Axel Gedaschko
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Axel Gedaschko
#2 von Danfoss District Heating #1 Preben Tolstrup: Fernwärme als Schwerpunkt in der EU Tarjei Haaland District heating by Danfoss Der Greenpeace-Experte spricht über CO2- Reduktion Axel Gedaschko Hamburg – FernwärmeHauptstadt Deutschlands Akademie Fernwärme ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Energiebranche, meint Preben Tolstrup, CEO von Logstor. AGENDAInhalt2008 26 10 06 Akuelles Fragen und Antworten Tarjei Haaland, Klima- und Energieexperte von Greenpeace, stellt seine Ansichten zu ökonomischen und ökologischen Vorteilen von Kraft-Wärme-Kopplung und Fernwärme dar. Danfoss auf Erfolgskurs in Italien, Polen, Ungarn sowie viele andere interessante Informationen von Danfoss – lokal und global. 20 Danfoss Weltweit, Niederlande Dirk N. Ockhuizen erläutert Auswirkungen der flexiblen, niederländischen Energiepolitik der letzten Jahre. 14 Diskussion Fernwärmenetz in Hamburg soll deutlich erweitert werden 24 Lösungen Tony Nielsen, Skandinavischer Verkaufsdirektor für das Konzept Danfoss EnergyTrim, erläutert die Grundlagen des Servicevertrags des Unternehmens. 30 Neuentwicklungen Pfiffige Ideen für Geschäft und privat agenda 3 HitzigeDebatte ganisationen und Lobbyisten unterstützt, die unsere Vision teilen. Wir schätzen Aktivitäten von Greenpeace, Wissen zu vermitteln ebenso wie den kürzlich erschienen Dokumentarfilm ‚Decentralised energy – what are we waiting for?’ (Dezentralisierte Energie – worauf warten wir?). Unser größtes Problem ist es, die ökonomischen wie ökologischen Vorteile einer Umstellung auf Fernwärme und Fernkühlung zu vermitteln. Innovative Verfahren und ein weltweiter Wissensaustausch sind der Schlüssel für eine nachhaltige und effiziente Energieversorgung – darüber herrscht inzwischen weltweit Übereinstimmung. An erster Stelle steht, Verständnis dafür zu entwickeln, dass Abwärme als Energiequelle genutzt werden kann. Forschungsergebnisse zeigen, dass große Kraftwerke effizienter sind und die Umwelt weit weniger belasten als kleine. Fernwärme bietet dabei eine hervorragende Lösung, bisher ungenutzte Abwärme sinnvoll zu verwerten. Die Industrie muss motiviert werden, Verantwortung für ungenutzte Energie zu übernehmen und sie als Ressource zu sehen. Etwa 75 % der Fernwärme in Dänemark sind Nebenprodukt der Stromerzeugung. Ich hoffe, dass diese Quote noch weiter steigen und anderen Ländern als Vorbild dienen wird, die ihre Energieversorgung verbessern wollen. Unter neuen Energiekonzepten wird auf den Weltenergiemärkten hauptsächlich erneuerbare Energie verstanden. Dabei bietet die Fernwärme mit ihrer flexiblen Intrastruktur Möglichkeiten, zum Beispiel Biomasse mit höchsten Wirkungsgraden zu nutzen – und das nicht erst in der Zukunft, sondern hier und heute. Danfoss hat sich verpflichtet, Fernwärme als ernst zu nehmendes Energiesystem für die Zukunft auf die politische Tagesordnung zu bringen. Nicht nur, weil sie Grundpfeiler unseres Geschäfts ist, sondern als effiziente Methode zur Erhaltung unserer Umwelt beitragen kann. Nicht nur in Dänemark arbeiten wir eng mit den politischen Entscheidungsträgern zusammen. Auch auf EU-Ebene nehmen wir zunehmend Einfluss auf politische Entscheidungen, um den Wissensaustausch über Ländergrenzen hinweg zu fördern. Es freut mich, dass dazu der deutsche Senator Axel Gedaschko in dieser Ausgabe das Wort ergreift. Er skizziert die politischen Dimension und das Wachstumspotenzial der Fernwärme sowie ihren positiven Einfluss auf die künftige Energiepolitik der Hansestadt Hamburg. Unsere Arbeit wird inzwischen auch durch positive Beiträge von Umweltor- Unsere Bemühungen, weltweit auf die Vorteile der Fernwärme aufmerksam zu machen, zeigen Wirkung und Veränderungen. Das beweisen auch die jüngsten Empfehlungen der EU-Kommission zur Weiterentwicklung der Fernwärme als fortschrittliches und effizientes Energiesystem. Es ist eine Empfehlung und kein Gesetz. Doch es ist ein Schritt in die richtige Richtung und bestätigt, dass unsere Botschaft ankommt. Der Slogan von Danfoss, modernes Leben zu ermöglichen, ist keine leere Worthülse. Er ist Auftrag und Triebfeder für unser gesamtes Handeln. Wir vertrauen auf unsere Fähigkeit, neue ökologisch effiziente Lösungen zu entwickeln, die unsere Umwelt entlasten und mit neuen Technologien den Begriff Komfort neu definieren. Beides versetzt uns in die Lage, in der Branche die Führung zu übernehmen und etwas zu bewegen. Jan Matzen Vice President Sales and Marketing, Danfoss District Heating #2, 2008. Danfoss A/S: Danfoss District Heating, DK-6430 Nordborg, Dänemark, Tel.: +45 7488 2222, www.dh.danfoss.com. Autor: Tine Frandsen, [email protected]. Herausgeber: Weis & Co. ApS, Middelfartgade 17, DK-2100 Kopenhagen Ø, Dänemark, Tel.: +45 33 366 266, [email protected]. Künstlerischer Leiter: Anna Ax. Werbetexter: Rob Holder, Paul Barfoot, Frank Grotelueschen. Lektor: InterText | Mus & Pen. Druck: Arco Graphisk, Gemsevej 4, DK-7800 Skive, Dänemark. Papier: 250/100 gr., CyclusOffset, Dalum Papir, Dänemark. Agenda wird zweimal im Jahr von Danfoss publiziert. In diesem Heft zum Ausdruck gebrachte Meinungen sind die der Autoren oder der befragten Personen und reflektieren nicht zwangsläufig die Ansichten von Danfoss oder von Weiß & Co. Alle Rechte vorbehalten. Materialien dürfen ohne vorherige schriftliche Genehmigung in keiner Weise reproduziert werden. Dies gilt auch für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. „agenda“ übernimmt keine Haftung für solche der Niederlassung zugesandten Unterlagen und haftet nicht für Verlust oder Schäden an solchen Unterlagen. agenda haftet nicht für Druckfehler. #2 von Danfoss District Heating #1 District heating by Danfoss 4 agenda Ein Blick von ganz oben Eine elegante Wendeltreppe führt in unserem Hauptsitz vom Erdgeschoss nach oben in einen lichtdurchfluteten Raum mit herrlichem Rundblick über das gesamte Danfoss-Gelände. agenda 5 AKTUELLES Danfoss Highlights Bester Auftritt Die Jahreskonferenz der AGFW (Arbeitsgemeinschaft Fernwärme) in Deutschland ist ein Hauptereignis im Branchenkalender. Als wichtiger Akteur auf dem Markt stellt Danfoss auf der begleitenden Messe auf 80 m2 Heizungslösungen und -technik vor. Wir gehen davon aus, dass unsere Trinkwassererwärmungssysteme Thermo- Clean® und Legiokill® als Anlagen zur Legionellen-Prophylaxe zu den Publikumsmagneten gehören werden. Mit dem von der DMS Wasser-Wärmetechnik GmbH entwickelten und jetzt von Danfoss übernommenem System Legiokill® setzten wir einen neuen Standard, der nicht nur das Wachstum von Legionellen im Trinkwasser verhindert, sondern durch thermische Desinfektion auch im Trinkwasser vorhandene Legionellen zuverlässig abtötet. Neuer Partner in Italien Danfoss war sehr aktiv in Italien – nicht nur beim Verkauf von Komponenten und der Auslieferung von Übergabestationen, sondern auch beim Aufbau eines Netzwerks von lokalen Partnern und Distributoren. Es freut uns, dass wir die Eröffnung eines Verkaufsbüros in Turin melden können, mit dem unsere Präsenz auf einem der am schnellsten wachsenden Fernwärmemärkte gestärkt wird. Ezio Gagliardi wird das Verkaufsteam als Sales Manager 6 agenda Darüber hinaus zeigen wir Haus- und Wohnungsstationen sowie unsere Produktpalette von elektronischen Reglern, Regelungen und Stellgliedern. Merken Sie