Schwäbisch Halls neuer Star

SCHWÄBISCH HALL
Samstag, 21. Januar 2012
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Schwäbisch Halls neuer Star
Holbein-Madonna in der Johanniterkirche – Großer Andrang bei Presserundgang
GUTEN MORGEN
Shoppen in Begleitung kann
eine teure Angelegenheit werden: „Mit diesem Mantel siehst
du total jugendlich aus“, sagt
meine Frau. Also: das Ding gekauft – zack, sind 300 Euro weg.
Da spricht mich gestern einer in
der Fußgängerzone an: „Der
junge Mann mit dem Mantel,
bitte!“ Ein solches Kompliment
mitten auf der Straße? Ich sehe
an mir herunter und stelle fest:
Der neue Mantel wirkt! Doch
der Mann bewundert das Teil
gar nicht. Er steht am Stand einer mir unbekannten Tierschutzorganisation – und tauscht Komplimente gegen Spenden.
Das Lächeln des Tages
. . . schenkt uns
heute Mario
Bronner (20) aus
Hall, weil er sich
einen frischen
Haarschnitt gegönnt hat.
Lesermeinung
Die Biogasanlagen stellen keinen Selbstzweck dar, sondern
produzieren ein nutzbares und
notwendiges Gut.
Thomas Ehrmann aus IlshofenUnteraspach zum Thema Ethik
in der Landwirtschaft.
■ Mehr dazu regelmäßig im HT-Leserforum
Vor 25 Jahren im HT
Auf eisglatter Fahrbahn gerät
ein Scirocco-Fahrer beim Überholen ins Schleudern und stößt mit
zwei Autos zusammen. An den
drei Autos entsteht ein Schaden
von 14 000 Mark. In den vergangenen Tagen führten die eisglatten Straßen im Landkreis zu zahlreichen Verkehrsunfällen.
Drei Wünsche
Eines der teuersten Kunstwerke Deutschlands hat in der
Johanniterkirche eine neue Heimat gefunden: die Holbein-Madonna. Gestern haben Journalisten einen ersten Blick auf die
neue Hallerin geworfen.
BETTINA LOBER
Schwäbisch Hall. Freudige Spannung liegt in der Luft. Gut drei Dutzend Journalisten drängen sich im
Glasvorbau der Johanniterkirche –
voller Neugier auf die Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem
Jüngeren. Diese um 1526 in Basel entstandene Arbeit ist eines der teuersten Kunstwerke in Deutschland, das
seit 1945 in den Handel gekommen
ist, erklärt Sylvia Weber, Kunsthallendirektorin und Kuratorin der Sammlung Würth.
Noch schnell ein technischer Hinweis auf das Geländer vor dem Kunstwerk, das nicht überschritten werden darf, dann geht’s hinein. Vorbei
an den spätmittelalterlichen Tafelbilder der Alten Meister in der Sammlung Würth, in Richtung Chor der Kirche. Selbst Tilman Riemenschneiders Teilstück Maria Kleophas und
Alphäus aus der Heiligen Sippe –
eine Leihgabe des Landesmuseums
Württemberg –, das besagter Madonna vorgelagert ist, wird an diesem Vormittag nur wenig Beachtung
geschenkt. Denn es geht um sie, den
neuen Star in der Johanniterkirche.
Im Zentrum des
Chors strahlt
die Madonna
In den ersten Minuten ist es ganz
still, lediglich das Klicken der Fotografen ist zu hören. „Das ist sie jetzt
also, die Einzigartige“, sagt Beate Elsen-Schwedler, stellvertretende Museumsleiterin. Die hohen Kirchenfenster im Chor sind mit halbtransparentem Stoff abgedunkelt. Im Zentrum des Chors, auf Augenhöhe,
strahlt die Schutzmantelmadonna in
erhabener Pracht. Der Auftraggeber
des Bildes, Jacob Meyer zum Hasen,
war einst Bürgermeister in Basel und
ein früher Förderer Hans Holbeins
des Jüngeren (1497 – 1543). Das
Kunstwerk ist im calvinistisch ge-
Harmonisches Gedränge in respektvollem Sicherheitsabstand vor der Schutzmantelmadonna in der Johanniterkirche. Die JourFoto: Weigert
nalisten fungieren am Freitag für das Museumsteam der Sammlung Würth auch als Testpublikum.
prägten Basel auch als katholisches
Glaubensbekenntnis zu verstehen,
„Meyer stellt sich und die Seinen unter den Schutz der Madonna“, erklärt Elsen-Schwedler.
