Auf Hoch- Touren
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Das Klassik & Jazz Magazin 6/2014 VAL E R SAB AD U S Auf HochTouren Thomas Quasthoff: Weise Weihnacht Piotr Anderszewski: Blüten-Leser Wiener Neujahrskonzert: Schönster Schlendrian Immer samstags aktuell www.rondomagazin.de T H E R OYAL B A L L ET SCHWANENSEE THE ROYAL OPERA L‘ELISIR D‘AMORE DOMENICO DONIZE T T I 26. NOVEMBER 2014 THE ROYAL BALLET ALICES ABENTEUER IM WUNDERLAND CHRISTOPHE R WHE E LD ON 16. DEZEMBER 2014 THE ROYAL OPERA ANDREA CHÉNIER U MBE RTO GIORDANO 29. JANUAR 2015 THE ROYAL OPERA DER FLIEGENDE HOLLÄNDER M AR IUS P E TI PA 17. MÄRZ 2015 T H E R OYAL O PERA RISE AND FALL OF THE CITY OF MAHAGONNY K URT W E ILL 1. APRIL 2015 T H E R OYAL B A L L ET LA FILLE MAL GARDÉE F R E D E R ICK A S HTO N 5. MAI 2015 T H E R OYAL O PERA LA BOHÈME G IACOMO P U CC I N I 10. JUNI 2015 RICHARD WAGNER T H E R OYAL O PERA 24. FEBRUAR 2015 GUILLAUME TELL G IOACH INO RO S S I N I 5. JULI 2015 www.roh.org.uk/cinema Das Royal Opera House London live auf der großen Kinoleinwand Opern- und Balletthighlights der Saison 2014/15 Die Geschenkidee! 2 Mehr Infos und Tickets: www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App. Themen Oper, Festival, Konzerte Pasticcio: Meldungen und Meinungen 4 aus der Musikwelt Valer Sabadus: 35 36 Auf Hoch-Touren 6 Wiener Neujahrskonzert: Der schönste Schlendrian Musikinsel: Sizilien 8 Beijing Music Festival: Yin, Yang, Yu 38 Fanfare: Proben, Pleiten und Premieren aus Oper und Konzert 40 Vasily Petrenko: Meister des Mersey-Sounds Kammermusik: Fotos: Uwe Arens/Sony Classical; Mark McNulty; Ari Rossner/Warner Classics; Bernd Brundert/DG; Steve Brookland Café Imperial: Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer 10 Kain und Abel 12 Piotr Anderszewski: Der Blüten-Leser 14 Stéphane Denève: Sinnliche Aquarelle 15 Tobias Koch: Der Klangfarbenmaler 16 Blind gehört: Andrew Manze 18 Comic: Momente der Musikgeschichte 20 BASF: Stimmband-Analysen Lang Lang: Vom Profi lernen Da Capo: Gezischtes Doppel der RONDO-Opernkritik CDs, Bücher & Sammlerboxen 44 Klassik-CDs mit „CD des Monats“ 45 Jazz-CDs mit dem „Meilenstein“ 52 21 Jazz-DVDs: Jazz auf dem Schirm 55 22 Bücher: Musik für Leseratten 56 57 58 23 Magazin: Schätze für den Plattenschrank Thomas Quasthoff: Weise Weihnacht 24 Boulevard: Bunte Klassik Neuheiten: Freu(n)den Hörtest – Strauss: Vier letzte Lieder Pablo Held: Brückenkopf Laurence Equilbey: Nerven-Kitzel 26 28 Musik-Krimi: Doktor Stradivari 59 Termine Termine: Opernpremieren 60 34 Termine: Konzerte Klassik 63 Alle CD-Kritiken, Fernsehtipps, Verlosungen und das Bild der Woche – immer samstags aktuell auf www. rondomagazin.de Valer Sabadus: Auf Hoch-Touren 10 14 Der Nussknacker Tschaikowski Verschiedene Termine in ganz Deutschland Piotr Anderszewski: Der Blüten-Leser 24 Weihnachtsoratorium J. S. Bach Verschiedene Termine in ganz Deutschland Thomas Quasthoff: Weise Weihnacht 30 Im Internet: 6 Über 40.000 Veranstaltungen. Karten unter: www.reservix.de Vasily Petrenko: Meister des Mersey-Sounds RONDO-CD: Abonnenten kriegen was auf die Ohren Arianna Savall: Kosmische Stimme Weihnachten mit 41 Lust auf Klassik? Termine: Konzerte Jazz 65 Impressum 64 Zugabe: Nettigkeiten von den Hinterbühnen dieser Welt 66 30 Silvester & Neujahr 2015 Verschiedene Termine in ganz Deutschland Pablo Held: Brückenkopf 3 Pasticcio Meldungen und Meinungen der Musikwelt Einmal Bad Boy, immer Bad Boy? Ausgeladen: Valery Gergiev Valery Gergiev hat nicht nur schon unzählige Gewitter und Stürme miterlebt – er hat sie als fulminanter Opern- und Konzertdirigent allesamt selber ausgelöst. Doch mittlerweile ziehen immer wieder dunkle Wolken über ihm auf. Denn Gergiev ist ein enger Freund von Russlands Präsident Putin. Und so melden sich weiterhin äußerst kritische Stimmen zu Wort, die seine moralische Eignung als zukünftiger Chef der Münchner Philharmoniker anzweifeln. Wie heftig ihm dann der Gegenwind ins Gesicht bläst, wurde jüngst bei der Vorstellung des Programms der Musikfestspiele Saar deutlich. Da das Festival im Frühjahr unter dem Motto „Polen“ steht, soll der polnische Botschafter mit der Entziehung der Schirmherrschaft gedroht haben, wenn Gergiev mit den Philharmonikern gastiert. Das Orchester hat zwar sofort dementiert, dass ein Gergiev-Dirigat überhaupt geplant war. Dabei spielt das Orchester mit ihm noch einen Tag zuvor in Paris. Wer aber auch immer Recht haben sollte: Dass allein eine solche verwirrende Nachrichtenlage eine derart heftige Diskussion um Gergiev auslösen kann, zeigt, was für ein Image er aktuell hat. gf 90 Prozent! Altpapier: Nur drei Prozent der deutschen Haushalte gehen ins Konzert Wenn diese Zahl stimmt, dann lässt das doch noch auf eine blühende Klassiklandschaft hoffen. Auf dem diesjährigen Deutschen Orchestertag wurde tatsächlich vermeldet, dass fast 90 Prozent der Deutschen sich durchaus mit der klassischen Musik anfreunden könnten. Bevor man aber unter den Kulturmanagern und Intendanten die Champagnerkorken knallen ließ, folgte die Ernüchterung auf dem Fuße: gerade mal drei Prozent der deutschen Haushalte gehen ins Konzert. Was tun? Man muss die Vermarktungswege besser nutzen, besonders im Online-Bereich, so Anselm Rose, geschäftsführender Gesellschafter des Deutschen Orchestertags. Prompt meldete der Kulturforscher und Autor des Buches „Der Kulturinfarkt“ Dieter Haselbach Einspruch an: die Generation Pop gehe den Konzerthäusern verloren. Dagegen spricht zumindest das Erfolgsmodell des Dortmunder Konzerthaus unter Leitung von Benedikt Stampa. Immerhin hat man es mit einer flotten, aber nicht anbiedernden Internetpräsenz geschafft, auch langfristig ein neues Publikum zu generieren. rl Widerstand Wutgambe: Jordi Savall lehnt Preis ab Nicht nur seine Gambenstimme hat Gewicht. Wenn Jordi Savall in seiner spanischen Heimat sich zur Kulturpolitik äußert, kann das schon mal eine Nachrichtenflut auslösen. So hat der Alte Musik-Pionier die Ausblutung der Kultur angeprangert und daher aus Protest auch den mit 30.000 Euro dotierten spanischen Nationalpreis für Musik abgelehnt. Besonders ist der verantwortliche Kulturpolitiker José Ignacio in Savalls Visier geraten, dem er völlige Inkompetenz vorwarf. Wie richtig Savall mit seinen Vorwürfen aber zu liegen scheint, hat unlängst der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado in einem Gespräch mit RONDO bestätigt. Denn die finanziellen Einschnitte empfindet er als Katastrophe nicht nur für die Musik. „Und wenn man deswegen ein oder zwei Generationen an Künstlern, aber auch an Wissenschaftlern verliert, ist das schrecklich. Dabei haben wir aktuell noch eine ausgezeichnet ausgebildete Generation gerade an Instrumentalisten.“ Die Betonung liegt da auf noch. gf Leserbriefe Zum Titelbild von RONDO 06/2013 Mehr Vinyl! „Die Welt dreht sich weiter und weiter und so wurde vor über 30 Jahren die Schallplatte von der CD abgelöst. Wirklich? Tatsächlich sieht es mittlerweile fast umgekehrt aus. Eine Vielzahl von Neuerscheinungen und hochwertige Wiederveröffentlichungen auf Vinyl sind in der Musikreklame zu entdecken. Die CD hat erhebliche Konkurrenz von Formaten wie Download, SACD, Blue-Ray, Streaming bekommen und wird sich langfristig als Tonträger nicht halten können, nach Meinung vieler Experten. […] Es wäre für mich wünschenswert, wenn Sie in Ihren Berichten und Rezensionen die überholte Zentrierung auf die CD als alleiniges Medium etwas aufweichen würden und bei Neuerscheinungen auf Vinyl und andere Formate hinweisen könnten. […] Qualität setzt sich eben langfristig durch und daher war es nur eine Frage der Zeit, wann die CD mit ihren klanglichen Limitierungen das Rennen um die Marktführerschaft verlieren wird.“ MATTHIAS REIDANS, DARMSTADT Zum Hörtest „Mozarts Klaviersonaten“ in RONDO 05/2014 Mozart, verdämmert und zerhämmert? „So sicher, wie der geschätzte Herr Kornemann, bin ich mir keinesfalls, dass Mitsuko Uchida das Mozarthören revolutioniert. Denn so verbindlich und moderat bis betulich im ‚Panorama des vorromantischen Dämmerns, Drängens und Träumens‘, wie Herr Kornemann ihr Spiel adäquat charakterisiert, so dezent dräunend, wie ich meine, kann eine Revolution der Interpretation, zumal beim Theater-Spielmann Mozart, nicht klingen. Jedenfalls kann ich mir Mozart als höchst bewegter Künstler, sozial diversitäre Person und als überragender Pianist – ein LangLang seiner Zeit, pardon –, als so einseitig romantisierend schönspielend, eben nicht als Uchida-Reinkarnation vorstellen. […] Ärgerlich allerdings finde ich die pauschale Abkanzelung Goulds, der gewiss kein brav-tönender Mozartspieler war, und der dessen Klaviermusik auch nicht sonderlich schätzte, freimütig bekannt. Jedoch ist seine Sonateneinspielung weit mehr als eine ‚Zerstörung eines wehrlosen Opfers‘, des freimaurischen Freigeists und Lebemanns Mozart. […] Nach langer Zeit waren die Gould-Mozart-Spiele doch die am meisten erfrischenden und höchst erfreulichen musikalischen Repro-Erfahrungen. Allemal, Dank an Rondo-Kornemann für die Initiation dieses privaten Mozart-Seminars.“ LESER(IN) „GEMIHAUS“, VIA EMAIL 4 a d a s a M t a t h ig Share a n Summer 2015 La Traviata Masada 2014 opera nights in Tosca by Puccini Conductor: Daniel Oren Director: Nicolas Joel Carmina Burana by Carl Orff Conductor: Yves Abel For more details about the festival in Acre & Jerusalem Visit: Israel-Opera.co.il Land of Creation 5 Valer Sabadus Auf Hoch-Touren Dieser junge Mann mit sanftem Bartflaum hat eine der schönsten Countertenorstimmen. Sie schwingt sich sogar bis in Sopranhöhen auf. Von M at t h i a s S i e h l e r A ls Artaserses Braut Semira singt er in der gleichnamigen Oper von Leonardo Vinci auf CD wie DVD einen Frauenpart. Das macht er so hinreißend, ohne jede Anmutung von Charleys Tante, dass man das Geschlecht vergisst und nur seiner einzigartigen Stimme lauscht. Im starken Festspielsommer 2013 in Aixen-Provence gab er, auch auf DVD festgehalten, in der gänzlich unbekannten CavalliOper „Elena“, die beinahe Offenbachs „Schöne Helena“ vorweg zu nehmen scheint, den König Menelaus von Sparta, der ebenfalls in Frauenkleidern um Helena wirbt. Dieser Geschlechtertausch bot ihm neuerlich lohnende Gelegenheiten mit seinem androgynen Timbre zu glänzen. Und auf seiner jüngsten CD „Le belle immagini“ (gleichzeitig sein Debüt im Hause Sony) schlüpft er als schwer fasslicher antiker Mythos wieder in Männergestalt, um freilich in kaum für möglich gehaltene Sopranlagen zu entschweben. Denn Valer Sabadus – den ersten Teil des Doppelnamen Barner-Sabadus hat der in Bayern aufgewachsene Deutsch-Rumäne aus Bequemlichkeitsgründen inzwischen fallen gelassen – singt hier die kaum bekannte Drittfassung des Gluckschen „Orfeo“. 6 Spätes Geburtstagsgeschenk Passend zum Ende des Gluck-Jubiläumsjahrs anlässlich seines 300. Geburtstages beschert uns das noch eine veritable Trouvaille. 1769 nämlich (noch vor der Tenorversion für Paris) fertigte Gluck für eine Habsburger-Hochzeit in Parma eine neue Kurzfassung der Oper „Orfeo ed Euridice“ an. Im Original hatte den Orfeo ein Altist gesungen, während nun ein Sopran glänzte. Es entstand eine einaktige Version, die als „Atto d‘Orfeo“ den dritten Akt der festlichen Serenade „Le feste d’Apollo“ bildete. Und bald schon wieder in Vergessenheit geriert. Die Höhepunkte dieses short cuts gibt es nun als Weltersteinspielung. Ein strammes Programm, möchte man meinen. Vor allem, wenn einem der junge Mann mit dem sanft gerollten bayerischen „r“ dann gegenübersitzt. Der ist so jugendlich wie bestimmt und wirkt trotzdem wie der Student, der er eben noch war. 1986 in der Nähe der ungarischen Grenze in Siebenbürgen geboren, emigrierte er als Fünfjähriger mit der Klavier spielenden Mutter nach München, wo schon Steil nach oben: Valer Sabadus die Großmutter lebte. Der Vater, ein Cellist, war bei Oehms Classics auch seine erste, schnell kurz vorher gestorben. für Furore sorgende Solo-CD mit Hasse-Arien Valer Sabadus begann seine musikali- aufgenommen hatte. Doch schon als 23-Jähsche Ausbildung zunächst mit Geige und Kla- riger debütierte er bei den Salzburger Pfingstvier, nahm aber bereits 17-jährig sein Coun- festspielen unter Riccardo Muti in einer Jomtertenor-Studium auf, wiederum in München, melli-Oper. Und selbst Mozarts Sesto, gemeinwo man damit eigentlich sonst wenig zu tun hin immer noch in Mezzo-Besitz, hat er bereits hat. „Ich wollte so singen wie Andreas Scholl, in Schwetzingen gesungen. den ich auf Platte gehört hatte, und ich merkte, Der neue Countertenor mit dem samtdass ich ziemlich einfach in dessen Höhenlage weichen Timbre und der glockigen Höhe, dakam und sogar noch darüber hinaus.“ bei trotzdem voll klingenden und gerundeSo einfach erklärt heute ein junger Sänger ten Stimme, der zudem so gänzlich ohne Allüeine solche nach wie vor nicht ganz alltägliche ren scheint, neugierig und kumpelhaft sich auf Entscheidung für eines der vier Stimmfächer jede Produktion einlässt, er wurde im Musikfür einen Mann, die früher noch Irrungen und Wirrungen, Stirnrunzeln und Zweifeln erzeugte und höchstens in Basel oder an einem anderen Hort der Alten Musik ge- Im Dezember ist Valer Sabadus mit Bachs Weihnachtsoratorilitten war. Und nur der Bart- um in der Schweiz und Frankreich auf Tournee. Am 23. Januflaum, den er fast ostentativ ar trifft er in Potsdam für einen Ersatztermin noch einmal auf trägt, verweist darauf, dass das Pera Ensemble. Am 1. Februar gibt er in Schwetzingen eider eben Examinierte, der sei- nen Doppelabend, ab 20. Februar ist er in Karlsruhe in Hänne Profiauftritte quasi schon dels „Teseo“ zu erleben, ab dem 22. April in einem „Xerxes“in sein Studienpensum ein- Revival in Düsseldorf und ab Ende Mai in Wiesbaden und im fließen lassen konnte, gern et- Schlosstheater von Versailles, mit vier weiteren Countertenwas kerliger rüberkommen ören in Leonardo Vincis „Catone in Utica“. Am 16. und 18. Juli möchte. Auf der Bühne wirkt singt er unter Michael Hofstetter bei der Schubertiade in Hoer ja durchaus viril, „was ich henems Mozart-Arien sowie mit dem Altus-Counter Terry Wey freilich erst lernen musste. Pergolesis „Stabat Mater“ – eine besonders seltene KombinaDafür war insbesondere der tion. Mehr unter www.valer-sabadus.de ‚Xerxes‘ in Stefan Herheims überdreht-opulenter Inszenierung in Düsseldorf eine gute Schule, ob- betrieb natürlich schnell zu einer ganz heißen Fahrkarte. Und so musste er seine jugendliwohl der ja sehr exaltiert wirken sollte. Doch das mache ich jetzt in anderen Inszenierungen chen Zusammenarbeiten, etwa mit dem Hameinfach eine Spur zurückgeschraubt.“ burger Pera-Ensemble, mit dem er mehrere CDs und Tourneen mit reizvoll ethnisch grunSamtweicher Ton ohne Allüren: diertem Repertoire aufgenommen hat, ebenso Aufzug nach Salzburg hinter sich lassen, wie auch Michael Hofstetter, Valer Sabadus hat längst auch wichtige Par- mit dem er für Oehms eben noch ein Album tien wie „Orpheus“ („der war mir in der Origi- mit Mozarts Kastratenarien eingespielt hat. Bedeutendere Namen rufen. nalfassung aber eigentlich zu tief, ein Fehler“), Händels „Rinaldo“, Vivaldis „Orlando furioso“ älte kam und den Irba in Hasses „Didone abbandona- Kastrat, der aus der K ta“ gesungen; meist unter seinem Dirigent und Ein für ihn im Augenblick besonders zentraMentor Michael Hofstetter, mit dem er 2012 ler Name lautet Giuseppe Millico. Der Italie- High Life: ner lebte von 1737 bis 1802 und war einer der berühmtesten Kastratenstars des 18. Jahrhunderts. Er trug den Beinamen „Il Moscovita“, der Moskauer, weil er am Anfang seiner Karriere am russischen Zarenhof gesungen hatte. Sabadus´ jüngste CD bereitet ihm jetzt eine Hommage mit seinen wichtigsten Gluck-Rollen: Neben dem adaptierten Orpheus der Paris in „Paride ed Elena“ und der Scitalce in „Semiramide riconosciuta“. Außerdem sind erstmals Ausschnitte aus der Oper „Il Cid“ von Antonio Maria Sacchini zu hören. Mit ihm ging Millico 1772 nach London und feierte in dessen virtuosen Opern große Erfolge. Jetzt begleitet ihn dabei die Hofkapelle München unter der alerten Leitung von Alessandro De Marchi. Valer Sabadus liebt durchaus die exaltierte Pose, spielt dabei etwas, was er sonst gar nicht ist, im Rausch der Bühnenverwandlung. 2015 zum Beispiel eine neuerliche Frauenrolle in der Vinci-Oper „Catone in Utica“. Denn das Winning-Counter-Team um Max Emanuel Cencic legt natürlich nach. Doch genauso wichtig sind Sabadus die Auftritte mit Bachs Johannes-Passion oder dem Weihnachtsoratorium. Oder mit Lautenliedern von Purcell und Dowland, die er puristisch klar singt. „Schönere Stimmputzer gibt es nicht“, sagt er – pragmatisch, bayerisch, gut. Die nächsten Termine: 2.12. München, Prinzregententheater 3.12. Berlin, Philharmonie 11.12. Dortmund, Konzerthaus 12.12. Wiesbaden, Kurhaus 22.12. Ludwigsburg, Forum am Schloßpark/Theater 23.1. Potsdam, Nikolaisaal Karlsruhe, Badisches 20./22./25./ 27.2. & 1.3. Staatstheater 10.3. Köln, Philharmonie Düsseldorf, Deutsche Oper 22./25./27./ am Rhein 30.4. & 2./6./8./ 10.5. 31.5. Essen, Alfred-Krupp-Saal 7 Ballett, Blumen, Rudelklatschen: Das Wiener Neujahrskonzert – hier mit Daniel Barenboim 2014 – ist ein Phänomen Beim Wiener Neujahrskonzert geraten Millionen alljährlich in Verzückung. Aber RONDO bringt Sie diesmal sogar in die Generalprobe. Von Robe rt F r au n hol z e r R egulär zum Neujahrskonzert nach Wien? Das können Sie sich abschminken! Gegen dieses alljährliche Giga-Mekka-Superereignis der Sonderklasse kann selbst Bayreuth als Ladenhüter einpacken. Die Veranstaltung gilt als hundertfach überbucht. Schwarzmarktpreise in Wien klettern leicht über die Marke von 2000 Euro pro Platz. (Offiziell reicht die Spanne von 30 bis 940 Euro.) Wobei interessanterweise aus Wien niemals Klagen über den Schwarzmarkt laut geworden sind – so selbstverständlich ist er. Selbst hochrangige Mitarbeiter der Wiener Philharmoniker haben sich die Frage, ob sie dieses Event jemals besuchen dürfen, lange abgewöhnt. Also: Vergiss es! Warum überhaupt zum Neujahrskon- 8 zert?!, könnte man fragen. Die weltweite Übertragung, angereichert durch asynchrones Hüpfen seitens einiger leicht bekleideter Tänzer aus der Voraufzeichnungs-Konserve, lässt sich viel bequemer vom Kaffeetisch aus verfolgen. Auch kann man dort viel leichter die entscheidenden Details beobachten, etwa dass die Wiener Philharmoniker bei Georges Prêtre kaum hinschauten. Und bei Carlos Kleiber kaum weggucken konnten! In beiden Fällen übrigens spielten sie fast ebenso herrlich. No offence! gegen die Carlos Kleiber-Fans. Er und Mariss Jansons, vielleicht auch Nikolaus Harnoncourt, haben beim Neujahrskonzert immerhin bewiesen, dass man sogar mit einem Wunschkonzert-Derivat Musikgeschichte schreiben kann. Und dass ein Die Tradition ist jung Wobei ein geheimer Ehrgeiz dieses Orchesters zutage tritt: Es will nämlich in größer werdenden Schritten seine Strauß-Repertoireritzen endlich schließen. Lücken, die damit zu erklären sind, dass man sich lange Zeit zierte, die vermeintlich banalen Tanzvorlagen überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Die Institution des Wiener Neujahrskonzertes ist – auf dem heutigen Level internationalen Brimboriums – keine alte Institution. Erst der ganz späte Herbert von Karajan war es, der 1987 die jährliche Star-Staffette eröffnete. Zuvor hatte Lorin Maazel einige Jahre eher unauffällig (wenn auch künstlerisch vorzüglich) durchdirigiert. Davor lag die Leitung in den Händen des zum Dirigenten aufgewerteten Konzertmeisters Willi Boskovsky. Der Rummel um die Vertikal-Rouladen ist eher neu. Nicht übergehen darf man die Tatsache, dass das Wiener Neujahrskonzert eine Erfindung der Nazis war. Ursprünglich dirigiert vom willfährigen Clemens Krauss, wählte man den Neujahrstag als Datum erstmals 1941. Zugunsten der NS-Gemeinschaft „Kraft Foto: Thierry Linke/ Sony Wiener Neujahrskonzert schönster Schlendrian Blick auf den Hüftschwung alter Männer in diesem Fall immer lohnt. Den Jahreseinstand 2015 dirigiert mit Zubin Mehta ein Rekordhalter unter den Neujahrskonzert-Bespaßern. Schon zum fünften Mal (nach 1990, 1995, 1998 und 2007) rührt der aus Bombay stammende Altmeister ewiger Jugendlichkeit diesen Neujahrspunsch. Den Werk-Radius der Strauß-Familienmitglieder (zwei Mal Johann, ein Mal je Josef und Eduard) öffnet er diesmal in Richtung Franz von Suppé und Hans Christian Lumbye (den „dänischen Strauß“). Fünf Erstaufführungen der Wiener Philharmoniker sind angekündigt. durch Freude“. Das hört man heute nicht mehr so gern. Die Nazis hatten, um mit Strauß für Durchhaltestimmung zu sorgen, sogar über ‚Abstammungsprobleme’ der Strauß-Dynastie hinweggesehen. Urgroßvater Strauß war jüdischer Herkunft. In der Erkenntnis vom Rang der Sträuße waren zeitgenössische Komponisten schnel- – durch. Und dieses Wunder macht ihnen kein Orchester nach. Karajan in der Trainingshose Übrigens kommt ja sowieso alles vor allem auf den Blumenschmuck an. Er wurde traditionell von dem italienischen Adria-Kurort Sanremo spendiert. Bis es im letzten Jahr zum Eklat kam. Irgendein alpenländischer Not-Fonds musste einspringen, um die Staatskrise abzuwenden. Nicht auszudenken, was ohnedies aus Österreich geworden wäre. Auch die schönste NeujahrskonzertAnekdote schlechthin ereignete sich hinDas beste Neujahrskonzert aller Zeiten, na klar: ter den Kulissen – und hätte doch von alDas war Carlos Kleibers Debütauftritt 1989 (auf len bemerkt werden können ... Herbert jener Doppel-CD, die es ganz billig bei Sony/CBS von Karajan, damals bereits ein gebrechgibt). Überirdisch animierend auch das Konzert licher Greis von 88 Jahren, saß vor seinem von 1979, das letzte unter Willi Boskovsky (Decca). Auftritt im Dirigentenzimmer des Wiener Unterschätzt sind die knackigen, pointiert witziMusikvereins. Und seine Familie war vergen Mitschnitte unter Lorin Maazel aus den Jahzweifelt, weil man sich nicht vorstellen ren 1980-1983 (an die er später nicht mehr hekonnte, wie das Häuflein Elend, das Kararanreichte; Deutsche Grammophon). Dann komjan damals war, überhaupt auf die Bühne men die vorzüglichen Ausgaben unter Mariss zu transportieren sei. (Alle wurden übriJansons (2006, 2012) und Nikolaus Harnoncourt gens glorreich widerlegt, denn von dem al(2001, 2003) sowie der erste der beiden Jahrgänge, ten Mann, einmal auf die Bühne geschubst, die Georges Prêtre dirigierte (2008, Decca). Überschienen die Jahre abzufallen wie nichts.) raschend gut auch Barenboim. Der Rest, sogar Karajan war aber damals nicht nur betagt, Abbado, fällt ein bisserl ab. sondern auch starrsinnig. Daher weigerte er sich, wie sein Mitarbeiter Ewald Markl später erzählte, seine Frackhose anzuzieler. Wagner bewunderte insbesondere den hen. Er wollte seine bequeme Trainingshose Walzer „Wein, Weib und Gesang“. Und von auch beim Auftritt vor einem MillionenpubliBrahms ist das berühmte Wort über den Do- kum anbehalten. Und setzte sich durch! Wer nau-Walzer überliefert: „Leider nicht von mir.“ genau hinschaut beim Mitschnitt, kann das schlabbrige Beinkleid gut erkennen. Die Probleme beim Ausführen sind enorm; so Als Karajan anschließend von der Bühne sehr, dass von den Berliner Philharmonikern nicht eine einzige, wirklich gute Walzer-Auf- kam, lachte er Markl triumphierend ins Genahme existiert. Die Schwierigkeit liegt im- sicht: „Na, und hat jemand was gemerkt!?!“ mer darin, den zweiten Schlag des Dreiviertel- Das Wiener Neujahrskonzert ist eine Wundertakts eine Spur vorzuziehen – und den nach- Institution. folgenden Schlag um eine Idee zu verzögern. Aber nicht zu sehr, bitteschön! Sonst wird ein Erscheint gleich Anfang Januar: Das Wiener Dieselmotor draus. Neujahrskonzert 2015, Mehta, Wiener PhilTrotz so illustrer Gastdirigenten wie Ab- harmoniker, Sony bado, Muti und Barenboim galt es lange Zeit – auch heute noch – für zweitrangig, wer Sie möchten auch einmal Teil haben am Rummel um das da vorne steht und wedelt. Wiener Neujahrskonzert? Die Könnerschaft der Wiener Philharmoniker kann für so RONDO verlost gemeinsam mit Sony Classical unter allen superior und unwiderstehlich Einsendern, die am Stichtag 15.12. ein gültiges Abonnement gelten, als wäre sie die prak- haben, zwei Karten für die Generalprobe des Neujahrstische Umsetzung jenes al- konzerts am 30. Dezember, und zwar inklusive Flug und Hotel. ten Musikerwitzes, mit dem Seien Sie dabei im berühmten Goldenen Musikvereinssaal ein Konzertmeister einst ei- und gönnen Sie sich einen stimmungsvollen Jahresausklang nen probenintensiven Maes- in der Welt-Musikmetropole Wien. Schreiben Sie einfach mit tro zum Schweigen brachte: Stichwort „Neujahrskonzert“ an RONDO, Kurfürstendamm 211, „Wenn Sie nicht endlich aufhö- 10719 Berlin oder per Mail an [email protected]. ren zu nerven, spielen wir so Ihre Kontaktdaten bitte nicht vergessen! Der Rechtsweg ist wie Sie dirigieren.“ Also: Die natürlich ausgeschlossen. Wiener Philharmoniker zie- Die Redaktion wünscht viel Glück! hen ihren Stremel – und vielleicht sogar ihren Schlendrian Sektverkostung 9 Der Dirigent und sein Royal Liverpool Philharmonic Orchestra haben den vielgerühmten Zyklus sämtlicher Schostakowitsch-Sinfonien beendet. Von G u i d o F i s c h e r D ie wohl erschütternste Sinfonie im Schaffen seines Landsmannes Dmitri Schostakowitsch hat er sich bis zum Schluss aufbewahrt. Obwohl auch die todestrunkene Nr. 14, von der ebenfalls in diesem Jahr eine Aufnahme veröffentlicht wurde, nicht unbedingt ein Zuckerschlecken für die Musiker und das Gemüt ist. Doch für Vasiliy Petrenko ist gerade Schostakowitschs Dreizehnte von einer brennenden Aktualität. Hebt eingeschlafene Orchester wieder auf’s Pferd: Vasily Petrenko 10 Denn dem hier vom Komponisten und dem von ihm vertonten russischen Dichter Jewgenij Jewtuschenko schonungslos angeklagten Antisemitismus, wie er zu Sowjetzeiten von oberster Stelle propagiert wurde, begegnet Petrenko heute weiterhin in seiner alten Heimat. „Es kursieren in Russland diese typischen antisemitischen Klischees. Etwa dass die Juden den Finanzmarkt beherrschen würden. Und welcher Geist hier herrscht, kann man an den über eine Million russischer Juden festmachen, die mittlerweile nach Israel ausgewandert sind.“ Mit der 1962 uraufgeführten Sinfonie Nr. 13 hat der 38-jährige Petrenko also nun seine Einspielung sämtlicher Sinfonien von Schostakowitsch beendet. Und wie bei den Aufnahmen zuvor hat er sein Royal Liverpool Philharmonic Orchestra erneut zu elektrisierenden Höchstleistungen angestachelt. Seit 2009 ist Petrenko Chefdirigent am Mersey. Und „Dann sollen sie eben schneller spielen!“ ren Grund. Das musikalische Leben erschien ihm um einiges entspannter als jenes in Russland. Als Petrenko noch Chefdirigent des Orchesters der Staatsakademie St. Petersburg war, musste er sich regelmäßig mit einer Bürokratie herumschlagen, die ihn an die Sowjetunion erinnerte und die auch Schostakowitsch in seiner 13. Sinfonie aufs Korn genommen hat. „Wenn beispielsweise die Streicher neue Saiten benötigten, weil sie eben irgendwann verschleißen und reißen können, bekam ich tatsächlich zu hören: ‚Warum spielen die Musiker nicht einfach schneller?‘“ Mit solchen Absurditäten muss sich Petrenko, der in St. Petersburg vom Gergiev- und Bychkov-Lehrer Ilya Musin ausgebildet wurde, zum Glück nicht mehr befassen. Überhaupt hat der akribisch zu Werke gehende Blondschopf längst die Musikstadt Liverpool aufgemischt und dort erstmals das „Liverpool International Music Festival“ auf die Bei- Foto: Mark McNulty Vasily Petrenko Meister des MerseySounds wenngleich das Orchester zu den ältesten auf der Insel zählt, spielt es erst seit dem Amtsantritt des bekennenden Fußballfans in der „Champions League“ der Klangkörper. Selbst manches Traditionsorchester aus der englischen Hauptstadt muss das inzwischen neidvoll zur Kenntnis nehmen. Doch Petrenko konnte bereits 2006 erste Duftmarken als Erster Dirigent setzen und das leicht verschlafene Orchester der BeatlesStadt auf Taktschlag reanimieren. „Die Musiker zeigten sich von Beginn an nicht nur neugierig, sondern waren extrem motiviert. Und wie überhaupt alle britischen Orchester arbeiteten sie direkt ungemein hart an sich.“ Petrenkos Entschluss, sich länger an das Orchester zu binden, hatte damals aber auch noch einen ande- ne gestellt, zu dem Zehntausende kamen. Und in Zusammenarbeit mit der European Opera School kümmert er sich um das bislang eher brach liegende Opernleben. So standen bereits Wagners „Parsifal“ auf dem Spielplan wie die Mendelssohn-Rarität „Die Hochzeit des Camacho“. eine Aufforderung, „nie der Masse zu folgen, sondern nur seinen eigenen Weg zu suchen.“ Dass dies jedoch nicht so einfach ist, musste gerade Schostakowitsch immer wieder erfahren. Die Erfolgsstory des WahlLiverpoolers Petrenko hat mittlerweile auch international Wellen geschlagen. So ist er ebenfalls als Nie der Masse folgen Gastdirigent gefragt, der an der Mit der Musik von Schostako- Pariser Oper, beim Glyndebourne Festival und der Los Angeles Philwitsch hat Vasily Petrenko schon deswegen eine quasi natürliche harmonic auftritt. Seit 2013 füllt Verbindung, weil beide aus St. Pe- er zudem in Oslo einen festen Zweitjob aus, dort leitet er mit den tersburg stammen. Trotzdem ist er mit den Sinfonien nicht unbe- Philharmonikern ein Orchester, das bereits von seinem alten Mendingt aufgewachsen. „In meiner Geburtsstadt wurden sie eher un- tor Mariss Jansons an die Spitregelmäßig gespielt“, erinnert er ze geführt worden ist. Doch wie sich. „Und sieht man einmal bei- in Liverpool begnügt er sich auch spielsweise von der Fünften, Sieb- in Oslo nicht mit der üblichen Orchesterarbeit, sondern organisiert etwa Schulprojekte und Gesprächskonzerte. „Wir wollen jedes Konzert Die am 18. Dezember 1962 in Moskau uraufgezu einem Event führte 13. Sinfonie ist Schostakowitschs erste machen, zu etwas mit einem Vokalpart (hier: ein Bass). In seinen Einzigartigem, das Gedichten hatte Jewgenij Jewtuschenko eine man einfach nicht schonungslose Geschichte der Judenverfolgung verpassen darf.“ und des Antisemitismus geschrieben, die damit Während Peauch die Sowjetunion anklagte. Nachfolgeaufführungen erlaubte die Parteispitze daher nur trenko mit den Osloer Philharmomit den entsprechenden Textänderungen. Und nikern schon den im damaligen Bruderstaat DDR wurde die DreiStartschuss für eizehnte erstmals erst 1973 aufgeführt. Schostakowitschs Botschaft lautete: „Das Verhalten des nen Mahler-Zyklus gegeben hat, Menschen als Bürger in der Gesellschaft – das steht in Liverpool hat mich stets beschäftigt. In der 13. Sinfonie seit Anfang der warf ich das Problem eben dieser bürgerlichen Saison der 175. Moral auf.“ Geburtstag des Orchesters im Mittelten oder Achten ab, die durchaus punkt. Mit der gerade veröffentbeliebt sind, werden viele der Sin- lichten Aufnahme von Schostafonien in Russland immer noch kowitschs 13. Sinfonie hat dieses als ‚Neue Musik‘ abgetan. Dabei englisch-russische Dreamteam spiegeln doch die 15 Sinfonien längst genügend Argumente für unüberhörbar die Biografie eines weitere gemeinsame Spielzeiten großen Künstlers im 20. Jahrhun- geliefert. dert wider.“ Zu dieser Biografie gehört Schostakowitschs intensi- Neu erschienen: Schostakowve Beschäftigung mit den furcht- itsch: Sinfonie Nr. 13 „Babi Jar“, barsten Gräueltaten. So erinnerte mit Vinogradov, Huddersfield er 1962 in seiner 13. Sinfonie an Choral Society, Royal Liverpool das Massaker, das 1941 die SS im Philharmonic Chor und Orchesukrainischen Babij Jar an 34.000 ter, Naxos Juden verübt hatte. Diese Sinfonie ist für Petrenko aber nicht nur musikalisches Mahnmal. Den mit „Eine Karriere“ bezeichneten fünften und letzten Satz liest er als Des Menschen Wolf 11 VON TeOdOr CurreNTzis & MusiCAeTerNA Nach der hochgelobten und mit dem ECHO Klassik ausgezeichneten Aufnahme von Mozarts „Le nozze di Figaro“ erscheint nun Mozarts „Così fan tutte“. „In ihrer dynamischen Spannbreite, ihrer rhythmischen Schärfe, ihrer Liebe zum beredten Detail ragt diese Aufnahme heraus.