Besser, schneller, weiter?
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Besser, schneller, weiter?
Universität Potsdam // Fachhochschule Potsdam Seminar: „Hauptsache Musik“ Dozent: Prof. Winfried Gerling Sommersemester 2008 Besser, schneller, weiter? Der Wandel der medialen Aufbereitung des Popkonzertes im audiovisuellen Bereich Mischa Simon Karth Europäische Medienwissenschaft BA, 6. FS Humboldtring 21/75, 14473 Potsdam 0331-2314696 // [email protected] Abgabetermin: April 2010 Abstract Das Popkonzert hat sich in Gestalt und (wirtschaftlicher) Bedeutung seit seinen Anfängen in den 1950er Jahren stark gewandelt. Zugleich machten auch die audiovisuellen Medien in dieser Zeit einen steten Wandel durch, der sich durch den Anbruch des digitalen Zeitalters in den 1990er Jahren beschleunigt hat. Popkonzert und seine mediale Repräsentation ließen sich indes nie auseinander denken, beide bedingten und bedingen einander. Die vorliegende Arbeit skizziert die beiden Prozesse und bringt sie in einem weiteren Schritt zusammen. Es entsteht eine knappe Geschichte des Popkonzertes als audiovisuell vermitteltes Ereignis. 2 I. Einleitung...................................................................................................................04 II. Das Popkonzert als kulturelles Phänomen seit den 1950er Jahren.....................05 II.I. Das Popkonzert – eine Definition................................................................05 II.II. Das Popkonzert im Wandel.........................................................................07 III. Die Übertragung audiovisuellen Inhalts im technologischen Wandel – vom Fernsehbeitrag zum Live-Stream.........................................................10 IV. Das Popkonzert als audiovisuell vermitteltes Ereignis.........................................13 IV.I. Von den Anfängen biszum Zeitalter von MTV...........................................13 IV.II. Die digitale Ära..........................................................................................17 V. Zusammenfassung und Ausblick.............................................................................21 VI. Abbildungen.............................................................................................................23 VII. Quellenverzeichnis.................................................................................................24 3 I. Einleitung „Ein Konzert lässt sich nicht stehlen. Eine Band lässt sich nicht herunterladen und dann auf dem Notebook umhertragen – ebenso wenig wie die verschwitzten Fans in der ersten Reihe, wie der Merch-Verkäufer oder der Sound-Techniker. Konzerte sind anders als Alben – nicht zu brennen, nicht zu kopieren und nicht an Freunde zu verteilen. Wenn Sie und Ihre Freunde das Konzerterlebnis miteinander teilen wollen, müssen Sie alle eine Karte kaufen.“1 Dieses Zitat der Wirtschaftsjournalistin Jillian Cohan aus dem Jahr 2008 enthält gleich mehrere interessante Gedanken: Zum einen fasst Cohan in sehr bildlicher Sprache zusammen, was die Besonderheit eines Konzertbesuches ausmacht. In Zeiten, in denen (Pop-)Musik dank digitaler Distribution immer leichter verfügbar wird und den Hörer nahezu ununterbrochen begleitet, bildet das Konzert als einmaliges Ereignis einen physischen Gegenpol. Es bringt zudem Menschen zusammen, was im Zuge einer sich (musikalisch) diversifizierenden Gesellschaft die soziale Dimension unterstreicht. Zwischen den Zeilen klingt auf der anderen Seite die wirtschaftliche Relevanz des Popkonzertes mit. Für die Musikindustrie, deren Absatzverluste bei den physischen Tonträgern durch digitale Downloads nur unzureichend kompensiert werden konnten,2 stellt das Konzert eine zunehmend wichtigere Einnahmequelle dar. Ethan Smith, Autor des Wall Street Journals, untermauert diese Tendenz in einem Artikel aus dem Mai 2005: „Last year, accoding to Pollstar, a trade magazine that follows the concert business, the average ticket price for the 100 top-grossing tours hit a record high of $52.39, more than double the average seat in 1996.“3 Die Nachfrage nach dem „echten“, dem „authentischen“ Konzerterlebnis, wie es implizit angepriesen wird, ist also größer denn je. Selbst immer höhere Eintrittspreise schrecken das Publikum (bislang) nicht ab. Interessanterweise verliert die mediale Aufbereitung des Popkonzertes im Gegenzug keineswegs an Bedeutung. Es wäre ja anzunehmen, dass das Bedürfnis nach dem unmittelbaren Erlebnis zu einer gewissen Medienmüdigkeit führt. Doch weit gefehlt: Während Wolfgang Hoffmann-Riem bereits 1985 formulierte, dass „schon 1 Cohan (2008), Übersetzung durch M.K. 2 So sank beispielsweise der Umsatz der deutschen Musikindustrie von 2,25 Mrd. € (1998) auf 1,8 Mrd. € (2009). Vgl. Schuler (2010) 3 Smith (2005) 4 gegenwärtig [...] Musikereignisse nur als Medienereignisse denkbar [sind]“4, gilt heute: Nie zuvor gab es derart vielfältige Möglichkeiten der audiovisuellen Teilhabe an einem physisch unerreichbaren Ereignis. Es scheint schwer vorstellbar, dass heutzutage der Mitschnitt eines großen Konzertes im Anschluss nicht auf DVD vertrieben wird, und das Abrufen eines Videomitschnitts bei YouTube am Folgetag des Veranstaltungsabends ist mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Aber sowohl die DVD als auch YouTube sind – verglichen mit gut 50 Jahren Popgeschichte – recht junge Phänomene und zudem nur zwei willkürlich ausgewählte Beispiele. Spannend wäre es nun, der Frage nachzugehen, wie sich der Besuch eines Popkonzertes und dessen mediale Aufbereitung gegenseitig bedingt haben. Wie haben sich die Erwartungen des Konzertbesuchers gegenüber den Anfängen des Popzeitalters gewandelt? Um es vorweg zu nehmen: Diese Frage kann im Rahmen dieser Arbeit nicht geklärt werden. Das Problem ist, dass der Zusammenhang zwischen Popkonzert und seiner medialen Repräsentation kaum aufgearbeitet ist und selbst grundlegende Untersuchungen fehlen. Insbesondere zu den jüngsten Entwicklungen des digitalen Zeitalters gibt es nahezu keine wissenschaftlichen Quellen, und so muss es das alleinige Anliegen dieser Arbeit sein, lediglich den Wandel der audiovisuellen Aufbereitung des Popkonzertes in den letzten 50 Jahren zu skizzieren.5 Damit lässt sich dann zumindest eine Antwort auf die Frage finden, welche Möglichkeiten die Zuschauer überhaupt hatten und derzeit haben, ein Konzert fernab des Veranstaltungsortes zu verfolgen. Diese Erkenntnisse können als Basis für weitergehende Untersuchungen angesehen werden. II. Das Popkonzert als kulturelles Phänomen seit den 1950er Jahren II.I. Das Popkonzert – eine Definition Um die audiovisuelle Vermittlung des Popkonzertes aufarbeiten zu können, muss zunächst festgelegt werden, was ein Popkonzert im Sinne dieser Arbeit ist – denn eine einheitliche Definition des Begriffes ist schon deshalb nicht möglich, weil bereits 4 Hoffmann-Riem (1986), S. 26 5 Der aufmerksame Leser wird feststellen, dass dabei innerhalb der Arbeit immer wieder wirtschaftliche Aspekte des Popbusiness tangiert werden – woraus sich durchaus interessante Fragestellungen ergeben, die an anderer Stelle ebenfalls erläutert werden könnten / sollten. 