To Be Honest Part 06

Transcrição

To Be Honest Part 06
Part 06 – To Become One Of Them
Sein Gesicht. Es ist so perfekt.
Seine Haare. Sie sind so weich. So samtig.
Sie erinnert sich an das Gefühl, als sie ihre Finger durch seine Haare gestrichen hat. Verspielt hat sie
sich in seine Haare gekrallt und daran gezogen. Hat jede Berührung genossen, die er ihr gegen hat.
So kraftvoll, aber zugleich zugvorkommend. So verspielt, aber trotzdem erfüllend.
Berührungen…
Was für ein schöner Traum.
Seine Lippen sind so angenehm. Wie sie über ihre Haut gestrichen haben, als würde er sie alleine
damit schon um ihren Verstand bringen. Dieser Mann weiß, wie man eine Frau um den Verstand
bringt.
Das Gefühl, als er seinen Körper gegen ihren gepresst hat und sie gierig geseufzt hat, weil sie
unbedingt mehr von diesem unbeschreiblichen Gefühl wollte.
Und plötzlich schlägt sie die Augen auf.
Sie dreht den Kopf zur Seite und ihre Augen weiten sich. Das darf nicht wahr sein.
So erschrocken von der Tatsache, dass dieser Typ tatsächlich in ihrem Bett liegt; auf dem Bauch
liegend, die Arme unter seinem Kopf und tief schlafend; fällt sie fast von dem Bett auf den Boden.
Ganz automatisch rutscht sie zur Seite und fragt sich, wie das passieren konnte.
Schnell greift sie nach ihrem Handy, um einen Blick auf das Display zu werfen.
Es ist Silvester 2013, um 8 Uhr 14. Er wird jede Sekunde wach werden.
Ächzend richtet sie sich auf und sieht sich um. Oh nein. Sie sind auch noch bei ihr Zuhause. Und
egal, wie sehr sie sich an die vergangene Nacht zu erinnern versucht, es fehlt ein großer Teil. Bloß
ihr Traum und die Tatsache, dass die Sünde in Person neben ihr liegt, hat sie als Hinweise auf die
verstrichenen Stunden.
Ungläubig legt sie sich die Finger an die Lippen.
Sofort hat sie eine ganz bestimmte Nummer gewählt. Er kann ihr helfen, er ist ein guter Freund von
ihr und weiß bestimmt Rat auf diese Situation.
„Was willst du um so eine Zeit?“, klingt es müde aus dem kleinen Gerät. Sofort stellt sie das Handy
noch leiser, als es ohnehin ist. Der Typ neben ihr hat einen wahnsinnig tiefen Schlaf, weil er von
nichts etwas mitbekommt.
„Taekwoon, du musst mir helfen, ich glaub, ich habe… Jiyong betrogen.“
Von einer Sekunde auf die andere wirkt er schlagartig wach. „Wo bist du?“
„Bei mir zu Hause. Im Schlafzimmer.“, flüstert sie so leise als möglich.
„Ich bin sofort da.“
Die Verbindung wird unterbrochen.
Verzweifelt flüstert sie ein leises Danke, das er ohnehin nicht mehr hören kann. Der Kerl, der neben
ihr schläft und den sie so unmenschlich attraktiv findet, bewegt sich murmelnd, scheint aber nicht
aufzuwachen.
Ganz leise schält sie sich aus der Decke und huscht auf leisen Sohlen über den Boden hinweg zur
Tür, um zumindest aus diesem Raum zu flüchten.
Doch vielleicht sollte, bevor dieses Problem gelöst werden kann, ein Blick auf die vorangegangenen vier
Monate geworfen werden. Denn die geben reichlich Aufschluss darüber, wie plötzlich alles so Kopf
stehen kann in dem Leben des Mädchens, das hier gerade im Bett sitzt.
Neben einem Typ, der nicht ihr Jiyong ist. Und das, obwohl sie bereits mit ihm verlobt ist.
Während sie mit ihrer besten Freundin zerstritten ist, aber mit deren Exfreund gut befreundet ist.
„Kommst du grade aus dem Krankenhaus?“, fragt Sungkyu, der neben Babsi her geht. Dafür, dass sie
gerade das Wochenende der ersten Septemberwoche haben, ist es noch schön warm und so können
sie es genießen, Energie in den letzten richtig warmen Sonnenstrahlen des Jahres zu tanken.
Sie nickt und tritt einen kleinen Tannenzapfen weg, der direkt vor ihren Füßen liegt.
„Wie geht es ihr?“, fragt er vorsichtig. Er weiß, dass das ein empfindliches Thema ist und sie viel
geweint hat, weil ihrer besten Freundin so etwas Furchtbares zugestoßen ist.
„Sie schläft viel, aber es wird schon besser.“, erzählt Babsi, „Wir können sie morgen ja gemeinsam
besuchen gehen.“
Sungkyu nickt. „Klar, können wir gerne machen.“, sagt er.
„Wenn Jaehwan und Wonsik sie nicht gefunden hätten, wer weiß, was dann mit ihr passiert wäre.
Diese kranke Frau hätte sie womöglich verbluten lassen.“ Plötzlich schnieft das Mädchen wieder.
Alarmiert blickt der Koreaner in ihr Gesicht. Er bleibt stehen und wischt ihr Tränen von den
Wangen. „Nicht weinen, es ist ja alles gut gegangen.“, sagt er, „Die Typen sind festgenommen
worden und die Frau hat sich sogar selbst der Polizei gestellt.“
„Ja, die hat ein echtes Problem.“, schnieft das Mädchen wieder.
„So schlimm war noch kein Sasaengfan.“, sagt Sungkyu nachdenklich, „Und ich hab schon viele
erlebt.“
„Ja… warum gibt es solche Leute…“, nuschelt sie, „Es ist ja nicht so, als ob es keine normalen
Menschen im Leben gibt, mit denen man etwas unternehmen kann.“
Sungkyu kaut unruhig auf seiner Lippe. „Viele Mädchen da draußen sind eben neidisch auf dich und
sie. Wenn sie annähernd das wüssten, was alles passiert, wäre das wohl noch schlimmer.“
„Wie meinst du?“, fragt das Mädchen nach.
„Naja, wenn die wüssten, wer in euch… verliebt ist… und alles.“, murmelt er und wird zunehmend
nervös.
Heute ist der Tag, an dem er es ihr sagen wird.
Plötzlich versteift sich das Mädchen. Instinktiv denkt sie an ihren Kuss mit Sungkyu zurück und
beäugt ihn misstrauisch. Meint er sich selbst? Wegen ihr?
„Wer ist denn… in Diana verliebt?“, fragt sie unschuldig, „Ich meine, abgesehen von Jiyong.“
Etwas sprachlos, weil er ausgerechnet über Diana noch nicht so nachgedacht hat, öffnet er den
Mund, klappt ihn aber sofort wieder zu. „Naja, weißt du…“, beginnt er nun zu murmeln, „Ich weiß
nicht, ob es in Bezug auf Diana wirklich jemanden gibt, der sich traut, dazu zu stehen.“
„Aha.“, antwortet Babsi skeptisch und runzelt die Stirn. Sie steuert auf eine Parkbank zu und setzt
sich darauf hin. Die hellen Sonnenstrahlen fallen ihr direkt ins Gesicht und kitzeln ihre Haut. Es ist
so angenehm hier, dass sie gar nicht mehr so schnell weg will. „Ich finde es klasse, dass du so viele
tolle Parks kennst.“, sagt sie und grinst in den Himmel hoch, während sie ihre Hände auf ihren
Knien liegen hat und Sungkyu sich neben sie auf die Bank fallen lässt.
„Ja, ist schön hier.“, stimmt er ihr etwas leise zu.
„Glaubst du, Diana hat jetzt endlich Frieden?“, fragt Babsi und sofort schlägt ihr Blick von grinsend
auf ernst und nachdenklich um.
„Wegen der Fans?“, fragt er und sieht sie an. Sie wendet den Kopf zu ihm, sieht ihm direkt in die
Augen, was sein Herz einen Augenblick lang höher schlagen lässt und nickt dann. „Ich weiß nicht.“,
gesteht er ehrlich.
Zermürbt senkt sie den Blick auf den Boden. Heller Sand liegt auf dem Spazierweg vor ihnen
gestreut. So fein, dass er ihr sofort in die Schuhe fallen würde, hätte sie jetzt bloß offene
Sommerschuhe statt ihrer gemütlichen Sneakers an.
„Mir ist gar nicht aufgefallen, dass sie so leidet.“, flüstert Babsi nun traurig und gibt sich alle Mühe,
die in ihrem Auge so sehr brennenden Tränen zurück zu halten.
Sungkyu sieht sie nur an. Er weiß nicht, was er darauf sagen soll. Das einzige, das er weiß, ist dass er
gerne die Trauer einfach von ihr nehmen würde – wenn er bloß wüsste, wie er das anstellen soll.
Das Mädchen schnieft leise und sein Herz zerspringt dabei beinahe in tausend kleine Stückchen. Er
kann sie nicht in aller Öffentlichkeit umarmen, wenn das irgendwer mitkriegt, wer er ist, haben die
beiden ein großes Problem. Der Kuss im Park vor Running Man hat sie beide schon fast den Hals
gekostet, so riskant wie das war. Zu ihrem Glück hat das keiner mitbekommen.
„Weißt du, ich denke oft an die Tage zurück, in denen wir in Österreich gelebt haben.“, reißt sie ihn
aus den Gedanken. Sie sieht ihn ganz traurig an, ihre Augen sind so glasig, dass sich jede Sekunde
Tränen daraus lösen werden. Ihre Unterlippe zittert ganz sanft und er kann nicht anders, als kurz
einen Blick darauf zu werfen, ehe er ihr wieder in die Augen sieht. Das Mädchen atmet zittrig aus,
ehe sie einen herzzerreißenden Satz von sich gibt: „Aber dann komme ich mir so egoistisch vor, weil
ich das nicht mehr haben möchte.“
Wütend auf sich selbst beißt sie sich auf die Unterlippe. Sie unterdrückt ein Schluchzen und ballt
die Hände zu Fäusten. Sungkyu sitzt hilflos neben ihr und würde sich ein Bein dafür ausreißen,
wenn das etwas an der Situation und ihrer Trauer ändern könnte.
„Warum denn egoistisch?“, fragt er hilflos nach.
„Weil-“ Sie schnieft. „-ich, wenn wir wieder in Österreich wären, zusammen in einer WG, zwar
meine beste Freundin wieder bei mir hätte, aber dann wieder das Spiel von vorne anfängt. Ich will
nicht immer die sein, die unglücklich ist und von einem Typen zum anderen geschoben wird. Jetzt,
wo ich hier bin und endlich das tun kann, was ich immer wollte…“ Sie redet sich in Rage und verliert
den Faden etwas. Zum Glück weiß Sungkyu nun, wie er die Situation etwas in den Griff kriegen
kann.
„Was wolltest du denn immer machen?“
Verwirrt sieht sie ihn an, denkt danach einen Moment lang nach. „Ich habe immer davon geträumt,
jeden Tag Koreanisch essen zu gehen.“, sagt sie kleinlaut und Sungkyu neben ihr kann sich nicht
zurückhalten und fängt an zu lachen.
„So besonders ist unsere Küche aber auch nicht.“, grinst er, „Vor allem, da du sowieso nichts
Scharfes isst. Du verpasst all die guten Sachen.“
Energisch schüttelt sie den Kopf. „Stimmt doch gar nicht.“, sagt sie, „Ihr habt so tolle Einkaufsläden,
eure Verpackungen sind alle so niedlich. Ich liebe Art Box und Daiso, von den beiden Läden habe
ich immer im Internet gelesen.“
Während sie spricht, schmunzelt der Sänger schon. Sie beruhigt sich schon wieder und hört auf zu
weinen, das ist gut. Und während sie spricht, sieht er ihr immer wieder auf die Lippen, was sie nicht
bemerkt, weil sie manchmal auf den Boden oder zu ihren Schuhen blickt und diese Momente nutzt
er dann dafür aus.
„Ich wollte immer schonmal in den Coex Mall und in Hongdae shoppen gehen. Ich wollte immer ins
Lotte World, wollt immer Baskin Robbins Eis essen.“ Sie wirft ihm einen schüchternen Blick zu. „Ich
wollte immer Infinite live sehen und Dongwoo und dich um ein Autogramm bitten.“
Er grinst breit.
„Aber ich dachte immer, ich würde sterben, wenn ich einmal zu einem Fansign gehe und dann die
Stars vor mir sitzen sehe.“, murmelt sie nun kleinlaut und kratzt sich peinlich berührt am Kopf. „Ich
hätte mich nie entscheiden können, was ich euch bei den Fansigns schenken soll, wenn ich dann
mal vor euch stehe. Und du grinst die Leute immer so an, da wäre ich in Ohnmacht gefallen. Ich hab
doch kaum ein Wort rausgekriegt, als du dann Backstage mal vor mir gestanden hast.“
Da fällt ihr aber etwas ein. Sie dreht den Kopf zu ihm und sieht ihn forschend an. „Warum hast du
mir damals deine Nummer gegeben?“, fragt sie.
Sungkyu zuckt mit den Schultern. „Ich fand dich nett.“, lügt er ein wenig.
„Du wirst doch kaum jedem, den du nett findest, deine Nummer geben.“, sagt sie skeptisch,
„Außerdem habt ihr und B.A.P überhaupt nichts miteinander zu tun. An Yongguk kann es also auch
nicht liegen.“
Kopfschüttelnd gibt er ihr Recht: „Das nicht. Aber ich hab dich gesehen und dich auf Anhiebt
sympathisch gefunden.“ Seufzend wendet er den Blick ab und schaut geradeaus. Die sonst so saftig
grüne Wiese, die vor ihnen liegt, ist nach und nach mit Blättern, Eicheln und Kastanien bedeckt. In
diesem Park stehen viele Bäume aus anderen Ländern und an jedem hängt ein metallenes Schild mit
der Info, woher er kommt.
„Ich weiß, dass du noch nie richtig im Coex Mall warst.“, fängt er an, das Gespräch in eine andere
Richtung zu lenken, „Und mit Baskin Robbins liegst du mir nicht zum ersten Mal in den Ohren.“
Er dreht den Kopf zu ihr und sieht sie an. Sieht ihr lange in die Augen, ehe er weiterspricht: „Was
den Coex Mall betrifft, da kann ich dir zwar wärmstens empfehlen, in das Aquarium zu schauen,
aber ich kann leider nicht mit dir hin. Aber daran, dass du Baskin Robbins noch nie gegessen hast,
kann man was ändern.“
Sie blinzelt ihn kurz an, ohne was zu sagen. „Ich weiß, man kann es einfach kaufen.“, murmelt sie
schließlich, „Aber dann verliert der Wunsch vielleicht seinen Zauber.“
Nun ist es Sungkyu, der sie einen Moment lang sprachlos anblinzelt. „Wie… meinst du das?“
„Naja, wenn Korea seinen Zauber verliert, lasse ich mich am Ende dazu überreden, mit Diana zurück
nach Österreich zu gehen.“, flüstert sie leise.
Dieser eine Satz ist etwas, vor dem Sungkyu Angst hat. Und als er die Worte nun erstmalig aus
ihrem Mund hört, muss er schwer schlucken. Er will aber nicht, dass sie geht. Es gibt viele Personen,
die das nicht wollen, da ist er sich sicher. Was Diana betrifft – da kann er von sich selbst nicht
sprechen, ohne die könnte er leben. Aber er kennt auch Leute, die traurig darüber wären, wenn sie
plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Und da meint er jetzt keinesfalls ihre Fans, sondern
wirklich Menschen, mit denen sie hier befreundet ist.
„Ich weiß nicht, wie euer Leben bei euch zu Hause aussieht, aber ich weiß nicht, ob ihr es einfach…“
Er weiß nicht, was er wirklich sagen soll, aber er muss etwas sagen! „…ehm… austauschen… wollt?“
Das Mädchen zuckt mit den Schultern. „Ich würde es tun.“, sagt sie ernst und sieht einem kleinen
Kind zu, das vor ihnen einen Ball über die Wiese kickt.
„Wofür?“, fragt Sungkyu fast einen Tick zu verzweifelt, was ihm selbst auffällt.
„Für Diana.“, erwidert sie ernst.
„Aber wieso sollte Diana nach Hause wollen?“
Diese Frage ist so falsch. Ihr Zuhause ist doch hier…
„Überleg doch.“, antwortet Babsi ernst und sieht ihn kurz von der Seite an, ehe sie damit fortfährt,
das Kind zu beobachten. „Die Fans sind furchtbar zu ihr, sie ist fast abgestochen worden. Außerdem
glaube ich nicht, dass das mit ihr und Jiyong eine Zukunft hat.“
„Und du?“, fragt er sie, worauf sie ihn irritiert mustert. „Was ist mit dir?“
„Was soll mit mir sein?“, murmelt sie noch immer verwirrt.
„Du hast doch deine Träume. Deine Wünsche.“, sagt er schnell.
„Ja, aber wenn ich dann mal im Coex Mall war, ist es vielleicht vorbei.“, sagt sie wegen vorhin, „Dann
ist Korea vielleicht ein Land, das ich gerne besuche, wo ich gerne Urlaub mache.“
„Was ist mit deinen Freunden?“, fragt er etwas verblüfft darüber, dass sie so einfach vom Gehen
spricht.
Schulternzuckend weicht sie seinem Blick aus. „Mich hat das, was Diana passiert ist, eben wach
gerüttelt.“, sagt sie, doch zu ihrer Überraschung wird Sungkyu gerade etwas lauter, weil er sichtlich
sauer darüber ist, dass sie ihn zusammen mit den anderen einfach quasi als vergangenen
Lebensabschnitt zurück lassen würde.
„Das ist kein wach rütteln, das ist verleugnen.“, meint er scharf. Als sie ihn ansieht, zeigt sein
Gesicht eine gewisse Wut, vor allem weil er seine Augenbrauen verletzt nach unten zieht und sie
finster anblickt. „Du kannst nicht so tun, als hättest du deine Freunde hier nicht.“
„Naja…“, murmelt sie und fängt nun an, nervös mit ihren Fingern zu spielen, „Weißt du, zu Hause
habe ich keine Freunde. Da ist Diana die einzige, die immer für mich da war.“
„Dein Zuhause ist doch hier.“, wirft er leise und verzweifelt ein.
Babsi fährt fort: „Und dann ist plötzlich Seunghyun vor der Tür gestanden und das Chaos hat
angefangen. Es war, als ob ich meinen persönlichen K*POP Traum hätte, verstehst du? Aber das
kann so nicht weitergehen.“
„Dein persönlicher K*POP Traum.“, schnaubt Sungkyu augenrollend. Jetzt werden seine eigenen
Augen etwas glasig. „Tu doch nicht so, als ob du nur ein verrücktes Fangirl wärst.“
„Bin ich doch.“, murmelt sie niedergeschlagen neben ihm, „Was macht mich denn anders als all die
anderen Mädchen, die euch Idols anhimmeln?“
Sungkyu stockt. Fassungslos starrt er das Mädchen neben sich an. Sein Mund ist etwas geöffnet,
aber außer Luft dringt nichts nach außen.
„Was ist mit deinem Freund?“, meint er dann schließlich und erntet einen verwunderten Blick von
ihr.
„Wie… meinst du das?“, fragt sie scheinheilig, doch ihr ist bewusst, dass die Fassade bröckelt und er
genau weiß, dass sie das nicht halb so ernst meint, wie das rüberkommt.
„Tu nicht so, du weißt genau, wovon ich rede.“, sagt er zermürbt, „Ich weiß zwar nicht, wer es ist
und ich bin bestimmt nicht begeistert darüber, wie sich das Gespräch gerade entwickelt, weil ich es
ganz anders geplant hatte, aber du kannst doch nicht so tun, als würde dir dein Freund nichts
bedeuten.“
„Er ist aber nicht mein Freund.“, sagt sie nun selbst etwas lauter.
„Was soll das denn jetzt wieder heißen?“
„Ich hab doch auch keine Ahnung, was das zwischen uns ist.“, meint sie und hat nun wieder etwas
wässrige Augen, „Du weißt, dass ich sowieso nie viel Glück mit Jungs hatte. Dass mich einer nach
dem anderen zu Hause abserviert hat, weil ich so unerfahren war. Bin.“
Sungkyu übergeht ihren Ausrutscher und tut so, als hätte er ihn nicht gehört. „Hör auf, diesen Ort
als dein Zuhause zu bezeichnen.“, sagt er gefährlich ruhig, „Das ist der Ort, an dem deine Eltern
leben. An dem du früher gelebt hast. An dem viele Erinnerungen hängen. Aber keinesfalls ist das der
Ort, an dem sich dein Zuhause befindet.“
„Woher willst du das denn wissen?“, fragt sie ihn nun angriffslustig. Es nervt sie, dass er sie so
angeht, wo er doch ihrer Meinung nach überhaupt keinen Grund dazu hat.
„Du hast doch selbst gerade gesagt, dass du dort keine Freunde hast.“, sagt er etwas lauter als
gewollt, „Diana hast du hier in Seoul auch.“
„Freunde.“, scharrt Babsi nun keifend, ehe ihr nun Tränen die Wangen hinunter laufen, „Warum
habe ich überhaupt ständig Leute um mich herum, die auf mich aufpassen, während Diana so etwas
durchmachen muss, während sich keiner mit ihr trifft oder keiner darauf achtet, dass ihr so etwas
wie mit dieser Stalkerin nicht passiert?!“
Sungkyu will etwas darauf erwidern, doch das Mädchen jammert sich gerade in Rage. Er weiß, dass
er gerade genau den wunden Punkt getroffen hat, den er eigentlich meiden wollte. Aber vielleicht ist
es nicht schlecht, dass sie sich darüber auslässt…
„Ich weiß nicht, worunter sie leidet und ob man das jemals wieder gutmachen kann, aber ich habe
das große Gefühl, dass ich daran Schuld bin.“, schnieft sie, „Weil ich die bin, die Jiyong dabei
geholfen hat, mit ihr zusammen zu kommen.“
Der Koreaner öffnet sprachlos den Mund. Das wusste er gar nicht, dass sie ihm dabei geholfen hat.
Aber wie soll sie sich denn dabei nützlich gemacht haben? Vermutlich hat Jiyong bloß versucht,
über das Mädchen an Diana ranzukommen, als sie noch zusammen in dem Loft von Seunghyun
gewohnt haben.
„Es ist doch Dianas eigene Entscheidung, ob sie mit Jiyong zusammen ist oder nicht.“, sagt er ernst,
„Genau wie es ihre eigene war, als sie zu ihm gezogen ist.“
„Das schon, aber-“
„Kein Aber, Babsi.“
Sie hebt den Kopf und sieht ihm in die Augen. Er wirkt nicht mehr so wütend wie noch ein paar
Sekunden davor, aber nach wie vor sehr ernst.
Er atmet einen Moment lang tief durch, bevor er weiterspricht: „Weißt du, manchmal muss jemand
erst merken, wie groß der Fehler ist, den er oder sie begangen hat. Erst dann kann man was dagegen
machen.“
„Also hältst du es auch für einen Fehler, dass Jiyong und Diana zusammen sind?“, fragt sie.
Sungkyu sortiert seine Worte gedanklich, ehe er sie ausspricht. Immerhin will er nichts Falsches
sagen, das würde sie im Moment bloß aufstacheln. „Nicht direkt, dass sie zusammen sind. Aber man
muss nicht gleich zusammenziehen, wenn man noch nicht mal ein paar Monate lang richtig
zusammen war.“
„Aber bei euch Koreanern ist das sowieso ganz anders, als bei uns. Wenn man da 3 Monate
zusammen ist, wird von der Familie schon erwartet, dass man heiratet.“
„Nicht bei Idols.“, sagt Sungkyu langsam und blickt in die Ferne zu den Büschen und Bäumen am
anderen Ende des farbenfrohen Parks, „Und schon gar nicht, wenn die Freundin keine Koreanerin
ist.“
Das Mädchen presst ihre Lippen aufeinander und beginnt danach wieder, auf ihrer Unterlippe zu
kauen.
„Ich frage mich, ob sie richtige Dates hatten, bevor sie zusammen waren.“, murmelt sie leise und
sieht den Sänger neben sich an. Sie beobachtet ihn dabei, wie er eher verträumt in die Ferne blickt
und obwohl er ihren Blick förmlich spürt, wendet er sich nicht von den bunten Farben dort drüben
ab.
„Wie war es denn bei dir und deinem Freund…?“, fragt er flüsternd.
Diese Frage ist ihr äußerst unangenehm, weil sie keine Ahnung hat, was sie darauf erwidern soll.
„Ich hab doch schon gesagt, dass ich keine Ahnung habe, was das zwischen uns ist.“, murmelt sie.
„Es wundert mich, dass du keinem davon erzählt hast.“, sagt Sungkyu leise, wendet weiterhin den
Blick nicht aus der Ferne ab. Stattdessen spielen seine Finger nun mit dem Ende seiner dünnen
Regenjacke. Hier in Korea ist das Herbstwetter keinesfalls zu unterschätzen und völlig
unberechenbar.
„Ja…“, sagt sie nun kleinlaut, „Wenn ich bloß wüsste, was das für ihn ist, dann würde ich mir
bestimmt leichter tun und hätte darüber gesprochen…“
Sungkyu atmet tief aus und blinzelt ein paar Male, sieht zu seinen Fingern und befeuchtet seine
Lippen. „Ich weiß nicht, ob ihr schon… was-auch-immer hattet, als… wir bei Running Man waren...“
Sie erstarrt neben ihm, fühlt sich gerade überhaupt nicht wohl und fragt sich, worauf er wohl hinaus
will. Im nächsten Moment dreht er den Kopf zu ihr und steht unvermittelt auf, um ein paar Schritte
zu gehen. Völlig von seinen Handlungen überrascht, springt das Mädchen instinktiv auf und folgt
ihm. Er schlendert über den feinen Sand hinweg, der sich staubig in die Luft hebt, sobald man zu
viel mit der Sohle darüber reibt.
Mehrere Minuten gehen sie nebeneinander her, ehe das Mädchen beinahe vor Neugierde platzt und
ihn schließlich fragt: „Was willst du denn damit sagen?“
Der Koreaner wirft ihr einen kurzen Blick zu, zuckt kaum merklich mit den Schultern und schüttelt
dann den Kopf. „Weiß ich selbst nicht.“, beginnt er mit der Halbwahrheit, „Ich bin wohl zu sehr
geschockt darüber, dass du deine Freunde und dein Leben hier einfach so zurücklassen würdest.“
„Ich will ja nicht.“, sagt sie ernst und bekommt so einen festen Windstoß in den Rücken, dass ihre
zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haare etwas nach vorne wehen.
„Das hat sich vorhin noch ganz anders angehört.“, murmelt er, ohne sie dabei anzusehen.
„Es tut mir Leid, was ich gesagt habe.“, seufzt sie nachdenklich, „Aber ich mache mir um Diana eben
große Sorgen. Und darum dachte, ich dass es vielleicht das Beste ist, wenn wir zurück-“
Jetzt fängt sie schon wieder so an, denkt er sich und bleibt abrupt stehen. Überrascht blick ihn das
Mädchen an, eh er sie anschnauzt: „Sich Sorgen zu machen ist doch ganz normal, Herrgott
nochmal! Ich mache mir auch Sorgen um dich und denke deswegen nicht gleich darüber nach,
meine Karriere als Sänger aufzugeben, nur um-“ Er verstummt und beißt sich merklich auf die
Unterlippe. Wütend wendet er den Blick von ihr ab und atmet tief ein und aus, um sich zur Ruhe zu
besinnen.
„Sungkyu, was… ist denn los mit dir?“, fragt sie nun verdutzt. So hat sie ihn noch nie erlebt.
„Du bist mit mir los.“, murrt er nur leise und starrt ihr direkt in die Augen.
Überrascht von seinen Worten öffnet sie den Mund, gibt aber keinen einzigen Laut von sich. Am
liebsten würde sie den Blick von ihm abwenden, aber sie ist so hypnotisiert von ihm, dass sie gar
nicht dazu in der Lage ist.
„Du weißt, was ich für dich empfinde.“, sagt er nun ernst.
Babsi beginnt damit, den Kopf zu schütteln. Sungkyu gibt nur ein genervtes Ächzen von sich,
während er den Kopf etwas zur Seite neigt.
„Hör auf, zu lügen.“, fordert er von ihr, „Warum hätte ich dich denn sonst küssen sollen?“
Eingeschüchtert geht sie einen Schritt von ihm zurück. Der Kuss ist jetzt fast einen Monat lang her
und sie weiß es selbst, als ob es erst gestern gewesen wäre, dass er sie ausgetrickst hatte, kurz bevor
sie seine Lippen auf den ihren gespürt hat. Seine weichen, warmen Lippen.
Tränen steigen ihr wieder in die Augen, sie will das alles nicht wahrhaben.
„Du kannst vielleicht dir selbst was vormachen, aber nicht mir.“, sagt er ernst und zieht seine
Augenbrauen wieder nach unten.
Schuldbewusst senkt das Mädchen ihren Kopf und starrt sprachlos auf ihre Füße.
„Hör zu, ich liebe dich.“, sagt er ernst. Das sind die Worte, die sie auf keinen Fall hören möchte. Vor
denen sie seit Wochen Angst hat. Doch noch größere Angst hat sie vor der Erkenntnis, die er nun
für sie ausspricht: „Und ich weiß, dass du auch in mich verliebt bist.“
„Nein.“
„Hör auf zu lügen.“, fordert er noch einmal.
Er geht einen Schritt auf sie zu, sie weicht einen zurück. „Sungkyu, n-nicht.“, stottert sie nervös.
„Als ich dich das erste Mal gesehen habe, war ich überrascht, wie schüchtern du bist, wo doch
Dongwoo so ein einzigartiges Bild von dir vermittelt hat. Ich hätte nie gedacht, dass ich dich so süß
finde, vor allem da ein Mädchen, das auf Rapper steht, selten so… ist, wie du es bist. Jedes Mal, wenn
wir uns getroffen haben, habe ich alles dafür getan, dass du glücklich wirst. Sieh Mal, ich hab sogar
Zeit mit Jiyong Zeit verbracht, den ich noch weniger als Leo leiden kann-“
„Du kannst Leo nicht leiden?“, fragt sie verblüfft.
„Nein.“, meint er ernst, „Und aus irgendeinem abstrusen Grund scheinst du den Kerl so zu mögen,
dass er deine volle Aufmerksamkeit hat, wann immer wir was zusammen unternehmen. Warum
glaubst du, habe ich auf einmal keine Zeit mehr gehabt, mit euch beiden abzuhängen? Warum
glaubst du, wollte ich dich immer alleine treffen in letzter Zeit?“
Klingt logisch, denkt sie sich, aber das sind nicht gerade die Worte, die sie aus Sungkyus Mund über
Leo hören möchte. Jetzt hat er ihr noch einen Grund geliefert, ihm nicht zu sagen, dass er es ist…
„Ist doch egal.“, sagt er und packt sie plötzlich an den Wangen. Er zieht sie zu sich und ehe sie sich
versieht, küsst er sie so eifrig, dass er sich sogar über ihr bäumt und all sein Herzblut in diesen
Überfall steckt.
Als er sich schließlich von ihr löst und ihr in ihre geweiteten Augen starrt, meint er ernst:
„Entscheide dich für mich. Egal, wer es ist.“
Dass nicht unweit von ihnen entfernt in ironischerweise ausgerechnet jenem Busch, den Sungkyu
die ganze Zeit über beobachtet hat, jemand mit einer Kamera sitzt und Fotos von ihnen beiden
macht, bekommt keiner der beiden mit. Zu vertieft sind sie in dieses komplizierte Gespräch über
den weiteren Verlauf ihrer Freundschaft, in dem Sungkyu verzweifelt versucht, sie für sich zu
gewinnen.
„Komm, du musst etwas essen.“, sagt Hakyeon etwas verzweifelt, ehe er zu Taekwoon blickt. Der
sitzt auf der anderen Seite neben dem Bett und fixiert wortlos Dianas Gesicht.
Die Jungs haben beschlossen, sich abzuwechseln, um sich um sie zu kümmern. Sie wird wohl ein
paar Tage hier im Krankenhaus liegen, weil ihre Stiche sehr tief gegangen sind und nur um ein Haar
wichtige, innere Organe verfehlt haben.
Während sich die Nachrichten beruhigen und nach und nach wieder zumindest Wiederholungen
von Musikshows ausgestrahlt werden, haben die meisten Idols wegen diesem außergewöhnlichen
Vorfall aktuell frei und besuchen ihre Familien und dergleichen. Leo hat bereits die vergangenen 2
Tage, als das Theater um die Suche nach Diana am größten war, seine Schwestern und seine Eltern
besucht, um sicher zu stellen, dass es ihnen gut geht und sie hoffentlich keine verrückten
Stalkerfans an der Backe haben.
Gestern, als sie ins Krankenhaus eingeliefert worden ist, sind Wonsik und Jaehwan bei ihr gewesen,
morgen werden Hyuk und Hongbin reinkommen. Myungsoo, Babsi, Seunghyun und Jiyong waren
zwischendurch hier und außer dass Taekwoon und Barbara einen kurzen Blick ausgetauscht haben,
gab es in den letzten Tagen noch keine wirkliche Konversation.
Die Jungs von B.A.P haben bereits einen Blumenstrauß schicken lassen, denn sie sind gestern nach
Japan abgereist, steht in der beiliegenden Karte. Dort wird ein einzelnes Konzert gegeben, bevor die
richtige Tour durch Japan ein paar Tage später erst startet und ein Musikvideo nehmen sie dort
auch auf. Die japanische Version zu Warrior. Diana ist sich sicher, dass Zelo die Karte geschrieben
hat, weil sie voller Smileys und witziger kleiner Kritzeleien ist.
„Ich hab aber keinen Hunger.“, sagt Diana leise. Ihre Stimme ist schwach und sie sieht aus wie ein
Häufchen Elend.
Hakyeon erhebt sich seufzend und geht aus dem Krankenzimmer. Noch beim Schließen der Tür
meint er: „Ich hole was anderes. Ein paar Früchte oder so.“
Sobald die Tür zu hören ist, schluckt Diana schwer. Nach der Aktion, die sie sich Leo gegenüber
geleistet hat, war sie nicht gerade scharf darauf, so schnell mit ihm alleine in einem Raum zu sein.
Das Krankenhaus ist riesig und schon beim Reinkommen sind die beiden erkannt worden. Wer
weiß, wie lange Hakyeon jetzt braucht, um zurück zu kommen.
„Dir ist klar, dass sie sich künstlich ernähren, wenn du bis heute Abend nichts zu dir genommen
hast.“, sagt der Koreaner auf einmal und ganz überrascht dreht sie den Kopf zu ihm. Es ist das erste
Mal, dass er direkt Worte an sie richtet, er hat noch nie von sich aus mit ihr zu reden angefangen
und auch vorhin, als N noch hier drin war, hat er keinen Mucks von sich gegeben.
„Ja…“, murmelt sie leise, aber dennoch perplex.
„Bist du so scharf drauf?“, fragt er ernst und überschlägt sein linkes Bein mit dem anderen.
Sie ist vor lauter Überraschung gar nicht fähig dazu, ihm eine Antwort zu geben. Stattdessen starrt
sie ihn nur verdutzt an und ihr wird klar, dass sie ihn noch nie so richtig angesehen hat. Denn wenn
jemand so intensiv ihren Blick hält, hätte sie sich das bestimmt gemerkt. Das bei Music Bank vor ein
paar Tagen zählt nicht, denn da war sie wütend und hätte ihn am liebsten erwürgt.
Bisher hat sie sich immer davon beeinflussen lassen, was sie über ihn gehört wird, kommt ihr
gerade. Es ist zwar nicht so, dass das alles gelogen war, aber sie hat doch sonst immer so ein
Interesse daran, was einen Menschen denn zu dem macht, was er ist.
„Warum hast du mich eigentlich nie versucht, ins Bett zu kriegen?“, platzt es aus ihr heraus.
Sofort steigt ihr eine gewisse Farbe ins Gesicht, doch anstatt wie von ihr erwartet loszulachen,
antwortet er einfach nur völlig emotionslos, und ohne mit der Wimper zu zucken: „Weil du nicht so
dumm bist, auf mich reinzufallen.“
Wieder weiß sie keine Antwort darauf. Dieser Kerl bringt sie um den Verstand, sie ist doch sonst
immer so schlagfertig und weiß auf alles ein paar Worte, die sie dem anderen an den Kopf werfen
kann.
Alleine seine Art und Weise, so offen und ehrlich zu antworten, ohne Rücksicht darauf, womöglich
jemanden damit zu verletzen, irritiert sie. Das kennt sie so nicht. Weder von Jiyong, noch von einem
ihrer Exfreunde. Maximal von Babsi, aber bei der rutscht es auch nur raus, wenn sowas schon
kommt. Von ihm kommen solche Antworten ja mit voller Absicht. Und jedes Wort, das er sagt, hat
Gewicht. Denn wenn Taekwoon redet, haben seine Worte immer was zu bedeuten.
Irritiert blinzelt sie. Das passt doch nicht zusammen.
Sie gibt sich Mühe, ihre nächsten Worte andächtig zu wählen. Auch, wenn es ihr etwas misslingt,
gibt sie ihr Bestes, damit ihre Stimme nicht dabei zittert. Warum ist sie so aufgeregt?! Was hat der
Kerl bloß an sich?
„Ich hab darüber gehört, wie du mit Mädchen umgehst. Und wie viele es bereits sind.“
Erneut kommt seine Antwort wie aus der Pistole geschossen, doch dieses Mal weiß sie sofort etwas
darauf zu erwidern. „Du solltest keinen Wert darauf geben, was andere über Menschen sprechen.“
„Auch nicht, wenn es jemand aus den eigenen Kreisen ist?“ Sie gibt sich gedanklich ein High Five,
weil sie siegessicher darüber nachdenkt, gerade einen Trumpf gegenüber ihm ausgespielt zu haben.
Wie sehr sie sich dabei geschnitten hat…
„Und du denkst, dass mich Hakyeon besser als jeder andere kennt?“
Diana klappt der Mund auf. „Wo-woher weißt du…“ Sie öffnet den Mund etwas weiter, schluckt
schwer und presst ihre Lippen aufeinander. Der Kerl ist unheimlich. Und sie muss ihre Taktik
ändern, aber ganz schnell.
„Ich traue dir nicht.“, sagt sie nun ernst.
„Damit kann ich leben.“, meint er völlig ernst. Wieder zuckt er dabei nicht einmal mit der Wimper.
Am Ende ist es Diana, die den Blickkontakt unterbricht, weil es zu viel für sie wird.
Es ist, als ob er sie dadurch direkt lesen würde. Als ob er bis zu ihrer Seele sehen könnte. Sie haben
gerade zwar nicht allzu viele Sätze ausgetauscht und auch sonst nicht über großartige Themen
geredet, aber in ihr kommt ein Gefühl hoch. Ein ganz komisches Gefühl.
Denn plötzlich fängt sie an, zu verstehen, weshalb ihm die Damenwelt reihenweise verfällt und sie
sogar anfangen, sich gegenseitig kaputt zu machen, nur um ihn zu kriegen. Davon abgesehen, dass
er so einen Körper hat, wie sie es bei Music Bank gesehen hat. Denn der alleine bringt bestimmt
schon viele Mädchen dazu, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Wieder spürt sie, wie sich ihre Wangen erhitzen. Als sie einen kurzen Blick in seine Richtung wagt,
starrt er sie immer noch unverwandt an. Zwar blinzelt er hin und wieder, was ihr gewisser Weise die
Sicherheit gibt, dass er doch ein Mensch aus Fleisch und Blut wie sie ist, aber irgendwo fehlt ihr das
Verständnis dafür, dass ihr eigener Verstand zu streiken beginnt, nur weil sie mit ihm alleine in
einem Raum ist.
Hat sie Angst vor ihm?
Nein, das kann es nicht sein.
„Warum schläfst du mit ihr?“
Noch bevor sie es registriert, sind die Worte aus ihrem Mund gewichen. Ist es das wirklich? Geht es
bei der gedanklichen Karussellfahrt, die sie gerade durchlebt, wirklich um ihre beste Freundin?
Oder geht es dabei viel mehr um sie selbst?
In ihrem Gedanken tauchen verschiedene Erinnerungen auf, doch alle drehen sich um diesen
Koreaner und ihre beste Freundin. Sie weiß nun, wie lange die beiden bereits miteinander schlafen,
doch ein Unterschied zu davor fällt ihr nicht auf, zumindest nicht wo sie nun wissentlich daran
zurückdenkt, dass hier Sex mit im Spiel war. Lediglich dass ihre Freundin nicht mehr ständig
knallrot bei Berührungen von anderen… Oh nein.
Natürlich. Jetzt ergibt alles einen Sinn.
Erinnerungen hämmern auf sie ein, in denen sie ihre Freundin weinen sehen hat, weil sie wieder von
einem Typen abserviert worden ist. Wie sie davongelaufen ist, als Yongguk sie beinahe schon
gedrängt hat, mit ihm zu schlafen. Und wie panisch sie sie angesehen hat, als sie von Zungenküssen
geredet haben. Als letztes hat sie vor Augen, wie nervös sie war und wie Babsi immer wieder
aufgeregt zusammengezuckt ist, als sie mit Leo zur Probe von Now tanzen sollte.
Sie starrt ihn nun schockiert an. Er ist ihr noch immer eine Antwort schuldig und ihr ist das
durchaus bewusst. Doch anstatt verwirrt deshalb zu sein, weshalb er nicht wie zuvor auch gleich
geantwortet hat, wirft sie ihm die nächsten Worte entgegen. „Sie war es leid, eine Jungfrau zu sein.“
Seine Mundwinkel ziehen sich den Bruchteil einer Sekunde nach oben. Diana kann es kaum
glauben, er hat gerade geschmunzelt.
„Nicht schlecht.“, sagt er schließlich.
Diana fühlt sich, als bräche gerade ihre Welt zusammen. Selbst das ohrenbetäubende Klirren der
elendig zerspringenden Fensterscheiben ihres imaginären Traumschlosses prallt an ihr ab wie
Wasser.
Jahrelang hat sie versucht, ihre Freundin vor ebendiesen schrecklichen Gefühlen zu beschützen.
Nur, damit sie dann kläglich daran scheitert und jetzt vor dem zerbrochenen Fundament ihres
Ideals steht.
Schon sie selbst hat ihre Jungfräulichkeit dummerweise an jemanden verschenkt, der es im
Nachhinein betrachtet niemals wert war. Genau das wollte sie nicht, dass ihr passiert. Und nun
versteht sie, dass sie mit dieser übersensiblen Ader, ihr immer wieder gut zuzureden und den
Worten, dass es doch nicht schlimm sei, in dem Alter keine Erfahrung zu haben, bloß die
Unbeholfenheit geschürt hat. Die hat dann letztlich immer dazu geführt, dass sie niemals glücklich
geworden ist.
„Aber warum macht ihr weiter?“, fragt sie nun kleinlaut und beinahe schon heiser.
Sie fixiert ihn mit ihren Augen und aufs Neue hält er ihrem Blick problemlos stand. Ihr wird ganz
anders, als sie nichts spricht und er nicht antwortet. Weder bewegt er seine Lippen, noch blinzelt er
ihm Moment. Der Versuch, in seinem Gesicht auch nur irgendetwas abzulesen, scheitert kläglich.
Nicht einmal den Kiefer spannt er an, was ein Hinweis für sie wäre, dass sie eine Schwachstelle
getroffen hat.
„Stressabbau?“, spricht sie den für sie lächerlichsten Grund aus.
Doch nichts ändert sich. Er starrt sie emotionslos an, blinzelt aber dafür wenigstens einmal und hält
ihrem Blick ansonsten nach wie vor stand. Lediglich atmen kann sie ihn sehen – und hin und wieder
schluckt er seinen Speichel hinunter.
„Von wem geht es aus, dass ihr das weitermacht?“, fragt sie nun zunehmend verzweifelt.
In ihr bildet sich solche Angst um ihre beste Freundin. So sehr, dass sie sofort zu heulen anfangen
könnte, doch sie beißt sich auf die Zunge. Vor Taekwoon wird sie nicht weinen. Niemals.
„Iss.“, sagt er plötzlich.
Sein unerwartetes Sprechen versetzt Diana einen solchen Stromschlag, dass sie sogar kurz
zusammenzuckt. Ihr ist nicht klar, wie er das schafft, aber er hat so eine Wirkung auf sie, dass sie
sofort nach einem der kleinen Reisbällchen greift, die ihr N fein säuberlich auf einem kleinen
Tellerchen auf den kleinen Krankenbetttisch gelegt hat, um es sich in den Mund zu stopfen.
Kauend sieht sie ihn an. Er fixiert sie nach wie vor. Versucht er etwas aus ihr zu lesen? Woran denkt
er wohl? Ob er über ihre Worte nachdenkt? Ob er… etwas für Babsi empfindet?
„Das ist gut.“, sagt sie und schluckt. Gerade greift sie zum nächsten Stück, da fragt sie: „Ich wusste
gar nicht, dass N kochen kann.“
„Kann er auch nicht.“, sagt Taekwoon bloß.
Diana stockt etwas. Sie beißt beim zweiten Reisbällchen ab und sieht ihn forschend an. „Hast du
die… etwa gemacht?“ Darauf hört sie seine Stimme gar nicht, er nickt lediglich. „Ich wusste gar
nicht, dass du… auch japanisches Essen kochen kannst…“
Sie kommt sich völlig dämlich vor, denn diese Aussage ist so seicht. Reisbällchen sind die 0815
japanische Speise, die wohl jeder kochen kann. Wirklich absolut jeder. Das ist wie Salat oder wenn
man Würstchen warm macht.
„Darf ich dich noch was fragen?“, murmelt sie, als sie auch das zweite Stück hinunter geschluckt hat.
„Wirst du doch sowieso tun.“, antwortet er, ohne dabei genervt zu seufzen oder mit den Augen zu
rollen. Sie hat keine Chance, zu erkennen, ob es ihn nicht stört oder ob er genervt von ihr ist. Aber
irgendetwas sagt ihr, dass er ihr ohnehin nichts erzählen wird, wenn er das nicht möchte.
„Wie funktioniert das, wenn du ein… Mädchen hast?“
Er blinzelt, antwortet aber ohne zu zögern. „Ich schreibe ihr. Ich fahre zu ihr. Ich schlafe nicht bei
ihr.“ Sie wird einfach nicht schlau aus ihm. Vor allem, da seine Antworten so knapp sind.
„Und wenn sie keine Zeit hat?“, fragt Diana, deren Neugierde geweckt ist.
„Sie hat Zeit zu haben.“, sagt er und wirkt dieses Mal etwas bestimmter. Das ist das erste Mal seit
Beginn ihrer schrägen Konversation, dass er etwas Emotion in einem Satz zeigt. Aber die Geste, die
er dadurch vermittelt, macht ihr ganz schön Angst.
„Stimmt es, dass du sie nie länger als vielleicht 2 Monate hast…?“, fragt sie vorsichtig.
„Wenn überhaupt.“, erwidert er eiskalt.
Diana schluckt schwer. Wie war das, wie lange läuft das jetzt schon zwischen ihm und Babsi?
Mit zitternden Fingern greift sie zum dritten Reisbällchen und beißt davon ab. Sie wirft ihm einen
kurzen Blick von der Seite zu und wendet ihn sofort wieder ab.
Wenn ihr in dem Gespräch eben etwas klar geworden ist, dann dass es Taekwoon faustdick hinter
den Ohren hat. Er ist keineswegs so still, weil er zu schüchtern oder dergleichen ist. Vielmehr ist es,
weil er dadurch so viel Zeit hat, die Menschen um sich herum zu beobachten. Für ihn muss jeder
Mensch, mit dem er mehr als bloß ein paar Minuten verbringt, ein völlig offenes Buch sein. Was für
einen Grund hat sie also überhaupt, das zu verleugnen, was er wohl ohnehin schon längst wissen
wird?
„Sie ist in dich verliebt.“, sagt sie also kleinlaut.
Es wundert sie, dass keine Reaktion von ihm darauf kommt. Als sie daher wieder in seine Augen
blickt, wandert ihr eine leichte Gänsehaut über den Körper. Nicht einmal diese Worte bringen ihn
dazu, etwas Emotion zu zeigen. Sie legt die Hälfte des dritten Reisbällchens zurück auf den kleinen
Teller, ehe sie sich räuspert.
„Als wir alle zusammen zu Hause in Österreich waren, hat sie jeden von uns gefragt, was Liebe
bedeutet. Nur dich nicht, schätze ich.“ Sie zögert, weil sie erneut erfolglos versucht, etwas in seinem
Gesicht zu lesen. „Ich weiß, dass es ihre eigene Entscheidung war, mit dir zu schlafen. Hat sie davor
denn gewusst, dass du…“
Den Satz will sie gar nicht zu Ende sprechen. Zu schrecklich ist der Gedanke daran, in was für eine
Hölle sich ihre Freundin womöglich freiwillig gestürzt hätte.
„Ja.“, hört sie Taekwoon zu ihrem eigenen, gedanklichen Untergang sagen. Für einen Moment
schließt sie die Augen und atmet tief durch. Als sie diese wieder öffnet, sieht sie den Koreaner
lediglich als schleierhafte Schemen, die von ihren eigenen Tränen gebildet werden.
Auch als sich die erste Träne einen Weg ihre Wange hinunter bahnt, blickt er sie bloß an, ohne
etwas darauf zu sagen. Dann schnieft sie zum ersten Mal.
Im nächsten Moment wird die Tür mit Schwung geöffnet und Hakyeon, der breit grinsend zu ihnen
rein kommt, lässt beinahe das kleine Kunststoffgeschirr fallen, in dem er die geschnittenen
Bananenscheiben nach oben zu ihrem Zimmer gebracht hat.
„Was zum- Taekwoon! Was hast du jetzt schon wieder angestellt!? Warum weint sie?!“
Noch bevor Leo antworten kann, ergreift Diana schon Partei für ihn. „Er hat gar nichts angestellt.“,
schnieft sie, „Ich habe ihm bloß ein paar Fragen gestellt und er hat sie beantwortet.“
„Was für Fragen?!“, will N wissen und stellt die Bananenscheiben zu den Reisbällchen. Dass er sich
darüber freut, dass sie endlich was gegessen hat, kann er kaum zeigen, so wütend wie er im Moment
ist.
„Fragen über ihn und Babsi.“, antwortet Diana leise und wischt sich mit dem Handrücken die
Tränen weg. Jetzt hat sie doch vor Taekwoon geweint. Wie peinlich.
Nun ist Hakyeon verstummt. Am Ende kommt bloß ein „Oh.“ von ihm. Diana muss sich alleine
anhand dieser vielsagenden Antwort schon die nächsten Tränen verkneifen.
So viele Fragen schweben ihr im Kopf, die sie nicht auszusprechen wagt. Die meisten von ihnen
gingen auch zu tief in die Privatsphäre der beiden ein und vielleicht will sie am Ende gar nicht so
viele Details darüber wissen. Doch sie muss immerzu an den Anblick denken, als sie die beiden in
der Umkleide überrascht hat. Wie sehr ihre Freundin das wollte…
Mit einem lauten Knall lässt Babsi die Tür vom Loft ins Schloss fallen. Sie nimmt weder Rücksicht
darauf, dass vielleicht Hara zu Besuch sein könnte, noch ob es womöglich Seunghyun stört, dass sie
so einen Lärm verursacht.
„Du hast Besuch.“, kommt es von der Couch, „Steht oben auf der Dachterrasse.“ Als sie hinschaut,
sitzt Seunghyun vor dem Fernseher und sieht sich die Nachrichten an. Das macht er erst, seitdem
Diana entführt worden ist. Und seither sitzt er immer wieder nachdenklich vor dem Fernseher.
Wahrscheinlich macht er sich genauso viele Vorwürfe, wie sie es tut. Wenn nicht noch mehr.
Hätte er sie in jener Nacht am Gehen gehindert, wäre sie nicht entführt geworden.
Aber dann wäre alles vielleicht in einer anderen Nacht passiert…
„Schick ihn weg.“, scharrt sie und geht auf ihre Zimmertür zu, „Ich will niemanden sehen.“
„Nicht einmal Taekwoon?“
Nun hält sie inne. Verwirrt sieht sie zu dem Älteren rüber, der den Kopf zu ihr nach hinten gedreht
hat. Was macht Taekwoon hier? Er ist noch nie überraschend hier gewesen, er hat sich bisher jedes
Mal gemeldet.
So schnell sie ihre Beine überhaupt tragen können, stürzt sie die Treppen hinauf in das obere
Stockwerk. Da hier oben alles Licht abgedreht ist, kann sie Taekwoon bereits stehen sehen, den
Blick in die Ferne gerichtet.
„Taekwoon!“, ruft sie, als sie zu ihm nach draußen kommt. Keiner der beiden bemerkt, dass auf
einem Dach ganz in der Nähe eine Person steht, die Babsi schon seit der Mittagszeit im Park
verfolgt. Er nimmt die beiden auf, selbst wenn man kaum ein Wort verstehen kann, das sie
sprechen. Der Verkehrslärm ist einfach zu laut dazu.
Er dreht sich zu ihr um und wartet, bis sie gut einen Meter vor ihm zu stehen kommt. „Wieso bist
du hier?“, fragt sie sichtlich über seine Anwesenheit überrascht.
„Um mit dir zu reden.“, sagt er ernst.
Sie stockt etwas. „Reden?“, fragt sie ängstlich, „Worüber denn? Ist was mit Diana passiert?“
Schließlich weiß sie, dass er heute bei ihr im Krankenhaus war.
„Nein, der geht es gut.“, sagt er, „Sie hat heute gegessen.“
„Oh.“ Sie lächelt sofort. „Das ist ja schön. Ihr habt ihr doch Onigiri mitgenommen, wie ich
vorgeschlagen habe, oder? Es liegt bestimmt daran, dass sie so lecker ausgesehen hab-“
„Hör auf, dich mit Sungkyu zu treffen.“, fällt er ihr ungeduldig ins Wort. Er hat jetzt keinen Nerv
dafür, sich das Geplapper über japanische Reisbällchen anzuhören.
Wie vom Donner getroffen erstarrt das Mädchen für eine Sekunde. „Bitte was?“, fragt sie entsetzt.
„Du hast mich schon verstanden.“, sagt er leise. Den unterschwellig drohenden Ton in seiner
Stimme kann sie gar nicht leiden.
„Sonst was?“, fragt sie trotzig.
Taekwoon neigt den Kopf etwas zur Seite. Er geht zwei Schritte auf sie zu und steht direkt vor ihr.
Wie er jetzt auf sie hinab blickt, gefriert ihr beinahe das Blut in den Adern.
„Weißt du, er hat mir heute auch gesagt, dass er dich nicht leiden kann.“, platzt es aus ihr heraus.
Obwohl sie zugegeben ein wenig von ihm eingeschüchtert ist, brodelt es dennoch in ihr. Es kann
doch nicht immer nur nach seinem Kopf gehen, sie beugt sich ihm schon in so vielen Punkten ohne
zu wissen, wieso sie das denn überhaupt macht.
„Ob er mich leiden kann oder nicht, interessiert mich nicht.“, antwortet der Koreaner daraufhin
scharf und als er sie so ansieht, atmet er zitternd aus. Dafür, dass seine Emotionen mit ihm
durchgehen, sobald sie nur vor ihm steht, könnte er sie verfluchen. Auch dafür, dass er sie gerade
lieber küssen würde, anstatt hier mit ihr darüber zu streiten, dass er verdammt nochmal eifersüchtig
darauf ist, dass sie mit Sungkyu heute Zeit verbracht hat.
„Ich glaube, wir sollten das zwischen uns beenden.“, murmelt sie niedergeschlagen und starrt dabei
beschämt auf den Boden. Jetzt entgleisen ihm seine Gesichtszüge. Er starrt sie schockiert an und
weiß nicht, was er darauf sagen soll. Seine Stimmbänder sind wie gelähmt.
„Sungkyu hat mir heute irgendwie… die Augen geöffnet…“
Was hat dieser Bastard gesagt…
Ihr treten Tränen in die Augen, als sie all ihren Mut zusammennimmt und ihn ansieht.
„Ich hab euch beide ja zeitgleich kennen gelernt…“, murmelt sie und blinzelt die Tränen aus ihren
Augen. Er starrt sie nach wie vor bloß an, hebt nicht einmal seine Hand, um ihr wie Sungkyu heute
Nachmittag die Tränen aus dem Augenwinkel zu wischen. „…und habe mich wohl dabei selbst
überschätzt.“
Leo blinzelt sie sprachlos an.
Wovon redet sie?
„Irgendwie ist es passiert-“, schnieft sie, „-dass ich mich verliebt habe. In euch beide.“
Das sieht doch ein Blinder, das ist nichts Neues.
„Aber ich weiß nicht-“ Sie kann gar nicht ausreden.
Er hat sie gepackt und küsst sie. Seine Lippen bewegen sich so besitzergreifend gegen die ihren, dass
es ihr die Luft zum Atmen nimmt. Im nächsten Moment schließt sie die Augen und er spürt, wie ihr
seine Tränen über die Finger wandern, doch das hindert ihn nicht daran, sie seine Zunge spüren zu
lassen.
Sie gehört ihm, nur ihm alleine. Dieser Sungkyu wird sich nicht dazwischen stellen. Nie im Leben,
für nichts und niemanden wird er sie jemals aufgeben. Jetzt, wo er endlich jemanden gefunden hat,
zu dem er sich wirklich und aufrichtig hingezogen fühlt.
Nie hat der Moment gepasst, nie war der Zeitpunkt der richtige. Keine andere Person hatte diese
Worte hören sollen, bevor sie nicht ihre eigenen Ohren vernommen haben.
Er liebt sie.
Mit allem, was er aufbringen kann.
Mehr als sein eigenes Leben.
Es verbrennt ihn von innen heraus, er leidet darunter.
Er will es ihr endlich sagen.
Doch, als er den Kuss beendet, verpassen ihm ihre Worte eine regelrechte Ohrfeige.
„Ich weiß nicht, ob das was zwischen uns ist, reicht, damit ich mich nicht für Sungkyu entscheide.“
Am nächsten Tag wird Babsi von Seunghyun aufgeweckt. Sie hat sich in den Schlaf geweint und hat
auch dementsprechend aufgequollene Augen. Doch bevor sie heute Diana im Krankenhaus
besuchen kann, wird sich ihr nächster Alptraum offenbaren.
„Wach auf.“, kommt er in ihr Zimmer, weil er ohnehin bemerkt hat, dass Taekwoon letzte Nacht
gegangen ist. Außerdem hat er sie weinen hören, also muss es nicht allzu positiv bei ihnen beiden
ausgegangen sein. War aber abzusehen, schließlich geht es hier um Jung Taekwoon.
„Kyuwon vom Greystar Magazin will uns sehen.“, sagt er und zieht ihr die Decke weg. Murmelnd
greift sie danach und er rollt mit den Augen. Sie trägt tatsächlich einen Pyjama mit lauter bunten
Kätzchen drauf. Das ist mal wieder so typisch für sie.
„WACH AUF!“, schreit er und mit einem Schock sitzt das Mädchen aufrecht im Bett und starrt ihn
aus zwei großen, runden Augen an.
„Was zum Teufel stimmt mit dir nicht?!“, schreit sie ihn im nächsten Augenblick bereits an, „Weißt
du, wie du mich gerade zu Tode erschreckt hast?!“
„Wir sollen zum Greystar Magazin.“, sagt er nochmal.
„Wieso denn das?“, fragt sie erschrocken.
„Weiß ich nicht, aber er hat dezidiert dich und mich eingeladen. Es soll dringend sein, sagt er.“,
meint Seunghyun und bedeutet ihr mit einem Handwedeln, dass sie sich schleunigst beeilen soll
und er nicht warten möchte.
„Ich will mich wenigstens waschen…“, nuschelt sie und fährt sich verschlafen mit der linken Hand
über das Gesicht, ehe sie ihre Hände auf die Bettdecke fallen lässt und ihm einen unzufriedenen
Blick schenkt. Er steht nach wie vor direkt vor ihrem Bett und beobachtet sie. Jetzt, wo sie ihn so
seltsam ansieht, ohne sich zu bewegen, verschränkt er seine Arme vor der Brust.
„Was ist denn?“, fragt er ernst, ohne die Stirn zu runzeln.
„Warum weckst du mich nicht auf, bevor du dich selbst fertig machst?“, fragt sie ihn. Immerhin
hätte sie dann viel mehr Zeit gehabt und er würde sie jetzt nicht so stressen.
Sofort gibt er ein abwertendes Zischgeräusch von sich. „Als ob ich im Pyjama hier reinlaufen würde.
Sonst noch Wünsche?“
„Ja, Eistee.“, antwortet sie knapp und bedenkt ihn mit einem düsteren Blick.
Seunghyun spannt seinen Unterkiefer an und macht eine überraschende Stampfbewegung, welche
Babsi so sehr überrascht, dass sie beinahe schon aus dem Bett fällt.
„Ich geh ja schon!“, murmelt sie und schimpft noch im Rausgehen weiter: „Aber ich darf vor ihm
Mal im Pyjama rumlaufen, das gibt’s doch nicht.“
Er sieht ihr nach, mit einem breiten Schmunzeln im Gesicht. Dass sie morgens so grummelig ist,
hatte er gar nicht erwartet, aber das ist verdammt süß. Als er auf das Fenster zugeht, um es zu
kippen, sieht er etwas, das von der Bettdecke verdeckt wird. Neugierig neigt er den Kopf und
erkennt schon von der Ferne, dass es sich um ein Tagebuch handeln muss.
Wäre nun Diana hier, die würde ihm schon auf die Finger hauen, weil er nur daran denkt, sich das
Ding zu schnappen und durchzublättern. Aber da sie nicht da ist und seine böse Seite schon immer
überwogen hat, macht er ein paar Schritte aufs Bett des Mädchens zu und greift sich das bunte
Buch.
Noch bevor er es öffnet, sieht er, dass es äußerst aufgebläht ist; sie hat viele Sachen eingeklebt, wie
Tickets oder Konzertkarten und ist schon auf den letzten Seiten vom Buch angelangt.
Der Koreaner kippt das Buch auf die ersten paar Seiten und blättert ein paar Mal um. Er lässt seine
Finger über bunte Aufkleber streichen und muss erst recht grinsen, als er sieht, wie sie in bunten
Glitzerstiften das Datum ganz riesig geschrieben hat; 20.01.2013. Darunter in Hangul, also
koreanischen Schriftzeichen, die Wörter Ankunft in Korea, Einzug bei T.O.P.
20.01.2013
도착 한국; 탑를 배치 할 움직임
Wir sind jetzt wirklich bei TOP eingezogen, anfangs dachte
ich noch, das kann doch unmöglich Dianas Ernst sein. Bei ihm
zu wohnen macht mich nervös. Auch wenn er in Echt sehr
unfreundlich zu sein scheint; aber er ist noch immer mein
großes Idol und ich weiß nicht, was ich tun soll. Außer dass
ich jetzt endlich Mal Lotte World von innen sehen kann, ich…
Oh Gott, ich muss ins Lotte World! Sofort!
Er schmunzelt und blättert ein paar Mal weiter, sieht ein paar Fotos eingeklebt, die sie wohl mit
dem Handy von irgendwelchen Sehenswürdigkeiten hierin Seoul aufgenommen hat und bleibt am
22.04.2013 stehen. Da er hört, wie sie im Badezimmer das Wasser abdreht, liest er schnell und nur
ein paar Passagen. Mittlerweile wohnt er lange genug mit ihr zusammen, dass er weiß, wie lange sie
etwa noch braucht.
Diana sagt immer, ich soll mir mehr Mühe mit ihm geben
und freundlicher zu ihm sein (…) habe einfach alles auf seine
Rechnung bestellt und er war nicht einmal sauer (…) vielleicht
nähe ich ihm einen Bricks Bear, die mag er doch schließlich.
Wieder blättert er einige mehrere Seiten weiter, kommt bei einer besonders einfach gehaltenen
Seite an und liest neugierig den ersten Absatz davon.
Ich weiß nicht, für wen der beiden ich mich entscheiden soll.
Und ich weiß auch nicht, ob ich lieber mit jemandem zusammen
Bin, der mich eigenwillig umher scheucht oder ob ich mit wem
Zusammen sein will, dem ich am Ende zu langweilig werde…
Der Eintrag ist von gestern. Im nächsten Moment klappt er das Tagebuch zu, legt es fein säuberlich
wieder dorthin, wo er es her hat und verschränkt die Arme, um genervt zu wirken. Wie aufs
Stichwort kommt das Mädchen mit der Zahnbürste im Mund ins Zimmer, die Haare vollkommen
verwüstet und zu einem ganz unordentlichen Dutt über ihrem Kopf zusammen gebunden.
„Wasch masch- du no- iwwer i-eiwe-tsiwwer?!“, nuschelt sie mit der Zahnbürste im Mund und
blinzelt ihn ein paar Mal an, bis sie misstrauisch den Blick zwischen ihm und ihrem Bett hin und her
schwenkt. Dann nimmt sie das Ding aus ihrem Mund und beißt die Zähne fest aufeinander. „Du
hast darin gelesen. Ich bring dich um.“
„Ach bitte.“, antwortet er augenrollend, „Was will ich denn in einem bunten, mit Tickets und
Stickern zugeklebten Tagebuch anfangen?“
Als er das sagt, muss er selbst zu grinsen anfangen und sieht, wie das Mädchen trotz Wut etwas
errötet.
„Da sind doch auch bestimmt gute Passagen drin.“, sagt er und sieht ihr dabei zu, wie sie das Buch
schnappt und es in eine Schublade steckt, „Wo du darüber schwärmst, wie toll du mich nicht
findest.“
„Ich finde dich nicht toll.“, antwortet sie nüchtern und geht an ihm vorbei, ohne ihn anzusehen.
„Nicht?“, fragt er grinsend. Das kauft er ihr nicht ab, eine gute Lügnerin ist sie so oder so nicht.
„Nein.“, antwortet sie bloß knapp, „Ich bin vermutlich ein weiteres verrücktes Fangirl.“ Sie
schlendert ins Badezimmer und spült sich den Mund aus, danach kommt sie zurück ins Zimmer.
„Und ich gebe zu, ich habe früher Tagträume mit womöglich sogar dir als Hauptperson gehabt, aber
seit-“
„-du mich kennst, hat das natürlich schlagartig aufgehört.“, beendet er für sie den Satz, während sie
ihren Schrank öffnet und ihm einen Blick zuwirft.
„Ja.“, antwortet sie knapp und dreht sich zurück zu ihren Kleidungsstücken. „Gehst du jetzt raus,
damit ich mich umziehen kann?“
„Was, wenn ich jetzt nein sage?“, fragt er herausfordernd.
Mit einem skeptischen Blick voller Misstrauen beäugt sie ihn. „Sag Mal, flirte ich gerade unbewusst
mit dir?“
Er grinst und meint schließlich: „Nein. Aber ich mit dir.“
Nun seufzt sie laut. „Ich hab genug Herzschmerz hinter mir, ich hab jetzt echt keinen Nerv für
sowas. Raus, sonst tu ich dir weh!“ Sie wirft ihm eines ihrer Shirts an den Kopf, das er elegant
auffängt und auf ihr Bett wirft, bevor er kichernd aus dem Zimmer spaziert.
10 Minuten später ist sie fertig, kämmt sich die Haare und trägt etwas Make Up auf, um Augenringe
zu überdecken. Zu mehr hat sie keine Lust. Sie geht auf den Koreaner zu, der bereits mit dem
Autoschlüssel in der Hand auf sie wartet.
„Das ist ja sowas von seltsam gruselig.“, murmelt sie, „Als ob wir beide eine Beziehung hätten.“
„Ja, völlig surreal.“, antwortet er zynisch und schiebt sie auf die Tür zu.
„Warte.“, verlangt sie und er sieht sie mit einem Stirnrunzeln an. Er will wissen, was sie möchte.
„Lass uns nach dem Termin Diana besuchen.“, sagt sie, „Ich will ihr Blumen mitbringen und ihre
Lieblingskekse.“
„Okay.“, antwortet er und schiebt sie jetzt erst recht zur Tür raus. Seunghyun hätte Diana heute
sowieso noch besucht, da kommt ihm das gerade eigentlich gelegen.
Zwar hat sie sich noch bei der Ankunft im Gebäude des Grey Star Magazins gefragt, warum Sungkyu
und Taekwoon auch eingeladen sind, inklusive der beiden Manager der Bands Infinite und VIXX, so
steigt ihr nach einer Minute bereits die Bleiche ins Gesicht, nach 2 Minuten denkt sie, sie müsse sich
übergeben und nach 3 Minuten konnte sie weder dem einen noch dem anderen in die Augen sehen.
Vor ihnen werden Bilder von ihrem Kuss mit Sungkyu ausgebreitet.
Daraufhin wird das Video von ihrem Treffen mit Taekwoon auf der Dachterrasse zu Hause
abgespielt.
Sungkyu starrt abwechselnd das Mädchen und Taekwoon schockiert an, während die Manager
ratlose Blicke tauschen und Seunghyun ernst den Inhaber des Magazins fixiert.
„Nun, ich biete dir an, dass du für mich arbeitest, dann werde ich die Bilder natürlich unter
Verschluss halten und dafür sorgen, dass sie nicht ans Licht geraten.“, sagt Kyuwon, ohne zu wissen,
was für ein unkluger Zug es von ihm war, Seunghyun ebenfalls bei diesem netten Termin beiwohnen
zu lassen.
„Sie wagen es, sich mit YG anzulegen?“, fragt er eiskalt.
Kyuwon hebt den Blick zu ihm. Noch sieht er siegessicher aus. Doch die Fassade bröckelt, da er
nervös mit den Fingern zu spielen beginnt. „Ich lege mich mit niemandem an, Herr Choi.“, speit er
seinen Namen aus, „Aber ich habe hier ein paar ganz nette Details und beide Aufnahmen sind vom
gestrigen Tag.“
Wieder sieht Sungkyu zu Taekwoon, der dieses Mal seinen Blick erwidert. Er könnte ihn gerade
umbringen, dass er es nochmal gewagt hat, sein Mädchen zu küssen.
Der sonst so zurückhaltende Taekwoon sieht bloß noch mehr rot. „Lass deine Finger von ihr.“, sagt
er zur selben Zeit, als Sungkyu zu sprechen beginnt.
„Du schläfst die ganze Zeit mit ihr!“, keucht dieser nämlich entsetzt.
„Haltet die Klappe. Alle beide.“, keift sie Seunghyun an, ehe er sich zu Kyuwon wendet, „YG wird das
nie an die Öffentlichkeit dringen lassen, er wird sämtliche Anwälte daran ansetzen, Ihr schönes
Skandalmagazin in den Ruin zu treiben. Also überlegen Sie sich gut, wen Sie hier zu erpressen
versuchen. Alleine dafür werde ich schon sorgen, dass gegen Sie vorgegangen wird.“
Nun spannt der Inhaber sichtlich unwohl den Kiefer an. „Nun, ich kann schon dafür sorgen, dass die
Bilder und das Video verschwinden-“
„Dann tun Sie es.“, fordert Seunghyun und deutet mit einem Kopfnicken auf Babsi, „Geben Sie ihr
den Stick und setzen Sie nie wieder einen Fotografen oder sonst wen auf sie an. Ihnen dürfte als
Inhaber eines solchen Magazins klar sein, dass es in den Verträgen des YG Entertainments keine
Bannfristen für Beziehungen gibt. Sie schaden damit einzig und alleine dem Image von den Idols
und das ist nicht in Ihrem Interesse, da Storys mit Hintergrund von YG viel mehr wert sind.“
Tja, Pech gehabt, guter Kyuwon Moon. Denn da weiß jemand, wie das Business funktioniert.
Genauso, wie K weiß, wie man Mädchen fängt. Das arme, brünette Ding, das wimmernd vor ihm auf
dem Boden kauert, weiß noch gar nicht, wie sie hier hergekommen ist, weil er sie in den Clubs
verfolgt und mit KO Tropfen betäubt hat. Jetzt erst wird sie wach, angekettet in seinem Keller.
Schon als sie ihn sieht, wie er breit grinsend und halbnackt vor ihr steht, um sich an ihrer
Hilflosigkeit so dermaßen aufzugeilen, bis es ihm kommt und er sich direkt neben ihrem Gesicht an
der Wand befreit, fängt sie zu kreischen an.
Je lauter sie ist und je mehr Angst sie in ihren Augen zeigt, desto aufregender ist das für ihn.
„Ach, Süße.“, flüstert er, „Hör auf zu schreien, du wirst das Tageslicht sowieso nicht mehr sehen.“,
sagt er und zieht sich seine Hose wieder hoch.
„Mein Pimmel ist nämlich so beeindruckend, dass du blind davon wirst.“, flüstert er. Denn im
nächsten Moment packt er einen Schraubenzieher neben ihr und sticht ihn ihr tief ins Auge.
Stop It
Es ist nicht immer einfach, sich zwischen Gefühlen wie Freundschaft oder Liebe zu entscheiden.
Manchmal gehen die Ängste um mögliche Konsequenzen sogar so weit, dass man seine eigenen
Prinzipien in Frage stellt. Selbst wenn man sich im Nachhinein fragt, wie es so weit kommen konnte;
am Ende bleibt vielmehr die Frage, was für einen Grund es dafür gab.
Diana atmet erleichtert aus, gleich nachdem sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer zuzieht. Instinktiv
hofft sie, dass Leo nicht an ihrer Türklingel läutet und just in dem Moment beginnt ihr Handy zu
schellen.
Fluchend wimmelt sie das Gespräch ab und stolpert in der nächsten Sekunde zur
Gegensprechanlage, um ihm den Zugang zu dem Gebäude zu ermöglichen. Sie öffnet die Tür zum
Apartment und sieht ihn mit einem Ruf nach Hilfe an.
Er schenkt ihr einen seiner vielen emotionslosen Blicke und bleibt beinahe direkt vor ihr stehen.
Obwohl er bis in dieses Stockwerk zu Fuß hinauf ist, scheint er nicht aus der Puste zu sein. Das
Sonnenlicht aus dem großen Seitenfenster des Gebäudes blitzt ihr in seinen Augen entgegen.
„Hallo.“, flüstert sie leise und sieht an sich hinunter, als er sie mit gehobener Augenbraue mustert.
Sie errötet um die Wangen und greift direkt im nächsten Moment nach einem Bademantel. Sie ist
völlig nackt und alleine diese Erkenntnis ist so seltsam für sie, dass sie den Gürtel des Bademantels
noch enger zieht und die Finger so eng um ihn krallt, dass ihre Knöchel schon ganz weiß davon
werden.
Sie erhält keine Begrüßung von ihm, er wirft einen Blick auf die geschlossene Schlafzimmertür.
Dann deutet er mit einem Kopfnicken in Richtung der Tür. „Da drin?“, fragt er.
„Ja.“, haucht Diana nahezu lautlos. Wie sehr sie sich nicht schämt, dass ihr das passiert ist.
Zu ihrer Verwunderung greift er plötzlich zur Türklinke und drückt sie hinunter. Er neigt den Kopf
seitlich und lugt in ihr Schlafzimmer, wo der Typ noch immer auf seinem Bauch mit nacktem
Oberkörper liegt. Ob er darunter ebenfalls nackt ist, weiß sie nicht. Aber alleine, dass sie selbst
aktuell nichts unter ihrem blauen Bademantel mit den weißen Tupfen trägt, ist ein gruseliger
Hinweis darauf, dass womöglich wirklich etwas zwischen ihnen beiden passiert ist.
Ein leises Klickgeräusch ertönt und das Schlafzimmer ist wieder geschlossen. Im nächsten Moment
wendet er den Blick wieder zu ihr und lehnt sich lässig am Türrahmen des Zimmers an.
Diana überlegt, was sie nun sagen soll, aber sich zu verteidigen wäre das letzte, was nun angebracht
wäre. Besonders, da es sich hier um Jung Taekwoon handelt, der vor ihr steht. Jedenfalls ist die
aktuell herrschende Stille im Raum alles andere als besonders angenehm für sie.
„Er?“, fragt er sie plötzlich.
Überrascht und vor allem fragend sieht sie auf und blinzelt ihn an.
Der Koreaner, der ihr gegenüber steht, zieht skeptisch eine Augenbraue hoch, sodass sie beinahe in
seinen dichten brünetten Haaren verschwindet. Sonst verzieht sein Gesicht keine einzige Mine,
während er seine Hände in die Hosentaschen schiebt.
„Wenn du jetzt wissen willst, ob es gut war – ich kann mich nicht erinnern.“, faucht sie ihn an, „Also
komm nicht auf die Idee und stell mir irgendwelche peinlichen Fragen.“
„Hab ich nicht vor.“, antwortet er knapp und sieht sie emotionslos an.
Das Mädchen stockt einen Augenblick und schluckt den aufkommenden Frust wie einen dicken
Kloß in ihrem Hals hinunter. Sie weicht seinem Blick aus, der sich unlogischer Weise so anklagend
für sie anfühlt.
„Was soll ich jetzt machen?“, fragt sie schließlich und betrachtet die paar Kleidungsstücke, die ihren
Weg vom vorigen Tag ins Schlafzimmer dokumentieren. Beschämt wendet sie in der
darauffolgenden Sekunde den Blick ab.
„Zu aller erst nimmt man jemanden nicht mit zu sich nach Hause, damit man im Nachhinein nicht
das Aufräumen übernehmen muss.“, sagt er eiskalt. Diana starrt nach wie vor verbohrt auf den
Boden, ihre Augen sind mittlerweile beim Hemd des Typen hängen geblieben und verweilen dort
nun. „Ich schätze, du willst ihm aus dem Weg gehen?“, fragt Taekwoon nun.
„Wäre eine gute Option, ja.“, sagt Diana.
„Dann mach etwas, das ihm unangenehm ist.“, sagt Taekwoon, „Zwing ihn zu einer Entscheidung.“
„Zu welcher Entscheidung soll ich ihn denn bitte zwingen?“, fragt sie skeptisch nach.
„Na dazu, dass er abhaut.“, sagt er.
Diana nickt andächtig. „Kommt mir so komisch bekannt vor…“, murmelt sie und denkt unmittelbar
daran, zu welcher unangenehmen Situation das geführt hat, als ausgerechnet er und Sungkyu
jemanden zu einer Entscheidung zwingen wollten.
„Wann wolltest du mir davon erzählen, dass du mit ihm schläfst?!“, schreit Sungkyu, die Farbe steigt
ihm hoch ins Gesicht. Wutentbrannt deutet er mit der flachen, erhobenen Hand nach links zu
Taekwoon, der ihm lediglich einen Todesblick sondergleichen entgegenwirft.
Seunghyun rollt nur mit den Augen, während er sich überlegt, wie er diesen brüllenden Idioten aus
seinem Loft bekommt. Wenn er sich aber das Mädchen ansieht, das panisch zwischen den beiden
hin und her blickt, ist er sich sicher, dass er das nicht so schnell funktionierten wird.
„Ich… weiß nicht.“, flüstert sie hilflos und sieht Sungkyu entschuldigend an. Babsi ist sich
vollkommen darüber im Klaren, wie sauer er wohl auf sie sein muss. Anschließend sieht sie zu
Taekwoon, doch der starrt kühl in die Richtung des Leaders von Infinite.
„Ist ja ganz toll.“, faucht er nun sie auch noch an. Dass ihr die Tränen in die Augen steigen, bemerkt
er, aber er ignoriert es und schluckt das schlechte Gewissen dahingehend runter.
„Es tut mir Leid.“, murmelt sie kleinlaut und senkt den Blick zum Boden.
„Nichts muss dir leidtun.“, scharrt Leo nun. Er verschränkt seine Hände und starrt geradewegs in
Sungkyus Gesicht, der ihn nur fassungslos mit offenem Mund anstarrt. Auch das Mädchen blickt ihn
verblüfft an, sie weiß hierauf keine Antwort.
„Du wagst es echt, dich hier aufzuspielen, als ob du der einzige bist, der zählt.“, faucht Sungkyu ihn
nun an, „Falls du es noch nicht wusstest, sie ist in mich verliebt. Sie hat sich also für jemanden zu
entscheiden.“
„Ich hab auch nicht davon gesprochen, dass sie sich nicht entscheiden soll.“, entgegnet Taekwoon
gefährlich leise und fixiert den anderen Koreaner mit einem stechenden Blick.
Wenn überhaupt, hat doch er die besseren Karten. In ihn ist sie auch verliebt. Und sie hatten Sex. Er
kann sich nicht vorstellen, dass Sungkyu mit ihm vergleichbar wäre, er spielt in einer völlig anderen
Liga.
„Nein, hör mal-“, spricht das Mädchen etwas verzweifelt Sungkyu an, der ihr nur einen halb
verletzten, halb wütenden Blick, zuwirft, „-ich… bin in euch beide verliebt.“
„Was?“, fragt Sungkyu verdutzt nach und hebt verdutzt die Augenbrauen. Mit dieser Aussage hat sie
ihn etwas getroffen, denn er dachte, dass sie nicht wüsste, was das zwischen ihr und… dem Anderen,
von dem er ja nun schließlich weiß, dass es Jung Taekwoon ist, sein soll.
„Ich-“, beginnt sie und sieht nun wieder zum Boden. Ihre Augen füllen sich plötzlich mit Tränen.
„Du sagtest doch, du weißt nicht, was das zwischen euch beiden für ihn ist.“, fängt Sungkyu nun an.
„Weiß ich auch nicht.“, entgegnet sie, ohne Leo dabei anzusehen.
„Warum zögerst du dann, dich für mich zu entscheiden?!“, fragt Sungkyu nun mit Vorwurf in seiner
Stimme, „Er meint es doch niemals ehrlich mit dir, er wird dich niemals lieben.“
Als er diese letzten Worte gesprochen hat, ist Taekwoon drauf und dran, ihm eine zu verpassen.
Aber er hält sich dem Mädchen zuliebe zurück und ballt lediglich seine Hände zu Fäusten. Seine
Wut nimmt so sehr überhand, dass er nicht fähig dazu ist, auch nur einen einzigen Satz zu seiner
Verteidigung zu sagen.
Seunghyun betrachtet das Schauspiel kopfschüttelnd. So wie es aussieht, will dieser Sungkyu
vermutlich über Leichen gehen. Er weiß, dass Jiyong nicht Unrecht hat, was diesen Kerl betrifft, aber
dennoch weiß er nicht Recht, wie er sich jetzt verhalten soll. Wo doch dieser Taekwoon allgemein
sehr schwer für ihn einzuschätzen ist und er sich vorgenommen hat, sich nicht in diese Sache
zwischen Babsi und den Jungs einzumischen.
Grausame, grelle Schreie hallen in den dunklen Gängen des Kellers nach, in dem K gerade das
Mädchen mit roher Gewalt dafür bestraft, dass sie einen Versuch zur Flucht gewagt hat. Mit einem
langen Fleischermesser schneidet er ihr tief in die Finger hinein. Ihre Schreie klingen wie Musik in
seinen Ohren.
„Du hast so eine schöne Stimme.“, haucht er völlig verrückt grinsend, während er ihr linkes Auge
betrachtet, das nur mehr eine leblose Hülle darstellt. Sie ist schon ganz schwach vom vielen
Schreien und vom ganzen Blutverlust, ihre Stimme lässt langsam nach. Wenn sie nicht so unartig
wäre, müsste er das nicht tun und dann wären nicht diese seidigen, blond gefärbten Haare nicht mit
ihrem tiefroten Blut getränkt.
„Ups.“, meint er plötzlich mit einer verspielten Singstimme, denn im selben Moment ertönt ein
lautes Kratzen und ihr Schreien wird noch lauter. Er ist mit dem Messer so tief gekommen, dass er
an ihrem Knochen angekommen ist. Was für ein blöder Zufall.
„Das müssen wir nähen.“, sagt er völlig ruhig, während sie ihn aus einem so großen Glubschauge
anstarrt, dass ihr beinahe der rechte Augapfel aus dem Kopf quillt. Aus guter Laune heraus hat er ihr
den gelassen, denn er will sichergehen, dass sie ihn sehen kann.
Schließlich will er ja nicht, dass sie verblutet. Dann hat er ja nichts mehr zu spielen.
Einen Augenblick lang überlässt er sie sich selbst, während er Nadel und Faden holt. Er ist kein Arzt,
also verwendet er dafür herkömmlichen Nähgarn, den er im Supermarkt um die Ecke gekauft hat
ehe er das Mädchen mit dem hübschen Gesicht zu sich geholt hat, um mit ihr zu spielen.
Aus ihren Schreien wird ein bitterliches Weinen, der Schmerz nimmt nun mittlerweile überhand
und stellt die Angst und das Adrenalin problemlos in den Schatten.
Wenn er damit erst fertig ist, bekommt sie etwas zu essen und Schmerztabletten, damit sie sich
wieder voll und ganz auf ihn konzentrieren kann und aufhört, so bitterlich zu heulen. Langsam geht
es ihm dann doch ziemlich auf die Nerven, wie sie elendig wimmert.
Mittlerweile sitzt Seunghyun mit dem Mädchen auf der Couch und hat ein Programm eingeschaltet,
das ursprünglich für Kinder gedacht ist. Er hofft, dass er sie damit etwas von ihrer minimalen Krise
ablenken kann. Wenn er sich aber ihr Gesicht und den Blick, den sie aufsetzt, so ansieht dann hat er
wohl nicht so viel Erfolg damit. Im Moment ist sie so niedergeschlagen, dass er gar nicht weiß wieso
sie wirklich so fertig mit ihren Nerven ist.
„Ich muss Diana besuchen.“, sagt sie plötzlich im nächsten Moment.
Seunghyun dreht den Kopf zu ihr und runzelt die Stirn. „Wieso denn, sie wird doch morgen
entlassen.“, sagt er und greift zur Fernbedienung, um das Programm zu wechseln. Langsam wird
dieses übertrieben glückliche Kindergequatsche etwas zu viel für seine sonst so stählernen Nerven.
„Aber sie kann mir bestimmt helfen, ich will mit ihr darüber reden.“, meint Babsi und steht von der
Couch auf, um sich gleich mal ihre Schuhe zu schnappen und sich auf den Weg zu machen.
Der Koreaner meint, dass es wohl das Beste ist, wenn er die beiden dabei mal alleine lässt und
beschließt sich nicht einzumischen. Dann soll sie eben ins Krankenhaus fahren und Diana um Rat
fragen, was sie tun soll. Ist ihm auch Recht.
Es dauert nicht ganz eine halbe Stunde, bis Babsi das Zimmer ihrer besten Freundin betritt. Im
Grunde ist die auch sehr froh um ihren spontanen Besuch, weil sie sich bereits etwas langweilt und
es kaum bis zum morgigen Tag erwarten kann.
In einigen Sätzen ist das erklärt, was sich in den letzten Tagen getan hat. Diana ist einerseits recht
schockiert, andererseits ist sie stark darauf bedacht, sich nicht zu viel davon anmerken zu lassen.
Wie soll sie ihrer Freundin eine Hilfe sein, wenn sie ihr am Ende noch mehr Angst macht, anstatt sie
aufzumuntern?
Doch ehrlich muss sie trotzdem sein…
„Wie soll ich dir jetzt helfen?“, fragt sie nämlich ernst, als ihre Freundin zum ersten Mal für einen
längeren Zeitraum Luft zu holen scheint. „Ich meine, ich kann dir unmöglich die Entscheidung
abnehmen.“
„Das weiß ich doch.“, flüstert Babsi frustriert und wippt auf ihrem Besucherstuhl hin und her. „Aber
ich dachte mir eher, dass du mir ein paar Tipps geben kannst.“
„Tipps.“, murmelt Diana stirnrunzelnd, „Ich.“
Einen bessern Witz kann Babsi ja gar nicht reißen, bei den Problemen, die sie im Moment selbst zu
bewältigen hat. Warum müssen sich 80 Prozent aller Probleme immer um irgendwelche Kerle drehen?
„Ja, du führst doch eine richtige Beziehung.“, meint Babsi etwas kleinlaut, „Ihr wohnt zusammen
und… ihr seid… zusammen.“
„Du meintest doch letztens noch, dass er nicht der Richtige für mich ist oder so…“, murmelt Diana
und sieht zu ihren Fingern. An ihrem linken Arm ist die Kanüle der Infusion zu sehen. Alleine daran
zu denken, wie das Schmerzmittel darin in ihre Adern fließt, lässt schon Schmerzen in ihren Venen
aufkommen.
„Ich weiß.“, sagt ihre Freundin schuldbewusst, „Aber du hast doch schließlich eine Beziehung mit
ihm.“
„Vielleicht hast du Recht und die Beziehung ist nicht so toll, wie sie eigentlich sein soll.“ Diana
klingt sehr verbittert, als sie das sagt und nach wie vor meidet sie den Blickkontakt mit ihrer besten
Freundin.
„Es tut mir Leid, dass ich das gesagt habe.“, nuschelt Babsi.
Diana schließt einen Augenblick lang die Augen und seufzt tief. „Hör auf zu lügen, es tut dir nicht
leid.“, sagt sie in einem scharfen Ton, „Sonst stehst du doch auch zu deiner Meinung. Und soweit
ich mich erinnere, hast du die bisher immer ernst gemeint.“
„Schon, aber…“ Babsi seufzt tief. „Ich weiß nicht, warum du überhaupt sauer auf mich bist.“
„Bin ich doch nicht.“, flüstert Diana etwas müde, „Es waren nur ein paar sehr harte Tage, die ich
jetzt hinter mir habe.“ Sie sieht andächtig nach unten zu ihren Zehen und wackelt ein wenig mit
ihnen, um sich damit von ihren ganzen schrecklichen Erinnerungen der letzten Stunden
abzulenken.