“ FAZ über „Nozze di Figaro“ Erhältlich als Limited-Deluxe-Edition ab 14.11.2014 und als Vinyl-Fassung ab 28.11.2014 www.teodor-currentzis.com www.sonyclassical.de Englische und französische Kammermusik erntet immer noch dünkelhafte Ablehnung. Dabei gibt es viel zu entdecken. Von M at t h i a s Kor n e m a n n E s ist deutsche Musik, Sie würden sie nicht verstehen“, sagt die reizend spitzzüngige Lady Mabel in Oscar Wildes „Idealem Gatten“ zu einem blasierten Gentleman. Im music room spielt ein Streichquartett. Eine winzige Episode in diesem funkelnden Gesellschaftsstück, aber sie erzählt eine Menge über kulturelle Ungleichzeitigkeit. Seit dem Verwehen der großen elisabethanischen Musikkultur hatte England so viele Musiker und Werke importiert, dass irgendwann selbst das Ausland Treppenlift: Das Trio Wanderer bricht seit Jahren eine Lanze für gute Kammermusik 12 merkte, dass der englische Boden ausgetrocknet war. Schon Ernst Moritz Arndt schrieb hämisch vom „Volk ohne Musik“ und meinte neben England interessanterweise auch gleich das verhasste Frankreich. Hätte er geschrieben „Kammermusik“, seine Aussage Kammermusik in Deutschland war Bildung und Anstrengung Ein gutes Jahrhundert hatte es gedauert, bis sich der schmale Stand des Bildungsbürgertums erhoben und seine kulturelle Deutungshoheit in seinen Institutionen befestigt hatte: in Museen, Stadttheatern und vor allem Konzerthäusern. Der erste gemischte Chor der Welt, die Sing-Akademie zu Berlin, fand sich zusammen in der Erweckung des geistlichen Repertoires der Vergangenheit. In diese Fernen blickte man, um das Mustergültige, Kanontaugliche zu finden, dessen ebenso mustergültige Aufführung einem religiösen Akt gleichkam, da die eigentliche Religion kaum noch mehr als ein müdes äußerliches Ritual war. Es war nur schlüssig, sich eigene Gehäuse für diese kunstreligiösen Andachten zu schaffen. Darin löste dann allmählich die Kammermusik mit dem harten Kern der Beethovenschen Quartette die geistliche Chormusik ab, und als Joseph Joachim im Haus der Sing-Akademie seine BeethovenSoireen gab, saß das preußische Bildungsbürgertum andächtig schweigend im Dämmerlicht (all das war noch nicht lange selbstverständlich!) und hatte die im Hause erhältlichen Taschenpartituren auf dem Schoß. Bald folgte auch der private Salon, und sei es das enge Wohnzimmer eines Lehrers, und wandelte sich zu einer Privatkapelle, der höheren Kammermusik geweiht. Von alledem ahnte man in England und Frankreich nichts. Kammermusik hatte es schwer dort, weil sich ihre Leitrolle in ei- Foto: Marco Borggreve Kammermusik Kain und Abel wäre tatsächlich bis 1900 prophetisch gewesen. Dass beide Nationen bis tief ins 19, Jahrhundert regelrechte Kammermusik-Wüsten waren, hat nicht so sehr mit der Ignoranz der Komponisten als mit der Haltung der Hörerschaft zu tun. An einer solchen fehlte es nämlich auch, wie ein Blick auf Deutschland verrät. Dort war der Kammermusik, besonders dem Streichquartett, allmählich eine geradezu ersatzreligiöse Funktion zugewachsen. Gefangen zwischen Nachahmung und Modernismus In Frankreich hasste man Deutschland allzu sehr, um dort zu studieren, aber seine Komponisten hörte man gern. Es war César Franck, der das für ein halbes Jahrhundert herrschende Kammermusikideal kreierte: Beethovens zyklische späte Form, Schu- manns Poesie und Wagnersche Chromatik verschmolzen zu einem schulbildenden Idiom. In seinen Kreisen lernte auch Gabriel Pierné, eine Janusgestalt zwischen den Zeiten, müde-epigonal in Stücken wie dem Klavierkonzert, der Moderne aufgeschlossen als Dirigent: Er war es, der beim Jahrhundertskandal um Strawinskis „Sacre“ am Pult stand. Sein Bestes schuf er in seiner Kammermusik, einer Violinsonate, einem Quintett und dem riesigen Klaviertrio, das hier in einer engagierten Deutung durch das Trio Wanderer einmal wieder ausgegraben wird. Die Franzosen CHRISTIANE KARG reisten nirgendwo hin und sammelten bis auf d‘Indy und Canteloube auch kaum ihre Volkslieder – dies ist „Stadtmusik“ – aber das Eindringen fremder Texturen wie der baskischen Zortzico-Rhythmen (5/8) in die Mittelsätze von Trio und Quintett löste deutsche Formstrenge und ließ impressionistisches Farbenspiel ein. Sinnliche Beglückung verdrängte den Bildungsernst. Aber die schöpferische Lösung vom lastenden deutschen Ideal, sie hatte keinen Bestand. In den Konzertsälen von London und Paris hört man bis heute fast nur Beethoven und Brahms. Die späte, etwas müde und sinnlich lockende Blüte eigener Kammermusik, sie ist verwelkt. + + + + SHARON KAM + LARS VOGT + NURIA RIAL + SIMONE KERMES + + + + Foto: Steven Haberland ner bürgerlichen Welt gar nicht ausgeprägt hatte. Man musste das alles importieren, vom Kanon der Meisterwerke bis zur bildungsempfangenden Andacht des Publikums. In dem Wilde-Splitter blitzt das auf. Es geht nicht mehr um Unterhaltung, sondern um etwas Bildendes, Anstrengendes. Als die englische Nationalmusik auferstand, blickte sie der deutschen Romantik in die Augen, hatte diese auch längst erste akademische Runzeln. In Leipzig oder Berlin lernte man, und dorthin zog es ebenso den jungen Ralph Vaughan Williams. Was er bei den Gründervätern Stanford und Parry gelernt hatte, vertiefte er 1897 bei Max Bruch. Sein Klavierquintett in c-Moll ist ein Spiegelbild spätromantischer deutscher Kammermusik, ihrer thematischen Arbeit, ihrer – selten wirklich erreichten – Bedeutungstiefen, ihres Kunsternstes. Dieses dunkel-grüblerische Wühlen wird in der Neuaufnahme des fabergé-quintetts auch erheblich besser eingefangen als in der älteren englischen Version mit dem Schubert-Ensemble. Als dieses Werk 1903 entstand, war die englische Musik noch nicht zu sich selbst gekommen, noch immer nahm ihr Deutschland den Atem. Vaughan Williams befreite sich 1908 mit einer Fahrt nach Paris zu Maurice Ravel, Geist und Spiel mit dem Klang trafen auf den schwerblütigen Kontrapunkt. Heimgekehrt trat ein drittes Element hinzu, die englische Volksmusik. Die Wasser dieser Ströme flossen ineinander und es entstand eine späte und ganz und gar eigene Sprache, nicht nur bei Vaughan Williams, sondern auch bei seinen Generationsgenossen Bax, Ireland oder Holst, während der ältere Elgar Deutschland verfallen blieb. Neu erschienen: Fauré, Pierné: Klaviertrios, Trio Wanderer, hm Abonnenten-CD: Track 12 Vaughan William, Goetz: Klavierquintette, fabergé-quintett, Kikuchi, Es-Dur/Edel Abonnenten-CD: Track 9 Weiterhören auf vergessenen Pfaden: Vaughan Williams, Phantasy Quintet u. a., Naxos Ireland: Klaviertrios, Naxos Bax: Violinsonaten, ASV (nur als mp3) Pierné: Quintett, Violinsonate u. a., Timpani D’Indy: Violinsonate – Thorofon Schmitt: Klavierquintett, Timpani 13 + + + + + MIHAELA URSULEASA + JAN VOGLER + ANJA HARTEROS + + + + + 20 gute Gründe, Klassik zu lieben. Die KulturSPIEGEL-Edition von BERLIN Classics. Der KulturSPIEGEL und Berlin Classics präsentieren 20 herausragende Klassik-Alben der profiliertesten Künstler. Attraktiv und preisgünstig – empfohlen für interessierte Hörer, die bereit sind, sich Zeit für wirklich Hörenswertes zu nehmen. www.edelclassics.de · www.facebook.com/berlinclassics www.prego-shop.de Piotr Anderszewski Der Blüten-Leser Er war Svjatoslav Richters Umblätterer. Und ist der wohl belesenste Weltklasse-Pianist. Jetzt ist Anderszewski zurück – mit Bach. Von Robe rt F r au n hol z e r D rei Jahre lang war Piotr Anderszewski CD-absent. Wo war er denn? „Ich werde älter, ich werde langsamer“, wiegelt er ab. Er hat sein Sabbatical fern von aller Welt in einem Kloster außerhalb von Kyoto zugebracht. Nun praktiziert er vor seinen Konzerten immer 15 Minuten Meditation. Was sich auszahlt. Anderszewski kann als einer der besten Live-Pianisten der Gegenwart gelten. Als jemand, der den Augenblick zu packen und auszuweiten versteht. Vielleicht gerade deswegen, weil er eigentlich ein unzufrie- 14 dener Live-Pianist ist. „Konzerte sind problematisch, finde ich. Weil es nicht so sehr darauf ankommt, wie man spielt, als darauf, wie ich etwas zum Publikum herüberbringe. Das Publikum spielt mit!“, so Anderszewski. Bisweilen habe er sogar schon angeboten, im Konzert ein Stück zu wiederholen, wenn ihm seine eigene Leistung nicht gefiel. „Sonst werde ich krank und habe schlaflose Nächte“, meint er. Gewiss wird deswegen das Publikum bei ihm so sehr hineingezogen und angesteckt. Anderszewski ist, wenn nicht der schöne Grübler, so doch: der abwägende Schöngeist der Zunft. Übrigens, falls das wichtig sein sollte: einer der wenigen Pianisten mit tatsächlich schönen Händen. Mit diesen Händen spielt er nicht bloß Klavier, sondern liest Hermann Hesse, Céline und seinen polnischen Landsmann Witold Gombrowicz. Teile seiner Lektüre-Begeisterung empfing er von seinem pianistischen Vorbild Svjatoslav Richter. „Ich habe Richter eine Zeitlang ja als Umblätterer gedient, da war er schon recht alt“, erzählt Anderszewski. „Er sagte mir: ‚Lies jeden Tag ein Paar Seiten von Thomas Mann!‘ Das habe ich befolgt.“ Neu erschienen: Bach: Englische Suiten Nr. 1, 3 und 5, Warner Abonnenten-CD: Track 4 Piotr Anderszewski im Konzert: 24.11. Berlin, Konzerthaus 26.11. Wien (A), Musikverein 6.12. Bamberg, JosephKeilberth-Saal 17.12. Stuttgart, Liederhalle 26.1. Salzburg, Mozarteum Foto: Ari Rossner/Warner Classics Nulla dies sine pagina: Leseratte Piotr Anderszewski Wenn so jemand ins Studio geht, um eine neue CD aufzunehmen, hat er sich etwas Besonderes dabei vorgenommen. „Bei Aufnahmen muss man etwas erreichen, was man im Live-Konzert nie erreichen könnte“, sagt er. Und hat für sein neues BachAlbum wiederum hunderte Takes aufgenommen, aus denen er auswählt und die er selbst editiert. „Es muss natürlich klingen!“, verrät er die Krux, die zu lösen ihn diesmal den ganzen Sommer gekostet hat. Die drei „Englischen Suiten“, die dabei entstanden sind, lassen denn auch nichts an Feinschliff, Energie und kontrapunktischem Mirakel vermissen. Nichts da von Bach als bloßer Einstiegsdroge in den Klavierkosmos des Abendlandes. „Was aufgenommen wird, das soll bleiben können“, erklärt er sein Ziel. Und ist entwaffnend ehrlich, wenn er zugleich zugibt, dass er nach einem Gewaltparcours endloser Aufnahme- und Schnitt-Sitzungen erst einmal kaum noch Lust verspüre, die betreffenden Stücke live zu spielen. Wie impulsiv er ist, bewies er schon 1990 beim Klavierwettbewerb von Leeds, als er – wieder mal unzufrieden – seinen Vortrag abbrach und halsüberkopf die Bühne verließ. Das Klischee vom „polish punk“ hingegen, das ihm gelegentlich anhaftet, versteht er selber nicht. „Ich habe ein Mal im Leben in den USA eine Lederhose getragen – und zwar ein Designermodell, keine Motorradhose! Den Ruf, ein Punker zu sein, werde ich nie wieder los …“ Anderszewski dürfte damit wohl der einzige, vermeintliche Punker sein, der im echten Leben eine Vorliebe für Thomas Mann hat. Stéphane Denève Sinnliche Aquarelle Eine Märchensammlung verwandelte Ravel in ein klingendes Brevier. Und das RSO Stuttgart erzählt daraus in betörenden Farben. Von C a r s t e n H i n r ic h s K inder sind ein kritisches Publikum, denn ihr Urteil ist unbefangen und direkt. Fürchten muss Maurice Ravel das Urteil von Mimi und Jean Godebski (6 und 7 Jahre) nicht, als er ihnen 1910 seine vierhändige Klaviersammlung „Ma mère l’oye“ vorlegt. Die meisten der Stücke, die auf alte Märchen des 17. Jahrhunderts entstanden sind, hat der Komponist den Kindern schon bei seinen Besuchen im Haus der Eltern vorgespielt. Da schläft Dornröschen seinen hundertjährigen Schlaf, verirrt sich der Kleine Foto: Uwe Ditz/SWR Aus den Vollen schöpfen: Stéphane Denève nimmt den ganzen orchestralen Ravel auf Däumling unter dem Gezwitscher der Vögel, die seine Brotkrumenfährte aufpicken, und tanzen die Schöne und das Biest – verkörpert von einem herrlich schnarrenden Kontrafagott – ihren morbiden Walzer, bis alle Figuren und Geschichten im überirdischen Licht des Feengartens Erlösung finden. Vom Erfolg seiner Sammlung zeigt sich Ravel dennoch überrascht, lässt sich vom Verleger aber zu einer Orchesterfassung überreden, die er ein Jahr später sogar zu einer Ballettmusik ausbaut. Nachträgliche Orchestrationen sind pro- blematisch, können sie doch nur entfalten, was an Substanz im Klaviersatz schon vorhanden ist. Doch genau darin zeigt sich Ravels Genie, meint Stéphane Denève, Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR. Gemeinsam haben sie gerade die zweite Folge einer Gesamteinspielung von Ravels Orchesterwerken vorgelegt, die den literarisch inspirierten Werken gewidmet ist. „Wir haben die dritte Fassung von ‚Ma mère l’oye‘ aufgenommen, die Ballettmusik von 1911. Ich finde es faszinierend, wie Ravel in alle Richtungen zugleich denkt, weder die Klavier-, noch die Orchesterversionen sind besser oder idiomatischer“, so Denève. Und er fügt hinzu: „Sehen Sie, die ‚Pavane pour une infante défunte‘ ist sehr einfache Musik, geradezu minimalistisch. Für mich ist es ein Wunder, wie Ravel die Orchesterfassung so reich orchestrieren konnte, ohne diesen Kern zu verlieren. Seine Musik ist sehr kraftvoll, der ‚Jardin féerique‘ lebt von nur vier Akkorden, die das ganze Stück tragen. Dabei klingt es nie nach Arbeit, sondern ist sehr flüssig und inspiriert geschrieben.“ Doch wie jede Musik mit literarischen Vorlagen könnten auch diese Werke im Verdacht stehen, mehr Malerei als Empfindung zu sein. Denève wehrt ab: „Man stellt beim Hören schnell fest, dass die Inspiration die Musik nicht überlagert. ‚Die Schöne und das Biest‘ lässt sich als Illustration hören, ist aber auch wundervolle Musik, wenn ich die Geschichte gar nicht kenne. Ich finde, Ravel ist nicht nur der berühmte Orchestrator, für mich ist sein größtes Talent, sehr lange und eigentlich komplexe Melodien zu schreiben, denen man aber dennoch leicht und gerne folgt.“ Das RSO Stuttgart hat sich einen Namen in zwei Welten gemacht: sowohl in der Neuen Musik bei den Donaueschinger Musiktagen, als auch mit historisch informierter Klassik unter Denèves Vorgänger Sir Roger Norrington. Steckt nicht von beiden Welten auch etwas in Ravels Partituren? „Seine Musik ist ein Mix aus Modernismus und Nostalgie. Viele deutsche Orchester sind zu schwer für französisches Repertoire, aber vielleicht ist es ja die süddeutsche Note. Mir kommt die unglaubliche Transparenz des Orchesters entgegen, aber auch seine unter Norrington erarbeitete Non-vibrato-Kultur. Ich liebe Details, und wir haben hart gearbeitet, bis alles perfekt ausbalanciert war und jede Stimme ihren Platz hatte. Vielleicht kann man das mit einem japanischen Aquarell vergleichen. Nach Jahrzehnten der Übung muss es leicht aussehen, wie in einem Strich hingeworfen.“ Neu erschienen: Ravel: Orchesterwerke Vol. 2, Ma mère l’oye, Scheherazade, Un barque sur l’océan, Menuet antique, Fanfare poul l’eventail de Jeanne, hänssler CLASSIC/Naxos Abonnenten-CD: Track 14 15 Tobias Koch Der Klangfarbenmaler Nichts gegen einen guten Steinway – aber das Pianistenleben darf ruhig noch sehr viel bunter sein. Von C a r s t e n N i e m a n n E r gilt als einer der anerkanntesten Spezialisten für Klaviere des 19. Jahrhunderts – dabei wollte Tobias Koch gar kein Spezialist werden. Ohnehin sei er „mehr mit Jazz und Pop aufgewachsen“ verrät der 1968 geborene bekennen- 16 de Rheinländer. Historische Klaviere, die er in Museen sah, hätten ihn zwar schon als Kind durchaus fasziniert – aber erst einmal als Möbel, wie er augenzwinkernd sagt: „Ich fand die Farbe immer toll von diesen Hölzern, die heute keiner mehr verwendet: Mahago- ni oder Palisander, irgendwo aus den entlegensten Regionen.“ Zu erleben, dass sich in den bunt geflammten und gemaserten Kästen auch ebenso interessante Klangfarben verbergen können, war ohnehin nicht leicht: Die Museumsstücke blieben meist stumm Fein abgeschmecktes Instrumentarium Unter Kochs Händen beginnen daher oft auch vermeintliche Petitessen und die Werke vernachlässigter Komponisten plötzlich neu zu funkeln. Von der Sensibilität, mit der er Werk und individuelles Instrument auf einander abzustimmen weiß, profitierten unter anderem schon der geniale, aber früh verstorbene Schumann-Zeitgenosse Norbert Burgmüller (für den Koch sogar eine eigene Gesellschaft gründete) oder August Klughardt, dessen Klavierquintett von 1884, auf einem Érard-Flügel von 1839 gespielt, plötzlich gerade nicht mehr epigonal, sondern Foto: Marion Koell/Avi Passion für „Eierschneider“: Tobias Koch ist ein Meister alter Tasten instrumente und die Aufnahmen der wenigen Hammerflügelpioniere, die es in den späten 70er Jahren gab, zeichneten sich dadurch aus, dass die Instrumente oft mehr oder weniger verstimmt klangen. Erst nachdem Koch sein Klavierstudium auf einem der üblichen schwarzen Riesen absolviert hatte, stellte er fest, dass dies noch nicht alles gewesen sein könne. Unbefriedigt war Kochs große Leidenschaft für Klangfarben geblieben, aber auch die Frage nach ungeschriebenen Aufführungstraditionen, die es ja nicht nur in der Barockzeit gab. Diese Unterbelichtung sei noch ein Erbe der Musikwissenschaft des 19. Jahrhunderts, meint Koch: „Damals hieß es ‚der Notentext ist alles‘, während der Klang nie ganz so wichtig war.“ Koch beschloss, seinen Fragen an die Instrumente und die Aufführungspraxis selber nachzugehen: „Ich habe dann alles über Bord geworfen und mich mit der ganzen Zeit, die ich hatte, darauf gestürzt.“ Mit Meisterkursen allein war der virtuose Umgang mit der Vielfalt an ober – und unterschlägigen Mechaniken, Hebel- und Pedalkonstruktionen, Moderatoren und den mit Tuch, Filz oder Leder bezogenen Hammerköpfen nicht zu erlernen. Koch sprach mit Klavierbauern, besuchte Museen und wälzte sich durch aufführungspraktische Quellen. Und er war sich nicht zu schade, immer auch den historischen Kontext zu erforschen. „Das Interdisziplinäre“, findet er sogar, „hat mich als Musiker gerettet“. nach einem goldenen Herbst der Romantik klingt. Mit seinen enzyklopädisch umfassenden Einspielungen der Klavierstücke von Robert Schumann hat Koch, der sich eher als Vermittler zwischen Komponist und Hörer denn als Interpret versteht, auch neues Licht auf einen der anerkannten Heroen der Klavierliteratur geworfen. Dem schließt sich nun die Gesamteinspielung der Klavierstücke von Beethoven an. Anders als die Sonaten, in denen es um musikalische Problemlösungsstrategien werk schließlich hat sich der geschmackssichere Klangfarbenmaler einen Flügel von Nanette Streicher ausgesucht, der ihm mit seinem breiten Klangspektrum als das ideale Instrument für die experimentellen späten Bagatellen erschien. CD-EMPFEHLUNGEN VON DEUTSCHE HARMONIA MUNDI DOROTHEE OBERLINGER Nochmal „für Elise“ improvisieren THE PASSION OF MUSICK Bei diesen Note für Note ausgehorchten Werken bleibt Koch eng am Notentext, während er sich ansonsten auch die Freiheit zu Verzierungen und Improvisationen nimmt – übrigens auch bei „Für Elise“, in das sich Koch neu verliebte: „So zärtlich und mit einem Schim„Die Orphika ist ein Instrument der Nacht, der mer von MelanchoLiebe und der Freundschaft“: Mit diesen Worten pries der in Wien lebende Instrumentenlie umhüllt“ wie auf dem Streicherflügel bauer und Glasharmonikavirtuose Carl Leobekomme man das pold Röllig das von ihm 1795 neu erfundene, Werk auf einem motragbare Miniklavier an. Zumindest Ludwig dernen Klavier einvan Beethoven nahm den Werbespruch ernst: fach nicht hin. Um 1796/98 komponierte er zwei Stücke WoO Wem das an 51 für Orphika als Freundschaftsgabe für seiklanglichen Aha-Efne Bonner Jugendfreundin und ehemalige fekten nicht genügt, Klavierschülerin Eleonore von Breuning, die für den hält Koch wiederum mit seinem Bonner Jugendfreund noch die erste EinFranz Gerhard Wegeler verheiratet war. Als spielung von Beet„leichte Klaviersonaten“ publiziert, konnten hovens kleinen Kladiese Stücke erst vor Kurzem als Werke für Orphika identifiziert werden. vierstücken WoO 51 auf dem für sie vorgesehenen Originalgehe, trügen die kleinen Stücke instrument bereit: einer Orphika. oft „Fragezeichencharakter“, fin- Jahrelang hatte Koch nach dem tragbaren Klavier gefahndet, das det Koch – und sie zeigten auch die Handschrift des Klavierim- man sich für nächtliche Ständprovisators, der Beethoven eben chendarbietungen um die Schulauch war. Gleichzeitig spiegelten ter hängen konnte, bis er durch sie die ganze künstlerische Ent- Zufall ein spielbares Exemplar entdeckte. Und auch wenn diese wicklung des Bonners wider. Die Auswahl der Instrumente sei auf- Orphika-Einspielung nur ein kleiführungspraktischer „Hardcore“: ner Farbtupfer auf Kochs Palette Jeder Schaffensperiode ist ein ei- ist – stolz, damit eine Fehlstelle genes historisches Instrument zu- auf Beethovens Porträt abgedeckt geordnet. Die Reise beginnt bei ei- zu haben, ist der vielseitige Virnem cembalesk klingenden Tan- tuose dann doch. gentenflügel von 1790 und führt über einen Rosenberger-Flügel Neu erschienen: Beethoven: zu einem Instrument von Conrad Sämtliche Klavierstücke, CAvi/ Graf – „gewissermaßen der offi- harmonia mundi zielle Steinway der Wiener Zeit“, Abonnenten-CD: Track 6 wie Koch meint. Wobei zum damaligen Standard auch der lärmende Janitscharenzug gehört, den Koch dann auch lustvoll in der „Wuth über den verlorenen Groschen“ einsetzt. Für das Spät- Urworte, orphisch 17 Im krisengeschüttelten England des 17. Jahrhunderts blühte in den bürgerlichen Salons und Pubs die „private music“ – von keltischer Volksmusik inspirierte Musik für kleinere Ensembles. Flötistin Dorothee Oberlinger und Gambist Vittorio Ghielmi zeigen mit ihren zwei Ensembles wie farbenreich diese Musik klingt. HUELGAS ENSEMBLE MIRABILE MYSTERIUM Seit über 40 Jahren gehört das Huelgas Ensemble unter Paul Van Nevel zu den weltweit besten Vokalensembles. Auf „Mirabile Mysterium“ erzählen sie die Weihnachtsgeschichte mit herausragenden weihnachtlichen Werken aus fünf Jahrhunderten von Lassus, Sweelinck, Manchicourt, Gallus u.a. DIE PREISGÜNSTIGE DHM 50 CD-KOLLEKTION Diese limitierte hochwertige CD-Edition enthält 50 vielfach ausgezeichnete und von der Presse hochgelobte Original-Alben des Labels, von den Anfängen bis in die Gegenwart. Mit hochkarätigen Künstlern wie Nikolaus Harnoncourt, Hille Perl, dem Freiburger Barockorchester, Thomas Hengelbrock, Dorothee Oberlinger, Simone Kermes, Buno Weil, Nuria Rial, l’arte del mondo, Huelgas Ensemble u.v.a. www.sonymusicclassical.de Atterberg Sinfonie Nr. 1 h-Moll (RadioSinfonieorchester Frankfurt, R asilainen, 1998) cpo Blind gehört – Andrew Manze „Bruckner ist für mich der Größte.“ Die Presse nannte ihn wechselweise den Stéphane Grappelli oder den Paganini der Barockgeige. Andrew Manze, der mit 24 Jahren Konzertmeister in Ton Koopmans Amsterdam Baroque Orchestra wurde, galt als einer der großen Namen der Barockwelt – bis er vor sechs Jahren die Geige aus der Hand legte, um sich als Chef der Helsingborger Symphoniker und als gefragter Gast bei den großen Orchestern ganz dem Dirigieren zu widmen. Mit der Saison 2014/2015 tritt der 48-jährige Engländer nun seine Stelle als frischgebackener Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie an. Am Morgen eines Konzerts mit dem Deutschen SymphonieOrchester Berlin setzte er sich neugierig, aber auch etwas in Sorge, seinen Kollegen zu nahe zu treten, vor den CD-Player. Von Arnt Cobbers 18 Webern Heftig bewegt, aus: Fünf Sätze op. 5 (Berliner Philharmoniker, Boulez, 1994) Universal Großartige Musik, unglaublich. Hier spielt eine große Streichergruppe, und das in dieser Besetzung so klar und fein zu spielen, ist sehr schwer. Für mich ist Webern die expressivste Musik der Welt. Und diese Aufnahme bestätigt mich darin. Mein erster Webern war op. 6 – als Geiger im European Youth Orchestra mit Claudio Abbado, und ich bin glücklich, dass er es war, der mich in die Welt von Webern eingeführt hat. Man kann an diesen kurzen Sätzen genauso lange proben wie an einem Satz einer Beethoven-Sinfonie. Leider muss man bei manchen Orchestern viel Energie dafür aufwenden, dass die Musiker überhaupt mitziehen und jedes Detail ernst nehmen. Denn hier hat jede einzelne Note so viel zu sagen. Ist das Alfvén oder ein anderer Schwede? Von Atterberg kenne ich nur einige neoklassizistische Werke. Ich finde, in diesen spätromantischen Sinfonien gibt es oft viele gute Ideen, aber entweder werden sie zu sehr ausgewalzt oder sie stehen zwischen zu vielen schwachen Ideen. In Alfvéns zweiter Sinfonie gibt es wunderbare Stellen, der ganze zweite Satz ist großartig, aber im Finale versucht er Bruckner zu sein und scheitert. Insgesamt ist die Sinfonie ein Fehlschlag, finde ich. So ist es mit vielen Werken dieser Zeit. Dennoch sollten wir Musiker immer gucken, ob wir einen Großen übersehen haben. Wir haben so viel Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert wiederentdeckt, aber unser Bild vom 19. Jahrhundert wird noch immer bestimmt von wenigen großen Namen. Ich fürchte zwar, wir werden keinen neuen Brahms entdecken. Aber wir könnten viel Spaß haben bei der Suche ... Als ich jung war, habe ich alles gespielt, und noch mit 20 dachte ich, ich würde vor allem zeitgenössische Musik machen. Aber dann kam immer mehr Barockmusik. Ich liebe Barockmusik, aber sie hat ihre Grenzen. Und ich war an einem Punkt, wo man von mir in jedem Konzert Mozart oder Vivaldi erwartet hat – die Frage war nur noch, was spielen wir außerdem. So wollte ich nicht mein Leben verbringen. Also habe ich eine Pause eingelegt – und die läuft immer noch. Ich vermisse die Geige nicht. Und ich habe meine Probleme damit, was gerade in der Welt der Barockmusik passiert. Nehmen Sie die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi. Die Eröffnung beschwört fröhliche Frühlingsgefühle. Heute klingt sie meist so aggressiv, als wäre es der Soundtrack zu einem Horrorfilm. Und wenn der Hund des Schäfers bellt, klingt es, als würde der Höllenhund wüten. Vivaldi Violinkonzert g-Moll RV 331 (Carmignola, Venice Baroque Orchestra, Marcon, 2006) Archiv Produktion/Universal Das ist es, was ich meine. Denken die, Vivaldi hatte schlechte Laune, als er das geschrieben hat? Das klingt wahnsinnig dramatisch und energiegeladen, und viele Leute denken, so müsse Barockmusik klingen, aber ich halte diesen ganzen Ansatz für verkehrt. Reinhard Goebel ist für mich noch immer die inspirie- Foto: Gunter Gluecklich/NDR Der nächste bitte: Andrew Manze kehrte der Alten Musik den Rücken – weil er sie so liebt rendste Figur mit seiner Neugier, seiner Vorstellungskraft, seiner vielleicht sogar Obsession für Qualität und Probenarbeit. Viele Musiker haben sich seine Arbeitsweise zum Vorbild genommen und versucht, sie auf die nächste Stufe zu stellen. Aber das geht nicht, man kann nicht immer perfekter werden. Irgendwann klingt man wie eine Maschine. Und man kann Goebels Ansatz nur schlecht auf italienische Musik übertragen. Bei so vielen Aufführungen habe ich das Gefühl, die Musiker haben sich die Noten vorgenommen und überlegt: Hier setzen wir einen Akzent hin, dort machen wir einen anderen Effekt. Dann wird das Stück geprobt und anschließend immer wieder auf diese Weise gespielt. Mein Ansatz war ein völlig anderer: Spiel das Stück und gucke, was passiert, was die Musik sagt, wozu sie dich einlädt. Ich weiß zum Beispiel noch nicht, wie ich die Mozart-Sinfonie heute Abend dirigieren werde. Ich habe mit dem Orchester nicht geprobt, wie wir sie spielen werden. Sondern wir haben verschiedene Wege geprobt, die wir im Konzert einschlagen können. Und dann werden wir sehen. Es ist schockierend, wie wenig improvisiert wird in der Barockmusik. Viele Musiker sind wie gefesselt, sie wiederholen immer nur, was sie einstudiert haben. Oft hört man Ornamente, die in keinem Zusammenhang zum Rest des Spiels stehen; die sind genau geplant. Dabei sollte man spielen, als würde man die Noten zum ersten Mal sehen. Corelli La Follia (bearb. v. Léonard u. Marteau; Braunstein, Ben-Ari, 2010) Klang Vision 3101 So haben es vermutlich die großen Geiger des 19. Jahrhunderts gespielt, und ich frage mich, ob das nicht näher am barocken Original war als das, was wir heute machen. Ich fürchte, wenn wir Bach oder Corelli spielen hören würden, würde es uns langweilig erscheinen im Gegensatz zu dem, was wir heute an Tempo und Energie gewöhnt sind. Ich kann auch diese Version genießen, die macht auf ihre Weise Spaß, und hier spielt ein toller Geiger. Beethoven Adagio – Allegro vivace, aus: Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 (Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Järvi, 2007) RCA/Sony (am Ende des Adagio) Mal sehen, ob sie es machen, wie Beethoven es geschrieben hat. Nein, auch nicht. Alle, die ich bisher gehört habe, ziehen vor dem Allegro das Tempo an. Aber Beethoven hat kein Accelerando geschrieben! Ich finde, wenn man es ohne Übergang macht, wird es viel dramatischer. Beethoven sagt: Da kommt etwas, aber ich verrate Euch nicht, was. Lasst Euch überraschen. Es hat eine unglaubliche Spannung, die sich plötzlich im Allegro entlädt. Aber alle Dirigenten nehmen die Überraschung vorweg. Und sie machen es wegen der Analogie zur späteren Wiederholung. Dabei hört kein Zuhörer rückwärtsgewandt, das geht gar nicht. Lassen Sie uns den Übergang nochmal hören: Hier verkürzt er die Pause um eine Viertel. Und jetzt zieht er das Tempo an. Ich glaube, wenn Beethoven das hören würde, wäre er wütend. Das ist eine der größten sinfonischen Eröffnungen aller Zeiten, und alle ruinieren sie! Alle folgen der Tradition. Warum folgen sie nicht einfach Beethoven? Beethoven war ein Meister des Timings. Ich finde es verrückt, wenn man die Pausen verkürzt oder die Wiederholungen weglässt. Beethovens Pausen sind genauso kraftvoll wie seine Musik. Die Leute vertrauen der Stille nicht mehr. Spiel den Akkord und vertraue der Pause, spiele mit der Akustik – wenn du einen guten Raum hast ... Ich habe die neuen Aufnahmen nicht verfolgt. Das sind moderne Instrumente, aber man hat sich viele Gedanken gemacht, was man wie spielt. Vermutlich sind einige alte Instrumente wie das Horn dabei. Ist das Järvi mit der Deutschen Kammerphilharmonie? Ein großartiges Orchester. Meta4 begeistern NEU Mit dem ersten und dem fünen Quartett von Béla Bartók wenden sich Meta4 erneut einem Meister des 20. Jahrhunderts zu. CD-No. 98.036 Brahms Allegro non troppo, aus: Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 (NDR-Sinfonieorchester, Günter Wand, 1997) RCA/Sony Ist das eine alte Aufnahme oder live? Es gefällt mir, es klingt frisch. Manche Details gehen unter, aber das liegt vermutlich an der LiveAufnahme. Das ist das Problem bei Brahms: Alle Musiker denken, sie hätten den schönsten Part, und sehen nicht ein, dass sie sich zurücknehmen müssen. Aber es ist wunderbar gespielt. Es klingt, als säßen alle Geigen links. So kommen die Dialoge zwischen den ersten und zweiten Geigen nicht richtig raus. Günter Wand? Seinen Bruckner habe ich oft gehört. Ich liebe Brahms, aber wenn ich mich auf einen Komponisten konzentrieren müsste, wäre das Bruckner. Dann käme Beethoven. Und Brahms würde ich zum Essen dazu laden, auch wenn das die Unterhaltung vielleicht etwas schwierig machen würde. Ich glaube, Bruckner konnte alles. Wenn er nur mehr Erfolg gehabt hätte und freier gewesen wäre, hätte er mehr gemacht. Für mich ist er der faszinierendste Komponist. 19 Meta4 spielen die Quartette Nr. 3, 4 und 7 von Schostakowitsch. Das dritte Quartett gilt als eines der schönsten des Zyklus. CD-No. 98.644 haenssler-classic.de | [email protected] Im Vertrieb von NAXOS Deutschland www.naxos.de Große Momente der Musikgeschichte (44) FR ANZ S TR AUSS , 1822 – 1905, Vater von Richard Strauss, war der uneheliche Sohn eines Gendarmen und wuchs bei seinem Onkel, einem Türmer, auf. Schon als Kind trat er in Gaststätten auf, um zum Lebensunterhalt beizutragen. Er war sehr begabt und spielte mit 15 Gitarre in der Hofkapelle und wurde einer der bedeutendsten Hornisten seiner Zeit. Richard Wagner, der seine außerordentliche Musikalität schätzte, lehnte er wie viele Münchner künstlerisch und menschlich ab, in Anlehnung an Lola Montez, über deren Reize Ludwigs Großvater den Thron verloren hatte, nannte das Volk ihn „Lolus“. Wagner brachte seinen glühenden Verehrer Ludwig II. dazu, ihm weite Teile des königlichen Haushalts zu überschreiben, mischte sich politisch ein, um seine Pfründe zu bewahren und ließ Lachner, den verdienstvollen Generalmusikdirektor Münchens durch von Bülow ablösen, dem er die Frau wegnahm. Franz Strauss legte sich immer wieder mit Wagner an und spielte nur mit Widerwillen in Bayreuth. Bei der Nachricht von Wagners Herztod 1883 blieb er demonstrativ sitzen. 