sich einen Besuch bei Danfoss im Eingangsbereich der Halle 4 vor. 8. - 10. April 2008, Bremen Ausstellungs& Konferenzzentrum Weitere Informationen: www.waermemesse.de leiten. Er bringt langjährige, wertvolle Erfahrungen und Wissen für Danfoss mit und wird den wachsenden Markt für Wohnungsstationen aktiv bearbeiten. „Der Markt verlangt neben Komponenten zunehmend nach kompletten Lösungen. Mit unseren Stationen verfügen wir über eine starke Position und mit den ergänzenden Komponenten bieten wir komplette Heizlösungen für Einfamilienhäuser und Wohnungen. Das ist für Danfoss eine großartige Chance. Wir setzen hohe Erwartungen in unsere Zukunft in Italien”, so Gagliardi. Danfoss Highlights AKTUELLES Klarer Verkaufserfolg in Polen Von Danfoss LPM gibt es erfreuliche Nachrichten. Durch Umsetzung des neuen Danfoss Sales Programs (DSP) steigerte die Vertriebsgesellschaft sowohl die Quantität als auch die Qualität im Verkauf. Im ersten und zweiten Quartal 2007 entwickelte das Verkaufsteam von Danfoss LPM neue Arbeitsabläufe zur Bewertung und Optimierung von Schlüsselprozessen. Gleichzeitig führte es neue Werkzeuge für den Verkauf ein. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Jahr 2007 schloss LPM mit dem beeindruckenden Resultat von 19 % über der Zielvorgabe ab. Durch Opportunity Project Management wurde die Wettbewerbsfähigkeit der Angebote des Unternehmens verbessert und Pocket-Margin-Analysen halfen, Zusatzausgaben für kundenspezifische Produkte zu vermeiden. Die Effektivität des Verkaufsteams wurde durch ein zentrales Angebotswesen verbessert. 70 % der Angebote werden jetzt durch die Abteilung Technical Sales Support bearbeitet. Dabei sorgen neue, webbasierte Werkzeuge für einen schnelleren Arbeitsablauf und kürzere Reaktionszeiten bei der Produktauslegung und Angebotserstellung. Die Arbeit an der Mikro-Segmentierung der polnischen Fernwärmeausrüstung geht weiter voran. Sie wird uns helfen, das gesamte Unternehmen auf die Anforderungen unserer Kunden auszurichten und die Effizienz sowie Wirtschaftlichkeit von Danfoss LPM auf dem einheimischen Markt zu verbes- Danfoss stattet Häuser in Ungarn aus Das Fernwärmeunternehmen Széphő Zrt und die Installationsfirma Széphő Ltd arbeiteten gemeinsam an einem Bauvorhaben mit 24 Wohneinheiten. Das Projekt, dessen Wert mehr als 1,1 Mio. EUR beträgt, ist Teil einer Initiative für mehr Wohneigentum in der ungarischen Stadt Székesfehérvár. Danfoss lieferte für die Wohnungen 24 direkt betriebene Wohnungsstationen Termix VMTD-F und 24 Thermostate TP7000. Zur Abdeckung von Spitzenbelastungen wurde außerdem ein Puffertank mit einer Kapazität von 600 Litern installiert. Das Heizungs- und Trinkwassererwärmungssystem zeichnet sich durch minimalen Wärmeverlust, geringe Betriebskosten, einfache Kostenabrechnung sowie eine Anlage zur Legionellen-Prophylaxe aus. Der Bürgermeister von Székesfehérvár lobte das Vorhaben als ein hervorragendes Beispiel für mehr Innenstadt-Eigentumswohnungen mit hohem Standard. agenda 7 AKTUELLES Danfoss Highlights Rekordwachstum bringt Danfoss mehr Kundennähe Die zahlreichen Akquisitionen in Europa durch Danfoss District Heating haben zum Rekordwachstum beigetragen und bieten nun die Chance, noch enger mit den Kunden vor Ort zusammenzuarbeiten. Die jüngste Übernahme des Schweizer Unternehmens Proenergie Wärmetechnik markiert den zehnten Unternehmenskauf in den vergangenen fünf Jahren. Danfoss hat sich als zielstrebiges Unternehmen verpflichtet, mit einer Reihe 8 agenda übernommener Firmen strategische Kompetenzzentren zu bilden, Re-Investitionen zu tätigen und neue Märkte noch stärker zu bearbeiten. Der direkte Kontakt mit dem Kunden auf seinem einheimischen Markt und der Ausbau lokaler Produktionskapazität sind die Schlüssel für eine Stärkung der Fähigkeit von Danfoss, die richtigen Produkte zur richtigen Zeit liefern zu können. Auf die Wünsche der Kunden einzugehen ist ebenso wichtig wie unser Einsatz für Qualität und Innovation bei den von uns gelieferten Fernwärmelösungen. Danfoss Highlights AKTUELLES Bessere Anbindung des Klinischen Zentrums in Serbien Nach fast drei Jahren ist das Projekt zum Umbau der Heizungs- und Warmwasserversorgung in der zentralen medizinischen Einrichtung Serbiens, dem Klinischen Zentrum, jetzt fast abgeschlossen. Im Anschluss an ein Pilotprojekt aus dem Jahr 2005 initiierte die Weltbank 2006 eine Ausschreibung für Reparatur und Sanierung der Übergabestationen des serbischen Krankenhauses. In Zusammenarbeit mit Projektomontaza als Auftragnehmer und TRACO als Installationsfirma wurde Danfoss mit der Lieferung der Übergabestationen für das Projekt beauftragt. Bei Abschluss des Bauvorhabens Ende dieses Jahres werden insgesamt 58 Übergabestationen mit einer Kapazität von 53 MW für die Heizung sowie 9,8 KW für die Trinkwassererwärmung geliefert und angeschlossen sein. Wasserdichte Akquisition Es freut uns, dass wir die DMS WasserWärmetechnik GmbH an Bord von Danfoss begrüßen können. Im 3. Quartal 2007 wurde vereinbart, dass Danfoss die Bereiche Marketing, Verkauf und Technischen Kundendienst des Unternehmens übernimmt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelte sich DMS zu einem Spezialisten für die Legionellen-Prophylaxe durch thermische Desinfektion bei der Trinkwassererwärmung. Bis zur Übernahme war das Unternehmen insbesondere auf dem deutschen Markt aktiv und konnte erste Erfolge in Österreich, Italien und der Schweiz verzeichnen. „Mit dieser Übereinkunft stärken wir unser erfolgreiches Geschäft mit Lösungen für den Markt von Trinkwassererwärmungsanlagen. Unser Ziel ist es, auf diesem Gebiet die eindeutige Führung zu übernehmen und darum ist es für uns von vitaler Bedeutung, hier ganz vorn dabei zu sein – dort, wo sich der Markt entwickelt, wie bei den Systemen zur Legionellen-Prophylaxe”, so Niels B. Christiansen, Vize-CEO bei Danfoss. agenda 9 Tarjei Haaland FRAGEN & ANTWORTEN Eine sensible Lösung Für Tarjei Haaland hat die Kopplung von Kraft- und Wärmeerzeugung mit zunehmender Nutzung von Fernwärme eine überzeugende Logik. Beide Elemente zusammen steigern die Effizienz enorm und wirken sich auf Ökonomie und Ökologie aus. Darüber hinaus ist die Kombination aus Heizkraftwerk und Fernwärme, wie es das Beispiel Dänemark zeigt, eine praktische Lösung für CO2-Reduzierung und Versorgungssicherheit. Text rob holder, FOTOS reimar juul Der Begriff Fernwärme taucht immer wieder auf, wenn über ökonomische und ökologische Energieformen gesprochen wird. Wo liegt der Schlüssel ihrer Leistungsfähigkeit? Über Fernwärme lässt sich viel Gutes sagen. Sie ist ein wichtiges Element für die Kraft-Wärme-Kopplung und eine hervorragende Möglichkeit, bei der Stromerzeugung anfallende Energie sinnvoll zu nutzen. Sie ist einfach, effizient, umweltfreundlich, leicht verwendbar und verglichen mit dem Öl preislich stabil. Fernwärme ist eine sehr flexible Energie. Wasser kann als Energieträger auf vielfältige Weise erwärmt werden. Dadurch lassen sich auch geothermische und Solarenergie für die Fernwärme nutzen, denn für das Beheizen eines Gebäudes muss das Wasser nicht heißer als 70 °C sein. Meine Erfahrungen und Ansichten basieren größtenteils auf dänischen Beispielen. Tatsache ist, dass Dänemark führend im Bereich Fernwärme ist – insbesondere bei Fernwärme in Kombination mit Heizkraftwerken. Dänemark ist ein besonderer Fall, denn