1. Wie alles begann…… 1929 Wenn man die

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1. Wie alles begann…… 1929 Wenn man die
1. Wie alles begann……
1929 Wenn man die zahlreichen Festschriften zu Hand nimmt, welche die Sportvereine im engeren
Heimatbezirk Eschweiler aus Anlass ihrer festlich begangenen Vereinsjubiläen der Öffentlichkeit unterbreitet
haben, so wird man jedes Mal zurückversetzt in die Zeit, als das Fußballspiel, aus England Stammend, auch
in Deutschland immer breiteren Raum gewann. Es ist die Zeit um die Jahrhundertwende bis zum Ausbruch
des Ersten Weltkrieges, als sich allerorten die jungen, sportbegeisterten Männer zusammenfanden, um ihre
sportliche Betätigung durch Gründung eines Vereins in geordnete und legitime Verhältnisse zu überführen.
Auf der anderen Seite bemühten sich die Neugegründeten Vereine alsbald um die Aufnahme in den
damaligen Westdeutschen Spielverband (WSV), denn von dieser Mitgliedschaft hing die gesunde sportliche
Entwicklung der Vereine nicht unwesentlich ab. Erst durch Aufnahme in den WSV wurde die Teilnahme an
geordneten Rundenspielen der 1.Fußballmannschaften möglich. Gerade der gesunde Wettstreit, das
Kräftemessen mit anderen Vereinen aber war mit dafür ausschlaggebend, dass der noch junge Fußballsport
in der Öffentlichkeit so schnell Anklang fand und nach dem Ersten Weltkrieg zum Volkssport ersten Ranges
aufsteigen konnte.
Die Gründung das Eschweiler Fußball-Vereins 1929, vormals Reserve Eschweiler, benannt nach der Grube
Reserve des Eschweiler Bergwerks-Vereins, ist hingegen erst Ende der Zwanziger Jahre vonstatten
gegangen; man kann wohl sagen, dass ie wirtschaftliche und bevölkerungspolitische Entwicklung im Osten
der Stadt Eschweiler für die Gründung dieses neuen Vereins von ausschlaggebender Bedeutung geworden
ist.
Als nach der Inflation in den Jahren 1924 bis 1925 das Wirtschaftsleben in Deutschland einen ungeahnten
Aufschwung nahm, stellte sich alsbald ein akuter Mangel an Arbeitskräften ein. Auch im Bergbau war man
mehr denn je darauf angewiesen, zur Steigerung der Produktion und Festigung der wirtschaftlichen
Rentabilität der Steinkohlengruben auswärtige Arbeitskräfte anzuheuern. Um den Bedarf an Arbeitskräften
decken zu können, vor allem aber, um auswärtigen Bergarbeiter zu einer Umsiedlung zu bewegen, wurde die
vorsorgliche Schaffung neuen Wohnraums unerlässlich.
Der Eschweiler Bergwerks-Verein, welcher für die Grube Reserve in Nothberg – damals noch selbständige
Gemeinde – und den Wetterschacht an der unteren Dürener Strasse ebenfalls nach besten Kräften, bemüht
war, neue Arbeitskräfte zu gewinnen, hatte schon bald erkannt, dass diese Bestrebungen nur dann von
Erfolg sein Konnten, wenn die geplanten Bergarbeiterwohnungen noch vor der Umsiedlung der Arbeitskräfte
bezugsfertig sein würden.
Wer erinnert sich nicht, wie früher das Stadtgebiet von Eschweiler in Höhe des Friedhofes der Katholischen
Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, welcher im Winkel der Drieschstrasse und Dürener Strasse gelegen ist,
endete. An der Strasse nach Weisweiler lagen nur vereinzelt und weit verstreut einige kleine
Wohnungsgrundstücke. Im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung setzte dann Mitte der zwanziger Jahre in
diesem Gebiet eine lebhafte Bautätigkeit ein, welche man mit Recht als die Geburtsstunde des heute
benannten Stadtteils Eschweiler-Ost mit der Pfarrgemeinde Herz Jesu bezeichnen kann. Kurz vor der
Stadtgrenze nach Weisweiler beginnend, entstand längs der Dürener Strasse in Höhe des Kabelwerks
Lynenwerk KG die Kolonie am Wetterschacht mit der in nördlicher Richtung verlaufenden neuen Saarstrasse.
