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Jonsdorf im Zittauer Gebirge Fahrt mit Reisedienst Schröder und dem Reiseklub 55PLUS -----30.04. bis 06.05 2012 30. April Ditmal schriew ick plattdüütsch un hochdüütsch. Wat wi so seihn, fäuhlt un beläwt hemm´n up uns´ Fohrt in dei Oberlausitz, dat hett mien Hart bewägt, un wenn mi wat bewägen deit, denn möt ick dat upschrieben. Wir sind früh am Zentrum in Lütten Klein. Der Bus kommt ebenfalls früh. Die Koffer werden eingeladen und überaus pünktlich gelangen wir zu den anderen Haltestellen Es wird eine wunderschöne Fahrt in den Frühling, durch den Frühling und mit dem Frühling in den äußersten Zipfel von der Lausitz. Frühjohr Gauden Dag, leiwes Frühjohr! Dat is eine Freud´! Du büst hier, du büst dor. Dei Natur ringsüm bläuht. Morgen is nu all Maien, un dei Barken sünd gräun. Dat gifft väl tau seih´n. Kiek, dei Awtböm daun bläuhn, un dei Fleeder bläuht ok all, deit dei Seel deip berührn. Dat´s doch gaut, werrer einmal dörch den´n Frühling tau führn. Gisela Reink 1 Es ist wirklich eine Augenweide, 513 km durch den Frühling zu fahren. Als wir per Bus Berlin durchqueren, entdecken wir die ersten blühenden Fliederbüsche und die ersten Blüten an den Kastanienbäumen. Da lacht das Herze. Es blüht Der Raps, der blüht, der Flieder tut´s auch. Die Obstbäume prangen in weißer Pracht. Da freut sich´s Gemüt, es freut sich der Bauch, und das Herze? Es lacht. Gisela Reink Eine Fahrt durch diese Stadt ist immer wieder interessant. Heute sehen wir den ehemals französischen Sektor. Der Flugplatz Tegel existiert noch, die alliierte Ausstellung von alten Flugzeugen ebenfalls. Wir sehen den Flugplatz Tempelhof und das asbestverseuchte Kongreßzentrum in Westberlin. Ich entdecke einen Hinweis auf die Avus- Bahn und stelle u. a. fest, dass auch in diesem Stadtteil viele Häuser „marode“ aussehen und sehr grauen, abgeblätterten Putz haben. Hier stehen noch viele Häuser aus den 30ger Jahren und aus der Gründerzeit. Über Schöneweide gelangen wir wieder auf die Autobahn. J. G. erklärt uns als alter Geograph nochmals die Eiszeiten, den 2 Nördlichen und Südlichen Landrücken, denn es sind Fahrgäste dabei, die erstmals mit uns fahren. Unser Fahrer kennt sich gut aus, macht uns während der Fahrt auf viele Sehenswürdigkeiten aufmerksam, z.B. auch auf eine hochmoderne Rennbahn, die nach der Wende eine „Gefahr“ für andere westdeutsche Rennstrecken hätte werden können. Auf der Tribüne konnten sogar 29000 Zuschauer Platz finden. Ch. und ich haben einen guten Sitzplatz. Als ich die Berge sehe, geht mir das Herz auf. Einmal im Jahr möchte ich eben Berge sehen. Das war schon immer so. Als wir Bautzen durchfahren stelle ich fest, dass es sehr warm sein muß, denn die Menschen laufen hier nur leichtbekleidet durch die Stadt. Diese alte Stadt ist sehr hübsch, auch wenn einige Neubauten nicht in das Stadtbild passen. Zwei dunkle Türme, hoch droben weiß- rot bemalt, zur Burganlage gehörend, gefallen mir besonders gut. Bautzen ist und bleibt eine schöne mittelalterliche Stadt der Sorben, auch wenn heutzutage mit dem Namen meistens etwas anderes verbunden wird. Ich freue mich, dass im sorbischen Lande noch viele Begriffe zweisprachig ausgewiesen werden und frage mich, ob das auch in M/V möglich wäre. Kurhaus-Hotel Jonsdorf Vom Bus aus sehen wir am Berge einen befrackten Mann, der mit seinem Zylinder grüßend winkt. Wir fahren die Straße hoch, an dem Hotel vorbei. Der 3 Bus muß am Straßenende wenden. Dann halten wir an dem Kurhaus und steigen aus. Der Frackmensch ist der Besitzer des Hotels und des Hotels „Jonas-Hof“. Nun steht er vor dem Kurhaus und spielt auf der Drehorgel eine Begrüßungsmelodie. Sein Personal bietet indessen Schmalzstullen und hauseigenen Kräuterschnaps an. Die Koffer werden auf die jeweiligen Flure/Etagen gebracht. Ich habe für mich allein ein Zweibett - Zimmer und blicke auf eine blühende Kastanie, die zum Kurpark gehört(Zimmer 12). N. , I., Ch. wohnen eine Etage höher. Ich kann vom Fenster aus auf die Terrasse und die Sonnenschirme sehen, die wir bei dem warmen Wetter sicher nutzen werden. Um 17 Uhr, sollen wir unten sein, um einen kleinen