5 die Teilbegriffe „Pop“ und „Konzert“ jeweils sehr unterschiedlich gelesen werden können. Der Teilbegriff „Pop“ bezieht sich hier auf die Kurzform von „Popmusik“ bzw. „Populäre Musik“. Bei Betrachtung des Diskurses zeigt sich jedoch, dass „Popmusik“ nicht einfach nur die Kurzform von „Populäre Musik“ ist, sondern dass sich die Begriffe in ihrer Bedeutung voneinander unterscheiden.6 Um den Schlussfolgerungen dieser Arbeit ein Fundament geben zu können, wird im Folgenden dennoch kurz erläutert, in welchem Sinne das „Popkonzert“ hier verstanden wird. Nähern wir uns zunächst der „Popmusik“. „Popmusik“ ist im Sinne dieser Arbeit ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Phänomen, das sehr unterschiedliche MusikGenres der letzten fünfzig Jahre – wie Rockmusik, HipHop oder Techno – vereint. Johannes Ullmaier definiert dies so: „Als Pop soll hier also schlicht gesagt einfach alles das gelten, was sich aus dem ursprünglichen Pop, dessen Wiege als Jugendkultur irgendwo in den frühen 50er Jahren stand, genetisch herleiten läßt; also in letzter Konsequenz auch Erscheinungen, die mit dem Ausdruck des ursprünglichen Pop faktisch nichts mehr gemeinsam haben, wie z.B. Aphex Twin oder Negativland.“7 Gesellschaftliche Bedeutung besitzt Popmusik folglich insbesondere aufgrund ihrer Nähe zur Jugendkultur, hier liegen ihre Wurzeln. Tom Holert spezifiziert dies und zeigt in seinem Text Abgrenzen und durchkreuzen – Jugendkultur und Popmusik im Zeichen des Zeichens auf, dass die Jugendlichen durch die Popmusik und die dazugehörigen kulturellen Riten und Zeichen stets darauf bedacht waren (und noch heute darauf bedacht sind), sich vom Etablierten abzugrenzen.8 Diese Abgrenzungsstrategien sollen innerhalb dieser Ausführungen jedoch keine Rolle spielen. Wichtiger ist im Rahmen der Arbeit Popmusik als Massenphänomen zu betrachten, das unzählige Menschen erreicht und dadurch wirtschaftliche Bedeutung erlangt.9 Bereits mit dem Aufkommen der Beat-Bewegung in Großbritannien, welche hier als Geburtsstunde der Popmusik im gemeinten Sinne angesehen werden soll, erkannte die Kulturindustrie das wirtschaftliche Potential der Popmusik.10 Schließlich 6 7 8 9 Vgl. Ziegenrücker / Ziegenrücker / Wicke (2007), S. 542ff. Ullmaier (1995), S. 9 Vgl. Holert (1999), S. 21 Allerdings ist es die Synthese aus Abgrenzungsstrategien der jungen oder „jung gebliebenen“ Menschen in Verbindung mit der wirtschaftlichen Verwertbarkeit, die Popmusik von ebenfalls kommerziell relevanter Musik wie Klassik oder Jazz abgrenzt. 10 Vgl. Holert (1999), S. 23 6 ließ diese sich mittels Tonträgern und Marketing in Kombination mit oben genannten Abgrenzungsstrategien leicht vermarkten.11 Das Popkonzert nun resultiert als Aufführungspraxis aus der Popmusik. Der Einfachheit halber sei an dieser Stelle eine Definition aus dem „Handbuch der populären Musik“ übernommen: „Konzert: Form der öffentlichen Aufführung von Musik, meist gegen Entgelt, in einem bestimmten Rahmen (Saal, Freilichtbühne usw.) und von einer bestimmten Zeitdauer (normalerweise zwei bis drei Stunden), wobei die Musik um ihrer selbst willen der Anlass der Veranstaltung ist [...] Mit der expandierenden Tonträgerindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt es dann für alle Formen der populären Musik eine spezifische Funktion, erwies es sich doch als äußerst wirksames Stimulans für den Verkauf von Tonträgern. Seither sind Konzerte die zumeist mit immensem technischem Aufwand verbundenen Live-Aufführungen von zuvor auf Tonträger produziertem Material und werden nach bzw. zur Veröffentlichung einer Platte als großangelegte Promotion-Tourneen, nicht selten weltweit, organisiert.[...]“12 II.II. Das Popkonzert im Wandel Das letzte Zitat deutet bereits an, dass das (Pop-)Konzert einen Wandel durchlebt hat. Diesen Wandel zu skizzieren, gestaltet sich aufgrund einer diffusen Quellenlage jedoch als schwierig. Insbesondere Zahlen zu Zuschauern, Gagen und Anzahl an Konzerten sind rar gesät. Festhalten lässt sich, dass es zu allen Zeiten Konzerte jeder Größenordnung gab. Angefangen bei kleinen Gigs in Bars und Kneipen, über größere Veranstaltungen vor mehreren hundert Zuschauern bis hin zu riesigen Konzerten in Mehrzweckhallen und Stadien. So spielten beispielsweise The Beatles bereits 1965 das erste Stadionkonzert der Popgeschichte in New York vor circa 55.000 Zuschauern.13 Das Konzert bildete damals nicht nur in seinen logistischen Dimensionen eine Ausnahme, sondern stellte auch wirtschaftlich neue Bestmarken auf. Der Gesamtumsatz des Konzertes betrug gut 300.000$, von denen die Band 100.000$ bekam.14 Der Stadionauftritt der Beatles sollte 11 Vgl. Frith (1981), S. 10 12 Ziegenrücker / Ziegenrücker / Wicke (2007), S. 384f. 13 http://www.bbc.co.uk/music/sevenages/events/stadium-rock/beatles-at-shea-stadium/ [zuletzt abgerufen am 28.03.2010] 14 http://knol.google.com/k/gary-west-wilhelm/beatles-at-shea-stadium-1965/39pzekxl56j9r/3# [zuletzt abgerufen am 26.03.2010] 7 für eine gewisse Zahl an Bands, die heute in der Lage sind Stadien zu füllen, richtungsweisend werden.15 Die Einnahmen des Beatles-Konzertes in New York fielen jedoch aus dem Rahmen: In der Regel dienten die Konzerterlöse in jenen Tagen lediglich der Kostendeckung. Wirtschaftlich gesehen war der Verkauf von Tonträgern wichtiger und so war das Ziel der Tourneen in der Regel, neues Material vorzustellen und unbekannte Bands zu bewerben. Die gesamte Europa-Tour der Rolling Stones 1976, bestehend aus immerhin 41 Konzerten,16 kostete beispielsweise zwei Millionen Pfund; auch hier profitierten Band und Label jedoch nicht direkt von den Konzerterlösen, denn „es war nicht so sehr ihr Zweck Geld einzuspielen, als vielmehr 'die Verkaufszahlen für die jüngste Langspielplatte um 300.000 oder 400.000 Stück zu erhöhen'“. 