All-gemeine VolksBILDung - IRIS

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All-gemeine VolksBILDung - IRIS
All-gemeine VolksBILDung
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All-gemeine VolksBILDung
- Playground - DaybyDay ISSN 1860-2967 -
Date de mise en ligne : Dienstag 9. September 2008
Date de parution : 9. September 2008
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All-gemeine VolksBILDung
I.
Dieser Text ist in gewisser Weise durchaus als "in eigener Sache" zu überschreiben.
Anlass sind Zitate von Don Tapscott, Autor des Buches Wikinomics"´, so wie sie am Wochenende auf der
Panorama-Seiter von dolomiten.it eingesehen werden können.
Danach soll er gesagt haben:
"Wenn jemand einen Job sucht und 75 Wikipedia-Einträge geschrieben hat, sagt mir das mehr als wenn er die
Harvard Business School besucht hat. Er ist motiviert, initiativ, innovativ und kreativ, ein guter Kommunikator und
Schreiber. Also gibt es auch bei Wikipedia ökonomische Faktoren".
Wenn dem wirklich so ist, dann ist - mit Verlaub gesagt - das hier eingesehene "DaybyDay"- Projekt auch so ein
Qualitäts-Profil-Nachweis.
Und das, ob wohl es sich bislang ganz bewusst trotz der guten Leserzahlen von Werbung bislang ebenso
ferngehalten hat wie der Aufgabe der Moderation von LeserInnen-Meinungen: "DaybyDay" teilt mit - und liegt damit
offensichtlich im Trend
"Unternehmen müssen sich vor dem Hintergrund einer digitalen und vernetzten Welt öffnen, Teile ihres Wissens
preisgeben und verstärkt mit Kunden, Partnern und Experten in Dialog treten"
Und diese Veränderungen werden vor allen in einigen ausgesuchten Branchen für die KMUs von Vorteil sein:
Wenn Kleinbetriebe soziale Netzwerke, Wikis und Blogs nutzen, bieten sich ihnen Einsatzmöglichkeiten, die sonst
nur großen Unternehmen offen stehen."
II.
Bleibt die Frage, ob diese neuen Netze und Netzwerke wirklich etwas grundsätzlich Neues sind, oder ob sie nicht
auch in einem grossen Umfang jene Strukturen erweitern - oder auch torpedieren - die wir aus den traditionellen
Bindungen einer Kommune, eines Vereins, eines Clubs oder einer Bruderschaft schon kennen?
Auf jeden Fall bieten sich heute dem "gemeinen Mann" neue Möglichkeiten des Zugangs zu Gemeinschaften, die
durch ihre eigene Existenz bereits wieder Ausdruck einer bestimmten und zunehmend besonderen Werthaltigkeit
sind.
"Start reporting to the world": Mit diesem am 27. Juni 2008 ins Leben gerufenen Aufruf haben sich auch die
YouTube-Betreiber daran gemacht, jenseits ihres "all-you-can-seek"-Images ein neues Profil zu geben: und
gemeinsam mit dem Pulitzer Center, mit Sony und Intel ein Bürger-Journalisten-Vorhaben namens Project:Report ins
Leben zu rufen. [
] "The power of journalism - at it's best." Mit diesem Sprecher-Satz beginnt das Promo-Video die Beschreibung
dieses Vorhabens. Und bietet in einem Wettbewerbsformat Preise und neue Publikationsmöglichkeiten an. [1]
Heute, mehr als einem Monat seit Startbeginn, verzeichnet das Medium "181 Subscribers". [<a href='#nb2'
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class='spip_note' rel='footnote' title='Und nach der Fertigstellung dieses Berichtes werden es 182 sein. Sic! PS: (...)'
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III.
Entscheidend ist, dass dieser "community-access" heute nicht mehr allein durch das "sich Einkaufen" geschieht selbst der Gang zum Zeitungskiosk ist Bestandteil einer solchen Leser-Gemeinschafts-Bildung, sondern auch durch
den orts- und zeitunabhängigen Zugang zu Konsumentenzirkeln, die sich ihrerseits wieder durch eigene Teilnahme
und Teilhabe stabilisieren und weiterentwicklen.
Und das wiederum geschieht vor allem dann, wenn die Teilnehmer die Möglichkeit haben, ihre Existenz nicht nur
"online", sondern dann auch wieder "offline" zu manifestieren. Schon heute steht ausser Frage, dass die "Zeitung
von morgen" eine "Best-of-Online"-Verschnitt sein wird: mit all jenen Stärken und Vorteilen, die Print - nach wie vor zu bieten hat. [3]
IV.
Verstärkt wird die Bedeutung von Print vor allem auch aus der Geschichte der Zeitungen selber. Und eben heute war
zu lesen, dass eben all diese längst ausgelesenen Print-Exemplare über den Tag hinaus in ihrerer Wertigkeit
bestehen bleiben - bzw. wieder hergestellt werden - sollen. So Punit Soni, Product Manager bei Google, im offiziellen
News-Blog vom 9. September 2008, 9:33 am:
"For more than 200 years, matters of local and national significance have been conveyed in newsprint — from
revolutions and politics to fashion to local weather or high school football scores. Around the globe, we estimate that
there are billions of news pages containing every story ever written. And it's our goal to help readers find all of them,
from the smallest local weekly paper up to the largest national daily."
