DIE WAND - trailer

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DIE WAND - trailer
Oktober 2012
MARTINA GEDECK
DIE WAND
EIN FILM VON JULIAN ROMAN PÖLSLER
Nach dem Weltbestseller von Marlen Haushofer
www.diewand.studiocanal.de
www.trailer-ruhr.de
KULTOUR IST …
Holland im Herbst !
Rotterdam – Der Weg zum Maler Van Eyck | Den Haag – Meister aus dem Mauritshuis
im Gemeentemuseum | Utrecht – Rietveld und Miffy erleben
Anreise mit dem Europa-Spezial bereits ab 19 € J bahn.de/holland
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Mehr Meinung. Service. Hintergrund. - In NRW.
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Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM.
5
trailer-Thema.
www.trailer-ruhr.de I Oktober 2012
5 BESCHNEIDUNG
Wie weit dürfen Staat und Religion gehen?
6 Themeninterviews
„Ein Fundament jüdischer Identität wird angegriffen“
„Einige tausend Jungen sterben jährlich an
Beschneidung“
Bühne.
12 Theater an der Ruhr
Lemi Ponifasios „Prometheus“ bei der RuhrTriennale
13 Aalto Theater Essen
14 Premiere
Sibylle Broll-Pape im Interview
12 Theater Oberhausen/Landestheater Neuss
16 Consol Theater Gelsenkirchen
Theater an der Ruhr
„Der Prozess“ am Düsseldorfer Schauspielhaus
Theater im Rathaus Essen/Theater Duisburg
18 Theater an der Ruhr
u.a. „Philotas“ im Rottstr5 Theater
19 Ebertbad Oberhausen/Theater a. d. Ruhr Mülheim
20 Komikzentrum Ruhr
RuhrTanz
Der Tanz als Schrittmacher in darstellender Kunst
21 Grillo-Theater Essen
22 Opernzeit
„Le Nozze di Figaro“ an der Oper Köln
23 Varieté et cetera
25 Theater demnächst
Leiden an der Realität gleich im Oktober
26 Theater-Kalender Ruhr
27 Theater Fletch Bizzel
28 Musiktheater im Revier
35 culture club
„Kein Pardon“ in Düsseldorf
Musik.
48 Global Sounds
Kompakt Disk
Neue Alben im Oktober
49 Konzerthaus Dortmund
BÜHNE
Theater an der Ruhr
© Sebastian Hoppe
16
KINO
Kino.
30 Film-ABC
Vorspann
32 Film des Monats „Die Wand“
Julian Roman Pölslers Ein-Personen-Endzeitstück
33 Kritikerspiegel Ruhr
Kino-Kalender Ruhr
34 weitere Film-Kritiken
35 Roter Teppich
Birgit Minichmayr im Interview
36 Gespräch zum Film
Dietrich Brüggemann über
„3 Zimmer/Küche/Bad“
38 Festival
Das 2. Homochrom Filmfest
40 Kino.Ruhr.
Der geheimnisvolle Filmclub Buio Omega
41 Foyer
„Was bleibt“ in der Lichtburg Essen/„Sehenden
Auges – Hommage an Max Imdahl“ im Union Kino
Bochum/„Dichter und Kämpfer“ im Endstation
Kino Bochum
43 culture clubs
Kino-Café: „Die Eiserne Lady“
„Pixar – 25 Years of Animation“ in Bonn
Literatur.
35 culture club
Jan Weiler im Bahnhof Langendreer
44 Literatur-Portrait
Lioba Albus und Lutz Debus legen Briefroman vor
45 Comic-Spezial
Mehrere NRW-Ausstellungen widmen sich Comics
46 Textwelten
Manfred Spitzer kritisiert unsere Mediennutzung
Poetry
Die Kolumne von Sebastian23
47 Literatur-Kalender
Kunst.
30 Ludwiggalerie Oberhausen
52 RuhrKunst
u.a. Gustav Deppe und Hans-Jürgen Schlieker im
Schlieker-Haus Bochum
54 Sammlung
Dr. Christian Esch über „Transfer Korea“
55 Museum für Angewandte Kunst Köln
56 Wallraf-Richartz-Museum Köln
Kunst-Kalender NRW
Kunstwandel
„Marilyn Monroe” in der Ludwiggalerie Oberhausen
spezial.
Kultur in NRW. überregional trailer
4 Intro
22 Oper in NRW
„Don Giovanni“ in Hagen
24 Musical in NRW
„Cats“ – Eine Musical-Legende kehrt zurück
50 Popkultur in NRW
Das Kanon-Problem kommt in der Popmusik an
Improvisierte Musik in NRW
Die Welt trifft sich an Rhein und Ruhr
51 Klassik in NRW
Zwei Recitals mit Matthias Goerne
55 Kunst in NRW
Sofia Hultén und Gustave Moreau in Neuss
Theater in NRW
Das Schauspiel Köln zieht gleich zweimal um
Film des Monats
323
COMIC
© Art Spiegelman
8 Über Tage
Adolf Winkelmann über seinen Weg als Filmemacher
10 Innovation
Das Revier als Standort für Groß-Windanlagen
58 Auswahl
Veranstaltungstipps im Oktober
62 Impressum
culture club
Andreas Gursky im Museum Kunstpalast
63 Ausblick/Magenbitter
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Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
Comic-Spezial KUNST
45
RuhrKunst
© Friedemann von Stockhausen
53
Intro
-ruhr.de
Oktober 2012
Alle Dortmunder sind Schweine? Alle Schalker auch! Foto: Francis Lauenau
trailer + trailer-ruhr.de
Abseits statt Jenseits
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
6
Eine fundamentale Debatte
Der Dortmunder Rabbiner Avichai Apel ist vom
Kölner Beschneidungs-Urteil enttäuscht: „Die
Juden in Dortmund haben sich hier wohlgefühlt. Und nun wird ein Fundament jüdischer
Identität angegriffen.“
Avichai Apel
Foto: privat
Über Tage
8
Kein Ort für Künstler?
Mit „Jede Menge Kohle“ schuf Adolf Winkelmann 1981 ein Stück Ruhrgebietsidentität –
was ihm jedoch erst im Nachhinein bewusst
wurde. „Ich wollte kein Ruhrgebietsdenkmal
schaffen, obwohl es wohl eines wurde.“
Adolf Winkelmann
Foto: Winkelmann. Filmp. GmbH
Kino
35
Drehen im hohen Norden
Zurzeit ist Birgit Minichmayr in Matthias
Glasners neuem Film „Gnade“ zu sehen, der
in Norwegen spielt. An die Dunkelheit dort
musste sie sich erst gewöhnen: „Natürlich
schlug sich das auf mein Gemüt nieder.“
Birgit Minichmayr
Kino
36
Eine verspielte Arbeitsatmosphäre
„Das ist ja die Kunst, dass es eben nicht wirkt
wie geschriebener Dialog.“ Regisseur Dietrich
Brüggemann spricht über seinen aktuellen Film
„3 Zimmer/Küche/Bad“. Was wie Improvisation
aussieht, ist durchs Drehbuch vorgegeben.
Um Religion geht es auch beim trailer-Thema. Ist BESCHNEIDUNG nun
eine notwendige religiöse Praxis oder doch ein überkommenes Ritual, das
die Rechte und die körperliche Unversehrtheit von Kindern verletzt? trailer stellt die sich widersprechenden Standpunkte dar und beschäftigt sich
mit möglichen Lösungen. Weitestgehend zum Thema passt auch das Festival KLEZMERWELTEN in Gelsenkirchen. Noch mehr Religion gefällig? Vom
Saulus zum Paulus sind manch alte Energieriesen geworden. Die INNOVATIONS-Seite berichtet von den Häutungen der Ruhrkohle AG. Im Über TageInterview erzählt ADOLF WINKELMANN von seinem Weg vom Schmalfilmer
zum Glöckner von Notre Dortmund. Nicht regional, sondern international
denkt das NRWKultursekretariat. trailer sprach mit dessen Direktor CHRISTIAN ESCH über das Kunstaustauschprogramm TRANSFER KOREA. Internationales Flair versprüht in diesem Jahr zudem wieder die RUHRTRIENNALE
mit ihrem Mut zu Genreüberschreitungen. Auch literarisch tut sich einiges
im Oktober. Eine gewisse Mia Mittelkötter alias LIOBA ALBUS findet in dem
satirischen Roman IN DER RUHR LIEGT DIE KRAFT neben dem Mann fürs
Leben auch noch den Mann fürs Erleben. Zwar Comic, aber nicht zwingend
(nur) komisch ist das, was der Zeichner HENDRIK DORGATHEN produziert,
zu sehen im KUNSTMUSEUM MÜLHEIM A.D.RUHR.
Gern stellt trailer im positiven Sinne eigenartige Kinos und Filmclubs vor.
Diesmal spricht trailer mit INGOJIRA und JO STEINBECK über ihren GEHEIMNISVOLLEN FILMCLUB BUIO OMEGA in Gelsenkirchen. Nach Dortmund
kommt das schwul-lesbische Festival HOMOCHROM. Film des Monats im
Oktober ist DIE WAND. Plötzlich ist sie da, die unsichtbare Wand, und umgibt eine österreichische Bergidylle. MARTINA GEDECK spielt vortrefflich die
Gestrandete in dem psychologisch und philosophisch hintergründigen Film.
Dietrich Brüggemann
Kunst
Es begann mit einem zwar geschmacklosen, aber doch harmlosen Filmchen
auf der Internetplattform YouTube. Die Veltins-Arena in Gelsenkirchen
wurde als Turnhalle verhöhnt. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Schalke
04 wurde als skrupelloser Wurstfabrikant gebrandmarkt, der Hackfleisch
umetikettiert. Es folgten spöttische Bemerkungen darüber, dass der Verein
seit 1958 nicht mehr Deutscher Fußballmeister gewesen sei. Der Kurzfilm
verbreitete sich in Windeseile und löste überall auf der Welt Empörung und
Unruhen aus. Unbestätigte Quellen berichteten, dass der BVB hinter dem
Hassvideo stecke. Wütende Schalke-Fans demolierten daraufhin Autos mit
Dortmunder Kennzeichen von San Francisco bis Tokio, von Hammerfest bis
Kapstadt. Erste Tote gab es zu beklagen. Auch das Bekenntnis eines BayernFans, den Film gedreht zu haben, konnte die aufgebrachten Schalker nicht
beruhigen. BVB-Fans aus der Umgebung der Ultras wiederum kündigten
eine öffentliche Vorführung in der Westfalenhalle an. Die Bundesregierung
rief die Beteiligten zu gemäßigtem und besonnenem Vorgehen auf. Fußball,
so die Erkenntnis dieser frei erfundenen Geschichte, kann die Menschen fast
so wuschig im Kopf machen wie Religion.
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LUTZ DEBUS
Neugierige Blicke auf den Westen
Christian Esch bringt als Direktor des NRWKultursekretariats KünstlerInnen zusammen,
die sonst nicht zusammenfänden: So unter
anderem im 3jährigen Kunstaustauschprojekt
„Transfer Korea“.
Dr. Christian Esch
Neu unter allen Texten im Internet: Empfehlen,
Weitersagen, Kommentieren, unter www.trailer-ruhr.de
Foto: NRW KULTUR
4
Thema
Ein generelles Beschneidungsverbot könnte viele Eltern in die Illegalität treiben, Foto: Mira Moroz
Eine zweischneidige Debatte
Zur Frage der Beschneidung gibt es keine einfachen Antworten
Das Thema bietet Stoff für einen Thriller im Feuil- chen. Ob bei Kreuzzügen gegen die Muselmanen
leton. Kinderrechtsverfechter, Gläubige, Freiden- oder bei Pogromen gegen Juden, der Zustand
des männlichen Geker, Juristen, Medizischlechtsorganes wies
ner, sie alle schlagen
trailer-Thema im Oktober:
eindeutig die Gruppenin Talkshows aufgezugehörigkeit aus. Auch
regt aufeinander ein,
Das Beschneidungs-Urteil des Kölner Landgerichts entdas macht die Vorhaut
ohne sich gegenseitig
fachte eine Kontroverse in nicht da gewesenem Ausmaß
für viele Menschen
zuhören zu können.
und erregt nach wie vor viele Gemüter – Gläubige, Ärzte,
heute noch so wichtig.
Es scheint keinen
Religionswissenschaftler und Politiker melden sich zu
Kompromiss in der
Wort, um nur einige zu nennen. Der Grad zwischen der
Verteidigung von Kinderrechten und der Verfechtung
Gerade jetzt wird den
Frage zu geben, die
freier Religionsausübung ist denkbar schmal. Wie weit
islamischen und jüseit Verkündung des
darf hier der Staat gehen, wie weit die Religion?
dischen
Theologen
sogenannten Kölner
vorgeworfen, sich ratiBeschneidungsurteils
onalen Argumenten zu
heftig diskutiert wird.
Eine halbe Vorhaut zu beschneiden befriedigt verstellen. Das aber ist so, als werfe man einem
weder Verfechter noch Gegner des religiösen Ri- Blinden vor, nicht sehen zu können. Alle Religitus‘. Eine respektvolle und ruhige Darstellung der onen, auch die christliche, zeichnen sich dadurch
verschiedenen Standpunkte mag in diesem Fall aus, das Irrationale im Menschen anzusprechen.
Wer als gläubiger Atheist auf die Fragen „Wo
helfen.
kommen wir her? Wo gehen wir hin?“ nur geoZunächst fehlen oft hinreichende Informationen graphische Antworten parat hat, kann natürlich
über die beiden Weltreligionen, die Knaben be- nicht verstehen, warum kleine Kinder für einen
schneiden wollen. Alles fing an mit Urvater Ab- Gott, dessen Existenz man in wissenschaftlichen
raham, der als hochbetagter Mann von Gott die Untersuchungen noch immer nicht schlüssig
Botschaft erhielt, dass er sowohl seinen leiblichen nachweisen kann, bluten sollen.
Sohn Isaak wie auch den Sohn seiner Haushälterin Ismael beschneiden solle. Als der uneheliche Der Standpunkt der Schützer der Kinderrechte
Spross Abrahams mit seiner Mutter in die Wüste ist zunächst einfach. Kindern soll kein Leid zugegeschickt wurde, spaltete sich der Nahe Osten fügt werden. Punkt. Deshalb ist die Beschneidung
in zwei Lager, Araber und Juden. Wie das oft so Minderjähriger zu verbieten. Punkt. Von wegen
ist mit Halbgeschwistern, gibt es viel Zwist und Punkt. Sofort ist man in einer Aufrechnung
Neid untereinander, aber eben auch gemeinsame verschiedener kultureller Normen verfangen.
Wurzeln. Im Falle von Juden und Arabern bedeu- Ist das Anlegen abstehender Ohren bei Kindern
tet dies: Verzicht auf Schweinefleisch, Schächt- verfassungskonform? Dürfen Eltern darüber entgebot und eben Beschneidung. Erst die dritte sich scheiden, ob geimpft wird oder nicht? Radikale
auf Abraham berufende Weltreligion machte mit Impfbefürworter und Impfgegner können sich in
diesen Dogmen Schluss, setzte dafür neue in die hitzigen Debatten schnell gegenseitig vorwerWelt. Hätte es im Jahre 50 n. Chr. bereits Dis- fen, Kinder fahrlässig Todesgefahr auszusetzen.
kussionsrunden im Fernsehen gegeben, sie hätten Dem Götzen Auto werden übrigens jährlich in
den heutigen wahrscheinlich sehr geähnelt. Statt Deutschland über einhundert Kinder unter 16
mit Worten argumentierte man aber damals und Jahren geopfert. Fordern Kinderschützer ein Verin den folgenden mehr als tausend Jahren lieber bot des Autoverkehrs oder zumindest ein Verbot
mit dem Schwert. Die Beschneidung war in jenen letaler Geländewagen mit Bullenfängern? Eher
Kriegen ein wichtiges identitätsstiftendes Zei- wird, so ein jüngst bekannt gewordenes Gerichts-
BESCHNEIDUNG
5
urteil, das Stechen von Ohrlöchern bei Dreijährigen untersagt. Das Kindeswohl kennt viele Facetten. Natürliche Verbündete der Kinderschützer
sind diejenigen, die alles in gesetzliche Normen
pressen möchten. Wenn Rauchen schädlich ist,
wird es verboten. Schon ist das Problem gelöst.
Aber löst ein gesetzliches Beschneidungsverbot
das Dilemma? Rechtsnormen sind kein statisches
Gut. Die Geschichte des Paragraphen 218 ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Wann beginnt
Leben? Wo darf in das Selbstbestimmungsrecht
eines Menschen eingegriffen werden? Abtreibungsgegner und Abtreibungsverbotsgegner
begründen mit drastischen Beispielen ihren
Standpunkt, den sie für makellos erachten. Egal
aber, wie man zur Abtreibung steht, die Liberalisierung des Gesetzes hat dazu geführt, dass weniger Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt
werden. Das Beispiel zeigt: Gerade dann, wenn
in der Gesellschaft unversöhnlich erscheinende
Meinungen aufeinanderstoßen, sind repressive
Regelungen eher untauglich. Natürlich sollte,
und das zeichnet sich in der aktuellen Beschneidungsdiskussion ja ab, der Eingriff durch medizinische Laien und ohne Narkose verboten werden.
Ein generelles Beschneidungsverbot würde viele
Eltern allerdings in die Arme religiöser Kurpfuscher treiben. Statt strenger Gesetze benötigen
wir dringend die soeben begonnene Debatte.
Wenn Eltern freundlich und zugewandt erklärt
wird, welche negativen Folgen eine Beschneidung haben kann, wird der ein oder andere zögern, sein Kind diesem Eingriff auszusetzen. Der
Geist der Aufklärung ist eben nicht durch Gesetze
zu erzwingen.
TEXT/INTERVIEWS: LUTZ DEBUS
Lesen Sie auch die weiteren
Themen-Beiträge über Ex-Muslim Ali Utlu, der
sich gegen religiöse Beschneidung bei Kindern
einsetzt, und den Dortmunder Verein TABU, der
gegen Genitalverstümmelung kämpft, unter
www.trailer-ruhr.de/thema
Thema
Die Beschneidung als umstrittener Initiationsritus, Foto: Mira Moroz
„Ein Fundament jüdischer Identität wird angegriffen“
Avichai Apel über die Bedeutung der Beschneidung in der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund
trailer: Herr Apel, wie haben Sie auf das Kölner Urteil reagiert, das die religiös motivierte
Beschneidung von Jungen für nicht rechtmäßig erklärt?
Avichai Apel: Das Urteil war für mich eine
große Enttäuschung. Unsere Gemeinde lebt seit
über 60 Jahren wieder hier in Dortmund. Nach
dem Holocaust gab es 50 Menschen jüdischen
Glaubens. Inzwischen haben wir 3.500 bis
4.000 Mitglieder. Die Juden in Dortmund haben
sich hier wohlgefühlt. Und nun wird ein Fundament jüdischer Identität angegriffen, nämlich
das Beschneidungsgebot von Jungen am achten
Tag nach der Geburt.
Werden seit dem Urteil weniger Knaben beschnitten?
Ja, die Eltern haben Angst. Auch die Mo¬ha¬lim,
die Beschneider, haben Angst. Vor kurzem wurde ein Rabbiner aus Hof angezeigt, der eine
Beschneidung durchgeführt hat. Er wurde von
einem Arzt aus Hessen angezeigt, also von einer
Person, die er gar nicht kennt. Wir bekommen
aber auch viel Unterstützung von der Bevölkerung, von den Kirchen, von Politikern.
Noch einmal zum Kölner Urteil. Der Staat
greift ein, um das Wohl der Kinder zu gewährleisten. Können Sie das nicht verstehen?
In vielen Fällen ist dies sogar wichtig. Wenn Eltern ihre Kinder schlagen oder Gefahren aussetzen, ist das Eingreifen des Staates notwendig.
Die Beschneidung ist ein anderer Fall. Eltern
treffen für ihre Kinder sehr viel weitreichendere Entscheidungen. In welche Schule soll mein
Kind gehen? Mit wem soll es spielen? Ich kenne
keinen Fall auf der ganzen Welt, wo ein Sohn
seine Eltern verklagt hat, weil sie ihn haben beschneiden lassen.
immer diese Wichtigkeit behalten?
Natürlich wird das, was in der Thora geschrieben steht, an die heutige Situation angepasst,
wenn es denn einen Bedarf gibt. Wir nutzen
mittlerweile das Licht am Sabbat, schalten es
aber nicht selbst an und aus. Es gibt Zeitschaltuhren. Andere Regeln können wir wiederum
nicht ändern. Ein Schwein bleibt ein Schwein.
Wir dürfen es nicht essen. Auch die Beschneidung wird weiter durchgeführt werden.
ZUR PERSON
Avichai Apel ist Rabbiner der
Jüdischen Kultusgemeinde
Groß-Dortmund.
Der jüdische Glauben unterliegt aber doch
auch Wandlungen. Muss die Beschneidung
Foto: privat
„Einige tausend Jungen sterben jährlich an Beschneidung“
Michael Schmidt-Salomon über die Risiken und Folgen der Beschneidung
trailer: Herr Schmidt-Salomon, was haben Sie
gegen Knabenbeschneidungen aus religiösen
Gründen?
Michael Schmidt-Salomon: Unabhängig von
der religiösen Bedeutung ist die Vorhautbeschneidung ein risikoreicher, schmerzvoller, mitunter traumatisierender Eingriff. Er ist mit der irreversiblen Amputation eines hochempfindlichen
Körperteils verbunden. Ein solcher Eingriff in das
Selbstbestimmungsrecht und die körperliche Unversehrtheit des Kindes lässt sich über das elterliche Erziehungsrecht nicht rechtfertigen. Dabei
ist es völlig egal, ob der Beschneidungswunsch
der Eltern auf religiöse, ästhetische oder vermeintlich hygienische Motive zurückgeht.
Hat Sie ein Kölner Richter auf dieses Thema
gebracht?
Ich persönlich bin auch Betroffener. Ich wurde
mit 17 Jahren aus medizinischen Gründen beschnitten. Insofern habe ich mich schon vorher
mit dem Thema beschäftigt. Wissenschaftliche
Studien habe ich aber erst in den letzten Wochen
gelesen.
Gab es für Sie neue Erkenntnisse?
Viele. Früher habe ich zum Beispiel geglaubt, dass
Säuglinge weniger Schmerz empfinden würden
als Erwachsene. Tatsächlich verstummen manche Säuglinge während einer Beschneidung und
scheinen einzuschlafen. Heute wissen wir allerdings, dass sich diese Babys in einem traumatischen Schockzustand befinden. Neugeborene
haben weitaus stärkere Schmerzempfindungen
als ältere Kinder, weil bei ihnen das schmerzunterdrückende System noch nicht ausgebildet ist.
gibt es unter solchen Umständen nicht, geschweige denn eine wirksame Betäubung.
Hilft ein gesetzliches Verbot?
Wichtig ist meines Erachtens vor allem Aufklärung: Wüssten die Eltern über die tatsächlichen
Folgen der Vorhautbeschneidung Bescheid, dann
müssten wir über ein Verbot wohl gar nicht mehr
diskutieren, da die meisten Eltern von sich aus
den Gedanken verwerfen würden, ihre Kinder beschneiden zu lassen.
ZUR PERSON
Die Beschneidung an sich ist aber ein Routineeingriff. Warum sprechen Sie von hohem
Risiko?
Einige tausend Jungen sterben jährlich an der Beschneidung. In den USA sind es etwa 120 pro Jahr.
Gefährlich ist vor allem die Infektion mit multiresistenten Bakterien oder, im Falle einer orthodoxen Beschneidung, mit Herpes, da die Rabbiner
in traditionellen Zeremonien das Blut des Jungen
mit dem Mund aufsaugen. Sterile Bedingungen
6
Michael Schmidt-Salomon (44)
ist Schriftsteller, Philosoph und
Vorstandssprecher der Giordano
Bruno Stiftung.
Foto: Jörg Salomon
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www.trailer-ruhr.de/thema
-ruhr.de Mehr Meinung. Service. Hintergrund.
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Magenbitter.
Ungeschminkt.
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Komikzentrum.
Theaterzentrum.
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Heute im Kino
Morgen im Kino
Neu im Kino
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Coming soon.
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Alle Kinos.
Kino.Ruhr.
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Gespräch zum Film.
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Kultur in NRW.
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Kulturlinks.
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Filmverleih.
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Kunst.
Literatur.
Konzerte und Clubs.
Theater.
E-Paper.
Jobs
Schon gelesen? Nur auf trailer-ruhr.de
Die Kino-Welt
In Langfassung und vor Ort:
„Wie ein Horrorfilm“
Ein Beschnittener erzählt
Ali Utlu kämpft für eine selbstbestimmte
Beschneidung ab 14 Jahren. Das brachte
ihm bereits Morddrohungen ein.
Lebenslang gezeichnet
WAS BLEIBT
in der Lichtburg Essen
trailer-ruhr.de/foyer
SEHENDEN AUGES
im Union-Kino Bochum
trailer-ruhr.de/foyer
Rituale mit traumatischer Wirkung
Der Dortmunder Verein TABU kämpft vor
Ort und in Afrika gegen die Verstümmelungen weiblicher Geschlechtsorgane
DICHTER UND KÄMPFER
Streit über Beschneidung
in der Endstation Bochum
trailer-ruhr.de/foyer
Ein deutsches Thema?
Warum dominieren nur Schuldzuweisungen die Debatte um das Beschneidungsverbot?
Raumwelten
EUROPÄISCHER TRAUM
im Filmstudio Essen
trailer-ruhr.de/foyer
KNISTERN DER ZEIT
Festival „Kein Raum der Gewalt“
in den Kammerspielen Bochum
trailer-ruhr.de/foyer
Das neue Festival in der Bochumer Christuskirche denkt das Ge-Denken neu
BETWEEN US
Melodramatisch überladen im Dortmunder U
Erster Rückblick auf die Ruhrtriennale
Als ein Highlight der diesjährigen
Ruhrtriennale galt „Marketplace 76“ von
Jan Lauwers und der Needcompany.
trailer-ruhr.de/foyer
GENERATION KUNDUS
im StudienkreisFilm Bochum
trailer-ruhr.de/foyer
Alternatives Kunstbiotop
Art Walk des Unperfekthauses
Aus dem Tag der offenen Ateliers macht
das Essener Unperfekthaus einen
„Art of Walk“.
STANDORT SEHNSUCHT
im Sweet Sixteen Dortmund
trailer-ruhr.de/foyer
Endlose Kanäle
Ars Urbana in der Rotunde
ROMY SCHNEIDER
„Information und Kommunikation“ Künstler positionierten sich in der Bochumer Rotunde zur Informationsgesellschaft.
trailer-ruhr.de/portrait
HELMUT W.BANZ
Nur Mittelmaß
Ruhrgebietskultur geschlagen
Einer Studie zufolge sind die Ruhrmetropolen nur mittelmäßige Kulturstädte. Stimmt
das? Ein Fall für unseren Magenbitter!
Mehr lesen, täglich neu. Nur auf
trailer-ruhr.de/portrait
ADRIANO CELENTANO
trailer-ruhr.de/portrait
-ruhr.de
Über Tage
„Das U verleiht der Stadt ein neues Bild“, Foto: Francis Lauenau
„Ich musste Kino erst lernen“
Adolf Winkelmann über seinen Weg als Filmemacher und Turmbeleuchter
trailer: Herr Winkelmann, muss man aus Dortmund kommen, um so ein verrückter Hund zu
sein?
Adolf Winkelmann: Das glaub’ ich nicht. Das
Ruhrgebiet ist nicht der richtige Ort für Kreative,
Künstler oder, wie Sie sagen, Verrückte.
Geschichten wurden auf einmal aus einer proletarischen Perspektive erzählt?
Genau das war das Thema, als ich nach Kassel
gegangen bin. Die 68er-Studenten wollten auf
einmal Proletarier werden, gingen an die Werkstore und verteilten Flugblätter. Ich kam aus
Dortmund, mein Großvater hatte bei Hoesch
Wie sind Sie dann zum Film gekommen?
an der Walzstraße gestanden, mein Vater mit
Mein Vater hat mir, als ich 13 Jahre alt war, eine dem Lastwagen die Brammen durch Dortmund
Doppel-8-Kamera geschenkt. Am Gymnasium gefahren. Wissen diese Studenten eigentlich,
wovon sie in ihren Flugblättern
gab es eine Wandergruppe, mit
„Ich bereue es nicht, mit
der ich immer ins Zeltlager ins dieser Lichtorgel angefangen sprechen, habe ich mich gefragt
und dann den Film „Heinrich
Emsland gefahren bin. Ich habe
zu haben“
Viel“ gedreht. Damit haben wir
dann jedes Jahr den gleichen
Film gedreht. Der hieß „Pfingstlager 1960“ und den Großen Preis von Oberhausen gewonnen. Der
ein Jahr später „Pfingstlager 1961“ und war Film ist gut eine halbe Stunde lang. Zu Beginn der
stets in drei Segmente aufgeteilt: Lageraufbau, Vorführung wurde das Saallicht auf Dämmerung
Lagerleben und Lagerabbau. Dadurch, dass ich gefahren und dann gab es zunächst nur Schwarzim Prinzip immer den gleichen Film drehte, film mit Ton. Man hörte einen Mann reden, der
lernte ich viel. Wenn das Pferdefuhrwerk mit erzählte, dass er bei VW arbeite, dass er einen
den Zeltstangen den Weg herunterkam, pro- tollen Arbeitsplatz habe, mit seiner Familie in den
bierte ich immer eine andere Perspektive als im Urlaub gefahren sei. Dann folgte eine 30-Minuten-Einstellung, in der dieser Mann am Fließband
Jahr zuvor.
in der Motorenfertigung steht und ZylinderkopfDer Feinschliff erfolgte dann aber doch eher muttern festschraubt. Ungeschnitten, begleitet
von dem immensen Lärm, der in der Fabrikhalle
an der Kunsthochschule?
Noch während des Studiums in Kassel habe ich herrschte. Das hat dann richtig Ärger gegeben.
meinen ersten Experimentalfilm gemacht. Der Die Zuschauer empfanden den Film als Körperhieß Adolf Winkelmann, Kassel, 9.12.67 11.54h. verletzung.
Ich habe mir eine Kamera vor den Bauch geschnallt und bin durch Kassel gegangen. Haben Aber dann verließ Sie der Ernst. Die Abfahrer
Sie von dem Film noch nie was gehört? Ist doch bargen ja bereits komische Elemente.
mein bekanntestes Werk. Man ist ja nie mehr so Das ist eine traurige Geschichte. Ich hatte
schließlich einen ernst gemeinten Film gemacht,
gut wie bei seinem ersten Film. (lacht)
der von arbeitslosen Jugendlichen handelte. Als
ich das erste Mal den Film im Kino anschaute,
Und was haben Sie dann gemacht?
Ich habe harte zehn Jahre versucht, einen Spiel- lachte das Publikum an vielen Stellen heftig. Das
film zu drehen. Das wollte ich schon immer. Ich fand ich sehr ärgerlich, denn bei jedem Lacher
hatte bereits weitere Experimentalfilme und war der nächste Dialogsatz nicht zu verstehen.
auch Dokumentarfilme gemacht. Für den WDR Mein Verleiher sah das anders. Er zählte 23 Volldrehte ich Magazinbeiträge unter anderem für lacher und 17 Halblacher und war glücklich. Ich
die Jugendsendung „Stifte & Co.“. In diesem musste Kino erst lernen. Ich hatte selbst nicht
Rahmen habe ich für zwei aufeinander folgende verstanden, was ich da gemacht hatte.
Sonntage Kurzfilme gedreht. Die beiden Filme
habe ich dann zusammengeklebt, bin damit zur Dann kam „Jede Menge Kohle“. Damit schufen
Berlinale gegangen und habe sie gezeigt als den Sie ein Stück Ruhrgebietsidentität. Ist Ihnen
das bewusst?
Film „Die Abfahrer“.
8
Heute ist mir das bewusst. Der Film hat etwas
über das Ruhrgebiet erzählt. Ich wollte aber kein
Ruhrgebietsdenkmal schaffen, obwohl es wohl
eines wurde. Der Spruch „Es kommt der Tag, da
will die Säge sägen“ hat schon reingehauen.
Die Region ist ja süchtig nach Identität. Über
fünf Millionen Menschen leben hier und wissen nicht warum.
So ist es. Es scheint ja keinen Sinn mehr zu machen, Kohle aus dem Berg zu holen, Eisen zu
schmelzen, Stahl zu walzen oder Bier zu brauen.
Aus den Brauereien werden Kunsttempel. Es ist
sehr schwer für die Menschen, den Wandel nachzuvollziehen. Vieles, was ich während des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 gehört habe, war ja
rückwärtsgewandtes, larmoyantes, romantisches
Zeug und handelte von einer Region, die es so
überhaupt nicht mehr gibt.
Aber es gibt doch auch die Erzählung von Dieter Gorny, dass wir alle Kreativarbeiter werden.
Da kann man viel erzählen, wenn der Tag lang
ist. Ich wiederhole mich: Das Ruhrgebiet ist kein
guter Ort für Künstler.
Vor diesem Hintergrund macht das Leuchtturmprojekt U doch Sinn?
Ja. Es funktioniert. Es funktioniert jeden Tag. Das
U verleiht der Stadt ein neues Bild. Ich bereue es
nicht, mit dieser Lichtorgel angefangen zu haben
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Interviewserie „Über Tage“
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen.
trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das
Ruhrgebiet.
ZUR PERSON
Adolf Winkelmann (66) ist Filmregisseur, Filmproduzent, Professor für Filmdesign an der Fachhochschule Dortmund und schuf
die Videoinstallationen am Dortmunder U.
Foto: Winkelmann Filmpr. GmbH
Wenig gezahlt.
Wenig geschlafen.
Viel zu erzählen.
Barcelona
Hin + Zurück
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99
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Kopenhagen
Hin + Zurück
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e
ün
Gr
Innovation
en
it
Se
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Von alten Bergbau-Standorten zu neuen Energieanlagen ist der Weg gar nicht mehr so weit, Foto: Tom Jost
Der (Halden)-Berg ruft Windmüller
RAG Montan und Regionalverband Ruhr haben hoch über dem Revier Standorte für 70 neue Groß-Windanlagen ausgemacht
Jahrelang waren die Rotorenbremser am Werk
– jetzt hat sich der Wind gedreht im Lande: In
mittlerer Frist könnten im Ruhrgebiet gut 70
neue Groß-Windräder errichtet werden. Vor
allem die Zechenflächen-Vermarkter der RAG
Montan Immobilien GmbH haben eine Reihe von
Standorten im Blick, die bis 2020 mit Partnern
und Bürgern entwickelt werden sollen. Auch der
Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) mischt mit
und bringt neun geeignete Plätze ins Gespräch.
Heiner Bünger und seine Landwirt-Kollegen aus
dem niedersächsischen Burgdorf erlitten noch
vor zwei Jahren einen ungewöhnlichen Sturmschaden: Als „Godewind GbR“ wollte das Quintett
ein 2-Megawatt-Windrad im hohen Bochumer
Norden aufstellen. Die Stadt hatte den Bauplatz
genehmigt, das Projekt durchlief die Ratsgremien
ohne großen Widerstand. Der Proteststurm kam
aber, als der Bau schon längst begonnen hatte –
von der anderen Seite der Stadtgrenze. Eine Anwohnerin klagte und siegte vor dem Oberverwaltungsgericht. Die Richter hatten nämlich schon
Prof. Hans-Peter Noll (RAG): „Bürgerbeteiligung auch beim
Geld“, Foto: Tom Jost
zuvor festgelegt, dass der Abstand zur nächsten
Wohnbebauung mindestens der doppelten Anlagenhöhe entsprechen müsse. Pech für die bäuerlichen Investoren, dass der Groß-Propeller 30
Meter zu nah am Haus der Castroperin stand. Ein
fertiger 100-Meter-Turm musste wieder abgerissen werden.
Doch die politische Großwetterlage hat sich geändert. Mit dem Winderlass lockerte Rot-Grün
schon als Minderheits-Landesregierung etliche
Bremsen. Durch die vorzeitige Neuwahl im Frühjahr verfügt man nun über satte Mehrheiten und
definiert Windkraft als „tragende Säule der Energiewende“.
In dieser eine tatkräftige Rolle zu spielen hat
sich die Essener RAG Montan Immobilien GmbH
als „Nachlassverwalter“ des auslaufenden Steinkohlebergbaus vorgenommen. In relativer Stille
switchten die lange eher als „behäbig“ geltenden
Kohle-Herren auf grüne Projekte um. „Wir fragten
uns, welche Potenziale unsere Flächen haben“,
sagt ihr Chef Prof. Hans-Peter Noll. Heraus kam:
ein Biomasse-Park auf dem „Hugo“-Areal in Gelsenkirchen, Solaranlagen auf erhaltenen Bergbaugebäuden in Herten und Moers. Sogar über
Untertage-Speicherkraftwerke in Bottrop und
Marl wird nicht mehr nur nachgedacht.
Der größte Wurf könnte mit der Flächenfreigabe
für große Windkraftanlagen gelingen. „Wir haben neben anderen Standorten noch 31 Halden
im Besitz“, zählt Nolls Prokurist Georg Bein auf,
„insgesamt ergibt sich ein Potenzial von 62 Windrädern der 3-Megawatt-Klasse.“ Während andere mit Macht in die Offshore-Gebiete an Nordund Ostsee drängen, hat man in Essen realisiert,
dass auch im Revier „Godewind“ (guter Wind) zu
ernten ist. Sofern man hoch genug hinauf steigt.
Auf Bergehalden sind problemlos 2000 VolllastStunden erzielbar, die nach Berechnung des Bundesverbandes Windenergie gut 6 Millionen Kilowattstunden pro Jahr abwerfen. Das entspricht
dem Bedarf von 1700 Familienhaushalten – pro
Anlage, wohlgemerkt. „Konkret“, sagt Noll, „sind
wir derzeit mit acht Projekten beschäftigt.“ Eines
davon ist die Halde Kohlenhuck in Moers mit bis
zu fünf Groß-Rotoren, die anderen verortet man
eher an der Nordkante des Ruhrgebietes.
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Auch der Regionalverband Ruhr (RVR), der einst
von der RAG neun Halden übernahm, hat diese
Plätze genauer unter die Lupe genommen. Allerdings gelte es neben Abständen zur Wohnbebauung und den Bedürfnissen des Naturschutz
noch weitere gewichtige Kriterien zu beachten,
mahnt RVR-Planungsdezernent Martin Tönnes:
„Wir können natürlich nichts neben das Bottroper Tetraeder stellen. Die durch die IBA EmscherPark mit Kunst gekrönten Halden sind unser
touristisches Alleinstellungsmerkmal.“ Freilich
gibt es Ausnahmen. Das Windrad auf dem Hertener Hoppenbruch ist gar nicht so weit entfernt
vom Observatorium hoch über RecklinghausenHochlarmark. Aber das steht auf der separaten
Hoheward-Halde. Zur Not verfügt der RVR auch
noch über reichlich Waldflächen, über deren
Wipfeln neuerdings auch vieles möglich ist.
RAG Montan wie RVR wollen nicht selbst als
Windmüller auftreten, sondern die Flächen verpachten und andere machen lassen. So betreiben
Emscher-Lippe Energie (ELE) und Mingas Power
seit 2010 zwei Windräder auf der Halde Oberscholven. In Moers sitzen letztere mit am Tisch
des Lokalversorgers Enni.
„Wir brauchen außer Baurecht vor allem die Akzeptanz der Bevölkerung“, ist Prof. Noll sicher,
„ohne die geht gar nichts.“ Was läge da näher,
als jene nicht nur anzuhören, in deren Gesichtsfeld sich die Riesen-Rotoren zwanzig Jahre lang
drehen sollen, sondern auch am Gewinn zu beteiligen? „Wir haben einige Modelle erarbeitet,
die Bürger als Gesellschafter einbeziehen. Auch
wenn das sehr anstrengend werden kann“, antwortet Noll. Am anderen Ende des Reviers hat
Martin Tönnes im Umfeld der Bergkamener Halde
„Großes Holz“ eine engagierte Bürgerinitiative
ausgemacht, die solche Pläne im Sinne von reinen
Bürgerwindanlagen vorantreibt.
