Vaya con dios – Gottes Stimme hören
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Vaya con dios – Gottes Stimme hören
-1- Vaya con dios – Gottes Stimme hören IMpuls XLVII - 29.09.2013 Lokschuppen - Pastor Frank Mader Da war bei den Mönchen eben, richtig dicke Luft. Seit sie aus ihrem geregelten Kloster raus sind, haben sie etwas das Schwimmen angefangen. Die vielen Stimmen der modernen Gesellschaft bringen eine Menge an Fragen und Versuchungen für sie. Vaya con dios – durch diesen Film zieht sich ein Motiv wie ein roter Faden. Das Motiv heißt: Folge der Stimme! Folge der Stimme! Aber auf welche Stimme sollen sie hören? - Da sitzen sie am Tisch von Tassilos elterlichem Bauernhof und streiten darum, welche Stimme gilt. Die des rundlichen Tassilo? „Auf ein paar Tage kommt es nicht an. Ich kann doch nachkommen, wenn ich die Hecke geschnitten habe.“ Oder ist es die Stimme Bennos? „Wenn Du jetzt nicht mitkommst, wirst Du ein Leben lang Hecken schneiden.“ Vor kurzem war ich für ein Wochenende im Kloster. Die Mönche dort haben einen echt eng strukturierten Tagesablauf, der um 5.05 Uhr beginnt. Vermutlich würde es den meisten von ihnen ebenso ergehen, wie den Mönchen im Film: Sie würden ihre Sicherheit und Klarheit verlieren. - Wir stehen auf der anderen Seite der Klostermauern und haben doch auch unsere Mauern. Auch wir haben unseren geregelten Wochen- und Tagesablauf, mit unserer Arbeit, der Familie und Freunden und dann noch die ganze Latte an notwendigem Kleingram. Dann der Alpenverein am Montag, den Chor am Mittwoch, die Pizza bei Piero am Samstag, den Tatort am Sonntag. Irgendwann haben wir unser Leben angefangen zu regeln: Die Überstunden im Beruf, ob wir bei Tante Herta beim Geburtstag vorbeigehen, wie wir kochen, ob wir die Geschirrhandtücher bügeln, wohin wir in den Urlaub fahren. Vieles ist fest geworden. Unsere Wege durch die Stadt sind meist dieselben. Ich nenne das Gewohnte unsere Mauern. Mauern helfen. Sie geben Klarheit und Sicherheit. Den Mönchen und auch uns. Und nun stellt euch für einen Augenblick vor, wir würden unsre Mauern, unser Gewohntes verlassen. Und wir gingen, sagen wir, für drei Wochen ins Kloster und würden dort mit leben. 5.05 Uhr die erste Gebetszeit. Das ist echt hart. Sonntags etwas später. - Wir würden bei diesem Leben auch schwimmen. Weil uns das Gewohnte wegbricht. Weil uns so ein Leben fremd wäre. Die Mönche im Film, sind auf die Stimmen der modernen Welt getroffen. Auf welche Stimmen würden wir im Kloster treffen? Auf welche heute Morgen? - Gott ist jetzt mitten unter uns. Er ist hier durch seinen Geist. Gott ist hier unter uns, durch Menschen, die nach ihm suchen. Gott redet in Gottesdiensten, weil es eine Veranstaltung unter seinem Namen ist. Damit zu rechnen: Gott -2- ist jetzt unter uns, mag fragwürdig, mag zweifelhaft sein. Auch ich habe nicht immer diesen festen Glauben, dass das so ist. Meinem Glauben ist der Zweifel nicht fremd. – Und doch erlebe ich, in meinem zweifelnden Glauben, wie Gottes Stimme mich anspricht. Wie sie mich trifft. Wie sie mich verlegen macht. Wie sie mich entlarvt. Wie ich sie mir wieder wünsche. Wie ich sie wieder suche. Wie kostbar und heilig sie mir im Laufe der Jahre geworden ist. Wie ich ohne sie nicht mehr sein will. – Ich rechne damit, dass Gottes Stimme unter uns zu hören ist. Achten wir gemeinsam darauf! Was erwartet euch in der Predigt? Erstens die Frage: Was hindert uns daran Gottes Stimme zu hören? Zweitens sage ich etwas darüber, wie wir die Stimme Gottes hören können. Und drittens: Was kann ich tun, wenn Gott schweigt. 