20 Rein fachliches Interesse: Der Besuch des Flórez-Konzerts in Ludwigs hafen lohnt in jeder Hinsicht BASF Ludwigshafen Stimmband-Analysen Startenor Juan Diego Flórez singt – und ein hochkarätig besetztes Symposium macht sich Gedanken über die „Zukunft des Gesangs“. Von G u i d o F i s c h e r Foto: Josef Gallauer/Decca D ie wertvollste Bestätigung für eine gelungene Aufnahme ist bekanntermaßen das Lob vom Publikum. Doch im Gegensatz zu den Selbstläufern und Megasellern der Netrebkos und Lang Langs kann das Gros der zahllosen Neueinspielungen erst über gute Kritiken und im besten Fall dank eines Preises seine Interessenten und Käufer finden. Dementsprechend reiben sich Interpreten und Produzenten vor Freude die Hände, wenn sie etwa mit Deutschlands ältestem Schallplattenpreis ausgezeichnet werden. Seit 1963 gibt es den „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ und es ist – wie der Name erkennen lässt – eine von Musikjournalisten ausgelobte Trophäe. Nun sind zwar die Zeiten längst vorbei, als in der Vinyl-Ära ein rundes „Preis“-Schild auf das ausgezeichnete Produkt geklebt wurde und man damit auch den Kaufanreiz potenzierte. Aber wer heute – im CD-Zeitalter – von seinem Glück erfährt, allein auf eine der Quartalsbestenlisten zu gelangen und damit schon mal Kandidat für die Jahresbestenliste ist, der bekommt fast umgehend auch ein größeres Feedback etwa von Konzertveranstaltern. Trotz des Renommees, das dieser Schallplattenpreis immer genoss, konnte seine Breiten- und Tiefenwirkung seit 2011 aber noch einmal um ein Vielfa- ches ausgebaut werden. Ausgelöst hat diesen enormen Schub die FAZ-Musikredakteurin Eleonore Büning, die den (ehrenamtlichen) Vereinsvorsitz übernahm und damit frischen Wind in die Strukturen und die Außendarstellung brachte. Immerhin ist Büning die Mutter der beliebtesten, lockersten und auch unterhaltsamsten Diskussionsrunde über Musik. Unter dem Titel „Quartett der Kritiker“ bespielt man quer durch Deutschland mittlerweile volle Konzerthäuser. Wobei das Konzept denkbar einfach ist. Vier nicht auf den Mund gefallene Musikkritiker plaudern fachkundig über ein Musikstück und seine Interpretationen. Inzwischen gibt es aber noch weitere Gelegenheiten, bei denen einige der rund 145 Jurymitglieder auf öffentlichen Podien zu erleben sind. Ein neues Forum bietet da die Kulturabteilung des Ludwigshafener Chemieriesen BASF, der jetzt zum zweiten Mal ein vom „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ organisiertes Symposium fördert. Nachdem im letzten Jahr sich ein hochkarätig besetzter Roundtable mit dem Thema „Das Konzert der Zukunft – die Zukunft des Konzerts“ beschäftigt hat, dreht sich die zweite Ausgabe um die „Zukunft des Gesangs“. Der Frage, inwieweit sich die Stimme im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit verändert hat, gehen da u. a. der Tonmeister Andreas Neubronner, die Musikwissenschaftlerin Christiane Tewinkel und der Vokalexperte Jürgen Kesting in ihren Referaten nach. Tags darauf stoßen zur Runde dann Eleonore Büning sowie Rainer Kern vom „Enjoy Jazz“-Festival dazu. Um die von der zweitägigen Gesprächsrunde aufgeworfenen Denkanstöße vielleicht mit einem simplen, aber glänzend hingeworfenen ‚C‘ zu bestätigen oder doch zu kontern, hat man für den Ausklang einen Könner seines Fachs eingeladen. Es ist der gebürtige peruanische Tenorissimo Juan Diego Flórez, der das BASF-Benefizkonzert zusammen mit der Filarmonica della Scala unter Leitung von Fabio Luisi bestreitet – und mit Rossini, Donizetti & Co. 1a brilliert. www.schallplattenkritik.de/news www.basf.de/kultur Kalendarium: 30.11. BASF-Gesellschaftshaus ab 14 Uhr: Symposium ab 18 Uhr: Öffentlicher Meisterkurs mit Juan Diego Flórez 1.12. BASF-Feierabendhaus ab 15 Uhr: Erweiterte Podiumsdiskussion 21 Uhr: BASF-Benefizkonzert mit Juan Diego Flórez, Filarmonica della Scala, Fabio Luisi 21 Menschen“ in die Nachbarschaft etwa chinesischer Volkslieder. Entscheidend ist für Sabrina Quintero Lang Langs Ansatz, sich die Technik spielend anzueignen. Es geht darum „nicht nur Musik zu spielen (im Sinne von musizieren), sondern auch mit ihr zu spielen und sie zu genießen. Die Schüler werden mit einbezogen und eingeladen, ihre musikalische Vorstellungskraft zu entwickeln.“ Lang Lang Vom Profi lernen Der chinesische Pianistenstar nimmt mit eigenen Übungsheften die Ausbildung des Nachwuchses in die Hand: Das geht doch spielend! Von C a r s t e n H i n r ic h s S ei immer vorbereitet! Beginne nie mit einem Stück, ohne zu überlegen! Schultern, Nacken, Arme, Handgelenke und Finger müssen entspannt sein.“ So klingen die Tipps, die Lang Lang seinen jungen Kollegen mit auf den Weg gibt. Denn der vor einem Jahr zum UN-Friedensbotschafter für „Global Education“ ernannte Pianist nimmt seinen Auftrag ernst und lässt gerade ein lückenloses Ausbildungsprogramm entstehen. Die nun bei Faber Music London und – für den deutschsprachigen Raum – bei Edition Peters erscheinenden Übungsbände sind die ersten fünf der auf 15 Folgen angelegten Reihe „mastering the piano“. Sie richten sich an die fortgeschrittene Elementar- bis Mittelstufe. Die Lang Lang Piano Academy als Stiftung bietet neben zusätzlichem Downloadmaterial auch Workshops, Music Camps und andere Education-Events, wie es heißt. Das klingt nach einer fast beängstigenden Offensive zur Klavierpädagogik. 22 Sabrina Quintero, die für die Reihe bei Edition Peters verantwortliche Lektorin, will die Bände auch nicht als Ersatz für klassische Klavierschulen verstanden wissen, sondern als kreative Arbeits- und Übungsbände, die sich in den herkömmlichen Unterricht gut integrieren lassen. Der entscheidende Unterschied liegt für sie im persönlichen Ansatz. „Es geht Lang Lang nicht darum, trockene Technik-Übungen zu absolvieren und theoretische Lektionen zu ‚pauken‘, sondern darum, Musik zu machen.“ Die Lektionen, die Notenlesen schon voraussetzen, vermitteln zentrale technische Fertigkeiten wie Fingersatz, Rhythmus, Legatospiel, Pedaltechnik und Phrasierung auf grundlegendem Niveau. Jede Lektion enthält Aufwärmübungen, vorbereitende Etüden und gut ausgewählte Stücke, mehrheitlich aus dem Repertoire der großen Klassiker von Bach bis Bartók, zuweilen erfrischend aufgelockert mit modernen oder jazzigen Stückchen. So findet Schumanns „Von fremden Ländern und „Es geht nicht darum, wie Lang Lang zu werden, sondern seinen persönlichen Zugang zum Klavier zu finden.“ Natürlich gibt es dazu jede Menge Tipps zum Vortrag und mentale Hilfestellungen vom Profi, etwa: „Beim Thema Phrasierung stelle ich mir vor, ich unterhalte mich mit einem Freund. Jede Phrase ist ein Satz in diesem Gespräch: Manchmal setzt man in Gedanken ein Komma, weil man noch etwas hinzufügen möchte und manchmal beendet man den Satz, als würde man einen Punkt dahinter machen.“ Dass die Bände schon penetrant auf Lang Lang zugeschnitten sind, woran nicht zu kleinem Teil die Erfolgshoffnung geknüpft sein dürfte, ist Geschmackssache. Quintero betont, dass man sich zwar von der Strahlkraft Lang Langs einen Motivationsschub erhofft, aber „es geht nicht darum, wie Lang Lang zu werden, sondern seinen persönlichen Zugang zum Klavier und zur Welt der Musik zu finden und auf der Reise dorthin von den Erfahrungen eines Pianisten und Lehrers wie Lang Lang zu profitieren.“ Natürlich fehlt aber auch die Diskografie des Künstlers am Ende nicht. Denn Lang Lang ist vor allem ein Profi, was die Selbstvermarktung angeht. Ohne ihm aufrichtiges Interesse an Klavierpädagogik abzusprechen: Er verankert sich ganz nebenbei gleich im Kinderzimmer der Käufer von morgen. Ein Schelm, wer so denkt? Im Vorwort lässt Lang Lang keinen Zweifel: Es gibt kein Schnellverfahren, ein guter Pianist zu werden, das Zauberwort heißt Üben. Darin ist er sich mit einem anderen, großen Klavierpädagogen einig, der Lebens- und Übungsregeln verfasste: Robert Schumann. Diese enden mit dem Satz: „Es ist des Lernens kein Ende.“ Führt dieser Weg auf die Lang Lang Piano Academy? Bei Schumann klang das verheißungsvoll. Neu erschienen: Lang Lang Piano Academy: „mastering the piano“, Level 1–5, Edition Peters Foto: Lang Lang International Music Foundation/V. Fraile Tipps vom Meister: Lang Lang startete eine Klavier offensive Arianna Savall Kosmische Stimme „Hirundo maris“ stoßen ein Tor zur Musik des Hochmittelalters auf – und zwar ein überraschend romantisches. Von M i r j a m S c h a de n d or f V ox cosmica“, das neue Album, hat „Hirundo maris“ dem Lebenswerk der Hildegard von Bingen gewidmet, einen Gegenpol darin bilden die Gesänge von Petrus Abaelardus. Musikalisch überwiegt der Gleichklang, ganz egal, ob Arianna Savall die weit geschwungenen Bögen der Gesänge der Äbtissin interpretiert oder Petter Udland den intellektuellen Part des Abaelard übernimmt. „Die Musik von Hildegard ist hochemotional“, sagt der Norweger im Interview. „Wir finden, sie spricht direkt zu den Herzen der Menschen. Es ist einfach wichtig, sich vom Alltag zu entfernen, sich mit etwas zu verbinden, das wir nicht ganz verstehen können – dem Göttlichen nämlich.“ Ganz klar, die Produktion des Paares lässt sich ganz vom Sog des mittelalterlichen Gesanges gefangen nehmen – hier gibt es keine historisch-kritischen Überlegungen, die Faszination an der Mystik steht im Vordergrund. Das muss nicht schlecht sein – im Gegen- teil, das starke emotionale Engagement der Musiker, ihre intensive Auseinandersetzung mit den Schriften zum kosmischen Gesamtklang machen den Reiz dieser Aufnahme aus. Denn letztendlich hat Arianna Savall, Tochter des spanischen Gamben-Granden Jordi Savall und der vor drei Jahren verstorbenen Sängerin Montserrat Figueras, deren Stimmideal und Ästhetik sie konsequent fortsetzt und weiterdenkt, hier ein ganz neues Genre geprägt, „Early Fusion“. „Ich war schon immer fasziniert von Hildegard und habe ihre Musik während meines Studiums an der Schola Cantorum in Basel besser kennengelernt. Ich habe immer wieder Hildegards Musik gesungen, weil es wie ein Balsam für die Stimme und die Seele ist. Gleichzeitig“, gibt sie zu bedenken, „verlangt diese Musik der Sängerin technisch und körperlich sehr viel ab, man muss wegen des großen Ambitus’ flexibel bleiben.“ „Early Fusion“ ist aber noch mehr als die Vermengung von moderner Geisteshaltung und mittelalterlicher Hochkultur. Petter Udland hat vier instrumentale „Meditationen“ geschrieben, die als Brücke fungieren sollen. Mit Hardangerfiedel, Harfe und Flöten besetzt, lassen sich die Stücke irgendwo zwischen modernem Folk und kontemplativer Dauerschleife ansiedeln. „Die Meditationen sollen unser persönlicher Blick auf die Musik von Hildegard sein.“ erklärt der Musiker. „Für uns moderne Menschen wirkt das alles ein bisschen fremd. Mit dieser Instrumentalmusik versuchen wir zu realisieren, was es heißt, Spiritualität zu erleben.“ Und der musikalische Brückenschlag in die mystische Welt der Hildegard von Bingen ist gelungen. Ganz ohne pädagogischen Zeigefinger. Auf diese Platte kann sich jeder einlassen, egal ob er etwas über die Musik des Mittelalters weiß, oder ob er nur eine Scheibe zum Chillen am Kamin sucht. Ganz zum Schluss des Gespräches spielt dann doch die politische Realität eine Rolle: Ariannas Vater hat gerade den spanischen Nationalpreis für Musik abgelehnt, aus Unzufriedenheit mit der Kulturpolitik des Landes, was ein heftiges Rauschen im Blätterwald verursachte. Von „dramatischem Desinteresse“ und „totaler Inkompetenz“ war die Rede in seinem offenen Brief. „Ich bin total einverstanden mit dieser Aktion“, sagt Arianna. „In Spanien gibt es so viele Talente, aber leider werden Musiker und Künstler nicht gut behandelt. Viele müssen gehen, so wie es auch unsere Eltern gemacht haben.“ Und dann fügt sie hinzu: „Wir haben in diesem Bereich noch viel zu lernen vom Norden.“ Neu erschienen: Hildegard von Bingen: Vox cosmica, mit Savall, Johansen, Carpe Diem Nah am Wasser: Arianna Savalls und Petter Udland Johansens Klang meditationen 23 Thomas Quasthoff Weise Weihnacht Der bekannte Bariton kehrt für vier amerikanische Weihnachtslieder zum Gesang zurück – und will doch kein Comeback. Von Robe rt F r au n hol z e r T homas Quasthoff wollte nie wieder singen. Nach dem Tode seines – für ihn sehr wichtigen – Bruders Michael im Jahr 2010 stürzte er in eine vehemente Krise. Er hatte als Erster erfahren, „dass mein Bruder noch ein Jahr zu leben hatte, wenn er Glück hat. Vielleicht auch nur ein halbes.“ Am Morgen nach dieser Diagnose wachte Quasthoff auf, und seine Stimme war weg. „Es war rein psychisch. Ich habe dann angefangen, immer die jeweils nächsten Auftritte abzusagen, weil ich noch nicht wieder fit war.“ Das ging zwölf Monate so. „Hinzu kam noch, dass es genau das Jahr war, in dem ich von meiner Frau getrennt lebte. Und schließlich war auch noch meine Mutter gestorben.“ Eines Tages, als er gerade seine in Weimar lebende Frau besuchte, so Quasthoff, habe man gemeinsam eine Aufführung von Mah- 24 lers „Lied von der Erde“ besucht. „Ich saß in der Vorstellung, und plötzlich, aus heiterem Himmel, begannen mir die Tränen herunterzulaufen. Aber so, dass es gar nicht wieder aufhören wollte. Ich realisierte plötzlich, dass ich das Werk nie wieder so singen würde.“ Seine Frau saß neben ihm, guckte scheu und unsicher zu ihm herüber. „Irgendwann nahm sie mich dann in den Arm und sagte: ‚Tommy, ist alles gut!’ In der Woche drauf habe ich bekanntgegeben, dass ich ganz aufhöre.“ Die Geschichte des Versiegens einer der schönsten und charakteristischsten BaritonStimmen der letzten Jahrzehnte klingt tragisch. Und war Folge nicht nur familiärer Genickschläge, sondern auch eines Körpers, der anders belastbar ist als bei ‚normalen’ Sängern. Thomas Quasthoff wurde 1959 mit einer Conterganschädigung geboren. Dem 1,34 Meter großen Künstler verweigerte man die Aufnahme auf eine Gesangs-Hochschule. Schon Jahre vor seinem Abschied hatte er die Möglichkeit des Aufhörens immer wieder in Betracht gezogen – und ganz offen darüber gesprochen. „Mein Rücken ist kaputt“, erzählt er, während wir zuhause bei ihm in der Küche sitzen. „Schauen Sie sich hier einmal um. Die vielen Schmerzmittel dort liegen nicht wegen der hübschen Verpackung da. Wenn ich morgens aufstehe, brauche ich eine Weile, um aufrecht gehen zu können. Das ist Verschleiß aufgrund meiner Behinderung.“ So wird die Rückkehr zum Singen, die Quasthoff jetzt in Gestalt eines Weihnachtsalbums feiert, zweifellos eine Ausnahme bleiben. „Erstens finde ich, wenn ich aufhöre und dann wieder anfange, wäre das nicht integer“, meint er. Außerdem: „Ich schaffe auch keinen ganzen Abend mehr.“ Mit den vier amerikanischen Standards aber, darunter Meredith Wilsons „It’s Beginning To Look Like Christmas“ und Bing Crosbys „White Christmas“, will Quasthoff Kindheitserinnerungen an eigene Weihnachten wach werden lassen. Sie zeigen ihn noch einmal von seiner anrührend besten Seite. Lässig und groovy, intim unaufgeregt und durchaus entspannt. Es ist ein kleines Weihnachtswunder, ergänzt um Gedichte von Georg Trakl, Bertolt Brecht, Rilke, Ringelnatz und Storm. Dass Quasthoff auch rezitieren kann, überrascht wenig bei einer Sprechstimme, mit der er schließlich schon zu Zeiten sein Geld verdiente (als Programmsprecher beim NDR), als er noch kein professioneller Sänger war. Welcome back. Neu erschienen: Thomas Quasthoff: Mein Weihnachten, mit Chasteiner, Ilg, Müller, Deutsche Grammophon/Universal Foto: Bernd Brundert Was ich noch zu sagen hätte: Thomas Quasthoff singt wieder MATTHIAS GOERNE SCHUBERT EDITION NEU ERSCHIENEN - Vol. 9 Winterreise Christoph Eschenbach, Klavier „Goerne zählt zu den besten Liedinterpreten unserer Zeit ... Mit seiner ausgeprägten Fähigkeit der Stimmschattierung gestaltet er dramatische Stimmungs- und Perspektivwechsel in kleinsten Nuancen. Gleichzeitig erzählt er in großen Bögen – stimmlich ausgewogen in allen Lagen.“ BAYERISCHER RUNDFUNK „Ein Paradox wird deutlich: Die Stimme von Matthias Goerne hört sich auch nach so vielen Karrierejahren noch unangekratzt jugendlich an, dabei verraten die präzise Textausdeutung, die unaufdringlichen Betonungsakzente den Profiexperten, den nie übertreibenden Former von Mini-Dramen und straff skizzierten Panoramen ... Matthias Goerne ist ein geborener Schubert-Erzähler.“ DIE WELT CD HMC902107 CD HMC 901988 CD HMC 902063 Vol. 1 Sehnsucht 2 CD HMC 902004.05 2 CD HMC 902139.40 Vol. 2 An mein Herz Elisabeth Leonskaja, Klavier Helmut Deutsch, Eric Schneider, Klavier Vol. 5 Nacht und Träume Vol. 6 Schwanengesang Sonate D. 960 Alexander Schmalcz, Klavier CD HMC 901995 CD + DVD HMC 902035 CD HMC 902141 2 CD HMC 902109.10 Vol. 3 Die schöne Müllerin Christoph Eschenbach, Klavier Vol. 7 Erlkönig Andreas Haefliger, Klavier Vol. 4 Heliopolis Ingo Metzmacher, Klavier Fono Forum - Stern des Monats Vol. 8 Wanderers Nachtlied Helmut Deutsch, Eric Schneider, Klavier Christoph Eschenbach, Klavier harmoniamundi.com Auch auf Ihrem Smart- und iPhone 25 Neuheiten Weihnachten mit Freu(n)den F rüher war mehr Lametta“, möchte man weihnachtskulturpessimistisch ausrufen. Dem scharfen Beobachter saisonaler Produkte auf dem CD-Markt kann nicht entgehen, dass die Branche im Vergleich zu den Vorjahren diesmal an der Lebkuchenfront schwächelt. Will sagen: Es fehlen die großen Highlights. Die umsatzstärkste Zeit des Jahres stellt die Produzenten offenbar zunehmend vor strategische Probleme, sich zwischen dem vertrauten (aber abgenudelten) klassischen Repertoire und zündenden Neuschöpfungen zum Thema zu positionieren. Einen Ausweg bieten da die nostalgischen Rückgriffe in die Mottenkiste früherer, hemmungslos verkitschter Weihnachtssampler. Die passen zum jungen, urbanen Spiel mit geborgten Traditionen, ohne sich dabei selbst festzulegen. Doch die ironische Übertreibung bräuchte mehr Mut und kommt dieses Jahr zu kurz. Unser Rundgang durch die frisch gefüllten Regale beginnt bei den musikalischen Mandelkernen des Repertoires. Nach einer Handvoll Weisen der Renaissance führte Luthers Aufwertung der Musik im Gottesdienst zu einer wahren Schwemme vieler der uns heute bekanntesten geistlichen Melodien. Heben lässt sich dieser Liederschatz mit durchweg tadellosen, namhaften Künst- 26 lern aus einer 7-CD-Box des Labels Ricercar: „Geistliche Musik des deutschen Barock“. Einen Höhepunkt daraus, die „Weihnachtshistorie“ von Heinrich Schütz, hat auch Hans-Christoph Rademann mit seinem Dresdner Kammerchor und durchweg guten Solisten gerade neu aufgenommen. Gesellschaftliche Randfiguren spielen im Weihnachtsgeschehen eine zentrale Rolle: Das Marian Consort hat sich auf dem schottischen Label einmal nur um die Hirten gekümmert und deckt in „Christmas with Shepards“ überraschende kompositorische Verneigungen zwischen Mouton, Morales und Stabile auf. Der Lutherzeit widmeten sich Katharina Bäuml und Capella de la Torre schon früher, zum Einstand auf Sony stehen nun rund um das „Kindlein in der Wiegen“ die Melodien des Weihnachtsfestkreises im Mittelpunkt: Ein frisches, klanglich ungewohnt luzides Album der Renaissance-HolzbläserExperten. Den Korpus alter Weisen und Lutherchoräle ergänzte das Bürgertum des 19. Jahrhundert, das sich mit der Feier der biblischen (Ur-)Familie vor allem selbst zelebrierte, mit recht süßlichen, aber bis heute sehr bekannten Weihnachtsliedern. Hörbar wird das zum Beispiel auf „Mirabile Mysterium“, dem Beitrag des fabelhaften Huelgas Ensemble, das seinen Bogen europäisch ausweitet und bis zu Werken von Peter Cornelius spannt, aber auch bei Paul Hilliers schon programmatisch weltumspannenden „Carols from Old & New World“. Hillier gliedert die Chorwerke durch die sieben Adventsantiphone wie im letzten Jahr Graham Ross und der Choir of Clare College Cambridge. Die bieten dieses Jahr mit „Lux in caelo“ einen empfehlenswerten Nachschlag, mit englischer Note und einem Best-of von Praetorius bis Britten. Wenn sie nicht gerade in der Weltmusik fischen, treten sich die Chorsampler aber in einem rolierenden Repertoire wechselseitig auf die Füße, wenigstens über die Jahre betrachtet. Ross‘ berühmte Nachbarn vom King’s College Cambridge zelebrieren in ihrer neogotischen Kapelle mit den „Nine Lessons and Carols“ nun schon seit 1918 ein wirklich stimmungsvolles Lesungs-Weihnachtslied-Programm, das von der BBC weltweit übertragen für Briten zum Weihnachtsfest gehört wie Tur- key und Eggnogg. EMI-Erbe Warner taucht auf einer DoppelCD mit einem Best-of der „Carols from King’s“ in die Geschichte ein, während im Eigenverlag des Chores als CD und erstmals überhaupt auf DVD mit den „Favourite Carols from King’s“ die Weihnachtsübertragung von 2013 veröffentlicht wird. Auch drauf: die alljährliche Auftragskomposition des Chores, so entkommt man elegant der Repertoirefalle. Ein Tipp für weihnachtsmüde Seelen! Auf dem Festland kann mit so viel Zauber höchstens das alpenländische Brauchtum mithalten. Der professionelle HeimatgefühlVermarkter „Servus“ verspricht mit Tranchen vom Salzburger Adventssingen zu Zitherklängen „Himmlische Ruh‘“. Darf ’s ein bisschen mehr sein? Dann haben wir noch einen Salzburger Verkaufsschlager: Herbert von Karajan. Der wird auf „The Karajan Christmas Album“ unter anderem mit den Weihnachtskonzer- Illustration (c) fornfest Musik öffnet Herzen und Geldbeutel. Und das ist nie willkommener als zur Weihnachtszeit: Lassen wir uns verführen! Von C a r s t e n H i n r ic h s ten der Herrn Corelli, Manfredini, Locatelli und ihren wiegenden Pastorale-Sätzen in Erinnerung gerufen. Zumindest aufführungspraktisch bietet das Album mit weihevollem Rubato und musikalischem Zimmetduft die Chance auf ironisch gebrochenen Genuss. In diesen Honigtopf dürften Produzenten nächstes Jahr für unseren Geschmack ruhig noch tiefer greifen. Und wo es jetzt schon ganz schneefallruhig und stubenkuschelig geworden ist, fehlt nur noch eine warme, volltönende Stimme, die Besinnliches vorträgt. Thomas Quasthoff springt dieses Jahr dankenswerter Weise in die Bresche und verspricht einen Einblick in „Meine Weihnachten“, so der Titel. Der Ausnahme-Bariton, der seine Karriere bereits beendete, greift sogar für vier Klaviertrio-jazzige Nummern zum Mikrofon. Die Auswahl der Lesetexte ist nachdenklich, aber nicht weichgespült und sehr ansprechend vorgetragen. Empfehlung! Als Nachklang dazu legen wir die Arrangements der derzeit wohl einzigen deutschen Salonmusik-Girlie-Band auf: „Christmas with Salut Salon“, das ist eine mit Schneestapfen und Glocken aufgepeppte, attacca konzipierte Hörreise quer durch interessante Werke: Corelli – kaum wiederzuerkennen – an der Seite von Weber, Brahms und Dohnányi-Variationen, alles mit eigenem Stempel versehen. Bevor es zu heiß im Zimmer wird, machen wir doch einen Spaziergang durch den Big Apple. Renée Fleming, Vorzeige-Sopranistin des american way of opera, hat sich einen Hauch Whiskey-Flavour auf die Stimme gelegt. Das ist auch nötig, weil sie sich hochkarätige Jazz-Größen als Duettpartner eingeladen hat für ihr „Christmas in New York“, darunter Wynton Marsalis und Gregory Porter. Mit jazzigem Einschlag wertet sich auch gekonnt der Blechblas-Evergreen Canadian Brass auf, damit seine Weihnachtsplatte klanglich nicht mit mitteldeutschen Posaunenchören kollidiert. Das garantieren die Kompositionen und Arragements von Jazzgröße Vince Guaraldi und Ensembletrompeter Brandon Ridenour. Und wir bleiben beim Jazz, denn er kriegt einfach nicht genug: Bereits zum vierten Mal spielt und tourt Nils Landgren, der Mann mit der weihnachtsmützenroten Posaune, durch die Konzertsäle und Jazzclubs und feiert „Christmas with my friends“. Ein Selbstläufer, wie immer halb groovig, halb im (Landgrenschen Softeis-) Diskant hingehaucht. Der Wechsel in der Besetzung entpuppt sich so als der eigentliche Motor der Idee, die sich nach wie vor glänzend verkauft. Wer erst jetzt einsteigen möchte: Teil I-III gibt es dieses Jahr als Box (fast) geschenkt. Erstklassisch: „Geistliche Musik des deutschen Barock“, 7 CDs, Praetorius, Tunder, Schütz, Buxtehude, Ricercar/Note 1 Heinrich Schütz: Weihnachtshistorie, Sämann, Werneburg, Poplutz u. a., Dresdner Kammerchor, Dresdner Barockorchester, Rademann, Carus/ Note 1 „Christmas with the Shepards“, Mouton, Morales, Stabile; The Marian Consort, McCleery, Delphian/hm „Ein Kindlein in der Wiegen“: Weihnachten zur Lutherzeit, Capella de la Torre, Katharina Bäuml, dhm/Sony „Mirabile Mysterium”: An European Christmas Tale, Huelgas Ensemble, van Nevel, dhm/Sony „Carols from Old & New World Vol. III“, SACD, National Chamber Choir of Ireland, Hillier, hm Für die Insel: „Lux de caelo“, Bach, Britten, Mendelssohn, Schönberg, Tavener; Choir of Clare College Cambridge, Dmitri Ensemble, Ross, hm „Carols from King’s College Cambridge“, 2CDs; Choir of King’s College Cambridge, Willcocks, Ledger, Cleobury, Warner „Favourite Carols from King’s“, CD oder DVD, Choir of King’s College Cambridge, Cleobury, KGS/Note 1 Apfel, Nuss und Mandelkern: „Himmlische Ruh’“: Die schönsten Lieder und Weisen vom Salzburger Adventssingen, Servus/hm „The Karajan Christmas Album“, Corelli, Manfredini, Locatelli, Bach, Mendelssohn, Gruber, Tschaikowski, DG/Universal „Christmas with Salut Salon“, Bach, Corelli, Brahms, Debussy, Piazzolla, Warner Abonnenten-CD: Track 16 Whiskey-Flavour: Thomas Quasthoff: „Mein Weihnachten“, Quasthoff, Chastenier, Ilg, Müller, DG/Universal Renée Fleming: “Christmas in New York”, Fleming, Marsalis, Porter, Elling, Wainwright, Botti, O’Hara, Decca/Universal Abonnenten-CD: Track 17 „Christmas Time Is Here”, Guaraldi, Henderson, Ridenour; Canadian Brass, Steinway/Note 1 „Christmas With My Friends IV”, Landgren, Knutsson, Norberg, Köhn, Pilnäs, Dyall, Kruse, Sand, ACT/Edel 16. KISSINGER WINTERZAUBER 1 9 . D E Z E M B E R 2 0 1 4 - 1 0 . J A N U A R 2 0 1 5 Till Brönner Quintett • Berliner Symphoniker Tai Murray • Power!Percussion • Andreas Martin Hofmeir Bananafishbones • Eklipse • Singer Pur • Lily Dahab • Mahalia Intergalactic Lovers • Berlin Comedian Harmonists • Tingvall Trio • quattrocelli • u.v.a. TICKETS UND INFO UNTER: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH · Am Kurgarten 1 • 0971 8048-444 Mo - Fr: 8:30 - 20:00 Uhr, Sa/So 10:00 - 14:00 Uhr [email protected] • www.kissingerwinterzauber.de Veranstalter: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH im Zusammenwirken mit der Stadt Bad Kissingen 27 Lebensrückschau aus Ergebenheit und schwelgendem Schönklang: Die Vier letzten Lieder Schöner kann ein Sopran nicht schwelgen: Für die „Vier letzten Lieder“ würden viele glatt auf den übrigen Strauss verzichten. Von M ic h a e l Blü mk e D er Franz ist an allem schuld. War er es doch, der seinem Vater riet, das Schweizer Exil zur Komposition eines späten Werkes zu nutzen. Und so machte sich Richard Strauss 1948 an die Vertonung einiger Gedichte, die er von Anfang an als Orchesterlieder konzipierte. Mit Eichendorffs „Im Abendrot“ begann er am 6. Mai und ließ ihm drei Gedichte des erst zwei Jahre zuvor mit dem Nobelpreis für Literatur 28 ausgezeichneten Hermann Hesse folgen. Am 20. September war mit „September“ das letzte dieser Lieder vollendet, die freilich nicht als Zyklus geplant waren und den Titel „Vier letzte Lieder“ auch erst posthum von Strauss’ Verleger angeheftet bekamen. Nun üben Schwanengesänge seit jeher eine eigentümliche Faszination aus, bieten stets Anlass zu Deutungen und Spekulationen, doch der von Richard Strauss nimmt selbst in dieser exponier- ten Gruppe noch eine Sonderstellung ein. Ein „Requiem für sich selbst“ nannte Karl Schumann die „Vier letzten Lieder“ und trifft es damit recht gut. Die eigene Ergebenheit und Gelassenheit verwandelte der Komponist überlegen in Töne: Schöner und gleichzeitig berührender, schwelgender und dabei wahrhaftiger lassen sich diese Stimmungen nicht ausdrücken. Da diese Lieder nicht als zusammenhängendes Ganzes gedacht waren, gibt es auch kei- Stimmbändertraining für Sirenen Und die ist nicht nur dramaturgisch schlüssiger, sondern vor allem sängerisch sinnvoller: Nur in „Frühling“ wird die Interpretin in luftige Höhen geschickt (allerdings zuvor gleich als Einstieg – „In dämmrigen Grüften“ – auch erst einmal richtig in den Keller), danach darf sich die Stimme in eher entspannteren Lagen tummeln. Bezeichnenderweise liegt vielen Sängerinnen, selbst den höhensicheren, dieses Lied am wenigsten, sie klingen dort nicht selten ein bisschen hysterisch oder machen zumindest nicht unbedingt die beste Figur. Geht der „Frühling“ also in den „Septem- Foto: GdeFon.ru Hörtest – Richard Strauss „Vier letzte Lieder“ ne vom Komponisten bestimmte Reihenfolge. Die wurde erst bei der Uraufführung am 22. Mai 1950 in der Londoner Royal Albert Hall durch Kirsten Flagstad und Wilhelm Furtwängler festgelegt. Damals erklang als erstes „Beim Schlafengehen“, gefolgt von „September“, dann „Frühling“ und als Abschluss „Im Abendrot“. Diese Reihung blieb einige Jahre lang Usus, bevor das dritte Lied mit dem ersten den Platz tauschte – die bis heute übliche Abfolge. ber“ über, ist der psychologische Druck von den Stimmbändern genommen. Unmöglich ist es, die Einspielungen der „Vier letzten Lieder“ zu zählen, es dürften um die 80 sein, wovon hier aus Platzgründen nur zwei Dutzend berücksichtigt werden können. Ganz am Anfang der Diskografie steht also Kirsten Flagstad, von der Uraufführung müsste zwar ein Rundfunkmitschnitt existieren, doch die erhältliche CD-Version basiert auf stark beschädigten Privatbändern, wodurch sie nur aus dokumentarischen Gründen von Interesse ist. Es gibt allerdings eine zwei Jahre später entstandene Live-Aufnahme aus Berlin mit Flagstad, an diesem Abend „verzichtet“ sie aber auf den für sie unbequem liegenden „Frühling“, bei dem sie schon in der Uraufführung eine Passage oktavieren musste. Obwohl die Uraufführung nicht an sie gegangen war, hat Sena Jurinac gleich im Jahr danach so stark für die Verbreitung des neuen Werkes gesorgt wie keine andere Sängerin. Von einem der „VLL“-Konzerte dieses Jahres 1951 gibt es einen Mitschnitt aus Stockholm, Jurinac ist hier mit ihrem Farbreichtum und inneren Lodern ein absoluter Genuss. Die erste Studioaufnahme fiel 1953 Lisa della Casa zu: Mit schlankem, l(e)ichtem, leuchtendem Sopran schafft sie eine wunderbare Balance aus vokalem Reiz und überzeugender Textbehandlung. Drei Monate später produzierte Walter Legge dann die erste der beiden Einspielungen mit seiner Ehefrau Elisabeth Schwarzkopf, sehr kurz phrasierend trägt sie die „VLL“ schrecklich grimassierend wie Chansons vor. Ihre zweite Aufnahme entstand 1965, hier hält sie ihre Manierismen in einem erträglichen, fast schon normalen Rahmen, die unprägnante bis schlampige Artikulation ist gleichwohl gewöhnungsbedürftig. Hervorragend in der scheinbaren Distanziertheit bietet Gundula Janowitz 1973 mit silbrigkühler Stimme eine ungeheuer klangsinnliche Aufnahme, nicht zuletzt auch dank Herbert von Karajan. Hier wird besonders deutlich, dass das Orchester in den „VLL“ keineswegs nur begleiten- de Funktion hat, vielmehr die Gesangsstimme ein weiteres Instrument ist. Im Jahr darauf bannt Anneliese Rothenberger, die vormals grandiose Sophie und Zdenka, ihre Version – für sie leider zu spät – auf Band. Im August 1982 trifft in Leipzig Jessye Norman mit Kurt Masur und dem Gewandhausorchester zusammen und (er)schafft die definitive, alle anderen überstrahlende Einspielung. Mit epischem Atem, überwältigender Klangentfaltung und differenziertes- „Die definitive Einspielung: Jessye Norman verströmt sich in einem üppigen, prachtvollen, golden glänzenden Rausch.“ ter Textdurchdringung, die sich in der vorbildlichen vokalen Kolorierung widerspiegelt, verströmt sich die Sopranistin in einem üppigen, prachtvollen, golden glänzenden Rausch. Im selben Jahr begibt sich auch Lucia Popp für die „VLL“ ins Studio. Stimmlich seelenvoll wie immer, wirkt ihre Interpretation sehr intim, hat so gar nichts nach außen Gekehrtes oder auf Wirkung Bedachtes – berührend und beglückend. Ebenfalls aus den 80er-Jahren: Eva „Brünnhilde“ Marton, die sich einen der untersten Plätze auf der Hitliste gesichert hat, und Felicity Lott mit schlank-sehnigem Klang und intelligenter Gestaltung. Zur Gruppe der positiv im Gedächtnis bleibenden Produktionen zählt auch die sinnlich flirrende Cheryl Studer, die Lyrik und Dramatik ideal verbindet, auch wenn sie – besonders in der normalerweise sicheren Höhe – nicht optimal bei Stimme ist. Der nächste Höhepunkt in der „VLL“Diskografie geht auf das Konto von Renée Fleming. Das ist ein Leuchten und Strahlen, das süchtig macht. Auch auf ihrer zweiten, 13 Jahre danach entstandenen Aufnahme präsentiert sie sich stimmlich nach wie vor in exzellenter Verfassung, wenn auch nicht mehr ganz so frisch und schimmernd, allerdings macht sie gestalterisch zu viel, rutscht da stärker in ihre Manierismen. Unter „ferner liefen“ darf Françoise Pollet verbucht werden. Karita Mattila singt zwar sehr gut, lässt den Hörer aber dennoch kalt, weckt kein besonderes Interesse. Stimmlich sicher, aber monochrom und dadurch langweilig bleibt Deborah Voigt. Unfassbar schön klingen die „VLL“ bei Soile Isokoski, sie setzt ihren warmen, edel blühenden Sopran für eine „helle“, fast naive Interpretation ein. Leider vermittelt sie dabei das Gefühl, als stecke nichts zwischen und hinter den Zeilen, das wirkt geheimnislos und etwas eindimensional – ein Jammer ob der hinreißenden vokalen Seite! Als nicht konkurrenzfähig erweist sich Melanie Diener. Trotz ansprechender stimmlicher Leistung und durchdachter Gestaltung erscheint Konrad Jarnot eher wie ein Kuriosum als ein vollgültiger Mitbewerber, als Bariton verfügt er schlicht nicht über die hier nötige Expansionsfähigkeit eines Soprans, zudem verlieren die Lieder in der Klavierfassung zu viel von ihrem spezifischen Reiz, der verschwenderischen Farbenfülle und der klanglichen Opulenz. Ohne eigenes Gepräge ist die Aufnahme von Nina Stemme, die deutlich mehr Wagner- als Strauss-Sängerin ist, sehr persönlich und seelenvoll dagegen Anja Harteros. Unbeteiligt, emotional wie buchstabiert, wenn auch sehr gut gesungen präsentiert sich Anne Schwanewilms. Ganz frisch aus dem Presswerk kommt die neueste Version der „VLL“, ein Konzertmitschnitt aus der Berliner Philharmonie vom August dieses Jahres mit Anna Netrebko. Ihre Stimme erfüllt wegen der Fähigkeit zum Aufblühen eine wichtige Voraussetzung für Strauss, ist aber andererseits nicht flexibel genug, kann sich nicht schwerelos empor- schwingen – und gönnt sich allzu viele Atemzäsuren. Außerdem merkt man trotz sorgfältiger Artikulation, dass sie die einzige hier vertretene Sängerin ist, die des Deutschen nicht mächtig ist. Eine schöne Stimme singt schöne Musik, mehr nicht. Traumwandlerisch: Della Casa, Böhm, 1953, Decca Janowitz, Karajan, 1973, DG Norman, Masur, 1982, Philips Popp, Tennstedt, 1982, EMI Fleming, Eschenbach, 1995, RCA Frühlingshaft: Jurinac, Busch, 1951, EMI Studer, Sinopoli, 1993, DG Isokoski, Janowski, 2001, Ondine Harteros, Luisi, 2007, Sony Fleming, Thielemann, 2008, Decca Blätterfall: Flagstad, Furtwängler, 1950, Diverse Schwarzkopf, Szell, 1965, EMI Lott, Järvi, 1986, Chandos Mattila, Abbado, 1998, DG Voigt, Masur, 1998, Teldec Jarnot, Deutsch, 2005, Oehms Stemme, Pappano, 2006, EMI Schwanewilms, Stenz, 2011, Orfeo Netrebko, Barenboim, 2014, DG Abonnenten-CD: Track 15 Dämmergruft: Schwarzkopf, Ackermann, 1953, EMI Rothenberger, Previn, 1974, EMI Marton, Davis, 1985, Sony Pollet, Weise, 1995, Accord Diener, Zinman, 2002, Arte Nova 29 Will alles, und zwar sofort: Pablo Held ver knüpft Zeiten und Stile Pablo Held Brückenkopf Sein Horizont ist weit: Klassik, Jazz, Musik aus allen Kontinenten. Dieser Pianist vereint, was scheinbar auseinander liegt. Von W e r n e r S t i e f e l e A ufeinander hören, Entwicklungen ahnen, Akzente setzen, sich auf unbekanntes Terrain vorwagen, in früheren Konzerten Gespieltes hervorholen oder vergessen können: Dank dieser Fähigkeiten nimmt das Pablo Held Trio seit fast neun Jahren eine außergewöhnliche Stellung in der deutschen Jazzlandschaft ein, die 2013 ein gemeinsames Konzert mit John Scofield ermöglichte und – nach vielen anderen Preisen – 2014 durch die Verleihung des SWR Jazzpreises gewürdigt wurde. Der Kölner Pianist und Ensemblegründer will alles: zum einen die Leichtigkeit und das Unerwartete, das improvisierte Musik mit sich bringen kann, und zum anderen die Struktur, die 30 Form, das Überlegte, das aus dem überlegten Zusammenfügen von Tönen, dem Komponieren, entstammt: „Das Komponierte soll wie improvisiert wirken, und das Improvisierte wie komponiert.