Sonjas Facharbeit - Abitur 2000 in Aschaffenburg
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Sonjas Facharbeit - Abitur 2000 in Aschaffenburg
F RIEDRICH – D E S S A U E R – G Y M N A S I U M ASCHAFFENBURG Kollegstufe 1998/2000 Leistungskurs: Deutsch FACHARBEIT T HEMA : Die unterschiedliche Darstellung des Unheimlichen und Horrorhaften zu verschiedenen Zeiten unter besonderer Berücksichtigung des Doppelgängermotivs: E.T.A. Hoffmanns „Die Elixiere des Teufels“ im Vergleich mit Stephen Kings „The dark half“. Verfasser Sonja Lux Tag der Ablieferung 01.Februar.2000 Kursleiter StRin Karin Gruca Bewertung Punkte (verdoppelt) Note ___________________________ Unterschrift des Kursleiters Die unterschiedliche Darstellung des Unheimlichen und Horrorhaften zu verschiedenen Zeiten unter besonderer Berücksichtigung des Doppelgängermotivs: E.T.A. Hoffmanns „Die Elixiere des Teufels“ im Vergleich mit Stephen Kings „Stark - The Dark Half““ . Gliederung A Einführung B Vergleich der beiden Bücher „Die Elixiere des Teufels“ von E.T.A. Hoffmann und „Stark – The Dark Half“ von Stephen King, unter besonderer Berücksichtigung des Doppelgängermotivs I Inhaltsangaben I.1 Die Elixiere des Teufels I.2 The Dark Half II Die Hauptcharaktere in ihren verschiedene Erscheinungsformen II.1 Medardus a) Der klerikale Medardus b) Der weltliche Medardus c) Der vom Wahnsinn besessene Medardus II.2 Viktorin, der Doppelgänger des Medardus a) Der Liebhaber der Gräfin b) Der vermeintlich ermordete Viktorin c) Der geisteskranke Viktorin in der Rolle des Medardus d) Der Halbbruder des Medardus II.3 Thad Beaumont a) Äußeres Erscheinungsbild b) Das Kind Thad ; Thad als Ehemann und Vater c) Der Schriftsteller Thad II.4 George Stark a) Äußeres Erscheinungsbild b) Der Schriftsteller Stark c) Der Mörder Stark III. Gemeinsamkeiten in der Konzeption des Doppelgängers III.1 zeitweiliger Identitätsverlust als Zeichen des Übergriffes der Doppelgänger a) Wahnsinnsanfälle Medardus‘ b) Tranczustände Thads III.2 Aufspaltung einer Person in die „gute“ und die „böse“ Hälfte III.3 Die Schuldverhältnisse – Schuld der bösen Hälfte erweist sich auch als Schuld der guten Hälfte III.4 Die Isolation der Protagonisten durch das Auftreten des Doppelgängers – Zerstören persönlicher Bindungen (Aurelie/Elizabeth) a) Unmöglichkeit der Ehe Medardus/Aurelie auf Grund der Schuld Medardus‘ b) Zusammenbruch der Ehe Thad/Liz auf Grund der Begegnung zwischen Liz und Stark, der dunklen Seite Thads IV Unterschiede in der Konzeption des Doppelgängers IV.1 Die Rechtfertigung des Auftretens des Doppelgängers a) Viktorin als der reale Halbbruder b) Stark als Inkarnation einer Fiktion IV.2 Die Art des Doppelgängers a) Viktorin und Medardus als körperliche Doppelgänger b) Stark und Beaumont als geistige Verwandte – Konzeption eines erweiterten Doppelbewusstseins IV.3 Das Verhältnis der Protagonisten/des Lesers zu den Doppelgängern a) Unklarheit in Bezug auf die Herkunft und die Identität des Viktorin bei Medardus b) Gleicher Informationsstand des Lesers bedingt durch den Ich-Erzähler → Weiterentwicklung des bloßen Horroromans zu einer psychischen Fallstudie c) Absolute Information über die Herkunft und die Identität mit Stark bei Thad d) Komplette Information des Lesers; zusätzliche Information über die Aktivitäten Starks auf Grund des häufigen Standortwechsels des Erzählers → Aufbau von Spannung durch den ermöglichten Blick „hinter die Kulissen“ IV. Die Klärung der Schuldfrage mit Hilfe des Doppelgängers a) Aktive Schuld Starks – passive Schuld Thads; bedingt durch die strikte Aufteilung des Guten und des Bösen auf zwei Personen b) Aktive Schuld Medardus‘ bedingt durch die Aufspaltung in eine gute und eine böse Hälfte innerhalb seines Selbst IV.5 Die Authentifizierung des Romans, durch die Authentifizierung des Doppelgängers a) Versuch einer sachlichen, faktischen Erklärung bei Hoffmann trotz des phantasitschen Anspruchs des Roman b) Mystifizierung und supranaturale Erklärung bei King, jedoch Einbettung in eine realistische Umwelt V Epochenbezug und Deutung im Bezug auf den Autor und dessen persönliche Situation V.1 Hoffmann und die schwarze Romantik 1.1 Aufgreifen persönlicher Erfahrungen a) die Hochbegabung des Medardus b) das wilde Leben des Medardus als Analogie zu seinem eigenen Treiben c) die Lebensgeschichte eines Bamberger Paters 1.2 Aufgreifen epochentypischer Motive a) Der Wunsch des Medardus den engen Fesseln des bürgerlichen Lebens zu entkommen b) Die Elixieren als Analogie zu den Alkohol/Drogen – Experimenten der Romantiker V.2 Stephen King und zeitgenössische Literatur; 2.1 persönliche Aspekte a) Verwendung autobiographischer Elemente b) Einfache sprachliche und strukturelle Gestaltung als Kennzeichen eines Trivialliteraten c) eventuell: Thad als Autor im Vergleich zu stark 2.2 zeittypische Aspekte a) Detaillierte Konstruktion eines typisch-zeitgemäßen Umfeldes unter Einbezug der aktuellen Gesellschaftsproblematik a) Identitätskrise und Persönlichkeitsspaltung als typischer Aspekt des ausgehenden 20.Jahrhunderts V.3 Frage nach der Selbstbestimmung des Menschen in beiden Büchern C Fortführen des psychologischen Problems des Doppelgängertums und des Doppelbewusstseins in dem Buch „Fight Club“ von Chuck Palahniuk 3 Brainstorming zum Begriff des Doppelgänger Ich, Individuum, Person Mit dem Begriff Doppelgänger assoziiert eine Vielzahl der Menschen eine ganze Gruppe von Begriffen, angefangen bei „Zwilling“ und „Geschwistern“ – also Begriffe, die in Gedanken einen ähnlich belegten Sinneseindruck ent stehen lassen – bis hin zu Persönlichkeit und Individuum; hier wird die neg ative Entsprechung betrachtet 1. Da es oft leichter ist etwas zu verstehen, wenn man bereits weiss, was es nicht ist, soll hier zunächst die Bedeutung der Begriffe des Ichs, der Persönlichkeit und des Individuums erklärt werden. Als „Ich“ betrachtet man den „sich selbst bewußte[n] Ursprung und Träger aller psychischen Akte (Denken, Wahrnehmen, Fühlen, Handeln) des Indiv iduums, in denen dieses sich selbst als kontinuierliches, identisches Selbst erfährt und von der Umwelt unterscheidet.“ 2 Es ist also wichtig sich von der Umwelt zu unterscheiden, um als Ich gelten zu können und somit ein eigenständiges Individuum zu sein. Das Wort Individuum wiederum definiert sich als „das Einzelwesen, das in sich geschlossen unteilbar ist; v.a. der Einze lmensch, im Unterschied zum Kollektiv, der Gesellschaft von Individuen.“ 3. Überträgt man dies nun auf Zwillinge, so ergeben sich bereits die ersten Probleme: Wenn es für die Umwelt bereits ein Problem darstellt, zwei Menschen optisch zu unterscheiden, so ist es auch ein Problem, sie als Individuen wahrzunehmen. Genauso müsste man zwei Personen, die auf ähnliche Art und Weise denken, fühlen, handeln und wahrnehmen, ein gleiches Ich zusprechen, womit sie auch nicht als Individuum gelten dürften. Der Begriff der Person vereint in seiner psychologischen Auslegung beide Begriffe: „[D]er Mensch als Individuum in seiner leiblich–seelischen Ganzheit und mit dem Vermögen eines sich selbst bewussten Ich ausgestattet“ 4. Eine Person, die sich also in ihrem Denken gespalten fühlt, wie dies beispielsweise bei Schizophrenen der Fall ist, vereint keine seelische Ganzheit in sich. Auch bei Zwillingen kann diese seelische Ganzheit oft nur dann gefunden werden, wenn sie sich zusammen befinden, da eine Trennung bei ihnen ein Gefühl der „Halbheit“ auslösen kann. Darf man ihnen also deswegen die Bezeichnung „Person“ absprechen? Eine schwierige Entscheidung, da sich hier entweder aus einer Person mehrere ergeben (Schizophrenie) oder sich mehrere Personen zu einer ganzen vereinen (Zwillinge). Nach der Definition müsste die gestellte Frage also mit Nein be antwortet werden. Deutlich wird hier nur eins: Der Begriff des Doppelten lässt sich nur schwer mit dem Begriff des Individuums vereinbaren. Da aber gerade das Bewusstsein ein Individuum zu sein etwas Grundlegendes für das Bewußtsein des Men1 Die hier genannten Begriffe stellen einen repräsentativen Teil der Antworten dar, die sich aus einer Umfrage in meinem Freundes- und Bekanntenkreis zum Begriff des Doppelgängers ergaben. 2 Brockhaus 392 3 Großes Lexikon 406 4 Brockhaus 736 4 schen ist, wird klar, dass sich aus solchen Verdoppelungen leicht psychische Probleme für die betroffene Person ergeben. Diese Angst, nicht als Individ u um wahrgenommen zu werden, bzw. seine Persönlichkeit zu verlieren, ist psychologisch bei vielen Menschen so verankert, dass es sich viele Autoren, ge rade im Genre der Horrorliteratur, geschickt zu Nutze machen um dement sprechende Effekte zu erzielen. Dies zeigt sich bei E.T.A. Hoffmann wie auch bei Stephen King, zwei Autoren, die trotz völlig des unterschiedlichen zeitl i chen Umfelds beide eine ähnliche Thematik anschneiden, und denen es damit gelingt zwei Bestseller zu schreiben. I.1 Inhaltsangabe „Die Elixiere des Teufels“ Der Roman „Die Elixiere des Teufels“ von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann erschien erstmalig 1815 in Berlin. Es handelt sich hierbei um die fiktive Lebensbeichte des Mönches Medardus, der sich unversehens in einer von Inzucht und Sünde geprägten Familie wiederfindet. Der junge Mönch Medardus ist mit der Überwachung der Reliquien in seinem Kloster betraut. Als er eines Tages aus einer Flasche trinkt, die jene berühmten Elixiere des Teufels enthalten soll, wird in ihm das Verlangen nach weltlichen und sinnlichen Genüssen geweckt, das durch das Liebesbekenntnis einer beichtenden Frau verstärkt wird. Um ihn für das kirchliche Leben zurückzugewinnen, schickt ihn der Abt auf eine Reise nach Italien, zu der sich Medardus auch – mit der Flasche im Gepäck – aufmacht. In der Nähe eines Schlo s ses trifft er auf den Adeligen Viktorin, der sich als Kapuziner verkleidet, anschickt die Baronin Euphemie, welche seine Geliebte ist, zu besuchen . Durch eine Ungeschicklichkeit Medardus‘ stürzt Viktorin in einen Abgrund, worauf sich Medardus seiner statt aufmacht an den Hof der Baronin. Durch seine ungeheure Ähnlichkeit findet er auch umwendend Zutritt und unterhält zukünftig nicht nur die Beziehung zu Euphemie weiterhin aufrecht, sondern schickt sich auch an, deren Stieftochter Aurelie zu verführen. In einer Nacht überschlagen sich die Ereignisse, und Medardus tötet sowohl Euphemie als auch Hermogen – Aurelies Bruder – und flieht vom Schloss. In der Zeit, die er dar auf als Adeliger getarnt bei einem Förster verbringt, wird er mit seinem Doppelgänger, einem Wahnsinnigen, konfrontiert, in dem er den vermeintlich to ten Viktorin erkennt. Dieser verfolgt ihn nun während der weiteren Handlung kontinuierlich. Medardus gelangt alsbald, immer noch in der Verkleidung ei nes Adeligen, an einen Fürstenhof, wo er durch glückliche Zufälle wiederum aufgenommen wird. Als Aurelie, die ebenfalls an dem Hofe weilt, den Mörder ihres Bruders erkennt, erstattet sie Anzeige. aber gerade im letzten Moment gesteht der verrückte Doppelgänger die Tat, was Medardus die Freiheit und die Liebe Aurelies beschert. Die geplante Hochzeit wird allerdings nie ausg e führt, da Medardus in einem Anfall von Raserei am Hochzeitstag seine Braut zu erstechen versucht und danach in die Wälder flüchtet. 