Konzept der Außenarbeitsplätze der

Transcrição

Konzept der Außenarbeitsplätze der
„Durchführungskonzept für das
Eingangsverfahren und den
Berufsbildungsbereich“
der Werkstätten Haus Hall GmbH
Eingangsverfahren und Berufsbildungsmaßnahme;
ein individuelles Angebot zur Teilhabe an Arbeit
Träger:
Werkstätten Haus Hall GmbH
Tungerloh-Capellen 4, 48712 Gescher, anerkannt gem SGB IX
Sitz der Gesellschaft: Gescher, Amtsgericht Coesfeld HR B 4309
Geschäftsführer: Dr. Thomas Bröcheler
Gesellschafter: Bischöfliche Stiftung Haus Hall
- Einrichtungen für Menschen mit Behinderung dem Deutschen Caritasverband angeschlossen
Inhalt:
0. Vorbemerkung
…1
1. Allgemeine Grundlagen und Leistungen im Eingangsverfahren und dem
…2
Berufsbildungsbereich
1.1. Leitgedanken und Grundsätze
…2
1.2. Rechtsgrundlagen
…3
1.2.1
Begriff und Aufgabe der Werkstatt
1.2.2
Personenkreis, Aufnahmevoraussetzung, Ausschlusskriterien
1.2.3
Aufgaben des Eingangsverfahrens
1.2.4
Aufgaben des Berufsbildungsbereiches
1.3. Zielgruppen
…5
1.3.1
Menschen mit einer psychischen Behinderung
1.3.2
Menschen mit intellektueller Behinderung
1.3.3
Menschen mit schwermehrfach Behinderung
1.4. Bildungsstruktur und methodisches Vorgehen
…7
1.4.1. Barrierefreier Zugang und Darstellung von Informationen
1.4.2. Kontinuierliches Angebot
1.4.3. Individuelle Eingliederungsplanung
1.4.4. Übergreifende Kompetenzbildung
1.4.4.1.
Soziale, kommunikative und interkulturelle Kompetenzen
1.4.4.2.
Methodische Kompetenzen
1.4.4.3.
Aktivitäts- und Umsetzungskompetenzen
1.4.4.4.
Personale Kompetenzen
1.4.4.5.
Allgemeine Grundfähigkeiten
1.4.5. Gender - Mainstreaming
1.5. Regionale Netzwerke
…11
1.6. Fachausschuss
…12
1.6.1. Zusammensetzung
1.6.2. Funktion und Aufgabe
II
1.7. Qualitätssicherung
…13
1.7.1. Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001; 2008
1.7.2. Nachweis der Teilnahme
1.7.2.1.
Anwesenheitsliste
1.7.2.2.
Unterweisungsfreie Zeiten
1.7.2.3.
Fehlzeiten
1.7.3. Datenschutz
2. Zielsetzung und Ablauf im Eingangsverfahren
2.1. Ziele und Aufgaben des Eingangsverfahren
…15
…15
2.1.1 Individuelle Kompetenzanalyse
2.1.2 Individuelle Eingliederungsplanung
2.2. Prozesse und Tätigkeiten im Eingangsverfahren
…19
2.2.1 Kundenabfrage Neigung bzw. berufliche Interessen der TN
2.2.2 Aufnahmegespräch
2.2.3 Einführung in die WfbM
2.2.4 Berufsfindung / Arbeitserprobung in verschiedenen Berufs- bzw.
Qualifizierungsfeldern
2.2.5 Auswertung der Ergebnisse der Berufsfindung bzw. der einzelnen
Arbeitserprobungen
2.2.6 Eingliederungsplan / Fachausschuss
3. Zielsetzung und Ablauf im Berufsbildungsbereich
3.1. Ziele und Aufgaben des Berufbildungsbereiches
…22
…22
3.1.1. Rahmenbedingungen der BBB
3.1.2. Übergangsgestaltung EV/BB
3.1.3. Binnendifferenzierung im BBB
3.1.4. Modulare berufliche Bildung
3.1.5. Methodenvielfalt
3.1.5.1.
Schlüsselqualifikation
III
3.2.
Prozesse und Tätigkeiten im Berufsbildungsbereich
3.2.1
Einführung in den Berufsbildungsbereich der WfbM
3.2.2
Angebote des Berufsbildungsbereiches
3.2.3
3.2.2.1
Fortführung der beruflichen Findung
3.2.2.2
Berufliche Schwerpunktausbildung
3.2.2.3
Integrierte berufliche Schwerpunktbildung
…28
Auswertung der Ergebnisse im Berufsbildungsbereich
4. Rahmenbedingungen
4.1. Personal
…30
…30
4.1.1. Professionen und Schnittstellenaufgaben
4.1.1.1. Sozialpädagogische Begleitung
4.1.1.2. Bildungsbegleiter
4.1.1.3. Fachkraft Bildung
4.2. Raumangebot
…32
4.2.1. Arbeitsräume
4.2.2. Schulungsräume
4.2.2.1. Küche
4.2.2.2. Seminarräume
4.2.2.3. Fortbildungsräume
4.2.2.4. EDV - Schulungsraum
4.2.2.5. Bildungshaus (Oldenkott)
IV
0.
Vorbemerkung:
Die Werkstätten Haus Hall GmbH (im Weiteren Werkstätten) bieten 1056 Menschen mit
Behinderung (15. Oktober 2010) an den 5 Standorten Gescher, Stadtlohn, Ahaus, Velen und
Coesfeld, Orte zur Arbeit. Das Einzugsgebiet umfasst die Kommunen Ahaus, Legden,
Stadtlohn, Südlohn, Gescher, Velen, Coesfeld und Rosendahl.
Die Werkstätten verfügen über differenzierte, vielfältige Bildungs- und Arbeitsangebote. Das
„Durchführungskonzept für das Eingangsverfahren und den Berufsbildungsbereich“ ist ein
wesentlicher Baustein im Leistungsspektrum der Werkstätten Haus Hall, da es den
Grundstein für eine individuell ausgearbeitete Integration in Arbeit legt. Es bietet
Interessenten bereits im Vorfeld einer Aufnahme eine Orientierung und frühe Einbeziehung.
Das Konzept beschreibt das Vorgehen und die Durchführung des Eingangsverfahrens und
der Berufsbildungsmaßnahme der Werkstätten Haus Hall. Hierbei korrespondiert es in seiner
inhaltlichen
Struktur
mit
dem
Fachkonzept
für
Eingangsverfahren
und
Berufsbildungsmaßnahmen (2010) der Bundesagentur für Arbeit.
Es bietet mit seinen Leitideen und Grundsätzen ebenfalls eine wesentliche Grundlage für alle
weiteren Bildungsmaßnahmen auch im Arbeitsbereich der Werkstätten Haus Hall.
Der bekannteren Lesbarkeit wegen wird im Weiteren bei der Personenansprache die
männliche Form verwandt, selbstverständlich sind hiermit auch alle Frauen gemeint. Dem
Genderaspekt explizit ist ein eigenes Kapitel zugedacht.
Zur Struktur und Gliederung des vorliegenden Konzeptes ist zu bemerken, dass nach einem
Blick auf die allgemeinen Grundlagen und übergreifenden, indirekten Leistungen der
Werkstatt im Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich im ersten Kapitel, zunächst in
Kapitel zwei die Grundlagen der Werkstatt für das Eingangsverfahren mit seinen Zielen und
Aufgaben vorgestellt wird. Anschließend folgt die Darstellung der geltenden Prozesse und
konkreten Tätigkeiten.
Hiernach wird mit dem gleichen Aufbau im Kapitel 3 die Berufsbildungsmaßnahme
beschrieben. Es folgen in Kapitel 4 die Ausführungen zu den Rahmenbedingungen wie
Personal und räumliche Ausstattung. In sämtlichen Kapiteln gibt es Verweise auf verwendete
gültige Dokumente, die gelistet ihres chronologischen Erscheinens im Text im Anhang
zusammengefasst sind.
1
1.
Allgemeine Grundlagen der Leistungen im Eingangsverfahren und
Berufsbildungsbereich
Die allgemeinen Leistungsgrundlagen sind in der Werkstättenverordnung verankert. Das
Fachkonzept der Bundesagentur für Arbeit bildet die inhaltliche Basis des hier folgenden
Durchführungskonzeptes der Werkstätten Haus Hall ab.
Die
konkrete
institutionelle
Einordnung
und
Durchführung
erfolgt
über
das
Qualitätsmanagement (nach der DIN EN ISO 9001: 2008) der Werkstätten Haus Hall GmbH.
Differenzierte Funktionsbeschreibungen, beschriebene Prozesse und Handlungsrichtlinien
sorgen für hohe Handlungssicherheit und Transparenz; geregelte Befragungen und
festgelegte Evaluationen sorgen für eine permanente Verbesserung.
1.1
Leitgedanken und Grundsätze
Das Durchführungskonzept für das Eingangsverfahren und den Berufsbildungsbereich
versteht sich als Handlungsgrundlage der Werkstätten Haus Hall. Aus dem Leitbild der
Stiftung Haus Hall abgeleitete Prinzipien stehen als Orientierungspunkte über dem Handeln
der Verantwortlichen:
-
Individualität
Jeder Mensch ist einzigartig, schon von unserem christlichen Selbstverständnis aus, von
dem der Mensch von Gott ins Leben gerufen wurde.
Demzufolge wird auch bei der beruflichen Bildung ein jeweils individueller Weg notwendig
und beschritten. Eine Spannbreite der Anforderungsprofile ist offenkundig: von dem
handlungsleitenden Gedanken, die Arbeit dem Menschen anzupassen, bis hin zur
Möglichkeit der Unterstützung, eine anerkannte Berufsausbildung durchzuführen.
-
Selbstbestimmung
Jeder Mensch ist sein eigener Experte, kennt sich mit seinen Stärken, Schwächen und
Wünschen am Besten, daher bestimmt er soweit wie möglich, selbst seinen Weg der
beruflichen Bildung.
-
Begleitung durch Fachkräfte
Fachkräfte
unterstützen
beim
Prozess
der
beruflichen
Rehabilitation
von
der
Selbstbefähigung und Bedürfnisentwicklung als Voraussetzung zur Selbstbestimmung, bis
hin zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Arbeit.
2
-
Flexibilität
Person und Umfeld sind in Bezug zueinander zu betrachten. Denkbare Wege der beruflichen
und persönlichen Entwicklung werden aufgegriffen. Strukturelle Vorgaben der WfbM werden
auf ihre Unabdingbarkeit hin überprüft, um nach Möglichkeit auch neue Wege bestreiten zu
können.
-
Transparenz
Das Tun und Handeln der Beteiligten ist an jeder Stelle von Allen klar erkennbar.
-
Dialog
Das Arbeitsverhältnis ist dialogorientiert. Es findet ein permanenter Austausch über Ziele und
Perspektiven statt.
Der Blickwinkel in der Begleitung ist die Stärken Perspektive. Grundannahme hierzu ist es,
dass sich die Persönlichkeit im Rahmen der Selbstaktualisierung und der sozialen
Beziehungen kontinuierlich entfaltet.
