Schock im Donauhafen: Kreuzfahrtschiff plötzlich gesunken

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Schock im Donauhafen: Kreuzfahrtschiff plötzlich gesunken
PNP, 20.11.2010
PNP-Online
Schock im Donauhafen: Kreuzfahrtschiff plötzlich
gesunken
Unglaubliche Szenen spielten sich am Freitagmittag im Donauhafen in
Schalding bei Passau ab: Das serbische Kreuzfahrt-Schiff „Victoria
Cruziana“, das am selben Tag zwangsversteigert werden sollte, ist
während der Auktion gegen 12 Uhr in der Donau untergegangen. Plötzlich
und aus bisher unbekannten Gründen versank das Schiff.
Der 48-jährige rumänische Kapitän hatte sofort die Feuerwehr
verständigt, als er bemerkte, dass Wasser eintrat. Die verständigten
Rettungskräfte konnten mit ihren Pumpen allerdings nicht verhindern,
dass das Schiff aus dem Baujahr 1960 mit Wasser voll lief, so dass es auf
den 3,5 Meter tiefen Grund verschwand.
Die „Victoria Cruziana“ soll in den nächsten Tagen geborgen werden. Die
Bergung wird einige Tage in Anspruch nehmen, weil Taucher das Schiff
noch abdichten müssen.
Der entstandene Schaden wird auf 250 000 Euro geschätzt. – men
PNP-Bayernteil
Schiff versinkt in der Donau
Kreuzfahrer sollte versteigert werden
Zentimeter für Zentimeter versank das einstige Kreuzfahrtschiff „Victoria Cruziana“ in der
Donau. (Foto: Geisler)
Passau. Wegen ausstehender Liegegebühren sollte die „Victoria
Cruziana“, ein ehemaliges Kreuzfahrtschiff, gestern Vormittag in Passau
zwangsversteigert werden. Doch dazu kam es nicht. Kurz vor Beginn der
für 10 Uhr angesetzten Versteigerung entdeckte der 48 Jahre alte Kapitän
einen Wassereinbruch. Feuerwehr und THW rückten mit ihren Pumpen an,
konnten aber nur mehr tatenlos zuschauen, wie das Kabinenschiff immer
mehr Schlagseite bekam, bis es auf Grund sank.
Das 89 Meter lange und 12 Meter breite Schiff ist vor rund 50 Jahren
gebaut worden, bis vor drei Jahren war es für Urlaubsfahrten mit bis zu
111 Passagieren zugelassen. Jetzt sollte es von Holland nach Serbien
geschleppt werden: Ein Geschäftsmann wollte es dort in ein Hotelschiff
umfunktionieren. Seit dem Sommer lag das Schiff, das nach Schätzungen
allenfalls noch 250 000 Euro wert war, im Passauer Hafen, weil Zahlungen
für das Liegegeld nicht rechtzeitig eingegangen waren. Für gestern war
nun eine Zwangsversteigerung angesetzt. Warum das Schiff pünktlich zu
diesem Termin in den Donauwellen versank, müssen nun polizeiliche
Vernehmungen klären. Die Feuerwehr verhindert mit Ölsperren, dass rund
500 Liter Dieseltreibstoff die Donau verseuchen. Am Montag soll die
Bergung geplant werden, die Polizei geht von einem Totalschaden aus. lam
PNP-Passau Stadt
Zwangsversteigerung: Schiff versinkt im Hafen
„Victoria Cruziana“ sollte nach Serbien überführt werden
- Feuerwehr errichtet Ölsperre
Von wegen sicher vor Anker: Am Liegeplatz im Bayernhafen soff das Kreuzfahrtschiff ab.
(Foto: Geisler)
Von Wolfgang Lampelsdorfer
Spektakuläres Ende einer Zwangsversteigerung: Die „Victoria Cruziana“,
ein ehemaliges Kreuzfahrtschiff, sollte gestern den Besitzer wechseln, weil
offenbar Liegegelder nicht bezahlt worden waren. Stattdessen versank sie
in der Donau.
Die „Victoriana Cruziana“ hatte ihre besten Tage schon lange hinter sich.