“ Als Pablo Held 1986 geboren wurde, begeisterten Musiker wie die Bassisten Dave Holland und Miroslav Vitous, die Pianisten John Taylor und Paul Bley, der Trompeter Kenny Wheeler oder der Schlagzeuger Paul Motian gerade erst das Publikum für das Leichte, Filigrane, Schwebende im Jazz. Daran konnte Pablo Held anknüpfen, als er sein eigenes musikalisches Konzept formte. Held, der Kontrabassist Robert Landfermann und der Schlagzeuger Jonas Burgwinkel legen Fährten, denken sich in die Entwicklungslinien der Partner, kommentieren diese, führen sie fort, ignorieren sie – wie in einem Gespräch, das gute Freunde miteinander führen, und bei dem man auch schweigen kann, gerade weil man bei der Sache ist und Wichtigem lieber zuhört, als den Gedankenfluss des Partners durch eigene Einwürfe zu stören. Denn Helds Konzept ist anders als das amerikanischer Jazzgrößen. Wegweisende Pianisten wie Fats Waller, Earl Hines, Art Tatum, Oscar Peterson, Bud Powell, John Lewis, Kenny Barron oder Cedar Walton bevorzugten in ihren Trioaufnahmen lange, bruchlos miteinander verbundene, durchgehend swingende Tonketten – Meister ihres Fachs, aber eben auch Vertreter einer grund- legend anderen Ästhetik. Selbst Bill Evans oder Herbie Hancock, die in den 1950ern und 1960ern das Jazzpiano neu definierten, ließen noch nicht so viele spannungsvolle Zwischenräume wie Pablo Held und seine Partner. Die Tradition des Jazz lernte Pablo Held schon durch die Schallplattensammlung seines Vaters kennen – aber nur als eines von vielen Elementen der euro-amerikanischen Musikgeschichte, denn Musik von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven oder Franz Liszt gehörte ebenfalls zu seinen frühen Hörerlebnissen. Und diese wiederum waren – so die Zeugnisse von Zeitgenossen – begnadete Improvisatoren. Es entsprach also durchaus der historischen Situation, dass Pablo Held als Klavierschüler gerne deren auf Papier festgehaltene Noten durch eigene Ideen modifizierte. „Scofields Frau schrieb schon an der Absage. Aber Bill Stewart sagte: Mit diesen Jungs soll er ruhig spielen!“ In diesem Punkt hat er sich gewandelt: Zu Hause spiele er „fast nur klassische Musik“ getreu dem Notentext – die Improvisation ist eine Angelegenheit der Bühne. Werke von Aaron Copland, Igor Strawinski oder Maurice Ravel haben ihn schon zur Auseinandersetzung gereizt, außerdem hat er eine Sammlung von Sinfonien durchgearbeitet, die Leonard Bernstein dirigiert hat. Beim Gespräch im Herbst 2014 beschäftigte er sich gerade mit Henri Dutilleux´ erster Sinfonie, dem Gesang der Voix Bulgares und dem Album „You‘re Dead!“ von Flying Lotus, einer Produktion, an der Herbie Hancock am Fender Rhodes mitgewirkt hat. Die Musik des Pablo Held Trios lässt Luft zum Atmen, und die Melodien scheinen durch elastische Fäden miteinander verbunden – ein flexibles Netz, lose geknüpft, aber keinesfalls willkürlich zusammengefügt, sondern wie das Gewebe einer Spinne aus einem unbewussten, nicht auf Papier, wohl aber in der gemeinsamen Erfahrungen der Band herausgebildeten Bauplan abgeleitet. So tupfen sie Themen an, drehen, wenden, erkunden sie – und dies mit einer Souveränität, in der sich virtuoses Können und Gelassenheit paaren. Die drei haben keine Eile, innerhalb kürzester Zeit möglichst viele Töne ins Geschehen zu werfen. Sie verdichten lieber, lassen Gedanken reifen, werfen Nebenideen ein, reißen Entwicklungslinien um, brechen andere ab oder beharren auf einer Figur, die im Lauf der weiteren Ausgestaltung immense Kraft entwickeln kann. Dies ist bei Trio-Auftritten selbstverständlich, und das war auch so, als das Trio mit John Sco- field in der Kölner Philharmonie auftrat. Danach schwärmte der amerikanische Gitarrenstar: „Sie haben einen ganz freien Spiel-Ansatz entwickelt und können sich intuitiv sehr schnell als Einheit zu unterschiedlichen musikali- schen Orten bewegen.“ Dass es zu dem Konzert kam, verdankt Pablo Held der „European Concert Hall Organisation“ (ECHO), deren Mitglieder für alle „Rising Stars“ eine Tournee durch die angeschlossenen Häuser organisieren. Die Kölner Philharmonie gewährte Pablo Held zudem die Chance, einen Gastmusiker zu verpflichten – und der sagte zu. „Eigentlich wollte seine Frau schon eine Absage schreiben“, plau„Die Interaktion ist mir wichtig. Dass man dert Held. „Aber Scosich immer wieder pusht, ins Unbekannte, dahin, wo wir uns vielleicht nicht wohl fields Drummer Bill Stewart hat das mitbekomfühlen, um dort etwas Neues für uns zu men und gesagt: Nein, finden. Wenn man nicht spielt, dann spielt nein, mit diesen Jungs man eigentlich auch. Eine Pause ist auch soll er ruhig spielen.“ ein Statement, damit ist man trotzdem Also bereitete er sich genoch Teil der Musik. Ich habe nicht das Gewissenhaft vor, genoss fühl, wenn ich jetzt nicht spiele, hört die die Atmosphäre und das Musik in mir oder um mich herum auf. Können, und war nach Wenn jemand spielt, und man reagiert Proben und Konzert so nicht, dann lässt man das einfach für sich begeistert, dass sie im stehen oder sagt einfach: Das kann auch Frühjahr 2015 als Quarohne mein Zutun existieren. Nichts ist tett auf Tournee gehen. schlimmer als jemand, der nur spielt, damit er spielt.“ (Pablo Held) Held auch manchmal still BMW WELT JAZZ AWARD 2015. Neu erschienen: Pablo Held: The Trio Meets John Scofield, Pirouet/NRW Vertrieb Tourdaten: 23.11. Garmisch-Partenkirchen, Jazzclub Garmisch 30.11. Köln, Stadtgarten 2.12. Köln, ARTheater 6.12. Berlin, Jazz im Kiez 13.12. Dielsdorf (CH), Le Philosophe 14.12. Zürich (CH), Villa Schneckenmann 17.12. Köln, Roxy 19.12. Darmstadt, Stadtkirche (Trio, mit EOS Kammerorchester) 20.12. Aachen, Klangbrücke (Trio, mit EOS Kammerorchester) 21.12. Köln, Stadtgarten (Trio, mit EOS Kammerorchester) 12.1. Leipzig, naTo 26.1. Aachen, DuMont 27.1. Köln, Stadtgarten 29.1. Dortmund, Domicil (Trio, feat. John Scofield; WDR3 Jazzfest) BMW Welt bmw-welt.com Freude am Fahren PLAYING MY GUITAR. Auswahlmatineen jeweils sonntags von 11.00 bis 13.30 Uhr. Eintritt frei, keine Sitzplatzgarantie. 18.01. 25.01. 08.02. 22.02. 08.03. 15.03. Michel Sajrawy Trio FAT (Fabulous Austrian Trio) Camila Meza Quartet Hellmüller Risso Zanoli Manu Codjia Trio Carl Mörner Ringström Majestic Orchestra 18.04. Finale mit Preisverleihung, 19.00 Uhr Karten für das Finale ab 18. Januar in der BMW Welt und bei München Ticket. Alle Infos unter bmw-welt.com 31 CECILIA BARTOLI ST PETERSBURG · Ce eci cili lia li a Ba B rt rtol olii si ol sing sing n t Ar Arie i n au auss St.. Pe St Pete ters rsbu burg rg ers rstm tmal als auff Ru Russ ssis isch ch · Mi Mitt 11 Wel elt-Ersteinspi pielunge gen n 32 ANNA NETREBKO RICHARD STRAUSS: VIER LETZTE LIEDER / EIN HELDENLEBEN · An nna Net etre rebk bkos os erste Aufnahme me in de deut utsc ut sche sc h r Spra he ach che e · Staatska kape pell lle ll e Berl rlin lin n, Daniel Barenbo oim m www.klassikakzente.de/klassik-macht-gluecklich/home MAX RAABE EINE NACHT IN BERLIN DANIEL HOPE ESCAPE TO PARADISE – THE HOLLYWOOD ALBUM · Di Die e gr größ ößte ten n Ma Max x Ra Raab abe e So Song ngss Li Live ve aus u dem m Admi Ad mira als lspa pala last st in Be Berl rlin in mit i dem Palast Orchester · Danie el Ho Hope findet einen ve erb rblü lüff ffen ende den n Sch üssel zur Filmmu Sc Schl usi sik k · Mit Musi sik si k von Korngold bis zu u Sc Schi hind ndle lers rs Liste · Fe Featuring Sting und Ma Max x Ra Raab abe e LUDOVICO EINAUDI STANZE DANIIL TRIFONOV TRIFONOV LIVE (2 CD) · Di Die e Ne Neua uau ua age des Zyk yklu lus vo v n 16 Stü tück cken en für ü Har arfe fe · Ei Eing nges espi piel eltt vo on Ce C ci cili lia a Ch Chai aill lly y · Di D e be beid iden en Liv vee Au Aufn fnah ahmen aus der Te Teatro la a Fe Feni nice ce von 201 010 0 so sowie aus derr C rnegie Ca ie Hal alll vo von n 20 2013 13 in einer Box x ELINA L I N GARANCA NC A MEDITATION LUCIANO PAVAROTTI CLASSIC DUETS · Ein Album für besinnliche e Mo Mome m nte im Leben n · Deutsche Rad dio Phi hilh lhar armo moni n e und Latvian Radi dio di o Ch C oir, r Karel Mark Chichon · Di Die e sc schö höns nsten Opernduette auss La Traviata, La Bohème, au Mada Ma dame me But u terfly, Rigole lett tto u.v.m. (CD, DVD, CD & DVD) 33 Laurence Equilbey Nerven-Kitzel Wer kann dazu schon nein sagen: Die französische Chorleiterin bekam das Angebot, ein Orchester zu gründen. Gesagt, getan. Von C a r s t e n H i n r ic h s N iemand ist eine Insel“, denkt man unwillkürlich, wenn man den Namen des neuen Ensembles liest: Insula Orchestra. Sollte das nicht besonders für Orchestermusiker gelten, die in hohem Maße miteinander und dem Publikum kommunizieren? „Falsche Fährte“, lacht Laurence Equilbey, die sich kurz vor dem Auftritt in der Schlosskirche von Versailles noch die Zeit genommen hat. „Als Insula bezeichnet man eine Region im Großhirnstamm, die besonders gefragt ist, wenn es darum geht, auf 34 Reize mit Emotionen zu reagieren, auch das Lustempfinden ist dort teilweise verankert“, erläutert die Dirigentin die Namensgebung. Diese Hirnregion ist das erklärte Ziel in der Arbeit mit dem neuen Orchester, denn „wenn wir die Menschen nicht im Innersten bewegen, wofür machen wir sonst Musik?“. Nun ist Laurence Equilbey im Gegensatz zum Insula Orchestra aber kein neuer Stern am Musikhimmel. Nach ihrem Studium, das sie unter anderem zu Nikolaus Harnoncourt nach Wien führte, gründete die Fran- Neu erschienen: Mozart: Requiem, mit Piau, Mingardo, Güra, Purves, Accentus, Insula Orchestra, naïve/Indigo Bei der Mozartwoche Salzburg: 1.2. Mozarteum, Großer Saal (Mozart „Krönungsmesse“; Schubert, Sinfonie Nr. 4) Foto: Jean-Baptiste Millot Inception: Laurence Equilbey will an unseren Großhirn stamm zösin den Kammerchor Accentus, der über ihr Heimatland hinaus schon Kultstatus genießt, nicht nur für seine makellose Intonation und Stimmbalance, sondern auch für eigenwillige, smarte Programmgestaltung. Zu größer besetzten Konzerten tat man sich regelmäßig mit den einschlägigen Ensembles der Alten Musik zusammen, wie Concerto Köln oder der Akademie für Alte Musik Berlin. Aber Probenzeit mit Spezialisten ist knapp, weil teuer, und die Klangkörper sind vor allem in ein enges Korsett aus Terminen eingebunden. Und Equilbey wollte ohne Zeitdruck mit der Musik arbeiten können. Wie ein passgenauer Zufall klingt, was sich dann ereignete. „2012 kamen Verantwortliche des Départements Hauts-de-Seine auf mich zu, weil man Gelder für ein nachhaltiges Musikförderungsprogramm bereitstellen wollte. Nach kurzen Gesprächen war die Idee geboren, ein Orchester für junge Musiker zu gründen – und aus meinem Zeitproblem wurde sogar ein Vorteil!“, berichtet Equilbey. Denn nun ist intensive Probenarbeit sogar gewünscht. Die Philosophie des Orchesters sieht vor, dass alte Hasen von Schlüsselpositionen aus den Nachwuchs mit sich ziehen. Und der ist mit solchem Feuereifer dabei, dass schon beim Zuschauen die Insula unwillkürlich kitzelt. Ein Ass hat Equilbey aber noch im Ärmel: „Wenn wir uns einer Epoche nähern, besetze ich immer Profis, die sich mit der Musik aus dem vorigen Jahrhundert auskennen. Das ist das beste stilistische Fundament, wir erfinden jede Musik aufs Neue“, verrät die Dirigentin. Das Konzert in der Schlosskirche gibt ihr recht: Knackige, gut gesetzte Tempi in der Krönungsmesse, die frischen Stimmen des Solistenquartetts sockeln ohne Mühe auf den transparenten Orchesterklang auf. Dazu gibt es trompetensatte Szenen aus Beethovens „König Stephan“ und die Kantate „Kampf und Sieg“ von Carl Maria von Weber, die Musik betört ganz ohne effekthaschend aufgerauten Klang. Kein deutscher Dirigent würde sich am pathetischen Einigungstaumel des Vormärz die Hände schmutzig machen – was schade ist, denn Weber schlägt den „Stephan“ noch um Längen. Man merkt Equilbeys knapper Handkante an, dass sie vom Chor kommt, jede bühnenwirksame Maestro-Attitüde ist ihr fremd. Fest steht: Wenn das Insula Orchestra im Januar bei der Mozartwoche Salzburg sein internationales Debüt gibt, ist Nerven-Kitzel kein Nebeneffekt. Café Imperial Unser Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer: Robe rt F r au n hol z e r Fotos: Konzerthaus Wien (l.o.); David Ignaszewski (l.u.); Mark McNulty (r.o.); Karl Forster (r.u.) Unterschätzer Erstligist: Michael Tilson Thomas Jordi Savall Klar, es gibt zu viele Wagner-„Ringe“ auf der Welt. Was vor allem den Regisseuren Deutungsnöte beschert. Was noch Neues sagen? Doch da Linz ein neues, großes und schönes Opernhaus hat, muss es auch einen „Ring“ kriegen. Mit Uwe-Eric Laufenberg kann man sich im Grunde schmeicheln, einen „Ring“-Regisseur gefunden zu haben, der sein WagnerPulver noch nicht verschossen hat. Mit „Rheingold“ und „Walküre“ hat er das Publikum gut angefüttert. Beim jetzigen „Siegfried“ allerdings zahlt man ihm heim, dass sein „Ring“, angelegt als Reise durch die Zeit, in einer computerflimmernden Zukunft angekommen ist. Diesen Punkt erreicht die Aufführung kurz vor Ende des 2. Aktes, nach Erledigung Fafners. Denn: Was anfangen mit dem Gold und Geld, das Siegfried (furztrocken: Lars Clevemann) dem Banksafe des Drachen entnommen hat?! Auf diese plausible Frage – innerhalb eines durchaus schlüssigen Deutungskonzepts – gibt es bei Wagner eine kapitalismusskeptische Antwort. Warten wir’s ab, „Götterdämmerung“ folgt im Februar. Problematischer sind die Besetzungen. Dass beim „Siegfried“ die Hausbesetzung von Matthäus Schmidlechner (Mime) der Beste ist, spiegelt die Tatsache wider, dass ein Haus wie Linz Sänger für eine solche Produktion je nach Geldbörse einkauft. Gerd Grochowski singt zwar auch sonst in großen Häusern, aber nicht den Wotan wie hier, sondern Gunther, Klingsor (der nie schief gehen kann) oder Telramund (der kaum gelingen kann). Kein Wunder, wenn er gegen Björn Waag als Alberich, der bei seinem Leisten bleibt, unterliegt. Bei Elena Nebera wiederum lässt sich schon an der Rollenagenda ablesen, wie sie abschneiden wird: Es gibt keine Sängerin auf der Welt, die zwischen zwei Brünnhilden in Linz kurz mal die Kaiserin in Kassel (in Strauss’ „Frau ohne Schatten“) singen kann. Da kann Dennis Russell Davies noch so routiniert dirigieren: Wer nach dem „Ring“ greift, muss mit dem Fluch leben, den er da auf sich geladen hat. Unserem verblichenen Café Imperial (dessen dreiste Renovierung wir immer noch nicht verwunden haben) trauern wir heute von schräg gegenüber nach. Das Café Schwarzenberg, touristischer Hotspot sondergleichen, verfügt über ein Renommee, das wir nie so ganz verstanden haben. Oft ist kaum Platz zu finden. Das Beste daran ist der Kellner, der bisweilen ans Klavier tritt, um ein Paar Titel zu singen. Da in nächster Zeit keine sonderlich wichtigen Opernpremieren anstehen, beziehen wir hier trotzdem gerne Stellung – in der Nähe beider großer Konzertsäle. Und weiden uns an den Konzert-Lichtblicken bis Januar. Die Wiener Philharmoniker haben sich einen der – man darf sagen: großen Unterschätzten im obersten Rang der Star-Dirigenten eingeladen. Michael Tilson Thomas, genannt MTT, kriegt in Europa sonst kein Bein auf die Erde. Dabei hat er in San Francisco offenbar fantastische Arbeit geleistet und dirigiert bei den Wienern neben Mahlers Fünfter bereitwillig das Kontrabass-Konzert des böhmischen Dittersdorf-Schülers Johann Baptist Vanhal (3./8.12. im Musikverein, 6.12. im Konzerthaus). Harnoncourt bringt mit dem Concentus Musicus noch einmal Haydns „Schöpfung“ (Musikverein, 6./7.12.). Während der neue Chef der Wiener Symphoniker, Philippe Jordan, sich Schubert widmet, darf der vortreffliche Vasily Petrenko Berlioz dirigieren – sowie Brahms’ Doppelkonzert mit den Capuçon-Brüdern (20.12.). Im Konzerthaus spielt Grigory Sokolov Bach, Beethoven und Chopin (12.12.), Jonas Kaufmann singt Schumann und Strauss (13.12.). Ton Koopman wagt sich mit den Symphonikern an Beethovens Neunte (1.1.15). Und Jordi Savall mit Hespèrion XXI macht Bibers „Missa Salisburgensis“ (18.1.). Das sind beste Aussichten. Ober, zahlen! Berlioz-Furor und Brahms’ Doppel konzert: Vasily Petrenko Auf der Kippe: S iegfried in Linz (Gerd Grochow ski als Wotan, Matthäus Schmidlechner als Mime) 35 Musikinsel Sizilien Konzerte mit Ätnablick im Theater von Taormina oder in privaten Palästen. Dazu das Teatro Massimo: Sizilien ist große Oper. Von M at t h i a s S i e h l e r W enn man vor einem majestätischen Theatereingang steht, gleichzeitig im inneren Ohr Klänge aus „Cavalleria rusticana“ hört und vor seinem inneren Auge das tödliche Finale einer grandios opernhaften Mafia-Filmsaga vor sich hat, dann kann man sich nur vor dem Teatro Massimo in Palermo befinden, in dem Francis Ford Coppola die letzten Minuten seines „Der Pate III“ drehte. Nur an wenigen Orten Europas sind nach wie vor so viele kulturelle Einflüsse zu spüren. Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Normanen, französische Ritter, Spanier und schlussendlich 36 das vereinte Italien, sie alle haben hier ihre schöngeistigen Spuren hinterlassen. Die ältesten Theater stammen von den Griechen, sie sind heute noch etwa in Syrakus, Segesta oder Taormina zu bewundern. Vielfach wurden sie von den Römern umgebaut, als Arena-Ersatz für Tier- und Menschenjagden sowie Seeschlachten benutzt. Heute kann man dort Schauspiel und Gesangsvorführungen erleben, in Taormina ganze Opern; so gab es etwa jüngst „Tosca“, „Bajazzo“ oder Mozarts „Entführung aus dem Serail“ – vor einer der schönsten Naturkulissen der Welt mit dem schneebedeckten Vulkan Ätna im Hintergrund. Natürlich hat in Sizilien fast jedes Städtchen auch ein Theater, oftmals nach dem Volkshelden Giuseppe Garibaldi benannt, der von hier aus 1860 seinen Marsch gegen Rom begann. Die meisten davon sind kaum mehr bespielt, aber innen liebevoll erhalten, so wie etwa das Theater im Barockjuwel Noto, das seinen Namen freilich nach Tina di Lorenzo, einer um die Jahrhundertwende berühmten Schauspielerin, bekommen hat. Auf den nur 300 Sitzen feierte sich einst der Adel der nach dem großen Erdbeben von 1693 wiederaufgebauten Kommune, heute kann hier zahlend jeder hinein. So wie in die zahlreichen Kirchen, die oft überdimensioniert über den meist auf Hügeln liegen- den Dörfern und Städten thronen. Viele von ihnen sind noch heute in wild ausschwingenden, spanisch schweren, auch überladenen Barockformen gehalten, mit zum Teils bestens erhaltenen Orgeln, so dass selbst Konzerte mit geistlicher Musik einen theatralischen Zug bekommen. Oder einen kontemplativ feierlichen, wenn man es schafft, ein Konzert in einer der drei normannischen Kirchen mit byzantinischer Goldmosaikpracht zu erleben, der Cappella Palatina im Königspalast von Palermo oder in den Domen von Monreale und Cefalù. 1660 wurde in Palermo Alessandro Scarlatti geboren, der dann später in Rom Weltruhm erlangte. Richard Wagner vollendete in der Stadt sein Musikdrama „Parsifal“, wo er einen mehrmonatigen Kuraufenthalt verbrachte. Er wohnte im heutigen Grand Hotel Wagner, aber auch in der über und über mit Fresken verzierten Villa Tasca, deren Besitzer noch heute ein florierendes Weingut betreiben. In den meisten, oftmals noch in Privatbesitz befindlichen Stadtpalästen, Villen und Landschlössern des einst inselbeherrschenden Adels stößt man auf herrlich dekorierte Musiksalons und raffiniert ausgestattete Ballsäle, in die bisweilen noch zum Konzert gebeten wird. Foto: archeosicilyjump.it Auge des Polyphem: Im Dom von Cefalù finden Konzerte statt Foto: Palazzo Biscari Die Decke des Konzertsaals des Palazzo Biscari birgt eine Musiker empore Und auch wenn heute keine festliche Gesellschaft von Müßiggängern – wie sie Tomaso de Lampedusa so unvergesslich in seinem Roman „Der Leopard“ geschildert hat – in den Pausen Mandelmilch und Limonen-Granita schlürft oder sich an den wunderbaren sizilianischen Leckereien wie den mit Ricotta-Käse gefüllten Cannoli oder unter grüner Marzipanschicht üppigweiß strahlender Cassata delektiert: Es ist eine Pracht, etwa im mit feinen Landschaftsmalereien ausgestatteten Musiksalon im Castello di Donnafugato einem der drei Klaviere zu lauschen. Oder im Palazzo Biscari in Catania, wo schon Goethe zu Gast war, ein Konzert zu hören, bei dem die Musiker unsichtbar aus ihrem Olymp über der mit Götterfresken verzierten Saaldecke aufspielen. Dorthin gelangt sind sie über eine Wendeltreppe, die mit viel Stuck wie eine Meereswoge zu gischten scheint. Selbst wenn hier keine Musik erklingt, man meint sie immer noch zu hören. Etwa in den üppigen Interieurs des Palazzo Mirto in Palermo, der erst 1982 der Stadt als Museum von der letzten Erbin einer Adelsfamilie vermacht wurde. Oder in der verwunschenen Villa Palgonia in Bagheria mit ihren berühmten Monsterfiguren und ihrem verlot- Zwei große Opernhäuser werden auf der Insel heute noch regelmäßig bespielt. Das Teatro Massimo in Palermo wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Architekten Giovanni Battista Filippo Basile erbaut. Im II. Weltkrieg Teatro Massimo stark beschädigt, wurde es später notdürftig renoviert. Nach dreiundzwanzigjähriger, immer wieder von der Mafia verzögerter Schließung wurde es 1997 von den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado wiedereröffnet. Und mag auch in dieser faszinierenden Stadt vieles marode sein, das Teatro MasDer Palazzo Miro in Palermo und das Castello Donnafugata bei Ragusa sind städsimo ist ein Symbol für die positive Veräntische Museen. Im Palazzo Biscari in Catania gibt es vom Eigentümer, dem Grafen derung und kulturelle Neubelebung PalerRuggero Mocada, unregelmäßig Führungen. Auskünfte unter info@palazzobiscari. mos. Es wurde viel renoviert und restauriert, com. Die ehrgeizigen Pläne des Teatro Masdie alten Klischees von simo in Palermo, wo gegenwärtig der eheVerfall, Schurkentum malige Operndirektor der Semperoper, Eyund Bandenherrschaft tan Pessen, als künstlerischer Berater tätig sind wenigstens zum ist und mit Werken wie „Feuersnot“ von RiTeil verblasst. chard Strauss oder Weinbergers „SchwanIn Catania hingeda der Dudelsackpfeifer“ seinen unitalie gen, der schwarzweinischen Stempel setzt, finden sich unter ßen Perle am Fuße des www.teatromassimo.it. Die Webpräsenz der Ätnas, hat es bis 1890 Oper in Catania ist www.teatrobellini.it. terten Ballsaal, in dem nur noch die Marmorbüsten ihr Abbild im mit gemalten Korallen verzierten, längst halbblinden Spiegel an der Decke erblicken. Schlüssel zum Séparée gedauert, bis endlich das elegant neobarocke Teatro Bellini, harmonisch zwischen alten Palästen an einem Platz eingepasst, mit dessen Oper „Norma“ eröffnet wurde. Später sang sogar die Callas hier, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Heute ist man froh, wenn die angekündigten Opern überhaupt noch Theaterwirklichkeit werden. Die Kulturkrise Italiens hat auch dieses Haus fest im Griff. Während man die Bilder von den Noten im Kopf hat, aber auch die vom geöffneten Sarg Bellinis bei dessen Umbettung 1876 von Paris in den Dom von Catania (so wie sie sich gleich am Eingang seines nahen Museums präsentieren), wandelt man durch das Ridotto genannte Prunkfoyer des Theaters, in dessen Seitenkabinetten freilich bereits die Siebzigerjahre-Holzfurniere regieren – und träumt sich zurück in Zeiten, als in Sizilien noch Romantik und Genuss geherrscht haben. Gerecht war das nicht, die Großgrundbesitzer vermehrten ihren Besitz auf dem Rücken der Tagelöhner, aber fast immer war es große Oper. Wovon heute noch die vielen Erbstücke erzählen. www.teatromassimo.it www.teatrobellini.it 37 Begrüßt wie der Frühlings anfang: Blauer Himmel über dem smoggeplagten Beijing ist. Nicht nur eine aus Leipzig importierte „Ariadne“ (mit Meagan Miller) und „Elektra“ mit Eva Johansson, Jane Henschel, Melanie Diener und Charles Dutoit am Pult. Sondern den ganzen Kreis der Tondichtungen einschließlich „Alpensinfonie“ und „Sinfonia Domestica“. Man scheut sich nicht, das Violinkonzert, die frühe Serenade und die noch frühere Sinfonie Nr. 1 zu spielen – Werke, an denen sich in Europa kein Dirigent die Finger schmutzig machen würde. Selbst Paavo Järvi und Kent Nagano hat man – mit anreisenden Orchestern – zu abendfüllenden Strauss-Programmen überredet. In Beijing wird in diesem Herbst mehr Strauss gespielt als beim Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen. Western von gestern Beijing Music Festival Yin, Yang und Yu In Beijing gibt es in diesem Jahr mehr Werke von Richard Strauss als beim Strauss-Festival in GarmischPartenkirchen. Von Robe rt F r au n hol z e r U nser Bild Chinas? Wird immer noch bestimmt von den drei großen Hs: „Hausarrest“, „Hundefleisch“ und, wenn es hoch kommt, „Hsi-Men“ (dem Lüstling aus dem berühmtesten Sittenroman der Ming-Dynastie, „Kin Ping Meh“). Nun, da können wir ja noch was lernen! Zumindest Hundefleisch ist in China, wie man vor Ort feststellt, nicht mehr leicht aufzutreiben. Eine innerchinesische Protestbewegung hat gegen den Verzehr Front gemacht. China hat gewiss Grund, sich über sein Bild im Westen auch Sorgen zu machen. Gerade deshalb spielt die Klassik – als vermeintli- 38 che Schlüsselkultur des Westens – eine immer größere Rolle. Damit sind nicht nur die bis zu 20 Millionen Klavierschüler gemeint, die in China dem Vorbild von Lang Lang nacheifern. Nein, allein in Beijing gibt es, so erzählt Dirigent Long Yu, „ungefähr zwölf klassische Orchester“. Das letzte wurde 2010 in Gestalt des Beijinger Opernorchesters gegründet (im National Center for the Performing Arts). Den Klassik-Boom bei den Chinesen gibt es indes länger als wir glauben. Denn das Shanghai Symphony Orchestra, bestehend seit 1879, ist sogar älter als die Berliner Philharmoniker. Chefdirigent beim Shanghai Symphony Orchestra und beim China Philharmonic ist besagter Long Yu. In Deutschland kennt man ihn wenig – obwohl er in Berlin ausgebildet wurde. Yu (gesprochen: „Yü“) hat die Klassik in China auf eine reguläre, auch kommerziellere Basis gestellt. Daher bezeichnet man ihn allen Ernstes als den „Karajan von China“. Er lacht nicht darüber. Als Leiter des Beijing Music Festivals hat er in der 17. Ausgabe jenen Komponisten monothematisch aufs Programm gesetzt, den Karajan für seine eigentliche Domäne hielt: Richard Strauss. Man spielt alles, was in 16 Konzerten nur unterzubringen Man muss lachen, wenn man feststellt, wen man dafür aus Deutschland alles herübergekarrt hat. Siegfried Jerusalem, Wagner-Recke von einst, räuspert sich in „Elektra“ durch die Mini-Rolle des Ägisth. Cornelia Wulkopf ist sich für die klitzekleine Aufseherin nicht zu schade. Und Dagmar Schellenberger – sonst immerhin Intendantin der Operettenfestspiele von Mörbisch – ist für zwei, drei lukrative Sätze als Klytaimnestras Vertraute eigens herübergehuscht. Ihr wahrer, großer Auftritt findet freilich später in der Hotelbar statt. Wo sie, ihre Mägde um sich scharend, sichtlich die Dame von Welt hervorkehrt und aus dem Berufsleben plaudert. Amüsant ist ein Trip in die Klassikstadt Beijing auch wegen eines ganz anderen Publikums. Die Eintrittspreise sind moderat, weil der Staat den Imagegewinn durch West-Musik großzügig subventioniert. Daher kommen viel mehr jüngere Leute. Man applaudiert allerdings auch weniger als bei uns. Da man in der traditionellen Peking-Oper während der Vorstellung essen und auch gehen darf, zögert man nicht, mitten in der Vorstellung aufzubrechen; aus welchen Gründen auch immer. Freilich: Wie überall in Asien bleibt das Publikum während der Darbietung mucksmäuschenstill. Man freut sich vermutlich, im klimatisierten Poly-Theater oder im Konzertsaal inmitten der Verbotenen Stadt dem Smog auf zwei Stunden entronnen zu sein. Denn der hat draußen mittlerweile kriminelle Formen angenommen. Die Stadt ächzt buchstäblich unter dicken Abgas-Schwaden. Sie kommen, so sagt man, nicht nur vom immer schlimmer werdenden Autoverkehr, sondern von der umliegenden Industrie. Da Beijing nicht direkt am Meer liegt (anders als Tokio) und es noch dazu selten regnet, kann man auf freilich noch bestätigt werden muss. Es wären dann zwei weitere chinesische Erstaufführungen, nach dem Salzburger „Parsifal“ im vergangenen Jahr (dort dirigiert von Christian Thielemann). Das hat die Chinesen offenbar auch auf den Wagner-Geschmack gebracht. Außerdem gibt es für BeijingReisende natürlich noch das National Center for the Performing Arts, also das 2007 eröffnete „große Ei“ direkt neben dem Platz des himmlischen Friedens. Der spektakuläre, an eine riesige Qualle erinnernde Bau stammt von dem französischen Architekten Paul Andreu, der schon den riesigen Erweiterungsbau des Pariser Flughafens in Glas ausführte. Das NCPA erreicht man, indem man eiAus China kommen längst nicht mehr nen flachen, das Gebäude umgebenden See in nur Lang Lang, Yundi Li und Yuja Wang. einem transparenten TunUnter Geigen-Spezis gilt Tianwa Yang nel unterschreitet. Tägvielfach als beste junge Violinistin der lich werden Opern, BalletWelt. Zwar ist die Karriere des Cellisten Jian Wang, einst gefördert von Claute, Sinfoniekonzerte, Kamdio Abbado, wieder etwas in den Hinmermusikabende und Peking-Opern geboten. tergrund getreten. Unter den DirigenWie die Dinge liegen, ten indes haben Jia Lü und Muhai Tang brauchen sich westliche im Westen ein festes Standing. In der Touristen also nicht mehr Oper sind die Sopranistin Hui He und nur tagsüber zu gruseln der Mezzo Niang Ling regelmäßig anangesichts der frittierten zutreffende Größen. Bei den KomponisSkorpione, Tausendfüßten hat es Tan Dun bis an die Metropolitan Oper geschafft. Zhao Jiping („Rotes ler und miefenden Seesterne auf der Wangfujing (den Kornfeld“) emanzipierte sich vom Kino‚chinesischen Champs-Élyzum Klassik-Komponisten. Auch gut: sées’). Man kann während Hui Cheung-wai, Chan Wing-wah und der ganzen Saison entChen Xiaoyong. weder in einem der vier Säle des NCPA ein etwaiBöen und aufkommende Winde ges Fremdheitsgefühl musikanur hoffen. Die lassen indes oft ta- lisch dämpfen. Oder den Besuch gelang auf sich warten. Ein Mor- gleich auf das im Oktober stattgen mit blauem Himmel wird in findende Beijing Music Festival leBeijing ungefähr so enthusias- gen. Mit Klassik, so der Eindruck, sucht China mit Macht kultureltisch begrüßt wie bei uns der Frühling. Ansonsten: Atemmas- len Anschluss an den Westen. Wer hätte gedacht, dass der bei uns ken. Und ein wolkenloser Himmel, immer stärker zurückgedrängin dessen Grauschleier die Sonne wie hinter einer Milchglasscheibe ten E-Musik noch einmal solche verschwimmt. Platzhirsch-Funktionen zugetraut würden?! Drei Chinesen ohne Kontrabass Wagner-Schinken auf Klang-Qualle www.bmf.org.cn/en/ Nächstes Jahr, so unkt man, will das Beijing Music Festival mit zwei riesigen Wagner-Premieren, mit „Meistersingern“ und „Tristan“, noch größer werden. Was 39 Proben, Pleiten und Premieren: Höhepunkte in Oper und Konzert Von Rol a n d M ac k e s Matt und mauschelig: „Idomeneo“ an der Wiener Staats oper (hier: Michael Schade) Soooo Achtziger: „THE WYLD“ am Friedrichstadt palast Berlin 40 Das Spannendste war noch die Umstellung einiger Musiknummern, die dramaturgisch wirklich mehr Sinn machten. Ansonsten durfte man bei der szenisch braven, musikalisch mauen Neuinszenierung von Mozarts „Idomeneo“ an der WIE NE R S TA AT SOPE R nicht an die weit stimmigere Produktion von Damiano Michieletto und René Jacobs im letzten Jahr im