17 Diese Praxis war lange Zeit verbreitet in der Musikbranche. Erst mit dem massiven Anstieg von Raubkopien und dem damit verbundenen Rückgang der Erlöse aus Tonträgerverkäufen Ende der 1990er Jahre erkannte die Branche langsam das direkte wirtschaftliche Potential der Konzerte (siehe Einleitung).18 Und so haben sich 30 Jahre später die Vorzeichen komplett gewandelt: 2006 spielten die Rolling Stones mit ihrer US-Tour die beträchtliche Summe von 437 Millionen US-Dollar ein.19 Die Wirtschaftswoche beziffert den Anteil der Konzerteinnahmen an den Gesamteinnahmen der Band mittlerweile auf 90%.20 Im Zuge der gewachsenen Bedeutung des Popkonzertes lässt sich auch konstatieren, dass der technologische und logistische Aufwand für große wie für mittelgroße Konzerte stark gestiegen ist. Nimmt man als Ausgangspunkt wiederum das 15 Folgende englischsprachige Bands/Künstler gaben in den letzten 3 Jahren ein oder mehrere Stadionkonzerte (diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit): U2, The Rolling Stones, Genesis, Muse, George Michael, Tina Turner, Madonna, AC/DC, Depeche Mode, Green Day, Coldplay, Oasis, Take That, Foo Fighters, Metallica, Bon Jovi, Guns N'Roses, Radiohead, Red Hot Chili Peppers, Elton John, Paul McCartney, R.E.M., Iron Maiden, The Police, Rod Stewart, Peter Gabriel, Bruce Springsteen, Céline Dion, Justin Timberlake, Aerosmith, Roger Waters 16 http://www.rockundliebe.de/rolling_stones/rollingstones_konzerte.php [zuletzt abgerufen am 26.03.2010] 17 Frith (1981), S. 112 18 Obwohl der Diskurs um das Raubkopieren auch im Zeitalter bespielbarer Kassetten bereits existierte, wurde das Problem erst mit der Kombination aus Internet und beschreibbaren CDs gravierend. Hierzu seien zwei Indizien genannt: 2001 wurden erstmals mehr unbespielte (305 Mio.) als bespielte (244 Mio.) CDs verkauft (Vgl. www.glossar.de/glossar/z_cd.htm) und bei der Online-Tauschbörse Napster wurden im Januar 2001 zwei Milliarden Dateien getauscht (Vgl. http://moritzlaw.osu.edu/lawjournal/issues/volume63/number2/green.pdf, S. 2) [beide Seiten zuletzt abgerufen am 01.04.2010] 19 Vgl. Cohan (2008), Abbildung 20 Vgl. Kiani-Kress / Salz (2006) 8 Konzert der Beatles von 1965 in New York, stellt man fest, dass damals keinerlei Videotechnik verwendet wurde (außer jene, um das Konzert für die Nachwelt festzuhalten).21 Zudem war die Soundanlage völlig unterdimensioniert, sowohl Publikum als auch Band konnten die Musik durch den Umgebungslärm hindurch kaum hören.22 Heute ist kein Konzert dieser Größenordnung denkbar ohne riesige Videoleinwände, aufwändige Lichtshows und gigantische Boxen – gewissermaßen zur Verstärkung einer sich in der Masse verlierenden Band.23 Die Mehrzahl der Konzerte war und ist allerdings wesentlich kleiner angelegt: Tagtäglich finden Konzerte in einer Größenordnung von einer Handvoll Zuschauer in kleinen Kneipen bis hin zu circa 15.000 Besuchern in größeren Mehrzweckhallen statt. Feste Veranstaltungsorte haben sich insbesondere in Ballungszentren gebildet, um die für unterschiedlich aufwändige Konzerte notwendige Logistik bereitstellen zu können. Auch hier ist der verstärkte Einsatz professioneller Technik bereits bei „kleinen Bands“ zu verzeichnen. III. Die Übertragung audiovisuellen Inhalts im technologischen Wandel – vom Fernsehbeitrag zum Live-Stream Nach einem Blick auf das Popkonzert als solches soll nun die Geschichte audiovisueller Übertragungswege skizziert werden. Die audiovisuellen Massenmedien nehmen ihren Ausgangspunkt bei den ersten erfolgreichen Kinovorstellungen mit Ton Ende der 1920er Jahre. Obwohl der Kinofilm bereits 1895 zeitgleich in Frankreich und Deutschland der Öffentlichkeit präsentiert wurde, dauerte es gut 30 Jahre, bis Bild und Ton zusammen abgespielt werden konnten.24 Zuvor hatten Orchester oder Solo-Musiker vor Ort für die musikalische 21 Vgl. Fotografie des Konzertes von „The Beatles“ im New Yorker Shea-Stadion am 23. August 1966 von „TonyG“. Quelle: http://www.pbase.com/tg6string/image/109021080 [zuletzt abgerufen am 10.04.2010] 22 http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/zeitwort//id=3583348/property=download/nid=660694/v79qig/swr2-zeitwort-20080829.rtf [zuletzt abgerufen am 17.03.2010] 23 Vgl. Fotografie des Konzertes von U2 am 30. Juni 2009 in Camp Nou, Barcelona, von Getty Images. Quelle: http://www.independent.ie/multimedia/archive/00350/U2-01_Getty_350942s.jpg [zuletzt abgerufen am 10.04.2010] 24 Vgl. Beier / Stahl (1994), S. 8 / S. 68f. 9 Untermalung der Bilder gesorgt. Sowohl dem Stummfilm als auch dem Tonfilm ist jedoch gemein, dass sich das Publikum an einen Vorführungsort außerhalb der eigenen vier Wände begeben musste, um einen Film sehen zu können. Daher lässt sich bei der Einführung des Fernsehens ab Ende der 1930er Jahre von nicht weniger als einem Paradigmenwechsel sprechen. Erstmals kamen Bild und Ton direkt zu den Zuschauern nach Hause. Das Medium Fernsehen stellte zunächst ein Statussymbol dar, entwickelte sich jedoch schnell in den USA und daraufhin in weiten Teilen der Welt zum Massenphänomen.25 Heute gibt es weltweit geschätzte 1,5 Mrd. Empfangsgeräte.26 Parallel zur Entwicklung der ersten Fernsehgeräte kam in den 1940er Jahren eine Technologie auf, die insbesondere aus musikgeschichtlicher Perspektive interessant ist – und auf die an späterer Stelle im Text noch einmal verwiesen wird: Kurze Musikfilme, so genannte „Soundies“, wurden produziert und an öffentlichen Orten wie Gaststätten oder Diskotheken in speziellen Geräten, den „Panoramas“, nach Münzeinwurf abgespielt. Die Technologie verschwand aber bereits wenige Jahre nach ihrem erstmaligen Erscheinen wieder.27 Das Verschwinden der in erster Linie in den USA verbreiteten Soundies dürfte mit der Entwicklung des Fernsehens zusammenhängen.28 Bereits 1951 wurden in den USA die ersten Fernsehsendungen in Farbe ausgestrahlt,29 allerdings war die Zahl der Empfangsgeräte zunächst sehr klein. Es dauerte bis 1972, ehe sich in den US-Haushalten