So neu ist dieser Gedanke übrigens nicht im Revier: Das Windrad auf der Halde Hoppenbruch
haben nicht nur Ruhrwind GmbH und Hertener
Stadtwerke, sondern auch 300 Bürgerinnen und
Bürger mitfinanziert – und zwar schon 1997.
TOM JOST
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Theater Ruhr
Prometheus und Io auf der Rampe ins Nichts, Foto: Paul Leclaire
Eine Performance über das Nichts
Lemi Ponifasio macht in Duisburg bei der RuhrTriennale aus dem Prometheus-Mythos ein choreografisches Ritual
Ein schwarzes Loch ist dieser Kaukasus, in dem
Lemi Ponifasio einen antiken Mythos verhandelt. Aber dieses Loch ist alles, was die Menschen haben. Dort ist auch der Titan Prometheus angekettet und trägt seinen Kampf gegen
die Götter als serielles Ritual aus.
In altem Griechisch von Aischylos wird dort
deklamiert in der Kraftzentrale des Duisburger
Landschaftsparks. Im Innern des 170 Meter langen und 35 Meter breiten Raums wurde früher
viel Wind gemacht und heiße Luft produziert,
heute hallen die Orffschen Schlagwerke durchs
Gemäuer und der samoanische Performer darf
dort seine Installation über die immer wiederkehrende Auseinandersetzung zwischen
Mensch und Göttern zelebrieren.
Das Publikum hockt, „angekettet“ wie Prometheus, auf der Tribüne und wird allen gängigen
Rezeptionsmöglichkeiten beraubt, der Text ist
nicht verständlich, die Musik kaum verifizierbar, die Augen von gleißendem Licht gequält,
und was die Schar dort hundert Meter weit
entfernt an Tätigkeiten verrichtet, entzieht sich
geschickt den Blicken der Massen. Ein langes,
leicht schräges Podest, das durch grüne NeonStäbe optisch Stufen vortäuscht und in der Unendlichkeit endet, ist der Schauplatz des Nichts,
in dem der Menscherretter gelandet ist und
jammert und erklärt und wütet und prophezeit,
alles, ohne einmal die Kurvenhülle der Töne zu
überziehen. Babylonisches Sprachgewirr für den
einen, reiner Sprachklang für den anderen. Die
Geschichte des geketteten Helden sollte man
kennen, notwendig ist das jedoch nicht, wenn
man sich nur auf das bewegungsarme Ritual
und die Musik konzentriert.
Ponifasio zwingt zur Meditation, zwingt zur
körperlichen Anteilnahme, zur Reduktion auf
das Nichts, das alle umfängt. Eine Performance
der Schattenwelt, die längst in den gleißenden
Lichtern der Metropolen verloren ging – allen
Orffschen Kaskaden zum Trotz. Ein trotziger
Prometheus wirft sich der Verblendung entgegen, ohne sich von seinem felsigen Sarkophag
wegzubegeben. Travelling without moving,
doch die Reise führt in den zwangsläufigen
Untergang. Die Verweigerung des Alltäglichen
durch Ponifasio ist schwer zu ertragen. Sein
Minimalismus könnte auch als Einfallslosigkeit
gelten, doch welche künstlerische Brisanz steckt
hinter diesem Nichtvorhandensein des Einfalls.
Interpretation ist nicht gefordert, Dramaturgie
nicht notwendig, der unerhörte Vorgang selbst
bleibt die Säule des Abends, und natürlich die
archaische Tonalität.
Dirigent Peter Rundel leistet dafür Großes mit
seinem Orchester aus zwölf Schlagzeugern und
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mit einem kaum zu überblickendem exotischen
Instrumentarium, mit vier Klavieren und Harfen sowie sechsfacher Bläserbesetzung – dazu
kommen noch neun Kontrabässe. Eine Maschinerie, die das „Ensemble musikFabrik“, die
NRW SPLASH-Perkussion und die Musiker des
Orchesterzentrums Nordrhein-Westfalen vorzüglich und präzise über 140 Minuten bedient.
Das gleiche gilt für das „ChorWerk Ruhr“, das
wie die MAU Company in die Choreografie eingebunden wurde. Erwähnt werden muss neben
Wolfgang Newerlas Prometheus auch Brigitte
Pinters perfekte Io.
Die Auseinandersetzung auf Titanenniveau lässt
die Menschen abseits stehen, sie wandeln wie
in Trance neben der Bühne. Auf der anderen
Seite fließen die Okeaniden (Chor) im Strom im
Kreis und entziehen sich so dem Einfluss der
Übermächtigen. Io und Prometheus haben dafür
Avatare auf der blanken Fläche, die leiden, während sie verrichten. Prometheus liegt auf einer
Krankenbahre, wird mit Flüssigkeit übergossen.
Am Schluss entfallen Blitz und Donnerschläge,
kein Erdbeben führt den Helden mit Gefolge
in den Hades. Weißer Rauch steigt auf, bleibt
schwebend über der Szenerie ganz hinten an
der Wand. Die Götter sind eben Götter und wir
nur Menschen.
PETER ORTMANN
Mitreißend.
Unsere Grugahalle
PELLÉAS
ET MÉLISANDE
LYRISCHES DRAMA
VO N CLAUDE DEBUSSY
Musikalische Leitung Stefan Soltesz
Inszenierung Nikolaus Lehnhoff
Bühne Raimund Bauer
Kostüme Andrea Schmidt-Futterer
Licht Olaf Freese
Choreinstudierung Alexander Eberle
Premiere 6. Oktober 2012
13 | 10 | 2012
HEiNZ Kult Rocknacht
mit Grobschnitt, Epitaph u.a.
14 | 10 | 2012
Second Hand Modemarkt
Ladies- & Kidsfashion
20 | 10 | 2012
Koncert Gwiazd
Kombii, Feel & Dzem
21 | 10 | 2012
CD- & Schallplattenbörse
im Foyer
03 | 11 | 2012
Wise Guys
Spezialnacht
04 | 11 | 2012
Ina Müller & Band
Tournee 2012
10 | 11 | 2012
Presseball RheinRuhr
das Ball-Ereignis
14 | 11 | 2012
Olaf
Erste Solotour nach den Flippers
17 | 11 | 2012
Subergs Ü-30 Party
Mehr als eine Party
01 | 12 | 2012
Stratmanns Revue
Internationale Travestieshow
06 | 12 | 2012
Ehrlich Brothers
MAGIE, Träume erleben
14 | 12 | 2012
Matthias Reim & Freunde
Das Live-Konzert mit Band
15 | 12 | 2012
22. Oldie-Night
mit Tony Christie & Band,
Hermans Hermits u.v.a.
16 | 12 | 2012
Kaya Yanar
„All inclusive!“
29 | 12 | 2012 –
01 | 01 | 2013
Ice Age Live!
Ein mammutiges Abenteuer
19 | 01 | 2013
Oslo Gospel Choir
Jubiläumstour
Weitere Vorstellungen 13., 16., 18., 21.,
24., 26., 28. Oktober;
1. November 2012, Aalto-Theater
Tickets T 02 01 81 22-200
www.theater-essen.de
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
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Ganz nah dran
mit dem
QR-Code.
Terminstand: September 2012 . Änderungen vorbehalten
Ticket-Hotline: 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
[email protected] . www.grugahalle.de
Premiere
„Wir haben harte Zeiten hinter uns“
Läuft noch mit Erfolg: Roland Schimmelpfennigs Stück „Der goldene Drache“, Foto: Birgit Hupfeld
Das kleine Prinz Regent Theater in Bochum ist eines der besten Beispiele dafür, wie eine freie Bühne heute überlebt
„Nach mir die Sintflut“ (Regie: Sibylle Broll- Dieses heroische Ende – kann man das jungen
Pape) heißt eine aktuelle Produktion des Prinz Menschen noch vermitteln?
Regent Theaters in Bochum. Die freie Bühne, Das ist ja nicht heroisch. Das ist ja ganz furchtbar.
Die Liebe zerstört sich selbst.
die sich früher mit Uraufführungen junger Autoren einen „Weil der Publikumszuspruch Das ist ein tragisches Ende in jein den letzten Jahren höher
der Hinsicht. Und diesen ganzen
Namen machen konnte, musswar, haben wir überlebt“
Vergebungsschluss, den gibt es
te dieses Privileg längst an die
bei mir nicht. Vergeben wird da
Stadttheater abgeben. Knappe
Fördermittel und geringe Wertschätzung sei- am Ende gar nichts. Ich glaube auch nicht, dass
tens der Politik nagten an der Substanz. Doch das wirklich Schiller war.
auch nach einer Sintflut würde das kleine
renommierte Theater so einfach nicht mehr Die Wahl des Stückes ist auch abhängig vom
aus dem Schlamm wieder auftauchen, den die aktuellen Abiturstoff?
göttliche Fügung veranlasst hat. trailer sprach Na klar. Auch. Aber es ist schon so, dass ich ein
mit Sibylle Broll-Pape, der Theaterchefin, die großer Schillerfan bin. Ich wollte eigentlich „Die
Räuber“ machen, die will ich schon immer mal
meist auch Regie führt.
machen. Dann habe ich mir angeschaut, was das
trailer: Frau Broll-Pape, wie geht es dem Prinz Bochumer Schauspielhaus diese Spielzeit macht
und festgestellt, dass sie das jetzt auch spielen.
Regent Theater?
Sibylle Broll-Pape: Dem Theater geht es gut. Toi, Da fand ich es schon sinnvoll, lieber mit „Kabale
toi, toi. Es geht besser als noch vor einigen Jahren und Liebe“ in den aktuellen Lehrplan einzusteigedacht. Rein finanziell haben wir harte Zeiten gen. Denn wir haben auf der einen Seite Nachhinter uns, aber weil in den letzten Jahren der fragen von Schulen bekommen, weil wir diese
Publikumszuspruch sehr viel höher war, haben Stücke passend zum Abiturstoff jetzt häufiger
gebracht haben und das Bochumer Schauspielwir das überlebt.
haus es nicht tut. Das ist mir recht, muss ich
Die nächste Premiere ist Schillers Kabale und sagen. Auf der anderen Seite merken wir, dass
Liebe. Kann man diese Geschichte im 21. Jahr- wir so auch sehr viele Schüler ins Theater ziehen, die Theater bei uns mal anders kennenlernen
hundert noch mögen?
Ja, unbedingt. Auch ich habe zuerst gedacht, das und das dann gut und interessant finden. Das
sei eines der schwächsten Dramen von Schil- ist auch nicht unwichtig. Erstens kriegen sie die
ler, doch nur solange, bis ich angefangen habe, Stücke so angeboten, dass die sie heute noch inmich damit für die Inszenierung zu beschäftigen. teressieren, und zweitens nimmt ihnen das eine
Natürlich glaube ich auch, dass eine reine Ge- Schwellenangst vor dem Theater. Wir zeigen ja
schichte der Standesunterschiede heute völlig keine hehren, alten Geschichten. Wir bekommen
uninteressant ist. Als ich mich aber länger damit ein wahnsinnig gutes Feedback von den Schülern
beschäftigte, fiel mir auf, dass es in dem Stück und schaffen es sogar, dass hier und da ein Schüüberhaupt nicht darum geht. Die zentrale Frage ler zu einem anderen Stück wiederkommt. Das ist
des Stücks ist die nach dem Absolutheitsgedan- natürlich ideal.
ken der Liebe – und das ist etwas, das geht durch
alle Jahrhunderte. Der ist uns heute so nah, wie er Wie hoch ist denn der Anteil derer, die dann
damals Schiller nah war. In dem Moment, wo ich tatsächlich wiederkommen?
das erkannt habe, habe ich erst mal mein gan- Es sind zwar nur einige, aber das muss ja auch
zes Konzept über den Haufen geworfen und das unorganisiert passieren. Manchmal denke ich,
Stück fing an, mich richtig zu interessieren. Und da könnten Lehrer ein bisschen eingreifen – aber
ich kenne kaum jemanden, der so unglaublich gut, das ist offensichtlich nicht deren Ding. Und
gute Sätze dazu sagen kann wie Schiller. Schil- einige kommen tatsächlich alleine wieder.
lers Sprache ist eben immer noch ein Hammer. Er
sah damals so klar, was falsch laufen kann bei so Der Bochumer Kulturdezernent Townsend will
verführerisch schönen Gedanken wie eben die an jetzt die freie Szene fördern. Hat er jedenfalls
die absolute Liebe. Ich glaube, dass uns das heute auf der ersten Kulturkonferenz Ruhr in Essen
sehr interessiert, und Schüler insbesondere auch. gesagt.
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Ich weiß nicht, was er damit meint. Im Augenblick ist es so, dass Kürzungen erst einmal zurückgenommen worden sind. Wenn das schon
fördern ist, dann tut er das. Aber ich denke, er
meint eher, dass man vielleicht doch darüber
nachdenkt, uns allen mehr Geld zu geben oder
vielleicht bessere Räumlichkeiten zu beschaffen.
Aber darüber wurde mit mir bisher noch nicht
gesprochen.
Aber der Umzug in die Bochumer Mitte hat
sich zerschlagen?
Ja. Es sieht nicht so aus, als gäbe es dort noch viel
Platz. Und solange das Konzerthaus noch nicht
steht, sehe ich nicht wirklich eine Chance für uns,
was anderes zu bekommen. Was ich zwar schade
finde, aber so ist es nun mal.
Ist denn eine Zusammenarbeit mit anderen
freien Bühnen vorstellbar?
Nein, eigentlich nicht. „Die“ freie Szene gibt es ja
sowieso nicht. Aber es gibt eine gewisse Tendenz
innerhalb der frei arbeitenden Theater. Das ist das,
was ich immer als „globalisierten Inszenierungszirkus“ bezeichne. Das klingt negativer, als ich
es meine. Man hat eben große Produktionshäuser, die gut ausgestattete Produktionen machen,
und die dann rumgeschickt werden nach Berlin,
Hamburg, Zürich oder Düsseldorf. Das ist für sich
sicher eine tolle Sache, aber das hat mit dem,
was wir machen, nichts zu tun. Da würden wir
gar nicht reinpassen. Die haben eine andere Ästhetik und andere Vorstellungen von Inhalten. Wir
machen ja sehr literarisch ausgerichtetes Theater
und das ist in diesem Zirkel nicht angesagt.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Kabale und Liebe“ (Premiere) I Do 15.11. 20 Uhr
Prinz Regent Theater Bochum I 0234 77 11 17
ZUR PERSON
Sibylle Broll-Pape wurde im Sauerland
geboren. Nach einem Studium der Mathematik, Informatik und Anglistik an
den Universitäten Dortmund und Bonn
arbeitete sie ab 1983 in verschiedenen
freien Theatergruppen in NordrheinWestfalen als Regisseurin, Dramaturgin
und Produzentin. Ihr Schwerpunkt ist dabei der multimediale Bereich. Seit 1995 leitet sie das Prinz Regent Theater
in Bochum.
Foto: Prinz Regent Theater
Theater Aktuell
Pilgern bis ans Ende der
Welt
Ein Liederabend mit
Live-Musik
Premiere am Fr, 28.09.12, 20.00 Uhr
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Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33
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%BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT
Theater Ruhr
13+
Mo, 01.10., Di, 02.10 um 10.30 Uhr, Do, 04.10. um 19.00 Uhr
Let`s kiss
„Der Prozess“, Foto: Sebastian Hoppe
Ein Testgelände für 13 Liebesanfänger
Return of the Living Dead
Kafkas „Prozess“ als eklektisches Bildertheater in Düsseldorf
Fr, 05.10. um 20.00 Uhr in der Kellerbar
Seide
Geschichten auf Consol mit André Wülfing
4+
So, 07.10. um 15.00 Uhr
Vom Fisch(er) und seiner Frau
Ein Gastspiel des Theater Töfte
Do, 11.10. um 19.00 Uhr
Pierrot lunaire
Zum 100. Geburtstag der Komposition von A. Schönberg
Mi, 17.10. um 19.00 Uhr
Roter Salon: Schönheit
Das Bürgerdinner im Consol Theater
Di, 23.10. um 19.00 Uhr
KOnzertMEDitation
Klang und Stille mit Michael Gees und Andronik Yegiazaryan
Mi, 24.10. um 20.00 Uhr
Rosani Reis und Band
GEjazzt auf Consol
Alles gerät ins Rutschen. Kaum ist K. verhaftet worden, erwartet ihn ein
expressionistisch verzerrtes Zuhause. Die Möbel schräg, das Bett zu kurz,
die Tür perspektivisch verzerrt und der Boden eine schiefe Ebene. In diesem
Leben gibt es kein Halten mehr. Wild rangeln K. und die beiden dubiosen
Aufseher Franz I und Franz II um ein bisschen Standfestigkeit: Der Slapstick
hat die drei fest im Griff.
Der russische Regisseur Andrej Mogutschi, der in St. Petersburg das Formalny Theater leitet, dramatisiert den Roman „Der Prozess“, Frank Kafkas Chef
d’Œuvre über einen kleinen Bankprokuristen, der plötzlich in das Räderwerk
einer Gerichtsmaschinerie gerät, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein.
Aus einem über fünfzigköpfigen Chor von Bürgern in dunklen Anzügen wird
K. (Carl Alm) in Düsseldorf herausgepickt: Er hatte als Einziger ein Lied angestimmt. Einer ist aufgefallen in der Masse Mensch, ist rausgefallen aus
dem Kollektiv, spricht auch noch Deutsch mit Akzent. Bei Mogutschi ist
K. von Beginn an ein Außenseiter. Nach der Verhaftung lässt Mogutschi
dann die Bühne rotieren und jagt den Roman durch symbolisch aufgeladene
Bilderwelten. Die weiß gekleidete Familie von K. zelebriert ihre Bürgerlichkeit, mit dem Boot geht es zum Advokaten Huld (Sven Walser) und dessen
Freundin Leni (Betty Freudenberg), die als nackte, ausgestopfte Popanzen
durch ihre Birkenwaldwohnung hoppeln; die Liebesszene mit der Frau eines
Gerichtsangestellten wird hinterlegt mit nackten Amazonen, einem Teufel
auf Stelzen und einem Riesenbaby an einem Flügel. Schwarze Romantik,
Surrealismus, Expressionismus, Psychoanalyse, Film, Theorien der Masse –
Mogutschi greift beherzt in den Fundus aus Kunst und Theorie und schickt
beide durch den Schleudergang seiner Bildphantasie. Dieser eklektische
(oder doch eher die Kafkadeutungen selbst zitierende?) Ansatz gilt auch für
die Spielweise, die mal psychologisch, mal stilisiert, dann wieder kommentierend oder völlig beiläufig ist, wie bei Patrizia Wapinskas Fräulein Bürstner, die mit Rucksack und Turnschuhen wie eine moderne Hilde Wangel
daherkommt.
Andererseits zitiert die Inszenierung immer wieder ein Kafkasches Textfragment, in dem der Totenfluss sich vor den Toten ekelt und sie ins Leben
zurückschwemmt. Ist der Abend auch ein Return of the Living Dead? Ist
K., der bereits zu Beginn nach einer Verfolgungsjagd im Auto mit Rosen
beerdigt wird, ein zurückgekehrter Zombie? Nach der Pause treffen sich die
Figuren in einem Zug mit vorbeifliehender Landschaft, zu der auch Teile des
Bühnenbildes gehören, und K. sagt sich vom Advokaten los. Schließlich trifft
er – wie am Anfang – auf leerer Bühne den Maler Titorelli, der alles – den
Prozess, die Richter, die Anwälte – in Bilder bannt, auf denen allerdings
nichts ist, wie es scheint. Kunst, die es zu interpretieren gilt. Wie Kafkas
„Prozess“ eben, der in der Düsseldorfer Inszenierung allerdings eher im Deutungsnebel verschwindet.
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
PREMIERE am Sa, 27.10. um 19.00 Uhr,
weitere Vorstellung am So, 28.10. um 18.00 Uhr | Volxbühne am Consol Theater
Vollmond
Eine Inszenierung der Seniorentheatergruppe synovia
Bismarckstraße 240
45889 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 9 88 22 82
„Der Prozess“ nach dem Roman von Franz Kafka I R: Andrej Mogutschi
Düsseldorfer Schauspielhaus I 3./23.-25./27.10. 19.30 Uhr
www.duesseldorfer-schauspielhaus.de
E-Mail: [email protected]
www.consoltheater.de
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Theater Ruhr
„Philotas“, Foto: Matthäus Dolibog
„Nach mir die Sintflut“, Foto: Hans Jürgen Landes
„Sprung ins Leere“, Foto: MIR
Held oder Fanatiker?
Irgendwo in Afrika
Lessings „Philotas“ im Rottstr5 Theater
„Nach mir die Sintflut“ im Prinz Regent Th. Yves Klein-Gedenken in Gelsenkirchen
Lange hat er darauf gebrannt, sich endlich beweisen zu dürfen, endlich als erwachsener Mann und
Krieger anerkannt zu werden. Sieg oder Tod waren
die einzigen Möglichkeiten, die der junge Königssohn Philotas einkalkuliert hatte. Dass er nun schon
bei seinem ersten Kampfeinsatz in Gefangenschaft
gerät, ist für ihn die größte anzunehmende Katastrophe. Durch seine Schwäche im Kampf ist er zur
Geisel, zum Druckmittel gegen seinen Vater, den
König, geworden. In seinem ungebrochenen Willen
zum Heldentum sieht er nur einen Ausweg und
opfert sich ohne Not.
Das kleine freie Theater an der Bochumer Rottstraße liefert mit Lessings Einakter „Philotas“ seinen Beitrag zur landesweiten Reihe „Classics“ und
hat sich damit kein einfaches Stück ausgesucht.
Denn einer einfachen Botschaft verschließt sich die
kurze Tragödie vehement. Blinder Fanatismus, so
scheint es aus heutiger Sicht, treibt da einen verblendeten Jüngling, der das Leben und die Welt
noch nicht kennt. Und auch Lessing, der deutsche
Dramatiker der Aufklärung, scheint es wohl so gesehen zu haben, als er seinen „Philotas“ während
des Siebenjährigen Kriegs, des eigentlichen ersten
Weltkriegs, Mitte des 18. Jahrhunderts schrieb.
Darin sind sich die Literaturwissenschaftler heute
weitgehend einig. Lange Zeit allerdings wurde die
Tragödie als lupenreines Heldenepos betrachtet.
Wirklich verwundern kann das nicht, denn Lessing
beleuchtet seinen Philotas sehr ambivalent. Er
nimmt ihn ernst, kehrt das Edle und Unschuldige
seiner Gesinnung hervor. Für die Regie bleiben da
nur wenige Ansatzpunkte zur Zuspitzung und Eindeutigkeit. Auch Hans Dreher steht in Bochum vor
diesem Dilemma und kann es auch nicht völlig lösen. Was diese Inszenierung aber wirklich sehenswert macht, ist die hervorragende Textarbeit, die er
mit seinem kleinen Ensemble leistet. Neben einem
starken Felix Lampert als Philotas und Maximilian
Strestik als altem Kämpfer Strato treten Martin
Bretschneider als (feindlicher) König Aridäus und
Dagny Dewath in der Rolle des Mitstreiters Parmenio als exzellente Sprecher hervor, die den oft sperrigen Text gut zugänglich machen. Dass Drehers Philotas einen albernen Affentanz aufführt, weil er sein
Schwert zum Selbstmord nicht finden kann, ist ein
überflüssiger, aber verschmerzbarer Gag. Eine gute
Inszenierung zum Selberdenken.
Es war das erste und einzige Mal, dass sich der bildende Künstler Yves Klein an einem Musikstück versucht hatte. Und es verschwand direkt nach seiner
Uraufführung wieder in der Versenkung. Vielleicht
lag es daran, dass seinerzeit, im Jahre 1960, parallel zur Musik wesentlich Spannenderes passierte.
Denn Kleins „Symphonie Monoton“, die lediglich
aus einem einzelnen ausgehaltenen Dur-Akkord bestand, bildete die Begleitmusik zu einer damals absolut ungehörigen Performance: der „Anthropometrie“. Diese neue Art der Malerei hatte Klein wenige
Jahre zuvor selber erfunden. Er ließ Aktmodelle mit
eben jener ultramarinblauen Farbe einschmieren,
die sein stärkstes Markenzeichen werden sollte, und
ließ sie die Leinwand mit dem ganzen Körper
bemalen.
1960 hatte der Künstler bereits ein größeres
Konzept für seine minimalistische Klangstatue im
Kopf: „Symphonie Monoton Silence“ - eine Gegenüberstellung von Klang und Stille. Die Idee kam ihm
schon 1947, also fünf Jahre vor John Cages bahnbrechendem Tacetstück „4’33’’“, das die völlige
Stille zur vollwertigen Musik erhob. Auf Papier
brachte Klein sein Stück allerdings erst 1961 mit
Hilfe eines befreundeten Komponisten. Ein Jahr
darauf, vor genau 50 Jahren, starb Klein mit nur 34
Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Eines seiner größten und bedeutendsten Werke hinterließ er
mit den blauen Wandreliefs im Foyer des Gelsenkirchener Musiktheaters. Dieses ehrt den Künstler mit
einer kleinen Veranstaltungsreihe, die mit der
Uraufführung der Yves-Klein-Oper „Sprung in die
Leere“ im Oktober ihren Höhepunkt erreichen soll.
Komponist Felix Leuschner und sein Librettist Reto
Finger nähern sich der Person Yves Klein dann auch
konsequent über sein vielschichtiges Werk.
Quasi als Vorgeschmack erklang bereits die „Symphonie Monoton Silence“ direkt vor den großen
blauen Wandreliefs im Theaterfoyer. Rupert Huber
und das „ChorWerk Ruhr“ nahmen sich des Werkes
an. Vorgegeben hat Klein lediglich einen D-DurDreiklang, der „lang“ ausgehalten werden soll,
gefolgt von einer ebenso langen Stille. Es ist eine
relative Stille. Denn hinter der Glasfassade des MiR
verläuft eine der Hauptverkehrsstraßen. Dafür ist
das Ohr nun geschärft: für das gedämpfte Rauschen
der Autos, das schrille Quietschen der Straßenbahn
und ein Feuerwerk, das leise in der Ferne prasselt.
KARSTEN MARK
Ein weißer Geschäftsmann. Ein Hotelzimmer. Eine
weiße, elegant gekleidete Frau. Geplänkel. Er zu
ihr, sie solle es sich doch bequemer (sprich ausgezogener) machen. Sie zu ihm, vielleicht später
(sprich niemals). Sie stellt sich als Übersetzerin
heraus, er möchte weiterhin Berufliches und Privates vereinen. Das könnte so oder so ähnlich
irgendwo auf der Welt passieren und es wäre bis
auf die Frage – kriegt er sie rum, bzw. sie ihn los
– nicht weiter interessant. Aber die Szene spielt
sich in Kinshasa ab, der Hauptstadt der demokratischen Republik Kongo. Da, wo die Menschen sterben. Und so beginnt man sich zu fragen, womit
dieser Geschäftsmann eigentlich sein Geld verdient. Kann das mit rechten Dingen zugehen? In
dem Land? Auch die Übersetzerin wirkt nicht ganz
koscher. Weiß sie mehr über die politischen Verhältnisse, als sie zugeben möchte? Was ist mit
ihrem Ex-Mann? Der hat doch bestimmt Dreck
am Stecken. Und überhaupt: Was machen die in
Afrika? Wolfram Boelzle und Anuk Ens verstehen
sich darauf, Katz und Maus zu spielen - stets mit
erotischem Unterton, stets mit gefährlichem Beigeschmack. Als der „alte, todkranke Afrikaner“,
der Grund für das Anheuern einer Übersetzerin,
als unsichtbarer Dritter hinzustößt, kippt die
Stimmung ins Beklemmende. Er bietet, durch die
Stimme der Übersetzerin, seinen Sohn an: als
Fußballprofi, als Kofferträger, als Kammerdiener,
als Adoptivsohn, als Lehrling. Egal. Hauptsache
raus aus Afrika. Hauptsache gen Westen. Das
Stück der katalanische Autorin Lluisa Cunillé versteht es, unangenehme Fragen zu stellen, nicht
(nur) über den Kongo sondern über „Afrika“, den
riesigen Kontinenten, dessen Länder wir EuropäerInnen nicht kennen, aber dem wir viel Reichtum
verdanken. Um so merkwürdiger erscheint da der
kitschige Einstieg von Broll-Papes Inszenierung:
Projektionen von „Afrika-Bildern“, irgendwo zwischen Multikulti und Spendenaufruf. Ein französisches Chanson trällert von den Geistern der
Toten, die nicht tot ist. Dort unten ist man ja
noch viel spiritueller, nicht so wie hier. Leider
gelingt es der Inszenierung auch nicht, den Spannungsboden, der erst so gekonnt aufgebaut wird,
zu halten oder sinnig aufzulösen. Eine „afrikanische“ Holzfigur steht am vorderen Bühnenrand.
So stellt man sich das halt vor. Hier bei uns - in
Europa.
ANNA SCHIFF
„Philotas“ I Mi, 17.10. 19.30 Uhr I Rottstr 5 Theater,
Bochum I Infos: 0163 1 50 71
„Nach mir die Sintflut“ I Mi, 10.10., 20 Uhr
Prinz Regent Theater Bochum I Infos: 0234 77 11 17
„Sprung ins Leere“, Premiere (UA) I 6.10. , 21 Uhr
MIR I Gelsenkirchen I Infos: 0209 409 72 00
18
Klingende Stille
KARSTEN MARK
THEATERLANDSCHAFT
NEUES
ARABIEN
24. BIS 28. OKTOBER 2012
SYRIEN
ÄGYPTEN TUNESIEN
LIBANON PALÄSTINA
GEFÖRDERT DURCH DIE
UND DURCH DAS
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INFOS UND KARTENRESERVIERUNG www.theater-an-der-ruhr.de, telefonisch unter 0208.599 01 88
und an allen bekannten CTS Vorverkaufsstellen | EUR 17,- | 7,- (erm.)
19
Komikzentrum Ruhr
RuhrTanz
„Cesena“, Choreografie: Anne Teresa De Keersmaeker, Foto: Michel Francois
Georg Schramm als renitenter Rentner Dombrowski, Foto: Achim Käflein
Der
Abschied
Lothar
Dombrowskis
Der lange
Abschied
Lothar
Dombrowskis „Kunst mit allen Mitteln“
Georg Schramm
„Meister
Yodas
Ende“
– Dota öffnet Herzen
Georg
Schrammbeschwört
beschwört
„Meister
Yodas
Ende“
Der Tanz als Schrittmacher in den darstellenden Künsten
Als Dota, die „Kleingeldprinzessin“, 2011 mit dem Förderpreis der Stadt
Mainz im Unterhaus ausgezeichnet wurde, hieß es in der Begründung, dass
die Jury mit ihr eine „erfrischend ungekünstelte Künstlerin“ ausgewählt
habe, „die es mit eindringlichen Liedern versteht, atmosphärisch zu verzaubern“. Sie nutze die Sprache nicht nur als scharfsinnig gewitztes Werkzeug für ihre bildstarke Poesie, sondern auch als treibende rhythmische
Kraft. „Dota Kehr öffnet die Herzen und lässt die Texte tanzen“ – besser
kann man die besondere Ausstrahlung der aus Berlin kommenden ehemaligen Straßenmusikantin kaum beschreiben. Am 11.10. tritt sie mit ihrer
Band, den „Stadtpiraten“, im Bochumer Bahnhof Langendreer auf.
In nächtlicher Düsternis endete der Tanzabend „En Atendant“ der Gruppe
ROSAS bei der RuhrTriennale in der Jahrhunderthalle Bochum – und fast
nahtlos knüpft das Tanzstück „Cesena“ in frühmorgendlicher Dämmerung
wieder daran an. Diffuses Licht und Dunkelheit gehört zum choreografischen Konzept der Belgierin Anne Teresa De Keersmaeker (52), die von
einer übereifrigen Kritik trotz ihrer kontinuierlichen Choreografiearbeit
derzeit wie der aus Asche aufsteigende Phönix gehandelt wird. Doch seit
dem sogenannten Tanztanz der 1980er Jahre (z.B. „Rosas tanzt Rosas“) ist
auch De Keersmaeker immer inhaltlicher
geworden. Mit „Cesena“, das sich auf
„Nur die hohe Qualität der
ein von Papst Clemens VII im Jahr 1377 Tanzstücke rettet die Triennale
angeordnetes Massaker bezieht, setzt De
vor der Beliebigkeit“
Keersmaeker allen politisch motivierten
Massakern an der Zivilbevölkerung wie etwa im bosnischen Srebrenica
(1995) ein feinfühlig einfühlendes Denkmal. Vielfüßig flüchtendes Getrampel in der Dunkelheit und ein vielstimmiger Vokalgesang wie ein Aufschrei
kündet von tödlicher Gewalt, bei der die Choreografie jedoch nicht stehen
bleibt, sondern ein tänzerisches Miteinander in der Trauer findet, die einen Neuanfang erst möglich macht. Die entrückte Atmosphäre des aufsteigenden Tages löste auch beim konzentrierten Publikum in der Jahrhunderthalle langsam wieder die Anspannung.
Nur einen Tag später an selber Stelle: der Hamburger Heino Trusheim, dessen Programm schlicht „Stand Up Comedy“ heißt – ganz einfach, weil er
genau das auf der Bühne macht, sich hinstellen und erzählen, von Nacktscannern und W-Lan-Verkabelungen, Essgeräuschen und Selbstmordattentätern, von Urlaubsfahrten und seinen ordentlichen deutschen Genen,
die er beim besten Willen nicht ignorieren kann.
Was man sich unter „Mitternacht-Spaghetti“ vorzustellen hat, erklären
Wiebke Eymess und Friedolin Müller aus Hannover, ein herzallerliebstes
Duo, das sich „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ nennt und genau
an diesem Platz seine ersten Erfahrungen im wechselseitigen verbalen
Schlagabtausch gemacht hat. Klar, dass sie immer das letzte Wort haben
will. Auch klar, dass er alles besser weiß und keine Denkfehler durchgehen
lässt. Bei den beiden sympathischen Großstadtneurotikern geht es um die
Liebe – zu Tintenfischen zum Beispiel. Oder zu knackenden Heizungsrohren.
Kurz: um alles, was im Leben wirklich wichtig ist (19.10., Bahnhof Langendreer, Bochum).
Wer „Meister Yodas Ende – Über die Zweckentfremdung der Demenz“ von
und mit Georg Schramm noch nicht gesehen hat, sollte sich entweder am
2. nach Gelsenkirchen in die Kaue oder am 1. nach Oberhausen ins Ebertbad oder aber am 3. nach Duisburg in die Rheinhausenhalle begeben.
„Ende 2013 werde ich 25 Jahre lang als Kabarettist auf der Bühne und vor
der Kamera gestanden haben. 25 Jahre, in denen ich (glücklicherweise)
immer schon zwei Jahre im Voraus wusste, wann ich wo sein werde, was
in diesem Fall bedeutet: zum 31.12.2013 werde ich aufhören, als SoloKabarettist auf Tour zu gehen“. Mit diesen Worten kündigte Georg Schramm
im Juli seinen Abschied an – und so mancher fragt sich nach dem Warum.
„Georg“, so formulierte es einst Kollege Dieter Hildebrandt, „sollte mir der
Glaube an die wie immer geartete Wirksamkeit des Kabaretts abhanden
gekommen sein, als du kamst, hatte ich ihn wieder!“ Dass der Titel seines
letzten Programms sich wie ein Hinweis auf seinen Rückzug liest, ist die
eine Sache. Die andere, dass der renitente Rentner Lothar Dombrowski aus
der Anstalt ausgebrochen ist und nach aufmüpfigen Gleichgesinnten und
Zukurzgekommenen sucht, anstatt im Pflegeheim vor sich hin zu dämmern. Wir werden den wortgewaltigen Kabarettisten und Humanisten aus
Badenweiler schwer vermissen – aber noch ist Zeit, ihn zu genießen, meint
jedenfalls Ihre stets über Tage lebende Autorin.
Nicht düster, sondern strahlend sieht man derzeit den Intendanten der
RuhrTriennale 2012-2014, die gerade ihre erste Triennale-Saison beschließt. Das mag auch daran liegen, dass Heiner Goebbels gerade mit
dem mit 330.000 Euro wohl höchstdotierten Theaterpreis der Welt, den
norwegischen Ibsen-Preis, ausgezeichnet wurde. Mit einem völlig neuen,
modernen Konzept sind Heiner Goebbels und sein Team bei dieser Triennale angetreten. trailer berichtete mehrfach darüber. Im Tanz spiegelte
die RuhrTriennale das, was sich in den performativen Künsten allenthalben zeigt: Die Öffnung hin zu anderen Genres der Live Art (12 Rooms).
Die spartenübergreifende Vermischung von Musik, Tanz, Theater, Video,
Performance (Jan Lauwers & Needcompany). Die Schaffung neuer Formen
durch die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern (Mathilde Monnier/Dominique Figarella). Die Eroberung neuer Räume und Zeiten (Anne Teresa De
Keersmaeker). Die Arbeit mit Kids (Boris Charmatz), mit disabled persons
(Jérome Bel), mit unserem alltäglichen Leben (Nature Theater of Oklahoma) und mit einem neuen Blick auf alte Tanzthemen (Laurent Chétouane).
Doch welcher thematisch-inhaltlichen Linie folgten die Beiträge eigentlich?
Benannt wurde sie nicht. „Zum Nachdenken“ über Bewegung, Musik und
Tanz, über unsere Körper und die, deren Körper anders sind (disabled persons), sollten die Tanzstücke nach Heiner Goebbels anregen. Nur die hohe
Qualität der eingeladenen Tanzstücke verhinderte, dass diese Vielfalt unterschiedlicher Ansätze als Beliebigkeit gesehen werden kann. Heiner Goebbels
Maxime, die ohnehin immer weniger zu haltende Trennung zwischen der
darstellenden und der zeitgenössischen bildenden Kunst in dieser ersten Triennale-Saison zu thematisieren, war Wagnis und Erfolgsgarantie zugleich.
KLAUS KEIL
ANNE NÜME
20
THEATER IM
HIO B
GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: HANS JÜRGEN LANDES
prinz regent theater
PROGR AMM 10–012
VO N J OS E P H R OT H
FA SS U N G VO N KO E N TAC H E L E T
Premiere 21. Oktober 2012,
19:00 Uhr, Grillo-Theater
Weitere Vorstellung 26. Oktober;
1., 4. November 2012, Grillo-Theater
Matinee 14. Oktober 2012,
11:15 Uhr, Café Central
Tickets T 02 01 81 22-200
www.schauspiel-essen.de
OKTOBER 2012
DER GOLDENE DRACHE
von Roland Schimmelpfennig
am 1., 2. und 27., jeweils 20.00 h, am 28. um 19.00 h
PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG
von Heinrich von Kleist
am 5., 6., 30. und 31., jeweils 20.00 h
NACH MIR DIE SINTFLUT
von Lluïsa Cunillé · am 10. und 17., jeweils 20.00 h
CELLULITA, DIE KÖNIGIN DER NACHTCREMES –
3. TEIL: JETZT MIT SCHOKO-DIÄT!
von und mit Petra Afonin · am 19. und 20., jeweils 20.00 h
OFFENE ZWEIERBEZIEHUNG
von Dario Fo und Franca Rame
am 12. und 13., jeweils 20.00 h
LITERARISCHER SALON:
AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN ZEIT
Stephan Ullrich liest Marcel Proust
am 8., 15., 22. und 29., jeweils 20.00 h
IPHIGENIE AUF TAURIS
von Johann Wolfgang von Goethe
am 24. und 25., jeweils 20.00 h
www.prinzregenttheater.de
Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter:
Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: [email protected]
21
Opernzeit
Oper in NRW
Richtet im Oktober die „Hochzeit des Figaro“ aus: das Palladium Köln, Foto: Matthias Baus
Trophäenjäger: Rainer Zaun als Leporello und Raymond Ayers als Don Giovanni, Foto: Stefan Kühle
Liebe in Zeiten des Zerfalls
Dem Krimi geht die Puste aus
Mozart und sein Librettist Da Ponte greifen bei der Vorlage für ihre Oper
auf einen politisch hochbrisanten Stoff zurück: auf die am Vorabend der
Französischen Revolution entstandene Komödie „Die Hochzeit des Figaro
oder Der tolle Tag“ von Beaumarchais, ein Zerrspiegel der Korruption und
Dekadenz des Ancien Régime.
