Ein Auslandssemester an der Virginia Tech

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Ein Auslandssemester an der Virginia Tech
Ein Auslandssemester an der Virginia Tech
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Inhaltsverzeichnis
1. Beschreibung der Hochschule..........................................................................................................3
2. Beschreibung des Departments/Campus/Facilities..........................................................................4
3. Beschreibung der Kurse...................................................................................................................6
Aircraft Design................................................................................................................................7
Astromechanics................................................................................................................................7
Boundary Layer Theory...................................................................................................................7
Economics........................................................................................................................................8
Music...............................................................................................................................................8
4. Informationen zur Betreuung...........................................................................................................9
5. Weitere Informationen......................................................................................................................9
Wo und wie wohnen?.......................................................................................................................9
Nachtleben.....................................................................................................................................11
Reisen.............................................................................................................................................12
6. Übersicht über die Kosten..............................................................................................................13
7. Schlusswort.....................................................................................................................................13
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1. Beschreibung der Hochschule
Die Virginia Tech ist eine der größten Hochschulen in Virginia in den Vereinigten Staaten
von Amerika. Unter den knapp unter 30.000 Studenten befindet sich ein sehr großer Anteil
an Ingenieuren. Ein weiterer großer Bereich der Universität sind die
Wirtschaftswissenschaften. Allerdings werden noch sehr viel mehr Studiengänge
angeboten, deren Departments wesentlich kleiner sind wie z.B. Psychologie, Musik,
Literatur, Kunst etc. Meinem Empfinden nach ruht der gute Ruf der Virginia Tech
schwerwiegend auf der überdurchschnittlich guten Ingenieursausbildung, die junge Frauen
und Männer aus der ganzen Welt anzieht um dort ihr komplettes Studium, einen Master
oder einen PHD abzulegen.
Gelegen ist die Hochschule in Blacksburg, welches im Westen des US Bundesstaates
Virginia, einem der nördlichsten ehemaligen Südstaaten, liegt. Von Blacksburg aus sind es
mit dem Bus etwa viereinhalb Stunden in die Hauptstadt der Vereinigten Staaten
Washington D.C.. Blacksburg selber ist eine Kleinstadt, die ihre Entwicklung und ihren Ruf
hauptsächlich der Virginia Tech verdankt. Die Hochschule liegt im Herzen der Stadt und
bildet den wichtigsten Teil der downtown area. Die Studenten machen einen sehr großen
Teil der Bevölkerung Blacksburgs aus. So ist die Stadt gerade zu Weihnachten oder zum
Thanksgiving Break, aus Berichten, wie ausgestorben.
Außerdem interessant und für uns Deutsche eher ungewöhnlich ist der Zusammenhalt der
Studenten, Professoren, Alumni, American football fans, Eltern und locals. Alle Mitglieder
dieser Gruppen und noch viele mehr bezeichnen sich als „Hokies“. Der Zusammenhalt, z.B.
die „Hokie-Nation“ oder der „Hokie-Spirit“, hat sich gerade nach den schweren Vorfällen in
den letzten Jahren verstärkt. Des weiteren waren die Großeltern vieler Studenten selber
schon VT Studenten, weshalb sich dort eine ganz andere Bindung zur Hochschule
entwickelt, als sie bei den allermeisten Menschen in Deutschland vorhanden ist. So sind zu
Beispiel in einem Umkreis von mindestens eineinhalb Stunden Autofahrt überall Virginia
Tech Fanartikel zu finden.
2. Beschreibung des Departments/Campus/Facilities
Durch mein Studienfach, aber auch durch meine musikalischen Aktivitäten war ich in zwei
Departments zu Hause. Im Ocean and Aerospace Engineering Department habe ich die
Mehrzahl meiner Kurse abgelegt. Die Betreuung im Department war hervorragend und die
Kurswahl verlief ohne Probleme. Das Department ist mit vielen Forschungseinrichtungen
ausgestattet und so gibt es sehr viele verschiedene interessante Projekte an denen auch
Undergraduate Students, im deutschen Studiensystem wären das die Bachelor Studenten,
mitarbeiten können. So gibt es unter Anderem ein Space Labor, ein Truss-Braced-Wing
Projekt und viele Windtunnelanlagen, darunter sogar einen Überschall Windtunnel. Um
dort mitzuarbeiten muss man sich nur mit den zuständigen Professoren in Verbindung
setzen und es wird einem mit Sicherheit geholfen. Während des Semesters habe ich
unabhängig von einander sehr oft gehört, dass der Bachelor in Aerospace Engineering an
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der Virginia Tech einer der höchst angesehensten Aerospace Bachelor in den gesamten
Vereinigten Staaten sein soll.
