klinikkurier - Klinik Bavaria
Transcrição
klinikkurier - Klinik Bavaria
KLINIKKURIER Ausgabe 3/2014 Dezember 2014 he ten o r F ach ihn e W Journal für Patienten, Mitarbeiter und Gäste der Klinik Persönlich betreut in Wohlfühlambiente Weihnachtsmärkte in Dresden Seite 4/5 Pflegedienst für die Babisnauer Pappel Seite 13 Klinik erweitert Pflegeschule Seite 19 www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER Inhaltsverzeichnis Vorwort3 Weihnachtsmärkte in Dresden und Umgebung 4/5 Oh, du Zerbrechliche... 6/7 40 Jahre Bastel-Leidenschaft 8 Das Glück wohnt in Kreischa 9 Der konsequente Gentleman 10/11 Zwei Meistertitel für Kämpferherz aus Kreischa 12 Pflegedienst für die Babisnauer Pappel 13 Hugos Job ist Menschen retten 14 Künstler ohne Rast und Ruh 15 Der Prellbock 16/17 Von der Klinik in die Praxis 18 Klinik erweitert Pflegeschule 19 Etappenziel Kreischa 20 Impressum KLINIKKURIER Herausgeber: KLINIK BAVARIA An der Wolfsschlucht 1-2, 01731 Kreischa Andreas Frädrich Tel.: 035206-6 1188 Mobil 0171-2736290 E-Mail andreas. [email protected] Redaktion: RuV Freital-Pirna mbH, Jörg Seidel (verantw.) Geschäftsführer: RuV Freital-Pirna mbH, Dresdner Str. 72, 01705 Freital, Jörg Seidel, Claudia Neumann Layout: RuV Freital-Pirna, Steffen Schmidt Druck: Dresdner Verlagshaus Druck GmbH Meinholdstr. 2, 01129 Dresden www.twitter.com/klinik_bavaria www.facebook.de/klinikbavaria www.facebook.de/bavariaklinik www.youtube.com/user/ klinikbavaria 2 | Klinik Bavaria Wir sind für Sie da! Ansprechpartner für das Interne Service- und Kontaktmanagement Frau Anett Beck Frau Bianca Ihle Telefon: 035206 6-3104 Telefax: 035206 2-1331 Email:[email protected] Zimmer: Klinik I, Ebene 6, Zimmer 6141 Zuständigkeit: Klinik I und Klinik IV Sprechzeit: Mo. - Fr., 10 - 12 Uhr Telefon: 035206 6-3712 Email:[email protected] Zimmer: Klinik II, Ebene 2, Zimmer 2233 Zuständigkeit: Klinik II Sprechzeit: Bitte entnehmen Sie diese dem Aus hang an der Tür oder erfragen Sie diese auf der Station Ihres Angehörigen www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER Vorwort Es ist Advent und das Weihnachtsfest steht bevor. Das ist die Zeit der Lichterbögen und der besinnlichen Stunden im Kerzenschein, nach denen wir uns in der dunklen Jahreszeit sehnen. Das Jahr neigt sich und wir widmen diese letzten Tage vor allem unseren liebsten Mitmenschen. Es ist die Zeit auch für jene da zu sein, die im getriebenen Alltag oft zu kurz kommen: die Kinder, die Eltern, die Großeltern und auch Freunde, die uns viel bedeuten. Während sich die Menschen in weihnachtlicher Atmosphäre aus Lichterglanz und Plätzchenduft zuwww.klinik-bavaria.de sammenfinden, können wir uns auf viele Helfer im Leben verlassen, die für uns da sind, wie immer. In dieser besinnlichen Zeit mag es auch manchmal schwer fallen, den Liebsten den Rücken zu kehren und in den Dienst zu fahren. Doch plötzlich erfährt genau dieser Dienst eine ganz besondere Bedeutung. Jenseits aller Routine rücken Hinwendung und Sorge für alle, die uns anvertrauten Patienten in den Vordergrund, gerade aber auch für unsere kleinen Patienten, die den großen Augenblick der Bescherung am Heiligabend in der Klinik verbringen. Unsere Pflegekräfte, Ärzte, Therapeuten und alle Mitarbeiter, die an diesen Tagen ihren Dienst tun, sind für all unsere Patienten da, Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte, wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. (1. Kor. 13, 2) deren Leben in diesem Jahr durch Krankheit, Krise und auch Schicksal geprägt sind und geben ihnen ein Gefühl, dass dieses Weihnachten etwas Besonderes ist. Das verständnisvolle Zuhören und die liebevolle Zuwendung werden zum Geschenk. Denn auf diese Weise schenken alle Mitarbeiter in diesen Tagen unseren Patienten etwas, das untrennbar mit der Botschaft der Weihnacht verbunden ist: Liebe, Zuvers ic ht und Hoffnung für die Zukunft. Uns allen ein frohes Weihnachtsfest und alle guten Wünsche für das neue Jahr! Ihr Rudolf Presl Klinik Bavaria | 3 KLINIKKURIER Schlemmen und Staunen auf dem ältesten Weihnachtsmarkt Deutschlands Im Advent begrüßt die Landeshauptstadt alle Dresdner und Gäste zum gemütlichen Stadtbummel in der Altstadt. Der traditionsreiche Markt hat seit dem 27. November geöffnet. Das Programm des mittlerweile 580. Striezelmarktes in Dresden ist so umfangreich wie nie zuvor. Die Stadt hofft, dass mindestens 2,5 Millionen Besucher kommen, so viele wie im Vorjahr. Dafür gibt es einige Neuerungen: Unter der Striezelmarktfichte gibt es in diesem Jahr erstmals eine farbenfrohe und sehr modern gehaltene Krippe zu sehen. Kunsthandwerker Björn Köhler aus dem Erzgebirge hat die Figuren ohne Gesicht entworfen, die schließlich in der Werkstatt von Gundolf Berger in Gahlenz hergestellt worden sind. Bis zu 300 Kilogramm wiegen die Figuren aus Fichtenholz, für die Berger eigens eine neue Drechselvorrichtung bauen musste. Knapp 1 950 Mitwirkende gestalten in diesem Jahr das Pro- gramm des Striezelmarktes. Ebenso wie das Pyramidenfest und das Schwibbogenfest. Laut Siebecke besonders gut angenommen wurden in den vergangenen Jahren die „Sternstunden“. Diese finden in diesem Jahr am 12. Dezember statt, sodass der Markt an diesem Abend bis 23 Uhr geöffnet hat. Regulär ist der Markt sonst täglich von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Etwa 2,5 Millionen Menschen kamen in den vergangenen Jahren zum Striezelmarkt. An den Freitagen sind es teilweise bis zu 100 000 Menschen, an den Wochenenden sogar zwischen 130 000 und 150 000 Besucher. Damit die Zahlen weiter steigen, hat die Stadt 50 000 Werbeflyer in Deutsch und Tausende weitere Flyer in Englisch, Polnisch, Tschechisch und Russisch gedruckt. Eigens für den diesjährigen Striezelmarkt hat die Dresden Information eine eigene Währung prägen lassen. 55 000 Striezeltaler können an den Ständen des Weihnachtsmarktes ausgegeben werden - 20 000 sind laut Prokurist Matthias Hundt schon reserviert. Für zehn Euro erhal- ten die Besucher elf Taler, die jeweils einen Wert von einem Euro haben. Egal ob Bratwurst, Glühwein oder erzgebirgische Schnitzkunst, die Taler können an jedem Stand eingelöst werden. Zu kaufen gibt es sie in der Dresden Information. Von den 233 Händlern auf dem Striezelmarkt bieten etwa 60 Adventsartikel, Kunsthandwerk, Plauener Spitze oder auch Keramik an. 80 Prozent der Händler stammen 4 | Klinik Bavaria aus Dresden und Sachsen. An mehr als 50 Holzbuden werden Imbisse und auch Glühwein angeboten. Verena Weiß Informationen: 580. Dresdner Striezelmarkt Öffnungszeiten: bis 24. Dezember 2014, täglich von 10 bis 21, am 24.12. von 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. www.striezelmarkt.de www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER Dresdner Weihnachten wie im Mittelalter Die Mittelalter-Weihnacht im Stallhof Dresden betreibt den Handel auf diesem Weihnachtsmarkt traditionell und motto-getreu. So gibt es hier seit 28. November bis 23. Dezember kein Plastik, kaum elektrisches Licht und auch keine musikalische Dauerberieselung aus den X-Mas-Charts der heutigen Welt. Die Händler tragen Kleidung des späten Mittelalters und arbeiten mit typischen Werkzeugen und Materialien aus dieser Zeit. Ihre Warenangebote sind Erzeugnisse deutscher oder europäischer Handarbeit und reichen von Holzmöbeln und schmiedeeisernen Objekten über Lederartikel und Kleidungsstücke bis hin zu Aromadüften und Kerzen. Auch Speis und Trank stammen aus eigenem Ofen und Kessel und Ehemals gehörte der Stallhof Dresden zum Residenzschloss und war der Schauplatz für große Reitturniere. Er ist einer der ältesten erhaltenen Turnierplätze der Welt. Die originale Gestaltung des Baus hat ein besonderes Ambiente und wird bis heute gern für Reitturniere oder kulturelle Veranstaltungen genutzt. Der Stallhof liegt an der Rückseite des weltberühmten Fürstenzugs und ist die perfekte Kulisse für die Mittelalter-Weihnacht. Verena Weiß werden hier, gerade frisch zubereitet, den Besuchern der Mittelalter-Weihnacht angeboten. Es gibt Deftiges, Nahrhaftes und eine beeindruckende Vielfalt an heißen Weinen. Mehrmals täglich spielen die „Kurfürstlichen Stallhof-Musikanten“, ein Brass-Quintett der Partnerstadt St. Petersburg, zur Unterhaltung der Marktbesucher. An den Adventswochenenden gibt es mittelalterliche Gaukeleien und Spielmannsmusik den ganzen Tag. Wenn in der Mittelalter-Weihnacht im Stallhof die Zeit stehen bleibt, dann ist auch Zeit für Tänzchen. Zur Unterhaltung des jungen Publikums kommt Thomasius, der Ritter des letzten Einhorns, herbei geritten und erzählt den Besuchern Geschichten aus der Winterwelt und hat kleine Geschenke für die Kinder dabei. Informationen: Mittelalter-Weihnacht im Stallhof Dresden Öffnungszeiten: 28. November bis 23. Dezember, täglich von 11 bis 21.30 Uhr. An Wochenenden wird auf der Mittelalter-Weihnacht im Stallhof Wegezoll erhoben: Erwachsene zahlen 3 und ermäßigt 2 Euro. www.mittelalter-weihnacht.de Die Festung Königstein wird zum Wintermärchen Festungskommandant von Kyaw und der Königsteiner Weihnachtsmann laden an allen