Facharbeit Der biochemische Abbau des

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Facharbeit Der biochemische Abbau des
Facharbeit
Der biochemische Abbau des menschlichen
Leichnams unter den Aspekten der Verwesung,
der Autolyse und der Fäulnis sowie unter
Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung
Von Celina Herbig
Clara-Schumann-Gymnasium Bonn
Jahrgangsstufe 12
2010
Biologie Leistungskurs (LK 200)
Betreuender Fachlehrer: Herr Dr. Körner
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Gliederung
Vorwort
1 Definition
1.1 Historie über den Umgang mit Leichen
2 Der menschliche Körper-Chemische Zusammensetzung
3 Äußere Anzeichen und Bestimmen des Todeszeitpunkts
3 Autokatalytischer Abbau
5 Fäulnis und Verwesung
5.1 In Abhängigkeit von der Temperatur
5.2In Abhängigkeit von der (Luft-)Feuchtigkeit
5.3 In Abhängigkeit von dem Sauerstoffangebot
6 Aasfresser
7 Verwesungsstörungen
7.1 Mumifikation
7.2 Wachsleichenbildung
7.3 Moorleichen
7.4 Vermeiden von Verwesungsstörungen
8 Verwesungsdauer und (Mindest-)Ruhefrist
9 Nachwort und Schlussfolgerung
Literaturangaben
Selbstständigkeitserklärung
Anhang
2
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Vorwort
Der Tod - ein Tabuthema in der heutigen Gesellschaft. Er wird verdrängt, meist aus
Angst vor zu viel Wissen über das, was nach dem Ableben geschieht; ebenso wie die
Vorgänge der Verwesung und des Zerfalls, die nach dem Absterben in allem
Organischen vor sich gehen. Ich dagegen bin schon seit längerem an eben diesem
Wissen interessiert, ich erlebte viele Tode von Familienangehörigen und konnte nie
von der Überlegung lassen, was wohl nach dem Tod mit ihren Körpern passiert; die
und nun gegebene Chance, die Anfertigung einer Facharbeit ebenso Anstöße durch
Simon Becketts Romane „Die Chemie des Todes“ und „Kalte Asche“ - in denen ein
fiktiver forensischer Anthropologe mit seinem Wissen über Verwesung und deren
Merkmale verschiedene Mordfälle aufklärt - gaben mir die Möglichkeit, mehr über
den Tod zu erfahren und mein Wissen nun teilen zu können.
Das Ende und der Abbau des menschlichen Körpers sind gebunden an den
fortwährenden Gesamtkreislauf der Natur. Aasfresser und Mikroorganismen nutzen
den Leichnam als Nahrungsquellen; sie nehmen zelleigene Stoffe für ihren eigenen
Stoffwechsel auf.
Je mehr Klarheit über biologische und chemische Verwesungsvorgänge und deren
Dauer sowie Beeinflussung durch die Umwelt besteht, desto besser lassen sich
Todeszeitpunkte auf 12 Stunden genau bestimmen4. Die Forensik wird aufgrund von
Erkenntnissen über diese Prozesse enorm erleichtert.
Im Folgenden werden die Zersetzungsprozesse der Verwesung und der Fäulnis,
ebenso wie Umwelteinflüsse auf den Leichenabbau erläutert, desweiteren wird auf
Zersetzungsstörungen und Maßnahmen zur Vermeidung eingegangen, worauf
hierbei der Schwerpunkt liegen soll.
3
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
1
Definition
Der Prozess des Leichenabbaus lässt sich in die Phasen der Fäulnis und der
Verwesung einteilen. In der Verwesung ist der längere Abbauprozess enthalten, der
bis zur Skelettierung führen soll. Zu berücksichtigen sind die Faktoren Zeit, die der
Atmosphärischen Verhältnisse wie das Sauerstoffangebot, die Temperatur,
Feuchtigkeit und Luftdruck, Gase, Mikroorganismenpopulation, Grabtiefe und pHWert. Unterschiede der Verstorbenen hinsichtlich der Konstitution, des Gewichts und
der körperlichen Verfassung sind ebenfalls zu beachten ²,³.
Früher verstand man unter „verwesen“ verfallen oder vergehen. Nach späteren
Erkenntnissen wurde die Verwesung als Folge bakteriellen Wachstums erkannt, die
mit dem Abbau organischer Substanzen bakteriell bedingt ist. Man versteht darunter
bakteriologische Stoffwechselaktivitäten - mit und ohne Freisetzung von
geruchsintensiven Stoffwechselkomponenten - die zum Abbau des toten Organismus
führen. Dieser Begriff wird im tierischen sowie im pflanzlichen Bereich verwendet, bei
Lebensmitteln spricht man von verderben. Während der Verwesung werden die den
Körper ausmachenden Substanzen wieder in ihre Grundbausteine zerlegt; das
Gewebe von Bakterien zersetzt und nach und nach verflüssigt.
Den mikrobiellen Abbau der organischen Substanzen zu anorganischen
Grundbausteinen nennt man auch Mineralisation. Bei höheren Temperaturen, wie bei
der Einäscherung zum Beispiel, kann der Leichnam unter Zutritt von Sauerstoff durch
Verbrennung mineralisiert werden. Der mineralische Knochenanteil verwest nicht,
jedoch gehen bei niedrigem pH-Wert auch die Anteile der Knochen in Lösung und es
bleiben keine Reste mehr übrig ².
Kleinere verwesende Stellen durch absterbende Zellen am
lebenden Körper wiederrum fasst man unter dem Begriff einer
Nekrose(Siehe Abb. links) zusammen. Zum Zelltod führen - auch
4
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
zum programmierten1, der u.a. auch bei Pflanzen zu beobachten ist - können zum
Beispiel schädliche Einflüsse wie Gifte, Bakterien, Sauerstoff- und Nährstoffmangel
und Radioaktivität.