The problem is that most of these newspapers are not available online. We want to change that.
Das Rad der Geschichte dreht sich also weiter: der Journalismus der Alten soll jedem Bürger online und digital zur
Verfügung gestellt werden - und dieser online und digital selber zum "Journalisten":
Erstens wird der Bürgerjournalismus zunehmen. Das sieht man auch am Engagement der Business Week oder der
New York Times, die sich da wirklich anstrengen. Auf der anderen Seite verschwinden gute Schreiber, Journalisten
oder Herausgeber nicht. Zeitungen werden aber nicht bloße Bereitsteller von Inhalten sein, sondern Gemeinschaften
zu den unterschiedlichen Themen aufbauen. Die Klugen werden das machen, die anderen verschwinden", soweit
nochmal Tapscott zu diesem Thema.
V.
Neu ist allerdings, dass mit dieser Online-Orientierung nun auch jene Möglichkeiten genutzt weden, die dem
klassischen Print-Bereich (noch) verwehrt sind: die Einbindung von audiovisuellen Inhalten. Das Thema der
bimedialen Berichterstattung geistert ja derzeit durch das ganze Land. Egal, ob nun bei den öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten [4] oder bei den "Privaten".
In einem Interview von Peter Turi [5] am 09.03.2008 um 17.28:27 Uhr [6] wurde Springers Zeitschriften- und
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"Bild"-Vorstand Andreas Wiele gefragt, ob das erste Kai Dieckmann Video in Bild.de Ausdruck eines Sparprogramms
sei: Darauf Wiele: Das ist Ausdruck eines modernen Vorbild-Verständnisses. So wie Kai Dieckmann selber mit der
Kamera losgeht: Das erwarten wir von allen Journalisten und das ist die grosse Chance - allerdings auch die grosse
Herausforderung - für jeden Printjournalisten, dass er sich diese neuen Medienform und dieser neuen Erzählform
stellt. Und dann ist die digitale Welt eine grosse Chance für unsere Journalisten."
Auch diese Herausforderung kommt "DaybyDay" ganz und gar entgegen: die Arbeit mit der Kamera ist seit der
Aufnahme dieses Projektes Ende 2003 immer Bestandteil der gesamten Arbeit gewesen. Egal, ob es sich dabei
noch um das erste mit einer Kodak-Kamera ausgestattete Palm 3x - PDA gehandelt hat, oder die auf der Berlinale
gestohlene Sony DCR-TRV60E oder der Panasonic NV-GS250 [7]
Und mit der Entscheidung, sich nicht auf Quick-Time, Real oder Windows-Media zu verlassen, sondern alle Files in
das Flash-Format zu wandeln - das bei uns schon als ein einst fast negiertes Makromedia-Format eingesetzt worden
war - wird der Nutzer diese Seiten auch in Zukunft mehr und mehr von diesen Einspielungen sehen und nutzen
können.
VI.
Als Kristina Judith am 08.09.2008 um 07:32 Uhr mit Verweis auf die aktuelle Ausgabe des "Medium Magazins"
darüber schreibt, dass Bild-Chef Kai Diekmann sein "Bewegt-Bild"-Portal mit den Inhalten von tausend
Leserreportern ausstatten will, wird klar, dass man sich bei Springer damit von seinem "Bild live"-TV-Konzept mehr
oder weniger endgültig verabschiedet hat und stattdessen systematisch auf die Selbstkanibalisierung vorbereitet: So
dass in Zukunft der Journalist und der Hobbyfilmer Seite an Seite berichten werden. Letztere(r) mit einer
"Volks-Kamera" ausgestattet, die man dann in Kooperation mit einem Hersteller "zu einem sehr günstigen Endpreis"
als "Volks-Kamera" anbieten und den Leserreportern als Ersatzentgeld für ihre Leisungen sogar schenken könnte.
Michael Konken kontert: "Mitmachjournalismus à la Bild schade auf Dauer dem Qualitätsprodukt Zeitung. Es sei nicht
hinnehmbar, dass die Bilder filmender Leserreporter das Material von professionellen Journalisten auf den
Online-Seiten der Bild-Zeitung verdrängten." - so Hendrik Zörner vom DJV-Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
der seinen Text mit der Schlagzeile aufmacht: "[...] Keine Kameras für Amateure". Und damit - sorry Herr Kollege kaum etwas anderes ernten wird als Spott und Hohn.