man konnte das wachsende BSP in hohem Maße vom Energieverbrauch ‚abkoppeln‘: anders als in den meisten anderen entwickelten Ländern ist der Verbrauch von Primärenergie seit 1980 mehr oder weniger unverändert, während sich das BSP um 75 % erhöht hat. Das liegt nicht nur daran, dass in Dänemark Fernwärme so weit verbreitet ist – und 60 % des Wärmebedarfs in 1,5 Mio. Haushalten abdeckt – sondern auch daran, dass mehr als 82 % der Fernwärme in Dänemark durch Heizkraftwerke erzeugt werden. Ist die Nutzung der Fernwärme in Dänemark als Modell für neue Energienutzung in anderen Ländern geeignet? Damit ist Dänemark für andere Länder ganz klar ein Beispiel für potenzielle Energieeinsparungen. Eine europäische Studie von Euroheat & Power zeigt: in Europa beträgt der Anteil der Fernwärme nur 9 - 10 %. Schon eine Verdopplung würde zur Reduzierung von 400 Millionen Tonnen CO2 jährlich führen – eine Verringerung um 9 %, verglichen mit den aktuellen CO2-Emissionen in Europa. In vielen europäischen Ländern – unter anderen Norwegen, Schweden, Frankreich – wird viel Strom zum Heizen verbraucht. Eine Praxis, die der amerikanische Energieexperte Amory Lovins schon vor Jahren als so effizient wie „Butter mit der Kettensäge schneiden” bezeichnete. Elektrischen Strom höchster Qualität – der für Hochleistungsanlagen, Beleuchtung usw. eingesetzt werden sollte – zum Heizen von Häusern zu nutzen, ist eine enorme Verschwendung. Welche Vorteile könnten durch höhere Verbreitung der Fernwärme entstehen? Greenpeace hat ein nordisches Energieszenario entwickelt. Es zeigt, dass z.B. in Norwegen vier Mal soviel Strom agenda 11 FRAGEN & ANTWORTEN Tarjei Haaland „In Dänemark gibt es Fernwärme schon sehr lange und sie ist so erfolgreich, dass darüber nicht diskutiert wird. Sie ist immer noch sehr wichtig, doch es besteht ein Forschungsbedarf zur Analyse zukünftiger Einsatzmöglichkeiten bei besserer Wärmedämmung vorhandener Gebäude und bei neuen Niedrig- bis Null-Energie-Häusern.” pro Einwohner verbraucht wird wie in Dänemark. In Schweden wird 2,5 Mal so viel verbraucht und in Finnland sieht es ähnlich aus. Und wenn man in Norwegen den Strombedarf für Branchen wie die Aluminiumproduktion abzieht, liegt der Haushaltsverbrauch vier Mal höher als in Dänemark. Warum? Wie ich schon sagte: wegen der reichlich vorhandenen Wasserkraft werden viele Gebäude überwiegend elektrisch beheizt. Aus Wasserkraft erzeugten Strom zum Heizen zu verwenden, ist wahrlich nicht sehr clever. Unser Szenario untersucht, welchen Effekt ein allmählicher Austausch von Elektroheizungen durch wasserbasierte Fernwärmeanlagen in den Städten hätte. Tatsächlich könnte allein der durch Wasserkraft in Schweden erzeugte 12 agenda Strom die gesamte schwedische Atomkraft sowie alle in Dänemark und Finnland betriebenen Kohlekraftwerke ersetzen. In Skandinavien gibt es insgesamt 14 Atomreaktoren – in Schweden 10 und in Finnland 4. Die von ihnen erzeugte Strommenge ist nur etwas größer als die Strommenge, die heute in Skandinavien zum elektrischen Beheizen von Häusern verbraucht wird. Also könnte der Ersatz elektrischer Heizanlagen durch Anlagen mit Wasser als Wärmeträger theoretisch den Atomstrom in der Region überflüssig machen und die Abhängigkeit von Kohlekraftwerken senken. Der Austausch Einszu-Eins ist ganz sicher nicht so einfach, doch unser Beispiel zeigt, welches Potenzial Heizkraftwerke und Fernwärme für die Umgestaltung zukünftiger Energiesysteme bieten. Allein der Umbau vorhandener Kraftwerke zu Heizkraftwerken wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung. Normalerweise erzeugen Kraftwerke in den meisten nordischen Ländern (außer Dänemark) und in Europa nur Strom. Viele liegen nicht weit von Städten entfernt und sollten darum für eine Fernwärmenutzung zu Heizkraftwerken umgebaut werden. Es gibt auch viele Werke, die nur Wärme produzieren. In Dänemark wurden viele Kraftwerke zu Kraft-Wärme-Anlagen umgebaut. Durch Kraft-Wärme-Kopplung wird eine enorme Menge Brennstoff eingespart, der bei separater Erzeugung von Strom oder Wärme erforderlich ist. Die Effizienz steigt, CO2 wird reduziert und die Abhängigkeit von unsicheren Lieferungen fossiler Brennstoffe – z.B. aus dem Nahen Osten und Russland – nimmt ab. Tarjei Haaland FRAGEN & ANTWORTEN Welche Hürden gibt es bei der weiteren Verbreitung von Heizkraftwerken und Fernwärme? Ein großes Problem ist der Einfluss großer Energiekonzerne, die vorwiegend Strom erzeugen und verkaufen wollen, auf die Entscheidungen der EU-Kommission. Diese Konzerne sind definitiv keine Verbündeten, wenn wir über den Umstieg auf Heizkraftwerke und Fernwärme sprechen. Im Kampf um den ökologischen Fortschritt stehen sich internationale Stromkonzerne und lokale Kommunen, die sich ein sensibleres System wünschen gegenüber. In größerem Zusammenhang kann man es auch als Frage der Regulierung des Marktes durch die Regierungen sehen. Wo die Marktwirtschaft als treibende Kraft nicht ausreicht, müssen Politiker Führungsarbeit leisten. Entweder müssen sie den Markt für Heizkraftwerke und Fernwärme finanziell interessanter und sicher für private Investoren gestalten oder sie müssen die traditionelle, separate Wärme- und Stromerzeugung verteuern. Spielt es dabei auch eine Rolle, dass die Länder den Aufwand einer Umstellung auf effizientere Systeme nicht betreiben wollen? Natürlich ist es mit Kosten verbunden. Doch diese sind nicht vergleichbar mit den Kosten, die durch den Verzicht auf Umstellung auf effizientere Systeme entstehen. Nicholas Stern, ehemaliger Chefökonom bei der Weltbank, erarbeitete vor kurzem einen Bericht für die Regierung Großbritanniens, der aufzeigte, dass es zukünftig 5 - 20 % des BSP kostet, wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird, und nur etwa 2 %, wenn etwas getan wird. Mit anderen Worten, es ist für die Gesellschaft billiger zu handeln, als wie bisher weiter zu machen. Die erforderlichen Investitionskosten zur Erneuerung unseres Energiesystems für geringeren CO2-Ausstoß werden durch Einsparungen beim Einkauf der immer teureren, fossilen Brennstoffe kompensiert. Ähnliche Argumente lassen sich bei Heizkraftwerken und Fernwärme anwenden. In Dänemark wurde dies in den 1980er Jahren mit einer durch die Re- gierung geförderten, umfangreichen Investition in die Infrastruktur umgesetzt. In diesem Punkt kann Dänemark als Beispiel gelten. Zurzeit ist es ein harter Kampf – es könnte schneller gehen. Man darf auch nicht vergessen, dass es nicht nur darum geht, uns vor rapide steigenden Brennstoffkosten, insbesondere bei Öl, zu schützen. Es geht auch um größere gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen, wie den durch CO2 verursachten Klimawandel und Gesundheitsschäden durch Kohleverbrennung. Diese externen Kosten spiegeln sich beispielsweise im Kohlepreis nur marginal wider und darum wird sie weiterhin umfangreich genutzt – denn wenn diese Kosten eingerechnet würden, wäre Stromerzeugung mit Kohle als teuerste Methode erkennbar. Man kann das als kolossales Marktversagen ansehen, denn die wirklichen Kosten kommen nicht auf den Markt – die Regierungen müssen also schmutzige Brennstoffe höher besteuern oder saubere subventionieren. agenda 13 DISKUSSION Axel Gedaschko Renaissance der Fernwärme Text Frank Grotelueschen, FOTOS Mikkel strange Im Vergleich zu manchen anderen EU-Staaten wird in Deutschland die Fernwärme bislang nur mäßig genutzt. Eine Ausnahme bildet die norddeutsche Metropole Hamburg. Sie verfügt bereits über ein ausgedehntes Fernwärmenetz. Verantwortliche wie Axel Gedaschko, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, wollen Fernwärme als Klima schonende Energie künftig noch weiter ausbauen. 