1.1
Historie über den Umgang mit Leichnamen
Der erste Umgang mit Toten und die ersten Sektionen fanden im alexandrinischen
Ägypten 300 v. Chr. statt, man vivisezierte2 hingerichtete Verbrecher sogar. Die
Tradition, Leichen von Verbrechern als Sezierungsobjekt zu nutzen, setzte sich bis
ins 18.und 19. Jahrhundert fort und erreichte zu dieser Zeit in Großbritannien ihren
Höhepunkt. 1752 galt es als offizielle Strafe für Mörder. Es entwickelten sich private
Anatomieschulen, die jedoch mit einem Mangel an Leichen zu kämpfen hatten. Die
Menschen spendeten keine Leichname, aus Angst nicht in den Himmel zu kommen.
Es wurde massiv Leichenraub betrieben, und Angehörige der Oberschicht ließen ihre
Särge mit Eisenkäfigen schützen. Es wurden sogar Aufträge zum Mord an bereits
Erkrankten erteilt, was weniger Arbeit als Exhumierungen bedeutete1. Heute ist es
möglich, die Spende seines Körpers in seinem Testament festzuhalten. Dieser kann
dann zur Sektion und Anschauung an Anatomie - und Chirurgieschulen für
Studenten verwendet werden.
2
Der menschliche Körper - Chemische Zusammensetzung
Die Zusammensetzung des Körpers wirkt sich stark auf seine Zersetzbarkeit aus,
desweiteren interessiert sie, um Anhaltspunkte über die entstehenden
Abbauprodukte zu erhalten8. Der Körper besteht zu ungefähr 50% aus Wasser, die
also quantitativ wichtigste Substanz, deren Menge jedoch durch altersbedingte und
von dem Ernährungszustand abhängige Verteilung von Muskulatur3 und Fett4
variabel ist. Der Gewichtsanteil der Knochen beträgt 15%, die übrigen 35% bestehen
aus polymeren organischen Substanzen wie Eiweißen, Fetten und Polysacchariden.
Proteine bilden mit den Fetten die wichtigste organische Stoffklasse, der
durchschnittliche Gehalt an Muskelmasse beträgt gut 40%, der Anteil der Fette im
Körper ist jedoch meist nicht geringer, bei beleibteren Körpern sogar höher8. Des
1
Apoptose
Sektion am lebenden Menschen
3
Ca. 80% Wasseranteil
4
Ca. 50% Wasseranteil
2
5
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weiteren werden die Substanzen des Körpers im wesentlichen aus Kohlenstoff,
Sauerstoff, Wasserstoff gebildet; außerdem aus Schwefel, Stickstoff, und
Phosphaten, sowie aus Mineralien und Spurenstoffen wie Calcium, Kalium,
Magnesium, Natrium, Chlor, Eisen, und Kupfer. Bei Betrachtung den anorganischen
Substanzen fällt zunächst der hohe Calciumanteil auf. Calcium stellt einen wichtigen
Bestandteil des Knochenmaterials dar; es bleibt nach dem Tod relativ lange im
Skelett gebunden, wodurch bei Untersuchungen der Bodenlösung unterhalb von
Leichen die Konzentration von Kalium die größte ist, vor Natrium, Calcium und
Magnesium8.
3
Äußere Anzeichen und Bestimmen des Todeszeitpunkts
Einige Stunden nach Eintritt des Hirntods fällt der Körper in die Totenstarre, auch
rigor mortalis genannt. Grund dafür ist das an das Actin gebundene Myosin, das sich
durch fehlendes ATP - da dieses nach dem Tod nicht mehr hergestellt wird - nicht
mehr aus der innermolekularen Umlagerung und der Bindung lösen kann; die
Muskeln bleiben kontrahiert. Die Totenstarre setzt normalerweise zuerst in Kopf und
Hals ein, dann in tieferliegenden Körperteilen und hat nach ca. zehn bis
achtundvierzig Stunden den ganzen Körper eingenommen. Nach einiger Zeit folgt die
Rückbildung; die Proteine werden aufgespalten und zerfallen nach und nach.
Gleichzeitig sammelt sich das Blut zu Totenflecken; es wird ein spezifischer Geruch
abgegeben, beschrieben als „dichter, [süßlicher,] anwidernder Geruch, […] eine
Mischung aus verrottendem Obst und faulendem Fleisch.“ ¹.
Der Ort des Todes kann durch Nachprüfen der für die Verwesung typischen
flüchtigen Fettsäuren und der bei der Zersetzung entstehenden Verbindungen im
Boden bestimmt werden. In den ersten vierundzwanzig Stunden ist es außerdem
möglich, den Todeszeitpunkt durch die Bestimmung des Kaliumgehaltes der
Glaskörpergallerte des Auges korrekt zu ermitteln.
Eine weitere Möglichkeit der Eingrenzung des Todeszeitpunkts ist die Abweichung
der Körpertemperatur. Bei gemäßigten Temperaturen kühlt eine Leiche um 0,8 Grad
Celsius ab, bis sie die Umgebungstemperatur erreicht hat. Ist der Leichnam älter als
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drei Tage, wird versucht, durch entomologische5 Hilfe Rückschlüsse aus dem
Verwesungsstadium zu ziehen. Jedoch wird dies unter anderem durch die
Umgebung und die Lage beeinflusst ¹.
4
Autokatalytischer Abbau
Das Merkmal der ersten Phase des Abbaus der Leiche ist die Autolyse, die
Selbstverdauung, die bereits nach kurzer Zeit einsetzt2, 4, 8.
Mit dem Tod kommen nicht sofort alle Prozesse im Körper zum Erliegen. Dieser erste
Vorgang besteht aus enzymatischen Prozessen, die ohne Mikroorganismen ablaufen
können. Körpereigene Enzyme sind über den Tod hinaus aktiv und katalysieren
weiterhin chemische Umsetzungen wie Glykolyse, Ring- und Eiweißspaltung und
Lactonbildung. Relativ schnell nach dem Tod setzt eine Säuerung im Gewebe, in den
Organen und in den Körperflüssigkeiten ein. Der pH-Wert sinkt - unter anderem
durch glykolytische Milchsäurebildung - von ca. 7,4 bis unter 6.
