Ein Auslandssemester an der Virginia Tech in den

Transcrição

Ein Auslandssemester an der Virginia Tech in den
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Ein
Auslandssemester
an der Virginia Tech
in den USA
Virginia Polytechnic Institute and State University
Jan Felix Krüger
18.02.2009
Inhalt
Mein Auslandssemester an der Virginia Tech in den USA ...................................................................... 3
Bewerbung .............................................................................................................................................. 3
Einreise .................................................................................................................................................... 3
Blacksburg ............................................................................................................................................... 4
Wohnen ................................................................................................................................................... 4
Transport ................................................................................................................................................. 4
Essen ........................................................................................................................................................ 5
Wetter ..................................................................................................................................................... 5
Campus .................................................................................................................................................... 5
Department Aerospace Engineering ....................................................................................................... 6
Internationale Studenten ........................................................................................................................ 6
Studium ................................................................................................................................................... 6
Aerospace Propulsion.......................................................................................................................... 7
Boundary Layer Theory ....................................................................................................................... 8
Introduction to CFD ............................................................................................................................. 8
Vehicle Vibration and Control ............................................................................................................. 8
Aktivitäten ............................................................................................................................................... 9
Erlebnisse ................................................................................................................................................ 9
Zusammenfassung ................................................................................................................................. 11
Bilder ..................................................................................................................................................... 12
2
Mein Auslandssemester an der Virginia Tech in den USA
Ich hatte mir schon seit Beginn meines Studiums die Idee irgendwann ein Auslandssemester zu
absolvieren. Richtig konkret wurde der Gedanke erst, als ich an der HAW Hamburg die Plakate mit
der Aufschrift „HAW goes USA“ gelesen habe. Dabei wurde die Virginia Tech in Blackburg als
Partneruniversität der HAW in den USA angeboten. Nach den ersten Informationsgesprächen war
klar, dass die Frist knapp aber schaffbar war, also ging es mit der Bewerbung los!
Bewerbung
Für die Bewerbung war so einiges zu tun und viel Zeit war nicht, nebenbei musste schließlich auch für
die Klausuren gelernt werden. Für das Studium in den USA ist ein Englischtest wie etwa der TOEFL
erforderlich. Im Internet kann man sich gut über diesen Test informieren und die Virginia Tech hat
auf ihrer Seite ebenfalls die Mindestpunktzahlen des TOEFL für die Zulassung aufgelistet. Das Ziel war
also klar: anmelden, vorbereiten, bestehen ;-) Ein Buch zu dem Test war günstig bei Amazon.de zu
kriegen und dann hieß es immer abends vor dem Einschlafen noch mindestens ein weiteres Kapitel
im Buch durchzuarbeiten. Der Test kostete 185 Dollar, von denen mir jedoch später 80 Dollar
zurückgezahlt wurden, da ich an einer Umfrage des Test-Anbieters teilnehmen konnte. Sehr praktisch
ist, dass es direkt an der HAW ein Testzentrum für den TOEFL gibt. Der Test wird am Computer
gemacht und dauert ein paar Stunden. Da ich schon während der Schulzeit in den USA war und auch
sonst gut mit der englischen Sprache zurecht komme war mein Testergebnis für die VT mehr als
ausreichend.
Neben zahlreichen anderen Formularen war für die Bewerbung auch eine Empfehlung eines
Professors notwendig. Ein paar Wochen und Gespräche später war aber auch diese Hürde geschafft.
Nach dem Einreichen aller Unterlagen (und dem gerade rechtzeitig eintreffenden Ergebnis des
TOEFL-Tests) und dem auf Englisch geführten Auswahlgesprächs hieß es dann endlich, dass es für
mich tatsächlich in die USA an die Virginia Tech geht!
Einreise
Vor der Einreise in die USA zum Studieren war natürlich ein Visum zu beantragen. Der Antrag an sich
findet online statt und alle wichtigen Dokumente sind auszudrucken, um sie später mit zum Konsulat
zu bringen. Der Termin beim Konsulat wird ebenfalls online vereinbart, wobei zweimal eine Art
Bearbeitungsgebühr anfällt. Da die Vergabe der Visa an den amerikanischen Botschaften zentralisiert
wurde, gibt es nur noch eine Handvoll Botschaften in Deutschland wo dies möglich ist. Für mich
stand also eine Fahrt nach Berlin zum Konsulat an. Dabei ist zu beachten, dass man ruhig deutlich vor
dem eigentlichen Termin eintreffen sollte, man muss mitunter sehr lange anstehen. Nach langem
Warten, dem Einreichen aller Dokumente und dem obligatorischen Interview bekam ich dann
schließlich meine Bestätigung, dass mein Visum genehmigt worden ist. Zusammen mit dem eigenen
Reisepass wird einem dieses innerhalb von ein paar Tagen per Post zugeschickt.
