Visual Basic-Variablen/ Operatoren und das .NET

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Visual Basic-Variablen/ Operatoren und das .NET
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Kapitel 5
Visual Basic-Variablen/
Operatoren und das .NET
Framework
In diesem Kapitel:
Die Anatomie einer Visual Basic-Programmanweisung . . . . . . . . . . . . . . 151
Informationen in Variablen speichern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
Variablen in einem Programm verwenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
Variablen zum Speichern von Eingaben verwenden . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Variablen für Programmausgaben verwenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
Bestimmte Datentypen verwenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
Die Visual Basic-Operatoren verwenden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Mathematische Funktionen des .NET Frameworks verwenden. . . . . . . . 180
Einen Schritt weiter: Operatorrangfolge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
Schnellüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
In diesem Kapitel lernen Sie,
쐽 wie Sie Variablen verwenden, um Daten in Programmen zu speichern.
쐽 wie mit der Funktion InputBox Benutzereingaben abgefragt werden.
쐽 wie mit der Funktion MsgBox Meldungen angezeigt werden.
쐽 wie Sie mit verschiedenen Datentypen arbeiten.
쐽 wie Sie Variablen und Operatoren zur Veränderung von Daten einsetzen.
쐽 wie Sie Methoden des .NET Frameworks verwenden.
쐽 wie Sie mit mathematischen Operatoren und Funktion in Formeln arbeiten.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
In Teil A haben Sie gelernt, wie eine Benutzeroberfläche für ein Microsoft Visual Basic
2005-Programm aufgebaut und wie ein Programm in der Visual Studio-Entwicklungsumgebung erstellt und ausgeführt wird. In den nächsten neun Kapiteln von Teil B
lernen Sie, wie Sie den Visual Basic-Programmcode erstellen, d.h. die Anweisungen und
Schlüsselwörter, die den funktionalen Kern eines Visual Basic-Programms bilden. Sie
erfahren, wie Sie Daten innerhalb von Programmen verwalten und wie Sie die Codeausführung steuern. Außerdem lernen Sie den Einsatz von Kontrollstrukturen, Schleifen, Zeitgebern, Arrays, Auflistungen und Textdateien kennen. Sie erfahren, wie Sie
Programme debuggen und auftretende Runtime-Fehler bearbeiten. Wenn Sie Teil B
abgeschlossen haben, sind Sie für anspruchsvollere Themen gerüstet.
In diesem Kapitel werden Sie Variablen einsetzen, um Daten temporär in einem Programm zu speichern, und mathematische Operatoren verwenden, um mathematische
Berechnungen vorzunehmen, etwa Addition und Multiplikation. Außerdem wird
beschrieben, wie Sie mit mathematischen Funktionen Berechnungen mit Zahlen durchführen und wie Sie die Funktionen InputBox und MsgBox verwenden, um mithilfe von
Dialogfeldern Informationen zu sammeln (Benutzereingaben) und anzuzeigen (Bildschirmausgaben). Am Ende des Kapitels lernen Sie die leistungsstarken Klassen und
Methoden von Microsoft .NET Framework 2.0 für mathematische Berechnungen und
für sonstige nützliche Arbeitsgänge kennen.
Upgrade-Hinweise: Visual Basic 6-Code auf Visual Studio 2005 aktualisieren
Wenn Sie bereits über Erfahrungen mit Visual Basic 6 verfügen, werden Ihnen
die folgenden neuen Funktionen in Visual Basic 2005 auffallen:
쐽
Zur Verbesserung des allgemeinen Programmierstils und zur Erstellung
von »sauberem« Programmcode müssen jetzt alle Visual Basic 2005-Variablen deklariert werden, bevor sie verwendet werden. Die implizite Deklaration von Variablen (also die Verwendung von Variablen ohne vorherige
Deklaration) ist nur zulässig, wenn die Anweisung Option Explicit Off verwendet wird. Diese Vorgehensweise wird aber nicht empfohlen.
쐽
In Visual Basic 2005 wird der Datentyp Variant nicht mehr unterstützt.
Jetzt sollten alle Variablen mit Dim und dem Schlüsselwort As (zur Identifikation des darin enthaltenen Datentyps) deklariert werden.
쐽
Es stehen jetzt mehrere neue grundlegende Datentypen zur Verfügung.
Einige der übernommenen älteren Datentypen unterstützen nun andere
Wertebereiche. Beispielsweise sind jetzt der 16-Bit-Datentyp Short, der 32Bit-Datentyp Integer und der 64-Bit-Datentyp Long verfügbar. Der Visual
Basic 6-Datentyp Currency wurde durch den Datentyp Decimal ersetzt.
쐽
Ab Visual Basic Studio .NET 2003 wird eine neue Anweisung namens
Option Strict unterstützt. Wenn Option Strict aktiviert ist, müssen Variablen
normalerweise denselben Typ haben, um addiert, verglichen oder kombiniert werden zu können. In Visual Studio 2005 ist diese Compilereinstellung standardmäßig deaktiviert. Dies bedeutet, dass das Addieren, Vergleichen und Kombinieren von Variablen unter bestimmten Umständen
möglich ist, ohne dass es zu einem Compilerfehler kommt. (Die Einstel-
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lung können Sie überprüfen, indem Sie im Menü Extras den Befehl Optionen wählen, auf Projekte und Projektmappen und dann auf VB-Standard
klicken.) Diese Einstellung dient dem Schutz vor unerwünschten Fehlermeldungen, falls Datentypen nicht übereinstimmen. (Wenn Sie Option
Strict aktivieren, müssen Sie sich mit den Datenumwandlungsfunktionen
wie CInt, CLng und CType vertraut machen, um unterschiedliche Datentypen kompatibel zu machen.) In diesem Buch wird davon ausgegangen,
dass Option Strict auf Off gesetzt ist. Wenn dies bei Ihrem Programm nicht
der Fall ist, wird der Programmcode der Übungsdateien in einigen Fällen
nicht korrekt ausgeführt.
쐽
Es gibt jetzt für einige arithmetische Operatoren wie Addition (+), Subtraktion (–) und Multiplikation (*) so genannte Kurzschreibweisen für mathematische Operationen. Mit diesen Kurzschreibweisen kann beispielsweise
die Zuweisung X = X + 2 mit der Syntax X += 2 erstellt werden.
쐽
Visual Basic 2005 verfügt nicht mehr über integrierte Schlüsselwörter (z.B.
Abs oder Cos) für mathematische Operationen. Stattdessen müssen für
mathematische Operationen die Methoden aus der Klassenbibliothek System.Math des .NET Frameworks verwendet werden. Die Funktion dieser
Methoden ähnelt stark den bekannten Visual Basic 6-Funktionen, obwohl
einige Namen geändert wurden (z.B. heißt Sqr jetzt Sqrt).
쐽
Visual Studio bietet jetzt ein MessageBox-Objekt, das als Alternative zur
Funktion MsgBox zur Erzeugung von Meldungsfeldern verwendet werden
kann. Zur Anzeige eines Meldungsfeldes wird die Methode MessageBox.Show verwendet.
Die Anatomie einer Visual BasicProgrammanweisung
Wie Sie in Kapitel 2 erfahren haben, wird eine Codezeile in einem Visual Basic-Programm als »Programmanweisung« bezeichnet. Eine Programmanweisung ist eine
beliebige Kombination von Visual Basic-Schlüsselwörtern, Eigenschaften, Funktionen,
Operatoren und Symbolen, die zusammen eine gültige Anweisung bilden, die vom
Visual Basic-Compiler erkannt wird. Eine Programmanweisung kann aus einem einzigen Schlüsselwort bestehen, beispielsweise:
End
Damit wird die Ausführung eines Visual Basic-Programms beendet. Oder sie kann aus
einer Kombination von Elementen bestehen, z.B. die folgende Anweisung, in der die
TimeString-Eigenschaft verwendet wird, um der Text-Eigenschaft des Objekts Label1 die
aktuelle Systemzeit zuzuweisen:
Label1.Text = TimeString
Die Regeln zum Aufbau einer solchen Programmanweisung werden auch als »Syntax«
bezeichnet. In Visual Basic gelten viele Syntaxregeln, die auch schon in früheren Versio-
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nen der Programmiersprache Basic sowie in anderen Sprachcompilern verwendet wurden. Entscheidend für das Schreiben effizienter Programmanweisungen ist es, die Syntax der nützlichsten Elemente einer Programmiersprache und die korrekte Verwendung
dieser Elemente zu kennen. Glücklicherweise erledigt Visual Basic einen großen Teil der
Kleinarbeit für Sie, so dass Sie relativ wenig Zeit zum Schreiben von Programmcode aufwenden müssen. Einmal erstellter Programmcode kann problemlos in anderen Visual
Basic-Programmen wiederverwendet werden.
In den folgenden Kapiteln lernen Sie einige der wichtigsten Visual Basic-Schlüsselwörter
und Programmanweisungen sowie viele Objekte, Eigenschaften und Methoden der
Visual Studio-Steuerelemente und des .NET Frameworks kennen. Wie Sie sehen werden, ergänzen diese Schlüsselwörter und Objekte Ihre bereits erworbenen Programmierkenntnisse und werden Ihnen helfen, leistungsfähige Programme zu erstellen.
Variablen und Datentypen, das Thema dieses Kapitels, sind die Kernelemente nahezu
jedes Programms.
Informationen in Variablen speichern
Eine Variable ist ein temporärer Speicherort in einem Programm. Sie können im Programmcode eine oder mehrere Variablen verwenden. Variablen können Wörter, Zahlen,
Datumsangaben oder Eigenschaftseinstellungen enthalten. Variablen geben Ihnen die
Möglichkeit, einem Datenelement, das später verarbeitet werden soll, einen einfachen,
leicht merkbaren Namen zuzuordnen. Variablen können Informationen enthalten, die
der Benutzer während der Programmausführung eingibt, Ergebnisse aus programminternen Berechnungen und Daten, die im Formular angezeigt werden sollen. Variablen
sind nützliche Hilfsmittel, die sich verwenden lassen, um (fast) beliebige Typen von
Informationen zwischenzuspeichern und später anderen Programmfunktionen bereitzustellen.
Die Verwendung von Variablen in einem Visual Basic-Programm erfordert einige
Planung. Bevor eine Variable verwendet werden kann, muss im Arbeitsspeicher des
Computers Speicherplatz für die Variable reserviert werden. Man kann den Einsatz von
Variablen in einem Visual Basic-Programm mit Tischreservierungen in einem stark
frequentierten Restaurant vergleichen. Im nächsten Abschnitt wird diese »Reservierung«
bzw. Deklaration von Variablen beschrieben.
Speicherplatz für Variablen reservieren:
Die Dim-Anweisung
In Visual Basic .NET 2003 und Visual Basic 2005 müssen Variablen explizit deklariert
werden, bevor sie verwendet werden können. Dies stellt einen wichtigen Unterschied
gegenüber früheren Versionen von Visual Basic dar, in denen unter bestimmten
Umständen Variablen implizit deklariert – d.h. einfach ohne Dim-Anweisung – verwendet werden konnten. Diese Vorgehensweise verlieh zwar Flexibilität, war aber auch
extrem gefährlich. Falsch geschriebene oder verwechselte Variablen führten häufig zu
tückischen Fehlern im Programmcode, die erst später erkannt werden konnten.
