Grüner Star und die Star

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Grüner Star und die Star
We lt G l a u k o m ta g 2 0 1 2
Grüner Star
und die Star-Astrologin
Wenn es um ihr Augenlicht geht, verlässt sich auch Promi-Astrologin
Gerda Rogers lieber auf Spaltlampe, ­Gesichtsfeldmessung und
OCT-Papillenuntersuchung als auf
­Sternenkonstallationen.
1
D
Gerda Rogers, die selbst einmal im Jahr zur
Kontrolluntersuchung zum Augenarzt geht,
meint: „In Vorsorgefragen sollten Sie sich
nicht nur auf die Gunst der Sterne verlassen. Ich appelliere daher an Sie: Tragen Sie
die Botschaft zu den Menschen. Das Glaukom kann jeden von uns treffen. Nur durch
regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen kann
man es zeitgerecht entdecken und behandeln und Menschen vor dem Erblinden bewahren.“
Sollte es letztendlich doch zu einem
­chirugischen Eingriff kommen, kann man
sich als Patient übrigens von Frau Rogers
aus den Sternenkonstellationen den optimalen OP-Tag errechnen lassen. (Unser Tipp
dazu: Möglichst auch das Horoskop des
­Chirurgen miteinbeziehen.)
Versorgungsqualität sichern
Eine Voraussetzung, dass Patienten überhaupt zu einer Kontrolluntersuchung gehen
können, ist eine ausreichend hohe Zahl an
Augenärzten. „In Österreich haben wir mit
rund 800 Ophthalmologen eine gute Augenarztdichte. Auf einen Facharzt für Augenheilkunde kommen statistisch 11.000
Einwohner. Diese Dichte garantiert auch
eine hohe Versorgungsqualität“, betonte OA
Dr. Anton Hommer, Vorstandsmitglied der
3 2 • M e d i c a l N e t w o r k 2 01 2
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1+2 Professioneller Blick auf den
­Augen­hintergrund der Promi-Astrologin ­
Gerda Rogers
3 Glaukom-Pressekonferenz in Wien:
OphthalmologInnen, Betroffene und
­SponsorInnen.
4 Weltglaukomtag 2012:
Die Sterne und der Grüne Star
4
Euro­päischen Glaukomgesellschaft. Deutlich schlechter ist die Versorgungsdichte
beispielsweise in Großbritannien. Augen­
druckmessungen werden im Vereinigten
­Königreich nicht mehr von Augenärzten,
sondern von Optometristen durchgeführt,
die die Patienten in Risikogruppen einteilen. Nur wenn ein vermeintlich hohes Risiko
festgestellt wird, schickt man den Patienten
zu einem Augenarzt. Dadurch spart man gerade einmal rund 2,4 Millionen Euro. Eine
Untersuchung dieser Methode deckte jedoch
eine Fehlerquote von 25 % auf. Das bedeutet, dass jeder vierte Patient falsch beurteilt
wird, also Patienten mit vermeintlich hohem
Risiko zum Facharzt geschickt werden, bei
denen dort festgestellt wird, dass sie eigentlich ein niedriges Risiko haben. Aber was viel
gravierender ist, „Menschen mit tatsächlich
hohem Risiko werden fälschlich mit niedrigem Risiko eingestuft und sehen daher keinen Augenarzt. Ein Glaukom kann sich bei
diesen Patienten ungehindert ausbreiten“,
S P ECIAL • w w w . a u g e n . c o . a t
berichtete Dr. Hommer aus einer Untersuchung des britischen Systems.
80.000 Glaukomfälle – ­Tendenz ­steigend
Weltweit sind rund 91 Millionen Menschen
an einem Glaukom erkrankt. In der EU sind
es derzeit etwa 9,25 Millionen. Schätzungen
zufolge wird diese Zahl aufgrund der alternden Bevölkerung in der EU bis 2020 auf
12,4 Millionen ansteigen, denn der grüne
Star ist vorwiegend eine Erkrankung des Alters. Ab dem fünfzigsten Lebensjahr verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit an einem
Glaukom zu erkranken mit jedem Lebensjahrzehnt. Dazu Univ.-Doz. Dr. Andrea Mistlberger, Vorsitzende der Glaukomkommission
der ÖOG: „Österreich liegt hier leider voll im
Trend. Wir haben hierzulande 80.000 Betroffene, davon sind 35.000 bereits sehbehindert. Durch die steigende Lebenserwartung müssen wir in den kommenden Jahren mit bis zu 16.000 Neuerkrankungen pro
Jahr rechnen.“ k
Fotos: Dr. Erich Feichtinger / Medical Network
ie bekannte Astrologin und Radiomoderatorin stellte sich anlässlich
des Weltglaukomtages 2012 in den
Dienst der Aufklärung zum Thema grüner
Star und betonte bei einer Pressekonferenz
in Wien: „Jedem Menschen sind seine genetischen Gegebenheiten in die Wiege gelegt,
aber es liegt an jedem selbst, was er daraus
macht. Ich kann ihm mit Hilfe der Sterne die
Richtung weisen, gehen muss er selber – in
diesem Fall zum Augenarzt. Das Augenlicht
ist zu kostbar, um es leichtsinnig aufs Spiel
zu setzen.“

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