Berufliche Schulzentren im Ostalbkreis
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Berufliche Schulzentren im Ostalbkreis
BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 2 INHALT Liebe Schülerinnen und Schüler, sehr geehrte Eltern! Das Vorwort des Landrates Seite 1 Kein Abschluss ohne Anschluss Die drei Berufsschulzentren des Ostalbkreises: Schwäbisch Gmünd, Aalen, Ellwangen Seite 3 Die Roadmap der Bildung Wege von Hauptschule, Realschule und Gymnasium in das Berufsleben Seite 5 Die verschiedenen Schularten Seite 5 bis 8 Bildungsabschlüsse Vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur - was geht wo? Seite 6 B ildung und Qualifizierung sind Themen, die uns alle ein Leben lang begleiten. Deshalb hat es sich der Ostalbkreis zum Ziel gesetzt, sich zur Bildungsregion weiter zu entwickeln. Schon heute sorgen Grundund Hauptschulen, Realschulen und Werkrealschulen sowie allgemeinbildende Gymnasien dafür, dass Jugendliche entsprechend ihren persönlichen Begabungen und Neigungen lernen können und eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Die breite Palette von Schultypen und -arten ist Garant für ein hohes Bildungsniveau in unserem Landkreis. Einen wichtigen Part übernehmen darüber hinaus die drei Beruflichen Schulzentren des Ostalbkreises in Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd, die es ermöglichen, alle Schulabschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur zu erwerben oder eine berufliche Grund- und Ausbildung zu erlangen. Mit ihrer breiten Fächerung sorgen die Berufsschulzentren also dafür, dass es für jede Schülerin und jeden Schüler nach dem Schulabschluss eine Anschlussmöglichkeit gibt. Um die Vielfalt der Bildungsangebote an unseren Beruflichen Schulzentren für Sie transparenter zu machen, möchten wir Ihnen diese Broschüre an die Hand geben. Sie soll Ihnen helfen, das für Sie geeignete Angebot an unseren Beruflichen Schulen zu finden, denn eine fundierte Bildung ist nicht nur die Voraussetzung für das erfolgreiche eigene Berufsleben. Vielmehr hängt von einer qualifizierten schulischen und beruflichen Ausbildung auch die Innovations- und Zukunftsfähigkeit unseres Kreises und unseres Landes ab. Dass der Ostalbkreis in der Bildung ein zentrales Schlüssel- und Zukunftsthema sieht, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass der Landkreis in den letzten zehn Jahren rund 55 Millionen Euro in die bauliche Sanierung und Erweiterung der Schulzentren investiert hat, die derzeit von 11.500 Schülerinnen und Schüler besucht werden. Für einen qualifizierten Unterricht haben wir die Klassen- und Fachräume sowie die Werkstätten und Labors an unseren Beruflichen Schulen mit modernsten Maschinen und Lehrmitteln ausgestattet. Allein in den vergangenen fünf Jahren haben wir dafür rund neun Millionen Euro investiert. In dieser Broschüre wollen wir Ihnen aufzeigen, welche Möglichkeiten sich unseren Jugendlichen bieten, um sich weiter zu qualifizieren. Diese reichen vom Berufseinstiegs- und -vorbereitungsjahr sowie der Berufsschule und der Berufsaufbauschule über ein- und mehrjährige Berufskollegs und den Beruflichen Gymnasien bis hin zu Sonderberufsschulen für Lernbehinderte. Besonders wichtig ist uns, Ihnen die Durchlässigkeit unseres Schulsystems darzustellen, das jeder Schülerin und jedem Schüler eine individuelle Bildungskarriere bietet. Zögern Sie nicht, bei Fragen auf uns oder die einzelnen Beruflichen Schulen zuzugehen. Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre und grüße Sie herzlich. Klaus Pavel, Landrat des Ostalbkreises Berufe von A bis Z Seiten 7 und 8 Die Schulen Agnes-von-Hohenstaufen-Schule Schwäbisch Gmünd Gewerbliche Schule Schw. Gmünd Justus-von-Liebig-Schule Aalen Kaufmännische Schulen Aalen Kaufmännische Schule Schw. Gmünd Kreisberufsschulzentrum Ellwangen Technische Schule Aalen Seite 10 Seite 19 Seite 17 Seite 19 Seite 23 Seite 22 Seite 16 Lernen, was man wirklich braucht Hauswirtschaftlicher Unterricht an der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule Seite 10 Fit für die Tumorbekämpfung Eine Weiterbildung in Ellwangen Seite 12 Klartext Ausbilderabend an der Technischen Schule Aalen Seite 14 Neustart mit Kindern Wiedereinsteigerinnen in die Berufstätigkeit an der Justus-von-Liebig-Schule Seite 17 Kreativ mit edlem Metall Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät in Schwäbisch Gmünd Seite 18 Fast wie im richtigen Leben Das Handelsunternehmen Jufiks an der Kaufmännischen Schule Aalen Seite 20 Berufe schnuppern Ein Programm für Hauptschüler am Kreisberufsschulzentrum Ellwangen Seite 22 Global Studies am Wirtschaftsgymnasium Schwäbisch Gmünd Seite 23 Impressum Extrazeitung der Schwäbischen Post und der Gmünder Tagespost Redaktion: Rainer Wiese Anzeigen: Falko Pütz Autoren: Elke Buchsteiner, Ulrike Haas, Andrea Kombartzky, Michael Länge, Benjamin Leidenberger, Manfred Moll, Anke Schwörer-Haag