Von Karsten Mark
Seine Sympathien hat sich dieser Giovanni wahrlich schnell verspielt. Mit
brutaler Gewalt schleudert er den alten Komtur gegen eine scharfkantige
Marmorsäule. Das Blut spritzt in so hohem Bogen, dass das Publikum selbst
in der letzten Reihe noch zusammenzuckt. Mit blutüberströmtem eingeschlagenen Schädel stirbt der Alte, während sich der Mörder aus dem Staub
macht. Es ist ein waschechter Krimi, den Regisseur und Intendant Norbert
Hilchenbach seinem Publikum zeigen möchte. Nach knapp neun Jahren
bringt er wieder einen „Don Giovanni“ auf die Hagener Opernbühne und
macht darin früh klar, dass sein Protagonist nicht dem gängigen Bild des char- „Das Geheimnis seiner Verfühmanten Schlawiners entspricht, dem der rungskraft bleibt im Dunkeln“
„Le Nozze di Figaro“ an der Oper Köln
Die Hierarchie auf dem Schloss des Grafen Almaviva spiegelt die gesellschaftlichen Zustände zu Zeiten Mozarts wider: Der absolutistische
Machtanspruch des Grafen droht das Privatleben seines Dieners Figaro zu
zerstören, auf dessen Braut Susanna er ein Auge geworfen hat. Obwohl er
sich als aufgeklärter Herrscher gibt und auf das Recht der ersten Nacht offiziell verzichtet hat, versucht er durch ein Intrigenspiel, Susanna für sich zu
gewinnen und droht damit nicht nur die Zukunft des Dienerpaars, sondern
auch seine eigene Ehe zu zerstören. Sein Verhalten polarisiert alle auf dem
Schloss Ansässigen: Die einen hängen sich an den Grafen, weil sie einen
persönlichen Vorteil für sich erhoffen, die anderen solidarisieren sich mit
der enttäuschten Gräfin und dem Dienerpaar: „Jeder drängt, man schubst
sich, man benutzt seine Ellbogen, man rempelt den anderen um. Ans Ziel
kommt, wer kann – der Rest wird zerquetscht“, heißt es im Streitgespräch
zwischen Figaro und dem Grafen bei Beaumarchais.
Komponist und Librettist müssen viele Änderungen vornehmen, um diesen
politischen Zündstoff durch die österreichische Zensur zu bekommen. So
verzichten sie gänzlich auf die tagespolitischen Bezüge in Frankreich, zumal
Marie Antoinette, die Schwester des österreichischen Kaisers, mit Ludwig
XVI verheiratet war und wenige Jahre später Opfer der Französischen Revolution wurde. Kritik am Adel und Amtsmissbrauch durfte in der Oper nur
im Sinne der aufgeklärten Politik Joseph II geübt werden, mit der er seine
Herrschaft sicherte und Aufstände in Österreich verhinderte.
„Was in unseren Zeiten nicht erlaubt ist, gesagt zu werden, wird gesungen“,
sagte Da Ponte. In der Tat legt die Musik Mozarts die Gewalt der Begierden,
die Emotionen und die erotischen Spannungen bloß, die das menschliche
Handeln und politische Denken der Figuren in dem undurchschaubaren Intrigenspiel bestimmen. Mozart schafft für jede Figur in Tonfall und Arienform ein komplexes musikalisches Charakterbild, das auch den sozialen
Stand und das Alter mitberücksichtigt. Die ungeheure Mehrschichtigkeit
des Singstimmen- und Orchestersatzes in den Ensembles leuchtet die szenischen Situationen und die Beziehungen der Figuren untereinander bis ins
Detail aus, und das Finale des zweiten Aktes in seiner groß angelegten Steigerung ist im Werk Mozarts unübertroffen.
Mozarts Musik macht mit der Komödie Ernst und führt die menschlichen
Beziehungen an den Abgrund des Scheiterns. Doch am Ende scheint die
Utopie der Versöhnung auf: Der Graf bittet um Verzeihung, die emotionale
Gleichberechtigung gesellschaftlich Ungleicher scheint möglich geworden
zu sein, und insofern ist diese Oper ein Aufklärungsexperiment einer geschlossenen, zunehmend öffentlichem Druck ausgesetzten Gesellschaft –
Oper als Politikum.
KERSTIN MARIA PÖHLER
„Le Nozze di Figaro“ I Palladium
12.(P)/14./16./18./20./24./26./28./31.10, 4.11.
Norbert Hilchenbach inszeniert „Don Giovanni“ in Hagen
Todschlag am alten Edelmann selber als
tragisches Unglück widerfährt. Hilchenbachs Giovanni ist ein Egoist, der
keine Skrupel erkennen lässt und buchstäblich über Leichen geht. Schon
bald hat er die Privatermittler Ottavio und Anna auf den Fersen, die auf
Rache sinnen.
Die Voraussetzungen stimmen zunächst für „die rasanteste Kriminalgeschichte der Opernliteratur“, die Hilchenbach seinem Publikum verspricht.
Doch alsbald geht der Regie die Puste aus. Es fehlt an Ideen, den Ansatz
konsequent weiterzuspinnen. Stattdessen steckt der Regisseur sein Ensemble in 50er-Jahre-Garderobe, stellt es in eine Kulisse, die allein aus zwei beweglichen Wänden in dunklem Marmor-Look (Bühne: Jan Bammes) besteht,
und vertraut auf die Spielfreudigkeit seiner Darsteller. Für volle drei Stunden
Aufführungsdauer ist das zu wenig, auch wenn das Vertrauen ins Ensemble
durchaus berechtigt ist. Rainer Zaun ist als Leporello ein verlässlicher Garant für Komik, lässt dabei auch überzeugend fiese Charakterzüge durchblicken. Maria Klier gelingt als Zerlina stimmlich herausragend der Balanceakt
zwischen Naivität und Berechnung. Orlando Mason setzt als überaus groß
gewachsener Masetto manch komische Pointe, bringt aber auch die Wut
des gehörnten Bräutigams eindrücklich über die Rampe. Jeffery Krueger
und Jaclyn Bermudez sind als Ottavio und Anna vor allem stimmlich eine
glückliche Paarung; als Darsteller wirken sie manches Mal wie aufgestellt.
Raymond Ayers letztlich singt als Giovanni eine schöne Partie, bleibt als
Darsteller aber eher oberflächlich. Sein Verführer ist vor allem cool und
selbstgefällig, ein Trophäenjäger, der Listen führt und Fotos sammelt. Das
Geheimnis seiner Verführungskraft bleibt ebenso im Dunkeln wie seine seelischen Abgründe. In die 50er Jahre passt er jedenfalls am allerwenigsten.
Überhaupt stellt sich die Frage, wodurch der Zeitsprung motiviert ist. Regisseur Hilchenbach setzt wohl schlicht auf eine Mode,
die beim Publikum immer gut ankommt. Generalmusikdirektor Florian Ludwig besinnt sich unterdessen auf
die Aufführungspraxis der Mozartzeit – zwar nicht ganz
konsequent im Instrumentarium, aber doch deutlich hörbar in Klangbild und Spielweise des Orchesters. Norbert
Hilchenbach kann sich auf die Kraft der Musik bei diesem
Karsten Mark
Giovanni verlassen. Seine schwache Regie macht dies alJournalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater lerdings nicht wett.
„Don Giovanni“ I R: Norbert Hilchenbach I Theater Hagen
7./14.10. 15 Uhr, 11./27.10. 19 Uhr I www.theater-hagen.de
22
23
Theater demnächst
Musical in NRW
„Cats“, Foto: Patric Fouad
„Kannibale und Liebe“ im Theater Dortmund
Erinnerungen werden wahr
Mord
Mord und
und Totschlag
Totschlag
Von Rolf-Ruediger Hamacher
„Memory“ („Erinnerung“) heißt bezeichnenderweise der bekannteste Song
aus „Cats“, der bisher von über 150 Künstlern von José Carreras über André Rieu bis hin zu Barbra Streisand interpretiert wurde. „Erinnerungen“ an
ihren vielleicht ersten Musical-Besuch dürfte bei vielen Fans auch die jetzt
nach Köln kommende Produktion wecken, kehrt sie doch künstlerisch zu ihren Wurzeln, der Uraufführung auf der Rundbühne des New London Theatre
am 11.Mai 1981, zurück. Denn auch im eigens für die Tournee entworfenen
„Cats“-Zelt ist die schönste Müllhalde der Welt im Radius von 270 Grad
von einer Zuschauertribüne umgeben, auf der die 1800 Plätze nie weiter als
20 Meter vom Geschehen weg sind. Nun
„Die schönste Müllhalde
kann man seine Kinder und Enkel mit den
der Welt“
berühmtesten Katzen des Musiktheaters
bekanntmachen, die Andrew Lloyd Webber nach den 1939 erschienenen Gedichten des Nobelpreisträgers T.S. Eliot
vertont hat und die seitdem die Welt erobern.In über 30 Ländern und über
300 Städten sahen mittlerweile über 65 Millionen Besucher die Show und
machten „Cats“ zum beliebtesten Musical mit den längsten Spielzeiten: 21
Jahre im Londoner Westend, 18 Jahre am Broadway, 15 Jahre in Hamburg.
Die Enstehungsgeschichte des ersten durchkomponierten Musicals, in dem
auf jeden gesprochenen Dialog verzichtet wird, verlief allerdings nicht ohne
Turbulenzen: Sowohl Regisseur Trevor Nunn, damals künstlerischer Leiter
der Royal Shakespeare Company, wie auch Andrew Lloyd Webber behaupteten „Vater“ der „Cats“-Idee gewesen zu sein. Und die für die „Grizabella“Rolle vorgesehene Judi Dench brach sich kurz vor der Premiere den Knöchel,
so dass nun die für sie einspringende Elaine Page zur Patin eines der größten Pop-Hits des letzten Jahrhunderts wurde: „Memory“. Großen Anteil
am Erfolg des Katzen-Musicals hatte und hat aber auch die Choreographin Gillian Lynn, die einst als Ballettänzerin am Londoner Covent Garden
ihre Karriere begann. Noch heute, mit 86 Jahren, überwacht sie die Proben
und tanzt sogar den jungen Tänzerinnen und Tänzern ab und an ein paar
Schritte vor. Und während viele bei „Cats“ in Erinnerungen schwelgen, erfüllt sich für einige Mitwirkende hier ein Kindheitstraum. Wie für die aus
der Eifel stammenden Eva Maria Bender, die mit 13 Jahren die „Cats“-CD
geschenkt bekam: „Da öffnete sich für mich eine neue Welt, ich begann
auf der Straße Katzen zu beobachten, wie sie sich bewegen und schauen.“
Das nun auf der Bühne umzusetzen, ist eine große Herausforderung für
sie, die gleich in das Fell von drei Katzen schlüpft. Aber natürlich auch für
die 33 Darsteller aus neun Nationen, die aus über 1000 Bewerbern für die
Rollen ausgewählt wurden. „Und das Training ist hart“,
erzählt Company-Manager Juan Escandell, „jeden Tag,
wenn sie aufwachen, tut etwas weh. In den ersten Wochen verlieren sie 5-8 Kilo, obwohl alle durchtrainierte
Tänzer sind.“ Die Belohnung folgt dann auf der von 80
beweglichen und 120 atmosphärischen Scheinwerfern
beleuchteten Bühne: besonders wenn die „Jellicle Cats“
Rolf-Ruediger Hamaam Ende des ersten Akts ununterbrochen 14 Minuten
cher Hochschuldozent
lang tanzen, sind die Fans ausser Rand und Band –
und Vorstand des
Filmkritikerverbandes
sicherlich auch in Köln.
Es gibt ein Leben nach der RuhrTriennale. Und es findet mitten unter uns
statt. An den Theatern der Städte, an den Museen im Land, in kleinen Häusern
und auf großen Bildschirmen. Drei Beispiele für möglicherweise außergewöhnliches Theater.
Bochum. Der tunesische Regisseur Fadhel Jaibi hat die Schizophrenie des
Lebens in einem Polizeistaat, der von sich behauptet, ein Rechtsstaat zu sein,
in Tunesien jahrzehntelang am eigenen Leib erfahren. Und er war ein wichtiger Vertreter der tunesischen Intellektuellen, als eben dieses System im Januar 2011 zusammenbrach. Gemeinsam mit der Autorin Jalila Baccar und den
Schauspielern des Ensembles nimmt er nun Kafkas Roman „Der Prozess“ zum
Anlass, eine Parabel auf die Absurdität staatlicher Willkür zu entwickeln, die
sowohl von Kafkas Labyrinth als auch von den Ereignissen inspiriert ist, die in
den letzten beiden Jahren die Welt verändert haben. Das immer Fragment gebliebene Stück Weltliteratur, das dadurch vielleicht eine Besonderheit in
Kafkas Welten darstellt, die als Inbegriff des Mehrdeutigen gelten.
Essen. Die alttestamentarische Figur Hiob inspirierte den Journalisten und
Literaten Joseph Roth zu seinem Mendel Singer, der harte Schicksalsschläge
erfährt, aber auch märchenhaftes Glück, der am Leben verzweifelt und doch
schließlich wieder Hoffnung schöpft. Roth beschreibt einen verbohrt-strenggläubigen Mann, dessen Blick sich nach durchlebtem Leid weitet und der sich
schließlich der Welt zuwendet. Schon ein Jahr nach seiner Veröffentlichung
im Oktober 1930 wurde der Roman vielfach übersetzt. „Hiob“ ist neben dem
zwei Jahre später entstandenen „Radetzkymarsch” das erfolgreichste Werk
Roths. Es spielt in Südrussland, vor dem Ersten Weltkrieg. Alles beginnt mit
der Prophezeiung eines Rabbis: „Der Schmerz wird ihn weise machen, die
Hässlichkeit gütig, die Bitternis milde und die Krankheit stark”.
Dortmund. Uraufführung einer True crime-Tragödie: In dem winzigen Ort
Plainfield, Wisconsin, wird die 58-jährige Ladenbesitzerin Bernice Worden aus
ihrem Geschäft entführt. Als Polizisten ein Farmhaus in der Nähe überprüfen,
finden sie ihren ausgeweideten und geköpften Körper sowie Teile von mindestens 15 verschiedenen anderen Leichen – darunter eine Sammlung Nasen,
Masken aus Gesichtshaut, Fressnäpfe aus Totenschädeln und in der Pfanne
auf dem Herd ein menschliches Herz. Das Farmhaus gehört Edward T. Gein, zu
diesem Zeitpunkt fünfzig Jahre alt. Unter dem Namen Der Schlächter von
Plainfield wird er zum berüchtigsten Verbrecher seiner Zeit: Nach dem Tod der
vergötterten Mutter hat er mindestens zwei Frauen ermordet und zahlreiche
Leichen auf Friedhöfen ausgegraben und verstümmelt. Gein gesteht zwei Morde, die er allerdings nicht als Verbrechen anzusehen scheint: Als schuldunfähig eingestuft überweist man ihn in die Psychiatrie, wo er bis zu seinem Tod
1984 bleibt. Horrorfilmregisseur Jörg Buttgereit erzählt in Kannibale und
Liebe die Geschichte des Anti-Helden Ed Gein und untersucht seinen bemerkenswerten „Nachruhm“ im Kino und in der Rockmusik – zwischen Grabhügel,
Mutterzimmer und Nervenheilanstalt.
Sie haben nun die Qual der Wahl. Nicht wohin, sondern wohin zuerst!
„Cats“ – Eine Musical-Legende kehrt zurück
„Cats“ I R: Trevor Nunn I Zelt auf dem Festplatz Köln-Deutz
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Leiden an
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der Realität
Realität gleich
gleich im Oktober
Oktober
Leiden
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„Der Prozess“ I Sa 13.10. 19.30 Uhr I Kammerspiele Bochum
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„Hiob“ I So 21.10. 19 Uhr I Theater Essen I 0201 8 12 22 00
„Kannibale und Liebe“ I So 28.10. 18 Uhr I Theater Dortmund Studio
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24
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Sundance Productions, Inc. NY
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präsentiert eine Produktion von Dirk Michael Steffan
Das Musical, das die Herzen öffnet
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20. Nov. - 30. Dez. 2012 · COLOSSEUM THEATER ESSEN
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31.12. 12 · COLOSSEUM THEATER ESSEN
11. - 12.01.13 · KONZERTHAUS DORTMUND
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02306 104 22 99
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Mo. 22.10. 20.00
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Do. 18.10. 20.00, Sa. 20.10. 20.00, Sa.27.10. 20.00,
Mi. 31.10. 20.00
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Mi. 3.10. 16.00, Do. 4.10. 11.00, Sa. 27.10. 15.00, Di.
30.10. 11.00,
Well, you’re my friend
Mi. 3.10. 19.00, So. 14.10. 17.00, Mi. 31.10. 19.30
ABBA jetzt!
Do. 4.10. 19.30
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0201 812 22 00
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Rote Erde
Sa. 6.10. 19.30, Sa. 13.10. 19.30, So. 28.10. 19.00
The Black Rider
So. 7.10. 19.00
Die Grönholm-Methode
Do. 11.10. 19.30, Mi. 24.10. 20.00
Hiob
So. 21.10. 19.00, Fr. 26.10. 19.30
Ulrike Maria Stuart
Sa. 27.10. 19.30
König Richard der Dritte
Fr. 5.10. 19.00
Sa. 27.10. 20.00
Mémoire en retraite
MiR goes Klezmer
So. 28.10. 18.00
So. 28.10. 18.00
Es brennt
Mi. 3.10. 19.00, So. 14.10. 19.00, Do. 25.10. 19.30
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Sa. 27.10. 21.00, So. 28.10. 20.30
Mi. 31.10. 18.30
LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL
02305 97 80 20
Kleiner Werwolf
Mi.3.10. 11.00, So. 7.10. 11.00, Fr. 26.10. 11.00, So.
28.10. 15.00, Di. 30.10. 11.00, Mi. 31.10. 11.00
Die kleine Meerjungfrau Arielle
Boris Godunow
Di. 2.10. 16.00
Sa.6.10. 19.30, So. 14.10. 18.00, Sa. 20.10. 19.30, So.
28.10. 18.00
Vor Wien
Sa. 6.10. 20.00
La Bohème
Der Name der Rose
So. 7.10. 18.00, Sa. 13.10. 19.30
Mi. 10.10. 20.00, Fr. 12.10. 20.00, Sa. 27.10. 19.30
Urmel aus dem Eis
So. 14.10. 15.00, Mo. 22.10. 16.00, Di. 23.10. 9.00 und
11.30, Mo. 29.10. 16.30
THEATER HAGEN
02331 207 32 18
Alk. Außer Kontrolle
Heimat ist auch keine Lösung
Nur ein Tag
Mi. 24.10. 11.00
Sa. 6.10. 19.30
Das Leben der Bohème
Di. 2.10. 10.00, Do.4.10. 10.00, Fr. 5.10. 10.00, Do.
25.10. 10.00, Fr. 26.10. 10.00,
Sa. 6.10., 20.00
Davon geht die Welt nicht unter
Kindertheater des Monats: Der Seehase
So. 7.10. 16.00
Vor Sonnenaufgang
So.7.10. 19.00, So. 21.10. 19.00
Draußen vor der Tür
Do. 11.10. 19.30, Fr. 12.10. 19.30, Sa. 13.10. 19.30
Zorro jagt den Carmen-Schatz
Mi. 17.10. 10.00, Do. 18.10. 10.00
Richard O‘Brien‘s The Rocky Horror Show
Do. 25.10. 19.30
So.7.10.19.00, Mi. 17.10. 19.30, So. 21.10. 17.00
Der Kontrabass
Mi. 10.10. 20.00, Mo. 15.10. 20.00
Spätschicht: Eine 2. Nacht mit Winnetou
Fr. 12.10. 20.00
König Richard der Dritte
Der Goldene Drache
Sa. 13.10. 19.00, Sa. 27.10. 19.00
+
Der Prozess
Sa. 13.10. 19.30, Do. 25.10. 19.30
Ein Hochstapler erzählt
Die Ehe der Maria Braun
So. 14.10. 17.00, Sa. 27.10. 19.30, Mi. 31.10. 19.30
Volpone
Di. 2.10. 20.00, Sa, 6.10. 20.00, Sa. 13.10. 18.00, Fr.
19.10. 20.00
Fr. 26.10. 20.00
Bunbury
27.10. 20.00
Do. 18.10. 19.30
Spiel des Lebens
Do.18.10. 19.30
Sweet Home Europa
Do. 18.10. 20.00
Effie Briest
Fr. 19.10. 19.30
Die Dreigroschenoper
Sa. 20.10. 19.30, Fr. 26.10. 19.30
Nathan der Weise
Sa. 20.10. 19.30
Fred und Anabel
So. 21.10. 16.00
Die Räuber
Di. 23.10. 19.30
Bunbury
Di.23.10. 19.30
Carole King. Queen of the Beach
Mi. 24.10. 19.30
Angekommen
Mi. 24.10. 19.30, Do. 25.10. 19.30
Yerma
So.28.10. 17.00
Das Leben ist kein Fahrrad
Di. 30.10. 19.30
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Kabale und Liebe
Fr. 5.10. 19.30, So. 14.10. 18.00, Fr. 26.10. 19.30, Sa.
27.10. 19.30, Mi. 31.10. 19.30
Einige Nachrichten an das All
Sa. 6.10. 19.30, Sa. 13.10. 19.30
Lessings Gespenster
Do. 18.10. 10.00, Do. 25.10. 10.00
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Dumm gelaufen
Mo. 1.10. 19.30, Do. 11.10. 19.30, Di. 30.10. 19.30
Iphigenie auf Tauris
Do. 4.10. 19.30
Der Sparkommissar
Fr. 5.10. 19.30, Sa. 6.10. 19.30
Wild Years
So. 7.10. 18.00
Die kleine Hexe
Mo. 8.10. 15.00, Di. 9.10., 11.00, 21.10. 15.00
Doppeltüren
Mi. 10.10. 19.30
Life/ Keith Richard
Mi. 10.10. 20.00
Nora oder Ein Puppenhaus
Fr. 12.10. 19.30
Frühlingserwachen – Das Leben geht
weiter?
Woyzeck
Mi. 24.10. 20.00
WLT-Generatiös: Komödie im Dunkeln
Sa. 27.10. 20.00
The Boy next door
Mo. 29.10. 11.00, Di. 30.10. 11.00
Party für eine Leiche
Mo. 29.10. 20.00
Di. 30.10. 19.30
Die Dreigroschenoper
Mi. 31.10. 20.00
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Die Entführung aus dem Serail
Fr.5.10. 19.30
Pelléas et Mélisande
Sa. 6.10. 19.00, Sa. 13.10. 19.00, Di. 16.10. 19.30, Do.
18.10. 19.30, So. 21.10. 16.30, Mi. 24.10. 19.30, Fr.
26.10. 19.30, So. 28.10. 19.00
So. 14.10. 18.00
Jackie B. - Ein Leben in Extremen
Sa. 20.10. 19.30
Waisen
24.10. 19.30
Cabaret
Fr. 26.10. 19.30, Sa. 27.10. 19.30
Amphitryon
So. 28.10. 18.00
Woyzeck
Di. 30.10. 19.30, Mi. 31.10. 11.00, 19.30
Sa.20.10. 19.30, So. 28.10. 15.00
Woyzeck
Di. 23.10. 19.30
Antigone
Di.23.10. 20.00
Die 39 Stufen
Do. 25.10. 19.30
Die Leiden des jungen Werther
Do. 25.10. 20.00
Kannibale und Liebe
So. 21.10. 18.30, So. 28.10. 18.00
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Fräulein Else
Di. 2.10. 20.00, Sa. 6.10. 20.00
Der Ring an einem Abend
Mi. 3.10. 19.30
Maikäfer flieg‘
Do. 4.10. 20.00, Fr. 5.10. 11.00
Biedermann und die Brandstifter
So. 14.10. 20.00
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Woyzeck
Fr. 5.10. 19.30, Fr. 12.10. 19.30, Fr. 26.10. 19.30
Kaspar
So. 7.10. 19.30
Immer noch Sturm
Sa. 13.10. 19.30, So. 14.10. 16.00
Verbrechen
Do. 18.10. 19.30
Was Ihr wollt
Fr. 19.10. 19.30
Kaos
Di. 23.10. 19.30
L’Isoloir
Mi. 24.10. 19.30
Maaarch
Do. 25.10. 19.30
In Spitting Distance
Sa. 27.10. 16.00
Banafsaj
Sa. 27.10. 19.30
It happened tomorrow
CABARET QUEUE DORTMUND
01803 77 68 42
Lioba Albus und Lutz Debus: In der Ruhr
liegt die Kraft
Mo. 1.10. 20.00
Lioba Albus
Di. 2.10. 20.00
Peter Vollmer
Fr. 5.10. 20.00, Sa. 6.10. 20.00
Simone Fleck
Fr. 12.10. 20.00, Sa. 13.10. 20.00
Sabine Wiegand
Sa. 20.10. 20.00
Sebastian Schnoy
Fr. 26.10. 20.00
Ken Bardowicks
Sa. 27.10. 20.00
GOP VARIETE ESSEN
0201 247 93 93
Dummy
Mo.-Do. 20.00, jeden Fr. 21.30, jeden Sa. 17.30 &
21.00, jeden So. 14.30 & 19.00
So. 9.9. 14.30/16.30, Mo. 10.9. 9.30/ 11.15, Di. 10.9.
9.30/ 11.15, Mi .10.9. 9.30/ 11.15, Do. 10.9. 9.30/
11.15,
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Das blaue Sofa
Arsen in Spitzenhäubchen
Fr. 12.10. 16.30
Eugen Onegin
Mo. 1.10. 19.30, Di. 2.10. 19.30, Mi.3.10. 19.30, Do.
4.10. 19.30, Fr. 5.10. 19.30, Sa. 6.10. 16.00 und 19.30,
Mo. 8.10. 19.30, Di. 9.10. 19.30, Mi. 10.10. 19.30, Do.
11.10. 19.30, Fr. 12.10. 19.30, Sa. 13.10. 19.30, So.
14.10. 19.00, Mo. 15.10. 19.30, Di. 16.10. 19.30, Mi.
17.10. 16.00 und 19.30, Do. 18.10. 19.30
Mi. 17.10. 19.30
Der alte Mann und das Meer
Die Macht des Schicksals
So. 14.10. 16.30, Do. 27.9. 19.30
Drei auf einen Streich
Di. 16.10. 9.00
Die Fledermaus
Sa. 20.10. 19.00
La Traviata
Sa. 27.10. 19.00
DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG
01805 44 70
Wagner/Loriot: Der Ring an einem Abend
Mo. 22.10. 19.30, Di. 23.10. 19.30, Mi. 24.10. 19.30,
Do 25.10. 19.30, Fr. 26.10. 19.30, Sa. 27.10. 16.00 und
19.30, So. 28.10. 19.00, Mo. 29.10. 19.30, Di. 30.10.
19.30, Mi. 31.10. 19.30
VARIETÉ ET CETERA BOCHUM
0234 130 03
Das Beste zum Feste
jeden Mi.-Sa. 20.00, So. 19.00
Mi.3.10. 18.30,
b.09 Ein Deutsches Requiem
Fr..5.10. 19.30, Di. 23.10. 19.30
FREIE SZENE
Tosca
Fr. 12.10. 19.30
Die Csárdásfürstin
Sa. 13.10. 19.30, Fr.19.10 19.30, Mi. 24.10. 19.30, Di.
30.10. 19.30
So.7.10. 18.00, So.30.9. 18.00
La Cantina Adrenalina - Ein
Lampenfieberabend mit Musik
VARIETE + BOULEVARD
Petrosinella, lass dein Haar herunter!
Sa. 13.10. 20.00
Never Too Loud - The Velvet Underground
Funny Girl
So. 21.10. 18.00, Fr. 26.10. 19.30, Sa. 27.10. 19.30,
Mi. 31.10. 19.30
Prinz Friedrich von Homburg
Fegefeuer in Ingolstadt
THEATER KREFELD
02151 80 51 25
Der kleine Barbier oder Eine haarige
Angelegenheit
Mo. 1.10. 16.00
Sa. 6.10. 19.30, So. 28.10. 19.00
Kleiner Mann – was nun?
OPER DORTMUND
0231 502 72 22
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
Street Scene
Mi. 3.10. 18.00, Sa. 13.10. 19.30, Do. 18.10. 19.30
BAHNHOF LANGENDREER
0234 687 16 12
Christian v. Ditfurth: Tod in Kreuzberg
Di. 2.10. 19.00
Theater Stückwerk: Abflug
Fr.12.10. 20.00
Jan Weiler
Mi. 24.10. 20.00
Die Comedian Harmonists
Fr. 5.10. 20.00, Fr. 12.10. 20.00, Fr. 19.10. 20.00, So.
28.10. 18.30
+
Sprung in die Leere
Sa. 6.10. 21.00, Mi. 10.10. 21.00, Do. 25.10. 21.00,
Mi. 31.10. 21.00
Die Hexen von Eastwick
So. 7.10. 18.00, Do. 11.10. 19.30
Peter und der Wolf
So. 7.10. 15.00 und 16.30
Hans Liberg
Mo. 8.10. 20.00
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Let´s kiss
Mo. 1.10. 10.30, Di. 2.10. 10.30, Do. 4.10. 19.00
Seide
Fr. 5.10.. 20.00
Vom Fisch(er) und seiner Frau
So. 7.10. 15.00
Pierrot lunaire
Do. 11.10. 19.00
Klezmer Welten
Roter Salon
Sa. 13.10. 18.00, So. 14.10. 18.00, Do.18.10. 19.00,
So. 21.10. 18.00
KOzertMEDitation
Der erste Gang
Mi. 17.10. 19.00
Di. 23.10. 19.00
So. 14.10. 18.00, Sa. 20.10. 19.30, Fr. 26.10. 19.30
Rosani Reis und Band
Jürgen von der Lippe
Mi. 24.10. 20.00
So. 21.10. 20.00
Jam Session
26
Vollmond
Sa. 27.10. 19.00, So. 28.10. 18.00
= Premiere
= trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten
+ = trailer Theaterkritik
Di. 30.10. 9.30 und 11.00, Mi. 31.10. 10.00 und 15.00
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND
0231 14 25 25
Georg Schramm
Emscherblut: Mittwoch-Special-Improshow
Mo 1.10. 20.00. Mi. 3.10. 20.00
Ganz oder Gar nicht - ladies night
Mi. 3.10. 20.00
Die Bullemänner - Furztrocken
Do. 4.10. 20.00, Fr. 5.10. 20.00, Sa. 6.10. 20.00, Do.
11.10. 20.00, Fr. 12.10. 20.00, Sa. 13.10. 20.00, So.
14.10. 20.00, Do. 18.10. 20.00, Fr. 19.10. 20.00,
Do. 4.10. 20.00, Fr. 5.10. 20.00
Dieter Hildebrandt
Sa. 6.10. 20.00
So. 7.10. 19.00
ISLAND - Im Rausch der Sinne
Mo. 15.10. 20.00
La Signoras Comedy Club
Di. 23.10. 20.00
ABBAHAUSEN
Mi. 24.10. 20.00
Simone Solga
Do. 25.10. 20.00
Henning Venske und Kai Magnus Sting
Fr. 26.10. 20.00
Ass-Dur
Sa. 27.10. 20.00
Ganz Schön Feist
Mi. 31.10. 20.00
FLOTTMANN-HALLEN HERNE
02323 16 29 51
Cyborg
Di. 2.10. 19.00, Mi. 3.10. 19.00, Do. 4.10. 19.00
Angriff auf Anne
Fr. 12.10. 20.00, Sa. 13.10. 19.00
Ensemble Fletch Bizzel - Monsieur Ibrahim
und die Blumen des Koran
Kindertheater
Geierabendensemble – Bring mich nicht
auf Störung
Björn Jung
„War das jetzt
schon Sex?“
Fr. 12.10. 20.00
Björn Jung
Sa. 13.10. 20.00, So. 28.10. 20.00
Ensemble Fletch Bizzel – Nachttankstelle
Fr. 19.10. 20.00, Sa. 20.10. 20.00
jeden 1. Mittwoch im Monat
Bianka Lammert – Das kunstseidene
Mädchen
02.+03. Nov.
08. Dez.
Mit Petticoat und Pferdeschwanz
Fr. 26.10. 19.00, Sa. 27.10. 19.00
13. Okt.
28. Okt.
11. Nov.
Mi. 3.10. 20.00
Ein Kopleck geht fremd
Fr. 5.10. 20.00, Sa. 6.10. 20.00
Unter Lappen
So. 7.10.19.00, Fr. 12.10. 20.00, Sa. 13.10. 20.00, So.
14.10. 19.00
Fr. 19.10. 20.00, Sa. 20.10. 20.00, So. 21.10. 19.00, So.
16.9. 19.00, Fr. 21.9. 20.00
Rada Radojcic & Birgitt Götz
„IDEM – sag mir wer du bist“
25. Nov.
„Monsieur Ibrahim und
die Blumen des Koran“
06. Okt.+ 09. Nov.
Fr. 26.10. 20.00
Premiere
04.+05. Okt.
Freunde der italienischen Oper
Sa. 27.10. 20.00, So. 28.10. 19.00
Halpern & Johnson
Das Schicksal von Cysalion
Die Bullemänner
„Furztrocken“
THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN
0201 851 32 30
O sole mio
Do. 26.10. 19.30
19.+ 20. Okt.
„Der letzte der feurigen Liebhaber“
Eine bissige Komödie von Neil Simon
Fr. 26.10. 20.00, Sa. 27.10. 20.00
Night of Glory
Mi. 24.10. 16.00
„Nachttankstelle“
Musikrevue von Franz Wittenbrink
So. 7.10. 11.00, So. 28.10. 11.00, Mi. 31.10. 10.00
Die Heimatsschwindler
Simsala Grimm
OKT. -DEZ. 2012
Improshow mit
Emscherblut
Turbo Prop Theater – Pommes die
Supermaus
KULTURZENTRUM HERNE
02323 16 27 79
Sa. 22.10. 19.30
THEATER FLETCH BIZZEL
Humboldtstraße 45 · 44137 Dortmund · Tel. 02 31 - 14 25 25 · www.fletch-bizzel.de
Bianka Lammert
„Das kunstseidene Mädchen“
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Kampf des Negers und der Hunde
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Der Goldene Drache
Mo. 1.10. 20.00, Di. 2.10. 20.00, Sa. 27.10. 20.00, So.
28.10. 20.00
Prinz Friedrich von Homburg
Do 4.10. 20.00, Fr. 5.10. 20.00, Sa. 6.10. 20.00,
Mi. 17.10. 20.00
Girlsnightout
Fr. 19.10. 20.00, Sa. 20.10. 20.00
Offene Zweierbeziehung
THEATER ROTTSTR 5 BOCHUM
0163 761 50 71
Cellulita, die Königin der Nachtcremes – 3.
Teil: Jetzt mit Schoko-Diät!
Fr. 19.10. 20.00, Sa. 20.10. 20.00
Iphigenie auf Tauris
Mi: 24.10. 20.00, Do. 25.10. 20.00
RINGLOKSCHUPPEN MÜLHEIM AN DER RUHR
0208 99 31 60
Fallout Girl – Radioactive Roadshow
Fr. 5.10. 19.30, Sa. 6.10. 19.30
And on the seventh day
Sa. 13.10. 19.30, So. 14.10. 19.30
Baader – Choreografie einer Radikalisierung
Sa. 27.10. 19.30
Emilia
Mo. 29.10. 19.30
26. + 27. + 30. Nov.
21. Dez.
Fischbar
Fr. 5.10. 20.00, Sa. 6.10. 20.00, Di. 30.10. 20.00, Mi.
31.10. 20.00
+
Nach mir die Sintflut
Mi. 10.10. 20.00, 17.10. 20.00
Fr. 12.10. 20.00, Sa. 13.10. 20.00, Fr. 28.9. 20.00
Kai Magnus Sting & Spardosen-Terzett
Geierabendensemble
„Bring mich nicht auf Störung“
12. Okt.
Moby Dick
Do. 25.10. 20.00, Sa. 27.10. 20.00
Das Ende der Welt
„Unter Weihnachtsmännern“
Sa. 1.9. 19.30
23.+24.Nov.
+
Mi. 5.9. 19.30, Fr. 28.9. 19.30
Philotas
Nach Einlass kein Beginn
Sa. 8.9. 19.30, Do. 20.9. 19.30
Ensemble Fletch Bizzel
„Nerudas Postmann“ oder
„Mit brennender Geduld“
16. Nov.
Geschlossene Gesellschaft
So. 9.9. 19.30
Trainpotting
Do. 13.9. 19.30, Do. 27.9. 19.30
28.+29. Nov.
09.+22. Dez.
23. Dez.
Gesocks
Fr. 14.9. 19.30
Werther
Sa. 15.9. 19.30
Matti und Großvater Doppelzahn
Gerd Dudenhöffer
spielt Heinz Becker
„Sackgasse“ 01. Dez.
So. 16.9. 15.00
Ute, die Gute
So. 16.9. 19.30
RÜ-BÜHNE ESSEN
0201 384 67 66
Unhappy Girl: Marilyn
Mr. Pilks Irrenhaus
Sa. 22.9. 19.30
Fr. 5.10. 20.00
Versionale
Sa. 6.10. 20.00
Isch rebelliere - gleich
Fr. 26.10. 20.00
Ein jeder Narr tut was er will
Sa. 27.10. 20.00
The Morning after…Der Morgen danach
Der eingebildete Kranke
So. 23.9. 19.30
Fight Club
Sa. 29.9. 19.30
Fräulein Else
So. 30.9. 19.30
THEATER AN DER NIEBUHRG OBERHAUSEN
0208 86 00 72
Basta
Vier im Revier
So. 21.10. 19.00
Sa. 27.10. 20.00, So. 28.10. 16.00
Der kleine Kerl vom anderen Stern
Kindertheater
Der Bau
WERK°STADT WITTEN
02302 171 31 65
Reflection - Ruf der Freiheit
Emscherblut
„Alle Jahre wieder“
04.-07. Dez.
Fr. 21.9. 19.30
So. 28.10. 17.00
Di. 2.10. 20.00, Mi. 3.10. 16.00
Guido Fischer
„Neurotisch
aber glücklich“
Premiere
08. Nov.
Ich und Ich und verdammt viele Andere
Fr. 12.10. 20.00, Sa. 8.9. 20.00, So. 9.9. 18.00, Fr. 21.9.
20.00, Do. 27.9. 20.00, Fr. 28.9. 20.00
„Drei Männer im Schnee“
12.-14. Dez.+16. Dez.
Do. 18.10. 20.00
Hans Werner Olm
Dieter Hildebrandt
Uta Rotermund
„50plus! Seniorenteller!“
15. Dez.
Kartenvorverkauf:
KulturInfoShop in der Sparkasse Dortmund
Katharinenstr. 1 · Tel. 02 31-50 277-10
Do. 25.10. 20.00
Rick Kavanian
Fr. 26.10. 20.00
www.fletch-bizzel.de
27
MUSIKTHEATER
IM REVIER
GELSENKIRCHEN
STREET SCENE
Amerikanische Oper von Kurt Weill
DERDASERSTE
GANG!
