919 (Hanauer Geschichtsblätter NF 3/4 [1919]),
118–120. Vgl. zu Piccolomini ADB| XXVI, 95–103; Conermann III|, 408|f.; DBA| I 955/
420–425; DBA| II, 1005/ 294–297; Findeisen|, 317|ff.; Frank| IV, 70; NDB| XX, 408|ff.;
Ro¨ssler/ Franz| II, 2177|f.; Thomas M. Barker: Generalleutnant Ottavio Fürst Piccolomini. Zur Korrektur eines ungerechten historischen Urteils. In: Österreichische Osthefte 22
(1980), 322–369, hier 351|f.; Otto Elster: Piccolomini in Braunschweig. Mit Aktenstükken aus dem Archiv in Schloß Nachod. In: Jahrbuch d. Geschichtsvereins f. das Hzt.
Braunschweig 10 (1911), 46–88 (handelt erst die Zeit ab 1639 ab). Zu dem von Piccolomini für das Jahr 1637 konzipierten und vom Kaiser gebilligten Feldzugsplan gegen
Frankreich und dessen Scheitern vgl. Otto Elster: Piccolomini-Studien. Leipzig 1911,
71–74.
17 Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30). Seinen siegreichen Zug durch die
Freigft. Burgund und Lothringen erwähnt Innhausen in 370722 bzw. 370729.
18 F. Friedrich Heinrich v. Oranien. S.|300410 K 4, 370722 u. 370729.
19 Breda in Nordbrabant. Zur Belagerung durch F. Friedrich Heinrich v. Oranien vgl.
370722 K 7. Seinem Brief 370729 hatte Innhausen schon eine nicht näher bezeichnete
„Copie“ beigefügt, die der vorliegende Brief als eine Ansicht der Belagerung enthüllt.
Vgl. Anm.|20.
20 Don Fernando de Austria (1609–1641), jüngerer Bruder Kg. Philipps IV. v. Spanien, Kardinalinfant v. Spanien, Ebf. v. Toledo, Statthalter der Spanischen Niederlande
1634–1641 und Oberbefehlshaber der spanischen Armee in Flandern. Vgl. 331223 K 25
u. 360703. Er war 1635 als neuer Statthalter triumphal in Antwerpen eingezogen. Vgl.
Der Einzug des Kardinalinfanten Ferdinand in Antwerpen 1635. In: Krieg und Frieden I|,
133|ff. Der Kaiser hatte ihm nicht zuletzt wegen der geleisteten Waffenhilfe bei Nördlingen 1634, die zu dem vollständigen Sieg der verbündeten Truppen unter Ferdinand,
Ehz. v. Österreich u. König v. Ungarn (dem späteren Ks. Ferdinand III.) geführt hatte,
ein starkes Hilfskorps unter Piccolomini (s. Anm.|16) auf den französisch-niederländischen Kriegsschauplatz zugesandt, nachdem Frankreich Spanien am 19. Mai 1635 offen
den Krieg erklärt hatte (vgl. 370729 K 11). Gemeinsam war es den Streitkräften der beiden verbündeten habsburgischen Kronen Spanien und Österreich im Sommer 1636 gelungen, in die Picardie einzufallen, die Schlüsselfestung Corbie an der Somme zu erobern (15.|8.|1636), bis vor Paris vorzudringen und den französischen Truppen eine empfindliche Lektion ihrer damaligen militärischen Überlegenheit zu erteilen. Vgl. 360703 K
17–20; Hildegard Ernst: Madrid und Wien 1632–1637. Politik und Finanzen in den Be-
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Herzog August d.|J. von Braunschweig-Wolfenbüttel 370828
ziehungen zwischen Philipp IV. und Ferdinand II. Münster 1991, 206|f. Der Sieg Banérs
bei Wittstock im Oktober 1636, die Diversionen Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel (s.
Anm.|9) in Westfalen und Niedersachsen, der Fall der zentralen spanischen Basis Breda
(s. Anm.|19), aber auch das taktisch kluge Agieren Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar in
Lothringen und Burgund (s. Anm.|17) hatte neben anderen Faktoren zu einer Wendung
der Lage 1637 geführt. Hinzu kam, daß der ksl. Feldherr Gf. Matthias Gallas (s.
Anm.|6) kaum noch Truppen der ksl. Hauptmacht, die es mit Banér und Wrangel in Mitteldeutschland, Mecklenburg und Pommern zu tun hatte (s. Anm.|5 u. 6), vom innerdt.
Kriegsschauplatz an die Spanier abgeben wollte. Nachrichten von der Einnahme Landrecies’ durch die Franzosen und die Belagerung Bredas ließen Ks. Ferdinand III. allerdings am 9.|8. in Wien Befehl an Gallas erteilen, schnellstmöglich berittene Einheiten zur
Unterstützung Piccolominis abzustellen. Documenta Bohemica| VI, Nr. 493. Nachdem F.
Friedrich Heinrich v. Oranien (s. Anm.|18) die Belagerung Bredas im Juli begonnen und
in rasender Eile die Verschanzung der Belagerungstruppen in einer Stärke von ca. 25.000
Mann bewerkstelligt hatte, war der Kardinalinfant, der an der Spitze eines Entsatzheeres von 17.000 Mann herangezogen war, zwei Wochen lang zu untätigem Zusehen verurteilt. Dann zog er im August ostwärts nach Eindhoven ab, um im Maastal eine Diversions-Offensive gegen die Niederländer zu lancieren; Venlo und Roermond wurden erobert; Breda aber ergab sich den staatischen Belagerern am 7.|10.|1637. Es war Don
Fernando, wie er einräumte, nicht möglich gewesen, die Holländer aus ihren starken
Verschanzungen um Breda zu schlagen. S. Brief Don Fernandos an seinen Bruder Kg.
Philipp IV., Bermerain, 16.|10.|1637 (n. St.), Regest in: Correspondance de la Cour
d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Recueil commencé par Henri
Lonchay et continué par Joseph Cuvelier avec la collaboration de Joseph Lefèvre. Tome
III: Précis de la Correspondance de Philippe IV. (1633–1647). Bruxelles 1930, 185, vgl.
172|f. u. 175. Vgl. ferner 370722 K 7; P. J. Blok: Frederik Hendrik Prins van Oranje.
Amsterdam 1924, 178; Burkhardt: Richelieu (Anm.|15), III, 218|ff.; Jonathan I. Israel:
Der niederländisch-spanische Krieg und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
(1568–1648). In: Krieg und Frieden II|, 111–122, 119|ff.; ders.: Conflicts of Empires.
Spain, the Low Countries and the Struggle for Worlds Supremacy 1585–1713. London,
Rio Grande 1997, 80|f.; ders.: The Dutch Republic and the Hispanic World. 1606–1661.
Oxford 1986, 257|f.; Geoffrey Parker: Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt a.|M. 1991,
234|ff.
21 Ein beigelegter Brief an F. Ludwig oder ein anderer Einschluß (vgl. 370729)? Verschollen.
22 Dabei handelt es sich um ein Gerücht. Piccolomini (s. Anm.|16) war entgegen dieser
Aussage nicht gefallen, sondern starb erst 1656. Namur, Hauptstadt der gleichnamigen
niederländischen Provinz zwischen Brabant und Luxemburg, scheint nach den uns vorliegenden Nachrichten damals kein Schauplatz einer Schlacht oder eines Treffens gewesen zu sein. Vielleicht liegt eine Verwechslung mit den Ereignissen in und bei Mons/
Hennegau (s. Anm.|16) vor.
370828
Herzog August d.|J. von Braunschweig-Wolfenbüttel schenkt Fürst
Christian II. von Anhalt-Bernburg sein Schachbuch
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) notiert, daß Hz. August v. BraunschweigWolfenbüttel (FG 227) ihm geantwortet und sein Schachbuch geschickt habe.
Q Christian: Tageb.,| Bd.|14, Bl. 473r.
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370828 Herzog August d.|J. von Braunschweig-Wolfenbüttel
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e den 28. Augustj. [1637]
Risposta vom herz. Augusto von Braunschweig1 co’l Seleno,2 de’ scachj.3
K Der knappe Eintrag in Christian: Tageb.| dokumentiert die persönliche Verbindung
und den Bücheraustausch zwischen F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) und Hz.
August d.|J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227), zweier FG-Mitglieder, die beide
intensiv gelehrte und literarische Interessen pflegten. Vgl. zum Bücherverkehr innerhalb
der FG 371112 K 1. Stellt man Christians Tagebuch-Eintrag in den Kontext jener Nachrichten, die F. Christian zu seinen einige Wochen zuvor erfolgten Besuchen am Hofe des
Welfen in Braunschweig notierte, sowie jener Hinweise, die er wenig später zur Ordnung
seiner eigenen Büchersammlung festhielt, erweitert sich die Bedeutung der TagebuchStelle als Ausweis literarisch-gelehrter Korrespondenzzusammenhänge um buch- und bibliotheksgeschichtliche Aspekte.
1 Das in Anm.|3 genannte Buchgeschenk Hz. Augusts d.|J. folgte auf die Besuche F.
Christians II. in Braunschweig im Frühjahr und Sommer 1637. Vgl. für das folgende
Christian: Tageb.| XIV, Bl. 438r–466v: Am 3. Juni war F. Christian von Bernburg aufgebrochen, um seine nach der verheerenden Erstürmung des Bernburger Schlosses durch
kursächsische Truppen am 11.|3.|1636 in die holsteinische Heimat seiner Gemahlin Eleonora Sophia (TG 39) exilierte Familie (vgl. 370517 K) in Plön abzuholen und um nicht
näher angegebene Gesundheits- und Finanzangelegenheiten in Hamburg (vgl. auch
370722) zu erledigen. Diese Reise hatte ihn über Helmstedt am 4. Juni auch nach Braunschweig geführt. Er schrieb unter diesem Datum in seinem Tagebuch (a.|a.|O., Bl. 438r):
„Abends nach Hof, nach beschehener jnvitation alda Hertzogk Augustus von Braunschweig vndt Lünenb. nebst Sr. Ld. gemahlin, mich gar wol tractirt. Il a 58 ans, elle 22.
belle fille de ma soeur la Duchesse de Meckl. Il est en credit a la cour Imperiale, & par l’accession de ceste Duchè, il s’est acquis beaucoup d’authoritè.“ Hz. August war 1635 in unerwar-
teter Erbschaft das Ft. Wolfenbüttel zugefallen. Aufgrund der anhaltenden ksl. Besetzung der Festung Wolfenbüttel hatte sich der Herzog mit seiner Gemahlin in dritter
Ehe, Sophia Elisabeth, geb. Herzogin v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1629. TG 42b; vgl.
340107) und als solche Stieftochter von Christians Schwester Eleonora Maria (AL 1617.
TG 17), bis 1643/44 in Braunschweig niederlassen müssen. Als Landesherr des welfischen Teilft.s Wolfenbüttel war Hz. August zum regierenden Reichsfürsten, und als Senior des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg zum Kodirektor des Niedersächsischen
Kreises und Mitglied der Reichsdeputation aufgestiegen. — Tags darauf, am 5.|6., setzte
Christian seine Reise fort. Sie führte ihn über Celle, Uelzen, Lüneburg und Winsen nach
Hamburg (8.|6.). Über Rethwisch (in Stormarn), wo ihn sein Schwager Hz. Joachim
Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg zu Plön (FG 101) abholte, ging die Reise am
10. und 11.|6. gemeinsam nach Plön. Hier „habe ich meine fr. hl. gemahlin vndt kinder
[Erdmann Gideon, Victor Amadeus [FG 589. 1652] u. Eleonora Hedwig], Gott Lob in
gutem Zustandt gefunden, nach dem wir noch nie so lange von einander gewesen, alß
dißmal, nemlich vber ein Jahr.“ (A.|a.|O., Bl. 440v.) Von Plön aus besuchte F. Christian
seine Schwestern in Güstrow — die verwitwete Eleonora Maria (s.|o.), Sibylla Elisabeth
(AL 1617. TG 18), Sophia Margaretha (AL 1631. TG 33c) und Dorothea Bathildis (AL
1634. TG 24b). Vgl. zu deren Aufenthalten in Mecklenburg 321201 K 11, 340107 K 6,
360428 K II 6 u. 21 sowie 370517 K 2. Christian erreichte am 27.|6. Lübeck, wo er verschiedene „sachen zu expediren“ hatte, und kehrte am 28.|6. nach Hamburg zurück (zu
seinem dortigen Aufenthalt vgl. 370715 K 4). Am 21.|7. brach er erneut auf, um seine Familie aus Plön abzuholen. Dort nahm man am 25.|7. Abschied und reiste über Hamburg
(dort Abreise am 29.|7., s. 370729), Harburg, Soltau, Celle, Braunschweig, Quedlinburg
und Ballenstedt zurück nach Bernburg, wo die Familie am 12.|8. eintraf. Auf der Rückreise via Braunschweig (Ankunft dort am 3.|8.) kam es erneut zum Zusammentreffen mit
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Herzog August d.|J. von Braunschweig-Wolfenbüttel 370828
Hz. August und seiner Gemahlin. Den 4.|8. verbrachte die anhaltinische Familie von Mittag bis Abend in Hz. Augusts Braunschweiger Residenz („Mosthof“, d.|i. die alte Welfenburg inmitten der Stadt). „Nachmittags haben mir Jhre Ld. ihre schöne bibliothecke
sehen laßen, darinnen viel schöne, vndt gute bücher gewesen.“ (A.|a.|O., Bl. 463r.) — Es
mag sein, daß diese Besichtigung F. Christian zu einer Ordnung und Katalogisierung seiner eigenen Büchersammlung angeregt hat, s. Anm.|2. Ferner ist anzunehmen, daß in den
Gesprächen mit Hz. August auch der Mecklenburger Vormundschaftsstreit zur Sprache
kam, in dem Hz. August eine Art Vermittlerrolle zugedacht war. Vgl. 371009 K 0 u.
380423 K 9.
2 Seleno, pseud., s. Anm.|3. F. Christians Tageb.| hält am 14.|8.|1637 fest: „Franciscum
[d.|i. Franciscus Gericcius] habe ich ein Register meiner zusamm|en geraffelten bücher|
machen laßen“ (467r); und erneut d. d. 15.|8.|1637: „Meine bücher ferrner durch Franciscum Gericium registriren laßen.“ (468r.) Nach der Katalogisierung sollte offenbar auch
eine geordnetere Aufstellung erfolgen: „Nachmittags, den Franciscum Rectorem Scholæ
allhier, bey mir gehabtt, vndt die bibliothecam ihn besichtigen laßen, zu etwas beßerer
ordnung.“ (Bl. 508r; Eintrag vom 1.|11.|1637). Zum Rektor der Bernburger Lateinschule,
Franciscus Gericcius, vgl. 300509 K 3. — Daß Christian bei seiner Bibliotheks-Neuordnung dem Vorbild der Bibliotheca Augusta, genauer des seit 1625 geführten sog. Bücherradkatalogs folgte, muß als unwahrscheinlich gelten. Die Sachgruppen-Gliederung im
später angelegten Bernburger Catalogus secundus|, die dem Fächerkanon der zeitgenössischen Wissenschaft folgte, fällt gröber aus als im differenzierteren Katalog der augusteischen Büchersammlung, unterteilt aber innerhalb der Sachgruppen die Bestände ebenfalls nach Format/ Größe (Folio, Quart etc.). Die ungewöhnliche Vollständigkeit der Titelverzeichnisse im Bücherradkatalog Hz. Augusts, ergänzt um einen von Hz. August
begonnenen alphabetischen Autorenindex, findet ebensowenig Entsprechung im Catalogus secundus| wie das Signaturensystem, das leicht die beliebige Ergänzung des Bestands
erlaubte. Der Catalogus secundus| und das Inventar des Nachlasses F. Christians (s.|u.)
weisen jedenfalls nicht auf eine ursprüngliche systematische Signierung hin, zumindest
werden keine Signaturen mitgeteilt. Innerhalb der Fachgruppen (Libri Theologici, Libri
philosophici [mit weitgespanntem Fächerkanon], Libri Historici) läßt sich weder eine alphabethische Ordnung nach Titeln oder Autoren noch eine systematische nach Gegenständen oder Fächern feststellen. Vgl. JNVENTARIVM. Des weylandt Durchlauchtigen, Hochgebornen Fürsten undt Herrn, Herrn Christiani, des andern, Fürsten zu Anhalt .|.|. Verlaßenschafft betreffende, Anno 1657. In: LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernb.
7a Nr. 102 („Acta, den Nachlaß des Fürsten Christian II. von Bernburg betr. 111 fol.
1656/57“), hier Bl. 9r–11v (Verzeichnis der Bücher in Christians Kabinett). Ein in dieser
Akte, Bl. 55v als Beilage A zum Inventar angekündigtes eigenes Verzeichnis der Bibliothek F. Christians läßt sich in der Akte leider nicht finden. Vgl. aber Catalogus secundus|.
Vgl. auch Maria v. Katte: Herzog August und die Kataloge seiner Bibliothek. In: Wolfenbütteler Beiträge 1 (1972), 168–199.
3 (Gustavus Selenus, d.|i. Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel:) Das
Schach- oder König-Spiel. Von GUSTAVO SELENO, Jn vier unterschiedene Bücher .|.|.
abgefasset (Leipzig 1616). HAB: Hn 4b 2. Lt. Catalogus secundus| verwahrte F. Christian
II. v. Anhalt-Bernburg das Buch in seiner eigenen Bibliothek zusammen mit Hz. Augusts
Cryptographia| als Nr. 26 unter den „LIBRI PHILOSOPHICI [.|.|.] IN FOLIO“: „Gustavi Seleni Cryptographia et Schachiæ Lusus“; vgl. Gustavi Seleni CRYPTOMENYTICES
ET CRYPTOGRAPHIÆ Libri IX. In quibus & planißima STEGANOGRAPHIÆ à Johanne Trithemio, Abbate Spanheymensi & Herbipolensi, admirandi ingenij Viro, magicè
& ænigmaticè olı̂m conscriptæ, Enodatio traditur. Inspersis ubiquè Authoris ac Aliorum,
non contemnendis inventis (Lüneburg 1624). HAB: Fb 4b 78. Am 10.|12.|1623 hatte bereits F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) Hz. August um die Übersendung beider
Bücher gebeten (s. 231210). Am 6.|1.|1624 schickte August ein Exemplar seines Schach-
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370900 Jesaias Rompler von Löwenhalt
buches. Die Cryptographia| wurde ebenfalls in ihren bereits gedruckten Teilen überschickt, das Fehlende folgte in den kommenden Wochen, bis F. Christian I. am 6.|9.|1624
den letzten Rest und ein vollständiges Exemplar erhielt (s. 240106, 240116, 240319,
240907). Vgl. Catalogus primus|, „LIBRI MILITARES IN FOLIO“, Nr. 25 und „LIBRI
SYSTEMATICI [.|.|.] IN FOLIO“, Nr. 19 u. 20.
370900
Jesaias Rompler von Löwenhalt über Graf Eberhard von Rappoltstein
Lob- und Leichengedicht (Auszug) des Jesaias Rompler v. Löwenhalt auf Gf. Eberhard
v. Rappoltstein (FG 147).
Q [Holzschnitt]: Des 3 Jesaias Romplers von 3 Löwenhalt 3 [Zierstück] 3 erstes gebüsch 3
seiner 3 Reim–getichte. 3 [Zierleiste] 3 Getruckt zu Strasburg/ bej Joh. Phil. Mülben/ 3
in dem 1647.ten iar Chrl.er z. [Christlicher Zeitrechnung]. S.|101–123, hier S.|112–
115, V. 428–519, u. S.|122|f. Yale UL (Faber du Faur|, no. 443), Mikrofilm. Faksimile
in: Des Jesaias Romplers von Löwenhalt erstes gebüsch seiner Reim-getichte 1647
mit e. Nachwort, Kommentaren u. bibliographischem Anhang hg. Wilhelm Kühlmann u. Walter E. Schäfer. Tübingen: Max Niemeyer 1988, a.|a.|O. (Deutsche Neudrucke. Reihe Barock, 38). Bis auf die am Schluß Gfn. Agatha in den Mund gelegten
Verse wiederveröffentlicht v. Anna Hendrika Kiel: Jesaias Rompler von Löwenhalt.
ein Dichter des Frühbarock (Diss.|U. Amsterdam). Utrecht (1941), 137–159, mit Erklärungen u. Kommentar: 37, 39–44, 94|f. u. 223–226.
Orthographische Hinweise: Akut über alleinstehendem Vokal bedeutet Länge, ein Bogen
zwischen Wörtern schafft ein Kompositum. Der Doppelpunkt über einem Vokal entspricht in unserer Wiedergabe einem von Rompler über den Vokal gestellten kleinen
e. Eine Übersicht über Romplers Rechtschreibung liefern Kühlmann und Schäfer, in:
Romplers von Löwenhalt erstes gebüsch, a.|a.|O., S.|5*–7*.
Lob- und Leich-gedicht
zu ehren und gedächtnus
a
p.| Herren Eberharten von
Rappoltstein1 &c.|
Welcher (68-järigen
alters) im̃ Augstme
ten
des 1637. jars nach Gottes mäñschwerdung
sein zeitliches leben beschlossen.
[.|.|.]
Als er nun letztlich sich nach Strasburg2 her A verfüget
(Wie andre herren mehr/ die sonst daheym bekrieget
Und elend worden seyn/) schien er der gantzen schár
Ein ur-att3 schier zuseyn/ gleich wie der Nestor war/
Als Griechenland zumal vor Trojen ist gelegen.
Es waren beyderseits grös’/ ält’4/ und witz zugegen.
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Jesaias Rompler von Löwenhalt 370900
Dort gieng der drejfach-alt an jaren und verstand
Den hölden allen vor: da hat in disem land [113]
Der grose Rappoltstein den ruhm darvon getragen.
Er wusste kunst-gemäs von iedem ding zusagen;
Das macht/ er hatte lang mit sonderbahrem fleiß
Der bücher sich gebraucht/ darauß man klug und weiß/
Ja mäñschreich5 werden kan. So bald sein mund sich reget/
Hatt’ iedes hörers härtz sich in dem leib beweget
Durch/ weys nicht waß für/ kraft/ die in dem reden war;
Auch macht’ erfahrenheit ihm noch mehr offenbar.
Waß ehrbars zucht-gepräng und sitten mag belangen/
Jst ihm nicht eyner wol darinnen vorgegangen.
So steht im̃ zwejfel noch/ ob er nicht manches land
Und manche frömde statt/ (nur so von frejer hand)
Nach gräntz-geländ und art hätt deutlicher gerissen/6
Als Ptolomäus selbs/ und als Merkators wissen
Sich seither hat ersträckt. Der alten Wält geschicht
Hat er durch beispihl sein auff heitigs thun gerichtt;
Gestalt man dan darauß die besten lähren findet/
Warauff statt-wesen sich/ und reichs-beherschung/ gründet.
Die Tichtkunst eben auch/ das Himlische geschänck/
Das Göttische gespräch/ und süsse wort-gelänck7
Lies er ihmb (wie es dan verdienet) hoch gefallen/
Verstuhnd’ da auß dem grund/ waß hart-erzwungnes lallen/
Und waß dargegen reyn/ waß art-recht flüssig ist:
Er selber war so weit mit der kunst außgerüstt/
Daß er die reim-gedicht’ auch zimlich wol geschrieben.8
Zuforderst lies er ihm vernünfftig mit A belieben
Daß unsre Teütsche sprách soll weder mit Latein/
Noch frömdem misch-masch sonst/ als arm/ befläkket seyn
Gleich wie ein bättelrock; dan/ welcher darmit pranget/
Der zeygt/ daß immer noch der schulsack an ihm hanget/
Und daß er nicht verdaut/ waß ihm der herr Donat
Jn seinen blöden kropff zuvil geschoppet9 hat:
Ja bringt sich in verdacht/ es trukken ihn die sorgen/
Er möcht an dem Latein wol endlich gar erworgen/
Wan er nicht in das Teütsch stehts solche prokken speüc/
Und weiß hiemit dem volck/ was künstlichs in ihm sey.
Ach/ wie ein hüpsche kunst/ die spráchen so zumischen!
Dan/ wan das wasser trüb/ ist trefflich gut zufischen [114]
Dargegen aber nicht/ wo hälle quällen seyn.
Versuech= versuech es doch/ und red das Teütsch allein!
Lateinisch auch also! laß sehen/ wird es klingen?
Jch förcht/ ihr werdet theyls nicht vil zuwegen bringen.
Waß raths/ wan einer auch gar nicht Lateinisch kan/
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370900 Jesaias Rompler von Löwenhalt
Mást doch gemischter ziehr sich in dem Teütschen an?
Ej/ da mus Spanisch/ Wälsch/ Frantzösisch/ und dergleichen
Das rad-gebrechte Teütsch durchspikken und bereichen;
Dan solche stümppelej behagt dem näuling mehr/
Als lauterkeit der red. Warumb? Es fällt ihm schwer/
(Weil er zu ungeübt) gleich wörter auffzutreiben/
Daß er kön̄t eygentlich ein iedes ding beschreiben
Wie sich nach art gebürt: drum flickt er da und dort
Mit frömbden lumpen zu/ wan nämlich Teütsche wort’
Dem ungeschickten kopff von haimat A auß nicht kommen.
Es hat der Rappoltstein dargegen wahrgenommen/
Auch fleiß mit A angewandt/ daß iede sprách ihr recht/
Jhr eygenschaft behalt; daß zweyerlej geschlächt/
Die wider ehr und art frech miteinander huerten/
Nicht bastart högeten10/ und etwan mißgebuhrten.
Nun! solches lob-gerücht/ daß diser herr bekam/
Macht’/ daß fürst Ludwig es gar wol in achtung nahm/
(Den wir von Anhalt sonst und von Askanjen nennen/
Den die Frucht-bringenden für ihren schutz erkennen/
Und für ihr oberhaupt:) er lued ihn höflich eiñ/
Jn der gesellschaftzahl frucht-bringend mit A zuseyn
Mit reyner Teütscher sprách/ mit reynen Teütschen sitten.
Der Rappoltsteiner lies sich da nicht lang erst bitten/
Begab sich in gesätz’ und recht der wehrten schár/
Da sein keñ-zaichen auch der labhaft Jmber war.11
Weil nun unmöglich schier/ wer reim-gedichte liebet/
Daß der nicht auch zugleich die Stim̄-kunst etwan üebet:
Jm̄ fall er aber sie nicht selber üeben kan
Hat er gemeyniglich doch grosen lust daran/
Wan er sie üeben hört. Der herr/ von dem wir sagen/
Wär hie/ wan er noch lebt’/ um zeignus wol zufragen/
Weil/ wer ein ding versteht/ am̃ besten zeigen kan.
Dan/ ställt’ er underweil ein frölichs stim̄-werck an/ [115]
Und lies auff seytenspihl ein süses stück erklingen/
Auch lebhaft mit dem mund die lieder iergend singen/
So urtheilt’ er zugleich/ und stim̄te selbs mit eiñ/
Daß manchem maister wol kaum möglich möchte seyn/
Und daß Apollo sich wol selten so lasst hören.
Kurtz! waß ein groser herr für gáben nur begehren
Und gleichsam wünschen möcht/ die waren als ein schatz
Jn ihm. und nicht umsonst.
[.|.|.]
[122]
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Jesaias Rompler von Löwenhalt 370900
Graf Eberhard von Rappoltstein| (1570–1637; FG 147). Zu 370900.
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370900 Jesaias Rompler von Löwenhalt
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Grabschrifft
Zu seiner gemálten Bildnus.12
Steh stille (wer du bist) betracht das blasse Bild/
Daß da ligt abgemált! Hie ligt der Tugend schilt:
Der ädlen Künsten preiß: der Wissenschaften ruhm:
Der Herrlichkeiten schmuck: der Landsgebieter blum:
Der From̃keit/ Gottesforcht/ uñ guter Thaten khärtz:
Der hohen Häupter sél: des gantzen Wält-kreyß härtz.
Hie ligt Herr Eberhart/ der Herr von Rappoltstein/
Und wartet auff den tag/ an dem uns Gott erschein. [123]
Außspruch seiner gemálin13
p.a Fr. Agathen/ geborhnen gräfin
von Solms &c|.
Wer dise Bildnus sieht/ der denck an meine schmärtzēd/
Hie ligt so bleych und todt das halb-theyl meines härtzē/
Hie ligt Herr Eberhart/ der Herr von Rappoltstein/
Mein trautes égemál. Ach! mus ich wittwe seyn?
T a Im Original ein p-a¨hnliches, fu¨r| perge bzw.| etc. gebra¨uchliches Zeichen, das vor bzw.
hinter einem Namen die Verku¨rzung der Titelatur andeuten kann. —| b Lies:| sich — c Lies:|
Brocken spiee — d Druckfehler:| schmrätzē
K 1 Da dieses „Lob- und Leich-gedicht“ von Rompler (Dinkelsbühl 18.|6.|1605 – nach
1674) auf Mikrofilm und als Faksimile greifbar ist, können wir uns an dieser Stelle damit
begnügen, nur den Abschnitt des in ausgefeilten deutschen Versen und einfallsreicher
Sprache (neuartige Komposita) geschriebenen Poems wiederzugeben und zu erläutern,
der die sprachlichen, wissenschaftlichen und musischen Interessen des Fruchtbringers
Gf. Eberhard v. Rappoltstein (FG 147) beschreibt. Ein früherer Druck des Gedichts, etwa als Parentation im Anhang zu einer Leichenpredigt, ist nicht bekannt. Vgl. aber noch:
Johann Selbmann: Leichenpredigt auf Eberhard von Rappoltstein. Straßburg 1637, so
zit. in Kiel (s. Q), 226 (Die beiden angehängten Epigramme stehen allerdings nachweislich im Zusammenhang mit einem Gemälde, s.|u. Anm.|12 u. 13.) Das Preis- und Sterbegedicht verdient besonderes Interesse wegen der Kritik am sprachlichen Alamodewesen
der Zeit. Jesaias Rompler v. Löwenhalt schreibt diese Haltung, die das sprachliche Programm der FG nur in einem Punkt wiedergibt, vielleicht zutreffend Rappoltstein zu, obgleich hierfür bisher ein anderer Beleg als diese Verse fehlt. Immerhin verdient das Zeugnis Romplers in der vorliegenden Edition auch deshalb berücksichtigt zu werden, weil
die Rolle Rappoltsteins in der von Exulanten geprägten Straßburger Gesellschaft das in
der FG verbreitete Mäzenatentum und Dilettantentum (im besten Sinne) des hohen deutschen Adels auch für den äußersten Südwesten des Reichs eindrucksvoll belegt. Zur späteren, kritischen Haltung Romplers zur FG vgl. 470604. Allerdings sind die Wurzeln
dieser Kritik auch schon in der Sprachauffassung des vorliegenden Lob- und Leichengedichts greifbar. Kiel (s. Q), 94|f., problematisiert diese historisch vielfach gebrochene
Kritik in ihrer selbst zeitgebunden-irrationalistischen, affirmativ-einseitigen Feststellung: „Zwar hatte die Tannengesellschaft die Ideale der deutschen Bewegung [ein ideologiegeschichtlich verhängnisvolles Konstrukt Herman Nohls] wohl klarer erfaßt als die
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Jesaias Rompler von Löwenhalt 370900
Fruchtbringende Gesellschaft, indem sie die Verwirklichungsmöglichkeit in „modernem“
Sinne viel stärker von der „Art“, dem irrationellen Sein des Einzelnen, als von einer von
außen her eingepflanzten verstandesmäßigen Bildung abhängig gemacht hatte. Aber
trotzdem erweisen sich in diesem Jahrhundert die formalistischen Tendenzen immer als
die stärkeren.“ Gegenüber dieser Auffassung, die alles verfehlt, was die FG historisch
ausmachte (außer, daß sie in der Tat keinen Irrationalismus pflegte), konstruiert Schäfer
— unter Berufung auf Ferdinand van Ingen (Überlegungen zur Erforschung der Sprachgesellschaften. In: Internationaler Arbeitskreis für deutsche Barockliteratur. Bd.|1. Wolfenbüttel 1973, 96) —, darin auch zeitgebunden, einen anderen Gegensatz, in dem
Rompler sich als „Protagonist nationalbewußter Sprach- und Kulturleistungen“ und als
„Proselyt der frühpietistischen Bewegung“ befunden habe, aus dem sich der Dichter in
der Sprache seiner geistlichen Lyrik und in der „Tugendpflege der Tannengesellschaft“
unter dem Einfluß der Straßburger Reformorthodoxie (Johann Schmidt) aber zunehmend befreit und damit von der in der FG verfochtenen Idee der nationalen Erneuerung
aus der Sprache distanziert habe. Walter E. Schäfer: Jesajas Rompler von Löwenhalt als
Satiriker und die Straßburger Tannengesellschaft, in: Daphnis 5 (1976), 127–143, wiederveröffentlicht v. Wilhelm Kühlmann/ Walter E. Schäfer: Literatur im Elsaß von Fischart bis Moscherosch. Gesammelte Studien. Tübingen 2001, 147–159, hier S.|151|f.
Aus der kleinen elsässischen Aufrichtigen Gesellschaft von der Tannen fand nur Johann
Matthias Schneuber (FG 498. 1648) Aufnahme in die FG, nicht jedoch der wohl als versponnen oder eigenwillig geltende Rompler — welcher allerdings der Mitgliedschaft in
Philipp v. Zesens (FG 521. 1648) Deutschgesinneter Genossenschaft gewürdigt wurde.
Vgl. neuerdings Monika Bopp: Die ,Tannengesellschaft‘: Studien zu einer Straßburger
Sprachgesellschaft von 1633 bis um 1670. Johann Matthias Schneuber und Jesaias
Rompler von Löwenhalt in ihrem literarischen Umfeld. Frankfurt a.|M. u.|a. 1998 (Mikrokosmos, 49). In diesem Zusammenhang kann noch das Stammbuch Romplers
(Sammlung Karl Schumm, Neuenfels) erwähnt werden, in dem sich Eintragungen von
Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. 1629. Eintrag d. d. 5.|4.|1630) und von Gf. Rappoltstein (1637) finden. Kühlmann/ Schäfer, in: Romplers von Löwenhalt erstes gebüsch,
110* (ohne Besitzangabe) u. Jörg-Ulrich Fechner: Zu einem unbekannten Stammbucheintrag von Martin Opitz. In: WBN 15 (1988), 21–23.
2 Gf. Rappoltstein († Straßburg 27.|8.|1637) floh nach der Niederlage des protestantischen Heeres bei Nördlingen 1634 nach Straßburg. Vgl. Conermann III|, 147|f. (mit älterer Lit.); Kühlmann/Schäfer, in: Romplers von Löwenhalt erstes gebüsch, 30* u. 54*–
56*; Art. „Rappoltstein“. In: Lexikon des Mittelalters VII (München u. Zürich 1994),
444|f. u. 448; Christine Bührlen-Grabinger: Herren von Rappoltstein. 1368–1682. Stuttgart 2002 (Repertorien, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand A, 183); Casimir Henricus
Radius: De origine, dignitate juribus et praerogativis quibusdam illustrissimae comitum
Rappoltsteinensium domus. Argentorati 1745; Édouard Meaume: Les Seigneurs de
Ribeaupierre, famille de chevalerie Lorraine en Alsace et en Suisse. In: Mémoires de la
Société d’archéologie lorraine 31 (1873), 302–309; Johannes Wallmann: Philipp Jakob
Spener und die Anfänge des Pietismus. 2. überarb. u. erw. Aufl. Tübingen 1986 (Beiträge
zur historischen Theologie, 42), 1, 38|f. u. 45; Johann Fischart widmete Rappoltstein
seine Übersetzung der De´monomanie| Jean Bodins (HAB: Alv.: Nf 131; 2. Aufl. 1586:
HAB: Alv. Nf 130) und Julius Wilhelm Zincgref schrieb ihm, dem Präsidenten der unterelsässischen Landstände und ksl. Kämmerer, 1624 als „sonderbahre[m] Liebhaber vnd
Mecenas aller freien Künsten vnnd Wissenschafften“ seine Ausgabe von Opitz: Poemata
(1624)| zu. Ein Symbolum Rappoltsteins wird in Zincgrefs Sammlung (Kupfertitel:) Der
Teutschen Scharpfsinnige kluge Sprüch/ Apophthegmata genant (Straßburg 1628; 2.
Teil Straßburg 1631; HAB: 36. 1 Eth.) nicht genannt, auch nicht unter den Devisen
(„Bey-Wörter“) in der erweiterten dreiteiligen Leidener Ausgabe von 1644, Teutscher
Nation klug-außgesprochene Weißheit| (HAB: Xb 1025), Tl. 1, 407|ff. Aus Lina Baillets
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Studium der heute großenteils in der Stadtbibliothek von Kolmar aufbewahrten Familienbibliothek wissen wir, daß Gf. Rappoltstein besonders Reisebeschreibungen und
Länderdarstellungen liebte, auch französische Bücher von Montaigne, Saluste Du Bartas, La Noue, Aubigné, Richelieu u.|a. anschaffte, darunter L’Astre´e| von d’Urfé und Le
Grand Cyrus| der Scudéry. Nach Straßburg, wohin er sich in den Rappoltsteiner Hof am
Finkweilerstaden zurückzog, hatte der Graf wahrscheinlich nur eine kleine Anzahl Bücher mitnehmen können (213 Bde. 1649 bezeugt). Wie seine ererbte Bibliothek besonders reich an Drucken des 16. Jahrhunderts war, so stand der Graf auch in einer anderen
Hinsicht noch in einer damit zusammenhängenden, volkstümlichen Tradition: Das ererbte Amt eines Schutzherren des Pfeifergerichts, der elsässischen Bruderschaft der fahrenden Sänger, übte er u.|a. dadurch aus, daß er am 16.|3.|1606 Statuten erließ, welche
die Kunst für diese Vereinigung vor dem Verfall schützen sollten. S. außerdem Elisabeth
Landolt: Materialien zu Felix Platter als Sammler und Kunstfreund. In: Basler Zeitschrift
für Geschichte und Altertumskunde 72 (1972), 245–306, zu Gf. Eberhard v. Rappoltstein und dessen Vater Egenolf s. S.|270–283. Dort wird erwähnt, daß Platter sein 1583
erschienenes Werk De corporis humani structura et usu| Egenolf und Eberhard v. Rappoltstein gewidmet hat (S.|273) (HAB: 38.3 Phys. 2b). Mathias Holtzwart dedizierte Gf.
Egenolf handschriftlich seinen Lustgart Newer Deutscher Poeteri|. Im Druck ist das Buch
dem Württemberger Hz. Christoph gewidmet. Vgl. Michael Lailach: ,Der Gelehrten
Symbola‘ — Studien zu den ,Emblematum Tyrocinia‘ von Mathias Holtzwart (Straßburg
1581). Diss. Tübingen 2000, 16; J. H. Heitz: Die Herren von Rappoltstein und das elsässische Pfeifergericht. In: Neue Alsatia: Beiträge zur elsässischen Geschichte, Sage, Sitte,
Sprache und Literatur 6 (1856/57), 5–33; Kiel (s. Q), 41. Ein älteres Bücherverzeichnis
des 16. Jh.s veröffentlichte Charles Bartholdi: Catalogue de la bibliothèque des seigneurs
de Ribeaupierre au 16e siècle. In: Curiosités d’Alsace 1 (Colmar 1861), 36–51. Neben
den Württembergern hatte sich auch Mgf. Friedrich V. v. Baden-Durlach (FG 207) mit
seiner Familie nach Straßburg geflüchtet. Seinen beiden unverheirateten, von Rompler
wohl zur Dichtkunst angeleiteten Halbschwestern Anna (1617–1672) und Elisabeth
(1620–1692) diente Rompler (vielleicht als Hofmeister) zuerst im Drachenschlössel zu
Straßburg und nach dem Umzug des Durlacher Hofs (1638) in Basel. Vgl. Kühlmann/
Schäfer, in: Romplers von Löwenhalt erstes gebüsch, 14*, 104*–106* u. 110*; Heinz
Ludwig: Die Aufrichtige Gesellschaft von der Tannen zu Straßburg. Eine Monographie.
Diss. Univ. Innsbruck 1971 (masch.), 132, 135, 143|f.; Jean M. Woods/ Maria Fürstenwald: Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein
Lexikon. Stuttgart 1984, 4|f. (mit Lit.); Literatur-Lexikon| III, 234; Jean M. Woods: ,Die
Pflicht befiehlet mir/ zu schreiben u. zu dichten‘: Drei literarisch tätige Markgräfinnen
zu Baden-Durlach. In: Die Frau von der Reformation zur Romantik. Hg. B. BeckerCantarino. Bonn 1980, 36–57 (S.|45: Pzn. Elisabeths Symbolum ihres Halbbruders
Friedrich V.); Karl Zell: Die Fürstentöchter des Hauses Baden. Karlsruhe 1842 (S.|60–
69: Gedichte der beiden Prinzessinnen); Otto Winckelmann: Das Straßburger Drachenschlössel als Baden-Durlacher Hof. In: Zs. f. d. Geschichte d. Oberrheins N. F. 33
(1918), 58–113.
3 Urahn, hier ehrwürdiger Greis, Vaterfigur; vgl. ahd. atto, mhd. atte, schweizer. att,
Vater, Vetter, Schwiegervater, pfälz. atte/ ätte, Vater, Großvater, Vorfahr, allgemein
im (westl.) Obd. verbreitet, im Bad., Bair., Elsäss., Rhein. u. Schwäb. umgelautet ätte/
ätt. DW| I, 595; Lexer: Handwb.| I, 104; Fnhd. Wb.| II, 282|f.; Henisch|, 27 u. 135 (Atta/
aette); Stieler|, 60 (att/ Atta); Wachter|, 25|f. (ætte); Ernst Ochs u.|a.: Badisches Wörterbuch. Lahr (Schwarzw.) 1925–, I, 76; Schmeller| I, Sp. 171; M. Ernst/ H. Lienhardt:
Wörterbuch der elsässischen Mundarten. 2 Tle. Straßburg 1899–1907, I, 81|f.; Josef
Müller u.|a.: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bde. Bonn u. Berlin 1926–1971, I, 292; Fischer|
I, 348|f.; F. Taub/ L. Tobler: Schweizerisches Idiotikon. Frauenfeld 1881–, I, 583–587.
In all diesen Werken nicht als Kompositum belegt. Vgl. allgemein Virgil Moser: Deut-
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sche Orthographiereform des 17. Jahrhunderts. 3 Tle. In: Beiträge zur Geschichte der
deutschen Sprache und Literatur 60 (1936), 193–258; 70 (1948), 467–496; 71 (1949),
386–465, zur ostfränkisch-schwäbisch-elsässisch geprägten Sprache und zur Rechtschreibung Romplers s. bes. Bd.|70 u. 71.
4 Alter; DW| I, 267; Fnhd. Wb|. I, 876; Steinbach| I,| 16.
5 DW| VI, 2089 kennt nur diesen Beleg und erklärt die Bedeutung des Adjektivs als
„reich an menschen, hier von leuten, die an einem hangen“. Kühlmann und Schäfer, in:
Romplers von Löwenhalt erstes gebüsch, 34* folgen dieser Auslegung. Vermutlich ein
Hapaxlegomenon bzw. eine eigene Bildung Romplers, die auch humanus, menschlich,
oder reich an Menschenkenntnis, bedeuten könnte. Vgl. Schottelius| 1. Teil, Lib. II Cap.
XII Von der Doppelung des Nen̄wortes 5. Reich, 412–414. Kein Beleg für mänschreich,
aber z.|B. mannreich (S.|412), viehreich (ebd.), volkreich (ebd.), leutreich (S.|413), adelreich (ebd.); ebenso Schottelius: Sprachkunst|, XII. Capitel Von der Doppelung, 4.
6 Ein Zeugnis für Rappoltsteins kartographische Fertigkeit ist nicht bekannt.
7 Zu gelange|, m., Lust, Verlangen. DW| IV.I.2, 2859.
8 Eine Probe seiner Dichtkunst liegt uns nicht vor. Zincgref stellt in seiner Vorrede zu
Opitz: Poemata (1624)| fest, Rappoltstein habe sich „bevorab die Teutsche poesie dergestalt belieben lassen/ daß sie sich selbst vnderweilen darinnen mit grossem Ruhm ergetzen/ vben vnd dißfalß vnsern alten Teutschen Helden nicht das geringste nachgeben
[.|.|.]“ (Opitz| II.1, 170).
9 Zu schoppen|, (hinein)schieben, -stopfen, mästen; DW| IX, 1564; Martin/ Lienhardt
(s. Anm.|3) II, 423.
10 Zu hegen|, swv. DW| IV.2, 777|ff., bes. 779 (eine Person unterhalten, sorgsam pflegen); Stieler|, 726 (hägen, hegen).
11 F. Ludwig hatte Rappoltstein 1627 mit dem Gesellschaftsnamen des ,Schärfenden‘,
dem Wort (Devise) ,Den Magen‘ und der Gesellschaftspflanze des ,deutschen Ingbers‘
in die FG aufgenommen. Diese Bezeichnung meint, wie 1629 die Imprese des ersten illustrierten Gesellschaftsbuchs zeigt (s. Conermann I|, Bl. Oo iij r), Arum maculatum L.,
Aronstab; s. dazu Conermann III|, 148. Diese Gesellschaftsangaben erschienen (ohne
Merians Kupfer) zuerst im GB 1628| (s. DA Ko¨then II.1|, [111]).
12 Vgl. das Gemälde der Leiche des Grafen von Friedrich Brentel d.|Ä. (um 1580–
1651), Musée de l’Œuvre Notre Dame, Strasbourg.
13 Die der Witwe des Verstorbenen in den Mund gelegten Verse Romplers stehen geringfügig abgewandelt auch unter dem Gemälde Friedrich Brentels d.|Ä. Vgl. Anm.|12.
Zur Patin des jungen Philipp Jakob Spener, Gfn. Agatha (16.|9.|1585–13./23.|11.|1648),
geb. Gfn. v. Solms-Laubach, die Rappoltstein am 22.|10.|1609 als seine zweite Gemahlin
geehelicht hatte, vgl. Joachim Stollius: TAFOS AHAMBOS das ist: Leich- oder LeüchtPredigt und Christenthums-Ruhm .|.|. AGATHAE/ Frawen zu Rappoltstein (Straßburg:
Johann Philipp Mülben u. Josia Städelin 1649); HAB: 287.19.1 Qu. (1) und Xa 1: 39 (7),
Leichenpredigt mit Vita und Ehrengedichten, u.|a. von Johann Valentin Andreae (FG
464).
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich
von Schilling
Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238. Der Verfolgende/ Le Poursuivant) entschuldigt sich bei Friedrich v. Schilling (FG 21) für seine verspätete Reaktion
auf die beiden vorausgegangenen Schreiben damit, daß er nach Bremen und in die dorti-
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ge Umgebung gereist gewesen sei. Da Johann Stöcker (FG 133) dort nicht mehr sei, habe
Innhausen die Briefe Schillings an Stöcker, wie jene der Gattin F. Ludwigs, Fn. Sophia v.
Anhalt-Köthen (AL 1629. TG 38), nach Bückeburg weitergeschickt. In Kürze erwarte
man hier in Hamburg auch die Mutter Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198),
Gfn. Elisabeth (1592–1646). Zweifelhaft sei, ob auch der Graf selbst mitkommen werde.
— Auf den Rat Gf. Ottos zur Lippe-Brake (FG 121) hin habe Otto v. Holstein-Schaumburg bereits einen Kanzler eingestellt, welcher vordem Berater Gf. Anthon Günthers v.
Oldenburg (FG 351) gewesen sei, der, wie man höre, gegen die Reformierten große Abneigung hege. — Der (zur Berufung nach Bückeburg vorgesehene) Hofprediger Johannes Appelius entschuldige seine nur zögerliche Zusage an Innhausen mit seiner Verpflichtung gegenüber der Pzn. Christina Margaretha v. Mecklenburg-Güstrow, im Falle
ihrer Verehelichung mit Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194) ein Jahr
lang in den Diensten der Neuvermählten zu bleiben. Innhausen hofft, Appelius bei dessen Aufenthalt in Hamburg noch umzustimmen. — Er ist froh darüber, daß man in Köthen empfing, was er dorthin über (Thomas Benckendorff,) den Sekretär F. Christians
II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) gesandt hatte. — Er habe wegen des Tamerlan| (in der
Übersetzung des verstorbenen Johann Joachim v. Wartensleben, FG 108) an Frh. v.
Schrotenbach geschrieben, welcher Wartenslebens Witwe geheiratet hat. Über die Antwort werde er den Fürsten unterrichten. — Kriegsnachrichten betreffen Lgf. Wilhelm V.
v. Hessen-Kassel (FG 65) und Josias v. Rantzau, die gewaltsam in Ostfriesland Quartier
genommen haben, so daß Innhausen aus seinen Gütern kein Einkommen mehr beziehen
könne. James King (FG 224) ist an die Weser zurückgekehrt und hat seine wenigen ihm
verbliebenen Truppen dort feste Stellungen beziehen lassen. Die ksl. Truppen unter dem
Befehl Gf. Matthias Gallas’ sind nach Pommern vorgerückt. Dort griffen sie Anklam an,
wogegen die Schweden dort [erneut] 4000 Mann in Stellung brachten und diesen Ort
mit allen Kräften verteidigten. Herman Wrangel und Johan Banér (FG 222) haben sich
dort vereinigt, wobei ihnen die Peene sehr zum Vorteil gereiche und sie nach der empfangenen Verstärkung wohl eine Schlacht wagen könnten. — Wrangel ist nach Schweden
zurückbeordert worden und läßt Banér dort als einzigen General zurück.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 143r–144v [A: 144v], 144r
leer; eigenh.; Sig.
A A Monsieur Monsieur Friderich de Schilling etc.| Conseiller et Maistre d’hostel de S.
A. le Prince d’Anhalt etc|. Cöthen.
Monsieur
Il vous plairà me pardonner que ie responds plus tard à vos deux precedentes,
mon absence en est cause ayant faict un voyage vers Bremen et la à l’entour. Le
Docteur Stöckera1 n’y est plus, mais ie luy ay envoyé vos lettres à Buckebourg
où il a maintenant sa demeure, où aussi i’ay addressé celles de Madame la Princesse2. Nous attendons icy en brief Madame la Comtesse3 Mere du Comte Otto
etc.| on s’en doubte si Monsr. le Comte viendrà avec. Il a desia par conseil du
Comte de Lippe4 prins un Chancelier5, lequel a esté Conseiller du Comte d’Oldenborg etc.|6 on me dict qu’il porte une grande haine contre ceux de la Religion
Reformée. Pour Appelius7 i’ay tant faict qu’il est appellé, et combien qu’il faict
un peu le restif, si est-ce qu’il m’a promis de venir icy, il s’excuseb qu’il ne se
peust entierement obliger, pour la promesse qu’il a faict à Madame la Princesse
Christine de Meckelnbourg8, en cas qu’elle se marieroit avec le Duc Frantz Albrecht de Saxe9, pour demeurer un an en leur service. Mais moyennant que ie
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l’aye icy, i’espere de le disposer aultrement. Je suis tresaise que ce que i’avois envoyé par le Secretaire10 du Prince Chrestien d’Anhalt vous a esté delivré. Pour
l’histoire de Tamerlan11 j’en ay escrit à Monsr. le Baron de Schrotenbach12 mary
de la Vuefue de Wartensleben13, si tost que i’auray la response, ie ne laisseray
de vous en advertir. [143v] Pour nouvelles nous n’avons gueres, si non que le
Lantgrave d’Hessen14 et Ranzou15 ont prins par force leur Quartier dans Ostfrise, il me faudrà en patir aussi bien comme les aultres, sans pouvoir iouı̈r de
mon revenu, mais ie me consoleray, moyennant qu’il puisse proufiterc au bien
public, dont ie m’en doubte grandement. King16 est retourné avec ce peu qu’il
avoit de reste vers la Weser, où il les a mis en guarnison. Les Armées de l’Empereur soubs la conduicte de Gallas17 sont bien avant en la Pomeranie où ils ont
attacqué Anclam,d les Suedois ye ont mis en guarnison 4000 hommes, et soustiennent ceste place avec toutes leurs forces. Bannier18 et Wrangel19 s’y sont
conjoincts ayants à leur avantage la riviere Pene20, on tient qu’ils pourroient
donner bataille les Suedois ayants reçeu un bon renfort. Wrangel19 est rappellé
en Suede et demeurerà Bannier18 seul General. Il vous plairà faire mes treshumbles recommendations à leurs Altesses et touts ceux de ma cognoissance, Et ie
demeure à jamais,
Monsr. Vostre treshumble valet
le poursuyvant.
D’Hamb. ce 2. Sept. l’an 1637.
T a Eingefu¨gt|. — b Folgen zwei gestrichene unleserliche Wo¨rter.| — c prou in d|er Bedeutung
von| pro, Littre´| III, 1367. —| d Nach dem Komma folgt ein unleserliches gestrichenes Wort.|
— e Eingefu¨gt.|
K 1 Johann Stöcker (FG 133), Doktor der Medizin, fl.-anhaltischer und gfl.-holsteinschaumburgischer Leibarzt.
2 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629. TG 38), Gemahlin F.
Ludwigs.
3 Gfn. Elisabeth v. Holstein-Schaumburg, geb. Gfn. zur Lippe (1592–1646), Mutter
Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198). Vgl. auch Anm.|4.
4 Wahrscheinlich Gf. Otto zur Lippe-Brake (FG 121), mit F. Ludwig und Gf. Hermann v. Holstein-Schaumburg einst Vormund Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg (s.
Anm.|3). Vgl. 300330 K 7 u. 371226 K 2. Die hier behandelte schaumburgische KanzlerAngelegenheit obliege, so Innhausen in seinem Brief an Schilling vom 8.|7.|1637 (LHA
Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 135r–136v), „entierement de la conduicte
du Comte de Lippe, Dieu vueille que tout reunisse à Souhait“. Vgl. zur Kanzler-Vermittlung Anm.|5.
5 Vielleicht (Johann) Ernst v. Holwede, der in den dreißiger Jahren des 17. Jh.s nach
Johann Prott (diente von 1605 bis 1634, vgl. auch die Literaturangabe in Anm.|6 zur Archivalienausstellung, S.|83|f.) für Gf. Anthon Günther v. Oldenburg (s. Anm.|6) als Kanzler in Oldenburg wirkte. Vgl. Gustav Rüthning: Oldenburgische Geschichte. Volksausgabe in einem Bande. Oldenburg 1937, 309. In den Quellenbeschreibungen des NSTA
Bückeburg wird von Dr. Ernst v. Holwede als holstein-schaumburg. Kanzler gesprochen. Vgl. Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung. Inventare und
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kleinere Schriften des Staatsarchivs in Bückeburg, Heft 6. Quellen zu den geschichtlichen Beziehungen Schaumburgs zu Schleswig-Holstein und Hamburg im Staatsarchiv
Bückeburg. Ein sachthematisches Inventar. Bearb. v. Lars E. Worgull. Bückeburg 2000,
97. Dazu muß nicht im Widerspruch stehen, daß Holwede nach anderen Quellen bis
1642 als Hofrat und Kanzler beim Oldenburger Grafen tätig war. Vgl. Gerhard Anton v.
Halem: Geschichte des Herzogthums Oldenburg. Oldenburg 1795, II, 477. Dennoch
scheint eine Berufung Holwedes in Bückeburg nicht erfolgt zu sein. Es heißt auch in
380210, daß die Kanzler-Angelegenheit zurückgestellt werde. Die Quellen sprechen eindeutig von einer Kanzlerschaft Anthon v. Wietersheims bei Gf. Otto V. bis mindestens
Mitte 1639. Vgl. schon 370715 K 12. Am 4.|11.|1637 belegt ein Schreiben, daß Gf. Otto
seinem Kanzler Wietersheim Besoldung schuldete. Vgl. Geschichte der Familie von Wietersheim nach den Sammlungen und Aufzeichnungen von .|.|. Friedrich, .|.|. Kurt und .|.|.
Alfred v. Wietersheim neu bearb. u. hg. durch Siegfried Joost. Diesdorf/ Bez. Breslau
1937, 64|ff. Eine Bestallungsurkunde aus dem Familienarchiv vom 1.|1.|1638 findet sich
auf S.|64. In den o.|g. Quellenbeschreibungen steht unter der Signatur F 3, Nr. 271, die
Jahre 1639–1640 betreffend, die Korrespondenz mit Kanzler Anton von Wietersheim u¨ber
die der Landgra¨fin Hedwig [von Hessen-Kassel], Gemahlin des Grafen Ernst [zu HolsteinSchaumburg], zustehenden Gelder in der Grafschaft Holstein-Pinneberg,| s. Inventare und
kleinere Schriften des Staatsarchivs in Bückeburg, a.|a.|O., 98.
6 Der lutherische Gf. Anthon Günther v. Oldenburg (FG 351. 1640). Vgl. dazu u.|a.
Conermann III|, 402–404; Gf. Anton Günther von Oldenburg (1583–1667). Archivalienausstellung des Niedersächsischen Staatsarchivs in Oldenburg. Mit 16 Abb. Göttingen
1967.
7 Johannes Appelius, bis 1671 Hofprediger der Reformierten Gemeinde in Bückeburg,
aus Anhalt stammend, 1638 auf Empfehlung F. Ludwigs berufen, vordem Pastor in
Cölln a.|d. Spree. Appelius war Hofprediger Hz. Johann Albrechts II. v. MecklenburgGüstrow (FG 158. †23.|4.|1636) gewesen, in dessen Auftrag er die reformierte Konfessionalisierung des Güstrower Landesteils vorantrieb, etwa 1632 nach kurpfälzischem Vorbild durch Einrichtung einer reformierten Knabenschule in Güstrow. Vgl. 371009 K 13.
Seine Leichenpredigt auf Hz. Johann Albrecht II. wurde im Druck veröffentlicht und hat
sich in der UB Greifswald und der LB Schwerin erhalten. Ebenso erschien aus Anlaß von
Hz. Augusts d.|J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) dritter Eheschließung mit der
Güstrower Pzn. Sophia Elisabeth (AL 1629. TG 42b; vgl. 340107) eine Predigt von Appelius (o. O. 1636; HAB: 471.3 Theol. [1] u. Gn Kapsel 12 [14]). — Nach Hz. Johann
Albrechts Tod beanspruchte Johann Albrechts Bruder Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) die Regentschaft über den Güstrower Landesteil und die
Vormundschaft über seinen unmündigen Neffen Gustav Adolph (FG 511. 1648). Als Lutheraner ordnete er umgehend, ohne den ksl. Rechtsspruch in dieser Frage abzuwarten,
die Schließung der reformierten Schule an und verbot den drei reformierten Predigern
Appelius, Adam Agricola und Wilhelm Schnabel die Predigt. Vgl. 371009 K 0; Karl
Sparnecht: Johann Appelius. Hofprediger in Bückeburg 1638–1668. In: Schaumburg-lippische Heimatblätter 1 (1950) H. 4, S. [2|f.]; H. Schnell: Mecklenburg zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges 1603–1658. Berlin 1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 90, 122; Steffen Stuth: Höfe und Residenzen. Untersuchungen zu
den Höfen der Herzöge von Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert. Bremen 2001,
205|f. u. 377. Vgl. ferner REThK (1896)| XI, 519; Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes seit der Reformation. Hg. Philipp Meyer. 3. Band Ergänzungen und Berichtigungen zum 1. und 2. Bande. Alphabetisches Verzeichnis der Pastoren. Göttingen 1953, S.|13 (lt. Register S.|9), 54; Helge Bei der Wieden: Die Grafschaft Schaumburg zwischen den Konfessionen in der Frühen Neuzeit. In: Jahrbuch der
Gesellschaft f. niedersächs. Kirchengeschichte 100 (2002), 21–41, hier 39. Zu Appelius’
Bückeburger Berufung 1638 und zu seiner vorhergehenden Tätigkeit in Güstrow vgl.
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auch Gerhard Schormann: Academia Ernestina. Die schaumburgische Universität zu
Rinteln an der Weser (1610/21–1810). Marburg 1982 (Academia Marburgensis 4), 171,
174. Im NSTA Bückeburg: Fl. Hausarchiv F 3 Nr. 333 findet sich ein Brief D. Tilemans
an Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg vom 9.|4.|1637, in dem die Anstellung eines ,orthodoxen‘, d.|i. reformierten Pastors diskutiert wird. Zum holstein-schaumburg. Konsistorialrat Johannes Tilemann gen. Schenck (1597–1672) vgl. DBA I| 1273, 406|f. sowie
Schaumburg und die Welt. Zu Schaumburgs auswärtigen Beziehungen in der Geschichte.
Hg. Hubert Höing. Bielefeld 2002, 438. Eine gelegentlich behauptete Bückeburger Anstellung des Pfarrers bereits im Jahre 1636 ist nach Lage der Quellen zumindest zweifelhaft. — Erwähnenswert ist, daß Appelius 1635 ein Werk von John Durie (Johann Duraeus) herausgab: De pace ecclesiastica inter evangelicos, Judicia, Nonnullorum Theologorum, anglorum, hybernorum, gallorum, helvetiorum, germanorum .|.|. Cum judicio ea de re
Theologorum Vitebergensium.| (Coloniæ: Martin Guth). HAB: 946.2 Theol. (Hz. August
d.|J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel gewidmet). Zu Durie und zu den irenischen Bemühungen desselben um eine harmonia confessionum| oder zumindest mutua tolerantia| aller
Protestanten, s. 330603 u. 330920 K. — Zu Ehren der 1642 in Bückeburg vollzogenen
Eheschließung zwischen F. Friedrich v. Anhalt-Harzgerode (FG 62) und Gfn. Johanna
Elisabeth v. Nassau-Hadamar verfaßte Appelius als gfl. holstein-schaumburg. Hofprediger daselbst die Hochzeit-Predigt (Rinteln: Peter Lucius 1642: HAB: Gm 66). Auch für
den verstorbenen Wilhelm v. Lüdinghausen gen. Wolf (FG 382. 1642) setzte Appelius die
Leichenpredigt auf (Rinteln 1648; HAB: Da 580 [24] u. Db 2890 [11]). — Zu Appelius
vgl. auch 371009 K 13, 380210 K 2 u. 380423 K 5.
8 Christina Margaretha v. Mecklenburg-Güstrow (31.|3.|1615 – 16.|8.|1666), Tochter
Hz. Johann Albrechts II. (FG 158. 1590–1636) u. Eleonora Marias (AL 1617. TG 17),
Tochter F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26); Eheschließung mit Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (s. Anm.|9) am 21.|11.|1640; s. 340107 (K 17); später verheiratet (17.|7.|1650) mit Hz. Christian (Ludwig I.) v. Mecklenburg-Schwerin (geschieden
1663). Vgl. 371014 K 4.
9 Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194). Vgl. 370729 K 11, 371009,
371221 K 5, 371223 K 6 u. 380810.
10 Thomas Benckendorff. Es geht bei dieser Sendung u.|a. um die Imprese Frh. Philipp
Wilhelms v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241), vgl. 370715, 370729 u. 370805.
11 [Jean Du Bec-Crespin: Histoire du grand Empéreur Tamerlanes (erstmals Rouen
1595); ins Deutsche übers. von Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108), vollendet u.
veröffentlicht von F. Ludwig u.|d.|T.:] Denckwürdige Geschichte/ 3 Des grossen Tamerlanis/ 3 der Parthen vnd Tartern Käysers 3 Der gelebt im Jahre nach der geburt Christi: 3
Ein tausent dreyhundert fünf vnd funfzig 3 Biß 3 Ein tausent vierhundert vnd viere/ 3 Darinnen beschrieben seindt alle begegnungen/ Scharmützel/ 3 Schlachten/ Belagerungen/
Anfälle/ Stürme/ Besteigung- vnd erobe-3 rung fester Städte vnd Plätze/ die mit vielen
Kriegesrencken verthädigt/ 3 vnd angegriffen worden/ wie er dieselben bey wehrender
seiner Regierung 3 in die vierzig vnd funfzig Jahr wohl geführet vnd glücklich geen-3 det/
Benebenst andern vnterweisungen/ in Krieges- vnd 3 Regierungs sachen/ die denen nicht
vnbekant sein 3 sollen/ die zur wissenschaft der Krieges- vnd 3 Regierkunst gelangen wollen. 3 Für etzlichen Jahren ins Französische aus den alten ge-3 dechtnus Briefen der Araber zusammen gebracht/ 3 vnd nun verdeütscht. 3 [Zierleiste] 3 Gedruckt zu Cöthen im
Fürstenthumb Anhalt/ 3 Jm Jahr 1639. HAB: QuN 199 [4] und 295. 1 Hist. Weitere
Exemplare: ULB Halle, BSB München, HAAB Weimar. Vgl. VD 17: 23: 248610Y. Wartensleben hatte die Übersetzung bei seinem Tod im Jahr 1633 fast abgeschlossen. F. Ludwig vollendete das Werk wohl nach der Ausgabe Rouen 1614 und ließ es in der Köthener
Offizin drucken. S. IP,| 271v u. 276v: „La vie de Tamerlanes 1614.“ (2 Ex.). IP|, 329r u.
334r: „Tractat Tamerlanis| deutzsch in 4to wehren hundert Siebentzig drey Exemplaria|
geweßen, Davon dreißig besage Specification| ausgeben“ (bis Januar 1650). In IP,| 333v
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203
erwähnt: „Manuscriptum Tamerlanis| deutsch“; vgl. Conermann: Fu¨rst Ludwig und Christian II. von Anhalt,| 460–469. S. auch 371028, 371112A, 380100, 380110, 380128,
380221, 380321, 380405 u. I, 380602 u. II, 380608A u. 380616.
12 Der Übersetzer Johann Joachim v. Wartensleben (s. Anm.|13) starb kurz vor der
Vollendung des Werks am 21.|2.|1633. Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen
hatte das Manuskript aus dem Besitz von Wartenslebens Witwe Justina Lucia, geb. Knigge, wiederverheiratete Frf. v. Schrattenbach (Schrotenbach), beschafft und Ludwig zugeleitet. Die Familie Schrattenbach stammt aus einem ursprünglich steirischen Geschlecht,
das sich auch in anderen Teilen Österreichs und in Mähren und Schlesien verbreitete.
Vgl. Frank,| 275; Kneschke| VIII, 333–335; Wurzbach| XXXI, 267|ff. Die Briefe des Frh.n
Balthasar v. Schrattenbach vom 10.|11.|1643 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernb. A 10
Nr. 26b) und vom 10.|10.|1648 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernb. A 10 Nr. 5a–1, Bl.
167r–168v) mit dem Absendeort Bremen sprechen zumindest nicht gegen eine (geographische) Nähe zu Innhausen. Vgl. auch einen Brief F. Christians II. an den Präsidenten
Heinrich v. Börstel (FG 78) v. 23.|6.|1642 in den „Acta, Correspondenzen Fürst Christians II. von Bernburg mit Familienmitgliedern, den fürstlichen Vettern, Beamten betr.
194 fol. 1639/43“, in dem von „Schratenbach aus Bremen“ die Rede ist, der „ein alter
Bekannter aus Paduaer Tagen“ sei [Christians Bildungsreisen u.|a. nach Padua 1613/14
u. 1623/24, s. KT|, 130|ff.]. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernb. A 10 Nr. 4, Bl. 67v. In
der Genealogie des Geschlechts von Johann Baptist Witting (Siebmacher| IV.4, Tl. 2, 86–
90 u. 654–656) kommt in diesem Zeitraum nur vor: Frh. Balthasar (1593 – 9.|11.|1644),
Sohn des Frh.n Franz (1555–1614) und der Frf. Helena geb. v. Wagensperg (a.|a.|O., 88
u. 655). Wahrscheinlich ist der andernorts genannte, in Bremen lebende Exulant Frh.
Bartholomäus v. Schrattenbach identisch mit dem in den anhaltischen Akten und im vorliegenden Brief erwähnten Balthasar. Sein ähnlich klingender Rufname, der übrigens
nicht in der Genealogie der Familie auftaucht, könnte einer Verwechslung Schnabels entspringen: Werner W. Schnabel: Österreichische Exulanten in oberdeutschen Reichsstädten. Zur Migration von Führungsschichten im 17. Jh. München 1992 (Schriftenreihe z.
bayer. Landesgesch., 101), 132 Anm.|441. Ohne Angabe des Rufnamens in einem Brief
des Österreichers Johann Permeier (Amersfoort) an Johann v. Kehrberg (Hamburg) d.
d. 9.|9.|1638, in Theodor Wotschke: Der polnischen Brüder Briefwechsel mit den märkischen Enthusiasten. In: Dt. wissenschaftl. Zs. f. Polen, H. 22 (1931), 1–66, hier S.|5
Anm.|5. Ob der dort genannte „H. Schrattenbach“, der mit Schwärmern in Verbindung
stand, mit dem Mitglied Frh. Balthasar v. Schrattenbach (FG 647. 1655) und Korrespondenten F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) identisch ist, läßt sich bisher nicht
mit Gewißheit feststellen. Innhausen empfahl ihn F. Ludwig etwas später als Nachfolger
Schillings im Amt des Hofmeisters. S.|371028.
13 Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108), in zweiter Ehe verheiratet mit Justina
Lucia, geb. Knigge aus dem Hause Lewessen. Vgl. Anm.|11 u. 12; Julius v. Wartensleben:
Nachrichten von dem Geschlechte der Grafen von Wartensleben. 3 Bde. Berlin 1858, II,
33|f. Nr. 13.
14 Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), der seine verbliebenen Truppen nach einer langen Flucht von Hessen durch Nordwestdeutschland im September 1637 nach Ostfriesland rettete. Vgl. 370422 K 1. Innhausen an Schilling, Hamburg 15.|9.|1637: „Pour
ma Patrie la Comté d’Ostfrise, elle se trouve en un assez miserable estat et condition. S.
A. Le Lantgrave avec les troupes de Ranzou [Josias v. Rantzau, s. Anm.|15], s’estant rendu par force maistre de tout le pays, et prins Quartier illee [sic]| avec toute son Armée.“
LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, 145r–146v. Ende August 1637 standen
Lgf. Wilhelm und Rantzau mit 7000 Mann an der Grenze zu Ostfriesland. Schon im
April 1637 hatte Gf. Anthon Günther v. Oldenburg (s. Anm.|6) sichere Nachrichten über
das bevorstehende Einrücken in Ostfriesland und Oldenburg erhalten und an Gf. Ulrich
II. v. Ostfriesland (1605–1648) weitergegeben. Zu Vorgeschichte und Verlauf der hess.
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 370902
Einquartierung in Ostfriesland vgl. Tileman Dothias Wiarda: Ostfriesische Geschichte.
Bd.|4: 1611–1648. Aurich 1794, 391|ff., insbes. 397 u. 401.
15 Josias v. Rantzau, vgl. Anm.|14, 370715, 370805 u. 380210.
16 Der schwedische General James King (FG 224), der im Frühjahr 1637 zur Unterstützung Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel mit einem Reiterkorps an die Weser abgeordnet worden war und in den Folgemonaten an dessen Feldzügen in Westfalen und
Nordwestdeutschland teilgenommen hatte. S.|370722 K 14. Vom 20.|7.|1637 ist ein Brief
Kings aus Rinteln erhalten, wo er offenbar seit einiger Zeit Quartier bezogen hatte und
in enger Tuchfühlung mit Lgf. Wilhelms Truppen operierte. Die gemeinsamen Pläne gingen damals dahin, ins Emsland zu ziehen und sich mit Rantzaus Hilfstruppen zu vereinigen. Bei ausreichender Stärke erwog King, Hanau erneut zu entsetzen. Im Oktober 1637
treffen wir ihn in Minden an. Vgl. AOSB| SA IX, 929|ff. Vgl. auch Innhausens Brief an
Schilling vom 8.|7.|1637. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, 135r–136v.
17 Matthias Gallas, Gf. v. Campo, Hz. v. Lucera (1584–1647), Oberbefehlshaber der
ksl. Armee und seit Juni 1637 kommandierender ksl. Heerführer gegen die schwedische
Hauptarmee unter Johan Banér (s. Anm.|18). Vgl. 370805 K 6.
18 Der schwedische Feldmarschall Johan Banér (FG 222). Im August stand der Feind
bei Schwedt; Banérs Armee hatte Stellung bezogen in Stettin und in Altdamm, am östlichen Oderufer gegenüber Stettin gelegen. Das Korps Herman Wrangels (s. Anm.|19)
hielt sich in Anklam. Vgl. Banérs Lagebericht vom 10.|8.|1637 in AOSB| SA VI, 420|ff.
Am 20.|8. schrieb Banér aus Stettin, daß der Feind, dessen „haubtforce [.|.|.] mihr aufm
halsse liegt“, sich in seinem ungünstigen Lager bei Schwedt „emattiren und mit hunger,
kranckheit und sterben consumiren muss“. Gallas werde schon deshalb aufbrechen und
die militärische Entscheidung suchen müssen. Da die Stellungen an der Oder, insbes. der
wichtige Paß Gartz (zw. Schwedt und Stettin), von den Schweden zu gut befestigt und
besetzt seien, so habe der Feind „diessen desseing gegen herrn Feldmarschal Wrangeln
zu ergreiffen resolviret.“ Aber auch dort werde Gallas wohl wenig ausrichten. Er, Banér,
beabsichtige, sich zur Unterstützung Wrangels nach Anklam zu begeben. AOSB| SA VI,
427, 425, 429. Gallas sollte es in den nächsten Wochen bei seinem Marsch auf Anklam
nur bis Friedland (in Mecklenburg zw. Neubrandenburg und Anklam, vor der pommerschen Grenze gelegen) und Demmin an der Peene bringen und zog dann, blockiert von
Banérs und Wrangels Truppen in Vorpommern, nach Malchin und Prenzlau ab. Banér
kehrte Ende Oktober zufrieden nach Stettin zurück, hatte er doch seine Zwecke erreicht, dem Feind den Paß Schwedt zerstört „undt ihn gleichwohl von der seekandte ab,
auch herrn Feldmarschalln Wrangeln vom halse undt wieder in die hungerquartiere (do
nichts als heuser, vol todte unbegrabene menschen, undt dass feldt, voll todte pferde
vndt viehe, vorhanden) gezogen“. AOSB| SA VI, 449, vgl. 432|ff. S. Gallas’ Lageberichte
vom 5.|9.|1637 aus Demmin und 30.|9.|1637 aus Goldberg (Mecklenburg) in Documenta
Bohemica| VI, Nr. 502 u. 508. Vgl. auch 370715 K 6. In seinem Brief an Schilling vom
15.|9.|1637 (s. Anm.|14) zeigte sich Innhausen über die Vorgänge auf dem pommerschen
Kriegsschauplatz vorzüglich unterrichtet. Gegen Ende des Jahres 1637 änderte sich die
Lage in Pommern jedoch noch einmal zu Ungunsten der Schweden.
19 Der schwedische Feldmarschall Herman Wrangel af Salmis. S.|370715 K 7, vgl. hier
Anm.|18. Gerüchte über seine Abberufung aus Pommern kursierten spätestens seit dem
September 1637. Vgl. AOSB| SA VI, 436|ff.; AOSB| SA IX, 337. Jedoch kam sie erst im
April 1638 zum Vollzug.
20 Fluß, der im Mecklenburgischen entspringt und bei Anklam ins große Haff mündet.
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371009
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg über die mecklenburgischen Irrungen und den Tod des Lindernden (Angelo Sala)
Der Hofmeister, Arzt und wegbereitende Chemiker Angelo Sala (FG 160. Der Lindernde) starb ohne geistliche Tröstung in Bützow — offenbar in schwerer Krankheit nach einem Selbstmordversuch — am 2.|10.|1637. Den Hintergrund des Ereignisses bildet die
Entführung seines Schützlings, des reformierten Prinzen Gustav Adolph v. Mecklenburg-Güstrow (FG 511. 1648), durch dessen lutherischen Oheim Hz. Adolph Friedrich
I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175).
Q Christian: Tageb.,| Bd.|14.
21.|6.|1637 (Bl. 442v f.)
„[.|.|.] vom Neẅenkloster nach Bützaw — 2 meilen| alda hertz. Adolfs Kinder,
vndt mein vnmündiges vetterlein, Gustavus|, wol verwachet, an einem festen wol
besatzten ortt, an itzo gehalten werden, vndt mitteinander studieren.1 Man
kann den pupillen nicht zu sehen bekomm|en, ohne hertzogk Adolfs special befehlich, wie dann meinen beyden iüngsten Freẅlein Schwestern, vor wenig tagen, solches in transitu daselbst abgeschlagen worden. Jch habe es derowegen,
zu verhütung dergleichen affronts, nicht begehren mögen. Habe aber zu dem
Obersten Jlefeldt2 geschicktt, vndt nach des iungen Printzen zustandt fragen
auch wo meine Fraw Schwester, die hertzoginn anzutreffen, mich erkundigen
laßen. Bin auch ohne auffenthalt vor dißmal, durch Bützaw durchgefahren.
Von Bützaw nach Güstrow — 2 meilen|. [.|.|.] Des iungen vetterleins hofmr. H.
La Sala3 ein Medicus ist auch ankomm|en, mitt vermelden, daß der kleine printz
Gott Lob, wol auf wehre, aber der Ob. Jhlefeldt hette es meiner discretion frey
gestellet, ob ich ihn besuchen wollte, oder nicht, ob er schon einen general befehlich hette, niemandt ohne special ordre hinauf zu laßen. [.|.|.]“
22.|6.|1637 (a.|a.|O., Bl. 443r f.)
„[.|.|.] H. Sala ist herkomm|en. Saget, in 36 iahren habe er keinen pazienten gehabtt, der dem Tode näher gewesen, alß der iunge printz von Mecklenb. vnser
vetterlein, gustavus Adolfus|, in seiner neẅlichsten doppelten tertianâ4, præsagiirt5 dannenhero gewaltige sachen, wann nur der eventus| der sperantz wollte
correspondiren, vndt nicht malitiâ hominum, alles möchte hindtertrieben werden.6
Il semble, que l’on me veut fair e le mesme tour, que l’on a fait a mes deux sœurs, &
au Duc Frantz Albert7, de ne me faire voir le jeune Prince, ce que je tiendray pour un
affront. [.|.|.]“
23.|6.|1637 (a.|a.|O., Bl. 443v)
„Discorsj [.|.|.] con Angelo la Sala, D. di Medicina e gentilhuomo Italiano. etc.8 [.|.|.]
Es wirdt dem iungen Printzen alhier ein hof gehalten, als wann er zugegen
wehre, vndt also die vormundtschaft, ohne noht beschwehret. [.|.|.] Sie vermeinen, die erhaltung der Possession bestehe in solchen puntilas9, vndt kleinen
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Lumpensachen. Jch habe auch Meines Schwager|s hertz. Hanß Albrechts Selig|
Losament, nicht können zu sehen bekomm|en, vndterm vorwandt es hette hertz.