1.) Gottes Stimme hören – was hindert uns? Wenn jemand sagt, er hat Gott gehört, ist das entweder ein Fall für den Psychiater oder ziemlich ernst zu nehmen. Ich hab in den letzten Wochen öfter gedacht: Was denken wohl die Autofahrer, die auf meiner Heckscheibe das Thema unseres Gottesdienstes lesen. - Da gibt es so ein paar Varianten:☺ - „Wieder einer von den Gestrigen“. Oder: „Einer dieser Besserwisser“. Vielleicht auch, und darum hab ich´s angebracht: „Könnt ich mal hingehen.“ – Ist jemand von Euch da? Mein Auto: Blauer Golf – HDH-NL-100– Schade! Wie auch immer die Reaktionen anderer ausfallen: Ich empfinde das selbst als provozierend und unglaublich Gottes Stimme zu hören. Ein deutscher Missionar erzählte mal, dass er in dem Augenblick, als er über Radio von der ersten Mondlandung1 gehört hatte, im Urwald Afrikas mit einem einheimischen Christen zusammensaß. Er versuchte ihm zu sagen, dass die Tage da oben ein Mensch mit dem Namen Neil Armstrong seinen Fuß auf den Mond gesetzt hat. Wie auch immer er versuchte das dem Afrikaner zu erklären - er hatte keinen Erfolg damit. Stattdessen stürzte der Missionar in puncto Glaubwürdigkeit gegen null ab. Ich wäre so was von gerne dabei gewesen, als diesem Afrikaner später klar geworden ist: Das stimmt ja doch! - Ich hätte seine Augen sehen wollen. Ich hätte sehen wollen, wie er zum Missionar gekommen und zu ihm gesagt hätte: Ich konnte Dir das einfach nicht glauben! – „Gottes Stimme hören“ - Was löst das bei Dir aus, wenn das jemand sagt? Provoziert Dich das? Winkst Du gleich ab? Kommen Dir Fragen? Geht es Dir wie dem Afrikaner: Ich kann Dir das einfach nicht glauben. 1 im Zuge der Apollo-Mission am 21. Juli 1969, 3.56 Uhr MEZ -3- Um an dieser Stelle eine Frage gleich zu beantworten. Wenn ich sage: „Gottes Stimme hören, - dann meine ich nicht, - dass ich seine Stimme auf meinem Handy aufnehmen kann. „Gott hören“ meint nicht, dass ein göttlicher Schall durch die Luft zu meinem Ohr getragen wird. Meine Ohrmuschel den Schall auffängt. Anschließend der Gehörgang den Schall zum Trommelfell weiterleitet, dieses zum Schwingen beginnt, die Schwingungen sich auf mein Innenohr übertragen, etc. 2 Mit „Gott hören“ meine ich: einen Eindruck bekommen, innerlich berührt sein, überwältigt werden, mich nicht dagegen wehren können, bewusst werden, verstehen. Es geht mir etwas auf. Ich finde Vertrauen in mir vor. Ich weiß wie richtig das ist, was ich gehört habe. Ich begreife, wer ich bin und wer Gott ist. Es sagte mal jemand: das Problem des modernen Menschen sei nicht so sehr, an die Existenz Gottes zu glauben, sondern daran, dass Gott hier und jetzt in unserem Leben erfahrbar wirkt. Gott ist nicht hinter dem Mond geblieben. Er hat seinen Fuß auf die Erde gesetzt, wie Neil Armstrong den seinen auf den Mond gesetzt hat. Gott hat seinen Fuß auf diese Erde gesetzt, als Jesus das Licht der Welt erblickt hat. Darum ist Jesus für Christen so wichtig, weil wer ihn anschaut, Gott anschaut. Wer auf ihn hört, Gottes Stimme hört. In Sachen „auf Gott hören“, sind wir Europäer oft wie der Afrikaner von vorhin: Ich kann das einfach nicht glauben. Hindern am „Hören“ tun uns unsere „Gedankenfestungen“ die wir in unserem Denken und in unserem Herzen aufgebaut haben. Es sind unsere Voreinstellungen (Bsp.: Voreinstellungen in meinem Mailprogramm einstelle, dass keine Mail von Gott ankommt, dann landen die alle im Spam). Voreinstellungen sind: „Gott brauch ich nicht.“ – „Wozu habe ich denn meinen Verstand bekommen?“ - „Wahrscheinlich bilde ich mir das mit Gott nur ein.“ - „Gott ist zu fern von mir, wie kann er ernstes Interesse an mir Wurm haben.“ - „Weil er das und das nicht getan hat, trau ich ihm nicht mehr.