Theater an der Wien zurückdenken. Jetzt wuschelte da Christoph Eschenbach im Graben und produzierte nur matte, mauschelige Mozart-Momente. Und Covent Gardens inszenierender Opernchef Kasper Holten wollte sittsam Repertoire-Taugliches fabrizieren. Was für ein jeder Kreativität widersprechender Ansatz! Der zudem technisch aufwändig geriet. Auf dem Boden liegen Landkarten aus, die sich in riesigen Deckenspiegel wiederholen. Idomeneo (der knödelnde Michael Schade) wird von den Schatten seiner Opfer getrieben. Auch Elettra (am Anschlag: Maria Bengtsson) kommt von ihrer blutigen Atriden-Brut nicht los. Was sich in Herumstehen und Händewedeln erschöpft. Am Ende stürzt das Volk eine Idomeneo-Statute und alle Herrscherautorität. Margarita Gritskova fehlen für den Idamante die Zwischentöne, und auch Chen Reiss als seine Geliebte Ilia bleibt blässlich. Staatsopern-Niveau ging früher anders. Nach soviel Mozart-Müdigkeit wollten wir uns in BE RLIN in der neuen FRIE DRICHS TADTPAL A S T -Show von Außerirdischen verzaubern lassen. Die ist über 10 Millionen Euro teurer, auch weil Thierry Mugler die Kos- Unterwandert die Berliner Philharmo niker am Continuo: Emmanuelle Haïm Fotos: © Michael Plöhn, Wiener Staatsoper (l.o.); © Robert Grischek, Friedrichstadtpalast (l.u.); © Simon Fowler/Warner Classics (r.u.) Fanfare tüme entworfen hat. So hofft man, mit der Design-Hilfe dieser Eighties-Ikone endgültig das trutschige Aroma als Mitklatschbude von Onkel Erich und seiner SED-Rentnergang vergessen zur machen. „THE WYLD“, aufgeregt in Versalien geschrieben, meint die Welt und die Großstadtwildnis. Da haust dann also ein Mädel auf der Spitze des Fernsehturmes, auf dem ein artistischer Fahrrad-Boy seine Kurven zieht. Und ist doch bald sehr erdenschwer mit einer Pudeldressurnummer samt Berliner-Bär-Assistenten konfrontiert. Hinten singen eng verschnürte Weather-Girls-Imitate Fahrstuhl-Pop, vorne werfen die wie immer unschlagbar guten Palast-Girls die weltberühmten Beine. Die Herren zeigen auf Absperrgittern eher blickdicht mit Hoodies bekleidet Street-Credibility. Der Stargast erscheint in der zweiten Hälfte: Nofretete herself, die als bekannteste Berlinerin im goldglitzernden Ganzkörpertrikot nach dem Abmarsch der Besucher nachts im Neuen Museum in einer Art Tanztee-LightVariante des Berghain paradiert. Irgendwie werden die Bilder kein großes Ganzes, treten sich gegenseitig auf die wohlgeformten Füße. „THE WYLD“ wirkt auf Anhieb wie zum zweiten Mal gesehen. Die Show ist leider ein PalastSchritt zurück. So wie Thierry Mugler eben immer Eighties bleiben wird. Sinnliche und sinnvolle Entspannung aber erlaubte dann Georg Friedrich Händels frühes römisches Oratorium „La Resurrezione“ in der BE RLINE R PHILHARMONIE . Da streiten ein Engel (koloraturgewandt: Camilla Tilling) und ein mürrischer Teufel (charaktervoll: Christopher Purves) um die Auferstehung des Herren, die dann von Maria Magdalena (sopraninnig: Christian Karg) und Maria Cleofe (alterdig: Sonia Prina) arienreich am offenen Grab besungen wird. Kurz vor Weihnachten entstehen da schon Ostergefühle, auch weil Emmanuelle Haïm, mit Spezial-Instrumente-Unterstützung ihres Ensembles Le Concert d’Astrée und selbst am Cembalo sitzend, die Philharmoniker zu einem wunderbaren, zackig temperamentvollen Oratorienkonzert inspiriert, das pure Klangfreude ist – und nicht mehr nur theologisches Traktat aus ferner Barockzeit. Da Capo Gezischtes Doppel: Premieren notizen der RONDO-Opernkritik Arschwackel wettbewerb Fotos: Iko Freese/drama-berlin.de Berlin, Komische Oper Jacques Offenbach: „Die schöne Helena“ Der Komischen Oper glückt derzeit fast alles. Ob „West Side Story“, „Zauberflöte“, „Ball im Savoy“ oder „Clivia“: Alles super gewesen. Wie das toppen? Die Anstrengung, in Siegesserie weiter zu produzieren und auch Offenbachs „Schöne Helena“ zum Sieg zu führen, ist der Sache diesmal anzumerken. Und zwar gerade an der Kalaschnikow des Frohsinns, die Regisseur Barrie Kosky direkt aufs Publikum richtet. Großer Arschwackelwettbewerb! Lederhosengeschwader und der überkandidelte Sprechstil eines freilich supermotivierten Ensembles scheinen leicht vorhersehbar. Das ist Spiegel der Tatsache, dass Offenbachs Antikenparodien heute nicht mehr leicht zu händeln sind. Kosky kocht die Geschichte der „schönsten Frau der Welt“, die sich als Ehefrau langweilt und vom ersten, hergelaufenen Schnuckel (namens Paris) entführen lässt, auf den zeitlosen Kern herunter: Helena ist die „Desperate Housewife“ schlechthin. Nicole Chevalier mit Champagner-Quasselwasser im Sopran sieht auch tatsächlich haargenau aus wie Teri Hatcher aus besagter US-Fernsehserie. Ständig werden Chansons eingestreut: „Je ne regrette rien“, Charles Aznavours „Formidable“ und „Ne me quitte pas“. Was den Abend in die Länge zieht. Die Pause kommt zu spät. Trotzdem hat Kosky wieder reihenweise Darsteller wachgeküsst. Nicht nur Peter Renz als Menelaos, der sogar im Rollstuhl die Pointen souverän abfängt. Tansel Akzeybek (Paris) mag ein Tenor von der Stange sein; sitzt aber auf seiner Helena wie angegossen. Theresa Kronthaler als Crossdresser Orest und Stefan Sevenich als Fettkugel Kalchas: bezaubernd. Erstaunlich, wie es Kosky gelingt, die Verantwortung für einen Abend, bei dem ihm selber gar nicht so viel eingefallen ist, auf seine Mitstreiter zu übertragen. Die retten es. Aufgewacht ist dabei auch Henrik Nánási, der bislang verhaltensunauffällige Generalmusikdirektor des Hauses. Mit wunderfeinen, silbrig-seidigen Klangpointen liefert er – noch ein Superlativ! – den besten Berliner Offenbach seit mindestens 30 Jahren. Robert Fraunholzer Düsterer Seelentod Stuttgart, Oper: Wolfgang Rihm: „Lenz“ Es gibt so Kunstkombinationen, da kann man beinahe zu 100 Prozent sicher sein, dass sie funktionieren werden. Und so ist es nun in Stuttgart geschehen mit Wolfgang Rihms 75-Minuten-dichtem Frühwerk „Lenz“ in der Regie der harten Psychologie-Domina Andrea Breth und mit dem in allen verstörten Gemütern wunderbar irre aufgehenden Ausnahmebariton Georg Nigl in der Titelrolle. Das Stück ist eine Fallstudie nach Georg Büchners Fragment gebliebener Novelle über Der Wahnsinn – bei Offenbach dreht Kosky nochmal an der Schraube den Sturm-und-Drang-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792; „Der Hofmeister“, „Die Soldaten“), der sich selbst und der Umwelt verloren geht. Im Verlaufe seines Aufenthalts im Hause des Pastors Oberlin vollziehen sich das Scheitern und der psychische Verfall eines jungen Hochbegabten. Lenz steht unter dem Einfluss von Stimmen, die er zu hören glaubt, die sich von Fall zu Fall personifizieren, und die sein Denken und Handeln schließlich ganz einnehmen. Sie haben den jungen Künstler in die Ferne gelockt, sie bringen gute oder schlechte Botschaft, quälen oder trösten ihn. Wolfgang Rihms 1979 in Hamburg uraufgeführte Kammeroper hat wegen ihrer dramatischen Dichte, ihres griffigen Sujets und ihres geringen Aufwands immer einen guten Platz im zeitgenössischen Repertoire gehabt, doch die so düstere wie packende Stuttgarter Produktion mit ihren knallhart voneinander abgesetzten Szenen einer zunehmenden Verwirrung an sich selbst und den Menschen adelt sie auf der großen Bühne. Martin Zehetgruber hat für die Sprechszenen eine biedere Bürgerstube gebaut. Die phantasmagorische Sphäre des „Lenz“ gleicht hingegen einer archaischen Unterwelt mit Felsblöcken, durchzogen von Wasserrinnsalen. Hier verliert Georg Nigl als fast schon zu lebensechte Borderline-Figur beinahe jeden Moment den Halt. Rihms Musik, gespielt von nur elf Musikern unter der Anleitung von Frank Ollu, zerbröselt zuhörens. Am Ende wird Lenz in eine Zwangsjacke gesteckt: eine sich verlierende Seele, die nicht mehr den Weg „nach Hause“ findet. Roland Mackes 41 Klassik-Tipps zum Weihnachtsfest Die schönsten und bekanntesten italienischen Opern in einer attraktiven Geschenkbox Das ideale Geschenk zum Fest: Die drei schönsten Opern von Wolfgang Amadeus Mozart mit WeltstarBesetzung DVD: 719708 Blu-Ray: 719804 DVD: OA1145D Blu-Ray: OABD7155BD ENTERTAINMENT GMBH BELCANTO D’AMORE Aida, La Traviata, Madama Butterfly, Rigoletto u.a. MOZART OPERN – DIE BOX: Don Giovanni, Die Zauberflöte, Le Nozze di Figaro Zubin Mehta, Yuri Temirkanov, Nino Machaidze, Leo Nucci, u. v. a. Simon Keenlyside, Joyce DiDonato, Ramón Vargas, Diana Damrau, Erwin Schrott u.a. Charles Mackerras, Colin Davis, Antonio Pappano Diana Damrau & Kent Nagano reisen in die japanische Geschichte mit Kinderliedern! Giselle - Meilenstein des romantischen Balletts in einer betörend schönen Inszenierung DVD: OA1144D Blu-Ray: OABD7151D CD: AN29130 SHOKA: Japanische Kinderlieder ADOLPHE ADAM: Giselle Diana Damrau, Orchestre Symphonique de Montréal, Kent Nagano Natalia Osipova, Carlos Acosta · Orchester des Royal Opera House, Boris Gruzin Choreographie: Marius Petipa Morning has broken – Die kanadische Chartbreakerin Angèle Dubeau mit sensiblem Violinspiel Ein Ballett-Klassiker für die Weihnachtszeit in energiegeladener Neuproduktion DVD: 102202 Blu-Ray: 108121 P. I. TSCHAIKOWSKI UND Y. TALBOT: Der Nussknacker CD: AN28737 ANGÈLE DUBEAU: Blanc Klassiker von Cat Stevens bis Dave Brubeck in reizvollen Bearbeitungen für Violine Compagnie Malka, Choreographie: Bouba Landrille Tchouda 42 Im Vertrieb der Naxos Deutschland GmbH CDs und DVDs im Vertrieb von NAXOS Dreifacher Genuss mit der Tschaikowski Ballett-Box: Der Nussknacker, Dornröschen und Schwanensee Ausnahmetalent Christian Tetzlaff begeistert sein Publikum mit Schostakowitschs Violinkonzerten DVD: 107544 CD: ODE12392 TSCHAIKOWSKI: Ballett-Box Dutch National Ballet, The Kirov Ballet, Corps de Ballet of the Teatro alla Scala Choreographie: Toer van Schayk & Wayne Eagling, Marius Petipa, Vladimir Burmeister & Lev Ivanov DMITRI SCHOSTAKOWITSCH: Violinkonzerte 1 & 2 Christian Tetzlaff · Helsinki Philharmonic Orchestra, John Storgårds Leicht und klar in kleiner Besetzung: Gesamteinspielung der SchumannSinfonien Ausgefallen schön: Streichquartette mit Didgeridoo des australischen Komponisten Sculthorpe CD: CKD450 CD: DSL92181 ROBERT SCHUMANN: Sämtliche Sinfonien PETER SCULTHORPE: Sämtliche Streichquartette mit Didgeridoo Scottish Chamber Orchestra , Robin Ticciati Innovativ und dynamisch: Das Los Angeles Percussion Quartet setzt Maßstäbe Zum 20. Geburtstag des Belcea Quartets: Beethovens Streichquartette in einer luxuriösen Edition DVD: 2072668 Blu-Ray: 2072664 LOS ANGELES PERCUSSION QUARTETT: The Year before Yesterday www.naxos.de www.naxosdirekt.de 43 manun / photocase.de BELCEA QUARTET: Sämtliche Streichquartette von Ludwig van Beethoven CD: DSL92180 Das Klassik & Jazz Magazin 6/2014 3 Kein Heft verpassen und in die neusten CDs reinhören : Valer Sabadus, Hofkapelle München, Alessandro De Marchi Gluck: Le belle immagini (Sony), „Che puro ciel, che chiaro sol“ aus „Le feste d’Apollo/Atto d’Orfeo“ (Auszug) | 4:20 4 mit dem RONDO-Abo! 5 Piotr Anderszewski Bach: Englische Suiten 1, 3 & 5 (Warner), Suite Nr. 1 A-Dur BWV 806, Allemande | 3:58 Kammerchor und Barockorchester Stuttgart, Frieder Bernius C. P. E. Bach: Die Israeliten in der Wüste Wq 238 (Note 1/Carus), „O selig“ | 4:31 Einfach bestellen auf www.rondomagazin.de 1 Julia Lezhneva, Armonia Atenea, George Petrou Hasse: Siroe, Re di Persia HWV 24 (Dresdner Fassung) (Universal/ Decca), „O placido il mare lusinghi la sponda“ | 5:01 2 Giuliano Carmignola, Concerto Köln Bach: Violinkonzerte (Universal/ Archiv), Violinkonzert g-Moll BWV 1056, Largo | 2:37 44 6 7 8 Tobias Koch Beethoven: Sämtliche Klavierstücke (hm/Cavi), Bagatelle a-Moll WoO 59 „Für Elise“ | 2:52 Kenneth Tarver, Music Aeterna, Teodor Currentzis Mozart: Così fan tutte KV 588 (Sony), „Un’aura amorosa“ (Auszug) | 2:33 Daniel Behle, Oliver Schnyder Trio Winterreise (Sony), Schubert: „Frühlingstraum“ aus „Winterreise“ D 911 | 3:24 9 fabergé-quintett, Yoko Kikuchi Vaughan Williams, Goetz: Klavierquintette (Edel/Es-Dur), Vaughan Williams: Klavierquintett c-Moll, Andante (Auszug) | 5:52 10 | 4:38 11 12 13 Sabine Devieilhe, Pygmalion, Raphaël Pichon Bach: Köthener Trauermusik BWV 244a (hm), „Mit Freuden sei die Welt verlassen“ Matthias Goerne, Christoph Eschenbach Schubert: Winterreise (Lied-Edition Vol. 9) (hm), „Der Lindenbaum“ | 5:18 plus 14 Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Stéphane Denève Ravel: Orchesterwerke Vol. 2 (Naxos/hänssler CLASSIC), „Les entretiens de la Belle et de la Bête“ aus „Ma mère l’oye“ | 5:28 15 Anna Netrebko, Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim Strauss: Vier letzte Lieder (Universal/ DG), „Beim Schlafengehen“ | 5:36 16 Trio Wanderer Klaviertrios (hm), Fauré: Klaviertrio d-Moll op. 120, Andantino (Auszug) | 4:03 Joyce DiDonato, Säch sische Staatskapelle Festliches Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche (Sony), Mascagni: „Ave Maria“ (Auszug) | 3:25 Salut Salon Christmas With Salut Salon (Warner), Brahms: Geistliches Wiegenlied | 4:11 17 Renée Fleming, Gregory Porter u. a. Christmas In New York (Universal/ Decca), Martin Hugh/Ralph Blane: „Have Yourself A Merry Little Christmas“ | 3:33 18 Christina Sandsengen Shades and Contrasts (in-akustik/ Odradek), Domeniconi: „Mosso“ aus der Suite „Koyunbaba“ op. 19 | 1:44 K KLASSI K Johann Sebastian Bach Köthener Trauermusik sung erstellt, die trotz einiger verbliebener Fragezeichen mehr als nur hörenswert ist. Denn was den empfindsamen und erhabenen, den schwebenden und überhaupt traumwandlerisch klangschönen Zugriff angeht, mit dem sich Pichon, sein Ensemble Pygmalion und ein exquisites Sängerquartett für diese musikhistorische Annäherung einsetzen, kann man nur zu einem Schluss kommen: Genau so muss es im März 1729 in der Köthener Jakobikirche geklungen haben. Guido Fischer Abonnenten-CD: Track 9 Sternstunde: Teodor Currentzis ●●●●○ Sabine Devieilhe, Damien Guillon, Thomas Hobbs, Christian Immler, Ensemble Pygmalion, Raphaël Pichon harmonia mundi (74 Min., 5/2014) Am 19. November 1728 war Bachs alter Dienstherr Leopold von Anhalt-Köthen verstorben. Doch erst vier Monate später wurde die Trauerfeier und Beisetzung anberaumt. Immerhin ist verbrieft, dass dafür die Kirche dramatisch mit schwarzem Tuch ausgeschlagen wurde. Und man weiß auch, dass Bachs Gattin Maria Magdalena bei der eigens für diesen Anlass komponierten Trauerkantate gesungen hat. Unter der Werkverzeichnisnummer 244a ist dieses Werk in die Bachforschung eingegangen. Trotzdem war es bis vor kurzem völlig unbekannt. Denn während das Textbuch dieser „Köthener Trauermusik“ überlebt hat, sind die Noten verlorengegangen. Erstaunlicherweise reizte es aber eben erst in letzter Zeit die neugierigen Vertreter der historischen Aufführungspraxis, das Original anhand der erstaunlich bekannten Liedtexte zu rekonstruieren. Immerhin steht fest, dass Bach für das Auftragswerk bekannte Arien und Chöre aus seiner „Matthäuspassion“ und einer weiteren, 1722 geschriebenen „Trauerode“ recycelt hat. Im Auftrag des französischen Alte Musik-Spezialisten Raphaël Pichon hat sich der Musikwissenschaftler Morgan Jourdain an die Arbeit gemacht und eine Fas- Pietro Baldassari, Attilio Ariosti, Johann Joseph Fux, Giovanni Battista Bononcini Vienna 1709 (Opernarien für Sopran und Viola da gamba) ●●●●● Hana Blažíková, Ensemble Tourdillon, Petr Wagner Accent/Note 1 (58 Min., 2 & 11/2013) Das Staunen ist vielleicht die stärkste derjenigen Regungen, die den Hörer beim Erleben dieser Musik begleiten: Man staunt über die stille Schönheit der Opernarien von Baldassari, Ariosti, Bononcini und Fux, über ihre edle Harmonik und Melodik. Man staunt darüber, dass sich aus der Zeit um 1709 im Umkreis der Wiener Opernszene noch so viele Arien mit obligaten Gamben – oft sind es zwei – finden lassen. Man staunt erneut auch über die herrliche Klangfarbe dieser Instrumente. Und man staunt natürlich über den Gesang von Hana Blažíková: Die tschechische Sopranistin, die in ihrer Freizeit auch in einer Prager Punkband E-Bass spielt, wartet mit einer schlechthin perfekten Performance auf. Ihre Stimmproduktion funktioniert vollkommen störungsfrei und beeindruckt durch schier grenzenlose Geschmeidigkeit. Mit der Art ihres Barockgesangs knüpft sie da an, wo diese Kunst vor einigen Jahrzehnten begann – Klassik-CD des Monats Wolfgang Amadeus Mozart Così fan tutte ●●●●● Simone Kermes, Malena Ernman, Anna Kasyan, Kenneth Tarver, Christopher Maltman, Konstantin Wolff, MusicAeterna, Teodor Currentzis Sony (3 CDs, 176 Min., 1/2013) Nach 15 Jahren Alleinherrschaft muss René Jacobs’ Referenzaufnahme von „Così fan tutte“ sich den Platz auf dem Podest ab sofort mit einem ebenbürtigen Mitstreiter teilen. Mit seiner MusicAeterna hat Teodor Currentzis eine ganz unglaubliche Truppe zusammengestellt, die schon den Anfang des Jahres erschienenen „Figaro“ zum orchestralen Erlebnis gemacht hat. Doch während dort zwar gute, aber nicht wirklich zur allerersten Garde gehörende Gesangssolisten zum Einsatz kamen, profitiert diese zweite Folge des Mozart-Da Ponte-Opernzyklus aus Perm zusätzlich von einem exzellenten Vokalensemble. Dadurch erzielt Currentzis hier tatsächlich das von ihm intendierte Gesamtergebnis und formt eine ebenso prägnante und ungestüme wie schwelgerische und entrückte „Così“. Das fängt schon bei dem überaus prononcierten, vollstimmigen Don Alfonso von Konstantin Wolff an, setzt sich fort bei Christopher Maltmans schmeichelndem, dabei sehr virilem Guglielmo und findet seine Krönung im wohl schönsten „Un’aura amorosa“ überhaupt, für das man Ferrando alias Kenneth Tarver auf Knien danken möchte. Doch auch die sinnliche Dorabella (Malena Ernman) und die sehr selbstbewusste, so gar nicht soubrettige Despina (Anna Kasyan) tragen das Ihre zum Gelingen bei. Und würde Simone Kermes (die mit einem überirdischen „Per pietà“ begeistert) seltener in ihren Kleinmädchen-Ton verfallen, könnte diese Einspielung den Olymp glatt für sich allein beanspruchen. Michael Blümke Abonnenten-CD: Track 7 45 Klass i k bei Emma Kirkby und ihrem Umfeld. Zwar ist ihre Stimme weniger hell und schwerelos als die der Engländerin, aber Blažíková singt ebenso vibratoarm wie Kirkby und ähnlich obertonreich; die größere Fülle ihres Materials ist dadurch bedingt, dass sie ihre Stimme körperhafter führt als Emma Kirkby. Dies alles ist ungeheuer wohltuend in einer Zeit, in der selbst die einstigen „Chefdirigenten“ der historisierenden Aufführungspraxis längst faule Kompromisse machen: Sie setzen oft Sänger ein, die vielleicht auch ein bisschen auf Barock machen, aber eben nicht mehr jene schnörkelfreie Reinheit des Gesangs, wie sie auf dieser CD zu hören ist, bieten können. Dafür ist Hana Blažíková ein Garant: Wo Blažíková draufsteht, ist wunderbarer Barockgesang drin. Michael Wersin Ludwig van Beethoven Sämtliche Werke für Cello und Klavier ●●●○○ Jean-Guihen Queyras, Alexander Melnikov harmonia mundi (2CDs, 139 Min., 10 & 12/2013) Beethovens fünf Sonaten und drei Variationswerke für Cello und Klavier gehören trotz ihrer Bedeutung nicht zu den Lieblingskindern des Musikbetriebs und noch nicht einmal der Cellisten selbst – denn zu deutlich tragen sie den Stempel des Experiments. Mit den frühen Sonaten, die ganz ohne singende langsame Mittelsätze auskommen, wagte Beethoven überhaupt erst den ersten Schritt von der Klaviersonate mit obligater Begleitung hin zur echten So- Im Vergleich Anton Webern, Alban Berg, Arnold Schönberg Fünf Sätze, Lyrische Suite, 2. Streichquartett ●●●●○ Arditti Quartet, Franziska Hirzel Bonitz/harmonia mundi (CD & Blu-Ray Video, 72 Min, 1/2014) Rebecca Saunders, Benedict Mason, John Zorn u. a. Fletch, 2. Streichquartett, Pandora’s Box u. a . ●●●●○ Arditti Quartet, Sarah Maria Sun Col legno/harmonia mundi (60 Min., 10/2013) Seit genau vierzig Jahren gilt der englische Streicher-Vierer um Steuermann Irvine Arditti als Uraufführungsweltmeister. Und wenn man nicht gerade wieder über flammneuen 46 losonate mit aktiver bis führender Rolle des Cellos, während die letzten Sonaten mit ihren merkwürdigen Rückgriffen auf barocke Satzfolgen und Fugentechniken bereits auf das sperrige Spätwerk vorausweisen. Es ist daher eine gute Nachricht, wenn sich zwei so intelligente und trotz moderner Instrumente auch an historischer Aufführungspraxis interessierte Musiker wie Jean-Guihen Queyras und Alexander Melnikov dieses komplexen Œuvres annehmen. Eine Garantie für den Erfolg ist das, wie die erste CD ihrer Gesamteinspielung mit den Frühwerken zeigt, noch nicht. Queyras befleißigt sich zwar einer leichten, sprechenden Spielweise und Melnikov weiß dazu auch mit den Farben seines Flügels zu spielen. Doch der auf historischen Instrumenten vergleichsweise leicht zu erzielende Effekt, dass der Solist mal ganz mit dem Partituren brütet oder die namhaftesten Komponisten unserer Zeit für die Ardittis schreiben, beschäftigt man sich regelmäßig mit den Klassikern der Neuen Musik. Allein Luigi Nonos epochales Quartett „Fragmente – Stille, An Diotima“ hat man inzwischen hundert Mal gespielt. „Ich kenne es besser als meinen Handrücken“, so Irvine Arditti einmal im Gespräch. 2014 feiert dieses Ausnahmestreichquartett seinen 40. Geburtstag. Und trotz der zahlreichen Umbesetzungen kann man bis heute auf ein spieltechnisch exorbitantes Niveau und eine analytische Auffassungsgabe stolz sein, die das Innerste selbst von komplexesten Stücken für den Zuhörer nachvollziehbar macht. Anlässlich des runden Ensemblegeburtstags sind nun zwei Live-Aufnahmen erschienen. Anfang 2014 spielte man in Basel drei Klassiker der „Zweiten Wiener Schule“. Nur wenige Monate zuvor gastierte das Quartet beim WIEN MODERN-Festival mit vier Auftragskompositionen, von denen zwei uraufgeführt wurden. Beide Programme sind quasi auch ein Spiegelbild der Arditti-Historie. Denn mit dem Schaffen der Schönberg-Schule hatte man sich zyklisch bereits kurz nach Gründung auseinandergesetzt. Die vier Werke jüngeren Datums lassen hingegen die stete Neugier für stilistisch gegensätzliche Klangwelten erkennen. An musikideologischen Grabenkämpfen, wie sie lange in der Neuen Musik ausgefochten wurden, waren die Ardittis nie in- Klavier verschmilzt, um an anderen Stellen wie eine zusätzliche Stimme hervorzutreten, stellt sich nicht ein – und den Mut, die Stücke wie Casals gegen den Strich zu bürsten oder wie János Starker scheinbar Beiläufiges zu poetisieren und über motivische Bezüge zur Hauptsache zu machen, haben die beiden Musiker auch wieder nicht. Sehr viel überzeugender geht es auf CD 2 mit dem mittleren und späten Werk zu: Hier, wo Cello und Klavier wirklich echte Partner sind und wo andere Interpreten ob der Sprödigkeit des Materials leicht überagieren oder verkrampfen, bewahren Queyras und Melnikov sich souverän die sprechende Leichtigkeit und Transparenz ihres Spiels. Sie bieten so eine hörenswerte, eigene, feingezeichnete Interpretation von Beethovens letzten Worten zum Cello. Carsten Niemann teressiert. Was bis heute zählt, ist die Suche nach dem weiterhin Unbekannten, Herausfordernden und möglicherweise Visionären. Vier unterschiedliche Quartett-Perspektiven bot man also in Wien. Von der Engländerin Rebecca Saunders stellte man „Fletch“ (2012) vor, ein geheimnisvoll impulsives Gebilde, durch das zahllose Glissandi schießen. Das 1993 geschriebene 2. Streichquartett von Saunders’ Landsmann Benedict Mason ist ein sechssätziges Panoptikum, bei dem lateinamerikanische Rhythmen skurril auf links gedreht werden, die Musiker befremdlich murmeln und ihre Streichinstrumente mit Plektren archaisch und in Erinnerung an den amerikanischen Komponistensonderling Harry Partch bearbeiten. Stockende bis orchestrale Wucht besitzt hingegen Luke Bedfords „Wonderful Four-Headed Nightingale“. Und vom – ebenfalls US-amerikanischen – Jazz-Avantgardisten John Zorn brachte man „Pandora’s Box“ zur Uraufführung. Ein beklemmendes wie extrem aufgeladenes Stück für Sopran und Streichquartett, das von der Besetzung und dem expressionistischen Seelenfuror her an Schönbergs 2. Streichquartett erinnert, das die Ardittis in Basel neben Weberns „Fünf Streichquartettsätzen“ und Alban Bergs „Lyrischer Suite“ spielten. Und hier wie dort bewegte man sich übers auch steinige Terrain mit einer Sicherheit und Leichtigkeit, als ob es das Einfachste von der Welt wäre. Guido Fischer Max Bruch, Johannes Brahms Timeless (Violinkonzerte) ●●○○○ David Garrett, Zubin Mehta, The Israel Philharmonic Orchestra Decca/Universal (64 Min.) Noch mehr als bei seinem Kollegen Nigel Kennedy hat David Garrett mit Klischees und Vorurteilen zu kämpfen. Ist er etwa nur ein geigender Glamrocker, der passabel Klassik spielt? Immerhin scheinen ihm Crossover-Projekte, rekordverdächtige Paganiniaden und der klassische Werkkanon gleichberechtigt am Herzen zu liegen. Vor drei Jahren hatte sich Garrett an das Violinkonzert von Beethoven gewagt – mit durchaus positivem Ergebnis. Nun sind die nächsten beiden deutschen B’s mit ihren jeweiligen Konzerthits an der Reihe, Max Bruch und Johannes Brahms. Zwar fallen die Komponistennamen auf dem Cover erneut in die Kategorie „Kleingedrucktes“. Doch das ist auch schon die einzige Gemeinsamkeit zur Beethoven-Aufnahme. Wesentlich prominenter ist mit Zubin Mehta und dem Israel Philharmonic Orchestra jetzt die Begleitung ausgefallen. Nur gehört Mehta schon lange nicht mehr zu den Dirigenten, von denen man Wunderdinge erwartet. Verwunderlich ist vielmehr, wie ein Geiger, der zu einer ganz anderen Generation gehört, sich geradezu nahtlos Mehtas altväterlicher und leicht hüftsteifer Gangart angeschlossen hat. Besonders gilt das für das 1. Violinkonzert von Max Bruch. Und im schönsten pastosen Klang finden die Musiker bei Brahms zueinander – wobei der angeschlagene Ernst dann doch oftmals wie Blei am Stück hängt. Ein Trostpflaster gibt es wenigstens mit dem von Garrett erlesen ausgesungenen „Adagio“ im Brahms-Konzert. Unter dem Strich reicht das aber nicht aus, um sein Image vollends zu korrigieren. Guido Fischer Dieterich Buxtehude Ludwig van Beethoven Jan Ladislav Dussek Opera Omnia XX (Vokalwerke Vol. 10) Ouvertüren Klavierkonzerte in G-Dur op. 1/III, C-Dur op. 29, EsDur op. 70 ●●●●● Amsterdam Baroque Orchestra, Amsterdam Baroque Choir, Ton Koopman Challenge Records/New Arts International (2CDs, 153 Min., 6, 11, 12/2012 & 1, 6/2013) Die Continuo-Orgel, bedient von Ton Koopman, plappert munter und höchst eloquent vor sich hin, ein Lautenist (Mike Fentross) versucht es ihr eifrig gleich zu tun. Darüber entfalten barocke Streichinstrumente mal jubelnd, mal in gemessenem homophonem Satz ihr gleichermaßen leuchtendes wie keusches Timbre. Mit dem barocken Idiom vertraute Sänger – unter ihnen wie seit eh und je der Bassist Klaus Mertens – dialogisieren wortmächtig mit den Streichern. Staunenswert und beglückend ist dabei die Vielfalt und die Schönheit der Musik, die Buxtehude in Lübeck zu Papier gebracht hat, staunenswert ist dabei auch die schiere Fülle des Vokalrepertoires: Allein zehn Alben der insgesamt 20-teiligen Gesamtaufnahme der überlieferten Werke Buxtehudes sind der Vokalmusik gewidmet. Es ist an dieser Stelle, da die Buxtehude-Gesamtaufnahme nun beendet ist, die Zeit gekommen, Ton Koopman Dank zu sagen auch für dieses MammutUnternehmen: Wenn es im Detail auch immer mal wieder etwas zu kritisieren gab, so ist doch völlig unbestritten, dass Projekte dieser Art und auf diesem hohen interpretatorischen Niveau eines geradezu manischen Hingabevermögens an die Sache bedürfen und dass sie unter rückhaltlosem persönlichen Einsatz entstehen. Wir hoffen sehr, dass Koopman sich auch noch für weitere Komponisten solchen Mühen unterziehen wird, und wir sind begeistert, dass wir Buxtehudes gewaltiges Oeuvre nun panoramaartig vor uns legen können, um uns an dieser zweifellos großartigen Musik zu erfreuen. Michael Wersin ●●●●● Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi RCA/Sony (52 Min., 7/2010 – 12/2012) Einen höchst willkommenen Nachschlag zu ihrer zwischen 2004 und 2008 entstandenen fulminanten Gesamteinspielung der Beethoven-Sinfonien gönnen uns Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen mit einigen der Ouvertüren des Komponisten. Und dieses „einige“ ist als deutlicher Vorwurf zu verstehen, denn eine Gesamtspielzeit von nicht einmal 52 Minuten ist schon eine Frechheit, da wäre durchaus noch Platz für „Die Ruinen von Athen“ und/oder „König Stephan“ gewesen. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt an dieser CD, denn die künstlerische Qualität ist erneut überragend. Jede der sechs Ouvertüren bekommt ihr eigenes Gepräge, da wird nicht nach einem vereinheitlichenden Beethoven-Schema gestaltet. So stellen die Musiker bei „Die Geschöpfe des Prometheus“ die Mozart-Nähe ganz deutlich heraus, versuchen nicht, das Stück aufzubauschen. Wunderbar auch die sich ganz im Geiste Händels präsentierende lange Einleitung von „Die Weihe des Hauses“, die dann ganz selbstverständlich in den „moderneren“ Hauptteil überleitet. Ob die kernig federnde „Fidelio“-Ouvertüre oder der perfekt zwischen schicksalsschwanger und hoffnungsvoll austarierte „Egmont“ – hier gibt es nur Treffer. Der Haupttreffer aber ist ohne Zweifel die „Coriolan“-Ouvertüre: Der Gegensatz zwischen dem schroffen Haupt- und dem lyrischen Gegenthema ist selten so aufregend herausgearbeitet worden, in ihrer auffahrenden Zerrissenheit ist das die radikalste Interpretation, noch mitreißender (obwohl das fast nicht möglich scheint) als die übrigen fünf Werke auf dieser rundum gelungenen CD. Michael Blümke ●●●●○ Howard Shelley, Ulster Orchestra Hyperion/Note 1 (68 Min., 9/2013) Angeblich soll Johann Ladislav Dussek (1760 – 1812) der erste Pianist gewesen sein, der auf die Idee kam, den Flügel quer zum Publikum zu stellen – nämlich mit dem Zweck, sein wohlgeformtes Gesichtsprofil so recht zur Geltung bringen zu können. Die äußere Schönheit verging allerdings rasch – Dussek starb alkoholkrank und stark übergewichtig mit nur 52 Jahren in Paris. Die Klavierkonzerte, mit denen er in Europa Furore machte, haben jedoch ihren ausgesprochenen Charme bis heute erhalten – und zeugen daneben auch von dem innovativen Geist, den Dussek bei aller Publikumsnähe ebenfalls besaß. Je ein frühes, mittleres und spätes Werk stellt Howard Shelley auf seiner repräsentativen Einspielung vor, und wenn man einen Blick auf die Kompositionsdaten wirft, wird man immer wieder erstaunt sein, wie sehr sich Dussek bei aller zur Schau gestellten pianistischen Brillanz formal auf der Höhe seiner Zeit bewegt. Nicht etwa im Gefolge, sondern an der Seite von Mozart und Beethoven erschließt er dem Klavierkonzert die sinfonische Dimension und verleiht ihm – auch inspiriert von den Dur-Moll-Wechseln der Volksmusik seiner böhmischen Heimat – eine deutlich vorromantische Anmutung, auf der die Generation Chopins und Schuberts unmittelbar aufbauen konnte. Howard Shelley, der sich bereits vielfach um die Aufwertung vernachlässigter Werke komponierender Kaviervirtuosen zwischen Klassik und Romantik verdient gemacht hat, weiß auch auf dem modernen Flügel stilsicher Funken aus Dusseks Musik zu schlagen. Zugleich profitiert die inspirierte, charmante und frische Aufnahme von der ausgezeichneten Interaktion zwischen dem Solisten 47 Klass i k Beethoven Revisited Von M at thia s Korne m ann Es hat etwas Verwegenes, Donquichoteskes, wie sich das Label Telos hier einen kompletten Beethoven-Zyklus aus den disparaten Stücken zusammenliest, die im Laufe von vier Jahren beim Böblinger Pianistenfestival abfallen, wo gastierenden Spielern stets ein bis zweit Sonaten aufgegeben sind. Natürlich ist das Ergebnis problematisch, was auch am extrem gleißenden Diskant des generell recht hart intonierten Sauter-Flügels liegen könnte. Zwei klavierlöwenhaftere Jungrussen nehmen durchaus für sich ein. Boris Giltburg kann nichts ändern am schrillen Sauter-Diskant, aber im etwas abgewetzten, heiklen op. 26 setzt er diese Schärfe regelrecht ein. Wir hören keine behagliche As-Dur-Schönheitsfeier, sondern ein sperriges, in seiner dramaturgischen Unentschlossenheit – gibt es einen programmatischen Verlauf? – interessantes Geschehen. Dass schließlich Eugene Mursky mit der „Waldsteinsonate“ seine gefürchtete Opulenz gegen diesen instrumentalen Widerstand so triumphal und durchaus geschmackvoll behaupten kann, ist überraschend. Und doch, ein konkurrenzfähiger Beethoven-Zyklus wird sich bei so viel stilistischer Zentrifugalkraft wohl kaum zusammenfügen. (Telos/Naxos) Wie verdient hat sich Eric Le Sage mit seinem Schumann-Zyklus gemacht! Danach enttäuschen bei aller manuellen Gediegenheit die letzten drei Sonaten erheblich, deren unumkehrbares Geschehen er nicht nacherzählen kann. Die Rezitative des op. 110 drängen nicht zur Sprache, das säuselt wie romantisches Neobarock. Dass er diesen ungeheuren Moment des Abstürzens ins „Ermattet, klagend“, als das erlösende As-Dur nur einen Akkord entfernt war, so ungestaltet übergehen oder die Arietta des op. 111 in ungerührter Sonorität voll ausdrucksheischender Rubati (T. 9!) versinken lassen kann, verstehe ich angesichts der enormen Begabung dieses Pianisten nicht. Das ist leider fast schon Igor-Levit-Style. (Alpha/Note 1) Bei den ersten Folgen seines vielleicht etwas früh begonnenen Zyklus war ich wohl allzu streng. Aber in der letzten Lieferung erfüllt Christian Leotta alle in ihn gesetzten Hoffnungen, ja mehr als das. Man findet schlichtweg keinen leeren, unbedacht formulierten Takt, so anfechtbar und betulich-langsam vieles auch gerät. Mit welchem klanglichen und agogischen Feinsinn lässt er „die Schöne und das Biest“ im op. 54-Kopfsatz aufeinandertreffen, wie einfühlsam und schlicht ist die versöhnende Coda! Und hat man je diesen kleinen Zwist zwischen hymnischem Des-Dur-Choral und markant abschweifender Unterstimme im kleinen Allegretto des op. 10/2 gehört? In seiner Not, den humorig-polternden Beethoven nicht recht zu mögen, verwandelt er das lustig zulangende op. 31/1-Allegro in eine ironisch steife Maschinenkomödie, die von notorischer Desynchronisation handelt und in deren Adagio-Akt sich Drahtpuppen ungelenk in Grazioso-Gesten versuchen – es ist witzig neben der Spur. Einsamer Gipfel ist ein schon verboten langsam beginnendes op. 101, dessen Thema sich in einer magischen Gespanntheit entfaltet. Genug der Schwärmerei, der mittlerweile 34-jährige Italiener ist ein bedeutender Beethoven-Interpret geworden. (Atma Classique/New Arts International) 48 und dem von ihm geleiteten Ulster Orchestra. Den Klangfarbenreichtum einer Interpretation mit historischen Instrumenten kann die Einspielung zwar naturgemäß nicht erreichen, doch bietet sie einen guten Einstieg in Dusseks Welt und liefert auch den Beweis, dass seine kompositorischen Ideen stark genug sind, um auch außerhalb der historischen Aufführungspraxis ihre Wirkung zu entfalten. Carsten Niemann Francesco Geminiani, Georg Friedrich Händel The Enchanted Forest, La Follia, Armida abbandonata HWV 105 ●●●●○ Robin Johannsen, Les Passions de L’Ame, Meret Lüthi deutsche harmonia mundi/Sony 60 Min., 1/2014 1754, schon ziemlich am Ende des Barockzeitalters, nahm sich Francesco Geminiani (1687 – 1762) noch einmal einer der populärsten Geschichten seiner Epoche an: Es handelt sich um die Liebesgeschichte zwischen dem Kreuzritter Rinaldo und der orientalischen Zauberin Armida. An deren Ende befreit sich der anmutige junge Recke zwar unter dem unsanften Druck seiner Kameraden aus den Liebesbanden Armidas, doch umso intensiver beschwor man den geheimnisvollen Zauber der exotischen Verführerin und scheute sich auch nicht, ihren Schmerz über den Verlust Rinaldos mit großem Einfühlungsvermögen zu schildern. Geminianis Concerto grosso „The Enchanted Forest“ ist unter diesen Schilderungen eine Besonderheit, weil es ursprünglich als Bühnenmusik für eine Pantomime des bedeutenden Theaterausstatters Jean-François Servandoni konzipiert war. Leider ging bei der Umarbeitung die genaue Zuordnung der musikalischen Sätze zu den opulent ausgestatteten Bühnensituationen verloren. Dem Ensemble „Les Passions de L’Ame“ gelingt es dennoch, die Geschichte plastisch zu erzäh- len: Das geheimnisvolle Rauschen des Zauberwaldes, das Geminiani mit ganz sparsamen Streicherfiguren andeutet, ist ebenso klar zu identifizieren wie der prachtvolle Einzug der Kreuzritter mit Hörnern und Trompeten, der wiederum mit Armidas Verführungskünsten zu basslos schwebenden Traversflöten konterkariert wird. Hilfreich für das Verständnis ist auch Händels Kantate „Armida abbandonata“, die zwischen die beiden Teile des Concerto grosso eingeschoben ist – zumindest dann, wenn man sich die Übersetzung des Texts aus dem Internet fischt. Robin Johannsen gibt die verlassene Zauberin in einer hervorragend deklamierten, klaren und stimmschönen Interpretation. Und auch wenn sie in der nicht zufällig mit „Siciliana“ bezeichneten Abschlussarie etwas südländischer schmachten dürfte, so nimmt sie Armida durch ihre schlanke Stimmgebung etwas von dem Matronenhaften, das dieser Figur oft anhaftet. Carsten Niemann Immer samstags aktuell: die neuesten Rezensionen auf rondomagazin.de Christoph Willibald Gluck, Antonio Sacchini Le belle immagini ●●●○○ Valer Sabadus, Hofkapelle München, Chor des BR, Alessandro De Marchi Sony (74 Min., 2/2014) Jetzt hat ihn sich also Sony gekrallt. Es war ja nur eine Frage der Zeit, wann Valer Barna-Sabadus von einem Major an Bord geholt werden würde. Nun legt der Countertenor nach zwei Soloalben bei Oehms nicht nur sein Debüt beim neuen Label vor, sondern auch gleich den ersten Teil seines Nachnamens ab. Mit Arien für Giuseppe Millico präsentiert sich der in München lebende Rumäne und liefert damit auch gleich noch einen Beitrag zum auslaufenden Gluck-Jahr. Der transponierte 1769 seinen Orfeo in Soprangefilde, als er für die Hochzeitsfeierlichkeiten von Maria Theresias Tochter Maria Amalia mit dem Herzog von Parma aus seiner erfolgreichsten Oper ein gut halbstündiges Destillat mit dem Titel „Atto d’Orfeo“ erstellte, das Herzstück dieser Aufnahme. An dessen Beginn steht – anders als in der vollständigen Oper – nach der Ouvertüre gleich „Che farò senza Euridice“, wo Sabadus zwar, wie auf der gesamten CD, herrlich weich und mit zarter Süße singt, aber so gar keine Verzweiflung ob des Verlustes der Geliebten vermittelt. Gut gelingt ihm das Erstaunen in „Che puro ciel“. Wem die Expressivität in dieser Rolle wichtig ist, hält sich besser an den Stimmfachkollegen Bejun Mehta. Insgesamt werden vor allem Sabadus’ Cantabile-Qualitäten gefordert, seine nicht minder ausgeprägte Virtuosität darf er nur in zwei Arien vorführen. Die eigentlichen Höhepunkte dieser Einspielung stammen übrigens nicht von Gluck, sondern aus Antonio Sacchinis Oper „Il Cid“, eine echte Entdeckung. Ein schönes Album also, das mit einer etwas weniger verwaschen spielenden Hofkapelle München noch schöner geraten wäre, der orchestrale Part gerät nicht so griffig und packend, wie man sich das wünschen würde. Michael Blümke Georg Friedrich Händel Faramondo ●●●●○ Anna Devin, Anna Starushke vych, Emily Fons, Maarten Engeltjes, Christopher Lowrey, Njål Sparbo, FestspielOrchester Göttingen, Laurence Cummings Accent/Note 1 (3 CDs, 176 Min., 6/2014) Gerade einmal fünf Monate ist es her, dass mit dem „Siroe“ der letztjährige Beitrag der Göttinger Händel-Festspiele auf CD erschienen ist, da liegt schon die 2014erOper als Mitschnitt vor. Der 1738 uraufgeführte „Faramondo“ zeichnet sich durch eine selbst für Barockverhältnisse extrem verstiegene Handlung und sehr großzügige musikalische Anleihen bei Francesco Gasparinis älterer Version des Stoffes aus. Gab es bei „Siroe“ die eklatante Fehlbesetzung der Titelpartie zu beklagen, die den ansonsten positiven Gesamteindruck ruinierte, darf man sich dieses Mal an einem tollen Abend (mit nur einem Schwachpunkt) erfreuen. Emily Fons bringt für den Faramondo nicht nur ein flirrendes, attraktives Timbre, sondern auch den nötigen Aplomb mit, um die männliche Hauptrolle auszufüllen. Die angebetete Rosimonda findet in Anna Starushkevych eine im ersten Akt noch etwas zurückhaltende Interpretin, die im weiteren Verlauf dann aber zulegt. Das Duett der beiden am Ende des zweiten Aktes ist einer der Höhepunkte der Aufführung. Übertrumpft wird die Ukrainerin allerdings von ihrer irischen Namenskollegin Anna Devin, die eine fulminante, höchst agile Clotilde beisteuert. Natürlich gehören zu einer ordentlichen Barockoper auch Countertenöre, hier sind es zwei: Christopher Lowrey, ein wirklich fähiger und technisch versierter Sänger, für den der Gernando aber ungünstig – weil über weite Strecken im Passagiobereich – liegt, und Maarten Engeltjes, dem man einerseits mehr vokales Selbstbewusstsein wünscht, der andererseits aber mit seiner kontrollierten Zurückhaltung gut beraten ist. Für den schon erwähnten Schwachpunkt zeichnet der unausgeglichene Njål Sparbo als Faramondos Gegenspieler Gustavo verantwortlich. Laurence Cummings sorgt mit dem FestspielOrchester Göttingen für lebendiges, nuancenreiches Spiel. Michael Blümke 49 Das ZDF-Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche gehört zu den stimmungsvollsten vorweihnachtlichen Konzerten. Das letztjährige Konzert mit der amerikanischen Mezzo-Spranistin Joyce DiDonato, der jungen Sopranistin Julia Lezhneva und dem Startenor Klaus Florian Vogt ist jetzt als CD, DVD und Blu-ray erhältlich. Mit der Staatskapelle Dresden und den Chören der Frauenkirche und der Semperoper. Plácido Domingo, José Carreras und Sissel Kyrkjebø waren die Stars dieses festlichen Weihnachtskonzerts in Moskau. Mit Es ist ein Ros entsprungen, Panis Angelicus, Little Drummer Boy, Adeste fideles, Joy to the World u. v. a. www.sonymusicclassical.de Klass i k Wolfgang Amadeus Mozart Klarinettenkonzert, Klarinettenquintett ●●●○○ Matthias Schorn, Minetti Quartett, Innviertler Symphony Orchestra, Nicholas Milton CAvi/harmonia mundi (58 Min., 8 & 9/2012) Eine sehr solide, insgesamt recht konventionelle Einspielung der beiden Klarinetten-Paradestücke von Mozart – der Solist Matthias Schorn kann mit seinem fraglos ausgesprochen schönen Ton und seiner hervorragenden Technik nicht alles wettmachen, was im Zusammenspiel mit seinem Umfeld in puncto Differenziertheit versäumt wird. So kommt etwa der Streichersatz im Klarinettenquintett eindeutig besser zur Geltung, wenn er vibratoarm (so in Sharon Kams Einspielung des Stücks) oder gar vibratofrei (bei Charles Neidich), dafür aber in einer fast barocken Weise sprechend musiziert wird. Motive werden dort immer wieder zu aussagekräftigen Gesten mit all den Folgen, die eine solche Interpretationshaltung hat: Ein Motiv beginnt und endet prägnant und bedeutungsvoll wie eine gesprochene Aussage; wird es sequenzartig wiederholt, dann ändert es durch die Wiederholungen hindurch seine Farbe, seine Intensität, seine innere Zielgerichtetheit. Wenn der Satz sich harmonisch eintrübt, dann modifiziert sich auch das Timbre der Instrumente (besonders eindrucksvoll in der Neidich-Einspielung beim zweiten Thema des ersten Satzes). All dies geschieht in der vorliegenden Einspielung viel zu wenig, und so hören wir zwar schöne Musik schön gespielt, aber sie packt, sie fesselt uns nicht auf einer tiefen, existentiellen Ebene. Zu harte Kritik an einer durchaus reizvollen Einspielung, zudem an einer Live-Produktion? Nun ja, es handelt sich um sehr populäre Stücke, deren Aufnahmen sich stets einer großen Konkurrenz zu stellen haben. Da kommt es 50 auf jede Nuance an. Man vergleiche den Beginn des zweiten Satzes vom Klarinettenkonzert: Matthias Schorn versteht dort wahrlich zu zaubern, ganz aus dem Piano erhebt sich der zarte Melodienbeginn – ein gelungener Einstieg. Was könnte man besser machen? In Sharon Kams Einspielung werden wir sogleich fündig: Wieviel konturierter führt das Orchester an diesem Satzbeginn seine Begleitfiguren aus, wie effektiv unterstützt es selbst auf Basis einfachster Motivik die Intention der Solistin! In der vorliegenden Einspielung klingt der Begleitapparat verwaschener, unschärfer und dadurch eher lethargisch statt aufmerksam-gespannt. Das sind die unüberhörbaren Unterschiede. Michael Wersin Felix Mendelssohn Bartholdy, Alban Berg Quartett op. 13, Lyrische Suite ●●●○○ Tetzlaff-Quartett Cavi/harmonia mundi (58 Min., 3/2013) Hört man das Tetzlaff-Quartett Mendelssohns op. 13 spielen, kann man so seine Zweifel bekommen am Image vom Berliner Sonnyboy Felix. Die Erregung, die den jugendlichen Heißsporn bei der Arbeit erfasst hat, als er sich auf die Fersen seines großen Idols Beethoven heftet und Motive und ganze Strukturideen kopiert aus op. 95-135, sie klingt weniger freudig als nervös. Während seine Musik nach vorn prescht, beschwippst von der eigenen Brillanz, wirft Tetzlaffs Mendelssohn fortwährend unsichere Blicke zurück: Vielleicht beruht die Euphorie ja auf bloßer Illusion, vielleicht ist das Eis viel zu dünn, um so ausgelassen drauf zu tanzen. Und so verkrampft sich unser Held ein wenig. Sein Lächeln umspielt ein leichtes Zucken, Zweifel nagen an seinem stolzen Genie. Ist das überhaupt noch der Mendelssohn, den wir kennen? Der Grund für Mendelssohns Verunsicherung ist schnell be- nannt. Er sitzt am ersten Pult des Tetzlaff-Quartetts, spielt dort Geige, und er spielt sie so, als würde er der Welt nicht vertrauen: Christian Tetzlaff, fraglos einer der besten deutschen Geiger seit Generationen, aber auch einer der kompliziertesten. Mit seinen Skrupeln hat Tetzlaff auch den Rest des Ensembles angesteckt: Jede noch so kurze Note wirkt leicht angekränkelt, zittert und bebt, sie atmet unruhig, als sei noch hinter der schönsten Kantilene irgendein Unheil im Anflug. Das Ergebnis ist eine hoch spannende, technisch geradezu perfekte, in den Stimmen präzis balancierte Aufnahme mit einem verschwenderischen Reichtum an Details – und doch zugleich eine Aufnahme, die die Befindlichkeit der Interpreten ein Stück zu weit stellt über die des Komponisten: Denn der war nicht so neurotisch, wie er hier dargestellt wird. Alban Berg aber sehr wohl. Das passt nun wirklich wie die Faust auf ’s Auge: das erschütterungsbereite Tetzlaff-Quartett und die Lyrische Suite, Bergs Einstand in die 12-Ton-Methode. Dass Christian Tetzlaff mit seinem Ensemble jede Note, jede kleinste Phrase auflädt, bis sie zu zerplatzen droht, die permanente Anspannung, die Ungeduld, die flackernde Dynamik, die in jeden Bogen tiefe Zacken schlägt: Diese Musik giert danach. Raoul Mörchen Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn Klavierkonzert Nr. 9 KV 271, Rondo KV 386, Konzertarie „Non temer, amato bene“ KV 505, Klavierkonzert Hob. XVIII:11 ●●●●○ Alexandre Tharaud, Joyce DiDonato, Les Violons du Roy, Bernard Labadie Erato/Warner (71 Min., 8/2013) Bei einer neuen Einspielung von Alexandre Tharaud mündet die Vorfreude so gut wie immer in großen Genuss und tiefe Befriedigung. Seit seinen ersten Aufnahmen für Arion in den späten 90er Jahren hat er von den unterschiedlichsten Komponisten hervorragende bis maßstabsetzende Interpretationen vorgelegt, besonders seine bei harmonia mundi erschienenen Rameau- und Couperin-Alben sowie die Chopin-Walzer haben Referenzstatus. 2009 wechselte er dann zu Virgin, mittlerweile geht er für den Nachfolger Erato ins Studio, die Qualität seiner CDs hält der 45-Jährige aber unverändert hoch. Da bildet auch das jetzt vorliegende Mozart-/Haydn-Programm keine Ausnahme. Mit blitzsauberen Trillern, wie man sie auch von namhaften Kollegen so keineswegs immer zu hören bekommt, steigt er in Mozarts „Jeunehomme“-Konzert ein, lässt ein wunderbar verträumtes, dabei perfekt gerahmtes Andantino folgen, um in einen überzeugend drängenden Schlusssatz zu münden. Das A-Dur-Rondo gerät Tharaud dann etwas unentschlossen, es weist nicht ganz die Qualität der übrigen Stücke auf. Gleich darauf gibt es mit der hinreißenden Joyce DiDonato als special guest dann aber ein besonderes Schmankerl in Form der Konzertarie „Non temer, amato bene“. Vielleicht finden die beiden ja demnächst mal für ein französisches Liedprogramm zusammen? Abgeschlossen wird die CD von Haydns D-Dur-Konzert, nach Hoboken-Zählung die Nummer 11, bei dem sich jeder Interpret – so unfair der Vergleich auch ist – an der alles in den Schatten stellenden Argerich-Aufnahme messen lassen muss. Tharaud kann ob seiner Leistung mehr als stolz auf sich sein, seine einfallsreichen Kadenzen tragen das Ihre dazu bei. Die Vorfreude ist also wieder einmal in großen Genuss und tiefe Befriedigung gemündet. Michael Blümke Jean-Philippe Rameau „The Sound of Light“ (Arien und Instrumentalsätze) ●●●●● Teodor Currentzis, MusicAeterna, Nadine Koutcher, Alexei Svetov Sony (66 Min., 6/2012) Dass in der russischen Millionenprovinzstadt Perm aktuell das Opernglück Zuhause ist und nicht in Moskau oder St. Petersburg, weiß man seit dem Mozart-Furioso, das Dirigent Teodor Currentzis und sein Ensemble MusicAeterna mit dem „Figaro“ geboten haben. Nun legt der griechische Pyrotech- niker unter den aufs historische Klangbild abonnierten Spezialisten ein ganzes Album mit JeanPhilippe Rameau vor. 2014 nimmt man schließlich erfreulicherweise auch in Deutschland den 250. Todestag dieses Opernrevolutionärs zum Anlass, ihn mit zahlreichen Einspielungen zu würdigen. „The Sound of Light“ nennt sich das Potpourri quer durch Rameaus Phantasiewelt, durch seine tragischen, aufgeweckt tänzerischen und bisweilen herrlich kunterbunten Geschichten, die mit und ohne Worte zünden, unter die Haut gehen, einen vor Ergriffenheit verstummen lassen. Und wenngleich man sich nicht ausmalen möchte, was vielleicht Rameau als Komponist von Solo-Konzerten oder Sinfonien alles noch so gelungen wäre, so stecken doch glücklicherweise seine Phänomenale Bux-Box Das Wesen einer Gesamteinspielung hat primär immer auch etwas Enzyklopädisches: Kein Mensch hört sich den ganzen Mozart, den ganzen Schubert oder (Gott bewahre vor der bloßen Menge) den ganzen Vivaldi an. Doch gerade in der Bewegung der Aufführungspraktiker ging seit jeher ein seltsamer Zauber von solchen Gesamtschauen aus – vielleicht nicht von ungefähr, es fallen als Gründungssternstunden ins 19. Jahrhundert auch die Anfänge der Werkausgaben von Händel, Bach und Schütz. Repertoire sichten und sichern bleibt die Voraussetzung so vieler betörender Neuschöpfungen Alter Musik für heutige Ohren. Doch über allem Anfangszauber droht hier auch die Gefahr des Scheiterns, wenn musikologischer Sammlerfleiß auf die Mechanik des Marktes prallt. Selten teilen die Labelverantwortlichen den langen Atem ihrer Musiker in Langzeitprojekten, sobald die Verkäufe merklich zu sinken beginnen. Das musste auch Ton Koopman mit seiner Gesamteinspielung der Kantaten Johann Sebastian Bachs erfahren. Nach zwei Dritteln der Strecke stand das Projekt mit der Schließung von Erato vor dem Aus. Doch Koopman kaufte die Bänder zurück, wiederveröffentlichte und beendete den Kantaten-Marathon auf seinem neu gegründeten Eigenlabel „Antoine Marchand“. Logistisch scheint er daraus eine Menge gelernt zu haben. Seine Buxtehude-Gesamteinspielung, die gerade mit Folge XX bei Challenge zum Abschluss kam (siehe Rezension in dieser Ausgabe), schnurrte mit gemächlichem Tempo, aber ohne größere Tücken durch – wenn man einmal davon absieht, dass Koopmans Projekt zwischendurch der Förderung durch die Niederlande verlustig ging und er zusätzlich zu der ihm eigenen Energie und Hartnäckigkeit auch aus eigener Tasche einspringen musste. Man kann nur aus vollem Herzen gratulieren – und das nicht nur Ton Koopman und seinem sämtlichen Bühnencoups voller Orchesterwunderwerke. Von der Papierform her ist dementsprechend jedes der 18 Stücke ein Volltreffer. Und bei Currentzis und seinen erneut mit Esprit und Verve nur so um sich werfenden Musikern hat man von Beginn an, spätestens aber ab der märchenhaft schönen „Musen“Szene aus „Les Boréades“ das Gefühl, dass nicht Mozart, sondern Rameau ihr Lieblingskomponist ist. Alles wird mit einer Seelenruhe derart ausgekostet, dass man erst jetzt die eigentliche Bedeutung dieses Wortes begreift. In diesem riesigen Rameau-Reigen sitzt jede Nuance, jede Geste, jede Gefühlsregung am genau richtigen Platz. Und zwischendurch reihen sich die russische Sopranistin Nadine Koutcher sowie der Bass Alexei Svetov mehr als nur stilsicher ein. Obwohl bisher das Dreamteam Mireille Delunsch/ Marc Minkowski bei der überund durchgedrehten Koloraturenshowdown-Arie „Aux longueurs d’Appollon“ aus „Platée“ als Maß aller Dinge galten, sind Koutcher und Currentzis den Kollegen jetzt ganz schön nah gekommen. Und warum der langsam ins Nichts, in die absolute Stille entgleitende Klagegesang „Tristes apprêts“ aus „Castor et Pollux“ selbst Denis Diderot und Hector Berlioz vor Bewunderung auf die Knie zwang, kann man ganz zum Schluss nicht nur nachhören, sondern vielmehr erfühlen. Guido Fischer Stab, sondern auch dem Hörer und der Musikwelt. Einen Komponisten so vollständig klanglich zu re-präsentieren, der – wie es Michael Wersin seinerzeit zur ersten Folge in RONDO schrieb – stets nur eine Fußnote in der Biografie Bachs war, gibt dem Œuvre seinen Eigenwert zurück. Außerdem kann Koopman ein Missverhältnis geraderücken: Fanden einzelne Vokalkonzerte und Kantaten immer wieder den Weg in die Kirche oder auf Tonträger, waren die Cembalowerke Buxtehudes in dieser Edition eine echte Neuentdeckung. Dabei ist keines davon von seiner eigenen Hand überliefert oder jemals in Druck gegeben worden, ein Zeichen dafür, dass seine Suiten und Variationen eifrig herumgereicht und gesammelt worden sind. Juwelen der Sammlung sind auch die Kammermusikwerke, die Koopman mit eingespieltem und inspiriertem Kollegenkreis zum Funkeln brachte. So eine Gesamtschau aus einer einzelnen künstlerischen Perspektive hat natürlich auch Schattenseiten, die nicht verschwiegen werden sollen: Während der instrumentale Part, mit Koopman selbst an Cembalo und Orgel als Epizentrum einer ungemein vitalen und reich verzierenden Continuopraxis, auch in größeren Werken stets brillant ausfiel, geriet ihm die Sängerbesetzung – vielleicht, weil vom Nicht-Sänger Koopman ebenso kollegial über Weggefährten angegangen – zuweilen von uneinheitlicher Qualität. Ein Hauptwerk Buxtehudes, die „Membra Jesu nostri“, schaffen es im Aufnahmevergleich so gerade mal in’s gute Mittelfeld. Dennoch: Mit dieser phänomenalen „Bux-Box“ hat Koopman bewundernswerte Pionierarbeit geleistet – das muss man erst einmal im Alleingang hinkriegen. Ihm und dem Lübecker Marienorganisten Buxtehude bleibt zu wünschen, dass so mancher den Würfel schon insgeheim für seinen Gabentisch Carsten Hinrichs vorgemerkt hat. Neu erschienen:Buxtehude Opera Omnia I–XX, mit Feuersinger, Sämann, Zomer, Bartosz, Mertens, Dürmüller u. a., Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, Koopman; 29CDs + DVD, Challenge/New Arts International 51 Klass i k / Ja z z J Ja z z Tim Allhoff Trio Kid Icarus ●●●●○ dennoch ganz organisch und stimmig. Ein weiteres wichtiges Erkennungsmerkmal des Tim Allhoff Trios ist der feine Humor: Kenner der US-Reihe „Breaking Bad“ jedenfalls dürften ihren Spaß daran haben, dass sich das Thema des Stück „Los Pollos Hermanos“ so anhört, als habe es der grimmige Schlaganfall-Onkel Hector Salamanca auf seiner Klingel gespielt. Aber auch ausgewiesene Serien-Muffel dürften ihren Spaß an der Musik von Allhoff und seinen Kumpanen haben. Eine Absturzgefahr, wie sie der CD-Titel andeutet, besteht nicht. Josef Engels Care/Edel (62 Min., 9/2013) Wer heutzutage ein Piano-Trio im Jazz betreibt, hat es schwer, wiedererkennbar zu bleiben. Zwangsläufig stellt sich bei der dritten Einspielung des seit 2008 bestehenden Dreierbundes um den Augsburger Pianisten Tim Allhoff öfters mal ein Déjà-écouté-Gefühl ein: Die poppige, mit treibenden Achteln unterfütterte Melancholie im Titelstück „Kid Icarus“ erinnert an den Konkurrenzanbieter Tingvall Trio, das Liebäugeln mit Drum&Bass-Figuren (etwa in „Los Pollos Hermanos“) weckt Erinnerungen an das Trio Elf, der Einsatz von Retro-Synthesizern als Geschmacksverstärker schließlich lässt an Jacob Karlzon denken. Allhoffs Trio hat freilich markante Eigenheiten: So ist auf „Kid Icarus“ nicht der Band-Namensgeber die auffälligste Figur des Ensembles, sondern Schlagzeuger Bastian Jütte. Mit seinem knochentrockenen Spiel, das sich aus allen erdenklichen Groove-Darreichungsformen ab 1970 speist, sorgt er für einen großen rhythmischen Variantenreichtum. Gutes Beispiel dafür ist der Album-Opener „Through The Looking Glass“, in dem Jütte unter Allhoffs elegisches, hörbar klassisch geschultes Klavier und Andreas Kurz’ unbeirrbaren Bass eine ganze Reihe von verschiedenen Begleitmustern legt. Das reicht von einem pulsierenden Rock-Beat über einen angedeuteten Reggae bis hin zum Uptime-Swing und klingt 52 sounds. Bei „Cheek To Cheek“, „Firefly“, „Let’s Face The Music and Dance“ und „I Can’t Give You Anything But Love“ genügen ihnen Combos als Hintergrund, und Streicher untermalen „Nature Boy“ und „But Beautiful“. Die Spielzeit von etwas mehr als 34 Minuten entspricht dem nostalgischen Charme der Einspielung: Etwa so viel Musik enthielt eine Langspielplatte der 1950er. Es hätte gerne etwas mehr sein dürfen. Werner Stiefele Johannes Enders Mellowtonin Tony Bennett, Lady Gaga Cheek To Cheek ●●●●○ Interscope/ Universal (35 Min.) Das ist doch Gaga. Und wunderbar. Da starten der 88-jährige Entertainer Tony Bennett und die 28-jährige Popqueen Lady Gaga ein Duoprojekt – und das klingt so rundum stimmig old fashioned, als habe die junge Ella Fitzgerald eine Wiedergeburt erlebt, so sehr erinnern manche Verschleifungen und Kiekser von Lady Gaga an deren frühe Aufnahmen mit dem Chick Webb Orchestra. Bei ihren Interpretationen von Jazzklassikern verzichtet sie völlig auf den aggressiv-druckvollen Gestus, der ihre stampfenden Discoproduktionen prägt. Stattdessen swingt sie so selbstverständlich, als sei sie zeitlebens Jazzsängerin gewesen. Ihre junge, helle Stimme und Tony Bennetts rauere, aber immer noch frische und bewegliche Altmännerstimme ergänzen sich dabei prächtig. Solo schwärmt sie – eingerahmt von Klavier und dezenten Streichern – vom „Lush Life“, während sich Bennett als Feature ohne Lady Gaga „Sophisticated Lady“ zur reinen Klavierbegleitung ausgesucht hat. Für „Anything Goes“, „I Won’t Dance“ und „It Don’t Mean A Thing“ umgeben die beiden satte Bigband- ●●●●● Yellowbird/Soulfood (48 Min., 5/2013) Um die Jahrtausendwende provozierte der englische Publizist Stuart Nicholson mit der Frage, ob der Jazz möglicherweise seine Adresse gewechselt habe und mittlerweile nicht mehr in den USA, sondern in Europa wohne. Falls sich noch irgendjemand über diese These aufregen sollte: Das Quartett um den Tenorsaxofonisten Johannes Enders beendet diese Diskussion auf die denkbar eleganteste Weise. Damit es im Jazz weitergeht, braucht es kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander; damit sich diese Musikform nicht in der Beliebigkeit verliert, braucht es ein Wissen um die Vergangenheit, nicht ein blindes Nach-vornPreschen. Geradezu mustergültig zeigt sich das in der Zusammensetzung dieser Band: Ein Schweizer Pianist mit Bill Evans in den Fingern und einer Liebe für Jazzrock-Hippies im Herzen (Jean-Paul Brodbeck) trifft da gemeinsam mit einem serbischen Kontrabassisten (Milan Nikolic) auf einen ehemaligen Electrojazz-Revolutionär aus Oberbayern (Johannes Enders) und eine US-Schlagzeug-Legende (Billy Hart). Und es ist nicht so, dass sich hier irgendeiner in seiner Rollenzuschreibung bequem machen würde: Das Faszinierende an diesem Quartett ist es, dass Altes an- ders gedacht wird. An der Oberfläche mögen sich Enders Kompositionen irgendwo zwischen Hancocks „Maiden Voyage“ und Coltranes „Giant Steps“ bewegen, also irgendwo in der späten JazzKlassik. In der Umsetzung des Spielmaterials geht das transatlantische Quartett jedoch einen eigenen Weg. Saxofonist Enders manipuliert seinen auch in rasanten Passagen immer nachdenklich klingenden Ton mit seiner Atmung (einmal, am Ende von „Expressionist“, klingt es so, als spiele er rückwärts) oder Echo-Effektgerät (in „Chumotov“), Schlagzeuger Hart agiert oftmals wie ein Remixer, der mal nur die Hi-Hats, mal nur die Toms einsetzt. Da reichen sich zwei, eigentlich durch Zeit und Raum weit voneinander getrennte Spielergenerationen verschwörerisch die Hände. Kurz: Dieser Jazz braucht keine neue Adresse, sondern entsteht wie selbstverständlich aus den unterschiedlichen Erfahrungen seiner transatlantischen Produzenten – sowie aus der Bereitschaft, ohne Eitelkeiten aufeinander einzugehen. Besser geht’s nicht. Josef Engels Pablo Held The Trio Meets John Scofield ●●●●○ Pirouet/NRW Vertrieb (64 Min., 1/2014) Sie harmonieren prächtig. Der eine: John Scofield, amerikanischer Weltstar, Gitarrist. Die anderen: Pablo Held, Bandleader, Pianist, sowie der Bassist Robert Landfermann und der Schlagzeuger Jonas Burgwinkel, zusammen eins der feinsten deutschen Klaviertrios. Sie eint die Lust an der Improvisation, am Spontanen, an der aus dem Moment entstehenden Form, an innerer Harmonie, an musikalischer Kommunikation, an unerwarteten Wendungen. Wie ein flexibles Netz wirkt die Musik des Trios, lose geknüpft, wie das Gewebe einer Spinne aus einem unbewussten, nicht auf Pa- pier, wohl aber in der gemeinsamen Erfahrungen der Band herausgebildeten Bauplan abgeleitet. Daran hat sich durch Scofields Beteiligung nicht das Geringste verändert – außer, dass nun vier Musiker die Themen antupfen, drehen, wenden, mit einer Souveränität erkunden, in der sich virtuoses Können und Gelassenheit paaren. Diese Musik lässt Luft zum Atmen, Denken und Hören, und alle vier haben keine Eile, innerhalb kürzester Zeiten möglichst viele Töne ins Geschehen zu werfen. Sie verdichten lieber, lassen Gedanken reifen, werfen Nebenideen ein, reißen Entwicklungslinien um, brechen andere ab oder beharren auf einer Figur, die im Lauf der weiteren Ausgestaltung immense Kraft entwickeln kann. Ihr Zusammenspiel ist der beste Beweis dafür, dass Jazz zwar „free“ sein kann, dies aber mit den landläufigen Vorstellungen von unkoordinierten Spontanereignissen nicht das Geringste zu tun hat. Zwei Stücke von Pablo Held, zwei von John Scofield und dazu noch eine Coverversion von Joni Mitchells „Marcie“: Dieses Material reicht dem Quartett für eine an unaufdringlichem, filigranem Zusammenspiel, Melodien und Tontupfern reiche, sowie rundum packende volle Stunde. Werner Stiefele Jasper van’t Hof, Tony Lakatos Go With The Wind ●●●●○ Jaro/Jaro (48 Min., 2014) Als sich der holländische Keyboarder Jasper van’t Hof zum ersten Mal für eine Aufnahme an eine Kirchenorgel heranwagte, war das Ergebnis im wahrsten Sinne des Wortes eine unwirkliche Begegnung: Für die CD „Un incontro illusorio“ steuerte der Drummer Joey Baron damals nachträglich einige Schlagzeugspuren hinzu. Jetzt hat Van’t Hof aus dem „illusorischen“ Zusammentreffen mit einem anderen Musiker endlich ein handfestes gemacht. Gemeinsam mit dem ungarischen Saxofonisten Tony Lakatos, langjähriger Kompagnon in Van’t Hofs populärer Ethnojazz-Formation „Pili Pili“, schloss sich der Niederländer in der Kirche St. Fabian und Sebastian im westfälischen Osterwick ein. Das Ergebnis der Klausur ist bemerkenswert. Ganz anders als die wenigen für ihre Auseinandersetzung mit der Kirchenorgel bekannten Jazzmusiker wie beispielsweise Barbara Dennerlein versucht Van’t Hof nicht, das mächtige und schwerfällige Instrument auf Teufel komm raus zum Swingen zu bringen. Der gewiefte Jazzrock-Veteran betrachtet die Kirchenorgel vielmehr als Vorläufer des Synthesizers und entlockt ihr bei seinem Gottesdienst auf dem Altar des Sounds höchst eigenwillige Klänge. Das Spektrum reicht von an Weather Report gemahnenden Kirchenjazzrock („Terminal Ararat“) über frei erfundene Broadway-Schlager („Mirror Of Broadway“) bis hin zu beinahe ketzerischen Experimenten, die freilich nicht auf dem Scheiterhaufen enden: Im Stück „Formule E“ beispielsweise umtanzt ein immer größer werdender Kreis an Orgelpfeifen wie bei einem HexenSabbath Lakatos’ klagendes Saxofon, das sich nach Leibeskräften zur Wehr setzt. In „Blow Me Over The Highlands“ verwandelt Van’t Hof die Kirchenorgel in eine schottische Armada aus Dudelsäcken und Drehleiern; Lakatos bewegt sich dazu durch die Kirche und entlockt seinem Sopransaxofon Orientalismen. Alles in allem: ein Heidenspaß! Josef Engels Rolf Kühn Unser Gespür für Jazz … & THE MAGIC THE M YSTERY O F THE PIANO TRIO BALLADS & LULLABIES HELGE LIEN TRIO KARI IKONEN TRIO EDGAR KNECHT STEFAN AEBY TRIO EIVIND AUSTAD TRIO Für die besinnlichen Momente der Wintermonate erscheint auf Ozella eine Compilation, die ruhige und nachdenkliche Songs einiger der besten Piano-Jazz Trios der Gegenwart vereint. Mit dabei das HELGE LIEN TRIO sowie das EIVIND AUSTAD TRIO aus Norwegen, KARI IKONEN TRIO (Finnland), STEFAN AEBY TRIO (Schweiz) und der Volkslied-Veredler EDGAR KNECHT. Auch erhältlich: Ltd. Edition Audiophile 180g Doppel-Vinyl Timeless Circle ●●●●● Intuition/New Arts International (74 Min., 1994 – 2001) Philosophisch kommt das Gebinde daher, das den Klarinettisten, Komponisten und Orchesterlei- 53 OZ92010CD || OZ92110DLP Im Vertrieb von Galileo MC Ozella Music · fon + 49 (0) 5251 38509 [email protected] · www.ozellamusic.com Ja z z ter Rolf Kühn zum 85. Geburtstag ehrt. Der ist eine Leuchtgestalt der gesamten Jazzentwicklung nach 1945: erst Starsolist einer ostdeutschen Big Band, dann Stellvertreter Benny Goodmans in dessen Orchester, dann Leiter der NDRStudioband, schließlich Partner seines 14 Jahre jüngeren Pianistenbruders Joachim in einem Furore machenden Free-Jazz-Quartett, dann ein Star der Fusionmusik und schließlich abgeklärter Großmeister seines Instruments, der auf den eroberten Terrains immer wieder neue Herausforderungen sucht. Die 14 Titel des Albums sind eine Zusammenstellung aus dem frühen Alterswerk des Klarinettisten. Der befand sich auf einem Höhepunkt; seine Schaffenskraft, seine Grundneugier sind beständig spürbar. Das gilt für einen unbegleiteten Solotrack ebenso wie für den abschließenden Titel mit der RIAS Big Band und Max Raabe. Mitreißend die Quartett-, Quintettund Sextett-Besetzungen mit unterschiedlichen, aber durchwegs auf höchstem Niveau agierenden Rhythmusgruppen – wobei Fusion nur peripher vorkommt –, tief beeindruckend und bestechend aber sind die Duo-Einspielungen mit Bruder Joachim, den Altsaxofonisten Lee Konitz und Ornette Coleman und dem Posaunisten Albert Mangelsdorff. Im Zusammenspiel mit den Bläsern offenbart sich Kühns hohe Kunst wie unter einem Vergrößerungsglas: Die makellos klare Intonation dient einem an stringenter Melodik ausgrichteten logischen Diskurs, der vordergründige Emotionalität scheut und gerade dadurch seine faszinierende Wirkung erzielt. Eine wahrlich würdige Geburtstagsgabe, zeitlos schön. Thomas Fitterling Christian Muthspiel, Steve Swallow Simple Songs ●●●●● In+Out/ In-Akustik (53 Min., 9/2013) Selten war ein Albumtitel treffender als dieser. Elf Duostücke umfasst das Programm, und bis auf eines stammen sie alle aus der Feder des 52-jährigen österreichischen Posaunisten und Pianisten Christian Muthspiel, der auch als Komponist im Bereich der Neuen Musik tätig ist. Alle haben sie eine herrlich einfache Lied-Anmutung, ohne dabei im Geringsten banal zu sein. Jeder Song für sich ist eine Feier des Weniger-ist-Mehr und der klaren melodischen Lineari- Meilenstein Freddie Keppard 1923 – 1926. The Complete Set Retrieval/New Arts International RTR 79017 (68 Minuten, 6/1923 – 1/1927 ) Vor etwa 100 Jahren, als die neue Musik aus New Orleans noch gar nicht als Jazz bezeichnet wurde, war Freddie Keppard für kurze Zeit eine Art König dieser Musik. Der legendäre Kornettist, dessen Geburtstag sich in die- 54 tät. Wer könnte für diesen Angang geeigneter sein als Steve Swallow, der Meister logischer Basstonlinearität – und das mit diesem wundervoll singenden Sound auf einem E-Bass, der dröhnend kraftmeierisches Tieffrequenz-Gepumpe schlicht nicht kennt. Christian Muthspiel schrieb dieser Besetzung – also sich selber auf der Posaune, am Klavier, Fender Rhodes und Spielzeuginstrumenten und Swallow an seinem spezifischen Bass – die Titel auf den Leib und verzichtete dabei von vornherein auf die Möglichkeiten von Loops und Overdubs. Vielleicht ist diese Konzentration auch dem Umstand geschuldet, dass Muthspiel erst kurz vor der Arbeit an diesem Projekt einen schweren Hörsturz überwunden hatte. Sein Spiel ist ohne kapriziöse Verspieltheit, folgt vielmehr einem Diskurs heiterer Logik und erinnert dabei auf der Posaune – auch in mehrstimmigen Passagen – an den großen Albert Mangelsdorff. Ergänzt wird dieses Fest der Hörbarmachung des Einfachen im Booklet durch ein textliches Kleinod von Christoph Ransmayer und Abbildungen von äußerst reduzierter, abstrakter Hinterglasmalerei Muthspiels. Das Album wird so zum perfekten Gebinde. Thomas Fitterling sem Winter zum 125. Mal jährt, gilt als jazzgeschichtliches Bindeglied zwischen dem sagenumwobenen Buddy Bolden, von dem keine Aufnahmen existieren, und King Oliver, dem Vorläufer und Mentor Louis Armstrongs. Der 1933 verstorbene Freddie Keppard wird von allen, die die Möglichkeit hatten, ihn live zu hören, als ein Gigant mit unendlicher Ideenfülle und prachtvollem Sound beschrieben. Doch in einer Zeit, die noch keinen „normalen“ Umgang mit dem Improvisationscharakter des Jazz kannte, war gerade er von einer panischen Angst besessen, man könne ihm seine Ideen klauen. Bei Auftritten bedeckte er seine Finger mit einem Handtuch und im Studio gab er selten sein Bestes. Beinahe hätte er die erste Jazzplatte eingespielt. Diese Chance schlug der schwarze Musiker 1916 jedoch aus: „Ich bin doch nicht blöd, meine Ideen auf Platte zu bannen, damit sie jeder kopieren kann.