„Verstehe…“, murmelt Babsi leise und wippt wieder unruhig auf ihrem Besucherstuhl hin und her.
„Ich bin so mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, dass ich gar nicht daran denke, dich zu
fragen wie es dir denn überhaupt geht. Tut mir Leid.“
„Ach…“, seufzt Diana, „Wer weiß, womöglich hast du gar nicht so Unrecht und es ist tatsächlich
nicht das Wahre zwischen mir und Jiyong. Aber ich weiß ja selbst nicht, was ich tun soll. Wie soll
ich denn dir da mit deiner Entscheidung helfen?“
Babsi sieht sie traurig an, sie sagt nichts darauf.
„Ich kann dir nur sagen, dass ich mich in Taekwoon getäuscht habe. Vielleicht ist er nicht so
schrecklich, wie ich ihn immer gefunden habe. Aber genauso gut ist wahrscheinlich Sungkyu nicht
annähernd so nett, wie ich ihn immer gehalten habe. Besonders, wo er dich doch jetzt zu so einer
Entscheidung zwingen will.“
„Taekwoon scheint aber überhaupt kein Problem damit zu haben, dass ich mich zwischen einem der
beiden entscheiden soll. Wenn es nach ihm geht, soll ich den Kontakt zu Sungkyu ja vollständig
abbrechen.“, sagt Babsi ernst und fixiert ihre Freundin dabei mit einem Blick, als würde ihr der
dabei helfen, die richtige Entscheidung zu fällen.
„Naja, versetz dich doch mal in ihn rein.“, sagt Diana, die nun von den vorangehenden Sätzen
aufgewärmt ist und vollständig im Thema aufgeht, „Du möchtest es bestimmt auch nicht, dass er
neben dir noch Kontakt zu jemand anderem hat. Immerhin hat dich Sungkyu jetzt bereits 2 Mal
geküsst, ohne dass du es wolltest.“
„Aber das erste Mal habe ich gesagt, dass ich will.“, wirft das andere Mädchen im Gespräch ein.
Diana schüttelt den Kopf und schließt einen Augenblick lang die Augen. „Das ist doch egal, du bist
auch von deinen Gefühlen her hin und hergerissen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Taekwoon
etwas mit jemand anderem laufen hat, während er dich hat.“
„Schon, aber wieso stellst du Sungkyu jetzt als den Bösen dar?“, will Babsi wissen.
„Weil er dich einfach geküsst hat, obwohl er gewusst hat, dass du deinen Freund hast.“, sagt Diana
mit einem leicht erbosten Unterton, „Das erste Mal lasse ich mir noch einreden, immerhin hast du
es ja wirklich nicht leicht, was das angeht, in wen du verliebt bist. Wenn du für beide diese Gefühle
hast, dann- ach egal.“ Das Mädchen atmet tief durch, ehe sie fortfährt: „Der springende Punkt ist
doch: Wenn du wirklich mit Sungkyu zusammenkommst. Und er dich geküsst hat, obwohl er weiß,
dass du einen Freund hattest. Wer garantiert dir da, dass er ausgerechnet dir treu bleiben wird?“
„Hm.“ Das Mädchen versteht, worauf Diana hinaus will.
„Es ist ja nicht so, dass du das einzige Mädchen bist, das ihn vielleicht interessiert. Schließlich ist es
in der Szene ein offenes Geheimnis, dass er und Soyou eine On-Off-Beziehung geführt haben; und
das nicht einmal für eine so kurze Zeit. Das ging über Monate, wenn nicht über ein paar Jahre.“
„Das wusste ich gar nicht…“, murmelt Babsi leise, „Zumindest habe ich nicht so darüber
nachgedacht, auch wenn es vielleicht das ein oder andere Mal gefallen ist…“
„Eben.“, sagt Diana ernst.
„Aber wenn ich mich für Taekwoon entscheide…“, murmelt Babsi leise, „Glaubst du echt, dass das
gut geht? Du weißt, ich will nicht wieder so wie mit Janosch enden…“
„Warum soll das wie mit Janosch enden?!“, will Diana nun stirnrunzelnd wissen, „Du weißt, warum
dich der Kerl abserviert hat und du weißt genauso gut, dass sich seither die Umstände deutlich
verändert haben.“
„Schon…“ Babsi seufzt und blickt nun betrübt auf den Boden des Krankenzimmers.
„Und genau das meinte ich auch die ganze Zeit. Es liegt an dir, dich für jemanden zu entscheiden.“
„Was würdest du denn tun?“, will Babsi nun wissen und sieht ihre Freundin hilferufend an.
Diana seufzt erneut. Es ist schwierig, in diesem Punkt nichts zu sagen, das ihre Freundin womöglich
am Ende noch beeinflusst.
„Ganz ehrlich…“, murmelt Diana schließlich leise, „Du kennst mich doch. Wenn mich 2 Personen zu
einer Entscheidung zwingen, entscheide ich mich wahrscheinlich für gar keinen davon.“ Aus dem
Augenwinkel kann sie bereits erkennen, dass ihrer Freundin ein paar Tränen in die Augen steigen.
„Überleg doch ganz einfach, bei wem es dich mehr verletzen würde, wenn du ihn verlierst.“, schlägt
sie vor, „Vielleicht hilft dir das.“
„Mache ich.“, sagt Babsi zermürbt und steht nun auf, da bereits durchgesagt wird, dass die
Besuchszeiten nun zu Ende sind. „Bis morgen, ja?“
Das Mädchen zieht ihre Freundin in eine feste Umarmung. „Glaub mir...“, flüstert Diana, „Du wirst
schon wissen, was zu tun ist, um dein Glück zu finden.“
„Ja…“, murmelt Babsi ernüchtert, „Das hoffe ich auch…“
Die kommende Woche ist geprägt von mehr oder weniger ruhigen Tagen. Am Montag wird Diana
aus dem Krankenhaus entlassen und der Alltag mit Jiyong geht weiter von statten, aber er spürt
genauso wie Diana, dass irgendwas zwischen ihnen in der Luft liegt. Keiner von ihnen weiß, dass
ganz in der Nähe das Mädchen, das bereits nur noch ein Auge besitzt, von ihrem Mörder getötet
und lieblos in den Han River geworfen wird. Sie hat erneut versucht, zu fliehen und er bekommt
sein Temperament nicht unter Kontrolle.
Dienstag ist der Releasetag von N.O von den Bangtan Boys und am Freitag kommt das Coup D’etat
Album von G-Dragon raus. Er hat viel zu tun, ist viel im Studio des YG Gebäudes und er und Diana
sehen sich kaum, teilweise nicht einmal mehr zum Abendessen.
Es ist Samstag, K sitzt in seinem Keller und surft gelangweilt auf seinem Laptop im Internet.
Sein Wohnzimmer ist abgedunkelt, er hasst übermäßige Lichtverhältnisse, weil er bereits tagsüber
von oft gleißendem Licht umgeben ist.
Tief ausatmend lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück und überlegt, was er beim nächsten Mal
anders machen muss, damit ihm das Mädchen nicht sofort flieht. Vielleicht muss er sie vor Angst
gefügig machen, vielleicht aber auch… oh, er hat schon eine Idee. Er wird sie einfach daran hindern,
wegzulaufen, davon hat er doch schon einmal in einem Film gesehen.
Jetzt braucht er nur noch den Raum so zu präparieren, dass er das Mädchen filmen kann.
Diana räumt gerade das Wohnzimmer auf und schiebt einen Stapel Bücher zur Seite, die sie
ohnehin noch lesen möchte, als gerade ihr Handy vibriert. Sie geht davon aus, dass es ihre Freundin
ist, die ihr schreibt, weil sie keine Ahnung mehr hat, wie sie sich aus ihrer Entscheidung rauswinden
soll.
Doch zu ihrer Überraschung zeigt das Display etwas ganz anderes. Diese unbekannte Nummer!
??? ► Diana
Ist dein Leben so langweilig oder warum erzählst du nichts? Ich warte! :P
Mit offenem Mund starrt sie ihr Handy an. Das gibt es doch nicht. Die Person schreibt ihr. Noch
immer! Oder soll sie besser sagen… schon wieder?
Was soll sie antworten?
Eine ganze Weile sitzt sie auf dem Boden, ohne zu wissen, wie sie sich nach unten bewegt hat. Ihre
Beine hat sie in einem Schneidersitz verflochten, ihr Handy liegt vor ihr. Der Blick starr auf das
Handy gerichtet, als ob ihr das eine Antwort auf ihre Fragen geben könnte.
Wenn sie die Person jetzt ignoriert, hört diese bestimmt auf zu schreiben.
Aber will sie das?
Tief ausatmend greift sie nach dem Handy und plötzlich bewegen sich ihre Finger beinahe wie von
alleine über die Buchstabentasten ihres Nachrichtenmenüs.
Erst, als die Nachricht bereits abgeschickt ist, realisiert sie.
Diana ► ???
Glaub mir, so spannend ist mein Leben nicht.
Ungläubig blinzelnd starrt sie ihr Display an. Ein paar Minuten lang wartet sie auf eine Antwort und
denkt schon, dass keine kommt, doch im selben Moment, als sie sich erheben will, um weiter
Hausarbeit zu verrichten, bimmelt plötzlich ihr Klingelton.
„Was zum Teufel.“, flüstert sie in einem kurzen Selbstgespräch, da ein Wolfsgeheul zu hören war.
Sie sollte aufhören, Babsi mit ihrem Handy spielen zu lassen. Da kommt nur Blödsinn raus, wie sie
sieht.
??? ► Diana
Ach was, langweiliger als meins kanns schon nicht sein. ^^
Sie runzelt die Stirn. Dann tippt sie eine Antwort – dieses Mal mit voller Absicht.
Diana ► ???
Ach weißt, du… eigentlich ist mein Leben gar nicht soooo langweilig. Erst letztens bin ich
entführt und fast abgestochen worden.
Wenn sie ehrlich ist… hat sie keine Ahnung, warum sie das gerade schreibt. Instinktiv greift sie sich
an den Bauch, wo sie noch immer Schmerzen von den Stichwunden hat. Sie hatte wirklich großes
Glück, dass nichts ernsthaft erwischt worden ist von dieser Psychopathin…
Die Antwort kommt auch dieses Mal verdammt schnell.
??? ► Diana
Damit kann ich definitiv nicht mithalten. Ich hab bloß letztens verschimmeltes Brot in
unserem Kühlschrank gefunden. XD
Nimmt die Person sie etwa nicht ernst? Naja, wer nimmt so eine SMS auch schon wirklich ernst…
Sie überlegt eine ganze Weile, was sie antworten könnte. Ist die Person wohl ein Junge oder ein
Mädchen? Oder vielleicht schon so alt, dass sie Mann oder Frau sagen sollte…?
Diana ► ???
Schade, dabei hatte ich mich schon so auf gemeinsame Abenteuer gefreut… :P
Klar, sie ist sich darüber bewusst, dass man das als Flirten bezeichnen könnte. Und dass das auch
noch sowas von peinlich sein wird, wenn sich rausstellt, dass es ein Mädchen ist. Außerdem ist da
noch Jiyong und…
Nein, sie denkt schon wieder zu viel nach.
Was ist schon dabei, ein paar Nachrichten mit jemandem auszutauschen?
Sofort denkt sie an Babsis Worte, dass eine tolle Freundschaft daraus entstehen kann und sie hofft
auch wirklich sehr stark darauf, dass sowas passiert. Sie kann im Moment wirklich jemanden
brauchen, der mit all dem hier nichts zu tun hat.
Eine Person, die objektiv über all diese verrückten Dinge denkt, die in dieser abgedrehten Szene
passieren.
??? ► Diana
Warte, ich packe eben meinen Rucksack. Sag mir, was ich mitnehmen soll? :)
Ein herzhaftes Lachen entkommt ihr. Wer auch immer das ist, die Person ist witzig und teilt genau
ihren abgedrehten Humor. Schnell tippt sie eine Antwort.
Es tut so gut, nach so langer Zeit endlich mal wieder zu lachen. Ohne dabei irgendeinen fiesen
Gedanken an irgendwelche Sorgen zu verschwenden.
Diana ► ???
Wir brauchen ein Seil und Wanderschuhe. Außerdem wäre Proviant toll und du brauchst
eine Bratpfanne. Wer weiß, wo wir überall auf unserer Reise vorbeikommen?
Ihre Lippen verziehen sich zu einem dümmlichen Grinsen, während sie auf eine Antwort wartet. So
schnell diese Nachrichten bei ihr ankommen, überlegt ihr Gesprächspartner oder ihre
Gesprächspartnerin kein zweites Mal.
Also ist die Person zumindest einmal sehr schlagfertig. Das gefällt ihr.
??? ► Diana
Sehe ich aus, wie Samwise Gamdschie?! XD
Alter, ich schlepp doch keine Pfanne mit mir rum!
Wieder entkommt ihr ein herzhaftes Lachen. Sie tippt eine Antwort, ohne groß darüber
nachzudenken, was sie überhaupt hier schreibt…
Diana ► ???
Woher soll ich denn wissen, wie du aussiehst. Ich kenn dich nichtmal! XD
…und bereut ihre Wortwahl dann doch im Nachhinein.
Sofort greift sie sich mit der Hand an die Stirn. Warum hat sie das Gefühl, dass das Gespräch jäh
eine unangenehme Wendung nimmt, jetzt wo sie mit ihrer dämlichen Ernsthaftigkeit, die einfach
immer und immer wieder durchkommt, den Spaß von vorhin zerschlägt? Wieso muss sie immer so
viel nachdenken und kann nie ein wenig Spaß haben…
Als die Antwort bei ihr ankommt, hat sie ein unangenehmes Gefühl, noch ehe sie einen Blick darauf
wirft.
Seufzend legt sie das Gerät weg und geht ins Badezimmer, um die Waschmaschine zu befüllen, doch
sie hält es keine 5 Minuten aus und kommt schließlich wieder energisch in ihr Zimmer gestürmt.
Mit beinahe zitternden Fingern greift sie nach ihrem Gerät.
Sie ist viel zu aufgeregt.
Wieso ist sie so aufgeregt?!
??? ► Diana
Wie soll ich wohl aussehen? ^^ Natürlich sehe ich umwerfend aus! XD
Ohne zu wissen, wieso, fängt sie schon wieder zu lachen an. Sie lacht so lange, bis ihr sogar Tränen
davon über die Wange laufen. Wer auch immer die Person ist, der- oder diejenige hat ein großes
Talent, sie in ihren schlechtesten Momenten zum Lachen zu bringen.
Mit dem Handrücken wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht, dann tippt sie sich durch ihre
Kontakte schreibt danach schnell eine Antwort.
Diana ► Sam Gamdschie
Wie auch immer, ich nenne dich jetzt Sam Gamdschie in meinen Kontakten.
Ein ganz breites, dümmliches Grinsen breitet sich auf ihren Lippen aus, noch während sie das
Display stur fixiert. Natürlich lässt die Antwort nicht lange auf sich warten.
Sam Gamdschie ► Diana
Du spinnst ja :D
Für normal ist das eine Antwort, mit der das Gespräch beendet ist. Zumindest hat sie das bisher
immer so gehandhabt. Doch dieses Mal nicht. Sie will das letzte Wort haben, aber sie weiß nicht
wieso.
Vielleicht, weil Sam das Gespräch begonnen hat.
Ja, jetzt hat sie einen Namen für die Person. Hoffentlich ist das kein Mädchen, sonst ist das nur halb
so lustig. Wobei man Sam auch für ein Mädchen hernehmen kann.
Diana ► Sam Gamdschie
Möglich. :P
Vielleicht erzählt die Spinnerin ja morgen, wie ihr Tag war.
Danach legt sie ihr Handy weg und versucht ihr Herzklopfen unter Kontrolle zu bringen. Das ist so
eine neue Situation für sie, dass sie ganz verwirrt ist, wie sie damit umgehen soll. Im Freundschaften
schließen hatte sie noch nie das größte Talent. Die Kontaktfreudige unter ihnen beiden – ihr und
ihrer besten Freundin – war stets sie. Darum tut sie sich auch so leicht, die Leute für sich
einzunehmen. Auch wenn sie das unbewusst macht.
Sie hat sich schon immer gedacht, dass sie sich eine Scheibe von ihr abschneiden muss. Und das hat
sie damit getan – sie hat zum ersten Mal etwas für sie völlig Untypisches gemacht.
Und sie ist verdammt stolz drauf.
Gerade verlässt sie den Raum, da steht ihr Jiyong gegenüber. Beinahe erschreckt sie, weil sie nicht
mit ihm rechnet, dann aber lächelt sie ihn matt an.
„Hallo.“, sagt sie leise und geht an ihm vorbei ins Badezimmer, um die Wäsche in die Maschine zu
geben.
Jiyong bleibt zurück, sieht ihr hinterher und senkt nachdenklich den Blick. Danach zieht er sich
seine Schuhe an und verlässt die Wohnung, um ins Aufnahmestudio zu fahren. Das, was er ihr
eigentlich sagen wollte, schreibt er ihr per SMS. Dass übermorgen das Meeting der YG Family ist.
Die Stunden vergehen, Diana beendet die Hausarbeit und legt sich schlafen noch bevor Jiyong
wieder nach Hause kommt. In den letzten Tagen war das immer öfter so, aber es macht ihr nichts
aus.
Für sie ist es normal, dass man sich in einer Beziehung nicht 24 Stunden auf der Pelle hockt. Nur
vergisst sie dabei immer, dass Koreaner oft nicht so sind und womöglich Jiyong ein anderes
Verständnis von einer Beziehung hat.
„Was ist aber, wenn er das wirklich anders sieht?“, fragt Diana deshalb dann und beginnt damit, an
ihrem Strohhalm zu kauen.
Sie sitzt in einer kleinen Bar, direkt beim Kino. Vor gut 20 Minuten sind sie aus dem Film
gekommen, haben sich White House Down angesehen und Channing Tatum angeschmachtet. Auch
wenn die koreanischen Sprachfassungen verdammt gewöhnungsbedürftig ist. Seit langem vermisst
sie ausgerechnet deshalb mal wieder ihre Heimat. Selbst wenn Babsi vorschlägt, sich die DVDs
einfach aus dem Internet auf deutscher Fassung zu bestellen – das ist nicht dasselbe, findet sie…
„Dann soll er doch gefälligst mal den Mund aufmachen und mit dir darüber reden.“, murmelt Babsi
mit einem Todesblick, der dem von Taekwoon Konkurrenz machen kann und starrt Diana so furios
an, dass sie einen Moment lang überlegt, sich sonst wo zu verkriechen.
„Ja schon, aber es gehören doch immer zwei dazu.“, sagt Diana und streicht sich ein paar Haare
hinters Ohr.
Seunghyun, der ebenfalls mit den beiden ins Kino mitgekommen ist, ohne dabei erkannt zu werden
– ein neuer Rekord! – meint nun: „Für dich passt es aber so wie es ist. Also liegt es an ihm,
Missstände, die seiner Meinung nach herrschen, aufzuzeigen.“
„Schon…“, nuschelt Diana und seufzt tief.
Es stimmt schon. Und jedes Argument, das bloß in ihr hochkommt, zerschlagen die beiden schon
alleine damit, dass sie das so nüchtern sagen.
„Hach, ich weiß auch nicht.“, sagt sie und sieht ihrer Freundin dabei zu, wie die ihr Handy zückt.
„Was machst du?“, fragt Diana neugierig. Warum soll sie nicht auch ein wenig neugierig sein, Babsi
will doch sonst auch immer alles wissen.
„Ich hab eine SMS gekriegt.“, sagt Babsi und tippt offenbar eine Antwort.
„Von wem denn?“, fragt Diana nach, wenn sie sonst schon kein Gesprächsthema haben.
„Von Doojoon.“, antwortet das Mädchen in ihrer Antwort versunken. Das gibt Diana einen
minimalen Stich ins Herz. Warum fragt sie nach, so genau will sie das nicht wissen.
Aber da ist trotzdem was, das ihr keine Ruhe lässt. Im Moment zumindest nicht. „Ihr schreibt…
SMS?“, fragt sie daher so unschuldig wie möglich. Wie gut, dass Babsi kaum einen Unterton aus
einem Satz erkennt, aber ihr ist wegen Seunghyuns Blick alleine klar, dass der weiß, was sie
bezweckt. Auch egal, soll er doch.
„Ja, manchmal.“, antwortet Babsi. Dann legt sie das Handy weg.
„Aha.“, meint Diana nur knapp. Wenn sie jetzt anfängt, sie auszufragen, wird das zu auffällig.
Also gibt sie sich damit zufrieden, kaum eine Info darüber zu haben, bis sie daheim in ihrer
Wohnung steht und diese wie so oft leer steht. Seufzend sieht sie sich um. Sie ist knapp davor,
Selbstgespräche zu führen und denkt einmal mehr darüber nach, sich Katzen zuzulegen. Aber was,
wenn Jiyong dann mit Gaho ankommt und der dann doch bei ihm daheim einzieht?
Seufzend greift sie nach ihrem Handy und öffnet die Nachrichten. Sie hat Sam schließlich
versprochen, heute von ihrem Tag zu erzählen.
Diana ► Sam Gamdschie
Heute war ich im Kino. White House Down, ein toller Film. Wobei er keinesfalls an meinen
Lieblingsfilm rankommt, aber das kommt ja kaum ein Film. Was ist eigentlich dein
Lieblingsfilm? Ich überlege mir, dass ich mir Katzen kaufe, dann ist die Wohnung nicht
immer so leer, wenn ich heimkomme. Naja… Genug von mir. Wie geht’s dir?
So viel zu schreiben ist vielleicht doof, aber sie ist nicht gut darin, kurze Nachrichten zu schreiben,
wenn sie damit anfangen soll. Viel zu oft hat sie ohnehin die Löschen-Taste gedrückt und das ist
nun mal das Beste, was dabei rausgekommen ist.
In dem Moment, als sie die Nachricht nochmal durchliest, wird ihr klar, wie viele persönlichen
Details sie bekannt gegeben hat.
„Oh Mann…“, murmelt sie und beißt sich auf die Unterlippe.
Weil sie nicht gleich eine Antwort kriegt, fängt sie an das Badezimmer und danach die Küche zu
putzen. Sie räumt den Geschirrspüler ein, macht sich etwas Popcorn und sitzt nun auf der Couch.
Als sie sich nach ihrem Handy umsieht, findet sie das unter einem Kissen – das hat sie vorhin noch
voller Frust, weil sie so eine blöde lange Nachricht geschrieben hat, dort hingeworfen.
Bereits das Popcorn kauend, ohne dabei weiter auf das Fernsehprogramm zu achten, sitzt sie hier im
langsam dämmrigen Licht, das durch die Fenster in den Raum fließt und tippt auf die Taste, die das
Display aktiviert.
Tatsächlich, da ist ein Nachrichtensymbol.
Sie hat die SMS vor einer halben Stunde erhalten.
Aber Moment.
Das ist gar keine SMS. Sie kennt das Symbol…
Ist das Kakaotalk…?
친한 친구 ► D.
Du scheinst Geldprobleme zu haben, weil du so viel Text in eine KURZnachricht stopfst.
Hier, ich hab Kakaotalk. Das ist gratis. Da kannst du spammen. XD
Verwundert runzelt sie die Stirn. Wie gut, dass sie sich nur D. genannt hat und nicht Diana xyz oder
sonst was. Aber wie die Person sich nennt – bester Freund. Schade. Sonst hätte sie jetzt gewusst, ob
es sich um einen Er oder Sie handelt.
Sie klickt Kakaotalk weg und öffnet wieder das SMS-Fenster.
Diana ► Sam Gamdschie
Ich hab keine Geldprobleme, du vielleicht? :P
Ja, gut. Diese Antwort ist sowas von dämlich, wenn man ihren irrsinnig langen Text bedenkt. Aber
zu ihrer Verwunderung dauert es ein wenig, bis die Antwort kommt. In der Zwischenzeit sieht sie
sich ein wenig das Abendprogramm an. Ein Blick auf die Uhrzeit verrät ihr, dass es schon 21:14 ist.
Jiyong bleibt heute aber ziemlich lange weg…
Schließlich kommt eine Antwort. Per SMS sogar.
Sam Gamdschie ► Diana
Verstehe, dann bist du bloß schlecht darin, kurze Nachrichten zu schrieben. ;P
Ein wenig irre schmunzelnd tippt sie sofort eine Antwort und bekommt auch gleich eine. Die beiden
chatten eine ganz schöne Zeit lang.
Diana ► Sam Gamdschie
Wenn ich ehrlich bin… ja gut, ich kann das nicht so. Aber du bist mir Antworten schuldig!
Sam Gamdschie ► Diana
Stimmt.
Diana ► Sam Gamdschie
…und? Wann krieg ich meine Antworten? :P
Sam Gamdschie ► Diana
Was willst du überhaupt damit, was mein Lieblingsfilm ist? XD
Diana ► Sam Gamdschie
Dann erzähl es mir halt nicht, ich wollte bloß in Gesprächsthema finden. -_Willst du mir dafür erzählen, wie es dir geht?
Sam Gamdschie ► Diana
Das interessiert dich doch nicht wirklich^^
Diana stockt einen Augenblick. Das ist doch keine gewöhnliche Antwort. Entweder will der oder die
gerade einfach nur seine Ruhe, oder es ist wirklich ihre oder seine Meinung, dass… nein, sie denkt
zu viel nach.
Oder…?
Weil sie keine Ahnung hat, was sie tun soll, schreibt sie eine ganz andere Antwort.
Diana ► Sam Gamdschie
Wie hast du mich denn in deinen Kontakten genannt?
Unruhig auf ihrer Lippe kauend wartet sie auf eine Antwort, die auch schnell kommt – nur um dann
gleich wieder regelrecht mit der Person zu chatten.
Sam Gamdschie ► Diana
Bisher steht da noch immer deine Nummer. Kann mich nicht entscheiden.
Diana ► Sam Gamdschie
Entscheiden zwischen was genau?
Sam Gamdschie ► Diana
Spinnerin oder Baby Girl :D
Gut, dass sie im Moment nichts zu trinken bei sich hat. Denn sie hätte sich wohl qualvoll daran
verschluckt und es dem Handy entgegen gespuckt.
Diana ► Sam Gamdschie
Woher willst du wissen, ob ich ein Mädchen bin? O_o
Obwohl es nur Sekunden sind, bis die Antwort da ist, kann sie es kaum erwarten und platzt fast vor
lauter Neugierde darüber.
Sam Gamdschie ► Diana
Hast du doch gestern selbst verraten^^
„Das kann nicht sein.“, sagt Diana leise und scrollt etwas nach oben. Dann sieht sie es selbst.
Spinnerin hat sie geschrieben. „Oh. Super.“, murmelt sie unbegeistert, schließt einen Moment die
Augen und öffnet sie im Anschluss wieder, nur um dann fest auszuatmen.
Schnell tippt sie eine Antwort.
Diana ► Sam Gamdschie
Dann wäre es doch nur fair, wenn ich auch erfahre,
ob du ein Mädchen oder ein Junge bist.
Sam Gamdschie ► Diana
Nein, wozu denn :D
Diana ► Sam Gamdschie
Zu meiner allgemeinen Seelenruhe vielleicht. Keine Ahnung. Sag schon! XD
Sam Gamdschie ► Diana
Nein^^
Diana ► Sam Gamdschie
-_Dann sag mir, was dein Lieblingsfilm ist?
Sam Gamdschie ► Diana
Wow, du nervst :D
Fluch der Karibik. Zufrieden? ^^
Diana ► Sam Gamdschie
Was ist an dem denn so toll? Ich mag Herr der Ringe am liebsten.
Sam Gamdschie ► Diana
Ahja, darum also Gamdschie^^
Ein weiteres Mal grinst sie ihr Display ganz dümmlich an.
Diana ► Sam Gamdschie
Und jetzt sagst du mir noch, wie es dir geht. Dann bin ich happy. :D
Sam Gamdschie ► Diana
Was ist, wenn ich nicht will?
Dass sie keinen Smiley bei seiner Antwort erhält, macht sie etwas stutzig. Was hat die Person bloß
und warum reagiert der oder die so empfindlich, wenn sie nach dem Wohlbefinden fragt?
Diana schnauft etwas Luft durch die Nase und tippt daraufhin schnell eine Antwort.
Diana ► Sam Gamdschie
Dann eben nicht. Ich weiß bloß, dass es manchmal ganz schön scheiße für einen sein kann
und ich dann gerne eine Person hätte, die mich danach fragt, wie es mir geht. Der ich
dann sagen kann, dass es mir nicht gut geht und dem ich nichts vorspielen muss. Leider
kann ich das bei meinem Freund nicht, weil der so gut wie nie da ist, obwohl wir in einer
Wohnung zusammen leben. Auch wenn man das nicht miteinander leben nennen kann.
Und deshalb überlege ich mir, dass ich mir Katzen zulege, aber hey. Dann kannst du mich
Crazy Cat Lady nennen. :D
Sie erwartet hierauf keine Antwort mehr, vor allem nicht, da sie fast eine halbe Stunde dafür
gebraucht hat, die richtigen Worte zu finden. Es wird immer später und als die Uhr schließlich dann
23 Uhr zeigt, legt sie sich ins Bett. Kurz darauf kommt sogar Jiyong nach Hause.
Der morgige Tag hat vieles für sie alle zu bieten, da müssen sie ausgeruht sein…
„Gut, jeder hat seine Schedules vor sich liegen.“, sagt YG, während alle Idols und Schauspieler unter
seinem Label an einem riesigen Tisch zusammen sitzen und in die Unterlagen vertieft sind. Babsi
wirft erst noch einen unsicheren Blick durch die Runde, bleibt bei YG hängen, der sie direkt ansieht
und steckt dann ebenfalls den Kopf in die Papiere.
Er erzählt vieles über die neue Castinggruppe WINNER, von Team A und Team B und von Jiyongs
aktuellen Aufgaben, die ziemlich viel sind aber offenbar will er es selbst so.
Die Gruppe WINNER ist dann die erste Boyband seit Big Bang, die unter YG debütiert. Das wird
ganz schön spannend.
„Ich weiß, der Termin für den Werbespot ist sehr spontan.“, sagt YG nun an Diana gerichtet, „Aber
dein Drehpartner hat es auch nicht sehr viel früher erfahren.“
Diana nickt und senkt den Blick auf ihre Schedules.
Mittwoch, 18.09.2013 – Werbespot für Karaokebar Funky; Diana und Doojoon (BEAST)
Als ob sie nicht schon genug Probleme hätte.
„Es werden sich jetzt allgemein ein paar Dinge für die beiden Neuen unter uns ändern.“, fängt YG zu
reden an und meint damit natürlich die beiden Mädchen.
„Sie werden jede Unterstützung von euch allen brauchen.“, sagt er allgemein in den Raum gewandt,
ehe er die Mädchen wieder direkt anspricht, „Eure Schedules werden sich laufend ändern und ich
erwarte von euch beiden, dass ihr selbstständig regelmäßig nachseht und auch aus
Eigenverantwortung heraus danach seht, ob sich etwas daran geändert hat. Die Leute von der IT
können euch auf eurem Handy einen Zugriff auf das Netzwerk einrichten, dann könnt ihr darauf
von überall zugreifen.“
Er redet etwas von Sicherheitsmaßnahmen und was sie tun sollen, wenn sie das Handy verlieren.
Dann redet er darüber, dass sie aufmerksamer sein müssen wegen der Paparazzi und Babsi ist klar,
worauf er da anspricht – natürlich ist es zu ihm vorgedrungen. Es gibt kaum etwas, das er nicht
mitkriegt.
„Ich will niemandem eine Beziehung verbieten, das wisst ihr. Für viele von euch ist nun mittlerweile
der Datingbann zu Ende, aber haltet euch dennoch in der Öffentlichkeit zurück. Ich will keine
Skandale mit anderen Idols haben, schon gar nicht mit welchen, die einen Bann darüber haben.“
Babsi blickt durch die Runde und bleibt einen Moment lang bei Jiyong hängen, der YG ganz
konzentriert anstarrt. Was läuft nur zwischen ihm und Diana falsch, fragt sie sich.
Aber sie darf ja selbst nicht reden. Seit dem einen Tag, an dem sie von Sungkyu zu einer
Entscheidung gezwungen worden ist, hat sie nichts mit einem der beiden geredet. Da kommt es ihr
gerade Recht, dass ihr Doojoon geschrieben hat – und er hat ihr wegen dem kommenden
Fotoshooting am 25. September eine Nachricht geschickt; weil sie da auch dabei ist, zusammen mit
Diana und den restlichen Jungs von BEAST.
Das wird bestimmt lustig.
„Bei Musikshows will ich, dass ihr euch vorbildlich verhaltet und allen zeigt, dass ihr von YG seid.
Solange es so bleibt, dass ihr nur Backstage einen auf Party mit den anderen macht, ist mir alles
Recht. Also belasst es auch dabei und zieht keine Show vor laufender Kamera ab. Achtet auf die
Kameras Backstage und dass ihr nicht ins MNet Programm oder sonst wo mit irgendwelchen
Auffälligkeiten landet…“
Es sind doch im Grunde bestimmt immer dieselben Worte, die er in solchen Meetings erzählt.
Diana hängt ihre Jacke in ihrer Garderobe und setzt sich auf die Couch. Jiyong sitzt dort und sieht
fern, sie kuscheln sogar einen Moment lang und dann setzt sich das Mädchen auf, weil sie ihr Handy
klingeln hört.
„Bist du jetzt ein EXO-L?“, fragt Jiyong, der diesen Klingelton natürlich als Insider der Szene kennt.
„Nein.“, sagt Diana schmunzelnd, „Das hat Babsi eingestellt, ich sollte sie nicht so viel mit meinem
Handy spielen lassen.“
Er gibt ihr keine Antwort darauf, weshalb sie dann auch die SMS liest, die sie gerade erhalten hat.
Mit gerunzelter Stirn meint sie im Anschluss: „Wow.“ Mehr hat sie darauf nicht zu sagen.
Jiyong wendet ihr kurz den Kopf zu, weil sie was gesagt hat, folgt ihrem Blick zum Display und
denkt sich nichts weiter dabei. Er hat genug Vertrauen zu ihr, dass es ihn nicht stört, wenn sie mit
wem schreibt. So war er schon immer. Hat Freiraum gegeben und lässt dem anderen seine
Privatsphäre. Eifersucht ist jedenfalls nichts, das zu ihm passt.
Sam Gamdschie ► Diana
Ich hab jetzt echt lange überlegt, ob ich dir das wirklich schreiben soll. Also enttäusch mich nicht,
so offen war ich bisher zu niemandem außer meiner Freundin. Und die ist jetzt weg, weshalb es
mir verdammt beschissen geht.
Es hat alles angefangen, als wir vor einem guten dreiviertel Jahr zusammen gekommen sind. Ich
liebe sie, ernsthaft. Mit jeder Faser meines Körpers, so gut ich nur kann. Auch wenn ich immer
viel zu tun habe, was mir leid tut. Aber ich mach gerade eine Phase durch, in der ich viel Zeit in
meine Arbeit stecken muss, weil ich Karriere machen will. Ich denke, sie hat das verstanden und
dafür noch Toleranz gehabt.
Aber dann hat sie mir vor einem Monat gesagt, dass ihre Eltern wegziehen. Ganz weit weg. Weg
von Korea, weshalb ich sie jetzt kaum sehen kann. Ich weiß nicht, ob ich die Beziehung beenden
soll oder ob ich auf sie warten soll – sie wird erst nächstes Jahr volljährig und kann erst dann
selbst entscheiden, ob sie dort bleibt oder zurück nach Korea kommt.
Das heißt entweder ein Jahr warten, in dem sie sich vielleicht in jemand anderen verliebt oder in
dem sie mich vielleicht nicht vergisst und wir dann da weitermachen können, wo wir aufgehört
haben. Ich weiß nicht, was ich tun soll und alle meine Kumpels sind totale Idioten und nehmen
das nicht wirklich ernst.
Manchmal glaube ich, ich bin der einzig Vernünftige hier… -_-
Immer und immer wieder liest sie diese elendslange Nachricht, die bestimmt über 5 Nachrichten
oder sogar mehr gezählt wird. Einen Moment lang kommt ihr sogar in den Sinn, ihm mit einem
Witz zu antworten, wie etwa ob er ihr nicht lieber ein Mail schreiben will. Aber das wäre jetzt sehr
unangebracht, selbst wenn es womöglich noch sein Stil ist, so zu schreiben.
Zumindest weiß sie jetzt, dass es tatsächlich ein er ist, mit dem sie schreibt.
Nachdenklich auf ihrer Unterlippe kauend, tippt sie schließlich eine möglichst neutrale Antwort, in
der sie ihm nicht zu negativ antworten möchte.
Diana ► Sam Gamdschie
Das ist wirklich bitter und das tut mir Leid für dich. Ich verstehe, dass es viele Dinge gibt, über die
du dir Gedanken machst im Moment.
Aber was ist, wenn sie dann gar nicht zurück nach Korea kommen will? Wenn du sagst, sie ist
mindestens ein Jahr weg. Das ist eine lange Zeit mit neuer Schule, neuen Leuten und Freunden,
die man vielleicht gar nicht mehr vermissen will nach einem Jahr.
Es dauert nach der Länge ihrer Antwort und schließlich auch seiner gemessen gar nicht mal so
lange, bis er ihr zurückschreibt. Wahrscheinlich hat er gleich getippt, nachdem er ihre SMS gelesen
hat. Warum auch immer, aber sie schätzt ihn tatsächlich so ein, dass er kein zweites Mal überlegt
und womöglich nie auch nur ein einziges Wort löscht. Alles, was er schreibt, ist so ehrlich und
direkt. Das hat sie noch nie erlebt. Nicht einmal bei Babsi. Selbst die ist eine Denkerin, wenn es zu
Konversationen oder SMS kommt.
Sam Gamdschie ► Diana
Du bist eine verdammt positive Denkerin, kann das sein? Und ja, ich mein das grad sarkastisch.
Kann schon sein, dass sie so denkt nach einem Jahr aber wenn es nicht so ist, dann bin ich das
Arschloch und das will ich nicht sein.
Instinktiv mit dem Kopf schüttelnd setzt sie zu einer Antwort an.
Mehrmals löscht sie den Text, ehe sie sich entschließt, das auch wirklich so abzuschicken.
Diana ► Sam Gamdschie
Ja, kann sein, dass ich ziemlich negativ denke. Aber ich versuche immer, realistisch zu bleiben.
Sam Gamdschie ► Diana
Warum meinst du, dass das realistisch ist? Gut, ich hab das noch nie erlebt, dass jemand eine
lange Zeit in einem anderen Land verbringt, also habe ich keine Referenzen dafür. Aber ich
glaube an das Gute in den Menschen und daran, dass sie immer an ihren Idealen festhalten.
Diana ► Sam Gamdschie
Das ist aber eine verdammt biegsame Meinung, findest du nicht? Du kannst das auslegen, wie du
willst, aber es kommt immer auf dasselbe raus.
Sam Gamdschie ► Diana
Lieber biege ich mich, als an etwas zu zerbrechen.
Diana hält inne.
Verdammt, wie alt ist der Kerl. Der ist so… tiefsinnig. Aber dennoch…
Diana ► Sam Gamdschie
Du kommst mir verdammt naiv vor…
Sam Gamdschie ► Diana
Hör ich nicht zum ersten Mal. Aber mir ist die Meinung von anderen nicht wichtig. In meinen
Augen zählt nur, was ich denke und was meine Freundin denkt. Alles andere ist irrelevant.
Diana ► Sam Gamdschie
Eine wunderbare Denkweise und genau so soll es in einer Beziehung auch sein. Aber es ist
trotzdem nicht immer das Wahre.
Sam Gamdschie ► Diana
Wie kommt es, dass jemand so viel von Beziehungen verstehen will und dann selbst die größten
Probleme hat? ^^ Von wegen Katzen und so. Wo ist dein Freund, hängt er spät nachts in Bars ab
und säuft sich die Birne mit Soju weg?
Diana ► Sam Gamdschie
Nein. -_- Er arbeitet viel. Du weißt doch vermutlich, wie das ist – du arbeitest doch selbst viel,
meintest du vorhin.
Sam Gamdschie ► Diana
Hm ja, aber ich glaube kaum, dass man das vergleichen kann.
Diana ► Sam Gamdschie
Warum denn nicht?
Sam Gamdschie ► Diana
Ach egal, ich will nicht streiten.
Diana ► Sam Gamdschie
Wir streiten nicht, wir diskutieren hier. Und wegen deiner Freundin... Ich verstehe dich und ich
verstehe vor allem, dass du nicht einfach dem Wort einer für dich Fremden Glauben schenken
willst, aber du kannst mir in einem Punkt definitiv vertrauen; wenn ich sage, dass sie dort nicht
wegwollen wird, dann ist das wahrscheinlich auch so.
Sam Gamdschie ► Diana
Woher willst du das denn so genau wissen?
Diana ► Sam Gamdschie
Ich bin selbst keine Koreanerin. Und obwohl ich erst seit einem halben Jahr hier bin, kann ich es
mir ehrlich gesagt jetzt schon nicht mehr vorstellen, hier wegzuziehen.
Sam Gamdschie ► Diana
Du bist erst seit einem halben Jahr hier und wohnst mit deinem Freund zusammen?
Ganz schön gewagt.
Diana ► Sam Gamdschie
Ist es nicht meine Aufgabe, negativ zu sein? xD
Wie so oft grinst sie ihr Display an und ohne dass sie es merkt, wirft ihr Jiyong schon einen
misstrauischen Blick zu. Okay, vielleicht ist er nicht ganz und gar nicht eifersüchtig, das stört ihn
jetzt schon etwas. Wenn er aber danach fragt, fällt es erstens auf und zweitens wird sie ihm wohl
kaum ihren Nachrichtenverlauf zeigen.
Er ist doch selbst schuld, wenn es so selten zu Hause ist. Vielleicht sollte er sich dafür
entschuldigen… er weiß auch schon etwas, das er dagegen tun kann.
Diana kriegt von seinen Überlegungen gar nichts mit, die ist viel zu vertieft in ihren Chat mit Sam.
Sam Gamdschie ► Diana
Schon gut. ^^ Ich glaub trotzdem, dass das gutgehen wird. Man wirft doch keine Beziehung von
einem Dreivierteljahr über Bord.
Diana ► Sam Gamdschie
Hach ja, ihr Koreaner seid ja immer gleich so Feuer und Flamme für eine Beziehung, die grade mal
seit einem halben Jahr geht.
Sam Gamdschie ► Diana
Was ist falsch dran? Wenn man nicht füreinander bestimmt ist, warum gibt man sich dann
überhaupt die Mühe und fängt eine Beziehung an?
Ein weiteres Mal stockt Diana und starrt einen Moment lang ihr Display an.
Sie gibt es nicht gerne zu, aber der Kerl scheint ihr so überlegen zu sein, was sein Denken angeht.
Selten hat sie so eine tiefgründige Diskussion mit jemandem geführt. Wenn sie so darüber
nachdenkt, kommt ihr auf die Schnelle bloß Seunghyun in den Sinn. Vielleicht auch Taekwoon, bei
dem hat sie sich nämlich letztens so unwohl gefühlt, weil er ihr tatsächlich überlegen war. Aber
ansonsten…
Schuldbewusst wirft sie Jiyong einen kurzen Blick zu. Der fixiert den Fernseher.
Mit ihm hat sie nie so eine Diskussion geführt…
Das Vibrieren ihres Handys ruft sie zur Unterhaltung zurück.
Sam Gamdschie ► Diana
Ich meine ja nur, mir ist schon bewusst, dass wir für Leute aus anderen Ländern eine sehr
eigensinnige Denkweise in dem Bezug haben.
Diana ► Sam Gamdschie
Denkst du denn auch schon über eine Hochzeit mit deiner Freundin nach?
Sam Gamdschie ► Diana
Dafür fühl ich mich noch zu jung.
Aber vielleicht plant dein Freund ja eine, weil er so viel weg ist. ^^
Diana ► Sam Gamdschie
Lenk nicht vom Thema ab. Wenn du nicht an eine Heirat denkst, wenn du an sie denkst – wo ihr
Koreaner doch gleich immer so auf Ganz oder gar nicht seid – woher willst du dann wissen, dass
sie wirklich die Eine für dich ist?
Womöglich mag er das nicht, dass sie so direkt zu ihm ist. Andererseits – was kümmert es sie? Sie
kennt ihn ohnehin nicht so gut, dass es sie stören würde, wenn sie jetzt plötzlich aufhören,
miteinander zu schreiben.
Jetzt, wo sie weiß, dass es sich um einen Typen mit Beziehungsproblemen handelt, ist die Spannung
auch ein wenig dahin. Das einzige, das sie daran vermissen könnte, wären seine Offenheit und die
scheinbar ziemlich tiefsinnigen Charakterzüge, die er so an sich hat.
Als er zurückschreibt, ertappt sie sich allerdings dabei, wie sie regelrecht darauf fiebert, eine
Antwort von ihm zu lesen.
Sam Gamdschie ► Diana
An dem Argument ist schon was dran. Vielleicht bin ich im Moment auch einfach noch nicht in
der Lage, mir einzugestehen, dass ich dabei bin, einen großen Fehler zu machen.
Aber meine Crazy Cat Lady ist dann schon da, um mich zu trösten, nicht wahr? :D
Sie muss sich auf die Zunge beißen, um nicht wieder zu lachen. Jetzt, wo Jiyong neben ihr sitzt und
das direkt mitkriegt, ist ihr das schon ein wenig unangenehm und sie will es vermeiden, dass er
merkt, wie viel Spaß sie hier hat. Warum auch immer sie so denkt.
Diana ► Sam Gamdschie
Aber klar doch, was denkst du denn! :D
Da es schließlich schon sehr spät ist, wundert es sie nicht wirklich, dass sie nun eine längere Zeit
keine Antwort hierauf erhält.
Also legt sie sich schlafen, denn Jiyong ist ebenfalls schon kurz vorm Einschlafen.
Am nächsten Tag wird sie wach und ohne sich darüber zu wundern, dass die zweite Betthälfte
bereits leer ist, steht sie auf und macht sich etwas Frühstück.
In der letzten Zeit hat sie sich wieder angewöhnt, süße Speisen zum Frühstück zu machen. Wenn
sie nicht etwa ein Butter- oder Marmeladenbrot isst, haut sie sich eine Schüssel Müsli rein. Ist sie
gut gelaunt, kommen noch frisch geschnittene Früchte dazu, heute aber hat sie keine Lust darauf.
Sie sitzt mit ihrer Schüssel vor dem Fernseher, die lieblos bis beinahe zum Rand mit Vanillemilch
befüllt ist und schiebt sich einen Löffel nach dem anderen in den Mund, ohne dabei richtig auf das
Fernsehprogramm zu achten.
Dabei ist sie so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie es nicht einmal mitbekommt, als die Tür
ihrer Wohnung aufgeht und Jiyong heimkommt.
Erst, als er ihr einen Blumenstrauß direkt vors Gesicht hält, erwacht sie aus ihrer Trance und sieht
mit einem verwirrten Blick zu ihm hoch.
„Hey, Schönheit.“, grinst er sie an und legt den Strauß Blumen ungeachtet auf den
Wohnzimmertisch, wo auch gleich daneben die Müslischale folgt, die er ihr aus der Hand nimmt.
Ohne einen Mucks von sich zu geben, sieht sie weiterhin überrascht zu ihm und wundert sich über
seine Handlung. Was macht er so plötzlich mit Blumen zu Hause, wo er doch sonst um die Zeit
arbeitet und vor allem warum er ihr jetzt ihr Müsli wegnimmt, wo sie doch noch nicht damit fertig
ist.
Gleich, nachdem sie ihre Hände zu sanften Fäusten ballt, weil sie nichts mehr dazwischen hält,
spürt sie seine Finger und wie sie sich in den ihren verschlingen. Jiyong presst seinen Körper gegen
den ihren und bringt sie dazu, dass sie sich ganz langsam nach hinten auf die Couch sinken lässt.
Seine warmen, weichen Lippen liegen auf den ihren und instinktiv verschließt sie ihre Augen, rollt
sie vor geschlossenen Lidern nach oben und genießt jede einzelne seiner Berührungen. Zu lange ist
es her, seit er sie das letzte Mal so eingenommen hat.
Schnell entkommt ihr ein wohliges Seufzen, als er sich dazu entschließt, von ihren Lippen weg über
ihre Wange nach hinten zu ihrem Ohr zu wandern.
Bald wandern seine Finger in ihre Unterwäsche, er kann es selbst kaum erwarten, bis er die Wärme
ihres Körpers spürt und sie nur ihm gehört. Wie ein Löwe beugt er sich über seine Beute, lässt sie
seine Zunge an ihren Ohrläppchen spüren und nimmt sie so sehr für sich ein, um sie daran zu
erinnern, dass sie ihm gehört.
Helles Zwitschern der Vögel vor dem gekippten Schlafzimmerfenster weckt Diana aus ihrem tiefen
Schlaf. Nach einem sehr intensiven Nachmittag und einer viel intensiveren Nacht steht heute ein
Tag voller Arbeit bevor. Arbeit, vor der sie sich ehrlich etwas fürchtet.
Heute ist der Tag, an dem sie einen Werbespot zusammen mit Doojoon dreht.
Das hat ihr gerade noch gefehlt.
Im Studio angekommen erwarten sie schon eine Unmenge an Leuten, die sie natürlich noch nie
gesehen hat. Nur einen davon könnte sie unter tausend Koreanern immer identifizieren. Er steht
einfach neben einer Dame, die scheinbar gerade seinen Haaren den letzten Schliff gibt und verzieht
dabei keine Mine. Obwohl sich Diana beim Eintreten höflich gemeldet und verbeugt hat, hat der
Typ sie wahrscheinlich nicht mal wahrgenommen. So ein Idiot.
Dieselbe Dame, die gerade Doojoons Haare gerichtet hat, kommt nun auf das Mädchen zu und
inspiziert ihr Gesicht. Danach geht sie auf eine andere Frau zu, die wohl die Regisseurin sein muss
und bespricht etwas mit ihr. So unwohl hat sich Diana schon lange nicht mehr gefühlt und dabei
dachte sie, dass bei solchen Drehs immer alle überfreundlich sind.
Fertig geschminkt und in ein knappes Outfit gezwängt, wird ihr schließlich doch erklärt, was sie zu
tun hat. Doch genau das stoßt ihr bitter auf.
„Sie müssen Doojoon aufreizend antanzen.“, erklärt eine Assistentin, worauf die wenigen Männer im
Raum leise zu kichern beginnen.
„Ich muss was?!“, fragt die Österreicherin ungläubig und dreht sich kurz zu ihrem Drehpartner um,
der sie ihrer Meinung nach ausdruckslos ansieht.
„So, wie sie vielleicht jemanden in einer Bar auf sich aufmerksam machen wollen.“, erklärt die junge
Frau weiter, geht dann aber nach einem weiteren fragenden Blick zu dem Tontechniker und lässt
sich kurzerhand an ihm hinuntergleiten, den Po weit von sich gestreckt, beinahe seinen Körper
berührend.
Diana schluckt ein weiteres Mal. Es bleibt ihr ja nichts anderes übrig. Sie hat einen Vertag
unterzeichnet und ist somit verpflichtet, die Jobs zu erledigen, die ihr zugeteilt werden.
Während dem Mädchen erklärt wird, was sie für den Werbespot zu tun hat und wie sie sich dabei
bewegen muss, spürt Doojoon in seiner Hosentasche sein Handy vibrieren.
„Entschuldigung.“, sagt er leise zur Stylistin, die gerade auf ihn zugeht, um ihn vermutlich zu fragen,
ob sein Styling so für ihn in Ordnung geht. Als er sich umdreht, kreuzt sein Blick den seiner
Drehpartnerin.
Er will nicht, dass jeder sieht, was er macht und deshalb wirft er nur kurz einen Blick auf sein Handy
und schreibt eine Antwort.
Babsi ► Doojoon
Gehst du heute mit mir ins Lotte World? :B
Doojoon ► Babsi
Wie oft noch? Zu viele Leute… -_-
Ihm winkt die Regisseurin, weshalb er ihr zunickt und dann sein Handy hinlegt. Direkt auf einen
kleinen Tisch neben dem Kameramann.
„Ist es okay, wenn es da liegenbleibt?“, fragt er und der Kameramann sieht ihn verwirrt an. „Das
vibriert gleich, das stört beim Dreh.“
„Aber klar doch.“, sagt die Regisseurin mit einer honigsüßen Stimme und blinzelt, als hätte sie was
ins Auge bekommen. Diana neben ihr verdreht kaum merklich die Augen, aber er bemerkt es und
muss sich schnell ein Schmunzeln verkneifen.
In dem Moment, als er zum Punkt geht, an dem er für die Kamera stehen muss, leuchtet auch
tatsächlich sein Display auf und zeigt die Antwort des Mädchens.
Babsi ► Doojoon
Du hast doch versprochen, dass ich mir was aussuchen darf… T_T
Dann will ich in den Zoo – da musst du mit, keine Widerrede! >_<
Kurz lugt Diana zu dem Koreaner hinüber und bekommt gerade noch den Namen ihrer besten
Freundin zu lesen und einige ihrer geliebten Smileys. Sie kann zwar schon relativ gut Koreanisch,
aber beim Lesen braucht sie immer noch etwas mehr Zeit. Babsi schreibt also Doojoon. Das ist zwar
nichts Neues, aber irgendwie wurmt es sie doch sehr. Vor allem, dass er auch gleich antwortet…als
würde ihm diese Art der Konversation gefallen.
„Können wir dann?“, fragt hinter ihr plötzlich die Regisseurin in einem nicht einmal halb so
freundlichen Ton, wie sie ihn kurz davor für Doojoon übrig hatte. Die aufkommenden Tränen aus
ihrer Wut heraus unterdrückend schreitet Diana zu ihm rüber und stellt sich vor ihn. Sie atmet tief
durch und wagt es nicht, ihn anzusehen.
Doojoon merkt ihre Unsicherheit, schiebt es allerdings auf ihre Unerfahrenheit bezüglich des Drehs.
Durch seine eigene Schauspielkarriere, die schon seit ein paar Jahren gut neben der Band läuft, ist er
in dem Gebiet ja fast schon ein alter Hase.
Er dreht den Kopf zum Team und meint: „Das Antanzen können wir doch sicher am Schluss
machen.“
Diana wirft einen Blick zur Crew, die gerade etwas von der Spur und nervös wirkt.
„Aber klar doch.“, sagt die Regisseurin beinahe schon übereilt, „Womit sollen wir denn anfangen?
Habt ihr… irgendwelche Wünsche?“
Fast will sie schon mit den Schultern zucken, da ihr doch das Drehbuch nicht einmal gezeigt
worden ist, da wirft Doojoon schon ein: „Drehen wir doch die Szene als erstes, wo wir auf die
Kamera zugehen.“
Schließlich kann sie etwas Auflockerung brauchen. Sie zittert ja fast vor Aufregung…
„Klar, gerne.“, sagt die Frau neben dem Kameramann energisch nickend.
Der Song beginnt und Doojoon nimmt das Mikrofon in die Hand, das ihm eine der Mitarbeiterinnen
gibt.
Diana wirft ihr einen irritierten Blick zu und fragt: „Brauche ich keines?“
„Du singst nicht.“, antwortet die Regieführende, „Du stehst einfach bei ihm, tanzt mit ihm und bist
hübsch.“
Okay, sie steht vielleicht noch am Anfang ihrer Karriere und ist ein kleines Licht am Himmel, aber
das hier ist echt zu viel des Guten. Mit ihr wird ja geredet, als sei sie unwürdig, nicht mehr wert, als
ein Stuhl oder so. Es ist nur ein Job. Ein Job, der sie ihrem eigentlichen Traum, eine Sängerin zu
werden, näher bringen wird.
„Okay, dann fangen wir mal wirklich an.“, sagt Doojoon leise hinter ihr und wie aufs Stichwort
beginnt die Musik von Troublemaker zu spielen.
„Nicht vergessen – nur die Parts von Hyunseung singen!“, bittet die Regisseurin und der Sänger
nickt.
Er fängt mit seinem Einsatz an, hat den ersten Satz dabei fallen lassen und geht nun nach einem
minimalen Sprung von dem Mädchen weg, das ihm verwirrt hinterhersieht. Als er fast direkt vor der
Kamera steht, sieht er die Regisseurin nach Luft schnappen und dreht sich um.
Die Musik hört auf zu spielen und ehe die Regisseurin lospfeffern kann und sich über das nervöse
Mädchen auslässt, sagt er schon: „Macht nichts, Musik nochmal bitte.“
Auf ein Neues geht Troublemaker los – in seiner Instrumentalversion.
Strophe eins geht voran, Doojoon läuft regelrecht um Diana herum, die ihn dabei nur aus ganz
großen Augen anstarrt. Bei seinem dritten Satz hält er ihr dann seine Hand hin und Diana, die
gerade keinen anderen Plan hat, als nervös mit ihren Haaren zu spielen und sie sich über die
Schulter zu werfen, gibt ihm ihre rechte Hand und sieht ihn ganz verdattert an.
Während er singt – und was für eine Stimme er hat – wankt er ein wenig herum und zieht dabei
immer wieder leicht an ihrer Hand, weshalb sie sich minimal zu bewegen beginnt.
Dann endet die Musik wieder.
„Sorry, aber das wird so nichts.“, sagt die Regisseurin, „Vielleicht können wir die Szene kurz
nehmen, aber sie ist viel zu steif.“ Sie wendet den Blick direkt zu Diana. „Hast du sowas noch nie
gemacht? Mit wurde von eurer PR Abteilung versichert, dass du sowas drauf hast.“
„Ich hätte gerne eben eine Pause.“, mischt sich Doojoon mit ernster Stimme ein.
„Meinetwegen.“, sagt die Regisseurin, „Ich hole mir einen Kaffee.“ Mit den Worten stampft sie fast
schon aus dem Raum, der Kameramann und ein paar andere Leute der Crew folgen ihr fast schon
etwas zu energisch.
Doojoon schmunzelt, während er ihnen hinterhersieht. „Die ist immer so zickig, mach dir nichts
draus.“, sagt er und geht auf sein Handy zu, um die letzte Nachricht zu lesen. Er tippt eben eine
Antwort…
Doojoon ► Babsi
Meinetwegen Zoo, aber ich weiß nicht, ob ich das heute schaffe.
Was machst du morgen?
…und legt sein Handy wieder hin.
Diana weiß im Moment nicht wirklich etwas mit sich anzufangen. Sie ist viel zu nervös, dann sind
da noch Doojoon, der die ganze Situation auch nicht gerade besser macht und diese unausstehliche
Frau, die hier das Sagen hat. UND wahrscheinlich schreibt er schon wieder mit Babsi. Sie weiß, wie
aufdringlich ihre Freundin sein kann, wenn sie irgendwas will, was scheinbar nun der Fall ist.
Ohne Plan spielt sie nun einfach wieder mit ein paar ihrer Strähnen und blickt auf den Hinterkopf
ihres Partners. Gerade, als sie über seine perfekt sitzenden Haare nachdenken will, dreht er sich um,
will gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen; da meldet sich sein Handy abermals. Unbemerkt
will Diana nun diese Nachricht lesen. Warum auch immer.
Babsi ► Doojoon
Ich will aber heute mit dir da hin. ;^;
Es ist nicht zu fassen, wie vertraut sie schon mit ihm schreibt. Naja, sie macht mit Sam auch nichts
anderes und den kennt sie nicht mal persönlich… Aber Doojoon? Warum gerade er…
Der Koreaner gibt ein amüsiertes Schnauben von sich, schmunzelt sein Display an und flüstert sogar
in einem kurzen Selbstgespräch: „Nicht zu fassen, diese Frau.“
Seine Finger gleiten über die Tasten und er spaziert durch den Raum, bleibt plötzlich direkt neben
Diana stehen und spricht mit ihr, während er noch die Nachricht zu Ende schreibt und sie
abschickt.
Doojoon ► Babsi
Kann ich noch nicht versprechen, drehe gerade noch eine Werbung
mit deiner Freundin. Deine SMS lenken ab; also Ruhe.
Ich melde mich, wenn ich fertig bin. ;)
Weil er sie mittlerweile schon ein wenig kennt, behält er sein Handy einen Augenblick lang noch in
seiner Hand, während er Diana anspricht.
„Ich weiß, dass du nervös bist. Aber wenn du dich so anstellst, gibst du ihr nur noch mehr Pulver,
dich zur Schnecke zu machen. Wenn du dir leichter tust, sing einfach leise mit, das hilft gegen die
Nervosität. Lauf einfach mit mir durch den Raum und lass mich den Rest machen.“
Gerade will er sie ansehen, da taucht die erwartete Antwort auf.
Babsi ► Doojoon
YEEEHHH DIANA! SAG IHR HALLO VON MIR!!! >V<
„Tss.“, macht er nur und schreibt eben zurück…
Doojoon ► Babsi
Hallo zurück… ^^
…und legt das Handy wieder auf den Platz von vorhin. Dann dreht er den Kopf zu Diana.
„Verstanden?“
Sie nickt einfach nur. Ob er mitbekommen hat, dass sie seine Nachrichten gelesen hat? Hat er
deshalb einfach diese letzte Antwort gegeben? Sie weiß es ja auch nicht…
Die Crew kommt wieder zurück in den Raum, worauf Diana etwas hastig von Doojoons Seite weicht.
Er ist ganz nett zu ihr, aber damit kann sie im Moment noch nicht wirklich viel anfangen. Die Angst
vor so gewissen Szenen überwiegt gerade wieder.
„Geht es weiter?“, fragt die Regisseurin, teils freundlich, jedoch mit einem herrischen Unterton.
Doojoon verdreht leicht die Augen, bevor er sich wieder an seinen Platz stellt und nur darauf wartet,
dass seine Partnerin zu ihm kommt. Unsicher überwindet sie die wenigen Schritte, bevor sie wieder
dicht vor ihm steht.
Als die instrumentale Musik zu spielen beginnt, geht er auf sie zu, legt ihr die rechte Hand an die
Schulter. Gerade, als er das Mikrofon zu seinem Mund heben will, legt sie ihm die Hand an die Brust
und für einen Moment senkt er die linke Hand ganz kurz, blickt in die Kamera und sing im
nächsten Augenblick in sein Mikrofon, während er sie zu sich zieht und sie mit sanfter Gewalt bei
sich hält.
Er bleibt stehen, rührt sich kaum, die Kamera schwenkt von ihnen beiden weg. Etwas ungeplant
wirft Diana plötzlich ihre Haare in den Nacken und sieht dem Kameramann hinterher. Womöglich
sieht sie darin eine Chance, mehr Bildschirmzeit zu erhalten, was auch immer.
Sie hält sich an seinen Rat, bewegt die Lippen aber kaum merklich während ihren leisen Flüstereien.
Ihre Schuhe sind so hochhackig, dass sie beinahe so groß wie er ist; und zu ihrer Überraschung
bewegt er zu ihrem Part, wenn man das so nennen kann, die Lippen sehr direkt mit. Aber er sieht
sie dabei nicht an.
Stattdessen spürt sie seine Hand, wie er sie an ihrer Taille berührt und von sich wegdrückt, damit sie
sich seitlich dreht und mit dem Rücken zu ihm steht.
Der Moment kommt, vor dem sie so große Angst verspürt. Er legt ihr die Hand an die Schulter und
drückt sie nach unten und noch während sie an ihm hinuntertanzt, berührt ihr Po eines seiner
Beine – womöglich sogar seinen Schenkel.
In ihrem Kopf schwirren die Gedanken – seine Hand liegt auf ihrem Rücken, selbst als sie wieder zu
ihm hochkommt. Dann greift er nach ihrer Hand und zieht sie mit sich, einen kleinen Weg bis
beinahe direkt vor die Kamera, wohin sie vor Nervosität beinahe stolpert.
Ohne zu wissen, was sie tut, dreht sie sich um und er rettet ihre unüberlegte Handlung dadurch,
dass er seitlich von ihr hinspringt und sie mit sich bewegt.
Nach knapp 2 Stunden Drehzeit haben sie den 24. Take vor sich.
Diana hat ihn so oft angetanzt, dass ihr schon ganz schummrig im Kopf ist. Er hat sie so oft an ihrer
Taille, ihrer Schulter oder ihrem rechten Oberarm berührt, dass sie genau die Stellen noch immer
wie Feuer brennen spürt.
Selbst die Endszene mit einer zweiten Frau, die etwas Humor in die Sache bringen soll, ist schon im
Kasten.
Ihre Wangen beginnen alleine vor Peinlichkeit zu glühen, wenn sie an den Moment zurückdenkt, in
dem sie sich so falsch hingestellt hat, dass er fast gegen ihren Rücken gestolpert ist.
Warum stellt sie sich hier wie der letzte Dorftrottel an?
Der Kalender zeigt den 21. September, 3 Tage nach dem Dreh für den Werbespot. Es herrscht dunkle
Nacht.
K steht gerade am Gelände zum Han Fluss und wirft die Leiche eines weiteren Mädchens ins
Wasser. Vor 2 Tagen hat er sie entführt, direkt von einer eigentlich so belebten Einkaufsstraße hat
er sie weggezerrt und keiner hat es bemerkt.
Ihr war ein Schuh locker geworden und der war in der Menschenmenge verschwunden und
weggetreten worden. Das hat er gesehen und seine Chance gewittert.
Gefilmt hat er sie, als sie halbnackt mit einer Tüte über dem Kopf langsam erstickt ist. In seinem
extra zuvor noch mit Kameras präparierten Raum.
Noch nie zuvor hat ihn ein Anblick so sehr erregt.
Das Material reicht jetzt erst einmal für die nächsten paar Tage, sonst fällt es am Ende noch auf,
dass stets Mädchen verschwinden. Er will ja unauffällig bleiben.
Born To Fight
Viele Faktoren können eine Freundschaft beeinflussen, möge sie noch so innig und anhaltend sein. Es
sind die Fehler, die wir begehen, die am Ende womöglich sogar einen Bruch zu dieser Person
provozieren. Nur wird es uns erst bewusst sein, wie wichtig eine Freundschaft für uns war, wenn man
im Begriff ist, sie zu verlieren.
Taekwoon seufzt laut. „Du sollst ihn jedenfalls dazu zwingen, die Flucht zu ergreifen, wenn er wach
wird.“
„Und wie mach ich das am besten, du Genie?“, fragt das Mädchen mit gerunzelter Stirn.
„Schreib ihm eine Nachricht, wie toll eure Nacht war und dass du dringend wegmusstest und jeden
Moment dein Freund heimkommt oder sowas. Was weiß ich.“, sagt er und wedelt dabei ausladend
mit der Hand.
„Das ist ne Idee.“, sagt Diana und nickt andächtig mit dem Kopf. Im nächsten Augenblick sucht sie
schon nach Papier und Stiften, um ihm eine Nachricht zu schreiben. Schnell kritzelt sie in etwa das,
was Leo vorhin gemeint hat, auf einen gelben Haftnotizzettel und dreht sich zu ihm.
„Bring ihn irgendwo im Schlafzimmer an.“, sagt er und wirft ihr einen Blick zu, der sie vorerst
stutzig macht. Nicht alleine aber auch deshalb hält sie inne und wartet, was er ihr sagen will. „Du
weißt, dass ich das nicht gut heiße.“
„Ist mir klar.“, sagt Diana, „Es ist nicht optimal, seinen Verlobten zu betrügen.“
„Nein, das meine ich nicht.“
Sie hebt überrascht die Augenbrauen. „Was denn dann?“
„Du weißt, wie wichtig sie mir ist.“, sagt er nun und Diana seufzt. Schuldbewusst senkt sie den Blick
zum Boden, weil sie sich nicht imstande fühlt, ihn jetzt noch groß anzusehen. „Hast du eigentlich
vorher darüber nachgedacht, bevor du ihn mit zu dir genommen hast?“
Ehrlicherweise schüttelt sie den Kopf. Selbst wenn sie nicht mehr weiß, was wirklich passiert ist,
alleine die Erinnerung daran, dass jede seiner Berührungen um ein Vielfaches besser war, als sie sich
in Gedanken ausgemalt hatte, ist furchtbar für sie.
„Wenn sie das mitkriegt, wird sie das sehr verletzen.“, sagt er andächtig.
Doch Diana hat es langsam satt, dass sich immer nur alle um Babsi sorgen. Dass sich immer nur
alles um Babsi drehen muss.
„Es ist passiert und es lässt sich nicht mehr ändern.“, sagt sie daher eisig, „Außerdem gehören immer
zwei dazu, dass so etwas geschehen kann.“
„Das schon, aber die beiden hatten doch nichts Festes.“, sagt Taekwoon mit gerunzelter Stirn, „Und
dann kommst du und lässt dich von ihm flachlegen. Nicht die fein englische Art.“
„Nochmal.“, murrt Diana nun schon etwas verstimmt, „Ich weiß nicht, was passiert ist.“
„Wenn wir für GMarket ein Fotoshooting haben, dürfen wir dann die Kekse direkt nach den Bildern
essen?“, fragt Babsi mit glitzernden Augen, die auf ein paar äußerst attraktiv glänzende Packungen
blicken, die ganz in der Nähe der kleinen Gruppe stehen.
„Du nicht, du bröselst dich bloß damit voll.“, antwortet Dongwoon und kann sich ein breites
Grinsen gerade noch so verkneifen.
„Nicht, wenn ich mir einen ganzen auf einmal reinschiebe.“, meint sie unbeeindruckt und öffnet wie
auf Kommando den Mund so weit, dass locker 3 solcher Kekse reinpassen würden.
Kikwang schüttelt grinsend den Kopf und wirft Diana einen Blick zu, die gerade den Raum mit
Hyunseung betritt. Er hat sie direkt am Eingang des Gebäudes aufgelesen und sie mit
hierhergebracht.
Ist zwar nicht so, dass sie unpünktlich ist, aber sie ist die Letzte von allen – alleine die Erkenntnis
drückt ihre Laune schon wieder deutlich.
„Wirf eine Packung Kekse rüber!“, ruft ihr Babsi zu und Diana dreht sich verwirrt um. Wie so oft
fragt sie sich einmal mehr, was ihre Freundin überhaupt von ihr will.
„Tu es nicht.“, ruft ihr Dongwoon zu, während Kikwang neben Babsi nun schon zu kichern beginnt.
Schließlich bleibt Diana bei der Gruppe stehen und weiß im ersten Moment nicht, wie sie sich in
der Gruppe voller neuer Gesichter einbringen soll.
„Kekse!“, ruft Babsi einmal mehr und hält die Hände von sich ausgebreitet.
Diana kennt sich gar nicht mehr aus und fragt sich, nach wem sie da schon wieder ruft. Sie dreht
sich in die Richtung, aus der gerade eine der fast schon aufdringlich glänzenden Kekspackungen
geflogen kommt und sieht Doojoon, der gerade mit den noch fehlenden Jungs zu ihnen kommt.
„Oh nein, nicht doch!“, ruft Dongwoon laut und greift als erstes zu, als die Packung offen ist.
Babsi schiebt sich nun tatsächlich einen ganzen Keks auf einmal in den Mund und zerknirscht ihn
zwischen ihren Zähnen, ehe sie Diana die offene Packung auffordernd hinhält und sie mit einem
Blick bedenkt, der von einem kleinen Kind mit Eislutscher kommen könnte.
Aus reiner Freundschaft zu Babsi schnappt auch sie sich einen Keks, auch wenn sie vor den Jungs
nicht gerade essen will. Eher nicht vor Doojoon… Als aber auch er sich einen schnappt, fehlt ihr
plötzlich komplett der Plan. Mit halb geöffneten Mund und dem Keks zwischen den Fingern steht
sie da und betrachtet den Mann neben sich, wie er leicht lächelnd abbeißt und dann wieder von
Dannen zieht. Irgendwann beginnt einer der Jungs – Kikwang – vor ihren Augen mit der Hand zu
wedeln.
„Alles okay?“, fragt er, worauf sie nur nickt. Sie muss sich wirklich zusammennehmen und sich nicht
mehr von diesem Typen, oder sonst wem ablenken lassen. Schließlich will sie ja nicht
unprofessionell wirken.
Sie scherzen eine Weile dümmlich weiter, als plötzlich ein paar Minuten später jemand von den
Fotografen um die Ecke biegt, um etwas zu holen. Babsi kennt keinen der Leute und schluckt den
Bissen Keks so schnell hinunter, dass sie sich daran fast verschluckt und zu husten beginnt. Hastig
drückt sie Kikwang die bereits halb leere Packung in die Hand und deutet mit dem Daumen auf ihn,
als der Kerl auch noch zu ihnen rüber sieht. Na toll, jetzt gibt es sicher gleich Ärger.
„Ihr sollt die Kekse nicht essen, die Fotos sind noch gar nicht gemacht!“, schimpft der Typ und zieht
eine fiese Grimasse, die Babsi zugegeben etwas den Schrecken einjagt. Schließlich ist sie neu und
sollte sich nicht zu viele Fehltritte erlauben.
Wie gut, dass das jetzt nicht auf sie zurückfällt.
Doojoon kommt mit einem von GMarket rein, der sich ebenfalls gleich über das Kekse essen
beklagt.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen geht er jetzt auf die Gruppe zu und bleibt bei ihnen stehen.
„Schämt euch, lasst das mit den Keksen.“, sagt er etwas lauter und dreht dann ganz unauffällig den
Kopf nach hinten, um zu sehen, ob noch wer dasteht.
„Die Luft ist rein.“, sagt Yoseob ganz leise, ehe Kikwang neben ihm in lautem Gelächter ausbricht.
Sofort greift Babsi nach den Keksen, aber Doojoon ist schneller und hält die Packung in einer Höhe,
in der sie die niemals erreichen kann.
„Hey! Das sind meine!“, ruft sie empört und zappelt mit den Händen, bis sie beinahe auf ihren etwas
zu hohen Schuhen zur Seite kippt und sich gerade noch rechtzeitig an seinem türkisen Shirt
festkrallt, das er für die Frühlingskollektion bereits trägt.
Beinahe beißt sich Diana auf die Zunge, während Babsi ziemlich nahe an Doojoons Lendengegend
hängt und die anderen versuchen, das Mädchen wieder auf die Beine zu stellen. Okay, das das war
ein Unfall, also sollte sie sich nicht zu sehr aufregen. Es ist sowieso unverständlich für sie, warum
alles in ihr so durchdreht, wenn Babsi diesem Typ nur zu nahe kommt.
„Da.“, sagt er und hält ihr die Kekspackung schließlich hin.
„Ist ja nur noch einer drin.“, sagt das Mädchen fast schon etwas enttäuscht.
„Trotzdem deiner.“, antwortet Doojoon unbeeindruckt und kaut den vorletzten, den er sich gerade
noch geklaut hat, während sein Blick über die Gruppe wandert.
In dem Moment, als er Diana ansieht, fällt ihm ein, dass die Mädchen noch gar nicht fertig für das
Shooting umgezogen sind.
„Diana, du hast als erstes ein Zweiershooting mit Kikwang.“, sagt er und schubst Babsi mit dem
Ellenbogen. „Und du komm mit, wir müssen dir noch ein Kleid suchen.“
„Ich hab doch schon eins an.“, sagt sie in seine Richtung gewandt, während er bereits wieder dabei
ist, den Raum zu verlassen.
Doojoon bleibt im Türrahmen stehen und dreht sich zu ihr um: „Mit zu hohen Schuhen. Also
entweder suchst du dir andere Schuhe aus, die zum Kleid passen oder wir suchen beides neu.“
„Ja, ich komme ja schon.“, sagt sie kauend und schlüpft noch während ihrem Weg zu ihm ein wenig
holprig aus den Schuhen, nimmt sie in die rechte Hand und hopst barfuß hinter ihm her.
Als sie draußen sind, dreht Dongwoon den Kopf zu Kikwang.
„Jetzt schau doch nicht ganz so verbissen. Er wird sie nicht gleich vögeln, nur weil er mit ihr in die
Umkleide rübergeht.“, sagt er, da ihm nicht verborgen bleibt, wie er das Mädchen anhimmelt. Das
hat er schon bei Running Man getan und Dongwoon liebt es, sich Realitysendungen im Fernsehen
reinzuziehen.
„Vielleicht tut er das ja Mal, wenn sie in solchen Schuhen stehen kann.“, macht Junhyung gleich mit,
der sich das nicht nehmen lässt, jemanden gewaltig aufzuziehen.
„Genau. Er steht doch auf sowas.“, sagt Dongwoon und legt lässig den Arm um Kikwangs Schultern.
Ganz nahe kommt er ihm, spricht aber so laut, dass es keinem verborgen bleibt; „Sie sieht bestimmt
richtig scharf aus, wenn man was aus ihr macht.“
„Hör auf, so einen Blödsinn zu quatschen.“, knurrt Kikwang zwischen zusammengebissenen
Zähnen, ohne den Blick von der Tür zu nehmen.
„Stimmt.“, meint Dongwoon dann wieder provokant, „Wenn er das brave Mädchen erst umgedreht
hat, will er wahrscheinlich selbst seinen Spaß mit ihr haben.“
„Alter, Dongwoon halt doch die Klappe.“, sagt Hyunseung jetzt, dem Dianas Anwesenheit bei
diesem Gespräch sichtlich unangenehm ist.
Auch die fühlt sich wie das fünfte Rad am Wagen. Sie war noch nie unter so vielen Jungs alleine,
schon gar nicht bei so vielen, die sie nicht mal richtig kennt. Babsi ist diejenige, die immer alle
anspricht und durch die sie überhaupt in die Bredouille kam, sich so dämlich zu verhalten, wenn
Doojoon in der Nähe ist.
Ein paar Gesprächsfetzen bekommt sie noch mit, bevor es Kikwang scheinbar zu blöd wird und er
sie einfach mal am Arm packt und in eine der Umkleiden zerrt.
„Die Jungs lieben es, mich damit aufzuziehen, aber bitte sag ihr nichts.“, murmelt er etwas kleinlaut,
was in Dianas Augen nicht wirklich zu seinem Auftreten passt. Sofort hat er sich aber schon wieder
gefangen und lächelt sie charmant an.
„Hier sind ein paar Outfits, die von GMarket zur Verfügung gestellt worden sind. Such dir einfach
was aus, wär aber besser, wenn es sich nicht mit meinem beißt. Die Fotos sollen schließlich schön
werden.“, sagt er und lässt seine Hände dann selbst über die Kleiderhaken gleiten und sieht sich die
einzelnen Teile genau an. Er trägt ein weißes Shirt, welches hellblau gemustert ist und eine Jean, die
nicht ganz bis zu seinen Knöcheln reicht. Wenn sie an den nahenden Winter denkt, wird ihr richtig
kalt, aber immerhin ist das hier für eine Kampagne im Frühling.
„Ich finde das ganz hübsch.“, meint er, als er ein pfirsichfarbenes Kleid vom Ständer nimmt. Die
passende Weste hängt auch mit dabei und eine Kette im selben Farbton. Dann hält der Koreaner es
zu seinem Shirt und blickt prüfend nach unten.
„Könntest du auch gut tragen.“, scherzt Diana, bevor er ihr grinsend einen Daumen nach oben zeigt
und das Kleid über die Lehne eines nahestehenden Stuhles wirft.
„Dann brauchst du nur noch Schuhe.“, meint er und das Mädchen fragt sich langsam, warum er ihr
eigentlich beim Aussuchen hilft. Sie kann das sehr wohl alleine, aber sie wollte ja kontaktfreudiger
werden. Grinsend hat er schließlich ein paar weiße Lackpumps hochgehoben, die vielleicht nicht
perfekt passen, aber ihm scheinbar gefallen. Während er die Absätze beäugt und sich fragt, ob sie
damit auch nicht größer ist als er, stellt sie ein anderes Problem fest.
„Die werden mir nicht passen.“, murmelt sie, bevor sie ihm einen der Schuhe abnimmt und nochmal
die Größe checkt. Ja, die sind ganze drei Nummern zu klein. Hat ihr Management nicht
weitergegeben, dass sie unnatürlich große Füße für ein Mädchen hat? Kikwang sieht sie kurz etwas
planlos an, bevor er alles fallen lässt und sagt, dass er gleich wieder kommen würde.
Weil sie sowieso nicht weiß, was er vorhat, beschließt sie einfach mal, sich umzuziehen und dann
auf ihn zu warten. Wo will er denn auf die Schnelle passende Schuhe herbekommen und das auch
noch in ihrer Größe? Wir sind hier schließlich in Korea, wo alle Frauen zierliche Füße haben. Sogar
in Österreich war es manchmal schwer, schöne Treter abzubekommen.
Zirka zehn Minuten später klopft es an der Tür der Umkleide. Als Diana hereinbittet, bekommt sie
zuerst nur ein Paar heller Stoffschuhe zu sehen, bevor Kikwang sein Gesicht durchzwängt. „Die hab
ich gerade von Yoseob geklaut, ihr habt dieselbe Schuhgröße und ich finde, die passen sogar besser,
als übertriebene High-Heels.“, grinst er, reicht dem Mädchen die Teile und wartet, bis sie diese auch
angezogen hat.
Babsi, die mittlerweile nur noch flache Ballerinas in einem hübschen Türkis zu einem weißen Kleid
mit einzelnen Elementen in den Farben ihrer Schuhe, hüpft beinahe schon wieder um die Gruppe
herum. Als Diana aus der Umkleide kommt, fängt Babsi an zu lachen.
„Hast du Jiyongs Schuhe auch manchmal an?“, fragt sie und hat sich dabei wohl etwas zu viel von
Dongwoon abgeschaut, was das vorlaute Reden betrifft.
Die Jungs sind schlagartig ziemlich still, weil sie allesamt Diana nicht einschätzen können. Und die
bleibt immerhin verdächtig ruhig nach diesem offenbar unangebrachten Kommentar.
Im selben Moment bekommt Babsi einen Schubs von Doojoon, damit sie leise bleibt und nichts
weiter sagt. Er spürt die unangenehme Stimmung von Diana umso mehr, da sie genau den gleichen
Blick aufgesetzt hat, als sie sich mit der Regisseurin vom Werbungsdreh so geärgert hat.
Dann hält er ein kleines Podest hoch. „Dafür ist sie zu klein, weil sie keine anderen Schuhe tragen
kann und braucht das Teil.“, sagt er stirnrunzelnd zu Diana, um die Stimmung zu lockern.
„Aber doch nur, weil du zu groß bist!“, schmollt das Mädchen neben ihm und wird plötzlich von
Yoseob in die Wange gekniffen, damit sie aufhört zu reden. Auch er spürt instinktiv, dass Diana
ausgerechnet wegen ihrer Freundin schlecht gelaunt reagiert. Warum auch immer.
„Worum geht’s hier eigentlich?“, fragt Diana dann einfach, weil es ihr gerade selbst etwas zu blöd
wird, dass sie ständig eifersüchtig oder muffelig wird. Es soll doch ein relativ angenehmer Tag
werden, also sollte sie auch ihren Teil dazu beitragen.
„Um GMarket halt.“, meldet sich nun Dongwoon, der irgendwo im Hintergrund vor einem Spiegel
steht und seine Haare richtet. Beinahe alle Jungs verdrehen gleichzeitig die Augen, bevor Kikwang
nun das Wort an sie richtet.
„Einerseits soll die neue Frühlingskollektion präsentiert werden, dazu ein paar neue Produkte und
so Zeug. Ist einfach eine große Impro und immer viel Spaß.“, erklärt er und wird sofort panisch
angesehen. Improvisieren? Sie? Babsi hat damit eher weniger Probleme, da ihr einfach zu allem
etwas Dämliches einfällt. Da muss sie nur daran zurückdenken, wie sie einmal mit zwei Flaschen
des Getränks 2% Cheerleader gespielt hat und dauernd dessen Namen gerufen hat. Diana tut sich da
viel schwerer. Sie hat einfach ein Problem damit locker zu sein, einfach immer, aber vor allem, wenn
Kameras um sie herum sind. Deshalb ist es ihr viel lieber, eine Choreografie oder ein Drehbuch zu
haben, nach dem sie handeln kann.
Sie werden in das Studio gerufen, wobei Diana und Kikwang gleich nach vorne gebeten werden. Das
auch noch…
Tief durchatmend schreitet das Mädchen voran, während sich die anderen Jungs und ihre Freundin
auf bequeme Sofas platzieren. Hoffentlich fühlt sie sich nicht auch noch von denen allen
beobachtet. Ihr Shootingpartner lächelt sie aufmunternd an, bevor der Fotograf ihnen die Aufgabe
erklärt.
„Ihr sollt Blumen pflücken, dabei die Klamotten präsentieren und wenn möglich wie ein frisch
verliebtes Paar aussehen.“, meint der ältere Herr emotionslos, stellt sich gleich hinter seine Kamera
und lässt die beiden stehen wie begossene Pudel.
„Das kriegst du schon hin. Bist ja nicht alleine.“, flüstert ihr der Koreaner freundlich zu, während sie
auf die Kulisse zugehen.
Das ganze Setting sieht echt schräg aus. Alles um sie herum ist rein weiß. Einfach alles. Ein einziger
weißer Raum, der keinerlei Ecken und Kanten aufweist. So etwas kennt Diana noch von ihrer
Schule. Nur haben sie in so einem Studio lediglich Produktfotos geschossen und niemals Menschen
oder so. Der einzige Farbakzent ist ein großer Terrakottatopf am Boden, in dem sich bunte Blumen
befinden. Ein etwas eigenwilliges Shooting…
Kikwang befeuchtet einen Moment lang seine Lippen und greift danach zu einer der größeren
Blumen. Eine gelbe Gerbera hält er in den Händen, dessen Stängel er knapp unter dem Blumenkopf
abtrennt, sodass nur mehr gut 5 Zentimeter davon zu sehen sind. Den schiebt er ihr dann im
nächsten Moment unter die Haare, sodass er auf ihrer rechten Ohrmuschel liegt und lächelt sie
lieblich an.
Dass sie längst fotografiert werden, ist ihr in dem Augenblick nicht klar und erst, als das
Blitzlichtgewitter schon mehrere Sekunden lang über sie hinwegfegt und plötzlich die nächsten
gerufen werden, merkt sie, wie bescheuert sie hier gerade ihren Einsatz verpasst hat.
„Wir sind dran!“, ruft Babsi, die energisch auf die weiße Fläche läuft und Kikwang sowie Diana dabei
fast umnietet. Sie hüpft ungeduldig auf und ab, bis Doojoon mit einem ausdruckslosen Stirnrunzeln
bei ihr ankommt und ihr das kleine Podest vor die Beine stellt.
Wie aufs Stichwort stellt sie sich darauf und ist damit genau so groß wie der Koreaner.
„Wow, so ist die Luft also hier oben.“, sagt sie und hebt sich die Hand zur Stirn, als würde sie über
ihn hinweg zu den anderen sehen.
„Gleiches Konzept bitte.“, sagt der Fotograf und als Doojoon dem Mädchen eine Blume hinhält und
sie ihn möglichst verliebt ansieht, hebt er unzufrieden den Kopf. „Nein, irgendwas… fehlt da… das
Mädchen wirkt so künstlich…“, nuschelt er nachdenklich.
Doojoon, auch bekannt als Improvisationsgenie, tritt im selben Moment gegen eines der kleinen
Holzbeine, wodurch Babsi mit einem Strauß Blumen in der Hand erschrocken umkippt und er sie in
einer perfekten Haltung auffängt, die linke Hand an ihrer Taille, die Rechte an ihrem Rücken.
Er bäumt sich über sie, sieht sie aus gesenkten Lidern an und das Blitzlichtgewitter fegt über sie
hinweg.
Am anderen Ende des großzügigen Raumes stehen zwei gewisse Personen nebeneinander und
spannen gleichzeitig alle Muskeln in ihren Körpern an. Diana hält den Atem an und Kikwang an
ihrer Seite ballt seine Hände zu Fäusten.
Dass es hier irgendjemanden stört, dass gerade Doojoon und Babsi zusammen als Paar fungieren,
scheint keinem der anderen Jungs sowie keinem des Aufnahmeteams aufzufallen. Auch den beiden
fällt die Reaktion der jeweils andern nicht auf. So fixiert sind sie auf die sich ihnen bietende
Situation. Als Babsi dann auch noch rot anläuft, als der Koreaner ihr aufhilft, muss sich Kikwang
umdrehen und seufzt. Diana weiß zwar, dass ihre Freundin in beinahe jeder Situation rot um die
Nase wird, bekommt nun noch irrationalere Eifersuchtsgedanken, als zuvor. Warum lässt sie dieser
Typ nur so wahnsinnig werden, obwohl sie eigentlich glücklich sein sollte mit Jiyong? Diese Frage
lässt sie schon zu lange nicht mehr los.
Nach einzelnen Shootings der Personen folgen Shootings mit jedem der BEAST Member und einem
der beiden Mädchen. Als erstes soll Diana mit ihnen fotografiert werden, zunächst mit jedem
einzeln, dann in der Gruppe. Danach mit Babsi dasselbe und im Anschluss folgen viele, viele
Gruppenbilder. Zu dritt, zu viert – hier aber 2 Jungs und die Mädels – und in der gesamten Gruppe.
Das Shooting mit Dongwoon sowie mit Hyunseung läuft relativ schmerzfrei ab. Da sie nun wie
Kumpels wirken sollen, tut sich Diana hier auch dementsprechend leichter. Mit Yoseob gibt es viel
zu lachen, Junhyung ist dabei total cool.