mehr Farbfernsehgeräte als Schwarzweiß-Geräte befanden.30 In Deutschland wurde der Sendebetrieb des Farbfernsehens erst 1967 aufgenommen.31 Das Schwarz-weiß- und das Farb-Programm eint, dass beide in der Anfangszeit stets live produziert wurden. Die Ausstrahlung zuvor aufgezeichneten Materials wurde erst mit der Erfindung der Videotechnik Anfang der 50er Jahre möglich. Sie zeichnete parallel Bild und Ton elektromagnetisch auf.32 25 26 27 28 29 30 31 Vgl. http://www.tvhistory.tv/Annual_TV_Sales_39-59.JPG [zuletzt abgerufen am 20.03.2010] http://www.nationmaster.com/graph/med_tel-media-televisions [zuletzt abgerufen am 24.03.2010] Kloppenburg [Hrsg.] (2000), S. 261f. Kloppenburg [Hrsg.] (2000), S. 263 http://www.tvhistory.tv/History%20of%20TV.htm [zuletzt abgerufen am 24.03.2010] Vgl. http://www.tvhistory.tv/Color_Households_64-78.JPG [zuletzt abgerufen am 20.03.2010] http://www.wasistwas.de/aktuelles/reportagefilm/hintergruende/artikel/link//62bacdea6f/article/farbfernsehen-in-deutschland.html [zuletzt abgerufen am 28.03.2010] 32 Vgl. Wicke [Hrsg.] (2001), S. 191 10 In der Folge erweiterte sich durch die Einführung des Kabelfernsehens das Programmspektrum, wobei auch hier die USA eine Vorreiterrolle einnahmen.33 In Deutschland dauerte es bis 1984, ehe Kabelfernsehen flächendeckend verfügbar wurde und somit auch private Fernsehsender ihr Programm ausstrahlen konnten.34 Ab den 1970er Jahren bestand die Möglichkeit für die Zuschauer, bestimmte Filme auf Datenträgern zu erwerben bzw. zu leihen und diese dann zu einem von ihnen gewählten Zeitpunkt zu Hause zu sehen. Dieses wurde mit der Einführung der Bildplatte möglich.35 Kurz darauf kamen VHS und Betamax auf den Markt.36 Sie sollten die Bildplatte bald ablösen, denn beide erlaubten neben dem Abspielen auch das Aufzeichnen auf Datenträgern (obwohl dies in der Anfangszeit noch mit hohen Kosten verbunden war). Das VHS-System (1976 eingeführt) setzte sich schließlich gegen das technisch überlegene, aber teurere Betamax-System durch – nicht zuletzt, weil die Porno-Industrie auf die billigere VHS-Technik setzte.37 Die anfängliche Befürchtung, der Verkauf von Filmträgern könnte den Tod des Kinos bedeuten, erfüllte sich indes nicht. Ebenfalls in die 1970er Jahre fiel die Erfindung handlicher Schmalspurfilmkameras, die dem Privatmenschen die Technik an die Hand gab, um selbst Videos aufzuzeichnen (siehe Punkt IV.). Den nächsten großen Umbruch markiert der Beginn des digitalen Zeitalters. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist es nicht mehr möglich, ein lineares Bild zu zeichnen. So erreichte der PC ab den 1980er Jahren immer mehr Heimanwender und obwohl Multimedia-Anwendungen noch nicht in Sicht waren, verdeutlichen die Rechner bereits, was durch das Digitale alles möglich werden sollte.38 1983 wurde mit der CD ein digitaler Datenträger für Audio-Dateien eingeführt, 39 in den späten 1980er Jahren konnten dann auch Videospiele und Filme sowie Multimedia-Inhalte mittels CD-ROM übertragen werden – ein einheitliches 33 http://www.ncta.com/About/About/HistoryofCableTelevision.aspx [zuletzt abgerufen am 28.03.2010] 34 http://www.rp-online.de/gesellschaft/medien/Wie-das-Kabelfernsehen-in-Deutschlandentstand_aid_63774.html [zuletzt abgerufen am 28.03.2010] 35 Vgl. Brand (1990), S. 51 36 Das zur selben Zeit eingeführte, aber wenig erfolgreiche System Video 2000 sei hier nur am Rande erwähnt. 37 Vgl. Brand (1990), S. 50ff. 38 Eine gute grundlegende Gegenüberstellung der spezifischen Aspekte von digitalen und analogen Medien findet sich in Lev Manovichs „The Language of New Media“ (Cambridge, 1999). 39 Vgl. Jacboshagen/Reininghaus [Hrsg.] (2006), S 91 11 Massenspeicher-Medium für den Computer war gefunden.40 Während sich allerdings auf dem kommerziellen Markt kein einheitliches digitales Filmformat auf CD durchsetzen konnten, wurde das Brennen und Verbreiten von Filmen für Heimanwender Mitte der 1990er Jahre populär. Erst mit der Einführung der DVD Ende der 90er Jahre gelang es der Filmindustrie langsam einen erfolgreichen Nachfolger für die analoge VHS zu etablieren.41 Die DVD bot die Vorteile des Digitalen: Die direkte Anwahl von Kapiteln war ebenso möglich wie die Auswahl der Tonspur, der manuelle Wechsel zwischen Kameraperspektiven (falls vorgesehen) oder das Abspielen umfangreicher Bonus-Materialien. Zudem verfügte die DVD gegenüber der VHS über bessere Bildund Tonqualität. Damit der Qualitätszuwachs der DVD dem Heimanwender auch sicht- und hörbar wurde, wurden größere und flachere Fernsehgeräte entwickelt. Beamer wurden für Privatpersonen erschwinglich, sie konnten ein um vielfach größeres Bild projizieren. Zudem kamen neue digitale Soundformate wie 5.1 oder 6.1 auf den Markt. Sie ermöglichten einen simulierten Surroundklang zu Hause. Während die genannten Technologien gemeinsam unter dem Begriff Heimkino vertrieben wurden, gewann parallel auch der Heimcomputer Ende der 1990er Jahre mehr und mehr an Bedeutung. Größere Festplatten ermöglichten das massenhafte Abspeichern und Archivieren von Filmen, die dann vom Computer direkt abgespielt und am Monitor angezeigt werden konnten. Nicht zuletzt das Internet gab dem Heimcomputer einen weiteren Schub. Über Tauschbörsen wie Napster konnten weltweit ganze Filme – illegal – getauscht werden. Aber auch legaler audiovisueller Inhalt wurde dank schnellerer Internetverbindungen leichter abrufbar. Die schnellen Internetverbindungen ermöglichten auch erstmals StreamingTechnologien42 zur direkten Übertragung von Bild- und Tonmaterial, wobei die Qualität in der Anfangszeit selbst gegenüber Material auf der veralteten VHS stark abfiel. Der steigende Absatz von Laptops und mobilen Endgeräten wie Handys sorgte 40 Die erste „'populäre' Veröffentlichung“ auf CD-Rom war laut Brand Stewart 1986 die Academic American Encyclopedia – Vgl. Stewart, S.45 41 Erst 2002 wurden mehr DVDs als VHS-Kassetten abgesetzt. Vgl. Jahresbericht des Bundesverbands Audiovisuelle Medien e.V. 2002, S.4. Quelle: http://www.bvv-medien.de/jwb_pdfs/JWB2002.pdf [zuletzt abgerufen am 19.03.2010] 42 Ein Video-/Live-Stream lädt fortlaufend Bild- und Ton-Informationen herunter, um diese nach einer kurzen Verzögerung fließend abzuspielen – der Prozess des Herunterladens und zeitverzögerten Abspielens wird Buffering genannt. Prinzipiell gilt dabei: Je schneller die Internetverbindung ist, desto höhere Qualität kann das übertragene Material aufweisen. 