“ Die weiße Origi- Rita Marcotulli, Luciano Biondini La strada invisibile ●●●●○ ACT/edel (55 Min., 2/2014) […] Das Ergebnis mag diejenigen erstaunen, die der melancholischen Süffigkeit von Biondinis elegischem Soloalbum „Prima del cuore“ immer wieder in heimlicher Trunksucht erliegen. Zwar ist Biondini auch im Duo der betörende Meister des zu Herzen gehenden Melos, das doch so überzeugend über jeglicher Kitschverdächtigkeit steht, dennoch wirkt das Geschehen hier verdichteter auf den Punkt gebracht; die Melancholieseligkeit wird auf den eigentlichen musikalischen Gestus zurückverwiesen – und der hat durchaus auch herbe, aber auch tänzelnd übermütige Seiten. Ähnlich wie Biondini verbindet sich bei seiner zwölf Jahre älteren Partnerin die Prägung durch die modernen Klavierspielweisen der Post-Jarrett-Ära und eine grundlegende Kenntnis der europäischen Klassik mit einem tiefen Durchdrungensein von der eigenen, italienischen Liedtradition. Thomas Fitterling nal Dixieland Jazzband machte dann die ersten Jazzaufnahmen. In den 20er Jahren nahm Keppard dann doch sporadisch auf, stand aber offensichtlich mit der Platte auf Kriegsfuß: Er machte die meisten Aufnahmen nur als Sideman, teilweise unter miserablen technischen Bedingungen – oft ist er kaum herauszuhören – zudem spielte er mit Musikern, die ihm bisweilen unterlegen waren oder keinen recht passenden Rahmen abgaben; meist war es Doc Cook’s Dreamland Orchestra. Seine Aufnahmen (die 24 Stücke der CD sind fast sein ganzes Vermächtnis) entstanden, als er bereits der Trunksucht verfallen war und sollen laut Zeitzeugen nur ein fahler Abglanz seiner früheren Leistungen sein. In der Tat lassen nur einige Stücke seine Größe erkennen – Spuren eines Jazzpioniers, dessen eigentliche Meilensteine entstanden, als der Jazz fernab aller Aufnahmenstudios noch das Laufen Marcus A. Woelfle lernte. Jazz-DVDs Jazz auf dem Schirm Vorgestellt von T hom a s F i t t e r l i ng Fotos: GBS Leistet Sühne in Kommeno: Günter Baby Sommer Trotz YouTube gibt es noch aufwendige JazzDokumentationen, die feinsinnig bewegende Erkenntnisse zu Tage fördern. Im letzten Jahr feierte RONDO den Film „Jazzlegende Wayne Shorter“ als Meisterwerk dieser Kategorie. Doch der Film war schwer zu bekommen; jetzt ist er unter dem Titel „The Language Of The Unknown“ beim Medien-Riesen ArtHaus Musik erschienen. Das diesjährige Jazz-Video-Ereignis ist die DVD bzw. Blu-ray „Charles Lloyd, Arrows Into Infinity“ (ECM/Universal). Die Frau des 76-jährigen Saxofonisten hat sie zusammen mit Jeffrey Morse realisiert. Eine Zeitreise führt zu Lloyds Anfängen, zu seiner Zeit als Sideman bei Chico Hamilton, zu seinem Massenerfolg als Leader des legendären Quartetts mit Keith Jarrett und Jack DeJohnette. Seine anschließenden Verstrickungen im Drogenkonsum, sein Ausstieg aus der Musikszene und der Rückzug in die Berge von Big Sur, all das wird ausführlich durch zahlreiche Statements von Gefährten und Lloyd selber kommentiert, ebenso wie sein behutsames Comeback und seine Rolle als Guru des aktuellen Jazz. Von ähnlicher Qualität ist der einfühlsame Film „Als Mensch ein Solist“ über den 71-jährigen Schlagzeuger Günter Baby Sommer von Nanina und Peter Bauer (www.studioklarheit. de). Die Geschichte Sommers ist die Geschichte des freien Jazz in der DDR und seiner beson- deren Außenkontakte. Dieses besondere Netzwerk ist auch heute noch lebendig, und so wird hier die Vergangenheit weitgehend mit Filmaufnahmen aus der Gegenwart thematisiert. Einen großen Raum nimmt die Sühne- und Versöhnungsarbeit Sommers in dem von Deutschen 1943 in einem Massaker geschundenen griechischen Dorf Kommeno ein. Altersweise heiter ist das CD-DVD-Gebinde „The Song Is My Story“ von Abdullah Ibrahim (Intuition/New Arts). Es umfasst die Tonaufnahmen, die der südafrikanische Pianist in Italien zur Feier seines achtzigsten Geburtstages in der Fazioli Concert Hall gelassen solo eingespielt hat, ergänzt um visuelle Konzertausschnitte und gefilmte Erläuterungen Ibrahims zur Entstehungsgeschichte seiner Kompositionen. Eine reine Konzert-CD-DVD-Box ist „Ahmad Jamal Feat. Yusef Lateef, Live At The Olympia – June 27, 2012“ (Jazz Village/harmonia mundi). Zu perfekt lässigen ostinaten Grooves von Kontrabass, Schlagzeug und Perkussion steuert der Leader spannungsvolle Klavier-Riffs bei. Sinnfällig wird hier, warum Miles Davis diese präzise Relaxtheit so nachhaltig bewunderte. Der tribal anmutende Gastauftritt von Lateef mit Saxofon-, Flöten- und Vokalklängen dagegen bleibt Geschmackssache. Elf Jahre zuvor war die Sängerin/Pianistin Diana Krall mit einer orchestralen Traumbesetzung am gleichen Ort zu Gast. In der VideoWiederveröffentlichung des Konzerts im Bluray-Format wird die junge Frau großartig als sophisticated Lady des Swing perfekt in Szene gesetzt („Live In Paris“, Eagle Vision/Universal). Ein Konzert der Superlative war auch der Heimat-Auftritt der japanischen Pianistin Hiromi 2012. Freude an Höchtsgeschwindigkeits-Power und druckvollen Grooves bordet über. Man muss das Energiebündel am Klavier, den Drummer hinter seiner Monster-Schießbude, den E-Bassist an seinem Sechs-Saiter gesehen haben, um es zu glauben („Move, Live In Tokyo“, Telark/In-akustik). Klassisch konzertant soll diese Videosession mit der CD-DVD „Jazz & The Philharmonic“ ausklingen (Okeh/Sony). Jazz und Klassik begegnen sich mit den Pianisten Chick Corea, Dave Grusin, Shelly Berg und Elizabeth Joy Roe, den Sängern Bobby McFerrin und Eric Owens sowie dem Trompeter Terence Blanchard bei einem in Miami kongenial gefilmten Konzert der National Young Arts Foundation und des Henry Mancini Institute Orchestra. Ein typisch amerikanisches Großkonzert der erfrischenden Genre-Mischung ist das Ergebnis. 55 B Bücher Christoph Schwandt Carl Maria von Weber in seiner Zeit Noch nicht einmal das 40. Lebensjahr hat Carl Maria von Weber erreicht, als er 1826 in London an den Folgen einer Tuberkulose verstarb. Und wie im Fall ähnlich allzu früh verstorbener Komponistengrößen möchte man sich nicht ausmalen, was er noch alles hätte komponieren können. Doch seinen Platz auf dem Musikthron macht ihm dank seiner Opernhits wie „Freischütz“ und solcher Instrumentalschlager wie der „Aufforderung zum Tanz“ keiner streitig. Doch Weber hat selbstverständlich noch viel mehr komponiert – angefangen von geistlicher Musik über patriotische Kantaten wie „Kampf und Sieg“ bis hin gar zu einem „Tusch“ für 20 Trompeten. Und wie es sich für eine minutiös recherchierte Biographie gehört, unterschlägt Christoph Schwandt auch solche musikalischen Kuriosa keinesfalls. Was den erfahrenen Musikerbiographen Schwandt jedoch vorrangig interessierte, war eine auf jüngsten Forschungsergebnissen basierende, lückenlose Lebensbeschreibung eines Komponisten, der nicht nur von Wagner bewundert wurde, sondern auch vom Franzosen Hector Berlioz. Gerne hätte man daher mehr darüber gelesen, wie sich Webers Klangsprache etwa bei letzterem niedergeschlagen hat. Doch Schwandt fokussiert sich ausnahmslos aufs Faktische – was angesichts des stolzen Buchumfangs mehr als nur einige Längen aufkommen lässt. Leider nimmt 56 die Rezeption Webers darin einen eher enttäuschend marginalen Platz ein. Guido Fischer Schott, 608 S., € 35 das günstige Büchlein als Anregung zum Nachdenken über das Phänomen Alte Musik gewinnbringend lesen. Carsten Hinrichs Reclam, 181 S., € 8 Thomas Forrest Kelly Alte Musik Rudolf Buchbinder „Es gibt auf der Welt schon so viele Musikwerke, so viel wird jeden Tag komponiert, so viel ist im Radio und auf Wiedergabemedien zugänglich, dass wir nie alles hören werden können. Warum bemühen wir uns dann so sehr darum, die Musik der Vergangenheit wiederzubeleben?“ Thomas Kelly tritt an, in einem schmalen Bändchen eine Einführung in das Phänomen der Alten Musik zu geben. Und da geht es auch schon los: „Alte Musik“ ist (inzwischen) nicht mehr Musik einer bestimmten Epoche, sondern eine Bewegung der Wiederentdeckung und Aufführung dieser Musik. Kelly, Musikwissenschaftler, Sänger und Organist und seit 2000 Professor in Harvard, schifft in stark komprimierter Form durch das Minenfeld seiner Passion, die mehrheitlich aus Einschränkungen und Fragezeichen besteht. Die Musik des Mittelalters, der Renaissance und des Barock (die Epochenbegriffe werden nicht hinterfragt) handelt er dabei ab, auch die wichtigsten Streitthemen ihrer Aufführung, wie Besetzungsgröße, Stimmton und die Rolle der Improvisation, dazu gibt es eine „Ahnentafel“ der wichtigsten Protagonisten. Sein Zugang offenbart sich als erfrischend pragmatisch, sein Ziel sind die Ohren von heute. Problematisch ist jedoch der belehrende, (zumindest in der deutschen Übersetzung) unfreiwillig komische Tonfall des Buches, der vieles so stark zu vereinfachen versucht, dass die Aussagen unscharf bis unkorrekt werden: „Wir sind heute in der glücklichen Lage, Musik der Renaissance so zu genießen, wie sie in ihrer Zeit erlebt wurde.“ Autsch! Amerikanische Populärwissenschaftlichkeit? Wer darüber hinwegsehen kann, der wird Mein Beethoven Wenn einer sich im riesigen Klavierschaffen von Ludwig van Beethoven auskennt, dann ist es der Österreicher Rudolf Buchbinder. Schließlich hat er die 32 Sonaten nicht nur in aller Welt fast 60 Mal zyklisch gespielt. In seiner Privatbibliothek studiert er bis heute immer wieder eine riesige Sammlung an Erst- und Originalausgaben der Sonaten. Buchbinders Beethoven-Bild ist natürlich auch auf Tonträger längst umfassend dokumentiert. Jetzt war es für den 67-Jährigen aber auch an der Zeit, einmal zwischen zwei Buchdeckeln ein kleines Resümee von seinem „Leben mit dem Meister“ (so der Untertitel) zu ziehen. Und Buchbinder hat tatsächlich nicht nur viel zu erzählen. Er weiß selbst tiefste Einblicke in die 32 Sonaten und fünf Klavierkonzerte erfrischend verständlich und damit selbst für Nichtfachleute nachvollziehbar zu geben. Aus der Sicht des Praktikers vermittelt er sympathischer Weise so den Geist und die technischen Stolperfallen, ohne dabei die absolute Deutungshoheit für sich zu reklamieren. Wie es sich für eine entspannte und zugleich fundierte Beethoven-Lektüre gehört, erhöht Buchbinder das Lesevergnügen zudem mit biographischen und anekdotischen Spotlights, die etwa den Clochard oder den kurzeitigen Pferdebesitzer Beethoven beleuchten. Darüber hinaus wird das Buch dank zahlreicher Abbildungen, Faksimiles und Beethoven-Karikaturen auch zu einem Hingucker! Guido Fischer Residenz, 224 S., € 24,90 Richard Havers Blue Note .- The Fines in Jazz Since 1939 Noch ein Schwergewicht. Und was für eines! Vier Monate, nachdem der Sieveking Verlag mit „Verve – The Sound of America“ (vgl. Rondo 4/2014) einem der bedeutendsten Jazz-Labels gehuldigt hatte, folgt nun ein ähnlich umfangreiches Portrait des Labels Blue Note. Die Redaktionsleitung lag erneut bei Richard Havers – er ist laut Klappentext „Spezialist für Jazz bei der Universal Music Group“, also ein PR-Stratege. Begleitet wird der Band – wie zuvor auch der VerveRückblick – durch eine Box mit fünf CDs, die Highlights aus allen Epochen von Blue Note enthalten. Leider ist es bei Havers Labelportraits wie so oft im Musikgewerbe: Der Nachzieher fällt hinter das Niveau des Vorgängers zurück. Hatte Havers im Verve-Band die Biographien der Musiker skizziert, so beschränkt er sich diesmal auf eine knapp gefasste Geschichte des Labels und seiner Haupt-Protagonisten Alfred Lion, Francis Wolff, George Butler, Bruce Lundvall, Michael Cuscuna, Ian Ralfini und Don Was. Sein Hauptaugenmerk richtet er diesmal – ausführlicher als im Verve-Band – auf eine Kurzcharakteristik ausgewählter Plattenproduktionen: eine Gigantenschau, die von Horace Silver über Miles Davis bis zu Norah Jones reicht. Großformatige Portraits von Musikern, dazu gute Reproduktionen der Plattencover, Besetzungsund Titellisten der Platten können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Jazz-Historiker mit dem Band nicht rundum glücklich werden. So fehlen – wie auch im Verve-Band – Quellennachweise zu der beachtlichen Materialfülle, auch setzt Havers die Geschichte des Labels nur mit wenigen dürren Worten in ein Verhältnis zu den allgemeinen politischen und sozialen Entwicklungen. Werner Stiefele Sieveking Verlag, 400 Seiten, € 78 M M ag a zin Eine Autorität am Klavier 1997 verstarb im Alter von 82 Jahren Sviatoslav Richter und damit eine der faszinierendsten Pianistenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, der selbst Kollegen wie Emil Gilels, Glenn Gould oder Artur Rubinstein tiefe Bewunderung entgegen brachten. Tatsächlich unterschied sich der aus dem ukrainischen Schytomyr stammende Richter in seiner Physiognomie und seinem Spiel völlig von allen anderen. Ohne eine Mine zu verziehen, nahm dieser stets das Blitzlichtgewitter und den ganzen PR-Hype scheuende Riese den Begrüßungsapplaus entgegen. Und kaum hatte er – wie in den letzten Jahren – dann das Saallicht runterfahren lassen und seine auf die Noten gerichtete Leselampe angeknipst, wurde man Ohrenzeuge von klanggewordenen Sehnsüchten und Explosionen, von einer Erhabenheit und Milde, wie man sie von keinem anderen Pianisten geboten bekam. Über 3.600 Konzerte hat Richter im Laufe seiner langen Karriere gegeben, wie sein Biograf Bruno Monsaingeon einmal fleißig durchgezählt hat. Zudem ist sein Spiel auf rund 800 offiziellen CD-Einspielungen dokumentiert. Im Vorfeld des 100. Geburtstages von Richter im nächsten Jahr liegen nun in einer Box all seine Aufnahmen gebündelt vor, die er zwischen 1958 und 1992 auch als Kammermusiker, Liedbegleiter und Konzertsolist für die drei Renommierlabels Decca, Philips und Deutsche Grammophon eingespielt hat. Und ob es nun die zuckende Dämonie bei Liszt, das innig Kantable bei Bach und Schubert oder das hinausgeschleuderte Pathos bei Chopin und Schumann ist – man kann wahllos eine CD herausgreifen und ist sofort mittendrin in einem singulären Gefühls- und Gedankenkosmos. Guido Fischer Sviatoslav Richter: Complete Decca, Philips & DG Recordings, 51 CDs, Decca/Universal Gewichtiger Nachschlag Hat man einen Bernstein-Fan in der Familie, ist es dieses Jahr ein Kinderspiel, das ultimative Weihnachtsgeschenk für ihn zu finden. Nach der „Symphony Edition“ zum 20. Todestag des Maestros legt Sony jetzt mit Konzerten und Orchesterwerken nach. Und stockt die Box im Vergleich zur letzten noch um ein Drittel auf ganze 80 CDs auf. Ob nun die fantastischen Violinkonzert-Einspielungen mit Isaac Stern und Zino Francescatti oder die mit Pianisten wie Glenn Gould, Rudolf Serkin, André Watts und Philippe Entremont (nicht zu vergessen Bernsteins eigene Klavieraufnahmen, besonders seine fabelhafte Interpretation des zweiten Schostakowitsch-Konzertes!) – hier findet sich wirklich alles. Auch kleiner dimensionierte Werke fehlen nicht, sogar Zusammenstellungen von Ouvertüren und Rhapsodien, ja, selbst von Tänzen und Märschen gibt es. Neben Bartók, Beethoven, Ravel und Tschaikowski nehmen Bernsteins Kompositionen einen prominenten Platz ein, doch auch sein Förderer Aaron Copland und Igor Strawinski – zu dessen Schaffen Lenny zweifellos eine besondere innere Verbindung hatte – sowie die (vor allem amerikanischen) Komponistenkollegen des 20. Jahrhunderts sind gut vertreten. Und so gut wie jede dieser immens vielen, fast ausnahmslos gleich nach den „vorbereitenden“ Konzertabenden an nur einem Tag entstandenen Aufnahmen übermittelt die unbändige Musizierlust, die unbedingte Hingabe und Leidenschaft, die diesen Ausnahmekünstler so unwiderstehlich macht. Auf jeden Fall genug Stoff für Entdeckungen bis nächstes Jahr Weihnachten. Michael Blümke Leonard Bernstein Edition: Concertos & Orchestral Works, 80 CDs, Sony Elefantentreffen de Luxe Da hatten die Wiener Philharmoniker 1955 mit dem Musikverein nun ein auch klanglich exquisites Zuhause, doch kaum war die Stereoaufnahme der „Eroica“ unter Erich Kleiber im Kasten, löschte der Tonmeister des englischen Traditionslabels Decca dieses wertvolle Dokument. Nein, die Akustik des Musikvereins war einfach nicht geeignet. Und so zog man in den Sofiensaal in der Wiener Marxergasse um, wo man bis ins Jahr 1986 auch mit allerfeinster Technik nicht nur Interpretations-, sondern überhaupt Schallplattengeschichte schreiben konnte. Denn das für seinen Spitzensound berühmte Label fing beeindruckend körperreich und transparent all die Elefantentreffen ein, die im Laufe von dreißig Jahren zustande gekommen waren. Georg Soltis Einspielung von Verdis „Requiem“ mit den Wiener Philharmonikern gehört immer noch zu den überwältigendsten Einspielungen dieses Werks. Für ähnliche Sternstunden sorgten Leonard Bernstein mit Mozart, Karl Böhm bzw. Claudio Abbado mit Bruckner sowie Anja Silja mit Liedern von Schönberg und Berg. Bis sogar in die frühen Mono-Zeiten der Wiener Philharmoniker, bis zurück ins Jahr 1951 und den Aufnahmen etwa mit Bruno Walter (Mahler) und Wilhelm Backhaus (2. Klavierkonzert von Brahms) reicht die Zusammenarbeit mit der Decca zurück. Und so war es an der Zeit, die gemeinsame Historie einmal Revue passieren zu lassen. Heraus gekommen ist ein edel aufgemachter QuerformatSchuber mit 200 Seiten-Booklet, in dem Produzenten auch aus dem Nähkästchen plaudern. Doch was sind viele Worte allein gegen etwa Fritz Reiners Sporen, die er den Philharmonikern bei den „Ungarischen Tänzen“ von Brahms gegeben hat. Guido Fischer Wiener Philharmoniker: The Orchestral Edition, 65 CDs, Decca/Universal 57 Boulevard Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik Vorgestellt von Ol i v e r Bu s l au Sopran und „Smallband“ ganz groß Es muss nicht immer eine Bigband sein: Die niederländische Mezzosopranistin Cora Burggraaf geht neben ihren Opernprojekten gerne Crossoverwege. Und hier gelingt es ihr mit einer fünfköpfigen Bläserbesetzung, die Welt der „Roaring Twenties“ heraufzubeschwören. Eingebettet in den farbigen, aber kompakten Ensembleklang von Oboe, zwei Klarinetten, Saxofon und Fagott singt sie „Cabaret Songs“ von Weill bis Gershwin, von Britten bis Aaron Copland. Die äußerst raffinierten Arrangements stammen vom mitwirkenden Altsaxofonisten Raaf Hekkema. The Roaring Twenties: Calefax Reed Quintet & Cora Burggraaf (SACD) – Challenge/New Arts International Das hat Schwung: Simon Keenlyside besucht den Broadway Simon Keenlyside am Broadway Neben Oper und Lied gilt die Liebe des Baritons Simon Keenlyside dem Musical. Die 16 Tracks seines neuen Albums bieten ein exzellent präsentiertes „Best-Of“ der Hits aus den goldenen Zeiten des Genres von „My Fair Lady“ über „Kiss Me, Kate!“ bis „Carousel“ und „Oliver!“. Das BBC Concert Orchestra unter David Charles Abel lotet alle Facetten der Originalarrangements aus und sorgt für authentische Broadway-Atmosphäre. Simon Keenlyside’s Something’s Gotta Give, Chandos/Note 1 Tschaikowski, Spieluhr und Zirkusorgel Der Arrangeur Sven Kacirek verwandelt die unsterblichen Melodien aus Tschaikowskis „Nussknacker“-Ballett von der Ouvertüre über die folkloristisch anmutenden Tänze in eine vor allem von Perkussion und akustischer Verzerrung geprägte Klanglandschaft. Dies aber auch mit einem kleinen Schuss Ironie: So dringt durch die Klangflächen der Klang einer Spieluhr. Manchmal hat das auch etwas von Zirkusorgel. Man bleibt also immer in Tschaikowskis Kinder-Spielzeug-Welt … Sven Kacirek: The Nutcracker Sessions, naïve/Indigo 58 Wenn „Mr Sandmann“ „Liebster Schneemann“ heißt, wenn ein Weihnachtslied ohne die typischen Requisiten wie Kerzen, Schnee und Tanne daherkommt und wenn „Santa Claus“ stattdessen in Badehose am Strand liegt – dann kann man sicher sein, dass „Salut Salon“ mal wieder am Werk ist. In ihren Programmen biegen die vier Damen ja gerne kreativ und immer unterhaltsam scheinbar Bekanntes in ihre unerschöpflichen Soundideen um. Im Weihnachtsalbum mischen sich Slawischer Tanz und Goldbergvariation, Corelli-Konzert und – natürlich dann doch noch – klassisches Weihnachtslied. Manchmal witzig, manchmal festlich – aber immer überraschend. Christmas With Salut Salon, Warner Classics Abonnenten-CD: Track 16 Ein Lied, zwo drei: Salut Salon lassen’s knistern Fotos: Uwe Arens/Sony Classical (l. o.); Salut Salon (r.u.) Wenn „Salut Salon“ Weihnachten feiert … TUTTO PUCCINI Doktor Stradivari Musik-Krimi Zum 90. Todestag GIACOMO PUCCINIS SÄMTLICHE OPERN Folge 12: Das Puccini-Alibi auf DVD und Blu-ray Illustration: Rüdiger Kern: A „Sie wollen mich ls Dr. Stradivari hereinlegen“, sagte Ber ins Präsidium gius. „Da steht kein kam, erwar Flügel, sondern ein Klatete ihn ein gut gekleideter Herr mit vier. Und ich fand es graumeliertem Haar, der sehr interessant. Vor sich mit Kommissar Reuter allem das Waffenzimmer, gerade ein heftiges Wortwo man die Gewehre besichtigen kann, die gefecht lieferte. „Das lass Puccini benutzte. Selt ich mir nicht gefallen“, sam, dass ein so sensibler schrie er. „Ich werde mich Komponist einem so beim Polizeipräsidenten brutalen Hobby frönte. beschweren. Das wird ein Auch die Faksimiles der Nachspiel haben.“ Reuter DOKTOR Handschriften in den Vitrinen ging mit Dr. Stradivari auf den STRADIVARI haben mir gefallen.“ Flur. „Das ist Herr Professor ERMITTELT – und Sie „Wo waren Sie denn, bevor Sie Bergius“, sagte er. „Er ist dringend können gewinnen! Torre del Lago besuchten?“, fragte verdächtig, seine Frau ermordet Wenn Sie die Lösung Dr. Stradivari. zu haben. Alle Indizien stimmen. wissen, schreiben Sie „Ich kam von Florenz, machte Aber er behauptet, er sei am sie an stradivari@rondann an dem See mit dem besagten Tag ohne seine Frau in domagazin.de oder Sommerhaus Halt. Dann fuhr ich der Toskana gewesen.“ postalisch an RONweiter Richtung Küste, aß noch in „Das muss er doch belegen DO, Kurfürstendamm Lucca zu Mittag und machte mich können.“ 211, 10719 Berlin – Ihre auf den Weg nach Deutschland. Reuter hob die Schultern. Kontaktdaten nicht Leider habe ich auch von dem „Seine Alibis reichen nur bis zum vergessen! Unter alEssen keinen Beleg.“ Tag zuvor. Am Tag, als seine Frau len Zuschriften verlost „Der ist auch nicht nötig“, erschlagen wurde, ist er angeblich RONDO in Kooperation sagte Dr. Stradivari. „In der Sache auf der Rückreise gewesen. Er mit dem Label Arthaus mit dem Flügel haben Sie recht. sagt, er habe mittags noch ein zwei Exemplare der Das war wirklich eine Fangfrage. Puccini-Museum besichtigt. Aber DVD-Box „Tutto PucciIch bin aber sicher, dass Sie das er hat keine Eintrittskarte, kein ni“: Puccinis sämtliche Puccini-Museum nicht besucht Foto. Gar nichts.“ Opern, gesungen von haben.“ Etwas später hatte sich der Ver- unter anderem MirelWie kommt Doktor Stradivari dächtige wieder beruhigt. „Ich woll- la Freni, José Cura, Ludarauf ? te unbedingt noch das berühmte ciano Pavarotti und Sommerhaus von Puccini besich Nicolai Ghiaurov auf 11 tigen. Es liegt bekanntlich zwischen DVDs. Einsendeschluss www.oliverbuslau.de Lucca und Florenz in Torre del Lago ist der 15. Januar. – direkt an einem herrlichen See. Auflösung aus Magazin 5/2014: Puccini hat dort komponiert, und er ist auf die Die Überführung des vermutlichen InstrumenJagd gegangen. Ich habe es vormittags besichtigt tendealers war für Stradivari so einfach wie zwinund bin dann über Lucca mit dem Wagen zurück gend. Zwar konnte dieser sich zu Recht auf die Urnach Deutschland gefahren. Spät nachts kam ich aufführung des „Till Eulenspiegel“ durch das Kölan. Und ich war es doch auch, der meine Frau ner Gürzenich-Orchester unter Franz Wüllner dann fand.“ berufen, aber selbst falls sein Urgroßvater wirk„Wie hat Ihnen Puccinis Sommerhaus denn lich mit von der Partie gewesen sein sollte – Hargefallen?“, fragte Dr. Stradivari. „Haben Sie fenist war er sicher nicht. Denn eine Harfenparauch den großen Flügel im Arbeitszimmer tie hat Richard Strauss für den „Till“ nicht kompogesehen?“ niert. 59 Exklusive limitierte Sammleredition 22 Stunden hochkarätige Opernmusik Hochwertiges umfangreiches Buch mit wertvollen Hintergrundinformationen und seltenen Fotografien Mit Luciano Pavarotti, Daniela Dessì, Eva Marton, José Carreras, Riccardo Muti, Lorin Maazel, Carlo Rizzi und vielen anderen bekannten Stars der Oper DVD: 107541 · Bluray: 107547 Jetzt im Handel erhältlich! Im Vertrieb der NAXOS DEUTSCHLAND GmbH www.naxos.de · www.naxosdirekt.de T er m i n e Oper O oper RINALDO: Alte Musik, Bühnen- und Puppenzauber – all dies macht aus Händels „Rinaldo“ ein besonderes Spektakel. Damit ist der Zauberopernstoff wie gemacht für das Mailänder Marionettentheater Carlo Colla e Figli. Kongenial ergänzt wird es durch die Alte-Musik-Spezialisten der Lautten Compagney Berlin (Leitung: Wolfgang Katschner) sowie ein junges Solistenensemble. Am 20. Dezember hebt sich für diese wunderbar inszenierte Liebesgeschichte im Bayer Kulturhaus in Leverkusen der Vorhang. www.kultur.bayer.de Tickets: (02 14) 3 04 12 83/84 Aachen TH EATE R (02 41) 4 78 42 44 Wuorinen Brokeback Mountain (7.12.2014), ML: Kazem Abdullah, R: Ludger Engels Janáček Jenůfa (22.3.2015), ML: Kazem Abdullah, R: Michael Helle AltenburgGera ANDREA CHENIER MIT JONAS KAUFMANN: Da kann man sich durchaus auch für einen Kinobesuch in Schale werfen. Am 29. Januar überträgt die UCI Kinowelt bundesweit in den Lichtspielhäusern nicht allein live aus dem Londoner Royal Opera House Umberto Giordanos Oper „Andrea Chenier“ – die Inszenierung von David McVicar ist auch eine musikalische Gala. Am Pult steht Antonio Pappano. Und neben Sopranistin Maria Westbroek ist in der Titelrolle mit Jonas Kaufmann einer der weltweit besten Tenöre zu erleben. Infos und Tickets: www.uci-kinowelt.de THE 12 TENORS: Von klassischen Arien wie „Nessun Dorma“ über Pop-Hymnen wie „Music“ bis hin zum neu arrangierten und choreografierten Michael-Jackson-Medley – diese mitreißende Bandbreite beherrschen nur die 12 Tenöre. Doch in ihrer Show zeigen die Stimmvirtuosen, dass sie auch spektakulär tanzen und charmant moderieren können. Mit über zwanzig Welthits geht diese auch optisch was hermachende Boyband nun vom 29.11.