Adolf die schlüßel selber darzu. [.|.|.] Quinten. Capriccij. Balordaggine.10 [.|.|.]“
25.|6.|1637 (a.|a.|O., Bl. 444v)
„[. . .] Madame la Douairiere ma soeur, est un miroir de vertu [. . .]. Mais ie crains si le
prompt remede ne survient, qu’elle succombera a l’extraordinaire affliction, qu’elle a
conceuë, de ce que l’on a enlevè par force son fils, & qu’il est encores detenu comme
prisonnier entre les pattes de ses ennemis, lesquels pour royant se resjouir [sic]|, de
sa mort, par l’esperance de la succession pretendue.“
26.|6.|1637 (a.|a.|O., Bl. 445r)
„[.|.|.] Von Güstero hinweggezogen, benebenst herren La Sala; vndt gefahren
nach Bützow — 2 meilen|. Dahin ich zum Obersten Jlefeldt voran geschicktt,
meinen Camm|erdiener, des Kay. Paßes abermals gedencken laßen, auch meiner person, vndt daß sie sich nicht befahren11 dörften, daß ich ein kayserl. mandat bey mir hette, begehrte nur mitt ein paar dienern, meinen iungen vettern,
auf ein viertel stündlein zu sehen, vndt auch mitt hertzog|k Adolfs Jungen herren, (so ich noch nie gesehen) bekandt zu werden, vndt darnach alsobaldt
durch zu paßiren. Der Oberste hatt sich zum höchsten endtschuldigett, [.|.|.] er
hette gar zu eigentlichen befehlich, den dörfte er nicht vberschreitten [.|.|.] Jch
ließ ihm durch h. La Sala (welcher| alda blieb bey dem iungen| Printzen, vndt abschiedt auf der gaße von mir nahm) sagen, Jch hette mich dieses despects vndt
affronts nicht versehen, wollte ihn aber| wißen zu ressentiren. Seine Fraw des la
Sala,12 ist mitt vns gefahren. [.|.|.]“
9.|10.|1637 (a.|a.|O., 497r)
„[.|.|.] Angelus de la Sala meines iungen vetterleins von Meckelnburgk hofmeister, vndt Leib Medicus|, deme eintzig vndt allein, meine Schwester die hertzoginn wegen ihres Kindes, getrawett, ist neẅlich todtkranck darnieder gelegen,
mag numehr, wol gar todt sein. Man hatt ihm keinen reformirten prediger ihn
zu trösten, zukomm|en laßen wollen. Ô cruautè! Vn malheur nous talonne l’un apres l’autre. La nostra casa è un miserabile essempio; particolarmen te per non potendo nè viver, ne morire. [.|.|.]“
10.|10.|1637 (a.|a.|O., Bl. 497v f.)
„[.|.|.] Schreiben von Güstero, von meiner Schwester der hertzoginn, vndt dann
von Schweste|r Sibylla| Elisabeth| wie La Sala gestorben, vndt auß schmertzen
vndt Schwehrmuth sich selbst einen stich mitt einem Meßer gegeben, aber| dasselbe alsobaldt, sehr bereẅet, biß endtlich, er in wahrer anruffung seines Erlösers, gar sehliglich endtschlafen.13 Dieu vueille garder le pauvre enfant, afin que
maintenant il ne soit empoisonnè, apres la mort de ce fidelle serviteur.“14
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I
Überprüfung, Anwendung, Verbreitung:
Angelo Salas chemiatrisches Wissenschaftsverständnis
in ausgewählten Zitaten
Q [Holzschnittrahmen] Angeli Salæ Vicentini Ve- 3 neti Chymiatri candidissimi 3 DE NATURA
PROPRIETATI- 3 bus & usu 3 SPIRITUS VITRIOLI 3 FUNDAMENTALIS 3 DISSERTATIO. 3 Oder 3
Gründliche Beschrei- 3 bung/ was Spiritus Vitrioli eigentlich sey: 3 Wie vngründtlich er
von etzlichen Medicis für ein 3 schädlich Medicament gescholten vnd 3 verworffen wird:
3 Vnd dagegen 3 Was für treffliche Eigenschafften vnd Wirckungen 3 er habe/ vnd wie
man jhn wider mancherley Leibs Kranck- 3 heit mit grossem Nutz gebrauchen solle. 3
HAMBURGI 3 Ex Bibliopolio FROBENIANO. 3 ANNO CHRISTI 1625. Aus der Vorrede an den Leser
(Bl. [:]ii v – [:]iii v) und dem „Appendix“ (S.|77–80).
HAB: Mx 209 (1). 3 Bl., 80 S.|8b. Weitere Exemplare FB Gotha, BSB München; vgl.
VD 17: 39: 145856R.
An den günstigen
Leser1
[.|.|.] Denn wer den löblichen Namen eines Medici rationalis führen will/ der muß
nicht (insonderheit in vrtheilung der Medicamenten) seine eigene Opinion, der
wahren Ration der Medicin vorziehen/ welche nit simpliciter besteht in der Physischen speculation, sondern darneben in der approbation der erfahrung/ welche/
wenn sie zusam̄en stimmen, alßdan̄ machen sie eine solche Ration vnd Wissenschafft/ darauff ein Medicus sicher sich gründen darff vn̄ soll. Wie auch ferners/
weil der Spiritus Vitrioli von solcher Importantz, vnd sich weiterstreckender nutzbarkeit ist/ daß billich ein jede Person/ vnd sonderlich/ welche vffm Lande/
vnd ferne von Medicis vnd Apoteckern wohnen/ oder die zu Wasser oder Lande
einige lange Reisen vor sich nehmen/ oder die dem Kriege folgen/ seinen rechten gebrauch kennen sollen/ Hoff ich/ es werde diß mein schreiben vielen Leuten/ die bißhero keine gründliche Wissenschafft davon haben/ zu dienst vnd
nutzen gereichen [.|.|.].
Appendix
Die Kenn vnd Merckzeichen/ darbey man/
etlicher Leute Meinung nach/ die rechten Philosophorum Hermeticos vnd tieffsinnige Chymicos von den
andern schlechten vnd vnerfahrnen Mechanicis vnterscheiden kann.2
[.|.|.] Welche nun in diesen stücken/ vnd andern/ deren sie sich rümen/ nichts/
nichts in der that vnd warheit præstiren, noch die aller geringste warhafftige
prob solcher jhrer wissenschafft oculatiter vnd reipsa beweisen können: Diese
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leute/ sag ich/ werden bey etzlichen/ welche jhre Gemüther in der blossen speculation vnd imagination weyden vnd belüstigen/ vnd sich nicht sehr vmb das
wahre wesen vnd prob der dingen bekümmern/ für treffliche Philosophi vnnd
tieffsinnige Chymici angesehen. Die andern aber welche jhre Chymische wercke
rechtschaffen durch den Vulcanum3 wissen zu probiren/ vnd sich weiter nicht
rühmen als sie wol vnnd auffrichtig thun können/ nachdem daß sie genugsam
erfahren/ was die kunst vermag oder nicht vermag/ ob sie schon sunnst mit
trefflichen rationibus vnd demonstrationibus gefast sind/ jhre [80] wissenschafft
vor andern weisen leuten zuverthedigen/ werden doch von andern nur als
schlechte mechanici angesehen/ vnd so einfaltig in erkantnuß der natürlichen
dingen gehalten/ alß wan sie nicht wüsten/ daß das fewr warm vnd das wasser
kalt weren.
Vnd diß hab ich nicht ohne vrsach an diesem ort/ vnd zum beschluß dieses
tractätleins setzen wollen/ auff daß/ wo jemand diese gemeldte materi schlecht
vorkäme/ er wissen möge/ daß ich in gemeldten subtilitatibus vnverständig/
vnd anders nicht schreiben kan/ als was ich nach meiner einfalt vnnd geringen
wissenschafft vermag: Jedoch mit diesem demütigen erbieten/ daß ich gerne lernen wolle/ waß ich nicht weiß: vnd mit diesem vorbehalt/ daß ich nicht leichtlich glauben wolle/ es sey dann daß man mir solche magnalia naturæ exemplariter vnd ad oculum beweise: Dann hierinn nicht die imagination, sondern die augenscheinliche demonstration der rechte Probstein ist/ der solche streitigkeiten
richten vnd schlichten soll vnd muß.
FINIS.
Q D. O. M. A. 3 ANGELI SALÆ VICEN- 3 TINI VENETI CHYMIATRI 3 CANDIDISSIMI, 3 SPAGYRIsche 3 Schatzkammer. 3 Darinnen von vnterschiedlichen/ alß 3 Vorbereitenden/ Erbrechmachenden/ Pur- 3 girenden/ Harntreibenden/ Schweiß erregenden/ 3
Schmertzstillenden/ Stärckenden/ Gifftwiderstre- 3 benden/ vnd anderer arth hochbewehrten kräfftigen 3 Spagyrischen Medicamenten, wie dieselben wider man- 3 cherley
Kranckheiten vnd Leibes Zufälle mit 3 grossem Nutzen zu gebrauchen seynd/ 3 trewlich erwiesen vnd geleh- 3 ret wird. 3 Hierbey ist auch ein Appendix von Be- 3 reitung
anderer gattungen vnd besonderer ge- 3 meiner Artzneyen 3 die da nebenst den gemeldten 3 Hauptstücken in vollführung der Cu- 3 ren nothwendig zu gebrauchen 3 fürfallen. 3 [Zierleiste] 3 Gedruckt zu Güstrow durch Johan Jägern/ 3 Fürstl. Meckl. B.
Buchdrucker. Anno 1634. 3 Jn Verlegung Johan Hallervords/ Buchf.4 — Aus der Vorrede an den Leser (Bl. ?ii v – ?iij v).
HAB: Mf 105. 8 Bl., 223, (1) S., 11 Bl. 8b. Weitere Exemplare FB Gotha, ULB Halle;
vgl. VD 17: 3: 305507R. Spätere Ausgabe: Rostock: Johann Hallervord 1637: Johann
Reusner. FB Gotha, TULB Jena, BSB München, StB Nürnberg, UB Rostock, HAAB
Weimar; vgl. VD 17: 39: 142229Y.
Vorrede
An den guthertzigen Leser.
[.|.|.] Daß ich aber dasselbe Spagyrische5 Schatzkammer nenne/ geschicht zwar
nicht/ alß wann ich etwann mit solchen hohen Arcanis, alß Spiritibus, Oelen/
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Saltzen/ Tincturen vnd Quint-Essentien von Gold/ Silber/ Saphyren/ Smaragden/ Tinctur der Roten Corallen/ Quint-Essentz der Perlen/ Panacæâ6, Tincturâ
Philosophorum, vnd andern dergleichen Magnalibus vnd Geheimnüssen/ welche
(wie etliche meynen) den subtilesten Philosophis Hermeticis, Alchemysten, Chrysopœis oder Goldmachern bekand seyn/ mit welchē sie auch mirabilia magna oder
grosse vnnd vnerhörte Wunder in der Cur aller/ auch von Natur vnd allen weisen Medicis Dogmaticis vnheilbar gehaltenen Kranckheiten vnnd Schäden præstiren können/ auffziehen vnd herprangen wollte/ inmassen jemand/ von solchem Titul hörende/ sich einbilden möchte; Solche Mysteria aber fallen meiner
geringen Vernunfft zu hoch. Sonsten seynd die Medicamenta, darvon ich allhier
tractire, keine Geheimnüssen/ sondern nur solche Mittel/ welche mehrentheils
nunmehr fast allen fürnehmen Medicis Deutscher Nation wol bekandt/ vnd von
jhnen gebraucht werden. Die übrigen seynd solche/ dergleichen an Tugenden
vnd Wirckungen bey andern Chymiatris vnd auff den fürnembsten vnd wolbestalten Officinen mögen gefunden werden.
Derohalben gebrauche ich allhier dieses Titels nicht/ auß solchen Vrsachen/
wie gesagt/ sondern wegen der subtilen vnnd fleissigen Manualien7/ so zu derer
bereitung gehören; Wie auch wegen jhrer Kräffte vnnd anderer Qualiteten, wormit sie andere (auff gemeine arth bereitet) Medicamenten übertreffen/ wie ein
jeglicher/ der sie vernünfftiglich mit gutem Vnterscheid/ gebührlicher Obacht/
auch mit Beystand vnd gutem Raht eines weisen Medici, (wann es die Noth erfodert) gebrauchen/ in der That selbst mit besonderm Nutzen erfahren wird:
Worzu der Allmächtige GOtt vnd himlischer Artzt seine Gnade vnd Segen verleihen wolle.8
Q D. O. M. A. 3 ANGELI SALÆ VICEN- 3 TINI VENETI CHY- 3 MIATRI CANDI- 3 DISSIMI, 3 ESSENTIARUM 3 VEGETABILIUM 3 ANATOME. 3 Darinnen von den fürtreff- 3 lichsten Nutzbarkeiten der Vegetabi- 3 lischen Essentzen in der Artzney: wie man die- 3 selbige auß
allerley Kräutern/ Blumen/ Früch- 3 ten/ Wurtzeln/ Rinden/ vnd Höltzern extrahieren 3 soll; Vnnd von andern nützlichen/ zu dieser 3 matery gehörigen Stücken geleh- 3
ret vnnd gehandelt wird. 3 Sycophantarum venenatos morsus 3 Virtus cum perseverantia
curat. 3 [Zierstück] 3 Rostock. 3 Jn verlegung Johan Hallervords/ 3 [Linie] 3 ANNO M.
DC. XXXV. Aus der Widmungsvorrede an Hz. Johann Albrecht II. v. MecklenburgGüstrow (Bl. Aij r – [Avj]vd. d. Harzgerode, 1.|7.|1629; zitierte Textpassage Bl. [A
iv]v – [A vj]v).
HAB: Xb 4462. 12 Bl., 255, (1) S.|8b. Weitere Exemplare BSB München, StB Nürnberg; vgl. VD 17: 23: 275041Q. Frühere Ausgabe: Rostock: Johann Hallervord 1630:
Johann Richel; FB Gotha, ULB Halle, HAAB Weimar; vgl. VD 17: 39: 142043E.
[.|.|.] Diese edle proprieten der Kunst Chymiæ, vervrsachen nun/ daß nicht allein
eine grosse Anzahl der gelehrsten Medicorū Dogmaticorum (wie heutiges Tages
offenbahr ist) sich dieser Kunst annehmen/ vnd derselben nach jhrer gebühr
vnd Stand/ in der Artzney platz geben/ im geringsten nicht achtend/ was andere halstarrige Misochymici (die in den gedancken stecken/ daß man die bereitung der medicamenten, nach der alten Weise/ im allergeringsten Pünctlein
nicht verbessern möge/ als wenn alles das/ was die alte Medici hiervon geschrieben/ lauter vnfehlbare Offenbahrunge weren) auß vnerfahrenheit darwieder re-
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den vnd donnern: Sondern es werden auch viel hohe Potentaten/ vnd RitterStands Personen/ bevorab in Europa, die eine sonderliche Liebe zu dieser Kunst
tragen/ vnd nicht weniger/ alß die Alten mit der gemeinē Pharmacopœa gethan/ sich hierinnen belustigen/ vnd mit eignen Händen darin zu arbeiten keinen schew tragen/ zu vnser Zeit gefunden/ welche allhie insonderheit zu nennen/ einen sehr weitleufftigen catalogum geben würden.
Vnder andern aber hat man dessen ein hochwürdiges Exempel an E. F. G. zu
sehen/ welche dann neben andern heroischen Tugenden [.|.|.] eine rechte Kentnuß vnd grund dieser Kunst haben/ darin Sie zu gelegener Zeit zu laborieren,
vnd vnderschiedliche corpora vnd substantzen, so wohl auß dē mineralischen/
als vegetabilischen vnd animalischen creatis zu anatomiren, vn̄ manche fürtreffliche vnd hochnützliche medicamēten zu bereiten/ sich zu erlustigen pflegen/ deren Tugenden vnnd Gebrauch E. F. G. nicht weniger/ alß einem wohl erfahrnen
Medico gar wohl bekandt seind. Dann wo in fürfallender Noth vnd Abwesen der
Medicorum, jrgendt jemand von E. F. G. Hoffdienern/ wes Standts derselbe
auch sey/ mit plötzlicher Leibs Kranckheit vnd beschwernuß vberfallen wird/
so demütiget Sich dieselbe gnedigst/ nicht allein den Patienten zu besuchen/
jhn auß Christlicher Liebe zu trösten/ vnd daneben von Jhren wohl experimentierten, vnnd nach vnderscheid der Kranckheiten/ appropriierten medicamenten
zu verordnē/ vnd einzugeben lassen/ dardurch beneben der benedeyung Gottes
E. F. G. biß anhero viel fürtreffliche vnd denckwürdige Curen gethan haben.9
Weil ich nun neben andern Chymicis, für meine Persohn gar begierig vnd wilfehrig bin/ die Wärdigkeit10 der Chymiæ in der Artzney/ helffen zu erhöhen/
vnd zu jhrer Vollnkommenheit zu bringen; So habe ich auff dißmahl/ diß
Büchlein von den Nutzbarkeiten/ extraction, Zubereitung vn̄ conservation der
vegetabilischen Essentzen/ alß auch von andern nützlichen zu solcher matery
gehörigen Stücklein schreiben wollen/ Auff daß man hierauß/ wo/ vnd wie die
Chymici den Proces der Alten verbessert/ erleichtert/ vnnd denselben bequemer
vnnd nützlicher gemacht haben/ sichtbar- vnnd augenscheinlich spüren könne;
Vnd daß die jenige/ so sich biß anhero an die Chymiam nicht gekehrt/ sondern
nur bey dem gebrauch der Alten præparationen geblieben/ vnd sich nicht zu
verbessern begehrt/ je länger je mehr bewegt würden/ dieselbe lieb zu gewinnen/ vnnd jhr an gehörlichem Ort/ nemlich in der Pharmacopœa jhre gebürliche Stelle zu geben. [.|.|.]
II
Eine Physikotheologie der Pflanzen und Substanzen
in Salas letztem Werk Saccharologia|
Q D. O. M. A. 3 ANGELI SALÆ, 3 Vicentini Veneti, Chymia- 3 tri Candidissimi 3 SACCHA- 3 ROLOGIA, 3 Darinnen erstlich von 3 der Natur/ qualiteten, nützlichem 3 Gebrauch/ vnd
schädlichem Miß- 3 brauch des Zuckers: 3 Darnach/ 3 Wie von demselben ein Weinmäs- 3 siger starcker Getranck/ Brandwein vnd 3 Essig/ als auch vnterschiedliche Art
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211
hochnützli- 3 cher medicamenten damit können berei- 3 tet werden/ beschrieben vnd 3
angezeiget wird. 3 [Linie] 3 Nihil est tàm dulce & suave, quàm 3 Zoilorum virus propria virtute sopire. 3 [Zierstück] 3 Rostock/ Jn Verlegung Johann Hallervordts/ 3 Buchhändlers/ 3 Gedruckt bey NICOLAO Keyl. 3 [Linie] 3 Anno M.DC. XXXVII. Aus der Widmungszuschrift an Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175), d. d. Güstrow, 1.|1.|1637, Bl. )(ij r – [)(viij]r.
SUB Göttingen: 8 MAT MED 290/3 (HAB: X Film 117). 12 Bl., 190 S., 24 Bl. 8b.
Weitere Exemplare STB Berlin — PK, SLB Dresden, FB Gotha, BSB München, StB
Nürnberg; vgl. VD 17: 39: 142053M.
GNädiger Herr/ gar artig vnd recht redet jener Christliche Teutsche Poet1/
von der Augenscheinlichen Gegenwart des Almechtigen Gottes bey den Erdengewächsen/ in den folgenden Versen/ da er spricht:
Aut mihi planta suis numen demonstrat in herbis,
Præsentemq̀; refert, una vel herba, Deum,
Aut operis series auctorem tota recenset,
Qui facit, & læto cuncta vigore fovet.
Emicat ex ipsis divina potentia campis,
Et levis est cespes, qui probat esse Deum.
Entweder zeigt mir an ein jedes Pfläntzlein eben/
Die göttliche Gewalt/ in seines Krautes Leben. [)(ij v]
Vnd weist mir jedes Kraut die Gegenwertigkeit
Des HErren aller Welt; Ja oder jede Zeit
Vnnd Ordnung seines Wercks stellt vor des Schöpffers Wesen/
Der alles gibt vn̄ sterckt/ damit es mag genesen/
Es scheinet aus dem Feld die göttliche gewalt/
Vnd wird durch jedes Graß/ Gott selber vorgemalt.
Dann ob sich zwar die Allmacht/ Weißheit/ Majestät/ vnd Providentz des ewigen Gottes/ Schöpffers vnd Erhalters aller Dingen/ gegenwertig in der Natur/
an dem edlen Firmament/ Sonnen/ Mond vnd Gestirn in jhrer Ordnung/
Lauff/ Influentzen, vnd Wirckungen/ als in drawenden vnd erschrecklichen
Finsternissen/ Cometen/ fewrigen Plitzen vnd Stralen/ Donner/ Hagel/
Sturmwinden/ Wolcken/ Regen/ Schnee/ Hitze vnd Frost; Jtem an dem grossen wütenden Meer/ sampt den grausamen Walfischen/ vnd andern seltzamen
Cörpern/ die darinnen seynd; Jngleichem an dem gantzen Erdboden mit den
Gebirgen/ Hügeln/ Thalen vnd grossen Ebenen/ sampt den dardurch lauffenden prächtigen Strömen/ Bächen/ Bruñen/ als auch allerley art Thieren/ die
darauff wohnen: An dem Abgrund vnd verborgenen finstern Tieffe des Erdreichs/ dar auß allerley art Saltzen/ Alaunen/ Vitriolen/ Markasiten/ Edlegesteinen/ vnd metallische Cörper/ als bevorab das Edle Goldt/ vnd Silber/ (deren wegen jhrer im Fewr vnnd Wasser bestendigen vnd vnzerstörlichen Natur/
Schönheit vnd perfection, gar offt vnnd würdiglich in heiliger Schrifft gedacht
wird) gegraben/ gezogen/ vnnd an den hellen Tag herfür gebracht werden; Ja
an dem wunderbahren Gebäw des menschlichen Leibes/ so deswegen von den
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Philosophis, Microcosmus, oder die kleine Welt genennet wird/ welchen Gott aus
der Erden geschaffen/ eine vernünfftige Seele darein gepflantzet/ mit einem
herrlichen ingenio gekrönet/ vnnd jhme alle andere Thieren/ vnd Creaturen des
gantzen Erdenkreisses Vnterthan gemacht hat/ daß er wie ein kleiner Gott über
sie herrsche vnd regiere; Vnd an vielen andern Stücken mehr/ welche nicht alle
zu erzehlen seynd/ als in einem klaren Spiegel gnugsam erzeiget; So erscheinen
dennoch diese Eygenschafften Gottes/ eben so wol an den vegetabilien oder Erdengewächsen/ als an den vorerwehnten Dingen. Dann wann wir erstlich betrachten wollen/ wie Gott im Anfang durch sein Wort einmahl gesprochen/
daß so viele vnd mancherley/ ja vnzehlbahre arten von Graß/ Kreutern/
Pflantzen/ Stauden vnd Bäumen (welche nicht allein an jhrem eusserlichen Wesen/ Gestalten/ Farben/ Signaturen, vnd grösse jhrer Wurtzeln/ Stämmen/
Blettern/ Blumen/ Früchten/ vnd anderer Theilen/ sondern die auch in jhren
jnnerlichen Substantzen/ vnnd fürnemblich in jhren qualitatibus manifestis, primis & secundis, besondern eingepflantzten Eygenschafften/ so die Medici qualitates tertias nennen/ Tugenden/ vnd Wirckungen von einander vnterschieden
seynd) auß der vnansehnlichen vnd vngestalten Erden haben herfür gehen vnd
brechen müssen; Wie auch darbey/ was gestalt der ewige Schöpffer dieser Dingen/ jhren besondern Samen gegeben/ wordurch ein jegliches nach seiner Art/
wann es abgehet/ sich auffs new propagiren, vermehren/ vnd im Wesen erhalten
möge/ solang als die Welt stehen wird. An welchen Samen wir dann auch ein
starckes subject der verwunderung haben/ in deme dieselbigen/ vnangesehen
sie so klein/ gering/ schlecht vnd vnformlich/ als sie vns für den augen düncken mögen/ dennoch gleichwol die gantze Form jhrer Gewächsen/ potentialiter, vnd so mysteriosè in sich verborgen haben/ daß/ wann dieselbigen entweder in die Erde von der Natur/ oder durch Menschen Hände verscharret werden; sie sich wenig bey wenig eröffnen/ vnterwerts vnnd vmb sich jhre Wurtzeln
(welche gleichsam jhre erste Brusten seynd/ die da von dem aliment, daß sie
aus der Erden bekommen/ jhr Gewächse/ so zusagen/ säugen/ ernehren vnd
erhalten/ vnd darnach müssen sie als ein fundament seyn/ auff daß sie wider
die Gewalt der Winden/ vnd Vngewitter fest stehen mögen) setzen/ darnach
über sich herfür kriechen/ die Erde spalten/ offnen Lufft suchen/ Schößlein
gewinnen/ vnd endlich zu jhrem vollnkommenen Stand gelangen/ wie an einem
KürbisSamen/ welcher eine kleine Hütte oder Häußlein mit breiten grünen
Blettern bedecken/ vnd mit vnterschiedlichen grossen vnd schweren Früchten
beladen kan; Oder an einer kleinen Eychel/ darauß (mit deren darzu gehörigen
Zeit) so ein mechtiger/ grosser/ starcker/ vnd von Holtz fester Baum erwachsen/ vnd wie etliche meinen/ etliche hundert Jahre/ wider alle Stürme vnd
Vngewitter/ im Leben bleiben kan; Jch will geschweigen die Exempel so vieler
anderer Samen der vegetabilien nach jhrer Art/ die sich stetigs für aller Menschen Augen darthun vnd erzeigen. So haben wir ja ein eusserlichs Fürbild/ vnd
gnugsamen Augenschein/ woran wir die Allmacht vnd vnendliche Weißheit des
Allerhöchsten spüren vnd sehen mögen.
Darnach wann wir kommen die fürtreffliche/ schöne/ zierliche/ vnd prächtige anmutige præsentz der obgemelten Dingen in gemein/ als da seynd/ das
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grüne Graß vnd Kreuter im Felde/ anzuschawen/ welche sich selbst sähen/
oder sonsten erhalten/ zu jhrer bestimten zeit Jährlich auffwachsen/ vnd die
Erde wie köstliche Teppichen/ von allerley Farben vnd Blumen in einander gewircket/ bedecken vnd schmücken; Oder die Felder/ so von den Menschen mit
allerley Getreyde besäet werden/ wan dieselbige jhren volnkom̃enen Wachsthumb erreichet haben/ was sie vnsern Augen/ für einen besondern Lust gebehren/ sonderlich wann wir sehen/ daß sie durch einen gelinden Wind erreget/
aneinander rauschen/ vnd von ferne/ bald wie Meereswogen auff vnd nieder
sich bewegen; Oder die prächtige Wälder/ welche die Natur nicht allein in der
ebne/ vnd in den gründen; sondern auch auff den höchsten Gebirgen vnter der
Sonnen/ mit vnterschiedlicher Art schöner grüner/ grosser/ vnd hoher Bäumen
fortbringet; Oder einen zierlichen Lustgarten/ der durch Menschen angelegt/
geordnet/ gesäet vnd gepflantzet ist/ welcher mit allerhand schönen Blumen/
vnd vnterschiedlichen Bäumen/ mit besonderer art von hübschen Früchten bedecket/ wol staffiert vnd geziert ist; So müssen wir freylich gestehen/ das solche prechtige zierliche Stücke vnnd ornamenten, welche durch keinerley Kunst
der Menschen nachgethan können werden/ die Majestät vnd glori des Königs
aller Königen reichlich fürstellen vnd abmahlen. Ja es seynd die ersten Menschen von Gott in einem überauß schönen Garten (welcher von GOtt selbsten/
wie die Schrifft lautet/ gepflantzet war) geschaffen worden/ worinnen sie am
allerersten bey den edlen/ fruchtbahren Bäumen/ Laub vnd Graß/ vnd andern
Gewächsen/ die vmb sie waren/ die Majestetische vnd gloriosische Wercke
jhres Schöpffers haben sehen vnd spüren mögen. Vnd was wolte ich mehr sagen/ hat doch GOtt der Allmechtige selbst die vegetabilien, oder ErdenGewächse so bewürdigen wollen/ daß er nicht durch Goldt/ Edelgestein/ vnd
Perlen/ ob schon derselbigen auch in H. Schrifft/ hin vnd wieder gedacht
wird/ Sondern durch prächtige zwey vnterschiedliche fruchtbahre Bäume/
vnsern ersten Eltern die Erkändniß Gutes vnd Böses/ vnd das ewige Leben mysteriosischer weise fürbilden vnd für Augen stellen wollen.
Vnd so wir fürs dritte die Nutzbarkeiten/ nothwendigen/ vnd absolutè
vnentbehrlichen Gebrauch der vegetabilien,/ als da seynd/ daß nicht allein die
Menschen/ sondern allerley Thier auff Erden/ von jhren Substantzen (fürnemblich) gespeiset/ ernehret/ vnd bey Leben/ (so lange als es Gott geliebet)
erhalten werden/ vnd daß alles Fleisch/ das wir essen/ die Wolle vnd Seide/
damit wir vns bekleiden/ vnd andere Nutzen/ die wir von den Jrdischen Thieren haben/ aus denen/ nach Gottes ordnung/ immutirten, oder veränderten
Substantzen der vegetabilien in den Thierischen Cörpern herkommen vnnd entstehen/ erwegen; Wie auch das solche vegetabilische Creaturen allerley Art nothwendiger vnd köstlicher medicamenten geben/ darmit der Mensch/ vnnd zugleich ein jegliches Vnvernünfftiges Thier von Kranckheiten/ vnd Leibes Beschwernussen/ denen sie vnterworffen/ entweder kan curirt, oder zum wenigsten (was incurabile ist) mitigirt, oder gelindert werden; Vnd so viel Vnzehlbahre
andere particular, oder sonderliche Nutzen mehr/ welche solche createn den
Menschen zum besten præstiren können: So finden wir hieran wichtige Vrsachen/ auch die wunderbahre Providentz, oder fürsehung des Allmechtigen zu
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erkennen/ zu betrachten/ vnd ihm darfür hertzlich zu dancken/ daß er nebenst
der wahren Erkändtnuß/ wie er sich vns in seinem heiligen Wort geoffenbahret/ auch solche Dinge in der Natur vns zum besten geschaffen vnd verordnet
hat. [.|.|.]
III
Johann Rists Lobgedicht auf Salas Arzneibücher
Q JOHANNIS RI- 3 STII HOLSATI 3 Poetischer 3 Lust-Gartē 3 Das ist: 3 Allerhand anmuhtige
3 Gedichte auch warhafftige Ge- 3 schichte auß Alten vnd Newē beglaub- 3 ten Geschichtschreiberen/ mit fleiß außerlesen vnd 3 benebenst mancherley Elegien, / Sonnetten, E- 3 pigrammaten Oden, Graabschrifften/ 3 Hochzeit-Lob-Trawer- vnd Klaag3 Gedichten/ &c. 3 Allen der Teutschen Poeteri ver- 3 nünftigen Liebhaberen zu sonderba- 3 ren gefallen hervor vnnd an den 3 Tag gegeben. 3 [Zierleiste] 3 Hamburg/ 3
Gedruckt bey Jacob Rebenlein/ Jn verlegung 3 Zachariæ Hertels/ Buchhändlers. Jm 3
Jahr M DC XXXVIII. Bl. D [vij] v f. — HAB: Lo 6465.1; Faber du Faur|, Nr. 183 (Mikrofilm der Yale University Libraries).
Vber die vortrefliche vnd sehr nutzbahre Artzneybücher/ welche der Hochgelahrter vnd weitberühmbter Chymicus Angelus Sala| von Vincentz| Fürstl. Mecklenburgischer Hoff- vnd LeibArtz [sic]|/ nun eine zeitlang hat hervor gegeben.
WAs Sala von der Kunst deß Hermes1 pflegt zu schreiben/
Das wird/ trotz sey dem Neid/ für2 Fewr vnd Wasser bleiben/
Denn was sein hoher Geist giebt richtig an den Tag/
Das ist so trefflich/ daß es niemand tadlen mag.
Wenn ich die Bücher offt/ die ewr zuvor gewesen
Nun aber vnser seyn/ Herr SALA, pfleg zu lesen/
Vnd spüre den Verstand/ die Wissenschafft vnnd Kunst
Die euch versetzet in der höchsten Fürsten Gunst;
So wünsch’ ich tausend mal/ ewr Angesicht zu sehen
Am liebsten bey der Kolb’3; Es möchte noch geschehen/ [D[viij] r]
Wann euch/ o thewrer Artzt/ die übergrosse Lust
Zur Edlen Scheidekunst für andren wehr bewust/
Daß ihr mir noch vielleicht ein Griefflein würdet zeigē/
Damit ich Vrsach hett euch wiedrumb zuzuneigen
Die Sonne selbst mit mir; Es weis fast alle Welt
Daß euch kein stoltzer Siñ/ noch hoher Muht gefelt.
Drumb sagt ein jederman: Wird Phœbus4 sich begeben
Deß Heilens vnd der Kunst/ so soll er euch erheben
Herr SAL’ an seine Stell/ jhr seyd es wehrt allein/
Der nun mit Ehren kann der andre Phœbus seyn.
K Wenngleich die Bedeutung der hier versammelten Tagebuch-Eintragungen für so
manche, vor allem mecklenburgische Mitglieder der FG auf der Hand liegt, können —
mangels erhaltener Korrespondenzen — die Beilagen nur andeutend und nicht explizit
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die sprachliche und wissenschaftliche Rolle des im Mittelpunkt stehenden reformierten,
aus Italien stammenden Exulanten und Naturwissenschaftlers auch für die Akademie
enthüllen. Den Angelpunkt der begleitenden Ereignisse bildet die Regent- und Vormundschaft, die der lutherische Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG
175) nach dem Tode seines Bruders, des reformierten Hz.s Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158; †23.|4.|1636), über den Güstrower Neffen Gustav Adolph
(1633–1695, regierte seit 1654) beanspruchte. Dieser sollte später als Dichter auch den
Gesellschaftsnamen des Gefälligen verdienen (FG 511. 1648). Vgl. Conermann III|, 646|f.
— Schon im Mai 1636, ohne die für den 23.|5. a. St. angesetzte Testamentseröffnung abzuwarten, ergriff Adolph Friedrich das Regiment im Güstrower Landesteil, obwohl das
Testament des verstorbenen Bruders die Witwe Eleonora Maria, geb. Fn. v. AnhaltBernburg (1600–1657. AL 1617. TG 17; vgl. 340107 K 16), zum Vormund des jungen
Prinzen Gustav Adolph und zur Regentin bestellt und Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel
(FG 65), Kf. Georg Wilhelm v. Brandenburg (FG 307) und F. Ludwig als Mitvormünder
vorgesehen hatte. Nach der feierlichen Testamentseröffnung am 23.|5. beanspruchte
Eleonora Maria offiziell ihre Vormund- und Regentschaft. Beide Seiten suchten bei Kaiser und Reich Unterstützung für ihr jeweils proklamiertes Recht. Hz. Adolph Friedrich
verlangte von Hzn. Eleonora Maria die Überstellung des Prinzen, die Räumung der Residenz Güstrow und den Bezug des Witwensitzes Strelitz bzw. die Übersiedlung in das
sichere Rostock. Trotz restriktiver Eingriffe in Hofstaat, Geistlichkeit und Haushalt —
der reformierte Gottesdienst wurde verboten, die 1632 gegründete reformierte Knabenschule aufgehoben, der calvinistische Kanzler Christoph Deichmann (FG 288) der Stadt
verwiesen, die Räte und Beamten auf Adolph Friedrich vereidigt, usw. — harrte sie in
Güstrow aus. Am 13.|1.|1637 wurde „ihren calvinischen Pfaffen das Predigen [.|.|.] verboten“, notierte Hz. Adolph Friedrich in seinem Diarium. Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lu¨tzow),| 103. Anfang März 1637 stellte man ihr — nachdem der Hof drastisch reduziert
worden war — das Ultimatum, Schloß Güstrow zu verlassen. Auch der Regierungsrat
Hans Zacharias v. Rochow (FG 303) und der Kammerjunker Carl Gustav v. Hille (FG
302) fielen diesen Entlassungen zum Opfer. Vgl. Steffen Stuth: Höfe und Residenzen.
Untersuchungen zu den Höfen der Herzöge von Mecklenburg im 16. u. 17. Jahrhundert.
Bremen 2001, 205|f. u. 230|ff. Zum Fürsprecher der Interessen der Herzoginwitwe machte sich seit Ende 1636 Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194), der 1640
Christina Margaretha (1615–1666; s.|u.), Stieftochter Eleonora Marias aus Hz. Johann
Albrechts II. erster Ehe, heiratete. Auf seine Bitte hin initiierten Kg. Christian IV. v. Dänemark und Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388) noch 1636 einen
Vermittlungsversuch, der aber fehlschlug. Um diese Zeit gelang es Eleonora Marias Bruder, F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), während des Regensburger Kurfürstentages die Sache seiner Schwester günstig vor dem Kaiser und dem Reichshofrat zu vertreten, obwohl es anfangs nicht danach aussah: „Il semble, qu’en l’affaire de Mecklenbour g on
a fait tant de difficultè a cause de la Religion, car l’on ne voudroit pas, que mon nepheu, fust
nourry & eslevè en la Religion reformèe, ains plustost qu’il devinst Cattolique Romain, & l’Electeu r de Saxe, voudroit qu’il devinst Lutherien, ainsy le pauvre enfant sera sujet aux persecutions.“ Christian: Tageb.| XIV, 252r; 23.|11.|1636; vgl. dazu auch 370517 K 4. A.|a.|O., Bl.
242r (17.|11.|1636): „Ô injustitia! Gott hilf mir, vndt den meynigen zu rechtt! weil kein
recht mehr in der wellt zu finden sein will! [.|.|.] Je trouve que les Grands, & puissants de
ceste cour Jmperiale, me deviennent ennemis, & ceux quj ont quelque pouvoir, sur l’amitiè
desquels, ie me confiois, sont comme changèz contre moy subitement, sans cause, pr. la
hayne de la Religion.“ Vgl. auch a.|a.|O., 126r, 200r, 244r, 301v, 309r, 321v ff., 355v,
446r, 470r, 489r, 498v, 536v, 551v u. 596r. In der Bilanz seines Agierens am ksl. Hof zu
Regensburg 1636/37 erscheint dann aber am 24.|1.|1637 positiv als sechste von dreizehn
herkulischen Arbeiten: „Bon acheminemen t des affaires de ma soeur Madam e la Duchesse
de Mecklenbourgk, a la cour.“ (A.|a.|O., 343r f.). Dort, am ksl. Hof in Regensburg, später
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Angelo Sala| (1576–1637; FG 160). Zu 371009.
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in Wien, wirkte seit Dezember 1636 auch Eleonora Marias Abgesandter, der reformierte
Johann Milde, einst hzl.-güstrowscher Rat, der vor dem Haftbefehl Hz. Adolph Friedrichs hatte fliehen können. Vgl. 371223 K 6. Der Streit spitzte sich dramatisch zu, als
Adolph Friedrich den Prinzen gegen den Widerstand seiner Schwägerin und ihrer Familien- und Hofangehörigen am 17.|1.|1637 a. St. gewaltsam nach Bützow im Bst. Schwerin
entführen ließ. Beschönigend heißt es in des Herzogs Tagebuch: „Nach mittag habe ich
ihn [den Prinzen] ihr vom Schloß genommen und weil sie mir die Thür verschlossen,
hab ich sie öffnen lassen und ihr das Kind aus den Armen genommen.“ Adolf Friedrich:
Tageb. (hg. Lu¨tzow),| 104. Der ehemalige Kanzler des verstorbenen Herzogs, Johann
Cothmann (FG 168), legte dabei persönlich Hand an. Er wird übrigens im Juli 1639 um
Demission ersuchen und will auch in der Vormundschaftsssache „nicht mehr rathen, weil
die kaiserliche Urtel nicht auf meiner [Hz. Adolph Friedrichs] Seite lautet.“ Es kam aber
zu einer Einigung mit seinem Dienst- und Landesherrn. Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lu¨tzow),| 110; vgl. Conermann III,| 168; Stuth, a.|a.|O., 205. In Bützow ließ Adolph Friedrich
den Prinzen von 1637–1639, später in Schwerin (1639–1645) und Güstrow (1645–1649),
mit seinen eigenen Söhnen (Christian [Ludwig I.], Hans Georg [FG 482. 1647] und
Karl) lutherisch erziehen und unterrichten. Vgl. Conermann III|, 646|f.; 370517 K 4 u. 5.
Niemand vom Hof der Herzoginwitwe durfte den Prinzen besuchen. Am 17.|2.|1637 trafen bei F. Christian II. Klagen der Schwester aus Güstrow ein „per la crudeltà inaudita del
Duca Adolfo Federigo, il quale glj hà levato per forza dal braccio, il suo figlo piangendo amare
lacrime. 2. L’hà costretto dj licenziar la predica, e dj promettere dj partire da Güstro. 3. L’hà
sforzato, dj sotto scrivere un reverß, molto pregiudizioso. Ô ingiustizja!“ (Christian: Tageb.|
XIV, 363r). Am 3. und 4.|4.|1637 bestätigten sich in Anhalt die Nachrichten, daß Hz.
Adolph Friedrich das Kind gewaltsam hatte wegschaffen lassen, „wie sehr es auch geschrien, vndt sich gewehret, wie sehr auch Meine Schwester die hertzoginn vndt Frewlein
Christina [Pzn. Christina Margaretha v. Mecklenburg-Güstrow, s.|o.] davor gebehten,
vndt obschon Frewlein Christina mittziehen wollen, hat man es ihr doch nicht verstatten
wollen. Ô nefanda barbaries, & Tyrannis inaudita!“ (A.|a.|O., 399r, vgl. 398r). Im Februar
und März 1637 ergingen Unterlassungsmandate des röm. Königs bzw. Kaisers Ferdinand III. an Hz. Adolph Friedrich mit der Weisung, von Gewalttätigkeiten gegen die
Herzoginwitwe und ihren Hof abzusehen, das Kind der Mutter zurückzugeben und sie
in Güstrow unbehelligt zu lassen bis zum ksl. Endurteil. In Schwerin ging man indessen
über diese Mandate ebenso hinweg wie über die folgenden vom April und September
1637. Als er am 14.|5.|1637 von einer schweren Erkrankung Gustav Adolphs erfuhr, argwöhnte F. Christian II. einen Giftanschlag: „Je crains, que le Duc Adolfe, ce Barbare tyran,
l’aura fait empoisonner.“ (A.|a.|O., 424r). Im Sommer 1637 hatten sogar Kg. Wladislaus
IV. Sigismund v. Polen und der Mainzer Ebf. und Kf. Anselm Casimir Wambolt v. Umstadt zugunsten der Güstrower Witwe beim Kaiser interveniert. Im September 1637 unterbreitete Eleonora Maria dem Kaiser das Angebot, den Prinzen, um Religionsstreit zu
vermeiden, zur Erziehung dem lutherischen Hz. August d.|J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) zu übergeben, bis der Streit entschieden sei. Ks. Ferdinand III. ging auf
dieses Angebot ein. Er bat am 19.|10.|1637 Hz. August, das Kind durch Bevollmächtigte
abholen zu lassen, und befahl Hz. Adolph Friedrich unter dem gleichen Datum, das
Kind den Wolfenbütteler Beauftragten auszuliefern. Vgl. 380423 K 9. Auch wurde den
Schweriner Beamten in Güstrow befohlen, keine Präjudizien zu schaffen und die Witwe
in ihren bisherigen Rechten unangetastet zu lassen. Adolph Friedrich ignorierte diese
Aufforderung; die Gesandten Hz. Augusts mußten unverrichteter Dinge abziehen. Am
5.|12.|1637 hielt Christian in seinen Eintragungen briefliche Nachrichten seiner Schwester aus Güstrow fest: daß der kleine Neffe todkrank an den Kinderpocken darnieder
liege und man den Vermittler Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg nicht zu ihr auf
das Schloß gelassen habe. „Gott wolle doch vnsers iammers ein ende machen, vndt vns
nicht mehr so sehr affligiren.“ (Christian: Tageb|. XIV, Bl. 530v). Im August 1638 erging
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ein weiteres ksl. Mandat, das die früheren bestätigte und Hz. Adolph Friedrich eine Frist
von drei Monaten zur Unterwerfung setzte; auch wurde die ksl. Belehnung für den Güstrower Landesteil verweigert. Im November (26.|11.) setzte Adolph Friedrich eine
Rechtfertigungsschrift auf. Sie erreichte im Februar 1639 den Kaiser, wo sie ohne die erwünschte Wirkung blieb, obwohl Kursachsen und Kg. Christian IV. v. Dänemark als
Fürsprecher des Schweriners auftraten. Im Mai 1639 verwarf ein ksl. Endurteil Adolph
Friedrichs Rechtfertigungsschrift vom November 1638, erkannte das Testament Hz. Johann Albrechts II. und damit die Regent- und Vormundschaft seiner Witwe und die Mitvormundschaft des Kurfürsten v. Brandenburg und F. Ludwigs an. Lgf. Wilhelm war inzwischen verstorben. Den „Fürstlichen Pupillum“ habe Adolph Friedrich der Obsorge
Hz. Augusts d.|J. zu überstellen und ihn „vngehindert/ auff seine [Hz. Augusts] Abfoderung abfolgen [zu] lassen.“ Es stünde dem Schweriner Herzog allerdings frei, gegen dieses Mandat Berufung einzulegen. S. Warhaffter Abdruck Der Kayserlichen RESOLVTIONEN, MANDATEN, SENTENtien, Tutorij vnd Executorialien, Jn Sachen Frawen
Eleonoren Marien/ Hertzogin zu Mechelnburg .|.|. Wittiben. Contra Herrn Adolph Friderichen/ Hertzogen zu Mechleburg/ &c. Jn puncto tutelæ .|.|. Gedruckt im Jahr/ M.
DC. XXXX, 22–26, Zitat S.|25 (HAB: Gm 3041 [2]; LB Schwerin: Mklb. i. 375). (Es
handelt sich hierbei um eine Sammlung der ksl. Mandate vom Juni 1636 bis zum August
1640, die, teilweise mit kritischen Randnoten und Erläuterungen versehen, im Auftrag
Hzn. Eleonora Marias veröffentlicht wurde.) An Hz. August d.|J. erging mit eigenem Anschreiben gleichen Datums (7.|5.) der Auftrag, Hz. Adolph Friedrich zum Gehorsam zu
ermahnen und ihm im Weigerungsfalle das ksl. Endurteil auszuhändigen. Eine ksl. Bekanntmachung vom 10.|10.|1639 bekräftigte, daß der Kaiser mit seinem Mandat vom
7.|5. „eine rechtmessige definitiv vnd Endtvrthl außgesprochen/ publiciren vnd ergehen
lassen“. Zugleich trug der Kaiser auf Wunsch der Witwe und F. Ludwigs beiden expressis
verbis und in seinem Namen die (Mit-)Vormundschaft auf. A.|a.|O., 26–30, Zitat S.|27.
Wenige Tage zuvor, am 4.|10.|1639 war in Exekution des Urteils vom Mai, das in Schwerin unbefolgt geblieben war, ein strafbewehrtes ksl. Mandat an Adolph Friedrich ergangen, innerhalb von sechs Wochen nach Erhalt dieses Schreibens entweder dem ksl. Urteil
in allem Gehorsam zu leisten oder die Verweigerungsgründe und Einwände begründet
vorzubringen. Andernfalls verfalle er einer Strafe von 1000 Goldmark. A.|a.|O., 30–34.
Auch die Güstrower Landstände, Städte und Beamten sowie Bürgermeister, Rat und
Bürgerschaft der Städte Rostock und Güstrow wurden in ksl. Anweisungen gleichen Datums über die Exekution des Urteils informiert und an ihre Pflichten gegenüber der Herzoginwitwe als Regentin und Vormund erinnert. A.|a.|O., 34–37, 38–40 u. 41–43. Ein
ähnliches Schreiben, d. d. Wien, 13.|10.|1639, erging auch an Johann Cothmann und andere „angemasseten Räthe zu Güstrow“. A.|a.|O., 44–46. Cothmann scheint die Sache allmählich zu heiß geworden zu sein, denn er bat im Juli 1639 um seine Entlassung (s.|o.).
Hz. Adolph Friedrich machte freilich vom zugestandenen Recht auf Berufung Gebrauch
mit einer Deductio Causalium oder Deductio Nullitatis| vom 1.|11.|1639, die die Position
der Herzoginwitwe und alle bisherigen ksl. Mandate als rechtswidrig zurückwies und im
Januar 1640 dem Kaiser übergeben wurde. Seine Amts- und Lehensleute, Prälaten, Räte,
Richter und alle Untertanen wies er in einer Verfügung d. d. Schwerin 4.|11.|1639 an, den
Anordnungen der Witwe keine Folge zu leisten. S. VOn Gottes Gnaden/ Wir Adolph
Friederich/ Hertzog zu Mecklenburg .|.|. Fügen für Vns vnd in Vormundschafft .|.|.
Herrn Gustaff Adolphen/ Hertzogen zu Mecklenburgk .|.|. (o. Titelbl.; HAB: 448.21
Theol. [2]; 8 Bl. 4b). In dieser Verfügung wird noch einmal die Rechtsgültigkeit des brüderlichen Testaments bestritten, das dem Landesrecht und Herkommen nach ganz widrige „Weiber Regiment“ zurückgewiesen, wie auch jedwede reformierte Religionsausübung, sei es öffentlich oder privat, verboten. Gegen die Witwe werden schwere Vorwürfe erhoben: sie vergreife sich an den letzten Resten des Guts der Untertanen, maße sich
eigenmächtige Eingriffe in des Herzogs landesherrliche Rechte an usw. Im Frühjahr
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1640 sprach sich der Kurfürstentag in Nürnberg für Hz. Adolph Friedrich aus. Am
20.|8.|1640 setzte Ks. Ferdinand III. in Regensburg eine weitere Mahnung an den
Schweriner Herzog auf, die Beschlagnahmung des Güstrower Schlosses und die Bedrängung der Witwe und ihres Anhangs einzustellen. Anlaß dazu waren die neuerlichen Klagen der Witwe beim Kaiser über schikanöse Maßnahmen des Schwagers, die sie in einem
Schreiben vortrug, das am 7.|8.|1640 dem Reichshofrat eingereicht wurde (s.|u.). Am
14.|8.|1640 notierte F. Christian II. entsprechende Nachrichten aus Güstrow, „wie hertzog Adolf meine fromm|e Schwester vnverantwortlich tractiret, ihre diener v. ander|e so
zur predigt kommen bestraffet, vndt sie wie eine gefangene helt. Gott wolle doch mittel
schigken dieser bestia zu wiederstehen.“ (Christian: Tageb.| XV, 342r). Müde der Auseinandersetzung hielt der Kaiser jedoch bereits Ausschau nach Möglichkeiten zu einer
gütlichen Einigung. Als Adolph Friedrich am 30.|8.|1640 die Nachricht zuging, daß der
Kaiser „meine Sache dem kurfürstlichen Collegio“ übergeben wolle, jubelte er im klaren
Bewußtsein der sich abzeichnenden Durchsetzung seiner Interessen: „Gott sey Lob und
Dank!“ Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lu¨tzow),| 112. Am 10.|11.|1640 ließ er in der Güstrower Schloßkirche lutherisch predigen — „Gott zu Ehren, den Calvinisten zum Troz“.
A.|a.|O., 112. Tags darauf behandelte der Regensburger Reichstag kurz den mecklenburgischen Vormundschaftsstreit. Hzn. Eleonora Maria ließ sich durch den gesamtanhaltischen Rat und Zerbster Kanzler Martinus Milagius (FG 315) sowie ihren Rat Zachari
(v.) Quetz (FG 309, s. 371220 I) vertreten. Die Schweriner Vertreter, darunter Johann
Cothmann, bestritten auf dem Reichstag der Witwe einen Vertretungsanspruch und verließen deshalb und aufgrund eines weiteren Präzedenzstreits unter Protest die Versammlung. Die begnügte sich damit, Protest und Gegenprotest ins Protokoll aufzunehmen
und die Sache an ihren „gehörigen Ort“ zu stellen. Vgl. Londorp| IV, 914|f. Im Januar
1641 setzte der Kaiser, der einen Bruch mit dem Kurfürstenkolleg vermeiden mußte,
eine Kommission ein, die eine gütliche Begleichung des Streits herbeiführen sollte. In
langen Druckschriften suchten beide Parteien ihr Recht zu erhärten. Der schwerinische
Abdruck Des an Sembtliche deß H. Ro¨mischen Reichs/ auff gegenwertigem ReichsTage Versamblete/ Ho¨chst: Hoch: vnd Lo¨bliche Chur: Fu¨rsten/ vnd Sta¨nde .|.|. Jn VormundschafftSachen Deß .|.|. Herrn Adolff Friderichen/ Hertzogen zu Mecklenburg .|.|. Wider den Newlicher
Tage von einem vermeinten Gu¨strowischen Abgeordneten spargirten vnd außgetheileten
Druck/ vnd demselben angehengte vnbegru¨ndete Glossen/ Von den Fu¨rstlichen Mecklenburgischen auff jetzigen Reichstag abgefertigten Gesandten Vbergebenen Memorials| (Regensburg 1640) [3 Bl. 80 S.|8b. HAB: Gm 3041 (3)], in Regensburg den 31.|10.|1640 von den
Schweriner Räten Churd Behr, Johann Cothmann u. Abraham Kayser gezeichnet, zeigt
starke antireformierte Polemik, bes. gegen die einstigen „calvinischen Räte“ in Güstrow
(vgl. etwa S.|8|ff.). Die Entführung des Prinzen am 17.|1.|1637 wird schöngeredet, indem
„der Junge Printz in einer bequemen Gutschen von seinem vnd des Herrn Vattern
Höchstseel. F. G. gewesenen Leib Medico [d.|i. Sala], wie auch der Hoffmeisterin mit
zobeln Beltzen also verwahret vnd in acht genommen worden/ daß Er in ein paar Stunden lustig vnd frölich hinüber gekom̄en vnd zu Bützow angelanget“. A.|a.|O., 14. Die gefängnisartige Einsperrung der Witwe und ihre schikanöse Behandlung sei pures „Figmentum“ (22). Dem Memorial wurden ein kritisch kommentierter Auszug aus Hz. Johann Albrechts II. Testament (S.|49–67), die Fürbitte der Kurfürsten beim Kaiser zugunsten Adolph Friedrichs, d. d. Nürnberg 7.|6.|1640 (S.|45–48), und zwei Vermittlungsschreiben Kg. Christians IV. v. Dänemark für Adolph Friedrich an den Kaiser bzw. die
Kurfürsten, beide d. d. Flensburg 14.|4.|1640 (S.|68–73), beigedruckt. Eleonora Maria
reagierte darauf in der INFORMATIO FACTI ET JURIS, Jn Vormundschafft-Sachen
Der Durchleuchtigen Hochgebornen Fu¨rstin vnd Frawen/ Frawen Eleonoren Marien/ Hertzogin zu Mechelnburg .|.|. Wider das Schwerinische zu Regenspurg außgesprengte Memorial|
(o. O. 1641) mit zahlreichen Beilagen (HAB: Gm 3041 [1]). Vgl. etwa ihre Schilderung
des Kindesraubs S.|96|f. Der Schweriner Herzog antwortete erneut im PRODROMUS,
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Oder Vortrab ku¨nfftiger vnd bald folgenden .|.|. außfu¨hrlichen Widerlegung einer/ wider .|.|.
Herrn Adolph Friderichen/ Hertzogen zu Mecklenburg .|.|. Jn Jhrer Fu¨rstl. Gn. Vormundschafft-Sache/ .|.|. Schma¨hschrift/ tituliret: Informatio Facti & Juris, &c. verfasset| (O.|O.
1641; HAB: 50.33 Jur.). Im selben Jahr erschien noch die angekündigte ausführliche Zurückweisung BESTENDIGE REFUTATION vnd Widerlegung Einer/ wider Herrn
Adolph Fridrichen Hertzogen zu Mecklenburg/ etc. Von der Fu¨rstlichen Mecklenburgischen
Fraw Wittiben .|.|. spargirten .|.|. Schrifft/ tituliret: Kurtze Recapitulation deß Mechlenburgischen Vorlauffs| (O.|O. 1641; HAB: in 50.33 Jur.). Den 232 Seiten folgt ein achtzigseitiger
Dokumentenanhang. Die Kurtze Recapitulation| war am 7.|8.|1640 dem Reichshofrat eingehändigt worden. Die Kurfürsten gaben in ihrem Gutachten von Anfang 1642 Adolph
Friedrich recht. Auf dieser Grundlage wurde eine ksl. Kommission — der König v. Dänemark, Kf. Friedrich Wilhelm v. Brandenburg (FG 401. 1643) u. Hz. Friedrich III. v.
Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388. 1642) — einberufen, die im Juli 1643 in Schwerin
eintraf. Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lu¨tzow),| 118: „Den 28. [Juli 1643 a. St.] ist die kaiserliche Commission, auf den König von Dännemarck, den Kurfürsten zu Brandenburg
und Herzog Friedrich zu Holstein gerichtet, mich mit der Wittib zu Güstrow in Güte zu
vergleichen, hier angekommen.“ Jetzt gab Eleonora Maria auf und ließ sich auf gütliche
Verhandlungen ein. Im Oktober besuchte sie den Schwager in Schwerin, am 11.|10.|1643
„ist sie mit ihrem Fräulein content geschieden“, a.|a.|O., 119. Eleonora Maria verließ
wohl im Juli 1644 Güstrow und bezog ihren Witwensitz in Strelitz. Im März 1645 wurde
die finanzielle Frage geklärt, die Witwe mit einer jährlichen Apanage von 2.500 Gulden
abgefunden. Vgl. a.|a.|O., 121; Stuth (s.|o.), 205|f., 230|ff. — Ihr Sohn und Erbprinz Gustav Adolph wurde seit 1645 in Güstrow erzogen, von wo er am 3.|7.|1649 auf seine Bildungsreise nach den Niederlanden, Frankreich und Italien aufbrach. Vgl. Mecklenburg.
LHA Schwerin: Acta tutelae et curatelae, Vol.|VII–XXV; Acta educationis principum
Mecklenburgensium, Vol.|II, 19–32, und Altes Archiv — Internum (fl. Reisen),
Vol.|XXXV, Nr. 233–235. Am 16.|1.|1653 nach Güstrow zurückgekehrt, trat er im Jahr
darauf die Regierung im Güstrower Landesteil an. Seine Mutter starb am 7.|7.|1657 in
Strelitz und wurde in der Güstrower Domkirche neben ihrem Gemahl beigesetzt. Zu ihrem Leichbegängnis s. auch die Akte LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernb. A 6 Nr. 8. —
Vgl. zum Vormundschaftsstreit auch Anm.|14 u. 380423; Beckmann| V, 342; H. Schnell:
Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1603–1658. Berlin 1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 120|ff. und ausführlich, wenngleich
parteiisch Richard Stehmann: Auswärtige Politik des Herzogs Adolf Friedrich I. v.
Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1636–1644. In: Jahrbücher d. Vereins f. mecklenburgische Geschichte u. Altertumskunde 72 (1907), 1–84, hier 24–38, 64–81 u. 83|f.;
Stuth (s.|o.); Hans-Georg Kaack: Mecklenburg und Sachsen-Lauenburg. Begegnung und
Konfrontation im 17. Jahrhundert. In: Aus tausend Jahren mecklenburgischer Geschichte. FS f. Georg Tessin. Hg. Helge Bei der Wieden. Köln, Wien 1979, 97–128, hier
104|ff. Zu Hz. Adolph Friedrichs Tagebüchern der Jahre 1637/38 s. Mecklenburg. LHA
Schwerin: Varia domestica principum, Adolph Friedrich I., Fasc. 5.
1 Anfang Juni 1637 war F. Christian II. nach Plön aufgebrochen, um seine Frau, Fn.
Eleonora Sophia, geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (TG 39), und seine Kinder (vgl. 370517 K 2) wieder nach Bernburg heimzuholen. Plön, Residenz seines Schwagers Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (FG 101), erreichte er am
11.|6.|1637; am 19.|6. brach er nach Güstrow auf, um seine Schwestern zu besuchen: die
Älteste, die verwitwete Herzogin Eleonora Maria (s. K), dazu Sibylla Elisabeth (AL
1617. TG 18), Sophia Margaretha (AL 1631. TG 33c) und Dorothea Bathildis (AL
1634. TG 24b); vgl. 370828 K 1. Über Travemünde, Wismar und Neukloster gelangte
Christian am 21.|6. nach Bützow, das er nur durchreiste, und nach Güstrow.
2 Wohl nicht der mecklenburg-schwerin. Obrist Andreas (v.) Ihlenfeld (FG 225), sondern dessen Bruder Fritz (FG 304), den F. Ludwig Ende 1636 auf einer norddt. Reise
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vielleicht zusammen mit anderen Güstrower Hofleuten wie Olof v. der Lancken (FG
301), Carl Gustav v. Hille (FG 302; vgl. K 0), Hans Zacharias v. Rochow (FG 303), Georg v. Peccatel (FG 305) und Rickmann v. der Lancken (FG 306) in die FG aufgenommen hatte. Der Obrist Fritz (v.) Ihlenfeld, Rat Hzn. Eleonora Marias und zeitweilig
Kommandant von Güstrow, war 1636 von Hz. Adolph Friedrich I. zum Hofmeister Pz.
Gustav Adolphs ernannt worden. Vgl. Conermann III|, 338–346.
3 Die hin und wieder behauptete adelige Abstammung des Angelo Sala (FG 160. Der
Lindernde) von einem Marchese Bernardino de Sala zu Vicenza (s. Weltzien [s.|u.], 155;
vgl. Capobus [s.|u.], 10) scheint eine nachträgliche Erfindung zu sein. Sala unterschrieb
sich zeitlebens ohne Adelsprädikat als Angelo oder Angelus Sala. Inquisitionsakten im
Staatsarchiv Venedig weisen auf Salas Abstammung aus einer Tuchspinnerfamilie zu Vicenza hin. Auch sein Vater Bernardino wirkte in Vicenza als Spinner, folgte aber zu einem ungewissen Zeitpunkt in Begleitung seines Sohnes Angelo seinem Vater Angelo und
seinem älteren Bruder Giovanni Antonio als Glaubensflüchtling nach Genf. Die Frage
nach der adeligen Abstammung ist in der Forschung ebensowenig zufriedenstellend beantwortet wie die nach dem Verhältnis der Salas aus Vicenza zur gleichnamigen paduan.
Patrizierfamilie, die viele berühmte Rechtsgelehrte und Ärzte hervorbrachte. Auch ältere
Beiträge ließen diese Fragen offen (vgl. etwa Jo¨cher| IV, 41; Zedler| XXXIII, 635|f.). Gegen Ende seines Lebens strebte Sala eine Nobilitierung an, die ihm postum 1640 gewährt
wurde. Das Wappen seiner Nachkommen stimmt nicht mit dem der paduan. Salas überein. Gantenbein [s.|u.], 21|ff.; Gelman [s.|u.], 142. Sala, der nie einen Doktorgrad erworben hatte (Gantenbein, 27), war in seiner Zeit ein gesuchter und anerkannter Arzt. Davon zeugen ebenso zahlreiche Neuauflagen seiner Veröffentlichungen wie auch die lateinischen Sammelausgaben seiner Werke, die nach seinem Tode als Opera Medico-Chymica| 1647 bei Johannes Beyer in Frankfurt a.|M. (HAB: 33.2 Med. und Ma 149 [1]), nochmals ergänzt in Rouen 1650 (BSB München), erneut als Opera Omnia Medico-Chymica|
wiederum bei Hermann von Sand in Frankfurt a.|M. 1682, mit Porträtstich (s. Abb.
S.|216), und 1688 (TULB Jena) erschienen; vgl. VD 17: 23: 290789Z, 12: 644033T; Gantenbein (s.|u.), 205|f., 244. Herman Boerhave empfahl Salas gesammelte Werke seinen
Studenten sehr (vgl. Gantenbein, 206). In der Medizin- und Chemiegeschichte nie ganz
vergessen — vgl. etwa Christian Wilhelm Kestner: Medicinisches Gelehrten=Lexicon
(Jena 1740), 736|f. (HAB: Da 258); Hirsch| IV, 954 u. Erg.bd., 414; Ferenc Szabadváry:
Geschichte der analytischen Chemie, Braunschweig 1966, 38 — wird seine Leistung innerhalb der Iatrochemie, d.|h. jener auf Paracelsus zurückgehenden chemisch gestützten
Medizin und Pharmazie in der jüngeren Forschung deutlich gewürdigt. Vor allem sein
praxis- und nutzenorientiertes, Experiment und Analyse („Anatome“/ „Anatomia“) beförderndes und Wissen popularisierendes Chemie- und Medizinverständnis ist dazu angetan, sein undogmatisches, dem Neuen aufgeschlossenes Profil in der Wissenschaftsgeschichte von Chemie und Medizin/ Pharmazie schärfer zu konturieren und aufklärerische Züge in der Verbindung von Ratio und Praxisbeweis aufzudecken. Hierin manifestiert sich das fruchtbringerische Kulturprogramm ebenso wie in der Deutschsprachigkeit der meisten Werke des geborenen Italieners, welche im Zusammenhang mit der Gewinnung und Förderung wissenschaftlicher Laien im Prozeß frühneuzeitlicher Wissensgewinnung, -aneignung und -verbreitung steht. Vgl. Conermann II|, 160|f.; Dict. of Scient.
Biogr.| XII, 78–80. Das Werk von Urs Leo Gantenbein: Der Chemiater Angelus Sala
1576–1637. Ein Arzt in Selbstzeugnissen und Krankengeschichten. O.|O. 1992 (Zürcher
medizingeschichtliche Abhandlungen, 245), enthält eine Bibliographie und einen Quellenanhang mit Manuskripten, Lebenszeugnissen, Bestallungsurkunden und einigen Briefen (deren Transkription nicht in allem ganz verläßlich zu sein scheint). Vgl. auch Robert
Capobus: Angelus Sala. Seine wissenschaftliche Bedeutung als Chemiker im XVII. Jahrhundert. Berlin 1933; Zahkar E. Gelman: Angelo Sala, an Iatrochemist of the Late Renaissance. In: Ambix. The Journal of the Society for the History of Alchemy and
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Chemistry 41 (1994), 142–160; Wolf Lüdeke v. Weltzien: Die Reichsfreiherren und
Reichsgrafen von Sala, 1576–1806. In: Zs. f. niederdt. Familienkunde 61 (1986), 155–
163 (mit z.|T. fehlerhaften Angaben). Vgl. ferner K I.
4 Dreitagefieber.
5 D.|h. er sagt voraus, mutmaßt; zu lat. praesagire.
6 D.|h. wenn nur der Ausgang wie erhofft eintrete und die Gesundung nicht durch
Bösartigkeit der Menschen hintertrieben werde.
7 Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194), der als Vermittler in diesem
Konflikt auftrat. Vgl. Anm. 0.
8 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (s. Anm. 0) fährt fort mit einem Bericht über die
Verhältnisse in Güstrow: Auf dem Schloß und selbst für die verwitwete Hzn. Eleonora
Maria sei der reformierte Gottesdienst (durch Hz. Adolph Friedrich I. v. MecklenburgSchwerin, s. Anm. 0) verboten. Sie werde kümmerlich gehalten, bewohne nur wenige
Zimmer; der Zutritt zur Hofkapelle und Küche sei ihr untersagt. Schon am 26.|8.|1636
hatte Christian von der schlechten Behandlung seiner Schwester erfahren, die ihr durch
ihren Schweriner Schwager zuteil wurde (a.|a.|O., Bl. 188r).
9 Stiche, Sticheleien. Zu span. puntilla: Spitzenkante, Stich.
10 Kniffe (DW| VII, 2373|f.; aus der Fechtersprache), Grillen (ital., vgl. 180000 K 5)
bzw. Tölpelei (ital.; schon im Vocabolario della Crusca 1623|, 106 u. 119, unter Verweis
auf „Bessaggine“ als „Sciocchezza, scipitezza. Lat. stultitia, insipientia“ lexikalisiert.)
Am nächsten Tag ließ Christian durch Sala bei dem Hofrat Hartwig (v.) Passow (FG
157), der Christian der vertrauenswürdigste der Güstrower Räte zu sein schien, wegen
eines Besuchs beim jungen Neffen anfragen. Passow bot Hilfe und Vermittlung bei Hz.
Adolph Friedrich an (a.|a.|O., Bl. 444r).
11 befahren, sw. V., d.|i. befürchten. S.|370422 K II 3.
12 Catharina Sala, geb. v. Brockdorff aus Holstein, welche Sala in dritter Ehe 1628 in
Lübeck geheiratet hatte und die ihn überlebte. S. Gantenbein (Anm.|3), 153, 189|f., 237;
Capobus (s. Anm.|3), 25; vgl. Anm.|13. Sie verließ die Reisegruppe am 27.|6. in Travemünde. Vgl. Christian: Tageb|. XIV, Bl. 445v; ferner Weltzien (s. Anm.|3).
13 Capobus (s. Anm.|3), 24|f. und Gantenbein (s. Anm.|3), 187|ff. erhellen die Todesumstände, gestützt auf Quellen des Schweriner Landeshauptarchivs. Fern von seiner Familie und am Besuch der reformierten Betstunden und Gottesdienste gehindert, begann
sich Salas Gesundheitszustand seit dem Juni oder Juli 1637 rapide zu verschlechtern, wie
er die Güstrower Räte am 17.|9. aus Bützow wissen ließ: „[.|.|.] Wan dan mein solcher affectus in wenig tagen, mihr dermassen zugesetzet, undt die geschwulst täglich also zunimbt, daß ich nicht allein gantz undt gar von kräfften kommen, sondern auch (massen
ich es bey mihr gnugsahm befinde) solches zu überwinden menschlicher hülffe gantz verzage, Unndt aber Uns Christen ins gemein vor allen dingen gebühren will, sich unsers
gewiesen Sterbstündtleins, auch bey gesundten tagen, augenblicklich gefast zue machen,
ich auch ohne daß bey zimblichen hohen alter, daß ich mihr nuhnmehr andere rechnung, alß dieses betrübte undt mühsehlige Erben auffzugeben, nicht zumachen habe.
Gelanget derowegen an meine hochg.n herrn mein gantz dienstfreundtliches suchen, dieselbe mihr einen Pastoren unser religion (nicht alß ob ich andere verwerffe, sondern weilen ich eine lange Zeith mit gutem gewiessen Godt hierinnen gelobet, ich nuhnmehr auch
nach dessen unwandelbahren willen Godt hierinnen sterben möchte) alß herrn Appelum,
so baldt immer müglich anher schicken wollten [.|.|.]“ (Mecklenburg. LHA Schwerin:
Hofstaatssachen, zit. n. Gantenbein, 219, vgl. 188. Der genannte Theologe Johann Appel[ius] war der reformierte Hofprediger Hz. Johann Albrechts II. Nach dessen Tod von
Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg [FG 198] zum Hofprediger nach Bückeburg berufen, starb er auch in dieser Stellung. Vgl. 370902 K 7; Capobus (Anm.|3), 11; DBA I|,
29/ 271; REThK [1896]| XI, 519). Am 29.|9.|1637 berichtete der Bützower Schloßhauptmann Friedrich Hobe, daß Salas Krankheit anhalte, und beschwerte sich über das Aus-
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bleiben des verlangten Seelsorgers: „Wan dan mehrgedachter herr Sala heuten fast in disperation gerathen und wie wir umb 10. Uhren aus der kirchen gekommen, die handt
sich selbsten angeleget, und mit einem meßer in die linke seiten kurtz unter das diaphragma, nicht wißendt, ob es verletzet sei oder nicht, sich gestoßen.“ (Mecklenburg.
LHA Schwerin, ohne Adressatenangabe und Aktentitel/ Signatur zit. in Gantenbein,
188). Am 2.|10.|1637 starb Sala. Noch am Todestag teilte seine Frau (s. Anm.|12) Hz.
Adolph Friedrich I. mit: „E. f. g. mag ich von hertzen hochbetrübte Fraw, wehmütig klagendt nicht bergen, welchermassen der vielfromme Godt meinen hertzlieben Ehewirth,
herrn Angelum Sala, nach vorhergegangener schweren leibes schwachheit heut zur nacht
umb 2 uhren sanfft undt seelig von hinnen abgefordert, undt mich Elende Wittibe in
hertzlicher grahm undt traurigkeit hinterlassen.“ (Mecklenburg. LHA Schwerin, zit. in
Gantenbein, 189). Am 19.|10. wurde der Leichnam nach Güstrow überführt, am 20.|10.
in der dortigen Domkirche beigesetzt. Die Grabstelle ist unbekannt (Gantenbein, 189).
1640 traf die ksl. Adelsbestätigung für den Verstorbenen und seine Nachkommen ein.
Sein Sohn Reichsfrh. Hans Christian v. Sala (um 1632–1693) diente Hz. Gustav Adolph
v. Mecklenburg-Güstrow (s. Anm. 0) als Kammerpräsident. 1660 wurde er als Gesandter
nach London geschickt, um die hzl. Glückwünsche zur Thronbesteigung Kg. Karls II.
zu überbringen. Vgl. LHA Schwerin: Aktenbestand 2.11–2.36.2, Nr. 1104; Capobus
(Anm.|3), 25|f.; Gantenbein, 190; Weltzien (s. Anm.|3), 159; zu Sala auch Stuth (s.
Anm.|0), 164, 204, 206, 231, 236|ff., 303.
14 Die mecklenburgische Angelegenheit sollte F. Christian II. und das anhaltinische
Haus noch jahrelang beschäftigen. Vgl. Anm. 0. Am 16.|5.|1638 erhielt Christian wieder
einmal Post aus Güstrow. Seine Bemerkung an dieser Stelle schließt den Bogen zum
Selbstmord Salas, der seine Tat wenigstens noch bereuen und sich somit Hoffnungen auf
ein seliges Ende machen konnte: „[.|.|.] Meine Fraw Schwester die hertzoginn wollte sich
in gütliche handlung mitt hertzog|k Adolf einlaßen. Gott gebe zu gedeyen. Jn diesen leyder! hochbetrübten Zeitten, gibt es bey vielen Christen gar schwehrmühtige vndt trawrige gedancken, auch hauptsverrückungen, welche manchen zur desperation bewegen, wie
dann neẅlich der Marggräfl. Wittwen zur Zinna ihr hofmeister, sich mitt vielen stichen
selbst endtleibet. Gott bewahre gnediglich, vor dergleichen verzweifelung, alle fromme
Christen.“ (A.|a.|O., Bl. 595r f.). Während des 30jährigen Krieges diente das ehemalige
Kloster Zinna (b. Jüterbog) als Residenz Mgfn. Dorotheas (1596–1643; PA; vgl. 240301
[K 8] u.|ö.), der Schwester Hz. Friedrich Ulrichs v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38)
und ersten Gemahlin des 1628 als Postulierter Administrator des Erzstifts Magdeburg
entmachteten Mgf. Christian Wilhelm v. Brandenburg (PA; vgl. 320313 K 0, 350800 [K
10], 360600 II S.|623). Dieser, inzwischen zum katholischen Glauben konvertiert, erhielt
1648 die Ämter Zinna und Loburg auf Lebenszeit zum Unterhalt und ließ sich mit seinem Hof im Kloster Zinna nieder. Nach seinem Tod kam es den Westfälischen Friedensschlüssen gemäß an Hz. August v. Sachsen-Weißenfels (FG 402), bis es nach dessen Tod
1680 mit dem Erzstift bzw. Hzt. Magdeburg an Kurbrandenburg fiel. Vgl. Georg Dehio:
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. Bearb. v. Gerhard Vinken u.|a.
München/ Berlin 2000; Marie-Luise Buchinger u. Marcus Cante: Landkreis Teltow-Fläming, Tl. 1: Stadt Jüterbog mit Kloster Zinna und Gemeinde Niedergörsdorf. Worms
2000 (Denkmale in Brandenburg, Bd.|17.1), 281, 286.
K I 1 In vielen Titeln seiner Werke bezeichnete sich Angelo Sala (FG 160) als Chymiater.
Die Chemiatrie war ein auf Paracelsus zurückgehendes Therapiekonzept, das den Einsatz chemisch hergestellter Pharmaka anstatt pflanzlicher, animalischer oder mineralischer Naturstoffe vorsah. Nur allmählich hatte sich die paracelsische pharmazeutische
Chemie im 16. und 17. Jahrhundert gegen die Anhänger der alten galenischen Medizin
behaupten können (vgl. Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. Hg. Claus
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Priesner, Karin Figala. München 1998, 98|f.). Sala verzichtete auf jede Polemik gegen
letztere und bezog ihre unbestreitbaren Leistungen und Heilwirkungen in seine eigenen
Arbeiten ein. Er setzte seine Kraft aber v.|a. für die Durchsetzung und Anerkennung der
Chemiatrie oder Spagyrik ein (s. auch Anm.|5), die er v.|a. in seiner „Botanochymia“, also
seinen vier spagyrischen Arbeiten zur Pflanzen(heil)kunde, eng mit der älteren Pflanzenmedizin verband. Vgl. Saccharologia| (s. Beil. II Q), Bl. [)(viij]v.
Die Vorrede an den Leser in Salas Arbeit über den Spiritus Vitrioli| ist wissenschaftshistorisch und speziell im Hinblick auf die FG in mindestens zweierlei Hinsicht interessant: Zunächst manifestiert sich in ihr ein medizinisches Wissenschaftsverständnis, das
Theorien durch Erfahrung, mithin durch praktische Heilerfolge bestätigt wissen wollte
und der bloßen Spekulation eine Absage erteilte. Zweitens verpflichtete sie die Vertreter
medizinischer Fachkenntnis auf eine allgemeine, über den Kreis der gelehrten Ärzte
(„Medici dogmatici“) hinausgehende Verbreitung ihres Wissens. Der heilsame Effekt
des Spiritus Vitrioli, so beginnt Angelo Sala (FG 160) seine Vorrede, sei den meisten
Ärzten in und außerhalb Deutschlands bekannt, seine nützliche Anwendung vielfach belegt und bestätigt. Dennoch finde man noch immer „etzliche eigensinnige Medicos [.|.|.]
wieder die vernunfft vnd sichtbarliche/ helle vn̄ klare erfahrung/ so unvernünfftiglich/
ohne bescheidenheit vnd vnterscheidt von diesem liquore vrtheilen vnd schlichten/ anders nicht/ als were er eines der gifftigsten vnd gefährlichsten Medicamenten [.|.|.].“ Dies
sei dem Ruf der verständigen und sorgfältigen Ärzte, die ihn anwenden, abträglich,
ebenso der Gesundheit der Patienten, die sich von ihm Linderung oder Heilung versprechen könnten. Im Folgenden verzichten wir auf eine wissenschaftsgeschichtliche Kommentierung der von Sala benutzten Fachterminologie. Uns geht es um Salas kritisches, in
dt. Sprache vorgebrachtes Wissenschaftsverständnis, das sich mühelos fruchtbringerischer Nützlichkeitstopik und –programmatik anschließen läßt (vgl. oben K 3).
2 Der Appendix stellt eine satirische Glosse dar, die in 10 Punkten ihren kritisierten
Gegenstand — geheimiskrämerische und illusionistische Spielarten der Alchemie und der
hermetischen Philosophie — ironisch aufs Podest hebt und die Vertreter einer Alternative, nämlich einer durch die Praxis approbierten rationalen oder vernünftigen Medizin,
dem Schein nach als schlichte „mechanici“ aburteilt. Zu ihnen zählt sich auch Sala selbst,
der am Ende des Appendix eine Summe zieht, die wir hier wiedergeben. Daß Sala als einer der ersten die Lehren von der Universalmedizin und der Transmutation der Metalle
offen in Frage gestellt und bekämpft hat, die doch unter Iatrochemikern in der Regel akzeptiert und vertreten wurden, rühmte schon Capobus (s. K 3), 32 als Salas höchstes
Verdienst.
3 Durch das Feuer, hier wohl allgemein für die chemischen Laboroperationen, die
ganz überwiegend mittels Erhitzung durchgeführt wurden, vorab die Destillation, aber
auch die Calcination, Digestion, Putrefaction, das Lösen, Schmelzen, aber auch die Extraktion organischer Substanzen usw. Vgl. Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft (s. Anm.|1), 51|ff.
4 Sala widmete dieses Werk Otto (v.) Preen (FG 159), dem 1634 verstorbenen Güstrower Geheimen Rat, der, wie auch er selbst, Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158) 1628 in dessen anhaltisches und lübisches Exil begleitet hatte. Vgl.
281215, 280620, 280726, auch 291009. Alle drei wurden in dieser Situation 1628 gemeinsam in die FG aufgenommen. Die Widmung wurde „Auß sonderbahrer Observantz
vnd schuldiger Danckbarkeit/ wegen erzeigter Großgunsten vnd recht Adelicher Humanität“ aufgesetzt und gezeichnet: Angelus Sala „von Vicentz/ Fürstl. Mecklenb. Archiater“ (Bl. ?ij r).
