Reisebericht von Cornelia Haller

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Reisebericht von Cornelia Haller
10. August 2015
GOURMAND WORLD COOKBOOK AWARD – „DER KULINARISCHE OSCAR“
Der Gourmand World Cookbook Award ist ein Preis, der jährlich von Gourmand International an die
besten Koch- und Getränkebücher verliehen wird. Gegründet wurde der Award 1995 von Edouard
Cointreau. Der Preis geht an die besten Publikationen in etlichen Kategorien auf dem Food- & DrinkSektor, darunter an Küchenchefs, Verlage, Food-Bildbände, Blogs und, last but not least, an Kochbücher
mit authentischer lokaler Küche, in welcher Franz und ich für unser Buch „Und rührs ein pahr Vatter
Unßer lang“, erschienen bei Raetia, ausgezeichnet wurden. Jährlich lesen und begutachten Edouard
Cointreau und sein Team tausende von Büchern. 2014 waren es insgesamt 205 Bücher in diversen
Kategorien, die in die engere Auswahl kamen. Von diesen gelangten in der Kategorie „Lokale Küche“
neun Bücher auf die sogenannte Short List. Das sind die Bücher, die in ihrem jeweiligen Land gewonnen
hatten, darunter unser Buch vom Raetia-Verlag für Italien, neben Publikationen aus Australien, Belgien,
den Philippinen, Schweden, Brasilien, Argentinien, Mexiko und Nordirland. Die Landesgewinner werden
eingeladen, der Preisverleihung beizuwohnen. Diese fand seit der Gründung in den verschiedensten
Orten statt, so schon in Paris, London, Peking, Barcelona, Kuala Lumpur. Heuer hatte sich Edouard
Cointreau für Yantai entschieden.
DIE VERLEIHUNG DER AWARDS
Am 8. Juni fanden nach wundervollen Darbietungen chinesischer Tänzerinnen in farbenfrohen
Gewändern die ersten Preisvergaben statt.
Der 9. Juni stand dann ganz im Zeichen der Kochbücher. Die Spannung wuchs am Nachmittag von
Minute zu Minute. Zu diesem Event wurden die Autoren und Autorinnen ermuntert, in „Landestracht“
zu erscheinen, was zu einem wunderschön anzusehenden Defilee von außerordentlich prächtigen
indischen und pakistanischen Saris, japanischen Kimonos sowie chinesischen Seidengewändern führte.
Mein „alpenländisches“ Dirndl erntete ebenfalls großen Beifall.
Die Gäste nahmen im Garten vor der großen Bühne Platz. Dann verkündete Edouard Cointreau den
Gewinner des ersten Platzes jeder Kategorie. In unserer Kategorie „Local Kitchen“ ging der erste Preis an
Schweden, aber gleich an zweiter Stelle konnten wir unser Buchcover „Und rührs ein pahr Vatter Unßer
lang“ ausmachen. Die ersten drei Gewinner dürfen sich „The Best in the World“ nennen und den gleichnamigen Sticker auf die Bücher kleben. Das ist ein großer Erfolg!
HOTEL – UMGEBUNG VON YANTAI – MENSCHEN
Yantai – etwa eine Flugstunde südöstlich von Peking an einer riesigen Bucht direkt am Meer gelegen – ist
die Hauptstadt der Provinz Shandong und hat sieben Millionen Einwohner.
Die Menschen von Yantai sind in ganz China bekannt für ihre Freundlichkeit. Yantai rühmt sich, zu den
vier „glücklichsten“ Städten Chinas zu zählen. Vielleicht sind die Bewohner so happy, weil die Provinz an
einem herrlichen Küstenstreifen liegt? Und das Beste daran: Hier ist so gut wie nichts los. Es sieht aus wie
an der Adria, nur weit und breit kein Hotel, keine Stuhl- und Schirmreihen – nichts.