Für mich war es noch von sehr großem Vorteil, dass ich auch als nicht Musikstudent viele
Angebote des Musik Departments nutzen konnte. Ich spiele seit dreizehn Jahren Trompete
und konnte einmal die Woche umsonst eine Stunde Trompetenunterricht nehmen, was
hier in Deutschland ein kleines Studentenvermögen kosten würde. Außerdem gab es
zahlreiche Ensembles in denen man auch als Austauschstudent sehr willkommen war. So
hatte ich zwei Konzerte mit dem Virginia Tech Jazz Ensemble, welches auf einem hohen
Niveau spielte, und konnte im New River Valley Symphony Orchestra die Planeten von Holst
aufführen. Das Musik Department ist außerdem mit vielen Übungsräumen ausgestattet,
was einem die Möglichkeit gab bis spät in den Abend üben zu können, wenn man tagsüber
keine Zeit hatte. Auch hier gilt bei Interesse in den ersten Tagen einfach nett nachfragen
und wieder wird einem sicher geholfen.
Der Campus ist sehr zentral angelegt, so liegen alle Einrichtungen (Sporteinrichtungen,
Wohnhäuser, Vorlesungsgebäude) auf dem main campus in Blacksburg. Das führte auch
dazu, dass ich mich in der Zeit in der ich nicht reiste, teilweise 3 Wochen lang nur in einem
fünfzehn Minuten Fußweg-Umkreis bewegte, da ich auf dem Campus wohnte. Das war kein
Problem, da man selbst zu den Bars maximal fünf Minuten laufen musste. Teilweise gab es
Partys zu denen man mal den Bus nehmen musste, aber grundsätzlich ist alles total
zentralisiert.
Der Campus an sich ist wunderschön. Alle Häuser
sind in demselben, andächtigem Stil gehalten und
mit Hokie-Stone, einem Sandstein aus der
Umgebung (zu Marketingzwecken umbenannt)
verkleidet. Es gibt viele Grünanlagen. Das Zentrum
des Campus ist das Drillfield, was einem großen
Park gleicht und wo jeden Tag nachmittags
football, frisbee, soccer und auch etwas quiditch
ähnliches gespielt wird. Der Name kommt daher,
dass hier die Studenten, die sich in der Armee
verpflichten, dort „gedrillt“ werden und hin- und
wieder aufmarschieren müssen. Gleichzeitig dient
das Drillfield als Orientierungshilfe. Auf der einen
Seite des Drillfields sind die Wohnanlagen und auf
der anderen Seite die Vorlesungseinrichtungen.
Das Hauptgebäude, die Burrus Hall, ist vom ganzen
Feld aus zusehen und blickt altehrwürdig über
dieses. Es gibt ein sehr großes Bussystem, dessen
Zentrum die Univerität ist und Transport bis in die Nachbarstadt Christiansburg anbietet.
Wirklich bemerkenswert sind die Sporteinrichtungen. So gibt es für alle nutzbar
ausreichend Tennisplätze, ein großes Schwimmbad und ein top ausgerüstetes Fitness
Studio und alles ist in den Studiengebühren enthalten. Außerdem werden zumindest im fall
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Semester soccer und flag football Ligen gespielt. Ich spielte in beiden Ligen und im flag
football waren 160 Teams angemeldet, diese waren alle aus Studenten gebildet und hatten
mindestens 8 Mitglieder, was für ein Zuspruch.