5 Spagyrik, zu griech. „spáw“ und „ageı́rw“, ziehen, zerreißen und sammeln, seit dem
späten Mittelalter Synonym für Alchemie. In dieser allgemeinen Bedeutung begegnet der
Begriff bei Paracelsus, etwa in seinem Opus Paramirum| als Kunst, das Rechte vom Falschen, das Wesentliche vom Unwesentlichen, das Reine vom Unreinen zu scheiden, wie
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es die paracelsische Losung „solve et coagula“ ausspricht. Das Wort Spagyrik beschreibt
den alchemischen Grundvorgang des Auftrennens (Analyse; Sala: Anatomia) eines Stoffes in seine Grundelemente, deren Reinigung und anschließende Neuvereinigung zu einem konzentrierten Stoff höherer Ordnung. Dies galt als das bevorzugte Verfahren der
Alchemisten wie auch des Paracelsus, der die Medizin nur in Verbindung mit Philosophie, Astronomie und Alchemie für wissenschaftlich und wirkungsvoll hielt. In einem engeren Sinne jedoch meinte Spagyrik die Anwendung der Alchemie zur Arneimittelzubereitung, so etwa bei Johann Rudolf Glauber und ebenso bei Sala, der sich im vorliegenden Text ausdrücklich von einer Auffassung distanzierte, die spagyrische Praktiken mit
alchemistisch-spiritueller Spekulation um die Quintessenz oder den lapis philosophorum
(s. Anm.|6) bzw. mit naturmagischen Verfahren verband. Sala verstand seine Kunst hingegen als rational begründete und empirisch verfahrende, überprüfbare Anwendung chemischer Operationen in der Pharmazie. Die Spagyrik in ihrer schillernd-okkulten Bedeutung sollte mit Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755–1843) und seinen
Nachfolgern in die Homöopathie sowie in weitere ,alternative‘ Heilmodelle einfließen.
Noch heute sind speziell hergestellte, nicht mit den homöopathischen Potenzen vergleichbare Pflanzenessenzen u.|ä. als sog. Spagyrika auf dem Heilmittelmarkt. Vgl. Gelman (s. K 3), 145; Hans-Josef Fritschi: Spagyrik. Lehr- und Arbeitsbuch. Ulm usw.
1997; Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft (s. Anm.|1), 56|f., 98|f., 151;
Hermann E. Helmrich: Spagyrik. Alter Wein in neuen Schläuchen. Heidelberg 1977, 16,
189, 201|ff.; Axel Helmstädter: Spagyrische Arzneimittel. Pharmazie und Alchemie der
Neuzeit. Stuttgart 1990, 15|ff.; Spagyrische Arzneimittel-Lehre. Wissenschaftliche Abt.
der Chem.-Pharmazeut. Fabrik Göppingen. Göppingen 1938. Sala selbst in seiner Chrysologia, Seu Examen Auri Chymicum| (Hamburg: Heinrich Carstens 1622), S.|2: „Ars spagyrica sid [sit] illa chymiæ pars, quae pro subiecto habet corpora naturalia vegetabilium
videlicet animalium ac mineralium: in quibus quidquid operator id ad utilem in medicina
finem tendit.“ Zit. nach Capobus (s. K 3), 40.
6 In der Alchemie das arkane Allheilmittel, die Prima Materia, Quinta Essentia, der
Lapis Philosophorum oder das Aurum potabile, das alle Gebrechen heilen sollte. Vgl.
Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft (s. Anm.|1), 263|f.; Helmstädter (s.
Anm.|5), 131. Sala setzt sich kritisch von diesen Spekulationen ab.
7 Medizinische Instrumente, wohl auch Verfahren. Vgl. Lexicon manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis .|.|. par W.-H. Maigne d’Arnis. Publié par M. L’Abbé Migne. Paris 1858 (Ndr. Hildesheim 1977), 1369, s.|v. manualis „instrumentum medicorum
quoddam“.
8 Der Vorrede folgt in neun Abteilungen, geordnet nach Wirkungsweisen (Vomitiva,
Laxativa, Purgativa usw.), die Beschreibung einer großen Anzahl von Medikamenten,
deren Aussehen, Eigenschaften, therapeutische Wirkungen, Dosis, Gebrauch, sinnvolle
Begleittherapien und Gegenanzeigen („cautio“), teilweise auch Herstellungs- und Konservierungsmethoden angegeben werden. Der im Titel angezeigte Anhang erläutert die
Herstellung nützlicher Hausmittel wie allerlei Arten von Fruchtsirup und Honig, Getränke, Brühen, Gurgellösungen, Klistiere, Zäpfchen, Bäder, Kräuterkissen, Umschläge, Öle und Salben. Den handbuchartigen Gebrauch des Werkes durch Mediziner wie
Laien erleichtern Register der Medikamente und der Krankheiten.
9 Wie sein Schwiegervater, Lgf. Moritz v. Hessen-Kassel (FG 80), dem Sala seine
Anatomia Antimonii| (1617) gewidmet hatte, ließ auch Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow in seiner Residenz ein Laboratorium einrichten, in dem er nach Salas
Unterweisung Arzneimittel zubereitete. Capobus (s. K 3), 19. Vgl. auch Mecklenburg.
LHA Schwerin: Stein der Weisen (Acta de lapide philosophorum): 8 nicht eigens numerierte archival. Einheiten.
10 Im Mhd. und vereinzelt im frühen Nhd. „wërdekeit“ bzw. „werdikeit“ für Ansehen,
Ehre, Würdigkeit. Benecke/ Mu¨ller/ Zarncke| III, 604|f.; Lexer: Handwb.| III, 795|f.; DW|
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226
Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen 371014
XIV.1.2, 484; vgl. XIII, 2175|f. Die nur bei Steinbach| II, 935|f. belegten weiblichen Nomina „Wart“ und „Wärtigkeit“, als „essentia“, welch letzteres sich heute nur in den
Komposita Gegen- und Widerwärtigkeit erhalten hat, ergäbe zwar an dieser Stelle gewissen Sinn. Vermutlich handelt es sich aber um eine nd. Form, die Sala an das Nhd. angenähert hat, wie das vielleicht auch in den seltenen angeführten fnhd. Formen geschehen sein mag. S. Mnd. Wb.| V, 676 und Mnd. Handwb|., 573 s.|v. „werdicheit“/ „werdichheit“: Würdigkeit, Bedeutung; Würde; Ansehen.
K II Die Saccharologia| bezeichnet Sala in seiner Vorrede, d. d. Güstrow, 24.|2.|1637, als
vierten und letzten Teil seiner „Botanochymia“, welchem die Essentiarum Vegetabilium
Anatome| (1630 u. 1635; vgl. Beil. I), die Tartarologia| (1632 u. 1636) und Hydrælæologia|
(1625, 1633 u. 1639) vorangingen. Nach der Widmungszuschrift und der „Vorrede“, die
i. W. die üblichen gnoseologischen Bescheidenheitstopoi und Bitten um faire, nicht
schmähsüchtige Beurteilung vorbringt, aber auch das Nützlichkeitsanliegen und das Bemühen um vollständige, genaue und redliche Beschreibung der Prozeduren betont (kein
Arcanum!), behandelt der Haupttext der Saccharologia| in zwei Teilen den Zucker, seine
Eigenschaften, Unterschiede, Herstellung und Raffinerie, seinen Nutzen und Schaden
(u.|a. Zahnfäule) und seine Anwendung in der Pharmazie, sodann die Analyse und Destillation des Zuckers, verschiedene Rezepturen für Getränke, heilsame Zubereitungen
u.|a. m. Inhaltsverzeichnis, Sachregister, Druckfehlerverzeichnis und ein Kolophon beschließen den Band. — Obwohl Sala die FG in seiner Dedikation nicht erwähnt, stellt
diese als eine Physikotheologie der „Vegetabilien“ eine weitere, theologisch überhöhte
Variation der in der FG gebräuchlichen Feier der Schönheit und Nützlichkeit der Pflanzenwelt dar, aus welcher sich das Symbolreservoir der fruchtbringerischen Impresen
ganz wesentlich speiste.
1 Trotz angestrengter Recherchen und Beiziehung neulateinischen Fach- und Sachverstandes ist es uns nicht gelungen, den zitierten „Christlichen Teutschen Poeten“ zu identifizieren und sein latein. Gedicht in Primär- oder Sekundärquellen zu ermitteln.
K III 1 Auch die Scheidekunst und die Heilkunde wurden zuweilen Hermes/ Mercurius
zugeschrieben. Hederich|, 1597. Vielleicht ist hier aber auch nur an die Herleitung von
Mercurius/ Quecksilber zu denken.
2 D.|h.: das wird vor Feuer und Wasser Bestand haben, Feuer und Wasser überdauern.
3 Der Kolben, die Kolbe, m. und f., mhd. kolbe, eigentlich Stange mit dickem Ende,
Keule; gemeint hier sicher der (Destillier-)Kolben. Bei Stieler|, 909, nur als Femininum,
in diesem Genus im Md. noch im 18. und 19. Jh. vorherrschend. DW| V, 1602|ff.; Paul
Wb.|, 549 u. Steinbach| I, 893.
4 Phoebus Apollo galt u.|a. auch als Erfinder der Heilkunst. Hederich|, 328 u. 333.
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Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen widmet sein Rechenbuch Pz.
Christian (Ludwig I.) von Mecklenburg-Schwerin
Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen (FG 172) widmet Pz. Christian (Ludwig I.) v. Mecklenburg-Schwerin sein Lehrbuch Kurtz- gru¨ndlich- und klahrer Unterricht, von no¨htigen
Stu¨cken der Rechenku¨nst|.
Q Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen: „Kurtz- gründlich- und klahrer Unterricht, von
nöhtigen Stücken der Rechenkünst.“ HAB: Cod. Guelf 840. 2 Helmst.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 227 / 4.5.2006
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Widmungsbrief Wilhelms v. Kalcheim gen. Lohausen an Pz. Christian (Ludwig I.) v. Mecklenburg-Schwerin.| 371014.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 228 / 4.5.2006
228
Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen 371014
Wilhelms v. Kalcheim gen. Lohausen Lehrbuch zur Arithmetik, Titelblatt.| Zu 371014.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 229 / 4.5.2006
371014 Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen
229
Die Widmungsepistel auf Bl. 1r (1v leer); dieselbe Schreiberh. wie beim Rechenbuch
(s. Beil. I) insgesamt.
Daß der Allmächtige Gott alle dinge mit maaße, Zahl und Gewicht geordnet, erhellet aus deß Buchs der Weißheit 11. Cap. V. 22.1 Wann dann| diese drey Dinge
die Grundfeste, darauff gewißkünstigea2 (Mathematische) Vorstellungen (propositiones) beruhen, Unter denen aber der Zahl Wissenschafften die vornehmbste,
Jnmaßen alle andere Gewißkünstige Lehren ohne deroselben vorwissenschafft,
gleichsamb blindt, ungegründt, unnütz vndt fast unhandelbahr, dieweiln Maaß
und Gewicht durch Zahlen unterschieden| werden müssen; Alß habe dieses
schlechte3 einfältiges, doch außführliches Rechenbüchlein in Papier bringen
und Hertzog Christian zu Mechlenburg etc|. Fürstl. Gnd.4 Zu bezeigunge meiner unterdienstlichen|5 Neigung, zufertigen wollen, mit angehengter demüthigwolgeneigter bitte und erinnerung, Solches in betrachtung es ein nützlich Zeitvertreib, welche Jhre F. G. nicht gerewen, auch sowol in Krieges- alß friedensZeitten hoch ersprießlich sein wirdt, nicht allein fleißig durchzugehen sondern
auch sich gnädig gefallen zulaßen, durch deßen| öfftern Gebrauch in desto frischerm eindacht6 undt Fürstl. Gnaden zu haben und zubehalten
Jhre Fürstl. Gnd. unterdienstwilligster Knecht
Wilhelm von Lohausen 7.
Rostock den 14. 8bris Anno 1637.
I
Aus der Rechenkünst| Wilhelms von Kalcheim gen. Lohausen
Q A.|a.|O., Bl. 2r; Schreiberh. S. Abb.
Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen: „Kurtz- gründlich- und klahrer Unterricht, von
nöhtigen Stücken der Rechenkünst.“ 97 Bl., Schreiberh. mit späterer Foliierung (von
Otto v. Heinemann?). Papier 19 ( 16 cm; neuerer Halbleineneinband. Vgl. Kataloge
der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe. Ndr. der Ausg. 1884–
1913.|2. Bd.: Die Helmstedter Handschriften. Beschrieben von Otto v. Heinemann.
Bd.|2: Codex Guelferbytanus 501 Helmstadiensis bis 1000 Helmstadiensis. Frankfurt
a.|M. 1965, 248|f.
Kurtz- gründlich- und klahrer Unterricht, von nöhtigen Stücken der
Rechen Künst.
1.
Arithmetica oder Rechenkunst, ist eine kunst wol zehlen oder zurechnen.
2.
Rechnen ist, sich der Zahlen zu gemeinem behuff und Nothwendigkeiten wol
zugebrauchen| wissen.
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230
Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen 371014
3.
Solcher gebrauch stehet in gründlicher aufflösung der auffgegebenen Fragen,
undt begehrten dingen, unwiderleglichen erörterung.
4.
Darzu sindt fünfferley Arthen gebräuchlich, alß 1. zehlen oder numeriren. 2.
Zuhanden fügen oder addiren. 3. Abziehen oder subtrahiren. 4. Vielfältigen oder
multipliciren. 5. theilen oder dividiren.
Zählen.
Es wollen auch noch zwo arthen, (Species) alß halb machen (:mediren) und verdoppeln (dupliren) von unterschiedlichen rechenmeistern beygesezet werden,
weilen aber mediren [.|.|.]
T a Gebessert aus| gewißkünstigk
K Die Widmungsepistel leitet ein in der vorliegenden Handschrift überliefertes Lehrbuch
Wilhelms v. Kalcheim gen. Lohausen (FG 172) zur Arithmetik ein, das als Seitenstück zu
seinen 1629 in Bremen erschienenen Geometrischen Aufgaben| gelten darf. Vgl. 300215 u.
I–II. Die von uns veröffentlichte Widmung gibt das Rechenbuch schon in ihrer Terminologie (s.|u.) auch als eine fruchtbringerische Arbeit zu erkennen. Der Widmungsempfänger Pz. Christian (Ludwig I.) v. Mecklenburg-Schwerin (s. Anm.|4) wurde jedoch — im
Unterschied zu seinem Vater Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG
175) und zwei anderen Söhnen (Hz. Hans Georg, FG 482; Hz. Friedrich, FG 795) —
nicht der Aufnahme in die FG gewürdigt. Das Lehrbuch Kurtz- gru¨ndlich- und klahrer
Unterricht, von no¨htigen Stu¨cken der Rechenku¨nst| ist bislang praktisch unbekannt geblieben. Nach den notwendigsten Begriffsklärungen (2r) und der Einschränkung, es werde
im Folgenden nur das Rechnen mit ganzen Zahlen „auf der Feder“, also schriftlich ohne
weitere Hilfsmittel (wie den Abakus oder Rechenpfennige auf Linien), behandeln (2v),
beginnt die Unterweisung im Zählen und den vier Grundrechenarten (2v–37r). Mit der
„Regel dreyer Satzungen, Gülden Regel, Regel detri, Regel der Proportz“ schließen zwei
Abschnitte über den Dreisatz an (37v–57r). Unter der „Regula Falsi“ wird das hypothetische Rechnen mit falschen Zahlen als Ansatz vorgeführt, das dann zur richtigen Lösung
führt (57r–62v). Es folgen die Wurzelziehung (Quadrat- u. Kubikwurzel, 63r–81v) und
das Rechnen mit „Zehendzahlen“ (Dezimalbrüchen, 82r–84v). Abschließend folgen
nochmals ergänzende Unterweisungen und Proben zu den genannten Rechenarten im
Hinblick auf die Dezimalbrüche. Den Schluß bildet eine Multiplikationstabelle (97r).
Kalcheims Rechenbuch ist ein einfaches Elementarwerk für Schüler wie den Widmungsempfänger und als solches ein typisches Beispiel für die mathematische Laienbildung (im
Gegensatz zur gelehrten Mathematik). Es fehlen schwierigere mathematische Operationen und Praxisbezüge, etwa zum kaufmännischen Rechnen, zum Festungsbau oder zur
Artillerie. Letzteres Thema schnitt Kalcheim in seinen Geometrischen Aufgaben| von 1629
an; ein eigens dazu geplantes Werk ist jedoch nicht erschienen. Vgl. 300215 II. Ebenso
fehlen im Unterricht| Übungen oder Beispiele aus dem Bereich der Unterhaltungsmathematik, wie etwa in den Deliciae Physico-Mathematicae oder Mathematischen und Philosophischen Erquickstunden| von Daniel Schwenter und Georg Philipp Harsdörffer (FG 368.
1642), 3 Teile, 1636 (Ndr. Frankfurt a.|M. 1991), 1651 u. 1653 erschienen.
1 Das apokryphe Buch der Weisheit, XI. 21, nach Biblia (Luther 1545)|: „ABer du hast
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alles geordenet mit mas/ zal vnd gewicht. Denn gros vermügen ist allezeit bey dir/ vnd
wer kann der Macht deines Arms widerstehen?“
2 Im Unterschied zu den folgenden „Vorstellungen (propositiones)“ [s. 381028 K IV
11] kommt „gewißkünstig“ nicht in der fast zeitgleichen deutschen Wissenschaftssprache
Kalcheims vor. Das Wort scheint ein Neologismus zu sein; allerdings findet sich 1638
bei Kalcheim eine andere Zusammensetzung mit -künstig („Redengebkünstig“, s.
381028 II zu Anm.|13). Vgl. auch Campe Wb.| II, 367|f.: „Die Gewißkunst, o. Mz. ein
Wort, welches Leibniz für Größenlehre (Mathematik) vorschlug.“ Georg Schuppener
(Leipzig) wies uns außerdem darauf hin, daß „Kunst“/ „künstig“ im Deutschen seit dem
16. Jahrhundert die üblichen, im Großteil der deutschsprachigen mathematischen Werke
benutzten Begriffe für Mathematik/ mathematisch waren. Für diese Übersetzung der
Mathematik schlicht als „Kunst“ ist offenbar die Einordnung der Mathematik in die artes liberales, genauer in das Quadrivium maßgeblich geworden, in dem sich die vier höheren, mathematischen Fächer Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik wiederfanden. „Kunstliebhaber“ meint in diesen Fällen ganz direkt den Amateur der Mathematik.
3 D.|i. schlicht, einfach. Vgl. 270810 K 7, 290131 K 3 u. 371124 K 4.
4 Pz. Christian (Ludwig I.) v. Mecklenburg-Schwerin (1623–1692), Sohn und 1658
Nachfolger Hz. Adolph Friedrichs I. (s. Anm. 0). Zerstritten mit Familie und Ständen
hielt er sich überwiegend in Frankreich auf und nahm aus Verehrung für Kg. Ludwig
XIV. den Beinamen Ludwig/ Louis an. Er war mit Hzn. Christina Margaretha v. Mecklenburg-Güstrow (1615–1666) in deren zweiter Ehe verheiratet. Vgl. Anm. 0, 370902 K 8
u. 371009 K; ADB| IV, 170; NDB| III, 227|f. u. XVI, 592; Deutsche Biographische Enzyklopädie. Hg. Walther Killy. 2 (1995), 318; Richard Wagner: Herzog Christian (Louis)
I. 1658–1692. Berlin 1906 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 9).
5 In der frühneuzeitlichen Kanzleisprache Ergebenheitsformel, etwa: ergebenst. Vgl.
371028A K 3.
6 Eingedenken. Vgl. Stieler|, 293: „Eindenken sive| Jndenken/ memorem esse“; DW|
III, 160|f.; Go¨tze|, 61.
7 Nachdem sich Kalcheim, seit Juni 1630 hzl.-mecklenburg-schwerinischer Oberst,
Geheimer und Kriegsrat (vgl. LHA Schwerin: Acta Collegiorum et Dicasteriorum, 506),
mit seinen Truppen 1631 dem schwedischen Oberbefehl unterstellt hatte (vgl. 300215 K
1) und ihm von Kg. Gustav II. Adolf v. Schweden die Stelle eines Sergeant-Major-Generals der niedersächsischen Armee unter Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231)
angetragen worden war, wurde er nach der Schlacht bei Lützen im November 1632 dem
schwedischen Corps unter Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30) zugeteilt, mit dem
er im Frühjahr 1633 nach Franken, der Oberpfalz und an die Donau zog. Noch im Laufe
des Jahres wurde er von Reichskanzler Friherre Axel Oxenstierna (FG 232) auf den Posten eines schwedischen Kommandanten der Stadt Magdeburg berufen, auf dem er drei
Jahre verharrte. Er war dabei immer wieder in diplomatischen Missionen für die Schweden tätig, etwa von Juni bis August 1635 mit Vermittlungen bei Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg oder im August und September 1635 bei Verhandlungen mit Kf. Johann Georg I. v. Sachsen in Leipzig. Daneben war er in mecklenburgischen Diensten verblieben und stand Hz. Adolph Friedrich I. beratend zu Seite. Der Herzog sah ihr gegenseitiges Verhältnis in einem Brief an Kalcheim vom 19.|8.|1635 geprägt von großer Offenherzigkeit und „unserem alten guten Vertrawen“, da „jetzo die welt so falsch, mißtrewig
und eigennutzig ist, das man sich nicht genugsam fürsehen und hüten kan“. Zit. nach
Schaumburg (s.|u.), 152. Diese Klage reflektiert die politische Lage unmittelbar nach
dem Prager Frieden vom 30.|5.|1635, als die evangelischen Reichsstände und alle deutschen Offiziere in schwedischem Dienst, die strafbewehrten kaiserlichen und kursächsischen Abberufungsbefehle (mandata avocatoria) vor Augen, sich zu entscheiden hatten,
dem Prager Frieden und der ksl. und Reichspartei beizutreten, oder im Fall eines Ver-
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Wilhelm von Kalcheim gen. Lohausen 371014
bleibens beim Reichsfeind ernsthafte Konsequenzen zu tragen. Vgl. dazu auch DA Ko¨then I.3|, 11|ff.; 320313 K 0 (S.|434|ff.), 350800 K 0 u. K 19; Londorp| IV, 546|f. Viele
deutsche Funktionsträger und Offiziere aus den Kreisen der FG quittierten die schwedischen Dienste, neben F. Ludwig (der als kgl.-schwed. Statthalter im Ebst. Magdeburg
zurücktrat) die schwedischen Generäle Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (s.|o.)
und Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5), Offiziere wie Diederich v. dem Werder
(FG 31), Johann Georg aus dem Winckel (FG 219), Joachim Ernst v. Krockow (FG 257)
und Kalcheim, der im Sommer und Herbst 1635 zusammen mit Krockow die Sache der
dt. Offiziere in schwedischem Dienst in ebenso ausdauernden wie vergeblichen Verhandlungen mit Kursachsen maßgeblich zu vertreten hatte. Dabei ging es Kalcheim als Sprecher jener Offiziere um die Eidespflicht gegenüber der Krone Schweden („Ehre vnd reputation, welche jedem Teutschen Biederman lieber/ als sein Leben“). Zum anderen verteidigten sich diese Offiziere gegen die Mißachtung ihrer „vmb das gantze Vatterlandt
Teutscher Nation, das gemeine Evangelische Wesen vnnd E. Churf. Durchl. [v. Sachsen]
selbsten“ erbrachten Leistungen und Opfer und verlangten angemessene Kompensation
für die Quittierung ihrer schwedischen Chargen. S. (Michael Caspar Londorp:) Actorum
Publicorum Dritter Theil: .|.|. Jetzo zum ersten mal .|.|. von Anno 1629. außgangen/ vnd
biß auffs 1640. Jahr continuirt Durch Nicolaum Bellum Hyst. (Frankfurt a.|M.: Johann
Gottfried Schönwetter 1640), Buch 7, 34|ff., Zitate S.|36 u. 38 (HAB: Gl 2b 56). Vgl.
auch Londorp| IV, 508–517; Pufendorf: Kriegs-Geschichte|, 271|ff., 285|f., 334; Schaumburg (s.|u.), 153|ff. Kalcheim wie Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin, der
im September 1635 die Initiative zu einer Friedensvermittlung zwischen Schweden und,
über Kursachsen, dem Kaiser ergriff, arbeiten gewissermaßen schon „der sogenannten
dritten Partei“ vor, „die gegen Ende 1639 im Reiche hervortritt und eine bewaffnete Mittelpartei“ zwischen den Kaisertreuen und den ausländischen Mächten bildete. Vgl. Richard Stehmann: Auswärtige Politik des Herzogs Adolph Friedrich I. v. MecklenburgSchwerin in den Jahren 1636–1644. In: Jahrbücher des Vereins f. mecklenburg. Geschichte u. Altertumskunde 72 (1907), 1–84, hier 21. Vgl. 370729 K 11. Bei einem anderen, mit Schweden bereits zerfallenen einstigen Parteigänger, dem ehemaligen Magdeburger Kanzler Johannes Stalmann (FG 214), fungierte Kalcheim im August 1635 in einem gegen Stalmann wegen einer aufgeflogenen Verschwörung wider den Feldmarschall
Johan Banér (FG 222) in Magdeburg geführten Hochverratsprozeß als Militärrichter
(vgl. 350800). Kalcheim hielt die Stadt Magdeburg in der Folgezeit gegen die kursächsischen Forderungen, Stadt und Erzbistum nach den Vereinbarungen des Prager Friedens
vollständig zu räumen, für die Schweden, überwarf sich aber im Januar/ Februar 1636 in
Magdeburg mit Banér und erhielt seinen Abschied von Oxenstierna (s.|o.) im April 1636.
Am 25.|4.|1636 verließ er Magdeburg, das noch bis Anfang Juli der kursächsischen Belagerung standhielt und am 3./13.|7. kapitulierte. Vgl. Chemnitz| II, 995|f. Kalcheim kehrte
in mecklenburgischen Dienst zurück und wandte sich Ende April 1636 zunächst nach
Schwerin. Mit Urkunde vom 1.|7.|1636 wurde er von Hz. Adolph Friedrich I. und der
Stadt Rostock zum dortigen Kommandanten bestellt bzw. akzeptiert und ließ sich am
19.|8. dort nieder. Am 21.|12.|1636 berichtete Kalcheim Hz. Adolph Friedrich I. von einer
kürzlich erfolgten Reise nach Güstrow, wohin ihn der gerade dort weilende F. Ludwig
dringend gebeten habe, „da er ihm sehr wichtige Sachen, die ihm nicht unangenehm sein
würden“, mitzuteilen habe. Kalcheim folgte dem Ruf: „Ludwig von Anhalt hatte das Vaterunser aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt, und wünschte Lohausens Ansicht über das Werk zu hören!“ (Ein von Schaumburg [s.|u.], 173 angeführter, von uns
nicht aufgefundener Brief aus dem „Archiv zu Schwerin“). Richtig an dieser merkwürdigen Mitteilung dürfte sein, daß F. Ludwig Kalcheim eigene Arbeiten aus dieser Zeit vorlegte, vielleicht eine seiner biblischen Lehrdichtungen (vgl. 371110 K 5). — Mit der Einnahme der Warnemünder Schanze vor den Toren Rostocks im März 1638 durch kursächsische Truppen unter Dam Vitzthum v. Eckstädt (FG 312; vgl. 371221 K 6), der da-
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371027 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
233
bei sein Leben verlor, gerieten Kalcheim und seine Neutralitätspolitik, die den Bemühungen seines Dienst- und Landesherren um Friedensvermittlung (s.|o.) entsprach, unter
Druck. Trotz seiner Beschäftigung mit politisch-militärischen Organisationsaufgaben
pflegte er Kontakt zur Universität und ihren Gelehrten und bildete sich in literarischer
Lektüre und gelehrtem Verkehr. In Rostock gab er seine Übersetzung des Verfolgten David| nach dem Italienischen des Virgilio Malvezzi heraus (vgl. 381028 und die dortige
Widmung an Hz. Adolph Friedrich I.), entstand auch sein oben beschriebener Unterricht|
der Arithmetik mitsamt dem Widmungsbrief, den wir hier veröffentlichen. Vgl. zu Kalcheim die Aktenbestände im Mecklenburg. LHA Schwerin: Acta com. lit. 1542 u. 1543,
welche u.|a. amtliche Schreiben und Gegenschreiben Hz. Adolph Friedrichs I. und Kalcheims aus den Jahren 1639/40 enthalten, sowie Acta com. lit. 1544 mit Kopien der Kalcheimschen Handakten aus den Jahren 1609–1640 (überwiegend militär.-diplomat.
Schriftstücke) und Acta com. lit. 1559 mit Archivalien zur Beisetzung Kalcheims 1640 in
der Marienkirche zu Rostock. Korrespondenz zwischen Kalcheim und Hz. Adolph
Friedrich I. findet sich auch in den Beständen 2.11–2/1: Auswärtige Beziehungen (Nr.
151 u. 182), 2.12–2/4: Regierungskollegien und Gerichte (Nr. 506: Bestallungsurkunde
für den Geheimen u. Kriegsrat Kalcheim, 1630), 2.12–1/24: Herzogliche Korrespondenz mit Gelehrten (Nr. 219, s. 291009) u.|a. m. Ein Kirchenpfeiler-Epitaph mit Wappen
und lat. Inschrift hielt Kalcheims Andenken wach. Sein Grab deckte ein Stein mit der Inschrift: „Hie liegt ein armer Sünder, aber ein redlicher Teutscher“. Beides verschwand im
Zuge von Kirchenerneuerungen irgendwann nach 1840. Nach E. v. Schaumburg: General
Wilhelm von Calckum genannt Lohausen, ein Bergischer Kriegsmann. In: Zs. des Bergischen Geschichtsvereins 3 (1866), 1–223, bes. 124|ff., hier 199. Die beiden in der LB
Schwerin erhaltenen Sammelbände mit Funeralschriften auf den verstorbenen Kalcheim
enthalten kein Epicedium eines FG-Mitglieds. LB Schwerin: Mkl gen k 13 und Schmidt
69. Vgl. auch Roth|, Nr. 435. Vgl. außerdem 291009, 291222, 300215 u. 300216; Conermann III|, 173|f.; Engerisser|, 138|ff. u.|ö.; Erneuertes Andenken des ehemaligen Herzoglich-Mecklenburgischen General-Majors, geheimen- und Kriegs-Raths, auch Obersten
und Commendanten der Stadt Rostock Wilhelm von Calcheim, genannt Lohausen. In:
Erneuerte Berichte von gelehrten Sachen. Rostock 1766, 257–266; Johann Bernhard
Krey: Andenken an hiesige Gelehrte aus dem 16., 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bd.|5, Rostock 1815, 38–42 (nicht eingesehen); Wilhelm v. Calcheim genannt
v. Lohausen (1584–1640). In: Claus Heinrich Bill: Mecklenburgischer Adel in der frühen
Neuzeit. 1550–1750. Owschlag 1999, 68|f.
371027
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Antwort auf einen verschollenen Brief F. Ludwigs (Der Nährende), den F. Christian II.
v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) am 26.|10.|1637 empfangen hatte.
Vorliegendes Schreiben wurde beantwortet durch 371112. — F. Christian II. dankt F.
Ludwig für dessen Cupido-Dichtung, die er — wahrscheinlich an das neue Mitglied
Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310) — weiterschickt. Christian sendet F. Ludwig abschriftlich ein lateinisches Werk — einen Auszug aus Leone Ebreos De amore dialogi tres.|
— Christian erkundigt sich nach dem Stand der redaktionellen Arbeiten an seiner Verdeutschung Vnterweisung Eines Christlichen Fu¨rsten| (1639): ob sie bereits vollständig einer Korrekturdurchsicht unterzogen, mit einer eigenen Vorrede versehen oder sogar
schon in den Druck gegeben worden sei. — F. Christian empfiehlt die gedruckte Hohelied-Bearbeitung des jüngst verstorbenen Burggrafen und Herren Christoph zu Dohna
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234
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 371027
(FG 20. Der Heilende), die dieser kurz vor seinem Tode Christian in einem Exemplar
zugesandt hatte, für eine Neuauflage. — Der Fürst lobt das Trauer-Sonett auf Friedrich
v. Schilling (FG 21. Der Langsame), weil es gut geschrieben sei und den Wandel des Verstorbenen trefflich schildere. Er habe es dem an Nachrichten der Fruchtbringenden Gesellschaft sehr interessierten Geuder zugeschickt. — Ob die Übersetzung der Sepmaines|
des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas durch den verstorbenen Tobias Hübner (FG
25. Der Nutzbare) noch zu erhalten sei? — Christian empfiehlt sich F. Ludwig in seinen
dringenden Geldforderungen.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 111rv [A: 111v]; eigenh. — Ohne A gedruckt in KE|, 71|f.
Bibliographisch erfaßt in Bu¨rger|, S.|947 (o. Nr.||, d. d. Okt. 1637).
A Dem Nehrenden.
Gegen dem Nehrenden, bedancktt sich der Vnverenderliche gantz freundtlich,
vor den vberschickten schönen Fruchttsegen, derer so zierlich gemachten
deutzschen reyme,1 vndt vberfertiget sie hinwieder bester maßen. Hatt auch
dem Liebe getichte2 zu ehren, beygefügtes Lateinisches wercklein3, abschrifftlich, mitt vbersenden wollen, mitt bitte, bey habender muße, solches vor die
lange weyle zu durchlesen. Der vnverenderliche weiß nicht, wie es mitt seinem
verdeutzschtem Christlichem Fürsten4 stehett, ob er außm grunde verbeßertt,
mitt einer vorrede gemehret,5 vndt zum druck verfertigett worden seye. Des
Sehl. verstorbenen Heylenden rechter Schwanengesang, nemlich daß Hoheliedt
Salomons,6 so er dem vnverenderlichem, kurtz vor seinem ende, gar schön außgeleget, vndt in druck verfertigett, zugeschicktt, wehre auch wol werth, das es
wieder aufgelegt würde. Daß Klinggetichte auf den fromm|en Langsahmen Sehlig gerichtett,7 hatt vnß auch gar wol gefallen, vndt ist nicht allein wol gestellett,
sondern auch recht auf seinen wandel vndt thun, geeignett. Jch habe es vnserm
Ritter zu Nürnbergk8 zugeschicktt, welcher| nach solchen Fruchtbringenden geschichten sehr verlangett. Ob des Nutzbahren Sehlig| sein Bartaß9 noch zu bekomm|en, möchte der vnverenderliche gern wißen. Befihlt sich hiemitt, in des
Nehrenden gnade, vndt freundtwilligkeitt, auch wegen Seiner annoch hinderstelligen, zwar sehr hoch benöhtigten anforderungen zu Cöhten.10 Geben Bernburg| dena Weinmonats 1637.
I
Fürst Ludwigs Sonett auf den verstorbenen Friedrich von Schilling
mit den Korrekturen Diederichs von dem Werder
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 5rv, 5v leer. Die früheste uns bekannte Fassung des Sonetts
ist eine Abschrift von Schreiberh. mit eigenh. Korrekturvorschlägen von Diederich v.
dem Werder.
Weitere Überlieferung| (mit vorangestellter Sigle):
L HM Köthen: V S 544, Bl. 4rv, 4v leer; von F. Ludwigs eigener H. Am oberen Blattrand Notiz von unbek. H.: „1637.“ Der Vergleich mit der von Werder korrigierten
Fassung zeigt, daß dessen Verbesserungen in F. Ludwigs Abschrift zum großen Teil
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 235 / 4.5.2006
371027 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
235
eingearbeitet worden sind. Für Zeile 7 wurde Werders Vorschlag indes verworfen; in
Z. 3 änderte F. Ludwig die Korrektur leicht ab (s. T I b); in Z. 14 entschied er sich
bei Werders Korrekturalternative für deren erste Variante. Ebenso hat der Fürst die
gestrichene interlineare Verbesserung Werders zu Vers 11 (s. T I h) übernommen. L|
stellt eine Zwischenstufe zwischen der ursprünglichen, von Werder korrigierten Fassung und der Gedichtfassung der Leichenpredigt sowie zweier weiterer damit textlich
identischer Abschriften (s. Beilage II) dar. L| war zudem die Vorlage für die Veröffentlichung in KE|, 71|f. Daran lassen der identische Text — ausgenommen die offensichtlichen Lese- oder Druckfehler Z. 3: KE| „Bestanden“ statt „Besondern“; Z. 12:
KE| „Ire“ statt „Irr’“; Z. 10: KE| „voll bekandt“ statt „woll [d.|i. wohl] bekandt“ —
und die Übereinstimmungen in orthographischen Besonderheiten wie Z. 1: „gefhüret“; Z. 3: „gefhar“; Z. 7: „Jhar“ usw. keinen Zweifel.
Auff des Langsamen tödtlichen abgang
1
5
10
Mitt treu vndt redligkeitt sein leben hatt vollfhüretta
Der zwarten1 langsam hieß, zu langsam nie doch war,
Vielmehr in seinem dienst, gewiß vndt fertig gar,b
An deme nimmer nicht kein vnfleis wardt gespürett.c
Er mitt bescheidenheitt den Hoff hatt woll regierett,d
Erhalten embsig mitt auch die frucht bringe schar,e2
Vndt alt geworden ist fast drey vndt fünfzig Jhar,
Drin Thugenthaftig erf stets seinen wandell fhürett
Jn dem durchwandert’ er manch Königreich vndt landt,
Hatt er viel sprachen ihmg gemachet woll bekandt.
Der Römer, Grieche, Turck’ ihn haben reden hörenh
Der Schlave, Schwed’ vndt Jrr’, vndt was ligt an dem Meer
Jn Norden, Ost vndt West, das hatt besuchett er
Ja was dem Mittag auch für länder angehören.i
Unter dem Gedichttext die Korrekturvorschla¨ge Diederichs v. dem Werder unter
Verweis auf die Verse (zuzu¨glich einer interlinearen Korrektur zu V. 11, s. T I h):|
3. besondern fertig stets bey wohlstandt vndt gefahr
4. in dessen diensten auch kein ———
5. hatt mit bescheidenheit den hofstaatt wohl regieret
6. Erhalten helffen auch die sehr fruchtreiche schar
7. vndt worden alt bey Sechs mahl neunen ohn’ ein jahr
14. Vndt was dem Mittag’ auch an ländern angehöret
für länder mehr dem Mittag’
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 236 / 4.5.2006
236
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 371027
II
Das Sonett Fürst Ludwigs zum Tode Friedrich von Schillings in
der Drucküberlieferung der Leichenpredigt
Q [Holzschnittrahmen] LeichPredigt/ 3 Bey der Christlichen Leichbe- 3 gängnüß 3 Des
Weyland WohlEdlen/ Gestren- 3 gen vnd Vesten 3 Herren Friedrich 3 von Schilling/ 3
Erbsassen auff Hartlieb/ Fürstlichen Anhal- 3 tischen Raths vnd Hoffmeisters zu 3
Cöthen/ 3 Welcher daselbst den 9. Octobr. Jm Jahr 1637. in 3 CHristo sanfft vnd seliglich entschlaffen/ vnd folgenden 3 20. Octobr. mit Christlichen und Adelichen Ceremonien 3 in der StadtKirchen zur Erden bestattet 3 worden/ 3 Gehalten/ Von 3 Daniel Sachsen / Pfarrern vnd Superin- 3 tendenten daselbst. 3 [Linie] 3 Gedruckt zu
Zerbst/ Durch Andream Betzel/ 3 Jm Jahr 1637, Bl. [E iiij]r.
HAB: Xa 1: 40 (9); ULB Halle: Pon Ze 1460, QK. Aus der Leichenpredigt hat Beckmann| VII, 266, das Gedicht veröffentlicht, jedoch mit regulierenden Eingriffen in
Sprache und Orthographie.
Weitere Überlieferungen| (mit vorangestellten Siglen):
C Christian: Tageb.,| Bd.|14, Bl. 504r; eigenh. Abschrift. Eintrag vom Donnerstag,
26.|10.|1637. An diesem Tag erhielt F. Christian II. in einem Schreiben F. Ludwigs
das Sonett auf den verstorbenen Schilling, das er sogleich in sein Tagebuch eintrug
(„Schreiben von Cöhten, mitt verßen, vndt auf hofmr. Schillings Tödtlichen abgang
nachfolgendes Klinggetichte.“ Vgl. K 0). Die ihm zugesandte Fassung des Sonetts
muß, nach Ausweis ihrer Dokumentation im Tagebuch, von F. Ludwigs oben angeführter eigener Abschrift (Textzeuge L,| s. Beilage I Q) abgewichen sein: In Christians Textfassung sind die Korrekturen Diederichs v. dem Werder zwar eingegangen, jedoch mit der markanten Abweichung, daß der letzte Vers hier die zweite Variante der Werderschen Verbesserungsalternative bringt. Außerdem kehrt Christians
Textzeugnis zu F. Ludwigs ursprünglicher Fassung des 11. Verses zurück. Diese Abweichungen von Ludwigs eigener korrigierter Abschrift L| kehren auch in der Druckfassung der Leichenpredigt auf Schilling wieder, die als die letztgültige Fassung anzusehen ist, allerdings Virgeln statt Kommata bringt. Neben Christians Abschrift ist
auch die im Folgenden angezeigte Abschrift D| textgleich mit der Drucküberlieferung
in der Leichenpredigt.
D LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A9a Nr. 167, Bl. 128r; Abschrift von Schreiberh. Am oberen Blattrand Hinweis von späterer H.: „Cf. Krause Erzschrein p 71/
72 1637“. Diese Fassung verzichtet auf die Setzung der Ellisionsapostrophe, entspricht aber ansonsten der Textfassung in Christian: Tageb.| und in der gedruckten
Leichenpredigt.
Auff deß Langsamen tödtlichen Abganga
aus der fruchtbringenden gesellschafft.
1
5
MJt trew’ vnd redligkeit sein leben hat geführet
Der zwarten langsamb hierb/ zu langsam nie doch wahrc
Besondern fertig stets bey wohlfahrt vnd gefahr/
Jn dessen diensten auch kein vnfleiß ward gespüret
Hat mit bescheidenheit den Hoffstatt wohl regieret/
Erhalten helffen auch die sehr fruchtreiche schar
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 237 / 4.5.2006
371027 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
10
237
Vnd alt geworden ist fast Drey vnd Funfftzig Jahr
Drind Tugendhafftig stets er seinen wandel führet
In dē durchwandert er manch Königreich vnd Land
Hat er viel sprachen jhme gemachet wohl bekant
Der Römer/ Grieche/ Türck/ jhn haben reden hören
Der Schlave/ Schwed’/ vnd Jrr’/ vnd was liegt an dem Meer
Jn Norden/ Ost vnd West/ das hat besuchet er
Vnd was fürf Länder mehr deng Mittag angehören.
III
Aus der Lebensbeschreibung Daniel Sachses auf Friedrich von
Schilling
Q LeichPredigt/ Bey der Christlichen Leichbega¨ngnu¨ß Des Weyland WohlEdlen/ Gestrengen vnd Vesten Herren Friedrich von Schilling| (s. Beil. II Q), Bl. D iij v ff. (=Auszüge
aus der Lebensbeschreibung, Bl. D ij v – E ij v).
HAB: Xa 1: 40 (9); ULB Halle: Pon Ze 1460, QK.
[.|.|.] So ist er denn außgegangen auß seinem Vaterland in die frembde/ in welcher er zwölff Jahr an einander herümb gereiset/ durch gantz Deutschland/
Niederland/ Engellandt/ Schottlandt/ Irrland/ Vngern/ Hispanien/ Franckreich vnd Welschland. Daselbst er sich zu Venedig zu einem Frantzösischen
Gesandten/ Nahmens Herr Sansi1/ begeben/ mit demselben nach Türckey gereiset/ vnterwegens die meisten Jnseln/ im Mitterländischen Meer besichtiget/
mit gedachten Herrn Gesandten der audientz beym Türckischen Keyser2 beygewohnet/ vnd die bey solcher audientz gewöhnliche Ceremonien/ auch die
Majestet vnnd Pracht dieses Potentaten mit angeschawet. Hierauff hat er sich
ferner nach dem Morgenlanden begeben/ an die örther/ da Abraham ein
Frembdling gewesen/ da er mit Isaac vnd Jacob in Hütten gewohnet/ welche
hernach GOtt der HErr den Kindern Israel als jhr Erb vnd [Bl. (Diiij) r] Eigenthumb eingereumet: Da er jhnen daß Gesetz gegeben: da sie vber den Jordan
gegangen: [.|.|.] Welche örther alle er mit fleiß besichtiget/ nicht auß einiger superstition, dadurch vergebung der Sünden zuerlangen/ wie viel einfältige dessen
vberredet werden: Sondern die gedächtnüß selbiger zu vnserer seligkeit denckwürdigen geschichten in seinem Hertzen desto mehr zu erfrischen: darbey er
denn zugleich bey der anschawung deß vielfältigen Aberglaubens/ so an denselben örtern getrieben wird/ in seiner wahren Religion mercklich bestetiget werdena.
Von diesen orthen hat er sich endlich zurück begeben/ durch Arabien in
Egypten gen Alkeir3/ vnd dann ferner wider herauß durch die Moldaw/ Wallachey/ Polen/ Schweden/ Norwegen/ Dennemarck/ Engelland/ Schott- vnd
Irrland/ [Bl. (Diiij) v] auch durch die Niederlande/ endlich wider in Deutschlandt. Welche Lande alle er nicht allein oben hin durchreiset/ sondern aller vor-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 238 / 4.5.2006
238
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 371027
nehmen gedenckwürdigen geschichte derselben sich erkündiget/ auch neben
seiner Muttersprach sich fast aller dieser Länder sprachen bekandt gemacht:
wie er dann nach der Lateinischen/ auch die Griechische vnd Türckische wohl
verstanden: zur Arabischen einen guten anfang gehabt; sonderlich aber der
Schlavonischen/ Englischen/ Frantzösischen/ Italienischen/ Spanischen/ vnd
Niederländischen mächtig gewesen/ vnd dieselbe geredet.
Dahero durch solche seine grosse erfahrung vnser Gnädiger LandesFürst
vnd Herr/ ihme zu S. F. G. Rath/ vnd dero Weylandt Jungen Herren vnd eintzigen Sohne/ hochseliger gedächtniß/4 zum Hoffmeister zu bestellen gnädig
bewogen worden. Welches geschehen in den Ostern deß 1617. jahres. Vnd als
nach dem gnädigen Rath vnd willen Gottes/ hochgedachter Junger Fürst vnd
Herr durch den zeitlichen todt von dieser Welt abgefo-[E(i)r]dert worden/ haben hochgedachte S. F. Gn. Jhme/ dem Herrn Hoffmeister in Anno 1624. die
obsicht vber dero gantze Hoffhaltung/ neben der Rathsstelle in dero geheimsten sachen anbefohlen. Jn welchem seinem Ambte er sich zuförderst gegen seinen GOtt/ Andächtig vnd Gottselig: gegen seinen Fürsten/ getrew/ vnd Ehrerbietig: in seinen Rathschlägen auffrichtig: in seinen verrichtungen/ Arbeitsamb:
gegen seines gleichen liebreich vnd dienstwillig: gegen andere/ Demütig vnd
Freundtlich dermassen erwiesen/ daß zu förderst S. F. Gn. vnd jedermänniglich
darob ein gutes genügen haben können/ vnd jhn allezeit lieb vnd wehrt gehalten. [.|.|.] [Bl. Eij r] [.|.|.] Jst er in derselben Nacht [30.|9.|1637] abermahls mit
seiner gewöhnlichen Kranckheit deß Steins vber-[Bl. Eij v]fallen worden: welche auch bey jhme so angehalten/ vnd vberhand genommen/ biß das er endlich
am Neunten Tag hernach/ war der 9. Octobris seinen geist so sanfft vnd seeliglich/ als man wol wenig Exempel hat/ seinem Himlischen Vater auffgegeben.
[.|.|.]
IV
Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg Auszug aus
Leone Ebreos De Amore Dialogi tres
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 113r–114v, 114r leer, 114v Anschrift „An den Nehrenden.“
Eigenh. Das Stück findet sich heute eingelegt in 371106 (s. dort Q). — F. Christians
Vorlage war mit hoher Wahrscheinlichkeit: ARTIS 3 CABALISTICÆ: 3 HOC EST, 3
RECONDITÆ THEOLOGIÆ 3 ET Philosophiæ, 3 SCRIPTORVM: 3 Tomus I. 3 In
quo præter PAVLI RICII, Theologicos & Philosophicos libros sunt 3 Latinitati penè
omnes & Hebræi nonnulli praestantißimi Scriptores, qui artem commentarijs suis illustrarunt. 3 Opvs OMNIBVS Theologis, ET OC- 3 CVLTÆ ABSTRVSÆQVE
PHILOSOPHIÆ STV- 3 diosis pernecessarium: [.|.|.] 3 EX D. Ioannis Pistorii, Nidani MED. 3 D. ET MARCHIONVM BADENSIVM 3 Consiliarij Bibliotheca. 3 [.|.|.]
3 [Druckersignet] 3 Cum Gratia & Priuilegio Cæsareæ Maiest. 3 BASILEÆ, 3 PER Sebastianvm Henricpetri. Kolophon:| Basileæ, 3 PER SEBASTIANVM 3 Henricpetri: 3 Anno 3 M. D. XXCVII, Mense Aprili. HAB: 328. 1 Theol. 2b (2. Ex.: Slg. Alv. V
322 2b; vgl. Ebreo: Dialoghi d’amore/ Gebhardt,| S.|115 [Bibliographie, Nr. 16]; Ko¨ppen|, 197|f.) Darin S.|331–608: LEONIS HEBRAEI 3 DOCTISSIMI, ATQVE SA-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 239 / 4.5.2006
371027 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
239
PIEN- 3 TISSIMI VIRI 3 DE AMORE DIALOGI TRES, 3 À 3 Ioanne Carolo Saraceno 3 purissima, candidissimaq́; Latinitate donati. 3 NEC NON AB EODEM ET
SINGVLIS DIA- 3 logis argumenta sua præmissa, & marginales Annotatio-3 nes suis
quibusq; locis insertæ 3 fuerunt. CAROLO PERRENOTO 3 GRANVELLANO 3 Ampliss. atq́; Reuerendiss. Abbati Fauuerniensi, Consiliorumq́; pri- 3 uatorum Philippi
Regis Hispaniarum Consi- 3 liario dignissimo, 3 Ioannes Carolus Saracenvs. (S.|331–
336: Widmungs-Vorrede Saraceni an Carolo Perrenoto.) Zitiert als 1587|. Die von F.
Christian zitierte Passage auf S.|366. Seine Abschrift weist nur seltene und geringfügige Abweichungen in der Orthographie auf. Die Hervorhebungen stammen von
ihm, ebenso eine vermehrte Zeichensetzung. Die Passage beginnt in 1587| mit „Vnde
cum amor [.|.|.]“.
Cum AMOR post Ortum suum omnj ratione privetur, cæcus depingitur, & quia
pulchrum appetit, & ex Ratione pulchritudinem, bonitatem, & dignitatem amatæ personæ, discernente, tanquam ex matre, originem ducit, idcircò Veneris
formosissimos oculos habentis, filius esse fingitur. Cupidinem insuper nudum
faciunt, nam vehemens amor, propter maximos, atque| impatibiles animj cruciatus, neque| ratione dissimularj, neque| prudentiâ occultarj potest: Puerum eum
esse, prædicant: quia prudentiâ est destitutus, nec suj regimen prudentiæ committit: Alatus formatur, quia celerrimè in animos nostros sese insinuat, & eos
seipsosa despicientes, vel â seipsis divisos, ad rem amatam visendam, maxima
celeritate inducit: & propterea Euripides amantem jn alieno corpore vivere affirmat. Sagittas ipsj attribuunt: quia ê longinquo jaculatur, & COR ipsum tanquam
proprium scopum, sibj feriendum proponit, cuius quidem rej, ea quoque| ratio
reddj potest: quia amoris & sagittæ vulnera inter sese quám simillima existunt:
ambo enim, os quidem exterius, habent angustum, verùm ad latentiores, profundioresque| partes penetrare conspiciuntur: ambo difficilè quidem videntur:
difficiliùs autemb [113v] curantur, difficillimè verò sanantur: ambo[,]c quod attinet ad speciem exteriorem, nullius videntur momentj, reipsâ autem jnterius
gravissima existunt, & plerumque|d in aliquod immedicabile malum convertuntur: & sicut vulnus sagittâ inflictum, etsj arcus quj eam emisit, frangatur, vel sagittarius ipse, medius disrumpatur, non tamen propterea sanarj potest: jta nullum genus voluptatum, vel â fortunâ, vel ab amatâ personâ propter amantis consolationem, atque| recreationem exhibitarum: neque| quod maius est, inevitabilis
Mors personæ ipsius| amatæ, satis aptum aut conveniens remedium esse videtur,
ad vulnus â vero & vehementj illatum amore, vel perfectè curandum vel omninò
consolidandum. Haud igitur tibj mirum videatur, si perfectus amor, cùm Rationis filius existat, ab ipsa tamen, nec dirigatur nec ordinetur.
Ex Leone Hebræo, Dialogo| 1o de Amore.
T a Folgt eine Lu¨cke fu¨r das Tagesdatum. Am Briefrand eine vielleicht als Monatsdatum
Dezember zu deutende Notiz, die aber aus inhaltlichen Gru¨nden nicht den vorliegenden
Brief datieren kann:| X Br
T I Orthographische und Zeichensetzungs-Varianten in L werden hier u¨bergangen, wenn sie
keinen Einfluß auf Lautstand oder mitgeteilten Sinn haben.| — a L| gefhüret — b V. 3 in L:|
Besondern fertig stets bey wohlfart und gefhar — c V. 4 in L:| Jn dessen diensten auch
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 240 / 4.5.2006
240
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 371027
kein unfleis ward gespüret. — d V. 5 in L:| Hatt mitt bescheidenheitt den hoffstadt wohl
regieret — e V. 6 in L:| Erhalten helffen auch die sehr fruchtreiche schar — f L| stets er —
g Lies:| sich — h Gestrichener interlinearer Verbesserungsvorschlag von Werders H.:| <hatt
reden ihn gehöret>, übernommen in L.| — i L u¨bernimmt Werders fu¨r diesen Vers vorgesehene erste A¨nderungsalternative:| Und was dem Mittag’ auch an ländern angehöret.
T II Orthographische und Zeichensetzungs-Varianten in C und D werden hier u¨bergangen,
wenn sie keinen Einfluß auf Lautstand oder mitgeteilten Sinn haben.| — a Bis hierhin die
Überschrift in D. Sie fehlt ganz in C.| — b Ein arger sinnentstellender Druckfehler fu¨r richtig|
hieß C, D:| hieß bzw.| hies — c C| war — d D| Dann (Abschreibfehler?)| — e Lies:| sich — f
C| vor — g D| dem
T III a Lies:| worden
T IV a se eingefu¨gt|, folgt| <se> — b Auch Kustode|. — c Erga¨nzung unleserlich im Falz.| —
d 1587 Druckfehler| plerunque
K Zur Datierung des Briefs: Am Dienstag, den 10.|10.|1637 erhielt F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) die Nachricht vom Tod des anhalt-köthnischen Hofmeisters Friedrich v. Schilling (FG 21. Der Langsame). Christian: Tageb|. XIV,
Bl. 497v: „Des herrnvetters Fürst Ludwigs Raht vndt hofmeister, Friederich Schilling,
ein getreẅer diener seines herren, ist in neẅligkeitt todes verblichen.“ Etwa zwei Wochen
später, am 26.|10.|1637, erreichte ihn ein (anscheinend nicht erhaltenes) Schreiben F.
Ludwigs (Der Nährende), dem das Sonett auf den Verstorbenen beigelegt war, welches
F. Christian umgehend in sein Tagebuch eintrug (s. Beil. I Q): „Schreiben von Cöhten,
mitt verßen, vndt auf hofmr. Schillings Tödtlichen abgang nachfolgendes Klinggetichte.“
Da der vorliegende Brief im „Weinmonat“ geschrieben worden ist, kommen nur die Tage
zwischen dem 26. und dem 31.|10.|1637 in Frage. In Christian: Tageb|. XIV, Bl. 504r ff.
wird keine Briefsendung aus dieser Zeit an F. Ludwig vermerkt (am 30.|10. wird lediglich
der Eingang von Post aus Köthen notiert, a.|a.|O., Bl. 505v); wir datieren in der Annahme, daß Christian das Schreiben seines Onkels wie gewöhnlich zügig beantwortet haben
wird, sein vorliegendes Schreiben auf den 27.|10.|1637.
1 Dem Brief liegen heute keine Verse oder sonstigen Zugaben mehr bei. Zu denken ist
aber an das im folgenden erwähnte Cupido-Gedicht (s. Anm.|2) F. Ludwigs, das wahrscheinlich frisch von der Köthener Presse des Fürsten gekommen war (s. 371110). F.
Christian sollte es an eine nichtgenannte Person ,übermachen’, vielleicht an das unten
genannte neue Mitglied Geuder (s. Anm.|8), dem er auch ein Sonett (s. Anm.|7) und später — nach dem Empfang von Ludwigs Sendung vom 12.|11.|1637 — noch andere Bücher
der FG übermittelte (vgl. 371106, 371112 u. I, 371116 u. 371221A).
2 Fürst Ludwigs „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“, ein Lehrgedicht
in Alexandrinern, das in vier Handschriften und einem Druck überliefert ist. Drei der
Handschriften befinden sich im Köthener Erzschrein (HM Köthen: V S 544): (1.) Bl.
46rv (nur die Verse 1–40; Schreiberh. mit Korrekturen F. Ludwigs); (2.) Bl. 523r–527v
(Schreiberh. mit Korrekturen F. Ludwigs), (3.) Bl. 43r–45v (eigenh. Konzept F. Ludwigs
mit eigenen Verbesserungen). Der vierte handschriftliche Textzeuge in LHA Sa.-Anh./
Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 167, Bl. 122r–127v, 127v leer (Reinschrift von Schreiberh.).
Die Hss. repräsentieren den Textzustand des Jahres 1637. Hinzu kommen zwei hsl. Listen mit Verbesserungen von Diederich v. dem Werder (FG 31), HM Köthen: V S 544,
Bl. 490rv (v leer) u. 491rv. Im Druck erschien das Gedicht in 224 Alexandrinern 1643 als
„Kurtze Beschreibung 3 Des erdichteten Cupidinis, oder Gottes der liebe“ in F. Ludwigs
Übertragung: FRANCISCI PETRARCHÆ, 3 Des vornemen alten Florentinischen 3 Poe-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 241 / 4.5.2006
371027 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
241
ten/ 3 Sechs Triumphi oder 3 Siegesprachten/ 3 I. Der Liebe/ II. Der Keüschheit/ III. Des
Todes/ IV. Des Gerüchtes/ V. Der Zeit/ und VI. Der Ewigkeit/ 3 Aus den Jtalianischen
Eilfsylbigen 3 Jn 3 Deütsche zwölf und dreytzehensylbige Reime der Hel- 3 den art vor
iahren übergesetzet: 3 Samt der erzelung seiner Krönung zum Poeten/ 3 seines lebens/
und sonderbaren erklerungen vieler 3 Nahmen und Geschichte: 3 Mit angehefteter eigentlicher Reimweise gefertigter kurtzer 3 Beschreibung des erdichteten Gottes der Liebe Cupidinis/ 3 und einem nützlichen verzeichnüs der vornemesten sachen in 3 diesem Wercklein begrieffen. 3 Von neüem übersehen/ mit beliebung und gutheissen der Frucht- 3
bringenden Geselschaft/ ietzo erst an den tag gegeben 3 und gedruckt 3 Zu Cöthen im
Fürstenthume Anhalt/ 3 [Linie] 3 Jm Jahre 1643, 165–170. HAB: 23. 3 Eth. (4); QuN 268
(2). Mit einer Vorrede F. Ludwigs, Einleitungstexten, Kommentar, Gedichten auf Petrarca, einer übersetzten, von Sennuccio del Bene verfaßten Vita Petrarcas, der Cupido|Dichtung F. Ludwigs, Gesamtregister und Druckfehlerverzeichnis. Vgl. dazu Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt|, 469|ff.; vgl. 371028A, 371031, 371108,
371110 u. 371226 K 4. Von der Cupido|-Dichtung scheint es einen früheren Einzeldruck
gegeben zu haben, denn in 371110 bestätigt Werder den Empfang des „gedruckten Liebesgötzen“. Von diesem Einzeldruck des Werkes, sechs Jahre vor dem Druck der Cupido-Dichtung in F. Ludwigs Bearbeitung der Triumphi oder Siegesprachten| des Francesco
Petrarca erschienen, hat sich offenbar kein Exemplar erhalten. Indessen scheinen auch
Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238; vgl. 371112A, 371117,
380125A u. 380210), Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310; vgl. 371123), Dietlof v. Tiesenhausen (FG 208; vgl. 380207), Martin Opitz (FG 200; vgl. 380402 u. 380720) und Herr
Hans Georg v. Wartenberg (FG 143; vgl. 381007) den Einzeldruck bekommen zu haben.
— Wäre das Cupido-Gedicht F. Ludwigs die Übersetzung einer fremdsprachigen Vorlage, so hätte Ludwig wohl das zugrundeliegende Original bzw. seinen Verfasser kenntlich
gemacht. Die Dichtung dürfte daher entweder eine eigene Schöpfung Ludwigs oder eine
freie stoffliche Bearbeitung einer möglichen Vorlage (oder mehrerer) aus dem großen
Strom der humanistischen Renaissance-Mythographie darstellen. Schon der Vergleich
mit Natale Contis (ca. 1520–1582) enzyklopädischem Handbuch zur antiken Mythologie, seinen 10 Büchern der Mythologiae| (erstmals 1568 in Venedig erschienen), zeigt,
daß F. Ludwig nahezu alles dort über den Liebesgott aus verschiedenen Überlieferungssträngen Zusammengetragene herangezogen, verarbeitet und z.|T. im Wortlaut zitiert
hat, so daß bereits dieses Werk eine Anregung und Quelle der Cupido-Dichtung F. Ludwigs gewesen sein kann. Nach Ausweis seines Nachlaß-Verzeichnisses (s. IP|, Bl. 306v)
besaß er ein Exemplar der folgenden Ausgabe: NATALIS COMITIS MYTHOLOGIÆ,
SIVE EXPLICATIONIS FABVLARVM, Libri decem .|.|. Nuper ab ipso autore recogniti
& locupletati. EIVSDEM LIBRI IIII DE VENATIONE. Cum Indice triplici .|.|. ADDITA MYTHOLOGIA MVSARVM, A GEOFREDO LINOCERIO VNO LIBELLO
comprehensa, & nunc recens à F. S. multis & fœdis mendis expurgata. Francofurti Apud
Andreæ Wecheli heredes, Claudium Marnium & Ioan. Aubrium. M. D. XCVI. (HAB:
Ho 52). Dem Liebesgott ist hier das 14. Kapitel („De Cupidine“) im 4. Buch seiner Mythologiae| (S.|402–414) gewidmet. Da es nicht Aufgabe der vorliegenden Briefedition sein
kann, der Frage möglicher Abhängigkeiten der Dichtung im Einzelnen nachzugehen
(das wäre Gegenstand einer eigenen arbeitsintensiven Spezialuntersuchung), und da zudem Ludwigs Cupido-Dichtung im engen Kontext seiner Petrarca-Bearbeitung steht,
wird eine textkritische Edition der Dichtung im zweiten Band der Werke des Fürsten
Ludwig (DA| Reihe II, Abt. A: Köthen, Bd.|2) erwogen. An dieser Stelle zitieren wir nur
die Schlußverse der Dichtung, die in protestantischem Geist eine signifikante Distanzierung von der antik-heidnischen Mythologie vornehmen. In der Dichtung war zuvor die
skeptisch-pessimistische Repräsentation sinnlicher Liebe in der Cupido-Figur dem Blick
auf den himmlischen Eros gewichen. Doch genüge auch der Amore divino nicht, wie der
Schluß (Z. 193|ff.) der Dichtung (in der Dessauer Hs.; s.|o. Nr. 4) lehrt:
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[200]
[210]
[220]
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[.|.|.]
Wiewohl nun vngeräumbt nit gar seindt die gedancken[,]
Doch großer mangel dran ist, wann man in den schrancke[n]
Wil bleiben Gottes Worts, das vns ein beßers lehrt
Vndt zu dem wahren Gott, als vnserm Schöpffer kehrt[.]
Der ist die rechte lieb in allen gantz volnkommen,
Vndt der von vnserm schutz hat niemals was genomen[,]
Das Jhme nutzen geb, er giebet ohn verdienst[,]
Er macht vndt mehret vns weit größer den gewinst[,]
Als wir mit vnserm Sinn nit können hier erreichen[,]
Weil mit der Herligkeit gar nichtes zuvergleichen,
Drumb aus genaden Er die Seinen setzen wil,
Vndt endlich bringen hin zu dem gewunschten Ziel,
Zu dem der vns geliebt last vnsre lieb einrichten,
Last fahren aber hin was vngeraumet Dichten,
Die aller eitelkeit der Welt ergeben sindt[,]
Bey denen keinen grundt man doch der warheit findt,
Vndt wann Euch kommet vor dergleichen schrift zulesen,
So möget Jhr daraus allein das beste lesen,
Gleich eine Biene thut, die aus der bittern gifftt,
Den süssen Honig zeucht, vndt drinnen vbertrifft,
Viel andre thierlein weit, dann werdet Jhr gelangen,
Auß denen banden, drin ist mancher Mensch gefangen,
Der fleischlich henget nach der schnöden liebes lust,
Vndt weltzt sich immerzu in aller sunden wust,
Nehmt Euch was höhers vor, das Jhr gen himmel steiget,
Vndt Eure Seel vndt Hertz dahin begierig neiget,
Daß einer feder gleich auff in die Höh es geht,
Da Euer Schöpffer Gott mit freuden es empfeht,
Durch seinem guten Geist zu Jhm hinauff getrieben,
Da was noch irdisch wer, hier nieden ist geblieben,
Der rechten liebe zwegk zu Gott wird dieser sein
Daß wir mit Jhme gehn zu seinen freuden ein.
Der christlich-theologischen Reserve gegen die (verderbliche) antik-heidnische Poesie
kommt F. Ludwig schon im Titel mit der Betonung der fiktionalen Götterfigur (erdichteter| Cupido) entgegen. Das allegorische Verfahren gestattete es immerhin, jenem „ungeraumet Dichten“ (Z. 206) seine gewissermaßen ästhetischen Rechte zu lassen und gleichwohl die Vorherrschaft der christlichen Lehre zu wahren, ja sogar zu verteidigen. Seltsam muß daher Johann Valentin Andreaes (FG 464. 1646) harte Kritik an der „weltlichnichtigen“ Poesie der Fruchtbringer vom 17.|9.|1646 erscheinen. S. Wilhelm Kühlmann:
Poeten und Puritaner. Christliche und pagane Poesie im deutschen Humanismus. Mit einem Exkurs zur Prudentius-Rezeption in Deutschland. In: Humanismus und Theologie
in der frühen Neuzeit. Hg. Hanns Kerner. Nürnberg 1993 (Pirckheimer-Jahrbuch
1993), 149–180, hier 177, vgl. auch 152|ff.
3 S. Beil. IV. Vgl. auch die Empfangsbestätigung in 380122: „Leonis Hæbræi stuck de
Amore divino, daraus jungsten der Unveränderliche ein schönes spruchlein und gleichnus
eingeschicket“. Es handelt sich um eine latein. Übersetzung des zuerst italienisch veröffentlichten Werks des Leone Ebreo [J(eh)uda ben Isaak Abrabanel]: DIALOGI
D’AMORE DI MAE- 3 STRO LEONE MEDI- 3 CO HEBREO. [Kolophon:|] Stampata
in Roma per Antonio Blado d’Assola 3 Del. M. D. XXXV. S. Leone Ebreo: Dialoghi d’amore/ Gebhardt|, 111 [Bibliographie, Nr. 1] und Reprint [ohne durchgehende Paginati-
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on]. — Die drei Dialoge zwischen Philone und Sophia feiern im spekulativen Entwurf
nicht nur ein kosmologisch-metaphysisches Konzept von Liebe, die die gesamte Schöpfung von der unbelebten Materie bis zu Gott als Kraft und Ziel verbindet, sondern berühren auch viele andere philosophisch-theologische Gegenstände und Ideen, religiöse,
mystische, ästhetische, ethische, psychologische. In ihrer enzyklopädischen Versammlung und Synthese von traditionell jüdischem und abendländischem Denken, jüdischarabischer mittelalterlicher Philosophie und moderner humanistischer Universalgelehrsamkeit sicherte sich das Werk enormen Einfluß auf die Zeitgenossen, auf Dichter wie
Tasso, Künstler wie Michelangelo, Philosophen wie Giordano Bruno und später Spinoza. 25 Ausgaben zwischen 1535 und 1607, davon 12 in italienischer Sprache und 13 in
verschiedenen Übersetzungen, bezeugen den Rang des Werkes, das freilich schon Anfang des 17. Jahrhunderts in Spanien und Portugal auf den Index der verbotenen Bücher
gesetzt wurde. Vgl. Ko¨ppen|, 39. Die von F. Ludwig angeregte, aber verschollene oder
nicht verfaßte Übersetzung wäre die erste (und bis heute einzige) Verdeutschung gewesen. Vgl. 380122 K 3 u. 380221. — Auf die benutzte lat. Übersetzung weist der Catalogus
primus| der Bibliothek F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) nicht explizit hin.
Dort findet sich unter den „LIBRI SYSTEMATICI: Metaphysici, Physici, Medici, Chymici, Mystici, Hieroglyphici, et Emblematici IN FOLIO“ als Nr. 11: „D.||J. Pistor. Nidani Recondita Theologiæ et Philosophiæ Tom. 1.“ Geht man dem Hinweis nach, erscheint der in Beil. IV Q zitierte Titel: ARTIS CABALISTICÆ: HOC EST, RECONDITÆ THEOLOGIÆ ET Philosophiæ, SCRIPTORVM: Tomus I. .|.|. (Basileæ: Sebastianus Henricpetri 1587). Darin S.|331–608: LEONIS HEBRAEI DOCTISSIMI, ATQVE
SAPIENTISSIMI VIRI DE AMORE DIALOGI TRES, À 3 Ioanne Carolo Saraceno
purissima, candidissimaq́; Latinitate donati. Vgl. Beil. IV Q u. K IV. In den Nachlaßverzeichnissen und Bibliothekskatalogen F. Ludwigs und der Fürsten Christian I. (FG 26)
und Christian II. v. Anhalt-Bernburg weist lediglich der Bibliothekskatalog F. Christians
I. eigenständige Leone-Titel auf: Catalogus primus| verzeichnet unter den „Libri Systematici in Octavo“ als Nr. 19: „Leo Hebræus, Italice“ und unter den „Historici in Octavo“ als
Nr. 64: „Dialoghi di amore, per Leone Medico“. Vgl. Kat. Dessau BB,| Nr. 11202: „Leone
Medico, Dialoghi di amore etc. Vinegia, 1545, in casa de figliouli di Aldo. 1 Bd.|8b
Prgtbd.“ und Nr. 11203: „Leone, Dialoghi di amore etc., di nuovo corretti et ristampati.
Venetia 1586. 1 Bd.|8b Prgtbd.“
4 [Antonio de Guevara: Libro llamado relox de prı´ncipes| (1529 u.|ö.), ital. Übers.|u. Bearb. v. Mambrino Roseo da Fabriano (d.|i. Collenuccio Costo): L’institutione del prencipe
christiano| (1543 u.|ö.), dt. übers. (v. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg) u.|d.|T.:] Die
Vnterweisung 3 Eines Christlichen Fürsten/ 3 Aus dem Spanischen ins Jtaliänische 3 erstlich übergesetzt/ 3 Durch 3 MAMBRINUM ROSEUM 3 von Fabriano, 3 Vor Jahren verdeutschet
durch ein Mitglied 3 der Fruchtbringenden Geselschaft/ 3 Vnd anetzo im Druck 3 gegeben. 3 [Vignette] 3 Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ 3 [Linie] 3 Jm Jahr 1639. HAB (3
Ex.): 218.4 Qu. (1), QuN 199 (2) u. Sf 310. 4b, 4 Bl., 333, (1) S., 19 Bl. (gleicher Druck
in allen drei Exemplaren, vgl. etwa nach S.|206 den Fehldruck der Seitenzahl: 107). — F.
Ludwig hatte die Übersetzung seines Bernburger Neffen kritisch durchgesehen und korrigiert und mit einem Widmungs-Sonett bereichert (s. Anm.|5). Bereits kurz nach seiner
Aufnahme in die FG (am 25.|2.|1622) sehen wir Christian mit Übersetzungsarbeiten am
Christlichen Fu¨rsten| beschäftigt, zu denen ihn F. Ludwig angeregt hatte. S. KT|, 29 (FGAufnahme), 42, 43 u. 67, vgl. auch S.|33. Auch hatte Christian seinen Kammerjunker
und späteren Stall- und Hofmeister Hermann Christian (v.) Stammer (FG 137; vgl.
360428 nebst Beilagen) zeitweilig zur Arbeit an der Übersetzung angehalten, mit mäßigem Erfolg. 1629 lag die Übersetzung zwar im Manuskript vor, die intensiven Korrekturdurchsichten durch F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG 31) fanden jedoch
erst 1639 mit dem Köthener Druck (und seinem Druckfehlerverzeichnis) ihren Abschluß. Vgl. 231203 K 8, 280208 K 11, 280821, 290501, 290510 u.|ö.; im vorliegenden
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Band 371106, 371209 u. I u. II, 380110 K 9, 380120, 380122, 380126, 380128, 380220
K 3, 380321, 380502, 380522A, 380522B, 380602 u. I, 380606, 380608A, 380609. IP|,
329 u. 334r: „Tractat| Christlicher Fürsten So ebenfalß Zwey hundert Sieben undt zwantzig Exemplaria| davon 26 wegkommen“; vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von
Anhalt|, 481|ff.; ferner Norbert Bayrle-Sick: Gerechtigkeit als Grundlage des Friedens.
Analyse zentraler politisch-moralischer Ideen in Antonio de Guevaras Fürstenspiegel.
Nach der Übersetzung des Aegidius Albertinus. In: Politische Tugendlehre und Regierungskunst. Studien zum Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit. Hg. Hans-Otto Mühleisen
u. Theo Stammen. Tübingen 1990, 9–69 (ohne Hinweis auf die Übersetzung F. Christians II.); Kathleen Bollard de Broce: Judging a Literary Career: The Case of Antonio
de Guevara (1480–1545). In: European Literary Careers. The Author from Antiquity to
the Renaissance. Ed. Patrick Cheney & Frederick A. de Armas. Toronto u.|a. 2002, 165–
185, hier 168|ff.; Gerhart Hoffmeister: Spanien und Deutschland. Geschichte und Dokumentation der literarischen Beziehungen. Berlin 1976, 40|f. (kein Hinweis auf Christians
Übersetzung); Alberto Martino: Von den Wegen und Umwegen der Verbreitung spanischer Literatur im dt. Sprachraum (1550–1750). In: Studien zur Literatur des 17. Jahrhunderts. Gedenkschrift f. Gerhard Spellerberg (1937–1996). Hg. Hans Feger. Amsterdam, Atlanta/GA 1997 (Chloe, 27), 285–344, hier 311; Christoph E. Schweitzer: Antonio de Guevara in Deutschland. Eine kritische Bibliographie. In: Romanistisches Jahrbuch 11 (1960), 328–375, hier 336|f.; Adam Schneider: Spaniens Anteil an der Deutschen
Litteratur des 16. u. 17. Jahrhunderts. Straßburg 1898 (kein Hinweis auf Christians
Übersetzung).
5 Das Werk enthält keine eigene Vorrede des Übersetzers oder der Fruchtbringenden
Gesellschaft. Der verdeutschten Widmung von Mambrino Roseo da Fabriano (Bl. )(ij r –
)(iij v) folgen allerdings ein „Klinggedicht über dem 3 Christlichen Fürsten“ [Im Druckfehler-Verzeichnis verbessert zu „Klinggedichte/ u¨ber den [.|.|.]“, Bl. Zzij v|] von F. Ludwig
(Bl. [)(iv]r; s. 371209 I u. II) und ein Gedicht Diederichs v. dem Werder: „An dem Leser/
3 Wegen verdeütschung deß Christlichen 3 Fürstens“ [Im Druckfehler-Verzeichnis verbessert zu „An den Leser [.|.|.]“, Bl. Zzij v|] (Bl. [)(iv]v; s. 380602 I). Dem schließen sich die
35 Kapitel des Übersetzungwerks an. Den sorgfältig gedruckten Band beschließen eine
Inhaltsübersicht über die 35 Kapitel (S. [334] – Bl. [Tt iv]v), ein „Verzeichnüs der vornemesten lehren/ Sprüche/ Exempel vnd Namen“ (Bl. Vu [i] r – Zz [i] v) und eine umfangreiche Druckfehlerliste (Bl. Zzijr – [Aaa ij] r). Dieser Liste vorangestellt ist eine Benachrichtigung „An den Leser wegen nachgesetzeter druckfehler und verbesserungen“. Darin
heißt es: „ES möchte bey vielen der meiste theil dieser druckfehler für unnötig und überflüßig/ oder gar zu scharff gehalten werden. Darbey aber zu mercken/ daß man darinnen der angeborenen besten und ungezwungenen hoch Deutschen aussprache/ auch
richtigesten wortschreibung in ungebundener rede gefolget/ wie sie ihrer rechten art/
sonderlich aber der Deutschen Sprachlehre/ (die in kurtzen/ geliebet es Gott/ an das
Tageliecht kommen sol) am gemessesten ist. [.|.|.]“ (Bl. Zzij r). Hier wird explizit auf
Gueintz: Sprachlehre| verwiesen (s. 381105), der auch die in den folgenden Erläuterungen
gebrauchte grammatische Terminologie entstammt („Nennwörter“ für Nomen usw.). F.
Ludwig hatte etwa Ende 1637 das Werk bei Christian Gueintz (FG 361. 1641) in Auftrag
gegeben (s. 371226A) und das Manuskript vor seinem Druck (1641 in Köthen) seit dem
November 1638 unter Gesellschaftsmitgliedern und anderen Gelehrten kursieren lassen
(s. Conermann III,| 415). Vgl. z.|B. 381226A, 390114, 390514, 390807, 391119 u.
391216. Die Kustode in der Vnterweisung|, Bl. Zz [i]v: „An“ in allen drei HAB-Exemplaren belegt, daß das Druckfehlerverzeichnis wohl am Ende des laufenden Druckverfahrens mitgesetzt, nicht aber später nachgedruckt worden ist. Wann genau das Manuskript
der Vnterweisung| in den Druck ging, ist nicht ermittelbar, auch deshalb, weil der Briefwechsel zwischen F. Ludwig und F. Christian II. 1639 fast zum Erliegen kam und Nachrichten zur Vnterweisung| im Korrespondenzjahrgang 1639 weitgehend fehlen. In
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390912 (KE|, 162) klingt an, daß die Drucktypen für die Vnterweisung| zumindest ausgewählt waren, wenn das Buch nicht sogar bereits gedruckt wurde. Zusammenfassend zeigt
all dies, daß die Diskussionen um Gueintz: Sprachlehre| 1639 so weit gediehen waren,
daß ein darauf basierendes Regelwerk für das Duckfehlerverzeichnis der Vnterweisung|
angewendet werden konnte. Zu diesem in der oben zitierten Benachrichtigung „An den
Leser .|.|.“ vorgestellten Regelwerk s. DA Ko¨then I. 5|. Vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt|, Anm.|16 mit Hinweis auf LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. C 18
Nr. 55 „Die Deutsche Sprach lehr zur Lehr art verfertiget.“ 99 Bl., ohne die Gelegenheitsgedichte und die Widmung des Drucks. — Schon die italien. Übersetzung hatte
Guevaras ausuferndes, buntscheckiges Werk Libro llamado relox de prı´ncipes| von 1529
gekürzt und übersichtlich in 35 Kapiteln gegliedert. Vgl. zur italien. Übersetzung auch
371106 K 4. Christian sollte das Werk dann nochmals modifizieren, indem er es auf die
„Idee des tugendhaften, christlichen, gebildeten und deutschsprachigen zivilisierten
Menschen“ im Sinne der FG ausrichtete. Conermann,| a.|a.|O., 483.