Fotos: Oliver Giers, Walter Laible, Thomas Mayr, Franz Rathgeb BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 3 Kein Abschluss ohne Anschluss Sieben Schulen an drei Standorten D rei Standorte, hunderte von Möglichkeiten: die Berufsschulen im Ostalbkreis. In den drei Berufsschulzentren Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen werden nicht nur Lehrlinge im Rahmen des dualen Systems schulisch ausgebildet. Eine Vielzahl von Vollzeitschulen, von Kursen und Ausbildungsgängen machen die Berufsschulen zu Bildungszentren auf bestem Niveau. Die drei Zentren sind rie- sig, aber der Eindruck der Unübersichtlichkeit währt nicht lange. Die Navigation durch die Flure und Treppenhäuser ist klar und an fast allen Ecken präsent, man findet sich zurecht. Das Berufsschulzentrum Aalen ist ein Campus mit einer hellen Mensa, dem dreigeschossigen Bau für die Kaufmännische und die Technische Schule mit den Anbauten für Werkstätten und Arbeitsräume. Dominant am Hang der großzü- Das Berufliche Schulzentrum Schwäbisch Gmünd. gige Neubau der Justusvon-Liebig-Schule. Am Eingang grüßt die alte Dampflok und um das ganze Gelände herum die wahrscheinlich größte Parkplatzanlage des Ostalbkreises. Schwäbisch Gmünd hat mit seinen neuen Rundbauten in Achtform den sehr massiven, flächigen Bau für die Gewerbliche und Kaufmännische Schule sowie für die Agnes-vonHohenstaufen-Schule nicht nur erweitert, sondern optisch geadelt. Weitere Neubauten ergänzen die zweckdienlichen Anlagen mit ihren geschachtelten Grundrissen, Lichthöfen und den langen Fluren. Das Kreisberufsschulzentrum in Ellwangen ist eine Schule und als solche Teil des Schulquartiers mit dem Hariolf-Gymnasium und der Rundsporthalle. Die Architektur ist pragmatisch, die Flächen genau bemessen. Wenn große Pause ist, merkt man, dass die Schule randvoll ist. D Das Berufliche Schulzentrum Aalen. Das Kreisberufsschulzentrum Ellwangen. as schulische Angebot ist üppig. Die Landkarte der Bildungswege, die in den Berufsschulzentren angeboten werden, ist anspruchsvoll, auch wenn man nur die Wege zeigt, die von Abschluss zu Anschluss zu Abschluss führen. Neben diesen klassischen Ausbildungseinheiten bieten die beruflichen Bildungszentren eine Fülle von Angeboten, die auf die verschiedensten Formen der Berufsausbildung vorbereiten, qualifizieren, Schülerinnen und Schülern bei der beruflichen Orientierung und beim Einstieg in die Ausbildung helfen. Auf der anderen Seite, für die Männer und Frauen im Beruf, sind die Berufsschulzentren wichtige Anlaufstellen für die berufliche Weiterbildung und Qualifikation. Hier sind die Fördervereine der Schulen wichtige Organisatoren von Kursen und Seminaren. Der zweite Bildungsweg ist in den beruflichen Schulen perfekt vorgezeichnet und so verästelt, dass kein junger Mensch auf der Strecke bleiben muss. Die Berufsschulzentren lösen das Versprechen des baden-württembergischen Schulsystems ein: kein Abschluss ohne Anschluss. Der klassische zweite Bildungsweg setzt auf einer Berufsausbildung auf und führt über Berufsaufbauschule, Berufsoberschule, Berufskolleg zur Fachhochschulreife oder zur Qualifikation zum Studium an Universitäten (Abitur). M ittelpunkt der beruflichen Bildung ist die duale Ausbildung, die klassische Lehre mit dem Pflichtbesuch der Berufsschule. Eine Fülle von Berufen werden in Arbeitsteilung an den drei Standorten angeboten. Das System ist flexibel und lernfähig, sowohl in Hinsicht auf die Formen der Ausbildung wie auch bei den Inhalten. Nah am Bedarf von Handwerk und Industrie muss unterrichtet werden, angemessen für die Lernfähigkeit der jungen Erwachsenen, die aus verschiedenen Laufbahnen kommen – und richtig für die Herausforderungen, die technologischer und wirtschaftlicher Fortschritt mit sich bringen. Berufsschule muss mindestens solange wie ein Arbeitsleben geht, voraus denken. Die Berufsschulen im Ostalbkreis tragen dem Rechnung durch modernste Didaktik im theoretischen Unterricht, durch eine ständige Weiterbildung der Lehrkräfte, nicht zuletzt im Dialog mit Handwerk, Dienstleistern und Industrie – und mit einer großartigen Ausstattung der Werkstätten für die praktische Anleitung auf dem aktuellen Stand von Technologie und Wissen. BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Mit uns in die Zukunft – wir bilden aus: Kfz-Mechatroniker Automobilkaufleute Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung. Spraitbacher Str. 82 · www.autohausbaur.de Berufliche Weiterbildung Der Förderverein der Technischen Schule bietet in Zusammenarbeit mit den Kfz-Innungen Aalen und Schwäbisch Gmünd folgende Kurse in Fahrzeugtechnik an: - Klimaanlagen in Kraftfahrzeugen (neu) - Abgasuntersuchung PKW und LKW (AU) - Abgasuntersuchung Krafträder (AUK) - Sicherheitsprüfungen LKW (SP) - Ort: Kfz-Werkstätten der TS Aalen, ab 18.00 Uhr - Auskunft: 07361/ 566-100 Förderverein der Technischen Schule Aalen Steinbeisstr. 