Rundgang zu machen. Da beginnt die 2. Überraschung. Schäfer Jonas, ein Mönch und der Gründer des Ortes im Mittelalter, in brauner 4 Mönchskutte, vollbärtig, barfüßig, mit Schäferstock, braunem Hut und 8 Schafen und Ziegen, führt uns durch den Kurpark, erzählt uns von der Gründung des Ortes und von Personen, die Jonsdorf aufbauten und berühmt machten. Es sind Schäfer Jonas, ein Leineweber und ein Steinbrecher, der aus dem hiesigen Gestein Mühlensteine herstellte. Bis 1918 wurden diese Steine sogar nach Chile exportiert. Die Gründer sind noch als steinerne Figuren über der Tür des Gemeindehauses zu sehen. Heute gibt es im Ort nur noch ein Schaubergwerk, aber auch eine Freilichtbühne gibt es in Jonsdorf, einen Gondelteich, eine Eishalle.. Schäfer Jonas zeigt uns den Park mit seinem Bach, Café, Springbrunnen, das Becken zum Wassertreten und die Volieren mit verschiedenen Vögeln. Mir gefällt besonders der Fasan, und die hellgrauen Täubchen mit den roten Augen haben es mir auch angetan. Am Bach beobachte ich interessiert eine Ratte oder Bisamratte, die im Grundbach schwimmt und immer wieder in einem Schlupfloch verschwindet. Überall grünt und blüht es. Der Park hat schöne Bäume und einen großen holzgeschnitzten Schäfer Jonas. Da lassen sich der Schäfer und J. G. fotografieren. 5 6 7 Nu geiht dat plattdüütsch wierer: Dei Scheeper is natürlich dei Chef von dat Hotel. Ick kann mi gor nich nauch wunnern, dat hei uns ierst mit Frack un Zylinder wat vörspälen deit und denn barfaut ´ne Führung dörch den´n Park makt. Niegierig frag ick em: „Gehen Sie etwa auch im Winter barfuß?“ Hei secht fründlich: „Natürlich, wenn es nicht zu vereist ist.“ Alle Achtung. Mit dissen Mann kann dat allens noch spannend warden. Hei verlangt, dat wi an´n annern Morgen dat Warer peern sall´n. Is dat ´n Witz? Nee, nee, dat is sien Iernst... So stahn wi an´n annern Morgen, an´n 1. Mai, pünktlich p´rat, un uns Wirt führt mit Dudelkastenmusik vörwech. Frühstück gifft dat ierst na dat Warerpeern. Nich all gahn in dat Warer. Ick versäuk dat, denn ick heff in mien Läben all väl Warerpeern makt. As´n Adebor, oewer mi ümmer an dei Stang´n fasthollend, stolzier ick dörch dat kolle Gebirgswarer. Viermal schaff ick dei Rund´n, denn 8 heff ick mi ok mienen Schnaps verdeint- un mi ward binnen warm, un dei Bein sünd dat ok gliek. Mit Dreihorgelmusik geiht dat nu tau´n Frühstücken. Dat Buffet süht gaut ut. Ick finn ok wat för mi ruter. 1.Mai,Oberlausitz, meene Freeide, halb Zoahne… Der 1. Mai beginnt also mit dem Wassertreten. Täglich geht es nun durch die „Oberlausitz, meene Freeide“, und immer um „halb Zoahne“, so auch heute. Wir fahren in Richtung Zittau, unternehmen eine kleine Stadtrundfahrt, biegen dann in Richtung Polen ab, durchfahren ein Stück des Landes und gelangen von dort aus nach Tschechien. Borrerblaumen Dei Raps, dei bläuht, dat Hart sick freut, doch dei Borrerblaumen benähmen sick mall... Sei sünd nu würklich oewerall. Bloten noch gäle Wieden? Wat sünd dat för Tieden! Bald fleigen´s as Fallschirms mit Bedacht un spälen furts Besatzungsmacht. So ward´n Wischen un Wieden versaut... Sech mi: Woför is dat nu gaut? Gisela Reink Natürlich werden uns die Ortschaften und Städte mit ihrer Geschichte erklärt. Was ich mir gemerkt habe, steht nun hier: Olbersdorf: In dieser Gegend befindet ich sehr viel Braunkohle, die seit früheren Zeiten schon abgebaut wurde. Laut Planung sollte Alt- Olbersdorf wegen der Braunkohlevorkommen abgerissen werden. Neue Häuser waren bereits gebaut worden. Mit der Wende gab es keinen Tagebau mehr. Aus dem großen Erdloch wurde der Olbersdorfer See, der der Erholung dienen soll. Zittau: Diese Stadt ist eine sehr schöne Stadt, ohne Kriegsschäden, die wir noch näher betrachten werden. Auch hier sollten Teile der Stadt der Braunkohle weichen. Es wurde das Restaurieren zu DDR-Zeiten vernachlässigt. Nach 22 Jahren Einheit sind die meisten Häuser modernisiert worden. Geschichtlich gehörte Zittau von etwa 1300- bis etwa 1750 dem 6-Städtebund an. Die anderen Städte heißen: Bautzen, Kamenz, Lauban am Ufer des Quais, Görlitz, Löbau. Zur Gründung Zittaus: Der Fürst ritt um ein Stück Land. Bauern mussten hinter ihm eine Furche ziehen. Das sollte die Stadt Zittau werden. Heute leben hier cirka 26000 Einwohner. Die einzige Hochschule ist noch die Ing.