NEUE BALLETT IM REVIER
STELLT SICH VOR
Premiere 22. September 2012
19.30 Uhr, Großes Haus
Premiere 14. Oktober 2012,
18.00 Uhr, Großes Haus
WEITERE TERMINE
28. und 30. September 2012
3., 13. und 18. Oktober 2012 |
10., 18. und 22. November 2012
15. Dezember 2012
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
WEITERE TERMINE
20., 26. Oktober 2012
2. , 27. Dez. 2012
6. Jan. 2013
28
KARTENTELEFON 0209.4097-200
www.trailer-ruhr.de
EIN FILM VON MATTHIAS GLASNER
GNADE
www
MIT BIRGIT MINICHMAYR UND JÜRGEN VOGEL
www.gnade-derfilm.de
29
ab 18.10. im Kino
MARILYN MONROE
© Bert Stern / Courtesy Sammlung Reichelt und Brockmann Mannheim
In Fotografien von George Barris Allan Grant Milton H. Greene
Tom Kelley Leif-Eric Nygård und Bert Stern – THE LAST SITTING
23. 9. 2012 – 13. 1. 2013
Programm
Sonntag 21. 10. 2012, 15 Uhr
Marilyn Monroe´s Lieder und Kostüme
Ein Tribute Konzert mit MM Darstellerin Scarlett Andrews
Donnerstag 22. 11. 2012, 19 Uhr
„…ach Leben, man hat Dich betrogen!“
Vortrag: Dipl. Psychologin Caroline Scholz, Nürnberg
Sonntag 6. 1. 2013, 16.45 Uhr
Blondinen bevorzugt Filmvorführung im LICHTBURG FILMPALAST
1953, Regie Howard Hawks, Hauptdarstellerinnen Marilyn Monroe, Jane Russel, 88 Minuten
Elsässer Str. 26 46045 Oberhausen Tel. 0208-824290 www.lichtburg-ob.de
Sonntag, 14. 10. 2012, 25. 11. 2012, 16. 12. 2012, 13. 1. 2013, jeweils um 15 Uhr
Führung durch die Kuratorin der Ausstellung Dr. Christine Vogt
Öffentliche Führung Sonn- und Feiertags 11.30 Uhr
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WlJOLFKELV8KUPRQWDJVJHVFKORVVHQ
30
ZZZOXGZLJJDOHULHGH
Film-ABC
Vorspann
Eingefangen zwischen den Schneeschichten monatelanger Polarnächte: „Gnade“, S. 34
KULTUR.KINO.RUHR.
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
Oktober 2012
FILMSTART-TERMINE
27.9. 4.10. 11.10. 18.10.
36
3 Zimmer/Küche/Bad
X
39
96 Hours – Taken 2
39
Abraham Lincoln Vampirjäger
42
Agent Ranjid rettet die Welt
X
40
Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel
X
42
Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät
38
Bombay Beach
42
Das Kind
43
Der Chaos-Dad
39
Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa
39
Die Qual der Wahl
39
Die Stooges – Drei Vollpfosten drehen ab
X
32
Die Wand
X
38
Ein griechischer Sommer
X
43
Für Elise
X
34
Gnade
43
Italy – Love it or Leave it
37
Looper
3.10.
39
Madagascar 3: Flucht durch Europa
2.10.
42
Mann tut was Mann kann
37
Messner
42
Miss Bala
X
43
Off the Beaten Track
X
37
On the Road – Unterwegs
42
Paranormal Activity 4
42
Premium Rush
34
Savages
39
Schutzengel
42
Sparkle
40
Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
43
Sushi in Suhl
39
The Deep Blue Sea
X
36
Un amour de jeunesse
X
38
Wie beim ersten Mal
X
43
Zeit zu leben
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
… vor Idealisten im Revier!
Morgan Freeman ist tot. Diese Nachricht geisterte vor wenigen Wochen durch
das weltweite Netz. „R.I.P. Morgan Freeman“ heißt die Internetseite, aufgrund
derer sich fast eine Million User zu Kondolenzbekundungen hinreißen ließen. Doch – nur ein Scherz. Glücklicherweise. Derartige Fake-Meldungen sind
im WWW nichts Außergewöhnliches und werden begünstigt durch dessen
Schnelllebigkeit und relativen „Freiheit“. Es wäre wirklich sehr schade gewesen, einen allseits so beliebten Schauspieler nicht mehr in kommenden
Filmen sehen zu können. Ob als Chauffeur von Miss Daisy, als abgehalfterter
Revolverheld neben Clint Eastwood, als Gott oder zuletzt in Nolans BatmanTrilogie als brillanter Ingenieur: Morgan Freeman war und bleibt immer ein
Sympathieträger. Seine schauspielerische Leistung wird hoch geachtet und
ausgezeichnet. Ebenso die seines Kollegen Christian Bale. Der geht für seine
Rollen auch mal ins Extreme. Vom knackigen „American Psycho“ Patrick Bateman hungert er für den Machinist 26 Kilo runter, um im nächsten Jahr als
Batman 31 Kilo wieder draufzupacken. Und so geht das noch ein paar Mal
hoch und runter. Gute Leistung muss belohnt werden, sagt man. Wird sie in
den beiden Fällen auch: mit Auszeichnungen und einer beachtlichen Gage, die
ihnen die wenigsten übel nehmen werden.
Dass gute Leistung aber nicht immer honoriert wird, haben viele schon einmal
persönlich erlebt. Dass die Millionen nicht folgten, fast alle. Glücklicherweise gibt es noch Idealisten, die um der Sache willen ihre Zeit und Energie
investieren, nicht für den schnöden Mammon. Kinokultur ist so eine Sache.
In Dortmund beispielsweise wird nun bereits seit 100 Jahren unermüdlich
Kinokultur am Leben erhalten. In guten und in schlechten Zeiten, wie man so
schön sagt. Die Schauburg feiert in diesem Monat ihr 100jähriges Bestehen
und startet am 8.10. in eine Jubiläumswoche, in der auch ein anderes 100jähriges Geburtstagskind gewürdigt werden soll, das Filmstudio Babelsberg. Der
Kinokultur-Bogen wird von West nach Ost geschlagen und so können sich die
Besucher in dieser Woche nicht nur auf Schätzchen wie „Golem“, „Nosferatu“
und „Der blaue Engel“, sondern auch auf zeitgenössische Produktionen wie
„Inglourious Basterds“ aus dem Filmstudio freuen. Es ist schön, dass bei einem
solchen Jubiläum die Kinokultur und -arbeit gewürdigt wird, doch sollte man
darauf nicht 100 Jahre warten müssen. Kinoarbeit der besonderen Art leisten
auch die Veranstalter vom Festival des deutschen psychotronischen Films.
Junk, den keiner braucht, mögen einige lästern. Falsch – es ist Junk, der zur
Diversität innerhalb des Kinos beiträgt. In den letzten Jahren gab es „especially forgotten Junk“ aus deutschen Landen, von „Es geschah am hellichten
Tag“ bis „Premutos“, immer abgeschmeckt mit der Anwesenheit von „Typen“
wie Wolfgang „Wölfi“ Wendland oder Jörg Buttgereit. Die 14. Ausgabe dieses
Festivals wird am 25.10. eingeleitet mit etwas Lokalpatriotismus, von „Feuer
an der Ruhr“, und hält mit seiner Sneak Preview plus Regisseursbesuch auch
eine Überraschung bereit. Ganz frisch hat das Filmfest Homochrom die Kinokultur im Ruhrgebiet bereichert. Jeden Monat läuft in ausgewählten Kinos ein
schwul-lesbisch-queeres Filmhäppchen, und vom 26. bis 28. Oktober verdichtet sich das Programm in der Schauburg Dortmund mit einem gut gefüllten
Film-Tablett, das mit Gästen und Gesprächen abgerundet wird.
Niemand dieser und vieler anderer Kinoaktiven fordert die Würdigung ihrer
Leistungen ein. Und dennoch wäre es sehr schade, erst den Hut zu ziehen,
wenn es im schlimmsten Fall nach einer schweren Zeit hieße: „R.I.P. Stückchen Kinokultur des Ruhrgebiets“.
LISA MERTENS
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Hut ab…
Schätzt die Arbeit der Kinoaktiven im Ruhrgebiet: Lisa Mertens
31
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Film des Monats
Zurück zur Natur: Die Frau (Martina Gedeck) mit ihrem besten Freund Luchs
Auslöschung. Ein Zerfall
„Die Wand“ von Julian Roman Pölsler
Eine Frau auf einer Berghütte. Als sie zum tiefer gelegenen Dorf aufbricht, stößt sie
gegen eine unsichtbare Wand.
C Psychodrama vor Naturkulisse
Noch ein Endzeitfilm im Apokalypsenjahr 2012. Doch „Die Wand“ ist kein
Katastrophenspektakel, es ist ein ruhiges Ein-Personen-Stück: Ein MercedesCabriolet rast über die Kurvenstraßen der Alpen. Ein älteres Ehepaar sitzt
vorne, hinten teilen sich eine Frau und der Hund des Paares die Sitzbank. Aus
den Boxen schallt laut Musik. Der Wagen biegt in ein kleines Tal ein, ein
Schotterweg bringt die vier zu einer kleinen Hütte. Nach dem Einzug in die
Hütte macht sich das Paar auf den Weg ins Wirtshaus im Dorf, die Frau und
der Hund bleiben zurück. Als sie am nächsten Morgen alleine in der Hütte
aufwachen, machen sie sich auf den Weg ins Dorf. Doch eine glatte, kalte,
unsichtbare Wand versperrt ihnen den Weg. Die Frau ist geschockt – zu verstehen ist die Situation nicht. In den nächsten Tagen umkreist sie das Terrain,
aber überall stößt sie irgendwann auf diese Wand. Nach einiger Zeit fügt sie
sich ihrem Schicksal und beginnt zu tun, was getan werden muss: Sie sät, sie
erntet, sie jagt – und auch einige Haustiere laufen ihr zu. All das dokumentiert sie in ihrem Bericht, den vielleicht außer ihr niemals jemand lesen wird.
Die Ursache. Eine Andeutung
Julian Roman Pölsler hat sich schon lange Zeit mit der Verfilmung von Marlen
Haushofers (1920 – 1970) Roman „Die Wand“ von 1963 beschäftigt. Den
Roman zeichnet eine Schlichtheit und Klarheit aus, die man im Zusammenspiel mit einer gedanklichen Kälte und Härte durchaus von österreichischen Künstlern kennt, seien es SchriftstellerInnen wie Elfriede Jelinek oder
Thomas Bernhard oder Regisseure wie Michael Haneke oder Ulrich Seidl. Im
Gegensatz zu diesen erlebte Haushofer, die unter stetem Verzicht ein kleinbürgerliches Leben lebte, nur kleinere Erfolge. Die breite Würdigung ihres
Werkes, ausgehend von dem gesteigerten Interesse durch die Frauenbewegung an ihren Texten, erlebte die, 1970 an Krebs gestorbene, Literatin nicht
mehr. Um so erfreulicher ist die späte Würdigung ihres wohl bekanntesten
Buchs „Die Wand“ mit einer Verfilmung, die wohl ganz im Sinne der Autorin
sein dürfte. Julian Roman Pölsler ist vornehmlich Fernsehregisseur. So hat er
bislang vier Polt- und zwei Daniel Käfer-Romane von Alfred Komarek verfilmt.
Mit Literaturverfilmungen kennt er sich also aus. Doch „Die Wand“ ist ein
ganz anderes Kaliber: Eine Darstellerin, fast nur innerer Monolog, kaum
Ereignisse. Das kann leicht schief gehen.
Pölsler geht behutsam mit dem Stoff um. Das fantastische Moment der
Geschichte umreißt er ganz schlicht mit einer pantomimischen Darstellung.
Nur eine kleine Nuance auf der Tonspur – ein Brummton hier, das Ausbleiben
der Umgebungsgeräusche dort – deutet die unsichtbare Abgeschlossenheit der
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Protagonistin an. Die in den Film eingeflossenen Textpassagen des Buchs
kommen gänzlich aus dem Off. Gerade dieses Stilmittel kann auf Dauer
bemüht, gekünstelt klingen, und den Zuschauer von der Empathie zur Person
wegtragen. Hier ist das Gegenteil der Fall. Martina Gedeck schafft es nicht
nur, die Nüchternheit der Vorlage mit ihrem Spiel zu wahren – Pathos fühlt
man in Angesicht ihres Robinson-Schicksals nicht. Gleiches gelingt ihr auch
auf der Tonebene mit dem eingesprochenen Text, der wie im Buch als von der
Figur verfasster Bericht von den Ereignissen erzählt. Es gibt noch weitere
Tonebenen, die Pölsler ebenfalls als Off-Kommentar verstanden wissen möchte. Da wäre zum einen die sparsam, aber effektiv eingesetzte Filmmusik. Nicht
nur der melancholische Tonfall von Bachs Partiten für Violine solo, auch die
Verwendung eines Solostücks fügt sich in das Thema des Films, das auf einer
dritten Tonebene mit der absoluten Stille reflektiert wird: Einsamkeit. Auf die
Leinwand legt sich – frei nach Thomas Bernhard – Frost.
Die Kälte. Eine Isolation
Der Einsamkeit, der Unsicherheit, der Angst steht die Reichhaltigkeit der
Natur gegenüber. Pölsler, der selber in der abgeschiedenen Bergwelt aufgewachsen ist, fängt im Wandel der Jahreszeiten die Schönheit und Zugewandtheit der Natur ebenso ein wie ihre Kargheit und ihr abweisendes
Antlitz. Anders als die zweite beeindruckende Kino-Apokalypse der letzten
Zeit – Bela Tarrs „Das Turiner Pferd“ – setzt Pölsler der inneren Verzweiflung mit berauschenden Bildern der Natur etwas sinnstiftendes entgegen.
Wo sich in „Das Turiner Pferd“ mit monolitischen Schwarzweißbildern
langsam aber sicher das Bild, und mit ihm die Welt, verdunkelt, gibt es in
„Die Wand“ – im Buch wie im Film – Hoffnung. Die Natur ist ein Grund zu
leben, die Tiere werden zu Freunden, und die eigenen Gedanken sind ja auch
noch da. „Schließlich gab ich meine sinnlose Flucht auf und stellte mich
meinen Gedanken“, rezitiert Gedeck einmal, und grenzt die freie Interpretation des Stoffs zwischen Psychologie und Philosophie, Naturromantik und
Zivilisationskritik damit nicht ein.
CHRISTIAN MEYER
DIE WAND
Berlinale 2012: Preis der ökumenischen Jury
A/D 2011 - Drama - Regie: Julian Roman Pölsler - Kamera: Helmut Pirnat - mit:
Martina Gedeck, Karlheinz Hackl, Ulrike Beimpold - Verleih: StudioCanal Start: 11.10.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
trailer verlost 1x2 Karten.
E-Mail bis 10.10. an [email protected], Kennwort: Wand
32
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kritikerspiegel Ruhr
Oktober 2012
Die häufigsten Nennungen
Arnold
Hohmann
WAZ
Sebastian
Ko
WDR
Ingrid
Bartsch
ARD
1 LIVE
Morgenmagazin
R.-Ruediger
Hamacher
film-Dienst
Marieke
Steinhoff
Schnitt
Christian
Meyer
choices
Kultur.Kino.Köln.
The Deep
Blue Sea
von
T. Davies
Angels‘ Share
(...)
Herausragend von
K. Loach
Sascha
Westphal
EPD-Film
Bemerkenswert
3 Zimmer/
Küche/Bad
von
D. Brüggemann
Bombay
Beach
von
A. Har‘el
Miss Bala
von
G. Naranjo
Die Wand
von
J. Pölsler
Best of
Comedy
Madagascar 3
(...)
von
E. Darnell
3 Zimmer/
Küche/Bad
von
D. Brüggemann
Madagascar 3
(...)
von
E. Darnell
Angels‘ Share
(...)
von
K. Loach
Best of
Drama
Gnade
von
M. Glasner
Die Wand
von
J. Pölsler
Wie beim
ersten Mal
von
D. Frankel
Das Kind
von
Z. Bács
Besondere
Erwähnung
Looper
von
R. Johnson
The Deep
Blue Sea
von
T. Davies
Ein griechischer Sommer
von
O. Horlait
FAZ
Daniel
Lars Olav
Kothenschulte Beier
Spiegel
Frankfurter
Katja
Nicodemus
Die Zeit
Frank
Brenner
trailer
Kultur.Kino.Ruhr
Gnade
von
M. Glasner
Angels‘ Share
(...)
von
K. Loach
The Deep
Blue Sea
von
T. Davies
Wie beim
ersten Mal
von
D. Frankel
Bombay
Beach
von
A. Har‘el
Un amour de
jeunesse
von
M. Hansen-Løve
Un amour de
jeunesse
von
M. Hansen-Løve
Savages
3 Zimmer/
von
Küche/Bad
O. Stone
von
D. Brüggemann
3 Zimmer/
Küche/Bad
von
D. Brüggemann
3 Zimmer/
Küche/Bad
von
D. Brüggemann
Die Qual der
Wahl
von
J. Roach
Angels‘ Share
(...)
von
K. Loach
Bombay
Beach
von
A. Har‘el
Die Wand
von Regisseur
J. Pölsler
Messner
von
A. Nickel
The Deep
Blue Sea
von
T. Davies
Wie beim
ersten Mal
von
D. Frankel
Angels‘ Share
(...)
von
K. Loach
Die Wand
von
J. Pölsler
Bombay
Beach
von
A. Har‘el
Cristina
Nord
taz
Rundschau
Die Wand
von
J. Pölsler
The Deep
Blue Sea
von
T. Davies
Angels‘ Share
(...)
von
K. Loach
Verena
Lueken
Miss Bala
von
G. Naranjo
Premium
Rush
von
D. Koepp
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
13.10., 14.30 Uhr EINER WIE BRUNO, Lichtburg Essen
Christian „Herr Lehmann“ Ulmen kämpft um seine Tochter. Reihe „ImLeben“.
30.9., 17.30 Uhr MADAGASCAR 3, Cinestar Dortmund
Preview der nächsten Reise des Vierergespanns beim Kinderfest.
2.10., 20 Uhr ABRAHAM LINCOLN VAMPIRJÄGER, Cinemaxx Essen
Der Sezessionskrieg in ganz neuem Gewand. Als Preview, s. S. 39
14.10., 15 Uhr ASTERIX & OBELIX: IM AUFTRAG IHRER MAJESTÄT,
Cinemaxx Essen
Die beiden unbesiegbaren Gallier retten die Insel. Preview, s. S. 42
3.10., 14.30 Uhr UNSER LEBEN, UCI Bo/Du
Die Dokumentation über die Vielfalt unseres Planeten im Kino-Café.
14.10., 15.30 Uhr HUGO CABRET, Filmforum Duisburg
Oscar-prämiertes Werk von Scorsese im Abenteuer Kinderkino.
3.10., 14.30 Uhr KOCHEN IST CHEFSACHE, Filmwelt Herne
Französisches Gourmet-Kino mit Jean Reno im Kino-Café.
3.10., 18 Uhr DIE KUNST ZU LIEBEN, Astra Essen
Episodenfilm in Kooperation mit dem Deutsch-Französischen
Kulturzentrum. OmU.
15.10., 14.30 Uhr BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL, Casablanca Bochum
Der chaotische Lebensabend von Judi Dench und Co. im Kino-Café.
„Unser Leben”
3.10., 20.30 Uhr ON THE ROAD, Lichtburg Oberhausen
Verfilmung des Romans aus der Beat Generation. Preview, s. S. 37
19.10., 21 Uhr ON A MOVIE TRIP, Roxy Dortmund
A Piano Film Score Journey mit Sven Bergmann und Oliver Bartkowski.
Live Konzert.
19.10., 22.30 Uhr CALL ME KUCHU, Metropolis Bochum
Teddy-Award für die beste Doku 2012. Reihe Homochrom.
4.10., 14 Uhr LE HAVRE, Lichtburg Essen
Kaurismäkis traurig-schöne Geschichte in Kooperation mit dem
Seniorenbeirat Essen.
19.10., 23 Uhr RED TEARS, UCI Bo/Du
Ein Serienkiller taucht eine japanische Großstadt in Blut. MidnightMovie.
4.10., 19.30 Uhr THE KING’S SPEECH, Babylon Hagen
Die VHS lädt ein zum Oscar-Gewinner des letzten Jahres. OmU.
7.10., 15 Uhr GOLDRAUSCH, Filmstudio Essen
Wahre Welten: über die Vergangenheit der Treuhandanstalt
21.10., 12.45 Uhr DAS SCHWEIN VON GAZA, Schauburg Gelsenkirchen
Politisch unkorrekt und ziemlich böse: der Autorenfilm von Sylvain
Estibal.
8.10., ab 10.15 Uhr TAG DER OFFENEN TÜR, Schauburg Dortmund
100-Jahrfeier mit Inglourious Basterds, Nosferatu u.v.m. Der Eintritt ist frei.
21.10., 13 Uhr CHICO & RITA, Casablanca Bochum
Hochgelobter Film über Jazz, Liebe und Leben auf Kuba. Sektmatinee.
10.10., 19.45 Uhr MANN TUT WAS MANN KANN, Cinestar Dortmund
… und ein Glas Prosecco zur CineLady-Preview, s. S. 42
„On the Road”
21.10., 18 Uhr HALT AUF FREIER STRECKE, Babylon Hagen
Andreas Dresens Drama in der Reihe Kirchen & Kino.
10.10., 20 Uhr DER PATE 2, Casablanca Bochum
Die Corleones in der Reihe „Filmklassiker am Mittwoch“.
24.10., 18 Uhr ELITE NOW, StudienKreis Film Bochum
Satire über Uni und Exzellenz. Premiere mit anschließender Feier.
11.10., 14 Uhr BAVARIA – TRAUMREISE DURCH BAYERN, Cinemotion
Mülheim
Das ferne Bayern aus der Höhe im Seniorenkino. Doku.
25.10., 18 Uhr FEUER AN DER RUHR, Endstation Bochum
Eingangsfilm des 14. Festivals des deutschen psychotronischen Films.
„Chico & Rita“
26.10., 17.30 Uhr DER BLAUE ENGEL, Endstation Bochum
Der Klassiker mit Marlene Dietrich.
12.10., 22.30 Uhr MY SON, MY SON, WHAT HAVE YE DONE,
Casablanca Bochum
Von Werner Herzog, mit Willem Dafoe. Nightmovie. OmU.
29.10. USING PHOTOGRAPHY, SweetSixteen Dortmund
In Kooperation mit der Ausstellung des Künstlerhauses (5.10.-11.11.).
12.10., 23 Uhr ZOMBIE – THE TERROR EXPERIMENT, Apollo
Gelsenkirchen
Nicht-Infizierte versuchen, ihre Haut zu retten. Genrefilm. Midnight-Movie.
31.10., 20.30 Uhr BIG WEDDING, Cineworld Lünen
Komödie mit Robert De Niro und Diane Keaton. Preview.
„Der Pate II”
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
„Das Schwein von Gaza”
33
„Der blaue Engel“
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Neue Filme
Sonne, Sex, Drogen … und schließlich auch Blut
Jürgen Vogel inmitten von symbolträchtigem Eis
Karikatur
Pulp
Fiction 2.0
Getan ist getan
„Savages“ von Oliver Stone
„Gnade“ von Matthias Glasner
Zwei kalifornische Drogendealer geraten mit einem mexikanischen Drogenkartell
aneinander.
C Pulp-Thriller
Vater, Mutter, Kind ziehen in eine Gemeinde nach Norwegen. Ein Schicksalsschlag
zwingt die zerrüttete Familie zum Zusammenhalt.
C Fahrerfluchtdrama
Ein epischer Historien-Flop („Alexander“), ein mit christlicher Symbolik durchtränktes Katastrophenszenario („World Trade Center“), eine harmlose Politikeriografie („W.“) und ein „Wallstreet“-Aufguss mit versöhnlichem Ende
– Oliver Stone ist seicht geworden in den letzten Jahren. Biss und Zynismus gingen ebenso verloren wie der Mut zu filmästhetischem Experiment
oder nachhaltiger Gesellschaftskritik. Man erinnere sich bloß an seinen
ambitionierten, spannenden Verschwörungsthriller „JFK“ (1991), an die
leinwandsprengende Medienschelte seines „Natural Born Killers“ (1994) oder
auch an gelungenes Mainstreamkino à la „U-Turn“ (1997). Ja, Stone war
mal ein unbequemer Visionär in Hollywood.
Doch er bleibt am Ball: Jetzt kommt er mit einem Thriller daher, einem
Pulp-Streifen, dem der gleichnamige Roman von Don Winslow aus dem
Jahr 2010 zugrunde liegt: „Savages“ spielt im bleihaltigen Drogensumpf
der kalifornisch-mexikanischen Grenze. Dort, im Süden Kaliforniens, leben
zwei Freunde, die durch ihre einzigartige Zucht von Marihuana reich geworden sind. Chon ist der Mann fürs Grobe, ein Ex-Soldat, der seine Seele
im Krieg gelassen hat. Ben indes ist der Samariter, der Drogen auch an
Kranke zur Schmerzlinderung verkauft. Darwin trifft auf Buddha – und
zugleich teilen sich die beide Freunde dieselbe Frau: Ophelia: „Das Einzige,
das die beiden gemeinsam haben, bin ich.“ Eigentlich läuft alles prima, bis
Elena, Chefin eines mexikanischen Drogenkartells, dazwischen funkt und
den Sunnyboys eine Kooperation aufzwingt. Ben und Chon wollen sich
schon nach Indonesien absetzen, da steht Elenas Handlanger Lado in der
Tür – und Ophelia wird entführt. Sonne, Sex, Drogen & Blut: Das mag im
Hinblick auf Oliver Stone am ehesten an „U-Turn“ erinnern, in dem ein
Pechvogel in der Wüstenstadt durchs zartbittere Martyrium schlittert und
dabei allerlei skurrilen Typen begegnet. Die gibt es auch in „Savages“ zu
hauf, allen voran Benicio Del Torro als kompromissloser Killer, eine derbe
Karikatur eines geschmacklosen Ekels. Eigentlich ist der ganze Film eine
Karikatur. Da mag Autor Don Winslow jahrelang im Milieu recherchiert haben, um seinen Roman so authentisch wie möglich zu gestalten – Oliver
Stone verfilmt die Vorlage als ein blutiges Stück Pulp Fiction mit der profanen Erkenntnis, dass Krieg und Verbrechen den Charakter verderben und
Liebe erpressbar macht. Insgesamt inszeniert er dabei schnittig und stilsicher. Abgesehen von den gelegentlichen Video-Einspielern, mit denen die
Schurken die Hinrichtungen ihrer Opfer dokumentieren, kleidet der Regisseur die Geschichte in sonnigen Hochglanz, mit viel Pose und nackter Haut.
Dabei erfindet er das Genre nicht neu, erreicht auch nicht alle Vorbilder,
inszeniert aber cool. Die Story überfordert einen nicht und zieht gegen
Ende angenehm an. Und mehr will er vielleicht auch gar nicht – und ist damit der stärkste Film von Oliver Stone seit 15 Jahren.
HARTMUT ERNST
Niels (Jürgen Vogel) aus Kiel ist Familienvater und Schwerenöter: Hinter
dem Rücken seiner Frau Maria (Birgit Minichmayr, „Alle Anderen“) und Sohn
Markus (Henry Stange) hat er eine Affäre. Das soll sich auch nicht ändern,
als die Kleinfamilie aufgrund seines Jobs nach Norwegen zieht. Dort trifft
sich Niels schon bald regelmäßig mit seiner Kollegin Linda (Ane Dahl Torp).
Zu Hause, in einem Holzhaus am Rande der verschneiten Gemeinde, mimt
er den launisch strengen Vater und abweisenden Ehegatten. Maria indes
hat ein gutes Herz, ein zu gutes Herz: Sie opfert sich über die Maße auf im
Job als Krankenschwester, legt Überstunden und Doppelschichten ein. Ihren
Kolleginnen ist die unerschütterliche Optimistin Freundin und Trost. Dann
trifft die Aussteigerfamilie ein Schicksalsschlag: Maria fährt nachts eine
Jugendliche an und begeht Fahrerflucht. Sie weiht Niels ein, doch es ist zu
spät: Das Mädchen stirbt.
„Ich bin das nicht“, bereut Maria verzweifelt, aber getan ist getan. Das
Drama begleitet das entfremdete Paar dabei, wie es versucht, mit der
Schande umzugehen, mit der Schuld und mit dem Schweigen. Die drückende
Last wird beide Partner verändern. Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr
spielen ihre Rollen mit Bravour. Zurückgenommen rücken sie das Drama
ins Alltägliche, die zerrüttete Ehe, die stille Schuld ist greifbar nah, es
menschelt, und das verführt unbequem zur Selbstreflexion. Bisweilen verzettelt sich der Film, wenn er versucht, mit dem Sohn einen parallelen
Handlungsstrang zu entwickeln, der das Schicksal der Eltern abzugleichen
versucht: Markus muss sich als Neuling an der Schule zurechtfinden und
gerät an einen falschen Freund, der mit Vaters Pistole schießt und Mitschüler demütigt.
So muss sich bald auch Markus einer Schuld stellen und hofft, wie seine
Eltern, auf die Gnade der Betroffenen. Das wirkt konstruiert. Dann beobachtet die Kamera Markus dabei, wie er aus gefilmten Alltagsszenen Videoclips
montiert. Doch führt dies am Ende zu nichts. Mitunter scheint dann der Fokus
nicht ganz klar, den dieses Drama sucht. Der Junge bleibt zu blass für die
Präsenz, die ihm das Drehbuch scheinbar auferlegen will. Da neigt der Film
dazu, sich zu verlaufen. Wenn er jedoch bei dem Ehepaar ist, bei der gemeinsamen Schuld, der Hilflosigkeit und der Suche nach Erlö-sung, dann ist er
stark. Mit ruhigem Tempo und bedächtiger Kamera folgt Regisseur Matthias
Glasner („Der freie Wille“) einer Frau, die an das Gute glaubt und Böses tut,
und einem Mann, der seine Illusionen verloren hat. Ein-gefangen zwischen
den Schneeschichten monatelanger Polarnacht, die dem Geschehen nicht nur
eine prächtige Kulisse, sondern auch symbolträchtiges Abbild einer erkalteten
Beziehung sind, die schon lethargisch vor sich hin dämmert. So lang, bis die
kleine Gemeinde von einem großen Unglück erschüttert wird, das alles verändert und viele Fragen aufwirft.
HARTMUT ERNST
SAVAGES
GNADE
USA 2012 - Kriminalfilm / Drama - Regie: Oliver Stone - Kamera: Daniel Mindel - mit:
Aaron Johnson, Taylor Kitsch, Blake Lively - Verleih: Universal
Start: 11.10.
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion
D/N 2012 - Drama / Thriller - Regie: Matthias Glasner - Kamera: Jakub Bejnarowicz mit: Jürgen Vogel, Birgit Minichmayr, Henry Stange - Verleih: Alamode Start: 18.10.
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
34
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
culture club
Roter Teppich
culture club
Foto: Enno Kapitza
präsentiert: Musical
Ein seltener Lichtstrahl in der Dunkelheit: Birgit Minichmayr in „Gnade“, Foto: Jakub Bejnarowicz
„Ich bleib’ bei meinen Leisten“
präsentiert: Literatur
KEIN PARDON
JAN WEILER
Das Motto: Jeder Mensch hat einen Traum.
Wehe nur, wenn der sich erfüllt. Denn dann
kennt das Schicksal kein Pardon! Diese
Erfahrung macht auch der liebenswertunbeholfene Peter Schlönzke – von Beruf
Sohn, Enkel und Schnittchen-Auslieferer
– der von heute auf morgen berühmt wird
und dessen unterhaltsame Geschichte den
Saal des Düsseldorfer Capitol Theaters zum
Beben bringt.
Jan Weiler arbeitete zunächst als Texter
in der Werbung. Nach dem Besuch der
Deutschen Journalistenschule begann er
beim Süddeutsche Zeitung Magazin, wo
er die letzten fünf Jahre als Chefredakteur arbeitete. Sein aktuelles Bühnenprogramm enthält die besten Kolumnen
der Serie „Mein Leben als Mensch,“ die
jede Woche in der „Welt am Sonntag“
sowie auf seiner eigenen Homepage erscheint.
Birgit Minichmayr über „Gnade“ und einen Tote Hosen-Hit
Geboren wurde Birgit Minichmayr 1977 im österreichischen Linz. Gleich
nach einer Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar begann ihre erfolgreiche Theater- und Filmkarriere. Nach Rollen in „Das weiße Band“ und
„Alle anderen“ ist sie nun an der Seite von Jürgen Vogel in Matthias
Glasners neuem Film „Gnade“ zu sehen.
trailer: Frau Minichmayr, der Film spielt in der Dunkelheit des hohen
Nordens. Inwiefern hat sich das beim Dreh auf Sie ausgewirkt?
Birgit Minichmayr: xIch war zum ersten Mal so hoch im Norden und überhaupt nicht an zwei Stunden Tageslicht gewöhnt. Natürlich schlug sich das
auf mein Gemüt nieder; es wurde leichter, je mehr Licht ich bekam.
Sie sprechen im Film große Teile Ihres Dialogs auf Norwegisch. Ist Ihnen
das Erlernen der neuen Sprache schwer gefallen?
Nein, gar nicht. Ich hatte zwei wunderbare norwegische Lehrer, die mir abwechselnd die Sprache beibrachten. Ich hatte große Freude daran, allerdings wurde – wie so oft bei mir – alles ins Kurzzeitgedächtnis geschoben.
Viel kann ich nicht mehr. Leider!
Sehen Sie Parallelen in der Herangehensweise bei deutschen und skandinavischen Arthouse-Produktionen?
Es war, glaube ich, das allererste Mal für Matthias Glasner, dass er ein Buch
eines anderen (Kim Fupz Aakeson; die Red.) verfilmte. Und diese Entscheidung hat, denke ich, nur mit dem Gefallen an dem Stoff zu tun, den er
verfilmen wollte. Über die Herangehensweise kann ich nichts sagen, aber
auffallend waren für mich diese tollen norwegischen Kollegen.
Matthias Glasner hat Sie in einem Interview als Rampensau bezeichnet.
Finden Sie selbst diese Charakterisierung zutreffend?
Er bezieht sich auf eine Aufführung, die er von mir auf der Bühne gesehen hat und natürlich betreibe ich meinen Beruf nicht, um unauffällig zu
bleiben. Insofern ist es für mich nicht schlimm, wenn er meint, ich sei eine
Rampensau.
Sie scheinen Ihre Filmrollen mit großer Sorgfalt auszuwählen. Lehnen
Sie viele Angebote ab oder sind Sie ohnehin eher auf dem Besetzungsradar anspruchsvoller Autorenfilmer?
Ja, ich wähle aus, was ich arbeiten möchte. Aber ich empfinde nicht, dass
die Bücher, die mir zugeschickt werden, einem Genre angehören. Meine
Auswahl ist sicher intuitiv motiviert. Anders ausgedrückt: Es interessieren
mich die Fragen „Was ist das für eine Geschichte, wer erzählt sie und was
hat das mit mir zu tun?“
Der Tote Hosen-Hit „Tage wie diese“ wurde von Ihnen mitgetextet. Der
Beginn einer lukrativen Zweitkarriere als Songschreiberin?
Nein, das war eher Zufall. Auch, dass dieses Lied so angenommen wurde. Ich
bleib’ bei meinen Leisten.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Capitol Theater Düsseldorf
Erkrather Straße 3, Düsseldorf
Karten unter 01805 2001
Bahnhof Langendreer
Wallbaumweg 108, Bochum
Tickets unter 01805 570070
trailer verlost 5x2 Karten
E-Mail bis 31.10. an
[email protected],
Kennwort: Pardon
trailer verlost 3x2 Karten
E-Mail bis 17.10. an
[email protected],
Kennwort: Jan Weiler
bis 31.12.
Mi. 24.10. 20 Uhr
MediaberaterIn
für Kulturmagazine in NRW, Standort Bochum oder Köln, gesucht
Zu den Aufgaben gehören:
• Entwicklung von Verkaufsstrategien für Print und Online
• Akquisition und Recherche von Neukunden
• Aufbau und Weiterentwicklung von Kulturkooperationen
Das bringen Sie mit:
• Erfolgsorientierung/Kontaktstärke vor Ort und am Telefon
• Ein gelebtes Kulturinteresse
• Erfahrung im Anzeigenverkauf o. kaufm. Ausbildung von Vorteil
Das bieten wir:
• Ein dynamisches Team
• Kulturvermittlung, -förderung und -gestaltung
• Einen modernen Arbeitsplatz oder Homeoffice
Die Tätigkeit kann wahlweise in Teil- oder Vollzeit oder auf
selbständiger Basis (Fixum und Provision) erfolgen.
PraktikantIn
gesucht (6-12 Monate)
Wir freuen uns auf Ihre ausführliche Bewerbung
an Karin Okniewski:
Berndt Media / trailer Verlag
Dr.-C.-Otto-Str. 196
44879 Bochum
[email protected]
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Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Gespräch zum Film
Neue Filme
Regisseur Dietrich Brüggemann
Herzensangelegenheiten
Regisseur Dietrich Brüggemann über „3 Zimmer/Küche/Bad“
Neue Wohnung, neue Liebe? Philip (Jacob Matschenz) und Maria (Aylin Tezel)
Munterer Liebesreigen
„3 Zimmer/Küche/Bad“ von Dietrich Brüggemann
Dietrich Brüggemann, Jahrgang 1976, studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. „3 Zimmer/Küche/Bad“ ist nach
„Renn, wenn du kannst“ sein zweiter Kinofilm.
Ein knappes Dutzend Twens wechselt im Jahreslauf munter die Wohnungen und Partner.
Verwicklungen sind vorprogrammiert.
C Lebensnahe Tragikomödie
trailer: Herr Brüggemann, Ihr zweiter Kinofilm wirkt wieder sehr locker,
leicht und spontan. Wurde streng nach Drehbuch gearbeitet, oder gab es
viel Improvisation?
Dietrich Brüggemann: Wir haben uns ziemlich eng ans Drehbuch gehalten.
Das ist ja die Kunst, dass es eben nicht wirkt wie geschriebener Dialog. Damit
das klappt, muss das Buch stimmen, es muss aber auch am Set eine lockere,
entspannte, verspielte Arbeitsatmosphäre herrschen, in der man dann wiederum auch gern mal improvisiert ...
Eine WG löst sich auf: Das ist der Startschuss für ein munteres BäumchenWechsel-Dich in Sachen Wohnung und Lebenspartner. Der sympathische
Berliner Haufen in den Zwanzigern eiert ziellos auf der Suche nach dem
Lebensweg durch den Alltag. Regisseur Dietrich Brüggemann inszeniert
den Reigen ähnlich leicht und vergnüglich wie seinen Erstlingserfolg „Renn,
wenn Du kannst“ um einen misantropischen Rollstuhlfahrer. Auch auf die
Darsteller greift er wieder zurück: Jacob Matschenz, Robert Gwisdek und
Anna Brüggemann, Schwester und Co-Autorin des Regisseurs, spielen erfreulich lustvoll und locker neben ihren ebenfalls beeindruckenden KollegInnen Alice Dwyer, Aylin Tezel und all den anderen. CHRISTIAN MEYER
Die saloppe Inszenierung macht den Film angenehm verspielt, Anschlussfehler inklusive. War das grobe Strickmuster, das ja gut zu den orientierungslosen Charakteren passt und mehr auf den einzelnen Moment setzt,
von Anfang an einkalkuliert?
Von Anfang an war klar, dass es kein majestätischer Film mit Kranfahrten und
Brimborium wird. Anschlussfehler haben wir aber eigentlich nicht so viele.