2 Tel.: 07361/566-100 www.ts-aalen.de Wir bilden aus: Automobilkaufmann/frau Lackierer/in Kfz-Mechatroniker/in Karosseriebauer (m/w) www.autowagenblast.de Samstag, 13. November 2010 4 BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 5 Kein Abschluss ohne Anschluss Die Grafik und die Tabellen zeigen die Vielfalt des beruflichen Bildungsangebotes im Ostalbkreis. Die Tabelle auf den nächsten Seiten beginnt mit den Schulabschlüssen, die auf den verschiedenen Schulen der Berufsschulzentren gemacht werden können. Der zweite Teil der Tabelle führt in alphabetischer Ordnung die Berufe auf, die in den Berufsschulen des Ostalbkreises unterrichtet werden. In den Randspalten der Seiten 5 bis 8 werden die verschiedenen Schularten in den Berufsschulzentren erläutert. Berufliches Gymnasium Berufliche Gymnasien sind Vollzeitschulen. Sie führen zur allgemeinen Hochschulreife. Darüber hinaus bieten sie gute Voraussetzungen, anspruchsvolle Berufsausbildungen außerhalb der Hochschulen zu absolvieren. Voraussetzung für den Einstieg in die Oberstufe: Realschulabschluss oder der am Ende der Klasse 10 der Hauptschule (Werkrealschule) erworbene, dem Realschulabschluss gleichwertige Bildungsstand oder die Fachschulreife mit einem Durchschnitt von mindestens 3,0 in den Hauptfächern oder Versetzungszeugnis in die Klasse 10 eines Gymnasiums des achtjährigen Bildungsgangs in die Klasse 11 des neunjährigen Bildungsgangs entsprechend der Versetzungsordnung für Gymnasien. Berufskollegs Aufbauend auf einem Mittleren Bildungsabschluss (Mittlere Reife, Realschulabschluss) vermittelt das Berufskolleg eine berufliche Qualifizierung und eine erweiterte allgemeine Bildung. Dabei ist der enge Theorie-Praxis-Bezug ein wesentliches Merkmal. Für die Aufnahme in das Berufskolleg sind neben dem Mittleren Bildungsabschluss teilweise weitere Voraussetzungen (zum Beispiel ein Praktikumsplatz) zu erfüllen. Das Berufskolleg endet in der Regel mit einer Abschlussprüfung. Dabei kann bei mindestens zweijährigen Bildungsgängen sowohl ein Berufsabschluss (zum Beispiel „Staatlich geprüfte/r Assistent/in“) als auch die Fachhochschulreife erworben werden. BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Berufsoberschule Der Unterricht in der Berufsoberschule dauert zwei Jahre in Vollzeitform. Besonders befähigte junge Menschen mit Fachhochschulreife können unter bestimmten Bedingungen direkt in das zweite Jahr einsteigen. Die Berufsoberschule bietet die Chance, auf dem zweiten Bildungsweg bis zur fachgebundenen Hochschulreife beziehungsweise in Verbindung mit einer zweiten Fremdsprache bis zur allgemeinen Hochschulreife zu gelangen. Die Abschlüsse sind bundesweit anerkannt. Aufnahmevoraussetzungen mittlere Reife (Realschulabschluss, Fachschulreife, Abschluss nach der Klasse 10 der Hauptschule) Berufsaufbauschule Aufbauend auf den bisher erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten erhalten die Besucher dieser Schulform eine insbesondere auf technischem und wirtschaftlichem Gebiet erweiterte Allgemeinbildung und werden auf die Übernahme höher qualifizierter Tätigkeiten vorbereitet. Nach einjährigem Besuch dieser Vollzeitschulform können Hauptschülerinnen und Hauptschüler mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung nachträglich einen mittleren Bildungsabschluss (mittlere Reife) erwerben. Aufnahmevoraussetzungen in die Mittelstufe der Berufsoberschule sind Hauptschulabschluss oder ein gleichwertiger Bildungsstand, Abschlusszeugnis der Berufsschule; Abschluss eines anerkannten Ausbildungsberufs oder eine mindestens vierjährige einschlägige praktische Tätigkeit mit guten Beurteilungen, wobei die Zeit des Besuchs einer Berufsfachschule angerechnet werden kann. Fachschulen Die ein- und zweijährigen Fachschulen bieten für Berufstätige mit abgeschlossener Berufausbildung die Möglichkeit, sich auf eine Tätigkeit im mittleren Management vorzubereiten oder sich für die berufliche Selbständigkeit zu qualifizieren. Absolventen/innen der Fachschulen können unter bestimmten Voraussetzungen ein Hochschulstudium aufnehmen. Zugangsvoraussetzung ist eine für die angestrebte Fachrichtung einschlägige Berufsausbildung und anschließende Berufstätigkeit. Mit der Abschlussprüfung erwerben die Absolventen/innen eine Berufsbezeichnung wie beispielsweise „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ oder „ ... Gestalter/ in“ oder „ ... Betriebswirt/in“. Samstag, 13. November 2010 6 BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Berufsschule Die Ausbildung an der Berufsschule erfolgt in der Regel in Teilzeitunterricht. Das bedeutet, dass die Auszubildenden an eineinhalb bis zwei Tagen pro Woche die Berufsschule besuchen. Der wöchentliche Unterricht kann aber auch in zusammenhängenden Zeitabschnitten (Blöcken) erteilt werden. Die Ausbildung an der Berufsschule endet mit einer Berufsschulabschlussprüfung. Wer diese erfolgreich absolviert hat, erhält