-Schule für Elektrotechnik, die mit Liberec und Breslau kooperiert.(Europa9 Hochschule?). Zum „gläsernen“ Verwaltungsgebäude sagt man hier: Klugscheißeraquarium...Der Fluß Mandau fließt in die Neisse. Die Stadt hatte eine innere und äußere Stadtmauer. Das hatte Ottokar von Böhmen so befohlen. Blumenuhr: Die berühmte Blumenuhr ist mit gelben und blauen Stiefmütterchen bepflanzt. Man benötigt dafür immer etwa 4000- 6000 Pflanzen. Das sagt jedenfalls Herr Kreibich, der Reiseleiter. Er liebt seine Heimat sehr und schwärmt, schwärmt. Mit seinen Meinungen bin ich nicht immer einverstanden. Hei wiest uns den´n Schlachthoff von Zittau, dei nu ok leer steiht. Hei meint, dat dei Stadt dorför Gammelfleisch ut Bayern kriegen deit. Dat kann jo moeglich sien... Bogatynia wita = Reichenau grüßt... In Bogatynia wiest uns dei Reiseleiter up dat Postgebäude hen. Dor is ein Postilljon tau seihn mit einen blagen Ümhang. Dat wier dei Kleedung von dei sächsische Post. Dormit wiest hei uns, dat Bogatynia eis dat düütsche Reichenau wier. Vörher harn wi an dei Grenz na Polen noch wat tau kieken. Dei Reiseleiter makte up einen Minschen upmarksam, dei siet -zig Johrenden jeden düütschen Bus mit einen „Hitlergruß“ begrüßen deit. Dat kann doch nich wohr sien...Ja, dor steiht ein groter, dünner, ölleriger, unrasierter Mann. Siene Armaut kickt em ut dei Ogen un einen Tähn schient hei ok noch bloten in sienen Mund tau hemm´n. Tatsächlich, hei häwt den´n rechten Arm piel in dei Höcht, dei Hand wippt ein bäten. Dat is för mi iehrer ein Tauwinken un nich „dei Gruß“. Uterdem schient dei Mann all dement tau sien. Dor möt man em nicks andichten, mein ick. (As wi Polen verlaten, denk ick noch an ´ne Bemarkung in Zittau. Wenn man na Polen führt, führt man dörch dei Chopinstrat. Dorut makten Lüd´, dei in Polen na dei Wend´n billig inköpen wulln, ´ne ShoppingStrat.) Wi verlaten Opole Zroi/ Bad Oppelsdorf, nadem wi dat grote Brunkohlenlock von wieden seihn harn un hürten, dat dat hier dei höchsten Löhn´ gäben deit un väle Polen ein eigen Hus hemm´n daun. Ok hier bläuhn Raps un dei Awtböm 10 oewerall. Int´ressant is, dat ein schmales Rapsfeld an dei Strat all dei Grenz na Tschechien is. Trennt ward Polen bloten dörch eine Scheid´, orrer einen Knick, as man bi uns segg´n deit, und dei pläugte Acker dorachter is all tschechisch. So führn wi einfach doran vörbie un denn dörch maiengräunet Holt na Tschechien. Dit Land hier üm Detrichow gehürte eis Wallenstein, denn dei Bibersteins, schließlich dei Kamp- Gallas. Südlicher harn dei Kinskys dat Segg´n. Weber besoechte ok dat Isergebirge, seech dei Wolfsschlucht un löt sick so inspirieren, dat dei „Freischütz“ entstünn´. Ich genieße die Fahrt durch Tschechien, verlebten wir doch früher mit unseren Kollegen und danach mit unseren Kindern und Freunden herrliche Ferien in der CSSR. Gern hätte ich mehr von Frydlant erblickt. Leider sehe ich Wallensteins Schloß nur aus der Ferne, ebenfalls die berühmte Kirche von Jablonec. Ich freue mich, durch Hermanice und Albertice zu fahren, denn auch hier gibt es genug Trabi- Spuren von uns. Schließlich landen wir in Liberec. Wir parken zwischen Rathaus und Theater. Ich freue mich, diese prächtigen Bauten noch einmal sehen, in einer tschechischen Gaststätte sitzen und einen kleinen Stadtrundgang machen zu können. Es ist sehr warm an diesem 1. Mai. 1.Mai 2012 Birkengrün am 1. Mai, Apfelkirschenbirnenblüten, Flieder, Raps und allerlei sollte friedlich man behüten. 