14 agenda Hamburg – Fernwärme-Hauptstadt Deutschlands In Hamburg werden 19 Prozent aller Haushalte mit Fernwärme versorgt. Im bundesdeutschen Durchschnitt sind es nur 8 Prozent. Und laut Axel Gedaschko soll das Hamburger Fernwärmenetz massiv ausgebaut werden: „In unserer Stadt ist der Bau eines neuen Kohlekraftwerks geplant und wir haben zur Bedingung gemacht, dass dieses Kraftwerk eine deutlich stärkere Kraft-Wärme-Kopplung erhalten soll, als ursprünglich vom Energieversorger Vattenfall vorgesehen. Außerdem muss sich Vattenfall verpflichten, die Fernwärmeleitungen massiv auszubauen und dafür einen Betrag von annähernd 50 Millionen Euro aufzuwenden. Die neuen Leitungen sollen die Stadtteile Wilhelmsburg und Harburg im Hamburger Süden erschließen. Dort gibt es bislang nur wenig Fernwärme und wir hoffen, zusätzliche 25.000 bis 30.000 Heizpunkte anschließen zu können. Zusätzlich wollen wir das Netz im Norden Hamburgs weiter verdichten. Wir hoffen, bis zum Jahr 2020 insgesamt 50.000 Wohnungen zusätzlich ans Fernwärmenetz anschließen zu können. Das ist ein realistisches Ziel.” Heizwerk HafenCity Hamburg: Mit einer Wärmeleistung von bis zu 300 MW versorgt das 1999 gebaute Heizwerk einen Teil der HafenCity mit Fernwärme. Mit der HafenCity entsteht auf dem ehemaligen Hafengelände ein neuer Hamburger Stadtteil mit attraktiven Büros, Wohngebäuden und Kultureinrichtungen. DISCUSSION Axel Gedaschko Im Vergleich mit anderen EU-Ländern steht Deutschland bei der Fernwärme-Nutzung im Mittelfeld der EU-32 Länder und ist damit absoluter Durchschnitt. Axel Gedaschko erklärt dies unter anderem mit der Siedlungsstruktur Deutschlands: „Fernwärme lohnt sich vor allem in Ballungsgebieten. In kleinstädtisch strukturierten Regionen rentiert sie sich aufgrund der hohen Investitionskosten weniger. Die durchschnittliche Platzierung der deutschen Fernwärmenutzung ist aber auch historisch bedingt. Denn von heute auf morgen ein Fernwärmenetz aufzubauen – das funktioniert nicht.” Fernwärme bietet Vorteile Lange Zeit war Fernwärme hierzulande im Verruf, teurer als Öl oder Gas zu sein. Das hat sich geändert – heute ist sie günstiger. Zwar sind die Investitionskosten für das Fernwärmenetz ziemlich hoch, doch die variablen Kosten sind in den letzten Jahren nicht so stark gestiegen wie bei Gas- und Ölheizungen. Axel Gedaschko begründet dies mit dem Mix, wie Fernwärme hier in Hamburg erzeugt wird: „Dieser Mix basiert vor allem auf Kohle und Gas. Beim Gas hat es in den letzten Jahren große Kos- 16 agenda tensprünge gegeben. Will man sie auffangen, müssen die Bürger Kohlekraftwerke zur Erzeugung von Fernwärme akzeptieren. Vattenfall will in Hamburg ein altes Kohlekraftwerk durch ein neues, modernes ersetzen. Dieses Projekt ist in unserer Stadt nicht unumstritten. Aber wegen des von der Bundesregierung beschlossenen Ausstiegs aus der Kernenergie müssen wir in den sauren Apfel beißen und für eine Generation Kohlekraftwerke zulassen – allerdings unter der Maßgabe, dass die KraftWärme-Kopplung deutlich ausgebaut werden muss.” Doch er unterstreicht den zusätzlichen positiven Nebeneffekt dabei: „Die Kühlung des Kraftwerks geht weniger in die Elbe, sondern mehr in die Fernwärmenetze. Und das ist extrem sinnvoll.” Fernwärme trägt auch zum Klimaschutz bei: Ersetzt man eine Öl- oder Gasheizung durch einen Fernwärmeanschluss, werden im Durchschnitt pro Wohneinheit 0,7 Tonnen an CO2-Emissionen pro Jahr eingespart. Damit ist die Fernwärme ein sehr kostengünstiger Weg, erhebliche Mengen an CO2 einzusparen. Axel Gedaschko DISKUSSION „Wir hoffen, bis zum Jahr 2020 insgesamt 50.000 Wohnungen zusätzlich ans Fernwärmenetz anschließen zu können. Das ist ein realistisches Ziel.” Energiemix und weniger Energieverbrauch Wenn man Axel Gedaschko nach seiner Meinung zum Zusammenhang zwischen Fernwärme und der Entwicklung neuer Energieformen wie Windkraft, Biomasse und Solarenergie fragt, betont er, dass man zuerst versuchen sollte, die Energie erst gar nicht zu verbrauchen. „Wir haben deshalb in Hamburg als erstes der 16 deutschen Bundesländer eine Klimaschutzverordnung erlassen. Sie schreibt vor, dass ein Neubau 30 Prozent weniger Energie verbrauchen muss als das, was das Bundesgesetz derzeit zulässt. Diese Verordnung erweitern wir jetzt auch auf bestehende Gebäude: Wir wollen erreichen, dass Dachböden gedämmt und Fenster mit Einfachverglasung durch Fenster mit Doppelverglasung ersetzt werden. Den Energieverbrauch zu senken, ist der beste Weg, unsere Umwelt zu entlasten.“ Der zweite Punkt ist der Energiemix: „Wir bauen hier in Hamburg ein neues Viertel – die HafenCity, 150 Hektar groß, direkt an der Elbe und ganz in der Nähe des Rathauses. Wir haben europaweit die Fernwärmeversorgung dieses Viertels ausgeschrieben und zwar mit einem Mix, der auch regenerative Energien enthält. Ich denke, darin liegt die Zukunft – dass zum Beispiel die Warmwasser-Erzeugung über Axel Gedaschko Nach dem Abitur 1980 und dem Wehrdienst bei der Bundeswehr studierte Axel Gedaschko Jura in Hamburg und Göttingen. 1988 legte er das Erste Staatsexamen mit den Schwerpunkten Verwaltungsrecht und Verwaltungslehre ab, 1992 folgte das Zweite Juristische Staatsexamen. Von 1993 bis 2000 war er als juristischer Dezernent im Dienst des Landes Niedersachsen tätig. Im November 2000 wurde Gedaschko zum Ersten Kreisrat des Landkreises Harburg und 2003 zum Landrat gewählt. 2006 holte ihn der Erste Bürgermeister Ole von Beust als Staatsrat für die Bereiche Stadtentwicklung und Verkehr nach Hamburg. Im Januar 2007 folgte die Berufung zum Senator für Stadtentwicklung und Umwelt. Politische Schwerpunkte sind für Gedaschko die Fragen, die auf Hamburg mit dem Klimawandel und seinen Folgen zukommen – unter anderem der Ausbau der Fernwärme und die entscheidende Rolle von CO2-Vermeidungsstrategien. Der 48-Jährige ist Vater von zwei Kindern und Mitglied der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU). agenda 17 DISKUSSION Axel Gedaschko „Es liegt jetzt vor allem an den Energieversorgern, ihre Marktstellung nicht zu missbrauchen. Im Bereich der Strom- und Erdgasnetze haben wir in Deutschland ein Regulativ. So etwas brauchen wir auch bei der Fernwärme.” Solarthermie geschieht. Außerdem haben wir in der HafenCity eine große Brennstoffzelle zur Energieversorgung installiert. Der Mix macht’s.” Fernwärme kann dazu beitragen, dass Deutschland die CO2-Emissionsziele der EU erreicht. Bei der Neuentwicklung von Stadtgebieten müssen Stadtplaner den Ausbau der Fernwärme auf jeden Fall immer im Hinterkopf haben. Und beim Neubau von Kraftwerken sollte man darauf achten, die entstehende Wärme über die Kraft-Wärme-Kopplung zu nutzen, um damit Fernwärme zu produzieren. „Die damit verbundene Effizienzsteigerung bekommt man auf keine andere Weise hin. Wenn wir gleichzeitig unsere Häuser stärker dämmen, werden wir in diesen Häusern weniger Fernwärme brauchen. Und das heißt: Man dürfte künftig mit derselben Gesamtmenge an Fernwärme wesentlich mehr Wohneinheiten versorgen können als heute”, meint Axel Gedaschko. Das