Die eigentliche Einreise in die USA geschieht seit einiger Zeit über sogenannte Entry Ports, zentrale
Einreisestellen an großen Flughäfen, in meinem Fall über Washington Dulles Int. Mein Pass samt
Visum und alle nötigen Dokumente im Gepäck war dies für mich kein Problem und ging recht schnell.
Von hier aus ging es dann weiter nach Roanoke, die nächstgrößere Stadt ca. 30 min entfernt von
Blacksburg. Mein Flug kam leider erst kurz vor Mitternacht an, freundliche Mitarbeiter am Flughafen
haben mir jedoch noch ein Taxi zum nächsten Motel gerufen. Am nächsten Morgen ging es dann
3
weiter mit dem Bus nach Blacksburg. Es fahren täglich regelmäßig Busse (die Linie heißt SmartWay)
zwischen Roanoke und Blacksburg und eine Fahrt kostet gerade mal 3 Dollar.
Ein guter Tipp hier ist, dass man mit dem Cranwell International Center an der VT vorher vereinbart,
dass man von Studenten vom Flughafen abgeholt wird, damit man nicht so verloren wie ich alleine
nachts noch ein Motel suchen muss ;-)
Blacksburg
Die kleine Stadt Blacksburg im Bundesstaat Virginia liegt mitten in den sogenannten Blue Ridge
Mountains und besteht praktisch nur aus dem riesigen Campus und den Wohnanlagen drumherum.
Man kann wirklich sagen dass es sich um eine nahezu reine Studentenstadt handelt. Da ich ein paar
Wochen vor Semesterbeginn angereist bin konnte ich erleben, dass die Stadt und der Campus
beinahe schon verlassen wirken wenn die Studenten in den Ferien nach Hause fahren. In direkter
Nähe zu Blacksburg (10 Minuten mit dem Auto) liegt die Stadt Christiansburg, wo es außer ein paar
Einkaufszentren, Restaurants und Kinos aber nicht viel mehr Interessantes gibt.
Wohnen
Es gibt die Möglichkeiten entweder on- oder off-campus zu wohnen. Ich hab mich für eine Wohnung
off-campus entschieden, da die Wohnheime on-campus oft den Ruf haben laut und eng zu sein.
Während des Semesters konnte ich aber auch on-campus sehr nette Wohnungen und Zimmer sehen,
und wenn man nicht direkt in der Nähe der Wohnheime der Erstsemester unterkommt, so findet
man auch hier Ruhe zum Lernen und nachts schlafen.
Meine Wohnung habe ich über das Cranwell International Center gefunden. Das Center hält
ständigen Kontakt mit den Studenten und dem Campusleben und kann einem sehr gut bei der Suche
nach einem Zimmer helfen. Ich hab ein sehr gutes Zimmer in einer 4er WG gefunden, von denen ein
Bewohner ein Semester in der Schweiz studierte und wir so quasi die Kontinente getauscht haben.
Meine drei Mitbewohner waren Amerikaner mit verschiedenen Studienrichtungen.
Nach meiner Ankunft in Blacksburg mit dem Bus von Roanoke wurde ich von der Mutter meines
Zimmervermieters abgeholt und zur Wohnung gebracht. Meine Wohnung gehörte zu einem
Wohnkomplex (The Village, Phase 2), von denen es off-campus sehr viele gibt. Sie umfassen eine
meinst sehr große Wohnanlage mit vielen Häusern und bieten stets auch zahlreiche
Sportmöglichkeiten wie etwa Tennisplätze oder Swimmingpools an, um die Studenten anzulocken.
Transport
Da Blacksburg eine kleine Stadt ist sind alle Entfernungen entsprechend nicht sehr weit. Die
Landschaft ist jedoch sehr hügelig und nach kurzer Zeit habe ich das Fahrradfahren fast mehr als
Training als zur Fortbewegung angesehen. Auf dem Campus ist ein Fahrrad jedoch ein willkommenes
Fortbewegungsmittel, da die Wege zwischen den verschiedenen Gebäuden recht weitläufig sein
können. Von meiner Wohnung ging es fast nur bergab zum Campus, was morgens sehr angenehm ist.
