Der Baumwoll

Transcrição

Der Baumwoll
Baumwoll-Flyer-a:T-Shirt-Folder 25.01.10 13:29 Seite 1
Programm
Beginn: 16:00 Uhr
Auftakt
Baumwolle hautnah (kleine Modenschau)
Der BaumwollBlues
Über 120 Schülerinnen und Schüler Augsburger Gymnasien haben an einem Logo-Ideen-Wettbewerb zum Thema Baumwolle in Verbindung mit Nachhaltigkeit teilgenommen. Die eingegangenen Entwürfe wurden von einer Jury nach den Kriterien visuelle Umsetzung der Thematik / Kreativität / Gestaltung bewertet. Die von der Jury ermittelten besten 20 Logos werden vom analogwerk auf Biobaumwoll-T-Shirts gedruckt und im Rahmen der Veranstaltung
präsentiert. Im Anschluss findet die
Preisverleihung statt. Die drei Hauptgewin-
ner können mit tollen Preisen rechnen; aber auch alle Anderen gehen nicht leer aus.
Danach erzählen echte Chemiker die
Baumwollgeschichte, bei der es auch
mal raucht und kracht und sogar mit Baumwolle geschossen wird.
Der Baumwoll-Blues...
Wir stecken mitten drin...
Geschichte und Geschichten
zu einem alltäglichen Stoff...
Zwischendrin und im Anschluss an das Programm „kriegen wir alle den Blues“:
Walt’s Blues Box – eigens angereist aus der Schweiz – erfreut uns mit musikalischen Einlagen und Stücken aus ihrem neuesten Album „Walk Down The Road“.
Ende der Veranstaltung ca. 20:00 Uhr
12. Februar 2010
Beginn 16:00 Uhr
Textil- und Industriemuseum
Augsburg
Provinostrasse 46
Wir bedanken uns bei allen beteiligten Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften, bei Frau
Linda Schwingel von der Umweltstation und den Jury-Mitgliedern für die Beteiligung am
Logo-Wettbewerb – und natürlich bei allen Sponsoren und Mitwirkenden, die diese Veranstaltung ermöglicht haben.
Eine Veranstaltung des Lehrstuhls für Ressourcenstrategie und des Wissenschaftszentrums Umwelt
der Universität Augsburg in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg
Live Musik: Walt’s Blues Box
Baumwoll-Flyer-a:T-Shirt-Folder 25.01.10 13:29 Seite 2
„When I wake up in the morning light, I pull on
my jeans and I feel all right ...“ (David Dundas)
Jeder kennt sie, jeder trägt sie: die Jeans! Ihr Ursprung liegt in den USA, von wo sie Mitte des
19. Jahrhunderts ihren Siegeszug antrat. Die robuste Arbeitskleidung für Goldgräber, Farmer,
Cowboys und Holzfäller mauserte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem Symbol von Aufbruch und Freiheit. Mit der Blue Jeans aus blau
gefärbter Baumwolle kam der Blues nach Euro pa, mit rockigen Rhythmen eroberte die Jeans
die Welt. Sie ist gleichwohl Sinnbild des Gediegenen, des Protests wie des Fortschritts und der
gelungenen Verbindung von Tradition und Moderne. Sie sprengt sämtliche Klischees und ist
in ihren vielfältigen Variationen aus Kinderzimmern, Jugendkleiderschränken, Buisnessetagen, Kreativszenen und Freizeitaktivitäten
nicht mehr wegzudenken. Was hat sie, was andere Kleidungsstücke nicht haben? Aus welchem Stoff ist sie gemacht, was hat Sie zu
einem Kult- bzw. Kulturgegenstand gemacht?
Der Grundstoff zur Herstellung von Jeans ist
die Baumwolle, eine der ältesten und bedeutendsten Kulturpflanzen der Welt. Baumwolle
wird seit Jahrtausenden zur Herstellung von
Kleidung verwendet. Einige Quellen behaupten
sogar, dass die Ägypter bereits vor 14.000 Jahren Baumwolle angepflanzt und verarbeitet hätten. Im 20. Jahrhundert trat jedoch eine Wende
ein, denn die Baumwolle bekam zunehmend
Konkurrenz durch industriell gefertigte Kunstfasern. Heute werden mittlerweile mehr Kleidungsstücke aus Industriefasern gefertigt als
aus Baumwolle. Dennoch ist und bleibt die
Baumwolle mit einem Weltmarktanteil von
40 % die wichtigste Naturfaser für die Herstellung von Textilien und Kleidung.
benötigt jährlich etwa 256.000.000.000.000 Liter Wasser.