2. Keine Demos? Keine Fahnen? Haben alle Brot und Lohn? Werksruinen lassen ahnen: Arme gibt´s zu viele schon. Gisela Reink Erster Mai in Liberec Ein großer, magerer, junger Mann, sehr ärmlich aussehend, schüchtern, stumm blickend, steht mit einem Zettel in der Hand am Rathaus der Stadt. Ein Busfahrer empfindet Mitleid und schenkt ihm einen EURO. Als sich der Mann glücklich für das viele Geld bedankt, gibt ihm der Fahrer noch eine Bockwurst mit Brot dazu. Der Beschenkte dankt, dankt, dankt und winkt den Reisenden bewegt nach. 11 Plötzlich ist für ihn der 1. Mai zum Feiertag geworden. Gisela Reink Uns´ Bus höllt achter dat Rathus un vör dat Theater. In dei Stadt sünd woll väle Investoren taugang´n wäst, denn nich bloten dei historischen Buwarke seihn wunnerschön ut, nee, nee, dei Hannel bläuht woll ok. Wenn ick mi nich verhürt heff, gifft dat hier 18 grote Supermärkte orrer Kophüser. Dei sünd gewiß bugt worden, üm Kund´n ut dat Utland antaulocken. Hier gifft dat ok ´ne Bibliothek, dei dei düütsche Literatur von dei düütschen Inwahners ut verläden Tieden sammelt un upbewohren deit. Wi gahn bet na dei Stratenbahnschienen, dei ok bloten 75cm Spurbreid hemm´n, un ´ne Extraschien löppt as drütte dornäben, dormit man ok mit ´ne anner Bahn dei Streck afführn kann. Dat´s gaut 12 dörchdacht, würklich. Hier un dor erkenn ick ein Hus werrer, denn ick bün jo vör dörtig un vierig Johrn öfters hier wäst. Nu möten wi den´n Barg werrer hoch, un J. G. is´n bäten kaputt. Dei Sünn schient bannig warm. Poor junge Lüd sitten up den´n Marktplatz un geneiten den´n frien Dag. Ünner dei Arkaden von ein Hus sitt in´n Schatten ein Mann un spält wunnerschön up siene Klarinett. Dor möt einen doch festlich üm dat Hart warden. Natürlich schmieten wi em `n Euro in dei Schal. As ein junger Kierl up eine Bank ein Sünnenbad nähmen deit, lecht J. G. sick up eine anner Bank un plägt siene Gesundheit. Wi willn in einen apen Laden inköpen. Ick mücht´ J. G. ein Ies spendieren. Dei Tschechin versteiht nich ein Wuurd düütsch un ick nich ein Wuurd tschechisch. Sei möt ierst telefonieren un anfragen, ob sei € annähmen kann. Sei un ick räden mit Händ´n un Fäut un verstahn uns nich. Sei kann 5€ annähmen, oewer bloten in Kronen rutergäben, dat versoecht sei mi mit Tahlen up einen Zettel tau verkloren. Dor lat ick dat Köpen sien un pack dat Ies werrer wech. Har ick ehr dei 5 € schenken süllt? Liberec is würklich grot, denn väle Dörper gehüren nu tau dei Stadt. Disse Stadt hett dordörch 120000 Inwahners. Wi führen in Richtung Jested. Up den´n Parkplatz von´n „Utspann“ können wi den´n Jested seihn. Hoch kamen wi nich, dat harn wi extra inplanen müsst. Disser Barg is´n „heiliger Barg“. Poormal wier ick tau DDR- Tieden all baben, un einmal in dei nägenziger Johren. Dat is ümmer ein Beläwnis, an dat ick mi giern erinnern dau. Nun geht es weiter in Richtung Varnsdorf. Ich genieße die herrliche Landschaft mit den Vulkanbergen. Dabei kommen wir durch das Dorf Zdzislawa. Von hier stammt die „Selige Sislava“, die inzwischen von dem Papst heiliggesprochen wurde und ihre letzte Ruhestätte in der Kirche von Jablonec fand. Wir werden auf fremdgenutzte Kirchen aufmerksam gemacht. Tschechien hat die meisten Atheisten. 13 Restaurierte Kirchen sollen durch die deutschen Sudeten erst möglich geworden sein. In den sechziger, siebziger, achtziger Jahren habe ich viele Kirchen in der CSSR gesehen. Sie gefielen mir alle sehr gut und waren alle gepflegt. Varnsdorf soll mit Zigeunern vollgestopft sein, die alle aus Prag ausgesiedelt wurden. Wir sehen viele vor den Häusern sitzen. Haben sie Arbeit? Wie leben sie? Die Häuser sehen alle ein bisschen „unordentlich“ aus. Varnsdorf – Vietnamesischer Tempel 16 Prozent der Varnsdorfer sollen Zigeuner sein. Wir werden auch auf ein Gebäude aufmerksam gemacht, leuchtend gelb gestrichen, von einem Kosovo – Albaner geleitet, in dem Geld gewaschen werden soll. In den Dörfern, noch mehr in Grenznähe, sollen ausschließlich Prostituierte wohnen, die den Straßenstrich nutzen. Meine Güte, wohin sind wir geraten? Gefällt das dem Land Tschechien? Ich finde das schrecklich. Ein Minimarkt, von Vietnamesen geleitet, bietet allerhand Waren an, von Weihnachtskugeln bis Alpa. Ich kaufe ein paar Kleinigkeiten. Ohne Alpa kein Besuch in Tschechien. Nach der Grenze sind es noch 7km bis Jonsdorf, also eigentlich ein schöner Fußweg. 14 Auf dieser Fahrt sehen wir noch ein Sühnekreuz aus dem Mittelalter. Wer getötet hatte, musste ein Sühnekreuz anfertigen. Danach wurde er hingerichtet. Wir werden auf besonders schöne Sandsteine aufmerksam gemacht, z.B. auch auf die Elefantensteine, die ein Naturdenkmal der UNESCO sind. Um Jonsdorf gibt es aber auch sehr bekannte Sandsteine, z.B. die Nonnenfelsen, zu denen es auch eine hübsche Sage gibt. Wir durchfahren natürlich Großschönau, wie auf den meisten Fahrten. Vor der Wende gab es 27 Webereien, heute 2. Vor der Wende arbeiteten hier 1600 Weber, heute 32...