echanischer usik - der Schweizer Freunde Mechanischer Musik
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echanischer usik - der Schweizer Freunde Mechanischer Musik
chweizer reunde echanischer Ausgabe Nr. 119 • April 2014 usik Journal SFMM Schrift: Bernhard Modern Std, Roman Überarbeitete Variante, eingemittet 4. Juli 2011 ■ Ein spezieller Vogel von Bontems ■ Anton Pieck, ein Drehorgel-Maler ■ Wie man Blechplatten selber reparieren kann Hochkarätige Orchester-Walzenspieltisch mit 6 Wechselzylindern, um 1880 Vermutlich von Heller. – Zylinderbreite: 66 cm! – In exzellent restauriertem Zustand! (€ 30.000 – 45.000) Bewegliches Hafen-Bild mit Musikwerk In sehr gut funktionierendem Zustand! (€ 2.000 – 3.000) Singvogeldose in versilbertem Gehäuse von »Karl Griesbaum«, um 1950 (€ 3.000 – 5.000) »Reginaphone Mod. 150« Seltene Kombination von Plattenspieluhr und Phonograph. Funktioniert sehr gut! (€ 3.500 – 5.000) Willkommen zu unserer 129. Spezial-Auktion! »Mechanische MusikInstrumente & -Automaten« Seltener Münz-PhonographenAutomat »Edison«, 1901 Gut funktionierender Originalzustand. Extrem selten: Nur 14 Stück weltweit bekannt! (€ 15.000 – 25.000) 24. 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Beisitzer Raphael Lüthi Hauptstrasse 10 D-79183 Waldkirch-Kollnau Tel. 0049 7681 493 70 27 E-Mail: [email protected] Kassiererin Barbara Bürgler Zehntenstrasse 31, 8800 Thalwil Tel. 044 720 78 09 E-Mail: [email protected] Ehrenpräsident Fredy Künzle Bürgistrasse 5, 9620 Lichtensteig Tel. 071 988 37 66 E-Mail: [email protected] Internet / E-Mail Peter X. Bürgisser Im Junkholz 42 4303 Kaiseraugst Tel. 079 320 55 31 E-Mail: [email protected] Redaktion Irina Selivanova, Hansjörg Surber Hunyadi köz 28, HU-8315 Gyenesdiás Tel. 0036 30 602 6868 E-Mail: [email protected] [email protected] Druck Gutenberg Druck AG Sagenriet 7 8853 Lachen SZ Tel. 055 451 28 11 Fax 055 451 28 12 E-Mail : [email protected] Bankverbindung Postcheckkonto: 85-667192-3 IBAN:CH28 0900 0000 8566 7192 3 BIC: POFICHBEXXX Redaktions- und Anzeigenschluss Impressum 28.2.; 30.6.; 30.10. Inserate Privatinserate für Mitglieder : gratis Geschäftsinserate : Rückseite: (ganzes Jahr = 3 Ausgaben 1 Seite : 1/2 Seite : 1/4 Seite : Beilagen : CHF 250.00 CHF 700.00) CHF 180.00 CHF 100.00 CHF 60.00 CHF 180.00 Jährliche Mitgliederbeiträge Einzelmitglieder CHF 60.00 Doppelmitglieder CHF 80.00 3 Editorial Liebe SFMM- Mitglieder Der Winter ist ja mittlerweile mechanisch-musikalisch nicht mehr ganz ereignislos, die Drehorgel-Wintertreffen und Drehorgel-Kirchenkonzerte werden immer zahlreicher. Für anderweitig Interessierte finden ja auch die meisten Auktionen in der Winterzeit statt, speziell vor Weihnachten. Nach Weihnachten kann man sich dann Zeit nehmen, die Trouvaillen genauer unter die Lupe zu nehmen und voller Stolz – manchmal auch etwas enttäuscht – ins Gestell zu den restlichen Sammlungsobjekten zu stellen. Wir leben seit nunmehr fünf Jahren etwas entfernt von Westeuropa und können nicht mehr an alle Anlässe und Auktionen fahren. Unsere Sammeltätigkeit ist jedoch noch ungebrochen, und wir haben in diesem Zusammenhang eine Entwicklung beobachten können, mit welcher wir uns früher eher am Rande befasst haben: den Internethandel und die Internet-Auktionen. Diese Plattformen, so der Eindruck, konnten und können eine starke Zunahme im Angebot und auch in der Nachfrage verzeichnen. Es ist erstaunlich, welche Raritäten und wie viele erstklassige Instrumente über das Internet angeboten werden, nebst vielem «Schrott» natürlich. Noch erstaunlicher erscheint uns aber die Tatsache, dass zum Teil Spitzenpreise erzielt werden, sodass man als gewöhnlich Sterblicher nicht mehr mithalten kann. Es wäre natürlich erfreulich, wenn sich das allgemeine Preisniveau in unserem Sammelgebiet wieder etwas heben würde. Wir haben uns in den letzten fünf Jahren einige wirklich tolle Stücke anschaffen und unsere Sammlung qualitativ aufwerten können. Die Zukäufe stammen zu etwa 80 % aus dem Internet, der Rest aus Osteuropa. Persönlich habe ich im Internet bisher noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Der Ablauf ist reibungslos, man kann in der Regel auch gute Kontakte zum Verkäufer aufbauen. Wir haben auf diesem Weg schon viele interessante Bekanntschaften gemacht. Das Hauptproblem ist erfahrungs 4 gemäss der Versand respektive die richtige Verpackung. Es fand sich jedoch immer eine Möglichkeit, die Trouvaillen unbeschadet zu uns zu schicken. Am Anfang ist man etwas skeptisch, vorsichtig und fängt mit kleinen Sachen an. Wir möchten aber doch allen aktiven Sammlern, welche sich bisher noch nicht ans Internet gewagt haben, Mut machen. Nun noch etwas aus dem Nähkästchen der Redaktion : Erfreulicherweise sind uns in letzter Zeit wieder vermehrt Beiträge zugesandt worden. Damit ist ein entsprechend anspruchsvolles und anerkanntes Journal entstanden. Wir meinen, es ist im Interesse aller Mitglieder, das nun erreichte gute Niveau zu halten. Wir sind deshalb immer sehr interessiert an Berichten, welche wirklich etwas Neues bringen und auch an entsprechenden Anfragen von potenziellen Autoren. Dies ist gewiss kein einfaches Unterfangen, wurde doch in den letzten Jahrzehnten das Gebiet der mechanischen Musik gut durchforstet und bearbeitet. Für unser Journal gilt aber auch, die verschiedenen Interessen aller Mitglieder gleichermassen zu berücksichtigen. Deshalb müssen wir uns vorbehalten, den einen oder anderen eingesandten Artikel nicht zu veröffentlichen, insbesondere, wenn schon genügend Material vorliegt. Potenzielle Autoren von Berichten über Drehorgeltreffen möchten wir ermuntern, doch zum Beispiel auch einmal interessante Hintergründe über den Ort des Treffens, dessen Architektur oder Geschichte, oder auch über persönliche Erfahrungen zu schreiben. Denn nicht wahr: Die Berichte über das Wetter, das Essen, die Anzahl Teilnehmer und deren Orgeln ähneln sich immer, egal wo das Treffen stattfindet. Viele Treffen finden jedoch an durchaus geschichtsträchtigen Orten statt, über die es viel zu berichten gäbe. Man findet ja heute eine Vielfalt an Informationen auch im Internet. Die Arbeit der Redaktion wird mit der Vielzahl der eingesandten Berichte nicht einfacher. Es gilt, alle Berichte durchzulesen, allenfalls zu korrigieren, zu ergänzen und zu bearbeiten, die Bilder zuzuordnen, Rücksprachen mit den Autoren zu nehmen usf. Und dies in kürzester Zeit nach dem Redaktionsschluss. Es ist uns deshalb einmal mehr ein wichtiges Anliegen, darauf hinzuweisen, dass wir nur elektronisch in einer zu bearbeitenden Word-Datei eingesandte Beiträge entgegennehmen können. Heute hat jedermann, auch Personen, welche keinen eigenen PC besitzen, Zugang zu einem Computer. Gescannte Berichte und Fotos (Ausnahme: Historische Aufnahmen) sowie pdf-Dateien und insbesondere auf schriftlichem Weg eingereichte Berichte müssen wir leider zurückweisen, weil sie nicht verwertbar sind. Sie entsprechen auch nicht den uns vorliegenden Richtlinien der Druckerei. Fotos sollten für einen anständigen Druck in einer Grösse von mindestens 1 MB vorliegen und in se- paraten jpg-Dateien geschickt werden, optimal jedoch bereits dem Text zugeordnet, z. B. mit einer Bildlegende. Wir haben schon mehrfach, erstmals im Heft 103 vom August 2008, auf diese Problematik hingewiesen. Und noch ein Hinweis: Wenn Sie sich damit beschäftigen, über einen Anlass zu berichten, denken Sie auch beim Fotografieren daran, welche Sujets geeignet sind für eine Veröffentlichung und wählen Sie bei Ihrer Kamera eine ausreichende Bildgrösse. Sie helfen damit, uns die Arbeit zu erleichtern und tragen wesentlich auch zu einem optisch ansprechenden Journal bei, an dem auch Sie als Autor Freude haben. In diesem Sinne muntern wir alle Mitglieder auf, weiterhin aktiv zum guten Image unseres Vereins beizutragen. Ihr Redaktionsteam Irina und Hansjörg Surber Anz-WOS_JB-148,5x105-4c-0214_Finish 19.02.14 11:46 Seite 1 Besuchen Sie den Orgelbauersaal der Waldkircher Orgelstiftung ...hier dreht sich was! Gewerbekanal 1 · 79183 Waldkirch · Telefon 0 76 81 / 93 96 www.waldkircher-orgelstiftung.de Jäger & Brommer Meisterwerkstatt für Orgelbau Orgeln für Gott & die Welt Gewerbekanal 3 · 79183 Waldkirch · Tel. 07681 3927 · Fax 07681 9370 [email protected] · www.waldkircher-orgelbau.de · www.jaegerbrommer.de 5 «Lied des Silbervogels» Bontems’ freistehender Vogel (Genehmigte Übersetzung durch André Ginesta des Artikels in « Mechanical Music » vom November/Dezember 2011. Herzlichen Dank an Christian Eric und « Musical Box Society International» für die Erlaubnis der Publikation) Christian Eric Fotoschutz: Christian Eric Seit den frühesten Zeiten der aufgezeichneten Geschichte versuchte der Mensch mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, bewegliche Kopien seiner selbst wie auch von Vögeln und anderen Tieren herzustellen. Foto M: Der Autor mit den Jaquet-DrozAutomaten in der Schweiz 1982 Eine der ersten Verkörperungen eines automatischen Vogels wurde gebaut durch den griechischen Mathematiker des 4. Jh. Archytas von Tarentum, einem Zeitgenossen von Plato. Der Automat, den er behauptet, gebaut zu haben, war bekannt als « Die Taube » (auch manchmal « Der höl- die eine Taube nachahmen. Tatsächlich wäre es eine schwierige Sache, den « Gesang » einer Taube nachzuahmen. Nach 2000 Jahren ist es zudem unmöglich zu erfahren, wie die Taube sich dem Publikum des 4. Jh. präsentierte. Es gibt Berichte von wunderlichen und mysteriösen Automaten von vielen anderen Herstellern, aber wir besitzen keine existierenden Beispiele dieser frühen Kreationen, welche aufzeigen könnten, wie erfolgreich diese waren oder eben nicht. Wir sind aber glücklich, dass wir einige jüngere Beispiele haben aus dem späten 18. Jh, welche die Genialität solch grosser Künstler der Mechanik beweisen. Foto N: Dieses Foto eines Marguerat-Mechanismus zeigt eine typische Vogeldose-Anordnung zerne Vogel » genannt) und soll angetrieben worden sein durch einen Windstoss! Es gibt verschiedene Aussagen über seine Fähigkeiten. Einige Berichte sagen, dass er fliegen konnte, während andere ausführen, dass er hüpfen konnte von einem Zweig zum andern. Ich habe keine Forschungsergebnisse gefunden, die aussagen, dass dieser Vogel auch Geräusche machen konnte, 6 Der Öffentlichkeit gezeigt wird im Musée d’Art et d’Histoire in Neuchâtel / Schweiz ein einmaliges Beispiel, die fantastischen Automaten von Pierre Jaquet-Droz. Die drei dortigen Automaten sind immer noch funktionstüchtig und hören nicht auf, das Publikum zum Staunen zu bringen mit ihren Fähigkeiten. Als ich vor Jahren das Museum besuchte, war ich glücklich, an Foto A : Unrestaurierter Motor ohne die ausgebauten Blasebälge, Sicht von der Seite einer privaten Vorführung teilnehmen zu können, um diese Automaten zu beobachten. (Foto M) Jaquet-Droz ist auch verantwortlich für die Entwicklung des Mechanismus, der zum mechanischen Vogelgesang führte, der uns noch heute erfreut. Das rare Stück, Grund für diesen Artikel, kam in meine Werkstatt zur Restaurierung. (Foto E) Trotz all der vielen Vogelrestaurierungen, die ich getätigt habe, wurde mir sofort klar, dass es sich bei diesem Automaten um etwas Spezielles handelte, mechanisch einmalig. Der Leser mag sich fragen, was ein erfahrener Restaurierungsspezialist rar findet oder abnormal bei einem solchen Automaten. Grundsätzlich hat ein Erbauer eines Singvogelmechanismus ein zusätzliches Gestaltungsproblem zu lösen, wenn er sich mit einem freistehenden Vogel beschäftigt. Der Fabrikant einer typischen einfachen rechteckigen Vogeldose kann den Platz vorsehen für den Blasebalg, die Nockenscheiben und alle anderen verschiedenen technischen Teile, die den Vogelautomaten zum Spielen bringen. (Foto N) Natürlich Foto P: Typischer Kettenantrieb eines Sektionalkammwerkes von ca. 1815 . Man sieht die Extrateile, die nötig sind für einen Ketten-Mechanismus. Dieses Werk hat einen fusée-Zapfen, ein Federhaus und eine Kette, statt ein einfaches Federhaus allein, das in einem typischen Vogeldosen-Mechanismus verwendet wird. 7 Foto B: Unrestaurierter Motor im Vogelkörper, Sicht von oben Foto C: Unrestaurierte Flöte. Ein dünner Hebel war fixiert an der Platte, an der die Flöte mit viel Lötmasse angebracht wurde. ist diese Aussage etwas salopp, da die meisten, die das Innere einer Vogeldose gesehen haben, wissen, dass es sich um recht komplizierte Apparate handelt. Von einer durchschnittlichen Griessbaum- bis zu einer feinen, komplexen Bruguier-Dose mit einem Schneckenantrieb sind diese kleinen Erfindungen alles andere als einfach. (Foto P) Im Falle eines freistehenden Vogels ergibt sich das zusätzliche Problem, dass der Einbau in eine sehr schmale, eigenwillig geformte Hülle erfolgen muss. (Foto A) Generell liegt das Hauptproblem der mechanischen Singvögel immer darin, wie viel Kraft dem Mechanismus zugedient werden kann. Wir haben nicht nur einen eingeengten, konisch geformten Platz bei diesem Exemplar, wir haben einen Vogel, der