Das High-Light auf dem Campus ist
dann neben den kleineren Baseball
oder Soccer Stadien das für
Hochschulverhältnisse
überwältigende Football Stadion. Es
fasst um die 60.000 Zuschauer und
war bei jedem Wetter, sei es noch
so schlecht bis ans Ende des
dreieinhalb stündigen Spiels
gepackt voll. Football gibt es nur im
fall Semester und es ist überaus
sehenswert, zumal das Virginia Tech
team in der letzten Saison zeitweise
als Nr. 3 college team in den ganzen
USA gewertet wurde. Am gameday beginnt dann viele Stunden vor dem Spiel das
tailgating, bei dem Alkohol in der Öffentlichkeit (außerhalb von Bars oder zu Hause) von
der Polizei akzeptiert wird. Zu Bier und Schnaps wird dann gegrillt Musik gehört, getanzt
und es werden viele kleine Spiele gespielt und das alles in orange und maroon, den Farben
der Universität. Das Spiel dauert dann bis zu vier Stunden ist oft nicht all zu spannend, aber
teilweise bei einem langem Pass oder einem Touchdown dann wunderschön. Einziger
Nachteil: Im Stadion kämpft man im Sommer mit der Hitze und im Winter dann mit der
Kälte.
Das Klima in Blacksburg ist sehr viel milder als in Deutschland. Gefühlt gab es während des
Semesters nur Sonnenschein und bis auf ein paar kalte Tage Anfang Oktober war es auch
immer sehr warm. Teilweise gab es selbst im Dezember noch fast zwanzig Grad verbunden
mit Sonnenschein. Da Blacksburg viel südlicher liegt als Hamburg, etwa auf der Höhe
Nordafrikas, ist die Sonne auch im Winter noch viel wärmender. Den großen
Wetterunterschied in Blacksburg macht eigentlich der Wind aus. So kann es sogar über
Nacht wärmer werden, wenn der Wind dreht und am morgen aus dem Süden kommt,
wenn er abends noch kalte Nordluft brachte.
3. Beschreibung der Kurse
Mein Auslandssemester an der Virginia Tech war ursprünglich so geplant, dass ich nur
Kurse belegen wollte, die in Hamburg nicht angeboten werden. Da aber viele dieser Kurse
im fall Semester nicht angeboten wurden, musste ich meine Kurswahl etwas ändern und
habe schon zwei Kurse aus dem 6. Semester belegt und zwar Introduction to Economics
und Flugzeugentwurf. Des weiteren habe ich noch Astromechanics und Boundary Layer
Theory belegt. Diese kann ich mir auch als Wahlpflichtfächer aus dem sechsten Semester
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anrechnen lassen. Man hätte auch die Möglichkeit gehabt evtl. den Schwerpunktentwurf
dort zu schreiben, so dass man theoretisch das gesamte sechste Semester dort absolvieren
kann. Um ein Schwerpunktsentwurfsthema sollte man sich allerdings schon vorzeitig
bemühen. Nachteil daran ist, dass es dann relativ viel Zeit in Anspruch nehmen würde, die
man im Auslandssemester vielleicht anders nutzen möchte. Der Prüfungsausschuss
versicherte mir zu Beginn des Semesters, dass ich mir alle Fächer 1:1 anrechnen lassen
kann. Im Weiteren werde ich etwas genauer auf die einzelnen Fächer eingehen.
Aircraft Design
Das Wohl aufwendigste Fach war Aircraft Design, was dem deutschen Flugzeugentwurf
entspricht. Das Fach läuft über zwei Semester und wird über die ganze Zeit von einem
Fluggerätentwurfsprojekt begleitet. Im ersten Semester gibt es auch Vorlesungen und im
zweiten Semester wird die Vorlesungszeit hauptsächlich für die Organisation der Projekte
und für Rücksprachen genutzt. Ich war nur ein Semester an der Virginia Tech und werde
jetzt im zweiten Semester von Deutschland aus an dem Projekt weiter mitarbeiten. Die
Note wurde aus zwei Projektpräsentationen, einer Klausur und zwei Hausaufgaben
gebildet. Die Hausaufgaben und die Klausur waren anspruchsvoll, konnten aber auch in der
Gruppe bearbeitet werden, was allerdings nicht immer wirklich weiterhalf.
Hauptarbeitspunkt waren aber die Präsentationen und die damit verbunden Projektarbeit.