Schwierig wird es für sie in dem Moment, in dem sie zusammen mit Doojoon fotografiert wird.
Er stellt sich total gelassen neben sie und legt ihr einen Arm um die Schulter, stützt sich abermals
an ihr ab und legt seine flache Hand gegen seine Stirn.
Alleine der Geruch, der von ihm ausgeht, benebelt ihr die Sinne so dermaßen, dass sie kaum mehr
oben von unten unterscheiden kann. Sie versucht, einen relativ neutralen Gesichtsausdruck
aufzusetzen, was ihr scheinbar auch gelingt, da der Mann hinter der Kamera kurz den Daumen
hochreckt.
Wenn sie Babsi danach bei ihren Shootings mit den Jungs betrachtet, scheint alles so einfach zu
sein. Kann es wirklich sein, dass sie einfach ein Naturtalent ist? Dabei war es immer Dianas Traum,
im Rampenlicht zu stehen…
Bei der Glückssträhne, die sie momentan durchlebt, steht sie für eines der Vierershootings
schließlich mit Yoseob, Doojoon und Babsi vor der Kamera.
Es ist Yoseob, der dem Mädchen ganz elegant den Ellenbogen auf den Kopf legt, weil er sie um so
vieles überragt. Doch wie sollte es anders sein, in Dianas Augen sucht das Mädchen ganz bewusst
die Nähe zum Leader der Jungs, denn es dauert keine 2 Minuten, da steht sie auf der anderen Seite
neben ihm und lehnt sich zwar freundschaftlich an ihm an, doch das lässt in ihr fast etwas
überkochen.
Seit wann hat sich das Mädchen in dem Bezug so sehr entwickelt, dass sie kein Problem mehr damit
hat, einen Mann anzufassen? Was ist so Grundlegendes in ihrem Leben passiert, das kann doch
nicht an Leo alleine liegen!
Und dann kümmern sich auch noch alle Jungs der Band so rührend um sie. Das ist zum Kotzen.
Warum passiert das immer, warum bei jeder einzelnen bescheuerten Band?!
Ihr ist gar nicht klar, dass in BEAST die ersten Jungs sind, die sie gewaltig auf dem Kieker haben und
sie ganz schön aufziehen. In ihren Augen wird im Moment nur realisiert, dass sie ihr
Aufmerksamkeit schenken und das verträgt sie beim besten Willen nicht.
Die Tage vergehen, während sich Diana immer wieder mit ihrem neuen Freund über die
Grundprinzipien einer Beziehung unterhält, haben Infinite eine Werbung für Samsung gedreht und
VIXX bereiten alles für den gemeinsamen Videodreh mit den Mädchen vor.
Heute jedenfalls ist der 28. September, ein Samstag. Sungkyu rauft sich ständig die Haare, weil er
sich so sehr mit Babsi zerstritten hat. Die beiden treffen heute bei Immortal Song aufeinander.
Entgegen seiner Erwartungen haben sie dort mehr zu tun, als er anfangs vermutet. Vor allem, weil
Soyou ihr eine ziemlich gemeine Falle damit stellt, dass sie ein altes koreanischen Volkslied
vortragen soll. Sie hat sie dem Publikum vorgeschlagen und die sind davon begeistert – kennen sie
das Mädchen doch bisher bloß durch die Fotos, die sie im Internet bereits von ihr gesehen haben.
Nahezu jeder Anwesende kennt sie. Sie wissen, dass sie mit Sungkyu befreundet ist, genauso mit
Taekwoon – und dass sie Yongguks Exfreundin ist.
Seufzend wirft Sungkyu seiner Ex einen vielsagenden Blick zu, die ihn nur überschwänglich
angrinst.
„Was denn?“, fragt sie ihn mit zuckersüßer Stimme, „Sag bloß, dass deine hübsche Freundin nicht
singen kann. Oh, wie Schade. Dann wird der Auftritt keine Punkte kriegen und die erste Schlagzeile,
die es über ihre Karriere gibt, wird verdammt negativ ausfallen.“
Er beißt sich auf die Zunge, um sich jeden Kommentar darauf zu verkneifen. Dann wirft er dem
betroffenen Mädchen einen Blick zu und geht rüber zu Dongwoo, der ebenfalls bei der Show dabei
ist. Gerade ist ihm eine Idee gekommen, wie er ihr helfen kann.
Jetzt kann er sie auf keinen Fall so hängen lassen, selbst wenn er wahnsinnig sauer auf sie ist, weil
sie sich noch immer nicht entschieden hat und seitdem kein Wort mit ihm gesprochen hat.
Kurz spricht er mit den Moderatoren, die ihn ansagen sollen, dann geht er mit Dongwoo zu Babsi
rüber und packt sie am Oberarm, um sie in einen Bereich zu schleppen, in dem sie in Ruhe reden
können.
Ächzend versucht sie sich aus seinem Griff zu befreien. „Was soll das, lass mich los!“, krächzt sie
und beginnt, wild zu zappeln.
„Jetzt gib Ruhe und komm her.“, murrt er und stopft ihr Kopfhörer in die Ohren. Er spielt ihr den
Song vor, den sie zu dritt singen werden und drückt ihr sein Handy in die Hand, auf dem er den
Songtext dazu schon geöffnet hat. „Lern das auswendig, du hast 5 Minuten.“
Zunächst weiß sie nicht, wie ihr geschieht, doch dann erkennt sie seine guten Intentionen und
nachdem sie Dongwoo einen verwirrten Blick zuwirft, nickt sie schließlich und beginnt, den Text
tatsächlich zu lernen.
Der Auftritt wird besser, als sie ursprünglich geplant haben und dadurch, dass Dongwoo und
Sungkyu zusammen mit ihr auftreten, erhält sie mehr Punkte, als Soyou Recht ist.
Nicht unweit vom Studio, in dem die Show aufgenommen wird, sitzt Diana auf ihrem Sofa und sieht
sich die Liveübertragung davon an. Gerade tippt sie eine Nachricht an Sam, wie sie ihn noch immer
nennt. Er hat ihr gerade geschrieben, wie ihr langweiliger Tag denn so voranschreitet.
Diana ► Sam Gamdschie
Ich mache nichts Großartiges, sitze nur hier und sehe grade Immortal Song.
Sie überlegt sogar einen Moment lang, ihm zu schreiben, dass das ihre Freundin ist, die hier auftritt.
Aber sie hat keine Lust dazu, jetzt groß von ihr zu erzählen – für den Fall, dass er fragen würde –
und deshalb belässt sie es dabei und wartet bloß geduldig auf seine Antwort.
Keinem ist klar, dass in den letzten Tagen grauenvolle Verbrechen nicht weit weg von ihnen
passieren.
Frauen werden entführt, gefoltert, vergewaltigt und ermordet. So etwas hat es seit mehreren
Jahrzehnten nicht mehr gegeben und wenn das erst rauskommt, wird es eine Bombe sondergleichen
fallen lassen.
Sam Gamdschie ► Diana
Oh, das läuft bei uns auch gerade. Ist ja fast schon
amüsant, wie das Mädchen einfach nicht singen kann.
Nun hat sie das, was sie nicht wollte. Er schreibt über ihre Freundin und sie beginnt damit, unruhig
auf ihrer Lippe zu kauen. Am besten wechselt sie schnell das Gesprächsthema; doch da spielt er
nicht so wirklich mit, wenn man die nächste Nachricht bedenkt, die bei ihr ankommt, obwohl sie
noch gar nichts anderes darauf geschrieben hat…
Sam Gamdschie ► Diana
Ohne ihn würde sie null Punkte machen und das ist peinlich.
Mit zusammengezogenen Augen starrt sie ihr Handydisplay düster an. Er schreibt hier zum Teufel
nochmal über ihre Freundin. Wenn überhaupt, dann darf nur sie und ausschließlich sie negativ über
sie denken. Auch sie selbst liegt mit sich im Clinch deshalb.
Ihre Augen wandern zum Fernseher, wo Babsi gerade ihren Part beendet hat und Sungkyu
ordentlich für Stimmung sorgt, wie er da mit den Backgroundtänzern die Aufmerksamkeit auf sich
zieht.
Sie kennt den Song nicht, also kann sie kaum was dazu sagen. Dann hüpft Dongwoo auf die Bühne
und rappt – sie beginnt ganz breit zu grinsen. Die zwei sind schon herzig, wie sie ihr helfen.
Als dann das Mädchen zu rappen beginnt, flitzen Dianas Finger über das Display.
Diana ► Sam Gamdschie
Aber rappen kann sie! ^^
Sam Gamdschie ► Diana
Stimmt, das war nicht schlecht.
Dongwoo lehnt sich an Babsi an, Sungkyu schubst ihn weg und singt weiter. Er und Babsi wirken auf
der Bühne, als hätten sie sich nie zerstritten. Dadurch driftet Diana dann in eine ganz, ganz andere
Welt ab.
Wie er sie ansieht, wie er dabei grinst, wenn sie sich zu ihm dreht und die beiden eine kleine Show
zum Tanz für die Zuseher bieten. Er flüstert ihr was ins Ohr, will sie umarmen – sie duckt sich.
Zuckersüß die beiden.
Ganz bescheuert grinst sie den Fernseher an und fragt sich, warum sie so irrationale Eifersucht
gegenüber Doojoon verspürt, wenn doch noch immer die Sache mit Sungkyu und Taekwoon im
Raum steht.
Dongwoo kommt zurück auf die Bühne und dann geht es erst richtig los. Sungkyu, der gerade eben
noch am Bühnenrand gesessen ist, hat sich längst zu ihnen allen gesellt. Dass er der Liebling der
Leute ist, sieht man spätestens, wenn man sich die eingeblendeten Zuseher und die Damen in der
Jury ansieht. Alle grinsen sie total dümmlich in die Kamera, sehen so verträumt wie nur irgendwie
dabei aus und Diana rollt mit den Augen.
Bisher war ihr das noch nie so klar, wie viele Fangirls er alleine eigentlich hat – und dass sie sogar in
der Welt der Idols verstreut sind. Wenn sie sich nicht irrt, schwärmt sogar Ailee für ihn, was sie
letztens in einem Interview gesehen hat. Wow… langsam sieht sie zu viel fern.
Ihr Handy vibriert in ihren Händen und reißt sie dabei etwas aus den Gedanken.
Sam Gamdschie ► Diana
Du schreibst gar nicht. Bist du etwa damit beschäftigt, ihn anzuhimmeln? :P
Sie runzelt die Stirn und betrachtet das Display und die sich darauf befindenden Worte. Dann greift
sie zu einem großen Glas Bananenmilch, die sie sich zuvor noch im Mixer gemacht hat.
Was soll sie darauf schon groß antworten?
Oh, wie wäre es mit der Ehrlichkeit.
Diana ► Sam Gamdschie
Ich schwärme nicht für Typen, in die meine beste Freundin verliebt ist.
PS: Ich brauche nen anderen Namen für dich. Samwise passt nicht mehr zum Thema.
Die Antwort lässt nicht allzu lange auf sich warten und ihr entkommt ein lautes Lachen. Blöd nur,
dass sie sich dabei gerade an ihrer Milch verschluckt und sie erst einmal ordentlich hustet, bis sie
sich wieder einkriegt und sie sich die Tränen aus den Augen wischen kann, die sie vom Husten hat.
Sam Gamdschie ► Diana
Du hast also eine ziemlich verrückte Freundin.
PS: Wie wäre es mit Jack Sparrow?
Breit grinsend und gleichzeitig den Kopf schüttelnd tippt sie ganz schnell ihre Antwort.
Diana ► Sam Gamdschie
Verrückt ist sie definitiv. Aber nicht so, wie du wohl meinst. ^^
PS: Nein. PPS: Wie wäre es mit Sungkyu-Verabscheuer? :D
Sie denkt, dass sie damit einen Sieg errungen hat – wenn auch nur einen kurzweiligen. Aber es war
ja sowas von klar, dass er ihr das nicht glaubt. Warum sollte er auch.
Die Antwort von ihm kommt sogar schneller, als erwartet.
Sam Gamdschie ► Diana
Naja, wenn du mir da erzählst, sie ist in ein Idol verknallt… sorry aber das ist ziemlich weltfremd,
sie wird ihm wohl nie näher, als zu nem Fanmeeting kommen. Wenn sie es da überhaupt durch
die ganzen verrückten Fans schafft.
PS: Dann eben mein echter Name? Ich heiße Jongun^^
Ein Koreaner also. Jongun, was für ein seltsamer Name. Den hat sie ja noch nie gehört. Aber gut,
koreanische Namen hört sie sowieso jeden Tag hundert neue. Sie speichert ihn in ihren Kontakten
um und schreibt ihm.
Diana ► Jongun
Ist doch egal, darüber will ich mich gar nicht so genau mit dir unterhalten.
PS: Okay, dann dein richtiger Name, Jongun. ^^
Eigentlich geht sie davon aus, dass es sich damit hat. Jongun aber sieht das wohl anders. Denn ihr
Handy vibriert – abermals. Mit gerunzelter Stirn nimmt sie es wieder in die Hand, nachdem sie es
gerade abgelegt hat und beginnt seine Nachrichten zu lesen.
Jongun ► Diana
Weil du den Tatsachen ins Auge blicken musst; sie hat ein Problem und damit wollen sich
vermutlich weder du, noch sie auseinandersetzen. :P
Jongun ► Diana
Aber macht nichts, solche Leute gibt es viele.
Ich kenn da auch ein paar, glaub mir.
Jongun ► Diana
Jedenfalls ist das nicht böse gemeint, ich will dir auch nicht zu nahe treten oder so.
Aber ich weiß eben, wie sehr das am realen Weltbild zehren kann, wenn man die Leute nicht
irgendwann aufklärt und ihnen sagt, dass sie keine reale Chance dazu haben.
Sie gibt ein frustriertes Schnauben von sich. Will sie sich denn jetzt tatsächlich auf eine Diskussion
mit ihm einlassen? Nein, will sie ehrlich gesagt nicht.
Antwortet sie ihm jetzt aber nicht, hat sie das Gefühl, dass sie das die ganze Nacht lang beschäftigen
wird.
Also beginnt sie nun widerspenstig damit, eine Antwort zu tippen. Gerade hat sie das Display
aktiviert, da kommt schon seine nächste Nachricht und jetzt reicht es ihr aber.
Jongun ► Diana
Wahrscheinlich ist das nicht mal der einzige Star, in den sie verliebt ist.
Sie ist echt zu bemitleiden.
Diana ► Jongun
Nein, denn wenn überhaupt, bist DU zu bemitleiden. Du kennst meine beste Freundin nicht
einmal und urteilst über sie, als hättest du schon jahrelangen Kontakt zu ihr. Kehr doch zuerst vor
deiner eigenen Haustüre mit deinen eigenen Problemen, bevor du andere dafür verurteilst, in
welche Leute sie sich verlieben.
Jongun ► Diana
Nun ja, ich führe wenigstens eine Beziehung mit einer Person,
die auch wirklich in meinem Leben existiert.
Diana ► Jongun
Wer hat gesagt, dass sie das nicht tut?
Kaum hat sie die Nachricht abgeschickt, weiten sich ihre Augen bis beinahe ins Unermessliche. Hat
sie jetzt zu viel verraten? Sie hat ihm etwas geschrieben, was sie anfangs gar nicht wollte und das
bereut sie jetzt.
Vielleicht weiß er jetzt, mit wem er da schreibt und sie hat gleich ein riesen Problem…
Aber zum Glück kommt es weniger schlimm, als sie denkt. Denn der Kerl kriegt echt alles in den
falschen Hals. Bis auf den letzten Buchstaben ihrer Nachricht nämlich.
Jongun ► Diana
Oh klasse, dann hat sie also einen Freund auch noch und ist in ein Idol verknallt? O_o;
Nicht, dass ich solche Leute nicht auch kenne, aber naja. Straaaaaange.
Ein schrilles Kreischen entfährt ihr, bevor sie das Handy nimmt und kurz davor ist, ihn anzurufen.
Sie tut es sogar und es dauert keine 2 Sekunden, da hebt er ab und sie hört ihn kichern.
„Was denn?“, fragt er und seine Stimme klingt dabei so…
Sie kann es gar nicht beschreiben.
Nervös räuspert sie sich und streicht sich die Haare hinter das Ohr. Dann beschließt sie, den
Fernseher leiser zu stellen und räuspert sich erneut.
„Ja?“, fragt er und kichert wieder leise.
„Ich weiß nicht, wieso ich dich gerade anrufe.“, sagt sie und gibt dabei ihr Möglichstes, um ihre
Stimme zu verstellen – sie dumme Nuss hat gar nicht daran gedacht, dass er sie erkennen könnte!
Wobei sie ja in der Öffentlichkeit noch nie vor Kameras gesprochen hat – nur gesungen und da hat
sie schließlich eine völlig andere Stimme.
„Vielleicht um mir zu sagen, wie normal deine Freundin ist?“, fragt er und sie kann das arrogante
Grinsen regelrecht aus seinen Worten hören, das ihm wohl gerade im Gesicht klebt.
„Sie ist normal.“, sagt Diana scharf und hält sich ihre Nase zu.
Jongun lacht wieder. „Hast du Schnupfen oder sowas?“, fragt er sie und irgendetwas sagt ihr, dass
der Kerl genau weiß, dass sie eben keinen Schnupfen hat und sich hier gerade verstellt.
Sofort nimmt sie die Finger von der Nase. „Nein, hab ich nicht.“, sagt sie.
Anstatt einen Kommentar wegen dem Stimme verstellen abzugeben, hört sie ihn nur kichern. Dann
hört sie im Hintergrund jemanden reden, es ist irgendein Typ.
„Wer ist das?“, fragt sie ein wenig alarmiert und kommt paranoider Weise auf den Gedanken, dass er
ihr die ganze Zeit über einen fiesen Telefonstreich vorspielt.
„Warum, glaubst du, wir haben uns hier hergesetzt und machen Telefonstreiche?“, fragt er. Ertappt.
„Da muss ich dich enttäuschen, wir haben Besseres zu tun.“
Sie zieht ihre Augen sofort zu einem düsteren Schlitz zusammen. Dann hat er wohl einen Bruder
oder sowas, kommt doch schonmal vor. „Du meinst, wie sich über meine Freundin aufzuregen?“,
scharrt sie ihn an.
Wieder hört sie ihn kichern. „Du klingst ja richtig empfindlich, was deine Freundin angeht. Wenn
sie dir so wichtig ist, hilf ihr doch.“
„Ich helfe ihr doch schon, wo ich kann.“, antwortet sie ihm zwischen einem zusammengepresstem
Kiefer.
„Ach? Zahlst du ihr einen Psychiater?“, hört sie ihn fragen.
Jetzt seufzt sie genervt. „Ich lege jetzt auf, sonst hüpfe ich dir noch durchs Telefon.“
Erneut kichert er. „Gute Nacht.“, sagt er und dann trennt sie auch schon die Verbindung.
Ihr enormes Herzrasen schiebt sie auf die Aufregung, weil er sich über ihre Freundin lustig macht
oder sie zumindest für verrückt erklärt.
„Gut, dann fangen wir an zu drehen!“, ruft der Regisseur und lässt die Kameraleute ihres Amtes
walten.
Seit sie den Song zusammen aufgenommen haben, sind schon wieder 2 Tage vergangen. Taekwoon
hat sich Babsi gegenüber recht distanziert verhalten, weil er ihr den Raum dazu geben will, sich
darüber klar zu werden, was sie möchte. Ob sie ihn oder Sungkyu will.
Wonsik, der die Songs komponiert, hat extra darauf geachtet, dass die Musik dazu passt, dass Babsi
in einer tiefen Stimmlange singen kann – dabei hat sie keine Probleme und klingt auch
dementsprechend gut. Er ist sich sicher, dass man aus ihr etwas machen kann, aber nicht in Form
einer Sängerin; möglicherweise ist sie tatsächlich eine super Rapperin, das hat sie doch auch bei
Immortal Song unter Beweis gestellt. Aber dazu bedarf es auch viel Übung und erkannt muss das
auch erstmal werden von ihrem Label.
Hakyeon und Jaehwan haben Diana ein paar Tricks beigebracht, wie sie lange singen kann, ohne
dabei die Luft anzuhalten. Ganz perfekt gelingt ihr das noch nicht, aber es wird.
Sie nehmen verschiedene Szenen in einem bunten Raum auf, der extra in 2 verschiedenen
Grundfarben gehalten ist – der Dreh ist verdammt chaotisch und sie machen einfach irgendwas.
Aber Diana fühlt sich sehr wohl in der Anwesenheit der Jungs, unter denen sie einfach sie selbst sein
kann. Auch ihre Freundin hat großen Spaß dabei, mit den Jungs zu drehen.
Zum Beginn kommen die Szenen mit den Telefonen dran, wo sie teilweise einzeln, teilweise
gezoomt und teilweise im Ganzen gefilmt werden. Sie sollen improvisieren, heißt es. Also knüllt
Babsi eine Papierkugel und wirft sie Hakyeon an den Kopf.
Es ist wahnsinnig seltsam für sie, mit Taekwoon zusammen zu drehen. Noch seltsamer ist für sie,
dass er sie ja quasi links liegen lässt. Sie gibt ihr Bestes, ihn nicht anzustarren – vor allem bei den
Drehpausen nicht, wo es dann jemandem vom Drehteam auffallen könnte.
Sie und Ravi bekommen eine eigene Aufnahme und Diana kriegt eine mit Hongbin. Alles in allem
macht es ziemlichen Spaß, aber sie ist abends dann trotz allem stark damit beschäftigt, nicht über
Taekwoon und sie nachzudenken.
Diana wird klar, was für einen grundlegenden Unterschied es zwischen den Jungs von VIXX und den
anderen Idols gibt. Nämlich, dass sie keinen Unterschied zwischen ihnen beiden machen.
Soll heißen, dass es Jaehwan sowas von egal ist, ob Babsi jetzt zerbrechlich wirkt, oder nicht. Er sagt
ihr seine Meinung direkt ins Gesicht und wenn sie schlecht singt, sagt er ihr das. Dennoch bleibt er
so konstruktiv dabei, dass er ihr Verbesserungsvorschläge gibt.
Außerdem ist da Hakyeon, der Diana dafür auslacht, dass ihr beim Singen die Luft ausgeht. Aber er
verurteilt sie nicht, er hilft ihr und zeigt ihr, was er tun kann. Selbst Taekwoon sieht nicht von oben
auf sie herab, obwohl er und vielleicht noch Daehyun von B.A.P die beiden besten Sänger sind, die
sie überhaupt kennt.
Hongbin und Hyuk nehmen keine Rücksicht darauf, wen sie ärgern. Sie ärgern absolut jeden und
machen erst dann Halt, wenn sie eine schlagfertige Retourkutsche erhalten.
Dann ist da noch Wonsik. Der sich nicht abfällig äußerst, niemals um keinen Preis der Welt würde
er das tun. Stattdessen gibt er sein Bestes, es für alle angemessen zu gestalten.
So einen dermaßen argen Zusammenhalt innerhalb einer Band hat sie nicht einmal bei Big Bang
erlebt.
Am darauffolgenden Dienstag müssen sich die beiden Mädchen leider schweren Herzens von den
Jungs fürs Erste verabschieden, denn sie starten in eine Tour durch die USA und werden erst Ende
Oktober zu ihnen zurückkehren.
Es ist ein tränenreicher Abschied und erst da wird den Mädchen klar, wie sehr sie auf
freundschaftlicher Ebene bereits auf diese Jungs angewiesen sind. Die ersten paar Tage ohne sie sind
der Horror, in der Zeit hängen beide Mädels in ihren jeweiligen Wohnungen ständig vor dem
Fernseher, betrachten die neuen Musikvideos von B.A.P oder sogar das, was sie zusammen mit VIXX
aufgenommen haben.
Diana ist Gast in einer Kochshow, zusammen mit Sungkyu, wo er seine Verfressenheit unter Beweis
stellt und Babsi vegetiert so vor sich hin, als plötzlich ihr Handy klingelt.
Taekwoon ruft sie an, das weiß sie von der ersten Sekunde an. Denn für ihn hat sie einen eigenen
Klingelton; ironischerweise VOODOO von VIXX, alle anderen Jungs der Band, deren Nummer sie
hat – das wären Hyuk, Hongbin und Ravi – haben Rock Your Body als Klingelton.
Mit zittrigen Händen greift sie nach ihrem Mobiltelefon, um das Gespräch entgegen zu nehmen.
„Hallo.“, sagt sie mit einer Stimme, die wohl nicht besser klingt, als ihre Finger aussehen, die ihr
Handy kaum gerade halten können.
„Hey.“, antwortet er. Ihren Rücken überkommt es regelrecht mit einer ganz unguten Gänsehaut,
weil sie jetzt dazu gezwungen ist, sich auf seine Stimme zu konzentrieren und sie ihm nicht in die
Augen starren kann, wie sie es sonst immer macht.
„Was… gibt’s?“, fragt sie ihn und beginnt, nervös auf ihrer Unterlippe zu kauen. Sie hört, wie der
Schlüssel zur Eingangstür rumgedreht wird und dreht sich um, hockt sich auf die Couch und kann
so sehen, wer da gleich um die Ecke kommt.
„Nichts Besonderes. Ich wollte nur deine Stimme hören.“, sagt er ihr und dann herrscht für einen
kurzen Moment lang Stille. „Ich will dich nicht zu einer Entscheidung drängen, aber ich wollte nur
eben mit dir reden, weil ich keine Lust darauf habe, mich solange von dir fern zu halten.“
„Oh.“, sagt sie und blinzelt Hara an, die gerade um die Ecke kommt – hinter ihr Seunghyun mit 2
großen Schachteln Pizza. „Hara und Seunghyun sind gerade reingekommen.“, erzählt sie ihm nun
belanglos.
„Bist du zu Hause?“
„Ja, ich weiß nichts mit mir anzufangen und sitze hier einfach so rum. Vorhin habe ich mir die
Wiederholung von Immortal Song angesehen, in der ich ohne Sungkyu total abgeloost hätte.“
„Habt ihr danach noch etwas unternommen?“, will er wissen.
Babsi senkt den Blick. „Nein, ich gehe ihm momentan aus dem Weg.“, gesteht sie ehrlich.
„Oh.“, sagt Taekwoon am anderen Ende der Leitung, „Das ist… gut.“
„Ich weiß nicht, ob das gut ist.“, murmelt Babsi und zieht ihre Augenbrauen in einen düsteren Blick,
„Weil ich nicht glaube, dass es gut ist, wenn man sich mit einem eigentlich guten Freund streitet.“
„Du streitest doch nicht mit ihm.“, murmelt Taekwoon. Es ist verdammt ungewohnt für sie, dass er
sich so gesprächig zeigt, aber sie ist viel zu wütend auf ihn, als dass sie das jetzt gut heißen würde.
Denn wenn ihr eines in den letzten Stunden klar geworden ist, dann was Sungkyu vor ein paar
Tagen zu ihr gesagt hat.
Dass sie sich immer mehr mit Taekwoon abgibt, als mit ihm. Und dass er dann völlig außen vor ist
und deshalb nichts mehr mit ihr und Leo zusammen unternehmen wollte.
Aber wenn sie sich jetzt für Taekwoon entscheidet, dann verliert sie Sungkyu. Das will sie nicht.
„Doch, weil wenn sich zwei Menschen anbrüllen, ist das streiten.“, faucht sie, „Glaubst du, mir
macht es Spaß, was ihr beide da von mir verlangt?! Ich hab auch andere Probleme.“
„Was denn zum Beispiel?“, will er völlig trocken wissen.
„Naja…“ Sie befeuchtet ihre Lippen, blickt unschlüssig durch den Raum und bleibt bei Hara hängen.
„Dass ich nicht singen kann. Oder Sungkyus zuckersüße Exfreundin. Außerdem ist da noch die
Tatsache, dass seit meiner Trennung von Yongguk keiner mehr von B.A.P was mit mir zu tun haben
will und dass Diana nicht gerade glücklich scheint.“
Sie hört, wie Taekwoon seufzt. Außerdem hört sie Hara flüstern, mit wem sie denn da telefoniert,
doch der Große zuckt nur mit den Schultern und beißt bei einem Stück Pizza ab.
„Das mit dem Singen kann man ändern. Soyou – gut. Da muss ich mir was einfallen lassen. Und was
das mit B.A.P angeht… warum sind die denn so wichtig für dich? Das ist genauso wenig
beeinflussbar, wie das Problem, das du scheinbar bei Diana siehst. Obendrein geht dich das nichts
an.“
„Fang du nicht auch noch so an. Sungkyu hat mir ziemlich deutlich gesagt, dass ihm egal ist, was
mit Diana ist – er will, dass ich um jeden Preis in Korea bleibe.“
„Hast du etwa vor, zu gehen?“, fragt Taekwoon und klingt jetzt, als hätte man ihm kaltes Wasser
über den Kopf geschüttet. Auch Seunghyun versteift sich augenblicklich und wirft ihr einen
fragenden Blick zu, aber das kann auch wegen dem Teil davor sein; wegen dem mit Diana.
„Nein. Nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin.“, sagt sie kleinlaut und seufzt, „Ich weiß nicht, vielleicht
habe ich meine Entscheidung schon getroffen, nur habe ich vielleicht Angst davor, am Ende auch
dazu zu stehen.“
Daraufhin bleibt er ruhig und antwortet nicht. Vorerst zumindest.
„Du wirst dich schon richtig entscheiden.“, sagt er, „Immerhin zählt, was für dich das Richtige ist
und nicht, was andere für richtig halten.“
Da ist es. Der letzte Anstoß, den sie gebraucht hat. Alleine deshalb, weil er diese Worte sagt und sie
nicht, wie Sungkyu dazu zu bringen versucht, sich für ihn zu entscheiden, unterscheidet ihn so sehr
von ihm. Und macht ihn auch ausgerechnet deshalb zu demjenigen, für den sie sich entscheiden
möchte.
Aber ihr fehlt der Mut. Aktuell zumindest noch.
„Hör zu, ich bin dir nicht böse, wenn du dich nicht für mich entscheidest.“, sagt er, „Aber dann sag
es mir wenigstens, hörst du?“
„Ja.“, murmelt sie, „Werde ich, wenn ich den Mut dazu habe, das zu tun, was ich für richtig halte.“
„…okay.“ Seine Stimme wird etwas leiser. „Ich muss jetzt los, wir fahren gleich was essen.“
„Guten Appetit.“, sagt sie und senkt das Handy. Er hat die Verbindung bereits unterbrochen. Sie
schlendert zum Kühlschrank, an den anderen beiden vorbei und seufzt tief. „Fragt nicht.“, murmelt
sie und will gerade den kühlenden Himmel öffnen, als plötzlich ihr Telefon wieder klingelt und sie
erschreckt.
Es ist ihr Standardklingelton, der berühmte Song Bar Bar Bar von Crayon Pop, der wohl jeden nervt,
der ihn hört – weil man ihn einfach überall hört.
„Doojoon-ssi!“, ruft sie ein wenig zu laut in ihr Telefon, anstatt den üblichen Satz zu sagen, den
Koreaner am Telefon verwenden. Wenn sie nicht darauf vergisst, verwendet sie die
Höflichkeitsfloskeln; und Doojoon ist älter als sie…
„Wa- wieso nennst du mich auf einmal ssi?“, fragt er mit skeptischem Unterton, „Naja, egal. Ich hab
grad nichts zu tun und da wir beide momentan sowieso etwas mehr Kontakt haben… Hast du Lust,
ein Eis essen zu gehen?“
„Öhhhh… ich wollte heute eigentlich nicht raus.“, nuschelt sie kleinlaut und wirft Hara und
Seunghyun am Esstisch einen Blick zu, „Aber andererseits, kann es nicht schaden. Turteltäubchen
sollte man glaube ich Zeit zum… ach egal. Wo treffen wir uns?“
Er gibt ihr die Adresse und sie gibt sich alle Mühe, dort problemlos hinzukommen. Aber Babsi wäre
nicht sie selbst, wenn sie nicht gleich mal in den falschen Bus steigen würde. Nach ein paar
Hindernissen wundert sie sich, als sie ihn noch immer warten sieht, sein Blick auf ein schwarzes
iPhone gerichtet, geduldig darauf scrollend.
Sie beschleunigt ihren Schritt, bis sie schließlich direkt vor ihm stehen bleibt. Etwas aus der Puste
meint sie: „Hallo. Tut mir Leid, der Bus-“
„Du kommst mit dem Bus?“, unterbricht er sie, die Hände in den Hosentaschen, mit einem
amüsierten Ton in seiner Stimme.
„Ja.“, keucht sie und richtet sich jetzt letztendlich auf.
„Ist dein Auto in der Werkstatt oder sowas?“, fragt er und nimmt die Hände aus seiner Hose, ehe er
sich grinsend und gleichzeitig kopfschüttelnd umblickt, ob sie von vielen Leuten beobachtet
werden. Momentan hält es sich noch in Grenzen – und er als Leader von BEAST muss schon ganz
schön aufpassen. Noch mehr, als es Sungkyu etwa müsste.
„Nein, ich hab kein Auto.“, sagt sie mit einem skeptischen Blick. Ihre Atmung hat sie langsam
wieder im Griff, als sie seinen irritierten Blick bemerkt. „Was denn?“
„Echt jetzt?“, fragt er ganz skeptisch und sie schüttelt den Kopf. „Aber einen Führerschein hast du,
oder?“ Wieder schüttelt sie den Kopf. „Sag doch was, ich hätte dich doch eh abgeholt.“
„Nein, dann weißt du ja, wo ich wohne.“, meint sie und blickt ihn aus großen Augen an.
Doojoon beißt sich auf die Lippen, um sich ein weiteres Lachen zu verkneifen, das womöglich einen
Tick zu zynisch geklungen hätte.
„Du wohnst bei T.O.P, das weiß mittlerweile wohl jeder, der Big Bang kennt.“, sagt er und runzelt
dabei die Stirn, „Sowas wie einen PC hast du, oder?“ Als sie wieder nichts antwortet, will er fast
aufschreien. „Laptop?“, meint er jetzt schon fast verzweifelt.
„Ja, einen Laptop habe ich.“
„Na wenigstens.“, meint er und nickt ganz abwesend. „Dann hüpf rein, ich fahr uns jetzt zu der
Eisdiele.“
Sie tut wie ihr geheißen und sitzt auf dem Beifahrersitz, um ihn danach ganz komisch zu beäugen.
Er merkt das natürlich, reagiert aber vorerst nicht darauf. Erst, als sie an einer roten Ampel stehen
und er noch immer ihren irren Blick spürt, dreht er den Kopf in ihre Richtung.
„Was ist?“, fragt er amüsiert.
Babsi aber schüttelt nur den Kopf und starrt weiterhin in seine Richtung. Er folgt ihrem Blick, sie
starrt ihm die ganze Zeit zu den hochgekrempelten Ärmeln von seinem schwarzen Hemd.
„Was?“, fragt er erneut, „Hab ich irgendwo einen Fussel?“
„Nein, aber… du trägst immer Hemden.“, sagt sie und blickt ihm nun ins Gesicht.
Er runzelt die Stirn, verzieht seine Lippen aber zu einem halben Grinsen und wendet den Blick von
ihr ab, da er bereits weiterfahren kann. Als er um die Ecke biegt, ganz sachte sein Lenkrad dabei
rumdreht, kann er sich schließlich ein leises, heiser klingendes Lachen nicht verkneifen.
Sie ist ziemlich schräg.
„Ist das nicht warm?“, fragt sie nun.
Doojoon nickt und befeuchtet seine Lippen, ehe er schmunzelnd antwortet: „Doch.“
„Warum trägst du es dann?“
„Weil ich aus dem Alter raus bin, in dem ich in Shirts gut aussehe.“, sagt er ganz platt und biegt
erneut in eine Straße ein. Etwas abgelegen sucht er sich einen Parkplatz, damit er nicht sofort von
Fans belagert wird.
„Ich bin nur ein Jahr jünger als du.“, sagt sie matt und blinzelt ihn dabei verdutzt an.
Diese Antwort kommentiert er nicht, da sowieso alles falsch wäre, was er jetzt sagen würde. Er
findet sie ziemlich amüsant, auf ihre eigene Art und Weise ganz erfrischend. Vielleicht hat er auch
deshalb an sie als erstes gedacht, als er ans Eis essen gehen dachte.
Sie lehnt sich plötzlich in ihrem Autositz zurück und blickt aus der Windschutzscheibe nach
draußen, wo er eine eher unbelebte Einkaufsstraße entlang fährt. „Mit Sungkyu hat das auch so
angefangen.“, trifft sie auf einmal eine erschlagende Erkenntnis, „Wir haben uns zum Pizza essen
getroffen, einfach so, weil uns beiden langweilig war. Und jetzt bin ich in ihn verliebt und er will,
dass ich mich für ihn entscheide.“
Der Koreaner fährt in einen angenehm großen Parkplatz und stellt das Auto ab.
„Und wenn ich mich für ihn entscheide, verliere ich dabei Taekwoon. Das will ich ja nicht.“, geht es
weiter. Dann aber dreht sie mit vor Schreck geweiteten Augen den Kopf zu ihm und blinzelt ihn an.
„Oh, tut mir leid, ich müll dich mit Infos zu… Du musst dir ja was denken.“
Erneut verzieht er die Lippen zu einem amüsierten Schmunzeln. „Och, nur, dass du wohl ein
kompliziertes Liebesleben zu haben scheinst.“
„Ohhhh ja, das kannst du mir glauben.“, sagt sie total laut und starrt ihn völlig irre an.
Doojoon öffnet seine Autotür und geht um sein Gefährt herum. Gerade, als er ihr die Beifahrertür
öffnen will, kommt sie schon selbst raus und hopst von einem Bein auf das andere. Ihre Schuhe
haben einen kleinen Absatz und sie scheint tollpatschig zu sein.
„Erzähl doch von dir, wenn ich dich schon mit meinen langweiligen Infos beglückt habe.“, sagt sie
und hängt sich ihre kleine Schultertasche um.
Seine Antwort ist nicht die, welche sie erwartet hat, aber er bleibt dennoch höflich: „Ach, da gibt es
nichts, worüber es sich zu reden lohnt. Wie wäre es, wenn wir uns über ein paar leichte Themen
unterhalten?“
„Zum Beispiel?“, fragt sie ihn platt, „Über das Wetter? Die Sonne scheint, es ist warm. Perfekt zum
Eis essen. Mehr weiß ich dazu nicht.“
Wieder entkommt ihm ein Lachen. Sie ist so direkt, das hat er schon lange nicht mehr erlebt.
„Oh warte, mir fällt doch noch was ein.“, sagt sie auf einmal, „Hast du dich auch gut eingecremt?“
Daraufhin meint er: „Ach, so leicht krieg ich keinen Sonnenbrand.“
„Ich schon.“, meint sie sofort im nächsten Moment, „Wenn ich mich nicht eincreme, sehe ich kurz
darauf aus, wie ein Krebs. Aber braun werde ich nicht, egal was ich mache.“ Dann wendet sie ihm
ihren Oberkörper zu, ihre Hände beide um den Träger ihrer Tasche gelegt. „Aber hier ist das doch
was Gutes, wenn man so blass ist. Bei uns zu Hause gilt das nicht so als attraktiv, wie hier.“
„Das ist in China, was du meinst.“, murmelt er und versucht sich, sein Lachen zu verhalten.
Sie wirft ihm einen panischen Blick zu, die Augen weit geöffnet. „Was, soll das heißen, ich bin nicht
hübsch?“ Babsi dreht ihren Kopf nach vorne und starrt benommen die Straße an. Eigentlich sagt sie
es mehr zu sich selbst, als sie meint: „Und ich dachte, ich gelte hier als besonders hübsch, Mist…“
Das gibt ihm den Rest, jetzt lacht er laut auf und räuspert sich, als er sieht, wie sie ihm einen
Seitenblick zuwirft. „Nein, hübsch bist du.“, sagt er, „Aber blass trotzdem.“
„Ah.“, macht sie nun und sieht ihn prüfend an. Sie versucht etwas in seinem Gesicht zu finden, das
ihr sagt, dass er lügt, aber da ist nichts. Dann grinst sie zufrieden den Bürgersteig vor ihnen an.
Doojoon schiebt sich wieder seine Hände in die Hosentaschen und geht still neben ihr her, macht
sich in seinen Gedanken bereits nach und nach ein Bild von ihr.
Mittlerweile haben sie ja doch schon etwas mehr zusammen gemacht, da kann er sie schon
einschätzen.
Sie biegen um die Ecke und kommen schließlich bei der Eisdiele an. Dort bestellt Babsi einen
Becher mit 4 verschiedenen Kugeln und Doojoon nimmt sich eine Waffel mit 2. Gerade will er dem
Verkäufer das Geld für lediglich sein Eis geben, da dreht sich das Mädchen einfach um und
watschelt davon.
An ihrem kleinen Plastiklöffel nippend, meint sie: „Du bist der Superstar, du hast mehr Geld von
uns beiden. Danke~!“
Zuerst schnaubt er halb lachend, halb erstaunt und dann bezahlt er für sie beide. Er gibt dem
Verkäufer sogar ein ziemlich hohes Trinkgeld, weil er ihm einfach einen 5.000 Won Schein gibt und
meint, er solle das Restgeld behalten. Das ergibt knapp etwas mehr als einen Euro, was fast ein 6tel
des eigentlich bezahlten Preises ausmacht.
„Ich wohne in einer WG.“, sagt er, als er sich zu ihr auf die Parkbank gesellt und an seinem Eis zu
lecken beginnt. Sie schiebt sich einmal mehr den Löffel in den Mund, mit riesigen Portionen Eis
darauf, weshalb er lachend den Kopf wegdreht. „Nicht zu fassen.“, murmelt er in die andere
Richtung.
„Aber du könntest dir sicher was anderes leisten.“, sagt sie und sieht ihn dabei an.
„Könnte ich, ja.“, meint er und leckt wieder an seinem Eis, „Aber wenn ich mein ganzes Geld
ausgebe, habe ich ja irgendwann nichts mehr davon.“
Sie blinzelt ihn ein paar Mal an, bevor sie laut meint: „Ach komm.“ Danach folgt eine Aufzählung
sämtlicher Serien, in denen er mitgespielt hat. Und das waren gar nicht wenige Episoden, die
manche davon hatten. „Und du willst mir erzählen, du kannst dir keine Eigentumswohnung
leisten?“
Wieder lacht er. „Vielleicht ist das ja eine Eigentumswohnung, wer weiß…“, sagt er und betrachtet
sie mit gehobener Augenbraue.
„Aha. Also kauft sich BEAST eine Wohnung anstatt einem Haus.“, antwortet sie matt.
„Ich wohne nicht mit meiner Band zusammen.“, sagt er ernst, „Die alle schon noch, aber ich bin
ausgezogen und wohne jetzt mit nem Freund beisammen.“
„Also bist du schwul.“, sagt sie trocken und er fängt an, laut zu lachen.
„Das letzte Mal, als ich das überprüft habe, war ich noch verdammt hetero.“, entgegnet er ihr
todernst und fixiert sie mit einem Blick, von dem die meisten für normal Reißaus nehmen.
„Wie überprüft man sowas denn?“, fragt sie mit einem verräterischen Funkeln in den Augen, der
kleine gelbe Plastiklöffel zwischen ihren Zähnen.
Ihm fallen darauf jetzt so viele blöde Antworten ein, aber allesamt verkneift er sich die lieber als sie
auch wirklich auszusprechen. Also meint er am Ende diplomatisch: „Und, schmeckt das Eis?“
„Ja.“, sagt sie und nickt dabei energisch.
Er schmunzelt. „Dachte ich mir.“
Sie verschlingt es ja auch, als ob es ihr Mittagessen wäre. Wobei…
„Hast du heute schon was gegessen?“
„Ja.“, meint sie und schiebt sich den nächsten Löffel in den Mund, „Popcorn. Als ich mir die neue
Folge von Happy Together angesehen habe. Kennst du die, das ist eine super Serie.“
„Wir waren selbst mal dort.“, sagt er matt, „Ist noch nicht mal so lange her.“
„Oh. Wusste ich nicht.“, sagt sie und stellt den mittlerweile leeren Becher zwischen ihnen auf die
Parkbank ab, leckt sich über die Lippen und wischt dann mit dem Handrücken hinterher. „Was
machst du sonst so, wenn du frei hast?“
„Mh. Ich liebe es, Fußball zu spielen.“, sagt er und sie dreht ihm ganz skeptisch den Kopf zu.
„Warum müsst ihr Idols immer so sportlich sein.“, nuschelt sie leise in einen imaginären Bart, aber
auch das übergeht er einfach elegant.
„Sonst höre ich gerne R’n’B oder Hip Hop oder spiele Videospiele.“, sagt er und beginnt damit, an
seiner Eiswaffel abzubeißen. Er wirft ihr einen skeptischen Blick zu, als sie nach ein paar Sekunden
noch nichts weiter gesagt hat und sieht, wie sie auf ihrem Handy scrollt.
Auf einmal liest sie vor: „Doojoon is very athletic. Dongwoon is the worst at sports.“
Er runzelt die Stirn und nickt etwas. „Stimmt.“, sagt er ganz simpel und sieht sie weiter an.
„Doojoon never quits, even after several failures.”, liest sie weiter und er fängt schon wieder an,
heiser zu lachen, „Doojoon is known as the pervert with smelly feet- eeeehhhhw!“
„Das stimmt gar nicht!“, sagt er und versucht ihr das Handy wegzunehmen, „Wo hast du das her?!“
„Von einer Fansite.“, sagt sie und wedelt hektisch mit ihrer Hand herum, „Da steht außerdem auch,
dass du Höhenangst hast und du Brathähnchen am liebsten magst – und gerne Cola trinkst.“
„Du kannst mich auch fragen, ich sitze hier neben dir.“
„Außerdem steht da, dass deine Member meinen, du verknallst dich am schnellsten und bist der,
der wohl am meisten für die Liebe auf den ersten Blick in Frage kommt, du aber in der Schule früher
eine herzlose Person warst.“ Sie senkt das Handy von ihrem Gesicht und blinzelt ihn an. „Was hast
du gemacht?“
Etwas überrumpelt davon sieht er sie an und weiß im ersten Moment nicht, was er darauf sagen soll.
„Ich habe oft irgendwelche Mädchen abgewiesen, die mich daten wollten.“, sagt er dann und behält
damit die halbe Wahrheit für sich. „Warum liest du das überhaupt?“
„Weil du der Erste bist, den ich nicht vorher schon kenne-“, sagt sie, doch dann greift er auf einmal
wirklich nach ihrem Handy und legt es weg. Sie schluckt etwas bei seinem ernsten Blick.
„Ich sitze hier. Lern mich kennen, aber lass das.“, verlangt er mit trockener Stimme.
„Öh…“, murmelt sie und blinzelt ihn weiter an, „Aber so geht das viel schneller.“ Als sie merkt, dass
er das ganz und gar nicht witzig findet, sagt sie ganz unschuldig: „Dann erzähl mir du was und ich
erzähl dir im Gegenzug was über mich.“
Er seufzt und beäugt sie kritisch. Gerade eben war er noch fast wütend auf sie, jetzt ist er
vollkommen ruhig und wundert sich, wie sie das macht. Auch wenn er immer einen auf ganz cool
macht, nerven ihn meistens die Leute um ihn herum, oftmals völlig grundlos.
„Da du ja jetzt schon Sachen über mich weißt… was sind deine Hobbys?“
„Comics lesen.“, sagt sie wie aus der Pistole geschossen, kaut sich dann nachdenklich auf der
Unterlippe und wirft einen Blick durch den Park vor ihnen. Warum sitzt sie in letzter Zeit ständig in
einem Park? „Tanzen. Rappen, auch wenn ich es glaube ich nicht kann. K*POP…“ Das letzte
nuschelt sie nur ganz leise und wendet peinlich berührt den Blick von ihm ab.
Doojoon aber weiß, wie er Situationen lockern kann und fragt einfach: „Welche Bands?“
„Mh… BTS sind super.“, sagt sie und starrt geradeaus, „VIXX. Infinite. Big Bang. Block.B. BEAST.“ Sie
nickt den Kopf in seine Richtung und grinst etwas verhohlen dabei. „Und… die Musik von B.A.P mag
ich auch…“
Nach diesem Satz blinzelt sie nachdenklich und starrt auf ihre hübsch glänzenden Schuhe, die noch
wie neu wirken. BEAST kennt sie gar nicht so genau, wie sie Infinite oder Block.B kennt. Sie hat
deren Musik gehört, schon immer, sich aber nicht mit den einzelnen Membern auseinandergesetzt.
Fast wie bei VIXX, da hat sie Leo ja auch anfangs nicht als den erkannt, den sie eigentlich nicht
mochte.
„Worüber denkst du nach?“, hört sie leise seine Stimme in ihre komplizierte Gedankenwelt
eindringen.
Völlig automatisch antwortet sie, ist aber dabei mehr abwesend als sonst was. „Ich hab von B.A.P
seither nichts mehr angehört. Und von VIXX oder Infinite ist es auch komisch, was anzuhören.
Genauso wie von euch, seitdem ich mit euch in einem Team bei Running Man war.“ Dann hebt sie
den Kopf, weil ihr bewusst wird, dass sie das gerade wirklich gesagt hat. Sie wirft ihm einen
entschuldigenden Blick zu und beißt sich nervös auf die Unterlippe.
Von ihm bekommt sie aber ein aufbauendes Grinsen geschenkt, bevor er meint: „Du kennst
Seunghyun ja durch deine Freundin, oder?“
„Wow, du weißt mehr über mich, als ich über dich…“, nuschelt sie.
„Och…“, sagt er schulternzuckend, „Mein Mitbewohner sieht gern fern.“
„Ist dein Mitbewohner auch ein Idol?“, fragt sie nun neugierig und er schmunzelt wieder.
„Ja, aber den kennst du wahrscheinlich nicht.“, sagt er, „Jo Kwon heißt er.“
„Oh, doch.“, sagt sie, „Der ist der Leader von 2AM, aber ich höre ihre Musik nicht so.“
„War mir klar, wenn du mehr Hip Hop hörst.“, sagt er und schmunzelt wieder.
„Oh Mann, diese Medien…“, nuschelt sie und seufzt, „Und ich darf keine Fansites lesen, damit ich
mehr über dich weiß…“
„Tja, ich spiele gern unfair.“, grinst er und schnappt sich ihren leeren Becher, um ihn in den Müll zu
werfen. In der Zwischenzeit steht sie auf und geht auf ihn zu, damit sie nebeneinander durch den
Park spazieren.
„Ich frage mich immer wieder, wie mein Leben weitergegangen wäre, wenn ich daheim geblieben
wäre.“, sagt sie und kickt einen Stein von sich weg, der ihr im Weg liegt. Er antwortet nicht, sondern
hört nur zu, deshalb spricht sie weiter: „Diana hat mir jahrelang nichts von ihrem besten Freund
erzählt, weil ich schon immer ein Fan von ihm war.“
„Du fragst dich, ob es besser wäre, wenn du noch immer nichts davon wüsstest.“, sagt er und sie
nickt einige Male, ohne etwas darauf zu sagen. „Wie lange bist du jetzt schon hier, ein halbes Jahr?“
Wieder nickt sie.
„Angefangen hat ja alles damit, dass- ach, das kennst du sicher aus dem Fernsehen.“
Doojoon schmunzelt wissend und blickt geradeaus, wo ein nicht gerade unauffälliger Fan Fotos von
ihnen beiden macht. Noch nichts Tragisches, wie er findet, also meint er ganz unbeeindruckt: „Dass
du anfangs nicht wusstest, wer Yongguk ist. B.A.P sind aber auch nicht so bekannt wie vielleicht
VIXX oder EXO.“
„Naja, das nicht, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich zu sehr davon abgelenkt habe, als dass ich
es hätte verdauen können.“, murmelt sie nun und ist überrascht über diese eigene Erkenntnis. Aber
da sie jetzt nicht den nächsten Typen damit belasten will, was in ihrem Leben so alles schief rennt,
verhält sie sich jeden weiteren Satz zunächst.
Das klappt aber auch nur solange er selbst nicht darauf eingeht. Da er aber schließlich weiterredet,
fällt es ihr immer schwerer, nicht weiter darüber nachzudenken. „Mit solchen Sachen soll man sich
aber auseinander setzen.“, sagt er, „Nicht, dass ich darin jetzt der größte Profi bin – ich hab selbst so
einiges, das ich lieber verdränge, als mich mal hinzusetzen und richtig darüber nachzudenken.“
„Hm.“, macht sie und blickt angestrengt zu den nächsten Tannenzapfen, die sie wie den Stein
vorhin nun vor sich her tritt. „Dann haben wir ja was gemeinsam.“, murmelt sie leise.
„Sieht so aus, ja.“, stimmt er ihr zu und wirft wieder einen Blick nach vorne. Der Fan ist weg, so wie
die meisten von ihnen zum Glück verschwinden, wenn sie erst einmal ein paar Fotos von ihnen
haben.
„Also angefangen hat damit alles, dass ich zu Hause immer mit irgendwelchen Typen ausgegangen
bin – das waren nicht gerade wenige und ich bin nicht stolz drauf, aber irgendwo bin ich offenbar
nicht gerne alleine – und ich mich nie mehr getraut habe, als wen zu küssen. Wirklich nur Lippe auf
Lippe.“
Als wüsste er sonst nicht, was sie von ihm will, simuliert sie mit ihren Fingerspitzen etwas, das
aussehen soll, wie 2 sich berührende Paar Lippen. Ohne wirklich auf eine Reaktion von ihm zu
warten, spricht sie aber ohnehin einfach weiter.
„Dann sind wir nach Korea, wo sich rausgestellt hat, dass ausgerechnet der Star, bei dem wir
wohnen sollen, der dicke beste Freund meiner besten Freundin ist, der vor hundert Jahren Mal in
mich verliebt war und ich ihn abgewiesen habe, weil ich damals meinte, mit so jemand dickem will
ich nicht…“
Als Doojoon ihr einen Blick mit gerunzelter Stirn zuwirft, seufzt sie laut. „Ich weiß, das ist nicht
okay gewesen… Aber ich hab draus gelernt und wünschte, ich könnte es rückgängig machen. Vor
allem, wo ich gemerkt habe, was für große Arschlöcher die gutaussehenden Typen sind.“
„Die haben dich also immer fallen lassen, weil du keinen Sex wolltest.“, versucht er das Gespräch
nun ein wenig anzutreiben, weil sie gerade hängen zu bleiben scheint.
„Ja.“, sagt sie und nickt. „Dann sind wir eben nach Korea. Da hab ich dann gleich Mal alles machen
wollen, was ich mir schon immer vorgestellt habe, wenn ich mal hier bin.“ Wieder seufzt sie. „Du
musst wissen, ich bin total vernarrt in das Land. Schon seit jeher.“
„Aha.“, meint er nur belanglos.
Sie holt ganz schön weit aus, wenn sie was erzählt, das nicht mit irgendwelchen Enten aus dem Zoo zu
tun hat.
„Ich hab mir Sehenswürdigkeiten angesehen und mich verlaufen. Jetzt weiß ich, dass ich damals in
das Gebäude von TS Entertainment bin, um jemandem nach dem Weg zu fragen. Ich bin auf
Himchan gestoßen – und eben Yongguk.“
„Oh, so hat das angefangen.“
Er hat sich ohnehin schon gefragt, wie ein Mädchen, das neu in Korea ist, so ganz plötzlich auf ein Idol
trifft.
„Ja.“, sagt sie wieder, „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unfreundlich Yongguk da noch zu mir
war. Er hat wahrscheinlich geglaubt, ich bin ein verrückter Fan oder so… Naja ich hab ihnen Kuchen
zum Dank gebracht und er hat seine Nummer mit mir getauscht. Keine Ahnung, wo auf einmal der
Sinneswandel bei ihm kam, aber ich hab damals auch nicht so darüber nachgedacht.“
Sie schluckt schwer. Es ist das erste Mal, dass sie mit jemandem so objektiv darüber spricht. Fühlt
sich echt befreiend an, wenn auch ziemlich seltsam.
„Irgendwann hat es dann angefangen, dass ich ihn mochte. Also wirklich mochte, nicht nur so… wie
bei den dämlichen Jungs, keine Ahnung. Er hat mir gezeigt, wie Küssen mit Zunge geht.“
„Zuuuu viele Informationen.“, fällt ihr Doojoon nun halb kichernd, halb peinlich berührt ins Wort,
„Ich hör dir gern zu, aber verkneif dir solche Details, okay?“
„Oh.“, stellt sie verdutzt fest, „Okay, Tschuldige. Ehm… wo war ich? Ja, irgendwie sind wir dann halt
ein Paar geworden, denke ich. Und dann kam der Tag, an dem ich erfahren hab, wer er wirklich ist.“
„Wie hast du’s erfahren?“, will Doojoon ehrlich wissen.
„Ich hab eine Karte von seiner Exfreundin zu einem Auftritt gekriegt, bei dem B.A.P One Shot live
gebracht haben.“, murmelt sie und starrt dabei ihre Schuhe an, „Mann, war ich dämlich, dass ich
Jieun nicht erkannt habe…“
„Die hat doch jetzt wieder was mit ihm.“, sagt Doojoon nun, „Aber die daten sich nur, das ist nichts
Ernstes.“
„Mir egal, ob das ernst ist oder nicht.“, antwortet Babsi, „Er ist am Ende total ungeduldig geworden
und hat irgendwie total übertrieben, weil ich keinen Sex wollte.“
„Aha.“, meint Doojoon nun mit gerunzelter Stirn. „Joa, er scheint auch nicht der Geduldigste zu
sein, das stimmt schon… Ich meine, auch wenn ich gesagt habe keine Details – aber wie lange wart
ihr so gesehen denn ein Paar?“
Sie rechnet im Kopf nach. „Uhm… Zum Valentinstag hatten wir unser erstes Date.“
„Wow, wie kitschig.“, antwortet Doojoon und lacht heiser. Das Mädchen entgegnet seinen
amüsierten Gesichtsausdruck mit einem platten Grinsen.
„Es hat nen ganzen Monat gedauert, bis wir uns geküsst haben.“, sagt sie, „Das war am White Day,
das weiß ich noch.“
Doojoon hebt überrascht die Augenbraue. „Wow, schon so lange?“, fragt er.
Das Mädchen rechnet weiter. „Im April war das dann, dass ich ihn beim Auftritt gesehen habe.
Anfang April oder so.“, überlegt sie, „Dann habe ich mit Taekwondo angefangen und Taekwoon
kennengelernt und mir mit Sungkyu was ausgemacht. Ehm… Mitte Mai habe ich mich dann wieder
mit ihm vertragen und bin nach Amerika mit zum Dreh von Badman und den anderen Videos aus
der Zeit. Mitte Juli war dann… Schluss.“
„Ihr wart also 5 Monate zusammen.“, sagt Doojoon platt, „Einen Monat alleine hat es gedauert, bis
ihr euch geküsst habt.“
„Ja, aber wir hatten doch diese eine Pause da…“, murmelt sie zerschlagen.
Der Koreaner schüttelt den Kopf. „Ihr wart zusammen, diese eine Pause hin oder her. Glaubst du
denn echt, der Körper stellt auf Pause, während man sich nicht sieht und küsst?“
„Eh- ich weiß nicht-“
„Wie denn auch, du hattest das ja vorher nicht. Du wärst ja nicht seine erste gewesen.“, sagt
Doojoon knapp und zuckt mit den Schultern, „Ist ja egal, jetzt kannst du es auch nicht mehr ändern.
Außerdem hast du ja in der Zwischenzeit Leo, auch wenn man das nicht vergleichen kann.“
Dass er da auf was ganz anderes anspricht, als sie versteht, ist in dem Moment keinem der beiden
klar. Und sämtliche weiteren Sätze führen nur zu einem größeren Missverständnis…
„Das hat auch erst angefangen, weil ich ihn kurz danach gebeten habe, es zu tun – ich hatte keinen
Bock mehr darauf, dass alle immer nur das eine wollen.“
„Ach und darum tust du genau das dann, verstehe.“, meint Doojoon, der jetzt nicht mehr ganz
dahinter steigt, wie dieses Mädchen neben ihm überhaupt tickt.
„Naja… Taekwoon ist zu dem Zeitpunkt schon ein guter Freund von mir gewesen. Und ich hab ihm
eben damals vertraut – so wie ich ihm heute vertraue.“, sagt sie und versinkt wieder tief in
Gedanken, „Dann habe ich letztens Yongguk wieder getroffen und er hat ganz normal mit mir
geredet. Ich meine, irgendwas stimmt doch nicht mit mir.“
Doojoon schenkt ihr erneut einen skeptischen Blick. „Wie gesagt, das kannst du doch nicht
vergleichen.“, meint er und fragt sich, warum sie ein Dating mit Leo von VIXX mit dem vergleicht,
was sie fast mit Yongguk von B.A.P gehabt hätte. Nämlich eine richtige Beziehung.
„Ich frage mich, ob er mich nach wie vor mag. Und dann ist da noch Sungkyu und eben Taekwoon
und Sungkyu will, dass ich mich jetzt entweder für Sungkyu oder für Taekwoon entscheide.“
„Und was sagt Taekwoon dazu?“
„Naja, dass ich schon die Entscheidung treffen werde, die für mich die Richtige ist.“, erklärt das
Mädchen und Doojoon nickt nur. Die Missverständnisse häufen sich.
Aber Taekwoons Aussage passt doch leider viel zu gut zu dem Bild, das von einem Dating im Raum
steht.
„Ob Yongguk dich noch mag, wirst du erst wissen, wenn du ihn fragst.“, meint Doojoon und Babsi
seufzt.
„Genug von mir… erzähl doch von dir und deinen Problemen. Wär jetzt nur fair.“, sagt sie und
blinzelt ihn ein paar Mal an.
Der Koreaner zuckt nun mit den Schultern. „Da gibt es nicht viel. Ich hab eine hässliche… Trennung
hinter mir, sagen wir mal so. Und danach kam nie was Richtiges. Das war’s.“
Wow, denkt sich Babsi, Typen sind auch immer sehr knapp in ihren Erzählungen.
„Verstehe.“, sagt sie und um die Stimmung zu lockern, beschließt sie das Thema schließlich in eine
ganz andere Richtung zu lenken und fängt an, über Musik mit ihm zu reden. Nicht nur sie sondern
auch er denkt sich dabei, dass sie eigentlich gedanklich ganz gut zusammenpassen und man
miteinander nicht nur über so belanglose Dinge reden kann; alleine deshalb beschließen sie schon,
ab sofort öfter etwas zu machen, denn vielleicht wird ja eine gute Freundschaft daraus.
No Mercy
Wenn wir uns zu jemandem hingezogen fühlen, ist es völlig normal, dass der Verstand irgendwann
abschaltet und man das tut, was man unter womöglich normalen Umständen nicht tun würde.
Natürlich ist es die eine Sache, dass man jemanden, mit dem man eine Beziehung führt, mit jemand
anderem hintergeht. Aber es ist die andere Sache, wenn derjenige merkt, dass die Partnerschaft dem
Scheitern verurteilt ist und er den Partner unter allen Umständen bei sich behalten will.
Nicht nur Freundschaften zerbrechen an den Fehlern, die wir begehen. Auch Beziehungen.
Nur fehlt uns oftmals leider das Verständnis dafür, sich das einzugestehen und so gibt man schnell
dem anderen die Schuld, ehe man den Tatsachen ins Auge blickt.
Systematisch geht Diana in ihren Gedanken durch, was alles an diesem verhängnisvollen Abend
passiert ist. Sie erinnert sich noch gut an die Silvesterparty, an einzelne Gespräche davon, doch dann
werden die ganzen Erinnerungen dunkel. Mittlerweile sitzt sie in der WG von VIXX, wo sie eine
Tasse von angenehm heißem Kräutertee bekommt und fährt sich immer wieder durch die Haare.
Irgendeinen Anhaltspunkt muss es doch da geben, an dem sie messen kann, was genau denn
zwischen ihnen beiden passiert ist. Sie gibt ihr Bestes, um sich an wenigstens ein Gespräch mit ihm
zu erinnern, das sie gestern mit ihm geführt hat.
„Hey.“, hat sie gesagt, als sie sich zu ihm gesellt hat. Er hat unter allen anderen ebenso gelangweilt
gewirkt, wie sie selbst und da dachte sie, ein kurzes Plaudern hilft ihnen vielleicht.
Als er den Kopf gehoben hat, um sie anzusehen, hat sie sich noch nicht viel dabei gedacht.
„Hallo.“, hat er schließlich geantwortet.
Sie hat ihm ein mürbes Schmunzeln geschenkt und sich dann neben ihm gesetzt. Warum auch immer,
sie weiß gar nicht genau, was ihr Anlass dafür war, aber sie hat ihm auf einmal ihr Glas hingehalten.
„Willst du mal?“, hat sie gefragt und als er ihr nur einen fragenden Blick zugeworfen hat, bei dem er
eine seiner Augenbrauen gehoben hat, hat sie schließlich gemeint: „Vodka. Hilft gegen den Frust.“
Ohne was zu sagen, hat er das Glas genommen und die übertrieben eingeschenkte Menge dieses
alkoholischen Getränks mit einem Zug runtergekippt. Nicht schlecht, hat sie sich gedacht, manchmal
braucht man sowas eben.
Nach vorn hat sie geblickt. Direkt zu ihrer besten Freundin – oder zu dem Mädchen, das sie mal als
solches bezeichnet hat. Sie kann es nicht fassen, wie sie sich beide auseinander gelebt haben, aber sie
verliert ehrlich gesagt auch langsam die Hoffnung darauf, dass sich das nochmal groß ändert.
Seufzend hat sie dann den Kopf wieder zu dem Koreaner neben ihr gedreht.
Er, der so attraktive Augen hat und ihren Blick zu ihrer Überraschung sofort erwidert.
„Sie sieht wirklich süß in dem Kleid aus.“, hat sie gesagt und dann hat er den Blick abgewendet.
„Manche Dinge sollen wohl einfach nicht sein.“, hat er dann zu ihr gemeint und Diana hat damit
begonnen, unruhig auf ihrer Unterlippe zu kauen. Wie sie es sonst immer macht, wenn sie nicht weiß,
was sie mit sich in so einer Situation anfangen soll.
„Wenn es dich beruhigt, mein Beziehungsleben sieht auch nicht besser aus.“, hat sie gemeint und ihm
einen Blick zugeworfen, bei dem sie alle Mühen aufbringen musste, um nicht sofort zu weinen
anzufangen.
Ganz langsam öffnet sie ihre Augen, sie fühlen sich so verdammt schwer auf. Dokyung weiß nicht,
wie sie hier hergekommen ist, aber der Raum wird durchflutet von gleißendem Licht. Sie fühlt sich
fast blind, als ihr das übertrieben grelle Licht beinahe in den Augen schmerzt und presst sofort ihre
Augenlider wieder fest aufeinander. Alles fühlt sich so schwer für sie an.
Im nächsten Moment wird ihr dann bewusst, dass sie ihre Arme nicht bewegen kann.
Panisch reißt sie die Augen wieder auf und beginnt, hektisch zu zappeln. Sie schreit und kreischt,
doch es dringt kein Laut aus ihr. Da ist ein Knebel in ihrem Mund!
Tränen bilden sich in ihren Augen, die nun unerbittlich über ihre Wange hinunter laufen, heiß und
salzig.
Ihr Blick geht nach oben, dort sieht sie eine Kamera hängen.
Mit weit aufgerissenen Augen blickt sie direkt in die Kamera. Sie weiß genau, dass sie darüber
beobachtet wird und fängt an, fürchterlich zu zittern. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als sich vorerst
im Raum hier umzusehen, in dem sie hockt und darauf zu hoffen, irgendeinen Anhaltspunkt zu
finden, der ihr weiterhilft, den Ausgang zu finden.
Zunächst bleibt dieses Unterfangen ohne jeden Erfolg und sie fühlt sich, als würde sie Stunden in
diesem kahlen Raum sitzen, ihre Kleidung zum Teil zerrissen auf dem Boden liegend. Alles in ihr
schreit danach, sich auf der Stelle die Seile, die sie gefesselt halten, vom Leib zu reißen.
Doch sie ist viel zu schwach dazu.
Babsi liegt auf ihrem Bett, fühlt sich total wohl nach einer heißen Dusche und hantiert mit ihrem
Telefon. Sie liegt quer über ihrer gemütlichen Decke und telefoniert, wie jeden Abend bisher mit
Taekwoon.
„Es war irgendwie total anders, als bei Girls Why.“, erzählt sie ihm, „Die Kameras waren auf einmal
direkt auf mich gerichtet. Ich war so nervös.“
„Oh ja, ich mag das auch nicht, wenn mich die Kameras direkt fixieren.“, murmelt er am anderen
Ende und sie hört, wie er sich unter seiner Bettdecke bewegt.
„Wie war euer Konzert heute?“, erkundigt sie sich und fragt sich zur selben Zeit, ob sie jemals
wieder einen Auftritt der Jungs mit denselben Augen sehen kann.
„Hat Spaß gemacht.“, sagt er zermürbt. Er scheint wirklich müde zu sein. „Die Fans wollten
unbedingt einen High Kick sehen, also habe ich einen gemacht.“
„Da haben bestimmt alle total laut gekreischt.“, sagt sie und kann sich ein leichtes Grinsen nicht
verkneifen.
„Ja…“
„Hätte ich auch gerne gesehen. Sieht sicher cool aus.“, sagt sie und starrt ihren Kleiderschrank mit
den 2 Postern von VIXX an, die dort hängen. Wann hat sie zuletzt so ein normales Gespräch mit
ihm geführt?
Die beiden telefonieren beinahe eine Stunde lang, erzählen sich gegenseitig von den banalsten
Dingen und es fühlt sich schon fast so für sie an, als würden sie sich ein Leben lang kennen, als sie
beide dann schließlich in ihren Betten liegen und darüber nachdenken, wie das zwischen ihnen
wohl weitergeht.
Babsi ist sich sicher, dass sie ihn will – nicht Sungkyu. Auch wenn ihr der heute den Tag über kaum
von der Seite gewichen ist in den Drehpausen und auch wenn sie in den Momenten die seltsamsten
Gefühle in einem kleinen Emotionskarrussell durchlebt hat.
Es wird sich zeigen, wie schwierig die nächsten Tage sein werden.
Dass draußen längst tiefe Nacht herrscht, weiß Dokyung nicht. Sie ist viel zu beschäftigt damit, über
ihr Leben nachzudenken und darüber, dass sie die meiste Zeit davon mit irgendwelchen sinnlosen
Hobbys verschwendet hat, die sie alle kein Stück weiter in ihrer Karriere gebracht haben.
Was hätte sie nicht alles aus sich machen können, wäre sie nicht oft abends noch mit irgendwelchen
Leuten fortgegangen, die sich später stets als keine guten Freunde rausgestellt haben.
Ein schrilles Kratzgeräusch reißt sie aus ihrem tiefen Selbstmitleid, als sich die schwere Tür zum
Raum hier unten öffnet und ein schrecklich maskierter Mann den Raum betritt.
Es sieht aus, als hätte er sich eine Tüte über den Kopf gezogen. Sie hat viele kleine Löcher an der
Stelle, hinter der sich sein Mund verbirgt und größere Ausschnitte für die Augen. Ganz langsam
nähert er sich dem Mädchen, hat einen Teller mit Reis und etwas anderem zu essen dabei und kniet
sich auf einmal vor sie.
Sie sieht ihn aus geweiteten Augen an, beobachtet ihn, wie er seine Hand dorthin hebt, wo sie eben
seinen Mund vermutet und beginnt bitterlich zu zittern.
„Scccchhh.“, macht er, weil er es nicht leiden kann, wenn sich die Frauen so sehr aufregen, die bei
ihm im Keller sitzen, „Du willst doch nicht, dass ich meine Aufnahmen wegwerfen muss. Bleib so
hübsch, wie du bist, ich will dir nichts antun.“
Nur mit ganz viel Mühe schafft sie es, möglichst ruhig zu bleiben und den Mann hinter der Maske
dabei ganz emotionslos anzustarren. Erst dann kann sie hören, dass er ungewöhnlich laut atmet und
sonderbar angetan von der Situation zu sein scheint.
Wie widerwärtig.
„Ich bin eine Schauspielerin.“, murmelt sie leise, als er ihr den Knebel aus dem Mund entfernt. Sie
betrachtet ihn, wie er plötzlich inne hält vor ihr und dann langsam mit dem Kopf nickt.
Im selben Augenblick fällt ihr auf, das sich nach langem Zerren und Wetzen die Fesseln an ihren
Händen endlich zu bewegen beginnen.
„Das weiß ich.“, murmelt er leise und streicht ihr mit seinen ekelhaften Fingern über den Kopf, ganz
leicht durch ihr Haar und seufzt, ehe er sich vor sie auf den Boden setzt. „Warum glaubst du, bist du
hier?“
Dokyung antwortet nichts, sie konzentriert sich vielmehr darauf, unbemerkt aus den Fesseln zu
schlüpfen und beginnt damit, den Knoten an ihren Beinen zu öffnen. Sie hockt auf ihren Knien und
er kann es aus der Position wahrscheinlich nicht sehen, in der er gerade sitzt.
„Die anderen Mädchen sind einfach zu langweilig geworden.“, flüstert er leise und rückt sich seine
Maske ein wenig zurecht.
„Sie sind widerwärtig.“, keucht Dokyung und hat endlich den Knoten an ihren Beinen gelöst und
beginnt nun damit, sich aus den engen Schlingen zu befreien.
Ihm scheint etwas davon aufzufallen, denn auf einmal neigt er den Kopf leicht zur Seite. „Was
machst du da.“, faucht er sie scharf an, doch sie ist schneller als er.
Genau in dem Augenblick, als er nach ihr greift, schlägt sie ihm die Hände entgegen, reißt ihm die
Maske vom Kopf und wirft sich um, damit sie aus dem Seil hüpfen kann. Ohne einen Blick in seine
Richtung zu werfen, läuft sie los.
Knallt gegen die Tür, durch die er gekommen ist, öffnet sie so schnell als möglich und hüpft durch
den Gang nach draußen. Sie ist nur sehr leicht bekleidet, er hat ihr alles abgenommen und wer weiß
wohin gesteckt. In quasi einem Nachthemd bekleidet, läuft sie barfuß den Flur entlang.
Plötzlich hört sie schwere Schritte hinter sich. „Bleib hier, Schlampe!“, schreit er ihr schon entgegen
und verzweifelt versucht sie ihren Laufschritt zu beschleunigen.
Sie biegt um eine Ecke, schlägt die nächste Tür auf, schnappt sich ein Holzbrett, das im Weg liegt
und bleibt damit stehen, um es ihm an den Kopf zu schlagen. Mit einem tiefen Keuchen fällt er
hinter ihr zu Boden und hält sich die blutende Platzwunde an seiner Stirn fest. „Verdammt!“, flucht
er.
Dokyung sprintet weiter, sie hat es endlich nach draußen geschafft und findet sich in einem
vollkommen unübersichtlichen, riesigen Waldstück wieder. Tränen treten ihr in die Augen, jeder
Schritt schmerzt sie und sie tritt auf einen Stein, der sie so sehr schmerzt, dass sie sogar auf dem
Boden dabei einsackt.
Mit lauten Atemgeräuschen rappelt sie sich wieder auf, versucht sich vorwärts zu bewegen, wird
aber auf einmal am Bein gepackt und rutscht dabei so unglücklich aus, dass ihr Kopf direkt auf
einem Stein aufschlägt.
„Wirf mir keinen so misstrauischen Blick zu.“, murmelt Babsi leise und wackelt nervös mit ihren
Händen auf und ab. Heute ist der Tag, an dem sie Sungkyu bei der ersten passenden Situation sagen
möchte, dass sie sich für Taekwoon und nicht für ihn entscheiden wird. Zu ihrem Unglück ist es
auch er, der ihr die Tür aufmacht, als sie die Klingel drückt.
„Ich sehe dich nicht misstrauisch an.“, verteidigt sich Sungkyu und verengt seine Augen etwas.
„Naja, okay vielleicht ein bisschen.“, gibt er schließlich zu und senkt den Kopf, um seine Füße
anzuschmunzeln. „Willst du reinkommen?“, fragt er, ohne zu wissen, warum sie überhaupt hier ist.
Aber das ist auch nicht wichtig für ihn, Hauptsache sie ist da.
„Ehm, klar.“, meint sie und verbeugt sich vor ihm dafür, dass er für sie zur Seite geht. Während sie
sich die Schuhe abstreift, schließt er die Tür hinter ihr.
„Wer ist denn da?!“, will Sungjong wissen, der schrill durch die ganze WG schreit.
„Babsi.“, ruft Sungkyu zurück und grinst sie liebevoll an, als sie sich vor ihm erhebt und die Schuhe
mit dem Fuß gerade schiebt. Sie weicht schüchtern seinem Blick aus und wartet darauf, dass er vor
ihr in den Raum geht, weil sie sich den anderen gegenüber noch immer nicht sehr wohl fühlt.
Als würde er keine Erklärung dafür brauchen, macht er auch tatsächlich genau das und geht mit
einem Blick zurück auf Nummer sicher, dass sie auch hinter ihm ist, nachdem er in die Wohnung
und damit direkt ins große, unordentliche Wohnzimmer kommt.
Ein paar Hunde springen ihr sofort entgegen, die sie mit dem Schwanz wedelnd begrüßen, während
sie nach wie vor unsicher von einem Bein auf das andere wackelt. Mit einem matten Verbeugen
grüßt sie die Jungs, von denen sie die meisten einfach ignorieren. Schnell hockt sie sich hinunter zu
den Tieren, um ihre Unsicherheit zu überspielen.
Es sind alle Jungs anwesend. Sungyeol und Woohyun sind in irgendwelche Bücher vertieft, Sungjong
sieht fern und Dongwoo kämmt gerade einem Hund das Fell. Hoya scheint zu dösen und Myungsoo
kommt gerade aus der Küche zu ihnen.
„Oh, hallo.“, begrüßt er das Mädchen überrascht.
„Hallo.“, entgegnet sie seinen Gruß mit einem nüchternen Lächeln.
Sungkyu setzt sich neben sie auf den Boden und streichelt ebenfalls die Hunde. Er scheint keinen
Stress zu haben, sie nach dem Grund ihres Auftauchens zu fragen. Entweder das oder es ist völlig in
Ordnung für ihn sowie die anderen, dass einfach jemand zu Besuch kommt, der dann… ja, gelinde
gesagt einfach da ist.
Da es verdammt schräg ist, wenn sie keiner so wirklich beachtet, fragt sie einfach Mal: „Was macht
ihr so?“
Sie unterhalten sich über belanglose Dinge wie etwa, was gerade Sinnloses im Fernsehen läuft oder
dass Woohyun dabei ist, sein Japanisch für die nächsten Songs aufzubessern. Die meiste Zeit aber
sprechen entweder der König des Smalltalks Sungjong oder natürlich Dongwoo und Sungkyu mit
ihr. Gelegentlich wirft Myungsoo den einen oder anderen Kommentar ein. Hoya döst nach wie vor
und die restlichen beiden ignorieren sie die meiste Zeit.
Es sind Dongwoos Kommentare auf einen Teil ihres Gesprächs, die Babsi einerseits aufhorchen
lassen, sie aber ansonsten verwirren.
Als es bereits einige Minuten lang sehr ruhig im Raum ist und nur der Fernseher zu hören ist,
vergisst Woohyun darauf, dass sie hier unter ihnen sitzt. Vor allem, weil Sungkyu vorhin den Raum
verlassen hat und er davon ausgeht, dass das Mädchen mit ihm gegangen ist, meint er zu Dongwoo:
„Was ist jetzt eigentlich mit Mina von AOA, die hat dich doch letztens nach deiner Nummer
gefragt.“
„Was soll ich mit Mina.“, murmelt Dongwoo, „Die ist mir doch viel zu jung.“ Er löst den Blick nicht
vom Fernseher und Babsi wird zum ersten Mal bewusst, wie arrogant er klingt, wenn er nicht mit ihr
sondern mit jemand anderem redet. „Choa ist heiß.“, grinst er auf einmal überdrüssig.
„Die datet doch Kikwang.“, sagt Woohyun mit gerunzelter Stirn.
Dongwoo gibt ein zischendes Geräusch von sich. „Schon lange nicht mehr. Ich glaub, die hol ich mir
als nächstes.“, sagt er und greift nach links zu seinem Handy, als er dann auf einmal Babsi erblickt
und sie etwas erschrocken mustert.
Hoffentlich denkt sie jetzt nicht, er ist ein völliges Arschloch.
Aber an dem Tag, an dem er mitgekriegt hat, dass sie ausgerechnet mit Leo von VIXX was hat, hat er
aufgehört, sich bei ihr Hoffnungen zu machen. All seine selbstsicheren Worte schön und gut, aber
gegen den hat er einfach keine Chance. Er weiß noch, dass er CL auch nur deshalb gekriegt hat, weil
er die nicht wollte.
„Oh mein Gott, seht euch das Mal an.“, sagt Sungjong dann und dreht den Fernseher etwas lauter.
Babsi blickt von den Hunden auf zum Fernseher und erstarrt augenblicklich. Das sind die
Nachrichten und ein paar ganz schön… eklige Bilder.
„Ersten Berichten der Kriminalpolizei zufolge ist der Tod durch einen Sturz auf jenen Stein
eingetreten.“ Die Reporterin steht direkt vor einer blauen Plane, direkt neben einem riesigen,
blutverschmierten Stein. „Die Experten konnten den Todeszeitpunkt mit gestern Nacht feststellen, ein
Jogger hat heute Morgen die Leiche der Frau entdeckt. Es handelt sich dabei um die Schauspielerin-“
Babsi starrt fassungslos durch den Raum, doch alle starren wie gebannt auf den Fernseher. „-die seit
den frühen Sonntagmorgenstunden als vermisst gilt. Die Leiche ist anschließend brutal misshandelt
und vergewaltigt worden, die Körperflüssigkeiten sowie das Blut hier überall werden momentan zu
Untersuchungszwecken eingesammelt. Schürfwunden an den Händen und Beingelenken deuten darauf
hin, dass das Opfer zuvor gefesselt war.“
„Ich glaub, mir wird schlecht.“, sagt Babsi und hält den Mund weiterhin geöffnet, bringt aber keinen
Ton mehr heraus.
Sungjong dreht den Kopf nun zu Dongwoo. „Scheiße, die haben wir doch am Samstag noch
gesehen!“
Der Rapper nickt nur sprachlos, während sich Babsi auf einmal neben ihn auf die Couch drängt und
er etwas zur Seite rückt für sie. Zitternd hockt sie neben ihm und starrt durch die Runde.
„Erst wird Diana entführt und jetzt gibt es einen Mörder, der so einen kranken Scheiß macht.“, sagt
Babsi und durch den Lärm wird schließlich Hoya wach und reibt sich müde die Augen. Sofort
erfassen seine Augen die Nachrichten, denen er nun stumm lauscht.
„Ziemlich kranker Scheiß.“, sagt Dongwoo nochmal und befeuchtet seine Lippen, ehe er sich zu
Babsi dreht. „Du… hast doch morgen keine Schedules, oder?“
„Nein, wieso?“, fragt sie.
„Dann schlaf heute hier.“, meint er todernst.
Das Mädchen wird etwas blass im Gesicht. „Wie…so meinst du?“, fragt sie langsam.
„Huh.“, macht Hoya, als er die durch das Bild laufenden Untertitel mit den Infos über den Mord
gelesen hat.
„Haltet doch die Klappe, da kommt noch mehr!“, ruft Woohyun jetzt durch die Leute, während
Sungyeol nur still den Fernseher fixiert. Sungkyu kommt zu ihnen in den Raum, angelockt von dem
Lärm, den sie von sich geben und setzt sich auf Dongwoos andere Seite auf die Couch. Langsam
wird es ein wenig eng hier.
„-hat sich herausgestellt, dass dies nicht der erste Mord in dieser kurzen Zeit ist. Etwas abgelegen von
Busan wurden 2 weitere Leichen gefunden, 3 weitere Elternpaare melden, dass sie jeweils eine Tochter
vermissen, teilweise schon seit mehreren Tagen. Die Annahme besteht, dass es sich hier um einen
Serientäter handelt-“
„Weil das immer Frauen sind, die der Typ da killt.“, sagt Dongwoo nun ernst. Mit Panik im Blick
dreht ihm Babsi den Kopf zu.
„Hör auf, ihr Angst zu machen!“, ruft Myungsoo und Woohyun seufzt genervt auf, weil sie einfach
nicht zu reden aufhören. Immer mehr Informationen kommen, der Sender wird fast mit einer
Dauerwerbesendung zu dem gefundenen Opfer belegt, weil es das erste Mal in wohl hundert Jahren
ist, dass ein so grausamer Mord in Korea passiert.
„Sie kann doch Taekwondo.“, sagt Sungjong, der nun schon längst aus den Nachrichten ausgestiegen
ist und sich zu Dongwoo und dem Mädchen dreht.
„Um was geht es denn?“, will Sungkyu jetzt wissen.
„Dongwoo will, dass sie heute hier schläft und macht ihr Angst, weil sie ein Mädchen ist und der
Mörder sie ja holen könnte.“, murmelt Myungsoo und rollt mit den Augen.
„Naja, so weit hergeholt ist das nicht.“, schaltet sich auf einmal Sungyeol ein, „Überlegt doch mal.
Erst ein paar unbedeutende Mädchen, dann Dokyung. Habt ihr denn noch nie Thriller gesehen? Der
Psycho holt sich mit jedem Mal ein exotischeres Mädchen, weil es ihm zu langweilig wird. Das
haben die doch auch nicht von irgendwo her.“
„Danke für die aufbauenden Worte, Alter.“, murmelt Myungsoo nun schon total angefressen, kriegt
aber nur einen kalten Blick als Antwort zurück.
„Der kann doch jetzt nicht einfach Idols umbringen.“, meint Sungjong mit gerunzelter Stirn.
„Sie ist doch kein Idol.“, meint Woohyun fast schon etwas zu abfällig und beißt sich daraufhin in
die Zunge. Babsi wendet ihm den Blick zu, doch dem weicht er aus und fixiert mit leicht geröteten
Wangen wieder den Fernseher.
„Aber sie ist ein Mädchen, das auffällt.“, seufzt Myungsoo nun augenrollend. Tief in seinem Inneren
gibt er Dongwoo ja Recht, aber er will ihr doch nicht so eine Angst einjagen, wie der Blödmann da
neben ihr.
„Meine Güte, habt ihr alle einen Vogel.“, sagt Hoya und steht auf. Er geht zur Tür rüber und als ihm
alle einen verwirrten Blick zuwerfen, meint er zu Babsi: „Na komm schon, ich bring dich nach
Hause.“
Alle Anwesenden blinzeln ihn ganz verdutzt an, vor allem das Mädchen sieht ihn ganz skeptisch an.
„Warum du?“, fragt sie ohne selbst zu wissen, warum genau sie das sagt. Aber naja, eigentlich sind
er, Sungyeol und Woohyun diejenigen, mit denen sie sich doch am allerwenigsten versteht.
„Jetzt komm schon, bevor ich es mir anders überlege.“, murrt Hoya unfreundlich, „Du bist die, die
sich hier in die Hosen macht.“
Sie schluckt schwer und springt fast auf, ehe sie sich von den anderen verabschiedet und dann auch
noch Myungsoo aufspringt, um die beiden zu fahren. Hoya kann sich zwar gut verteidigen, aber er
hat keinen Führerschein. Selbst wenn es nicht weit bis zu ihr nach Hause ist, das ist momentan arg
unangenehm, wenn jetzt einer von ihnen alleine verschwindet – und auch noch nachts.
Einen Tag später sitzt Doyeon gerade vor seinem Laptop, geplagt von seinen Geldproblemen und
den daher rührenden Problemen in seiner Beziehung. Er ist ein Koreaner mittleren Alters, sieht
kräftiger aus, als er eigentlich ist und hat überhaupt keine Ahnung, was er mit sich anfangen soll.
Schulabschluss hat er zwar, aber keinen von einer Universität. Die meisten Jobs enden darin, dass er
hochkant rausgeworfen wird, weil er sich einfach zu dämlich anstellt und meistens keine richtige
Lust darauf hat. Irgendwie ist doch alles dasselbe.
Kaffee servieren, Torten rumräumen, Essen servieren oder ausliefern… das ist alles nichts für ihn.
Selbst in einer Reinigung hat er schon gearbeitet. Im Großen und Ganzen hat er also bereits alle
0815 Jobs hinter sich.
Gerade scrollt er gähnend durch eine Website mit Stellenanzeigen, als er bei einer ganz besonders
seltsam klingenden hängen bleibt.
„Da… sucht jemand einen Bodyguard.“, sagt er zu seiner Freundin, von der er sich nicht sicher ist, ob
die jetzt neben ihm eingeschlafen ist oder ob sie vielleicht doch noch aufnahmefähig ist.
Jetzt aber weiten sich seine Augen gehörig, nachdem er den Betrag gesehen hat, der da bezahlt wird.
„Für 100.000 Won am Tag!“, ruft er total erstaunt und plötzlich wird er von seiner Freundin zur Seite
geschoben.
„Du musst dich verlesen haben, das ist viel zu viel!“, sagt sie, „Wohl eher im Monat.“
Dann liest sie das Inserat und auch ihre Augen weiten sich um ein Vielfaches. Das steht wirklich da.
