Wo sich Erotik auf Jean Paul reimt

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Wo sich Erotik auf Jean Paul reimt
24 Fichtelgebirge
Nordbayerischer Kurier | Freitag, 31. Januar 2014
Wohl kein Radon
in der Schule
BISCHOFSGRÜN. Die Raumluft in der
Grundschule ist nicht mit Radon belastet, so auf Nachfrage die Einschätzung von Bürgermeister Stephan Unglaub. Erhöhte Radonwerte in der
Schule in Fichtelberg und im Rathaus
von Warmensteinach hatten zuletzt für
Schlagzeilen gesorgt (der Kurier berichtete). Die Schulen in Warmensteinach und Mehlmeisel haben bei
Messungen keine deutlich erhöhten
Werte gezeigt. Bleibt Bischofsgrün.
Gemessen wurde hier nicht. Unglaub
stützt sich bei seiner Einschätzung auf
das Urteil eines Geologen. Der habe
ihm gesagt, die Schule steht auf Schieferboden, der im Gegensatz zu Granit
agw
kein Radon abgibt.
Frühschoppen
mit der ABL-ND
Zwei Verletzte bei Frontalzusammenstoß auf der Bundesstraße 303
Zwei Verletzte und zwei zerstörte Autos
sind die Bilanz eines Unfalls auf der
Bundesstraße 303 bei Bad Alexandersbad am Donnerstagmorgen: Nach
Erkenntnissen der Polizei fuhr eine Frau
mit ihrem Ford Fiesta von Bad Alexan-
dersbad in östlicher Richtung in die
B 303 ein. Aus nicht bekannten Gründen geriet sie dabei auf die Gegenfahrbahn. Ein älterer Mann aus Nagel, der
gerade auf der Bundesstraße mit seinem Audi A 3 in westlicher Richtung un-
terwegs war, hatte keine Chance, den
Frontalzusammenstoß zu vermeiden.
Mit schweren Verletzungen wurden die
beiden Fahrer – beide waren alleine in ihren Autos unterwegs – ins Krankenhaus
gebracht. Der Rettungshubschrauber,
ebenfalls im Einsatz, wurde nicht für den
Verletztentransport gebraucht. Die
B 303 war total gesperrt. Die Feuerwehr
leitete den Verkehr um, musste Flüssigkeiten binden und die Unfallstelle aufräumen.
Foto: Gewinner
NEMMERSDORF. Am Sonntag, 2. Februar, um 10.30 Uhr beginnt die Alternative Bürgerliste NemmersdorfDressendorf (ABL-ND) ihren Kommunalwahlkampf mit einem Weißwurstfrühschoppen im Feuerwehrhaus. Eingeladen sind dazu alle Bürger und Bürgerinnen. Der Amtsinhaber, Erster Bürgermeister Günter Exner, wird selbstverständlich auch anred
wesend sein.
Wo sich Erotik auf Jean Paul reimt
Lang Bräu aus Schönbrunn hat das erste „Schneemannbier“ kreiert – Marktnische Spaßbiere
SCHÖNBRUNN/BISCHOFSGRÜN
Von Andreas Gewinner
Jakob, der größte Schneemann der
Welt, steht seit über drei Jahrzehnten beim alljährlichen Schneemannfest auf dem Bischofsgrüner
Marktplatz im Mittelpunkt. Mit
reichlich 32 Jahren ist er alt genug,
Bier zu trinken. Deshalb gibt es dieses Jahr erstmals ein eigenes
„Schneemannbier“.
Die Idee für das Schneemannbier entstand in Bischofsgrün. Gebraut aber
wird es in Schönbrunn im Landkreis
Wunsiedel, bei Lang Bräu. Innenansichten aus einer der letzten Brauereien im Fichtelgebirge. Einer Brauerei,
die der Welt das „Jean-Paul Bier“ und
das „Erotikbier“ geschenkt hat.
