Betriebliches Gesundheitsmanagement
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Betriebliches Gesundheitsmanagement
HR Today Special Juli 2015 Betriebliches Gesundheitsmanagement Die themenspezifische Beilage zum HR Today «Gesundheit ist nicht alles… …aber ohne Gesundheit ist alles nichts.» Strategie: Swica, Swiss und die Post geben Einblick Prozesse: Hautnah dabei bei einem Assessment – eine Reportage Massnahmen: Wenn die Psyche streikt Gesundheit als strategische Unternehmensfunktion etablieren Positionieren Sie sich als BGM-Experten in Ihrem Unternehmen Gesundheitsförderung Schweiz, das Kompetenzzentrum für betriebliches Gesundheitsmanagement, bietet praxisorientierte Weiterbildungen zu folgenden Themen an: • Stressmessung im Unternehmen mit S-Tool (1 Tag) • Massnahmen gegen Stress / Burnout in meinem Team und in meiner Firma (2 Tage, mit Best Practice Referat) • Erfolgreich zum Label Friendly Work Space ® (1 Tag) • Wettbewerbsvorteil Gesundheitsmanagement (2 Tage, mit Best Practice Referat) Termine und weitere Informationen finden Sie unter: www.gesundheitsfoerderung.ch/weiterbildung Editorial Betriebliches Gesundheitsmanagement Liebe Leserinnen, liebe Leser Das Thema «Betriebliches Gesundheitsmanagement»ist in den Unternehmen angekommen und die Vorteile eines systematisch implementierten BGM hinreichend bekannt: Unternehmen, die sich einem BGM verpflichtet haben, sind gemäss einer 2011 publizierten Studie von Gesundheitsförderung Schweiz um zehn Prozent produktiver und haben eine zehn bis zwanzig Prozent tiefere Absenzquote. Sie gelten zudem als attraktivere Arbeitgeber und innovativere Organisationen. Genügend gute Gründe, um ein BGM einzuführen oder sein Unternehmen sogar mit dem Label Friendly Work Space auszeichnen zu lassen, das eine ständige Verbesserung der Gesundheit in den Unternehmen anstrebt. Angesichts der zunehmenden psychischen Erkrankungen, die jährlich etwa 20 Milliarden Franken an volkswirtschaftlichen Kosten verursachen, ist Handeln auch dringend angezeigt. Andernfalls drohen staatliche Eingriffe. Zum Beispiel durch Wiedereingliederungsquoten, wenn die Kluft zwischen Prämienzahlern und Leistungsbezügern noch weiter wächst und dadurch zunehmend mehr Menschen zu Randfiguren und Zaungästen des Wirtschaftsgeschehens degradiert werden. Die Welt ist schneller geworden. In immer höherem Tempo folgt Anpassung auf Anpassung. Davon bleiben auch Unternehmen nicht verschont, die ein Betriebliches Gesundheitsmanagement integriert haben. Manchmal erfordern diese Veränderungsprozesse auch in solchen Firmen einen Personalabbau. Doch wie macht man seinen Mitarbeitenden klar, dass ein Betriebliches Gesundheitsmanagement organisatorische Anpassungen nicht verhindert, und wie erklärt man ihnen, was das Label Friendly Work Space beinhaltet? Dass dieser kommunikative Spagat nicht ganz einfach zu bewältigen ist, zeigen die Fallbeispiele der Post und der Basler Versicherungen. Falls Ihnen das mit diesem Heft vermittelte BGM-Wissen nicht genügt: Noch mehr davon erhalten Sie an der Nationalen Tagung von Gesundheitsförderung Schweiz, die am 26. August 2015 in Zürich stattfindet und sich dem Schwerpunkt «Arbeit und psychische Gesundheit» widmet. Im Namen der Redaktion wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre. Herzlichst Corinne Päper, Redaktorin HR-Today Verantwortliche Special «Betriebliches Gesundheitsmanagement» HR Today Special 2 | 2015 3 Wollen Sie Ihren Mitarbeitern immer noch Zinnkannen, Blumen oder Goldvreneli schenken? Beantworten Sie diese Frage zusammen mit Bontique – Ihrem Partner für emotionale Mitarbeitergeschenke in Form von massgeschneiderten Unternehmens-Checks. Jetzt sofort auf www.bontique.ch informieren. Machts möglich. Inhalt Betriebliches Gesundheitsmanagement Inhalt Einleitung Prozesse 06 Xundheit! Die Anforderungen an die Mitarbeitenden steigen ständig und belasten diese zunehmend auch psychisch. Das Einsparpotenzial der Folgekosten psychischer Erkrankungen beträgt etwa 5,6 Milliarden Schweizer Franken, wenn die Betriebe ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Wie diese dabei vorgehen können, erläutert Dr. Thomas Mattig, Direktor der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. 23Ein ganz gewöhnlicher Assessment-Tag. Auf dem Weg zum Label «Friendly Work Space» ist der Assessment-Tag einer der letzten Schritte. Doch wie läuft ein solcher Tag ab? Wir haben Thomas Rohrer, Leiter des Alterszentrums am Buechberg, und die BGM-Assessorin Manuela Scheuzger beim Assessment begleitet. 08Handlungsbedarf in der HR-Schulung Gesundheitsförderung Schweiz hat in den Chefetagen zwar das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Betrieblichen Gesundheitsmanagements geschaffen. Trotzdem zögern viele Unternehmen bei der Einführung. Um die Verbreitung weiter voranzutreiben, hat Gesundheitsförderung Schweiz die BGM-Angebotspalette angepasst. Ein Gespräch mit Geschäftsleitungsmitglied René Rippstein. 10In wenigen Schritten zur Top-Form. Welche Teiletappen bei der Einführung eines BGM-Konzepts zurückzulegen sind, erklärt Michael Gabathuler, Projektleiter Kommunikation Betriebliches Gesundheitsmanagement der Gesundheitsförderung Schweiz in seinem Gastbeitrag. 12Gesundheitsagenda 2020. Mit der Strategie Gesundheit 2020 hat der Bundesrat seine Gesundheitspolitik neu ausgerichtet. Pascal Strupler, Direktor des Bundesamts für Gesundheit, legt die Gesundheitsprioritäten des Bundes im Gespräch dar. 14Wie geht es Ihren Mitarbeitenden? Fragen Sie sie! Nicht immer sind die Ursachen von stressbedingten Absenzen eindeutig erkennbar. Um diese zu ermitteln, eignen sich Gesundheitsbefragungen. Worauf bei einer Mitarbeitenden befragung zu achten ist. Strategie 18Wie reif ist Ihr Unternehmen? Unterschiedliche Reifegrade erfordern unterschiedliche BGM-Massnahmen. Unternehmensvertreter der Swica, der Swiss International Airlines, der Logistikbasis der Armee und des Wohn- und Pflegezentrums Zollikon geben Auskunft zum Reifegrad ihres BGMs und zu dessen strategischer Einbettung. 20Best Case Post: Gesunde Rekrutierung. Das Label «Friendly Work Space» ist ein Tool im Employer-Branding-Werkzeugkasten, mit dem sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber positionieren können. Markus Zuberbühler und Michel Romang über das BGM-Employer-Branding-Konzept der Post. HR Today Special 2 | 2015 26Best Case ZKB: Exzellente Gesundheitsförderung. Viele Unternehmen stecken noch in den Anfängen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die Zürcher Kantonalbank verfügt hingegen über ein BGM-Konzept, das im vergangenen Jahr mit Höchstnoten ausgezeichnet wurde. Ein Fallbeispiel. Massnahmen 30Wenn die Psyche streikt. Psychische Probleme belasten meist die gesamte Arbeitsumgebung. Welche Rollen Personalverantwortliche und Führungskräfte bei der Bewältigung einnehmen sollten, beschreibt der Psychologe Dr. Niklas Baer in seinem Gastbeitrag. 32Best Case Basler Versicherungen: Wir-Gefühl steigern. IV-Integrationsprogramme bringen den Unternehmen handfeste Vorteile. Das illustriert das Fallbeispiel der Basler Versicherungen. Case Managerin Jacqueline Schreiber und HR-Leiter Stephan Walliser erläutern ihr Wiedereingliederungskonzept. 36Gesundheit 2.0. Mit der Digitalisierung kann das Gesundheitsverhalten immer besser überwacht und gesteuert werden. Eine Marktübersicht der wichtigsten «digitalen Helferlein.» Ergebnisse 38Agieren statt reagieren! Geschäftskritische Gesundheits risiken werden mit der Analyse isolierter Kennzahlen nicht erkannt. Wie ein Frühwarnsystem aussieht, erfahren Sie im Gastbeitrag der GFO Unternehmensberatung AG. 40Best Case SBB: Gesundheitsmanagement messbar machen. Während viele Unternehmen nur die Arbeits- belastungen verringern möchten, geht die SBB einen Schritt weiter und setzt ein Kennzahlenmodell ein, das auch die Arbeitsressourcen im Unternehmen sichtbar werden lässt. Service 39Bücher/Events. 39Adressen. Die wichtigsten Schweizer BGM-Anbieter. 5 Betriebliches Gesundheitsmanagement Einleitung Xundheit! Eine Grundvoraussetzung für die hohe Produktivität der Schweizer Volkswirtschaft ist die Gesundheit der Erwerbstätigen – und zwar in jedem Alter. Die täglichen Anforderungen am Arbeitsplatz steigen jedoch und werden nicht selten zu einer psychischen Belastung. Ein Gastbeitrag von Thomas Mattig, Direktor der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. Dr. Thomas Mattig ist seit 2007 Direktor der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz und Lehr beauftragter an der Universität Genf. Er ist Autor mehrerer Werke und publizierte zuletzt das Buch «Healthy Economy – Neue Denkformen für eine gesunde Wirtschaft» im Verlag Neue Zürcher Zeitung. 6 Der demografische Wandel stellt unsere Volkswirtschaft vor wachsende Herausforderungen. Während die Zahl der älteren Arbeitnehmenden ständig steigt, nimmt jene der jüngeren konstant ab. Die Schere öffnet sich: Dieses Jahr werden in der Schweiz erstmals mehr Menschen den 65. als den 20. Geburtstag feiern. Bis 2060 wird der Anteil der Personen im erwerbstätigen Alter an der Gesamtbevölkerung sogar von 62 auf 53 Prozent sinken. Unternehmen sind somit mit einer alternden Belegschaft, Fachkräftemangel, Pensionierungswellen und dem Verlust von Erfahrungswissen konfrontiert. Zudem führen Veränderungen in der Arbeitswelt zur Verschiebung von körperlichen zu psychischen Belas tungen: So machen Personen mit psychischen Beeinträchtigungen inzwischen fast 40 Prozent aller Neurenten aus. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen und Mitarbeitende dieser Entwicklung mit praxiserprobten Ansätzen entgegenwirken. Stress ist messbar Gesundheitsförderung Schweiz hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal eine Studie – den Job-Stress-Index – zur Messung von Stress am Arbeitsplatz durchgeführt und publiziert. Ziel dieser Studie war es, Kennzahlen zu entwickeln, die den Stress am Arbeitsplatz und dessen monetäre Konsequenzen für die Wirtschaft beschreiben: den Stresszustand und die Erschöpfungsrate der Mitarbeitenden. Die Ergebnisse der Erhebung zeigen ein aktuelles und repräsentatives Bild der Stresssituation und der Erschöpfungsrate der Schweizer Erwerbstätigen. Darüber hinaus liefert der Job-Stress-Index Ansatzpunkte, um die Arbeitsbedingungen in den Unternehmen zu verbessern. Das ist auch angezeigt: Gemäss Stress-Index fühlt sich in der Schweiz immerhin fast ein «Die Betriebe könnten etwa 5,6 Milliarden Schweizer Franken einsparen, wenn sie ins BGM investieren.» Dr. Thomas Mattig, Direktor, Gesundheitsförderung Schweiz Fünftel der Erwerbstätigen dauerhaft oder sehr häufig bei der Arbeit gestresst. Daraus resultieren Überbeanspruchung, Burnout oder Depressionen, die zu Arbeitsausfällen führen und hohe Kosten für die Unternehmen und die Sozialversicherungen verursachen. Dabei entstehen etwa 75 Prozent des Produktivitätsverlusts durch die verminderte Leistungsfähigkeit und circa 25 Prozent durch krankheitsbedingte Fehlzeiten. Einsparungen dank strategischem BGM Das ökonomische Verbesserungspotenzial der Arbeitsbedingungen wird aufgrund des Job-Stress-Index aus Sicht der Unternehmen für das vergangene Jahr auf 5,6 Milliarden Schweizer Franken geschätzt. Mit anderen Worten: Investieren die Unternehmen vermehrt in das HR Today Special 2 | 2015 Einleitung Betriebliches Gesundheitsmanagement BGM und haben alle Erwerbstätigen ein günstiges RessourcenBelastungs-Verhältnis, könnten die Betriebe etwa 5 Milliarden Franken einsparen. Diese Zahlen sollten die Firmen eigentlich dazu motivieren, in Zukunft vermehrt in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu investieren. Weil Gesundheitsförderung Schweiz diese Erhebung künftig jährlich durchführt, wird es in den kommenden Jahren möglich sein, die Entwicklung der Stressbelastung in der Schweiz kontinuierlich zu verfolgen. Selbstanalyse als erster Schritt Dass Gesundheitsförderung im Betrieb auch einfach und kostengünstig möglich ist, zeigt der BGM-Check. Die von Gesundheitsförderung Schweiz entwickelte Selbstanalyse für Unternehmen ermöglicht den Unternehmen zu erkennen, wo sie in der Gesundheitsförderung stehen. Der Online-Test, der eigenständig durchgeführt werden kann, wurde aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und Praxiserfahrungen ermittelt. Er gibt den Betrieben einen Einblick in das vielseitige Massnahmenspektrum und die Themen der Gesundheitsförderung. Die Firmen erhalten Ergebnisse, die ihre individuellen Bedürfnisse abbilden. Die Resultate liefern dann die Grundlage zur Massnahmenplanung. Freiwilligkeit zahlt sich aus Wer sich mit freiwilligen Massnahmen für das systematische BGM engagiert, spart nicht nur Kosten, sondern schafft auch bessere Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Denn nur so kann die Unternehmensführung auf gesunde und motivierte Mitarbeitende zählen, die mit den Herausforderungen des Arbeitsalltags besser zurechtkommen. Darüber hinaus werden gesunde Arbeitsbedingungen immer mehr zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung und Bindung qualifizierter Arbeitskräfte. ■ Thomas Mattig Gesundheitsförderung Schweiz Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kan tonen und Versicherern getragen wird und einen gesetzlichen Auftrag hat, Massnahmen zur Förderung der Gesundheit zu initiieren, koordinieren und evaluieren. Die Stiftung unter liegt der Kontrolle des Bundes. Mit einem Beitrag von 20 Rappen pro Monat leistet jede Person in der Schweiz einen Beitrag an die Gesundheitsförderung. Dieser wird von den Krankenversicherern eingezogen. Die Standorte von Gesund heitsförderung Schweiz befinden sich in Bern und Lausanne. www.gesundheitsfoerderung.ch Friendly Work Space Das Label Friendly Work Space von Gesundheitsförderung Schweiz zeichnet Unternehmen aus, die Massnahmen zur Op timierung der betrieblichen Rahmenbedingungen systema tisch umsetzen. Das Label ist ein Instrument, um das Engage ment eines Betriebes für optimale Arbeitsbedingungen auch nach aussen glaubwürdig zu kommunizieren. Bisher wurden 55 Organisationen mit 188 000 Angestellten mit dem Label Friendly Work Space ausgezeichnet. HR Today Special 2 | 2015 Das «Friendly Work Space»-Konzept 2 1 5 6 3 4 Das Label «Friendly Work Space» ist ein Qualitätssiegel für Firmen, die das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) in ihre Unterneh mensstrategie integrieren und systematisch umsetzen. Dieses Kon zept (siehe Schema) bildet auch die Basis für die vorliegende Heftstruk tur. Am Anfang und Schluss jedes BGM-Kreislaufs steht die Gesamte valuation der Ergebnisse. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben direkte Auswirkungen auf die Strategie, die Prozesse, die Strukturen und Massnahmen. Bevor ein BGM als «etabliert» gilt, durchläuft es diesen Kreislauf mehrmals. Strategie Auf Geschäftsleitungsebene wird die Vision bestimmt und das BGM in bestehende Managementsysteme eingebunden. Ebenfalls kommt darin zum Ausdruck, dass das BGM eine Führungsaufgabe des Managements ist (Nr. 1). Prozesse Im zweiten Block (Nr. 2–4) werden im Unternehmen Pro zesse, Strukturen, Verantwortlichkeiten und Ziele analysiert, opti miert oder neu bestimmt. Massnahmen In der Umsetzungsphase werden Massnahmen defi niert, mit denen die BGM-Ziele erreicht werden sollen (Nr. 5). Ergebnisse Am Ende jedes Kreislaufs steht die Gesamtevaluation (Nr. 6). Dabei werden interne und externe Kennzahlen erhoben und ausgewertet und die BGM-Strategie wird entsprechend angepasst. 7 Betriebliches Gesundheitsmanagement Einleitung «Handlungsbedarf in der HR-Schulung» Mit dem Label Friendly Work Space hat Gesundheitsförderung Schweiz in den Chefetagen Bewusstsein für die Wichtigkeit des Betrieblichen Gesundheitsmanagements geschaffen. Trotzdem zögern viele Unternehmen bei der Implementierung, weil sie den Aufwand als zu hoch einschätzen. Um die flächendeckende Verbreitung voranzutreiben, überarbeitet die Gesundheitsförderung Schweiz nun ihre BGM-Angebotspalette. Ein Gespräch mit Geschäftsleitungsmitglied René Rippstein. An der letztjährigen Preisverleihung wurde erstmals das Label «Committed to» vergeben. Wofür steht dieses neue Label genau? «Committed to» ist ein Label für jene Firmen, die im BGM schon viel machen, aber den Notendurchschnitt 3.0 noch nicht erreicht haben. Es ist als Anerkennung für Firmen gedacht, die auf gutem Weg zu einem strategisch verankerten BGM sind. Diese Firmen müssen das BGM einfach noch systematischer und nachhaltiger integrieren. Wir empfehlen diesen Unternehmen, die Verbesserungspotenziale zu betrachten, die im Assessment-Bericht aufgeführt sind. Sie können auch das S-Tool nutzen, um ihre Situation nochmals genau zu analysieren und Massnahmen daraus abzuleiten. Danach kann wiederum die Wirkung analysiert werden und es entsteht eine Ex8 zellenz-Spirale nach oben. BGM ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Häufig wird kritisiert, dass der Zertifizierungsprozess zum Friendly Work Space für KMU zu aufwendig sei. Welche Möglichkeiten haben kleinere Unternehmen, um ein BGM erfolgreich zu verankern? Viele KMU gehen das BGM oft ereignisorientiert und wenig systematisch an. Zudem verfügen sie oft über kein genügend grosses Know-how im BGM und können nur wenig finanzielle Mittel in externe Beratungen und in den Support investieren. Aus diesem Grund werden wir das bestehende Webportal KMU-Vital erneuern. Dabei werden neue Tools zur Anwendung kommen, die einen Do-it-yourself-Ansatz beinhalten. Zum Beispiel E-Learnings, webbasierte Analysetools sowie ein KMULabel, das mit einer Onlineplattform verknüpft ist. Bis zur Lancierung wird es allerdings noch eine Weile dauern. Wo besteht für Sie das grösste Entwicklungspotenzial Ihrer BGM-Angebote? Künftig sollen Unternehmen ihre Ergebnisse noch besser messen können und Rückkopplungen ihrer BGMAktivitäten frühzeitig erkennen. Dazu entwickeln wir derzeit ein Wirkmodell, das aufzeigt, wie Resultat B aussehen könnte, wenn Massnahme A ergriffen wird. So wird der mögliche Nutzen frühzeitig sichtbar. Zudem möchten wir den Bekanntheitsgrad von Friendly Work Space bei den Unternehmen und den Mitarbeitenden mit verschiedenen Kommunikationsmassnahmen weiter erhöhen. Ein neues Produkt dafür ist beispielsweise die Brandingbox, mit welcher wir lizenzierten Firmen verschiedene individualisierbare Employer-Branding-Vorlagen wie Newsletter, Briefköpfe oder Inserate zur Verfügung stellen. Auch ein Online-Shop für Werbeartikel und eine Employer-Branding-Beratung gehören dazu. Mit Jobup haben wir zudem für zertifizierte Unternehmen HR Today Special 2 | 2015 Foto: © Peter Tillessen Herr Rippstein, das Label Friendly Work Space prämiert die Qualität eines BGM-Systems. Was zeichnet das Label besonders aus? René Rippstein: Friendly Work Space ist das einzige anerkannte Schweizer Label, das die Qualität eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements misst. Es berücksichtigt den Total-Quality-Ansatz EFQM (European Foundation for Quality Management) und ist deshalb leicht in bestehende Qualitätsprozesse integrierbar – unabhängig davon, in welcher Branche dieses angewendet wird. Durch die Integration des Friendly Work Space erfüllen die Unternehmen einen hohen Standard und streben gleichzeitig nach kontinuierlicher Verbesserung. Externe Assessoren überprüfen diesen Prozess und weisen auf das vorhandene Potenzial aber auch auf die noch zu verbessernden Punkte hin. Der Assessment-Bericht bildet die Grundlage dafür, das Potenzial, der Mitarbeitenden auszuschöpfen, die Innovationskraft des Unternehmens sowie die Produktivität zu steigern und Absenzraten zu senken. Auch im Employer Branding ist die Wirkung des Labels nicht zu unterschätzen. Einleitung Betriebliches Gesundheitsmanagement die Möglichkeit geschaffen, Jobinserate mit dem Label Friendly Work Space zu kennzeichnen. Jobsuchende können die zertifizierten Betriebe so gezielt selektieren. Kooperationen wie jene mit der Swica, dem grössten Schweizer Krankentaggeldversicherer, sorgen dafür, dass unsere bereits entwickelten Werkzeuge wie das S-Tool zur Stressmessung in weiteren Unternehmen Verbreitung finden. Einen ebensolchen Handlungsbedarf sehen wir in der Schulung von HR-Mitarbeitenden und BGM-Projektleitern. Dort geht es darum, in modulartig aufgebauten Weiterbildungen grundsätzlich zu vermitteln, was ein BGM ist und wie dieses im Unternehmen wirksam verankert werden kann. Und welche Bedeutung soll das Friendly Work Space in zehn Jahren haben? Es wird sich ganz bestimmt zeigen, dass Label-Firmen durch den systematischen BGM-Ansatz besser dastehen als ihre nichtzertifizierte Konkurrenz. Vor allem dann, wenn es um die Innovationsfähigkeit und Produktivitätssteigerung geht. Das schliesse ich jedenfalls aus den ersten Erfahrungen mit den Pionierfirmen. So sind diese gemäss der Swing-Studie von 2011 um zehn Prozent produktiver, haben eine 10 bis 20 Prozent tiefere Absenzquote und dadurch auch deutlich geringere Personalkosten. Gesundheitsfördernde Massnahmen stärken eben nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. In zehn Jahren rechne ich damit, dass etwa 20 bis 30 Prozent aller Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten zertifiziert sein werden. Heute sind es etwa zehn Prozent. n Interview Corinne Päper Zur Person René Marcello Rippstein ist seit 2009 Mitglied der Geschäftsleitung von Gesundheitsförderung Schweiz. Seine Aufgabe besteht darin, die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Wissenschaft zu stärken mit dem Ziel, bei den Unternehmen das Human Capital Management mithilfe des Betrieblichen Gesundheitsmanagements aufzubauen. HR Today Special 2 | 2015 9 Betriebliches Gesundheitsmanagement Einleitung In wenigen Schritten zur Top-Form Wie beim Sport gibt es auch für das Betriebliche Gesundheitsmanagement keinen richtigen oder falschen Zeitpunkt, um mit dem Fitnessprogramm zu beginnen. Wichtig ist, von Beginn an den eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden und sich passende Ziele zu setzen. Die Investitionen ins BGM sind ein Gewinn für alle, wenn die Massnahmen richtig umgesetzt werden. Michael Gabathuler, Projektleiter Kommunikation Betriebliches Gesundheitsmanagement Schweiz. 