Einige Dinge, die man dafür halten könnte, lösen sich auf, wenn man genauer
hinschaut. Ich finde, man sollte dem Zuschauer nicht jedes Detail vorkauen,
sondern darauf vertrauen, dass er die inneren Zusammenhänge versteht. Und
wenn die innere Wahrheit der Geschichte stimmt, dann ist es auch völlig
egal, ob mal ein Glas von voll auf halbvoll wechselt. Krasse Kostüm- oder
Wetteranschlussfehler, die einen wirklich rauswerfen, sollte man natürlich
vermeiden. Aber wenn die einzelnen Momente stimmen, dann stimmt am
Ende auch der Film.
Zu den zahlreichen Protagonisten kommen auch noch viele Gastauftritte
von Freunden und Kollegen wie Maryam Zaree, Nikolai Nikitin oder Andreas Dresen. Wie kam es dazu?
Das sind Herzensangelegenheiten! Der Film handelt von einem großen
Freundeskreis, also sollte er auch einen abbilden. Ich finde es schade, dass
Filmemacher oft so vereinzelt vor sich hinwerkeln. In unserem Kreis formiert sich gerade eine Gruppe von Leuten, die kein todernstes Kunstkino
machen will, aber auch keine formatierte Unterhaltung. Leute mit individueller Stimme, die ich allesamt sehr schätze. Und Nicht-Schauspieler vor der
Kamera bringen außerdem immer eine besondere Farbe in den Film.
Der Film will fast nicht enden – und könnte ja auch ewig so weitergehen.
Das wäre doch ein tolles Konzept für eine lebensechte deutsche Fernsehserie. Wäre das was für Sie?
Das wäre ganz großartig. Der Wunsch kam tatsächlich schon während der
Dreharbeiten aus den Reihen der Schauspieler. Der Dreh passierte ja in vier
Jahreszeiten, hatte also auch etwas Serielles, und es war ganz wundervoll, sich alle paar Monate wiederzutreffen. Wir denken tatsächlich darüber
nach, in vier oder fünf Jahren eine Fortsetzung zu drehen, und die Redakteure haben bereits ihr Okay signalisiert. Aber wenn jemand ankommt und
eine Serie daraus machen will: gern!
INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER
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3 ZIMMER/KÜCHE/BAD
D 2011 - Drama / Tragikomödie - Regie: Dietrich Brüggemann - Kamera: Alexander
Sass - mit: J. Matschenz, A. Brüggemann, R. Gwisdek - Verleih: Zorro
Start: 4.10.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
trailer verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 3.10. an [email protected], Kennwort: 3 Zimmer
Schöne, traurige Jugend: Lola Créton mit Sebastian Urzendowsky
Sentimentale Jugend
„Un Amour de Jeunesse“ von Mia Hansen-Løve
Die 15-jährige Camille und der 19-jährige Sullivan sind ein Paar. Als Sullivan nach
Südamerika reist, ist Camille tief verletzt.
C Melancholisches Jugendporträt
Nach ihrem großartigen Film über den Filmproduzenten Humbert Balsan hat
Mia Hansen-Løve einen autobiografischen Stoff verwirklicht: Es geht um eine
Jugendliebe, um den Trennungsschmerz, die Sublimierung in der Kreativität
und eine zweite Liebe zu einem älteren Mann. In Hansen-Løves echtem Leben
ist der ältere Mann der Regisseur Olivier Assayas, ihre Kreativität bricht sich im
Film Bahn, wo sie eine ganz eigene Sprache gefunden hat. Das Teenagerdrama
ist ruhig und auffallend schön in Szene gesetzt. Die 17-Jährige Hauptdarstellerin Lola Créton spielt die sentimentale Unschuld neben Sebastian Urzendowsky als der Junge, von dem sie nicht los kommt. Hansen-Løve gelingt es abermals, ihr Gefühlskino ohne Pathos und Überwältigung, dafür mit eindringlicher
Beharrlichkeit und Detailgenauigkeit zu entfalten.
CHRISTIAN MEYER
UN AMOUR DE JEUNESSE
F/D 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Mia Hansen-Løve - Kamera: Stéphane Fontaine
- mit: Lola Créton, S. Urzendowsky, M. Havard Brekke - Verleih: Peripher Start: 27.9.
DO: sweetSixteen
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Der Joe, der aus der Zukunft kam (Bruce Willis)
Oft im Alleingang: Reinhold Messner
Tödliche Zeitreisen
Hoch hinaus
„Looper“ von Rian Johnson
„Messner“ von Andreas Nickel
Ein junger Auftragskiller gerät in Schwierigkeiten, als er sich mit seinem zukünftigen
Ich konfrontiert sieht.
C Gelungener Sci-Fi-Thriller
Reinhold Messner gilt als einer der bedeutendsten Bergsteiger der Welt. Die Liste seiner Besteigungen und Rekorde ist lang, die Doku erzählt vom Menschen dahinter.
C Bergsteiger-Biografie
Bereits mit seinem hochgelobten Debütfilm „Brick“ überzeugte Regisseur
Rian Johnson durch seine originelle Inszenierung eines Film noir an einer
Highschool. In „Looper“ bringt er nun frischen Wind in das rar gewordene
Science Fiction-Genre. Der Killer Joe (Joseph Gordon-Levitt) lebt in einer
dystopischen Zukunft, in welcher kriminelle Kartelle ihre Opfer per Zeitmaschine in die Vergangenheit schicken, wo dann die so genannten „Looper“
auf sie warten, um jede Spur ihrer Existenz zu beseitigen. Doch eines Tages
gibt sich ein Opfer (Bruce Willis) als sein zukünftiges Ich zu erkennen und
ergreift die Flucht – fest entschlossen dessen grausames Los zu ändern.
Stellenweise ein bisschen lang, ist Johnson dennoch ein ungewöhnlicher und
intelligenter Thriller – abseits des Mainstreams – gelungen. SILVIA BAHL
Regisseur Nickel möchte weniger einen Kletterfilm machen, als den Menschen hinter den Abenteuern zeigen. Das gelingt ihm mitunter gut, wenn
er Messner oder Familie und Bekannte sprechen lässt. Die kritischen Töne
halten sich dabei in Grenzen und werden eher kolportiert als von den entsprechenden Parteien vorgetragen. Imposante Kletterbilder aus der Bergwelt lässt sich Nickel aber doch nicht nehmen, und so sehen wir fantastische Aufnahmen aus den Alpen und dem Himalaya, zum Teil mit Darstellern – die Riegler-Brüder als Reinhold und Günther Messner – gedreht. Die
Spielszenen mit den beiden und die unnötigen Splitscreen-Spielereien zu
Beginn hätte sich der Regisseur sparen können, im Laufe des Films konzentriert er sich aber zunehmend auf die Interviews, historisches Material
und die Bilder aus der Bergwelt.
CHRISTIAN MEYER
LOOPER
USA 2012 - Thriller - Regie: Rian Johnson - Kamera: Steve Yedlin - mit: Bruce Willis,
Joseph Gordon-Levitt, Emily Blunt - Verleih: Concorde
Start: 3.10.
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion,
OB: Lichtburg
Dean (Garrett Hedlund), Marylou (Kristen Stewart) und Sal (Sam Riley) unterwegs
Straße ohne Staub
MESSNER
D 2010 - Doku-Drama / Biographie - Regie: Andreas Nickel - Kamera: Denis Ducroz mit: Florian Riegler, Martin Riegler - Verleih: Movienet
Start: 27.9.
BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater
Anz.
Homochrom
„On the Road – Unterwegs“ von Walter Salles
Der Schwerenöter Dean zieht mit den Literaten Sal und Carlo Ende der 40er Jahre
durch die USA. Liebe, Drogen, Musik und Worte: Alles ausprobieren ist ihre Devise.
C Kongeniale Literaturverfilmung
Jack Kerouac hat seine Erlebnisse mit Allen Ginsberg, William Burroughs, Neal
Cassady und den anderen Beatniks Anfang der 50er Jahre niedergeschrieben.
Das Buch ist zwar autobiografisch, aber dennoch ein Roman. So sind Namen
geändert, und Ereignisse wirkungsvoll ausgeschmückt. Mit hübschen Darstellern wie Kristen Stewart, Garrett Hedlund, Amy Adams, Kirsten Dunst oder Sam
Riley besetzt, ist Walter Salles eine schwungvolle Verfilmung des Klassikers gelungen, der die Story nacherzählt und mitunter auch versucht, den vom Jazz
inspirierten Lebens- und Schreibstil der Beatniks in eine Filmsprache zu übersetzten. Eine Übersetzung in die Gegenwart oder eine anders geartete Interpretation des Stoffes nimmt Salles jedoch nicht vor. Und so steht seine Verfilmung brav im Schatten der Vorlage, ist aber kurzweilig. CHRISTIAN MEYER
ON THE ROAD – UNTERWEGS
F/GB/USA 2011 - Drama - Regie: Walter Salles - Kamera: Eric Gautier - mit:
Garrett Hedlund, Sam Riley, Kristen Stewart - Verleih: Concorde
Start: 4.10.
BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, DO: Camera, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
37
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Festival
Neue Filme
Sinnlich: Béatrice Dalle und Emmanuel Béart
Gefährliche Liebschaften
Arnold (Tommy Lee Jones) und Kay (Meryl Streep) bei der Paartherapie
Let’s Stay Together
Das Filmfest Homochrom zeigt zahlreiche Premieren
„Wie beim ersten Mal“ von David Frankel
Das schwul-lesbische Filmfest „Homochrom“ findet kurz hintereinander
in Köln (19.-21.10.) und Dortmund (26.-28.10.) statt. Ein gutes Dutzend
Filme zeigt das Festival, das im letzten Jahr gegründet wurde und nun in
die zweite Runde geht. Neben Independent-Filmen und Szenehits wie der
Fortsetzung zu „Bear City“ sind hier auch Filmemacher aus dem Mainstream
anzutreffen: In der Komödie „The perfect Family“ mit Emily Deschanel und
Richard Chamberberlain spielt Kathleen Turner die streng katholische Mutter einer lesbischen Tochter. In „Bye Bye Blondie“ von „Baise-moi“-Regisseurin Virginie Despentes haben Béatrice Dalle und Emmanuel Béart eine
gefährliche Liebschaft. Viele der Filme laufen als Europa-, Deutschlandoder NRW-Premiere.
CHRISTIAN MEYER
Homochrom-Filmfest I 19.-21.10., Filmforum Köln
26.-28.10., Schauburg Dortmund
www.homochrom.de
Nach 31 Jahren liegt in der Ehe von Kay und Arnold so manches im Argen. Gemeinsam
suchen sie eine Intensiv-Paarberatung auf.
C Einfühlsame Dramödie
Das Drehbuch stammt aus der Feder von Vanessa Taylor („Game of Thrones“),
und die weibliche Sicht auf die Dinge bleibt über längere Strecken des
Films auch die dominierende. Kay (Meryl Streep) ist mit ihrer Ehe unzufrieden, Arnold (Tommy Lee Jones) mit dem Status Quo eigentlich ganz
glücklich und sieht keine Notwendigkeit für Veränderungen. Entgegen den
Erwartungen, die das neuerliche Teamwork von Streep mit Regisseur David
Frankel beim Zuschauer vielleicht weckt, schlägt der Film schnell ernste
Töne an und dringt bis auf den Kern zwischenmenschlicher Probleme vor.
Humorvolle Momente nutzt er nur zur Auflockerung einer, an sich sehr
dramatischen, Geschichte, die zudem von zwei formidablen Mimen in
Bestform getragen wird.
FRANK BRENNER
WIE BEIM ERSTEN MAL
USA 2012 - Komödie / Drama - Regie: David Frankel - Kamera: Florian Ballhaus - mit:
Meryl Streep, Tommy Lee Jones, Steve Carell - Verleih: Wild Bunch
Start: 27.9.
DO: Cinestar, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt
Rentner Red mit seinem Quad
Yannis (Thibault Le Guellec) mit seinem neuen Freund
Am Rand der Gesellschaft
Trügerische Idylle
„Bombay Beach“ von Alma Har'el
„Ein griechischer Sommer“ von Olivier Horlait
In einem halb verfallenen Seeort in Kalifornien haben sich die Menschen ihr Leben eingerichtet.
C Intime Außenseiter-Doku
Die Beziehung zwischen dem einem Fischer und seinem Sohn wird durch einen
Pelikan auf die Probe gestellt.
C Humorvoll-berührende Initiationsgeschichte
Die israelische Fotografin und Videoclip-Regisseurin findet in den heruntergekommenen Resten eines ehemaligen Touristenortes ungewöhnliche
Schicksale: Ein Junge, ein Teenager, ein alter Mann – sie alle stehen am
Rande der Gesellschaft. Mit ihrem intimen, mitunter traumhaft inszenierten Dokumentarfilm gibt sie diesem trostlosen Ort ein menschliches Antlitz. Sie zeigt schockierende Zustände, findet aber auch Menschlichkeit, wo
man keine vermutet und feiert sie mit ihrem mitunter surreal anmutenden
Porträt. Wie der Film, so osziliert auch die Filmmusik von Bob Dylan und
Beirut zwischen Realismus im Schatten des amerikanischen Traums und
melancholischer Traumlandschaft.
CHRISTIAN MEYER
Der Name Emir Kusturica, der hier einmal nicht hinter der Kamera steht, sondern den verbitterten Vater spielt, schürt die Erwartungen an ein Gesellschafts-Porträt voller skurriler Typen. Der Plot mit dem großgezogenen Pelikan
lässt einen dagegen an all die rührenden Kinderfilme über tierische Freundschaften denken. Und da Yannis auch noch im Pubertätsalter ist und die frühreife Nichte des Dorfwirtes ihn als Objekt ihrer aufkeimenden Begierde auserkoren hat, schleicht sich auch noch eine jugendliche Initiationsgeschichte in
die Handlung ein. Das will nicht immer ganz zusammenpassen. Aber die Regie
inszeniert geschickt, und unter der gleißenden Sonne des griechischen Inselparadieses gelingen doch ein paar berührende und humorvolle Momente.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
BOMBAY BEACH
Tribeca Filmfestival 2011: Bester Dokumentarfilm
USA 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Alma Har'el - Kamera: Alma Har'el
Verleih: Rapid Eye Movies
Start: 27.9.
DO: sweetSixteen
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EIN GRIECHISCHER SOMMER
F/GR 2011 - Komödie / Drama - Regie: Olivier Horlait - Kamera: Michel Amathieu mit: Emir Kusturica, Thibault Le Guellec - Verleih: Neue Visionen
Start: 11.10.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Die Qual der Wahl
Madagascar 3: Flucht durch Europa
USA 2012 - Komödie - Regie: Jay Roach - Verleih: Warner - Start: 4.10.
USA 2012 - Animationsfilm - Regie: Eric Darnell u.a. - Verleih: Paramount - Start: 2.10.
In den USA stehen Präsidentschaftswahlen an – da kommt diese Komödie gerade recht: Cam Brady (Will Ferrell) ist Abgeordneter, der gerade zur Wahl antritt,
als die Opposition einen völlig unerfahrenen Typen aus der Tourismusbranche
(Zach Galifianakis) gegen ihn aufstellt. Schon bald liegen beide gleich auf, die
Gegner verlieren sämtliche Skrupel. Klamaukige Wahlkampfsatire.
HE
Das Zebra, der Löwe, das Nilpferd und die Giraffe wissen mit ihrer Freiheit auch
in diesem Abenteuer nichts anderes anzufangen, als mit allen Mitteln den Weg
zurück in den Zoo nach New York zu finden. Diesmal stranden sie in Europa, wo
sie in einem Wanderzirkus unterkommen. Animationsspaß in 3D.
HE
BO: UCI, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
The Deep Blue Sea
Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa
USA/GB 2011 - Drama - Regie: Terence Davies - Verleih: Kinostar - Start: 27.9.
F/B 2011 - Zeichentrick - Regie: R. Bezançon, Jean-Chr. Lie - Verleih: Alamode - Start: 11.10.
Nein, dies ist keine weitere BBC-Unterwasser-Doku, sondern ein Spielfilm, der
sich mit den Tiefen auseinandersetzt, in die der Mensch geraten kann, wenn er
sich abhängig macht von anderen Menschen. So geht es Hester (Rachel Weisz),
die hin- und hergerissen ist zwischen zwei Männern (Tom Hiddleston, Simon
Russell Beale). Beziehungsdrama, mal tragisch, mal hoffnungsvoll.
HE
Afrika, Anfang des 19. Jahrhunderts: Der kleine Junge Maki begegnet auf der
Flucht vor Sklavenhändlern der jungen Giraffe Zarafa. Die beiden schließen
Freundschaft, doch Zarafa gerät in Gefangenschaft und wird gen Paris verschifft,
wo sie in den Zoo gesteckt werden soll. Hübsch gestaltete Kindergeschichte, in
der wahre Ereignisse disneygerecht verarbeitet werden.
HE
E: Filmkunsttheater
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt
Schutzengel
Die Stooges – Drei Vollpfosten drehen ab
D 2012 - Thriller - Regie: Til Schweiger - Verleih: Warner - Start: 27.9.
USA 2012 - Komödie - Regie: Bobby und Peter Farrelly - Verleih: Fox - Start: 11.10.
Den Macho mit Herz, Humor und weichem Kern vermag Til Schweiger nicht nur
in romantischen Komödien zu mimen; die Figur funktioniert nämlich auch im
Actionkino: Als Ex-Elite-Soldat Max, ein harter Kerl mit Emotionen, der eine Jugendliche (Luna Schweiger) vor bösen Menschen (Heiner Lauterbach) beschützen soll. An seiner Seite: Ein Ex-Kamerad im Rollstuhl (Moritz Bleibtreu). HE
The Three Stooges beehrten das vornehmlich amerikanische Publikum seit den
ausgehenden 1920er Jahren mit vergleichsweise grobschlächtigen SlapstickKurzfilmen. Ein Genre, das Hollywood bis hin zu den Brüdern Bobby und Peter
Farrelly („Dumm und dümmer“, „Unzertrennlich“) beeinflusste. Da ist es nur
konsequent, dass sich die beiden der drei auf Spielfilmlänge annehmen.
HE
BO: Bofimax, UCI, E: Filmkunstth., GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
BO: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemotion
Abraham Lincoln Vampirjäger
96 Hours – Taken 2
USA 2012 - Action / Fantasy - Regie: Timur Bekmambetow - Verleih: Fox - Start: 3.10.
F 2012 - Action / Drama - Regie: Olivier Megaton - Verleih: Universum - Start: 11.10.
Abraham Lincoln war nicht nur US-Präsident, er war auch ein Macher, der
sein Land von Sklaventreibern befreite - und von Vampiren. So sieht es zumindest aus, wenn Hollywood „Geschichte“ schreibt. Vermutlich demnächst:
„George W. Bush vs. Islamisten-Zombies“. 3D-Hokuspokus
HE
„96 Hours“ kam etwas langsam in die Gänge, war insgesamt aber solides Actionkino: Töchterchen wird in Paris entführt, der Papi, ein Ex-CIA-Beamter, holt Töchterchen raus. Simple Story, raue Gefechte, wenig Spektakel, Happy End. Diesmal
werden Papi und Mami gekidnapped. Also muss das Töchterchen ran.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Kino.Ruhr.
Neue Filme
Entschleunigungsmöglichkeiten in der Natur
Weile ohne Eile
„Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Florian Opitz
Rastlosigkeit, Zeitwettbewerb, Teufelsmaschine Blackberry: Ein Mann sucht den Weg
zurück ins gute Leben.
C Doku über die Beschleunigung der Zeit
„Ich habe keine Zeit!“ Regisseur Florian Opitz ist nicht glücklich über sein Leben
in permanenter Rastlosigkeit. Neue Kommunikationsmedien, Globalisierung,
technischer Fortschritt: Die Gegenwart drückt immer mehr aufs Gaspedal, der
Erfolgsmensch zieht mit – und er zieht alles und jeden mit. Opitz befragt Zeitmanager, Soziologen und Unternehmensberater zur Beschleunigung. Und er
besucht Aussteiger, die sich entschleunigt haben: Ehemalige Investmentbanker
und Unternehmer, die ein Leben in der Balance gefunden haben. Flott montiert
und sympathisch kommentiert liefert die Doku Denkanstöße wider Alternativund Phantasielosigkeit und findet Entschleunigungsmöglichkeiten – zumindest
fern des zivilisierten Alltags.
HARTMUT ERNST
SPEED – AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN ZEIT
D 2012 - Dokumentarfilm - Regie: Florian Opitz - Kamera: Andy Lehmann
Verleih: Camino
Start: 27.9.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
Whisky als Chance: In Schottland ist's möglich
Whisky Coup
„Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel“ von Ken Loach
Ein Haufen sympathischer Kleinkrimineller wird vom Sozialarbeiter in die Kunst des
Whisky-Brennens eingeweiht – und schmiedet einen waghalsigen Plan.
C Sozialkritisches Feel-Good-Movie
Warmherzig und humorvoll ist Ken Loach erneut eine große Geschichte kleiner
Leute gelungen. Der Kriminelle Robbie muss nicht nur die Verantwortung der
Vaterschaft lernen, sondern sich auch gegen Gangmitglieder behaupten, die ihn
wieder in den Sumpf von Gewalt und Verbrechen ziehen wollen. Doch durch
den bodenständigen Sozialarbeiter Harry eröffnet sich ihm die Chance auf ein
besseres Leben: Durch Whisky! Das britische Kino schafft es immer wieder, ernste Themen mit schwarzem Humor und Leichtigkeit zu inszenieren. So gelingt
es auch Loach aus einem Unterschichtsdrama eine unterhaltsame Komödie zu
schaffen, besetzt mit beeindruckenden Laiendarstellern, die selbst eine kriminelle Vergangenheit haben.
SILVIA BAHL
ANGELS’ SHARE – EIN SCHLUCK FÜR DIE ENGEL
Mehr als Trash
Der geheimnisvolle Filmclub Buio Omega
Seit 1999 präsentiert der „Geheimnisvolle Filmclub“ monatlich in der
Schauburg in Gelsenkirchen Exploitation-Filme. Mit cineastischer Hingabe
verteidigen Ingojira und Jo Steinbeck, zwei Mitglieder von „Buio Omega“,
was andere als Film-Trash abtun. Wenn es sein muss, restaurieren sie die
Filmkopien selbst, um ihre Schätze vorführen zu können. Auf dem Programm steht etwa „ein schikanöses Zelluloid-Doppelprogramm mit geilen
Überraschungen“ ab 18 Jahren.
trailer: Ingojira, Jo Steinbeck, wer verbirgt sich hinter dem „Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega“?
Ingojira/Jo Steinbeck: Filmfreunde, denen das große, moderne, digitale, laut
knallende Mainstream-Kommerz-Kino nicht viel gibt und die im positiven Sinne
den alten Zeiten nachhängen. Wie hat es Franco Nero 2006 so trefflich gesagt?
„You arrre the lowwers offf the rrrreal zinemaa“.
Was zeigen Sie für Filme?
Uns geht es darum, Filme auf die Leinwand zu bringen, die ein kleines Budget
hatten, sich vielleicht an große Erfolge drangehängt haben ohne deren Mittel,
aber vielleicht mit mehr Fantasie. „Der weiße Hai“ von Spielberg kennt jeder.
Dann gibt es aus Italien „Der weiße Killer“ von Enzo G. Castellari, mit einem
minimalen Budget gedreht, eine Hai-Attrappe gebaut, sehr einfach.
Laden Sie Gäste ein?
Wenn die Clubkasse es erlaubt, liegt es uns am Herzen, von Zeit zu Zeit Gäste
einzuladen. Quasi unsere Helden nach Gelsenkirchen zu holen und ihnen noch
mal die Chance zu geben, mit ihrem Publikum in einen Dialog zu kommen, was
für beide Seiten immer sehr schön ist. Das Ganze ist ein nicht-kommerzielles
Fan-Projekt. Deswegen dauert es manchmal auch zwei bis drei Jahre, bis die
Kasse wieder voll ist. Letztes Jahr kam Fred Williamson.
Was macht einen Exploitation-Film aus?
Exploitation bedeutet eigentlich Ausbeutung. Filmemacher, die wenig Geld haben, beuten Ideen von erfolgreichen Filmemachern aus. Diese Filme zeichnet
aus, dass sie viel reißerischer sind als die Vorbilder. Der Hai-Film ist gewalttätiger oder es wird mehr nackte Haut gezeigt. Es ist alles ein bisschen rauer. Es
wird mit der Schaulust gespielt. Was der Film nicht an Qualität oder Budget hat,
kann er mit reißerischen Elementen wettmachen.
Muss man den Referenzfilm kennen, um das genießen zu können?
Es hilft natürlich, aber es ist auch sonst kein Problem für die Zuschauer, mitzukommen. Man muss auch den filmhistorischen Kontext sehen. Heute läuft es
unter der Trash-Nummer, was uns gar nicht gefällt. Diese Filme waren ein normaler Bestandteil der Kino-Landschaft ihrer Zeit. Für uns ist ganz wichtig, dass
wir uns nicht darüber lustig machen, weil es schlecht gemacht ist, sondern wir
sehen das mit einem liebevollen Auge. Man kann sich sicher über das ein oder
andere amüsieren, gemessen an den heutigen Standards, aber das heißt nicht,
dass es unbedingt schlechter sein muss oder lächerlich ist. Diese Ungezügeltheit
und Wildheit, die auf der Leinwand durchbricht, bereitet uns einen Heidenspaß.
Cannes 2012: Jury-Preis
GB/F 2012 - Komödie / Drama - Regie: Ken Loach - Kamera: Robbie Ryan - mit:
Paul Brannigan, Siobhan Reilly, John Henshaw - Verleih: Prokino
Start: 18.10.
BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
35mm ist Standard für Buio Omega, Foto: Betty Schiel
INTERVIEW: BETTY SCHIEL
Lesen Sie die Langfassungen unter: www.trailer-ruhr.de/kino-ruhr
40
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Foyer
Die Darsteller Corinna Harfouch, Lars Eidinger und Picco von Groote, Foto: Armin Thiemer
Augen- und Ohrenschmaus
NRW-Premiere von „Was bleibt“ in der Lichtburg Essen
Essen, 5.9. – Corinna Harfouch ist einfach toll.
Das fanden auch die vielen Fans, die die Ausnahmeschauspielerin und ihre Filmkollegen
am roten Teppich der Lichtburg begeistert in
Empfang nahmen. Neben ihr, Lars Eidinger und
vielen anderen war auch Regisseur Hans-ChriDer Regisseur moderiert das stian Schmid angereist, um „Was bleibt“ einen
Filmgesprächs, Foto: A. Thiemer Tag vorm bundesweiten Kinostart in Essen vorzustellen. Hatte sich der Filmemacher zunächst noch schüchtern im Hintergrund gehalten, drehte er im anschließenden Publikumsgespräch ordentlich
auf. Schmid gab den Moderator, holte seine mitgereiste Filmfamilie stolz auf
die Bühne, und gemeinsam beantwortete man mit Geduld und Charme Fragen zu den Hintergründen des kammerspielartigen Familiendramas.
„Sehenden Auges – Hommage an Max Imdahl“ im Union Kino Bochum
Bochum, 9.9. – Über sechs Jahre hat Christoph Böll an seiner Hommage für den legendären Kunsthistoriker Max Imdahl gearbeitet.
Zu der Filmpremiere im Union Kino in Bochum
kamen auch zahlreiche Kollegen, Freunde und
Schüler, die in dem Dokumentarfilm mitreiDer Filmemacher Christoph Böll, ßend, eloquent und wortgewandt Imdahls
Foto: Betty Schiel bahnbrechenden Einfluss schildern. Christoph
Böll verwies in dem einführenden Filmgespräch zu Recht darauf, dass es
diese Menschen sind, die dem Film seine Stärke verleihen: unglaubliche
Individualisten mit der Gabe, sich präzise und anschaulich zu erklären. Obwohl sich die Film-Finanzierung extrem schwierig gestaltete, so Böll, sei es
für ihn völlig klar gewesen, weiterzumachen – ganz so, als folge er einem
inneren Auftrag.
„Dichter und Kämpfer“-Premiere im Endstation Kino Bochum
Bochum, 9.9. – „Dichterin bin ich nicht so.
Ich seh’ das eher als Amateurkunst, was ich
mache. Keine Ahnung, was bin ich eigentlich
...?“ Theresa Hahl schlägt in Marion Hütters
Dokumentation „Dichter und Kämpfer“ nachdenkliche Töne an. Ein Jahr lang hat die FilZungenfertig: Sebastian23, memacherin vier Poetry Slammer begleitet,
Foto: A.-E. Schoen fing Proben und Alltag ein: Philipp „Scharri”
Scharrenberg outet sich als „Hypochonder“, Sebastian23 singt über die
norddeutsche Tiefebene, Julius Fischer rappt gemeinsam mit Christian
Meyer auf einem Spielplatz über „Bahndammbrände“, Theresa Hahl läuft
durch das nächtliche Berlin. „Man weiß nie, was einen erwartet; ob man
gereimte Texte oder dadaistische Lautexperimente hört“, sagt der bei der
Premiere im Bahnhof Langendreer anwesende Bochumer Sebastian23 über
die Vielseitigkeit der Darbietungen.
ANN KATRIN THÖLE/ BETTY SCHIEL/ANKE-ELISABETH SCHOEN
Lesen Sie die Langfassungen unter: www.trailer-ruhr.de /foyer
Mit Filmtrailer,
Hintergrund,
Interview, Portrait
…
Nachrichten
aus der
Foyer
Kino-Welt
41
Neue Filme
Mann tut was Mann kann
Asterix & Obelix - Im Auftrag Ihrer Majestät
D 2012 - Komödie / Lovestory - Regie: Marc Rothemund - Verleih: Warner - Start: 11.10.
F 2012 - Komödie/Abenteuer - Regie: Laurent Tirard - Verleih: Concorde - Start: 18.10.
Paul verknallt sich in eine Frau, die kurz vor der Hochzeit steht, sein Kumpel
Schamski wird bitter für seine Untreue abgestraft; Günther ist verknallt, aber
schüchtern und Bronko schmachtet im ewigen Liebeskummer. Die Männer formieren sich und geloben mehr Engagement in Sachen Liebe. Romantische
Komödie mit Wotan Wilke Möhring, Jan Josef Liefers und Oliver Korittke. HE
Es ist beachtlich, wie erfolgreich sich die Abenteuer um Asterix und Obelix auch
auf der Leinwand halten. Diesmal ziehen die beiden mit einem Feigling und
einem Fass Zaubertrank unterm Arm gen England, um ein Dorf zu retten. HE
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion
trailer verlost 4x2 Karten.
E-Mail bis 15.10. an [email protected], Kennwort: Asterix
Sparkle
Miss Bala
USA 2012 - Drama / Musical - Regie: Salim Akil - Verleih: Sony - Start: 11.10.
MEX 2012 - Drama - Regie: Gerardo Naranjo - Verleih: Fox - Start: 18.10.
Drei junge Schwestern (Tika Sumpter, Carmen Ejogo, Jordin Sparks) sehen
1968 in Detroit ihre Chance, als Sängerinnen in Sachen Motown durchzustarten. Sie formieren sich als Girl Group und geraten ins knallharte Musikbusiness, das ihre Träume zu erfüllen verspricht, sie aber zugleich emotional
ausbeutet. Dabei hatte Mami (Whitney Houston) sie doch gewarnt! Musikerdrama.
HE
Thrillerkost aus Mexiko: Die hübsche Laura (Stephanie Sigman) will unbedingt
Schönheitskönigin werden. Gemeinsam mit einer Freundin geht sie die Sache an,
gerät dabei aber in eine Schießerei und landet direkt in der mexikanischen Unterwelt, in der Polizei und Schurken kooperieren und der jungen Frau das Leben
zur Hölle machen. Ja, wer schön sein will, muss eben leiden.
HE
E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion
BO: UCI, GE: Apollo
Agent Ranjid rettet die Welt
Paranormal Activity 4
D 2012 - Komödie - Regie: Michael Karen - Verleih: Constantin - Start: 18.10.
USA - Horror - Regie: Henry Joost, Ariel Schulman - Verleih: Paramount - Start: 18.10.
Mit Kaya Yanar versucht sich nun ein weiterer deutscher Comedian auf der
Leinwand: Ganze sechs Rollen übernimmt der Multikulti-Clown in dieser Agentengeschichte, in der ein Schurke aus den Niederlanden (Rutger Hauer!) die
Welt bedroht. Nach einem weltweiten Agentensterben liegt es schließlich an
dem indischen Putzmann Ranjid, das zu vereiteln. Was guckst du groß?! HE
Das Unangenehme an dieser Filmreihe ist, dass sie Spuk und atmosphärische
Schreckmomente nicht, wie gewohnt, in vernebelten Grafschaften und fernen
Zeitaltern ansiedelt, sondern im Wohnzimmer nebenan. So kommt der nach
Hause, und das ist schrecklich schön. Dazu der authentische Rahmen, der auf
Found Footage-Material basiert – bewährtes Konzept, bewährte Wirkung. HE
BO: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
BO: UCI, DO: Cinestar, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
Das Kind
Premium Rush
D 2012 - Thriller - Regie: Zsolt Bács - Verleih: Drei-Freunde - Start: 18.10.
USA 2012 - Thriller - Regie: David Koepp - Verleih: Sony - Start: 18.10.
Schön, wenn sich der deutsche Film ans Genre traut. So auch mit diesem Thriller, der mysteriös daher kommt: Der zehnjährige Simon (Christian Traeumer) arrangiert ein Treffen mit einen Anwalt (Eric Roberts), dem er eröffnet, in einem
anderen Leben ein Mörder gewesen zu sein. Beweise liefert er gleich mit, indem
er seinen Verteidiger zu einem Tatort lotst. Dem wird bald mulmig.
HE
Man hat es als Radfahrer in der Großstadt ja ohnehin nicht leicht, wo einen
hinter jeder Ecke Polizisten wegen Lappalien verwarnen. Wilee (Joseph GordonLevitt) ist Fahrradkurier in New York, sein Bike ist ein Fixie und hat keine
Bremse und nur einen Gang. Trotzdem kommt die Sache gehörig in die Gänge,
als Wilee in kriminelle Machenschaften verstrickt wird. Fahrrad-Actioner. HE
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo
BO: UCI, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
42
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
culture club
culture club
Zeit zu leben
Ricky Nierva - Mike, Farbstudie Die Monster AG,
2001 Filzstift und Bleistift auf Fotokopie, © Disney/Pixar FIGUREN
USA 2012 - Drama - Regie: Alex Kurtzman - Verleih: Disney - Start: 18.10.
Chris Pine („Star Trek“, „Das gibt Ärger“) begibt sich mal in ruhige Gefilde und
verkörpert in diesem Familiendrama den jungen Geschäftsmann Sam, der zum
Tod seines Vaters nach langer Zeit seine Familie besucht. Über die erfährt Sam
mehr, als er wissen wollte: Zum Beispiel über eine Schwester, von der er nichts
wusste. Schicksalsschläge, Familientreffen und Läuterung aus Hollywood. HE
präsentiert: Kino-Café
DIE EISERNE LADY
PIXAR – 25 YEARS
OF ANIMATION
Der Film schildert die faszinierende Geschichte von Margaret Thatcher, der ehemaligen britischen Premierministerin, die
sich in einer männerdominierten Welt
durchzusetzen wusste. Gleichzeitig ist der
Film das überraschende und intime Porträt
einer außergewöhnlichen und komplexen
Frau.
Die Ausstellung bietet die Gelegenheit,
einen Blick hinter die Kulissen der Filmemacher zu werfen. In den Pixar-Studios
entsteht ein Film zunächst durch Zeichnung, Malerei und Bildhauerei. Später
werden die Charaktere am Computer
digital umgesetzt. Der Besucher kann die
einzelnen Prozesse miterleben.
BO: UCI
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum
Karten 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40 | Karten
0203 301 91 91
Der Chaos-Dad
USA 2012 - Komödie - Regie: Sean Anders - Verleih: Sony - Start: 27.9.
Adam Sandler ist fleißig und in Hollywood eine Konstante. Vor zwei Jahren noch
als Kindskopf unterwegs, mimt er nun den Chaos-Dad: Der heißt Donny und verführt mit Vorliebe Frauen, was ihm schon in jungen Jahren einen Sohn beschert
hat. Der will jetzt heiraten. Dabei kommt ihm der Papa in die Quere, der aus
Eigennutz Verfehlungen zu kitten sucht. Sandler-Komödie.
HE
BO: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
präsentiert: Kunst
trailer verlost 3x2 Karten
E-Mail bis 1.10. an [email protected],
Kennwort: „Eiserne Lady Bochum“
oder „Eiserne Lady Duisburg“
Mi 7.11. 14.30 Uhr
Kunst- und
Ausstellungshalle Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 4, Bonn
Karten über BonnTicket
trailer verlost 2x2 Karten
E-Mail bis 31.10. an
[email protected],
Kennwort: Pixar
bis 6.1. 10-21 Uhr
Off the Beaten Track
Für Elise
IR/RUM 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Dieter Auner - Verleih: Barnsteiner - Start: 11.10.
D 2011 - Drama - Regie: Wolfgang Dinslage - Verleih: Farbfilm - Start: 11.10.
Albin Creta ist Schafhirte im Norden Transsilvaniens. Seine Hirtenfamilie lebt
ihren Bräuchen verhaftet, während sich das Land dem Westen öffnet. Der Film
begleitet über ein Jahr die rumänischen Schafbauern zwischen Tradition und
Moderne, erzählt vom idyllischen Landleben ebenso wie von der Gefahr von
außen durch Politik, Mafia und Wirtschaft. Lebensnahe Doku.
HE
Eine alleinerziehende Mutter (Christina Große) schlittert zwischen Alkoholsucht
und Partnersuche in One-Night-Stands und vernachlässigt dabei ihre 15-jährige Tochter (Jasna Fritzi Bauer, „Ein Tick anders“). Die flüchtet sich ins Klavierspiel, bis sich ihre Mutter in einen Mann (Hendrik Duryn) verliebt, der wiederum ein Auge auf Elise geworfen hat. Dramatisches Kammerspiel.
HE
E: Cinemaxx
DO: sweetSixteen
Sushi in Suhl
Italy – Love it or Leave it
D 2012 - Komödie / Drama - Regie: Carsten Fiebeler - Verleih: Movienet - Start: 18.10.
I/D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Gustav Hofer, Luca Ragazzi - Verleih: Déjà vu - Start: 4.10.
Rolf Schütz wagte Ungeheuerliches: Der Restaurantbesitzer aus der DDR erlaubte sich, Kost fern des Einheitsbreis anzubieten. Genauer: Er stellte seine
Küche von Deutschdemokratisch auf Japanisch um. Das bescherte ihm Spot –
und internationale Anerkennung. Regisseur Carsten Fiebeler strickt daraus ein
aberwitziges Drama mit dem Kabarettisten Uwe Steimle in der Hauptrolle. HE
Luca Ragazzi und Gustav Hofer sind ein Paar. Außerdem sind sie Journalisten.
Und weil sie sich Sorgen machen um Italien, bereisen sie für sechs Monate in
einem Fiat 500 das Land. Es ist die Zeit nach (und vor?) Berlusconi – viel wurde kritisiert, aber wo sind die Menschen, die etwas verändern wollen? Oder
soll man vielleicht doch einfach abhauen? Die Regisseure wägen ab.
HE
BO: Metropolis/Casablanca, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater
DO: sweetSixteen
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
43
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Literatur-Portrait
Lutz Debus und Lioba Albus alias John und Mia, Foto: Sibylle Ostermann
Mia Mittelkötter und die Erotik des Ruhrgebiets
Lioba Albus und Lutz Debus legen gemeinsamen Briefroman vor
Berlin hat als Hauptstadt der Bundesrepublik versagt, eine Peinlichkeit folgt der nächsten und
neben arm ist man schon lange nicht mehr sexy.