Weitere 400 Meter westlich hiervon wuchs die Siedlung der Aachener Bergmannssiedlungsgesellschaft aus
dem Boden, zunächst mit einem großen zusammenhängenden Wohnblock an der Dürener Straße, welcher
geteilt wurde durch die neue, in nördlicher Richtung verlaufende Ruhrstrasse. Es schlossen sich an die
Oststrasse, Weststrasse und Westplatz (heute Eduard-Mörike-Strasse bzw. –Platz) und in späteren
Bauabschnitten die Ahornstrasse (heute Paul-Ernst-Strasse) und Buchenstrasse (heute Sternheimstrasse).
Hier siedelte der EBV zum Teil hiesige, in der Mehrzahl jedoch fremde Bergarbeiterfamilien an, welche sich
aus allen Teilen des Landes zusammenfanden, um in dem Inde-Wurm-Kohlerevier eine neue Heimat mit
verbesserten Lebensbedingungen zu suchen.
Weiter westlich von diesen getrennt liegenden Wohnsiedlungen hatte sich vordem aber auch das Gebiet um
die im Volksmund benannte „Wardenslinde“ wesentlich verändert. Hier entstand die Südstrasse (früher
Kuhgasse) mit der Häuserreihe 1 bis 19 und gegenüber die Straße „ An Wardenslinde“ mit den
Wohngrundstücken 2 bis 12; Bauherr war die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Eschweiler. Auch die
Stadt Eschweiler selbst trat als Bauherr auf und errichtete an der Wardenslinde, beginnend in östlicher
Richtung, an der Dürener Straße Haus Nr. 175 bis 207. Diese Wohnsiedlungsgebiete sind als das Kernstück
des heutigen Stadtteils Eschweiler-Ost zu bezeichnen. Mit dem Bau und der Weihe der neuen katholischen
Kirche Herz Jesu in den Jahren 1938/39 und dem Bau der Eduard-Mörike-Schule nach dem Zweiten
Weltkrieg erhielt Eschweiler-Ost die geistigen Eckpfeiler zu einem selbständigen Gemeinwesen innerhalb des
Stadtgebietes von Eschweiler.
Es dauerte nicht lange, bis sich aus dem Kreise der nach persönlichem Kontakt suchenden Neubürger und
den aus dem hiesigen Raum umgesiedelten Bewohnern eine Zahl unentwegter Sportfreunde zusammentat,
um mit der Gründung eines Sportvereins auch das Vereinsleben innerhalb des neuen Wohnsiedlungsraumes
in Gang zu bringen. Es handelte sich vorwiegend um junge Menschen, welche nicht nur im harten
Bergmannsberuf gemeinsame Interessen wahren wollten, sondern sich auch in ihrer Freizeit dem Sport und
dem Spiel in Gottes freier Natur verschrieben hatten. König Fußball hatte seine ersten Getreuen gefunden.
Freude am schönen Spiel draußen auf dem grünen Rasen und der Ehrgeiz, es durch Übung auch zu einem
gekonnten Spiel zu bringen, vermittelte ihnen allmählich auch die Fähigkeiten, die den Grundstein zu den
späteren Erfolgen des Vereins legen sollten.