Image der Fernwärme in Deutschland In der Vergangenheit war Fernwärme durch einen vergleichsweise hohen Preis für den Endverbraucher negativ geprägt. Darum war Fernwärme in Deutschland nicht gerade populär. Axel Gedaschko ist überzeugt, dass sich für Fernwärme jetzt die Chance einer Renaissance bietet – 18 agenda vorausgesetzt die Verantwortlichen ergreifen diese Chance. „Es liegt jetzt vor allem an den Energieversorgern, ihre Marktstellung nicht zu missbrauchen. Im Bereich der Stromund Erdgasnetze haben wir in Deutschland ein Regulativ. So etwas brauchen wir auch bei der Fernwärme. Erst dann können auch andere Anbieter als die bisherigen Energieversorger zum Zuge kommen. Zum Beispiel gibt es in Hamburg viele Industrieunternehmen, in denen Wärme anfällt, die man auch in das Fernwärmenetz einspeisen könnte, um dadurch CO2-Emissionen zu vermeiden. Es kommt darauf an, diesen Produzenten den Zugang zu den Fernwärmenetzen zu ermöglichen und ihnen einen marktgerechten und keinen Dumping-Preis für die Wärmeenergie zu zahlen. Da muss noch einiges passieren, damit Wettbewerb entstehen kann.” Hindernisse für den weiteren Ausbau der Fernwärme waren laut Gedaschko bislang vor allem die Kosten für den Bau der Fernwärmenetze. „Da Gebäude künftig besser gedämmt und weniger Fernwärme abnehmen werden, müssen wir davon auszugehen, dass der Anteil der Netzkosten gegenüber den Verbrauchskosten steigen wird. Deshalb ist die Technik gefordert, Verfahren zu entwickeln, mit denen sich Fernwärmeleitungen so kostengünstig wie möglich verlegen lassen. Außerdem müssen die Kommunen die Leitungsrechte so gestalten, dass sie für denjenigen, der die Leitungen baut, Axel Gedaschko DISKUSSION akzeptabel sind. Die Kommunen dürfen also nicht Preis treibend wirken. Und schließlich muss eine staatliche Förderung, wie sie jetzt von der Bundesregierung vorgesehen ist, langfristig und verlässlich angelegt sein. Denn Fernwärme ist eine langfristige Angelegenheit und da helfen keine Einoder Zwei-Jahres-Programme.” Engagement für eine Zukunft mit Fernwärme Axel Gedaschko setzt sich persönlich dafür ein, den Ausbau der Fernwärme voranzutreiben. „Ganz konkret haben wir dafür gesorgt, dass Vattenfall bei dem neuen Kohlekraftwerk in Hamburg die Kraft-Wärme-Kopplung deutlich stärker auslegen wird – von den ursprünglich vorgesehenen 450 MW auf nunmehr 650 MW.” Hinsichtlich der gesetzlichen Rahmenbedingungen verweist er auf den aktuellen Gesetzesentwurf der deutschen Bundesregierung zur Kraft-Wärme-Kopplung, der noch in diesem Jahr in Kraft treten könnte. Dieser Entwurf sieht vor, den Ausbau der Fernwärmenutzung mit staatlichen Geldern zu bezuschussen. „Auch andere Energieträger werden ja massiv subventioniert, etwa die Solarenergie oder die Windkraft. Und es wäre eine fatale Marktverzerrung, wenn die Fernwärme dabei unter den Tisch fiele. Deshalb halte ich es für richtig, staatlich unterstützend zu wirken mit dem Ziel, die Fernwärme auszubauen. In Zahlen heißt das: Der Bund will die Kraft-Wärme-Kopplung künftig mit bis zu 750 Millionen Euro pro Jahr fördern. Und das beinhaltet auch Zuschüsse für den Bau von Fernwärmenetzen. Ich denke, das ist der richtige Weg”, so Axel Gedaschko. Er ist überzeugt, dass Fernwärme über die Kraft-WärmeKopplung eine Renaissance erleben wird. „Mit einem geeigneten Energiemix dürfte sie dann sogar etwas preiswerter sein als eine Gasheizung. Unterm Strich werden wir weniger Energie zum Heizen brauchen, weil europaweit massiv in die Dämmung der Häuser investiert wird. Dadurch wird der Gesamtabsatz an Fernwärme zwar nicht sehr stark steigen, aber ihr prozentualer Anteil an der Wärmeversorgung dürfte sich erhöhen. Und: Die Kosten der Netze werden für den wirtschaftlichen Erfolg der Fernwärme entscheidend sein”, meint Axel Gedaschko abschließend. Hamburg Hamburg ist mit knapp 1,8 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die siebtgrößte in der EU. Die Hansestadt ist ein eigenständiger Stadtstaat und eines von 16 deutschen Bundesländern. Schon 1893 wurden die ersten Fernwärmeleitungen gebaut. Heute hat das Hamburger Fernwärmenetz eine Trassenlänge von 740 Kilometern und versorgt 410.000 Wohneinheiten. Die Wärmeerzeugung liegt bei 1450 Megawatt, dazu kommen 450 Megawatt Strom aus der Kraft-Wärme-Kopplung. agenda 19 Danfoss WELTWEIT Niederlande Makro-Nutzen durch Mikro-Netze 20 agenda Niederlande Danfoss WELTWEIT Die Niederlande engagieren sich bekanntlich sehr dafür, maximalen Nutzen aus unterschiedlichsten Energietechnologien zu ziehen. Dirk N. Ockhuizen, Direktor der AGH Warmte-units b.v, Teil der Danfoss-Gruppe, gibt einen Überblick über ökonomische und ökologische Vorteile der Kombination von Wärmepumpen und Fernwärme mit Mikro-Netzen; erst kürzlich hat Danfoss solch ein Netz für eine Eigentümergemeinschaft mit 200 Häusern in Den Haag mit ausgestattet. Text Rob Holder, FOTO Den Haag Marketing & Events/Arjan de Jager agenda 21 Danfoss WELTWEIT Niederlande Ein erstklassiges Beispiel für die aufgeklärte und flexible Energiepolitik in den Niederlanden ist die Liberalisierung der Energiemärkte, wodurch Energiepreise frei gestaltet werden können. Bisher konnten Endkunden den Energielieferanten nicht frei wählen. Mit der neuen Gesetzgebung kann sich bei Strom- und Gaslieferungen jeder – vom Großabnehmer bis zum Einzelkunden – für einen holländischen Anbieter entscheiden. Dies eröffnet Unternehmen oder sogar kleinen Gruppen von Einzelpersonen die Möglichkeit, eigene Mikro-Netze für Wärme und Energie zu betreiben, denn sie sind nicht mehr an einen speziellen Lieferanten gebunden. „Ein Bauherr kann den Energieanbieter wählen, der den besten Preis bietet”, erläutert Ockhuizen, „und diese Lieferungen mit einer eigenständigen Übergabestation ergänzen, die Wärme, Kühlung und heißes Trinkwasser liefert. Umgesetzt wird dies durch eine Kombination aus Wärmepumpen und Fernwärme und über Mikro-Netze, die unterschiedlichste Bereiche abdecken können – z.B. Nachbargemeinschaften, Mehrfamilienhäuser, Shopping-Center, Hotels und Krankenhäuser. Zu einer Übergabestation gehören Wärmepumpen, Trinkwassererwärmungsanlagen, Trinkwasserspeicher und Regelung. Sie ist eine eigenständige, lokale Lösung, die schlüsselfertige Energie plus Wärme und Kühlung liefert – alles, was der Bauherr braucht, sind eine Steckdose und ein Energieanschluss.” Eine überzeugende Kombination Die Kombination aus Energielieferung und Wärmepumpen plus Fernwärme bietet erhebliche ökonomische und ökologische Vorteile und die Niederlande sind ein idealer Standort, um diese auch zu nutzen. Das Fernwärme-Konzept – mit dem die Energieeffizienz erhöht wird, indem durch ein lokales Verteilernetz aus isolierten Rohren von einer zentralen Anlage aus Wärme oder Kühlung preisgünstig und zuverlässig bereitgestellt wird – ist hier gut entwickelt. Wahrscheinlich auch aufgrund der guten Verfügbarkeit von Grundwasser mit 15-18 °C bieten die Niederlande hervorragende Bedingungen für den Einsatz von Wärmepumpen. Wärmepumpen können auch Wärmeenergie aus felsigem Untergrund, Erdreich, Luft oder Gewässern umsetzen und bilden eine wirtschaftliche und effiziente Methode, um Temperaturen für Heiz- und Kühlanlagen zu regeln. Vereinfacht gesehen entzieht eine Grundwasser-Wärmepumpe dem Grundwasser die Energie. Das Wasser wird aus einer GrundwasserBohrung in einen Wärmetauscher gepumpt, wo die Energie