Adventswochenenden ein zum romantischen Budenzauber. In der eindrucksvollen Kulisse der Festung Königstein können sich die Gäste auf Weihnachten einstimmen lassen. Neu und einzigartig ist die unterirdische Weihnachtswelt in den Bärenloch-Kasematten. Unter den Gewölben voller leuchtender Herrnhuter Sterne bieten hier regionale Anbieter, wie ein Chocolatier und sächsische Winzer, ihre Produkte an. Die beschauliche Atmosphäre wird von einer Weihnachtskrippe mit lebenden Tieren, der stimmungsvollen Pyramide aus dem Erzgebirge und 250 zusätzlichen Tannenbäumchen bestimmt. Auf dem liebevoll gestalteten Budenmarkt gibt es heimisches Kunsthandwerk und außergewöhnliche Geschenkideen. www.klinik-bavaria.de de Märchenspiele. Es gibt eine Märchenhütte mit Geschichtenerzählerin, Puppentheatervorstellungen und eine Wichtelwerkstatt zum Basteln. Zudem hat der Weihnachtsmann eine eigene Hütte mit dem unverzichtbaren Wunschzettelbriefkasten. Mit einem Sack voller Geschenke besucht der Königsteiner Weihnachtsmann an allen vier Adventssonntagen, um 15.30 Uhr die Bergfestung und verteilt an die Kinder kleine Gaben. Verena Weiß Dazu gehören verlockende Leckereien wie der gehaltvolle Festungspunsch und der beliebte Festungsstollen. Die Festungsweihnacht bietet auch Abwechslungsreiches zum Schauen, Staunen und Mitmachen. Auf dem Programm stehen sächsische Weihnachtsbräuche, sensationelle Gaukeleien, historische Weihnachtsmusik und unterhalten- Informationen: 19. Historisch-Romantischer Weihnachtsmarkt Festung Königstein Geöffnet an den Adventswochenenden von 11 bis 19 Uhr. Eintritt: Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, Familien 18 Euro. www.festung-koenigstein.de Klinik Bavaria | 5 KLINIKKURIER Oh, du Zerbrechliche... Zwei Kräne hatten die Fichte bereits fest am Haken, als der Stamm des Baumes beim Versuch, ihn zum Verladen in die Waagerechte zu bringen, zerbarst. Die Freude über die Kreischaer Striezelmarktfichte endet am 15. November 2014 jäh. Der Baum bricht beim Verladen entzwei. Die Kälte spürt am Sonnabendmorgen keiner derjenigen mehr, die sich am Rande der Lungkwitzer Straße in Kreischa versammelt haben. Gerade eben hatten sie noch schwatzend und lachend da gestanden und auf den großen Moment gewartet. Monika und Christian Garten sind seit fünf Uhr auf den Beinen, haben Brötchen geschmiert und Kaffee gekocht - für die Arbeiter, die heute die prächtige Fichte vor ihrem Haus abholen. Doch mit einem Schlag ist die Volksfeststimmung an der für den Akt eigens halbseitig gesperrten Straße vorbei. Sie 6 | Klinik Bavaria zerplatzt mit einem mächtigen Krachen. Auf den Gesichtern ungläubiges Entsetzen. 40 Jahre alt, 23 Meter hoch, fünf Tonnen schwer, Stammumfang: 2,10 Meter. Mächtig und weise thronte der herrliche Baum bis Viertel nach acht am Sonnabendmorgen an seinem Platz im Vorgarten von Familie Garten. Weil er als Flachwurzler bei Sturm zur Gefahr zu werden drohte und zudem viel Licht im Haus nahm, sollte er weichen. Aber ein würdiges Ende sollte es mit ihm nehmen: als Weihnachtsbaum auf dem Dresdner Striezelmarkt. So zumindest der Plan, nachdem sich die Kreischaer Fichte im Weihnachtsbaum-Casting der Stadt Dresden klar gegen über 40 Mitbewerber durchgesetzt hatte. Die Stadt hatte das Casting eingeführt, weil in den umliegenden Wäldern selten annähernd perfekte, frei stehende Bäume auffindbar waren und ein besonders kränkliches Exemplar 2012 für allgemeinen Spott gesorgt hatte. Bereits im letzten Jahr hatten Gartens ihre Fichte zur Wahl gestellt, waren aber nicht in die engere Auswahl gekommen. Nun sollte es also doch noch klappen. „Das wird der schönste Baum, den Dresden jemals hatte“, freut sich Anwohner Gerd Pfeifer. „Ein bisschen wehmütig ist man schon nach so vielen Jahren, am liebsten würde ich alles abblasen“, scherzt Christian Garten noch, als die Mannen von Baumfällprofi Andreas Deppner gegen acht Uhr zum ersten Mal die Kettensäge aufheulen lassen. Wenige Augenblicke später wird sich der 62-Jährige beinahe wünschen, was er soeben noch im Spaß dahersagte. Zwei Kräne sind inzwischen aufgefahren, ein 29 Meter langer Langholztransporter steht bereit. Die Fichte soll zunächst unterhalb der Krone mit Tauen fixiert und an den Kranhaken genommen, dann gefällt und anschließend aus der Schwebe heraus auf die Ladefläche verfrachtet werden so das Vorhaben auf dem Papier. Andreas Deppner kennt das Prozedere aus dem Effeff. Seit über 20 Jahren fällt er die Dresdner Striezelmarktbäume. Schief gehen kann da eigentlich nichts. Doch gegen 8.30 Uhr passiert, was eigentlich nicht passieren sollte: Just, als der Baum über dem Lader in die Waagerechte gebracht wird, lässt ein lautes Bersten die Umstehenden zusammenfahren, und schon kracht der tonnenschwere Baum aus 13 Metern auf die Ladefläche, rutscht halb auf die Straße. Am Kranseil baumelt noch die Krone. Die Kreischaer Striezelmarktfichte - geköpft! Die vermutliche Ursache für das Malwww.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER heur ist alsbald gefunden: Ein bis dato unentdeckter Frostriss im Kronenbereich des Stammes hatte der Belastung nicht standgehalten. „So was habe ich in 20 Jahren noch nicht erlebt“, sagt Baumprofi Andreas Deppner kopfschüttelnd, während seine Leute die verunfallte Fichte im Eiltempo zersägen. Noch am selben Tag landet sie in der Humuswirtschaft. Ohne Weihnachtsglanz. Während sich ringsum die ent- täuschte Menge langsam zerstreut, greift Barbara Knifka von der Dresdner Stadtverwaltung zum Handy. In Dresden warten sie auf einen Baum, und einen Plan B gibt es zunächst nicht. Erst im Laufe des Vormittages wird entschieden: Ein Baum muss heute noch her. Die Wahl in der Not fällt auf die Fichte von Familie Zschoche in Klipphausen, 23 Meter hoch und 60 Jahre alt, war sie unter den besten Zehn im Casting und kommt nun uner- wartet zu höheren Ehren. Und so ziehen die Baumfäller zum zweiten Einsatzort weiter. Doch auch hier treten unerwartet Schwierigkeiten auf: Der Baum steht am Hang, die Kräne müssen schräg stehen. Erst am Sonntagvormittag kann die Fichte schließlich gefällt werden. Am Abend hat der Dresdner Altmarkt endlich seinen Weihnachtsbaum. Und während beim 80-jährigen Gotthard Zschoche, der seinen Baum bereits abgeschrieben hatte, die Freude groß ist, zeigen sich die Gartens in Kreischa tief traurig: „Alle zusammen wollten wir im Advent auf den Striezelmarkt, unsere Fichte besuchen.“ Schade sei es um den kerngesunden Baum. Bürgermeister Frank Schöning (FBK) fand tröstende Worte: „So etwas kann eben passieren und ist nicht zu ändern.“ Auf den Striezelmarkt wollen sie trotzdem gehen. Der Bürgermeister und auch die Gartens. Jane Jannke Enttäuscht, aber mit Blick nach vorn Familie Garten ist traurig, dass ihre Striezel-Fichte kaputt ging. Sie genießt aber nun mehr Licht und hat Pläne fürs Grundstück. Die gute Stimmung war um 8.30 Uhr dahin. Und damit der geplante Ausflug. „Wir wollten einen schönen Tag erleben“, sagt Monika Garten aus Kreischa. Nach dem Fällen der Fichte sollte es nach Dresden gehen. Gemeinsam mit ihrem Mann und Freunden wollte sie einen Stadtbummel machen und natürlich dabei sein, wenn ihre Fichte als Striezelmarkt-Weihnachtsbaum aufgestellt wird. Doch daraus wurde am 15. November nichts. Denn als die bei einer Abstimmung der Stadt Dresden siegreiche Fichte aus Kreischa abgesägt zum Schwerlasttransporter schwebte, gab es ein lautes Bersten, und die Hälfte des 23 Meter hohen Baumes krachte auf die Ladefläche. Ein unentdeckter Frostriss habe den Stamm brechen lassen, hieß es. Nur die Krone baumelte noch am Kranseil - ein trauriger Anblick, über den überall berichtet wurde. www.klinik-bavaria.de Enttäuscht und traurig Christian und Monika Garten unmittelbar nachdem ihre für den Striezelmarkt bestimmte Fichte beim Verladen zerbrach. Schnell gab es Spott und falsche Behauptungen. Nicht nur im Internet. Eine Boulevardzeitung schrieb zum Beispiel in ihrer Montagsausgabe vom Pannenbaum und dass dieser morsch gewesen sei. Unsinn, sagt Monika Garten. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass die Fichte beim Transport auseinanderbricht. „Sie war rundum grün und dicht gewachsen“, sagt sie. Ein Prachtexemplar. Und auch der abgesägte Stamm, der jetzt aus dem Boden ragt, zeige keinerlei Anzeichen dafür, dass der Baum krank war. Saftig sehe das Holz aus, sagt die 62-Jährige. Den kompletten Sonnabend waren Monika Garten und ihr Mann bedrückt. Und mit dem Ehepaar viele andere auch. Nachbarn, Freunde - ihnen allen habe es leidgetan, dass der Traum vom aus Kreischa stammenden Baum auf Deutschlands ältestem Weihnachtsmarkt in letzter Minute so abrupt platzte. Auch die im Westen lebenden Kinder hätten unmittelbar nach dem Vorfall angerufen und gefragt, was genau passiert sei. Sie hatten bei Facebook vom Absturz der heimischen Fichte erfahren. Auf den diesjährigen Striezelmarkt werden Monika Garten und ihr Mann trotzdem gehen. Schließlich sei ein Besuch pro Jahr Pflicht. Und mit dem inzwischen auf dem Dresdner Altmarkt aufgestellten Ersatzbaum aus Klipphausen könne sie leben - auch wenn dieser vielleicht nicht ganz so schön ist wie die Fichte aus Kreischa. Sie sei froh, dass so schnell ein Ersatz gefun- den wurde, sagt Monika Garten. Froh ist auch Sigrid Förster von der Stadt Dresden, die den Striezelmarkt mitorganisiert. Ihr Arbeitgeber wird dieses Jahr aber vermutlich eine höhere Rechnung erhalten. Denn Fällen, Transport, Aufstellen, Betreuung und Entsorgung des Striezelmarktbaumes kosteten sonst 7 500 Euro. Weil Tieflader und Kräne dieses Jahr zweimal anrücken sowie die Mitarbeiter von Transportfirma und Baumpflege Sonntagsschichten schieben mussten, dürfte es für die Stadt Dresden teurer werden. In Kreischa sieht man das unterdessen bereits gelassen. Zwar ist Monika Garten nach wie vor traurig, dass die Fichte vor ihrem Fenster ein so jähes Ende nahm. Aber inzwischen schätzt sie die Vorteile. Wenn sie nun tagsüber ins Bad gehe, müsse sie nicht mehr das Licht einschalten, sagt sie. Zudem sei der Fleck, auf dem die Fichte stand, der einzige auf dem Grundstück, auf dem die Sonne ganztägig scheint. Das will sie nutzen. Vielleicht werde sie einen Zierahorn an die Stelle pflanzen, sagt sie. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht getroffen. Sebastian Martin und Annechristin Bonß Klinik Bavaria | 7 KLINIKKURIER cha s i e r n K 2014 i t ark mber m s cht . Deze a n 4 h Wei 3. & 1 1 Leidenschaft Modelleisenbahn: Jeden Freitagabend kommt Steffen Zschüttig ins Kreischaer Vereinshaus, um an der Anlage zu tüfteln. 40 Jahre Bastel-Leidenschaft Der Modelleisenbahnclub Kreischa feiert Jubiläum. Mit seinem Großprojekt zeigt er Heimatverbundenheit. Der eine Tag in der Woche ist gesetzt. Das hat Steffen Zschüttig seiner Frau gleich zu Beginn der Beziehung erklärt. Jeden Freitagabend trifft er sich mit Gleichgesinnten, um an der gigantischen Anlage des Modelleisenbahnclubs Kreischa zu basteln und anschließend zu fachsimpeln. Genau 40 Jahre reicht die Geschichte des Vereins zurück, der von etwas mehr als einer Handvoll Kreischaer Bürger gegründet wurde. Sie wollten 1974 eine Gemeinschaftsplatte mit vorwiegend sächsischen Motiven aufbauen. Dieser Linie ist man bis heute treu geblieben. Das zeigt der Blick auf die Anlage unter dem Dach des 8 | Klinik Bavaria Kreischaer Vereinshauses. Denn auf der riesigen Modelleisenbahnplatte ist unter anderem der Altenberger Bahnhof detailgetreu nachgebaut worden. Er selbst sei seit 1977 dabei, sagt der Vereinsvorsitzende Steffen Zschüttig. Ein Jahr später trat er offiziell in den Modelleisenbahnclub Kreischa ein, der heute 19 aktive Mitglieder zählt und eine gewachsene Gemeinschaft ist - nicht zuletzt durch die vielen Ausflüge, die der Verein unternommen hat. Der Zusammenhalt sei groß, sagt der Chef. Das wird auch bei der immer am dritten Adventswochenende in Kreischa stattfindenden Ausstellung deutlich. Jeder packt mit an - auch die Familien und Freunde, die zum Beispiel die Bastelstraße betreuen oder die Kasse übernehmen. Derzeit bereitet der Modelleisenbahnclub seine diesjährige Ausstellung vor. Und wie in den Jah- ren zuvor gibt es auch diesmal noch viel zu tun. Es habe Jahre gegeben, an denen er vom Reformationstag bis kurz vor Ausstellungsbeginn unter der Anlage gelegen und gelötet habe, sagt Martin Zschüttig und lacht. Heute könne er sich das zeitlich nicht mehr leisten. Aber zwei-, dreimal die Woche komme er schon noch in die von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Räume, um an der Anlage mit Spurweite H0/H0e zu basteln. Dem Sohn des Vereinschefs wurde die Leidenschaft für Modelleisenbahn in die Wiege gelegt. Seitdem er denken kann, sei er mit dem Virus infiziert und komme von ihm nicht mehr los, sagt Martin Zschüttig. Heute leitet er die 1999 gegründete Jugendgruppe des Vereins, die derzeit etwa zehn Mitglieder zählt. „Die Kinder lernen bei uns motorische und gestalterische Fähigkeiten“, sagt der 27-Jährige. „Zum Beispiel, wie aus einem Stück Draht ein Baum entsteht.“ Aber nicht nur in der Jugendarbeit engagiert sich der Modelleisenbahnclub. Auch im Gemeindeleben ist er seit vielen Jahren aktiv. Erheblichen Anteil hat der Verein nach eigenen Angaben an der Ausschilderung des Kurzwegenetzes. Außerdem werden von ihm regelmäßig Arbeitseinsätze durchgeführt. „So zählt zum Beispiel das Streichen der Bänke und Kartentafeln zu unseren Aufgaben“, sagt Zschüttig. Auch in Zukunft will sich der Modelleisenbahnclub engagieren. Und natürlich soll die gigantische Gemeinschaftsanlage weiter wachsen. Steffen Zschüttig wird sich daher auch in den nächsten Jahren jeden Freitagabend mit Gleichgesinnten treffen. Denn ist bekanntlich Eisenbahntag. Sebastian Martin www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER Das Glück wohnt in Kreischa Die Gemeinde belegte bei der großen Umfrage der Sächsischen Zeitung einen vorderen Platz. Doch auch anderswo sind Leute zufrieden. Die zufriedensten Menschen in der Region leben in Kreischa. Das ist das Ergebnis der großen SZ-Glücksumfrage, an der sich im Sommer rund 12 700 Leute im Verbreitungsgebiet der SZ beteiligt haben. Die Kreischaer kommen dabei auf einen Glückswert von 7,7. Mit diesem Gesamtergebnis auf der Skala von 0 (total unzufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden) liegen die Einwohner gar auf dem dritten Rang von insgesamt 126 beteiligten Kommunen in Ostsachsen. Auch Bannewitz schnitt mit Rang zwölf gut ab, ebenso Wilsdruff gleich zwei Plätze dahinter. Tharandt und Rabenau landeten im Mittelfeld. Freital findet sich im vorderen Drittel. Die Umfrage gibt insgesamt ein gutes Stimmungsbild für die Region wieder. Die SZ fasst zusammen, was die Menschen in den einzelnen Orten der Region glücklich macht oder nicht. Mit dem Leben und Wohnen zufrieden In allen Orten bewerten die Menschen ihre Wohnsituation als gut. Die Verhältnisse sind deutlich besser als zum Ende der DDRZeit. Lediglich in Kreischa ist der Wert unter dem Durchschnitt. Auch beim Lebensstandard 25 Jahre nach der Wende haben die Leute in der Region wenig zu meckern. In Rabenau ist die Zufriedenheit aber dennoch unterdurchschnittlich. www.klinik-bavaria.de Einem geregelten Job gehen am meisten die Menschen aus Kreischa und Wilsdruff nach. Die verhältnismäßig meisten Rentner leben angeblich in Rabenau. Das meiste Glück beschert den Menschen der Region die Familie. Das hat die große SZ-Glücksumfrage ergeben. Besonders zufrieden schätzen sich in der Kategorie die Menschen in Rabenau und Tharandt ein. Insgesamt am glücklichsten sehen sich die Kreischaer. Familie und Freunde spenden Glück Auch mit ihren familiären Verhältnissen fühlen sich die Einwohner wohl. Nur in Kreischa fällt der Wert unter den Durchschnitt zurück. Allerdings leben hier neben Tharandt die meisten in mehreren Generationen unter einem Dach. Die Wilsdruffer und Bannewitzer müssen dafür laut ihren Angaben bei der Umfrage mindestens in den Nachbarort fahren, um Eltern, Kinder, Großeltern oder die Enkel zu sehen. Die meisten Singles gibt es laut Umfrage in Freital, Bannewitz und Wilsdruff. „Verheiratet“ gibt die überragende Mehrzahl aus Tharandt und Kreischa an. Dort wiederum leben wie in Tharandt die meisten mit ihrem Partner in einem Haushalt zusammen. Die meisten Scheidungen gibt es dafür neben Freital ebenso in Tharandt. Die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer hat Kinder, meist zwei und mehr. Am kinderreichsten sehen sich die Tharandter, am kinderärmsten die Rabenauer. Viele haben auch schon Enkel in der Familie, zwei im Schnitt. Am wenigsten Enkel gibt es angeblich in Tharandt und Kreischa. Über Einsamkeit klagt generell rund ein Drittel der Teilnehmer am wenigsten noch in Bannewitz und Kreischa; ausgeprägter hingegen in Rabenau und Tharandt. Neben der Familie sind auch die Freunde wichtig fürs Glück: Vor allem aus dem Verein, der Nachbarschaft, Arbeit oder aus Kindheitstagen haben viele ihre Freunde; aus dem Internet die wenigsten. Defizite beim Einkommen und Job Generell groß ist die Unzufriedenheit mit dem Einkommen in der Region. Vor allem in Rabenau, Tharandt und Kreischa mokieren sich die Leute, nämlich fast drei Viertel, über ihr monatliches Salär. Im Gegensatz dazu gibt es in der Region auch eine Reihe Gutverdiener - die sitzen laut Umfrage vor allem in Freital und Wilsdruff. Die Zufriedenheit mit dem Gehalt ist das eine, die mit dem Job die andere. Vor allem die Kreischaer empfinden, dass sie eher eine unsichere Stelle haben. Bei den Rabenauern ist auffällig, dass sie miese Karrierechancen sehen und sich gestresst fühlen. Beruf und Privatleben lassen sich hier angeblich am wenigsten vereinen. Liebesleben und Schlaf durchwachsen In Sachen Gesundheit zeichnen die Einwohner der Kommunen ein unterschiedliches Bild. Die Tharandter geben an, am besten zu schlafen. Unzufrieden mit dem Schlaf sind hingegen die Kreischaer und Rabenauer. Auch beim Liebesleben ist die Differenz groß: Während Tharandter und Rabenauer im Liebesglück schweben, sind die Bannewitzer und Freitaler da recht unbefriedigt. Unterschiede gibt es auch bei der Fitness. Am fittesten und gesündesten fühlen sich die