ein Berufsschulabschlusszeugnis. In Verbindung mit dem erfolgreichen Abschluss der betrieblichen Ausbildung (Gesellen-, Gehilfen- oder Facharbeiterbrief) erwerben die Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand. Berufsfachschulen Berufsfachschulen vermitteln je nach Dauer eine berufliche Grundbildung, eine berufliche Vorbereitung oder einen Berufsabschluss. Darüber hinaus können sie zur Prüfung der Fachschulreife (mittlerer Bildungsabschluss) führen. Die Berufsfachschulen unterteilen sich in: Zweijährige zur Prüfung der Fachschulreife führende Berufsfachschulen. Die Ausbildung richtet sich an Jugendliche, die nach erfolgreichem Abschluss der Hauptschule die Fachschulreife („mittlere Reife“) erwerben möchten. Danach bietet sich den Absolventen eine Vielzahl an Berufsausbildungsmöglichkeiten und die Möglichkeit, ein Berufskolleg oder ein berufliches Gymnasium zu besuchen. Berufseinstiegsjahr Für berufsschulpflichtige Jugendliche mit Hauptschulabschluss, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben und keine weiterführende Schule besuchen können, wurde dieser Bildungsgang als Ergänzung zum Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) an beruflichen Schulen konzipiert. Das Berufseinstiegsjahr (BEJ) sieht aufbauend auf den bereits erworbenen Hauptschulabschluss wirkungsvolle Fördermaßnahmen vor, damit die Schülerinnen und Schüler ihre Ausbildungsreife und ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz bestmöglich verbessern. Mit dem Besuch des BEJ ist die Berufsschulpflicht erfüllt, sofern kein Berufsausbildungsverhältnis eingegangen wird. Ausführliche Informationen über die Schularten auch unter www.kultusportal-bw.de unter Berufliche Schulen. Samstag, 13. November 2010 7 BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) Jugendliche ohne Hauptschulabschluss, die nach Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht keine weiterführende Schule besuchen und keine Ausbildung beginnen, werden im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) gezielt auf den Einstieg in die Berufs- und Arbeitswelt vorbereitet. Ein Betriebspraktikum und der berufsbezogene Unterricht mit hohem Anteil praktischen Lernens ermöglichen den Jugendlichen Erfahrungen in bis zu drei Berufsfeldern, wie beispielsweise Metalltechnik, Elektrotechnik, Holztechnik, Bautechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, Körperpflege sowie Wirtschaft und Verwaltung. Das BVJ endet mit einer Abschlussprüfung. Wer eine Zusatzprüfung in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch besteht, erwirbt einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand. Durch den einjährigen Besuch des BVJ haben die Schülerinnen und Schüler ihre Berufsschulpflicht erfüllt, wenn sie im Anschluss daran kein Ausbildungsverhältnis eingehen. Samstag, 13. November 2010 8 BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag,13. November 2010 Carl Zeiss sucht Dich Carl Zeiss AG Bitte informieren und Berufsausbildung bewerben Sie sich online unter: 73446 Oberkochen www.zeiss.de/ausbildung [email protected] 9 BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 10 Lernen, was man wirklich braucht Hauswirtschaftsschule: Kochen, Backen, Nähen H ilfe, der Teig klebt an allen Fingern, ruft Nina und versucht, den Hefeteig in Form zu kneten. Nina ist Schülerin an der Agnesvon-Hohenstaufenschule (AvH) in Schwäbisch Gmünd. Sie besucht dort die zweijährige Berufsfachschule mit dem Profil Ernährung und Hauswirtschaft. Regelmäßig steht „Nahrungszubereitung“ auf dem Stundenplan. Geschäftig laufen zwölf Schüler in der geräumigen Küche hin und her, rühren in Schüsseln, kneten Teig, formen Gebäck. Es duftet nach Selbstgebackenem, auf dem Boden liegt Mehlstaub. Um hier mitmischen zu können, müssen die Schüler zuvor die Hauptschule mindestens mit der Note 3,0 in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik abgeschlossen haben. Ziel der zweijährigen Berufsfachschule ist der mittlere Bildungsabschluss. Die meisten Schüler beginnen danach mit einer Ausbildung, ein Teil besuche im Anschluss das Ernährungswissenschaftliche Gymnasium, einen weiteren Zweig der AvH, erzählt Friedrich Müller, stellvertretender Schulleiter. Einmal pro Woche beschäftigen sich die Schüler im praktischen Unterricht mit der Nahrungszubereitung. „Stellt euch vor, ihr wollt eure Mutter am 40. Geburtstag mit tollem Kleingebäck überraschen“, mit dieser Lernsituation beginnt Susanne Rupp, technische Lehrerin an der AvH, den Unterricht. Eifrig sammeln die Schüler Ideen und wiederholen dabei gleichzeitig verschiedene Teigarten und Rührmassen. Heute sollen Flachswickel aus Hefeteig hergestellt werden. In Gruppenarbeit wird an der Tafel mit Hilfe von Kärtchen eine Zutatenliste erstellt und der Arbeitsablauf festgelegt. Wichtig sei, dass die Schüler lernen, selbstständig Alltagsaufgaben zu planen und durchzuführen, erklärt Rupp. Der Lehrer