gewonnen wird. Dann wird das Wasser durch ein anderes Bohrloch wieder abgelassen. Wärmepumpen benötigen nicht viel Platz, erfordern keine Wartung oder Brennstoffe und bieten eine energieeffiziente Lösung, die Geld spart – bis zu 50 % der Heizkosten, verglichen mit traditionellen Heizsystemen. In den Niederlanden zahlen Hausbesitzer mit Grundwasseranlagen tatsächlich nur für die Heizung. Kühlung 22 agenda Basiswissen zu Wärmepumpen Mit einer Wärmepumpe kann ein Gebäude beheizt oder gekühlt wird. Dazu wird Wärme aus der Umgebung mit niedriger Temperatur auf ein höheres Temperaturniveau angehoben. Wärmepumpen sind sehr vielseitig, denn sie vereinen Klimaanlage und Heizung in ein und demselben System – einfach durch Änderung der Richtung des Zirkulationsflusses. Damit machen Wärmepumpen die dualen Systeme zur Erhaltung eines gewünschten Temperaturniveaus überflüssig. Alle Wärmepumpen bestehen aus den gleichen Grundkomponenten: Pumpe, Verflüssiger, Verdampfer und Expansionsventil. Bei einer Wärmepumpe wird normalerweise mit einer zirkulierenden Flüssigkeit Wärme aus einer Quelle gewonnen, die sich in der Nähe des Verdampfers befindet. Im Verdampfer wird die Flüssigkeit zu Niedrigdruck-Dampf vaporisiert. Der Dampf wird dann durch Kompression weiter verdichtet und gelangt anschließend in den Verflüssiger. Hier wird der Dampf wieder in Flüssigkeit umgewandelt, wobei die gespeicherte Wärme unmittelbar an den gewünschten Heizkreislauf abgegeben wird. Mit dem Expansionsventil wird die Zirkulationsflüssigkeit wieder auf Niedrigdruck gebracht und der Zyklus beginnt von vorn. ist im Wesentlichen gratis, denn das Grundwasser kann mit seiner Temperatur von 15–18 °C im Sommer zur Kühlung genutzt werden: es entstehen nur Kosten für den Strom zum Betreiben der Zirkulationspumpe – ein starkes Argument für Bauherren. Genau diese Kombination unterschiedlicher Effizienzfaktoren half Danfoss bei der Ausstattung der neu errichteten Eigentümergemeinschaft mit 200 Häusern in der Nähe von Den Haag. Die Neubauten stehen in einem Gebiet mit älteren Häusern aus den 1950er Jahren, die mit Fernwärme durch Eneco versorgt werden – einem der drei größten Energielieferanten in den Niederlanden. Doch dieses Projekt wurde finanziell durch Nuon, einem Konkurrenten von Eneco, unterstützt. Aufgrund der oben beschriebenen Liberalisierung des Energiemarktes kann Nuon Gas und Strom von einem Wettbewerber kaufen, um wirtschaftlichere und konkurrenzfähige Mikro-Netze aufzubauen. „Für ein Projekt wie dieses war Danfoss einfach der perfekte Anbieter“, sagt Ockhuizen. „Wir sind eines der wenigen Unternehmen, das im Bereich Fernwärme eine allumfassende Produktpalette anbieten kann. Dazu gehören Verteilerstationen, gewerbliche Übergabestationen oder Wohnungs- und Hausstationen ebenso wie Wärmetauscher und Regeltechnik. Danfoss koppelte als erstes Unternehmen Fernwärme mit Wärmepumpen zu einfachen Kombi-Anlagen. Das heißt, wir können alle für die Heizung, Kühlung und Trinkwasserer- Niederlande Danfoss WELTWEIT Motor Elektrischer Strom Wärme rein Wärme raus Kompressor 2.Verdichten 1.Verdampfen 3.Kondensieren 4.Expandieren Expansionsventil Verdampfer Verflüssiger wärmung erforderlichen Komponenten liefern. Danfoss kann darüber hinaus auch Komponenten für den Innenausbau von Gebäuden, wie Heizkörperthermostate und Fußbodenheizungen, liefern.“ me immer beliebter. Von den jährlich 50.000 – 60.000 neu errichteten Häusern wird der größte Teil über Fernwärmesysteme versorgt – aufgrund der niedrigeren EPC-Werte.” Weit reichende Vorteile Das Mikro-Netz-Konzept bietet zahlreiche und weit reichende ökonomische und ökologische Vorteile. Als Unterzeichner des KyotoAbkommens – dem internationalen Vertrag, in dem sich die Länder auf die Reduzierung der Treibhausgase geeinigt haben – erließen die Niederlande Vorschriften, die Umweltstandards für Neubauten festlegen. Sie werden an einem Energieleistungskoeffizienten (energy performance coefficient – EPC) gemessen. „Mikro-Netze, die Wärmepumpen und Fernwärme kombinieren, sind hervorragend geeignet, um EPC-Anforderungen zu erfüllen, nicht nur aufgrund der effektiven Heizung und Kühlung mit Wärmepumpen, sondern auch wegen der Energieeinsparungen, die durch Fernwärme entstehen”, erläutert Ockhuizen. „Fernwärme nutzt Abwärme aus Stromkraftwerken und hat somit enorm positive Auswirkungen sowohl hinsichtlich des EPCWertes als auch auf die Umwelt. In den Niederlanden wird Fernwär- Laut Ockhuizen ist in den Niederlanden eine rapide wachsende Nachfrage nach diesen Lösungen zu verzeichnen und sogar große Bauunternehmen und Bauherren entwickeln Mikro-Netze, um ihre Marktanteile auszubauen. Begünstigt durch die Liberalisierung des Energiemarktes entwickelte sich mehr Wettbewerb und so können Energiepreise kontrolliert und sogar gesenkt werden. Auch weil Fernwärmesysteme auf unterschiedlichsten Energiequellen – wie Wind- und Solarenergie oder Biomasse – basieren können, eignen sich in den Niederlanden Mikro-Netze für die aktuelle Entwicklung hin zu simultaner Erzeugung von Wärme und Strom in Kleinanlagen. Darum gibt es Anreize für Investment-Unternehmen, Geld in erneuerbare Energieprojekte mit Versorgung durch Mikro-Netze zu investieren. Unter dem Strich stehen Stromeinsparungen und die Reduzierung von CO2-Emissionen: Ganz klar ein Makro-Nutzen aus Mikro-Netzen. agenda 23 LÖSUNGEN Energy Trim Weniger ist mehr – Zeit zum Sparen Tony Nielsen, Verkaufsdirektor für das Konzept EnergyTrim™ in Skandinavien, erläutert das Prinzip dieses Servicevertrags von Danfoss, mit dem die Kunden 15 - 25 % Einsparungen bei minimaler Investition erzielen können – und er betont, dass für effizienten Energieverbrauch Fachwissen, Engagement und Einsatz aller Beteiligten erforderlich sind. TExt PAUL BARFOOT, FOTO Thomas Olesen, Hartly & Møller Minimale Investition, maximale Einsparungen Danfoss EnergyTrim™ wurde erst vor knapp einem Jahr in Dänemark eingeführt, doch obwohl es zurzeit nur dänischen Kunden zur Verfügung steht, soll aufgrund des Erfolgs des Konzepts untersucht werden, wie es zukünftig auf andere Märkte zugeschnitten werden kann. Auch wenn es noch in den Kinderschuhen steckt, basiert das Konzept auf langjähriger Expertenerfahrung im Bereich Fernwärme und setzte in puncto Energieeffizienz bei dänischen Behörden, Hausverwaltungen und kleinen bis mittleren Unternehmen sehr schnell neue Standards. Das Paket EnergyTrim™ optimiert bestehende Heizanlagen durch kontinuierliche Prüfungen, Feineinstellungen und Vorschläge zum Austausch defekter oder verschlissener Komponenten, die eine optimale Energieeffizienz beeinträchtigen. Es verspricht den Kunden Einsparungen bei der Energierechnung von bis zu einem Viertel – bei einer geringen Investition, die sich in einigen Fällen schon nach nur zwei Monaten amortisiert hatte. „Die meisten Anlagen sind in Ordnung, aber sie sind nicht korrekt eingestellt. Deutliche Einsparungen können durch Synchronisieren eines witterungsgeführten Reglers mit der Anzahl der Mitarbeiter oder Bewohner oder auch durch Justieren von Ausgleichsventilen und -pumpen für eine korrekte Wärmeaufnahme erzielt werden. Die effiziente Kühlung des Fernwärmewassers und eine stabile Temperaturüberwachung sind ebenfalls entscheidend. Auf dem Fernwärmesektor gibt es viele Energieberater, doch im Unterschied zu ihnen bietet EnergyTrim™ finanzielle