1. Kick-off… oder das Aufwärmen nicht vergessen Bevor Sie mit den besten Vorsätzen starten, klären Sie, wo Ihr Unternehmen in Bezug auf die Förderung der Gesundheit der Mitarbeitenden steht. Dementsprechend stellen Sie das passende Programm zusammen, um die gesundheitsrelevanten Faktoren in Ihrem Unternehmen zu optimieren. Einen ersten einfachen Check-up bietet Gesundheitsförderung Schweiz für kleine (bis 100 Mitarbeitende) und grosse Unternehmen (über 100 Mitarbeitende) mit dem kostenlosen Online-Test unter www.bgm-check.ch. Die Auswertung des BGM-Checks liefert Ihnen eine Übersicht über die verschiedenen Handlungsfelder wie Betriebskultur, Aufgabengestaltung, Führung oder Absenzen. Zudem erhalten Sie praxisorientierte Tipps und weiterführende Informationen zu spezifischen Handlungsfeldern. Unsere Erfahrung als BGM-Kompetenzzentrum zeigt, dass es für den Erfolg der BGM-Investitionen wesentlich ist, dass der Team-Chef und die Schlüsselspieler das Trainingsprogramm mittragen und die gesamte Mannschaft motivieren, die gesteckten Ziele zu erreichen. Ein Sensibilisierungsworkshop bietet die Möglichkeit, die Unternehmensführung sowie die internen Fachleute an Bord zu holen. 2. Den Puls fühlen … oder wissen, wo dem Team der Schuh drückt. Für Ihren Betrieb passende und wirksame Massnahmen können Sie planen, wenn Sie regelmässig den Fitness zustand Ihrer Mitarbeitenden erheben und darauf aufbauend Ziele festlegen. Dabei sind Sie vor allem dann erfolgreich, wenn Sie Informationen aus verschiedenen Quellen heranziehen und bewerten. So lassen sich zum Beispiel Ergebnisse aus Fehlzeitenanalysen besser interpretieren, wenn zusätz- Grundsätzlich lassen sich vier Arten von Instrumenten für eine Bestandsaufnahme unterscheiden: ObjektivSubjektiv (Beurteilung von aussen) (aus Sicht der Betroffenen) Quantitativ (in Zahlen messbar) z. B. Fehlzeitenanalysen, Unfallstatistiken z. B. Mitarbeiterbefragung Qualitativ (beschreibend) z. B. Arbeitsplatzanalyse z. B. Gesundheitsworkshop 10 lich noch Daten aus der Mitarbeiterbefragung und Informationen aus Gesprächen mit Mitarbeitenden und Führungskräften herangezogen werden (siehe Grafik unten). Beispiel Führung Sie stellen durch Ihr Absenzmanagement in zwei Abteilungen gehäufte Kurzzeitabsenzen fest. Als BGM-Experte schauen Sie sich zusätzlich die Daten aus der Mitarbeiterbefragung an und vergleichen die Werte: In Abteilung A wird die Unterstützung durch die Führungskraft auffällig niedrig eingeschätzt. Die Mitarbeitenden nehmen hohen sozialen Stress wahr. Die Mitarbeitenden der Abteilung B hingegen scheinen hauptsächlich unter erhöhtem Zeitdruck zu leiden. Diesen fehlen die arbeitsbezogenen Ressourcen. Im Gespräch mit der Führungskraft der Abteilung A suchen Sie daraufhin gemeinsam eine Lösung und entscheiden sich für eine Schulung in wertschätzender Führung. In Abteilung B entscheiden Sie sich für einen Kurzworkshop mit einigen der Mitarbeitenden. Dabei erkennen Sie, dass eine flexible Gestaltung der Arbeitsaufgaben mit mehr Handlungsspielraum für die Mitarbeitenden den Zeitdruck und die damit verbundenen Belastungen senken kann. Nur die Kombination aus verschiedenen Informationsquellen und Daten macht es Ihnen möglich, Massnahmen auf die Situation der Abteilungen abzustimmen und den spezifischen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Damit haben Sie gute Chancen, in der nächsten Mitarbeiterumfrage eine positive Veränderung in Motivation und Arbeitszufriedenheit festzustellen, die sich dann auch in einer Senkung der Kurzzeitabsenzen widerspiegelt. Beispiel Produktion Ihre Produktionsmitarbeitenden sind häufiger über kürzere Zeit krank. Als BGM-Experte erfahren Sie im Gespräch mit den Mitarbeitenden, dass sie die zusätzliche Automatisierung einer Produktionslinie als Abwertung ihrer Arbeit empfinden. Über die Mitarbeiterbefragung stellen Sie ausserdem fest, dass vor allem ältere Mitarbeitende eine kritische Einstellung gegenüber der Führung haben. In einem Führungsworkshop werden gemeinsam verschiedene Lösungen erarbeitet. So werden die Mitarbeitenden bei den Schichtplänen vielseitiger eingesetzt. Und die älteren Mitarbeitenden nehmen vermehrt KonHR Today Special 2 | 2015 Re-Assessment Präsentation GL/Steuergruppe Assessment Anmeldung Assessment Workshop Self-Assessment 3 Analyse: MA-Befragung Start Self-Assessment Sensibilisierungs-Workshop 2 BGM-Check 1 Standortbestimmung: Massnahmen Einleitung Betriebliches Gesundheitsmanagement 3 Jahre Weiterbildung Roadmap erstellen Umsetzung BGM-Massnahmen > systematische Umsetzung Die BGM-Roadmap von Gesundheitsförderung Schweiz zeigt einen möglichen Weg, wie Sie in gangbaren Schritten die Ist-Situation Ihres Betriebes analysieren, sich Ziele setzen, ein Konzept erarbeiten und dieses implementieren können. Dieser Weg kann bis zur Label-Auszeichnung Friendly Work Space führen. trollaufgaben wahr. Wenn die Kurzzeitabsenzen daraufhin sinken, haben die Massnahmen gegriffen. Zusätzlich bestätigen die Ergebnisse der nächsten Mitarbeiterumfrage den Erfolg mit erhöhter Arbeitszufriedenheit und Motivation. Gesundheitsförderung Schweiz empfiehlt, qualitativ hochstehende und wissenschaftlich fundierte Befragungsinstrumente zu nutzen. Nur mit validen Daten können glaubwürdige Aussagen gegenüber dem Management und den Mitarbeitenden gemacht werden. Zudem gilt: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Nur mit regelmäs sigen Erhebungen können Sie Fortschritte messen, Trainingserfolge aufzeigen und den Schuh immer wieder neu anpassen. 3. Systematisieren … oder mit einem abgestimmten Trainingsprogramm aufs Podest Die Goldmedaille in der Disziplin BGM ist das Qualitätslabel Friendly Work Space. Betriebe mit dieser Auszeichnung verfügen über nachhaltig verankerte Prozesse im BGM. Wichtiger als die Massnahmen ist, wie diese entwickelt und umgesetzt werden. Die Standards von Friendly Work Space garantieren systematische Prozesse für die Planung, Umsetzung und Evaluation von BGM. Die Erfahrung zeigt, dass Betriebe ab rund 100 Mitarbeitenden über die internen Strukturen und Ressourcen verfügen, um die Qualitätsstandards von Friendly Work Space zu erreichen. Aber auch für kleinere Unternehmen lohnt es sich, BGM nachhaltig und mit Konzept zu betreiben. Ein Must: Fitnessprogramm für Ihr Unternehmen Ein gut abgestimmtes Set an BGM-Massnahmen bringt kurz- und langfristig Nutzen für Ihr Unternehmen und die Mitarbeitenden. Dazu gehören ein Return on Investment von bis zu 1:31, die Senkung der Absenzenrate, geringere Fluktuation, höhere Mitarbeiterzufriedenheit und letztlich erhöhte Leistungsbereitschaft und -fähigkeit2. 1 iga Report 28 (2015) HR Today Special 2 | 2015 Ein Gewinn für alle! BGM hilft Ihnen nicht nur in der Personalführung, sondern auch bei der Positionierung Ihrer Arbeitgebermarke. Mit BGM steigern Sie die Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitgeberattraktivität Ihres Unternehmens. n Michael Gabathuler Tipps der Experten • Klären Sie, wo Ihr Unternehmen im BGM steht und welche Ziele Sie Ihrem Betrieb setzen möchten. • Festigen Sie Ihr Wissen auf den für Sie relevanten Themengebieten, beispielsweise mit einer Weiterbildung, und positionieren Sie sich als BGM-Experte in Ihrem Unternehmen. • Falls die internen Ressourcen knapp sind, nutzen Sie das Knowhow von externen Fachpersonen. Auf der Datenbank von Gesundheitsförderung Schweiz finden Sie schnell und einfach einen geeigneten Beratungsanbieter. Fragen? Die Key Account Manager von Gesundheitsförderung Schweiz unterstützen Sie bei Fragen zum BGM. Marcel Paolino Leiter Vertrieb Betriebliches Gesundheitsmanagement [email protected] +41 79 103 80 12 Karine Gautschi Hälg Key Account Manager Romandie [email protected] +41 79 206 93 07 Andreas Wieser Key Account Manager [email protected] +41 79 684 40 66 2 Studie SWING (2011) 11 Betriebliches Gesundheitsmanagement Einleitung Gesundheitsagenda 2020 2013 hat der Bundesrat seine Gesundheitspolitik neu ausgerichtet und die Strategie Gesundheit 2020 verabschiedet. Pascal Strupler, Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG), nimmt Stellung zu den Gesundheitsprioritäten des Bundes und zur Einbettung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in der Bundesstrategie. Herr Strupler, wie könnte man die Gesundheitspolitik des BAG umschreiben? Pascal Strupler: Der Bund und die Kantone haben dafür zu sorgen, dass die Menschen in unserem Land gesund leben können. Dabei verfolgt der Bund eine umfassende Gesundheitspolitik, welche die Tatsache berücksichtigt, dass der Gesundheitszustand der Schweizerischen Bevölkerung nur zum Teil von der medizinischen Versorgung abhängt. Wichtiger als diese sind aber die Lebens- und Arbeitsbedingungen, eine wenig belastete Umwelt, die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln oder eine ausreichende Bildung. Viele Entscheide in anderen Politikbereichen, etwa in der Bildungs-, Sozial-, Arbeitsmarkt- oder Umweltpolitik, haben in unserem Land damit direkte oder indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Unsere Aufgabe ist es deshalb, die Verantwortlichen anderer Politikbereiche für diese Zusammenhänge zu sensibilisieren und gemeinsam nach gesundheitsfördernden Lösungen zu suchen. Wir tun dies mittels direkter Kontakte, im Rahmen ge- meinsamer Projekte, aber auch bei der Erarbeitung neuer Gesetze. 2013 hat der Bund die Gesundheitsstrategie 2020 verabschiedet. Was ist darunter zu verstehen? Dahinter steht die Gesamtstrategie Gesundheit des Bundes. Sie dient als Landkarte zum Gesundheitssystem der Zukunft. Bei der Umsetzung der Strategie setzt der Bundesrat jedes Jahr neue Prioritäten: Für 2015 sollen vier Botschaften, drei Teilstrategien und drei Berichte zuhanden des Parlaments verabschiedet werden. Dabei nimmt die Prävention eine zentrale Rolle ein. Wo steht die Schweiz bei der Umsetzung dieser Strategie? Viele Projekte sind in der Umsetzung, andere in Erarbeitung, einige aber auch erst geplant. Die Stärke der Gesamtstrategie 2020 ist, dass sie auf vielen Ebenen ansetzt. Entscheidend ist aber sicher, dass wir die Koordination in der Gesundheitsversorgung verbessern und Anzeige Werden Sie Schicksalswender Mit einem Franken pro Tag wenden Sie leidvolle Kinderschicksale zum Besseren. 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BGM nützt also nicht nur den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern, sondern dämpft auch die öffentlichen Gesundheitskosten. die Effizienz bei der Erbringung der Gesundheitsdienstleistungen erhöhen. Nur so wird es gelingen, das vom medizinischen Fortschritt und der demografischen Entwicklung getriebene Kostenwachstum zu dämpfen. Wir gehen davon aus, dass im Gesundheitswesen ein Kosteneinsparungspotenzial von etwa 20 Prozent besteht, denn heute werden noch zu viele unnötige, nicht wirksame Eingriffe und Behandlungen vorgenommen. Wie ist Gesundheitsförderung Schweiz in die Gesundheitsstrategie 2020 eingebettet? Die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz wirkt in zwei zentralen Projekten mit: bei der Erarbeitung einer nationalen Präventionsstrategie von nichtübertragbaren HR Today Special 2 | 2015 Zur Person Pascal Strupler ist seit 2010 Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) unterstellt ist. In seiner Funktion verantwortet Pascal Strupler auch die Umsetzung wichtiger Gesundheitsreformen. Krankheiten sowie bei der Schaffung von Präventions- und Früherkennungsmassnahmen von psychischen Erkrankungen. Ausserdem ist Gesundheitsförderung Schweiz seit vielen Jahren unsere Partnerin in der Umsetzung des nationalen Programms «Ernährung und Bewegung.» Welche Bedeutung wird das Betriebliche Gesundheitsmanagement in zehn Jahren haben? Die arbeitende Bevölkerung verbringt heute durchschnittlich 60 Prozent der Tageszeit bei der Arbeit. Vielfach in sitzender Position, was dazu geführt hat, dass der Bewegungsmangel schon heute mehr als die Hälfte der Leistungseinbussen und Anfälligkeiten für Krankheiten verursacht. Durch den Globalisierungsdruck steigen die Leistungsanforderungen an die Mitarbeitenden und die Wirtschaftftsführer noch weiter. Dieser zunehmende Druck verursacht oft starken Stress und begünstigt psychische Erkrankungen. Um diese Belastungen besser zu meistern, ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement ein wichtiges Tool, mit dem sichergestellt wird, dass der Arbeitsplatz ein Ort der Gesundheit ist und nicht zur Quelle von Krankheit wird. Betriebliches Gesundheitsmanagement gehört deshalb in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf die Tagesordnung jedes CEO. n Interview Corinne Päper 13 Betriebliches Gesundheitsmanagement Einleitung Wie geht es Ihren Mitarbeitenden? Fragen Sie sie! Nicht immer sind die Ursachen von stressbedingten Absenzen eindeutig erkennbar. Um diese zu ermitteln, eignen sich Gesundheitsbefragungen. Béatrice Schwark, Managerin für Qualitätsmessungen bei der Hcri AG, und Nina Zumstein, Projektleiterin bei Gesundheitsförderung Schweiz, geben Auskunft, was bei deren Durchführung zu beachten ist. Nichtstun kostet. Darüber sind sich alle im Klaren. Doch lohnt es sich in jedem Fall, die Mitarbeitenden zu ihrer Gesundheit zu befragen? «Gesundheitsbefragungen sind nur dann angezeigt, wenn das Unternehmen auch bereit ist, an den Themen zu arbeiten», sagt Béatrice Schwark. «Führt man eine Mitarbeiterbefragung durch und ergreift dann keine Massnahmen, frustriert das die Mitarbeitenden und schadet dem Unternehmen mehr, als es nützt», ergänzt Nina Zumstein. «Die Mitarbeitenden sind dann weniger bereit, auch künftig über wichtige Themen Auskunft zu geben.» Nicht ganz einig sind sich die beiden Expertinnen darüber, wie häufig solche Mitarbeiterbefragungen durchgeführt werden sollten. So glaubt Nina Zumstein, dass Befragungen im Zweijahresrhythmus genügen, denn: «Der Aufwand zur Durchführung einer Mitarbeiterbefragung ist nicht zu unterschätzen. Man muss ja die Mitarbeiterbefragungs-Tools S-Tool der Gesundheitsförderung Schweiz Die Mitarbeiterbefragung zum Stressgeschehen im Unternehmen wurde von der Gesundheitsförde rung Schweiz in Zusammenarbeit mit der Universität Bern 2008 entwickelt. Damit gelingt es, sich in Kürze einen Überblick über das aktuelle Stress geschehen auf Unternehmens-, Be reichs-, Abteilungs- oder sogar Team ebene zu verschaffen. Mit der Auswertung einer solchen S-Tool-Be fragung erhält das Unternehmen Er kenntnisse darüber, wo sich im Unter nehmen erhöhte Stresswerte befin den, wo betriebliche Ressourcen vorhanden sind, die entlastend wir ken können, wie sich die Stresswerte über die Zeit verändert haben und wo das Unternehmen im Vergleich zu 14 anderen steht. Dies ermöglicht, ge zielt präventive Massnahmen durch zuführen, Belastungen abzubauen und Ressourcen zu stärken. www.s-tool.ch Mitarbeiterbefragung der Hcri AG Die Mitarbeiterbefragung der Hcri AG entstand in der Zusammenarbeit mit dem Arbeitspsychologischen Ins titut der Universität Bern. Die Mini malversion des modular erweiter baren Kurzfragebogens lässt sich in nert zehn Minuten ausfüllen und bei Bedarf mit Zusatzthemen ergänzen. Mit einem geringen Mehraufwand lässt sich dieselbe Befragung auch für das Probezeitgespräch und beim Mit arbeitendenaustritt nutzen. www.hcri.ch Mitarbeitenden informieren, motivieren, die Befragung auswerten und die Massnahmen daraus ableiten und auch umsetzen.» Bereits die Umsetzung dauere oft lange und bis die ergriffenen Massnahmen tatsächlich eine Wirkung zeigten, ginge es noch länger. Um auf Kurs zu bleiben, müsse man «punktuell eben zwischendurch mündliche Rückmeldungen einholen». Béatrice Schwark setzt hingegen auf jährliche Wiederholungen, um «die Wirkung der Massnahmen in der Tiefe zeitnah zu überprüfen und Gegensteuer zu geben». Mitarbeitende aktiv informieren Nicht nur Alibiumfragen frustrierten die Mitarbeitenden, meinen Schwark und Zumstein. Auch eine mangelhafte interne Kommunikation könne demotivieren, überhaupt an einer Gesundheitsbefragung teilzunehmen. So zum Beispiel, wenn die Belegschaft nicht über das Ziel einer solchen Befragung informiert werde, welchen Stellenwert sie im Unternehmen hat und was nach der Auswertung mit den Ergebnissen geschieht. Um aufzuzeigen, dass das Projekt eine hohe Priorität geniesst, müsse das Unternehmen intern die Botschaft vermitteln, dass die Gesundheit der Mitarbeitenden wichtig sei und die Geschäftsleitung das Projekt unterstütze: «Das sendet ein Signal, dass die Auskünfte der Mitarbeitenden geschätzt werden und das Projekt eine hohe Priorität hat», sagt Nina Zumstein. Um sich Glaubwürdigkeit zu verschaffen und die Motivation der Mitarbeitenden für weitere Befragungen aufrechtzuerhalten, gelte es, die Belegschaft bei der Erarbeitung der aus der Befragung abgeleiteten Massnahmen in Teamworkshops oder als repräsentative Vertreter in Gesundheitszirkeln einzubeziehen, sind sich Zumstein und Schwark einig. «Kostengünstige und wenig aufwendige Massnahmen sind baldmöglichst umzusetzen, um der Belegschaft nahezubringen, dass es nicht nur bei schönen Worten bleibt», ergänzt Zumstein. «Bei Massnahmen, die einen langfristigen Betrachtungshorizont erfordern, gilt es, Meilensteine zu