6 [Burggf. u. Herr Christoph zu Dohna (FG 20):] [Holzschnittrahmen] Kurtze vnd
einfältige 3 Betrachtungen vnd Auß- 3 legungen 3 Vber das Hohe 3 Lied Salomonis. 3 [Zierstück] 3 Getruckt zu Basel/ 3 Durch Johann Jacob Genath/ 3 im Jahr Christi/ 3 1635. 4b.
ZB Zürich (2 Ex.): C 186 u. AB 6469. Vgl. 360630 nebst Beilagen u. Abb. des Titelblatts.
Dieses Werk des in Orange am 1.|7.|1637 gestorbenen oranischen Statthalters hat F.
Christian II. dann selbst in Zusammenarbeit mit Franciscus Gericcius (vgl. 300509,
360630 K I 2; 370828 K 2) erneut herausgegeben [s. 360630 K 4] und im folgenden Jahr
veröffentlicht: [Holzschnittrahmen] Kurtze vnd Einfältige 3 Betrachtungen vnd Auß- 3 legungen 3 Vber das Hohe 3 Lied Salomonis. 3 [Vignette] 3 Gedruckt zu Zerbst/ 3 [Linie] 3
Durch Andream Betzeln/ 3 Jm Jahr CHristi/ 3 1638. HAB: 491.1 Theol.; StB Braunschweig: C 4343; UB Marburg: XIX e B 1518. Kl.-4b; Titelbl., Rücks. leer; Bl. )( ij r – )(
iij v „DEDICATIO.“ [Zeilentitel]; F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg durch Franciscus
Gericcius, Rektor der Lateinschule zu Bernburg, gewidmet. Bl. [)( iiij]r – [)( )( iiij]v Vorrede „An den gutherzigen Leser.“; S.|1/ Bl. A r – 159/ [V iiij]r Text: Kurtze vnd Einfältige Betrachtung vnd Anßlegung [sic]| vber das hohe Lied Salomonis. Gespräch eines gläubigen Christen-menschen mit seiner Seele; S. [160] leer. Zu F. Christians Würdigung
Dohnas, dessen Werk und Tod s. 360630 u. Beil. I u. III; vgl. ferner 380120, 380122,
380126, 380128 u. 380221.
7 Fürst Ludwigs Trauergedicht auf seinen Hofmeister Friedrich v. Schilling (FG 21).
S. Beilagen I u. II.
8 Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310), Mitglied der fränkischen Reichsritterschaft und
in Nürnberg wie ein Agent F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg wirkend. Er war am
24.|12./3.|1.|1637 in Regensburg vom röm. König Ferdinand, dem späteren Ks. Ferdinand III., zum Ritter geschlagen und am 25.|5.|1637 in die FG aufgenommen worden.
S.|370517 K 6.
9 Tobias Hübners (FG 25) Übertragung der beiden Sepmaines| des Guillaume de Saluste sieur du Bartas: Wilhelms von Saluste/ Herren zu BARTAS .|.|. Erste Woche/ Von
Erschaffung der Welt und aller Geschöpffe (Köthen 1631); Die Andere Woche Wilhelms
von Saluste Herrn zu Bartas (Köthen 1622). S.|380608A K 5.
10 Eine der zwischen den Anhaltinern anhängigen Finanzangelegenheiten, wahrscheinlich eine Forderung Christians oder auch eine Bitte um Kredit. Die in KU| IV veröffentlichten Dokumente geben keinen Aufschluß über Art und Höhe der Forderungen
F. Christians an F. Ludwig oder den Köthener Landesteil. Vgl. aber Christian: Tageb|.
XIV, Bl. 489v (24.|9.|1637): „P. L. [Paulus Ludwig] von Cöthen wieder|komm|en, hatt
nur hunder|t Thlr. auf die Meckelb.e assignirte 500 Thlr. mittgebrachtt, vndt solche 100
Thlr. mitt großer mühe vom Bürgermeister| Vlrich erhalten. F. Ludwig| hat sonst befohlen,
ohne vorbewust der Regierung zu Cöthen, niemanden ichtwaß abfolgen zu laßen, von
Stewern, noch contributionen.“ Handelte es sich um den Köthener Anteil einer F. Chri-
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stians verwitweter Schwester, Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow, geb. Fn.
v. Anhalt-Bernburg (AL 1617. TG 17), zugesagten Unterstützung? Vielleicht sollte eine
den anhalt. Ständen auferlegte Steuer die geplante Aussteuer von Pzn. Christina Margaretha, der zweiten Tochter Hzn. Eleonora Marias, bereichern, welche damals schon den
askanischen Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194) heiraten wollte (erst
am 21.|2.|1640 in Güstrow); s. 370902. Zugleich schwebte noch immer die Ballenstedtische Sache: Christians Gemahlin Eleonora Sophia (TG 39) erhob anscheinend Ansprüche auf das Amt; es kam im Oktober zu Verhandlungen mit F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) (vgl. etwa a.|a.|O., Bl. 501rf.).
K I Zur Trauerdichtung auf den verstorbenen Friedrich v. Schilling (FG 21) vgl. 371028
u. 371226A K 4.
1 Zwar, adv. DW| XVI, 949. Md. häufig zwarten, so auch bei dem hallischen Übersetzer Joachim Caesar in Don Kichote de la Mantzscha, Das ist Juncker Harnisch auß Fleckenland| (Franckfurt: Thomas Matthias Götze 1648) [Ndr. Hamburg 1928], 16. Vgl. DW,|
ebd.; ,zwart‘ und ,zwarten‘ ablehnend Stieler|, 2656. Vgl. 180000 K 3, 300320 K 8, ferner
371112, 380000, 380128, 380202, 380321, 380411, 380509, 380608A, 380828 I, 381028
u. 381116A.
2 Schilling half die fruchtbringerische Korrespondenz F. Ludwigs zu führen und wurde, etwa von Johann v. Mario (FG 100; vgl. 300410, 300921 u.|ö.) oder Martin Opitz v.
Boberfeld (FG 200; s. im vorliegenden Band 371030 u.|ö.) als Sekretär in Sachen der FG
anerkannt und gesucht. Zu seinen ausgedehnten Reisen, auf die das Gedicht am Ende zu
sprechen kommt, und seiner Fremdsprachenkenntnis vgl. Beilage III und Conermann
III|, 23|f.
K II Zwei Exemplare der Leichenpredigt auf Friedrich v. Schilling (FG 21) fanden sich
im Nachlaß F. Ludwigs. IP,| Bl. 399r: „h. Friedrich von Schillings Leichpredig [sic]|, alle
beide ungebunden.“
K III Vgl. auch Beckmann| VII, 266, der sich auf die Angaben der Leichenpredigt stützt.
1 Achille de Harlay sieur de Sancy (1581–1646), Sohn des Nicolas de Harlay sieur de
Sancy (1546–1629), der bereits als Gesandter Frankreichs in der Schweiz (1579–1582)
und in Gesandtschaften nach der Schweiz, Deutschland und England (1589|ff.) sowie in
kgl. Hofämtern bis hin zum Oberhofmarschall unter Kg. Heinrich IV. hervorgetreten
war. Die Harlays stammten ursprünglich aus der Franche-Comté und hatten sich in verschiedene Zweige geteilt, darunter den protestantischen de Sancy. Einst Sekretär des
Hugenottenführers Coligny, hatte Nicolas’ mehrfacher Religionswechsel die Polemik
des Théodore Agrippa d’Aubigné hervorgerufen. Harlays ausgleichende Politik in Religionsfragen hatte jedoch François de la Noue zum Lobe veranlaßt, und (der Genfer Prediger) Simon Goulart de Senlis hatte ihm seine Seneca-Übertragungen gewidmet
(Schrenck, s.|u., 125|f.). Auch seine kostbaren Diamanten hatten ihn durch ganz Europa
berühmt werden lassen, darunter der größte von 55 Karat, der nach wechselvollem
Schicksal den Namen „Sancy“ trägt. Nicolas de Harlay soll ihn um 1570 in Konstantinopel erworben, jedoch aufgrund hoher Schulden und nach Verlust seiner königlichen Ämter um 1600 wieder zu Geld gemacht haben. Vgl. ABF I| 503/ 214|ff.; DBF| XVII, 667|f.;
J. C. F. Hoefer: Nouvelle Biographie Générale. 46 Bde., Bd.|43 (Paris 1864), 269|f.; Otto
Mittler: Die militärisch-diplomatischen Sendungen des Seigneur von Sancy nach der
Schweiz und nach Deutschland in den Jahren 1589–1591. Zürich 1919 (Schweizer Studien zur Geschichtswissenschaft, XI), 13, 21; Gilbert Schrenck: Nicolas de Harlay, sieur
de Sancy (1546–1629): l’antagoniste d’Agrippa d’Aubigné. Étude biographique et con-
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texte pamphlétaire. Paris 2000, 203|ff. (dazu die Rezension von Gilles Banderier in Bibliothèque d’Humanisme et Renaissance 63 [2001], 675–678). Nicolas’ Sohn Achille
schlug nach seinem Studium der Philosophie, Jurisprudenz und Theologie 1601 zunächst
eine militärische Laufbahn ein, diente 1611–1618 (oder 1620) als Botschafter Frankreichs an der Hohen Pforte bzw. allgemein als „ambassadeur au Levant sous Louis XIII“
(Schrenck [s.|o.], 41 Anm.|3). Von 1619 bis 1640 übte, von einer Unterbrechung (1632/
33) abgesehen, sein Bruder Philippe de Harlay comte de Césy, dieses Amt in Konstantinopel aus (Spuler III, 355|f.; Tongas, 12|ff.), während Achille weitere Gesandtschaften
übernahm. 1631 wurde er Bischof von Saint-Malo, 1635 Vorsitzender der bretonischen
Ständevertretung. Er war ein Sammler orientalischer Manuskripte, die sich heute im Besitz der BN Paris befinden. Abraham de Wicquefort würdigte ihn sehr ehrenvoll: „Le caractere d’Achille de Harlay, Baron de Sancy [.|.|.] se trouve dans les relations de Pietro
della Valle, qui en parle en ces termes: „C’estoit un Seigneur d’environ trente ans, c’est à
dire fort jeune, & qui en cet âge avoit achevé les Cours de Philosophie, de Theologie &
de Droit, comme ayant esté destiné à la robe: mais s’estant fait d’espée, il estoit appliqué
aux Mathematiques, où il avoit fait des progrés qui lui avoient donné une tres-grande reputation, comme il estoit en effet un des premiers hommes de cette profession.“ Die
Schilderung fährt fort mit Harlays profunden Kenntnissen in Pharmazie, Chemie und in
Fremdsprachen: Italienisch, Spanisch, Deutsch, Alt- und Neugriechisch, Latein, auch
Hebräisch, das er in Konstantinopel, wenngleich mit Mühe, erlernt habe. Hervorragende Kenntnisse in der Geschichte aller Zeiten und Völker hätten ihn zu einem perfekten
Fürsten- und Staatsdiener, Beamten und Botschafter gemacht. Abraham de Wicquefort:
L’AMBASSADEUR ET SES FONCTIONS .|.|. DERNIERE EDITION, Augmentée des
REFLEXIONS sur les MEMOIRES pour les Ambassadeurs, de la Reponse à l’Auteur.
ET DU DISCOURS HISTORIQUE de L’ELECTION de l’EMPEREUR, & des Electeurs par le meme auteur. (2 Tle.) (Köln 1690 und 1698), I, 87|f.; vgl. 227 (HAB: O
179. 4b Helmst.). Leider scheint es ein Itinerarium von Schillings Orient-Reise nicht zu
geben, so daß die zeitlich ungenauen Angaben der Leichenpredigt die einzige Quelle
darstellen. Die dort genannte Reise Schillings nach Konstantinopel muß nach 1609 stattgefunden haben, da er sich noch am 18.|12. dieses Jahres in Lyon immatrikulierte und
erst danach die Türkei, Palästina und Ägypten bereiste, wie der LP zu entnehmen ist.
Das nächste gesicherte Datum Ostern 1617 liefert Schillings Anstellung durch F. Ludwig
als Hofmeister (s. Anm.|4). Vgl. Conermann III|, 23|ff. Vor diesem Hintergrund ist es gut
möglich, daß er jenem Troß angehörte, der im September 1611 mit Achille de Harlay als
künftigem französ. Botschafter und 16 Personen in Konstantinopel eintraf und ehrenvoll
vom Sultan (s. Anm.|2) empfangen wurde. In der Relation des venezian. Gesandten Simon Contarini von 1612 heißt es nur kurz zu Harlay: „Monsignor di Sansi nuovo ambasciatore di Sua Maestà Cristianissima, poco in prima del mio partire, mi disse però
che egli intorno a quel negozio non voleva stare a quanto il signore di Salagnac avea aggiustato con l’ambasciatore anglo; ond’io mi credo per questo, e per altri principii di
nuove scontentezze, delle quali avvisai pure questo Eccellentissimo Senato, torneranno
in sui primi e maggiori disgusti ben presto. Io ho poco trattato questo signore, tuttavia
da qualche ragionamento, che ho passato seco, m’è paruto cavaliere moltopronto di
buon ingegno, e ben intenzionato verso il servizio della Serenità Vostra: quello che non
mi accorsi mai fosse il precessor suo; con il qual signore di Sansi trovandomi io innanzi il
mio partire dalla Porta, con grande affetto mi disse: che oltre i primi ordini avuti da Sua
Maestà Cristianissima in Francia, mentre doveva incamminarsi per Costantinopoli, altri
caldissimi ne gli erano giunti perchè egli avesse con singolar amore ed attenzione a proteggere sempre gli interessi di Vostra Serenità; e mi promise appunto l’avrebbe fatto di
quel modo gli era commesso.“ Simon Contarini: Relazione l’anno 1612. In: Relazioni di
Ambasciatori Veneti al Senato. Tratte dalle migliori edizioni disponibili e ordinate cronologicamente. A cura di Luigi Firpo. Vol.|XIII: Constantinopoli (1590–1793). Torino
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 371027
1984, 473–602, hier 558, vgl. auch 562 u. 571|f. Vgl. ABF I| 503/ 208|ff.; DBF| XVII,
662|f.; J. C. F. Hoefer: Nouvelle Biographie Générale. 46 Bde., Bd.|43 (Paris 1864),
270|f.; Bertold Spuler: Die europäische Diplomatie in Konstantinopel bis zum Frieden
von Belgrad (1739). Tl. 3: Listen der in Konstantinopel anwesenden Gesandten bis in die
Mitte des 18. Jdts. In: Jahrbücher f. Kultur u. Geschichte der Slaven, N. F. Bd.|XI
(1935), 313–366, 354|f. (Tl. 1, ebd., 53–115; Tl. 2, ebd., 171–222); Gérard Tongas: Les
relations de la France avec l’Empire ottoman durant la première moitié du XVIIe siècle
et l’Ambassade a Constantinople de Philippe de Harlay, Comte de Césy (1619–1640).
Toulouse 1942, 10–12 (zu Achille de Harlay); Johann Wilhelm Zinkeisen: Geschichte
des Osmanischen Reiches in Europa. 4. Tl.: Zunehmender Verfall und neuer Aufschwung
des Reiches bis zu dem Frieden von Vasvar und dem Falle von Candia in den Jahren
1664 und 1669. Gotha 1856, 217; dass. 3. Tl.: Das innere Leben und angehender Verfall
des Reiches bis zum Jahre 1623. Gotha 1855, 652 Anm.|1 u. 653. Vgl. ferner Larousse
Du XXe Siècle en six Volumes. Publié sous la direction de Paul Augé. Tome VI (Paris
1933), 172; Schrenck (s.|o.), 206|ff., zu Achille S.|41 Anm.|3. Übrigens war der noch jugendliche F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) bereits im Sommer 1582 von seinem
Vater F. Joachim Ernst einer ksl. Gesandtschaft nach Konstantinopel beigegeben worden. Vgl. Frank Kreißler: Eine Kavalierstour an das Goldene Horn. Bemerkungen zur
Konstantinopelreise des Fürsten Christian I. v. Anhalt-Bernburg (1582). In: MVAL 2
(1993), 80–94. Kreißlers Leipziger Diplomarbeit von 1989 (Deutsche Reisende nach
Konstantinopel zwischen 1396 und 1611. Vorarbeit für eine prosopographische Untersuchung von Reise- und Erlebnisberichten deutscher Konstantinopelreisender), konnten
wir leider nicht einsehen. In den späten 20er und frühen 30er Jahren zog der Patriarch
Kyrillos I. Lukaris v. Konstantinopel aufgrund seiner Confessio| das Interesse ganz Europas und vor allem der Reformierten auf sich. Mancher Gesandte und Reisende im bzw.
nach dem Orient suchte die sich bietenden Chancen im Auftrag eines antirömischen Religionsbündnisses mit der Ostkirche. Vgl. 291028 u. 300725.
2 Sultan Achmed I. (1590–1617), regierte das Osmanische Reich seit 1603.
3 Kairo, arab. Masr al Kahira, frz. Le Caire, span. El Cairo, lat. Cairus oder Alcairus.
„Alkair oder Kairo ist die Hauptstadt [.|.|.] des gantzen Egiptens“ (Olfert Dapper: Umbständliche und Eigentliche Beschreibung von AFRICA, Und denen darzu gehörigen
Königreichen und Landschaften/ als Egypten/ Barbarien/ Libyen/ Biledulgerid/ dem
Lande der Negros .|.|. (Amsterdam 1670; HAB: Cd 17 4b), 76 (auch Ndr. Stuttgart
1964). Vgl. ferner: Türkischer Landstürtzer/ oder Neue Beschreibung Der fürnehmsten/
Türkischen Städte/ und Vestungen/ durch Ungarn/ Thracien/ und Egypten: Darinnen
nicht allein Gran/ Ofen/ Griechisch-Weissenburg/ Sophia/ Philippolis/ Adrianopel/
Constantinopel/ Galata/ Alexandrien/ Alkair/ samt andern ausführlich beschrieben:
Sondern auch allerley berühmte Flüsse/ Brucken/ Seehäfen .|.|. bemerket werden. Wie
solches alles Christian von Wallsdorff/ Als welcher im Jahr 1660 in der Ragotzischen
Schlacht bey Clausenburg gefangen/ in die Türkey verkaufft/ und bald wieder ausgelöset worden/ auf seiner dreyjährigen Reise erfahren/ und .|.|. verzeichnet. O.|O. 1664,
S.|23 (HAB: Gv 954; 150. 17 Hist. [5]): „Alkair“, die „Weltberühmte Hauptstadt in
Egypten“ und „allergröste und fürnehmste Handelstadt in gantz Türkey“. Vgl. auch
Hieronymus Dicelius: Geographisches DICTIONARIVM, Darinnen Die Königreiche/
Landschafften/ Städte/ Flüsse/ und mehr andere merckwürdige Sachen der Welt enthalten .|.|. in Französischer Sprach zu Brüssel 1694. bey Frantz Foppens gedruckt .|.|. Anjetzo .|.|. ins Hoch=Teutsche übersetzet .|.|. (Cölln 1696), 201 (HAB: Ca 83); Carolus
Stephanus [d.|i. Charles Estienne]: DICTIONARIVM HISTORICVM, GEOGRAPHICVM, POETICVM. (Genf 1638; HAB: 2. 8 Geogr.), 522.
4 F. Ludwig d.|J. v. Anhalt-Köthen (1607–1624. FG 6), Sohn aus F. Ludwigs erster
Ehe mit Fn. Amoena Amalia, geb. Gfn. v. Bentheim (1586–1625. AL 1618. PA. TG 2).
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K IV Vgl. K 3. Die von F. Christian wortgetreu zitierte Passage aus dem Munde Philones
behandelt die künstlerische und poetische Gestaltung Cupidos und die Ähnlichkeit der
Wunden, welche von der Liebe und von Pfeilen beigebracht werden.
371028
Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und
Knyphausen
F. Ludwig (Der Nährende/ Le Nourrissant) dankt für die Beileidsbezeugung Frh. Enno
Wilhelms v. Innhausen und Knyphausen (FG 238) vom 21.|10.|1637 anläßlich des Todes
des Köthener Hofmeisters Friedrich v. Schilling (FG 21. Der Langsame/ Le Tardif, Le
Lent) und für den Vorschlag Innhausens bzgl. des Freiherrn v. Schrattenbach. F. Ludwig
befinde sich aber wegen der seit zwei Jahren andauernden (Kriegs-)Schäden in einem so
beklagenswerten Zustand, daß er einen solchen Mann nicht unterhalten könne. Falls
Innhausen die auf französisch verfaßte kleine Abhandlung über den Tamerlan ohne die
begonnene Verdeutschung des verstorbenen Herrn Johann Joachim v. Wartensleben (FG
108) empfangen habe, könne er sie mit der gewöhnlichen Post senden. Wenn die Übersetzung beigefügt sei, möge er besser auf die Kaufleute Silm warten, die zur Frühjahrsmesse nach Leipzig reisen und diese mitnehmen werden. — Der Tod Lgf. Wilhelms V. v.
Hessen-Kassel (FG 65) ist sehr beklagenswert. Hinsichtlich der Kinder und Lande des
Verstorbenen hoffe man noch auf Absprachen mit dem Fürstbf. v. Würzburg und Bamberg, Franz v. Hatzfeld. Der Feldmarschall (Gf. Johann v.) Götz ist nach Hessen aufgebrochen. Wenn bei diesem Unternehmen so viele Schwierigkeiten wie im Akkord von
Hanau im Hinblick auf Schlüchtern gemacht würden, sehe F. Ludwig schwarz. — Schilling hat Innhausen um einige Wappen gebeten, um sie in das Archiv der Fruchtbringenden Gesellschaft aufzunehmen. F. Ludwig bittet ebenso um jene von Claus (v.) Sehested
(FG 284) und Torsten Stålhandske (FG 254). Es genügen Federzeichnungen mit Angabe
der Farben. Wenn Innhausen die Liste der bisher aufgenommenen 315 Mitglieder nicht
habe, werde sie ihm geschickt. — Schilling habe Ludwig 20 Jahre gedient, und 20 Jahre
bestehe auch die Fruchtbringende Gesellschaft. 90 Mitglieder seien seit der Gründung
bereits verstorben. — Dem Brief lege der Fürst ein deutsches Sonett auf den Langsamen bei.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 23rv; eigenh. Konzept. Am
Rand hsl. Bleistift-Hinweis von spa¨terer H. (Gottlieb Krause?) zur Tamerlan|-Übersetzung.| (Vgl. KL| III, 183|ff.).
A Fehlt.|
Monsieur
Vous monstrez a suffisance vostre compassion sur le decez de feu mon maistre
d’hostel1 par vostre responce du 21. courant,2 et l’affection que me portez par la
proposition faites en icelle, touchant le Baron de Schrotenbach3. Je ne doubte
nullement de ses bonnes qualitéz [.|.|.]a devotion, et capacité, etb vous remercie
tres affectueusement du souci qu’en avez eu de moy, mais me trouvant maintenant en un si pauvre estat, a cause du degast qui m’a este faict de deux ans en ça,
et continue encores iournellement, ie ne voy pour encores nul moyen d’entretenirc un tel personnage c’est pourquoy ie vous prie de ne prendre pasd mal ceste
miennee [.|.|.]f, il a autant qu’il me faut estre retenu en cela, iusques a ce que mes
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Fürst Ludwig 371028
moyens retournent en un meilleur estat. En cas que vous avezg receu le petit
traicteh du Tamerlane en Françoisi4, sans la Traduction Allemande commencéej
du feu sieur de Wartensleben5, vous me le pourrez envoyer par l’ordinaire, mais
si la traduction y est adjointe il sera meilleur de le differer iusques a la foire de
Leipzig du nouvel an, lá ouk il pourra estre porté par les gens des marchands
Heine et Clas les Silmes6. La mort de feu monsieur le Landgrave7 est bien deplorable,l on donne esperance encores pourm des traictéz quin s’entretienent
avec l’Evesque de Wirzbourg8, et s’il se pourroit faire un bon et asseuré accord
pour ses enfans et pays9, il ne seroit qu’a souhaitter. Le Feldmarschal Götz10 est
allé vers Hessen, etp quant y seront faicts tant de difficultes, que sur l’accord de
Hanau touchant Schlichter11, i’y voisq nul effect. Feu mon maistre d’Hostel
vous avoit escrit n’a gueres pour quelques armoiries de nozr Accademiques, en
cas que l’eussiez recouvertes, ie les aymerois biens avoir, pour les mettre aut reservoir dicelleu Accadem[ie] fructifiante.12 J’y desire aussi les armoiries de Sested13, et Stalhans14, et me seroit assez les avoir tirez seulement de la plume en
ancre, y notez les couleurs15; Pardonnez moy de la peine que ie vous en donne,
si vous n’avez toute la liste quiv monte a present iusques au nombre de trois cens
et quinze16[.] Ilw vous enx sera envoyéy le defaut. Le Tardif m’avoit servi vingt
ans, qu’est aussi l’age de nostre Accademie fructifiante17, et nous en avons contéz dernierement des morts quatre vingt et dix, c’est le changement de ce monde,
[23v] etaa de ceste vie Laquelle Dieu nous rend meillieure, apres l’avoir deposée
la terrienne. Vous trouverez peut estre mes lignes trop longues, ou fascheuses,
c’est pourquoi ie finiraybb vous recommendant a la tresseure protection et sauve-garde de nostre bon Dieu, et ie suis, Monsieur
Vostre tresaffectionné amy.
Le Nourrissant
De Cöten ce 28. d’Octobr. 1637.
Vous trouverez ci dedans un Sonnet Allemand faict sur la mort du feu nostre
tardif ou lent.18
T a Tintenklecks, wahrscheinlich u¨ber| et oder| de. — b Eingefu¨gt bis| moy — c Folgt| <telles> — d Eingefu¨gt fu¨r| <en mau> — e Folgt| <declaration> — f Unleserlich|. — g Eingefügt fu¨r| <ayez> — h Eingefu¨gt fu¨r| <livre> — i Folgt| <seulement> — j Am Rand erga¨nzt.| — k Folgt| <un de> — l Folgt| <toutesfois> — m Folgt| <quelques> — n Folgt|
<se facent> — o Fu¨r| <Le Gen> — p Folgt| <s’il se faict font tant>, wobei| font urspru¨nglich| faict ersetzt| — q Folgt| <peu ou> — r Folgt| < compagnons> — s Folgt| <d’>
— t Ersetzt| <en son> — u Ersetzt| <de l’> — v Eingefu¨gt bis| <a present> — w Am
Rand erga¨nzt fu¨r| <elle> — x Eingefu¨gt.| — y Folgt unversta¨ndliches Zeichen| <p?> fu¨r|
pour? und direkt im Anschluß| <le reste, duquel avez> — z Ersetzt |<prouvé> — aa Am
Rand erga¨nzt bis| <vie> — bb Folgt| <vous priant Di>
K 1 Friedrich v. Schilling (FG 21. Der Langsame/ Le Tardif/ Le Lent) verstarb am
9.|10.|1637. Vgl. 371027 nebst Beilagen I–III. Zur Überlieferung ins Französische übersetzter Gesellschaftsnamen der FG-Mitglieder vgl. 371112A K 9.
2 Anscheinend nicht erhalten.
3 Der in Bremen lebende Exulant Frh. Balthasar v. Schrattenbach. S.|370902 K 12.
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4 Jean Du Becq-Crespin: Histoire du grand Empe´reur Tamerlanes| (erstmals Rouen
1595). S.|371112A K 4.
5 Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108. Der Beschlossene). Er war am 21.|2.|1633
in Dresden gestorben und hatte seine Tamerlan|-Übersetzung unvollendet hinterlassen.
F. Ludwig schloß sie ab und brachte sie zum Druck. Vgl. 370902 K 11–13.
6 Die Tuchhändler- und Bankiersfamilie Silm (Sillem, Selm u.|ä.) war in Hamburg,
Amsterdam und anderenorts tätig. Vgl. Hermann Kellenbenz: Unternehmerkräfte im
Hamburger Portugal- und Spanienhandel 1590–1625. Hamburg 1954, bes. S.|136–141.
Vgl. auch 301001 K 1 u. 371127 K 9.
7 Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) war am 21.|9./1.|10.|1637 in Leer/ Ostfriesland als Geächteter gestorben. Vgl. 370422 K 1. Zu Reaktionen von FG-Mitgliedern
auf den Tod des Landgrafen vgl. 370422 K 7.
8 Franz v. Hatzfeld (1596–1642), Bf. v. Würzburg und Bamberg, Bruder des ksl. Feldmarschalls Reichsgf. Melchior v. Hatzfeld u. Gleichen, s. Klaus Wittstadt: Würzburger
Bischöfe 742–1979. [Würzburg] 1979, 70|f.; Helmut Neumaier: „Daß wir kein anderes
Haupt oder von Gott eingesetzte zeitliche Obrigkeit haben“. Ort Odenwald der fränk.
Reichsritterschaft von den Anfängen bis zum 30jährigen Krieg. Stuttgart 2005, 142 u. 230.
Nach Abschluß des Prager Friedens im Mai 1635 war Franz v. Hatzfeld als ksl. Vermittler
eingesetzt worden, um Lgf. Wilhelm V. zum Friedensbeitritt zu bewegen. Da sich dieser in
seinen Hauptinteressen übergangen sah, scheiterten die Verhandlungen. Vgl. 370422 K 1;
Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges und Grundlagen zu einer Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. 3. Tl. In: Zs. des Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde 55 (1926), 1–175, hier
81|ff.; Volker Press: Hessen im Zeitalter der Landesteilung (1567–1655). In: Das Werden
Hessens. Hg. Walter Heinemeyer. Marburg 1986, 267–331, hier 310|f.
9 Nach dem Tode Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel (s. Anm.|7) beanspruchte Lgf.
Georg II. v. Hessen-Darmstadt (1605–1661) unter Berufung auf das „ius agnati“ sowie
auf die (bis dahin nicht publizierte) ksl. Achterklärung Ferdinands II. vom November
1636 und deren Bestätigung durch Ferdinand III., d. d. Wien, 24.|4.|1637, die Administration des Kasselschen Landesteils. Demgegenüber bestellte das Testament Lgf. Wilhelms V. die Witwe Amalia Elisabeth zu Regentin und Vormund Pz. Wilhelms VI. (FG
694. 1659) und die Könige von Großbritannien und Frankreich sowie die Generalstaaten
zu Mitvormündern. Die Kasseler Regierung und Landstände hatten dem entsprochen
und umgehend die Huldigung Wilhelms VI. eingeholt und die hessischen Truppen auf
den Erbprinzen vereidigt. Die sich in der Folge anspinnenden Verhandlungen zwischen
den beiden hessischen Linien wurden von Kassel zunächst hingezogen. Auch die Interventionen Kf. Johann Georgs I. v. Sachsen, Schwiegervater Lgf. Georgs II., und Hz. Georgs v. Braunschweig-Calenberg (FG 231), die die Witwe und die Kasseler Regierungsräte und Landstände aufforderten, sich dem ksl. Gebot zu unterwerfen, dem Prager
Frieden beizutreten und Lgf. Georgs Administration Niederhessens zu akzeptieren, vermochten die Darmstädter Ansprüche nicht durchzusetzen. Ein Vergleich d. d. Marburg
23.|1.|1638 a. St. umging eine definitive Lösung, fand aber auch nicht die Zustimmung
des Kaisers. In der Folgezeit zerschlugen sich die weiteren Friedensverhandlungen mit
dem Kaiser unter kurmainzischer Vermittlung, so daß Lgfn. Amalia Elisabeth im August
1639 und März 1640 ein Bündnis mit Schweden und Frankreich einging. Vgl. auch
380616 K 11 u. 13. Damit sollte es ihr gelingen, eine militärisch geschützte, selbstbewußte und offensive Hauspolitik gegen die Darmstädter Vettern durchzusetzen. Vgl. Ks.
Ferdinand III.: Mandat, An alle und iede, Weyland Herrn Landgraf Wilhelms zu Hessen
gewesene Landstände, Rähte und Diner, und ins gemain an alle Niderhessische Einwohner [.|.|.], Herrn Landgraf Georgens zu Hessen Fe. Gn. vor einen rechtmässigen Administratorem der Niderhessischen Lande zuerkennen [.|.|.] datirt Wien, den 27. Novembris,
Anno 1637. O.|O. Anno 1637 (Es folgen weitere Schreiben Lgf. Georgs II. an die Land-
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stände und Räte Hessen-Kassels und der Kasseler Räte an Lgf. Georg II. (1637). Nach:
Stadtbibliothek Frankfurt a.|M. Flugschriftensammlung „Discursus politici“ des Johann
Maximilian Zum Jungen. Bearb. v. Paul Hohenemser. Frankfurt a.|M. 1930, Ndr. Hildesheim, New York 1977, 196, 197, 198 u. 200. Vgl. ferner Pufendorf: Kriegs-Geschichte|
I, 391; Theatrum europaeum| III (2. Aufl. 1644), 818, 864|ff., 871, 880|f., 887|ff. u. 901|ff.
(HAB: Ge 4b 54); Kurt Beck: Bruderzwist im Hause Hessen. In: Die Geschichte Hessens. Hg. Uwe Schultz. Stuttgart 1983, 95–105, hier 104; Michael Conrad Curtius: Geschichte und Statistik von Hessen. Marburg 1793, 191|ff.; Karl E. Demandt: Geschichte
des Landes Hessen. 2., neubearb. u. erw. Aufl. Kassel u. Basel 1972, 258. Press (s.
Anm.|8), 312|ff.
10 Der kurbayerische Feldmarschall Gf. Johann v. Götz, s. auch 370421 K 5 u.|ö. Er
trat im Oktober 1637 gegenüber Hessen-Kassel offen als ksl. und Reichs-Exekutor in
Erscheinung, als Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt seine vom Kaiser gestützten Ansprüche auf Unterstellung des Kasseler Landesteils geltend machte. S. Anm.|9. Faktisch
war damals ganz Niederhessen mit Ausnahme der Festungen Kassel und Ziegenhain sowie Hersfelds in der Hand der ksl. und Reichstruppen. Vgl. Götz’ Schreiben an die
Landstände Hessen-Kassels, d. d. Arnstadt 13.|10.|1637, in welchem er seinen und seiner
Truppen direkten Marsch nach Niederhessen ankündigte, das er zu „impatroniren“ gesonnen sei, um den ksl. Machtspruch durchzusetzen. Die Landstände sollten faktisch ihren soeben geleisteten Huldigungseid auf Erbprinz Wilhelm VI. v. Hessen-Kassel brechen, sich den ksl. Mandaten und dem Prager Frieden unterwerfen, die ksl. und Reichstruppen einquartieren, andernfalls drohe die gewaltsame Exekution. Seine Aufforderung
wurde ignoriert, und er zog Ende Oktober aus Hessen ab. Theatrum europaeum| III (2.
Aufl. 1644), 870|f., vgl. 783, 792 u. 804 (HAB: Ge 4b 54); vgl. Franz v. Geyso: Beiträge
zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges und Grundlagen zu einer Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. 3. Tl. In: Zs. des Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde 55 (1926), 1–175, hier 156|f.
11 Schlüchtern, Städtchen und Amt in der Obergft. Hanau (Hanau-Münzenberg zugehörig), heute Stadt in Hessen (Main-Kinzig-Kreis). F. Ludwigs Befürchtungen beziehen sich auf die Zukunft des hessen-kasselschen Erbes. — Seit 1567/71 reklamierte das
Bst. Würzburg den Besitz des 1543 nach der Augsburger Konfession reformierten ehemaligen Benediktiner-Klosters Schlüchtern. Die Hanauer Grafen hingegen beriefen sich
auf ihre seit dem 14. Jahrhundert nachweisbaren Besitz- und Schutztitel an dem Amt
Schlüchtern einschließlich des Klosters, auf die rechtmäßige Reformation, die das Kloster in eine evangelische Schule verwandelte, und auf den Augsburger Religionsfrieden.
Die Würzburger Ansprüche gelangten vor den Kaiser, den Reichstag und das Reichskammergericht. Der Streit spitzte sich dann seit 1624 zu, als der Bischof 1626 beim
Reichshofrat ein Restitutionsmandat gegen Gf. Philipp Moritz v. Hanau-Münzenberg
(FG 144; vgl. 360703 K 23) und beim Kaiser ein im April 1637 publiziertes Exekutionsmandat erwirkte, welches Kurbayern und Hessen-Darmstadt mit der Durchsetzung der
Restitution beauftragte. Im Februar 1638 ließen sich die Exekutionskommissare in
Schlüchtern auf keine Verhandlungen oder Interpellationen ein. Dem Druck sich beugend trat Gf. Philipp Moritz das Kloster am 6.|3.|1638 an das Bst. Würzburg ab. Der
Streit um die angeblich oder wirklich zum Kloster gehörenden Dörfer und Gemarkungen zog sich aber weiter hin. Er endete 1656 mit einem Vergleich: Würzburg erstattete
das Kloster Schlüchtern im Austausch gegen Salzbrunnen und einige andere Besitzungen
in Orb zurück. Vgl. Warhaffter Bericht/ Was es mit dem Closter Schlüchtern/ so in der
Graffschafft Hanaw gelegen/ für eine Beschaffenheit habe/ Vnd Was wolermeldter
Graffschafft wegen Solches Closters in den Jahren 1624. 1625. 1626. vnd 1627. durch
das vom damahligen Herrn Bischoffen zu Würtzburg [.|.|.] am Keyserlichen Hoff außgewürckte Mandatum de restituendo, daruff erlangtes Vrtheil/ vnd erfolgte Execution [.|.|.]
vor höchste Beschwehrungen zugezogen worden. Für 16. Jahren also verfasst/ vnd nun-
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mehr [.|.|.] in offenen Truck kommen. Jm Jahr Christi/ 1647. HAB: QuN 201 (6); Merian: Topographia| (Hassiae 1665), 120; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd.|4: Hessen. 3., überarb. Aufl. Stuttgart 1976, 405; Carl Arnd: Geschichte der
Provinz Hanau und der unteren Maingegend. Hanau 1858, 251 u. 259. — Der Hanauer
Akkord, den F. Ludwig im vorliegenden Brief erwähnt, geht in das Jahr 1636 zurück
und hatte mit der mühsamen Restitution des 1635 von Kaiser und Reich geächteten und
exilierten Gf.en Philipp Moritz v. Hanau-Münzenberg und dem Auszug der schwedischen Garnison zu tun, die Hanau seit Oktober 1631 besetzt hielt und zum Ausgangspunkt zahlreicher Raub- und Streifzüge in die ganze Maingegend machte. Vgl. 360703
K 23; Theatrum europaeum| III (1644), 771 u. 792 (HAB: Ge 4b 54); Rudolf Wille: Hanau
im dreissigjährigen Kriege. Hanau 1886, 361|ff. Sowohl Gf. Philipp Moritz als auch
Hanaus Nachbarn hatten das Interesse, die lästigen Gäste loszuwerden. Im Dezember
1636 war bereits ein Übergabe-Vertrag („Accord“) unter der Leitung des ksl. Bevollmächtigten, des Ebf.s und Kf.en von Mainz, Anselm Casimir Wambold v. Umstadt
(1583–1647; vgl. ADB| I, 479|f.; Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte 2 [1997]
581), zwischen dem schwedischen Generalmajor Sir James Ramsay (Schottland 1589 –
Dillenburg 29.|6.|1639; seit dem 2.|10.|1634 schwed. Kommandant in Hanau) und den
ksl. Räten und Obristen Burggf. u. Herr Heinrich zu Dohna und Johann Christoph v.
Hegnenberg (vgl. Andreas Thiele: Erzählende genealog. Stammtafeln zur europ. Geschichte. Bd.|I.1. Frankfurt a.|M. 21993, T. 127a) aufgesetzt und am 5.|12. in Regensburg
von Ks. Ferdinand II. ratifiziert worden. Dessen Tod am 15.|2.|1637 brachte die Durchführung der Vertragsbestimmungen ins Stocken, bis am 21./31.|8.|1637 in Mainz ein neuer Vertrag aufgesetzt wurde (im Wortlaut abgedruckt in Wille, s.|o., 714–719). Diesen
handelten Kurmainz, Vertreter Hessen-Darmstadts und der Stadt Frankfurt a.|M., Gf.
Albrecht Otto v. Solms-Laubach als Vertreter Gf. Philipp Moritz’ und Dr. N. Haßmann,
Rat und Stadtschreiber Hanaus als Bevollmächtigter Ramsays, aus. Die Übergabe-Vereinbarung sah die völlige Rehabilitation und Restitution Gf. Philipp Moritz’ durch Vermittlung von Kurmainz beim Kaiser, seine Aufnahme in den Prager Frieden und die damit verbundene Amnestie, und zwar ohne Bekenntniszwang zur Augsburger Konfession,
die Befreiung der Alt-und Neustadt Hanau von fremder Einquartierung u.|a. m. vor.
Ramsay sollten drei Güter in Mecklenburg (die ihm 1632 von Kg. Gustav II. Adolf v.
Schweden geschenkt worden waren) bestätigt und eine Summe von 50.000 Reichstalern
ausgezahlt werden. Alle Feindseligkeiten sollten sofort eingestellt und die Bestimmungen
Stück für Stück vollzogen werden. Die ksl. Ratifikation des Übergabe-Vertrages erfolgte
am 14.|9.|1637. S. Londorp| IV, 687|f.; vgl. Theatrum europaeum| III (1644), 818 (HAB: Ge
4b 54); Wille, s.|o., 720|f. Sie nahm jedoch einige signifikante Veränderungen am Text
der Vereinbarungen vor, u.|a. Schlüchtern betreffend. Der Punkt 2 des Mainzer Vertrages hatte nämlich Gf. Philipp Moritz und seinen rechtmäßigen Nachfahren den ungeschmälerten Besitz und Genuß aller Länder und Rechte eingeräumt, „Vndt in specie
auch dem Closter Schlüchtern, alß welches Vor dem Passawischen Vertrag reformirt
Worden, ruhig nit allein gelaßen, sondern auch da bey dießem Krigsweßen etwas vorheroccupirt vndt entzogen worden, widerumb gäntzlichen ohne entgelt Vndt Verzug restituirt werden.“ Zit. n. Wille, s.|o., 716. (Der Passauer Vertrag von 1552 lieferte im Prager Frieden das Stichdatum, vor welchem der Einzug geistlicher Güter und Stifter in der
Reformation anerkannt wurde. S. BA| II.10, 1606|f.). Dieser Mainzer Vertragspunkt
fehlte aber völlig in der ksl. Ratifikation (s. Londorp|, a.|a.|O.). Ramsay bemerkte diese
und andere Verfälschungen, wartete vergeblich auf die Erfüllung der ihm gemachten Zusagen und sah sich hintergangen. Schon bevor er die Unstimmigkeiten der ksl. Ratifikation bemerkte, hatte er Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30), der Hanau als Stützpunkt für seine geplanten Kriegszüge ins Reich unbedingt erhalten wissen wollte, versichert, die Vereinbarungen seien für ihre Partei sehr günstig, abgesehen davon traue er
„aber dem Keyser das geringste nicht, bis das ich alle ding in händen halte“ (Hanau,
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 254 / 4.5.2006
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Fürst Ludwig 371028
20./30.|9.|1637; zit. nach Wille: Urkundliche Beiträge [s.|u.], 57). Sein Mißtrauen wurde
bestätigt, und so fühlte er sich nun an seine eigenen Zusagen auch nicht mehr gebunden.
Für das Theatrum europaeum| war der Schotte allerdings der Schuldige: „Vnd gleichwol
hatte der Opiniatrirische [d.|h. widerspenstige] Commendant in Hanaw noch wenig im
Sinn/ den Orth zuverlassen/ oder von dannen mit seiner Schwedischen Soldatesca außzuziehen.“ Theatrum europaeum| III (1644), 838. Auch Innhausen selbst berichtete Schilling am 14.|10.|1637: „Les traictez de paix [vgl. 370729 K 11] vont par tout en fumée,
comme aussi l’accord de Hanau“ (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl.
149r). Nachdem Gf. Philipp Moritz am 25.|11./5.|12.|1637 nach dreijährigem Exil und
der sich abzeichnenden Aussöhnung mit dem Kaiser wieder in seine Residenz eingezogen
war, wurden er und Gf. Albrecht Otto v. Solms-Laubach von Ramsay gefangengesetzt.
Vgl. Theatrum europaeum| III (1644), 887; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 393|f.; Christian: Tageb.| XIV, 543r: Nachricht, „Daß der Graf von Hanaw, vom Ramsay, in seinem
hause gefangen gehalten werde.“ (Eintrag vom 1.|1.|1638). Vgl. a.|a.|O., 561v. Erst ein am
11./21.|2.|1638 mit auswärtiger Hilfe unter Führung von Gf. Ludwig Heinrich v. NassauDillenburg (1594–1661), ksl. Generalwachtmeister, durchgeführter Anschlag auf die
schwedische Besatzung Hanaus brachte Gf. Philipp Moritz in den Besitz seiner Residenzstadt. Ramsay wurde dabei schwer verwundet und gefangen genommen. Er verschied am
29.|6.|1639 in Dillenburger Haft. Vgl. Christian: Tageb.| XIV, 561v. Gf. Philipp Moritz
starb schon am 3.|8.|1638. Seine Witwe, Gfn. Sibylla Christina, geb. Fn. v. Anhalt-Dessau
(1603–1686; PA), führte die Regierung in Vormundschaft des sechsjährigen Sohns Philipp Ludwig weiter. Mit ihm starb die Münzenberger Hauptlinie der Hanauer Grafen am
22.|11.|1641 aus. Vgl. ADB| XXVII, 220|ff. (Ramsay); Engerisser|, 338 u.|ö. (Ramsay); Londorp| IV, 690|ff.; Pufendorf: Kriegs-Geschichte| I, 449; Redlich| I, 380|f. (Ramsay); Ro¨ssler/
Franz|, 2253 (Ramsay); Theatrum europaeum| III (1644), 909|ff.; Eigentlicher Bericht, von
Einnemung und Eroberung der beyden Stätt und Vestungen Hanaw (o. O. 1638); Vortrab
Hanawischer deduction Uber Die Ramsaysche ungefügte vorgenohmene Proceduren (o.
O. 1638), beide Titel zit. nach Hohenemser (s. Anm.|9), 199 u. 201; Dieter Dörner: Hanau im Spiegelbild des Dreißigjährigen Krieges und die Belagerung durch Lamboy. In:
Reise durch Hanaus Geschichte. stadtzeit. Geschichtsmagazin anläßlich des Jubiläums
„400 Jahre Wallonisch-Niederländische Gemeinde und Neustadt Hanau“. 1597–1997.
Hg. Magistrat der Stadt Hanau [u.|a.]. Red.: Lars-Oliver Renftel. [Hanau 1997], 24–29,
hier 25|f.; Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen (s. Anm.|9), 297; Franz v.
Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges und Grundlagen zu einer Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. 3. Tl.
In: Zs. des Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde 55 (1926), 1–175; hier 81|ff.;
W. Junghans: Kurze Geschichte der Stadt und des Kreises Hanau. Hanau 1887, 43|ff.;
Art. „Jakob von Ramsay“ in: Karl Siebert: Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten.
Hanau 1919 (Hanauer Geschichtsblätter NF 3/4 [1919]), 157–159; Wille (s.|o.), 436|ff.;
ders.: Urkundliche Beiträge zur Geschichte Hanaus im dreissigjährigen Kriege aus dem
Nachlaß Herzog Bernhards von Weimar. Hanau 1888, 17|ff., 43|ff.
12 Archiv oder Erzschrein der FG. Vgl. archive| in 380423. Von den uns erhaltenen Belegen her zu schließen, bürgerte sich die Bezeichnung ertzschrein| schnell seit dem Jahre
1637 in der FG ein. S.|371110 K 11. Vgl. zur üblichen Bezeichnung „Academiques“ für
Mitglieder der FG 371112A K 1.
13 Claus (v.) Sehested (FG 284), vgl. auch 371112A, 371117, 371222 K 1, 380100,
380125A u. 380210.
14 Torsten Stålhandske [Stahlhandschuh] (FG 254), mit Pappenheim und Stakenbroeck einer der fähigsten Reiterführer des 30jährigen Krieges, berühmt-berüchtigter
Kommandeur südfinnischer Bauernreiter, auch wenn Johan Banér (FG 222) 1638 „vielleicht wegen alters“ nachlassendes „judicio und gedechntnus“ bei ihm bemängelte.
AOSB| SA VI, 569. 1629 Oberstleutnant unter Åke Tott, 1630 mit Kg. Gustav II. Adolf
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 255 / 4.5.2006
371028A Diederich von dem Werder
255
v. Schweden nach Deutschland gekommen, erwarb er sich in vielen Schlachten als Obrist
(1632), Generalmajor (1634) und am Ende als Generalleutnant der Kavallerie unter
Feldmarschall Lennart Torstensson militärische Verdienste und hohes Ansehen. Seine
Einheiten erhielten aufgrund ihrer Unerbittlichkeit und ausdauernden Kampfbereitschaft den Namen „Hakkapeliitta“, eingedeutscht Hakkapeliter, ein Name, der zurückgeht auf das neulat. Kunstwort haccapeli|, das den finn. Stamm hakkaa pa¨a¨lle| (hau drauf,
schlag zu|) reflektiert. S. Conermann III|, 280|f.; Engerisser|, 28; Redlich| I, 415 u. 434;
SBA| B 318/001|ff.; Detlev Pleiss: ,Wer zählt die Völker, nennt die Namen.|.|.‘. In: Frankenland. Zs. f. fränkische Landeskunde u. Kulturpflege 52 (2000) H. 5, 341–352, hier
348. — Über die näheren Umstände seiner FG-Aufnahme ist nichts bekannt. Vgl. auch
370715 K 6, 380100 u. 380423.
15 Zum FG-Gebrauch, die Wappen (wie auch die Impresen) aller Mitglieder auf Seide
gestickt zu sammeln und in Gobelins für den Köthener Schloßsaal zusammenzunähen
vgl. 371220 K 12.
16 Bis auf Martinus Milagius (FG 315. 1637). Eine solche Liste wurde Innhausen von
F. Ludwig zusammen mit 371112A zugeschickt. Zur Nachfrage und Zirkulation von
Mitgliederlisten in der fruchtbringerischen Korrespondenz vgl. 271209 I, 280216A I,
470117A. Für die Korrespondenzjahrgänge 1637/38 vgl. 371117, 371211, 371220 u. I,
371221, 380202, 390514 (=KE|, 136); zu Listen mit den ins Französische übersetzten
Gesellschaftsnamen vgl. 371112A K 9.
17 Jüngst ist der Gründungsbericht der FG, wonach diese am 24. August 1617 in Weimar gegründet worden ist, zu Unrecht als „Legende“ bezeichnet und die Gründung
selbst in das Jahr 1622 verschoben worden. S. Klaus Manger: Teutschhertziger Kulturpatriotismus in der Fruchtbringenden Gesellschaft. In: Die Fruchtbringer — eine
Teutschhertzige Gesellschaft. Hg. K. M. Heidelberg 2001, 79–104, hier 95|ff.; übernommen von Georg Schmidt: Die Anfänge der Fruchtbringenden Gesellschaft als politisch
motivierte Sammlungsbewegung und höfische Akademie. In: ebd., 5–37, 15|ff., Herbert
Jaumann: Sprachgesellschaft. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Hg.
Jan-Dirk Müller. Bd.|3 (Berlin 2003), 476–479, hier 477 und anderen. Zum Gründungsbericht der FG vgl. Kurtzer Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben. Gedruckt zu Cöthen/ Jm Jahr/ 1622. Ndr. in: DA Ko¨then II. 1|, [7]–[10], hier
[8]; Hille|, 6|ff. Im GB 1646| erscheint im „Bericht“, Bl. e ii r, erstmals das genaue Datum
des 24. Augusts 1617 als Gründungstermin; danach Neumark: Palmbaum|, 9. Gegen die
Fiktionalisierung des Gründungsberichts hat quellengestützt Einspruch erhoben, ohne
allerdings die Quellen im Einzelnen nachzuweisen: Frank Boblenz: Legendenbildung
oder Wirklichkeit? Vor 385 Jahren wurde in Weimar die Fruchtbringende Gesellschaft
initiiert. In: Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen 10 (2002), 162–170. Quellen
(ThHSTA Weimar: Fl. Haus A 558 u. 559) und eine Reihe von Indizien zur Stützung des
offiziellen Gründungsberichts der FG wie das im vorliegenden Brief genannte Gründungsjahr 1617 sind aufgeführt in Herz/ Ball|, S.|138 Anm.|1. Dagegen erneut Schmidt:
Kulturbedeutung, Musenhof und „Land der Residenzen“. In: Matthias Werner (Hg.):
Im Spannungsfeld von Wissenschaft u. Politik. 150 Jahre Landesgeschichtsforschung in
Thüringen. Köln u.|a. 2005, 343–376, 370.
18 Das Sonett F. Ludwigs auf seinen Hofmeister in 371027 I–II.
371028A
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Weil er F. Ludwigs (Der Nährende) letzte Sendung wieder zurückgeschickt habe,
schreibt Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte), stehe es dem Fürsten frei,
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 256 / 4.5.2006
256
Diederich von dem Werder 371028A
Werder durch den Boten weitere Texte (zur kritischen Durchsicht) zukommen zu lassen.
F. Ludwig wird gebeten, alle sich auf Köthen reimende Wörter, die ihm einfallen, zu verzeichnen. Er soll diese Liste aber bei sich behalten, denn, so fügt Werder schelmisch hinzu, der Fürst werde in ein paar Tagen erfahren, aus welchen Gründen er ihn darum ersucht habe.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 324r–325v [A: 325v]; 324v u. 325r leer; eigenh. Mit Anhang von F. Ludwigs H. — Veröffentlicht in KE|, 143. Bibliographisch erfaßt in Bu¨rger|, S.|1439 Nr. 11.
A Dem Nehrenden.
Dieweil dem Nehrenden die letzte lieferung1 wieder zugeschickt worden, als
stehet demselben frey, ob er bey Zeigern2 was mehr lieffern lassen wil.
Darbeneben wirdt er vnterdienstlich3 ersucht, ob er vnbeschwehrt verzeichnen wil, wie viel er vermeint, das wörter zu finden sein die sich auff Cöthen reimen4, er behalte aber solch verzeichnüs bey sich dan in ein par tagen wirdt sichs
ausweisen, warumb solches gesucht worden von dem, der sich nennt
Den Vielgekörnten mp
den 28. WeinMonats im Jahr 1637. Zu Reinsdorf.
Cöthena
Flöten
Nötten
Tödten
Flöhten.
Kröten.
Erhöhten.
T a Die Liste mit Reimwo¨rtern zu „Co¨then“ von F. Ludwigs H.|
K 1 Von Diederich v. dem Werder (FG 31) durchgesehenes Manuskript, wohl F. Ludwigs Übersetzung FRANCISCI PETRARCHÆ .|.|. Sechs Triumphi oder Siegesprachten|
(Cöthen 1643). S.|371027 K 2. Zur Überlieferungslage der Korrespondenz zwischen F.
Ludwig und Werder und zum Fehlen aller Gegenbriefe des Fürsten im Jahr 1637 s.
370113 K 0.
2 Dem Boten.
3 Ergebenheits- und Bittformel. Stieler|, 2538: „Underdienstwilliger/ devotus, submissè
colens. Underdienstwilligster/ devotissimus, subjectissimus“; Diefenbach|, 888 mit zwei
Belegen von 1637 und 1674 zu „unterdienstlich“, „überhaupt in der Canzleisprache des
17. u. 18. Jahrh. ein Höflichkeitswort = ergebenst etc.“. Vgl. 371014 K 5.
4 Vgl. das hintersinnige Scherzgedicht in 371031 I.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 257 / 4.5.2006
371030 Martin Opitz
257
371030
Martin Opitz an Friedrich von Schilling
Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) dankt, fern von seinem (schlesischen) Vaterland,
für die Gunst der FG-Mitglieder F. Ludwig (Der Nährende), Diederich v. dem Werder
(FG 31. Der Vielgekörnte) und Friedrich v. Schilling (FG 21. Der Langsame) und sendet
ihnen seine Segenswünsche. Er informiert sie über die Vollendung seiner Psalmlieder
und sein Bemühen, (von Danzig aus) Druckexemplare davon nach Hamburg zu schikken. — Der polnische König hat Schiffe vor Danzig und andere preußische Häfen postiert, um von den Handelsschiffen einen Seezoll auf ein- und ausgeführte Waren zu erheben. Danzig und Königsberg haben daraufhin ihre Häfen für zahlende und zahlungswillige Händler gesperrt. — Opitz erwartet für das nächste Jahr einen Krieg des Königs
gegen die Türken. — Das mitgeschickte Schreiben Dietlofs v. Tiesenhausen (FG 208) sei
bei Opitz lange liegengeblieben, weil er sich auf der Heimführung der Braut Gerhards v.
Dönhoff aufgehalten habe. Dönhoff könne gute Pferde beschaffen, wisse sie aber nicht
zu überführen.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 272r–273v, 273r leer; eigenh. mit Eingangsvermerk von F.
Ludwigs H. 273v. — Veröffentlicht in KE|, 123. Bibliographisch erfaßt in Szyrocki:
Opitz (1956)|, 206; Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 233; Bu¨rger|, S.|1122 Nr. 203.
A Fehlt. S. Beilage I. Opitz benutzte die Anschrift des mitgesandten Briefs Tiesenhausens.
Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.:| „Pres. 13. Novemb. 1637.“
WolEdler, Gestrenger, hochgeehrter herr,
Des Nährenden1 hohe gnade vndt der edlen gesellschafter des Vielgekörnten2
vndt Langsamen3 bestendige gunst ist mir ein großer trost in dieser abwesenheit
von meinem Vaterlande. Der höchste wolle sie allerseits mitt segen, gesundtheit
vndt rhuea erhalten; sie aber mir ihre gnädige vndt freundtliche zueneigung.
Mein Psalter4 ist nun fertig; vndt sehe ich wie man etwan exemplare nach Hamburg bringen möge. Die Königl. Mtt. zue Pohlen haben an hiesigen vndt andere
des Landes Preußen seehafen schiffe gelegt, den zoll von den ein vndt außsegelnden abzuenemen. Die Danziger (als auch zue Königsberg geschehen) haben
den port so weit gesperrt, daß sie kein schiff so gezahlet hatt herein, noch keines das zahlen wil hinauß laßen.5 Es siehet alles mißlich auß, vndt [272v] besorget man sich keines gueten. So wirdt diese Cron auff künftiges jhar eines
Türckenkrieges6 auch schwerlich geübrigt sein. herrn von Tiesenhausen schreiben7 ist etwas bey mir ligen blieben, weil ich mich auff der dönhofischen Gemahlinn heimführung8 auffgehalten. Er weiß vnterschiedene guete pferde; aber
kein mittel sie sicher fort zue schicken.9 Jm v̈brigen befehle meinen hochgeehrten herrn ich dem schutze des allerhöchsten bester maßen, vndt bleibe iederzeit
Sein trewwilligster diener
M Opitz.
Danzig den 30. tag des Weinmonats im 1637. jhare.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 258 / 4.5.2006
258
Martin Opitz 371030
I
Dietlof von Tiesenhausen an Friedrich von Schilling
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 274r–275r [A u. Eingangsvermerk: 275v]; eigenh.; Sig.
A Dem WolEdlen Gestrengen, h. Friederich Schilling fürstlichen Anhaltschen radt vndt
hoffmeister meinem Jnsonders geliebten h. Schwagern, Gevattern, vndt bruderlichem
vortrauweten freunde. Cöthen.
Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.:| Pres. 13. Novemb. 1637.
Wol Edler Gestrenger, mein Jhm hertzen vielgelibter h. Bruder, Schwager, vndt
gevatter, daß der allein gnedige Gott Jhr fürst. G. sampt allen anwesenden vor
gefhar gnedichlich behüttet, vndt wiedervmb die Krieger auß dero fürstenThumb vndt von den grentzen weg geschaffet das habe Jch auß meines h. brudern
schreiben erfreuwelich vornomen, der wolle ferner gnedich vorleihen daß dem
lange geplagetem Deutschlande der gewünschete frieden wiederfhare. Vnser
Zustandt betreffende, sietzen wir noch der Zeit Jn gutten frieden, der hogeste
Gott vorliehe lange Zeit, Eß wollen sich zwar alhie auch waß vnwillen vndt besorgelich dissentiones erheben wegen deß Zolleß So Jhr K. Mayst. vnser gnedichste herr von der Statt Dantzig begeren, auch albereit 4 Kriegeß Schieffe auff
der dantzker reide1 liegen haben, aber man vorhoffet daß solcheß auf negest
künfftigen reichßtag werde componiret werden,2 Jhr K. Mayst. beilager3 hatt
nun mehr seine entschafft erreichet[.] Jch habe aber unpaßliekeit wegen nicht
hin kommen könen, Jst alleß Sta[t]lich vndt Mayestätisch zu gangen welcheß
mein h. bruder alber[eit]a [274v] wol wirdt vernomen haben, wie auch daß
mein h. Vetter Mons. Oeconomus Gerhart Donhoff4 dey Frawelein von Brieg5
geheiratet, man vormeinet daß Jhre Fürstl. G. alleß gutteß darauß erwaxen könen[.] Weillen die h. Dönhoffe bey Jhr K. Mäyest. Jn grosen gnaden auch bey
der Crone woll geachtet vnd angesehen, sich werden lassen angelegen sein
durch Zu Thun vnsers gnedichsten Königs zwieschen Kayserlicher Mäyst. vndt
Fürstlicher G. wiedervmb gutte voreinigu[n]g zu stiefften,6 Sonsten belangende
eineß gutten pferdes warvmb mein h. bruder geschrieben, will Jch Jhm gerne damit vorsehen wan eß nur Zu Trauwen vndt sicher mitt den kauffleuthen kan
hingebracht werden,7 Mein Schwager Wilhelm henrich8 helt sich woll vndt studiret fleisig wie Jch von andere leuthe erfhare, begeret seine studia weitter zu
continuiren vndt nach Engelandt auff die Vniversiteten daselbest vorschicket zu
werden, welcheß zu thun Jch künfftigen Früheleing mitt der hülffe gottes gesinnet binn[.] Allein muß Schwager Hanß Ernest9 das seinige auch dabey thun,
wan er nur Jarlichen das herauß giebet waß vorabredet[.] Daß ander alleß will
Jch her schiesen, biette mein h. Bruder wolle bey Jhren [275r] Fürst. G. Sein,
alß der armen metgens promotor wie er zu vor AlleZeit gewessen ferner vorbleiben, Jch biette h. Melagium10 vnsern Super Jntendenten vndt alle gutte freunde
zu grüssen Jnsonderheit die Fürstliche gnedige herschafft bedancke mich nochmallen vor alle erzeigete gnade mein h. bruder vor erwiesene Cortesie vndt
freundtschafft vndt werde allezeit vorbleiben,
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 259 / 4.5.2006
371030 Martin Opitz
259
Meineß h. bruder Schwager,| vndt gevatter Treuw bestendiger| Diener
DVTiesenhausen mpp.
Nassenhoffe11, den| 4./14 8tobris
P. S. Anna Dortgen vndt Salame Lißgen12 bitte Jch zu grüssen vndt bietten sie
wollen vnß doch einmall schreiben[.] Wir haben seitt vorschienen vor Jhar kein
brieff bekomen, meine Mietze13 ist nicht zu hause sonsten hette sie woll geschrieben|.
T a KE| ehre
T I a Durch Wasserschaden verblaßt. Wortende in Klammern Konjektur.| — b Wiedergabe
der im Falz verborgenen Buchstaben in eckigen Klammern.
K 1 F. Ludwig (Der Nährende) korrespondierte mit Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200)
und den meisten anderen Mitgliedern der FG durch seinen Hofmeister Friedrich v. Schilling (FG 21. Der Langsame) bis zu dessen Tod (9.|10.|1637).
2 Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte), in Anhalt (Reinsdorf) residierender Dichter, Übersetzer (Torquato Tasso, Ludovico Ariosto) und Unterdirektor der
anhaltischen Landschaft, stand im anhaltischen Dichterkreis Opitz wohl am nächsten. S.
schon 260831. F. Ludwig pflegte nach Schillings Tod seine Korrespondenz mit dem
Dichterfürsten, der in der FG der Gekrönte hieß, postalisch über Werder abzuwickeln.
3 Opitz hatte bei der Abfassung des vorliegenden Briefs noch nichts vom Tode Schillings erfahren. Das blieb auch eine geraume Weile (vgl. 371208) so, bis er endlich — wir
wissen nicht wann — vom Tode seines Briefpartners erfuhr. Der erste erhaltene Brief F.
Ludwigs an den Gekrönten (380411) ist nicht der erste geschriebene.
4 Die 3 Psalmen Davids 3 Nach den Frantzösi- 3 schen Weisen gesetzt. 3 Durch 3 Martin
Opitzen. 3 Cum gratia & privilegio S. R. M. 3 [Signet] 3 Dantzigk/ 3 Gedruckt vnd verlegt
durch 3 Andream Hünefeldt/ 3 Buchhändler/ 1637. HAB: 600.7 Theol. In 8b; mit Noten
(Melodien des Genfer Psalters); im Gegensatz zu den späteren Ausgaben ohne Strophenzählung. Mit Widmung vom 16.|11.|1637 an Hz. Johann Christian in Schlesien zu
Brieg und Hz. Georg Rudolph in Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau (FG 58). Vgl. zu
Opitz’ Psalter 371126, 371127, 371208, 380125A, 380210, 380312, 380402, 380411 u. I,
380504, 380606, 380608, 380609, 380625, 380720, 380828 u. I, 381006, 381116,
381116A u. 381218; Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 229 (Opitz an Augustus Buchner [FG
362. 1641], 24.|7.|1637) u. 232 (Opitz an Claudius Salmasius, 30.|9.|1637). Zur verbesserten 2. Auflage (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1638) s. 380405 (K 9) u.|ö. In 371127 berichtet Opitz Schilling, daß er den Druck an F. Ludwig abgesandt habe. Den Empfang
des Werks („erst fur weiniger Zeitt“) zusammen mit Opitz’ Brief 371126 konnte der
Fürst jedoch erst in 380411 bestätigen. Zur Überschickung des Buchs vgl. auch 371127,
371208, 380125A, 380210 u. 380504. F. Ludwig sandte Opitz am 28.|8.|1638 Erinnerungen|, d.|i. eine lange Liste mit Verbesserungsvorschlägen, welche dieser jedoch nicht mehr
berücksichtigen konnte bzw. wollte. S.|380828 I. Trotz seiner 5 Einzelauflagen, 2 Auflagen zusammen mit Opitz’ Sonntagsepisteln|, 2 Auswahlausgaben und einer Wiederveröffentlichung (in einer Edition der Werke von Opitz) bis zum Jahre 1689 bürgerte sich
Opitz’ Psalter nicht im Gottesdienst ein. Dies war wohl vor allem seiner anspruchsvollen
poetischen Gestaltung geschuldet, die sich — besonders in Tropen und Figuren und in
der aus dem Genfer Psalter übernommenen Vielfalt der Strophenformen — über die in
der kirchlichen Tradition erwartete niedrige Stilebene erhob, so den kirchlichen Gebrauchszweck verfehlte und nur der Erbauung gebildeter Kreise dienen konnte. Vgl.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 260 / 4.5.2006
260
Martin Opitz 371030
Du¨nnhaupt: Handbuch|, 3064–3066; C. Grant Loomis: The Genesis and the Influence of
the Metrical Psalms of Martin Opitz. In: University of California Publications in Semitic
Philology 11 (1951), 285–296; Angelika Reich: Übersetzungsprinzipien in den deutschsprachigen liedhaften Gesamtpsaltern des 16. und 17. Jahrhunderts. Phil. Diss. Regensburg 1977; Inka Bach u. Helmut Galle: Deutsche Psalmendichtung vom 16. bis zum 20.
Jahrhundert. Untersuchungen zur Geschichte einer lyrischen Gattung. Berlin, New York
1989; Der Genfer Psalter und seine Rezeption in Deutschland, der Schweiz und den
Niederlanden. 16.–18. Jahrhundert. Hg. Eckhard Grunewald, Henning P. Jürgens u. Jan
R. Luth. Tübingen 2004.
5 Nach dem Stuhmsdorfer Waffenstillstand mit Schweden (1635), welches in Danzig
einen Zoll auf verschiffte Waren erhoben und deshalb von der Stadt eine Vergütung verlangt hatte, sollte die Abgabe auf das Vorkriegsniveau gesenkt werden, jedoch forderte
der polnische König Wladislaus IV. Sigismund schon Anfang 1636 per Mandat von Danzig, Pillau, Memel, Libau und Windau einen dreieinhalbprozentigen Zoll auf in den Häfen ein- und auslaufende Waren. Zu den Kommissaren gehörte Gerhard v. Dönhoff [K I
4], der politische Berater Kg. Wladislaus’ und Förderer von Opitz, der den Schwedenzoll in Danzig schon Anfang September 1633 für seinen König inspiziert hatte. Wladislaus begnügte sich sodann mit der Forderung nach einmaligen Zahlungen, damit er auf
die Erhebung des Seezolls verzichtete. Er ist damit aber nur bei Danzig durchgedrungen.
Von Mai 1637 an forderte der König von Danzig wie auch von anderen preußischen und
kurländischen Seestädten erneut einen Zoll und ließ durch Isaac Spiring am 5.|10.|1637 n.
St. vier auf der Danziger Reede liegende Schiffe bemannen und bewaffnen. Sein Bruder
Arend Spiring bemächtigte sich des Hafens Pillau, jedoch kündigten Danzig und Pillau
an, daß kein Schiff, welches den Blockierern Zoll bezahlt habe, künftig passieren dürfe.
Nicht nur unterstützte Kf. Georg Wilhelm v. Brandenburg (FG 307) die Maßnahme für
sein Herzogtum Preußen, sondern der dänische König, einer der Garanten des Stuhmsdorfer Waffenstillstands, ließ am 1.|12.|1637 n. St. sogar vier Kriegsschiffe in Danzig einlaufen und zwei polnische Kriegsschiffe nach Kopenhagen bringen. (Der Sekretär Johann Chemnitz war im Danziger Auftrag an den dän. Hof gereist.) Der poln. Vizeadmiral Klaus Becker verzog sich nach Vladislausburg b. Putzig, Spiring wollte den Zoll
(ohne Erfolg) in der Marienburg abstatten lassen, Dönhoff aber begab sich zusammen
mit dem Sekretär und Unterkämmerer Jacob Maximilian Freder für die Zeit vom 19.|12.
bis zum 26.|12.|1637 als kgl. Gesandter nach Danzig. Er vermochte den Rat der Stadt jedoch nicht zum Einlenken zu bewegen. In einem zu Köpenick am 29.|6.|1638 geschlossenen Vergleich mit Kf. Georg Wilhelm, den der König im August ratifizierte, einigten sich
Wladislaus und der Kurfürst darauf, für zwei Jahre in Pillau und Memel einen vierprozentigen Zoll auf ein- und ausgeführte Waren zu erheben, dessen Einnahme trotz der
anerkannten Zuständigkeit des preußischen Herzogs den durch den König protegierten
Brüdern Spiring (s.|u.) übertragen wurde. Auf dem preußischen Landtag von Graudenz
1638 wurde dagegen die Ausrüstung einer polnischen Flotte zur Eintreibung des Zolls
bzw. zur Überwachung der Seeblockade ausgeschrieben. Auf dem polnischen Reichstag
im Frühjahr 1638 wurden die Danziger Ratsmitglieder ihrer Ehren und Güter für verlustig erklärt, sie sollten wegen Meineids und Majestätsverbrechens vor Gericht gestellt
werden. Obgleich der König schließlich Danzig wiederum die Abgeltung des Zolls durch
eine Geldsumme zugestand, kehrte Kg. Wladislaus IV. Sigismund dennoch zu seiner ursprünglichen Forderung zurück. Eine Danziger Gesandtschaft zum König nach Wilna
blieb 1639 ebenso erfolglos wie die Zusammenkunft des Königs und des Kurfürsten in
Grodno und in Ortelsburg (b. Allenstein). Die dort erlangte Zusage einer Abgeltung des
Seezolls durch eine Pauschalzahlung hob der Reichstag zu Warschau im selben Jahr auf.
Auch protestierte Dänemark und verlangte von den Schiffen auf dem Weg nach Pillau
oder Memel den doppelten Sundzoll. Der Streit setzte sich jahrelang fort, belastete die
Agenda der Reichstage und geriet letztlich in Vergessenheit. Er verband sich mit einem
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371030 Martin Opitz
261
anderen politischen Skandal, der die Machtlosigkeit und Rechtsunsicherheit des damaligen polnischen Königtums zeigte. Die Delfter Teppichweber Spiring, denen Kg. Gustav
II. Adolf v. Schweden das Recht erteilt hatte, sich seit 1626 an allen Danziger Waren,
Schiffen, Geldern und anderen Mobilien zum Ausgleich für ein von ihnen beanspruchtes
Danziger Erbe schadlos zu halten, begannen, in Pillau und anderen preußischen Häfen
Zölle zur Finanzierung einer polnischen Flotte zu erheben. Sie zahlten selbst keinen Zoll,
hatten nach 1635 weiter mit den Schweden paktiert, aber auch den polnischen König
umworben, damit er sie zu preußischen Zollverwaltern erhöbe. Der König, der das Danziger Erbe des 1614 gestorbenen Christian Duissen eingezogen hatte, bot vergeblich die
Rückerstattung der Erbsumme von 15.348 ungarischen Gulden an. Er erteilte darauf
Danzig einen Revers d. d. 7.|2.|1636, der die Stadt vor allen Ansprüchen der Brüder Spiring schützen sollte. Im Hzt. Preußen beseitigte Kf. Friedrich Wilhelm v. Brandenburg
(FG 401) einseitig im Frühjahr 1641 den Zustand, berief Albrecht Spiring ab und begrenzte die polnischen Einkünfte aus dem Zoll. Theatrum europaeum| III (2. Aufl. 1644),
924 (HAB: Ge 4b 54); DER STADT DANTZIG Historische Beschreibung WORJNNEN Von dero Vhrsprung/ Situation, Regierungs-Art/ geführten Kriegen/ Religionsund Kirchen-Wesen außführlich gehandelt wird. Verfasset .|.|. durch REINHOLD CURICKEN .|.|. 1645. Anitzo .|.|. außgegeben VON GEORG REINHOLD CURICKEN.
.|.|. 1686. .|.|. vermehret und continuiret (Amsterdam und Dantzigk: Johan u. Gillis Janssons von Waesberge 1688), 234 u. 246–249 (HAB: Gm 4b 255); Gottfried Stolterfoth:
Kurzgefaßte Geschichte und Staats-Verfassung von Polnisch-Preußen, in alten und
neueren Zeiten. Danzig: Daniel Meißner 1764, 257–269 (HAB: Gm 3793); Gotthilf
Löschin: Geschichte Danzigs von der ältesten bis zur neuesten Zeit. Zum zweiten Male
bearb. 2 Bde. Danzig 1822–1823, I, 325–329; Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, hg. Bernhard Erdmannsdörffer I ( Berlin 1864), 11|ff. u. 20–33; Gustav Sommerfeldt: Zur Geschichte des Pommerellischen Woiwoden Grafen Gerhard von Dönhoff († 23. Dezember 1648). In: Zs.
des Westpreuß. Geschichtsvereins 43 (1901), 219–265; Max Hein: Johann v. Hoverbeck.
Ein Diplomatenleben aus der Zeit des Grossen Kurfürsten. Königsberg i. Pr. 1925, 14–
25; Władysław Czapliński: Polska a Prusy i Brandenburgia za Władysława IV. Wrocław
1947, 190–218; Horst Kempas: Seeverkehr und Pfundzoll im Herzogtum Preußen im
16. und 17. Jahrhundert. Bonn 1964, 88–93 u. 96–109; A. Ma˛czak in: Historia Pomorska. Oprac zbiorowe pod. red. Gerarda Labudy. Poznań 1969–2003, t. II, cz. 1, 469–70;
Die Staatsverträge des Herzogtums Preußen, bearb. v. Stephan u. Heidrun Dolezel. Tl.
1: Polen und Litauen. Verträge und Belehnungsurkunden 1525–1657/58. Köln usw.
1971, 150–156; Maria Bogucka: Die preußische Huldigung. Warszawa 1986, 191–196;
Dick van Stekelenburg: Michael Albinus „Dantiscanus“ (1610–1653). Amsterdam 1988,
91 Anm.|33; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens. Hg. Ernst Opgenoorth.
Tl. II.1: Von der Teilung bis zum Schwedisch-Polnischen Krieg 1466–1655. Lüneburg
(1994), 131|ff.; Bogdan Wachowiak (przy wspól-udziale Andrzeja Kamieńskiego):
Dzieje Brandenburgii-Prus na progu czasów nowożytnych (1500–1701). Poznań 2001
(Historia Prus. Naroziny — Mocarstwo — Obumieranie. Tom I), 330 u. 331. Vgl. RA
København: T K U A 301, Briefe des dän. Residenten in Danzig, Francis Gordon, an
den dän. Senator und Kanzler Christian Frisius Herr auf Kragerup, d. d. 13./
23.|12.|1637, o. D. (1638), 12./22.|4.|1639 u. 7./17.|6.|1639. Zum Zollstreit vgl. Beil. I,
Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 251 (Opitz an Johann Rist [FG 467. 1647], 9.|9.|1638), außerdem 380207, 380501, Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 242 (Opitz an Friherre Axel
Oxenstierna [FG 232], 10.|6.|1638), 380625 K 2, Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 247 (Hugo Grotius an Opitz, 27.|7.|1638), Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 252 (Opitz an Georg Rodolf Weckherlin, 4.|10.|1638), Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 262 (Opitz an Friherre Axel
Oxenstierna, 17.|2.|1639) u. Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 273 (ders. an dens.,
16.|7.|1639).
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262
Martin Opitz 371030
6 Es gab keinen Krieg. Zur Hoffnung auf einen Vergleich mit dem Osmanischen Reich
im Jahre 1638 vgl. 380501.
7 S. Beil. I mit diesem Brief Dietlofs v. Tiesenhausen (FG 208) an Friedrich v. Schilling. Der abwechselnd als Obrist in schwedischen, weimarischen und kursächsischen
Diensten stehende Kurländer lebte nach seinem Rücktritt (April 1636) als Gutsbesitzer
bei Danzig und verkehrte offenbar häufig mit Opitz. Vgl. 380207. Vgl. zu Tiesenhausen
Conermann III|, 216|f.; Engerisser|, 167, 182 u. 195.
8 Zu Dönhoff und zur Heimführung dieser Dame s. Beil. I mit K 4 u. 5.
9 Opitz wiederholt hier Tiesenhausens Antwort an Schilling, s. Beil. I.
K I 1 Reede, aus mnd. rêde, reide. Mnd. Handwb.,| 295|f. Zum Zollstreit s. oben K 5.
2 Dieser Ständetag in Warschau dauerte vom 10.|3. bis zum 1.|5.|1638 n. St. Vgl.
380320A K 8.
3 Kg. Wladislaus IV. Sigismund v. Polen heiratete am 12.|9.|1637 n. St. Ehzn. Caecilia
Renata v. Österreich. Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) verfaßte auf diesen Anlaß
seine latein. Prosagratulation (Kupfertitel): FELICITATI. AVGVSTAE HONORIQVE.