Menschen hier in Kreischa, erschöpft und von Schmerzen geplagt hingegen eine größere Zahl Rabenauer. Mit der Ärztesituation sind die Kreischaer und Rabenauer am zufriedensten. Lange Wartezeiten oder Terminvergaben bemängeln aber generell viele Teilnehmer der Umfrage. Mit der Behandlungsqualität sind die meisten aber zufrieden - hier landet die Gemeinde Kreischa gar weiter vorn als der Durchschnitt. Freizeit füllt nicht vollkommen aus Die Zufriedenheit mit der Freizeit und Angeboten dafür ist in der Region eher durchschnittlich. Ehrenamtlich engagieren sich die wenigsten in Freital mit 33 Prozent, auch in Bannewitz (37) und Tharandt (40). In Kreischa hingegen geben immerhin fast 50 Prozent an, ein Ehrenamt zu haben. Matthias Weigel Klinik Bavaria | 9 KLINIKKURIER Der konsequente Gentleman Professor Stanley Ernest Strauzenberg erfindet eine Gesundheitsmethode und wehrt sich gegen Doping. Am 25. November 2014 wurde er 100. Die wenigsten Hundertjährigen steigen buch- und filmtauglich aus dem Fenster so wie Allan Karlsson. Der Schwede war an seinem Geburtstag aus dem Altersheim geflohen. Das echte Leben liefert andere Geschichten. „Die Kraft meines Mannes hat nachgelassen“, beschreibt Dr. Gisela Strauzenberg die Leiden des Alters. Die verschonen auch einen Professor nicht. Vor 100 Jahren wurde ihr Stanley Ernest Strauzenberg in London geboren. Bei einer Tasse Tee und Apfelkuchen erzählt die 82-Jährige in ihrem Haus in Saida, einem Ortsteil von Kreischa, die Lebensgeschichte eines ungewöhnlichen Menschen. Er sitzt dabei, zum Reden ist er zu schwach. Mitunter huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Die Erinnerungen sitzen tief. 42 Jahre sind sie verheiratet, beide in zweiter Ehe. „Wir waren füreinander bestimmt“, sagt Gisela Strauzenberg und streichelt ihrem Mann liebevoll über den Arm. Zwei Sätze sind ihr besonders wichtig: „Mein Mann gilt als Nestor und Wegbereiter der klinischen Sportmedizin in der DDR.“ Und: „Er ist der Vater des Gesundheitstrainings.“ Damit werden körperliche Anstrengungen zum Lebensstil. „Es geht um Aktivitäten, die mühelos auch von älteren Menschen in den Tagesablauf eingegliedert werden können“, beschrieb Strauzenberg 10 | Klinik Bavaria Der Vater der DDR-Sportmedizin: Stanley Ernest Strauzenberg an seinem Lieblingsplatz im Haus in Saida. seine Methode . Ausgewogen sollte es dabei zugehen. Als dies von Amerika nach Europa zurückkam, war es plötzlich Trend . Aber kaum jemand brachte es mit dem Professor aus Sachsen in Verbindung. Kein Geheimnis um das Alter Seine Formel lautet: Die Leute sollen aktiv sein. Einfaches Laufen, Treppensteigen, Wandern sind ganz wichtig. Er wurde dafür ausgelacht in den 50er- und 60er-Jahren. Aber er lebte auch selbst danach. Unrast trieb ihn und seine Aufgaben. Es gibt kein Geheimnis um sein Alter, sagt seine Frau: „Es sind die Gene und viel Bewegung. Er hat gesund gelebt, kräftig gegessen, auch Wein getrunken. Aber immer vernünftig. Als ihm Asthma drohte, hörte er sofort mit dem Pfeifenrauchen auf.“ Die Pfeife passt ins Bild eines gebürtigen Londoners. Im Hause Strauzenberg wird auch Tee so getrunken, wie es die Engländer halten - mit Milch und aus zarten Porzellantassen. Und man hat Prinzipien. Zum Beispiel zählt Pünktlichkeit noch was. „Man muss mit der Zeit der anderen achtsam umgehen“, erklärt die Hausherrin. Sie beschreibt den langen Weg von London nach Kreischa - und man merkt, dass sie gern darüber erzählt: „Sein Vater war Deutscher, verliebte sich in eine Engländerin. Deren Vater war ein hoher Militär - ein Unding für ihn, dass seine Tochter einen Deutschen zum Mann nimmt.“ So verließ sie mit 18 Jahren ihre Familie. Es war ein kurzes Glück im Ersten Weltkrieg. Der Mann überlebte den Typhus nicht im Internierungslager in England. Und er sollte nie seinen Sohn Stanley Ernest sehen. „Die Mutter war mit 20 Witwe, wurde ausgewiesen und fand in Dresden eine neue Heimat“, erzählt Gisela Strauzenberg. So kam Stanley Ernest nach Sachsen. In Klotzsche besuchte er die Landesschule. Am Ende war er Bester in der Eliteeinrichtung . Es folgten Medizinstudium, Einsätze als Truppenarzt und im Lazarett in Oberbärenburg. Als dorthin die Russen kamen, flüchteten viele. Nicht aber der Mediziner. Er päppelte alle so weit auf, dass er das Lazarett bald schließen und eine Praxis öffnen konnte. Dass er ein guter Arzt ist, glaubten ihm die Bewohner jedoch erst, als er einer Ziege bei einer Geburt half und einem Huhn das Leben rettete, das sich in einem Zaun verfangen hatte. Der Arzt fand im Erzgebirge auch in entlegenste Winkel. Patientenbesuche im Winter erfolgten in den Dörfern oft auf Skiern. Der Doktor ließ sich Zeit für die Leute, hörte den Patienten gut zu. „Er war nicht nur für Krankheiten zuständig“, sagt seine Frau. „Sie kamen mit allem, was sie auf dem Herzen hatten. Er war Vertrauensperson, Landarzt sein Traumberuf. Nach zehn Jahren fühlte er sich aber am Limit.“ www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER In Oberbärenburg bekam Stanley Ernest Strauzenberg auch den Kontakt zum Leistungssport, betreute die Skisportler in Altenberg und Zinnwald. Nach Stationen in Dresden-Friedrichstadt, bei der Akademie in Berlin und Dresden sowie seiner Berufung zum Professor kam das Angebot, das Zentralinstitut des Sportmedizinischen Dienstes in Kreischa zu übernehmen. Sein Spezialgebiet Kardiologie ebnete den Weg. Selbst Sportchef Manfred Ewald reiste an, warb für den Chefposten, obwohl beide Männer auch im Clinch miteinander lagen. In Kreischa wurde eine weltweit führende Forschungseinrichtung für Sportmedizin aufgebaut. Strauzenbergs Bedingung für die Übernahme des Chefpostens war, dass die spezielle Sportforschung auch der Allgemeinheit zugutekommen sollte - zum Beispiel in einem angeschlossenen Kreislaufkrankenhaus. In Kreischa waren sie weltweit mit die Ersten, die nach einem Herzinfarkt Training statt Schonung verordneten. Eine Revolution für die Reha. Strauzenberg vertrat die DDR auch in der Weltorganisation der Sportmedizin, leitete die Wissenschaftskommission, obwohl er Anfang der 50er-Jahre aus der Partei ausgetreten war. Die ostdeutsche Sportwissenschaft hatte einen Namen. Umso bedauerlicher empfand der einstige 400-Meter-Läufer den Niedergang nach der Wende. „Mein Mann sah den Leistungssport kritisch und war immer gegen Doping“, betont Gisela Strauzenberg. „Ihn enttäuschten Kollegen, die mitmachten oder die Dinge unter den Teppich kehrten. Auch im Westen. Ich bin traurig, dass die Leistung der DDR-Sportmedizin heute keine Erwähnung mehr findet. Es geht da meist nur um die Doping-Vergangenheit.“ Strauzenberg trat als Chef in Kreischa sogar zurück, als Doping ein Thema im DDR-Sport wurde. Seine Frau, die als Orthopädin praktizierte, kennt die Beweggründe: „Er meinte, es sollte fair zugehen. Da kam der Engländer bei ihm durch. Alle sollten sich daran halten, keiner sollte manipulieren. Er war gegen alles Unnatürliche.“ Und ihn erregen Ungerechtigkeiten. So wie bei der ihm attestierten Staatsnähe, als es um die Rente ging und den Vorwurf, warum er nicht in den Westen gegangen sei. „Was wäre aus den Patienten geworden?“, lautete die Gegenfrage. „Die konnten sich auf uns verlassen. Die wussten, dass wir bleiben.“ Das hat Gentleman-Format. Flitterwochen müssen ausfallen Strauzenberg reiste durch die Welt, seine Frau rahmte die Dias und hielt ihrem Mann den Rücken frei. Bei Olympischen Sommerspielen tagten die Sportmediziner. Vor den Münchner Spielen 1972 mussten sie schnell klare Verhältnisse schaffen und heiraten. Die Sicherheitsdoktrin wollte es so. Flitterwochen fielen aus. „Wir lebten ja auch schon einige Zeit zusammen“, relativiert Gisela Strauzenberg, die schmunzelnd erzählt: „Er verbrachte seine Flitterwochen mit einem Kollegen im Doppelbett im Puff. Der war für Olympiagäste als Unterkunft umfunktioniert worden.“ Von den Reisen stehen Mitbringsel im Haus. Eine lebensgroße brasilianische Urwaldpflanze fällt besonders auf, die wurde gehegt und dankt es mit üppigen Blüten. Zum Jahrhundert-Geburtstag wird auch an Nationalpreis, Auszeichnungen und die Ehrung als verdienter Arzt des Volkes erinnert. Aber noch mehr, weiß seine Ehefrau, freut den Jubilar, dass in den vergangenen Jahren seine Bewegungslehre so eine Massenbasis bekommen hat. Und sein müder Blick geht in die Ferne. Was für ein erfülltes Leben. Jochen Mayer und Michaela Widder Forscherblick vom lebensgroßen Ölgemälde: Gisela Strauzenberg hat das Bild ihres schöpferischen Mannes immer vor sich. www.klinik-bavaria.de Klinik Bavaria | 11 KLINIKKURIER Die Saison lief nicht perfekt für Patrik Fogarasi. Doch er bewies Kampfgeist - und wurde nun bester Parakanut bei den Deutschen Meisterschaften. Zwei Meistertitel für Kämpferherz aus Kreischa Bei den Deutschen Titelkämpfen in Hamburg paddelte Parakanut Patrik Fogarasi so schnell wie nie zuvor in seiner Karriere. Endlich konnte Patrik Fogarasi doch noch beweisen, was in ihm steckt. Gleich drei Medaillen hat der Kreischaer, der für den Halleschen Kanu-Club startet, am 23. August 2014 auf der Regattabahn Hamburg-Allermöhe erkämpft. Damit setzte er einer bisher schwierigen Saison doch noch die Krone auf. EM und WM hatte er verpasst - nun folgte der Medaillen-Regen: Bei der 3. Deutschen Parakanu-Meisterschaft gewann er die Titel im Einerkajak der Herren in zwei verschiedenen Rennklassen sowie Silber im Váa-Auslegerkanu. 