solle dabei vor allem als Lernbegleiter wirken. Da die Schüler an diesem Tag immer eine gemeinsame warme Mahlzeit einnehmen, kochen sie heute außerdem eine Nudelsuppe. Gleichzeitig lernen die Jugendlichen so den Umgang mit dem Schnellkochtopf. Gelassen, aber stets aufmerksam, steht Susanne Rupp am Rand der Kochfelder und beobachtet die Schüler bei der Arbeit. Manche arbeiten ruhig und zügig, andere brauchen hin und wieder Hilfe. Friedrich Müller, stellvertretender Schulleiter der Agnes-von-Hohenstaufenschule, inspiziert die Backstube. Florian hat sich in den Finger geschnitten und bekommt ein Pflaster. Am Ende sind alle Flachswickel gebacken und die Suppe ist fertig. Die Schüler sitzen am schön gedeckten Tisch und freuen sich über ihr gelungenes Essen. Nach dem Aufräumen und Putzen der Küche werden die Gebäckstücke noch einmal gemeinsam angeschaut und über Schwierigkeiten gesprochen. Doch der Tag ist für die Schüler noch nicht zu Ende: „Ihr wollt den Gästen eurer Mutter gerne etwas Kleingebäck mitgeben…“ setzt Lehrerin Rupp die Lernsituation vom Vormittag fort. Geschickt werden mit der Nähmaschine Säckchen hergestellt, in denen die Schüler ihr Selbstgebackenes mit nach Hause nehmen können. Neben der Nahrungszubereitung gehören auch Textilarbeit und Werken zur berufspraktischen Kompetenz, die an dieser Schule vermittelt wird. „Wir unterrichten seit dem vergangenen Jahr nicht mehr in Einzelfächern, sondern in Lernfeldern“, erklärt Rupp. Dabei werden Themenbereiche zusammengefasst und mit dem begleitenden theoretischen Unterricht abgestimmt. Die Aufgaben sollen vor allem lebensnah und praxistauglich sein, betont Rupp. „Denn seien wir doch ehrlich, wer kocht Der Plan ist die halbe Miete: Susanne Rupp, technische Lehrerin, im heute seinen Pudding wirklich noch selbst?“ Schülergespräch. Agnes-vonHohenstaufenSchule Die Agnes-vonHohenstaufenSchule Schwäbisch Gmünd ist eine klassische hauswirtschaftliche Schule mit Schwerpunkten in Hauswirtschaft, Gesundheit und Pflege. 550 Schülerinnen und Schüler in diesen Schularten: Naturwissenschaftliches Gymnasium mit dem Profilfach Ernährungslehre mit Chemie; Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife hauswirtschaftlicher, landwirtschaftlicher und sozialpflegerischer Richtung; Berufskolleg für Ernährung und Hauswirtschaft I sowie Gesundheit und Pflege I; zweijährige Berufsfachschule für Sozialpflege; Berufsfachschule mit den Profilen Ernährung und Hauswirtschaft, Gesundheit und Pflege sowie Alltagsbetreuer in Teilzeitform. Agnes-von-Hohenstaufen-Schule Heidenheimer Straße 1 73529 Schwäbisch Gmünd www.avh-gd.de Tel.: 07171 804-300 E-Mail: [email protected] BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 AUSBILDUNG beim Landratsamt Ostalbkreis Wir bilden aus: Forstwirt(in) Straßenwärter(in) Schulabschluss: Hauptschulabschluss Fachangestellte(r) für Bürokommunikation Vermessungstechniker(in) Schulabschluss: Mittlere Reife sehr guter Hauptschulabschluss Fachinformatiker(in) Systemintegration Schulabschluss: Mittlere Reife Beamtin/Beamter im mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst Schulabschluss: Mittlere Reife Bachelor of Arts (B.A.) Studienbereiche: -Public Management, -Sozialwesen Schulabschluss: Abitur/Fachhochschulreife 11 BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag,13. November 2010 12 Fit für die Tumorbekämpfung Das Kreisberufsschulzentrum Ellwangen bietet eine einzigartige Weiterbildung für PTAs A ls einzige berufliche Schule im deutschsprachigen Raum bietet das Kreisberufsschulzentrum Ellwangen eine spezielle Weiterbildung für Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) an. Hier werden die bereits im Beruf stehenden PTAs für die Herstellung von so genannten Zytostatika für die individuelle Krebsbehandlung fit gemacht. „Als einzige Berufsschule im deutschsprachigen Raum bieten wir Aufbaumodule für PTAs an“, erklärt Peter Lehle, kommissarischer Direktor des Berufsschulzentrums. Bereits ausgebildete PTAs, die meist in Krankenhäusern arbeiten und in den Klinikapotheken für die Zubereitung von Zytostatika zuständig sind, können sich für diese Aufbaulehrgänge anmelden. „Unter applikationsfertigen Zytostatika-Zubereitungen versteht man die individuell zusammengestellte Rezeptur zur Krebsbehandlung,“ erläutert Lehle. Passgenaue Dosierungen für Krebspatienten Bei einer Krebserkrankung können den Patienten beispielsweise aufgrund eines hohen Gewichtsverlustes von den erforderlichen Medikamenten nicht die normalen Dosierungen verabreicht werden. „Bei der Zubereitung von Infusionsbeuteln müssen zum Beispiel auf den körperlichen Zustand des Patienten abgestimmte, pass- Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum kommen die Absolventen zur Fortbildung am Kreisberufsschulzentrum Ellwangen. Lehrer Markus Kuhn (rechts) erklärt die Verwendung von sterilen Spikes. genaue Dosierungen eingehalten werden“, sagt