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Bauwelt 22 | 2014
Wettbewerbe Entscheidungen
Bauwelt 22 | 2014
1. Preis | Rechts: Der 160 Meter hohe, von
Magnus Kaminiarz & Cie entworfene Turm.
Grafik: Teilsegment der umlaufenden Balkone.
22.–30. OG und EG im Maßstab 1 : 500
Frankfurt Beach | Deutschlands höchstes
Wohnhochhaus im Europaviertel
Philipp Kohler
Einladungswettbewerb
1. Preis (48.000 Euro) Magnus Kaminiarz & Cie, Frankfurt a.M. |
2. Preis (18.000 Euro) nps tchoban voss, Berlin |
3. Preis (6000 Euro) Astoc, Köln; Lorber + Paul, Köln
Ob Büro, Hotel oder Wohnen – Wettbewerbe für
Hochhäuser liegen im Trend, wie auch der Wunsch
nach Superlativen. In Frankfurt am Main soll jetzt
das höchste Wohnhochhaus des Landes entstehen.
Das Frankfurter Gallus, das der Offenbacher Rapper
Haftbefehl als Synonym für trostlose Orte benutzt,
ist kein feiner Stadtteil. Der Ruf ist sicherlich nicht
völlig unverdient, auch wenn sich dort in den letz­ten Jahren einige Kulturinstitutionen angesiedelt
haben. Ganz anders das Europaviertel, das derzeit –
ausgerechnet in diesem Stadtteil – an der Grenze zur
Messe, auf dem aufgelassenen Güterbahnhof ent­
steht. Die darin zentral verlaufende Europaallee wird
auf Renderings als großstädtischer Boulevard prä­
sentiert, an dem sich Apartmenthäuser mit repräsen­
tativer Fassade aufreihen (siehe S. 10). Die Zeit des
Understatements scheint nun auch in der deutschen
Architektur endgültig vorbei.
Am Güterplatz, an dem die Europaallee ent­
springt, steht das 2013 eröffnete Einkaufszentrum
Skyline Plaza, das den Eindruck erweckt, es sei ein
Parkhaus für die Messe und das benachbarte Kon­
gresszentrum. Neben dem Skyline Plaza sollte in ex­
ponierter Lage eigentlich ein Hotelturm, entworfen
von UN Studio, in die Höhe schießen. Doch 2013
wurde das Vorhaben aufgegeben. Stattdessen ver­
äußerte die Immobiliengesellschaft CA Immo Stück
für Stück das Gelände. Nun soll nur noch auf dem
nördlichen Areal ein Hotel entstehen. Auf dem süd­
lichen will der Berliner Projektentwickler gsp
Städtebau das mit 160 Metern höchste Wohnhoch­
haus Deutschlands errichten, zehn Meter mehr als
der geplante Gehry-Turm am Berliner Alexanderplatz.
Für den sogenannten Tower 2 mit 340 Wohnungen
und angegliedertem Parkhaus wa­ren sechs Büros zu
ei­nem nicht-anonymisierten Wettbewerb geladen,
betreut von Niemann+Steege aus Düsseldorf.
Der Bau von luxuriösen Wohnhochhäusern
kommt in Deutschland gerade erst in Mode (Bauwelt
20.2014). Nachdem 2001 mit dem Skylight von Ri­
chard Rogers das erste der Stadt eröffnet wurde, be­
finden sich drei weitere in Frankfurt im Bau. Die
Wettbewerbsteilnehmer konnten für den Tower 2 da­
her noch auf keine Bautradition zurückgreifen. Die
Berliner nps tchoban voss (2. Preis) setzten auf eine
klassische Variante: ein sich nach oben verjüngen­
der Turm mit einer klar gegliederten Fassade aus ho­
rizontal gefurchtem Naturstein. Der beige Farbton
des Gebäudes harmoniert mit der Aluminium-Fassade
des benachbarten Tower 185 (Christoph Mäckler),
steht aber in einem Kontrast zum Skyline Plaza und
dessen Fassade aus Brise-Soleil-ähnlichen Metall­
elementen. Die Architekten unterteilen das Haus ver­
tikal in drei Bereiche nach dem Goldenen Schnitt,
was jedoch eher disproportioniert wirkt, da der große
Sockel und der lange Kopf einen unverhältnismäßig
kurzen Schaft in die Mangel nehmen. Das Gebäude
spiegelt den aktuellen Trend zur repräsentativen,
klassizierenden Fassade, ist dadurch aber gleichzei­
tig auch anachronistisch: Bezüge zur Hochhausarchi­
tektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts, etwa zum
Reliance Building, sind unübersehbar.