( Ich hoffe, ich habe mir die Zahlen richtig gemerkt). Die Erzeugnisse der Webereien hätten mich schon interessiert, besonders die Damastweberei, die eigentlich aus dem Orient stammt und vor langer Zeit hier heimisch wurde. Kurhaus: Ick bün kaputt. Dat warme Äten is nicks för mi. Ick lat mi Zägenkäs´ un Brot gäben. Abends sitten wi up dei Terrass´ un kieken uns ein bäten Australien an, dei meisten kegeln. 2. Mai, halb Zoahne -Oberlausitz, meene Freeide Dei grote Ütführlichkeit von gistern kümmt nu nich mihr, oewer dat wier miene Erinnerungsfohrt. Ick bün früh up un mak mienen Spaziergang dörch den´n Kurpark. Anner maken dat ok. Ick beobacht´ dei Aanten mit ehre Lütten un freu´ mi. Kuli un Pepier heff ick bi mi. So kann ick poor Vagels ut dei Volieren teiken. Bi dat Frühstück, Klock half nägen, hürn wi werrer dei Dreihorgel, un dei Wirt secht uns, wat hüt los is. Wi maken morgens ´ne Fohrt dörch dat westliche Zittauer Gebirge namirrags dörch dat östliche... 15 Wi seihn dei Nonnenfelsen bi Jonsdörp, hürn dei Sag´ dortau, seihn dat schönste Dörp Sachsens mit dei herrlichen Ümgebindehüser, dei mi ümmer werrer in Begeisterung versetten daun. Disse schöne Landschaft in disse schöne Johrestiet! Dat´s ein Beläwnis... 16 Wi seihn den´n Oybin un dei Hochtietskirch´. Ick bün trurig, dat wi nich anhollen daun. Ein Beläwnis is dei Besichtigung von dei Kirch´ in Großschönau: 17 Die Kirche wird von einem Förderverein gepflegt. Dies ist die 3. Kirche in diesem Ort. Das Taufbecken stammt noch aus der 2. Kirche des Mittelalters. Die 2. Kirche entstand um 1550 an der heutigen Stelle. Durch die Entstehung der Damastweberei und den Zuzug von Hussiten aus Böhmen war diese evangelische Kirche zu klein geworden. So umbaute man sie innerhalb von 2 Jahren und trug dann erst die alte ab. Erstaunlich ist, dass es 3 Emporen im Kirchenrund gibt, die sogar noch hinter den Altar führen. Somit haben annähernd 2000 Menschen Platz. Diese Kirche wird auch viel für Konzerte genutzt. Die historische Orgel ist mit Latten aus einer Bettenfabrik nach dem Krieg verschalt worden. Die heutige Orgel ist ein Neubau von etwa 1949. Die Kunstwerke stammen zumeist von Großschönauer Künstlern. So beispielsweise das Lutherbild von dem Maler Häbler. Die Bilder an der ersten Empore, gemalt in verschiedenen Grautönen, wirken nicht nur plastisch. Bei entsprechendem Lichteinfall sehen sie wie Zinn- Bilder aus. Das Altarbild wurde von einem Künstler des Dorfes gemalt, der sich Schenau nannte (Johann Elezar Zeissig). 18 Weil er so talentiert war konnte er trotz seiner Armut in Dresden und Paris studieren. Später war er Rektor der Kunstakademie in Dresden und leitete die Porzellanmalschule in Meißen. Das Bild schenkte er seiner Heimatgemeinde Großschönau. Die Grabstelle und das Schaudenkmal von Schenau befinden sich an exponierter Stelle auf dem Friedhof. Viele alte Grabsteine von bekannten Familien sind auf diesem Friedhof zu sehen und erinnern ein bisschen an den Friedhof in Bad Wörishofen. Eine große Grabstelle mit einem gewaltigen Stein bewegt mich besonders. Sie ist den totgeborenen und ungeborenen Kindern gewidmet. Ich mache mir Gedanken und frage dann unseren Herrn Linke, der heute weder Schäfer Jonas noch Leierkastenmann ist, sondern auf dieser Fahrt als Reiseleiter fungiert. Er bestätigt meine Überlegungen. 19 Die Rundfahrt nachmittags vergeht schneller. Es bleibt Zeit, einen Kaffee im Café zu trinken. Die Mittagspause hatten wir für einen Imbiss im Hotel genutzt. Abends singen Männer und Frauen aus Großschönau alles, was sich singen lässt. Dazu gehört natürlich das Oberlausitzer Heimatlied.(8 Sänger, 2 Gitarristen, 1 Klavier). 