In Visual Basic 2005 deklarieren Sie eine Variable, indem Sie den Variablennamen nach
der Dim-Anweisung angeben. (Dim steht für Dimension.) Dadurch wird während der
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
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Programmausführung im Speicher der Speicherplatz für die Variable reserviert. Außerdem erfährt Visual Basic, welchen Datentyp es von der Variablen zu erwarten hat.
Obwohl diese Deklaration an einer beliebigen Stelle im Programm stehen kann (die
Variablen müssen lediglich deklariert worden sein, bevor sie verwendet werden), deklarieren die meisten Programmierer ihre Variablen am Anfang von Ereignisprozeduren
bzw. Codemodulen.
Folgende Anweisung reserviert beispielsweise Speicherplatz für eine Variable namens
LastName, die einen Text- bzw. Zeichenfolgenwert (String) speichert:
Dim LastName As String
Beachten Sie, dass neben der Angabe des Namens der Variablen das Schlüsselwort As
verwendet wurde, um der Variablen einen bestimmten Typ zu geben. In diesem Fall
wird der Typ durch das Schlüsselwort String identifiziert. Es handelt sich also um eine
Zeichenfolgenvariable. (Im Verlauf dieses Kapitels werden Sie weitere Datentypen
kennen lernen.) Eine Zeichenfolgenvariable enthält Textdaten wie Wörter, Buchstaben,
Symbole und sogar Zahlen. Zeichenfolgenvariablen sind recht praktisch, da darin unter
anderem Namen, Ortsangaben, Textnotizen, der Inhalt von Dateien und andere Daten
gespeichert werden können.
Warum müssen Variablen deklariert werden? Visual Basic verlangt die Definition des
Namens und Typs von Variablen vor ihrer Verwendung, damit der Compiler den Speicherplatz reservieren kann, den das Programm benötigt, um die Informationen aus den
Variablen verarbeiten zu können. Das Thema Speicherverwaltung hat für Sie vielleicht
noch keine hohe Priorität (heutige PCs verfügen ja über jede Menge RAM und Festplattenspeicherplatz). Manche Programme sind aber recht »gefräßig« und »vertilgen« auch
den größten Arbeitsspeicher. Professionelle Programmierer sollten die Speicherverwaltung daher ernst nehmen. Wie Sie gleich sehen werden, haben verschiedene Typen von
Variablen verschiedene Arbeitsspeicheranforderungen und Größenbeschränkungen.
Tipp In einigen früheren Versionen von Visual Basic waren keine bestimmten Variablentypen (wie String oder Integer) erforderlich. Die entsprechenden Informationen
wurden in einem allgemeinen (und daher recht speicherintensiven) Datentyp namens
Variant abgelegt. Dieser Datentyp konnte Daten beliebigen Typs und nahezu beliebiger
Größe aufnehmen. In Visual Basic 2005 wird der Datentyp Variant nicht mehr unterstützt. Obwohl dieser Datentyp gewisse Vorteile für Programmiereranfänger bot, war er
nicht besonders effizient und verlangsamte die damit erstellten Programme. Außerdem
ließ er zu, dass der Variablentyp ohne weiteres geändert werden konnte, was manchmal
zu unvorhergesehenen Ergebnissen führte.
Nachdem Sie eine Variable deklariert haben, können Sie ihr im Programmcode Daten
zuweisen. Mit folgender Programmanweisung wird der Variablen LastName der Wert
»Jäger« zugewiesen:
LastName = "Jäger"
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Beachten Sie, dass der Variablen LastName ein Textwert zugewiesen wurde, da sie den
Typ String hat. Alternativ hätte der Variablen auch ein Wert mit Leerzeichen, Symbolen
oder Zahlen zugewiesen werden können, wie beispielsweise:
LastName = "Juli 2005"
Die Variable würde dann immer noch als Zeichenfolgenwert gelten. Der Zahlenteil
(2005) könnte aber nur in einer mathematischen Formel verwendet werden, nachdem
er mit einer der Konvertierungsfunktionen (die später in diesem Buch beschrieben
werden) in eine Ganzzahl oder einen Gleitkommawert umgewandelt worden ist.
Nachdem der Variablen LastName ein Wert zugewiesen wurde, kann diese Variable statt
des Namens Jäger im Programmcode verwendet werden. Beispielsweise wird mit folgender Zuweisung
Label1.Text = LastName
das Wort Jäger im ersten Bezeichnungsfeld eines Formulars angezeigt.
Tipp Wenn Sie in Visual Basic 2005 eine Variable auf die »alte Art und Weise« deklarieren möchten, also nicht explizit mit der Dim-Anweisung, können Sie die Anweisung
Option Explicit Off
als erste Anweisung in den Programmcode für das Formular bzw. Modul einfügen (vor
den Ereignisprozeduren). Damit wird aber das Grundprinzip von Visual Basic, dass
Variablen vor ihrer Verwendung deklariert werden müssen, außer Kraft gesetzt. Diese
Vorgehensweise wird nicht als Langzeitlösung empfohlen, kann aber besonders bei der
Konvertierung älterer Visual Basic-Programme in Visual Studio 2005 nützlich sein
Variablen in einem Programm verwenden
Variablen können während der gesamten Programmausführung den gleichen Wert enthalten oder ihren Wert mehrmals wechseln. In der folgenden Übung wird gezeigt, wie
die Variable LastName verschiedene Textwerte aufnehmen kann und wie diese Variable
einer Objekteigenschaft zugewiesen wird.
Den Wert einer Variablen ändern
1.
Starten Sie Visual Studio.
2.
Wählen Sie im Menü Datei den Befehl Projekt öffnen. Daraufhin wird das
Dialogfeld Projekt öffnen angezeigt.
3.
Öffnen Sie das Projekt Variablentest aus dem Ordner c:\vb05sfs\kap05\Variablentest.
4.
Wenn das Formular des Projekts nicht sichtbar ist, klicken Sie im Projektmappen-Explorer auf Form1.vb und dann auf die Schaltfläche Ansicht-Designer. Das Formular der Anwendung Variablentest wird im Windows FormsDesigner angezeigt. Dieses Projekt stellt lediglich ein »Programmgerüst« bereit.
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Es enthält ein Formular mit Schaltflächen und Bezeichnungsfeldern, mit denen
Ausgaben angezeigt werden können, es weist aber fast keinen Programmcode
auf. In dieser Übung werden Sie den notwendigen Programmcode hinzufügen.
Das Formular sollte jetzt etwa wie in Abbildung 5.1 aussehen.
Abbildung 5.1 Das Formular der Anwendung Variablentest
Das Formular enthält zwei Bezeichnungsfelder und zwei Schaltflächen. Sie
werden die Variablen deklarieren, die zur Anzeige der Informationen in den
Bezeichnungsfeldern verwendet werden.
Tipp Die Bezeichnungsfeldobjekte sehen wie Kästchen aus, da ihre BorderStyle-Eigenschaft auf Fixed3D eingestellt wurde.
5.
Doppelklicken Sie auf die Schaltfläche Anzeigen. Im Code-Editor wird die
Ereignisprozedur Button1_Click angezeigt.
6.
Geben Sie folgende Programmanweisungen zur Deklaration und Verwendung der Variablen LastName ein:
Dim LastName As String
LastName = "Luther"
Label1.Text = LastName
LastName = "Bodenstein von Karlstadt"
Label2.Text = LastName
Die Programmanweisungen sind in drei Gruppen unterteilt. Die erste Anweisung
deklariert die Variable LastName unter Verwendung der Dim-Anweisung und des
Typs String. Sobald Sie diese Zeile eingeben, wird LastName mit einer Wellenlinie
unterstrichen, da die Variable zwar deklariert, aber noch nicht benutzt wurde.
Dies stellt keinen Fehler dar. Visual Studio will Sie nur daran erinnern, dass eine
deklarierte Variable noch nicht eingesetzt wurde.
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Tipp Wenn Sie das Programm fertig gestellt haben und der Variablenname immer
noch unterstrichen ist, liegt vermutlich ein Schreibfehler im Code vor.
In der zweiten und dritten Zeile wird der Variablen LastName der Name Luther
zugewiesen und dieser Name im ersten Bezeichnungsfeld des Formulars angezeigt. Dies ist einer der häufigsten Einsatzbereiche von Variablen in einem Programm – die Übergabe von Informationen an eine Eigenschaft.
In der vierten Zeile wird der Variablen LastName der Name Bodenstein von Karlstadt zugewiesen (mit anderen Worten, der Inhalt der Variablen wird geändert).
Beachten Sie, dass die zweite Zeichenfolge länger als die erste Zeichenfolge ist
und einige Leerzeichen enthält. Wenn Textzeichenfolgen Variablen zugewiesen
oder anderweitig verwendet werden, muss der Text immer in Anführungszeichen
gesetzt werden. (Bei Zahlen ist dies nicht notwendig.)
Schließlich soll noch auf ein anderes wichtiges Merkmal der in dieser Ereignisprozedur deklarierten Variablen hingewiesen werden: Variablen behalten ihren
Gültigkeitsbereich bzw. ihren Wert nur innerhalb der Ereignisprozedur, in der sie
verwendet werden. Weiter hinten in diesem Kapitel werden Sie lernen, wie Variablen deklariert werden, so dass sie in allen Ereignisprozeduren eines Formulars
benutzt werden können.
7.
Klicken Sie auf die Registerkarte Form1.vb [Entwurf], um das Formular erneut
anzuzeigen.
8.
Doppelklicken Sie auf die Schaltfläche Beenden. Im Code-Editor wird die
Ereignisprozedur Button2_Click angezeigt.
9.
Geben Sie folgende Programmanweisung ein, um das Programm zu beenden:
End
Ihre Bildschirmanzeige sollte jetzt etwa wie in Abbildung 5.2 aussehen.
10.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Alle speichern, um Ihre Änderungen zu
speichern.
11.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen starten, um das Programm auszuführen. Das Programm wird in der Entwicklungsumgebung ausgeführt.
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Abbildung 5.2 Der Code-Editor mit den Ereignisprozeduren für die beiden
Schaltflächen
12.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Anzeigen. Das Programm deklariert die Variable, weist ihr zwei Werte zu und kopiert sie in die zwei Bezeichnungsfelder des
Formulars. Das Programm erzeugt dann die in Abbildung 5.3 dargestellte Ausgabe.
13.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Beenden, um das Programm zu beenden. Das
Programm wird beendet, und die Entwicklungsumgebung wird wieder angezeigt.
Abbildung 5.3 Das Beispielprogramm Variablentest während der Ausführung
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Namenskonventionen für Variablen
Variablen sollten so benannt werden, dass ihre Namen kurz, prägnant und leicht
zu behalten sind. Beachten Sie die folgenden Richtlinien bei der Benennung von
Variablen:
쐽
Variablennamen müssen in Visual Basic mit einem Buchstaben oder mit
einem Unterstrich beginnen. Variablennamen können Buchstaben, Zahlen
und Unterstriche enthalten.