Mein Team bestand aus acht Kommilitonen und mir und wir haben uns zum Ziel gesetzt ein
innovatives kommerzielles Überschallflugzeug zu entwerfen. Wöchentlich gab es Meetings
und jeder war für einen bestimmten Part des Flugzeugs zuständig z.B. Configurations,
Systems, Aerodynamics, Stability and Control, etc. Letztendlich war es sehr spannend diese
Erfahrung zu machen und es war eine Möglichkeit Amerikaner besser kennen zu lernen. Ich
kann nur empfehlen das Fach zu belegen, obwohl es recht aufwendig ist. Man muss auch
sehen, dass man ansonsten die Flugzeugentwurfsklausur bei Prof. Scholz schreiben muss,
welche meines Wissens nach etwas umstritten ist.
Astromechanics
Das Fach, das mir am meisten Spaß machte, war Astromechanics. Ein super spannendes
Thema, wo man an der HAW nicht die Möglichkeit hat Einblick zu bekommen. Es wurde
sich mit Umlaufbahnen, Planeten, Satelliten und Raketen beschäftigt und es wurden
Sachen berechnet wie der Erde – Mars Transfer eines Satelliten. Die Vorlesung war sehr
spannend gemacht und wurde von einem jungen, engagierten und sehr kompetenten
Professor gehalten. Hier setzte sich die Note aus Hausuafgaben, drei Klausuren, MatlabProjekten, Writing Assignments und daily quizzes zusammen. Durch die vielen Aufgaben,
die es während des Semesters gab konnte man dem Fach sehr gut folgen. Trotzdem waren
die Klausuren nicht immer einfach. Der Durchschnitt lag bei zwei Klausuren nur bei 60%.
Trotzdem kann ich dieses Fach bei Professor Henderson nur empfehlen.
Boundary Layer Theory
Ein weiteres Fach war Boundary Layer Theory and Heat Transfer, was auch sehr interessant
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und weniger aufwendig war. Wie es der Name schon sagt wurden hier Grenzschichten und
Reibungswiderstände in Strömungen untersucht. Ein bisschen Vorkenntnis hat man als
HAWler schon aus den Aerodynamik Vorlesungen. Allerdings war diese Vorlesung
wesentlich detaillierter und es wurde sich auch viel mit Computersimulationen beschäftigt,
die auch angewendet werden mussten. Gehalten wurde die Vorlesung von einem
Professoren, der zu den wichtigsten Forschern in dieser Fachrichtung weltweit gehört. So
hat er auch nicht so viel Zeit und alle Klausuren und Hausaufgaben wurden online
durchgeführt, was einen großen Nachteil hat, den ich in der zweiten Klausur dann selber zu
spüren bekam. Dadurch, dass die Klausuren online sind haben viele Leute zusammen
gearbeitet. In der ersten Klausur lag der Schnitt nur bei 83%, in der zweiten bei 94% und in
der dritten bei 97%, was natürlich nur daran lag, dass immer mehr Leute zusammen
arbeiten und man direkt nach Abschicken der Ergebnisse schon seine Punktzahl wusste und
so rückverfolgen konnte welche Antworten falsch waren. Klingt natürlich schön, aber
dadurch wurden die Prozentzahlen der einzelnen Endnoten vom Professor erheblich
angehoben, so dass man wenn man allein arbeite (allein sind 100% sehr schwer zu
erreichen, zumindest bei den letzten beiden Klausuren) kaum eine sehr gute Endnote in
diesem Fach erreichen konnte. Man wurde quasi für das allein arbeiten bestraft. Deswegen
kann ich nur empfehlen die Klausuren nicht alleine zu machen! Es gab wöchentlich
Hausaufgaben, die aber höchsten eine Stunde in Anspruch nahmen und vier computer
assignments, die aufgrund der Datenmengen aufwendiger waren. Bei Gruppenarbeit also
eine sichere gute Note und das mit nicht so viel Aufwand, dieses Fach kann ich also auch
sehr empfehlen.
Economics
Introduction to Economics war relativ einfach nur die Hausuafgaben nahmen pro Woche
etwa zwei bis drei Stunden ein. Die Klausuren waren wirklich nicht schwer und es kann sich
an der HAW als BWL angerechnet werden lassen und ist auch eine gute Alternative zu
einem weiteren engineering Kurs, die es teilweise doch in sich haben.