Einen wichtigen Anteil am autokatalytischen Abbau besitzen die Lysosomen,
Verdauungsorgane der Zellen, die insbesondere eiweißspaltende Proteasen sowie
fettspaltende Lipasen6 enthalten und zu Lebzeiten die Zellen von Fremdkörpern und
überflüssig gewordenen Zellbestandteilen reinigen und diese zu Aminosäuren,
Fettsäuren und Glucose abbauen. Nach Eintritt des Todes sind die
Lysosommembranen durchlässig geworden, die enthaltenen Enzyme werden in die
Zelle entleert. Diese Proteasen7 spalten nun komplex aufgebaute polymere
Substanzen und auch die Moleküle der Zellen unkontrolliert immer weiter auf,
durchdringen Zellstrukturen und bewirken ihre Selbstauflösung, bis sie durchlässig
werden und das flüssige Innere austritt. Zellinhaltstoffe und intrazellulare Substanzen
diffundieren; Strukturauflösungen und eine allgemeine Verflüssigung des
Weichgewebes treten auf. Auch die Wände der Hohlorgane und das Bindegewebe
werden weicher und dünner2, 4, 8.
5
Die Entomologie bezeichnet die wissenschaftliche Erforschung der Insekten, also Insektenkunde.
Fettspaltende Enzyme
7
Hydrolytische, zelleigene Enzyme, die Eiweiße spalten
6
7
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Die Polypeptide verlieren ihre dreidimensionale Struktur, teilweise werden
Oligopeptide und einzelne Aminosäuren abgespalten. Es tritt allerdings noch keine
Spaltung der Peptidbindungen auf. Dieser Prozess der Autolyse betrifft zunächst
Zellplasma und Ganglienzellen sowie fibrilläre8 Elemente des Bindegewebes;
Knochen und knorpelige Strukturen sind zunächst resistent. Die Haut bleibt
weitgehend intakt,
die Zellen der Epidermis9 werden schnell zerstört, jedoch sind Kollagenfasern der
Dermis10 und das Speicherfettgewebe der Subcutis11 der Autolyse gegenüber relativ
stabil3, 8. Die Geschwindigkeit dieses Prozesses lässt sich durch die Temperatur
stark beeinflussen. Da das Aktivitätsoptimum der Enzyme zwischen 34 und 40°
Celsius liegt, lassen sich die Abbauprozesse durch Kühlung hinauszögern, ebenso
mit dem Enzymgift Cyanid8. Der typische süßliche Leichengeruch beginnt mit dieser
Phase. Für den Gesamtabbau ist der wenige Tage andauernde Prozess jedoch ohne
große Bedeutung, der entstandene Abbau kann ebenso durch mikrobielle
Stoffwechselaktivitäten und Verdauungsprozesse wie auch durch Aasfresser
erfolgen4.
5
Fäulnis und Verwesung
Die Fäulnis, die ungefähr drei bis neun Monate währt und dann in die eigentliche
Verwesungsphase übergeht, ist eine anaerobe12 Gewebszersetzung durch
bakterielle Enzyme6, die organische Substanzen entweder direkt oder nach
ausreichender Spaltung aufnehmen, um daraus zelleigene Substanzen wie Eiweiße,
Polysaccharide und Poly-ß-Hydroxisäuren ²,4 für den eigenen Stoffwechsel zu
gewinnen. Es entstehen Methan, Wasserstoff, Stickstoff und Kohlenstoffdioxid sowie
als typische Fäulnisgase Ammoniak und Schwefelwasserstoff. Die Zersetzung setzt
von den Körperhöhlen und der Hautoberfläche ausgehend ein, die größte Menge der
Fäulniserreger herrschen im Dickdarm vor, wo sie in einer Gesamtkeimzahl von
zwischen 1010 g und 1011 g pro Stuhl vorliegen. Bakterien wie die Darmbakterien
Escherichia coli verdauen nun den Körper selbst. Die Muskulatur, innere Organe und
8
Aus Fasern zusammengesetzt/bestehend
Oberhaut
10
Lederhaut
11
Unterhaut
12
Unter Ausschluss von Sauerstoff lebend (Organismen)
9
8
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das Gehirn sind beim Tod frei von Bakterien und Fäulniserregern, die Organismen
wandern über die Haut oder aus dem Darm und den Atemwegen entlang der
Blutgefäße ein, sodass dort nach einiger Verzögerung auch der Abbau erfolgen
kann. Die durch Autolyse bedingt Durchlässigkeit von Membranen und Wänden
erlaubt ebenso eine rasche postmortale Ausbreitung der Mikroorganismen, vom
Bauchraum ausgehend.
Die in der Folgezeit tätigen Hauptzersetzer werden Saprophyten13 genannt, z.B.
kommen in der Mundflora die Streptokokken, in der Darmflora die oben genannten
Kolibakterien (siehe Abb. links) und auf Haut und Schleimhäuten Staphylokokken
(siehe Abb. Unten) vor, außerdem Hefe - und Schimmelpilze. Durch die
Bakterientätigkeit verändert sich das Milieu im Körper und eine Alkalisierung14 tritt
ein, wobei der pH-Wert jedoch meist unter 10 bleibt.
Der Fäulnisprozess führt außerdem zu einem
Wiederanstieg der Körpertemperatur - was die
Enzymaktivität erheblich steigert - außerdem werden
Fäulnisgase wie Schwefelwasserstoff gebildet, was
die Bauchdecke grünlich färbt. Lunge und Darm
werden mit Gasen durchsetzt, das Fettgewebe ist
weitgehend resistent.
Das Reaktionsspektrum ist bei der Fäulnis wesentlich breiter als bei der Autolyse,
was in erster Linie daran liegt, dass neben den zelleigenen auch bakterielle Enzyme
am Abbau beteiligt sind. Nun können auch die freigesetzten Aminosäuren abgebaut
werden. Meist werden als Abbauprodukte Putrescin, Cadaverin, Tyramin, Ornithin,
-Aminobuttersäure und Taurin sowie Ammoniak und Harnstoff gefunden, je nach
pH-Wert. Als Abbauprodukte der Fette lassen sich am Ende der Fäulnisphase
hingegen meist Capron15- und Buttersäure sowie Essigsäure finden. Auf den Erhalt
der Fettsäuren unter ungünstigen Verwesungsbedingungen wird im Folgenden noch
ausführlich eingegangen.