3. Mai, halb Zoahne- Oberlausitz, meene Freeide Morgens ist es schon so warm, dass man gemütlich auf der Terrasse sitzen kann. Wieder begrüßt uns Herr Linke mit der Drehorgel. Um „halb Zahne“ geht es heute mit seiner Tochter per Dampf-Bimmelbahn durch die Oberlausitz. Wir sitzen in einem offenen Waggon und haben vor uns eine Dampflock. Der Rauch ist nicht so angenehm, aber wir genießen trotz des scharfen Windes die Landschaft und die großen und kleinen, die alten und jungen Menschen, die uns fröhlich zuwinken. In Bertsdorf müssen wir allerdings in Richtung Zittau umsteigen. In Zittau werden wir fachkundig zur Blumenuhr geführt. Wir sitzen auf den Bänken im kleinen Park und warten auf die Musik, die täglich um 11 Uhr aus Porzellanglocken erklingt. Von Frankfurt aus wird die Uhreinstellung geleitet. Heute erklingen 2 Lieder: Sah ein Knab´ ein Röslein steh ´n und Am Brunnen vor dem Tore. Bei Sah ein Knab´ kann ich die Melodie überhaupt nicht erkennen, aber es gibt ja verschiedene Vertonungen... Das hübsche historische Gebäude, apfelsinenfarbig, nach Kirche oder Schloss aussehend, fungiert als Speise- und Bierlokal. Es ist ein Kultuhrgebäude. Wir gehen durch die Stadt, sehen schöne Bürgerhäuser und das restaurierte Rathaus. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass Teile dieser Stadt der Braunkohle weichen sollten. Vom 2. Weltkrieg war Zittau nicht betroffen, aber vom Siebenjährigen Krieg, bei dem Zittau durch Beschuss der Österreicher zum größten Teil zerstört wurde. Beim Neuaufbau wurde auch Schinkel zu Rate gezogen, und die Johanniskirche wurde nach seinen Plänen gebaut. Trotz der tollen Bauweise gefällt sie mir nicht, weil die Grautöne für meine Begriffe einfach nur kalt sind und mich innerlich frieren lassen. Wenn nach dem Restaurieren die bunten Bleiglasfenster wieder in ihrer Farbenpracht erstrahlen, mag alles anders sein. Die sehr große Christusfigur als Altarfigur ist ungewöhnlich, berührt mich aber auch nicht. Nur die Holzarbeiten an der Empore gefallen mir, weil es feine Reliefs sind. Wie Frauen so sind, ein paar kleine Läden werden aufgesucht. Dann geht es zum Bahnhof. Die „Gag - Figur“ ist ein Bahnschaffner von der „Königlich sächsischen Staatsbahn“. Sein fehlendes Gesicht kann durch jedes menschliche Gesicht ersetzt werden, und so wird fleißig fotografiert. 20 Wir steigen wieder in die Bimmelbahn mit ihrer 750 mm breiten Spur und speisen im „Barwagen“. Ein Mittagessen während der Fahrt. Na, das ist doch wieder die Idee von unserem Kurhaus- Besitzer. Es gibt einen sehr guten Eintopf und ein riesiges Stück Zupfkuchen. Wir fahren im offenen Wagen weiter nach Oybin. 21 22 23 Zur Hochzeitskirche soll man 70 Stufen steigen. Ich getraue mich nicht, andere von uns auch nicht, dabei soll der Aufstieg gar nicht so beschwerlich gewesen sein. Da ich zu gern einmal in meinem Leben auf dem Oybin gewesen wäre, spreche ich mit Fahrern, die per Bus die Menschen durch das „Land schaukeln“. Sie raten zum Warten, weil es eine kleine „Burgbahn“ gibt, die in 20 Minuten kommen würde. Es klappt. Wir können hochfahren, aber nichts besichtigen, da die Zeit fehlt. Das Hochgehen wäre sehr beschwerlich gewesen, das Hochfahren ist es auch. Wir werden durchgeschüttelt und durchgerüttelt. Das Bähnlein holpert und stößt uns bergauf. Der Fahrer erzählt uns allerhand. Wir sehen die Hölle, den Ritterweg, die Freilichtbühne. Auf dem Berg ist eine Burg, die später als Kloster genutzt wurde. Es befindet sich hier auch noch der Friedhof. Wer dort zur letzten Ruhe gebettet werden möchte, der wird dort beerdigt. Dieser Friedhof ist der einzige seiner Art in Europa. Jeder von uns genießt die Aussicht. Ehepaar W. schaffte den Weg sogar zu Fuß. Auf dem Oybin Ich wollte dich nicht nur sehen, ich wollte auch auf dir stehen, wollte berühren dein Sandsteinkleid, du Uraltgestein aus der Kreidezeit. Zwar nicht mit eigener Kraft, 24 doch ist es mir noch gelungen, dass ich´s bis oben geschafft. Beinahe hätt´ ich gesungen. Gisela Reink Sandsteinfelsen Oybin Der Oybin in Oybinvon der Erde geformt, von Kaisern und Kirchenleuten bewohnt, von den Dorfbewohnern als letzte Ruhestätte auserkoren, von Wanderern bestiegen und bewundertist und bleibt ein erdgeschichtlich interessanter, von Menschenhand geprägter, von Wäldern umhüllter besonderer Stein, mitten in der schönen Oberlausitz. Gisela Reink Danach geht es per Bahn nach Bertsdorf. Dort warten wir länger. Von dort bis nach Jonsdorf sind es nur einige Minuten. Abends soll gegrillt werden, wurde natürlich auch. Aber wegen des Wetters saßen wir in der Veranda. Ein Alleinunterhalter spielte und erzählte gekonnt. Als er Heimatlieder aus verschiedenen Teilen Deutschlands spielte schlug ich vor, etwas aus Mecklenburg zu spielen, z. B. Wo die grünen Wiesen oder Wo dei Ostseewellen. Wie das so bei Texten ist, zuletzt sang ich fast allein- und das bei meiner Stimme... 