Ich konnte mich die fast die gesamt Strecke rollen lassen und hab bereits nach 6 Minuten den
Campus erreicht. Dafür war der Rückweg jedesmal eine mittelschwere Anstrengung. Nach dem
ersten zwei Wochen Training konnte ich die Strecken aber gut bewältigen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Form von Bussen sind ebenfalls als gutes Fortbewegungsmittel zu
empfehlen. Es gibt viele Linien in Blacksburg und es werden alle Stadtteile mehr oder weniger gut
4
abgedeckt. Mit dem Studentenausweis kann man die Busse kostenlos nutzen, ansonsten kostet jede
Fahrt 50 Cent. Natürlich führen alle Linien über den Campus und somit praktisch an jedes Gebäude
wo Vorlesungen, Labore und sonstige Veranstaltungen stattfinden.
Essen
Das amerikanische Essen ist ja bekanntermaßen berüchtigt und natürlich findet man an jeder Ecke
die bekannten Fastfood-Restaurants. Sogar auf oder direkt am Campus findet man alles was Burger,
Pizza und Tacos verkauft. Die vielen zum Teil riesigen Mensen auf dem Campus bieten dabei sowohl
das klassische Fastfood wie aber auch richtig gutes und auch gesundes Essen an. Hier findet sich
wirklich für jeden Geschmack etwas. In den Mensen kann entweder bar oder mit einer vorher
aufgeladenen Mensakarte bezahlt werden. Zahlt man bar, so bezahlt man deutlich mehr als mit einer
Karte. Der Nachteil der Karten ist, dass die angebotenen Tarife für diese meist für das ganze Jahr
gelten und somit auf einen Schlag recht teuer sein können. Aus diesem Grund habe ich mich auch
gegen so eine Karte entschieden und lieber jedes Mal wenn ich einer Mensa essen war lieber etwas
mehr bezahlt, zumal wir auch häufig in der WG selber gekocht haben und auch sonst viel in
Restaurants unterwegs waren. Ich hab auch den Eindruck bekommen, dass die Amerikaner generell
gerne lieber in Restaurants essen als selber etwas zu machen. Entgegen allen Vorurteilen habe ich in
Amerika aber nicht zugenommen, auch wenn ich in Deutschland noch nie so regelmäßig in FastfoodRestaurants war wie in meiner Zeit an der VT.
Wetter
Im bin im August in Blacksburg angekommen. Zu dieser Zeit gab es so gut wie keinen Regen und der
Himmel war praktisch immer blau. Die Temperaturen stiegen fast jeden Tag über die 30° Marke und
außer kurzen Hosen und T-Shirts brauchte ich eigentlich nicht viel mehr. Da ich aber aus Erzählungen
wusste, dass es im Winter sehr kalt und vor allem recht windig in Blacksburg wird, habe ich mich
auch auf diese Umstände entsprechend vorbereitet. Der Umschwung vom angenehm warmen
Herbstwetter zum kalten und nassen Winterwetter hat sich innerhalb einer Woche vollzogen. Ich
weiß nicht warum, aber häufig waren auch noch im Winter bei Schnee und Regen Leute in kurzen
Hosen auf den Straßen zu sehen.
Campus
Wenn man den verteilten Campus der HAW mitten in einer Großstadt wie Hamburg gewohnt ist,
dann ist der Campus der VT eine vollkommen andere Welt. Die Ausmaße des Campus sind einfach
unglaublich. Auf dem Campus sind alle Gebäude der Universität beheimatet, dazu zählen die
sogenannten Halls des jeweiligen Fachbereichs (hier finden die Vorlesungen und Veranstaltungen
statt), unzählige Verwaltungsgebäude, die Wohnheime, die acht Mensen, unglaublich viele
Sportanlagen und sogar ein eigenes Kraftwerk. Die Uni ist alles in allem sehr gut ausgestattet und
sehr modern. Es gibt in nahezu jedem Raum einen Beamer mit Leinwand und viele andere
multimediale Hilfsmittel. Direkt am Campus gibt es sogar einen kleinen Flugplatz und die Uni
unterhält ein paar kleinere Flugzeuge für Experimente und Forschung.
Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich, dass man auf dem Campus auch immer Studenten in grüner
Tarnuniform oder akkurater Dienstuniform sieht. Ein Teil der Studenten sind sogenannte Cadets. Sie
gehören nicht direkt zur Armee, jedoch ist ihr Studium auf eine spätere Karriere beim Militär
5
ausgerichtet. Dazu gehört auch, dass sie auf dem Campus früh morgens in Gruppen marschieren
oder auf dem großen Campusplatz Exerzierübungen durchführen. Ich hab mich aber schnell dran
gewöhnt dass hier das zivile und das militärische Leben direkt nebeneinander stattfinden.