12 ab den 2000er Jahren zusätzlich dafür, dass viele Nutzer beim Betrachten von Filmmaterial nicht mehr an einen Ort gebunden waren. Neben einer gesteigerten Mobilität lässt sich auch ein Qualitätszuwachs feststellen: Streams können in immer höherer Qualität betrachtet werden, die DVD wird wohl in naher Zukunft durch die hochauflösende Blu-ray-Disc abgelöst werden, zudem wird das ebenfalls hochauflösende HD-Fernsehen langsam populär. Trotz Einführung von Blu-ray-Discs könnten – ähnlich wie bei reinen Musikveröffentlichtungen – nicht trägergebunden gespeicherte Videos („Video-On-Demand“) innerhalb der nächsten Jahre zum führenden Vertriebsweg werden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ein Verschmelzen von Heimkino- und Computer-Technik zu beobachten ist. Um den Kreis zu schließen sei zum Abschluss dieses Abschnittes noch einmal auf das Kino verwiesen. Auch wenn die 3D-Technik bereits in der Frühphase des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde,43 erlebt sie seit 2009 einen regelrechten Boom. Der Film „Avatar“ von Regisseur James Cameroon wurde zum kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten44 und 3D-Filme sollen nach dem Willen der Industrie in naher Zukunft auch für Heimanwender zur Verfügung stehen. IV. Das Popkonzert als audiovisuell vermitteltes Ereignis IV.I. Von den Anfängen bis zum Zeitalter von MTV Nach der Betrachtung der Geschichte des Popkonzertes sowie der audiovisuellen Übertragungstechniken sollen beide Aspekte im folgenden Abschnitt miteinander verknüpft werden. Wie bereits die eingangs zitierte Aussage von Hoffmann-Riem verdeutlicht, ist das Popkonzert seit seinen Anfängen als audiovisuell vermitteltes Ereignis zu betrachten. Das Aufkommen der Popmusik und die Verbreitung des Fernsehens fallen nicht zufällig zusammen. Auch wenn für den nachhaltigen finanziellen Erfolg einer Band die Schallplattenverkäufe entscheidend waren, so trug das Fernsehen maßgeblich zur Bekanntmachung einer Band bei. Das prominenteste Beispiel hierfür ist Elvis Presley, bei dem erste Charterfolge und Auftritte im Fernsehen 43 http://www.cineplex.de/kino/tree/node2468/city24/ [zuletzt abgerufen am 28.03.2010] 44 Vgl. Lindner (2010) 13 Mitte der 1950er Jahre eng miteinander verwoben sind;45 seinen Auftritt bei The Ed Sullivan Show verfolgten immerhin 52 Millionen Zuschauer.46 Auch die Beatles hätten kaum den großen Weltruhm erlangen können, wäre das Medium Fernsehen nicht in den 1950er Jahren so populär geworden – schließlich bot das Fernsehen gegenüber dem Radio den strategischen Vorteil, dass nicht nur die Musik selbst, sondern auch das Erscheinungsbild (Frisuren, Mode, Gesten) einer Band verbreitet werden konnten. Oder anders gesagt: Das Fernsehen erlaubte es, Bands und Künstler nicht nur auditiv, sondern auch visuell zu vermarkten.47 Die Möglichkeiten Popkonzerte audiovisuell aufzubereiten waren zu dieser Zeit noch recht eingeschränkt, allerdings darf nicht vergessen werden, dass die telemediale Präsenz von Musik-Acts zu allen Zeiten weit über das eigentliche Konzert hinausreichte. Der Normalfall war, dass Bands oder Künstler in festen Sendeformaten im Studio auftraten und einen Song Playback performten, während sie von einem Orchester begleitet wurden. Während in den USA in den 1950er Jahren die Sendungen American Bandstand und die Stage Show aufkamen, etablierten sich in England in den 1960er Jahren Top of the Pops und Juke Box Jury.48 Auch wenn die Sendungen durchaus unterschiedlich konzipiert waren – so zeigte American Bandstand in erster Linie zu Popsongs tanzende Teenager –,49 einte sie der Auftritt einer oder mehrerer Bands innerhalb der Show. 1963 startete in England Ready Steady Go!, eine Sendung, die auf Playback verzichtete und nicht-synchronisierte Live-Performance eines Acts darbot.50 Die Beatles und die Rolling Stones reizten die Möglichkeiten des Fernsehens dagegen weiter aus: Sie drehten in den 1960er Jahren die ersten Musikfilme. 51 Grundsätzlich zu unterscheiden ist zwischen kurzen Filmen, die in der Tradition der „Soundies“ (s.o.) standen und nicht zuletzt Vorreiter für das später erfolgreiche Format des Videoclips sein sollten, und jenen Musikfilmen, die in Spielfilmlänge produziert wurden. Als Plattform für die kürzeren Videos, die dann in den 1970er Jahren zunehmend auch von anderen Bands produziert wurden, dienten neben den zum Teil bereits 45 46 47 48 49 50 51 Vgl. Kloppenburg [Hrsg.] (2000), S. 263 Vgl. Reiter (2008), S. 8 An dieser Stelle sei noch einmal an die Abgrenzungsstrategien nach Holert verwiesen. Vgl. Kloppenburg [Hrsg.] (2000), S. 263 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=h3CHr6imxPk [zuletzt abgerufen am 28.03.2010] Vgl. Kloppenburg [Hrsg.] (2000), S. 263 Vgl. Reiter (2008), S. 8f. 14 genannten Sendungen Top of the Pops, Ready Steady Go!, Juke Box Jury (alle England), In Concert, Midnight Special und Rock Concert (alle USA) sowie der Beat-Club in Deutschland. An dieser Stelle verschmolzen zum Teil die von der jeweiligen Band im Studio präsentierten Songs mit den Videos von abwesenden Gruppen.52 Allerdings entfernt sich der Fokus dieser Arbeit an dieser Stelle ein wenig, denn in die Videos flossen zunehmend nicht-performative Bildsequenzen ein. 1976 beispielsweise drehten Genesis mit „Robbery, Assault and Battery“ ein komplett narratives Musikvideo, dass auf bis dahin übliche Performance-Aufnahmen der Band gänzlich verzichtete.53 Während die Auftritte und kurzen Videos, die im Fernsehen gezeigt wurden, in erster Linie Promotionszwecken dienten, gab es auch reflexivere bzw. aufwändigere Projekte wie den Film zu Woodstock. 