Sie erzählt vom Ruhm Holbeins,
der zum Hofmaler Heinrichs VIII. in
England aufsteigt. Die Wertschätzung des Monarchen für den Künstler spiegelt auch ein Zitat auf der Kirchenwand wider: „Ich vermöchte
wohl aus sieben Bauern sieben Grafen zu machen, aber nicht aus hundert Grafen einen Holbein.“
Der Blick wandert in die Umgebung der Holbein-Madonna. Ihr gegenüber werden zwei von Hans Bock
dem Älteren (1550 – 1624) geschaffene Kopien von Christus als Schmerzensmann und Maria als Schmerzensmustter gezeigt. Und der Blick
fällt auf ein Steinepitaph über den
Köpfen an der Südwand des Chores.
Wie bei Holbeins Madonna, kniet
hier ein Ehepaar. Es ist der 1594 gestorbenen Margarethe Schwendi
(Ehefrau von Christoph Schwendi
aus Waldenburg) gewidmet, die wie
Magdalena Bär im Madonnen-Bild
eine Haube samt Kinnband trägt.
Halls Geschichte scheint sich mit
Holbeins Madonna zu verbinden.
Und Johannes Brenz hat in Hall einst
eine sehr „marienfreundliche Reformation“ vollzogen, erklärt Weber.
Mehr als 60 000 Besucher hat die
Johanniterkirche im zweiten Halbjahr 2011 verzeichnet, als Riemenschneider-Werke aus Berlin zu Gast
waren. Für 2012 rechne Reinhold
Würth mit 100 000 Gästen, zitiert Weber den Kunstsammler. Allein am
Sonntag erwarten die Ausstellungsmacher bereits 2500 Interessierte.
Kunst-Event am Sonntag mit Festakt in St. Michael
Gäste Mit einem Festakt
am Sonntag ab 17 Uhr in
St. Michael wird die Präsentation der Schutzmantelmadonna gefeiert. Weil in St.
Michael nicht alle Gäste
Platz finden, wird davor Public Viewing angeboten. Zudem wird der Festakt in
den Adolf-Würth-Saal und
in den Videoraum der Kunsthalle Würth übertragen.
Nach dem Festakt wird der
Große Siedershof die Gäste
vom Marktplatz zur Johan-
niterkirche begleiten, wo es
auch Stände geben werde.
Weil sich in der Johanniterkirche gleichzeitig maximal
180 Menschen aufhalten
können, werden für die
rückgemeldeten Gäste Einlasskarten verteilt.
Beilage Der Montagsausgabe des Haller Tagblatts
liegt eine vierseitige Sonderbeilage bei – mit allen Informationen rund um die Holbein-Madonna.
blo
Am Montag im HT.
Eine gute Fee erfüllt Ihnen drei
Wünsche. Welche sind das?
25 Jahre Freundeskreis Asyl
NCO-Club:
Neuer Betreiber
Ehrenamtliche Arbeit für Flüchtlinge: Deutschkurse, Hilfe bei Anträgen
ist gefunden
Stefan Ortwein (37) aus
Schwäbisch Hall:
Mein erster Wunsch ist Gesundheit für meine Familie, Freunde,
Bekannte, Kunden und für mich
– dann wünsche ich mir weniger
Unglücke und Leid auf der Welt.
Und mein dritter Wunsch ist,
dass ich öfter beim Dart gegen
meinen Kumpel Didel gewinne.
HT-ONLINE
Unter „Dokumentation“:
Infos zu den Fahrtzeiten während des Busstreiks in Hall sowie
eine Stellungnahme des Omnibusunternehmerverbands Baden-Württemberg
Neue Bildergalerien:
Fotos von den Bühlertanner
Tanzmäusen und der HolbeinMadonna in Hall
Alle Interessierten können diese und weitere Online-Inhalte kostenlos abrufen!
www.hallertagblatt.de
MONTAG IM HT
Erster Empfang als Opposition:
CDU-Chef Strobl zu Gast in Hall
Haller Fußball-Stadtmeisterschaft:
Wer entthront die Sportfreunde?
