„Meine größte Hoffnung: dass sich die Integration verwirklicht

Transcrição

„Meine größte Hoffnung: dass sich die Integration verwirklicht
„Meine größte Hoffnung: dass sich die Integration verwirklicht“
Michael Hippler, Leiter der Abteilung Afrika und Naher Osten bei MISEREOR, war im Februar zu
Besuch auf Goedgedacht. Nach seiner Rückkehr sprachen wir mit ihm über die neue POP-Akademie,
engagierte Jugendliche und interessierte Bürgermeister.
Im Februar haben Sie das Programm „Path out of Poverty“ (POP) besucht. Was gibt es Neues in
Goedgedacht?
Im vergangenen Jahr hat das Team der Goedgedacht Farm das dritte Kinder- und Jugendzentrum
eröffnet. Und sie weiten die Freizeitangebote im musikalischen und im sportlichen Bereich aus. Neu
hinzugekommen ist zudem die „Computeralphabetisierung“, also Computerkurse für die
Jugendlichen. Gerade ist die „POP-Akademie“ im Bau. Die Mitarbeiter von POP merken, dass sie in
den Jugendzentren Jugendliche aus der unmittelbaren Umgebung brauchen, die in der Lage sind,
einzelne Programme selbst zu gestalten. Aber dafür benötigen sie ein gewisses Hintergrundwissen
und das will Ingrid Lestrade, die Leiterin des POP-Projekts, mit anderen Mitstreitern in dieser
Jugendakademie vermitteln. Die POP-Akademie erhöht die Multiplikationswirkung des Projektes
sehr, da auch Jugendliche aus anderen Provinzen eingeladen werden können.
Was werden die Jugendlichen in der Akademie lernen?
Sie sollen unter anderem lernen, eigene Programme zu planen und umzusetzen. Dabei wird die
Führungskräfteausbildung so allgemein sein, dass die Absolventen in verschiedenen Bereichen
arbeiten können, zum Beispiel auch in Programmen für städtische Jugendliche. Das ist wichtig, denn
die südafrikanischen Jugendlichen – 50 Prozent der Bevölkerung – stehen vor großen
Herausforderungen für ihre eigene soziale, berufliche und ökonomische Zukunft.
Unterstützt die Kommunalverwaltung das POP-Programm?
Das Projekt bekommt im Moment sehr viel Zuspruch von Medien und Politik. Viele Bürgermeister aus
den umliegenden Gemeinden merken langsam, wie sehr die Kinder und Jugendlichen vom Programm
profitieren. Sie merken, dass die Jugendlichen hier neue Freizeitmöglichkeiten finden, die sie davon
abhalten, gewalttätig zu werden, Alkohol zu trinken oder Drogen zu nehmen. Es gibt mittlerweile
auch eine gute Zusammenarbeit mit den Kindergärten und Schulen in der Umgebung. Dieser direkte
Kontakt ermöglicht es beispielsweise, das Schulprogramm am Nachmittag in den POP-Zentren
sinnvoll zu ergänzen.
Ingrid Lestrade ist jetzt von Organisationen in Namibia und Simbabwe eingeladen worden, das POPProjekt vorzustellen.
Ja, es geht darum, das Projekt mit den dortigen Partnern weiterzuentwickeln. Das zeigt, dass wir mit
POP auf dem richtigen Weg sind. Ich bin immer begeistert zu sehen, mit wie viel guten Gedanken das
Februar 2012
Team in Goedgedacht in die Planungen geht, mit wie viel Engagement sie die Pläne umsetzen, wie
gut sie vernetzt sind, um beispielsweise lokale Firmen als Sponsoren zu gewinnen.
Wie unterstützen die Firmen das Programm?
Die lokalen Förderer sponsern natürlich gerne sichtbare Dinge, also ein Gebäude, einen Saal, einen
Computer, auf dem dann vielleicht auch der Name des Sponsors steht. Aber ich glaube, ein solcher
Saal, ein solcher Computer kommt eben nicht dahin, ohne dass es Leute gibt, die das Ganze planen,
ideell vorbereiten, umsetzen und begleiten, die dafür sorgen, dass die gesponserten Dinge auch den
richtigen Nutzen finden. Dafür ist das Personal von POP ganz wichtig. Weil es eben diese guten Ideen
hat und auch Kontakte knüpft zu den Firmen, zu den Kommunen und sogar bis hinein in Parlament
und Regierung. Damit sorgen die Mitarbeiter dafür, dass POP überhaupt erst möglich wird. Und hier
setzt die Förderung durch MISEREOR an.
Was will MISEREOR durch die Unterstützung des POP-Programms erreichen?
Farmarbeiterkinder waren in der Vergangenheit sehr stark isoliert. Das Programm führt dazu, dass
das Selbstbewusstsein und der Stolz der Jugendlichen wachsen. Damit erhöht sich auch die
Integration der gesamten Jugend in die südafrikanische Gesellschaft. Das ist meine größte Hoffnung:
dass sich die Integration verwirklicht.
Das Interview führte Petra Kilian
Februar 2012