Mutiger Beginn - Spektrum der Wissenschaft

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Mutiger Beginn - Spektrum der Wissenschaft
LESERBRIEFE
Mutiger Beginn
Neun europäische Experten warnen
vor der automatisierten Gesellschaft
(»Digitale Demokratie statt Daten­
diktatur« und »Eine Strategie für das
digitale Zeitalter«, Januar 2016,
S. 50 und S. 59).
Wolfgang Wittwer, Stade: Ich bin begeistert, dass »Spektrum der Wissenschaft«, das ich übrigens seit der ersten
Ausgabe beziehe, sich hier eindeutig
exponiert. Die häufig propagierte Sage,
dass Wissenschaft per se mit Politik
nicht zu tun habe oder nichts zu tun
haben solle, wird ja seit Beginn (einigermaßen) rationalen Denkens tagtäglich
widerlegt.
Immer wieder werden Gründe gesucht (und konstruiert), bürgerliche
Freiheiten zu begrenzen und aufzuheben. Insbesondere die Digitalisierung
unseres Lebens ist dabei, unsere gerade
erst erworbenen Rechte unter dem Vorwand paternalistischer Fürsorge wieder
zunichtezumachen. Die Sciencefiction
der 1950er und 1960er Jahre war hier
klarsichtiger als viele unserer heutigen
Wissenschaftler. Danke für diesen mutigen Beginn!
Die Grenzen physikalischmathematischer Theorien
Der Physiker Michael Springer ging der
Frage nach, ob die in der Quanten­
mechanik beschriebenen Objekte real
sind (»Die Wirklichkeit der Natur«,
Februar 2016, S. 50).
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Albrecht Kellner, Kirchseelte: Ein zentrales Problem für die Interpretation
nicht nur der Quantenphysik ist meines
Erachtens die Unterstellung, dass physikalische Modelle eine über die Vorher­
sage beobachtbarer Ereignisse hinausgehende Entsprechung in der »Realität«
haben. Insbesondere werden mathema-
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SPEK TRUM DER WISSENSCHAF T · APRIL 2016
tischen Größen, die für die Voraus­
berechnung der Ereignisse als geeignet
befunden wurden, schon als Existenz­
beweis von Größen in der Natur angesehen, die diese Ereignisse bewirken.
So wurde eine mathematische Funktion, die Massen, Abstände und eine
Konstante verknüpft, mehrere hundert
Jahre zumindest implizit als Existenzbeweis eines so genannten Gravitationsfelds angesehen – zu Unrecht, wie
wir seit Einstein wissen. Müsste man
sich nun nicht auch davor hüten, dem
offenbar besser geeigneten metrischen
Tensor des gekrümmten vierdimensionalen Raums eine »realere« Bedeutung
zuzusprechen als nur die eines mathematischen Konstrukts im Rahmen eines Verfahrens, physikalische Ereignisse vorherzusagen?
Gibt es wirklich stichhaltige Gründe
dafür, dass den mathematischen Konstrukten dieser Methoden mit Sicherheit eine real existierende physikalische Größe der Natur entspricht? Die
Treffsicherheit der Vorhersagen mag zu
dieser Unterstellung verführen, aber
das oben genannte Beispiel zeigt, dass
es sich dabei nach wie vor um eine Unterstellung handelt.
Mit der Wellenfunktion und geeigneten mathematischen Operationen
auf dieser Funktion fand man eine
­Methode, die probabilistische Antwort
quantenphysikalischer Teilchen auf
Messprozesse korrekt vorherzusagen.
Dass dies eine tatsächliche Vieldeutigkeit der realen Welt vor der Messung
impliziert, ist ebenfalls eine Unterstellung. Erst diese und andere Unterstellungen führten zu Fragen hinsichtlich
einer »physikalischen« Bedeutung des
Kollapses der Wellenfunktionen und zu
Ideen wie der einer Vielwelteninterpretation.
Vielleicht sollte sich die Physik auf
ihre Fähigkeit zurückziehen, anhand
geeigneter Modelle Vorhersagen machen zu können, ohne nach physikalischen Entsprechungen für die dazu benötigten mathematischen Konstrukte
zu suchen. Das Leben der Physiker wäre
sicher einfacher, wenn auch bescheidener im Hinblick auf den Anspruch, alles
erklären zu können.
WWW.SPEK TRUM .DE
André Wagner, Leipzig: Die »Zwei-Welten-Theorie« von Bohr kommt dadurch
zu Stande, dass es Menschen sind, die
Physik betreiben, und dass in der Welt,
die wir erleben, in der wir wahrnehmen
und handeln und Wissenschaft betreiben (zu der also auch die Versuchsaufbauten und Messapparate gehören),
sich die Objekte nicht wie »Quantenobjekte« verhalten. Die Phänomene, um
die es hier geht, können wir überhaupt
erst untersuchen, indem wir bestimmte Versuchsaufbauten realisieren. Und
für diese Aufbauten sieht Bohr die
»Notwendigkeit klassischer Begriffsbildungen«, wie es richtig in einem Lexikoneintrag auf »Spektrum.de« zur Kopenhagener Interpretation steht.
Weiterhin heißt es dort: »Dies bedeutet erstens, dass der Rolle des Beobachters in der Quantenmechanik eine
herausgehobene Bedeutung zukommt.
Das liegt daran, dass im Rahmen der
Kopenhagener Deutung die Wechselwirkung zwischen Objekt und Apparat
weder ignoriert oder zum Verschwinden gebracht noch explizit untersucht
werden kann. In diesem Sinn gibt es
keine Unabhängigkeit des untersuchten Objekts vom Beobachter.«
Der Artikel stellt hingegen verzerrt
dar, wie die Abhängigkeit vom Beobachter zu verstehen ist. Bohr steht der
Transzendentalphilosophie Immanuel
Kants nahe. Er reflektiert auf die Möglichkeitsbedingungen unseres physikalischen Wissens.
Karl Penzkofer, Steinach: Als studierter Physiklehrer ist mir viel wohler dabei, die Natur Natur sein zu lassen und
die Theorien der Physik als – sehr er­
folgreiche – Versuche zu verstehen, die
Antworten der Natur (= Wirklichkeit)
auf Fragen (= Experimente) zu deuten,
also keinesfalls die Theorie mit der
Wirklichkeit gleichzusetzen.
Was ist schon Wahrheit?
»Die Wahrheit über Schwarze Löcher«,
Titel, Februar 2016
Horst Zuse, Berlin: Der Begriff Wahrheit sollte nicht überstrapaziert werden,
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denn Wissenschaft ist aus meiner Sicht
die Suche nach der Wahrheit. Dabei sollten wir bleiben, denn schon in einigen
Jahren kann es neue Erkenntnisse über
Schwarze Löcher geben. Ist das dann
wieder die Wahrheit?
Erratum
»Die schnellsten Bewegungen von
Lebewesen«, Februar 2016, S. 20
In der Tabelle auf S. 24, rechte Spalte (Beschleunigungsangaben) ist leider ein
Druckfehler aufgetreten: Die jeweils
rechts neben der 10 stehende Ziffer ist
ein Exponent und muss hochgestellt
werden. Die korrekten Angaben lauten
107, 106, 105, 103, 102 und 10. Wir entschuldigen uns für das Versehen.
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