Aus diesen Leitgedanken ergibt sich als Selbstverständlichkeit, dass niemand aufgrund der
Art und Schwere der Behinderung ausgeschlossen wird.
„Wofür wir einstehen: dass jeder Mensch sich entwickeln kann und Fähigkeiten in sich hat,
die sich entfalten wollen - wie auch Grenzen mit denen zu leben ist.“ (aus dem Leitbild Haus
Hall)
1.2
Rechtsgrundlagen
1.2.1 Begriff und Aufgabe der Werkstatt:
Die Werkstatt ist eine Einrichtung zur Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben im
Sinne des ersten Teils Kapitel 5 des SGB IX und zur Eingliederung ins Arbeitsleben.
Sie bietet denjenigen behinderten Menschen, die wegen Art oder Schwere der Behinderung
-
nicht
-
noch nicht oder
-
noch nicht wieder
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt werden können, eine
-
angemessene berufliche Bildung und
-
die Möglichkeit, ein ihrer Arbeitsleistung entsprechendes Arbeitsentgelt zu erzielen.
Die Werkstatt ermöglicht des Weiteren dem behinderten Menschen
3
-
seine Leistungs- oder Erwerbsfähigkeit zu erhalten, zu entwickeln, zu erhöhen oder
wiederzugewinnen
-
und dabei die Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Des Weiteren fördert die Werkstatt
-
durch geeignete Maßnahmen den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Dazu
verfügt sie über ein
-
breites Angebot an Berufsbildungs- und Arbeitsplätzen und
-
qualifiziertes Personal.
1.2.2 Personenkreis, Aufnahmevoraussetzung, Ausschlusskriterien
Die Werkstatt steht allen behinderten Menschen unabhängig von Art und Schwere der
Behinderung offen, sofern erwartet werden kann, dass sie spätestens nach Teilnahme an
Maßnahmen
im
Berufsbildungsbereich
wenigstens
ein
Mindestmaß
wirtschaftlich
verwertbarer Arbeitsleistung erbringen werden (136 Abs.2 Satz 1 SGB IX).
1.2.3 Aufgaben des Eingangsverfahrens
Die Aufgabe des Eingangsverfahrens ist es, nach § 3 Abs. 1 Satz 2 WVO festzustellen
-
ob die Werkstatt die geeignete Einrichtung zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur
Eingliederung in das Arbeitsleben im Sinne des § 136 SGB IX ist, sowie
-
welche Bereiche der Werkstatt und welche Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
und ergänzende Leistungen oder Leistungen zur Eingliederung in das Arbeitsleben in
Betracht kommen und
-
einen Eingliederungsplan zu erstellen.
Nähere Inhalte und die konkrete Umsetzung in die Praxis sind diesem Konzept im Weiteren
zu
entnehmen,
das
sich
inhaltlich
am
Fachkonzept
für
Eingangsverfahren
und
Berufsbildungsmaßnahmen (2010) der Bundesagentur für Arbeit orientiert.
1.2.4 Aufgaben des Berufsbildungsbereiches
Die Aufgabenstellung des Berufsbildungsbereiches ist es, den behinderten Menschen so zu
fördern, dass er im Anschluss an die Maßnahme in der Lage ist,
-
im
Arbeitsbereich
der
Werkstatt
wenigstens
ein
Mindestmaß
wirtschaftlich
verwertbarer Arbeitsleistung im Sinne des § 136 Abs. 2 SGB IX zu erbringen bzw.
-
im Arbeitsbereich eine qualifizierte Beschäftigung ausüben zu können oder
-
eine berufliche Tätigkeit oder Bildungsmaßnahme außerhalb der Werkstatt
aufzunehmen
4
Auch hier sind nähere Inhalte und die konkrete Umsetzung diesem Konzept im Weiteren zu
entnehmen,
das
sich
inhaltlich
am
Fachkonzept
für
Eingangsverfahren
und
Berufsbildungsmaßnahmen (2010) der Bundesagentur für Arbeit orientiert.
1.3
Zielgruppe
In den Werkstätten Haus Hall führen Menschen mit primär psychischer Behinderung,
intellektueller Behinderung, manchmal einhergehend mit einer körperlichen Behinderung,
Sinnesbehinderung oder auch einer sozio-emotionalen Behinderung ihre berufliche
Rehabilitation
durch.
Es
ergeben
sich
hinsichtlich
des
Hilfebedarfes
und
der
Unterstützungserwartung drei unterschiedliche Anforderungsbereiche mit dem gemeinsamen
Ziel, der Teilhabe am Arbeitsleben.
1.3.1 Menschen mit einer psychischen Behinderung
Bei der Zielgruppe der psychisch behinderten Menschen handelt es sich um Menschen mit
Psychosen, Neurosen und Persönlichkeitsstörungen. Im Einzelfall können auch Menschen
mit Anfallsleiden, Suchtproblemen und Doppeldiagnosen aufgenommen werden, wenn die
psychische Behinderung im Vordergrund steht.
Die psychisch behinderten Menschen, die eine berufliche Bildungsmaßnahme in der
Werkstatt für Menschen mit Behinderung beginnen, zeigen individuell unterschiedliche
Beeinträchtigungen im kognitiven, affektiven und sozialen Bereich.
Ausprägungen dieser Störungen können sowohl in der Abstraktionsfähigkeit, in den
Prozessen
der
Reizerkennung,
in
der
Konzentrationsfähigkeit,
in
der
Informationsverarbeitung und im Kommunikationsverhalten liegen.
Darüber hinaus trifft man bei diesem Personenkreis – individuell verschieden – auf
paranoides Erleben, depressive oder manische Verhaltensweisen und psychomotorische
Unruhe und damit verbundene begrenzte motorische Leistungsfähigkeit.
Häufig ist für die psychische Befindlichkeit und damit einhergehend für die Arbeitsfähigkeit
eine dauerhafte Medikamenteneinnahme notwendig.
Die Einschränkungen durch die psychische Erkrankung können sich sowohl im soziokommunikativen Bereich, als auch in der Arbeitsfähigkeit auswirken. Beispielhaft hierbei zu
nennen sind die Arbeitsmotivation und eine stark schwankende Leistungsfähigkeit.
Veränderungen im emotionalen Bereich, hierbei stehen Ängste verschiedenster Art häufig im
Vordergrund, beeinflussen zum Teil sehr massiv das Denken, die Wahrnehmung und damit
das Handeln der Menschen. Bezogen auf die Zukunftsplanung befinden sich psychisch
behinderte Menschen oft in einem Teufelkreis aus Ängsten und Unsicherheiten. Darunter
5
leidet auch ihre Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. In diesem Zusammenhang tritt oft das
Phänomen auf, dass psychisch behinderte Menschen ihre vorhandenen Fähig- und
Fertigkeiten nicht mehr abrufen oder einsetzen können.
Es ist von großer Bedeutung, den Zusammenhang zwischen der Erkrankung und den
erlebten Veränderungen mit der Arbeitswelt (wieder) herzustellen. Das bedeutet eine
intensive Auseinandersetzung mit den funktionellen und sozialen Einschränkungen der
Person, und die daraus resultierenden Beeinträchtigungen in der Teilhabe am beruflichen
und gesellschaftlichen Leben zu berücksichtigen, zu thematisieren und weitestgehend in den
Rehabilitationsprozess mit einzubeziehen.
Das Angebot für den Personenkreis psychisch behinderter Menschen muss in seiner
Struktur sehr flexibel und in der Arbeitsvielfalt möglichst breit gefächert sein.
1.3.2 Menschen mit intellektueller Behinderung
Die größte Zielgruppe im Berufsbildungsbereich der Werkstätten sind Absolventen der
Förderschule für geistige Entwicklung.
Der Begriff der geistigen Behinderung wird dabei oft verwandt. Er ist unzulänglich und
reduziert auf den rein medizinisch, testpsychologischen Blickwinkel. Zur Beschreibung einer
Personengruppe ist der medizinische Ursachenblick sicherlich zielführend, bezogen auf
daraus abgeleitete Leistungen und Erfordernisse für diesen Personenkreis sicher nicht. Es
stellt sich immer die Frage was behindert den intellektuell beeinträchtigten Menschen wirklich
und welche Antwort unterstützt oder „enthindert“ diesen Menschen.
Hier spielen die gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen, in denen eine Person
aufwächst und lebt, eine wesentliche Rolle. Eine intellektuelle Behinderung tritt meist nicht
für sich isoliert auf, sondern geht auch überwiegend mit einer Beeinträchtigung der
kommunikativen Fähigkeiten sowie Problemen in der Motorik und Aufmerksamkeit einher.
Die Beeinträchtigung von Kommunikation zum Beispiel, der aktiven Sprache oder auch des
Hörvermögens, behindert Interaktion und den Austausch von Gedanken, Wünschen und
Empfindungen und führt zwangsläufig zu Miss- und Unverständnis, in ausgeprägten
Situationen zur Isolation und kann somit auch ursächlich für Lerneinbußen sein.
1.3.3 Menschen mit einer Schwermehrfachbehinderung
Den Menschen mit schwerer geistiger Behinderung, schwerer Körperbehinderung, erhöhter
Pflegebedürftigkeit
oder
herausfordernden
Verhaltensweisen
wird
durch
die
Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse durch spezielle personelle, räumliche und
inhaltliche Ausgestaltung ebenso die Möglichkeit eröffnet, an der Beruflichen Bildung und am
Arbeitsleben teilzuhaben.
6
Kontinuität in den Betreuungsbeziehungen ist für diesen Personenkreis eine wesentliche
Voraussetzung. Variabilität und Flexibilität bei den Rahmenbedingungen sind im Hinblick auf
die Notwendigkeit sehr individueller Angebote ebenso bedeutsam.
Wesentliche methodische Merkmale in der Arbeit sind:
-
Enge personale Begleitung / tragende Beziehung
-
Klar strukturierter Tagesablauf bzw. überhaupt klare Strukturen
-
Vorhersehbarkeit schaffen, u.a. auch mit Unterstützter Kommunikation und dem TeacchAnsatz, näher erläutert unter 3.1.5 Methodenvielfalt.
-
Reizreduzierung
-
kleinschrittige Vermittlung von Inhalten, Zergliederung der Arbeitsaufgaben
-
Beständige Wiederholung von Lernschritten / Kontinuität
-
Einsatz von individuell angefertigten Vorrichtungen und Hilfsmitteln
-
Viel Zeit für Entwicklung gewähren
-
Begleitende
Angebote
u.a.
zur
Wahrnehmungs-
und
Verarbeitungsfähigkeit,
Kommunikationsfähigkeit, körperlichen und geistigen Mobilität, zur Festigung sozialer
Fähigkeiten und lebenspraktischer Fähigkeiten, sowie zur Arbeitsanbahnung,
-
Dazu gehören auch Basale Stimulation nach A. Fröhlich, Basale Kommunikation und
Sensomotorische Förderung.
1.4.
Bildungsstruktur und methodisches Vorgehen
Die unterschiedlichen Zielgruppen haben, begonnen mit dem eigenen Lebenshintergrund,
über die individuelle Disposition von Kompetenzen, jeweils eigene Bedürfnisse, Wünsche
und Vorstellungen, natürlich auch bezogen auf ihre berufliche Rehabilitation.