„Ich heiße Hopf. Wie Hopfen und
Malz.“ Jürgen Hopfs Name ist ein Gottesgeschenk für einen Brauer. Der 57Jährige ist Geschäftsführer und Eigentümer von Lang Bräu. Und eine echte
Marke. Filzhut mit Sträußchen am
Bund, halblange Lederhose, Trachtensocken, kariertes Hemd. Zünftige Kostümierung für den Pressetermin?
„Nein, so laufe ich immer rum.“ Es
klingt fast beleidigt. Sohn Richard, der
mit im Geschäft ist, sagt todernst: „Mein
Vater hat nichts anderes.“
Brauer haben es nicht leicht in
Deutschland. Seit Jahren sinkt der
Bierkonsum in der Heimat des Bieres.
Die Großen werden immer größer, am
anderen Ende des Spektrums entstehen immer mehr Gasthaus- und Mikrobrauereien. Die Brauereien dazwischen, der Mittelstand, sterben einen
leisen Tod. Zum Mittelstand gehört
auch Lang Bräu, mit zehn Beschäftig-
Ist genauso eine Marke wie seine Spaßbiere: der Schönbrunner Brauer Jürgen Hopf. Vorne rechts seine neueste
Idee: das Schneemannbier, in Anlehnung an den größten Schneemann der Welt in Bischofsgrün.
Foto: Gewinner
ten und 10 000 Hektolitern Jahresausstoß. Das Hauptabsatzgebiet liegt
„30 Kilometer rund um den Kirchturm“, sagt Richard Hopf. Hauptabsatzschienen sind Gastronomie und
Getränkemärkte. Im Schraubstock
zwischen Riesen- und Zwergbrauereien hat Lang Bräu überlebt, „weil wir
ständig investieren, zuletzt in eine neue
Abfüllerei mit weniger Energie- und
Reinigungsmitteleinsatz. Das Geld
bleibt im Unternehmen“, sagt Jürgen
Hopf.
Und da wären noch die Spaßbiere
von Lang. Es fing vor über zehn Jahren
an mit einer Faschingsidee. Jürgen
Hopf gehört zum Schönbrunner
Stammtisch der „Wurzelstolperer“, die
alljährlich einen Faschingsumzug
durch das kleine Schönbrunn veran-
stalten. Und dazu sollte es ein „Erotikbier“ geben. Die Erotik bestand aus einer nackten Schönheit auf dem Flaschenetikett. Die Leute haben ihm das
Bier in so großen Mengen aus den Händen gerissen, dass aus dem Gag für ein
paar tolle Tage ein bis heute laufendes
Produkt wurde.
Nicht jeder fand die Idee mit dem
Erotikbier witzig, auch negative Reak-
tionen bekam Hopf. Aber vor allem jede Menge Publizität. Jürgen Hopf und
sein Bier waren im Fernsehen in „Taff“,
„Es kann nur Einen geben“ und „Wahre
Liebe“, Lilo Wanders und Verona Pooth
tranken werbewirksam sein Erotikbier,
er war im „Playboy“ und im „Penthouse“. Und Jürgen Hopf selbst stand
seinem Erotikbier-Fotomodell in nichts
nach. Und posierte für Pressefotos nur
mit einer Brauerschürze bekleidet am
Sudkessel. Doch auch jugendfreie
Spaßbierideen hat Jürgen Hopf: das
„Papst Benedikt-Bier“, das bis in die römische Gastronomie abgesetzt wird.
„Geburtstagsbier“ in Zweiliterflaschen.
„U-Hu“-Bier (für „Senioren unter Hundert“). Und mit dem „Jean-Paul-Bier“
zum Jubiläumsjahr 2013 erwies sich
der Erfinder des Erotikbiers als echter
Frauenversteher. Das Jean-Paul-Bier ist
ein kräftig-süßes Bier, das auf das überwiegend weibliche Publikum bei JeanPaul-Lesungen abzielte, „Frauen mögen kein herbes Bier“.