쐽
Obwohl Variablennamen fast beliebig lang sein können, sollten sie nie länger als 33 Zeichen sein, damit sie lesbar sind. (In Visual Basic 6 konnten
Variablennamen maximal 255 Zeichen umfassen, diese Einschränkung
gilt aber nicht mehr.)
쐽
Wenn möglich, sollte der Variablenname die Funktion der Variablen
beschreiben. Gegebenenfalls können mehrere Wörter kombiniert werden.
Beispielsweise ist der Variablenname Einkommensteuersatz viel klarer als
nur Steuer oder Satz.
쐽
Verwenden Sie bei Bedarf Groß- und Kleinschreibung sowie Zahlen in
Variablennamen. In der Regel wird der erste Buchstabe jedes in einem
Variablennamen enthaltenen Wortes großgeschrieben, z.B. GeburtstagDesBenutzers. Manche Programmierer schreiben den ersten Buchstaben eines
Variablennamens absichtlich klein, um Variablennamen von Funktionen
und Modulnamen unterscheiden zu können (deren Anfangsbuchstabe
meist großgeschrieben wird). Beispiele für diese Schreibweise sind geburtstagDesBenutzers, mitarbeiterName und zaehler. Groß- und Kleinschreibung
wird übrigens ignoriert. Bei mitarbeiterName, MitarbeiterName und Mitarbeitername handelt es sich folglich um ein und dieselbe Variable. Der Einsatz von Groß- und Kleinschreibung hat daher auf die Programmausführung keinen Einfluss und dient ausschließlich der Lesbarkeit.
쐽
Schlüsselwörter, Objekte und Eigenschaften dürfen nicht als Variablennamen verwendet werden.
쐽
Es hat sich eingebürgert, Variablennamen mit einer zwei oder drei Buchstaben umfassenden Abkürzung einzuleiten, die den Datentyp der Variablen bezeichnet. Verwenden Sie beispielsweise den Namen strName, um
anzuzeigen, dass die Variable Name Daten vom Typ String enthält. Sie
brauchen sich im Moment nicht um diese Konvention zu kümmern,
werden ihr aber in der Onlinehilfe zu Visual Studio und in Büchern zur
Programmierung mit Visual Basic begegnen. (Die obige Konvention und
das Abkürzungssystem wurden übrigens von Charles Simonyi konzipiert,
einem in Ungarn geborenen ehemaligen Microsoft-Entwickler; sie werden
gelegentlich auch als »Ungarische Namenskonvention« bezeichnet.)
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Variablen zum Speichern von Eingaben
verwenden
Variablen werden häufig zum Speichern von Informationen verwendet, die der Benutzer
während der Programmausführung in das Programm eingibt. Obwohl es meist möglich
ist, ein Objekt zum Erfassen von Benutzereingaben zu verwenden (z.B. ein Dateilistenfeld oder ein Textfeld), ist es gelegentlich vorteilhafter, direkt mit dem Benutzer zu
kommunizieren und die Benutzereingaben in einer Variablen statt einer Eigenschaft zu
speichern. Hierzu können Sie beispielsweise die Funktion InputBox einsetzen, um ein
Dialogfeld anzuzeigen und den vom Benutzer in das Dialogfeld eingegebenen Text in
eine Variable zu übertragen. In der folgenden Übung wird darauf zurückgegriffen.
Eingaben mit der Funktion InputBox abfragen
1.
Wählen Sie im Menü Datei den Befehl Projekt öffnen. Daraufhin wird das Dialogfeld Projekt öffnen angezeigt.
2.
Öffnen Sie das Projekt Eingabe aus dem Ordner c:\vb05sfs\kap05\Eingabe.
Das Projekt Eingabe wird in der Entwicklungsumgebung geöffnet. Das Projekt
Eingabe ist ein »Programmgerüst«, das ein Formular mit Schaltflächen und ein
Bezeichnungsfeld zur Anzeige von Ausgaben, jedoch sehr wenig Programmcode
enthält.
3.
Wenn das Formular des Projekts nicht sichtbar ist, klicken Sie im Projektmappen-Explorer auf Form1.vb und dann auf die Schaltfläche Ansicht-Designer. Das Formular enthält ein Bezeichnungsfeld und zwei Schaltflächen. Sie werden die Funktion InputBox verwenden, um Eingaben vom Benutzer abzufragen
und diese dann im Bezeichnungsfeld anzuzeigen.
4.
Doppelklicken Sie auf die Schaltfläche Eingabe. Im Code-Editor wird die Ereignisprozedur Button1_Click angezeigt.
5.
Geben Sie folgende Programmanweisungen zur Deklaration der beiden Variablen und zum Aufruf der Funktion InputBox ein:
Dim Prompt, FullName As String
Prompt = "Geben Sie Ihren Namen ein."
FullName = InputBox(Prompt)
Label1.Text = FullName
Hier werden mit der Dim-Anweisung zwei Variablen deklariert: Prompt und
FullName. Beide Variablen werden mit dem Typ String deklariert. (In einer Zeile
können beliebig viele Variablen deklariert werden, solange sie alle denselben Typ
haben.) Beachten Sie, dass in Visual Basic 6 mit derselben Syntax ein ganz anderes Ergebnis erzielt worden wäre: Mit der Dim-Anweisung würde die Variable
Prompt mit dem Typ Variant (weil kein Typ angegeben wurde) und die zweite
Variable mit dem Typ String erstellt. Diese logische Inkonsistenz wurde in Visual
Basic 2002, 2003 und 2005 behoben.
In der zweiten Zeile der Ereignisprozedur wird der Variablen Prompt Text bzw.
eine Zeichenfolge zugewiesen. Dieser Text bzw. die Zeichenfolge wird als Argu-
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ment für die Funktion InputBox verwendet. (Ein Argument ist ein Wert bzw. ein
Ausdruck, der einer Unterprozedur bzw. einer Funktion zugewiesen wird.) In der
nächsten Zeile wird die Funktion InputBox aufgerufen und das Ergebnis des Aufrufs (die Zeichenfolge, die der Benutzer eingegeben hat) der Variablen FullName
zugewiesen. InputBox ist eine spezielle Visual Basic-Funktion, mit der ein Dialogfeld am Bildschirm angezeigt wird, in dem der Benutzer Eingaben vornehmen
kann. Zusätzlich zum Text für die Eingabeaufforderung (hier die Variable
Prompt) können der Funktion InputBox auch andere Argumente übergeben werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie in der Onlinehilfe zu Visual Studio.
Nachdem die Funktion InputBox die Zeichenfolge an das Programm zurückgegeben hat, wird der eingegebene Name mit der vierten Anweisung der Prozedur in
die Eigenschaft Text des Objekts Label1 kopiert, das ihn im Formular anzeigt.
Tipp In früheren Versionen von BASIC wurde der Name der Funktion InputBox anders
geschrieben: Er endete mit dem Zeichen $. Dies sollte Programmierer daran erinnern,
dass diese Funktionen Daten vom Typ String ($) zurückgibt. Zeichenfolgenvariablen
wurden früher gelegentlich auch durch das Symbol $ identifiziert. Heutzutage werden
diese Typsymbole nicht mehr verwendet. String ($), Integer (%) und andere Typabkürzungen sind heute nicht mehr gebräuchlich.
6.
Speichern Sie Ihre Änderungen.
7.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen starten, um das Programm auszuführen. Das Programm wird in der Entwicklungsumgebung ausgeführt.
8.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Eingabe. Visual Basic führt die Ereignisprozedur Button1_Click aus und zeigt das Dialogfeld Eingabe an (siehe Abbildung 5.4).
Abbildung 5.4 Das Dialogfeld Eingabe fordert zur Eingabe des Namens auf
9.
Geben Sie Ihren Namen ein und klicken Sie auf OK. Die Funktion InputBox
übergibt den Namen dem Programm und speichert ihn in der Variablen FullName. Das Programm verwendet dann den Inhalt dieser Variablen, um den
Namen im Formular anzuzeigen (siehe Abbildung 5.5).
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
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Abbildung 5.5 Der eingegebene Name wird im Bezeichnungsfeld angezeigt
Sie können die Funktion InputBox jederzeit in einem Programm einsetzen, um
dem Benutzer die Eingabe von Informationen zu ermöglichen. Die Funktion
kann zusammen mit anderen Eingabesteuerelementen verwendet werden, um
den Datenfluss in ein und aus einem Programm zu steuern. In der nächsten
Übung werden Sie lernen, wie Sie mit einer ähnlichen Funktion Text in einem
Dialogfeld anzeigen können.
10.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Beenden, um das Programm zu verlassen.
Das Programm wird beendet, und die Entwicklungsumgebung wird wieder angezeigt.
Was ist eine Funktion?
InputBox ist ein besonderes Visual Basic-Schlüsselwort, mit dem eine so genannte
Funktion bezeichnet wird. Eine Funktion ist eine Anweisung, die eine bestimmte
Aufgabe erledigt (z.B. Informationen vom Benutzer abfragt oder eine Gleichung
berechnet) und das Ergebnis an das Programm zurückgibt. Der von einer Funktion gelieferte Wert kann sowohl einer Variablen zugewiesen (wie im Programm
Eingabe) als auch einer Eigenschaft oder einer anderen Anweisung oder Funktion
übergeben werden. Visual Basic-Funktionen verfügen oft über ein oder mehrere
Argumente, die ihre Funktionalität definieren. Beispielsweise wurde in der letzten Übung in der Funktion InputBox mit der Variablen Prompt ein Text (hier
»Geben Sie Ihren Namen ein.«) angegeben, der im Dialogfeld angezeigt werden
soll. Wenn eine Funktion mehrere Argumente verwendet, werden diese Argumente durch Kommata voneinander getrennt. Die folgende Anweisung zeigt
einen Funktionsaufruf, der über zwei Argumente verfügt:
FullName = InputBox(Prompt, Title)
Beachten Sie die kursive Darstellung der Argumentgruppe. Diese Schreibweise
wird im gesamten Buch und auch in der Dokumentation zu Visual Studio verwendet. Sie besagt, dass diese Elemente als Platzhalter für Daten dienen, die von
Ihnen angegeben werden.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Variablen für Programmausgaben verwenden
Zur Anzeige des Inhalts einer Variablen kann die Variable einer Eigenschaft (z.B. der
Eigenschaft Text eines Bezeichnungsfeldes) zugewiesen oder als Argument an eine Dialogfeldfunktion übergeben werden. Eine nützliche Dialogfeldfunktion zur Anzeige von
Ausgaben ist die Funktion MsgBox. Wenn die Funktion MsgBox aufgerufen wird, zeigt
sie ein Dialogfeld bzw. ein Meldungsfeld an, in dem verschiedene Optionen angegeben
werden können. Ähnlich wie der Funktion InputBox werden dieser Funktion ein oder
mehrere Argumente übergeben, und die Ergebnisse des Funktionsaufrufs können einer
Variablen zugewiesen werden. Aufrufe der Funktion MsgBox haben folgende Syntax:
ButtonClicked = MsgBox(Prompt, Buttons, Title)
Hierbei steht Prompt für den im Meldungsfeld angezeigten Text. Buttons gibt die Schaltflächen, Symbole etc. an, die im Meldungsfeld angezeigt werden sollen. Title ist der Text,
der in der Titelleiste des Meldungsfeldes dargestellt wird. Das von der Funktion zurückgegebene Ergebnis wird der Variablen ButtonClicked zugewiesen, die angibt, auf welche
Schaltfläche im Dialogfeld geklickt wurde.