Die Aufgabe der Werkstatt ist es, eine Struktur zu schaffen, die in Verlässlichkeit und
Transparenz ein ergebnisorientiertes Planen und Erarbeiten von Zielen ermöglicht und
gleichzeitig soviel Flexibilität mit sich bringt, um den unterschiedlichten Anforderungen
gerecht zu werden.
1.4.1. Barrierefreier Zugang und Darstellung von Informationen
Die Werkstätten sind für alle Personengruppen barrierefrei zugänglich. Um eine frühmögliche
Mitwirkung von aufnahmeinteressierten Personen zu erreichen, ist die Darstellung des
Werkstattangebotes in einfacher Sprache unerlässlich. Dies kann nicht die individuelle
persönliche Beratung ersetzen, aber diese zur Erinnerung und Nacharbeit sinnvoll ergänzen.
7
In gesamten Werkstattbereich wird bildunterstützt und mit Methoden der Unterstützten
Kommunikation gearbeitet, zum Beispiel:
- Ich Buch
- Tages- und Wochenplan
- Gebärden-Singkreis
Zur Sicherstellung des Angebotes im Werkstattbereich ist für Unterstützte Kommunikation
eine ausgebildete Fachkraft beratend, koordinierend und unterstützend für diese Aufgabe
freigestellt.
1.4.2. Kontinuierliches Angebot
Das Werkstattangebot und somit auch der Berufsbildungsbereich sind modular organisiert
und stehen ganzjährig zur Verfügung. Somit kann nach Zustimmung des Fachausschusses
die Werkstatt den Interessenten innerhalb von vier Wochen in eine Maßnahme aufnehmen.
Der Fachausschuss trifft sich viermal jährlich zur Beratung und Entscheidung der weiteren
Vorgehensweisen.
Darüber
Aufnahmeentscheidungen
hinaus
zwischen
gibt
es
Möglichkeiten
zu
den
Fachausschusssitzungen
kurzfristigeren
durch
das
Umlaufverfahren.
1.4.3. Individuelle Eingliederungsplanung
Die Werkstätten arbeiten nach dem Prinzip der Ganzheitlichkeit. Dies betrifft sowohl die
Entwicklungsbetrachtung des Menschen, als auch die gesamte didaktisch und methodische
Ausrichtung.
Das
heißt,
diagnostische
Instrumente
als
auch
arbeitspädagogische
Zielformulierungen korrespondieren miteinander. Sie sind aufeinander aufbauend und gelten
für das Eingangsverfahren, den Berufsbildungsbereich und den Arbeitsbereich. Somit kommt
dem Eingangsverfahren mit der Entwicklung des Eingliederungsplanes zur Vorstellung der
weiteren Planungen im Fachausschuss grundlegende Bedeutung für die weitere Arbeit zu.
Die individuelle Eingliederungsplanung wird in den Kapiteln 2 und 3 differenziert ausgeführt.
1.4.4. Übergreifende Kompetenzbildung
Berufliche Bildung baut auf den Grundlagen der Vorbildung auf. Sie nutzt diese als
Basisqualifikationen für den beruflichen Bildungsprozess. Die vorhandenen Qualifikationen
gilt es im gesamten Bildungsprozess der Werkstatt zu erhalten, zu verbessern und
weiterzuentwickeln.
8
Aus dem Blickwinkel der Ganzheitlichkeit ergeben sich übergreifende Lernziele der
Beruflichen Bildung, die sich den folgenden 5 Bereichen zuordnen lassen.
Teamfähigkeit
Sozial-kommunikative Kompetenz
Toleranz
Kommunikationsfähigkeit
allgemeine Kompetenz
Lebenspraktische Fähigkeiten
Arbeitsrelevante Fähigkeiten
Theorie
Ausdauer
Arbeitsorganisation
Fachkompetenz
Durchhaltevermögen
Praxis
AktivitätsKompetenz
Selbständigkeit
Methodische
Kompetenz
Problemlösung
Frustrationstoleranz
Gesundheitskompetenz
Personale Kompetenz
Selbsteinschätzung
Berufliche Bildung setzt auf Kompetenzaufbau vor reiner Wissensvermittlung, mit dem Ziel
eines inhaltlich flexiblen Einsatzes und Umgangs mit Problemsituationen eigeninitiativ
gestalten zu lernen. Die Förderung der Teilnehmer erfolgt in allen fünf Bereichen. Das
Zusammenwirken der Bereiche entwickelt die berufsqualifizierende Kompetenz des
Teilnehmers.
1.4.4.1. Sozial-kommunikative und interkulturelle Kompetenz
-
z.B. Kommunikationsfähigkeit, Kooperations- und Teamfähigkeit, Sprachkompetenz,
dabei sind auch Formen der Unterstützten Kommunikation eingebunden, Verständnis
und Toleranz bei fremden oder unbekannten Verhaltensweisen und anderen Kulturen
9
1.4.4.2. Methodische Kompetenzen
-
z.B. Problemlösung, Arbeitsorganisation, Lerntechnik, Einordnung und Bewertung von
Wissen
1.4.4.3. Aktivitäts- und Umsetzungskompetenzen
-
z.B. selbständige Aufgabenerledigung, Ausdauer, Durchhaltevermögen
1.4.4.4. Personale Kompetenzen
-
Gesundheitskompetenz (z.B. Kennen der eigenen gesundheitlichen Situation, Einhaltung
der medizinischen/therapeutischen Unterstützung)
-
Selbsteinschätzung und Frustrationstoleranz
-
Selbstvertretungskompetenz
1.4.4.5. allgemeine Grundfähigkeiten
-
Lebenspraktische Fähigkeiten
-
Arbeitsrelevante Fähigkeiten
-
Fähigkeiten im sinnvollen Umgang mit Medien, Informationen
Unter Punkt 3.1.5 Methodenvielfalt, sind die angewandten Methoden zur Vermittlung der
Schlüsselqualifikationen differenzierter aufgeführt.
1.4.5. Gender - Mainstreaming
Die
Berücksichtigung
der
Grundsätze
des
Gender-Mainstreaming
soll
über
lebensbegleitendes Lernen Frauen und Männern gleiche Chancen in Arbeitswelt und
Gesellschaft eröffnen.
Das Eingangsverfahren wie auch der Berufsbildungsbereich ist für Frauen und Männer
gleichermaßen geeignet. Die Bildungsangebote berücksichtigen die unterschiedlichen
persönlichen und beruflichen Voraussetzungen von Männern und Frauen.
Die Werkstätten bilden mit ihrem Arbeitsangebot
einen Großteil des regionalen
Arbeitsmarktes ab. Des Weiteren ist ein funktionierender Werkstattalltag nur durch den
Bereich
differenzierter
Dienstleistungen
möglich.
Somit
entstehen
verschiedene
Arbeitsfelder. Bedingt durch die arbeitspädagogische Planung und Begleitung, werden die
Weichen schon frühzeitig gestellt und konsequent im Gespräch mit Vorstellungen der
Werkstattbeschäftigten auf die Förderung, vorhandene Motivation und arbeitsfachliche
Kompetenzen abgeglichen. In der Phase der Berufsfindung wird gezielt die Teilnahme an
geschlechtsuntypischen Berufsbildern angeregt.
10
Jedoch sind die Motivation und Arbeitsleistung schlussendlich Voraussetzung für die
Besetzung eines bestimmten Arbeitsplatzes und nicht das Geschlecht.
Darüber hinaus bietet die Werkstatt geschlechterspezifische Angebote zur Selbst- und
Rollenfindung, wie auch Paarfortbildungen zum Thema Freundschaft Rollendefinition als
Paar an.
1.5
Regionale Netzwerke
Aufgrund der bestehenden Geschäftsbeziehungen gibt es vielfältige, zum Teil langjährige
Kooperationen mit Akteuren des Arbeits- und Ausbildungsmarktes. Die Werkstätten Haus
Hall verfügen über ein umfangreiches Portfolio an Produkten und Dienstleistungen und
bewegen sich als Partner der Wirtschaft am Markt. Die Werkstätten Haus Hall sind zum
Beispiel als Mitglied im Unternehmerverband AIW mit 230 weiteren Unternehmen und
Betrieben der Region organisiert und treten eigeninitiativ in Kontakt mit Betrieben und
Kammern.
Mit unterschiedlichen Betrieben der Region wurden Kooperationsvereinbarungen getroffen.
Die Kooperationen gehen von Vereinbarungen zur Durchführung eines Praktikums bis hin
zur Durchführung einer ambulant begleiteten, innerbetrieblichen Berufsbildungsmaßnahme.
Neben den wirtschaftlichen Geschäftsbeziehungen pflegen die Werkstätten Haus Hall als
Akteur der Eingliederungshilfe und der beruflichen Rehabilitation, Beziehungen zu
Leistungsträgern und weiteren Partnern und Stellen der beruflichen Rehabilitation. Über
Ausschussarbeit und Facharbeitskreise sind sie seit vielen Jahren überregional gestalterisch
aktiv. Dies zeigt sich unter anderem bei der Planung und Durchführung von vier Projekten
(2006 - 2010), finanziell gestützt vom Europäischen Sozialfonds (ESF). Diese vier
arbeitsmarktpolitischen Instrumente zur Integration von Menschen mit Behinderung in Arbeit
entstanden in der Zusammenarbeit der Werkstätten Haus Hall mit der GIB - Gesellschaft für
innovative Beschäftigungsförderung, als landeseigene Gesellschaft NRW, vertreten durch
das Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales und der Regionalagentur Münsterland.
Die Kooperationen finden im regionalen Bereich in der Fallarbeit im Tagesgeschäft, im
überregionalen Bereich in gemeinsamer Gremienarbeit statt.
Die Gremien und alle operativen Bereiche der Werkstätten Haus Hall arbeiten daher aktiv in
verschiedenen Netzwerken der Kreise Coesfeld und Borken und der Region mit. Sie setzen
sich damit für die berufliche Integration behinderter Menschen ein.
11
Werkstätten Haus Hall als Organisation im Netzwerk der Stellen und Akteure des Arbeitsund Ausbildungsmarktes
Facharbeitskreise
der
Caritas
Behindertenhilfe
Psychiatrie
Agentur für
Arbeit
Ak
Behindertenhilfe
UAK Arbeit
Kreis Borken
IFD
Landesarbeitsgemeinschaft
der Werkstätten
Integrationsamt
Werkstätten
Haus Hall
Landschaftsverband
Westfalen Lippe
Arbeitgeber
Betriebe
verschiedene
Kammern
Bezirksregierung
Förderschulen
BerufsBildungsStätten
und
BerufsOzientierungsZentrum
Ahaus
1.6
Fachausschuss
1.6.1
Zusammensetzung
AIW
Unternehmerverband
Die Zusammensetzung des Fachausschusses ist im § 2 Abs. 1 WVO geregelt. Ihm gehören
in gleicher Zahl an:
-
Vertreter der Werkstatt
-
Vertreter der Bundesagentur für Arbeit
-
Vertreter des überörtlichen Sozialhilfeträgers
Den Vorsitz führt der Vertreter der Werkstatt, dem auch die Geschäftsführung obliegt.