5 In einem Kloster wird er schließlich von seiner Raserei geheilt, und es beginnt eine Zeit der Buße in Rom. Im Verlauf seines Aufenthalts erhält er auch Einblick in Papiere, die die Verwicklungen seiner Familie und den Fluch, der auf ihr lastet, ausführlich erklären. Ebenfalls wird ihm hier zum ersten Mal bewusst, dass er um ein Haar seine Halbschwester – Aurelie - geheiratet hätte und seinen Halbbruder im Schloss der Gräfin getötet hat. Als er wieder in sein Heimatkloster zurückkehrt, wird er Zeuge der Einkleidung Aurelies, die dadurch ihre Familienschuld aussöhnen möchte. Noch am Altar nach Vollzug der Zeremonie stürzt der verrückte Doppelgänger in die Kirche und ersticht Aurelie, die daraufhin zur Heiligen Rosalia erklärt wird. Medardus erhält als Bußübung die Aufgabe, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben, und stirbt ein Jahr später kurz nach Vollendung dieser am gleichen Tag des gleichen Monats wie Aur elie. I.2 Inhaltsangabe „The Dark Half“ Das Buch „The Dark Half“ von Stephen King erschien erstmalig 1989 in New York. Auch hier findet sich die Doppelgängerthematik, und ebenso wie bei Hoffmanns Werk eine schnell wachsende Leserschaft. Der Schriftsteller Thad Beaumont sieht sich nach der Bekanntmachung seines Pseudonyms George Stark auf einmal von der Inkarnation eben dieses bedroht. Stark offenbart sich als seine dunkle Hälfte, und fordert von Thad die Fortsetzung der Arbeit unter seinem Namen, ein Vorschlag auf den Thad unter keinen Umständen eingehen will. Die Geschichte beginnt mit der Vorstellung des Protagonisten Thad Bea umont und dessen Kindheitsgeschichte. Im Alter von elf Jahren wurde bei ihm ein Hirntumor entfernt, der sich als Überreste eines Zwillings herausstellte, welcher von Thad im Mutterleib absorbiert wurde (ein biologischer Vorgang, der zur natürlichen Selektion gehört). Im Vorfeld der Operation sah Thad auf Grund dieser Geschwulst immer wieder Sperlinge, und hörte das Geräusch eines auffliegenden Vogelschwarms. Sprungartig wechselt die Geschichte in das Erwachsenenleben des Thad, wo er nun verheiratet und selbst Vater von Zwillingen ist. Thad ist Schriftsteller und hat soeben sein Pseudonym, unter dem er äußerst erfolgreich Horrorromane verfasste, öffentlich bekannt gemacht, um sich nun wieder einem Werk unter seinem eigenen Namen zu widmen. Zusammen mit einer Journalistin haben die Beaumonts die fiktive Beerdigung des Pseudonyms George Stark auf einem Friedhof nachgestellt. Kurz nach Veröffentlichung dieses Artikel kommt Thad in Verdacht in dem weit entfernten Örtchen Castle Rock - wo er ein Sommerhaus besitzt - einen Menschen getötet zu haben, da die dort gefundenen Fingerabdrücke exakt mit seinen übereinstimmen. Thads stichfestes Alibi - er gab an diesem Abend eine Party in seinem Haus - rettet ihn, und der Sheriff Alan Pangborn muss ihm widerwillig seine Unschuld zugestehen. Nach diesem Ereignis wird Thad immer wieder von tranceartigen Zuständen befa l - 6 len, in denen er teilweise unzusammenhängende Wort aufschreibt, und immer wieder das Geräusch von Sperlingen hört. Als die Worte im Nachhinein in Zusammenhang mit weiteren, sich ereignenden Morden zu bringen sind, entwirft Thad die Theorie, dass sein Pseudonym sich personifiziert hat und nun mit den Leuten abrechnet, von denen es glaubt, dass sie seinen „Tod“ (die Bekanntmachung des Namens Stark als bloßes Pseudonym) mitverschuldet haben. Dies stellt sich im Laufe des Buches auch als richtig heraus. Stark ist in physischer Hinsicht genau die Person, die sich Thad immer vorgestellt hat (und die sich von seinem Aussehen mehr als deutlich unterscheidet), dennoch ist er mit Thad verbunden, denn im Bezug auf Stimmmuster und Fingerabdrücken sind beide völlig identisch. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gelingt es Stark schließlich die beiden Kinder von Thad und seine Frau als Geisel zu nehmen. Thad, der in ständiger geistiger Verbindung mit Stark steht, ist sich darüber im Klaren, dass Stark von ihm das Schreiben lernen möchte, da er sonst nicht existieren kann und sich physisch bereits aufzulösen beginnt. Im Sommerhaus der Beaumonts kommt es schließlich zum Showdown. Thad gibt vor auf Starks Vorschläge einzugehen und bringt ihm das Schreiben bei. Die Sperlinge, die in der amerikanischen Mythologie als Psychopompen, also Vo rboten der Untoten, gelten, kommen Thad zu Hilfe, indem sie Stark unerwartet attackieren und zurück ins Reich der Toten bringen, womit alles wieder an seinem rechten Platz ist. Tragischerweise verkraftet Thads Frau diese Ko nfrontation mit der dunklen Seite ihres Mannes nicht und verliert ihr Vertrauen zu ihm. In einem späteren Werk von King erfährt der Leser, dass sie sich von ihm getrennt hat 5. II Die Hauptcharaktere in ihren verschiedenen Erscheinungsformen II.1 Medardus Im Folgenden werden nun die Hauptcharaktere der beiden Bücher in ihrer Wesensart vorgestellt. Die Kenntnis dieser erst ermöglicht die Einordnung der Personen und ihrer Bedeutung in den Gesamtkontext. Bezeichnend für Medardus‘ Einstellung gegenüber seinem Dasein als Mönch ist bereits die Tatsache, dass er sich nicht freiwillig für diesen Beruf entschi eden hat. So wurde es der Mutter bereits in frühen Jahren angeraten, den Knaben in ein Kloster zu geben, so dass dieser für die von seinem Vater begang e nen Frevel, die hier jedoch nicht näher beschrieben werden, sühnen könne und zugleich selbst vor einem ähnlichen Werdegang geschützt sei 6. Wie wenig geeignet Medardus für eben diese Laufbahn ist, zeigt sich in der Tatsache, dass er den endgültigen Eintritt in das Kloster eher als Flucht vor seinen Gefühlen zu der Schwester des Konzertmeisters sieht, und ihn nicht aus innerer Überzeugung heraus zu tun vermag 7. Auch als Bruder scheinen ihn die engen 5 Der Sheriff Pangborn , der die Hauptperson des Romans „In einer kleinen Stadt“ ist, erwähnt dies einmal beiläufig. 6 EdT 9 7 EdT 11 7 Fesseln des Klosterlebens allzusehr zu drücken, und er findet erst Erfüllung, als er sich als Redner hervortun kann und nicht mehr ein Punkt in der Masse ist. Sein starkes Verlangen als ein Individuum wahrgenommen zu werden, steht bereits im krassen Gegensatz zu den Anforderungen, die sein Beruf an ihn stellt. Doch bald bietet sich ihm die Möglichkeit eben diesen Restriktionen zu entfliehen, nämlich als der Abt ihn auf eine Reise nach Rom schickt 8. Die Ereig nisse, die sich kurz darauf begeben und bereits in der Inhaltsangabe erwähnt wurden, führen nun dazu, dass er sich vom Mönch in eine Zivilperson verwandeln kann, und unter dem Deckmantel eines Adeligen reist. Zeigt er zwar zu Anfang noch typisch klösterliche Merkmale - die sich jedoch eher in se inem Auftreten als in seiner Denkweise manifestieren - so findet er sich doch schnell in seiner neuen Rolle zurecht, und spielt sie bis zur Perfektion, was ihm sogar Zutritt zu einem Fürstenhof verschafft9. Bis zur Heirat mit Aurelie hält er auch standhaft an seinem neuen Ich fest, und sein wahrer Beruf wird mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt, als er sich nun doch für eine weltliche Existenz zu entsche iden scheint. Zwischen diesen beiden Wesenszügen des Medardus findet sich ein dritter, der ihn fast als anderen Menschen erscheinen lässt: Medardus in seiner Raserei und seinen Wahnsinnsanfällen. Das heftigste Vorkommen dieser Art 10 erlebt der Leser, wenn Medardus am Hochzeitstag versucht seine Braut zu erstechen. Wie auch schon zuvor wird dieser Anfall durch die Konfrontation des Medardus mit seinem Doppelgänger ausgelöst. Er äußert sich im gesamten Verhalten des Medardus, jedoch scheint es eher, als ob etwas von Medardus Besitz ergreifen, denn als ob er selbst aus sich heraus in Raserei verfallen würde: „Da wurden die Geister der Hölle in mir wach und bäumten sich auf [...]“ 11. Sprachlich wird der Wahnsinn durch unzusammenhängende Satzfetzen – sowohl in inhaltlicher als auch in syntaktischer Hinsicht – gekennzeichnet. So verbinden sich wahre Informationen („Ich [...] bin der Medardus“ 12) mit undurchschaubaren Aussagen („ich trinke dein Blut 13“). Verstärkt wird dies durch die Ungebundenheit der Sätze 14, und so entsteht eine Widerspiegelung des Geisteszustandes in der Sprache. Im Anschluss an diesen Anfall irrt Medardus mehrere Tage oder auch Wochen 15 orientierungs- und, zumindest teil8 EdT 45ff EdT 192ff 10 Natürlich finden sich auch noch andere ähnliche Situationen hierfür: So, wenn er bspw. im Schloss mit dem Leibarzt die Vorfälle am Hofe des Barons rekapituliert. Auch hier ist es der Gedanke an den Doppelgänger, der den – leichten - Anfall bei Medardus auslöst (xxx). Im Charakter sind sich diese Anfälle allerdings so ähnlich, dass ihre bloße Aufzählung keine neuen Erkenntnisse bringen würde. 11 EdT 229 12 EdT 229 13 EdT 229 14 Die Sätze werden immer wieder von drei Punkten unterbrochen, als ob Teile fehlen würden. 15 typischerweise überlässt es hier Hoffmann dem Leser sich eine Meinung zu bilden. Bedingt durch den Ich-Erzähler, der vorgibt die Dauer nicht zu kennen (230) . 