„Jiyong, ernsthaft…“, murmelt Diana und hat ihre Hände verschränkt, „Ich brauche keinen
Bodyguard.“
„Doch, hast du dir die Nachrichten angesehen?!“, fragt er entsetzt, „Du bist schon gekidnapped
worden und dass du keinen Psychiater deswegen willst, okay das sehe ich noch ein. Aber dieses Mal
widersprichst du nicht und lässt dir einen verdammten Bodyguard organisieren!“
Genervt ächzend rollt sie mit den Augen. „Aber wenn du denen 800 Euro – ich meine 100.000 Won
am Tag bietest, meldet sich ja jeder Trottel!“, sagt sie, „Das ist viel zu viel Geld!“
„Ein Bodyguard muss unter Umständen mit seinem Leben bezahlen, das ist nicht zu viel Geld.“, sagt
ihr Freund ernst.
Diana schluckt schwer. So hat sie das noch gar nicht betrachtet. „Du… übertreibst…“, nuschelt sie,
ist sich aber nun auf einmal nicht mehr ganz so sicher wie vielleicht noch einen Moment zuvor.
Sie ist genervt. Aber sowas von. Einerseits davon, dass er es einfach nicht lassen kann, ständig über
ihrem Kopf hinweg einfach irgendwelche Entscheidungen zu treffen, die sie gar nicht will und
andererseits davon, dass er ihr dann nicht einmal noch zuhört, wenn sie ihm logische Argumente
bringt, wieso das so hirnrissig ist. Mit einem unzufriedenen Seufzen schnappt sie sich ihre
Autoschlüssel und ist schneller aus der WG weg, als Jiyong bis 5 zählen kann.
Wenige Minuten später parkt sie vor dem Wohnkomplex, in dem Seunghyun wohnt und tippt den
Code für seinen Aufzug ein. Kaum dass sie bei ihm ins Loft kommt, hört sie eine ihr sehr bekannte
weibliche Stimme und eine nicht ganz arg tiefe männliche Stimme. Wer ist das, der da bei ihrer
Freundin ist?
„Ude.“, hört sie Babsi.
„Nun.“, hört sie ihn sagen.
„Me.“, sagt wieder Babsi.
Zuerst sieht sie sich noch still nach ihrem besten Freund um, geht die Treppen hoch und wird dabei
nicht einmal von den beiden in Babsis Zimmer gehört – obwohl die Tür zu ihrem Zimmer offen
steht.
„Shita.“, hört sie wieder Babsi sprechen.
„Ie.“, scharrt die Männerstimme.
„Ha.“
Was machen die da bitte?
Er ist nicht in seinem Büro und in sein Schlafzimmer will sie ehrlich gesagt nicht rein. Sie sollte
nochmal runter und dort nachsehen, ob seine Schuhe da sind. Vielleicht ist er ja gerade mit seiner
Freundin Hara unterwegs.
Urghs, Hara.
Alleine wenn sie an die Frau denkt, überkommt Diana ein arges Gefühl der Übelkeit. Wie kann er
nur mit einer so hinterhältigen Person was anfangen.
Seufzend tritt sie langsam den Flur entlang in Richtung Babsis Zimmer. Obwohl die Tür offen steht,
kann sie nicht sehen, wer da bei ihrer Freundin ist. Aber es klingt weder nach Dongwoo, noch nach
Sungkyu.
„Pal.“, hört sie die Männerstimme sagen.
„Ude.“
„Eoggae.“, sagt er wieder. Diana konzentriert sich. Sie kennt die Stimme doch.
„Ka…“
„Hm?“
„Ka…mi?“
„Nein, Kami sind Haare. Meorikarag.“
„Ach ja. Warte…“
Diana hört den Typen kichern. Wow, klingt die Stimme süß, wenn derjenige lacht. Sie überlegt
einen ganz kurzen Moment lang, sich zu räuspern aber dann beschließt sie doch, noch einen
Moment lang unentdeckt zu bleiben.
Seunghyun ist das jedenfalls bestimmt nicht. Und auch sonst keiner von Big Bang, die hätte sie alle
sofort erkannt. Hat Babsi etwa schon wieder eine neue Freundschaft? Überhaupt – wieso freundet
sie sich immer gleich mit jedem an, sie sieht doch an Sungkyu und Taekwoon, was sie davon hat!
„Ka-“, beginnt nun der Kerl zu sagen.
„Nein warte, ich hab es gleich!“, drängt Babsi aufgebracht und Diana weiß, ohne es überhaupt zu
sehen, dass sie gerade mit den Händen fuchtelt. „Ka…ta… Kata!“
„Richtig.“ Er kichert wieder und klatscht sogar ganz leicht. „Versuchen wir jetzt nen ganzen Satz. Ich
spreche ihn dir vor und du sagst ihn nach.“
„Okay.“ Sie ist Feuer und Flamme dafür.
„Mo ichido todokunara kono koe.“, beginnt er und sie sagt ihn perfekt nach, „Omoi o nokoshi mata
ichi-ninde.“ Wieder spricht sie den Satz perfekt hinterher, aber sie wird langsamer. „Kanashii sora ni
kimi no egao ga hora ukande wa kiete yuku.“ Auch den Satz spricht sie brav nach und Diana runzelt
schon die Stirn. Sie versteht die Worte, die hat sie doch schon irgendwann Mal wo gehört.
„Du lernst mir hier den Text von Bad Girl.“, kichert Babsi auf einmal.
Er kichert ebenfalls und zeigt sich offenbar geständig: „Ja…“
„Oh Mann…“, lacht Babsi und beginnt auf einmal den Refrain von Bad Girl auf Japanisch zu singen.
Im nächsten Moment singt er mit und Diana geht wieder in Richtung Ausgang. Warum kennt sie
die Jungs von BEAST nicht stimmlich auseinander, das muss doch einer von denen sein… Es darf
bitte auf keinen Fall Doojoon sein, das wäre viel zu furchtbar, sowas kann Diana gerade am
allerwenigsten brauchen.
„Das ist doch Doojoons Part.“, sagt Babsi nun und Diana atmet erleichtert auf.
„Na und, wer sagt, dass ich seinen Part nicht perfekter als er selbst singen kann?“
Zwar weiß Diana noch immer nicht, wer da mit ihrer Freundin im Zimmer sitzt, dafür hat sie erst
kürzlich beim Fotoshooting zu viele neue BEAST Leute auf einmal getroffen. Das könnte jeder sein –
außer Doojoon zum Glück.
Ohne die Erkenntnis noch zu bekommen, schleicht sie sich wieder raus und steht vor der
geschlossenen Tür, betrachtet ihre Schuhe und fragt sich, seit wann ihre Freundin und sie jetzt
eigentlich schon nicht mehr richtig miteinander gesprochen haben.
Sie kriegen ja gar nichts mehr mit aus dem Leben der anderen…
„Ich bevorzuge noch immer die originale Version, aber jetzt weiß ich wenigstens, welcher Part der
deine ist.“, lacht Babsi und legt die Lernhefte für Japanisch weg. „War das nicht das Video, wo ihr so
seltsam hell gekleidet seid?“, fragt sie dann nachdenklich.
„Das mit dem weißen Lipgloss.“, sagt Kikwang breit grinsend, „Ohhh ja, war das nicht furchtbar?
Heute bereu ich das ganz schön.“
„Ach, du hast noch am besten ausgesehen.“, sagt Babsi, die das Video erst kürzlich gesehen hat, das
aber jetzt niemals zugeben würde, „Yoseob sieht auch okay aus. Dongwoon ist mit seinen Locken
am schlimmsten dran und Junhyung… man kauft ihm den Bad Boy einfach nicht ab.“ Wieder lacht
sie.
Kikwang runzelt die Stirn. „Dabei gibt er sich doch solche Mühe.“, sagt er amüsiert.
„Ich weiß nicht, ich hab nie auf ihn geachtet – für mich war BEAST immer die Band mit dem einen,
der aus Big Bang rausgeworfen worden ist.“, sagt sie und erstarrt, als er sie schockiert anstarrt.
„Wie war das?“, fragt er gespielt beleidigt.
„Öh- ich- ehm… … nichts?“ Sie grinst ihn ganz unschuldig an.
„Na warte!“ Er schnappt sich das erste Kissen, das er kriegt und wirft damit nach ihr. Sie weicht
quiekend aus und fällt fast vom Bett, wird aber von ihm lachend zurückgehalten.
Das ist für ihren Geschmack eine Berührung zu viel, sie blickt ihn aus geweiteten Augen an und ist
förmlich zu einer Statue erstarrt. Ihm bleibt das natürlich nicht verborgen und er hebt verblüfft eine
Augenbraue, ehe er sie zurück aufs Bett zieht und loslässt.
„Tut mir… leid.“, sagt er langsam und beobachtet sie ganz genau, „Ich wusste nicht, dass dich so
kleine Berührungen so fertig machen.“
Sie antwortet nichts und dreht das Gesicht zu ihm, dann schüttelt sie den Kopf.
„Nein, schon gut.“, sagt sie, „Ich… hol uns Mal was zu essen oder so.“
Sobald sie von ihrem Bett aufgesprungen ist und ihn allein in ihrem Zimmer lässt, blickt sich der
Koreaner verwirrt um und fragt sich, was zum Teufel gerade passiert ist, dass sie von 0 auf 100 so
verschreckt reagiert. Er sieht sich kurz um, blickt auf das Kissen, das nun irgendwo liegt und ruft
sich die Situation nochmal ins Bewusstsein, geht alles nochmal durch. Dann springt er auf und läuft
ihr direkt hinterher.
Er rennt sie beinahe um, knallt mit voller Wucht mit ihr zusammen und fängt sie wieder in letzter
Sekunde.
Verdammt nochmal, jetzt kann er seine Tollpatschigkeit am allerwenigsten brauchen!
„Alles okay?“, fragt er und zieht sie förmlich in Lichtgeschwindigkeit auf die Beine. Wieder starrt sie
ihn so an und er hebt sofort die Hände. „Wenn ich dich das nächste Mal anfasse, darfst du mich
schlagen.“
„Ich will dich aber nicht schlagen.“, sagt sie matt und blinzelt ihn düster an, „Hör nur auf, mich
dauernd… ach egal.“
Sie schiebt sich mit etwas Abstand zu seinem Körper an ihm vorbei und öffnet einen der
Hängeschränke. Er presst stumm fluchend seine Augenlider aufeinander und dreht sich sofort zu ihr
um.
Da hat er Doojoon schonmal so lange genervt, dass der das Mädchen für ihn fragt, ob sie was mit
ihm machen will und dann vermasselt er einfach alles.
Gut, er hatte sich was anderes vorgestellt, als hier zu sitzen und ihr Japanischvokabeln beizubringen.
Zum Beispiel hätte er mit ihr Eis essen können, da hätte er damit punkten können, dass er mit
Glück ihr liebstes Eis errät.
Oder er hätte mit ihr Essen gehen können. Sie ist nicht wie die meisten, dass sie Kalorien zu zählen
anfängt und das macht es um vieles einfacher, ein geeignetes Restaurant zu finden. Er kennt ein
tolles Lokal, wo sie leckeren Reiskuchen kriegen.
Aber naja, man sollte das Beste draus machen – und sie sind hier bei ihr alleine zu Hause. Nur so
wie das weitergeht, wird er sie ganz bestimmt nicht heute noch rumkriegen. Er muss unbedingt an
ihre Nummer ran kommen – wer weiß, wie oft er bis zur Rückkunft von VIXX noch Gelegenheit hat,
sich mit ihr zu treffen.
„Es gibt Ramen mit Hühnchen oder Gemüse. Rind ist glaube ich auch irgendwo.“, sagt sie und steht
auf einem Stuhl, weil sie sonst nicht hoch genug kommt. Er kennt das Problem, er ist ja auch gerade
Mal 1,70 groß…
„Kein Kimchi?“, fragt er verblüfft. Das ist der erste koreanische Haushalt, in dem Kimchiramen
immer alle wäre. Faszinierend.
„Nein, Seunghyun isst kein Ramen, Hara jammert, dass das aufbläht und ich mag nichts Scharfes.“,
sagt sie und dreht sich zu ihm um.
„Ah.“, sagt Kikwang und mustert sie verblüfft blinzelnd.
Nichts Scharfes also, ja?
Reiskuchen ist gestrichen.
„Dann nehme ich Rind.“, grinst er freundlich.
Das Mädchen dreht sich um, wühlt in dem Hängeschrank und wirft dabei eine verpackte Suppe auf
den Boden, die er schnell für sie aufhebt. Er reicht sie ihr und sie greift daneben, fast in sein Gesicht.
Dann dreht sie sich zu ihm, nimmt die Packung und legt sie in den Schrank rein.
Obwohl sie sich verhält, als wäre gerade nichts passiert, erkennt er einen leichten Schimmer um ihre
Nase.
Sie wird also nervös, wenn sie Jungs berührt.
„Es… gibt kein Rind mehr.“, sagt sie auf einmal.
Kikwang, den sie damit aus seinen Selbstnotizen reißt, blickt verwirrt auf. „Huh?“, macht er mit
offenem Mund und sieht sie an, als käme sie vom Mond persönlich.
„Kein Rind. Entweder nimmst du Huhn oder Gemüse.“, sagt sie nochmal und sieht ihn ausdrucklos
an.
„Du hast doch gesagt…“, beginnt er und ändert schnell den Kurs: „Dann Huhn.“
„Okay.“, sagt sie und greift wieder rein. Dann wirft sie eine Suppe mit Hühnergeschmack und eine
zweite mit Gemüsegeschmack auf den nahegelegenen Küchentresen und steigt vom Stuhl.
Der Sänger, der noch damit beschäftigt ist, den beiden fliegenden Suppenbehältern mit gerunzelter
Stirn nachzusehen, bemerkt sie erst, als sie ihm den Stuhl beinahe gegen das Knie schlägt, als sie ihn
zurück tragen will.
„Warte, ich mach schon.“, sagt er und nimmt ihr das Ding ab. Er selbst rennt aber auch gegen den
nächsten Schrank und presst wieder gequält die Augenlider aufeinander.
Zu allem Überfluss beginnt dann auch noch ihr Handy zu schreien, als würde es sich gleich Mal
ankotzen.
„Jukgo, jugigo Ssaugo oechigo Igeon jeonjaengi aniya!!“
„Was zum Teufel ist das denn.“, sagt er und dreht sich zu ihr, als er den Stuhl an seinen Platz
gebracht hat.
„Das ist EXO.“, entgegnet Babsi mit halb empörtem, aber auch halb amüsierten Blick.
„Ahja.“, meint Kikwang und starrt ihr Handy mit geweiteten Augen an. Seelenruhig scheint sie ihre
SMS zu checken, dann legt sie das Handy wieder weg.
„Das war Seunghyun, er meint, er schläft heute bei Hara. Wenn du also wen brauchst, der dich
heimfährt, dann müssen wir ein Taxi rufen.“, sagt sie und füllt Wasser in den Wasserkocher.
Die Worte müssen erst auf ihn einsickern. „Nein, ich bin mit meinem Auto- warte. Das… war dein
SMS Ton? Echt jetzt?“
„Ja, wieso?“ Sie sieht ihn an, als wäre es das Normalste in der Welt.
„Für normal gibt man sich den hübschen Refrain rein. Oder ne schöne Melodie. Aber nicht das
Geschrei von…“
„Das ist ein Rappart.“, sagt sie völlig destruktiv.
„N Rappart, bei dem sich der Rapper scheinbar vor Talent ankotzt oder wie.“, sagt Kikwang und
schüttelt den Kopf, „Aus welchem EXO Song soll das denn sein.“
„Das ist aus MAMA.“, sagt sie, „Du musst Mal Dianas SMS Ton hören. Das ist das Geheule von Wolf,
das hab ich ihr reingetan.“ Sie kichert stolz daraufhin und Kikwang beschließt, nichts mehr darauf
zu sagen.
Wobei… Nein, das geht einfach nicht.
„Du weißt, dass es ein paar ungeschriebene Gesetze gibt.“, sagt er und öffnet schon Mal die beiden
Suppen, reißt dann das Gewürz auf und kippt bei ihr nicht Mal ein Dritten rein, wenn sie schon
extra betont, sie isst nichts Scharfes.
„Zum Beispiel?“, meint sie und kippt nun das gekochte Wasser auf. Beide warten sie nun darauf,
dass die Suppe ein wenig zieht und bereit zum Essen ist.
„Naja, EXO sind SM Entertainment. Entweder du gehörst zu SM oder zum Rest des KPOP. Du.“,
sagt er und deutet ganz destruktiv mit dem Zeigefinger auf sie, „Gehörst jedenfalls zum Rest des
KPOP. Du bist bei YG dabei.“
Sie runzelt die Stirn. „Echt jetzt?“, fragt sie.
„Ja.“
„Ich wollte aber EXO um ein Autogramm fragen.“, sagt sie.
„Dann frag nen Stylisten, aber keiner von der Front spricht offiziell mit denen.“, sagt er todernst,
„Das ist so logisch wie dass das Feld für alle geräumt ist, sobald jemand auf Tour geht.“
„Was habt ihr nur immer mit SM Entertainment.“, murmelt sie, „Ich finde das blöd und werde mich
sicher nicht an sowas Kindisches halten.“
Kikwang runzelt die Stirn. „Dann kriegst du aber bald ein Problem mit der gesamten Szene. Das ist
Gesetz, verstehst du?“
„Und wer hat die Gesetze beschlossen?“, will sie wissen, „Es gibt doch sogar Special Stages mit
manchen Gruppen von SM.“
„Ja aber nur, um den Schein für die Fans zu wahren.“, sagt er, „Und auch immer nur, wenn es gerade
wieder dringend notwendig wird.“
„Aha.“, entgegnet sie nur matt.
Der Abend endet in einer Diskussion darüber, warum sich SM und die restlichen Labels
ursprünglich so sehr zerkriegt haben. Schnell wird klar, dass Kikwang eigentlich keine richtige
Ahnung davon hat, er aber immer wieder Ausreden dafür in seinem Kopf durchgeht, die möglichst
logisch klingen. Selbst als er am Steuer nach Hause sitzt, geht er die immer wieder durch und fragt
sich, warum sie ihn so schnell enttarnt hat in seinen schlecht gelogenen Ansätzen.
Bis ihm dann klar wird, dass er ihre Nummer nicht hat. Dann schlägt er den Kopf gegen das
Lenkrad.
Diana hantiert gerade mit einem Glätteisen in ihrer Hand und versucht sich dabei möglichst ihre
Finger nicht zu verbrennen. Schließlich passiert es doch und sie knallt völlig wütend ihr Glätteisen
auf den kleinen Schrank vor ihr.
Ein plötzliches Wolfgeheul lenkt sie – wenn auch nur ganz kurz – ab von dem Ärger, der in ihr
brodelt, seit sie am Nachmittag zuvor mit Jiyong zu streiten begonnen hat.
Geschlafen hat sie die Nacht so gut wie gar nicht, dafür hat er ihr viel zu viele Dinge an den Kopf
geworfen.
Wie etwa, dass sie viel zu leichtfertig mit sich selbst und ihrem Leben umgeht. So etwas lässt sie sich
doch nicht bieten, das ist noch immer ihre Entscheidung, um welche Uhrzeit sie wohin auch immer
fährt und ob sie dabei eine Begleitung hat oder nicht ist auch ihre Sache.
Er braucht sich nicht immer überall so einzumischen – selbst nicht, wenn sie eine gefährliche
Stalkerin hatte und dabei entführt wurde.
Möglicherweise nimmt sie das Ganze zu leichtfertig hin. Aber außer Jiyong dreht ja sonst auch
keiner ab deshalb! Warum soll sich also ausgerechnet sie groß einen Kopf darüber machen?!
Wutschnaubend blickt sie auf ihr Display und sieht Jonguns SMS, der sie ohne zu zögern antwortet.
Eine Ablenkung kommt jetzt gerade genau richtig.
Jongun ► Diana
Wow, hast du die Nachrichten gesehen? Voll abgedreht o.O
Da bin ich fast froh, dass Eunha momentan nicht in Korea ist.
Diana ► Jongun
Hab ich gesehen, ja. Und mein Freund geht mir dafür total auf den Keks. -_Jongun ► Diana
Was macht er denn, das dich so aufregt? o.o
Diana ► Jongun
Er meint mir nen Gefallen damit zu tun, wenn er nen Bodyguard für mich bezahlt.
Irgendwas sagt ihr, dass ihr Gesprächspartner wirklich etwas aufgebracht wegen der aktuellen
Situation ist. Als seine Antwort kommt, verstärkt sich der Verdacht auch jäh.
Jongun ► Diana
Sei doch froh, wenn er sich so um dich sorgt. Wäre meine Freundin jetzt hier in Korea, würde ich
ihr aber auch einen engagieren, glaub mir. Ist echt total abgefuckt, was der Kerl da veranstaltet.
Sag mir, dass du gut auf dich aufpasst und nachts nirgendwo rumläufst. Sag mir das auch von
deiner verrückten Freundin. o_o!
Sie runzelt die Stirn und ist verblüfft darüber, dass der Kerl echt ziemlich besorgt zu sein scheint.
Und wie süß, dass er vom Bodyguard bezahlen spricht. Als ob der ne Ahnung hätte, wie viel so ein
verdammter Typ laut Jiyong kostet.
Seufzend legt sie ihr Handy weg und startet einen neuen Versuch, was ihre Haare betrifft. Eine
halbe Stunde später ist sie fertig und geht raus ins Wohnzimmer, wo der Typ sogar schon sitzt.
Mit völlig geweiteten Augen sitzt der Koreaner, der sich als Doyeon bei ihr vorstellt, Jiyong
gegenüber und kann offenbar nicht glauben, dass er sich hier gerade beim König des KPOP um
einen Posten als Bodyguard für dessen Partnerin bewirbt.
Offenbar gibt es einen speziellen Geheimhaltungsvertrag darüber, dass nichts über sie beide
gesprochen werden darf und Diana seufzt innerlich tief.
Wenn sie schon die Freundin des Stars ist, kann sie sich ja auch ein wenig wie ein Star benehmen.
Also zückt sie ihr Handy und schreibt eine Antwort, bevor Jongun sie in den Wahnsinn treibt und
ihr weitere elendslange Nachrichten darüber schickt, wie viel Hilfe sie und ihre Freundin nicht alle
brauchen.
Diana ► Jongun
Ich kann gut auf mich aufpassen, keine Sorge. Und meine Freundin ist umzingelt von
irgendwelchen Typen, die ihr die Finger ablecken, der geht es gut. -_-
Kurz wirft sie Doyeon einen Blick aus Höflichkeit zu, der sich mit Jiyong bereits über alle
Einzelheiten unterhält. Sie hat keine Ahnung, welche Formalitäten die beiden schon geklärt haben,
aber ihr Freund scheint dabei äußerst gründlich zu sein. Er hat ihn hundert prozentig auch schon
polizeilich überprüfen lassen, darauf wettet sie.
Ihr Handy vibriert.
Jongun ► Diana
Hui, das klingt ja überhaupt nicht eifersüchtig. :P
Diana ► Jongun
Ich und eifersüchtig? Niemals.
*Sarkasmus* -__-
Sie hat keine Ahnung, warum sie so ehrlich zu ihm ist. Aber irgendwo ist es ganz schön befreiend.
Nur ob es ihn wirklich interessiert, kann sie momentan noch nicht erkennen. Andererseits… sie
kann ihn ja einfach fragen.
Jongun ► Diana
Willst du darüber reden?
Diana ► Jongun
Interessiert es dich denn wirklich?
Jongun ► Diana
Würde ich sonst fragen… ^^
Diana ► Jongun
Weiß ich doch nicht! :D
Jongun ► Diana
Nein, würd ich nicht. :P
Erzähl schon.
Seufzend beginnt sie auf ihrer Unterlippe zu kauen. Geht nochmal mit einem Seitenblick auf die
anderen beiden auf Nummer sicher, dass sie mit was auch immer sie da tun beschäftigt sind und
beginnt ihm dann eine elendslange Antwort zu tippen. Er wollte es ja schließlich so, also ist er auch
selber schuld, der Gute.
Diana ► Jongun
Ich hab dir erzählt, dass mit meinem Freund nicht alles so gut läuft, wie das in einer Beziehung
vielleicht der Fall sein sollte. Gut, wir hatten letztens wieder ein paar schöne Stunden zusammen,
aber das ist doch auch nicht der Sinn einer Partnerschaft.
Früher als eigentlich geplant hat sie die Nachricht abgeschickt. Also wartet sie auch vorerst auf seine
Antwort, ehe sie ihm alles Weitere erzählt.
Jongun ► Diana
Nein, Sex ist wirklich nicht alles, was zählt… aber ich selbst
hätte auch gern welchen, also kann ich dich verstehen.^^
Verblüfft runzelt sie die Stirn, ehe sie auf seine Nachricht reagiert.
Diana ► Jongun
Hattet ihr noch nie oder meinst du, weil ihr so wenig habt?
Jongun ► Diana
Ich hab allgemein noch nie… :“D
Diana ► Jongun
Oh. o_o
Mach dir nichts draus, meine Freundin war auch lange Jungfrau.
Jongun ► Diana
Deine Freundin steht aber auch auf Idols. ;)
Diana ► Jongun
…
Jongun ► Diana
Ok, ok, ich hör schon auf. :D
Meine Freundin wollte warten.
Also hab ich gewartet.
Diana ► Jongun
Und jetzt ist sie weit weg und vögelt wahrscheinlich nen anderen! :D
Die SMS geht raus, bevor es ihr überhaupt klar ist, was sie da wirklich schreibt.
Warum zum Teufel vergisst sie sich jedes Mal so, wenn sie mit dem Typen schreibt, das darf doch
um Himmels Willen nicht wahr sein!
Jongun ► Diana
BOAH, da ist ja heute wer wieder positiv.
Das kommt irgendwann auf einen selbst zurück, das weißt du? ^^
Diana ► Jongun
Tut es doch jetzt schon. -_Jongun ► Diana
Ja genau, du wolltest mir noch was erzählen! ;D
Wieder seufzt sie und fragt sich einen Augenblick lang, wieso sie sich auf das hier überhaupt
eingelassen hat. Wessen Idee war das noch, dass das eine supergute Freundschaft werden kann?
Babsis? Oh Mann.
Diana ► Jongun
Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber ich hab mich in einen anderen verliebt.
Und ausgerechnet der Typ ist wahnsinnig freundlich zu meiner besten Freundin und
schreibt ständig SMS mit ihr, während er zu mir total unterkühlt ist und sich mir
gegenüber so verhält, als wäre ich bloß ein Mensch unter Millionen anderer.
Jetzt ist es raus. Was er wohl von ihr denkt?
Immerhin scheint er ja ein ziemlich korrekt denkender Kerl zu sein.
Oh Mann, dafür wird er sie sicher verurteilen – dass sie sich in einen anderen verknallt hat.
Jongun ► Diana
Das ist ganz schön bitter… :/
Sag deinem Freund doch, dass da wer anderes ist.
Diana ► Jongun
Niemals. Ich weiß ja nicht einmal, ob das mit Doojoon eine Zukunft hat.
Jongun ► Diana
Deutet aber trotzdem darauf hin, dass da zwischen euch was nicht ganz passt.
PS; witzig, der heißt ja wie der Sänger von BEAST. ^^
Diana ► Jongun
Ja ist er ja auch!
„Scheiße.“, flucht sie auf einmal ungewollt und zieht sofort den Kopf ein, als die Blicke der beiden
Koreaner vor ihr auf ihr liegen.
Obwohl ihr Handy im nächsten Moment vibriert, wagt sie es gar nicht, aufs Display zu blicken.
Jiyong nutzt die Gelegenheit, um ihr verständlich zu machen, dass Doyeon ab sofort bei ihnen
wohnen wird, bis die Sache mit dem Serientäter geklärt ist.
Na super.
Schließlich ist er mit seinen Ausführungen auch Mal fertig und sie hat wieder Gelegenheit,
nachzusehen, was Jongun ihr da geschrieben hat.
Jongun ► Diana
Verarscht du mich?
Diana ► Jongun
Nein.
Jongun ► Diana
Deine Freundin kennt Doojoon?
Da hat sie den Salat. Das musste ja grade noch sein.
Seufzend tippt sie eine Antwort und fragt sich gleichzeitig, wie sie aus dem Schlamassel überhaupt
wieder rauskommen soll.
Diana ► Jongun
Ja… Ich sag doch, sie braucht keine Hilfe.
Darum war ich auch so sauer, wenn du das gesagt hast.
Seine Antwort lässt wie sonst auch nicht lange auf sich warten.
Jongun ► Diana
Wow. o_o Dann kennt die also Sungkyu auch wirklich?
Diana ► Jongun
Ja… Ich will das jetzt nicht so genau ausführen…
Hierauf erhält sie schließlich keine Antwort mehr. Also entweder muss er das jetzt erst einmal
verdauen oder er hält sie jetzt für eine völlige Spinnerin und wird jetzt keinen Kontakt mehr zu ihr
aufnehmen.
Das hat sie ja nötig gehabt, dass sie ihm das jetzt schreibt.
Wie blöd ist sie eigentlich.
Babsi ist gerade dabei, sich ein paar neue Alben zuzulegen und hat sich bereits das neue von
4minute aus dem Regal gezogen, inspiziert es nun und überlegt sogar, sich das neue von B.A.P zu
kaufen. Warum denn auch nicht, das ist doch schließlich ihre Sache, was sie hier macht. Dazu
kommen noch die neuen Alben von Teen Top und von VIXX kauft sie VOODOO, weil sie die bei all
dem Rummel der letzten Monate noch gar nicht in ihrer Sammlung hat – oder hat sie die nicht
gekauft und verloren?
Etwas lauter als gewollt landen die ganzen CDs auf der Theke der Kassiererin. Die hebt gelangweilt
den Blick und erstarrt, als sie ihr Gegenüber erkennt.
Wortlos zieht sie jeden einzelnen EAN Code der CDs über den Scanner der Kasse und nennt ihr
dann die zu bezahlende Summe.
Ohne sich groß was dabei zu bedenken bezahlt das Mädchen und packt die Alben eines nach dem
anderen in ihren Rucksack. Beinahe schon selig dabei summend, weil sie sich schon auf all die tollen
Extras in den CDs freut, zieht sie dann den Reißverschluss ihres Rucksacks zu und hängt ihn sich
um die Schulter.
Erst jetzt fällt ihr der äußerst seltsame Blick der Verkäuferin auf.
„Was?“, fragt sie und überlegt, ob sie denn vielleicht etwas gemacht hat, das sich nicht gehört für
Koreaner. Aber ihr fällt beim besten Willen nichts dazu ein.
Die Verkäuferin schüttelt ganz seltsam den Kopf. „Nichts.“, meint sie und Babsi runzelt die Stirn.
„Okay, dann… schönen Tag noch.“, verabschiedet sich das Mädchen und geht auf den Ausgang des
Shops zu. Dann dauert es keine 5 Minuten und verschiedene, schrill durcheinander kreischende
Mädchen stürmen auf sie zu.
„Ach du-“, murmelt sie und läuft im nächsten Augenblick schon, was das Zeug hält. Zwar hat sie
sich die Kapuze ihres Hoodies ins Gesicht gezogen, weil ihr der Wind heute so ins Gesicht peitscht,
aber eine Spur zu spät. Sie wurde von so einigen Personen erkannt und flüchtet nun, wo auch
immer sie ihre Beine hintragen.
Sie hat keine Ahnung, wo sie hinlaufen soll, geschweige denn, wo genau sie da gerade ist. Doch von
weitem kann sie zumindest das YG Gebäude erkennen, also steuert sie auch darauf hin.
Dort am Empfang sitzt eine Dame, nicht unweit von dem prolligen Securitymann entfernt, der
gerade noch Tablo und dessen kleine Tochter Haru zur Tür geleitet hat, völlig darin vertieft, die
einzelnen Fanbriefe nach Künstlern zu sortieren.
Anfangs hat sie dafür immer riesige Kartons dafür genommen, aber die dann zu den Idols in die
Büros hoch zu schleppen war ja die reinste Tortur. Mittlerweile hat sie sich von den Kaffeedamen
einen der vielen freien Servierwägen geklaut und sortiert die Fanpost in einzelne Körbe, die sie dann
ganz bequem mit dem Lift hoch bringt und dort austeilt.
Nach einem Zwischenfall bei JYP Entertainment, bei dem 2PM immer wieder Fanpost von ganz
verrückten Sasaengfans erhalten hatten, in denen sich Regelblut und Schamhaare befanden, bekam
Minjun die Aufgabe, sich um die Fanpost hier zu kümmern. Da sie die einzige ist, die hier am
Empfang sitzt – es sei denn, sie kriegt mal tatsächlich eine Aushilfe, wenn sie eine braucht – kann sie
sich das auch einteilen, wie sie möchte.
Nur wenn gerade hoher Besuch kommt, wie etwa Justin Bieber kürzlich – dann sollte sie nicht
unbedingt wie jetzt gerade mit Hygienehandschuhen und Mundschutz da am Empfang hocken und
Briefe öffnen.
Zugegeben, den einen oder anderen liest sie auch und wundert sich, was für verrückte Dinge sich
die Fans von den Stars wünschen. Gelegentlich wettet sie auch mit Chungho darum, wer an einem
Tag mehr Briefe erhält – meistens aber liegen sie beide völlig falsch. In letzter Zeit erhält Daesung
ungewöhnlich viele Briefe – manche aber betreffen sogar schon die beiden Mädchen, sind aber eher
Hassbriefe als was anderes.
Minjun ist sich unsicher, was sie damit machen soll und schielt immer wieder nachdenklich auf den
kleinen Stoß. Früher hat sie die einfach in den großen Rundordner geworfen, denn Fanbriefe sollen
motivieren und einen nicht nach unten drücken. Wen interessiert es schon, ob Diana mit G-Dragon
zusammen ist oder Babsi nicht singen kann. Talent kann man nicht kaufen, es muss aber dennoch
entdeckt werden und singen kann man lernen.
Wenn jemand hinter den beiden Mädchen steht, dann jeder einzelne, der bei YG arbeitet oder unter
Vertrag steht. Selbst, wenn die beiden das kaum mitkriegen, aber selbst Teddy hat schonmal einem
Reporter gesagt, er soll aufhören, Blödsinn zu schreiben und die Wahrheit drucken – nämlich was
für ein Talent Diana um Himmels Willen hat und dass GD darauf ja mal null Einfluss hat.
Seufzend wischt sie sich mit dem vom Handschuh bedeckten Handrücken über die Stirn. Langsam
wird es ja doch etwas heiß hier.
Im nächsten Moment hört sie ein immer lauter werdendes Kreischen und chaotische Rufe. Auch der
Mann von der Security bei ihr dreht sich verwirrt zur Tür. Dann sehen sie beide das Mädchen, das
hysterisch auf das Gebäude zuläuft.
„Ist das nicht-“, meint Minjun verwirrt und dann hopst auch schon die Security zur Tür und reißt
den massiven Eingang auf, um Babsi reinzulassen.
Gerade noch rechtzeitig kann er die Tür wieder schließen und mit einem Generalschlüssel alle
vorderen Eingänge auf einmal für die Fans blockieren. Minjun fällt in dem Moment, als das erste
verrückt gewordene Fangirl gegen eine der bodenlangen Glasscheiben knallt, ein Fanpäckchen aus
den Händen.
Verstört nimmt sie sich die Mundmaske ab und zieht sich die Handschuhe aus. „Was ist passiert?!“,
fragt sie und springt auf, um auf die ruckartig atmende Babsi zuzugehen, die vor dem Empfang auf
dem Boden sitzt.
„Keine Ahnung-“, keucht die, „Ich hab mit K*POP Alben gekauft und dann sind die-“ Immer wieder
stoppt sie, um schnappartig nach Luft zu ringen. „-auf einmal alle wie die Wilden auf mich
losgerannt.“
„Das sind Beautys.“, sagt der Mann von der Security, der auf die beiden Mädchen zuschlendert und
dem auf dem Boden sitzenden auf die Beine hilft.
„Beautys?“, fragt Babsi verwirrt.
Die Koreanerin nickt energisch. „Fans von BEAST.“, sagt sie und beginnt zu erklären: „Die haben
zwar keine so verrückten Fans, wie EXO aber die sind auch ganz schön aufdringlich. Da sind auch
einige Sasaengs dabei, darum wette ich.“
Hinter ihnen kommen gerade 2 Jungs und ein Mädchen in die große Eingangshalle, die offenbar
soeben an Feierabend denken. Babsi kennt die nicht wirklich, genauso wenig wie sie das Mädchen
vor ihr kennt. Sie sollte wirklich öfter in das Gebäude kommen, auch wenn sie keine Songs
aufnimmt oder dergleichen.
„Ich bin übrigens Babsi.“, stellt sie sich nun schüchtern vor.
Ihr Gegenüber schürzt amüsiert die Lippen. „Ich weiß, wer du bist.“, sagt sie, „Es ist meine Aufgabe,
das zu wissen, damit du da hochkommst.“ Sie deutet mit dem Zeigefinger hinter sich zum Aufzug
und damit wohl sinngemäß in sämtliche Stockwerke.
Dann deutet sie hinter sich auf die 3 Koreaner, die gerade zu ihnen stoßen und beginnt sie
vorzustellen.
Da wären Chungho, der wichtigste Ansprechpartner bei YG, wenn es um die Technik geht. Er sieht
total unscheinbar aus, ist mindestens so bleich wie Babsi selbst und hat völlig glatte, brünette
Haare, die nur ganz knapp seine leichten Fliegerohren überdecken. Er sieht sympathisch aus. Witzig
vor allem. Man kann mit dem bestimmt über die schrägsten Sachen reden.
Haneul ist genauso wie Minjun und Chungho so alt wie Babsi. Sie meidet direkten Blickkontakt zu
einzelnen Personen um sie herum und wirkt wahnsinnig zickig, soll aber oft falsch eingeschätzt
werden; man kann mit ihr sprichwörtlich Pferde stehlen, weil auf sie einfach immer Verlass ist. Dass
sie eine der Stylistinnen ist, sieht man alleine schon an ihren perfekt manikürten Fingernägeln und
der gut gewählten Kleidung, die sie trägt. Außerdem hat sie einen modischen Haarschnitt und ist
super geschminkt.
Der Letzte im Bunde ist der Koreaner Youngsoo. Er scheint etwas älter zu sein, vielleicht um die 25
Jahre sowas herum. Dass Minjun meint, er sei der totale Nerd, merkt man ihm überhaupt nicht an.
Er trägt ein schickes Jackett und teure Schuhe, hat perfekte Haare und ein wunderschönes Gesicht.
Youngsoo ist im Marketing der Firma, scheint dort eine leitende Position zu haben.
Minjun sieht übrigens sehr quirlig aus, trägt ihre Haare zu einem Dutt und ist vielleicht etwas zu
dünn für ihre Größe, ist aber kaum größer als Babsi. Sie scheint gemütliche Klamotten zu lieben
und trägt sanften, lachsfarbenen Lippenstift, ansonsten kaum Make Up.
„Oh, klar sind die alle hier.“, bekommt Babsi nun ein Gespräch der anderen drei mit. Youngsoo sagt
nämlich gerade: „Die Gute da drüben scheint sich mit Doojoon angefreundet zu haben, jetzt sind sie
alle scharf drauf, in ihre Nähe zu kommen.“
„Uhhh.“, meint nun Chungho und dreht den Kopf zu Babsi, „Du musst vorsichtiger sein.“
Unschuldig hebt die Angesprochene ihre Hand und deutet auf ihr Gesicht. „Ich?“
„Klar du.“, sagt Chungho und grinst mit gerunzelter Stirn.
Neben ihr hat Minjun die Hände verschränkt und kaut unruhig auf ihrer Unterlippe. Auf einmal
geht sie zu ihrem Empfangstisch und hebt den Hörer eines schwarzen Telefons ab, ehe sie eine
Nummer einzutippen beginnt.
„Ich gehe dann mal hinten raus.“, sagt Haneul und seufzt. Als sie an Babsi vorbei geht, winkt sie ihr
müde und verschwindet dann.
Die blickt ihr verwirrt blinzelnd hinterher, woraufhin Youngsoo meint: „Mach dir nichts draus, sie
ist nur K.O. von den Auftritten heute. Sie musste zwischen Winner und Seung Ri hin und her
springen, weil jemand krank geworden ist.“
„Oh.“ Babsi sieht wieder zu Minjun rüber, die schon zu telefonieren angefangen hat.
„Verstehe, gut, dann schicke ich morgen einen Wagen mit Bodyguard rüber zum Loft, damit Sie zu
ihrem Interview kommen. (…) Ja, gut, mache ich.“ Dann legt sie auf und hebt den Blick zu Babsi.
„Du kannst heute nicht mehr nach Hause fahren, die Beautys belagern das Gebäude.“
Youngsoo und Chungho sind ebenfalls schon verschwunden, dafür sind 2 weitere Securitys
gekommen, um sich vor den Glastüren zu postieren – mit Sonnenbrillen versteht sich.
„Ich…“, beginnt Babsi und überlegt dann angestrengt. Wo soll sie dann die Nacht verbringen?
„Soll ich dir ein Hotelzimmer buchen?“, fragt Minjun und hat schon wieder den Hörer in der Hand,
„Du musst mir nur sagen, ob mit oder ohne Frühstück.“
„Nein, ich-“ Minjun legt den Hörer auf das Telefon und sieht sie geduldig an. „-ehm. Ich kann
jemanden fragen, ob ich bei ihm unterkommen kann.“, sagt Babsi.
„Gerne. Hast du dein Handy dabei oder willst du vom Telefon hier aus anrufen?“, fragt sie.
Das Mädchen weiß gar nicht, wie ihr geschieht. Sie erinnert sich daran zurück, als sie im TS
Gebäude am Empfang stand und dort schräg von der Empfangsdame angemacht worden ist.
Kein. Vergleich. Hiermit.
Niemals.
„Nein, hab mein Handy.“, sagt sie und zieht es aus ihrem Rucksack, ehe sie überlegt, wen sie jetzt
bloß fragen soll, um bei ihm unterzukommen.
VIXX sind nicht in Seoul, die sind noch ganz weit weg in Europa.
Wenn sie jetzt Doojoon fragt, schürt das die Probleme im Moment wahrscheinlich nur.
Und bei Sungkyu will sie nicht wirklich schlafen…
…Diana?
„Vielleicht…“ Minjun sieht fragend zu ihr auf. „Nehme ich doch lieber ein Hotelzimmer.“
I’m Sorry
Manchmal lassen wir uns auf ein Spiel ein, bei dem wir uns von Anfang an bewusst darüber sind, dass
wir das nicht gewinnen können. In den meisten dieser Fälle aber sind wir bloß zu stur, unser Versagen
zu erkennen und kehren die negativen Gedanken ganz weit in die hinterste Ecke unseres Verstandes.
Diese Fehler dann aber wieder auszumerzen, sind die schwersten Aufgaben, die wir uns selbst
überhaupt geben können. Oft sind nämlich ausgerechnet diese Fehler so unumkehrbar, dass man bloß
die Scherben der eigenen Träume vorfinden kann.
Hektisch hat er den Reißverschluss ihres Kleids förmlich aufgerissen. Er hat ihr in die Unterlippe
gebissen, sie mit sanfter Gewalt auf die weiche, nachgiebige Matratze ihres Bettes gedrückt, nur um sie
danach seine Zähne an ihrem Ohrläppchen spüren zu lassen.
Ein lautes Keuchen ist ihr aus der Kehle gekrochen, das die völlige Anspannung von ihr losgelassen
hat. Vor allem, als er dann auch noch ohne großen Umweg mit der Hand in ihrem Höschen
verschwunden ist. Das Stöhnen, das sie dabei von sich gegeben hat, war ihr zu dem Zeitpunkt unter
keinen Umständen peinlich. Denn endlich hat sie das bekommen, was sie sich wochenlang, nein
Monate sogar gewünscht hat.
Endlich ist ihr die Aufmerksamkeit zuteil geworden, die sie sich erhofft hat, die ihr Jiyong nicht geben
kann, weil sie sich zu ihm nicht mehr hingezogen fühlt. Weil sie sich wie in einen gläsernen Käfig
gesperrt fühlt und er sie nicht gehen lässt.
Das tiefe Raunen, das er von sich gegeben hat, als sie gierig nach seinem Hosenbund gegriffen hat,
kann sie nicht mehr so schnell vergessen. Es steigt ihr viel zu sehr ins Gehirn, die bloße Erinnerung
davon.
Diana knallt schließlich die Tasse Tee auf den Tisch, nachdem sie aus ihrer förmlichen Trance
erwacht. Das kann doch nicht wirklich passiert sein, hat sie denn tatsächlich mit ihm geschlafen?!
Alkohol ist keine Ausrede, genauso wenig die Tatsache, dass sie mit Jiyong solch enorme Probleme
in ihrer Beziehung hat.
Tränen laufen ihre Wange hinab, sie weiß weder nach vor, noch weiß sie zurück.
Es ist Hakyeon, der sie in den Arm nimmt und sie tröstet, der für sie da ist und ihr gut zuredet.
Auch wenn keines seiner Worte auch wirklich näher an sie heran dringt.
Das einzige, das ihre Gedanken im Moment einzunehmen vermag, sind seine Berührungen.
„Mittlerweile konnten zwei Leichen aus dem Han River geborgen werden, drei weitere Frauen gelten
nach wie vor als vermisst. Die Polizei tappt momentan leider noch stark im Dunkeln, da die
Anhaltspunkte nicht ausreichen, um ein Phantombild des Täters zu erstellen.“
Gebannt starrt Babsi auf den Fernseher und schlürft dabei ein paar der Nudeln aus dem Ramen, den
sie sich unten im 7eleven gekauft hat, der direkt an der Ecke zum Hotel geöffnet hat. Ein Fahrer von
YG hat ihr Sachen zum Umziehen vorbeigebracht, aktuell ist es noch unklar, wie lange sie hier im
Hotel bleiben muss. Es kommt erst noch darauf an, wie lange die Fans brauchen, um zu sehen, dass
sie nicht zum Loft kommt.
Quasi wird denen vorgegaukelt, dass sie schon längst nicht mehr dort wohnt, um einer weiteren
Belagerung entgegen zu wirken. Wie hat Minjun das genannt…? Fans sind so leicht zu
beeinflussen…
„Weiters empfiehlt die Polizei aufgrund der aktuellen Gefahrenlage, besonders Frauen im
Altersdurchschnitt von 20 bis 30 Jahren ihre Wohnungen nicht alleine zu verlassen – vor allem nachts
nicht.“
Das Mädchen seufzt tief. Jetzt wird auch noch eine als Empfehlung getarnte Ausgangssperre
verrichtet. Sie ist sich sicher, dass sie aufgehalten wird, sollte sie nachts von einem Polizisten alleine
gesehen werden.
Nach ein paar Minuten stellt sie den leeren Becher auf ihrem Bett ab und sieht sich im Zimmer um.
Es ist echt nett hier. Übertrieben wäre das falsche Wort. Luxus und trotzdem Bequemlichkeit. Das
Badezimmer ist genial. Die Dusche ist mitten im Raum, die Brause regnet ganz leicht… am liebsten
würde sie hier einziehen.
Um auf andere Gedanken zu kommen und nicht ständig an diesen Mord zu denken, schaltet sie um
auf den Sender MBC, auf dem gerade eine Show mit Musikvideos gespielt wird, die 2012
rausgekommen sind. Jetzt im Moment läuft To You von Teen Top und sie sind mitten im Refrain.
Motiviert singt sie mit – schief wie immer, aber das hört ja keiner.
Nicht weit weg von ihr schaltet gerade Diana denselben Sender ein und starrt so penetrant auf das
TV Gerät vor ihr, dass es eigentlich Beine kriegen und weglaufen müsste. Immer wieder wirft sie
einen Blick nach links, voller Hass und Wut, dann schaut sie wieder zurück zum Fernseher und
Teen Top, wo C.A.P gerade ein völlig seltsames Gesicht im Video macht.
Sie nimmt die Fernbedienung in die Hand und schaltet um, zappt von einem Programm zum
anderen und sieht ihn dabei immer wieder an.
„Was starrst du mich so an.“, faucht sie auf einmal.
Er zuckt nicht einmal zusammen. Doyeon ist das nämlich von seiner eigenen Freundin gewohnt,
angemault zu werden. Man kann schon fast sagen, dass er darin total geübt ist.
„Ist mein Job.“, gibt er kühl zurück.
„Dein Job ist es, hier zu sein und auf mich aufzupassen.“, korrigiert sie ihn, „Also kannst du genauso
gut die Wand anstarren.“
„Nein, dann haust du am Ende ab.“, sagt er total matt und starrt sie weiterhin an.
Diana zieht ihre Augen skeptisch zusammen. Blinzelt der Typ auch mal? „Dabei würde ich Lärm
machen. Denkst du nicht, dass du das mitkriegen würdest?“, fragt sie mit nüchterner Stimme und
ist kurz davor, ein genervtes Schnauben von sich zu geben.
„Herr Kwon hat sich sehr deutlich ausgedrückt. Nicht aus den Augen lassen und nicht von der Seite
weichen. Wobei das ja nicht passieren kann, wenn ich Sie nicht aus den Augen lasse.“
Sie starrt ihn einfach nur wortlos an.
Ist der Typ dumm oder sowas?
Er starrt sie an, als ob sie ein Geist wäre. Mit geweiteten Augen, als ob sie jeden Augenblick etwas
ganz arg Ekeliges machen würde, um ihn zu vertreiben. Der Kerl braucht vielleicht einen Psychiater
und keinen Job als Bodyguard.
Sie weiß ja sowieso nicht, warum sie einen eigenen Bodyguard kriegt und keinen vom
Entertainment – wobei wenn sie genau darüber nachdenkt, würde der wohl nie bei ihnen zu Hause
übernachten, um auch wirklich 24 Stunden am Tag auf sie aufzupassen.
„Stört das deine Freundin denn überhaupt nicht, wenn du wo anders schläfst?“, fragt sie ihn und
beäugt ihn kritisch. Der Kerl ist so muskulös und groß, dass er locker als Basketballspieler
durchgehen würde. Aber sie denkt noch immer, dass er ein paar zu viel auf die Nuss gekriegt hat. Er
wirkt ja irgendwie zurückgeblieben auf sie…
„Nein.“, sagt er in einer Tonlage, als ginge ihm gleich die Luft aus, „Ist mein Job.“
„Und wenn ich jetzt von dir verlange, mit mir in die Karaokebar zu gehen?“, fragt sie stirnrunzelnd.
Jetzt scheint er ganz kurz zu zögern.
Ist wohl nicht sein Job.
„Dann muss ich Herrn Kwon die Rechnung geben, wenn wir ihn das nächste Mal sehen.“
Das ist ein Witz, oder?
„Hat er das gesagt?“, will sie wissen.
Doyeon nickt energisch. „Herr Kwon sagte, er kommt für alles auf.“, sagt er leicht robotermäßig.
Kurz öffnet sie den Mund, um etwas zu sagen, schließt ihn dann aber wieder. Jetzt fehlen ihr doch
tatsächlich die Worte, um darauf noch was zu entgegnen.
Es hilft ja sowieso alles nichts. Also wirft sie einen Blick zur Seite und sieht den Stoß an Papierkram
liegen, den ihr YG per Post schicken hat lassen. Das sind alles Unterlagen, um Noten lesen zu
lernen. Die hat Jiyong für sie quasi bestellt.
Auf gut Deutsch hat sie ein Zeitlimit von 2 Monaten bekommen, in denen sie Noten schnell lesen
können soll und zusätzlich heißt es, dass sie bis dahin einen Songtext beherrschen soll, den sie
selbst geschrieben hat.
Sind ja mal keine geringen Anforderungen, die YG da an sie hat.
Das ist ja übrigens noch so etwas, das sie nervt. Sie muss hier büffeln wie die Wilde, während sich
Babsi ein bequemes Leben machen darf, mit Doojoon rumlaufen kann und keinen Unterricht oder
sonst was kriegt. Sie hat ja keinen Plan, wie lange die unter Vertrag steht oder ob es vielleicht sogar
unbefristet ist. Aber allem Anschein nach hat die ja das einfachste Leben.
Kommt in Musikvideos vor und kriegt Geld dafür.
Kein Lernen, kein Gesangsunterricht.
Nichts.
Frustriert die Zähne zusammenbeißend greift sie nach dem Papierstoß, um sich in die Arbeit zu
vertiefen.
Die Tage vergehen mehr oder weniger ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Babsi jedenfalls
verbringt tagsüber die Zeit mit Dongwoo, der ihr spontan eine SMS geschrieben hat, geht mit ihm
Eis essen und wird so nett von ihm behandelt, dass sie sich die ganze Zeit fragt, wer da überhaupt
mit ihr rumläuft. So kennt sie ihn ja gar nicht. Abends hat sie sich dann im Hotel die
Liveübertragung von Music Bank angesehen und sich in Grund und Boden geärgert, bei der genialen
Performance von Block.B’s Very Good nicht direkt vor Ort gewesen zu sein. Aber Minjun hat ihr
davon abgeraten, die nächsten Tage auch nur in die Nähe der ganzen Musikshows zu kommen.
Diana versucht nach wie vor, ihrem Bodyguard das Leben schwer zu machen und scheitert
regelmäßig daran. Der Kerl hat einen stählernen Geduldsfaden und sie muss sich wohl
sprichwörtlich einen Schutzhelm mit Maske und einen Bolzenschneider zulegen, um ihn
loszuwerden.
Tags darauf, es ist Samstag, findet Babsi raus, dass Diana einen Bodyguard hat. Da merkt Diana
auch, dass sie gar keinen Bolzenschneider, sondern einfach nur Babsi dazu braucht, um ihm
sämtliche Nerven zu kosten.
Genüsslich sieht sie ihm dabei zu, wie er regelmäßig an Babsi verzweifelt, weil ihm die einen Streich
nach dem anderen spielt, um ihn auszutesten, wie gut er denn auf Diana aufpassen kann.
Eine sprichwörtliche Ohrfeige kriegt Diana aber in dem Moment ins Gesicht, als ihr ihre beste
Freundin sagt, dass sie nur hier sei, weil sonst keiner Zeit hat und im Hotel wäre es ja furchtbar
langweilig.
Dann klingelt der Fahrer vom YG Entertainment bei ihr, um sie wieder zum Hotel zu bringen und
weg ist sie.
Das mit dem Hotel wollte Diana gar nicht so genau hinterfragen. Und die Kommentare von Doyeon,
dass sie beide eine ziemlich seltsame Freundschaft führen, wenn keiner so richtig über den anderen
im Moment Bescheid weiß, hat sie einfach stinksauer, wie sie war, ignoriert.
Apropos Doyeon. Sie hat Kimchi mit ihm gemacht. In Hülle und Fülle. Was war das nur für eine
schei- ehm, Verzeihung. Was war das nur für eine bescheidene Arbeit.
Sie haben so viel Kimchi gemacht, dass sie den meisten davon sinnloserweise wie eine alte
koreanische Hausfrau einfrieren muss.
Am Abend telefoniert Babsi mit Leo und erzählt ihm von ihrem Date mit Dongwoo. Und von ihrem
Date mit Kikwang. Und von ihrem Treffen mit Doojoon. Auch wenn sie das selbst nicht
unterscheiden kann, Leo kann es. Sonst wäre er ja nicht Leo.
Begeistert ist er nicht gerade drüber, aber was soll er machen, solange er am anderen Po der Welt
auf seinem Hotelbett sitzt und nichts dagegen tun kann. Genau aus dem Grund sagt er auch nicht
viel dazu. Und da er sonst auch nicht so der Gesprächigste ist, fällt ihr das gar nicht auf. Immer
diese Missverständnisse!
Die wirklich wichtigen Details, wie etwa die Mordserie oder dass sie von Fans verfolgt wird und
deshalb in einem Hotel schlafen muss, lässt sie aus. Es ist doch immer wichtiger, mit wem man den
Tag verbracht hat, als wirklich interessante Infos zu erzählen.
Es ist Sonntag und Doyeon schlägt seinem aktuellen Lebensmittelpunkt vor, etwas zu unternehmen.
Einfach Mal rauszukommen – da er ja merkt, wie unzufrieden sie in ihrem goldenen Käfig ist.
Unzufriedene Leute wären aber zufrieden, wenn sie sich das Glück zu leicht machen und darum
meckert Diana lieber, was das Zeug hält und zählt einen Grund nach dem anderen auf, weshalb sie
doch um Himmels Willen dieses heilige Apartment nicht verlassen dürfen. Sie bestellen
haufenweise Essen vom Lieferanten. Pizza, Chinesisch, sogar Süßigkeiten lassen sie sich bringen.
Jiyong ist sowieso kaum zu Hause, dem fällt es also gar nicht auf, ob hier ein paar Pizzaschachteln
rumstehen, oder nicht.
Babsi hat in der Zwischenzeit die glorreiche Idee, sich mit Personen zu umgeben, die sich zu
verteidigen wissen. Der arme Hoya, der in genau dem Moment, als ihr das eigentlich kommt, mit ihr
in einem Raum ist. Sie fragt ihn, ob sie sich zu ihm setzen darf, solange sie auf Sungkyu wartet und
dem bleibt nichts anderes übrig, als ja zu sagen.
Howon sollte echt lernen, nein zu anderen Personen zu sagen. Aber leider ist er entgegen seinem
harten Auftreten ein total weicher Typ, der sich nachts heimlich kitschige Doramen reinzieht und
immer wieder zu heulen beginnt, wann immer eine schöne Szene dran ist.
Sungkyu ist der Un-äh, nein-Glückliche, der mit ihr den Sonntag verbringen darf, weil BEAST
unterwegs sind und Babsi aktuell lieber die Anwesenheit von Diana meidet. Nach dem gestrigen Tag
noch mehr, warum auch immer ihre Freunden eine so katastrophale Unzufriedenheit ausstrahlt.
Aber sie hat sie noch nie so bissig erlebt, nicht seitdem sie sich kennen.
Jedenfalls ist Howon nicht ganz so begeistert, weil Babsi allgemein als sehr überdreht verschrien ist
und er mit Dongwoo schon genug Überdrehtheit bei sich zu Hause hat.
Grandioserweise gehen sie alle zusammen mit ihr am nächsten Tag essen.
Diana liest davon auf instagr.am, ist noch genervter als sonst schon, weil sie nicht einmal mehr
gefragt wird und Doyeon darf das fleißig ausbaden. Wie gesagt – er hat perfekte Nerven, seine
Freundin ist viel, viel schlimmer als Diana in ihrer Hochform.
Dongwoo verhält sich gegenüber Babsi so, wie er sich gegenüber jedem Mädchen verhält, das er um
jeden Preis flachlegen will. Wann er sich dazu entschlossen hat, das jetzt auf einmal doch wieder
durchziehen zu wollen, das weiß keiner der Jungs so genau – er selbst nicht einmal.
Aber alleine das ist schon fast Dorama in live für Howon und er ist hin- und hergerissen und ihn
lässt das Gefühl einfach nicht los, doch ein wenig auf das arme Kind aufpassen zu müssen.
Es reicht ja schließlich nicht, dass Sungkyu den zweiten Rapper schon förmlich mit seinem
erzürnten Blick ersticht und die Gabel in seiner Hand – sie sind beim Italiener – nur mehr eine
gefährliche Geste ist, die er zu gerne in die Tat umsetzen würde.
Das Wochenende ist vorbei und K. schlendert amüsiert durch die Innenstadt. Genießt das Chaos,
das er angerichtet hat, was vor ihm keiner geschafft hat – jedenfalls nicht in Korea – und sieht sich
immer wieder nach einem neuen Opfer um.
Ein Mädchen sieht wie das andere aus und seine schlimmsten Befürchtungen werden wahr, dass er
jetzt das Interesse an den ganz gewöhnlichen Personen verloren hat. Dann vielleicht doch wieder
eine Schauspielerin.
Wobei er nicht alle Nachwuchstalente einfach von der Bildfläche verschwinden lassen kann. Dann
doch lieber jemand, der nicht so talentiert, aber dennoch bekannt ist.
K. braucht mittlerweile niemanden mehr, der ihm bestätigt, dass er ein Rad ab hat. Aber er ist
intelligent genug, dass er selbst bemerkt, dass das längst nicht mehr alleine mit seiner seltsamen
sexuellen Neigung zu tun hat, sondern dass er Blut geleckt hat wegen all der Aufregung.
Er liebt es, anonym im Rampenlicht zu stehen und will deshalb dort zuschlagen, wo die Gemeinde
zu weinen beginnen wird. Und wo er so darüber nachdenkt, hat er doch schon sein nächstes Opfer.
Da war doch dieses Mädchen, diese Nicht-Koreanerin, die mit so vielen Idols rumhängt.
Nicht die mit der Engelsstimme, sondern die, der Sungkyu zu ein paar Punkten bei Immortal Song
verholfen hat. Die Show hat er im Fernsehen gesehen, als er frei gehabt hat. Mann, war das
fürchterlich. Ein wahrer Graus. Vielleicht tut er der Gemeinde ja sogar einen Gefallen, indem er sie
aus dem Weg räumt.
Wo wir schon bei Erkenntnissen sind – Diana trifft ein Geistesblitz, dass sie vielleicht doch einen
kleinen Tapetenwechsel brauchen kann und sie fährt schließlich mit Doyeon ein wenig im Bus
durch Seoul. Eine kleine Sightseeingtour, wenn man es so nennen will.
Sie bleiben auf einer Aussichtsplattform stehen, wo es dann schließlich aus Diana rausplatzt und sie
ihm den Grund ihrer momentanen Abneigung gegen ihre Freundin anvertraut.
Begeistert ist Doyeon darüber nicht, da es immer schade ist, wenn eine Freundschaft leidet. Vor
allem, wenn es dabei um einen Typen geht. Aber da er nichts darauf zu erwidern weiß, endet das
Gespräch vorerst damit, dass sie ihn wütend anschreit und ihn schreiend fragt, warum sie ihm das
überhaupt erzählt, wenn er doch nichts darauf zu sagen hat.
Er spielt etwas mit dem Leben, als er sie daran erinnert, dass er ihr Bodyguard und nicht ihr
Psychiater ist, aber nun ja… er muss ja mutig sein in seinem Job, nicht wahr?
Sie setzen sich ein paar Stunden lang in ein kleines Café, wo sie beide über ihre schrägen
Beziehungen sinnieren können. Diana genauso wie Doyeon selbst. Das ist das erste Mal, dass sie
wohl einen ganz normalen, zwischenmenschlichen Moment miteinander teilen. In dem Doyeon
nicht wie ein schräger Roboter wirkt.
Trotzdem mag Diana den Kerl nicht.
Basta.
Ihre Meinung ändert sich auch nicht, als sie am nächsten Tag durch den Wald spazieren und über
Gott und die Welt reden.
Jiyong ist schuld, dass sie ihn nicht leiden kann.
Das ist ihre aktuelle Lieblingsausrede, weil sie es nicht wahr haben will, dass Doyeon eigentlich
doch ganz nett ist und sie ihn mittlerweile lieber hat, als ihr vermutlich Recht ist. Auf eine
freundschaftliche Art und Weise zumindest.
Babsi, die wieder im Loft schlafen darf, geht Dienstag, während Diana im Wald zwischen Schlamm,
Steinen und Fröschen spaziert, mit Doojoon ein Eis essen. Zwar nicht das optimale Wetter, wenn es
jetzt im Oktober schon so kalt ist, aber sie hat Lust drauf. Und ihre Tage – und wenn sie ihre Tage
hat, ist sie wie eine verrückt gewordene Schwangere.
Gebt ihr, was sie will, oder sie beißt euch noch den Schädel ab. Mitsamt Schokolade versteht sich.
Doojoon, der vollends von ihrem Plan, sich nun unter Jungs aufzuhalten, die einen Kampfsport
beherrschen, begeistert ist, bringt sie am Abend nach Hause. Da sie Dongwoo und Hoya über den
Weg gelaufen sind und Dongwoo wieder ein paar ganz toller Anspielungen zur Datingszene fallen
hat lassen, lässt sie es sich nicht nehmen, den Koreaner zu sich nach oben einzuladen und ihn
auszufragen.
Die Antworten haben ihr überhaupt nicht gut gefallen. Es scheint ihr eine Sicherung rausgefallen zu
sein, die bewirkt hat, dass sie nicht nur Leo anruft und ihn wutentbrannt anschreit, sondern sie
auch noch fast mit Seunghyun schläft, sich ausgerechnet von Yongguk trösten lässt und – naja. Wir
sollten vielleicht ein wenig genauer auf das Thema eingehen.
Spulen wir also zurück.
„Wie… das ist so in der Szene?“, fragt Babsi ganz verstört, als Doojoon ihr ebendiesen Satz gerade als
seine Antwort aufgetischt hat.
„Naja…“ Er kratzt sich am Kopf und befeuchtet seine Lippen. „Wie viel weißt du darüber?“
„Über diese komische Szene?“, erkundigt sie sich. Doojoon nickt. „Gar nichts. Ich bin mir nicht
einmal genau sicher, was zu überhaupt mit dieser Szene meinst.“ Sie klingt nicht sehr begeistert, was
er ihr aber auch nicht übel nehmen kann und hebt ihre Hände, um zum Wort Szene ein Paar
Anführungsstriche zu mimen.
„Okay…“, sagt er und seufzt ganz dezent, „Du bist mit Yongguk zusammengekommen – wann? Vor
YG, oder nicht?“ Sie nickt. „Das erklärt, warum du es bis dahin zumindest nicht wusstest. Yongguk
hat es also ernst mit dir gemeint.“
Gut gemacht Doojoon. Das waren wahrlich die perfekten Worte dafür. Er war noch nie der
Einfühlsamste, warum muss ausgerechnet er jetzt dieses blöde Gespräch mit ihr führen?
Sie starrt ihn auch gerade so an, als wären die Worte genau so rübergekommen, wie er es nicht
geplant hat. Ihr Mund ist leicht geöffnet und sie sieht ihn mehr geschockt als traurig an. Das kommt
noch, das weiß er.
In ein paar Minuten weint sie Rotz und Wasser. Und er ist noch hier, mit ihr.
Vielleicht sollte er Yoseob anrufen, der ist gut in sowas.
„Ehm-“ Er weiß einfach nicht, wie er das hier anpacken soll.
„Wie meinst du das…“, flüstert sie auch schon heiser.
Ganz kurz schließt er seine Augen, seufzt und sieht auf dem Tisch vor sich erst auf sein Glas Wasser
vor sich, dann nach links zu einem dort stehenden Blumenstrauß in einer hübschen Glasvase.
„Vor einigen Jahren, als Big Bang schon 3 oder 4 Jahre im Business waren, haben sie damit
angefangen, mit den Mädchen von Wonder Girls gemeinsame Sache zu machen. Sie haben
gemeinsam zu ihren Songs getanzt und eine Special Stage nach der anderen mit ihnen gehabt.“
„Ich weiß, ich bin ein ziemlicher Fan von Big bang.“, antwortet das Mädchen mit einer sehr
trockenen Stimme, „Damals war GD noch ein total netter Teenager ohne die ganzen übertriebenen
Tattoos und- naja, nicht so wichtig. Du wolltest ja grade was erzählen.“ Doojoon betrachtet sie matt.
Wie sie ihm da gegenüber sitzt, so völlig zermürbt… das zerschmettert ihm das Herz.
„Es ist schwierig für ein Idol, mit jemandem Zeit zu verbringen, der dann womöglich auch noch
darüber spricht und schlechtes Licht auf die Gruppe wirft.“
„Das verstehe ich.“, antwortet sie matt und weiß noch nicht so richtig, was sie von all dem halten
soll.
„Naja, Big Bang hat damals angefangen, das eben in der Szene zu belassen. Stylisten und anderes
Personal ausgenommen. Nur die Idols unter sich.“
„Mir wäre noch nie aufgefallen, dass die Idols untereinander so gut befreundet sind.“, sagt Babsi und
sieht ihn etwas skeptisch an, „Bei Auftritten halten sie immer so Abstand zu anderen Gruppen und
bleiben ganz viel unter sich…“
„Naja…“ Doojoon räuspert sich und weicht ihrem Blick immer wieder aus. Was ist das gerade
unangenehm für ihn. „Mit Zeit verbringen meine ich auch eher… sowas wie…“
Ein Wort. Ein geeignetes Wort, er braucht irgendwas, um es nicht so platt auszudrücken.
„Gehen sie zusammen Eis essen?“, fragt sie ihn mit hochgezogener Augenbraue. „Ich esse immer
wieder mit jemandem ein Eis, mit dir doch auch schon.“
„Najaaaaaa-nein.“, macht er halb quiekend und starrt sie verblüfft an.
Wie kann sie nur so naiv durch die Welt gehen.
„Im Lotte World fallen sie zu sehr auf.“, überlegt sie laut, „Sehen sie sich zusammen Filme an? So im
Dorm des anderen, am Laptop und so?“
„Nein, Babsi. Sie haben Sex.“
Man möchte seinen Kopf gegen den Tisch schlagen.
„Ehm… Sex?“, fragt sie und er nickt mit qualvoll aufeinander gepressten Augenlidern, „Wie… Sex?“
Verdutzt öffnet er seine Augen und starrt sie sicher 2 Minuten lang einfach nur sprachlos an. „Dein
Ernst jetzt?“, will er wissen. Sie antwortet darauf nichts, also meint er nach einem weiteren, lauten
Räuspern: „Sie treffen sich immer wieder, haben Sex miteinander und gehen dann wieder getrennte
Wege – bis sie sich zum nächsten Mal treffen, um Sex zu haben.“ Gerade öffnet sie den Mund, um
ihm eine Frage zu stellen, da sagt er schon: „Ja, es passiert auch manchmal direkt in den Umkleiden,
wenn sie keine Zeit zwischen 2 Schedules haben.“ Als wäre das tatsächlich ihre Frage gewesen,
schließt sie den Mund wieder.
Es dauert eine Weile, sie sitzen einige Augenblicke lang still da. Doojoon sieht sie die ganze Zeit
über an, sie scheint dafür Löcher in die Luft zu starren.
Er wagt es nicht einmal, einen Schluck von seinem Wasser zu nehmen – aus Angst, dass sie jeden
Moment umkippt und er sie dann nicht auffangen kann.
„Wer… macht das alles?“, fragt sie auf einmal mit heiserer Stimme und sieht ihm in die Augen, „Du
auch?“
Jetzt hängt er in der Zwickmühle. Ertappt lässt er den Blick etwas durch den Raum wandern, dann
nickt er ganz leicht. „Ich auch.“, bestätigt er.
„Auch… jetzt?“, fragt sie verstört.
Da er nicht weiß, wie er da jetzt wieder ansetzen soll, macht er eine ganz leichte Grimasse,
vorwiegend mit seinen Lippen. Dann scheint er einen guten Ansatz zu haben und beginnt: „Für
normal tauschen die zwei Personen immer wieder Blicke aus. Wer zu schüchtern für sowas ist,
macht das nicht, wobei man die Leute da nicht unterschätzen darf.“
Sie blinzelt ihn an, als würde er ihr gerade Geschichten von Aliens auf dem Mond erzählen. Er
ignoriert das ganz elegant und setzt seine Ausführungen fort – wer weiß, wie lange er noch einen
roten Faden dafür hat.
„Einer kommt dann auf den anderen zu, wobei das durchaus auch von ihr ausgehen kann und dann
tauschen sie ihre Nummern aus.“ Weil sie ihm den nächsten verstörten Blick zuwirft, sagt er: „Um
sich Ort und Zeit auszumachen, weil man sich schließlich nicht immer überall sieht.“
Jetzt hebt sie die Hand und deutet zur Küche rüber. „Klingt logisch. Hast du auch Hunger?“
Verwundert runzelt er die Stirn, da steht sie schon auf und schiebt ihren Stuhl rüber zum Schrank,
stellt sich drauf und meint: „Was für Ramen isst du?“
Er kann nicht glauben, dass diese Situation in ihrer wahnsinnigen Ernsthaftigkeit plötzlich in so
einen irren Comedystil umschwenkt. Nichts desto trotz meint er jetzt: „Kimchi.“
„Haben wir nicht.“, sagt sie matt und wirft eine Gemüsesuppe auf den Tresen.
Noch immer eine gerunzelte Stirn habend starrt er sie jetzt sprachlos an. „Was… habt ihr denn da?“
„Rind, Huhn oder Gemüse.“, sagt sie.
„Dann nehme ich Ri-“
„Gibt’s auch nicht mehr.“
Jetzt zieht er seine Augenbrauen nach unten und hebt die Hand. „Du hast doch gerade gesagt-“
„Weiß ich, ist trotzdem aus.“
Doojoon verengt seine Augen misstrauisch und sagt schließlich: „Ich wette, Huhn ist auch aus.
Dann nehme ich Gemü-“
„Gemüse ist meine.“
Wieder starrt er sie sprachlos an, der Mund geöffnet, sie fasziniert anblinzelnd. Im nächsten
Moment fängt er an, zu lachen.
Das Mädchen nimmt die letzte Gemüsesuppe und eine der tausend Hühnersuppen und lässt etwas
Wasser für die beiden Ramen kochen. Ihre Wangen sind etwas gerötet, weil ihr das so peinlich ist,
dass er nicht gleich Huhn gesagt hat – eigentlich war das mehr eine rhetorische Frage.
Ein paar Minuten später stellt sie ihm die Suppe hin, sie essen sie ohne groß dabei zu sprechen und
als die leeren Styroporbecher so vor ihnen stehen, starrt sie abwechselnd von den letzten
Überbleibseln darin zu den Holzstäbchen und seinen Fingern, die verschränkt auf dem Tisch liegen.
Dann hebt sie den Blick.
„Gut, ich wollte ablenken. Funktioniert nicht. Wie geht’s also weiter?“, fragt sie und Doojoon kann
sich gerade noch ein breites Grinsen verkneifen, da es doch ein eigentlich sehr ernstes Thema ist.
„Naja, da gibt’s sonst nichts weiter.“, sagt er schulternzuckend.
„Führt man dann sowas wie eine Beziehung?“, fragt sie.
Er schüttelt mit ernstem Blick den Kopf. „Es ist wirklich nur bedeutungsloser Sex, nichts weiter.“
„Gibt es denn sowas wie Regeln bei dem Ganzen?“, will sie wissen, „Das scheint ja ganz gut gehütet
zu sein, weil irgendwie keiner so offen darüber spricht aber dann doch wahrscheinlich jeder
Bescheid weiß.“
„Wissen tut es jeder, der bei einem Label unter Vertrag steht.“, sagt Doojoon, „Nur die Leute von YG
klärt üblicherweise keiner von nem fremden Entertainment auf – immerhin kommt ihr von da, wo
die Gründer dieser Szene überhaupt herkommen.“
Ist sowieso fraglich, warum sie nicht Bescheid wusste, wenn sie doch mit T.O.P zusammenwohnt.
Moment, schläft sie nicht mit Leo?!
„Hat dir Leo auch nie gesagt, was ihr da macht?“, fragt er dann ernst und das Mädchen verschluckt
sich an ihrem Saft. Doojoon wartet geduldig, bis sie sich gefangen hat.
„Das ist nicht sowas.“, sagt sie noch halb hustend und hämmert sich ein paar Mal gegen die Brust.
„Nein, ist es nicht.“, sagt Doojoon ernst. Sie tut ihm ganz schön leid, dass ihr das nie wer gesagt hat
– aber so gesehen ist es wohl das Beste, wenn sie mal darüber aufgeklärt wird.
„Warum soll das sowas sein.“, sagt sie verstört.
Doojoon blickt sie einen Moment lang still an. Dann befeuchtet er seine Lippen, blickt an ihr vorbei,
hebt gleichzeitig den Kopf und lenkt das Ganze in eine klein wenig andere Richtung.
„Stell dir das vor wie eine Schulklasse. Da gibt es die Kingkas und die Queenkas.“
„Was’n das?“, will sie mit offenem Mund wissen.
Der Koreaner schenkt ihr einen Blick, der etwa dasselbe heißt wie echt jetzt und fängt an, zu
erklären: „Es gibt wie überall Personen, die beliebter sind als andere. Für normal ist das eine ganze
Clique an Personen, wenn man das im Schulszenario durchdenkt.“
„Und du willst mir jetzt sagen, dass die Kingkas der Idolszene die Personen sind, denen nachgesagt
wird, dass sie gut im Bett sind?“, fragt sie skeptisch mit zusammengezogenen Augen.
„Ich war noch nicht fertig.“
„Tschuldigung.“
„Nicht dass sie die Besten sind, das ist kein Leistungssport. Wenn man in der Idolszene ist, hat man
ja keinen endlos großen Vorrat an Personen, mit denen man schlafen kann.“
„Ist Vorrat nicht ein wenig geschmacklos, wenn man das so nennt?“
Ihre Einwürfe ignorieren, fährt er unbeirrt fort: „Man behandelt sich gegenseitig eher wie einen
guten Wein, der gehütet werden muss und den es sich zu öffnen lohnen muss. Wenn es eine Flasche
ist, an der schon alle genuckelt haben, ist es ja nichts Besonderes mehr und dann dreht man der
lieber den Rücken zu.“
„Verstehe, also Flaschen und nuckeln. Echt pervers zweideutig.“
„In unserer Szene hat es sich über die Jahre so entwickelt, dass die Kingkas die Jungs sind, an die
man nicht leicht rankommt. Da fallen jetzt nicht die drunter, die kein Interesse daran haben oder
auch nicht die, die keine Erfahrung haben und deshalb nicht mitmachen. Sondern die, die in den
Augen der Mädchen nicht leicht rumzukriegen sind.“
„War doch schon immer so.“, wirft sie wieder ein, „Dass Frauen das wollen, was sie nicht kriegen.“
Er nickt. „Eben. Und Queenkas sind die Mädchen, die so gut wie unangetastet sind.“
„Was heißt denn unangetastet?“, fragt sie verblüfft.
Jetzt hantiert er mit einigen Antworten, entschließt sich am Ende aber für: „Du. Zum Beispiel.“
Ihre Augen weiten sich und sie scheint etwas darauf sagen zu wollen, lässt es am Ende aber.
Daher fährt Doojoon fort: „Die Bands der beiden kriegen das natürlich mit – sowas kriegt man mit,
wenn der eine zum anderen in den Dorm kommt. Ich will jetzt nicht sagen, dass sie geschützt
werden, aber die anderen Member sorgen eben dafür, dass keiner das Date des anderen anmacht.“
Sie überlegt hin und her, dann schießt es ihr. „Ravi.“, keucht sie erstaunt. Doojoon hebt fragend
seine linke Augenbraue. „Im Inkigayo… als Kikwang und du…“
„Oh, ja.“, sagt er, „Zum Beispiel.“
Ihre Unterlippe beginnt zu zittern. Er weiß, dass jetzt gerade so einiges in ihrem Kopf vorgehen
muss, aber jetzt ist es ohnehin schon zu viel und er kann ihr die anderen Dinge auch noch sagen.
„Meistens geht das nicht allzu lange, die meisten Dates bleiben bei One Night Stands. In manchen
seltenen Fällen allerdings geht das Ganze länger und in einigen noch selteneren Fällen werden die
zwei sogar zu so ner Art Paart. Hyunseung und Hyunah zum Beispiel.“
„Taekwoon kann nicht- nein, das-“
„Er hat dich entjungfert, hast du gesagt.“, meint Doojoon jetzt ganz matt.
„Ja, aber nur weil ich das wollte.“, sagt sie und sieht ihn ganz verzweifelt an.
Davon lässt er sich nicht beeindrucken. „Und seitdem habt ihr euch immer wieder getroffen und
dann Sex miteinander gehabt. Nicht wirklich was anderes unternommen, das dann nicht in Sex
geendet hat. Bei dir ist es nicht so streng, du stehst ohnehin schon durch die Sache mit Yongguk in
der Öffentlichkeit.“
Ungläubig starrt sie ihn an. „Da ist noch etwas…“, meint er.
„Was denn noch?“, fragt sie ganz leise und wünscht sich im Moment am besten ganz weit weg von
hier.
„Du hast mich nach Regeln gefragt.“, sagt er, „Es gibt tatsächlich welche.“
„Aha.“, meint sie nur mürbe.
„Es wird keiner von SM reingezogen. Die sind schon immer tabu gewesen und werden es immer
bleiben.“
„Warum?“, fragt sie. Schon wieder dieses elendige SM Thema.
„Keeeeine Ahnung.“, gibt er ehrlich zu, „Aber war schon immer so.“
Sie rollt zur Antwort nur mit den Augen. „Ich finde das kindisch.“, sagt sie.
„Das ist nicht kindisch. Hast du dir die von SM schon mal angesehen? Die sind total ungut und
fühlen sich wie was Besseres.“, meint er ernst.
„Und das tun alle anderen nicht, wenn sie so fies über die alle hinter deren Rücken reden?
Wahrscheinlich sind das total nette Menschen und alle anderen Idols verstehen sich mit denen
besser als mit den eigenen Membern.“ Er blickt sie nüchtern an. „Okay, das ist vielleicht
übertrieben, aber man muss sie ja nicht gleich behandeln, als hätten sie alle Lepra.“
„Sagt ja keiner, dass sie Lepra haben.“, meint Doojoon halb amüsiert, „Aber man will eben nichts mit
ihnen zu tun haben.“
„Weil ihr Angst habt, dass sie die Coolen sein könnten.“, antwortet sie matt.
„Nein, das ist es nicht.“
„Ach, ist doch egal.“, seufzt sie, „War das dann alles zu diesem Thema? Ich kann dir trotzdem noch
immer versichern, dass das zwischen mir und Taekwoon nicht sowas ist, was du als Date
bezeichnest.“
Der Koreaner gibt ein etwas lauteres Schnaubgeräusch von sich und meint dann: „Nein, das war
nicht alles.“
„Es gibt tatsächlich noch was?“, fragt sie verblüfft. Was kommt denn jetzt noch? Dass man nicht
schwanger werden darf? Das ist logisch – wobei… Naeun und so. Da kommt eine Erinnerung
hochgekrochen.
„Keiner hat Interesse am offenen Krieg mit einem anderen Idol. Also wird auch keiner dem anderen
offen ausgespannt, wenn das Dating in der Szene bekannt ist.“, fährt er fort und sagt schließlich
etwas, das ihr nun den Boden unter den Füßen wegzieht, „Sobald aber eine Band auf Tour geht,
kann es sein, dass sich der andere in der Zwischenzeit jemand anderen sucht.“
Sie will einen blöden Kommentar darauf erwidern. Als ihr aber klar wird, was er da gerade sagt, hält
sie den Mund und starrt ihn leer an.
„Nachdem du mir erzählt hast, dass Leo zu dir gesagt hat, dass du schon die richtige Entscheidung
triffst…“ Er setzt sich ein wenig anders hin, ehe er weiterspricht: „Lass es mich so sagen… Leo ist ein
Kingka. Einer der beliebtesten davon. Und es ist nur ein offenes Geheimnis, dass er hin und wieder
auch eine Stylistin oder sonst wen hat.“
„Du… meinst, dass er davon ausgeht, dass ich in der Zwischenzeit was mit Sungkyu anfange.“,
murmelt sie und will das eigentlich gar nicht wahrhaben.
„Mh, ich meine damit eher, dass er wahrscheinlich schon eine der hübschen Stylistinnen mit auf
sein Zimmer genommen hat.“, sagt Doojoon, der das ganz realistisch sieht.
Sofort steigen ihr die Tränen in die Augen. Es ist, als hätte gerade jemand ihr hübsches kleines
Traumschloss in tausend Teilchen zerschlagen. Keine 4 Sekunden später laufen ihr schon die ersten
Tränen über ihre Wange.
„Mh-mh.“, macht sie verzweifelt und schüttelt dabei immer wieder den Kopf. „Das stimmt nicht.“
„Realistisch betrachtet…“, murmelt Doojoon, „…ist er zu dir vielleicht anders, weil ihr beide vorher
schon befreundet wart.“
Wobei es dann interessant bleibt, wie er das Ganze dann aufklären wollte.
„Was ist dann mit Sungkyu?“, fragt sie und wischt sich die Tränen weg.
„Der mag dich wohl wirklich, der rennt dir ja hinterher wie ein Dackel seinem Herrchen.“, meint
Doojoon ganz unbeeindruckt.
„Und was ist mit den anderen?“, fragt sie und versteht die Welt nicht mehr, „Dongwoo zum
Beispiel.“
„Praktisch jeder, der nett zu dir ist und was mit dir unternimmt, will dich als sein Date haben.“, sagt
er ganz platt, „Zumindest jeder, der in der Zeit seit Tourbeginn von VIXX was mit dir unternimmt.“
„Du dann ja auch.“, sagt sie verstört.
„Nein, ich… hab an sowas kein Interesse.“, meint er ehrlich.
„Aber…“ Sie schluckt schwer. „Kikwang.“ Die Tränen laufen und laufen… „Dongwoo und… jetzt weiß
ich, warum Howon nichts mit mir unternehmen will.“
„Tut mir Leid.“, sagt Doojoon leise.
„Was?“, flüstert sie heiser.
„Dass du es so erfahren musst.“, meint er, „Tut mir ehrlich leid.“
„Ja…“, nuschelt sie tränenerstickt, „Dann sind also VIXX gar nicht nett zu mir, weil sie mich mögen,
sondern weil ich und Taekwoon miteinander…“ Er reagiert gar nicht, aber sie betrachtet das als
Zustimmung, dass er nicht dagegen spricht. „Und Infinite sind nur freundlich zu mir…“
Jetzt schließt sie die Augen und schnieft einmal ganz laut. Presst die Zähne einen Moment lang
schmerzlich zusammen und fragt dann: „Warum sind dann die Jungs aus deiner Band so nett zu
mir?“
„Sind sie ja nicht.“, antwortet er ernst, „Nicht alle jedenfalls.“ Sie scheint ihm nicht zu glauben,
daher sagt er zu ihr: „Dongwoon findet dich furchtbar anstrengend. Und Junhyung gehst du auf die
Nerven, aber der meint einfach auf dich aufpassen zu müssen, also hast du mit dem wohl öfter zu
tun.“
Das Gespräch geht bis in die späten Abendstunden, bis Doojoon sie schließlich verlässt und sie dann
völlig ihren Tränen ausgeliefert ist.
Als Seunghyun nach Hause kommt, wundert er sich, dass nirgendwo laute Musik läuft oder
irgendwelche Essensreste quer in seiner Küche verstreut liegen. So gern er sie hat, so unordentlich
ist sie nun mal.
Seit VIXX auf Tour sind, ist sie bis auf den Zwischenfall mit den Beautys immer zu Hause im Loft
gewesen und darum fragt er sich vor allem heute, warum nirgendwo ein Zeichen von ihr zu sehen
ist.
„Babsi?“, fragt er in den weiten Wohnraum und legt seinen Autoschlüssel sowie seine Brieftasche
einfach Mal auf den Wohnzimmertisch. Sein Handy legt er direkt daneben und geht den Flur zu
ihrem Zimmer entlang, weil sie noch immer nicht reagiert.
Sie wird doch kaum schlafen.
„Hallo?“, fragt er nochmal und klopft an ihre Zimmertür.
„Jaaaa-“, kommt erstickt von drinnen raus und schon alleine an ihrer Stimmlage erkennt er, dass sie
weint oder zumindest geweint hat.
Stockend legt er seine Hand auf die Türklinke und befeuchtet sich nachdenklich die Lippen. „Kann
ich zu dir reinkommen?“, fragt er.
„Mir egal.“, kommt matt zurück.
Einmal durchatmend drückt er die Türklinke runter und schiebt sich ganz langsam ins Zimmer rein.
Dabei krempelt er sich gleich Mal seine blauen Hemdärmel hoch, da sie hier drin wahrscheinlich
das letzte Mal vor hundert Jahren gelüftet hat und sie sich vehement weigert, die Klimaanlage zu
verwenden. Sie meint ja immer, dass sie davon krank wird. Naja.
„Was ist los?“, will er wissen und setzt sich ohne zu zögern zu ihr aufs Bett, hebt den rechten Arm
und streicht ihr ein paar Haare von der Stirn. „Und sag jetzt nicht nichts, das glaube ich dir nicht.“
„Nein, sag ich nicht.“, nuschelt sie völlig nasal, „Weil das dann gelogen ist.“
Zunächst wartet er darauf, dass sie ihm von sich aus erzählt, was passiert ist. Warum sie so
fürchterlich weint, dass ihre Augen ganz rot sind und ihre Wangen so schrecklich aufgedunsen sind.
So hat er sie ja nicht einmal weinen sehen nach der Sache mit Yongguk.
„Okay.“, meint er also in der Hoffnung, dass sie mit der Sprache rausrückt.
Unsicher kaut sie auf ihrer Unterlippe, immer wieder wirft sie ihm einen Blick zu, dann sieht sie zu
dem grünen Froschplüschtier, das unter ihrem nervösen Geknete leiden muss.
„Du bist ein totales Arschloch, das ist los.“
Er hebt verblüfft die Augenbrauen. „Und wie komme ich zu der Ehre?“, fragt er völlig nüchtern.
Ist ja nicht das erste Mal, dass er so genannt wird.
„Doojoon hat mir heute von dieser Dateszene erzählt.“, sagt sie schließlich.
„Oh, okay.“, meint er so neutral wie möglich. Schauspieltalent sei Dank.
Er ist sowas von tot.
„Wann wolltest du mir davon erzählen?“, fragt sie nun mit ihrer süß verstopften Nase.
„Ehm…“ Er sieht von ihr weg zum mit Postern behängten Kleiderschrank. Sieht sich in ihrem
Zimmer um, das einem Altar von Idols gleichen könnte und sieht wieder zum Poster von VIXX
zurück, das direkt vor ihnen beiden hängt. Das, wo sie alle oben ohne für Hyde posieren.