12 | Klinik Bavaria „Damit war Patrik Fogarasi der erfolgreichste Parakanute“, erklärte sein Trainer Mathias Neubert. Außerdem habe das Parakanu-Team seines Clubs insgesamt am besten abgeschnitten. Die Deutsche Parakanu-Meisterschaft fand gemeinsam mit der Deutschen Kanu-Rennsport-Meisterschaft statt. Rund 1100 Athleten nahmen teil. „Die Atmosphäre war sehr schön“, sagt Patrik Fogarasi. Vom Wetter her seien es eher schwierige Bedingungen gewesen. „Wind, Regen, Sonne - alles war am Sonnabend zu haben. Doch bei meinem letzten Rennen hatte ich Glück. Allerdings gab es auch da leichten seitlichen Rückenwind.“ Innerhalb von etwa anderthalb Stunden startete Fogarasi in seinen drei Finalläufen. Mit seiner inkompletten Querschnittslähmung tritt Fogarasi normalerweise in der Schadensklasse TA an. Dort zählt, dass die Beine nicht für die optimale Paddeltechnik und den Krafteinsatz zur Verfügung stehen. In der Klasse LTA können die Sportler alle Körperteile zumindest teilweise einsetzen. MDR berichtete über Fogarasi Doch weil der Hauptkonkurrent fehlte, paddelte Fogarasi trotzdem zuerst das Rennen in dieser Klasse. Er gab bewusst nur etwa 90 Prozent, um die Kraft einzuteilen, und gewann. Danach blieb ihm gerade noch Zeit, ins Váa-Auslegerboot umzusteigen und das Stechpaddel zu greifen. Diese Disziplin trainiert er bisher zwar kaum. Trotzdem holte er hinter seinem Clubkameraden Ivo Kilian, dem EM-Sechsten, Platz zwei. Für sein Hauptrennen im Einerka- jak in der Klasse TA schließlich, in der Fogarasi aktuell schon Ostdeutscher Meister ist, gab er schließlich alles. Mit 48,61 Sekunden paddelte er persönliche Bestzeit. Sein Trainingspartner Udo Peters wurde Zweiter, der Oberhausener Björn Dargent Dritter. Damit endete für den Kreischaer eine Phase der sportlichen Rückschläge. Nach Problemen im Endlauf der Frühjahrssichtung konnte Fogarasi nicht bei der EM und WM starten, wie er gehofft hatte. „Nun hat die Saison doch noch ein gutes Ende gefunden“, sagt er. Mittlerweile hat er mit seinen Erfolgen und seinem Kampfgeist auch überregional für Aufmerksamkeit gesorgt. Im August 2014 drehte das Team der MDR-TV-Sendung „Selbstbestimmt“ mit ihm in Halle/ Saale. Einen Dreh-Termin gab es zuvor auch schon in Kreischa mit seinen beiden Kindern. Dorit Oehme www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER Pflegedienst für die Babisnauer Pappel Um rund einen Meter haben Baumpfleger die Krone des 206 Jahre alten Baums gekürzt. Doch sehen soll man das nicht. Bequem hat es die Babisnauer Pappel nie gehabt. Schon dieser Standort! Da oben auf dem Zughübel, wo es mächtig zieht, hat ein Bauer sie einst gepflanzt - als Grenzmarke zwischen Babisnau, einem Ortsteil Kreischas, und dem Bannewitzer Ortsteil Golberode. Seit 206 Jahren wächst der Baum, weithin sichtbar, Wahrzeichen der Gegend und beliebtes Ausflugsziel oberhalb des Lockwitzgrunds. Damit die Schwarzpappel noch lange steht, muss sie regelmäßig gepflegt werden. Dafür sind Michael Weidner und seine Männer vor Ort. Der Fachmann für Baumpflege hat Maschinen anfahren lassen. Über den holperigen Weg bis zur höchsten Stelle des Hügels sind sie gerollt. Von Weitem leuchtet der ausgefahrene Arm der Hubbühne orange durch schütteres Blattwerk. Winterkahl ist die Pappel, während die Bismarck-Eiche daneben umso üppiger wirkt. Hand- und Motorsägen haben die Kollegen der Firma „Baumpflege Fleischer“ mitgebracht. Doch bevor sich die Metallzähne ins Holz graben, muss genau überprüft werden, von welchen Ästen und Zweigen die Pappel befreit werden soll. Auch die Metallbänder am Geäst der Krone kontrollieren sie. Vor 14 Jahren wurden die Stützbänder angebracht, um die Gefahr zu dämmen, dass der Baum auseinanderbricht. Schließlich hat die Schwarzpappel schon arge Verluste erlitten. In jüngeren Jahren besaß sie noch drei Hauptäste, www.klinik-bavaria.de denen sie ihre volle, runde Krone verdankte. Stürme haben zwei davon abbrechen lassen, Fäulnis setzte dem Naturdenkmal zu und Zündelei im hohlen Stamm destabilisierte es zusätzlich. Sicherungsgurte geben ihm seit 2006 extra Halt. Ob sie noch fest sitzen und unbeschadet ihren Dienst tun, davon müssen sich Michael Weidner und seine Baumpfleger überzeugen. Erst dann geht es ans Totholz. Abgestorbene Äste sägen sie heraus. Per Hebel und Knopfdruck manövriert der Hubbühnen-Führer den Kollegen im Korb auch an die entlegensten Wipfel. Besonders weit ausladende Äste kürzt er ein und reduziert den Umfang der Krone um rund einen Meter. Herbststürme werden deshalb weniger Angriffsfläche haben. Sensibel müssen die Baumpfleger vorgehen. „Eine gute Baumpflege sollte man nicht sehen“, sagt Michael Weidner. Er ist Bereichsleiter der Firma Fleischer und arbeitet mit rund 15 Baumpflegern zusammen. Den Auftrag, sich der Babisnauer Pappel anzunehmen, bekam das Unternehmen vom Landesverein Sächsische Heimatpflege. Dort kümmern sich zwei Ortsgruppen um das Wahrzeichen. Etwa alle fünf Jahre ist der Aufwand nötig, damit der betagte Baum gesund und stabil bleibt. Er gehört seit gut 20 Jahren dem Heimatverein. Für nur eine D-Mark gab es in den Nachwendejahren nicht nur ehemalige Volkseigene Betriebe der DDR zu kaufen, sondern eben auch die Pappel. Genauer gesagt das Flurstück, auf dem sie steht. Verkauft zu werden, das erlebte die Pappel 1993 nicht zum ersten Mal. Ein Jahrhundert zuvor aber hatte sie nicht für einen symbolischen Preis den Besitzer gewechselt. Damals musste der Käufer noch tiefer in den Geldbeutel greifen. Der Gebirgsverein nahm dem Gutsherrn Johann Gottlieb Becke den Baum für 300 Mark ab. Der Babisnauer wollte den Baum loswerden und überleg- te sogar, ihn zu fällen. Als Grenzbaum hatte er ihn 1808 gepflanzt, um seinen Besitz zu markieren. Doch über die Jahre war er zum Ausflugsziel geworden, und den Bauern störte, dass Wanderer auf dem Weg zur Pappel sein Feld zertraten. Schließlich überließ er den Grund, auf dem der Baum steht, dem Verein zur Pacht. Der ließ die erste Aussichtsplattform errichten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Babisnauer Pappel Volkseigentum. Für Steffen Ruhtz ist sie eine Art Familienmitglied. „Den Vorfahren meiner Frau hat die Pappel einst gehört“, sagt der 61-Jährige. Eben jener Bauernfamilie Becke, die sie dem Gebirgsverein für 300 Mark verkauft hatte. Als Vorsitzender der Ortsgruppe Babisnau im Heimatverein kümmert er sich unter anderem um das Naturdenkmal. Dafür arbeitet er eng mit den Mitgliedern der zweiten Ortsgruppe „Goldene Höhe“ zusammen, die nun die Baumpflege-Aktion veranlasst hat. Nadja Laske Einen Dreivierteltag lang haben die Baumpfleger der Firma Fleischer die Babisnauer Pappel überprüft und gestutzt. Mit besonders alten Bäumen kennen sie sich aus. Klinik Bavaria | 13 KLINIKKURIER Hugos Job ist Menschen retten Der vierjährige Polizeihund aus Kreischa ist bei Einsätzen schon öfter erfolgreich gewesen. Jetzt landete er seinen nächsten Coup. Wenn Kreischa einen Helden suchen würde, dann wäre er ein tierisch guter Kandidat. Die Rede ist von Hugo von der alten Schmiede - ein Schäferhundrüde aus Kleincarsdorf, vier Jahre alt und mit seiner hochsensiblen Nase im Dienst der Polizei. Und das ziemlich erfolgreich. Erst vor Kurzem rettete der Schützling von Polizeihundeführer Steffen Teichmann vermutlich mal wieder ein Menschenleben. Dabei war alles ganz anders geplant: Denn Hugo und sein Herrchen bereiteten sich gerade in Langenau mit Polizeikollegen aus Tschechien und Dresden auf einen Pokalwettkampf vor, als für beide der Einsatzbefehl kam. „In Brand-Erbisdorf galt seit den Morgenstunden eine 54-jährige Frau als vermisst, die sich vermutlich in einer hilflosen Lage befand“, erklärt Polizeisprecherin Heidi Hennig. Die Angehörigen hatten demnach bereits in der Nähe der Wohnung die Frau gesucht, sie aber nicht gefunden. So musste Hugo ran. Der Rüde nahm anhand eines Kleidungsstückes der Vermissten die Fährte auf, verfolgte sie und fand die Frau schließlich. Und das gerade noch rechtzeitig. Rettungskräfte brachten die 54-Jährige ins Krankenhaus. So hat Hugo an diesem Tag zwar keinen Pokal gewonnen, aber seinen Job ausgezeichnet gemacht - nämlich mal wieder einen Menschen gerettet. Der letzte große Erfolg von Hugo als Fährtenhund liegt gar nicht so lange zurück. „Weihnachten 2013 konnte er einen als vermisst gemeldeten älteren, demenzkranken Mann bei Annaberg finden“, berichtet Heidi Hennig. Regelmäßig würde er nach Vermissten schnüffeln - so wie die anderen rund 20 Hunde und ihre Hundeführer der Diensthundestaffel der Polizeidirektion Chemnitz ebenso. Dennoch scheint der Vierbeiner Stärken zu haben, die bei anderen weniger ausgeprägt sind. Er sei sehr ausgeglichen und umgänglich und zeichne sich durch Fleiß und Willensstärke aus, schätzt Steffen Teichmann Ein gutes Team in der Chemnitzer Polizeihundestaffel: Schäferhund Hugo und sein Hundeführer Steffen Teichmann. Gemeinsam retten sie Leben und stellen Täter. 