Music
Drei weiere Credits bekam ich dann noch für Trompetenunterricht, Big Band und Orchester.
Insgesamt also 15 Creditpoints (12 sind für das Visum verpflichtend). Es wird einem
anfangs geraten zur Sicherheit 15 Credits zu belegen, damit man auf jeden Fall genug fürs
Visum bekommt. Meiner Meinung nach ist das nicht notwendig, da es auf jeden Fall
möglich ist alle Fächer zu bestehen, selbst wenn man die Klausuren schlecht schreibt, kann
man mit den Hausaufgaben auch noch Punkten. Ein Durchfallen ist sehr unwahrscheinlich.
Der Arbeitsaufwand ähnelt dem an der HAW. Zwar hat man viele Hausaufgaben,
Zwischenprüfungen, dafür liegen die Vorlesungszeiten nur bei zweieinhalb Stunden pro
Fach und das große Lernen zum Semesterende bleibt aus, da man durch die Hausaufgaben
und die Zwischenprüfungen schon gut vorbereitet ist. Mir fällt es sehr schwer zu sagen,
welches System ich besser finde. Ich genieße es in Hamburg immer sehr die ersten drei
Monate des Semesters die Arbeit ruhen lassen zu können, der Nachteil kommt dann
natürlich mit der vielen Arbeit am Ende des Semesters. An der Virginia Tech ist diese Arbeit
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über das ganze Semester verteilt und so hatte ich das Gefühl die Fächer tiefer verstehen zu
können. Auf der anderen Seite hatte ich das Glück Fächer zu haben, die vergleichsweise
nicht so viel Arbeit mit sich brachten. Andere Kommilitonen waren teilweise sehr viel am
Arbeiten, so dass es der Klausurenphase an der HAW doch sehr nahe kam (das weiß ich
natürlich nur aus Erzählungen und ich kann nicht beurteilen, ob das übertrieben war), was
ich wiederum total unangemessen finde. Wahrscheinlich ist eine gesunde Mischung aus
beidem genau das Richtige.
4. Informationen zur Betreuung
Die Betreuung durch die Virginia Tech war unglaublich gut organisiert. Zu Beginn gab es
eine Orientierungswoche in der man die anderen ausländischen Studenten gut kennen
lernen konnte. Teilweise waren die Veranstaltung etwas lächerlich, da viele der
ausländischen Studenten ihr komplettes Studium dort verbringen wollten und gerade 18
Jahre alt waren, was dazu führte, dass man sich teilweise etwas sehr bemuttert vorkam.
Aber da gerade 18-jährige in den USA noch kein Alkohol trinken dürfen ist dieses auch
verständlich. Trotz alledem lernte man in dieser Woche schon die Leute kennen, mit denen
man später sehr viel machte und da es für alle neu ist, ist es nur empfehlenswert daran
teilzunehmen. Man bekam auch schon einen ersten Überblick über den Campus, auf dem
man sich aber während der ersten Monate trotzdem immer wieder verlief. Traten später
Probleme oder Fragen auf war das Cranwell International Center immer hilfsbereit und
fand immer eine Lösung. Außerdem bat es auch einen Ausflug in die umliegenden Blue
Ridge Mountains an, der sich sehr lohnte, da man sonst eher schwer die Möglichkeit hat
die Gegend zu erkunden und auch lieber in die großen Städte wie New York oder Chicago
fahren möchte. Die Landschaft im Westen von Virginia ist wirklich wunderschön, es kann
nur leicht passieren, dass man gar nicht viel von ihr sieht aufgrund des kleinen
Bewegungsumkreises.
Die Professoren waren immer sehr hilfsbereit und man muss sich nicht scheuen die
Sprechstunden zu besuchen, was immer recht hilfreich ist, wenn man zu Beginn, da man
noch nicht viele Leute in den Vorlesungen kennt, Fragen zu Hausaufgaben hat. Außerdem
ist es gut von den Professoren gekannt zu werden, damit sie eventuell zum Ende des
Semesters, wenn man nochmal an die Virginia Tech zurück möchte, Empfehlungsschreiben
ausstellen können.