setzen und diese sorgHR Today Special 2 | 2015 Einleitung Betriebliches Gesundheitsmanagement fältig zu terminieren: Mitarbeitende müssen wissen, was genau bis wann erreicht werden soll.» Zum Beispiel bei Arbeitsablaufoptimierungen oder Teamentwicklungsmassnahmen. Rücklaufquote erhöhen Damit Mitarbeitende wahrheitsgetreu über ihre Gesundheit Auskunft geben, muss transparent gemacht werden, wie das Unternehmen mit den erhobenen Daten umgeht, sind Schwark und Zumstein überzeugt. Dabei stehen Freiwilligkeit und Anonymität im Vordergrund, um zu verhindern, dass Rückschlüsse auf einzelne Mitarbeitende gezogen werden können. «Um die Rücklaufquote zu erhöhen, darf aber auch der Spassfaktor nicht zu kurz kommen», meint die Projektleiterin von Gesundheitsförderung Schweiz. So könne man mit einem Rücklaufbarometer aufzeigen, wie viele Mitarbeitende die Umfrage bereits ausgefüllt hätten und die Noch-nicht-Teilnehmer mit einem Augenzwinkern dazu ermuntern teilzunehmen oder jene Abteilung mit der höchsten Mitmacherquote mit einem Abteilungsfrühstück belohnen. Nebst der Information und Einbindung der Mitarbeitenden gibt es auch bei der Auswertung der Befragungsresultate einige Fallstricke, denn die erhobenen Daten ermöglichen es ja auch, willkürlich Zusammenhänge herzustellen. Doch wie verhindert man das? «Die Datenauswertung bildet das Fundament, um den Führungskräften aufzuzeigen, in welchen Teams oder Abteilungen der Schuh im Unternehmen drückt», erklärt Nina Zumstein. «Um die Rücklaufquote zu erhöhen, darf aber auch der Spassfaktor nicht zu kurz kommen.» Nina Zumstein, Projektleiterin, Gesundheitsförderung Schweiz betont Nina Zumstein. Zuerst in der Geschäftsleitung, wo bereits erste Lösungsansätze diskutiert werden, und danach alle Mitarbeitenden: «Wenn möglich, sollten die Gesamtergebnisse gezeigt werden, damit «Gesundheitsbefragungen sind nur dann angezeigt, wenn das Unternehmen auch bereit ist, an den Themen zu arbeiten.» Béatrice Schwark, Managerin für Qualitätsmessungen, Hcri AG verständlich wird, wie die Teamergebnisse einzuordnen sind.» Im Minimum seien positive wie auch kritische Teamergebnisse zu beleuchten. n Corinne Päper Anzeige Fehlschlüsse vermeiden Um keine falschen Schlüsse zu ziehen, gelte es, «mit den befragten Menschen in den Dialog zu treten, die Probleme zu erfragen und personelle sowie finanzielle Möglichkeiten im Unternehmen zu ermitteln». Wichtig sei, die Daten als Ganzes zu betrachten und darin Muster zu erkennen. Diese Aussagen unterstreicht auch Béatrice Schwark: «Wir arbeiten ja nicht in der stillen Kammer, sondern ziehen zur Interpretation der Daten verschiedene Personen aus den Betrieben hinzu, um die verschiedenen Blickwinkel zu verstehen. Zudem nutzen wir auch Unternehmensdaten wie die Fluktuationsrate oder Absenzstatistiken.» Stehen die Ergebnisse fest, ist darüber zu informieren. Wenn immer möglich zeitnah, HR Today Special 2 | 2015 15 Publireportage Zeiterfassung und BGM gehören zusammen Das Thema «Betriebliches Gesundheitsmanagement» hat in den vergangenen Jahren in den Unternehmen an Bedeutung gewonnen. Die Reduktion von direkten und indirekten Personalkosten sowie das Ziel, motivierte und gesunde Mitarbeitende zu beschäftigen, stehen dabei im Vordergrund. Gepaart mit einer integrierten Lösung für die Zeiterfassung sind softwaregestützte BGM-Instrumente für effiziente Prozesse innerhalb der Unternehmensorganisation unerlässlich. Cristian Cescon arbeitet seit 1999 für die Bridge Betriebsdaten AG, heute als Leiter Marketing & Verkauf sowie Mitglied der Geschäftsleitung. BGM ist eine Führungsaufgabe Mit den Grundlagen rund um das betriebliche Gesundheitsmanagement und möglichen Umsetzungsszenarien befassen sich immer mehr Unternehmen. Das Personalreglement sowie die vorhandenen oder zu definierenden Caremanagement-Prozesse spielen dabei eine zentrale Rolle. Im Tagesgeschäft tragen der Personaldienst und die Führungskräfte die Verantwortung für die Anwendung und Einhaltung der strukturierten Abläufe. Neben der stetigen Gesundheitsförderung (Verhaltens prävention) sollen durch die Anwendung eines dynamischen Abwesenheitsmanagements (Verhältnisprävention) die Belastung von Mitarbeitenden erfasst, geeignete Massnahmen definiert und Ausfälle vermieden werden. Je früher eine drohende Abwesenheit im Betrieb erkannt und erfasst wird, desto wahrscheinlicher ist eine rasche Wiedereingliederung betroffener Personen. Abwesenheiten verursachen durchschnittliche Kos ten von bis zu 9 Prozent der Lohnsumme. Die jährliche Abwesenheit pro Mitarbeiter beträgt im Durchschnitt 10 Tage, davon 6 bis 7 Tage aufgrund von Krankheit. Rund die Hälfte dieser Krankheitsabwesenheiten ist durch die Anwendung eines dynamischen Abwesenheitsmanagements beeinflussbar. Bei eintretenden krankheits- oder unfallbedingten Abwesenheiten sieht das BGM eine professionelle Fallbegleitung sowie die aktive Unterstützung bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess vor. Zeiterfassung – zentral oder dezentral? Im Bereich der Zeit- und Abwesenheitserfassung existieren diverse Anwendungsmethoden. Die Arbeitszeiten und die zu verbuchenden Abwesenheiten können beispielsweise über zentrale Stellen wie den Personaldienst, durch die Vorgesetzten im Betrieb oder gar durch die Mitarbeitenden selbst im Softwaresystem erfasst werden. Je nach Funktionsumfang stehen dabei den Benutzern zahlreiche Eingabevarianten zur Verfügung, welche üblicherweise durch ein Abwesenheitsplanungstool und mit workflow-basierten Antragsfunktionen ergänzt werden. Unabhängig von der zentral oder dezentral geführten Zeiterfassung ist es sinnvoll, den BGM-Prozess mit den Abläufen der Zeitwirtschaft zu vereinen, so dass Abwesenheiten grundsätzlich nur einmalig in einer 16 zentralen Softwarelösung eingegeben werden müssen. Je nach Betriebsgrösse kann sich auf diese Weise eine ungeahnt hohe Zeit- und Kostenersparnis ergeben. Der Nutzen von integrierten Lösungen Die Vorteile von integrierten Lösungen liegen auf der Hand: Können Zeiterfassung und BGM mit einem einheitlichen Instrument gepflegt werden, entfällt eine redundante Mehrfacherfassung von Abwesenheiten. Idealerweise trifft man in der Praxis auf folgenden Ablauf: Der Personaldienst, die Führungskräfte oder sonstige verantwortliche Stellen nehmen eingehende Abwesenheitsmeldungen entgegen und verbuchen diese in einem zentralen System. Je nach Abwesenheitstyp werden dabei konfigurierte Prozesse und Funktionen angestossen. Im Bedarfsfall werden entsprechende Aktionen generiert und den Verantwortlichen zugewiesen. Automatisch erzeugte Mitteilungen und Aufforderungen zur Ausführung von fälligen Aktionen sorgen bei den am Prozess beteiligten Stellen für ein stetiges Tracking. Erhaltene und einzureichende Dokumente wie Arztzeugnisse oder Anmeldungen für die Krankentaggeldversicherung werden im Softwaresystem abgelegt und abgefragt. Weiterführende Schritte wie die AbsenzTriage oder die Einleitung eines Case Managements sind weiterführende definierbare Prozessschritte. Ganzheitliche Angebote verfügbar Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf an kombinierten Lösungen in Zukunft ansteigen wird. Einerseits, weil die Nachfrage nach modernen und effizienten Zeitwirtschaftslösungen gegeben ist, und andererseits, weil das kostenbewusste Denken und Handeln rund um betriebliche Abwesenheiten ein globales Thema in jedem Unternehmen darstellt. Es stellt sich schnell die Frage, ob derartige Lösungen im Schweizer Markt bereits verfügbar sind. Aktuell werden ganzheitliche Lösungen nur durch wenige Anbieter gefördert und angepriesen. Eine voll integrierte Lösung mit hohem Funktionsumfang in den Disziplinen Zeiterfassung und BGM bietet beispielsweise das Produkt bridge4erp der Bridge Betriebsdaten AG. In Zusammenarbeit mit der active care AG erfolgen die Beratung, die BGM-Koordination sowie die Fallbegleitung aus einer Hand. Cristian Cescon HR Today Special 2 | 2015 Die Zeiterfassung für alle! Die Bridge Betriebsdaten AG entwickelt und realisiert webbasierte swiss made Software für die Personalzeit- und Leistungserfassung. Ergänzende Module wie Abwesenheitsmanagement, Schicht-/Dienstplanung, Maschinenzeiterfassung sowie ein höchst flexibles Interface für die Integration in Lohn- und ERP-Systeme machen bridge4erp zu einer branchenunabhängigen Standard-Lösung. bridge4erp ist als Lokalinstallation oder als "Service aus der Cloud" im Mietmodell erhältlich! Zeitwirtschaft Abwesenheitsmanagement Leistungserfassung Mobile Datenerfassung Auftragszeit Aktives Gesundheitsmanagement - auch als Service im Web erhältlich Bridge Betriebsdaten AG Glattalstrasse 501 CH-8153 Rümlang Tel. 0848 20 40 60 Fax. +41 44 818 73 61 www.bridge-bde.ch Bridge Betriebsdaten AG Gibelinstrasse 27 CH-4500 Solothurn Tel. +41 32 682 09 80 Fax. +41 32 682 09 81 www.bridge-bde.ch Betriebliches Gesundheitsmanagement Strategie Wie reif ist Ihr Unternehmen? Unterschiedliche Reifegrade erfordern unterschiedliche BGM-Massnahmen. Wir haben den Krankenversicherer Swica, die Fluggesellschaft Swiss, die Logistikbasis der Armee sowie das Wohn- und Pflegezentrum Zollikon zum Reifegrad ihres BGM und zu den Hintergründen der strategischen Einbettung befragt. Als «Pionierunternehmen der ersten Stunde» bezeichnet Heinz Metzler, Leiter BGM bei Swica, seinen Arbeitgeber. Nicht zu Unrecht: So erarbeitete der grösste Krankentaggeldversicherer der Schweiz bereits 2006 zusammen mit anderen namhaften Wegbereitern wie der SBB, Alstom, Migros und dem Institut für Arbeitsmedizin einen BGM-Handlungsleitfaden und schuf damit die Grundlagen der Friendly-WorkSpace-Zertifizierung. «Den Anstoss zur Ausarbeitung eines strategischen BGM-Konzepts hat die gehäuft intern auftretende und von Firmenkunden gestellte Frage nach der Messbarkeit der BGM-Massnahmen gegeben sowie deren Ratlosigkeit bei der Implementierung eines BGM», umreisst Heinz Metzler die Ausgangslage. Dass Swica diese Vorreiterrolle einnehmen konnte, verdankt sie auch ihrem Gründer, Hans-Ueli Regius, «einem echten Patron». Dieser habe die Versicherungsgeschäfte bis ins Detail gekannt und das Unternehmen von anfangs 60 auf 1200 Mitarbeitende ausgebaut und sich dabei ein breites Gesundheitswissen angeeignet. Das habe die Kultur bei Swica massgeblich geprägt. Als Stiftungsratsmitglied von Gesundheitsförderung Schweiz setzt auch der aktuelle Swica-Chef Reto Dahinden weiterhin deutliche «Gesundheitszeichen». Freiwillig oder nur nach Vorschrift? Während im Krankenversicherungs-Unternehmen die Einführung des BGM schon früh auf freiwilliger Basis erfolgte, existieren in der Flugbranche seit Jahren zahlreiche Gesetze, die den Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements teilweise regulieren und Zwangsvorgaben setzen. 18 der Arbeitssicherheit, des Case Managements, des HR und des BGM zusammenbringt und an die Geschäftsleitung rapportiert. «Der achtsame Umgang mit Mitarbeitenden trägt einen wesentlichen Teil zum BGM-Erfolg bei.» Heinz Metzler, Leiter BGM, Swica Als Beispiel solcher Gesetzesvorgaben nennt Reto Schmid, Head of Human Resources der frisch Friendly-Work-Space-zertifizierten Swiss die Arbeitsplatzsicherheit oder flugmedizinische Untersuchungen. Das habe im positiven Sinne zwar dazu geführt, dass die Swiss bereits in vielen Bereichen BGM betrieben habe. «Gefehlt hat aber die Klammer um all diese Massnahmen herum und die Übersicht, wo Handlungsbedarf besteht.» Weil so viele einzelne Bausteine existierten, hat die Swiss ihr BGM nun schrittweise weiterentwickelt. Zuerst mit der Anstellung eines BGM-Verantwortlichen, dann folgte die Einführung eines Case- sowie eines Absenzmanagements. Seit 2012 ist eine Steuergruppe aktiv, welche die Verantwortlichen Den Kinderschuhen entwachsen Diese fehlende BGM-Klammer bewog auch die Logistikbasis der Schweizer Armee dazu, ihr BGM strategisch zu verankern: Zwar setzte sich die Organisation wiederkehrend mit der Arbeitsplatzsicherheit auseinander, hatte aber keine idealen Instrumente zur Hand, um der steigenden Fehlzeiten, die beispielweise mit psychischen Faktoren zu tun hatten, Herr zu werden, sagt Marco Leo, HRLeiter der Logistikbasis der Schweizer Armee. Deshalb lancierte er zusammen mit dem Personalchef des Departements Verteidigung «sein» BGM-Projekt. Galt es anfänglich, die Führungskräfte im Umgang mit den neu geschaffenen BGM-Instrumenten zu schulen und das HR zu befähigen, den Linienvorgesetzten beratend zur Seite zu stehen, wurde zwischenzeitlich ein BGM-Budget gesprochen. Eine langjährige HR-Beraterin hat nun die BGM-Leitung übernommen und treibt das noch in den Kinderschuhen steckende Projekt voran. BGM in der Pubertät Auch Claudio Leasi, Leiter zweier Wohnund Pflegezentren in Zollikon und Chef von rund 150 Mitarbeitenden, nennt steigende Fehlzeiten als Antrieb zu weiteren BGM-Aktivitäten. Der Einstieg ins BGM war aber nicht ganz freiwillig, wies doch der Krankentaggeldversicherer der Wohn- und Pflegezentren auf die sich verschlechternde Situation hin. «Prämienerhöhungen drohten», schildert Leasi die Situation. Die bevorsteHR Today Special 2 | 2015 Strategie Betriebliches Gesundheitsmanagement hende Standortzusammenlegung der zwei Wohn- und Pflegezentren habe den Handlungsdruck zur Einführung eines BGM zusätzlich erhöht, denn organisatorische Veränderungen ziehen oft weitere Fehlzeiten nach sich. Mitentscheidend für die rasche Einführung des BGM sei jedoch gewesen, dass die Bereichsleitende HRM soeben ein Masterstudium in Prävention und Gesundheitsförderung absolviert hätte und somit ihr aktuelles Fachwissen ins Projekt einbringen konnte. Heute verkörpert das Betriebliche Gesundheitsmanagement eine Grundhaltung und im Unternehmen wurde eine neue Stelle «Projekte und Entwicklung» geschaffen, die das HR bei der Weiterentwicklung unterstützt. «Noch befindet sich unser BGM aber in der Pubertät», sagt Leasi schmunzelnd. Während steigende Fehlzeiten oft der Auslöser für die Implementierung eines BGM sind, unterscheiden sich die Ansätze, wie diese angepackt werden, teilweise erheblich. So hat die Swica aufgrund regelmässiger Mitarbeiterbefragungen Rückkehrgespräche von Wiedergenesenden als wichtigste Ansatzhebel identifiziert, um Fehlzeiten zu reduzieren, und deshalb Führungskräfte in der Gesprächsführung geschult. Damit konnten die Ursachen der Fehlzeiten systematisch ermittelt und adäquate Massnahmen ergriffen werden. Gleichzeitig wurde jede Führungskraft auch für die Fehlzeiten ihrer Mitarbei- «Bei uns hat die Klammer um all die BGM-Massnahmen herum gefehlt.» Reto Schmid, Head of Human Resources, Swiss HR Today Special 2 | 2015 tenden verantwortlich gemacht. Sogar eine Höchstquote an Fehlzeiten pro Team wurde in den Jahreszielvereinbarungen festgehalten. Das hat im Laufe der vergangenen drei Jahre dazu geführt, dass die Fehlzeiten beinahe um die Hälfte gesunken sind und intern das Bewusstsein für das Thema Gesundheit weiter gewachsen ist. «Der achtsame Umgang mit Mitarbeitenden trägt einen wesentlichen Teil zu diesem Erfolg bei», sagt Heinz Metzler. Es seien in der Regel kleine Dinge, die man ansprechen müsse: «Beispielsweise wenn jemand zunehmend mehr Flüchtigkeitsfehler macht, viel mehr Kaffee trinkt oder dauernd übermüdet ist.» Mitarbeitende informieren «Bei Swiss hat das Friendly-Work-Space- Assessment Ende letzten Jahres aufgezeigt, wo noch Handlungsbedarf besteht», sagt Reto Schmid. Da die BGM-Jahresplanung zu diesem Zeitpunkt allerdings schon abgeschlossen gewesen sei, habe sich aus dem Audit die Entwicklung eines BGM-Cockpits aufgedrängt, mit dem nun strukturiertere Reportings möglich seien. «Damit werden wir künftig noch gezielter messbare BGMMassnahmen umsetzen können.» Der Leiter der Wohn- und Pflegezentren, Claudio Leasi, wählte eine andere Taktik: «Bei der Implementierung des BGM haben wir mit der Entwicklung eines Handbuchs zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement und zum Fehlzeitenmanagement auf Kaderstufe begonnen.» Dabei scheute sich der Leiter des Wohn- und Pflegeheims nicht, auch externe Experten beizuziehen. Es folgten Kaderworkshops und Übungen zur Gesprächsführung über die verschiedenen Stufen hinweg, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, wie Fehlzeitengespräche zu führen sind. Später wurde eine Arbeitsgruppe Gesundheit gegründet, die Belastungen und Ressourcen der einzelnen Bereiche ermittelte und mögliche Massnahmen ausarbeitete, die dann einer BGM-Steuergruppe zur Umsetzung übergeben wurde. «Innerhalb der Geschäftsleitung ist das BGM jedenfalls angekommen und ein regelmässiges Thema», sagt Leasi. Zu optimieren sei noch die interne Kommunikation, denn: Das Betriebliche Gesundheitsmanagement wird von der Basis nicht immer genügend wahrgenommen.» Weiter sei eine Neuauflage der Mitarbeiterbefragung geplant, die mit einem redu- «Innerhalb der Geschäftsleitung ist das BGM angekommen und ein regelmässiges Thema.» Claudio Leasi, Leiter zweier Wohnund Pflegezentren in Zollikon zierten Fragesatz die wichtigsten Brennpunkte ermitteln soll. Kein Königsweg Die Erfahrung, dass an der Basis nicht immer ankommt, was unter Betrieblichem Gesundheitsmanagement zu verstehen ist, hat auch Marco Leo gemacht. Er hat Gegensteuer ergriffen und mit der Kampagne «Sicherheit am Arbeitsplatz» Strukturen geschaffen, um die interne Kommunikation zu vereinheitlichen: «Das wird sich nun als hilfreich erweisen, um den Mitarbeitenden den Start des BGM-Projekts näherzubringen», erläutert Leo die kommunikative Neuausrichtung. Im Fokus des HR-Leiters steht aber auch die Neugestaltung der Absenzmanagementprozesse: «Die Vorgesetzten waren nicht klar instruiert, wie sie beispielsweise im Umgang mit Langzeiterkrankten vorgehen sollten und wie das Zusammenspiel der unterstützenden Institutionen funktioniert.» Im Mai 2015 erfolgt nun der offizielle Startschuss zum BGM-Projekt: «Als Erstes werden wir die Leitsätze des BGM erarbeiten, in denen sich die Führungskräfte und die Mitarbeitenden wiedererkennen.» Die verschiedenen BGM-Reifegrade der betrachteten Unternehmen zeigen, dass ein BGM nicht nach starren Vorschriften eingeführt werden kann, sondern unterschiedliche Herangehensweisen erfordern. Einen Königsweg dazu gibt es allerdings nicht. n Corinne Päper 19 Betriebliches Gesundheitsmanagement Strategie Best Case Post Gesundheit, die ankommt Das Label Friendly Work Space ist ein Tool im Employer-Branding-Werkzeugkasten, mit dem sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber positionieren könnten. Oftmals besteht jedoch noch Unsicherheit bei der Praxisanwendung. Nicht so bei der Post: Wir haben mit Michel Romang und Markus Zuberbühler über ihre BGM-Employer-BrandingStrategie gesprochen. BGM und HR-Marketing rücken näher zusammen Eine weitaus längere Geschichte als der blitz blanke Neubau hat jedenfalls das Betrieb liche Gesundheitsmanagement des Postkon zerns hinter sich: Vier Bereiche der Post wur den bereits 2009 mit dem Qualitätssiegel 20 Friendly Work Space ausgezeichnet und seitdem rezertifiziert. Seit 2013 ist nun der ganze Postkonzern ein Friendly Work Space. Nun rücken auf Konzernebene auch die Be reiche BGM und HR-Marketing allmählich näher zusammen. Ein erstes Ziel der taufri schen Zusammenarbeit von Markus Zuber «Das Label wird von den Mitarbeitenden zwar wahrgenommen, sie verstehen aber nicht ganz, was dahinter steckt.» Markus Zuberbühler, Leiter Gesundheitsmanagement, Post bühler und Michel Romang: Das Label Friendly Work Space im gesamten Konzern intern und extern sichtbarer zu machen. «Dabei gilt es, nicht nur potenzielle, son dern auch aktuelle Mitarbeitende abzuho len», sagt Michel Romang. Während heute der Fokus stärker auf der Aussenwirkung liegt, soll