Wenn mit der Funktion MsgBox lediglich eine Meldung angezeigt werden soll, sind der
Zuweisungsoperator (=), das Argument Buttons und das Argument Title nicht notwendig. In der folgenden Übung wird außer dem Argument Title keiner dieser Bestandteile
verwendet. Informationen dazu (z.B. die verschiedenen Schaltflächen, die mit der Funktion MsgBox verwendet werden können, sowie zu anderen Optionen der Funktion)
finden Sie in der Onlinehilfe zu Visual Studio unter dem Stichwort MsgBox.
Tipp In Visual Basic stehen zur Anzeige von Text in einem Formular unter Verwendung
eines Dialogfeldes sowohl die Funktion MsgBox als auch die Klasse MessageBox zu
Verfügung. Die MessageBox-Klasse ist Teil des Namespace System.Windows.Forms, verwendet ähnliche Argumente wie MsgBox und wird mit der Methode Show angezeigt. In
diesem Buch wird sowohl MsgBox als auch MessageBox verwendet.
Im folgenden Abschnitt fügen Sie die Funktion MsgBox in das Programm Eingabe ein,
um den vom Benutzer in das InputBox-Dialogfeld Eingabe eingegebenen Namen anzuzeigen.
Eine Meldung mit der Funktion MsgBox anzeigen
1.
Wenn der Code-Editor nicht angezeigt wird, doppelklicken Sie im Formular
Eingabe auf die Schaltfläche Eingabe. Die Ereignisprozedur für die Prozedur
Button1_Click wird im Code-Editor angezeigt. (Dies ist der Programmcode, den
Sie in der letzten Übung eingegeben haben.)
2.
Markieren Sie mit der Maus folgende Anweisung in der Ereignisprozedur (die
letzte Zeile):
Label1.Text = FullName
Mit dieser Anweisung wird der Inhalt der Variablen FullName im Bezeichnungsfeld Label1 angezeigt.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
3.
Drücken Sie (Entf), um die Zeile zu löschen. Die Anweisung wird aus dem
Code-Editor gelöscht.
4.
Geben Sie die folgende Zeile in die Ereignisprozedur ein:
163
MsgBox(FullName, , "Ergebnis der Eingabe")
Diese neue Anweisung ruft die Funktion MsgBox auf, zeigt den Inhalt der Variablen FullName im Dialogfeld an und trägt die Wörter Ergebnis der Eingabe in die
Titelleiste des Meldungsfeldes ein. (Das optionale Argument Buttons und die Variable ButtonClicked wurden weggelassen.) Ihre Ereignisprozedur sollte jetzt wie in
Abbildung 5.6 aussehen.
Abbildung 5.6 Die geänderte Ereignisprozedur Eingabe
5.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen starten.
6.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Eingabe, geben Sie Ihren Namen in das Eingabefeld ein und klicken Sie dann auf OK. Die Eingabe wird im Programm in
der Variablen FullName gespeichert und in einem Meldungsfeld anzeigt. Ihre
Bildschirmanzeige sollte nun etwa wie in Abbildung 5.7 aussehen.
Abbildung 5.7 Der eingegebene Name wird in einem Meldungsfeld angezeigt
7.
Klicken Sie auf OK, um das Meldungsfeld zu schließen. Dann klicken Sie auf
Beenden, um das Programm zu beenden. Das Programm wird beendet, und die
Entwicklungsumgebung wird wieder angezeigt.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Bestimmte Datentypen verwenden
Der Datentyp String eignet sich besonders zur Verwaltung von Text in Programmen. Aber
welcher Datentyp sollte für Zahlen, Datumsangaben und andere Arten Informationen verwendet werden? Zur Sicherstellung einer effizienten Speicherverwaltung stehen in Visual
Basic unterschiedliche Datentypen für Variablen zur Verfügung. Viele dieser Datentypen
werden Ihnen wahrscheinlich aus früheren Versionen von BASIC oder Visual Basic
bekannt vorkommen. Außerdem wurden in Visual Studio 2005 einige ältere Datentypen
verändert, und es wurden neue Datentypen hinzugefügt, um die effiziente Verarbeitung
von Daten in Anwendungen für neuere 64-Bit-Computer zu gewährleisten.
Tabelle 5.1 zeigt die grundlegenden Datentypen von Visual Basic 2005. Erfahrene Programmierer werden vielleicht die vier neuen Datentypen von Visual Studio 2005 entdecken: SByte, UShort, UInteger und ULong. SByte kann sowohl positive als auch negative
Werte enthalten. Die anderen drei neuen Datentypen können lediglich positive Werte
enthalten. Dafür bieten sie im Gegensatz zu ihren Entsprechungen, die positiv und
negativ sein können, einen doppelt so großen Wertebereich an (siehe z.B. Short und
UShort in der Tabelle). Um die optimale Leistungsfähigkeit Ihrer Programme sicherzustellen, sollte der richtige Datentyp mit der richtigen Größe für die jeweiligen Variablen
gewählt werden. In der nächsten Übung werden Sie einige dieser Datentypen verwenden.
Tipp Die Speichergröße von Variablen wird in Bit angegeben. Zum Speichern eines
Standardtastaturzeichens (ASCII) werden acht Bit benötigt (8 Bit entsprechen 1 Byte).
Datentyp
Größe
Wertebereich
Beispiel
Short
16 Bit
-32.768 bis 32.767
Dim Vogel As Short
Vogel = 12500
UShort
16 Bit
0 bis 65.535
Dim Tage As UShort
Tage = 55000
Integer
32 Bit
-2.147.483.648 bis
2.147.483.647
Dim Insekten As Integer
Insekten = 37500000
UInteger
32 Bit
0 bis 4.294.967.295
Dim Insekten As UInteger
Insekten = 3000000000
Long
64 Bit
-9.223.372.036.854.775.808 bis
9223.372.036.854.775.807
Dim WorldPop
as Long
WorldPop
= 4800000004
ULong
64 Bit
0 bis
18.446.744.073.709.551.615
Dim Sterne
as ULong
Sterne
= 18000000000000000000
Single
32-BitGleitkomma
-3,402823E38 bis 3,402823E38
Dim Preis As Single
Preis = 899.99
Double
64-BitGleitkomma
-1,79769313486231E308 bis
1,79769313486231E308
Dim Pi As Double
Pi = 3.1415926535
Decimal
128 Bit
Werte bis zu +/-79.228 x 1024
Dim Schulden As Decimal
Schulden = 7600300.50
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Datentyp
Größe
Wertebereich
Beispiel
Byte
8 Bit
0 bis 255 (keine negativen
Zahlen)
Dim RetKey As Byte
RetKey = 13
SByte
8 Bit
-128 bis 127
Dim NegWert As SByte
NegWert = –20
Char
16 Bit
Jedes Unicodesymbol im
Bereich von 0 bis 65.535
Dim UnicodeChar As Char
UnicodeChar = "Ä"
String
Normalerweise 16 Bit
pro Zeichen
0 bis etwa 2 Milliarden
16-Bit-Unicodezeichen
Dim Hund As String
Hund = "Dackel"
Boolean
16 Bit
True oder False (in
Konvertierungen wird 0 in
False und alle anderen Werte
werden in True umgewandelt)
Dim Flag as Boolean
Flag = True
Date
64 Bit
1. Januar 0001 bis 31. Dezember
9999
Dim Geburtstag as Date
Geburtstag = #3/1/1963#
165
Tabelle 5.1 Grundlegende Datentypen
Grundlegende Datentypen im Programmcode verwenden
Das Programm Datentypen veranschaulicht die grundlegenden Datentypen im Programmcode.
1.
Wählen Sie im Menü Datei den Befehl Projekt öffnen. Daraufhin wird das Dialogfeld Projekt öffnen angezeigt.
2.
Öffnen Sie das Projekt Datentypen aus dem Ordner c:\vb05sfs\kap05\Datentypen.
3.
Wenn das Formular des Projekts nicht sichtbar ist, klicken Sie im Projektmappen-Explorer auf Form1.vb und dann auf die Schaltfläche Ansicht-Designer. Datentypen ist ein komplettes Visual Basic-Programm, mit dem die Funktion
einiger grundlegender Datentypen demonstriert wird. Sie werden das Programm
ausführen und sich ansehen, wie die verschiedenen Datentypen während der
Programmausführung aussehen. Anschließend werden Sie erfahren, wie die Variablen deklariert und im Programmcode verwendet werden. Außerdem lernen
Sie, wo Variablendeklarationen abgelegt werden müssen, damit Sie allen Ereignisprozeduren Ihres Programms zur Verfügung stehen.
4.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen starten. Daraufhin wird das in Abbildung 5.8 dargestellte Anwendungsfenster angezeigt.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Abbildung 5.8 Das Programm Datentypen während der Ausführung
Mit der Anwendung Datentypen können Sie elf Datentypen ausprobieren, inklusive Integer, Single und Date. Wenn Sie im Listenfeld auf den Namen eines Datentyps klicken, zeigt das Programm einen Beispielwert dieses Datentyps an.
5.
Klicken Sie im Listenfeld auf den Datentyp Integer. Die Zahl 37500000 wird
im Beispielfeld angezeigt (siehe Abbildung 5.9). Beachten Sie, dass bei den
Datentypen Short, Integer und Long Tausendertrennzeichen weder eingefügt noch
angezeigt werden können. Zum Anzeigen von Tausendertrennzeichen müssen
Sie die Funktion Format verwenden.
Abbildung 5.9 Bei der Auswahl eines Datentyps wird ein Beispielwert angezeigt
6.
Klicken Sie im Listenfeld auf den Datentyp Date. Das Datum 01.03.1963 wird
im Beispielfeld angezeigt.
7.
Klicken Sie auf jeden Datentyp im Listenfeld und beobachten Sie, wie Visual
Basic diesen Datentyp im Beispielfeld darstellt.
8.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Beenden, um das Programm zu beenden. In
den folgenden Schritten werden Sie untersuchen, wie grundlegende Datentypen
deklariert und in der Ereignisprozedur ListBox1_SelectedIndexChanged eingesetzt
werden.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
9.
167
Doppelklicken Sie auf das Formular (nicht auf eines der Objekte im Formular) und vergrößern Sie den Code-Editor, damit mehr vom Programmcode
sichtbar ist. Der Code-Editor sollte jetzt in etwa wie in Abbildung 5.10 aussehen.
Abbildung 5.10 Der Code-Editor
Sie sehen oben im Code-Editor etwa ein Dutzend Programmanweisungen, mit
denen die elf Variablen des Programms deklariert werden (eine Variable für jeden
grundlegenden Datentyp in Visual Basic). (Es wurde kein Beispiel für die Datentypen SByte, UShort, UInteger und ULong erstellt, da sie den entsprechenden
Typen mit bzw. ohne negatives Vorzeichen entsprechen.) Durch die Angabe der
Dim-Anweisungen im Codeinitialisierungsbereich des Formulars wird sichergestellt, dass die Variablen in allen Ereignisprozeduren des Formulars gültig und
einsetzbar sind. Damit kann z.B. der Wert einer Variablen in einer Ereignisprozedur eingestellt und in einer anderen gelesen werden. Normalerweise gelten Variablen nur innerhalb der Ereignisprozedur, in der sie deklariert wurden. Damit
Variablen überall im Formular gültig sind, müssen sie am Anfang des Formularcodes deklariert werden.