Department Aerospace Engineering
Mein Studiengang Aerospace Engineering gehört an der Virginia Tech zum College of Engineering.
Dem College sind alle unterschiedlichen Engineering Departments unterstellt. Die meisten meiner
Vorlesungen fanden in den Räumen des Mechanical Engineering Departments statt, da diese beiden
Departments eng miteinander verbunden sind. Das zentrale Gebäude ist die Randolph Hall, wo die
meisten der Student Advisor ihre Büros haben und viele Vorlesungen und Labore stattfinden. Das
College of Engineering verfügt über viele Forschungseinrichtungen, zu denen auch zwei große
Windkanäle gehören. Ich hatte zwar keine Labore in den Windkanälen, die großen Röhren an der
Seite der Randolph Hall sind aber weithin zu sehen und sehr beeindruckend. Ab und zu war während
der Vorlesungen ein leises Surren vom Betrieb der Windkanäle zu hören. Zum Glück sind die
Gebäude eines Departments in der Regel relativ nah zusammen, so dass meine Wege zwischen den
einzelnen Vorlesungen nicht allzu weit waren. Mein treues Fahrrad hat mich dabei stets unterstützt
und war sein Geld echt wert.
Internationale Studenten
Mit mir zusammen wurden ca. 300 weitere internationale Studenten der VT begrüßt. Sehr
beeindruckend fand ich die Tatsache, dass diese wirklich aus der gesamten Welt zu kommen
scheinen. Die Organisation der sogenannten Internationals wird vom Cranwell International Center
durchgeführt. Schon ein paar Wochen bevor die Vorlesungen losgehen gibt es jeden Tag
Veranstaltungen und Aktivitäten um es den neu ankommenden Studenten leicht zu machen und um
viele neue Freunde kennenzulernen. Ich bin wirklich froh dass auch ich mich entschlossen hatte ein
paar Wochen zu früh anzukommen um mich schon mal einzuleben. Ich habe in dieser Zeit so viele
nette Leute aus der ganzen Welt kennengelernt und es hat sich schnell eine große Gruppe gebildet.
Über das gesamte Semester fanden mit dieser großen Gruppe Partys, Wochenendtouren und viele
andere lustige Sachen statt. Es lohnt sich auf jeden Fall so viel wie möglich zusammen mit dem
Cranwell International Center zu machen und ihre Hilfe und Unterstützung anzunehmen. Auch wenn
die Aktivitäten die vom Center selber veranstaltet wurden während des Semesters selber nicht mehr
so zahlreich waren, so war es doch immer zentraler Treff- und Anlaufpunkt. Hier finden auch
zahlreiche Ausflüge oder internationale Filmabende (z.B. Das Leben der Anderen mit Originalton und
englischen Untertitel) statt.
Studium
Der zentrale Anlaufpunkt für die Wahl der Kurse ist wie bereits erwähnt der Student Advisor des
jeweiligen Departments. Jeder Student an der Virginia Tech hat einen ihm zugewiesenen Advisor der
ihm in allen Fragen und Problemen bei den Kursen weiterhilft. Entscheidend für die Kurswahl ist
weiterhin, ob man an der VT als Undergraduate oder Graduate Student eingeschrieben ist, wobei das
wohl ungefähr mit Bachelor und Master an der HAW verglichen werden kann. Da ich mich an der
HAW noch im Bachelorstudiengang befand hieß es für mich an der VT also Undergraduate. Ich war
jedoch recht frei in der Wahl meiner Kurse und es stand mir auch offen bestimmte Kurse der
6
Graduates zu besuchen. Mein Student Advisor hat mich anhand meiner Liste der bisher gehörten
Vorlesungen aus Deutschland eingestuft und mir dann eine Liste mit möglichen Vorlesungen erstellt.
Insgesamt habe ich 4 Vorlesungen und ein freiwilliges unbenotetes Labor besucht.