der Brand nun also auch intern vermehrt ins Rampenlicht gerückt werden, denn noch scheinen die Mitarbeitenden das Label nicht richtig einordnen zu können: «Unsere Mitarbeitendenbefragungen zei gen, dass das Label Friendly Work Space von den Mitarbeitenden zwar wahrgenommen wird, ihre Fragen und Bemerkungen deuten aber darauf hin, dass sie nicht ganz verste hen, was dahinter steckt», stellt Markus Zuberbühler fest. So habe er nach Reorgani sationen schon mal von Mitarbeitenden ge hört, dass die eben durchgeführte Umstruk turierung nun nicht wirklich einem Friendly Work Space entsprächen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, den Mitarbeitenden nä herzubringen, dass sich hinter dem Begriff BGM nicht einfach Apfeltage verbergen, sondern eine Haltung, die vom Manage ment getragen wird und alle Geschäftspro zesse prägen soll: Gilt es doch, rund 63 000 Mitarbeitende zu erreichen, die aus 142 Na tionen stammen und über 100 verschiedene Berufe ausüben. Herausfordernd gestaltet sich die interne Kommunikation auch, weil die Teilkonzerne zu unterschiedlichen Zeit punkten zertifiziert wurden und bis anhin eine recht eigenständige Kommunikations strategie verfolgt hatten. Kommunikativer Kraftakt Wurden BGM-Themen auf Teilkonzern- und Konzernebene bisher häufig vereinzelt über das Intranet oder die Mitarbeiterzeitung kommuniziert, führt die Post im Juni 2015 erstmals eine breit angelegte Gesundheits kampagne durch, die Markus Zuberbühler und sein Team entwickelt haben, um mehr kommunikative Schlagkraft zu erreichen. Dafür wurde der Juni zum «Bewegungsmo nat» ausgerufen: Mittels Flyer werden die HR Today Special 2 | 2015 Fotos: Sebastian Magnani Bern oder Zürich? Wer sich auf den Weg zum Konzernhauptsitz der Post macht, könnte unsicher werden: In der Wankdorfallee schiessen Bürogebäude wie Pilze aus dem Boden. Nigelnagelneu ist auch der Konzernhauptsitz der Post, wo die Mit arbeitenden nur wenige Tage zuvor eingezo gen sind und wo an diesem lauen Apriltag gerade eine Pressekonferenz stattfindet, um die neuen Räumlichkeiten einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Dass man sich im Heiligtum des gelben Riesen befindet, verrät auf den ersten Blick nur die gelbe Wand beim Eingangsbereich und das prominent platzierte Post-Logo. So neu das Gebäude ist, so ungewohnt sind noch die Arbeits wege. Auch für Markus Zuberbühler, Leiter Gesundheitsmanagement, und Michel Ro mang, HR-Marketing-Spezialist. Die Suche nach dem richtigen Sitzungszimmer gestal tet sich nach dem «Versuch-und-Irrtum»Prinzip, da sich beide an ihrem zweiten Ar beitstag am neuen Standort erst noch orien tieren müssen. Strategie Betriebliches Gesundheitsmanagement Bei der Post arbeiten BGM und HR-Marketing Hand in Hand: Markus Zuberbühler (links) und Michel Romang. HR Today Special 2 | 2015 21 Betriebliches Gesundheitsmanagement Strategie Mitarbeitenden über alle Konzernbereiche hinweg angeschrieben und motiviert, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bringen und diese Aktivitäten in einem Bewegungstage buch zu notieren. Wer sich über den ganzen Monat genügend bewegt, nimmt an einem Wettbewerb teil. Je mehr sich die Teilnehmer bewegen, desto höher fällt die Spende aus, die an eine gemeinnützige Institution über wiesen wird. Intern aufklären, extern expandieren Bei dieser Kampagne soll es aber nicht blei ben: Zur Weiterentwicklung ihrer internen Kommunikationsoffensive erhoffen sich Markus Zuberbühler und Michel Romang auch zukunftsweisende Erkenntnisse aus der neu aufgelegten Personalbefragung, worin konzernweit erstmals einheitlich definierte Gesundheitsfragen integriert wurden. Während intern BGM-Aufklärungsarbeit anfällt, will der Konzern mit der Verwen dung des Labels Friendly Work Space poten «Das Ziel ist erreicht, wenn jeder Mitarbeitende weiss, was das BGM der Post beinhaltet.» Michel Romang, HR-Marketing, Post 22 ziellen Mitarbeitern die Post als Arbeitgebe rin noch schmackhafter machen. Dazu sollen neue Kommunikationskanäle er schlossen und die externen Kommunikati onsaktivitäten einheitlicher gestaltet wer den. In diesem Sinn steht auch die Lancie rung eines Blogs sowie der Ausbau der bisher bestehenden Social-Media-Aktivi täten auf Xing und Linkedin bevor. «So viel gemeinsam wie möglich ma chen, so viel Freiheit wie nötig gewähren», bringt Michel Romang das Motto zur Verein heitlichung der externen BGM-Kommunika tion auf den Punkt. Schliesslich strahlten alle externen Aktivitäten auch auf die gesamte Organisation aus. So ist das Friendly-WorkSpace-Logo nun auf allen Stelleninseraten aufgeführt. Ein enormer Aufwand, mussten dazu doch konzernweit verschiedenste ITPlattformen in Einklang gebracht werden. Ein weiteres Zeichen der einheitlichen Kommunikation ist die zunehmende Zahl an Vorlagen, auf welche die Postmitarbeiten den zurückgreifen können und auf denen das Friendly-WorkSpace-Logo inzwischen prangt. Das reicht von der Unternehmens broschüre bis hin zu Factsheets und Präsen tations- sowie Mail signaturvorlagen. Die Toolbox, welche Gesundheitsförderung Schweiz derzeit für die zertifizierten Unter nehmen entwickelt, dürfte mit der Post ei nen interessierten Abnehmer finden. Auch die Bemühungen, das Friendly-Work-SpaceLogo in Jobplattformen wie jobup.ch oder jobs.ch zu integrieren, stösst bei der Post auf Zustimmung: «Die Selektionsmöglichkeit nach zertifizierten Unternehmen wird die Wirkung des Labels weiter verstärken», ist Michel Romang überzeugt. Friendly Work Space an jeder Poststellentür Zum Ziel seiner BGM-Vision im Employer Branding befragt, meint HR-Marketing-Spe zialist Michel Romang: «Das Ziel ist erreicht, wenn jeder Mitarbeitende weiss, was das BGM der Post beinhaltet, was es für ihn per sönlich und für seine Arbeitsstelle bedeutet und er im Kollegenkreis davon erzählt.» Wo auch immer potenzielle oder aktuelle Mitar beitende sich aufhalten: Dereinst soll das Label Friendly Work Space an allen Mitarbei ter-Touchpoints sichtbar sein. Mitarbeiten de, die im Namen der Post auftreten, sollen über das BGM-Label Auskunft geben kön nen: Egal, ob in der Rekrutierung, beim On «Es ist nicht einfach, den Mitarbeitenden näher zu bringen, was sich hinter dem Begriff BGM verbirgt.» Markus Zuberbühler, Leiter BGM, Post boarding, bei der Personalentwicklung, beim Austritt oder im Alumni-Management. Wo würden Sie das Friendly-Work-SpaceLogo sonst noch gerne sehen? «Am liebsten an der Tür bei jeder Poststelle», lachen Mar kus Zuberbühler und Michel Romang. n Corinne Päper Service Nationale Tagung für betriebliches Gesundheitsmanagement 2015 Präventionskampagne «I feel good». Praktische Beispiele und Erkenntnisse. Markus Zuberbühler, Leiter Gesundheitsmanagement, Die Schweizerische Post, Bern. Datum: Mittwoch, 26. August 2015 Ort: Universität Zürich Weitere Infos: www.gesundheitsfoerderung.ch HR Today Special 2 | 2015 Prozesse Betriebliches Gesundheitsmanagement Ein ganz gewöhnlicher Assessment-Tag Auf dem langen Weg zum BGM Label Friendly Work Space ist der «Assessment-Tag» einer der letzten Schritte. Doch wie läuft so ein Tag ab und wie erleben die Beteiligten diesen? Wir haben Thomas Rohrer, Leiter des Alterszentrums am Buechberg, und die BGM-Assessorin Manuela Scheuzger im aargauischen Fislisbach am Tag der Tage begleitet. HR Today Special 2 | 2014 23 Die Anspannung der Anwesenden im Sitzungszimmer ist deutlich spürbar. Während Manuela Scheuzger und ihr CoAssessor Roland Schaad die Unterlagen ordnen, bereitet Thomas Rohrer, Zentrumsleiter des Alterszentrums am Buechberg, seine Präsentation vor. Die anderen sechs Bereichsleiter rutschen unruhig auf ihren Stühlen hin und her. Nach einer allgemeinen Vorstellungsrunde begrüsst Manuela Scheuzger die Anwesenden und weist auf die anspruchsvolle Tagesablaufsplanung und die Einhaltung des Zeitmanagements hin. Das ist unumgänglich, denn bis zur Mittagspause ist das Programm dicht gedrängt. Manuela Scheuzger stellt einen Wecker vor sich auf den Tisch, der ihr helfen soll, den Zeitplan akribisch einzuhalten. Sie erläutert den Tagesablauf und zählt die sechs Qualitätskriterien auf, nach denen das Unternehmen im Verlauf des Tages bewertet wird und für die es Nachweise für die Umsetzung erbringen muss: Unternehmenspolitik, Aspekte des Personalwesens und der Arbeitsorganisation, BGM-Planung, Soziale Verantwortung, Umsetzung sowie die Gesamtevaluation aller BGM-Aktivitäten. Dabei wird jedes Kriterium zwischen zehn und zwanzig Prozent gewichtet und mit einem Wert zwischen eins und fünf benotet. Im schlechtesten Fall bedeutet die Note eins, dass das Unternehmen keinerlei Nachweise für die Umsetzung des Kriteriums «Oft werden BGM-Massnahmen ja schon gelebt, man nennt sie nur nicht so.» Thomas Rohrer, Leiter des Alterszentrums am Buechberg erbringen konnte. Dass ein Unternehmen durchgehend so schlecht abschneidet, kommt aber kaum vor: «Um das Label zu erhalten, braucht es ja mindestens einen Notendurchschnitt von einer drei, mit welcher das Unternehmen belegt, dass es den BGMGedanken verinnerlicht hat und es das Betriebliche Gesundheitsmanagement systematisch umsetzt.» Vielmehr sei es so, dass viele Firmen in einzelnen Bereichen sehr gut abschneiden und in anderen weniger gut, weil diese für das Unternehmen «weniger relevant sind 24 oder sie sich einfach noch nicht damit auseinandergesetzt haben», gibt Manuela Scheuzger preis. Ob jemand systematisch arbeite, liesse sich leicht herausfinden: Wird ein Mitarbeitergespräch regelmässig und strukturiert durchgeführt oder belässt es der Chef bei vereinzelten und informellen Gesprächen in der Kantine? Mit BGM in den profitablen Bereich Bis zum Assessment-Tag hat das Alterszentrum am Buechberg jedenfalls eine weite Strecke zurückgelegt, denn die Voraussetzungen zur Erlangung des Labels hätten kaum schlechter sein können: So schrieb die Institution noch Anfang der 2000er-Jahre tiefrote Zahlen und verzeichnete bei knapp 100 Mitarbeitenden eine jährliche Personalfluktuation von 25 Prozent. Am Tiefpunkt stellte ein Liquiditätsengpass gar die Bezahlung der Löhne infrage. Diese drängenden Probleme haben dem damals neu eingetretenen Zentrumsleiter zwar einige schlaflose Nächte beschert, aber: «Viel schlimmer konnte es kaum noch werden. Daher stellt eine solche Situation auch immer eine riesige Chance dar, weil man etwas aufbauen kann», sagt Thomas Rohrer. Es folgten punktuelle, dann systematischere BGM-Verbesserungen. Sein erstes Augenmerk galt im Jahr 2011 der Verringerung der Fluktuation: «Die Leute sind tatsächlich zur Drehtür hereingekommen, und nach zwei bis drei Monaten wieder gegangen.» Mit einem Absenzmanagement und kontinuierlich durchgeführten Krankheitsrückkehrgesprächen stabilisierte sich die Situation aber allmählich: «Die Mitarbeitenden begannen zu spüren, dass sie nicht einfach austauschbar sind, sondern wir sie als wichtige Personen betrachten, die einen wertvollen Beitrag leisten.» Es folgten achttägige BGM-Kaderschulungen, die Einführung von vierteljährlich stattfindenden Gesundheitszirkeln, Mitarbeiterbefragungen und arbeitsorganisatorische Anpassungen wie die Auslagerung der Medikamentenzubereitung, um die Mitarbeitenden zu entlasten. Ein Jahr später hat der Verwaltungsrat das Betriebliche Gesundheitsmanagement schliesslich in der Strategie und im Leitbild verankert: «Mit Massnahmen und Aktivitäten der Arbeitssicherheit und zur Gesundheitsförderung wollen wir eine Stärkung der Gesundheitsressourcen und -potenziale der Mitarbeitenden errei- chen», ist nun der neuen Unternehmensverfassung zu entnehmen. Wo BGM beginnt und wo es aufhört Als Knackpunkt bei der Entwicklung des strategischen Betrieblichen Gesundheitsmanagements habe sich ihm immer wieder die Frage gestellt, wo das BGM beginne und wo es aufhöre, sagt Rohrer. «Oft werden BGMMassnahmen ja schon gelebt, man nennt sie nur nicht so.» Wie beim Vorschlagswesen: So habe ein Küchenmitarbeitender auf die Gefahren bei der Bedienung der Brotmaschine aufmerksam gemacht. «Wir haben seine Idee aufgenommen und nun eine Schutzeinrichtung um die Brotmaschine herum gebaut.» Schon indem man Ideen der Mitarbeitenden entgegennehme und etwas daraus mache, zeige man, dass deren Meinung zähle und man sie ernst nehme, wirft Manuela Scheuzger ein: «BGM darf man nicht zu eng sehen. Man macht es schon, indem man wertschätzend führt, die richtigen Leute einstellt und sie am richtigen Ort einsetzt, wo sie nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert sind.» Weil BGM oft implizit gelebt werde, «haben aber nicht immer alle Mitarbeitenden auf Anhieb verstanden, was ein BGM denn nun ist», führt Thomas Rohrer aus: «Es brauchte mehrere Anläufe, um allen – vom Sekretariats- bis zum Küchenmitarbeitenden – zu vermitteln, was dahinter steckt.» Dicht gedrängter Zeitplan Die Zeit drängt. Gnadenlos rückt der Stundenzeiger gegen zwölf. Manuela Scheuzger blättert in ihren Unterlagen und erkundigt sich nach dem Mitarbeitergesprächsbogen. Als hätte sie es schon zehn Mal gemacht, fischt die Administrationsleiterin das gewünschte Dokument aus dem vollbepackten A4-Ordner, der sich in der Mitte des Tisches befindet, und übergibt es der Assessorin. Diese wirft einen kurzen Blick darauf und entlässt die Teilnehmenden in die Mittagspause, während sie und ihr Co-Assessor einen kurzen Rundgang durchs Alterszentrum machen, um sich dann eine Stunde lang vertieft mit den Unternehmensdokumenten auseinanderzusetzen. «Fünf Tage in der Woche könnte ich ein solch straff getaktetes Programm nicht machen», gibt Manuela Scheuzger zu. «Um die Übersicht zu bewahren, haben wir uns die Beurteilung der Kriterien aufgeteilt: Während einer der AssesHR Today Special 2 | 2014 Fotos: Sebastian Magnani Prozesse Betriebliches Gesundheitsmanagement Jetzt gilt es ernst: Die Assessoren und Vertreter des Alterszentrums beim Kennenlerngespräch vor einem intensiven Assessment-Tag. soren die Kriterien abfragt und sich Notizen macht, schreibt der andere mit und überlegt sich gleichzeitig, ob wirklich alle Fragen gestellt wurden, damit am Schluss alle Informationen vorhanden sind, um den Abschlussbericht zu schreiben.» Dass nicht jedes Dokument in so kurzer Zeit eingehend geprüft werden kann, versteht sich von selbst: «Das würde den Rahmen sprengen. Wir gehen eher stichproben- «Zwar beurteilen wir als Assessoren nicht jedes Kriterium als gleich gut oder gleich schlecht, markante Unterschiede gibt es aber kaum.» Manuela Scheuzger, BGM Assessorin, Gesundheitsförderung Schweiz artig vor. Aber auch damit bekommt man einen guten Einblick.» Insgesamt investiert Manuela Scheuzger etwa 30 bis 40 Arbeitsstunden in ein Assessment. Das fängt beim HR Today Special 2 | 2014 Studium der Website an, geht über die Organisation der Tagung, die Fragendefinition sowie die Besprechung mit dem Co-Assessor und endet mit der Bewertung der Kriterien aufgrund des Assessment-Tages. Nicht nur die Assessoren, auch der Geschäfts- und die Bereichsleiter des Alterszentrum am Buechberg haben sich gründlich auf den «Tag der Tage» vorbereitet: «Im Vorfeld zum Assessment-Tag haben wir einen halbtägigen Probedurchlauf gemacht, an dem auch alle Bereichsleiter teilnahmen», erzählt Thomas Rohrer. «Mit der Einbindung der Bereichsleiter wollte ich zeigen, dass wir als Team zusammenarbeiten.» Hauptsächlich sei das Assessment für ihn aber eine Standortbestimmung: «So erfahren wir, wo wir stehen und wo wir uns noch verbessern können. Am Assessment schätze ich besonders, dass es sich mehr auf die vorhandenen Stärken ausrichtet und weniger an den Defiziten orientiert.» Keine Sympathiebonuspunkte Stellt sich noch die Frage nach der Objektivität der Kriterienbewertung: Schleichen sich da nicht auch Sympathiepunkte ein? «Nein», meint Manuela Scheuzger. «Zwar beurteilen wir als Assessoren nicht jedes Kriterium gleich gut oder gleich schlecht, markante Unterschiede gibt es aber kaum.» Vergebe einer der Assessoren trotzdem mal eine höhere Note für ein bestimmtes Kriterium als der andere, werde dieses ausdiskutiert, bis man sich einig werde. Das komme aber nur vereinzelt vor und dann meist mit minimalen Abweichungen, denn alle Assessoren absolvieren jährlich ein Weiterbildungsprogramm, nehmen an Fallbesprechungen und Interpretationsauslegungen teil und verfügen über ein solides Berufsfundament im HR, Coaching oder BGM. Für alle Beteiligten endet der Tag am späten Nachmittag mit der Besprechung des BGM-Kriteriums 6, der Ergebnismessung. Während die Assessoren am Folgetag den Bericht schreiben und Gesundheitsförderung Schweiz zur Überprüfung abgeben, beginnt nun für das Alterszentrum eine bange Zeit des Wartens bis zum Eintreffen des Entscheids. n Corinne Päper 25 Best Case Zürcher Kantonalbank Exzellente Gesundheitsförderung Während viele Unternehmen noch in den Anfängen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) stecken, verfügt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) über ein systematisch aufgebautes Betriebliches Gesundheitsmanagement, das im vergangenen Jahr von Gesundheitsförderung Schweiz im Friendly-Work-Space-Label-Assessment mit Höchstnoten ausgezeichnet wurde. «Wir haben das Thema Gesundheit ernst genommen und sukzessive ein systematisches BGM aufgebaut.» Ann-Kathrin Greutmann, Leiterin Kompetenzzentren Diversity und Gesundheit, ZKB ZKB und damit eine der «Ursachen» für die langjährige BGM-Tradition der Bank. «Das Thema Gesundheit ist in der ZKB tatsächlich tief verankert», sagt Marco Beutler. «Ich habe das selbst erfahren, als ich vor einem Jahr meine Stelle hier antrat», erklärt er. «Gesundheit wird im Betrieb gelebt und die Vorgesetzten nehmen eine Vorbildrollenwahr.» Dazu trügen auch die Kultur sowie der zwischenmenschliche Umgang das ihre bei. Bei der ZKB sei das Betriebliche Gesund26 heitsmanagement jedenfalls nichts Aufgesetztes, sondern eine aus Überzeugung gelebte Vereinbarung zwischen Bank und Mitarbeitenden. Der lange Weg zum FriendlyWork-Space-Label Um das Label hat sich die ZKB beworben, weil «wir unsere Ist-Situation analysieren lassen und erkennen wollten, wo wir im Vergleich zu anderen Arbeitgebern stehen», führt Ann-Kathrin Greutmann aus. «Wir haben uns dann auf die Suche nach einem Label gemacht, das zu uns als hauptsächlich national tätiges Grossunternehmen passt. Mit dem Label Friendly Work Space haben wir diese Möglichkeit gefunden.» Erkenntnisreich im gesamten Label-Prozess sei für sie gewesen herauszufinden, «wie wir den Kosten-Nutzen der BGM-Massnahmen noch besser evaluieren und wo wir welchen BGM-Prozess noch effizienter und schlanker gestalten können.» Den Austausch mit anderen Organisationen hat sie im Label-Prozess sehr geschätzt: «Wir haben uns gegenseitig unterstützt und beraten. Dadurch konnten wir alle von den gemachten Erfahrungen profitieren. Das war eine grosse Bereicherung für mich.» Von den ersten BGM-Ansätzen bis zur Labelverleihung war es jedoch ein langer Weg: «Vor zehn Jahren haben wir damit begonnen, erste BGM-Konzepte zu erarbeiten und Beratungsangebote einzuführen. Wir haben das Thema Gesundheit ernst genommen und sukzessive ein systematisches BGM aufgebaut», sagt Ann-Kathrin Greutmann. Die Kennzahlen, welche die ZKB zwischenzeitlich erhebt, analysiert und auswertet, zeigt diese Systematik auf. Dabei schliesse der Begriff «Kennzahlen» nicht nur das Absenzmanagement mit ein, sondern beispielsweise auch die Mitarbeiterzufriedenheit und deren Committment. So untersuche die Bank «wie viele Mitarbeitende Kinder haben oder wie viele Führungskräfte Teilzeit arbeiten», erläutert Greutmann. «Gelingt es nämlich, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu ermöglichen, sind die Mitarbeitenden zufriedener, erbringen eine höhere Leistung und sind gesünder.» Diese