1.6.2
Funktion und Aufgaben
Der Fachausschuss ist ein beratendes Gremium er kann soweit erforderlich weitere
Personen und Sachverständige zur Beratung hinzuziehen. Das Votum bindet nicht den
12
zuständigen Rehaträger bei seiner Entscheidung, ihm kommt aber für die Entscheidung eine
besondere Bedeutung zu.
Vor der Aufnahme in das Eingangsverfahren erörtert der Fachausschuss die Fragen ob der
behinderte Mensch für sein Teilhabe am Arbeitsleben die Leistungen einer Werkstatt
benötigt, oder ob andere Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben in Betracht kommen.
Hierbei berücksichtigt er die vorliegenden Stellungnahmen und Gutachten.
Zum Abschluss des Eingangsverfahrens berät der Fachausschuss weiterführend unter
anderem zu den inhaltlichen Fragen welche Bereiche der Werkstatt für den Teilnehmer in
Betracht kommen, ob und wie viel betriebliche Praktika durchgeführt werden sollen, oder
welche anderen Maßnahmen zur Teilhabe in Betracht kommen, wenn die Werkstatt nicht die
geeignete Einrichtung ist.
1.7
Qualitätssicherung
1.7.1 Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001: 2008
Die Werkstätten Haus Hall sind seit 2003 zertifiziert nach der DIN ISO 9001:2008. Dies gilt
nicht nur für Prozesse der Produktion und deren Kunden, sondern auch für die Prozesse der
Rehabilitation und deren Kunden.
Dem Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung folgend, gibt es in regelmäßigen Abständen
dokumentierte
Befragungen
zur
Kundenzufriedenheit.
Das
hier
vorgestellte
Durchführungskonzept ist integriert im Qualitätsmanagementsystem der Werkstätten und
damit hinsichtlich seiner Transparenz der Prozesse und des Zielerreichungsgrades
überprüfbar und über die Berücksichtigung der Kundenbefragungen hinsichtlich der
Teilnehmervorstellungen permanent aktualisiert.
1.7.2
Nachweis der Teilnahme
Die Werkstätten weisen gegenüber dem zuständigen Rehabilitationsträger die Anwesenheit
der Teilnehmer individuell nach. Zu diesem Zweck wird eine Anwesenheitsliste geführt, aus
der die Anwesenheit, die unterweisungsfreien Zeiten und die Fehlzeiten hervorgehen.
1.7.2.1 Anwesenheitsliste
Die Anwesenheitsliste dokumentiert die tägliche Anwesenheit des Teilnehmers. Sie wird vom
zuständigen Gruppenleiter tagesaktuell geführt. Die Liste ist EDV gestützt und dient zur
Abrechnung mit dem zuständigen Rehabilitationsträger. Es werden monatliche Rechnungen
erstellt. Die Spitzabrechnung mit der zuständigen Agentur erfolgt nach Absprache jährlich.
13
1.7.2.2 Unterweisungsfreie Zeiten
Dem Teilnehmer stehen 2,5 Tage unterweisungsfreie Zeit von der Maßnahme pro Monat zu.
Für schwer behinderte Teilnehmer wird §125 SGB IX sinngemäß angewandt. Darüber
hinaus gewährt die Werkstatt bis zu einer Dauer von 2 Kalendertagen Sonderfreistellungen
im individuellen Einzelfall: im Falle eines Wohnungswechsels, einer Eheschließung des
Teilnehmers,
einem
Ehejubiläum
des
Teilnehmers,
seiner
Eltern
oder
seiner
Schwiegereltern, schwere Erkrankung des Ehegatten, eines Kindes, Niederkunft der
Ehefrau, Tod des Ehegatten, eines Kindes oder eines Eltern- oder Schwiegerelternteils,
Wahrnehmung amtlicher, insbesondere polizeilicher und gerichtlicher Termine, Ausübung
öffentlicher Ehrenämter, Regelungen sonstiger wichtiger persönlicher Angelegenheiten,
Teilnahme an religiösen Festen entsprechend den landesrechtlichen Regelungen für
allgemein bildende Schulen, Teilnahme an Einsätzen oder Ausbildungskursen im Rahmen
des Gesetzes über die Erweiterung des Katastrophenschutzes.. Die unterweisungsfreie Zeit
ist beim zuständigen Gruppenleiter im Vorfeld zu beantragen. Es gibt betriebsbedingte
Urlaubszeiten. Der Teilnehmer hat mit diesen Zeiten seinen individuellen Zeitanspruch auf
unterweisungsfreie Zeiten in Einklang zu bringen.
1.7.2.3 Fehlzeiten
Sich gegebenenfalls einstellende Fehlzeiten werden in der Anwesenheitsliste mit folgenden
Kürzeln gepflegt:
-
Unterweisungsfreie Zeit: Kennzeichnung: U
-
für schwer behinderte Teilnehmer:
separat in der Urlaubsverwaltung ausgewiesen
-
Besondere Freistellung,
SU
-
Arbeitsunfähigkeit:
AU
-
Unentschuldigte Fehlzeiten:
FU
Als unentschuldigte Fehlzeiten gelten alle die Tage, die nicht unterweisungsfreie Zeiten,
Zeiten der Arbeitsunfähigkeit oder nach den vorstehenden Reglungen gelten. Eine
Arbeitsunfähigkeit muss ab dem ersten Tag durch ein ärztliches Attest dokumentiert werden.
Es erfolgt eine unmittelbare telefonische Rückmeldung an den zuständigen Berufsberater
des Rehabilitationsträgers, wenn durch die Fehlzeiten und den damit einhergehenden
Umständen das Erreichen des Maßnahmeziels gefährdet scheint. Zeitpunkt und Zeitraum
werden dann mit Angabe von Gründen schriftlich fixiert, mit einem Verfahrensvorschlag
versehen und dem zuständigen Berufsberater des Rehabilitationsträgers zugesandt.
1.7.3
Datenschutz
Nach unterschriebener Einverständniserklärung werden die personenbezogenen Daten,
Entwicklungsprozesse und Zielvereinbarungen, wie auch vorausgegangene Stellungnahmen
14
und Gutachten der Teilnehmer gespeichert und stehen den jeweils am Rehabilitationsverlauf
beteiligten Personen zur Verfügung. Die Werkstätten sichern den sensiblen Umgang mit
diesen wichtigen Teilnehmerdaten zu. Das bedeutet, dass sowohl die im EDV System
verwalteten und zum Teil in Papierform vorliegenden Daten nach den Vorgaben des
Datenschutzgesetzes behandelt werden und die Weiterleitung an Dritte ausschließlich nur
nach expliziter Zustimmung der Teilnehmer bzw. seines gesetzlichen Betreuers geschieht.
2. Zielsetzung und Ablauf im Eingangsverfahren
Im Eingangsverfahren der Werkstätten werden, in Abstimmung mit den Gremien der
zuständigen
Leistungsträger,
Diagnoseverfahren
unter
Nutzung
anerkannter
wissenschaftlicher Verfahren durchgeführt und so geprüft, ob die Werkstatt für behinderte
Menschen
die
geeignete
Rehabilitationseinrichtung
ist,
bzw.
welche
individuellen
Rehabilitationsangebote notwendig und geeignet sind.
Das Eingangsverfahren dauert je nach Fragestellung und Voraussetzung individuell
unterschiedlich in der Regel jedoch 3 Monate. Individuelle Gründe für ein 4 wöchiges
Eingangsverfahren kann zum Beispiel das vorliegende Ergebnis der DIA-AM Maßnahme
oder der Abbruch einer Unterstützten Beschäftigung sein. Das Eingangsverfahren ist einer
Berufsbildungsmaßnahme vorangestellt, so dass ein didaktisch nahtloser Übergang in den
Berufsbildungsbereich beschrieben werden kann. Ebenso kann das Ergebnis des
Eingangsverfahrens alternative Perspektiven außerhalb der Werkstätten aufzeigen. Dies
wird im Fachausschuss beraten und entschieden.
2.1.
Ziele und Aufgaben des Eingangsverfahren
Das Ziel ist, am Ende der Maßnahme einerseits möglichst detaillierte Aussagen über die
beruflichen Interessen, Fertigkeiten und Kompetenzen des Teilnehmers machen zu können.
Dies geschieht in einer individuellen Kompetenzanalyse.
Andererseits soll erarbeitet werden, welche Rahmenbedingungen, positive Fördersituationen
und Zielabsprachen sinnvoll oder notwendig sind, um mit dem Teilnehmer seinen
individuellen Weg der beruflichen Integration zu gehen. Dies beinhaltet ebenfalls die
Möglichkeit einer beruflichen Orientierung in verschiedenen Arbeitsfeldern für den
Teilnehmer. Alle zusammengetragenen Erkenntnisse werden dann im Eingliederungsplan
dokumentiert und im Fachausschuss zur Planung der weiteren beruflichen Schritte
15
vorgetragen. Der Eingliederungsplan wird somit die Grundlage der weiteren individuellen
beruflichen Planung.
2.1.1 Individuelle Kompetenzanalyse
Bereits im Vorfeld der Aufnahme in das Eingangsverfahren beginnt die individuelle
Kompetenzanalyse durch die Befragung der beruflichen Interessen der an einer Aufnahme
interessierten Personen. Eine hohe Motivation durch Interessenslagen und positive
Erfahrungen sind förderliche Bedingungen für eine positiv verlaufende berufliche Integration.
Im Aufnahmeverfahren werden dann umfänglich lebensgeschichtliche Daten erhoben,
Erfahrungen abgebender Einrichtungen sowie der Angehörigen erfasst, die unter Anderem
Aussagen über die Ressourcen der Person und deren Hilfebedarf enthalten. Ebenso werden
medizinisch / psychiatrische Aussagen zur Kenntnis gebracht. Die persönliche Beobachtung
und Auseinandersetzung mit der Person bleibt jedoch die Basis aller Diagnostik.
Je nach Fragestellung und Leistungsfähigkeit werden die zur Verfügung stehenden
Instrumente
eingesetzt.
Es
kommen
standardisierte,
anerkannte
Erhebungs-
und
Testverfahren zum Einsatz.
-
PAC System, Progressive Assessment Chart: entwickelt von Dr. H.C. Günzburg, mit dem
Ziel der Förderung kognitiver und psychomotorischer Fähigkeiten, sozialer Kompetenz
und Integrationsfähigkeiten von Menschen mit geistiger Behinderung. Dieses Verfahren
wird in den Werkstätten Haus Hall in Verbindung mit dem DLM genutzt
-
DLM, Detmolder Lernwegemodell: entwickelt von der Lebenshilfe Detmold e.V. Es fußt
auf den gesetzlichen Anforderungen, (sonder)pädagogischem und psychologischem
Wissen, dass die Vermittlung der beruflichen Bildung in kleinen Schritten am Bedarf des
behinderten Menschen ermöglicht. Die beruflichen oder persönlichen Lerninhalte werden
in Lernziele aufbereitet und in individuelle Lernzielkataloge zusammenfasst, z.B. nach
Tätigkeitsbereichen (Tischlerei, Industrie & Montage, Küchenbereich,….) oder aber auf
die besonderen Belange von Behinderungsgruppen (Schwerbehindertenkataloge,
Lernzielkatalog Grundkurs, Allgemeine Berufstüchtigkeit (Schlüsselqualifikationen),….).