Das von uns gebuchte Hotel „Kunlun International“, ein etwa 20-stöckiger rotbrauner Bau, lag direkt an
einer Stadtautobahn. In der riesigen Lobby konnte man sich spiegeln, eifriges Putzpersonal war ständig
mit Eimer und Lappen unterwegs, eine breite Freitreppe schwang sich in den ersten Stock mit mehreren
Restaurants. Dass wir in China sind und damit in einem Land, das seine Bewohner ziemlich gängelt,
merkten wir daran, dass es zwar W-Lan gab, aber weder Google noch Facebook. Einfach gesperrt …
Nicht nur beim Einchecken in dieses „internationale“ Hotel staunten wir darüber, dass die Mitarbeiter
der Rezeption außer einer jungen Dame kaum des Englischen auch nur halbwegs mächtig waren. Man
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bemühte sich sehr, immer freundlich lächelnd, man beriet sich flüsternd oder holte sich Hilfe bei Vorgesetzten. Irgendwie klappte es dann auch halbwegs. Hilfreich sind auch ein paar Worte in der Landessprache. Wir kamen auf drei, immerhin: Ni hao (Guten Tag), Ganbe (Prost) und Sese (Danke), letzteres
wird eher wie „sjesje“ oder „sheshe“ ausgesprochen. Die Menschen freuen sich sehr, wenn man zumindest auf Chinesisch grüßen und sich bedanken kann.
ESSEN & TRINKEN IN SHANDONG
Die Shandong-Küche, auch „Lu-Küche“ genannt, ist die einflussreichste aller acht chinesischen Hauptküchen. Aufgrund der Lage direkt am Meer spielen Fisch und Meeresfrüchte in der Shandong-Küche die
größte Rolle: Seebrassen, Seegurken, Venusmuscheln und Abalone, dazu Karpfen und Frösche aus
Teichen, gehören zu den Leckerbissen aus dem Wasser. Großer Wert wird auf Frische und Appetitlichkeit gelegt, also auf die Art und Weise, wie die Speisen angerichtet werden. Zu offiziellen Banketts ist
es üblich, aus Gemüse und Obst kunstvolle Figuren zu schnitzen, zum Beispiel Laternen, Drachen,
Blumen, Heuschrecken und allerhand dekorative Objekte in mannigfaltiger Form und Farbe, die alle
bestimmte Bedeutungen haben. Sie sollen Glück, Gesundheit und langes Leben bringen.
Was Europäer wahrscheinlich nicht wissen: Yantai und somit die Provinz Shandong ist DAS Weinbaugebiet Chinas. China will auf dem Wein-Markt Europa, die USA, Südamerika und Südafrika irgendwann
übertrumpfen. Meist wird Rotwein angebaut, der Weißwein-Anteil beträgt etwa 20 %. Und chinesischer
Wein schmeckt nicht schlecht! Im Gegenteil, er ist sogar äußerst trinkbar, trocken und fruchtig. Die Rebsorten sind meist Weiß- und Blauburgunder, Chardonnay und Cabernet-Sauvignon.
VERSTÄNDIGUNGSPROBLEME
Meine Bitte an der Rezeption nach einem „Taxi to the Center“ wurde wohlwollend und wie immer
freundlich lächelnd zur Kenntnis genommen, aber erfüllt wurde sie nicht, denn das Wort „Taxi“ war klar,
aber „Center“?? Dann halt nicht. Noch ein lustiges Beispiel der Kommunikationsprobleme: Ein Abend im
japanischen Restaurant im oberen Stock des Hotels: Wir setzen uns nieder, ordern „Beer“ – kein Problem. „And Sake please“. Ratloses Schauen. „Sake, Japanese Sake“, begleitet von pantomimischem
Schnapstrinken … Freundliches Lächeln, Schulterzucken. Die Rettung: Hinter der liebenswürdigen
Kellnerin befand sich eine Reihe von verschiedenen Sake-Flaschen, auf die ich deutete. „Ah, Sake!“, war
die Antwort. Was bloß hatte ich falsch oder anders ausgesprochen? Wir werden es nie erfahren …
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