„Nicht nur, dass du mir nicht gesagt hast, wer Yongguk wirklich ist.“, murmelt sie, „Dann erzählst
du mir das mit der Dateszene auch nicht und siehst zu, wie ich mit-“ Sie unterbricht sich selbst und
gibt ein Geräusch von sich, das ihn einen Moment lang glauben lässt, dass sie sich gleich vor
Aufregung übergibt. „Wenigstens verstehe ich jetzt, warum du so sauer warst, dass es ausgerechnet
er ist.“
„Hm.“, macht er nur. Irgendwo fühlt er sich ja doch schuldig.
„Diana ist weg, bei Jiyong.“, sagt Babsi ernüchtert, „Sie hasst mich und ich weiß nicht wieso.“
„Sie hasst dich doch nicht.“, antwortet er ganz ernst.
„Doch.“, jammert sie in einer halben Singstimme, „Immer, wenn ich bei ihr bin oder sie wo treffe, ist
sie total genervt von mir und ich weiß nicht mal wieso.“
Er seufzt und sieht weiterhin stur das Poster an. „Das legt sich wieder, glaub mir.“, versichert er ihr.
„Woher willst du das wissen?“, fragt sie ganz zermürbt und blickt ihn an. Dann wird sie lauter und
obendrein auch immer wütender: „Du weißt was! Was weißt du noch alles, das du mir nicht sagst?!“
Geplagt seufzend lehnt er seinen Kopf gegen die Wand hinter sich. „Darf ich nicht sagen.“, murmelt
er.
„Musst du aber!“, drängt sie, „Weil ich es satt habe, dass du mir alles verheimlichst. Wir wohnen
verdammt nochmal zusammen und ich-“
Ihre nächsten Worte werden begleitet von furchtbarem Schniefen und ganz erbärmlichem
Schluchzen, das ihn ganz weich macht.
„-habe seit Monaten Sex mit Taekwoon und verliebe mich in ihn und keiner sagt mir, dass er das
nicht so meint wie ich. Warum sind immer alle so gemein zu mir! Dann kommt auch noch Sungkyu
und ich verliebe mich in den auch noch! Und Dongwoo ist so nett zu mir, nur weil er mit mir
schlafen will, nicht weil er mich wirklich mag und Kikwang – KIKWANG! Weißt du, wie nett der zu
mir ist?! Das ist ein Typ von der Sorte, der den perfekten Freund abgibt. Wäre ich nicht in
Taekwoon verliebt- ABER DER WILL DOCH AUCH NUR SEX UND SONST NICHTS!“
„Diana ist in Doojoon verliebt.“
„Was?!“
Seunghyun presst die Augenlider aufeinander. Er bereut es jetzt schon, ihr das gesagt zu haben.
„Wie- Diana ist in Doojoon-“
„Sie hat sich in ihn verliebt. Nicht wie. Ist halt passiert.“, murmelt er.
„Aber er ist nicht der, mit dem sie SMS schreibt, oder?“, fragt Babsi ganz verwirrt. Daraufhin
schüttelt der Große nur mit dem Kopf. „Warum sagt sie mir sowas nicht?!“, keucht sie entrüstet. Mit
einem Mal sind ihre Tränen völlig versiegt.
„Weil sie eifersüchtig auf dich ist.“, sagt er, „Denk doch Mal nach. Du verbringst Zeit mit ihm.“
„Aber er will doch gar nichts von mir!“, schreit sie ihn regelrecht an.
„Weißt du, wie irrational Gefühle sein können?!“, fragt er sie mit einem Mal wütender als sie es
bisher war, „Sieh mich doch an. Du hast mich vor Jaaaahren abgewiesen und hier sitze ich, bade
deinen bescheuerten Liebeskummer aus, den ein dahergelaufener Weiberheld verursacht, der dich
nach meiner Ansicht nach nie verdienen wird, date eine Frau, die möglichst das Gegenteil von dir ist
und denke trotzdem immer wieder darüber nach, wie es wohl wäre, dich zu küssen.“
„Dann tu es doch.“, sagt sie zu seiner Überraschung.
Jetzt starrt er von dem Poster gegenüber zu ihr, den Mund ungläubig geöffnet und abwartend.
Es vergehen einige Sekunden, nach denen sie meint: „Du hast mich schon richtig verstanden.“
Schließlich ist das doch so in dieser Szene. Man schläft mit anderen, so oft man will, es bleibt
ausschließlich dabei und das war es dann auch.
Nur die Sache mit dem keiner spannt einem offen jemanden aus, vergisst sie aktuell ein wenig.
Seunghyun scheint das schon gar nicht zu interessieren, denn das nächste, das er aktiv wahrnimmt
ist ihr nackter Rücken unter seiner Hand, nachdem er sie förmlich an sie gezogen und ihr das Kleid
vom Rücken gerissen hat. Sein Hemd leidet ebenfalls darunter.
Unter hitzigen Küssen drängt er sie völlig übereilt auf ihr Bett zurück.
So viele angestaute Emotionen suchen ein Ventil nach draußen und endlich hat sie ihm den
Freibrief dafür gegeben, dass er sie haben kann.
Wie lange hat er darauf gewartet.
Im Hinterkopf behaltend, dass sie doch alleine von Leo schon einiges gewöhnt sein muss, will er
vollkommen wild geworden die Oberhand über das Tun behalten und rechnet nicht damit, dass sie
im nächsten Moment hochfährt. Ihr Kopf stößt gegen seinen, beide keuchen sie schmerzerfüllt auf.
Beim Küssen versucht sie ihn etwas nachzumachen, weil sie das doch immer tut, wenn sie mit
jemandem küsst und sie einfach keinen Plan von gar nichts hat. Dabei beißt sie ihm übereilig in die
Lippen, was mindestens so schmerzhaft ist wie der ungewollte Kick mit ihrem Knie direkt zwischen
seine Beine.
Schlafen werden sie im Endeffekt nicht miteinander. Und es ist sogar gut, dass es soweit zwischen
den beiden gekommen ist – denn ohne diesen sehr, sehr unangenehmen Zwischenfall würden sie
nie wissen, dass die Chemie zwischen ihnen beiden einfach nicht passt.
Noch völlig benebelt vom gestrigen Abend, weil sie sich nach der ermüdenden Erkenntnis ein wenig
Soju gegönnt haben – wobei sie ihn unter den Tisch trinken wollte und Seunghyun einfach
wahnsinnig viel davon verträgt – greift sie zu ihrem furchtbar unangenehm bimmelnden Handy.
„Jaaaa?“, fragt sie gedehnt und kriegt kaum ihre Augen auf.
Wie viel hat sie geschlafen?
Hat sie überhaupt geschlafen?
„Hey.“, hört sie eine Stimme, die sie jetzt ganz bestimmt nicht hören will.
„Taekwoon.“, murmelt sie wutentbrannt, nicht wissend, was er für sie überhaupt empfindet und
dass das alles zwischen ihnen beiden bloß das Ergebnis davon ist, wenn es 2 Personen einfach nicht
schaffen, ihre wahren Gefühle einfach auszusprechen, „Du hast mir gerade noch gefehlt.“
Er erwidert nichts darauf, weil er sich im Grunde fragt, warum sie so wütend auf ihn ist. Vor allem,
weil er auf YouTube das Video von Kanto gesehen hat, in dem sie mitspielt und ihr dazu gratulieren
wollte, wie toll sie das gemacht hat.
„Ich weiß Bescheid, hörst du?!“, keift sie ihn an und sitzt mit einem Mal völlig aufrecht in ihrem
Bett, „Das zwischen uns kannst du vergessen, das ist zu Ende. Ich hab keine Lust, einfach deinen
F*ckfetzen abzugeben und sonst nichts weiter, als ein paar DATES mit dir zu haben!“ Immer
hysterischer und lauter schreit sie ihn dabei an. „GEH DOCH ZURÜCK ZU NAEUN UND MACH
DAS MIT DER ABER NICHT MIT MIR!“
Zwar legt sie nicht auf, aber sie knallt das Handy mit einer solchen Wucht gegen die nächste Wand,
dass es daran in seine Einzelteile zerschellt.
Aus großen Augen starrt sie den Teilen des kleinen Geräts nun hinterher.
„SCHEISSE!“, schreit sie und hüpft von ihrem Bett.
So weit wollte sie jetzt auch nicht gehen, dass sie gleich ihr Handy kaputt macht. Am Ende steht sie
mit Tränen in den Augen über den feinen Glasscherben ihres Displays und weiß nicht worüber sie
zuerst weinen soll. Dass ihr geliebtes Handy jetzt tot ist oder dass sie gerade mit Taekwoon Schluss
gemacht hat.
Letzterer jedenfalls lässt gerade sprachlos sein Handy sinken und starrt Hakyeon total ausdruckslos
an, um den die anderen Jungs versammelt stehen. Sie haben gut 10 Minuten vor dem ersten Song
ihres heutigen Konzerts und haben jedes einzelne Wort von ihr mitbekommen. Besonders die
letzten, bei denen Taekwoon sein Handy schon weit von seinem Ohr weggehalten hat.
„Oh…“, murmelt Jaehwan total trübselig, weil er jetzt nicht in Leos Haut stecken will.
Hakyeon betrachtet den Sänger abschätzend und fragt sich, was das gerade wirklich war. „Sie hat es
nicht gewusst.“, stellt er dann ganz nüchtern fest, „Das mit der Datingszene.“
„Ich muss sofort nach Seoul.“, sagt Taekwoon und dreht sich um.
Hongbin und Ravi halten ihn gerade noch so davon ab, wirklich gleich aus dem Raum zu
verschwinden und in das nächste Taxi zu steigen.
„Nicht doch!“, ruft Hongbin, „Wir fliegen schon in 3 Tagen zurück. Du bereust es, wenn du jetzt
einfach so ein Konzert sausen lässt.“
„Denk an deine Karriere, das ist jetzt wichtiger.“, pflichtet auf Ravi bei. Ihm ist klar, wie fürchterlich
das sein muss, aber er muss Hongbin eben Recht geben.
Keiner der Jungs kann verstehen, wie groß die Angst in Taekwoon ist, dass er sie verliert. Aber jeder
außer ihm weiß, dass er sie bereits verloren hat, als sie ihr Handy gegen die nächste Wand geworfen
hat.
Freitag. Noch 2 Tage bis zu dem einen Moment.
Doyeon lässt sich ganz fertig auf der Couch in Dianas und Jiyongs Apartment nieder und keucht
hektisch, nachdem er mit ihr und ihrer verrückten Freundin von einem Lokal ins andere gerannt ist.
Am Ende haben sie sich im Chilk Naengmyun niedergelassen, um sich dort etwas zu stärken. Keiner
der drei hat gewusst, dass es sich dabei ausgerechnet um das Restaurant von Yoseobs Eltern handelt.
„Was darf ich euch Hübschen bringen?“, fragt eine ältere Dame freundlich, während sie die
Mädchen ganz breit angrinst.
Babsi, die ganz verblüfft durch das Restaurant blickt, bleibt schließlich an der Dame hängen und
fragt: „Wie kommt’s, dass hier überall ein Babyyoseob hängt?“
Die Dame lacht. „Weil das mein Sohn ist, meine Liebe.“
„Ohhhh.“
Diana wirft ihrer Freundin einen nüchternen Blick zu. Sie hat ja keine Ahnung, dass Babsi längst
darüber Bescheid weiß, dass sie in Doojoon verliebt ist. Genauso wie sie keine Ahnung davon hat,
dass ihre Freundin eine ganz üble Seite an sich hat, die sie selbst erst in den kommenden Tagen
genauer kennenlernen wird.
Sie bestellen schließlich ihr Essen und plötzlich betreten Doojoon und Kikwang das Restaurant. Mit
größter Selbstverständlichkeit setzen sie sich zu den Mädchen. Eine ist davon unbegeisterter, als die
andere – jedoch aus völlig verschiedenen Gründen.
„Okay, bevor du irgendwas sagst.“, beginnt Kikwang gegenüber Babsi, ohne überhaupt richtig Hallo
gesagt zu haben, ganz davon zu reden, dass er Diana nicht einmal begrüßt hat. „Ich hatte keine
Ahnung, dass du nichts davon weißt. Und ja – ich war deshalb sehr, sehr nett zu dir.“
Das zweite Mädchen, also Diana, wirft ihm einen völlig verwirrten Blick zu. Wovon redet er da?!
„Wahrscheinlich hast du meine Aufmerksamkeit wirklich nur deshalb, weil du eine Queenka bist.“,
fährt er völlig ernst fort, was total unüblich für ihn ist, „Aber ich mag dich mittlerweile wirklich.
Also richtig.“
„Wa-was macht er da?!“, fragt Diana eher sich selbst, als sonst wen in der Runde.
Aber Doojoon antwortet ihr zu ihrer Überraschung, nur völlig monoton: „Keine Ahnung.“
Die anderen 3 völlig ausblendend, meint Babsi ganz kühl: „Schön für dich.“
Kikwang runzelt die Stirn, als könnte er nicht glauben, was er gerade für Worte gehört hat. „Komm
schon, du findest mich doch auch gut.“, sagt er todernst.
„Hab ich nie bestritten, aber ich will sowas nicht.“, sagt sie ganz knapp.
„Ich auch nicht.“, meint er total matt.
Jetzt ist es Babsi, die ihre Stirn runzelt, als würde das Gehörte keinen richtigen Sinn ergeben.
„Soooooo, eure Naengmyuns.“, sagt auf einmal Yoseob, der 2 gar nicht bestellte Suppen auf den
Tisch stellt, wobei die beiden anderen Jungs wahrscheinlich immer dasselbe essen und dann noch
die anderen 3, die von Diana, Babsi und Doyeon bestellt worden sind, serviert.
„Date mich.“, sagt Kikwang ganz trocken und fixiert weiterhin nur das Mädchen, das gegenüber von
ihm sitzt, nachdem er Doyeon einen Schubser gegeben hat, dass er Platz für ihn macht.
Yoseob gibt einen nüchternen Lacher von sich. „Ist das nicht etwas zu direkt?“, fragt er, „Sie ist doch
ganz neu in der Szene.“
Diana starrt von einem zum anderen und langsam dämmert es ihr, worum es da gerade geht.
Zwar antwortet Kikwang dem Sänger, starrt aber weiterhin in Babsis Augen. „Ich meine damit ein
richtiges Date.“, sagt er und dem Mädchen läuft es kalt den Rücken runter, „Gehen wir ins Kino.
Was essen. Im Park spazieren, in einen Freizeitpark in Tokio – ich lade dich ein.“
„Mach ihr doch gleich einen Antrag.“, meint Yoseob mit gerunzelter Stirn und schüttelt den Kopf,
als würde man seinen Kollegen und Kumpel am besten gleich in die Geschlossene einliefern.
„Warum arbeitest du heute überhaupt?“, fragt Doojoon dann, als ob es das Natürlichste der Welt
wäre, dass Diana bloß Luft für alle Anwesenden ist. Selbst Doyeon merkt, wie komisch sich die
anderen ihr gegenüber verhalten.
Und einmal mehr ist es da – das hasserfüllte Gefühl, dass ihre Freundin einfach alles bekommt, was
sie gerne hätte. Oder so ähnlich.
Ist doch egal, jedenfalls spielt Hass eine große Rolle dabei.
„Mein Dad ist krank.“, erzählt Yoseob seinem Leader, „Liegt mit Fieber daheim im Bett.“ Seufzend
sieht er sich im Restaurant um, weil seine Mutter bereits nach ihm ruft. „Wir suchen für morgen
noch immer eine Aushilfe, weil ziemlich viel los sein wird.“
Plötzlich hebt Babsi die Hand. „Ich mach’s.“, sagt sie und Kikwang blickt nun von ihr zu Yoseob
hoch und schenkt ihm einen Todesblick der Extraklasse.
„Ernsthaft?“, fragt Yoseob.
„Klar, wird sicher lustig.“, sagt Babsi und nickt energisch.
Daraufhin grinst der Sänger mit der regelrechten Engelsstimme und dem perfekten Babyface breit.
„Okay.“, sagt er, „Komm morgen um 14 Uhr, ich zeig dir alles. Und danke.“
Als nächstes dreht sie den Kopf zu Kikwang. „Ich überleg es mir. Und jetzt sagt hallo zu Diana, ihr
seid total unhöflich.“, murmelt sie.
„Hallo.“, sagt Kikwang nüchtern, ohne Diana dabei überhaupt anzusehen. Stattdessen fixiert er noch
immer das Gesicht des Mädchens, das ihm gegenüber sitzt.
Diana kriegt davon nicht wirklich was mit, sie starrt eher Doojoon an, der erstens nicht grüßt und
zweitens den anderen Sänger mit einem für sie völlig undefinierbaren Blick mustert.
Samstag. Noch 1 Tage bis zu dem einen Moment.
Diana verbringt den Tag mit Doyeon im Sea World und füttert dort die Tiere. Es ist eine
willkommene Abwechslung für sie nach all der Aufregung in den letzten Tagen. Dass er sie wegen
Doojoon und ihrer Freundin zur Rede stellen will, gefällt ihr ja sowas von überhaupt nicht. Darum
weicht sie auch immer wieder gekonnt aus und gibt vor, zu sehr mit den hungrigen Pinguinen
beschäftigt zu sein.
Auf jeden Fall ist es eine Erfahrung für sich und ohne Jiyongs Bekanntheit wären sie hier nie
reingekommen.
Warum soll sie die nicht auch mal ausnutzen…
Babsi hilft währenddessen wirklich brav im Chilk Naengmyun aus und freundet sich dabei sogar mit
Yoseob an. Die beiden sind ein gutes Team und werden sicher noch so einiges miteinander zu tun
haben, auch wenn sie jetzt noch gar nicht so aktiv darüber nachdenken.
„Bestellung für Tisch 3.“, sagt der Koch und Babsi schnappt sich die Bestellung schon.
Damit, dass auch wirklich so viele Leute kommen, hatte sie nicht gerechnet. Etwas gestresst huscht
sie durch das Restaurant und knickst auf einmal zur Seite.
Yoseob steht wie gerufen neben ihr und greift schon nach der Schale, bevor sie überschwappen
kann.
„Na, alles gut?“, fragt er grinsend, „Wenn du eine Pause brauchst, sag es ruhig.“
„Nein, war nur tollpatschig.“, haucht sie grinsend und nimmt sich die Bestellung zurück, um sie
auch zum Tisch zu bringen.
Einen Moment lang blickt er ihr amüsiert hinterher, dann muss er selbst schon mit seinem Berg an
Arbeit weitermachen und allerhand Gäste bedienen.
Sonntag. Noch 1 Stunde bis zu dem einen Moment.
Zwei große Bands sind zurück von ihren Touren. B.A.P ist seit gestern aus Japan zurück und VIXX
sind vor gerade mal einer Stunde in Incheon angekommen. Versammelt stehen einige Bands im
Backstagebereich von SBS Inkigayo und bereiten sich auf die heutige Show vor.
Unter ihnen Infinite, Block.B und BEAST. Auch G-Dragon ist da und wird auftreten.
So gesehen sind also einige Größen vorhanden.
Diana ist nicht mitgekommen, weil sie sich zu sehr geniert, wenn Doyeon überall dabei ist und die
ganzen Idols sie nicht wirklich beachten. Man kann es auch so nennen, dass sie gerade eine leichte
Existenzkrise durchlebt.
Dafür aber ist Babsi mitgekommen, um ihre Freunde anzufeuern. Und vielleicht, um dabei noch das
ein oder andere Autogramm von Block.B abzustauben.
Dongwoo unterhält sich mit Woohyun gerade darüber, ob sie abends lieber Pancakes oder doch
japanische Doriyaki essen sollen, als plötzlich die Tür aufgeschlagen wird und alles ziemlich schnell
geht.
Babsi zieht gerade Dongwoon damit auf, dass er sie also anstrengend findet und der jammert rum,
warum Doojoon ihr das überhaupt erzählt hat. Somit ist dann den anderen Membern von BEAST
auch klar, dass sie davor gar nicht Bescheid wusste und in Junhyung wird einmal mehr das Gefühl
geschürt, unbedingt auf sie aufpassen zu müssen.
Hoya steht neben seinem Leader und geht gerade noch ein paar Tanzschritte mit ihm durch, die sie
noch in letzter Sekunde perfektioniert haben, weil sie mal wieder einen Song bringen wollen, zu
dem es noch kein offizielles Video gibt – Debüt für diesen Song sozusagen.
Block.B sind eine Gruppe, die ein klein wenig in sich geschlossen sind, weil sie nicht allzu viel mit
den anderen anfangen können und GD ist sowieso nicht im großen Raum mit den anderen, weil er
noch für den Auftritt geschminkt wird.
Sungkyu kann sich gar nicht rechtzeitig umdrehen, da wird er schon an der Schulter gepackt und
quasi um seine eigene Achse gerissen.
Ohne eine Miene dabei zu verziehen, schlägt Taekwoon zu.
Ein Kinnharken, der richtig fies sitzt.
Mit ächzendem Keuchen geht der Koreaner zu Boden, Taekwoon hat sich noch gar nicht
umgesehen und weiß nicht, wer sonst noch alles im Raum steht.
Hoya packt nach ihm, will ihn von Sungkyu wegzerren – aus Angst, es folgen weitere Schläge.
Doch Taekwoon soll man nicht einfach anpacken. Vor allem dann nicht, wenn er rasend vor Wut
ist.
Sofort dreht er Howons Hand in seinem Griff, wirft ihn um die Schulter und dann landet der Rapper
vor seinen Füßen im Staub.
Erschrocken starrt ausgerechnet das Mädchen, wegen dem das gerade passiert, in seine Richtung.
Auch die Member von BEAST starren ihn perplex an, genauso wie die von Block.B und die restlichen
Jungs aus der Band, von der Leo gerade 2 Personen förmlich ausgeknockt hat.
„Du hast ihr davon erzählt.“, faucht er jetzt, als Sungkyu mit der Hand am Kinn zu ihm hochsieht
und sich ganz langsam aufrichtet.
„Was soll ich wem erzählt haben?!“, stöhnt er unter Schmerzen.
„Tu nicht so, sie hat mich gestern zur Sau gemacht und will nichts mehr mit mir zu tun haben.“
Just in dem Moment, als der in Kampftechniken bewanderte Koreaner auf den Leader von Infinite,
den er obendrein um einige Zentimeter überragt, zustapft und ihn am Kragen packen will, wird er
selbst grob von ihm weggestoßen.
Es ist Doojoon, der sich ihm in den Weg stellt und ihm mit starrem Blick gegenüber steht.
„Ich hab ihr erklärt, wie das funktioniert.“, klärt er ihn auf.
Taekwoon, noch immer rasend vor Wut, atmet wild durch die Nase und geht als nächstes auf
Doojoon los. Er war noch nie so wütend, dass er sich völlig vergisst und tatsächlich auf Leute
losgeht, ohne sich dabei vor ihnen zu verteidigen.
In Doojoon aber hat er zu seinem Pech einen ebenbürtigen Gegner gefunden, der ihn nicht nur
aufhalten kann, sondern ihm auch von der Stärke der Treffkraft gewachsen ist. Zumindest, was das
Taekwondo betrifft.
Jeden Griff, den er ihm gegenüber anwenden will, wendet Doojoon gekonnt ab.
Schließlich ist es Babsi, das schreit: „Hört auf damit!“
Dann kommt er zu sich.
Noch 45 Minuten bis zu dem einen Moment.
Ungläubig starrt er sie an. Kann nicht fassen, dass er sich gerade in ihrer Anwesenheit so aufgeführt
hat. Noch schlimmer ist aber der Blick, den sie für ihn übrig hat. Geschweige denn, dass sie
Junhyung gerade bei sich zurückhält, damit sie nicht zwischen ihn und Doojoon läuft und am Ende
noch was abkriegt.
„Verschwinde.“, sagt Doojoon nun scharf und erhält damit seine Aufmerksamkeit zurück.
„Was?“
„Du hast mich schon verstanden.“
Gut, dass Diana nicht anwesend ist. Sie würde von Doojoon ein ganz anderes Bild haben, hätte sie
ihn so kalt wie in diesem Moment gesehen.
„Ihr seid beide nicht in der Lage, ein normales Gespräch zu führen. Also verschwinde, du hast heute
keinen Auftritt.“ Doojoon bleibt stark. Und hofft innerlich, dass er nicht anfängt, ihn zu boxen.
Noch 20 Minuten bis zu dem einen Moment.
Taekwoon hat sich an Doojoons Aufforderung gehalten und ist gegangen. BEAST springt für Infinite
ein und bringt 2 Songs statt einem. Babsi hat sich das Programm besorgt und weiß jetzt zumindest,
dass GD seinen Song Crooked bringt, BEAST zu Shadow zusätzlich I’m Sorry bringen wird und
Block.B natürlich Very Good performen – was auch sonst.
Um sich abzulenken, verfolgt sie die Auftritte ganz gespannt über den Bildschirm im Wartebereich.
Sungkyu will nicht mit ihr reden und sie weiß nicht einmal, wieso.
Immerhin ist sie nicht schuld an dem Schlamassel, das sie hier haben.
Als wäre das nicht genug, bekommt sie auch noch ganz komische Blicke von Girls Generation und
EXO zugeworfen, die den Vorfall direkt mitbekommen haben. Beide Bands sind von SM
Entertainment, also gibt sie ihr Möglichstes, um sie zu ignorieren – so wie sie es von Kikwang und
Doojoon zuhauf in den letzten Tagen eingebläut bekommt.
Noch 10 Minuten bis zu dem einen Moment.
Gähnend steht Babsi auf und macht sich auf den Weg zu den Toiletten. Sie hat die letzten Tage
kaum etwas geschlafen und nach dem Auftauchen von Taekwoon heute wird sie wohl eine weitere
Zeit lang nicht dazu fähig sein.
Sie fragt sich aber die ganze Zeit, warum er so reagiert hat.
Wieso er so ausgeflippt ist, so wütend war.
Warum er Sungkyu sogar geschlagen hat.
Es ist unmöglich, dass es gegen seinen Willen geht, dass sie mit ihm Schluss macht. Das war ihm
doch bisher auch immer egal. Oder liegt es vielleicht daran, dass sein Stolz so verletzt ist und sie
womöglich die erste ist, die ihn abserviert hat?
Jedenfalls kann sie nicht einmal nachsehen, ob er sie angerufen hat, da sie erst morgen zu einem
neuen Handy kommen wird.
Furchtbar, diese paar Tage ohne ihr geliebtes Handy.
Noch 7 Minuten bis zu dem einen Moment.
Geduldig stellt sie sich am WC an, das gerade von einer Stylistin und 2 Damen von der
Bühnentechnik besucht wird. Hoffentlich sind die alle ganz schnell, langsam wird es dringend bei
ihr…
Noch 3 Minuten bis zu dem einen Moment.
Es geht schneller als erwartet und schließlich kann sich das Mädchen befreien. Erleichtert geht sie
zurück zum Backstageraum, wo gleich der Auftritt von Block.B zu sehen sein wird.
Sie ist schon so auf ihre Kostüme gespannt, die sind ja immer ganz ausgeflippt bei dem Song.
Noch 2 Minuten bis zu dem einen Moment.
Zurück im Raum fällt ihr auf, dass die meisten Idols entweder direkt hinter der Bühne sind oder sich
wohl in den Umkleiden befinden. Sie steht jedenfalls alleine in dem Bereich des Raumes und nimmt
sich ihre kleine, noch völlig ungeöffnete Wasserflasche, um einen Schluck davon zu nehmen.
Jetzt hat sie ja wieder Platz dafür.
Noch 1 Minute bis zu dem einen Moment.
Sie dreht sich um, damit sie sich auf ihren Platz setzen kann, da geht ein Kameramann an ihr vorbei
und grüßt sie mit einem beiläufigen Nicken.
Offenbar geht sein Weg direkt an ihr vorbei, denn er steuert auf sie zu.
Als er fast vor ihr steht, fällt ihr etwas auf.
Noch 1 Herzschlag bis zu dem einen Moment.
Bis zu dem einen Satz.
„Oh, Entschuldigung.“, sagt sie und deutet mit dem Zeigefinger an seine Stirn, „Sie bluten.“
„Achso?“, macht der Kameramann und greift sich zu seiner Stirn, wo er bis vor einem Tag noch ein
großes Pflaster kleben hatte. Dann hält er die Finger vor seine Augen und meint: „Tatsächlich.
Danke.“
„Macht nichts.“, sagt das Mädchen etwas leise, weil ihr beim Anblick von Blut ganz anders wird.
„Bin gegen eine Tür gerannt.“, sagt er und wischt sich einfach mit dem Ärmel über die Stirn.
„Oh.“, sagt sie und nickt ein paar Mal, „Passiert mich auch immer wieder, aber danach blute ich
nicht…“ Was ist das für eine seltsame Situation, die sie da gerade durchlebt…
„Ich bin Kitae.“, stellt er sich vor, „Aber Freunde nennen mich K.“
Time Is Up
Erinnerungen können uns im Stich lassen, uns einen bösen Streich spielen. Manchmal aber zeigen sie
uns bloß das, wovor wir so große Angst haben, weil es einfach nicht passiert sein darf. Das Gehirn ist
ein wahrer Meister darin, wenn es darum geht, etwas zu verdrängen.
Aber manchmal passieren irrationale Dinge.
So auch zum Beispiel, dass uns immer und immer wieder gezeigt wird, was wir auf keinen Fall vor
Augen geführt bekommen wollen. Dann bleibt uns nur, dass wir uns damit auch auseinander setzen
und den Tatsachen ins Auge blicken. Verdrängung oder Ignoranz nützt dann nichts mehr.
Seine Stimme hat so angenehm für sie geklungen. Als er sich in sie getrieben hat und sie mit einem
einzigen Ruck vollständig ausgefüllt hat. Er weiß, was er da tut, das war ihr von Anfang an klar, noch
als er ihr bei der Party in die Augen gesehen hat und ihr vorgeschlagen hat, das Gespräch woanders
weiterzuführen.
Er hat einen wunderbaren Körper, der ihr den Verstand raubt und während sie ihm die Fingernägel tief
in den Rücken gekrallt hat, hat sie sein Ächzen gehört. Das hat sie fast in den Wahnsinn getrieben.
Seine Stimme war alles, was sie in dem Moment hören wollte.
Sie weiß noch, dass seine Ausdauer verdammt schwer einzuschätzen ist, wenn man ihm bloß
gegenüber steht, doch wenn er einmal loslegt, kriegt er sich kaum mehr ein.
„Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt, woran ich da denke, wenn ich mich zu erinnern versuche.“,
sagt Diana schließlich zurück im Jetzt, als sie Hakyeon und Taekwoon dabei ansieht. Der letztere
sitzt auf dem Tisch vor der Couch, während der andere noch immer den Arm um sie gelegt hält.
„Naja, du wirst es wohl kaum geträumt haben…“, meint Hakyeon möglichst einfühlsam, ohne den
Blick dabei von ihr zu nehmen.
„Vielleicht bist du deinen Kerl damit endlich los.“, wirft Taekwoon rücksichtslos ein, „Das wolltest
du doch die ganze Zeit. Dann hattest du endlich Mal ein paar gute Stunden nach der ganzen scheiß
Zeit und kommst von ihm los.“
„Taekwoon.“, faucht der Leader mordlustig.
„Wer weiß, vielleicht klappt es sogar und du hast jetzt öfter was mit ihm.“, sagt Taekwoon allerdings
völlig unbeeindruckt, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
„Ich weiß nicht…“ Diana schluckt schwer. „Er war sehr eindeutig, was das angeht. Daran erinnere ich
mich nämlich noch ziemlich gut… und ich bin mir sicher, dass das auf jeden Fall so war, wie ich es
in meinem Kopf habe.“
Danach denkt sie daran, wie das Gespräch verlaufen ist. Gut, alles weiß sie nicht mehr bis ins
allerletzte Detail, aber ihr Elefantenhirn hat sie selten so sehr im Stich gelassen, dass gar nichts
mehr davon stimmt, was sich in ihr nachträglich abspielt.
Es war gerade in dem Moment, als sie bei ihrer Wohnung durch die Tür gekommen sind. Sie sind mit
dem Taxi her, keiner der beiden ist jetzt noch fähig gewesen, jetzt noch ein Auto zu fahren. Bei der
Menge an Alkohol, die sie intus gehabt haben… Schließlich ist es nicht bei dem einen kleinen Glas
Vodka geblieben, das er sich in den Rachen geschüttet hat und auch sie hat nicht schlecht getankt.
„Dir ist klar, dass das was Einmaliges bleibt.“, hat er sofort gesagt.
„Ja.“, hat sie gemeint, auch wenn ihr das eigentlich nicht genau klar gewesen ist davor. Aber sie wäre
sich jetzt blöd dabei vorgekommen, wenn sie das nicht gesagt hätte.
Einen misstrauischen Blick hat er ihr zugeworfen, seine Augen sind so attraktiv für sie.
Aber was genau hat er danach noch gesagt…? Irgendwas war da doch noch, nur streikt da ihre
Erinnerung nun tatsächlich und bloß einzelne Wortfetzen sind irgendwo quer im gedanklichen
Chaos zu finden.
Es ist Montag. Während sich Babsi ein neues Handy besorgt, in das sie ihre alte SIM reinschieben
und damit auch ihre Nummer behalten kann, ist Diana zusammen mit ihrem Freund, Seung Ri und
Daesung Mal wieder bei Running Man zu Gast.
Viele Momente gibt es, in denen Diana versucht, zermürbt zu lachen. Weil es ja auch an und für
sich lustig ist, was da gerade vor und neben ihr passiert. Aber ihr ist einfach nicht nach Lachen zu
mute.
Nicht nach dem, was sich im Restaurant von Yoseobs Eltern direkt vor ihren Augen abgespielt hat.
Und was sollte das überhaupt mit der Queenka? So ein seltsames Wort, das hat sie ja noch nie
gehört, außer vielleicht in einem Dorama – und selbst da hat sie es nicht verstanden, was das soll.
Und dann war da auch noch das mit Kikwang. Das war ja eine halbe Liebeserklärung. Seufzend wird
sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie in einem hübschen, weißen Kleid vor mehreren Kameras
steht und Jiyong sie an ihrer Schulter berührt, um sie anzutanzen.
Worum geht es hier noch gleich? Ach richtig, sie muss im Nachhinein entscheiden, wer am besten
tanzt.
Doyeon verbringt zur selben Zeit die paar Stunden Freizeit mit seinen Jungs, um ihnen von seinem
neuen Job zu erzählen. Zwar ist es erst um die Mittagszeit, aber das hält ihn nicht davon ab, sich mit
ihnen ein paar Flaschen Soju zu genehmigen – wer weiß, wann er das nächste Mal die Gelegenheit
dazu hat, solange der Mörder noch immer frei rumläuft und die Nachrichten immer zusehends öfter
davon überschwemmt sind.
„Und das ist echt die Freundin von G-Dragon, auf die du da aufpassen sollst?!“, fragt Yongsun,
welcher in diesem Dreiergespann der überdrehte aber gutmütige Kerl ist.
Munhee, der unter ihnen den Playboy darstellt, wirft ganz gelassen ein: „Mach doch ein paar gute
Fotos von ihr im Bikini oder sowas. Da kannst du haufenweise Kohle damit machen.“
Nun runzelt Doyeon verdutzt die Stirn und sieht Munhee an, als hätte der nicht mehr alle Latten am
Zaun. „Und gleich darauf verklagt mich Herr Kwon und ich kann mir nicht mal mehr ein Dach über
dem Kopf leisten.“ Seine Freundin wäre er dann obendrein auch endgültig los.
Yongguk ist gerade dabei, die Reste seines Ramens in den Mülleimer zu werfen. Nach einer Portion
hatte er großen Appetit auf eine zweite – und jetzt kriegt er sie nicht ganz runter und bleibt auf dem
größten Teil davon sitzen.
Mit dem Handrücken wischt er sich über die Lippen, während er mit der Zunge nach den Resten der
feinen Frühlingszwiebeln fummelt, die sich zwischen seine Zähne schummeln und dort gewaltig
nerven.
Es läutet an der Tür und er geht halb kauend und eben halb mit seiner Zunge fummelnd rüber zum
großen Eingangsbereich, wischt sich mit den Fingern über die Nase und drückt schon die Türklinke
runter. Er erwartet niemanden, denkt aber nicht daran, übervorsichtig zu sein – bisher sind sie hier
noch nie von ihren Fans belagert worden.
Staunend blinzelt er das Mädchen an, das ihm gegenüber steht. „Hallo.“, sagt sie mürbe und kratzt
sich nach Worten suchend an ihrem Hinterkopf.
„Daehyun ist nicht da.“, sagt er und hebt verwundert seine linke Augenbraue. Da der Sänger der
einzige ist, der immer mal wieder von dem Mädchen redet, kann sie ja irgendwo nur wegen ihm hier
sein.
„Nein, ich-“ Sie hebt kleinlaut den Kopf und wagt es kaum, ihm in die Augen zu sehen. „Ich bin
nicht wegen ihm hier, ich wollte eigentlich… naja…“
Endlich hat er die letzte nervige Haut eines Frühlingszwiebelstücks erwischt und zermalmt sie jetzt
mit seinen Backenzähnen. „Die anderen sind auch alle nicht hier.“, sagt er, „Wir haben ein paar Tage
frei und es sind alle heim zu ihren Familien.“
„Oh.“, macht sie und sieht ihn scheinbar überrascht an, „Und du bleibst hier?“
„Nur heute, morgen fahr ich selbst.“, sagt er und sieht mit einem ganz seltsamen Blick an ihr
hinunter.
„Jedenfalls wollte ich zu dir.“, sagt sie und blickt ihn ganz vorsichtig an.
„Zu mir?“, meint er und runzelt nun skeptisch die Stirn. Daraufhin nickt sie bloß und sieht wieder
an ihm vorbei und anschließend auf den Boden.
„Wenn du keine Zeit hast, ist das nicht schlimm, dann- dann gehe ich wieder.“
Hin- und hergerissen von irgendwelchen Emotionen, die er nicht richtig einordnen kann, sieht er
sie an und zweifelt an seinem gesunden Menschenverstand. Was kann sie von ihm wollen und soll
er sie wirklich zu sich reinbitten? Wer weiß, wo das hinführt – er ist nicht interessiert an dem
nächsten Drama in seinem Leben…
Diana wischt sich schniefend mit dem Handrücken über ihre Wange. Sie hat sich mit Jiyong
gestritten, nachdem sie von Running Man nach Hause gekommen sind. Jetzt ist er wutentbrannt zu
Youngbae gefahren, schläft dort vermutlich und lässt sie hier einfach alleine sitzen.
Es hat sich einfach ergeben, dass sie über ihre Beziehung sprechen und Diana hat ihm offenbart,
dass es für sie längst nicht mehr so ist, wie es das einmal war.
Am Ende hat sie ihm sogar davon erzählt, dass sie sich in jemanden verliebt hat. Aber ein Name ist
dabei nicht gefallen. Auch, dass sie momentan mit jemandem viele SMS schreibt und die fast mehr
genießt, als eine richtige Konversation mit ihrem Freund.
Anfangs wollte er sie küssen, mit ihr schlafen. Dann ist sie erst recht ausgeflippt und hat ihn sogar
aus tiefster Kehle angeschrien, er soll sie nicht immer mit Sex dazu bringen, alles zu vergessen.
Eine kaputte Beziehung kann man damit nicht reparieren…
Mindestens so zerstört fühlt sich im Moment Taekwoon. Der kauert auf seinem Bett, die Beine an
sich heran gezogen und die Arme liegen lose dazwischen, entlang seinem Unterleib. Mit leeren
Augen starrt er riesige Luftlöcher vor sich hin und fragt sich, wie es überhaupt so weit hat kommen
können, dass dieses Mädchen ganz unbewusst immer weiter in die Szene reinrutscht, ohne
überhaupt darüber Bescheid gewusst zu haben.
Er fragt sich zudem, was er jetzt dazu beitragen kann, dass es anders wird und ihm fällt keine
passende Lösung dazu ein. Verzweifelt geht er in seinen Gedanken jede einzelne
zwischenmenschliche Situation mit ihr noch einmal durch, fragt sich, was sie dazu getrieben hat, so
schlecht von ihm zu denken.
Am Ende wünscht er sich, dass er sich niemals so sehr auf sie eingelassen hätte und er ihr nie ihren
Wunsch damals erfüllt hätte.
Dann wäre nämlich das alles nie passiert.
„Komm rein…“, murmelt Yongguk schließlich leise, weil er sie ja trotz allem mag und sie nicht
einfach vor verschlossener Tür stehen lassen will.
„Danke…“, murmelt sie ganz gedämpft und wackelt hinter ihm in die Wohnung, wo er nun die Tür
schließt und ihr mit einer Handbewegung deutet, dass sie doch in die Wohnung reingehen soll.
Sie geht direkt rüber zum Küchenblock und setzt sich dort etwas unbeholfen an den großen
Esstisch. Fast wie gestern fühlt es sich für sie an, dass sie das letzte Mal hier gesessen hat und mit
den anderen Jungs der Band gescherzt und sich über alles Mögliche unterhalten hatte.
„Willst du was zu trinken?“, fragt er und setzt sich gegenüber von ihr an den Tisch, fährt sich dabei
durch die Haare und betrachtet sie abschätzend – in der Hoffnung, an ihrem Gesicht irgendwas
ablesen zu können, das ihm hilft, die Situation besser einzuschätzen.
„Nein, danke.“, murmelt sie nur und fixiert ihre kleine Tasche, die sie vor sich auf den Tisch gelegt
hat.
„Was zu essen?“, fragt er, bemüht sich dabei aber stark, damit er ihr nicht sagt, dass sie
abgenommen hat.
Muss sie ja nicht direkt wissen, dass ihm das auffällt.
Gesund sieht das aber nicht aus.
„Auch nicht, danke.“, sagt sie leise und blickt nun in sein Gesicht. Das fühlt sich für sie nicht an, als
wäre es gestern gewesen, dass sie ihn das letzte Mal angesehen hat. Vielmehr ist es, als wäre eine
halbe Ewigkeit in der Zwischenzeit vergangen. Irgendwie schräg… wenn sie darüber nachdenkt, wie
das alles angefangen hat.
„Warum bist du hier?“, stellt er ihr nun eine ziemlich direkte Frage und sieht sie noch immer mit ein
wenig Skepsis im Blick an.
„Naja, eigentlich weiß ich das selbst nicht so genau.“, gibt sie ehrlich zu und weicht seinem Blick
immer wieder Mal aus, wagt es aber schon immer länger, seinen intensiven Augen Stand zu halten.
Geduldig wartet er darauf, dass sie mit der Sprache rausrückt, denn in der Zwischenzeit hat er leider
noch immer nicht gelernt, Gedanken zu lesen. Mit Mühe verkneift er sich den Kommentar und
versinkt in der Zwischenzeit sogar selbst in den Erinnerungen daran, wie er dieses Mädchen kennen
gelernt hat und an diverse Momente mit ihr, die ihm heute noch in die Nerven sickern, wann immer
er es zulässt, mal darüber nachzudenken.
Weil sie nach einer gefühlten Viertelstunde noch immer nichts von sich gibt, beginnt er einfach ein
Gespräch und meint dabei etwas holprig: „Du solltest nicht alleine rumlaufen, wenn es dunkel wird.“
Sie rechnet mit vielem, aber nicht mit so einem Thema. Etwas verblüfft blickt sie ihn an, klappt aber
sofort ihren Mund zu, als ihr bewusst wird, dass sie diesen geöffnet hält. „Ich kann mir ja ein Taxi
rufen.“, sagt sie.
Yongguk nickt. Ihr anzubieten, hier zu schlafen, könnte sie in den falschen Hals bekommen. Und
wenn er den Kopf neigt, kann er aus dem Küchenfenster sehen, dass es draußen schon dämmert.
„Ich denke in letzter Zeit immer wieder daran zurück, wie viel Spaß ich mit den Jungs hier hatte.“,
sagt sie mit einem mürben Lächeln auf den Lippen und blickt zur Obstschale in der Mitte. „Vor ein
paar Tagen habe ich mir euer Badman Album gekauft.“
„Oh.“, sagt er und nickt einmal ganz dezent, „Nett, dass du uns unterstützt.“
„Ja…“, murmelt sie matt und fragt sich, warum sie überhaupt auf die Idee gekommen ist,
ausgerechnet hier her zu ihm zu gehen.
„Was machst du wirklich hier?“, fragt er schließlich, weil ihm das alles einfach seltsam vorkommt.
Mürbe blickt sie ihn an, kaut sich unentschlossen auf der Unterlippe und weiß einfach nicht, wie sie
das in Worte fassen soll. Und das wohlgemerkt möglichst zusammenfassend.
„Ich… hab einfach Mist gebaut.“, sagt sie und dann laufen schon die ersten Tränen über ihre Wange.
Große Klasse. Einfach einen großen Fehler nach dem anderen begehen und dann auch noch zum Ex
laufen, der überhaupt nach eigenen Vermutungen diesen tiefen Kummer in einem auslöst. Perfekte
Entscheidung.
Erst blinzelt er sie ein paar Mal verdutzt an, kann mit dem plötzlichen Tränenausbruch im ersten
Moment nicht allzu gut umgehen. Dann steht er auf und geht zum Kühlschrank rüber mit den
Worten: „Ich hol Soju.“
Irritiert sieht sie ihn an, als er zurück kommt und ihr eine kleine, grüne und geöffnete Flasche
Reisschnaps hinstellt. Nachdem er gleich mal damit an seinen Lippen ansetzt, macht sie es ihm
gleich und nimmt einen tiefen Schluck. Es läuft hinunter wie Öl, doch dann muss sie erst einmal
kräftig husten. Dass sie das das letzte Mal getrunken hat, ist eine Weile her.
„Bist du schwanger?“, fragt er ganz pragmatisch und blickt dann auf seine Sojuflasche.
Vielleicht hätte er das vorher fragen sollen.
„Nein.“, meint sie schniefend und nimmt noch einen Schluck, dieses Mal einen größeren als vorher.
Bei der Geschwindigkeit, in der sie das runter schüttet, ist sie schon sehr bald sehr betrunken und
Yongguk sieht ihr nur stirnrunzelnd dabei zu, wie sie das Zeug ihren Rachen hinunter schüttet.
„Na dann erzähl mal.“, sagt er und hebt seine Flasche, um ihr damit wortlos zuzuprosten.
Warum auch immer er das gerade macht, er kann es sich selbst nicht erklären. Wahrscheinlich liegt
es daran, dass sie beide nie so richtig mit ihrer Beziehung haben abschließen können.
Wohin das Gespräch führen wird? Er hat keine Ahnung.
Ob er Erwartungshaltungen daran hat? Er hält nichts von betrunkenem Sex.
Was er für sie empfindet? Er hat keine Ahnung… wirklich nicht.
Sie erzählt ihm von Taekwoon, von Sungkyu, von all den Problemen, die sie hatte, als sie sich
voneinander getrennt haben und fängt zwischendurch von den Zweifeln an, die sie durchlebt hat,
als sie herausgefunden hat, wer Yongguk wirklich ist.
Er erfährt, dass Doojoon sie über die Datingszene aufgeklärt hat, dass Fans von BEAST das
Entertainment und Seunghyuns Loft belagert haben, dass Kikwang ihr gewissermassen seine
Gefühle gestanden hat und dass Diana derzeit so seltsam mit ihr umgeht, weil sie in Doojoon
verliebt ist.
Dass Doojoon und sie sich gut verstehen, sagt sie ihm auch. Und dass zwischen ihr und Seunghyun
fast etwas passiert ist, breitet sie auch vor ihm aus.
Am Ende fühlt sie sich verdammt leer und symbolisch gesehen ziemlich nackt, weil sie sich ihm
gegenüber so sehr offenbart hat.
Außerdem haben sich in der Zeit immer mehr Sojuflaschen zwischen ihnen angesammelt, die sie
immer lockerer gemacht haben und die er wie Wasser runtergespült hat. Yongguk ist nicht gerade
ein schwacher Trinker, er ist das von seinen Geschwistern gewohnt.
„Und, was meinst du, was ich jetzt tun soll?“, fragt sie und er wundert sich, dass sie weder lallt, noch
seltsam vor sich hinhiekst.
„Such dir doch einen, der nichts mit all dem zu tun hat.“, schlägt er vor, „Oder krieg den Arsch hoch
und geh zu diesem Leo, um ihm zu sagen, was du fühlst.“
Aus geweiteten Augen starrt sie ihn an. „Glaubst du echt, er mag mich?“, fragt sie ihn erwartungsvoll.
„Woher soll ich das wissen?“, antwortet er ehrlich und kichert dabei ein wenig zynisch, „Das kann
dir nur er selbst sagen, sonst keiner.“
„Doojoon meint, dass es sein kann, dass er in Amerika eine der Stylist-“ Sie beendet den Satz mitten
im Wort und macht ein Geräusch, dass Yongguk davon ausgeht, dass sie jeden Moment kotzt.
Misstrauisch beäugt er sie, als sie ihn aber wieder ganz normal ansieht, als hätte sie gerade gar kein
Wort von sich gegeben, sagt er zu ihr: „Es garantiert dir keiner, dass er das nicht gemacht hat, als ihr
beide gerade hier in Seoul etwas miteinander hattet.“
Mit geschlossenen Augen nickt sie, ihr Kopf kippt dabei gefährlich nahe der Tischplatte entgegen.
„Da hast du Recht.“, stimmt sie ihm zu und legt schließlich ihre Wange auf den Tisch.
„Schlaf bloß nicht hier ein.“, sagt er und runzelt dabei die Stirn.
„Nein, nein.“, sagt sie und zieht den Sabber, der sich in ihrem Mundwinkel ansammelt, mit einem
lauten Schlürfgeräusch zurück in ihren Mund.
„Wenn man jemanden mag, muss man um ihn kämpfen.“, sagt er und kippt sich den letzten Rest
seines Sojus in die Mundhöhle, um es danach gleich seinen Rachen hinunterlaufen zu lassen.
„Warum hast denn du damals nicht gekämpft?“, fragt sie nun und spürt, wie ihre Augenlider immer
schwerer werden. Kurzzeitig schließt sie sogar die Augen, reißt sie aber gleich wieder auf.
Sie muss ihn gar nicht ansehen, um zu wissen, dass er sie gerade matt anstarrt. Er dreht und wendet
die leere, grüne Glasflasche immer wieder zwischen seinen Fingern und denkt über ihre Worte nach.
„Fehler gehören dazu.“, gibt er schließlich zu und fragt sich, ob sie sich Tags darauf wohl noch an
seine Worte erinnern wird.
„Du hast doch jetzt Jieun…“, mümmelt sie und kämpft schon regelrecht darum, ihre Augen
überhaupt noch offen halten zu können, „Aber ihr wart ja auf Tour…“
Yongguk blickt sie einfach nur an, wartet darauf, ob noch etwas kommt, doch am Ende scheint sie
dann auch wirklich eingeschlafen zu sein.
Diana, die sich die ganze Nacht die Augen ausgeweint hat, beschließt am nächsten Tag die
gewichtige Abwesenheit ihres Partners zu ignorieren und beginnt ein Buch über Tarotkarten zu
lesen, weil sie sonst nichts da hat und sie keinen Fuß nach draußen setzen möchte.
Nicht mit diesem verheulten Gesicht.
Doyeon kichert in der Zwischenzeit immer wieder ganz verrückt in seine Tasse heißen Kaffee, weil
er in seinem Kopf verschiedene tolle Szenarien durchgeht, wie er seine Freundin denn wieder
vollständig für sich gewinnen kann.
Er ist wild entschlossen, sie dazu zu bringen, sich wieder vollends in ihn zu verlieben.
Ist ja nicht so, als hätte sie ihn nicht davor schon für wahnsinnig verrückt gehalten.
Am Ende sitzen sie beide da und führen komische Rituale durch, die allesamt keinen Erfolg
einbringen – aber Diana hat zumindest das gemeinsame Interesse für seltsame Dinge zwischen sich
und Doyeon erkannt und ihm immer wieder Passagen aus diesem furchtbaren Buch vorgelesen.
Selbst mit einer Glücksbeschwörung hat sie es versucht, damit die Gefühle für Doojoon ein für alle
Mal verschwinden – aber helfen tut das kaum zu ihrem Pech.
Babsi wird schließlich wach, findet sich auf der Couch in der WG von B.A.P wieder und schämt sich
in Grund und Boden, dass sie tatsächlich bei Yongguk eingeschlafen ist.
An den Schluss ihres Gesprächs kann sie sich tatsächlich nicht mehr erinnern, was ihm sofort klar
ist – sonst hätte sie ihn nicht so dämlich angegrinst, als sie wach geworden ist und ihn nach einer
Zahnbürste gefragt hat.
Außerdem hat sie sich noch für das aufbauende Zureden seinerseits bedankt.
Yongguk fragt sich noch immer, ob sie davon geträumt hat oder ob sie damit seine unbeholfenen
Worte meint, die er ihr bezüglich Leo mehr oder weniger an den Kopf geworfen hat.
Sie beschließt, den Weg zum Loft zu Fuß zu gehen, da es ja doch hellichter Tag ist und viele
Menschen draußen unterwegs sind. Dabei macht sie einen kleinen Abstecher in ein 7eleven, wo sie
zufällig sogar auf Hyunseung trifft.
„Oh, hey.“, sagt er und lächelt sie sofort breit an.
Überrascht, weil sie einfach so von jemandem angesprochen wird, der sich seinen dunklen Hoodie
ganz tief ins Gesicht zieht, lässt sie fast die Kekspackung fallen, die sie gerade in ihren Händen hält.
Sein Blick geht auf den kleinen Karton in ihren Händen und dann wieder zu ihrem Gesicht. Dann
zieht er sich stirnrunzelnd den Hoodie etwas hoch und meint: „Du solltest aufhören, immer dieses
ungesunde Zeug zu essen. Davon nimmst du nur ganz schnell ganz viel zu und das willst du in
dieser Szene wirklich nicht, glaub mir.“
Jetzt, wo sie erkennt, wer da vor ihr steht, blickt sie zweifelnd zur Packung und dann wieder zu ihm
hoch. „Naja…“, murmelt sie, „Ich mag die Kekse aber, da ist Pororo auf der Packung drauf.“
„Dann kauf dir doch ein Plüschtier davon.“, sagt er und sieht sie ganz seltsam an.
„Ich hab eins daheim.“, sagt sie mit ernstem Blick. Dass sie das von Yongguk geschenkt bekommen
hat, daran will sie jetzt gerade nicht so wirklich denken.
Mit skeptischem Blick nimmt er ihr die Packung aus der Hand und schiebt sie weiter durch den
kleinen Laden, rüber zur Tiefkühlabteilung.
„Was machen wir hier?“, will sie wissen.
„Wir kaufen jetzt Pizza und machen uns einen gemütlichen Nachmittag.“, sagt er und lässt seinen
Blick ganz konzentriert über die einzelnen Packungen fliegen. „Was isst du für Pizza?“
„Pizza hat doch viel mehr Kalorien als Kekse…“, murmelt sie und sieht ihn leicht verärgert an.
„Die isst du aber auch nicht jeden zweiten Tag.“, sagt er, „Zu Süßigkeiten greift man viel schneller,
als zu etwas anderem.“
Sie murmelt etwas Unverständliches, in der Zwischenzeit klappt er die Tür zum Tiefkühlschrank auf
und greift nach den ersten Pizzen. Allesamt drückt er ihr die entgegen und schon bald stapeln sich
mehrere dieser Schachteln auf ihren Händen.
„Welche willst du?“, fragt er, „Jeder hat seine eigene.“
„Eh… Salami.“, sagt sie und er schüttelt mehrmals den Kopf.
„Salami ist langweilig. Nimm die hier, da hast du Schinken und Spinat. Total geil.“ Er legt ihr die
Schachtel ganz oben drauf und deutet ihr mit einer Winkbewegung, dass sie sich in Bewegung
setzen soll.
Schließlich kommen sie zur Kasse, wo sie die Pizzen ablädt und als die Kassierin die über ihren
Scanner drüberzieht, sehen sie sowohl die Dame als auch Hyunseung erwartungsvoll an.
„Wie- so…soll ich zahlen?“, fragt sie.
„Das ist lieb, dass du fragst.“, sagt Hyunseung und nickt vehement. Daraufhin holt sie murmelnd
und vor allem unterdrückt fluchend ihre Geldbörse raus, um diese völlig überteuerten Fertigpizzen
zu bezahlen.
„Unsere WG ist gleich dort um den Häuserblock rum.“, sagt der Blonde und jagt sie mit einem
weiteren Winken um das Gebäude. Wenigstens trägt er die ganzen Pizzen jetzt in einem
Papierbeutel, den sie zuvor noch dazukaufen musste.
„Ich verstehe noch immer nicht, warum ich mich gerade auf dem Weg dorthin befinde.“, sagt sie
und wirft ihm einen äußerst verwirrten Blick zu. Nicht, dass sie das stören würde – aber was will er
von ihr, er hat doch HyunA?
„Von wo kommst du?“, fragt er stirnrunzelnd, „Das Loft von Seunghyun liegt da drüben.“ Er hebt die
Hand und deutet in eine ganz andere Richtung.
„Wa- warum ist das so wichtig?“, sagt sie und weicht seinem Blick aus. Ihre Wangen erröten, aber
sie will sich keinesfalls dabei ertappen lassen.
„Du bist gestern schon hier entlang. Ich bin die Woche dran mit einkaufen, ich geh immer zum
7eleven.“, fängt er an zu plappern. Hyunseung scheint ja ziemlich gesprächig zu sein… „Und da
hattest du schon die gleichen Sachen an.“ Ganz dezent wirft er ihr einen Seitenblick zu. „Die
übrigens ganz fürchterlich aussehen. Du musst dir mehr Zeug zulegen, das deine Figur betont, du
hast was zum Herzeigen, also verkriecht dich nicht in diesen Kinderpyjamas.“
Verdutzt sieht sie an sich hinunter. „Ich… verkriech mich nicht…“, murmelt sie kleinlaut.
„Ich weiß, wer da drüben wohnt.“, redet er unbeirrt weiter, „Du kommst von der Straße, in der die
WGs von Girl’s Generation, f(x) und B.A.P sind. Sonst wohnen da nur Pensionisten und Anwälte, die
allesamt zu alt für dich sind.“
Sie wirft ihm einen neugierigen Blick zu, kann aber kein Wort dazwischen einwerfen, weil er
dazwischen nicht einmal richtig Luft holt.
„Die Mädchenbands sind von SM Entertainment, also gehörst du geohrfeigt.“, sagt er ganz platt und
sieht sie nun direkt an. Sie läuft fast gegen ein Straßenschild, weil er sie so kalt erwischt und einfach
Mal direkt ins Schwarze trifft.
„Man läuft nicht zu seinem Ex, was denkst du dir dabei?!“, will er jetzt mit einem fast schon
vorwurfsvollem Unterton wissen und ist danach endlich einmal still.
Dafür weiß sie jetzt nicht, was sie ihm darauf antworten soll. „Ich-“ Sie verstummt und fixiert den
Bürgersteig vor ihnen beiden.
„Nichts natürlich.“, antwortet er für sie und schüttelt verständnislos den Kopf. Dann deutet er ihr
mit einer ausgestreckten Hand, dass sie nach rechts abbiegen sollen und schon kurz darauf bleiben
sie vor einem in die Höhe schießenden Wohngebäude stehen.
Wortlos nimmt er sie mit rauf, starrt im Lift nach oben zur Anzeige, in welchem Stockwerk sie sich
befinden und dann kündigt der Aufzug mit einem leisen Klinggeräusch an, dass sie oben
angekommen sind.
Er sperrt die Wohnungstür auf, beginnt dabei ein leises Lied zu pfeifen und als sie drin
angekommen sind und sie sich die Schuhe von den Füßen abstreift, hört sie auch schon lautes
Stimmenwirrwarr. Zwei Koreaner diskutieren lebhaft darüber, wo der andere das Wasser hingestellt
hat.
„Du warst doch dran mit Aufräumen, such es dir doch selbst!“, murrt Kikwang, der keine Lust hat,
jetzt noch jeden einzelnen Schrank zu durchsuchen.
„Alter, such den Blödsinn jetzt, ich will nicht das Leitungswasser trinken müssen!“, mault ihn
Junhyung mit total schlechter Laune an.
„Weil das ja so großartig anders schmeckt, als euer bescheuertes Wasser.“, sagt Yoseob, ehe er mit
den Augen rollt und in seiner Zeitschrift weiterblättert, die er gerade auf der Couch sitzend liest.
„Nimm die Füße runter, Pizza ist da!“, ruft Hyunseung ihm zu, als er direkt ins Wohnzimmer geht.
Yoseob seufzt genervt und will ihm einen dementsprechenden Blick zuwerfen, sieht aber dann
hinter ihm das Mädchen reinkommen und runzelt verblüfft die Stirn.
„Boaaaahhh, du stinkst nach Soju!“, beschwert sich Dongwoon, der sich augenblicklich die Nase
zuhält, als er zu Hyunseung kommt, der die Pizzen auf den Tresen stellt und die erste gleich ohne
groß zu zögern öffnet.
„Nicht ich, unser kleines Bad Girl da drüben.“, sagt er mit einem Kopfnicken in Babsis Richtung,
bevor er die zweite und dritte Pizza aufreißt und sie alle drei in das Backrohr schiebt.
„Woah.“, meint Junhyung und erblickt nun ebenfalls den Besuch. „Du siehst ja aus.“
„Ehm…“ Babsi greift sich mit der Hand zu ihren Haaren und merkt in der Spiegelung des Fensters,
dass sie ganz schön zerzaust aussieht. Was um Himmels Willen hat sie nochmal gemacht und
warum hat sie nicht in den Spiegel gesehen…?
Als Kikwang sie erblickt, klappt ihm bloß der Mund auf.
Hyunseung geht um den Tresen herum und greift nach dem Handgelenk des Mädchens. Er zieht sie
hinter sich her und ruft Yoseob noch einmal genervt zu: „FÜSSE RUNTER!“ Der ignoriert ihn und
blättert einfach weiter in seiner Zeitschrift um.
Auf dem Weg in einen Raum, der sich als Hyunseungs Zimmer entpuppt,
laufen sie am Badezimmer vorbei und an einem offen stehenden Zimmer, in
dem nur ein Bett von zweien belegt ist.
„Hier.“, sagt Hyunseung und drückt ihr Kleidung in die Hand, die wohl
definitiv nicht ihm gehört. „Das sind Sachen von Hyunah, du hast ihre
Körpergröße. Müsste dir also passen.“ Danach geht er gleich wieder aus seinem Zimmer raus und
bleibt vorm Badezimmer stehen. „Im Schrank oben sind Reservezahnbürsten, geh dich duschen und
wasch dich, dann stinkst du wenigstens nicht mehr nach Alkohol. Bis dahin sind auch schon die
Pizzen fertig.“
Mit den Infos lässt er sie einfach Mal im Flur stehen und geht wieder zurück zu den anderen Jungs,
tritt Yoseob grob gegen die Beine, damit er die endlich vom Tisch nimmt und reißt die anderen 3
Pizzen auf.
„Warum genau ist sie hier?“, will Junhyung wissen, der sich jetzt neben ihm auf den Tresen lehnt
und ihn neugierig mit gerunzelter Stirn ansieht.
Der Sänger ist ein Meister der Ignoranz, wenn es darauf ankommt und seelenruhig beobachtet er
die Pizzen.
Als das Mädchen fertig ist, sind die Pizzen tatsächlich auch schon fertig und auf dem
Wohnzimmertisch auf 6 verschiedenen großen Pizzatellern serviert. Sie sitzen auf 2 hübschen
Ledersofas – Hyunseung, Kikwang und Dongwoon auf dem einen Sofa, Yoseob und Junhyung auf
dem anderen. Neben Yoseob ist ein freier Platz, auf dem sie sich niederlässt.
„Da wir ja jetzt vollzählig sind…“, beginnt Hyunseung zu Babsi zu sagen, während Kikwang das
Mädchen mit seinen Augen fixiert und sie damit völlig aus der Fassung bringt, „Wir haben immer
dann Pizza, wenn wir eine Krisensitzung haben. Frag nicht wieso, das hat sich irgendwann so
ergeben.“
Sie blinzelt ihn irritiert an, weil sie ihm nicht ganz folgen kann, was er von ihr will. Auch Dongwoon
und Junhyung sind gespannt darauf, womit er denn jetzt auspackt.
Der redende Sänger hebt die Hand und macht damit eine Kreisbewegung, um damit quasi zu sagen,
dass er sich und die anderen Jungs meint. „Doojoon wohnt nicht mehr hier, wir sind schon lange
genug eine Band, dass wir uns selbst aussuchen können, wo oder auch mit wem wir wohnen
wollen.“, erklärt er, „Weil wir alle so gute Freunde sind, wollen wir aber trotzdem in einer
gemeinsamen WG bleiben.“
„Wir sind einfach alle zu faul, uns was Eigenes zu suchen.“, wirft Dongwoon ein, ehe er zu seiner
Pizza greift und sich das erste Stück schnappt.
„Halt die Klappe da drüben.“, sagt Hyunseung völlig matt, ohne den Blick vom Mädchen zu nehmen.
„Du.“, meint er und deutet mit dem Zeigefinger auf sie, „Brauchst ganz offensichtlich ein paar Leute
in deinem Leben, die dir sagen, dass du dich derzeit ganz schön erbärmlich verhältst und deshalb
sitzen wir jetzt hier.“
Irritiert löst sie nun ihren Blick und dreht den Kopf zu Yoseob, der sie mit einem Stück Pizza, das er
sich gerade zwischen die Zähne schiebt und mit gerunzelter Stirn betrachtet. Dongwoon kaut
einfach unbehelligt, während Junhyung ihr einen mindestens so erstaunten Blick zuwirft, wie er in
Kikwangs Gesicht geschrieben steht. Hyunseung greift gerade selbst zur Pizza und das Mädchen
greift sich schließlich in ihre chaotisch zu einem Dutt gebundenen Haare, die noch von der vorigen
Dusche vollkommen nass sind.
„Ich… bin grad ausgestiegen… irgendwie…“, murmelt sie und sieht den Blonden zweifelnd an.
Er leckt sich kauend das Fett der Pizza von den Lippen und meint: „Was ist dran schwer zu
verstehen, wenn ich sage, dass du in der Scheiße steckst und Freunde brauchst?“
„Wieso soll ich Freunde brauchen?“, meint sie matt.
Yoseob sieht nun mit demselben Blick wie zuvor zu Hyunseung. „Warum soll sie Freunde
brauchen?“, fragt jetzt auch er, weil er auch irgendwo ausgestiegen ist.
„Sie hat doch dieses verwöhnte Prinzesschen.“, murmelt Dongwoon und leckt sich Tomatensoße
vom Finger, ehe er sich das zweite Stück Pizza schnappt.
Kikwang, der nun mit offenem Mund endlich den Blick von ihr löst, sieht zu Dongwoon und meint:
„So verwöhnt ist sie aber auch wieder nicht.“ Dann dreht er sich zu Hyunseung und sieht ihn
ebenfalls so platt an, wie es bereits Babsi selbst und Yoseob machen.
„Ich bin ziemlich viel auf Twitter unterwegs.“, sagt Hyunseung zu ihr und lehnt sich etwas zurück,
„Da krieg ich ganz schön viel mit, was mich selbst gar nicht betrifft.“
„Ach und was zum Beispiel?“, will Junhyung jetzt unbeeindruckt wissen.
„Ist doch nicht relevant.“, sagt Hyunseung ernst. In der Zwischenzeit wagt sich Babsi an ihre eigene
Pizza und beginnt, am ersten Stück abzubeißen und irritiert von Koreaner zu Koreaner zu blicken.
Dongwoon kreuzt ihren Blick für einen Moment, dann wendet sie ihn schon mit einem flauen
Gefühl im Magen ab.
„Und ob das relevant ist.“, sagt Yoseob skeptisch und schluckt den Bissen runter, ehe er sich auch
schon das nächste Stück krallt, „Du tauchst hier mit ihr auf, eröffnest ne Krisensitzung und meinst,
dass nichts relevant ist, was dir Anlass gibt, sich um sie Sorgen zu machen.“
Der Blonde seufzt, während er nun Kikwangs Pizzateller nimmt und sie dem Rothaarigen in die
Hand drückt. „Hör auf, sie so anzustarren, sie will nichts von dir.“, sagt er ernst und sieht wieder zu
Yoseob. „Die Beautys greifen sie persönlich an, weil sie ganz schön viel Zeit mit Doojoon verbringt,
mit Sungkyu und Leo trifft sie sich aus ihrendeinem Grund auf einmal nicht mehr und dann kommt
sie nach Soju stinkend aus der B.A.P WG, in der sie die Nacht verbracht hat.“
Yoseob und die anderen blicken jetzt wieder zum Mädchen, das schleunigst den Kopf einzieht.
„Hattet ihr Sex?“, will Dongwoon ziemlich direkt wissen.
„Nein!“, ruft sie empört und starrt ihn an. Kikwang starrt den Sänger ebenfalls an – und zwar mit
offenem Mund, dass ihm dabei fast die Pizza wieder rausfällt.
„Wo ist dann das Problem?“, will Dongwoon wissen und sieht wieder zu Hyunseung, „Jetzt, wo sie
weiß, wie die Szene funktioniert, hat sie vielleicht Lust drauf, zu wissen, ob der mehr als nur das von
ihr wollte.“
Augenrollend dreht der Blonde den Kopf zum Mädchen. „Wolltest du das?“, fragt er.
Kauend sieht sie nun zwischen Hyunseung und Dongwoon hin und her. Als sie nach ein paar
Sekunden Stille noch immer keine Antwort weiß, lehnt sich Yoseob etwas zu ihr und flüstert ihr
ziemlich auffällig zu: „Lass dich nicht in die Enge treiben, du machst das klasse.“
„Was?“, fragt sie verwirrt und sieht ihn an. „Ich hab keine Ahnung, was ich hier überhaupt mache.“,
gibt sie ehrlich zu, „Der Verrückte da drüben hat mich einfach mit hier her genommen und meint
jetzt auf einmal, ich stecke in der Scheiße und brauche Freunde.“
Junhyung beginnt zu lachen. „Sie gefällt mir.“, sagt er, „Ich bin dafür, wir adoptieren sie.“
„Adoptieren?“, fragt sie verwirrt und sieht nun den Rapper an.
„Oh, bitte nicht. Sieh dir ihre Klamotten an, dann glauben die Leute noch, wir stehen auf solche
Mädchen.“, sagt Dongwoon und der Rapper lacht daraufhin wieder.
„Was zum Teufel!“, meint sie etwas entrüstet und blickt fast schon beleidigt zwischen den beiden
Jungs hin und her. So schlimm ist ihr Kleidungsstil jetzt ja auch wieder nicht.
„Nimm die nicht ernst, die sind eigentlich ganz nett.“, sagt Hyunseung, der ihre Aufmerksamkeit
wieder will, „Du hast jedenfalls ziemlich große Probleme, wenn ich so an die Szene vom Inkigayo
letztens denke und dich aus der B.A.P WG kommen sehe. Warum bist du nicht zu Hause, draußen
ist ein Psychomörder unterwegs.“
„Ich…“ Sie schluckt und sieht Kikwang zweifelnd an. „…hatte fast was mit Seunghyun.“
Wieder fängt Juhyung laut an zu lachen. Dieses Mal fast noch lauter, als zuvor überhaupt. Der
Rothaarige trägt es zu ihrer Überraschung mit Fassung und stopft sich den nächsten Bissen rein.
Selbst wenn er sie im selben Moment ansieht, bleibt er völlig ruhig und kaut einfach getrost weiter.
„Hatte? Fast?“, fragt Yoseob neben ihr und lehnt sich so zu ihr rüber, dass sein linker Oberarm
schon ihren rechten berührt.
„Eh… ja… will ich jetzt nicht weiter ausführen.“, sagt sie, „Aber ich hab kein Problem damit-“
„Nein, du hast ein Problem damit, dass dein Leo Sungkyu geschlagen hat.“, sagt Hyunseung
ziemlich direkt. Als sie ihn verblüfft mustert, klärt er sie auf: „Ich bitte dich, dass du in die beiden
verknallt bist, merkt doch selbst ein Blinder.“ Unsicher wirft sie Kikwang einen Blick zu, der sie
immernoch unbeeindruckt mustert und seine Pizza mampft, als würden sie hier vom Wetter reden.
„Ja, selbst Kikwang kriegts mit.“, sagt Hyunseung.
„Jeder hat seine Probleme, na und?“, meint Junhyung und will das Gespräch damit beenden.
Der Blonde aber lässt nicht locker. „Was ist mit deiner Freundin?“, will er wissen.
„Wer, Diana?“
„Ja, die jetzt mit GD zusammen ist.“
„Sie redet derzeit nicht viel mit mir.“, sagt Babsi kleinlaut und Hyunseung rollt mit den Augen.
„Doch nicht, weil sie auf Doojoon steht.“, sagt er.
Babsi verschluckt sich an ihrer Pizza und Yoseob klopft ihr aufmunternd auf den Rücken, um ihr
damit zu helfen, wirft aber gleichzeitig Hyunseung einen vorwurfsvollen Blick zu.
„Woher-“, krächzt sie mit einem gereizten Hals, „-weißt du-“
Nun ist es Kikwang, der sich schließlich zu Wort meldet. „Wie sie ihn ansieht.“, sagt er ganz knapp
und dabei wandert dem Mädchen eine ganz grässliche Gänsehaut den Rücken hinunter.
Sie legt ihr halb gegessenes Stück Pizza zurück zur restlichen davon und fragt ihn: „Warum willst du
mit mir ausgehen?“
„Woah, was?“, meint Dongwoon und sieht den Sänger stirnrunzelnd an. Auch Hyunseung wirft ihm
nun einen skeptischen Blick zu und Junhyung verspeist gerade eben den letzten Bissen seiner Pizza.
Der Rothaarige blendet die beiden aber einfach aus. Allerdings antwortet er ihr auch nicht, sondern
bleibt ruhig.
Es ist Yoseob, der sich zu Wort meldet: „Ich hab euch doch erzählt, dass er sie mag.“
„Ja, aber nicht so, dass er sie…“ Dongwoon räuspert sich, weil es besser ist, den Satz nicht zu sagen.
Dafür meint Junhyung ganz trocken, um das Mädchen aufzuklären: „Wenn Kikwang wen mag, dann
so sehr, dass er ihre Kleidung lieber auf dem Boden anstatt an ihr sieht.“
„Ich weiß schon, wie das funktioniert.“, sagt sie ein wenig aggressiver, als davor, „Doojoon hat mir
alles von dieser Szene erzählt.“
„Wissen wir.“, sagt Dongwoon mit gerunzelter Stirn, „Aber tut mir Leid, wenn ich dir das so sage…
du bist nicht gerade dafür geschaffen, in unserer Liga mitzuspielen.“
„Will ich auch gar nicht.“, sagt sie ernst und kaut einen Moment auf ihrer Unterlippe, „Was meinst
du denn eigentlich, wenn du eure Liga sagst?“
Hyunseung wedelt wild mit den Händen. „Müssen wir das jetzt erläutern?!“, will er wissen, „Ist ja
nicht so, dass sie jetzt wirklich was mit Kikwang hat, sie will ja nichts von ihm.“
„Hat sie das gesagt?“, fragt Dongwoon unbeeindruckt und dreht sich zu ihr, „Gefällt dir Kikwang?“
Augenblicklich wird sie rot um die Nase. „Gefallen…“, murmelt sie kleinlaut, „Naja, e-er… sieht
schon gut… au………s…“
Mit einem kalten Blick starrt er sie an, dann wendet er sich wieder zu Hyunseung. „Ernsthaft?“, fragt
er. Der Blonde rollt daraufhin nur mit den Augen und zuckt mit den Schultern. Einmal mehr ist das
Mädchen über das seltsame Verhalten der Jungs hier verwirrt.
„Warum nicht?“, will Hyunseung offenbar wissen.
„Weil sie überhaupt nicht zu uns passt.“, sagt Dongwoon.
„Seid doch realistisch.“, meint Junhyung stirnrunzelnd und betrachtet das Mädchen, „Es hassen sie
sowieso schon alle.“
„Was?“, meint sie nun überrascht, „Wer hasst mich?“
„Du kriegst das nicht mit?“, fragt Hyunseung verblüfft.
„Was krieg ich nicht mit?“, will sie wissen.
„Naja… dass du mit Leo was hast.“, sagt jetzt wieder Yoseob, „Das gefällt den meisten eher weniger…
dann ist da noch die Tatsache, dass du offenbar völlig in Sungkyu verknallt bist und du in ihn.“
„Und wenn jetzt rauskommt, dass Kikwang und du was haben, dann kannst du dich gleich
erschiessen.“, sagt Dongwoon und fixiert nun den Rothaarigen.
„Wir haben gar nichts miteinander.“, murmelt sie entrüstet.
„Noch nicht.“, sagt Dongwoon und wird von Hyunseung schon getreten.
So wie er jetzt alle Jungs zu treten beginnt. „Haltet! Die! Klappe! Alle! Zusammen!“, schnaubt er
dabei. Mit einem lauten Seufzgeräusch lässt er sich wieder zurück auf seinen Platz fallen und wirft
sich die Haare etwas aus dem Gesicht.
„Gut, bleiben wir realistisch.“, sagt Dongwoon, „Sie kann sich erschießen, wenn sie was mit Doojoon
hat.“
„Als ob der was mit ihr anfangen würde.“, sagt Yoseob mit ein wenig Mehrdeutigkeit im Ton zu ihm.
„Ich sitze noch immer hier.“, murrt sie nun genervt, „Also lästert wenigstens erst, wenn ich weg bin.“
„Das hat nichts mit dir zu tun.“, sagt Dongwoon völlig ernst im nächsten Augenblick zu ihr, „Du bist
sogar genau sein Typ, darum weiß ich nicht, warum diese Diana drauf kommt, dass sie eine Chance
bei ihm hätte.“
Junhyung wirft dazu ein: „Ja, sie ist mehr so der Typ Frau, den er einmal flachlegt, damit sie endlich
einsieht, dass er nichts für sie ist.“
„Sowas geht doch immer nach hinten los.“, sagt Yoseob, „Dann stehen sie erst Recht auf ihn.“
„Du meinst, so wie Hyorin?“, fragt Junhyung, der daraufhin einen ganz bitterbösen Blick von
Dongwoon erntet. Er kann sich trotzdem ein leises Lachen nicht verkneifen.
„Weiß Doojoon eigentlich, dass Diana in ihn verliebt ist?“, fragt sie nun etwas besorgt.
„Hm.“, meint Dongwoon, „Gute Frage eigentlich. Keine Ahnung.“
„Fällt ihm sicher auf.“, sagt Yoseob, „Wenn sie ihn weiter so anhimmelt.“
„Oh, ich will dabei sein, wenn er ihr sagt, dass sie nicht sein Typ ist.“, grinst Junhyung nun fies, „Da
heult sie bestimmt ganz viel.“
„Hey, sei nicht so gemein.“, fordert Babsi, „Sie ist meine beste Freundin.“
„Ach und wo ist deine beste Freundin, wenn du offenbar wen brauchst?“, fragt er mit düsterem
Blick, ohne dabei auf die Gefühle von ihr zu achten, die er dabei möglicherweise verletzt, „Du
rutscht doch grad voll ab, wenn man sich so anhört, was du aufführst.“
„Wie auch immer.“, meint Hyunseung, „Du kannst jederzeit hier herkommen, anstatt zu deinem Ex
zu laufen. Du kannst sogar hier schlafen, wenn du willst.“
„Danke für das Angebot, aber ich will nicht hier schlafen.“, sagt sie, „Eure Fans belagern mich jetzt
schon.“
„Ja, das ist ein Problem.“, meint Junhyung, „Aber das geht auch vorbei… irgendwann hoffentlich.“
„Meinst du doch selbst nicht ernst.“, lacht ihn Dongwoon fast aus.
„Was habt ihr eigentlich davon?“, will sie jetzt wissen. Yoseob wirft ihr einen fragenden Blick zu, da
meint sie dann: „Naja, ihr bietet euch hier als Freunde an, was ich echt nett von euch finde, aber das
macht ihr doch nicht ohne Hintergedanken.“
„Warum nicht?“, fragt nun Junhyung sehr ernst und durchbohrt sie fast schon mit seinem Blick.
„Naja… keiner macht was ohne Hintergedanken…“, murmelt sie.
„Wenn du deine Freundin hier verteidigst, wo sie dich nicht einmal hört, hast du doch dabei auch
keinen Hintergedanken.“, sagt Junhyung.
„Naja, nein, das nicht, aber-“
„Wir sind zwar Idols, aber lange genug in der Szene, um die Nase davon voll zu haben, wie das alles
läuft.“, sagt Dongwoon jetzt überraschend ernst für seine Verhältnisse, da er sich doch sonst immer
über alles lustig macht, was sie bis jetzt gemerkt hat.
„Trotzdem ist das komisch, dass ihr euch so… anbietet…“, murmelt sie kleinlaut.
„Naja, wieso.“, sagt Hyunseung jetzt wieder, „Wir sind nur eine Gruppe Jungs, die alle ihre Probleme
haben und gut nachvollziehen können, wie es dir wohl geht.“ Sie sieht ihn zweifelnd an, versteht
aber, dass er die Worte gut meint. „Wir müssen uns gegenseitig immer wieder dabei helfen, nicht
abzurutschen. Eine Person mehr oder weniger tut dabei jetzt auch nicht mehr weh.“
Verwirrt darüber, warum ausgerechnet sie in dieser… Gruppe… landen soll und nicht Diana, stellt sie
den Jungs eine andere Frage, die sie beschäftigt: „Was für Probleme sollen Idols denn schon haben?
Ihr habt doch alles, was ihr wollt. Ruhm, Geld, Spaß im Job…“
„Dein Ernst?“, fragt Junhyung in zynischem Ton.
„Schon, ja.“, sagt sie und blickt ihn an.
„Hör Mal zu, Süße...“, beginnt jetzt Dongwoon und lehnt sich nach vorne, legt seine Ellenbogen auf
seinen Knien ab und beginnt ihr einen Vortrag zu halten, „Die Idolszene ist eine knallharte Welt mit
einer fiesen Hierarchie. Man wird als Neuling ins kalte Wasser geworfen und sofort von der
Bildfläche verdrängt, wenn man nichts an sich hat, das einen interessant macht.“
„Deine Freundin ist interessant, weil sie sich von GD vögeln und groß rausbringen lässt und du bist
so für sie alle interessant, weil du das liebe, naive Mädchen bist, das mit den größten Idols der Szene
befreundet ist. Damit meine ich jetzt die Fans der einzelnen Gruppen. Du hast zwar keine eigenen
Fans, aber all die aus den Gemeinden der einzelnen Idols, daher machst du unbewusst einen
ziemlich klugen Schachzug. Von deiner Freundin ganz abgesehen, die macht so viel falsch, wie man
nur falsch machen kann.“
„Und warum helft ihr dann nicht ihr?“, stellt das Mädchen eine in ihren Augen berechtigte Frage.
Dongwoon runzelt die Stirn, als könnte er nicht glauben, dass sie das tatsächlich fragt. „Die hat
doch GD. Und die ist seit Jahren mit T.O.P befreundet, hinter der steht doch ganz Big Bang.“, sagt er
und stellt ihr eine Gegenfrage, „Warum läufst du nicht mit denen rum? Du wohnst doch nur noch
bei dem, weil dich deine ach so tolle Freundin bei ihm zurückgelassen hat, während sie hechelnd zu
GD gezogen ist.“
„So… war das nicht ganz…“, murmelt sie, „GD hat sie gefragt, ob sie zu ihm zieht…“
„Ja und ganz dicht ist der ja nicht, aber-“ Er wird gerade von Kikwang getreten. „-das ist ein anderes
Thema.“
Verwirrt runzelt nun sie auch wieder die Stirn.
Dongwoon fährt fort: „Wen hast du denn, wenn du ehrlich bist?“
„Ich hab viele Freunde.“, sagt sie ernst und öffnet den Mund, um ein paar davon zu nennen, klappt
ihn aber dann unsicher wieder zu.
„Ja? Wen denn?“, will Junhyung jetzt zynisch wissen, lächelt aber dabei nicht und macht auch sonst
keinen belustigten Eindruck.
„Eigentlich… fällt mir so schnell nur Taekwoon oder Doojoon ein…“, murmelt sie. Sungkyu und die
anderen Jungs von Infinite kann sie im Moment ja nicht zählen. Das ist irgendwo dasselbe wie mit
B.A.P…
„Glaub mir, damit dich Doojoon als Freundin sieht, musst du dir ganz schön viel Mühe geben.“, sagt
Yoseob ernst und meint es damit nur gut, „Wobei er wirklich ein Freund wäre, den du gut brauchen
kannst.“
„Zurück zu uns.“, sagt Dongwoon, „Du glaubst also, dass wir alle keine Probleme haben, ja? Schon
mal daran gedacht, dass wir alle total abgefuckt sind, weil wir uns so bescheuert durch die Gegend
vögeln, dass wir oft darauf vergessen, wie sich richtige Liebe anfühlt?“
Daraufhin schweigt sie, weil ihr keine gebührende Antwort einfällt. Aber er hat Recht, ja…
„Schon… ja…“, gibt sie kleinlaut zu.
„Kikwang sagt also, er mag dich.“, meint Dongwoon ernst, „Woher soll er wissen, dass das echt ist?
Nur weil du die erste bist, die ihm nicht hechelnd hinterher hüpft, wenn er sie rumkriegen will –
vielleicht ist das auch einfach nur der Frust, den er mit Verknalltsein verwechselt.“
Kikwang wirft ihm einen unzufriedenen Blick zu, davon lässt er sich aber nicht beeindrucken.
„Was ist mit dir?“, will Babsi von Dongwoon wissen, „Du hast gesagt, ihr habt alle eure Probleme.“
„Oh, haben wir.“, sagt er ernst, „Ich bin mit Hyorin zur Schule gegangen und habe mich wahnsinnig
in sie verliebt. Dann wurde sie Sängerin bei Sistar und ich hier bei BEAST. Aber anstatt mich will sie
nur unseren tollen Leader, der sie dann flachgelegt hat und das war’s. Er hatte seinen
bedeutungslosen Sex, der ihm über seine Ex hinweghelfen soll und sie hat nur noch Augen für ihn.
Ich hab keine Chance bei ihr.“
Sie gibt ein zischendes Geräusch von sich, ehe sie mit den Augen rollt. „Es tut mir Leid, aber das ist
so ein 0815 Drama.“, sagt sie, „Nimmst du das eigentlich selbst ernst?“
„So ernst ich Liebeskummer nehmen kann.“, antwortet er mürrisch.
„Was ist mit euch?“, fragt sie die restlichen Jungs, „Habt ihr auch solche typischen Probleme, die nur
Idols haben können?“
„Hm.“, meint Yoseob, „Ich hab kein Interesse an der Datingszene, ich warte lieber auf die Richtige.“
„Er ist Jungfrau.“, sagt Junhyung knapp, „In dem Alter.“
„Na und?“, erwidert er, „Ich hab kein Problem damit.“
„Was ist mit dir?“, fragt sie Junhyung.
Der antwortet so direkt, wie sie ihn fragt: „Ich will Hana, aber die will momentan lieber Jaehyo.
Keine Sorge, ich gebe nicht auf und irgendwann gehört sie mir. Jaehyo will ohnehin nichts von ihr,
der ist nur an billigen Tussis interessiert.“
Anschließend verrät er ihr auch das Problem von Hyunseung, da sie den Kopf gerade zu dem Sänger
dreht. „Er hat was mit Hyunah, ist aber Hals über Kopf in sie verknallt. Traut sich nicht, ihr seine
Gefühle für sie zu gestehen, damit sie endlich offiziell ein Paar sein können.“
„Und was ist mit Doojoon?“, fragt sie noch immer unbeeindruckt, „Was hat der für ein 0815
Problem?“
„Der hat ganz bestimmt kein 0815 Problem.“, antwortet Dongwoon.
Doch Yoseob wirft nun ein: „Das ist nicht unser Recht, dir davon zu erzählen.“ Sie sieht ihn an und
er meint: „Da musst du schon ihn fragen…“
Die Diskussionen in der Runde gehen weiter und weiter. Am Ende kommt sogar noch Hyunah bei
den Jungs vorbei und ist zunächst überrascht darüber, dass sie ein neues Gesicht bei ihnen sieht.
Bisher hat sie nie so richtig auf sie geachtet und als Babsi sie aufklärt, dass sie mit Leo zu Now
getanzt hat, kommt es der Sängerin schließlich, wen sie da vor ihr stehen hat, lässt sie es sich nicht
anmerken, wie wenig sie davon begeistert ist, dass sie dieses Mädchen nun wohl öfter sehen wird.
Außerdem gefällt es ihr ganz und gar nicht, zu hören, dass es Hyunseung war, der sie mit
hierhergenommen hat.
Weiters ziehen die darauffolgenden Tage völlig ruhig von Dannen; zumindest, was die Nachrichten
betrifft. Wenig davon aufgescheucht, was in der bösen Welt passiert, wacht Diana einen Tag vor
Halloween auf und spürt, dass ihre Zuneigung Doojoon gegenüber immer schlimmer zu werden
scheint.
Sich ihre intensiven Gefühle eingestehend, da sie nun langsam nicht mehr länger zu leugnen sind,
speichert sie sich schließlich ein Foto von Doojoon auf ihrem Handy und betrachtet dieses zudem
auch immer wieder gedankenversunken.