mehr kann als nur zu zirpen, er bewegt seine Flügel, dreht seinen Kopf, bewegt seine Zunge und dies alles, während er singt! Theoretisch ist der Innenraum nicht gross genug, um die Kraft zu erzeugen, die nötig ist, um den Vogel singen und all die anderen Tricks machen zu lassen, welche der Erbauer von ihm verlangt. Trotzdem hat dieser sein Ziel erreicht. Ich bin in meinen bisherigen Restaurierungen nie auf etwas wie diesen freistehenden Vogel gestossen. Über die Jahre haben meine Frau Kathleen und ich vielen automatischen Dingen, die gelitten hatten unter gutgläubigen, aber schlecht ausgerüsteten Reparateuren, wieder Leben eingehaucht. Um fair zu sein, ist festzustellen, dass es kaum Literatur gibt, um bei der Restaurie- 8 rung solcher Objekte zu helfen. Die unter uns, die eine lange Erfahrung haben mit dem Restaurieren von Musikdosen, haben am ehesten eine Chance, dies erfolgreich zu tun. Unsere Werkstätten sind normalerweise ausgerüstet, um Getriebe, Lager, Hebel usw selbst herzustellen. Zudem haben wir eine analytische Neigung und Neugier, um festzustellen, wie diese Gegenstände hergestellt wurden. Trotzdem kann es eine frustrierende Arbeit sein. Zeit, Abnutzung, schlechte Reparaturversuche in der Vergangenheit sowie entfernte oder schlecht reparierte Teile tragen ihren Teil bei zu den Schwierigkeiten bei der Reparatur. Der vorhandene Apparat war sicher keine Ausnahme bezüglich dem, was ein Objekt erleiden kann durch Zeit und Geschichte. Ein anderer Faktor der Restaurierung ist die Summe von Missbräuchen, welche ein Objekt erleiden kann durch unerzogene, unbekümmerte, ungeschickte oder aber auch neugierige Jugendliche. Allzu oft werden feine Objekte durch unwissende Besitzer als Kinderspielzeug betrachtet. Wir Sammler wissen, dass es tatsächlich Spielzeuge sind, aber es sind eben Spielzeuge für Erwachsene! Als Spielzeuge riskieren diese, mit wenig Verständnis benützt zu werden bezüglich richtigem Gebrauch und Handhabe und somit ohne Verständnis für deren nötige Pflege und deren potenziell historische Bedeutung. Dieser « Silbervogel » wurde ca. 1870 durch die Pariser Fabrik gebaut, welche durch Blaise Bontems gegründet wurde. Bontems konzentrierte sich während seiner ganzen Foto Q : Mechanismus des Bontems-Singvogels in der Dose. Dies ist der Inbegriff des Mechanismus, der weltweit bekannt ist als der Prototyp von Bontems. Diesen Mechanismus findet man auch in den «Nachtigall-Dosen». (Siehe Foto R) Karriere auf Automaten und speziell auf Vögel. Er war bekannt dafür, dass er die spezifischen Lieder verschiedener Spezies genau kopierte. Während Beweisversuche dafür allgemein eher an Anekdoten erinnern, kann ich dies mit einigen Objekten aus meiner Bontems-Sammlung beweisen, im speziellen mit einer Gruppe von Dosen, die der Sammler als «Nachtigalldosen» kennt. Das sind Werke, die den Vogelgesang erzeugen und deren Mechanik in quadratischen Holzdosen untergebracht ist, die in der Mitte des Deckels einen Traggriff haben. Sie besitzen keinen mechanischen Vogel, sondern versuchen allein, den spezifischen Vogelgesang zu erzeugen. Ich habe verschiedene Vermutungen gehört über den effektiven Verwendungszweck für diese Dosen, wobei mich mit einer Ausnahme keine richtig überzeugt hat : Die Verwendung hinter der Bühne eines Theaters, um Vogelgesang für das Schau- Foto R : Drei «Nachtigall-Dosen»,ca. 1920 , markiert « 20 th Century Fox». Die SilberSchilder auf dem Deckel zeigen, dass die Dose der Gruppe am Boden links «die Amsel» repräsentiert, oben in der Mitte ist «der Buchfink» und rechts «der Wobbler». Vorne ist ein Beispiel des Mechanismus, der sich in der Dose befindet. 9 Foto E: Seitenansicht des Vogelmechanismus spiel zu produzieren. Diese Vogelstimmen wurden weiterverwendet während der Stummfilmzeit und sogar bis in die Tonfilmzeit. Meine kleine Sammlung besteht aus fünf dieser Dosen. Jede Dose hat einen Stempel: « 20th Century Fox Film Corporation» und trägt ein Schild, das festhält, welcher Vogelgesang gespielt wird, z.B. Wobbler, Nachtigall, Buchfink, Amsel und Kanarienvogel, womit der Beweis erbracht ist. (Fotos R & Q) Als ich den Silbervogel zur Reparatur erhielt, war meine erste Vermutung, dass er eine Art Drossel darstellt. Bei der konsequenten Forschung nach bekannten, freistehenden Vögeln wurde auf zwei Vögel verwiesen, welche von Bontems in den späten 1860er oder in den 1870er Jahren gebaut wurden und welche zu korrespondieren scheinen mit dem vorliegenden Exemplar, mit Ausnahme der Vogelart. Die zwei erwähnten Vögel wurden «rote Prachtmeisen» genannt. Die Suche hat mich zur Überzeugung gebracht, dass dies eine falsche Aussage war. Ich habe viel Zeit verwendet, um sehr viele Vogelgesänge zu hören und habe auch die physikalische Art der Vögel studiert. Von den Beschreibungen und Aufnahmen habe ich darauf geschlossen, dass dieser Vogel eine « Singdrossel» darstellt, da seine Körpergrösse und Form, wie auch sein Gesang, am ehesten einer Singdrossel entsprechen, viel eher als einer roten Prachtmeise. Falls jemand mit besseren Kenntnissen in Ornithologie meint, dass ich einen Fehler gemacht habe, soll er mich das bitte wissen lassen! 10 Was die Restaurierung dieses Vogels betrifft, hat diese einige Anforderungen an uns gestellt, wie man sehen kann anhand des Fotos des Mechanismus. (Foto B) Obwohl es klar war, dass er in den letzten 140 Jahren durch mehr als nur zwei Hände von Restauratoren gegangen war, hat er nur eine Reparaturmarkierung. Diese Markierung befindet sich an der sichtbaren Hauptplatte des Motors und lautet wie folgt: Réparé par Salmon, 1 rue De Buis, Genève, Suisse, 1937. Es bestanden die typischen Lagerabnützungen, die Korrosion von verschiedenen Teilen usw Verschiedene kleine Teile waren beschädigt und mussten neu hergestellt werden. Der klare erste Teil der Restaurierung bestand darin, neue Blasebälge anzufertigen als Ersatz derer, die vielleicht vor etwa 20 Jahren hergestellt wurden durch jemanden, der wohl nur ein Stück Holz besass und ein Elektrowerkzeug! (Foto E) Das Resultat dieser Bemühungen wurde dann mit einem dicken Plastik umhüllt, erinnernd an Material, das man für einen billigen Schirm verwendet. Ich glaube, es ist korrekt zu sagen, dass sich der Vogelgesang wohl nicht verbessert hat mit dem blauen Plastik-Blasebalg! Dieses Problem mussten wir zuerst lösen, und mein Sohn Arn hat es übernommen, ein erstklassiges Set von Blasebälgen zu bauen für den sehr speziellen Platz im Vogelleib. (Foto H) Die nächste Anforderung war das Öffnen des Mechanismus und das Verschliessen des Ventils für die Flöte. Der Vogel hat total zwölf Nockenscheiben, acht bewegliche, Foto G: Sicht 1 des kompletten Mechanismus nach der Restaurierung Foto H: Sicht 2 des kompletten Mechanismus nach der Restaurierung drei fixierte und eine Schneckenscheibe. (Foto F) Die Flöte wird kontrolliert durch eine der beweglichen Nockenscheiben. Ein kleiner Hebel war fixiert auf der Platte, auf der die Flöte befestigt war mit grossen Mengen Lötmittel. (Foto C) Wir beschlossen, dass eine neue Platte nötig ist, weil die alte Platte nicht mehr nutzvoll war. Wir lieben ja Herausforderungen! Das Resultat unserer Arbeit zeigt Foto G. Von hier an konnte die Restaurierung mehr oder weniger wie üblich weitergemacht werden: Justieren, Polieren, Ölen, und schlussendlich brauchte es noch einige weitere Tage, um den nun restaurierten und funktionierenden Blasebalg-Mechanismus in den Vogelkörper einzubauen. (Fotos H und O) Wir haben uns lange gewundert über die Genialität dieser Mechaniker der alten Zeit, sich ein solches Projekt auszudenken und es zu vollbringen während einer Zeit, als der Inhalt einer Werkstatt sehr primitiv war, aus heutiger Sicht eher inexistent. Überlegen wir uns, wie viel Zeit gebraucht wurde, um nur schon die Basismaterialien zu finden. Wo fand eine Person ein Stück Messing, Stahl oder ein feines Stück Zie- Foto O: Die zwei Hälften des Vogelkörpers werden zusammengeführt über dem Mechanismus 11 Foto D: Nahaufnahme des Motors zeigt den Regulator (unten rechts) und den Nockenscheibenstapel 12 genleder? Zudem musste das Ziegenleder die richtige Dicke für diese speziellen Blasebälge haben! Messing und Stahl kann man wohl heute leicht in einem gut ausgerüsteten Baumarkt finden, wie fast jede Stadt heute einen besitzt. Aber ein qualitativ erstklassiges Ziegenleder ist immer noch schwer zu beschaffen. Und wie ist es mit Schrauben der richtigen Grösse? Fast jedes Teil, auch Schrauben, mussten selbst hergestellt werden. Für viele der Artikel, die ich restauriere, gibt es keine Standardgrössen. Daher schätze ich die Herausforderungen, mit welchen die Schöpfer dieser Stücke kämpften, da ich mich mit den gleichen Problemen auseinander setze wie diese sie hatten. Ich tue dann das Gleiche wie sie, d.h., ich stelle, falls nötig, Teile selbst her. Aber diese Erfinder waren dabei sich selbst überlassen, ganz klar! sich viermal vertikal verschieben, um ein komplettes Vogellied zu singen. (Foto D) Bei diesem Stück hat Bontems eine einfache, gängige Walze verwendet, welche den Federantrieb beinhaltet, der den Mechanismus in Bewegung setzt. Dies erlaubt eine Spieldauer während einer ganzen Minute bei vollem Aufzug der Feder. Das bedeutet vier komplette Zyklen / Wiederholungen des Vogelgesangs. Ein Kettenantrieb wäre unpraktisch gewesen, da die notwendige Antriebskraft für diesen Vogel zu gross ist. Der Kettenantrieb erlaubt eine längere Spielzeit, aber einfache Physik lehrt uns, dass der Mechanismus dabei mit weniger Kraft versorgt wird. Ein Kettenantrieb braucht auch mehr Platz und wäre im Körper des freistehenden Vogels unpraktisch gewesen wegen der engen Verhältnisse. (Foto I) Während viele der bekannten Hersteller des 19. Jh. wie Charles Bruguier und die Rochat Frères Mechanismen benützten, die über eine Kette (fusée) angetrieben waren, scheint Bontems keine «Kettenantrieb»-Mechanismen als Kraftquelle zu verwenden. Unser Vogel hat einen Stapel mit acht beweglichen Nockenscheiben, die Ein anderer Faktor, der Kraft verlangt, ist die Bewegung der Flügelschläge. Die Flügel sind hergestellt aus ziseliertem, versilbertem Kupfer und sind 13 cm lang. Die Kombination der Flügellänge und des Gewichts limitiert die Zahl der möglichen Flügelschläge. Übrigens ist die Beschreibung « schlagen » etwas übertrieben. (Foto L) Foto I: Kompletter Vogel mit sichtbarem Mechanismus Vielleicht ist « flattern » der bessere Ausdruck. Eine andere einmalige Eigenschaft unseres Vogels ist, dass sein Schnabel immer offen ist, bereit für den Gesang, anders als alle Singvögel, die mir bekannt sind. Seine Zunge bewegt sich synchron mit der Musik, sie ist emailliert in starkem Rot. Sie bewegt sich kraftvoll auf und ab während des ganzen Liedes. Der Kopf bewegt sich auch während der ganzen Darbietung von links nach rechts. Es kann festgestellt werden, dass die Bewegungen in einer sehr lebendigen und genauen Art produziert werden, so wie ein Vogel sich verhält, während er ein Lied singt. Bontems hat wirklich seinem Objekt Beachtung geschenkt. (Foto J) Die Gesamtgrösse dieses Vogels ist grösser als die der meisten und er ist möglicherweise der grösste Vogel mit gegossenem Metallkörper, der je hergestellt wurde. Er ist 23 cm lang vom Schnabel bis zum Ende seines Schwanzes und knapp über 15 cm hoch. Der Körper des Vogels ist fein modelliert in Bronzeguss mit feinen Federn, eingraviert in das Metall. Der Körper besteht aus zwei Hälften und ist versilbert. Der Kopf Foto L: ¾-Sicht des fertigen Vogels von hinten 13 Foto F: Komplett ausgebauter Mechanismus, mit Ausnahme der Blasebälge und der Flöte. ist aus ziseliertem Sterling-Silber und scheint durch einen Silberschmied angefertigt worden zu sein. Seine Augen sind aus tiefroten Granaten hergestellt. Paris war ein grosses Zentrum der Kunst, eingeschlossen der Herstellung von Bildern und Bronzeguss. Es war zu jener Zeit, als der Vogel hergestellt wurde, gut möglich, Künstler zu finden, welche in der Lage waren, ein so modelliertes Stück zu planen wie diese sehr lebensechte Kreatur. Da Bronze-Giessereien zahlreich vorhanden waren, war es wohl leicht möglich, die Gussteile herstellen zu lassen. Blaise Bontems wurde 1814 geboren (Napoleon war noch immer am Leben) und starb 1893. Soweit wir uns versichern konnten, ist dieser rare Bronzeguss-Körper einer von nur zwei Exemplaren, welche nach dieser Art und Beschreibung je hergestellt wurden, und der einzige, der zurzeit als existent bekannt ist. Die die die Ste. Firma Bontems existierte 90er Jahre des 20. Jh., als Firma « Reuge Music Box Croix, Schweiz » verkauft bis in sie an Co. in wurde. Vielleicht werden wir eines Tages besser wissen, wo dieser Vogel überall herumgereist ist, bevor er schlussendlich in meinem Studio / meiner Werkstätte landete. Ich werde mich persönlich bemühen, mehr über das Schicksal des « singenden Silbervogels » zu erfahren! Foto J: Der stehende Vogel in der offenen Präsentations-Schatulle 14 Ein besonderer Weihnachtsmarkt in Zell im Wiesental Bernard Guion Übersetzung aus dem Französischen: Ursula Bürgisser Das Städtchen Zell liegt mitten in einem tief eingeschnittenen Tal, umgeben von Hügeln des Schwarzwalds ca. zwanzig Kilometer nördlich von Basel. Wie überall in dieser Region gehört auch hier in der Adventszeit ein kleiner Weihnachtsmarkt zu den traditionellen Anlässen. In der Stadtmitte stehen Holzhütten, in denen die örtlichen Vereine und Organisationen Glühwein, Würste, Schinken und warme Kartoffeln anbieten. Und genau in diesem familiären, unkomplizierten Umfeld findet auf Initiative von Paul Fricker ein besonderes Konzert statt, und zwar in einer kleinen Kirche, die auch als Konzertsaal verwendet wird. Er wird begleitet von Kurt und Cécile Mohn mit ihren Orgeln, einer Stüber mit Lochbandsteuerung und einer Walzenorgel « Harmonipan » der Firma Wrede aus dem Jahre 1920 – ein sehr seltenes Stück. Zudem hat Paul für das vorweihnachtliche Programm noch einen ganz speziellen Gast eingeladen: Jean-Claude Welche, Violinist und Meister der Singenden Säge. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Ensemble von Musikern in Zell auftritt. Schon im Juni 2012 haben sie anlässlich der Aufnahmen für die CD und die DVD « Serenade » in der grossen Kirche St. Fridolin gemeinsam musiziert. Für dieses zweite Konzert hat die französische Vereinigung « Marie Tournel & Manivel » die Beleuchtung übernommen und so eine zu den Darbietungen passende Stimmung gezaubert. Die Kirche ist voll. Mehr als 200 Personen sind gekommen, um den weihnachtlichen Klängen zu lauschen. Das Konzert beginnt mit Kurt und seiner Bauchorgel. Alle Melodien, die er im Laufe des Abends zum Besten geben wird, werden von seiner kräftigen Stimme getragen. Auf Kurt folgt seine Frau Cécile und danach Paul mit seiner 31er Raffin-Orgel mit sechs Registern : Mehrere Male wird er Jean-Claude und seine Singende Säge begleiten. Das Publikum ist fasziniert. Eine Säge, die singt, das ist spektakulär, aber noch erstaunlicher ist die Reinheit ihres Klanges – einfach wundervoll. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Interpretation von « Once upon in the West » von Ennio Morricone – Gänsehaut pur. Gefühlvoll lässt Jean- Claude jetzt auf seiner Geige das Thema von Lara aus « Doktor Schiwago » erklingen und wird dabei von Paul auf einer Violinopan- Walzenorgel von Martin Zumbach begleitet. Danach stimmt Jean-Claude auf seiner Säge quasi a capella « Stille Nacht » an. Das Publikum ist tief gerührt und summt andächtig mit ihm das Lied der Lieder. Die Verschmelzung mit dem Publikum wird dann total, als sich Jean-Claude an einen Tisch mit Glocken begibt. Eine weitere musikalische Meisterleistung, denn er spielt einige bekannte Melodien auf diesen fein gestimmten Glocken, und das mit einer unglaublichen Präzision. Kurt Mohn, die gesangliche Begleitung 15 Nach dem Konzert stürzt sich das Publikum förmlich auf die zum Kauf aufliegende DVD « Serenade », um sich weiterhin genussvoll mit Aug und Ohr der Musik von Orgel, Säge, Violinopan und Geige hingeben zu können. Der Weihnachtsmarkt in Zell hat an diesem Freitag im Dezember eine besondere Note erhalten. Paul gebührt ein grosses Dankeschön für die wunderbare Qualität des Programms, welches er mit seinen Musiker-Freunden präsentiert hat. Diese Art von Konzert hat 2013 anlässlich verschiedener Festivals in Frankreich mehrmals stattgefunden, und die Truppe wird in den kommenden Monaten wohl noch einige Male in der Schweiz und in Deutschland zu hören und zu sehen sein. Die neunzig Minuten des Konzerts sind viel zu schnell vorbei. Die begeisterten Zuschauer spenden frenetischen Applaus und verlangen mehrere Zugaben. Drehorgeln aus Berlin traditionelle Steuerung Aus unserem Lieferprogramm: 20er Violinopan 31er Violinopan 31er Bauchorgel 16 Info CH: 0041 79 2414337 [email protected] Info D: 0049 30 5436105 [email protected] 20er Bauchorgel (20) Kleine 20er Orgel (20) 20er Violinopan (33) 20er Trompetenorgel (67) 31er Bauchorgel (31) 31er Konzertorgel (68) 31/20er Doppio-Konzertorgel (68) 31/20er Doppio-Violinopan (52) 31er Violinoflute (84) 31er Trompetenorgel (100) 20er Drehorgel-Bausatz (20) diverses Zubehör - () = Pfeifenanzahl Unser Workshop mit René Spinnler Esther Menke Eins vorweg: Dieser Artikel ist nicht von der sonst hier üblichen Fachlichkeit durchdrungen. Er soll Spass aufs Nachfragen und Ausprobieren machen, bevor das Wissen verloren geht. Ein Dankeschön auch an all die namentlich Unerwähnten, die unser ewiges Nachfragen immer beantworten und uns ihre Geheimnisse bezüglich der Reparatur der mechanischen Musikinstrumente verraten. Wir sind keine Restaurateure, sondern Sammler, die versuchen, diesen wunderbaren Geräten wieder Töne zu entlocken. Leukoplast und Spaxschrauben sollten dabei tunlichst vermieden werden. Das gab es 1900 noch nicht… Skalpelle, 10er-Pack Redbull, Wäscheklammern, Babyflaschenerwärmer, Schraubenzieher, Wildlachs, die Rückwand eines Wandkalenders, Sixpack Sausalitos, Teppichmesser, Wasser, ein paar Teile eines Akkordeons, Leder, Küchentücher oder Servietten, Dremel, Fischleim, Knochenleim und ein paar Zangen, Wein und Kaffee… was soll das werden ? Da hatten wir Glück : In Rüdesheim fanden wir eine Riesenamorette. Ein schönes Gerät! Nur: Die Töne, die rauskamen (wenn denn mit hektischem Gekurbel was kam) waren nicht unbedingt « optimal ». Was tun ??? Mit Drehorgeln kennen wir uns nun wirklich nicht aus. Blasebälge zu bauen ? Unvorstellbar! Ventile? Oh, oh das hört sich sehr kompliziert an ! Aus Spass fragte ich per E-Mail bei René Spinnler an, der uns schon viele gute Tipps gegeben hatte, ob er vielleicht einen Privatworkshop zum Thema Tischdrehorgelrestauration geben würde. Und welche Antwort bekamen wir ? Nach Weihnachten hätte er durchaus dafür Zeit ! Wir waren ganz aufgeregt. An die Drehorgeln hatten wir uns noch nie ran getraut ! Und nun wollte René eigens aus der Schweiz anreisen, um uns eine Einführung zu geben. Kaum zu fassen ! Und so geschah es. Am 27. Dezember reiste er im schönen Artland an. Und schon ging es los. Unsere bis dahin noch ab und zu Töne von sich gebende Riesenamorette wurde in die Einzelteile zerlegt, und uns wurde bang ums Herz. Wie sollten wir aus diesen bisher zusammenhängenden und nun als lose Schüttung vor uns liegenden Holzbrettern ein mechanisches Musikinstrument rekonstruieren??? Und dann wurde auch noch deutlich, dass eine der Stimmzungen abgebrochen war. Und die für einen neuen Balg notwendige Pappe hatten wir auch nicht. Also fuhr René mit meinem Mann einkaufen. In den Supermarkt. Was sie da einkauften ? Drehorgelreparaturpappe. Die gibt es im Supermarkt? Ja. Wenn man genau guckt schon. Der dorfeigene Schreibwarenladen hatte am Samstagnachmittag ja schon zu. Ausserdem sei die Pappe da auch nicht unbedingt die richtige, sagte René. Also wurde Redbull im 10er-Pack und Wildlachs gekauft, und zwar nur weil René die Umverpackungen hier17 von eines Blasebalgs für würdig empfand! Als sie zurückkamen, lernte ich dann auch, was bei einer Drehorgel die Ventile sind. Hatte ich immer gedacht, dass wäre etwas aus Metall, was einen komplizierten Mechanismus beinhaltete, wurde ich nun etwas anderes gewahr: Lederlappen! Einfache, schnöde Lederlappen! Mit Pappstreifen drauf! Na, das hätte mir aber auch schon mal einer sagen können! Nur wenn man sich das Leder unserer Amorette anschaute, war eines klar: Neues Leder musste her! Kein Problem. Wir hatten noch einen grossen Karton mit Leder. Mit dem hatten wir mal einige Stühle bezogen und noch jede Menge übrig. René war sehr erfreut. Knochenleim bräuchten wir. Auch kein Problem, den hatten wir schon am Vortag angesetzt. Und dann hatte mein Mann ja auch endlich zu Weihnachten einen Babykosterwärmer bekommen. Das hatte René uns schon vor langer Zeit als Tipp zur Knochenleimerwärmung gesagt. Diesen Tipp sollte man sich merken. Er ist Gold wert. Und als mein Mann dann auch noch mit den Fragmenten eines Akkordeons um die Ecke kam, für dessen Kauf er damals von mir ausgebuht wurde, war alles perfekt! Die Stimmen davon waren genau die, die wir brauchten ! Nun aber ran an unsere « lose Schüttung». Zunächst wurden alle Teile gereinigt und vom Dreck des letzten Jahrhunderts befreit. Ganz vorsichtig lösten wir das Leder von der Pappe und dann die Pappe vom Balg. Beides musste seine Form behalten, denn es waren die Schnittmuster für die neu anzufertigenden Teile. Das Holz wurde erst mit dem Radiergummi bearbeitet, und die dann noch nicht schön aussehenden Teile wurden abgewaschen und dann geschliffen. Mir war ein wenig mulmig, als ich die Dichtung (wieder einfache, schnöde 18 Lederstreifen), die sich noch auf den Brettern befanden, abziehen sollte. Naja, René wird’s schon wissen. Schliesslich ist er ein Meister seines Faches. Vielleicht sollte ich einfach die Tür abschliessen und den Schlüssel verstecken, bis aus diesem Teil wieder Musik rauskommt ? Aber zu viel zu tun. Alles reinigen, vom Holzleim befreien (den man wunderbar mit Wasser abwaschen kann), die Zeit für uns arbeiten lassen, kritische Stellen mit feuchten Küchentüchern oder Servietten behandeln ( der Magazinbalg war noch intakt und durfte nicht feucht werden), die Zeit für uns arbeiten lassen und Kaffee trinken, schleifen, die Zeit für uns arbeiten lassen usw, usw. In der tiefen Nacht gingen wir schliesslich ins Bett, um am nächsten Tag mit René zu zwei Highlights zu fahren. Wir hatten bei zwei Sammlerkollegen angefragt, ob sie bereit sind, uns ihre Sammlungen nochmal zu zeigen. Und obwohl es zwischen Weihnachten und Neujahr war, gaben uns beide ihre Zustimmung! René war darüber sehr glücklich, kannte er doch beide Sammlungen noch nicht. An dieser Stelle nochmals einen ganz, ganz herzlichen und ausdrücklichen Dank dafür ! Über diese Privatbesichtigungen könnte ich schon einen ganzen Artikel schreiben, aber wir wollen ja nicht vom Thema abweichen. Nur so viel : Wir kamen erst gegen 23.30 Uhr wieder bei uns an, nachdem wir nicht nur mit den Besichtigungen, sondern auch noch mit einem wunderbaren Abendbrot versorgt worden waren, und als Wegzehrung diente Redbull. Igittigitt… Und wie sollte es anders sein: Mit einem Glas Wein machten wir uns in tiefer Nacht an weitere Reinigungsarbeiten bei unserer losen Schüttung. ( Zeit für uns arbeiten las- sen, alles wieder befeuchten, Zeit für uns arbeiten lassen,…). Schliesslich mussten die Holzteile, die wir abwuschen, anderntags zur Weiterarbeit wieder trocken sein. Gegen 2.30 Uhr gingen wir ins Bett. Das Frühstück beinhaltete Lachs und jede Menge weitere Informationen zum Thema Orgeln und Spieluhren. Und dann wurden die Blasebälge rekonstruiert. Die Schnittmuster waren die alten Papp- und Lederteile, die wir sorgsam vom Holz gelöst hatten ( Zeit für uns arbeiten lassen und Kaffee trinken). Beim nächsten Balg werde ich mit Sicherheit gerader schneiden, das erspart das spätere Nachschneiden. Für das Leder nahmen wir dann die Skalpellsammlung, die wir Gott sei Dank besitzen. Dummerweise fanden wir weder unsere Lochzange noch die Locheisen, aber mit dem Dremel bekamen wir kleine Löcher ins Leder der neuen Dichtungen, wo die Teile wieder verschraubt werden sollten. Der Knochenleim war bereits im eingeschalteten Breierwärmer, der Fischleim war gebrauchsfertig. Und los ging es! Die ersten Pappteile fanden ihren Weg ! René zeigte uns, wie man die Pappe richtig faltet ( gar nicht so einfach, aber mit Holzleiste und Falzbein geht alles ), und dann wurde die Pappe mit den Holzplatten mit Leim verbunden. Wäscheklammern waren genau die richtige Fixierung zum Trocknen. Die Nacht endete wieder gegen 2.30 Uhr… Am nächsten Morgen gab es mal Lachs zum Frühstück, sehr lecker. Danach wurden die Holzbretter, an denen nun schon einige Pappteile klebten, überprüft und für gut befunden. Nun wurden die richtigen Stellen mit Leder überzogen. Das stellten wir uns komplizierter vor als es ist! Knochenleim auf Holz und Pappe, Leder in einer bestimmten Reihenfolge anbringen, aufpassen, dass es nicht zu « lummelig » wird und : fertig ist der Blasebalg! Wenn man weiss, wie das geht, ist das eigentlich ganz einfach. Ob wir das alleine auch so hinbekommen werden, ist allerdings fraglich… Vorher müssen natürlich noch diese komplizierten Ventile aufgeleimt werden ( meine geliebten Lederläppchen ), und die Pappstreifen von der Rückwand des Wandkalenders dürfen auch nicht fehlen, die sind schliesslich ein Teil des Ventils. Die Blasebälge erwiesen sich als absolut dicht. Ein Wunder ! Fassungslos bestaunen wir unseren Balg. Dann wurden Dichtungen geschnitten und auf den gut gereinigten Holzteilen mit Leim befestigt. Wichtig dabei ist wirklich die absolute Glättung. Jede Unebenheit kann zu einer Undichtigkeit führen. Dann alles zusammengeschraubt. Die defekte Zunge wurde demontiert, und eine schon recht gut passende Zunge vom Akkordeon wurde von meinem Mann fertig eingepasst und danach wieder vernietet ! Und zwischendurch natürlich alles, was mit der Spielmechanik zusammenhing, gerichtet. Die