13
Organismen (Bakterien und Pilze) im Körper, die von totem oder abgestoßenem organischen
Material leben
14
Vorgang der Erhöhung des pH-Wertes ins Alkalische
15
Hexansäure
9
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Die Verflüssigung des Weichgewebes wird
während der Fäulnis zunächst fortgeführt und
intensiviert, darauffolgend wird die Leiche
zunehmend entwässert, wonach der Zerfall der
verbleibenden Gewebsreste eintreten und somit
der Endabbau der Leichenzersetzung beginnen
kann. Zunächst sammeln sich überall
im Körper Flüssigkeiten an, besonders in der Brust16- und Bauchhöhle17 sowie in
Fäulnisblasen18 unter der Haut. Die Fäulnisflüssigkeiten enthalten Proteine und
deren Abbauprodukte, Fette, Fettsäuren und weitere Bestandteile des Körpers. Dann
werden die angesammelten Fäulnisflüssigkeiten durch starke Gasentwicklung vor
allem von Methan, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid und durch
dadurch im Körper entstehende Binnendrücke aus dem Körper herausgetrieben,
denn Darm, Magen und Bauchhöhle werden ausgepresst. Ebenfalls komprimiert
werden Blutgefäße, das Blut gelangt zum Herzen und von dort in die Lunge, wo es
zusammen mit Lungenflüssigkeit wegen nicht mehr vorhandenen
Membranfunktionen der Blutgefäßen und Lungenbläschen durch die
Lungenoberfläche gepresst oder durch Mund - und Nasenöffnung aus dem Körper
gelangt. Bei steigendem Gasdruck werden ebenfalls Darm, Magen und Blase sowie
bei bereits erweiterten Geburtswegen auch die Gebärmutter19 entleert8. Nach der
Entwässerung steigt die Zahl der aeroben Abbauprozesse, die Fäulnis wird von der
eigentlichen Verwesung abgelöst.
5.1
In Abhängigkeit von der Temperatur
Mikroorganismen können unter Temperaturen von 0° bis rund 70° Celsius wachsen.
Das Optimum liegt zwischen 30° und 40°C. Unter 5°C ist das Wachstum stark
verlangsamt; bei Temperaturen von 6°- 15°C in einer Tiefe von 1 bis 2 Metern ist ein
mikrobielles Wachstum jederzeit möglich.
5.2
In Abhängigkeit von der (Luft-)Feuchtigkeit
16
500 ml und mehr
Der Mageninhalt (nach Erweichung der Magenwand) zusammen mit verflüssigten Fett
18
Je 100 ml und mehr
19
„Sarggeburt“
17
10
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Das Überleben von Mikroorganismen ist nur bei genügend Wasser möglich. Wenn
kein Wasser vorhanden ist, vermehren sie sich nicht weiter und die Verwesung
stoppt. Bei dem Todeseintritt reicht der Wassergehalt des Körpers normalerweise
aus, um mikrobielles Wachstum zu ermöglichen. Durch den Abbau, das heißt durch
den Stoffwechsel der Bakterien entsteht zwar Wasser als Abbauprodukt, trotzdem
geht, wie in dem Teil „Fäulnis und Verwesung“ erläutert, viel Feuchtigkeit verloren,
woraus Mumifikation folgen kann, welche im Weiteren noch erläutert wird. Doch der
mikrobielle Abbauvorgang erfolgt trotz des Wasserbedarfs nicht in wässriger Lösung
oder dergleichen, sondern es ist ein Abbau fester Substanzen mit Hilfe einer von
Wasser benetzten Oberflächen, der Haut. Entscheidend ist die Temperaturdifferenz
zwischen der Luft und dem Material. In Grüften oder Grabkammern kommt es nicht
zu Temperaturschwankungen und Flüssigkeitsfilmbildung, das heißt es bildet sich
auch keine Mikroorganismenpopulation, somit kommt es nicht zur Verwesung.
5.3
In Abhängigkeit von dem Sauerstoffangebot
Auch wenn Mikroorganismen während der Fäulnis z.B. unter anaeroben
Bedingungen wachsen können, ist Sauerstoff bei der Zersetzung von entscheidender
Bedeutung. Der noch im Körper vorhandene Sauerstoff wird rasch aufgebraucht. Die
Verwesung beginnt zwar unter anaeroben Bedingungen in Darm und Atemwegen,
doch wenn genügend Sauerstoff in der umgebenden Luft vorhanden ist, kann auf der
Haut von Beginn an ein aerober Abbau stattfinden.
Bei dem Aufbau zelleigener Substanzen werden z.B. Fett oder Eiweiße aus dem
Körper abgebaut, für die Energiegewinnung müssen Elektronen von Donatoren auf
Akzeptoren übertragen werden. Als Donator treten wieder die organischen
Substanzen wie Eiweiße und Fette auf, als Akzeptor dient meist Sauerstoff. Ist dieser
nicht vorhanden, sind weder Energiegewinnung noch daraus resultierendes
mikrobielles Wachstum möglich.