Im November des Jahres 1929 fanden sich nach wiederholten Vorbesprechungen zahlreiche Sportkameraden
in der Gaststätte Scholl, Dürener Straße 147, zusammen, um den Spiel- und Sport-Verein „Reserve
Eschweiler 1929“ aus der Taufe zu heben. Als Sportplatz stellte der Eschweiler Bergwerks-Verein ein
Wiesengelände, etwa 200 Meter nördlich des Wetterschachtes und westlich von der Neubauten BergarbeiterKolonie, zur Verfügung. Auch die ersten Tore kamen aus der Schreiner-Werkstätte des EBV. Trikots wurden
von der Spielvereinigung Grün-Weiß Eschweiler entliehen, welche aus einer Vereinigung der Vereine Verein
für Rasensport Eschweiler (Tracht Rot-Gelb) und den Sportfreunden Schwarz-Weiß Eschweiler im Jahre 1927
zustande gekommen war. Ein alter, rot-gelber Trikotsatz des früheren Rasensports musste dazu herhalten,
die erste Fußballmannschaft des SUS „Reserve“ in etwa sportlich einzukleiden. Die damaligen
Zeitverhältnisse erlaubten es den Spielern kaum, sich im Handumdrehen eine komplette Spielertracht zu
leisten, wie das heute eine Selbstverständlichkeit ist. Viele Spieler verfügten auch nicht über die geeigneten
Fußballschuhe, aber es wurde gespielt und ein Anfang für den neuen Verein gemacht.
Was aus den guten Absichten der Gründer geworden ist, ob die guten charakterlichen Anlagen, die man dem
auf Kindesbeinen stehenden Verein mit auf den Weg gab, ob sie bewahrt und weiterentwickelt worden sind,
das werden wir in der geschichtlichen Würdigung, die auf den folgenden Seiten ihren Niederschlag findet,
feststellen können. Es wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die Jugend die gute Arbeit der Gründer
und des heutigen Vorstandes fortsetzen möge.
Die Gründer des Verein und erste Mitglieder (unverbindlich, nach verschiedenen Quellenangaben, denn die
Unterlagen des Vereins gingen durch den Krieg verloren); Willi Beym, Christian Becker, Max Burczik, Johann
Burg, Johann Domin, Andreas Eschweiler, Josef Eschweiler, Willi Eschweiler, Heinrich Eschweiler, Anton
Fersch, Adam Heu, Harry Janke, Heinrich Kosmos, Albert Krawczik, Edi Krawczik, Leo Lieberkowski, Stephan
Lieberkowski, Josef Meister, Hans Plonka, Willi Porzelt, Werner Plum, Adolf Prascher, Paul Riemann, Simon
Rus, Anton Wojcikowski, Leo Birk, Matthias Becker, Gustav Buhles, Oskar Bungert, Franz Fersch, Werner
Breuer, Franz Heid, Franz Küpper, Franz Lap, Peter Pesch, Alfons Psotta, Leo Psotta, Karl Niebergall, Anton
Sklamba.
Als Stamm für die erste Fußballmannschaft standen zunächst folgende Sportkameraden zur Verfügung: Birk,
Burczik, Burg, Eschweiler Willi, Eschweiler Heinrich, Heu, Janke, Kaczmarek, Lieberkowski Leo, Lieberkowski
Stephan, Plonka, Nüse, Rus, Porzelt, Samol, Wollschläger, Breuer.
Der erste Vorstand des Vereins: 1.Vorsitzender Adam Heu, 2.Vorsitzender Paul Riemannn, Geschäftsführer
Willi Beym, Kassierer Josef Meister.
Nach der Gründung im November 1929 waren doch noch viele Schwierigkeiten zu überwinden, ehe es zu
einem geregelten Spielbetrieb kommen konnte. Aber die Gründungsmitglieder entwickelten einen Eifer und
Tatendrang, dass bald das erste Spiel auf einer Wiese am Wetterschacht zur Austragung gelangte. Eine
Pressenotiz hierüber ist leider nicht aufzufinden gewesen, aber aus Erzählungen von alten Mitgliedern war zu
entnehmen, dass der damalige FC Bohl 1912 der erste Gegner wurde und knapp siegreich blieb. Mit einigen
weiteren Freundschaftsspielen konnte der Aufbau des jungen Vereins vorangetrieben werden. Ein weiteres
Problem wurde zunächst der behelfsmäßige Ausbau des Sportplatzgeländes. Durch das Entgegenkommen
des Eschweiler Bergwerks-Vereins konnte das Gelände gegenüber dem Wetterschacht, welches auch heute
noch den Sportplatz beherbergt, zu einem neuen Sportplatz ausgebaut werden.