Das Detmolder Lernwegemodell stellt ein gezieltes und prozessorientiertes Lernen sicher
und kann aufgrund seiner aussagekräftigen Dokumentation, die Qualitätssicherung der
Bildungsprozesse unterstützen. Die bisherige Ursprungsversion wurde von den
Werkstätten EDV verwendbar angepasst und im lebenspraktischen Bereich durch
weitere Items aus dem PAC ergänzt und firmiert unter der Bezeichnung DLM Katalog
129.
Die
Testergebnisse
werden
aus
Alltagssituationen
entnommen,
der
Bildungsbegleiter führt die Erhebungen durch.
-
Melba, Merkmalprofile zur Eingliederung Leistungsgewandelter und Behinderter in Arbeit:
entwickelt an der Universität Siegen im Rahmen eines Forschungsprojektes zur
16
Eingliederung von Menschen mit Behinderung in Arbeit, in Auftrag gegeben durch das
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Es basiert auf einem umfassenden
Merkmalskatalog, der die Bereiche der kognitiven, sozialen und psychomotorischen
Fähigkeiten,
sowie
verschiedener
Qualitäten
der
Arbeitsausführung
und
der
Beherrschung von Kulturtechniken und Kommunikation abdeckt. Im Bereich der unteren
Punkteskala gibt es eine Ausdifferenzierung (Melba SL). Außerdem gibt es das
Instrumentarium zur Diagnostik von Arbeitsfähigkeiten (IDA), ein Set von Arbeitsproben.
-
Hamet 2, (Handwerklich-Motorischer Eignungstest, Version 2) Handlungsorientiertes
Testverfahren zur Erfassung und Förderung elementarer Kompetenzen für berufliche
Bildung und Arbeit: Autoren M. Dieterich, M. Goll, G. Pfeiffer, J. Tress, F. Schweiger, F.
Hartmann unter der Mitarbeit von I. Kempf, A. Walz, P. Beck, M. Fischer. Die Module des
hamet 2 sind folgendermaßen ausgerichtet: Berufliche Basiskompetenzen werden erfasst
(handwerklich-motorische Fertigkeiten, PC-Kompetenz) / die Lernfähigkeit bezüglich der
beruflichen Basiskompetenzen wird überprüft / die Erfassung der berufsbezogenen
sozialen Kompetenzen wird ermöglicht / ein Aspekt des vernetzten Denkens wird
überprüft: die Fehlersuche und Problemerkennung.
-
Hamet e, (Handwerklich-Motorischer Eignungstest, Version für geistigbehinderte
Menschen)
Handlungsorientiertes
Testverfahren
zur
Erfassung
und
Förderung
elementarer handwerklich motorischer Kompetenzen für berufliche Bildung und Arbeit,
für den Einsatz in Werkstätten für geistig behinderte Menschen: Autoren, M. Dieterich, M.
Goll, G. Pfeiffer, J. Tress, F. Schweiger, F. Hartmann unter der Mitarbeit von I. Kempf, A.
Walz, P. Beck, M. Fischer Hamet e ist ein eigenständiges Testverfahren, welches das
Testverfahren des Hamet 2 im Modul 1 im unteren Leistungsbereich differenziert.
Erkenntnisse werden in Gruppen- sowie Einzelsituationen erhoben. Die Ergebnisse der
Tests, Arbeitserprobungen, sowie die Informationen aus Beobachtungen, werden mit dem
Teilnehmer zeitnah reflektiert und sich daraus ergebene Schritte als konkrete Ziele für die
gemeinsame Arbeit zusammen geplant. Die Testergebnisse werden zur Auswertung in den
Dokumentationsbogen zur Kompetenzanalyse eingepflegt.
2.1.2
Individuelle Eingliederungsplanung
Zum Ende des Eingangsverfahrens wird ein Eingliederungsplan über den Verlauf und das
Ergebnis der Maßnahme erstellt. Der Teilnehmer ist hierbei beteiligt, da seine individuelle
Eingliederungsplanung zur beruflichen Integration entsteht.
Die Erkenntnisse aus den diagnostischen Erhebungen bieten eine Entscheidungsgrundlage
für die Binnendifferenzierung bezogen auf berufliche Rahmenpläne in vier beruflichen
Qualifizierungsstufen.
17
Differenziert wird in die:
-
tätigkeitsorientierte Qualifizierung
Die Bildungsinhalte orientieren sich an Fertigkeiten und Kenntnissen, die für die Ausübung
verschiedener Tätigkeiten an einem Arbeitsplatz in einem oder mehreren Arbeitsbereichen
gefordert werden.
Das Anforderungsprofil:
-
Tätigkeiten auf niedriger Schwierigkeitsstufe
-
Der Gebrauch von Werkzeugen ist nicht unbedingt erforderlich
-
Einzelne Tätigkeiten, die nicht in Zusammenhang mit komplexen Aufgabenstellungen
gebracht werden müssen und deren Sinn nicht erfasst werden muss
-
Eine ständige Anleitung und Begleitung durch eine Fachkraft ist erforderlich
-
Eine Übertragung von erlernten Fertigkeiten auf nicht bekannte aber ähnliche
Tätigkeiten muss durch eine Fachkraft unterstützt werden
-
arbeitsplatzorientierte Qualifizierung
Die Qualifizierungsinhalte orientieren sich an Fertigkeiten und Kenntnissen, die an einem
oder mehreren Arbeitsplätzen in einem Arbeitsbereich gefordert werden.
Das Anforderungsprofil:
-
Tätigkeiten mit genau definierten, sinnvoll zusammengefassten Arbeitsschritten
-
Die Ausführung der Aufgabe muss verstanden werden, jedoch muss der
Arbeitsprozess als Ganzes nicht erfasst werden
-
Einfache Werkzeuge und Materialen müssen bekannt sein und sinnbringend
verwendet werden
-
-
Eine Vorstrukturierung der Aufgaben durch eine Fachkraft ist erforderlich
berufsfeldorientierte Qualifizierung
Die Qualifizierungsinhalte orientieren sich an allen in einem Arbeitsbereich der WfbM zu
erwerbenden Kenntnissen und Fertigkeiten.
Das Anforderungsprofil:
-
Verschiedenste
Tätigkeiten
unter
Berücksichtigung
unterschiedlicher
Fertigungstechniken, sowie dem Einsatz von Maschinen und Werkzeugen zu einem
Gesamtarbeitsprozess
-
Ein Arbeitsprozess muss komplett erfasst und in konkretes Handeln umgesetzt
werden,
planvolles
und
zielgerichtetes
Handeln
ist
erforderlich,
dabei
ist
Unterstützung durch eine Fachkraft notwendig
-
Eine kritische Reflexion und Bewertung des Arbeitsergebnisses ist erforderlich
18
-
berufsbildorientierte Qualifizierung
Die Qualifizierungsinhalte orientieren sich an einem anerkannten Berufsbild.
Das Anforderungsprofil:
-
Alle Tätigkeiten, die für das entsprechenden Berufsbild erforderlich sind
-
Selbständiges Planen eines Arbeitsprozesses sowie dessen Umsetzung
-
Einbeziehung des Teams zur Aufgabenbewältigung durch deren Kompetenznutzung
-
Koordinierung und Steuerung des Gesamtarbeitsprozesses
-
Unterstützung durch die Fachkraft ist in Form von Kontrolle der Ergebnisse
erforderlich
Als Lernorte und Erprobungsfelder steht grundsätzlich das gesamte Werkstattangebot
inklusive ambulant betreuter Außenarbeitsplätze zur Verfügung.
2.2.
Prozesse und Tätigkeiten im Eingangsverfahren
2.2.1
Kundenabfrage Neigung bzw. berufliche Interessen der Teilnehmer
Bereits im Vorfeld einer möglichen Werkstattaufnahme wird versucht, die individuellen
Neigungen und die beruflichen Interessen der möglichen Teilnehmer zu erfragen, um sie
angemessen in einer Aufnahmesituation berücksichtigen zu können.
Das Angebot reicht je nach Fragestellung und Bedarf von Hausbesuchen über Hospitationen
in Vorförderbereichen, über begleitete Praktika, bis hin zu Fragebogenerhebungen.
Für einen Großteil der Absolventen der Förderschule für Geistige Entwicklung im
Einzugsbereich der Werkstätten Haus Hall zum Beispiel, werden die Arbeitsunterlagen
„b.e.o.“
(berufliche
Arbeitsassistenz“,
Erfahrung
eingesetzt.
und
Diese
Orientierung),
entwickelt
differenzierten
von
der
„Hamburger
Unterlagen
zur
beruflichen
Interessenserhebung gehen bereits zum Zeitpunkt der Vorbereitung eines zielorientierten
Schüler-Werkstatt Praktikums dem Schüler zu, um ein möglichst individuelles Praktikum
vorzubereiten. Die Unterlagen werden im Vorfeld ggf. mit Unterstützung der Lehrer ausgefüllt
und begleiten den Schüler im Anschluss an das Praktikum durch den Auswertungsbogen
und
Selbsteinschätzungsbogen
zunächst
im
weiteren
Schulverlauf,
dann
im
Eingangsverfahren.
Weiteren anfragenden Personen, deren individuelles Interesse nicht über ein SchülerWerkstatt-Praktikum erfragt wurde, wird ein inhaltlich vergleichbarer, jedoch im Besonderen
dem Personenkreis psychisch behinderter Menschen angepasster Fragebogen, zugesandt.
Der Bogen bietet eine gute Grundlage für das Aufnahmegespräch und ergänzt die
anamnestischen Daten.
19
2.2.2 Aufnahmegespräch
Das Aufnahmegespräch dient neben dem persönlichen Kontakt und dem Konkretisieren von
Interessensschwerpunkten
und
persönlichen
Zielen
des
Interessenten,
auch
der
Vervollständigung der anamnestischen Daten, Gutachten und Unterlagen. Insbesondere
Ergebnisse der DIA-AM Maßnahme sind von besonderer Relevanz, da dort bereits
Aussagen zum individuellen Kompetenzprofil erarbeitet wurden.
Die Bearbeitung von Aufnahmeanfragen liegt in der Verantwortung der sozialpädagogischen
Begleitung der Werkstätten.
Das Ziel ist es, den Teilnehmer frühmöglich in die Planung und Gestaltung seiner beruflichen
Rehabilitation einzubeziehen. Dazu werden dem Teilnehmer Ziel und Ablauf der
Eingliederungsmaßnahme erläutert und Arbeitsräume, Arbeitsinhalte und beteiligte Personen
vorgestellt.
Erste Absprachen zur Eingliederungsplanung werden vorgenommen.