5. Weitere Informationen
Wo und wie wohnen?
Die große Frage, die ich mir vor dem Semester stellte und die auch jetzt noch nicht wirklich
beantworten kann, ist die Frage, ob es besser sei off oder on campus zu wohnen. Als ich
diese Entscheidung traf, fragte ich die beiden Virginia Tech Studenten, die gerade zu Gast
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an der HAW waren und beide rieten mir der Erfahrung wegen auf dem Campus zu wohnen.
Hinzu kommt, dass ich mich auf diesem Wege nicht um eine Wohnung kümmern musste.
Dem entgegen stehen die hohen Kosten (ca. 750$ im Monat und ein verpflichtender
mealplan). Mit mealplan und Wohnkosten landete ich bei 4200$ für vier Monate und ich
teilte mir mein Zimmer in dem Graduate Life Center (unten). Ein Einzelzimmer wäre noch
etwas teurer gewesen.
Die Mieten der Leute, die nicht auf
dem Campus wohnten betrugen
ungefähr 300-600$ monatlich. Der
mealplan klingt zu Beginn auch
attraktiv, ist aber genau betrachtet
teurer als wenn man immer den
regulären Preis bezahlt. Mit Mealplan
erhält man in allen dining halls 50%
Rabatt, allerdings setzen sich die
Kosten für den Mealplan zu zwei
Dritteln aus Gebühren und zu einem
Drittel aus tatsächlichem Guthaben
zusammen, so dass man letztendlich doch mehr als das Doppelte bezahlt. Als on campus
Lebender muss man ihn aber verpflichtend kaufen. Riesiger Vorteil war natürlich, dass man
höchsten zehn Minuten Fußweg zu den Vorlesungen hatte, es überall Mensen gab, ich
Proberäume zwei Minuten entfernt hatte und das in jedem Haus sich eine richtige
Gemeinschaft bildete und die Bars downtown in ein bis maximal fünf Minuten Fußweg zu
erreichen waren. Außerdem habe ich von allen Leuten, die sich ein Zimmer teilten nur
Positives gehört und kann aus eigener Erfahrung auch sagen, dass das für vier Monate kein
Problem ist und bei Problemen man eventuell auch tauschen kann. Andere Leute mussten
teilweise eine halbe Stunde Bus fahren und der Bus fuhr auch nur ein bis zwei Mal pro
Stunde und der Stundenplan ist oft sehr löchrig. Es gibt aber natürlich auch Wohnungen in
der Nähe des Campus. Ein weiterer Nachteil des Off-Campus Wohnens ist auch, dass die
Supermärkte ohne Auto nur sehr schlecht zu erreichen sind. Das Essen in den dining halls
wurde oft zum Besten Campus Essen der USA gewählt. Es ist wirklich sehr gut, wird aber
trotzdem nach vier Monaten auch langweilig. Es gab wirklich alles: Lobster, Steaks, gutes
Frühstück, Burger, tolle Salate, Subs, Chinesisch, etc.. Im Nachhinein würde ich es
wahrscheinlich wieder so machen und auf dem Campus wohnen wollen, auch wenn im
Monat, wenn man auch das Essen betrachtet Mehrkosten von etwa 300$ entstehen oder
mir aber eine günstige Wohnung in der Nähe des Campus suchen. Im Umkreis des
Campusgeländes findet man sonst alles was man benötigt und ein Auto ist nicht nötig. Ein
Fahrrad ist sicher hilfreich, aber bei auf dem Campus Wohnenden auch nicht nötig.
Wie zuvor schon erwähnt gibt es in der Umgebung des Campusgeländes alles, was man
benötigt. Der Campus grenzt an downtown, wo es Bars, Restaurants, Frisöre und Läden
gibt. Nur zu einem großem Supermarkt oder zu Walmart muss man mit dem Bus fahren. In
der Innenstadt fällt es einem ganz schnell ganz leicht sich zurecht zu finden. Da ist eher der
Campus das Problem, da alles sehr ähnlich aussieht.