„Das hätte ich gar nicht gewusst“, sagt Hanna Hald. Als
sie auf das 25-Jahr-Jubiläum
des Freundeskreises Asyl am
Sonntag, 22. Januar, angesprochen wird, ist sie erstaunt. Vielleicht werde noch gefeiert.
TOBIAS WÜRTH
Schwäbisch Hall. Es hat sicherlich
mit der vielen Arbeit der nur acht
Mitglieder aus dem harten Kern des
Freundeskreises für Asyl zu tun,
dass das Jubiläum vergessen wurde.
„Heute Nachmittag gebe ich wieder
einen Deutschkurs“, sagt Hanna
Hald, die als Ansprechpartnerin auf
der neuen Homepage der Gruppe
geführt wird. Zweimal in der Woche
erteilt sie im Asylbewerberheim im
Steinbeisweg Sprachunterricht. Dafür bekommt sie kein Geld.
Mit Fördern und Fordern könnte
man das pädagogische Konzept umschreiben, das sie verfolgt. Denn
den Flüchtlingen, die in Deutschland eine neue Heimat suchen, verlangt sie einiges ab.
„Rund 40 Haller hatten Interesse
an einer Mitarbeit im ,Freundeskreis für Asylsuchende’“, steht im
Hanna Hald und ihre Schützlinge. Beim Unterricht im Asylbewerberheim im SteinFoto: Weigert
beisweg wird Deutsch unterrichtet.
Haller Tagblatt von damals. Zu sehen ist über dem kleinen Artikel aus
dem Jahr 1987 ein Foto mit Gründungsmitgliedern, die fast alle in dicken Strickpullis erschienen.
Der Freundeskreis will dort helfen, wo staatliche Hilfen nicht greifen. Zwar werden die rund 70 Asylbewerber im Steinbeisweg vor Ort
von einer Mitarbeiterin des Amts
für Migration betreut. Allerdings
dürfe die rein rechtlich keine Beratung zum Verfahren geben, erläutert Hald. Hilfe bei den Formularen
und den Kontakt zu passenden Anwälten vermitteln dann die Mitarbeiter des Freundeskreises.
Die Arbeit hat vom Zeitpunkt der
Gründung der Gruppe bis zum Jahr
1992 extrem zugenommen. In diesem Spitzenjahr kamen fast eine
halbe Million Asylsuchende nach
Deutschland. Nach dem Ende der
Bürgerkriege auf dem Balkan und einer Verschärfung der Asyl-Gesetze
waren es 2007 nur noch 19 000. Derzeit steigt die Zahl aber wieder an
auf zuletzt 41 332.
Schwäbisch Hall. Die Suche nach einem neuen Pächter für den NCOClub im Solpark scheint erfolgreich
gewesen zu sein: „Nach mehreren
Gesprächen mit unserem Wunschkandidaten, zuletzt am Mittwoch,
sind wir der Überzeugung, mit ihm
den richtigen gefunden zu haben“,
erklärte Klaus Wackenheim, Prokurist der städtischen Grundstücksund
Wohnungsbaugesellschaft
(GWG), unserer Zeitung.
Einen Namen möchte Wackenheim nicht nennen, ehe der Vertrag
unter Dach und Fach ist – „Mitte bis
Ende Februar“. Wiedereröffnen soll
der NCO-Club im April oder Mai.
Dessen langjähriger Betreiber Matthias Messerschmidt hatte den
Pachtvertrag mit der GWG auf Ende
2011 gekündigt.
johö
H T- O n l i n e
In Schwäbisch Hall drohen am Montag
enorme Ausfälle im Busverkehr wegen eines ganztägigen Streiks. Informationen
über gestrichene Buslinien, Ersatz- oder
Notfallpläne werden wir sobald möglich
aktuell auf www.hallertagblatt.de zur
Verfügung stellen.
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