MTV Vorsfelde - MTV 1862 eV Vorsfelde

Transcrição

MTV Vorsfelde - MTV 1862 eV Vorsfelde
150 Jahre
MTV Vorsfelde
1
150 Jahre
MTV Vorsfelde
Festschrift des Vereins zum Jubiläum 2012
2
© 2012 MTV 1862 e.V. Vorsfelde
Alle Rechte vorbehalten
Verantwortlich: Werner Reimer, Lutz Hilsberg
Autoren: Dietrich Köther, Michael Michalzik
Layout und Satz: Michalzik & Partner
Druck: Voigt Druck GmbH Gifhorn
Auflage: 2100 Exemplare
Fotos: MTV Vorsfelde, privat, Wikipedia, Michael Michalzik, Lars Landmann,
Photowerk (Sebastian Bisch), Stadtarchiv Wolfsburg
Herausgeber: MTV Vorsfelde
3
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
Grußworte
Prolog 4
10
DIE GESCHICHTE DES MTV VORSFELDE
Von der Gründung bis zum Ersten Weltkrieg 12
Die Weimarer Republik 37
Der MTV im „Dritten Reich“ 51
Kontinuität und Neubeginn 62
Der Weg zum Großverein 77
Der MTV heute 89
EHEMALIGE VORSITZENDE IM INTERVIEW
Neue Sparten, neue Strukturen: Die Ära Ernst Streeck
101
Bernd-Rüdiger Obst: Die magische Zahl 2000 erreicht
104
Hartmut Arnold: Der große Kraftakt – Das MTV-Center entsteht 107
DER MTV IM ÜBERBLICK
Der Vereinsrat
Die Sparten Die Sportstätten 110
112
121
Die Mitglieder 130
Anhang
153
10
Prolog
Von Dietrich Köther
ie Anfänge des Turnens in Deutschland sind untrennbar mit dem Namen Friedrich
Ludwig Jahn, dem „Turnvater“, verbunden. Er sah in der Entwicklung des Turnens
auch einen Zusammenhang mit politischen Zielen: die Befreiung Deutschlands von französischer Fremdherrschaft und der Gedanke an ein geeintes Deutschland unter preußischer Führung.
Es war Jahns Hauptanliegen, die Jugend für den Kampf gegen Frankreich zu stärken. Mit
seinen Schülern unternahm er ausgedehnte Wanderungen. Hinzu kamen Schwimmen,
Spiele und regelmäßiges Turnen. Am 19. Juni 1811 entstand der erste deutsche Turnplatz
auf der Hasenheide bei Berlin. An von Jahn entwickelten Geräten, wie Reck und Barren (1), wurden die Übungen durchgeführt. Beide Geräte gehören heute noch zum Standardinventar eines Turnvereins. Durch Riegenbildung versuchte Jahn ein kampfkräftiges
Kollektiv zu bilden. Er führte entsprechende Wettkämpfe ein, lehnte aber militärischen
Drill ab. Bis zur Revolution 1848 waren Turner und Studenten die geistigen Träger des
Gedankens von Einigkeit und Freiheit Deutschlands.
Die Turnerflagge mit den vier „F“ Frisch, fromm, fröhlich, frei geht auf Jahn zurück. Für
das 19. Jahrhundert passten die vier Worte, heute werden sie kaum noch gebraucht. Die
Turnbewegung des Vormärz war liberal gesinnt und einige Turner, unter anderem Jahn,
waren auch 1848 Mitglieder der Nationalversammlung der Frankfurter Paulskirche. Das
liberale Bürgertum formte sich 1859 neu und schloss sich mit dem Nationalverein zu-
D
Frühe Leistungssportler – die Musterriege des MTV Vorsfelde 1912/13 (von links): K. Franze, F. Lucas, H.
Behrens, R. Behrens, W. Mahlmann, H. Witte, W. Haselhorst, W. Hartmann .
(1) Brockhaus Enzyklopädie
11
Die beiden Seiten der historischen Vereinsfahne. Der „Männer-Turn-Verein“ zu Vorsfelde zeigte sein Banner
mit dem leuchtenden Rot stolz bei vielen Veranstaltungen. Eine feste Vereinsfarbe gab es damals noch
nicht. Die andere Seite trägt den alten Turnergruß „Gut Heil“, der seit 1817 von deutschen Sportlern verwendet wurde. Traditionell wurden die Worte vor einer Übung am Gerät gesprochen. Das Kreuz besteht aus
vier F: „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ – die Worte von Turnvater Jahn.
sammen. Diese neue Partei veranstaltete vom 16. bis zum 19. Juni 1860 in Coburg das
erste „Deutsche Turn- und Jugendfest“. Dieses fand in der Öffentlichkeit Beachtung und
war eine Werbung für das Turnen allgemein. Hiernach bekam die Turnbewegung neuen
Schwung. Das führte Anfang der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts zu zahlreichen Neugründungen von Turnvereinen, die auch die ländlichen Gebiete erfassten. Das Vereinsturnen formierte sich meist unter dem Namen „Männerturnverein“.
Das Turnwesen in seinen Anfängen steht im engen Bezug zu den Entwicklungen der studentischen Burschenschaften. Schon 1815 schlossen sich in Jena Studenten zusammen.
Zu ihren Bundesfarben wählten sie die Farben der Uniform des Lützowschen Freikorps.
Schwarz waren die Uniform, rot die Kragenspiegel und gold die Uniformknöpfe. Daraus
entstand die Flagge mit den Farben Schwarz, Rot und Gold, die auf dem Wartburgfest
1817 erstmalig gezeigt wurde. Dieses Jahr war der Höhepunkt, aber auch gleichzeitig der
Wendepunkt der frühen Turnbewegung. So schrieb die Berliner Morgenpost: „(…) auf einem freien Platz hatten junge Leute Gelegenheit, sich im Ringen, Laufen, Klettern, Springen (…) zu üben.“ Allein in Preußen gab es über hundert Turnplätze (2). Die Ereignisse des
Wartburgfestes mit Festansprachen zur Einheit und Freiheit Deutschlands erregten den
Argwohn der deutschen Fürsten. Die Ermordung des in russischen Diensten stehenden
Schriftstellers August von Kotzebue durch den Burschenschaftler und Turner Carl Ludwig
Sand am 18. März 1819 führte zu den Karlsbader Beschlüssen, die unter anderem auch
das Verbot des Turnens auf öffentlichen Plätzen zum Inhalt hatten. Jahn, als sogenannter
Demagoge, wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Die Turnsperre galt von 1820
bis 1842. Trotzdem wurde Turnen an den Schulen weiterentwickelt, da die preußische
Regierung den politischen Wert des Turnens schätzte und das Unterrichtsfach förderte.
(2) Wikipedia, 30.01.2007

Documentos relacionados