NVPTIA. SERENISSIMOR. PRINCIPVM VLADISLAI. IV. POL. SVEC. QVE. REGIS. ET CAECILIAE RENATAE ARCHIDVCIS AVSTRIAE. D. D. MART. OPITIVS MAIEST. EOR. DEVOTISS. GEDANI, APVD A. HVNEFELDIVM. [1637]. S.
Du¨nnhaupt: Handbuch,| Art. Opitz, Nr. 175.1–3; Szyrocki: Opitz (1956),| Nr. 192; Stadtbibliothek Frankfurt a.|M. Flugschriftensammlung „Discursus politici“ des Johann Maximilian Zum Jungen. Bearb. v. Paul Hohenemser. Frankfurt a.|M. 1930, Ndr. Hildesheim,
New York 1977, 197. Christophorus Colerus übersetzte den Titel ins Deutsche: MARTINI OPITII .|.|. Glückwunschung Auff der Königl. Majestät zu Polen vnd Sweden
VLADISLAI IV. Beÿlager. Auß dem Latein übersetzt (Danzig: A. Hünefeld [1637]). S.
Du¨nnhaupt: Handbuch|, Art. Opitz Nr. 175.4–5; Szyrocki: Opitz (1956),| Nr. 193; Hohenemser (s.|o.), 195 u. 197.
4 Reichsgf. (d. d. 11.|1.|1635) Gerhard v. Dönhoff (15.|1.|1590 – 23.|12.|1648 n. St.),
Starost von Behrend, Felin, (seit 1643 auch Schöneck u. Łodz), Ökonom der Marienburg (1635), 1642–43 Kastellan v. Danzig, 1643 Wojewode v. Pommerellen u. Landesschatzmeister im kgl. Preußen und Oberhofmeister der poln. Kgn. Luisa Maria. Der reformierte D., ein Förderer von Opitz, war ein Freund Kg. Wladislaus’ und wichtiger Berater in der polnischen Ostseepolitik, Organisator der Flottenrüstung und Kommissar
des Danziger Seezolls. S. zu obigem Brief K 5. Durch ein kgl. Mandat v. 21.|3.|1638 n. St.
errang Dönhoff die Gleichstellung der Reformierten mit den Lutheranern in Danzig
(Gebrauch ihrer Kirchen und zur Hälfte des Gymnasiums und der Dreifaltigkeitskirche;
städt. Unterhalt der Geistlichen und Lehrer; Reservierung eines Drittels aller städt. Ämter und Funktionen). Vgl. Sommerfeldt (K 5); EST| V, T. 145; Altpreußische Biographie.
Hg. Ch. Krollmann. Bd.|1 (Königsberg 1941), 138; Słownik Biograficzny Pomorza Nadwiślańskiego. Tom 1 (Gdańsk 1992), 316|f. (s.|v. ,Denhoff‘; mit Lit.); Hans-Jürgen Bömelburg: Mie˛dzy Inflantami, Prusami i Rzeczpospolita˛, Kariera rodu Denhoffów
(1580–1650), in: Prusy i Inflanty mie˛dzy średniowieczem a nowożytnościa˛: państwo –
spoleczeństwo – kultura / zbiór studiów pod red. Boguslawa Dybasia i Dariusza Makilly. Toruń 2003, 125–138.
5 Sibylla Margaretha (1620–1657), Tochter des reformierten Hz.s Johann Christian
in Schlesien zu Brieg, dessen drei Söhne Christian, Ludwig IV. und Georg III. 1648 in
die FG aufgenommen wurden (FG 505, 508 u. 520). Der Artikel „dey“ (die) zeigt vielleicht altpreußischen/ baltischen Einfluß. Vgl. unten auch „Früheleing“. Opitz, der der
Neuvermählten an deren Hochzeitstag seine Geistl. Poemata (1638)| widmete
(6.|11.|1637), nahm an der Hochzeitsfeier oder Heimführung teil.
6 Reichsgf. (u. Reichsfürst) Caspar v. Dönhoff (um 1570–1645), Bruder Gerhards v.
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371030 Martin Opitz
263
D. (s. Anm.|4) u. Wojewode von Sieradz, und Bf. Jan Lipski v. Kulm warben im Auftrag
Kg. Wladislaus’ IV. um die Hand der habsburgischen Prinzessin Caecilia Renata in
Wien. Vgl. Christoph Hartknoch: Preussische Kirchen-Historia (Franckfurt am Mayn u.
Leipzig: Simon Beckenstein/ Buchhändler in Danzig 1686), 165 (HAB: Tp 185). D., der
schon mit seinen Brüdern Gerhard und Magnus Ernst d. d. 11.|1.|1635 zum Reichsgrafen
erhoben worden war, wurde nach Frank| I vom Kaiser zum Reichfürsten und L. (mit seinen Verwandten) zum Grafen (d. d. Wien 8.|8.|1637) erklärt. Nouvelle biographie générale; publiée par MM. Firmin Didot Frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer. Tome
14 (Paris 1858), 432 (D. wies die Ehre angeblich aus polnischem Nationalstolz ab);
Dykcyonarz biograficzno-historyczny. T. 1–2. Warszawa 1844, I, 328 (gefürstet); Słownik Biograficzny Pomorza Nadwiślańskiego I, 317|f. (s.|v. ,Denhoff‘; mit Lit.). Vgl.
Anm.|4 (Bömelburg).
7 Vgl. die diesbezügliche Mitteilung von Opitz in 371030.
8 Der junge Wilhelm Heinrich v. Freyberg (FG 439. 1645), Bruder von Tiesenhausens
Gattin (s. Anm.|13, vgl. Anm.|9), sollte nach Studien in Bremen und Altpreußen und einer
Kavaliersreise in Frankreich und den Niederlanden schließlich als Hofmeister des jungen
Pfalzgrafen Moritz (1621–1654; vgl. EST| I, T. 28; Winterko¨nig|, 359; Andreas Thiele:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europ. Geschichte. Bd.|I.1. Frankfurt a.|M.
2
1993, T. 138) auf der kgl. Seite am englischen Bürgerkrieg teilnehmen und erst 1642
nach einer schweren Verwundung nach Anhalt zurückkehren. S. Conermann III|, 529;
vgl. auch Anm.|9, 380000 K 2 u. 380509 K 8.
9 Hans Ernst v. Freyberg (FG 140), Bruder Wilhelm Heinrichs v. Freyberg und
Schwager Tiesenhausens (s. Anm.|8), Kammerjunker, Stallmeister und Kriegskommissar
F. Ludwigs. S. Conermann III|, 139|f.
10 Der Satz ist mehrdeutig. Da es damals keinen Danziger, westpreußischen oder gar
anhaltischen Superintendenten dieses Namens gab, kann nur der anhaltinische Gesamtrat und Kanzler von Anhalt-Zerbst, Martin Milagius (FG 315. 1637), gemeint sein, der
den Köthener Superintendenten und Hofprediger F. Ludwigs, Daniel Sachse, grüßen
sollte. Vgl. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Bd.|1. Hamburg 1968 (Sonderschriften des
Vereins f. Familienforschung in Ost- u. Westpreußen, 11); Graf: Anh. Pfarrerbuch|; Beckmann|; Hartknoch (s. Anm.|6); Curicke (s. K 5).
11 Das Dorf Nassenhuben (in der Danziger Niederung) besaß nach Löschin (s. K 5)
I, 325 der Danziger Bürger Gerhard v. Prönen, „Capitaneus Sobouidzensis|“, nachdem
er es von Johann v. Werden, „Succamerarius Pomeraniæ Capitaneus .|.|. Nouensis“ für
135.000 fl. polon. gekauft hatte. Vgl. die Bestätigung des poln. Königs Wladislaus IV. Sigismund d. d. „Varsaviæ Feria secunda ante Festum Nativitatis Beatissi|mæ Virginis Mariæ proxima Anno Dni. Millesimo Sexcentesi|mo Trigesimo Nono“ (Archiwum Głowne
Akt Dawnych, Warschau: M. K. 185, Bl. 591v–593r). Prönen konnte es erst nach langem
Prozeß gegen die Stadt Danzig 1643 zusammen mit den Dörfern Mutterstrenz und
Hochzeit retten, verlor aber das gepachtete kgl. Amt Sobbowitz. Er hatte nach dem
Stuhmsdorfer Waffenstillstand mit den Gebrüdern Spiring paktiert und von der Stadt
Einkünfte aus dem ehemaligen schwedischen Seezoll verlangt. S. K 5. Vgl. Gerhard
Klemm: Sechs Jahrhunderte Nassenhuben und Umgebung. Geschichte der Dörfer
Krampitz, Hochzeit und Neunhuben. Festschr. zum 600jähr. Jubiläum. Danzig 1936.
12 Köthener Hofdamen. Die Erstgenannte ist die Kammerjungfer Anna Dorothea v.
Freyberg, Schwester von Tiesenhausens Gemahlin und 1652 Gattin von Christian Ernst
(v.) Knoch (FG 268) in dessen zweiter Ehe. Zu Anna Dorothea vgl. Anm.|13, ferner
370715 K 13 u. 371127.
13 Wohl Kosename (DW| VI, 2183) für Tiesenhausens Gattin. Sie hieß eigentlich Maria Sibylla († 10.|6.|1690) und war die Tochter des verstorbenen anhaltischen Landrats
und Köthener Geheimen Rats Ernst v. Freyberg (FG 75).
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264
Diederich von dem Werder 371031
371031
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) sendet F. Ludwig (Der Nährende)
das ihm zur Korrekturdurchsicht zugeleitete zehnte Stück (wohl ein Teil von F. Ludwigs
Übersetzung FRANCISCI PETRARCHÆ Sechs .|.|. Triumphi oder Siegesprachten|; Cöthen 1643) (mit einem Tag Verspätung) zurück. F. Ludwig werde schon merken, was bei
einer für die Durchsicht so knapp bemessenen Zeitfrist und der damit verbundenen Eile
herauskomme. — Werder begründet die Reimgestaltung seines Gedichts „Cöthen bleibt
Cöthen“ (Beil. I), indem er geschlossenes „e“ und „ö“ für reimtauglich erklärt. — Er
weist F. Ludwig ferner darauf hin, daß nach Ansicht seiner Frau, Juliana Ursula, geb. v.
Peblis (Die Vielgekörnte. PA), die Narzisse in ihrer Herkunftsregion Zimtblume genannt wird. Am Schluß verwahrt er sich gegen eine Verspottung seines Vornamens.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 326r–329v [A: 329v]; 326v, 327v, 328v u. 329r leer; Sig.;
(Bl. 327r–328v eingelegtes Doppelbl. mit Gedicht, s. Beilage I). — Gekürzt veröffentlicht in KE|, 143|f.; auszugsweise in Diederich v. dem Werder: Dianea oder Rähtselgedicht. Faks.dr. der Ausg. von 1644. Hg. u. eingel. v. Gerhard Dünnhaupt. Bern
usw. 1984, 24* (mit falscher Datierung auf den 30.|9.|1639). Brief bibliographisch erfaßt in Bu¨rger|, S.|1439 Nr. 10.
A Dem Nehrenden.
Ey so empfahe dan der Nehrende sein mit lauter vngedult übersehenes 10tea
Stücke wieder,1 vndt wan man den Vielgekörndten so übereilen, vndt nicht Zeit
gönnen wil,2 das er seiner faulen Schlüngeley auch darbey etwas abwarten kan,
so mag man es dan auch so überhuijet3 wiederkriegen, wie dan itzo auf der vierdten seiten der Errinnerungen nicht ein einiges drüber ist verzeichnet worden.4
Nuhn so gehets, wan man ein ding übereilen soll. Gutt ding wil weile haben.
Aber was frage ich auch dar viel darnach, es mag fleißig oder vnfleißig übersehen werden, ist es doch meine arbeit nicht[.] Jch versichere dem Nehrenden ich
wils künftig schnell vndt schlim genug übersehen, So werden wir dan findenb,
was wir mit unserer vngestühmen übereilung ausrichten. Den Sonnabent2 bekam ichs, am Montag solte ich schon fertig mit sein. Eya, wan hette ich dan sollen in die predigt gehen?
Cöthen vndt Cehten oderc Behten Seindt zwar vngleich etwas im ausreden
aber doch meiner meinung nach beyde weiche e oder ö derowegen sie auch
wohl gegen einander als gleichlautende in den reimen zur endung gesetzet werden können.5 Harte e aber nenne ich
betten
erretten
fetten
hetten
ketten
metten
redten
wetten
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 265 / 4.5.2006
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371031 Diederich von dem Werder
Die Vielgekörndte6 wil behaupten, das die Narcisse eine Zimmetbluhme in ihrem vatterlande genent werde.7
Was macht man sich dan viel hönisch.
Der Vielgekörndte heist wohl Dietrich
aber nicht Theonestus8, Er kan sich nicht
ahnnahmen9 lassen.d
Reinsdorf Auf Wolfstag. 1637.
I
Ein todernstes Scherzgedicht Diederichs von dem Werder
Q A.|a.|O., Bl. 327r, 327v leer, eigenh. Eine weitere Gedichtfassung, a.|a.|O., Bl. 328r,
328v leer, ebenfalls von Werders H., weicht gelegentlich von dieser ab (zit. mit der
Sigle A|, Varianten verzeichnet in T I). Bl. 327r scheint des geglätteten Inhalts wegen
eine spätere Fassung darzustellen. Zudem hebt sie den ohnehin schwer verständlichen Sinn durch eine in der Überschrift verbesserte, ansonsten ganz neu eingeführte
Zeichensetzung hervor, die die Aussage der Verse zu konturieren hilft. So machen etwa die eingesetzten Kommata die „krieger“ in Zeile 3 zur Apposition der „Kröten“
und verdeutlichen damit, daß sich das Folgende auf dieses identische Objekt bezieht.
Auch daß Pferdekot im Plural orthographisch stärker vom Ortsnamen „Cöthen“ abgesetzt wird, spricht für die Fassung auf Bl. 327r als der verbesserten (Zeile 22; A|
Zeile 24: „pferdesCöhten“). — Das Gedicht als „Reimscherz“ unvollständig, unter
Auslassung der Zeilen 8, 11, 19 u. 27, veröffentlicht in KE|, 144 (nach 327r oder einer
verlorengegangenen dritten Gedichtfassung).
Ein, in vielen, am ende Cöthen gleich klingenden, wörtern, bestehendes Gedicht.
1
5
10
15
Cöthen bleibt Cöthen,
wan wir die Kröten,
die krieger, behten,a
auch händ’ erhöhten,
stets seuftzer wehten,
ja vns erböhten,
vndt nicht entblödten,
Mit vnsern flöhten,b
sie anzuflöhten:
Auch rümb vns drehten,
weit weg vns flöhten1,
vnsc mächtig blehten,d
Geldt ihnen böhten,
Mit viel lamprehten2,
Auche fleissig flehten,
vndtf hart verböhten,
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266
20
25
30
Diederich von dem Werder 371031
ja alles theten,
das sie nicht meehten,
Auch nicht entströhten3,
vndt gantz verödten,
Noch rein zertreten,
Mit pferdesköten
was wir nächst seeten;
Sie aber schmehten,
vns zuerröhten,
das wir selbst nehten,
vndt Hembder flöhten,4
vns auch geböhten,g
vndt zuentböhten,
jhr Staal zulöthen,
vns zuertödten:
jedoch, bey stehten
Beschwerd- vndt nöthen,
Bleibt Cöthen Cöthen etc.|h
Der Vielgekörndte.
T a Eingefu¨gt.| — b KE| sehen — c Bis| Behten eingefu¨gt.| — d Die ganze Passage fehlt in
KE.|
T I a Folgen in A zwei in der Leitu¨berlieferung entfallene Zeilen:| vndt wie propheten 3 sehr
helle krehten — b Folgt in A eine in der Leitu¨berlieferung fehlende Zeile:| Recht als Poëten
— c Verbessertt aus| vndt — d Zeile fehlt in A.| — e A| vndt — f A| Auch — g Diese und die
folgenden zwei Zeilen in A:| drümb sich auch blehten 3 vns zuentböhten 3 vndt steif geböhten — h A| Bleibt Cöthen Cöthen.
K Die Datierung auf den 31.|10. als Tag des Namenspatrons Wolfgang. S. Grotefend| I,
210; II.2, 185, der als „Wolfgangstag“ den 29., 30., vorwiegend aber den 31. Oktober,
auch wohl den 20. Juni angibt. Der 31.|10. als Tag des Namenspatrons Wolfgang auch
in: Kalender Herlitz 1646| (HAB: Xb 6222; vgl. zu diesem Kalender 371110 K 3); Kalender Zerbst 1654| (HAB: Ti 254). Auch aus inhaltlichen Gründen muß der vorliegende
Brief zwischen 371028A und 371108 geschrieben worden sein. Vgl. Anm.|2.
1 Im überlieferten Briefwechsel zwischen F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG
31. Der Vielgekörnte) hat sich kein einziges Schreiben von F. Ludwig (Der Nährende)
aus dem Jahre 1637 erhalten. Vgl. 370113 K 0. Das hier genannte, von Diederich v. dem
Werder durchgesehene zehnte Stück eines Manuskripts war wohl ein Teil von F. Ludwigs Übersetzung FRANCISCI PETRARCHÆ .|.|. Sechs Triumphi oder Siegesprachten|
(Cöthen 1643). S.|371027 K 2.
2 Sendung nicht erhalten. Sie hat Werder gemäß der Aussage im vorliegenden Brief am
Sonnabend zuvor erreicht. Da der 31. Oktober im Jahr 1637 auf einen Dienstag fiel, war
der vorausgehende Samstag der 28. Oktober. S. Grotefend| I, Tafeln S. (71); Lothar Franke: Kalender der Jahre 1000–2100 zur Zeitrechnung im deutschen Sprachraum. Wiedemar 1998, 30. Der Dienstag als Abfassungstag des vorliegenden Briefes paßt auch gut zu
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 267 / 4.5.2006
371031 Diederich von dem Werder
267
dem Vorwurf, Werder habe seine Korrekturen schon am Montag zurücksenden sollen
(aber offenbar nicht können).
3 übereilt; DW| XI.2, 327. Stieler| 871|f. kennt nur die Interjektion, das Adjektiv (celer,
velox, pernix, rapidus) und das Substantiv (festinatio) Huy, daneben die Adjektiv- und
Adverbformen huig, huiglich, huyicht, huihaft und das Nomen Huigkeit. Ähnlich Wachter|, 760|f.; schon eingeschränkt Go¨tze|, 126 („hui interj. hurra|“); Steinbach| I, 790 (Subst.
„Hui (der) momentum“, und Interjektion). Auch im dialektalen Wortschatz des Mittelelbischen ist ein Verb „huien“ oder „huyen“ nicht belegt. Hier begegnet uns die Interjektion „hui“ lautmalend für starken Wind. Vgl. Mittelelb. Wb.| II, 254.
4 Eine (unbekannte oder verlorene) Liste mit Korrekturen oder Verbesserungsvorschlägen Werders zu der genannten Handschrift (s. Anm.|1). Auf S.|4 dieser „Erinnerungen“
fehlten nach Werders brieflicher Aussage Korrekturen zum 10. Stück des Petrarcabuchs.
In 371108 nimmt Werder seinen scherzhaften Vorwurf zurück: jene vierte Seite sei mit
Absicht (weil es nichts zu verbessern gab), nicht aber aus Übereilung unbeschrieben geblieben. S. dort.
5 Werder unterscheidet hiermit langes geschlossenes „e“ und „ö“ von kurzem offenem
„e“ bzw. „ö“. Seine Terminologie (weich/ hart) kommt zumindest mit der von Christian
Gueintz (FG 361. 1641) nicht überein; dieser spricht in seinem von der FG autorisierten
Werk Gueintz: Rechtschreibung| von langen bzw. „langsam“ ausgesprochenen bzw. „weiten“ und kurzen Vokalen (S.|11, 12, 26, 27 u. 53; vgl. auch Gueintz: Sprachlehre|, 16|f.).
Zur lautlichen Behandlung der Umlaute wird keine Regel angegeben. Allerdings: „ist ein
anders im schreiben/ so doch im aussprechen bey etzlichen fast einerley/ ein schüler mit
den ü/ und ein anders ein schieler/ mit ie.“ (Bl. )( iij v). Wenn nun für einen „reinen
Reim“ seit der hochmittelalterlichen Versepik der völlige lautliche Gleichklang der
Reimwörter vom letzten betonten Vokal an erfordert wird, muß für Werder die lautliche
Konvergenz der Grapheme „e“ und „ö“ bedeutend genug gewesen sein, um sie als reimfähig zu behandeln. Daß dies seiner Reimpraxis entspricht, zeigt v. dem Werder|, Erster
Gesang, 7. Strophe, Z. 2 und 4: „stehet“/ „erhöhet“; Strophe 36, Z. 7 und 8: „leg“,
„mög“ u.|ö. Auch die Reimgesetze der GBB zeigen sogar Reime wie „grösten“/ „besten“
(GB Ko¨|., Bl. P ij r) oder „außgetrögt“/ „seyn gelegt“ (a.|a.|O., Bl. Y iv r). Einen weiteren
Hinweis liefert Gueintz, wenn — im Gegensatz zur heutigen Einordnung der Umlaute
unter die Vokale A, O und U — die Umlaute „ä“ und „ö“ in seiner alphabetischen Wörterliste unter „e“ erscheinen. Gueintz: Rechtschreibung|, S.|54: die „Ehre“ und die (Getreide-)„ähre“; S.|56: „Engsten“ (Superlativ zu eng) und „ängsten“ (ängstigen); S.|54: [Nadel-]„Ohr oder öhre“ eingereiht unter dem Buchstaben „E“; S.|150: „Verheeren“ und direkt anschließend „Verhören“. In Gueintz: Sprachlehre|, 13|f. hingegen werden die Umlaute als „uneigentliche doppeltlautende“ Vokale aufgefaßt, die unter ihren „derivatis“
aufzuführen sind, wie z.|B. „Ruhm/ Rühmlich“. In Gueintz: Rechtschreibung| bestätigt
sich die lautliche Verschleifung von langem „e“ und „ö“ auch im Wort „beschwehren“
(S.|12) für das heutige „beschwören“. In den Widmungsgedichten zur Rechtschreibung|
begegnet ebenfalls die Praxis der Werderschen Reimauffassung: „höhen“ reimt sich auf
„ergehen“ (Bl. [a viij] r), analog „barbarisiren“ auf „anführen“ (ebd.), „für“ auf „zier“
(Bl. [a vi]v) usw. Den sprachgeschichtlichen Hintergrund dieser Auffälligkeit bilden die
fnhd. Rundungs- bzw. Entrundungsprozesse in der gesprochenen Sprache fast aller hd.
Mundarten („e“ wird zu „ö“, „ö“ wird zu „e“), die jedoch nur in seltenen Fällen in die
Schriftsprache eingegangen sind. S. Hartweg/ Wegera|, 137|f.; Reichmann/ Wegera:
Fru¨hnhd. Grammatik|, 75|ff.; Werner König: dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln u.
Texte. München6 1986, 149. — Für Martin Opitz (FG 200), seine literarischen Mitreformer und Nachfolger sind deutsche Verse ohne Reime nicht denkbar. In der lautlichen
Reinheit sind seine Ansprüche an den Reim strenger als die der voropitzischen dt. Dichtung. Entsprechend lautet ein Reimdekret im 7. Kapitel seines Buchs von der Deutschen
Poetery| (1624): „Von den reimen/ jhren wörtern vnd arten der getichte“, daß sich „ver-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 268 / 4.5.2006
268
Diederich von dem Werder 371031
kehren vnd hören“ nicht zusammen „schicken“, Opitz| II. 1, 385. Im Falle des Umlauts
„ü“ aber, der „fast wie ein i außgesprochen wird“ (391), ist eine Reimung mit „i“ möglich, wie sein eigenes Beispiel „geziehrt“, „entführt“ lehrt (a.|a.|O., 395). F. Ludwigs
Reimkunst-Gedicht (KL| III, 136|ff.) sagt dazu nichts. Vgl. aber 371124 K I 2. Insgesamt
aber erlaubt sich, so Andreas Heusler, die Epoche von Opitz und seinen Nachfolgern
bei aller poetischen Regelhaftigkeit „vokalische Freiheiten“, nicht zuletzt bei der Reimbindung von „e“ und „ö“, die bei fast allen Dichtern der Zeit begegnet. Vgl. Andreas
Heusler: Deutsche Versgeschichte. 3. Bd., Tl. 4 u. 5: Der frühneudeutsche Vers, der neudeutsche Vers. 2., unveränd. Aufl. Berlin 1956 (Ndr. Berlin 1968), 92|f., 97|f.; Friedrich
Neumann: Geschichte des neuhochdeutschen Reims von Opitz bis Wieland. Berlin 1920,
insbes. 112|ff.; Johannes Rettelbach: Art. „Reim“, in: Horst Brunner/ Rainer Moritz
(Hg.): Literaturwissenschaftliches Lexikon. Grundbegriffe der Germanistik. Berlin
1997, 281–283. Zur Frage reiner Reime s. auch 371124 K I 2 u. 380609.
6 Werders Frau in seiner 1629 geschlossenen zweiten Ehe, Juliana Ursula v. Peblis (PA;
†1655). Vgl. 240718 K 32 u. I, 310800 K 3, 371110 u.|ö. Zur Praxis innerhalb der FG,
den Frauen die Gesellschaftsnamen der Ehemänner beizulegen, vgl. 371110 K 8.
7 Leider kennen wir nicht den Brief, in dem — vielleicht im Zusammenhang mit einer
Imprese auf ein neues Mitglied der FG oder der Beschaffung von Gartenzwiebeln — von
Narzissen die Rede ist. Die Narzissen der Mitglieder Nr. 194 (1629; Hz. Franz Albrecht
v. Sachsen-Lauenburg) und 395 (1642; Hans Georg v. Osterhausen) können aus zeitlichen Gesichtspunkten nicht in Betracht gezogen werden, obgleich die gelben Narzissen
auch in Osterhausens Reimgesetz als „Anmutigst im geruch’“ (GB 1646|; vgl. Conermann
III|, 464) empfohlen werden. Vgl. dort auch das ähnliche ,Wort‘ des Mitglieds.
8 Die uns nicht überlieferte Spielerei mit seinem Rufnamen Dietrich (meistens Diederich) empfand Werder anscheinend als Verhöhnung. Die von Werder zurückgewiesene
Namensform Theo-nestus bleibt unerklärlich, da „-nestus“ in der latein. Lexik gar nicht
belegt und ableitbar erscheint. Auch das Ökumenische Heiligenlexikon| führt keine Namensbedeutung an und füllt die entsprechende Zeile mit einem Fragezeichen aus; desgleichen das Nachschlagewerk Origine et e´tymologie des pre´noms| (www.e-prenoms.com
[Juni 2005]) Möglicherweise war der Namensscherz auf den Hl. Theonestus abgestellt,
Bf. von Philippi und Mainz, der am 30.|10.|425 den Märtyrertod erlitt und dessen kathol.
Gedenktag entsprechend auf den 30. Oktober fiel. S. a.|a.|O. sowie Grotefend| II. 2, 175.
Nach Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642) kommt aber auch Theodorus nicht als
Übersetzung für Diederich in Frage. Er merkt in seiner Etymologie „De Nominibus propriis veterum Germanorum“ kritisch an, es sei „irrig/ daß man den Teutschen Nahmen
Diederich endert in Theodorus, welches ein Grichsch [sic]| Wort ist und Donum DEI, Gottes Gabe bedeutet: Diedrich ist Teutsch/ und heisset so viel als Gottreich/ reich in Gott/
an Göttlichen Gaben reich.“ Schottelius|, 1087. Der Lebenslauf in Werders Leichenpredigt, der sicher in der einen oder anderen Weise von Werder autorisiert worden war,
schreibt zur Taufe des Jungen, daß er „mit dem herrlichen Nahmen Theodorus oder Dieterich genennet worden“ sei. Der Vom Vater gegebene/ Vom Sohne ausgeführete/ Und
vom H. Geiste versiegelte Raht des Heils/ Bey Hochansehnlicher Leichbestattung Des
Weyland HochEdelgebohrnen .|.|. Herren Dieterichs von dem Werder .|.|. Eröffnet und
gepredigt von Godefredo Colero (Cöthen [1658]: Fürstl. Druckerei, Jacob Brand), Bl. K
[i]r (HAB: Xa 1: 47 [10]).
9 Wohl kaum wie in DW| I, 413 als nomine interpellare verstehbar. Dem pejorativen
Sinn nach muß es wohl eher heißen: (aliquem) nomine minuere, jmd. durch Verfälschung
des Namens mindern. Als Beiname, oft mit scherzhafter oder gar spöttischer Konnotation ist „Anname“ häufiger belegt, s. DW (Neubearb.)| II, 1197 u. Fnhd. Wb.| I, 1337; die
auf S.|1338 aufgeführten Bedeutungen des Verbums „annamen“ (etwas übernehmen; etwas festlegen, bestimmen; jemanden als etwas bezeichnen) führen hinsichtlich der hier
behandelten Briefstelle auch in der dritten Variante nicht recht weiter.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 269 / 4.5.2006
371106 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
269
K I Der rhythmisch unregelmäßige zweihebige Vers und der manieristisch-verspielte, gezwungen wirkende durchgängige Reim auf „Cöthen“ entsprechen in den grotesken Exzessen der Form und dem sprachlichen Irrealis genau der in diesem lyrischen Capriccio
geübten Kritik am kriegerischen Unwesen und der unerbittlichen Zerstörung der Landes- und Lebensgrundlagen. Das Gedicht läßt darin einen Verfasser erkennen, der —
selbst ehedem schwedischer Obrist — in vielen Gesandtschaften seitens der Fürsten und/
oder der Landstände nur zu häufig Bekanntschaft mit den Befehlshabern durchziehender, einquartierter, plündernder und raubender Soldateska machte, die den Bitten um
Verschonung kein Gehör schenkten. Einen besonders barbarischen Akt hielt Christian:
Tageb.| XIV, Bl. 60v f. unter dem Datum des 14.|2.|1636 fest: „Aviso: daß etzliche Soldaten sollen haben Dietrich Werders, seine Kirche zu Reinstorf geplündert, seiner ersten
Frawen [Dorothea Catharina, geb. v. Waldow, am 12.|2.|1625 verstorben] grab eröfnet,
die gebeine heraußer geworfen, vndt das zinn vom zinnernen sargk hinweg genommen,
das holz aber vom hölzernen Sarck ins fewer geschmißen, vndt rüben darbey gekochtt.“
Diese Nachricht wird im Tagebuch später nicht revidiert; sie erscheint aber auch nicht in
den Personalia in Werders Leichenpredigt (s. oben K 8). Vgl. Werders Klage über den
Tod seiner ersten Gemahlin: 250413 I; vgl. zu Dorothea Catharina ferner 380502. Zum
eigenwilligen Vers vgl. Werders ähnlich verfaßte manieristische Reimspielerei in
380509A, in der angesichts anhaltender Trockenheit Gott um Regen gebeten wird.
1 flüchteten, zu flöhen, flüchten, in Sicherheit bringen; sw. V., DW| III, 1814.
2 Lamprete, Süßwasserfisch, auch „Bricke“ oder „Neunauge“, mhd. lamprı̂de, aus mlat.
lampreta (lat. mustela), gallorom. lampreda. Benecke/ Mu¨ller/ Zarncke| I, 930; DW| VI,
90; Fnhd. Wb.| IX, 81|f.; Lexer: Handwb.| I, 1817; Die wörtliche Ableitung von lambendis petris, d.|i. Steinsauger, Steinlecker bei Faber/ Buchner (1664),| 508 zu „lampreta“:
„piscis lubricus, colore coeruleo subrigso, septem parvis fistulis mirabili ordine distinctis,
acceptam aquam remittens, quam aliàs mustelam stellarum vocant, ein Lamprete/ à
lambendis petris nomen habens, Vide mustella.“ Vgl. auch Lexer: Taschenwb.,| 121
(„lamprede“).
3 Abgeleitet von Stroh: entstrohen. Die Soldaten rauben nicht nur das noch ungemähte
Getreide, sondern auch selbst das Stroh.
4 D.|h. wohl: Die Soldaten schmähten die für sie von den Bewohnern genähten oder
von den Flöhen gereinigten Hemden.
371106
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Beantwortet durch 371112. — F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) dankt F. Ludwig (Der Nährende/ Le Nourissant) für die übersandten Verbesserungen seiner deutschen Übersetzung des Christlichen Fu¨rsten|. Er hofft, daß die noch
ausstehenden Verbesserungen weiterer Teile des Übersetzungswerks nachfolgen werden.
Die Druckgestaltung könne dann ausgewählt werden. Die überschickte Probe mit drei
Schriften gefällt F. Christian, der zudem einen Druck im Oktavformat empfiehlt, weil
die italienische Originalausgabe dieses Format ebenfalls aufweist und dadurch die
Druckkosten gesenkt werden können. Doch sei dies ins Belieben F. Ludwigs und anderer
FG-Mitglieder gestellt, einschließlich der Entscheidung darüber, ob der Übersetzung
eine eigene Vorrede beigegeben werden solle. Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der
Ergänzende) will gern seinen Beitrag zur Förderung der Fruchtbringenden Gesellschaft
leisten, bedarf aber der Anleitung. Auch sollten ihm der Kurtze Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben| [erstmals 1622] wie auch andere Schriften aus der
Gesellschaft zugeleitet werden.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 270 / 4.5.2006
270
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 371106
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 112rv u. 115rv [A u. Empfangsvermerk: 115v], 112v u.
115r leer; eigenh.; 3 Sig. Eingelegt Bl. 113r–114v (=371027 Beil. IV). — Veröffentlicht in KE|, 72. Bibliographisch erfaßt in Bu¨rger|, S.|947 (o. Nr.||).
A A Monseigneur, Monseig.r le Nourissant, chef de famille, des fructjferes, & leur fondateur. Cöhten.
Darunter Empfangsvermerk von F. Ludwigs H.:| Pres. 6. Novembr. 1637.
Die vom Nehrenden, dem Vnverenderlichen vberfertigte angefangene verdeutzschung, des Christlichen Fürsten1, wie Sie verbeßert worden, gefället vnß sehr
wol. Möchten wüntzschen, daß das vbrige auch hernach kähme, vndt zu ende
gebracht würde. Die artt des drückensa [sic]|, würde man alßdann außlesen2
können, inmaßen vnß dann, die dreyerley vberschickte gattungen3 nicht mißfallen. Vnsere meynung wehre, man sollte es in 8b auflegen laßen, dieweil es im
welschen auch achtfach vberleget ist,4 möchte auch weniger vnkosten vervrsachen. Jedoch wirdt es so wol dem Nehrenden, alß andern Fruchtbringenden
Ständen, zu mehrerem nachdencken, heimbgestellett, insonderheitt auch ob
eine vorrede darzu sollte gemacht werden. Der ergentzende5 wirdt gerne alles
thun, waß in seinem vermögen ist, die Löbliche Gesellschaft empor zu heben,
wann er nur weiß waß ihm zu thun oblieget, vndt die geschichten, des Zwecks
vndt vorhabens6, wie auch anderer schönen Schrifften derselbigen| ihme möchten zugefertiget werden. Geschehen zu Bernburg, den 6. WinterMonats, im
Jahr: 1637.
T a KE verbessert zu| Druckens
K 1 [Antonio de Guevara: Libro llamado relox de prı´ncipes| (1529 u.|ö.), ital. Übers.|u. Bearb. v. Mambrino Roseo da Fabriano (d.|i. Collenuccio Costo): L’institutione del prencipe
christiano| (1543 u.|ö.), dt. übers. (von F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg) u.|d.|T.:] Die
Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten/ .|.|. verdeutschet durch ein Mitglied der
Fruchtbringenden Geselschaft (Cöthen 1639). — F. Ludwig hatte die Übersetzung seines
Bernburger Neffen kritisch durchgesehen und korrigiert und mit einem Widmungssonett
bereichert. S.|371027 K 4 u. 5.
2 Auswählen. Auslesen hier nicht im Sinne von zu Ende geführter Lektüre (legere, replicare), sondern von (das Gute) heraussuchen, gewinnen (wie bei der Honig-, Weinlese
usw.) (colligere, eligere, emundare, depurgare); Stieler,| 1164|ff.; vgl. Paul Wb.,| 120.
3 Gattung, im allgemeinen Sinne als Art, Sorte, Spezies. S. Baufeld|, 101; Go¨tze|, 96;
Lexer: Taschenwb|., 54; Paul Wb.|, 371; Stieler|, 592. DW| IV.1, 1511|ff. kennt „Gattungen“ auch in der Bedeutung von Dingen verschiedener Größe sowie Gattung als Art und
Weise, Manier, Mode (fnhd. Belege). Gemeint sind hier die im Druckgewerbe benutzten
Schriftarten, obwohl „Gattung“ als Fachterminus der historischen Druckersprache nicht
belegt ist. Uns ist nur ein indirekter Nachweis gelungen: Christian Gottlob Täubel: Orthotypographisches Handbuch; oder: Anleitung zur gründlichen Kenntniß derjenigen
Theile der Buchdruckerkunst, welche allen Schriftstellern, Buchhändlern, besonders
aber denen Correctoren unentbehrlich sind. Halle u. Leipzig 1785 (HAB: Bd 1344). Dort
werden S.|245|ff. die verschiedenen „teutschen, lateinischen und anderen Schriftgattungen“ vorgestellt. Sie begegnen hier und andernorts gewöhnlich als „Schriftsorten“ oder
einfach „Schriften“. Das im Anhang gebrachte „Kurzgefaßte typographische Wörterbuch“ (S.|345–378) nennt weder das Stichwort „Gattung“ noch „Schriftgattung“. — Die
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 271 / 4.5.2006
371106 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
271
vor 1632 in der fl. Köthener Offizin vorhandenen deutschen, lateinischen, griechischen,
hebräischen und syrischen Schriftarten und -grade zeigt ein erhaltener Köthener Probedruck in LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. C 18 Nr. 53, Bl. 85r. Abgebildet in Conermann: Fu¨rstl. Offizin|, 164, vgl. 161|ff.
4 Überlegen i. S. von „falten, zwiefach legen“; s. DW| XI.2, 385 (ohne fnhd. Belege).
F. Christian II. meint die achtfache Bogenfaltung und Blattlage beim Oktavdruck. — Die
italienische Übersetzung des spanischen Fürstenspiegels von Antonio de Guevara durch
Mambrino Roseo da Fabriano (d.|i. Collenuccio Costo) war erstmals 1543 erschienen:
INSTITVTIONE DEL PRENCIPE CHRISTIANO, Di MAMBRINO ROSEO. In Roma nella Contrada del Pellegrino per Madonna Girolama Moglie che fu del q. Baldassare de Cartolari. M. D. XLIII nel mese di settembre. (Harvard University, Houghton Library). NUC|, Bd.|222, S.|190 gibt zu dieser Ausg. kein Format, sondern nur die Größe
an: 22 cm. Noch im selben Jahr erneut als INSTITVTIONE DEL PRENCIPE CHRISTIANO. TRADOTTO DI SPAGNVOLO in lingua Toscana per Mambrino Roseo da
Fabriano. NVOVAMENTE STAMPATO, & con somma diligenza riconosciuto. IN VINEGIA M. D. XLIII. (Kolophon:) In Vinegia per Bartolomeo detto l’Imperadore, &
Francesco Vinetiano suo genero. M. D. XLIII. 179 Bl. 8b. HAB: O 364. 8b Helmst. Mit
gleichem Titel ebd. 1544 erneut erschienen, jedoch im Kolophon die Verlagsangabe: In
Vinegia per Allouise de Tortis. M. D. XXXXIIII. 179 Bl. 8b. HAB: 131. 6 Pol. Weitere
Ausgaben folgten, etwa : LA INSTITVTIONE DEL PRENCIPE CHRISTIANO, DI
M. MAMBRINO ROSEO DA FABRIANO. CON L’AGGIVNTA DELLE APOSTILLE, & d’un trattato intorno all’ufficio del Consiglio & Consigliere, tratto per M.
Lodouico Dolce dal libro Spagnuolo di Furio Ceriolo. CON DVE TAVOLE, L’VNA
DE’ CAPITOLI, & l’altera delle cose piu degne di memoria. .|.|. IN VINEGIA APPRESSO GABRIEL GIOLITO DE’ FERRARI, M D LX. 16 Bl., 397, (1) S.|8b. HAB: O 365.
8b Helmst. (1); LA INSTITVTIONE DEL PRENCIPE CHRISTIANO. TRADOTTA
DI SPAGNVOLO per Mambrino Roseo da Fabriano. NVOVAMENTE RISTAMPATA & da molti errori purgata. Con la Tauola dei Capitoli posta in fine. IN VINEGIA,
APPRESSO DOMENICO DEI FARRI, M D LXII. 196 Bl. 8b. HAB: 140.1 Pol. (1). —
Aufgrund der hier durchgängigen Oktavformate hilft auch die Formatangabe im vorliegenden Brief nicht, die italienische Ausgabe zu identifizieren, die Christian seiner Übersetzung zugrundelegte. Da die fl.-bernburgischen Bibliothekskataloge Catalogus primus|
und Catalogus secundus| kein Exemplar der italienischen Übersetzung anführen, kann allenfalls vermutet werden, daß die im Besitz F. Ludwigs nachgewiesene Ausgabe von
1577 zur Grundlage gedient haben könnte: La institvtione del prencipe christiano. Tradotto di spagnvolo per Mambrino Roseo da Fabriano (Mantova: G. Rvffinello 1577), s.
IP,| 324r; vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt|, 481|f. Anm.|165. — Auf
eine eigene Vorrede, wie im vorliegenden Brief und schon in 371027 von F. Christian zur
Überlegung gestellt, wurde in der deutschen Übersetzung verzichtet.
5 Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergänzende), in die FG aufgenommen am
25.|5.|1637. S.|370517 K 6. Zu seinen Übersetzungsambitionen und -etüden vgl. 371123,
371208A, 371209, 371221A, 371223, 371224, 380108, 380110, 380120, 380331 u.
380609.
6 Die Gesellschaftsbücher der FG und weitere Fruchtbringer-Schriften, vorab Kurtzer
Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben. Cöthen 1622 (GB
1622,| s. DA Ko¨then II. 1|, S. [7]–[10]), welcher fast allen später aufgelegten GBB vorangestellt wurde. Die Liste der von F. Ludwig tatsächlich an F. Christian für Geuder übersandten Bücher in 371112. Den Erhalt der Bücher dokumentierte Christian am
15.|11.|1637 (s. 371112 I). In dieser Sendung fehlte noch ein GB, das F. Ludwig mit
371120 dann nachsandte. In 371221A dankte Geuder für das eingetroffene Büchergeschenk.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 272 / 4.5.2006
272
Diederich von dem Werder 371108
371108
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) sendet kritisch überprüfte Manuskriptteile (vermutlich von F. Ludwigs Übersetzung FRANCISCI PETRARCHÆ Sechs
.|.|. Triumphi oder Siegesprachten|, Cöthen 1643), nämlich das zum zweiten Mal durchgesehene 10. und das erstmals korrigierte 11. Stück, an F. Ludwig (Der Nährende) zurück.
Der neulich (zusammen mit 371031) übersandte Korrekturbogen sei auf der vierten Seite
mit Bedacht leer gelassen worden und nicht, wie zuvor in scherzhafter Übertreibung behauptet, wegen zu knapper Zeitbefristung und Ungeduld seitens F. Ludwigs. Daß er dessen Anmahnung zum sparsamen Umgang mit Papier befolgt habe, könne F. Ludwig den
beiden angeklebten Zetteln entnehmen. Werder erwartet weitere Lieferungen zur Korrekturdurchsicht, welche mehr Spaß zu machen beginne, da die Arbeit größeren Fleiß
und bessere Gestaltung spüren lasse.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 330r–331v [A: 331v]; 330v u. 331r leer; eigenh. mit Empfangsvermerk von F. Ludwigs H. und einem Hinweis von einer H. des 19. Jahrhunderts (Gottlieb Krause?) 330r; Sig. — Veröffentlicht in KE|, 144|f. Bibliographisch erfaßt in Bu¨rger|, S.|1439 Nr. 9.
A Dem Nehrenden.
Dem Nehrenden wirdt hiermit das zehnte stück zum zweyten, vndt das Eilfte
zum erstenmahl wieder zuhanden gesandt.1 Es ist auch der errinnerungsbogen
neulich nicht aus übereilung, sondern aus guttbefindung, auf der vierten seiten
leer blieben, wiewohl jehnes aus lustiger vndt angemaster vngedult vorgegeben
wardt.2 Wie eigentlich man auch die von dem Nehrenden ertheilte lehre der
sparsamkeit im pappier in acht genommen, solches ist, aus den angeklebeten
beyden pappierlein zusehn.3 Es wirdt sonsten fernere lieferung erwartet, dieweil
man etwas mehr beliebung zur übersehung trägt, jn dem man mehr volkommenheit vndt angewandten fleis in der löblichen arbeit verspüret. Gott mit vns.
An des zweyhundersten Geselschafters nahmenstage jm jahr 1637.4
dienstwilligsten
Der Vielgekörnte.a
Darunter der Eingangsvermerk:| Pres. 8. Wintermonats 1637.5
Darunter der spa¨tere Vermerk:| Facsimile zum Titelblatt von Abschnitt IV.6
T a Der Vielgekörnte mit Bleistiftunterstreichung (vermutlich durch den fru¨heren Erzschrein-Editor Krause, s. Q, K 6 u. KE).|
K Ein auf Bl. 333r (s. 371110) aufgeklebter Ausschnitt aus einem Kalenderblättchen teilt
zum 8. November („Wintermonat“) den kirchlichen Festtag „4 Gekrönt[e]“ mit. Tatsächlich wurde auch in fast allen deutschen Diözesen der 8. November als Festtag der
„vier gekrönten Märtyrer“ („quattuor coronati“) begangen. Vgl. Anm.|4.
1 Von Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) durchgesehenes zehntes
und elftes Stück eines Manuskripts, wohl von F. Ludwigs kommentierter Übersetzung
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 273 / 4.5.2006
371110 Diederich von dem Werder
273
FRANCISCI PETRARCHÆ .|.|. Sechs Triumphi oder Siegesprachten| (Cöthen 1643).
S.|371027 K 2.
2 Werders frühere Korrekturhinweise zum durchgesehenen Manuskript, s. 371031.
3 Der Hinweis auf Sparsamkeit im Papierverbrauch wird in F. Ludwigs Bezugsschreiben zum vorliegenden Brief ergangen sein. Zur Überlieferungslage der Korrespondenz
zwischen F. Ludwig und Werder und zum Fehlen aller Gegenbriefe des Fürsten im Jahr
1637 s. 370113 K 0. Die beiden angeklebten Papierstücke, von denen Werder spricht,
sind, vielleicht durch Achtlosigkeit Gottlieb Krauses, verloren gegangen; auch Klebespuren sind im vorliegenden Brief nicht mehr auszumachen.
4 Ein Scherz von Werder. Das 200. FG-Mitglied war Martin Opitz v. Boberfeld, in
der Gesellschaft „der Gekrönte“. In seinem Antwortschreiben muß F. Ludwig Werder
seinen vermeintlichen Datierungsirrtum vorgehalten haben, wäre doch der überall am
11. November begangene Martinstag Opitz’ Namenstag. Vgl. Grotefend| I, 119. Demgegenüber besteht Werder in 371110 darauf, daß, wie vom beiliegenden Kalenderblättchen
bezeugt, der 8.|11. sehr wohl Opitz’ „geselschafters[-], vndt nicht taufnahmenstag“ sei.
S. dort, vgl. hier Anm.|0.
5 Nach Ausweis von 371031 hielt sich Werder damals auf seinem Gut in Reinsdorf,
unweit von Köthen im Süden der Residenzstadt gelegen, auf. Der Brief konnte aufgrund
der geringen Entfernung durch Boten noch am selben Tag überstellt werden.
6 Der Abschnitt IV in KE| (d.|i. S.|141–190) ist dem „Briefwechsel des Vielgekörnten
mit dem Nährenden“ gewidmet. Das auf dem Zwischentitelblatt dieses Abschnitts
(S.|141) gebrachte Faksimile der Unterschrift Werders bildet aber nicht den entsprechenden Schriftzug des vorliegenden Briefes ab, sondern die Unterschrift eines anderen,
nichtidentizierten Werder-Schriftstücks.
371110
Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) hat bei seiner heutigen Rückkehr
den Brief F. Ludwigs (Der Nährende) mit den ihm zur Korrektur mitgesandten Texten
— wohl ein Teil von F. Ludwigs kommentierter Übersetzung FRANCISCI PETRARCHÆ Sechs .|.|. Triumphi oder Siegesprachten| (Cöthen 1643) sowie die gedruckte Cupido|Dichtung F. Ludwigs — erhalten. Dazu möchte Werder einiges anmerken. 1. Er habe
sich bei der Datierung seines letzten Briefs (371108) keineswegs geirrt. Nach Ausweis
von Herlitz’ Kalender ist der 8. November nicht des 200. FG-Mitgliedes (d.|i. Martin
Opitz. Der Gekrönte) Taufnamens-, sondern Gesellschaftsnamens-Tag (also nicht der
Martinstag, sondern der Tag der „Vier Gekrönten“). Das beiliegende Kalenderblättchen
möge F. Ludwig als Zeugnis dienen. 2. Er nehme gern die Durchsicht der dichterischen
Bearbeitung des 5. Buchs Mose durch F. Ludwig auf sich, falls dies gewünscht werde.
Sollte ihm eine Prüfung nicht erspart werden, bittet er um eine Reinschrift des Textes als
Korrekturgrundlage. 3. Ob Werders eigene Dichtung Erster Vrsprung Des Weyrauchbaums vndt der Sonnenbluhm| gedruckt werden solle, stellt er ins Ermessen F. Ludwigs.
Im Bejahungsfall bittet er um etwas Aufschub bei der Einlieferung des Druckmanuskripts, da er F. Ludwigs Verbesserungen („errinnerung“) noch zu berücksichtigen habe.
Werders Pyramus-und-Thisbe|-Dichtung wäre am besten gleich mitzudrucken. — Werder
und seine Frau Juliana Ursula (Die Vielgekörnte. PA) werden die mit ihnen gut befreundete Witwe Christophs v. Hartlow (FG 85. Der Nankletternde), Anna Dorothea (Die
Nankletternde), um Einsendung des gestickten Wappens und einer Visierung desselben
bitten. Sie werde als besonders geschickte und löbliche Gesellschafterin dieser Bitte gewiß bald nachkommen. — Werder beteuert im Scherz, die Identität des „Nanklettern-
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den“ tatsächlich nie zuvor erkannt zu haben. Ebensowenig sei sie einer naheverwandten
Dame bekannt, deren Tochter in F. Ludwigs Brief eine Nachricht oder einen Gruß an
ihn hinterlassen hatte. Diese möge ihm (so Werder in einem ironischen Verwirrspiel) und
ihrer Mutter doch insgeheim — und ohne daß F. Ludwig davon erfahre — die Identität
des Nankletternden eröffnen. Zwar habe er, Werder, in seiner Antwort an F. Ludwig so
getan, als wüßte er, wer sich hinter dem „Nankletternden“ verberge, doch sei dies nur
aus Furcht vor der Ölberger-Gesellschaftsstrafe der Fruchtbringenden Gesellschaft geschehen (wenn er seine Unkenntnis zugegeben hätte). Von einem für die Mutter bestimmten Zettelchen wisse er nichts. — Daß F. Ludwig die junge Dame, obwohl diese
nicht direkt der Fruchtbringenden Gesellschaft verbunden sei, in FG-Angelegenheiten
(betr. den Gesellschaftsbrief F. Ludwigs an Werder) einbezogen habe, dafür erläßt ihm
Werder scherzhaft eine Entschuldigung, da sie doch beide im selben „Verbrechen“
steckten.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 332r–333v [A u. Empfangsvermerk: 333v]; eigenh.; Sig.
333r mit deutlichen Klebespuren (Rotwachs) eines einst unter dem Brieftext aufgeklebten Kalenderblättchens (s. Abb. S.|283), das sich aber gelöst hat und dem Brief
heute lose beiliegt. — Stark gekürzt veröffentlicht in KE|, 145|f. und KL| III, 118|f. Bibliographisch erfaßt in Bu¨rger|, S.|1439 Nr. 12.
A Dem Nehrenden Zuhanden.
Am Rand der Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.:| Pres. 12. Wintermonats 1637.
Des Nehrenden schreiben samt dem zwölften stücke1 vndt dem gedruckten Liebesgötzen2 ist dem Vielgekörnten anheute zu seiner Zurückunft wohl eingehändigt worden, vndt weil derselbe etzliche puncten zubeandtworten nötig befindt,
als geschiehet solches hiermit auf aller zierlichste bedingung vndt vorbehalt.
Erstlich bestehet der Vielgekörndtea noch fest darauf das er sich in dem
vnterschriebenem tage nicht geirret noch übereilet, vndt damit er es deutlicher
zuverstehen gibt[,] so ist der 8. WinterMonats im Herlitzen zu Nürnberg getruckt des zweyhundersten geselschafters, geselschafters[-], vndt nicht Taufnahmenstag, vndt solches beweiset er mit inliegendem Zeugnüs.3
Es ist 2.b der Vielgekörndte vrbötig4 das Fünfte buch der Mosaischen reimen5 willig zuübersehen, wan man darfür helt das es nutz vndt nötig sey, Sonsten aber wirdt man ihn mit seiner verschonung erfrewen, jm fall er es aber ieb
übersehen soll, so bittet er, das es erst aufs reine geschrieben werde.
Dem Nehrenden wirdt es 3.b wegen auflegung des Weyrauchbaums vndt
Sonnenbluhm6 anheimbgestelt[,] weil man aber diec darbey befundene errinnerung in bedencken zuziehen hatt, so wirdt ümb ein paar tage frist gebeten, Wan
der Piramus vndt Thisbe7 zugleich könte mit gedruckt werden, were wohl schier
am besten.
Die beyde Vielgekörndten8 wollen ihnen angelegen sein lassen bey der
Nahnkletterenden9 anzuhalten das sie so wohl das gestickte, als den abris des
wapens des weylandt Nahnkletterendes10 ehestes zu wercke richten vndt überschicken soll, vndt [332v] weil sie beyderseits vnsere sehr gute freundt gewesen,
vndt freundin noch sein, Sie auch eine insonderheit geschickte vndt löbliche
Geselschafterind, vndt die ehre vndt nutzen des ErtzSchreins11 zubefordern
vndt zuvermehren (wie vns wohl bekant) sehr begierig ist, als Zweiffeln wir
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nicht, wir wollen bey guter vorfallender gelegenheit hierunter den Nehrenden
vndt die Nehrende, neben vnserer getrewen vndt dienstlichsten anempfehlung
bald begnügen können.
Die andre liebste handt aber, so mir wegen ihrer Mutter mit eben so naher verwandtnüs zugethan ist,12 wirdt aufs allerembsigste ersuchet, die weil wede[r]e
mir noch ihrer Mutter im geringsten bekant ist, we[r]e der Nankletterende ist,
so wolle sie es mirf doch in höchster geheimb (vndt das ja der Nehrende
nicht[s]e darvon wisse vndt erfahre) in vertrawen kundt thun, wer der Nankletterende sey, oder vielmehr gewesen ist. Jch habe mich zwar gegen dem Nehrenden in meiner andtwordt angenommen, als wüß[t’]e ichs trefflich wohl, dan ich
befahrte13 mich eines starcken verweises, vndt einer Öhlbergerischen| straf[e.]e14 Aber ich kan wohl in warheit sagen, das ichs meines errinnerns mein lebelang nicht gewust habe; Vndt do15 ich die lebendigen nicht wohl kenne, wie
wollen dan die todten mein gedächtnüs beschweren können. Sonsten hatt man
alhier gar keine nachricht oder wissenschaft auch von einigem Zettelgen, das an
ihre Mutter, welche sie dienstmütterlich grüßen thutt, gehalten hette.
[333r] Schließlichen hatt der Nehrende keiner endtschüldigung von nöten
gehabt, das die andere liebste handt (daran leider wohl wenig gutes fleisches
ist) in dessen brieff zuschreiben, zugelassen worden, dan ob sie wohl keine geselschafterin ist, so kan sie es nicht allein wohl noch werden, sondern sie wirdt
auch tuckmäuserischer16 weise von mirg weit mehr geliebt, als manche geselschafterin. Vndt solches verursacht ihre tugendt vndt vnsere verwandtnüs;17
Wie ich dan darfür halte, das der Nehrende selber mit mir in diesem verbrechen
steckt.18
Gott mit vns. Es verbleibet dem Nehrenden Ein allerwilligster geselschafter
Der Vielgekörnte.
Geben Reinsdorf an Martin Papsttag, den 10. WinterMonats, vndt also kan
ichs itzo nicht besser treffen, als ichs am 8. dieses gethan habe 1637.19
T a Folgt unleserliche Streichung.| — b Eingefu¨gt. —| c Folgt| <beygefügte> — d Folgt|
<ist> — e Zeichenverlust durch Einbindung im Falz, Konjektur in eckigen Klammern.| — f
Eingefu¨gt fu¨r| <vns> — g Folgt| <vnd>|
K 1 In seiner verschollenen Briefsendung hatte F. Ludwig (der Nährende) Diederich v.
dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) das zwölfte Stück eines Manuskripts zur Korrekturdurchsicht mitgeschickt. Es dürfte sich, auch im Hinblick auf die gleichfalls mitgesandte, eng damit verbundene Cupido|-Dichtung (s. Anm.|2), um einen Teil seiner kommentierten Übersetzung FRANCISCI PETRARCHÆ .|.|. Sechs Triumphi oder Siegesprachten| (Cöthen 1643) handeln. S.|371027 K 2. Zur Korrespondenz zwischen F. Ludwig
und Werder und den im Korrespondenzjahrgang 1637 sämtlich fehlenden Stücken F.
Ludwigs vgl. 370113 K 0.
2 F. Ludwigs Gedicht in 224 Alexandrinern „Kurtze Beschreibung Des erdichteten
Cupidinis, oder Gottes der liebe“, gedruckt veröffentlicht in dessen kommentierter
Übertragung FRANCISCI PETRARCHAE .|.|. Sechs Triumphi oder Siegesprachten| (Cö-
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then 1643), 165–170. Ein auch durch den vorliegenden Brief bezeugter früherer Einzeldruck der Cupido|-Dichtung ließ sich nicht nachweisen. S.|371027 K 2.
3 Werder bezieht sich hier auf seinen letzten Brief an F. Ludwig (371108) und dessen
eigenwillige Datierung: „An des zweyhundersten Geselschafters nahmenstage jm jahr
1637.“ Lt. Empfangsvermerk hatte F. Ludwig diesen Brief noch am selben Tag, am
8.|11., entgegen genommen. Das 200. FG-Mitglied war Martin Opitz v. Boberfeld, der
Gekrönte. F. Ludwig muß in seinem verlorenen Antwortbrief auf 371108 das Datum in
Rücksicht auf den Martinstag mißverstanden und reklamiert haben: der Martins-Tag
nämlich fällt auf den 11. November. Den kleinen Triumph, den sich Werder nun daraus
macht, daß er F. Ludwig hinters Licht geführt hat, indem er Opitz’ Gesellschafts-, nicht
Taufnamen gemeint und richtig angezeigt habe, stützt er durch den beigefügten, auf Bl.
333r aufgeklebten Ausschnitt aus einem Kalenderblättchen (s. Abb. S.|283, vgl. unten).
Dieser markiert den 8. November („Wintermonat“) als den kirchlichen Festtag „4 Gekrönt[e]“. Tatsächlich wurde in fast allen dt. Diözesen der 8.|11. als Festtag der „vier gekrönten Märtyrer“ („quattuor coronati“) begangen, als welche die frühchristlichen röm.
Märtyrer Castor, Symphorianus, Claudius und Nicostratus seit dem vierten Jh. in Rom
verehrt wurden. Vgl. Kalender Zerbst 1654|, 632|f.; Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon|; Grotefend| II.2, 157. Das ausgeschnittene Kalenderblättchen stammt Werders eigenem Hinweis zufolge aus einem Jahrgang (vermutlich 1637) des zwischen 1609
und 1651 in Stettin und Nürnberg immer wieder aufgelegten Alten und newen Schreibkalenders| von David Herlitz/ Herlicius (1557–1636). Wir konsultierten den in der HAB
vorhandenen Herlitz-Kalender auf das Jahr 1630: New und Alt Schreibcalender auff das
Jahr nach der Geburt vnsers Herren vnd Heylandes Jesu Christi M. DC. XXX./ Mit besonderm fleiß gerechnet/ Durch D. Davidem Herlicium, Medicum zu Stargard in Pommern (Stettin: Rhete 1629). HAB: Xb 6988 (1). In ähnlicher Aufmachung und Druckgestaltung wie bei dem beigefügten Kalenderblättchen Werders wird auch hier zum 8.|11.
angegeben: „4 Gekrönte“. Vgl. in der HAB auch die Herlitz-Kalender auf das Jahr 1610
(Xb 5126 [2]), 1646 (Xb 6222; d.|i. Kalender Herlitz 1646|) und 1651 (Xb 1994 [1]; d.|i.
Kalender Herlitz 1651|). Einen Herlitz-Kalender auf das Jahr 1637 konnten wir nicht ermitteln. Vgl. Jill Bepler, Thomas Bürger: Alte und neue Schreibkalender. Katalog zur
Kabinettausstellung in der Herzog August Bibliothek. In: SIMPLICIANA 16 (1994)
211–252, 222. Vgl. zu den Schreibkalendern Herlitzens: Helga Meise: Das archivierte
Ich. Schreibkalender und höfische Repräsentation in Hessen-Darmstadt 1624–1790.
Darmstadt 2002, 45, 53|f., 56|f., 67, 78, 607 u. 609. Zu Herlitz vgl. ADB| XII, 118; DBA
I,| 519/ 267|ff. u. 307|f.; DBA II,| 566/ 19|f.; Poggendorf| I, 1077; VIIa Supplemente, 278;
Deutsche Biographische Enzyklopädie. Hg. Walther Killy u. Rudolf Vierhaus. Bd.|4
(1996), 618; Deutsches Literatur-Lexikon. Begr. v. Wilhelm Kosch. 3., völlig neu bearb.
Aufl. Ergbd. 4 (1997), 637–639.
4 Go¨tze,| 221: „urbietig adj. erbötig, willig“.
5 Die Lehrdichtung F. Ludwigs über Deuteronomium, Teil eines anspruchsvollen poetischen Bibelprojekts über die Bücher Mose, das aber nicht erhalten ist und nicht zum
Duck gelangte. Beim Tode des Fürsten lagen noch die folgenden Manuskripte vor: „Manuscriptum daß erste buch Mosis in reimen verfaßt deutsch.“ (IP|, 333v); „Manuscriptum
deß Ertzvatters Josophats [recte| Josephs] geschichten in Deutsche Reimen“ (IP|, 333v;
vgl. 401214 [auch in KE|, 80|f.]: „Des Joseps[!] geschichte ist mir sehr anmuthig zu lesen
vorkommen [.|.|.], weil schone erklährungen darinnen enthallten, welche also klärlich
nicht in dem ersten vndt andern buch Mose zu befinden“); „Manuscriptum daß Fünfte
buch Moysis in Reimen.“ (IP|, 333v). Vgl. 371014 K 7, 371226A, 380226, 380321,
380321A u. 380405 K 5. Andere, erhaltene Lehrdichtungen des Fürsten auf den Psalter
und die Sprüche Salomonis und das allein veröffentlichte Buch Hiob| (Wittenberg 1638:
Johann Röhner) lassen erwarten, daß auch die Reime über die Bücher Mosis folgendermaßen gegliedert waren: kurze Inhaltsangabe eines Buchs oder kleineren Abschnitts, Pa-
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raphrase des jeweils behandelten biblischen Texts und mehrstrophige Auslegung des gewählten Stücks. S. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt,| 411|ff., bes. 416.
6 Dieses Gedicht Werders in paarreimigen Alexandrinern hat sich nur in einer Abschrift erhalten: Erster Vrsprung 3 Des Weyrauchbaums vndt der Sonnenbluhm 3 Auff
Poetisey. 3 Jm Jahr 3 1637. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 109r–
121v; 109v u. 121v leer; Schreiberh., ungezeichnet, undatiert. Das Titelbl. trägt den späteren Bleistift-Vermerk: „Krause Erzschrein p. 145 (10 Nov. 1637) Cf. Wittkowski p.
44.“ Trotz der Hinweise bei Hille|, 196; Neumark: Palmbaum|, 453 u.|a. ist eine zeitgenössische Druckveröffentlichung fraglich. Vgl. Du¨nnhaupt: Handbuch|, Art. Werder Nr.
10 mit dem Hinweis auf die ungedruckt gebliebene Handschrift; ferner Georg Witkowski: Diederich von dem Werder. Ein Beitrag zur deutschen Litteraturgeschichte des 17.
Jahrhunderts. Leipzig 1887, 44|f.; Diederich v. dem Werder: Dianea oder Rähtselgedicht. Faks.dr. der Ausg. von 1644. Hg. u. eingel. v. Gerhard Dünnhaupt. Bern usw.
1984, 21*f. Werders Lehrdichtung greift eine Episode aus Ovids Metamorphosen| auf.
Hatte F. Ludwig in seinem Liebesgott|-Gedicht (s. 371027 K 2) die Episode der im Ehebruch öffentlich ertappten Venus und Mars eingearbeitet, so schließt sich Werders hier
vorgestellte Dichtung dem weiteren Verlauf bei Ovid an: Venus rächt sich an Phoebus
Apollo für ihre Zurschaustellung, indem sie ihn in Liebe zur achämenischen Königstochter Leucothoë entbrennen läßt. Verwandelt in die Gestalt ihrer Mutter, sucht der Gott
sie auf und nimmt, in seine wahre Gestalt zurückgekehrt, mit Gewalt, wessen er begierig.
Clythie aber, von Eifersucht getrieben, macht die Tat allgemein bekannt und verrät sie
in entstellter Form auch dem Vater, der die Tochter, ungeachtet all ihrer Beteuerungen,
Opfer einer Gewalttat geworden zu sein, lebendig begräbt. Die Strahlen des Sonnengottes und der duftende Himmelsnektar, mit dem er die Grabstätte besprengte, können die
Begrabene zwar nicht mehr ins Leben zurückrufen, jedoch erwecken sie im Erdgrund
den Weihrauchbaum, der dem Grab entwächst. Clythie aber, fortan verschmäht von
Apoll, verwächst im Wahnsinn der Liebe und immerfort nur nach dem Geliebten schauend mit dem Boden und wird zur Sonnenblume, die dem Lauf der Sonne, verwurzelt in
unauflösliche Ferne gebannt, beharrlich wie vergeblich mit dem Blütenkopf folgt. Ov.
met. IV, v. 190–270. Wie in F. Ludwigs Liebesgott| begegnet auch in Werders Dichtung
der poetische Vorbehalt gegenüber theologischen Inkriminationen, wenngleich nur
knapp: Werder erzähle die Geschichte „nach der Poeten kunst, 3 Vndt ihrer meinung
nach, auff diese Karte setze, 3 Vndt mich vndt andre mitt, in ehrligkeit ergetze.“ (110r;
Z. 8|ff.). Ansonsten schildert Werder die Episode stark ausgeschmückt und im höfischen
Kolorit von Ort und Handlung, verzichtet indes am Ende auf eine moralische Lehre
oder Warnung vor dem Wahnsinn der Liebe. Vgl. auch Merzbacher: Werder|, 64. Der
Stoff wurde auch bearbeitet von Johann Georg Schoch: Poetischer Weyrauch-Baum und
Sonnen-Blume (Leipzig: Johann Wittigau 1656). HAB: T 1175. 4b Helmst. (16). Schoch
bezieht sich nicht auf Werders frühere Arbeit, spricht nur davon, daß es sich um das
sechste und siebte Gedicht des vierten Buchs der Metamorphosen| handele. — 1637 war
der Weihrauchbaum als Gesellschaftspflanze der FG noch nicht vergeben. 1644 wurde
der „Weirauch“ zur Gesellschaftspflanze von Gaspard Corneille de Mortaigne dit de
Pottelles (FG 419); 1659 erhielt Lgf. Wilhelm VI. v. Hessen-Kassel (FG 694) den Weihrauchbaum als sein FG-Bildnis. Die Sonnenblume wurde in verschiedenen Spielarten
schon von früh an als Imprese in der FG geführt: von F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg
(FG 26; „Sonnenblume“), Kg. Karl X. Gustav v. Schweden (FG 513. 1648; „Die hochsteigende Sonnen Blume kleiner art“), Philipp Melchior Diede zum Fürstenstein (FG
576. 1652; „Sonnengoldblum mit gekräuselten Blumen“), Achaz v. dem Knesebeck (FG
781. 1661; „Vielästige Sonnenblume“) und Georg Schöbel v. Rosenfeld (FG 817. 1669;
„Sonnenwende“). Auf eine aktuelle Impresenvergabe in der FG ging Werders dichterische Übung also weder im einen noch andern Fall zurück.
7 Der vorliegende Brief ist der einzige Nachweis, daß Werder auch eine dichterische
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Bearbeitung des Pyramus- und Thisbe-Stoffs vorgenommen hatte. Diese Dichtung ist
aber weder im Druck noch in einer handschriftlichen Überlieferung erhalten. Vgl. Du¨nnhaupt: Handbuch|, Art. Werder, Nr. 11; Diederich v. dem Werder: Dianea (s. Anm.|6),
21*f.; Merzbacher: Werder|, 62 u. 64; Witkowski (s. Anm.|6), 44. Ohne genauere Hinweise und ohne Kenntnis des Texts läßt sich unter den vielen älteren Bearbeitungen des
Ovid-Stoffs (met. IV, v. 55–166) keine Vorlage von Werders Dichtung namhaft machen.
Vgl. z.|B. Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur. Stuttgart 1963, 531|ff.
8 Diederich v. dem Werder und seine zweite Frau Juliana Ursula, geb. v. Peblis (Die
Vielgekörnte, †1655. PA), die sich am 14.|6.|1629 vermählt hatten. Zur Praxis, den Frauen von FG-Mitgliedern deren Gesellschaftsnamen beizulegen, vgl. weiterhin den vorliegenden Brief sowie etwa 280412, 280414, 310113, 340107 K 20, 371031, 371219,
371220, 371221, 371231, 380120, 380226, 380423A, 380502, 380504, 380507,
380522A, 380522B, 380803 u.|ö.
9 Anna Dorothea (Die Nankletternde), geb. v. Schenck, Gattin Christophs v. Hartlow, in späterer Ehe 1639 mit Esche v. Wallwitz (FG 68) vermählt. Vgl. Anm.|10.
10 Christoph v. Hartlow (FG 85. Der Nankletternde), schon 1624 in die FG aufgenommen, wie Werder am Collegium Mauritianum| in Kassel erzogen, jedoch sind sein
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Conermann III,| 90f.| Vgl. 371227. Die gestickten
Wappen der FG-Mitglieder wurden in prächtigen Wappengobelins zusammengenäht
und diese im Köthener Schloßsaal aufgehängt. Die Wappenvisierungen oder -zeichnungen dienten zur Vorlage der Wappengemälde im GB Ko¨.| Vgl. 371220 K 12.
11 Die Bezeichnung ertzschrein| für Archiv im allgemeinen wird hier für uns erstmals
greifbar. Sie scheint besonders anfangs den Inbegriff der schriftlichen und bildlichen
Zeugnisse der FG und ihrer Mitglieder (Gesellschaftsbuch, Werkmanuskripte, Korrespondenzen und Wappen- bzw. Impresenteppiche) und dadurch gewissermaßen die Gesellschaft selbst oder deren Vorort bedeutet zu haben. Diese Bedeutung scheint auch bei
Hille|, 143 noch durch, wenn er von dem löblichen Brauch spricht, „daß in dem Ertzschrein zu Cöthen bey dero Hochlöblichen Fruchtbringend Gesellschafter Versamlung/ einer jeden Tugendliebenden Person [.|.|.] ein Gesellschaftname [.|.|.] ertheilet
wird.“ (Zitat fast wörtlich wiederholt in Neumark: Palmbaum|, 147). In einer Randnote
wird der Erzschrein der FG als „Achitheca [lies|: Architheca] Carpophorum“ übersetzt.
Aus dem Verzeichnis der Hinterlassenschaft F. Ludwigs (IP|) geht nicht hervor, daß mit
dem „Erzschrein“ ein eigenes Behältnis verbunden war. Der Ausdruck verbreitete sich
schnell im Briefverkehr der Akademiemitglieder. S. auch 371120 (im Textapparat Anmerkung e, betr. GB), 371209 (betr. GB), 371220 (betr. GB u. Wappengobelins),
371221 (betr. GB), 371226, 380108, 380202, 380312, 380328 (eigener Erzschrein der
Nährenden, d.|i. Ludwigs Gattin Sophia für FG-Impresen u. FG-Wappen) u. 381204 (allgemein Archiv der FG). Daß mit der Übersendung des Hartlow-Wappens nicht nur F.
Ludwig, sondern auch seiner Frau Sophia (Der und Die Nährende) genügt werden soll,
zeigt auch hier, wie stark Fn. Sophia (AL 1629, TG 38) in das Sammeln und Sticken der
Wappen und Impresen einbezogen war. S. auch 371220 u. 380328 K 7. Vgl. „Schrein“ als
dt. Bezeichnung für Archiv in 380108 u. 380410 und — hinsichtlich der Wappengobelins
— „gedechtnüs schrein“ in 371220 als Synonym für Erzschrein|. Georg Neumark (FG
605. 1653) rühmte sich selbst 1668 als „Ertzschreinhalter und Gesellschafts-Secretario“,
der „in das zehende Jahr bey dem Ertzschrein/ und in denen dabey befindlichen Uhrkunden und dießfals ergangenen Schriften/ als unwürdiger Gesellschafts-Secretarius“
diene. Neumark: Palmbaum|, Bl. c viij r u. S.|8|f., vgl. S.|5, 150 u. 225. Hier erscheint der
Erzschrein unmißverständlich als die FG-Geschäftsstelle und ihr Archiv. Bei der förmlichen Übertragung der Oberleitung nach dem Tode F. Ludwigs wurde Hz. Wilhelm IV.
v. Sachsen-Weimar (FG 5) am 8.|5.|1651 durch eine Gesandtschaft von FG-Mitgliedern
der „Ertzschrein/ mit dem großen silbern Siegel/ Registern und andern darzu gehörigen
Sachen“ ausgehändigt. A.|a.|O., 296, vgl. 421. Französisch erscheint die Bedeutung im
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Briefwechsel der Gesellschaft zuerst als reservoir| (371028) bzw. archive| (380423). Die
Philologen der FG haben sich in ihren Publikationen kaum mit dem Wort beschäftigt,
vielleicht zur Wahrung der gesellschaftlichen Diskretion und wegen seiner behaupteten
fremden, griechisch-lateinischen Wurzeln. In einer Liste von Zusammensetzungen mit
„Ertz-“ berücksichtigte Schottelius|, 255|f. Erzschrein| nicht, bemerkte allerdings: „Dieselbe/ so dieses schönes uhraltes Teutsches Wörtlein Ertz wollen aus arcv bakken/ sind
Ertzcritici.“ Stieler|, 53 u. 741 bot immerhin das ihm wenigstens aus dem Gebrauch der
FG geläufige Wort „Erzschreinhalter“ als Verdeutschung von „Archivarius“ bzw. „Præfectus scriniorum, thesaurarius chartarum, magister scrinii.“ Gegen Erzschrein| und Erzschreinhalter| argumentiert scheinbar überzeugend, jedoch ohne Einsicht in das historische Verständnis und die Absicht der Fruchtbringer Campe Fremdwb.|, 124 s.|v. Archiv:
„Die Fruchtbringenden verdeutschten es, nicht schicklich, durch Erzschrein, so wie den
Archivarius durch Erzschreinhalter, nach der Ähnlichkeit anderer Deutscher Wörter,
worin die Vorsilbe Erz die Stelle des Griechischen archi vertritt, wie in Erzbischof. Allein dieses griechische Wort und Archiv haben nichts als den ähnlichen Klang mit einander gemein. Denn dieses letzte stammt nicht von jenem, sondern von dem lat. arca, so
wie dieses von arceo ab, (quod arcet visum vel furem. Isidor. lib. 20. Originum) S.
Frisch.“ Campe setzt sich mit anderen, späteren Verdeutschungen von archivum auseinander und schlägt vor: „Urkundenschatz, Urkundensammlung für die aufbewahrten
Schriften, und Urkundengewölbe, Urkundensaal, Urkundenkammer und Urkundenschrank für den Ort der Urkundenbewahrer.“ Etymolog. Wb. (Pfeifer)|, 57|f. erhält diese
etymologische Trennung von Erz-| und Archiv| nicht aufrecht, weil danach spätlat. archivum über griech. arceion ,Regierungsgebäude, Behörde, Amt‘ abgeleitet wird von griech.
arcv ,Anfang, Ursprung, Herrschaft‘, was ebenso wie Erz-| auf griech. arcéı́n ,der erste
sein, anfangen, herrschen‘ zurückgeht. Arche| dagegen weist als Ableitung von lat. arca
,Behältnis zum Verschließen, Kasten, Kiste, (Totenlade)‘ auf lat. arcere ,verschließen,
einhegen‘ zurück und kommt u.|a. über got. arka, ags. ærc, earc, mnd. mnl. arke, ahd. arka, archa (bezogen auf die Arche Noah und die Bundeslade) und mhd. arke, arc, arch(e)
ins Germanische bzw. Deutsche. Campe widerspricht sich sogar ausdrücklich, wenn er
s.|v. Arche (in Campe Wb.| I, 421|ff.) nicht nur diese und andere german. Formen auch
von lat. arca ableitet, sondern bemerkt, daß Arche| „mit demselben aus einer und derselben weit ältern aber nunmehr unbekannten Quelle“ herstamme. Ebenso wie Schottelius
nach einem germanischen Ursprung von Ertz suchte, tat dies auch Stieler|, 51 mit seiner
Herleitung von Arche|: „Arch/ & Arche/ Saxon. Arke/ die. Unde latinum arca, non ab
arcendo, qvia fures arcat, id qvod vigil paterfamilias aut canis catenarius multò melius efficere possent. Notat autem Arche qvamlibet capsam, cistam & qvodvis scrinium clausum. Die Arche Mosis/ arca Mosis.“ Da für Schottelius und Stieler das Deutsche als uralte, den übrigen ,Hauptsprachen‘ der Menschheit gleichrangige Sprache galt, suchten
sie nach uralten ,teutschen‘ Wurzeln von Erz-| und Arche| oder im Falle von Archiv| doch
wenigstens nach Gleichstellung mit dem Griechischen und Lateinischen. So leitet Stieler|,
53 s.|v. Archiv dieses Wort zwar aus dem Griechischen und Lateinischen ab, fügt aber
hinzu: „Ego commodiùs ad nostrum Arch/ scrinium, transfero, cùm scriniæ sint arculæ,
in qvibus scripta aliaq; secreta reponuntur. Hinc: Magister scriniorum, qvalis Ulpianus
Alexandro fuit, ein Ertzschreinhalter/ Archivarius.“ Da wir die Argumentation hinter
Werders bzw. F. Ludwigs Bildung „Ertzschrein“ nicht kennen, wissen wir nicht, ob sie
zumindest Ertz- als uraltes ,teutsches‘ Wort empfanden. Da der Fürst aber oft keinen
strengen Purismus verfocht und eingebürgerte Wörter zuließ (vgl. „materÿ“ in 240109 K
5), kann er auch das zusammengesetzte Wort ohne etymologische Germanisierung in
der allgemeinen Bedeutung von ,hervorragendes Archiv‘ benutzt und damit auch das zu
lateinisch klingende archivum| vermieden haben.