9 8 weise, besinnungslos durch den Wald 16. Erst nach diesem letzten schrecklichen Anfall ist es ihm möglich zurückzukehren zu dem klösterlichen Leben, womit sich der Kreis wieder schließt. II.2 Viktorin Über die Figur des Viktorin wird der Leser weitgehend im Unklaren gelassen. Im Schloss des Barons erfährt man, dass er wohl eine illegitime Liebschaft mit dessen Frau Euphemie unterhält 17. Dies spielt insofern eine Rolle, dass Medardus in der Gestalt des Viktorin sofort Zugang am Hof findet und auch das - mehr als freundliche - Entgegenkommen der Gräfin. Wie der Abt des Heimatklosters des Medardus spekuliert und rekonstruiert, hat Viktorin wohl den Sturz in den Abgrund überlebt 18. Somit lastete diese erste Sünde des Mordes gar nicht auf Medardus, und die Verwicklungen hätten hier am Ursprung des Ganzen bereits völlig geklärt werden könne. Für den weiteren Werdegang des Medardus ist es aber von elementarer Bedeutung, dass Viktorin eben hier scheinbar stirbt und zwar durch seine Hand. Er über schreitet dadurch zum ersten Mal die Grenze, hinter der es ihm nicht mehr möglich wird seine Reise einfach fortzusetzen, oder in das Kloster zurückz ukehren. Weshalb Viktorin diesen Sturz überlebt, und warum er daraufhin dem Wahnsinn anheim fällt, überlässt Hoffmann der Phantasie des Lesers. Im Weiteren wird Viktorin jedoch nicht mehr als eigenständig handelnder Charakter darge stellt. Vielmehr sind sein Auftreten und seine Aktionen bloße Reaktionen auf das Verhalten des Medardus, den er im weiteren Verlauf des Buches als „Schatten“ verfolgt. Am Ende des Buches erfährt man zum ersten und einzigen Mal einige konkrete Dinge über Viktorin. Wie Medardus in den Schriften des Malers 19 ent hüllt wird, ist Viktorin sein Halbbruder, gezeugt vom selben Vater, der ebenso wie Medardus eigentlich mit der Aufgabe betraut gewesen wäre, das Ge schlecht von der Erbsünde, die auf allen seinen Nachkommen lastet, so wie sie auf ihm lastete, zu befreien. Nach den wenigen Dingen die man bis zu die sem Zeitpunkt von Viktorin erfahren hat, hat er es nicht geschafft, einen rechtschaffenen Weg einzuschlagen, was sich in seinem gesetzeswidrigen Ver hältnis zeigt. Am Ende des Buches erlangt er noch einmal alle seine Geiste skräfte, und zeigt sich als hochmütiger Adeliger, wenn er noch in seiner Todes - 16 EdT 229f EdT 60ff Am Ende dieses Abschnitts resümiert Medardus auch selbst noch einmal: „ [...] das Ve rhältnis, mit der Baronesse, welches Viktorin unterhält“ (63). 18 EdT 306 19 EdT 253 ff Tatsächlich wird hier die ganze Familiengeschichte dargestellt. (→261/262: hier findet sich der eigentliche Fluch, der über die Familie gelegt wurde.) 17 9 stunde versucht einem Bruder des Klosters mit seinem weltlichen Rang zu drohen 20. II.3 Thad Beaumont Während ausführliche Informationen über das Aussehen der Charaktere bei Hoffmann eher eine untergeordnete Wertung erfahren, legt King üblicherwei se Wert darauf, dem Leser ein möglichst exaktes Bild seiner Personen zu vermitteln. Das Äquivalent zu Medardus findet sich in Thad Beaumont. Betrachtet man Medardus als denjenigen, der alle Handlungen initiiert, und somit eine gewisse Kontrolle über seinen Zwillingscharakter ausübt, so stellt Thad hier noch eine viel stärkere Autorität dar, ist er doch für die gesamt Existenz des George Stark verantwortlich. Die erste Eigenschaft, mit der der Erzähler seinen Protagonisten Thad belegt - und die von daher eine prägende Rolle hat - ist seine Tolpatschigkeit 21. Seine physische Erscheinung ist alles andere als spektakulär: Er ist gut einen Meter achtzig groß, trägt eine Brille und wird langsam kahl 22. Später erfährt man, dass er zudem schlank – im Sinne von nicht muskulös – ist und dunkle Haare hat 23. Thad ist – zumindest zu Anfang des Buches – der Sympathieträger. Bereits die Tatsache, dass dem Leser die Kindheitsgeschichte mit seiner schweren Krank heit dargestellt wird, erweckt Mitleid. Die Ehe der Beaumonts wirkt in der Beschreibung sehr harmonisch: Liz, die liebende Ehefrau, die mit viel Ver ständnis über die Tolpatschigkeit ihres Mannes hinwegsieht und die Zwillinge, zwei liebenswerte Kleinkinder. Die Schrecken der Vergangenheit - die Fehlg eburt von Liz und Thads Alkoholismus - scheinen überwunden. Eingebettet in diesen Kontext wirkt die Welt, deren Mittelpunkt Thad ist komplett und vo ller Ruhe und Harmonie. Als Ehemann übernimmt er seinen Teil der Arbeit, es wird aber schnell klar, dass er eher ein Hindernis als eine Hilfe ist, weshalb er – gemäß seiner Rolle als Familienpatriarch – den Großteil der Hausarbeit seiner Frau überlässt, was aber vom Erzähler durchwegs nicht als negativ gewertet wird 24. Das Verhältnis zu seiner Frau unterliegt im Lauf des Buches einem Wandel, der an späterer Stelle dargestellt werden soll 25. 20 EdT 304 Allerdings muss hierzu bemerkt werden, dass er kurz darauf eine Beichte ablegt, in der er recht ernsthaft versucht die Ereignisse, so, wie sie geschehen waren, darzulegen. Hierbei zeigt sich seine Geisteskrankheit allerdings in derart verstörteren Erklärungen, dass diese nicht zu seiner näheren Charakterisierung dienen können. Der Leser erfährt lediglich, dass Viktorin sich nur als Teil von Medardus betrachtet, den er als das „Ich meiner Gedanken“ tituliert. 21 tdh 24 22 tdh 194 23 tdh 479 24 tdh 24 25 → III.4b 10 Das erste Buch das Beaumont veröffentlicht - „The Sudden Dancers“ -, erhält unerwartet eine unglaubliche Resonanz. Unter diesem Druck gelingt es ihm lediglich ein weiteres, mäßig erfolgreiches Werk zu veröffentlichen, bevor er von einer Art Schreibblockade heimgesucht wird. Als Begleiterscheinungen stellen sich zudem Alkoholismus und Depressionen ein, die allerdings auch durch die Fehlgeburt seiner Frau verstärkt werden. Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung unternimmt er einen Selbstmordversuch 26. Um ihm aus diesem Loch herauszuhelfen, schlägt Liz vor, er solle ein Buch unter einem Pseudonym veröffentlichen. Thad wendet sich hierauf einer völlig anderen Them atik zu, und schreibt ein ebenso brutales wie erfolgreiches Buch unter dem Namen Georg Stark. Wie Liz später einem Polizisten erzählt, verhält sich ihr Mann während den Zeiträumen, in denen er Stark-Bücher schreibt, seltsam. Zwar führt er aktiv keine gewalttätigen Handlungen aus, er erscheint jedoch insgesamt aggressiver und unruhiger, allerdings auch verschlossener 27. Es ex istiert lediglich ein grundlegender Unterschied in seinem Schreibverhalten als George Stark und dem als Thad Beaumont: Sobald er unter dem Namen Stark schreibt, ist es ihm nicht möglich sein übliches Gerät, eine Schreibmaschine zu benutzen. Statt dessen verwendet er Notizbücher und Bleistifte 28. II.4 George Stark Von Stark erhalten wir ein lebhaftes Bild, dass Thad, durch den Polizisten Alan Pangborn aufgefordert, selbst entwirft: Stark ist „größer als [ich]. Ung efähr einsfünfundachtzig [...]. Er hat blondes Haar, kurz und sauber geschnit ten, und blaue Augen. [...] Das Auffallende an ihm ist weniger seine Größe als seine Breite. Er ist nicht dick, aber extrem, breit gebaut. [...] Er ist in [s]einem [Thads] Alter, aber er wird noch nicht grau und hat kein Fett ang esetzt. Er ist kräftig. [...] Er kann seinen Bizeps so anspannen, dass eine Naht an seinem Hemdsärmel aufplatzt, aber er ist kein Muskelpaket.“ 29 In dieser Beschreibung wird überdeutlich, dass es sich hier auf keinen Fall um den körperlichen Doppelgänger Thads handeln kann; neben Georg würde Thad vermutlich wie ein Schwächling aussehen. Was Thad zu Beginn nicht weiss, ist, dass eine Veränderung in und an Stark vor sich geht. Seine Kraft als Person zu existieren, schöpfte er aus der Kraft, dass Thad unter seinem Namen schrieb. Als er damit aufhört, beginnt Stark immer mehr zu verfallen – in physischer Hinsicht 30. Sein Fleisch löst sich auf, die Zähne und Haare fallen ihm aus, er bekommt Geschwüre am ganzen Kör- 26 tdh 146 tdh 232 28 tdh 35 29 tdh 195 30 Stark formuliert diesen Vorgang selbst kurz und prägnant: „Wenn ich nicht schreibe, muss ich sterben.“ (tdh 308) in einem Moment, als er in geistigem Kontakt mit Thad steht. 27 11 per. Beim Zusammentreffen mit Thad schließlich steht Stark kurz vor der völligen körperlichen Auflösung 31. Wie sich Stark verhält, wenn er schreibt, ist nicht klar, genauso wie Informa tionen darüber fehlen, ob er überhaupt schreibt, und ob er dazu entweder in den Körper von Thad schlüpft, oder nur eine geistige Verbindung herstellt. Das einzige, was der Leser mit Sicherheit erfährt, ist, dass er Thad zum Schreiben braucht, oder dass er zumindest eine Anleitung von ihm braucht, um selber zum Schriftsteller zu werden 32( xxx ). Die Verbindung zu Thad zeigt sich besonders deutlich darin, dass auch Stark vorhat, zum Schreiben seiner Bücher Bleistift und Notizbuch zu verwenden, da dies „seine“ Methode ist 33. Die Hauptbeschäftigung Starks ist im Laufe des Romans allerdings nicht das Schreiben von Büchern, sondern vielmehr das Umbringen ihm unangenehmer Personen. Hierbei legt Stark eine kalte Grausamkeit an den Tag. Die Eile und die Zielgerichtetheit, mit der er seine Liste bis zum Ende durcharbeitet, erinnern an das Verhalten eines Menschen, der es darauf anlegt, eine unangenehme Aufgabe möglichst schnell hinter sich zu bringen. Stark erscheint sie jedoch nicht nur unangenehm, sondern auch noch recht nebensächlich. Immer hin scheint er sich dabei gut zu amüsieren. Am Tatort ist jedoch immer auch ein Teil von Thad in Stark zu finden, was die Schriften an den Wänden bewei sen 34, und Starks Unwissenheit darüber zeigt wieder einmal auf, wer der eigentliche Herr ist, auch wenn sich Thad dieser Position in keinster Weise bewusst wird, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es fast zu spät ist. Es gibt also in beiden Büchern einen Menschen, der einem anderen auf irgendeine Weise – welche genau soll im Verlauf dieses Abschnittes noch au fgezeigt werden – gleicht, was zu Katastrophen und Verwechslungen führt, und das Horrorhafte beider Bücher maßgeblich mitb estimmt. III Gemeinsamkeiten in der Konzeption des Doppelgängers III.1a Die Wahnsinnsanfälle des Medardus Dass es zwischen zwei Werken, die 175 Jahre auseinander liegen, Unterschiede gibt, ist fast zwangsläufig anzunehmen. Bedingt durch die enge Verbundenheit der Thematik, ergeben sich aber auch zahlreiche Gemeinsamkeiten. Bei beiden Protagonisten – Medardus und Thad – setzt ein außerg ewöhnlicher Zustand ein, sobald sie mit ihrem Doppelgänger in Verbindung treten. Bei Medardus findet sich eine Verbindung aus Wahnsinn und Grauen. Zum ersten Mal erlebt der Leser eine solche Situation, wenn Medardus im Gefängnis sitzt, wo der Doppelgänger ihn mehrmals anruft, und als „Brüder - 31 tdh 325ff Exakt ausgedrückt ist der Verfall von Stark einem sehr raschen Altern in Verbindung mit einer rapide fortschreitenden Lepra recht ähnlich: Er bekommt Falten, die Haare fallen aus, ebenso die Zähne. Hinzu kommen Hautveränderungen, die sich zu Geschwüren weiterentwickeln: Stark verfault bei lebendigem Leibe. 