Zur weiteren Bearbeitung im Fachausschuss bei vorliegendem Aufnahmeinteresse, händigt
der Mitarbeiter des Sozialenpädagogischen Dienstes, dem Interessenten die maßgeblichen
Unterlagen aus und bespricht diese mit ihm. Dabei handelt es sich um den
-
Aufnahmeantrag Werkstätten Haus Hall
-
Aufnahmefragebogen
-
Bogen zur Zustimmung zur Blutuntersuchung
-
Medikamentenbogen
-
Bogen zur Beförderung
2.2.3
Einführung in die WfbM
Die ersten zwei Wochen dienen dem Teilnehmer explizit zum Kennen lernen der neuen
Umgebung, der zu erledigenden Tätigkeiten, der dort arbeitenden Personen, der Tages- und
Ablaufstruktur der Maßnahme und der Werkstatt. Individuelle Kompetenzanalysen unter
Zuhilfenahme von Testverfahren sind zu diesem frühen Zeitraum möglich, aber eher die
Ausnahme. Der Teilnehmer soll zunächst möglichst unbefangen, die für ihn neue Situation
erleben können und darin agieren lernen. Dieser Zeitraum kann individuell sinnvoll bis zu vier
Wochen ausgedehnt werden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erfolgt zur diagnostischen
Unterstützung die Durchführung entsprechender Testverfahren.
Ergebnisse und Erkenntnisse werden zeitnah mit dem Teilnehmer besprochen und
reflektiert. Ziel ist, eine möglichst passgenaue Planung der Qualifizierungsfelder und Inhalte
zu entwerfen und abzustimmen.
20
2.2.4
Berufsfindung / Arbeitserprobung in verschiedenen Berufs- bzw.
Qualifizierungsfeldern
Nach dieser Einführungsphase in die Maßnahme und die Werkstatt können bei noch nicht
abgeschlossener Berufsfindung, weitere Arbeitserprobungen, in der Regel in 3-4
verschiedenen Berufs- bzw. Qualifizierungsfeldern, stattfinden. Als Berufsfelder für
Arbeitserprobungen sind besonders die Bereiche:
-
Holz
-
Metall
-
Kreativ
-
Montage und Verpackung
-
Garten und Landschaftspflege
-
Hauswirtschaft
zu nennen.
Grundsätzlich stehen auch die Arbeitsfelder des Arbeitsbereiches als Lernorte zur
Verfügung. Darüber hinaus gibt es ebenfalls die Möglichkeit Arbeitserprobungen mittels
eines
Praktikums
durchzuführen.
in
unterschiedlichen
Begleitet
werden
die
Betrieben
des
allgemeinen
Arbeitserprobungen
durch
Arbeitsmarktes
die
für
das
Eingangsverfahren jeweils benannten zuständigen Mitarbeiter. Jedes Orientierungspraktikum
wird gemeinsam mit dem Teilnehmer reflektiert und schriftlich bewertet. (Auswertungsbogen
für das Orientierungspraktikum)
2.2.5
Auswertung
der
Ergebnisse
der
Berufsfindung
bzw.
der
einzelnen
Arbeitserprobungen
Zum Ende des Eingangsverfahrens, in der Regel in der 11. – 12. Woche, findet mit dem
Teilnehmer
eine
gemeinsame
Maßnahmeverlaufes
statt.
Auswertung
Dafür
wird
der
eine
Erfahrungen
individuelle
und
Ergebnisse
Kompetenzanalyse
des
unter
Berücksichtigung aller durchgeführten Verfahren, Arbeitserprobungen, Reflexionen und
Beobachtungen im Arbeitsfeld erstellt. Das Ergebnis dieser Kompetenzanalyse lässt sich in
vier Qualifizierungsbereiche differenzieren. Die Fachleute der Werkstätten führen zusammen
mit dem Teilnehmer und / oder seinen Bezugspersonen ein Perspektivengespräch zur
weiteren beruflichen Entwicklung und Planung. Das Ergebnis bildet den Eingliederungsplan.
Der Eingliederungsplan ist das Instrument, das die Interessen und die beruflichen wie
persönlichen Entwicklungen und Ziele des Teilnehmers dokumentiert.
21
2.2.6
Eingliederungsplan
Der Eingliederungsplan wird vom Teilnehmer unterschrieben und geht den Mitgliedern des
Fachausschusses als Vorschlag der Werkstatt zur Beratung zu. Aus ihm sind Art und
Umfang der Behinderung, schulische oder berufliche Vorerfahrung, sowie die Ergebnisse
des
Eingangsverfahrens
(Ziele
bzw.
Teilziele
sowie
die
Vorgehensweise
zur
Persönlichkeitsentwicklung und einzelne Entwicklungsfortschritte) zu entnehmen. Der
Teilnehmer wird über die Möglichkeit der persönlichen Teilnahme im Fachausschuss
informiert und dokumentiert seine Entscheidung im Eingliederungsplan. Sollte die
Empfehlung im Eingliederungsplan die weitere Förderung im Berufsbildungsbereich
vorschlagen, ist ein zuständiger Gruppenleiter als Bildungsbegleiter für den Teilnehmer
benannt. Er ist verantwortlich für die weitere berufliche Förderung und Qualifizierung des
Teilnehmers.
Im Bestreben der Werkstätten ihr Angebot der beruflichen Rehabilitation kontinuierlich zu
verbessern, hat sie einen Fragebogen zum Verlauf des Eingangsverfahrens entwickelt. Der
Teilnehmer erhält dadurch die Möglichkeit, seine Erfahrung rückzumelden und die Werkstatt
hat die Möglichkeit, ihr Angebot daraufhin zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern,
3.
Zielsetzung und Ablauf im Berufsbildungsbereich
3.1.
Ziele der Leistung und Aufgaben des Berufbildungsbereiches
Die
Berufsbildungsmaßnahme
soll
den
gesetzlichen
Vorgaben
entsprechend,
die
Möglichkeiten der Teilhabe am Arbeitsleben für behinderte Menschen verbessern. Hierin
eingeschlossen sind ebenfalls angemessene Maßnahmen zur Weiterentwicklung der
Persönlichkeit. Spätestens nach erfolgreichem Abschluss soll der behinderte Mensch im
Sinne des §136 SGB IX ein Mindestmaß an wirtschaftlich verwertbarer Arbeit erbringen und
nach den individuellen Möglichkeiten am Auftrag der Werkstatt mitwirken.
Daher soll die Berufsbildungsmaßnahme:
-
die Leistung- oder Erwerbsfähigkeit von behinderten Menschen so weit wie möglich
entwickeln, verbessern oder wiederherstellen;
-
den behinderten Menschen nach der Teilnahme in die Lage versetzen, wenigstens
ein Mindestmaß wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung zu erbringen.
Die Teilnehmer entwickeln ihre Eingliederungsplanung maßgeblich mit, somit wird ein
weitestgehend individualisierter Verlauf ermöglicht, auf den der Teilnehmer einen Anspruch
hat.
22
Der fachtheoretische Unterricht in Gruppen oder auch Einzelmaßnahmen unterstützt das
Erlernen von Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Arbeitsausübung, die Vermittlung sozialer
Lernziele erweitert die sozialen Kompetenzen.
Verschiedene Personengruppen mit unterschiedlichen Lebenshintergründen und -verläufen,
verlangen unterschiedliche Methoden didaktischen Vorgehens.
3.1.3. Rahmenbedingungen der BBB
Der Berufsbildungsbereich in den Werkstätten Haus Hall verfügt neben eigenen Räumen
und Personal auch über die Fachkompetenz von Integrationsassistenten, sowie die
Fachperson für UK und Bildung unter einer Leitung. Synergien ergeben sich durch kurze
Verfahrenswege und die sich positiv ergänzenden Arbeitsinhalte und ausbildungseigene
Fachlichkeiten.
Die Integrationsassistenten akquirieren Betriebe des allgemeinen Arbeitsmarktes zur
Kooperation mit den Werkstätten. Sie erheben und dokumentieren das Anforderungsprofil
der anfallenden Tätigkeiten, gleichen dies mit dem Fähigkeitsprofil der Beschäftigten ab und
qualifizieren gegebenenfalls zielgenau den Anforderungen entsprechend nach. Im Weiteren
assistieren
sie
den
Werkstattarbeitsplätzen
Werkstattbeschäftigten
in
diesen
Betrieben,
auf
den
bis
hin
ambulant
zur
betreuten
Vermittlung
in
sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse.
Die Fachkraft für Unterstütze Kommunikation und Bildung berät Mitarbeiter, entwickelt und
koordiniert die Bildungsangebote der Mitarbeiter im Rahmen der Erwachsenenbildung und
führt selber Kurse der beruflichen Qualifizierung durch. Bedarfe können in dieser Struktur
schnell kommuniziert und einer Lösung zugeführt werden.
Neben dem Hauptangebot im Berufsbildungsbereich in den 4 arbeitsfachlichen Richtungen,
Metall, Montage und Verpackung, sowie Holz und Kreativ, wird den Teilnehmern auch Zeit
zur Erprobung und Qualifizierung an Lernorten des Arbeitsbereiches angeboten. Die enge
Kooperation mit dem Arbeitsbereich eröffnet dem daran interessierten Teilnehmer, die
gesamte Arbeitsvielfalt der Werkstätten. Auch individuelle Gründe, häufig bei Menschen mit
einer psychischen Behinderung, sprechen manchmal für einen befristeten Lernort im
Arbeitsbereich. Dieser Personenkreis verfügt häufig über eine berufliche Vorerfahrung oder
auch Fachausbildungen, sodass der primäre Förderfokus oft weniger auf der Vermittlung
arbeitsfachlicher Kompetenzen, sondern vielmehr im Bereich der Schlüsselqualifikationen,
liegt.
Ein ganz anderer Grund für eine lernortorientierte Förderung liegt in der bewussten Suche
nach einer möglichst optimalen Zuordnung zu Personen und Umfeld. Dies sind besonders
förderliche Bedingungen für Teilnehmer, die sehr sensibel auf Veränderungen einer
bekannten Struktur, wie Abläufe, Räume und Bezugspersonen reagieren.
23
3.1.2. Übergangsgestaltung Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich
Zeitnah zum Wechsel in den Berufsbildungsbereich, immer auch in Abhängigkeit der
Empfehlungen des Fachausschusses, führt der Teilnehmer mit dem Sozialenpädagogischen
Dienst und dem Gruppenleiter ein gemeinsames Perspektivengespräch über seinen weiteren
beruflichen Werdegang. Ziel des Gespräches ist die konkrete Festlegung von Teilnehmer
und Bildungsbegleiter der kommenden Bildungsziele auf der Basis der bisherigen
Ergebnisse und Erkenntnisse zur Sicherstellung des Erreichten. Teilnehmer des Gespräches
sind der Beschäftigte selbst, auf Wunsch seine Angehörigen ggf. der gesetzliche Betreuer,
der Bildungsbegleiter und der Mitarbeiter des begleitenden Dienstes. Der Teilnehmerkreis
kann je nach Besonderheit der Fragestellung und den Wünschen des Teilnehmers für das
Perspektivengespräch erweitert werden.