4. Mai, halb Zahne- Oberlausitz, meene Freeide Heute geht es über Zittau nach Görlitz. Ich bin begeistert, wie schön diese Stadt aussieht. Anfang der achtziger Jahre hatte man bereits mit dem Restaurieren begonnen. Damals staunte ich schon über die schönen Häuser. Nun sind die meisten die reinsten Prachtstücke. Sie weisen auf den Reichtum der Stadt hin und haben die herrlichsten Stuckarbeiten an den Häusern. Es beeindruckt mich der „dicke Turm“, der heute ein historisches Museum ist. Am Stadttor sehe ich restaurierte Wappen von den Städten des 6 - Städtebundes (Görlitz, Zittau, Bautzen, Kamenz, Löbau, Lauban). Wir werden auf die Besonderheiten von Görlitz aufmerksam gemacht: Rathaus, Flüstersteine, die Kirche St. Peter und Paul. Die Sonnenorgel mit den hellgrünen Farbverzierungen beeindruckt genauso wie die herrliche goldverzierte Kanzel. Der große banklose Platz in der Kirche, der zum „Spielen“ genutzt wird, ist schon eine Besonderheit. Wir gehen 25 hinunter zur Neiße. Eine neue Brücke von 2005 führt in den polnischen Teil der Stadt, wir bummeln anschließend durch die Straßen von Görlitz. Für mich ist diese Fahrt auch eine Fahrt durch die Geschichte des Dreiländerecks. Sie ist dermaßen verzwickt, verworren, verwoben, als dass man die 3Teile dieser Region ganz trennen könnte. Willkürlich wurden im Laufe der Geschichte die Grenzen von Kaisern und Königen gezogen. Zeitweise gehörten die Lausitzer zu Böhmen, Österreich- Ungarn, dann wieder zu Wallenstein, dann zu Sachsen, zu Preußen, dann zu Deutschland. Die Liberecer gehörten zeitweise zu Österreich, zu Deutschland, danach zu den Tschechen. Die Oberlausitzer und die Menschen aus dem Isergebirge u.s.w. gehören eigentlich alle zum Stamm der Sudeten, schließlich ging, nach Gründung der Tschechoslowakei 1918, der Name Sudeten auf die im Norden wohnenden Deutschen über. Das Bergland ist hüben und drüben Lausitzer Bergland, wird aber nur noch in Tschechien so genannt.. Das polnische Bogatynia gehörte einst zum Kreis Zittau. Im Ergebnis des 2. Weltkrieges verkleinerte sich der Zittauer Kreis um die Hälfte. Der Einfluß der Österreicher, Böhmen, Ungarn auf die Bauweise in Görlitz, Zittau und andere Städte ist heute noch erkennbar. Diese Länder hatten auch einen erheblichen Einfluß auf die Industrie in dieser Region, denn hier wurde früher ausschließlich für Österreich- Ungarn produziert. Herrnhuter Unität: Ich freue mich, Herrnhut einmal näher kennenzulernen und merke, dass ich sehr wenig weiß. Die Herrnhuter gingen aus der Hussitenbewegung hervor. Sie wurden vertrieben und erhielten in der Oberlausitz Land. Als evangelische Freikirche missionieren sie in aller Welt. Es gibt an die 800.000 Herrnhuter auf der Erde. Die Unität ist eine kleine Stadt für sich. Wir haben die Gelegenheit, einen Blick in die „Kirche“ zu werfen: schlicht, weiße Bänke, quer stehend, hell. In einem der Häuser werden auch Behinderte betreut. Der Herrnhuter Weihnachtsstern wird hier noch immer hergestellt und hat eine interessante Geschichte. Sorben: Die Sorben, Kroaten, Serben waren einst ein slawisches Volk im Osten, dass aus seiner Heimat vertrieben wurde und sich im 6. Jahrhundert woanders ansiedelte. Die Sorben kamen in die Lausitz, die Serben und Kroaten siedelten sich auf dem Balkan an. Trotzdem verstehen sich die Menschen dieser Länder noch heute sprachlich. In der Lausitz siedelten die Sorben, Franken, Sudeten. Soviel Wirrwarr in der Geschichte dieses Gebietes ist für mich unbegreiflich. Bevor ich das alles hörte, hätte ich jede Erzählung als Revanchismus gesehen. Leider gibt es auch Menschen, die durch eigenes Erleben die Ergebnisse des 2. Weltkrieges nicht anerkennen wollen. Sie bedenken nicht, dass ihr Land über Jahrhunderte ein Spielball der internationalen Politik war. Ich lernte viele Menschen kennen, die voller Heimatliebe die Traditionen ihrer Heimat pflegen und den Urlaubern verständlich machen. Ich bin begeistert und berührt. 