– 10.3. auf große Deutschland-Tournee. www.12-tenors.com Tickets: www.reservix.de sowie (0 18 05) 70 07 33 60 TH EATE R (0 34 47) 58 51 61 Puccini La bohème (14.12.2014), ML: Laurent Wagner, R: Anthony Pilavachi Britten Peter Grimes (15.2.2015), ML: Laurent Wagner, R: Kay Kuntze Basel (CH) TH EATE R +41 (61) 2 95 11 33 Verdi Otello (29.11.2014), ML: Gabriel Feltz/ Giuliano Betta, R: Calixto Bieito Charpentier Médée (15.1.2015), ML: Andrea Marcon, R: Nicolas Brieger Strauss Daphne (13.2.2015), ML: Tomas Hanus/ Giuliano Betta, R: Christof Loy Britten The Rape of Lucretia (29.3.2015), ML: N.N., R: Ulrike Jühe Mozart Così fan tutte (23.4.2015), ML: Ryusuke Numajiri/Giuliano Betta, R: Calixto Bieito cles, R: Ole Anders Tandberg Puccini La Rondine (8.3.2015), ML: Roberto Rizzi Brignoli, R: Rolando Villazón Berlioz Roméo und Juliette (18.4.2015), ML: Donald Runnicles, R: Sasha Waltz KOM I S CH E O PE R (0 30) 47 99 74 00 Mozart Don Giovanni (30.11.2014), ML: Henrik Nánási, R: Herbert Fritsch Kálmán Arizona Lady (konzertant) (21.12.2014), ML: Kai Tietje Straus Eine Frau, die weiß, was sie will! (30.1.2015), ML: Adam Benzwi, R: Barrie Kosky Puccini/Bartók Gianni Schicchi/ Herzog Blaubarts Burg (1.3.2015), ML: Henrik Nánási, R: Calixto Bieito Piazzolla María de Buenos Aires (konzertant) (20.3.2015), ML: Per Arne Glorvigen Schönberg Moses und Aron (19.4.2015), ML: Vladimir Jurowski, R: Barrie Kosky STA AT S O PE R I M S CH I LLE RTH E ATE R (0 30) 20 35 45 55 Weber Der Freischütz (18.1.2015), ML: Sebastian Weigle, R: Michael Thalheimer Wagner Parsifal (28.3.2015), ML: Daniel Barenboim, R: Dmitri Tcherniakov Krenek Tarquin (19.4.2015), ML: Max Renne, R: Mascha Pörzgen Telemann Emma und Eginhard (26.4.2015), ML: René Jacobs, R: EvaMaria Höckmayr Berlin Bielefeld D EU T SCH E O PE R (0 30) 3 43 84 01 Schostakowitsch Lady Macbeth von Mzensk (25.1.2015), ML: Donald Runni- TH E ATE R (05 21) 51 25 02 Delius Romeo und Julia auf dem Dorfe (17.1.2015), ML: Alexander Kalajdzic, R: Sabine Hartmannshenn Thomas Hamlet (28.2.2015), ML: Elisa Gogou, R: Andrea Schwalbach Lloyd Webber Sunset Boulevard (20.3.2015), ML: William Ward Murta, R: Thomas Winter Kampe Dächer. Plätze. Wege. Leute. (29.4.2015), ML: N.N., R: Ivan Bazak Bonn O PE R N H AU S (02 28) 77 80 00 Händel Rinaldo (30.11.2014), ML: Wolfgang Katschner, R: Jens Daniel Herzog Offenbach Les contes d`Hoffmann (15.3.2015), ML: Hendrik Vestmann, R: Renaud Doucet Bremen TH E ATE R (04 21) 36 53 33 33 Piazzolla María de Buenos Aires (29.11.2014), ML: Rolando Garza Rodriguez, R: Andreas Kriegenburg Mozart Le nozze di Figaro (31.1.2015), ML: Clemens Heil, R: Felix Rothenhäusler Benatzky Im weißen Rößl (26.2.2015), ML: Daniel Mayr, R: Sebastian Kreyer Bizet Carmen (21.3.2015), ML: Markus Poschner, R: Anna-Sophie Mahler Chemnitz STÄDTI S CH E TH E ATE R (03 71) 4 00 04 30 Rossini La cenerentola (29.11.2014), ML: Felix Bender, R: Kobie van Rensburg Verdi Otello (31.1.2015), ML: Frank Beermann, R: Michael Heinicke Darmstadt STA AT STH EATER (0 61 51) 2 81 16 00 Offenbach Orpheus in der Unterwelt – 31.1.2015), ML: Elias Grandy – R Cordula Däuper Saint-Saëns Samson und Dalila – 07.3.2015), ML: Elias Grandy – R Inga Levant Mussorgski Boris Godunow – 25.4.2015), ML: Will Humburg – R Immo Karaman DüsseldorfDuisburg DEU T SCH E O PER AM RH EI N (02 11) 8 90 82 11 Verdi Aida (28.11.2014), ML: Axel Kober, R: Philipp Himmelmann Massenet Werther (6.12.2014), ML: Lukas Beikircher, R: Joan Anton Rechi Donizetti L’elisir d’amore (30.1.2015), ML: Lukas Beikircher, R: Joan Anton Rechi Dortmund TH EATER (02 31) 5 02 72 22 Abraham Roxy und ihr Wunderteam (29.11.2014), ML: Philipp Armbruster, R: Thomas Enzinger Strauss Der Rosenkavalier (25.1.2015), ML: Gabriel Feltz, R: Jens Daniel Herzog Mozart Don Giovanni (8.3.2015), ML: Gabriel Feltz, R: JensDaniel Herzog Händel Saul (25.4.2015), ML: Motonori Kobayashi, R: Katharina Thoma Dresden SÄCH SI SCH E STA AT SO PER (03 51) 4 91 17 05 Humperdinck Königskinder (19.12.2014), ML: Lothar Koenigs, R: Jetske Mijnssen Debussy Pelléas et Mélisande (24.1.2015), ML: Mikko Franck, R: Àlex Ollé Ronchetti Mise en abyme (22.2.2015), ML: Felice Venanzoni, R: Axel Koehler Essen A ALTO THEATER (02 01) 8 12 22 00 Mozart Idomeneo, re di Creta (29.11.2014), ML: Tomáš Netopil/Yannis Pouspourikas, R: Francisco Negrin Ligeti Le grand macabre (14.2.2015), ML: Dima Slobodeniouk, R: Mariame Clément Strauss Die schweigsame Frau (14.3.2015), ML: Martyn Brabbins, R: Guy Joosten Frankfurt/ Main OPE R (0 69) 21 24 94 94 Bellini La sonnambula (30.11.2014), ML: Eun Sun Kim, R: Tina Lanik Monteverdi L’incoronazione di Poppea (20.12.2014), ML: Simone Di Felice, R: Ute M Engelhardt Cesti Orontea (1.2.2015), ML: Ivor Bolton, R: Walter Sutcliffe Weinberg Die Passagierin (1.3.2015), ML: Leo Hussain, R: Anselm Weber Weber Euryanthe (5.4.2015), ML: Roland Kluttig, R: Johannes Erath Fotos: BMW AG (o.); Andreas Bitesnich (M.) Görlitz G E RHART HAUPTMANN-THEATER (0 35 81) 47 47 21 Humperdinck Hänsel und Gretel (22.11.2014), ML: Andrea Sanguineti, R: Sebastian Ritschel Korngold Die tote Stadt (18.4.2015), ML: Andrea Sanguineti, R: Klaus Arauner ner Mühlbach, R: Beka Savic Zimmermann/Dallapiccola Ich wandte mich/ Il prigioniero (27.3.2015), ML: Gabriel Feltz, R: Markus Bothe Strauss Arabella (25.4.2015), ML: Stefan Soltesz, R: Renaud Doucet Gelsenkirchen Hamburg MU SI KTH EATER I M REVI ER (02 09) 4 09 72 00 Kálmán Die Csárdásfürstin (19.12.2014), ML: Svetoslav Borisov, R: Dietrich W Hilsdorf Verdi Rigoletto (15.3.2015), ML: Rasmus Baumann, R: Michael Schulz H AM B UR G I S CH E STAAT SO PE R (0 40) 35 68 68 Puccini La fanciulla del west (1.2.2015), ML: Carlo Montanaro, R: Vincent Boussard Korngold Die tote Stadt (22.3.2015), ML: Simone Young, R: Karoline Gruber Genf (CH) Hannover GRAND THÉÂTR E +41 (22) 4 18 31 30 Levinas Le Petit Prince (6.1.2015), ML: Arie van Beek, R: Lilo Baur Gluck Iphigenie en Tauride (25.1.2015), ML: Hartmut Haenchen, R: Lukas Hemleb Cherubini Medea (9.4.2015), ML: Marko Letonja, R: Christof Loy STAAT SO PE R (05 11) 99 99 11 11 Glanert Caligula (17.1.2015), ML: Karen Kamensek, R: Frank Hilbrich Boito Mefistofele (konzertant) (14.3.2015), ML: Karen Kamensek Strauß Die Fledermaus (29.4.2015), ML: Benjamin Reiners, R: Martin G. Berger STADT TH E ATE R +43 (4 63) 5 40 64 Mozart Die Zauberflöte (18.12.2014), ML: Thomas Rösner, R: Patrick Schlösser Benatzky Im weißen Rößl (15.1.2015), ML: Mitsugu Hoshino, R: Aron Stiehl Poulenc Dialogues des Carmélites (26.1.2015), ML: Alexander Soddy, R: Richard Brunel Heidelberg Koblenz TH EATER (0 62 21) 5 83 50 00 Jommelli Fetonte (28.11.2014), ML: Felice Venanzoni, R: Demis Volpi Harneit Hochwasser/ Abends am Fluss (6.2.2015), ML: Johannes Harneit, R: Peter Konwitschny TH E ATE R (92 61) 1 29 28 70 Puccini Tosca (24.1.2015), ML: N.N., R: Anja Nicklich Tschaikowski Eugen Onegin (7.3.2015), ML: Leslie Suganandarajah, R: Carlos Wagner Kassel O PÉ RA +41 (21) 3 10 16 00 Levinas Le Petit Prince (5.12.2014), ML: Arie van Beek, R: Lilo Baur Mozart Die Entführung aus dem Serail (16.1.2015), ML: Laurent Gendre, R: Tom Ryser Rossini Tancredi (20.3.2015), ML: Ottavio Dantone, R: Emilio Sagi Fujikura Solaris (24.4.2015), ML: Erik Nielsen, R: Saburo Teshigawara Hagen THEATER (0 23 31) 2 07 32 18 Abraham Ball im Savoy (29.11.2014), ML: David Marlow, R: Roland Hüve Gounod Faust (17.1.2015), ML: Steffen MüllerGabriel, R: Holger Pototzki Barber Vanessa (7.3.2015), ML: Florian Ludwig, R: Roman Hovenbitzer Beethoven Fidelio (28.4.2015), ML: Florian Ludwig, R: Gregor Horres Halle O PER NHAUS (03 45) 2 05 02 22 Verdi La forza del destino – 05.2.2015), ML: Josep Caballé Domenech – R Gert-Hagen Seebach Henze Phaedra – 12.3.2015), ML: Robbert van Steijn – R Florian Lutz STAAT STH E ATE R (05 61) 1 09 40 Rossini Il barbiere di Siviglia (14.2.2015), ML: Yoel Gamzou, R: Adriana Altaras Puccini Turandot (28.3.2015), ML: Patrik Ringborg, R: Markus Dietz Köln OPER (02 21) 22 12 84 00 Lund Hexe Hillary geht in die Oper (22.11.2014), ML: Rainer Mühlbach, R: Eike Ecker Strawinski Die Nachtigall (10.1.2015), ML: Rai- Klagenfurt (A) Lausanne (CH) BMW WELT JAZZ AWARD 2015: Zum 7. Mal bewerben sich sechs Jazz-Bands um den mit 15.000 Euro dotierten BMW Welt Jazz Award. Unter dem Motto „Playing my guitar“ präsentieren sich ab Januar in den kostenfreien Sonntagsmatineen in der Münchner „BWM Welt“ etwa Michel Sajrawy mit seinem „Arabop“ (18.1.) sowie der von Kultgitarrist John McLaughlin bewunderte Wiener Alex Machacek (25.1.). www.bmw-welt.com Tickets: (0 89) 54 81 81 81 16. KISSINGER WINTERZAUBER: Klassik, Jazz und mehr als nur ein Schuss Weltmusik – bei diesem musikalischen Spektrum wird einem beim Kissinger Winterzauber erneut warm ums Herz (19.12.–10.1.). Für die entsprechenden Temperaturen sorgt gleich in dem Eröffnungsund Orchesterkonzert Star-Tubist Andreas Martin Hofmeir. Stimmlich glockenrein und besinnlich geht es bei Singer Pur zu. Und am 2. Januar begrüßt kein Geringerer als Trompeter Till Brönner das neue Jahr cool und swingend! www.kissingerwinterzauber.de Tickets: (08 00) 9 76 88 00 TOSCA IN MASADA: Zum fünften Mal findet das Israelische Opernfestival auf einer der weltweit spektakulärsten und historisch bedeutendsten Opernbühnen statt. In der Wüstenlandschaft und unterhalb des MasadaMassivs, auf dem Herodes eine Festung errichten ließ, präsentieren Dirigent und Festivalleiter Daniel Oren sowie Regisseur Nicolas Joel im Juni 2015 die Neuinszenierung von Puccinis „Tosca“. Weitere Informationen, auch zur Reise, gibt es beim Staatlichen Israelischen Verkehrsbüro. www.tosca-at-masada.com Infos: (0 30) 2 03 99 70; www.goisrael.de 61 T er m i n e Oper / K l a ssi k Lübeck Leipzig München THE ATER (04 51) 7 45 52 Berlioz La damnation de Faust (16.1.2015), ML: Ryusuke Numajiri, R: Anthony Pilavachi Purcell The Fairy Queen (27.2.2015), ML: Andreas Wolf, R: Tom Ryser Puccini/Dallapiccola Suor Angelica/Il prigioniero (11.4.2015), ML: Andreas Wolf, R: Pascale-Sabine Chevroton OPER (03 41) 1 26 12 61 Puccini Madama Butterfly (14.3.2015), ML: Anthony Bramall, R: Aron Stiehl Wagner Siegfried (12.4.2015), ML: Ulf Schirmer, R: Rosamund Gilmore B AYER I S CH E STAAT S O PE R (0 89) 21 85 19 20 Donizetti Lucia di Lammermoor (26.1.2015), ML: Kirill Petrenko, R: Barbara Wysocka Lüneburg THE ATER (0 41 31) 4 21 00 Hindemith Neues vom Tage (7.3.2015), ML: Thomas Dorsch, R: Hajo Fouquet Luzern (CH) THEATER +41 (41) 2 10 66 18 Diverse Cantos de Sirena (10.1.2015), ML: Howard Arman, R: Carlus Padrissa Puccini La bohème (27.2.2015), ML: Boris Schäfer, R: Achim Thorwald Strauss Ariadne auf Naxos (19.4.2015), ML: Howard Arman, R: Holger Müller-Brandes Händel Ariodante (28.3.2015), ML: Fabrizio Ventura, R: Kobie van Rensburg Meiningen STAAT STH E ATE R AM GÄRTN E R PL AT Z (0 89) 21 85 19 60 Strauß Wiener Blut (26.11.2014), ML: Michael Brandstätter, R: Nicole Claudia Weber TH E ATE R (0 36 93) 45 12 22 Strauß Die Fledermaus (27.2.2015), ML: Leo McFall, R: Joachim Schamberger Donizetti Don Pasquale (24.4.2015), ML: Arturo Alvarado, R: Knut Weber Münster Neustrelitz TH EATE R (02 51) 5 90 91 00 Glanert Joseph Süß (7.2.2015), ML: Thorsten SchmidKapfenburg, R: Guy Montavon Porter Anything Goes (28.2.2015), ML: Stefan Veselka, R: Ulrich Peters L AN D E STH E ATE R M E CK LE N B U R G (0 39 81) 20 64 00 Mozart Don Giovanni (24.1.2015), ML: Jörg Pitschmann, R: Wolfgang Lachnitt Kreisler Heute Abend Lola Blau (14.3.2015), ML: Emiliano Greizerstein, R: Birgit Kronshage Verdi La traviata (21.3.2015), ML: Jörg Pitschmann, R: Fabian von Matt Verlosung Die neue Gesamteinspielung aller Sinfonien Robert Schumanns begleitete die Berliner Philharmoniker das ganze Jahr 2013, in Berlin wie auf Tournee. Als Besonderheit gilt die Entscheidung Sir Simon Rattles, die Vierte Sinfonie in der Frühfassung von 1841 einzuspielen, die für ihn mehr „Leichtigkeit, Anmut und Schönheit“ besitzt. Außergewöhnlich ist auch die Ausstattung der in Leinen gebundenen Hardcover-Edition im Querformat, denn sie enthält ein wahres Arsenal an technischen Formaten: Nicht nur die herkömmliche auf zwei CDs, sondern – auf Bluray – auch eine Fassung in audiophiler Studioqualität von 96 kHz/24 Bit, sowie zusätzlich als HD-Video. Downloaden lässt sich darüber hinaus auch eine Version in Auflösung von 192 kHz/24 Bit, und mit einem Code kann man das Angebot der Digital Concert Hall sieben Tage lang testen. Beinahe zum Sahnehäubchen degradiert wird so das Bonusmaterial aus Behind-the-scenes-Videos und Einführungsgesprächen mit Simon Rattle. In Kooperation mit Berlin Phil Media verlost RONDO drei Exemplare des edlen Leinenhardcovers. Senden Sie einfach Ihren Namen und Adresse unter dem Stichwort „Schumann“ an: RONDO, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin oder per Mail an verlosung@rondomagazin. de. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2015. Viel Glück! Oldenburg STA AT STH E ATE R (04 41) 2 22 51 11 Künneke Der Vetter aus Dingsda (10.1.2015), ML: N.N., R: Ralf Budde Weinberg Der Idiot (25.1.2015), ML: Vito Cristofaro, R: Andrea Schwalbach Dove Pinocchios Abenteuer (22.3.2015), ML: Carlos Vazquez, R: Jens Kerbel Pforzheim TH E ATE R (0 72 31) 39 24 40 Dvořák Rusalka (15.3.2015), ML: Martin Hannus, R: Bettina Lell Saarbrücken SA AR L ÄN D I S CH E S STA AT STH E ATE R (06 81) 3 22 04 Wagner Der fliegende Holländer (30.11.2014), 62 ML: Nicholas Milton, R: Aurelia Eggers Ravel Das Kind und die Zauberdinge (25.1.2015), ML: Thomas Peuschel, R: Solvejg Bauer Rimski-Korsakow Der goldene Hahn (14.3.2015), ML: Christopher Ward, R: Johannes Pölzgutter Salzburg (A) L AN D E STH E ATE R +43 (6 62) 87 15 12 21 Benatzky Im weißen Rößl (7.12.2014), ML: Peter Ewaldt, R: Andreas Gergen Bellini La sonnambula (22.2.2015), ML: Speranza Scappucci, R: Agnessa Nefjodov Beethoven Fidelio (18.4.2015), ML: Adrian Kelly, R: Andreas Gergen Stuttgart STA AT STH E ATE R (07 11) 20 20 90 Mussorgski Chowanschtschina (23.11.2014), ML: Simon Hewett, R: Andrea Moses Jommelli Vologese (15.2.2015), ML: Gabriele Ferro, R: Jossi Wieler, Sergio Morabito Ulm Wien (A) STA AT SO PER +43 (1) 5 14 44 22 50 Verdi Rigoletto (20.12.2014), ML: Franz Welser-Möst, R: Pierre Audi Strauss Elektra (29.3.2015), ML: Franz WelserMöst, R: Uwe Eric Laufenberg Donizetti Don Pasquale (26.4.2015), ML: Jesús López-Cobos, R: Irina Brook TH EATER AN DER WI EN +43 (1) 5 88 85 Paisiello Il barbiere di Siviglia (16.2.2015), ML: René Jacobs, R: Moshe Leiser, Patrice Caurier Mozart Le nozze di Figaro (11.4.2015), ML: Marc Minkowski, R: Felix Breisach VO LKSO PER +43 (1) 5 14 44 36 70 Donizetti Viva la Mamma (17.1.2015), ML: Kristiina Poska, R: Rolando Villazón Offenbach Pariser Leben (21.2.2015), ML: Sébastien Rouland, R: Michiel Dijkema Wuppertal TH E ATE R (07 31) 1 61 44 44 Cherubini Médée (5.2.2015), ML: Daniel Montané, R: Igor Folwill Mozart Così fan tutte (26.3.2015), ML: Timo Handschuh, R: N.N. BÜ H N EN (02 02) 5 63 76 00 Wagner Parsifal (13.3.2015), ML: Toshiyuki Kamioka, R: Thilo Reinhardt Strauss Salome (17.4.2015), ML: Toshiyuki Kamioka, R: Michiel Dijkema Weimar Zürich (CH) N ATI O N ALTH E ATE R (0 36 43) 75 53 34 Verdi I masnadieri (31.1.2015), ML: Martin Hoff, R: Volker Lösch Mozart Die Zauberflöte (26.4.2015), ML: Stefan Solyom/Martin Hoff, R: Nina Gühlstorff OPERN H AU S +41 (44) 2 68 64 00 Martinů Juliette (14.2.2015), ML: Fabio Luisi, R: Andreas Homoki Jost Rote Laterne (6.3.2015), ML: Alain Altinoglu, R: Nadja Loschky Verdi La traviata (18.4.2015), ML: Marco Armiliato, R: David Hermann K l a ssi k Pierre-Laurent Aimard 23.11. Luzern (CH), KKL 13.12.Baden-Baden, Festspielhaus 14.12.Berlin, Philharmonie 24.1.München, Prinzregententheater Roberto Alagna 2.12.Berlin, Deutsche Oper 8.12.Berlin, Deutsche Oper Nicolas Altstaedt 30.11.Köln, Philharmonie 11.1.Hamburg, Laeiszhalle 13.1.Hannover, Congress Centrum 14.1.München, BR Funkhaus 25.1. Bern (CH), Zentrum Paul Klee 26.2. Graz (A), Musikverein für Steiermark 27.2. Graz (A), Musikverein für Steiermark Piotr Anderszewski 26.11. Wien (A), Konzerthaus 30.11.Amsterdam (NL), Concertgebouw 6.12.Bamberg, Konzert- und Kongresshalle 17.12.Stuttgart, Liederhalle 26.1. Salzburg (A), Mozarteum Artemis Quartett 23.11. Zürich (CH), Tonhalle 28.11.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 3.12. Wien (A), Konzerthaus 4.12. Wien (A), Konzerthaus 14.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper 15.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper 23.12. Zürich (CH), Tonhalle ATOS Trio 30.1.Berlin, Heimathafen Neukölln Daniel Barenboim 9.12.München, Philharmonie im Gasteig 15.12.Berlin, Konzerthaus 16.12.Berlin, Philharmonie 31.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater Valer Barna-Sabadus 2.12.München, Prinzregententheater Cecilia Bartoli 26.11.München, Herkulessaal 28.11. Wien (A), Konzerthaus 31.12. Zürich (CH), Opernhaus 4.1. Zürich (CH), Opernhaus 9.1. Zürich (CH), Opernhaus Lisa Batiashvili 4.12.Hamburg, Laeiszhalle 5.12.Hamburg, Laeiszhalle 7.12.Hamburg, Laeiszhalle 31.12.Elmau, Schloss 3.1.Berlin, Konzerthaus 4.1.Berlin, Philharmonie Piotr Beczała 20.12.Wien (A), Staatsoper 23.12. Wien (A), Staatsoper 27.12. Wien (A), Staatsoper 30.12.Wien (A), Staatsoper Daniel Behle 24.11.Berlin, Philharmonie Nicola Benedetti 29.11.Baden-Baden, Festspielhaus Kolja Blacher 2.12.Hagen, Stadthalle 7.12.Lüdenscheid, Kulturhaus 17.12.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 6.1. Basel (CH), Stadtcasino 18.1.Duisburg, Theater am Marientor 28.1.Duisburg, Theater am Marientor 29.1.Duisburg, Theater am Marientor 10.2. Basel (CH), Stadtcasino Rafał Blechacz 4.12.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal Gábor Boldoczki 24.11.Stuttgart, Liederhalle 26.11.Pullach, Bürgerhaus 29.11.Viersen, Festhalle 30.11.Wilhelmshaven, Stadthalle 7.12.Essen, Philharmonie 12.12.Dresden, Frauenkirche DAS MÄDCHEN MIT DEM PERLENOHRGEHÄNGE 18. JANUAR UM 17 UHR GROSSE KUNST AUF GROSSER KINOLEINWAND 19. APRIL UM 17 UHR Johannes Vermeer, Girl with a pearl earring c.1665, Royal Picture Gallery Mauritshuis 31. MAI UM 17 UHR Die Termine der Saison 2014/2015 auf der großen Kinoleinwand Mehr Infos und Tickets unter www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App. Giuliano Carmignola 18.12.Köln, Philharmonie Hand-zu-HandHand-zu-HandVerteilungen Verteilungen Freie FreiePlakatPlakataffichierungen affichierungen plakatierung.net plakatierung.net peterfuchs-distribution.com peterfuchs-distribution.com pinkzebra.org pinkzebra.org verein-freiesplakat.at verein-freiesplakat.at 63 DIE IMPRESSIONISTEN Eine Reise zu den größten Kunstwerken und den berühmtesten Ausstellungen der Welt FlyerFlyer-und und Folderverteilungen Folderverteilungen Riccardo Chailly 29.12.Leipzig, Gewandhaus 30.12.Leipzig, Gewandhaus 31.12.Leipzig, Gewandhaus 22.1.Leipzig, Gewandhaus 23.1.Leipzig, Gewandhaus 22. FEBRUAR UM 17 UHR VINCENT VAN GOGH Joseph Calleja 29.11.Dresden, Frauenkirche 1.2.Berlin, Deutsche Oper 6.2.Berlin, Deutsche Oper 21.2.München, Nationaltheater 23.2.München, Nationaltheater 26.2.München, Nationaltheater Cuarteto Casals 25.11.Frankfurt/ Main, Holzhausenschlösschen 16.1.Neuss, Zeughaus REMBRANDT pink zebra theatre – das Theater und Performance Label pinkPeter zebraJ.Fuchs theatre ”DIRECT – das Theater und Performance Label von MARKETING“ von Peter J.Fuchs ”DIRECT MARKETING“ K 5.2.Frankfurt/ Main, Alte Oper 11.2.Würzburg, Musikhochschule 12.2.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 25.2.Dortmund, Konzerthaus 27.2. Wien (A), Konzerthaus 28.2. Wien (A), Konzerthaus T er m i n e K l a ssi k / Ja z z Impressum Verlag: Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin, Tel. 030 / 41 47 81 761 Fax 030 / 41 47 81 713 E-Mail [email protected] Internet: www.rondomagazin.de Herausgeberin: Verena von der Goltz Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch) Redaktionsassistentin: Anna Vogt Autoren dieser Ausgabe: Michael Blümke (mb), Arnt Cobbers (ac), Oliver Buslau, J osef Engels (joe), Guido Fischer (gf), Thomas Fitterling (tf), Robert Fraunholzer (rfr), Tobias Hell, Matthias Kornemann (mk), Reinhard Lemelle (rl), Roland Mackes, Carsten Niemann (cn), Mirjam Schadendorf, Matthias Siehler, Werner Stiefele (ws), M ichael Wersin (mw), Marcus A. Woelfle Hinweise Oper, Festival, Konzert: Guido Fischer Bildredaktion: Oliver Tenhoven Termine: Anna Vogt Art Director: Arndt Knieper Produktion: Rüdiger Kern Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger Tel. 089 / 70 07 45 12 [email protected] Anzeigen Tonträger: Marike Hasler Tel. 08137 / 63 28 722 [email protected] Anzeigen Veranstalter und Marken: Ulrike Oertel Tel. 030 / 41 47 81 760 Fax 030 / 41 47 81 713 mobil 0160 / 73 74 624 [email protected] Online: Büro Hamburg: Hartmut Winter (Online-Marketing), Tel. 040 / 53 27 13 85 mobil 0177 / 77 21 262, [email protected] Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- u. Verlagshaus GmbH RONDO erscheint sechsmal jährlich. Abonnement für ein Jahr: Deutschland u. Österreich 28 €, weiteres Ausland 32 € – bitte bei Bestellung Bankverbindung für Lastschrifteinzug mit BIC und IBAN angeben. Das nächste RONDO erscheint am Donnerstag, 5. Februar 2015. 64 25.1.Leipzig, Gewandhaus 29.1.Leipzig, Gewandhaus 30.1.Leipzig, Gewandhaus Stéphane Denève 221.11.Stuttgart, Liederhalle 22.11.Göppingen, Stadthalle 6.12.Stuttgart, Theaterhaus 11.12.Stuttgart, Liederhalle 12.12.Stuttgart, Liederhalle 9.1.München, Philharmonie 10.1.München, Philharmonie 11.1.München, Philharmonie Plácido Domingo 16.1.Leipzig, Gewandhaus 7.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 11.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 15.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 17.2.Berlin, Philharmonie 19.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 22.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 28.2.Berlin, Staatsoper im Schillertheater Quatuor Ébène 7.12. Zürich (CH), Tonhalle 8.12.München, Herkulessaal 9.12. Basel (CH), Stadtcasino 10.12.Stuttgart, Liederhalle Scharoun Ensemble 1.12.Essen, Philharmonie Laurence Equilbey 25.12.Leipzig, Gewandhaus 1.2. Salzburg (A), Mozarteum Isabelle Faust 14.1. Luzern (CH), KKL 15.1. Luzern (CH), KKL 27.1.Köln, Philharmonie 29.1. Salzburg (A), Mozarteum 3.2. Zürich (CH), Tonhalle Julia Fischer 23.11.Hamburg, Laeiszhalle 24.11.Essen, Philharmonie 25.11.Frankfurt/ Main, Alte Oper 27.11.Stuttgart, Liederhalle 28.11.Mannheim, Congress Center Rosengarten Juan Diego Flórez 1.12.Ludwigshafen, Feierabendhaus der BASF 15.12.München, Philharmonie Renée Fleming 23.11.Dresden, Sächsische Staatsoper 24.11.Dresden, Sächsische Staatsoper Sol Gabetta 10.12.Freiburg, Konzerthaus 12.12.Friedrichshafen, Graf Zeppelin Haus 14.12.Hamburg, Laeiszhalle 15.12.Berlin, Konzerthaus 16.12.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal Elīna Garanča 27.11.Baden-Baden, Festspielhaus 29.11.Dresden, Frauenkirche 30.11. Genf (CH), Grand Théâtre 14.12.Berlin, Deutsche Oper 17.12.Berlin, Deutsche Oper 20.12.Berlin, Deutsche Oper Kirill Gerstein 2.12. Zug (CH), Theater Casino 6.12. Basel (CH), Stadtcasino 11.1.Köln, Philharmonie 12.1.Köln, Philharmonie 13.1.Köln, Philharmonie 14.1. Wien (A), Konzerthaus 15.1. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 16.1. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Vadim Gluzman 11.12.Berlin, Philharmonie 12.12.Berlin, Philharmonie 13.12.Berlin, Philharmonie 15.12.Berlin, Konzerthaus 16.12.Berlin, Konzerthaus Hélène Grimaud 30.11.Berlin, Philharmonie 2.12. Zürich (CH), Tonhalle Daniel Hope 23.11.Düsseldorf, Tonhalle 24.11.Braunschweig, Stadthalle 25.11.Osnabrück, Osnabrückhalle 28.11.Berlin, Konzerthaus Benjamin Grosvenor 26.11. Wien (A), Konzerthaus 28.11. Luzern (CH), Lukaskirche Martin Grubinger 8.1.Hamburg, Laeiszhalle 9.1.Hannover, Sendesaal des NDR Hagen Quartett 24.11. Wien (A), Konzerthaus 25.11. Basel (CH), Stadtcasino 26.11. Zug (CH), Theater Casino 27.11.Berlin, Konzerthaus 29.11.Hamburg, Laeiszhalle 22.1. St. Gallen (CH), Tonhalle 23.1. Salzburg (A), Mozarteum 24.1. Salzburg (A), Mozarteum 30.1. Salzburg (A), Mozarteum 31.1. Salzburg (A), Mozarteum 1.2.Hamburg, Laeiszhalle 19.2.München, Prinzregententheater 24.2.Tübingen, Festsaal der Universität 25.2.Köln, Philharmonie 26.2. Wien (A), Konzerthaus 28.2.Hamburg, Laeiszhalle Thomas Hampson 10.12.München, Herkulessaal Nikolaus Harnoncourt 6.12. Wien (A), Musikverein 7.12. Wien (A), Musikverein Pablo Heras-Casado 21.11.München, Philharmonie 22.11.München, Philharmonie 23.11.München, Philharmonie 29.11.Dresden, Frauenkirche 7.12. Salzburg (A), Mozarteum Jerusalem Quartet 28.11.Frankfurt/ Main, Holzhausenschlösschen 20.1.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal Ensemble Kaleidoskop 30.11.Luxemburg (LU), Philharmonie 11.12.Berlin, Haus der Berliner Festspiele 12.12.Berlin, Haus der Berliner Festspiele 13.12.Berlin, Haus der Berliner Festspiele 14.12.Berlin, Haus der Berliner Festspiele Sharon Kam 31.1.Kiel, Schloss 5.2.Köln, Philharmonie 28.2.Nürnberg, Meistersingerhalle Miloš Karadaglić 27.12.Elmau, Schloss 1.1. Luzern (CH), KKL 2.1. Luzern (CH), KKL Kim Kashkashian 20.11.Kaiserslautern, Fruchthalle Jonas Kaufmann 24.11.München, Nationaltheater 27.11.München, Nationaltheater 30.11.München, Nationaltheater 4.12.München, Nationaltheater 7.12.München, Nationaltheater 13.12. Wien (A), Konzerthaus Tobias Koch 23.11.Nonnenwerth, Kloster St. Clemens 5.12.Hamburg, Laeiszhalle 7.12.Ratingen, Haus Cromford 13.12.Düsseldorf, Neanderkirche Patricia Kopatchinskaja 11.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper 12.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper Aleksandra Kurzak 27.11.Baden-Baden, Festspielhaus 30.11. Genf (CH), Grand Théâtre Kuss Quartett 23.11.Frankfurt/ Main, Holzhausenschlösschen 24.11.Frankfurt/ Main, Holzhausenschlösschen Lang Lang 24.11.Amsterdam (NL), Concertgebouw 15.4.Leipzig, Gewandhaus 26.4.Hannover, Kuppelsaal im HCC Valentina Lisitsa 13.12.Leipzig, Gewandhaus 14.12.Leipzig, Gewandhaus Louis Lortie 20.1.Düsseldorf, Tonhalle Mandelring Quartett 2.12. Neustadt an der Weinstraße, Saalbau 4.12.Hamburg, Laeiszhalle 10.12.Bonn, Beethovenhaus 13.1.Stuttgart, Liederhalle Andrew Manze 23.11.Düsseldorf, Tonhalle 28.11.Berlin, Konzerthaus Andrea Marcon 7.12.Berlin, Konzerthaus 9.12.Berlin, Konzerthaus Pumeza Matshikiza 26.11.Hannover, Kuppelsaal im HCC 30.11.Stuttgart, Staatstheater 4.12.Stuttgart, Staatstheater 12.12.Stuttgart, Staatstheater Denis Matsuev 2.12.Düsseldorf, Tonhalle 5.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper 8.12.Bremen, Die Glocke 10.12.Berlin, Konzerthaus 11.12.München, Herkulessaal Alexander Melnikov 28.11.Berlin, Radialsystem 9.12.Essen, Philharmonie 15.1.Hamburg, Laeiszhalle 16.1.Lübeck, Musik- und Kongresshalle 18.1.Hamburg, Laeiszhalle 20.2. Wien (A), Konzerthaus Meta 4 26.11.Grünwald, August Everding Saal 27.11.Frankfurt/ Main, Alte Oper 28.11.Steinfurt, Bagno-Konzertgalerie 29.11.Icking, RilkeKonzertsaal 20.1.Berlin, Konzerthaus 23.1.Dortmund, Konzerthaus 25.1.Baden-Baden, Festspielhaus 29.1.Düsseldorf, Tonhalle Anne-Sophie Mutter 27.1.Frankfurt/M., Alte Oper 28.1.Nürnberg, Meistersingerhalle Yannick Nézet-Séguin 21.11.Dortmund, Konzerthaus 22.11.Essen, Philharmonie 23.11.Baden-Baden, Festspielhaus 18.12.München, Philharmonie 19.12.München, Philharmonie 20.12.München, Philharmonie Anna Netrebko 20.3. Zürich (CH), Opernhaus 24.3. Zürich (CH), Opernhaus 29.3. Zürich (CH), Opernhaus 2.4. Zürich (CH), Opernhaus 10.4. Wien (A), Staatsoper 13.4. Wien (A), Staatsoper Georg Nigl 21.11.Stuttgart, Staatstheater 29.11.München, Prinzregententheater 30.11. Wien (A), Musikverein 5.12.Luxemburg (LU), Grand Théâtre 7.12.Luxemburg (LU), Grand Théâtre 9.12.Luxemburg (LU), Grand Théâtre 15.12.Stuttgart, Staatstheater 3.2.Amsterdam (NL), Concertgebouw 9.2. Wien (A), Konzerthaus RONDO wünscht Frohe Weihnachten ... und ein Gutes Neues Jahr! Andreas Ottensamer 27.11.Berlin, Philharmonie 18.12. Wien (A), Musikverein 19.12. Wien (A), Konzerthaus Miklós Perényi 3.12. Basel (CH), Stadtcasino 6.12. Salzburg (A), Mozarteum Patricia Petibon 12.12. Wien (A), Musikverein 16.12.Innsbruck (A), Saal des Landeskonservatoriums 20.12.Genf (CH), Grand Théâtre Maurizio Pollini 22.11. Luzern (CH), KKL Anna Prohaska 2.12.Berlin, Konzerthaus 29.1.Berlin, Konzerthaus Thomas Quasthoff 27.11.Krefeld, Stadttheater 28.11.Bochum, Schauspielhaus 6.12.Winterthur (CH), Casinotheater 7.12.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 10.12.Berlin, Berliner Ensemble 15.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater Jean-Guihen Queyras 28.11.Berlin, Radialsystem 18.12.München, Philharmonie 19.12.München, Philharmonie 21.12.Köln, Philharmonie 15.1.Bochum, Schauspielhaus 16.1.Bochum, Schauspielhaus 25.1.Bonn, Beethovenhaus 30.1.Bonn, Beethovenhaus Valer Sabadus 20.11.Wiesbaden, Kurhaus 2.12.München, Prinzregententheater 3.12.Berlin, Philharmonie 11.12.Dortmund, Konzerthaus 12.12.Wiesbaden, Herzog-Friedrich-AugustSaal Adrianna Savall 7.12.Freiburg, EWerk 13.12.Wernsdorf, Schloss 14.12.Wernsdorf, Schloss Ragna Schirmer 7.12.München, Herkulessaal 14.12.Frankfurt/ Main, Holzhausenschlösschen 26.12.Halle, Puppentheater 27.12.Halle, Puppentheater 28.12.Halle, Puppentheater Charlie Siem 3.12.Berlin, Philharmonie 18.1.München, Prinzregententheater 25.2.Hamburg, Laeiszhalle Francesco Tristano 3.12.München, Philharmonie Rolando Villazón 26.11.Hannover, Kuppelsaal im HCC 31.12.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 1.1.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 14.1. Wien (A), Volksoper Alisa Weilerstein 24.11.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 31.12. Zürich (CH), Tonhalle 9.1.Saarbrücken, Congresshalle 30.11.Köln, Stadtgarten 2.12.Köln, ARTheater 13.12. Zürich (CH), Le Philosophe 17.12.Köln, Roxy 19.12.Darmstadt, Stadtkirche 20.12.Aachen, Eurogress 21.12.Aachen, Klangbrücke Äl Jawala 28.11.Tübingen, Sudhaus Nils Landgren 8.12.Darmstadt, Staatstheater 13.12.Berlin, Passionskirche Alexandra Lehmler Quintett 30.11.Freiburg, Jazzhaus Antje Weithaas 10.12. Genf (CH), Victoria Hall 15.12. Bern (CH), Kulturcasino Camille O’Sullivan 28.11. Innsbruck (A), Treibhaus 29.11.Karlsruhe, Tollhaus 8.12. Zürich (CH), Moods J Cécile Verny Quartet 29.11.Dortmund, Domicil 21.12.Freiburg, Jazzhaus Ja z z Rebekka Bakken 23.11.Essen, Philharmonie Stefano Bollani 19.12.Köln, Philharmonie Steve Coleman 30.11. Zürich (CH), Moods Lars Danielsson 22.11. Innsbruck (A), Treibhaus 24.11. Wien (A), Porgy & Bess 25.11.München, Jazzclub Unterfahrt Bryan Ferry 26.11.Berlin, Tempodrom 3.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper 9.12.Nürnberg, Meistersingerhalle Pablo Held 20.11.München, Bar Gabányi 21.11.Köln, Loft Iiro Rantala 11.12. Innsbruck (A), Treibhaus Marc Copland Trio 27.11.Singen, Jazz Club 4.12.Frankfurt/ Main, Romanfabrik Tingvall Trio 20.11.Luxemburg (LU), Philharmonie 17.12.Hamburg, Laeiszhalle Cassandra Wilson 26.11.Düsseldorf, Tonhalle 28.11.Dortmund, Konzerthaus 30.11.Bremen, Die Glocke 1.12.Hamburg, Laeiszhalle 3.12.Kaiserslautern, Kammgarn 5.12.Baden-Baden, Festspielhaus 6.12.München, Philharmonie 9.12.Frankfurt/ Main, Alte Oper 65 Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne Von Robe rt F r au n hol z e r Entpierct: Barrie Kosky besteht auf mindestens einem Ring Konto-Auszug: Montserrat Caballé zahlte nach Andorra 66 Barrie Kosky, beinahe ein Harald Glööckler der Berliner Klassikszene, hat sein Augenbrauen-Piercing rausgemacht. „Ich bin zu alt dafür“, sagte er dem Berliner “tip“. „Wenn ich irgendwann richtig alt sein werde, trage ich vielleicht nur noch schwarz und habe nur noch einen einzigen Ring.“ Und zwar den „KoskyRing“! Den könne man nach seinem Tode wie den Iffland-Ring als Preis weiterreichen. „Für Aufführungen“, so Kosky, „die besonders ‚koskyesk’ gelungen sind“. Mit der Worterklärung hierfür stünde er im Wörterbuch dann immer noch in gebührendem Respektsabstand hinter ‚kafkaesk’. Die spanische Sopranistin Montserrat Caballé (81) hat in ihrer Heimat einer Strafe von einer halben Millionen Euro zugestimmt, um einer weiteren Verurteilung wegen Steuerhinterziehung zu entgehen. Caballé wird vorgeworfen, im Jahr 2010 Einnahmen in Höhe von 2 Millionen Euro auf ein Konto in Andorra verschoben zu haben. Zu ihren Gunsten sprach, dass sie kein Vorstrafenregister hat. Außerdem sei sie gesundheitlich angeschlagen. Andernfalls wäre möglicherweise eine Haftstrafe verhängt worden. Caballé erlitt vor zwei Jahren einen Schlaganfall und einen Armbruch, wovon sie sich nur unzureichend wieder erholte. Blockflöten-Star Maurice Steger ist ratlos in Bezug auf den sexuellen Anspielungsreichtum seines Instruments. Dessen oberer Teil wird von Instrumentenbauern tatsächlich „Anblaskante“ genannt. „Die Blockflöte ist leicht sexuell konnotiert“, so Steger, „allerdings nicht bei mir!“ Wie lange solle man, wenn man wirklich spiele, eine solche Assozia- Stehvermögen: Maurice Steger spielt unzweideutig Unbestechlich: Nikolaus Harnon court sprach schon als kleiner Junge lieber frei heraus Fotos: Gunnar Geller/Komische Oper (l. o.); Antón Goiri/finanzas.com (l.u.); MolinaVisuals (r. o.); Marco Borggreve/Sony Classical (r. u.) Zugabe tion denn aushalten?! „Das geht ja gar nicht.“ In Indien sei es übrigens umgekehrt. „Da wird der geigende Mann als unnatürlich empfunden“, so Steger. Auf Betreiben der Kinder von Claudio Abbado ist das Grab des im Januar verstorbenen Dirigenten von Sardinien nach Sils-Maria im Engadin verlegt worden. Abbado hatte im benachbarten Fextal regelmäßig seine Ferien verbracht. Er habe einen „gewissen Zauber“ von Sils-Maria besonders stark empfunden und seine schönste Zeit beim Festival von Luzern erlebt, so begründeten die Kinder ihre Entscheidung. Erfolgsregisseur Herbert Fritsch, der in Zürich und Berlin neuerdings auch Opern inszeniert, ist stolz auf eigene Fehler. „Manchmal läuft bei den Proben stundenlang etwas munter in die falsche Richtung, bis mir ein Dramaturg sagt, dass ich die Szene nicht richtig verstanden habe. Das sind die schönsten Momente“, so Fritsch in Berlin. Außerdem sei die Annahme, dass Oper für ihn neu ist, nicht richtig. „Ich würde sagen, ich mache immer Oper. Ich habe noch nie was anderes gemacht.“ Michael Tilson Thomas (69), Chef des San Francisco Symphony, hat seinen langjährigen Freund Joshua Robison geheiratet. Die Solo-Pianistin des Beethoven-Orchesters Bonn, Kate de Marcken, ist von ihrem Ehemann, einem Cellisten des Orchesters, ermordet worden. Der 54-Jährige ist geständig. Er hatte seine Frau während eines Streits angegriffen und anschließend erdrosselt. Die Leiche wurde in einem Waldstück gefunden. Dirigent Nikolaus Harnoncourt steht zu seiner unverblümten Ausdrucksweise. „Ich habe mit zehn Jahren aus heiterem Himmel zu meinem Vater gesagt: ‚Höflichkeit ist Lüge’“, so erzählte er in Berlin. „Um mit 12 Jahren hinzuzufügen: ‚Diplomatie ist Lüge’“, so Harnoncourt. „Es ist mir lieber unverblümt zu reden, auch wenn sich manchmal die Leute kränken, als dauernd liebe Sachen zu sagen und dabei zu denken, dass sie Trottel sind. Bloß nicht verblümt sein!“ Im Dezember wird Harnoncourt 85 Jahre alt. Klassik-Events Klassik-Events & & Open Open Airs Airs Erleben Sie mit DERTOUR live die schönsten Klassik- und Erleben Sie mit DERTOUR live die schönsten Klassik- und Open Air Events in den berühmtesten Opernhäusern und Open Air Events in den berühmtesten Opernhäusern und auf den bekanntesten Freilichtbühnen Europas – von Klasauf den bekanntesten Freilichtbühnen Europas – von Klassikern wie Aida in der Arena di Verona oder Die Zauberflöte sikern wie Aida in der Arena di Verona oder Die Zauberflöte in der Semperoper Dresden bis hin zu exklusiven Highlights in der Semperoper Dresden bis hin zu exklusiven Highlights wie Last Night of the Proms in London oder dem Wiener wie Last Night of the Proms in London oder dem Wiener Opernball. Wir bieten attraktive Reisen mit garantierten Opernball. 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THOMAS QUASTHOFF MEIN WEIHNACHTEN 111 KLASSIK ZU WEIHNACHTEN Aus der erfolgreichen 111-Serie Feierliche Weihnachtsmusik auf 5 CDs interpretiert von Größen wie Pavarotti, Domingo, Wunderlich u.v.a. Thomas Quasthoffs persönliche Weihnachtsgeschichte mit JazzStandards und deutschen Gedichten Johnny Moore und White Christmas treffen auf Ringelnatz, Rilke und Brecht HERBERT VON KARAJAN DAS WEIHNACHTSALBUM Ausschnitte aus dem berühmten Barockkonzert Leontyne Price singt die schönsten Weihnachtslieder www.klassikakzente.de 68