“- Wer diese Voreinstellung beibehält, wird Gott nicht hören. Aber Voreinstellungen können geändert werden. Gedankenfestungen können abgebaut werden. Solange es aber nicht geschieht, werde ich nicht hören. Das eine also, was uns hindert Gottes Stimme zu hören, sind unsere Vor-Festlegungen, unsere inneren Festungen und Voreinstellungen. Das andere, was uns das hören auf Gott unmöglich macht: Wir wollen ihn gar nicht hören! – Könnte das sein? Unser Leben gleicht dann einem Jugendlichen, der uns mit lauter Musik auf seinem Kopfhörer sagt: Ich habe noch nie etwas von Gott gehört. - Geht ja auch nicht, wenn der die ganze Zeit ne andere Platte drauf hat. 2 http://www.geers.de/hoertest/so-hoert-der-mensch/; aufgesucht 19.09.2013 -4- Kannst Du Dir vorstellen, die Musik auszuschalten und deine Kopfhörer abzunehmen? Willst Du wirklich auf Gottes Stimme hören? Wer das ehrlich möchte, wird es erleben. Allerdings kann ich dafür nicht garantieren – da muss ich euch auf Jesus verweisen. Der hat es versprochen. 2.) Gottes Stimme hören – wie kann das gehen? Vor einigen Jahren erschien ein Time-Magazin mit der Schlagzeile: „Gott ist tot“. Am nächsten Tag nahmen Journalisten Kontakt auf mit einem bekannten Christen, Billy Graham, und fragten ihn: „Mister Graham: Ist Gott tot?“ Er gab zur Antwort: „Machen sie Witze? Ich habe soeben auf ihn gehört.“ Wenn wir Gott hören wollen, braucht es nicht eine bestimmte Technik, es braucht ein Verhältnis. Wir wollen dieses Verhältnis aber von Hause aus nicht. Die Bibel nennt das dann Sünde. Gott aber möchte. Und darum hat er von seiner Seite ein Verhältnis aufgebaut. Hier kommt wieder Jesus ins Spiel. Jesus hat darum seinen Fuß auf die Erde gesetzt, um eine Brücke zu bauen zwischen Gott und uns. Wegen dem Verhältnis. Ihr habt das sicher mitbekommen. Im August wurde in Dresden die umstrittene Waldschlösschenbrücke eingeweiht.3 Bei der Einweihung liefen Menschen über diese Brücke, hielten Ausschau, fotografierten und feierten die Brücke mit einem riesen Fest. Obwohl im Jahr 2005 fast 68 Prozent der Dresdner bei einem Bürgerentscheid für die Brücke gestimmt hatten, gab es jahrelang Proteste dagegen. Der Streit erreichte im Jahr 2009 seinen Höhepunkt: Die UNESCO entzog dem Dresdner Elbtal, wegen dieser Brücke, den Welterbe-Titel. Das hatte es bis dahin weltweit noch nicht gegeben. Jesus kam auf diese Erde, um die Brücke zu bauen. Damit das zusammenkommt, was zusammen gehört: Gott und Mensch. So eine Nachricht hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Die Menschen nannten es später das Evangelium, die frohe Nachricht. Jesus hat die Brücke gebaut, um ein Verhältnis zu schaffen. Ein Verhältnis, damit wir mit unserem himmlischen Vater in Kontakt kommen. Dass wir in Reichweite zu ihm sein können. Jesus hofft, dass uns sein Brückenbau beeindruckt. So, dass wir die Brücke betreten und hinüberlaufen auf die andere Seite: Dass wir ein Verhältnis wollen zu Gott. Auch gegen den Protest anderer. Dass wir über die Kosten staunen, die diese Brücke gekostet hat. Denn Jesus ist mit bei der Fertigstellung der Brücke ums Leben gekommen. Den letzten Holzbalken hat er an sein eigenes Kreuz getragen. Gottes Stimme hört, wer die Brücke betritt, wer ein Verhältnis mit Gott beginnt: Ein DuVerhältnis. Ein Vater-Kind Verhältnis. Ein Freundschafts-Verhältnis. Ein Vertrauens3 http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/dresden-umstrittene-waldschloesschenbruecke-eroeffnet-a-918363.html; aufg. am 20.09.2013 -5- Verhältnis. Ein Gebets-Verhältnis. Ein Jesus-Verhältnis. Wenn wir Gott hören wollen, braucht es nicht großes Wissen. Gefragt ist das Vertrauen, um über diese Brücke zu gehen. Gefragt ist unsere Offenheit, an seiner Hand zu laufen. Wenn wir Jesus unsere Hand geben, dann sind wir in seiner Nähe. Dann hören wir seine Stimme. Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme!“4 Wie nun aber hört sich seine Stimme an? – Nicht außerordentlich sensationell - mehr alltäglich. Weniger durch große Wunder – mehr durch das Buch der Bücher, in dem Menschen ihre Erfahrungen mit ihm aufgeschrieben haben. Nicht im lauten Durcheinander – mehr in der Stille und im Gebet vor ihm. - Er spricht in mir. Er spricht durch andere Menschen zu mir. Er spricht durch das, was in meinem Leben passiert. Ich möchte Euch ein kleines Beispiel geben, wie ich letztens Gottes Stimme hörte. Bsp.: Meine Frau und ich haben uns kräftig gestritten. Ich war natürlich total im Recht. ☺ Wie das ja immer so ist. Sie hatte sich verletzt zurückgezogen. Da sitzen wir: Sie im Schlafzimmer, ich im Wohnzimmer. Das hat eine ganze Weile so gedauert. Es dauerte. Es war ein stechender innerer Druck in mir. Dann wurde mir auf einmal klar, dass ich an ihr schuldig geworden bin. Und dass ich dran bin auf sie zuzugehen. Obwohl ich die letzten Male immer gekommen bin. – Es hat noch etwas gedauert. Dann bin ich hingegangen. Im Schlepptau Jesu und hab mich entschuldigt. Dieses Beispiel belegt nicht objektiv, dass Gott gesprochen hat. Es ist ein Ausdruck meines Vertrauens zu Jesus, dass er es war. Jesus hat gesprochen und sein Schaf hat gehört. Und manches Mal, muss ich schon sagen, bin ich ein ganz schönes Schaf. ☺ - „Meine Schafe hören meine Stimme!“- Ich komme zum Ende: 3.) Und wenn Gott schweigt5 Was ist, wenn ich den Eindruck habe, dass Gott noch nie oder schon lange nicht mehr zu mir geredet hat? Was kann ich tun, wenn es mir so vorkommt, dass Gottes Stimme für mich nicht zu hören ist? Auch wenn ich das Wort Tipp nicht so mag. Vier Tipps Tipp 1: Bitte darum, dass Gott Dir Ohren schenkt, die für seine Stimme offen sind. Bitte ihn darum, dass Du seine Stimme besser erkennen kannst. Tipp 2: Reduziere den Geräuschpegel in Deinem Leben. Suche die Orte auf, in denen er bevorzugt spricht: Im Gottesdienst, in der Bibel, in der Gemeinschaft derer, die seine Stimme auch hören wollen. 4 5 Joh.10,27 Predigt „Wie kann ich die Stimme Gottes hören?“ Pfr. Michael Schaan; 03.07.2011 -6- Tipp 3: Die Bibel gibt Hinweise darauf, dass die Kommunikation mit Gott beeinträchtigt wird, wenn wir uns kontinuierlich gegen ihn verhalten. Dann passiert es, dass unser Verhältnis abgerissen ist. Dann geh wieder zurück zur Brücke und nimm seine Hand. Sie wartet auf dich. Tipp 4: Das zuletzt Erkannte tun! - Mutter Teresa hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Komm, sei mein Licht!“ Darin beschreibt sie eine Phase ihres Lebens, die über mehrere Jahre andauerte und in der diese gottesfürchtige Frau die Stimme Gottes nicht mehr hören konnte. In dieser schmerzhaften Phase flehte Mutter Teresa Gott an, sein Licht in ihre große Dunkelheit scheinen zu lassen. Aber aus unerklärlichen Gründen schien Gott zu schweigen. In dieser Zeit der Funkstille hat sie etwas gemacht, was auch für uns hilfreich sein kann. Anstatt verbittert oder hartherzig zu werden, entschloss sich Mutter Teresa, den letzten Worten, die sie von Gott vernommen hatte, weiter zu gehorchen - bis sie die Stimme Gottes wieder hörte. Gottes Stimme hören: Frage Dich, ob Du das wirklich willst. Wenn ja: Nimm Kontakt auf mit dem guten Hirten. Dann gilt: Meine Schafe hören meine Stimme! Vaya con dios – Geh mit Gott! – Danke für Euer geduldiges Zuhören.