Eine gewissen Umstellung war es für mich, dass es nicht wie in Deutschland eine alles umfassende
Klausur am Ende es des Semesters gibt. Die Noten bilden sich aus den Bewertungen von
Zwischenprüfungen, der Hausaufgaben sowie einer Abschlussprüfung. Während die
Zwischenprüfungen alle paar Wochen angekündigt stattfinden, so sind die durchaus recht langen
Hausarbeiten entweder jede oder alle zwei Wochen abzugeben. Zu Beginn des Semesters gibt der
Professor die Gewichtung der einzelnen Bereiche auf die Gesamtnote bekannt. Für mich war schon
eine gewisse Eingewöhnungszeit an dieses System notwendig. Die Studenten werden praktisch
durchgehend mit Arbeit versorgt. Letztendlich habe ich mich aber auch daran gewöhnt und sogar die
Vorteile dieses Systems zu schätzen gelernt. Man wird dadurch schon etwas mehr zu bewegt sich
wirklich durchgehend mit dem Stoff der Vorlesung zu beschäftigen und bei mir blieb auf diese Weise
wirklich eine Menge hängen.
Wie an der HAW haben auch die Professoren an der VT regelmäßige Sprechzeiten um mit Rat und Tat
zur Seite zu stehen. Ich habe diese Möglichkeit zusammen mit meinen kleinen Lerngruppen häufig in
Anspruch genommen, denn manchmal waren die wertvollen Tipps der Professoren und Assistenten
geradezu Bedingung zum Lösen der gestellten Hausarbeiten. Die Größen der Vorlesungsgruppen
waren in meinen gewählten Fächern nicht sehr groß, und so konnten uns die Professoren schon nach
kurzer Zeit mit Namen ansprechen. Ich empfand die Atmosphäre zwischen Professoren und
Studenten als sehr freundlich und fast schon freundschaftlich. Auf mich machten sie einen sehr
motivierten Eindruck, häufig konnte man sich auch außerhalb der offiziellen Sprechzeiten mit ihnen
treffen um Fragen und Probleme zu besprechen.
Aerospace Propulsion
Dieses Fach beschäftigt sich mit den Antrieben für die Luft- und Raumfahrttechnik. Ich hab mich für
dieses Fach entschieden, da ich es an der HAW im nächsten Semester sowieso auf meinem Kursplan
hatte. Zu Beginn des Semesters haben wir uns mit der Berechnung und Auslegung von Triebwerke für
die zivile Luftfahrt beschäftigt. Darauf folgten dann die komplexer werdenden Anwendungen im
militärischen Bereich mit den Strahltriebwerken und der Auslegung von fixen und variablen Düsen
zur Optimierung. Das letzte viertel des Semesters haben wir uns dann mit den möglichen Antrieben
für die Raumfahrt befasst. Von der Berechnung von einfachen Raketenmotoren bis hin zu den
Mehrbereichsraketen für die bemannte Raumfahrt war alles dabei. Dieser Bereich war wirklich
interessant für mich und der Professor hat die Berechnungen immer wieder mit anschaulichen
Beispielen aus der Vergangenheit der Raumfahrt hinterlegt.
Etwas nachteilig an dem Kurs war jedoch, dass das Fach eigentlich nicht das Hauptgebiet des
Professors war, da er den Kurs kurzfristig von einem Kollegen übernommen hatte. Manchmal war es
für ihn nicht ganz einfach auf Fragen der Studenten eine passende Antwort zu haben. Viele Inhalte
musste man sich praktisch selber aus dem Buch beibringen. Aus diesem Grund haben wir uns auch in
kleinen Gruppen zum Lernen für die häufigen Tests zusammengefunden. Auf diese Weise bin ich mit
den manchmal doch recht komplexen Inhalten dieses Faches gut klar gekommen und es hat viel Spaß
gemacht sich mit unserer kleinen Lerngruppe zu treffen.
7
Boundary Layer Theory
Dieses Fach ist am ehesten mit dem Fach Aerodynamik an der HAW zu vergleichen. Ich hatte diese
Vorlesung zwar schon an der HAW gehört, da mich der Bereich der Aerodynamik aber sehr
interessiert habe ich mich nochmal für diese Vorlesung entschieden. Die Vorlesung befasste sich
vertiefend mit einem wichtigen Teilbereich der Aerodynamik, dem Thema der Grenzschichttheorie.
Neben den theoretischen Beschreibungen wurden auch numerische Lösungsverfahren für reale Fälle
beschrieben. Neu für mich kam die Behandlung von thermischen Einflüssen auf die Grenzschicht
hinzu. Der Professor beschäftigt sich seit mehreren Jahrzenten mit dem Gebiet der
Grenzschichttheorie und konnte die theoretischen Hintergründe zwar manchmal nicht unbedingt
interessant, jedoch immer mit anschaulichen Beispielen belegend vermitteln.