Leiste der Tonabnehmer, die mehr einem Zickzack entsprach, wurde in einen bestimmten Winkel gebracht. Gott sei Dank waren die Dichtungen der Ventilklappen brauchbar und mussten nicht erneuert werden. Nach und nach fanden alle Teile an ihren Platz 19 eine Amoretteplatte mit 45 cm Durchmesser besitzt, würden wir uns sehr über eine Meldung freuen! Und René sucht auch noch etwas : Imperatorplatten 32G mit 15,5 cm Durchmesser sollten unbedingt zu ihm finden. Falls dann noch jemand eine gänzlich unbekannte Blechplatte für ein 22- oder 22 , 1 - cm-Durchmesser-Blechplattenspielwerk hat, könnte ich einen weiteren Artikel für das Journal über dieses Gerät, das zwar läuft, aber ohne Platte eben keine Musik macht, schreiben. zurück, und dann kam der Moment, wo wir eine Platte auflegen konnten. Zwar war keine Zeit mehr, die Stimme zu stimmen, und René musste in einer schweizerisch untypischen Geschwindigkeit die Feder vom Magazinbalg zurechtbiegen, die war viel zu stark und daher, wie René uns erklärte, der Winddruck viel zu hoch. Das, was wir dann hörten, entzückte uns ! Nicht einzelne Töne, nein! Eine Melodie! Keine hektische Rumkurbelei, eine langsame Kurbelbewegung reicht nun völlig aus! Die gerissene Deckplatte werden wir noch leimen, und die richtige Justierung des Plattenhalters werden wir auch noch hinbekommen. Nur eins ist echt doof : Wir haben nur diese eine, einzige Platte zum Gerät. Und die ist auch noch defekt. Falls also einer der werten Leser dieses Artikels Bisher haben wir uns nie an die Bälge der Tischdrehorgel gewagt. René hat uns die Angst davor genommen, aber einen gehörigen Respekt davor sollte man schon haben, es sei denn, man hat einen René im Hintergrund, der einem weiterhilft. Sonst kann man diese wunderschönen Geräte noch mehr zerstören. Ob wir alleine wirklich einen neuen Blasebalg herstellen können, ist noch fraglich, aber wir sind guten Mutes. Schliesslich haben wir jemanden, der uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Unsere « Lucia » wird wohl das erste Testobjekt werden (die Arme oder die Glückliche? ). Und wenn wir auch dachten, das dieser ein einmaliger Event sei: Nein! Unser nächster Workshop mit René heisst: Das Wunder des Aristons. Oder: Wie aus einem totgesagten Gerät Musik rauskommt ! René Spinnler Mechanische Musikinstrumente Ich biete an: ❏ Ersatzteile vor allem für Leipziger Organetten ❏ Neue Aristons einchörig und doppelchörig ❏ Neue Ariston- und Herophon-Noten grosse Auswahl ❏ Neue Noten für Manopan, Kalliston, 30er Piano-Melodico, Intona, Ariosa, Phönix möglich! ❏ Alte Organetten vieler Fabrikate ❏ Ersatzteile auch für Spezialitäten wie Ariston-Exzelsior, Ariston für lange und runde Noten 24er und 36er, sowie Empire ❏ Drehorgelecken in echt Messingguss mit Bödeli 19 und 10,5 cm lang restauriert oder unrestauriert Kontakt: 20 René Spinnler | Mattenweg 7 | 4455 Zunzgen Tel. +41 61 971 53 41 | [email protected] Traum Drehorgel-Konzert im Schlossturm Sepp Wyrsch Im herrlich gelegenen Schlossturm in Pfäffikon SZ fanden schon mehrere Konzerte statt. Viele dieser Konzerte besuchte ich persönlich, und war immer wieder erstaunt über die geringe Besucherzahl von 20 – 30 Personen. Ich fragte nach, warum keine Flyer versandt wurden. Offensichtlich war man der Meinung, dass ein kleines Inserat in einer Tageszeitung genügen würde, abgesehen davon gäbe es ja noch den Veranstaltungskalender der Gemeinde. Nun steht fest, dass die Drehorgel älter ist als die Warmwasser-Heizung. So könnte man davon ausgehen, dass die Heiziger dem Drehorgelbauer vieles abgeschaut und kopiert haben. Soweit so gut. Am 7. November 2013 erhielt ich seitens der ausschreibenden Wettbewerbs-Kommission einen Brief mit folgendem Hinweis: Die Jury hat sich kürzlich getroffen und freut sich, Ihnen einen positiven Entscheid mitteilen zu können. Nun ging mein lang ersehnter Wunsch, im Schlossturm ein Konzert geben zu können, in Erfüllung. Meinerseits bestand seit Jahren der Wunsch im Schlossturm ein Drehorgelkonzert zu geben. Sollte mir dies gelingen, würde ich wirklich alle Möglichkeiten ausschöpfen, um sicher mehr BesucherInnen zu erreichen, so waren meine Gedanken. Am 27. Juni 2013 las ich in der Presse ein Inserat einer Heizungsfirma die ein Wettbewerb mit einem Jubiläums-Pott ausschrieb. Die Bedingungen waren, kreative Ideen im Zusammenhang mit Wärme & Kälte den LeserInnen näher zu bringen. Ich habe mir zum Ziel gesetzt hier teilzunehmen. Mein Thema war, Gemeinsamkeiten einer Heizung bzw. einer Drehorgel in Verbindung zu bringen. So z.B. die Begriffe : Druck, Überdruckventil, Datenträger, Leitungen etc. zuzuordnen, um eben diese Gemeinsamkeiten näher zu umschreiben. Zu all meinen Darstellungen gab es noch ein paar interessante Tatsachen zu klären. Die Zentralheizung wurde 1816 von Marten Triewald erfunden. Die Drehorgel einiges früher! Nun war wieder viel Arbeit angesagt, weil ich das Konzert unbedingt kurz vor Weihnachten durchführen wollte. Mein Ziel war stets das Beste zu geben in jeder Form und vor allem mehr als 30 BesucherInnen zum Besuch zu bewegen. Mein zweiter Wunsch war, die Einladungen nicht nur an Drehorgelspieler zu senden, sondern an andere Personen, bei denen ich die Drehorgel bekannt machen will. Nun, zuerst reservierte ich den Termin im Schlossturm, was nicht so einfach war. Dann überlegte ich in schlaflosen Nächten, was ich spielen sollte. Ich übte die Stücke, um zu schauen, wie lange diese dauern. Das Konzert sollte höchstens 60 Minuten lang sein. Was mache ich während dem Rollenwechsel? Ich beauftragte Herrn Leo Keller, der zwischen dem Rollenwechsel etwas über die Drehorgel und auch über die Musikstücke 21 erzählen könnte. Alsdann stellte ich das Programm zusammen und kreierte weitere Details zusammen. Die Gemeindenachrichten bat ich um die Aufnahme eines Inserates, sowie eine Veröffentlichung im Veranstaltungskalender. Nun ging es darum, die Einladungen zu versenden. Auch hier wollte ich neue Wege gehen, indem ich statt nur einen Flyer zu versenden, ein persönlicher Brief den Einladungen beilegte. Eine Faustregel besagt, dass bei einem Versand von 100 Flyern mit einem Rücklauf von 10 % zu rechnen ist. Ich versandte 80 Flyer, davon hatte ich einen Rücklauf von 65 Personen!! Im Schloss erteilte ich den Auftrag für 80 Personen Stühle bereit zu stellen. Es folgten noch Interviews für die Presse. Am 20. Dezember gab es in der Tageszeitung einen Bericht über mich mit dem Titel : DREHORGEL GELEITET IN DIE FESTTAGE. Am 22. Dezember nun folgte das Konzert. Für mich war das gleichsam wurden. Ich hatte buchstäblich zweimal Weihnachten. Mit meinem Bericht möchte ich Alle aufmuntern, diese grosse Arbeit nicht zu scheuen, es lohnt sich wirklich auf diese Weise die Drehorgel noch bekannter zu machen. Denkt aber daran, bei solchen Konzerten nicht nur Drehorgelspieler einzuladen, denn das Potential der Nicht-Drehorgelspieler ist enorm. Niemals zuvor hat jemand den Schlossturm bis auf den letzten Platz gefüllt wie meine Orgel. Ein kleines Detail möchte ich aber nicht verschweigen. Mut braucht es natürlich auch, so hatte ich als Alleinspieler Angst, dass die Drehorgel eine Panne aufweisen könnte, das wäre bei so vielen Besuchern wohl eine grösseres Problem gewesen. Aufsteller und Dank für die grosse Arbeit. Der Schlossturm war übervoll! 120 KonzertbesucherInnen waren anwesend. Erfreulicherweise konnte man auch einige Kinder beobachten ! Ein Pressebericht vom 24. Dezember bestätigte diesen Erfolg, indem zu lesen war : Dem Zauber der Drehorgel erlegen… der Schlossturm war bei seinem Konzert bis auf den letzten Platz besetzt. Nach dem Konzert war das Interesse sehr gross, mehr über eine Drehorgel zu erfahren. Die Leute wollten Auskunft über die Pfeifen, Töne, Funktionalität und mehr. Hoch erfreut war ich auch über die vielen Briefe, Mails, Geschenke, die mir nach dem Konzert zugesandt, bzw. übergeben 22 Nicht zuletzt möchte ich auch auf die Wichtigkeit des Raumes hinweisen. Der Schlossturm, umgeben von einem Wassergraben und direkt am Zürichsee, ist alleine eben schon ein Erlebnis, die schöne Orgelmusik brachte den Resten, um von einem sehr guten Erfolg sprechen zu können. Beim gemeinsamen Apéro gab es noch viele gute, angeregte Gespräche und neue Bekanntschaften. Mein Bericht sollte Euch dazu animieren, selbst etwas zu unternehmen um die Drehorgel vor dem Aussterben zu bewahren. Hoffen wir, dass es uns gelingen wird, die Drehorgel der nächsten Generation zu erhalten. ( Meine eingereichte Wettbewerbsarbeit können Sie auf der Homepage des SFMM / Aktuelles / Gemeinsamkeiten einer Heizung und einer Drehorgel von Sepp Wyrsch einsehen.) 2. Internationales Drehorgel-Wintertreffen in Lausen BL Text: Edi Niederberger Bilder: André Ginesta, Bernhard Wullschleger, Edi Niederberger Drehorgelklänge ertönten am Sonntagmorgen, dem 26. Januar 2014, in Lausen, Melodien, die an ferne Kindheitstage auf dem Karussell erinnerten. Die Mehrzweckhalle war so voll wie der riesige Parkplatz, denn über 600 Besucher waren gekommen, um sich von nostalgischer Musik verzaubern zu lassen und einen faszinierenden Einblick in die Welt der mechanischen Musikinstrumente zu erhalten. Und es wurden mit viel Hingabe musikalische Juwelen aus den Drehorgel-Schatzkisten gekurbelt. Da gab es nicht nur Evergreens wie « Praterleben », « Schneewalzer » oder « Berliner Luft », gespielt auf teilweise historischen Originalinstrumenten, sondern auch « I have a dream » der legendären ABBA und « All’s was bruuchsch uf dr Wält », dies natürlich von allen mit Begeisterung mitgesungen. Die Stutzhalle in Lausen beginnt sich zu füllen. Organisiert war das Treffen wiederum von den Basler Drehorgel-Freunden, einem Verein, der bereits über vierzig Aktivmitglieder umfasst. Das OK hatte mit grossem Engagement gründliche Vorbereitungen getroffen und damit beste Voraussetzungen für ein Gelingen des Anlasses geschaffen. « All's was bruuchsch uf dr Wält, das isch Liebi ! » Die Ambiance in der angenehm geheizten Stutzhalle war besonders: An den Tischen konnte man gemütlich bei einem Glas Wein mit Gleichgesinnten plaudern und hörte doch im Hintergrund die Musik von Drehorgeln, die entlang der Wand aufgestellt waren und der Reihe nach spielten, während die Traube interessierter Zuhörer sich von Orgel zu Orgel verschob. Ein Journalist berichtet in der Oberbaselbieter Zeitung: « Die meisten der rund sechzig zumeist älteren Drehorgelspieler aus ganz Europa zeichnen sich indes durch eine sympathische Schrulligkeit aus und sind liebenswert altmodisch gekleidet. » Das Medieninteresse ist gross – Interview mit (v.l.n.r.) Peter Bürgisser, Dänny Widmer, Edi Niederberger und Peter Rohrer! 23 Bruno Leoni fasziniert die Zuhörer. Intensive Sponsorensuche, überzeugende grafische Gestaltung der Werbung, guter Kontakt mit den Medien und daneben ein ständiger Blick auf das Einhalten des Budgets führten so zum Erfolg. Zum grossen Besucherandrang hatte die Werbung auf allen möglichen Kanälen beigetragen: Nicht nur wurden 2500 Flyer verteilt und an Interessierte verschickt, vierzig Grossplakate waren aufgestellt und 250 Kleinplakate in den Geschäften der Region ausgehängt, sondern auch in den Medien konnten Vorschauen platziert werden. Was wäre ein Wintertreffen ohne kulinarische Genüsse? Das Catering hatte wie vor zwei Jahren die Lausener Fasnachtsclique « Wildsäu » übernommen, die feines Essen und allerlei Getränke servierte. Die Zusammenarbeit mit dieser sehr engagierten Clique ist ausgezeichnet, ist es doch für ihre vielen meist jüngeren Mitglieder eine echte Herausforderung, fünfzig grosse Tische und über 300 Stühle in die Halle zu stellen und auf einen Schlag hunderte von Mittagessen zu servieren. Ihre Fasnachtskasse wird es ihnen aber danken. Nur das Dessertbuffet führten die Basler DrehorgelFreunde in eigener Regie. Dutzende von selbstgemachten Torten und weitere Leckereien waren eine Stunde vor Schluss des Treffens verkauft – nur ganz wenige trocken wirkende Cake-Stücke überlebten die « Schlacht am Dessertbuffet ». 24 « Still»-Leben Bereits um 10 Uhr standen die über 60 Orgeln bereit, und es fiel sofort auf, dass die Verschiedenheit der Instrumente dieses Jahr aussergewöhnlich war, eines einzigartiger als das andere. Von der amerikanischen Predigerorgel mit Jahrgang 1884 bis zur vor kurzem fertiggestellten selbstgebauten Walzenorgel war alles zu sehen und vor allem zu hören. Und alle Spieler durften stolz sein auf ihr Instrument, denn wenn die Kirchenorgel oft als Königin der Instrumente bezeichnet wird, ist die Drehorgel ganz sicher die Prinzessin! Gusti Meier aus Itingen war mit seinen 92 Jahren der Nestor unter den Spielern, Micha Schöpfer, gerade mal zwölfjährig, der Ben- ZU VERKAUFEN Wegen Rückenproblemen leider abzugeben: Trompetenorgel von Frati & Co., 47 Claves. 2008 restauriert von der Fa. Stüber. Walze mit Überall fröhliche Gesichter! 8 amerikanischen Stücken. 