2. Die Jahre 1930 bis 1940
2.1 1930 bis 1931
8. März 1930: Es findet sich die erste Sportnotiz in der Zeitung. Eröffnungsspiel auf dem neuen Sportplatz
des SpV. Grube Reserve Eschweiler an der Weisweiler Chaussee. SV Reserve I – Grün-Weiß II und III
kombiniert (jetzt Eschweiler SG) 0:5.
Ostern 1930: Grün-Weiß II – Reserve I 3:1, die junge Mannschaft zeigte sich im Rückspiel schon stark
verbessert. Auch die gebildeten Jugendmannschaften nahmen den Sportbetrieb auf.
Amtliche Zuteilung der ersten Mannschaft in die erste Meisterschaftsrunde, Saison 1930/31. Teilnehmende
Mannschaften: Reserve I, Grün-Weiß II, FVB Stich II, Hastenrath II, Dürwiß II, Hoengen II, Mariadorf II,
Rhenania II. In einem Freundschaftsspiel gegen Weisweiler II gelang ein knapper Erfolg. Die amtlichen
Nachrichten verzeichnen die ersten Schiedsrichter des Vereins: Wilhelm Beyer, Saarstraße 31; Peter
Neumann, Dürener Straße 287.
Ein Freundschaftsspiel gegen Viktoria Stolberg wurde 1:2 verloren; die 2.Mannschaft spielte erstmals gegen
05 Aachen III mit 1:4. Teilnahme an dem Turnier in Frenz, Pokalspiel gegen Lohn endete nach Verlängerung
0:0, durch Los gelangte Reserve ins Endspiel gegen Weisweiler und verlor mit 4:2 Toren.
1931 bis 1932
Klassenzugehörigkeit: 1.Gauklasse. Teilnehmende Vereine: Kinzweiler, Lohn, Bohl, Schevenhütte, Reserve,
Gressenich, Reichsbahn, Grün-Weiß II, Hastenrath II, Mariadorf II, Rhenania II.
1932 bis 1933
1.Gauklasse. Teilnehmer sind: Nothberg, Reichsbahn, Kinzweiler, Langweiler, Lürken, Laurenzberg, Lohn,
Gressenich, Bohl und Reserve.
1933 bis 1934
Die neue politische Richtung bringt Neuerungen mit sich; die DJK-Vereine sind mit eingereiht. Klassen
werden neu eingeteilt und die Reserve spielt nunmehr in der 3.Kreisklasse. Teilnehmer sind: Bohl,
Reichsbahn, Hohensteiner (DJK), Adler Werth (DJK), Röthgen-Nord (DJK), Grün-Weiß Mausbach, Konstancia
Mausbach (DJK), Schevenhütte, Heistern, Frankonia Fronhoven (DJK).
1934 bis 1935
Laut Verbandsbeschluss steigt Reserve in die 2.Kreisklasse auf. Auch dem punktegleichen Tabellen dritten
Bohl gelingt der große Sprung in die neue Klasse. Teilnehmende Vereine: Weisweiler, Viktoria Stolberg,
Hoengen, Nothberg, Reichsbahn, Roetgen/Eifel, EBV, Münsterbusch, Gressenich, Bohl und Reserve.
Der Chronist entdeckt erstmals eine Mannschaftsaufstellung: Hagedorn T., Muhs, Krieven R., Portzelt,
Beckers, Krieven K., Pesch, Samol, Eschweiler, Kreiatz, Hagedorn A., Hippler, Nothoff wirken im gleichen Jahr
mit.
1935 bis 1936
2.Kreisklasse. Teilnehmende Vereine: Büsbach, Dürwiß , Weisweiler, Roetgen, EBV, Bohl, Dalli Stolberg, GrünWeiß Mausbach, Reichsbahn und Reserve.
Zu Beginn der neuen Sportsaison nimmt Reserve an der Sportwoche in Franz teil. Im Endspiel gelingt ein
schöner Pokalsieg mit 2:0 über TuS Lammersdorf. Ein reundschaftsspiel gegen Germania Dürwiß dem neuen
Gruppengegner, ergibt ein gerechtes 3:3 Unentschieden.