32 33 34 tdh 486f tdh 144/150/294f 12 lein“ tituliert 35. Wesentlich deutlicher zeigt sich der Wahnsinn bei Medardus bereits kurze Zeit später; mehr und mehr nagt die Stimme des Doppelgängers an ihm und seiner geistigen Verfassung 36, so dass er dies nun auch vor seiner Umwelt nicht länger verbergen kann: „Was ist das ? was ist das? Sie sind krank...in der Tat, gefährlich krank.“ 37 Der letze und heftigste Anfall dieser Art gipfelt in einem Mordversuch an se i ner eigenen Braut, Aurelie, an ihrem Hochzeitstag; daraufhin flüchtet er in die Wälder. III.1b Die Trancezustände des Thad Beaumont Bei Thad vollziehen sich diese Aussetzer wesentlich subtiler. Er verfügt dank seiner dunklen Hälfte über die Fähigkeit des automatischen Schreibens, was er auch an mehreren Stellen des Buches ausübt. Angekündigt werden diese Anfälle zumeist von dem Geräusch vieler Sperlinge, obwohl an deren Geräusch nicht unbedingt eine Attacke gebunden ist. Eine typische Situation: Thad sitzt in seinem Arbeitszimmer. Unmittelbar davor wurde ihm mitgeteilt, dass man ihn für den Hauptverdächtigen in einem Mordfall hält, was er allerdings widerlegen konnte. Auf einmal hört er nun diese Geräusche, und sieht – vor seinem geistigen Auge – wie sich eine ungeheure Menge an Sperlingen in die Luft erhebt. Nachdem das Bild verschwunden ist, stellt er voller Verwund erung fest, dass er quer über ein Blatt Papier, welches in seiner Schreibmaschine eingespannt gewesen war, den Satz „Die Sperlinge fliegen wieder“ g eschrieben hat. Er selbst war sich dieser Handlung zu keinem Zeitpunkt bewußt. 38 Wenig später hat er ein ähnliches Erlebnis: Er bedeckt in seinem Büro ein Blatt Papier mit Worten, deren Sinn ihm nicht klar ist. Zwar sind die Worte in seiner Muttersprache geschrieben, ergeben aber in sich keinen Sinn. Auch hier geht das Geräusch fliegender Spatzen voraus und einher mit der Handlung, und auch hier hat er danach das Gefühl wieder zu erwachen. 39 Ind i rekt erfahren wir, dass auch Stark von diesen Anfällen heimgesucht wird. An den Tatorten findet sich jeweils der Satz „Die Sperlinge fliegen wieder“ mit dem Blut der Opfer an die Wand geschrieben. Nun müsste man annehmen, dass Stark dies geschrieben hat, aber als Thad in während einem Telefong e spräch auf die Vögel anspricht, ist Stark völlig verwirrt und weiss nicht, wovon die Rede ist. Wie Thad später zutreffend konstatiert, ist es er selber, der über die Sperlinge weiss, was konsequenterweise bedeutet, dass auch er die Schrift an der Wand angefertigt hat. 40 Somit ist klar, dass auch Stark Momente 35 EdT 182f EdT 202 Wie Medardus auch selber feststellt, reagiert er auf die Stimme des Doppelgängers nun wesentlich extremer: „...schrie ich wahnsinnig auf ...“ 37 EdT 202 So kommentiert der Arzt des Hofes den Anfall des Medardus, den er nicht einzuordnen vermag, was die Wiederholung seine Frage zu Anfang beweist. 38 tdh 114f 39 tdh 157ff 40 tdh 294f 36 13 hat, in denen Thad sein komplettes Handeln übernimmt, und welche ihm wie geistige Ohnmächte erscheinen müssen. III.2 Die Aufspaltung einer Person in eine „gute“ und eine „böse“ Hälfte Eine weiter Parallele lässt sich zwischen der Aufteilung der Personen ziehen: Der Mensch wird in zwei Hälften gespalten. Während man dies bei King – wie einem ja auch der Titel schon verrät, durchaus auf eine gute und eine böse Hälfte beschränken kann, ist die Spaltung bei Hoffmann wesentlich vorsicht iger. Natürlich ist es klar, dass es Medardus ist, der alle diese Schandtaten (Ehebruch, Bruch der Gelübde, Mord) durchführt. Dennoch muss man Medardus auch als denjenigen sehen, der sich aktiv bemüht, gegen seine Verfehlungen anzugehen und sich nicht weiter zu verstricken. Medardus erscheint uns hier als der bewußte Mensch, der in Situationen hineingerät und sich in Raserei (welche in engem Zusammenhang mit seinem Doppelgänger steht) zu allen möglichen Untaten hinreissen lässt. Diese Verhaltensweise zieht sich durch sein Leben hindurch wie ein roter Faden. Er will ein guter Prediger sein und ein guter Bruder, gerät aber angereizt durch zwei Besucher in die Fänge des Teufels, wenn er nach diesen von der Reliquie, der Flasche, kostet 41. Er möchte in bester Absicht den Grafen vor dem Sturz in den Abgrund retten und bewirkt genau das Gegenteil 42. Er möchte eine Ehe mit Aurelie führen, scheitert aber bereits bei der Eheschließung an einem weiteren Anfall des Wahnsinns 43. Nun darf man Medardus zwar nicht als das arme Opferlamm hinstellen, aber werden seine Verfehlungen nicht oft erst durch die Konfrontation mit dem Doppelgänger, welchen oftmals die Raserei folgt, ausgelöst ? Medardus ist der sich und seiner Untaten bewusste Teil, während Viktorin einfach nur instinktiv handelt. Betrachtet man das Leben des Viktorin, wie er es vor dem Sturz zu führen pflegte, so zeigen sich keine Bemühungen um eine gottesgefällige Lebensweise. Im Gegenteil, er führt ein uneheliches Verhältnis mit einer verheirateten Frau. So scheint der Wahnsinn in den Viktorin verfällt nur als eine überzogene Kari katur seiner bisherigen Lebensweise. Er ist der typische Adelige, der öfters Dinge macht, die vielleicht sinnlos erscheinen mögen. Während Medardus als der typische Mensch in seinem Scheitern und Streben dargestellt wird 44. Wie bereits am Anfang dieses Abschnittes erwähnt wurde, ist die Zuordnung bei King wesentlich einfacher – zumindest erscheint sie so auf den ersten Blick. Stark begeht die Morde. Stark ist der polizeilich Gesuchte. Stark ist der 41 EdT 35ff EdT 49 43 EdT 229ff 44 Hier könnte man durchaus einen Vergleich zu Goethes Faust ziehen. So kann auch Medardus sich nicht zwischen dem Geistigen ( in seinem Fall wohl eher Geistlichen) und dem Weltlichen entschei42 14 Böse, der am Schluss sterben muss. Auf einen zweiten Blick taucht aber die Frage auf: Wer hat Stark denn überhaupt erst geschaffen ? Thad. Und frei nach dem Motto: „Die Geister die ich rief...“, sieht sich nun auch Thad von seiner eigenen Schöpfung,, von der er glaubte, sie unter Kontrolle zu haben, bedroht. Allerdings war sich Thad dessen nicht bewußt, was er da herauf beschwörte, oder wie Alan Pangborn es formuliert: „Thad hatte nicht danach verlangt ein Zwilling zu sein“ 45 Thad wird also in eine Sache hineingezogen. Im Verlauf dieser Handlung spielt auch unbewusst seine Schuld eine Rolle, nämlich seine Rolle bei der Erschaffung von Stark. Er wird zwar nicht in dem Maße schuldig wie Medardus, ist aber auch nicht der strahlende unschuldige Charakter, den man hinter der „hellen Seite“ vermuten würde. Und hier sieht man die Parallele zu Medardus. Der eine, böse Charakter, der rein instinktiv handelt, und die Triebfeder oder der Handelnde für alle Verbrechen ist, und der Gegenpol dazu, der sich seiner Handlungen und auch seiner Fehler bewusst ist, und sich bemüht alles wieder ins Lot zu bringen. Während diese Darstellung bei King wirklich sehr genau auf zwei Personen gelegt wird, findet man bei Hoffmann eine stär kere Spaltung der Person in sich (→IV.4) 46. Doch dies soll später bei den Unterschieden noch nähere Beachtung finden. Für den Moment ergibt sich lediglich die Quintessenz , dass die Aufspaltung einer Persönlichkeit in seine beiden Hälften als Leitgedanke beider Romane gelten kann. III.3 Verteilung der Schuldverhältnisse innerhalb dieser Spaltung Inwiefern beeinflusst jetzt diese „böse“ Hälfte die „gute“? Da die Aufteilung wie eben gezeigt wurde, nicht immer klar zwischen zwei Personen getroffen werden kann - man kann also nicht von Schwarz/Weiss–Malerei sprechen ist es auch nicht möglich, einer Seite die komplette Schuld zuzuweisen. Setzt man voraus, dass Medardus vor seiner Begegnung mit Viktorin den guten Teil vertritt, und sozusagen erst durch seine Begegnung mit dem Doppelgänger gleich einem Virus angesteckt wird vom Verbrechen, schafft man eine Para l lele zwischen ihm und Thad. Thad hatte einen Teil Starks schon immer in sich, der zum Vorschein kam, während er unter dessen Namen schrieb. Er neigte zwar während dieser Zeit nicht zu gewalttätigen Handlungen, wie uns seine Frau bestätigt 47, dennoch zeigte er stärker als gewöhnlich ein aggress ives, unruhiges Verhalten, als ob er eine zweite Persönlichkeit in sich tragen würde. Eben diese Änderung im Verhalten zeigt sich auch bei Medardus nach dem Zusammentreffen mit Viktorin. den, und wie Gott bereits im Prolog im Himmel so treffend formuliert: Es irrt der Mensch solange er strebt. 45 tdh 519 46 Später wird sich hierzu wohl noch die Frage stellen, ob Viktorin und Medardus wirklich nur als Doppelgänger gesehen werden können, oder ob es nicht auch hier so etwas wie ein Doppelbewusstsein gibt. Zumindest hält sich Medardus zeitweise wirklich beinahe für Viktorin. 47 tdh 232 15 Da Thad ja in stärkerem Maße als Medardus die gute Hälfte darstellt, ist es auch folgerichtig, dass er bei den Verbrechen, die stattfinden, eine passivere Rolle einnimmt, als dieser. Stark begeht die Verbrechen, aber Thad wird – zumindest anfangs – verdächtigt. Nur dank eines guten Alibis gelingt es ihm, die Schuld von sich zu weisen, bis Beweise für seine Unschuld erbracht sind 48. Doch obwohl Thad bis zum Ende des Buches unschuldig bleibt – zumindest im traditionell rechtlichen Sinne gesprochen – stellt sich am Ende die Frage einer moralischen Schuld: „Da ist zum Beispiel Homer Gamache, mit seiner eigenen Armprothese zu Tode geknüppelt. Deinetwegen. Nur deinetwegen.