13 Trompeten schaltbar, jamin. Der Anlass muss wohl etwas Besonderes sein, dass so viele Spieler ihre Orgel eingepackt hatten und ins Baselbiet gefahren waren, um dann höchstens dreimal ein Stück spielen zu können. Offenbar ist am Wintertreffen der gesellige Teil wichtig und beliebt. Den weitesten Weg hatte wohl Axel Stüber, der extra aus Berlin angereist war, und er erzählte den neugierigen Umstehenden voller Begeisterung: « Ich war der letzte Orgelbauer Ostberlins. » Er und weitere Orgelbauer standen an Börsentischen, wo man von der grossen Drehorgel über die neuesten Notenrollen bis zum winzigen Drehorgel-Pin alles kaufen konnte. Auch schöne Walzenspieldosen wurden angeboten. Das Publikum benutzte die Gelegenheit, sich die Besonderheiten der verschiedenen Instrumente und Geräte vom Fachmann erklären zu lassen oder etwa einen originalen Phonographen von Edison mit schön geschwungenem Schwanenhals-Trichter zu bewundern. Und über allem lag der von Drehorgeln « gewobene Klangteppich ». 19 Piccolopfeifen schaltbar, 30 Gedackte schaltbar, 11 Begleit- und 8 Basspfeifen. Masse: 74 cm breit, 77 cm hoch, 41 cm tief. VP CHF. 10‘500.– Ein schönes Sammlerstück! Ich spiele gerne mit dem Affen. Am Ende des Treffens sah man allseits zufriedene Gesichter, ist der Anlass doch genau so verlaufen, wie es sich die Basler Drehorgel-Freunde gewünscht hatten. Klarinettenorgel von Cocchi, Bacigalupo & Graffigna, 41 Claves, von 1897. Das zweite Internationale Drehorgel-Wintertreffen hat mit seinem Erfolg viel Sympathien in der Bevölkerung geweckt und war damit beste Werbung für die mechanische Musik. Werk-Nr. 3809 Grosse Walze mit 8 traditionellen Stücken. 13 Bambusklarinetten schaltbar, 16 Piccolopfeifen schaltbar, 53 Gedackte z.T.schaltbar: 82 Pfeifen! Die Orgel muss von Grund auf überholt werden. VP CHF. 4‘500.– Edi Niederberger, Tel. 061 921 48 64 E-Mail: [email protected] 25 Ein Drehorgelmaler: Anton Pieck (19.4.1895 – 25.11.1987) Diese Funktion hat er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1960 bekleidet. Er wollte den Schülern das handwerkliche Zeichnen beibringen: Stilleben, die Verteilung von Flächen, Farben und Technik. Zu Beginn der 1950er Jahre wurde Pieck mit der Gestaltung des ursprünglichen Märchenparks im Efteling in Kaatsheuvel betraut, aus dem sich der größte Vergnügungspark der Niederlande entwickelte. Millionen Besucher, alt und jung, sind in den Reiz von Piecks Märchenwelt gekommen. Hendrik H.Strengers Überarbeitung: Hansjörg Surber Anton Pieck war einer der berühmtesten Maler, Zeichner und Grafiker des 20. Jh. in den Niederlanden. Seine Zeichnungen haben häufig märchenhaften Charakter und sind noch heute in den Niederlanden sehr populär. Hauptsächlich malte er Strassenszenen aus den Städten und auch den umliegenden Landschaften. Im Mittelpunkt seiner Bilder stehen immer die Leute, das Publikum, wie Handwerker, Strassenhändler, Bauern, Kinder, Musikanten und Gaukler. Bekanntlich waren und sind in den Niederlanden die grossen Drehorgeln bis heute populär. Letztlich auch aus diesem Grund sind auf den Bildern von Pieck häufig Drehorgelspieler und grosse holländische Starssenorgeln, hin und wieder auch andere mechanische Musikinstrumente, zu sehen. Im SFMM Journal Nr.117 vom August 2013 ist auf Seite 12 eine Drehorgel von John Muzzio & Son abgebildet mit einem Druck eines Bildes von Anton Pieck mit dem Titel « Im alten England ». Zu seinem weiteren Werdegang: Bereits 1920 wurde Pieck Zeichenlehrer am “Kennemer Gymnasium” in Overveen. 26 Aus seiner Ehe mit Jo van Poelvoorde gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor: Elsa (*1924 ), Anneke (*1926 ) und Max (* 1928 ). Anton Pieck hat viele Reisen unternommen wie z.B. nach England, Deutschland, Marokko, Belgien, der Schweiz, Italien, Frankreich, Österreich, Schweden, Polen und Irland, wo er überall auch die Strassenszenen in den Städten malerisch festhielt. Man findet deshalb auf den Bildern von Pieck aus anderen Ländern auch mechanische Musikinstrumente wie Walzenklaviere oder Spieldosen. Nebst seinen Bildern machte er auch Kalenderblätter, Holzschnitte, Platten, Lithos, Porträts, Buchillustrationen, usw. Seit 1984 gibt es in Hattem ein Anton Pieck Museum. Anton Pieck verstarb am 25. November 1987 an seinem Wirkungsort Overveen. Seine Bilder erzielen heute an Auktionen Höchstpreise. Es werden eine Unmege von Pieck-Souvenirs angeboten. Beliebt sind die grossen 1000-teiligen Puzzles und die zum Teil beweglichen 3D-Bilder. Quellenangabe: 1 ) Anton Pieck, zijn leven, zijn werk, Zuid-Hollandsche Uitgeversmaatschappij, 1978. 2 ) Anton Pieck 85, Een wonderlijk fenomeen, Van Holkema & Warendorf, 1980. 3 ) Sammlung Hendrik Strengers.H HH 27 Die besondere Kermis in Weert (NL) Ute Schwab Empfang am Karussell Ein beachtliches Spektakel! Wohin man schaut : Mittelalterliche Trachten, Schützengarde, Musikkapelle, stattliche Drehorgeln und als überragende Krönung das wunderschöne alte Karussell ; auf den Stufen der Bürgermeister und die Abgeordneten der Stadt, eine herzliche Begrüssungsrede zur Eröffnung der Kermis. Und dann wendet sich der Bürgermeister uns internationalen Drehorgelspielern zu und begrüsst jeden einzelnen mit Handschlag. Na, geht doch! Jetzt fühlen wir uns wohl. Nach einem gemeinsamen Abendessen bei Musik und fröhlichen Gesprächen feiern wir unser Wiedersehen und kehren spät in unser Domizil zurück. Die Betten sind frisch bezogen, die Zimmer sauber und praktisch eingerichtet, die Ruhe himmlisch. « Nun Brüder, eine gute Nacht ; der Herr im hohen Himmel wacht… » Aus Ordensfrauen werden plötzlich Menschen Als wir den kleinen Frühstücksraum betreten, begegnen wir einer freundlichen Nonne. Die Tische sind liebevoll gedeckt, unter den hellen Fenstern zur Strasse ist ein reichhaltiges Buffet aufgebaut. Einen « guten Morgen », ein offener Blick, Fragen und besondere Wünsche kommen an. Irgendetwas muss geschehen sein ; die Schwestern sind wie verwandelt. Noch ahnen wir nicht, wie solche Wandlung über Nacht geschehen konnte. Später fragen wir Jos nach einer Erklärung. « Habt Ihr nicht gesehen? », sagt er, « Die Schwestern waren gestern Abend mit ihrem Prior beim Karussell. Ganz hinten in der letzten Reihe standen sie, aber sie haben gesehen, wie der Bürgermeister euch die Hand gab. » Jetzt dämmert uns, was in den Köpfen dieser weltentrückten Frauen vor sich gegangen sein muss. Drehorgelspieler, fahrendes Volk, Rummelleute, Lumpengesindel…, sind das nicht die alten Klischees, die man auch heute oft mit dem « Leierkastengewerbe » verbindet? Der Bürgermeister hat sie persönlich begrüsst ! Daher also die 28 Wandlung. Welch eine Erleichterung – oder sollte ich sagen Erleuchtung? – auf beiden Seiten. Nun aber können wir frohgemut aufbrechen zum Höhepunkt des Tages, der Messe unter freiem Himmel. Zu Gast bei Nachbarn Die Kermis in Weert ( NL) ist eine echte Kirch-Messe. Jedes Jahr im Herbst füllt sich die grosse holländische Stadt im Südwesten der Niederlande mit einer Unzahl von riesigen Fahrgeschäften, um « Jan und allemann » für Tage in taumelnde Feststimmung zu versetzen. Dort gibt es die Familie Saes: Jos und Julia mit zwei Söhnen (und einem Hund). Wir haben sie in Wien kennen gelernt, und seitdem werden wir stets zur Kermis nach Weert eingeladen. Ganz privat und sehr engagiert organisieren Julia und Jos Drehorgeltreffen mit offizieller Begrüssung, Verpflegung, Mittagstisch und einem bunten Abend. Zwanzig bis dreissig Orgeln bringen sie mittlerweile zusammen, die sich lautstark in das fröhliche Getriebe einfügen. Im Kloster Eines Tages hat Julia für einige von uns eine neue Übernachtungsmöglichkeit gefunden, mitten in der Stadt in einem Nonnenkonvent. Auf einer eleganten Einkaufsstrasse, die nur zur Feier der Kermis für Fahrzeuge geöffnet ist, finden wir in einer langen Klostermauer ein grosses Holztor mit einem Extra-Türchen und einer Hausklingel. Gespannt warten wir auf eine erste Begegnung. Irgendwie scheint die Welt hier stillzustehen, als schliesslich von innen ein Schlüssel gedreht wird und eine junge Schwester einen Spalt breit die Tür öffnet. Obwohl Julia uns begleitet und jetzt (natürlich auf Holländisch) erklärt, dass sie uns Drehorgelspieler angemeldet habe, scheint die kleine Nonne irritiert. Scheu und wortlos blickt sie zu Boden, lässt uns dann aber eintreten und öffnet schliesslich sogar das schwere Tor, damit wir unser Auto in den Hof fahren können. Dann verschwindet sie und wir warten. Merkwürdig und befremdlich, solche erzwungene Ruhe ! Sind wir überhaupt willkommen ? Endlich erscheint eine ältere Ordensfrau und schiebt uns Anmeldeformulare über den Tisch im Eingangsraum. Dann geht es um die Zimmerschlüssel. Wir sind zu dritt angereist : Mein Mann und ich und zu unserer grossen Freude unser 14-jähriger Enkel. Hier scheint es jedoch ein Problem zu geben. Ein Doppelzimmer und ein Einzelzimmer waren gebucht, aber… wer schläft mit wem zusammen? Welch eine komplizierte Welt ! Als wir unmissverständlich erklären, dass wir die Angelegenheit selber regeln, zieht sich die « Beschliesserin » zurück. Allmählich entspannen wir uns und bereiten uns auf den abendlichen Auftritt vor. Kirch-Messe Sie gehört zu unseren schönsten Erlebnissen. Auf der erhöhten Fläche der AutoScooter ist ein Altar aufgebaut, daneben das Harmonium; einfache Sitzmöglichkeiten für Priester und Ministranten hinter Altar und Lesepult. Die kleinen Messdiener dürfen sich in die am Rand der Fahrfläche zusammengestellten Gefährte setzen. Andächtig verharren sie mit ihren weissen Hemden in den bunten Fahrzeugen. Den Rest der Fläche füllen unsere stattlichen Drehorgeln, die im Halbrund den Altar umringen. Für eine grosse Zahl von Gottesdienstbesuchern sind auf dem Vorplatz Reihen von leichten Stühlen aufgestellt. « Würden so viele sonntägliche Besucher auch dann kommen, wenn es keine Drehorgeln auf der Bühne gäbe? », geht es mir in einem Anflug von Stolz durch den Kopf. Es sind nur einige Orgeln ausgewählt, die im Verlauf der Messe Choräle oder klassische Stücke spielen. Aber das Gesamtbild ist wunderschön, eine Harmonie zwischen innerer und äusserer Welt, Ernsthaftigkeit und Fröhlichkeit, Nehmen und Geben, ich und du, wir und ihr, pralles, komprimiertes Leben. Auch in der Predigt werden diese « Gegensätze » aufgezeichnet und die Ursprünge der Messe erwähnt. Sendung, Handel, Austausch sind Entwicklungsstufen bis zu heutiger Verantwortung in einer globalisierten Welt. Kirchenälteste teilen in den Reihen die Oblaten aus, und auch wir werden nicht vergessen. Niemand fragt nach der Konfession. Du entscheidest selbst, ob du am Abendmahl-Ritual teilnehmen möchtest. Ökumene funktioniert auch ohne Diskussion und Debatten. In einem kleinen China-Restaurant bei Familie Wong gibt es zum Abschluss ein leichtes Mittagessen. Die Chefin freut sich schon immer auf ihre Drehorgelgäste und bedient selbst. Unsere Drehorgeln warten unterdessen geduldig vor dem Schaufenster, bis wir sie wieder zur Hand nehmen und uns mit ihnen unter das Volk mischen. ZU VERKAUFEN 48er Piano Melodico Nr. 439 von Racca Bologna, in top Zustand und gestimmt, inkl. 8 Notenbüchern VB CHF 1950,00 Bilder vorhanden Kontakt: Daniel Widmer 079 241 43 37 [email protected] Alsdann totziens 29 Einstige und aktuelle Wirkungsstätten der Orgelbauer in Waldkirch Raphael Lüthi, Waldkirch Vom 27. bis zum 29. Juni dieses Jahres lädt Waldkirch zum 11. Internationalen Orgelfest ein. Waldkirch ist als « Stadt des Orgelund Musikwerkbaus » den Freunden mechanischer Musikinstrumente aus der ganzen Welt ein Begriff. Immerhin werden im kleinen Schwarzwaldstädtchen seit 1799 bis heute ohne nennenswerten Unterbruch « Orgeln für Gott und die Welt » gebaut, wie dem Werbeslogan eines aktuellen Waldkircher Orgelbaubetriebs zu entnehmen ist. Ursprung des Musikwerkbaus in Waldkirch: Die Familie Bruder Der Musikwerkbau in Waldkirch ist mit einem Namen untrennbar verbunden : Ignaz Blasius Bruder, geb. 1780, als Sohn eines Schmieds in Zell am Harmersbach. Bruder erlernte das Maurerhandwerk und bildete sich als Autodidakt zum Spieluhrenmacher weiter. 1806 soll er Überlieferungen zufolge sein erstes Ins- 30 Besucher, welche vor, während oder nach dem grossen Fest Zeit für einen kleinen Rundgang durch die Stadt finden, soll dieser bebilderte Artikel eine Hilfe sein, die aktuellen und vor allem auch die ehemaligen Wirkungsstätten der berühmten « Waldkircher Orgelbauer » für sich zu entdecken. Viele der insgesamt 22 Werkstattgebäude sind natürlich längst dem Abrissbagger zum Opfer gefallen. Einige sind aber dennoch bis heute stehen geblieben und dienen z.T. den vier heute aktiv in Waldkirch tätigen Orgelbau- und Restaurierungsbetrieben als Werkstatt. trument (vermutlich eine Flötenuhr ) vollständig selber gebaut haben. Ignaz Bruder hatte 15 Kinder, von denen neun nicht das 25. Altersjahr erreichten. Fünf Söhne machten eine Ausbildung im Handwerk des Orgel- und Spieluhrenbaus bei ihrem Vater. Ignaz Bruder lebte zwischen etwa 1805 und 1834 in Simonswald. 