Die Tests wurden in der Regel online abgehalten. Man konnte den Test von jedem Computer mit
Internetanschluss machen, z.B. also auch von zu Hause. Dabei hatte man sich eigenverantwortlich an
die gesetzten Regeln zu halten, also etwa nur das erlaubte Material als Hilfsmittel für den Test zu
verwenden. Als Hausaufgaben waren ebenfalls kleinere Aufgaben online zu lösen. Insgesamt hat mir
das Fach einen interessanten tieferen Einblick in den Bereich der Aerodynamik ermöglicht.
Introduction to CFD
Die Vorlesung Computational Fluid Dynamics (CFD) befasst sich mit den numerischen Lösungen von
Fluidströmungen. Ich hatte zwar an der HAW schon einen kurzen freiwilligen Einführungskurs zum
Thema CFD besucht, jedoch hat mich dieses Fach auch tiefergehen interessiert.
Zunächst wurden die Grundlagen wie etwa die fundamentalen Fluidgleichungen sowie die nötigen
partiellen Differentiale theoretisch erarbeitet und belegt. Die darauf folgenden Methoden zur
numerischen Lösung der Strömungsprobleme waren neu für mich und es war eine Menge Arbeit
notwendig um diesen Bereich zu verstehen. Auch im Fach CFD waren Hausarbeiten angesagt, es gab
vom Professor stets eine Reihe Aufgaben die in der Regel innerhalb von einer Woche zu bearbeiten
und abzugeben waren.
Sehr interessant war auch, dass wir am Ende des Semesters ein Projekt zu erarbeiten hatten, in dem
wir selbst ein Programm zur numerischen Lösungen eines Strömungsproblems mit dem Programm
MATLAB schreiben sollten. Es sollte dabei eine 2-D Strömung eines künstlichen Fluids untersucht
werden, die über eine Öffnung einer Oberfläche strömt. Die Ergebnisse sollten in einem formellen
Bericht eingereicht werden und bestimmten immerhin 40% der Gesamtnote. Ich brachte schon ein
wenig Erfahrung in der Erstellung von Programmen mit, die Integration der numerischen
Lösungsverfahren hat jedoch zahlreiche nächtliche Programmiersessions innerhalb der auch in
diesem Fach gebildeten Lerngruppe erfordert. Für mich war es aber ein schöner kleiner Erfolg am
Ende das fertige Programm erstellt und den Bericht fertiggestellt zu haben. Als sehr angenehm fand
ich das Verhältnis des Professors, Prof. Dr. Chris Roy, zu den Studenten. Er hat eine wie ich finde sehr
gute Methode gefunden die komplexen Inhalte der CFD zu vermitteln.
Vehicle Vibration and Control
In diesem Fach ging es um das dynamische Verhalten von Fahrzeugen und deren Kontrolle mit
mechanischen und elektronischen Unterstützungen. Hauptbestandteil war die Untersuchung von
mechanischen Systemen, um für diese dann die optimalen elektronischen Regelungen in Form von
PID-Controllern zu berechnen. Diese Vorlesung war letztendlich für mich nicht die interessanteste,
da sich der Themenbereich über das Semester immer mehr in Richtung Elektrotechnik bewegt hat.
Dafür war die Vorlesung immer eine der lustigsten, denn sehr junge Professor hatte ein fast schon
freundschaftliches Verhältnis zu den Studenten und einen unschlagbaren Humor. Für dieses Fach gab
8
es ebenfalls regelmäßig Hausaufgaben, dafür jedoch nur eine Zwischenprüfung und eine
Abschlussklausur.
Aktivitäten
Das Angebot an Aktivitäten an der VT hat mich schier umgehauen. Es ist unglaublich was alles an
Sport- und Freizeitaktivitäten angeboten wird. Auf dem Campus gibt es zwei große Sportzentren mit
Basketball, Squash, Schwimmbad, Fitness- und Krafträumen und unzähligen weitern Sachen. Alles
kann von den Studenten kostenlos genutzt werden, lediglich für das Ausleihen von Schlägern, Bällen,
etc. bezahlt man eine kleine Gebühr. Da alle Sportmöglichkeiten direkt auf dem Campus sind habe
ich mich oft mit Freunden zwischen oder nach den Vorlesungen zu einen Basketball- oder
Squashspiel getroffen. Draußen gibt es auch viele Tennisplätze und mit der Zeit hat sich eine kleine
Gruppe zusammen gefunden und wir haben uns regelmäßig zu kleinen Spielen getroffen. Direkt
zwischen den Wohnheimen auf dem Campus sind auch zahllose Grasflächen und Volleyballfelder zu
finden, wenn das Wetter gut ist scheint der Betrieb hier fast nie zu enden. Auch die große
Rasenfläche im Zentrum des Campus (Drillfield) wird permanent für Football, Frisbee, Fußball und
Cricket genutzt. Zu jeder beliebigen Tageszeit kann man sich hierher begeben und es dauert nicht
lange bis man zum mitspielen aufgefordert wird.