“ 49 Obwohl sich Alan Pangborn, dem dieser Gedanke zuzuweisen ist, durchaus der Tatsache bewußt ist, dass Thad sich selbst nicht bewußt als Zwilling auf die Welt gewünscht hat, kann er ihn nicht von einer Teilschuld lossprechen: „Dennoch – sie waren Zwillinge g ewesen“ 50 Und auch Thad scheint sich schuldig zu fühlen, wenn er dies auch nie au s spricht, so zeigt es sich doch in seinem Verhalten, was klar wird, wenn der Erzähler den Roman mit den Worten schließt: [...] Thad Beaumont [hob] langsam die Hände und schlug sie vors Gesicht. So blieb er lange stehen. 51 es werden also immer beide Hälften schuldig, und die Schuld von Stark erweist ich als die Schuld Thads, ebenso wie die gute Hälfte in Medardus vom Teil der bösen Hälfte belastet wird. III.4 Die Isolation des Protagonisten durch das Auftreten des Doppelgängers III.4.1 Medardus und Aurelie Die Beziehung zweier Menschen zueinander basiert auf Vertrauen, das wiederum nur dann entstehen kann, wenn man weiss, mit wem man es denn eigentlich „zu tun“ hat. Dieses Wer beinhaltet alle Facetten einer Persönlichkeit, im hier vorliegenden Fall also erstens: Medardus als Mönch, als Abtrü nniger von der Kirche und als Verbrecher und Mörder, und zweitens: Thad als Schriftsteller und liebenswerter Mensch mit kleinen Schwächen und Stark se i ne dunkle Seite. Dass bei Menschen, die solch unterschiedliche Charaktere in sich vereinen, bei engen zwischenmenschlichen Bindungen Problem auftreten, liegt auf der Hand: Im letzten Drittel des Romans steht Medardus endlich vor der Erfüllung se ines absoluten Wunschtraumes: er soll sich mit Aurelie vermählen. War sie kurz zuvor noch bereit ihn töten zu lassen, weil sie in ihm den Mörder ihres Bruders – was ja auch den Tatsachen entsprach – zu erkennen glaubte, so ließ sie sich doch von dem falschen Geständnis des verrückten Viktorin täuschen, der sich als Medardus ausgab. Doch am Morgen des Hochzeitstages wird Medardus noch einmal mit seinem Doppelgänger konfrontiert. Als Aurelie, be48 tdh 103 ff tdh 519 50 tdh 519 51 tdh 522 49 16 reits als Braut geschmückt, in sein Zimmer tritt, sieht er, wie auf der Straße der verrückte Viktorin zum Tode geführt wird. Als dieser ihn anruft, ergreifen die „Geister der Hölle“ 52, wie Medardus selbst seinen Wahnsinn nennt, Besitz von ihm. Medardus ist sich dessen bewußt, dass es ihnen nur deswegen möglich sei, weil er ein „frevelnde[r], verruchte[r] Sünder“ 53 ist. Die Schuld, in die er sich zuvor verstrickt hat, verhindert also nun die Vermählung mit Aurelie, da er im Zuge dieser vom Wahnsinn befallen wird, und versucht seine künftige Frau zu erstechen, bevor er flieht. Da es ihm nicht möglich ist, ei nem Menschen die ganze Wahrheit zu erzählen – nicht einmal der Frau, mit der er sein Leben teilen möchte – bleibt ihm nur noch die Isolation und mit ihr die Einsamkeit. III.4.2 Thad und Liz Der Situation Thads muss man sich von einer anderen Seite her nähern. So versucht Medardus ja erst nach seinem Schuldigwerden, eine Beziehung auf zubauen, während Thad bereits zu Beginn der Handlung glücklich verheiratet ist. Zwischen Thad und Liz herrscht Harmonie, sie bilden eine Einheit. Dies kann man zum Beispiel erkennen, wenn man ihr Gespräch und ihr Verhalten nach der Veröffentlichung des Pseudonyms betrachtet: „>Bereust du, dass du es getan hast?< fragte Liz. [...] >Zuerst einmal<, sagte Thad, >habe nicht ich es getan. Wir haben es getan<“ 54. Dass sie sich ihrer gegenseitigen Schwächen bewusst sind, zeigt ein anderes Beispiel: „Er wollte aufstehen, stieß gegen den Tisch und hätte ihn beinahe umgekippt. Er war [...] seltsam tolpatschig. Liz konnte den Krug mit den Blumen [...] gerade noch festhalten, bevor er [...] auf dem Boden zerschellen konnte. >Aber Thad !< sagte sie vorwurfsvoll, doch dann begann sie ebenfalls zu lachen. [...] >Du ( 55) bleibst hier sitzen, bis du deinen unbewußten Drang meinen Krug zu zerschmeissen, wieder losgeworden bist.< - >Okay<, sagte er und lä chelte. > Ich liebe dich, Liz.< >Ich dich auch<“ 56 Hier zeigt sich allerdings auch, dass sie sich mit Liebe, Rücksicht und Respekt behandeln. Die Beziehung scheint eine gute Basis zu haben. Eine kleine Unstimmigkeit bemerkt man al lerdings, wenn Liz nämlich offen ihre Antipathie gegenüber Stark zum Ausdruck bringt, was Thad insofern irritiert, dass er sich Stark enger verbunden fühlt, ihn sozusagen mehr als einen Teil von sich betrachtet, als Liz dies tut: „>Ich konnte ihn nie recht leiden, Thad< Wie kann man so etwas über seinen Ehemann sagen, hätte er fast erwidert [...]“ 57 Nach dem zweiten Mord, bei dem zum ersten Mal der Satz: „Die Sperlinge fliegen wieder“, auftaucht, verhört Pangborn Thad erneut. Im Verlauf des Ge sprächs kommt er auch auf den Satz zu sprechen, der Thad zwar durchaus 52 EdT 229 EdT 229 54 tdh 22 53 55 56 gemeint ist Thad tdh 24 17 bekannt ist, was er aber verschweigt. Liz entgeht es jedoch nicht, dass Thad mehr weiss, als er bereit ist zuzugeben und stellt ihn zur Rede: „>Du verschweigst etwas, Thad<“ 58 Der Erzähler gibt uns nun einen Einblick in das frühere Leben der Beaumonts, und hier zeigen sich erste Kratzer auf der Oberfläche. Man erfährt, dass Thad Alkoholiker war und Liz eine Fehlgeburt hatte. Damals – so hat es den Anschein – war ihre Beziehung nicht harmo nisch, sondern eher von Misstrauen geprägt. Thad fühlt sich an diese Zeit erinnert, weil er meint, die Mimik seiner Frau von damals auch jetzt wieder auf ihrem Gesicht zu finden: „Die Besorgnis war schlimm; das Misstrauen war schlimmer“. 59 Hier setzt bei Thad der Prozess des Verheimlichens ein - „Ich wollte es dir ohnehin erzählen<, sagte er, >Ich habe nur versucht den richtigen Anfang zu finden< Aber stimmte das? War das wirklich so?“ 60 -, der zwangsläufig zu einem Misston innerhalb der Beziehung zu Liz werden muss 61. Mit jedem Mord nimmt diese Verstimmung zwischen den beiden zu. Sie ent fernen sich voneinander, einfach aufgrund der Tatsache, dass Thad hier in eine Sache verstrickt ist, die Liz wohl nicht verstehen kann, und vielleicht auch gar nicht verstehen will. „Er war sicher, dass sie darüber sprechen würden. Wie wäre es möglich gewesen, nicht darüber zu sprechen? Aber sie taten es nicht.“ 62 So wird die Situation beschrieben, als zu befürchten steht, dass Stark soeben ein neues Opfer gefordert hat. Einen Höhepunkt erreicht diese gegenseitige Befremdung, nachdem Thad dem Sheriff eine genaue Beschreibung von Stark liefert, die er nur durch seine Vorstellungskraft konzipiert. Die Reaktion von Liz ist eine Mischung aus Staunen und Entfremdung: „>So viel< ,sagte sie mit kraftloser, leiser Stimme. ihre Augen fixierten ihn – schienen außerstande ihn zu verlassen. >Du weißt soviel über ihn, Thad – woher?<“ 63 Thads Bemühungen ihr ihre Angst durch seinen körperliche Gegenwart zu nehmen scheitert: „Er nahm auf dem Fußboden neben ihrem Sessel eine bequemere Stellung ein und hielt weiter ihre Hände, hoffte sie aufwärmen zu können. Als fünfzehn Minuten später das Telefon läutete, w aren sie noch immer kalt.“ 64 Zwar bessert sich ihr Verhältnis während der Jagd auf Stark wieder etwas – „Sie trat zu ihm und nahm ihn fest in die Arme, und das brauchte er [...]“ 65- , aber durch die Begegnung mit Stark verliert ihre Beziehung letztlich jegliche Zukunftsperspektive. Liz muss realisieren, dass Stark ein Teil ihres Mannes ist, wenn sie die unglaubliche Synchronität in den Bewegungen der beiden 57 tdh 39 tdh 145 59 tdh 146 60 tdh 146 61 Der Zustand der Beziehung zu Anfang der Geschichte erfährt deswegen eine so genaue Beachtung, da nur so die Möglichkeit besteht die Veränderungen richtig darzulegen, und die Isolation von Thad deutlich zu machen. 62 tdh 186 63 tdh 197 64 tdh 197 65 tdh 249 58 18 feststellt, als Stark den Zwillingen zuwinkt: „Thad macht das ganz genauso, oh, mein Gott, ER MACHT ES GANZ GENAUSO.“ 66 Zudem scheinen die Zwillinge Stark in seiner jetzigen Erscheinungsform gar nicht wahrzunehmen. Da sein Verhalten so ist, wie das von Thad, sehen sie in ihm ihren Vater. Ein Gedanke der Liz nicht mehr loslässt und befremdet. 67 Als es schließlich im Sommerhaus der Beaumonts zur Begegnung zwischen Stark und Thad kommt, wird Liz und Sheriff Pangborn die Gemeinsamkeit beider noch deutlicher bewusst, die allerdings auf keiner optischen Ebene zu bewei sen ist. Sie lag „sub rosa“ 68 und äußerte sich darin, dass Stark und Thad sich wie Spiegelbilder bewegten. Immer deutlicher wird die Ähnlichkeit der beiden – sie zeigt sich in Thads Lachen 69 und in seine Augen 70. Am Ende, d.h. nachdem Stark zurückgebracht wurde ins Reich der Toten, sind es nicht einmal Thad und Liz die das Ende ihrer Beziehung konstatieren. Es ist Sheriff Pangborn, der in seinen Gedanken die Frage aufwirft, ob Liz es je schaffen wird, Thad wieder zu lieben, nac hdem sie diesen grausamen Teil seines Wesens kenneng elernt hat 71. Hier ist wiederum die Parallele zu Hoffmann zu ziehen. Nachdem Liz weiß welche Schuld er auf sich geladen hat, indem er seinem Doppelgänger die Möglichkeit gegeben hat wieder aufzuerstehen, kann sie nicht mehr mit ihm leben. Auch Aurelie kann, trotz ihrer offensichtlichen Liebe nicht mit dem Mann leben, indem sie den Mönch, den Mörder ihres Bruders, zu erkennen glaubt. In diesem Punkt zeigt sich bereits ein entscheidendes Kriterium für den Vergleich der beiden Romane. So stellt die Isolation des Protagonisten zwar ein gemeinsames Merkmal dar, doch bereits die Art und Weise, wie diese Isolation vom Autor beschrieben wird, zeigt Differenzen. Dies erweist sich als der rote Faden: Die Thematik ist zwar ähnlich, die Ausgestaltung jedoch, die stärker als jene an den zeitlichen Rahmen gebunden ist, in welchem das Buch entsteht, unterscheidet sich oft elementar. Im Folgenden soll dies an einigen Beispielen praktisch aufge zeigt werden IV Unterschiede in der Konzeption des Doppelgängers IV.1 Die Rechtfertigung des Auftretens des Doppelgängers Alle handelnden Personen, die in einem Roman auftreten. müssen über eine gewisse Autorisierung verfügen, d.h. der Autor muss durch den Erzähler eine Erklärung abgeben, so dass die Person glaubwürdig ihren Platz im Handlung sgeschehen einnehmen kann. 66 tdh 392 tdh 394f 68 tdh 479 69 tdh 487 70 tdh 493 71 tdh 519 Tatsächlich zeigen sich die vollen Ausmaße der Begegnung Liz, Stark und Thad erst in einem späteren Buch von King. Dort erfährt der