Jongun meldet sich bei ihr, da er offenbar den Entschluss gefasst hat, dass sie ihn veräppelt haben
muss. Jedenfalls spricht er sie nicht mehr auf das Thema an und schreibt mit ihr über belanglose
Themen wie etwa Fernsehserien, koreanischen Gerichten und sogar einem schicken Oberteil, das er
sich scheinbar neu gekauft hat. Sie hat davon sogar ein Foto bekommen, allerdings nur halsabwärts.
Ihre Freundin besucht in der Zwischenzeit die WG von Infinite und versucht dort Hoya zu Rede zu
stellen, weshalb er sich ihr gegenüber so verhält, wie er es tut. Fakt ist, dass er es nicht leiden kann,
wie Dongwoo und Sungkyu sich gegenseitig auszuspielen versuchen und davon lässt er sich nichts
anmerken. Babsi hat also keinen Erfolg dabei, herauszufinden, was überhaupt Sache ist.
Schließlich ist Halloween. Während Diana mit Doyeon darüber diskutiert, welcher Horrorfilm wohl
der gruseligste ist und sich anschließend mit ihm einen nach dem anderen ansieht, ergibt sich
zwischen Babsi und Taekwoon ein gemeinsames Ziehen um die Häuser – aber auch nur, weil etliche
Kinder der unter YG arbeitenden Personen dabei sind, denen Babsi versprochen hat, dass sie sich zu
Halloween um sie kümmert.
Die beiden sprechen sich etwas aus – so gut es mit gut 20 Kindern eben geht, wenn man auf die
allesamt aufpassen muss. Faszinierend übrigens, wie gut der Kerl mit Kindern umgehen kann.
Diana hat in diesen Tagen ein Fotoshooting gemeinsam mit ihrem besten Freund, damit sie ein
bisschen mehr in den Medien mit ihm vertreten ist. Danach fliegt sie ziemlich spontan mit den
Jungs von VIXX nach Stockholm, um dort das Video für deren Song Only U zu drehen. Durch eine
Abmachung zwischen ihr und N darf sie das Video tatsächlich vollständig drehen und schneiden,
was ihr einen riesen Spaß macht.
Dabei freundet sie sich immer mehr mit Hakyeon an und merkt, dass sie beide ziemlich genau den
gleichen gemeinsamen Nenner haben, wenn es dazu kommt, Musik auszudrücken.
Ihr Bodyguard hat in der Zwischenzeit nicht so viel Glück. Als er das Gespräch zu seiner Freundin
sucht, wird diese immer wütender und eifersüchtiger. Aus völlig irrationalen Gründen – am Ende
trennt sie sich sogar noch von ihm und er geht nach dem Streit mit seinen Kumpels weg. Betrunken
beginnt er, in einer Karaokebar zu singen und fängt dabei plötzlich an, erbärmlich zu weinen.
Babsi weiß sich in der Zwischenzeit nicht richtig gegenüber Seunghyun zu verhalten. Sie meidet
inzwischen jede Begegnung mit ihm und hofft darauf, dass es eines Tages besser wird.
Aber sie weiß tief in ihrem Inneren, dass es nicht mehr wird und dass sie es ist, die das Verhältnis zu
ihm zerstört hat.
Außerdem ist da noch Hara, der sie immer wieder begegnet und welcher sie lieber noch mehr aus
dem Weg geht, als sie es ohnehin schon ihrem Mitbewohner gegenüber tut.
Am Samstag, es ist erst der zweite Tag im November, gibt sich Diana allerhand Mühe, mit ihrer
Freundin gut auszukommen und gibt eine kleine Party. Dazu eingeladen sind Doyeon, seine beiden
Kumpels und natürlich auch Babsi.
Es verläuft ganz gemüzlich, die Stimmung zwischen den beiden Mädchen ist aber etwas unterkühlt.
Die eine ist beeinflusst von ihren unfairen Eifersuchtsgedanken – die andere davon, was Junhyung
und die anderen Jungs über ihre Freundin sagen.
Bisher gab es nie eine Situation, in der von allen Seiten gegen die andere Person geredet wurde.
Daher weiß sie nicht richtig damit umzugehen.
Und ausgerechnet beim ersten Mal macht man immer viele Fehler.
In der Zwischenzeit versucht Kitae etwas über das Mädchen rauszufinden, das er als nächstes Opfer
für sich ausgesucht hat.
Er stößt im Internet auf verschiedene Fotos von ihr mit anderen Idols und stößt auf eine kaum
überwindbare Mauer, um an sie ranzukommen.
Sie verbringt zu viel Zeit mit zu vielen Idols, die sein Gesicht kennen und ihn vermutlich auch
überall wiedererkennen würden.
So ein verdammter Mist aber auch.
Er muss seine Wut irgendwo ablassen.
Sofort.
Also macht er sich auf den Weg, direkt in die Innenstadt. Seine von Grausamkeit besessene
Gedankenwelt führt ihn in eine U-Bahn-Station, wo er eine Frau verfolgt…
Diana seufzt lustlos und zappt von einem Sender zum anderen. Tolle Art und Weise, den Tag zu
beginnen…
Bei einem Nachrichtensender bleibt sie vorerst, da hier ziemlich fesselnde, aber zugleich
verstörende Bilder zu sehen sind. Langsam lässt sie ihre Hand sinken, in der sie die Fernbedienung
hält und starrt fasziniert auf den Fernseher.
„Das Opfer hat den Angriff überlebt und befindet sich derzeit in psychischer Betreuung. Die Frau hat
keine lebensgefährlichen Verletzungen davon getragen, ist aber im Moment nicht ansprechbar und
zeigt äußerst verstörtes Verhalten.“
„Was ist denn jetzt schon wieder passiert?“, fragt Diana unbewusst laut und blinzelt mehrmals, um
damit den Schlaf aus ihren Augen zu kriegen.
„Keine Ahnung…“, murmelt Doyeon, der ebenso fasziniert die Nachrichten verfolgt.
„Da steht was im Untertitel…“, murmelt Diana und beginnt zu lesen, während sie die Worte der
Frau vor der Kamera völlig ausblendet. „Frau, Mitte 20… verge…“ Sie dreht den Kopf zu Doyeon um.
„Heißt das Wort da unten Vergewaltigung?“
Skeptisch beginnt er zu lesen. Dann nickt er unschlüssig.
„Scheeeeeisse…“, murmelt sie fasziniert, „Was geht eigentlich grad in der Welt ab…“
„Gib her.“, sagt er und nimmt ihr die Fernbedienung aus der Hand. Er will umschalten, will diese
dämlichen Nachrichten wegkriegen. Immerhin ist es seine Aufgabe, für ihren Schutz zu sorgen –
also soll sie auch nicht zu viel Angst vor den Nachrichten haben. Die Welt draußen ist ohnehin
schon unangenehm im Moment.
„Was… beherrscht du eigentlich?“, fragt ihn Diana, während sie skeptisch die ersten Szenen des
Liebesfilms mustert, der sich da vor ihnen abspielt. Darin kämpfen gerade zwei… Inder?
„Taekwondo und Karate.“, sagt er und mustert die zwei kämpfenden Kerle ebenso skeptisch.
„Ist das Bollywood?“, fragt sie ihn stirnrunzelnd.
„Glaube… schon…“, sagt er.
In dem Moment denkt er sich noch, dass er da völligen Blödsinn ausgesucht hat. In drei Stunden,
wenn dieser elends lange Film zu Ende ist, wird er furchtbar heulen.
Danach werden sie sich noch einen ansehen und sich schließlich die Beine vertreten, um etwas zu
Essen zu bekommen. Der Kühlschrank ist so leer, dass man sich reinsetzen könnte.
Blöd nur, dass dabei dann schon die Sonne untergegangen sein wird.
„Ich steh direkt vorm Gebäude, wo bist du?“, fragt Doojoon, während er fast schon ungeduldig
gegen sein Lenkrad zu klopfen beginnt.
„Bin gleich da!“, hört er es mümmelnd durch seine Freisprecheinrichtung und runzelt skeptisch die
Stirn.
Was macht sie da?
„Beeil dich, ich stehe hier im Halte- und Parkverbot!“, drängt er, „Wenn du länger brauchst, sag es,
dann parke ich und komm rauf.“
„Nein, ich komme gleich!“, hört er es noch immer gedämpft.
„Was machst du?!“, fragt er jetzt und selbst anhand seines Tons muss sie merken, dass er heute
nicht in der besten Stimmung ist. Warum er überhaupt ja gesagt hat, als sie ihn angerufen hat, weiß
er selbst noch nicht so genau. Vermutlich liegt es daran, dass sie ihn so unendlich genervt hat.
„Mich anziehen.“, keucht sie und hat nun offenbar das Handy in die Hand genommen, denn er
versteht sie jetzt besser als einen Moment davor.
„Wie lange brauchst du noch?“, fragt er schon zum zehnten Mal. Nervös sieht er sich nach Polizei
um. In der Gegend hier kassiert er regelmässig irgendwelche Strafzetteln, die kennen ihn vermutlich
schon alleine an seinem Nummernschild.
„Kommeeeee!“, ruft sie und legt auf. Dann dauert es tatsächlich keine 5 Minuten mehr und sie hüpft
aus dem Gebäude und scheint die mattschwarzen Stiefeln mit einem kleinen Absatz, die sie trägt,
noch nicht richtig zugeschnürt zu haben.
Verblüfft runzelt er die Stirn, als er sieht, was sie sich alles angezogen
hat. Zu den Schuhen trägt sie ein extrem weites, oranges
Strickoberteil, einen blauen Rock, der ihr nicht einmal bis zu den
Knien geht und eine graue Strumpfhose, die von hier aus gesehen
zumindest blickdicht ist. Um den Hals hat sie einen dicken,
cremefarbenen Strickschal mit riesigen Bommeln umgewickelt. Er
selbst trägt ganz legere ein Paar weißer Sneakers, eine schwarze
Jeans und ein weißes Langarmoberteil mit schicken Details, die er selbst gar nicht alle kennt, weil
ihm das Interesse dazu einfach fehlt, sich das Oberteil mal etwas genauer anzusehen.
Als sie bei ihm im Auto sitzt, bindet sie sich die Schuhe zu und er fährt ganz langsam los. Wirft ihr
immer wieder einen Blick zu, wie sie mit ihren Schuhbändern kämpft und dabei keucht, asl liefe sie
einen langen Marathon.
„Brauchst du… Hilfe?“, fragt er und beäugt sie noch immer kritisch für dieses… Outfit.
„Nein.“, keucht sie, „Geht schon.“
Endlich hat sie ihre Schuhe gebunden, da schnallt sie sich an und er wird etwas schneller. Im
nächsten Augenblick klatscht sie sich auf einmal mit der flachen Hand gegen die Stirn.
„Ich hab meine Tasche oben liegen lassen!“, ruft sie überrascht von dieser eigenen Dummheit und
sieht ihn mit weit geöffnetem Mund an.
Er dreht ihr einmal mehr den Kopf zu. „Soll ich umdrehen?“, fragt er.
„Oh nein, mein Schlüssel ist auch da drin… UND MEIN HANDY! AAHH!“, schreit sie ganz
unbegeistert und strampelt mit den Beinen und wedelt dabei mit den Händen, als wenn das was
helfen würde.
„Ist Seunghyun nicht zu Hause?“, fragt er, blickt aber aus der Windschutzscheibe nach draußen,
weil sie gerade auf eine vielbefahrene Straße kommen.
„Nein, der ist bei Hara.“, sagt sie und knallt sich die Hand vor den Mund, „Das darf keiner wissen.“
Doojoon schmunzelt leicht. „Ich sag’s keinem.“, meint er, „Aber was machen wir jetzt?“
Unwissend zuckt sie mit den Schultern. „Ich hab kein Geld und nichts dabei…“, sagt sie kleinlaut.
Wieder schmunzelt er. „Das ist das kleinste Problem.“, sagt er, „Du lässt dich ja sowieso immer von
mir einladen.“ Als er sich zu ihr dreht, zeigt sie ihm mit zusammengekniffenen Augen die Zunge,
woraufhin er leise zu kichern beginnt.
Gerade greift sie zu seinem Radio, um den Song weiterzuspielen, der dort läuft, da trifft sie seine
Hand, die gerade nach seinem Handy greift. Bei der Kollision ihrer Hände neigt er den Kopf kurz
dorthin, hebt seine Hand dann über ihre drüber und greift nach dem kleinen Gerät, das in ein
kleines Fach direkt über der Mittelkonsole gelegt ist.
„Hier.“, sagt er und hält es ihr hin, während sie ganz abgelenkt von den vielen Songs ist, die sie hier
weiter drücken kann, „Ruf jemanden an.“
„Warum soll ich wen anrufen?“, fragt sie und nimmt das Gerät in die Hand.
„Weil-“ Er zögert. „Siehst du keine Nachrichten?“
Draußen läuft ein Serienkiller und jetzt noch ein Vergewaltiger rum.
Optimale Umstände übrigens, um miteinander essen zu gehen, aber naja…
„Ja, der Serientäter. Darum bin ich ja mit dir unterwegs.“, sagt sie, „Du kannst doch Taekwondo.“
Also weiß sie noch gar nichts von der Frau in der U-Bahn.
„Genau, ich pass auf dich auf.“, stimmt er ihr zu, „Darum rufst du jetzt jemanden an und sagst
demjenigen das. Damit sich keiner Sorgen um dich macht, weil deine Sachen alle daheim sind, nur
du nicht.“
„Verstehe.“, nickt sie und klappt das lederne Flipcase von seinem Smartphone weg. So ein Teil muss
sie sich auch noch unbedingt zulegen. Eine Eingabeaufforderung für ein Symbol scheint auf.
Samsung eben. „Wie ist denn dein Muster?“, fragt sie.
„Von schräg links unten nach schräg rechts oben.“, sagt er.
„Ah.“ Sie zieht eine Linie und ist in seinem Menü. Faszinierend, der Hintergrund ist bloß eine blaulilane Galaxie, kein Star oder sonst was. Sie selbst hat ja seit kurzem erst ein neues Bild von den
Bangtan Boys. Alles andere wäre mittlerweile schräg, wie sie findet.
Nachdenklich öffnet sie das Ziffernfeld, um eine Nummer einzugeben, dabei wird ihr bewusst, dass
sie die Handynummer von Seunghyun gar nicht auswendig kennt. Auf ihrer Unterlippe kauend
beginnt sie nun eine andere einzutippen.
Es dauert nicht lange und dann meldet sich jemand. „Hallo?“, fragt eine Männerstimme.
„Doyeon!“, ruft Babsi so laut, dass einem davon die Ohren wackeln. „Ich bin’s, Babsi. Gib mir Mal
Diana!“
„Hallo?“, fragt die Stimme ihrer Freundin im nächsten Augenblick. Offenbar hat Doyeon das Handy
einfach direkt an sie weitergereicht, wobei ihr Organ ohne Zweifel zu hören war.
„Hey, ich bin’s!“, ruft Babsi so laut, als ob Diana sie ohne Handy von ihrem zu Hause aus hören
sollte.
Der autofahrende Koreaner mit den Nerven aus Drahtseil verzieht allerdings keine Miene, sondern
fährt einfach gelassen auf der Stadtautobahn auf, sieht lässig in den Seitenspiegel, immer wieder Mal
in seinen Rückspiegel und hat locker eine Hand auf dem Lenkrad liegend, während die andere auf
seinem Schoß liegt.
„Ja… was gibt’s?“, fragt Diana und alleine an ihrer Stimme erkennt Doojoon, dass sie nicht allzu
begeistert ist, von ihrer Freundin angerufen zu werden.
„Ich hab mein Handy und meinen Schlüssel daheim vergessen.“, sagt Babsi nun etwas leiser und als
ihr Doojoon einen Blick zuwirft, wirkt sie bedrückt auf ihn. „Und ich weiß Seunghyuns Nummer
nicht, deine ist die einzige, die ich auswendig kann. Sagst du es ihm, damit… er sich keine Sorgen
macht?“
„Klar, mach ich.“, meint Diana kurz angebunden. Sie fragt nicht nach, wo sie denn etwa ist oder ob
sie Hilfe brauchen könnte.
Ihr ist die Antwort klar, bevor sie die Frage stellt, aber sie muss einfach auf Nummer sicher gehen.
„Ich kann nicht zufällig bei dir schlafen? Ich weiß nämlich nicht, wann… naja, ob Seunghyun heute
überhaupt nach Hause kommt.“
Fast wie aus der Pistole geschossen, erwidert Diana darauf: „Nein, tut mir Leid. Doyeon belegt die
Couch und sonst ist hier kein Platz, wie du ja weißt… ich kann ja Seunghyun anrufen, dass er
heimkommen soll, weil du dich ausgesperrt hast.“
Gut, sie hat damit gerechnet. Aber die Worte jetzt auch wirklich zu hören, sind wie ein fieser Stich
in den Magen für sie. Fieser kann sie es ihr ja gar nicht sagen, dass sie momentan in ihrem Alltag
unerwünscht ist.
Unbewusst führt das Mädchen dadurch den ersten fiesen Strike durch, der den Riss in ihrer
Freundschaft nur noch größer zieht.
„Naja, macht nichts.“, sagt sie gespielt happy, „Ich kann ja sicher bei Doojoon fragen, der hat mir
auch sein Handy gegeben, damit ich dich anrufe.“
„Nett von ihm.“, antwortet Diana merklich verbissen und beendet plötzlich das Gespräch. Babsi
scheint das nicht mitzubekommen, obwohl die Musik aus dem Radio nun wieder automatisch lauter
zu hören ist.
„Vielleicht schlaf ich dann sogar mit ihm, ich weiß nämlich von den anderen, dass ich genau sein
Typ bin.“
Danach verstummt sie. Beißt sich auf die Unterlippe, bis sie die ersten salzigen Tränen an ihrer
Lippe zu schmecken beginnt.
„Sie ist nicht mehr dran.“, sagt er und greift wieder zu dem kleinen Fach, in dem vorhin sein Handy
gelegen hat, um ihr eine kleine Taschentuchpackung zu reichen. Mürbe dankend nimmt sie die
entgegen und zieht sich eins raus, um sich die Tränen von den Wangen zu wischen und sich die
Nase zu putzen. Dabei wirft ihr Doojoon einen angewiderten Blick zu und verzieht seine Augen
etwas. Unter Koreanern ist es unsittlich, sich direkt die Nase zu putzen, das vergisst sie immer
wieder.
„Ist vielleicht besser so…“, murmelt sie kleinlaut, weil ihr der letzte gesprochene Satz nun doch
etwas peinlich ist – jetzt, wo ihr klar wird, dass er den gehört hat.
„Ich hinterfrag das jetzt besser nicht, oder?“, erkundigt er sich.
„Nein, besser nicht.“, antwortet sie schniefend, wischt sich noch einmal mit dem Zeigefinger über
die Augen und dann ist es schon wieder gut.
Mittlerweile fährt er vond er Autobahn wieder ab und ordnet sich im geregelten Straßenverkehr ein.
„Du musst noch einiges lernen, wenn du ihr eins auswischen willst.“, meint er ganz diplomatisch.
Natürlich hat er gemerkt, dass sie den letzten Satz nur deshalb gesagt hat, genauso wie das davor.
Das Mädchen wirft ihm einen ganz skeptischen Blick zu. Sie fragt sich…
„Und ja ich weiß, dass sie was von mir will.“, sagt er unbeeindruckt und dreht den Kopf etwas nach
links, weil der Autofahrer hinter ihnen so seltsam an ihn aufkriecht, dass er sich einen Moment
nicht sicher war, ob ihn der auf die andere Spur rüberlässt.
„Woher?“, fragt sie verblüfft.
„Du stellst Fragen…“, murmelt er stirnrunzelnd und dreht den Kopf nach rechts.
„Was weißt du noch alles?“, fragt sie fasziniert.
„Inwiefern?“
„Wegen Diana.“
„Dass es zwischen ihr und ihrem GD sicher nicht mehr so gut läuft, wenn sie sich dir gegenüber
schon so zickig verhält.“, stellt er ganz simpel fest.
„Und was weißt du über mich?“, fragt sie und hält sich den Zeigefinger entgegen.
„Was soll ich denn wissen?“, fragt er amüsiert, „Du erzählst doch sowieso jeden Blödsinn.“
„Stimmt auch wieder.“
Mit einem plötzlich ernsten Funkeln in den Augen meint er dann aber: „Ich bin gut im Menschen
lesen.“
„Wie meinst du das?“, fragt sie ihn mit offenem Mund, weil sie gedanklich noch immer in ihrem
Gespräch mit Diana festhängt.
„Naja, ich lese die Körpersprache der Leute.“, sagt er belanglos und biegt nun in eine ruhigere Straße
ein. Weil er weiß, was ihre nächste Frage wäre, meint er als nächstes gleich: „Ich merke allein an der
Art, wie sich deine Freundin anspannt, wann immer sie mir gegenüber steht, dass sie an mir
interessiert ist.“
„Seunghyun hat gesagt, dass sie in dich verknallt ist.“, wirft Babsi dazwischen ein.
„Mag sein, so genau interessiert mich das gar nicht.“, erwidert er.
„Verhält sie sich da so wie ich, wenn ich mit Sungkyu rede?“, fragt das Mädchen und kommt
während dem Satz schon wieder auf die nächste Frage. „Oh! Verhalte ich mich gegenüber
Taekwoon anders als Sungkyu?“
„Darauf hab ich nie geachtet.“, sagt er halb mit dem Kopf schüttelnd.
Die beiden reden weiter über die Eindrücke, die man wohl sammeln kann, wenn man sich talentiert
darin zeigt, die Körpersprache anderer Personen zu lesen. Das Gespräch wird zu einer Diskussion,
die dann in dem Thema ändert, wie man sich in der Öffentlichkeit zu verhalten hat – ob man da mit
vollem Mund sprechen kann oder nicht. Koreaner sehen das nicht so eng, hier ist es okay. Da, wo
das Mädchen herkommt ist das etwas, das keinesfalls zu guten Tischmanieren gehört.
In ihrer Diskussion geht es so hitzig zu, dass sie vor dem Servieren der bestellten Nachspeise sogar
ihre Stäbchen auf den Tisch knallt, als hielte sie hier ein Messer in den Händen. Die Besucher des
Restaurants werden nicht zuletzt deshalb auf sie beide aufmerksam. Es ist einfach faszinierend, dass
Yoon Doojoon einfach in einem öffentlichen Restaurant essen geht – mit ihr noch dazu.
Beautys bekommen quasi gleich noch mehr Pulver ins Feuer gestreut.
Gerade leckt sich das Mädchen noch die restliche Schokososse von ihrem Daumen, da stöckelt sie
ihm schon hinterher nach draußen, wo er sich erst einmal orientieren muss, wo er das Auto
hingestellt hat.
„Ah!“, ruft das Mädchen, das gerade auf ihren Schuhen umknickt und ihn dabei leicht rempelt.
Er dreht sich zu ihr um und mustert sie. „Kannst du in den Dingern überhaupt laufen?“, fragt er.
Sie zuckt mit den Schultern. „Nicht wirklich, aber Dongwoon hat sich letztens über meine
Klamotten lustig gemacht, da wollte ich mal was anderes anziehen. Wenn ich etwas mit dir mache,
werden ja immer so viele Fotos gemacht und da-“
„Was interessiert dich denn, was Dongwoon redet?“, fragt er fast schon etwas zerknirscht nach,
„Lass dich doch nicht immer von anderen rumschubsen.“
„Ich lasse mich doch nicht rumschubsen.“, sagt sie empört.
„Nein, ganz bestimmt nicht.“, murmelt er und stellt sich vor sie. „Komm.“
„Wohin?“
„Na hüpf rauf.“, sagt er, „Ich nehme dich Huckepack.“
Zuerst sieht sie ihn noch ganz skeptisch an, doch dann greift sie nach oben zu seiner Schulter und
macht einen Satz. Im selben Moment greift er nach ihren Kniekehlen und zieht sie zu sich heran.
Auf einmal fängt sie an, hinter ihm lautstark zu lachen und mit ihren Beinen zu zappeln.
„Boah, halt still da hinten!“, ruft er mit aufgerissenen Augen, weil sie so rumzappelt.
„Das kitzelt aber!“, jammert sie noch immer lachend.
„Soll ich dich am Arsch halten oder was?! Halt still!“
Keiner der beiden weiß, dass nicht unweit von ihnen Diana und Doyeon stehen, die sich zufällig aus
dem gleichen Restaurant etwas zu Essen holen wollen. Diana wirkt nicht allzu begeistert und
mustert die beiden nur mit schwerem Herzen.
Eine gute Stunde später diskutiert Doojoon gerade mit seinem Mitbewohner darüber, welche
Bettwäsche sie über das Kopfkissen und die Bettdecke für sie ziehen können.
„Nicht die mit den Delfinen, das ist meine.“
„Die wird doch sowieso gewaschen.“, sagt Doojoon mit gerunzelter Stirn.
„Na und, aber dann riecht sie vielleicht total nach Mädchenparfum! Dann schlafe ich schlecht.“
„Das riecht doch niemals mehr danach, wenn es erst einmal gewaschen ist.“
„Ich will es nicht riskieren. Diese Delfine haben mir am allerbesten von allen Tieren gefallen.“
„Oh Mann.“
Doojoon greift zu einer anderen, auf der sich Winnie Pooh und seine Freunde tummeln. Er wirft Jo
Kwon, seinem Mitbewohner, einen Blick zu, der daraufhin nur unbeeindruckt mit den Schultern
zuckt. „Wird ihr vermutlich sowieso gefallen…“, murmelt er und schließt danach den Schrank.
„Ich mag Winnie Pooh aber nicht.“, sagt hinter ihm das Mädchen, das gerade aus dem Badezimmer
kommt.
Er dreht sich zu ihr um, geht mit dem Blick auf die Bettwäsche gewandt zu ihr und als er den Kopf
hebt… erstarrt er.
„Oh, ja. Ich habe mir deinen Bademantel geliehen.“ Unter dem blauen Flanellmantel trägt sie das
Tanktop, das sie unter ihrem orangen Strickpulli angezogen hatte.
Das hat Dahee auch immer gemacht…
„Ist das… okay?“, fragt sie unsicher, weil er plötzlich so schluckt.
Mit glasigen Augen nickt er nun vehement und sieht ihr dabei zu, wie sie kleinlaut den Kopf senkt
und sich an ihm vorbei schiebt, um in die Küche zu gehen und dort ein Glas Wasser zu trinken.
Eiskalt von ihrer Erscheinung getroffen starrt er ihr hinterher, bis Jo nach seinem Kinn greift und
ihm den Mund zuklappt.
Love is MOVE
Worte können so verletzend sein, dass sie tiefe, klaffende Wunden in unserer Seele zurücklassen, die
dann zum einen von Tränen ertränkt werden oder vor Verzweiflung bluten. Niemand hat es verdient,
so sehr vorgeführt zu werden, dass so tiefe Einschnitte in ihren Gedanken zurückbleiben, doch
manchmal ist die Zunge schneller, als der Verstand. Mag die Person noch so erwachsen und
voraussehend denken, die jene Sätze von sich gibt.
Manchmal aber wird uns erst klar, was mit manchen Aussagen gemeint sein könnte, wenn wir öfter
über sie nachdenken. Sie nahezu in ihre Einzelheiten zerlegen und uns immer und immer wieder
fragen, was derjenige denn damit gemeint haben könnte.
So passiert es allerdings auch manchmal, dass man sich dann erst Recht damit auseinandersetzen
muss, was man Gutes in dieser Welt zerstört hat und was daraus hätte werden können, wäre das nicht
passiert.
„Sie ist etwas Besonderes.“, dringt eine männliche Stimme durch Dianas Gedanken aus den
Erinnerungen hervor, die sie so verzweifelt zu erreichen versucht, „Ich würde niemals versuchen, sie
zu ersetzen.“
„Das behaupte ich doch gar nicht.“, hört sie eine weibliche Stimme eine Antwort geben. Wer spricht
da?!
„Aber irgendwas willst du mir wohl unterstellen, wenn du mir das so oberflächlich vorwirfst.“
„Nein.“ Das ist ihre Stimme. Ihre eigene!
„Dann kann ich dir wohl nicht bieten, was du gerne von mir hören willst. Du kennst meine Antwort
darauf.“
„Dass du nicht daran interessiert bist, schon klar, aber deshalb bin ich nicht hier.“ Sie ist wütend.
Warum ist sie da wütend, was ist vorher passiert? Was hat er davor zu ihr gesagt, sie erinnert sich
nicht…
„Ich kann dich nicht glücklich machen. Ich kann dir nicht geben, was du von mir möchtest.“
Diana rauft sich mittlerweile die Haare. Sie sitzt alleine in der WG, weil die Jungs zu einem
Neujahrskonzert müssen und dort einen Auftritt haben. Ihr ist nicht klar, dass in der Zwischenzeit
ihr Alptraum zur Realität wird und Jiyong in der Wohnung aufgetaucht ist, ehe der Typ
verschwinden konnte.
Sie werden nicht handgreiflich oder dergleichen und auch er muss los zum Neujahrskonzert, wo er
fast zu spät kommt und gerade noch die Kurve kriegt. Mit den Problemen, die von der vorigen
Nacht rühren, setzt er sich im Anschluss auseinander.
Er erinnert sich im Gegenzug zu Diana ganz genau, was zwischen ihnen vorgefallen ist.
„Sie ist etwas Besonderes.“, dringt erneut diese eine männliche Stimme durch Dianas Gedanken, „Ich
würde niemals versuchen, sie zu ersetzen.“ Mittlerweile weiß sie genau, zu wem die Stimme gehört
und es treibt ihr die Tränen in die Augen, wenn sie über den weiteren Verlauf des Gesprächs
nachdenkt.
„Habe ich das etwa von dir verlangt?!“, erinnert sie sich, gesagt zu haben.
„Ich bin mir nicht sicher, was du überhaupt von mir verlangst. Weil du hier stehst und dir immerhin
das Recht nimmst, dich in meine Angelegenheiten zu mischen.“
„Das tue ich doch überhaupt nicht.“
„Und was war das vorhin?!“, schreit er sie plötzlich an, breitet die Hände vor sich aus.
„Da ist vielleicht die Geduld mit mir durchgegangen.“, hat sie zwischen ihren zusammengepressten
Zähnen genuschelt.
„Die Geduld mit dir durchgegangen.“, hat er schnippisch wiederholt, „Du versuchst verzweifelt, sie in
was rein zu reden, sie mit irgendwelchen Behauptungen von mir fernzuhalten. Komm nicht auf die
Idee, dass ich dir das so einfach durchgehen lasse, da legst du dich mit dem Falschen an.“
„Das stimmt nicht.“
„Ach und was soll dann diese unterschwellige Behauptung, dass ich sie doch bloß zerbrochen fallen
lassen werde, als du gesagt hast, dass ich bloß wieder einen Stoß in die Realität brauche?!“
„Das behaupte ich doch gar nicht.“
„Aber irgendwas willst du mir wohl unterstellen, wenn du mir das so oberflächlich vorwirfst.“
„Nein.“
Die Geduld scheint langsam von ihm gewichen zu sein, denn er wird immer ungehaltener. Der
Ausdruck in seinem Gesicht macht ihr fast Angst und sie weiß nicht, was sie davon halten soll. Sie
will doch bloß ihre beste Freundin davor beschützen, dass ihr Herz jetzt vom nächsten wieder
gebrochen wird.
„Dann kann ich dir wohl nicht bieten, was du gerne von mir hören willst. Du kennst meine Antwort
darauf.“
„Dass du nicht daran interessiert bist, schon klar, aber deshalb bin ich nicht hier.“ Sie ist wütend. Was
bildet er sich eigentlich ein, dass er jetzt damit anfängt. Darum geht es ihr doch gar nicht.
„Was willst du dann?“, hat er sie angemotzt, „Von mir hören, dass du keinen Einfluss darauf hast, was
das zwischen uns ist? Ob da eine Beziehung draus wird, oder ob das vielleicht doch nur bei sinnlosem
Sex bleibt, wenn die ganzen Emotionen erst einmal verpufft sind? Du kennst mich nicht, du wirst mich
niemals kennen. Also kannst du dir auch nicht das Recht rauspicken, mich in dem Punkt einschätzen
zu wollen.“
„Ich weiß aber, dass du ihr verdammt wehtun wirst.“
„Warum? Woher willst du das wissen? Weil ich nicht der perfekte, brave Vorzeigefreund bin, wie es
dein lieber Jiyong ist?!“ Ein verächtliches Schnauben ist aus seinem Mund gekommen. „Ich kann dich
nicht glücklich machen. Ich kann dir nicht geben, was du von mir möchtest.“
„Und was bitteschön soll ich von dir wollen?!“, hat sie ihn wütend angebissen, „Denkst du echt, dass
mich das glücklich macht, wenn du von ihr ablässt, wo sie dich doch vielleicht doch mehr mag, als mir
lieb ist?! Sie ist in letzter Zeit umgeben von so vielen Weiberhelden, die eine nach der anderen
abschleppen, da bist du nicht gerade der beste Umgang für sie.“
„Doch trotzdem kann sie mich aus irgendeinem unerfindlichen Grund leiden.“, kommentiert er
schnippisch.
„Ich habe nicht vor, mich in ihr Privatleben einzumischen.“, hat sie es dann diplomatisch versucht.
„Dann lass es. Sie ist nicht du, sie wird es niemals sein. Weil wir alle beide, du und ich, in einer ganz
anderen Liga als sie spielen.“
Diana hat es bei der Bemerkung die Nackenhaare aufgestellt. „Was willst du damit sagen?“
„Dass sie niemals so kaputt wie wir sein wird. Mit ihr hat man eine Chance auf eine unschuldige
Beziehung, die man mit vermutlich sonst keinem haben kann. Du bist doch eine der Personen, die man
sinnlos vögeln kann, der das am Ende auch noch gefällt. Sie aber nicht. Und deshalb ist es sie, die ich
will. Weil sie sich jemandem vollkommen hingibt, ohne zu wissen, was sie da eigentlich Wichtiges tut.“
„Wir heißen unsere Zuseher alle ganz herzlich zu unserem heutigen Sportfestival willkommen!“, ruft
die tosende Stimme von einem der Moderatoren durch die applaudierende und kreischende Menge.
Man kriegt hier schon beinahe einen Gehörsturz, während sich gut 20 Moderatoren und Kyuwon
vom Greystar Magazin in den olympischen Hallen von Seoul niederlassen, um das Festival heute
abzuhalten.
Etwa eine Woche ist wieder vergangen, seit Doojoon unfreiwillig an seine Exfreundin erinnert
wurde und immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Mädchen feststellen muss. Es hat
sich sogar so einiges in der Zeit getan; und doch ist irgendwo alles gleich geblieben.
Die Nachrichten sind nach wie vor überschwemmt von dem Serientäter und dem Vergewaltiger, die
aktuell noch für zwei verschiedene Personen gehalten werden. Dabei steigt die Panik so sehr, dass
die Schüler zum Teil gar nicht mehr in die Schulen gehen wollen und sich die Entertainments
zusammenschließen, um etwas dagegen zu tun.
Zwischen den beiden eigentlich so guten Freundinnen verbessert sich die Lage nach wie vor nicht;
zwar hat Babsi ihrer Freundin einen Besuch abgestattet, weil sie nach der Meldung über Doojoon
und dass sie ja ihn fragen könnte bezüglich Übernachtung ein irrsinnig schlechtes Gewissen
bekommen hat. Dennoch gibt das Mädchen ihr Bestes, um für Diana da zu sein.
Würde die sie doch bloß an sie heranlassen…
Spricht Babsi über die Nachrichten und dass ihr die Angst machen, bleibt sie reserviert.
Redet sie von Taekwoon oder Sungkyu, zuckt sie nur beiläufig mit den Schultern, ohne groß was zu
dem Thema zu sagen. Von dem Vorfall, dass Sungkyu eine Kinnharke bekommen hat, weiß sie noch
gar nichts.
Bloß, als Diana ihre Freundin angerufen hat, um sie zu fragen, was bei ihr eigentlich abgeht, dass sie
sich so einfach Mal eine Wohnung nimmt, von Seunghyun zu Hause auszieht und ihm das einfach
Mal belanglos am Telefon erzählt, anstatt das persönliche Gespräch zu suchen, haben sie einmal
mehr Worte gewechselt. Aber auch hier nur die nötigsten; so weiß Diana gar nichts von dem Vorfall
zwischen Seunghyun und Babsi.
Doyeon ist nach wie vor todunglücklich wegen seiner Freundin und erhält mittlerweile sogar schon
Tipps von Diana, die seine Beziehung womöglich ja retten könnten. Die beiden wollen sich in ein
großes Büro reinmogeln, um mit seiner Ex zu reden, werden aber gleich am Empfang abgefangen
und rausgeworfen.
Zwischen Diana und Jiyong ist es – wie es nicht anders zu erwarten war – noch immer nicht anders.
Jiyong meidet sie, sie meidet ihn. Derzeit beruht das Aus-dem-Weg-gehen wenigstens auf
Gegenseitigkeit.
Während das Leben dieses Mädchens offenbar langsam den Bach unter geht und sich ihr
mysteriöser SMS Freund auch nicht weiter bei ihr meldet, gestaltet das andere Mädchen ihre
Wohnung mit Hilfe der quirligen Jungs Yoseob, Hyunseung und Kikwang.
Doojoon hat ihr dabei geholfen, die Wände zu streichen – mehr will er aber nicht mit den anderen
dreien zu tun haben, da Yoseob und Hyunseung zu wahren Teufeln werden, wenn sie eine
Wohnung einrichten dürfen. Zumindest wenn man Doojoons Worten Glauben schenkt, dann ist es
so schlimm…
Jedenfalls hat Babsi nun ein schickes kleines Sofa als Einstandsgeschenk von Yoseob erhalten und
einen viel zu groß geratenen Kleiderschrank von Hyunseung – denn seiner Meinung nach ist die
Mode das Wichtigste und deshalb muss auch viel Platz für tolle Sachen sein.
Dass er Probleme mit Hyunahs Eifersucht hat, ist Neuland für ihn – und nicht zuletzt deshalb fragt
er sich, was wohl der Grund dafür sein könnte.
Kikwang will zum Einzug unbedingt Accessoires für ihre Wohnung shoppen gehen; das können sie
beide allerdings erst irgendwann nach dem Sportfestival einrichten.
Also… nun zurück dazu.
„Viele verschiedene Bands dürfen wir heute bei den diversesten Sportarten begrüßen – vom Fußball,
über das Bogenschießen, zum Hochsprung oder dem Sprinten. Heute wird geschwommen,
gesprintet, es wird im Staffellauf gegeneinander angetreten, Taekwondofertigkeiten werden
ausgetauscht und nicht zuletzt wird auch beim Eisstockschießen dürfen wir unseren Idols heute
zusehen!“
Erneut hämmert tobender Applaus durch die Hallen, tausende von Fans sind in allen Hallen
anwesend und warten darauf, dass ihre liebsten Idols in die große Haupthalle kommen, wo
sämtliche Läufe und auch das Bogenschießen stattfinden werden.
Gekleidet in einheitliche Trainingsanzüge in einheitlichen Farben, mit Schildern umgehängt, auf
denen ihre Namen sowie ihre Bands stehen, werden sie schließlich rein gerufen. Medaillen heißt es
heute zu gewinnen und dabei müssen sie alle ihr Bestes geben. Denn außer für den guten Zweck
treten sie hier heute für gute Schlagzeilen gegeneinander an, weshalb der Inhaber von Greystar
ebenfalls dabei ist.
Es wird begonnen mit Team A, die alle zusammen Türkis tragen. Minho von SHINee ist der
Flaggenträger und hinter ihm kommen die restlichen Jungs seiner Band, EXO, Infinite, Tasty,
Block.B, NU’EST, 5urprise, Royal Pirates, Baek Seunghyun, After School, Dal Shabet, Hello Venus,
Wassup und Diana in die Halle.
Team B hat die Farbe Orange und besteht aus BEAST, BtoB, B.A.P, Roh Jihoon, MBLAQ, PURE, Jjun,
C.Clown, APink, 4minute, Secret, Girl’s Day, AOA und TINT. Die werden gleich im Anschluss
gerufen und der tobende Applaus schafft es zwar kaum, die verrückten und völlig abgedrehten Fans
von EXO oder SHINee zu übertönen, aber sie sind zumindest mindestens so ohrenbetäubend wie sie
alle.
Selbst Fans aus anderen europäischen Ländern sind im Publikum und feuern ihre liebsten Stars
lautstark an. Da die beiden Freundinnen von YG Entertainment in keiner Band sind, wurden sie
aufgeteilt und sind in zwei verschiedenen Teams gelandet. Man kann das als Fehler der
Sendungsschreiber abstempeln, aber im Grunde ist es egal. Denn jedes der Mädchen hat zumindest
irgendwo Personen, an die sie sich wenden können und mit denen sie sich austauschen können.
Im blauen Team C befinden sich ebenfalls große Stars. Wir haben hier ZE:A, VIXX, A-Jax, BIGSTAR,
Toppdog, Boys Republic, M.I.B, K-Hunter, Rainbow, Jewelry, 9Muses, LPG, Tiny-G, Blady und
schließlich noch Babsi. Von VIXX und ZE:A sind so viele Fans in der Halle, dass sich die
Moderatoren sogar einen kleinen Scherz dazu erlauben. Die Fans von ihnen kreischen so laut, dass
sie die EXO-Ls zumindest in dieser einen Halle vollkommen in den Schatten stellen. Aber auch von
Teen Top sind sehr, sehr viele Fans hier.
Danach kommt das vierte und letzte Team in die Halle. Team D, welche die Farbe Pink haben. Hier
sind 2AM, B1A4, Teen Top, Eric Nam, Sam Carter, 100%, Bangtan Boys, History, Sean Lee, Sistar,
Crayon Pop, Bestie und Tahiti dabei.
Zu Beginn des Sportfestivals kommt jeweils ein Repräsentant jedes Teams zum Podest hoch, stellt
sich dort zum Mikrofon und beginnt einen Eid vorzusprechen, nicht zu schummeln, sein Bestes zu
geben und den anderen Teams einen fairen Kampf zu liefern. Die anderen Leute aus demselben
Team sprechen diesen Eid allesamt energisch nach.
Für Team A ist Minho von SHINee der Repräsentant, für Team B Doojoon von BEAST, für Team C
Dongjun von ZE:A und für Team D Bora von Sistar.
Es ist seltsam für die beiden Mädchen, voneinander getrennt zu sein, so werfen sie sich doch
zweifelnde Blicke zu. Vor allem, als sich plötzlich alle zu verbeugen beginnen und sich auf den
Boden knien, wissen sie im ersten Moment nicht, was sie tun sollen.
Gut, dass Babsi immer noch die Jungs von VIXX in ihrem Team hat, denn Hyuk drückt sie nach
vorne, um sie dazu zu bringen, mitzumachen. Jede Menge Kameras sind auf sie alle gerichtet und
die Angst, einen argen Fehltritt zu leisten, schwenkt bei beiden Mädchen mit.
Während sich beide Mädchen zum Bogenschießen angemeldet haben, haben sich Diana als zweite
Sportart für das Schwimmen und Babsi als zweite Sportart für den Staffellauf entschieden. Beiden ist
nicht klar, was für starke Konkurrenten sie unter den anderen Idols haben…
Die Macher der Show verschwenden keine Zeit und kommen gleich direkt zur Sache. Es geht los mit
dem Bogenschießen und die Personen treten sogar untereinander im selben Team gegeneinander
an. Zunächst geht es darum, wer die höhere Medaille ins Team holt und genau wie bei den
olympischen Spielen geht es im Nachhinein dann darum, welches Team die meisten und höchsten
Medaillen abgeräumt hat. Im selben Moment treten übrigens ausschließlich Jungs im Taekwondo
gegeneinander an.
Noch vor der Show wurden die Personen, die sich für das Bogenschießen gemeldet haben, anhand
ihrer bisherigen Leistungen bei irgendwelchen Shows eingestuft. Dadurch schießen im ersten
Moment die 2 so gesehen schlechteren gegeneinander. Im Anschluss schießt die beste eines Teams
gegen die beste eines Gegnerteams – und falls diese verliert, ist die Person aus der vorergehenden
Runde mit den beiden schlechteren quasi das Backup.
Hyosung tritt gegen Sohyun aus 4minute an, beide sind aus Team B. Babsi, die diesen Sport
eigentlich nur zum Spaß macht, ist wahnsinnig begeistert von Sohyuns Zieltalent, denn während
Hyosung 3 Mal in den 9er Ring trifft, geht der nächste daneben in den 6er Ring. Sohyun dagegen
schießt sogar 2 Mal in den 10er Ring und 3 Mal in den 9er Ring. Dadurch ist Hyosung aus dem
Rennen.
Riji von After School schießt schließlich Eunji von A Pink aus dem Rennen und so kommt Sohyun
ins Spiel.
Es ist Sohyun, die ganz knapp mit 43 gegen 41 Punkten diesen Sieg ins Team B holt. Diana sitzt in
der Zwischenzeit auf ihrem Stuhl und nagt nervös an ihren Fingern, da sie gegen Riji verloren hat
und sie keine so gute Verliererin ist. Da hat sie etwas Bildschirmzeit und stellt gleich unter Beweis,
wie schlecht sie im Bogenschießen ist… Wenigstens kann sie später beim Schwimmen noch unter
Beweis stellen, wie gut sie ist.
Doch nicht nur sie hat ihre Probleme. Babsi gewinnt in der ersten Runde gegen ihre eigene
Teamkollegin und muss als Backup gegen Bora aus Sistar fungieren. Sie ist eine harte Gegnerin und
bereits in der ersten Runde schießt Babsi bloß in den 7er Ring und Bora trifft zielsicher die 9.
Die Blicke im Rücken spürend, trifft Babsi die 8 und Bora schießt ebenfalls in den 8er Ring. Der
nächste Schuss geht in den 9er Ring, während sich Bora nun gefährlich stark konzentriert. Wieder
trifft sie die 9 und ist 2 Punkte im Voraus.
Dann geschieht der Glückstreffer – Babsi trifft in die Mitte. 10 Punkte, die ihre mögliche Chance
bieten können, die Runde aufzuholen. Tatsächlich trifft Bora erst nur die 8 und der nächste Treffer
kann alles für sie entscheiden. 8 Punkte schießt Babsi noch für ihr Team, erreicht damit am Ende 42
Gesamtpunkte.
Bora atmet tief ein und aus. Zieht den Pfeil zu sich, zielt… und schießt 9 Punkte. Team D hat damit
44 Punkte und Bora muss nun gegen Sohyun schießen. Vorher aber darf Babsi gegen Riji um den
zweiten Platz schießen.
Riji eröffnet und trifft in den 8er Ring. Ihr Haarreifen mit den schwarzen Hasenohren baumelt,
während sie ihren Fans daraufhin grinsend winkt. Babsi konzentriert sich und zielt. Sie will
wenigstens diesen Sieg. Doch dann passiert das Unfassbare.
Sie trifft direkt in die Mitte der 10, schießt damit direkt in die Linse der dort platzierten Kamera.
Zwar bleibt der Pfeil deshalb nicht stecken, aber sie hat dadurch gleich in der ersten Runde Bronze
für ihr Team geholt. Direkt in die Mitte zu treffen bedeutet automatischer Sieg für die Runde.
Also treten im Anschluss gleich Bora und Sohyun gegeneinander an. Die beiden sind sehr
anspruchsvolle Gegnerinnen und enden in einem Gleichstand von 43 zu 43 Punkten. Ein
zusätzlicher Schuss soll schließlich den Sieg entscheiden.
Dabei trifft Sohyun die 10 und Bora schießt für ihr Team nur 9 Punkte. Damit ergibt das Gold für
Team B, Silber für Team D und Bronze für Team C.
Die Mädchen können eine Pause machen, in der sich die Jungs nun im Bogenschießen messen. Den
Anfang machen Hyeongsik für Team C und Daehyun für Team B. Hyeongsik eröffnet mit 9 Punkten,
während Daehyun erst nur 8 trifft. Das gleicht sich aber in der zweiten Runde bereits aus, als er
dafür 9 und sein Gegner nur 7 Punkte holt.
Es geht Schlag auf Schlag, die beiden sind starke Gegner. Am Ende steht es 42 zu 38 Punkten für
Daehyun.
In der nächsten Runde treten N und Hyeonggun gegeneinander innerhalb von Team C an. Hier
verliert N gegen seinen Gegner mit 39 gegen 44 Punkte.
Runde auf Runde folgt, nach der Reihe werden erst Chunji, dann Daehyun ausgeschieden. Sinwoo
ist ein undankbarer Gegner, doch Cheondung schafft es entgegen aller Erwartungen, ihn mit einem
Vorsprung von 2 Punkten zu schlagen. Damit sind Gold für Team B, Silber für Team D und Bronze
für Team C gesichert.
Nun geht es über zum Schwimmen und Eisstockschießen. Hier stechen besonders Diana und
Taekwoon durch ihre Leistungen im Schwimmen heraus und es folgt eine halbstündige Pause.
Danach müssen sich die Jungs im Fußball miteinander messen, während ihre Teammitglieder sie
stark anfeuern dürfen.
Die Aufstellung der bisher ergatterten Medaillen zeigt, wie gnadenlos die Idols um ihre Siege
kämpfen.
Bogenschießen
Taekwondo
Eisstockschießen
Schwimmen
Ringen
Gold
Sohyun (B)
Cheondung (B)
Doojoon (B)
Girl’s Day (A)
Leo (C)
Choah (D)
Jaehyo (A)
Silber
Bora (D)
Sinwoo (D)
Hoya (A)
LPG (B)
Sungyeol (A)
Diana (A)
Leo (C)
Bronze
Babsi (C)
Hyeonggun (C)
Changjo (D)
Crayon Pop (D)
Niel (D)
Chorong (B)
C.A.P (D)
Gerade nutzen einige der Idols die Pause dazu, vor allem was WC aufzusuchen, da sitzt Diana
unschlüssig in einem großen Wartebereich im Inneren der Hallen und spürt, wie sie von den
Personen aus ihrem Team zum Teil ganz skeptisch angestarrt wird.
Vor allem jene Bands, die von SM Entertainment kommen und in ihrem Team sind, drehen ihr
immer wieder neugierig die Köpfe zu. Sie wirft ihnen einen ganz misstrauischen Blick zu, immer
wieder von Zeit zu Zeit und wendet sich dann um, ob sie jemanden finden kann, den sie kennt.
Im nächsten Moment stolpert ihre beste Freundin zu ihnen rein.
„DIANA!“, ruft sie und hüpft auf sie zu. „Ich hab Bronze geholt, Bronze, Bronze, Bronze!“ Sie führt
einen ziemlich schrägen Siegestanz dabei auf und jetzt werfen ihnen die Jungs von SM
Entertainment erst recht ganz komische Blicke zu.
„Hör auf damit, das ist sowas von peinlich.“, faucht Diana immer wieder, doch Babsi hört nicht auf.
Nicht einmal, als sie hinter sich schon jemanden kichern hört, beendet sie das Spektakel.
„Ich bin sooo gut im Bogenschießen, dass ich direkt in die Mitte treffe, BOOYAH!“, ruft sie und
tanzt weiter wie eine Irre.
„Was ist das, der Tanz zu Macarena?“, fragt plötzlich direkt jemand seitlich von ihnen beiden.
Gleichzeitig drehen sich die Mädchen in die Richtung, wo sie Dongwoo und Sungkyu auftauchen
sehen. Hinter ihnen kommen gerade die Jungs von Block.B rein.
Alle sehen sie automatisch zu ihnen, da sich Babsi in ihrer blauen Kleidung viel zu stark von der
türkisen der anderen abhebt.
Zuerst blinzelt das Mädchen Dongwoo an, der gerade eben diesen Kommentar von sich gegeben hat
und dann ruft sie auf einmal: „Eeeeeeeh~“ – „MACARENA!“, schreien zu ihrer Überraschung auf
einmal alle Jungs von Infinite und fangen an zu lachen.
Jaehyo von Block.B wirft der Gruppe einen skeptischen Blick zu und runzelt die Stirn. Was sind das
da bloß für komische Mädchen, mit denen die immer rumlaufen? Die hat er doch schonmal
gesehen, haben die nicht Fotos mit Zico gemacht?
Als plötzlich Dongwoo, Woohyun und Babsi den Macarenatanz mimen und Hoya den zu allem
Überfluss noch auf seinem Handy abspielt, will sich selbst Diana nicht mehr recht zurückhalten und
streckt schließlich ihre Hände von sich und tanzt mit ihnen.
„Was zum Teufel machen die da?“, hört sie jemanden von der mehr oder minder geschlossenen
Gruppe fragen, ehe auf einmal Kyung alles wegwirft und sich zu ihnen stellt. Immer größer wird die
tanzende Menge und während vereinzelt Leute wie Sungkyu oder Hoya bloß grinsend den Kopf
schütteln, machen sich die anderen hier die totale Party.
Babsi und Diana nehmen sich an den Händen, wirbeln sich im Takt und wechseln dann einfach den
Partner für ihren Tanz; dabei landet Diana bei Kyung von Block.B und Babsi bei Dongwoo von
Infinite.
Lachend schubst der das Mädchen herum, bis Diana dann wieder zu ihnen hüpft und Babsi vor
Jaehyo stehen bleibt.
Der hat seine Hände verschränkt und schüttelt ausdrucksstark den Kopf – schmunzelt dabei aber.
„Niemals.“, sagt er obendrein, doch das Mädchen gibt sich damit nicht zufrieden.
„Dann brauchen wir was anderes. Hoya, ne Idee?“, fragt sie den Rapper mit dem Handy in der Hand.
„Hmmmmm. Mal sehen.“, sagt er und scrollt durch die YouTube Playlist, die er sich hier gerade
geöffnet hat. Als er dann mehr als bescheuert grinst, kann nichts Gutes dabei rauskommen.
Wie soll es auch anders sein – es geht los mit: „Hi Barbie!“ Und natürlich wissen alle, was nun
kommt.
Aufgeregt klatsch Babsi in die Hände, während Diana nur schief zu grinsen beginnt. Dass diese 2
Bands von SM so düster zu ihnen rüber lugen, gefällt ihr ganz und gar nicht. Aber trotzdem sitzen
da ein paar, die sie angrinsen und dabei sogar etwas mit dem Kopf nicken. Als würden sie dazu
gezwungen werden, sich von anderen Labels abzugrenzen.
„Come on Barbie, let’s go Party!“, singt Dongwoo ganz tief.
Aus welchem Grund auch immer, Diana kennt den vollständigen Songtext auswendig und gibt sich
hier gerade die volle Blöße. Dann fangen die verrückten Leute an, den Song zusammen mit dem
Tanz von dem Macarenasong zu mischen – bald hüpft eine völlig durchgedrehte Gruppe durch den
Raum, wo alle Leute wild durcheinander quietschen und eine Party sondergleichen feiern.
„Wenn ihr so weitermacht, landet ihr im nächsten Teil von Pitch Perfect.“, kommentiert plötzlich
einer von EXO mit einem abfälligen Unterton, als die Mädchen lachend zu tanzen aufhören.
Mit einem etwas verbitterten Ausdruck in ihrem Gesicht dreht sich Babsi um und überlegt gerade,
was sie diesen EXO Jungs Fieses an den Kopf werfen kann, da steht plötzlich jemand hinter ihr und
zupft an ihrem Ärmel. Es ist Kikwang, der ein oranges Shirt trägt und sie breit angrinst.
„Schon vergessen, mit wem wir nicht reden?“, fragt er mit einem so breiten Grinsen, dass dieses fast
nur künstlich sein kann – aber seine Lachfalten an den Augen lassen darauf schließen, dass er sogar
tatsächlich so breit grinst.
Einen unzufriedenen Laut von sich gebend folgt ihm das Mädchen aus dem Raum, wo sie Kitae
begegnen und ihn freundlich grüßen.
„Was steht auf dem Plan?“, fragt das Mädchen und Kikwang grinst sie breit an.
„Fußball.“, sagt er und lässt sie vorgehen, um sie dann vor sich durch den Flur in die Halle zu
schieben, in der die Teams bereits darauf warten, dass es losgeht. Dann verlässt er sie und Junhyung
stellt sich zusammen mit Dongwoon neben sie.
Als erstes sind die Teams B und C dran, die gegeneinander spielen werden.
„Doojoon, Kikwang und Yoseob von BEAST spielen hier zusammen mit Yongguk und Yeongjae aus
B.A.P, Eunkwang und Minhyuk aus BTOB, Rei aus C.Clown und Jihoon. Team C wird von vielen
großartigen Spielern vertreten, darunter Dongjun und-“
Dongwoon unterbricht die Aufmerksamkeit, die Babsi eigentlich der Moderation schenkt, als er
meint: „Oh, Ravi und Leo spielen. Das wird hart.“
„Yah.“, gibt Junhyung unbeeindruckt von sich, „Yongguk und Doojoon sind harte Gegner. Selbst für
Leo.“
Der Pfiff ertönt und es geht los, anfangs wird der Ball nur von einem Eck in das andere geschoben.
Zwar weiß das Mädchen nicht genau, wen sie anfeuern soll, doch dann schießt Kikwang das erste
Tor. Er hüpft seinem Leader vor Freude auf den Rücken und lässt sich von ihm durch die Halle
tragen.
Kangnam aus Team C holt sich den Ball, wird aber bald von Team B abgefangen. Ein beinahiges Tor
geht nicht rein und selbst sie Spieler aus den Teams A und D sitzen auf Stacheln.
Der nächste Angriff von Kikwang und Doojoon geht schief, weil er von Ravi gerade noch abgefangen
werden kann. Beim nächsten schießt Doojoon weit über das Tor hinweg und erzielt wieder keinen
Treffer. Leo steht angespannt neben dem Trainer des Teams und sieht dem Spiel mit wachsamen
Augen zu.
Auch der nächste Angriff geht daneben, weil der Ball ins Abseits geworfen wird. Zu allem Überfluss
fällt einer der Spieler über den Ball und Ravi wird böse ausgetrickst. Team B sind tatsächlich harte
Gegner für sie.
Kangnam foult Doojoon, weshalb Team C einen Strafstoß erhält, der aber kein Tor wird. Nach der
Halbzeit, die nach 15 Minuten gepfiffen wird, tauscht der Trainer Kangnam von MIB gegen Leo aus
und die Trainer gehen mit ihren Jungs die nächsten Spielzüge durch.
Kaum wird der Startpfiff gegeben, saust Leo mit dem Ball über das Feld hinweg und erzielt ein Tor
nach dem anderen. Doojoon trifft zwar noch ein richtig schönes Tor, aber er und Yongguk haben
kaum eine Chance gegen Leo. Am Ende steht es 5:2 für Team C.
Es geht weiter, Runde um Runde – die Mädchen schreien mit den Fans, feuern ihre Freunde an, die
nicht immer in ihrem eigenen Team sind. Bloß während des ersten Spiels konnte Babsi kaum den
Blick von ihrem eigenen Freund nehmen.
Team D schafft 5 Tore gegen 3 von Team A – im Finale treten Team D gegen C an.
Auf Fußball folgt Staffellauf und Sprinten, Hochsprung und dann gibt es letztendlich das Finale. Die
beiden Mädchen stießen immer wieder an ihre Grenzen, vor allem im Staffellauf – und Hoya ist ein
irrsinnig schneller Sprinter.
Bogenschießen
Taekwondo
Eisstockschießen
Schwimmen
Ringen
Fußball
Hochsprung
Staffellauf
Sprinten
Gold
Sohyun (B)
Cheondung (B)
Doojoon (B)
Girl’s Day (A)
Leo (C)
Choah (D)
Jaehyo (A)
Team C
Niel (D)
Team A
Hoya (A)
Minah (B)
Silber
Bora (D)
Sinwoo (D)
Hoya (A)
LPG (B)
Sungyeol (A)
Diana (A)
Leo (C)
Team D
Hyuk (C)
Team B
Hongbin (C)
Soyou (D)
Bronze
Babsi (C)
Hyeonggun (C)
Changjo (D)
Crayon Pop (D)
Niel (D)
Chorong (B)
C.A.P (D)
Team A
Sungjong (A)
Team C
Changjo (D)
Eunjung (C)
Zum Ende des Sportfestivals stehen sie alle auf olympischen Stufenfeldern.
Team A hat 3x Gold, 3x Silber und 2x Bronze geholt.
Team B hat 4x Gold, 2x Silber und 1x Bronze geholt.
Team C hat 2x Gold, 3x Silber und 4x Bronze geholt.
Team D hat 2x Gold, 4x Silber und 5x Bronze geholt.
Nach dem Festival ist es Diana, der ein peinlicher Zwischenfall um die Ohren geschlagen wird.
Doojoon, der Babsi in den Duschräumen vermutet, geht rüber und trifft auf Diana, die anschließend
voller Peinlichkeit im Boden versinken möchte und an ihm vorbei huscht.
Alleine der Ausdruck in seinem Gesicht wird ihr dabei noch lange in Erinnerung bleiben.
Mal davon abgesehen, dass ihr das Herz fast bis zum Hals hinauf schlägt, fragt sie sich, was sie dazu
gebracht hat, Kikwang auch tatsächlich in ihre Wohnung zu lassen. Seit ein paar Minuten lang
huscht sie durch ihre kleine Wohnung, lässt ihn die meiste Zeit alleine auf ihrer Couch sitzen und
denkt sich immer wieder neue Entschuldigungen aus, warum sie keine Möglichkeit hat, sich zu ihm
zu setzen.
Als erstes war es der Wasserkocher, den sie doch zufällig vergessen hat, abzuschalten. Dann war es
ihre Waschmaschine, die sie unbedingt jetzt noch um 18 Uhr ausräumen muss, weil sie die Wäsche
ganz dringend aufhängen muss. Geht ja nicht eine Stunde später oder so, da wäre es schon viel zu
spät.
Jetzt tut sie so, als würde sie eine SMS nach der anderen erhalten und müsste auf jede sofort
zurückschreiben, weil es einer ihrer Arbeitskollegen wäre, der nach einem Dokument sucht, das sie
zuvor wo hingelegt hat. Natürlich, weil man als „Idol“ – oder was auch immer sie selbst eigentlich
unter diesem Label darstellen soll – so viele Dokumente tagtäglich in der Hand hält.
Schuld daran ist bloß dieses dämliche Nachmittagsprogramm, das sie sich in letzter Zeit immer
reinzieht. Oft sind das bloß die Wiederholungen irgendwelcher Reality Shows, erst kürzlich hat sie
sich dabei Weekly Idols angesehen, wo BEAST dabei waren.
Erst hat sie das noch verdammt witzig gefunden, weil die Jungs zeigen mussten, wie sexy sie tanzen
können. Unter anderem hat sie dabei Doojoon noch ausgelacht, weil er das ja überhaupt nicht ernst
genommen hat. Dann Kikwang zu sehen, wie er seine Hüften schwingt und die Moderatoren dabei
total abgehen, hat sie fast dazu gebracht, ihre Getränkedose fallen zu lassen.
Den Rest hat ihr der Moment gegeben, in dem er auf einmal seinen Oberkörper herzeigt. Hatte
dann nichts mehr mit dem Tanz zu tun, aber es war trotz allem zu viel des Guten für sie.
Vielleicht sieht sie sich das Programm nochmal unter neutralen Umständen an, dann bemerkt sie
eventuell auch, dass ihr die Jungs im improvisierten Tanz noch eine Menge beibringen können.
Sie befindet sich im Menü ihrer Klingeltöne. Kikwang wirft ihr immer wieder einen Blick zu, den sie
gar nicht erst zu interpretieren versuchen will. Im nächsten Moment klickt sie auf einen Ton und
spielt ihn ab.
„Oh, jetzt ruft sie an auch noch.“, sagt sie völlig gekünstelt und räuspert sich laut, „Ich meine, er ruft
an.“ Sie hat ja schließlich zuvor noch von einem Kollegen in männlicher Form gesprochen. Kikwang
runzelt die Stirn, sagt aber nichts und sieht ihr dabei zu, wie sie sich das Handy ans Ohr hält.
„Ja, hallo.“, sagt sie in ihrer Aufregung in einer ziemlich hohen Stimme, „Ja, hast du schon mal im
Raum, wo...“ Sie wirft dem Rothaarigen bei sich einen seltsamen Blick zu. Fühlt sich beobachtet.
„…wo…wo die Besen sind…“ Mit einem fast schon schmerzverzerrten Gesicht presst sie die Augen
zusammen, weil das die wohl bescheuertste Beschreibung dafür ist, die es geben kann.
Wieder wirft sie Kikwang einen seltsamen Seitenblick zu, ehe sie weiterredet: „Ja… nicht gefunden?
Oh, ich- weiß auch nicht so wirklich, wo das noch…“
Plötzlich läutet ihr Handy. Das sie ja gerade an ihr Ohr hält, um so zu tun, als würde sie eben mit
einem Kollegen telefonieren, um sich davor zu drücken, mit Kikwang zu reden.
Würde sie es wagen, ihn jetzt anzusehen, bekäme sie seinen äußerst amüsierten Gesichtsausdruck
mit.
„Hallo?“, fragt sie zermürbt in ihr Handy, dieses Mal aber auch wirklich.
Es ist Jaehyo, mit dem sie gestern noch die Nummern getauscht hat. Und gestern bedeutet, dass es 2
Tage nach dem Sportfestival ist. Ein Tag nach dem Inkigayo, das Babsi zusammen mit Daesung
moderieren durfte – wenn auch diese Info etwas plötzlich für sie kam. Dabei hatten unter anderem
Block.B einen Auftritt und auch die Bangtan Boys, die sie klarerweise ordentlich genervt hat.
Jaehyo hat gleich festgehalten, dass er nicht an ihr interessiert sei und sie erwiderte dasselbe. Sie
habe kein Interesse an diesem Dating und im Gegenzug dazu sei sie kein Mädchen, das in sein
übliches Beuteschema passe. Perfekte Grundlage für eine Freundschaft, wie sie findet.
„Willst du zu den Melon Music Awards mit?“, fragt er sie durchs Telefon.
„Wann sind sie?“, fragt sie ganz matt und wagt es noch immer nicht, Kikwang anzusehen.
„Donnerstag.“, antwortet Jaehyo, „Wenn du willst, holen wir dich ab. Mit dem Bandbus, da passt
noch eine Person mehr rein.“
„Ja, gerne.“, sagt sie. Soweit sie weiß, hat sie die ganze restliche Woche noch keine direkten Pläne.
„Cool, dann bis Donnerstag.“, sagt er noch schnell.
„Okay…“, nuschelt sie kaum mehr verständlich, ehe sie das Handy von ihrem Ohr wegnimmt und
auflegt. Seufzend wirft sie dem Rothaarigen auf ihrem kleinen Sofa einen Blick zu, der nicht einmal
eine Sekunde lang an ihm hängen bleibt. Sie versucht sich abzulenken, indem sie sich das Datum
einprägt, wann sie von Jaehyo abgeholt wird. Mit heute sind es noch 3 Tage bis zu den Melon Music
Awards.
Kikwang, der längst eine Bierdose geöffnet hat und sich das Getränk zu Gemüte führt, schiebt nun
eine über den Tisch zur Kante rüber. „Hier, trink.“, fordert er sie belanglos auf und legt sich den
Arm daraufhin lässig über sein Knie, während er geduldig darauf wartet, dass sie ihn ansieht.
Vielleicht wird sie davon etwas lockerer.
Sie sieht ihn an, als hätte er gerade 100 Jahre Regenwetter angekündigt. Nervös auf ihrer Unterlippe
kauend stolpert sie fast über ihre eigenen Beine auf den Tisch zu, schnappt sich dort die Bierdose
und setzt sich damit auf einen farbigen Stuhl direkt neben ihrem Sofa.
Schmunzelnd wirft er ihr einen Seitenblick zu, ehe er amüsiert über ihre Schüchternheit schnaubt
und sich wieder die Dose zu den Lippen führt, um einen Schluck zu trinken. Er hofft darauf, sie mit
seiner möglichst neutralen Handlung mit diesem Getränk dazu zu animieren, ebenfalls davon zu
trinken, als wäre es nichts Schlimmes, was sie hier tut. Könnte ja sein, dass sie Alkohol genauso
seltsam findet wie die Situation hier zwischen ihnen beiden.
Abgelenkt von dem Schauspiel, das sich vor ihren Augen abspielt, fummelt sie nur unbeholfen am
Verschluss der Dose herum, ohne sie wirklich zu öffnen. Es ist die Art und Weise, wie er die Augen
dabei halb geöffnet hält und sich das Getränk in den Mund schüttet, ohne dabei sonst was zu
verschütten, die sie so ablenkt.
Ganz benebelt wirkt sie, als er die Dose etwas senkt, das Gesicht zu ihr dreht und sie ansieht, als ob
sie eben was gesagt hat. Sie lässt beinahe das Bier fallen. Kikwang ist sich nicht sicher, ob das die
Situation großartig besser macht, aber er versucht es jetzt Mal auf die direkte Art, wenn nicht zu
sagen fast schon mit Angriff.
„Ich hab nicht vor, dich zu überfallen.“, sagt er ziemlich direkt, „Wovor hast du also so einen
Bammel?“
Babsi blinzelt ihn sprachlos an, öffnet den Mund und wendet dann ihre glasigen Augen von ihm ab,
ohne etwas zu sagen. Sie unterzieht sich einer eigenen, inneren Zensur. Jedes Wort wird dabei auf
die imaginäre Waagschale gelegt und keines ist passend genug, um auch wirklich nach draußen zu
wandern.
Immer wieder wirft sie ihm einen panischen Seitenblick zu, weil die Angst in ihr hochkriecht, dass
jetzt, wo sie bereits erste Erfahrungen hat, plötzlich erwartet wird, dass sie sich sofort auf jemanden
wirft und mit ihm schläft.
Schließlich ist Kikwang ja nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt, was sie so mitbekommen hat –
und dass das mit Seunghyun überhaupt passieren konnte, lag doch auch daran, dass sie ihn
mittlerweile schon fast ein Jahr lang kannte.
Sie seufzt tief. Räuspert sich, weil sie ein unangenehmes Kratzen im Hals spürt und sieht dann
wieder zu dem Rothaarigen, der erneut die Dose ansetzt und sie mustert, als hätte er alle Zeit der
Welt.
Was soll sie bloß antworten?!
„Ich… weiß nicht…“, murmelt sie mit einem immensen Kloß in ihrem Hals und starrt sofort die
kahle Wand gegenüber von ihr an.
„Du brauchst vor nichts Angst zu haben.“, betont er sehr ausdrucksvoll und auch ohne dass sie ihn
dabei ansieht, weiß sie, dass er es durchaus auch ernst meint und die Worte nicht einfach nur so
daher sagt.
„Das… hat gar nichts mit dir zu tun…“, murmelt sie verhalten.
Weekly Idol ist schuld. Und sie, weil sie es sich angesehen hat.
„Nein?“, fragt er ungläubig, mit gerunzelter Stirn und stellt die leere Bierdose schließlich auf den
Tisch. Das hohle Geräusch, das es dabei macht, erinnert das Mädchen an das Ding in ihrer Hand
und verschwörerisch wirft sie dem Getränk einen Blick zu. Das letzte Mal, dass sie was getrunken
hat, war die Nacht, die sie dann bei Yongguk verbracht hat. Sie hat Angst, dass es wieder so aus dem
Ruder gerät und sie am Ende erneut nicht mitkriegt, was genau da eigentlich passiert ist.
„Ich-“
Was soll sie ihm sagen? Wohl kaum die Wahrheit. Dann lacht er sie aus, bis ihm die Luft ausgeht.
Allerdings ist ihr mittlerweile einiges klarer geworden. Es liegt gar nicht daran, dass sie Angst vorm
Sex hatte – nein, gar nicht. Sie hat nämlich ein Problem, dass sie überhaupt verklemmt ist. Ja, das ist
es.
Schöne Schei„Komm schon.“, unterbricht er amüsiert und mit gehobener Augenbraue ihren inneren Dialog der
endlosen Vorwürfe und Selbstzweifel, „Du sitzt gut eineinhalb Meter weit weg von mir.“
Eingeschüchtert hebt sie den Kopf und sieht ihn an.
Der Blick, den er ihr zuwirft… Sie weiß nicht, ob er im Moment eigentlich genervt oder amüsiert ist,
aber an und für sich sieht er sie total neutral an. Ihr Körper streikt so sehr, dass sie nicht einmal den
Mund öffnen kann, um ihm eine Antwort darauf zu geben.
„Glaubst du wirklich, du hast irgendwas zu befürchten, wenn ich einfach hier sitzen bleibe, anstatt
zu dir rüber zu gehen und dich hier zu mir auf das Sofa zu schleppen?“, fragt er relativ platt und
trifft sie damit ein wenig kalt.
„Nein-“, krächzt sie und räuspert sich so laut, dass ihr die Röte tief ins Gesicht steigt, weil ihr das
bescheuerte und so verdammt unweibliche Hustgeräusch ziemlich peinlich ist.
„Vertrau mir.“, sagt er, „Wenn du das da trinkst-“ Er deutet belanglos auf die Dose in ihren Händen.
„-dann geht es dir besser. Das hilft dir, dich zu entspannen.“
„Ich… will aber nicht…“, murmelt sie matt.
„Musst du ja nicht, ist nur ein Vorschlag.“
Sie presst ihre Lippen aufeinander und beginnt die Innenseite davon zu kauen, wendet mit
rasendem Herzen den Blick von ihm ab und versucht ihre verrückte Atmung in den Griff zu
bekommen. Mittlerweile spaltet sie schon sehr direkt ihre Lippen, um die Luft darin aufzusaugen
und dennoch hat sie das Gefühl, nicht genug Sauerstoff zu bekommen.
Kikwang mustert sie amüsiert. Irgendwo tief in ihm drin ist es vielleicht etwas unverständlich für
ihn, dass sie so extrem reagiert, wo er doch nur da sitzt und sogar seine Jacke noch immer anbehält,
weil es hier drin etwas kühl ist. Aber im Großen und Ganzen findet er es auch süß, dass sie so auf
ihn reagiert. Ist ja nicht immer so gewesen – und schließlich ist es das Zeichen schlechthin, dass sie
ihn mag.
„Fängst zu jetzt an, zu weinen?“, fragt er belustigt, als er sie immer schneller atmen hört.
Panisch dreht sie den Kopf zu ihm rüber und sieht ihn aus großen Augen an. „Nein.“, sagt sie platt
und der Koreaner kichert daraufhin leise.
„Okay.“, meint er, „Hat sich für einen Moment lang so angehört.“
„N-nein.“, murmelt sie wieder und räuspert sich erneut. Gequält presst sie ihre Augen aufeinander
und wünscht sich wohl gerade selbst die Pest an den Hals. Das ist ihr gerade alles so peinlich…
Kikwang sieht sich in der Zwischenzeit amüsiert in der Wohnung um und fragt sich, was sie hier
überhaupt noch großartig für Accessoires kaufen sollen – es ist doch irgendwie schon alles völlig
überfüllt.
Aber es ist auf jeden Fall gemütlich hier. Wobei das mit den Accessoires sowieso nur ein Vorwand
war, um alleine mit ihr sein zu können.
„Mir… macht das Angst, wenn ich daran denke, dass jetzt ganz andere Sachen von mir erwartet
werden, als dass man sich gleich… küsst…“, nuschelt sie in einen imaginären Bart und wird dabei
immer leiser.
Wieder schmunzelt er.
Dieses Mädchen ist einfach zu süß, als dass man es ihr übel nehmen könnte.
„Wie lange ist es denn her?“, tastet er sich langsam voran.
Sie sieht ihn fragend an. Lässt sich beinahe ablenken von seinem Gesicht, das sie ohnehin schon so
sehr in den letzten Tagen studiert hat. Ihr Problem ist ja, dass sie nie den Mut hat, die Jungs richtig
anzusehen, mit denen sie ausgeht. Und aus irgendeinem Grund sehen die Jungs, die sich in diesem
Jahr in ihrem Leben breit machen, wahnsinnig gut aus. Dabei dachte sie schon bei Janosch, dass sie
das große Los gezogen hat.
Nicht, dass sie jetzt wieder oberflächlich geworden ist. Das ist sie schon lange nicht mehr. Aber
ausgerechnet so ein Gesicht schüchtert sie dann noch mehr ein – von den Körpern will sie gar nicht
reden. Oh Mann, jetzt kommt ihr wieder das Bild von seinem freien Oberkörper in den Sinn. Sie hat
sich noch nie einen Typen so genau wie ihn angesehen.
„Was meinst du?“, fragt sie, erneut hochrot im Gesicht.
„Dein erstes Mal.“, sagt er ganz ruhig. „Wann war das?“
Sofort schnappt sie kaum hörbar nach Luft. Sie muss einen Moment lang nachrechnen, dann
antwortet sie ihm: „Ende… Juli…“, nuschelt sie, „Das muss am 29. oder 30. gewesen sein…“ Peinlich
berührt, weil sie es trotz allem noch ziemlich genau weiß, fängt sie an, an ihrem Rockzipfel zu
fummeln. 4 Monate sind also noch nicht ganz seither vergangen.
„Darf ich noch fragen, wie oft ihr beide habt?“
Wieder atmtet sie tief durch. Sie weiß nicht, warum er sie nach diesen Infos fragt, aber es fühlt sich
nicht falsch an, ihm darauf zu antworten. Erneut muss sie gedanklich nachzählen.
Da war ihr erstes Mal, dann dieses eine Mal in der WG der Jungs, nachdem sie ihre Tage nicht mehr
hatte. Das eine Mal in der Umkleide, weil er ausgerechnet wegen… Kikwang… so eifersüchtig
geworden ist… Dann das eine Mal in Österreich, in ihrem alten Zimmer. Und am Ende war noch das
eine Mal nach dem Auftritt bei Inkigayo, als Diana sie beide erwischt hat. Das und noch 2 weitere
Male, von denen sie gerade kein richtiges Datum im Kopf hat. Ergibt in Summe also…
„Sieben Mal…“, haucht sie leise und fixiert ihre bunten Kissen, die neben Kikwang auf dem Sofa
liegen. Im nächsten Moment wirft sie gleich hinterher: „Ich weiß, das ist wahrscheinlich nicht so oft
in der Zeit, aber-“
Kikwang lässt sie panisch ihre Worte rauswerfen, während er mit seinen eigenen Gedanken
beschäftigt ist. Einerseits ist er ehrlich darüber verwundert, dass das zwischen ihr und Leo so lange
ging und dass es dann nicht öfter zwischen den beiden passiert ist. An und für sich sagt das einiges
über das Verhältnis der beiden aus und er fragt sich, warum es zwischen ihnen genau auseinander
gegangen ist. Dann fällt ihm wieder ein, wie er in Inkigayo gestürmt gekommen ist und Sungkyu
einen saftigen Schlag verpasst hat. Da ist mehr im Spiel gewesen, als bloß belangloser Sex.
„Wie oft hast denn- nein, vergiss es, ich sollte nicht fragen.“, sagt sie auf einmal so laut, dass sie
damit wieder seine Aufmerksamkeit für sich erhält.
Er wirft ihr erneut einen amüsierten Blick zu und meint: „Definitiv ein paar Mal mehr als du, aber
das spielt doch keine Rolle.“
Neugierig sieht sie ihn nun an. „Hast du die Mädchen… öfter gehabt als einmal?“, will sie wissen.
Kurz über ihre Worte nachdenkend presst er seine Lippen in einem matten Schmunzeln
aufeinander. „Bist du dir sicher, dass du jetzt so ein Gespräch führen willst?“, fragt er nach.
Wie in Trance hebt sie die Dose in ihrer Hand. „Ich hab ja… das hier…“, murmelt sie.
Amüsiert schnaubend, meint er nun: „Manche davon hab ich öfter gehabt, ja.“
Sie schluckt einen Kloß in ihrem Hals hinunter. „Viele…?“, erkundigt sie sich heiser.
„Nicht wirklich.“, antwortet er und der Grinser auf seinen Lippen wird immer breiter.
„Hast du denn allgemein… viele…“
„Schon möglich.“, sagt er recht direkt, „Kommt aber auch darauf an, was man als viele bezeichnet.“
„Naja…“ Sie atmet tief ein und wieder aus. „Ich bezeichne ja eigentlich schon so 5 aufwärts als viele…
aber die meisten meinen vielleicht, dass 10 viele sind...“ Dabei wirft sie ihm einen fragenden Blick
zu. Er grinst noch immer, antwortet aber nicht. Die Augenbrauen nach oben ziehend, fragt sie nun:
„20?“ Noch immer gibt er ihr keine Antwort darauf. „Oh…wow… mehr als das?“, haucht sie kaum
hörbar.
Der Rothaarige antwortet noch immer nicht. Er fühlt sich, als wäre er hier auf einem Minenfeld und
jede falsche Antwort könnte ihn gewaltig nach hinten werfen. Es waren keine 20. Aber mehr als 10.
Um genau zu sein hatte er 12 Frauen, 3 von ihnen etwas länger. Doch mit keiner davon hatte er eine
richtige Beziehung und groß getroffen oder geredet haben sie davor auch nicht. Das ist selbst für ihn
das erste Mal hier.
„Vielleicht bist du deshalb nicht… schüchtern…“, nuschelt sie jetzt in ihren Gedanken versunken
und ist gerade dabei, den Blick von ihm abzuwenden, als er ihr antwortet.
„Das hat damit nichts zu tun.“
Babsi schenkt ihm ein mürbes Lächeln. „Meinst du, ja?“
Er schüttelt den Kopf ein wenig. „Wenn man verklemmt oder eben schüchtern ist, gibt es andere
Dinge, die einem dabei helfen. Aber deshalb einfach wild mit irgendwelchen Menschen zu schlafen,
ist nicht die einzige Lösung dafür.“
„Aber es hilft etwas dabei, oder?“, fragt sie zermürbt.
„Wenn du den Falschen dabei hast, nicht. Nein.“, antwortet er ehrlich und schenkt ihr ein
aufmunterndes Lächeln. „Das fängt im Kopf an. Du musst selbstbewusster werden, wenn es dich so
ärgert, dass du dich wozu auch immer nicht traust.“
Mehrere Male blinzelt sie ihn nun an. Lässt seine Worte auf sie einsickern und fragt sich im
Anschluss, ob er damit nicht wahrscheinlich sogar Recht hat.
Natürlich hat er das. Es klingt viel zu logisch dafür. Und warum sollte er ihr irgendwas auftischen?
Immerhin hat er ihr mehr als deutlich gesagt, dass er an ihr interessiert ist und nicht nur Sex von ihr
will. Aber…
„Was gibt dir das hier?“, fragt sie ihn nun ehrlich und mit prüfendem, allerdings fast schon
traurigem Blick.
Kikwang hebt überrascht die Augenbrauen. Öffnet den Mund und überlegt, was er ihr darauf
antworten soll. „Ganz ehrlich?“, fragt er und wartet nicht einmal ab, bis sie darauf nickt oder
dergleichen, „Ich hab eigentlich keine Ahnung. Es ist nur…“
In seinen Gedanken wandert er zurück an den Tag, an dem sie beide sich zum ersten Mal bei
Running Man begegnet sind. Sie war Feuer und Flamme, mit ihm und Doojoon in einem Team zu
sein, hat sie beide sofort nach Autogrammen gefragt und ihnen erzählt, wie toll sie BEAST nicht
findet. Dass sie ihn dabei immer wieder darauf angesprochen hat, wie gut er nicht tanzen kann und
dass sie bewundert, wie gut er chinesisch spricht, hat alleine schon fast Doojoon dazu gebracht,
Tränen zu lachen. Dongwoon ist derjenige in der Band, der Chinesisch spricht. Dass sie danach auch
noch Doojoon immer wieder aufmunternd zugeredet hat, er würde schon besser im Fußball werden,
wenn er nur genug übt, war ja auch so ein Punkt. Das ist ebenfalls Dongwoon gewesen.
Was auch immer damals in ihrem Kopf rumgegeistert ist, sie war bezaubernd darin, keinen Plan zu
haben, wer oder was BEAST überhaupt sind. Sie kannte zwar den Song Fiction, die Tanzschritte aber
nicht. Die haben ihr Kikwang und Doojoon gerade noch Last Minute beigebracht. Als ihr dann
kürzlich bewusst geworden ist, dass unter anderem Shock, Mystery oder eben auch Bad Girl von
BEAST sind, ist ihr zumindest klar geworden, wen sie da genau vor sich hat.
„Du bist süß.“, sagt er schließlich und sie zieht den Kopf daraufhin ein. „Und unglaublich hübsch,
nur weißt du das wohl selbst nicht so genau.“
„Hör auf…“, murmelt sie.
„Nein.“, grinst er in einer halben Singsangstimme. „Du hast doch selbst gefragt.“
„Ich weiß, aber das ist peinlich…“, murmelt sie.
„Ist es nicht.“, widerspricht er ihr, „Und wenn du das jetzt nochmal sagst, stehe ich auf, geh rüber zu
dir und- was ist das denn?“ Sein Blick wandert von ihr zum Fenster in den Innenhof raus, wo einiges
an Wäsche an einer Wäscheleine aufgehängt ist.
Langsam schleicht sich ein amüsierter Ausdruck in sein Gesicht, als er dorthin blickt. Ihm ist gleich
klar, dass dort Unterwäsche hängt. Jede Menge davon.
Sie folgt seinem Blick und knallt panisch die Dose auf den kleinen Beistelltisch neben sich, bevor sie
auf ihre Beine springt und sich wedelnd vor das bodenlange Glasfenster stellt.
„Ist das deine?“, fragt er amüsiert und sie wedelt immer hysterischer, bis sie ausrutscht und am
Boden landet, direkt auf ihren Beinen hockend.
Kikwang steht auf, um zu ihr rüber zu gehen und ihr auf die Beine zu helfen. Zugegeben, das war ja
auch ein fieser Schachzug von ihm, die Unterwäsche ist ihm ohnehin schon beim Reinkommen
aufgefallen.
Im selben Augenblick springt sie auf und rennt panisch nach draußen, um ihre Unterwäsche von da
unten regelrecht von der Leine zu reißen und sie somit aus seinem Blickfeld zu schaffen.
Der Rothaarige sieht ihr breit grinsend dabei zu und kichert laut vor sich hin, während das Mädchen
am Ende noch die Wäsche in ihrem Schrank verstaut und ihn leise zu verfluchen beginnt.
Er beschließt, dass er sie für einen Abend lang genug gequält hat. Vor allem merkt er doch selbst,
dass es zu viel auf einmal für sie ist, wenn er jetzt noch länger bei ihr bleibt. Was auch immer vor
ihm war, es scheint sie mitgenommen zu haben.
Und er will ihr die Zeit geben, die sie braucht, um sich davon zu erholen. Möglicherweise, um auch
noch mit Kapiteln abzuschließen, die sich vor ihnen beiden eröffnet haben.
„Es ist ein peinlicher Faktum, aber wir müssen uns mittlerweile leider eingestehen, dass wir nach wie
vor keine brauchbare Spur haben, die uns zum Täter führen wird.“, ist die Stimme eines
Polizeibeamten aus dem Fernseher zu vernehmen, als Diana Mal wieder von Kanal zu Kanal zappt
und dabei darauf hofft, einen spannenden Film zu finden, der sie auch langfristig fesselt.
Sie will sich auf keinen Fall die Wiederholung von Inkigayo ansehen, in der sie immer wieder das
strahlende Gesicht ihrer Freundin sehen würde.
Natürlich fühlt sie sich nicht wohl damit, wie sich das Verhältnis zwischen ihnen beiden derzeit
entwickelt, aber was soll sie machen. Emotionen sind oft ein unbegründetes Geheimnis, speziell sie
hat ihre ja wie man sieht überhaupt nicht im Griff. Womöglich liegt das daran, dass sie noch nie in
jemanden verliebt war und nun das erste Mal verspürt, wie es sich richtig anfühlen sollte.
Oh, es gab schon immer diese grundlegenden Unterschiede zwischen ihr und ihrer Freundin.
Umsonst heißt es nicht, dass sich Gegensätze bekanntlich anziehen. Doch was genau ist es, das
Diana so an ihrer Freundin im Augenblick stört? Es ist ja nicht mehr nur die Tatsache, dass sie
ausgerechnet Zeit mit Doojoon verbringt.
„Bislang konnte zwar festgestellt werden, dass die Spuren bei dem Opfer, für das gestern leider alle
Hilfe zu spät kam, mit den Spuren des Vergewaltigungsopfers aus der U-Bahn-Linie-“
„Was ist gestern passiert?“, fragt Diana nun Doyeon. Den Teil hat sie gerade irgendwie nicht
mitbekommen. Der Koreaner aber schuscht ihr zu, weil er die Nachrichten selbst mitbekommen
will und sonst was verpasst.
„-übereinstimmt. Das bedeutet, dass wir hier keine 2 verschiedenen Täter haben. Allgemein wird
empfohlen, das Haus ab Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu verlassen und bereits in den ersten
Dämmerstunden nur in Gruppen unterwegs zu sein. Der Täter hat sich bisher nur an einzelnen
Personen vergriffen, wir bitten nach wie vor um Hinweise. Augenzeugen konnten uns bisher kein klares
Bild von ihm vermitteln, da er bei der Tat eine Maske getragen hat. Ein Opfer konnte ihm offenbar
entwischen, wir bitten um Meldung-“
Zur selben Zeit in der WG von BEAST.
Hyunseung, der gerade Hyunah relativ aggressiv zuwinkt, dass sie doch bitte ruhig sein solle, weil er
die Nachrichten hören will, starrt nun Babsi mit offenem Mund an.