14 | Klinik Bavaria seinen Begleiter ein, mit dem er seit zweieinhalb Jahren ein Team bildet. Ob es an denen Genen von Hugo liegt? Der Vater, ein in Israel gezüchteter Schäferhund, gewann in seiner Rasse die Weltmeisterschaft im Schutzhundesport. „Hugo ist einer aus einem Wurf von insgesamt fünf Rüden“, erzählt Züchter Toni Schuster aus Kleincarsdorf bei Kreischa. Dem Fahrlehrer gehört der Zwinger „Von der alten Schmiede“, aus dem bereits einige im Polizeidienst gelandet sind. Insgesamt fünf seiner Hunde sind in Sachsen und Thüringen als Brandmittelspür-, Fährten-, Schutz- und Betäubungsmittelsuchhunde im Einsatz. Schuster, der selbst im Schutzhundesport aktiv ist, weiß also, worauf es bei Zucht und Ausbildung ankommt. Er sei stolz auf die Leistungen der Hunde, die von ihm aufgezogen wurden, sagt er. Also auch auf Hugo. Der Vierbeiner ist aber nicht nur bei der Suche nach Vermissten erfolgreich. Erst vor Kurzem nahm er nach einem Einbruch in Ehrenfriedersdorf die Fährte der Täter auf und verfolgte sie konsequent, bis dorthin, wo diese nach Polizeiangaben offenbar in ein Fahrzeug stiegen. In Döbeln hatte Hugo im vorigen Jahr dagegen mehr Glück: Ebenfalls nach einem Einbruch hatten die Täter versucht zu flüchten. Sie versteckten sich laut Heidi Hennig im Gebüsch. Mit einem cleveren Fährtenhund wie dem aus Kleincarsdorf rechneten sie vermutlich nicht. Denn der kam ihnen nämlich ziemlich schnell auf die Schliche und verdiente sich ein Extra-Leckerli. Astrid Ring www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER Künstler ohne Rast und Ruh Falk-Ingo Renner aus Gombsen arbeitet Tag und Nacht. Jetzt bereitet er eine Ausstellung vor mit Hunderten Porträts. Sein Arbeitszimmer ist proppenvoll. Bücher, Bilder, Drucke in Stapeln, Utensilien aller Art scheinen unsortiert. Doch Falk-Ingo Renner findet alles, wenn auch erst nach längerem Suchen. Sein Zuhause, Am Wäldchen 25 in Gombsen, liegt beinahe verwunschen unter großen Bäumen, hohen Farnen, sattem Grün und hat wohl schon bessere Zeiten erlebt. Doch genau dieses urwüchsige Flair scheint den Künstler zu inspirieren. Denn er arbeitet ohne Rast und Ruh mit einer Kreativität, deren Vielfalt verblüfft. Zwei große Ölgemälde fallen auf und geben dem kleinen Raum das Gepräge: das Taschenberg-Palais in Dresden während des Hochwassers 2002 und der Blick von der Carolabrücke auf den Elbstrom - 137 mal 50 Zentimeter groß, ein Auftragswerk. Wer mit dem 50-Jährigen spricht, muss sich Zeit nehmen und zuhören können. Und er kann sich auf eine beinahe philosophische Lehrstunde freuen. Renners Gedanken und Ideen kreisen ohne Unterlass. Denn der Maler, Grafiker, Illustrator, Karikaturist, Designer und Gestalter ist nach Studien an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, der Fachhochschule Burg Giebichenstein Halle und der TU-Sektion für Philosophie und Psychologie den „Menschen auf der Spur“, der Sinnlichkeit, Natur und Architektur auch. An Arbeit mangelt es ihm nicht. Für das Tierschutzzentrum in Meißen verewigt er mit Acryl auf Putz scheinbar vernachlässigte Tiere, so Salamander www.klinik-bavaria.de Falk-Ingo Renner ist ein unermüdlicher Schöpfer von Zeichnungen, Grafiken und Gemälden. und Eidechsen. Zur Diskussion um die Wiedereröffnung des Dresdner Fernsehturms hat er eine Vision: „Man könnte das Turmcafé mit einem Drehring gestalten, der Motive der Elbestadt und ihrer Umgebung zeigt.“ Derzeit bereitet sich Renner auf eine Ausstellung im Schloss Neschwitz nahe Bautzen vor, die ab September zu sehen sein wird. Etwa 300 Porträts, darunter 200 Persönlichkeiten des öffentlichen und künstlerischen Lebens hat der Künstler verewigt - mit Ölkreide, Kohle, Stift und Rötel. Karl Moik, Kurt Biedenkopf, Otto Walkes, Marianne Sägebrecht, Frank Schöbel und Jörg Kachelmann hat der Gombsener porträtiert und karikiert, ohne dass „die Damen und Herren Modell stehen mussten.“ Er sei vielmehr dorthin gegangen, wo er ihre Konterfeis zeichnen konnte - zur TV-Sendung Riverboat, zur MDR-Reihe „Hier ab Vier“ und zum Landespresseball, auch zu Firmenfeiern. Gerhard Kuban von den Kultur- und Heimatfreunden Neschwitz, der die Schau vorbereitet, freut sich darauf: „Falk-Ingo Renner wird mit seiner Kunst begeistern.“ Renner ist einer der wenigen, die in Deutschland als Gerichtszeichner gefragt sind. Er saß im Saal, als der Mord an der Ägypterin Marwa el Sherbini verhandelt wurde. Bei einer Tatortbesichtigung vor einem Doppelmordprozess in Moritzburg oder bei einer Ministeranhörung im Sächsischen Landtag - die Beteiligten bannte der Zeichner mit leichter Hand fast fotoähnlich aufs Papier. Man müsse dabei „das Motiv suchen, die Szenerie widerspiegeln, die Haltung und Gestik der Person charakteristisch fixieren“, verrät Renner . Der Gombsener Künstler, in Cossebaude geboren, arbeitet mit 63 Agenturen zusammen. Auf diese Weise entstanden bisher mehrere Monatskalender, die sich mit Renners hervorragenden Illustrationen schmücken konnten. „Ganz nah“ nennt er das Kalendarium 2014, das Grafiken und Gemälde mit Ansichten von Dresden, Kreischa, Malter, Freiberg und Meißen zeigt. Bemerkenswert: Falk-Ingo Renner zeichnete mit Sepia das Antigolfkriegsmahnmal auf der Brühlschen Terrasse. Viel Aufmerksamkeit bekamen auch seine genialen Grafiken zum Thema „Vergessene Katastrophen“ in der sächsischen Tagespresse. Sehenswert sind auch seine Porträts der „Kinderstars aus alten und neuen Filmen“. Liebevoll-zärtlich ruft Renner mit seiner Kunst im Auftrag eines Verlages den Spanky aus dem Streifen „Die kleinen Strolche“, Heintje, den Charly-Chaplin-Partner Jacki Coogan und die legendäre Pippi Langstrumpf in Erinnerung. Falk-Ingo Renner ist kein Träumer, ein Philosoph allemal. Das versucht er auch mit seinen Karikaturen auszudrücken und bemüht sich „den Menschen Vernunft und Solidarität ins Herz zu pflanzen“. Nicht zufällig bedient er sich eines Zitats seines Vorbildes Albert Einstein: „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis, mit dem Radius Null. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ Peter Salzmann Klinik Bavaria | 15 KLINIKKURIER Der Prellbock Wenn Claus Weselskys‘ starker Arm es will, stehen bei der Bahn alle Räder still. Ist der GDL-Chef wirklich der Egomane, als den ihn Kritiker sehen? Ein Porträt. Von wegen eine Woche Streikpause! Für Claus Weselsky gibt es gerade Stress pur: Mitgliederversammlungen, Telefonkonferenzen, Interviews, Talkshow-Auftritte. Ein Termin folgt dem anderen. Auf dem Weg dahin nimmt Deutschlands bekanntester Lokführer und Chef der Gewerkschaft GDL meist den Zug - wohl wissend, dass man sich auf die Bahn verlassen kann. Wenn nicht gerade gestreikt wird. Doch wer ist dieser Mann, vor dem angeblich ganz Deutschland zittert, der von Medien gejagt wird - und vor Reportern und Kameras schon mal durch Hinterausgänge und Kellerfenster flüchtet? Die Spurensuche beginnt in Kreischa bei Dresden. Von den Bewohnern erinnern sich nur wenige an den derzeit prominentesten Sohn des Dorfes. Sei es, weil er 1990 weggezogen ist, oder weil die Gemeinde mit 4 000 Seelen, verstreut über 15 Ortsteile, selbst keinen Bahnhof hat - und die weiß-grünen Fahnenschwenker der GDL nie zu Gesicht bekommt. Größter Arbeitgeber ist die Bavaria-Klinik, weit bekannter das Anti-Dopinglabor. Zudem wirbt Kreischa vor allem mit Idylle. An der Schule am Kirchweg, einem aufgehübschten Plattenbau aus DDR-Zeit, bewegen sich nur die Blätter, die von der großen Linde fallen. Kein Streik. Eine Mitarbeiterin hält die Stel16 | Klinik Bavaria lung. Der Name Weselsky sage ihr nichts, und mit der Bahn fahre sie auch nicht. Fehlanzeige. Zwei Kurven weiter wohnt Hermine Hofmann, die Ortschronistin. „Den Weselsky Claus kenne ich, seit er auf dem Nachttopf durch die Küche gerutscht ist“, erzählt die 78-Jährige, die am örtlichen Monatsblatt „Kreischaer Bote“ mitarbeitet. Als Ende der 1950er-Jahre eine Neubauernstelle frei wurde, sei Familie Weselsky in der Aktion „Industriearbeiter aufs Land“ nach Kreischa gekommen und habe den Vierseithof übernommen. Heute beherbergt das ehemalige Rittergut ein Seniorenheim, einen Supermarkt und kleine Händler. „Ein schlammiges Kinderparadies war das: Traktoren und Hänger, auf denen wir herumgekrochen sind“, erzählt ein früherer Nachbar Weselskys, der seinen Namen nicht nennen will. Er habe mit Claus Räuber und Gendarm gespielt und in der Scheune im Heu getobt. Zeiten waren das! Was Claus heute macht, billige er nicht. Was ist das? Weselsky kämpft mit seinem Gefolge unter anderem für fünf Prozent mehr Lohn und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit - nicht nur für die Lokführer, von denen die GDL 80 Prozent organisiert, sondern auch für Zugbegleiter, die zu 30 Prozent in der GDL sind. Die Mehrheit hat Ausweise der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Da die Gespräche mit der Bahn feststecken, weil die keine zwei Abschlüsse duldet, wehrt sich die GDL wiederholt mit Streik. An vorderster Front seit 2008: Claus Weselsky, der einzige Ostdeutsche, der eine Bundesgewerkschaft führt, dazu die älteste mit fast 150 Jahren. Volker Linke ist von der Konkur- Ein Sachse, vor dem ganz Deutschland zittert: GDL-Chef Claus Weselski. renz. Er leitet die Geschäftsstelle Dresden der EVG - hervorgegangen aus der Transnet und der GDBA und seit 2003 Erzfeind der GDL. Damals fühlten sich die Lokführer nach einem Tarifabschluss über den Tisch gezogen und gingen ihren eigenen Weg - bis zu einem eigenständigen Tarifvertrag. Sie schafften das mit Streiks, die die Republik über Monate immer wieder lahmlegten. Linke kennt Weselsky seit der gemeinsamen Arbeit im Bezirkspersonalrat 1992. „Es war immer nur ein Dienstverhältnis, auch wenn wir in der Truppe kegeln gingen“, sagt er. „Ich habe die Sorge, dass durch die GDL für alle Gewerkschaften nichts Gutes herauskommt.