Lehle, der ursprünglich examinierter Apotheker ist. „Der Bedarf in diesem Bereich an fortgebildeten PTAs steigt ständig“, weiß Lehle. Denn die Laboreinheiten im Rahmen der normalen Ausbildung reichten für die hohen Anforderungen bei der Behandlung von Krebserkrankungen nicht aus. Unter der Leitung von Markus Kuhn und Anton Gösele, beide Apotheker und Lehrer der Fachabteilung Gesundheit und Naturwissenschaften am KBSZ, entstand vor zehn Jahren das Konzept der zweitägigen Weiterbildung. „Etwa zwölf Teilnehmer gibt es pro Kurs“, informiert Lehle. Pro Jahr bietet die Schule zwei Grundkurse und zwei Aufbaukurse an. „Wir sind stolz auf die vielen Teilnehmer aus der Schweiz und Österreich“, erklärt Lehle. Während der Grundausbildung erfahren die Teilnehmer im theoretischen Teil beispielsweise etwas über die Wirkungen und Nebenwirkungen von Zytostatika sowie deren richtige Herstellung und üben das Verhalten bei Unfällen. Im praktischen Teil lernen sie im Labor die Zubereitung spezieller Infusionsbeutel, -flaschen und Fertigspritzen unter Einhaltung aseptischer Bedingungen. Der Aufbaukurs gliedert sich inhaltlich ebenfalls in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Hier lernen die Teilnehmer beispielsweise Fallbeispiele zur onkologischen Therapie (medikamentöse Tumortherapie) kennen und führen Prozess-Simulationen durch. Was die didaktische Konzeption angeht, so stehe aktives Üben ganz klar vor der passiven Aufnahme der Informationen, sagt Kuhn. „Das erlernte Wissen wird gleich konkret umgesetzt und garantiert einen sehr guten Ausbildungserfolg“, verspricht Lehle. Beide Veranstaltungen sind bei der Landesapothekerkammer BadenWürttemberg akkreditiert und werden mit Fortbildungspunkten bewertet. Doch auch für die Schüler in der zweijährigenVollzeit-Ausbildung zum Pharmazeutisch-technischen Assistenten, zum Chemisch-technischen Assistenten und zum Umweltschutztechnischen Assisten- ten gibt es an der Kreisberufsschule Ellwangen eine besondere Chance: Ein Austauschprogramm in Kooperation mit der University of Reading in der Nähe der englischen Hauptstadt London. „Das Programm geht auf die Initiative eines ehemaligen Kollegen zurück und wird von der EU gefördert“, erläutert Lehle. Jeweils die zwei besten Schüler aus allen drei Bereichen dürfen für ein halbes Jahr an die Universität, um dort als Assistenten tätig zu sein. Im Jahr 2001 hat das Austauschprogramm in Privatinitiative begonnen und fand 2006 Eingang ins LeonardoProgramm. Austauschprogramm mit der University of Reading „Das Besondere ist, dass die Assistenten dort in Forschungsprojekte eingebunden werden und an Doktorandenthemen mitarbeiten dürfen. Und das ohne Hochschulausbildung“, schwärmt Lehle. Die dort erworbenen Kenntnisse stellten eine hervorragende Basis dar, um in diesem Bereich später einen guten Job zu finden. „Manche unserer Absolventen gehen später auch an Universitäten, um in der Forschung mitzuarbeiten“, weiß Lehle. Deshalb sei die Nachfrage nach den begehrten Austauschplätzen auch enorm hoch. „Es melden sich sogar zahlreiche PTAs von anderen Schulen und wollen an diesem Programm teilnehmen“, betont Lehle. Leider müsse er sie enttäuschen: Die Plätze seien ausschließlich dem eigenen Schul-Nachwuchs vorbehalten. BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 13 Scharfe Perspektive! Ausbildung bei cellent. Seit mehr als 10 Jahren bieten wir ambitionierten Nachwuchskräften mehrere Ausbildungsplätze zum Fachinformatiker (m/w) Anwendungsentwicklung oder Systemintegration. In Kooperation mit den Dualen Hochschulen BW in Heidenheim und Ravensburg bilden wir Bachelor-Studenten im Studiengang Informationstechnik oder Wirtschaftsinformatik aus. www.cellent.de www.berufe-fuer-menschen.de Informieren Sie sich über • Erzieher/in • Jugend- und Heimerzieher/in • Heilerziehungspfleger/in • Altenpfleger/in • Altenpflegehelfer/in in sozialen Berufen Eine Berufskampagne von: Institut für Soziale Berufe, Stiftung Haus Lindenhof, Marienpflege Ellwangen, St. Canisius BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 14 Lehrer und Meister reden Klartext Ausbilderabend an der Technischen Schule des beruflichen Schulzentrums in Aalen E igentlich hätten sie Feierabend. Sollten eigentlich die Füße hochlegen dürfen. Abschalten. Tatsächlich aber sitzen an diesem Abend rund 500 Handwerksmeister und Ausbilder aus Betrieben der Region und darüber hinaus in Klassenzimmern, Werkstätten und Versammlungsräumen der Technischen Schule in Aalen. Bereit für den intensiven Dialog mit den Pädagogen, die sich hier um derzeit 2200 Berufsschüler kümmern. Es ist fast wie an den Vormittagen: Schulnahe Parkplätze sind Mangelware. Aus allen Richtungen strömen Fußgänger. Zielstrebig. Direkt in Richtung Kraftfahrzeugoder Lackiererwerkstatt zum Beispiel. Oder zum Eingang A, wo ein fünfköpfiges Empfangsgremium parat steht und eine bunte Grafik an der Wand bei der Orientierung