Gebaut vor gut 50 Jahren, ist von Luxus keine Spur mehr zu sehen. Bis
vor drei Jahren war das Schiff noch für Urlaubsfahrten zugelassen,
seitdem lag es ausgemustert in den Niederlanden vor Anker. Bis eine
serbische Firma den Kasten ersteigerte: In Belgrad sollte die „Victoria“ als
Hotelschiff wieder auferstehen - bereits im Juli sollte sie dort
angekommen sein. Allerdings gab es auf der Fahrt Probleme: Weil das
Schiff nicht mehr fahrtüchtig war, musste es mit Schubschiffen verfrachtet
werden. Dabei gab es Auseinandersetzungen wegen ausstehender
Rechnungen. Der Transport stockte erst bei Nürnberg, dann von
eineinhalb Monaten in Heining. Am 11. November wurde das Schiff an
seinen jetzigen Standort im Bayernhafen umgesetzt. Daniel Paluka,
Fachanwalt für Versicherungsrecht, war gestern aus Regensburg in den
Passauer Bayernhafen gekommen, um für seinen Mandanten, das
Schubschiff-Unternehmen, bei einer Zwangsversteigerung ausständiges
Geld einzutreiben. Der Zeitwert des Schiffs wurde auf 160 000 bis
250 000 Euro geschätzt, die Forderungen bewegen sich etwa in der
gleichen Preisklasse. Ein Kaufinteressent hatte sich laut Paluka gemeldet doch relativ schnell abgewunken. Denn eine Stunde vor dem Termin
stellte der Kapitän Wasser im Schiff fest. Fassungslos beobachtete Paluka
zusammen mit dem Passauer Rechtsanwalt Ingo Klaus Wamser, der im
Auftrag des serbischen Eigentümers den Fall abwickeln sollte, wie sich
kurz nach 11 Uhr Zentimeter für Zentimeter das Schiff senkte.
Die Feuerwehr Grubweg rückte mit der großen Pumpe an, die sonst nur
bei Hochwasser eingesetzt wird, das THW kam als Verstärkung. Doch
rasch bekam das Schiff Schlagseite, die Seile spannten sich bedrohlich
und drohten zu reißen. Bei der Geschwindigkeit, in der das Wasser ins
Schiff strömte, wäre Pumpen zwecklos gewesen. Überlegt wurde, ein
anderes Schiff anzufordern, um das Schiff von der Wasserseite her zu
stabilisieren. Bevor jedoch die Kostenfrage geklärt war, waren Teile des
Schiffs schon auf Grund, erste Ölflecken bildeten sich über dem
versunkenen Rumpf. Die Feuerwehr beeilte sich, Ölsperren zu legen: Rund
500 Liter Diesel waren an Bord, die nach Angaben von Johannes
Christlbauer, Sprecher der Verkehrspolizei, aber zur Glück nur sehr
langsam ausliefen. Das Schiff sinke langsam weiter in den Grund,
informierte um 17 Uhr Markus Persch, Einsatzleiter Havarie am Wasserund Schifffahrtsamt. Am Montag soll am Runden Tisch über
Bergungsmaßnahmen beraten werden. Experten gehen davon aus, dass
erst ein Taucher das Leck abdichten muss, dann wird über Land- oder
Schiffskräne die „Victoria“ ins Trockene gezogen. Zuallererst muss
allerdings die in diesem Fall besonders knifflige Frage geklärt werden, wer
haftet und wer zahlt. Der Kapitän musste gestern zur Befragung auf die
Polizeidienststelle, die Ermittlungen zum Hergang der Havarie laufen.
Duplizität der Ereignisse: Etwa eine halbe Stunde zuvor waren
Feuerwehrleute wegen eines Ölunfalls ins Kachlet ausgerückt. Nach der
Schleusung eines holländischen und eines rumänischen Schiffs war in der
Schleuse plötzlich ein dichter Ölfilm. 30 bis 50 Liter Diesel waren nach
einem technischen Defekt ins Wasser geflossen. Die Feuerwehren
Grubweg und Heining installierten einen „Mopmatic Wringer“, der wie ein
rotierender Wischmop das Öl von der Wasseroberfläche aufsaugt und vom
Wasser abscheidet.
PNP-Kommentar
Wer zahlt für Pleiteschiff?
Von W. Lampelsdorfer
Der Fall verspricht noch spannend zu werden: Während am Kai die
Rechtsanwälte diskutieren, versinkt ein Pleiteschiff gut vertäut am Hafen.
Im Wasser bleiben tonnenweise Schrott und Tanks voller Schiffsdiesel, das
nach und nach die Donau verseuchen würde, würden sich nicht die Helfer
von Feuerwehr und THW in ihrer Freizeit zu den Ölsperren in den
Nieselregen stellen. Doch wer zahlt für den Einsatz? Und wer für die
Bergung? Und was wäre, wenn irgendwann einmal kein marodes
Passagierschiff, sondern ein Frachter mit Umweltgift in der Donau
versinkt? Seit Jahren kämpft Stadtrat und Kreisbrandinspektor Andreas
Dittlmann für die Einführung einer obligatorischen Haftpflichtversicherung
für Binnenschiffe, damit nicht die Kommunen auf Kosten von
Hilfseinsätzen und Umweltschäden sitzenbleiben; sogar den EUKommissar hat er dazu vor einigen Wochen eingeschaltet. Bislang ohne
Ergebnis. Die „Victoria Cruziana“ mit ihrem spektakulären Ab- und
Untergang ist jetzt die Nagelprobe, ob die bestehende Gesetzgebung
ausreicht. Vielleicht läuft ja alles nach Plan, jeder bekommt das Geld, das
ihm zusteht. Wenn nicht, hat Dittlmann für seine weiteren Verhandlungen
deutlich Oberwasser.

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