1970 fertiggestellt, wurde der gleichnamige Film im Kino gezeigt und sehr bald zu einem großen finanziellen Erfolg.54 Neben den performativen Elementen wartete Woodstock mit jeder Menge collagenartig angeordneten Interviews und Impressionen des Geländes auf, die teilweise auf die Musik geschnitten wurden.55 Einen ersten Einschnitt in die audiovisuellen Möglichkeiten bildet in den 1970er Jahren die Verbreitung der Videotechnik. Auf der einen Seite konnten mit der Einführung der Videorekorder erstmals Privatpersonen gezielt bestimmte Bands oder Songs aufzeichnen. Dies war beispielsweise für Diskothekenbesitzer interessant, die die Performances bestimmter Acts nun unabhängig von den Ausstrahlungszeiten der Fernsehsender zeigen konnten. Gleichzeitig entstand ein neuer Markt für Konzertmitschnitte auf Filmträgern. Zudem boten sich durch die Einführung der Videotechnik mit handlichen Kameras nun Gelegenheiten für Privatleute u.a. Aufzeichnungen von Konzerten anzufertigen. Auch wenn gegenüber professionellen Formaten Abstriche in puncto Qualität zu machen waren und der Kreis der Rezipienten von privaten Videos sehr gering war, bildete dies doch eine weitere Möglichkeit, um Popkonzerte fernab ihres Veranstaltungsortes sehbar zu machen. Auf der anderen Seite profitierten auch 52 Vgl. Kloppenburg [Hrsg.] (2000), S. 264 53 Vgl. Kloppenburg [Hrsg.] (2000), S. 265 54 http://www.arte.tv/de/summer-of-love/Das-Programm/Die-Filme/1592476.html [zuletzt abgerufen am 28.03.2010] 55 Vgl. Woodstock (Film) 15 professionelle Fernseh- und Kinofilmer von der Tendenz zur Verkleinerung der Technik: Wirkungskreis und Möglichkeiten wuchsen. Im Übrigen sind private Konzertmitschnitte – so genannte Bootlegs – heute bei Fans und Sammlern sehr begehrt. Den Nachfolger der Schmalspurfilmtechnik bildeten ab den frühen 1980er Jahre die Camcorder, die nochmals kompakter waren. Den zweiten Einschnitt markiert 1981 der Beginn des Sendebetriebs von MTV. Innerhalb kürzester Zeit sorgte der amerikanische Musikkanal für einen Umbruch in der Popmusiklandschaft. Während zuvor einzelne Formate nur wenige Stunden im allgemeinen Programm der unterschiedlichen Sender beanspruchten – Popmusik trotz allem also immer noch als Randerscheinung im Fernsehen betrachtet werden konnte –, gab es nun einen eigenen Sender für Popmusik. Obwohl MTV in seiner knapp 30jährigen Geschichte nie über den Status eines Spartenprogramms hinausgekommen ist, fand es eine feste Anhängerschaft, insbesondere bei den Jugendlichen. Peter Wicke geht sogar so weit, die Popmusikgeschichte in eine Ära vor MTV und eine danach zu unterteilen: „Zwar spielte das Fernsehen für die Popularisierung dieser Musik [d.h. Popmusik, M.K.] seit Beginn des Rock'n'Roll eine nicht unwesentliche Rolle, aber zum konstituiven Faktor von (Jugend-)Musikkultur wurde es erst mit der Institutionalisierung des Videoclips in MTV.“56 Zu beachten ist allerdings, wie oben bereits erwähnt, dass die Videoclip-Ästhetik sich mit den Jahren vom Popkonzert entfernte. Narrative oder künstlerisch-ästhetische Videos dominierten, der Anteil der Konzertbilder sank. Auch heute gibt es noch Musikvideos, die Live-Bilder hinter einen Song legen, aber sie sind die Ausnahme geworden. Um den Fokus dieser Arbeit zu wahren, sind daher die Möglichkeiten interessanter, die MTV in Hinblick auf die Übertragung von Konzerten bot. Überraschenderweise spielten Live-Übertragungen von Auftritten nur eine untergeordnete Rolle in der Programmgestaltung von MTV. Neben Musikvideos dominierten später Formate, die sich dem Thema Musik magazinartig widmeten oder nur am Rande mit Musik zu tun hatten. Dennoch zeigen / zeigten Formate wie MTV Live oder MTV World Stage Live-Mitschnitte von Konzerten oder zumindest Teile davon. Manche Konzerte werden live aufgezeichnet und dann zeitversetzt ausgestrahlt, 56 Wicke [Hrsg.] (2001), S. 190 16 teilweise übertragt der Sender wichtige Konzerte auch direkt (also live im Sinne der im Deutschen gebräuchlichen Verwendung). Neben MTV haben sich einige andere Sender des Mitschnitts von Konzerten angenommen. In Deutschland ist beispielsweise der noch vor MTV eingeführte WDR Rockpalast für seine nächtliche Ausstrahlung von Popkonzerten bekannt geworden. Die Konzerte werden in der Regel aufgezeichnet ausgestrahlt. Die gesendeten Konzerte wurden häufig von Fans, die über einen Videorekorder verfügten, mitgeschnitten, um dann gegen andere Mitschnitte getauscht zu werden. So entstand in der Szene der Musikinteressierten ein regelrechter Tauschhandel in der rechtlichen Grauzone. Kommerziell – und somit völlig legal – gab es Konzertmitschnitte ebenfalls, der Markt dürfte aufgrund der hohen Kosten anfangs jedoch noch überschaubar gewesen sein. Die bisher festgestellten Entwicklungen seien im Folgenden noch einmal kurz zusammengefasst: Bis Anfang der 1990er Jahre waren die Möglichkeiten, Popkonzerte an einem Bildschirm zu verfolgen, recht übersichtlich: Es gab ab Mitte der 1950er Jahre ein zu festen Zeiten ausgestrahltes Angebot an Sendungen im Fernsehen. Anfangs playback, später teilweise live, traten Bands zunächst speziell für das Fernsehen auf. Später kamen Übertragungen von Konzerten, die unabhängig vom Fernsehmitschnitt statt fanden, sowie fiktionale und non-fiktionale Musikfilme hinzu – letztere wurden mitunter im Kino gezeigt. Seit den 1970er Jahren entwickelte sich ein Tauschhandel mit VHS-Bändern und einigen exotischen Formaten in begrenztem Umfang. Zusätzlich entstand erstmals ein kommerzieller Markt für Konzertvideos.57 MTV schließlich sorgte ab den 1980er Jahren zwar dafür, dass Popmusik an sich mehr audiovisuelle Präsenz gewann, das Konzert spielte hierbei jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Dominierend war der Videoclip, dessen Bildmaterial sich nach und nach vom Konzert entfernte. IV.II. Die digitale Ära Der Beginn der digitalen Ära mit der Verbreitung des Computers sowie des Internets sorgte dann ab den 1990er Jahren für radikal neue Möglichkeiten, um Popkonzerte zu verfolgen. Komplette Konzerte wurden auf DVD veröffentlicht und 57 Leider lassen sich keine sicheren Zahlen finden, die Aufschluss über die wirtschaftliche Bedeutung dieses Marktes geben würden. 17 gegenüber der VHS kam der Eigenart des Konzertes entgegen, dass das neue Medium die direkte Anwahl einzelner Tracks ermöglichte. Zusätzlich konnten HintergrundInformationen, Backstage-Bilder oder Interviews mit der Band angefügt werden. Manche DVDs beinhalteten auch die Möglichkeit, innerhalb einzelner Songs zwischen verschiedenen Kameraeinstellungen manuell zu wechseln. Der Heimzuschauer wurde somit, wenn auch eingeschränkt, zu seinem eigenen Regisseur. Große Bedeutung kam der Streaming-Technologie zu. Diese brauchte jedoch einige Jahre, bis sie uneingeschränkt genutzt werden konnte. So war „NetAid“ (09.10.1999) eines der ersten größeren Konzertereignisse, das als Video-Stream übertragen wurde. Die drei Teilkonzerte wurden im Real-Media-Format übertragen und waren „noch durch schlechte Bild- und Tonqualität, Asynchronität und Stockungen gekennzeichnet.