„Du musst zur Polizei!“, sagt er, „Der Irre mit der Maske war der Mörder!“
Im nächsten Moment ist es Doojoon, der mit einem Ersatzschlüssel der WG die Tür aufsperrt und
den Jungs und den beiden Mädels Gesellschaft leistet. Er bemerkt Babsi noch vor Hyunah.
„Was machts du denn hier?“, fragt er verblüfft, „Es ist früh am Morgen.“
„Ich hab hier geschlafen.“, sagt sie und hält ihr mit Butter beschmiertes Toastbrot hoch, das Yoseob
vor nicht einmal einer Stunde extra für sie besorgt hatte.
„Wa-“ Doojoon verstummt einen Augenblick und klingt im nächsten verdammt wütend. „Wie bist
du hier her gekommen?!“, will er wissen.
Das Mädchen blinzelt ihn nüchtern an. Hyunah blickt ebenfalls zu ihm, aber viel verwirrter als Babsi
es tut. „Ich bin gelaufen.“, sagt diese sehr platt, „Weil mich der Irre verfolgt hat.“
Doojoons Augen weiten sich. „Verfolgt?“, wiederholt er verdutzt, „Was soll das heißen, verfolgt?!“
„Ja, der Killer eben!“, schreit sie ihn fast an. Der Schock sitzt ihr noch so tief, dass sie keine Lust hat,
sich vor ihm jetzt groß rechtfertigen zu müssen.
Sie sollte ihm ins Gesicht sehen – dann würde sie vermutlich gerade um ihr Leben laufen. Denn er
setzt in diesem Moment ausgerechnet den furiosen Blick auf, der seine Member bisher noch jedes
Mal zu Recht weisen konnte, wenn sie sich ihm gegenüber zu viel erlaubten.
„Es reicht.“, scharrt er leise, geht 2 Schritte auf sie zu, packt nach ihrem Handgelenk und zieht sie
auf ihre Beine, um Angesicht zu Angesicht mit ihr stehen zu können. „Rauf dich zusammen.“,
verlangt er streng von ihr, „Pack deine Sachen, zieh dich an und komm mit.“ Deutlicher kann er
wohl nicht mehr werden.
Kikwang sieht seinen Leader mit einem unzufriedenen Blick nach, während Hyunah bereits wieder
ihrem Freund in den Ohren liegt, warum sie das Mädchen überhaupt hier schlafen haben lassen und
sie nicht gleich wieder nach Hause geschickt haben. Es ist selbst Babsi kein Geheimnis mehr, dass
diese Frau eifersüchtig auf sie ist.
„Warum siehst du in ihr überhaupt eine Konkurrenz?“, fragt Hyunseung die Rapperin ernst,
während sich Babsi aus dem Raum, in dem sie übernachtet hat, ihre Sachen holt.
„Warum?!“, wiederholt Hyunah beinahe schon hysterisch, „Weil sie selbst Leo den Kopf verdreht
hat! Und du siehst, wie Doojoon auf sie abfährt! Kikwang auch!“
„Ich fahre auf niemanden ab.“, scharrt der Leader der Band sie streng an. Sie beißt sich verhalten auf
die Lippe, hält den Kopf aber gesenkt. Mit einem mordlustigen Yoon Doojoon legt man sich
schließlich nicht an.
Babsi kommt fertig angezogen zu ihnen, hat sogar schon den Toast aufgegessen und starrt Doojoon
äußerst unglücklich an. Er nimmt sie mit runter und als sie bei ihm im Auto sitzt, beginnt das
Verhör. Zur selben Zeit reden sämtliche anderen Member auf Kikwang ein, dass er sich aus der
Situation nicht zu viel machen solle. Ihr Leader wolle schließlich nichts von ihr. Hyunah gibt es in
der Zwischenzeit auf.
Das Mädchen erzählt Doojoon und später auch der Polizei, dass sie nachts vom Mörder verfolgt
worden war und nur mit Mühe durch viele verschiedene Lokale etwas Zeit gewinnen konnte, um ihn
abzuhängen. Sie sei schließlich in der Nähe von der WG der Jungs gewesen und Yoseob hatte sie
reingelassen, direkt zusammen mit Hyunah, die nicht allzu begeistert mit ihrem Erscheinen war.
Offenbar – das erfuhr sie dann heute Morgen durch die Nachrichten – hatte er sich dann ein
anderes Opfer gesucht. Ob aus Frust oder aus einem sonstigen Motiv ist niemandem bekannt, außer
dem Mörder selbst.
Die Tage verstreichen. Who You von G-Dragon wird noch am selben Tag des Aufruhrs rausgebracht
und am Tag darauf finden auch schon die Melon Music Awards statt, bei denen Babsi die
Gelegenheit hat, nicht nur Jaehyo, sondern auch Zico etwas besser kennen zu lernen. Sie sitzt direkt
zwischen den beiden im Bandbus und unterhält sich prächtig mit ihnen.
Dabei lernt sie nicht nur, dass Jaehyo wahnsinnig gerne andere provoziert, sondern auch ganz schön
was im Köpfchen zu haben scheint. Die beiden verstehen sich so gut, dass sie von den restlichen
Block.B Membern fast schon ein wenig schräg angesehen werden.
Mitte November, es ist genau der 15., geht Babsi tagsüber spazieren und wird plötzlich von
jemandem in eine Parkgarage verfolgt, in der sie sich eigentlich schützend flüchten wollte. Panisch
ruft sie Doojoon an, der ihr sofort mit rasender Geschwindigkeit zur Hilfe eilt, dabei sicherlich den
einen oder anderen Strafzettel kassiert hat und dann den Kerl durch die halbe Tiefgarage verfolgt.
Es stellt sich allerdings raus, dass es sich hier nicht um den Mörder, sondern um einen sehr
aufdringlichen Fan von VIXX handelt, der ihr wegen den Jungs auf die Pelle rücken wollte.
Noch schneller vergehen die Tage…
GD und Doni gewinnen den Couple Of The Year Award. Diana hat von den gemeinsamen
Aktivitäten der bedien kaum etwas mitbekommen.
Erste Spuren führen die Polizei zum Versteck des Mörders; als sie dort ankommen, finden sie
allerdings nur eine leere Lagerhalle vor. Offenbar hat er längst den Ort seiner grausamen Taten
gewechselt; die Polizei steht damit jedenfalls wieder am vernichtenden Anfang.
Doyeon und Diana gehen in einen Club, wo sie auf seine Ex-Freundin treffen und Diana ihn
ermutigt, doch zu ihr zu gehen – am Ende küsst er sie sogar und die beiden werden wieder ein Paar.
Eine hübsche Geschichte zwischen den beiden Streithähnen, nicht wahr?
Ein Sonderkonzert von SBS findet statt, bei dem Diana plötzlich Doojoon dabei überrascht, wie er
sich umzieht. Schreiend springt er erschrocken von ihr weg und knöpft sich sein Hemd fertig zu,
ehe er sie fragt, was sie hier hinten bei den Räumen von BEAST will.
Kitae ist ebenfalls beim Konzert dabei und ausgerechnet Leo fällt etwas auf, das äußerst seltsam in
seinen Augen scheint. Der Kameramann scheint die Jeans schon länger zu tragen, denn direkte
Schmutzkrusten sind an den Hosenbeinen zu sehen. Doch das ist es nicht, das Leo so übel
aufschlägt.
Da ist ein Blutfleck an seinem linken Schenkel, direkt unter dem Po.
Der Typ geht sogar so weit, dass er sich recht auffällig an Babsi ranmacht. Leo geht dazwischen, weil
er ihm nicht traut und bewahrt das Mädchen vermutlich sogar davor, umgebracht zu werden.
Es dauert nicht lange und Kitae schöpft schon ersten Verdacht, dass Leo Bescheid weiß. Doch er
kann kein so bekanntes Idol töten, das zieht erst recht die Aufmerksamkeit auf ihn!
Ansonsten ist es zwischen Leo und seiner – so schwer ihm dieser Begriff auch fällt – Exfreundin
unterkühlt. Diana aber merkt, dass es ihm wahnsinnig schlecht geht, weil er so kahl im Gesicht
wirkt und geht nach dem Sonderkonzert auf ihn zu, um ihn darauf anzusprechen. Nicht einmal sie
selbst hat es kommen sehen, dass er sich tatsächlich bei ihr darüber ausspricht, wie sehr er bereut,
was alles zwischen ihm und Babsi passiert ist.
Tage folgen auf Tage.
Taten folgen auf Taten.
Leo verbringt immer mehr Zeit mit Diana und spricht Doyeon auf den Kameramann und den
Blutfleck an. Er ahnt in dem Moment noch gar nicht, dass ausgerechnet das der entscheidende
Hinweis auf den Täter ist und als ihn die Polizei in Gewahrsam nimmt, ist damit schließlich das
langanhaltende Drama vorbei, das Seoul in den letzten Wochen auf Trab gehalten hat.
Damit ist zudem auch der Abschied von Doyeon an der Reihe, der Diana zwar nicht allzu leicht fällt,
sie aber dennoch erleichtert. Endlich kann sie wieder frei herumlaufen, ohne sich dabei an
irgendjemanden binden zu müssen.
Nur zwischen ihr und Jiyong wird es nicht besser… und dann sind es außerdem nur mehr 41 Tage bis
zum großen Drama, in dem Diana ihrem Verlobten fremdgeht. Und die Verlobung liegt gar nicht
mehr so weit in der Zukunft. Gerade noch… eine Woche etwa.
Aber zuvor folgt noch ein sehr prägendes Ereignis, aus dem neue Freundschaften hervorgehen
sollen – und bei dem klargestellt wird, wie Diana von gewissen Personen wahrgenommen wird.
Shaking Heart
Sportfestivals sind eine Besonderheit, vor allem wenn so viele Idols aufeinander treffen, wie nie zuvor.
Wenn die Entertainments untereinander das Kriegsbeil niederlegen und zeigen, wie wichtig der
Zusammenhalt in dem Business ist, wenn es darum geht, für das allgemeine Wohl da zu sein.
Ganz so simpel ist es leider nicht nimmer, denn oft sind Menschen zu egoistisch, oder verhalten sich
zumindest aus einer Intention heraus so, wenn es die Situation denn einmal erfordert. Oft aber sind die
Betroffenen tatsächlich unschuldig. Denn Emotionen stellen gemeine Dinge mit uns an.
„Ich will nur eine Nacht. Damit gebe ich mich zufrieden.“, hat sie gesagt und ihn dabei so eindringlich
angesehen, dass er nur mehr schwer geschluckt hat. Sie hat ihn selten so neben der Spur gesehen, aber
plötzlich hat er das getan, womit sie ehrlich nicht gerechnet hat.
Er hat genickt und sich mitsamt seiner Jacke auf die Couch gesetzt. Wohl hat er sich dabei nicht
gefühlt, aber wann hätte sie jemals wieder so eine Gelegenheit wie diese?
„Vielleicht weiß ich danach, was ich wirklich will.“, hat sie gesagt, „Dann bin ich vielleicht froh, dass
aus uns beiden nicht mehr wird. Wenn ich Pech habe, ist es danach noch schlimmer und dann weiß ich
auch nicht.“
Ohne, dass er darauf eingegangen ist, was sie da von sich gegeben hat, hat er den Kopf gehoben und sie
mit einem Blick angesehen, der ihr das Blut in den Adern gefrieren hat lassen.
„Dir ist klar, dass ich zu dir nicht so sein werde, wie ihr.“, hat er gemeint.
Diana hat schwer geschluckt und dann schließlich genickt. Sie wollte auf keinen Fall sagen, dass er
sich sie dabei vorstellen sollte, denn wenn das Gegenteil eintrifft und aus ihnen beiden dann doch mehr
wird, soll es nicht so begonnen haben.
„Ja.“, hat sie gesagt.
Er hat plötzlich glasige Augen bekommen. „Das zwischen mir und ihr wird danach nie wieder so sein
wie vorher.“
„Ja.“, hat sie wieder gesagt und schwer geschluckt. Dennoch war er es, der sich auch dafür entschlossen
hat, hier mit zu ihr zu kommen.
Plötzlich haben sie draußen ein Geräusch gehört und Dianas Handy hat zu läuten begonnen. Sie hat
gedacht, das ist Babsi und danach haben sich die Ereignisse überschlagen und…
…es ist schließlich wirklich passiert.
„Lasst die Korken knallen – so oder so ähnlich!“, ruft Diana lachend durch den Raum, erleichtert,
dass sie nun endlich nicht mehr in einem goldenen Käfig mit einem Bodyguard leben muss und
leitet mit diesem Satz ein, dass die Kellnerinnen mit mehreren Sektflaschen in den Raum gefahren
kommen. Es sind viele Tische, viele Personen anwesend.
Sie ist einfach Mal rein und hat durch die Gegend gerufen, dass sie eine riesige Party in der Kantine
des YG Entertainments gibt – es seien alle eingeladen, hat sie gesagt. Am Ende mussten sie die ganze
Kantine für das Ereignis absperren. Einzelnes Personal aber ist nicht dabei, die sind viel zu sehr von
fremden Labels distanziert, als dass sie sich hier freiwillig zu ihnen gesellen würden.
Die Sitzordnung wurde übrigens per Losverfahren ausgewürfelt. Dadurch ergeben sich ein paar
wirklich irre Mischungen, die tief in Diana Skepsis erzeugen. Insgesamt wären da 9 kreisrunde
Tische mit je 8 Personen, in einem Fall sind es sogar 9 Personen an einem Tisch, damit niemand
alleine sitzen muss und dennoch möglichst viele beisammen sitzen. Am einfachsten geht es mit
einer simplen Aufzählung.
(A)
(B)
(C)
(D)
(E)
(F)
Yoseob (BEAST), T.O.P (Big Bang), Sungkyu (Infinite), C.A.P (Teen Top), Suga (BTS),
Himchan (B.A.P), Sungyeol (Infinite), L (Infinite)
J-Hope (BTS), Dasom (Sistar), Hana (Secret), Jieun (Secret), Kikwang (BEAST), Zelo
(B.A.P), Gayoon (4minute), Zico (B.A.P)
Hyorin (Sistar), Dongwoon (BEAST), Taeil (Block.B), Jin (BTS), Tae Yang (Big Bang),
Bom (2ne1), Seung Ri (Big Bang), Jimin (BTS)
Ravi (VIXX), Ricky (Teen Top), Youngjae (B.A.P), Daehyun (B.A.P), N (VIXX), Jiyoon
(4minute), Daesung (Big Bang), Hoya (Infinite)
Sunhwa (Secret), Changjo (Teen Top), Dara (2ne1), Jungkook (BTS), Babsi, Hara
(KARA), G-Dragon (Big Bang), Sohyun (4minute)
Sungjong (Infinite), Jihyun (4minute), Kyung (Block.B), RapMon (BTS), Niel (Teen
Top), Youngji (KARA), Gyuri (KARA), Junhyung (BEAST)
(G)
(H)
(I)
U-Kwon (Block.B), Ken (VIXX), Hongbin (VIXX), Diana, Soyou (Sistar), Jongup
(B.A.P), Seungyeon (KARA), Doojoon (BEAST)
P.O (Block.B), V (BTS), B-Bomb (Block.B), Chunji (Teen Top), Leo (VIXX), Woohyun
(Infinite), HyunA (4minute), Hyuk (VIXX)
Yongguk (B.A.P), CL (2ne1), Dongwoo (Infinite), Jaehyo (Block.B), Hyosung (Secret),
Bora (Sistar), Minzy (2ne1), L.Joe (Teen Top)
Während sie sich so durch die Tische schlängelt und die dort sitzenden Leute beäugt, fragt sie sich,
ob das wirklich gut gehen kann. Es sitzen Personen zusammen, die sich nicht mal kennen – so
wenig man sich eben unter Idols kennen kann. Was, wenn sich irgendwer nicht leiden kann? Naja,
sollte eigentlich egal sein, denn es ist ihre Party und sie will Spaß haben. Vielleicht lässt sich auch
das Verhältnis zu Babsi wieder etwas kitten, auch wenn sie sich nicht sicher ist, wie genau.
Während sie die einzige ist, die noch steht, lugt sie auf den Zettel, wo der Buchstabe für ihren Tisch
steht. Sie hat G. Clever, wie sie ja ist, hat sie in einem Billigladen Bilderrahmen gekauft, am
Computer die Buchstaben in schöner Schrift designt und dann da reingesteckt. Die einfachste
Lösung, um etwas Licht in dieses Band-Chaos zu bringen. Auch das Essen gestaltet sich so einfach
wie möglich. Alles ist Selbstbedienung. Dort, wo normalerweise die Essensausgabe stattfindet, ist
ein langer Tisch aufgebaut, wo Warmhalteboxen das Essen bereithalten. Zumindest hat sich der YGeigene Koch bereit erklärt, zu arbeiten – erstens, weil man ihn nicht sieht und zweitens, weil er
einen ordentlichen Überstundenzuschlag bekommt. Getränke werden doch weitestgehend von den
engagierten Kellnerinnen gebracht und sollte die Party wirklich lange dauern, besteht auch noch die
Möglichkeit, ein kaltes Buffet zu ordern. Diana sieht sich aber schon selbst durch den Raum wuseln,
um jeden Gast von vorne bis hinten selbst zu bedienen…
Sie grinst in sich hinein, während sie auf ihren Sitzplatz zuschlendert und nimmt erst nicht wahr,
wer ihre Genossen sind. Nur mehr ein Stuhl ist frei, zwischen Hongbin und Soyou von Sistar. Damit
kann sie leben. Hongbin mag sie und Sungkyus Ex ist ihr mehr oder minder egal. Erst, als sie den
Blick hebt, erstarrt ihr Lächeln sofort zu Eis. Ihr gegenüber sitzt ausgerechnet… Doojoon.
Der hat sich schon sein Glas Sekt geschnappt und nippt daran, während er seinen Blick über den
Tisch und schließlich zum Neuankömmling in der Runde gleiten lässt. Als ihm auffällt, wie panisch
ihn das Mädchen anstarrt, hebt er skeptisch die Augenbrauen und wendet dann den Blick von ihr zu
Soyou.
Vom Nebentisch dringt schon heftiger Lärm zu ihnen, denn dort haben sich die ersten bereits am
Buffet bedient und stoßen gerade an. Die meisten Leute verstehen sich prima, was vielleicht super
ist – aber ihm völlig egal. Das einzige, das momentan für ihn zählt, ist die Tatsache, dass der Mörder
weggesperrt und die Menschen wieder sicher ist. Was waren das für stressige Tage…
Als er so mit den Augen den Raum durchkämmt, bleibt sein Blick bei Kikwang hängen, der ihm den
seinen nur zu gerne erwidert und ihm wortlos einen Hilferuf zukommen lässt. Er scheint sich nicht
wohl zu fühlen unter den ganzen Personen bei ihm am Tisch.
Kann Doojoon ja überhaupt nicht verstehen.
Immerhin sitzt er hier bei zumindest 2 seiner früheren Liebschaften – Gayoon und Dasom.
Dafür sitzt keine davon direkt neben ihm.
Amüsiert hebt er sein Sektglas zu einem stummen Prost und lacht teuflisch in sich hinein. Sobald er
wieder in Dianas Richtung blickt, fällt ihm auf, dass sie ihn immer noch anstarrt.
Er wirft ihr einen mehr als unterkühlten Blick zu, als bereits Hongbin dem Mädchen immer wieder
seinen Ellenbogen in die Seite rammt, damit sie endlich wieder zu sich kommt.
„Diana!“, faucht Hongbin und auch schon Ken neben ihm beginnt, vor Dianas Gesicht zu winken
und sie mit gerunzelter Stirn zu betrachten. „Diana!“
Peinlich berührt wirft der Sänger und Visual von VIXX dem anderen Koreaner, Doojoon, einen Blick
zu. Mit dem hat er noch nie gesprochen und er ist verdammt nochmal selbst von dem
eingeschüchtert!
Als wäre sie gerade aus einem wunderschönen Traum aufgeweckt worden, blinzelt das Mädchen
verwirrt und sieht zu den beiden Jungs neben sich. Wow, wie peinlich. Hat sie gerade wirklich
Doojoon angestarrt und es nicht mal richtig mitbekommen?
„Ich frag dich schon zum dritten Mal, ob du was zu essen willst.“, murmelt Ken etwas verstört, denn
er merkt, dass dieser Typ nun seinen Blick über ihn schweifen lässt. Was sich die anderen um sie
herum wohl denken?
„Willst du verhungern?“, wird Diana dann plötzlich ins Ohr gebrüllt. Sie kennt die nervtötende
Stimme und wirft dem Besitzer einen düsteren Blick zu. Wie das Unschuldslamm in Person steht
der Bandkollege ihres Freundes vor ihr, in der einen Hand einen übervollen Teller, in der andern
eine Papprolle – wo auch immer er die gerade her hat. Hinter ihm verhält sich Tae Yang das Lachen,
während er sich vorbeizwängt, um an ihren Tisch zu kommen.
„Sei gefälligst netter zu mir, Seung Ri.“, meint Diana mit einem Lächeln und einem kleinen Klaps auf
den Hinterkopf des Koreaners. Die beiden haben sich immer schon gut verstanden, wenn auch nur
zur Belustigung des jeweils anderen. Lachend zieht er von Dannen und nun ist es wieder Hongbin,
der ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht, indem er an ihrem Ärmel zupft. Sie nickt einfach nur, steht
dann auf und folgt ihm zum Buffet, aber nicht, ohne noch einen Blick auf diesen einen Mann zu
werfen.
Der ist schon wieder ganz wo anders und beobachtet neugierig die Freundin des Mädchens, die sich
mit ihren Tischnachbarn nur allzu gut zu verstehen scheint.
„Was, nein!“, lacht Babsi quietschvergnügt und schüttelt vehement den Kopf. „Ich tanze gerne, hab
das aber nie in einer Schule oder so gelernt.“
„Oh, verstehe.“, antwortet Jungkook, „Dachte nur, weil du immer so energisch zu unseren Songs
tanzt, wann immer du uns Backstage-“ Augenblicklich wendet er den Kopf in Changjos Richtung,
den er durch Jimin und V kennt, da sie beide mit ihm in die Klasse gehen. „Das ist echt peinlich,
wenn sie tanzt.“
Changjo grinst verhalten und wirft dem Mädchen einen Blick zu, da es gerade wild zeternd mit den
Händen wackelt und immer wieder „Hey! Das stimmt nicht!“ ruft.
„Jimin sagt auch immer, du bist peinlich.“, meint Jungkook mit einem Unterton, dass sie ihm doch
nichts erzählen soll.
Gerade gelangt GD zu ihnen an den Tisch, da grüßt er die anderen und vertieft sich beinahe
augenblicklich mit Dara in ein Gespräch. Immer wieder wirft ihnen Babsi einen verblüfften Blick zu,
vor allem weil ihr klar wird, wie oft ihn Dara rein zufällig zu berühren scheint.
Mit einem leicht düsteren Blick sucht sie im Raum nach Diana, bleibt aber stattdessen an Doojoon
hängen, der jetzt zu schmunzeln beginnt, wo sie ihn ansieht.
Sie erwidert seinen Blick mit einem schüchternen Lächeln und als er ihr sein Sektglas hochhält, tut
sie es ihm gleich – macht es aber so energisch, dass sie fast Jungkook einen Teil des Inhalts rüber
kippt.
„Pass auf!“, ruft er und sie keucht erschrocken.
Doojoon fängt an zu lachen, als er das Chaos an dem Tisch da drüben mitbekommt.
Die kleine Gruppe, bestehend aus Diana, Hongbin und Ken, kommt zum Tisch zurück und erst jetzt
wird dem Mädchen bewusst, dass sie nun vor Doojoon essen muss. Wahrscheinlich ist ihm das
sowas von egal, aber sie macht sich einfach Gedanken um alles. Warum konnten die Jungs seiner
Band nicht ohne ihn kommen, oder warum konnte nicht irgendwer sterben, damit er verhindert
ist… Nun nimmt ihre Vorstellungskraft doch etwas zu viel die Oberhand an sich…
Von vielem auf ihrem Teller weiß sie nicht mal, was es ist, geschweige denn, wie man es isst. Aber
mehr als blamieren kann sie sich sowieso nicht und da der Abend sowieso mit dieser
Sitzplatzordnung schon für sie gelaufen ist, kann sie sich auch gleich einsauen und das sündhaft
teure Kleid von Jiyong versauen.
Übrigens Jiyong. Wo sitzt der eigentlich?
Sie stellt ihren Teller auf den Tisch und dreht sich nicht gerade unauffällig ein paar Mal um.
Eigentlich sollte er als blonder Koreaner auffallen, aber sie sind ja hier unter Idols, wo blond wohl
gerade im Trend ist. Aber sie kann ihn dann doch ausmachen. Er sitzt mit Babsi an einem Tisch.
Schön, dann hat sie zumindest jemanden, den sie schon näher kennt. Und daneben ist gleich Dara,
die sich an seiner Schulter abstützt, ihre Haare hinters Ohr streicht und laut lacht. Kurz schluckt
Diana. Sollte sie eifersüchtig sein? Er ist in letzter Zeit so oft lange weg gewesen, also läge es nicht so
fern, dass er die Zeit mit ihr verbracht hat. Aber Jiyong würde sie nicht betrügen. Wobei, was weiß
sie denn schon über ihn? Er erzählt ihr ja nichts von seinem Tag, weil er sie mit den langweiligen
Arbeitsgeschichten nicht belasten will – als wäre der Job als Weltstar langweilig. Komisch ist nur,
dass sie bei dem Anblick rein gar nichts fühlt. Nicht, dass sie nichts mehr für ihn empfindet, aber es
lässt sie völlig kalt, dass er angeflirtet wird. Sollte ihr das zu denken aufgeben?
„Ich halte das da drüben nicht aus.“, ist auf einmal Kikwang zu hören, der seinen ziemlich vollen
Teller neben Doojoon abstellt und sich einfach den Stuhl von Jongup schnappt, der da gerade leer
rumsteht.
„Aha?“, macht Doojoon und sieht seinen Sänger amüsiert an, als sich der eine Rolle Kimbap als
Ganzes in den Mund schiebt.
„Weißt du, dass du mir letztens die Tour vermasselt hast?!“, fragt er und schluckt frustriert runter,
obwohl er das Zeug noch nicht einmal zur Hälfte fertig gekaut hat.
„Inwiefern?“, fragt Doojoon nach und sieht seinen Kollegen mit gerunzelter Stirn an.
„Naja, du weißt schon. Als meine Zukünftige bei uns war und du sie angeschrien hast. Mit ihr raus
bist und-“ Jongup kommt in dem Moment zum Tisch zurück und spricht ihn wegen dem Stuhl an.
„Hol dir doch einen, sind genug im Raum!“, meint Kikwang, ohne ihn anzusehen und fährt an
seinen Leader gewandt fort: „was hast du eigentlich gemacht?“ Seine Stimme wird zunehmend
zynischer dabei, als er ihn das fragt.
Kurz rollt er mit den Augen, bevor er ihm auf diese Frage überhaupt eine Antwort gibt. „Sie nach
Hause gefahren.“, sagt er knapp.
„Sonst nichts?“, fragt Kikwang misstrauisch.
Sein Leader entgegnet ihm einen kühlen Blick. „Warum ist das so wichtig?“, fragt er dann mit
schneidender Stimme nach.
Wenn es um das Zwischenmenschliche geht, hatten Doojoon und Kikwang bislang nicht den besten
Draht zueinander. Und wenn Yoseob nicht zum Vermitteln da ist, fliegen manchmal ganz schön die
Fetzen.
„Weiß nicht.“, sagt Kikwang fast schon angriffslustig, „Vielleicht frage ich mich, ob du versuchst, sie
mir vor der Nase wegzuschnappen.“
Doojoon erwidert ein arrogantes Schnauben. „Wenn das passiert, merkst du das schon, glaub mir.“,
sagt er und sieht ihn mit einem Mal wahnsinnig ernst an.
Im nächsten Augenblick knallt der nächste Teller zwischen den beiden Streithähnen auf den Tisch.
„Naaaaa, wie geht’s uns heute?!“, fragt Yoseob mit einem breiten Grinsen, „Schöööööön, ich hatte
auch einen tollen Tag. Wir haben uns alle lieb und verstehen uns perfekt. Schließlich streiten wir
nicht, wenn es um wen aus unserem Freundeskreis geht, nicht wahr meine lieben beiden
Idiotenköpfe?“ Ganz breit grinst er sie an. Wirklich, wirklich breit.
Diana ist beim Klang von Doojoons Stimme gleich auf ihren Stuhl geflossen und hat jedes Wort
mitverfolgt – als würde es ihren Freund da drüben nicht geben. Da sie letztens beim Fotoshooting
und beim Essen im Restaurant von Yoseobs Eltern schon mitbekommen hat, dass Kikwang ein Auge
auf Babsi geworfen hat, weiß sie genau, über wen sie da diskutieren. Babsi verbringt echt viel Zeit
mit diesen Jungs, dass es ihr allein bei dem Gedanken schon wieder den Magen umdreht.
Zumindest hofft sie, dass – nun, da der Mörder geschnappt ist – auch sie wieder ein normales Leben
haben kann, um sich mit Freunden zu treffen. Wobei Freunde. Da wären Seunghyun, der nun auch
immer öfter mit seiner Freundin abhängt und Babsi, die ja scheinbar schon Ersatz für ihre einstige
beste Freundin gefunden hat. Wen hat sie denn noch außer Jiyong. Ist es wirklich so weit
gekommen, dass sie nur mehr ihren Partner hat, der irgendwann nach Hause kommt, wo sie mit
dem Essen und den Kindern auf ihn wartet, während der seine Sekretärin vögelt?
Wieder muss sie schlucken. Was ist denn mit ihrem Gehirn los? Wo hat sie diese irrationale,
aufgestaute Wut gegen Jiyong und einfach der ganzen Welt her? Die paar Wochen in beinahe
völliger Isolation haben sie etwas zum Psycho werden lassen.
Ohne auch nur einen Bissen von ihrem Essen angerührt zu haben, schnappt sie ihr Glas und steht
auf. Ken fragt sie gleich, ob alles in Ordnung ist, worauf sie ihr perfektes Lächeln aufsetzt und ihm
versichert, dass sie gleich wieder kommt, nachdem sie etwas frische Luft geschnappt hat. Wenn das
nicht klappt, muss sie sich den Abend eben schön saufen. So eine gute Idee war diese Party dann
wohl doch nicht, auch wenn sie aus einem frohen Grund heraus entstanden ist.
Sie spaziert vorbei an N, der sich offenbar prächtig mit Jiyoon von 4minute versteht. Grinsend
wendet sie den Blick ab. Den Leader der Jungs hat sie noch nie flirten sehen und ehrlich gestanden
dachte sie immer, er sei schwul.
Während sie sich nun draußen hinstellt, trifft sie dort ausgerechnet auf Taekwoon, der seinen Blick
in die weite Ferne gerichtet hat. Verblüfft geht sie direkt auf ihn zu.
„Was machst du denn hier?“, fragt sie ihn und er dreht sich sogleich zu ihr.
„Luft schnappen.“, antwortet er, „Und du vermutlich auch, wenn man sich deinen Kerl so ansieht,
wie er mit seiner Kollegin abgeht.“
Sofort schluckt sie schwer. Da hat sie offenbar vergessen, wie direkt der Koreaner manchmal sein
kann. Warum nochmal klappt das zwischen ihm und Babsi nicht? Ach ja, weil er zu der eben nicht
direkt ist.
„Und was macht dir so zu schaffen? Dass Babsi bereits neue Freunde und einen Ersatz für mich
gefunden hat?“, fragt sie ihn fast schon zynisch und schluckt erneut schwer, dieses Mal auch
aufkommende Tränen mit.
„Sie hat doch keinen Ersatz für dich.“, sagt er und sieht das Mädchen beinahe schon verwundert an,
„Ist doch gut, wenn sie jemanden hat, den sie an sich ranlässt, um auf sie aufzupassen.“ Seine Worte
haben zum einen etwas Beruhigendes an sich. Zum anderen rufen sie Diana etwas ins Leben zurück.
„Nicht jeder hatte einen Bodyguard in der Zeit.“, sagt er matt.
„Worauf willst du hinaus?“, meint sie, verwundert über seine plötzliche Gesprächigkeit.
Er erzählt ihr davon, dass der Kameramann Kitae der Mörder war und dass er es offenbar auf das
Mädchen abgesehen hatte – schließlich hatte ihn Leo daran gehindert, ihr wirklich was anzutun.
Und dass sie offenbar auch das Opfer war, das dem Kerl Tage zuvor nur ganz knapp entkommen ist.
Zurück am Tisch, wo sich bereits 3 BEAST Member aufhalten. Hier geht es ziemlich bunt zu. Jongup
hat mittlerweile das Weite gesucht, während sich Yoseob ganz gut mit U-Kwon zu verstehen
scheint. Kikwang starrt unentwegt zu Babsi, während ihn Doojoon anspricht, dass er es kaum
unauffälliger machen könnte. Das ist natürlich sarkastisch gemeint.
Dongwoon ist an einem anderen Tisch beschäftigt, wieder einmal mit Hyorin zu flirten, während
Hyunseung nun Hyunah neben sich sitzen hat, die jeder Frau einen Todesblick zuwirft, die nur mit
ihm zu sprechen versucht und Junhyung nun seufzend zum Tisch E rüber schlendert.
Tisch E ist der, an dem Babsi sitzt. Bloß sind sämtliche Jungs seiner Band so sehr damit beschäftigt,
nicht zu bemerken, wie sich Kyung von Block.B neben sie setzt und sie von einem Ohr zum anderen
grinsend in ein Gespräch verwickelt, das ganz und gar nicht so gemeint ist, wie es das Mädchen
offenbar versteht.
An deren Tisch sitzen derzeit sonst nur GD und Dara, die übelst mit sich selbst beschäftigt
scheinen. Hara ist rüber zu ihrem Freund und nun kriegt vermutlich jeder Anwesende mit, dass
zwischen den beiden was läuft.
„Hey, Kumpel.“, sagt der Rapper von BEAST im selben Moment, als er Kyung die Hand auf die
Schulter knallt und ihn dabei so erschreckt, dass er fast zu quietschen beginnt.
Wenn er eines drauf hat, dann sind es böse Blicke. Und wie er die drauf hat! Kyung gefriert gerade
das Blut in den Adern, als der Rapper nun seine Hand hebt und damit dann Babsi ansieht. Mit einer
simplen Bewegung seines Zeigefingers bedeutet er ihr, aufzustehen und mit ihm zu kommen.
Sie zeigt erst noch fragend mit dem Zeigefinger auf sich, da streckt er ihr die Hand hin und nimmt
sie mit sich, sobald sie diese ergreift.
„Was machen wir?“, fragt sie.
„Spazieren gehen.“, sagt er, „Und uns ein gemütliches Plätzchen dabei suchen.“
Er steuert den Tisch an, wo bereits die beiden Streithähne und Yoseob sitzen. Dort scheint sich
gerade der Tänzer von Block.B aus dem Staub zu machen, also ist ein Platz frei – mehr oder weniger.
Im Vorbeigehen zieht er einem von Teen Top den Stuhl weg und nimmt ihn mit, platziert ihn direkt
neben Doojoon, der nun mit gerunzelter Stirn zu ihm hochsieht. Junhyung nickt bloß in Babsis
Richtung und der Leader der Gruppe versteht. Ohne weiter zu reagieren, senkt er den Kopf wieder.
„Ich hab aber nichts zu essen hier.“, sagt das Mädchen.
„Oh, ich bin mir sicher, unser süßer Visual bringt dir nur zu gerne was.“, erwidert der Rapper in
tiefen Ton.
Fast gleichzeitig springen Hongbin sowie Kikwang auf – einer panisch, während der andere springt,
weil es Babsi ist, die hier mit ihnen am Tisch sitzen wird.
Verblüfft sehen Junhyung, sein Leader und das Mädchen den beiden nach. Dann dreht Doojoon den
Kopf zum Rapper. „Muss das sein?“, fragt er mit gerunzelter Stirn.
Yoseob aber scheint äußerst darüber amüsiert zu sein. „Ist doch lustig.“, sagt er und sieht nun Ken
an, der sofort eingeschüchtert den Blick abwendet.
Diana, die gerade wieder mit Taekwoon den Raum betritt, darf nun feststellen, wie ähnlich die Jungs
von BEAST eigentlich der grausamen Gruppe F4 aus dem Dorama Boys Over Flowers sind. Nur dass
Yoseob eher der Nette ist und die anderen… ziemliche Arschlöcher sein können. Vorausgesetzt, sie
wollen.
Eigentlich hätte sie sich einfach dazusetzten können, um herauszufinden, ob die wirklich so sind,
wie sie vorgeben zu sein, doch sie macht einen Bogen um den Tisch. Sie fühlt sich nicht wohl bei
dem Gedanken, in Babsis neues Leben zu platzen. Vielleicht hat sie keinen Ersatz für sie gefunden,
aber definitiv einen neuen Freundeskreis, zu dem Diana nicht gehört.
An Taekwoons Worte denkend – und weil ihr Verstand meint, es sei das Richtige – geht sie
schließlich zum Tisch, wo sich ihr Freund befindet. Dass Dara ihn mehr als nur kollegial mag, ist ihr
schon aufgefallen, aber ob es bei ihm auch so ist? Sie kann aus seiner Körpersprache nichts lesen.
Trotz allen Problemen und den Gefühlen für einen anderen ist er immer noch ihr Freund und das
soll sich die Sängerin merken. Diana legt ihre Hand auf seine Schulter, streicht sanft durch das Haar
im Nacken und senkt ihre Lippen zu seinem Ohr. Sie merkt, wie er kurz zusammenzuckt, übergeht
das aber ganz einfach.
„Ich muss mit dir reden.“, flüstert sie so halblaut, damit es Dara auch sicher hören kann. Jiyong nickt
nur, steht dann auf, während sie seine Hand nimmt. Schon wie zuvor gehen sie kurz vor die Tür, wo
es schon beinahe zu kalt ist, um ohne Mantel rauszugehen. Aber sie hat auch nicht vor, recht lange
dort zu bleiben. Wenn sie ehrlich ist, hat sie nicht mal eine Ahnung, was sie mit ihm reden soll. Sie
wollte einfach nur ihr Revier abstecken… so wie es sich für eine liebende Freundin gehört.
Fragend hebt er eine Augenbraue, während Diana nur von einem Fuß auf den anderen tritt und ihre
Arme um den Körper schlingt. Ungefragt zieht Jiyong sein Jackett aus und legt es ihr um die
Schultern, lässt seine Hände dort verweilen.
„Also, was ist los?“, fragt er ganz ruhig. So ruhig, wie sie ihn schon lange nicht mehr erlebt hat.
„Es…nichts…“, murmelt sie und schon zeichnet sich ein leichter Schimmer um ihre Wangen ab. Es
war dämlich, ihn raus zu bitten, ohne wirklich zu wissen, was sie will.
„Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein. Dara ist eine gute Freundin, mehr nicht.“ Er lächelt, legt
seine Hände an ihr Gesicht und streichelt sanft ihre Haut. Während intensivem Augenkontakt
kommt er ihr immer näher, bis sie seinen Atem auf den Lippen spüren kann. Dieser Moment könnte
nicht perfekter werden. Vielleicht hatten sie einfach nur eine schlechte Zeit in ihrer Beziehung und
alles könnte wieder gut werden. Doojoon war nur eine Flucht in ein neues Problem, weil ihr Freund
einfach zu perfekt ist und sie einen Arsch als Gegensatz brauchte. Womöglich will ihr Verstand
einfach nicht wahrhaben, dass sie glücklich ist. Fast als bräuchte sie das Gefühl des Unglücks, um
glücklich zu sein.
Sie war so abgelenkt von ihren wirren Gedanken, dass sie diesen zärtlichen Kuss schlicht und
ergreifend nicht mitbekommen hat… Erst, als sie seine Wärme wieder verlässt und er sie anlächelt,
realisiert sie, was gerade passiert war. Noch nie in ihrem Leben war sie so neben der Spur.
Fasziniert starrt nun Babsi von einem Teller zum anderen. Während ihr Hongbin einen Teller mit
genau den Sachen gebracht hat, die sie auch wirklich mag, liegen auf dem anderen einige scharfe
Sachen, einige Dinge, die sie gar nicht kennt und ehrlich gesagt gar nicht kennen will.
Erst sieht sie noch Doojoon ganz belämmert an, er nur amüsiert mit den Mundwinkeln zuckt.
Mittlerweile hat der schon eine etwaige Ahnung, was ihr so schmecken könnte und was nicht, wobei
er den Grad noch immer nicht versteht, ab wann es für sie zu scharf wird.
Gut gelaunt greift sie also zu Hongbins Teller und nimmt sich dort ein Stück nach dem anderen
zwischen ihre Stäbchen, als sie ausgerechnet Taekwoon an ihrem Tisch vorbeigehen sieht und sich
böse an dem Stück verschluckt.
Sie beginnt zu husten und schlägt sich mehrmals gegen die Brust. Yoseob klopft ihr währenddessen
schon auf den Rücken, während plötzlich Kikwang nach Doojoons Arm greift und ihn vom Tisch
nach draußen zieht. Er sieht, dass sich das Mädchen schon erholt, wird aber gerade von den 2
Mädels an seinem ursprünglichen Tisch mit Blicken ermordet. Also braucht es einen Plan B – die
Flucht nach draußen ergreifen!
Junhyung sieht den beiden mit gerunzelter Stirn zu, während sich nun Sohyun zusammen mit
Changjo vom vorigen Tisch zu ihnen setzt. Ken und Hongbin wechseln dafür die Plätze woanders
hin, nachdem sie sich kumpelhaft wie immer von Babsi verabschieden.
Nun sind es also Junhyung, Yoseob, Sohyun, Changjo und Babsi, die hier am Tisch sitzen. Gerade
betreten Diana und Jiyong wieder den Raum – es ist ein andauerndes Kommen und Gehen der Leute
– da setzt sich schließlich Dongwoon seufzend gegenüber von Babsi, direkt neben Yoseobs
aktuellem Platz. Neben ihm taucht nun Jaehyo von Block.B zusammen mit Zico auf, daneben sitzt
Junhyung und neben ihm Babsi. Sohyun hat sich neben sie gesetzt, neben ihr sitzt Changjo. Der
letzte freie Platz ist nun der, auf den sich Diana gedankenversunken setzt, ohne es richtig zu
realisieren, dass sie nun doch in Babsis Nähe sitzt.
Dabei hat sie bloß einen Tisch ohne Doojoon angesteuert.
Gerade schnappt sich Junhyung eine Kimbaprolle von Babsis Teller, da murrt sie ihn schon an: „Iss
vom anderen Teller, das hier ist meins!“ Sie völlig ignorierend nimmt er sich noch ein Kimbap von
ihr und kaut es langsam, während er Diana mit seinem Blick fixiert.
„Was machst du hier?“, fragt Babsi nun Diana, die sie gar nicht bemerkt hat.
Dongwoon ist es aber, der sich angesprochen fühlt, weil er es liebt, im Mittelpunkt zu stehen.
Übertrieben gequält seufzend, meint er: „Hyorin hat mir eine Abfuhr gegeben.“
Gleichzeitig sagt Yoseob: „Mal wieder.“
Und Diana meint im gleichen Moment: „Sitzen.“
Konfus sieht sie zwischen den drei sprechenden Personen hin und her, dreht dann den Kopf zu
Junhyung und der wiederum zuckt nur mit den Schultern, während er ihr einen recht neutralen
Blick schenkt. Yoseob sieht nun kauend und halb schmatzend zu Diana, die eine äußerst knappe
Antwort gegeben hat und als sie seinen Blick fragend erwidert, bleibt er standhaft und dabei total
neutral.
Es ist nicht wie bei Taekwoon, wo sie den Blickkontakt nicht erträgt – nein. Aber Yoseob… nervt
sie… wenn sie genau darüber nachdenkt.
„Ist was?“, fragt sie daher ein wenig zu angriffslustig. Man sollte ausgerechnet Yoseob nicht
unterschätzen.
„Sag du es mir.“, sagt er und schiebt sich die nächste Weintraube in den Mund, die er nun kauend
zerkleinert und hinunterschluckt. Es folgt eine nächste und die nächste darauf.
Der Sänger neben ihm wirft erst Diana und dann den beiden Turteltäubchen Changjo und Sohyun
einen Blick zu, schmunzelt ganz schief und dreht dann den Kopf amüsiert weg, ehe er sein Sektglas
an seine Lippen setzt und einen kleinen Schluck davon nimmt.
Babsi schlägt gerade dem Rapper auf die Finger, als er sich ihr letztes Kimbap klauen will. Er gibt ein
äußerst genervtes Fauchen von sich, rollt mit den Augen und sieht sie mehr als düster an.
„Hol dir doch selbst was!“, murmelt sie und schiebt sich das Ding auf einen Bissen in den Mund.
Dongwoon gibt im selben Moment ein angewidertes Geräusch von sich, noch während er die
Augenbrauen hochzieht und Junhyung wirft ihr einen Todesblick zu, nachdem er dem Kimbap
nachgesehen hat, wie es zwischen ihren Lippen verschwindet.
„Sehe ich aus, als würde ich mir selbst Essen holen?“, fragt er sie, als hätte sie ihn gerade darum
gebeten, sich sein Bein zu amputieren.
Yoseob wendet den Blick von Diana ab und sieht nun zu den neuen Streithähnen rüber. Zwischen
seinen geschlossenen Zähnen faucht er einen leisen Fluch, während er die beiden fixiert und hofft,
dass sie von selbst auf die Idee kommen, das Kriegsbeil zu begraben.
„Mir doch egal.“, murmelt das Mädchen zur Antwort und daraufhin tritt Junhyung ihr gegen den
Stuhl, dass sie einen ordentlichen Satz zur Seite macht.
„HEY!“, ruft sie und tritt nach ihm. Changjo sieht alarmiert in ihre Richtung und Sohyun kennt sich
aktuell gar nicht richtig aus. Diana starrt nur teilnahmslos von einem zum anderen. Sie betrachtet
das gerade wie eine Reality Show, in der sie ausblendet, die Personen wirklich zu kennen. Oder
zumindest zum Teil.
„HEY!“, brüllt nun auch schon Yoseob, weil Junhyung wieder gegen ihren Stuhl tritt und sie sein
Bein packt, aber damit nichts anzufangen weiß und von ihm fast vom Platz geschubst wird.
Dongwoon grinst begeistert, weil das gerade das größte Kino für ihn ist.
„Hör auf, du – ARGHHH!“ Babsi spielt gerade ernsthaft mit dem Gedanken, ihn zu beißen.
„Klappe auf den billigen Plätzen.“, gibt Junhyung mit einem arroganten Schmunzeln zurück.
„Selber Klappe, du Affe!“, wirft sie ihm an den Kopf und sieht ihn so wild an, dass man meinen
könnte, gleich klatscht sie ihm eine. Junhyung aber zuckt nur herausfordernd mit den Augenbrauen.
Soll sie doch auf ihn losgehen, ist ja nicht so, als kann er sich nicht gegen sie verteidigen.
Plötzlich greift sie zu einem am Tisch stehenden Wasserglas und gießt es ihm über seine perfekt
sitzenden Haare. Gefolgt von lautem Gelächter, das aus Dongwoons Mund kommt, der sich gerade
eher anhört, als ob er zum Brüllaffen geworden wäre. Yoseob klappt der Mund auf, dass ihm die
Weintraube rausfallen würde, hätte er gerade eine gegessen und selbst Diana starrt ihre Freundin
sprachlos an. Sohyun und Changjo scheinen amüsiert und Jaehyo kriegt erst jetzt mit, was eigentlich
abgeht – er war abgelenkt, mit einer Dame vom Nebentisch zu flirten. Er ist echt gut im
Ausblenden, wenn man es so bedenkt…
„Du-“, faucht Junhyung und öffnet in diesem Moment seine Augen. Ein eiskalter Blick liegt darin.
„Ich tu dir was.“, faucht er und springt im nächsten Moment auf. Babsi rutscht im gleichen Moment
vom Sessel, wird aber im Sturz aufgefangen und auf ihre Beine gezogen.
„Du tust ihr gar nichts.“, donnert Doojoons Stimme über den Rapper hinweg und dennoch bleibt er
dabei so dezent, dass es niemand außer den Personen am Tisch mitbekommt.
Babsi, die von Doojoon hinter ihn gezogen wurde, lugt nun hinter ihm hervor und zeigt dem Rapper
die Zunge, während sie ihr rechtes Auge runterzieht. Dongwoon grinst sofort wieder breit. Er steht
drauf, wie fies sie sein kann.
Junhyung ist augenblicklich stumm und stapft murrend in Richtung Toilette, um seine Haare zu
retten. Babsi spielt einen Augenblick lang mit dem Gedanken, ihm nachzurufen, dass er ein richtiges
Mädchen ist, lässt es aber dann doch.
Vor allem, weil sich Doojoon gerade zu ihr umdreht und ihr einen ebenso strengen Blick zuwirft,
wie er ihn zuvor noch Junhyung zugeworfen hat.
„Was soll das?“, fragt er streng und es ist mehr ein Befehl, ihm zu antworten, als eine höfliche Frage.
Sie schluckt schwer. Senkt ihren Blick hilfesuchend zu Diana, die gerade erst realisiert, dass das
wirklich passiert ist. „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede.“, donnert Doojoon streng.
Eingeschüchtert hebt sie den Blick zu ihm. Er ist wirklich sauer. Fast so wie an dem Tag, als er sie
aus der WG abgeholt hat, nur ein wenig… fieser.
„Ich… tut mir Leid.“, sagt sie matt und will den Blick wieder senken.
„Du sollst mich ansehen, hab ich gesagt.“, faucht er streng. Sofort hebt sie ihren Blick und starrt ihn
mit glasigen Augen an. „Hebt euch den Kindergarten für private Momente auf, nicht wenn das
Image der Band darunter leiden muss.“, fordert er und sieht an ihr vorbei zu Dongwoon und Yoseob,
„Verstanden?“
„Verstanden.“, antworten Babsi, Yoseob und Dongwoon beinahe gleichzeitig. Das Mädchen
allerdings etwas zermürbter, als die beiden Jungs.
Dann schnaubt Doojoon gestresst und macht am Absatz kehrt, um sie zurück zu lassen. Erst starrt
sie ihm noch aus glasigen Augen hinterher, dann setzt sie sich. Ihre Knie sind gerade weich wie
Wackelpudding.
Yoseob runzelt die Stirn und sieht erst sie, danach Diana besorgt an. „Er ist nicht immer so. Nur
wenn… naja…“ Er sieht hilfesuchend zu Dongwoon. Der aber zuckt mit den Schultern. „Irgendwas
passt ihm grade nicht.“, sagt er gedämpft und im nächsten Moment springt plötzlich Babsi auf und
verschwindet in dieselbe Richtung, wie eben noch Doojoon.
Diana starrt ihr verdutzt hinterher und ruft sogar in geistiger Umnachtung ihren Namen. Neben ihr
hört sie dann Dongwoon zu Yoseob sagen: „Ist dir schonmal aufgefallen, dass sie in vielen Punkten
fast genauso wie Dahee ist?“
Der zweite anwesende Sänger von BEAST erwidert darauf: „Was mir mehr Sorgen bereitet, ist dass
er zu ihr wie zu Dahee ist.“ Die beiden wechseln einen skeptischen Blick.
„Wer ist Dahee?“, fragt Diana völlig abwesend, obwohl sie sicher nicht das Recht hat, das zu wissen.
Aber es geht um Doojoon und ob sie will oder nicht, sie möchte einfach jede Information über ihn
haben, die sie bekommen kann.
„Seine Ex.“, meint Dongwoon nur unterkühlt und wendet sich gleich wieder zu seinem
Bandkollegen. Er sieht es gar nicht ein, weiter mit ihr zu reden. Sie hat sich schließlich zu ihnen
gesetzt, hat sie keiner darum gebeten. Wenn es nach ihm geht, soll sie sich zu ihrem verrückten
Freund setzten.
Diana nickt nur eingeschüchtert. Jetzt, da Babsi auch noch weg ist, fühlt sie sich mehr als nur
unwohl in der Gruppe. Immerhin sind das ihre Freunde… und sie gehört einfach nicht dazu.
Kurzerhand steht sie einfach auf und wandert durch den Raum, betrachtet die Leute und freut sich,
wie gut die Stimmung ist. Dara hat schon wieder Jiyong in Beschlag genommen, Taekwoon ist mit
seinem Essen beschäftigt und N ist immer noch heftig am Flirten. Alle Menschen, zu denen sie hätte
gehen können, sind gerade nicht zugänglich (Naja, zu Leo könnte sie gehen, aber sie will sich nicht
unbedingt zwischen ihn und sein Essen stellen). Seunghyun und Hara sollte sie auch nicht stören,
weil die beiden aussehen, als würde endlich alles gut laufen.
Normalerweise ist sie die erste, die sich an irgendeinen Tisch setzt und die Leute in ein Gespräch
verwickelt, doch heute ist sie nicht motiviert. Wenigstens haben die anderen Spaß und das ist wohl
die Hauptsache. Ihr Ruf als gute Gastgeberin wird nicht ruiniert, auch wenn sie selbst nicht die
besten Erfahrungen von diesem Fest mitnehmen kann.
Als sie ihren Blick wieder durch den Raum schweifen lässt, knurrt plötzlich ihr Magen. Stimmt, sie
hat noch keinen einzigen Bissen gegessen, weil sie vor Doojoon geflüchtet ist. Ihr Teller ist sicher
schon leer geputzt von diesen Jungs…
Viel bietet das Buffet nicht mehr, aber es reicht, um zumindest den akuten Hunger zu stillen. Sie
packt einfach mal etwas Reis auf den Teller und sucht sich die letzten Reste des gebratenen
Gemüses zusammen. Schade, dass sie von all den köstlichen Speisen nichts hatte, aber gut, das hat
man davon, wenn man ständig rausrennt. Weil sie gerade frustriert ist, schnappt sie sich einen
großen Löffel, sucht sich einen Tisch, an dem nun keiner mehr sitzt und führt sich das spärliche
Mahl zu Gemüte.
Allzu lange ist sie jedenfalls nicht alleine, da setzt sich plötzlich Myungsoo gegenüber von ihr hin
und stellt ihr einen Teller voller warmer Köstlichkeiten hin. „Wenn man dir so zusieht, kriegt man ja
selbst fast schon Liebeskummer.“, bemerkt er sehr elegant und schenkt ihr ein mürbes Lächeln, als
sie zu ihm aufsieht. Diana blinzelt ihn an, hat keine Ahnung, wie sie die Geste jetzt annehmen soll
und nickt letztendlich, bevor sie sich den Teller greift.
„Wie geht es dir nach all dem Chaos?“, erkundigt er sich.
„Bestens.“, antwortet sie sarkastisch.
Sie kennt den Koreaner zu wenig, um zu wissen, dass er ihr das keinesfalls abkauft, aber so tut als
ob. „Ich verstehe.“, sagt er und lächelt erneut mürbe, „Mir geht es auch nicht besser.“
„Warum das denn?“, fragt sie kauend und sieht ihn aufmerksam an.
„Die Geschichte mit Naeun…“, flüstert er leise und seufzt. In einem schnellen Durchlauf erzählt er
ihr, dass er das Mädchen wirklich mag, sie aber Schluss mit ihm gemacht hat und das zwischen den
beiden nicht allzu lange gehalten hat.
Fasziniert von den neuen Infos blinzelt sie ihn nur an. Sie hat ja nicht einmal gewusst, dass er
überhaupt mit Naeun zusammengekommen ist.
Währenddessen findet Babsi den grimmigen Leader, der frustriert und mit glasigen Augen draußen
vor der Tür steht und gerade tief durchatmet.
„Was ist los?“, fragt sie und legt ihm fast schon automatisch die Hand and en Oberarm. Alarmiert
von ihrer Berührung wacht er aus seinem Tagtraum auf und starrt sie überwältigt an. Er sieht aus,
als ob er jeden Moment zu weinen beginnt. „Was ist los?“, fragt sie nochmal.
„Nichts.“, antwortet er knapp.
„Nein, sag schon.“, meint sie und schüttelt seinen Oberarm etwas, „Du hörst dir auch immer meinen
Kram an, ich bin auch gut darin. Im Zuhören mein ich.“
Er wischt sich mit der flachen Hand über das Gesicht. „Nein, echt nicht.“, sagt er kopfschüttelnd
und dreht sich um. „Ich brauch jetzt was zu trinken.“, antwortet er und sucht sofort in der Kantine
nach etwas Starkem.
Frustriert davon, weil er sie nicht an sich heran lässt, setzt sich Babsi schließlich wieder an ihren
Tisch. „Was ist sein Problem, dass er nicht darüber reden will, aber lieber was trinkt – und wo ist Di“ Ihr Blick geht durch den Raum. „Wieso habt ihr Diana vertrieben?!“
„Was interessiert uns deine Freundin?“, fragt Dongwoon mit gerunzelter Stirn.
Junhyung sitzt auch schon längst wieder am Tisch und beobachtet seinen Leader, der nun mit
mehreren braunen Flaschen aufkreuzt. „Die haben nur Bier. Stell sich das einer vor.“, murmelt er
zynisch und setzt sich gegenüber von Babsi hin, die ihn jetzt misstrauisch mustert.
„Sag ihnen, sie sollen Diana zurückholen.“, murrt sie den Leader an.
„Ich bin außer Dienst.“, antwortet er und öffnet sich eine Flasche. Die anderen 3 Jungs greifen
ebenfalls zu und das Mädchen starrt sie alle sprachlos an.
Schnaubend steht sie nun auf, stapft durch den Raum und sucht ihre Freundin. Schwer ist es nicht,
sie auszumachen, sitzt sie da ja ganz alleine mit Myungsoo auf einem Tisch, abseits den anderen
dicht gedrängten. Vielleicht ist es nicht die beste Idee, sie wieder zu sich zu holen, aber auch ihr
liegt die Freundschaft am Herzen und sie will, dass ihre neuen Freunde ihre alte Freundin mögen.
Schon immer hat sie sich eine riesen Clique gewünscht, wo jeder mit jedem klar kommt.
„Komm, setz dich wieder zu uns. Die Jungs werden brav sein, dafür sorge ich schon.“, erklärt sie
Diana, als sie vor dem Tisch zum Stehen kommt und die beiden Personen anlächelt. Ihre Freundin
schüttelt aber nur den Kopf und blickt zu ihrem Sitznachbarn.
„Ich denke nicht, dass sie mich mögen. Außerdem führe ich gerade ein Gespräch.“ Ihre Antwort ist
vielleicht etwas unterkühlter als beabsichtigt, aber das ist alles nur, weil sie sich so unwohl fühlt.
Nach dem Gespräch mit Taekwoon ist das hier der beste Moment des ganzen Abends.
„Komm schooooooooon!“, meint Babsi gedehnt, wie sie es immer macht, wenn sie was will. „Wenn
du sie einmal kennen lernst, sind sie ganz nett. Außerdem hast du dich doch mit Hyunseung und
Kikwang gut verstanden.“
„Naja, gut ist relativ. Aber Doojoon…“, beginnt sie, doch Babsi schüttelt sofort den Kopf.
„Der ist gar nicht so schlimm, wie er immer tut. Eigentlich ist er total süß und so. Wenn ihr mal die
ersten Hürden überwunden habt, wird er dich lieben.“
Bei dem letzten Wort zuckt Diana zusammen. Sie weiß, dass ihre Freundin das ganz anders meint,
als sie es versteht und doch versetzt es ihr einen Stich. In ihrem Inneren beginnt es zu rumoren und
plötzlich scheint ihr mächtig übel zu sein. Warum nur kann sie nicht einfach ihren Freund lieben
und nicht einen Typen, der so weit entfernt ist?
„Ich denke, das ist keine gute Idee im Moment. Ich habe was Falsches gegessen, geh mal kurz auf die
Toilette.“, murmelt sie, steht dann auf und schenkt Myungsoo noch einen entschuldigenden Blick,
bevor sie aus dem Raum verschwindet.
Kurz bleibt Babsi noch bei ihm stehen, fühlt sich aber etwas unwohl – er ist ja ein Kollege von
Sungkyu. Also verabschiedet sie sich einfach und wandert demotiviert zu ihrem Tisch zurück. Sie
wollte doch nur Diana wieder in ihr Leben einbinden, aber sie will sie zu nichts zwingen.
Nachdem diese Party schließlich ein paar Stunden später ein Ende findet, da sich die Gruppen
einfach nach und nach auflösen und die Gäste immer weniger werden, verstreichen die
darauffolgenden Tage in einem seltsamen Frieden, den nach den kuriosen Neuigkeiten mit dem
Mörder der letzten Wochen kaum mehr einer gewohnt ist.
Diana, die nun keinen Bodyguard mehr hat, genießt vorerst die freie Zeit und spaziert immer Mal
wieder durch Seoul, ohne von Stalkern verfolgt zu werden, ohne sich dabei rechtfertigen zu müssen,
was genau sie eigentlich tut.
Dongwoon liebt es, Kikwang damit aufzuziehen, dass er sich in das Mädchen verknallt hat und er
mit ihr zum Einen SMS schreibt und dabei wie ein Blödian grinst, während er andererseits
wahnsinnig eifersüchtig auf Doojoon ist. Der aber ignoriert das Geplänkel. Er ist nicht wirklich gut
drauf in den letzten Tagen.
Big Bang fliegt zusammen mit 2ne1 zu den MAMA – den MNet Asia Music Awards, die in Hong
Kong verliehen werden. Dabei sind viele weitere Bands, aber keines der beiden Mädchen kommt
mit. Alle beide sind sie in ihren eigenen Problemen vertieft.
Jongun scheint selbst sehr viel zu tun zu haben, denn wenn Diana mit ihm schreibt, kommt die
Antwort oft erst Stunden später. Sie befürchtet, dass sich das Ganze wohl etwas verlaufen wird…
Die Tage verstreichen immer schneller, die Zeit verläuft, ohne dass man sie festhalten kann. Babsi
verbringt wieder einige Zeit mit Doojoon, den sie allerdings nicht überreden kann, mit ihr ins Lotte
World zu gehen. Dafür singen sie Karaoke, wo er ihr ein paar grobe Feinheiten des Gesangs
beibringt. Seine Laune ist aber noch immer im Keller, das bemerkt selbst das Mädchen – aber lieb
von ihm, dass er sich Mühe gibt. Dabei weiß sie noch gar nicht, dass er momentan nur ihre Nähe
sucht, weil sie ihn gerade so an Dahee erinnert…
Während Babsi mit Hoya shoppen geht, rückt der schließlich endlich mit der Sprache raus, dass
Dongwoo sie Leo ausspannen wollte – es folgt ein fieser Streit in der Infinite WG, der ein wenig…
sagen wir Mal, er gerät aus dem Ruder. Dabei überschlagen sich die Ereignisse – Sungkyu zerrt das
Mädchen in sein Zimmer, um sie ursprünglich zu beruhigen, küsst sie aber aus einer Intention
heraus, kassiert dafür eine Ohrfeige und Dongwoo ist noch nie in seinem Leben so angebrüllt
worden.
Zur selben Zeit regnet es ganz furchtbar stark und Diana weiß nicht, wie sie nach Hause kommen
soll. Da hält plötzlich jemand einen Regenschirm über sie. Es ist ausgerechnet Doojoon…
Tags darauf erschlagen sich erneut die Ereignisse…
„Du wolltest reden…“, murmelt Babsi und sieht Sungkyu an, der jetzt direkt vor ihr steht und sich in
der kleinen Wohnung umsieht. Jegliche Komplimente darüber, wie schick es hier eingerichtet ist,
erspart er sich. Es wäre ohnehin nur rhetorisch gemeint, weil es hier wirklich verdammt klein ist.
Warum will sich dieses sture Mädchen nie helfen lassen, er hätte…
„Ja…“, sagt er leise und sieht zur Küche rüber, die nicht weit weg vom Esstisch steht, der wiederum
bloß ein paar Schritte von ihrem Bett entfernt steht. Sehr… geräumig.
Auf einmal sieht er sie an. Bei dem steinernen Ausdruck, der in seinen Augen liegt, zuckt sie sogar
ganz kurz zusammen. Seit dem… Zwischenfall vorgestern haben sie weder miteinander geredet,
noch irgendwelche kurzen Nachrichten wie sonst immer ausgetauscht. Bloß heute hat sie ihm
geschrieben, dass er mit ihr reden will und dann hat sie ihn hier her eingeladen.
„A…also?“, fragt sie den Kloß ihren Hals hinunterschluckend nach.
Der Sänger kann seine Gefühle kaum noch im Zaun halten, jetzt wo er ihr gegenübersteht. Nach
diesem ewigen Hin und Her mit ihr und Soyou und ihm kann er einfach nicht mehr.
Fast schon überfallartig packt er ihr Gesicht, zieht sie zu sich und küsst sie. Wie schon 2 Tage zuvor
explodiert in ihr etwas. Es ist, als hätte man ihr eine Sicherung aus dem Kopf raus gedreht.
Kussgeräusche und lautes Atmen erfüllen ihren Wohnraum, ehe er sie mit sanfter Gewalt rückwärts
auf ihr Bett drängt und sich so über sie bäumt, dass sie unter ihm auf ihrer weichen Matratze landet.
Auf seinen Knien über ihr liegend, küsst er sie, als würde ihr beider Leben davon abhängen.
Überrumpelt von seinem Tun schiebt sie sich an ihren Fersen nach hinten, doch er folgt ihr, bis sie
fast an ihrem Kopfkissen angekommen sind. Grob greift er danach und wirft es vom Bett, hält sie
danach an ihrem Oberarm fest und löst seine Lippen von den ihren.
Nicht wissend, was sie mit sich anfangen soll, will sie nach seinen Schultern greifen, doch er legt ihr
seine Hände in die ihren, schlingt seine Finger um die ihren und küsst eine Spur von ihrem Nacken
zu ihrer Brust.
Letztlich das Gefühl annehmend schließt sie ihre Augen und ergibt sich ihm, weil es ohnehin das ist,
was sie in ihren elenden Tagträumen Tag ein Tag aus erleben wollte. Seit ihrem ersten Kuss fragt sie
sich, wie stark ihre Gefühle für ihn sein können.
Als er binnen einer Sekunde seine Finger in ihrer Hand dreht und plötzlich ihre Handgelenke
umschließt, keucht sie überrascht auf. Etwas grob drückt er sie neben ihrem Kopf in das weiche Bett
hinein, bäumt sich wieder über ihr und sieht sie mit so dunklen Augen an, wie sie es vorher noch nie
bei ihm erlebt hat.
Ohne viel Zeit zu verlieren, presst er ihr wieder seine Lippen auf die ihren, ohne aber seine Zunge
dabei zu verwenden. Es würde sie ohnehin zu sehr irritieren, da ihr gerade so viel zu Kopf steigt. Der
Geruch, der von ihm ausgeht… dieser herbe Duft, der ihr in den Kopf steigt und alle ihre Sinne
vernebelt. Sie ist nicht fähig, sich auf sonst irgendetwas zu konzentrieren.
Doch Sungkyu weiß, wie er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken kann – und er verwendet das auch
reichlich gegen sie.
Seine Hände verschwinden in ihren Haaren, als er sich bestimmend gegen ihre Oberschenkel presst,
gibt ihre Handgelenke frei und ihr somit die Möglichkeit, sich in seinem hellen Shirt zu verkrallen.
Unbewusst zieht sie ihn immer näher, hat den Stoff seines Oberteils so fest in ihrer Gewalt, dass es
jederzeit reißen kann. Seine Knie drängen ihre Beine weg, er will sie näher bei sich spüren, presst
seinen mittlerweile harten Unterkörper gegen den ihren und nutzt den fiebrigen Moment, in dem
sie voller Überraschung ihre Lippen spaltet, um ein Keuchen loszuwerden, um ihr seine Zunge in
den Mund zu schieben.
Ein weiteres Mal presst er seine verhärtete Lendengegend gegen ihren Leib und raunt tief. Der Klang
seiner Stimme, so tief hat sie diese noch nie gehört, treibt sie in den Wahnsinn. Völlig ekstatisch will
sie ihre Beine aufeinander zu bewegen, die er aber fest voneinander fern hält und ihr nun ohne
Vorwarnung eine Hand gegen ihr Höschen legt, welches kaum vom Stoff ihres Rockes bedeckt wird.
Wieder keucht er tief auf, weil er spürt, wie bereit sie ohnehin schon für ihn ist.
Weiche, warme Finger kriechen ihren Rücken hinauf, greifen nach dem Verschluss ihres BHs und
öffnen ihn in so kurzer Zeit, dass sie ein helles Quieken von sich gibt, so unerwartet kommt das für
sie.
Leichte Schweißperlen haben sich bereits an ihrer Stirn gebildet. Getrieben von Nervosität hebt sie
ihren Kopf, legt ihre Lippen an seine weiche Haut, küsst vorsichtig seinen Nacken und vernimmt
sein heftiges Atmen, ertrinkt in seinem Geruch und schließt in völliger Trance die Augen.
Ein Raunen kriecht seine Kehle hinauf, als er ihre Hände spürt, wie sie nach seinen Oberarmen
greifen und mit sanfter Gewalt treibt er ihren Kopf weg, um ihr seine Lippen an das Schlüsselbein zu
legen, die Konturen davon mit seinen Lippen nachzuzeichnen und sie fiesen Qualen auszusetzen,
weil er damit unbewusst einen ihrer Schwachpunkte trifft.
Einnehmend greift er nach ihren Brüsten, zieht ihr den trägerlosen Stoff vom Leib und wirft ihn
belanglos auf den Boden, irgendwo in die Nähe ihres Kopfkissens.
Grobe Handgriffe folgen tiefen Atemgeräuschen, leichtes Stöhnen dringt durch den Raum und
schließlich richtet er sich auf, greift sich mit einer Hand an den Rücken und reißt sich sein Shirt
förmlich über den Kopf.
Es gibt nicht viel Zeit, in der sie durchatmen könnte – gleich darauf attackiert er wieder ihre Lippen,
drängt sich gegen sie, lässt sie seine Mundhöhle mit ihrer Zunge erkunden.
Sobald sie sich von ihm löst, um qualvoll nach Luft zu schnappen, sie aber das Gefühl nicht loswird,
unter dem explosiven Druck, den er auf sie ausübt, zu ersticken, senkt er sich an ihr hinab, drückt
ihr Kinn mit seinem Kopf nach oben und beginnt, immer wieder seine Zähne an ihrer Haut entlang
zu führen.
Sie weiß nicht, was sie tun soll, kann aber nicht einfach regungslos unter ihm liegen bleiben. Ihr
Hirn lässt sie im Stich, der Verstand längst im Blackout verabschiedet. Noch immer in völliger
Trance, die Situation gar nicht richtig wahrnehmend, greift sie instinktiv nach unten, hält plötzlich
seine von Jeans bedeckte Erregung zwischen ihren Fingern.
„AHHGH.“, keucht er und reißt den Kopf in die Höhe. Seine Augen rollen sich nach oben, er hat
nicht mit einer so plötzlichen Berührung ihrerseits gerechnet.
Im nächsten Moment aber wandern seine Finger nach unten, lösen in Windeseile seine
Gürtelschnalle und den Knopf seiner Hose. Er reißt gierig den Reißverschluss nach unten, presst
sich in einem wahnsinnigen Stress die Hose knapp unter seinen Hintern und führt ihre Finger
wieder dorthin zurück, wo sie bis eben noch gelegen haben.
Unbeholfen öffnet sie die Augen, sieht ihm direkt in die seinen. So kennt sie ihn nicht, es könnte sie
jetzt ganz schön einschüchtern, doch dafür wäre ihr Verstand von Nöten, der sich vermutlich
vorerst eine lange Zeit nicht mehr bei ihr melden wird.
Vorsichtig greift sie zu, berührt ihn und spürt die Hitze in ihren Kopf steigen, als er sie nach wie vor
einfach mit seinem Blick fixiert, während sie ihn in seinen Fingern hält.
Ihre Lippen fest aufeinander pressend hofft sie darauf, das was sie tut, richtig zu machen. Als sie
beginnt, ihre Hand zu bewegen, rollt er seine Augen nach oben und warmer Atem schlägt ihr
augenblicklich aus seiner Mundhöhle entgegen.
Sie küsst ihn aus eigener Initiative heraus, spürt im selben Moment seine Finger, wie sie an ihrem
Eingang entlang streichen, als er nach ihrer Unterwäsche greift und sie von ihrer Mitte streift.
„Wenn du damit weitermachst, ist es vorbei, bevor wir überhaupt angefangen haben.“, flüstert er
nun und sofort nimmt sie ihre Hand weg.
Für normal wäre jetzt alleine wegen ihrer panischen Reaktion ein Schmunzeln von ihm zu erwarten
gewesen, doch er ist zu vertieft in sein Tun, als sich im Moment groß auf sie in dieser Form
einzulassen.
Sie ist bereit für ihn, das hat er an seinen Fingern gespürt, das ist alles, was er in diesem Augenblick
braucht.
Er zieht sich die Hose mitsamt den Shorts weg, zieht ihr ebenfalls ein Stück nach dem anderen aus,
bis sie beide unbekleidet auf ihrem Bett liegen, er wieder über ihr.
„Leg deine Beine um mich.“, sagt er in dem Moment, als er ihr das letzte Stück Stoff wegnimmt und
es mit ausgestreckter Hand vom Bett fallen lässt. Direkt, nachdem er sich einen Schutz übergezogen
hat und sie penetrant die Raumdecke angestarrt hat.
Sofort tut sie, wie geheißen, hat aber keine Ahnung, ob sie es richtig macht.
Seine Hände greifen nach ihren Schenkeln, ziehen sie enger an ihn heran, er drängt sie fest zu sich.
Ihre Arme nimmt er und legt er sich über den Nacken, damit sie Halt hat, wenn sie welchen
benötigt.
Mit einem einfachen Stoß ist er in ihr, schiebt sich gleich beim ersten Mal tief in sie hinein und
vernimmt ihr lautes Seufzen als Genugtuung, ehe er sich in ihr zu bewegen beginnt. Jeder einzelne
Stoß ist gröber als der vorige und nachdem er ihre nachgiebigen Beine festhält, damit sie ihn nicht
von sich wegdrängt, erfüllt ein immer lauter werdendes Stöhnen aus ihrem Mund den Raum.
Sie will mehr. Und mehr ist genau das, was er ihr in dieser Sekunde gibt.
In ihrem Kopf explodieren tausende kleine Funken, sie vermag nicht mehr zu unterscheiden, wo
oben oder unten ist oder ob ihr im Moment heiß oder kalt ist. Sungkyu hat eine seltsame Wirkung
auf sie, noch bevor er sie richtig berührt hat, zog sich alles in ihrem Inneren zusammen und jetzt,
wo er sich immer fester in sie drängt, ist dieses Gefühl wieder da, dass sie jeden Moment zu
ersticken droht.
Hilflos seinen Namen wimmernd, findet sie schließlich ihren Halt an seinen Schulterblättern, hebt
ihren Unterkörper, um ihm entgegen zu kommen und hofft auf die sehnliche Erlösung, die seit
Tagen den Ausgang aus ihrem gequälten Geist sucht.
Er ist tief in ihr und es fühlt sich so anders für sie an. Unwissend, dass es nicht nur sein alleiniger
Verdienst ist, dass sie so unter seinen Berührungen zu vergehen scheint, presst sie ihren Kopf fest in
den Stoff unter sich und öffnet ihren Mund weit, um den drängenden Atem entkommen zu lassen,
der sich mit jedem Mal fester aus ihrer Brust erhebt.
„Oh Gott.“, keucht sie und plötzlich sackt Sungkyu über ihr zusammen, beißt ihr in die Schulter und
zeigt ihr damit, dass er selbst auch schon nahe am Höhepunkt ist.
Ihre Wände ziehen sich zusammen, treiben sie beide weit über die Grenze hinaus und auch der
Koreaner über ihr lässt nun ein tiefes Keuchen gegen ihre Haut schlagen. Denn er folgt ihr direkt
hinterher, stößt sich umso fester in sie und bricht schließlich befreit zusammen.
Keuchend hebt sich ihr Brustkorb, ebenso senkt er sich wieder. Aus großen Augen starrt sie nach
oben, weiß sich nicht zu verhalten, als er keuchend und schwer atmend, selbst völlig verschwitzt
etwas von ihr runter rollt und die Augen fest aufeinander presst.
Er hat selbst keine Ahnung, was zum Teufel er da gerade gemacht hat – oder wohl eher, warum es
plötzlich so weit gekommen ist. Dass er etwas dabei hatte, ist bloß eine reine Vorsichtsmaßnahme.
Geplant war dieser Ausgang ihres Treffens jedenfalls auf keinen Fall so in seinem Kopf.
Und jetzt liegt er da, hatte Sex mit ihr.
Sie liegt mit dem Gefühl, dass sie so etwas noch nie erlebt hat, neben ihm und fragt sich, ob die
Entscheidung richtig war. Denn nach und nach kehrt ihr Verstand nach dieser hellen Explosion tief
in ihr drin zurück und beginnt sie damit anzuschreien, dass sie sich beim Verkehr mit Taekwoon
nicht annähernd so verhalten hat.
Doch tief in Sungkyu macht sich eine Erkenntnis breit, das ihn innerlich schreiend bereuen lässt,
das eben getan zu haben.
Seine Gefühle für sie sind plötzlich...
Weg.
Diana schlendert durch die Straßen von Seoul, in ihren Tagträumen noch immer bei Doojoon.
Dass er ihr gestern mit dem Schirm ausgeholfen hat, beeinflusst sie so sehr, dass sie sogar davon
geträumt hat. Was für ein Pech – nein, eigentlich Glück – dass ausgerechnet er mit einem anderen
Koreaner in dem Mini-Markt um die Ecke steht, wo sie gerade Milch kaufen möchte. Wer ist das, ist
das etwa Jo Kwon, der da bei ihm steht…?
Sie sollte rübergehen… Oder sollte sie?
Warum auch immer entschließt sie sich wirklich, rüber zu gehen. Außerdem stehen die beiden vor
der Kühlung, wo sie ja sowieso hin muss.
„Komm schon, ich will aber.“, murrt Jo Kwon, der gerade vier Flaschen eines Kakaogetränks in den
Händen hält. Er führt sich auf wie ein kleines Kind, das mit seinem strengen Vater einkaufen geht.
Doojoon schüttelt schmunzelnd den Kopf, als er ein Mädchen in seinem Blickfeld erkennt. Er nickt
ihr einfach nur zu, weil er ja freundlich ist, bevor sich ein roter Schimmer auf ihren Wangen
abzeichnet.
Sie geht um ihn herum, um zur Milch zu kommen, bleibt aber noch etwas stehen, nachdem sie die
Flasche in ihren Korb gelegt hat. „Danke nochmal. Für gestern.“, murmelt sie, den Blick auf seine
glänzenden Schuhe gerichtet.
„Kein Problem.“, ist seine knappe Antwort. Seine Stimme klingt etwas rau, was sie aber nur noch
verführerischer macht. Schnell beißt sich Diana auf die Lippe, will sich peinlich berührt
verabschieden, doch dann ergreift sein Begleiter das Wort.
„Ihr kennt euch? Also kein verrückter Fan? Hey, ich bin Jo Kwon, dem sein Mitbewohner. 25 Jahre
alt, Sänger.“, stellt er sich vor und schüttelt sofort ihre Hand mit seinen beiden. Doojoon neben ihm
scheint sich etwas zu versteifen.
„Ich bin Diana…“, beginnt sie, überlegt dann kurz, dass Koreaner immer ein Jahr zu ihrem Alter
dazurechnen und redet dann weiter. „22 Jahre, Trainee bei YG Entertainment.“
„Du bist ja die Freundin von G-Dragon, oder?“, fragt er gleich begeistert und beginnt zu strahlen.
Typisch Gossipqueen. Diana seufzt. Sie wird immer nur auf Jiyong reduziert und nicht darauf, was
sie selbst geleistet hat. Naja, was solls… Also nickt sie. „Find ich toll. Er ist ein super Kerl. Und
talentiert. Eine richtige Rampensau.“, brabbelt der Koreaner und merkt gar nicht, wie unangenehm
es dem Mädchen schon wird.
Wieder ist es Doojoon, der sie so zu sagen rettet, indem er seinen Freund am Ärmel zieht. „Jo,
Nimm dein Gesöff und komm. Wir haben noch zu tun.“, meint er, nickt Diana wiederum zu und
zerrt den Jungen weg. Dieser dreht sich nochmal um und schreit ihr etwas entgegen – völlig
ignorierend, dass er vielleicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte.
„Komm uns mal besuchen… wir wohnen…“ Doojoon hat ihm die flache Hand auf den Mund
gepresst, bevor er die Adresse ausplaudern kann. Nicht wegen ihr, sondern falls sie doch jemand
erkennt. Zum Schluss müssen sie sich in ihrer Wohnung verschanzen. Erst ein oder zwei Fans haben
ihre alte Adresse rausgefunden und seit sie umgezogen sind, war das noch nie der Fall – das soll
auch so bleiben. Jo Kwon winkt dem Mädchen also stumm, das einfach nur völlig verstört vor dem
Kühlregal stehen bleibt.
Tags darauf kommt Diana erneut vom Einkauf nach Hause und staunt nicht schlecht, als sich vor ihr
lauter Luftballons in Herzform auftürmen. Kerzen stehen überall, Rosenblätter liegen im ganzen
Apartment rum.
Was zum Teufel…
Sie tritt auf die kahlen Stellen am Boden, um nichts kaputt zu machen und ruft nach ihrem Freund.
Der steht dann zu allem Überfluss auch noch ganz plötzlich hinter ihr und sieht sie aus tiefdunklen
Rehaugen an.
„Hey.“, sagt er, „Gefällt es dir?“
„Ich… ja schon, aber… wozu?“
Ihre Emotionen kann sie noch gar nicht richtig sortieren. Ihr ist nicht klar, was das soll – erst, als er
offenbar eine kleine Box hochhebt, schlägt sie sich die Hand vor den Mund.
Zu allem Überfluss fällt er noch auf die Knie, hält diese Schachtel nach oben und klappt den Deckel
auf.
Wirklich… er macht‘s wirklich…
„Ich bin nicht gut in sowas, aber ich liebe dich und will mein ganzes Leben mit dir verbringen.“, sagt
er ihr mit einem aufrichtigen Lächeln und feuchten Augen. Sie selbst kann die Tränen nicht mehr
wirklich zurückhalten. Alles hier ist so romantisch und wohl das liebste, was je ein Mann für sie
gemacht hat. Warum kann sie darüber nur nicht so glücklich sein, wie sie es sollte? Etwas ganz
anderes schwirrt ihr im Kopf herum, aber das hier ist richtig. Das hier ist echt. Jiyong will sie
heiraten.
„Ich auch.“, sagt sie mit zittriger Stimme, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und schon steht
ihr Freund vor ihr und lächelt sie an. Auch aus seinen Augen hat sich ein Tropfen gelöst, der sich
nun über seine Wange rollt. Er freut sich wirklich. Sie sollte ein schlechtes Gewissen haben.
Nach einem intensiven Kuss, der vermischt wird mit ihren salzigen Tränen, nimmt er ihre linke
Hand an sich und platziert den offensichtlich teuren Verlobungsring an ihrem Finger. Natürlich
passt er perfekt. Was ist denn nicht perfekt an ihm. Warum kann sie sich nicht aufrichtig freuen?
Sie hat schon immer von einer Hochzeit in weiß geträumt, einem pompösen Fest mit allen ihren
Lieben. Wer, wenn nicht Jiyong kann ihr das geben. Sogar ihre Mutter würde er einfliegen lassen, da
ist sie sich sicher. Es muss so sein. Es ist der logische nächste Schritt. Heiraten, dann Kinder und
zusammen alt werden. Aber es fühlt sich noch nicht gut an. Ist aber wahrscheinlich nur die
Aufregung im Moment…
Der Ring funkelt in allen Farben, das muss ein echt teurer Brillant sein. Ein großer Stein in der Mitte
und noch mindestens zehn kleinere den Ring entlang. Weil sie nicht genau weiß, was sie noch sagen
soll, fällt sie ihm einfach um den Hals und drückt ihn fest an sich. Das Gefühl der Freude muss
irgendwie von ihm zu ihr übergesprungen sein, denn sie beginnt wieder zu lachen und weinen
gleichzeitig, während sie von ihm durch die Luft gewirbelt wird. Immer wieder küssen sie sich,
landen schließlich auf dem weichen Teppich und lieben sich so leidenschaftlich, wie schon lange
nicht mehr.
Während Jiyong danach die Kerzen ausbläst und Diana in seinem T-Shirt umhertapst, hält sie schon
ihr Handy ans Ohr. Sie hat lange überlegt, wen sie als erstes anrufen soll. Ihre Mutter fällt weg, denn
in Österreich ist es gerade irgendwann mitten in der Nacht, also fällt ihr zunächst Babsi ein. Kommt
es nicht komisch, wenn sie selten miteinander reden und dann ruft sie nur an, weil sie ihr
reindrücken will, dass sie heiraten will, nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat. An
Seunghyun denkt sie auch, aber sie ist sich nicht sicher, was er sagen wird. Sie braucht eine neutrale
Person.
Taekwoon.
„Hallo?“, fragt der nach bereits dem zweiten Klingeln. Diana wird ihm gegenüber energischer, als
zuvor noch Jiyong gegenüber.
Sie sprechen so lange miteinander, dass sie danach sogar auf ganz andere Themen kommen, über
die sie reden wollen. Keiner der beiden ist sich in dem Moment bewusst, dass das der Beginn einer
sehr intensiven Freundschaft ist – die am Ende sogar der zwischen Diana und Seunghyun
Konkurrenz machen könnte.
Paradise
Freunde sind äußerst wichtig. Vor allem, wenn harte Zeiten bevor stehen. Wird man erst
wachgerüttelt, was man wirklich mit seinen Taten zerstört hat, liegt es daran, wie neutral die Personen
sein können und welche dieser Taten auch tatsächlich zu einem großen Riss beitragen wird.
Während sich die einen Freundschaften langsam verlieren, werden andere geschlossen. Doch das muss
nicht das Ende bedeuten. Oft erkennt man den Wert einer Freundschaft daran, wie nahe man sich
trotz Differenzen nach wie vor steht, wenn man alle Probleme beiseitelegt.
Man erkennt, wie wichtig neue Freundschaften sind, wenn diese im richtigen Augenblick zu kämpfen
beginnen. Denn dann kämpfen sie für jemanden, um jemanden… oder auch gegen jemanden.
Es in irgendwelchen Szenarien durchzudenken ist immer anders, als wenn es dann tatsächlich
passiert. Zumindest denkt sich Diana das, als sie im Jetzt wieder an ihrem Tee nippt und sich einmal
mehr die Tränen aus dem Auge wischt. Immer wieder sammeln sie sich an, um ihre Wangen
hinunter zu laufen.
Immer wieder macht sie sich Vorwürfe darüber, was sie alles damit zerstört hat. Nur, weil sie einen
Moment lang so egoistisch geworden ist, dass sie alles an sich reißen wollte.
Weil sie wenigstens eine Nacht lang spüren wollte, wie es wohl für ihre Freundin ist, wenn ihr
jemand solche aufrichtigen Gefühle entgegenbringt.
Sie hat keine Ahnung gehabt, wie er zu ihr im Gegensatz sein würde, da sie immerhin auch keinerlei
Differenzen ziehen könnte. Doch im Nachhinein weiß sie, dass es bedeutet hat, dass er ihr gegenüber
nicht annähernd so sein wird, wie er sein könnte; hingebungsvoll und intensiv.
Nicht, dass das nicht intensiv gewesen ist. Ganz im Gegenteil.
Nach unten hat er sie gedrückt und sich über sie gebäumt. Ihr war klar, dass er niemals zulassen
würde, dass sie ihn dominiert, weder bei der Sache selbst, noch beim Vorspiel. Sie hat keine Gelegenheit
gehabt, ihn wirklich anzufassen – erst, als er ohne Bekleidung über ihr war, konnte sie ihre Finger in
seine Haut krallen.
Seine Stimme ist das einzige gewesen, das sie hören wollte. Das und die Geräusche, die sie dabei
gemacht haben, als er sich immer wieder in sie gedrängt hat und als er dabei so zielgerecht ihren
empfindlichen Punkt getroffen hat, den bisher niemand so schnell wie er gefunden hat.
Dass er etwas davon versteht, war ihr immer klar, da hat sie nicht weiter darüber nachzudenken
brauchen.
Dass er allerdings so bewandert darin ist, sie Himmel und Hölle gleichzeitig spüren zu lassen, dass
sie sich vollkommen vergisst und nicht mehr weiß, wo sie sich hier überhaupt befinden, geschweige
denn welchen Tag sie überhaupt haben, hat sie dann doch etwas kalt getroffen.
Für normal heißt es doch immer, dass man hinterher enttäuscht ist, wenn man im Vorhinein so viel
in eine mögliche Situation interpretiert und sich dabei vorstellt, wie jemand sein könnte.
Und plötzlich, jetzt wo sie so genau darüber nachdenkt, beginnt sich die Erinnerung daran wie ein
Film in ihrem Gedächtnis abzuspielen.
Es ist Samstag, Babsi ist hübsch angezogen und sitzt auf Kikwangs Beifahrersitz. Sie sitzt zum ersten
Mal in seinem Auto und beobachtet ihn angestrengt dabei, wie er sich wohl beim Autofahren
verhält. Sein Blick ist direkt geradeaus gerichtet – er wirkt nicht unbedingt so, als hätte er großartig
Lust irgendein Gespräch mit ihr zu führen. Das Radio, das die beiden mit aktueller Musik berieselt,
tut sein Übriges.