Die Idee zum Schneemannbier begann mit einem Unglück. „Ich hatte einen Herzinfarkt, weil mich die Erotik
so anstrengt.“ Hopf kam zur Reha in
die Höhenklinik. In Bischofsgrün traf
er eine Bekannte, die im Autohaus
Greiner arbeitet. Und dessen Chef Jürgen Greiner brachte im Gespräch die
Idee mit dem Schneemannbier auf. Gesagt, getan. Das Ergebnis hat heute
Abend im Landgasthof Benker am Bischofsgrüner Markplatz Premiere. Ansonsten gibt es das Schneemannbier in
Bischofsgrün im Getränkemarkt an der
Aviatankstelle.
Bei Langbräu machen die Spaßbiere
inzwischen rund 20 Prozent vom Umsatz aus. Und ihr Marketingwert ist
schlicht unbezahlbar.
Nachwuchssorgen bei den Karls
Immer weniger Kinder werden auf den alten Namen getauft – 24 Teilnehmer beim Karlstag in der Gaststätte Lochmüller
GEFREES
Großer Tag für die Koarls der Region,
die sich alljährlich in Gefrees zum „Koarlstag“ treffen. War es am 28. Januar
doch genau 1200 Jahre her, dass Namensgeber Karl der Große verstarb. So
hielt Karl Wirth aus Helmbrechts, einer der 24 Karls, die sich in der Gaststätte Lochmüller einfanden, vor dem
geselligen Teil erst einmal einen Vortrag über den Kaiser des Frankenreiches. Und auch eine Gedenkminute,
initiiert vom schon vor Jahren von den
Koarls auf den Namen Karl-Rudolf
Ruckdeschel umgetauften Altbürgermeister, wurde noch abgehalten. „Zehn
Sekunden reichen aber“, befand Ruckdeschel. Bevor dann Karl-Hermann
Potzel mit dem Akkordeon, immer wieder zwischendurch abgelöst vom Goldkronacher Karl-Georg Wolfshöfer an
Musik und gute Laune stehen im Mittelpunkt, wenn die Koarls, wie im Bild
Karl-Georg Wolfshöfer, am Koarlstag zum Instrument greifen.
Foto: Judas
der Gitarre, das Regiment übernahm
und die angestimmten traditionellen
Wirtshauslieder begleitete. Und auch
immer wieder unterbrochen wurde,
wenn einem der Karls eine Geschichte
einfiel. Denn feiern können sie, die verbliebenen, zum Teil schon hochbetagten Karls, die in Gefrees eine über 90jährige Tradition hochhalten.
Auch wenn man schon über fehlenden Nachwuchs klagt. „Es heißen halt
kaum noch Kinder Karl“, bedauert beispielsweise Karl-Heinz Jung. Wobei,
vielleicht ändert sich das gerade. Denn
laut einer Übersicht auf der Seite beliebte-vornamen.de steht Karl oder Carl
immerhin auf Platz 56 der beliebtesten von Eltern gewählten Namen. Er
komme nur „langsam wieder in Mode“, stellt Jung fest.
Dafür sind die verbliebenen Karls aus
Gefrees und Umgebung umso treuere
Gäste ihres Treffens. Als Bub schon dabei war beispielsweise der Gefreeser
Karl Ruckdeschel. „Da vorne bin ich gesessen“, weiß er noch.
1965 müsste sein Debüt gewesen
sein. Zwei Jahre später war Karl-Heinz
Jung das erste Mal auf dem Koarlstag.
Der damalige Bad Bernecker und jetzige Bindlacher war als MSC-Mitglied
regelmäßig in Gefrees und wurde auf
das Treffen aufmerksam. Seit Jahren
ist mit Eleonore Karl auch eine Dame
offiziell dabei, nebst einigen Ehefrauen, die ihre Karls zu dem Treffen begleiten begleiten.
Wie einer Beilage des Protokollbuchs zu entnehmen ist, wünschte
diesmal übrigens auch Kater Kalli aus
der Egerstraße in einem Brief „einen
schönen geselligen Abend“. Das ließen
sich die Koarls gerade im Jubiläumsjahr natürlich nicht zwei Mal sagen. ju