Leser, dass sich Liz wirklich von Thad getrennt hat, da sie ein Leben mit ihm danach nicht mehr ertragen konnte 67 19 Beim ersten Auftreten Viktorins erfährt man eben dies nicht, was beim Leser zu einer Unsicherheit führt, die sich durch den ganzen Roman fortsetzt. Immer wieder taucht die Frage auf, wer Viktorin ist, und warum er Medardus so ähnlich sieht. Erst am Ende des Buches gibt der Ich-Erzähler hierzu Informa tionen. Viktorin ist der Halbbruder des Medardus und ebenso wie Medardus mit dem Fluch der Familie belastet, der seit der ersten Verfehlung des Stammvaters auf ihnen allen liegt72. Hoffmann konzipiert hier eine recht real i stische Erklärung. Zwar wird das Zusammentreffen der beiden als Zufall vorausgesetzt, – d.h. der Erzähler kann keinen logischen Grund dafür angeben, außer dass sich beide auf einer Reise in die selbe Richtung befinden - die Ähnlichkeit aber wird rationell durch die Verwandtschaft der beiden geklärt. Während man bei Hoffmann also nur mit einem großen genetischen Zufall konfrontiert wird, findet man sich bei Stephen King unversehens einem Geschöpf gegenüber, das in seinem Auftreten allen Naturgesetzen zu widerspre chen scheint. Ein Arzt stellt zwar angesichts des ungewöhnlichen Tumors, der bei Thad im Kindesalter entfernt wird (und der die Reste eines Auges darstellt), die Theorie auf, dass Thad im Mutterleib einen Zwilling hatte, der al lerdings absorbiert wurde; spätestens mit der Entfernung dieses Tumors sind jedoch alle körperlichen Reste des Zwillings endgültig verschwunden 73. Stark ist also nicht wie bei Hoffmann der verschollene Zwillingsbruder. Vielmehr ist er eine Gestalt, die sich aus der Fiktion, die Thad geschaffen hat, als er sein Pseudonym benutzte, inkarniert hat. Stark ist eine Fleisch gewordene Idee, die allerdings keinen Anspruch auf eine real-menschliche Existenz hat. IV.2 Die Art des Doppelgängertums Die Gestalt, in der der Doppelgänger, erscheint lässt sich unmittelbar aus dem vorhergehenden Punkt ableiten. So findet sich zwischen Viktorin und Medardus eine körperliche Gleichgestalt; sie sind also echte Doppelgänger 74.Auf Grund ihrer genetischen Verwandtschaft ist dies auch verbindlich nötig. Da sie jedoch von unterschiedlichen Müttern und ohne das Zutun des gemeinsamen Vaters erzogen wurden, findet sich bei Viktorin eine völlig andere Lebensweise als bei Medardus. Während Viktorin nämlich als Graf erzogen wurde und in weltlichen Dingen bewandert ist, wurde Medardus bereits in jungen Jahren in ein Kloster gegeben, weshalb er eher dem Geistlichen zugewandt ist. In ihrer Lebensweise gleichen sich die beiden also nicht. Der Rollenwechsel, der im Laufe der Geschichte stattfindet (wenn Medardus sich als Viktorin ausgibt), wird folglich hauptsächlich durch den Wechsel der Kleidung symbolisiert. Diese dient als Symbol der differenzierenden Teile ihres Lebens, wird 72 EdT 253ff tdh 16 74 Im Brockhaus findet sich folgende Definition für einen Doppelgänger: Person die einer anderen zum verwechseln ähnlich sieht, in der christlichen Tradition und in der Parapsychologie als Bilokation bezeichnet. 73 20 sie verkehrt, ist auf Grund der körperlichen Ähnlichkeit eine Unterscheidung nicht mehr möglich. 75 Wie rechtfertigt sich allerdings die Anwendung des Terminus Doppelgänger auf Thad und Stark? Auf den ersten Blick müsste man hierbei wohl eher von einem Doppelbewusstsein sprechen 76, wobei sich dieses Doppelbewusstsein, dass Thad während seinen Phasen, in denen er als Stark schreibt, erlebt, for tsetzt und wirklich in einem Doppelgängertum endet. Zwar leidet Thad weder an Hysterie, noch an Somnambulismus, die Trancezustände, die er erlebt, (→III.1.2 ) und die Veränderungen, die in ihm vorgehen, wenn er als Stark schreibt, stellen jedoch ähnliche Verhaltensweisen dar. Selbst Thad ist sich während dieser Zeiten nicht ganz sicher, ob er wirklich er selbst ist: „Wer bist du, wenn du schreibst, Thad? Wer bist du dann?“ 77. Der eigentliche Übergang zum Doppelgänger vollzieht sich allerdings erst, als Thad aufhört, unter seinem Pseudonym zu veröffentlichen. Getrieben von dem Verlangen weiter zu leben, personifiziert sich die Idee Stark, allerdings in dem Erscheinungsbild, dass Thad sich selbst von seinem Pseudonym geschaffen hat. Da es notwendig war, andere Bücher zu schreiben, um die Schreibblockade zu überwinden, war es auch nötig ein Bild von Stark zu schaffen, dass nicht seinem eigenen ent sprach. Die Teile die Thad allerdings nicht bedacht hat – wie Fingerabdrücke, genaues Rauchverhalten, die Art sich die steifen Glieder zu lockern – entspre chen exakt dem eigenen Verhalten von Thad. Auch ihre Denkweise ist verbunden, was insofern nicht verwunderlich ist, da Stark ja erst dank Thads Denken entstanden ist. Sie erweisen sich somit also als geistige Doppelgänger. Die Gleichheit zwischen beiden ist zwar nicht greifbar (außer vielleicht in den Fingerabdrücken, die aber keinem normalen Menschen im Alltagsleben auffallen würden), jedoch auch nicht von der Hand zu weisen, wenn man die beiden nebeneinander agieren sieht. 78 Während sich bei Hoffmann also ein überwiegendes Doppelgängermotiv findet, das sich im klassischen Sinne auch auf äußere Ähnlichkeiten bezieht, muss man bei King zwischen der Phase eines reinen Doppelbewusstseins und der Phase eines geistigen Doppelgängertums unterscheiden. 75 So wird auch die innere Einsicht und die Bußbereitschaft des Medardus durch den abermaligen Wechsel der Kleidung zurück zum Habit der Kapuziner dargestellt. Wie man später erfährt, wird Viktorin etwa zu dieser Zeit von dem Kapuzinerorden aufgenommen, in dem Medardus Novize war. Wie der Prior berichtet, trägt Viktorin hierbei weltliche Kleidung. Es existiert also immer nur ein Viktorin – sei es als er selbst, oder als verkleideter Medardus – und ein Medardus. 76 Brockhaus, Bd. 5 s. 930 Doppelbewusstsein: zweifaches Erleben der Wirklichkeit, u.a. bei zu Hysterie und Somnambulismus neigenden Personen, die neben ihrem realen Dasein noch ein zweites, traumhaft imaginäres Dasein führen [...]. 77 tdh 147 78 tdh 479 21 IV.3 Der Wissensstand des Protagonisten/Lesers in Bezug auf den jeweiligen Doppelgänger Da Viktorin im Unterschied zu Stark nicht durch eine Idee seines Zwillings entstanden ist, setzt sich auf Seiten Medardus‘ auch nicht zwangsläufig ein Wissen um dessen Person voraus, wie dies bei Thad der Fall ist. Medardus weiß weder, wer sein Doppelgänger ist 79, noch warum dieser ihm so ähnlich sieht. Die Tatsache, dass sein Auftreten Medardus auch immer wieder von neuem überrascht und in Grauen versetzt, zeigt, dass Medardus auch nicht über etwaige Informationen Viktorins Bescheid weiss, wie das bei Thad zeitweilig der Fall ist. Zeitweilig erleidet Medardus einen völligen Identitätsve rlust, und es ist ihm nicht mehr möglich zu unterscheiden, ob er er selbst ist, und Viktorin wirklich existiert, oder ob Viktorin nur eine Phantasie seines Geistes ist, und er sich seine Existenz nur einbildet. Die Auflösung erfolgt erst am Ende se ines Leidensweges in dem römischen Kloster. Hier erfährt Medardus - und zugleich auch der Leser - schließlich Näheres durch die Schriften des Malers. Dass der Leser erst hier informiert wird, ist eine logische Konsequenz aus der Berichterstattung des Ich-Erzählers. Hoffmann beabsichtigt aber sicher mehr, wenn er diese Perspektive für seinen Er zähler wählt. Durch die Ich-Perspektive gelingt es ihm, den Leser stärker in das geschehen einzubinden und ihn Dinge aus der Sicht des Medardus hautnah zu vermitteln. Hoffmann lässt den Leser miterleben, wie Medardus vom Wahnsinn in Raserei verfällt, und sich wieder besinnt; wie er verschiedenste Rollen spielt und schließlich seine Schuld anerkennt, und seine rätselhaften Verbindungen nun endlich gelöst werden. Durch diese authentische Darste l lung zeigt Hoffmann viel psychologisches Geschick und hebt seinen Roman von einem bloßen Krimi auf eine höhere Ebene. Nicht das Entsetzten und Grauen stehen im Mittelpunkt und lassen den Leser erschauern, vielmehr ist das Horrorhafte der ständige Wechsel im Inneren des Medardus. Es zeichnet sich eine starke Betonung der Psyche des Medardus ab, was beinahe den Anschein erweckt, man würde Zeuge einer psychologischen Fallstudie. Wie sich bereits in einem vorherigen Beispiel zeigte – nämlich als Thad die Personenbeschreibung Starks liefert, obwohl alle die ihn bis jetzt gesehen haben, unmittelbar danach gestorben sind –, ist Thad über das Aussehen Starks bestens informiert 80. Auch seinen Herkunft - der Homeland Friedhof in Castle Rock – ist ihm bekannt, und die Tatsache, dass es sich hierbei um sein ve rfleischlichtes Pseudonym handelt, steht für ihn außer Frage81. Doch die Informationen, die Thad über Stark hat, gehen noch ein Weites über diese no rmalen Sachinformationen hinaus. Thad hat einen Zugang zum Denken Starks, 79 Dies erfährt er jedoch relativ bald, (Seite 55ff) im Gespräch mit einem engen vertrauten des Barons und seiner Gemahlin Euphemie, auf deren Gut er kurz nach dem Unfall Viktorins eintrifft und auch verweilt. 