„Wo fahren wir hin?“, fragt sie ihn, weil ihr diese Stille so erdrückend vorkommt und das für sie
ganz schön unangenehm ist.
„Nach Itaewon.“, sagt er und wirft einen Blick in den Seitenspiegel, als der Fahrer hinter ihm ihn
stark zu blenden beginnt.
„Wohin genau?“, will sie das Gespräch am Leben erhalten.
„Ins Vatos Urban.“, sagt er knapp, die linke Hand umfasst dabei lässig das Lenkrad und die rechte
hat er locker auf seinem Schoß liegen.
„Was ist das?“, will sie wissen. Es muss ihm doch auffallen, dass sie ihn hier so ausfragt, weil sie ihn
dazu bringen will, ein Gespräch mit ihr zu führen…
„Ein mexikanisches Restaurant.“, antwortet er, keinesfalls genervt, aber vom übrigen Straßenverkehr
etwas abgelenkt.
„Und was essen wir dort?“, will sie nun wissen.
Kikwang schmunzelt, sieht aber nach wie vor geradeaus durch die Windschutzscheibe hindurch.
„Was immer du möchtest.“, antwortet er. Natürlich ist es ihm bewusst, dass sie ihn dazu bringen
will, mit ihr zu reden. Ihm gefällt es, wenn sie so um seine Aufmerksamkeit buhlt, muss er zugeben.
„Du bist nicht zufällig so unterkühlt, weil Doojoon dir das von Sungkyu erzählt hat?“, erkundigt sie
sich mit leichter Panik in ihrer Stimme.
„Ich bin nicht unterkühlt.“, antwortet der Rothaarige sogleich und wirft ihr nun doch einen
Seitenblick zu. Er runzelt dabei ganz merkwürdig die Stirn und sieht gleich direkt von ihr wieder zur
Straße raus. „Was ist denn passiert?“
„Oh, er hat es dir nicht erzählt?“
„Nein.“, sagt er ganz unbeeindruckt, „Willst du es mir erzählen?“
„Wenn ich ehrlich bin, nein.“, sagt sie recht direkt und sieht ihn prüfend an. Wenn sie wirklich
denkt, ihn damit in die Enge treiben zu können, hat sie sich allerdings geschnitten. Das funktioniert
vielleicht bei ihr, aber nicht bei Kikwang, der nicht gerade wenig schlagfertig ist. Sie wagt sich hier
sozusagen in fremdes Gewässer, das obendrein noch sein kleines Königreich ist.
„Dann frag ich Doojoon.“, versucht er es ganz simpel und unterdrückt ein leichtes Schmunzeln.
„D-der sagt es dir nicht!“, keucht sie verblüfft darüber, dass es ihn tatsächlich zu interessieren
scheint.
„Natürlich sagt er es mir.“, meint Kikwang in perfekter Schauspielmanier, „Wir sind gute Freunde.“
„Wer, du und ich?“, fragt sie verwirrt nach.
Daraufhin schmunzelt der Koreaner wieder amüsiert und dreht ihr den Kopf zu, weil sie
passenderweise gerade an einer roten Ampel stehen. „Wenn du unbedingt einen Titel willst, dann
bist du wenn überhaupt meine feste Freundin.“ Er sieht, wie sie schwer schluckt und verzieht seine
Lippen zu einem ganz leichten Schmunzeln. „Ich meinte mich und Doojoon.“, klärt er sie nun auf.
„War mir… danach auch klar…“, murmelt sie etwas eingeschüchtert.
Kikwang streckt die Hand nach ihr aus und tippt ihr mit dem Zeigefinger unter das Kinn. „Hey, Kopf
hoch.“, sagt er, „Ich beiße schon nicht.“
„Sagst du nur so.“, antwortet sie kleinlaut.
Er runzelt die Stirn. „Außer du willst es, dann natürlich schon. Beißen kann richtig gut sein, weißt
du?“, fragt er sie mit vollkommenem Ernst in der Stimme, sodass sie ihren Kopf sprachlos zu ihm
dreht und ihn mit offenem Mund anstarrt.
„Nein danke.“, murmelt sie und blinzelt ihn mehrmals an. Sie spürt, wie ihr die Röte ins Gesicht
steigt und schluckt schwer. Das hat ihr gerade noch gefehlt…
„Sehen wir weiter, wenn es soweit ist.“, grinst er diabolisch in sich hinein und parkt schließlich ein.
Ihr ist gar nicht aufgefallen, dass sie schon wieder gefahren sind.
„Sind wir da?“, fragt sie sichtlich mitgenommen und sieht ihn an, als er ihr den Kopf zuwendet.
„Nein, ich halte, damit wir knutschen können.“, haucht er und lacht, als sie einen noch rötlicheren
Schatten um die Nase bekommt. „Sei doch kein solcher Schisser.“, sagt er amüsiert, „Und ja, wir sind
da.“
Gerade schnallt er sich ab und greift schon nach dem Verschluss seiner Autotür, da packt sie ihn
plötzlich am rechten Oberarm und hält ihn bei sich zurück. Verblüfft über diesen kleinen Überfall
dreht er sich zu ihr und sieht sie fragend an. „Was ist?“, fragt er fast schon besorgt.
„Naja, ich-“, murmelt sie und sieht ihn dabei fast schon hysterisch an, „ich- ich-“ Eben will er noch
sagen, dass sie sich beruhigen soll und sie erneut danach fragen, was denn los sei, da sprudeln schon
die Worte aus ihrem Mund. „-ichhabemitSungkyugeschlafenundbinnichtstolzdrauf.“
Einige Male blinzelt er sie verblüfft an, bis ihm kommt, was sie gerade eben zu ihm gesagt hat. Dann
zieht er verwundert die Augenbrauen hoch.
„Du hast-“ Sie nickt energisch. „-mit Sungkyu-“ Wieder nickt sie und murmelt eine Entschuldigung.
„Wann?“
Vor allem darüber verwundert, dass er nicht weiter wütend zu sein scheint, sieht sie ihn im ersten
Augenblick noch recht misstrauisch an. Dann meint sie: „Vor 3 Tagen…“
„Oh.“, sagt er und nickt ein paar Mal, während er nachdenklich über ihren Kopf hinweg ein Loch in
die Luft zu starren scheint. „Und jetzt?“
„Was meinst du?“, fragt sie verwirrt.
Verlangt er jetzt, dass sie zu Fuß nach Hause spaziert?
„Naja, was ist jetzt zwischen euch?“, fragt er.
„N-nichts…“, murmelt sie ganz leise, „er hat danach gesagt, dass die Gefühle für ihn wie verpufft sind
und… ich weiß nicht, das war’s.“ Ihre Augen füllen sich plötzlich mit Tränen, die sie nicht laufen
lassen will. Auf keinen Fall, wie peinlich wäre das denn!
„Woah.“, sagt er und wischt ihr mit den Daumen sofort über die Augen, weil er es ebenfalls bemerkt.
„Hör zu, in meinem Auto wird nicht geweint – verstanden?“
„Ja.“, murmelt sie matt und atmet tief ein und aus.
„Warum bist du jetzt traurig?“, fragt er und steigt aus seinem Auto, um anschließend auch ihr
charmant die Tür zu öffnen und ihr somit aus dem Wagen zu helfen, „Ist doch gut, wenn du jetzt
weißt, woran du bist.“
Verwirrt sieht sie ihn an. Ihr ist, als ob er ihr gerade ein völlig unlogisches Märchen erzählt. Warum
regt er sich darüber nicht auf…?! Sie hat mit jeder Reaktion gerechnet, nur nicht mit dieser…
„Komm.“, sagt er und lächelt sie freundlich an, „Gehen wir was essen.“
Er nimmt ihre Hand und zieht sie direkt hinter sich her ins Restaurant, das übrigens ziemlich nobel
aussieht. Kurz spricht er mit der Dame von der Rezeption, die sie daraufhin gleich zu ihrem Tisch
bringt – es ist eine gemütliche Ecke, sehr weit hinten im Lokal, um es möglichst privat zu haben.
„Dankeschön.“, grinst er und dann bemerkt Babsi, dass sie ihren Tisch sogar mit Schiebetüren vom
übrigen Restaurant abtrennen können. Gerade schließt er sie noch und im nächsten Moment sitzt
er schon am Tisch von ihr, direkt gegenüber.
„Warum bist du nicht sauer?“, fragt sie mit gerunzelter Stirn. Zugegeben, sie hat bloß auf einen
Moment gewartet, um das Gespräch weiterzuführen.
„Wieso sollte ich?“, fragt er amüsiert und runzelt seine Stirn ebenfalls dabei. Bei ihm wirkt das aber
gleich so… arrogant… weil er dabei noch so seltsam lächelt…
Oh Mann, ist dieser Koreaner attraktiv.
„Ehm-“ Sie klappt den Mund zu, als ihr bewusst wird, dass sie ihn gerade angestarrt hat, als käme er
vom Mond und hätte sein UFO gerade eben um die Ecke gelandet.
Kikwang kichert etwas und sieht die Kellnerin an, die gerade reinkommt und ihnen den Tisch deckt.
Sie stellt ihnen einen Teller mit Tortillakreisen in die Mitte, dazu eine Schüssel voll Fleisch, mehrere
Sorten Gemüse, eine große Schüssel mit Salat und zwei verschiedene Sorten. Eine mit Joghurt und
Kräutern, die andere mit Tomaten und Kräutern.
Der Rothaarige verabschiedet die Kellnerin mit der für Koreaner üblichen Floskel „Wir werden viel
essen.“ was so viel bedeutet, wie eine Danksagung dafür, dass sie das Essen für sie beide angerichtet
hat. Grinsend nickt ihm die Dame zu und lässt die beiden im nächsten Moment auch schon wieder
alleine. Gerade, als sie die Tür hinter sich schließt, sieht Kikwang zu dem Mädchen. „Lass uns
essen.“, sagt er freundlich und nimmt sich gleich einen der Teigkreise.
Neugierig sieht ihm Babsi dabei zu, wie er das macht.
Zuerst nimmt er sich Salat, legt ihn auf seinen Kreis und legt Fleisch, Paprika und ein paar
Zwiebelstücke drauf. Danach gibt er etwas Soße drüber. Bis auf die Soße macht sie dasselbe; nur
dass sie die Tomatensoße nimmt und er die mit Joghurt.
„Und jetzt?“, fragt sie und sieht ihn fragend an.
„Rol-“, fängt er gerade grinsend an und sieht ihr dabei zu, wie sie die Kanten links und rechts nimmt
und sie übereinander legt und nun nachzudenken scheint, was als nächstes kommt. Sie überlappt
den hinteren Teil seltsam über den vorderen und hat nun einen… sehr interessant wirkenden
Tortilla Wrap in ihren Händen.
Amüsiert greift er nun zu seinem und rollt ihn wie Kimbap, wodurch das Innere leichter drin bleibt.
Um zu verhindern, dass hinten was rausfällt, nimmt er eine der zu Recht geschnittenen Alufolien
vom Tisch und wickelt ihn darum, beißt im nächsten Moment schon ab.
Kauend sieht er ihr dabei zu, wie sie sich einen riesigen Teil davon in den Mund schiebt und im
Anschluss in seine Richtung blinzelt. Ganz unschuldig sieht sie dabei aus – so unschuldig, als habe
sie ihm gerade zuvor noch sein Essen geklaut.
„Schmeckt’s?“, fragt er belustigt, als ihr schon die ersten Stücke Paprika aus dem Teig fallen.
„Mhm.“, macht sie mit vollem Mund und kaut so dezent wie nur möglich.
„Warte, dir fällt alles raus.“, sagt Kikwang und legt seinen Wrap nochmal auf den Teller vor sich, ehe
er zu ihr rüber greift und ihr den Teig aus den Händen nimmt. An fast jeder Seite beginnt ihm die
Tomatensoße über die Finger zu laufen und leise lachend versucht er die Enden so zu überlappen,
dass sie wenigstens ein klein wenig zusammenhalten – am Ende gelingt es ihm sogar. „Boah, ist das
eklig.“, lacht er über die Soße und nimmt den Daumen in den Mund, um ihn abzulecken, wischt
sich den Rest aber in ein paar Servietten.
Es gelingt ihr, den Wrap so zu essen und es schmeckt auch richtig gut. Am Ende verbringen die
beiden einen richtig angenehmen Abend miteinander und er fährt sie direkt nach Hause, ohne aber
mit rauf zu kommen – gerade nach der Offenbarung fürchtet er, dass sie sich bedrängt fühlen
könnte und geht so einer Situation erst einmal aus dem Weg.
Die Frage darum, warum er nicht wütend darüber war, wird sich aber weiterhin nicht für sie lösen.
Dabei ist es doch so simpel – sie beide sind ja noch nicht einmal richtig zusammen. Nicht, dass er
derzeit jemanden hätte, mit dem er schläft, nein sowas macht er nicht. Aber wenn sich für sie damit
das mit Sungkyu gelöst hat und ein Konkurrent mehr aus dem Rennen ist, sieht die Lage für ihn
doch noch besser aus. Wieso soll er also sauer darüber sein? So etwas versteht sie wohl erst, wenn
sie tatsächlich länger mit der Szene zu tun hat.
Frustriert ein Stück Kuchen nach dem anderen in sich hineinstopfend sitzt Doojoon auf einem Stuhl
direkt neben dem Minimarkt, bei dem es offenbar mittlerweile zur Gewohnheit wird, dass er und
Diana sich über den Weg laufen.
Er denkt darüber nach, was Babsi ihm in den letzten Tagen erzählt hat und dass sie offenbar viel
Zeit mit Kikwang verbringt.
Warum stört ihn das so?
Unzufrieden schnaubend schiebt er sich das nächste Stück Kuchen in den Mund und sieht ganz
finster auf, als plötzlich eine Gestalt vor ihm stehen bleibt.
Diana.
Überrascht runzelt er die Stirn, sieht sie direkt an. Sagt nichts, nickt ihr nicht einmal zu.
Doojoon geht davon aus, dass sie ihm etwas mitteilen möchte, wenn sie schon einfach vor ihm
stehen bleibt.
„Was ist?“, fragt er schließlich, weil noch immer kein einziges Wort aus ihrem Mund kommt.
„N-nichts.“, antwortet sie etwas betroffen von seiner unfreundlichen Anrede. „Wollte nur hallo
sagen.“
„Na, das hast du ja jetzt.“, antwortet er mürrisch und schiebt sich das nächste Stück Kuchen in den
Mund.
Sie atmet schnappartig ein, er wendet den Blick von ihr ab. Verblüfft blinzelnd sieht sie zum Tisch
und fragt sich, warum er ihr gegenüber plötzlich so ungehalten ist. Immerhin kann sie ja nicht
wissen, dass er aktuell zu jedem so ist.
Jeder macht Mal eine schwere Phase durch... seine ist jetzt gerade.
Frustriert geht sie in den Laden, um das einzukaufen, was sie sich zuvor noch eingeprägt hat, um ein
Essen für sich und Jiyong zu zaubern.
Aber es lässt sie einfach der Gedanke nicht los, dass noch immer Gefühle für Doojoon da sind…
Logisch. Die verpuffen ja auch nicht einfach so, nur weil ihr Jiyong einen Antrag macht…
„Jaaaaa! Ich komme ja schoooon!“, schreit sich Babsi symbolisch die Seele aus dem Leib, als jemand
meint, er müsse jetzt zum Spaß an ihrer Klingel Sturmläuten. Draußen fällt bereits der erste Schnee
und sie hat ja sowas von keine Lust, da jetzt zu lange an der Haustür zu stehen und irgendeinem
Versicherungsvertreter zu erzählen, dass kein Bedarf daran besteht, eine Polizze abzuschließen.
Genervt seufzend reißt sie förmlich die Tür auf, als sie schließlich erblickt, wer da auf die
bescheuerte Idee kommt, sie um halb 10 nachts aus dem Frieden ihrer Wohnung zu reißen. Und
dann entgleisen ihr übrigens sämtliche Gesichtszüge.
„Kikwang.“, sagt sie matt und blinzelt den Rothaarigen an.
„Überraschung!“, grinst er und drückt ihr eine weiße Kugel in die Hand, von der sie gleich darauf
bemerkt, dass es Schnee ist. Keuchend lässt sie das Ding fallen und sieht ihm mit offenem Mund
hinterher, als er in ihre Wohnung spaziert, als hätte sie ihn gerade reingebeten.
„Hey!“, ruft sie und rennt ihm hinterher, dreht aber nochmal um und schiebt den Schnee aus der
Tür. Er hat seine Schuhe längst ausgezogen und steht mitten in ihrem wahnsinnig chaotischen
Wohnzimmer, auf dessen Boden einfach überall Comics, leere Chipstüten und Dreckwäsche
rumliegen.
Sie stolpert hinter ihm in den Raum und rempelt ihn fast schon an, weil ihre Socken so rutschig vom
nassen Schnee gerade eben sind. Am Ende setzt sie sich direkt neben ihm auf den Hintern, aber
nicht ganz freiwillig.
Mit einer Augenbraue in der Höhe sieht er zu ihr runter. „Nett sieht es hier aus.“, sagt er und schält
sich nun aus seiner Jacke vom Auftritt. Die ist voller klingelnder Kettenteilchen und riesigen,
glitzernden Steinchen. Er hängt sie über einen Stuhl und geht rüber zu ihrem Bett, wo er sich nun
hinsetzt und in ihre Richtung blickt.
„Kündige dich… nächstes Mal an, dann sieht es hier nicht so aus.“, murmelt sie mürbe und sieht ihn
nicht allzu motiviert an.
„Was bin ich, dein Bankberater?“, fragt er mit diesem typischen, arroganten Grinsen, das er so gerne
in sein Gesicht setzt und kichert leise, „Ich bin dein Freund. So jemand kündigt sich nicht an.“
„So, bist du das, ja?“, murmelt sie nüchtern zurück und zieht ihre Augen dabei ganz misstrauisch
zusammen.
„Hab ich doch gesagt.“, antwortet er mit gerunzelter Stirn.
„Nein, hast du nicht.“, erwidert sie stur, „Du hast irgendwas von Titel gesprochen, aber das nimmt
doch keiner ernst.“
„Ich mach dir aber keinen Antrag, nur weil wir zusammen sind.“, sagt er daraufhin und damit
verstummt sie zumindest Mal ein paar Sekunden länger. Breit grinsend sieht er sich nun weiter im
Raum um. Da liegen die leeren Chipstüten, die Comics und Dreckwäsche. Nichts Peinliches. Aber
dass sie Comics liest, ist irgendwo seltsam. Immerhin ist sie ein Mädchen.
Ihr fällt sein Blick auf, der wohl eine Sekunde zu lange an den Comics hängen bleibt, denn sie folgt
seinen Augen und beginnt plötzlich, in rasender Geschwindigkeit alle Hefte einzusammeln und die
Wäsche ins Bad zu werfen. Sie sammelt die leeren Verpackungen auf, wirft Zeug in den Müll, bringt
etwas von der Spüle ins WC und… steht plötzlich in einem leeren Wohnzimmer.
„Eh… Ki…kwang?“, fragt sie und spricht seinen Namen fast kaum hörbar aus.
Plötzlich kommt seine Stimme aus dem Badezimmer gerufen: „Hast du denn nur Zeug, das nach
Kuchen oder Mädchen riecht?! Ich bin doch nicht schwul!“ Danach geht die Tür von ihrem
Badezimmer auf und als er meint „Morgen früh gehen wir einkaufen, dann nehmen wir Duschgel für
mich mit!“ fängt sie ganz leicht an zu grinsen.
Schnell aber bemüht sie sich, den Ausdruck von ihren Lippen zu verbannen.
Dann dreht sie sich zu ihm um.
Sieht ihn ganz nüchtern an. Okay, nüchtern kann sie nicht.
Das ist schon eher ein ungewollter Todesblick.
„Was denn?“, fragt er mit gerunzelter Stirn, die aber zunehmend von seinen Haaren bedeckt wird.
Langsam geben sie nach, weil er sich schon mehrmals mit den Händen durchgewuselt hat.
„Zieh dir was an!“, herrscht sie ihn streng an. Wie sie es hasst, wenn jemand auch nur halbnackt vor
ihr steht!
Kikwang dreht die Augen erst zur Seite und senkt dann den Kopf, um an sich hinunter zu blicken.
Erst da wird ihm klar, dass sie offenbar ein Problem mit nackter Haut hat. Vor allem, wenn es seine
ist. Grinsend hebt er sofort wieder das Gesicht und blickt sie mit gerunzelter Stirn an.
Sie könnte ihn erschlagen für diesen arroganten Grinser!
„Etwa nervös?“, ärgert er sie und trifft sie damit genau am falschen Fuß.
Sprachlos öffnet sie den Mund, während ihre Augen aus reiner Hilflosigkeit heraus ganz glasig
werden. In dem Moment, als sie etwas darauf erwidern möchte, macht er plötzlich Anstalten, aus
dem Badezimmer zu springen.
„WUHH!“, macht er und sie dreht sich kreischend um, hält die Augenlider geschlossen.
„Oh mein Gott, geh endlich duschen!“, brüllt sie und hört ihn hinter sich leise kichern.
Währenddessen er nun wieder in dem Raum ist, beginnt sie erneut damit, das Chaos in diesem
Raum ein für alle Mal wegzuschaufeln. Sie holt Besen, fegt den Boden und greift dann zu einer
Zeitschrift, die inmitten all der Comics gelegen hat, die er aber offenbar – oder eher zum Glück –
nicht gesehen hat.
Ganz groß auf dem grauen Zeitschriftencover voller pinker und weißer Lettern ist Kikwang
abgebildet. Er zieht sich das Oberteil hoch und hält es sich mit der Hand oben, seine Hose rutscht
nach unten, weil sich der Kerl offenbar
keinen Gürtel leisten kann – und man
sieht den Bund seiner Boxershorts.
Von der Zeitschrift gibt es auch eine mit
Doojoon am Cover, er trägt ein Hemd,
dessen erste Knöpfe offen sind, aber er
zeigt nicht allzu viel von seinem Körper.
Dafür wirkt er umso charismatischer mit
dem roten Lippenstift über seinem Mund,
den er mit den Fingern verstreicht.
Fasziniert betrachtet sie die Cover, gibt
sich aber dabei größte Mühe, nicht mit ihrem Blick auf Kikwangs Oberkörper auszuweichen und
hustet laut, als es ihr dann doch passiert. Mit hochrotem Kopf will sie den Blick abwenden, doch die
deutlichen Konturen auf diesem Cover sind einfach zu fesselnd, als dass ihr das gelingen mag.
Tief seufzend versinkt sie in Gedanken. In welche, die nicht allzu sehr für sie sprechen.
Denn sie sind erfüllt voller Fragen, wie etwa…
Warum ausgerechnet sie?
Wieso ausgerechnet er?
Was hat sie, was andere nicht haben?
Wer garantiert ihr, dass er wirklich in sie verliebt ist?
Was, wenn die Jungs Recht haben und er doch gar nicht weiß, was Liebe ist?
Weiß sie überhaupt, was Liebe ist?
„Was machst du da?“, reißt sie seine plötzlich erklingende Stimme aus den Gedanken.
Sie gibt einen erschrockenen Schrei von sich, der aber nicht allzu laut ist und sieht panisch vom
Cover zu ihm. Kikwang aber grinst schon verhalten und wirft ihr einen gemeinen Blick zu, bei dem
seine Augen so spartanisch zu funkeln beginnen.
„Aufräumen.“, sagt sie schnell und legt die beiden Zeitschriften mit dem Cover nach unten auf den
Tisch.
Der Rothaarige, dessen Haarfarbe mittlerweile etwas verblasst und mehr wie ein dunkles Braun zu
wirken scheint, grinst verschmitzt. „Okay.“, sagt er nur und setzt sich nun in Jeans und Shirt auf das
Sofa. Dann klopft er auf den freien Platz neben sich. „Setz dich bloß nicht wieder auf den Stuhl!“,
sagt er schon, als sie die Anstalten dazu macht.
Ihr Herz schlägt ihr mal wieder bis zum Hals hinauf, als sie resignierend auf den Platz neben ihn
zusteuert und er dann noch ein Stückchen von ihr wegrutscht, damit sie eine sichere Zone zwischen
ihnen beiden hat.
„Na, ist doch nicht schlimm.“, sagt er und schmunzelt sie verschmitzt an, als sie ihm einen
schüchternen Blick zuwirft. Sie führt sich hier auf wie ein bescheuertes Teenagermädchen. Aber
sobald sie mit ihm alleine ist, spielt die Angst in ihr mit, dass er sich etwas ganz anderes von ihr
erwartet und… dazu ist sie nicht bereit.
„Wie war-“ Sie räuspert sich. „-der Auftritt?“
„Echt gut.“, sagt er und übergeht ihre Aufregung ganz gekonnt, „Die Fans waren alle richtig gut
drauf und den ersten Platz haben wir auch gewonnen. Bis zum Jahresende geht es jetzt noch weiter
mit der Promotion, danach haben wir erst einmal einen oder zwei Monate Pause. Je nachdem, wie
schnell Junhyung den neuen Song fertig kriegt.“ Er seufzt und schüttelt den Kopf. „Der Arme scheint
ein kreatives Tief zu haben, aber das wird schon.“
„Ach richtig… Junhyung schreibt ja eure Songs.“, sagt sie und nickt dabei andächtig.
„Ja.“, antwortet er schmunzelnd und macht es sich ein wenig gemütlich auf ihrem Sofa.
„Ich hab dich gar nicht gefragt, ob du was zu tri-“
„Nein.“, antwortet er direkt in ihrem Satz, weil er nicht will, dass sie schon wieder aufsteht und vor
ihm zu flüchten beginnt. Dann aber grinst er gleich wieder. „Danke.“
Er fühlt sich geschmeichelt, dass sie nur wegen ihm so nervös reagiert, aber es gibt wirklich keinen
Grund, so eine Panik vor dem Alleinsein mit ihm zu haben. Schließlich ist er ja jetzt keiner, der ihr
sofort die Kleider vom Leib reißt und sie wie ein wildes Tier besteigen will. Ja sonst noch was.
„Wie war dein Tag?“, fragt er.
„Gut.“, antwortet sie knapp.
Sie hat ja keinen Plan, was sie mit ihm reden soll. Bei Taekwoon war sie es immer, die geredet hat.
Da hat er- oh… Taekwoon…
Andächtig senkt sie den Blick und fragt sich, wie es ihm wohl geht. Was er wohl gerade macht. Ob
er auch manchmal an sie denkt.
Warum… verbringt sie gerade überhaupt Zeit mit jemand anderem… der sich als ihr Freund
bezeichnet?
„Ich… fühl mich nicht besonders gut.“, sagt sie ehrlich und hebt den Blick zu ihm, sieht ihn nun aus
glasigen Augen an. Er blinzelt sie fragend an, nickt aber dann.
„Okay.“, antwortet er, überrascht darüber, wie schnell sich gerade ihre Stimmung geändert hat.
Als er sie dann alleine lässt, ist es eine harte Nacht für sie, in der sie viel weint und kaum etwas
schläft.
Explosionen, laute Schreie und Polizeisirenen. Nicht gerade das allerbeste Fernsehprogramm, wenn
man einen Freitagabend zu zweit verbringt, aber Babsi kann einfach nichts mit argen
Kitschromanzen anfangen. Außerdem driftet sie immer wieder in ihren Gedanken ab, warum sie mit
Taekwoon nie ein richtiges Date hatte – und dann erinnert sie sich wieder an diese ekelhafte
Idolszene.
Sie ist so von den Gedanken eingenommen, dass sie gar nicht bemerkt, wie ihr der brünette
Koreaner immer näher kommt.
Erst, als sein Gesicht tatsächlich auch in ihr Blickfeld eindringt, registriert sie ihn und erst, als seine
Nase bereits ihre Wange berührt, wird ihr klar, dass er fast im Begriff dazu ist, sie zu küssen.
Im ersten Moment nicht wissend, was sie tun soll, presst sie die Augenlider aufeinander. Dann
weicht sie mit dem Kopf zurück und legt ihm die Hände an die Brust, drückt ihn leicht weg.
„Nicht.“, sagt sie und blinzelt verstört, weicht aber dabei seinem Blick aus. „Ich will das nicht.“
Kikwang ist überrascht darüber, dass sie ihn nicht einmal küssen will und sieht sie im ersten
Augenblick ein wenig betroffen an.
Er räuspert sich, als er sich zunehmend von ihr entfernt und weiß nicht direkt, wie er sich verhalten
soll. Aber er setzt sich wieder normal neben sie und sieht sich den Film weiter an. Natürlich ist er
ein wenig frustriert darüber, aber was… soll er machen?
Am nächsten Tag hat sich das bereits wieder gelegt.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das so gut ist, wenn wir mit Hyunseung und Hyunah weggehen… sie
mag mich ja gar nicht wirklich.“, jammert Babsi, sie gerade von Kikwang abgeholt wird. Sie weigert
sich nach wie vor, ihn als ihren Freund zu bezeichnen. Es kommt ihr noch immer so unwirklich
vor…
Als er plötzlich nach ihrer Hand greift, starrt sie ihn sprachlos an.
„Das wird schon.“, sagt er und lächelt zum ersten Mal ganz natürlich. Es liegt kein arroganter
Ausdruck in ihrem Gesicht, gar nichts.
Seine Hand ist so angenehm warm…
Sie fühlt, wie sein Daumen ganz vorsichtig, aber trotzdem in einer intimen Art und Weise ihren
Handrücken streichelt. Dabei drückt er ihre Hand gerade so fest, dass es angenehm für sie ist, aber
noch nicht zu fest wird.
„Du bist süß, wenn du dir so viele Gedanken machst.“, sagt er, kurz bevor er das Auto auch schon
direkt vor dem Club einparkt. Er hat ihr versprochen, nichts zu trinken, damit sie jederzeit nach
Hause fahren können, wenn sie keine Lust mehr hat.
Als er ihr den Kopf zudreht, hat sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Zum ersten Mal seit langem
ist sie wirklich ungezwungen und schafft es, tatsächlich positiv zu denken.
Kikwang, der sie gerade direkt ansieht, grinst ebenfalls und senkt den Blick.
Sie ist wirklich zu süß.
„Ich will dich grad umarmen.“, platzt es plötzlich aus ihr heraus. Sie weiß selbst nicht, wo diese
Gefühle herkommen, aber die müssen rausgelassen werden. Emotionen sind ja oft tatsächlich sehr
irrational…
Schnell schlingt sie ihre Hände um seinen rechten Oberarm und dann legt sie ihren Kopf auf seine
rechte Schulter. Sie kann nicht aufhören zu grinsen und kommt sich schon ganz bescheuert vor,
aber Kikwang grinst auch die ganze Zeit über von einem Ohr zum anderen und lacht sogar, weil er
nicht weiß, wie er zu der Ehre kommt, dass sie ihm freiwillig so nahe kommt.
Immer wieder trifft Diana auf Doojoon. Sie spricht ihn auch immer wieder an, aber der Typ wird
einfach mit jedem Mal unfreundlicher, wie ihr scheint… Letztens erst hat er ihr einen Vortrag
darüber gehalten, dass sie ihn nicht einfach informell ansprechen soll, weil sie ihn erstmals direkt
beim Namen genannt hat.
Sie soll ihn Doojoon-ssi nennen. Und sich nicht so viel darauf einbilden, dass sie mit G-Dragon
zusammen ist, zu dem sie ja auch nicht Jiyong-ssi sagt, aber nur weil er ihr Freund ist.
Dass sie ihm dabei erzählt hat, sie sei mit ihm verlobt, ist ihm aber ziemlich den Rücken runter
gerutscht.
Obendrein hat Diana nun auch Jiyongs Familie kennengelernt. Seine Mutter ist… schwierig. Darüber
will sie aber gar nicht so genau nachdenken. Soll sie darüber sinnieren, dass es Babsi in die
Nachrichten geschafft hat, weil sie mit einem Passanten in eine Rangelei gekommen ist?
So ein Perverser soll einer Frau unter den Rock gefilmt haben.
Naja…
Eine Beziehung mit einem Idol zu führen, ist nicht einfach – vor allem, wenn es sich dabei um
jemanden einer richtig bekannten Band handelt, mit dem man auch ins Kino gehen will. Warum
auch immer er bei dem blöden Einfall zugestimmt hat, Babsi und Kikwang sitzen mit tief ins Gesicht
gezogenen Kapuzen im Saal ganz hinten und bemerken beide nicht, dass bereits Fotos von ihnen
gemacht werden…
Das Mädchen dreht sich zu ihrem… Begleiter… als eine etwas langweilige Szene im Film kommt.
„Hey.“, murmelt sie.
Kikwang scheint wahnsinnig konzentriert zu sein, sieht aber recht ernst aus, weil er irgendwie nicht
versteht, warum der Hauptcharakter so dämlich ist und in das Haus reingeht, wenn er doch schon
sieht, wie unsicher es für ihn ist.
Er rutscht auf seinem Sitz hin und her und fragt: „Was denn?“ Dabei streicht er mit dem Daumen
immer wieder ihre Finger, die seinen Zeigefinger umschließen und auf der Lehne zwischen ihnen
liegen.
„Der Film ist langweilig.“, murmelt sie. Zwar hat sie ihn ausgesucht und er sich anfangs dagegen
gewehrt, aber jetzt scheint sich der Spieß zu ihrem Pech umzudrehen.
Mit gehobenen Augenbrauen dreht er das Gesicht zu ihr und sieht sie mit einem Blick an, als wolle
er ihr damit sagen, dass das doch nicht ihr Ernst sein kann.
„Du wolltest doch hier rein.“, sagt er auch schon.
„Ja, aber der Film ist stinklangweilig…“
Murrend dreht er sich wieder zurück und sieht sich dennoch den Film weiter an. Heißt nicht, dass
er dabei aufhört, ihre Finger zu streicheln. Aber es ärgert ihn.
Sie haben sich eine ganze Woche lang nicht gesehen und sie wollte unbedingt ins Kino. Also bleiben
sie hier jetzt auch, bis zum Schluss des Films – oder vielleicht ganz knapp davor, da sie sich noch
rausschleichen müssen, ohne erkannt zu werden…
Wie viel ist eine Verlobung wert, wenn man sich in der Partnerschaft offenbar ohnehin nicht alles
sagen kann, was einen bedrückt?! Die Tage sind verstrichen voller Streitsituationen. Diana hat ja
keine Ahnung, ob es ihrer Freundin besser geht, aber langsam hat sie die Nase voll.
Jiyong hat ihr gesagt, dass er keine Lust darauf hat, dass ihm jemand etwas wegnimmt. Seine Eltern
reden obendrein noch von einem Ehevertrag – als ob sie es auf sein Geld abgesehen hätte!
Wobei, das kann sie ja noch verstehen. Aber wie sich Jiyong verhält… bald stellt er auch noch
irgendwelche Besitzansprüche an ihr selbst.
Frustriert sitzt sie auf ihrem Bett und weiß nicht, wie sie mit der Situation umgehen soll. Genauso
wenig, wie sie weiß, dass bereits der Countdown zu fallen anfängt… in ihr eigenes Verderben. Es
sind noch 2 Wochen.
Doch zuvor hat sie noch einige Tage voller Streit mit Jiyong vor sich. In denen sie sich hin und
wieder zu Hakyeon und Taekwoon flüchtet, aber die können ihr die große Entscheidung nicht
abnehmen, Jiyong die Meinung zu geigen und ihm zu sagen, dass es so nicht weitergehen kann.
Doch vor einem Schlussstrich hat Diana Angst. Es soll doch wirklich alles perfekt sein in ihrem
Leben. Und Jiyong ist perfekt – für sie…
Oder etwa nicht?
Soll sie lieber doch auf ihre kindischen Hirngespinste vertrauen?
Es ist genau ein Tag vor Weihnachten. In Korea sind Feste wie Weihnachten oder Silvester fast
schon Tage, die ausschließlich für Pärchen geeignet sind. Natürlich ist Kikwang bei Babsi zu Hause,
die keinen Baum in ihrer Wohnung stehen hat und ausgerechnet diesen Fakt im Moment massiv
bereut.
Gerade eben diskutieren sie über ihre Beziehung. Ja, jetzt nennt sie das wirklich schon so.
Energisch packt das Mädchen den rechten Arm des Koreaners und zieht ihn zu sich. Sie schiebt ihm
den Ärmel seiner Jacke hoch und sieht ihn an, als sie frustriert meint: „Da, das ist alles, was ich
ertrage.“ Kikwang blickt mit skeptischem Blick von seinem Arm in ihr Gesicht, während sie
weiterspricht. „Du sagst, ich bin deine Freundin, dann sind wir ja schon seit fast einem Monat
zusammen und haben uns noch nie gekü-“ Sie verstummt mit einem Mal. Jetzt wird ihr erst klar,
was sie im Begriff war zu sagen und dass er bestimmt weiß, was das Wort hätte werden sollen,
macht es auch nicht wirklich besser.
Natürlich weiß Kikwang, was sie sagen wollte. Immerhin ist es Kikwang, hallo?
Doch er reagiert völlig abnorm auf diesen kurzen Ausfall ihrerseits.
„Ich mag dich.“, sagt er ganz direkt, was zwar nicht so mächtig ist, wie die Worte der Liebe, in Korea
aber eine Menge bedeutet. „Sehr sogar.“, fügt er noch mit einem zufriedenen Schmunzeln hinzu.
Ungläubig hebt sie ihren Blick und sieht ihm in die Augen.
Sie sieht, wie er sich ihr nähert und überlegt einen Augenblick lang, zurück zu weichen. Aber sie
kann sich doch nicht darüber beschweren und dann wieder einen Rückzieher machen.
Fast sind seine Lippen bei den ihren, nur noch wenige Zentimeter trennen sie beide voneinander.
Sie kann schon seinen Atem auf ihren Lippen spüren. Plötzlich beginnt ihr Herz so verrückt zu
spielen, dass sie damit rechnet, jeden Moment einen Herzinfarkt zu erleiden.
„Hey…“, flüstert er und legt ihr die Hand an die Wange, „Hey, du da.“
Vor ihren Augen kriseln ganz viele weiße Punkte, ihr Kreislauf spielt gerade verrückt.
Ist es das…? Ist das, was man Verliebtsein nennt?
„Ganz ruhig.“, redet er ihr gut zu, „Du sollst mich küssen, nicht zu einer Abschlussprüfung antreten.
Kein Grund, so nervös zu sein.“
Noch immer starrt sie ihn ganz bedrückt an.
„Sieh mich mal an.“, wünscht er sich von ihr und schüchtern hebt sie ihren Blick zu ihm. Sieht ihm
direkt in die Augen.
„Bin nur ich.“, lächelt er ganz happy, „Magst du mich?“
Nun verziehen sich ihre Lippen zu einem ganz breiten, verhaltenen Grinsen. Dass er sie so breit
anlächelt, lässt in ihrem Inneren noch mehr verkrampfen. Sie nickt, sogar ganz vehement.
Der Brünette antwortet gar nicht, er lächelt nur zufrieden. Dann aber weicht seinem Lächeln ein
ernster Blick, als er ihr Gesicht etwas anhebt und sich nun ihren Lippen nähert.
Sofort schließt sie die Augen, der Sänger aber betrachtet sie noch ein wenig aus gesenkten
Augenlidern.
Wie hübsch sie aussieht, wenn sie rot wird…
Dann legt er schließlich seine Lippen auf die ihren. Vergräbt seine Finger tief in ihrem Haar und
küsst sie. Küsst sie immer wieder, ist ganz fasziniert davon, wie perfekt sich ihre Lippen für ihn
anfühlen.
„Hey, ganz ruhig.“, fordert Kikwang mit möglichst gesenkter Stimme, „Wo sind deine Hände? Gib
sie mir.“ Er hebt die seinen leicht aus der Bettdecke und wartet, bis sie ihm ihre Hände auf die
seinen legt.
„Da.“, murmelt sie und selbst in der vorherrschenden Dunkelheit im Raum kann er sich denken, wie
rot ihr Gesicht im Moment wohl leuchten muss.
Er grinst breit, verschränkt seine Finger mit den ihren und zieht ihre linke Hand mit seiner rechten
zu seinem Mund, um sich mit dem Zeigefinger an die Unterlippe zu tippen. „Das hier ist das einzige,
worauf du dich jetzt konzentrieren sollst.“, flüstert er leise und alleine beim Klang seiner Stimme,
die in diesem Moment überraschend tief für sie klingt, wandert ihr ein Schauer über den Rücken.
Langsam wendet sie sich ihm zu, legt ihm schüchtern die Lippen auf die seinen und schließt die
Augen. Der Brünette erwidert den Kuss augenblicklich und lässt ihre Hände los, um sie damit zu
umschlingen und an sich heran zu ziehen.
Ein ganz leises Seufzen dringt aus ihrer Kehle, als sie seine warmen Hände an ihrem Rücken spürt
und im nächsten Moment gegen seine harte Brust gedrückt wird. Sie kann sich nicht weiter auf
seine Lippen oder den Kuss konzentrieren und senkt den Kopf. Doch da hat sie die Rechnung ohne
ihn gemacht.
Es ist Kikwangs Zeigefinger, der im nächsten Moment schon an ihrem Kinn liegt und ihren Kopf
vorsichtig zu sich hoch zieht. Sein graues Tanktop trennt ihre Hände und ihre restlichen
Körperstellen, die gegen ihn gedrückt sind, von seiner nackten Haut.
„Hey.“, flüstert er ganz leise und setzt ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Hast du Angst?“
Seine Lippen sind keinen Zentimeter von den ihren entfernt und sie starrt ihm direkt in die Augen,
in denen sich das helle Mondlicht von draußen spiegelt. Dann schüttelt sie ganz leicht den Kopf.
Wieder grinst er, im nächsten Augenblick küsst er sie wieder, doch dieses Mal etwas inniger. Sie
weiß, dass sie ihn nur von sich wegzudrücken braucht, wenn es ihr zu viel wird. Doch irgendwas
sagt ihr, dass in dieser Nacht der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um einen Schritt weiter zu
gehen.
Zunehmend forscher erwidert sie seinen Kuss und traut sich, ihm mit den Händen langsam durch
die Haare zu streichen. Das Geräusch der Bettdecke, die sich über ihnen zu bewegen beginnt, als er
mit seinen Beinen danach strampelt, um sie etwas von ihren Oberkörpern wegzuziehen, lenkt sie
für einen Augenblick lang ab.
Sie stöhnt ihm gedämpft gegen die Lippen, spürt im nächsten Moment sofort ihre brennenden
Wangen, weil ihr das Geräusch von ihr eben peinlich ist. Kikwang aber übergeht es einfach, schiebt
ihr seine Unterlippe zwischen ihre beiden Lippen und küsst sie unbehindert weiter.
Von ihr kommt kein Zurückweichen mehr und er weiß, dass er damit weiter gehen darf. Ganz
vorsichtig rollt er sich mit ihr zurück, zieht sie auf sich und hilft ihr mit seiner Hand weiter, die er
an ihren Schenkel legt, um sie auf seinen Schoß zu ziehen.
Nun unterbricht sie den Kuss und funkelt ihn verblüfft an. Er gibt ihr aber keine Chance, zu
realisieren, dass sie gerade auch tatsächlich auf seiner Lendengegend sitzt und umfasst mit seiner
rechten Hand ihre linke Wange, vergräbt seine Finger tief in ihren Haaren und küsst sie so
eindringlich, dass sie fast vor Nervosität über ihm zusammenbricht.
Seine Zunge streicht angriffslustig gegen die ihre, während er sie genau da über sich hält, wo er sie
haben möchte, um ihr zu zeigen, wie aufregend es sein kann, wenn man sich küsst.
Als sie sich ungewollt im nächsten Moment bewegt und damit fest gegen seinen Unterleib drückt,
sich unbeholfen über ihm zu rollen beginnt, weil es sich seltsam für sie anfühlt, greift er
automatisch an beide Seiten ihrer Hüfte und versucht sie still zu halten.
Das Mädchen rollt weiter ihre Hüften und keucht laut, als er sich aus ihrem Mund zurückzieht und
den Kuss zwischen ihnen löst. Schon aus dem Augenwinkel heraus sieht sie, wie er den Kopf hebt
und nach unten blickt, dann plötzlich seine Augen nach oben rollt und nun selbst laut zu keuchen
beginnt.
Er schluckt schwer, sie sieht, wie sich sein Kehlkopf bewegt. Kurz darauf lässt er den Kopf in das
Kissen unter sich zurückfallen und anstatt sie nun daran zu hindern, sich über ihm zu bewegen,
führt er sie jetzt in einem gewissen Takt über sich.
Die ganze Zeit über, in der sie sich so langsam über ihm bewegt und ihn dann zu allem Überfluss
auch noch langsam zu küssen beginnt, muss er gegen seinen inneren Drang ankämpfen, sie von sich
zu werfen und sie sofort in jeder erdenklichen Weise zu nehmen. Sie macht ihn wahnsinnig, er will
sie unbedingt spüren und weiß nicht, wie er sich noch weiter zurückhalten soll.
Ein lautes Stöhnen dringt aus seiner Kehle, als er ganz plötzlich den Höhepunkt erreicht – so sehr
von seinen wirren Vorstellungen darüber, wie sie sich anfühlt, beeinflusst, dass er es selbst nicht
bemerkt hat, dass er jeden Moment soweit ist.
Sie hält über ihm inne, sieht ihn ganz perplex an und blinzelt einige Male zurückhaltend, bis sie mit
dem Gedanken spielt, von ihm runter zu klettern, als sie ihn schließlich fragt: „Was… ist?“
Seufzend öffnet er die Augen, richtet sich etwas auf und stützt sich mit seinem rechten Ellenbogen
auf der Matratze unter sich ab. Seine Augen blitzen sie regelrecht an, als er mit der noch freien
Hand nach ihrem Gesicht greift und sie erneut zu küssen beginnt.
Viele Male setzt er seine Lippen gegen die ihren an, laute Kussgeräusche hallen im sonst so stillen
Raum nach und als er sich von ihr löst, streicht er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und fährt ihr
mit dem Daumen über die Unterlippe.
Noch immer wirkt sie verwirrt, sieht ihn fragend an, auch wenn ihr der Kuss gerade eben sehr gut
gefallen hat. Es war… anders als sonst. Kikwang war nicht so zurückhaltend wie sonst, aber sie ist
sich nicht sicher, ob sie alles auf einmal ertragen würde, wenn er aufhört, sich zusammen zu reißen.
Der Koreaner, der sich mittlerweile durchaus bewusst darüber ist, dass sie keine Ahnung hat, was sie
da eben gemacht oder eben auch verursacht hat, sucht nach den richtigen Worten. Aber am besten
ist er wohl recht geradeheraus, was das betrifft.
„Ich bin gekommen.“, sagt er daher ziemlich platt und sieht ihr in die Augen, die sich gerade vor
Schreck zu weiten beginnen.
„W-wie… geko-“
„Genauso, wie ich es gesagt habe.“, flüstert er und küsst sie wieder, doch nur ganz kurz. „Glaub mir,
ich bin selbst überrascht darüber.“
Er schubst sich gegen sie, drängt sie damit zurück und legt sich mit ihr herum, damit er über ihr
liegt. Als er ihr danach in die Augen sieht und ihr wieder Haare aus dem Gesicht streicht, ganz
darauf bedacht, nicht blöd zu grinsen anzufangen, wartet er, bis sie sich beruhigt zu haben scheint.
„Alles okay?“, fragt sie ihn und schluckt einen Kloß in ihrem Hals hinunter.
„Das will ich dich lieber fragen.“, grinst er jetzt zurück und legt sich seitlich von ihr hin. Dann nickt
sie ein paar Mal, wendet dabei den Kopf von ihm ab.
„Alles gut?“, fragt er nochmal nach. Wieder nickt sie.
„Ganz sicher?“, erkundigt er sich. Doch sie nickt bloß wieder – dieses Mal energischer.
„Lüg doch nicht.“, sagt er und piekst sie dorthin in die Seite, wo er weiß, dass sie zu lachen anfängt.
Er hat Erfolg; sie fängt an zu kichern und windet sich etwas unter ihm. Was er vorhat? Oh, er will sie
bloß ein wenig davon ablenken, was sie gerade gemacht hat, weil ihm klar ist, dass es in ihrem Kopf
gerade rattert, was zum Teufel sie da gerade gemacht hat.
Es ist immerhin noch genug Zeit übrig, zu duschen, wenn sie erst eingeschlafen ist, weil sie so fertig
davon ist, dass er mit ihr im Bett beinahe zu wrestlen anfängt.
Gute 2 Stunden später ist er dann wirklich geduscht und als er sich zu ihr zurück ins Bett legt,
umschlingt er ihre Taille und zieht sie ganz eng zu sich heran. Wie selbstverständlich passt sich ihr
Körper dem seinen an und so schläft er mit ihr in seinen Armen ein, die Nase ganz tief in ihrem
Haar vergraben, wo er diesen allzu perfekten Duft von Zitronengras vernimmt.
1 Tag vor Dianas Fehltritt.
Jeder braucht ab und zu frische Luft.
Vor allem die Personen, die es in den letzten Tagen ohnehin nicht allzu leicht hatten.
„Ganz ehrlich, das ist das wohl beschissenste Jahr in meinem Leben überhaupt gewesen.“, murrt
Babsi recht unzufrieden und schnappt sich das Glas Soju, das direkt vor ihr steht.
„Ach… beruflich war es ganz okay.“, sagt Doojoon neben ihr und schiebt sich ein Stück Fleisch mit
seinen Stäbchen tief in den Mund, gleich direkt zu seinen Backenzähnen.
„In meinem nächsten Leben werde ich ein Stein.“, nimmt sich Babsi nun fest vor und schnaubt ganz
tief und unzufrieden.
„Lieber nicht.“, antwortet Doojoon, „Dann hast du das Problem, dass du dir ständig anhören musst,
was für einen Schwachsinn alle um dich rum reden oder tun…“
„Naja, aber ein Stein hat sicher keine Liebesprobleme.“, murrt sie und schiebt sich nun selbst ein
Stück von dem in den Mund, was er die ganze Zeit vom Tischgrill pickt. „OH GOTT IST DAS
SCHARF!“ Sie fächert sich augenblicklich mit der Hand in den Mund hinein, hofft darauf, dass sich
ihre Zunge beruhigt und schaufelt direkt einiges an Reis hinterher, damit es besser wird.
Skeptisch beobachtet Doojoon sie und nimmt sich nochmal was von dem Fleisch. Daraufhin
schnaubt er amüsiert, weil er das überhaupt nicht scharf findet. Er schmeckt zwar schon, dass es ein
wenig würzig ist, aber hat da jetzt nicht allzu viel reininterpretiert.
„Wo hast du denn bitte Liebesprobleme?“, fragt er und muss alleine beim Gedanken, wie happy
Kikwang in letzter Zeit wirkt, schon fast brechen. Nicht, dass er es ihm nicht vergönnt, aber er geht
nicht davon aus, dass es zwischen den beiden wirklich gut gehen wird.
„Ich hab ein Problem damit, dass Kikwang so aussieht, wie er aussieht.“, sagt sie matt und Doojoon
fängt daraufhin an, prustend zu lachen. Da hat er sich doch glatt an seinem Bissen verschluckt, so
wie sie das zur Sprache bringt.
„Was gefällt dir denn nicht, seine Nase?“, fragt er amüsiert.
Sie schüttelt aber vehement den Kopf. „Ich weiß nicht, er hat einen tollen Körper.“, sagt sie, „Und
sein… Gesicht ist total hübsch…“
„Hast du nicht gesagt, du willst nicht oberflächlich sein?“, fragt er amüsiert.
„Eben.“, meint sie ganz matt und verwirrt ihn damit schließlich völlig. „Kikwang ist so hübsch, dass
alle, die uns zusammen sehen würden, wohl denken, ich hab ein Rad ab. Was findet er überhaupt an
mir? Ich bin nicht annähernd gut genug für ihn.“
„Ah, daher spielt die Musik.“, stellt der Koreaner nüchtern fest und betrachtet sie lieblos. „Sonst hast
du aber keine Probleme, ja?“
„Was denn?“, erwidert sie mürbe, „Gestern haben wir total rumgemacht und heute habe ich Angst,
dass es zu schnell gegangen ist.“
Doojoon blinzelt sie zunächst sprachlos an, dann schüttelt er benommen den Kopf. „Ich krieg hier
noch ein Schleudertrauma, so schnell wie du die Themen wechselst…“
„Ich wechsle kein Thema.“, sagt sie ernst, „Aber ich denke einfach, dass wir nicht zusammenpassen.“
„Dann fang an, das gleich zu sagen und quatsch nicht erst eine Stunde.“, erwidert er trocken und
schlürft das nächste Glas Soju, ehe er für sie beide nachschenkt. Sie nimmt das Glas und trinkt es auf
einen Zug, er bietet ihr an, gleich nachzuschenken und sie nickt. „Was heißt rummachen…?“
„Wir haben nicht miteinander geschlafen, wenn du das meinst.“, erwidert sie kühl.
„Das habe ich verstanden.“, sagt er, „Aber… Oh Mann, das ist Kikwang, Mensch! Ich will das gar
nicht so genau wissen.“
Sie kichert amüsiert und führt sich ein paar weitere Speisen zu Gemüte.
„Warum verbringst du keine Zeit mit ihm heute?“, fragt er nun neugierig, „Immerhin haben wir alle
frei.“
Babsi zuckt mit den Schultern. „Ich musste an dich denken, wie du wahrscheinlich alleine daheim
rumsitzt und mürrisch bist, wie du es die letzten Tage sonst auch immer warst. Was ist überhaupt
dein Problem?“
Er weicht ihrer Frage gekonnt aus. „Alleine sitz ich sicher nicht herum, Jo ist auch noch da.“
„Aha, warum ist er nicht mitgekommen?“
„Weil er dich schräg findet. So wie dich viele schräg finden.“, entgegnet er amüsiert.
Sie schenkt ihm einen düsteren Blick. „Achhhhhja, wieso verbringen dann so viele Leute Zeit mit
mir?“
„Aktuell bin doch nur ich da.“, meint er schelmisch und bekommt daraufhin die Zunge von ihr
gezeigt. Er grinst breit und legt das nächste Fleisch auf den Grill, womit nun der Teller leer ist.
Währenddessen wird der Blick von dem Mädchen bei ihm immer leerer und sogar etwas traurig.
„Ich hab mir mein Leben hier in Korea wirklich anders vorgestellt. Und jetzt… könnte man sagen,
man kann mein und Dianas Leben aktuell in 6 Geschichten aufteilen.“
„Warum ausgerechnet in 6?“, fragt er nach.
Kurz zuckt sie mit den Schultern. Dann beginnt sie zu reden: „Geschichte 1… Es kommt ins Rollen.“
Der Koreaner neben ihr hebt seine linke Augenbraue und fragt sich, ob sie noch ganz dicht ist. Aber
er beschließt, ihr zuzuhören. Irgendwo amüsiert es ihn. „Seunghyun besucht uns mit Jiyong und es
kommt auf, dass Diana eigentlich guten Kontakt zur Idolszene hätte…“ Sein Augenrollen bemerkt
sie dabei gar nicht.
„Geschichte 2… Einziehen. Wir ziehen beide bei Seunghyun im Loft ein und machen uns mit der
Mentalität hier vertraut…“ Sie lächelt matt, weil alleine die Erinnerungen an diese Zeit richtig schön
waren.
„Dann… Geschichte 3.“, flüstert sie leise, „Der Wahrheit ins Auge blicken… oder so ähnlich…“ Auf
seinen fragenden Blick meint sie gleich: „Weil ich damals noch nicht wusste, wer Yongguk ist…“
„Ah.“, sagt er.
„Und Diana hat sich damals auf Jiyong eingelassen, was wahrscheinlich der größte Fehler war, den
sie jemals hätte machen können…“, murmelt sie und setzt sogleich ihre Aufzählung fort: „Geschichte
4 ist dann… To-Get-Her.“ Sie grinst blöd über ihren eigenen Witz.
„Das umfasst dann die Zeit, in der wir die ganzen anderen Idols kennenlernen und uns mit den
anderen anfreunden. In der ich Taekwoon… kennen lerne… und mit Yongguk nach… Amerika gehe
und…“
Doojoon greift ihr an die Wange.
Erst fragt sie sich, was er da macht, bis ihr dann bewusst wird, dass sie ihn nicht mehr richtig sieht
und er ihr Tränen aus dem Gesicht streicht.
Sie schnieft. Dann räuspert sie sich einen Moment lang, versucht sich zu fangen.
„In der Zeit sind auch viele tolle Songs rausgekommen, auch Shadow, wenn ich mich nicht irre.“,
sagt sie und lächelt matt, als er ihr ein aufmunterndes Grinsen schenkt und sie daraufhin lachend
schluchzt und sich mit der eigenen Hand über das Gesicht streicht.
„Geschichte 5 ist dann dazu, um den Rhythmus zu fühlen, den das Leben für einen bereithält.“, sagt
er nun für sie und lächelt erneut matt, weil er es selbst nicht schafft, großartig aufmunternd zu sein.
Aus all ihren Erzählungen her weiß er, dass gerade diese Zeit jene war, die für sie und ihre beste
Freundin die schönste war. In dieser haben sie viel miteinander unternommen, mit VIXX diesen
Urlaub nach Österreich gemacht und waren ansonsten auch kaum unzertrennlich.
„Wie nennen wir die Geschichte Nummer 6?“, fragt er, damit sie weiterspricht und aufhört, so
fürchterlich arm auszusehen. Sie tut ihm so leid, aber er weiß, dass er ihren Kummer nicht besiegen
kann.
„Einer von ihnen zu werden.“, sagt sie verschwörerisch.
„Ihnen?“, wiederholt er halb amüsiert und halb wehmütig.
Babsi nickt bloß. „Ja.“, sagt sie, „Einer von ihnen…“
„Wer sind die?“, will er wissen.
„Ihr Idols.“, sagt sie und Doojoon kann nicht anders, als dass er sie völlig mitleidig ansieht und sie
daraufhin zu sich zieht, um sie zu umarmen.
„Komm her…“, murmelt er und drückt sie fest an sich, wo sie nun ihren Tränen freien Lauf lässt.
Wie gut, dass der Koch des kleinen Lokals so wahnsinnig engstirnig in sein Buch starrt und vorgibt,
das zu lesen. Sie sitzen hier in einem fahrbaren Restaurant, das hier vorübergehend sein Zelt
aufgeschlagen hat und jeden Monat in einer anderen Stadt sein Essen verkauft.
Ihm ist klar, dass hinter ihren Worten eine Sintflut an Bedeutungen versteckt ist.
Denn einer von ihnen, von den Idols, zu werden, hat für sie und ihre Freundin so große Opfer
gebracht. Ihre Freundschaft ist nicht mehr das, was sie einmal war – was nicht heißt, dass man das
nicht reparieren kann, denn Doojoon war schon immer der festen Überzeugung, dass man alles
wieder hinbiegen kann. Fast alles…
Außerdem haben sie in dieser Zeit ihres Lebens den wohl größten Einblick in das abgedrehte Leben
der Menschen hinter den Stars erhalten. Ihnen ist nun klar, dass das singen und vor der Kamera
stehen, dort breit grinsen und oh-so-glücklich zu wirken alles oft nur Schein ist.
Natürlich freuen sich die Idols, diesen Job ausüben zu können. Aber wenn man es nicht bis an die
Spitze der Charts schafft und das auch noch dauerhaft, wird man nicht besser bezahlt als in jedem
anderen 0815 Beruf. Und hier dann zu den Großen zu gehören ist wirklich etwas, auf das man sich
etwas einbilden darf.
Doch der Ruhm ist heimtückisch. Man merkt doch alleine an ihm und seinen Jungs, wie sehr das
den eigenen Charakter verderben kann.
Idols werden manchmal unfreundlich, weil der Ruhm einen verderben kann.
Oft werden sie krank, körperlich sowie psychisch, weil der Stress auf Dauer nicht haltbar ist. Ständig
neue Songs schreiben, immer wieder auftreten, immer und immer wieder auf Tour gehen und dort
tagelang Konzerte zum Besten geben, singen, tanzen, sich überanstrengen.
Sie finden oft kein Glück in der Liebe, weil sie bei all dem bedeutungslosen Tun, womit sie sich oft
die Zeit zu vertreiben beginnen, vergessen, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden. Doch was sollen
sie sonst tun, sie können kaum mehr wo hingehen, ohne erkannt zu werden. Können nichts
unternehmen, ohne von Fans dermaßen belagert zu werden, dass sie oft keine Chance auf nur einen
Funken Freizeit in der Öffentlichkeit haben.
Dann sind da noch diese verrückten Sasaengfans, die soweit in ihre Privatsphären einbrechen, dass
sie von ihnen bedrängt werden. Verfolgt, gestalkt, in Autounfälle verwickelt, weil sie mit dem Auto
hinterherfahren.
„Was ist dann die 7. Geschichte? Wie soll es weitergehen?“, fragt sie nun nach und schnieft an seiner
Brust.
Er zieht wehmütig die Mundwinkel nach oben, legt sein Kinn auf ihrem Kopf ab und überlegt einen
Moment lang, bis ihm dann die Idee kommt.
„Den eigenen Weg finden.“, sagt er dann ganz leise, „Das soll als nächstes passieren.“
Ja… den Weg finden… den er so lange sucht. Der ihn aus dieser Hölle befreien soll.
„Nächstes Jahr wird ein gutes Jahr.“, nimmt er sich laut ausgesprochen vor.
„Meinst du?“, flüstert sie und entfernt sich von ihm, wischt sich die Tränen vom Gesicht weg und
hört nun endgültig auf, zu weinen.
Doojoon nimmt eines der scharfen Fleischstücke zwischen zwei Stäbchen und macht Anstalten, ihr
das in den Mund zu schieben. Sofort hebt sie abwehrend ihre Hand vor den Mund.
„Leg das weg!“, ruft sie verstört, „Das ist total scharf!“
„Ach komm schon, du musst das neue Jahr willkommen heißen. Mit einem Vorsatz.“, sagt er und
versucht mit seinem Ellenbogen ihre Hand wegzudrücken, doch sie hält sich schon beide vor den
Mund.
„Nein, hör auf, das esse ich nicht!“, wehrt sie sich vehement.
„Komm schon!“
„Nein!“
„Komm, Mund auf!“ Er greift mit der rechten Hand nach ihren Fingern und zieht ihre Hände weg.
Sie hat keinen Schimmer, woher der plötzliche Umschwung seiner Laune daher kommt und sieht
ihn ganz verdutzt an. Umso verwirrter ist sie, als ihr auffällt, dass er die Stäbchen schon längst
weggelegt hat.
Mit gesenkten Händen sieht sie ihn nun an. „Was soll das… werden?“, fragt sie sich.
Der Schwarzhaarige sieht sie an.
Gute Frage. Was wird das?
Er ist auf der Suche nach einem Weg aus seiner eigenen, persönlichen Hölle. Der Weg dazu sitzt
hier direkt bei ihm. Sie ist Dahee so ähnlich wie sonst niemand. Ihm ist klar, dass er zwischen zwei
Personen keinen direkten Vergleich ziehen darf.
„Du sagst, du weißt nicht, wie das mit dir und Kikwang weitergehen soll.“, sagt er und sieht sie dabei
auch noch ernst an.
„Naja, ich-“, beginnt sie, doch er unterbricht sie.
„Dann lass es.“, sagt er, „Ich helfe dir dabei.“
Was soll das heißen?
Was meint Doojoon damit?
Sie möchte ihm die Frage gerne stellen, aber bringt die Worte nicht über ihre Lippen. Zum einen
mag das daran liegen, dass sie von seiner… Ansprache eben etwas kalt getroffen wird, zum anderen
liegt das aber vermutlich hauptsächlich daran, dass er sie gerade küsst.
Moment.
ER KÜSST SIE?!
Sie starrt ihn aus geweiteten Augen an und sieht plötzlich direkt hinter ihm Diana stehen, die
offenbar die gleiche Idee wie sie beide hatte – sich hier etwas zu essen zu holen.
Bad Girl
Unfälle passieren. Tagein, tagaus. Manchmal sterben Menschen dabei, oft überleben sie die
unglücklichen Umstände. Personen, die einst jemand wichtiges in ihrem Leben verloren haben,
kommen oft jahrelang nicht darüber hinweg und sehen sich gezwungen, sich mit Vorwürfen oder gleich
Depressionen auseinanderzusetzen.
Was hätten sie womöglich dazu beitragen können, dass die Person heute noch leben würde.
Sich Vorwürfe zu machen, hat selten jemandem etwas gebracht. Es macht nichts davon rückgängig.
Man kann bloß mit den Tatsachen leben und sein Leben weiter führen, in der Hoffnung darauf, eines
Tages inneren Frieden zu finden und schließlich auch damit abschließen zu können.
Der Film vor ihrem inneren Auge.
Eine Erinnerung, die besser tief verborgen bleiben sollte.
„Dir ist klar, dass ich zu dir nicht so sein werde, wie ihr.“
„Ja.“
„Das zwischen mir und ihr wird danach nie wieder so sein wie vorher.“
„Ja.“
Geräusche, draußen vor der Haustür. Ein Handy, das plötzlich klingelt. Eine Unruhige Person, die kurz
davor ist, sich selbst zu vergessen und ein Mädchen, das ihn davon abbringt, überstürzt aus der
Situation zu flüchten.
Er sieht sie an, sieht ihr in die Augen. Dann dauert es bloß eine Hundertstelsekunde und er packt sie,
reißt sie mit sich in Richtung Sofa, wo er sie kurzerhand auf die Lehne davon setzt und sich fest gegen
sie drängt. Das Möbel steht mitten im Raum, weshalb er ohne Probleme zwischen ihren Beinen stehen
kann.
Seine rechte Hand umschlingt ihre Taille und er reißt förmlich den Reißverschluss ihres Kleides
auseinander.
Sanft ist er auf keinen Fall, es ist reine Fleischeslust, was er hier verspürt. Aber im Moment ist ihr alles
egal, weil sie darauf hofft, danach endlich zu wissen, was Sache ist und ob ihre Gefühle zu besiegen
sind. Vielleicht siegt sie und sie verschwinden daraufhin. Vielleicht versagt sie und sie sind danach
noch immer da, vielleicht sogar stärker.
Ihr ist gar nicht klar, dass er sie voller Hass anblickt.
Hass, weil ihm klar ist, dass alles zu spät ist und sich nichts mehr daran ändern wird, was er hier
macht. Sie hat sie beide von der Party weggehen sehen. Das ist mehr als eindeutig gewesen, selbst für
eine so naive Person wie sie.
„Halt still.“, befiehlt er ihr eindringlich, als sie zu zappeln beginnt und sich aus ihrem Kleid zu befreien
versucht.
Wieder packt er sie, zieht sie zu sich hoch und küsst sie. Schiebt ihr seine Zunge in den Mund, beißt ihr
dabei fest auf die Unterlippe, bis sie beide ihr Blut schmecken. Völlig animalisch rempelt er mit ihr in
seinen Händen gegen die Tür, hinter der er das Schlafzimmer vermutet und behält dabei Recht.
Sie landet auf dem Bett, er presst sie mit sanfter Gewalt auf die nachgiebige Matratze, ehe er ihr Kleid
in 2 Stücke entlang ihrer Brust reißt.
Seine Zunge wandert ihren Oberkörper hinunter, sie stöhnt und windet sich unter ihm, er zerreißt den
Stoff noch weiter und zieht mit seinen Zähnen das Höschen von ihrem Leib, während sie mit
geschlossenen Lidern allerhand Stoßgebete zum Himmel schickt.
Ohne zu zögern knöpft er sich sein Hemd auf, weil er das morgen noch brauchen wird. Er öffnet seinen
Gürtel, schlüpft aus der Hose und zieht sie dabei gleichsam mit seinen Shorts nach unten.
Bevor sie weiß, wie ihr geschieht, dringt er in sie ein. Hämmert sich in sie, trifft dabei jedes Mal
zielsicher einen Punkt in ihr, der sie dazu bringt, regelrecht zu schreien.
Verzweifelt sucht sie nach Halt, krallt sich in seinen Rücken, in die Bettdecke, in jeden erdenklichen
Grashalm, den sie irgendwo nur finden kann. Er weiß, dass er sie verrückt macht, aber er empfindet
dabei nichts. Für ihn ist das simples Rein-Raus, wodurch er irgendwann zum Höhepunkt kommen
wird, nicht mehr und nicht weniger. Er wagt es nicht, dabei an das andere Mädchen zu denken.
Als sie soweit ist, beißt er sich selbst so fest auf die eigene Unterlippe, dass sogar ganz sanfte
Bissspuren im Nachhinein zu sehen sein werden – zum Glück nicht allzu lange, weil er morgen einen
Auftritt hat, bei dem er gut aussehen muss.
Sein Chef wird ihn umbringen, wenn der erfährt, was er hier macht.
Und dann hält er plötzlich inne.
Jetzt denkt er doch an sie…
„Wenn ich doch sage, dass er sie geküsst hat.“, sagt Diana ernst und wirft immer wieder einen Blick
zu Babsi, die am anderen Ende des Raums sitzt und ihr immer wieder einen besorgten
Augenaufschlag schenkt.
Mit wem sie da gerade spricht?
Hakyeon.
Wo sie gerade ist?
In Seunghyuns Loft.
Warum?
Es ist der 30.12.2013.
Ein Tag vor Silvester.
Genauer gesagt ist heute…
Der Tag von Dianas Fehltritt.
Es sind so viele Personen zu dieser Party eingeladen, dass sie die meisten davon gar nicht kennt.
Obendrein sind von manchen Bands nicht einmal alle Personen hier, weil viele zu ihren Familien
nach Hause fahren, um diesen einen Tag zu genießen, bevor das Neujahrskonzert am richtigen
Silvestertag alle Idols zusammen ruft und sie daran hindert, ungestört Zeit mit ihrer Familie zu
verbringen.
Taekwoon zum Beispiel ist bei seiner Familie. Genießt die Zeit mit seinen Eltern und seinen drei
älteren Schwestern, die allesamt für diesen Anlass ins Elternhaus kommen.
Langsam versteht Diana, was das große Problem daran ist, Idol zu sein. Man hat zwar manchmal
viel Geld und nicht immer was zu tun, aber dafür immer in den unpassendsten Momenten.
Die Jungs von BTS sind zwar nicht hier, aber einige Leute, die entweder schon lange genug im
Business sind oder wirkliche Freunde bzw. auch Arbeitskollegen der Big Bang Jungs.
„Und wie hat er sie geküsst?“, fragt Hakyeon verstört.
Das ist nicht seine übliche Fragerei, wie wenn er etwa wissen will, ob es denn hot war, also scheint
ihn die Info jetzt auch wirklich ganz schön mitzunehmen.
„Naja, er hat ihr die Lippen auf den Mund gedrückt und ihr sozusagen klargemacht, dass sie
Kikwang für ihn fallen lassen soll.“
„Das heißt doch nichts.“, wirft nun Jaehyo ein, der ebenfalls bei der Party ist.
Diana dreht dem Kerl irritiert den Kopf zu. Ist das nicht einer von Babsis neuen Freunden? Was
macht der denn hier bei ihnen?
„Inwiefern heißt das nichts?“, fragt Hakyeon für Diana, die gerade ohnehin keinen Ton rausbekäme.
Der Koreaner zuckt nur wissend mit den Schultern. „Genau genommen kann man keinen dazu
zwingen, einen anderen für einen selbst fallen zu lassen. Da muss vorher schon was da sein.“
„Was du nicht sagst.“, meint Diana nun fast zähneknirschend und beobachtet ihre Freundin. Sie
scheint sich richtig schlecht zu fühlen. Blöd, dass beide Koreaner bei der Party anwesend sind.
Jetzt gerade sitzt Kikwang neben ihr und verwickelt sie offenbar in ein Gespräch, in dem sie immer
wieder mürbe lächelt.
Die Zeit vergeht. Es wird viel getanzt, getrunken, gegessen und gelacht. Beide Freundinnen sind
zwar nicht gerade in der Stimmung zu feiern, aber Silvester ist einfach prädestiniert für Partys.
Einmal hat Diana mit Jiyong – ihrem Verlobten – getanzt und dabei wohl ausgesehen, als sei alles in
bester Ordnung.
Obwohl sie sich auch Gedanken über Babsi macht, hat sie genug eigene Probleme, die ihr im Hirn
herumspucken. Immer größer wird das Gefühl, dass sie sich von Jiyong trennen sollte. Doch jetzt?
Jetzt wo er ihr einen Antrag gemacht hat? Sie haben sogar schon einen Termin für die Hochzeit im
nächsten Jahr. Aber wenn es so weiter geht, ist sie einmal die frustrierte Ehefrau, die ihren Mann im
Schlaf ersticht…
Während sie das Thema wieder und wieder mit ihren Vertrauten durchgekaut hat, ist ihr nicht mal
aufgefallen, dass sie ihrer Mutter noch nicht mal Bescheid gesagt hat. So etwas Wichtiges
verschweigt sie ihr, wenn sie selbst anruft um zu erzählen, wie komisch eine Kartoffel aussieht. Es
muss daran liegen, dass sie sich selbst noch nicht bereit dazu fühlt.
„Ich weiß, dass es nicht in Ordnung ist.“, sagt Diana.
Nicht zuletzt, weil sie schließlich verlobt ist.
Aber das ist wie ein goldener Käfig für sie.
Sie ist sich nicht mehr sicher, ob die Verlobung noch das Richtige ist.
Nein, das ist falsch ausgedrückt.
Sie weiß, dass die Verlobung nicht das Richtige für sie ist.
Sie weiß, dass Jiyong nicht der Richtige für sie ist.
„Warum fragst du mich dann danach?“, erwidert er. Dabei wirkt er aber weder genervt, noch
wütend… sehr vertraut, möchte man fast sagen.
Diana seufzt. „Du siehst doch, wie glücklich sie ihn ansieht.“, murmelt sie.
Der Koreaner, der ihr gegenüber steht wirft einen nachdenklichen Blick in Richtung des Mädchens
und sieht dann Diana wieder an.
„Ich sehe nur, wie sie jemand ansieht, der offenbar etwas in ihr sucht, das er nicht findet.“,
antwortet er und seufzt tief, schließt einen Moment lang die Augen.
„Mir ist bewusst, wie verzweifelt das klingt…“, murmelt Diana, „Aber ich stehe an den Trümmern
meines Privatlebens. Ich weiß, dass Jiyong nicht der Richtige für mich ist. Zumindest glaube ich das
zu wissen.“
Jetzt fällt ihre Meinung schon wieder um.
„Schön. Ich kann dir nicht helfen.“, erwidert er zwischen zusammengepressten Zähnen.
„Doch, kannst du.“, antwortet Diana stur, „Wenn du mir nur eine Nacht gibst, kann ich rausfinden,
ob da wirklich was da ist.“
Der Koreaner fixiert sie nachdenklich. Sein Blick ist wahnsinnig intensiv und sie kann seinen
dunklen Augen kaum Stand halten. Nicht, dass sie das je gekonnt hatte.
Aber wen meint sie da jetzt eigentlich tatsächlich?
Spricht sie noch immer von Jiyong… oder doch von Doojoon?
„Was ist, wenn danach die Gefühle noch immer da sind?“
Er meint wohl Letzteres.
„Dann… habe ich wohl Pech gehabt…“, murmelt sie.
Ihre Hände beginnen vor Aufregung zu zittern. Sie weiß nicht, wie sie den Abend nun überstehen
soll, da sie das tatsächlich ausgesprochen oder eher vorgeschlagen hat.
Da hat sie ihm tatsächlich gerade vorgeschlagen, mit ihr zu schlafen.
Um zu sehen, ob danach ihre Gefühle nach wie vor so intensiv für einen anderen sprechen, anstatt
für ihren Verlobten. Aber egal, wie das nun ausgeht… wenn sie das wirklich tut, kann sie sich auch
gleich die Kugel geben. Das ist das wohl Schlimmste, das sie dann je in ihrem Leben gemacht hat.
„Ich hab aber kein Interesse an dir.“, sagt er nun kalt.
Sie nickt, schluckt einen dicken Kloß ihren Hals hinunter.
„Weiß ich.“, antwortet sie.
Der Koreaner überlegt wieder. Wirft Babsi einen Blick zu, die sich gerade prächtig mit jemandem
unterhält. Er ballt wütend die Fäuste. Es gab ein paar Momente, da hatte er wirklich gedacht, dass es
zwischen ihnen beiden klappen wird.
Dass sie ein richtiges Paar werden können.
Dass sie der Ersatz sein kann für all das, was ihm in seinem Leben fehlt.
„Okay.“, sagt er plötzlich und sieht Diana an. „Ich mach’s.“
„Dir ist klar, dass ich zu dir nicht so sein werde, wie ihr.“, sagt er mit eindringlicher Stimme und
Diana, die sich bereits aus ihrem Mantel schält, sieht ihn nur aus düster funkelnden Augen an.
Diana schluckt schwer und dann nickt sie. Sie will auf keinen Fall sagen, dass er sich sie dabei
vorstellen sollte, denn wenn das Gegenteil eintrifft und aus ihnen beiden dann doch mehr wird, soll
es nicht so begonnen haben.
„Ja.“, keucht sie. Sie könnte genauso gut sagen, dass er sie endlich nehmen soll. Er ist ein Meister
darin, die Körpersprache seines Gegenübers zu lesen. Nicht nur deshalb, aber auch ganz speziell aus
diesem Grund wirft er ihr einen vielsagenden Blick zu und erzielt dabei bei ihr vollkommene
Untergebenheit.
„Das zwischen mir und ihr wird danach nie wieder so sein wie vorher.“, murmelt er mit plötzlich
glasigen Augen. Es ist, als ob etwas in ihm gefallen ist, als ob etwas in ihm abgestorben ist.
„Ja.“, sagt sie und schluckt erneut. Dieses Mal schwerer, weil sich ein dicker Kloß in ihrem Hals
bildet. Trotz allem war es seine eigene Entscheidung, hier heute mit ihr zu kommen.
Plötzlich ertönen Geräusche, draußen vor der Haustür und ihr Handy klingelt im selben Moment.
„Das ist glaube ich Babsi.“, sagt sie gedankenversunken, während ihr entgeht, wie panisch der
Koreaner vor ihr zur Tür in dieses Apartment blickt. Sie sind bei Diana zu Hause, also könnte Babsi
nicht rein, selbst wenn sie es ist. Dennoch macht er gerade Anstalten, überstürzt zu flüchten.
„Warte.“, sagt ihr, als ihr dämmert, was für ein Missverständnis sie hier gerade erzeugt.
Als er sie ansieht und sie die schreiende Panik in seinen Augen sieht, meint sie erdrückt: „Sie ruft
mich nur an.“ Sein Blick geht zu ihrem Handy, das sie in jenem Moment in der Hand hält und ihm
zeigt. Am Display ein Foto von den beiden Freundinnen, wie sie herzhaft über etwas lachen.
„Wahrscheinlich wundert sie sich, warum ich so früh von der Party verschwunden bin. Sie weiß,
dass ich Silvester nicht alleine verbringen will.“ Schließlich ist das hier ja so etwas wie ihr kleines,
eigenes Silvester…
Er sieht sie wieder an, sieht ihr in die Augen. Diese Autorität, die er ausstrahlt, ohne groß zusätzlich
dabei etwas zu tun, lässt ihr Herz um ein Vielfaches schneller in ihrer Brust pochen. Sie spürt, wie
ihr die Tränen in die Augen steigen und ihr Verstand abschaltet, weil ihr ganzer Körper nur noch
danach schreit, endlich von ihm berührt zu werden.
Dann dauert es bloß eine Hundertstelsekunde und er packt sie, reißt sie mit sich in Richtung des
Sofas, wo er sie kurzerhand auf die Lehne davon setzt und sich fest gegen sie drängt. Das
Möbelstück steht mitten im Raum, weshalb er ohne Probleme zwischen ihren Beinen stehen kann.
Seine rechte Hand umschlingt ihre Taille und er reißt förmlich den Reißverschluss ihres Kleides
auseinander. Ein wohliges Keuchen dringt dabei aus ihrer Kehle, als sie seine Finger endlich auf
ihrer Haut spürt. Erst denkt sie, dass es seine rauen Lippen sind, die sie an ihrem Nacken spürt,
nachdem er ihr binnen weniger Sekunden das Höschen vom Unterleib zieht. Doch dann wird ihr
klar, dass er sie völlig wild geworden seine Zähne spüren lässt, bis er ihr Ohrläppchen zu fassen
bekommt und das zwischen seine scharfen Zähne zieht.
Diana gibt ein zischendes Atemgeräusch von sich, bäumt sich ihm aber entgegen, damit er sie
endlich dort berührt, wo sie es so sehnsüchtig braucht. Ohne zu zögern, drängt er gleich zwei seiner
Finger in sie.
Sanft ist er auf keinen Fall, es ist reine Fleischeslust, was er hier verspürt. Aber im Moment ist ihr
alles egal, weil sie darauf hofft, danach endlich zu wissen, was Sache ist und ob ihre Gefühle zu
besiegen sind. Vielleicht siegt sie und sie verschwinden daraufhin. Vielleicht versagt sie und sie sind
danach noch immer da, vielleicht sogar stärker.
Ihr ist gar nicht klar, dass er sie voller Hass anblickt, als er sich erhebt und sich über ihr bäumt.
Hass, weil ihm klar ist, dass alles zu spät ist und sich nichts mehr daran ändern wird, was er hier
macht. Sie hat sie beide von der Party weggehen sehen. Das ist mehr als eindeutig gewesen, selbst
für eine so naive Person wie sie.
Seine perfekten, weichen Lippen spürt sie zum ersten Mal an ihrer Haut, als er ihr das Kleid von
ihrem Oberkörper zieht und ihre noch immer vom BH bedeckten Brüste zu küssen beginnt.
Erbarmungslos lässt er sie seine Finger spüren, gibt ihr keine Möglichkeit dazu, auch nur eine
Sekunde lang richtig nach Luft zu schnappen.
„Halt still.“, befiehlt er ihr eindringlich, als sie zu zappeln beginnt und sich somit aus ihrem Kleid zu
befreien versucht. Sie hatte noch nie Sex im bekleideten Zustand und das ist ein äußerst
beklemmendes Gefühl für sie – selbst wenn er gerade Dinge mit ihr anstellt, die ihr Körper offenbar
noch vor ihr entgegenzunehmen scheint. Und mit was für einer Genugtuung ihr Körper das macht…
Wieder packt er sie, zieht sie zu sich hoch und küsst sie. Schiebt ihr seine Zunge in den Mund, beißt
ihr dabei fest auf die Unterlippe, bis sie beide ihr Blut schmecken. Völlig animalisch rempelt er mit
ihr in seinen Händen gegen die Tür, hinter der er das Schlafzimmer vermutet und behält dabei
Recht.
Sie landet auf dem Bett, er presst sie mit sanfter Gewalt auf die nachgiebige Matratze, ehe er ihr
Kleid in 2 Stücke entlang ihrer Brust reißt.
Seine Zunge wandert ihren Oberkörper hinunter, sie stöhnt und windet sich unter ihm, er zerreißt
den Stoff noch weiter und kommt dort an, wo er ihr Höschen hat hingezogen – bis zu ihren Knien,
nicht weiter. Sofort zieht er es mit seinen Zähnen endgültig von ihrem Leib, während sie mit
geschlossenen Lidern allerhand Stoßgebete zum Himmel schickt.
Ohne zu zögern, knöpft er sich sein Hemd auf, weil er das morgen noch brauchen wird. Er öffnet
seinen Gürtel, schlüpft aus der Hose und zieht sie dabei gleichsam mit seinen Shorts nach unten.
Bevor sie weiß, wie ihr geschieht, dringt er in sie ein. Ihr Körper konnte gar nicht mehr richtig
verarbeiten, dass er sich ein Kondom übergestreift hat. Er hämmert sich in sie, trifft dabei jedes Mal
zielsicher einen Punkt in ihr, der sie dazu bringt, regelrecht zu schreien.
Verzweifelt sucht sie nach Halt, krallt sich in seinen Rücken, in die Bettdecke, in jeden erdenklichen
Grashalm, den sie irgendwo nur finden kann. Er weiß, dass er sie verrückt macht, aber er empfindet
dabei nichts. Für ihn ist das simples Rein-Raus, wodurch er irgendwann zum Höhepunkt kommen
wird, nicht mehr und nicht weniger. Er wagt es nicht, dabei an das andere Mädchen zu denken.
Als sie soweit ist, beißt er sich selbst so fest auf die eigene Unterlippe, dass sogar ganz sanfte
Bissspuren im Nachhinein zu sehen sein werden – zum Glück nicht allzu lange, weil er morgen
einen Auftritt hat, bei dem er gut aussehen muss.
Sein Chef wird ihn umbringen, wenn der erfährt, was er hier macht.
Und dann hält er plötzlich inne.
Jetzt denkt er doch an sie…
Mit einem tiefen Knurren, das sich in seiner Kehle bildet, noch ehe er das selbst realisieren kann,
zieht er sich aus ihr zurück, reißt ihren Hinterkörper zu ihm hoch und stößt sich erneut in voller
Länge in sie. Dabei presst er ihr Gesicht mit sanfter Gewalt nach unten und fängt nun selbst an,
immer unregelmäßiger zu atmen.
Ihre Zehen kräuseln sich, das ist viel zu viel für sie. Nicht nur die Art und Weise, wie er sich hier
nimmt, was er will, während er ihr dennoch gibt, was sie braucht – sondern auch seine teils so rau
wirkenden Hände, die fest nach ihrer Haut greifen, nach ihrer Brust, wo er zupackt und sich immer
erbarmungsloser in sie hinein stößt, immer weiter gegen den speziellen Punkt, der sie schreien lässt.
Sie kann nicht mehr.
Nach endlos scheinenden Schreien während ihrem zweiten Höhepunkt versagt ihre Stimme und es
dringt nur mehr ein röchelndes Atem aus ihrer Kehle, während sie nun selbst nach unten sinkt.
Doch er scheint sich nicht damit zufrieden zu geben.
Grob packt er nach ihren Schenkeln, hebt einen davon an, um sich tiefer in sie drängen zu können
und stößt so fest dabei zu, dass sie schließlich unter ihm zu wimmern beginnt.
Alles in ihm zieht sich zusammen und als er zum dritten Mal spürt, wie sie sich um ihn herum
pulsierend verengt und sie nur mehr schwächlich unter ihm jammert und mit ihrer Hand nach ihm
greift, um ihre Finger anschließend in seinen linken Unterarm zu verkrallen, spürt er endlich die
Erlösung.
Er kommt heftig und schnell.
Bricht anschließend kraftlos über ihr zusammen, der Schweiß steht ihm dabei gehörig auf der Stirn.
Das ist der schlimmste Tag ihrer beider Leben.
Was haben sie nur getan?
Manchmal ist es ein Streit, der zum Unglück führt.
Anders kann es aber auch ein blöder Zufall sein. Dass man die Bahn verpasst und die Person deshalb
einen Moment am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt festsitzt.
Und dann muss man plötzlich alles Revue passieren lassen, die Gefühle von damals noch einmal
durchleben.
Man hat plötzlich Angst, erneut eine geliebte Person zu verlieren.
Einen Unfall kann man aber auch bezeichnen, wenn man unter Einfluss von Alkohol etwas tut, das
man niemals tun würde. Was nichts entschuldigt, es aber auch nicht besser macht.
Er jedenfalls hat nichts zu verlieren. Nicht mehr als das, was er schon verloren hat, noch bevor er
gestern mit ihr nach Hause gegangen ist. Und jetzt steht er hier, gegenüber von ihrem Verlobten,
der ihn mit einem so groß geschriebenen Schock in den Augen ansieht, dass es nur ein schlechter
Witz sein kann, der sich hier vor ihm abspielt.
„Was zum Teufel.“, keucht Jiyong mit geweiteten Augen.
In dem Moment, in dem er sich an seinem Gegenüber vorbei drängen will, sagt der schon: „Sie ist
nicht da.“
„Wie, sie ist nicht da?!“ Jiyongs schlimmster Alptraum wird damit wahr.
„Sie hat eine Nachricht geschrieben. Dass es ein Fehler war, sie das nicht wollte und sie deshalb von
hier weg muss.“, sagt er emotionslos und sieht Jiyong prüfend an. Wie er darauf wohl reagiert?
„Und du… was zum Teufel habt ihr gemacht. Ich hab euch gehen sehen.“, knurrt Jiyong.
„Oh, du auch noch. Na super.“ Er rollt mit den Augen. Dann hat das womöglich noch jemand außer
den beiden gesehen.
„Nichts ich auch noch. Sonst hat es keiner bemerkt, ihr wart ziemlich unauffällig. Nicht einmal ich
habe erwartet, dass deshalb gleich was passiert. Nicht, wie du dich gegenüber Babsi verhältst. Was
denkst du dir überhaupt!“ Jiyong schreit ihn regelrecht an, doch das beeindruckt ihn relativ wenig.
„Das frage ich mich selbst, keine Sorge.“, antwortet er und Jiyong geht fast auf ihn los. Sofort hebt er
abwehrend seine Hände. „Vorsicht.“, sagt er scharf, „Ich hab nicht vor, dir weh zu tun, aber ich
werde mich verteidigen, wenn es nötig ist.“
Jiyong schnaubt nur angewidert und hebt daraufhin den Arm. „RAUS HIER!“, schreit er
wutentbrannt, ehe er sich damit auseinandersetzen muss, wie er Diana immer mehr und mehr
bedrängt hat.