12 „Die andre liebste handt“, Tochter einer Werder verwandtschaftlich nahestehenden
Dame, muß im vorausgegangenen (verlorenen) Brief F. Ludwigs eigenhändig einen Gruß
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Diederich von dem Werder 371110
oder eine Nachricht an Werder mitgegeben haben. Die folgende Passage läßt sich aufgrund der fehlenden Einsicht in die Vorgeschichte nicht völlig aufhellen, wird jedoch in
ihren Anteilen an (selbst-)ironischem Verwirrspiel einigermaßen verständlich. Jene
Schreiberin nämlich soll Werder vertraulich und an F. Ludwig vorbei die Identität des
Nankletternden (s. Anm.|10) preisgeben, die weder ihm noch ihrer Mutter bekannt sei.
Der Widerspruch zur noch eben erteilten Zusicherung, bei dessen Witwe um das Wappen des verstorbenen Mitglieds anzuhalten, ist zu eklatant, als daß er unbeabsichtigt unterlaufen sein dürfte. Auch daß F. Ludwig die Geheimhaltung ihm selbst gegenüber mitgeteilt wird, gibt die intendierte Groteske zu erkennen. Werder, so schreibt dieser weiter, habe F. Ludwig seine Unkenntnis über die Identität des Gesellschaftsgenossen nicht
zugeben wollen aus Furcht vor einer rituellen Gesellschaftsstrafe (mit dem ÖlbergerKelch, s. Anm.|14). F. Ludwig brauche sich nun, so Werder scherzhaft, nicht zu entschuldigen, daß er jener Schreiberin gestattet habe, etwas seinem (Gesellschafts-)Brief
hinzuzufügen. Sie sei zwar keine Gesellschafterin in der FG, könne es aber noch werden
und würde, ihrer Tugend und Verwandtschaft halber, von Werder mehr geliebt als manche Gesellschafterin. Dieses „Verbrechens“ — also wohl des Verstosses gegen Diskretionspflichten in der FG (vgl. dazu auch 371220) — hätten sich beide schuldig gemacht,
am besten also, wie zu ergänzen ist, auch F. Ludwig übe Nachsicht.
13 befahren, sw. V.: befürchten. S.|370422 K II 3.
14 Anspielung auf die Buß- und „Pranger“-Praxis innerhalb der FG. Von Gesellschaftsbußen oder einem Gesellschaftspranger ist in den Dokumenten der FG verschiedentlich die Rede, ohne daß es eine offizielle, satzungsmäßige Kodifizierung dieser
„Verhansungs“-, also Strafpraxis bei Verstößen gegen die Gesetze der Gesellschaft oder
die Obliegenheiten ihrer Mitglieder gegeben zu haben scheint. Immerhin dürften ein
Drehstuhl und der rituelle Trinkpokal des „Ölbergers“ (vgl. DA Ko¨then I.1|, 81 u. 86;
510000A), der zur Strafe zu leeren war, die Hauptrollen in der Bestrafungszeremonie
gespielt haben. Vgl. 371220, 371221, 380602, 450725 (=KE|, 178|f.), 480625, 480807
(=KE|, 64|ff.), ferner Herz|, 372|ff.
15 Do, adv., conj.; hier als Konditionalkonjunktion „wenn, insofern“. Vgl. 310000 K
16, 371123, 380000, 380100 K 8, 380110, 380128, 380202, 380302, 380321, 380720 u.
381116.
16 Der Duckmäuser steht im heutigen Deutsch für opportunistische Unterwürfigkeit.
Im Fnhd. meint der „duckelmuser“ oder „tuckenmeuser“ i. A. den verschlagenen Intriganten oder hinterlistigen Heuchler (Go¨tze,| 57; Paul Wb.|, 234|f.; Stieler,| 1258: „Tuckmeuser/ tenebrio, veterator, planus, fraudator, captiosus, dolosus, machinator“), aber
auch „Memme/ verzagter Hase“ (2623). Letztere Bedeutung kommt wohl dem hier gemeinten Sinn von Schüchternheit am nächsten.
17 Vgl. Anm.|12.
18 Demnach hätte auch Werder gegen Diskretionspflichten der FG verstoßen und jener ungenannten jungen Dame Einblicke in Gesellschaftsinterna oder Gesellschaftsbriefe
gestattet. Die gesamte Passage über die Unkenntnis des Nankletternden ist als ein Scherz
Werders aufzufassen.
19 Der 10. bzw. 12. November war in den katholischen Diözesen der Festtag des Papstes Martin I. (591–655, 649 zum Papst gewählt), der 653 vom oström. Kaiser Constantius II. abgesetzt, gefangengenommen und schließlich auf die Krim verbannt wurde und
schon früh als Märtyrer verehrt wurde. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon|;
LThK (1957)| VII, 113; LThK (1993)| VI, 1425; REThK (1896)| XII, 380|f.; RGG| IV,
778. Papst Martin I. ist nicht zu verwechseln mit dem Hl. Martin, Bf. v. Tour, dessen
auch von den Protestanten begangener Festtag auf den 11. November fällt. Grotefend|
II.2, 139. Werders scherzhafter Verweis auf seine Datierung in 371108 legt nahe, daß er
sich bei der angesichts seines reformierten Bekenntnisses nur ironisch zu verstehenden
Angabe „Martin Papsttag“ ebenfalls auf Herlitz’ Kalendarium (vgl. Anm.|3) stützte, das,
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Diederich von dem Werder an Fu¨rst Ludwig.| 371110.
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jedenfalls in der uns vorliegenden Ausgabe auf das Jahr 1630 (s. ebd.), in der Tat den
10.|11. als Festtag des Papstes Martin anführt. Diesen Hinweis war Werder wohl sich
und F. Ludwig schuldig, um seinen Datierungsscherz zu „legitimieren“.
371112
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Antwort auf 371027 u. 371106, beantwortet durch 371116. — F. Ludwig (Der Nährende)
schickt F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) eine Sendung
von in Köthen gedruckten italienischen und deutschen Werken für das Neumitglied der
Fruchtbringenden Gesellschaft Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergänzende). Allein Tobias Hübners (FG 25) Ausgaben und Versübertragungen der Schöpfungsdichtungen von Guillaume de Saluste sieur Du Bartas kann er nicht beilegen, da die Erste Woche|
(1631) nur noch bei dem Leipziger Verleger Götze zu haben ist und die Andere Woche|
(Cöthen 1622) nicht unverbessert verteilt werden soll.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 33rv u. 146rv [A: 146v], 33v
u. 146r leer (ältere Blattzählungen „32“, „33“, „34“ gestrichen); eigenh.; Sig.
A Dem Unverenderlichen Bernburg zuhanden
Dem Unverenderlichen schickt hiermit der Nehrende fur den Ergentzenden1
etzliche fur diesem hier gedruckte bücher zu, als:
Auff Jtalianischer sprache.
Capricci di Giusto Bottajo.2
La Circe del Bottajo3
Lo studio de gli affetti sani.4
Auff Deutsch
Jost Böttichern.5
Die Circe Deutsch6
Schatzkämmerlein heilsamer Zuneigungen.7
Und
Eine kleine schrifft an, von dem Leimenden und Grünen.8
Von der andern Woche des Bartas, seindt zwart9 verdeutschetea stücke dar,
weill aber viell fehler darinnen, will man sie, weill sie verbessert,b nicht gerne
mittheillen. Die erste woche ist durch verlag Matthiæ Götzen buchhändlers in
leiptzig gedruckt, und weill keine stuck zuverlassen darvon hier, wirdt man sich
deren aldar erholen müssen: Sie ist sonst fleissig gemacht, ubersehen, und woll
zu lesen.10 Geben Cöthen 12. Wintermonats 1637.
Des Unverenderlichen Dienstwilliger
Nehrender.
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Fürst Ludwig 371112
I
Tagebucheintrag Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg
vom 15.|11.|1637 (Auszug)
Q Christian: Tageb.,| Bd.|14, Bl. 517v; eigenh.
X den 15 d. Novemb. 1637.
Schreiben von Wien, doppie con buona| speranza, di T. B.1
Jtem|:a vom Wogaw von Halle,2 Jtem|: von Ch. Maler3
Jtem|: Vom Geyder4, Jtem|: Vom Nehrenden, der schicktt mir zu, vor den Ergentzenden:
9
Glj capriccj di Giusto Bottajo,5 =
La Circe del Bottajo6
Jtaliänisch.b
;
7
Lo studio deglj affettj sanj.
Jtem:
Jost Bötticher,8
die Circe deutzsch9
Schatzkämm|erlein heilsahmer Zuneigungen10
vndt
Eine kleine Schrift an, von dem Leimenden vndt Grünen.11
[.|.|.]
T a Am Rand erga¨nzt.| — b Lies|: solange sie nicht verbessert sind/ solange sie noch verbessert werden (vgl. K 10).|
T I a Folgt| <daß> — b Alle drei Titel durch eine geschweifte Klammer als in italien. Sprache gedruckt bezeichnet.|
K 1 Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310). Wie Geuders Aufnahme in die FG am
25.|5.|1637 geht auch das Geschenk der diesem Brief beiliegenden Büchersendung auf
eine Anregung F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) zurück. S.|371106, 371116,
371120 u. 371221A; vgl. zu Geuder 370517 K 6. Buchleihe und Bücherversand waren unter Gelehrten und gebildeten Fürsten und Adeligen eine Selbstverständlichkeit, sie gehörten auch zu den üblichen Gepflogenheiten in der FG und wären in einer Vereinigung,
die sich selbst Akademie nannte, auch nicht anders zu erwarten. S. im Sachregister unter
dem Stichwort „Bücherverkehr der FG“.
2 F. Ludwigs Ausgabe: I CAPRICCI 3 DEL 3 BOTTAIO 3 DI 3 GIOVAN BATISTA 3 GELLI 3 ACCADEMICO 3 FIRENTINO. 3 [Holzschnitt-Vignette] 3 M. DC. XIX. HAB: 30. Eth. (3). Vgl. DA
Ko¨then II. 1|, [115]ff. u. *9|ff.; Conermann: Fu¨rstl. Offizin|, 127|ff.
3 F. Ludwigs Ausgabe: LA CIRCE 3 DI 3 GIOVAN BATISTA 3 GELLI 3 ACADEMICO 3 FIRENTINO. 3 [Holzschn.-Vignette] 3 M. DC. XIX. HAB: 30. Eth. (1). Vgl. Conermann: Ludwig und
Christian II. von Anhalt,| 393|ff.; Conermann: Fu¨rstl. Offizin|, 127|ff.
4 (Marie Le Gendre dame de Rivery: Le Cabinet des saines affections.| [O.|O.] 1593, ins
Italienische übers. von F. Ludwig:) LO STUDIO 3 DEGLI 3 AFFETTI SANI 3 LIBRETTO 3 Composto da Monsur 3 DE RIVERI 3 in trenta discorsi, 3 E Tradotto dalla lingua 3 Franzese 3 in 3 Volgar
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371112 Fürst Ludwig
287
Italiano. 3 [Holzschn.-Vignette] 3 Stampato in Cotogna. 3 M. DC. XXIII. SLB Dresden: Phil.
B 1134. Vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt|, 396; Conermann: Fu¨rstl.
Offizin|, 124. Das Werk war schon früher von F. Ludwig an seinen Neffen gesandt worden; s. 230809 u. 230913, vgl. auch 231008 u. 231101.
5 JOHANNIS BA- 3 PTISTÆ GELLI 3 Vornehmen Florentinischen 3 Academici 3 Anmutige
Gespräch 3 Capricci del Bottaio| 3 genandt. 3 Darinnen von allerhand lustigen 3 vnd nützlichen Sachen gehandelt 3 wird. 3 Auß dem Jtaliänischen 3 ins 3 Teutsche gebracht. 3 Mit angehenckter kurtzer Erklärung 3 etlicher Stück: 3 vnd 3 darauff folgenden Register. 3 [Zierstück] 3 Zu Cöthen im Fürstenthumb 3 Anhalt. 3 [Linie] 3 Jm Jahr M. DC. XIX. HAB: 30
Eth. (4). Vgl. DA Ko¨then II. 1|, [173]ff., *12|ff. u. *28|ff.; Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt|, 393|ff.; Conermann: Fu¨rstl. Offizin|, 127|ff.
6 JOHANNIS BAPTISTÆ 3 GELLI, 3 Vornehmen Florentinischen 3 ACADEMICI 3 Anmütige
Gespräch/ 3 LA CIRCE 3 genandt: 3 Darinnen von allerhandt lustigen vnd 3 nützlichen Sachen gehandelt 3 wird. 3 Aus dem Jtaliänischen 3 Jns 3 Teutsche gebracht. 3 Mit angehenckter Philosophischer 3 Erklärung 3 vnd 3 Darauff folgendem Register. 3 [Zierstück] 3 Zu Cöthen/ im Fürstenthumb Anhalt/ 3 Jm Jahr/ 3 [Linie] 3 M DC XX. HAB: 30. Eth. (2). Vgl.
Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt,| 394|f.; Conermann: Fu¨rstl. Offizin|,
127|ff.
7 ([Marie Le Gendre dame] de Rivery: Le Cabinet des saines affections.| [O.|O.] 1593,
ins Deutsche übers. von Hans Ernst v. Börstel [FG 41]:) Schatzkämmerlein 3 Heilsamer 3
Zuneigungen/ 3 Welches in dreissig Betrachtun- 3 gen begriffen/ 3 und mit etlichen hier- 3
zu gehörigen Reimen vermeh- 3 ret worden. 3 Durch 3 Herrn von Rivery 3 gestellet/ 3 Vnd
an jetzo in Teutsche Sprach 3 übergesetzt. 3 [Holzschn.-Zierstück] 3 Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ 3 im Jahr M. DC. XXiij. HAB: 584 Qu. (2–3). Erneut und vermehrt 1641
in Köthen gedruckt (Anhaltische Landesbücherei Dessau). Vgl. Conermann: Ludwig und
Christian II. von Anhalt|, 395|ff.; Conermann: Fu¨rstl. Offizin|, 124. Das Werk war schon
früher von F. Ludwig an seinen Neffen gesandt worden, s. 231101, vgl. 230809 u.
230913.
8 [F. Ludwig, Hg.:] Der Fruchtbringenden Gesellschafft 3 Abgegangenes Schreiben 3
An den 3 Leimenden [Jost Andreas v. Randow. FG 22] 3 Vnd dessen Antwort 3 An die
gantze Gesellschafft. 3 auch 3 Des Grünen [Curt Dietrich aus dem Winckel. FG 35] darauff erfolgter 3 Send-brieff. 3 [Holzschn.-Vignette] 3 M. DC. XXIII. HAB: Lo Kapsel 9
(2). Vgl. 200125, 210401 u. 230430; ferner Conermann II|, 82–88.
9 Zwar, adv. Vgl. 371027 K I 1.
10 Tobias Hübner (FG 25) hatte mehrere Werke des Guillaume de Saluste sieur Du
Bartas herausgegeben, übersetzt und veröffentlicht. Vgl. hier und zum Folgenden
310000 und die dortige Quellen- und Textkritik sowie die Sachkommentare. Aus dem
großen Schöpfungsepos der Sepmaines| des Hugenotten waren dabei in einem teilweise
recht verwirrenden Veröffentlichungsablauf seit 1619 zunächst einige Kapitel der übersetzten Seconde Sepmaine| zum Druck gebracht worden (vgl. 310000 K 9). 1622 konnte
Hübner dann die gesamte Andere Woche| im Druck vorlegen. (Guillaume de Saluste sieur
Du Bartas: La Seconde Sepmaine| [erstmals 1584 mit den beiden ersten Tagen veröffentlicht], hg. u. übers.|v. Tobias Hübner:) LA SECONDE 3 SEPMAINE 3 DE GUILLAUME DE SA- 3
luste Seigneur du 3 BARTAS. 3 Die Andere Woche 3 Wilhelms von Saluste Herrn zu 3 Bartas/
3 Aus dem Frantzösischen gegen übergesatzten in Teut- 3 sche Reime/ mit ebenmässigen
und gleichlautenden endungen/ auch 3 nicht mehr/ oder weniger Sylben/ gebracht/ und
so viel jmmer müglich/ und 3 nach art Teutscher Sprach zuläßlich/ fast von wort zu worten 3 rein Teutsch gegeben: M DC 3 [Holzschn.-Vignette] 3 XXII. 3 Gedruckt zu Cöthen/
im Fürsten- 3 thumb Anhalt. HAB: 10 Poet. Fast 10 Jahre später erschien, sprachlich und
metrisch auf dem neuesten, von der FG selbst und von Martin Opitz vorgegebenen Stand
der deutschen Dichtkunst, Hübners Übersetzung der Ersten Woche|. (Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: La Sepmaine ou Cre´ation du Monde| [erstmals Paris 1578, zahlreiche
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Fürst Ludwig 371112
weitere Ausgaben], hg. u. übers.|v. Tobias Hübner:) Wilhelms von Sa- 3 luste/ Herren zu
3 BARTAS 3 Des vornemsten sinn: und geistreichst: auch 3 unsträfflichsten Frantzösischen
Poeten/ vor/ 3 zu und nach seiner zeit 3 Erste Woche/ 3 Von Erschaffung der Welt und
aller/ 3 Geschöpffe. 3 Jn sieben Tage ausgetheilet/ 3 Vnd 3 Aus den Frantzösischen/ gegen
über gesatzten Ver- 3 sen/ in teutsche gemessene Reime mit ebenmässigen/ und gleich
ausgehen- 3 den endungen/ auch nicht minder oder mehr Sylben/ gebracht/ und so 3 viel
immer müglich/ auch nach art und eigenschafft teutscher Sprache/ 3 und der materi beschaffenheit/ zuläßlich gewesen/ fast von wort zu 3 wort/ rein teutsch gegeben und
übersetzet/ 3 Sampt einer Vorrede an die Hochlöbliche 3 Fruchtbringende Gesellschafft. 3
Allen denen/ die/ jhre/ von andern/ jhres beruffs/ 3 geschäfften/ noch übrige zeit/ lieber/ in der betrachtung/ der hohen 3 wunderthaten unsers grossen Gottes/ und seiner
herrlichen Geschöpffe/ 3 als sonsten/ mit ichtwas anderes/ zubringen wollen/ sehr anmu- 3 tig und erbawlich/ der Frantzösischen/ und reinen teutschen 3 Sprache begierigen
aber auch sehr nutzbarlich 3 zu lesen. 3 [Linie] 3 Gedruckt zu Cöthen bey Johann Röhnern/ 3 Jn vorlegung Matthiæ Götzen/ Buchhändler in Leipzig, 3 im Jahr Christi M. DC.
XXXI. HAB: 295. 25 Quod. (1). Vgl. dazu auch 280106. Den mit der Ersten Woche| gewonnenen übersetzungsphilologisch-poetischen Standard glaubten F. Ludwig und Tobias Hübner in der älteren Anderen Woche| nicht erreicht. Hübner räumte dies in seiner
„Vorrede An die hochlöbliche Fruchtbringende Gesellschafft“ in der Ersten Woche| selbst
ein (s. 310000 u. dort K 5) und stellte eine Überarbeitung der Anderen Woche| in Aussicht. Vgl. 380608A. Die Vorbehalte gegenüber dem älteren Teil von Hübners SalusteÜbersetzung gingen so weit, daß F. Ludwig diesen nicht mehr aushändigte oder auslieferte, wie der vorliegende Brief zeigt. Die noch von Hübner verbesserte, nach seinem
Tod 1636 (vgl. 360600 nebst Beilagen) von F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG
31) weiter revidierte, vermehrte und herausgegebene Gesamtausgabe beider Titel erschien u.|d.|T.: Die Erste und An- 3 dere Woche 3 Wilhelms von Saluste 3 Herren zu Bartas.
3 Darinnen enthalten/ sampt der Welt erschaffung/ die vor- 3 nehmesten Geschichte in
der heiligen Schrifft 3 zu finden. 3 Von der Welt anfang an/ bis an die zerstörung Jerusa- 3
salems [sic]|/ und die Babylonische Gefengnüs/ zu zeiten 3 des Jüdischen Königs Zedekiæ geschehen. 3 Vor Jahren 3 Aus dem Frantzösischen in wolgemessene deutsche Reime/
mit 3 ebenmessigen endungen/ auch nicht mehr oder weniger Silben/ 3 durch ein Mittglied der fruchtbringenden Gesellschafft 3 gebracht und ausgangen. 3 An ietzo aber 3 Eines
theils durch den Ubersetzer selbsten bey seinem 3 leben/ als nach seinem tödlichen abgange durch andere 3 beyder Sprachen kündige/ übersehen/ verbessert 3 und mit den
Jnhalten iedes Stückes/ auch 3 sonderbahren anmerckungen und erklä- 3 rungen auf dem
Rande gezieret/ ver- 3 mehret und von Neuen an den 3 Tag gegeben. 3 [Zierleiste] 3 Gedruckt zu Cöthen Jm Fürstenthume Anhalt/ 3 [Linie] 3 Jm Jahre 1640. HAB: 49. 6 Poet.
(1). Vgl. Conermann: Fu¨rstl. Offizin|, 133, 151; Merzbacher: Werder und Hu¨bner|, 496|ff.
K I F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) war im Juni 1637 aus seiner Residenz
aufgebrochen, um seine Frau und Kinder aus ihrem holsteinischen Exil in Plön abzuholen (vgl. 370517 K 2). Am 26.|7. war man von dort abgereist, um über Hamburg, Soltau,
Braunschweig (vgl. 370729 K 4 u. 370828 K 1) und Quedlinburg nach Bernburg zurückzukehren, wo man am 12.|8.|1637 eintraf. Die nächsten Monate war Christian in Bernburg damit beschäftigt, unter den Pressuren des Krieges — ständige Durchzüge, Einquartierungen und Kontributionen —, einem wirtschaftlichen und sozialen Notstand,
grassierenden Infektionskrankheiten, Viehsterben und drohenden Hungerrevolten sein
Territorium durch die Wirren zu steuern. Vom 11. – 24.|11.|1637 hielt er sich mit seiner
Frau Eleonora Sophia (TG 39) in der Nebenresidenz Ballenstedt auf, wo er auch den
vorliegenden Tagebucheintrag niederschrieb. Vgl. Christian: Tageb.| XIV, 466v ff.
1 Thomas Benckendorff, Sekretär und Amtmann F. Christians II. (s. Anm.|0). Vgl.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 289 / 4.5.2006
371112 Fürst Ludwig
289
370729 K 4. Er hatte Christian auf dessen Reisen nach Regensburg und Wien 1636/37
(vgl. 370517 K 4) begleitet und war von diesem häufig zu Dienstgeschäften, v.|a. Schikkungen zu ksl. Beamten und (kur)fl. Quartieren, herangezogen, auch nach Christians
Abreise aus Wien am 22.|4.|1637 zur weiteren Betreibung der fl.-anhalt. Geschäfte in
Wien zurückgelassen worden. Vgl. Christian: Tageb.| XIV, 417v u. 431v. Am 17.|7.|1637
traf Benckendorff nach seiner Rückreise über Prag und Dresden in Hamburg, am 12.|8.
gemeinsam mit der fl. Familie in Bernburg ein. Schon am 2.|9.|1637 brach er erneut zu einer Mission nach Wien auf. Böse Vorahnungen und Träume und geraume Zeit ausbleibende Nachrichten des Emissärs ließen Christian am guten Ausgang der Reise zweifeln
(a.|a.|O., 475vf., 481v u. 500v). Erst am 23.|10. erreichten ihn Nachrichten, Benckendorff
sei in Wien und geschäftig (503r); am 6.|11.|1637 traf die erste Nachricht Benckendorffs
aus Wien ein; am 28.|11.|1637 fand er sich wieder in Bernburg ein (511r u. 526r). Vgl.
auch 300509 K 3 u. 360630 III.
2 Maximilian Wogau (Wag[h]e, Wogaw, Wogo) (Frankfurt a. d. O. 1608 – Halle
a.|d.|S.|1667), der erst vor einigen Wochen von seinen langen Studienreisen nach Halle
zurückgekehrt war. Sohn des halleschen Stadtkämmerers Johann David Wogau; seit
1627 Studium der Rechte an der U. Wittenberg, 1632 Reise über Hamburg nach Holland, dort dreijähriger Studienaufenthalt überwiegend in Leiden und Heusden; im Juli
1635 Reise nach England (London und Oxford), nach zwei Monaten Rückkehr nach
Frankreich, von dort im Januar 1637 erneut Reise nach Holland und Seeland (Middelburg), schließlich im Juli Rückkehr über Amsterdam und Hamburg nach Halle, wo er
am 17.|8.|1637 eintraf. 1638 in erster Ehe mit Anna, geb. Untzer, 1655 in zweiter Ehe mit
Margaretha, geb. Seiffart, vermählt. 1639 Berufung zum Verwalter des Pfannwerks „auf
der Wage“ durch den Rat, nach und nach weitere öffentliche Ämter bis hin zum Ratskämmerer (1661). Vgl. die Personalia in: Letzter Lieb- und Ehren-Dienst/ welchen Dem
Weiland WohlEhrenvesten .|.|. Herrn Maximilian Wogauen/ E. E. Hochw. Raths wohlverdienten Cämmerern/ der Kirchen zu St. Ulrich Vorstehern und Pfännern allhier .|.|.
Nach dem Er .|.|. den 18. Sept. J. J. 1667 in volckreicher begleitung Christl. Gebrauch
nach zur Erden bestattet wurde .|.|. geleistet/ M. Joh. Gottfr. Olearius, Prediger zur L.
Fr. (Halle a.|d.|S. [1667]), Bl. X ij v ff. (LP Stolberg| 23224). Der Predigt beigegeben eine
Epicediensammlung, aufgesetzt von halleschen Geistlichen wie Gottfried und Johannes
Andreas Olearius, Sixtus Bertram, Johann Andreas Untzer u.|a.: Zur Seligen Ruh=Cammer begleiteten hiermit .|.|. Herrn Maximilian Wogauen .|.|. Welcher den 15. Sept. 1667
von dieser Welt selig verschieden/ Und den 18. dieses/ Christlich zur Erden bestattet
worden: .|.|. Etliche werthe Gönner und Freunde (Halle a.|d.|S. [1667]). Vgl. ferner Dreyhaupt| II, 749; DBA I,| 1386/ 394. Am 13.|8.|1637 hatte F. Christian neben anderen Gästen einen Herrn „wogo“ am Mittagstisch. (Wogau muß sich damals auf der Rückreise
von Hamburg nach Halle in Bernburg aufgehalten haben). Christian: Tageb.| XIV, 466v.
Dann hören wir in Christians Journal am 2.|12.|1637, wieder aus Anlaß eines Besuches,
von ihm: „Maximilian Wogau, der Saltzjuncker, ist von Halle herkommen, mit vorschlägen|, daß die Knorren [s.|u.], 1200 schef|fe|l rogken, hällisch maß, zu verkauffen hetten,
wollten an itzo 200 schef|fe|l verlaßen, ieden zu 2 Thlr. J’ay fait traitter avec luy. Er sagt,
wie die Stadt Halle wochentlich, 900 Thlr. dem Churfürsten [v. Sachsen] geben müßte,
vndt 1 compani|e aufm Schloß darzu verpflegen. Sie hetten in einem Jahr nur 9 wochen
gesotten, da sie sonst alle wochen Salz zu sieden pflegeten. Es würde gewaltig aufgeldt,
auf das Salz geschlagen, de l’Electeu|r, daß es fast vnerschwinglich.“ (527v f.) Wogau begleitete am nächsten Tag, dem ersten Advent, F. Christian vormittags in die Kirche und
leistete ihm mittags Gesellschaft (529v); tags darauf reiste „der gute wogo“ abends wieder ab (430v). Am 24.|12.|1637 vermerkte Christian den Erhalt eines Schreibens „vom
Wogo“ (539v). Am 7. Mai 1638 erhielt Christian die Einladung zur Hochzeit: „Wogo
m’a priè pr. de main aux nopces.“ ( 589v). Tatsächlich fand Wogaus Hochzeit mit Anna
Untzer am 8.|5.|1638 statt (s. Personalia in der Leichenpredigt, a.|a.|O.). Am 7.|9.|1638
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hielt Christian in seinem Tagebuch unheilkündende „prodigia vndt böse omina“ in Halle
fest, über die ihn Wogau unterrichtet hatte. Als Christian dann am 10.|10.|1638 eine erneute Reise an den Kaiserhof in Wien antrat, führte ihn die erste Etappe nach Halle
a.|d.|S., wo er mit „Wogo“ zusammentraf und Nachrichten austauschte. Christian: Tageb|.
XV, 24r u. 40v. Zur oben genannten Familie Knorre, die in und um Halle begütert war
und uns ebenfalls mit Pfännern und Bornmeistern (Verantwortlichen für die Solebrunnen) begegnet, vgl. Dreyhaupt| II, 179, 454, 650|ff. u.|ö. sowie den Anhang B an Dreyhaupt| II: Genealogische Tabellen oder Geschlechts-Register sowohl derer vornehmsten
im Saal-Creyse .|.|. angesessenen Adelichen Familien als auch der vornehmsten Adelichen, Patricien und Bürgerlichen Geschlechter zu Halle .|.|. Herausgegeben von Johann
Christoph Dreyhaupt. Halle 1750, 74. Vgl. schließlich auch Maximilian v. Wogaus zwei
Briefe an F. Christian II., d. d. Halle, 20.|6.|1641, und Halle, 8.|8.|1640 (LHA Sa.-Anh./
Dessau: Abt. Bernburg A 10 Nr. 5a–1, Bl. 75r–76v u. 364r–365v).
3 Christoph Rieck(e), auch Christof von Padua (s. 371221) oder Christof Ma(h)ler
genannt, in der Kunstgeschichte unbeachtet gebliebener Wappen- und Impresenmaler.
Vgl. 271201, 280321, 280327, 291028 K 3 u.|ö.; Conermann II|, 115|f. Die letzte persönliche Begegnung Christians mit „Christof Mahler“ lag ein halbes Jahr zurück. Bei einem
Besuch in Köthen (bei dem am 25.|5.|1637 Hans Philipp [v.] Geuder [FG 310] in Abwesenheit in die FG aufgenommen wurde, vgl. 370517 K 6) kam es am 26.|5.|1637 zu einer
Unterredung mit Rieck(e). Christian: Tageb|. XIV, 430v.
4 Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310), in die FG am 25.|5.|1637 aufgenommen (s. K 1
u. Anm.|3), war zu dieser Zeit als Agent für F. Christian II. in Nürnberg tätig und versorgte ihn regelmäßig mit Nachrichten. Vgl. 370517 K 6; Christian: Tageb|. XIV, 371v,
389r, 430v, 440r, 446v, 473r, 493r, 503r, 540v, 543r, 548r.
5 S. K 2.
6 S. K 3.
7 S. K 4.
8 S. K 5.
9 S. K 6.
10 S. K 7.
11 S. K 8. Der Bücherliste schließen sich allerhand politische Nachrichten an, über
große Erfolge der Kaiserlichen in Pommern wider die Schweden, über die Eroberung
von Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar (FG 30) Stützpunkt am Rhein durch Jan (Johann) v. Werth (vgl. dazu 370722 K 10; zu Werth s. 360703, 370421 K 5 u. 370422 K 1),
über die Friedenspolitik der Osmanen gegenüber dem Kaiser u.|a. m. A.|a.|O., 517v ff.
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Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und
Knyphausen
F. Ludwig (Der Nährende/ Le Nourrissant) sendet die Mitgliederliste der Fruchtbringenden Gesellschaft und zwei Exemplare seines Erdichteten Cupido| — eines davon an
Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238), das andere an Ernst v. Wietersheim (FG 279) bzw. Claus (v.) Sehested (FG 284) (Le Singulier), damit daran die Regelmäßigkeit deutscher Verse offenbar werde. F. Ludwig hat den frz. Tamerlan| empfangen, den Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108) zwar sehr gut und flüssig übersetzte,
aber nicht fertigstellen konnte. Nach Ansicht F. Ludwigs, der schon ehedem mit Wartensleben zusammen einen Teil der Übertragung gelesen hatte, müsse auch wegen des lesenswürdigen Stoffes die schon fast fertiggestellte Übersetzung zu Ende geführt werden.
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— Es geht das Gerücht, daß der schwedische Feldmarschall Herman Wrangel eine Niederlage erlitten habe. — Falls Johann Stöcker (FG 133. Der Vortreffliche/ L’Excellent)
in oder nahe Hamburg sei, möge Innhausen ein beiliegendes Brieflein ihm ebenso wie
Christoph Deichmann (FG 288. Der Lautere/ Le Pur) zukommen lassen. Der Inhalt betreffe Dinge der Fruchtbringenden Gesellschaft. Aber es wäre gut, alle Gesellschaftsnamen ins Französische zu übersetzen, um sie bei Gelegenheit gebrauchen zu können. Innhausen möge die Aufgabe übernehmen und die Übersetzung dann an F. Ludwig senden.
— Heinrich Schumacher (FG 359. 1641) werde Innhausen über Köthener Neuigkeiten
informieren.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 24rv, 24v leer; eigenh. Konzept.
A Fehlt.
Monsieur
Voici joint la liste de noz Accademiques1 dea laquelle avez eu faute, avec deux
exemplaires d’une petite poisie2, L’un desquels il vous plaira tenirb pour vous, et
énvoyer [sic]| l’autre au Singulier3, pour voir en quelle façon noz rimes Allemans
doibvent estre reguliers. J’ai bien receu l’histoire de Tamerlanes,4 c’est dommage
que le feu sieur de Wartensleben5 n’a sçeu parachever sa traduction, laquelle
estoit tres bonne et coulante, car i’en avoi leu avec lui une partie, et a ce que ie
voy au livret estoit quasiment mené a la fin, neantmoins ie pense encores dec
trouver quelcun qu’yd mette la main, la matiere est digne d’estre leue. Le bruict
est couru d’une desfaite, qui devoit estre advenue au Feldmarschal Wrangel6.
En cas que L’Exellent7 est a Hambourg, ou prez de la, il vous plaira luy faire
tenir ce petit billet, comme aussi au pur, quie est Chancelier Teichman8 ce sont
choses concernantes nostre Accademie, Il ne seroit que bon de mettre aussi tous
les noms de noz Accademiques en François, pourf en user aux occurrences, s’il
vous plairoit d’en prendre la peine, toutes fois avec bonne commodité, et me les
envoyer.9 Deg Ce qu’il y a icy de nouveau, comme il y en a peu, Schumacher10
vous en fera a part. Je prie Dieu pour vostre prosperité, et suis a iamais
Monsieur Vostre tres affectionné amy
le nourrissant.
De Cöten ce 12 de Novembre 1637.
T a Eingefu¨gt|. — b Aus| <re>tenir| — c Folgt| <y> — d Wohl statt| qui y — e Eingefu¨gt
bis| <Teichmann> — f Am Rand bis| occurences erga¨nzt|. — g Eingefu¨gt, deshalb Großschreibung des folgenden Wortes| <Ce>
K 1 Eine Liste der ersten 315 FG-Mitglieder und ihrer Gesellschaftsnamen. Vgl. 371220
I. Zur signifikanten Bezeichnung „Academiques“ für Mitglieder der FG vgl. auch 280304
K 3, 280411 K 8, 290310, 371028 („Accademiques“), 371117 („Academiques“), 380423
(„Accademiques fructifians“) u. 380616 („Academiques“).
2 F. Ludwigs Dichtung „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“, von der
einst ein von F. Ludwig mehrfach versandter eigenständiger Druck existiert haben muß.
S.|371027 K 2. Zur Schreibweise „poisie“ vgl. Huguet| VI, 46.
3 Nach einer wohl von F. Ludwig durchgesehenen Liste der ersten 449 Gesellschafts-
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namen aus dem Jahre 1645 (HM Köthen: V S 449d) und nach Hille|, 163 ist Le Singulier
(bei Hille| ital. Jl Singolare) die Verdeutschung des Namens des Einfachen (FG 279), der
in anderen Köthener Listen auch Le Simplé, Le Simple, L’Uniquè, ital. Lo Scampio
heißt. Demnach kann es sich im vorliegenden Brief bei „Le Singulier“ um den holsteinschaumburg. Drost von Pinneberg, Ernst v. Wietersheim (FG 279. 1638; 1638 vor
Glückstadt ertrunken) handeln, der im fruchtbringerischen Briefwechsel 1637/38 ansonsten keine Rolle spielt. Nach derselben Namensliste von 1645 wurde „Der Sonderbahre“
(FG 284) durch frz. Le Particulier und ital. Jl Singolare (vgl. Hille,| 164: Le Particulier
bzw. Jl Paricolare [sic]|) wiedergegeben. Dagegen findet man in einer anderen Liste der
ersten 357 Mitglieder von 1641 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl.
5r–8r) den Sonderbaren mit „Le Singulier“ übersetzt (Ernst v. Wietersheim erscheint
dort als „Le Simplé“), so daß „Le Singulier“ im vorliegenden Brief auch Claus (v.) Sehested (FG 284), damals ebfl. Hofmarschall zu Bremen, sein könnte, zumal in 380125A
von „le peculier ou Singulier“ gesprochen wird und peculier| lt. Littre´| III, 1027 bis ins 16.
Jahrhundert auch in der Bedeutung particulier| erscheint, was für Sehested spräche. Vgl.
auch 371117, 371222 K 1, 380125A u. 380210. F. Ludwig erwähnt den Namen „Sehstedt“ außerdem im Zusammenhang mit dessen Wappen in 380100.
4 Jean Du Bec-Crespin (um 1540–1610): HISTOIRE 3 DV GRAND 3 TAMERLANES, 3 OV 3 SONT DESCRITS LES 3 RENCONTRES, ESCARMOV- 3 ches, batailles,
sieges, assauts, escal- 3 lades, prinses de villes & places for- 3 tes, deffenduës & assaillies
auec plu- 3 sieurs stratagemes de guerre, qu’il a 3 conduits & mis a fin, durant son 3 regne,
de quarante ou cinquante 3 ans: Auec autres instructions pour 3 la guerre, qui ne doiuent
estre igno- 3 rées de ceux qui veulent attaindre à 3 la science des armes. 3 Tirée des monumens antiques des Ara- 3 bes, par Meßire IEAN DV BEC, 3 Abbé de Mortemer. 3 Nouuellement reueuë, & corrigée. 3 [Zierstück] 3 A ROVEN, 3 Chez Loys Lovdet, demeurant 3 à
la ruë aux Iuifs, prés le Palais. 3 [Linie] 3 M. DC. XIIII.| HAB: 589.14 Hist. 12b (4), 212
Bl. Die „Epistre av lecteur“ (Bl. A ijr – A 3r) ist gezeichnet Mortemer, 23.|3.|1594. Ihr folgen zwei französ. Gedichte, nämlich ein „Huitain“ und ein „Qvatrain“ von „Maineville“
(Bl. A 3v), sowie ein Sonett von „D. Dvthot“ (Bl. [A 4]r), das Werder als Vorlage seines
eigenen Widmungssonetts für die deutsche Übersetzung des Tamerlan| diente. Vgl.
380321 K 6 u. 11, 380405 I). Der Text ist in vier Kapitel untergliedert, wobei das vierte
mit Ziffer „III“ fehlnumeriert ist (s. Bl. 108v). — Die Erstausgabe des insgesamt sehr seltenen Werkes erschien in Rouen 1595, vgl. Arbour|, Nr. 1879. Weitere Ausgaben von
1602 bis zur genannten Ausgabe Rouen 1614 in BN| XLII, 323|f. Vgl. 370902 K 11; Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt|, 460–469.
5 Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108), vgl. 370902 K 13.
6 Herman Wrangel af Salmis, schwed. Feldmarschall, damals mit seinen Truppen in
Vorpommern stehend. S.|370715 K 7 u. 370722 K 5. Von einer im Herbst 1637 verlorenen Schlacht Wrangels liegen uns keine Nachrichten vor. Wohl aber hatte sich seit Oktober 1637 die Lage für die an der pommerschen „Seekante“ stehenden Schweden unter
den Befehlshabern Johan Banér (FG 222; s. 370715 K 6) und Wrangel bedrohlich zugespitzt. Bis zum Ende des Jahres wurden sie durch das Vordringen der Kaiserlichen unter
Gf. Matthias Gallas auf einen schmalen Küstensaum in Hinterpommern zurückgedrängt; sogar Usedom und Wolgast gingen zwischenzeitlich verloren. Vgl. 370805 K 6.
Auch nach dem Rückzug Gallas’ aus Vorpommern (Ende Dezember 1637) und der Wiedereinnahme der kurz zuvor dort verlorenen Stellungen blieb die Lage des schwedischen
Heeres desolat. Es herrschte in den ausgemergelten pommerschen Winterquartieren an
allem Mangel und zudem große Gefahr der Meuterei. Zwar hatten die Kaiserlichen mit
Klitzings Eroberung von Gartz (21.|2.|1638) und der kursächsischen Eroberung der
Warnemünder Schanze im März 1638 einige militärische Erfolge, jedoch setzten auch
ihnen Hunger und Krankheit enorm zu. Erst im Sommer 1638, durch schwedische Lieferungen verstärkt, wendete sich das Glück, als Banér mit über 20.000 Mann zu Fuß und
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371116 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
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Roß zum Feldzug aufbrach und Gallas zurücktrieb — bis ins Magdeburgische, wobei
Tausende ksl. Soldaten zugrunde gingen. Vgl. Pufendorf: Kriegs-Geschichte|, 395|ff., 427,
434|ff.; Englund|, 162|ff.
7 Johann Stöcker (FG 133. Der Vortreffliche/ L’Excellent).
8 Christoph Deichmann (FG 288. Der Lautere/ Le Pur).
9 Listen, welche die Mitglieder chronologisch mit ihren deutschen und ins Französische übersetzten Gesellschaftsnamen aufführen, liegen im fruchtbringerischen Aktenbestand der Köthener Periode mehrfach vor.
I. HM Köthen: V S 449d: „Nahmen der Fruchtbringenden Gesellschafft. Les Noms des
Accademiques Fructifians“ (chronologisch Nr. 1–449, d.|h. Mitgliederstand 1645; Schreiberh., wohl von F. Ludwig durchgesehen);
II. HM Köthen: V S 449e: „Jn Privatis: den| 1. Octobr. 1645:“ (chronologisch Nr. 440–
457, d.|h. Stand 1646; Nr. 450 und 451 nur mit dt. Gesellschaftsnamen; F. Ludwigs H.);
III. HM Köthen: V S 449g: Eine an Christian Ernst (v.) Knoch gesandte kurze Liste von
F. Ludwigs H. (22 Namen; vgl. dazu 380202);
IV. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 5r–8r: „Nahmen der Fruchtbringenden Gesellschafft. Les Noms des Accademiques Fructifians“ (chronologisch geordnet Nr. 1–357, d.|h. Stand 1641; Schreiberh.);
V. A.|a.|O., Bl. 11r (chronologisch Nr. 324–353, d.|h. Stand 1641; Schreiberh.);
VI. Eine nicht von F. Ludwig approbierte Liste der Gesellschaftsmitglieder Nr. 1–457
mit den dt. Gesellschaftsnamen und den französischen, italienischen und lateinischen
Übersetzungen derselben in Hille|, 145–175 (Stand 1646).
Listen allein der franzo¨sischen Gesellschaftsnamen:
VII. HM Köthen: V S 449|f. (das chronologisch letzte hier aufgeführte Mitglied ist Nr.
449: Le Tournant, wie oben in Liste I., also Stand 1645; Schreiberh. ?);
VIII. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 9r–10v: „Les Noms des Accademiques Fructifians. En François.“ (Chronologisch Nr. 1–339, also Stand 1639, Nr. 1–
317 Schreiberh. mit Ergänzungen von F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg [FG 51]; Nr.
318–339|f. Christians II. H.; vgl. dazu 380202).
Neben Hille| (s.|o., Nr. VI.) liegen weitere gedruckte Listen der französischen Gesellschaftsnamen nicht vor. Vgl. Conermann II|, 52|f.
Innhausen hat seine Absicht, dem Wunsch F. Ludwigs zufolge eine vollständige Liste der
ins Französische übersetzten Gesellschaftsnamen vorzulegen, nicht verwirklichen können. Mit 380202 übersandte F. Ludwig eine bereits in Zusammenarbeit mit Christian
Ernst (v.) Knoch (FG 268) erarbeitete frz. Liste seinem Neffen, F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg, mit der Bitte um Korrekturdurchsicht. Innhausen entschuldigte sich
selbst noch einmal in 380616 für sein Versäumnis. Zur Übersetzung der FG-Gesellschaftsnamen ins Französische vgl. außerdem 371117, 380100 u. 380423. Zu Mitgliederlisten und ihrer Zirkulation in der FG allgemein vgl. auch 371028 K 16.
10 Heinrich Schumacher (FG 359. 1641). Am 1.|10.|1637 wurde Schumacher, der vermutlich mit F. Ludwigs Sohn Wilhelm Ludwig (FG 358. 1641) in die FG aufgenommen
wurde, Hofrat in Köthen, s. Conermann III|, 412.
371116
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
Antwort auf 371112, beantwortet durch 371120. — F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg
(FG 51. Der Unveränderliche) bedankt sich bei F. Ludwig (Der Nährende) für die Bücher, die er Christian für das Neumitglied Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Er-
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg 371116
gänzende) zugesandt hatte. Christian wird sie bei Gelegenheit an Geuder weiterleiten. In
der Sendung fehle allerdings noch ein Gesellschaftsbuch, das Geuder über die Fruchtbringende Gesellschaft und ihre Anliegen und Ziele unterrichten könne. F. Ludwig werde
sicher noch ein Exemplar verfügbar haben. Hinsichtlich der Du-Bartas-Übersetzung
werde er sich an den Verlag (Matthias Götze) wenden.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 116v–117v [A u. Empfangsvermerk: 116v]; 117v leer; eigenh.; Sig.; Bl. 116r: 371120. — Veröffentlicht in KE|, 72. Bibliographisch erfaßt in
Bu¨rger|, S.|947 (o. Nr.||).
A Dem Nehrenden, Cöthen etc|. Zu handen.
Empfangsvermerk von F. Ludwigs H.:| Præsent. e: 20 IXbr. 1637.
Gegen dem Nehrenden, bedancktt sich der vnverenderliche freundtlich, vor
vberschickte bücher, welche dem Ergentzenden1, mitt gelegenheitt, zugefertiget
werden sollen. Nur allein erinnert der vnverenderliche wolmeinend das man
vorgedachtem neẅlich eingetrettenem Gesellschafter, wirdt müßen vom nahmen zweck vndt vorhaben, der Löbl. Fruchtbr. gesellschaft nohtwendige nachrichtung geben, vndt also rechten grundt bey ihm legen. Wirdt ohne zweifel
noch vndter den Geschichten derselbigen zu befinden sein.2 So man in wiederantwortt dem Nehrenden nicht bergen können. Jedoch wirdt alles auf verbeßerung gestellett. Nach dem verdeutzschten Bartas wirdt man fragen laßen.3 Gegeben zu Ballenstedt oder Balckenstedt,4 am 16. tage des wintterMonats, im
Jahr, 1637.
Des Nehrenden, williger| Diener,
Der Vnverenderliche.
T In KE gelegentliche Abweichungen in Orthographie und Zeichensetzung ohne Einfluß auf
den mitgeteilten Inhalt.|
K 1 Mit 371112 hatte F. Ludwig seinem Neffen F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG
51) eine Büchersendung zugeschickt, um welche dieser für das von ihm neu geworbene
FG-Mitglied Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310; aufgenommen am 25.|5.|1637) in
371106 gebeten hatte. Zu Geuder vgl. 370517 K 6.
2 Gemeint ist der Kurtze Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben| (vgl. DA Ko¨then II. 1,| [7]–[10], GB 1628|, GB 1629| oder GB 1629/30|, die damals
diesen Bericht enthalten), von dem F. Christian II. noch Exemplare unter den Drucksachen der FG in Köthen vermutete. Keines dieser Werke war in F. Ludwigs Büchersendung 371112 enthalten. Vgl. 371106 u. 371112 I. Eine ältere Ausgabe des GB wird Christian für Geuder dann zusammen mit 371120 zugeschickt haben, verbunden mit der
Bitte, ggf. selbst ein Exemplar des GB 1629/30| beim Köthener Buchbinder zu bestellen.
Im übrigen meint „vndter den Geschichten“ hier so viel wie „unter den Akten“ (der FG).
Vgl. 380108.
3 Tobias Hübners (FG 25) Übersetzung der Sepmaines| des Hugenotten Guillaume de
Saluste sieur Du Bartas war in zwei Teilen erschienen: Die Andere Woche| kam bereits
1622 in Köthen heraus. Sie mochte F. Ludwig aufgrund der überholten Prosodie und
Metrik nicht mehr aushändigen. Die Erste Woche| hingegen war, in Köthen gedruckt
1631 im Verlag Matthias’ Götzes in Leipzig erschienen, in Ludwigs Augen offenbar noch
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371116 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
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gültig. S.|371112 K 10. F. Ludwig lag davon kein Exemplar mehr vor und so hatte er seinen Neffen in 371112 direkt an den Leipziger Verleger verwiesen.
4 „Und soll [Ballenstedt] erst Balckenstät geheissen haben/ weil es anfangs ein Blockhauß von Holtze und starcken Balcken gewesen/ und zu einer Retirade vor die streifende Partheien und Feinde sein erbauet worden/ auch daher die fünf Schwartze Balcken in
güldenem Felde in dem Fürstl. Anhaltischen Wapen herrühren. Gestalt dann auch die
Uhralte Anherren [lies:| Ahnherren] des Fürstl. Hauses Anhalt hierselbst zum allerersten
ihre Residence gehabt/ auch vor demselben ehe und bevor sie einigen andern Titel geführet haben/ benennet worden“. Beckmann| III, 152; vgl. IV, 512. Das neunfeldige askanische Wappen, das die Fürsten von Anhalt seit etwa 1540 führten, zeigt im zweiten
Feld das Wappen der Hft. Ballenstedt: fünf schwarze Balken auf goldenenem Grund.
Vgl. GB Ko¨|., Bl. A [i]v, B [i]v u.|ö.; Michael Hecht: Landesherrschaft im Spiegel der
Heraldik: Das große Wappen des Fürstentums Anhalt in der frühen Neuzeit. In: Sachsen
und Anhalt. Jahrbuch der Histor. Kommission f. Sachsen-Anhalt 22 (1999/ 2000), 267–
288, 273|ff. — In der historischen Überlieferung und Erklärung findet die Schreibung
„Bal(c)kenstedt“ keine Grundlage. Der Ortsname könnte sich von idg. bal| „Sumpf“ herleiten. Es gehörte dann zum „verklungenen Wasserwort bald|“ und bezeichnet einen
Wasser-, Moder- oder Sumpfort, so Hans Bahlow: Deutschlands geographische Namenwelt. Lexikon der Fluß- und Ortsnamen alteuropäischer Herkunft. Frankfurt a.|M.
1965, 23|f. Es mag sich bei Ballenstedt aber auch „um die Siedlung eines Baldo > Ballo“
gehandelt haben. Dieser Kurzname gehört zum Wortstamm germ. balda|, ahd. asächs.
bald| „kühn, tapfer“. Ernst Eichler/ Hans Walther: Städtenamenbuch der DDR. Leipzig
1986, 46; desgleichen Dieter Berger: Duden. Geographische Namen in Deutschland.
Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern.
Mannheim usw. 1993, 47; Hans Walther: Namenkundliche Beiträge zur Namenkunde
und Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts. Berlin 1971 (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, 29), 274. (Wir danken Inge Bily, Leipzig, für freundliche Hinweise.) — In der
Nebenresidenz Ballenstedt hielten sich F. Christian und seine Frau Eleonora Sophia (TG
39) vom 11. – 24.|11.|1637 auf (vgl. 371112 K I 0), um angesichts des hohen Grades an
Zerstörung, von dem Ballenstedt betroffen war, nach dem Rechten zu sehen. Schon im
Februar und März 1636 war die Stadt am nordöstl. Harzrand mehrfach geplündert worden; im September 1636 herrschte dort „große verwüstung aller dinge, vndt confusion“,
und auch im Jahr 1637 rissen die Klagen aus Ballenstedt über Kriegsdrangsale und Elend
nicht ab. Zuletzt hatten sich im September brandenburg. und ksl. Truppen mit 11 Kompanien und 2 Regimentern in und um das Städtchen eingelagert, „wirdt also Ballenstedt
sehr ruinirt“. Vgl. Christian: Tageb|. XIV, Bl. 61r, 78r, 86v, 432r, 468r u. 482vff.; Zitate:
201r u. 485r. Christian notierte erschrocken am 28.|10.|1637: „Die armen leutte zu Ballensted|t eßen eicheln, vogelbeeren, vndt äpfel in mangel des brodts, vndt niedergefallenen viehes. Alle straffen concurriren.“ A.|a.|O., 505v. Am Tage der Ankunft in Ballenstedt,
am 11.|11.|1637, schrieb Christian in sein Tagebuch, es sehe schrecklich aus in Ballenstedt, nach sechsmaliger Einquartierung/ Durchzügen: „Gott helfe den armen Leutten,
welche vor hunger vergehen“ (515r); auch Schloß und Garten wurden verwüstet vorgefunden, „alles furore militum“ (516r).
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen 371117
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Fürst
Ludwig
Antwort auf 371112A. — Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238. Der
Verfolgende/ Le Poursuivant) bedankt sich für das Mitgliederverzeichnis der Fruchtbringenden Gesellschaft und versichert, daß er sich bemühen werde, die Mitgliedernamen dem Sprachgebrauch gemäß ins Französische zu übertragen. Auch werde F. Ludwigs Cupido-|Dichtung an Ernst v. Wietersheim (FG 279) bzw. Claus (v.) Sehested (FG
284) (Le Singulier) weitergeleitet. — Das Brieflein für Christoph Deichmann (FG 288.
Der Lautere/ Le Pur) wurde diesem ausgehändigt. Johann Stöcker (FG 133. Der Vortreffliche/ L’Excellent) ist inzwischen nach Bückeburg zurückgekehrt, so daß Innhausen
ihn nun brieflich ansprechen werde. — Bei einem Aufstand in Lissabon sind der spanische Vizekönig und fast alle Offiziere getötet worden, und die Portugiesen haben zugleich jene Festungen eingenommen, die Kg. Philipp IV. bisher noch gehalten hatte. Es
heißt deshalb und auch wegen der französischen Erfolge in Savoyen, daß der spanische
König Ks. Ferdinand III. ausdrücklich bitten werde, mit den Schweden Frieden zu
schließen. Innhausen befürchtet jedoch, daß dies eine vergebliche Bemühung bleiben
werde, solange man nicht einen Generalfrieden aushandle.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 85r–86v [A u. Empfangsvermerk: 86v], 86r leer; eigenh.; Sig.
A A Son Altesse Mon Seigneur Louys Prince d’Anhalt, Comte d’Ascanie, Seignr de
Zerbst et Bernburg etc.| Cöthen.
Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.:| Pres. 23. Novemb. 1637
MonSieur
Je me recognois infiniment obligé à V.|a. pour le Registre des Academiques1
dont elle m’a voulu faire participant, ne plaignant que mon incapacité si suyvant
son desir ie ne pourray rendre naifuement en langue Françoise les noms contenus au Registre, cependant pour obeı̈r aux commandements de V.|A. ie m’esvertueray pour en faire un essay.2 Je ne manqueray aussi d’envoyer la Poesie de
Cupido3 au Singulier4 et le bilet pour le Pur5 luy a esté delivré, l’Eccellent6 est
party d’icy pour retourner à Buckebourg, où il luy serà addressé avec le premier
ordinaire. Pour nouvelles nous n’avons gueres de remarquable, si non que les
Portugais ont faict une revolte à Lisbonne ayant massacré le Vice Roy et presque tout les Officiers que le Roy d’Espagne avoit en la dicte ville, s’estant quant
et quant rendu maistre des fortresses que le Roy y tenoit.7 On croit que tant
pour ce sujet comme pour les grand progres des François en Savoye, le Roy
d’Espagne sollicite grandement l’Empereur pour procurer une paix avec les Suedois, mais ie crains que ce serà en vain, s’on ne traictea une paix generale8 laquelle le bon Dieu nous veuille octroyer, et priant iceluy de conserver V.|A. et
Madame la Princesse sa treschere ConSorte, enb tres longue et bienheureuse
vie, ie m’eterniseray
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 297 / 4.5.2006
371117 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
297
De V.|A. Le treshumble et tresobeissant serviteur,
le poursuyvant etc.
D’Hambourg ce 17. Nov. 1637.
T a Folgt durchstrichener unleserlicher Buchstabe.| — b Eingefu¨gt fu¨r ein gestrichenes unleserliches Wort.
K 1 Liste der ersten 315 FG-Mitglieder und ihrer Gesellschaftsnamen, vgl. 371028 u.
371112A. Zur durchaus üblichen Bezeichnung der Gesellschaftsmitglieder als académiques und der Gesellschaft als académie vgl. 371112A K 1.
2 F. Ludwig hatte Innhausen in 371112A den Auftrag erteilt, die FG-Gesellschaftsnamen auf der ihm geschickten Mitgliederliste ins Französische zu übersetzen.
3 F. Ludwigs Dichtung „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“, von der
einst ein von F. Ludwig mehrfach versandter eigenständiger Druck existiert haben muß.
S.|371027 K 2.
4 Ernst v. Wietersheim (FG 279) oder Claus (v.) Sehested (FG 284); vgl. 371112A K 3.
5 Christoph Deichmann (FG 288. Der Lautere/ Le Pur). Vgl. 371112A.
6 Johann Stöcker (FG 133. Der Vortreffliche/ L’Excellent). Vgl. 371112A.
7 Der Aufruhr hing mit der Weigerung Kg. Philipps IV. v. Spanien zusammen, die verfassungsrechtliche Eigenständigkeit Portugals zu akzeptieren. Durch die Bündelung aller finanziellen wie militärischen Kräfte des seit 1580 in Personalunion vereinigten Königreichs auf Kosten der regionalen Autonomien wollte er die Weltstellung seiner Monarchie behaupten. Bei dem im Brief genannten Aufstand handelte es sich um die Revolte
von Évora (nicht Lissabon), die im August 1637 ausbrach und erst am 5. März des folgenden Jahres von Olivares niedergeschlagen werden konnte. Unmittelbar ausgelöst
wurde sie von der Entscheidung, eine neue Steuer ohne Einwilligung der portugiesischen
Cortes einzutreiben. In der Folge hatte sie auch Auswirkungen in anderen Orten. Das
Land wurde seit 1634 statthalterisch regiert von der Witwe des Franz IV. Gonzaga, Hz.
v. Mantua u. Montferrat (1586–1612), Margareta v. Savoyen (1589–1655), Tochter von
Hz. Carl Emanuel I. v. Savoyen (1562–1630) und Katharina, Infantin v. Spanien (1567–
1597). Über ihre Mutter war Margareta somit Enkelin Kg. Philipps II. und damit Cousine Kg. Philipps IV. Ursprünglich von Olivares gefördert und als Hoffnungsträgerin
eingesetzt, um Portugal wieder näher an die spanische Krone zu binden, mußte Olivares
bald erkennen, daß seine Hoffnungen sich nicht erfüllten. Eigentlicher Exekutor (der
Steuereinführung) war dann auch Miguel Vasconcellos, Anhänger Olivares’ und selbst
gebürtiger Portugiese, der seine Landsleute rücksichtslos ausbeutete. Olivares war sich
darüber im Klaren, daß die Rebellion dem Unabhängigkeitsstreben der Portugiesen entsprang und nicht etwa (allein) der Armut geschuldet war: „No es por el huevo sino por el
fuero“. Am Ende dieser Entwicklung stand der Coup d’Etat vom 1.|12.|1640: Vasconcellos wurde ermordet, das Schloß in Lissabon, wo die Vizekönigin/ Statthalterin residierte, im Sturm genommen und die Vizekönigin als Repräsentantin Philipps IV. des
Landes verwiesen. Am 28. Januar 1641 schließlich wurde der Herzog v. Braganza zum
Kg. Johann (João) IV. v. Portugal ausgerufen. Zur Revolte von Évora vgl. besonders
John H. Elliot: The Count-Duke of Olivares. The Statesman in an Age of Decline. New
Haven, London 1986, 526–530 u. Rafael Valladares: La Rebellión de Portugal. Guerra,
conflicto y poderes en la Monarquı́a Hispánica (1640–1680). Junta de Castilla y León.
Consejerı́a de Educación y Cultura 1998, 25 (Estudios de Historia). Zu Hzn. Margareta
v. Mantua, auch im Zusammenhang mit den Befreiungsbestrebungen Portugals vgl. Elliot, a.|a.|O., 526, 530|f., 597 u. 615; Christian Wilhelm Ahlwardt u. Johann Gottfried
Lucas Hagemeister: Dom Joam von Braganza ein historisches Gemählde. Nach René
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 298 / 4.5.2006
298
Fürst Ludwig 371120
Aubert de Vertot. 2. Ausg. Berlin 1802, 29–121 (betrifft fast ausschließlich das Jahr
1640); The Cambridge Modern History. Hg. W. W. Ward, G. W. Prothero u. Stanley
Leathes. Cambridge 1906 (Neudruck 1969), IV, 650; Handbuch der europäischen Geschichte. Hg. Theodor Schieder. Bd.|3 (Stuttgart 1971), 659|f.; A. H. de Oliveira Marques: Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs. Aus dem Portugiesischen von Michael von Killisch-Horn. Stuttgart 2001, 232 u. Fernand Salentiny: Aufstieg
und Fall des portugiesischen Imperiums. Wien, Köln, Graz 1977, 337. Das Theatrum
Europaeum|, Tl. 3 (1644), 887, berichtete: „Jn Portugal war wegen der newen Gelt-Contribution ein mächtige Auffruhr entstanden/ vnd etliche Spanische Ministri (!) darüber
den Halß dargeben müssen/ die Auffgestandene wolten sich nicht stillen lassen/ mit anbietung deß Perdons/ dann sie auch nicht darfür wolten angesehen seyn/ als ob sie gesündiget hetten/ dieweil sie anders nichts gethan/ als die vber jhren Privilegien gehalten.“ Vgl. auch EST| II, T. 195 u. Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte. Bd.|II.1. Frankfurt a.|M. 1993, T. 405.
8 Trotz diverser Friedensbemühungen ging 1637 der Krieg mit aller Macht weiter. Mit
dem Jahr 1638 sollte sich allerdings eine Tendenzwende zugunsten der antihabsburgischen Koalition abzeichnen. Die Erneuerung des französisch-schwedischen Bündnisses
im März 1638 machte ebenso den o.|g. Vorstoß des spanischen Königs zu einem Ausgleich des Kaisers mit Schweden wie die ksl. Intention, Frankreich von Schweden zu
trennen, zunichte. Erst 1641 leitete der Hamburger Präliminarfrieden die großen europäischen Friedensverhandlungen von Münster und Osnabrück ein. Vgl. 370729 K 11,
371014 K 7 u. 380210 K 10; ferner auch Reinhard Weber: Würzburg und Bamberg im
Dreißigjährigen Krieg. Die Regierungszeit des Bischofs Franz v. Hatzfeld 1631–1642.
Würzburg 1979, 340|f.
371120
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
Antwort auf 371116, beantwortet durch 371208A (?). — Obwohl F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) dem Neumitglied Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergänzende) aufgrund seiner 15jährigen Mitgliedschaft in der Fruchtbringenden Gesellschaft hinreichend Unterweisung hinsichtlich der Zwecke und Ziele
der Vereinigung erteilen könnte, mag es F. Ludwig (Der Nährende) an Unterstützung
nicht fehlen lassen und sendet Christian für Geuder das Exemplar einer älteren Ausgabe
des Gesellschaftsbuches zu, aus dem v.|a. der Kurtze Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben| nützlich sein dürfte. Bei Bedarf und Wunsch möge Christian
ein Exemplar des mit Kupferstichen illustrierten und bis zum 200. Mitglied fortgeschrittenen Gesellschaftsbuches von 1629/30 beim Köthener Buchbinder bestellen.
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 34rv [A: 34v] (ältere Blattzählung „33“ gestrichen); eigenh.; Sig. — HM Köthen: V S 544, Bl. 116r, eigenh.
Konzept (zit. mit der Sigel R|). — Nach dem Konzept veröffentlicht in KE|, 73. Bl.
116v: s. 371116. Bibliographisch erfaßt in Bu¨rger|, S.|947 Nr. 14.
A Dem Unverenderlichen zu handen. Bernburg oder Ballenstedt1
Wiewoll der Unverenderliche, der nun funftzehen Jhar ein glied der fruchtbringenden gesellschaft ist,2 den zwega und vorhaben derselben woll wissen, und
darvon dem Ergentzenden3 unterricht geben können:b Jedoch das es an dem
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 299 / 4.5.2006
371120 Fürst Ludwig
299
Nehrenden hierunter auch nicht ermangelec, so wirdt ihme fur dissmall ein altesd gesellschafft büchleine4 zugeschickt, dessen er sich darzu zu gebrauchen,
sonderlich was den berichtf in ungebundener Rede5 betrifft: Und woferneg der
Unverenderliche einesh mitt den gemählden in Kupfferi gestochenes, und bis
auff zweyhundert6 gedrucktes gesellschafft buch7, haben will, kan er solches
bey hiesigemj Buchbinder, der ihrer noch hatt,k zu binden fur deml Ergentzenden bestellen, und mitt gelegenheit lassen abholen. Das hierauff vomm Nehrenden zur antwort werden sollen, der da verbleibet
Des Unverenderlichen dienstwilliger
Nehrendern
Cöthen an Danielstage8 deno zwantzigsten Wintermonats im Jhar 1637.
T a R| zwegk — b R| kan; — c R| nit ermangle — d R gebessert aus| alter — e R| geselschaft
büchlein am Rand erga¨nzt fu¨r| <Ertzschrein> daru¨ber und am Rand unleserliche Streichung.| — f R| unterricht — g R| wofern folgt| <er das> (?)| — h R gebessert aus| ein folgt|
<mö> (?)| — i Passage bis| haben will in| R:| gestochen gesellschafft buch bis auff die
zwohundert gedruckt haben will dabei| gesellschafft buch am Rand erga¨nzt.| — j R| dem
hiesigen — k R Komma fehlt, nach| hat folgt| <zu mitt> — l R| den — m Wortfolge in R
umgestellt:| zur antwort vom Nehrenden — n Fu¨r| Nehrender hat R| gesellschafter der —
o R folgt| 20. Wintermonats 1637.
K 1 Vom 11. — 24.|11.|1637 hielt sich F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) mit seiner Frau Eleonora Sophia (TG 39) in der Nebenresidenz Ballenstedt auf. Vgl. 371116 K
4.
2 F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg war Ende Februar 1622 in die FG aufgenommen
worden. KT|, 29, Eintrag vom 25.|2.|1622: „Ich bin in die fruchtbringende Gesellschaft,
deren Haupt Hr. Vetter Fürst Ludwig, genommen worden. Mein Name ist der Vnv er änd erl ich e, darüber ein Cypreßenbaum gemahlet mit dem spruche: D ri ng et i n d ie
Höh e.“ Eine beratende Versammlung in Köthen mit F. Ludwig und F. Johann Casimir
v. Anhalt-Dessau (FG 10) sowie den fl. Räten Heinrich v. Börstel (FG 78), (Albrecht)
Christof v. Krosigk (FG 7), Tobias Hübner (FG 25), Gottfried Müller (FG 353), Ernst
v. Freyberg (FG 75) und Johannes Stalmann (FG 214) bot den Anlaß für diese Aufnahme. In das GB Ko¨.| trug sich Christian 1630 eigenhändig mit dem Spruch „Tugendt
schwebt oben“ ein. S. Conermann I|, Bl. Niij r.
3 Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310), der am 25.|5.|1637 auf Vorschlag F. Christians
II. in die FG aufgenommen worden war. S.|370517 Postskriptum und K 6. Zu der von F.
Christian II. erbetenen Sendung von Büchern der FG an Geuder vgl. 371106 K 6.
4 GB 1622| oder GB 1628|, denn GB 1624| entbehrt des Kurtzen Berichts| (s. Anm.|5).|
Die illustrierten GB 1629| oder GB 1629/30| können hier nicht gemeint sein, wie der folgende Satz im Brief ausweist. Vgl. DA Ko¨then II. 1.|
5 Kurtzer Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben|, der 1622
erstmals im Druck erschienen war und dann allen Gesellschaftsbüchern mit Ausnahme
von GB 1624| vorangestellt wurde.
6 Das 200. FG-Mitglied war Martin Opitz v. Boberfeld (Der Gekrönte).
7 GB 1629/30|. Vgl. Conermann II,| 48|ff.; DA Ko¨then II. 1|, *4.
8 Der Datierungshinweis auf den „Danielstag“ bleibt unerfindlich. In keiner der
christlichen Konfessionen fiel ein Daniel-Gedenktag auf den 20. November. Die katholische Kirche feiert den 21. Juli als Tag des Propheten Daniel, die orthodoxe den 17. De-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 300 / 4.5.2006
300
Martin Opitz 371121
zember. Andere Namenspatrone, wie Daniel von Padua (Märtyrer 2. Jh. n.|Chr.) oder
Daniel Stylites ([Säulen-]Heiliger 5. Jh. n.|Chr.) haben ihre Festtage ebenfalls nicht im
November, sondern am 3. Januar bzw. 11. Dezember. Vgl. Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon|; Grotefend| II, 84; Hermann Brinkmann: Alte und neue Zeitrechnung.
Görlitz o. J., 79; Vollständiges Heiligen-Lexikon. Hg. Johann Evangelist Stadler u.
Franz Joseph Heim. Bd.|1, Hildesheim/ New York 1975, 722|ff. Der Kalender Zerbst
1654| führt für den 20.|11. gar keinen Namenspatron an; Kalender Herlitz 1646| nennt
zum 20.|11. im katholischen wie evangelischen Kalender Amos (Prophet 8. Jh. v.|Chr.)
als Tagesheiligen.
371121
Martin Opitz an Diederich von dem Werder
Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) widmet Diederich v. dem Werder (FG 31) den zweiten Teil seiner (erst postum gedruckten) Gedichtsammlung (1644). Er bezeugt Werders
Zuneigung, bekennt, in seiner Schuld zu stehen, und preist Werders Welterfahrung, Verstand, Tatkraft, seine adligen, geistlichen und sittlichen Tugenden.
Q Opitz: Weltl. Poemata (1644) II,| S.|3|f. HAB: Lo 5840. Ndr. Hg. Trunz 1975. — Erwähnt in 340912 K 3.
Nachdrucke in:
[I.] Opitz: Poemata (1645–1646) II|, S.|3|f.: „Dem Hoch-Edlen Herrn/ 3 Herrn Dieterichen von dem Werder.“ HAB: 189. 5 Poet.
[II.] Opitz: Poemata (1689) II|, S.|3|f.: „Dem Hoch-Edlen Herrn/ 3 Herrn Dieterichen
von dem 3 Werder.“ HAB: Lo 5837.
[III.] Opitz: Poemata (1690) II|, S.|3|f.: „Dem Hoch-Edlen Herrn/ 3 Herrn Dieterichen von dem 3 Werder.“ HAB: Töpfer 267; Faber du Faur|, Nr. 233 (Film in HAB).
Dem Hoch-Edlen Herrn/
Herrn Dieterichen von dem
Werder.1
JCh gestehe es/ Hochgeehrter Herr Obrister/ es ist genug/ daß er meine Reimen lieset/ vnnd köndte ich jhn wol mit dem Schreiben verschonen. Aber er
wolle solches auch lesen/ den Reimen zu Ehren/ vnd die Zuschreibung dieser
Gedichte an meine statt auffnehmen/ der ich seiner Gegenwart nicht mit Willen/ je dennoch darumb geduldiger/ weil ich mich seiner Liebe genug versichert
weiß/ entbehre. Jch bin auch sonst in seiner Schuldt: weil aber dieselbe abzugelten/ bey mir nicht gestanden/ als habe ich den Nachkommenen2 (wo ich mir
der-[4]selben Gunst verheissen darff) hierdurch zuerkennen geben wollen/ wie
hoch ich seine Zuneigung gegen mir/ die bloß auß einem guten Hertzen herkompt/ gehalten habe. So weiß ich auch diesem Buch ein bessers Ansehen nicht
zumachen/ als wann ich jhm desselben löblichen Namen an die Stirne schreibe/
dessen adeliche Beschaffenheiten/ Erfahrung der Weltsachen/ vngefälschte
Frömmigkeit/ Verstand in Rathschlägen/ Hurtigkeit in Thaten/ vnvergleichliche Wissenschafft in Ritterspielen vnd allen Tugenden in gemein alle die jenigen
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 301 / 4.5.2006
371123 Hans Philipp Geuder
301
wissen vnd hoch halten/ die auch nur mit einer von allen begabet sind. Dantzig
den 21. Tag des Wintermonats/ im 1637. Jahre.
Meines liebsten Herrn Obristen
stets trewer Knecht
Opitz.
K 1 Dieser Widmungsbrief an den ehemaligen schwedischen Obristen (bis 1635), Unterdirektor der anhaltischen Landschaft, später (1645) kurbrandenburgischen Obristen,
Geheimen Rat und Amtshauptmann Diederich v. dem Werder (FG 31) gehört in den
Kontext eines größtenteils verlorenen Briefwechsels (s. 260831) zwischen Martin Opitz
v. Boberfeld (FG 200) und seinem Dichterkollegen. Werder, der bedeutende Tasso-,
Ariosto- und Loredano-Übersetzer und Verfasser vieler geistlicher Sonette, Psalmengedichte und Trostlieder, war wohl der entschiedenste Förderer des ,Gekrönten‘ in der
FG. Opitz stellte den Widmungsbrief, der unter den Vorzügen des adligen, ritterlichen,
welterfahrenen, sittenfrommen und verständigen Herrn erwartungsgemäß nicht dessen
poetische Fähigkeit erwähnt, dem zweiten Teil einer neuen Sammelausgabe seiner weltlichen Gedichte voran, deren erster Teil F. Ludwig, dem Oberhaupt der FG, dediziert ist
(s. 250700). Vgl. auch Opitz’ Widmungsgedicht an Werder in 340912. Der erste Teil der
Sammelausgabe konnte schon 1638 und nochmals 1639 erscheinen, während der zweite
Teil erst postum 1644 in Frankfurt a.|M. ans Licht der Öffentlichkeit trat. Vgl. dazu
371126; ferner Erich Trunz im Nachwort zu seiner Ausgabe von Opitz: Weltl. Poemata
(1644) II| und ebenda die von Marian Szyrocki zusammengestellte Opitz-Bibliographie,
S.|218*: Szyr.|, Nr. 250. Werder vermißte diese Widmung irrtümlich in Opitz: Poemata
(1637),| einem (nichtautorisierten) Nachdruck der Ausgabe Opitz: Poemata (1629) I–II.|
Vgl. 380507 u. 380625.
2 Substantivisch gebrauchtes Partizip, für heute allein gebräuchliches Nachkommen,
D. Pl.; DW| VII, 81.
371123
Hans Philipp Geuder an Fürst Ludwig
Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergänzende) dankt F. Ludwig (Der Nährende)
für das ihm überschickte deutsche Reimgedicht (wohl F. Ludwigs Lehrgedicht „Kurtze
Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“). Damit habe der Fürst — der „Ernehrende“,
wie Geuder fälschlich schreibt — erneut seine Gunst gegenüber Geuder zu erkennen gegeben. Da Geuder unter keinen Umständen mutwillig oder versehentlich gegen die Gebote der Fruchtbringenden Gesellschaft verstoßen will, bittet er um Unterrichtung in deren Angelegenheiten. Nachdem schon Sommer und Herbst verstrichen sind, hätte er
gern, F. Ludwigs Vorschlag folgend, die Wintermuße genutzt, um sich einer fruchtbringerischen Aufgabe zu unterziehen. Jedoch habe ihn nicht nur eine dreimonatige heftige
Krankheit daran gehindert, sondern auch die von Neid getriebene üble Nachrede und
Gewalt gegen ihn und seine Familie. Dennoch wolle er sich die freie Zeit verschaffen, die
er brauche, um F. Ludwigs Anregung zu befolgen. — Die Leipziger Messe könnte zur
Überbringung jener Sachen dienen, nach denen F. Ludwig verlange. — Empfehlungen an
F. Ludwig und dessen Frau Sophia (AL 1629. TG 38).
Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 35rv, 35v leer (ältere Blattzählung „34“ gestrichen); nur im Postskriptum erhaltener Brief an den Fürsten;
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 302 / 4.5.2006
302
Hans Philipp Geuder 371123
Schreiberh. mit eigenh. Unterschrift. Vermutlich Beilage zu einem unbekannten Brief
F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) an F. Ludwig.
A Fehlt.|
P. S.
Auch durchleuchtiger Hochgeborner, gn. Fürst vnd herr. habe Jch daß Mir gn.
vberfüegte Teutsche reimgedicht1 mit vleiß durchlesen vnd Jn meiner wenigkheit befunden, daß meine daruon erweckhte gedanckhen sich am sichersten bey
E. F. Gnd. vnfehlbarem vrtl2 wahrsammen3 vnnd auffhalten können: Erfreue
Mich herzlich der Mir darob geschehener gn. würdigung, sonderlich das des
Durchleuchtigen hochgebornen herrn Ernehrenden Fr. G.4 dero gn. zunaigung
gegen Mir dardurch nochmalen eröffnet, vnd ann thage geben, deren vnderthenige verdienung Jch mich höchsten vleißes anmassen5 will. Vnd demnach Mir
herzlich Mißfallen würde, dafern Jch wider Mein willen vnd vorsaz, ann denen
gesazen vnd verordnung der hochlöblichen Gesellschafft Mich verstoßen6, oder
unversehens, verfanglich machen sollte; Alß gelangt an Eur Fr. Gn. mein
vndertheniges bitten, die geruhen gn. derselben Mich fähig vnd benachrichtsammet7 werdena zulassen, damit Jch vona den eyfer meines gehorsambs nitt
abwanckhen möge. Eur Fr. Gn. gn. vorsehen8 gemäß, hette Jch den Jn verwichenen Sommer vnd herbstzeitt, vnterschlagenen vleiß bey eingetrettener Wintermueß gern an mein ringfüehiges9 pfundt gespannet10, vmb der hochlöblichen
Gesellschafft etwaß weniger fruhe blühe konfftiger, wiewol besorglich vnreiffer
frucht, vorzutragen. Eß hat aber mein dreymonatliche sorgsame11 leibßvnpäßlicheit12 durch v̈berheuffte ablagen13 vnd meinem Geschlecht vonn tahg zu tag,
auß Neidthardts14 hefftigen antrieb v̈berwalzte bevnruhigung, Eintrag, vnd gewaldthat, alle meine gemüetsCräfft dergestalt gefäßeltb vnd gehemmet, daß Jch
Mich, vermittelst gn. beystandt des höchsten, forderst dern gefehrlichen antrabs vnd verfänglicher Gewaldts erwehren vnd sichern muß, Gleichwol aber
will Jch nit vnterlassen, meinen verrichtungenc, so viel müglich ann erquickhstunden abzukurtzen, damit E. f. Gnd. gn. verlangen, in etwas gehorsammet
werde;15 die Jedeßmalß fallende Leipziger Jahrmeßen könten zu hinterbringung
deren von E. F. Gnd. erwehnten Sachen dienen,16 do17 es deren gn. belieben
solte, Welches deroselben Jch vnderthenig berichten, vnd beederseits E. E. F. F.
Gn. Gn.18 Mich gehorsamblich einbefehlen sollen. Geben in meiner marter
Clausen den 23. deß Wintermonaths Jm Jahr 1637.
Eurd Fürst. Gnd. Vnterthäniger
Der Ergäntzende.
T a Eingefu¨gt.| — b Lies:| gefesselt — c meinen verrichtungen gebessert aus| meine verrichtung — d Bis zum Schluß eigenh.|
K Die Verbindung zwischen Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310) und der FG verlief über
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), vgl. etwa 371208A, 380108, 380120 u.