Kennzahlenvielfalt bilde nicht nur den aktuellen Zustand des BGM ab, sondern auch die Werte der Bank. Verantwortung wahrnehmen und Menschen unterstützen «Ein Meilenstein ist gewesen, das BGM auf höchster Ebene im Leitbild der Zürcher Kantonalbank und in der Strategie zu verankern. Das ist heute eine Selbstverständlichkeit», kommentiert Marco Beutler den aktuellen Stand: «Denn wir nehmen im Geschäftsbericht, im Nachhaltigkeitsbericht und im Bericht zur Umsetzung der Personalstrategie Bezug auf die BGM-Ziele, stellen die Ist-Situation dar und zeigen auf, welche Massnahmen in welchem Zeitraum geplant sind.» Was das bedeutet, erläutert Ann-Kathrin Greutmann anhand des Nachhaltigkeitsauftrags: «Darin erwähnen wir beispielsweise, dass wir die gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen wollen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen unterstützen.» Konkret heisst das, dass Mitarbeitende bei Erkrankung oder in Belastungssituationen beraten und unterstützt werden. «Dafür hat die ZKB eine eigene Kostenstelle eingerichtet, die einen Teil der Lohnkosten von Mitarbeitenden trägt, die aufgrund einer akuten Krise weniger Leistung erbringen können. Dadurch können sie trotz eingeschränkter Leistungsfähigkeit weiterhin in ihren angestammten Teams arbeiten und einem geregelten Tagesablauf nachgehen», präzisiert Rolf Müller. Das sei für ihn ein HR Today Special 2 | 2015 Fotos: Sebastian Magnani «Wie aus einem Modekatalog» sähen die Bilder aus, die der Hof-Fotograf von HR Today soeben vom BGM-Dreiergespann der ZKB geschossen hatte, schmunzelt der HR-Leiter Personal Gesamtbank, Marco Beutler. Neben ihm stellen sich an diesem Tag auch Ann-Kathrin Greutmann, die Leiterin der Kompetenzzentren Diversity und Gesundheit, und Rolf Müller, der Präsident des Personalverbands, der Kamera und stehen Red und Antwort zur Integration ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Nicht nur die Bilder sind perfekt gelungen, auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement der ZKB gilt als mustergültig: So hat Gesundheitsförderung Schweiz dieses 2014 mit einer Bestnote von 4.84 bei einer Skala von eins bis fünf besonders für die Integration in der Personalpolitik und im Leitbild ausgezeichnet. Das Thema Gesundheitsmanagement ist seit mehr als zehn Jahren Bestandteil des Leistungsauftrags der Prozesse Betriebliches Gesundheitsmanagement Das Gesundheitsteam der ZKB (von links): Marco Beutler, HR-Leiter Personal Gesamtbank, Ann-Kathrin Greutmann, Leiterin der Kompetenzzentren Diversity und Gesundheit, und Rolf Müller, Präsident des Personalverbands. HR Today Special 2 | 2015 27 HR Today Health Link www.medbase.ch www.privatklinik-meiringen.ch www.hohenegg.ch Privatklinik Individuelle Gesundheits-Konzepte für Unternehmen Wünschen Sie eine Rundumbetreuung für Ihre Mitarbeitenden von der Prävention bis zur Reintegration? Mit einer breiten Palette von modular kombinierbaren Dienstleis tungen – von einzelnen Massnahmen bis hin zum Gesamtkonzept unterstützen wir Sie im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. In unseren Medical Center bieten wir Corporate Checks, akutmedizinische Betreuung und Rehabilitationsprogramme. Die Privatklinik Meiringen steht Grundver sicherten der ganzen Schweiz offen. Die Klinik ist ein Listenspital und wird auf den Spitallisten der Kantone Bern, Freiburg, Obwalden und Nidwalden geführt. Wir bieten medizinischpsychiatrische Behandlungsprogramme, im Speziellen bei Depression, Burnout und Suchtbehand lungen. Das Zentrum gehört zur Privatklinik Hohenegg AG und richtet sich an Menschen mit Lebensproblemen, z.B. Burnout oder psychiatrischen Krankheiten. Wir bieten Abklärungen, Beratungen und Behandlungen sowie ambulante Gruppen therapien für Menschen mit unterschied lichen psychischen Erkrankungen und Problemen an. www.clinica-holistica.ch www.stressaway.ch www.vitagate.ch stress away® ist spezialisiert auf Trainings zur Stressbewältigung und BurnoutPrävention. Mit dem vielseitigen Trainingsangebot orien tiert sich stress away® an einer ganzheit lichen, ressourcen und lösungsorientierten Philosophie. Dabei verbindet sie westliche Wissenschaft mit östlicher Heilkunde. Semi nare, Vorträge und Personal Trainings sind auf die Bedürfnisse von Berufsleuten zuge schnitten – praxisnah und umsetzungsstark. Arbeit ist zwar nur das halbe Leben – aber Ihrer Gesundheit am Arbeitsplatz sollten Sie doppelte Aufmerksamkeit schenken, denn wer gesund ist und sich wohl fühlt, arbeitet motiviert und mit Freude. Wie Sie Haltung bewahren, mit Stress umgehen, gesund essen und im Notfall richtig handeln lesen Sie auf vitagate.ch, der Gesundheitsplatt form im Netz. Zentrum für Stressfolgeerkrankungen «ganzheitlich engagiert». Die Clinica Holistica Engiadina ist auf die ganzheitliche Behandlung von Stressfolgeerkrankungen spezialisiert. Unsere interdisziplinäre und klinische Erfahrung in der BurnoutTherapie stellen wir Ihnen gerne auch für Präventions seminare oder Workshops zum Thema Stress und Gesundheit zu Verfügung. Kontaktieren Sie uns! Ihr ClinicaTeam. www.klinikschuetzen.ch www.centrado.ch Ein spannender Work-Life-Balance Impuls für die Mitarbeitenden Die Klinik Schützen Rheinfelden ist eine der führenden Privatkliniken für Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie in der Schweiz. Das einzigartige KlinikimHotel Konzept verbindet stationäre Psychotherapie mit gehobener Hotellerie. Zum Angebot ge hören eine Psychotherapeutische Tagesklinik in Rheinfelden und Ambulatorien in Rhein felden und Aarau. 28 In einem Workshop/Vortrag sensibilisieren wir die Teilnehmenden für die eigene Work LifeBalance, vermitteln die mentalen Grundlagen und illustrieren diese durch neue Erkenntnisse aus der Forschung. Mit der CENTRADO Plattform fördern wir die Life Balance anschliessend durch regelmässige, individuelle Impulse via Web und mobile Geräte nachhaltig. HR Today verlinkt Ihr Unternehmen mit der HR-Fachwelt. HR Today bietet Wissen, News und Dienst leistungen für HRVerantwortliche. Vereint Aktualität mit fundierter Recherche und lässt Sie finden, was Sie brauchen. Sichern Sie sich eine Box für die nächste HR Today Ausgabe vom 26. August 2015. Reservation: [email protected] HR Today Special 2 | 2015 Prozesse Betriebliches Gesundheitsmanagement «Gesundheit wird bei der ZKB gelebt und die Vorgesetzten nehmen eine Vorbildrolle wahr.» Marco Beutler, HR-Leiter Personal Gesamtbank, ZKB wicklungsziele aussehen könnten oder welche Weiterbildungen und Kompetenzen es dafür braucht», erläutert Ann-Kathrin Greutmann die Vorteile des Konzepts. Keine Worthülsen: Davon zeugen die über 400 ZKB-Lernenden aus den Arbeitswelten Banking, Informationstechnologie, Logistik und Betriebsunterhalt, denen die ZKB nach erfolgreichem Abschluss eine Weiterbeschäf tigung ermöglicht, oder die Tatsache, dass im vergangenen Jahr 72 Prozent der Direk tionsstellen und 50 Prozent der Kaderstellen mit internen Kandidaten besetzt werden konnten. wichtiges Zeichen im Umgang mit Mitarbeitenden. Als weiteres Beispiel nennt er den «Sabbatical für alle», den die ZKB auf Initiative des Personalverbands 2009 als erste Bank lanciert hat und von dem alle Beschäftigen unabhängig von ihrer Position alle zehn Jahe profitieren können. BGM zum Bestandteil des Unternehmensgedankens machen Dass die Mitarbeitenden spüren, dass das BGM gelebt wird, ist für Ann-Kathrin Greutmann vor allem eine Frage der Systematik, mit der das BGM implementiert wurde: Für sie ist das BGM der Zürcher Kantonalbank Bestandteil des Unternehmensgedankens. «Das Thema findet sich in vielen Bereichen HR Today Special 2 | 2015 wieder. Zum Beispiel in der Führungsausbildung, in Beratungsangeboten, massgeschneiderten Seminaren oder konkreten Gesundheitsangeboten wie die finanzielle Unterstützung bei Gesundheits-Checkups.» Oder auch in der Personalpolitik, für welche das Unternehmen besonders gelobt wurde: So existieren bei der ZKB sogenannte Berufsbilder, die einer bestimmten Funktion zugeordnet sind und eine genaue Beschreibung der Arbeitstätigkeit beinhalten sowie die Voraussetzungen definieren, die ein Kandidat mitbringen muss, um diese Arbeit optimal auszuüben. Sie zeigen auch mögliche Entwicklungsschritte auf: «Wenn sich jemand für ein bestimmtes Berufsbild interessiert, ist gleichzeitig klar, wie die Weiterent- Auch auf hohem Niveau gibt es Verbesserungspotenzial Bei so viel Perfektionismus stellt sich die Frage, was sich auf so hohem Stand denn noch grundsätzlich verbessern lässt? Während es für Ann-Kathrin Greutmann generell darum geht, das BGM-System weiterzuentwickeln und die Mitarbeitenden noch besser dabei zu unterstützen, Beruf und Privates in Einklang zu bringen, will Marco Beutler verstärkt Präventivmassnahmen ergreifen, um Burnout-Fälle zu verhindern. Mitarbeitervertreter Rolf Müller sieht vor allem in den Auswirkungen der rasch fortschreitenden Digitalisierung, die nun auch die Banken erfasst hat, eine Gesundheitsgefahr: «Die Bankenwelt war lange Zeit eine sehr statische Branche», erläutert er seinen Gesichtspunkt. «Mit der Digitalisierung verändern sich nun aber auch die bisherigen Bankberufsbilder und die Tätigkeiten in rasantem Tempo. Wichtig ist, dass die Mitarbeitenden diese Veränderungen aber als Chance und nicht als Gefahr begreifen.» Deshalb müsse die Bank vorausschauend agieren und abschätzen, welche neuen Berufsfelder entstehen, wo sich diese ansiedeln und wie sie die Mitarbeitenden befähigen kann, um mit dem sich abzeichnenden Wandel Schritt halten zu können. n Corinne Päper 29 Betriebliches Gesundheitsmanagement Massnahmen Wenn die Psyche streikt Psychische Probleme am Arbeitsplatz verursachen nicht nur individuelles Leid und hohe Kosten, sondern können die gesamte Arbeitsumgebung erheblich belasten. Führungskräften und Personalverantwortlichen kommt bei der Bewältigung solcher Situationen eine entscheidende Rolle zu. Doch Hemmungen, Unsicherheit und fehlende Unterstützung bewirken, dass diese heute noch zu wenig aktiv wahrgenommen wird. Ein Gastbeitrag von Niklas Baer. Dr. Niklas Baer ist Psychologe und Leiter der Fachstelle für Psychiatrische Rehabilitation der Psychiatrie Baselland. Er ist Mitglied der OECD-Arbeitsgruppe «Mental Health and Work». 30 Psychische Probleme, Krisen und auch Krankheiten gehören zum Leben, genauso wie körperliche Krankheiten. Auch eine insgesamt gute psychische Gesundheit schliesst psychische Probleme nicht aus. Entscheidend ist vielmehr, ob es trotz dieser Probleme gelingt, ein sozial und beruflich produktives Leben zu führen. Das bedeutet, dass wir uns nicht nur auf die Prävention psychischer Krankheiten und Krisen konzentrieren dürfen, sondern vielmehr darauf, wie diesen so begegnet werden kann, dass sie nicht zu übermässigen Belastungen und Ausgliederung führen. Je nach Schwere des Gesundheitsproblems sind in der Schweiz etwa 75 Prozent der Personen mit einer psychischen Krankheit erwerbstätig. Also «nur» rund 10 Prozent weniger als psychisch gesunde Personen. Das heisst, der Löwenanteil der Personen mit psychischen Problemen ist weder arbeitsunfähig oder arbeitslos noch invalidisiert, sondern am Arbeitsplatz präsent. Doch obwohl zu jedem beliebigen Zeitpunkt etwa 20 Prozent der Bevölkerung eine psychische Krankheit aufweist – über die gesamte Lebensdauer betrifft es jede zweite Person – ist das Bewusstsein für die Alltäglichkeit und die Folgen psychischer Probleme am Arbeitsplatz eher gering ausgeprägt. Im internationalen Vergleich verfügen Schweizer Unternehmen denn auch selten über eine definierte Fachperson, die sie im Bedarfsfall kontaktieren können. Das geringe Bewusstsein ist einerseits inadäquat, da psychische Krankheiten in der Schweiz jedes Jahr Kosten in der Höhe von gegen 20 Milliarden Franken verursachen, vor allem verursacht durch Produktivitätsverluste von am Arbeitsplatz präsenten Mitarbeitenden (OECD, 2014). Andererseits sind IV-Renten und Arbeitsunfähigkeiten (Absenzen) aus psychischen Gründen in den letzten 20 Jahren überdurchschnittlich stark angestiegen, obwohl es heute nicht mehr psychisch Kranke gibt als noch vor 50 Jahren. Eine Befragung von über 1055 Führungskräften und Personalverantwortlichen in der Region Basel (Baer et al., 2011) zeigt die Relevanz der Thematik: HR-Verantwortliche schätzen, dass rund 30 Prozent ihrer Mitarbeitenden schon einmal psychische Probleme hatten, die sich negativ am Arbeitsplatz ausgewirkt haben (verhaltensund/oder leistungsbezogen). Schaut man sich das von den Führungskräften als «schwierig» wahrgenommene Verhalten der betreffenden Mitarbeiter an, zeigt sich ein recht klares Bild (siehe Grafik rechts). Psychische Probleme oft zu spät erkannt Besonders häufig – in fast jedem zweiten, von den Personalverantwortlichen geschilderten Fall – wurde das Verhalten «stritt eigene Fehler ab, gab immer den anderen die Schuld» genannt. Gefolgt unter anderem von starker Launenhaftigkeit, aufmüpfigem, entwertendem und aggressivem Verhalten. Dies sind Verhaltensweisen, die typischerweise bei Personen mit einer auffälligen Persönlichkeit respektive einer Persönlichkeitsstörung vorkommen können. Das ist kein Zufall: Persönlichkeitsstörungen sind der häufigste Grund für eine IV-Rente aus psychischen Gründen (Baer et al., 2009). Die zweite häufig auftretende Gruppe von auffälligen Verhaltensweisen – konnte sich nicht konzentrieren, brachte Aufgaben nicht zu Ende, vergass häufig Dinge, keine Selbstvertrauen, keine Eigeninitiative – beschreibt depressive Probleme. Wiederkehrende Depressionen sind der zweithäufigste Grund für eine psychiatrische Invalidisierung. Die Probleme, die zu einer Invalidisierung führen können, zeigen sich meist schon früh am Arbeitsplatz. Die Daten wie auch die praktische Erfahrung zeigen auf, dass alle Beteiligten – Mitarbeiter, Vorgesetzte und Personalverantwortliche wie auch die Arbeitskollegen – in diesen Situationen emotional erheblich belastet werden. Die negative Dynamik, die sich aus derartigen Problemen ergeben kann, darf nicht unterschätzt werden. So ist es nicht überraschend, dass – nach einer durchschnittlich fast dreijährigen Problemdauer – in neun von zehn Fällen die «Lösung» schliesslich in der Auflösung des Arbeitsverhältnisses bestand. Das Problem liegt darin, dass Personalverantwortliche die wahrgenommenen Probleme meist zu spät direkt ansprechen und zu wenig klare Vorgaben machen. Und, wenn überhaupt, zu spät externe Hilfen beiziehen. Die verbreitete Hemmung, psychisch auffälliges Verhalten rasch und direkt anzuspreHR Today Special 2 | 2015 Massnahmen Betriebliches Gesundheitsmanagement Welche Verhaltensweisen nehmen Personalverantwortliche als «schwierig» wahr? 50% 40% 30% 20% 10% ko nn te sic st rit ti m m er h a F br uf ni se ehl c ac m ht üp ht k hr er a la e fi A g onz un b uf be ga i ent isch b An ri en v en we ere tw er nic isu n er ga ht ng te ss z te hä u E en A uf nd ke rbe ig e in its Di n S k ke e ol ge l un en ine bst leg v e t ke kon we Eig ert n in tr rte en rau Bi oll te ini e ss ie V tia n , p rt o tiv e r ra ack Ag ge e s st t et e D gre etz t w e b ing ssio e irk ei e ne ni G te Kr el c n tu sta itik ht ng rk vö an sd ve lli ra rla g a ng n u br ac , g s ht ke eg sam o e i t n ko G v e ist nn ed iele Au isc h a sd te n Ü sic ken be au r e h s zu nic tun r h d st ni t zu än abw ch zu en sa di ts E m g ese au nd m m n f ve e it d r e rm nh Sc un zu l aff e a ex a h d i tr ed ng me te ngs n em K lo rz iln a e ont se I en ah m H oc akt dee be msl o hs e n sc tim zu , sc hä s f m Arb hw tig un e e t g its ifte un ko ab ll d A w di ege ng ir st n st w k a vo ir te v nzl r h kte er os ar zw lad m e lo an n se gh n a D ft in ge n 0% Quelle: Baer et al., 2011 chen und Bedingungen zu stellen, ist sympathisch und nachvollziehbar. Bei psychischen Problemen führt dies über kurz oder lang aber meist zur Eskalation und zu Entlassungen. Eine Optimierungsmöglichkeit ist, Personalverantwortliche zu schulen, wie sie in solchen Fällen wirksam intervenieren können. Ein aktuelles Beispiel ist ein mit der Helsana zusammen entwickeltes Online-Trainingstool «Die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und behandelnden Ärzten müsste verbessert werden.» für Personalverantwortliche, mit dem mehr Sicherheit im Umgang mit solchen Situationen vermittelt wird (www.leaderscare.ch). Solches Know-how sollte auch in der Ausbildung von HR-Verantwortlichen vermittelt werden. Bewusstsein und Kompetenzaufbau bei Personalverantwortlichen reichen aber nicht aus. Der OECD-Bericht zur psychischen Gesundheit und Beschäftigung in der Schweiz (OECD, 2014) wie auch der kürzlich publiHR Today Special 2 | 2015 zierte Synthesebericht «Fit Mind, Fit Job» (OECD, 2015) zeigt unter anderem auf, dass die Zusammenarbeit von Arbeitgebern und behandelnden Ärzten verbessert werden sollte. Die Schweiz hat im OECD-Vergleich bei Weitem die höchste Dichte an Psychiatern. Diese behandeln ihre Patienten oft über längere Zeit und kennen deren Probleme und Fähigkeiten. Diese Ressource wird noch zu wenig genutzt, um Arbeitgeber zu unterstützen. Obwohl kaum etwas so stark zur psychischen Genesung beiträgt wie eine Erwerbstätigkeit. Voraussetzung ist aber, dass die Arbeitgeber bei einer entsprechenden Problemstellung auf einem Kontakt mit dem behandelnden Arzt bestehen, damit dieser sie informieren darf, was vom betreffenden Mitarbeiter verlangt werden kann, wie mit ihm umzugehen ist und welche Arbeitsplatzanpassungen hilfreich wären. Zudem sollten Arbeitgeber frühzeitig und bei Bedarf über längere Zeit externe Fachleute zu Rate ziehen können. Für sehr viele psychisch kranke Personen ist eine wertschätzende, ehrliche und sichere Beziehung zur Führungskraft die wichtigste Ressource, um Probleme am Arbeitsplatz zu bewältigen und nach einer Krankschreibung rasch wieder zurückzukehren. Damit Führungskräfte diese Rolle erfüllen können, müssen sie von Beginn weg die nötige Unterstützung einfordern. Damit entlasten sie nicht nur sich selbst, sondern auch die betreffenden Mitarbeiter und die Arbeitskollegen. n Niklas Baer Literatur Baer N.; Frick U.; Fasel T.; Wiedermann W. (2011) «Schwierige» Mitarbeiter Wahrnehmung und Bewältigung psychisch bedingter Problemsituationen durch Vorgesetzte und Personalverantwortliche – eine Pilotstudie in BaselStadt und Basel-Landschaft. Online-Plattform für Führungskräfte zum Umgang mit psychisch erkrankten Mitarbeitenden: www.leaderscare.ch Service Nationale Tagung für Betriebliche Gesundheitsmanagement 2015 Psychische Gesundheit und Beschäftigung: Was können Führungskräfte tun? Datum: Mittwoch, 26. August 2015 Zeit: 09:15 Uhr Ort: Universität Zürich www.gesundheitsfoerderung.ch 31 Ziehen bei den Basler Versicherungen in der IV-Reintegration am gleichen Strang: Case ManagementLeiterin Jacqueline Schreiber und Stephan Walliser, HR-Leiter Schweiz. Massnahmen Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Case Basler Versicherungen Das Wir-Gefühl steigern Dass IV-Reintegrationsprogramme nicht nur als Pluspunkt in Sachen Employer Branding taugen, sondern dem Unternehmen auch handfeste Vorteile liefern, illustriert das Beispiel der Basler Versicherungen. Wir haben die CaseManagement-Leiterin Jacqueline Schreiber und den HR-Leiter Schweiz Stephan Walliser zu ihrem Konzept befragt. Fotos: Sebastian Magnani Sie heissen Birgitta Körn und Raid Kasshout und haben eines gemeinsam: Beide haben an einem Arbeitstraining teilgenommen, das die Basler Versicherungen zusammen mit der Invalidenversicherung der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft anbieten. Es soll ihnen den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt und damit auch wieder ein selbständiges Leben