Der Siegerentwurf von Magnus Kaminiarz & Cie
setzt sich dagegen klar von der an dem Ort vorherr­
schenden strengen Architektursprache ab. Seine ex­
pressive Gestalt, die an Chicagos aus den Fugen
geratene Marina City erinnert, erhält der Turm durch
die Balkone mit Glasbrüstung, die aus der vollver­
glasten Fassade hervortreten. Durch die Repetition
der mit Metallpaneelen verkleideten Rahmen ent­steht eine Homogenität, die durch die leichte Varia­
tion von Stockwerk zu Stockwerk eine Spannung er­
zeugt. Zweifellos spektakulär und ebenso schwung­
voll wie das Skyline Plaza, will sich das Hochhaus
auf den Renderings jedoch weder ins Europaviertel
noch ins gesamte Frankfurter Stadtbild einfügen.
Der Turm, ganz augenscheinlich für die „Neureichen“
unter den Frankfurtern entworfen, passt eher in ein
südeuropäisches Hotel- und Urlaubsgebiet – oder
gleich nach Miami Beach.
Eine kanonische Form für neue Wohnhochhäu­
ser in Deutschland scheint hier, ob mit der Über­
wältungsarchitektur des ersten oder in der klassi­
schen Ausführung des zweiten Preises, zumindest
noch nicht gefunden.
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Bauwelt 22 | 2014
10 Wettbewerbe Entscheidungen
Bauwelt 22 | 2014
Wettbewerbe Auslobungen
OffEnE WEttBEWERBE
Erfurt
Wettbewerb BUGA Erfurt 2021 Teilbereich
Nördliche Gera-Aue
Ideen- und Realisierungswettbewerb (2-phasig)
Zulassungsbereich: EWR
teilnehmer: Landschaftsarchitekten in Arge mit
Stadtplanern/Städtebauarchitekten
Unterlagen bis:
16.06.2014 (12 Uhr)
Abgabe:
04.07.2014
Landeshauptstadt Erfurt
Stadtverwaltung,
vertreten durch das Amt
für Stadtentwicklung
und Stadtplanung
Preissumme:
130.000 EUR
Die ausgedehnten Grün- und freiräume entlang des nördlichen Wasserlaufs der Gera
sollen zu einem durchgehenden Grünzug zusammengefasst werden.
‣ www.wb-buga-ef2021.de
Liepāja (Lettland)
Baltic Thermal Pool Park Competititon
Ideenwettbewerb
Zulassungsbereich: international
teilnehmer: Architekten, Innenarchitekten,
Designer
Anmeldung bis:
12.06.2014
Abgabe:
10.07.2014
Homemade Dessert
Preissumme:
10.000 USD
Um den tourismus in der Stadt anzukurbeln,
soll ein/e thermalbad/Wellnessanlage mit
Innen- und Außenbereichen entwickelt werden.
teilnahmegebühr: 100–140 USD
Wettbewerbssprache: Englisch
‣ www.homemadedessert.org
Wien
Tribünen +2
Ideenwettbewerb
Zulassungsbereich: international
teilnehmer: Architekten, Planer, Künstler,
Designer, Maler, Bildhauer, Bühnenbildner,
Studierende, Absolventen
Anmeldung bis:
20.06.2014
Rückfragen bis:
30.06.2014 (12 Uhr)
Abgabezeitraum:
14.07.–08.08.2014
(12 Uhr)
IC Projektentwicklung
GmbH
Preissumme:
4500 EUR
Die denkmalgeschützten tribünen aus den
1910er Jahren des Wiener trabrennbahnvereins sollen einer neuen nutzung zugeführt
werden. Dabei soll 50% des Erdgeschosses
der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
‣ www.ideenwettbewerb-tribuenen.at
Hameln
Aufbau des Schulzentrums Nord
Planungswettbewerb
Zulassungsbereich: WtO
teilnehmer: Architekten
Bewerbung bis:
13.06.2014 (10 Uhr)
Stadt Hameln
Preissumme:
45.000 EUR
Zwei bestehende Schulgebäude sollen zu
einem 8-zügigen, flexibel nutzbaren
Schulzentrum zusammengefasst werden.