Tipp Die Variablen wurden so benannt wie in Tabelle 5.1. in der Spalte Beispiel angegeben, um diese Beispiele im Programmcode zu veranschaulichen.
10.
Führen Sie im Code-Editor einen Bildlauf nach unten durch und schauen Sie
sich die Ereignisprozedur Form1_Load genauer an. Mit den in Abbildung 5.11
zu sehenden Anweisungen werden Einträge in das ListBox-Objekt des Programms eingefügt. (Eine ähnliche Syntax mit vergleichbaren Anweisungen wurde
in Kapitel 3 verwendet.)
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Abbildung 5.11 In der Ereignisprozedur Form1.Load werden Einträge für das ListboxObjekt definiert
11.
Führen Sie einen Bildlauf nach unten durch und sehen Sie sich die Ereignisprozedur ListBox1_SelectedIndexChanged genauer an. Die Ereignisprozedur
ListBox1_SelectedIndexChanged verarbeitet die im Listenfeld getroffene Auswahl
und sollte wie in Abbildung 5.12 aussehen.
Abbildung 5.12 Die Ereignisprozedur ListBox1_SelectedIndexChanged
Der nächste Abschnitt der Ereignisprozedur wird auch als Select Case-Kontrollstruktur bezeichnet. Im nächsten Kapitel wird beschrieben, wie mit dieser
Gruppe von Programmanweisungen eine von mehreren Optionen ausgewählt
wird. Im Augenblick beachten Sie nur, dass in jedem Abschnitt des Select CaseBlocks einer der Variablen (mit den grundlegenden Variablentypen) ein Beispielwert zugewiesen wird. Im direkten Anschluss wird jeweils die Variable in die TextEigenschaft des Objekts Label3 übertragen, um den Wert im Formular anzuzeigen. Ähnlich strukturierter Code wurde bereits in Kapitel 3 verwendet, um
Listenfeldauswahlen zu verarbeiten. Diese Vorgehensweise hinsichtlich der
Verwendung von Listenfeldern und Datentypen ist empfehlenswert.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
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Tipp Wenn in einem Projekt mehrere Formulare verwendet werden, müssen die Variablen etwas anders deklariert (und platziert) werden, damit sie für das gesamte Programm (also in jedem Formular des Projekts) gelten. Dazu muss mit dem Schlüsselwort
public eine so genannte öffentliche oder globale Variable deklariert werden. Diese wird
in einem Codemodul deklariert, d.h. einer speziellen Datei, die Deklarationen und Prozeduren enthält, die nicht zu einem bestimmten Formular gehören. Weitere Informationen zur Erstellung von globalen Variablen in Codemodulen finden Sie in Kapitel 10.
12.
Blättern Sie durch die Ereignisprozedur ListBox1_SelectedIndexChanged und
sehen Sie sich jede der Variablenzuweisungen genau an. Wenn Sie möchten,
können Sie die Daten in einigen der Variablenzuweisungen ändern und dann das
Programm ausführen, um zu sehen, wie die Daten angezeigt werden. Probieren
Sie beispielsweise, den Variablen Werte außerhalb ihrer Gültigkeitsbereiche
(siehe Tabelle 5.1 weiter vorn in diesem Kapitel) zuzuweisen. Wenn es zu einem
solchen Fehler kommt, unterstreicht Visual Basic den fehlerhaften Wert im CodeEditor mit einer Wellenlinie, und das Programm kann erst ausgeführt werden,
nachdem der Fehler behoben wurde. Um genauere Informationen zum Fehler zu
erhalten, halten Sie den Mauszeiger über den mit einer Wellenlinie unterstrichenen Wert. Daraufhin wird ein QuickInfo zum aufgetretenen Problem angezeigt.
13.
Falls Sie Ihre Änderungen speichern möchten, klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Alle speichern.
Benutzerdefinierte Datentypen
Sie können in Visual Basic selbst Datentypen definieren. Dies ist besonders nützlich, wenn eine Gruppe von Daten bearbeitet wird, die naturgemäß zusammengehören, aber in verschiedene Datenkategorien fallen. Ein benutzerdefinierter
Datentyp (oder UDT für User-Defined Datatype) kann mit einer Structure-Anweisung definiert werden. Die entsprechenden Variablen werden mit der Dim-Anweisung deklariert. (Die Anweisung Structure kann nicht in eine Ereignisprozedur
eingefügt werden. Sie muss sich zusammen mit anderen Variablendeklarationen
im oberen Bereich des Formulars oder in einem Codemodul befinden.)
Mit der folgenden Deklaration wird beispielsweise ein benutzerdefinierter Datentyp namens Mitarbeiter definiert, mit dem Name, Geburtsdatum und Einstellungsdatum der Mitarbeiter einer Firma gespeichert werden können:
Structure Mitarbeiter
Dim Name As String
Dim Geburtsdatum As Date
Dim Einstellungsdatum As Date
End Structure
Nachdem der neue Datentyp erstellt worden ist, kann er im Programmcode für
das Formular oder in den Ereignisprozeduren des Moduls eingesetzt werden. Die
folgenden Anweisungen verwenden den neuen Datentyp Mitarbeiter. Die erste
Anweisung erstellt eine Variable namens ProduktManager mit dem Datentyp Mitarbeiter. Die zweite Anweisung weist den Namen »Manfred Jäger« der Variablenkomponente Name zu:
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Dim ProduktManager As Mitarbeiter
ProduktManager.Name = "Manfred Jäger"
Hier werden Parallelen zum Einstellen einer Eigenschaft deutlich. In Visual Basic
wird zur Darstellung der Beziehung zwischen benutzerdefinierten Datentypen
und Komponentenvariablen die gleiche Notation wie für die Beziehung zwischen
Objekten und Eigenschaften verwendet.
Konstanten: Variablen, die sich nicht ändern
Wenn eine Variable einen Wert enthält, der sich zur Laufzeit nicht ändern soll (z.B. die
Zahl Pi, eine andere feste mathematische Größe oder der Mehrwertsteuersatz), sollte
dieser Wert als Konstante anstatt als Variable gespeichert werden. Eine Konstante ist ein
Name, der eine Zahl oder Zeichenfolge repräsentiert, der nach der Deklaration nicht
mehr geändert werden kann. Mit Konstanten erhöhen Sie die Lesbarkeit und Verständlichkeit des Programmcodes. Zudem lässt sich Speicher sparen, die Fehlerwahrscheinlichkeit wird reduziert und umfassende Änderungen am Programmcode werden
wesentlich erleichtert. Konstanten funktionieren weitgehend wie Variablen. Im Unterschied zu Variablen werden sie mit dem Schlüsselwort Const deklariert (siehe folgendes
Beispiel):
Const Pi As Double = 3.14159265
Die obige Anweisung erzeugt eine Konstante namens Pi, die im Programmcode anstelle
des Wertes von Pi verwendet werden kann. Wenn eine Konstante allen Objekten und
Ereignisprozeduren in Ihrem Formular zur Verfügung stehen soll, müssen Sie sie am
Anfang des Formularcodes zusammen mit den anderen Variablen- und Strukturdeklarationen angeben, die in allen Ereignisprozeduren des Formulars gelten sollen.
Soll eine Konstante allen Formularen und Modulen eines Programms zur Verfügung
stehen (und nicht nur Form1), muss die Konstante in einem Codemodul erstellt werden
und ihr muss das Schlüsselwort Public vorangestellt werden. Zum Beispiel:
Public Const Pi As Double = 3.14159265
Im folgenden Abschnitt wird gezeigt, wie eine Konstante in einer Ereignisprozedur eingesetzt wird.
Eine Konstante in einer Ereignisprozedur verwenden
1.
Wählen Sie im Menü Datei den Befehl Projekt öffnen. Daraufhin wird das Dialogfeld Projekt öffnen angezeigt.
2.
Öffnen Sie das Projekt Konstantentest aus dem Ordner c:\vb05sfs\kap05\Konstantentest.
3.
Wenn das Formular des Projekts nicht sichtbar ist, klicken Sie im Projektmappen-Explorer auf Form1.vb und dann auf die Schaltfläche Ansicht-Designer. Das Formular der Anwendung Konstantentest wird im Windows Forms-Designer angezeigt. Konstantentest stellt lediglich ein »Programmgerüst« bereit. Die
Benutzeroberfläche ist vorhanden, aber der Programmcode muss noch eingegeben werden.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
4.
5.
171
Doppelklicken Sie im Formular auf die Schaltfläche Konstante anzeigen. Im
Code-Editor wird die Ereignisprozedur Button1_Click angezeigt.
Geben Sie folgende Anweisungen in die Ereignisprozedur Button1_Click ein:
Const Pi As Double = 3.14159265
Label1.Text = Pi
6.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen starten, um das Programm auszuführen.
7.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Konstante anzeigen. Die Konstante Pi wird im
Bezeichnungsfeld angezeigt (siehe Abbildung 5.13).
Abbildung 5.13 Der Wert der Konstanten wird im Bezeichnungsfeld angezeigt
8.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Beenden, um das Programm zu beenden.
Formeln werden mithilfe der Visual Basic-Operatoren gebildet.
Konstanten sind im Programmcode sehr hilfreich, besonders in mathematischen Formeln, wie z.B. Fläche = 2Πr^2. Im nächsten Abschnitt wird beschrieben, wie Operatoren
und Variablen zur Erstellung ähnlicher Formeln eingesetzt werden können.
Die Visual Basic-Operatoren verwenden
Eine Formel ist eine Anweisung, die Zahlen, Variablen, Operatoren und Schlüsselwörter
oder eine Kombination dieser Elemente verwendet, um einen Wert zu berechnen. Visual
Basic verfügt über verschiedene Sprachelemente, die in Formeln verwendet werden
können. In diesem Abschnitt werden Sie mathematische Operatoren kennen lernen.
Operatoren sind Symbole, mit denen die Teile einer Formel verknüpft werden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, entsprechen diese Symbole den mathematischen Symbolen,
die Sie im täglichen Leben verwenden. Ihre Funktion erklärt sich oft von selbst. In den
nachfolgenden Übungen wird die Funktion dieser Operatoren veranschaulicht.
In Visual Basic stehen die in Tabelle 5.2 aufgeführten Operatoren zur Verfügung.
Operator
Beschreibung
+
Addition
–
Subtraktion
*
Multiplikation
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Operator
Beschreibung
/
Division
\
Integer-Division (nur Ganzzahlen)
Mod
Restwertdivision
^
Potenzierung
&
Zeichenfolgenverkettung
Tabelle 5.2 In Visual Basic verfügbare Operatoren
Mathematische Grundoperationen: Die Operatoren +, -,
* und /
Die Operatoren für Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division sind relativ
leicht verständlich und können in jeder Formel eingesetzt werden, die zur Berechnung
von Zahlen oder numerischen Variablen dient. Die folgende Übung zeigt, wie Sie diese
Operatoren in einem Programm verwenden.