1834 zog er mit seiner Familie, jedoch ohne den ältesten Sohn Andreas, nach Waldkirch und erwarb das Bürgerrecht. Die Wirkungsstätten der Bruderfamilie: Anwesen 1, Kandelstraße 10 : Gebäude errichtet 1795 als Chorherrenhaus des Stifts St. Margaretha. Abb. 1: Foto des Verfassers, 2014 Ignaz Blasius Bruder, Orgelfabrikant Wilhelm Bruder, geb. 1819, Orgelbauer Carl Bruder, geb. 1822 Orgelbauer ( Lehrjahre ) Ignaz Bruder, geb. 1825 ( Lehrjahre ) 1834 – 1841 Ignaz Blasius Bruder, Orgelfabrikant Andreas Bruder, geb. 1807, Orgelfabrikant Carl Bruder, Orgelbauer Ignaz Bruder II, Orgelbauer ( Lehrjahre ) 1841 – 1843 Andreas Bruder, Orgelfabrikant Franz Joseph Bruder, geb. 1830 ( Lehrjahre ) Carl Bruder, Orgelbauer ( zwischen 1843 und 1847 ) 1843 – 1859 Franz Joseph Bruder, Orgelfabrikant 1859 – 1861 Franz Joseph Bruder, Orgelfabrikant ( ab 1864 Teilhaber bei Gebr. Bruder ) Ignaz Bruder II, Orgelfabrikant (ab 186 4 Teilhaber bei Gebr. Bruder ) August Bruder, geb. 1846, Orgelbauer (Sohn v. Ignaz II, Lehrjahre) Max Bruder, geb. 1847, Orgelbauer (Sohn von Ignaz II, Lehrjahre ) 1861 – 1864 Anwesen bleibt bis 1965 im Besitz der Familie Bruder. Anwesen 1b, Kandelstraße 10 : Hinter dem Haus Kandelstraße 10 liess die Pariser Orgelfabrik « Limonaire Frères » 1912 ein neues Werkstattgebäude errichten. Abb. 2 : Foto Otto Wernet, ca. 1970, Archiv Paul Fleck Söhne Orgelbau Limonaire Frères, Orgelfabrik, Paris Zweigstelle Waldkirch unter Direktor Alfred Bruder 1912 – 1916 Alfred Bruder Orgelfabrik 1920 – 1937 Nutzung eines Nebengebäudes auf dem Anwesen durch Carl Oehler, Orgelbauer 1937 – ca. 1955 31 1843 – 1845 Ignaz Blasius Bruder, Orgelfabrikant Ignaz Bruder II, Orgelbauer 1845 – 1847 Carl Bruder, Orgelbauer Ignaz Bruder II, Orgelbauer 1993 – 2002 Spezialwerkstätte für Restaurierungen Paul Fleck Söhne Orgelbau ( Stefan und Johannes Fleck, Orgelbauer ) Das Anwesen « Kirchstraße 7 » diente noch bis 2012 als Lager der Fa. Fleck. Anwesen 2, Kirchstraße 7 – 9 : Abb. 3 : Foto des Verfassers, 20 14 Anwesen 3, « Kyffelburg », Dettenbachstraße 1 Kustorei des ehemaligen Chorherrenstifts St. Margaretha, erbaut 1770 auf dem Gelände der ehemaligen Kyffelburg. 1834 – ca. 1860 Xaver Bruder, Orgelbauer Vermutlich um 1860 zog sich der vermögende Xaver Bruder aus der aktiven Tätigkeit als Orgelbauer zurück. Er beteiligte sich jedoch beim Zusammenschluss der Werkstätten seiner Brüder zur OHG Gebr. Bruder Orgelfabrik im Jahre 1864. Abb. 4 : Foto des Verfassers, 2014 ( nur Werkstattgebäude ) Anwesen 4, Adenauerstraße 11 ( früher Emmendinger Landstraße): 1841 – 1864 1868 – 1872 Wilhelm Bruder, Orgelfabrikant ( ab 1864 Teilhaber der OHG « Gebr. Bruder Orgelfabrik » ) Wilhelm Bruder Söhne, Orgelfabrikanten Inhaber: Arnold Bruder, Wilhelm Bruder II Abb. 5 : Foto des Verfassers, 2014 (unklar, ob es sich dabei um das ursprüngliche Gebäude handelt) 32 Anwesen 5, Propsteistraße 1: Ehemaliges Chorherrenhaus ( Kanonikatsgebäude ), erbaut im Jahre 1792. Abb. 6 : Wohngebäude, Foto des Verfassers, 2014 Abb. 7 : Werkstätte der ehem. Firma Ignaz Bruder Söhne, 2014 Anwesen im Besitz von Xaver Bruder, Orgelfabrikant ( keine Werkstatt) Anwesen im Besitz von Ignaz Bruder I I, Orgelfabrikant ( keine Werkstatt) Mitarbeit von Ignaz Bruder II und dessen Söhnen bei Franz Joseph Bruder, Kandelstraße 10. 1860 – 1861 Eintritt von Ignaz Bruder I I als Teilhaber in die « OHG Gebr. Bruder Orgelfabrik ». Weitere Ausbildung und beruflicher Werdegang der Familie dort. Orgelfabrik Ignaz Bruder Söhne Inhaber : Max Bruder ( Sohn von Ignaz Bruder I I ) 186 4 1861 – 1864 1890 – 1918 Errichtung eines Werkstattgebäudes auf dem Gelände Propsteistraße 1 1890 Gustav Bruder, Musikzeichner Zeichnen von Stiftwalzen, Fabrikation von Notenrollen und Kartonnoten für alle Systeme von Orgeln im Hauptgebäude 1950 – 1969 Werkstatt von Otto Bruder, Orgelbauer ( Teil des ehem. Fabrikgebäudes ) Hauptgebäude bis 2014 im Besitz der Familie Bruder ca. 1937 – ca. 1965 33 Anwesen 6, Goethestraße 1 186 4 – 1937 Gebr. Bruder, Orgelfabrik Teilhaber : 1864 – 1881 Ignaz Bruder I I, Wilhelm Bruder, Franz Josef Bruder 1881 – 1882 Ignaz Bruder II, Wilhelm Bruder, Richard Bruder 1882 - 1891 Ignaz Bruder I I, Franz Sales Bruder, Richard Bruder 1891 – 1895 Fritz Bruder, Franz Sales Bruder, Richard Bruder 1895 – 1928 Fritz Bruder, Franz Sales Bruder (Richard Bruder verliess die Firma) 1928 – 1929 Fritz Bruder, Otto Bruder 1929 – 1931 Hans Adolf Bruder, Otto Bruder 1931 – 1933 Hans Adolf Bruder, Otto Bruder, Gustav Bruder 1933 1933 – 1937 Auflösung der Offenen Handelsgesellschaft « Gebr. Bruder Orgelfabrik » Otto Bruder alleiniger Inhaber der Firma Gebr. Bruder. Das Fabrikgebäude wurde um 1985 abgerissen. Das Wohngebäude steht noch heute an seinem Platz. 34 Abb. 8 : Foto Otto Wernet, Archiv Paul Fleck Söhne Orgelbau Anwesen 7, Lange Straße 19 Wilhelm Bruder Söhne, Orgelfabrikanten Inh. Arnold Bruder, Wilhelm Bruder II 1872 – 1891 Werkhaus Achim Schneider Orgelbau und Kuriositäten 200 0 – 20 05 Abb. 9 : Wohngebäude, Ansicht von der Lange Straße, 2014 Abb. 10 : Werkstattanbau im hinteren Teil des Grundstücks, vom Finner'schen Garten aus betrachtet Anwesen 8, Freiburger Straße (derzeit Parkplatz Edeka-Markt ) Wilhelm Bruder Söhne, Orgelfabrik 1891 – 1941 Inhaber: Abb. 11: Ehem. Fabrikensemble auf dem Briefkopf der Firma, Archiv Paul Fleck Söhne Orgelbau Arnold Bruder, Wilhelm Bruder II 1891 – 1893 Arnold Bruder, Franz Bruder I I 1893 – 1918 Umwandlung des Unternehmens in eine Offene Handelsgesellschaft Eugen M. Bruder, Franz Bruder I I Eugen M. Bruder 190 3 Eugen M. Bruder, Emil Bruder 1931 – 1941 1920 – 192 9 1929 – 1931 In diesem Gebäude als weiteres Unternehmen tätig : Gustav Bruder, Musikzeichner Das Fabrikensemble wurde nach der Geschäftsniederlegung 1940 an die Uhrenfabrik Blessing verkauft und diente noch bis 1975 der Produktion von Weckeruhren. Das gesamte Fabrikanwesen wurde zu Beginn der 19 8 0er Jahre abgerissen. 1937 – 1940 35 Die Familie Ruth Im Gegensatz zur weit verzweigten BruderFamilie hat sich bei der Firma Ruth die Linie der Firmeninhaber stets vom Vater auf den Sohn übertragen. Gegründet wurde das Unternehmen durch Andreas Ruth im Jahre 18 41. Andreas Ruth ist 1817 in Waldkirch geboren und soll in Furtwangen bei Christian Muckle in die Spieluhrenmacherei eingeführt worden sein. Nach seiner Rückkehr nach Waldkirch um 183 4 hat er den Quellen zufolge bei Ignaz und Xaver Bruder gearbeitet, ehe er sich 18 41 selbständig machte. Anwesen 9, Kapellengasse ( Turmstraße) 2 / 4 / 6 1841 – ca. 1865 Andreas Ruth, Xaver Ruth ca. 1865 – 1887 Andreas Ruth, Adolf Ruth I, Albertine Ruth Andreas Ruth 1887 – 1888 Der ehemalige Standort dieser Gebäude ist im heutigen Rathaus-Komplex integriert. Der Verfasser konnte keine Fotos finden. Anwesen 10, Adenauerstraße/ Am Kastelberg 1887 – 1938 A. Ruth & Sohn, Orgelfabrik Inhaber: 1887 – 1908 Adolf Ruth I 1908 – 1938 Adolf Ruth II Grosse Teile des Inventars der Firma Ruth wurden durch die Orgelbau-Anstalt Heinrich Voigt, Höchst a. M. 1938 übernommen. Das ehemalige Fabrikgebäude wurde um 1975 abgerissen. Das Wohngebäude wurde grundlegend saniert und steht heute noch. 36 Abb. 12 : Wohnhaus und Fabrikgebäude, Foto Willy Vanselow um 1968 , Archiv Paul Fleck Söhne Anwesen 11, Lange Straße 104 Waldkircher Orchestrion-Fabrik Gebr. Weber 1883 – 1902 Inhaber: Anfänglich: August und Hermann Weber Später: August Weber Das Gebäude wurde um 1990 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. A bb. 13 : Foto Otto Wernet um 1980 , Archiv Paul Fleck Söhne Anwesen 12, Bismarckstraße 3 Waldkircher Orchestrion-Fabrik Gebr. Weber 1902 – 1931 Inhaber: Abb. 14 : Foto des Verfassers, 2014 August Weber 1902 – 1918 Umwandlung des Unternehmens in eine GmbH 1906 Otto Weber, Franz Grafmüller, Carl Jäger 1918 – 1931 Gustav Bruder, Musikzeichner, (Herstellung von Notenrollen und Kartonnoten, zeichnen von Stiftwalzen) 1940 – 1949 37 Anwesen 13, "Stahlhof", Lange Straße 86 1799 – 1825 Mathias Martin, Orgelbauer 1825 – 1837 Gebr. Martin, Orgelbauer (Josef und Martin Martin) Abb. 15 : Erste Orgelbauwerkstätte in Waldkirch, Foto des Verfassers, 2014 Anwesen 14, Schillerstraße 2 1890 – 1908 Anton Kiene, Kirchenorgelbau-Anstalt 1908 – 1971 Rudolf Kiene, Kirchenorgelbau 1986 – heute Werkstätte für Orgelbau Wolfram Stützle (Enkel von Rudolf Kiene) Abb. 16 : Foto des Verfassers, 2014 1896 – 1908 Gavioli & Cie., Orgelfabrik, Paris Niederlassung Waldkirch i. Brsg., Direktor: Richard Bruder 1908 – 1912 Limonaire Frères, Orgelfabrik, Paris Niederlassung Waldkirch i. Brsg., Direktor: Richard Bruder Leider hat es der Verfasser versäumt, rechtzeitig vor dem Abriss des Gebäudes im Jahre 2007 ein Bild des schönen, geschichtsträchtigen Gasthauses zu machen. 38 Anwesen 15, Saal des Gasthauses «Zum Rebstock», Lange Straße 46 Anwesen 16, Hinterhaus des Gasthauses «Schwarzwälder Hof», Engelstraße 3 Carl Frei & Sohn, Orgelfabrik 1946 – 1959 Carl Frei sen. und Carl Frei jun. Das altehrwürdige Gasthaus «Schwarzwälder Hof», dessen Grundmauern auf der ehemaligen Stadtmauer des mittelalterlichen Waldkirch gründeten, brannte 1999 vollständig aus und blieb einige Jahre als Ruine stehen, ehe es abgetragen wurde und schliesslich einem Neubau wich. Abb. 17 : Otto Wernet um 1975 , Archiv Paul Fleck Söhne Orgelbau Anwesen 17, Lange Straße 72 Abb. 18 : Foto Willy Vanselow, Archiv Paul Fleck Söhne Orgelbau Willy Vanselow, Waldkirch 1966 – 1979 Willy Vanselow war gelernter Fotograf und stammte aus Schlesien. Er eröffnete im Jahre 1966 an der Lange Straße 72 ein Fotogeschäft. Vanselow war fasziniert von der Orgelbaugeschichte Waldkirchs und begann als erster, sich hier für dieses besondere Handwerk zu interessieren. Er organisierte Tonbildschauen und Führungen für die Touristen, produzierte Schallplatten und warb überregional für die Waldkircher Orgeltradition. Sein Laden war Treffpunkt für die Freunde mechanischer Musik aus ganz Europa, auch verkaufte er dort Tonträger, Bücher usw. von und über mech. Musikinstrumente. Schliesslich gelang es ihm, selber auch Drehorgeln mit 16 Tonstufen zu bauen, wobei er eine mechano-elektrische Steuerung anwandte und den Wind durch elektrische Gebläse erzeugte. Das Gebäude wurde um 1988 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, in welchem heute die Postfiliale Waldkirch untergebracht ist. 39 Anwesen 18, Kandelstraße 40a 1959 – 1997 Carl Frei & Sohn, Orgelfabrik 1959 – 1967 Carl Frei sen. und Carl Frei jun. Carl Frei jun. 1967 – 1997 Abb. 19 : Foto Otto Wernet, Archiv Paul Fleck Söhne Orgelbau Anwesen 19, «Ringwald-Areal», Am Gewerbekanal 1– 3 1988 – heute Orgelbaumeister Rainer Pitt ( Herstellung von Kleinorgeln, Clavichorden, Regalen, Positiven) Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer Meisterwerkstatt für Orgelbau (Kirchenorgeln, Drehorgeln, Restaurierung) OBM Heinz Jäger, OBM Wolfgang Brommer Abb. 20 : Foto des Verfassers, 2014 2001 – heute rgelbauersaal, Sitz der Waldkircher O Orgelstiftung. Anwesen 20, Bahnhofsplatz 5a 2002 – heute Spezialwerkstätte für Restaurierungen (mechanische Musikinstrumente) Paul Fleck Söhne Orgelbau, Inh. Stefan Fleck, Orgelbauer Abb. 21: Werkstatt Paul Fleck Söhne, Foto des Verfassers, 2014 Anwesen 21, Fabrik Sonntag, Haus 2 2011 – heute Werkhaus Achim Schneider O rgelbau und Kuriositäten Abb. 22 : Achim Schneider vor seiner Werkstatt, Foto des Verfassers, 2014 40 Anwesen 22, Runzweg 2 Werkhaus Achim Schneider Orgelbau und Kuriositäten 2005 – 2011 Das Werkstattgebäude Runzweg 2 musste im Zuge der Innenstadtsanierung einem Neubau weichen. Dank: Der Dank des Verfassers gilt den Waldkircher Orgelbauern Stefan Fleck und Achim Schneider, die beim Erstellen dieses Artikels mit wichtigen Hinweisen und Fotomaterial unter die Arme gegriffen haben. Ferner möchte ich Matthias Haack für seine Unterstützung bei der Erstellung der aktuellen Fotos danken. Arrangieren und Herstellen von Notenrollen für Drehorgeln: 20er Tonstufen 26er Tonstufen 28er Tonstufen 31er Tonstufen 33er Tonstufen 35er Tonstufen Zur platzsparenden Aufbewahrung werden die Notenrollen in einer runden Kunststoffdose verpackt. Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt. Gerne erfülle ich Ihnen auch Ihre Wunschmelodie. Die Notenrollen können auf Spulen mit Innensechskant, Aussensechskant, durchgehendem Loch oder auch ohne Spule geliefert werden. Bitte fordern Sie unverbindlich meine Notenrollenverzeichnisse an oder rufen Sie diese im Internet ab. Linzgaustr. 8, D-88630 Pfullendorf, Tel. 07552/5343, Fax 07552/4788 E-Mail: [email protected] www.drehorgel-edihofmann.com 41 Wilfried Hömmerich – Sein Leben war die Drehorgel und die Drehorgel war sein Leben Joachim Petschat, Nachfolger von Wilfried Hömmerich Am 13.12. 2013 verstarb der ehemalige, langjährige Vorsitzende des Clubs Deutscher Drehorgelfreunde Herr Wilfried Hömmerich in seiner Heimatstadt Bonn. Zuletzt Ehrenvorsitzender des CDD lebte und handelte er nach dem Motto in der Überschrift. Seit 1979 war er Mitglied im CDD und übernahm den Vorstandsposten des Kassenwartes. 