6
Aasfresser
Im westeuropäischen Kulturkreis sind die Erd-, Verbrennungs- oder Seebestattungen
die gängigsten Formen der Beisetzung. Vorsätzliche Aussetzungen des Leichnams
an Aasfresser sind zwar eine große Ausnahme, jedoch in anderen Land- und
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Kulturkreisen zu beobachten. Der Leichnam wird in zum Beispiel Indien oder im Iran
in sogenannten „Schweigenden Türmen“ ausgelegt ². In unserer und vielen anderen
Kulturen wird durch die Anlegung des Erdgrabes der Abbau der Leiche durch
aasfressende Groß- und Kleintiere und Insekten eher verhindert als gefördert, da die
meisten nicht soweit in die Tiefe vordringen, in der der Sarg beigesetzt wurde; auf
den Nährstoffkreislauf der Natur bezogen entstehen dadurch jedoch keine
Auswirkungen, da der menschliche
Körper im Vergleich zum Nährstoffumsatz eines hiesigen Ökosystem aus zu wenig
organischer Substanz besteht8. Durch oberirdische Lagerung oder geringe
Erdabdeckung kann die Leiche durch kleine Aasfresser, wie zum Beispiel Ratten
sehr schnell skelettiert werden. Ebenso können Insekten, entweder direkt oder durch
die Eiablage und das darauf resultierende rasche Schlüpfen und Heranwachsen der
Larven, einen Hauptanteil an der Weichteilzerstörung tragen. Sie werden größtenteils
durch zu Beginn der Verwesung entweichende Gerüche angelockt. Fliegen zum
Beispiel legen ihre Eier in die Körperöffnungen ab, an Lidspalten, Augenwinkeln,
Nasenlöchern, Mundwinkel und Genitalien sowie an offenen Wunden. Die unter
guten Bedingungen nach zehn bis vierundzwanzig Stunden geschlüpften Maden
fressen sich durch die Haut und dort subkutanes Fett.
Ein Versuch auf einem Untersuchungsgelände der Universität Tennessee20 zeigt,
dass Insektenlarven den Leichnam auch im Boden besiedeln können. Es wurden
sechs Leichen zu unterschiedlichen Jahreszeiten und in unterschiedlicher Tiefe
bestattet, um die größten Faktoren zur Insektenaktivität nachzuweisen.
Leichen 1 und 2 begrub man in knapp 1 Meter Tiefe, es konnten keine Insekten
festgestellt werden, im Gegensatz zu Leichen 3 bis 6, die in einer Tiefe von nur 0,3
Metern begraben wurden. Leiche 3 - im August bestattet - wies eine höhere
Insektenaktivität auf als die im Winter beigesetzten Leichen 4 bis 6, womit die
Abhängigkeit der Insektenaktivität von der Ausgangs- und Außentemperatur
verifiziert wäre. Im Vergleich der Leiche 2 und 3 fällt der Aspekt der Bestattungstiefe
besonders auf, Leiche 3 war nach drei Monaten bereits stark abgebaut, während
Leiche 2 erst nach sechs Monaten einige Anzeichen von Zersetzung zeigt8.
20
Siehe Anhang A, Tabelle 2
12
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Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Der Körper wird nicht nur von Bakterien und Insekten verzehrt, sondern auch von
vielen Nagetieren und anderen Säugern, ebenfalls von fleischfressenden Käfern, die
sich bevorzugt neben Muskeln auch die Haut einverleiben ¹.
7
Verwesungsstörungen
Im Vorangegangenen wird größtenteils von Idealbedingungen ausgegangen, um den
Zersetzungsprozess deutlich machen zu können. Sind diese Bedingungen von
idealen Temperaturen über ausreichenden Wasser- und Luftaustausch nicht erfüllt,
kommt es zu zersetzungshemmenden oder -stoppenden Störungen. Solche
Verwesungsstörungen21 sind auch auf deutschen Friedhöfen bekannt. In sehr
wenigen Fällen können toxische Stoffe wie Schwermetalle aus erzhaltigem Gestein
die Verwesung hemmen. 1670 verschwand ein Bergarbeiter in einer Kupfermine in
Falun, Schweden, seine Leiche wurde 1719, unversehrt in kupferhaltigem Wasser
gefunden ².
Auch Antibiotikabehandlungen vor dem Tod können aufgrund ihrer bakteriziden
Wirkungsweise postmortem die Leichenflora hemmen und somit den
Zersetzungsprozess beeinträchtigen, allerdings sind sie bereits sechs bis acht Tage
nach dem Tod nicht mehr nachweisbar, stellen also keine große Verzögerung dar.
Die bekannteste Art ist die sogenannte Fettwachsleichenbildung, auf die neben der
in Westeuropa eher seltenen Mumifikation im Folgenden besonderen eingegangen
wird.
7.1
Wachsleichenbildung
Die ersten Berichte über Wachsleichen sind aus dem Jahre 1786 über den Friedhof
der unschuldigen Märtyrer von Thouret bekannt: „An den Leichen, deren mehrere in
eine gemeinschaftliche Grube geworfen worden waren, war kein Fasergewebe mehr
wahrzunehmen, sondern alle weiche Theile zu einem meistens sehr festen mehr
21
Verhindern des Abbaus durch ungünstige Leichenumsetzungsbedingungen
13
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oder weniger weißen Mark geworden, das sich [...] fett anfühlte, an trockener Luft
hart, und zuweilen glänzend, beynahe wie Metall, wurde an feuchter Luft wieder
aufgeweicht, stank, schimmelte und mit den lebhaftesten und mannigfaltigsten
Farben anlief. “
In erster Linie ist Fett ein Reserve- und Speicherstoff für Energie. Chemisch eng
verbunden mit Fetten sind die Poly-ß-Hydroxifettsäuren, typische Speicherstoffe von
Mikroorganismen2, 4. Ob es zur normalen Verwesung oder zur Wachsleichenbildung,
auch Fettsäurekonservierung oder Adipocirebildung genannt kommt, wird während
des Fäulnisprozesses entschieden. Durch eine sehr intensive Fäulnis können die
gesättigten Fettsäuren abgebaut werden und der Zerfall wird fortgeführt, doch die
Intensität und somit auch die Störungsanfälligkeit stehen mit der Temperatur in
Verbindung.