hilft: Gäste der Bereiche Elektro und IT treffen sich in Raum 340; Ausbilder aus Bau- und Zimmererbetrieben in 405; der Fachbereich Holz erwartet sein Publikum im Raum 400. Der große Versammlungsraum in der Aula ist den Metalltechnikern vorbehalten. Sie stellen erfahrungsgemäß die meisten Interessenten. Schulleiter Vitus Riek, der beim Händeschütteln in der Aula noch den Eindruck hatte, dass es in den vergangenen Jahren schon mal mehr Besucher waren, die mit den 120 Lehrern der technischen Schule Klartext reden wollen, ist bass erstaunt, als er den Raum betritt. Die knapp 200 Stühle sind besetzt. Fast hat man den Eindruck, es müsse noch Nachschub geholt werden. „Da hat mich mein Gefühl getäuscht“, sagt er erleichtert. Zufrieden durchatmen also. Das Interesse an diesem Ausbilderabend – einem für die Region einmaligen Service – ist nicht gesun- Mit Hilfe dieser neuen Abfüllanlage lernen die Azubis, wie sich Maschinen optimieren lassen und wie man die Steuerung verändern kann. „Die sind schon ganz heiß drauf“, ist Lehrer Simon Hörner sicher. ken. „Zum Glück“, findet Riek, denn es diene der Qualität der Ausbildung, wenn der Kontakt zwischen Schule und Betrieb eng Hans Georg Römer: Der Austausch von Schule und Betrieb ist immens wichtig. ist. „Die Schule schätzt die Impulse der Ausbilder und die Rückmeldung für die Lehrer“, versichert er. Und die Betriebe lernten nicht nur im Detail die Lehrpläne ihrer Azu- das Thema Hybrid-Auto in die Ausbildung eingebaut wird. „Die Schule gibt sich da große Mühe und ist sehr flexibel“, lobt der gestandene Unternehmer. Was auch notwendig ist: „Wir müssen unbedingt mit dem technischen Fortschritt mithalten“, beschreibt Schulleiter Riek eine Herausforderung, die die beruflichen Schulen von den allgemeinbildenden unterscheidet. Immer wieder und immer schneller änderten sich die Inhalte und die Ausbildungsgänge. Zum Beispiel stellen die Lehrer Georg Fischer und Simon Hörner an diesem Abend dezender der Kraftfahrzeug-Innung tailliert vor, was „Produktionstechspäter in der Werkstatt betont, nologen“ in drei Ausbildungsjahauch über Trends und Neuerun- ren lernen und wie sie mit diesemgen mit den Lehrern reden. Ganz Fortsetzung auf Seite 15 aktuell zum Beispiel darüber, wie bis kennen. Sie könnten auch Maschinen und Werkstücke betrachten und anfassen. Und obendrein, wie Hans Georg Römer als Vorsit- Nach den allgemeinen Informationen im Plenum ging es im gemütli- Die Ausbilder der Schreinerbetriebe in der Region – und die Werkstücke, die ihre Lehrlinge in der Schule fertigen. chen Teil in kleineren Gruppen ins Detail. BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 15 Die Friseurmeisterinnen beim Plaudern in dem Salon, in dem viele von Berufsschullehrer und Meister nutzen die Gelegenheit, auch über den ihnen einst selbst ihre Ausbildung absolviert haben. einen oder anderen Schüler ganz konkret zu diskutieren. Leistungsstand Fortsetzung von Seite 14 Lernprobleme, und Arbeitslust erörtert. Was ganz Wissen später in Betrieben einge- besonders wichtig ist bei solchen Jugendlichen, um die sich die Aussetzt werden können. Um neue Programmiersprachen bilder mehr kümmern als die Elgeht es bei den IT’lern – „mit Ihnen tern. „Es ist uns wichtig, dass wir mitzuhalten, ist für die Schule eine unbedingt auch die weniger qualibesondere Herausforderung“, ge- fizierten heranziehen – diejenigen, steht Vitus Riek seinem Publikum die bisher noch nicht so richtig in diesem Bereich. Über die neue wollen“, betont Vitus Riek. Der Gesellenprüfung diskutieren die Schulleiter denkt dabei nicht nur an die demografischen Sorgen des Friseurinnen. Und schließlich lösen alle Ausbil- Arbeitsmarktes, sondern ganz bedungsbereiche die Informations- wusst auch an die aktuelle politiatmosphäre auf, man wird gesellig. sche Debatte: „Eine gute BerufsbilJe nach Fachrichtung bei Butter- dung ist die wichtigste Basis für brezeln und Apfelschorle, sauren das Gelingen von Integration“, Gürkle, Schinkenwurst und Hefe- sagt er. Wer eine berufliche Perweizen gibt es dann nur noch ein spektive habe, der gebe sich Mühe Thema: die Schüler. In Einzelge- und mache mit. Wichtig sei das sprächen mit den Lehrern werden Gefühl: Ich werde gebraucht. Schummeln? Keine Chance! S ets besonders versiert im Umgang mit Neuerungen und Veränderungen ist zum Beispiel der Ausbildungsbereich Elektro- und Informationstechnik. In den Ausbilderabenden gehe es deshalb um Themen wie die Einführung neuer Programmiersprachen, erzählt Bereichsleiter Thomas Oelgray. Begrüßt worden sei, dass die Ausbildung – bislang C++ – ergänzt wird vom C-Sharp. Diskutiert wurde aber auch darüber, wann die Schule einen Betrieb darüber informiert, dass die Leistungen des Azubis nicht den Anforderungen entsprechen. „Bei uns gibt es nämlich kein Halbjah- reszeugnis. Wenn dann am Schuljahresende erst die Quittung kommt, ist es für die Ausbilder zu spät“, beschreibt