1984 wurde er zum ersten Mal als Vorsitzender gewählt. Dieses Amt führte er bis 2011 aus. Mit Erfolg und Visionen machte er den CDD zum grössten Drehorgelclub Deutschlands mit ca. tausend Mitgliedern aus 19 Nationen. Mit grossem Geschick führte und hielt er viele Drehorgelbegeisterte zusammen. Der Club wurde zur Heimat der Dreh-, Kirmes- und Grossorgeln. Ein grosser Verdienst war das Vereinen aller Steuerungsarten der Drehorgeln im Club. Bei den Individualisten unter den Drehorgelspielern ist das sein grösster Erfolg. Er machte sein Hobby zur Profession und erstellte Tonträger von Drehorgel42 musik. Viele dieser Aufnahmen sind heute historisch. Neben Vermittlung, Verleih und Verkauf von Dreh- und Kirmesorgeln und sonstigen Sachen zum Drehorgelmilieu organisierte er viele Drehorgeltreffen und setzte die Drehorgel oft medienwirksam in die Presseszene um die Begeisterung der Bevölkerung für unser Hobby zu erhöhen. Mit seiner 33er-Ruth-Konzertorgel oder seiner Happy-Robot-Tanzorgel war er ein gern gesehener Akteur auf vielen Treffen im In- und Ausland. Der Guinness-BuchRekord mit 223 Drehorgelspielern im Technikmuseum Speyer 1995 fand unter seinem Dirigat statt. Schon vor der Wende im Jahr 1989 hatte er Kontakte zu Drehorgelleuten in der ehemaligen DDR und führte uns 1990 zusammen. Auf dem Höhepunkt seines Drehorgelschaffens ereilten ihn familiäre Schicksalsschläge, von denen er sich nicht mehr erholte. Sein souveränes, kreatives Führen des CDD hat tiefe Spuren hinterlassen. Gemäss seines zweiten Mottos : « Mit Musik geht alles besser » versuchen wir diese auszufüllen und sein Werk fortzusetzen. Zum Gedenken an den Drehorgel- und Automatenbauer Franz Oehrlein eine Familie für ihn. Franz setzte alles dran, trotz seines schlechten gesundheitlichen Zustands « noch einmal » zur GSM-Herbstbörse 2013 nach Rüdesheim zu kommen. Trotz Rollator und mobilem Sauerstoffgerät genoss er dieses (Abschieds-) Treffen mit seinen Weggefährten. Kurz danach war er drei Wochen im Krankenhaus, seine letzten schlechten Tage verbrachte er zuhause, starb dann aber in der Klinik. Meine Frau und ich – und bestimmt auch viele andere – verloren einen guten Freund, dem wir noch im Januar 2013 mit Unterstützung durch Walter Tenten einen Herzenswunsch erfüllen konnten : Die Beschaffung seines Lieblingsliedes « Besame mucho », das seine Frau Ruth auf seinen Wunsch bei der Trauerfeier spielen liess. Franz Oehrlein bei der GSM Jahreshauptversammlung 2009 ( Seewen ) Bernhard Häberle Foto: Reiner Schulte Franz Oehrlein wurde am 5. August 1932 in Mainz geboren, wo er am 18. Dezember 2013 auch verstarb. In einer sehr würdigen Trauerfeier, die von Trauerrednerin Friederike Voigt ganz im Sinne von Franz die Freude über den gemeinsamen Weg vor die Trauer stellte, nahmen am 23. Dezember 2013 unter grosser Anteilnahme der Bürger von Mainz-Hechtsheim viele Weggefährten und Vereinskollegen in der überfüllten Trauerhalle des Friedhofs seines lebenslangen Heimat-Stadtteils Hechtsheim Abschied von unserem liebenswerten GSM-Ehrenmitglied und Freund. Er war ein waschechter Hechtsheimer Bub mit unverwüstlichem Humor und in seinem Heimatort verwurzelt. Der Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V. gehörte Franz seit deren Gründung an, sie war so etwas wie Franz gehörte zu den bescheidenen Menschen, die kein Aufsehen um ihre Person machen und in Bezug auf ihre Fähigkeiten eher zurückhaltend tiefstapeln. Dass Franz aber als begnadeter Autodidakt ein faszinierendes Lebenswerk schuf, wird jeder Kenner der Materie mit Bewunderung und Hochachtung bestätigen. Es lag also für die GSM – zu deren Gründungsmitgliedern Franz Oehrlein zählte – nahe, die Verdienste des Drehorgel- und Automatenbauers Franz Oehrlein aus Mainz-Hechtsheim mit der Ehrenmitgliedschaft zu würdigen. Er war völlig überrascht, als unser Vorstandsvorsitzender Ralf Smolne anlässlich der GSM-Frühjahrsbörse 2006 am geselligen Abend in Siegfrieds Mechanischem Musikkabinett das Wort ergriff. In seiner Laudatio «Vom Figaro zum Drehorgel- und Automatenbauer » erinnerte Ralf Smolne daran, dass Franz vor mehr als 40 Jahren seinen erlernten Friseur-Beruf an den Nagel hing und sich fortan dem Drehorgel- und Automatenbau verschrieb. Ralf Smolne fasste damals zusammen : « Franz wurde in den Frisörbetrieb seiner Eltern hineingeboren, arbeitete auch eine gewisse Zeit im elterlichen Betrieb mit, doch schon immer interessierte sich Franz auch für ganz andere Dinge, für knifflige technische Zusammenhänge und für die Automatisierung von Bewegungsabläufen. 43 Die Drehorgeln hatten es ihm besonders angetan. Als begeisterter Tüftler und Autodidakt befasste er sich mit deren technischem und musikalischem Aufbau und erlernte dadurch sehr schnell alle Fertigkeiten zur Herstellung von gut funktionierenden Drehorgeln. Schon 1964 entstanden seine ersten Drehorgeln, die er ständig weiter perfektionierte. In einem Teilbereich des elterlichen Geschäftshauses richtete er sich eine kleine Werkstatt ein und betrieb dort ab 1970 sein Geschäft als Drehorgel- und Automatenbauer. » Im Zuge des wiedererstehenden Drehorgelbaus in der Nachkriegszeit galt Franz Oehrlein in einer Phase der « Drehorgel-Renaissance » als Pionier für die Herstellung von unempfindlichen Drehorgeln, oft mit Figurenszenen, und als Schöpfer von Automaten. Sein Einfallsreichtum für Figurenautomaten mit Musik war schier unerschöpflich. Von seiner Arbeit und seinen Ideen erfüllt, liess er nicht los, bis alles auch bis ins kleinste Detail umgesetzt war. Dabei war es ihm wichtig, nur eine limitierte Auflage jeder seiner Schöpfungen zu verwirklichen, denn die Freude über die gelungene Kleinserie war ihm stets mehr wert, als der finanzielle Erfolg, den er mit einer Massenproduktion hätte erzielen können. Dazu passt sehr gut ein Zitat aus seinem Munde: « Wenn ich Hunderte gleicher Orgeln bauen müsste, ich glaube, ich würde meine Werkstatt anzünden. » Bereits 1975, zur Zeit der Gründung der GSM, bot er Drehorgeln mit Faltbändern und 26 Tonstufen (plus einer Steuerstufe für den Dirigenten) an, schon ein Jahr später folgten Drehorgeln mit sieben beweglichen Musikanten und drei Registern, und ab 1984 seinen Drehorgelzirkus sowie die 20er Drehorgeln. Parallel dazu entstanden seine lebensgrossen Automaten, die sich durch ihre natürlichen Bewegungsabläufe auszeichnen. Sie sind in unseren Kreisen wohlbekannt, seine Trommlerautomaten, der Drehorgelspieler, der Harlekin als Flötenspieler(in?) mit Vögelchen, den schwarzen Diener « Schneeball » und schliesslich sein Opus ultimo, die Orgelspielerin Eva Katharina, die ihm besonders gut gelungen ist. Mit diesem wunderbaren Automaten, 44 der ihn voll in Anspruch nahm, endete leider die Ära des berühmten Hechtsheimer Drehorgel- und Automatenbauers. Heute stehen die Geschöpfe von Franz Oehrlein in den grössten Sammlungen Europas, in Japan und in Amerika, und sie bereiten den Besuchern immer wieder grosse Freude. Auf Auktionen erzielen sie ein Mehrfaches des ursprünglichen Verkaufspreises. Obwohl Franz Oehrlein sich sehr bescheiden immer als Handwerker bezeichnet hat, so war er doch einer unserer besten Künstler für moderne Automaten. Franz hatte sich mit seinem Ruhestand trotz einiger gesundheitlicher Probleme nicht von der Szene verabschiedet. An allen wichtigen Veranstaltungen nahm er teil und war stets ein gern gesehener Gast, der mit seinen lebhaften Erzählungen und köstlichen Anekdoten die Menschen begeistern konnte. Seine Ehefrau Ruth war als seine treue Begleiterin und wichtige Stütze in allen Lebenslagen immer mit dabei. Unvergessen sind auch seine kleinen schwarzen Schächtelchen mit selbstgemachten leckeren Schokoladetäfelchen in Form der Oehrlein-Drehorgelfassaden, wie er sie seinen Freunden zu schenken pflegte. Nun hat er uns verlassen, und uns bleiben nur ein « Tschüs Franz » und ein herzliches Dankeschön für viele schöne Stunden. Kyburz swissmusicbox GmbH Jubiliäumsweg 10 5036 Oberentfelden Phone: 062 723 35 59 Fax: 062 723 49 19 Mobile: 078 820 30 01 www.swissmusicbox.com [email protected] Was ist zu tun, wenn Blechplatten knackend und ruckend drehen? Jürgen Ehlers Geräte mit Blechplatten und Kämmen sind relativ einfach zu handhaben. Anders als die Walzen bei Walzengeräten, lassen sich die Blechplatten ohne Probleme wechseln. Bei einer Spieldose mit Wechselwalzen lässt sich die Walze nur mit grosser Aufmerksamkeit beschädigungslos aus- und wieder einbauen. Blechplatten verursachen auch bei leichtfertiger Handhabung selten Defekte. Einer der Gründe ist der, dass der Kamm bei Plattengeräten indirekt betätigt wird. Zwischen Platte und Kamm liegt in der Funktionsfolge das Sternchenrad. Beim Wechsel der Platte stösst die Platte, oder berühren die Häkchen der Platte, allenfalls die robusten Sternchenräder und nicht den empfindlichen Kamm. Obwohl die Platte beim Wechseln kaum Schäden erleidet, sind trotzdem oft auf der Platte Häkchen verbogen oder beschädigt. Der Schaden entsteht meist durch unsachgemässe Lagerung. Da stehen oder liegen die Platten dann irgendwie und sollen ordnend zusammengeschoben werden. Dabei verhaken sich die Häkchen untereinander oder mit den Löchern in den Platten daneben. Die Ungeduld führt schliesslich zu kräftigen Stössen an den Platten, um das Ziel zu erreichen. Die Häkchen verbiegen sich dabei. Sie reissen u.U. ganz oder teilweise ab. Eine Platte spielt nur dann gut, wenn alle Häkchen vorhanden und alle gut ausgerichtet sind. Das ist eine Binsenweisheit. Wenn einige Häkchen fehlen, kann die Platte trotzdem noch gut spielen, es sei denn, die fehlenden Häkchen bzw. Töne gehören zu einer dominierenden Melodie. Oft sind die Töne in begleitenden Oktaven noch einmal vorhanden. Die fehlenden Häkchen machen sich dann beim Abspielen kaum bemerkbar. Hässlich wird es aber dann, wenn die Platte beim Lauf hakt und knackt. Die Knackgeräusche entstehen bei der Berührung der Häkchen mit den Sternchenrädern oder bei den Sternchenrädern selbst, wenn diese fehlerhaft sind. Die Sternchenräder müssen in Ordnung sein, das ist eine Vorbedingung. Bei der Suche nach der Ursache des Knackgeräuschs sind also die Sternchenräder zuerst zu überprüfen. Jedes Sternchenrad muss dazu eine volle Umdrehung gedreht werden. Jede Ausformung des Sternchenrades muss den Sternchenblock einmal durchlaufen. Es kann sein, dass eine Spitze des Sternchenrades vielleicht nur minimal verbogen ist und dadurch am Block hängen bleibt. In diesem Bereich wird beim Spiel ein Häkchen knackend über das blockierte Sternchenrad gerissen und verursacht das Geräusch. Wird das Sternchenrad Spitze für Spitze gedreht, das geht mit einem kleinen Schraubendreher, dann lassen sich die Fehler aufspüren und mit einer kleinen Zange beseitigen. Defekte Sternchenräder muss man selten dazu ausbauen. Die Platte hakt ausserdem, wenn die Häkchen an der Platte fehlerhaft sind. Dann laufen die verbogenen Zähne zwischen die Sternchenräder und verhaken sich dort. Die Häkchen können ganz oder teilweise abgerissen sein oder sind nur verbogen. Bis auf Platten vom Symphonion und einige Sonderformen lassen sich verbogene Häkchen mit einer kleinen Zange wieder ausrichten. Ich bevorzuge dazu einen kleinen Schraubendreher. Damit werden die Häkchen beim Drücken weniger belastet. Ist die Platte zu sehr gehärtet, brechen allerdings einige Häkchen bei der Prozedur ab. Das ist bedauerlich, aber durch nichts zu ändern. Was ist aber zu tun, wenn die Sternchenräder in Ordnung sind, die Häkchen alle ausgerichtet sind, die Platte aber beim Spiel trotzdem hakt und knackt ? Mit der Ölkanne ist nichts auszurichten! Einige versierte Sammler führen eine Prüfung durch, bei der die Tatsache zugrunde gelegt wird, dass die Knackgeräusche direkt beim oder über dem Sternchenblock entstehen. Die Platte wird dazu aufgelegt und gestartet. An der Stelle, an der das Knackgeräusch entsteht, wird die Platte 45 Bild 1: Das Häkchen der Platte schiebt den Nocken des Sternchenrades vor sich her. Dabei dreht sich das Sternchenrad ein Stück weiter. Bild 2 : Das Häkchen der Platte verlässt den Bereich des Sternchenrades. Dabei hat der nachfolgende Nocken exakt die Position des vorigen eingenommen. Bild 3 : Das teilweise abgerissene Häkchen schiebt den Nocken des Sternchenrades weiter,… Bild 4 : … aber es verlässt den Bereich des Sternchenrades zu früh. Dadurch gelangt der nachfolgende Nocken nicht in die korrekte Stellung. 