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Nachtleben
Im folgenden Absatz möchte ich etwas auf das Nachtleben in Blacksburg eingehen. Im
Prinzip hat man in der Woche nur die Möglichkeit in Bars zu gehen, die am Dienstag und
Donnerstag auch sehr gut besucht, am Sonntag, Montag und Mittwoch allerdings so gut
wie ausgestorben sind. Das hat mich immer sehr verwundert, da ich dachte, dass bei knapp
30.000 Studenten immer was los sein müsse. Dafür, dass es nicht so ist, gibt es allerdings
mehrere Gründe. Zum Einen muss man sich vor Augen führen, dass die Studenten in ihrem
freshman Jahr teilweise noch siebzehn Jahre alt sind und damit ihren Bachelor schon mit
einundzwanzig Jahren abgeschlossen haben. Das Problem an der Sache ist, dass man aber
erst mit 21 volljährig ist und Alkohol trinken und Bars besuchen darf. Quasi ist ein Großteil
der Studenten noch unter 21 und darf gar nicht in die Bars gehen. Zweitens müssen viele
auch sehr viel lernen und zu letzt weiß jeder, dass am Donnerstag und Dienstag (da sollte
man unbedingt ins Top of the Stairs (TOTS)) viel los ist und Donnerstag einer der wenigen
Tage, an dem es in Blacksburg auch einen DJ gibt. So viel zum Feiern in der Woche. Am
Wochenende gibt es dann immer mal wieder Hauspartys, welche oft allerdings nur von
freshman und unter Einundzwanzig jährigen, die wie es scheint dort ihre ersten
Erfahrungen mit Alkohol sammeln, besucht werden und meist von 23h-2h von der Polizei
sowieso aufgelöst werden. Es ist interessant so etwas mal zu sehen, aber ansonsten kann
ich eher die Hauspartys der internationalen Studenten empfehlen, die immer wirklich toll
waren. Alternative zu den Hauspartys sind dann am Freitag wirklich nur Bars und diesmal
ohne Djs. Da wird dann Billiard gespielt und getrunken. Ich fand es immer eher langweilig
und konnte da die Amerikaner wirklich schwer verstehen, die dann Billiard spielten oder zu
viert am Tisch saßen, sich die Binde wegkippten, oft gelangweilt aussahen und gar kein
Bock hatten sich zu bewegen (tanzen). Deswegen war ich nicht der größte Fan von
downtown am Freitag. Am Samstag ist es etwas anders, da dann eine Bar einen Quasi Club
hatte in dem oft recht viel los war.
Noch eine Sache zum Nachtleben. Man muss immer etwas auf der Hut sein, da man in
Virginia nicht „intoxicated“ in der Öffentlichkeit sein darf, was bei strenger Auslegung schon
auch nur wenige Biere sein können. Gerade als internationaler Student sollte man da
vorsichtig sein und wenn man angetrunken ist, so weit möglich, sich unauffällig verhalten,
da man hohe Geldstrafen, eine Nacht in der Zelle und eine Menge Probleme aufgrund des
Visums als Ausländer erwarten kann. Es kam immer wieder abends vor, dass die „Virginia
Tech Police“ Leute auf Grundlage dieser Regelung fest genommen hat. Das Absurde daran
ist, dass die Bars Alkohol verkaufen dürfen.
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Reisen
In einem halben Jahr ist das alles eine wirklich
interessante Erfahrung, aber gerade als Hamburger
sehnt man sich natürlich immer wieder auch nach
einer Großstadt und nach drei Wochen in
Blacksburg hatte ich spätestens immer wieder das
Gefühl mal wieder raus zu müssen und da gibt es an
der Ostküste sehr viele Möglichkeiten, wo man
hinfahren kann. Ans Herz legen kann ich nur
unbedingt nach New York und Chicago zu fahren.
Dies waren mit Abstand die interessanten Städte,
die ich in den USA gesehen habe. Die anderen Ausflüge, die ich gemacht habe führten mich
immer weiter weg und so habe ich die Städte in der Nähe (bis ca. sechs Stunden in der
Nähe) wie Washington DC, Baltimore, Atlanta, Charlotte und Philadelphia außer bei Bus
Stops nicht gesehen. Die Städte sind bestimmt alle sehr nett, aber oft auch sehr ähnlich.