In den ersten Tagen nach dem Tod zerlegen Lipasen Triglyceride, also Fette in ihre
Bestandteile Glycerin und langkettige Fettsäuren. Die Enzyme der Bakterien des
Fäulnisprozesses begünstigen die Hydrolyse der Körperfette und die damit
verbundene Freisetzung von Fettsäuren, die teilweise in das Muskelgewebe und in
innere Organe diffundieren. Es folgt eine ebenfalls durch bakterielle Enzyme
katalysierte Transformation von ungesättigten in gesättigte Fettsäuren, was den
Wegfall der Doppelbindung bezeichnet und zu einer Fetthärtung führt. Diese beginnt
im subkutanen Fettgewebe und blockiert den Fäulnisprozess, der von Körperinneren
ausgeht. Ein regelrechter Lipidpanzer, auch Adipocire genannt, entsteht, der nun die
äußere Form der Leiche stark konserviert und unter Durchdringung von Muskeln und
inneren Organen durch flüssige Fettsäuren auch diese in den Vorgang mit
einbeziehen und somit erhalten kann.
7.2
Mumifikation
Unter mumifizieren, oder auch saponifizieren versteht man das Vertrocknen, mehr
oder weniger unter Bewahrung und Struktur des Leichnams. Das Wort „Mumie“ wird
wahrscheinlich abgeleitet von dem arabischen Wort ‫( ﻣﻮﻣﻳا‬Mumia), das zwar erst seit
dem 13. Jahrhundert nach den Kreuzzügen die Bezeichnung für einen
einbalsamierten Leichnam ist, jedoch ursprünglich eine durch Erdpech, bitumen, oder
auch mineralisches Pech, Pissaphalton genannt, einbalsamierte Leiche bedeutete3.
14
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Es gibt wenige Aufzeichnungen über natürlich entstandene Mumien, da ihnen in
Deutschland nie große Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Grob zusammengefasst
zeigen sie, wie Toussaint es beschreibt, folgenden Charakter: „Ihre Haut ist trocken,
lederartig-elastisch[....], die Haare [...] meistenteils wohl erhalten. [...] Das
Unterhautbindegewebe ist geschrumpft und fest an die Knochen geleimt [...], das
Gehirn fand sich zu einem braunen Pulver vertrocknet[…], die Brusthöhle fand sich
fast leer und [...] [die Organe] zusammengeschrumpft. Knorpel [und Knochen]
zeigten ihre normale Struktur.“ Die von ihm untersuchte Mumie war 560 Jahre alt.
Das Alter dieser natürlichen Mumien ist weit geringer als das der künstlichen, es
beläuft sich nicht über 1000 Jahre.
Zunächst setzt auch bei der ungewollten, aber natürlichen Mumifikation nach
Todeseintritt der oben abgehandelte Zersetzungsprozess ein. Das Wasser im Körper
reicht zunächst für das Wachstum der Mikroorganismen aus, durch den
Feuchtigkeitsentzug, meist durch z.B. heißen Sandboden aber auch durch die Luft in
großer Höhe verdorrt der Körper jedoch regelrecht. Kommt er wieder mit Wasser in
Berührung, wird der Abbau fortgesetzt.
Zusammengefasst behalten mumifizierte Leichname unter Entzug all ihrer
Flüssigkeiten ihre anatomische Struktur, durch Austrocknung des Weichgewebes
wird die Zersetzung gestoppt. Einen großen Faktor stellt demnach die Umgebung
dar, die Bodenbeschaffenheit und das Vorhandensein beweglicher Luft. Doch auch
hier gibt es verschiedenen Einflüsse und Bedingungen, unter denen die
Mumifizierung variabel erscheint. Krankheiten, die Todesursache oder wenigstens
beteiligt waren, gehören zu solchen. Jene, bei denen ein „anhaltender Säfteverlust“ ³
vorliegt, lassen den Körper eher der Mumifikation zum Opfer fallen als „die
Blutmasse schnell zersetzende Krankheiten“ ³. Die Körper von Menschen, die durch
Gifte sowie an schwerwiegenden Verletzungen ohne oder mit wenig Blutverlust22
verstorben sind, sind nach Toussaint eher für die Fäulnis und Vermoderung anfällig,
da genügend Flüssigkeit vorhanden ist. Natürlich mumifizierte Leichen sind in diesen
Breiten höchst selten und treten wenn überhaupt in Grüften oder Gewölben auf.
7.3
22
Moorleichen
Zum Beispiel durch eine Fraktur des Dens Axis (Genickbruch)
15
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Moorleichen können mehrere Jahrtausende alt sein. Sie werden wegen des
Sauerstoffmangels gut vor mikrobiellem Wachstum geschützt. Die im Torf
bestehenden Huminsäuren lösen die Knochen vollständig auf, die Leichen sind
außerdem aufgrund des auf ihnen lastenden Gewichts stark komprimiert.
8
Verwesungsdauer und (Mindest-)Ruhefrist
Die Angaben über die Verwesungsdauer von menschlichen Leichnamen variieren.
Zu beachten sind dabei Begleitumstände der Wasserverhältnisse und der
Bodenbeschaffenheit. Fundierte Kenntnisse über die Dauer und den Fortschritt des
Abbaus der Leiche wären nur durch Exhumierungen zu erlangen, doch dies ginge
nicht einher mit der Wahrung der Totenruhe und ist des weiteren aus Pietätsgründen
ausgeschlossen. Unter Berücksichtigung des Bodens gibt es also nur sehr wenige
Untersuchungen über die Verwesung der Leiche. Ein weiterer Punkt zur
Differenzierung besteht in dem Alter der Leiche. Kinderleichen sind nach kürzester
Zeit verwest. In mehreren Quellen wird bei idealen Bedingungen23 ein Zeitraum von
10 Jahren angegeben, bis nur noch Großknochen zu finden sind ²,4. Bei schlechten
Verwesungsbedingungen24 besteht ein „kürzester Zeitraum“ von bis zu 50 Jahren. In
Kommun- oder Massengräbern treten bei gleicher Zeitdauer meist
Verwesungsstörungen wie speziell Wachsleichenbildung auf. (Siehe Anhang A,
Tabelle 3).