1936 bis 1937
2.Kreisklasse, Gruppe 3. Teilnehmende Vereine: Hoengen, Warden, Weisweiler, Bohl, Mausbach, Werth,
Laurenzberg, Nothberg, Reichsbahn, EBV und Reserve.
Eingesetzte Spieler: Becker, Hagedorn T., Hagedorn A., Samol, Kriewen, Klein, Porzelt, Comos, Eschweiler,
Jahnke, Paul.
1937 bis 1938
2.Kreisklasse, Gruppe 2. Teilnehmer: Weisweiler, Viktoria Stolberg, Gressenich, Mausbach, Vicht, Nothberg,
Werth, Bohl, Reichsbahn und Reserve.
Abwanderungen talentierter Spieler zum klassenhöheren Ortsverein Grün-Weiß und die ersten Einberufungen
zum RAD (Reichsarbeitsdienst) und zum Wehrdienst schwächen das Spielerreservoir sehr, so dass der neuen
Spielzeit mit gemischten Gefühlen entgegengesehen werden muss.
1938 bis 1939
3.Kreisklasse, Gruppe 2. Teilnehmende Vereine: FC Langweiler, SC Laurenzberg, FC Heistern, Nothberg,
Reserve, Grün-Weiß II, SV Stolberg III, Dürwiß II, Rhenania II. Die Verjüngung der Mannschaft hält an; es
tauchen neue Namen auf, so unter anderem Jontes, Kubsch und Burczik. Aber der Aufbau einer neuen
Mannschaft kann nur stufenweise erfolgen und erfordert viel Geduld und Hingabe zu guten Sache. In der
tiefern Klasse hat der Chronist manche Schwierigkeiten zu überwinden, weil die Quellen in zwei
verschiedenen Zeitungen verstreut und nicht mehr so genau sind wie vor 1933.
1939 bis 1940
Im Hintergrund des weltpolitischen Geschehens ziehen die Gewitterwolken des Zweiten Weltkrieges herauf.
Reserve gehört nun wieder der 2.Kreisklasse an, aber selbst bei Sportinstanzen scheint man sich über die
weitere Entwicklung in Deutschland ernsthaft Gedanken zu machen, denn der Chronist konnte eine
geordnete und gelenkte Berichterstattung innerhalb des Sportbereichs nicht feststellen. So war auch die
neue Gruppeneinteilung für die Spielzeit 1939/40 beim besten Willen nicht ausfindig zu machen. Erst nach
Ablauf des Krieges in Polen wurde ein Hilfssportprogramm aufgebaut, welches ohne Wertung verlief und die
Vereine nicht nach Spielstärke, sondern nach örtlichen Verhältnissen zusammenfasste.
Im neuen Jahr wird es immer schwieriger, zu einer konstanten Mannschaftsaufstellung zu kommen.
Manchmal sind die Stammkräfte und Urlauber zu einer besonders schlagkräftigen Elf zu formieren, und ein
andermal fehlt es an allen Ecken und Enden, zumal berücksichtigt werden muss, dass die Kumpels innerhalb
der Kriegswirtschaft manche Sonntagsschicht fahren müssen. Diese Wechselhaftigkeit kommt auch in den
Ergebnissen zum Ausdruck, aber es muss betont werden, dass schon mancher große Verein eher den
Sportbetrieb wegen des Krieges einstellen musste, als die Reserve, noch kräftig im Sportgeschehen des
Eschweiler Raumes mitwirken konnte. Trotz aller Umstände langte es immer noch soweit, den Sportbetrieb
aufrechtzuerhalten, ohne sich mit anderen Vereinen zu einer Spielgemeinschaft zu vereinen. Dieser klugen
Einsicht hat Reserve vielleicht heute noch seine Eigenständigkeit zu danken, welche manchem, viel früher
gegründeten Verein im Laufe der Jahre verloren gegangen ist.