Mit einfachen Operatoren arbeiten
1.
Wählen Sie im Menü Datei den Befehl Projekt öffnen.
2.
Öffnen Sie das Projekt Grundrechenarten im Ordner c:\vb05sfs\kap05\Grundrechenarten.
3.
Wenn das Formular des Projekts nicht sichtbar ist, klicken Sie im Projektmappen-Explorer auf Form1.vb und dann auf die Schaltfläche Ansicht-Designer. Das Formular Grundrechenarten wird im Windows Forms-Designer angezeigt. Dieses Programm veranschaulicht, wie die Operatoren für Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division Zahlen verarbeiten, die über die Tastatur
eingegeben werden. Außerdem wird gezeigt, wie Textfelder, Optionsfelder und
Schaltflächen verwendet werden können, um Benutzereingaben in einem Programm zu verarbeiten.
4.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen starten. Textfelder eignen sich gut zur Abfrage von Tastatureingaben vom Benutzer.
Das Programm Grundrechenarten wird in der Entwicklungsumgebung ausgeführt. Es umfasst zwei Textfelder, in die der Benutzer numerische Werte eingeben
kann, mehrere Operator-Optionsfelder, ein Bezeichnungsfeld zur Anzeige der
Ergebnisse sowie zwei Schaltflächen (Berechnen und Beenden).
5.
Geben Sie in das Textfeld Variable 1 den Wert 100 ein und drücken Sie (ÿ).
Die Einfügemarke wird in das zweite Textfeld bewegt.
6.
Geben Sie in das Textfeld Variable 2 den Wert 17 ein. Auf die Werte dieser
Textfelder kann nun jeder der angezeigten mathematischen Operatoren angewendet werden.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
7.
173
Klicken Sie auf das Optionsfeld Addition (+) und dann auf die Schaltfläche
Berechnen. Der Operator wird auf die beiden Werte angewendet. Im Feld Ergebnis
erscheint die Zahl 117 (siehe Abbildung 5.14).
Abbildung 5.14 Der Benutzer kann Werte angeben und die Rechenoperation
auswählen, die mit den Werten ausgeführt werden soll
8.
Probieren Sie auch den Subtraktions-, Multiplikations- und Divisionsoperator mit den beiden Werten aus. Klicken Sie jeweils auf Berechnen, um das
Ergebnis zu berechnen. Die Ergebnisse werden im Feld Ergebnis angezeigt.
Geben Sie verschiedene Zahlen in die Textfelder für die Variablen ein. (Probieren
Sie z.B. Zahlen mit Kommastellen aus.) Die Variablen wurden mit dem Datentyp
Double deklariert, so dass sehr große Zahlen eingegeben werden können.
Führen Sie dann den folgenden Test aus und beobachten Sie die Ergebnisse.
9.
Geben Sie in das Textfeld Variable 1 den Wert 100 und in das Textfeld Variable
2 den Wert 0 ein, klicken Sie auf das Optionsfeld Division (/) und klicken Sie
dann auf Berechnen. Die Division durch Null ist ein Problem in mathematischen
Berechnungen, da sie in der Mathematik nicht definiert ist. Wenn der Divisor
extrem klein wird und gegen 0 geht, geht der Quotient gegen unendlich. Normalerweise zieht eine Division durch Null einen Laufzeitfehler nach sich (»zerodivide«). Visual Basic handhabt diese Situation aber souverän und zeigt im Ergebnis-Textfeld den Wert +unendlich an. Die Fähigkeit, in einigen Situationen eine
Division durch Null handhaben zu können, ist ein Leistungsmerkmal von Visual
Basic 2005.
10.
Wenn Sie genug mit dem Programm experimentiert haben, klicken Sie auf
die Schaltfläche Beenden. Das Programm wird beendet, und die Entwicklungsumgebung wird wieder angezeigt.
Im folgenden Abschnitt werden Sie den Programmcode unter die Lupe nehmen, um
herauszufinden, wie die Ergebnisse berechnet werden. Im Programm Grundrechenarten
werden verschiedene Standardeingabesteuerelemente verwendet, mit denen Sie schon
in Kapitel 3 gearbeitet haben. Es wird außerdem eine Ereignisprozedur mit Variablen
und Operatoren eingesetzt, um einfache mathematische Formeln zu verarbeiten. Das
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174
Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Programm deklariert seine Variablen im oberen Bereich des Formulars, so dass sie von
allen Ereignisprozeduren in Form1 genutzt werden können.
Der Programmcode des Programms Grundrechenarten
1.
Doppelklicken Sie im Formular auf die Schaltfläche Berechnen. Im Code-Editor wird die Ereignisprozedur Button1_Click angezeigt. Im oberen Bereich des
Formularcodes werden mit der folgenden Anweisung zwei Variablen des Typs
Double deklariert:
'Variablen FirstNum und SecondNum deklarieren
Dim FirstNum, SecondNum As Double
Es wurde auf den Typ Double zurückgegriffen, da ein weit reichender allgemeiner
Variablentyp notwendig war, der ganz verschiedene Zahlen abarbeiten kann, z.B.
Ganzzahlen, Zahlen mit Nachkommastellen, besonders große und sehr kleine
Zahlen usw. Die Variablen werden in einer einzigen Zeile mit der bereits in diesem Kapitel erwähnten Kurzform deklariert. Dabei erhalten beide Variablen FirstNum und SecondNum den Typ Double, obwohl der Datentyp nur einmal angegeben wird. Die beiden Variablen dienen dazu, die Werte aufzunehmen, die in das
erste und das zweite Textfeld eingegeben werden.
2.
Führen Sie im Code-Editor einen Bildlauf nach unten durch, um den Inhalt
der Ereignisprozedur Button1_Click anzuzeigen. Ihre Bildschirmanzeige sollte
jetzt etwa wie in Abbildung 5.15 aussehen.
Mit den ersten beiden Anweisungen der Ereignisprozedur werden die Daten, die
in die Textfelder eingegeben wurden, in die Variablen FirstNum und SecondNum
kopiert.
'Werte aus Textfeldern den Variablen zuweisen
FirstNum = TextBox1.Text
SecondNum = TextBox2.Text
Das TextBox-Steuerelement handhabt die Übergabe der Daten über die TextEigenschaft. Diese Eigenschaft akzeptiert den vom Benutzer eingegebenen Text
und stellt ihn zur Verarbeitung im Programm bereit. In diesem Buch wird das
TextBox-Steuerelement häufig verwendet. Wenn bei einem Textfeld die Eigenschaft Multiline auf True gesetzt und die Größe entsprechend geändert wird,
können mehrere Zeilen Text angezeigt werden (falls notwendig, sogar eine ganze
Datei).
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
175
Abbildung 5.15 Die Ereignisprozedur Button1_Click
Nachdem die Werte aus den Textfeldern den Variablen zugewiesen wurden, stellt
die Ereignisprozedur fest, welches Optionsfeld ausgewählt wurde, berechnet die
mathematische Formel und zeigt das Ergebnis in einem dritten Textfeld an. Der
erste Optionsfeldtest sollte etwa folgendermaßen aussehen:
'Ermitteln, welches Optionsfeld gewählt wurde, und Ergebnis berechnen
If RadioButton1.Checked = True Then
TextBox3.Text = FirstNum + SecondNum
End If
Wie Sie vielleicht noch aus Kapitel 3 wissen, kann jeweils nur ein Optionsfeld in
einem Gruppenfeld ausgewählt werden. Über die Eigenschaft Checked kann festgestellt werden, ob ein Optionsfeld ausgewählt wurde oder nicht. Wenn die
Eigenschaft Checked den Wert True hat, wurde das Optionsfeld ausgewählt. Hat
sie dagegen den Wert False, wurde die Schaltfläche nicht ausgewählt. Nach diesem einfachen Test kann das Ergebnis berechnet und im dritten Textfeld angezeigt werden. Mit der vorangegangenen Übung haben Sie einen guten Überblick
über die Verwendung grundlegender mathematischer Operatoren erhalten.
(Weitere Informationen zur Syntax von If…Then-Tests und -Kontrollstrukturen
finden Sie in Kapitel 6.)
Damit haben Sie Ihre Arbeit mit dem Programm Grundrechenarten abgeschlossen.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Kurzoperatoren
Eine interessante Funktion von Visual Basic 2002, 2003 und 2005 ist die Möglichkeit zur Verwendung von Kurzoperatoren für mathematische Operationen
und Zeichenfolgeoperationen, in denen der Wert einer vorhandenen Variablen
geändert wird. Wenn beispielsweise das Symbol »+« mit dem Symbol »=« kombiniert wird, kann eine Addition zur Variablen ohne Wiederholung des Variablennamens in der Formel durchgeführt werden. Die Formel X = X + 6 kann also mit
der Syntax X += 6 erstellt werden. Tabelle 5.3 zeigt einige Beispiele für die Kurzoperatoren.
Operation
Ausführliche Syntax
Verkürzte Syntax
Addition (+)
X=X+6
X += 6
Subtraktion (–)
X=X– 6
X –= 6
Multiplikation (*)
X=X* 6
X *= 6
Division (/)
X=X/ 6
X /= 6
Integerdivision (\)
X=X\ 6
X \= 6
Potenzierung (^)
X=X^6
X ^= 6
Zeichenfolgenverkettung (&)
X = X & “ABC”
X &= "ABC"
Tabelle 5.3 Beispiele für die neuen Kurzoperatoren
Weitere Operatoren: \, Mod, ^ und &
Zusätzlich zu den vier grundlegenden mathematischen Operatoren verfügt Visual Basic
über vier erweiterte Operatoren für Integerdivision (\), Divisionsrest (Mod), Potenzierung (^) und Zeichenfolgenverkettung (&). Diese Operatoren können in speziellen
mathematischen Formeln und Textverarbeitungsanwendungen eingesetzt werden. Das
folgende Programm (eine Variante des Programms Grundrechenarten) zeigt, wie Sie
diese Operatoren in einem Programm verwenden.
Mit erweiterten Operatoren arbeiten
1.
Wählen Sie im Menü Datei den Befehl Projekt öffnen. Daraufhin wird das Dialogfeld Projekt öffnen angezeigt.
2.
Öffnen Sie das Projekt Weitere Operatoren aus dem Ordner
c:\vb05sfs\kap05\Weitere Operatoren.
3.
Wenn das Formular des Projekts nicht sichtbar ist, klicken Sie im Projektmappen-Explorer auf Form1.vb und dann auf die Schaltfläche Ansicht-Designer. Das Formular der Anwendung Weitere Operatoren wird im Windows FormsDesigner angezeigt. Das Programm Weitere Operatoren entspricht im Prinzip dem
Programm Grundrechenarten. Es werden aber andere Operatoren in den Optionsfeldern und im Programm verwendet.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
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4.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen starten. Das Programm enthält zwei Textfelder, in die Sie numerische Werte eingeben
können, eine Gruppe von Optionsfeldern zur Auswahl der Operatoren, ein Textfeld für die Anzeige des Ergebnisses und zwei Schaltflächen.
5.