Einsparungen, die unmittelbar spürbar sind”, erklärt Nielsen. Langfristige Sicht, kontinuierliche Effizienz „Bei einmaligem Kundendienst kommen Anpassungen z.B. auf eine verbesserte Wärmedämmung oder auf Nutzerfluktuationen zu kurz. Solche Variablen erfordern laufende Prüfungen und Einstellungen, damit eine optimale Energieeffizienz erhalten bleibt. Wenn wir mit drei Vor-Ort-Terminen 25 % Energieeinsparungen erreichen und ein Jahr später wiederkommen, ist es fast 24 agenda immer so, dass der Energieverbrauch des Kunden wieder das Anfangsniveau erreicht hat, weil am System unerwartete Änderungen durch Dritte vorgenommen wurden oder ein Defekt aufgetreten ist. Um den Energieverbrauch wieder zu erhöhen, muss nur ein Ventil defekt sein. Darum ist ein laufender Servicevertrag wichtig. Das eine sind unmittelbare Energieeinsparungen, das andere ist die ständige Reaktion auf Veränderungen, damit die Einsparungen erhalten werden können und kontinuierliche Verbesserungen erreicht werden”, so Nielsen weiter. Echtzeit-Paket, Zusatzvorteile Wir wissen, dass manche Kunden noch mehr Kontrolle und Sicherheit ihrer Anlagen brauchen. EnergyTrim™ Plus koppelt darum per Internet witterungsgeführte Regler mit einem Energieüberwachungsportal, wo Wärme-, Wasser-, und Stromverbrauch in Echtzeit registriert werden. So können viele Prüfungen und Einstellungen automatisch und über Fernzugriff erfolgen. Darüber hinaus können Budgetparameter festgelegt und Warnsysteme bei Überschreitungen eingerichtet werden. Den Wert von Energie neben Komfort begreifen EnergyTrim™ wurde sehr gut angenommen, besser als erwartet. Doch die größte Schwierigkeit besteht darin, dass das neue System von den Kunden ein Umdenken hinsichtlich der Effizienz erfordert. „Die Kunden vertrauen der Marke Danfoss und glauben an die versprochenen Einsparungen. Doch die Branche ist traditionell konservativ. Sie nimmt neue Methoden und Konzepte nur langsam an. Man bleibt gern bei Altbewährtem. Zusätzlich begreifen viele den Wert der Effizienz neben dem Komfort nicht. Ein System kann angenehme Wärme und Warmwasser liefern, doch das muss nicht bedeuten, dass es auch wirtschaftlich und umweltfreundlich ist. Es dauert lange, die Menschen zu überzeugen, über den Wert von Effizienz nachzudenken. Wir haben damit begonnen zu dokumentieren, wie die Kunden deutliche und umfassende Einsparungen realisieren. Das ist ein wirkungsvolles Mittel, um die Leute zu aktivieren”, bestätigt Nielsen. Energy Trim LÖSUNGEN Verkäufer Bjarne Kjærulff mit einem unserer Energy-Trim-Autos Öko-Wert Die finanziellen Vorteile von EnergyTrim™ sind eindeutig, doch die Kunden sollten die Vorteile eines energieeffizienten Systems für die Umwelt nicht unterschätzen. Global steht das Thema ganz oben auf der Tagesordnung und man sollte meinen, dass das Interesse an Angeboten wie EnergyTrim™ ein Richtwert für ein zunehmendes Umweltbewusstsein ist. „Leider nein. Wir haben vor kurzem 25 Kunden befragt und alle nannten Kosteneinsparung als Hauptargument. Danach folgte Sicherheit. Für die meisten Kunden sind umweltfreundliches Denken und Energieklasse ‚A‘ nützliches Beiwerk, aber keine Hauptargumente”, erklärt Nielsen. Heute für die Zukunft umdenken Bei Neuanlagen spielen alternative Energien wie Wind- und Solarenergie die Hauptrolle, aber mit EnergyTrim™ wird die Effizienz vorhandener Systeme sofort erhöht. „Erneuerbare Energien sind wichtig, doch die bis 2020 gesetzten Ziele liegen bei 20 % in der EU und 30 % in Dänemark. Das heißt, es bleiben 70 - 80 % fossile Brennstoffe. Wenn wir hier Verbrauch, Kosten und negative Umwelteinflüsse um 25 % reduzieren können, ist viel erreicht! Es ist wichtig, jetzt die niedrig hängenden Früchte zu ernten. Dies möchten wir durch PR und ständigen Dialog mit Politikern und entscheidenden Meinungsführern vermitteln. Sie haben die Macht, damit aktive Politik zu betreiben. Gesetzgebung und Verantwortung sind wichtig, doch sie sind nicht umfassend genug”, stellt Nielsen fest. Jetzt soll durch Fernwärmeanlagen jährlich 1 % bei den Endabnehmern gespart werden. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Viele arbeiten jetzt mit Danfoss zusammen und empfehlen den Kunden EnergyTrim™, um dieses Ziel zu erreichen. „Ich habe Gespräche mit dem Energieministerium geführt und wollte erreichen, dass sie sich für obligatorische Serviceverträge bei Gebäuden ab einer bestimmten Größe einsetzen. Dies hätte enorme Auswirkungen. Natürlich sind solche Aktionen nur so gut, wie die Fachkenntnis, mit der sie umgesetzt werden, und es ist recht schwierig, hier Standards zu setzen und zu kontrollieren. Doch wir sind als Unternehmen verpflichtet, Vorbild zu sein und selbst alles Machbare zu unternehmen, damit unsere Branche politisch im Gespräch bleibt. Und wir bleiben im Austausch mit unseren Kunden, in der Hoffnung, dazu beitragen zu können, die richtigen Schritte nach vorn zu gehen”, sagt Nielsen abschließend. Weitere Informationen erhalten Sie auf www.energytrim.dk EnergyTrim aktuell: In fünf Monaten 130.000 DKK gespart! In knapp einem halben Jahr hat Lind Furniture in Thorning mit Danfoss EnergyTrim 16.300 m³ weniger Gas verbraucht und so 130.000 DKK gespart. Die Kosten für die Sanierung der Heizungsregelung und laufende Optimierung der Anlage betrugen 50.000 DKK, die sich in nur fünf Monaten 2½ -Mal amortisiert haben. „Sparen ist für uns zum Sport geworden”, so Lars Maretti, Gebäudemanager des Unternehmens. agenda 25 AKADEMIE Trends Die bewährte Lösung mit einem enormen Potenzial „Fernwärme gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen der Energiebranche”, meint Preben Tolstrup, CEO bei Logstor. Zusammen mit den Geschäftsführern von Danfoss, Grundfos und dem Beratungsunternehmen COWI setzt er sich hier für eine Änderung ein. Text: Rob holder, FOTOS mikkel strange, danfoss Es ist seit Jahrzehnten bekannt. Sie funktioniert nicht nur, sie funktioniert sogar sehr gut. Sie gehört zu den entscheidenden Grundlagen für Dänemarks beneidenswerten Rekord in puncto Energieeffizienz. Warum also ist Fernwärme bei der EU – und weltweit – nicht eine der bevorzugten Energieoptionen? Ein Gespräch mit Preben Tolstrup zeigt, dass die Antwort möglicherweise darin liegt, dass viele europäische Politiker in einer Ära bahnbrechender Technologien Fernwärme nicht vollständig verstanden haben oder sie einfach nicht „sexy” genug ist. Darum waren die Leiter der vier bekannten dänischen Unternehmen besonders beunruhigt, als in den ersten Entwürfen zu neuen EU-Direktiven Fernwärme nicht erwähnt wurde. Sie waren so beunruhigt, dass sie gemeinsam ein Whitepaper* verfassten, in dem sie die praktischen und ökologischen Vorteile darstellten. „Wir mussten die Initiative ergreifen“, sagt Tolstrup. „Nicht nur mit dem Whitepaper, sondern auch durch direkten Kontakt mit Funktionären in Brüssel und bei Branchenverbänden, wie dem European Business Forum.