Eine Alternative muss her, und weil für derart weit
reichende Entscheidungen wie die nochmalige Verlegung der Hauptstadt selbstverständlich Experten
befragt werden müssen, wendet sich der Sozialwissenschaftler John Fettersen im Auftrag der Bundesregierung an niemand geringeren als Mia Mittelkötter, um sich über die Verhältnisse im Ruhrgebiet
ein profundes Bild zu verschaffen. Die ausgewiesene Kennerin der Region und ihrer Bewohner
nimmt die Anfrage von Fettersen gerne zum Anlass,
das Revier auf ihre ganz eigene Art unter die Lupe
zu nehmen.
trailer als Geburtshelfer
Zugegeben, der Prolog von „In der Ruhr liegt die
Kraft“ klingt ein wenig unbeholfen, vielleicht hätte
sich das Autorenteam da noch etwas Mühe geben
können, doch ganz offensichtlich ging es ihm nur
darum, einen möglichst schnellen Einstieg in einen Briefwechsel der besonderen Art zu finden. Da
ist der ganz reale Einstieg in die Kooperation von
Lutz Debus und Lioba Albus viel flüssiger gelaufen,
wie trailer-Autor Lutz Debus schildert: „Vor einiger
Zeit habe ich Lioba Albus als Autorin für den trailer
gewinnen können, und ich war jedes Mal hin und
weg von den Texten, die sie uns geschickt hat. Und
irgendwann habe ich ihr einen Brief geschrieben:
Liebe Frau Albus, Sie müssen unbedingt mal ein
Buch schreiben. Die Antwort, die dann prompt kam,
lautete: ‚Aber nur mit dir …‘“ Diese vehemente Forderung erklärt Lioba Albus so: „Als Solo-Kabarettistin stehe ich ja immer nur alleine auf der Bühne
und ich schreibe auch meine Texte alleine. Deshalb
wollte ich das Experiment eingehen. Schnell lag
dann die Idee nahe, einen Roman in Form eines
Briefwechsels zu schreiben.“
Für den Briefroman lässt das Autorenpaar niemand
geringeren als Mia Mittelkötter von der Bühne ins
reale Leben hinabsteigen. „Liobas Bühnen-AlterEgo Mia Mittelkötter wollten wir gerne aufgreifen“,
erläutert Debus. „Viel Lokalkolorit haben wir dabei
angestrebt, wir wollten das Revier auf unsere spezielle Weise portraitieren. Dass sich dann aus dem
Briefwechsel eine Liebesgeschichte entwickeln
sollte, war am Anfang kaum zu ahnen …“ „Aber
weil Mia eh davon ausgeht, dass sich jeder Mann
zwangsläufig in sie verliebt, war es vielleicht doch
unausweichlich“, unterbricht Albus.
Fleisch an den Leib
Im Gegensatz zu vielen Briefromanen sind die einzelnen Briefe nicht datiert, die Leser müssen sich
selbst in den zeitlichen Ablauf einfühlen. Viel mehr
als eine zeitliche Konkretisierung stand dann auch
das Spiel der beiden Briefeschreiber untereinander
im Vordergrund. Und nicht nur die Interaktion zwischen den Schreibenden, auch die neue Dimension
einer eigentlich bekannten Figur gestaltete sich für
die Schreiber reizvoll, wie Lioba Albus erläutert:
„Ich kenne die Figur Mia Mittelkötter mittlerweile
so gut. Doch durch die Briefe gewinnt sie natürlich
noch eine weitere Ebene hinzu. Ich wollte ihr sozusagen Fleisch an den Leib schreiben.“ Wie sich die
Geschichte entwickeln würde, war keinesfalls von
Beginn an festgelegt. „Es war eigentlich nur klar,
dass wir mit dem Buch politische Satire machen
wollten“, erläutert Lutz Debus. Dabei war er in der
Rolle des John Fettersen stets der Impulsgeber, der
mit seinen Fragen neue Themenkreise anschnitt.
Über einen Zeitraum von nahezu zwei Monaten
schrieben die beiden sich fast täglich. „Wenn ich
von einem Auftritt nach Hause kam“, schildert
Albus, „habe ich immer mit Spannung den neuen
Brief erwartet. Und oft hat mich das dermaßen inspiriert, dass ich nicht umhin kam, sofort drauf zu
antworten – sonst wäre das wieder kalt geworden.
Lutz führte wie beim Paartanz, darauf habe ich
mich eingelassen. Selbstverständlich habe ich Mias
Antworten auch genutzt, Lutz zu überraschen, zu
provozieren.“ Auf die Frage, ob die Person des John
Fettersen von Beginn an so skurril angelegt war
oder sich erst im Dialog entwickelte, gesteht Debus
unumwunden: „Der hat sich nicht so entwickelt, ich
bin wirklich so ein komischer Typ.“
Viel Autobiographisches – auf der einen Seite
„In der Ruhr liegt die Kraft“ ist in keinem der bekannten Publikumsverlage erschienen, auch wenn
man glauben könnte, dass es für eine aus dem TV
bekannte Kabarettistin kein Problem sein dürfte,
einen Verlag von dem Projekt zu überzeugen. Man
44
entschied sich jedoch für einen anderen Weg: „Wir
haben für das Buch speziell einen Verlag gegründet. Denn wir stießen schnell auf das Problem,
dass Verlage heutzutage stets eine Kategorisierung
vornehmen wollen. Genreübergreifende Projekte
haben es da nicht so leicht. Also haben wir den
FönNixe-Buchverlag gegründet, um solchen genreübergreifenden Projekten ein Forum zu bieten.“ Ihren Verlag wollen die beiden auch anderen Autoren
öffnen – und dabei keinesfalls nur auf Satire setzen.
„Ein zweites gemeinsames Projekt ist allerdings bereits in Arbeit“, erläutert Albus die weiteren Pläne
für den Verlag. Das Grundkonzept für das nächste
Buchprojekt ist ein gänzlich anderes als in dem aktuellen Briefroman, obwohl wieder eine Bühnenfigur von Lioba Albus mitspielen wird. Man trifft sich
nun regelmäßig und entwickelt Dialoge.
Doch zunächst steht das aktuelle Buch im Fokus:
„Zur Vorstellung des Buches wird es auf jeden Fall
szenische Lesungen geben“, kündigt Debus an, „Ich
spiele auch Kontrabass und Gitarre – und vermutlich werden wir auch singen müssen.“ Auf die Parallele zu John angesprochen erläutert Debus: „Ja,
ich spiele tatsächlich Kontrabass. In meinem Part
des Buches steckt insgesamt viel Autobiographisches.“ Dieses Geständnis entlockt seinem weiblichen Gegenpart ein sehr vehementes „Von meiner
Seite nicht!“
Die Buchpräsentation findet in Dortmund statt, die
Termine der anschließenden Lesereise standen zum
Redaktionsschluss noch nicht fest. Ob es die beiden auch nach Gelsenkirchen führen wird, ist fraglich, schließlich hacken die beiden BVB-Anhänger
in ihrem Roman doch arg auf dieser Stadt herum.
Falls es eine Lesung in Gelsenkirchen geben sollte,
dann auf jeden Fall nicht im Stadion – „es sei denn,
Steven Sloane spielt dazu auf“, schränkt Debus lachend ein.
FRANK SCHORNECK
Lioba Albus/Lutz Debus: „In der Ruhr liegt die Kraft“
FönNixe Buchverlag, 144 Seiten, 11 Euro
Buchpräsentation: Mo 1.10. 20 Uhr,
Cabaret Queue, Dortmund
Lesen Sie die Langfassungen unter:
www.trailer-ruhr.de/literatur
Comic-Spezial
Essen-Altenessen
OKTOBER 2012
Zeichenkunst
Mehrere Ausstellungen in NRW widmen sich den Comics
Eine stetig steigende Zahl an guten Veröffentlichungen auf dem deutschen
Comicmarkt, das Eindringen in die Lehrpläne der Hochschulen, die Präsenz im
Buchhandel und im Feuilleton sind Zeichen einer klaren Tendenz: Der Comic
ist auch hierzulande im klassischen Kulturbetrieb angekommen. Davon künden
auch sporadische Comicausstellungen. In NRW gibt es davon zurzeit gleich vier.
Art Spiegelman ist einer der bedeutendsten Comic-Künstler der Gegenwart. Das
Museum Ludwig in Köln widmet sich vom 22. September bis zum 6. Januar
2013 ihm und seinem Werk mit der Ausstellung „Co-Mix: Art Spiegelman. Eine
Retrospektive von Comics, Zeichnungen und übrigem Gekritzel“. Im Mittelpunkt
steht neben seinem Klassiker „Maus“, der die Shoah behandelt, auch seine komplexe, selbstreflexive Arbeit „Im Schatten keiner Türme“ über den 11. September
2001. Zur Ausstellung wird nicht nur der Katalog „Co-Mix“ erscheinen, sondern
auch der Sekundärband „Metamaus“ mit Reflexionen des Künstlers über „Maus“
(S. Fischer Verlag).
Ein Heimspiel gibt es für die beiden elder statesmen der deutschen Comicszene Hendrik Dorgathen und Ralf König. Dorgathen („Space Dog“) zählt seit den
80er Jahren zur deutschen Comic-Avantgarde und lotet wie Spiegelman bei
vergleichbar wenigen klassischen Comicveröffentlichungen immer wieder die
Grenzen des Mediums aus. Der in Kassel lehrende Künstler speist seine Arbeiten zwischen Comic, bildender Kunst und Illustration immer aus der Popkultur.
„Serious Pop: Comics, Zeichnungen, Animationen“ ist noch bis zum 21. Oktober
im Kunstmuseum in Dorgathens Heimatort Mülheim an der Ruhr zu sehen. Zur
Ausstellung ist die schöne und umfangreiche Sammlung „Holodeck – Skizzen
1968-2012“ im Verlag Edition Moderne erschienen.
Ganz anders muss man Ralf König, das internationale Aushängeschild der deutschen Comicszene, einordnen. König hat nicht nur unzählige Comics gemacht,
die zum Teil publikumswirksam verfilmt wurden („Der bewegte Mann“, „Das
Kondom des Grauens“), sondern schon früh romanhafte Erzählungen gezeichnet. Dabei hat er sich um die Hochkultur nie geschert, sondern immer demonstrativ an seinen humorigen Knollennasen festgehalten. Allerdings war sein sozialer und politischer Anspruch ebenso unbeirrbar. Seit einigen Jahren steht
neben sexueller Toleranz auch die Kirchenkritik auf der Agenda. Seine neueste
Geschichte „Elftausend Jungfrauen“ ist eine tabufreie Bearbeitung der Legende
der berühmten Stadtpatronin Kölns. Die begleitende Ausstellung „Ralf König:
Das Ursula-Projekt“ ist vom 13. Oktober bis zum 9. Februar 2013 im Kölnischen
Stadtmuseum zu sehen. Am 26. Oktober findet um 20 Uhr in der Kulturkirche in
Nippes eine Comiclesung mit König statt, am 3. November liest er im Kölnischen
Stadtmuseum. Der zugrunde liegende Comic ist im Rowohlt Verlag erschienen.
Noch bis zum 6. Januar 2013 ist in der Bundeskunsthalle in Bonn die Ausstellung „Pixar – 25 Years of Animation“ zu sehen. Hier geht es nicht um klassische
Comics und auch nicht ums klassische Zeichnen, sondern um digitale Animationsfilme. Doch auch deren Ursprung liegt in Skizzen und Zeichnungen. Die
Ausstellung liefert seltene Einblicke in die Erfolgsschmiede aus San Francisco
und zeigt die Produktionsprozesse in den Pixar Studios.
CHRISTIAN MEYER
24.10. / MI / 20 UHR
Jan Weiler
Mein Leben als Mensch
Literarischer Wortwitz live
Stand: 11.09.2012 (Änderungen vorbehalten!)
„Spiegelman-Towers“: lllustration für das Zentrum der Bildtafel Nr. 6 von „Im Schatten keiner
Türme“. Tuschezeichnung. 2002
FR 05.10 | FRAU POTZ
FR 12.10 | DER AUFSTAND
IST VORBEREITET
FR 12.10 | MAIKE ROSA VOGEL
SA 13.10 | SLIME
SO 14.10 | ORKESTRA CROSSCULTURA
MI 17.10 | KILIANS
DO 18.10 | DELAIN
FR 19.10 | DAS GLASBLASSING
QUINETT
FR 19.10 | 2. KULTURMESSE
bis
ESSENER NORDEN
SO 21.10 THEATER, MUSIK + MEHR
SO 21.10 | COMEDYCARL MIT
MOSES. W UND GÄSTEN
MI 24.10 | KATIA SAALFRANK
DO 25.10 | INGRID LUKAS
SO 28.10 | MOSES W.
DI 30.10 | SCIENCE SLAM
Mi 31.10 | MARC-UWE KLING
PARTYS
FR 05.10 | 80s/90s PARTY
SA 06.10 | GOTHIC INDUSTRIAL PARTY
SA 27.10 | GLAMOURDOME
MI 31.10 | HALLOWEEN SCARY NIGHT
VORSCHAU
DO 08.11 MARKUS KREBS / FR 09.11 BUTTERFAHRT 5 / DO 15.11 EIVIND AARSET
/ SA 17.11 ARENA / SO 18.11 PUPPENBÜHNE BARBERELLA / SO 18.11 COMEDY
CARL MIT MOSES W. UND GÄSTEN / MI
21.11 OLLI SCHULZ / FR 23.11 DIE LOKALMATADORE / FR 30.11 CHAMELEONSVOX
/ SO 02.12 FIGURENTHEATER HILLE PUPILLE / DO 13.12 DAVID WERKER / FR 14.12
ENDZEIT FESTIVAL / SO 16.12 COMEDY
CARL MIT MOSES W. UND GÄSTEN / MI
19.12 OHRENFEINDT / FR 21.12 257ers +
GENETIKK + DCVDNS / FR 28.12 END OF
GREEN / MI 31.12 SILVESTER PARTY
www.zechecarl.de
Das neue Bühnenprogramm des
Autors und Journalisten Jan Weiler (u.a. "Maria, ihm schmeckt's
nicht") enthält die besten Kolumnen der wöchentlichen Welt-amSonntag-Serie "Mein neues Leben
als Mensch", die Ende 2011 als
Buch und Hörbuch erschienen.
"Ein großartiger Schreiber!"
(Hamburger Abendblatt)
é
© Art Spiegelman
ART
SPIEGELMAN
CO-MIX
EI N E RETROSPEKTI V E
VO N CO M I CS, ZEI CH N U N GEN
U N D Ü BRI GE M GEKRIT ZEL
2 2 . 9 . 2 0 1 2 - 6.1.2013
Art Spiegelman: „Co-Mix: Eine Retrospektive von Comics,
Zeichnungen und übrigem Gekritzel“ I 22.9.-6.1.2013 I Museum Ludwig, Köln
Hendrik Dorgathen: „Serious Pop – Comics, Zeichnungen, Animationen“
bis 21.10. I Kunstmuseum Mülheim a. d. Ruhr
Ralf König: „Das Ursula-Projekt“ I 13.10.-9. 2. 2013 I Kölnisches Stadtmuseum
Pixar: „25 Years of Animation“ I bis 6.1.2013 I Bundeskunsthalle Bonn
45
Textwelten
Poetry
Trotz Photoshop mit Spaßbremsenblick: Manfred Spitzer, Foto: Droemer Knaur
Ungefähr zwei sehr gut bewaffnete Regenschirme
Spaßbremse
Der Fall des Falles
Wir wollen es nicht mehr hören! Wir wollen nicht mehr hören, was dieser
Mann zu sagen hat. Diese Spaßbremse. Wir möchten glauben, dass unsere Kreativität durch Computerspiele gefördert wird, dass sie unseren Geist
trainieren und uns fit für die Zukunft machen. Wir möchten, dass man sie
für pädagogisch wertvoll hält und als Kunst betrachtet. Ihre Entwickler
sollten mit Fördergeldern belohnt werden, immerhin leisten die Bundesund die Landesregierung da schon kräftige finanzielle Unterstützung. Denn
in den Möglichkeiten der digitalen Welt liegt die Chance zu mehr Bildung,
und wenn man diese Bildung noch mit viel Spaß erwirbt, dann sollten wir
doch alle glücklich sein.
Stattdessen kommt dieser Psychiater, dieser ewige Warner vor den Gefahren des Internets daher und will uns sagen, dass die digitalen Medien
unglücklich machen, dass sie unsere geistige Leistungsfähigkeit senken und
uns süchtig machen. Ist dieser Manfred Spitzer nicht einfach von Gestern?
Wo lebt der denn? Will er uns etwa erzählen, wir sollten wieder zu Kreide
und Schiefertafel zurückkehren?
Der Medienpsychologe Peter Vorderer wollte diesem Griesgram aus Ulm –
der sich so gut mit dem Gehirn auskennt (Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik) und in seinem neuen Buch mit dem Titel „Digitale Demenz“
beschreibt, wie die digitalen Medien unsere geistige Leistungsfähigkeit beschränken – in einem Streitgespräch, zu dem „Die Zeit“ eingeladen hatte,
einmal so richtig die Meinung geigen. Allerdings – das muss man sagen
– ging der Schuss nach hinten los. 10:0 für Spitzer, der hat auf jeden Versuch, den Computer zum bloßen Werkzeug oder Spielgerät zu erklären, ein
Argument, das belegt, wie uns die digitale Technik in Abhängigkeit bringt.
Trotzdem, wir lassen uns den Computer, das Handy und das Navi nicht wegnehmen, da kann Spitzer lange erklären, wie diese Geräte uns das Denken
abnehmen und uns unselbständig machen, wie wir den Kontakt zu unserem
Körper und unseren Mitmenschen verlieren.
Eines muss man diesem Spielverderber ja lassen, jede seiner Thesen kann er
mit einer Untersuchung belegen, deshalb bekam Vorderer auch keine Schnitte im Gespräch. Vor allem in den USA sind zahlreiche Untersuchungen zur
Nutzung digitaler Medien auch über lange Zeiträume hinweg erschienen.
Fakt ist, dass die Nutzung digitaler Medien unsere Konzentrationsfähigkeit
verringert, und das systematisch, weil sich mit ihrem Gebrauch unser Gehirn verändert. Aber die digitale Welt ist etabliert, diese Uhr dreht keiner
zurück, schon der Gedanke daran wäre Unsinn. Dass viele Kinder inzwischen
mehr Zeit mit digitalen Medien als mit der Schule verbringen, belegt Spitzers These von der Gefahr, zum willenlosen Konsumenten zu werden. Dass
die Nutzung von Lernprogrammen Sinn macht, wenn sie im kontrollierten
Dialog mit einem Lehrer stattfindet, lässt sich auch beweisen. Wir lernen
immer am Besten in der Begegnung mit einem anderen Menschen, das trifft
auch für die Nutzung von Lernprogrammen zu. Aber dass es für diesen begleitenden Umgang mit den digitalen Medien keine konkreten Richtlinien
gibt, bleibt ebenfalls eine Tatsache. Manfred Spitzers scharfe Abrechnung
mit dem Medium, das unsere Welt heute wie kein anderes prägt, wird ein
Diskussionsthema bleiben. Es ist gut, dass es vorliegt, so dass man sich in
Zukunft tüchtig an ihm abarbeiten kann.
Dies ist die Geschichte davon, wie der Fall eintrat, dass ein Fall eintrat, weil
ich gerade auf meinen Schnürsenkel trat. In der Folge geriet mein Körpergewicht verstärkt in den Bannkreis der Schwerkraft, will sagen, ich fiel, durch
einen Vorgang, der Jugendlichen gemeinhin als „Abmaulen“ bekannt ist,
was sich vom lateinischen „Abmulus“ herleitet, was „Sackfalte“ bedeutet
und ergo an dieser Stelle gar nichts verloren hat – ich hingegen verlor das
Gleichgewicht.
Nachdem ich also gestolpert war, beschäftigte ich mich erst mal eine Weile damit, den Wünschen der Gravitation nachzukommen. Man soll sich ja
nicht gehen lassen, aber man muss sich auch mal fallen lassen können, in
den Moment hinein, das hatte ich beim Yoghurt gelernt, vielleicht auch
beim Yoga, das konnte ich jetzt nicht mehr so genau sagen, aber wer will da
schon an Silben herumknausern, wenn er abstürzt wie Jimi Blue nach einer
Flasche Jackie Black?
Manfred Spitzer attackiert den Umgang mit digitalen Medien
Sebastian23 zählt an: Fünfundzwanzig
Runter kommen sie immer
Ich verlor also den Boden unter den Füßen, hatte ihn aber dafür alsbald im
Gesicht. So oft hatte ich den Teppich getreten, auf den Boden gestampft,
hatte das heimische Geläuf versohlt, dem Untergrund per pedes meine altitudische Überlegenheit demonstriert, doch jetzt schlug er zurück, von unten, wie die Ninja Turtles.
Meine Person war nun also zur Neige gegangen, jedoch dabei zu weit und
hatte als Resultat endlich das, was meine Kritiker immer so schmerzlich
vermissten: Tiefgang.
Wegen des unerwartet flotten und reibungslosen Abstiegs beschloss ich,
erst mal auf dem Teppich zu bleiben. Schließlich hatte ich in gleichem Maß
an Höhe eingebüßt, wie ich an Länge gewonnen hatte. Kein Grund also,
abzuheben. Obwohl das Telefon klingelte. Harr harr, bzw. ring ring!
Hinter dem Horizont geht’s tighter
Eine Frage drängte sich auf wie Teppichfasern: Gibt es eigentlich eine vertikale Entsprechung des Horizonts – einen Vertikont?
Die Sonne versinkt am Abend hinter dem Horizont und wer um die Ecke
geht, versinkt folglich hinter dem Vertikont. Kann man das sagen, oder muss
man dafür erst mit der Schädelkuppel den eigenen Wohnraum ausloten?
Ein Tor war gefallen und dieser Tor war ich, und war so klug als wie zuvor,
wenn nicht gar noch dümmer, jedoch lag ich fürderhin am Boden wie ein
Limbo-Weltmeister im Ruhestand oder die Hoffnungen auf eine rasche Lösung der drängendsten Probleme auf Klimakonferenzen.
Was ich dann tat?
Nun, ich probte den Aufstand, ich errichtete mich, vollzog den evolutionären Sprung vom Homo Flachliegus zum Homo Erectus, wobei mir eine
gewisse Sapiensität nicht abhold war, ich erhob mich, setzte an und stellte
fest: mich.
FOTO/ TEXT: SEBASTIAN23
THOMAS LINDEN
Sebastian23 – Die Video-Kolumne: Auf youtube und auf
www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw
Manfred Spitzer „Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den
Verstand bringen“ Droemer I 19,99 Euro
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Literatur-Kalender Ruhr
Jan Weiler ist mit „Mein Leben als Mensch“ in Bochum und Duisburg unterwegs, Foto: Enno Kapitza
Die Literatur-Termine der Region
BOCHUM – BAHNHOF LANGENDREER
0234 687 16 10
ESSEN – ZENTRALBIBLIOTHEK
0201 884 24 20
Sabina Berman: Die Frau, die ins Innerste der
Welt tauchte
Mo 8.10. 20 Uhr
Die Reihe WortWelten präsentiert die aus
Mexiko stammende LiBeraturpreisträgerin
2012.
Ece Temelkuran: Am Rande des Mittelmeeres
Do 18.10. 20 Uhr
BOCHUM – BAHNHOF LANGENDREER
0234 687 16 10
Jan Weiler: Mein Leben als Mensch
Mi 24.10. 20 Uhr
Auch am 25.10. in Duisburg (Grammatikoff).
BOCHUM – ROTUNDE
0234 961 66 20
Mirko Kussin & Tobias Wimbauer: Hundert
Dinge
Mi 17.10. 20 Uhr
BOCHUM – GOLDKANTE
0234 43 86 88 11
Enno Stahl & Matthias Schamp:
Aktionslesung
Do 18.10. 20 Uhr
Zwei Grenzgänger der Literatur und
ungewöhnliche Performer bringt an diesem
Abend die Literarische Gesellschaft Bochum
auf eine Bühne.
BOCHUM – PRINZ-REGENT-THEATER
0234 77 11 17
ESSEN – WESTSTADTHALLE
0201 24 48 88 90
Lese(r)Raum – Junge Autoren stellen sich vor
Di 9.10. 18 Uhr
Kurztexte und Auszüge aus ihrem Krimi „Die
Muse des Mörders“
ESSEN – MUSEUM FOLKWANG
0201 884 54 44
Cees Nooteboom: Briefe an Poseidon
Fr 19.10. 20 Uhr
Nooteboom, der Reisende mit offenen
Augen, schreibt jeden Herbst, wenn er seine
Sommerinsel verlässt, an den Dreizack
tragenden Meeresgott über Mythen und
Strandbegegnungen.
Manni Breuckmann: Fußballgipfel
Mo 22.10. 19.30
Wer bei der samstäglichen
Bundesligakonferenz im WDR die Stimme von
Manni Breuckmann vermisst, ist hier richtig.
GLADBECK – STADTBÜCHEREI
02043 99 26 56
Boualem Sansal & Martin Brambach: Der
Frieden selbst ist ein Prinzip
Mi 17.10. 20 Uhr
In dieser Veranstaltung der Reihe
„Kriegsbefangen“ liest der algerische
Friedenspreisträger 2011, Boualem Sansal
DORTMUND – CABARET QUEUE
0231 41 31 46
HAGEN – HASPER HAMMER
02331 46 36 81
Lioba Albus & Lutz Debus: In der Ruhr liegt
die Kraft
Mo 1.10. 20 Uhr
Siehe Literatur-Portrait dieser Ausgabe auf
S. 44.
Frank Goosen: Heimat, Fußball, Rockmusik
Mi 24.10. 20 Uhr
Eine gemischte Tüte Goosen – was soll man
mehr sagen?
Nedim Gürsel: Allahs Töchter
Mo 15.10. 20 Uhr
Der von Barbara Yurtdas in ein schön
fließendes Deutsch übersetzte Roman brachte
dem Autor in der türkischen Heimat mehrere
Klagen wegen Blasphemie ein und zugleich
einen großen Verkaufserfolg.
ESSEN – BUCHHANDLUNG PROUST
0201 839 68 40
MÜLHEIM – RINGLOKSCHUPPEN
0208 99 31 60
İnci Aral: Verseuchte Seelen
Do 18.10. 19.30 Uhr
Das Massaker an Aleviten in der Stadt
Kahramanmaraş.
RECKLINGHAUSEN – ALTSTADTSCHMIEDE
02361 212 12
Torsten Sträter: Selbstbeherrschung
umständehalber abzugeben
Mi 24.10. 20 Uhr
Wolfgang Schorlau: Das München-Komplott
Do 4.10. 20 Uhr
Der Krimi um den Ermittler Dengler führt auf
ganz neue Spuren zum Oktoberfest-Attentat
von 1980. Handelte es sich damals doch nicht
um einen Einzeltäter?
trailer-Empfehlung auf den Auswahl-Seiten
16.10.2012 ,,Allahs Töchter“
Lesung und Gespräch mit dem Autor Nedim Gürsel
Phantastisch und erhellend ist Nedim Gürsels weit in die Vergangenheit - bis zu Allahs Töchtern ausgreifender Entwicklungsroman eines türkischen Jungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Ein Buch über Glauben und Glaubensverlust, das anregt eigene
Tabus und Vorurteile bezüglich des Islams zu überprüfen.
Moderation und Übersetzung: Barbara Yurtdas
Eintritt: 5,00 € - 19.30 Uhr
GELSENKIRCHEN – DIE FLORA
0209 169 91 05
Literarischer Salon: Auf der Suche nach der
verlorenen Zeit
Mo 8./15./22./29.10. 20 Uhr
Die Suche nach der verlorenen Zeit geht
weiter – mit Stephan Ullrich.
DUISBURG – ZENTRALBIBLIOTHEK
0203 283 42 18
01.10.2012 „Lesen, um davon zu erzählen“
Bilder-, Kinder- und Jugendbücher im Religionsunterricht.
In dieser Veranstaltung lernen Religionslehrerinnen und –lehrer, Katechetinnen und Katecheten sowie alle, die sich in der
pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hauptoder ehrenamtlich engagieren, Bücher kennen, die ihre Leserinnen und Leser in ganz unterschiedlicher Weise und Intensität zu Fragen nach Gott und Welt herausfordern und darüber
hinaus in Religionsunterricht, Katechese und sonstigen religionspädagogischen Feldern vielfältige Lernchancen bieten.
Refrentin: Gabriele Cramer, Rektorin i.K. im Bistum Münster
Eintritt: 3,00 € - 19.30 Uhr
23.10.2012 ,,Glänzende Aussichten“
Eine Gesprächsreihe zur Zukunft von Christentum und Kirche
In der Reihe „Glänzende Aussichten“ wird der Systemtheoretiker
Peter Fuchs mit seiner Publikation „Der Papst und der Fuchs“ zu
Gast sein. In diesem Buch unterhält sich der Autor auf anspruchsvolle aber durchaus humorvolle Weise mit dem Papst über aktuelle Fragen nach Religion, Gott, Kirche und Christentum.
Eintritt: 5,00 € - 19.30 Uhr
25.10.2012 Erfolg! humor, poesie, songs und chansons
Sebastian Lohse & Die feine Gesellschaft
Auf Tuchfühlung erkunden SEBASTIAN LOHSE & DIE FEINE
GESELLSCHAFT mit ihrem Publikum ein Spiegelkabinett voller Sehnsüchte und Hoffnungen, Verfehlungen und Untaten. Er
besingt die Welt der Großen und Kleinen und den richtigen Augenblick die Dinge in die eigene Hand zu nehmen. Seine Lieder
formen Widerhaken – für Kopf und Seele, Auge und Ohr.
Eintritt: 10,00 € - 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf
Empfehlungen von Frank Schorneck
Der Kalender wird präsentiert von:
Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de
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Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
Kompakt Disk
Vernebelte Masse
Françoiz Breut hält die Fahne des Nouvelle Chanson hoch. Ihr fünftes
Album „La Chirurgie des Sentiments“ ist eine in den Melodien wunderbar
melancholische, in den Arrangements leichte und von ungewöhnlichen
Sounds durchzogene Angelegenheit geworden. Das Album erscheint in
Deutschland bei dem Kölner Label Le Pop, das die Sängerin Ende des
Jahres auch für eine Tour nach Deutschland und Köln holt (Le Pop). Der
Opener von „Shield“ ist schlicht furios. Drei Jahre nach „Veckatimest“
schütteln Grizzly Bear das Folk-Etikett nicht ganz ab, entwickeln aber
immer mehr ihre eigene Version von 70er-Jahre-Softrock. Oder anders:
Sie klingen, als hätte man Crosby, Stills, Nash & Young oder America an
die Kunsthochschule geschickt (Warp). Das entdeckungsfreudige JazzQuartett Schneeweiss & Rosenrot lässt auf „Pool“ alle Grenzen hinter
sich, so dass man eigentlich nicht mehr Jazz-Quartett sagen kann. Art
Rock-Tradition scheint auf, Elektronik mischt sich ein, vielfältigste Stile
und Stimmungen treffen sich. Schwer zu beschreiben, aber beziehungsweise deshalb eine Entdeckung wert (enja). Ähnliches gilt für Hans Unstern. Nach seinem kleinen Hit „Paris“ blieb der große Erfolg aus. Mit
„The great Hans Unstern Swindle“ wird sich das kaum ändern. Zu den
sperrigen, surrealen Texten (sein erstes Buch „Hanky Panky Know How“
ist gerade im Merve Verlag erschienen), die an die Bands Cpt. Kirk &. oder
Workshop erinnern, gesellen sich nicht minder sperrige Songs, die sich die
Klänge suchen, die die Texte brauchen. Der ehemals bärtige Waldschrat
hat jetzt übrigens kurze blaue Haare und trägt Weiß (Staatsakt).
Michael Mayer, anteiliger Kompakt-Eigner und als DJ weltweit unterwegs, hat acht Jahre nach seinem Schnellschuss-Debüt mit „Mantasy“
ein zweites Album fertiggestellt. Die Hälfte der Tracks klingt auch diesmal
nicht nach endloser Bastelei – hier ein EBM-Beat beim Titeltrack, dort
frühe 90er Reminiszenzen wie bei „Neue Furche“. Dazwischen dann das
wunderbare „Roses“ mit verzaubernden Vocals oder ein Techno-Boogie
mit atmosphärischen Glöckchen. Jeppe Kjellberg von WhoMadeWho lässt
den letzten Track – entspannter House – mit einem souligen „Let’s just
have a good time“ ausklingen. Kein übergreifendes Künstleralbum, aber
good time wird damit sicher möglich sein (Kompakt). Dub Step, Post-Dub
Step … oder so. Der Brite Ital Tek macht entspannt unentspannte Musik.
Um die wirr umherfliegenden Tippelbeats, die ein wenig an eine smoothe
Version von Chicago Juke erinnern, gesellen sich entspannte Flächen und
fiese 80s-Synthies. Durchaus reizvoll, diese Kontraste (Planet Mu).
Der neueste Schrei im Reissue-Business lautet Materialschlacht: Irgendwo finden sich immer noch alte Bänder von unveröffentlichten Stücken,
frühen Versionen, alternativen Takes oder Livemitschnitten. So werden
zum 35. Jahrestag Klassiker wie „Never mind the Bollocks“ von den Sex
Pistols als 3er-CD-Box mit 53 Stücken plus DVD etc. veröffentlicht, Velvet Undergrounds Debüt schafft es gar auf 65 Stücke, darin ist allerdings
zusätzlich Nicos Debüt „Chelsea Girls“ enthalten. Nicos drittes Album
„The End“ kommt hingegen nur auf schlappe 17 Stücke. Als Bonus wurden lediglich 5 Stücke einer John Peel-Session und vier Live-Aufnahmen
hinzugefügt. All das sind tolle Alben, aber das Mehr ist wohl eher etwas
für akribische Forscher und Historiker, die die Nuancen der unterschiedlichen Aufnahmen hören und deuten können. Für den Otto-Normal-Hörer
könnte die Masse die Qualität der Originalalben, die auf ihre Art alle Meilensteine sind, etwas vernebeln (Universal).
CHRISTIAN MEYER
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ICH SPEKULIERE.
AUF FREUDENTRÄNEN.
MIT MEINEM ABO:
WORLD MUSIC
Madredeus, Tomatito, Amadou & Mariam und andere
kommen als musikalische Botschafter ihrer Heimat
nach Dortmund.
MUSIK BEREICHERT.
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Popkultur in NRW
Versöhnt die Jazzimprovisation mit Dubtechno: Das Moritz von Oswald Trio
Improvisierte Musik in NRW
Klassische Portugiesen, Foto: Pedro Cláudio
Vielstimmige Verschiedenheit
Melting Pot im Pütt
Von Christian Werthschulte
Die Schriftstellerin Toni Morrison hat das Zusammenstellen eines Kanons einmal
mit dem Bauen von Kanonen verglichen. Und auch wenn dieser Vergleich ein
wenig dramatisch ist, steckt in ihm ein Funke Wahrheit. Wann immer Kuratoren
in öffentlich finanzierten Kultur-Institutionen sich für oder gegen Künstler entscheiden, stecken dahinter nicht lediglich Geschmacksurteile, sondern auch das
Ringen um eine bestimmte Form der Außendarstellung. Das gilt selbst für die
demokratischste aller Kunstformen – die Popmusik. Nicht umsonst unterhält die
Bundesregierung mit der „Initiative Musik” „Pop als U-Musik, diese Sichtein Förderprogramm für Künstler, die zwar
weise hat sich überlebt“
bereits ein wenig etabliert sind, aber für
die Produktion eines neuen Albums noch ein wenig Anschubfinanzierung brauchen. Schaut man auf die Liste der geförderten Künstler, wird man jedoch eine
relativ homogene Gruppe an Indiebands, Elektro-Pop und Songwritern finden.
Kurzum: Musik, die dem Geschmack des Bürgernachwuchses entspricht.
Auch bei den Pop-Angeboten, mit denen Konzerthäuser seit Längerem um ein
junges Publikum werben, herrscht das gleiche Bild. Egal, ob es sich um das PopAbo im Dortmunder Konzerthaus oder das New Fall-Festival in der Düsseldorfer
Tonhalle handelt – man setzt auf Ästhetiken, die vertraut sind oder die sich
schnell erschließen lassen. Das hat nichts mit der Qualität der Künstler zu tun,
die von den Weilheimer Indie-Urgesteinen The Notwist bis zum Glasgower Elektronikeklektiker Rudi Zygadlo reichen. Sondern damit, dass man fast ein wenig
konservativ wirkt. Die gleichen Institutionen, die sich ansonsten trauen, ihr Publikum auch mal herauszufordern, setzen bei Pop auf den tendenziell kleinsten
gemeinsamen Nenner. Popmusik ist hier gleich U-Musik, eine Sichtweise, die
sich durch die Diversität des Materials Pop eigentlich schon längst überlebt haben sollte. Besser funktioniert der Umgang mit dem Kanonischen beim Essener
Swingfest, das dieses Jahr zum fünften Mal stattfindet. Das Swingfest begann
gitarrenlastig, wie es seinen Wurzeln in der Drone-Rock und Doomszene entspricht. Mittlerweile ist es zur Spielstätte fast aller etwas sperrigen Spielarten
experimentellen Instrumental-Pops geworden, gerade weil es seine Fühler nach
den stilprägenden Musikern anderer Richtungen ausgestreckt hat. Philip Jeck
z.B. ist einer der Pioniere des Turntablism. Seit Jahren collagiert er Platten, die
er auf Flohmärkten oder in Charity-Shops findet, mit Hilfe zweier Plattenspieler
zu Arrangements, die in ihrer Sogwirkung ihrem kulturindustriellen Ausgangsmaterial nicht nahestehen. Und mit Moritz von Oswald haben sie sich einen
der deutschen Musikpioniere ausgesucht, der mit Palais Schaumburg nicht nur
die NDW mitbegründet hat, sondern ihr mit seinen Tracks
als Basic Channel oder Maurizio Berlin eine eigene TechnoKlangsignatur gegeben hat. Seit einigen Jahren arbeitet
er mit dem Moritz von Oswald Trio daran, die Abstraktion
von elektro-akustischer Musik mit kollektiver Jazzimprovisation zu versöhnen, ohne dabei die eigene Geschichte als
Dubtechno-Producer zu verleugnen. So kann man seinen
Christian Werthschulte Kanon auch bilden – aus Respekt vor den Leistungen derjeJournalist und
nigen, die sich etwas getraut haben.
Musikkritiker
Von Olaf Weiden
Der Terminus „Weltmusik“, ein attraktiver und marktfähiger Sortierbegriff
lebendiger Musik, hat Konjunktur. Kein Musikfestival will auf die bunten Accessoires exotischer Bands verzichten, auf die legendären Mamas und Papas
an Mikrofon und Instrumenten, für die immer schon Musik und Rhythmus
das Leben abbildeten, sei es in Trauer oder im Freudentanz. Und auch ein
Feuerwerk an Perkussion, oft am menschlichen Herzschlag orientiert, darf
nicht mehr im jährlichen Kulturangebot
„Internationaler als
fehlen: Sowohl in der breitenwirksamen
beim
Klezmer-Fest kann
Kulturarbeit als auch auf philharmoes nicht zugehen“
nischem Parkett lassen Musiken der Völker die Herzen des volksmusikentfremdeten Normaldeutschen höher schlagen. Vielleicht liegt auch darin der Reiz dieses internationalen Besuchs: dass
dieser so gar keine Probleme zu haben scheint, sein erdiges und ursprüngliches Volksgut mit geöffnetem Herzen und aus vollem Halse zu singen, zu
posaunen oder trommeln.