3.1.3. Binnendifferenzierung im Berufsbildungsbereich
Unter Binnendifferenzierung der beruflichen Bildung verstehen wir die Differenzierung von
Bildungsmodulen
aus
dem
jeweiligen
Rahmenplan
eines
Berufsbildes
in
vier
Anforderungsschwerpunkte analog den Qualifizierungsstufen der Kompetenzanalyse der
Teilnehmer im Eingangsverfahren.
Diese Binnendifferenzierung eröffnet eine modulare Bildungsgestaltung, abgestimmt auf die
individuellen fachpraktischen und fachtheoretischen Kompetenzen und unterteilt sich in
-
tätigkeitsorientierte Bildungsmodule
(s.S.18)
-
arbeitsplatzbezogene Bildungsmodule (s.S.18)
-
berufsfeldorientierte Bildungsmodule
(s.S.18)
-
berufsbildorientierte Bildungsmodule
(s.S.19)
Damit ist ein korrespondierendes System von aufeinander aufbauenden Fördersegmenten
sichergestellt
Die eingesetzten Bildungsmodule werden im Perspektivplan des Teilnehmers dokumentiert.
3.1.4. Modulare berufliche Bildung
Die Vielfalt der Bildungsmodule der Werkstätten Haus Hall ergibt sich zum einen aus der
fachlichen Vielfalt des Arbeitsangebotes der Werkstätten, zum anderen aus der
Binnendifferenzierung von Berufsbildern in vier Anforderungsschwerpunkte.
Ausgehend von Ausbildungsrahmenplänen s.a. § 68 BBIG, differenziert die Werkstatt die
Inhalte
nach
Anforderungscharakter
in
aufeinander
abgestimmte
und
aufbauende
Bildungsmodule. Diese Bildungsmodule leiten sich aus dem jeweiligen Rahmenplan ab.
Es folgt ein Abgleichen mit dem Anforderungscharakter verschiedener Tätigkeiten und
Arbeitsinhalten des Rahmenplanes. Anschließend findet eine individuelle Zuordnung von
Förder- und Arbeitsmodulen statt. Diese Zuordnung wird mit dem Teilnehmer im
24
Perspektivplan besprochen, Lernziele vereinbart und Schritte und Zeitpunkte der Kontrolle
der Zielerreichung festgeschrieben. Die einzelnen Module sind in sich schlüssig und
abgerundet, sodass sich ebenfalls Möglichkeiten einer Kooperation mit anderen Werkstätten
bzw. Trägern beruflicher Rehabilitation ergeben können.
3.1.5. Methodenvielfalt
Die unterschiedlichen Personen der Werkstatt bedürfen unterschiedlicher didaktischer Mittel
zum Lernen und zur Kompetenzvermittlung.
Gemeinsam ist den Personen, dass ein positives Lernklima und die Berücksichtigung von
individuellen Lerninteressen positive Auswirkungen auf den Lernerfolg haben. Weitere
förderliche Prinzipien von Unterweisungen sind zum Beispiel:
-
Ganzheitliches Lernen (Kopf, Hand, Herz)
-
Ausgewogenes Verhältnis von prozessorientiertem und produktorientiertem Lernen
-
Individualisierung von Lerninhalten
-
Ermuntern zum selbständigen Handeln
-
Einbeziehung der emotionalen Ebene (Gefühle werden angesprochen und reflektiert)
-
Selbst- und Fremdkontrolle der Arbeitsergebnisse
Die Gruppenleiter der Werkstätten arbeiten im Wesentlichen orientiert an verschiedenen
Stufenmethoden der Unterweisung.
Verschiedene Methoden der Unterweisung
6-Stufenmethode
Informieren
4-Stufenmethode
3-Stufenmethode
3 H-Methode
Planen
Erklären
Entscheiden
Halten
Vormachen
Ausführen
Vormachen
Holen
Nachmachen
Kontrollieren
Nachmachen
Helfen
Üben
Ausführen
2-Stufenmethode
1-Stufenmethode
Handführung
25
In der Bildungsarbeit mit schwermehrfachbehinderten Personen finden insbesondere die vier
ersten Methoden ihre Anwendung. Bei Menschen mit psychischer und oder intellektueller
Behinderung werden häufig die 3 und 4 Stufenmethoden, bzw. die 6 Stufenmethode
angewandt. Letzte bedarf einer hohen Abstraktionsfähigkeit und Reflexionskompetenz,
sowie der Mitverantwortung und der Eigeninitiative und ist auch unter dem Namen Modell
der vollständigen Handlung bekannt.
Transfer des Modells der vollständigen Handlung in die Werkstatt
1. Information über den Auftrag und die damit verbundenen Anforderungen
2. Planung des Arbeitsablaufes, der Qualitäts- und Prüfkriterien, des Material und
Maschineneinsatzes
3. Entscheidung über die Durchführung entsprechend der Kundenvorgaben sowie der
Lernziele - Ziele
4. Durchführung des Auftrages
5. Qualitätskontrolle ggfls. Korrekturen
6. Auswertung aus Sicht des Kunden (entspricht das Ergebnis den im Auftrag festgelegten
Bedingungen?) sowie Auswertung des Lernprozesses (ergeben sich neue Lernziele?)
1.
Auswerten
Informieren
6.
2.
Modell der
vollständigen
Handlung
Kontrollieren
Planen
5.
3.
Ausführen
Entscheiden
4.
26
3.1.5.1 Schlüsselqualifikationen
Einen
besonderen
methodischen
Schwerpunkt
in
der
Bildungsarbeit
im
Berufsbildungsbereich nimmt die Entwicklung und Förderung der Schlüsselqualifikationen
ein. Exemplarisch ausführlicher sind drei Fortbildungen stellvertretend genannt. Hierbei
handelt es sich um:
ZERA (Zusammenhang zwischen Erkrankung, Rehabilitation und Arbeit)
Dieses verhaltenstherapeutische Trainingsprogramm zielt darauf ab, krankheitsspezifische
Fragestellungen mit beruflichen zu verbinden und gleichzeitig konkrete, realistische Ziele zu
entwerfen, basierend auf dem derzeitigen Leistungsniveau der Rehabilitanden.
Im Rahmen des ZERA-Progamms werden die Fragen, Ängste und Informationsdefizite der
Rehabilitanden
aufgegriffen
und
in
strukturierter
Form
Informationen
und
Problemlösungsstrategien vermittelt, wobei zusätzlich gruppenspezifische Wirkfaktoren
gezielt genutzt werden.
Des Weiteren um:
KuKuK (Kommunikations-, Kooperations-, Konfliktfähigkeit)
Bei KuKuK, entwickelt von der Hamburger Arbeitsassistenz, handelt es sich um eine
inhaltliche Themenreihe zur Unterstützung und Entwicklung von Schlüsselqualifikationen.
Die Teilnehmer lernen sich besser kennen, lernen einander zuzuhören, aufeinander
einzugehen und erleben, dass auch andere junge Menschen sich in vergleichbaren
Lebenssituationen
befinden
und
sich
orientieren.
Die
Fortbildung
wird
neben
Tagesveranstaltungen auch in Blockform in 3 Einheiten zu jeweils 3 Tagen in einem
Bildungshaus angeboten.
Teacch (Treatment and education of autistic and related communication handicapped
children)
Ein Kernelement ist die räumliche und zeitliche Strukturierung des Alltages sowie die
Gestaltung des Arbeitsmaterials. Insbesondere die Visualisierung zum Beispiel mit Hilfe von
Bildkarten, Kennzeichnungen auf dem Tisch, um den eigenen Essplatz zu verdeutlichen,
Gebärden, Time Timern, die den Ablauf der Zeit visuell verdeutlichen und vieles mehr,
werden als Strukturhilfen verwandt. Hintergrund hierfür ist die Erkenntnis, dass Menschen
mit Autismus häufig besonders ausgeprägte visuelle Fähigkeiten besitzen, bzw. ebenso das
Wissen, dass Sprache und die dazu gehörige Mimik, Gestik und Tonfall hohe Kompetenzen
im Verstehen erfordern und wenig beständig sind gegenüber festgelegten Symbolen oder
anderen Visualisierungsweisen.
Im
Folgenden
sind
Schlüsselqualifikation
beispielhaft
differenziert
Inhalte
nach
den
und
Methoden
vormals
zur
aufgeführten
Vermittlung
fünf
von
Bereichen
beschrieben:
27
Soziale, kommunikative und interkulturelle Kompetenzen
Beispielhafte Umsetzung dazu: Module zur Deeskalation, Selbsterfahrung und
Selbstverteidigung / Kukuk / Zera / Fremde Kulturen / Wahrnehmungsförderung / Basale
Stimulation und Kommunikation / Teacch / im Einzelfall heilpädagogische Begleitung /
kreative Methoden wie etwa Skulpturarbeit oder Rollenspiel /
Alle Formen von Unterstützter Kommunikation (UK) / Gruppenangebote und Gruppenarbeit
werden als Methode eingesetzt.
Methodische Kompetenzen
Beispielhafte Umsetzung dazu: von Angeboten einfachste Sinnzusammenhänge zu
erkennen bis hin zu Aufgaben die logisches Fachdenken schulen und entwickeln / „Lernen
lernen“
Aktivitäts- und Umsetzungskompetenzen
Beispielhafte Umsetzung dazu: unterschiedlichste Konzentrationstrainings, z.B. mit cog-pack
einem
neuropsychologisch
kognitives
Trainingspaket
/
Körperwahrnehmung
/
Sensomotorische Angebote / Kreative Methoden
Personale Kompetenzen
Beispielhafte Umsetzung dazu: Motivationstrainings / Zera / Mobilitätstrainings / Kukuk /
Basale
Stimulation
/
Sensomotorische
Angebote
/
Selbstbehauptungstrainings
/
Selbsterfahrungsangebote / Bewerbungstrainings / Steigerung von Verantwortlichkeit und
Selbständigkeit durch entsprechend abgestimmte Aufgabenstellung / Teacch
Allgemeine Grundfähigkeiten
Beispielhafte
Umsetzung
dazu:
Verkehrstrainings
/
Vorbereitung
auf
die
Führerscheinprüfung L für landwirtschaftliche Maschinen / Module zum Erwerb des
Staplerscheins / Module zum Geldwert und Umgang mit Geld / UK als Unterstützung zum
selbständigen Einkauf / Trainings zum selbständigen Essen und Ankleiden / Unterweisungen
beim Umgang mit Maschinen / Infektionsschutzschulung / Erste Hilfe Schulung / Computer
Kurse / Kurs zur Arbeitssicherheit / Kurs zur Arbeitsentgeltberechnung /
3.2
Prozesse und Tätigkeiten im Berufsbildungsbereich
3.2.1
Einführung in den Berufsbildungsbereich der Werkstätten
Zu Beginn findet nach einer Kennenlernphase und der Abklärung organisatorischer Aspekte
ein Perspektivengespräch statt. Siehe Punkt 3.1.2 Übergangsgestaltung.
