zu den Tickets für London 2012

Datum: 12.07.2012
Handelszeitung
8021 Zürich
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Medienart: Print
Medientyp: Publikumszeitschriften
Auflage: 36'320
Erscheinungsweise: wöchentlich
Themen-Nr.: 274.42
Abo-Nr.: 1076872
Seite: 10
Fläche: 96'733 mm²
Dabei sein
ist alles
Globetrotter Das Berner Reiseunternehmen verkauft
exklusiv in der Schweiz Tickets für London 2012.
Das ist gut fürs Image, aber nicht lukrativ.
NORMAN C.BANN
vor wenigen 'Jahren wurden
hier Tausende Tonnen von Pappe
hergestellt. Dann blieben die Hallen der Kartonfabrik Deisswil in Stettlen
BE lange Zeit leer. Nun herrscht wieder
emsiges Treiben in den ehemaligen Pro-
Noch
Betreuer habe man wenig Spielraum, da
Anteile des Reiseunternehmens.
Nicht alle Disziplinen waren gleich ge- Swiss Olympic das Tarifgefüge fürs Reisen
fragt. Tennis habe sich mit Abstand am kenne. «Wir können bei London 2012 nur
besten verkauft, sagt Lüthi. Das liegt zwei- etwas rausholen, wenn der Ticketkäufer
fellos am Aushängeschild Roger Federer. noch einen Flug und ein Hotel braucht»,
Auch Triathlon, Mountainbike sowie Be-
achvolleyball liefen gut, weil sich die
duktionsräumen. Die Schweizer Olympia- Schweizer Medaillenhoffnungen machen.
teilnehmer lassen sich hier mit den offi- Die Eintrittspreise reichten von 40 bis 3000
ziellen Uniformen und Gepäckstücken für Franken. Am günstigsten waren NebenLondon 2012 ausrüsten. In zwei Wochen schauplätze oder Vorwettkämpfe, am teubeginnen die Sommerspiele. Die helveti- ersten die Eröffnungsfeier oder das Finale
sche Delegation wird aus mehr als 200 über 100 Meter der Männer.
Personen bestehen. Und diese fliegen Mickrige Provisionen
Für Globetrotter ist London 2012 kein
grösstenteils mit Globetrotter Travel Sergrosses
Geschäft. Zwar schnelle der Umvice in die britische Metropole. Das Berner
Reiseunternehmen ist seit 2009 ein offi- satz in den Jahren mit Winter- oder Sommerspielen um ein paar Millionen Franzieller Partner von Swiss Olympic.
Zwei Dörfer weiter in Ittigen BE geht es ken in die Höhe, sagt Lüthi. «Geld lässt
ruhiger zu und her. Im Haus des Sports sich mit Olympia nicht verdienen. Sowohl
sind neben Swiss Olympic und Swiss Para- die Reiseabwicklung der Delegation als
lympic 15 weitere nationale Verbände an- auch der Ticketverkauf ans Publikum sind
Andre Lüthi,
Chef der
Globetrotter
Group.
sagt der Globetrotter-Geschäftsführer.
gesiedelt - und die Sportreisenabteilung für uns eine knappe Break- even-Ge- Aber nur ein Drittel der Ticketkäufer würvon Globetrotter. Sie betreut exklusiv den schichte.» Dabei sein ist also nicht nur für de diesen Service in Anspruch nehmen.
Verkauf von Olympiatickets in der Schweiz die Athleten, sondern auch für Lüthi alles. Die Hauptsponsoren hätten selber GeDie Provisionen auf die Eintrittskarten schäftsreisenvermittler, und viele Privatund organisiert die Reisen für die Athleseien
vom Internationalen Olympischen leute würden direkt im Internet buchen.
ten. Das sechsköpfige Team hat seinen
Komitee vorgegeben. «Da waren früher
Grosseinsatz hinter sich.
Exotische Orte sind besser
In den letzten Wochen versandte es sogar die Kommissionen der guten alten
Lukrativer als London sind für Lüthi
12000 Eintrittskarten an sportbegeisterte Swissair ertragreicher», witzelt der Reise- deshalb Olympiaden, die weit weg von der
Schweizer, an Sponsoren und Lieferanten profi. Dabei werden die Olympiatickets Schweiz stattfinden. Das hätten die Winvon Swiss Olympic, an Familienange- wie Wertpapiere behandelt. Sie würden in terspiele in Vancouver 2010 gezeigt. Und
hörige oder Fanklubs der Teilnehmer. Panzerfahrzeugen angeliefert, müssten im für Sotchi 2014 und Rio de Janeiro 2016
«Eigentlich hätten wir viel mehr Tickets Tresor gelagert und per Einschreiben ver- dürfte es ebenso sein. «Für Reisen dorthin
verkaufen können. Anfragen hatten wir für schickt werden. «All dies auf unsere Kos- muss man einfach einen verlässlichen
16000», erklärt Geschäftsführer Andre ten, das rechnet sich unter dem Strich ge- Reisepartner haben», sagt Lüthi.
Lüthi. Der 51-Jährige besitzt mit dem rade so», sagt Lüthi.