80 tdh 195 81 tdh 221f 22 was sich in automatischem Schreiben äußert, so zum Beispiel während dem Mord an Miriam, den er impressionistisch mitnotiert, allerdings ohne das Schriftstück deuten zu können 82. Im Laufe der Handlung gelingt es ihm allerdings mehr und mehr sein Denken zu verstehen, und er gelangt so zu vertief ten Kenntnissen über die Person Stark 83. Während also hier dem Protagonisten bereits mehr Informationen zur Verf ügung stehen, als in Hoffmanns „Elixieren“, so erhält der Leser von „The Dark Half“ nun wirklich restlos alle Informationen. Nicht nur, dass der auktoriale Erzähler alle Reflexionen und Erkenntnisse Thads weitergibt, der Leser wird zusätzlich noch über die Aktionen Starks unterrichtet, von denen Thad erst zu einem späteren Zeitpunkt erfährt. Dies verhindert zwar zum einen die totale Identifikation, wie es bei Hoffmann möglich ist, baut aber zum anderen eine ganz eigene Spannung auf. Durch den häufigen Standortwechsel des Erzählers ist der Leser den handelnden Personen oft einen Schritt voraus. Beobachtet er nun im Verlauf des Buches, wie diese, oft unbewusst, genau in eine fatale Falle laufen oder ihr um Haaresbreite entgehen, so ergibt sich das typische Horrorromangefühl, einer Handlung handlungsunfähig beiwohnen zu müssen. Das einzige was dem Leser bleibt, ist zu hoffen, dass „sein Held“ den Gefahren noch entkommen kann. Dies bewirkt, dass man das Buch in einem Zug durchlesen möchte, was wiederum häufig dazu führt, dass gerade Stephen King wieder und wieder auf den Bestsellerlisten erscheint. IV.4 Das Verhältnis von passiver zu aktiver Schuld An dieser Stelle soll noch einmal Bezug genommen werden auf einen Punkt, der bereits innerhalb der Gemeinsamkeiten erwähnt wurde. Als beiden Bü chern gemeinsames Element wurde hier die Spaltung einer ganzen Persönlic hkeit in ihre Hälften aufgezeigt. Die Art, wie diese Spaltung vor sich geht, ge hört aber nun in den Bereich der Unterschiede. Bei Medardus ergibt sich dies Spaltung innerhalb der Person, d.h. er wechselt, während er in seinem Körper verbleibt, die Charaktere, und begeht Verbrechen, die ihm in seinem anderen Charakter völlig fremd erscheinen, und die er nie begangen zu haben glaubt. Trotzdem war es natürlich – physisch gesehen - ein und dieselbe person. Hieraus ergibt sich eine sehr aktive Schuld für Medardus. Der Doppelgänger ermöglicht zwar erst diesen Charakterwechsel, im Zuge dessen er die Morde begeht, Viktorin kann jedoch nur die Schuld an dem Tod Aurelies beigemessen werden, während Medardus den Tod von zwei Menschen, einen versuchten Mord und den Unfall des Viktorin zu verschulden hat. Auch wenn immer 82 tdh 158 f Dieser Sachverhalt gleicht in großen teilen dem Verhalten, das bei Zwillingen beobachtet werden kann. Sie tendieren beispielsweise dazu, obwohl oft durch große Entfernungen getrennt, instinktiv Leid, das ihrem Zwilling geschieht mitzuempfinden. So wird in einschlägiger Literatur berichtet, dass, wenn ein Zwilling z.B. ein Bein gebrochen hat, der andere, ohne Kenntnis über diese Verletzung, Phantomschmerzen verspürt. Ähnliche Motive verwendet King, wenn es Stark gelingt, Thad suggestiv so zu beeinflussen, dss er sich – ebenso wie Stark – einen Bleistift in die Hand rammt (TdH 320). 83 23 nur die dunkle Seite in Medardus all diese Greuel begeht, so gehört sie dennoch körperlich zum „guten Medardus“. Wie ebenfalls bereits erwähnt, findet sich im Gegensatz dazu die strikte Tre nnung bei King. Thad ist der Gute; Stark ist der Böse. Während Stark die Morde begeht, versucht Thad lediglich ihn zu stoppen. Thad trägt allerdings eine passive Schuld, durch sein Heraufbeschwören des bösen Geistes, der in se i nem Inneren schlummerte. Nur durch die Trennung in zwei Personen wird es dem Autor möglich, eine nahezu unschuldige Person zu konzipieren, wobei man jedoch nicht vergessen darf, dass Stark nur ein verselbständigter Teil des Thad Beaumont ist. IV.5 Die Authentifizierung des Romans Am Anfang dieses Absatzes stand die unterschiedliche Realisation der Doppelgänger. Dabei erwies sich Viktorin als eine reale Person, während Stark eher der Charakter einer Fiktion zugeschrieben werden darf. Im Zuge der Ge staltung des Romans und der Funktion eben dieser Gestaltung spielt auch die Frage eine Rolle, warum der Autor seine Person eben so und nicht anders konzipiert hat. In den Elixieren findet der Leser eine recht faktische Erklä rung vor. Hoffmann rechtfertigt damit eine Art Wahrheitsanspruch in seinem ansonsten recht fantastischen Roman. Erscheinen auch oft Handlungsgänge und „Zufälle“ recht unwahrscheinlich, so wird das Buch doch durch die r ea litätsbezogenen Funktionen glaubwürdiger. Und diese Glaubwürdigkeit ist gerade bei einem Horrorroman notwendig, da der Leser sonst zu sehr aus dem Geschehen ausgeschlossen bleibt, und sich zuwenig identifizieren kann, von der Glaubwürdigkeit, die diesem Werk dann verloren gehen würde, ganz zu schweigen. Hat „Stark“ deshalb nun nicht diesen Wahrheitsanspruch? Die Erklärung, die King seinen Lesern bietet, ist recht schwer nachzuvollziehen: Ein bereits lebensunfähiger Embryo nistet sich im Kopf seines Zwillingsbruders ein. Jahre später wird er als vermeintlicher Gehirntumor völlig entfernt, nur um wieder um Jahre später als Gedanke im Kopf des Zwillings aufzutauchen und für ihn Bücher zu schreiben. Als der Zwilling sich seiner entledigen will, steht er von den Toten auf und rächt sich bitter. In diesen Erläuterungen findet sich nicht wirklich das, was man als glaubwürdige Erklärung kennzeichnen könnte. King versucht es auf eine andere Weise. da sind zum Beispiel die Ärzte, die den Sachverhalt in ihrem Fachjargon erklären 84. Weiterhin ist da auch noch der streng rationalistische Sheriff, der sich erst nach und nach mit dieser Theorie anfreunden muss, und schließlich ist da auch noch Thad, für den der Gedanke zwar schneller akzeptabel wird, nicht jedoch, ohne ihn erst gehörig zu befremden . Also unterlegt King seine mystische Erklärung mit der Erzählung von „vernünftigen“ Personen, deren Gedankengang uns schließlich dazu bringt, auch an die Geschichte zu glauben. 84 tdh 12ff 24 Während Hoffmann versucht seine phantastische Geschichte mit faktischen korrekten Protagonisten zu stützen, konzipiert dagegen King eine recht phantastische Hauptperson und lässt diese durch auftretende Charaktere verifizieren. V.1 Ernst Theodor Amadeus Hoffmann und die schwarze Romantik Als Abschluss soll nun der Roman als Ganzes betrachtet werden, was sowohl seinen Autor als auch seine Entstehungszeit beinhaltet. Bereits die Tatsache, dass die meisten Autoren einem bestimmten Genre zugeordnet werden können, zeigt, dass ein Schriftsteller in der Wahl seiner Themen nicht völlig frei ist, und von seinem Umfeld und seinen persönlichen Erfahrungen geprägt wird. Diese finden sich dann häufig in seinen Büchern w ieder, was deutlich wird, wenn man den Lebenslauf des Autors kennt. Hoffmann war ein hochbegabter Mensch. Er war nicht nur Jurist – übte also einen bürgerlichen Beruf, mit hoher Qualifikation aus –, sondern auch noch Musiker, Maler und Schriftsteller. Diese Vielzahl von Talenten findet sich auch bei Medardus wieder. Er besitzt ein unglaubliches Rednertalent, sieht den Reaktionen seiner Umwelt zufolge – gut aus, und weiss sich gewandt in jeder Gesellschaft zu bewegen, auch wenn ihm diese völlig fremd ist. Er wird jedoch zwischen seinen verschiedenen Wünschen derartig hin und hergerissen, dass sich ihm eben dadurch Schwierigkeiten ergeben. Dieses Multitalent, sowie das wilde Treiben, in das sein Leben ausartet 85, können als Analogien zu Hoffmann gesehen werden, der es in seinem Leben oft ähnlich wild trieb, wie in sei nen Büchern86. Da der Autor natürlich auch unter dem Einfluß der literarischen Epoche steht, in deren Zeit sein Schaffen fällt, finden sich in seinem Werk auch Merkmale seiner Zeit wieder. Hoffmann – der ja der Romantik, wenn auch „nur“ der schwarzen Romantik angehörte 87 - konzipiert seinen Protagonisten hier als einen typischen Romantiker. Seine Unentschlossenheit, die im vorigen Absatz bereits auf seine vielschichtige Begabung zurückgeführt wurde, hat er mit zahlreichen Romantikern gemeinsam, die auch immer einen Kompromiss schließen mussten zwischen Wunsch und Realität. So lebten viele Romantiker tagsüber eine bürgerliche Existenz, während sie den Rest des Tages ihrem künstlerischen Schaffen widmeten. Auch Medardus ist hin- und hergerissen, zwischen seinem Beruf, der ihn notwendigerweise ein ganzes Leben lang verpflichtet und seinen Wünschen, seine wel tlichen Begierden zu erfüllen. Sein Wunsch nach Flucht aus seiner gewohnten Existenz manifestiert sich, indem er die Elixiere des Teufels trinkt. Diese stellen eine Verbindung dar, aus Alkohol und Droge und sind somit eine Analogie zu den Experimenten der Romantiker mit beiden Mitteln. Alles war ihnen recht, um die zweite Welt 85 Geschichte d. dt. Lit. s. 345f Beide Angaben angelehnt an Informationen aus dem Buch Illustrierte Geschichte der deutschen Literatur, Band 3 , von der Klassik bis zur Romantik, Köln, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft 87 unter schwarzer Romantik versteht man 86 25 zu erreichen, die sie hinter der wirklichen vermuteten. Auch Hoffmann wird nachgesagt, dass er dem Alkohol zu häufig zu stark zugesprochen hätte. Die Wirklichkeitsflucht, die man auch heute noch zahlreichen Alkoholikern nachsagt, realisiert auch Medardus, der – ähnlich einem echten Alkoholiker – immer dann zur Flasche greift, wenn er sich schwach fühlt. Aber nicht nur typische Verhaltensweisen der Realität werden in Medardus widergespiegelt. Hoffmann verwendet auch die Thematik der Inzucht und der Erbschuld. Mögen diese Themen auch zu jener Zeit hoch in der Gunst der Autoren gestanden sein, so ist es dennoch nicht anzunehmen, dass sie in dieser Epoche im Übermaß zu finden sind. V.2 Stephen King, ein Schriftsteller des ausgehenden 20. Jahrhunderts King ist bekannt dafür, dass seine Bücher oft eine stark autobiograpische Prägung haben. So spielt beispielsweise oft der Staat Maine - sein Heimatstaat – eine tragende Rolle in seinen Büchern. Ebenso auch in „The Dark Half“: Castle Rock in Maine wird als Ausgangspunkt für Starks „Reise“ angegeben. Doch King genügt es hier anscheinend nicht, nur persönliche Erfahrungen einfließen zu lassen, und so konstruiert er in Thad eine Analogie zu sich selbst. Auch Thad ist Schriftsteller, und ebenso wie bei King führt auch bei ihm eine Reihe unerfreulicher Ereignisse in Verbindung mit einem kreativen Tiefpunkt zum Alkoholismus. Thad löst sich aus diesem Teufelskreis, und zwar auf dieselbe Weise wie King: Er erschafft sich ein Pseudonym. Auch King verfasste unter dem Namen Richard Bachmann vier Bücher, bevor er sich entschließen konnte, zu seinem eigenen zurückzukehren 88. In dem Buch „The Dark Half“ wird die Problematik der Verselbständigung und der ung e heuren Magie, die ein solches Pseudonym auszulösen vermag, thematisiert, und King führt die Idee weiter, bis hin zur Katastrophe. Die Fiktion, die King hier ausführt, ist natürlich nicht in der Realität zu finden, dennoch gibt es wohl auch Schriftsteller, die sich nahezu in ihr Pseudonym „verlieben“, da sie hier eine ganz andere Seite ausleben können, etwas, das man unter ihrem eigenen Namen nie vermuten würde. Die Entscheidung, ob King hier seine Autobiographie