Geben Sie in das Textfeld Variable 1 den Wert 9 ein und drücken Sie (ÿ).
6.
Geben Sie in das Textfeld Variable 2 den Wert 2 ein. Verwenden Sie nun einen
der angezeigten erweiterten Operatoren zur Berechnung der Werte, die Sie in die
Textfelder eingegeben haben.
7.
Klicken Sie auf das Optionsfeld Integerdivision (\) und dann auf die Schaltfläche Berechnen. Der Operator wird auf die beiden Werte angewendet. Im
Ergebnisfeld erscheint die Zahl 4 (siehe Abbildung 5.16).
Abbildung 5.16 Die Anwendung Weitere Operatoren stellt spezielle mathematische
Operatoren zur Auswahl
Die Integerdivision liefert nur ganzzahlige Ergebnisse. Obwohl 9 geteilt durch 2
eigentlich 4,5 ergibt, liefert die Integerdivision nur den ersten Teil dieses Ergebnisses zurück, die Ganzzahl 4. Diese Art von Berechnung ist sinnvoll, wenn mit
Einheiten gearbeitet wird, die nicht zerteilt werden können, wie z.B. die Anzahl
von Erwachsenen, die in einem Auto Platz haben.
8.
Klicken Sie auf das Optionsfeld Restwert (Mod) und dann auf die Schaltfläche
Berechnen. Im Ergebnisfeld erscheint die Zahl 1. Dieser Operator gibt den Restwert einer ganzzahligen Division zurück (der Rest, der nach der Division zweier
ganzer Zahlen bleibt). Da 9 geteilt durch 2 das Ergebnis 4 mit dem Rest 1 hat (2 ×
4 + 1 = 9), liefert der Operator Mod das Ergebnis 1. Der Operator Mod hilft bei der
Verwaltung von Restwertberechnungen, wie z.B. das restliche Wechselgeld nach
einer finanziellen Transaktion.
9.
Klicken Sie auf das Optionsfeld Potenz (^) und dann auf die Schaltfläche
Berechnen. Im Ergebnisfeld erscheint die Zahl 81. Der Potenzierungsoperator (^)
potenziert die Zahl aus dem Feld Variable 1 mit dem Wert aus dem Feld Variable
2. Da 9^2 gleich 81 ist, liefert der Operator ^ das Ergebnis 81. Die Potenzierung
wird in einer Visual Basic-Formel als 9 ^ 2 geschrieben.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
10.
Klicken Sie auf das Optionsfeld Verkettung und dann auf die Schaltfläche
Berechnen. Im Ergebnisfeld erscheint die Zahl 92. Der Verkettungsoperator (&)
kombiniert die beiden Zeichenfolgen einer Formel (durch Verkettung, nicht
Addition). Das Ergebnis (im Beispiel 92) ist keine Zahl. Die Zeichenfolgenverkettung kann zwar mit numerischen Variablen durchgeführt werden, in der Regel
werden aber Zeichenfolgenwerte oder Variablen vom Typ String verkettet.
Da die Variablen FirstNum und SecondNum mit dem Typ Double deklariert wurden, können mit dem gezeigten Programmcode keine Buchstaben oder Wörter
kombiniert werden. Mit folgendem Test wird beispielsweise eine Fehlermeldung
erzeugt und das Programm beendet.
11.
Geben Sie in das Textfeld Variable 1 den Wert Geburts ein und in das Textfeld
Variable 2 den Wert tag. Vergewissern Sie sich, dass die Zeichenfolgenverkettung ausgewählt ist, und klicken Sie dann auf Berechnen. Visual Basic kann die
eingegebenen Textwerte nicht verarbeiten. Das Programm wird beendet, und es
wird eine Fehlermeldung am Bildschirm angezeigt.
Diese Art von Fehler wird auch als »Laufzeitfehler« bezeichnet. Der Fehler tritt
nicht während der Entwicklung oder Kompilierung des Programms auf, sondern
erst während der Programmausführung, wenn eine Situation eintritt, mit der das
Programm nicht umgehen kann. Die Fehlermeldung lautet Ungültige Konvertierung von der Zeichenfolge Geburts in Typ Double und bedeutet, dass die in die Textfelder eingegebenen Wörter (»Geburts« und »tag«) nicht den Variablen mit dem
Typ Double zugewiesen werden konnten. Der Variablentyp Double kann nur Zahlen aufnehmen.
12.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen beenden, um die Programmausführung zu stoppen. Ihr Programm wird beendet,
und die Entwicklungsumgebung wird wieder angezeigt.
Tipp In Kapitel 8 erfahren Sie alles über das Debugging von Visual Basic-Programmen. Im Debugmodus steht eine ganze Reihe an Möglichkeiten zum Aufspüren von
Fehlern im Programmcode zur Verfügung.
Betrachten Sie nun den Programmcode, um zu sehen, wie die Variablen deklariert und die erweiterten Operatoren verwendet wurden.
13.
Führen Sie einen Bildlauf zu dem Code im oberen Bereich des Code-Editors
durch. Es wird dann folgender Kommentar und folgende Programmanweisung angezeigt:
'Variablen FirstNum und SecondNum deklarieren
Dim FirstNum, SecondNum As Double
Wie in der vorherigen Übung beschrieben, sind FirstNum und SecondNum die
Variablen, in denen die Zahlen aus den Objekten TextBox1 und TextBox2 abgelegt
werden.
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
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14.
Ändern Sie den Datentyp jetzt von Double in String, damit die Funktion des
Zeichenfolgenverkettungsoperators (&) getestet werden kann.
15.
Führen Sie dann im Code-Editor einen Bildlauf nach unten durch, um zu
sehen, wie die erweiterten Operatoren im Programmcode verwendet werden.
Es wird folgender Code angezeigt:
'Werte aus Textfeldern den Variablen zuweisen
FirstNum = TextBox1.Text
SecondNum = TextBox2.Text
'Ermitteln, welches Optionsfeld gewählt wurde, und Ergebnis berechnen
If RadioButton1.Checked = True Then
TextBox3.Text = FirstNum \ SecondNum
End If
If RadioButton2.Checked = True Then
TextBox3.Text = FirstNum Mod SecondNum
End If
If RadioButton3.Checked = True Then
TextBox3.Text = FirstNum ^ SecondNum
End If
If RadioButton4.Checked = True Then
TextBox3.Text = FirstNum & SecondNum
End If
Genauso wie das Programm Grundrechenarten lädt dieses Programm die Daten aus
den Textfeldern und weist sie den Variablen FirstNum und SecondNum zu. Das
Programm überprüft dann, welches Optionsfeld vom Benutzer markiert wurde,
und berechnet die gewünschte Formel. In dieser Ereignisprozedur werden die
Operatoren Integerdivision (\), Restwert (Mod), Potenzierung (^) und Zeichenfolgenverkettung (&) verwendet. Nachdem Sie den Datentyp der Variablen in String
geändert haben, kann der Operator & in Verbindung mit Text eingesetzt werden.
16.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Debuggen starten.
17.
Geben Sie in das Textfeld Variable 1 den Wert Geburts ein und in das Textfeld
Variable 2 den Wert tag. Vergewissern Sie sich, dass die Zeichenfolgenverkettung ausgewählt ist, und klicken Sie dann auf Berechnen. Das Programm verkettet nun die beiden Zeichenfolgen ohne Laufzeitfehler (siehe Abbildung 5.17).
Abbildung 5.17 Nach der Änderung des Variablentyps werden die eingegebenen
Zeichenfolgen verkettet
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
18.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Beenden, um das Programm zu beenden.
Damit haben Sie Ihre Arbeiten am Programm Weitere Operatoren abgeschlossen.
Tipp Laufzeitfehler können kaum völlig vermieden werden. Selbst sehr gründlich entwickelte Anwendungsprogramme wie Microsoft Word oder Microsoft Excel stoßen
gelegentlich auf Fehlersituationen, die sie nicht verarbeiten können, und erzeugen
Laufzeitfehler oder gar Programm- oder Systemabstürze. Solche Situationen können
vermieden werden, wenn das Programm so konzipiert wird, dass alle relevanten Datentypen unter allen Betriebsbedingungen korrekt verarbeitet werden. In Kapitel 9 werden
Sie ein weiteres nützliches Verfahren zur Verhinderung von Laufzeitfehlern kennen
lernen: die strukturierte Fehlerbehandlung.
Mathematische Funktionen des .NET
Frameworks verwenden
Je nach Zielsetzung eines Programms sind oft kompliziertere Berechnungen notwendig.
Beispielsweise soll eine Zahl gerundet werden, ein komplexer mathematischer Ausdruck berechnet oder Zufallszahlen in einem Programm generiert werden. Die in
Tabelle 5.4 gezeigten mathematischen Methoden erleichtern die Durchführung dieser
und ähnlicher Aufgaben in Formeln. Diese Methoden werden vom .NET Framework
bereitgestellt. Es handelt sich dabei um eine Klassenbibliothek, mit der die Leistungsfähigkeit des Betriebssystems Windows genutzt und viele häufig auftretende Programmieraufgaben erledigt werden können. Das .NET Framework ist ein wichtiges Feature
von Visual Studio, das Visual Basic, Visual C++, Visual C#, Visual J# und andere Tools
von Visual Studio gemeinsam nutzen. Es ist eine Basisschnittstelle, die Teil des eigentlichen Betriebssystems wird, und wird auf jedem Computer eingerichtet, auf dem Visual
Studio-Programme ausgeführt werden.
Neuheiten im Microsoft .NET Framework 2.0
Visual Studio 2005 enthält eine neue Version des .NET Frameworks – Microsoft
.NET Framework 2.0. Diese Version unterstützt 64-Bit-Erweiterungen für 32-BitProzessoren (AMD64-Chip und Intel-Prozessoren mit EM64T-Technologie). Es
gibt in der Version 2.0 außerdem neue Klassen, die die Funktionalität erweitern
(optimierter Zugriff auf Dateisysteme, Drucker und die Windows Registry) und
neue Klassen, mit denen das Schreiben von Programmen vereinfacht wird, da
vorhandene Objekte und Ressourcen besser zusammengefasst werden können.
Viele der Verbesserungen des .NET Frameworks 2.0 stehen Ihnen bei der Arbeit
mit Visual Basic 2005 automatisch zur Verfügung. Vor allem bei der fortgeschrittenen Programmierung sind viele davon eine effektive Hilfe.
Tabelle 5.4 zeigt einen Teil der mathematischen Methoden der Klasse System.Math. Das
Argument n steht für eine Zahl, Variable oder einen Ausdruck, die bzw. der von der
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
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Methode ausgewertet werden soll. Wenn Sie diese Methoden in Ihren eigenen Programmen verwenden möchten, müssen Sie die Anweisung
Imports System.Math
im Code-Editor am Anfang des Formularcodes eintragen.
Methode
Zweck
Abs(n)
Gibt den absoluten Wert von n zurück.
Atan(n)
Gibt den Arcustangens von n zurück (in Radianten).
Cos(n)
Gibt den Cosinus des Winkels n zurück. Der Winkel n wird in Rad
ausgedrückt.
Exp(n)
Gibt die Konstante en zurück.
Sign(n)
Gibt -1 zurück, wenn n kleiner als 0 ist.