„Weltmusik“ im umfassendsten Sinne bilden jetzt die Stadt Gelsenkirchen
und ihre jüdische Gemeinde ab in ihrem mehrwöchigen Festival „Klezmerwelten“ ab. Musik begleitete traditionell alle herausragenden Ereignisse
eines jiddischen Lebens, und dem wird dieses Festival gerecht: Es gibt Filme,
Vorträge, eine Schabbat-Feier und eine typische Hochzeit, dazu natürlich
viele Konzerte aus der ganzen Welt. Internationaler als beim Klezmer-Fest
kann es nicht zugehen, die Bands und Gruppen reisen aus New York, aus dem
Baltikum, aus Odessa, aus London und sogar aus Bayern nach Gelsenkirchen,
um diese einzigartige Weltmischung traditioneller jüdischer Musik in einem
„Melting Pott“ zu verrühren. Mehrfach wird auch der Gelsenkirchener Klarinettist Norbert Labatzki aktiv, der seine musikalischen Aktivitäten schon
früh und sehr erfolgreich der Klezmer-Musik gewidmet hat. An vielen verschiedenen Orten treten die Künstler auf, deshalb muss sich der Musikfreund
selbst eine Übersicht verschaffen.
Einfacher haben es da die Liebhaber der legendären Band „Madredeus“, die
nur den Weg ins Dortmunder Konzerthaus oder in die Kölner Philharmonie
finden müssen. Im Dortmunder Konzerthaus setzt die portugiesische Kultband den Startschuss für ein ganzes Abo zur Weltmusik, das Konzerthaus
ist ja seit Langem aufgeschlossen für alle möglichen Events. Die Melange
der Südeuropäer aus Fado, Pop und Klassik entstand bereits vor 25 Jahren,
damals probten die meist klassisch geschulten Musiker in einem Kloster in
Lissabon, dem „Madredeus“ im Stadtviertel Xabregas.
Unsterblich wurde ihre Musik durch die Wim-WendersStadthommage an Lissabon, damals Kulturhauptstadt,
wozu sie den Soundtrack lieferten und in der sie auch
selbst auftraten. Dass es sich hier um ein folkloristisch inspiriertes Kunstprodukt handelt, stellte der Gründer Pedro
Ayres Magalhães, der auch heute noch als Gitarrist mitOlaf Weiden
reist, selbst fest. Magalhães: „Es ist klassische portugieMusiker und
Musikkritiker
sische Musik, wie sie nur noch nie zuvor gespielt wurde.“
New Fall Festival I 3.-7.10. I Tonhalle Düsseldorf
www.new-fall-festival.de
„Klezmerwelten“ in Gelsenkirchen I 13.-31.10. I 0209 169 91 06
www.klezmerwelten.de
Denovali Swingfest I 5.-7.10. I Weststadthalle Essen
www.denovali.com/swingfest
„Madredeus“ I Sa 20.10. in Köln/27.10. in Dortmund
www.madredeus.com
Wie das Kanon-Problem in der Popmusik ankommt
Die Welt trifft sich an Rhein und Ruhr
50
Klassik in NRW
Highlights in Dortmund
221. – 29. September 2012
01. Oktober 2012
06. Oktober 2012
20. Oktober 2012
20. + 21. Oktober 2012
Im Seelentieftauchgang
Matthias Goerne mit Recitals in Essen und Köln
Von Olaf Weiden
Mit dem Tode von Dietrich Fischer-Dieskau im Mai dieses Jahres ist der
„Anführer“ im steten Kampf für die Kultur des Kunstgesanges und insbesondere des deutschen Liedes abgetreten. In seinen legendären Liedinterpretationen spuckte er wie einst die großen Heroen des Sprechtheaters die
Konsonanten über das schaudernde Volk und erzeugte auf diese Weise ganz
eigene Feuchtgebiete in den ersten Reihen des andächtigen Auditoriums.
Erben als Verfechter höchster Klangkul„Hier wird aus dem
tur hat Fischer-Dieskau wie zuvor auch
Nähkästchen der Gestaltungsseine Kollegin Dame Elisabeth Schwarzkunst geplaudert“
kopf über Jahrzehnte nachgezüchtet,
wobei einige aber den freiheitlichen Geist bewahrten, Nutzen aus der Lehre
mit eigenen Vorstellungen zu kombinieren. Extrem erfolgreich gelang dies
dem Bariton Matthias Goerne, der jetzt in Köln und in Essen Recitals abhält – so heißt ein intimer Soloabend, in unserem Falle ein Liederabend,
für einen Sänger mit Pianist. In Essens Philharmonie betreut er sogar eine
Masterclass. Und das kann spannender sein als jeder Liederabend. Matthias Goerne traut sich was. Er unterstreicht seine Interpretationen mit einer
sehr exaltierten Gestik, einem intimen Körpertanz, der nicht nur Freunde
findet. Das Wort „Manieriertheit“ taucht in diesem Zusammenhang gern
auf, und mancher Künstler hat es bereits geschafft, nur durch unnatürliche
und unangemessene körperliche Ausdrucksfreude Aufmerksamkeit bis Ekel
zu erregen. Es gibt aber auch eine befruchtende Koexistenz von mimischem
Spiel und Musik, und diese Gratwanderung gelingt Goerne sehr überzeugend. Dann liefert ein solcher Seelentieftauchgang außergewöhnliche Konzerterlebnisse. Mit den Wiener Philharmonikern besuchte er unlängst Australien, Hong Kong und Japan, er gastierte an der Wiener Staatsoper, beste
Konzertsäle der Welt wechseln mit den bedeutenden Opernbühnen, vom
„Papapapapa“-geno bis zur Titelpartie in Alban Bergs „Wozzeck“ hat Goerne
einiges im Repertoire. Aber die Liederabende sind sein Steckenpferd, selbst
mit dem Musikweisen Alfred Brendel hat sich der gebürtige Weimarer nochmals nach seinen Studien bei Fischer-Dieskau und Elisabeth Schwarzkopf in
die Klangwelten Schuberts versenkt. In Köln umstellt er Schubert mit Beethoven und Brahms. In Essen rückt er für die Masterclass ein Masterpiece
Schuberts in den Fokus: „Die schöne Müllerin“ serviert er am Vorabend seines Unterrichts. Wer schon einmal einer Meisterklasse lauschen durfte, der
weiß, dass hier einiges aus dem Nähkästchen der großen Gestaltungskunst
geplaudert wird. Der Dirigent und Pianist Christoph Eschenbach, Essener
„Artist in Residence“ der aktuellen Spielzeit, und Matthias Goerne beraten
Sänger und ihre Begleiter, auch das ist ein seltener Fall und lockt dadurch
bereits entsprechend neugierige Kulturfreunde an. Wer einmal wirklich etwas über das Singen im Kunstbereich, also meilenweit abseits aller CastingShows mit idiotischen Laien-„Fachkräften“ mit großen Nasen oder großen
Mäulern, wissen will, der kann hier schlauer werden – und das kann nie
schaden.
Recital mit Christoph Eschenbach: Sa 20.10. 20 Uhr
Masterclass mit ausgewählten Studenten: So 21.10. ab 12 Uhr, Konzert mit
den Studenten: 20 Uhr I Philharmonie Essen I www.philharmonie-essen.de
Recital mit Pierre-Laurent Aimard I Do 25.10. 20 Uhr
Philharmonie Köln I www.koelner-philharmonie.de
51
27. Oktober 2012
27. Oktober 2012
01. November 2012
02. November 2012
07. November 2012
09. November 2012
0 – 11. November 2012
09.
und die Zeichen der Zeit
14. November 2012
14. November 2012
18. November 2012
24. November 2012
07. Dezember 2012
08. + 09. Dezember 2012
CARMEN SUITE/WALPURGIS NACHT
NUSSKNACKER
OLAF MALOLEPSKI
8. KINDERLACHEN-GALA
IN EXTREMO
APASSIONATA
Änderungen vorbehalten
Instanz des Liedgesangs: Matthias Goerne, Foto: Marco Borggreve
OKTOBERFEST
HELENE FISCHER
SYNDICATE
SUBERG`S Ü30 PARTY
DORTMUNDER ANTIK- UND
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RuhrKunst
Ausstellungsansicht Gustav Deppe, Schlieker-Haus, © Nachlass Deppe, Foto: Claudia Schlieker-Buckup
Gleiche Zeit, gleicher Ort
Gemälde von Gustav Deppe und Hans-Jürgen Schlieker in Bochum-Querenburg
Ein konzeptuelles Understatement führt bisweilen zu einem gelungenen
Ergebnis: So wenig geglückt in der Ausstellung die angekündigte Gegenüberstellung der Gemälde von Hans-Jürgen Schlieker und Gustav Deppe ist, so
beglückend ist doch das, was es in Schliekers einstigem Atelier in Querenburg
zu sehen gibt. Vorgestellt werden zwei der wichtigsten Bochumer Maler der
Nachkriegszeit, die weit über das Ruhrgebiet hinaus Renommee besitzen. Vor
allem in den 1950er und 1960er Jahren waren beide der Avantgarde zuzurechnen und haben doch jeweils einen eigenen künstlerischen Weg eingeschlagen. Die beiden Maler kannten sich seit Anfang der 1950er Jahre. HansJürgen Schlieker (1924-2004) war von Hamburg nach Bochum gezogen, wo er
auf Gustav Deppe (1913-1999) traf und sich mit ihm anfreundete. Deppe war
bereits als Mitglied der Gruppe „junger westen“ etabliert, zu der etwa auch
Emil Schumacher und Ernst Hermanns gehörten. Deppe lehrte von 1953 bis
1977 an der Werkkunstschule/Fachhochschule in Dortmund. Der ein Jahrzehnt
jüngere Schlieker wiederum gründete 1968 gemeinsam mit Max Imdahl das
Musische Zentrum der Ruhr-Universität Bochum, wo er bis 1989 unterrichtete. Schlieker, der im Stadtteil Querenburg lebte, erhielt den Verdienstorden des
Landes Nordrhein-Westfalen. Gustav Deppe, der 1962 von Witten nach
Bochum gezogen war, wurde mit dem Wilhelm-Morgner-Preis der Stadt Soest
und dem Ehrenpreis des Wittener Kunst- und Kulturfonds ausgezeichnet.
Und die Malerei? Für beide Künstler spielt das Ruhrgebiet mit seiner industriellen Landschaft eine wichtige Rolle. Schlieker hat einige Zeit unter Tage
gearbeitet; vor allem in den 1950er Jahren entstehen Darstellungen der
Zechen-Anlagen – vielleicht schwingt das raue Klima, das Fahle und Erdige
noch als Ton in seiner späteren Malerei mit, ohne selbst anwesend zu sein.
Gustav Deppe seinerseits war als gebürtiger Essener und in Dortmund Studierender ein echtes Kind des Ruhrgebiets. In seiner Malerei konzentrierte er sich
ganz auf die Physiognomie der Ruhrlandschaft mit den Förderanlagen und
Hochspannungsmasten, mit dem Bergbau und dem Eindrucksvollen der Industriesilhouette. Recht hat trotzdem Hans-Jürgen Schwalm: „Die äußere
Wirklichkeit ist lediglich Anlass für seine malerische Fabulierlust, nicht mehr“.
Deppe ist ganz und gar kein sozialkritischer Künstler, und wenn die Rede
davon ist, Schlieker sei mit seinen Naturstücken romantisch – nun, auch auf
Deppe trifft dies zu. Seine Sache ist ein filigran tastender Realismus, der die
Sujets zusammenschiebt, in Verbindung mit einer sinnlich vorgetragenen
Oberfläche. Claudia Schlieker-Buckup hat in einem Text zur Ausstellung geschrieben: „Industrie wirkt nicht bedrohlich … wunderbar farbig, häufig
glühend wird sie dargestellt.“ Deppe hat seine Malereien später zum Materialbild erweitert. Ab den 1980er Jahren wird er alles Realistische auf Grundformen verknappen und in schablonenhafter Schichtung wiedergeben, teils
unter Einbezug von Collagen.
Hans-Jürgen Schlieker, der in Ostpommern aufgewachsen ist und in späteren
Jahren eine Faszination für Moorlandschaften entwickelt hat, findet seine
wesentlichen Anregungen in der Natur. Nach gegenständlichen Anfängen
wendet er sich im Laufe der 1950er Jahre zunehmend der Abstraktion zu. Mit
seinen malerischen Mauerstrukturen und aufgerissenen Flächen schließt er
an die damals gängige Stilrichtung des Informel an. Bemerkenswert ist, dass
er Zeit seines Lebens und in allen Werkphasen auch realistische Porträts
gemalt hat. Schon deshalb ist es keine Überraschung, dass er sich um 1970,
beeindruckt von Reisen und Naturerfahrungen, einer konkreteren Darstellung
der Landschaft zuwendet. Dies führt um 1980 zu den großformatigen Gemälden, für die er berühmt ist: Einzelne breite Pinselstriche fahren durch den
braunen oder grünen Farbgrund und verhalten sich hier zwischen rein gestischer Zeichnung und der malerischen Schilderung von Ästen.
Industrie-Landschaft ohne Naturstücke
Schade, dass in der Ausstellung nichts von diesen großartigen Malereien zu
sehen ist und dass das Vertrauen in die Stärke der unterschiedlichen, zeitgleich entstandenen Bilder, die sich im Nebeneinander um so mehr artikulieren könnten, gefehlt hat. Die Beiträge von Deppe und Schlieker bleiben unkritisch zueinander auf Abstand. Spannend wäre gewesen, zu beobachten, wie
sich die Werke der beiden Künstler in verschiedene Richtungen entwickeln.
Immerhin, neben dem Eingang hängen frühe „Turmköpfe“ von Schlieker und
Deppe nebeneinander, die schon erkennen lassen, dass Schlieker freier mit
dem Motiv umgeht und Deppe die Konturen als Linien verwendet, an denen
er sich orientiert. Während Schlieker mit Papierarbeiten im Erdgeschoss gut
vertreten ist, ist sein einstiges Atelier im Obergeschoss weitgehend Gustav
Deppe vorbehalten. Hier hat Deppe schon einmal ausgestellt, zu Zeiten, als
Schlieker selbst die Werke von Künstlerfreunden der Öffentlichkeit präsentiert
hat. Es ist also eine Rückkehr nach Jahrzehnten, nun als Rückblick und Erinnerung. Deutlich wird jetzt erst recht, wie hingebungsvoll Deppe die Industrieanlagen gezeichnet und gemalt hat, wie die Hochspannungsleitungen in
den Himmel schneiden und dabei äußerste Fragilität vermitteln und wie
selbstverständlich später die Türme im Bildformat Raum einfordern und das
Bildgeschehen zur Ruhe bringen. Wie, mit den Erfahrungen von Pop Art und
Hard Edge, die Buntfarben zur komplementären Form führen. Ein wichtiger
Maler wird hier wiederentdeckt – eingeladen von Hans-Jürgen Schlieker als
Gastgeber und malerischer Souverän.
THOMAS HIRSCH
„Industrie – Landschaft. Gustav Deppe und Hans-Jürgen Schlieker“
Schlieker-Haus, Bochum | bis 28.10. | www.schlieker-haus.de
52
RuhrKunst
F. von Stockhausen, Dimorph, 2004, Gouache, Kohle, Collage,
15-teilig, 252 x 297 cm (Ausschnitt), © F. von Stockhausen
Franz Marc, Mädchen mit Katze II, 1912, Öl/Lw, 71 x 66 cm
(Ausschnitt), Leihgabe aus Privatbesitz, © Walter Bayer, München
Foto: © galerie m
Teile des Lebens
Bezüge zum Museum
Differenzen des Gleichen
Friedemann von Stockhausen in Essen
Marc und Dorgathen in Mülheim
Die Galerie m zeigt „Play it again, Sam“
Die wahren Geheimtipps unter den Künstlern
befinden sich häufig im Bereich der Zeichnung.
Das Museum Folkwang stellt derzeit mit Friedemann von Stockhausen einen solchen Künstler
vor, der in Fachkreisen Bewunderung und Staunen auslöst, von dem man aber im Ruhrgebiet
und Rheinland bislang wenig gesehen hat.
Vielleicht liegt dies daran, dass er die Zeichnung
gegen ihre ursächliche Bestimmung betreibt.
Zwar tragen seine oft großformatigen mehrteiligen Arbeiten auf Papier immer den Gestus des
Spontanen, der unmittelbaren emotionalen Äußerung, aber doch weisen sie im Bildgeschehen
Partien auf, die genau und präzise ausformuliert
sind. Diese Blätter wirken dadurch nicht nur
malerisch, sondern besitzen auch Aspekte des
Plastischen. Friedemann von Stockhausen, der
1945 geboren wurde und 1994-2012 eine Professur an der Kunsthochschule Braunschweig inne
hatte, selbst aber zunächst Ethnologie und Soziologie studiert hat, erfindet biomorphe Formulierungen, die den Bildraum durchqueren und sich
bei den mehrteiligen Arbeiten über die Blattgrenzen hinweg fortsetzen. Stockhausen lotet die
Möglichkeiten der Zeichnung mit Kohle und
Gouache aus; Farbe setzt er sparsam, aber pronounciert.
In der sehr konzentrierten Ausstellung im Museum Folkwang betrifft dies vor allem die 15-teilige Arbeit „Dimorph“, die jüngst vom Museum
erworben wurde. Das andere Highlight der Schau
ist „63 Ganze Teile“, die bislang größte Arbeit von
Friedemann von Stockhausen. In drei parallelen
Reihen und über Eck präsentiert, bezieht sie den
Betrachter sogartig ein. Fluchtlinien führen vom
unteren Rand direkt in das Bild, aber wie verhält
es sich mit den Dimensionen? Die Arbeit unterstellt nichts, sie gibt nicht einmal die Leserichtung vor, offen bleibt, ob sie fortsetzbar ist.
Breitet sich hier eine Landschaft aus? Dagegen
sprechen die sukzessiven kantigen Formen in
einem Teil des Bildes. Und was ist mit den monumentalen schotenartigen Körpern? Das alles ist
alles andere als spröde, vielmehr lebhaft und
sinnlich: Man muss es gesehen haben.
Vor allem in jüngster Zeit arbeitet das Kunstmuseum Mülheim die Qualitäten seiner Sammlung
heraus – als geistige Substanz, die kulturelles
Bewusstsein vermittelt und zum Image der Stadt
beiträgt. Ein Teil der eigenen Erwerbungen und
der Sammlung, die der Naturwissenschaftler Karl
Ziegler im Rahmen einer Stiftung seiner Stadt
überlassen hat, ist im ersten Obergeschoss permanent ausgestellt, dazu vertiefen Wechselausstellungen einzelne Aspekte weiter. Vorzüglich
gelingt dies nun mit der Kabinett-Ausstellung um
Franz Marc, die von seinem Aquarell-Entwurf zum
Gemälde „Mädchen mit Katze“ ausgeht, welcher
der Stiftung Ziegler gehört. Dazu wurden das
Gemälde selbst, weitere begleitende Zeichnungen
und Bilder, welche dem Motiv der Katze folgen,
entliehen. „Modelle“ waren für Franz Marc die beiden eigenen Katzen. Franz Marc (1880-1916) gehört zu den Malern der Münchner Gruppe „Blauer
Reiter“. In seiner Malerei vollzieht sich 1912 eine
Verknappung, ja, Abstraktion hin zum Erleben von
Farbe und Licht. Verbindend zwischen den Perioden ist das Tier, das Marc symbolisch versteht.
Spannend ist nun, dass das Aquarell und das
Gemälde unterschiedlichen Phasen angehören.
Auch die zweite Wechselausstellung besitzt
einen Bezug zu Mülheim: Im Erdgeschoss und in
den Räumen des Obergeschosses ist bis 21. Oktober eine Werkschau des Comic-Zeichners Hendrik
Dorgathen zu sehen, der hier 1957 geboren wurde und im Künstlerkreis um Schlingensief und
Dore O. groß geworden ist. Heute zählt er zu den
wichtigsten Vertretern seines Fachs; etliche seiner Bücher sind Klassiker der Comic-Kultur.
Dorgathen wird hier auch als freier Künstler vorgestellt, der Malereien und filmische Animationen erstellt hat. Durchgehend kennzeichnet seine
Arbeiten das Skurrile in der Figurenzeichnung, die
Verbindung von Mensch und Maschine und die
Thematisierung urbaner Phänomene. Bei Marc
also eine vermeintliche Weltferne und Zeitlosigkeit, bei Dorgathen die pulsierende Aktualität:
Hundert Jahre sind in der Kunst eine lange Zeit,
und das eine versteht man mit dem Wissen vom
anderen besser.
THOMAS HIRSCH
THOMAS HIRSCH
Die Wiederholung in künstlerischen Werk ist uralt,
das Serielle kam erst mit den Druckverfahren und
dann mit neuen technischen Möglichkeiten in die
Kunstwelt. Die Reproduktion als Stilmittel oder als
Zeichensystem kann aber auch ein hierarchieloses
Nebeneinander gleicher Dinge bedeuten. In der Bochumer Galerie M findet sich das in der gezeigten
Druckgraphik von Bruce Nauman. Das Motiv der ineinander greifenden Hände, das auf der zugrunde
liegenden Druckplatte eingearbeitet ist, setzt der
Künstler drucktechnisch zu einem Kreis zusammen.
Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Zu sehen sind
rund 20 Arbeiten aus Malerei, Fotografie, Objektund Videokunst, die sich mit Wiederholung beschäftigen. In 32 Digitalprints zeigt Peter Wegners Buildings Made of Sky in erster Linie Architektur und
Himmel. Die Bilder stehen auf dem Kopf, erzeugen
so ein fast abstraktes Muster auf der weißen Galeriewand wollen eine neue Wirklichkeit fern des
Faktischen sein. Aus der Anschauung der Natur heraus zeigen das auch die seriellen Arbeiten von
Caroline von Grone und Lucinda Devlin. Eine Serienproduktion im Sinne identischer Kopien ist der
Malerei aber eigentlich zuwider. Mit eben diesem
Aspekt spielen Alfredo Álvarez Plágaros „Identical
Paintings“, lange sehr schmale Tafelbilder die zwar
auf den ersten Blick identisch scheinen, sich im
Detail doch als sehr unterschiedlich erweisen und in
der Summe, wie bei Wegner ein buntes Muster auf
der Wand entstehen lassen. Auch Fotografen haben
seit jeher in Serien gearbeitet. Thomas Florschuetz
variiert in seinem Diptychon die Perspektive auf ein
Bauwerk und betont damit dessen architektonische
Aspekte. Die verschiedenen Blickwinkel zeigen
Durchblicke und Räume als monumentale Fragmente des Baukörpers. Aber die Wiederholungen
können auch im Inhaltlichen der Bilder entstehen
und benötigen deshalb nur eine einzelne Arbeit. In
Simone Niewegs Fotografie der Kulturlandschaft ist
die ständige Erneuerung des immer Gleichen implementiert, die man beim Menschen auch in Ritualen
und Bräuchen findet. Jahrhunderte lange Traditionen werden so zum kulturellen Gedächtnis. Arnulf
Rainer findet mit seinem künstlerischen Ritual der
Kreuzübermalung seinen Weg zum Umgang mit
christlicher Symbolik.
PETER ORTMANN
„Friedemann von Stockhausen – Ganze Teile“
bis 21. Oktober im Museum Folkwang
www.museum-folkwang.de
„Franz Marc – Mädchen mit Katze“
bis 25. November im Kunstmuseum
Mülheim a.d. Ruhr I www.kunstmuseum-mh.de
53
„Play it again, Sam“ I bis 5. Januar 2013
Galerie m, Bochum
0234 4 39 97
Sammlung
Yeondoo Jung-Documentary Nostalgia, 2007, Still (HDCam, color, sound, 85 min), Foto: by the artist
„Wir fördern das, was andere nicht unbedingt fördern“
Dr. Christian Esch, Direktor des NRWKultursekretariats, über das 3jährige Kunstaustauschprogramm „Transfer Korea“
Südkorea ist drei Jahre lang Partnerland des Es fällt auf, dass fast alle Koreaner in Europa
9. Kunst- und Künstleraustauschs „Transfer studiert haben.
Korea“ unter der Leitung des NRWKultur- Das ist gar kein Zufall. Wenn Sie nach Korea fasekretariats in Wuppertal. Für Direktor Dr. hren und dort mit Künstlerinnen und Künstlern
Christian Esch ist das eine wirklich neue Stufe sprechen, stellen Sie fest, dass fast alle diese
der Verbindungen zwischen beiden Ländern. Beziehung zum Westen und häufig zu Europa
Neben der Förderung ambihaben, dann wieder sehr häufig
tionierter bildender Künstler „Die Künstler sollen ihren ei- zu Deutschland und dort wiedurch Gastaufenthalte und genen Weg gehen können, wir der zu Nordrhein-Westfalen. Die
Ausstellungen zielt das Trans- wollen nichts vorzeichnen“ Orientierung in Korea ist stark
fer-Projekt vor allem auf die
westlich, aber sie steht auch in
Annäherung und wechselseitige Bekanntma- einem besonderen Verhältnis zum Westen. Das
chung unterschiedlicher Kunstszenen. Wäh- zu zeigen und darauf im Dialog auch einzugehen
rend Südkorea schon lange mit der westlichen ist ein ganz wichtiges Thema: East meets West,
Kunst vertraut ist, gilt es die dynamische Kunstmarkt traditionell trifft Kunstorientierung
koreanische Kunstszene mit ihren eigen- mit einem leicht anderen Verständnis.
ständigen Positionen hierzulande erst noch
zu entdecken. Bis Mitte Oktober residieren Also der Blick eines Koreaners, der in Eurodie sieben koreanischen KünstlerInnen noch pa künstlerisch groß geworden ist, zurück auf
in Bonn, Düsseldorf und Hagen. Ab Oktober Europa?
2013 wird es dann eigenständige, aber auf- Ein Beispiel: Die Künstlerin Seoung Won Won hat
einander abgestimmte Ausstellungen in Korea in Düsseldorf studiert, spricht flüssig Deutsch und
und NRW geben, mit Werken der insgesamt lebt jetzt schon lange in Korea. Als sie damals zu14 „Transfer“-Künstler.
rückkam nach Korea, stellte sie fest, dass es dort
sehr schwer ist, als Künstler zu leben – weswetrailer: Herr Esch, das Kultursekretariat stand gen sie auch immer wieder einen neuen und auch
einmal dafür, das zu fördern, was es schwer neugierigen Blick auf den Westen wirft und den
hat. Haben es diese 14 Künstler aus Deutsch- Versuch unternimmt, quasi über den Westen in
land und Südkorea besonders schwer?
Korea Fuß zu fassen. Der Blick nach Westen von
Christian Esch: Das Kultursekretariat hat mit Korea aus ist also auch der Blick ins eigene Land.
diesem Slogan gearbeitet, arbeitet aber nicht
mehr damit. Nicht, weil wir in dieser Hinsicht Drei Jahre sind eine lange Zeit. Verläuft sich
die Arbeit geändert hätten, sondern weil er so da so ein Projekt nicht?
schlecht gelaunt klingt. Wir arbeiten weiterhin Sie ist notwendig, weil sich der Transfer als ein
mehr an den Stellen, an denen andere weniger Prozess versteht, dessen Verlauf nicht zum „Verarbeiten. Und fördern so etwas, was an einer an- laufen“ tendiert, sondern der die Kunstszenen
deren Stelle nicht gefördert würde. Das gilt auch über einen längeren Zeitraum intensiver miteihier. Mit Korea hat bisher auf der Kunstebene nander und untereinander in den Dialog bringt –
– in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus und damit eine Grundlage schafft, dass sich diese
– so noch keiner einen Austausch gemacht. Wir Entwicklungen eigenständig fortsetzen, wenn
bringen Künstlerinnen und Künstler zusammen, der Transfer mit den Ausstellungen endet. Desdie sonst nicht zusammenfänden, und wir brin- wegen brauchen wir einen so langen Zeitraum
gen Kunstszenen miteinander in Berührung, die mit den vielen Elementen, die dazugehören. Das
traditionell eigentlich schon miteinander in Be- entspricht auch ganz meiner Philosophie, mit den
rührung sein müssten – denken wir an die Düs- kompetenten und interessierten Menschen – also
seldorfer Kunstakademie und Nam June Paik.
mit den Menschen, um die es eigentlich geht –
54
so zu arbeiten, dass sie ihre eigenen Wege gehen
können und nicht diese Wege vorzuzeichnen.
Der internationale Aspekt steht bei den Bildende Kunst-Förderungen des Kultursekretariats im Vordergrund – warum ist das so?
Das ist insgesamt nicht so. Natürlich in Bezug auf
Transfer, aber nicht, wenn ich zum Beispiel an die
Museumsplattform denke, wo es um die Museen
in Nordrhein-Westfalen geht. Wir zielen darauf,
dass nordrhein-westfälische Menschen die Museen auch besuchen und sich mit Kunst dort auseinandersetzen. Wir sind da auf verschiedenen
Ebenen unterwegs.
Unterhalb der Museumsebene gibt es im Moment aber nichts?
Nein. Wie schon gesagt fördern wir das, was
andere nicht unbedingt fördern. Künstler-Residenzen werden von anderen gefördert, Künstleraustauschprogramme werden, jenseits dieses
Prozessualen wie beim Transfer, gefördert, es gibt
Ausstellungsaustausch und Kuratorenaustausch.
Wir versuchen, nicht noch mal das zu machen,
was andere machen, sondern wir arbeiten bewusst für die Lücken.
Welcher Transfer wird nach dem mit Korea
stattfinden?
Das ist noch nicht klar. Es gibt ein paar Überlegungen, die wir mit den Museen vor Ort gerade
ventilieren.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
ZUR PERSON
Dr. Christian Esch wurde 1961 in Bonn
geboren. Nach dem Studium der Musikwissenschaft in Frankfurt a.M. und
Göttingen (Dissertation zur Oper im
18. Jahrhundert) ein sechsmonatiger
Studienaufenthalt am Deutschen
Studienzentrum in Venedig. Musiktheater- und Schauspieldramaturg in
Frankfurt, Innsbruck und München. Dr. Christian Esch war
langjähriger Musikbeirat des Goethe-Instituts. Seit 2004
ist er Direktor des NRWKultursekretariats in Wuppertal.
Foto: NRW KULTUR
Kunst in NRW
Charles Camoin, Portrait de ma mère dans son salon, 1897, Öl/Lw, Musée d‘art moderne de la
Ville de Paris, courtesy Clemens-Sels-Museum, (Ausschnitt) Neuss
MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST KÖLN
und 21. INTERNATIONALE PHOTOSZENE KÖLN
Pathetisch und nüchtern
Von Thomas Hirsch
Vis-à-vis von Düsseldorf, unfern von Köln und schon am Niederrhein liegt
Neuss. Zu den beeindruckenden Zeugnissen der Stadt gehören das St. Quirinus-Münster aus dem 13. Jahrhundert und das Obertor, das südliche Stadttor,
das um 1200 errichtet wurde und heute
„Allein mit seinen Gedanken
Teil des Clemens-Sels-Museum ist. Ein
bewegt man einen Container“
weiteres herausragendes kulturelles Ziel
ist die Museumsinsel Hombroich mit ihren Nachbarn, dem „Feld-Haus – Museum für populäre Druckgraphik“ und der Raketenstation, auf der sich die
Langen Foundation befindet, als Museum besonders für europäische Kunst
des 20. Jahrhunderts und ostasiatische Kunst. Während die Langen Foundation derzeit an den 100. Geburtstag seiner Stifterin Marianne Langen erinnert,
feiert das Clemens-Sels-Museum das 100jährige Jubiläum seines Neubaus.
Seine Geburtstagsausstellung widmet sich dem französischen Symbolisten
Gustave Moreau und stellt diesen als herausragenden Maler des 19. Jahrhunderts sowie als einflussreichen Lehrer an der Paris Akademie der Schönen
Künste vor: Zu sehen sind in Neuss auch Werke von fünf seiner Kollegen
und seinen beiden bedeutendsten Schülern Henri Matisse und Georges Rouault, die erst bei ihm zu Koloristen wurden. „Moreau wies uns keinen Weg,
sondern brachte uns vom Weg ab, weckte die Unrast in uns“, hat Matisse
später gesagt. Dass Moreau gerade die Unterschiede förderte, verdeutlicht
die Ausstellung. Der Ansatz ist interessant. Denn er befreit Gustave Moreau
(1826-1898), der als wichtigster französischer Symbolist gilt und zum Vorbild
für die Surrealisten wurde, weiter von der Zuweisung als illustrierender Maler.
Zwar konzentriert er sich auf mythologische und biblische Themen, die er in
die Natur einbettet, aber wie er malt, ist modern und mitunter sensationell.
Er handelt impressionistisch, er arbeitet mit leuchtenden Farben und dringt
dabei bis in die Abstraktion vor. Schade nur, dass es sich bei den gezeigten
Werken von Moreau weitgehend um Papierarbeiten handelt.
Vielleicht ergänzt es sich deshalb so gut: Während im Clemens-Sels-Museum
also Malerei des 19. Jahrhunderts zu sehen ist, die insgesamt weltabgewandt
und sinnlich wirkt, zeigt die Langen Foundation parallel zur eigenen Sammlung mit der Schwedin Sofia Hultén (geb. 1972) eine Künstlerin, die mit den
Baumaterialien unserer Tage arbeitet und diese nüchtern und pragmatisch
einsetzt. Da sind die drei übereinander getürmten Wagenheber, die als Stelen
vom Boden zur Decke reichen. Da wird auf einem Monitor sukzessive der Inhalt einer alten Werkstoffkiste wie ein Alphabet vorgeführt. Da ist die Projektion eines Filmes, der eine Baustellensituation mit einem Müllcontainer zeigt,
vor dem unbewegt eine junge Frau steht, und nur am Straßenlärm merkt man, es hier nicht mit einem Standbild zu
tun zu haben. Aber Hultén schafft Fallstricke, die Brocken
auf dem Boden sind Abgüsse von Steinen und zum Film
liegt eine Anweisung aus, wie man allein mit seinen Gedanken den Container bewegt. Humorvoll und im Ernst,
Hultén setzt Energien frei und verleiht den Dingen unserer
Thomas Hirsch
technischen Umgebung eine geradezu magische Präsenz.
Kunsthistoriker,
Kurator und Journalist Auch die nüchternste Realität besitzt viele Dimensionen.
„Sofia Hultén – Statik Elastik“ I Langen Foundation,
Raketenstation Neuss bis 7.11. I www.langenfoundation.de
„Sehnsucht nach Farbe – Moreau, Matisse & Co.“
Clemens-Sels-Museum, Neuss I bis 13.1. I www.clemens-sels-museum.de
55
ARCHITEKTURFOTOGRAFIE
Made in China
1. September — 25. November 2012
Foto: Peter Bialobrzeski, Neontigers, 2001
Sofia Hultén und Gustave Moreau in Neuss
Museum für Angewandte Kunst Köln
An der Rechtschule, 50667 Köln
T +49 (0)221 221 238 60
www.makk.de
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11-17 Uhr
Montag geschlossen
1. Sonntag im Monat 10-17 Uhr
1. Donnerstag im Monat (außer Feiertag) 11-22 Uhr
Kooperationspartner
Förderer Architekturjahr
Medienpartner
Kunst-Kalender
C ÉZAN N E
GAUGUIN
VAN GOGH
MACKE
M UNC H
NOLDE
P I CAS S O
SCHIELE
Peter Paul Rubens, Wildschweinjagd, 1615/16, © Musée des Beaux-Arts Marseille; Giraudon, The
Bridgeman Art Library Nationality, courtesy Von der Heydt-Museum, Wuppertal
Die Kunst-Termine NRW
BEDBURG-HAU – Museum Schloss Moyland
HAGEN – Osthaus Museum
www.moyland.de
Joseph Beuys und der Schwan bis März
Ein Motiv bei Beuys, innerhalb der
Sammlung
www.osthausmuseum.de
Der Folkwang Impuls 21.10.-13.1.
Rekonstruktion der 110jährigen
Museumsgeschichte anhand von Kunst
und Archivalien
BOCHUM – Kunstmuseum
www.bochum.de/kunstmuseum
Fluxus Ruhrgebiet bis 21.10.
Die Fluxus-Aktivitäten im Umfeld der
Galerie Inge Baecker in Bochum von
1970 bis 1982
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
Lob der Torheit bis 2.12.
Grenzgänger in der Kulturgeschichte
und Kunst
BOTTROP – Museum Quadrat
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst
www.makk.de
Made in China bis 25.11.
Architekturfotografie aus China in
Gegenüberstellung zu westlicher
Fotografie
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Art Spiegelman bis 6.1.
Werke des amerikanischen ComicZeichners
www.quadrat-bottrop.de
Kazuo Katase bis 9.12.
Malerei des bedeutenden, in
Deutschland lebenden japanischen
Künstlers
KÖLN – Photographische Sammlung
BRÜHL – Max Ernst Museum des LVR
KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum
www.maxernstmuseum.de
William N. Copley bis 4.11.
Werkschau des legendären
amerikanischen Malers zwischen
Surrealismus und Pop Art
www.wallraf.museum
1912 – Mission Moderne bis 30.12.
Rekonstruktion der SonderbundAusstellung u.a. mit Cézanne, Gauguin,
Van Gogh, Munch
DORTMUND – Museum Ostwall
KREFELD – Museum Haus Lange
www.dortmunder-u.de
Fluxus bis 6.1.
Objekte der internationalen
Kunstbewegung
www.kunstmuseenkrefeld.de
Anne Chu bis 1.4.
Die New Yorker Künstlerin (geb. 1959)
im Dialog der Historien von West und
Ost
www.sk-kultur.de
Walker Evans bis 20.1.13
Werkschau des amerikanischen
Fotografen
DÜSSELDORF – Kunstsammlung K20
www.kunstsammlung.de
Gillian Wearing bis 6.1.
Fotografien und Filme, die von Identität
und Rollenverhalten in unserer
Gesellschaft handeln
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
Thomas & Renée Rapedius bis 6.1.
Papierobjekte als gegenständliche
Zeichnungen im Raum, die Phänomene
der Natur aufrufen
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
www.smkp.de
Andreas Gursky bis 13.1.
Neue großformatige, digital bearbeitete
Werke des berühmten Düsseldorfer
Fotografen
NEUSS – Clemens-Sels-Museum
www.clemens-sels-museum-neuss.de
Sehnsucht nach Farbe bis 13.1.
Der französische Symbolist Gustave
Moreau im Kontext seiner Kollegen und
Schüler
DUISBURG – Museum Küppersmühle
D I E J A H R H U N D E RTS C H A U D E S S O N D E R B U N D E S
www.museum-kueppersmuehle.de
Bernard Schultze 19.10.-20.1.
Werkschau mit Bildern und Objekten des
Künstlers zwischen Surrealismus und
Informel
ESSEN – Museum Folkwang
www.museum-folkwang.de
Im Farbenrausch 29.9.-13.1.
Die Hauptvertreter der
expressionistischen Malerei des frühen
20. Jahrhunderts
ESSEN – Ruhr Museum
www.ruhrmuseum.de
Mythos Krupp bis 4.11.
Eine imposante kulturgeschichtliche
Schau zur 200jährigen Firmen- und
Familiengeschichte
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
Marilyn Monroe bis 13.1.
100 Aufnahmen von sechs Fotografen
REMAGEN – Arp Museum Rolandseck
www.arpmuseum.de
Richard Meier – Building as Art bis 3.3.
Der amerikanische Stararchitekt mit den
Modellen zu seinen Museumsbauten
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Peter Paul Rubens 16.10.-28.2.13
Peter Paul Rubens als Maler
von Weltrang und politisch
argumentierender Künstler
Empfehlungen von Thomas Hirsch
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RUHRGEBIET
Das Besondere im Oktober
BAHNHOF LANGENDREER
MATRIX
Di 23.10. 20 Uhr
Di 16.10.
Kiloweise Tanzbares
Kiloweise Rauschhaftes
Alice Francis
Soulfly
RuhrTriennale-Intendant
Heiner
Goebbels hat es ausgerufen: Der
Tanz sei eine unterschätzte und
vernachlässigte Kunstform. Ihrer Innovationen bediene man sich aber
schon seit Langem. Sei es die Zunahme an Performance Arts auf den
Festivals und an leinwandgestützten
Inszenierungen in Stadttheatern,
oder das Musikvideo von Beyoncé
Knowles, die ihre Choreographie
Pina Bausch entlehnt haben soll –
alles bewegt sich um der Bewegung
des Körpers willen. Aber langsam.