ermöglichen. Handelt es sich dabei nicht einfach bloss um eine weitere Employer-Branding-Kampagne? Während dieser Eindruck andernorts wohl entstehen könnte, hat die Basler durchaus hieb- und stichfeste Argumente, die ihr soziales Engagement untermauern. Nicht zuletzt aus dem Verständnis heraus, dass das fragile Gleichgewicht zwischen Prämienzahlern und Leistungsbezügern zu kippen droht, wenn sich die Wirtschaft nicht vermehrt um die Wiedereingliederung erkrankter Menschen kümmert. Drohende Folgen dieses verbreiteten Untätigseins sind staatliche Quoten, Rentenbezugskürzungen sowie steigende Versicherungsprämien für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Angesichts der enormen Staatsverschuldung, die eine weitere Zunahme der Invalidisierten nicht zulässt, wahrlich kein Kuschelszenario: «Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen», meint darum HR-Chef Stephan Walliser, «und ein Signal aussenden, damit auch andere Unternehmen den Nutzen erkennen und sich ebenfalls engagieren.» Positive Wirkung auf das Team Der Start des IV-Trainingsprogramms im Juli 2011 erfolgte bei der Basler aufgrund der sechsten IV-Revision, wobei sich die Wirtschaft freiwillig verpflichtet hat, bei der «Reintegration vor Rente» mitzuwirken. Das Trainingsprogramm war gleich zu Beginn ein voller Erfolg: Das Case-Management-Team von Jacqueline Schreiber wurde mit Anfragen von Teams, die eine invalidisierte Person HR Today Special 2 | 2015 betreuen wollten, förmlich überrollt. «Es haben sich im Nu 17 Teams gemeldet, die einen IV-Versicherten aufnehmen wollten», erinnert sich Case-Management-Leiterin. «Um die Betreuungsqualität sicherzustellen, haben wir deshalb begonnen, die Teams auf Herz und Nieren zu prüfen, um herauszufinden, weshalb diese sich überhaupt am Programm beteiligen wollten.» Den Menschen das Vertrauen zu geben, wieder an ihre Fähigkeiten zu glauben und ihr Selbstvertrauen zu fördern, sei eben etwas aufwendiger, «Je sichtbarer und spürbarer die Gebrechen einer Person sind, desto höher ist ihre Akzeptanz.» Stephan Walliser, HR Leiter Schweiz, Basler Versicherungen als einen «normalen» Mitarbeiter zu integrieren. «Je sichtbarer und spürbarer die Gebrechen einer solchen Person jedoch sind, desto grösser ist in der Regel die Akzeptanz», erzählt Walliser aus seinem Erfahrungsschatz. «Das hat eine sehr positive Wirkung auf das Team, das Wir-Gefühl steigt und man geht mitfühlender miteinander um.» Oft wecke diese Person sogar den Beschützerinstinkt der anderen Mitarbeitenden. Das gehe dann manchmal so weit, dass das «Team gemeinsam mit dem Betroffenen zu einer Sitzung aufmarschiert, wenn es etwas mit der IV, dem Case Management oder dem HR zu besprechen gibt» oder sich die Teammitglieder nach Ablauf der meist sechsmonatigen Arbeitsphase nur schweren Herzens von dieser Person trennen konnten, erklären Jacqueline Schreiber und Stephan Walliser. Obschon inzwischen etabliert, führt das IV-Arbeitstraining hin und wieder auch zu kritischen Diskussionen: «Weshalb integrie- ren wir überhaupt Aussenstehende?», diese Frage habe er mehr als einmal von Mitarbeitenden gestellt bekommen, illustriert Walliser den Spagat zwischen IV-Integration und dem nach innen gerichteten Gesundheitsmanagement: «Um Vertrauen zu schaffen, ist es wichtig, nicht nur extern aufzuzeigen, dass wir unsere soziale Verantwortung wahrnehmen, sondern auch intern zu beweisen, dass wir mit dem betriebsinternen Case Management Sorge zu unseren eigenen Mitarbeitenden tragen, damit diese nicht erkranken oder gar selbst zu IV-Fällen werden.» Einer Gratwanderung komme es zudem gleich, verständlich zu machen, dass die Basler trotz ihres sozialen Engagements einem wirtschaftlich rauen Wind ausgesetzt sei. Das erfordere manchmal eben auch eine schmerzhafte Neuausrichtungen und selbst ein Stellenabbau sei nicht immer vermeidbar. Reintegration benötigt Zeit Menschen zu reintegrieren bedeutet in erster Linie, sich für sie Zeit zu nehmen. Im Fall des Case Managements ist das für die zehn IV-Trainingsarbeitsplätze etwa ein Tag pro Woche, was über das Jahr hinweg gesehen in etwa einem 20-prozentigen Arbeitspensum entspricht. Nicht nur der Faktor Zeit zählt, auch eingeschliffene Rekrutierungsabläufe wie jene des Kennenlerngesprächs müssen an die Bedürfnisse der IV-Bewerber angepasst werden: «In diesen Gesprächen stellen wir keine leistungsbezogene Fragen. Das ist auch nicht nötig, schliesslich handelt sich ja um einen Trainingsarbeitsplatz», erklärt Jacqueline Schreiber. Anfänglich sei das jedoch anders gewesen: «Wir haben eindeutig zu hohe und zu spezifische Ansprüche gestellt und zu viel Wert auf bestimmte Sprach-, Branchen- oder Computerkenntnisse gelegt.» Und dabei den Bewerberkreis zu eng eingegrenzt. Man habe einfach zu wenig Unterscheidungen zwischen einer 33 Massnahmen Betriebliches Gesundheitsmanagement Festanstellung und einem IV-Trainingsarbeitsplatz gemacht: «Das sind heute aber zwei Paar Schuhe», erklärt Schreiber. Vielmehr gelte es, den Betroffenen die Arbeitsplatzgestaltung und den Arbeitsinhalt näherzubringen, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie zu ermutigen, die nächsten beruflichen Integrationsschritte zu machen. Dabei gelte es auch herauszufinden, welche Ängste sie mit sich herumtragen und welche Birgitta Körn hat ihr mehrmonatiges IVTraining 2014 in der HR-Administration absolviert. Damit sie eine HR-Weiterbildung machen kann, beschäftigt die Basler Versicherung sie nun bis zum Abschluss ihrer Ausbildung weiter. «Wir legen grossen Wert darauf, Betroffene in den Arbeitsalltag zu integrieren und sie auch ausserhalb der Arbeit in den Pausen zu begleiten.» Raid Kasshout arbeitet im Bereich Logis tik und hilft aus, wo gerade Arbeit anfällt: Er putzt die Terrasse, entsorgt Petflaschen und erledigt einfache Hauswartarbeiten. Weil seine Behinderung von aussen nicht erkennbar ist, trägt er eine leuchtend gelbe Weste mit dem Symbol «Gehörlos», um Missverständnisse zu vermeiden. Raid Kasshout arbeitet seit dem 19.2.2015 bis auf Weiteres bei der Basler Versicherung. Jacqueline Schreiber, Leiterin Case Management, Basler Versicherungen speziellen Bedürfnisse sie haben. «Wichtig ist aber, dass sich die Betroffenen überhaupt getrauen, hierher zu kommen», führt Schreiber aus. Bei der Reintegration sei ein schrittweises Vorgehen angezeigt: «Meist haben die Betroffenen bei der IV ein Arbeitsprogramm in einer Lernfirma hinter sich. Zudem wurde im Vorfeld bereits abgeklärt, ob ihre Fähigkeiten, ihre Ausbildungen und ihr Verhalten zu unseren Jobprofilen passen», erklärt Jacqueline Schreiber das Prozedere. «Das ist eine wichtige Vorarbeit der IV, denn sie verhindern vorzeitige Programmabbrüche.» Sind das Kennenlerngespräch und der Schnuppertag erfolgreich verlaufen, beginnt das IVArbeitstraining meist mit einem 50-ProzentPensum, das langsam gesteigert wird, während der Betroffene scheinbar selbstverständliche Dinge wieder erlernt: pünktlich zu sein, Fehltage zu vermeiden, soziale Kontakte zu pflegen oder einfach durchzubeissen, wenn es mal gerade nicht rund läuft. Auch wenn sich jemand in einem befris teten IV-Training befinde, habe er oder sie dieselben Rechte wie alle anderen Angestellten. «Wir legen grossen Wert darauf, diese Person in den Teamalltag zu integrieren und sie auch ausserhalb der Arbeit in den Pausen zu begleiten.» Das Zwischenmenschliche dürfe im Arbeitstraining nicht unterschätzt werden, betonen Walliser und Schreiber. Stimme das Drumherum, sei der Erfolg der Integration naheliegend. Dabei sei die Zusammenarbeit mit den HR-Businesspartnern HR Today Special 2 | 2015 sehr wertvoll, «um ein geeignetes Arbeitsumfeld zu schaffen, denn diese kennen die Teamsituationen und die verschieden Arbeitsbereiche.» Stehe beispielsweise gerade eine Restrukturierung an, sei das für IVArbeitstrainingsabsolventen nicht unbedingt förderlich. Keine Schonarbeitsplätze Von «reinen Schonarbeitsplätzen» wollen Schreiber und Walliser im Zusammenhang mit der IV-Integration nicht reden: «Unsere Aufgabe ist es, den Betroffenen die Realität zu spiegeln und den Teilnehmenden aufzuzeigen, wie ihre Leistung und ihr Verhalten auf uns wirken und wie wir in einem ‹normalen› Arbeitsverhältnis reagieren würden. Beispielsweise, indem wir die Probezeit verlängern oder sogar eine Kündigung aussprechen würden.» Meist endet das üblicherweise von der IV finanzierte Arbeitstrainingsprogramm nach drei, sechs oder in Ausnahmefällen zwölf Monaten. Manchmal auch ziemlich abrupt, wenn das Programm trotz aller Hilfestellungen nicht zum Ziel führt: «Wenn das IV-Programm zu Ende geht, macht uns das gelegentlich schon Bauchweh, denn haben die Teilnehmenden bis dann keine Festanstellung, sind sie oft sich selbst überlassen», sagt Jacqueline Schreiber. «Entweder findet der Betroffene dann selbst eine temporäre Arbeit oder er meldet sich bei seinem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) an.» Eine schwierige Prüfung für die Betroffenen, sich selbständig zu bewerben und bei Misserfolgen nicht wieder in ein Tief zu fallen. «Bei Bedarf ziehen wir über das Case Management von der IV finanzierte Job-Coaches bei, klären interne temporäre Möglichkeiten und Festanstellungen ab oder aktivieren unsere Netzwerke, um tragfähige Anschlusslösungen zu schaffen», führt Jacqueline Schreiber aus. Aussagen, die wohl auch die beiden IV-Trainingsabsolventen Birgitta Körn und Raid Kasshout nur unterstreichen können. n Corinne Päper 35 Betriebliches Gesundheitsmanagement Massnahmen Gesundheit 2.0: Der verdatete Mensch Mit der Digitalisierung entstehen laufend neue digitale Helferlein, die den Menschen dabei unterstützen sollen, sein Gesundheitsverhalten zu überwachen und zu optimieren. Künftig könnten die so generierten Gesundheitsdaten auch für Diagnoseund Therapiezwecke genutzt werden. Wir haben dazu Karin Frick, Head Research beim Gottlieb Duttweiler Institute (GDI), befragt und drei App-Anbieter genauer unter die Lupe genommen. Sind die auf dem Markt erhältlichen Health-Apps ernst zu nehmen? Karin Frick: Die Digitalisierung der Gesundheitsdaten steht erst am Anfang. Viele der derzeit erhältlichen Health-Apps sind tatsächlich als Spielereien zu betrachten, die eine Weile lang unterhaltsam sind, bis die nächste Health-App herauskommt. Damit Verhaltensveränderungen Bestand haben, braucht es aber eine Art Rückmeldeschlaufe, die den Nutzer auf sein aktuelles Gesundheitsverhalten hinweist und ihm damit die Möglichkeit zu einer Verhaltensanpassung gibt: wie bei einer Verkehrskontrolle, wo eine Tafel anzeigt, dass ich zu schnell fahre und ich daraufhin mein Tempo anpassen kann. Dieser Schritt fehlt den meisten heute erhältlichen Health-Apps. Nur weil ich hundert Programme installiert habe, heisst das noch lange nicht, dass ich weiss, was für meine Gesundheit relevant ist, und ich mich auch dementsprechend verhalte. Wie könnten Health-Apps Verhaltensveränderungen begünstigen? Sein Verhalten zu ändern, ist unbequem und mit viel Aufwand verbunden. Menschen bevorzugen meist die sofortige Belohnung und zögern Massnahmen hinaus, die erst in ferner Zukunft eine Wirkung zeigen. So verzichtet ein Raucher nicht auf seine Zigarette, weil sich gesundheitliche Veränderungen erst langfristig zeigen, während ein Mensch mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung sein Verhalten sofort ändert und auch eher am Ball bleibt. Zukunftsträchtige HealthApps müssen die Motivation der Nutzer aufrechterhalten, um die Abbruchsquoten zu minimieren. Solche Apps werden sich regelrecht zu virtuellen Coaches entwickeln, die den Gesundheitszustand des Nutzers laufend überwachen und ihm, wie im Spitzensport üblich, sofortiges Feedback geben. Ein solches System könnte aufgrund eines auto36 Wer hat am meisten abgenommen? Generell sind Männer wettbewerbsorientierter als Frauen. Wettbewerbe bringen zudem auch Verlierer hervor: Will ich mich tatsächlich outen und mitteilen, dass ich der langsamste Läufer war? Während sich jene, die sich viel bewegen, in ihrer Coolness bestätigt sehen, geraten andere, die das nicht tun, in die Rolle des Losers. Solche Aspekte sollte man bei der Gestaltung von Wettbewerben unbedingt mitberücksichtigen. «Zukunftsträchtige Health-Apps müssen die Motivation der Nutzer aufrechterhalten, um die Abbruchsquoten zu minimieren.» Karin Frick, Head Research, Gottlieb Duttweiler Institut matischen Gesundheitschecks gleich nach dem Aufstehen Frühstücksempfehlungen abgeben. Ist die App darüber hinaus mit einer smarten Küche vernetzt, bestellt das System die dafür notwendigen Zutaten sogar selbständig. Besonders chronisch Kranke könnten von einem solchen System profitieren, denn bei kritischen Verhaltensabweichungen wird ihnen mit einem Ampelsystem aufgezeigt, wie sie ihr Verhalten ändern müssen, um ihre Lebensqualität zu optimieren. Denkbar ist zudem, diese virtuelle Gesundheitswelt auch mit Offline-Dienstleistungen wie einer Sprechstunde zu koppeln, denn gerade Anfänger haben ja viele Fragen. Welche Rolle spielt der Wettbewerb unter den Nutzern? Wettbewerbselemente sind Feedbackmechanismen, die Lust machen dranzubleiben: Wer erreicht die höchste Punktzahl? Welche Grenzen gibt es bei der Nutzung solcher Gesundheitsdaten? Grundsätzlich kann man niemanden dazu zwingen, irgendwelche Health-Apps zu nutzen. Wer sich einen persönlichen Vorteil verspricht, wird jedoch eher bei der Stange bleiben. Das funktioniert aber nur auf freiwilliger Basis und nur, wenn der Nutzer die volle Kontrolle über seine Daten hat. Arbeitgeber könnten die Teilnahme auf spielerische Art und Weise fördern: zum Beispiel mit einer App, mit welcher die Mitarbeitenden ihre Tagesform eingeben. Fühle ich mich gut oder schlecht? Damit liessen sich Stresslevel ausmachen, ohne bei der Datenerhebung gleich allzu intim zu werden. Patentrezepte zur Nutzung von Health-Tools gibt es jedoch nicht. Es gilt zu experimentieren und situationsgerechte Lösungen zu finden. ■ Interview: Corinne Päper Zur Person Karin Frick ist Leiterin Research und Mit glied der Geschäftsleitung des Gottlieb Duttweiler Instituts in Rüschlikon. Als Ökonomin erforscht und analysiert sie wirtschaftliche, gesellschaftliche und konsumspezifische Trends und Gegen trends. www.gdi.ch HR Today Special 2 | 2015 Massnahmen Betriebliches Gesundheitsmanagement Anbieter Global Corporate Challenge (GCC) Martin Zelger Director Europe Global Corporate Challenge (GCC) ist ein international ausgerichtetes Un ternehmen, das eine wissenschaft liche gestützte betriebliche Gesund heitsinitiative entwickelt hat. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Australien und ist in 185 Ländern präsent, auch in der Schweiz in Zü rich. Fit im Job Patrick Stäuble Mitglied der Geschäftsleitung Die Fit im Job AG mit Sitz in Winter thur begleitet seit 1988 Mitarbeiten de und Unternehmen auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden und Energie. In Seminaren und Coachings vermit telt das Unternehmen fundiertes Know-how und hat in diesem Zusam menhang verschiedene Online-Tools entwickelt. Dacadoo Manuel Heuer Chief Operating Officer Dacadoo wurde im Jahr 2010 vom Serienunternehmer Peter Ohnemus unter dem Namen Quentiq gegrün det. 2013 erfolgte die Umbenennung in Dacadoo. Das Unternehmen posi tioniert sich heute im Bereich Life style und beschäftigt rund 23 Mitar beitende in der Schweiz, der Ukra ine, Dänemark und in den USA. HR Today Special 2 | 2015 Wen sprechen Sie mit Ihrem Produkt an? Welche Funktionen bietet Ihr Programm? Wie gestaltet sich der Programmablauf? «Global Corporate Challenge» ist eine Gesundheitsinitiative, die sich an Unternehmen richtet, die eine ganzheitliche Gesundheitsstrategie verfolgen. Zu den Kunden gehören auch weltweit tätige Konzerne wie SGS, Deloitte, Nestlé, aber auch kleine und mittelständische Unternehmen. 2014 haben sich 1200 Unternehmen am Programm beteiligt. Pro Teilnehmer bezahlen die Unternehmen für das 12-monatige Programm CHF 99.– Im Preis inbegriffen sind unter anderem der Zugang zur Website, Smartphone-Applikationen, zwei Bewegungsmesser, wöchentliche und individuelle Feedbacks, eine individuelle Anpassung des Regis trierungsportals, ein 24-StundenKundendienst sowie ausführliche Berichte über das Verhalten der Mitarbeitenden. Das Gesundheitsprogramm «Global Corporate Challenge» (GCC) beinhaltet die Module Bewegung im Alltag, Ernährung, Schlaf sowie Psychische Gesundheit und besteht aus einer Kombination von Bewegungsmesser, App oder Website. GCC zeigt den Teilnehmenden auf, welche individuellen und welche Teamfortschritte sie gemacht haben. Vorzügliches Verhalten wird mit virtuellen Trophies ausgezeichnet.Ein Ernährungsrechner zeigt den Teilnehmenden auf, wie viele Gehschritte ihre Mahlzeit kostet, und mithilfe der Module Schlaf und Psychische Gesundheit analysieren die Teilnehmenden ihr Verhalten und erhalten Anpassungstipps. Wer will, tauscht sich über die Unternehmensgrenzen hinweg mit anderen Teilnehmern aus. Das Programm beginnt jeweils im Mai und im September. Nach der firmeninternen Registration starten die Teilnehmenden in Teams mit jeweils sieben Mitgliedern und absolvieren gemeinsam das 12-monatige Programm. Zu Beginn steht die Steigerung der Bewegung im Alltag. Nach 30 Tagen startet das Modul Ernährung, danach folgen die Module Schlaf und Psychische Gesundheit. Das Programm garantiert einen einfachen Zugang für alle Mitarbeitenden, unabhängig von deren technischen Kenntnissen oder gesundheitlichen Voraussetzungen. Das Online-Gesundheitsportal «myChange» richtet sich an Unternehmen, die mehrheitlich Büroarbeitsplätze anbieten und die etwas für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden tun wollen. Unsere Kunden stammen aus der Verwaltung, der Finanz- und Versicherungsbranche sowie der Pharma. Die Unternehmen profitieren von einer kostengünstigen und mehrsprachigen Gesundheitslösung, die keine Installation von Software erfordert und als Ergänzung zu bereits bestehenden BGM-Lösungen sofort genutzt werden kann. Für das Aufsetzen der Onlineplattform verlangen wir eine Pauschale und eine Jahreslizenz, die sich an der Userzahl orientiert. «myChange» unterstützt mit verschiedenen Modulen das Gesundheitsverhalten im Alltag. Die wichtigsten Module sind «myEnergy», mit dem Mitarbeitende ihren Gesundheitszustand erkennen, «micropause», das körperliche Aktivierungsübungen vermittelt, sowie «myRelax», mit dem die Teilnehmer mentale Entspannungsübungen verinnerlichen. Das Modul «trinktimer» erinnert daran, über den Tag hindurch genügend zu trinken, und mit «myBuddies» vernetzen sich die User untereinander. Vor dem Startdatum werden die Mitarbeitenden über den Inhalt und das Startdatum informiert und erhalten per E-Mail einen persönlichen Link zur Registrierung. Danach kann das Programm während mindestens einem Jahr genutzt werden. Nach Ablauf entscheidet das Unternehmen, ob die Betriebslizenzen für die Mitarbeitenden erneuert werden. Dacadoo spricht die Endkunden nicht direkt an. Zwar kann jeder die Dacadoo-App herunterladen und sich auf der Website anmelden, doch liegt unser Fokus im Businessto-Business-Bereich, also Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden eine umfassende digitale Lösung zur Gesundheitsförderung bieten wollen, oder Versicherungen, welche die Dacadoo-Gesundheitslösung für ihre Versicherten einsetzen möchten. Der Listenpreis pro Monat beträgt für Einzelpersonen CHF 4.99. Wenn Firmen diese Lösung nutzen, orientiert sich der Preis am Mitarbeitervolumen. Je grösser die Teilnehmerzahl, desto günstiger der Preis pro Mitarbeitender. Wir bieten 6- oder 12-Monatsabos an. Das Dacadoo-Programm verbindet Benutzer registrieren sich über die Dacadoo-App oder über die Website und können das Programm während 30 Tagen gratis testen; danach muss sich der Benutzer für ein Abonnement entscheiden. Fir- Technik (Smartphones, Wearables und Sensoren) mit Spielerischem (Wettbewerb, Erfolgssystem) und Sozialem (anfeuern, Freunde) und bietet eine umfassende Gesundheitsmanagement-Lösung. Der Lifestyle-Navigator erlaubt es den Mitarbeitenden, ihren Gesundheitszustand (Bewegung, Ernährung, Schlaf, Stress) und ihr Wohlbefinden auf einfache und unterhaltsame Weise zu verfolgen, zu verwalten und zu bearbeiten. Das Programm motiviert zum Weitermachen, belohnt Erfolge und unterstützt die Zielerreichung. Der Gesundheitsindex zeigt in Echtzeit mit einem Wert zwischen 1 (niedrig) und 1000 (hoch) das aktuelle Befinden auf. men setzen Dacadoo für mindes tens sechs oder zwölf Monate ein, um eine nachhaltige Verhaltensänderung zu bewirken und Menschen dazu zu bewegen, sich langfristig einen gesünderen Lebensstil anzueignen und erneuern nach Ablauf ihre Abonnemente. 