“58 Beim „Live 8“-Konzert „fielen die Eindrücke [...] am 2. Juli 2005 deutlich günstiger aus – wenngleich auch hier die technischen Grenzen deutlich wurden. Laut America Online (AOL) hatten sich im Verlauf der Konzertübertragung mehr als fünf Millionen Internet-Nutzer eingeloggt; bis zu 160.000 Zuschauer verfolgten die verschiedenen Live Streams gleichzeitig.“59 Obwohl die Qualität der Streams immer noch unter der lag, die im herkömmlichen Fernsehen übertragen wurde, „konnte man hier nach eigenem Willen zwischen den zehn Veranstaltungsorten weltweit wählen bzw. 'zappen'.“60 Der Zuschauer konnte also wählen, ob er lieber das Konzert, welches sein nationaler Fernsehsender übertrug, in guter Qualität schaute oder seine Aufmerksamkeit einem mäßigen Live-Stream eines anderen Veranstaltungsortes widmete. Die Live 8Konzerte wurden übrigens hinterher auch – in guter Qualität – auf DVD veröffentlicht. Waren NetAid und Live 8 Veranstaltungen gigantischer Dimensionen, die nur dank leistungsfähiger Sponsoren wie AOL kostenlose Live-Streams anbieten konnten, sind letztere inzwischen auch für kleinere Bands interessant geworden. Die Firma livedome hat sich beispielsweise darauf spezialisiert, Konzerte im Internet zu übertragen. So ließ sich der Auftritt der kalifornischen Band Dredg in der Kölner Live Music Hall (November 2009) via Live-Stream in passabler Qualität verfolgen. Dieser Service war kostenlos. Für die Fans bestand allerdings die Möglichkeit einen 58 Ziegenrücker / Ziegenrücker / Wicke (2007), S.701 59 Ebd. 60 Ebd. 18 Videomitschnitt des Streams auf einem USB-Stick für knapp 20 Euro zu erwerben.61 Auch YouTube bot in der Vergangenheit vereinzelt Konzerte per Live-Stream an, die von mehreren 100.000 Menschen verfolgt wurden, so zum Beispiel einen Auftritt von U2 im Oktober 2009.62 Da dieser Service ebenfalls kostenlos war, dürften hier Marketing-Gründe den Ausschlag gegeben haben. YouTube hat allerdings weniger wegen dieser sporadisch übertragenen Konzerte einen solch hohen wie auch umstrittenen Stellenwert in der Musikbranche erreicht, als vielmehr wegen unzähliger dort veröffentlichter Amateur-Mitschnitte. Durch immer kleinere und leistungsfähigere Videokameras in Mobiltelefonen und Digitalkameras ist es mittlerweile für viele Besucher von Popkonzerten zum Hobby geworden, Teile des Auftritts zu filmen und diese Aufnahmen zeitnah auf großen Videoportalen wie YouTube oder Vimeo online zu stellen. Obwohl die Qualität (noch) zwischen katastrophal und sehr mäßig schwankt, erfreuen sich die Videos insbesondere in den ersten Tage nach dem Konzertende – je nach Konzertgröße – durchaus passabler Zugriffsraten.63 Für die Konzertbesucher ist es eine Möglichkeit die auf Video festgehaltenen Momente mit ihren eigenen Erinnerungen abzugleichen, während Fans aus der ganzen Welt zeitversetzt an einem Ereignis teilhaben können, welches sie nicht besuchen konnten. Die Videomitschnitte der Konzertbesucher sind zwar prinzipiell illegal, sie werden aber in der Regel aufgrund der unzureichenden Qualität toleriert. Eine weitere rechtliche Grauzone ist der durch das Internet vereinfachte Austausch von Bootlegs. War es beim Tausch von Videobändern noch recht zeitaufwändig diese zu vervielfältigen und zu versenden, kann dies dank digitaler Technologien wie „p2p“ oder „Torrents“ mittlerweile massenhaft geschehen. Zwar sind die meisten Mitschnitte qualitativ hochwertiger als jene bei YouTube & Co zur Verfügung gestellten, es handelt sich aber in der Regel um von Zuschauern angefertigte oder aus dem Fernsehen bzw. von Live-Streams mitgeschnittene Aufnahmen. Kommerzielle Veröffentlichungen – deren Weitergabe definitiv illegal ist – werden von „Bootleggern“ nicht getauscht. Alles in allem ist das „Bootlegging“ aber ein Randphänomen geblieben und wird wohl auch deshalb von den Rechteinhabern 61 http://www.nolivelost.com/?p=94 [zuletzt abgerufen am 28.03.2010] 62 Vgl. Terdiman / Kaden (2009). Aus dem Artikel geht auch hervor, dass U2 schon 1997 ein Konzert gaben, welches per Live-Stream verfolgt werden konnte, also noch 2 Jahre vor oben erwähntem NetAid-Event. Analog zu NetAid dürfte die Qualität allerdings sehr mäßig gewesen sein. 63 Siehe Abb. I im Anhang 19 geduldet. Mitunter treibt die Popularität von Live-Streams auch kuriose Blüten: Im Jahr 2006 hatten die Nutzer von T-Mobile die Möglichkeit, die Europa-Tour von Robbie Williams u.a. über ihr Mobiltelefon mitzuverfolgen. Über den Service MobileTV wurden neben exklusiven Mitschnitten einzelner Songs und Backstage-Material ganze Konzerte, wie das am 28. Juli in Berlin, via UMTS live übertragen. Der monatliche Pauschalpreis für MobileTV betrug damals 7,50€.64 Obwohl der Trend zu mobilen Endgeräten und „Internet auf dem Handy“ geht, darf der Unterhaltungswert eines Konzertes auf einem 3“-Display zumindest angezweifelt werden. Gegenläufig zum Konzert im Miniformat auf dem „Jederzeit-Medium“ Mobiltelefon präsentiert sich die Möglichkeit, Konzerte im Kino zu verfolgen. David Bowie stellte sein neues Album „Reality“ 2003 beispielsweise in ausgewählten Kinos vor.65 Unabhängig davon, wie gut die Übertragungsqualität an jenem Abend tatsächlich war, besitzt das Medium Kino natürlich ein ganz anderes Immersionspotential als das Mobiltelefon. Während hinter Live-Streams von Konzerten im Internet und im Kino durchaus ein tragfähiges Geschäftskonzept stehen könnte – wobei die Frage ist, wie viele Leute tatsächlich bereit sind, Geld hierfür auszugeben – scheint dem Popkonzert im Fernsehen keine Renaissance bevorzustehen. Trotz der Einführung von Sendern wie „EinsFestival“ oder „ZDF Theaterkanal“, bei denen die Übertragung von Popkonzerten einen gewissen Stellenwert einnimmt, nimmt die Präsenz von Konzerten in den großen Sendern eher (oder vielleicht gerade deshalb) ab. Fernab der beliebten Samstagabendshows wie „Wetten, dass...?