Gibt 0 zurück, wenn n gleich 0 ist.
Gibt +1 zurück, wenn n größer als 0 ist.
Sin(n)
Gibt den Sinus des Winkels n zurück. Der Winkel n wird in Rad ausgedrückt.
Sqrt(n)
Gibt die Quadratwurzel von n zurück.
Tan(n)
Gibt den Tangens des Winkels n zurück. Der Winkel n wird in Rad
ausgedrückt.
Tabelle 5.4 Wichtige mathematische Methoden der Klasse System.Math
Die Klasse System.Math zur Berechnung der Quadratwurzel
verwenden
1.
Wählen Sie im Menü Datei den Befehl Neues Projekt. Das Dialogfeld Neues Projekt wird angezeigt.
2.
Erstellen Sie ein neues Projekt vom Typ Windows-Anwendung namens NeuFramework-Math. Das neue Projekt wird erstellt, und im Windows Forms-Designer
wird ein leeres Formular angezeigt.
3.
Klicken Sie in der Toolbox in der Gruppe Alle Windows Forms auf das ButtonSteuerelement und erstellen Sie im oberen Bereich des Formulars eine Schaltfläche.
4.
Klicken Sie in der Toolbox auf das TextBox-Steuerelement und zeichnen Sie
unter der Schaltfläche ein Textfeld.
5.
Geben Sie für die Text-Eigenschaft des Button-Objekts den Text Quadratwurzel
ein.
6.
Doppelklicken Sie auf die Schaltfläche, um den Code-Editor aufzurufen.
7.
Geben Sie ganz oben im Code-Editor oberhalb der Anweisung Public Class
Form1 folgende Programmanweisung ein:
Imports System.Math
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Mit der Anweisung Imports wird dem Projekt eine Bibliothek mit Objekten,
Eigenschaften und Methoden hinzugefügt. Diese Anweisung muss jedoch die
erste Anweisung in Ihrem Programm sein. Sie muss noch vor der Deklaration der
Variablen für das Formular und vor der Anweisung Public Class Form1 stehen, die
Visual Basic automatisch bereitstellt. Diese spezielle Bibliothek (die System.MathKlasse) ist eine Sammlung von Objekten, Eigenschaften und Methoden, die vom
.NET Framework für mathematische Operationen bereitgestellt wird.
8.
Führen Sie im Code-Editor einen Bildlauf nach unten durch und fügen Sie
den folgenden Code in der Ereignisprozedur Button1_Click zwischen die
Anweisungen Private Sub und End Sub ein:
Dim Ergebnis As Double
Ergebnis = Sqrt(625)
TextBox1.Text = Ergebnis
Mit diesen drei Anweisungen wird eine Variable namens Ergebnis mit dem Typ
Double deklariert, die Methode Sqrt zur Berechnung der Quadratwurzel von 625
verwendet und die Variable Ergebnis der Text-Eigenschaft des TextBox-Objekts
zugewiesen, mit dem die Lösung angezeigt wird.
Tipp Das vollständige Programm finden Sie im Ordner c:\vb05sfs\kap05\FrameworkMath.
9.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Alle speichern,
um Ihre Änderungen zu speichern.
10.
Klicken Sie in der Standardsymbolleiste auf die Schaltfläche Debuggen starten. Das Programm Framework-Math wird in der Entwicklungsumgebung ausgeführt.
11.
Klicken Sie auf die Schaltfläche Quadratwurzel. Visual Basic berechnet die
Quadratwurzel von 625 und zeigt das Ergebnis (25) im Textfeld an (siehe Abbildung 5.18). Die Methode Sqrt funktioniert.
Abbildung 5.18 Das Programm Framework-Math während der Ausführung
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
12.
183
Klicken Sie auf die Schaltfläche Schließen in der Titelleiste des Formulars, um
das Programm zu beenden.
Wenn Sie eine bestimmte .NET Framework-Klasse in einem Programm verwenden
möchten, müssen Sie mit der Anweisung Imports die entsprechende Klassenbibliothek
angeben. Auf diese Weise können beliebige Klassen des .NET Frameworks benutzt werden. Beim Durcharbeiten dieses Buches werden Sie wiederholt auf diese Technik treffen.
Einen Schritt weiter: Operatorrangfolge
In den letzten Übungen haben Sie verschiedene mathematische Operatoren und einen
Zeichenfolgenoperator ausprobiert. In Visual Basic können mehrere mathematische
Operatoren in einer Formel kombiniert werden. Dabei ist nur zu beachten, dass die
numerischen Variablen bzw. Ausdrücke durch einen Operator voneinander getrennt
werden. Beispielsweise wird folgende Formel von Visual Basic akzeptiert:
Gesamt = 10 + 15 * 2 / 4 ^ 2
Mit der Formel wird ein Wert berechnet und das Ergebnis einer Variablen namens
Gesamt zugewiesen. Wie wird ein solcher Ausdruck von Visual Basic ausgewertet?
Welche mathematischen Operatoren verwendet Visual Basic zuerst, um die Formel zu
lösen? Wie Sie gleich sehen werden, wirkt sich die Auswertungsreihenfolge deutlich auf
das Ergebnis aus.
Visual Basic löst dieses Problem, indem es eine bestimmte Rangfolge für die Berechnung
mathematischer Operationen festlegt. Diese Rangfolge basiert auf einer Reihe von
Regeln bezüglich der Reihenfolge, in der Visual Basic die Operatoren eines Ausdrucks
bewertet. Tabelle 5.5 zeigt diese Operatorrangfolge, wobei die Operatoren absteigend
von der höchsten zur niedrigsten Priorität angeordnet sind. Operatoren mit derselben
Priorität werden von links nach rechts in der Reihenfolge berechnet, in der sie in einem
Ausdruck stehen.
Die Rangfolge der Operatoren darf beim Erstellen mathematischer Formeln nie außer
Acht gelassen werden.
Operatoren
Rangfolge
()
In Klammern gesetzte Werte werden immer zuerst berechnet.
^
Potenzen werden als Zweites berechnet.
–
Negationen (Erzeugung einer negativen Zahl) werden als Drittes
berechnet.
*/
Multiplikationen und Divisionen werden als Viertes berechnet.
\
Integerdivisionen werden als Fünftes berechnet.
Mod
Restwertberechnungen werden als Sechstes durchgeführt.
+–
Additionen und Subtraktionen werden zuletzt berechnet.
Tabelle 5.5 Rangfolge mathematischer Operatoren
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184
Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Aufgrund der in Tabelle 5.5 beschriebenen Operatorrangfolge wird der Ausdruck:
Endergebnis = 10 + 15 * 2 / 4 ^ 2
wie folgt berechnet: (Die in Fettschrift gesetzten Zahlen zeigen jeweils den Berechnungsschritt und die bereits berechneten Ergebnisse an.)
Endergebnis
Endergebnis
Endergebnis
Endergebnis
Endergebnis
=
=
=
=
=
10 + 15 * 2 / 4 ^ 2
10 + 15 * 2 / 16
10 + 30 / 16
10 + 1.875
11.875
Klammern in Ausdrücken verwenden
Klammern gliedern Ausdrücke und beeinflussen die Auswertungsreihenfolge.
Sie können in Formeln ein oder mehrere Klammerpaare verwenden, um die Reihenfolge
der Berechnung klar festzulegen. Beispiel:
Anzahl = (8 - 5 * 3) ^ 2
In der obigen Formel berechnet Visual Basic zuerst den Ausdruck in der Klammer
(Ergebnis: -7) und dann die Potenz, obwohl die Potenzierung eine höhere Priorität hat
als Subtraktion und Multiplikation. Außerdem können verschachtelte Klammern in
Formeln eingesetzt werden. Beispiel:
Anzahl = ((8 - 5) * 3) ^ 2
Hier berechnet Visual Basic zuerst die Subtraktion in der inneren Klammer, dann die
äußere Klammer und dann die Potenz. Die beiden Formeln haben unterschiedliche
Ergebnisse: Die erste Formel hat das Ergebnis 49 und die zweite das Ergebnis 81. Klammern können das Ergebnis mathematischer Operationen verändern, erleichtern aber
auch das Lesen von Formeln.
Schnellüberblick
Aufgabe
Aktion
Eine Variable mit einem
bestimmten Datentyp deklarieren
Geben Sie Dim gefolgt vom Variablennamen, dem Schlüsselwort As
und dem Datentyp der Variablen in den Programmcode ein. Damit
die Variable in allen Ereignisprozeduren eines Formulars genutzt werden kann, muss die Deklaration im Formularcode noch vor den Ereignisprozeduren platziert werden. Beispiel:
Dim Land As String
Den Wert einer Variablen
ändern
Weisen Sie der Variablen mit dem Zuweisungsoperator (=) einen
neuen Wert zu. Beispiel:
Benutzereingaben aus einem
Dialogfeld verarbeiten
Verwenden Sie die Funktion InputBox und weisen Sie das Ergebnis
einer Variablen zu. Beispiel:
Land = "Japan"
BenutzerName = InputBox("Wie heißen Sie?")
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Kapitel 5: Visual Basic-Variablen/Operatoren und das .NET Framework
Aufgabe
Aktion
Ausgaben in einem Dialogfeld
anzeigen
Verwenden Sie die Funktion MsgBox. (Die im Dialogfeld anzuzeigende Zeichenfolge kann in einer Variablen abgelegt werden.)
Beispiel:
185
Vorhersage = "Regen in den Bergen."
MsgBox(Vorhersage, , "Das Wetter")
Eine Konstante definieren
Geben Sie das Schlüsselwort Const gefolgt vom Konstantennamen,
dem Schlüsselwort As, den Konstantendatentyp, dann den Zuweisungsoperator (=) und den festen Wert ein. Beispiel:
Const MeinAlter As Short = 44
Eine Formel erstellen
Verknüpfen Sie numerische Variablen oder Werte mit einem der sieben mathematischen Operatoren und weisen Sie das Ergebnis einer
Variablen oder einer Eigenschaft zu. Beispiel:
Textzeichenfolgen verknüpfen
Verwenden Sie den Zeichenfolgenverkettungsoperator (&). Beispiel:
Eine Klassenbibliothek aus dem
.NET Framework in Ihr Programm einbinden
Geben Sie die Anweisung Imports gefolgt vom Namen der
gewünschten Klassenbibliothek am Anfang des Formularcodes an.
Beispiel:
Eine Methode aus einer eingebundenen Klassenbibliothek
aufrufen
Verwenden Sie den Methodennamen sowie alle notwendigen Argumente in einer Formel oder Programmanweisung. Dazu ein Beispiel
für den Aufruf der Methode Sqrt aus der Klassenbibliothek
System.Math:
Ergebnis = 1 ^ 2 * 3 \ 4
'gleich 0
Msg = "Hello" & "," & " world!"
Imports System.Math
Hypotenuse = Sqrt(x ^ 2 + y ^ 2)
Die Reihenfolge der Berechnung Verwenden Sie Klammern in der Formel. Beispiel:
einer Formel steuern
Wert1 = 1 + 2 ^ 3 \ 4
'Ergebnis: 3
Wert1 = (1 + 2) ^ ( 3 \ 4)
'Ergebnis: 1
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