380310. Christian hatte sich des Nürnbergers während seiner Reisen nach Regensburg
und Wien (Sommer sowie Spätherbst/ Jahresende 1636 bzw. Frühjahr 1637) als Hofmei-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 303 / 4.5.2006
371123 Hans Philipp Geuder
303
ster bedient; danach war er ihm als Agent in Nürnberg verpflichtet. Auch standen beide
in regelmäßiger Korrespondenz, wie Christian: Tageb|. XIV, 213v, 340r, 347r, 353r,
389r, 430v, 440r, 446v, 473r, 493r, 503r, 540v, 543r u. 548r zeigt. Vgl. zu Geuder
370517 K 6. Daß der vorliegende, nur im Postskript erhalten gebliebene Brief indes nicht
an F. Christian, sondern an F. Ludwig adressiert war, ergibt sich aus einer Reihe von Anhaltspunkten. Geuder bedankt sich mit großer Wahrscheinlichkeit für F. Ludwigs „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“ (s. Anm.|1), die er Geuder zugesandt und
diesen dadurch seiner Gunst versichert habe. Ein damals in Frage kommendes „reimgedicht“ F. Christians II. ist nicht bekannt. Noch stärker fallen die beflissenen Erklärungen
Geuders ins Gewicht, die Gesetze und Verordnungen der FG einhalten und sich aktiv an
ihren selbstgesetzten Aufgaben beteiligen zu wollen. Sie sind in dieser Förmlichkeit in einem Brief an die Gesellschaftsleitung zu erwarten, zumal solcherlei Verständigungen mit
F. Christian gewiß schon im Vorfeld und im Zusammenhang der Aufnahme in die FG getroffen worden waren. Diese fand am 25.|5.|1637 in Abwesenheit Geuders statt und wurde ihm von Christian vermutlich tags darauf brieflich angezeigt (vgl. 370517 K 6).
Schließlich darf die Beschreibung der gesundheitlichen und sozialen Bedrängnis, die
Geuder als Grund für seine bisherige Passivität in fruchtbringerischen Belangen anführt,
als weiterer Hinweis auf F. Ludwig als Briefadressaten gedeutet werden, da F. Christian
über die Lage Geuders längst im Bilde war (vgl. Anm.|12).
1 Vermutlich nicht das Reimgesetz zu Geuders FG-Imprese. Diese war ihm bei seiner
Aufnahme am 25.|5.|1637 erteilt und von F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg in seinem
(verlorenen) Schreiben an Geuder vom 26.|5. sicherlich mitgeteilt worden. Es liegt uns
kein Zeugnis vor, wann das Reimgesetz aufgesetzt und Geuder (vermutlich über F. Christian) zugesandt wurde. Vgl. zum Reimgesetz die identischen Fassungen in GB 1641, GB
1641/44| und GB 1646| sowie die davon abweichende Fassung des GB Ko¨.| (in Conermann III|, 351). Mit dem Ausdruck Reimgedicht ist in der Korrespondenz der Jahre
1637/38 wohl F. Ludwigs 1637 und wiederum 1643 erschienenes kleines Lehrgedicht
„Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“ gemeint. S.|371027 (K 2) u.|ö., zur
Bezeichnung vgl. auch 371226, 380207 u. 381007, ferner 380720. Vgl. zum Bücherverkehr innerhalb der FG 371112 K 1.
2 D.|i. Urteil.
3 Adj. „wahrsam“, d.|i. vorsichtig, aufmerksam, seltene Nebenform zu „gewahrsam“,
im älteren Nhd. auch tätig, tüchtig, gesteigert: „efficax, warsam“. DW| XIII, 978|f. Im
Nordischen hat sich die Form ohne Präfix „ge-“ durchgesetzt: dän. varsom; schwed. u.
norweg. varsam. Aus dem Adj. abgeleitet das spärlich belegte Adverb „wahrsamlich“,
d.|i. sorgfältig, genau, und das feminine Nomen „Wahrsam“: Obhut, Verwahrung, sicherer Ort; kommt im älteren Nhd. vereinzelt neben dem häufigeren „Gewahrsam“ vor. Der
Übergang zum Maskulinum erfolgte erst im 19. Jh. DW| XIII, 979; vgl. Diefenbach|, 892.
„Gewahrsam“, mhd. „gewarsame“, kennt sowohl die subjektive Bedeutung von Vorsicht,
Aufmerksamkeit, Klugheit, Voraussicht,| auch Aufsicht und| Fürsorge, als auch die objektive Bedeutung von Sicherheit, sicherer Ort, auch| Rechtsförmlichkeit| (DW| IV. 1,
4876|ff.; Go¨tze|, 106; Lexer: Taschenwb|., 70; Stieler|, 2411 u. Wachter,| 581. Steinbach| II,|
942:| Gewahrsam als Terminus juridicus|). Das Verb „wahrsammen“ im vorliegenden Brief
verrät deutlich seine semantische Verwandtschaft mit „(Ge)Wahrsam“ in ihrer objektiven Bedeutung und muß mit „sicher hinterlegen, aufbewahren“ wiedergegeben werden,
ist in dieser Form und Bedeutung in der dt. Lexik aber nicht belegt. Der einzige, übereinstimmende Beleg von „gewahrsamen“ in DW| IV.1, 4885 und Paul Wb.|, 410 (J. M. R.
Lenz) trägt die subjektive Bedeutung (innewerden, wahrnehmen).
4 Fehlerhafte Form von F. Ludwigs FG-Namen („der Nehrende“) auch in 371224.
5 Von „Maß“. Urspr. sich eines Dinges anmassen, d.|i. etwas als sich angemessen erkennen oder beanspruchen, auch einfach nachtun, nachahmen; schon im Mhd. mit dem
Nebensinn, daß das Imitat das Original nicht erreicht bzw. daß der erhobene Anspruch
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304
Hans Philipp Geuder 371123
nicht berechtigt ist, so auch bei den Belegen in Wachter,| 62 u. Diefenbach|, 67. Vgl. DW|
I, 405|ff.; Go¨tze|, 11; Paul Wb.|, 75. Dieser heute durchgängige Sinn fehlt in obiger Briefstelle, in der „anmassen“ wertungindifferent als „anmessen“ zu lesen ist. Stieler| führt
„anmaßen“ oder „Anmaßung“ gar nicht auf, erklärt aber 1284: „Anmeßen/ dimetiendo
probare, pannum ad statram corporis ulnâ commetiri.“ DW| I, 405|f. nennt mit Belegen aus
dem 17. Jdt. (Opitz u.|a.) einen reflexiven Gebrauch mit Genitivus objectivus: sich einer
Person oder Sache annehmen oder unterziehen, sich unterfangen, sich auf eine Sache
verwenden, sich an etwas wenden. Diese Bedeutung begegnet auch in der behandelten
Briefstelle.
6 Die reflexive Form für den hier zu erwartenden einfachen intransitiven Gebrauch
(gegen etwas handeln, fehlgehen, irren, einen Fehler machen etc.) ist nach Baufeld|, 86,
und DW| XII. 1, 1788|ff. im Fnhd. nicht ungewöhnlich, vielleicht als Anlehnung an den
reflexiven Gebrauch des Verbs „stoßen“ (in übertragener Bedeutung „sich an etwas stören“, „Anstoß nehmen“) erklärbar, hatte sich aber schon zu Zeiten der Gebrüder Grimm
völlig verloren. Vgl. auch Paul Wb.|, 971 u. 1107; ferner Diefenbach|, 568; Steinbach| II,|
729: fehlen, einen Fehler begehen, „præs. ich verstoße, offendo, pecco“; Stieler|, 2180:
„Verstoßen/ errare, delinqvere, feriendo sibi nocere“ u. Wachter|, 1777: „|impelli, sich verstossen| impingere“; (die folgenden Beispiele variieren nur den transitiven Gebrauch des
Verbs).
7 Form nicht belegt, vgl. Diefenbach|, 191; DW| I, 1464: nur „benachrichtigen“; Stieler|,
1563: „Einen benachrichtigen/ certiorem aliqvem facere“; „Benachrichtigung/ die/ commonitio, informatio, vulgo` certioratio|“, jedoch auch „Nachrichtsam/ adj. & adverb. Etiam|
Nachrichtsamlich/ informatus, normalis, pro normulâ, pro memoriâ, pro informatione.“ —
Geuders Unterweisung in FG-Angelegenheiten diente die Sammlung fruchtbringerischer
Werke, die F. Ludwig mit 371112 an F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg zur Weiterleitung an Geuder sandte und v.|a. der Kurtze Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft
Zweck und Vorhaben|, erstmals 1622 gedruckt, den F. Ludwig in einem älteren Gesellschaftsbuch (GB 1622| oder GB 1628|) mit 371120 seinem Bernburger Neffen für Geuder
zuschickte.
8 Substantivierte Form des Verbs „vorsehen“, das räumlich (vor sich sehen, hervorsehen) und zeitlich (vorhersehen, voraussehen, scharfsinnig sehen) zu verstehen ist. Davon
abgeleitet die übertragene Bedeutung von Vorsorge treffen, in Aussicht nehmen, in
Rechnung ziehen, vorausblickend anordnen, besorgen, bestimmen, Maßregeln treffen
usw. In diesem allgemeinsten Sinne hier gemeint. S. DW| XII.2, 1541|ff.; vgl. Diefenbach|,
589; Go¨tze|, 89; Paul Wb.|, 1132; Steinbach| II, 569 u. Stieler|, 2025.
9 D.|i. geringfügiges.
10 Als figürliche Phrase ist „an sein Pfund spannen“ nicht belegt, wohl aber sinnverwandte Wendungen wie „sein Pfund wohl anlegen“, „mit seinem Pfund wuchern“ oder
negativ „sein Pfund vergraben“, während „spannen“ auch im Sinne von „aufmerksam beobachten“ und „sich anstrengen“ auftritt. Schon der biblische Ursprung (Lk. 19, 12–26;
Mt. 25, 14–30) läßt neben die eigentliche Bedeutung von Pfund als Gewichts- und Währungseinheit auch die abgeleitete Bedeutung von Talent, Geistesgabe, Begabung treten.
Vgl. 381028 K IV 45; DW| VII, 1810|ff.; Paul Wb.|, 746 u. 930; Ro¨hrich| II, 733|f.; Stieler|,
2070; Wander| III, 1338 u. IV, 652|f.
11 Adj. sorgsam, hier im Sinne von besorgniserregend, bedenklich, gefährlich. Die
weitere Bedeutung fleißig, emsig, sorgfältig kommt hier nicht zum Tragen. Baufeld|, 221;
Dasypodius|, 424v; DW| X.1, 1807|ff.; Go¨tze|, 203; Paul Wb.|, 927; Steinbach| II, 614.
12 Zur Krankheit Geuders vgl. Christian: Tageb.| XIV, 493r (Eintrag vom 2.|10.|1637):
„Der Leiptziger avisenbohte ist wiederkomm|en, hatt auch schreiben mittgebrachtt vom
Geyder von Nürnberg, welcher an einem hitzigen fieber sehr kranck gewesen, aber doch
noch hoffnung seines lebens (daran man dubitiert gehabtt) behalten.“ Vgl. auch 380310
u. 380331.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 305 / 4.5.2006
371124 Hans von Dieskau
305
13 Hier wohl im Sinne von sich ablegen, liegen, darniederliegen, schwach werden u.
dgl. Go¨tze|, 3: „ablegen v. trans. nieder-, weglegen, erlassen; aufheben, su¨hnen;| einem a.
ihn benachteiligen;| den kosten a. ersetzen|.“ Diefenbach|, 12: „ableg remissus, ignawus [sic]|
[.|.|.] ablechtig ermattet|“. Vgl. auch Stieler|, 1111|f. (s.|v. „Ablager“); Paul Wb.|, 40 (s.|v.
„ablegen“), 582|f. (s.|v. „Lage“) u. 615 (s.|v. „liegen“); hingegen DW| I, 66 lediglich: „ABLAGE, f. depositio, das ablegen: ablage des eides, der rechnung|“ etc.; in der älteren
Rechtssprache Ablage zwischen Eltern und Kindern: Auszahlung des Erbes.
14 Neidhart, „ein zum appellativum gewordener eigenname, ahd.| Nı̂dhart, mhd.| Nı̂thart (einer der im| nı̂de, im feindlichen eifer und hasse stark ist), wird schon im 14. jahrh.
wortspielweise und appellativ fu¨r den personificierten hasz und neid oder fu¨r einen damit erfüllten menschen gebraucht|“. DW| VII, 559. In diesem allegorischen Sinn in der dt. Literatur seit dem Spätmittelalter häufig belegt: Oswald von Wolkenstein, Brant, Ks. Maximilian I. (Teuerdank|), Johannes Turmair gen. Aventinus, Murner, Luther, Waldis, Rollenhagen, Butschky, Schottelius, Neumark u.|a. m.; auch sprichwörtlich. S. DW| VII, 559|f.;
Go¨tze|, 166; Paul Wb.|, 698; Wander| III, 293|f. — Die Nachstellungen, denen sich Geuder ausgesetzt sah, bleiben unklar. Vgl. aber den Eintrag in Christian: Tageb|. vom
21.|12.|1636, einen Tag, nachdem Geuder vom römischen Kg. Ferdinand (der spätere Ks.
Ferdinand III.) zum Ritter geschlagen worden war, in dem er den verspürten Neid gegen
sich und Geuder wegen der erfahrenen ksl. Gunst festhält: „J’ay apperceu beaucoup d’en
vie & emulation, contre moy, & mon nouveau Chevallier Geyder, a cause de ceste belle
dignitè & honneur, quj luy est arrivè pour l’amour de moy. Virtutis comes invidia. Vt umbra corpus|, ita virtutem adversarius| sequitur.“ (XIV, 299v)
15 Zu Geuders literarischen Versuchen vgl. 371106 K 5, zu seinen sich in den folgenden Wochen herauskristallisierenden Bemühungen um eine Übersetzung aus dem Spanischen, namentlich von Francisco Goméz de Quevedos y Villegas Los Sueños| (in der frz.
Übertragung des Sieur de la Geneste) vgl. 371208A, 371209 u. 371224; ferner Conermann III|, 351; Conermann: Lope de Vega|, 72.
16 Eine Sendung unbekannten Inhalts, die anscheinend über Leipzig per Boten-Abholung oder durch Kaufleute nach Köthen bestellt werden sollte.
17 Do, adv., conj.; hier als Konditionalkonjunktion „wenn, insofern“. Vgl. 371110 K
15.
18 F. Ludwig und seine ihm in zweiter Ehe angetraute Frau Sophia (AL 1629. TG 38).
371124
Hans von Dieskau an Fürst Ludwig
Hans v. Dieskau (FG 212) fand nach seiner Rückkehr von Erfurt und Arnstadt F. Ludwigs Brief vor. Der Komponist (wohl Samuel Scheidt) habe den Lobgesang (vermutlich
F. Ludwigs Des Bernhardi|| lob und Jubelgesang|) gepriesen und ihn F. Ludwigs Wunsch gemäß in einer schlichten vierstimmigen Komposition vertont. Dieskau sendet die Vertonung sowie die beiden Teile des Don Quijote| an den Fürsten. — Cuno v. Alvensleben
(FG 98. Der Reifende) fand sich gestern ein. Dieskau und seine Brüder werden sich morgen mit ihm bereden. — Der gewählte Erzbischof des Erzstifts Magdeburg (Hz. August
v. Sachsen-Weißenfels. FG 402. 1643) dringt gegenüber den Landständen auf seine
Amtseinführung und zeigt sich besonders mit dem Finanzgebahren im Erzstift unzufrieden.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 21r–22v [A u. Empfangsvermerk: 22v], 21v u. 22r leer; eigenh.; Sig. — Ohne A und Schlußkurialien gedruckt in KE|, 29; stark gekürzt in KL|
III, 96|f. Bibliographisch erfaßt in Bu¨rger|, S.|948 (o. Nr.||).
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 306 / 4.5.2006
306
Hans von Dieskau 371124
A Dem Durchlauchtigen, vnndt hochgebohrnen Fürsten, vnndt Herrn, Herrn Ludowigen Fürsten zu Anhaldt, Grafen, zu Ascanien Herrn zu Zerbst vndt Bernburgk, Meinem gnedigen Fürsten vndt Herrn.
Darunter Empfangsvermerk von unbekannter H.:| ps. S. 25. 9b. 1637.1
Durchlauchtiger vnndt Hochgebohrner Fürst,
Euer F. gnd. seindt meine vnterthenige schuldige Dienste bevohr, Gnediger
Herr, Zu meiner wider zurückunfft von Erfurdt, vndt Arnstadt, habe ich vor
mir funden, was Euer f. gnd. an mich zugelangen, sich gnädig, gefallen laßen
wollen,
Wie nun der Gesänge Klangtichter2, sich alsofort zu aller vntertehnigen wilfehrigkeit, begierich erzeiget, vndt den Lobgesang3 alß wohlgerhaten, dergestaldt gepriesen, das er würdig, vf viel Stimmen, vndt Seitenspielen, vbersetzet,
vndt öffters gehöret zu werden, So hat er sich daran gemacht, vndt Euer F.
gnd. gnedigen begehren zufolge, selbigen vf eine schlechte4 gemeine vndt andechtige Art, so gut ihn damalß sein Geist getrieben, in 4 Stimmen vbersetzet,
Welchen Euer F. gnd. hiebey, sambt beyden Theilen, des Don Cuixotes5, von
mir in vnterthenigkeit zuempfangen haben, Der Reiffende6 hat sich auch einmahl, vndt zwar gestern allererst herbey gefunden, welchen ich morgen, neben
meinen Brüdern7 zusprechen, in viel wege vrsach;
Sonsten tringet der letzterwehlte vorsteher8, dieser Landen, sehr hart vndt
zimblich vngestümb, bey etzlichen vaterländern, auf die Einführung, vndt ist
sonderlich mita ietziger haußhaltung übel zufrieden9, davon Euer F. gnd. Jch,
vieleicht gönnets Got, baldt gegenwehrtig mehren bericht thue
Wormit Euer F. gnd. Götlicher Obacht, vndt mich in dero gnade vnterthenigst treulich empfehle. Eylig|c Halla10. 24ten| Wintermonatstag 1637.
Euer Fürstl. Gnd. vntertheniger pflichtschuldiger Diener
Hanß von Dißkaw Mppria.
I
Fürst Ludwigs Übertragung des dem heiligen Bernhard
zugeschriebenen Jubilus|
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 103r–106v; Konzept von F. Ludwigs H. mit eigenh. Korrekturen.
Ein durch die Zugabe der lateinischen Originalverse und die Angabe von Bibelstellen erweiterter, auch sonst gründlich überarbeiteter Text erschien im Druck 1666:
Jubilus 3 S. BERNHARDI 3 De suavissimo Nomine 3 JESU. 3 Das ist: 3 Jubel und Lob- 3 gesang des Kirchen Lehrers Bern- 3 hardi von dem allerlieblichsten 3 NAMEN 3 JESVS. 3
Jn Deutsche Reimen gebracht/ 3 neben einer Emblematischen 3 Zugab auff jede [sic]|
Gesetz: 3 Dedicirt 3 Allen denen/ die den Herrn Jesum 3 unverruckt liebhaben. 3 [Zierstück] 3 Cöthen/ gedruckt in der Fürstl. Druckerey 3 durch Michael Röelen/ 1666.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 307 / 4.5.2006
371124 Hans von Dieskau
307
Vertonung des pseudobernhardinischen| „Jubilus“ und der U¨bertragung Fu¨rst Ludwigs.| Zu
371124 I.
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308
Hans von Dieskau 371124
HAB: Li 369, mit hs. Noten auf der Rückseite des Titelblatts.1 Ein vermutlicher Erstdruck ist nicht mehr nachweisbar. S. Kat. Dessau BB|, Nr. 3226: „etc.| Jubel- u. Lobgesang des Kirchenlehrers Bernhardi von dem Namen Jesu. (In Reimen) 1640. 1 Bd.|8b.
Ppbd.“ Kriegsverlust (nach frdl. Auskunft der ALB Dessau). Vielleicht handelte es
sich um das Exemplar aus der einstigen Bibliothek F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), s. deren Bestandskatalog Catalogus secundus| (Libri theologici in octavo, Nr. 68): „S Bernhardi Reimen von den herrn Jesu.“ Da dieser Bibliothekskatalog
nach 1662 aufgesetzt wurde, ist aber nicht auszuschließen (wenngleich höchst unwahrscheinlich), daß sich die Angabe im Catalogus secundus| auf den Druck von 1666
bezieht. Du¨nnhaupt: Handbuch,| 2618 (Art. Ludwig, Fürst von Anhalt-Köthen, Nr. F
6) hat in Unkenntnis der Handschrift und mit irrigen Argumenten den Druck von
1666 als Fehlattribution qualifiziert.
Wir geben im Folgenden die Fassung der Handschrift wieder. Die Dokumentation der
vielen Textabweichungen des Druckes von 1666 würde den textkritischen Apparat
überfrachten. Deshalb und aus Raumgründen haben wir uns entschlossen, die 48 lateinischen Strophen der Ausgabe von 1666 mit der Übertragung ins Deutsche und
den sich anschließenden versifizierten Bibeldeutungen am Ende von T I verkleinert
und unter Verzicht auf eine optisch-graphische Wiedergabe der Gedichtform zu präsentieren. Absätze und Zeilenfall werden durch senkrechte Striche markiert. Das von
uns herangezogene Exemplar der HAB weist einige hsl. Verbesserungen bzw. Einfügungen von unbekannter Hand in Strophe 3 auf. Sie sind durch eckige Klammern
markiert. Den angegebenen Bibelstellen sind wir nicht nachgegangen.
Erinnerungen
Bey des Bernhardi lob und Jubelgesang
Auf deutsch Reimweise
gegeben
1.
An Jesum dencken macht uns freud’
Erfult das hertz mit liebligkeit2
Ob honigseim, und was ie ward,
Jst seine susse gegenwart.
Ach mein Herr Jesu Christ, laß nimmermehr nicht wancken3
Von deinem wort und dir mein hertz, sinna undb gedancken
Gieb, das ich dich erkenn’, und mich in dir erfreu’,
Ach mein Herr Jesv Christ, in dir mich mache neu.
2.
So lieblich man nicht singen thut
So frolich ist kein guter muht,
Man dencket nichts das susser wer’
Als Jesus, Gottes Sohn mein Herr.
Wan ich die Stimm’ erheb’ Herr lasse sie erschallen
Was dir, mein Gott und Herr alleine mag gefallen:
Hör’ ich was, denck’ ich was, das sey dahin gericht,
Das ich meins hertzens trost vergesse nimmer nicht.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 309 / 4.5.2006
371124 Hans von Dieskau
3.
Auf Jesum hoft wer buße thut,
Wer ihn ruft an empfeht4 sein gut,
Wer dich sucht, dem du gutig bist
Er findet dich und nimmer mißt
Gleich wie das schif erhelt der ancker tief gesencket
Mein Heiland tröstet so mein hertz mit reu gekräncket
Mich laß nicht sincken Herr, wan ich nun bin gar las5
Vielmehr laß fuhlen mich, das ich dich gantz vmbfaß.
4.
Christ ist der Hertzen kron’ und wonn’
Ein Brunnenquel, der Sinne Sonn’
Du gehest über alle freud’
Und alle die begierligkeit2
O Brunn’ o Sußigkeit daraus das leben quillet,
O licht das mein gemut mit hellem glantz’ erfullet.2
Bleib bey mirc meine freud’, ich wuntsche mir nichts mehr
Es ist nichts auf der welt das druber ich begehr.
5.
Dis mag uns preisen keine zung
Kein buchstab oder rechenung.
Wers hat erfaren glaubets frey,
Was Jesum hertzlich lieben sey
Der Menschen zung ist nichts, sie kan es nicht aus sagen,
Died zahl nicht reichet ause, damit man sich möcht plagen
Was Jesum lieben sey: Man stehet gar bald an
Wer einmal hat geliebt, derselb’ es sagen kan.
6.
Jch Jesum such’ in meinemf Bett’
Wan mein hertz gantz verschlossen steht
Jn mir und dan auch offentlich
Wil jch ihn suchen mechtiglich.g
Steh’ auf mein hertz’h ietzo zu suchen und zu finden
Was dich mit Jesu kan genau genug verbinden
Dein Bett ist anders nichts dan ein verlasner platz,
Wan du nicht Jesum hast bey dir den höchsten schatz. [103v]
7.
Mit dir Maria in der fruh’
Jch Jesum suchen wil mit Muh’
Jm Grabe mit des hertzens klag’
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310
Hans von Dieskau 371124
Das aug es niti der Geist vermag.
Ich klag’ ich wein’ ach Gott, das ich den nicht kan finden
Ohn den mir meine freud’ und trost wil gantz verschwinden
Ach öfne doch das Grab der dunckelheit, damit
Was nit mein Auge sieht, es sehe meinj gemut’2
8.
Mit weinen ich anhalten wil
Bis ich den platz mit seuftzen full’2
Zu Jesu fußen werff’ ich mich
Und ihn umbfahe6 kreftiglich.
Wan ich mein’ augen könt zu threnen quellen machen
So wolt’ ich tag und nacht am größten fluße wachen
Der Schlangentretter7 steht für meiner Hertzen thur
Komm Jesu deine fuß’ o Herr seind lieblich mir.2
9.
O Jesu, könig, wunderbar
Du Edler Siegsfürst offenbar
Die Suße welche doch kein Mann
Gnug ruhmen oder schätzen kan.
Der Honiggeber Löw’8 ein Löwen hat bedeutet
Der überwunden hat, die Sußigkeit uns leitet2
Jn Himmel zu der freud die nie kein aug gesehn
Kein ohr gehört, und nicht ins Menschen hertz kan gehn.
10.
Ach bleib bey uns hertzlieber Herr
Deins lichtes schein in uns vermehr’
Abtreib des Sinnes Tunckelheit
Full’ auf die welt mit sußigkeit.
Bleib bey uns liebster Herr, dan es wil abend werden
Dein licht laß leuchten noch auf dieser finstern Erden
Das nicht der schein lesch’ aus der gleich uns fuhret fort,
durch dunkeln thal des tods zur schönen Himmelspfort.
11.
Wan du in unser hertz kehrst ein
So leuchtet ihm der Warheit schein
die eitelkeit der welt vergeht
der wahren liebe hitz’ entsteht
Herr ich bin es nit wehrt, das du bey mir einkerest,
Dich wurdigst meines dachs, mich auch die warheit lehrest.
Fahr hin du eitelkeit fahr hin du schaum der welt,
Mein Herr und Heiland mir alleine wol gefelt.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 311 / 4.5.2006
371124 Hans von Dieskau
12.
Gantz suße Jesu lieb’ uns ist
Und angenem zu aller frist,
Ja tausentmal mehr als ich sag’,
Und menschen zung’ aussprechen mag.
Der liebe ruf’ ist gut, die gutichlich entspringet
Aus Jesu mund und hertz’ in meine Seel’ eindringet,
Wan ich der zungen viel hett’ als da Blumlein tregt
Der fruling auch stets tut, der Mund sich kaum bewegt [104r]
13.
Sein leiden dask genug benehrt9,
Und was sein blut unsl hat beschert
Das wir erlöst von aller pein,
Nun können ewig selig sein.
Das leiden und die pein, die mein herr hat getragen,
Genug von solcher lieb’ als treue zeugen sagen,
Dadurch wir seind erlöst, das ein Mensch fur gericht
Dar steh’ und nicht erschreck’ obm iemand ihn anficht.
14.
Erkennet Jesum alle leut’
Halt seine lieb’ als eine beut’
Such Jesum nur inbrunstiglich,
Das feur wird schon vermehren sich.
Du liebe Seele such’, und las dich nit abwenden
Bis das du findest den der alles leid kan wenden
Brauch nur ein flämmelein, und such’ inbrunstiglich
Es brent schon liechter loh’ und wird vermehren sich.
15.
Also liebt den, der euch so liebt
Wol dem der Lieb’ umb liebe giebt
Zu dem Geruche lauffet hin,
Jhm’ opfert euer hertz und sin.
Fragst du mich lieber Herr mit Petro ob ich liebe
Ja Dich allein allein; mir deine liebe giebe
Nichts kan ich bringen mit zum opfer als ein hertz
Das sehr geängstigt ist, und liebt dich ohne schertz.
16.
Ein anfang Jesus aller gnad
Hofnung der freud’ im höchsten grad.
Ein brun der sußigkeit und Huld
311
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 312 / 4.5.2006
312
Hans von Dieskau 371124
Des Hertzens so lebt in Geduld.
Ich halt das Jsmael vom waßer hat getruncken,
Darin ein wenig sey vom Trinckegold gesuncken
Weil er darvon lebt aufn, ward reich befand sich wol,
Wer Jesum liebt den brun des golds besitzen sol.
17.
Mir mein freund Jesu das zu gieb
Das ich empfinde deine lieb,
Durch deine gegenwertigkeit
Las sehen mich dein’ Herligkeit.
Wan ich nur einen blick der herligkeit möcht sehen,
Die auf dem hohen berg an Christo ist geschehen.
Wird schon der schmalste weg von dornen vol, iedoch
Stieg’o ich hinnauf, wer’ auch der berg noch eins so hoch.
18.
Kan ich nicht reden, wie ich wil
Von dir, so schweig’ ich doch nicht still’,
Aus lieb’, ichp wags, das mir ersetzt,
Mich deine freud’ Herr hoch ergetzt.
Hett’ ich ein’ Engels zung’, ich wolte Jesum preisen,
Wie er durch alle werck thut seine güt’ erweisen,
Erq ists der uns erlöst. Er, wer es nimt in acht,
Hat alles wol gethan, hat alles wol bedachtr [104v]
19.
Herr deine lieb’ ok Jesu Christ
Des Hertzens rechte Labung ist
Sie machet sat doch ohn verdrus,
Der hunger komt im uberfluß.
Bist du’s Herr, laße mich hin auf dem Waßer gehen
Zu dir, damit ich dich und dein hertz möge sehen
Bist meine speis’ und tranck, bis in den tod verwund,
Werd’ ich von dir genehrt, werd’ ich von dir gesund.
20.
Wer dich geneust10 dem hungert sehr,
Wer von dir trinckt dem durstet mehr,
Sie wißen weiter keine lehr’
Als Jesum lieben immermehr.
Wan ich soll’ eßen schon von des Eliæ speise
Davon er viertzig tag’ aus war auf seiner reise.
So meine Seele doch blieb hungerig und mat
Vom himmelbrote sie nur ihre Nahrung hat.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 313 / 4.5.2006
371124 Hans von Dieskau
21.
Wen Christi Liebe gehet an
Wie Jesus schmeckt recht sagen kan
Gluck selig ist der das empfind,
Sein hertz noch mehr zu wuntschen find.
Wer bringt mir einen trunck des wassers, so vor allen
Mir ein verlangen macht, kein tröpflein laß’ entfallen
Du brunn zu Betlehem du lebendiger quell
Ach wie bist du so frisch, so heilsam und so hell
22.
O Jesu Engelische Zier
Wie suß’ in ohren klingst du mir,
Du wunder honig in dem Mund
Des Himmels Tranck durchaus gesund.
Mund, Ohren, hertz und sinn seind albereit gestillet,
Der Tranck vom himmel hat mein hertz mit lust erfull[et]s2
Mein mund ist aufgethan, zupreisen gottes Ehr’
Ein ieder der da hat zu hören ohren hör’2
23.
Wol tausentmal schrey ich zu dir
Herr Jesu wan komst du zu mir
Wan du mirt gibst gewissens ruh
Wan meine freude sättigst du,
Jch ruffe tausent mal wan werd’ ich dich Herr finden
Das meine Traurigkeit mir möge gantz verschwinden
Die mir komt wan ich bin ohn deine gegenwart
Wiewol ich überal gar embsig deiner wart.
24.
Dein immerwehrend’ heiße Lieb’
Ohn die ich fast ermattet blieb’
Jn Jesu honig fließend ist
Du frucht, undu meines lebens frist.
Der Baum des lebens war vom leben selbst gesetzet
Jns mittel und verhüt, das niemand ihn verletzet:
Der baum hangt an dem baum davon der honig treuft
Des lebens so durch Mark und bein’ ins hertze schleuft11. [105r]
25.
O Jesu höchste mildigkeit
Meins hertzens lust und freundligkeit
Wie unbegreiflich deine Gut
313
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 314 / 4.5.2006
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Hans von Dieskau 371124
Und liebe rühret mein gemut.
Ich haß’ ich laß’ ich meß’ und faß’ mit ofnen armen
Die welt, die lust, die freud dan der ist vol erbarmen
Wan welt, lust, freud’ auf ihn allein sich hat gericht,
Wird viel zu gros die trew’, ich faß’ und laß’ sie nicht.
26.
Mir ist gut das ich lieb’ allein
Christ Jesum, und nichts anders mein’
Jch wil mirv selbsten brechen ab,
Das ihm’ ichw nur zu leben hab’.
Gold, geld, haab, gut, haus, hof, weib, kind, freund feind das leben,
Wans nicht kan anders sein, wil ich drein gerne geben
Das ich erlange nur das Perlein so mir liebtx,
Das mein Herr Jesus ist, und er mir selber giebt.
27.
O Jesu meine süßigkeit
Die Seele hoffend zu dir schreit,
Mein’ heiße zehren suchen dich,
Dein’ ich begehr’ ietzt inniglich.
Gleich wie der hirsch gejagt und müde heftig schreiet
Nach frischem Waßerquell’, und der ihn nur erfreuet2,
So meine Seele schreit nach dir Herr Christ’ allein
Ach lieber Heiland,y sol ich nitz bald bey dir sein.
28.
An welchem ort ich immer bin,
Da steht zu Jesu gantz mein Sinn.
Wie wol ist mir, wan ich ihn find,
Wan ich ihn hab mein leid verschwind
Bin ich dan nicht gar wol nach diesem schatz gelauffen?
Hab’ angetroffen das so freuet mich mit hauffen
Nun seine gute wird und die barmhertzigkeit
Auf mir sein immerdar, ja bis in ewigkeit
29.
Als dan ich ihn umbfaß’ und kuß’,
Es ist mir mehr als Honig suß’,
Als dan ich glücklich an ihm hang’,
Weh’ es mir thutaa wans wehrt nicht lang’
Ach das ich nur den Saum seins Kleides solt’ anrüren
Wie würde bald ich drauf erwüntscht[e]bb Cosung spuren?
Er gibt mir gantz sein hertz mir ist geholffen schon,
Nun hab ich ewiglich die rechte freud’ und wonn’
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30.
Jch sehe was ich sucht’ in hitz
Was ich begehrt’ ich schon besitz’
O Jesu mat fur lieb’ ich bin.
Mein hertz mir brent mein mut und sin.
Als Jacob lange hett’ im Kampfe wol gerungen
Nach seinem wuntsch’ es ihm ist endlich auch gelungen
Jch dich nicht laß’ er sagt Herr du mich segnest dan,
Und ward darauf gar bald mit segen angethan. [105v]
31.
Wo Jesus also wirdk geliebt,
Die liebe bleibet unbetrübt2:
Sie wird nicht lau, sie nimt kein end’
Je mehr und mehr sie wächst und brent.
Wer kan sein mat’ und doch am gantzen hertzen brenen
Kranck bin ich nicht und mus gleichwol frey rund12 bekennen
Das deine liebe mich, Herr, schwecht und das darbey
Mein Hertz in liebe brenn und glimmend feurig sey
32.
Die liebe brent bestendiglich
Wird suß’ und lieblich wunderlich
Sie schmecket wol, gibt saft und kraft
Erquicket, machet gantz glückhaft.
Der lieben Sonnen glantz mus sich gar oft verstecken
Wan sie das schwartze Kleid der wolcke thut bedecken.
Allein die liebe die sich zwischen Christo find
Und seinem [sic]|cc kinderndd, die nimmer mehr verschwinds
33.
Der Himmel selbst die Liebe bringt
Durch Marck und bein die liebe dringt.
Die liebe das gemut’ entzünd,
Der geist da seine labung find2.
Die Gabe welche gut herab vom himmel kommet,
Und was vom Himmel ist dem Menschen mercklich from[met]s
Die liebe gleichsfals thut, das hertz sterkt, labt den geist,
Dadurch sie dan genug den rechten ursprung weist.
34.
O sehlge brunst o brennend lust
Doch ohne Sünd als mir bewust.
O suße Kühlung die Got gibt
315
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Dem der den Sohn von hertzen liebt
Am Pfingsfest hat der Wind und die zertheilte zungen
Gar viel genutzt, sie seind gar kreftig durchgedrungen
Dadurch ist angedeut, wer Christum recht lieb hat,
Kuhlung und brunst zugleich empfindet in der that.
35.
Der Jungfraw Marien blum Herr Christ
Der Liebe sußigkeit uns bist.
Dir sey lob ehr: O höchste Kraft
Die uns das himmelreich verschaft
Ein’ art der blumen ist, die sich zur Sonnen wendet,
Und fleißig folget nach, wo sich dieselb’ hin lendet13:
Wer Christo folgen wil, der bringt mit sich darvon,
Die rechte Seligkeit, dan er ist Blum und Sonn’.
36.
Mein liebster konig kom zu mir
Mich zeuch14 zur herligkeit nach dir
Erschein’ in Klarheit demee gemut
nicht mud’ Jch werd an deiner gut’.ff
Das fromme völcklein lies sein Hosianna hören,
Weil es sonst anders nicht den Herren kont verehrengg.2
Es lobt denhh derii da kam, nach dem der kommen wird
Herr Jesu komm, nach dir steht mein hertz und begierd’. [106r]
37.
Viel heller bist duk dan die Sonn’
Der beste Balsam von Sjon
Mehr suß’ als alle Süßigkeit
Weit vor geht deine liebligkeit
Die Kinder Jsrael da sie nicht trincken kunten15
Das bittre waßer, bald zu murren starck begunten16
Ein holtz thet Moses nein, da ward es gut zur stund’,
Der liebe dich befleiß’ auf das du bleibst gesund.
38.
Dan sein geschmack also bewegt
Und sein geruch sich an so legt,
Das meinem sinn’ in ihm geht ab,
Und ich in lieb’ ein gnügen17 hab.
Als in dem Honigseim den Stab helt eingeduncket18
Der tapfre Jonathan, hat ihme drauf geduncket
Er were wol erquickt, und seine augen rein
Wer Jesum hat gekost der wird viel frischer sein.
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371124 Hans von Dieskau
39.
Jn dir mein hertz hat seine lust,
Die liebe willig wird und just.
Auf dich mein Ruhm ist nur gestelt,
Du Heiland Jesu aller welt.
Jn Christo findet sich was ie gesucht ist worden
Und dis bekennet auch der gantze Christen orden.
Die Lieb’ und hertzens lust, ja die volkommenheit,
Von ihm’ ist uns der Ruhm und alles Heil bereit.
40.
Mein liebster kere wieder um,
Besitz und nutz dein eigenthum,
Den Feind du hast aufs haubt erlegt,
Darumb man dir das reich an tregt.
Ach liebster Herr wie weh thut mir das bittre scheiden,
Weil ich mus sein von dir hab’ ich sehr großes leiden.
Doch tröstet mich, das ich dort werde kommen hin
Da du bist, das ich stets bey dir leb bleib’ und bin.
41.
Wohin du wilst da folg’ ich bald,
Mir kan dich nemen nit gewalt
Nimst du mein hertz in deinen schutz,
Der welt, o Menschen lieb’, ich trutzjj
Der hirte sucht sein schaf, wan er eins hat verloren
Er suchts mit höchstem fleiß’, und das Ertz19 hett’ erkoren
Hast mir genommen hin mein hertz, das ist die Sach’
Und mich nach dir verlangt, das ich dir folge nach.
42.
Jhr himmel eilet auch hervor,
Erhebet eure thor empor,
Sagt dem Sigsfursten Jesu Christ,
Willkommen bist du ieder frist.
So herlich kein Triumph könt’ uns gewiesen werden,
Als wan wir solten sehn, gezogen von der erden
Wie sich der Himmel neigt, und seine demut preist,
Den könig Jesum auch so schön wilkommen heißt. [106v]
43.
Der Tugend konigk auch der Ehr’
Nichts ist, das deinen Sieg vermehr’
Und du vergiebest unsre schuld,
317
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Den Himmel gibt uns deine Huldt.
O könig Tugendreich, o konig aller Ehren
Nichts wehret dir den Sieg, nichts kan dir ihn vermehren
Der feind ist durch, dem Tod’ hast du gesieget ob
Und dir gebüret drumb ein ewigs herlichs lob.
44.
Du brunne der barmhertzigkeit
Dein glantz erstreckt sich weit und breit
Die Traurigkeit treib’ ab, so trub’
Und uns das licht der Glori gib2.
Das der held Gideon die fackeln hat gestecket
Jn irdne töpfe nein, damit hat er entdecket
Wie das des himmels glantz auch auf der erden bleib’
Und manche finsternus auch traurigkeit vertreib’.
45.
Dein lob im himmel hoch erklingt,
Kein Chor ist der nicht von dir singt,
Die gantze welt Christ frölich macht,
Und uns den frieden hat gebracht.
Herr Jesu wer kont’ ie dein großes lob aussprechen
Die himmelische schar mus selbsten auch abbrechen,
Ach mein Herr und mein Gott ich mit verwundrung sag
Mit Thoma, dan dein lieb ich nit gnug preisen mag.
46.
Jm frieden Jesus herscht zur hand
Er übertrift Sinn’ und verstand,
Denselben mein gemut begehrt,
Wol mir, wan seiner ich gewehrt
O lieber Jesu nim dein kreutz die kron’ und wunden,
Die Striemen und dein blut vergoßen fur die Sunden
Die Gott zum zorn bewegt: Ach tritt doch in die mitt
Den edlen frieden bring’ Herr Jesu fur uns bitt.
47.
Nun Jesus gieng zum Vater hin
Des Himmels glantz ist mein gewin.
Mein hertz ist weg, o wunder sach’
Es eilt dem Herren Jesu nach.
Nun ist mein höchster schatz zum Vater hingegangen,
Und leßt mich hinter sich gantz sehnlich im verlangen,
Mein hertz ist auch hiernach, es mir rechtschaffen gieb,
Das deine mir auch laß’, und inniglich mich lieb’.2
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48.
Den laßt uns loben mit dem Mund’
Und mit gebett’ aus Hertzens grund,
Auf das er uns mit sich zugleich
Bald einfuhr’ in sein himmelreich.
Jetzt laßt uns unsre stimm’ auch Mund und hertz erheben
Die Ehre mit dem preis’ allein ihm’ ewig geben,
Das er behute uns fur Krieges not gefahr
Und bring ins himmelreich, das Amen sey und wahr[.]
T a Folgt| <ver>
T I| a Eingefu¨gt.| — b Folgt| <die> — c Wort-Reihenfolge durch interlineare Ziffern umgestellt aus| Bey mir bleib — c Folgt| <große> zahl| <thuts> — e reichet aus eingefu¨gt, unsichere Lesung.| — f Von F. Ludwig gebessert aus| meinen — g Unsichere Lesung. Evtl. auch|
creftiglich (s. jedoch Strophe 8, Z. 4:| kreftiglich) — h Folgt eine unleserliche Streichung.| —
i Wort-Reihenfolge durch interlineare Ziffern umgestellt aus| Es nit das Aug — j Eingefu¨gt
für| <das> — k Strophenziffer und Zeilenbeginn auch Kustode|. — l Wort-Reihenfolge
durch interlineare Ziffern umgestellt aus| Und was uns sein blut — m Am Rande eingefu¨gt
bis| anficht fu¨r unleserliche Streichungen|. — n Wort-Reihenfolge durch interlineare Ziffern
gea¨ndert aus| auflebt — o Verbessert aus| Steig? Unsichere Lesung.| — p Gebessert aus| ichs —
q Die letzten beiden Zeilen dieser Strophe eingefu¨gt fu¨r| <Du Gott mein speis vnd tranck,
ja bis in tod verwund, Werd’ ich von Dir genehrt, werd’ ich von dir gesund.> — r Eingefügt fu¨r| <gemacht> — s Unleserlich im Falz. Konjektur in eckigen Klammern.| — t Eingefügt fu¨r eine unleserliche Streichung|. — u Unsichere Lesung, wohl gestrichen. Daru¨ber unleserliche Einfu¨gung|. — v Eingefu¨gt fu¨r| <mein> — w Eingefu¨gt fu¨r| <ich> — x Lies:| beliebt — y Folgt| <wer oder| vor> — z Eingefu¨gt|. — aa Zeile bis hierhin durch hochgestellte
Ziffern umgestellt aus| Es thut mir weh — bb Vermutlich Schreibfehler: das Endungs-|e ist
schon aus metrischen Gru¨nden notwendig|. — cc Folgt| <lieben> — dd Nachgebesserte Pluralendung| ern bei| Kindern la¨ßt den Dativ Singular des Possessivpronomens fehlerhaft erscheinen, urspru¨nglich| seinem Kind — ee Eingefu¨gt für unleserliche Streichung.| — ff WortReihenfolge in dieser Zeile durch hochgestellte Ziffern umgestellt aus| Ich werd nicht müd’ an
deiner güt’. — gg Eingefu¨gt fu¨r unleserliche Streichung|. —| hh Gebessert aus| der — ii Gebessert aus| da (?)| — jj Wort-Reihenfolge in dieser Zeile durch hochgestellte Ziffern umgestellt
aus| O Menschen lieb, der welt ich trutz.
Der Hymnus in der Drucküberlieferung von 1666 (vgl. Q I)
I. l JESU dulcis memoria, l Dans Cordi vera gaudia: l Sed super mel & omnia l Dulcis ejus
præsentia. l Das ist: l An Jesum dencken bringet Freüd/ 3 Erfüllt das Hertz mit Liebligkeit/ 3 Doch ist so süs nichts auff der Welt/ 3 Als wann mein Jesus bey mir hält. 3 Johann.
20. 3 Ach mein Herr Jesu Christ/ laß nimmermehr nicht wancken 3 Von dir und deinem
wort mein hertz/ sinn/ und gedancken/ 3 Gib daß ich dich erkenn und mich in dir erfreu/ 3 Ach mache mich in dir/ O mein Herr Jesu/ neu.
II. l Nil canitur suavius l Nil auditur jucundius, l Nil cogitatur dulcius, l Quam JESUS DEI Filius. l
Das ist: 3 Nichts lieblichers man singen kan/ 3 Nichts angenehmers höret man/ 3 Nichts
wird gedacht/ das süsser ist/ 3 Als mein Erlöser Jesus Christ. 3 Psalm 19. l Erheb ich meine
Stimm/ O Herr/ so laß erschallen 3 Von mir/ was nur allein beliebet dir für allen/ 3 Ge-
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dancken und Gehör bloß dahin sein gericht/ 3 Das meines Hertzens Trost ich lasse nimmer nicht.
III. l JESU spes pœnitentibus, l Quàm pius et petentibus, l Quàm bonus te quærentibus, l
Sed quid invenientibus? l Das ist: 3 O Hoffnung des/ der Busse thut/ 3 Den Betenden bist
du recht gut/ 3 Du liebst den/ der dich sucht mit fleiß/ 3 Der/ so dich findt/ erlangt den
Preiß. 3 Matth. 8. l Gleichwie das Schif erh[ä]lt der Ancker tieff gesencket/ 3 So tröstet/
Jesu/ [Du] mein Hertz mit Reu gekräncket/ 3 Laß mich nicht sincken/ Herr/ wann ich
nun bin gar laß/ 3 Vielmehr vergönne mir/ daß ich dich recht umbfaß.
IV. l JESU dulcedo cordium, l Fons vivus, lumen mentium, l Excedens omne gaudium, l Et
omne desiderium. l Das ist: 3 O Hertzens Lust/ der Seelen Licht/ 3 O Lebensbrunn/ dem
nichts gebricht/ 3 Du übertriffst ja alles weit/ 3 So da geachtet wird für Freüd. 3 Cant. 3. l
O Süssigkeit/ O Brunn/ daraus das Leben quillet 3 O Licht/ daß mein Gemüht mit hellen
Glantz erfüllet/ 3 Bleibt diese Freüde mir/ so wünsch ich gar nichts mehr/ 3 Nichts ich
auf dieser Welt darüber sonst begehr.
V. l Nec lingua valet dicere, 3 Nec litera exprimere, 3 Expertus potest credere, 3 Quid sit JESUM
diligere. 3 Das ist: 3 Es kan durch keiner Zungen Macht/ 3 Noch Feder werden fürgebracht/ 3 Erfahrung hilfft/ daß man versteh/ 3 Wie weit die Jesus-Liebe geh. 3 Cant. 4. 3
Die Zunge thut es nicht/ sie kan gar nicht aussprechen/ 3 So thuts auch keine Zahl/ du
wirst gar bald abbrechen/ 3 Wann du ausrechnen wilt/ was Jesum lieben sey/ 3 Wer Jhn
rechtschaffen liebt/ bekennt es ohne scheu.
VI. l JESUM quæro in lectulo 3 Clauso cordis cubiculo 3 Privatim & in publico 3 Quæram amore
sedulo. 3 Das ist: 3 Mein Hertz sucht Jesum in dem Bett/ 3 Und ihn gern eingeschlossen
het; 3 Bald ingeheim/ bald öffentlich/ 3 Wil ich/ O Jesu/ suchen dich. 3 Luc. 15. 3 Steh eilends auf/ mein hertz/ zusuchen und zufinden/ 3 Was dich mit Jesu kan genau und fest
verbinden/ 3 Dein Bett ist anders nichts/ als ein verlaßner Platz/ 3 Liegt Jesus nicht in
dir/ als ein verborgner Schatz.
VII. l Cum Maria diluculo 3 JESUM quæram in tumulo 3 Clamore cordis tremulo, 3 Mente quæram
oculo. 3 Das ist: 3 Jm Grab ich mit Maria früh 3 Will suchen/ Jesu/ dich mit Müh 3 Des
Hertzens/ biß dich mein gemüht/ 3 Wo nicht/ das Auge/ recht ersieht. 3 Johann. 20. 3
Ach! Gott/ ich klag/ ich wein/ ach! daß ich nicht kan finden/ 3 Den/ ohne welchen mir
wil aller Trost verschwinden/ 3 Ach! öffne doch/ O Herr/ das Grab der Tunckelheit/ 3
So wird/ wo nicht das Aug/ jedoch das Hertz erfreut.
VIII. l Tumbam profundam fletibus 3 Locum replens gemitibus, 3 JESU provolvar pedibus 3
Strictis hærens amplexibus. 3 Das ist: 3 Mit weinen ich anhalten wil/ 3 Biß ich den Platz
mit Thränen füll: 3 Für Jesu Füsse werffen mich/ 3 Jhn zu umbfahen kräfftiglich. 3 Jerem.
9. 3 Könt’ ich mein’ Augen nur zu Thränen-quellen machen/ 3 So wolt ich Tag und Nacht
an diesem Flusse wachen/ 3 Der Schlangentreter steht für meines Hertzens Thür/ 3
Komm/ mein Herr Jesu/ komm/ ich warte schon allhier.
IX. l JESU Rex admirabilis, 3 Et triumphator nobilis, 3 Dulcedo ineffabilis, 3 Totus inæstimabilis. 3 Das ist: 3 O König/ daß du wunderbar/ 3 Hat dein Triumph bezeuget klar/ 3 O Süssigkeit/ die hier kein Mann 3 Gnug rühmen oder schätzen kan. 3 Judic. 14. 3 Der Löw/ so
Honig gab/ den Löwen hat bedeutet/ 3 Der als ein Sieges-Fürst durch Süssigkeit uns leitet/ 3 Zur Freüde/ die noch nie kein Auge hat gesehn/ 3 Kein Ohr gehört/ die nicht ins
Menschen Hertz kan gehn.
X. l Mane nobiscum Domine, 3 Et nos illustra lumine, 3 Pulla mentis caligine 3 Mundum replens
dulcedine. 3 Das ist: 3 Hertzliebster Herr/ ach bey uns bleib/ 3 Erleucht uns/ wehrtes
Licht/ vertreib/ Jn uns des Hertzens Tunckelheit/ Die Welt füll an mit Süssigkeit. 3 Luc.
24. 3 Bleib bey uns liebster Herr/ dann es wil Abend werden/ 3 Dein Liecht uns leuchten
laß auff dieser finstern Erden/ 3 Erhalt doch ja den Schein/ der uns gerade zu/ 3 Vom
tunckeln Todes-Thal führt zu der Himmels Ruh.
XI. l Quando cor nostrum visitas, 3 Tum lucet ei veritas, 3 Mundi vilescit vanitas, 3 Et intus servet
charitas. 3 Das ist: 3 Wann du besuchest unser Hertz/ 3 So leuchtet Jhm der Warheit
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Kertz/ 3 Die Eitelkeit der Welt vergeht/ 3 Die ware Liebes-Hitz entsteht. 3 Matth. 8. 3 O
Herr/ ich bin nit wehrt/ daß du bey mir einkehrest/ 3 und würdigest mein Dach/ mich
auch die Warheit lehrest/ 3 Fahr hin/ du Eitelkeit/ fahr hin du Schaum der Welt/ 3 Für
meinem Heyland mir nichts überall gefällt.
XII. l Amor JESU dulcissimus, 3 Et verè suavissimus, 3 Plus millies gratissimus, 3 Quàm dicere
sufficimus. 3 Das ist: 3 Die Jesus Lieb ist übersüß 3 Und lieblich/ ja sie ist gewis/ 3 Viel angenehmer als ich sag/ 3 Und menschen zung aussprechē mag. 3 2. Cor. 12. 3 O welch ein
tieffer Grund der Liebe/ so entspringet 3 Aus Jesus Mund und Hertz und zu mein Hertz
eindringet/ 3 Wer’ ich so Zungen-reich/ als Blumen-reich der Lentz/ 3 So zweifl’ ich
doch/ daß ich ich [sic]| dis Liebes-Lob ergäntz.
XIII. l Hoc probat ejus passio, 3 Et sanguinis effusio, 3 Per quam nobis redemtio 3 Datur, & Dei
visio. 3 Das ist: 3 Sein Leiden es genug darthut/ 3 Was er vergossen hat für Blut/ 3 Das
macht/ daß wir erlöst von Pein 3 Dadurch nun ewig selig sein. 3 Esa. 53. 3 Das Leiden und
die Pein/ so Jesus hat getragen/ 3 Genug von dieser Lieb als treue Zeugen sagen/ 3 Dadurch wir seyn erlöst/ daß wir nun für Gericht/ 3 Gantz unerschrocken stehn/ wann uns
der Feind anficht.
XIV. l JESUM omnes agnoscite, 3 Amorem ejus poscite, 3 JESUM ardenter quærite, 3 Quærendo
inardescite. 3 Das ist: 3 Erkennt doch Jesum alle Leut/ 3 Begehret nur zu eurer Beut 3 Die
Jesus-Lieb’ und suchet Jhn/ 3 Die Flam̄e wird bald aufwarts ziehn. 3 Luc. 15. 3 Such/ liebe
Seele/ such/ und laß dich nicht abwenden. 3 Du findest dann den Schatz der alles Leid
kan enden/ 3 Ein kleines Füncklein macht/ daß eine Flamm ensteht/ 3 Die brennet Lichter loh und immer weiter geht.
XV. l Sic amantem diligite, 3 Amoris vicem reddite, 3 In hunc odorem currite, 3 Et vota votis addite. 3 Das ist: 3 So liebet den/ der euch so liebt/ 3 Wol dem/ der Lieb umb Liebe giebt/ 3
Zu den Geruch laufft eilends hin/ 3 Zum Opffer richtet eüren Sinn. 3 Johan. 21. 3 Fragstu
mich lieber Herr/ mit Petro/ ob ich liebe? 3 So sag ich frey heraus/ und es nicht lang verschiebe: 3 Jch liebe dich allein; Zum Opffer leg ich dar/ 3 Nur ein zerschlagnes Hertz/ O
Jesu/ nim es wahr.
XVI. l JESUS autor clementiæ, 3 Totius spes lætitiæ, 3 Dulcoris fons & gratiæ, 3 Veræ cordis delitiæ. 3 Das ist: 3 O Jesu/ Ursprung aller Gnad/ 3 Der Freüden-hofnung höchster grad/ 3
Du Brunquell süsser huld und lust/ 3 Dem/ der ist rein- und keuscher Brust. 3 Genes. 21. 3
Hagar/ du hast deinen Sohn/ glaub ich/ aus dem quell geträncket/ 3 Da vom TrinckGold etwas muß ehmals sein hinnein versencket/ 3 Weil es ihn recht lebhafft macht’/ also
dass er sehr nam zu. 3 Jesum lieben räumet uns solchen Gold-Fluß ein mit Ruh.
XVII. l JESU mi bone sentiam 3 Amoris tui copiam, 3 Da mihi per præsentiam 3 Tuam videre
gloriam. 3 Das ist: 3 Mein lieber Jesu/ gönne mir/ 3 Daß ich stets deine Liebe spür/ 3 Laß
mich aus deiner Gegenwart 3 Erkennen deines Glantzes Art. 3 Matth. 17. 3 Möcht ich doch
einen Blick der Herrligkeit nur sehen/ 3 Die auff dem hohen Berg an Christo ist geschehen! 3 Es solte mir kein Weg so eng und dornicht sein/ 3 Den ich nicht lauffen wolt ümb
solchen Gottheit-Schein.
XVIII. l Cum dignè loqui nequeam, 3 De te tamen ne sileam, 3 Amor facit ut audeam, 3 Cum solúm de te gaudeam. 3 Das ist: 3 Kan ich nicht reden/ wie ich will 3 Von dir/ so schweig ich
doch nicht still/ 3 Die Liebe macht/ daß ich es wag/ 3 Und nur von deiner Freüde sag. 3
Marc. 7. 3 Hätt’ ich ein’ Engelzung/ so wolt’ Jch Jesum preisen 3 Und seiner güte werck in
Famen Buch durchreisen. 3 Er ists/ der uns erlöst: Man nehme nur in acht/ 3 Wie wol
doch alles sey von seiner hand gemacht.
XIX. l Tua JESU dilectio 3 Mentis grata refectio 3 Replens sine fastidio 3 Dans famem desiderio. 3
Das ist: 3 Herr Jesu deiner Liebe Gluth 3 Erquicket Leben/ Sinn’ und Muht/ 3 Von Jhr
man wird ohn eckel sat/ 3 Und dennoch ferner hunger hat. 3 Matth. 14. 3 Bistu’s/ O Herr/
so laß mich auff dem Wasser gehen/ 3 Daß ich kom̄ hin zu dir/ sonst kan ich nicht bestehen/ 3 Von dir werd ich gespeist/ von dir werd ich getränckt/ 3 Von dir werd ich genehrt: Wer ist nun/ der mich kränckt?
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XX. l Qui te gustant, esuriunt, 3 Qui bibunt, adhuc sitiunt, 3 Desiderare nesciunt 3 Nisi JESUM,
quem diligunt. 3 Das ist: 3 Den hungert noch/ so dich geschmeckt/ 3 Dein tranck ihm fernern durst erweckt 3 Gar nichts weiß er zu wünschen mehr 3 Als Jesum/ den er liebt so
sehr. 3 1. Reg. 19. 3 Wann ich schon essen solt/ Elia/ von der Speise/ 3 So dich hat viertzig
Tag erhalten auf der Reise/ 3 So were meine seel hieran doch nicht vergnügt/ 3 Wann sie
vom Himmel-Brodt nicht ihre Nahrung kriegt.
XXI. l Quem tuus amor inebriat, 3 Novit, quid JESUS sapiat, 3 Quàm felix est qui sentiat, 3 Cor est
quod ultrà cupiat. 3 Das ist: 3 Dem ist recht dein Geschmack bekant/ 3 O Jesu/ der in dir
entbrant/ 3 Wol dem! der solches bey sich fühlt/ 3 Und dennoch nach ein mehrers zielt. 3
2. Sam. 23. 3 Wer bringt mir einen Trunck des Wassers/ so für allen 3 Mir ein verlangen
macht/ kein Tröpflein laß entfallen: 3 Du Brunn zu Bethlehem/ du lebendige Quell/ 3
Wie bistu doch so frisch/ so heilsam und so hell!
XXII. l JESU decus Angelicum, 3 In aure dulce canticum 3 In ore mel mirificum, 3 In corde nectar cœlicum, 3 Das ist: 3 Du Engel-Zier/ Herr Jesu Christ/ 3 Dem Mund ein Wunder-Honig bist/ 3 Du meiner Ohren süsser Klang; 3 Du meines Hertzens Himmels tranck. 3 Luc.
8. 3 Mund/ Ohren und das Hertz/ seind allbereit gestillet/ 3 Der Tranck vom Himmel
hat mein Hertz mit Lust erfüllet/ 3 Mein Mund ist auffgethan/ zu preisen Gottes Ehr/ 3
Wer nur ein einig Ohr zu hören hat/ der hör.
XXIII. l Desidero te millies, 3 Mi JESU, quando venies? 3 Me lætum quando facies, 3 Me de te
sic ut saties? 3 Das ist: 3 Wol tausendmal schrey ich zu dir/ 3 Herr JEsu/ wann kombstu
zu mir? 3 Wann gibstu meiner Freude Krafft/ 3 Und sättigst mich mit deinem Safft? 3 Genes. 49. 3 Wol tausend mal ruff Jch: Wann werd ich dich finden/ 3 Kom̄ eilends Herr/ laß
mein betrübnüs verschwinden/ 3 Das bey mir entstehet/ wann ich dich nicht seh/ 3 Ach!
kom̄ doch/ Herr Jesu/ eh’ dan ich vergeh.
XXIV. l Amor tuus continuus 3 Mihi languor assiduus, 3 Mihi JESUS mellifluus 3 Fructus vitæ perpetuus. 3 Das ist: 3 Durch deiner Liebe steten Brand/ 3 Wird mir ermattet meine Hand/ 3
Dein Honigfluß/ Herr Jesu/ ist 3 Die Frucht/ so mir mein Leben frist’t. 3 Gen. 3. 3 Der
Baum des Lebens war vom Leben selbst selbst [sic]| gesetzet/ 3 Und zwar recht mitten
ein/ dz er blieb unverletzet/ 3 Des Baumes Wurtzel zog von solchem Baum den Safft/ 3
Der Lebens-Honig trug und gab dem Hertzen Krafft.
XXV. l JESU summa benignitas, 3 Mihi cordis jucunditas, 3 Incomprehensa bonitas, 3 Tua me
stringat charitas. 3 Das ist: 3 O Herr/ du höchste Mildigkeit/ 3 Du meines Hertzens Lust
und Freud/ 3 Dein’ überschwänglich grosse Güt’ 3 Und Liebe rühre mein Gemüht. 3 Luc.
II. 3 Hinweg mit dir/ O Welt/ ich hasse deine Schätze; 3 Und einen festen Grund auff
meinen Jesum setze. 3 So fern sich deine Lust nach meinen Jesum richt’t/ 3 So faß ich sie
zwar mit/ doch laß Jch Jesum nicht.
XXVI. l Bonum mihi diligere l JESUM nil ultra quærere, l Mihi prorsus diffidere. l Ut illi queam
vivere. l Das ist: 3 Nichts ausser Jesum sucht mein sinn/ 3 Jhn lieben das ist mein Gewinn/
3 Mir wil ich selbsten brechen ab/ 3 Damit ich Jhm zu leben hab. 3 Matth. 3. l Gold/ Geld/
Haab/ Gut/ Hauß/ Hof/ Weib/ Kind/ Freund/ Feind/ das Leben/ 3 Wanns nicht kan
anders sein/ wil ich gar gern hin geben/ 3 Daß ich erlange nur das Perlein/ so mich liebt/
3 Daß mein Herr Jesus ist/ daß er mir selber giebt.
XXVII. l O JESU mi dulcissime, 3 Spes suspirantis animæ, 3 Te quærunt piæ lachrymæ, 3 Te
clamor mentis intimæ. 3 Das ist: 3 O Jesu/ meine Süssigkeit/ 3 Der Seelen Trost/ so zu dir
schreit/ 3 Die heissen Zehren suchen dich 3 Das Hertz begehrt dein inniglich. 3 Psal. 42. 3
Gleichwie der matte Hirsch nach frischen Wasser schreyet/ 3 Und suchet mit Begier/ biß
sich ein quell eräuget; 3 So schreyet meine Seel/ O Herr/ nach dir allein/ 3 Ach! mein
Herr Jesu Christ/ laß mich bald bey dir seyn.
XXVIII. l Quocunque loco fuero, 3 JESUM meum desidero, 3 Quàm lætus cùm invenero, 3
Quàm felix cum tenuero! 3 Das ist: 3 An welchem Ort ich immer bin/ 3 Da steht zu Jesu
gantz mein Sinn/ 3 Find ich Jhn/ Ach! wie froh bin ich? 3 Hab ich Jhn/ selig schätz ich
mich. 3 2. Tim. 4. 3 Bin ich nicht mit begier/ mein Schatz/ dir nach gegangen/ 3 Bey dem
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ich alles Heil und Wolfart kan erlangen. 3 Nun folgt die Himmels-Güt und die Barmhertzigkeit. 3 Mir nach biß an mein Grab/ ja auch nach dieser Zeit.
XXIX. l Tunc amplexus, tunc oscula 3 Quæ vincunt mellis pocula 3 Tunc felix Christi copula 3 Sed
in his parva morula. 3 Das ist: 3 Alsdann ich Jhn ümbfah und küß’ 3 Das ist mir mehr als
Honigsüß/ 3 Alsdann ich glücklich an Jhm hang/ 3 Ach! aber solches wehrt nicht lang. 3
Marc. 5. 3 Ach daß ich nur sein Kleid möcht an dem Saum anrühren/ 3 Wie würd ich alsobald erwündschte Labsal spüren? 3 Er giebt mir ja das Hertz/ mir ist geholffen schon 3
Nun hab ich ewiglich die rechte Freüd und Wonn.
XXX. l Jam quod quæsivi video, 3 Quod concupivi teneo, 3 Amore JESU langueo 3 Et corde totus
ardeo. 3 Das ist: 3 Was ich gesucht/ daß seh ich ietzt/ 3 Was ich begehrt mein hertz besitzt. 3 Vor Lieb/ Herr Jesu/ bin ich matt/ 3 Mein Hertz nicht wenig Hitze hat. 3 Genes.
32. 3 Als Jacob lang genug mit rechtem Ernst gerungen/ 3 Jst es Jhm endlich doch nach
seinem Wunsch gelungen; 3 Jch lasse/ Herr/ dich nicht/ sprach er/ du legest dann 3 Mir
einen Segen zu. Drauff ging das segnen an.
XXXI. l JESUS cum sic diligitur, 3 Hic amor non extinguitur, 3 Tepescit nec emoritur, 3 Plus
crescit & accenditur. 3 Das ist: 3 Wo Jesus Lieb’ ist so bewand/ 3 So wird nit leicht gelöscht
ihr brand/ 3 Sie wird nicht laulicht oder kalt/ 3 Vielmehr sie zunimbt mit Gewalt. 3 Cant.
5. 3 Wer kan matt sein/ und doch am gantzen Hertzen brennen? 3 Kranck bin ich nicht/
und muß doch gleichwol frey bekennen/ 3 Daß deine Liebe mich/ Herr Jesu/ mache
schwach/ 3 Mein Hertz im Leibe brenn/ und in begierde wach.
XXXII. l Hic amor ardet jugiter, 3 Dulcescit mirabiliter, 3 Sapit delectabiliter, 3 Delectat & feliciter.
3 Das ist: 3 Die Liebes-Brunst beständig ist/ 3 Sie wird recht wunderbar versüßt/ 3 Sie
schmecket aus der massen wol/ 3 Erlustigt und macht Glückes voll. 3 Tob. 3. 3 Der lieben
Sonnen Glantz muß sich gar offt verstecken/ 3 Wann sich das schwartze Kleid der Wolcken läst ausstrecken 3 Allein die Liebe/ die sich zwischen Christo find/ 3 Und einem lieben Kind zu keiner Zeit verschwindt.
XXXIII. l Hic amor missus cœlitus 3 Hæret mihi medullitus, 3 Mentem incendit penitus, 3 Hoc delectatur spiritus. 3 Das ist: 3 Die Liebe kömbt von oben her/ 3 Rührt Marck und Bein nicht
ohngefehr/ 3 Durchaus sie das Gemüht entzünd’t/ 3 Worin der Geist erquickung find’t. 3
Jac. I. 3 Allein vom Himmel her die gutte Gaben kommen/ 3 und was vom Himmel ist/
daß kan dem Menschen frommen. 3 Die Liebe thut es auch/ das Hertz/ den Geist sie
stärckt/ 3 Dabey ihr Ursprung wird gar leichtlich abgemerckt.
XXXIV. l O beatum incendium, 3 Et ardens desiderium 3 O dulce refrigerium, 3 Amare DEI filium.
3 Das ist: 3 O Brunst/ die man für selig hält/ 3 Verlangen/ daß sich feürig stellt/ 3 O Süssigkeit/ die lieblich kühlt/ 3 O lieben/ daß auff Jesum zielt! 3 Act. II 3 Es hat der kühle
Wind samt feüerigen Zungen 3 Am Pfingstfest viel genutzt und kräfftig durchgedrungen;
3 Hieraus erhellet klar/ daß Jesus Liebe sey 3 Der Sommer-Hitze gleich und auch dem
kühlen Mey.
XXXV. l JESU flos matris virginis, 3 Amor nostræ dulcedinis, 3 Tibi laus, honor numinis, 3 Regnum beatitudinis. 3 Das ist: 3 O Jungfrau-Blum/ Marien Sohn/ 3 Du unsrer süssen Liebe
Cron/ 3 Lob/ Ehr sey dir/ O höchste Krafft/ 3 Die uns das Himmelreich verschaft. 3
Matth. 6. 3 Ein Art der Blumen ist/ die sich zur Sonnen wendet/ 3 und fleissig folget nach/
wo sich dieselb hinlendet/ 3 Wer Christo folgen wil/ der bringt mit sich davon 3 Die rechte seligkeit/ dann Er ist blum und sonn.
XXXVI. l Veni, veni Rex optime, 3 Pater immensæ gloriæ, 3 Effulge menti clarius, 3 Jam expectate sæpius. 3 Das ist: 3 Komm/ kom̄/ O liebster König/ bald/ 3 O Vater Göttlicher Gestalt/ 3 Vermehre deinen Glantz bey mir/ 3 Der dich erwartet mit begier; 3 Matth. 21. 3 Das
fromme Völcklein ließ sein Hosianna hören/ 3 Weil es den König sonst kont anders nicht
verehren/ 3 Den/ der da kam/ es lobt/ und der noch kommen wird/ 3 Ach komm/ Herr
Jesu/ komm/ ich stehe schon umbgürt’t.
XXXVII. l JESUS sole serenior, 3 Et balsamo suavior, 3 Omni dulcore dulcior, 3 Præ cunctis
amabilior. 3 Das ist: 3 Die Sonne Jesus glantze weicht/ 3 Kein Balsam auch so lieblich
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reucht/ 3 Die übersüsse Süssigkeit/ 3 Beliebet ist für allem weit. 3 Exod. 15. 3 Als Jsraels Geschlecht das bitt’re Wasser scheute/ 3 Und murrend/ Mose/ schrie/ rett’ uns verschmachte Leute/ 3 Da that er einen Baum darein/ der süsse macht/ 3 Halt du die Liebe
drein/ so thut dir alles sacht.
XXXVIII. l Cujus gustus sic afficit, 3 Cujus odor sic reficit, 3 In quo mens mea deficit 3 Solus
amanti sufficit. 3 Das ist: 3 Ja sein geschmack macht mich entzückt 3 Auch sein Geruch mich
so erquickt/ 3 Daß ich vor Liebe fast vergeh/ 3 Und doch in Jhm vergnüget steh. 3 1. Sam.
14. 3 Als in den Honigseim dort seinen stab getauchet/ 3 Der tapffre Jonathan/ hat er
nichts mehr gebrauchet/ 3 Weil er sich frisch befand/ und an den Augen rein; 3 Wer Jesum hat gekost’t/ wie frisch wird der wol sein?
XXXIX. l Tu mentis delectatio, 3 Amoris consummatio, 3 Tu mea gloriatio, 3 JESU mundi salvatio.
3 Das ist: 3 Jn dir mein Hertz hat seine Lust/ 3 Der Lieb ist mangel unbewust/ 3 Auff dich
ist all mein Ruhm gestellt/ 3 O Jesu/ Heyland aller Welt. 3 Act. 14. 3 Jn Christo findet sich/
was je gesucht ist worden/ 3 und dis beken̄et auch der gantze Christen-Orden/ 3 Er ist
des HertzenLust/ der Liebe volle Pracht/ 3 Jn Jhm steht unser Ruhm/ der Seelen Heil
und macht.
XL. l Mi dilecte revertere 3 Consors paternæ dexteræ, 3 Hostem vicisti prosperè, 3 Jam cœli regno fruere. 3 Das ist: 3 Mein liebster kehre wieder umb/ 3 Besitze nun dein Eigenthumb/ 3
Den Feind hast du aufs Haupt erlegt/ 3 Darumb man dir das Reich anträgt. 3 Cant. 3. 3
Ach liebster Herr/ wie weh thut mir das bittre scheiden/ 3 Weil ich muß sein von dir/
hab Jch recht grosses leiden/ 3 Doch tröstet mich/ daß ich dort werde kommen hin/ 3 Da
du nun bist/ da Jch stets bey dir leb’ und bin.
XLI. l Sequar quocunque ieris, 3 Mihi tolli non poteris, 3 Cùm meum cor abstuleris, 3 JESU laus
nostri generis. 3 Das ist: 3 Wohin du wilt/ da folg ich bald/ 3 Mir nimt man dich nicht mit
gewalt/ 3 Nimstu mein Hertz in deinen Schutz. 3 O Christen-Ruhm! O höchster Nutz! 3
Luc. 15. 3 Ein Hirte sucht sein Schaff/ wann er eins hat verloren/ 3 Er suchts mit höchsten
Fleiß; du hast mein Hertz erkohren/ 3 O grosser Seelen-Hirt/ und es zu dir gewandt/ 3
Drumb folge ich dir so nach in Liebe gantz entbrandt.
XLII. l Cœli vires occurrite, 3 Portas vestras attollite, 3 Triumphatori dicite 3 Ave, REX JESU inlyte.
3 Das ist: 3 Jhr Himmel/ eilet auch hervor/ 3 Erhebet eüre Thor empor/ 3 Glück zu/ rufft
diesem starcken Held/ 3 Der Triumphirend sich einstellt. 3 Apoc. 19. 3 Kein herrlicher Triumph könt’ uns gezeiget werden/ 3 Als wan wir solten sehn/ gezogen von der Erden/ 3
Wie sich der Himmel neig und seine Demuht weis’/ 3 Und wie er Jesum so erfreut willkommen heiß.
XLIII. l Rex Virtutum, Rex gloriæ, 3 Rex insignis victoriæ, 3 JESU largitor veniæ. 3 Honor cœlestis patriæ. 3 Das ist: 3 Der Tugend König und der Ehr/ 3 Nichts ist/ daß deinen Sieg vermehr/ 3 Vergeber aller unser Schuld/ 3 Der Himmel gibt uns deine Huld. 3 1. Corinth. 15. 3
O grosser Tugend-Held/ O König aller Ehren/ 3 Nichts wehret dir den Sieg/ nichts kan
dir Jhn vermehren/ 3 Der Feind ist gantz erlegt/ du hast gesieget ob/ 3 Drumb bleibet
uns die Huld/ und dir ein ewigs Lob.
XLIV. l Tu fons misericordiæ, 3 Tu veræ lumen patriæ, 3 Pelle nubem tristitiæ, 3 Dans nobis lumen gloriæ. 3 Das ist: 3 Du Brunquell der Barmhertzigkeit/ 3 Dein Glantz erstreckt sich
weit und breit/ 3 Vertreib die schwartze Trübsals-Nacht/ 3 und gönn’ uns deines Lichtes
pracht. 3 Jud. 7. 3 Das Gideon der Held die Fackeln hat gestecket 3 Jn irdene Gefäß’/ hierdurch hat er entdecket/ 3 Daß auch des Himmels Glantz offt auf der Erden bleib’/ 3 und
manche Finsternüs und Traurigkeit vertreib.
XLV. l Te cœli chorus prædicat, 3 Et tuas laudes replicat, 3 JESUS orbem lætificat, 3 Et nos Deo
pacificat. 3 Das ist: 3 Dein Lob im himmel hoch erklingt/ 3 Kein Chor ist/ der nicht von
dir singt/ 3 Die gantze Welt erfreüest du/ 3 Herr Jesu/ mit der Himmels-Ruh. 3 Joh. 20. 3
Herr Jesu/ wer könt’ je dein grosses Lob aussprechen? 3 Die Himmelische Schaar muß
selbsten auch abbrechen/ 3 Mein Herr und mein Gott/ verwunderend ich sag 3 Mit Thoma/ dan dein Lob ich nit gnug preisen mag.
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XLVI. l JESUS in pace imperat, 3 Quæ omnes sensus superat. 3 Hanc mea mens desiderat 3
Et eâ frui properat. 3 Das ist: 3 Jn Friede Jesus hoch regiert/ 3 Der über alle Sinnen führt/ 3
Denselben mein Gemüht begehrt/ 3 Ach! würd ich dessen nur gewehrt. 3 Psal. 43. 3 Dein
Creutz/ O Jesu nimb/ die Wunden samt der Krone/ 3 Die Striemen und dein Blut/ daß
für dem Himmels-Throne 3 Hat Gottes Zorn gestillt: Ach tritt doch mitten ein/ 3 Herr Jesu/ für uns bitt/ erhalt den Friedens-Schein.
XLVII. l JESUS ad patrem rediit, 3 Cœleste numen subiit, 3 Cor meum á me transiit, 3 Post JESUMS simul abiit. 3 Das ist: 3 Zum Vater ist mein Jesus fort/ 3 Zum Himmelischen LebensPort/ 3 Mein Hertz ist weg/ O Wunder-Sach! 3 Es eilet dir/ Herr Jesu/ nach. 3 Johan. 14.
3 Nun ist mein höchster Schatz zum Vater hingegangen/ 3 Und läst mich hinter sich in
sehnlichem Verlangen/ 3 Mein Hertz folgt eilends nach/ Ach! gib/ Herr Jesu/ zu/ 3 Daß
in dem deinen es stets habe sichre Ruh.
XLVIII. l Quem prosequemur laudibus, 3 Votis, hymnis & precibus, 3 Ut nos donet cœlestibus, 3
Cum ipso frui sedibus, Amen. 3 Das ist: 3 Den laßt uns loben mit dem Mund/ 3 und mit Ge-
bet von Hertzen Grund/ 3 Auff daß er uns mit sich zugleich/ 3 Einführen mög’ ins Himmelreich. 3 Apoc. 5. 3 Jetzt laßt uns unsre Stim̄/ auch Mund und Hertz erheben/ 3 Und
Jhm allein Lob/ Ehr und Preiß in Demuht geben/ 3 Daß er von uns abwend all’ angst/
noth und gefahr/ 3 Und uns den Himmel schenck’/ Ach! Amen/ daß sey wahr!