“ Der Grundgedanke der Solidarität gehe verloren. Auch wenn die EVG für Tarifeinheit, die GDL für Pluralität und somit der Graben tief sei, gehe es nur in Kooperation. Wie gut wäre da wenigstens ein Dienstverhältnis! Detlef Bussas vom GDL-Bezirks- vorstand Sachsen-Berlin-Brandenburg hat ein anderes Bild von seinem Chef. Er hat seit 20 Jahren mit ihm zu tun. „Ich habe mit ihm von 1998 bis 2002 an einem Schreibtisch gesessen“, erzählt der Betriebsrat bei der Erzgebirgsbahn. Weselsky sei alles andere als abgehoben, in der Arbeit „streng, mit klarer Linie, von der er sich schwer abbringen lässt“. Deutschlands oberster Lokführer habe die Gabe: „Wenn andere noch das Arbeitgeberangebot lesen, hat er längst die Fallstricke erkannt.“ Bussas nennt Weselsky „unheimlich fair“. „Aber wehe, wenn er von oben herab behandelt wird: Dann fährt er die Hörner aus.“ Das passiert zuletzt öfter, und Weselskys Gesicht bekommt dann Farbe. Etwa wenn ihm die Deutsche Bahn Unregelmäßigkeiten bei der Urabstimmung unterstellt, bei der laut Gewerkschaft 91 Prozent der Beteiligten, und nicht aller GDLer, für unbefristete Streiks gestimmt hatten. www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER Einmal provoziert, wird der Gewerkschaftschef in Talkshows und am Rednerpult lauter, aber selten so unsachlich wie auf dem Aktionstag in Fulda. Dort hatte er sich über die EVG ausgelassen, die vor vier Jahren aus den Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA entstanden war. Wenn zwei Kranke ein Kind zeugten, komme nur „etwas Behindertes“ heraus, hatte er gesagt. Trotz einer Entschuldigung suhlen sich seine Gegner immer wieder in der Entgleisung. Weselsky fuhr nach eigenen Angaben schon mit fünf Jahren Traktor, während Vater und Mutter die Rüben in den Hänger warfen. Er und die zwei älteren Geschwister seien „erzogen worden, alle Dinge zu diskutieren“. Das bewahre er sich. Die Mutter wollte, dass er Journalist wird, doch Claus hatte die Seefahrt im Blick. Erst später wechselten seine Träume auf die Schiene. Nach der Schule lernte er Schienenfahrzeugschlosser und Lokführer, fuhr selbst in Pirna Diewww.klinik-bavaria.de sel- und E-Loks. In der SED war er nie. „Die Scheinheiligkeit war mir zuwider“, für die Karriere habe er sie nicht gebraucht. „Ich hatte ja einen tollen Job.“ Bad Schandau Sebnitz in der Sächsischen Schweiz war seine Lieblingsstrecke, bis er Funktionär wurde. Nach der Wende trat er in die GDL ein. Und in die CDU, „weil die meine konservative Haltung am besten vertritt“. Im Job kennt man Weselsky eher kämpferisch. „Über diesen Dresdner schimpft ganz Deutschland“, „Stoppt diesen Mann“, „Weselskys Krieg“ rauscht es im Blätterwald. Der Mann, der nur mal abtaucht, wenn er als passionierter Hobbytaucher vor Thailands Küste urlaubt, nimmt das nicht persönlich. Er sieht das als Angriff auf die GDL, die „spätestens seit 2002, als ich in die Zentrale nach Frankfurt ging, mein Leben ist“, wie er sagt. Ihn ärgere, dass Lokführer als Geißelnehmer der Reisenden bezeichnet würden. „Wenn wir mit Terroristen auf eine Stufe gestellt werden, tut das weh.“ Jedoch führe das wie bei den Streiks 2007/08 kaum zu weniger Verständnis bei Bahnfahrern, sondern zu Solidarisierung in den eigenen Reihen - inklusive der Zugbegleiter. Das klinge pathetisch, sei aber so. Auch der Vorwurf seines Ziehvaters und Amtsvorgängers Manfred Schell, er verhalte sich, „als rufe er zum Heiligen Krieg auf“, ficht Weselsky nicht an. Als vor anderthalb Jahren beide Stellvertreter an seinem Stuhl sägten, ging Weselsky, der Mann mit dem großen Selbstbewusstsein, gestärkt aus der Affäre. Die Widersacher mussten gehen. Es ging um Kredite auf GDL-Kosten, die er abgelehnt hatte. Weselsky ist nicht käuflich. Das musste auch die Bahn erfahren, als er im Tarifstreit 2007 deren Angebot für einen Personalvorstandsposten ausschlug. Das hat er lange verschwiegen. Heute sagt er: „Ich wollte kein Norbert Hansen werden.“ Der war mal EVG-Chef und hatte dann die Front gewechselt. Als der GDL-Mann jüngst im Zug fuhr, sei der Schaffner gekommen und habe mit dem Handy ein „Selfi“ mit ihm geschossen - im vollen Wagen, erzählt Weselsky. Die Leute hätten geschmunzelt. „Ich erwarte keine Hurra-Rufe, aber Akzeptanz, dass wir wie alle Berufsgruppen unser Streikrecht wahrnehmen.“ Das sieht der GDL-Chef in Gefahr, wenn das angekündigte Gesetz zur Tarifeinheit kommt. Dann könnte in Unternehmen nur noch ein Tarifvertrag gelten: der mit der mitgliederstärksten Gewerkschaft. Kleine Gewerkschaften wie die GDL müssten sich unterordnen. Dagegen stemmt sich Weselsky. Mit Macht. Er fühlt sich unverstanden, selbst mit Argumenten wie der vom Bundesarbeitsgericht bescheinigten Tarifpluralität. Dann redet er sich vor Kameras in Rage und muss von Talkmasterin Anne Will wiederholt gemahnt werden: „Herr Weselsky, hören Sie mich!“ Kreischas Ortschronistin Hermine Hofmann war Weselskys Klassenlehrerin. „Ich hatte ihn von der 5. bis zur 10. Klasse in Deutsch und Englisch“, erzählt sie. Schon in der Schule habe sein Wort etwas gegolten. Das Durchsetzungsvermögen habe Claus, „aufgewachsen in einem schwierigen Familienumfeld“, wohl geerbt. Dennoch habe er sich auch integrieren können, sagt die weißhaarige Seniorin. Sie könne nicht verstehen, warum viele den GDL-Chef von heute auf einem Egotrip sehen. Erst vor zwei Jahren habe es ein Klassentreffen gegeben. Da sei „Selly“ - auch die Lehrer hätten größere Schüler mit Spitznamen gerufen - nur durch seine humorvolle und bodenständige Art aufgefallen. „Er war kein Musterschüler, aber hochintelligent“, sagt die Seniorin. „Ein sportlicher Typ, dem viel zuflog.“ Einschließlich Mädchenherzen. Auch heute wirkt der 55-Jährige, der nach zwei Ehen mit einer Lebensgefährtin in Leipzig wohnt und einen erwachsenen Sohn hat, immer so, als käme er frisch vom Friseur. Dazu der markante Schnauzer. Immer adrett mit Schlips und in feinem Zwirn - auch vor der streikenden Basis auf dem Bahnsteig. Die Zigarillos, einst Droge in Streiks, sind seit den 2011 erreichten gleichen Rahmenbedingungen für fast alle Lokführer passé. Doch der Gewerkschaftschef gönnt sich auch was: mal ein Glas Rotwein „und ab und zu eine Genusszigarre“. Bei Talkshows gibt‘s nur Wasser. Claus Weselskys Ex-Deutschlehrerin Hermine Hofmann nimmt es zur Kenntnis: „Wenn ich den Kerl im Fernsehen sehe, wie er sich trotz sächsischen Dialekts ausdrückt und argumentiert, denke ich so bei mir: Mensch, da hast du ganze Arbeit geleistet.“ Michael Rothe Klinik Bavaria | 17 KLINIKKURIER Von der Klinik in die Praxis Jurgita Raudoniené arbeitet seit 1. Juli als Hausärztin in Kreischa. Sie liebt ihren neuen Job und hat einiges vor. Der Termin steht schon lange an. Doch immer wieder muss er verschoben werden. Nun ist es endlich so weit. Mit einem freundlichen „Hallo“ begrüßt Jurgita Raudoniené ihren Gast. Kreischas neue Hausärztin macht einen entspannten Eindruck. Sie lächelt und erzählt munter drauf los, wie sie zu ihrem neuen Job am Haußmannplatz gekommen ist. Fünf Jahre habe ihr Vorgänger Bernd Kießlich bereits einen Nachfolger gesucht. Lange vergebens erzählt sie. Die Frau mit den kurzen, blond gefärbten Haaren musste er nicht lange überzeugen. Sie suchte schon länger eine Chance, ihre beiden Uniabschlüsse als Allgemeinmedizinerin und Wirtschaftsexpertin zu verbinden. Mehrere Praxen hatte sie sich bis dato angesehen. Die in Kreischa war perfekt - auch aus familiären Gründen. Seit September 2012 wohnt Jurgita Raudoniené in der Gemeinde. Die Tochter geht hier in die Kita, der Sohn in die Schule. Alle haben sich in der neuen Heimat gut eingelebt. Sie habe Auslandserfahrungen sammeln wollen und sich in Großbritannien und in Deutschland beworben, erzählt die aus Litauen stammende Ärztin. Das beste Angebot machte damals die Klinik Bavaria, wo sie gut aufgenommen wurde. Aber auch in Kreischa fühlte sich die heute 40-Jährige mit ihrer Familie schnell wohl. Kein Wun18 | Klinik Bavaria Jurgita Raudoniené ist die erste Allgemeinmedizinerin, die sich in Kreischa niedergelassen hat. Dort fühlt sich die aus Litauen stammende Ärztin richtig wohl. Das spüren auch die Patienten. der. Sie liebt die Landschaft, geht