Ein paar Hochäuser, Starbucks, etc. in Downtown und Wohngebieten außerhalb. Wo man
dann aber letztendlich hinfährt ergibt sich alles vor Ort. Ich kann aber nur empfehlen diese
Möglichkeit zu nutzen, da vier Monate nur Blacksburg dann eventuell doch etwas zu viel
wären.
Aber auch in der Umgebung von Blacksburg gibt es sehr viele
Outdoor Angebote wie Kanu fahren, rafting, wandern oder
tubing, da außerhalb von Blacksburg nur noch Natur ist. Es
gibt relativ hohe Berge und zum Beispiel einen sehr
sehenswerten Wasserfall und einen Felsen. Informationen zu
diesen naturellen Sehenswürdigkeiten kann man auf
Nachfrage beim International Center bekommen und es
lohnt sich wirklich ein paar Mal die nähere Umgebung von
Blacksburg zu erkunden.
Die gesamte Studentenschaft ist sehr hillfsbereit und gerade
an Europäern sehr interessiert. Bei Fragen kann man jede
beliebige Person auf dem Campus ansprechen und sich
sicher sein, dass einem geholfen wird und dass man
wahrscheinlich auch kurz in ein Gespräch (amerikanischer
Smalltalk) verwickelt wird.
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6. Übersicht über die Kosten
Die Kosten, die insgesamt anfallen sind nicht zu unterschätzen. Ich zähle erstmal die Kosten
für das minimal Programm auf. So kommen schon bevor man eigentlich losfährt um die
700-900€ allein für Zertifikate, Toefltest, Krankenversicherung und Visa zusammen. Ein
weiterer Kostenpunkt ist der Flug, der denke ich auch mindestens 800€ kostet. Beim Leben
auf dem Campus ca. weitere 4000$, wie oben beschrieben für Essen und Leben. Dann
braucht man sicherlich um ein normales Leben zu führen noch extra 80$ (80$ mal 18
Wochen= 1500$) in der Woche. Bei diesem Minimalprogramm landet man schon bei
Kosten um die 6000 €. Das Leben ließe sich bei Off-Campus Leben je nach Wohnung auf
1200-2400$ reduzieren. Allerdings hat man dann keinen Mealplan und muss noch
Extrakosten für Essen einrechnen.
Ein weiterer großer Kostenpunkt sind dann allerdings noch die verlängerten
Wochenendunternehmungen, die man macht, welche bestimmt einmal im Monat
vorkommen. Eine günstige kostet mit Anreise, Unterkunft und allen drum und dran um die
300$. Wenn man größere Städte besucht und dort eventuell hinfliegt kann man aber auch
schnell bei 500-600€ landen. Im Schnitt sollte man dafür vielleicht 300€ im Monat
einplanen. Welches nochmal knappe 1200€ sind. Über den Thanksgivingbreak, wo man im
November ca. eine Woche frei hat. Bleibt auch im Prinzip niemand an der Virginia Tech,
sondern jeder nutzt die Möglichkeit um zu reisen. Dafür sollte man auch bestimmt 700€
einplanen. Wenn man dann vor dem Semester oder nachdem Semester die Chance, dass
man schon einmal in den USA ist nutzen und weitere Dinge sehen möchte muss man
natürlich entsprechend noch mehr Kosten einplanen.
Wie man sehen kann läppern sich die Kosten sehr schnell, allerdings sollte man auf keinen
Fall an den falschen Enden sparen, da ein Auslandssemester eine einmalige Sache und eine
Supererfahrung ist.
7. Schlusswort
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich jedem ein Semester im Ausland und ganz
besonders auch an der Virginia Tech nur wärmstens empfehlen kann. Sowohl auf
kultureller, akademischer als auch auf persönlicher Ebene kann man so viele Dinge und
Erfahrungen mitnehmen, die man sonst nirgendwo bekommen könnte. Auf gar keinen Fall
sollte man die Mühe scheuen, die die Bewerbung, das Visum und die Sprachtests mit sich
bringen. Es lohnt sich allemal.
Bei Fragen meldet euch gerne unter: [email protected]
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