Weiter gibt es eine Art Spielcenter im Untergeschoss des Student Centers wo man für sehr faire
Preise z.B. Billard oder Bowling spielen kann. Im Spielcenter ist auch das Venture Out zu finden. Hier
kann man alles mieten was mit Camping und Outdoor zu tun hat. Das Venture Out organisiert und
veranstaltet zusätzlich praktisch jedes Wochenende Campingtouren, Kanufahrten, Wandertouren
und vieles mehr. Die Wandertouren auf die Blue Ridge Mountains gehören für mich zu den besten
Möglichkeiten die wunderschöne bergige Landschaft von Virginia kennenzulernen.
Zu den weiteren Aktivitäten gehört natürlich auch das Nachtleben in Blacksburg. Die Stadt ist zwar
nicht groß, dafür aber durch und durch auf die Bedürfnisse der Studenten ausgelegt. Es gibt ein paar
sehr lustige Bars und Pubs an der Main Street an denen man an den Wochenenden ein schönes
leichtes amerikanisches Bier bekommt. Eine Art Irish Pub ist auch vorhanden, der dafür berühmt ist
viele Biere aus der ganzen Welt zu importieren. Dies ist eine wirklich gute Adresse sollte man das
Light Beer der Amerikaner einmal satt haben. Regelmäßig wird hier auch sehr interessante LiveMusik gespielt. In den Bars ist mir aufgefallen, dass jede von ihnen überall in den Räume große
Flachbildschirme hänge hat. Hier laufen Tag und Nacht die vielen Sportkanäle, und praktisch immer
gibt es nur Football.
Erlebnisse
Das amerikanische Leben wird sehr stark durch Sportarten wie Basketball oder Football beeinflusst.
Die Virginia Tech verfügt selber ebenfalls über riesige Sportanlagen und eigene Teams in allen
einschlägigen Sportarten. Die Spiele der Universitäts-Footballmannschaften werden sogar auf den
großen Landesweiten Sportsendern im Fernsehen übertragen. Die sogenannte College-League im
Football steht der Pro-League, der NFL, praktisch in nichts nach. Zu einem riesen Erlebnis für mich
zählt, einmal bei einem Heimspiel der Footballmannschaft im wirklich unglaublich großen Stadion
direkt am Campus gewesen zu sein. Viele Studenten haben Dauerkarten für die Spiele, für alle
anderen gibt es entweder ein verhältnismäßig kleines Kontingent an kaufbaren Karten oder die
Möglichkeit für jedes Spiel Freikarten in einer Art Lotterie zu gewinnen.
9
Die Stimmung im Stadion war einfach unglaublich und sehr ausgelassen. Es ist wirklich ein riesen
Spektakel mit der riesigen Kapelle, den vielen Showeinlagen zwischen den Spielzeiten und den
zahlreichen Fanritualen bei bestimmten Spielsituationen. Insgesamt liegt mir Football nicht so sehr,
da das Spiel praktisch andauernd unterbrochen ist, der Besuch im Stadion zählt für mich aber zu den
wirklich eindrucksvollen Erlebnissen in meiner Zeit an der VT.
Zu den schönen Erlebnissen gehören auch die bereits erwähnten Wandertouren auf die Berge rund
um Blacksburg. Die Landschaft der Blue Ridge Mountains ist besonders im Herbst wenn sich die
Blätter der Bäume verfärben ein tolles Erlebnis. Ich hatte sogar das Glück, dass meine Freundin sich
zwei Wochen frei nehmen konnte um mich in Blacksburg zu besuchen und wir diese Wandertouren
gemeinsam machen konnten.