3.Die Jahre 1940 bis 1950
3.1 1940 bis 1945
Mit Beginn des Russlandfeldzuges im Juni 1941 folgten wiederum zahlreiche der besten Spielkräfte der
Einberufung zur Wehrmacht. Der Spielerstamm schmolz derart zusammen, dass es nicht mehr möglich war,
den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Infolge der Evakuierung im Jahre 1944 verlor der Verein sein gesamtes
Inventar, und nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges musste man außerdem feststellen, dass der
Sportplatz am Wetterschacht stark verwüstet war. Erst im Laufe des Jahres 1945, als die Not in Deutschland
bereits einen unvorstellbaren Umfang angenommen hatte, kehrte langsam die Bevölkerung wieder zurück.
Von den alten Sportkameraden waren zahlreiche Spieler gefallen bzw. befanden sich noch in
Kriegsgefangenschaft.
3.2 1945 bis 1948
Der Chronist musste lange das Archiv durchstöbern, ehe er die erste Notiz über ein Spiel des SV Reserve
finden konnte. Damals gab es bekanntlich nur mittwochs und samstags eine Zeitung von zwei Seiten, und
daher musste auch der gesamte Sport damit zufrieden sein, dass nur die größten Ereignisse der höchsten
Spielklassen veröffentlicht werden konnten. Obwohl die 1.Mannschaft bereits am laufenden Spielbetrieb
teilnahm, fand sich die erst Berichterstattung erst am 4.Mai 1947, wo es unter anderem heißt:
SV Reserve – SV Nothberg 7:1 : Eine große Überraschung erlebten die Zuschauer am Wetterschacht, denn
die gut aufgelegte Platzelf vermochte den Spitzenreiter Nothberg überraschen hoch zu schlagen. Anlässlich
des 25jährigen Bestehens des SV Wacker Eschweiler 1922 nahm die erste Mannschaft in der Zeit vom 21. bis
29.Juni 1947 an einer Pokalrunde teil, an welcher außerdem Rhenania, Hastenrath und Hehlrath beteiligt
waren. Im Endspiel lieferten sich Reserve und Hastenrath einen verbissenen Kampf, welchen die Preußen
etwas glücklich mit 3:2 für sich entscheiden konnten.
Der Aufbau eines neuen Mannschaftsgefüges wurde mit einem Gesellschaftsspiel gegen den TuS
Verlautenheide fortgesetzt. Es gab ein leistungsgerechtes 3:3 Unentschieden.
Endlich fand am
21.September die neue Klassenzuteilung statt. Reserve gehörte nun der 1.Kreisklasse an, in die außerdem
noch folgende Vereine eingereiht wurden: Rhenania, Dürwiß, Hastenrath, Hoengen, Teutonia Weiden, BTV
05 Aachen, Warden, Weisweiler, Schaufenberg (jetzt Blau-Weiß Alsdorf).
3.3 1948 bis 1949
1.Kreisklasse. Teilnehmende Mannschaften: Hoengen, Dürwiß, Gressenich, Nothberg, Schaufenberg,
Warden, Linden-Neusen, Weisweiler und Reserve. In einem weiteren Wohltätigkeitsspiel gewinnt Reserve
überzeugend 4:1 beim SC Münsterbusch.
Anlässlich des 35. Stiftungsfestes des SV Nothberg 1912 nimmt Reserve an der Pokalrunde teil. In der
Vorrunde schaltet die Elf den SV Weisweiler mit 3:1 aus und steht am 12.September im Endspiel gegen
Preußen Hastenrath. Das Spiel musste wegen Dunkelheit beim Stande von 2:2 abgebrochen werden. Obwohl
über die Vergabe des ausgestellten Pokals beim Festverein verschiedene Meinungen herrschten, zieht
Hastenrath zu später Stunde ohne Kenntnis des Spielpartners Reserve mit dem Pokal heimwärts. Die Zeitung
schreibt: „Wie war so etwas möglich?“
Erstmalig wird in der Öffentlichkeit (27.März 1948) die Umbenennung des Vereins in „Eschweiler FußballVerein 1929 EFV“ bekannt gegeben. Der Grund für die Umbenennung ist darin zu suchen, Verwechslungen
zu vermeiden, welche nach dem Kriege dadurch entstanden sind, weil die größeren Sportvereine sämtlich
dazu übergingen, ihre zweite Mannschaft als Reserve-Elf zu bezeichnen. Beim heutigen Stand der Dinge
würde der Vereinsname „Reserve“ fortwährend zu Verwechslungen mit Reservemannschaften anderer
Vereine führen.