Beim Festival „638 Kilo Tanz und
weitere Delikatessen“ handelt es
sich nicht um ein neues Trendfest für
zeitgenössischen Tanz. Die Veranstalterinnen und Tanzregisseurinnen
Jelena Ivanovic und Sabina Stücker
stellen das Gourmet-Fest für Tanzfreunde seit 2007 auf die Beine und
fokussieren dabei sowohl die Nachwuchs- wie Netzwerkförderung. Mit
der Stadt Essen hat man zugleich einen Rahmen aus bestehenden Infrastrukturen, in dem sich die KünstlerInnen untereinander kennenlernen
können. Die Folkwang-Akademie,
das PACT Zollverein und international renommierte Choreographen wie
Samir Akika werden nicht umsonst
in dem ein oder anderen Bewerbungsschreiben für Fördersummen
erwähnt werden. Vor allem in der
zumeist freien Tanzszene ist die unendlich diskutierte Netzwerkarbeit
wichtig, fällt es vielen NachwuchskünstlerInnen doch oftmals nicht
leicht, ihren Lebensunterhalt allein
mit der Tanzkunst bestreiten zu können. Zuletzt hängt aber das meiste
vom Publikum ab. Dieses darf beim
638 Kilo-Festival neben der Jury
ebenfalls einen Sieger küren. Neben
Choreografen aus Essen wie Sarah
Waelchli oder Tim Gerhard darf man
sich auf internationale Produktionen
freuen. Hierunter unter anderem
Elias Aguirre und Alvaro Esteban aus
Barcelona oder das Pariser Duo Myriam Lefkowitz und François Sardi.
Die Dortmunder Jazztage haben einen eigenartigen Hang zur Wandlung. Anders als die großen Nachbarsfestivals in Leverkusen oder
Moers begann man hier seine Feiertage zunächst als Jazzfrühling,
um dann 1995 auf ein europäisches
Konzept umzusteigen. Die Biennale
europhonics wich nach Kurzem einer Open-Air-Idee mit Citycharakter,
bevor man – mit leichter Unterbrechung – ins Brückviertel zum neuen
Sitz des Domicils zog, Dortmunds
erster Instanz in puncto improvisierter Musik. Bei den 19. Jazztagen
lässt man die große Geschichte nicht
ohne ein beeindruckendes Line-up
wieder aufleben. Neben alten Bekannten, die an die Hansastraße wiederkehren, wie Manu Katché (1.11.),
dürfen auch die lokalen Helden nicht
fehlen. Hier macht momentan der
Saxophonist Stephan Mattner von
sich reden. Seit dem Album „Syntax“
hat er sich mit seinem einfühlsamen
und ausgeklügelten Spiel einen Namen unter der deutschen Jazzkritik
gemacht (23.11.). Beliebt und regelmäßig vertreten bei den Dortmunder
Jazzfesten ist auch das East West
European Jazz Orchestra mit seinem
Dirigenten Uwe Plath. Neue Vertonungen großer Big Band-Stücke wie
filmischer Balladen kann man von
ihnen und ihrem Sänger Dennis Rowland erwarten. Der gebürtige Detroiter legt seine butterweiche Stimme
auf die Bläserwand seiner Band –
bei diesem Konzert kann man noch
einen wahren Hauch von SwingGeschichte mitbekommen (6.11.).
Den Anfang macht aber das Projekt
Bundesjazzwerkstatt am 26.10., bei
dem sechs deutsche Jazzmusiker aus
sechs Regionen nach kurzer Probephase zusammen jammen werden. dk
Alice Francis ist nicht irgendein
neues deutsches Popsternchen, auch
wenn sie sich anschickt, schon mit
ihrem Debütalbum ansehnliche Erfolge einzuheimsen. Ihr Thema sind
die 20er Jahre. Sowohl die Mode als
auch die Musik, also Swing und Jazz.
Diese Stile ehrt Alice Francis auf
ihrem Debüt „St. James Ballroom“,
ohne sie ausschließlich zu reproduzieren. Stattdessen reichert sie sie
mit Elementen aus Pop und Elektro
an und verfeinert ihre nostalgischen
Reize mit einer eleganten Liveshow.
Nicht nur für Fans der „Roaring
cs
Twenties“ lohnenswert.
Infos: 0234 687 16 10
Wer an diesem Abend den Weg in
die Bochumer Matrix findet, muss
mit harten Salven rechnen. Soulfly
stehen seit ihrer Gründung für kompromisslosen Metal, der auch den
Kontakt zu anderen Genres wie NuMetal oder Hardcore nicht scheut.
Anfang dieses Jahres erschien ihr
neues Album „Enslave“ via Roadrunner Records, welches das Thema
Sklaverei aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und durchweg
gute Kritiken erntete. Mit dabei sind
außerdem die amerikanischen Incite, sowie Lady Kong.
bk
Infos: 0234 61 06 800
19. Jazztage Dortmund
Domicil Dortmund
26.10.-24.11.
dk Infos: 0231 862 90 30
PRINZ-REGENT-THEATER
BAHNHOF LANGENDREER
Fr 19./Sa 20.10. 20 Uhr
Mi 24.10. 20 Uhr
Jan Weiler: Mein Leben als Mensch
Foto: Daniel Josefsohn
Spätestens mit der Verfilmung von
„Maria, ihm schmeckt’s nicht“ mit
Christian Ulmen hat der italienische Gastarbeiter Antonio Marcipane zahlreiche Fans in Deutschland – und der Buchmarkt viele
Nachahmer, die deutsch-polnische,
deutsch-finnische oder sonstige
interkulturelle Familienzusammenführungen zum Thema haben. Wenn
Jan Weiler aus seinen WAMS-Kolumnen liest, die seit 2011 auch als
Buch und Hörbuch vorliegen, gibt
es selbstverständlich auch ein Wiederhören mit Antonio. Jan Weiler
ist einer der Glücksfälle, bei denen
ein Autor auch der vermutlich beste
Vorleser seiner eigenen Texte ist. fs
Infos: 0234 687 16 10
638 Kilo Tanz und
weitere Delikatessen
Theater Essen (Casa)
18.-19.10. je 19.30 Uhr
Katakombentheater Essen
20.10. 19.30 Uhr
Rüttenscheider Bad Essen
21.10. 19.30 Uhr
Infos: 0201 812 22 02
58
Cellulita, die Königin der Nachtcremes
Teil 3: Jetzt mit Schokodiät! Hier
erwartet uns eine Frau in den besten Jahren, die einfach weiß, wie
es geht. Trotz Nougat und Marzipan steht sie selbstbewusst auf der
Waage und gibt ihre Tipps im Bereich vorteilhafter Kleidung weiter:
Sogar Handtaschen können schlank
machen, wussten Sie das? Sie müssen nur das richtige Modell wählen. Schönheits¬coach „Cellulita“
kann auch beim Thema „artgerechte
Männerhaltung“ mit gutem Rat zur
Seite stehen. Eine Therapie, die garantiert frei von Gymnastik und Fitnessübungen ist!
ls
Infos: 0234 77 11 17
Auswahl
DORTMUND
ROTUNDE
CABARET QUEUE
Mi 17.10. 20 Uhr
Mo 1.10. 20 Uhr
Mirko Kussin & Tobias Wimbauer:
Hundert Dinge
Foto: Mirko Kussin
„Wir kamen zu der Überzeugung,
dass ein Portrait, wenn nicht gar
eine Soziologie unserer Generation,
der im 1970er-Jahrzehnt Geborenen und in den 70ern und 80ern
Sozialisierten, über ein Bündel von
Bildern, von Details, von Umständen,
von Dingen möglich ist. Oder frecher
formuliert: dass es anders gar nicht
geht.“ – So beschrieb der Dortmunder Mirko Kussin das Projekt „Hundert Dinge“ gegenüber trailer (Juni
2012). Herausgekommen ist eine
subjektiv und liebevoll geschriebene
Textsammlung, die von Salzteignamensschildern über Nasenhaarschneider in den Schrebergarten
führt. Die „Liste“ wird als Liste abgehakt, die IKEA-Tüte „Frakta“ erhält
endlich die ihr gebührende Würdigung, und der Text zum Ehering
gerät zu einer Liebeserklärung.
fs
Infos: 0234 9 61 66 20
SCHAUSPIELHAUS
Sa 13.10. 19.30 Uhr
Der Prozess
„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas
Böses getan hätte, wurde er eines
Tages verhaftet.“ Mit diesem berühmten Satz beginnt Franz Kafkas
Roman „Der Prozess“. Was folgt, ist
die Geschichte des Bankangestellten
Josef K., der vergeblich herauszufinden versucht, weshalb er eigentlich
angeklagt ist und wie er sich verteidigen kann. Eine Parabel auf die
Absurdität staatlicher Willkür von
dem tunesischen Regisseur Fadhel
Jaïbi mit Bezug auf die Ereignisse
des Arabischen Frühlings.
ls
Infos: 0234 33 33 55 55
tober :
Highlights im Ok
Lexikon
GW
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11.10. Lesu
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13.10. Tang
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18.10. Kneipenqu
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20.10. Sem
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26.10. ExtraLarg
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31.10. Ha
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rt
to
Ta
sonntags
DUISBURG
In der Ruhr liegt die Kraft
Lioba Albus präsentiert gemeinsam
mit ihrem Co-Autor Lutz Debus in
einer szenischen Lesung ihr neues
Buch. Eine vielschichtige Liebesgeschichte um Mia, die endlich ihren
Traummann gefunden hat. Vordergründig geht es um die geheime
Frage nach der erneuten Verlegung
der Bundeshauptstadt. Der Sozialwissenschaftler John Fettersen kontaktiert die kompetente Mia Mittelkötter. Der Briefwechsel entwickelt
sich schnell zu einer rasanten Tour
durch die Abgründe politischer und
menschlicher Wirrnis. Während Mia
und John sich schriftlich ineinander
verlieben, nimmt das Drama seinen
Lauf.
ls
Infos: 0231 41 31 46
DOMICIL
Fr 10.12. 21 Uhr
Al Foster Quartet feat. Wallace
Roney
Eine Beziehung aus Plus- und Minuspol war jene von Miles Davis und
Al Foster. Einst wollte Foster aus
der Band von Miles Davis aussteigen, weil ihm die Fusion-Phase zu
monoton wurde, zugleich war Davis
sein Förderer und hatte ihn mit 19
Jahren in einem Jazz-Club entdeckt.
Eine Hommage und Neuauflage der
großen Miles Davis-Kompositionen
und -Interpretationen ist jetzt mit
Al Foster und seiner Band auf Tour.
Wayne Escoffery am Saxophon,
Adam Birnbaum am Piano, Douglas
Weiss am Bass und der einstige
Jazz-Messenger Wallace Roney an
der Trompete bringen die nötige Erfahrung für die Huldigung mit. dk
Infos: 0231 862 90 30
FZW
Fr 5.10. 20 Uhr
La Dispute
La Dispute sind die Einlösung
eines Versprechens an alle treuen
Hardcore-Fans. Nämlich des Versprechens, dass der Stil trotz vieler
Jahre des Stillstands nicht tot ist.
h
G facebook.com/hardysdiekneipe
, Laerheidestr. 26 | 44899 Bochum
{ di bis so 18 bis 1 Uhr
= www.hardysdiekneipe.de
die studikneipe an der ruhr-uni
59
Ihr Album „Wildlife“ lag dem Fach- CAFÉ STEINBRUCH
magazin Visions bei und schlug bei Mi 3.10.
den Fans harter Gitarren mit einem
solchen Nachdruck ein wie zuletzt I Am Oak
höchstens At The Drive-In vor vielen Jahren. Mittlerweile ist es auch
kein Geheimnis mehr, was für eine
formidable Liveband das Quintett
aus Michigan ist. An diesem Abend
werden sie zudem von drei weiteren
hoffnungsvollen Acts unterstützt. cs
Infos: 0231 17 78 20
KONZERTHAUS
Sa 27.10. 20 Uhr
Madredeus
Dass man Madredeus noch mal auf
der Bühne sieht, war 2009 nicht
denkbar. Damals bestand noch von
Seiten der Mitbegründer Pedro
Ayres Magalhães und Carlos Maria Trindade die Absicht, 22 Jahre
portugiesischer Musikgeschichte ad
acta zu legen. Nun haben sie aber in
Beatriz Nuñez wieder eine Sängerin
gefunden, nachdem Teresa Salgueiro die Band 2006 verlassen hatte.
Jetzt blitzt neben den klassisch angehauchten Gitarrenklängen auch
wieder die Schwere des Fados in ihren Liedern auf. Der Soundtrack für
eine Reise nach Lissabon und einen
Abend im Konzerthaus.
dk
Infos: 0231 22 69 62 00
SCHAUSPIEL
Do 20.10. 19.30 Uhr
La Cantina Adrenalina
Eine Kantine im Theater einer großen Stadt: Die letzten Proben vor der
Premiere des neuen Stücks stehen
an – rege Betriebsamkeit und nervöse Unruhe, denn alles fiebert dem
Abend entgegen, an dem sich der
Vorhang das erste Mal für das neugierige Publikum hebt. Das Schauspiel
Dortmund entführt mit „La Cantina
Adrenalina“ in einen musikalischen
Abend über das Theater und das Leben selbst, Abgrund und Adrenalin,
Bühnen-Euphorie und GarderobenEinsamkeit.
ls
Infos: 0231 502 72 22
Die Reihe Originalton präsentiert
diesen Monat eine Spezialausgabe:
Thijs Kuijken, Mastermind und Kopf
der niederländischen I Am Oak, sorgt
mit seinen vier Mitmusikern für einen verträumten Start in den Herbst.
Die kleinen Songperlen der Band
pendeln stets zwischen Ambient,
Pop und Folk und schreien förmlich
danach, in einem kuscheligen Club
in warmem Scheinwerferlicht vorgetragen zu werden.
bk
Infos: 0203 363 28 82
DJÄZZ
Sa 13.10. 20 Uhr
Peter Pan/The Noids
Nach der Schließung des sozio-kulturellen Zentrums „Fabrik“ in Duisburg 2003 rauften sich Betreiber und
Supporter zusammen und gründeten
den Verein Mustermensch e.V., der
heute als Jugendhilfe von der Stadt
anerkannt ist und seit jeher sich das
Motto unkommerzieller Kultur auf
die Fahnen schreibt. Für das PunkKonzert in Duisburgs Jazz-Keller hat
man mit der „Notgemeinschaft Peter
Pan“ eine rockige Punkband geholt,
deren Texte ungeschminkt derb und
asphaltnah sind.
dk
Auswahl
Auswahl
ESSEN
falschen Entscheidungen getroffen
und alles verloren hat im Leben.
Aber dann geschieht ein Wunder:
Obama am Ende? Die USA vor den Die Prophezeiung scheint sich in
der fernen Heimat zu erfüllen. Eine
Präsidentschaftswahlen
Die Reihe Donnerstagsgespräche Inszenierung von Wolfgang Engel. ls
widmet sich aus aktuellem Anlass Infos: 0201 81 22 200
den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten
Staaten. Stephan Bierling, Jour- MUSEUM FOLKWANG
nalist, Professor für Internationale 29.9.-13.1., Di-So 10-20, Fr 10-22.30 Uhr
Politik an der Universität Regensburg und führender USA-Experte in Im Farbenrausch
Deutschland, blickt auf die vergangenen vier Jahre der Obama-Präsidentschaft und gibt einen Ausblick
auf die kommende Wahl. Welche
Konsequenzen ergeben sich aus den
jeweils möglichen Wahlergebnissen?
ALTE SYNAGOGE
Do 4.10.
bk
Infos: 0201 88 45 218
GRILLO-THEATER
Fr 21.10. 19 Uhr (Premiere)
„Hiob“
Südrussland: Der fromme Jude Mendel Singer (Tom Gerber) lebt mit
seiner Familie auf dem Dorf. Sein
jüngster Sohn ist mehrfach behindert. „Der Schmerz wird ihn weise
machen, die Hässlich¬keit gütig,
die Bitternis milde und die Krankheit stark”, prophezeit ein Rabbi.
Die Flucht ins weltoffene Amerika
lässt Mendel erkennen, dass er die
Max Pechstein, Flußlandschaft, um
1907, © Nachlass Pechstein, Hamburg/
Tökendorf; Foto: Museum Folkwang
Das Museum Folkwang schließt mit
dieser Ausstellung an die Tradition
seiner eigenen Sammlung an, die
von Karl Ernst Osthaus begründet
wurde. In der Ausstellung werden die „Fauves“ der französischen
Kunst den deutschen und russischen
Expressionisten wie auch dem Norweger Edvard Munch gegenübergestellt. Werke von Henri Matisse sind
ebenso zu sehen wie von Kirchner,
Jawlensky und Franz Marc – deutlich werden Stile und Haltungen,
und auch, wie frisch doch diese
Malerei, die hundert Jahre auf dem
Buckel hat, noch heute wirkt.
th
Infos: 0201 884 54 44
STUDIO BÜHNE ESSEN
Di 2.10. 20 Uhr
Von Menschen und Mäusen
Die wohl berühmteste Novelle John
Steinbecks erzählt zeitlos aktuell die
bewegende Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft in einer
krisenhaften Zeit. George und Lennie ziehen als Hilfsarbeiter von Farm
zu Farm. Die beiden verbindet eine
enge Freundschaft, die sie behüten
wie das letzte Stück Menschlichkeit
in einer entmenschlichten Welt. Sie
träumen von einem Stück Land, das
nur ihnen gehört. So ziehen die heimatlosen Tagelöhner durchs Land –
mit ihnen ziehen die Jahre und über
ls
ihnen die Wolken vorüber.
Infos: 0201 55 46 01
THEATER IM RATHAUS
1.-18.10. 19.30 Uhr
Arsen und Spitzenhäubchen
Eine wahrlich schräge Familie: Die
beiden liebenswerten Schwestern
Abby und Martha Brewster vermieten ein Zimmer an alleinstehende,
ältere Herren, denen sie mit ihrer
ganz eigenen, abgründigen Fürsorge begegnen. Das bleibt aber nicht
die einzige Kuriosität, und am Ende
stellt sich die Frage, wer die meisten
Leichen im Keller hat ...
ls
Infos: 0201 24 555 55
ZECHE CARL
Mi 17.10. 20 Uhr
Kilians
Den Kilians ist die Region in und
um Essen wohlbekannt. Alle Bandmitglieder stammen aus Dinslaken,
und ein Bochumer Blogger übergab
seinerzeit eines ihrer Demotapes an
den Tomte-Sänger Thees Uhlmann.
Dieser zeigte sich von dem an die
Strokes erinnernden Rocksound begeistert, so sehr, dass er das aktuelle,
dritte Album „Lines You Should Not
Cross“ auf seinem eigenen Label veröffentlichte. So schloss sich ein Kreis
– vielleicht schließt sich ein weiterer
an diesem Abend in Essen?
Infos: 0201 834 44 10
Von Sehnsucht, Traum und Abenteuer
55. Schwerter Kleinkunstwochen
19. Oktober - 8. November 2012
Rohrmeisterei Schwerte
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Info und Karte
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Kulturbür
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19.10.2012
20.10.2012
27.10.2012
02.11.2012
03.11.2012
Georgette Dee & Terry Truck Schöne Lieder
Nessi Tausendschön Die wunderbare Welt der Amnesie
Sissi Perlinger Gönn dir ne`Auszeit
Anne Haigis Wanderlust
Malediva PyjamaParty!
60
Sonderveranstaltung:
Do. 08.11.2012
Fritz Eckenga Alle Zeitfenster auf Kippe
Veranstalter: „Cabaret Queue Entertainment Dortmund“
in Kooperation mit dem Kulturbüro Schwerte (Karten nur im
Cabaret Queue, an allen bekannten VVK-Stellen, im KulturInfoShop Dortmund und in der Rohrmeisterei Schwerte)
Auswahl
GELSENKIRCHEN HAMM
HERNE
MÜLHEIM
CAFÉ 42
KURHAUS BAD HAMM
KLEINES THEATER HERNE
KUNSTMUSEUM
Fr 5.10.
Fr 26.10. 20 Uhr
So 21.10. 19.30 Uhr
bis 21.10., Di/Mi, Fr 11-17, Do 11-21, Sa/
So 10-17 Uhr
CaféSATZ – Poetry Slam
Der Poetry Slam im Gelsenkirchener
Café 42 ist schon lange eine feste
Größe für etablierte Slammer und
Debütanten. Sogar ein eigenes Buch
zum Slam erschien vor einiger Zeit
beim Cenarius Verlag. Das Besondere am CaféSATZ: Jeder Slam wird
von einem Singer/Songwriter begleitet. An jenem Abend übernimmt
LinasLeber den musikalischen Part.
Der Sieger ergattert wie gewohnt
die möglichst kreativen Spenden des
Publikums. Bestätigte Slammer: Jürgen Ludwig, Zerrin Blumenkind, Jan
Schmidt, Einfach Jens.
bk
Infos: 0209 58 36 88
Nils Petter Molvaer
Erasmus Stein
MUSIKTHEATER IM REVIER
Fr 5./12.10. 20 Uhr
Die Comedian Harmonists
Hendrik Dorgathen
Der Norweger Nils Petter Molvaer
wandelt mit seiner Mischung aus
Soundkonstellationen und Lichteffekten den Konzert- in einen Installationsraum. Digitale Klangfetzen
landen auf Beat-Gerüsten und werden von Molvaers Trompetenspiel
eher atmosphärisch denn melodisch
umsponnen. Viel intensiver kann ein
Jazz-Konzert nicht sein. Und wer
glaubt, natürliche Atmosphäre ginge
nicht mit elektronischen Verstärkern
einher, kann sich hier eines Besseren
ls
belehren lassen.
Infos: 02381 17 55 01
Wenn der Wirklichkeitsverdreher
Erasmus Stein Schere und Papier
zur Hand nimmt, dann passiert auf
der Bühne allerlei kurioser Schnickschnack. Die explosive Mischung
aus Witz und Wunder garantiert
einen verblüffenden Abend. Ganz
egal ob magische Bastelstunde,
spektakuläre Entfesselung, mystisches Gedankenlesen, urkomische
Improvisationen oder verblüffende
Zauberkunst: Nichts scheint hier
ls
unmöglich.
Infos: 02323 91 11 91
Hendrik Dorgathen, der 1957 in
Mülheim geboren wurde und seit
2003 eine Professur an der Kunsthochschule Kassel innehat, gehört
zu den bekannten deutschen ComicZeichnern. Er hat dazu beigetragen,
dass diese Kunst als Kunst anerkannt
und in Museen ausgestellt wird. Im
Zentrum seiner Arbeit steht das
Verhältnis von Mensch und Maschine, daraus entstehen erzählerische
Rückblicke und Science FictionStories auf der Grundlage realer
Probleme. Das Museum in der Alten
Post nobilitiert ihn nun zu Recht als
th
freien Künstler.
Infos: 0208 455 41 38
THEATER AN DER RUHR
Berlin in Zeiten der Weltwirtschaftskrise. Die vergnügungssüchtige Bevölkerung trifft sich auf dem Kurfürstendamm am „Berliner Broadway“.
In dieser Halbwelt mondäner Kleinkunstschickeria entstanden die
frivolen A-cappella-Arrangements
wie „Mein kleiner grüner Kaktus“
und „Veronika, der Lenz ist da“ der
„Comedian Harmonists“. Nah an der
Historie erzählt das musikalische
Schauspiel von Franz Wittenbrink
und Gottfried Greiffenhagen die
Erfolgsgeschichte der Gesangsformation bis zu ihrer Auflösung im
aufkeimenden Terrorregime.
ls
Infos: 0209 4 09 72 00
Mi-So 24.-28.10.
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n{ Uȗ r}rpxÕ j| wn~n xvv~wrtj}rxw|ßxxuÕ
Theaterlandschaft Neues Arabien
Das Projekt „Theaterlandschaft
Seidenstraße“ lädt regelmäßig zu
Streifzügen durch den arabischen
Sprachraum ein. So entstand der
Wunsch, sich in Anbetracht der politischen Umwälzung in der Region
mit den daraus folgenden gesellschaftlichen Veränderungen intensiv
auch in Mülheim auseinandersetzen
zu wollen. Sechs signifikante Theaterproduktionen aus vier Ländern
sind in diesem Jahr eingeladen. Sie
sind hochbrisant, aktuell und von
faszinierender künstlerischer Kraft.
Infos: 0208 599 01 88
MUSIKTHEATER IM REVIER
So 28.10. 18 Uhr
Kolsimcha und die Neue
Philharmonie Westfalen
Sicherlich eines der Highlights beim
diesjährigen Klezmerfestival ist das
Konzert der schweizerischen Band
Kolsimcha mit der Neuen Philharmonie Westfalen. Diese Verbindung
ist kein Zufall, zumal die koscheren
Alpengenossen nicht nur souveräne
Tempomelodien mit der typischen
Klarinetten-Kopfstimme runterreißen können, sondern auch introvertierte Tonfolgen zelebrieren. Mit orchestralem Anschub könnte das für
jeden Hörer eine besondere Erfahrung werden, wenn einstige Hochzeitsmusik sich zu symphonischen
Höhen aufmacht..
ls
Infos: 0209 4 09 72 00
RINGLOKSCHUPPEN
Di 2.10. 20.30 Uhr
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61
Christiane Rösinger & Band
Seit vielen Jahren ist die Berlinerin Christiane Rösinger bereits als
Musikerin aktiv, u.a. in den Bands
Lassie Singers und Britta. Noch erfolgreicher ist sie aber als Buchautorin: Das lakonisch als Sachbuch
beschriebene „Liebe wird oft überbewertet“ sorgte in diesem Jahr in
der Presse und auf diversen Messen
für Aufsehen. Bei der „musikalischen
Lesung“ an diesem Abend gibt es
beides, Rösinger als Musikerin und
als Autorin. Zwei lohnende Abendveranstaltungen in einer – mehr
cs
geht nun wirklich nicht.
Infos: 0208 99 31 60
culture club
RECKLINGHAUSEN
ALTSTADTSCHMIEDE
THEATER OBERHAUSEN
Mi 24.10.
Fr 5./Sa 6.10. 19.30 Uhr
Torsten Sträter
Der Sparkommissar
Foto: Sybille Ostermann
„Der David ist dem Goliath sein Tod“,
das aktuelle Buch vom zweifachen
NRW-Poetry-Slam-Meister Torsten
Sträter, wurde von WDR 2 zum „lustigsten Buch des Jahres“ gekührt.
Sträters liebevoll-detaillierte Texte
atmen die Luft des Ruhrgebiets und
sind nicht selten mit bitterbösem
Humor gespickt. Symbolträchtig
und stets überzeichnet kommen
seine Kurzgeschichten daher. Die
Live-Präsenz des überzeugten Mützenträgers tut ihr Übriges. Gute
Argumente für einen Abend in der
bk
Altstadtschmiede.
Infos: 02361 21 21 2
Foto: Axel J. Scherer
Eine Provinz, in der die Beamten alles tun, um ihr schlechtes Gewissen
in sanften Träumen einzuschläfern.
Jetzt schreckt ein furchtbares Gerücht sie auf. Ein Sparkommissar sei
unterwegs zu ihnen, inkognito, und:
„mit geheimen Instruktionen!“ Das
lässt alle nervös werden. Nikolai Gogols Satire von 1835 ist auch heute
noch ein verblüffend aktueller Kommentar zur Schuldenkrise. Deutsche
Erstaufführung.
ls
Infos: 0208 857 81 84
Andreas Gursky, Bangkok V, 2011, C-Print, 307 x 227 x 6,2 cm (gerahmt),
© Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Courtesy: Sprüth Magers Berlin London
präsentiert: Kunst
AUSSTELLUNG
ANDREAS GURSKY
Andreas Gursky gehört international zu
den wichtigsten zeitgenössischen Fotografen. Zu den Charakteristika seiner Arbeiten
gehört neben der digitalen Bearbeitung der
Farbfotografien auch diepräsentiert:
perspektivische
Kunst
Ambivalenz seiner Motive. Die Ausstellung
zeigt erstmals und exklusiv die neuesten
Arbeiten des Künstlers aus seiner aktuellen
Schaffensperiode.
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4-5, Düsseldorf
Karten vor Ort
trailer verlost 5x2 Karten plus jeweils den
dazu erscheinenden Katalog
E-Mail bis 31.10. an [email protected], Kennwort: Gursky
TURBINENHALLE
So 21.10.
Serj Tankian
bis 13.1.2013
OBERHAUSEN
LUDWIGGALERIE
bis 13.1., Di-So 11-18 Uhr
Marilyn Monroe – in Fotografien
IMPRESSUM
Herausgeber: choices Verlag
Joachim Berndt, Büro Köln
Maastrichter Str. 6-8, 50672 Köln
E-Mail: [email protected]
Tel. 0221-27252-60, Fax: -88
Redaktion: Maren Lupberger (v.i.S.d.P.),
Christian Meyer
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Silvia Bahl, Frank Brenner, Lutz Debus, Hartmut Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas
Hirsch, Tom Jost, Dawid Kasprowicz, Klaus
Keil, Benjamin Knoll, Thomas Linden, Sergej
Maier, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian
Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Kerstin
Maria Pöhler, Betty Schiel, Anna Schiff, Lena
Schimmelpfennig, Anke-Elisabeth Schoen,
Frank Schorneck, Sebastian23, Christian
Steinbrink, Ann Katrin Thöle, Olaf Weiden,
Christian Werthschulte, Hans-Christoph
Zimmermann
Projektleitung:
Rüdiger Schmidt-Sodingen
Grafik: Dominik Empl, Michael Hennemann,
Martin Johna, Mira Moroz, Wilhelm Schmidt
Anzeigenverwaltung: Berndt Media
Dr.-C.-Otto-Str. 196,
44879 Bochum
E-Mail:[email protected]
Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91
Buchhaltung: Karin Okniewski
Alle nicht gesondert gekennzeichneten
Bilder sind Pressefotos.
Allan Grant, Marilyn Monroe, 6. Juli
1962, Foto, © Allan Grant, courtesy
Sammlung Reichelt und Brockmann,
Mannheim
Zu sehen sind rund 100 Aufnahmen
von sechs Fotografen, die den Zeitraum von 1949 bis 1962 umspannen
und dabei ebenso etwas über die unterschiedlichen Stile der Fotografen
mitteilen, wie sie viel über Marilyn
Monroe und den Prozess ihrer zunehmenden Berühmtheit berichten.
Den Abschluss der Ausstellung bildet
Monroes berühmte letzte Fotosession vor ihrem Tod, aufgenommen
von Bert Stern. Parallel dazu zeigt
Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen bis Dezember Collagen von Olaf
Stöhr mit und zu Marilyn Monroe. th
Infos: 0208 455 41 38
Foto: Robert Sebree
Der Ex-System Of A Down-Frontmann ist umtriebig wie eh und je.
Erst im Juli erschien sein neues Album „Harakiri“, welches der gebürtige Armenier als „das schnellste
Punkrockalbum seit System Of A
Down“ bezeichnet. Wie gewohnt
finden auch auf dem neuen Output
aktuelle weltpolitische Themen ihren
Platz. Im Zuge seiner ausgedehnten
Welttournee kommt Tankian auch
für ein Konzert in die Ruhrstadt.
Passend eröffnet wird der Abend von
den stilverwandten Viza.
bk
Infos: 0208 25050
ZENTRUM ALTENBERG
Sa 6.10. 20.30 Uhr
5 Bugs
Time to say goodbye. 11 lange Jahre galoppierten Drums zu sommerlichen Powerchords. Nun legen sich
5 Bugs am Ende dieses Jahres selbst
zu den Akten. Die Berliner Jungs hatten es nie ganz leicht. Für die einen
waren sie die bessere Antwort auf
amerikanische
Pop-Punk-Größen
wie blink-182, für die anderen nur
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irgendeine weitere Band im Windschatten des Punk-Revivals. Wie das
Urteil auch ausfällt, eins ist klar: 5
Bugs werden sich auf ihrer „Mit
Pauken und Trompeten“-Abschiedstour gewohnt lautstark verabschieden. Vorband sind No One’s Choice
aus Bottrop.
bk
Infos: 0208 85 97 80
WITTEN
MÄRKISCHES MUSEUM
bis 4.11., Di-So 12-18 Uhr
Charles Wilp – The Power of Images
Charles Wilp, Collage, © Nachlass
Wilp, courtesy Märkisches Museum
Witten
Der 1932 in Witten geborene, 2005
in Düsseldorf gestorbene Charles
Wilp gehört zu den schillernden
Künstlerpersönlichkeiten der 1960er
und 1970er Jahre. Er wurde im Umfeld der Düsseldorfer Werbebranche berühmt, war auch im Umfeld
der Künstlergruppe ZERO aktiv und
widmete sich in seiner künstlerischen Arbeit der Weltraumfahrt.
Das Märkische Museum stellt die
Facetten dieses Werkes vor; parallel
dazu ist eine Schau im ehemaligen
Wasserwerk in der Ruhrstraße 110
zu sehen, dem Charles Wilp Space,
ebenfalls in Witten.
th
Infos: 02302 581 25 50
Mag
genbi
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Ausblick
ENDSTATION KINO BOCHUM
22.-25.11., Blicke aus dem Ruhrgebiet
Gerd Poehlmann/pixelio.de
Ruhe vor dem Sturm
RainerSturm/pixelio.de
Die kulturpolitische Hängepartie
20 Sekunden Ruhm
So schnell kann es gehen. Schon sind 20 Jahre Festivalkultur im Ruhrgebietsfilm vorübergegangen. Gabi Hinderberger und ihr Team könnten sich
beim 20. Blicke-Festival reichlich feiern lassen mit Staraufgeboten und
Roter-Teppich-Brimborium, aber da Ende November im Bahnhof Langendreer der Film im Vordergrund stehen soll, werden sie das wohl sein lassen.
Die Jubelreden werden also kurz gehalten und stattdessen auf eine Premiere beim Blicke-Festival verwiesen. Denn – so viel Selbstreferenz darf dann
doch sein – beim 20. Mal wird es das Festival „20 Sek. meine Stadt“ geben.
Unter diesem Motto waren alle aufgerufen, 20 Sekunden bewegter Bilder
aus ihrer Wohn- oder Heimatstadt aufzunehmen und sie der Kommission
zu schicken. Der Kompromiss an die neuen Medien und die Omnipräsenz
des Films geschieht also nicht ohne Vorauswahl. Bis zum 9. September
konnten die kurzen Filme eingereicht werden, ab dem 15.10. werden sie
dann auf der Seite des Festivals hochgeladen, wo das Publikum letztendlich per Mausklick darüber entscheidet, welche 20-Sekunden-Impressionen
beim Festival gezeigt werden sollen. Darüber hinaus werden auch in diesem
Jahr wieder sechs Preise vergeben, darunter der Publikumspreis und der
trailer-Querdenker-Preis.
dk
DIVERSE ORTE IN DORTMUND UND UMGEBUNG
24.11.-1.12., Favoriten 2012
Zweites Mal Stadteroberung
Selten hat ein Wechsel in der künstlerischen Leitung solch einen Effekt gehabt wie vor zwei Jahren beim Dortmunder Favoriten-Festival. Mit der Dramaturgin der Volksbühne Berlin Aenne12 über die Stadtgrenzen Dortmunds
hinaus renommierte Off-Stätten wie den Mülheimer Ringlokschuppen oder
das Essener PACT anziehen. Es bleibt zu hoffen, dass man auch weiterhin
nicht nur Off-Präsentationsbühne ist, sondern dieses Interaktionspotential
ausbauen kann.
dk
Infos: 0231 47 42 90 42
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Von Peter Ortmann
Ganz langsam schiebt sich das kleine Wölkchen ganz hinten am Horizont aufs azurblaue Tableau. Möwen setzen sich kreischend auf die
Kante zwischen Meer und Land. Träge rolle ich noch einmal um die
eigene Achse, beobachte die eigentlich riesigen Vögel, ein Schluck aus
der Buddel Süßwasser, ein fauler Sonntag am Stand neigt zäh sich dem
Ende entgegen. „Haben wir eigentlich einen Schirm dabei?“ Die nebenan gestellte Frage erzeugt erst einmal Heiterkeit bei strahlendem Sonnenschein und dem klitzekleinen Wölken dahinten an der Grenze zwischen Himmel und ... Hölle? Aus dem schnuckeligen weißen Schäfchen
war kurzerhand eine dunkelgraue Wand geworden, die atemberaubend
schnell ... und da fliegt das zweite feuchte Handtuch auch schon in
die entgegengesetzte Richtung. Das unangekündigte Tief drängt mit
Macht und schlagartig drängen alle Strandbenutzer heimwärts, raffen Kind und Kegel, Sonnenschirm und Badehandtücher, die Jüngsten
krähen, die Eltern keifen. Wetter hat eine unheimliche Macht, wenn
es will und wohl alle Sonnenanbeter den rituellen Schnaps für Petrus
vergessen haben. Nun droht der Urlaubsinfarkt.
An der Ruhr droht derweil der Kulturinfarkt. Ganz langsam schiebt sich
ein Gerücht auf das strahlende Glanzbild einer Metropolregion, die Metropole sein will, aber wohl auch den Regenschirm vergessen hat und
nun aufgeregt in der veregneten Mittelmäßigkeit baden gehen will. Zumindest, wenn man dem Tenor bei der 1. Kulturkonferenz Ruhr in Essen
glauben sollte. Dort zogen Wolken auf gegen die Selbstbeweihräucherung einer Region, die es einfach nicht schafft, mit dem klarzukommen,
was sie an Kultur hat, und die sich beständig weigert, die seit Jahren
bekannten Tatbestände fröhlich und ohne Groll zu akzeptieren. Dafür
braucht es auch kein Unheil verkündendes Orakel aus der Schweiz.
Das wissen wir selbst. Populist Pius Knüsel will die Region kulturell in
den Gewitterschauer stellen. So what. Wir haben chinesische Regenschirme! Wo er Recht hat ist Ödland, da brauchen wir vielleicht den
Frisch’schen Grafen Öderland. Dass das Ruhrgebiet nicht bedeutend
werden konnte durch die Kulturhauptstadt, das haben Wissende (auch
ich natürlich) lange vorher gewusst. Leider.
Kommen wir noch einmal zum unberechenbaren Wetter. So ein Gewitter soll ja eigentlich reinigend sein – für die Luft. Blöd nur, wenn man
keinen Sauerstoff mehr zum Atmen hat. Die etablierten Kunst- und Theaterhäuser saugen den nämlich geschickt ab, die heilige RuhrTriennale
nimmt es nicht nur direkt vom Steuerzahler, sondern auch noch keck
über Umwege von der Kunststiftung NRW. Die will ja das Besondere
fördern und da scheint alles recht, wofür man bei Premieren kostenlos
in der ersten Reihe sitzen darf. Eigentlich will sie ja laut Satzung auch
zu mehr Wagnis und Qualität in Kunst und Kultur herausfordern. Davon merken viele der Kulturschaffenden in NRW nix, der Vertreter der
Freien Szene im Ruhrgebiet blieb der Kulturkonferenz in Essen gleich
fern. Dort hätte er vom Bochumer Kulturdezernent Michael Townsend
immerhin erfahren können, dass die Freie Szene „jetzt dran ist.“ Das ist
ziemlich doppeldeutig, finde ich. Ein Schnaps für Pallas Athene.
BERNARD SCHULTZE
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19. Okt. 2012 – 20. Jan. 2013
MKM Museum Küppersmühle, Duisburg
WWWMUSEUMKUEPPERSMUEHLEDE
Bernard Schultze, Rot poltert herab, 1989 (Ausschnitt), MKM Museum Küppersmühle, Sammlung Ströher, © VG Bild-Kunst Bonn, 2012 / Foto: Olaf Bergmann, Witten
Das Museum Küppersmühle freut
sich über die Unterstützung von

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