46 über dem Sternchenblock markiert. Dann wird die Platte umgedreht, um die Häkchen überprüfen zu können. Wenn im markierten Bereich ein verbogenes Häkchen gefunden wird, dann muss dieses nur gerichtet werden. Anschliessend dürfte der Fehler nicht mehr auftreten. So weit, so gut ! Das lässt sich alles bis hierher noch nachvollziehen. Was ist aber zu tun, wenn im markierten Bereich kein verbogenes Häkchen zu entdecken ist, die Platte aber trotzdem bei jeder Umdrehung an dieser Stelle hakt ? Der Grund ist nicht einfach zu entdecken, aber häufig. Bei der Suche sind weitergehende Überlegungen nötig, um dem Fehler auf die Spur zu kommen. torkraft weitergedreht wird, schiebt der Nocken des Sternchenrades das Häkchen und damit die Blechplatte hoch, oder der Nocken des Sternchenrades dreht sich so weit rückwärts, bis das Häkchen wieder vom Nocken freikommt. In beiden Fällen entsteht ein hässlicher, mechanisch klingender Knack. Bild 1 zeigt das Sternchenrad und darüber die Blechplatte im Querschnitt. Die Platte bewegt sich beim Drehen in geringem Abstand über die Spitzen, die Nocken des Sternchenrades. Das Häkchen unter der Platte stösst beim Spiel gegen den oberen Nocken des Sternchenrades und schiebt diesen weiter. Dabei dreht sich das Sternchenrad ein Stück weiter, bis das Häkchen über den Nocken des Sternchenrades hinweg gleitet. Bild 2 zeigt den Stand des Sternchenrades nachdem das Häkchen der Platte den Bereich des Sternchenrades, verlassen hat. Das Häkchen an der Platte ist so konstruiert, dass es erst den Bereich des Sternchenrades verlässt, wenn der nachfolgende Nocken vom Sternchenrad die gleiche Position eingenommen hat, die der vorige Nocken hatte. Das ist von der Länge des Häkchens abhängig. Jedes Häkchen der Platte dreht das Sternchenrad genau in die nächste Position. Was ist bei solcherart abgebrochenen Häkchen zu tun ? Es gibt nur eine Möglichkeit. Die mag man aber kaum tun, denn das Rest-Häkchen sieht immerhin beinahe so aus, als könnte es funktionieren. Aber ein unvollständiges Häkchen führt immer wieder zu Problemen! Solche Rest-Häkchen weiten das Problem sogar aus, denn wie in Bild 5 dargestellt, können nachfolgende heile Häkchen durch die vorhandene Kraft bei der Prozedur ebenfalls abbrechen. Die einzige Abhilfe wird erreicht, wenn der Häkchenrest völlig entfernt wird. Erst dann wird die Platte ohne Knackgeräusche spielen. Bild 3 zeigt ein teilweise abgebrochenes Häkchen. Das abgebrochene Häkchen hat nicht mehr die ursprüngliche Länge. Das kann für diesen zu betrachtenden Fall auch ein seitlich oder anders verbogenes Häkchen sein. Trifft dieser Häkchen-Rest auf den Nocken des Sternchenrades, wird das Sternchenrad nur unvollkommen in die nächste Position gedreht. Das abgebrochene Häkchen verlässt den Bereich des Sternchenrades zu früh. Dadurch gelangt der nachfolgende Nocken nicht in die notwendige obere Position. Das nächste (vollständige) Häkchen läuft nun gegen den zu tief stehenden Nocken des Sternchenrades. Da die Platte mit voller Mo- Die Ursache muss also nicht unbedingt an der Stelle der Platte liegen, an der das Knackgeräusch zu hören ist. Die Fehlerquelle ist in diesem Beispiel in dem Bereich der Platte zu suchen, der kurz vor dem Knackgeräusch über den Sternchenblock geglitten ist. Bild 5 : Das nachfolgende vollständige Häkchen läuft auf. Dabei wird die Platte mit Gewalt nach oben gedrückt, oder das Sternchenrad dreht sich rückwärts. Es knackt Da ist ein anderes Problem weiterhin vorhanden. Das hat allerdings nichts mehr mit den hier zu betrachtenden Knackgeräuschen zu tun, ist aber trotzdem eine Betrachtung wert. Jedes fehlende Häkchen bedeutet, dass ein Ton fehlt, da er wegen des fehlenden Häkchens nicht mehr gespielt wird. Das lässt sich reparieren! Bei Graham Webb ( The Musical Box Handbook ; Faber & Faber ; London ; Seiten 109 – 111 ) ist eine Möglichkeit dargestellt, das fehlende Häkchen durch einen Lötvorgang zu ersetzen. Das funktioniert wirklich. Das ist zwar ein erfolgreiches, aber mühsames Vorhaben. Wenn die Häkchen, wie bei Graham Webb beschrieben, nur weich gelötet werden, dann sind diese Häkchen nur da einzusetzen, wo nur geringe Kräfte einwirken, denn die Lötstelle ist von geringer Festigkeit. Sie hält nur geringen Belastungen stand. Bei kleinen Geräten ist das ausreichend, bei grösseren, z.B. dem Polyphon Concerto (Bild 6 ), genügt Bild 7 : Die Kraft wird mit einer starken Kette auf die Platte übertragen. Bild 6 : Beim Polyphon Concerto haben die Platten einen Durchmesser von 80 ,5 cm. Die Häkchen der Platte müssen Klavierhämmer, Glockenschlegel usw. über ein Sternchenrad direkt betätigen. Dazu ist eine grosse Kraft nötig. die Festigkeit einer einfachen Weich-Lötstelle nicht. Die Platten für dieses Gerät haben einen Durchmesser von 80,5cm. Die Sternchenräder (Bild 7 ) sind sehr robust, denn sie betätigen sowohl die Klavierhämmer, die Trommel und das Glockenspiel direkt. Die dazu benötigte beachtliche Kraft wirkt vom Federwerk über eine Kette auf die Platte. Die Platte besitzt zur weiteren Kraftübertragung dementsprechend robuste Häkchen. Leider gibt es auf dem Weg der Kraftübertragung einen Schwachpunkt. Wenn irgendein Sternchenrad im Sternchenblock schwergängig oder blockiert ist, dann konzentriert sich die gesamte Kraft des Motors auf das eine Häkchen, das vor dem blockierten Sternchenrad steht. Das Häkchen verbiegt sich oder wird mühelos abgerissen. Von meinen über sechzig Platten war keine einzige heil. Bei vielen fehlten nahezu alle Häkchen auf einer Spur. Das ist verständlich, denn wenn ein Sternchenrad blockiert ist und ein Häkchen abreisst, dann werden auch alle nachfolgenden Häkchen abgerissen. Wenn dann der Besitzer des Geräts zur Probe eine andere Platte einlegt, dann geschieht mit dieser Platte das Gleiche, auch mit der nächsten. Und so weiter. Wenn das blockierte Sternchen nicht repariert wird, sind schliesslich alle Platten defekt. Solche Platten sind kaum noch spielbar. Der grossen Kräfte wegen ist eine Reparatur mittels Weichlot bei diesen Platten nicht sinnvoll. Bild 8 : Die Sternchenräder sind robust ausgeführt. Nun gibt es eine Technik, die für die Reparatur einsetzbar ist, und die Herr Jaag aus Berg bei Ravensburg ausführt. Er repariert die Platten mit einem Punktschweissverfahren. In Rüdesheim lagen bei der Herbstbörse zwei auf diese Weise reparierte Platten zur Ansicht aus. Solche Punkt-Schweissungen lassen sich dank elektronischer Steuerung mittlerweile auch mit sehr kleinen Punkten zuverlässig verwirklichen. Bild 9 zeigt die Rückseite einer Concerto-Platte. 47 Die Häkchen haben die Form eines Dreiecks. Das ist eine stabile Anordnung. Fehlende Häkchen werden allerdings nur als einfache Winkel hergestellt, denn der aufliegende Schenkel muss für die Schweissung frei sein. Der senkrecht stehende Schenkel ist umgebogen, damit eine Rundung entsteht. Da dieser Bereich das Sternchenrad dreht, gleitet die Rundung besser über das Sternchenrad, als wenn es scharfkantig wäre. Der andere Schenkel wird bei der Reparatur direkt auf die Platte gedrückt und verschweisst (Bild 9 ). Auf der Vorderseite der Platte bleibt nur ein kleiner blauer Schweiss-Fleck sichtbar ( Bild 10 ). Weitere Information zum Punkt-Schweissverfahren bei : Rolf Jaag ; 88276 Berg / Rav. ; Tel. +49 ( 0 )751 58572 Bild 10 : Auf der Vorderseite der Platte bleibt von der Schweissung nur ein kleiner blauer Fleck. Bild 11: Das aufgeschweisste Häkchen muss zwischen die Nocken des Sternchenrades passen. Auf der Vorderseite der Platte wird nichts aufgetragen. Bild 9 : Diese kleinen Häkchen müssen die Kraft von der Platte auf die Sternchenräder übertragen. Hier sind zwei aufgeschweisste Häkchen zu sehen. Die Konstruktion des neuen Häkchens bzw. Winkels unterliegt drei Bedingungen. Das Material muss die nötige Festigkeit haben, der senkrecht stehende Schenkel muss exakt so lang sein wie das Häkchen, und der aufgeschweisste Schenkel muss mit seinem Mass zwischen zwei Nocken des Sternchenrades passen, damit sich das Sternchenrad einwandfrei drehen kann (Bild 11 ). Mittlerweile sind alle Platten repariert. Das Schweissverfahren hat sich bewährt. Die Häkchen für die Concerto-Platten sind 2,3 mm breit. Laut Auskunft von Herrn Jaag lassen sich fehlende Häkchen bis herunter zu 1 mm anschweissen. Da kann manche wertvolle Platte gerettet werden. 48 Hier könnte Ihre Werbung stehen ! DELEIKA® – Drehorgel Hans R. Schmid Sternenweg 2 5612 Villmergen www.drehorgel-schmid.ch [email protected] Im Handumdrehen viel Freude Wir freuen uns, Ihnen unsere Leidenschaft für Drehorgeln, aus der guten alten Zeit, zu zeigen und mit Ihnen zu teilen. Wir bieten Ihnen verschiedenste Drehorgel-Modelle- und Ausführungen an. Wählen Sie zwischen zahlreichen Melodien auf Notenbändern und Memory. 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Wullschleger, Im Kupfermied 8, 4663 Aarburg, Tel: 079 222 3113 Generalversammlung der SFMM in Münsterlingen Info: später auf www.sfmm.ch und separate Einladung per Post 29. Internationales Drehorgeltreffen in Linz am Rhein (D) Info: Stadtentwicklungs + Touristikgesellschaft, [email protected] Festival International des Orgues de Barbarie ORNANS - Doubs (nahe Schweizer Grenze) Organisation: Ville d’Ornans et Association Anim’Ornans Kontakt: Mme Marie-Christine Vernerey (Adj. à la Culture) Service Culturel - Hôtel de Ville 26 rue Pierre Vernier, 25290 Ornans, Tél : +33 381 624 033 11. Internationales Waldkircher Orgelfest (D) Partnerland ist dieses Mal die Schweiz. Fachthema: Firma Gebrüder Brüder, die im 2014 150 Jahre alt wäre. Info: www.orgelfest-waldkirch.de 34. Internationales Drehorgelfest in Berlin (D) Info: Christa Hohnhäuser (Jubel - Jette), Tel. +49 30 4053 6884 Info: ww.internationale-drehorgelfreunde-berlin.de / www.jubel-jette.de Drehorgel-Treffen in Brunnen Info: B. Meier Sternenstr.22e, 8903 Birmensdorf, Tel: 044 737 2831 Burgdorfer Drehorgelfestival Spielbeginn ab 9.30 Uhr bis 15.00 Uhr Monsterkonzert 15.30 auf dem Kronenplatz Info: DREHORGEL-FESTIVAL BURGDORF B. Schneider, Hofgutweg 24, 3400 Burgdorf Kaktus-Chilbi in Schafisheim Jeweils von 09.00 – 17.00 Uhr Info: www.kakteen.ch, Kakteen Gautschi, Wilstr. 1, 5503 Schafisheim, 09.00 -17.00 Uhr 16ème Festival international de la Musique Mécanique Let Gets (F) Info: www.musicmecalesgets.org Jubiläum des Schweizerischen Jukebox Club in der Dreamfactory Degersheim Info: Retonio Breitenmoser, Mobile:+41 79 530 1111, Office: +41 71 370 0305 E-Mail: [email protected], http://www.dreamfactory.ch Beginn um 18:00 mit Apero und Rundgang. Abendessen mit Showprogramm: Weltklasse Nummer Natalie und Eli- quick-changes & flowers. Spezialpreis für SFMM-Mitglieder CHF 99.- (ohne Getränke, mit Apero) 27. - 29. Juni 4. - 6. Juli 5./.6. Juli 5. Juli 12./13. Juli 18. - 20. Juli 21. Juli 50 25. - 27. Juli 17. August 17. August 29./30. August 6./7. September 7.September 19./21. September 28. September 12. Oktober 23. November Drehorgel-Festival in Davos Info: W. Fausch, Hofstr. 11, 7270 Davos, Tel. 081 413 5073, [email protected] Freitag, 17.00-22.00 Uhr, Auftakt an der Freien Promenade Davos Platz Samstag, entlang der Promenade Davos Platz Sonntag, Musikalische Umrahmung des Gottesdienstes Drehorgeltreffen in Einsiedeln Info: Peter X: Bürgisser, Telefon +41 79 320 5531, www.drehorgel-schweiz.ch 10.00 Uhr, am Bahnhof und rund um den Klosterplatz 11.00 Uhr, Pilgergottesdienst mit Drehorgelbegleitung 17.00 Uhr, Schlusskonzert beim Hotel Drei Könige - Paracelsuspark International des Orgues de Barbarie Morges (VD) Morges Région Tourisme Rue du Château 2, Case postale 55 CH - 1110 Morges 1 Tél. +41 (0)21 801 32 33, E-Mail: [email protected] Drehorgelkonzert und Drehorgeltreffen in Zurzach Info: Georg und Theres Dietschi, Tel: 056 249 38 75 www.dreh-orgel.ch // www.badzurzach.info 08.30 - 16.00 Uhr, im verkehrsfreien Flecken, Zurzach 16.15 Uhr, Drehorgelparade und Verabschiedung 2. Internationales Drehorgelfestival Keszthely/Ungarn Organisator: Hansjörg Surber/Tourinform Keszthely Info: Surber's Museum für Musikautomaten und Phonographen Jokai ut. 5, HU-8360 Keszthely Tel: +36 30 602 68 68 Mail: [email protected] Besonderes: Zugelassen sind alle Orgeltypen. Anmeldung bitte an E-Mail Adresse oder telefonisch bis spätestens Ende März 2014 Drehorgelmatinée anlässlich der Lachner Chilbi Info: www.lachner-maerkte.ch & [email protected] Vereinsreise der SFMM nach Berlin (D) Weitere Info's etwas später auf www.sfmm.ch Drehorgeltreffen in Lichtensteig mit historischen und Eigenbau-Orgeln Organisatoren: Ueli Termperli, Fredy Künzle und die Gemeinde Lichtensteig. Das genaue Programm wird noch bekanntgegeben. www.drehorgelverleih.ch 26. Drehorgeltreffen in Laufenburg (CH) anlässlich der HELA Info: Bruno Leoni, [email protected], www.drehorgelmann.ch 9. Sammlerbörse des SFMM für mechanische Musikinstrumente in Schafisheim Info: Kakteen Gautschi, Wilstr. 1, 5503 Schafisheim, Telefon: 062 891 8724 www.kakteen.ch, 10.00 - 16.00 Uhr Wiederkehrende Anlässe letzter Sonntag im Monat, 17.00 Uhr Leichte Klassik am Sonntagnachmittag im Haus der Musik - Osthaus Wichterheer, Oberhofen bei Kurt und Ursula Matter Freier Eintritt, Kollekte jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.45 Uhr Höck (Stammtisch) der Basler Drehorgel-Freunde im Restaurant zum Rebhaus, Riehentorstrasse 11, Basel Tel. 079 320 55 31, Gäste sind willkommen – www.drehorgelfreunde.ch 51 ! g i t l ä f l e i ! v g : i l n a g i m n i Des e ! : g t i ä t t r i l a ß o r Qua g : k i s u M ABIGSTRASSE 9 | D-88662 Ü BERLINGEN TEL. +49 (0) 75 51 - 95 29 0 | FAX: +49 (0) 75 51 - 952929 | HOME: WWW.RAFFIN. DE | MAIL: RAFFIN@RAFFIN. DE