gern wandern und reiten. Viel Zeit für ihre Hobbies hatte sie in den vergangenen Monaten aber nicht. Von Januar bis Ende Juni diesen Jahres arbeitete Jurgita Raudoniené sowohl in der Klinik Bavaria als auch bei Bernd Kießlich, damit die Praxisübergabe reibungslos verläuft. Auch heute kann sie ihren Vorgänger noch jederzeit anrufen, wenn sie Fragen hat - genauso wie ihren Kreischaer Kollegen Carsten Querengässer und Michael Gilbert aus Possendorf, die sie in den ersten Wochen und Monaten unterstützt haben. Es sei ein Unterschied, ob man als angestellte Stationsärztin arbeitet oder für alles selbstverantwortlich ist, sagt Jurgita Raudoniené. Ihre Entscheidung bereut sie aber keineswegs. Sie sieht ihre berufliche Zukunft in der Praxis, die sie mit allen Mitarbeiterinnen und Patienten von ihrem Vorgänger übernommen hat. Die Patienten sind der Praxis treugeblieben. Nicht einer sei bislang woandershin gewechselt. Viele würden sich freuen, dass sich erstmals in der Geschichte von Kreischa eine Hausärztin niedergelassen hat, sagt Jurgita Raudoniené. Sie sei als Frau vielleicht weicher, sozialer, milder, schenke ihren Patienten eventuell mehr Zeit, antwortet sie auf die Frage nach den Vorteilen einer Frau im weißen Arztkittel. Dann gibt sie noch einen Rundgang durch die Praxis. Viel hat sich nicht verändert. Eigentlich habe sie nur die Computer auf ihren Namen umstellen müssen, sagt Jurgita Raudoniené. Beim Blick in das Wartezimmer fallen allerdings noch fünf Bilder an der Wand auf. Die zeigen Vilnius, die Hauptstadt von Litauen. Nein, Heimweh habe sie keines. Außerdem seien doch 1200 Kilometer nicht weit weg. Erst vor Kurzem sei sie in ihrer alten Heimat gewesen. Demnächst gehe es nach Madrid und London, erzählt die reisefreudige Frau. Viel Zeit hat Jurgita Raudoniené jetzt nicht mehr. Der nächste Termin wartet. Später muss sie noch zu einer Fortbildung nach Radebeul. Aller zwei Monate nimmt sie zudem an einem Akupunktur-Lehrgang teil, damit sie die chinesische Heilkunst demnächst in Kreischa anbieten darf. Und einen weiteren Wunsch hat sie für die Zukunft. Aller sechs Monate sollen die Bilder im Wartezimmer gewechselt werden. Denn die Kunst, vor allem die Malerei sei ihre große Leidenschaft, sagt Kreischas neue Ärztin. Allerdings bleibe auch dafür gerade keine Zeit. Spaß macht ihr das Leben anscheinend trotzdem. Sebastian Martin www.klinik-bavaria.de KLINIKKURIER Klinik erweitert Pflegeschule Die Klinik Bavaria investiert in den Standort Zscheckwitz. Damit will sie den drohenden Fachkräftemangel verhindern. Im schlimmsten Fall würde dem Patienten der Tod drohen, wenn die Wunde nicht richtig versorgt wird. Marie und Uwe schauen jetzt noch genauer hin, was ihnen Praxisanleiterin Schwester Katja anhand der Puppe zeigt. Denn gleich sind sie dran, die Wunde an der vor ihn liegenden Attrappe zu behandeln. Seit einem Jahr absolvieren die beiden eine Ausbildung an der Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege, die jetzt erweitert wurde. Denn statt 24 Schülern fangen nun aller sechs Monate im März und September jeweils 32 Auszubildende in Zscheckwitz an. Damit reagiert die Klinik Bavaria erneut auf den drohenden Fachkräftemangel, um die personalintensive Betreuung und die eigene Qualität in Zukunft zu sichern. Schon heute sind vielerorts Pflegekräfte knapp. Laut einer 2013 veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Roland Berger spürten 2011 deutsch- landweit bereits 79 Prozent der Krankenhäuser einen Fachkräftemangel. Und der gleichen Statistik zufolge werden bis nächstes Jahr etwa 175 000 Ärzte und Pflegekräfte im Bundesgebiet fehlen. „Wir müssen was für unsere Zukunft tun“, sagt Andreas Frädrich, Sprecher der Klinik Bavaria, mit Blick auf den demografischen Wandel und den zunehmenden Bedarf an Pflegekräften. Und dieser könne neben der Anwerbung von Fachkräften, auch ausländischen, nur dadurch gedeckt werden, indem auch weiter in die Ausbildung vor Ort investiert wird. Marie und Uwe lassen sich anhand einer Puppe zeigen, wie eine Wunde richtig versorgt wird. In Zscheckwitz werden sie zu Gesundheitspflegern ausgebildet. Erst im vergangenen Jahr hat die Klinik Bavaria die Berufsfachschule in Zscheckwitz neu eröffnet, um die 1999 zu Ende gegangene Tradition der Krankenpflegeausbildung wieder aufleben zu lassen. Die Schüler lernen heute unter Top-Bedingungen. Die Räume sind hell, die Wege kurz, die Ausstattung modern und die Atmosphäre familiär. Alles Voraussetzungen für den Erfolg. Und auch die Lehrkräfte sind bestens ausgebildet. „Das Team setzt sich aus Diplom-Pflegepädagogen, Pflegekräften mit akademischem Hochschulabschluss, erfahrenen Medizinern sowie weiteren pädagogischen Mitarbeitern der Klinik Bavaria zusammen, die alle auf eine langjährige Berufserfahrung zurückgreifen können“, sagt Ausbildungsleiterin Claudia Flämig. - Steffen Lehmann würde sich sofort wieder für eine Ausbildung in Zscheckwitz entscheiden. Ihm gefällt die familiäre Atmosphäre und vor allem die Nähe zur Praxis. Denn neben 2 300 Theoriestunden absolvieren die Schüler während ihrer dreijährigen Ausbildung auch 2 500 Praxisstunden, die sie in den Fachabteilungen der Klinik Bavaria sowie bei Kooperationspartnern wie ambulanten Pflegediensten leisten. Auch Marie und Uwe, die jetzt die Wunde an der Puppe versorgen, können sich gut vorstellen, nach ihrer Ausbildung an der Klinik Bavaria zu bleiben. Die Chance dazu ist gut. Denn das Unternehmen will die Absolventen wenn möglich übernehmen, sagt Sprecher Andreas Frädrich. Sebastian Martin www.pflegeschule-klinik-bavaria.de www.klinik-bavaria.de Klinik Bavaria | 19 KLINIKKURIER Etappenziel Kreischa Von Krebs geheilte Sportler zeigen bei einer Rad-Tour durch Deutschland, zu was sie fähig sind - zum Beispiel Karl Leicht. Kreischa: Da stehe doch diese riesige Klinik, antwortet Karl Leicht im tiefst badischen Dialekt am Telefon. Ein imposanter Bau sei das, den er bislang aber nur von Fotos kenne. Und dann liege Kreischa ja noch direkt neben Dresden, wohin er eigentlich schon immer mal reisen wollte. Zu einer Sightseeingtour durch die sächsische Landeshauptstadt kam der 55-Jährige aber auch Anfang September dazu nicht, wenn er an der vom baden-württembergischen Krebsverband organisierten Bäder- und Reha-Tour teilnehmen werde - einer mehrtägigen Fahrradtour durch Deutschland und Tschechien. Für einen 20 | Klinik Bavaria Bummel durch die Klinik Bavaria war dagegen genug Zeit - egal, wie groß der Muskelkater war. Denn eine Etappe endet in Kreischa. „Ich bin schon gespannt“, sagt Karl Leicht. Immer mal wieder schicke er als Mitarbeiter des Krebsverbandes Patienten zur Weiterbehandlung in die Klinik Bavaria. Erst kürzlich habe er eine Therapie genehmigt. Karl Leicht ist selbst Krebspatient. Im April 2008 diagnostizierten die Ärzte eine schwere Erkrankung seines Lymphdrüsensystems. Es folgten Chemotherapien und Haarausfall - das komplette Programm. 2010 musste er sich noch einer Stammzellentherapie unterziehen, von der er sich nur langsam erholte. Im Jahr darauf fühlte sich der Mann aus der Nähe von Karlsruhe aber bereits wieder so fit, dass er das erste Mal an der von seinem Arbeitgeber organisierten Radtour teilnehmen konnte. Diese führt einmal im Jahr gesunde, chronisch kranke sowie behinderte Sportler quer durchs Land, um für Inklusion, Rehabilitation und Prävention zu werben. „Zeigen, was möglich ist“, heißt das Motto seit der ersten Ausgabe vor sieben Jahren. Karl Leicht ist dieses Jahr das vierte Mal für den guten Zweck in die Pedale getreten und hat dabei viel Energie getankt. Die Gemeinschaft, der Zusammenhalt und die Freude, etwas zu schaffen, was andere einem nach so schwerer Krankheit nie zutrauen würden - das seien die Gründe, warum er bei seiner Frau wieder um die Teilnahme gekämpft habe und sich im September in den Sattel setzte, sagt der Sportler. Rund 800 Kilometer lagen vor ihm. Mit den anderen 37 Teilnehmern ist er in neun Tagen mit dem Fahrrad von Bad Friedrichshall in Baden-Württemberg nach Berlin gefahren. Ein recht ambitioniertes Vorhaben. Schließlich führte die Strecke auch durch das Fichtelund Erzgebirge. Für Karl Leicht aber kein Problem. Er hatte gut trainiert und fühlte sich kurz vor dem Start topfit. Das Einzige, was ihn beunruhigte, ist der eigene Po. Aber mit ausreichend Gesäßcreme ist es gegangen, sagte er am Telefon und lacht. Anfang September wurde Karl Leicht und die anderen Teilnehmer in Kreischa begrüßt. Auf sie wartete ein festlicher Empfang, sagte Klinik-Sprecher Andreas Frädrich. Denn wie die Patienten wurden die Teilnehmer der Bäder- und Räder-Tour aufgepäppelt, damit sie die nächste Etappe in Angriff nehmen konnten. Daher habe das Ereignis auch eine gewisse Symbolkraft. Zudem betonte er, dass die Klinik Bavaria natürlich froh sei, dass das Fahrerfeld erstmals in Kreischa gehalten hat. Schließlich sei man auf dem Gebiet der medizinischen Rehabilitation eine der größten Einrichtungen landesweit und habe ein breites Leistungsspektrum wie kaum eine andere Klinik. Sebastian Martin www.klinik-bavaria.de