Nicht zuletzt deshalb hat Globetrotter
70-jährigen Walter Kamm die Globetrotter
Auch bei den Margen für die Dienst- den Vertrag mit Swiss Olympic kürzlich
Group. Beide halten sie je die Hälfte der leistungen zugunsten der Athleten und verlängert und bleibt damit die offizielle
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Schweizer Verkaufsstelle für die beiden
nächsten Spiele in Russland und Brasilien. Geld fliesst dabei keines. Mit dem
Logo der Dachorganisation der Schweizer Sportverbände zu werben, sei viel effizienter als eine teure Marketingkampagne. «Die Reiseabwicklung und der Ti-
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dass wir in den letzten drei Jahren nicht samen Einsatz in Vancouver 2010 bot
gelitten haben, während die anderen gros- Lüthi Dany Gehrig einen Job bei Globesen Schweizer Reiseunternehmen Einbus- trotter Travel Service an. Er sagte zu.
sen hinnehmen mussten.» Durch die bald
Zuvor reisten Lüthi und Gehrig aber
vierjährige Kooperation mit Swiss Olymnoch
auf eine Expedition in den Himapic seien 17 nationale Sportverbände zu
neuen Kunden geworden - etwa Svviss laja. Sie bestiegen einen Achttausender.
cketverkauf sind eine gute Sache fürs Athletics, Swiss Cycling oder Swiss Tennis.
Image, um unseren Service und unsere
Qualität Leuten zu beweisen, die noch Sie wickeln ihre Trainingslager sowie die
nie mit uns reisten oder die uns vorher Teilnahmen an Europa- und Weltmeister-
«Die Chemie stimmte einfach - in neun
Wochen lernt man sich extrem gut
kennen», schwärmt Lüthi. «Ich bin froh,
dass man ihm bei Swiss Olympic den
noch nicht kannten. Wer weiss, vielleicht schaften über Globetrotter ab und lassen Wechsel zu uns gönnt.» Per Januar 2012
bleiben einige dieser Kunden hängen Gruppenreisen für Zuschauer und Fan- machte er Gehrig zu seinem Stellvertreklubs organisieren. «Das sind Zusatzge- ter und per Januar 2013 übergibt er ihm
und buchen bei uns ihren nächsten Trip schäfte, die wir sonst nicht gehabt hätten.» die Führung der Reisebürokette, die er
nach Übersee.»
Auch noch etwas anderes gewann Lü- vor 20 Jahren von Walter Kamm überDen indirekten Nutzen kann Lüthi thi mit der Zusammenarbeit. Im Zuge der nonunen hatte. Lüthi bleibt jedoch Chef
zwar nur abschätzen. Aber sein Bauchge- Verhandlungen mit Swiss Olympic lernte der Gruppe.
fühl sagt ihm, dass es sich für Globetrotter er den damaligen Marketingleiter des Verlangfristig lohnt. «Ich kann nur messen, bandes kennen. Nach dem ersten gemein-
SCHWEIZER REISEKONZERNE
Veränderte Machtverhältnisse
Die Migros-Reisetochter erzielte 2011
einen Umsatz von 1391 Millionen Franken (minus 6,6 Prozent). Dahinter folgt
neuerdings STA Travel mit 997 Millionen
Franken (minus 0,7 Prozent). Das 1979
von der Diethelm Keller Group gekaufte
Unternehmen hat seine operative Zentrale zwar weiter in London. Seit 2009 ist
der zweite Hauptsitz aber Zürich. Im
Gegensatz zu Hotelplan erwirtschaftet
STA die Mehrheit des Umsatzes im Ausland.
dem Namen Globetrotter Travel Service
eine Reisebürokette, die 2011 einen Umsatz von 159 Millionen Franken (plus 3
Prozent) erwirtschaftete. Im Zuge der
Diversifikationsstrategie in Nischen und
der Sicherung der Zukunft wurde 2009
die Globetrotter Group als Holding geschaffen und deren Hauptsitz nach Bern
verlegt. Gleichzeitig wurden mehrere
Übernahmen getätigt, etwa Media Touristik, Bike Adventure Tours oder Team
Reisen. Ebenso zum Konglomerat ge. ,eineINMOltbi
ren die vier Marken Globus, Cosmos,
691$4111011 hört der Reiseveranstalter Globetrotter
Tours (inklusive Background Tours) und
Monograms und Avalon Waterways soder Geschäftsreisenvermittler Globewie die Monarch Airlines. In der Schweiz
trotter Business Travel. Insgesamt firbesitzt sie nur das Reisebüro Globus
mieren acht Unternehmen unter dem
Gateway in Lugano, das jedoch wenig
Dach der Globetrotter Group, die 2011
zum Milliardenumsatz beisteuert. Dieser
stammt hauptsächlich aus den angelmit 400 Mitarbeitenden (exklusive Reiseleiter) einen Umsatz von 231 Millionen
sächsischen Ländern. Globus Travel SerFranken (plus 1 Prozent) verzeichnete.
vices wurde 1928 gegründet und befinDamit ist sie gemessen am Inlandumdet sich nach wie vor im Privatbesitz der Sitz von Globus in den USA: Der grösste
satz in der Schweiz die Nummer vier
Tessiner Milliardärsfamilie Mantegazza.
Schweizer Reisekonzern.
MIgros als Nummer drei An dritter Stel- Globetrotter Group Das heutige Unter- hinter Kuoni, Hotelplan und TUI Suisse.
le der grössten Reiseunternehmen der
nehmen wurde 1976 in Zürich gegrünSchweiz rangiert die Hotelplan-Gruppe. det. Im Laufe der Jahre entstand unter
Milliardenkonzerne Kuoni gilt als das
grösste Reiseunternehmen der Schweiz.
Tatsächlich aber ist es die Globus Travel
Services in Montagnola TI. Im jüngsten
Special «Swiss Top 500» der «Handelszeitung» wird ihr Umsatz für 2011 auf
6,3 Milliarden Franken geschätzt - ein
Minus von 3 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Kuoni bringt es dank der Akquisition von Gulliver Travel Associates auf
5,1 Milliarden Franken (plus 28 Prozent).
Viele Marken Zur Tessiner Gruppe gehö-
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