9
Maßnahmen und Nachwort
Zusammenfassend ist die Verwesung an sich nur ein geringer Teil des eigentlichen
Zersetzungsprozesses. Es muss der Autolyse, der Arbeit der Mikroorganismen
während der Fäulnis und den Bakterien Beachtung geschenkt werden. Des Weiteren
sollten zum optimalen Leichenabbau verschiedene Faktoren beachtet werden. Die
Bestattungstiefe darf nicht zu tief sein, um negative Auswirkungen auf den
23
In einem wasserdurchlässigem, sehr gut durchlüfteten, leicht erwärmbaren Kies-bis Sandboden mit
einer Luftkapazität von 15-20 Vol.-% und einer schwach sauren bis schwach alkalischen
Bodenreaktion.
24
Schwere, vernässte Böden
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Zersetzungsvorgang zu vermeiden. In geringerer Tiefe sind Störungen oder
Beeinträchtigungen durch den Geruch und mögliche Schändungen durch Tiere noch
nicht zu befürchten. Sargholz und Kleidung sollten gut abbaubar sein, das Holz
möglichst unbehandelt und die Kleidung aus leichter Baumwolle; Synthetik sollte
vermieden werden. Im Boden unterhalb des Sarges sollten „keine
Verwässerungserscheinungen auftreten oder durch kleine Einlagerungsprozesse und
Bodenverdichtungen bewirkt werden können“8.
Außerdem muss ein Sicherheitsabstand zum höchsten Stand des
Grundwasserspiegels eingehalten werden.
Mumifizierung kann durch genug Feuchtigkeitszuführung von außen und Verhindern
der Feuchtigkeitsabgabe an die Umgebung ausgeschlossen werden. Ist Letzteres
jedoch nicht gewährleistet, ist eine Wachsleichenbildung zu befürchten. Um diese zu
verhindern, muss genügend Sauerstoff vorhanden sein - der nur durch Luft in
ausreichender Menge antransportiert werden kann - damit Mikroorganismen
wachsen können.
Aus den Maßnahmen, mit denen Wachleichenbildung verhindert werden soll, z.B.
durch die Beisetzung in Grabkammern, folgt also Mumifikation, so wie umgekehrt aus
denen zur Vermeidung von Mumifikation, wie das Ableiten des Sicherwassers,
Wachsleichenbildung folgen kann. So sieht es aus, als müsse ein Mittelweg
gefunden werden, um es weder durch zu viel Feuchtigkeitsverluste zu Mumifikation
kommen zu lassen, noch durch Sauerstoffmangel zu Wachsleichenbildung.
Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Dr. med. Dirk Schoenen, Professor am
Universitätsklinikum Bonn und Dr. Michael C. Albrecht für die Freistellung und
Vergabe von Literatur und Bildmaterial.
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Literaturangaben
1 Albrecht, M.C.: Bodenkundlich-hygienische Untersuchung von
Friedhofsflächen, Verwesungsstörungen auf dem Friedhof, Dokumentation
und Ursachenermittlung
2 Jachau, K. und Krause, D.: Späte Leichenerscheinungen, Springer Verlag,
2002
3 Kratter, J.: Studien über Adipocire, 1880
4 Roach, Mary: Die fabelhafte Welt der Leichen, Deutsche Verlags-Anstalt,
München 2005 (deutsche Ausgabe)
5 Schoenen, Dirk , Albrecht, M.C.: Die Verwesung aus hygienischer und
bodenkundlicher Sicht, Wasser und Boden, Eigenverlag WaBoLu, Berlin 2003
6 Thouret: Bericht über die Leichen, die aus dem Kirchhofe und der Kirche der
unschuldigen Märtyrer ausgegraben wurden, 1792, Original in Hist. De la Soc.
royale de Medec. à Paris 1786, S. 238-271.
7 Toussaint: Die Mumification der Leichen, 1857
8 Willimann, I.: Leichenzersetzung im Erdgrab, Institut für terrestrische Ökologie
Zürich, 1996
Internetquellen (Bilder)
9 Deckblatt: http://goon-magazin.de/wp-content/uploads/2008/01/unrest.jpg
10 Abbildung 1:
http://mset.rst2.edu/portfolios/r/reonieri_d/toolsvis/toolsvisweb/final/images/Ecoli.jpg
11 Abbildung 2: http://tofu.falaba.de/bilder/erreger/staphylokokken.gif
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Selbstständigkeitserklärung
„Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst und keine anderen als die im Literatur- und Quellenverzeichnis
angegebenen Hilfsmittels verwendet habe. Alle genutzten Quellen, einschließlich der
Internetquellen, wurden in jedem einzelnen Fall kenntlich gemacht. Ich habe zur
Kenntnis genommen, dass die Nichtbefolgung als grobe Täuschung gewertet werden
kann.“
Bonn, den______________________________________________
19
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Anhang A
Tabelle 1
Chemische Substanzen des menschlichen Körpers, Substanzen, die bei der
Verwesung eine Rolle spielen und in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung
sind.
Bezeichnung
Bemerkung
Chemische Formel
20
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Fortsetzung Tabelle
1
21
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Aus „Die Verwesung aus hygienischer und bodenkundlicher Sicht“, D. Schoenen, M.
Albrecht, Seite 57 – 61
22
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Tabelle 2
Daten und Beobachtungen zum Versuch von Rodriguez/Bass
23
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Fortsetzung Tabelle 2
Aus „Leichenzersetzung im Erdgrab“, I. Willimann, Seite 82 und 83
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Tabelle 3
Mindestruhefristen ausgewählter Bundesländer
Aus „Bodenkundlich-hygienische Untersuchung von Friedhofsflächen,
Verwesungsstörungen auf dem Friedhof , Dokumentation und Ursachenermittlung“,
M. Albrecht, Seite 23
Tabelle 4
pH-Bereiche für Bakterien, Pilze und Regenwürmer
Aus „Bodenkundlich-hygienische Untersuchungen von Friedhofsflächen,
Verwesungsstörungen auf dem Friedhof, Dokumentation und Ursachenermittlung“,
M. Albrecht, Seite 50
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Tabelle 5
Zusammenstellung von Erkenntnissen über die Dauer des Leichenabbaus von
Erwachsenen im Boden
Aus „Bodenkundlich-hygienische Untersuchungen von Friedhofsflächen,
Verwesungsstörungen auf dem Friedhof, Dokumentation und Ursachenermittlung“,
M. Albrecht, Seite 41
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Anhang B
Räumliche Ausprägung von Leichenlipidmustern
1) Der Prozess der Leichenlipidbilddung erfasst den oberen Thorax mit ca. 18%
Körperoberfläche.