K 1 Der 25.|11. fiel im Jahr 1637 nach altem Kalender auf einen Samstag. Der den Eingang vermerkende Kanzlist muß sich im Wochentag oder im Datum geirrt haben. —
Hans v. Dieskau (FG 212. Der Tilgende), aus dem angesehenen, im Magdeburgischen
und Obersächsischen reich begüterten Uradelsgeschlecht (das in der Provinz Magdeburg
1746 ausstarb), war damals Mitglied des achtköpfigen „kleinen“ oder „engen“ Ausschusses der erzstiftischen Landstände und Direktor derselben im Saalkreis. Zuvor hatte Dieskau während der Regierungszeit F. Ludwigs, des schwedischen Statthalters der Stifte
Magdeburg und Halberstadt (vgl. 320313, 350800), als Hauptmann des wichtigsten
magdeburgischen Amtes, Giebichenstein (s. Dreyhaupt| II, 851), gewirkt. Demnach muß
es bei der Unterredung zwischen Alvensleben und den Dieskaus (s. Anm.|7) nicht um private oder wirtschaftliche Angelegenheiten gegangen sein; sie könnte auch der Vorbereitung des erzstiftischen Landtags im März 1638 in Calbe und der anstehenden Huldigung
des postulierten Administrators Hz. August v. Sachsen-Weißenfels (FG 402. 1643) gedient haben. Vgl. Anm.|8 u. 380303. — In einer Notiz über die eigene Aufnahme in die
FG am Hof in Halle a.|d.|S. durch Hz. August v. Sachsen-Weißenfels hob Hz. Ferdinand
Albrecht v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 842. Der Wunderliche) noch am 28.|8.|1673
unter den dabei anwesenden sechs Fürsten und 20 Adligen den alten Dieskau hervor:
„Vnter den Cavalieren war Hans von Dieskau, Reformirter Religion, ein Man von 81
Jahren, der im 1632. iahre, von Fürst Ludwigen, als Vrheber dieses ordens, von Anhalt,
zu Cöthen darein genommen.“ Die Notiz steht in Hz. Ferdinand Albrechts einstigem
Exemplar von Neumark: Palmbaum|, Vorsatzbl. (HAB: Ln 341). Der Aufnahmebericht
vollständig wiedergegeben in Jill Bepler: Ferdinand Albrecht Duke of Braunschweig-Lüneburg (1636–1687). A Traveller and his Travelogue. Wiesbaden 1988, 263 Anm.|10
(Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 16); Auszüge daraus in (dies., Hg.): Barocke Sammellust. Die Bibliothek und Kunstkammer des Herzogs Ferdinand Albrecht
zu Braunschweig-Lüneburg (1636–1687). Weinheim 1988, 207 (Ausstellungskataloge
der Herzog August Bibliothek, 57). Der Herzog veröffentlichte seinen Bericht auch in
seinem Werk: Wunderliche Begebnüssen und wunderlicher Zustand Jn dieser wunderlichen verkehrten Welt. .|.|. Durch den in der Fruchtbringenden Gesellschafft so genanten
Wunderlichen im Fruchtbringen. 2 Tle. (Bevern 1678–1680: Johann Heitmüller), II, Bl.
[a iv v] ff. (HAB: Lo 1388.4); Faksimiledruck hg. u. eingeleitet von Jill Bepler, Bern usw.
1988 (Nachdrucke Deutscher Literatur des 17. Jahrhunderts, 65). Die Leichenpredigt
rühmt Dieskau als „Treuen Patrioten“, seinem Wesen nach „aufrichtig und nach der Al-
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ten Teutschen Art“, feind aller „Falschheit“ und „Betrüglichkeit“. S. Die Allerschönste
und Edelste Erbschafft Der gläubigen Kinder GOttes. Aus der 1. Petr. I. v. 3. 4. 5 Wie
solche Bey Christlich-Hochansehnlichen Leich-Begängnis Des .|.|. HERRN Hansens
von Dießkau/ Auf Dießkau und Canehna/ Hauptman̄s/ und E. Hoch-Löbl. Landschafft des Saal-Creyses im Hertzogthumb Magdeburg Hoch-Meritirten DIRECTORIS,
Welcher den 10. Novembris abgewichenen 1680sten Jahrs .|.|. seine himmlische Erbschafft
der Seelen nach in Besitz genommen: Der Leib aber den 12. Januarii .|.|. in sein Neu-erbauetes Erb-Begräbnis ist eingesencket worden: Jn einer dazumahl/ in der Kirchen zu
Dießkau/ gehaltenen/ .|.|. Predigt/ ist fürgestellet worden Von TOBIA ÖRNSTERO,
LIPS. Pfarrern zu Dießkau und Canehna (Halle a.|d.|S. [1681]: Christoph Salfelds Erben), Bl. J ii v f. u. K v (LP Stolberg| 7788). Vgl. auch 510000A (Dieskaus „Vngeferlicher
Auffsatz, der gebräuch welche bey Einnehmung der Mittglieder, in der Fruchtbring. Gesellschafft in acht zunehmen“); ferner Conermann III|, 221|ff. Zu Dieskaus Briefwechsel
mit F. Ludwig s. 380302A, 380303, 380904, 381030, 390110, 390112, 390114 u.|ö.
2 Schon KL| III, 96 erklärt hier in Klammern „Scheit“ und merkt zu dem folgends im
Brief genannten „Lobgesang“ an, er sei „nicht mehr vorhanden“. Letzteres ist unzutreffend, sofern sich der „Lobgesang“ als Des Bernhardi| lob und Jubelgesang Auf deutsch
Reimweise gegeben| (s. Beil. I) identifizieren läßt. Daß es sich bei dem im Brief genannten
„Klangtichter“ um den in Halle wirkenden Komponisten Samuel Scheidt (1587–1654)
handelt, gibt auch ein Brief von Hans v. Dieskau an F. Ludwig vom 12.|1.|1639 zu vermuten. Dort heißt es: „So baldt ich vf Halla komme, muß ich es [das von Martin Opitz
übersetzte Weihnachtslied] dem Thondichter Scheydten, damit es mit großem Nutz an
tagk komme, mittheilen“ (HM Köthen: V S 544, Bl. 24). Dieser Brief (390112) liefert im
übrigen den ersten Beleg für den erst im späten 18. Jh. allgemein gewordenen Begriff
„Tondichter“. Vgl. 381028 K IV 30 („Music oder thonkündigung“) u. DW| XI, 757. Dagegen läßt sich das Synonym „Klangtichter“ in den einschlägigen Nachschlagewerken
nicht schon vor oder um 1638 nachweisen. Für die Beziehung zu Scheidt nicht unerheblich ist, daß Hans v. Dieskau in Dieskau wohnte, dem nahgelegenen Stammsitz der Familie südöstlich von Halle (vgl. Dreyhaupt| II, 893|f.). Er konnte mithin gut als Vermittler
zwischen Scheidt und F. Ludwig tätig werden, wie auch 390112 bezeugt. Ludwig hatte
sich zudem als kgl.-schwed. Statthalter des Ebsts. Magdeburg von 1631–1635 (vgl.
320313) regelmäßig in Halle aufgehalten und dort vielleicht den Komponisten persönlich kennengelernt. Vgl. Conermann III|, 221–223. Scheidt vertonte in der Tat den Jubilus|
des Hl. Bernhard und zwar nachgewiesenermaßen nach der früheren Verdeutschung
durch Johann Arndt (vgl. K I 0 u. K I 1). Außerdem komponierte er etwa zur gleichen
Zeit zwei geistliche Lieder Diederichs v. dem Werder (371222 I–III). Es ist denkbar,
wenngleich nicht nachgewiesen, daß Scheidt der Komponist des Jubilus| auch in der Verdeutschung durch F. Ludwig geworden ist. Freilich sind auch andere zeitgenössische
Komponisten auf den Jubilus| aufmerksam geworden, so der Däne Thomas Schattenberg, der im Jahre 1620 eine Komposition veröffentlichte mit dem Titel: „JUBILUS S.
BERNHARDI DE NOMINE JESV CHRISTI SALVATORIS NOSTRI“. Der Text besteht hier aus 39 lateinischen Strophen, während sowohl Johann Arndt als auch F. Ludwig 48 Strophen präsentieren (s. Beil. I und K I 0). Vgl. Thomas Schattenberg: Jubilus S.
Bernhardi. København 1988, 1–54 (Musik i Danmark på Christian IV’s tid. Bind VII).
Eine Verbindung des Dänen zur FG oder zu F. Ludwig läßt sich aus der Korrespondenz
nicht ablesen. — Zu Scheidt allgemein und in biographischer und bibliographischer Hinsicht vgl. neben MGG, Grove|, SSWV| und der Samuel-Scheidt-Gesamtausgabe (SSGA,
s. K I 1) Arno Werner: Neue Beiträge zur Scheidt-Biographie. In: Sammelbde. d. Internat. Musik-Gesellschaft 13 (1911/12), 297–302; Rolf Hünicken: Samuel Scheidt, ein althallischer Musikus. Sein Leben und Wirken nach Urkunden hallischer Archive. Halle
1934 (Hallische Nachrichten-Bücherei, 16); Walter Serauky: Samuel Scheidt in seinen
Briefen. Halle 1637; ders.: Musikgeschichte der Stadt Halle. Bd.|2.1: Von Samuel Scheidt
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bis in die Zeit Georg Friedrich Händels und Johann Sebastian Bachs. Mit Musikbeilagen
und Abhandlungen. Berlin 1939/40 (Ndr. Hildesheim, New York 1971), 1–197; KlausPeter Koch: Samuel Scheidt in der Musikkultur seiner Zeit. In: Samuel Scheidt. Wirkungskreis, Persönlichkeit, Werk. Bericht über eine Konferenz am 17. und 18. Oktober
1987 im Händel-Haus Halle anläßlich des 400. Geburtstages von Samuel Scheidt. Hg.
Gert Richter. Halle a.|d.|S.|1989, 22–40; jüngst Konstanze Musketa: 1654: Samuel
Scheidt — ein fast vergessener „Kleinmeister“? In: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur
und Geschichte 11 (2004), 201–208. Zu Beziehungen zwischen Scheidt und der FG s.
Reinhold Specht: Fürst Christian II. von Anhalt und der Organist Samuel Scheidt. In:
Thüring.-Sächs. Zs. f. Geschichte u. Kunst 27 (1940), 85–86; Klaus-Peter Koch:
Scheidt-Miszellen: In: Samuel Scheidt. A.|a.|O. 1989, 89–92; ders.: Samuel Scheidt in seinen Beziehungen zur Fruchtbringenden Gesellschaft. In: Beiträge zur musikalischen
Quellenforschung. Protokollband Nr. 2 der Kolloquien im Rahmen der Köstritzer
Schütz-Tage. Bad Köstritz 1991, 165–184. Zu Scheidt in der FG-Korrespondenz der
Jahre 1637 u. 1638 vgl. 371222 u. I–III, 371226A K I 1, 371227, 380122, 380125,
380125A, 380126 u. 380210. Scheidt trat auch in Beziehung zu anderen Mitgliedern der
FG, etwa durch Widmungen seiner „LXX. Symphonien. Auff Concerten manir Mit III.
Stimmen/ als 2. Discant vnd Bass sampt dem Basso Generali: Vornemlich auff Violinen
zu gebrauchen“ (Leipzig 1644), 4 Stimmbücher. Vgl. SSWV|, Nr. 371–440. Eine Abschrift seiner Symphonien|, die über 100 (verlorene) geistliche Madrigale enthalten sollte
(s. 371222 K III), offerierte Scheidt am 19.|6.|1642 Hz. August d.|J. v. BraunschweigWolfenbüttel (FG 227); s. Christhard Mahrenholz: Samuel Scheidt. Sein Leben und sein
Werk. Leipzig 1924, 34; Serauky 1937 (s.|o.), 12|f.; SSWV|, S.|118. Desgleichen dedizierte Scheidt eine Abschrift der Symphonien| wohl zwischen 1642 und 1644 Hz. Wilhelm
IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5), dem späteren, zweiten Oberhaupt der FG; Adolf Aber:
Die Pflege der Musik unter den Wettinern und wettinischen Ernestinern. Von den Anfängen bis zur Auflösung der Weimarer Hofkapelle 1662. Bückeburg u. Leipzig 1921,
155; SSWV|, S.|118. Beim Druck widmete Scheidt das Werk schließlich dem seit 1644 in
Halle residierenden Administrator des Erzstifts Magdeburg, Hz. August v. SachsenWeißenfels (FG 402. 1643), dem er seine erneute Ernennung (1638) zum fl. Kapellmeister verdankte. SSWV|, S.|118. Empfänger von Dedikationen anderer Werke Scheidts
waren der schwedische Obrist Joachim (v.) Mitzlaff (FG 223; vgl. Engerisser|, 302|ff.
u.|ö.), welcher Scheidt mehrfach in Halle lauschte und zu ihm seinen Kammerdiener Zacharias Eckhard in die Lehre schickte: Liebliche Krafft-Blümlein Aus des Heyligen Geistes Lustgarten abgebrochen .|.|. Das ist: Herrliche Trost Sprüchlein/ in Göttlicher
Schrifft .|.|. Concert-weise/ mit zweyen Stimmen/ sampt dem General-Baß (Hall in
Sachsen 1635), SSWV|, Nr. 264–276, bes. S.|81|f.; anläßlich eines Musizierens am Bayreuther Hof (Mgf. Christian v. Brandenburg-Bayreuth, FG 145) und einer Orgelweihe
in der dortigen Stadtkirche Widmung an Hz. Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) und an Heinrich Reuß Herr v. Plauen gen. Postumus (FG 201): BASSUS
PRO ORGANO. PARS PRIMA CONCERTUUM SACRORUM (Hamburg 1622),
SSWV|, Nr. 71–84, bes. S.|34. Scheidt widmete Mgf. Christian die Tabulatura I: TABULATURA NOVA. Continens variationes aliquot PSALMORVM, FANTASIARVM,
CANTILENARVM, PASSAMEZO, ET CANONES ALIQUOT (Hamburg 1624),
SSWV|, Nr. 102–126, bes. S.|43. Zu Martin Milagius (FG 315) s. 371222 K 1, I Q u. III
Q. Mit Christian Gueintz (FG 361. 1641), dem Hallenser Gymnasialrektor, hatte sich
Scheidt zerstritten, s. 371226A K 6. Durch seinen Bruder Gottfried trat Scheidt auch gelegentlich in Kontakt zu den Herzögen Johann Philipp (FG 183) und Johann Wilhelm
II. v. Sachsen-Altenburg (FG 188). Vgl. MGG| XI, 1638. Zu den genannten Mitgliedern
der FG vgl. die Kurzbiographien in Conermann III|.
3 F. Ludwigs Übersetzung Des Bernhardi| lob und Jubelgesang Auf deutsch Reimweise gegeben,| s. Beil. I.
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4 D.|h. einfach, schlicht, s. 371014 K 3. Klaus-Peter Koch kommentiert diese Passage
auf unsere Anfrage so: „Das heißt, der Komponist (wohl Scheidt) hatte wohl eine vielstimmige, von Instrumenten unterstützte Komposition vorgehabt, hat aber (zunächst)
nur einen schlichten (Choral-)Satz ohne Instrumente komponiert. Dabei benutzte er die
Textfassung des Fürsten, nicht die von Johann Arndt. Diese Fassung schickt von Dieskau
dem Fürsten nun zu. Die Noten sind nicht überliefert.“
5 Der berühmte Roman Don Quijote| des Miguel de Cervantes Saavedra tritt in verschiedenen Anläufen in das Umfeld der FG, die damit einen Brennpunkt seiner frühen
Rezeption in Deutschland darstellt. Zunächst taucht die Figur des irrenden Ritters 1613
und 1614 in Ritterspielen und Festaufzügen auf, zu denen Tobias Hübner (FG 25)
höchstwahrscheinlich die deutschen Verse geliefert hatte. Vgl. 250218A V–VII. Zur
Leipziger Herbstmesse 1621 und wiederholt in den Folgejahren wurde dann die erste dt.
Übersetzung des Romans angezeigt: Ritterliche Thaten des wunderseltzamen Abenthewers Don Kichote de la Mantscha, zu teutsch/ Juncker Zwarckflachens aus Fleckenland/
aus Spanischer Sprach in die teutsche versetzet/ ib. [Cothonis Anhaltinorum. 1621] 8. S.
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Nundinis Autumnalibus Francofurtensibus & Lipsiensibus ab Anno 1621. vel novi vel
emendatiores & auctiores prodierunt. (Leipzig: Gottfried Grosse [1621]: Abraham
Lamberg), Bl. G 3v; zit. n. Meßkataloge Leipzig| (Die Titelanzeige steht innerhalb einer
Gruppe angekündigter Köthener Drucke, daher die verweisende Angabe „ibidem|“ bei
Erscheinungsort u. -jahr). Ein physischer Nachweis dieses Werkes aus der Köthener
fürstl. Offizin ist nie gelungen, jedoch könnte die erste im Druck vorliegende (unvollständige) dt. Übersetzung des ersten Teils des satirischen Ritterromans auf die annoncierte frühere Übertragung zurückgegangen sein: Don Kichote de la Mantzscha, 3 Das ist: 3
Juncker 3 Harnisch auß Fle- 3 ckenland/ 3 Auß Hispanischer Spraach in 3 hochteutsche
vbersetzt. 3 Kauff mich: Vnd liß mich. 3 Rewts dich: So friß mich. 3 Odr ich Bezahl dich. 3
[Vignette] 3 Franckfurt/ 3 Jn Verlegung Thomæ Matthiæ Götzen. 3 1648. Zweites Titelblatt: Erster Theil der abenthewerlichen Geschichte des .|.|. Juncker Harnisches auß Flekkenland/ Auß dem Spanischen ins Hochteutsche versetzt Durch Pahsch Basteln von der
Sohle. HAB : 138. 13 Eth. (3), 152. 13 Eth. (1) u. 152. 2 Eth. (4); vgl. auch Adam Schneider: Spaniens Anteil an der Deutschen Litteratur des 16. u. 17. Jahrhunderts. Straßburg
1898, 222–231. Der Verfasser dieser Übersetzung ist Joachim Caesar (*zw. 1575 u.
1580), der in Halle a.|d.|S. („Sohle“!?) dem früheren Administrator des Erzstifts Magdeburg, Mgf. Christian Wilhelm v. Brandenburg (PA), als gelehrter Hofbeamter gedient
hatte und, obwohl nicht Mitglied der FG, in guter Verbindung zu den Anhaltinern stand.
Vgl. 220919, 231210 I, 240718 K 23 u. 240818 K 23. Nicht zuletzt hatte Caesar während
F. Ludwigs Statthalterschaft in den Stiften Magdeburg und Halberstadt als Hofrat in
dessen stiftischer Regierung gedient (vgl. 350800 K 10), bis er wegen gefährlicher Verdächtigungen das Land verlassen haben soll und sich seine Spur verliert. Der Staßfurter
Pastor und Superintendent Jacob Möser (1597–1644) 1634: „Joachim Cäsar, Hofrath,
mein alter Freund u. Schulgeselle (so bald hernach Sodomiterei halben leider in ein bös
Geschrei kommen u. ausgerissen)“. Zit. n. F. Winter: Mösers Aufzeichnungen über den
30jährigen Krieg. In: Geschichts-Blätter f. Stadt u. Land Magdeburg 9 (1874), 11–69 u.
165–220, hier S.|51, vgl. zu Caesar auch S.|39. Zu Joachim Caesar und anderen Übersetzern spanischer Literatur im Kreise der FG vgl. Conermann: Lope de Vega|. Ob die im
vorliegenden Brief genannten, von Dieskau an F. Ludwig gesandten „beyden Theile, des
Don Cuixotes“ etwas mit Caesars Übersetzung zu tun haben, die im Meßkatalog von
1621 angekündigte Übersetzung aufgreifen oder gar den eigenständigen Versuch eines
anderen Übersetzers oder nur eine spanische oder andere Vorlage darstellen, muß im
Dunkeln bleiben, solange nicht zusätzliche Informationen zu gewinnen sind. Leider
schweigt die weitere Korrespondenz Dieskaus mit dem Oberhaupt der FG dazu (vgl.
380302A, 380303, 380904 u. 381030), auch bleiben die Hinweise auf ein „Spanisch
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buchlein“, hinter dem sich der Don Quijote| verbergen dürfte, in der Korrespondenz F.
Ludwigs und Christian Ernsts (v.) Knoch (FG 268) nur vage; s. 380501, 380503 u.
380509. Mit 390119 (u. 390121) taucht schließlich ein weiterer Hinweis auf die DonQuijote|-Rezeption in der FG auf: Eine von Hans Ludwig (v.) Knoch (FG 252) begonnene Übersetzung sollte auf Anweisung F. Ludwigs vollendet werden, wurde aber allem
Anschein nach nicht zum Abschluß gebracht, jedenfalls nicht gedruckt. Vgl. Conermann:
Lope de Vega|, 69–72; Alberto Martino: Von den Wegen und Umwegen der Verbreitung
spanischer Literatur im deutschen Sprachraum (1550–1750). In: Studien zur Literatur
des 17. Jahrhunderts. Gedenkschrift f. Gerhard Spellerberg (1937–1996). Hg. Hans Feger. Amsterdam, Atlanta/GA 1997 (Chloe, 27), 285–344, hier 313|ff. u. 331; Christian
Weyers: Don Quijote poliglota|: Zu einigen philologischen, onomastischen und ikonographischen Aspekten einer literarischen Migration. In: Sprachkultur und Kultursprachen.
Festschr. f. Richard Baum zum 65. Geb. Hg. Georg Fehrmann u. Helmut Siepmann.
Bonn 2002, 241–266.
6 Cuno v. Alvensleben (FG 98), seit 1610 Domherr des Erzstifts Magdeburg, später
Senior des Domkapitels, starb am 13.|3.|1638 auf dem Schloß zu Calbe. Er war einer der
Gesandten, die Ende 1625 im Auftrag des Domkapitels nach Dresden reisten, um Kf. Johann Georg I. v. Sachsen die Wahl von dessen Sohn August (s. Anm.|8) zum Koadjutor
des Erzstifts anzuzeigen. Ebenso nahm er an der Gesandtschaft teil, die im Frühjahr
1628 nach Wien zu Ks. Ferdinand II. aufbrach, um dessen Bestätigung der Wahl des kfl.
Prinzen zum Administrator des Erzstifts einzuholen. Vgl. Georg Adalbert v. Mülverstedt: Codex diplomaticus Alvenslebianus: Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Alvensleben und seiner Besitzungen. Bd.|3: 1501–1653. Magdeburg 1895,
T. 14 u. S.|431, 436, 440, 462, 476|f., 482, 492 u.|ö., zu Gebhard v. Alvensleben (FG 479.
1647) s. T. 14 u. S.|384, 392|ff., 397, 408, 414 u.|ö. Christian: Tageb.| XIV, 568v
(18.|3.|1638): Nachricht, „das Cuno von Almßleben, Thumbherr im Ertzstifft, ein gelehrter, wol bewanderter wackerer edelmann Zu Calbe todes verblichen. Sein Leichnam
wirdt heutte alhier vber die Sahle gebrachtt, vndt vollends nacher Wittemberg, zu seiner
ruhestedte geführet werden.“ Zu seiner Imprese vgl. 240717 I.
7 Hieronymus v. Dieskau (FG 209), s. Conermann III|, 218 (zu FG 209, Nr. 2) u. 221.
In der Leichenpredigt auf Hans v. Dieskau (LP Stolberg| 7788) wird tatsächlich nur ein
Bruder erwähnt; es handelt sich um den genannten Hieronymus: Die Allerschönste und
Edelste Erbschafft Der gläubigen Kinder GOttes .|.|. Bey Christlich-Hochansehnlichen
Leich-Begängnis Des .|.|. HERRN Hansens von Dießkau (Halle a.|d.|S. [1681]; s.
Anm.|1), Bl. [Jij]v: „Nachdem aber sein Vater [d.|i. der kurbrandenburgische Geheime
Rat Hieronymus v. D., 1565–1625] bey zunehmendem Alter sich der Oeconomischen
Mühe entschlagen/ und seine Lehn-Güter bey seinem Leben seinen beyden Söhnen abtreten und einräumen wollen“. Ein Bruder Otto verstarb jung bereits 1602 (Dreyhaupt| II,
Beylage B: Genealogische Tabellen .|.|. Halle 1750, 204). Daß im vorliegenden Brief dennoch von „Brüdern“ die Rede ist, erklärt sich möglicherweise daraus, daß Hans’ Vater
Hieronymus die verwandten Brüder Rudolf v. Dieskau (FG 155) und Dietrich vormundschaftlich erzog. Vgl. die Leichenpredigt auf Rudolf: Christliche Leich-Predigt/ Bey
dem Begängnis .|.|. Herrn Rudolphs von Dißkau/ aus dem Hause Finsterwalda/ Ihrer
Chur- und Hochfürstl: Durchl. zu Sachß: wohlbestalten Raths und Hoffemeisters seeligen welcher den 20. Julij 1656. nach Mittage auff 1. Uhr/ zu Dreßden im HErrn seelig
entschlaffen/ und den 2. Novembris hernach in der Kirchen zu S. Sophien/ .|.|. bestattet
worden/ .|.|. gefertiget/ durch M. Christianum Zimmermannen, Stadtpredigern/ und p. t.
Vice- Superattendenten daselbsten (Dresden [1656]: Melchior Bergen/ Churfl. Sächß.
Hoff-Buchdrucker). HAB: Xa 1: 8 (9), Bl. [D 3]v: „[.|.|.] hat Herr Hieronymus von
Dießkau [.|.|.] Churfürstl. Brandenburgischer geheimbter Rath/ und sein damahliger
Vormund zu sich genommen/ allwo er nebenst dessen Kindern/ ingleichen seinen jüngsten Bruder Dietrichen und andern von Adel mehr/ erzogen worden“. Dazu muß nicht
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in Widerspruch stehen, daß sich Hans v. Dieskau in 380603 sowie in 381030 ohne Hinweis auf eine engere verwandtschaftliche Bindung auf Rudolf mit dessen Gesellschaftsnamen (Der Niedrige) bezieht. Zur Familie v. Dieskau s. Adelslexikon| II, 479; Dreyhaupt|
II, Beylage B: Genealogische Tabellen .|.|. Halle 1750, 202–208; Siebmacher| VI. 6, T. 22
u. S.|36; Walter v. Bötticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter
1635–1815. Band 1. Görlitz 1912–1923, 302|ff.
8 Hz. August v. Sachsen-Weißenfels, vgl. Conermann III|, 476–478; ADB| I, 680|f.; DA
Ko¨then Halle I, II.1| u. II.2.| Mit dem Prager Frieden vom 30.|5.|1635 (bestätigt in den
Westfälischen Friedensschlüssen 1648) hatte Kf. Johann Georg I. v. Sachsen die Ansprüche seines zweitältesten Sohnes August gegen die Konkurrenten in der stiftischen Landesherrschaft, Mgf. Christian Wilhelm v. Brandenburg und Ehz. Leopold Wilhelm v.
Österreich, Ks. Ferdinands II. jüngsten Prinzen, durchzusetzen vermocht. Das Ebst.
Magdeburg wurde ihm auf Lebenszeit eingeräumt, ausgenommen die vier erzstiftischen
Ämter Burg, Dahme, Jüterbog und Querfurt, die an das sächsische Kurhaus fielen. Vgl.
BA| NF II.10.4, S.|1610, aus dem Hauptvertrag des Prager Friedens vom 30.|5.|1635, Ziffer 15: „Das ertzstift Magdeburg betreffend, ist es umb des lieben friedens willen dahin
gelanget, daß Kfl. Dt. zu Sachßen freundtlicher geliebter sohn, herzogs Augusti zu
Sachßen, Gülich, Cleve und Berg Fstl. Gn., daßelbige auf ihre übrige lebtage innenhaben
und genießen mögen. Und sollen Seine Fstl. Gn. darinnen nicht perturbiret noch gehindert werden.“ Vgl. Anm.|9 u. 380303 K 3.
9 Hz. August v. Sachsen-Weißenfels (vgl. Anm.|8) drängte nach langer Wartezeit auf
die im Lehensverhältnis erforderliche Besitzeinweisung im Erzstift durch bzw. im Auftrag des Kaisers. Vgl. auch 380303. Bereits im Januar 1628 hatte das Magdeburger Domkapitel den vom Kaiser nicht anerkannten, dann geächteten Administrator Mgf. Christian Wilhelm (s. Anm.|5 u. 8), der das Ebst. seit 1608 verwaltet hatte, abgesetzt und den
1625 zum Koadjutor gewählten Hz. August zum neuen Erzbischof gewählt (vgl.
Anm.|6). Vgl. das Kf. Johann Georg I. v. Sachsen zugeschickte „Instrumentum Postulationis Hertzog Augusti zu Sachsen Durchl. zum Administratore des Ertzstiffts Magdeburg. De d. 25. Januar. Ao. 1628.“ Abgedr. in Dreyhaupt| I, 350|f. Am 10.|2.|1628 fand die
öffentliche Postulation statt. Vgl. dazu: Wolf Ferbers Gedicht auf Herzog August, Erzbischof von Magdeburg. 1628. In: Deutsches Museum f. Geschichte, Literatur, Kunst
und Alterthumsforschung. NF, Bd.|1 (Leipzig 1862; Ndr. Hildesheim, New York 1973),
287–294. Ks. Ferdinand II. verweigerte dem Domkapitel aber seine Zustimmung zu dieser Wahl und suchte das Erzstift seinem siebten Sohn Leopold Wilhelm mit der Hilfe
Papst Urbans VIII. einzuräumen, der Augusts Wahl annullierte und den Habsburger
Prinzen zum Erzbischof ernannte. Das Stift Halberstadt hatte 1628 Leopold Wilhelm
zum Bischof gewählt, das Magdeburger Domkapitel hielt dagegen, durch den Widerstand Kf. Johann Georgs I. v. Sachsen gestärkt, den Kaiser hin. Mit dem Restitutionsedikt von 1629 und den massiven Rekatholisierungsversuchen spitzte sich die Lage auch
im Ebst. Magdeburg zu, als der Kaiser am 5. und 6.|5.|1630 mit Pressionen und Gewalt
die Huldigung seines Sohnes durchsetzte. Der Eintritt der Schweden in den „Teutschen
Krieg“, die kurzfristige Rückkehr Mgf. Christian Wilhelms nach Magdeburg und die
schwedische Statthalterschaft F. Ludwigs änderten die Lage erneut und zwangen Hz.
August weiterhin zu Verzicht und Passivität, bis der Konflikt mit dem Prager Frieden
1635 zugunsten des Wettiners gelöst wurde (s. Anm.|8). Noch aber vereitelten Kriegsunruhen und eine instabile militärische Lage im Ebst. den Eintritt Augusts in die stiftische
Landesherrschaft. Erst am 19.|10.|1638 konnte er nach der Besitzeinweisung auch die
Huldigung der Stände im stark kriegszerstörten Halle a.|d.|S. entgegennehmen, im Dezember 1642 sich endgültig in seiner erzstiftischen Residenzstadt niederlassen. Vgl. zur
Einführung und zur Huldigungszeremonie die Berichte in Theatrum europaeum| III
(1644; HAB: Ge 4b 54), 988|f.; Dreyhaupt| I, 423–430, und Gottfried Olearius: I. N. J.
HALYGRAPHIÆ Topo-Chronologicæ Pars Posterior, Das ist: Ort- und Zeit-Beschrei-
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bung der Stadt Hall in Sachsen Ander Theil (Leipzig 1667), 384|ff. (HAB: Gm 1935);
zur Vorgeschichte Dreyhaupt| I, 349|ff., 368|ff. u. 413; ferner die Aktenbestände LHA
Sa.-Anh./ Magdeburg: Rep. A 2, Nr. 46–48 („Acta, so bey der Jntroduction und Huldigunge des Hochwürdigsten Durchlauchtigsten Hochgebornen Fürsten und Herrn,
Herrn Augusti Postulirten Erzbischoffen zu Magdeburg .|.|., Herzog zu Sachsen .|.|. in
Jhrer Fürstl. Residenz stadt Halle ao. 1638 .|.|. ergangen“ usw.) und Rep. A 2, Nr. 719
(„Acta des Administrators August vorgehabte Huldigung und Introduction und die von
der Stadt Magdeburg praetendirte Reversalen vor Leistung der Huldigung.|.|.“); außerdem 320313 K 0, 320416 K 7 u. 350800 K 10; Bircher/ Palme| I, 25|ff.; Conermann III|,
477; Martin Bircher: Halle unter dem „Wohlgeratenen“. Hz. August von Sachsen-Weißenfels als Oberhaupt der Fruchtbringenden Gesellschaft. In: Archiv f. die Geschichte
von Oberfranken 62 (1982), 207–228; Rudolf Joppen: Das Erzstift Magdeburg unter
Leopold Wilhelm von Österreich (1628–1635). In: Beiträge zur Geschichte des Ebst.s
Magdeburg. Hg. Franz Schrader. Leipzig 1968, 290–342; E. Neubauer: Die Wahl Hz.
Augusts v. Sachsen zum Koadjutor des Erzstifts Magdeburg im Dezember 1625. In:
Neue Mitteilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 18 (Halle
a.|d.|S.|1894), 1–22; Maik Reichel: Hz. August v. Sachsen-Weißenfels. Die Entstehung
der sächs. Sekundogenitur und das Testament des Herzog-Administrators. In: Ars et
Amicitia. Beiträge zum Thema Freundschaft in Geschichte, Kunst und Literatur.
Festschr. f. Martin Bircher zum 60. Geb. Hg. Ferdinand van Ingen, Christian Juranek.
Amsterdam, Atlanta/ GA 1998 (Chloe, 28), 427–460, hier 428|ff.; Wilhelm Ernst Tentzel: Saxonia Nvmismatica Oder Medaillen-Cabinet von Gedächtniß-Müntzen und
Schau-Pfenningen/ Welche Die Durchlauchtigsten Chur- und Fürsten zu Sachsen Albertinischer Haupt-Linie prägen und verfertigen laßen. Frankfurt a.|M. u. Leipzig 1705,
521|ff. u.|T. 81 (Huldigungsmünzen 1638). Übrigens sollte Hz. August erst zu seiner (ersten) Eheschließung am 23.|11.|1647 mit Anna-Maria, Tochter Hz. Adolph Friedrichs I.
v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175), den ebfl. Titel mit dem eines Administrators vertauschen.
10 Halle a.|d. Saale.
K I Der Handschrift-Titel „Erinnerungen Bey .|.|.“ ist zu verstehen als „Korrekturen zu
.|.|.“. Wahrscheinlich stammen die Korrekturen nicht von F. Ludwig, sondern von einem
anderen, vielleicht von Diederich v. dem Werder (FG 31), der nach dem Zeugnis vieler
Briefe des vorliegenden Bandes damals der wichtigste Korrektor literarischer Hervorbringungen Ludwigs war. In diesem Falle hätte F. Ludwig die Korrekturen lediglich in
sein Manuskript übertragen. — F. Ludwig bezeichnet Bernhard (von Clairvaux) bereits
im Titel als Verfasser des lat. Textes und tut dies in Übereinstimmung mit der zeitgenössischen Überlieferung, die jedoch schon im 17. Jh. und erneut in jüngster Zeit in Zweifel
gezogen wurde („Pseudo-Bernhard“; möglicherweise ein englischer Zisterzienser vom
Ende des 12. Jahrhunderts). Vgl. etwa Wilhelm Bremme: Der Hymnus Jesu dulcis memoria| in seinen lateinischen Handschriften und Nachahmungen, sowie deutschen Übersetzungen. Mainz 1899, 18. In der ursprünglichen Fassung besteht der Hymnus aus 42
Vierzeilern. Als Incipit hat sich Jesu dulcis memoria| durchgesetzt, das auch der Köthener
Druck von 1666 (s. Beilage I Q) aufweist. Die Überlieferung ist außerordentlich breit.
Die Forschung (Wilmart 1944, s.|u.) geht von 88 Handschriften aus, wobei die Anzahl
der Strophen stark schwankt (20–58). Die meisten Handschriften sind ohne Melodie
überliefert, so auch jene F. Ludwigs. Es scheint die Verwendung in privater Frömmigkeitsübung überwogen zu haben. Vgl. zum Hymnus besonders B. Wachinger: Art. ,Jesu
dulcis memoria‘, in: VL (2. Aufl.)| IV, 518–520. Die grundlegenden Fakten in W. Höfer:
Art. ,Bernhard von Clairvaux‘, in: a.|a.|O., I, 754–762, hier 759, welcher den Lobgesang
unter der Überschrift ,Die deutschsprachige Überlieferung der Bernhard zugeschriebe-
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nen Schriften‘ behandelt. Ferner André Wilmart: Le ,Jubilus‘ dit de Saint Bernard (étude
avec textes). Rom 1944; Heinrich Lausberg: Hymnologische und hagiographische Studien (I) Der Hymnus ,Jesu dulcis memoria‘. München 1967. Für dessen Studien bilden
der lateinische Text und dessen moderne Edition durch André Wilmart (s.|o.) sowie die
Interpretation Étienne Gilsons (Les idées et les lettres. Paris 1955; darin: La Mystique cistercienne et le ,Ieso dulcis memoria‘, S.|39–57) die Grundlage. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Titel der bis 1891 bekannten 70 dt. Übersetzungen von Bremme (s.|o.)
aufgelistet und veröffentlicht. Unter deren Autoren finden sich so bekannte Namen wie
Johann Arndt (1612 u.|ö., s. dazu unten), Christian Knorr v. Rosenroth (1684), Nicolaus
Ludwig v. Zinzendorf (1711), Franz Xaver Riedel (1773), Clemens Brentano (1835) und
Karl Simrock (1850). Für die Zeit zwischen 1637 und 1666 wies Bremme vier Übersetzungen nach: (1.) 1644 vom lutherischen Kirchenlieddichter Johann Heermann (49 Strophen), (2.) 1659 vom Pastor-Substitutus Benjamin Prätorius aus Weißenfels (22 Strophen), (3.) 1659 vom Rostocker Pastor und Professor der Theologie Heinrich Müller
(41 Strophen), schließlich (4.) anonym 1661 im Mainzischen Gesangbuch: Mayntzisch
Gesangbuch, In welchem begriffen seynd die auszerlesenste, sowol alte, als neue Catholische, Latein und Teutsche Gesäng, .|.|. Mayntz, Und in Franckfurt zu finden. Im Jahr
1661. (25 Strophen).
Schon bei diesen vier Titeln fällt der hohe Anteil lutherischer Übersetzungen des Hymnus auf, der eine erstaunliche Wirkung auf das protestantische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts ausübte und Albrecht Ritschl sogar als „das Feldzeichen“ galt, „unter welchem
sich Dichter in der lutherischen Kirche sammeln“ (zit. n. Ernst Koch: Die Bernhard-Rezeption im Luthertum des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Bernhard von Clairvaux. Rezeption und Wirkung im Mittelalter und in der Neuzeit. Hg. Kaspar Elm. Wiesbaden 1994
[Wolfenbütteler Mittelalter-Studien, 6], 333–351, hier S.|349 Anm. 92); vgl. auch
Bremme, S. X; Johannes Wallmann: Bernhard von Clairvaux und der deutsche Pietismus. In: Bernhard von Clairvaux. Rezeption und Wirkung (s.|o.), 353–374, insbes. 358.
Wallmann: „Jedenfalls müßte hier, bei der lutherischen Orthodoxie des 17. Jahrhunderts, nicht im Pietismus die eigentliche Rezeption bernhardinischer Frömmigkeit im
Luthertum zu suchen sein“ (S.|374). So sind denn den bereits von Bremme (S.|21) für das
Jahrhundert 1584–1684 erfaßten fünf Nachdichtungen deutscher Dichter lutherischen
Bekenntnisses (Johann Arndt selbst oder Johann Moller in Arndts Paradeiß Ga¨rtlein|; Johann Heermann, Benjamin Prätorius, Heinrich Müller und Christian Knorr v. Rosenroth), weitere Namen hinzuzugesellen, Nathan Tilesius etwa und Bernhard Leupold.
Vgl. Ernst Koch (s.|o.), S.|349 Anm.|92. Zur Frage des Verfassers der „Jubilus“-Übersetzung im Paradeiß Ga¨rtlein| vgl. Bremme, 376|f.; Johannes Wallmann: Bernhard von Clairvaux und der deutsche Pietismus (s.|o.), 362 (mit Verweis auf Martin Mollers Meditationes sanctorium patrum| als Quelle). Auch der protestantisch-heterodoxe „Schwärmer“
Quirinus Kuhlmann hat den Lobgesang in seinem Ku¨hlpsalter| (zuerst 1677 erschienen)
übersetzt, was im Zusammenhang mit seiner radikalen Neuorientierung und der Auseinandersetzung mit Jakob Böhme geschah. Vgl. Leonard Forster: Zu den Quellen des
,Kühlpsalters‘. Der 5. Kühlpsalm und der Jubilus des Pseudo-Bernhard. Zuerst in: Euphorion 52 (1958), 256–271, erneut in L. F.: Kleine Schriften zur deutschen Literatur im
17. Jahrhundert. Amsterdam 1977, 263–284. (Daphnis 6, Beih. 1); Lausberg (s.|o.), 32.
Außerdem nahm sich bemerkenswerterweise auch ein Reformierter, das Oberhaupt der
FG selbst, des Hymnus’ an. Weder die Handschrift F. Ludwigs noch die Drucke aus den
Jahren 1640 und 1666 sind unter den von Bremme aufgelisteten Übersetzungen zu finden. Johann Arndts in seinem Paradeiß Ga¨rtlein| (zuerst 1612) veröffentlichte Übersetzung des „Jubilus“ hat dagegen die stärkste Verbreitung in Gesangbüchern gefunden
und ist als Hauptquelle für das Einfließen der bernhardinischen Jesusmystik in den Protestantismus des 17. Jahrhunderts anzusehen. Vgl. Johannes Wallmann: Johann Arndt
und die protestantische Frömmigkeit. In: Frömmigkeit in der Frühen Neuzeit. Studien
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zur religiösen Literatur des 17. Jahrhunderts in Deutschland. Hg. Dieter Breuer. Amsterdam 1984, 50–74 (Chloe, 2); ferner Bremme, 377; Ernst Koch, S.|349 Anm.|92; Wilhelm
Koepp: Johann Arndt. Eine Untersuchung über die Mystik im Luthertum. Aalen 1973
(Ndr. der Ausgabe Berlin 1912), hier: S.|73–76. Arndt läßt, wie F. Ludwig, keinen Zweifel an der Verfasserschaft Bernhards, wenn er den Hymnus als „Jubilus Sancti Bernardi
de nomine Jesu“ abdruckt. —
Welche Überlieferung des „Jubilus“ mag F. Ludwig als unmittelbare Vorlage seiner
Übersetzung verwendet haben? Textvergleiche legen nahe, daß er die von Jean Gillot
(16. Jahrhundert) und Jakob Merlot-Horstius (17. Jahrhundert) veröffentlichten Textfassungen, die beide 48 Strophen wiedergeben (vgl. dazu Forster, a.|a.|O.), mit großer
Wahrscheinlichkeit nicht| als Quelle benutzt hat:
1.) IUBILUS SANCTI BERnardi abbatis, in commemorationem dominicæ paßionis,
qui et rhythmica constat modulatione.| In: DIVI BERNARDI CLARÆVALLENSIS
ABBATIS PRIMI .|.|. OPERA OMNIA, .|.|. PARISIIS, Apud Sebastianum Nivellium, sub Ciconiis, via Iacobæa. 1572. [Hg. Jean Gillot], Bl. 387rv. (HAB: 27.3
Theol. 2b). Vgl. Leopoldus Janauschek: Bibliographia Bernardina. Hildesheim
1959, Nr. 610.
2.) SANCTI BERNHARDI CLARÆVALLENSIS ABBATI PRIMI .|.|. OPERA
OMNIA .|.|. Accessêre huic postremæ editioni aliquot Opuscula S. BERNARDI ê
Bibliotheca RR. PP. Carthus. Erfordiensium: necnon de Passione Domini fragmenta ex Epistolis ac Tractatibus per R. P. HENRICVM SOMMALIVM .|.|. nunquam hactenus editi. .|.|. ANTVERPIÆ, Apud Petrum & Ioannem Belleros. M.
DC. XX. [Vorwort v. Jean Gillot], Sp. 1659–1661. (Privatbesitz). Vgl. Janauschek: Bibliographia Bernardina, Nr. 898.
3.) IVBILVS IN COMMEMORATIONEM dominicæ passionis.| In: DIVI BERNARDI OPERVM TOMVS TERTIVS CONTINENS TRACTATVS. PARISIIS, E
TYPOGRAPHIA REGIA. M. DC. XLII. [Hg. Jakob Merlot-Horstius], S.|650–
656. (HAB: A: 4.50 Theol.). Vgl. Janauschek: Bibliographia Bernardina, Nr.
1008.
Textabweichungen lassen sich in 28 der 192 Verse finden; darüber sind noch weitere,
wenn auch nicht gravierende Differenzen festzustellen, die z.|B. die Wortstellung betreffen (in den Strophen 18, 27 u. 46). Vgl. die Abweichungen in den Strophen 24, 36, 37,
41, 42, 46, 47 u. 48:
Ausgaben 1–3, Str. 24, V. 3. u. 4
Mihi mellifluus fructus
Est & vitae perpetuus.
Köthen 1666, Str. 24, V. 3. u. 4
Mihi Jesus mellifluus
Fructus vitæ perpetuus.
Ausgaben 1–3, Str. 36, V. 3
Köthen 1666, Str. 36, V. 3
Affulge menti clariùs,
Effulge menti clarius,
Ausgaben 1–3, Str. 37, V. 4
Köthen 1666, Str. 37, V. 4
Cæteris amabilior.
Præ cunctis amabilior.
Ausgaben 1–3, Str. 41, V. 1
Köthen 1666, Str. 41, V. 1
Sequar te quoque ieris,
Sequar quocunque ieris,
Ausgaben 1–3, Str. 42, V. 1
Köthen 1666, Str. 42, V. 1
Cœli ciues occurrite,
Cœli vires occurrite,
Ausgaben 1–3, Str. 46, V. 2
Köthen 1666, Str. 46, V. 2
Quæ omnem sensum superat:
Quæ omnes sensus superat.
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 334 / 4.5.2006
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Ausgaben 1–3, Str. 47, V. 2
Köthen 1666, Str. 47, V. 2
Hans von Dieskau 371124
Cœleste regnum subiit:
Cœleste numen subiit,
Ausgaben 1–3, Str. 48
Quem prosequamur laudibus,
Votis, hymnis, & precibus:
Vt nos donet cœlestibus
Secum perfrui sedibus. Amen.
Köthen 1666, Str. 48
Quem prosequemur laudibus,
Votis, hymnis, & precibus:
Vt nos donet cœlestibus
Cum ipso frui sedibus, Amen.
Diese Beispiele belegen schon ausreichend, daß der Fürst einer Vorlage in gebessertem
Latein gefolgt ist oder daß er gar die mittelalterliche Sprache („Mönchslatein“) im Sinne
der Renaissance selbst korrigieren wollte. Sämtliche besserungswürdigen Stellen finden
sich bereits in der Edition Jean Gillots (Ausgabe 1, hiernach unsere Zitate), die vermutlich die Grundlage der Ausgaben von 1620 und 1642 bildete (vgl. Forster, 269). — Da in
F. Ludwigs Bibliothek zwei Exemplare des Paradeiß Ga¨rtlein| vorhanden waren (IP|,
260v: Nr. 16 „Arnds Paradiß Gärtlein 2 exla. 8to.|“; vgl. in Kat. Dessau BB|, S.|90 Nr.
3312 ein Exemplar der Ausgabe Leipzig: Joh. Franckes Erben u. Sam. Scheibe, Magdeburg 1627: Wendelin Pohl), liegt es nahe, auch den dort abgedruckten lat. Text als
Grundlage für F. Ludwig zumindest in Betracht zu ziehen. Da sich die im Kat. Dessau
BB| aufgeführte Ausgabe nicht nachweisen ließ, wurden vier zeitnahe Ausgaben in der
HAB verglichen: ein Magdeburger Druck von 1612 (HAB: Yv 950. 8b Helmst.; ohne Titelbl.), eine Leipziger Ausgabe von 1636 (HAB: Yv 1250. 8b Helmst.; ohne Titelbl.), eine
Leidener Ausgabe von 1645 (HAB: 1241.62 Th.) und schließlich ein Lüneburger Druck
von 1649 (HAB: Xb 7058). Wie auch im Druck der Übertragung F. Ludwigs 1666 besteht der latein. Text im Paradeiß Ga¨rtlein| aus 48 Strophen. Er ist in allen 4 genannten
Ausgaben als 13. und vorletztes Stück unter den Lobgebeten zu finden: „Die fünffte
Classis begreiffet die Lob- vnd Freude Gebetlein zu Ehre vnd Preiß des Namens Gottes“.
Wir zitieren nach der Ausgabe, bei der die größte textliche Nähe zu dem Köthener
Druck von 1666 besteht: „Leipzig/ Jnverlegung Johann Franckens seligen Erben vnd Samuel Scheuben. Gedruckt bey Henning Kölern. Anno M.DC.XXXVI.“ (Kolophon),
S.|555–563, u.|d.|T.: „XIII. JUBILUS SANCTI 3 Bernhardi de nomine 3 JESU“. Wir fügen,
um die Nähe von Arndts lat. Text zu dem F. Ludwigs zu demonstrieren, die Verse der
oben genannten drei Ausgaben der Opera Omnia| hinzu. Hinsichtlich Satzbau und Wortwahl weichen 11 Verse der Köthener Ausgabe von insgesamt 192 im Text Arndts ab. Bei
der Bewertung blieben unterschiedliche Schreibweisen (1636: caritas, lacrymæ für 1666:
charitas, lachrymæ etc.) unberücksichtigt. Einige Beispiele mögen die Qualität der Abweichungen verdeutlichen:
Ausgaben 1–3, Str. 1, V. 4
Eius dulcis præsentia.
Leipzig 1636, Str.1, V. 4
Ejus dulcis præsentia.
Köthen 1666, Str.1, V. 4
Dulcis ejus præsentia.
Ausgaben 1–3, Str. 6, V. 1
Leipzig 1636, Str. 6, V. 1
Köthen 1666, Str. 6, V. 1
Iesum quæram in lectulo,
Jesum qværo in lectulo,
JBsum [!] quæro in lectulo
Ausgabe 1–2, Str. 8, V. 1
Ausgabe 3, Str. 8, V. 1
Leipzig 1636, Str. 8, V. 1
Köthen 1666, Str. 8, V. 1
Turbam perfundam fletibus,
Tumbam perfundam fletibus,
Tumbam profundam fletibus,
Tumbam profundam fletibus
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 335 / 4.5.2006
335
371124 Hans von Dieskau
Ausgaben 1–3, Str. 9, V. 4
Leipzig 1636, Str. 9, V. 4
Köthen 1666, Str. 9, V. 4
Totus desiderabilis.
Totus desiderabilis.
Totus inæstimabilis.
Ausgaben 1–3, Str. 15, V. 4
Leipzig 1636, Str. 15, V. 4
Köthen 1666, Str. 15, V. 4
Et vota votis reddite.
Et vota votis reddite.
Et vota votis addite.
Ausgaben 1–3, Str. 16, V. 4
Leipzig/Köthen, Str. 16, V. 4
Veræ cordis deliciæ
Veræ cordis lætitiæ,
Ausgaben 1–3, Str. 18, V. 4
Leipzig 1636, Str. 18, V. 4
Köthen 1666, Str. 18, V. 4
Cùm de te solum gaudeam.
Cum solùm de te gaudeam.
Cum solúm de te gaudeam.
Ausgaben 1u.3, Str. 21
Quem tuus amor ebriat,
Nouit quid Iesus sapiat.
Quàm felix est, quem satiat?
Non est vltrà quod cupiat.
Nouit qui Iesus sapiat,
Qvem tuus amor inebriat,
Novit, qvid JEsus sapiat,
Qvàm felix est qvi sentiat,
Cor est ultra qvod cupiat.
Cor est quod ultrà cupiat.
Lautgleich Ausgabe 2 außer:
Leipzig 1636, Str. 21
Köthen 1666 lautgleich außer:
Ausgaben 1–3, Str. 23, V. 4
Me de te quando saties?
Leipzig 1636, Str. 23, V. 4
Me de te qvando saties.
Köthen 1666, Str. 23, V. 4
Me de te sic ut saties?
Zwar stimmen die Vorlagen Arndts und F. Ludwigs in mancher Einzelheit überein, jedoch benutzte der Fürst einen anderen lat. Text als Arndt oder verbesserte denselben in
dem oben festgestellten Sinne, auch in metrischer Hinsicht. F. Ludwig muß den Arndtschen Text nicht gekannt haben, sondern kann eine beiden Autoren vorliegende Fassung
bearbeitet haben. Was die dt. Übersetzungen betrifft, ähnelt keine jener von F. Ludwig,
auch nicht die sehr freie Arndts. Wie im obigen Paralleldruck deutlich wird, bietet die
dichterische Bearbeitung des Fürsten nach jeder lateinischen Strophe (diese nur im
Druck von 1666 nachweisbar) nicht nur deren recht genaue Übersetzung, sondern legt
auch eine Bibelstelle (nur im Druck von 1666 genannt) in vier weiteren Versen aus (die
im Titelblatt von 1666 sog. „emblematische Zugab“). Diese findet allem Anschein nach
nirgendwo eine Entsprechung und muß daher als originäre Zugabe F. Ludwigs verstanden werden. Da F. Ludwig zudem 48 lat. Strophen übertrug, konnte er in der Mehrzahl
der Strophen sowieso nicht auf die Übersetzung im Paradeiß Ga¨rtlein| zurückblicken, da
diese seit dessen Erstausgabe 1612 (und auch in den von uns eingesehenen vier späteren
Ausgaben) nur 18 textlich identische Strophen zu jeweils vier vierhebig jambischen Versen umfaßt, und zwar Strophe I, IV, XII, XVI, XIX, XXII, XXV–XXVIII, XXX,
XXXI, XXXV, XXXIX, XLIV–XLVII. Vgl. Bremme, 156–158 u. 356|f.
1 Zwei von dieser Notation abweichende Scheidt-Kompositionen auf die „Jubilus“Übersetzung im Paradeiß Ga¨rtlein| (1612) des anhaltischen Erbauungsschriftstellers Johann Arndt (s. Anm.|0 u. K 2) mit 18 Strophen (s.|o.) verzeichnet in SSWV|, Nr. 329–
330; in Text und moderner Notenschrift veröffentlicht in SSGA=Samuel Scheidts Werke. Hg. Gottlieb Harms, Christhard Mahrenholz u. Christoph Wolff. 16 Bde. Hamburg
1923–1937 u. Leipzig 1953–1981, Bd.|12: Geistliche Konzerte, Tl. 4. Besorgt durch Eri-
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336
Hans von Dieskau 371124
ka Gessner. Hamburg 1965, Nr. I bzw. II, beide à 3 voc. u. Bassus generalis. Lt. SSWV|,
S.|173 war für Scheidts geplante, aber verschollene Geistliche Konzerte| VI unter Nr. 24
ein „Jubilus Bernhardi, O Jesu süß“ vorgesehen, der jedoch nicht die Vertonung von F.
Ludwigs Dichtung meinen kann, da die Anzeige dieses Werks bereits 1634 in Scheidts
Geistlicher CONCERTEN, Mit 2.|3. vnd mehr Stimmen/ sampt den General Bass .|.|. Ander
Theil| (Hall in Sachsen 1634) erschien. S. SSGA Bd.|9: Geistliche Konzerte Teil II. Hg.
Christhard Mahrenholz u. Adam Adrio. Leipzig 1976 (Abb. „Verzeichnüß Derer Geistlichen CONCERTEN .|.|.“). Vermutlich war, auch aufgrund des Incipit oder des Titels,
damit eine weitere Vertonung der Übersetzung aus Arndts Paradeiß Ga¨rtlein| angezeigt.
Die im HAB-Exemplar Li 369 des Jubilus S. BERNHARDI De suavissimo Nomine JESU.
Das ist: Jubel und Lobgesang des Kirchen Lehrers Bernhardi| auf der Titelrückseite von
nichtbestimmter Hand eingetragene Notenhandschrift (ohne Text) stellt demnach eine
bisher unbekannte Vertonung der Jubilus-Dichtung F. Ludwigs dar. Ob sie tatsächlich
von Scheidt stammt und außerdem die im vorliegenden Brief bezeugte (vierte) Komposition des „Jubilus“ darstellt, wagen wir nicht zu entscheiden. Einschränkend ist auch zu
bemerken, daß die Handschrift nur den Diskant der lt. Titel vierstimmig gesetzten Dichtung wiedergibt und zwar die Komposition der ersten vier Verse der Strophe — als „1.“
bezeichnet — unter dem Violinschlüssel und die der folgenden vier Verse — als „2.“ bezeichnet — unter dem Sopran-Schlüssel. S. Abb. S.|307. — Freundlicherweise erklärte auf
unsere Anfrage Klaus-Peter Koch: „Die Melodiestimme ist nicht verwandt mit einem anderen Scheidt-Noten-Incipit, auch nicht mit den beiden anderen Jubilus-Vertonungen
Scheidts, es existiert keine vergleichbare Scheidt-Melodie, es gibt kein Vergleichsmaterial.
Die überlieferte Komposition ist nur einstimmig. Ist gemäß der Notation die Komposition als Wechselgesang angelegt? Die Sopranstimme im Violinschlüssel (in der Handschrift ohne Textunterlegung) passt 1. sowohl zu dem lateinischen Pseudo-BernhardOriginaltext „Jesu dulcis memoria“| wie auch 2. zu der deutschen Übersetzung „An Jesum
dencken bringet Freu¨d“|, die Sopranstimme im Sopranschlüssel (ebenfalls ohne Textunterlegung) passt 3. zur sinngemäßen und kommentierenden Dichtung „Ach mein Herr Jesu
Christ“|. Es ist nicht erklärbar, weshalb eine Sopranstimme das eine Mal im Violin(G-)Schlüssel, das andere Mal im Sopran-(C-)Schlüssel notiert worden ist. (Wechsel von
Kinderstimme zu Frauenstimme? Andeutung, dass die eine Hälfte einstimmig, die andere
Hälfte mehrstimmig gedacht war? wohin aber wären die anderen Stimmen dann notiert?)
Der Choralductus lässt sich in der Zeit nicht einem bestimmten Komponisten zuordnen.
Die handschriftliche Eintragung der Noten muss ohnehin nach dem Druckdatum, also
1666 oder danach gemacht worden sein, als Scheidt schon geraume Zeit (1654) tot war,
deshalb kann auch nicht Scheidts Handschrift vorliegen, aufgrund der zeitlichen Umstände ist es eher unwahrscheinlich, dass Scheidt überhaupt der Komponist ist.“
2 Beachte den unreinen Reim „freud’“/ „.|.|.-keit“; ebenso in Strophe 4, dort auch
„quillet“/ „erfüllet“; Strophe 7: „damit“/ „gemüt’“; Strophe 8: „wil“/ „füll’“ usw. Vgl.
371031 K 5.
3 Die Auslegungen der im Druck von 1666 angezeigten Bibelstellen sind freie Paraphrasierungen und Deutungen der Bibeltexte, oftmals ohne direkte Anlehnungen an den
Wortlaut der Episoden.
4 empfängt, vgl. DW| III, 421|f.
5 Baufeld|, 157; Go¨tze,| 146: „laß adj. nachlässig, müde“; Paul Wb.,| 588: „lasch .|.|.
schlaff, träge ohne Energie .|.|. nach gleichbed. mnd. las(ch)“. Stieler|, 1073: „Laß/ Laßer/ Laßester/ adject. speciali significatione etiam dicitur defessus, negligens, otiosus, lassus, langvidus, flaccidus, defatigatus, utpote talis, qvi prae langvore derelinqvit opus suum|.“
6 umfassen, umfangen; mhd. umbevâhen (Lexer: Taschenwb|., 244). Stieler|, 394: „Umfahen/ complecti, amplecti.“ Go¨tze,| 215, kennt das Verbum nur in der Bedeutung „in Obhut nehmen“; DW| XI.2, 851, 865|ff.: „umfangen und umfahen“.
7 Lk 10, 19 nach Biblia (Luther 1545)|: „Sehet/ Jch habe euch macht gegeben/ zu tret-
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371124 Hans von Dieskau
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ten auff Schlangen vnd Scorpion/ vnd vber alle gewalt des Feindes/ vnd nichts wird euch
beschedigen.“
8 Ri 14: Simsons Kampf mit dem Löwen, in dessen Kadaver sich ein Bienenschwarm
einnistet und Honig sammelt.
9 Fnhd. Wb.| III, 1270: „benären“, „den Lebensunterhalt erwerben, verdienen“ (mit einem Berner Beleg aus dem 15. Jh.).
10 3. Sg. Ind. Präs. vgl. mhd. geniezen, d.|i. genießen, stv. der 2. Klasse, das seit Beginn des Fnhd. im Md. eine vokalische „Wechselflexion“ im Singular aufweist, indem die
1. Sg. Ind. noch den Stammvokal ie, in 2. und 3. Sg. Ind. aber Vokalalternation aufweist,
die sich erst später, im Anfang bis zur Mitte des 17. Jdts., im Rahmen einer Vokalharmonisierung zugunsten des Stammvokals ie verliert. Reichmann/ Wegera: Fru¨hnhd. Grammatik|, 253|ff. Stieler|, 1352: „Neuß/ nießen/ pro qvo tamen magis in usu est geneuß/ genießen/ Ich genieße/ du geneußest/ er geneust/ wir genießen/ etc. Jch genoß/ ich genöße/ genoßen/ Frui, vesci, commodum, utilitatem, fructum percipere, merere, carpere, ferre,
colligere, capere.“ Vgl. auch 290529 K 33.
11 3. Sg. Ind. Präs. von schliefen, mhd. sliefen, eine gleitende, einschleichende Bewegung bezeichnend, ähnlich wie „schleifen“, das auch gleiten, schlüpfen bedeutet hatte.
Baufeld|, 208 („schlupfen, schliffen, schlüfen, schlüifen, slupfen swv. schlu¨pfen, gleiten,
schleichen|“); Go¨tze,| 190; Lexer: Handwb|. II, 974|f.; Paul Wb.|, 851 u. 856. „Schliefen“
berührte sich in der Bedeutung „sehr nahe mit schleifen. der unterschied, der indes nicht
strenge inne gehalten wird, besteht darin, dasz schleifen| mehr das leichte hingleiten über
eine fläche, schliefen| das hindurchgleiten durch ein loch, eine öffnung bezeichnet; der
begriff einer leichten, leisen, geschmeidigen bewegung ist beiden gemeinsam. [.|.|.] schliefen| bildet ein causativ schlaufen| und eine steigerungsform schlu¨pfen, schlupfen|, durch die
es jetzt selbst ganz verdrängt ist.“ DW| IX, 680. Im Fnhd. des 15. u. 16. Jdts. noch „sehr
gewöhnlich“, wird es im 17. „merklich seltener und stirbt gegen ende desselben aus (681;
vgl. 680–686). Die Flexion von „schliefen“ zeigt in der 2. u. 3. Sg. Ind. Präs. und der 2.
Sg. Imp. Vokalwechsel im Stammvokal zu iu, seit dem 15. Jdt. zu eu; später kommt es zu
einer Vokalharmonisierung zugunsten von ie (681). Vgl. auch Stieler|, 1808 („Schleifen“),
1810 („Schlüpfen“, „dicitur etiam| Schluffen“).
12 Offen, klar, einfach, deutlich, vgl. DW| VIII, 1502|f.; Paul Wb.,| 813 rund Nr. 4.
Stieler|, 1647: „Rund etiam exponitur accuratus, verus, sincerus, simplex, aptus, concinnus,
& verè, sincerè, simpliciter, aptè, concinnè. Eine runde Antwort [.|.|.] Etwas rund heraus sagen [.|.|.].“
13 3. Sg. Ind. Präs. von hinlenden, d.|i. hinlenken, hinwenden. Go¨tze,| 150; vgl. 280600
K 3 (lenden) u. 310411 K 11 (anlenden).
14 Imp. Sg. von ziehen, mhd. zı̂hen, stv. der 2. Klasse mit Stammvokalwechsel von ie
zu iu/eu, die den Imperativ ohne Schluß-e bildet. Vgl. Reichmann/ Wegera: Fru¨hnhd.
Grammatik|, 242 u. 254|f. Die ältere Flexion von ziehen| mit Vokalalternation im Singular
(vgl. Anm.|11) war bis in die erste Hälfte des 18. Jhs. auch in gewöhnlicher Prosa üblich,
später nur noch poetisch, vgl. Paul Wb.,| 1202 u. 171 (s.|v. „bieten“).
15 Bis ins 17. Jahrhundert hinein lautet das Präteritum von können noch kunde,
kun(n)te bzw. verkürzt kunt (Paul Wb.,| 556), und noch im 18. Jh. sind diese Formen
nicht ungewöhnlich. Vgl. Reichmann/ Wegera: Fru¨hnhd. Grammatik|, 299|f.
16 3. Pl. Ind. Imp. von beginnen, im vorliegenden Vers wie auch im Mhd. im Pl. Prät.
noch schwach flektiert: begunten. Vgl. Paul Wb.,| 145; Reichmann/ Wegera: Fru¨hnhd.
Grammatik|, 279|ff.; Stieler|, 630.
17 Die Genüge, das Genügen, subst. zu genug, DW| IV.1.2, 3503|ff., 3510|ff. Stieler|,
678: „Genüglichkeit/ Genügsamkeit/ & Genüge/ die/ sufficientia, abundantia, satisfactio,
it.| jucunditas, svavitas, oblectamentum.“ Zwar gibt Stieler bei den Beispielen auch die Bedeutung von Vergnügen an, jedoch ebenso das ausreichende Maß an Zufriedenstellung:
„Er hat ihm eine gute Genüge getahn/ contentum reddidit eum, satisfecit ei pro meritô“,
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338
Martin Opitz 371126
zumal er „Gnug/ & Genug/ adverb|. Sat, satis, affatim, abunde“ von „Genügen“ ableitet
(a.|a.|O., 677). Der Druck von 1666 formuliert die Verse in Richtung „Vergnügen“ um.
Das neutrale Genus setzt sich zulasten des Femininums erst im Laufe des 17. Jahrhunderts durch. Vgl. DW| IV.1.2, 3503; Paul Wb.,| 397 (s.|v. „genug“); ferner Baufeld|, 106;
Go¨tze|, 102.
18 3. Sg. Ind. Perfekt von (ein)dunken, Baufeld|, 59; (ein)tunken,| d.|i. eintunken, eintauchen.
19 Erz, hier wohl als Synonym für Mensch zu verstehen, vgl. auch Jeremia 6, 27 u. 28
nach Biblia (Luther 1545)|: „Jch habe dich zum Schmeltzer gesetzt/ vnter mein Volck/
das so hart ist/ das du jr wesen erfaren vnd prüfen solt. Sie sind allzumal abtrünnige/
vnd wandeln verrheterisch/ Sie sind eitel verdorben ertz und eisen.“
371126
Martin Opitz an Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen
Beantwortet in 380411. — Friedrich v. Schilling (FG 21) habe ihn, Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200), von F. Ludwigs gnädiger Gesinnung informiert. Um ihrer würdig zu
werden, sende Opitz dem Fürsten seinen Psalter. Dieser könne darüber ohne Opitz’ fernere Erklärung selbst am besten urteilen. Der Danziger Buchhändler (Andreas Hünefeldt) werde hoffentlich einen Teil der Auflage zum Verkauf nach Hamburg schicken. —
Opitz erwartet, daß die (neue) Auflage seiner weltlichen Gedichte, deren erster Teil wie
bisher F. Ludwig gewidmet und deren zweiter Teil Diederich v. dem Werder (FG 31.
Der Vielgekörnte) zugeschrieben sei, zu Ostern erscheinen wird. — Opitz vermutet
auch, daß die von ihm übersehene Verdeutschung der Arcadia| (Sir Philip Sidneys) mit
seinen kunstmäßig übersetzten Gedichten inzwischen von Matthäus Merian illustriert
und herausgebracht worden sei. — Er sitze jetzt an seiner Dacia antiqua| und hoffe —
falls der drohende Krieg nicht auch in seiner Gegend einziehe —, das Werk noch vor
dem Frühling abzuschließen.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 279r–280v [A u. Empfangsvermerk: 280v], 280r leer; eigenh.; Sig. — Veröffentlicht in Ebeling|, 195|f.; KE|, 124|f. (u. nach S.|122, Faksimile).
Bibliographisch erfaßt in Szyrocki: Opitz (1956)|, 204; Opitz-Brieferepertorium,| Nr.
235; Bu¨rger,| S.| 1121 Nr. 175 u. 176 [sic]|.
A A Son Altesse LOVIS Prince d’Anhalt.
Empfangsvermerk v. F. Ludwigs H.:| Pres. 8 Martij 1638. Cöthen. Der irritierend spa¨te
Pra¨sentationsvermerk wird im Antwortbrief 380411 vielleicht besta¨tigt.|
Durchlauchter, hochgeborner, Gnädiger Fürst vndt herr, herr,
E. Fürstl. Gn. seindt nebenst wündtschung gueter gesundtheit, ruhigen zuestandes vndt aller Fürstlicher wolfarth meine vnterthänige dienste bevor, vndt habe
von Deroselbigen annoch gnädiger zueneigung gegen meiner wenigen person
ich auß des von Schilling schreiben hiebevor1 mitt frewden vernommen, wundtsche nur daß ich einige wege erdencken könne, wordurch ich mich solcher hohen gnade ferner möge fähig machen. Anietzo v̈bersende ich meinen Psalter2:
darff keine außführung darvon thun, weil E. F. Gn. vrtheil so herrlich, daß sie
von einem vndt dem andern die entscheidung selbst am besten machen können.
Jch hoffe der hiesige buchhandler3 wirdt nach Hamburg einen antheil der
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 339 / 4.5.2006
371126 Martin Opitz
339
exemplarien richten, domit sie mögen zertheilet vndt vntergebracht werden.
Meine weltliche getichte4 erwarte ich verfertigt auff Ostern: deren erster theil
mitt E. F. Gn. hochlöblichen Namen, als vor auch geschehen, außgeziehret; der
andere dem edlen Vielgekörnten zuegeschrieben ist. Auch habe ich des Herrn
von Sidney, Arcadie v̈bersehen5, vndt alle getichte vndt lieder darinnen nach
der gehörigen Reimkunst gesetzet: wirdt meinentlicha6 vom Merian schon mitt
seinen schönen kupferstücken heraußgegeben sein. Nunmehr bin ich über dem
Lateinischen wercke Dacia Antiqua7, hoffe es vor dem frülinge auß zue arbeiten,
doferren nicht der leidige krieg sich auchb dieser ortenc einsezt, wie es wol ein
sehr gefehrliches außsehen hatt. Doch der Höchste wirdt alles zum besten
schicken, deßen gnädiger [279v] obsicht E. Fürstl. Gn. ich von hertzen befehlen
mitt angehenckter demütiger bitte, E. F. Gn. geruhe mir ferner mitt dero wolgewogenheit gnädig beygethan zue verbleiben. Danzig den 27. tag8 des Wintermonats im 1637. Jhare.
E. Fürstl. Gnaden vnterthäniger trewer knecht
M. Opitz.
T a Ebeling u. KE fa¨lschlich| erinentlich — b Ebeling| nach — c KE| orden
K 1 Vgl. Martin Opitz’ v. Boberfeld (FG 200) vorhergehenden Briefwechsel mit F. Ludwigs Hofmeister Friedrich v. Schilling (FG 21), namentlich 371030. Vgl. 371127. F. Ludwig legte seine und wohl auch Schillings Korrespondenz mit Opitz in ein doppeltes
Quartblatt, auf dem er mit eigener Hand Namen und Titulatur eintrug: „Martin Opitzen
schreiben von Boberfeldt. Derx Königlicher Majestät und Kron Pohlen Historiographus
Secretariox und furstlichen Brigischen Rath. No. 43.“ (x = hinzugefügt). HM Köthen: V
S 544, Bl. 271r.
2 Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1637). S.|371030. Zur Übersendung des Buchs s.
371127, vgl. 371208, 380125A, 380210, 380411 u. 380504. Zur 2. verb. Aufl. (Dantzigk:
Andreas Hünefeldt 1638) s. 380405 u.|ö. Zum Bücherverkehr innerhalb der FG vgl.
371112 K 1.
3 Andreas Hünefeld(t) in Danzig. Vgl. z.|B. Benzing: Buchdrucker|, 78.
4 [Kupfertitel]: MARTINI 3 OPITII 3 Weltliche Poëmata. Das erste Theil. Zum vierdten mal vermehret 3 vnd vbersehen 3 herauß 3 gegeben. 3 Cum Gratia & Privil: 3 Jn Verlegung David Müllers 3 Buchhandlers seel. Erben. 3 Jn Breßlaw. 1638. Zit. in Szyr.,| Nr.
207a u. Du¨nnhaupt: Handbuch,| Art.| Opitz| Nr. 5.II nach Witkowski in Opitz: Poemata
1624| (1902), XXII und Trunz in Opitz: Weltl. Poemata 1644 I| (1975), 6*ff. In der vorliegenden Edition zit. als Opitz: Weltl. Poemata I (1638).| Das einzige Exemplar der
Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin (Sign. Yh 9421) ist verschollen. Es entbehrte —
trotz der Aussage des Verfassers im vorliegenden Brief — der aus drei früheren Sammelausgaben von 1625, 1629 und 1637 bekannten Widmung an F. Ludwig (250700; vgl.
371121 u. 380504), dazu der Gedichte der Freunde. (Zum Erscheinen der Ausgabe vgl.
380402 und 380411.) Widmung und Dedikationsgedichte stehen aber in dem in der BU
Wrocław erhaltenen Unikat (Sign. 320335) einer Neuauflage von 1639 (Szyr|., Nr. 224;
Du¨nnhaupt: Handbuch,| Art. Opitz| Nr. 6). Eine Titelauflage des ersten Teils (Szyr|.,| Nr.
250; Du¨nnhaupt: Handbuch,| Art.| Opitz| Nr. 9; mit Widmung und Freundschaftsgedichten) erschien 1644 zusammen mit der Erstauflage des zweiten Teils (Szyr|.,| Nr. 250,
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 340 / 4.5.2006
340
Martin Opitz 371127
Du¨nnhaupt: Handbuch,| Art.| Opitz| Nr. 9; mit Widmung an Diederich v. dem Werder,
FG 31, s. 371121). Vgl. außerdem 380625 u. 380720.
5 Sir Philip Sidney: The Countess of Pembroke’s Arcadia, dt. übers. von Valentinus
Theocritus v. Hirschberg (pseud. für Daniel Mögling), mit den von Martin Opitz neu bearb. Gedichten: ARCADIA 3 Der Gräffin von Pembrock: 3 Vom Herrn Graffen vnd Rittern 3 Herrn Philippsen 3 von Sidney 3 Jn Englischer Sprach geschrieben/ auß dersel- 3 bigen Frantzösisch/ vnd auß beyden erstlich 3 Teutsch gegeben 3 Durch 3 VALENTINVM
THEOCRITVM 3 von Hirschberg : 3 Jetzo allenthalben vffs new vbersetzt 3 Von dem Edlen vnd Vesten 3 M. O. V. B. 3 Auch mit schönen Kupfferstücken gezieret vnd ver- 3 legt
von 3 MATTHAEO MERIAN. 3 Getruckt zu Franckfurt am Mayn/ in Wolffgang Hoff- 3
manns Buchtruckerey/ im Jahr nach Christi Geburt 3 M. DC. XXXVIII. HAB: 30.3
Eth.; SUB Göttingen: 8b Fab. Rom. IX 393; BSB München: Res./ P. o. angl. 379; UB
München: 8 P angl. 59; BU Wrocław: 372960 (unvollst.). Die Vorrede Merians datiert
vom 1.|2.|1638. S. Szyr|., Nr. 199; Du¨nnhaupt: Handbuch,| Art.| Opitz Nr. 179.1. Die dt.
Vorlage war im selben Verlag wohl erst 1630 herausgekommen, wenn sie Merian auch
schon am 1.|9.|1629 einer Fürstin widmete (STB Berlin — PK: 4 P. o. angl. 28d); vgl.
290629 u. 290715. Zur Ausgabe von 1638 vgl. 380402, 380504 u. 380625.
6 Vermutlich. Vgl. Stieler|, 1264 unmeinendlich/ wolmeinendlich, vgl. dort unmeinend. S. Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen (FG 172): C. Crisp. Sal. Von Catilinischer
rottierung vnd Jugurthinischem Krieg verteutscht (Bremen 1629: Berthold de Villiers;
vgl. 300216), 333: „mein wollmeinendlicher vorschlag“; Schottelius,| 169 (wolmeinentlich); DW| XI.3, 1172 (unmeinendlich) u. XIV.2, 1170 (wohlmeinendlich). In der nichtpräfigierten Form schwer nachweisliche sekundäre Suffixbildung wohl zum Partizip
meinend|, fraglich ob ähnlich wie hoffentlich| und wesentlich| gebildet, s. Paul: Dt. Grammatik| II § 206.
7 Diese seit langem geplante gelehrte Arbeit, in der Opitz auch seine 1623 in Siebenbürgen gesammelten römischen Inschriften verarbeiten wollte, sollte nie erscheinen. Sie
wird in zahlreichen Briefen erwähnt. S.|250700 (K 36), 260217 (K 10), 260617 K 14 u.|ö.
8 Wie aus 371127 hervorgeht, ist der vorliegende Brief um einen Tag vordatiert.
371127
Martin Opitz an Friedrich von Schilling
Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) bestellt Friedrich v. Schilling (FG 21) Grüße Maria
Sibyllas und Dietlofs v. Tiesenhausen (FG 208) und fügt ein Schreiben Maria Sibyllas für
ihre Schwester (wohl Anna Dorothea v. Freyberg) bei. Er habe F. Ludwig (Der Nährende) gestern einen Brief und seinen Psalter gesandt. Der Danziger Buchhändler (Andreas
Hünefeldt) habe Tobias Gundermann in Hamburg ein Paket mit Exemplaren des Buchs
geschickt, aus dem Hein und Claus Silm dem Fürsten hoffentlich seinen Anteil zukommen lassen werden.
Q HM Köthen: V S 544, Bl. 277rv (aufgeklebt auf Bl. 278r [=zu 371208]), 277v leer;
eigenh. — Bibliographisch erfaßt in Opitz-Brieferepertorium,| Nr. 236.
A Fehlt.|
WolEdler, Gestrenger, hochgeehrter herr,
Diß ist allein meinem Patron1 auffzuewarten, vndt ihn beynebenst vom H. Obristen Tiesenhausen2 vndt seiner liebsten3 zuegrüßen, welcheb bittet, Jhrer Jungfrawen Schwester beyliegendes v̈berantworten zue laßen. Des Nährenden Fürst-
HAB / FR-Koe-4_40000 / Seite 341 / 4.5.2006
371208 Martin Opitz
341
licher Gnaden4 habe ich gestern5 bey ablauffen eines Schiffes nach Hamburg
gehorsamb geschrieben, vndt meinen Psalter6 v̈bersendet. Auch hatt der hiesige
buchhändler7 an einen Hamburgischen Tobias Gundermannen8 ein ganzes pakket der exemplarien v̈bermacht. Jch hoffe die H. Syllm9, an die ich es gerichtet,
werden Jhr. F. Gn. daß ihrige schon v̈bermachen. Er wolle deroselbten mich gehorsamb zue gnaden anbefehlen, auch selbst mein geneigter beföderer verbleiben. Gott genzlich befohlen. Danzig den 27. Wintermonats, 1637.
Meines hochgeehrten H. trewer Knecht
M. Opitz.
T a e eingefu¨gt|. — b Ausgestrichen.|
K 1 Friedrich v. Schilling (FG 21), der am 9.|10.|1637 verstorbene Hofmeister F. Ludwigs. Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) erfuhr erst verspätet von Schillings Tod, vgl.
371030 K 3.
2 Dietlof v. Tiesenhausen (FG 208). S.|371030 I u. 380207.
3 Maria Sibylla († 10.|6.|1690), Tochter v. Ernst v. Freyberg (FG 75). Vgl. 371030 K I
13. Ihre Schwester Anna Dorothea dürfte die Empfängerin des beigelegten Briefs gewesen sein. S.|371030 K I 12 u. insbes. 370715 K 13; LP Stolberg| 9768 u. Conermann III|,
297.
4 F. Ludwig (Der Nährende).
5 S.|371126.
6 Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1637). S.|371030 K 4 u.|ö. Zur Übersendung des
Buchs s. 371126, vgl. 371208, 380125A, 380210, 380411 u. 380504. Zum Bücherverkehr
innerhalb der FG vgl. 371112 K 1.
7 Andreas Hünefeldt in Danzig. S.|371126.
8 Tobias Gundermann, Hamburger Verleger, s. Benzing: Verleger|, 1152.
9 „Heyn vndt Claus Sylm auffm Kohlmarckte“ [in Hamburg], so lautet die Anschrift
eines Opitz-Briefs 

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