37 Betriebliches Gesundheitsmanagement Ergebnisse Agieren statt reagieren! Absenz- und Fluktuationsraten zeigen nur einen Teil der unternehmerischen Gesundheitsrisiken auf. Das Ausmass künftig auftretender Kosten wird mit der Analyse solch isoliert betrachteter Kennzahlen jedoch nicht erkannt. Werden diese Gesundheitskosten erst sichtbar, ist es jedoch zu spät, um noch präventiv einzugreifen. Ein ganzheitliches und strategisch ausgerichtetes Frühwarnsystem ermöglicht hingegen proaktives Handeln. Die Arbeitswelt ist geprägt durch steigenden Wettbewerbsdruck, hohe Qualitätsanforderungen sowie permanente Veränderungen und Rationalisie rungen auf allen Unternehmensebenen. Digitalisierung und zunehmende Flexibilisierung bringen zusätzlich neue Herausforderungen und erschweren die Abgren zung zwischen Arbeits- und Privatbereich. Dabei stossen die Betriebe und insbesondere deren Mitarbeitende zu nehmend an ihre Grenzen. Wird dem nicht rechtzeitig Rechnung getragen, bauen sich für die Betriebe sukzes sive Gesundheitsrisiken auf. Zwar mögen diese Risiken teilweise sichtbar werden, wenn Absenz- und Fluktuati onsraten ansteigen, solche Kennzahlen stellen aber le diglich die Spitze des Eisbergs dar. Der verborgene Teil und die damit verbundenen latenten zukünftigen Kosten sind um ein Vielfaches höher, werden aber meist erst dann erkannt, wenn es zu spät ist, noch vorbeugend und wirkungsvoll etwas dagegen zu unternehmen. Monika Schibler ist Consultant und wis senschaftliche Mitar beiterin bei der GFO Unternehmensbera tung. Ihre Spezialge biete sind Human Ca pital Management, BGM und Personal controlling. Yves Gianella ist Se nior Consultant der GFO Unternehmens beratung AG und be schäftigt sich beson ders mit der Gestal tung und Umsetzung von integrierten Füh rungs- und Honorie rungskonzepten so wie GleichstellungsAudits. 38 Operativer Aktionismus anstelle eines strategischen Weitblicks BGM-Massnahmen sind viel zu häufig rein operativer Natur und werden reaktiv und nach dem Giesskannen prinzip umgesetzt. Anstatt nach Hintergründen und Zu sammenhängen zu suchen, wird punktuelle Symptom bekämpfung betrieben und vorschnell in konkreten Massnahmen gedacht. Die Erhaltung der betrieblichen Gesundheit muss über die heute primär bewirtschaftete individuelle Ebene (Case Management, Optimierung der Arbeitsumgebung, individuelle Gesundheitsförderung) hinausgehen und auch gesamtorganisatorische Aspekte wie beispielsweise die Unternehmenskultur und die Füh rungsqualität in die Gesamtbetrachtung miteinbeziehen. Sind diese beiden Faktoren doch der grösste Nährboden für die Entstehung von Gesundheitsrisiken. Dadurch ver schiebt sich die Thematik unweigerlich auf die strate gische Ebene. Das verstaubte und belächelte «Pausenapfel-Image» wird dem BGM und dessen Erfolgspotenzial bei weitem nicht gerecht. Dass das BGM oft ein operatives Dasein fristet, hängt auch damit zusammen, dass die dafür ver antwortliche Stelle organisatorisch oft ohne die notwen dige strategische Rückendeckung auskommen muss und mit zu wenig Handlungsspielraum ausgestattet wird, um auch auf höherer betrieblicher Ebene nachhaltig etwas bewegen zu können. Schlüsselfaktoren für ein strategisches Gesundheitsmanagement Damit das BGM seine strategische Rolle zur Gesundheits förderung wahrnehmen und dadurch die nachhaltige Erhaltung der betrieblichen Gesundheit sicherstellen kann, müssen folgende wesentlichen Voraussetzungen erfüllt sein: • Rückendeckung: Verankerung des BGM auf strate gischer Ebene als wichtiges Element der Corporate Social Responsibility und Bekenntnis der obersten Füh rung zum Stellenwert des Humankapitals (Vorbildfunk tion bei der Umsetzung im Unternehmensalltag). • Zusammenarbeit: HR, Management, Unternehmens entwicklung, Controlling und Kommunikationsabtei lung arbeiten eng und mit gemeinsamen Zielsetzungen zusammen. • Miteinbezug und Mitwirkung der Mitarbeitenden: Klärung der Frage, was überhaupt erwartet, wertgeschätzt und kritisiert wird, um zu verhindern, dass Massnahmen im Elfenbeinturm entwickelt wer den. • Belastbares Konzept: Die Entwicklung einer kon kreten, gemeinsamen Vorstellung über die erfolgskri tischen Faktoren der Humankapital-Risiken muss auf der Basis eines ganzheitlichen Modells erfolgen, welches auch in Krisensituationen eine klare Orientie rung bietet. • Messung, Analyse und Verdichtung: Das Modell muss mit geeigneten Messgrössen als ControllingGrundlage für die systematische Analyse der Gesamt zusammenhänge ausgestattet sein, welche die erfolgs kritischen Faktoren in einer übersichtlichen Humanka pital-Risiko-Landkarte verdichtet. Erkennen von Gesamtzusammenhängen durch ein strategisches Frühwarnsystem Nur mit einem systematisch aufgebauten strategischen Frühwarnsystem gelingt es, Gesamtzusammenhänge zu verdeutlichen sowie die Wirksamkeit von Investitionen ins Humankapital aufzuzeigen und dadurch auch den strategische Nutzen des BGM zu belegen. Dazu werden HR Today Special 2 | 2015 Ergebnisse Betriebliches Gesundheitsmanagement fundierte Risikoanalysen durchgeführt und verschiedene Messgrössen erhoben. Diese berücksichtigen neben den klassischen quantitativen auch qualitative Aspekte, ver schiedene zeitliche Dimensionen und meh rere Blickwinkel (Mitarbeitende, Führung, Experten). Konkret empfehlen wir die Erhebung von drei Arten von Messgrössen, die erst in ihrer Kombination eine ganzheitliche Optik ermöglichen: • Klassische Kennzahlen, die zwar rück wärtsgerichtet sind, jedoch häufig den Auslöser für das Erkennen einer Krisensitu ation oder zumindest die Spitze des Eis bergs darstellen (zum Beispiel Anzahl, Dauer und Art der Absenzen, Anzahl und Gründe der Personalabgänge, Kosten der Wiedereingliederung). • Kenngrössen, das heisst die fundierte, qualitative Analyse der im Betrieb vorhan denen Strukturen, Abläufe, Instrumente und Prozesse und deren Auswirkung auf die betriebliche Gesundheit (zum Beispiel die Qualität der Personalentwicklung, die Ausgestaltung von Führungsschulungen, die Abläufe bei der Integration neuer Mit arbeitenden in den Betrieb). • I ntelligente Mitarbeitendenbefragungen, welche über die weitverbreitete standardisierte Multiple-Choice-Methode hinausgehen und handfeste Indikatoren Indikatoren (Befragung) Kennzahlen (Datenerhebung) rückblickend Momentaufnahme mit Prognose Kenngrössen (Expertenrunde) in Bezug auf die wahren Motivationstrei ber der Mitarbeitenden liefern. Nachhaltige Wertschöpfung Ein strategisch verankertes BGM trägt durch die proaktive und gezielte Steuerung der Rahmenbedingungen zu einer motivierten und engagierten Belegschaft bei. Die hohen Kosten der grösstenteils vermeidbaren Ge sundheitsrisiken können dadurch minimiert werden. Gleichzeitig ist ein professionell be triebenes BGM ein wichtiges Positionie rungsinstrument für das Arbeitgeberimage und die unverzichtbare Basis für eine nach haltige Entwicklung des Humankapitals und damit auch des Gesamtunternehmens. Ver schiedene Forschungsergebnisse belegen eindeutig, dass Unternehmen, die sich mit diesen Themen systematisch auseinander setzen und die notwendigen Veränderungen aktiv angehen, letzten Endes erfolgreicher sind. Beim BGM handelt es sich nicht um einen Trend, der wieder verblassen wird, sondern um ein Must-have, das – richtig ein gesetzt – zu einem wesentlichen Teil über den zukünftigen Unternehmenserfolg ent scheidet. n Monika Schibler, Yves Gianella Impressum Erscheint 3x jährlich auf Deutsch 8. Jahrgang Druckauflage 6000 Exemplare Herausgeber Thomas Sterchi und Matthias Zimmermann Mitherausgeber dieser Ausgabe Gesundheitsförderung Schweiz Verlag jobindex media ag, Hofackerstrasse 32, 8032 Zürich, T: 044 269 50 10, F: 044 269 50 11, [email protected] Aboverwaltung T: 044 269 50 20, F: 044 269 50 11, [email protected] Geschäftsleiter Tobias Mengis Verkaufsleiter Tobias Mengis, T: 044 269 50 18, [email protected] Account Manager Stefania Martinelli, T: 044 269 50 24, [email protected] HR Today Special 2 | 2015 Marketing Projektleiterin Grazia Ganci, T: 044 269 50 28, [email protected] Redaktionsteam Simon Bühler (Chefredaktor), Yvonne Bugmann, Corinne Päper, Mario Walser Grafik Renato Ferrara, Marion Bobst HR Today Special Juli 2015 Betriebliches Gesundheitsmanagement Die themenspezifische Beilage zum HR Today «Gesundheit ist nicht alles… …aber ohne Gesundheit ist alles nichts.» Korrektorat comtexto Abonnemente/Einzelverkaufspreise Die HR Today Specials sind im Abonnement von HR Today enthalten. Einzelverkaufspreis CHF 15.90 Druck ea Druck + Verlag AG, Zürichstrasse 57, 8840 Einsiedeln, T: 055 418 82 82 Strategie: Swica, Swiss und die Post geben Einblick Prozesse: Hautnah dabei bei einem Assessment – eine Reportage Insertionsschluss 3/2015 7. Oktober 2015 Massnahmen: Wenn die Psyche streikt Titelbild: iStockphoto 39 Betriebliches Gesundheitsmanagement Ergebnisse Arbeitsbelastungen minimieren, Ressourcen stärken «Managementverständlich» zu sein, ist auch der Anspruch des BGM-Modells des For schungsabteilungsleiters Georg Bauer der Universität Zürich (UZH), auf dem das Kenn zahlensystem der SBB basiert und das die SBB seit 2011 einsetzt. Dieses hat zur Philo sophie, dass sich durch die Minimierung von Arbeitsbelastungen nicht nur Krankheiten im Unternehmen vermeiden lassen, sondern durch die Stärkung der Arbeitsressourcen die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereit schaft der Mitarbeitenden gefördert wer den, was sich schlussendlich in besseren Geschäftsresultaten niederschlägt. Weil das Unternehmen und die darin arbeitenden Menschen in Interaktion stehen, ist Krank heit gemäss diesem Modell nicht nur Sache 40 des Einzelnen. Indem es das Management dabei unterstützt, Belastungen und Ressour cen auf Teamebene im Unternehmen zu er kennen und vorhandene Ressourcen zu er mitteln, ermöglicht es diesem auch, gezielt wirksame Massnahmen zu ergreifen. Diese inhärente Logik greift das Kenn zahlensystem der SBB auf: So werden die Mitarbeitenden alle zwei Jahre zu ihren Arbeitsressourcen und Arbeitsbelastungen «Wichtig ist, die Sprache der Manager zu sprechen, um Verständnis zu schaffen.» Urban Studer, Leiter Operative Steuerung Betriebliches Gesundheitsmanagement, SBB befragt: Haben sie Mitsprachemöglichkeiten und ist ihr Handlungsspielraum genügend gross? Fühlen sie sich in einer bestimmten Division besonders unter Zeitdruck werden sie häufig unterbrochen oder sind sie körper lichen Belastungen ausgesetzt? «Durch die Auswertung solcher Daten gelingt es der SBB sogar bis auf Teamebene ersichtlich zu machen, wo die Brennpunkte im Unterneh men liegen und wie sich die Leis tungs fähigkeit und -bereitschaft der Belegschaft entwickelt», sagt Urban Studer. Besonders die Auswertung der Aussage «Aus gesund heitlicher Sicht werde ich meine jetzige Tätigkeit auch in zwei Jahren noch ausüben können» gebe Hinweise zur künftigen Leistungsfähigkeit der Belegschaft eines be stimmten Bereichs. Neben den Daten, die das Gesundheitsmanagement-Team der SBB aus der Personalbefragung gewinnt, greift Urban Studer aber auch auf solche aus dem Personalcontrolling (zum Beispiel Altersver teilung, Geschlechterverhältnis, Anteile ver schiedener Berufsgruppen) sowie dem Prä senz- und Case-Management (zum Beispiel Fotos: Sebastian Magnani Urban Studer ist zahlenbegeistert. Das fällt sofort auf, wenn der Leiter der Operativen Steuerung des Betrieblichen Ge sundheitsmanagements über das BGM Kennzahlensystem der SBB spricht und über die Erkenntnisse, die sich aus diesem ablesen lassen. Dann beginnen seine Augen zu leuchten. Dieser Enthusiasmus ist auch von nöten, muss Urban Studer das SBB-Topkader doch immer wieder davon überzeugen, dass die ergriffenen BGM-Massnahmen auch tat sächlich wirken. Zum Beispiel, indem er auf zeigt, dass diese einen positiven Einfluss auf die Führungskultur im Unternehmen haben, die Arbeitgeberattraktivität steigern, die Pro duktivität erhöhen und krankheitsbedingte Kosten mindern oder gar vermeiden. «Wich tig ist, in der Sprache der Manager zu reden, um Verständnis zu schaffen», sagt der für das Monitoring und Controlling zu Arbeit und Gesundheit Verantwortliche. Diese Hal tung spiegelt sich auch in solchen Manage mentbegriffen wie «Impact», «Perfor mance» oder «Outcome», die immer wieder im Verlauf des Gesprächs fallen. HR Today Special 2 | 2015 Ergebnisse Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Case SBB Gesundheitsmanagement messbar machen Während viele Unternehmen sich nur damit auseinandersetzen, wie Arbeitsbelastungen verringert werden können, geht die SBB einen Schritt weiter. Sie setzt ein Kennzahlenmodell ein, mit dem nicht nur die Gesundheitsrisiken, sondern auch die Arbeitsressourcen im Unternehmen sichtbar werden, und erzielt damit erstaunliche Erfolge. – Datenflut-Dolmetscher Urban Studer gibt einen Einblick. HR Today Special 2 | 2015 41 Betriebliches Gesundheitsmanagement Ergebnisse Fehltage mit und ohne Langzeitausfälle, Anzahl Fälle und Falldauer bei Langzeitaus fällen, Invaliditätskosten, Rückvergütungen durch die Sozialversicherungen) zurück. Organisationale UMWELT Organisation (Struktur) (Strategie) (Kultur) Aus Zielabweichungen die richtigen Schlüsse ziehen Weicht eine Kennzahl von den Vorgaben ab, so greifen bei der SBB verschiedene Mecha nismen. Verfehlt ein Vorgesetzter das verein barte Fehltageziel, hat dies dieselben Konse quenzen wie die Nichterreichung irgend eines anderen individuellen Jahresziels. Ge schäftsbereiche, die ihre Zielwerte nicht oder nur knapp erreichen und auch bei anderen gesundheitsrelevanten Kennzahlen in einem kritischen Bereich liegen, werden von soge nannten «Steuergruppen zur Arbeit und zur Gesundheit» bei der Zielkorrektur unter stützt: Dabei führt das Gesundheitsmanage ment zusammen mit den Bereichsleitern datengestützte Analysen durch, erarbeitet zusammen mit diesen konkrete Massnah men zur Arbeitsgestaltung sowie zur Füh rungskräfte- und Mitarbeiterbefähigung 42 Arbeitsressourcen Optimierung/ Erneuerung (Interventionen) (Sachprozesse) (Beziehungsprozesse) Arbeitsbelastung (Sachprozesse) (Beziehungsprozesse) Positive Gesundheit (psychisch) (physisch) (sozial) Negative Gesundheit (psychisch) (physisch) (sozial) Nachhaltige Performance (ökonomisch) (ökologisch) (sozial) Datenverzerrung bei der Auswertung von Kennzahlen ausschliessen Eine der wichtigsten aus dieser Datenflut ab geleiteten Kennzahlen ist für Urban Studer jene der «Fehltage pro Vollzeitstelle», die je nach Bereich sogar in den Jahreszielen der Führungskräfte verankert ist, wobei die Ziel höhenbestimmung differenziert erfolgt, denn «Büroangestellte haben ein deutlich niedrigeres Gesundheitsrisiko als etwa Gleis arbeiter, die bei Wind und Wetter körper liche Schwerarbeit verrichten», erklärt Stu der. Die Zielhöhe variiere dabei nicht nur von Bereich zu Bereich, sondern unterscheide sich oft sogar von Team zu Team. Neben den «Fehltagen pro Vollzeitstelle» stehen auf Ur ban Studers Radar aber auch die Kostenent wicklung im Zusammenhang mit Langzeit ausfällen und die aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aufgelösten Arbeitsver hältnisse. Was für die Zielfestsetzung gilt, hat bei der Datenauswertung erst recht seine Gül tigkeit, denn Daten sind differenziert zu in terpretieren und es müssen die Faktoren im Auge behalten werden, welche die Kenn zahlen möglicherweise verzerren: von der Alters- oder Geschlechterverteilung über Reorganisationen bis hin zu Grippewellen oder der Anpassung von IT-Systemen. (Kompetenz) (Motivation) (Identität) Person Individuelle UMWELT Der Corporate Health Index basiert auf einem Wirkmodell zur Arbeit und Gesundheit, das die vorhandenen Arbeitsressourcen und Arbeitsbelastungen sowie deren positive als auch negative Wirkungen auf die Gesundheit der Belegschaft aufzeigt. Entwickelt wurde das Modell von Georg Bauer mit seiner Forschungsabteilung Public & Organizational Health an der UZH. Das Modell versteht sich als Erweiterung des bekannten St. Galler Managementmodells, in das die Gesundheitslogik eingebettet wurde. Um das Modell und den Corporate Health Index zu vermarkten, hat Georg Bauer zusammen und steuert die Umsetzung dieser Massnah men. Doch wie zieht man aus Abweichungen die richtigen Schlüsse und ermittelt die zu grunde liegenden Ursachen? Urban Studer schöpft aus dem Vollen: Quervergleiche in nerhalb des gleichen Geschäftsbereichs, zwi schen verschiedenen Berufs- und Altersgrup pen sowie Regionen. Dabei versuchen er und sein Team, Muster in der Arbeitsbelastung und in den Arbeitsressourcen herauszukris tallisieren. Seien die Fehltage zum Beispiel im Verkaufsteam A viel höher als im Team B, müsse man weitere Ursachenforschung be treiben: Sind im Verkaufsteam A zu wenig Ressourcen vorhanden? Wie sieht die Alters verteilung aus? Muss die Arbeitsorganisation angepasst werden? Liegt es an der Führungs kraft? Oder gar an der Veränderung des Be rufsbildes? So hätten im Verkauf verschie denste Reorganisationen stattgefunden und der technische Wandel habe zu einer Auto mit Mitarbeitenden die Firma Corporate Health Solutions GmbH als Spin-off der UZH gegründet. Das Unternehmen wird ab Herbst 2015 eine onlinebasierte Software anbieten, mit der Unternehmen basierend auf einer Kurzbefragung ihrer Mitarbeitenden ihre Organisation nach Arbeitsressourcen und Arbeitsbelastungen durchleuchten können. Nebst dem Vertrieb der Software bietet das Unternehmen auch interaktive Onlinecoachings und Unternehmensberatungen an. http://www.chsolutions.ch matisierung geführt, was die Zahl der Ver kaufsstellen verringert habe. Alles Faktoren, die eine Auswirkung auf die Absenzquoten haben. Die Ursachen fin de man am besten heraus, «indem man mit den Leuten auf der Basis des BGM-Modells redet», meint Studer. «Um die Situation zu verbessern, kann man grundsätzlich immer sofort reaktiv ins Case Management inves tieren, kurzfristig die Qualität des Präsenz managements steigern oder mittel- bis lang fristig an zwei Schrauben drehen: die Ar beitsgestaltung verbessern oder die Kompetenzen steigern.» Die positiven Aus wirkungen dieser ständigen Verbesserungen lassen sich durchaus sehen: So hat die SBB laut Nachhaltigkeitsbericht 2014 allein im Berichtsjahr rund 40 Millionen Franken Kos ten in Folge von Krankheit und Unfall verhin dert. n Corinne Päper HR Today Special 2 | 2015 Service Bücher 1 Cornelia Schneider: Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz, Nebenwirkung Gesundheit, Verlag Hans Huber, 2012 Betriebliches Gesundheitsmanagement ist eine Investition mit hoher Rendite für Mensch und Betrieb. Die Autorin gibt Einblick in verschiedene Best Cases und liefert Ideen, wie Unternehmen das Thema Gesundheit anders anpacken und gesundheitsförderliche Strukturen schaffen können. 