Natürlich hat Michael Recht wenn er über die Leserreporter sagt: Gewährsleute für journalistische Qualität sind sie
nicht." Aber er weiss doch genauso gut wie wir alle, dass nicht sie darüber entscheiden, ob sie auf einer vom
Springer-Verlag verantworteten Seite publiziert werden oder nicht. Und dass im Zweifelsfall nicht sie, sondern die
Redaktion des Verlages die Verantwortung zu tragen haben wird. Haben wir diese Diskussion nicht gerade jetzt
wieder bei der Frage nach der Arbeit und Verantwortlichkeit der Korrespondenten von und für die ARD und das ZDF
ausführlich geführt? [8]
Nein, man kann und sollte heute selbst den Liebhabern audiovisueller Gadgets ihre Produktionsmittel nicht aus der
Hand nehmen - oder gar nicht erst zubilligen wollen: Vielmehr muss man gerade erst jetzt und in Zukunft dem
geschenkten Gaul ins Maul schauen: als Redakteur und als Konsument.
VII.
Insofern ist dieser Beitrag doch mehr als nur ein Pro-Domo-Reflektion in eigener Sache: [<a href='#nb9'
class='spip_note' rel='footnote' title='Allerdings werden wir auch hier einen anderen Weg gehen als Andere: Das (...)'
id='nh9'>9]
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Er reflektiert in er Zeit zwischen IFA und IBC was an einem "Prosumer" so alles dran und wofür er oder sie alles gut
ist. Und er stellt diese Debatte über die Medienarbeit von Morgen in den Rahmen eines IFA Ereignisses das vor 60
Jahren begann: den ersten Massen-Verkauf des Volksempfängers. [10]
Und so werden wir uns sicherlich demnächst erneut mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Vielleicht unter
dem Arbeitstitel:
Volksauge sei wachsam.
Oder: Vom BigBrother zum BigBother .
[1] siehe dazu auch den Aufruf eine Projektvorschlag an die Adresse [email protected] zu schicken.
[2] Und nach der Fertigstellung dieses Berichtes werden es 182 sein. Sic!
PS: Um den Screenshot an dieser Stelle einstelle zu können, wurde zunächst das Bild im Microsoft Document Imaging - "MDI"- Format abgelegt.
Allein, weder Photoshop noch IrfanView kennen dieses Format - und Microsoft selber auch nicht!
[3] Siehe hier den Markt-und-Medien-Beitrag: Immer im Dienst. Bürgerreporter arbeiten für neue "Giessener-Zeitung von Volker Siefert. In dem
jeder deri freiwilligen Hobbyjournalisten es als einen besonderen Höhepunkt empfindt, wenn der eigene Beitrag dann in der Nachbarschaft gleich
mehrmals aus der Zeitung herausgeschnipselt wird.
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[4] Siehe den Hinweis auf die entsprechenden Ankündigungen von Frau Dr. Dagmar Reim vom Sender Rundfunk Berlin Brandenburg, rbb, vom
Anfang des Jahres Wann kommt FlyNet 2.0 ? sowie den Artikel Jetzt aber bimedial! von Joachim Huber aus dem Tagesspiegel vom 25.4. 2008
[5] "Ich habe das Bloggen als neues Medium am 7. November 2005 für mich entdeckt. Ich war schnell entflammt, habe nach Überwindung der
anfänglichen Euphorie inzwischen alle Phasen der Ernüchterung und des Wieder-Hoffnung-Schöpfens durchlaufen. Ich glaube, dass diese Art der
Vernetzung von Köpfen und Ideen die Welt ein klitzekleines Stückchen verbessern kann.
[6] Nachzusehen und zu -hören auf: http://turi-2.blog.de/2008/03/09/tu...
[7] Zwei weitere für grosses Geld gekaufte Panasonic-Kameras werden seit über einem Jahr von zwei der sogenannten "lieben KollegInnen"
genutzt und zum Einsatz gebracht, ohne bislang auch nur einen Cent des dafür eingesetzten Budgets zurückgezahlt zu haben: So viel zu den
"Videonomics" einer offensichtlich falsch verstandenen "Kollegialität" die sich auch mit den neuen hier besprochenen Trends und Möglichkeiten
nicht entschuldigen lässt.
[8] Und bis heute bleiben die Bilder des Kollegen Roth im Gedächtnis, als er in der 20 Uhr Ausgabe der ARD-tagesschau alle miterleben liess, wie
man mit Waffengewalt den Journalisten die Kamera aus der Hand genommen hatte.
[9] Allerdings werden wir auch hier einen anderen Weg gehen als Andere:
Das derzeit wichtigste Netz-Projekt bezieht sich auf eine einzige Frage die da lautet: "Was kommt nach dem Ende der Digitalisierung". Und die erstaunlich vielen, offenen und oft verblüffenden - Antworten der Entscheidungsträger dieser Branche werden alle ins Netz gesellt. Aber nur für die
zu sehen sein, die selber auch gefragt worden sind, an dieser Umfrage teilzunehmen.
Denn auch das Prinzip der Vertraulichkeit wird sich in der Netzwelt nicht für obsolet erklären lassen - ganz im Gegenteil.
[10] Siehe dazu den "DaybyDay"-Eintrag: VE "Dreissig-Eins"
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