Dies entspricht der 4,65-fachen Menge des Bodensees!
Dieser Wasserverbrauch findet vornehmlich in trockenen
Regionen statt, in denen Baumwolle mit künstlichen Bewässerungssystemen kultiviert wird. Diese Umwelteingriffe sind oftmals weithin sichtbar und hinterlassen
Narben im Gesicht der Kultur- und Agrarlandschaften,
und jede erzählt eine andere Geschichte. Die wohl bekannteste Tragödie ist die „Geschichte vom verschwundenen Meer“: der einst viertgrößte Süßwassersee der
Erde, der Aralsee, mit der ursprünglichen Größe Bayerns
(rund 70.000 km2), trocknete durch die exzessive Bewässerung von Baumwollfeldern über Jahrzehnte hinweg aus.
Der drastische Schwund des Binnenwassers verwandelte
die Region der heutigen GUS-Staaten zu einem Katastrophen- und Notstandsgebiet.
Obwohl man es dem so genannten „weißen
Gold“ nicht ansieht: es hat die Welt maßgeblich verändert und das nicht nur im positiven
Sinne! Ob in China, Indien, in den USA, in der
Türkei oder in Usbekistan: Baumwolle ist ein
nachwachsender Rohstoff, der in vielen Ländern auf riesigen Flächen in Monokultur angebaut wird. Die Ernte erfolgt entweder mit Hilfe
von Maschinen oder − in weniger entwickelten
Ländern − in mühevoller Handarbeit. Infolge
der Monokulturen ist die Baumwollproduktion
stark von Pflanzenschutzmitteln abhängig.
Baumwolle gilt unter Umweltschutzaspekten
als eines der problematischsten landwirtschaftlichen Produkte, da beim Anbau sehr viele
Agrochemikalien zum Einsatz kommen. Der
Anbau, aber auch die Produktion und der Konsum von Baumwollprodukten führen somit zu
weit reichenden Eingriffen in die Umwelt und
haben enorme Veränderungen der wichtigen
Ressourcen Boden und Wasser zur Folge. So
werden beispielsweise für die Herstellung von
einem T-Shirt mit einem Gewicht von 250
Gramm etwa 2.700 Liter Wasser benötigt. Eine
Jeans mit einem Gewicht von einem Kilogramm
verursacht bereits einen Wasserverbrauch von
sage und schreibe 11.000 Liter. Und um die gesamte Menschheit angemessen zu kleiden, werden derzeit rund 23 Mio. Tonnen Baumwolle
pro Jahr (Stand 2008) produziert. Die Produktion dieser gigantischen Menge an Naturfasern
Aber auch entlang der weiteren Produktionskette ist der
Weg vom Baumwollanbau über die Spinnereien, die Hinterhofnähstuben in Bangladesh oder China bis zum Ladentisch der Designer- und Szenegeschäfte von vielen
sozialen, ökologischen, ökonomischen wie auch politischen Problemen gekennzeichnet. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die zunehmend größer werdende
Schere zwischen Arm und Reich, der horrende Energieverbrauch durch globale Handels- und Transportwege –
eine Jeans legt von ihrer Entstehung bis zu Ihrem Kleiderschrank zig Tausende von Kilometern zurück und wird
somit zu einer klimarelevanten Einflussgröße im globalen Geschehen – sowie wirtschaftspolitische Machtinteressen um Monopolstellungen und Marktanteile. Eine
Ironie liegt nicht zuletzt auch darin, dass die Menschen,
die unsere Kleidung in mühevoller Arbeit und teilweise
katastrophalen Arbeitsbedingungen und einer nicht existenzsichernden Bezahlung herstellen, sich diese selbst
nicht leisten können. Sie tragen oftmals die Kleidung, die
in Europa weggeworfen wird, was sie immer noch ein
Vermögen im Verhältnis zu ihrem geringen Einkommen
kostet, da der immer stärker konkurrierende Absatzmarkt die Preise nach oben treibt.
Baumwolle ist ein Paradebeispiel für ein (Natur-)Produkt
mit einer langen Kulturgeschichte, die trotz der zunehmenden Verwendung von Kunstfasern nichts von ihrer
Aktualität und Brisanz verloren hat und facettenreicher
denn je weiter geschrieben wird. Diese Geschichte besitzt
viele interessante, überraschende aber auch unsichtbare,
versteckte Kapitel mit direktem Bezug zu unserem Alltag.