2 Jörg Felfe (Hrsg.): Trends der psychologischen Führungsforschung, Hogrefe, 2015 Der Band mit über vierzig Beiträgen zeigt den aktuellen Stand der Führungsforschung auf. Das Buch untersucht dabei so unterschiedliche Themenbereiche wie: aktuelle Führungskonzepte und Prozesse, negative Führungsaspekte, Wirkung und Effektivität von Führung, sowie Führungskräfteentwicklung und Methoden. 3 Jürgen Stierle, Antonia Vera (Hrsg.): Handbuch Betriebliches Gesundheitsmanagement, Unternehmenserfolg durch Gesundheits- und Leistungscontrolling, Schäffer/ Poeschl, 2014 Betriebliches Gesundheitsmanagement lässt sich nicht delegieren, sondern ist eine Kernaufgabe der Unternehmensführung. Ein professionelles Instrumentarium mit aussagekräftigen Kennzahlen, die an das Managementsystem des Unternehmens anknüpfen, wird benötigt. Hier setzt das im Buch vorgestellte Gesundheitsmanagement und -controling an. 1 3 5 Daniel Göring: Der Hund mit dem Frisbee Der Weg in eine Depression und zurück ins Leben, elfundzehn, 2014 «Der Hund mit dem Frisbee» versteht sich als schnörkelloses Protokoll über ein Burnout in den Teppichetagen unserer Leistungsgesellschaft. Der Autor, ehemaliger Kommunikationschef namhafter Organisationen wie des Bundesamts für Zivilluftfahrt (BAZL), erzählt in seinem autobiografischen Buch, wie er seine Erschöpfungsdepression bis hin zum versuchten Suizid erlebte und durch eine Therapie den Weg zurück und in die Gesellschaft gefunden hat. Er zeigt den Betroffenen damit, dass die Krankheit heilbar ist und es Hoffnung und ein Leben nach der Depression gibt. Events 2 4 4 Ulrich Scherrmann: Stress und Burnout in Organisationen, Springer, 2015 Unternehmen befinden sich zunehmend in einem Zustand zwischen Hochleistung und Erschöpfung. Der Organisationsberater und Coachingexperte Ulrich Scherrmann vermittelt anhand zahlreicher Fallbeispiele grundlegendes Wissen darüber, wie sich Stress und Burnout in Organisationen vermeiden, erkennen und bekämpfen lassen. Anleitungen zur Prophylaxe, Ein Burnout-Ampel-Fragebogen, Checklisten und Workshop-Designs runden das Buch ab. 5 Thomas Ihde: Ganz normal anders: Alles über psychische Gesundheit, Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten, Beobachter Edition, 2015 Ob es uns gefällt oder nicht: In jedem Leben schlummert das Risiko, von einer psychischen Erkrankung betroffen zu werden. Was sind die Auslöser, was die typischen Symptome, die uns hellhörig machen sollten? In dem einfach verständlichen Kompendium erhalten Laien die wichtigsten Informationen über Krankheitsbilder, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote in der Schweiz und erfahren so, wie sie zu ihrer eigenen psychischen Gesundheit Sorge tragen und im Krankheitsfall als Betroffene und Angehörige richtig reagieren und Unterstützung einholen können. HR Today Special 2 | 2014 26. August 2015 Nationale Tagung für betriebliches Gesundheitsmanagent Universität Zürich www.gesundheitsfoerderung.ch 17. bis 18. September 2015 Swiss Public Health Conference Public Health Benefits of Climate Change Policies Campus Biotech Genf www.public-health.ch 5. November 2015 4. Symposium des Schweizer Expertennetzwerks für Burnout Verstehen und handeln: Von der Gesellschaftsdiagnose zum Therapieerfolg. Zentrum Paul Klee, Bern www.burnoutexperts.ch 43 Betriebliches Gesundheitsmanagement Service Die wichtigsten Schweizer BGM-Dienstleister Dienstleistung/Beratung AEH Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene AG Militärstrasse 76, 8004 Zürich T: 044 240 55 55, [email protected], www.aeh.ch Von der Arbeitssicherheit über die Gesundheits förderung bis zum Case Management bietet AEH alle Dienstleistungen im Bereich Arbeit und Gesundheit. Beratungszentrum für Betriebliches Gesundheitsmanagement BGM-Zürich Weinbergstrasse 109, 8092 Zürich T: 044 632 94 30 Das Beratungszentrum BGM-Zürich unterstützt Betriebe beim Aufbau eines BGM-Cockpits und bei der Integration von BGM in den Betriebs alltag. Es ist Teil der Abteilung Gesundheitsforschung und Betriebliches Gesundheitsmanagement am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich und dem Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften, ETH Zürich. Centrado GmbH Bahnhofstrasse 230, 8623 Wetzikon T: 043 488 07 02, www.centrado.ch Centrado ist eine internetbasierte Plattform, die es Teilnehmern ermöglichen soll, ihre Work-LifeBalance in den Griff zu bekommen. Der Einzelne erhält regelmässige Impulse, um die Work-LifeBalance nachhaltig zu verankern. Diese können auch über iPhone oder iPad empfangen werden. Für Unternehmen und Organisationen gibt es eine Mandatenlizenz mit eigenem Logo und organisationsspezifischen Impulsen. Ergon Concept Zürcherstrasse 53, 9000 St. Gallen T: 079 376 94 85, www.ergon-concept.ch Ergon Concept unterstützt bei der Entwicklung und Durchführung massgeschneiderter betrieblicher Gesundheitsförderungsprojekte. ICAS Schweiz AG Hertistrasse 25, 8304 Wallisellen T: 044 878 30 00, www.icas.ch ICAS ist ein weltweit tätiger Anbieter von externer Mitarbeiterberatung (Employee Assistance Programm). Über eine Hotline haben Mitarbeitende Zugriff zu Telefonberatung für lebenspraktische und rechtliche Fragen, emotionale und psychologische Anliegen sowie Management fragen und Führungsthemen. Dadurch, dass die Arbeitnehmer so Hilfestellung bei ihren Problemen erhalten, beugen Unternehmen dem Problem des Präsentismus direkt vor. 44 Ifa Institut für Arbeitsmedizin Kreuzweg 3, Areal ABB/Alstom, 5400 Baden T: 056 205 44 44, www.arbeitsmedizin.ch Die Dienstleistungen des Ifa reichen von der Organisation von Gesundheitstagen bis zur Führungsschulung, von der Betreuung der Mit arbeitenden bei akuten Gesundheitsproblemen bis zur Unterstützung als vertrauensärztlicher Dienst, von der arbeitsmedizinischen Beratung bis zur Organisation einer Gesundheitskampagne und von der Unterstützung des Risk Managements bis zum Aufbau eines Krisenmanagements. Institut für Arbeitsforschung und Organisationsberatung iafob Obere Zäune 14, 8001 Zürich T: 044 254 30 60, www.iafob.ch Das privatwirtschaftliche Institut ist aus der ETH entstanden und verknüpft Arbeitsforschung und Organisationsberatung. Damit will das iafob einen Beitrag zu einer humanen, wirtschaftlichen und nachhaltigen Unternehmensentwicklung leisten. Motio Gesundheitsförderung Grenzstrasse 20 B, 3250 Lyss T: 032 387 00 60, www.motio.ch Gesundheitsseminare für Firmen und Organisationen zu Themen wie Bewegung, Haltung, Ernährung, Entspannung. Gesundheitstests wie Körperfettanalyse, Ausdauertest, Rückencheck, Hörtest. Und Gesundheitsprodukte wie Sitzbälle, Messgeräte. Movis AG Kreuzbühlstrasse 8, 8008 Zürich T: 0848 270 270, www.movis.ch Movis bietet Beratung und Unterstützung für Mitarbeitende, Führungskräfte und Personaldienste bei persönlichen, sozialen und gesundheitlichen Problemen in der Arbeitswelt. Ziel ist die Förderung und Wiederherstellung der Leis tungsfähigkeit sowie die berufliche und soziale Wiedereingliederung bei gefährdeter Arbeits fähigkeit aufgrund von Krankheit oder Unfall. Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (PUK), Supported Employment Lenggstrasse 32, 8032 Zürich T. 044 384 21 11, www.pukzh.ch Supported Employment, Job Coaching, Case Management Das Modell «Supported Employment» besteht in der direkten Vermittlung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung in den ersten Arbeitsmarkt. Ein Job-Coach hilft dabei, eine neue Stelle zu finden oder diese zu behalten. Er oder sie ist auch Ansprechpartner für Arbeitgebende. SIZ Care AG Verena-Conzett-Strasse 11, 8004 Zürich T: 044 496 63 00, www.sizcare.ch Die SIZ Care AG unterstützt Unternehmen in der ganzen Schweiz bei der Betreuung und Reintegration von zuvor arbeitsunfähigen Personen sowie bei der Vermeidung von Absenzen. Dem Arbeitgeber werden auch Möglichkeiten aufgezeigt, durch eigenes Handeln die Gesundheit der Mitarbeitenden positiv zu beeinflussen. Suva Abteilung Präventionsangebote Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement Fluhmattstrasse 11, 6002 Luzern T: 041 419 58 51, http://www.suva.ch SVA Zürich IV-Arbeitgeberberatung Röntgenstrasse 17, 8087 Zürich T: 044 448 50 00, www.svazurich.ch Wer aus gesundheitlichen Gründen arbeitsun fähig wird, braucht rasche und unkomplizierte Hilfe, um die Erwerbsfähigkeit zu erhalten. Bei der Beurteilung der Arbeitsfähigkeit stehen die verbleibenden Ressourcen im Vordergrund. Welches Potenzial ist vorhanden? Welche Tätigkeiten können in zukünftig ausgeführt werden? Das Schwergewicht der IV-Leistungen liegt deshalb in in der Früherkennung, der Frühintervention sowie bei Eingliederungs- und Integrationsmassnahmen. Swiss Life General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich T: 043 284 46 68, www.swisslife.ch Swiss Life bietet jeder Firma je nach Grösse und Bedürfnissen die optimale Lösung für die Vorsorge ihrer Mitarbeitenden: vom Vollvertrag mit der Abdeckung aller Risiken für Firmen, die auf Sicherheit angewiesen sind, bis zur reinen Administration für autonome Vorsorgeeinrichtungen. Die Kunden bestimmen je nach Ansprüchen und Risikofähigkeit den Umfang der Risikodeckung und der Dienstleistungen und können damit ihre Kosten direkt beeinflussen. Vivit Gesundheits AG Tribschenstrasse 7, 6002 Luzern T: 058 277 60 00, www.vivit.ch Die Vivit Gesundheits AG ist ein Unternehmen der CSS Gruppe und berät und unterstützt Unternehmen in der Konzeption und Umsetzung von ganzheitlichen Programmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM). HR Today Special 2 | 2015 Service Betriebliches Gesundheitsmanagement Netzwerke/Verbände/Politik Bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung Hodlerstrasse 5a, 3011 Bern T: 031 390 22 22, www.bfu.ch Die bfu bietet firmeninterne Beratungen zu Nichtberufsunfällen von Mitarbeitenden und führt regelmässig Kurse für Sicherheitsbeauftragte und Kadermitarbeitende von Betrieben durch. Es können zudem individuelle firmenspezifische Kurse sowie Präsentationen für die Mitarbeitenden gebucht werden. BGMnetzwerk.ch – Verband für betriebliche Gesundheitsförderung Albisriederstr. 252, 8047 Zürich T: 043 311 01 80, www.bgmnetzwerk.ch Mitglieder werden in der Anwendung und Umsetzung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützt. Bundesamt für Gesundheit 3003 Bern T: 031 322 21 11 Das BAG wacht über die Gesundheit der Bevölkerung. Auf nationaler Ebene hat das BAG die Führungsrolle in der Gestaltung der Gesundheitspolitik sowie des Gesundheitswesens der Schweiz. Ziel des BAG ist es, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu fördern und sie zu befähigen, die Verantwortung für die eigene Gesundheit und das Gesundheitsverhalten wahrzunehmen. Zudem will das BAG die staatlichstrukturellen Rahmenbedingungen derart gestalten, dass Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsschutz sowie Heilung und Linderung von Krankheiten und Unfällen ganzheitlich und mit Blick auf grösstmöglichen Gesundheitsgewinn für alle realisiert werden können. EKAS Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit Fluhmattstrasse 1, 6002 Luzern T: 041 419 51 11, www.ekas.admin.ch Umfassende Lehrgänge für angehende Spezialisten der Arbeitssicherheit, Tagungen zum Thema Arbeitssicherheit. Die Website bietet zudem eine Übersichtüber branchenspezifische Sicherheitssysteme und stellt Checklisten zur Verfügung. Ein Selbsttest für Unternehmen zeigt auf, wo Potenzial in der Arbeitssicherheit liegt. HR Today Special 2 | 2015 Forum BGM Betriebliches Gesundheitsmanagement Ostschweiz Geschäftsstelle Postfach, 9001 St. Gallen T: 058 229 87 67, www.bgm-ostschweiz.ch Das «Forum BGM – Betriebliches Gesundheitsmanagement Ostschweiz» vereint Wissen, Praxis und Erfahrung in der Förderung der Gesundheit von Mitarbeitenden. Der Verein arbeitet im Leistungsauftrag der Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden sowie des Fürstentums Liechtenstein. Forum BGM Aargau c/o ifa Kreuzweg 3, 5400 Baden T: 056 205 61 99, www.bgm-ag.ch Gesundheitsförderung Schweiz Dufourstrasse 30, 3000 Bern 6 T: 031 350 04 04 www.gesundheitsfoerderung.ch Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung mit gesetzlichem Auftrag (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Sie wird von den Kantonen und den Versicherern getragen. Zusammen mit Partnern aus den Kantonen und der Wirtschaft initiiert, koordiniert und evaluiert die Stiftung Projekte für Gesundheitsförderung. Finanziert werden die Projekte durch einen jährlichen Beitrag von 2.40 Franken pro versicherte Person in der Schweiz. Institut universitaire romand de Santé au Travail (Institut für Arbeit und Gesundheit) Rue du Bugnon 21, 1011 Lausanne T: 021 314 74 21, www.i-s-t.ch Als privatrechtliche Stiftung ist das Institut an die Universitäten Lausanne und Genf angegliedert und wird von den Kantonen Waadt und Genf getragen. Es widmet sich der Lehre, Forschung und Beratung im Feld der Beruflichen Gesundheitsförderung. Mehr als 60 Personen arbeiten im Institut, das beim Thema Arbeit und Gesundheit auch mit der WHO zusammenarbeitet. Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz (NPG) c/o Gesundheitsförderung Schweiz Dufourstrasse 30, 3000 Bern 6 T: 031 350 04 04, www.npg-rsp.ch NPG ist ein Zusammenschluss von Organisationen, Institutionen und Unternehmen, die sich für die psychische Gesundheit in der Schweiz engagieren. Schweizerischer Drogistenverband Vitagate Nidaugasse 15, Postfach 3516, 2500 Biel 3 T: 032 328 50 30, www.vitagate.ch Der Verband bietet mit der Aktion «besser gsund» Gesundheitstipps für Schweizer Unternehmen aus allen Branchen und jeder Grösse, mit dem Ziel die Mitarbeitenden frühzeitig zu motivieren, präventiv und selbstverantwortlich etwas für ihre Gesundheit zu tun. Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana Hardturmstrasse 261, Postfach, 8031 Zürich T: 044 446 55 00, www.promentesana.ch Pro Mente Sana setzt sich für psychisch beeinträchtige Menschen in der Schweiz ein, berät Betroffene und publiziert Ratgeber und Informationsbroschüren zu psychischen Krankheiten. Staatssekretariat für Wirtschaft SECO Holzikofenweg 36, 3003 Bern T: 058 462 56 56, www.seco.admin.ch ZEPRA Fachstelle Betriebliche Gesundheitsförderung Unterstrasse 22, 9001 St.Gallen T: 058 229 87 60, www.zepra.info ZEPRA Prävention und Gesundheitsförderung ist Teil des Amtes für Gesundheitsfürsorge im Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen. Die Fachstelle bietet Unternehmen kostenlose Beratung zu betrieblicher Gesundheitsförderung, öffentlich ausgeschriebene Workshops, Fach beratung bei der Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements und Weiter bildungen zu verschiedenen Themen im Gesundheitsbereich für Führungskräfte und Mitarbeitende. 45 Betriebliches Gesundheitsmanagement Service Krankenkassen Die grossen Krankenkassen bieten ein breites Angebot an Dienstleistungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement: Gesundheitsförderung, Absenzenmanagement, Generationenmanagement, Care Management und vieles mehr. Das Angebot variiert je nach Anbieter. Bei einzelnen Themen arbeiten die Krankenkassen schwerpunktmässig mit einigen der oben genannten Unternehmen zusammen. Helsana Versicherungen AG Postfach, 8081 Zürich T: 043 340 11 11, www.helsana.ch ÖKK Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart T: 0800 822 022, www.oekk.ch Sanitas Jägergasse 3, 8021 Zürich T: 0844 150 150, www.sanitas.com Aus- und Weiterbildung Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Angewandte Psychologie Riggenbachstrasse 16, 4600 Olten T: 0848 821 011 Atupri Krankenkasse Firmenkunden Zieglerstrasse 29, 3000 Bern 65 T: 031 555 08 11, www.atupri.ch SWICA Gesundheitsorganisation Römerstrasse 38, 8401 Winterthur T: 052 244 22 33, www.swica.ch Concordia Krankenund Unfallversicherung Bundesplatz 15, Postfach, 6002 Luzern T: 041 228 01 11, www.concordia.ch Sympany Peter-Merian-Weg 4, 4002 Basel Tel. 058 262 30 00, www.sympany.ch CAS Betriebliches Gesundheitsmanagement Das Zielpublikum sind Personalverantwortliche, Führungskräfte, Unternehmensberaterinnen und -berater sowie Fachpersonen, welche sich in Unternehmen, Krankenkassen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement auseinandersetzen. Der CAS vermittelt die fachlichen Grundlagen für die Implementierung eines Gesundheitsmanagements im Hinblick auf das Label «Friendly Workspace» von der Gesundheitsförderung Schweiz. Visana Services AG Weltpoststrasse 19, 3000 Bern 15 T: 031 357 91 11, [email protected] www.visana-business.ch Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) Choisystrasse 11, Postfach 510, 3000 Bern 14 T: 031 388 88 00, [email protected] CSS Gruppe Tribschenstrasse 21, 6002 Luzern T: 058 277 11 11, www.css.ch Groupe Mutuel Rue des Cèdres 5, 1920 Martigny T: 0848 803 111, www.groupemutuel.ch Kliniken/ Psychiatrische Zentren Privatklinik Hohenegg in Meilen Hohenegg 1, Postfach 555, 8706 Meilen T: 044 925 12 12, www.hohenegg.ch Eine Reihe von Kliniken haben sich auf Burnout-Patienten spezialisiert. Privatklinik Meiringen Willigen, 3860 Meiringen T: 033 972 81 11 www.privatklinik-meiringen.ch Clinica Holistica Engiadina SA Plaz, 7542 Susch/GR T: 081 300 20 30, www.clinica-holistica.com Klinik Schützen Psychosomatik und medizinische Psychotherapie Kliniksekretariat Bahnhofstrasse 19, 4310 Rheinfelden T: 061 836 26 26, www.klinikschuetzen.ch Privatklinik Wyss AG Fellenbergstrasse 34, 3053 Münchenbuchsee T: 031 868 33 33, www.privatklinik-wyss.ch Psychiatrie Baselland Bienentalstrasse 7, 4410 Liestal T: 061 553 52 01, www.pbl.ch Fernfachhochschule Schweiz Überlandstrasse 12, 3900 Brig T: 027 922 39 00, www.ffhs.ch Der MAS in Gesundheitsförderung vermittelt neben den theoretischen Grundlagen von Gesundheitsförderung und Prävention insbesondere Know-how in der betrieblichen Gesundheitsförderung und in der Gesundheitspsychologie. Die FFHS bietet ausserdem folgende Angebote in der Gesundheitsförderung: CAS Gesundheitsförderung und Prävention, CAS Betriebliche Gesundheitsförderung, CAS Gesundheitspsychologie. Hochschule Luzern – Soziale Arbeit Werftestrasse 1, Postfach 2945, 6002 Luzern www.hsw.ch Die Weiterbildungen der Hochschule Luzern bereiten Studenten darauf vor, im Feld von Prävention, Gesundheitsförderung und Betrieblichem Gesundheitsmanagement proaktiv zu agieren und sich professionell zu bewegen. Im Fokus stehen dabei der Blick auf wissenschaftliche Erkenntnisse, der Einbezug der Zielsysteme sowie die Nutzung personeller und organisationaler Ressourcen. Die Auswahl dieser Unternehmen erfolgte ohne Anspruch auf Vollständigkeit durch die Verlagsleitung der jobindex media ag. 46 HR Today Special 2 | 2015 Nationale Tagung für betriebliches Gesundheitsmanagement 2015 4. Netzwerktagung Psychische Gesundheit Schweiz Arbeit und psychische Gesundheit – Herausforderungen und Lösungsansätze Mittwoch, 26. August 2015, Universität Zürich 09.15 Uhr Psychische Gesundheit und Beschäftigung: Was können Führungskräfte tun? Dr. Niklas Baer, Leiter Fachstelle für Psychiatrische Rehabilitation, Psychiatrie Baselland, Liestal. 09.45 Uhr Wer managt unsere Gesundheit im Betrieb? Dr. med. Natalie Lotzmann, MBA, Vice President Human Resources, Chief Medical Officer SAP SE, Walldorf/DE 10.15 Uhr Der Weg in eine Depression und zurück ins (Arbeits-) Leben Daniel Göring, Autor und Kommunikationsberater, Trimbach 16.30 Uhr Umgang mit bereits psychisch belasteten Mitarbeitenden – Handwerkszeug aus der Praxis für die Praxis Dr. med. Thomas Ihde-Scholl, Stiftungspräsident Pro Mente Sana, Chefarzt Psychiatrische Dienste der «spitäler fmi ag», Unterseen Weitere Infos: www.gesundheitsfoerderung.ch