26 Kloster Marienthal ist ein wunderschönes restauriertes Kloster –gewesen. Bei dem großen Hochwasser vor einiger Zeit stand das Gelände komplett unter Wasser, etwa um die 2 Meter. In der Kirche stehen noch elektrische Heizungen, die Tag und Nacht diese wertvolle Räumlichkeit austrocknen sollen. Der Putz musste von den Mauern innerhalb und außerhalb des Klosters abgeschlagen werden, damit die Gemäuer austrocknen können. Überall wird gearbeitet. Bei mehr Zeit wäre eine Führung sicher wertvoll gewesen. Nun habe ich nur eine herrliche Landschaft mit Blick auf eine romantische Klosteranlage im Tale, sommerliches Wetter und blühende Rapsfelder in Erinnerung. Abends gibt es ein 6- Städte- Menü. 5. Mai, halb Zoahne- Oberlausitz, meene Freeide Heute geht es zu den Spreequellen nach Neugersdorf, Ebersbach und Waldorf am Kottmar? Die Orte Neugersdorf und Ebersbach sind inzwischen eine Stadt geworden. Es gibt 3 Spreequellen. 1. wasserreichste Quelle, 2. älteste, historische Quelle, 3. am höchsten gelegene Quelle. Vor der 1. Quelle steht natürlich die Drehorgel. Wir hören Berliner Musike und erhalten eine Berliner Weiße mit „Schuß“. J.G. und der Fahrer versuchen sich auch an der Drehorgel. 27 28 29 Von dort geht es zur historischen Quelle mit dem Brunnenhäuschen aus Metall. Die Tochter von Herrn Linke führt uns heute wieder. Die Quelle am Kottmar befindet sich in etwa 800m Höhe. Der Weg durch den Wald steigt langsam an. Wir ruhen aus, fotografieren und lauschen dem Plätschern der höchsten Spreequelle. Die Mauern über der Quelle sind gleichzeitig ein Kriegerdenkmal von 1914 bis 1918. Eigentlich wollen wir durch Cunersdorf fahren, aber dort ist Dorffest. Wir besuchen noch die Sommerrodelbahn in Oberoderwitz. Ich staune, wer dort alles rodelt, J. G., Herr G., N. W., Frau R. u.a. Ältere Menschen haben eben auch noch ihre Freude daran... Abends Spanferkelessen und Tanz. Unser Wirt tritt als rosa Ferkelchen, barfuß, mit Harmonika auf. Abschließend spielen 2 Musiker zum Tanz auf. 30 31 32 Besonderheiten des Essens: Lausitzer Essen, 3 Länder - Menü, 6 Städte Menü, Grillabend, Spanferkelessen, Essen in der Dampf - Bimmelbahn. Ein ganz besonderer Hotelbesitzer Er empfängt seine neuen Gäste in Frack und Zylinder, winkend, drehorgelnd, Schmalzstullen und hauseigenen Kräuterschnaps anbietend, seine Gäste täglich zum Frühstück mit Drehorgelmusik begrüßend, sie damit fröhlich auf den Tag einstimmend, als Schäfer Jonas in Mönchskutte, barfuß Schafe und Ziegen treibend, die Hotelgäste mit Land und Leuten bekannt machend, sie zum Wassertreten animierend, als Reiseleiter die Heimat erklärend, rezitierend, die Mecklenburger mit seinem Dialekt bekannt machend, sich als harmonikaspielendes, barfüßiges Schweinchen humorvoll um die Gäste kümmernd. Das habe ich noch nie erlebt. Gisela Reink Oberlausitz, meene Freeide 33 Ich erfreue mich an der blühenden Natur, es schmerzen mich aber verfallende Industrielandschaften. Es verzaubern mich die grünenden Wälder in diesen Gebirgsgegenden. Ich muß einmal im Jahr die Berge sehen, könnte aber niemals ständig dort wohnen. Interessiert betrachte ich die jahrhundertealten Umgebindehäuser und wünsche mir, dass sie alle Zeiten überdauern. Ich bin begeistert, diese Fahrt mitgemacht zu haben und hoffe, dass die anderen Reisenden sich auch verzaubern lassen. Gisela Reink Die Rundfahrten durch die wunderschöne Oberlausitz bewirken, dass ich die umfangreiche Geschichte des Dreiländerecks nun besser verstehe. Am 6. Mai geht es heimwärts. Ich, ein bisschen lädiert, werde diesen zauberhaften Urlaub nie vergessen. Gisela Reink Den Text schrieb wie immer in ungewöhnlicher Weise, Gisela Reink, unsere „Reiseschriftstellerin“ und Mitbegründerin des Rostocker Plattdüütsch Krinks Die Bildautoren: Elke Riedel (Graal-Müritz) und H. Jürgen Grebin (Rostock) versuchten, dem Text gerecht zu werden 34 35 36 37