2) Die Fortschreitende Leichenlipidbildung erfasst den unteren Thoraxbereich mit
ca. 36% Körperoberfläche.
3) Die Ausdehnung erfasst die Oberschenkel mit ca. 45% Körperoberfläche.
4) Oft endet die Leichenlipidbildung im Kniebereich mit insgesamt ca. 60%
Körperoberfläche.
5) Im Thoraxbereich können auch Ober- und Unterarm mit insgesamt ca. 72%
Körperoberfläche betroffen sein.
Die räumliche Ausdehnung ist wahrscheinlich mit der zeitlichen Ausbildung des
Leichenlipisds gekoppelt wobei der zentrale Bildungsort auf jeden Fall der
Thoraxbereich ist. Textilien sind ebenfalls Faktoren, die über die Ausdehnung
entscheiden.
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Beispiele an exhumierten Leichen Der 9% Flächentyp
Die Leichenlipidbildung ist an den Oberarmen ausgeprägt, während der restliche
Körper skelettiert ist.
Der 18% Flächentyp
Einheitliche Lipidausprägung auf den Brustbereich.
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Der 36% Flächentyp
Unterer Bauchbereich mit Leichenlipid.
29
Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Der 45% Flächentyp
Darstellung der Leiche mit
Schädel und Brustkorb, Brustkorb mit Leichenlipid.
Der 54% Flächentyp
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Der 60% Flächentyp
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Der 72% Flächentyp
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Aus „Bodenkundlich-hygienische Untersuchung von Friedhofsflächen,
Verwesungsstörungen auf dem Friedhof, Dokumentation und Ursachenermittlung“,
M. Albrecht, Seite 184 – 190
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Anhang C
Abbildung 1
Die Ruhezeit beträgt ca. 15 Jahre. Die Leiche zeigt anhand der Schwarzfärbung der
Knochen, z.B. Schädel deutliche Anzeichen von reduktiven Umsetzungsbedingungen
auf. Die Form ist gut erhalten, wobei eine massive Wachsleichenbildung im
Oberkörper und Beinen vorliegt. Der Wasserstand im Grab liegt bei ca. 50 cm unter
Gelände. Es liegt keine Verwesung vor, der Leichnam wurde als Wachsleiche
konserviert.
Von M. C. Albrecht
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Abbildung 2
Die Leiche wurde nach 2 Jahren ungebettet.
Von M. C. Albrecht
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Abbildung 3
Von M. C. Albrecht
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Abbildung 4
Von M.C. Albrecht
Die Ruhezeit der Leiche beträgt 25, die Liegezeit 27 Jahre.
Deckel und Seitenteile des Sarges sind nur in kleineren Resten (Länge bis 30 cm)
vorhanden, das Holz ist brüchig. Der Sargboden ist weitestgehend in Form und
Struktur erhalten, das Holz ist hier jedoch ebenfalls brüchig. Der Sarg ist trocken; es
gibt keinerlei Hinweise auf Wasser im Sargbereich. Das Bodenmaterial und der Sarg
weisen einen neutral-erdigen Geruch auf.
Die Leiche ist skelettiert, die Präskelettierung ist abgeschlossen und keine
Gewebereste wurden mehr festgestellt. Ein auffällig hoher Anteil an Humussubstanz
umgibt die Knochen.
Bedingt durch die mehrlagige Bekleidung und die Leichendecke ist ein nahezu
kompletter Knochenbestand vorhanden. Lediglich Rippen und Handknochen wurden
nur vereinzelt bzw. gar nicht gefunden.
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Abbildung 5
Von M. C. Albrecht
Die Ruhezeit beträgt 41 Jahre.
Deckel, Seitenteile und Boden des Sarges sind noch erhalten, der Deckel kann
vollständig von dem mit Wasser gefüllten Sarg abgenommen werden. Das
Bodenmaterial und der Sarg weisen faulig-reduktiven Geruch auf.
Torso und Kopf der Leiche sind als Wachsleiche erhalten, wobei Arme und Beine
skelettiert und erhalten sind.
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Abbildung 6
Von M. C. Albrecht
Die Liegezeit beträgt hier 30 Jahre, die Tiefenlage des Grabes ca. 1,60 m
Der Sarg ist wannenartig mit einer Folie ausgeschlagen, die nach 30 Jahren
vollständig erhalten ist, der Sargboden und die unteren Seitenteile sind erhalten.
Die Leiche ist von einer Decke aus Polyestermaterial bedeckt, die Leichenbekleidung
ist nur noch in Resten vorhanden. Im oberen Körperdrittel ist eine intensive
Durchdringung des Körpers mit Baumwurzel feststellbar. Der Boden ist aufgrund der
Durchwurzelung trocken. Die Knochen sind brüchig, trocken, geruchsneutral und von
gewünschter rotbrauner Farbe.
Die Baumwurzeln meiden jedoch den Körperbereich, der von der Decke
eingenommen wird. Unter der Decke finden sich feucht-schmierige Abbauprodukte.
Die Knochen sind moderig-stinkig, feucht und weisen eine blau-schwarze Farbe auf.
Kleinknochen sind ebenfalls reichlich vorhanden.
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Der biochemische Abbau des menschlichen Leichnams unter den Aspekten der Autolyse, der
Verwesung und der Fäulnis sowie unter Berücksichtigung natürlicher Störungen der
Leichenzersetzung und deren Einschränkung von Celina Herbig
Der Beckenbereich ist als sogenannte Wachsleiche komplett erhalten, wobei Oberund Unterschenkelknochen eine bis zu 1 cm mächtige Ablagerung von weißlichem
Leichenlipid aufweisen.
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