In sportlicher Hinsicht beginnt nun das Ereignis heranzurücken, welches unbedingt zu den Höhepunkten der
Sportgeschichte des Vereins zu rechnen ist. In den „Amtlichen Mitteilungen“ werden die Aufstiegsspiele
ausgeschrieben. Acht Meister der Kreisklassengruppen Aachen und Düren ermitteln in einfacher Spielrunde
auf neutralen Plätzen die drei Aufsteiger zur Aachener Bezirksklasse. Hieran sind beteiligt: die Aachener
Vertreter Viktoria Stolberg-Atsch, Sparta Würselen, FC Roetgen, Eschweiler FV und die Dürener Vertreter
SV Altdorf, BC Oberzier, SC Rödingen und die SF Üdingen. Zu den drei Aufsteigern gehörte auch der EFV.
Erstmalig gelingt es dem EFV, den Ortsnachbarn ESG auf eigenem Platz mit 1:2 das Nachsehen zu geben.
Der groß und stolz gefeierte Sieg musste zwar verdiente Anerkennung finden, aber leider gab es auch
Mitglieder in leitender Stellung, welche die Entwicklung im Kräfteverhältnis zwischen EFV und der ESG weit
überschätzten. Gar manches lässt sich im menschlichen Leben planen und überlegen, aber es muss mit
Bedacht und Vorsicht geschehen; die realen Möglichkeiten allein wollen zielstrebig und mit guter Führung
des Vereins gefördert werden, aber den Tag schon vor dem Abend zu loben, kann man sich auch im
bürgerlichem Leben kaum erlauben. Statt eines wenig glücklich formulierten Presseartikels, welcher mit den
Worten schloss: „ Im nächsten Jahr hofft der EFV mit der ESG gleichgezogen zu haben“, hätte man sich
lieber an die Arbeit begeben sollen, um das Erreichte erstmal wirklich zu besitzen.
Die Vereinigungsbestrebung mit Wacker Eschweiler führen nicht zu einem Zusammenschluss; es kommt
jedoch eine Vereinbarung zustande, mit Hilfe von Toto-Mitteln, welche beide Vereine zugesprochen erhielten,
den Sportplatz Patternhof instand zusetzten und gemeinsam zu benutzen. In mehr als 1200 Arbeitsstunden,
von Fach- und Hilfskräften beider Vereine ehrenamtlich abgeleistet, wurde die große Umfassungsmauer
wieder aufgebaut und die Kassenhäuschen hergerichtet. Der EFV brachte hierbei wohl insofern ein großes
Opfer, weil er den gesamten Zuschuss aus Toto-Mitteln in Höhe von ca. 3000,- DM zur Erneuerung eines
städtischen Sportplatzes einsetzte.
Die Aufstiegsfeier des neuen Bezirksklassenvereins EFV nahm im Saale des Vereinslokals Götting einen
harmonischen Verlauf. Bürgermeister Bücken und der stellvertretende Stadtdirektor Schwiebert gratulierten
im Auftrag der Stadt Eschweiler und überbrachten eine Sportkluft und einen Fußball. Die Feier wurde
untermalt mit Gesangsdarbietungen des Eschweiler Männer-Gesangsvereins 06. So rückte die neue Spielzeit
heran und der Eschweiler FV entschloss sich – gegen die Ansicht zahlreicher Mitglieder -, aus finanziellen
Gründen zum Sportplatz Patternhof umzuziehen. Der Sportplatz Wetterschacht verwaiste und verwilderte
durch üppigen Graswuchs. Es begann der Abschnitt, der in die Vereinsgeschichte einging.
3.4 1949 bis 1950
Aachener Bezirksklasse. Teilnehmende Vereine: SV Stolberg, Alemannia Mariadorf, Jülich 1910, VfB 08
Aachen, SuS Herzogenrath, SV Langerwehe, SV Hoengen und Eschweiler FV.

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