‣ www.kleine-architekten.de > Download
Prenzlau
Sanierung des
Christa-und-Peter-Scherpf-Gymnasiums
Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: WtO
teilnehmer: Architekten, Ingenieure
Bewerbung bis:
19.06.2014 (10 Uhr)
Stadt Prenzlau
Preissumme:
60.000 EUR
Das Hauptgebäude, das 1970 als Version des
DDR-typenbaus Erfurt tS 69 errichtet wurde,
soll grundlegend modernisert werden. Es soll
ein Schlüsselprojekt für das energetische
Quartierskonzept Innenstadt Prenzlau werden.
‣ www.bauwelt.de > Wettbewerbe
St. Leonhard in Passeier (Italien)
Kindergarten St. Leonhard
Planungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
teilnehmer: Architekten, Ingenieure
Bewerbung bis:
16.06.2014 (12 Uhr)
Gemeinde St. Leonhard
in Passeier
Auszeichnung guter Bauten des BDA Aachen
Architekturpreis
Zulassungsbereich: Bereich des BDA Aachen
teilnehmer: Architekten, Stadtplaner,
Bauherren
Unterlagen bis:
30.06.2014
Einsendeschluss:
19.09.2014
BDA Aachen
Auszeichnung
Zugelassen sind Bauwerke, die nach dem
31.12.2010 fertiggestellt worden sind
und sich im Gebiet des BDA Aachen befinden.
teilnahmegebühr: 200 EUR
‣ www.bda-nrw.de
Beispielhaftes Bauen: Landkreis Reutlingen
2008–2014
Architekturpreis
Zulassungsbereich: Landkreis Reutlingen
teilnehmer: Architekten, Innenarchitekten,
Landschaftsarchitekten, Stadtplaner,
Bauherren
Einsendeschluss:
01.07.2014
Architektenkammer
Baden-Württemberg
Auszeichnung
Auszeichnung von gelungenen Architekturen
im Landkreis Reutlingen
teilnahmegebühr: 50 EUR
‣ www.akbw.de > Architektur > Beispielhaftes Bauen
BEGREnZt OffEnE WEttBEWERBE
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2. Preis | Der von nps tchoban voss entworfene
Turm soll sich, so die Architekten, in die Um­
gebung fügen, ohne die „vertikale Strenge“
des Towers 185 (rechts) zu zitieren. Die Größe
der 215 Privat- und Gästewohnungen reicht
von 41 bis 250 m² in den höheren Geschossen.
15.–29. Obergeschoss im Maßstab 1 : 500
3. Preis | Mit dem fünfeckigen Grundriss wol­
len Astoc und Lorber + Paul die Abstandsflä­
chen nach Osten ausreizen. Nördlich des Turms
soll neben dem Hotel ein zweites, 35 Meter
hohes Gebäude für Gewerbe, Lager, Wohnen
und die Zufahrt zur Tiefgarage entstehen.
23.–35. Obergeschoss im Maßstab 1 : 500
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Geplant werden soll ein Kindergarten mit fünf
Gruppen plus die dazugehörigen Grünflächen sowie Lagerflächen für den Zivilschutz
im Untergeschoss des Gebäudes.
Wettbewerbssprachen: Deutsch, Italienisch
‣ www.sankt-leonhard.eu
PREISE
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▸ www.bauwelt.de für die vollständigen Wettbewerbsbekanntmachungen mit detaillierten
Bewerbungsbedingungen und Wettbewerbsnachrichten, die uns nach Redaktionsschluss für das
vorliegende Heft erreichten.
1 Tower 2
2 Skyline Plaza
3Europaallee
4Hauptbahnhof
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Eine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der in dieser Rubrik publizierten Auslobungen
wird nicht übernommen.
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