28
3.2.2
Angebote des Berufsbildungsbereiches
Für den Teilnehmer ergeben sich unter Berücksichtigung der Binnendifferenzierung des
Leistungsangebotes im Wesentlichen drei Varianten zur Umsetzung der beruflichen
Bildungsleistungen. Innerhalb der nachfolgend beschrieben Varianten sind je nach
Notwendigkeit flexible Übergänge möglich.
Variante 1: Fortführung der Beruflichen Findung im Berufsbildungsbereich
(im 1. Jahr)
Da im Eingangsverfahren die berufliche Findung mit / für den Teilnehmer nicht hinreichend
abgeschlossen werden konnte, wird der Durchlauf von wenigsten zwei weiteren
Berufsfeldern organisiert, begleitet und ausgewertet. Die Vorgehensweise wird mit dem
Teilnehmer
vereinbart
und
im
Perspektivplan
konkret
mit
Bildungszielen
und
Bildungsmaßnahmen versehen. Die Umsetzung wird dokumentiert und die Ergebnisse mit
Hilfe der Lernzielkontrollen und in der Kompetenzanalyse systematisch erhoben. Die
Ergebnisse werden mit dem Teilnehmer besprochen und die Konsequenzen für die weitere
berufliche Planung mit dem Teilnehmer abgestimmt. Gegebenenfalls wird im Anschluss an
die Arbeitserprobung ein betriebliches Praktikum innerhalb oder außerhalb der WfbM
durchgeführt.
Variante 2: Berufliche Qualifizierung mit / ohne betriebliche Praktika
im Werkstattbereich (1. u. 2. Jahr)
Qualifizierungen finden auf der Grundlage der Rahmenpläne und der sich damit
verbindenden Bildungsmodule und Bildungseinheiten für das betreffende Berufsbild statt.
Dies ist im Perspektivplan dokumentiert, er korrespondiert mit der Kompetenzanalyse.
Der Bildungsbegleiter trifft regelmäßige Zielabsprachen mit dem Teilnehmer, vereinbart
Methoden zur Zielerreichung und überprüft den Ist-Stand. Je nach Wunsch und Verlauf wird
die Durchführung eines betrieblichen Praktikums in die Zielabsprachen aufgenommen,
durchgeführt und ausgewertet. Der Fachausschuss wird hierüber informiert.
- Variante 3: Berufliche Qualifizierung auf ausgelagerten Arbeitsplätzen in Betrieben
des allgemeinen Arbeitsmarktes (1. u. 2. Jahr)
Die beruflichen Qualifizierungen finden in einem geeigneten Betrieb auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt statt. Die berufliche Bildung erfolgt auf der Grundlage der Rahmenpläne. Der
Bildungsbegleiter unterstützt den Teilnehmer und auch den Anleiter im Betrieb und trifft
regelmäßige Zielabsprachen mit ihnen. Er vereinbart Methoden und Angebote zur
Zielerreichung auch innerhalb der Werkstatt und überprüft den Ist-Stand.
29
3.2.3 Auswertung der Ergebnisse des Berufsbildungsbereiches
Zum Abschluss des Berufsbildungsbereiches führen der Teilnehmer und / oder seine
Bezugspersonen und der Bildungsbegleiter ein Perspektivengespräch zur weitergehenden
beruflichen Entwicklung und Planung.
Dieser Vorschlag wird dem Fachausschuss zur Beratung vorgelegt. Je nach Verlauf der
beruflichen Rehabilitation kommen verschiedene Möglichkeiten der weiteren Förderung in
Betracht. Hierüber berät der Fachausschuss und gibt eine Empfehlung. Im Falle der weiteren
Förderung in den Werkstätten, findet diese im Rahmen des Arbeitbereiches der Werkstatt
statt.
Dazu bereitet der Bildungsbegleiter ein Übergabegespräch mit dem Teilnehmer und dem
aufnehmenden Gruppenleiter vor. Ziel ist die inhaltliche Darstellung des bisherig Erreichten
und die Vorstellung der Wünsche und Ziele des Beschäftigten für die Arbeit im
Arbeitsbereich. Der Abschluss der Maßnahme wird mit einer Feier gewürdigt, auf der auch
die Übergabe des Teilnehmerzertifikats stattfindet. Auch zu dem Angebot erhält der
Teilnehmer
einen
Fragebogen
zur
Rückmeldung
seiner
Erfahrungen
im
Berufsbildungsbereich, mit dem Ziel der stetigen Verbesserung des Angebotes.
4. Rahmenbedingungen
4.1. Personal
In den Werkstätten Haus Hall arbeiten unterschiedliche Berufsgruppen Hand in Hand an der
Unterstützung der beruflichen Rehabilitation von Menschen mit Behinderung. Die Vielfalt der
vorhandenen Arbeitsfachlichkeiten sichert eine fachlich gut fundierte Qualifizierung für jeden
Teilnehmer.
4.1.1 Professionen und Schnittstellenaufgaben
Profession und Ausbildung der Mitarbeiter richtet sich nach dem inhaltlichen Schwerpunkt
der Arbeit und des dort tätigen Personenkreises. Die Gruppenleiter sind in der Regel
Personen
mit
einer
handwerklichen
Ausbildung
und
einer
Sonderpädagogischen
Zusatzqualifikation. Im Bereich der schwermehrfachbehinderten Menschen arbeiten
überwiegend Heilerziehungspfleger.
4.1.1.1. Sozialpädagogische Begleitung
Diese Aufgabe wird durch die Abteilung Beratung und Therapie ausgeführt. In der Abteilung
arbeiten Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Heilpädagogen und Psychologen.
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Ihre Aufgaben sind:
-
Einzelfallbegleitung
-
Diagnose - Testverfahren
-
Angebote von Modulen zur Persönlichkeitsentwicklung
-
Berichtswesen und Erhebung des Eingliederungsplans
-
Vorstellung im Fachausschuss
-
Fachliche Beratung von Gruppenleiterteams
Im Rahmen der Unterstützung der Beschäftigten im Werkstattbereich stehen sie den
Beschäftigten und auch Angehörigen, wie auch gesetzlichen Betreuern, als fach- und
sachkompetenter Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung. Sie bieten über die Einzelfallhilfe
aktive Unterstützung für die persönliche Weiterentwicklung sowie Alltagshilfen an. Sie
unterstützen bei Kriseninterventionen und stehen durch Reflektion und Bearbeitung von
Krisen den Beschäftigten als auch den Mitarbeitern beratend zur Seite.
4.1.1.2. Bildungsbegleiter
Der Bildungsbegleiter ist verantwortlich für die Planung und Durchführung der Qualifizierung
im Berufsbildungsbereich. Er ist personell dem Teilnehmer zugeordnet. Auch über
verschiedene Arbeitserprobungen hinaus, bleibt er für ihn, dessen Angehörige oder
gesetzliche Betreuer, der erste Ansprechpartner. Er ist verantwortlich für die Einarbeitung
und Vermittlung von beruflichen Kenntnissen an einem geeigneten Arbeitsplatz, die
Vermittlung von berufsübergreifenden Kenntnissen sowie Maßnahmen bzw. Aktivitäten zur
Weiterentwicklung der Persönlichkeit und Förderung von Schlüsselqualifikationen. Der
Bildungsbegleiter führt Gespräche zur Perspektivenentwicklung, stimmt Qualifizierungsziele
mit dem Teilnehmer ab, entwickelt das zielorientierte pädagogische Vorgehen und überprüft
wiederum mit dem Teilnehmer die Zielerreichung. Gegebenenfalls stimmt er Korrekturen ab
oder holt sich für spezielle Fragestellungen die notwendige fachliche Unterstützung. Der
gesamte Bildungsverlauf wird von ihm dokumentiert.
4.1.1.3. fachtheoretischer Unterricht
Ein Mitarbeiter des Berufsbildungsbereiches der Werkstätten plant und koordiniert als
Fachkraft
für
Bildung
für
die
Teilnehmer
der
Berufsbildungsmaßnahme
separate
Bildungseinheiten. Er berät die Gruppenleiter hinsichtlich der Themen und der konkreten
Durchführung. Er erhebt Bedarfe und dokumentiert die Maßnahmen in ihrer Gesamtheit aber
auch inhaltlich bezogen. Die Fachkraft für Bildung führt ebenfalls selber Angebote im
Berufsbildungsbereich durch.
31
4.2.
Räumliche Ausstattung
Für das Eingangsverfahren und den Berufsbildungsbereich ist eine gute räumliche
Ausstattung neben den Arbeitsräumen, besonders bezogen auf den Bildungsaspekt,
wesentlich für einen positiven Bildungsverlauf.
4.2.1
Arbeitsräume
Es gibt eigene Arbeitsräume mit den Fachlichkeiten Holz, Metall, Kreativ, Montage und
Verpackung. Zur Ausstattung gehören neben dem im Arbeitsfeld vorkommenden
Handwerkzeugen ebenfalls die gängigen Maschinen der entsprechenden Fachrichtung.
Daneben stehen bei arbeitsfachlichem Bedarf ebenfalls Räume des Arbeitsbereiches als
Lernorte zur Verfügung.
4.2.2
Schulungsräume
Für den Bereich der Bildung stehen je nach Erfordernis der Angebote unterschiedliche
Schulungsräume
den
Beschäftigten
der
Werkstatt
und
den
Teilnehmern
im
Eingangsverfahren und im Berufsbildungsbereich zur Verfügung. Die Räume sind von
unterschiedlicher Ausstattung und Größe für die Nutzung mehrerer Gruppen mit
unterschiedlicher Anforderung.
4.2.2.1
Küche
Es handelt sich hierbei um eine voll ausgestattete Küchenzeile mit entsprechenden
Utensilien für die Zubereitung kleinerer Mahlzeiten sowie unterschiedlich Backwaren. Die
Größe der Räumlichkeit lässt einen Kurs mit fünf Personen zu.
4.2.2.2
Seminarräume
Es gibt in den Werkstätten einen Seminarraum für Personengruppen bis 12 Personen. Der
Raum ist mit PC und Internet Zugang versehen. Des Weiteren verfügt er neben white board,
Flipchart, Leinwand, Projektoren und Beamer über alle notwendigen, gängigen Materialien
für Einzel-, Gruppen- und Präsentationsarbeit.
4.2.2.3
Fortbildungsräume
Innerhalb der Stiftung gibt es weitere für Bildungszwecke ausgestattete Räumlichkeiten
unterschiedlicher Größe. Auch dieses Angebot steht für Qualifizierungszwecke in
unterschiedlichen Kurseinheiten den Beschäftigten zur Verfügung.
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4.2.2.4
EDV - Schulungsraum
Der EDV Schulungsraum bietet sich aktuell mit 12 vernetzten Bildschirmarbeitsplätzen für
entsprechende Schulungszwecke an.
4.2.2.5
Die
Bildungshaus
Werkstatt
nutzt
ein
stiftungseigenes
Bildungshaus
in
Oldenkott,
nahe
der
niederländischen Grenze, für die Durchführung von Gruppenprogrammen und -kursen wie
zum Beispiel KuKuK. Die Übernachtungsmöglichkeiten wie die Selbstversorgersituation
intensiviert das Gruppenerleben, fördert das Gemeinschaftsempfinden und unterstützt die
Lerninhalte.
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