zu einem interessanten Buch modifiziert, oder ob er lediglich ein Buch mit autobiographischen Details versetzt, bleibt dem Leser überlassen. Die Ähnlichkeiten zwischen Thad und King sind allerdings nicht von der Hand zu weisen. Ein weiteres Kennzeichen von King ist die einfache – und häufig auch Umgangs- - Sprache, sowie der simpel konstruierte Plot seiner Bücher. Wenn die ser auch zumal etwas verwinkelt und unlogisch erscheint, so beruht er doch lediglich auf sich selbst, und setzt kein Vorwissen voraus, wie das oft bei höherer Literatur der Fall ist. Auch die Sprache ist leicht verständlich, es werden 88 Auf diese Parallele verweist King selbst am Anfang des Buches. Für Personen, denen das Pseudonym nicht bekannt ist, ist diese Mitteilung allerdings unmöglich korrekt einzuordnen: „Für seine Mithilfe und Anregung bin ich dem verstorbenen Richard Bachmann Dank schuldig. Ohne ihn hätte dieser Roman nicht geschrieben werden können“ (tdh 6) 26 nur wenige Fremdwörter gebraucht, und falls doch, folgt eine Erklärung. Dies hat zwei Effekte: Zum Einen wird das Buch sehr leicht verständlich und lässt sich – auch bedingt durch die einfache Thematik – sehr schnell lesen. Daraus ergibt sich Punkt Nummer zwei: King ist sehr regelmäßig in den Bestsellerlisten zu finden, da sich alle sozialen und bildungstechnischen Kategorien von seinem Schreibstil angesprochen fühlen können. Den Anspruch, echte Liter atur zu verfassen, hat King hierbei gar nicht : „Meine Bücher sind das literarische Äquivalent eines Big Mac mit einer großen Portion Pommes.“ 89 Diese Einstellung macht King zu einem reinen Trivialliteraten, allerdings mit einem ebenso hohen Beliebtheitsgrad wie McDonalds. Neben diesen persönlichen Aspekten lässt sich aber auch ein zeitbezogener Einfluss in seinen Büchern feststellen. Das Umfeld, in dem Thad dargestellt wird, entspricht dem eines typischen amerikanischen Bürgers der oberen Mittelschicht: Der Mann verdient genug Geld, um die Familie mit – typischerweise – zwei Kindern zu versorgen, während die Frau den Haushalt organisiert. Er wohnt in einer Kleinstadt und beisitzt ein Sommerhaus in einem anderen Staat, indem er gemütlich Urlaub mit seiner Familie zu machen pflegt. Selbst verständlich gibt es da auch das eine oder andere Problem innerhalb der Ehe, das aber mit gemeinsamen Kräften gemeistert wird. Thad ist so sehr ein Kind seiner Zeit, dass es Niemandem schwerfallen dürfte, sich eine ähnliche Person im nahen Freundes- oder Bekanntenkreis zu suchen. Dies ermöglicht eine einfache Identifikation, da mit allgemeingültigen Klischees gearbeitet wird. Das psychologische Problem der Selbstkonfrontation und der Identitätskrise, das hier literarisch verarbeitet wird, ist ebenfalls ein typischer Aspekt des 20. Jahrhunderts. Der Mensch – in diesem Fall Thad Beaumont – entdeckt auf ein Mal seine dunkle Seite, der er sich zwar immer latent bewusst war, zu der er aber nie wirklich gestanden hat. Stark ist ein Überbleibsel seiner Kindheit, das er aufarbeiten und überwinden muss. Diese Konfrontation mit sich selbst er leben Tag für Tag zahlreiche Menschen, und sie wird in einer Zeit, in der man Gelegenheit bekommt neben seinem Broterwerb auch noch genügend Freizeit für solche Dinge wie Selbstreflexion zu haben, immer häufiger. Dies beweist die stetig wachsende Zahl an Selbsthilfegruppen und leider auch Selbstmorden, und nur so lässt sich die Tatsache erklären, dass es in Amerika mittle rweile mehr Psychiater, als Briefträger gibt90. Der Mensch wird mit einem Selbstbild konfrontiert, das für ihn nur schwer zu verstehen und zu akzepti eren ist. 89 Biographie Stephen King 27 VI Weiterführende Gedanken VI.1 Die Frage nach der Selbstbestimmung des Menschen als Leitgedan ke beider Bücher Als grundlegende Idee findet sich in beiden Büchern die Frage nach der Selbstbestimmung des Menschen. Sowohl Medardus als auch Thad sind der Meinung, ihr Leben in der Hand zu haben, d.h. frei darüber verfügen zu können. Medardus erkennt den Trieb, dem er unterworfen ist – nämlich das Ve rlangen Aurelie zu besitzen –, zwar, kann sich ihm aber nicht entziehen. Doch selbst die Verfolgung dieses Ziels bleibt ihm verwehrt, wenn er sich immer wieder seinem Doppelgänger und den damit verbundenen Attacken des Wahnsinns stellen muss. Letztendlich erfährt er erst in dem italienischen Kloster, dass sein Leben von vornherein determiniert war, und er entweder die Möglichkeit hatte, die Familie auszusöhnen, oder wie seine Ahnen in Frevel zu verfallen. Medardus erscheint somit als fremdbestimmte Persönlichkeit, g elenkt von der Erbschuld und seiner eigenen Triebhaftigkeit. Thad unterliegt dem Trugschluß, ein freies Wesen zu sein, wesentlich länger, nämlich über Jahre hinweg, bis er sich entschließt sein Pseudonym abzuscha ffen. Erst hier manifestiert sich die Kraft, die ihn die ganze Zeit schon im Griff hatte, zur Person George Stark. Sein weiteres Leben wird von Stark bestimmt, und Thads Aktionen scheinen oft nur als bloße Reaktionen. Trotz der Tatsache, dass es letztendlich Thad ist, der dem Ganzen ein Ende bereitet und Stark vernichtet, hat dieser weiteren Einfluss auf sein Leben, was in einer kaputten Ehe und einem verzweifelten Ichverständnisses Thads endet. So stellen beide Schriftsteller die Frage nach der Fremdbestimmung des Menschen in den Raum, und keiner entschließt sich, dem Leser eine Antwort zu geben. Vielleicht deshalb, weil dies eine Frage ist, die zu beantworten dem Selbstverständnis des Individuums überlassen werden muss. VI.2 Das Ende des Buches: Vergebung für den Protagonisten ? Bereits aus der Tatsache, dass das Verfassen des Buches die „Elixiere des Teufels“ für Medardus eine Art Bußübung ist, legt die Frage nahe, ob ihm denn am Ende des Buches auch wirklich vergeben wird. Medardus selbst kann diese Frage nicht beantworten, jedoch findet sich am Ende des Buches ein Nachwort von einem anderen Mönch des Klosters, der berichtet, dass Medardus „sehr fromm gestorben [sei]“ 91. Allerdings sei dahingestellt, inwieweit ein simpler Mönch den komplizierten Seelenzustand des Medardus erfassen kann. Im Gegensatz zu diesem nämlich, beurteilt Medardus seinen Situation weit weniger positiv, wenn er seinen Schriften mit einer Bitte an die heilige Rosalia schließt: „[B] itte für mich, o heilige Jungfrau, in der dunklen Stunde, dass die macht der Hölle [...] nicht mich bezwinge und hinabreiße in den Pfuhl ewiger 90 Wobei man doch logischerweise annehmen müsste, dass ein solch typischer Dienstleistungsberuf stärker vertreten sein müsste, als eine spezielle medizinische Richtung. 91 EdT 323 28 Verderbnis!“ 92. Medardus scheint seinen Sünden also nicht als gesühnt anzu sehen, wenn er sich immer noch als angreifbar für die Versuchung betrachtet. Wie gestaltet King sein Ende ? Thads Buße ist die Ermordung (wenn man bei einem Untoten von Ermordung sprechen kann) von Stark. Er hat ihn aus der Welt geschafft, obwohl er ihn nicht einmal bewußt in die Welt hineingesetzt hat. Die Buße scheint also mehr als genügend. Und trotzdem fühlt Thad sich weiterhin schuldig (→III.3). Es scheint als ob es für beide – Medardus und Thad – keine Vergebung geben könne. So groß ist die Schuld die sie auf sich geladen haben, dass man sie nicht wieder wett machen kann. Sowohl Hoffmann als auch King postulieren damit, dass ein guter Wille oftmals nicht genügt, und es durchaus möglich ist sich soweit in Sünde zu verstricken, dass man dazu verdammt wird ein Leben lang damit zu kämpfen. Hier zeigt sich ein ähnlich pessimistisches Menschenbild, wie in der Beantwortung nach der Frage der Selbstbestimmung. C Das Motiv des Doppelbewustseins in dem Buch Fight Club Das Doppelgängermotiv, das sich noch bei Hoffmann finden ließ, gestaltete sich bei King bereits zu einem halben Doppelbewusstsein um. 10 Jahre später findet sich dieses Motiv voll ausgestaltet in dem Roman „Fight Club“ von Chuck Palahniuk wieder. In einem Zeitalter, in dem die Rätsel der Gene bereits fast völlig entschlüsselt sind, ist ein einfacher Doppelgänger nicht mehr reizvoll. So verlegt sich der Autor auf das Doppelbewusstsein, was sich als psychisches Problem wesentlich interessanter gestalten lässt. Der unscheinb are Versicherungsangestellte lebt nachts ein zweites Leben, von dem er selber nichts weiß. Mit der Zeit glaubt er, sein zweite Ich als Person wahrnehmen zu können, die genau mit den Eigenschaften bestückt ist, die ihm – seiner Mei nung nach – fehlen: Er ist ein Draufgänger, hat Erfolg bei Frauen und steht völlig frei außerhalb der Gesellschaft. Im Prinzip ist es eine Idee, die sich personifiziert, allerdings nicht wie bei Stark als reale Person, sondern nur für seinen Schöpfer sichtbar. Und auch hier finden sich typische Aspekte wieder: Der Doppelgänger, der böse Dinge tut, wie Restaurants zu boykottieren, indem er in die Suppenterrine pinkelt, oder Häuser in die Luft zu jagen. Der eigentliche Protagonist bleibt für den Leser scheinbar schuldlos, obwohl er es natürlich ist, der all diese Dinge, allerdings mit einem anderen Bewusstsein, tut. Ebenso wie bei Hoffmann findet sich auch hier ein Ich-Erzähler, was den Leser auf ein und denselben Wissensstand, wie den Protagonisten verweist. Das Motiv des Doppelgängers unterliegt somit zwar einem Wandel, es fasz i niert Schriftsteller und Publikum aber immer noch, wie das Interesse an den „Elixieren“ im 19 Jahrhundert, die Verkaufszahlen von „The Dark Half“ im 20. Jahrhundert, und die Einnahmen des Films Fight Club – nach dem gleichnamigen Buch - eindrucksvoll beweisen. 92 EdT 320 29 Literaturangaben - King, Stephen - Stark „The Dark Half“ , München, Wilhelm Heyne Verlag 1998 25 - Hoffmann, E.T.A. – Die Elixiere des Teufels, Stuttgart, Pilipp Reclam jr. Verlag 1997 - Brockhaus, Enzyklopädie in 24 Bänden, Leipzig-Mannheim F.A. - Brockhaus GmbH 1998 2 0 Biographie Stephen King, Munzinger-Archiv/Internationales Bio - - graphisches Archiv 6/97, New York, Viking Press Palahniuk, Chuck – Fight Club, München, Droemersche Verlagsan - - stalt Th. Knaur Nachf. 1999 ferner: Hans Gerd Rötzer – Geschichte der deutschen Literatur, Bamberg, C.C. Buchners Verlag 1992 5 30 Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. 31 , den Ort Datum Sonja Lux