“, in denen Superstars meist nicht mehr als einen Song zum Besten geben dürfen, und den ewig wiederkehrenden Casting-Shows herrscht gähnende Leere auf den großen Sendern. ProSieben nahm im November 2009 den halbherzigen Versuch vor, mit Hilfe eines „Robbie-Williams-Tages“ Zuschauer zu gewinnen. In Berlin wurde extra ein kostenloses Konzert mit 10.000 Besuchern organisiert, welches der Sender zeitversetzt übertrug, doch der Erfolg für ProSieben lässt sich als sehr mäßig bezeichnen – die durchschnittliche Einschaltquote des Tages lag unter dem Monatsschnitt des Senders.66 64 Vgl. Fischer (2006) 65 Vgl. Winckler (2003) 66 Vgl. Ruoff (2005) 20 V. Zusammenfassung und Ausblick Beim Betrachten von Popkonzerten lassen sich zwei Entwicklungen ausmachen: Auf der einen Seite nimmt das Angebot für den Zuschauer rasant zu. Er kann aus immer mehr Bands auswählen, kann einzelne Songs sehen oder ganze Konzerte verfolgen. Dies geschieht weltweit und dank einfacher verfügbarer Live-Streams häufig unmittelbar – die bloße Tatsache, dass ein Fan an einem Konzert an einem anderen Ort teilhaben kann, ist natürlich keine neue, aber mittlerweile ist dies auch bei Bands möglich, die noch nicht mehrere Millionen Platten verkauft haben. Durch die vereinfachten audiovisuellen Distributionsmöglichkeiten bieten sich dem Künstler weitaus mehr Freiheiten bei der Ausgestaltung dessen, was er sendet. Im Hintergrund halten sich keine Fernsehsender mehr auf, die Einfluss auf den Auftritt haben. Neben dem erweiterten Angebot ist der zweite Aspekt, dass die qualitativen Unterschiede der abrufbaren Mitschnitte (unabhängig davon ob live oder aufgezeichnet) stärker auseinander gehen. Während die Übertragungsqualität im professionell aufbereiteten Fernsehen über die Jahre hinweg als recht konstant bezeichnet werden konnte, divergiert die Qualität im Zuge der Multimedialisierung der letzten 20 Jahre mehr und mehr. Völlig verpixelte und verwackelte Videos werden ebenso betrachtet wie hochauflösende Konzertübertragungen, die mit dutzenden Profi-Kameras zugleich gefilmt werden. Neben quantitativen und qualitativen Veränderungen ist auch ein Wandel bei der Produktion von audiovisuellem Material festzustellen. Der Zuschauer wird vom bloßen Konsumenten zum Produzenten. Durch ihn gibt es Videos, die nicht nur formal, sondern auch inhaltlich von den professionellen Konzertmitschnitten abweichen. Er nimmt eine ganz andere Perspektive als die exponiert stehenden Kameras ein, verfolgt ein Konzert viel subjektiver. Durch seine Position innerhalb der Menge ergeben sich neue Bilder. Am Anfang schwang u.a. die Frage mit, warum Konzertmitschnitte und -übertragungen überhaupt noch eine Relevanz besitzen, wo doch das Konzert scheinbar das genaue Gegenteil ist – physisch, authentisch, selten – und genau deshalb attraktiver denn je. Vielleicht lässt sich dies so erklären: Je mehr die Labels die audiovisuelle 21 Präsenz ihres Künstlers forcieren, desto stärker hebt sich das Konzert als Ausnahme hiervon ab. Es ist dabei im Interesse der Labels, Stream oder Mitschnitte kostenlos anzubieten – schließlich bilden diese ab, was demjenigen entgeht, der ein Konzert nicht selbst besucht. Das Internet ist durch seine digitalen Distributionsmöglichkeiten prädestiniert dafür, die Verfügbarkeit entsprechender Videos zu erhöhen. Den Labels kommen dabei nicht zuletzt die Mitschnitte zugute, die Fans bei den Konzerten anfertigen. Da die Qualität (noch) zu Wünschen übrig lässt, bilden diese Mitschnitte keine Konkurrenz zu den eigenen kommerziellen Veröffentlichungen. Zugleich stärken sie aber die mediale Präsenz eines Künstlers, ohne das Label einen Cent zu kosten. Der produzierende Zuschauer, der seine Videos auf der Suche nach Anerkennung online stellt, wird also (un-)freiwillig zum globalen Werbeträger. Interessant zu beobachten ist, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Die Qualität kleiner Kameras wird zunehmen, die Mitschnitte ambitionierter Konzertbesucher könnten also schon in wenigen Jahren die Qualität aufweisen, die vor wenigen Jahrzehnten noch dem professionellen Bereich vorbehalten war. Zugleich werden auch dort neue Standards entwickelt. Fliegende Kameras oder 360°-Aufnahmen in hochauflösenden Bildern sind vielleicht nur den Anfang. Was die Distribution angeht, wird die Bedeutung des Prädikats „live“ möglicherweise noch an Bedeutung gewinnen. Ähnlich dem physischen Konzertbesuch, an dem ich eben nur zu einem bestimmten Zeitpunkt teilnehmen kann, ist auch bei einem Live-Stream – unabhängig von der Plattform – das Besondere, das er genau in jenem Moment des tatsächlichen Ereignisses gesendet wird. Auf der anderen Seite geht der Trend selbst beim Fernsehen immer mehr zu zeitversetzem Schauen und zu Videoon-Demand. Bei immer flexibleren Tagesabläufen ist vielen Interessierten schlicht nicht die Möglichkeit gegeben, zu einem vorgegebenen Zeitpunkt ein Konzert zu verfolgen. Ob sich in beiden Fällen – Live-Stream und aufgezeichnete Übertragung – damit Geld verdienen lässt, steht auf einem anderen Blatt, aber wie vorhin festgestellt, ist dies für die großen Labels auch nur von sekundärem Interesse, sondern vielleicht eher eine Nische für kleinere Unternehmen. Die technologische Entwicklung wird in jedem Fall weitergehen und so werden sich neue Möglichkeiten ergeben. Das Popkonzert wird in weiteren 50 Jahren noch existieren, aber welche Bedeutung es haben und wie es vermittelt wird ist völlig offen. 22 Abbildungsverzeichnis: Abb. I – Dieser verwackelte Mitschnitt des Songs Bombtrack der Band Rage Against The Machine von Rock am Ring 2008 verzeichnete innerhalb des Zeitraums 10. Juni 2008 – 23. März 2010 immerhin knapp 130.000 Aufrufe. Die Zahl der Aufrufe liegt deutlich über der Zahl der Besucher des Festivals. Interessant ist die Anmerkung des Nutzers Laturbo: „[...] gutes vid :D gibt ja keine von dem auftritt ansonsten :/“. Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=ujVUfCpCdQg 23 Literaturverzeichnis: Beier, Brigitte / Stahl, Anke et alii: „Die Chronik des Films“, Chronik Verlag / Bertelsmann Lexikon Verlag Gütersloh/München, 1994 Brand, Stewart: „Media Lab. Computer, Kommunikation und Neue Medien“, Reinbek bei Hamburg, 1990, S.38-58 Cohan, Jillian: „The Show Must Go On“, aus The American, Ausgabe März/April 2008, Online-Version. http://www.american.com/archive/2008/march-april-magazinecontents/the-show-must-go-on [zuletzt abgerufen am 23.03.2010] Fischer, Jens: „Robbie Williams-Konzert live über Handy-TV“, 20.07.2006, in PCPraxis, Online-Ausgabe. 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