“ Senkung des Verbrauchs Ein Hauptpunkt des Whitepapers ist, dass der „einfachste“ Weg zur Reduzierung von CO2-Emissionen eine Senkung des Energieverbrauchs durch effizientere Energienutzung ist. Unter dem Aspekt, dass 2003 mehr als ein Drittel der in EU-32 Ländern gelieferten Ener- 26 agenda Trends Akademie Gläser mit unterschiedlich gefärbten Inhalten illustrieren, auf wie vielfältige Weise mit Fernwärme Energie kombiniert und genutzt werden kann. AKADEMIE Trends gie verloren ging und nie bei Endabnehmern ankam, ist dieser Punkt noch brisanter. Allein diese ungenutzte Energie zeigt, wie wichtig es ist, sich die grundlegende Idee der Fernwärme vor Augen zu führen: lokale Brennstoff-, Wärme- oder Kühlressourcen zu nutzen, die sonst oft ungenutzt blieben. Fernwärme ermöglicht eine viel höhere Effizienz durch ein lokales Verteilernetz aus isolierten Rohren, die für eine billige und verlässliche Wärme- oder Kühlressource sorgen. Es ist auch wichtig zu bedenken, dass Fernwärmesysteme grundsätzlich als Träger für vielfältige Energiequellen dienen können. Fernwärme ist ein Multi-Brennstoff-System: jede verfügbare Energiequelle, ob „schwarz“ oder „grün“– von Kohle, Öl und Gas bis Windkraft, Solarenergie und Biomasse – lässt sich nutzen oder für eine zukünftige Nutzung speichern. „Sogar Materialien wie Industrie- oder Haushaltsabfälle werden zunehmend als Brennstoffe für Fernwärme eingesetzt, womit auch andere Umweltprobleme, wie z.B. die Lagerung von Abfällen gelöst werden können“, so Tolstrup. „Es ist nicht zu weit hergeholt, sich eine Zukunft auszumalen, in der viele Einzelsysteme, darunter Wind- und geothermische Anlagen, Elemente eines eng gekoppelten Fernwärme-Netzes sind – das nenne ich ein intelligentes Energiesystem, in dem jede Energiequelle zu einer ausgeglichenen und optimierten Energieversorgung und Energieeffizienz beiträgt.“ Emissionen reduzieren Entscheidend ist, dass sich Fernwärme jahrelang in vielen Ländern bewährt hat. In Schweden, Dänemark und Finnland nutzen heute beispielsweise mehr als 50 % der Bevölkerung Fernwärme. Schon heute trägt Fernwärme zur Reduzierung von CO2-Emisssionen bei. Ende der 1990er Jahre schätzte 28 agenda Trends AKADEMIE der Internationale Energierat, dass durch Fernwärme die globale CO2-Emission um 3 - 4 % (700 – 900 Millionen Tonnen) reduziert wird. Eine Verdopplung des aktuellen Anteils der Fernwärme in den EU-32 Ländern von 6 % auf 12 % würde laut Schätzungen zu einer Reduzierung von 400 Millionen Tonnen CO2 führen – das entspricht der gesamten Emission durch Kraftstoffverbrennung in Frankreich. Es würde auch die Importabhängigkeit deutlich verringern und die Energieeffizienz spürbar erhöhen. Fernkühlung ist z.B. 5- bis 10-Mal effizienter als traditionelle Kühlmethoden, wie elektrisch betriebene Klimaanlagen. Preben Tolstrup räumt ein, dass CO2-Reduzierung und höhere Energieeffizienz komplexe Themen sind. „Wenn sowohl die Ölpreise als auch der Energiebedarf weiter steigen und Umweltprobleme zunehmen, wird es mehr Forderungen nach Veränderung geben“, sagt er. „Es scheint offensichtlich, dass Fernwärme eine bedeutende Rolle spielen kann. Hier müssen Politiker voran gehen – zum Beispiel mit neuen Steuergesetzen, die nicht nur einfach erzielte Gewinne sondern auch Energiemaßnahmen in den Mittelpunkt rücken. Doch wir alle müssen Fernwärme besser ‚vermarkten‘ und darüber informieren, dass es eines der besten und am einfachsten verfügbaren Konzepte ist, die wir zur Lösung zahlreicher Energieund Umweltprobleme haben. Ich bin Optimist – ich glaube daran, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre eine Verdoppelung bei der Nutzung von Fernwärme absolut machbar ist.“ Fernwärme Fernwärme oder Fernkühlung bedeutet, dass Dampf, Warmwasser oder Kühlwasser bzw. eine Kombination daraus aus einem zentralen Kraftwerk zur Stromerzeugung über ein Rohrleitungsnetz in andere Gebäude verteilt wird. Fernwärmesysteme sind grundsätzlich Träger für vielfältige Energiequellen. Jede verfügbare Energiequelle – von Kohle, Öl und Gas bis Windkraft, Solarenergie und Biomasse – lässt sich zum Beheizen oder Kühlen von Gebäuden nutzen oder für eine zukünftige Nutzung speichern. Grundlage eines Heizkraftwerkes ist, dass Strom und Wärme/Kühlung in einem kombinierten Prozess erzeugt werden, womit die Energieeffizienz auf mehr als 90 % steigt – im Vergleich zu etwa 40 % bei ausschließlicher Stromerzeugung. Die Kombination von Kraft-Wärme-Kopplung und Fernwärme ist sehr energieeffizient. Ein Dampfkraftwerk, das ausschließlich Strom erzeugt, kann nur bis zu 47 % des eingesetzten Brennstoffs in Strom umwandeln. Der größte Teil der Energie bleibt als Wärme ungenutzt und wird in die Umwelt abgeleitet. Bei einem Heizkraftwerk wird die Wärme genutzt und es erreicht so einen Energieeffizienzgrad von etwa 90 %. *Den Bericht “Whitepaper on District Heating and District Cooling Solutions in an Environmental Perspective” (Whitepaper zu Fernwärmeund Fernkühlungslösungen aus ökologischer Sicht) finden Sie auf www.dh.danfoss.com/agenda agenda 29 NEUENTWICKLUNGEN Pfiffige Ideen Energiesparender Stromschalter Standby-Funktionen verbrauchen bis zu 70 % des erforderlichen Stroms bei eingeschalteten TV-Gerät, DVD-Player, Spielkonsolen, Heimkinos und Hi-FiAnlagen. Mit einem Power Safer machen Sie der unnötigen Energieverschwendung durch Standby-Betrieb ein Ende. Sie brauchen dafür nicht einmal den Stecker des Fernsehers zu ziehen, denn der Standby-Modus wird per Fernbedienung von der Stromversorgung getrennt. Einfach einstecken und los geht‘s: Power Safer reduziert Ihre Stromrechnung und verlängert die Lebensdauer Ihrer Geräte um bis zu 15 %. www.doctorenergy.co.uk Glühende Nächte Erleuchten Sie Ihre Abende mit einem langlebigen, energiesparenden Nachtlicht. Die Leuchtdiode wird kaum warm und erreicht eine Lebensdauer von 50.000 Stunden, um Ihre dunklen Stunden zu erhellen. Auch in Ihrem Geldbeutel wird die Einsparung durch den geringen Stromverbrauch von 2 W zu spüren sein. Stecker einstecken und das angenehm strahlende, blendfreie Licht in der Dämmerung genießen. Das Licht schaltet sich mit der Morgendämmerung automatisch aus. www.conrad.se Strahlend geladen Mutter Natur zu nutzen, um unsere Batterien aufzuladen ist eine gute Idee. Das Solar-Ladesystem Freeloader nutzt Sonnenstrahlen zum Laden Ihrer Geräte und kleinen Spielzeuge. Bei voller Ladung bietet der interne Akku bei einem iPod 18 h Spielzeit, 2,5 h Spielspaß an der PSP und 44 h Sprechzeit fürs Mobiltelefon. Die Ladung hält bis zu drei Monate, das Gerät ist robust und superschick – ein energievolles Muss. www.solartechnology.co.uk Log-in für eine C02-freundliche Zukunft Initiativen gegen die globale Erwärmung entwickeln immer mehr Werkzeuge, die bei der Eindämmung und Reduzierung von CO2-Belastung helfen sollen. Die dänischen Ministerien für Umwelt und für Transport und Energie haben im Rahmen der Kampagne ‚1 ton mindre‘ (eine Tonne weniger) ein Onlineportal gestaltet. Auf der Seite www.1tonmindre.dk können Sie mit einem CO2-Rechner Ihre schädlichen Emissionen berechnen und begrenzen. Auch die deutsche Webseite www.co2online.de wendet sich an private Haushalte, Handel und Wirtschaft, um sie zu aktivem Handeln für den Klimaschutz zu motivieren, und bietet praktische Hinweise zur Reduzierung von Energiekosten. Der erste Schritt in eine grüne Zukunft ist also gar nicht so weit weg. 30 agenda MAKING MODERN LIVING POSSIBLE Hier und heute beginnt der Dialog Lesen Sie Agenda online Wir sind der einzige Komplettlieferant für Hausstationen und Regeltechnik auf dem Nah- und Fernwärmemarkt. Seit vielen Jahren arbeiten unsere Produkte unter allen Bedingungen und in den verschiedensten Heizungssystemen auf der ganzen Welt erfolgreich und effizient. Lesen Sie Agenda online! Weitere Artikel finden Sie hier: www.dh.danfoss.com/agenda