Durch meinen Sport, das Fallschirmspringen, habe ich schnell Kontakt zu anderen Springern
gefunden. An der Virginia Tech gibt es sogar einen Skydiving Club in dem ich sofort herzlich
aufgenommen wurde. Die Uni unterstützt den Club und fördernd das Training für landesweite
Wettbewerbe. Zahlreiche Wochenenden haben wir nach langen Autofahrten zusammen auf
Flugplätzen in und um Virginia verbracht. Sogar im November war an einem Wochenende in
Pennsylvania das Wetter noch so gut, dass man im T-Shirt draußen sein konnte. Durch das Springen
habe ich auch in USA unzählige neue Freunde kennengelernt und es sind dicke Freundschaften
entstanden. Ein besonderes Frühstück am frühsten Morgen an einer Brücke in West Virginia sowie
die schönen langen Abende am Lagerfeuer am Ende eines Sprungtages werde ich wohl nicht
vergessen.
Ein weiteres tolles Erlebnis war für mich das lange Wochenende in Washington D.C. Zusammen mit
ein paar anderen Internationals haben wir uns mit Autos auf die Fahrt nach Norden gemacht. Gleich
nach der Ankunft haben wir erstmal eine Kanutour auf dem Potomac River bis zur Brücke am
Washington Memorial gemacht und erst spät abends im Hotel eingecheckt. An den nächsten Tagen
haben wir alles Sehenswerte um die National Mall besichtigt. Zu den Highlights zähle ich hier das
Weiße Haus, das Capitol, die vielen Museen des Smithsonian Institute mit dem National Air and
Space Museum (mit den originalen Raumkapseln der Apollo Missionen sowie z.B. dem original der
Spirit of St. Louis), das Washington Memorial und das Vietnam War Memorial. Sehr interessant und
lebendig ist auch das George Town Viertel in der Stadt und auf jeden Fall hat sich der Besuch hier
gelohnt.
Sehr spannend war natürlich auch der Wahlkampf zwischen Obama und McCain und die letzte heiße
Phase vor der Wahl. In den Medien wurde fast nichts anderes mehr erwähnt und im Fernsehen liefen
nur noch Berichte über den möglichen Wahlausgang. Die Meinungen meiner Freunde zur Wahl
waren sehr unterschiedlich und es wurde natürlich auch abends bei einem kühlen Bier viel über die
Wahl diskutiert. Überall in Blacksburg war Wahlwerbung zu sehen. Der Ausgang der Wahl war aber
auch für die Amerikaner nicht sehr überraschend.
10
Zusammenfassung
Ich bin sehr froh darüber, dass ich die Möglichkeit eines Semesters in den USA an der Virginia Tech
hatte. Die Erlebnisse an einer amerikanischen Universität und bezug auf die Sprache und die
gesammelten Erfahrungen waren dieses Abenteuer wirklich wert. Auch wenn ich mich freue wieder
aus der kleinen Stadt Blacksburg zurück nach Hamburg gekommen zu sein, eine andere Welt an der
Virginia Tech erlebt zu haben ist einfach toll. Sehr geschätzt habe ich vor allem den Umfang mit den
vielen internationalen Studenten aus der ganzen Welt. Die unzähligen Bekanntschaften und
gemeinsamen Momente lassen sich hier leider nicht alle darstellen. Es ist aber schon ein
unglaubliches Gefühl mit Leuten von jedem Kontinent dieser Welt eine so tolle Zeit zusammen zu
verbringen. Jeder spricht eine andere Sprache und jeder kommt aus anderen Verhältnissen.
Sprachlich war der Aufenthalt in den USA natürlich wieder eine gute Vorbereitung auf das spätere
international geprägte Arbeitsumfeld was ich anstrebe. Gerade durch die Vorlesungen, den Kontakt
zu den Kommilitonen und Professoren habe ich sehr viele neue Fachbegriffe gelernt und ein besseres
Gefühl für den sprachlichen Umgang im Leben eines anstrebenden Ingenieurs bekommen. Ich könnte
mir gut vorstellen für ein Praktikum oder einen Masterstudiengang in die USA zurückzukehren.
11
Bilder
1 Die Burruss Hall, der Mittelpunkt des Campus
2 Die Säulen an der Alumni Mall mit Blick über das Drillfield
12
3 Die Torgersen Hall, Eingang zur Library und zur Bridge
4 Die Bridge am Eingang zum Campus, vorne natürlich das VT-Logo
13
5 Ausflug zum Claytor Lake: Indonesien, China, Türkei, Israel, Dänemark, Schweden und Deutschland
6 Wochenendtrip nach Washington DC, Blick auf das Washington Memorial
14
7 Ausflug nach Washington DC, Blick auf das Washington Monument
8 Ausflug nach Washington DC, Blick auf das Capitol
15