Oelgray. Geeinigt habe man sich nun auf eine Zwischenstandsdurchsage im Januar. Geeinigt hat man sich vor Jahren als Ergebnis eines Ausbilderabends auch auf ein einheitliches Entschuldigungsverfahren. Wenn ein Berufsschüler fehlt und dafür dann eine Entschuldigung abgibt, werde die von der Schule nur noch angenommen, wenn der Betrieb sie abgestempelt hat. „Dann wissen beide Bescheid – und Schummeln geht nicht“, schildert Oelgray gute Erfahrungen. Wenn die Chemie stimmt ... B esonders wichtig ist, dass die Ausbilder die Lehrpläne kennen. Nur dann kann im Betrieb zeitnah das umgesetzt werden, was die Azubis in der Schule theoretisch lernen. Wenn Theorie und Praxis nicht zusammenpassen, ist das für beide Seiten nicht gut. Hans Häußler, der das sagt, ist seit 38 Jahren Ausbildungsberater der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg. Er weiß also, wovon er spricht. Kennt alle beruflichen Schulen in der Region – und die Ausbilder in den Betrieben. So ein Ausbilderabend wie der in der Technischen Schule Aalen schaffe auch eine gute Chemie zwischen allen Bereichen, in denen sich ein Azubi bewegt. „Die müssen registrieren, dass der kurze Dienstweg Schulleiter Vitus Riek besucht alle Fachbereiche und wirbt für eine funktioniert und dass die Zusammenarbeit zwischen Ausbilder gute Zusammenarbeit der Ausbildungsverantwortlichen. und Lehrer so eng ist, dass da kein Blatt mehr dazwischen passt. Dann ist der Ausbildungserfolg vorprogrammiert“, versichert der alte Fuchs. Hans Häußler (links) von der IHK knüpft Kontakte zwischen Firma und Schule. BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 Energie hat Zukunft. 16 Grundbetrag 200.- Euro chein Gut%s Rabaüthtr 50 eb en! ng rundg auf Geldung mitbri m bei An jeweils à 45 Minuten Ihre Ausbildung oder Ihr Studium bei der EnBW ODR AG auch. Ausbildungsberufe › Industriekaufleute (w/m) › Informatikkaufleute (w/m) › Kaufleute für Marketingkommunikation (w/m) Für den Ausbildungsbeginn 1.9.2011 bieten wir Studiengänge Duale Hochschule › Bachelor of Arts (B.A.) (w/m) -Wirtschaft/Industrie › Bachelor of Science (B.Sc.) (w/m) -Wirtschaftsinformatik › Bachelor of Engineering (B.Eng.) (w/m) -Informationstechnik Ausbildungsplätze – Maurer m/w – Beton- und Stahlbetonbauer m/w Studiengang Hochschule (kooperativ) › Bachelor of Engineering (B.Eng.) (w/m) -Industrieelektronik Ausbildungsbeginn: EnBW Ostwürttemberg DonauRies AG 2011 Unterer Brühl 2 73479 Ellwangen [email protected] www.odr.de ODR Energie braucht Impulse Technische Schule Aalen Die Technische Schule Aalen ist eine öffentliche berufliche Schule und mit über 3200 Schülerinnen und Schüler sowie 150 Lehrkräften eine der größten Schulen im Land. Mit sieben Schularten, sieben Berufsfeldern und etwa 3150 Unterrichtsstunden pro Woche bietet die TS Aalen ein sehr differenziertes Bildungsangebot. Schulträger ist der Ostalbkreis. Etwa 2200 Schülerinnen und Schüler besuchen die Einjährige Berufsfachschule, die Berufsschule im Teilzeitunterricht oder das Duale Berufskolleg in 33 Berufen in folgenden Berufsfeldern: Metalltechnik, Elektro- und Informationstechnik, Fahrzeugtechnik, Bautechnik, Holztechnik, Farbtechnik, Körperpflege Bitte bewerben Sie sich schriftlich oder telefonisch bei Herrn Fuchs oder Herrn Schaff. Zweijährige Berufsfachschule Metall- oder Elektrotechnik, – Zweijähriges Berufskolleg Informations- und Kommunikationstechnik – Berufsaufbauschule – Einjähriges Berufskolleg zur Erlangung der Fachhochschulreife – Technisches Gymnasium. Etwa 300 junge Menschen bilden sich nach einer Berufsausbildung und Berufserfahrung als Facharbeiter oder Geselle an den Technikerschulen (Fachschulen für Technik) weiter. Weitere aktuelle Bildungsangebote insbesondere zur beruflichen Weiterbildung erfolgen über den Förderverein der Technischen Schule. Kontakt: Technische Schule Aalen Steinbeisstraße 2 73430 Aalen Über 700 Schülerinnen und Eingang A Schüler absolvieren die beruflichen Vollzeitschularten um sich www.ts-aalen.de für den Besuch von weiterführenden Bildungsgängen oder auf ein Tel: 07361 /566 100 Studium an einer Hochschule Fax: 07361 /566 104 oder Universität vorzubereiten. – E-Mail: [email protected] Durchstarten BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Nach der Familienphase ein Neustart mit Kindern Kurse für Wiedereinsteigerinnen an der Justusvon-Liebig-Schule in Aalen M argit Pappe-Wörner und Birgit Eberhardt finden es ungewohnt, wieder die Schulbank zu drücken. Die beiden Frauen aus dem Kreis Heidenheim hatten in den vergangenen zwei Jahrzehnten andere Dinge im Kopf: Sie waren berufstätig, dann kamen die Kinder, und sie zogen sich zurück in die „Familienphase“, wie man so sagt. Und jetzt, wo es so weit ist, dass sich die Kinder schon um sich selber kümmern können, wollen sie wieder arbeiten gehen. Aber beide nicht in ihrem angestammten Beruf. Margit hat Hotelfachfrau gelernt. „Doch diese Tätigkeit lässt sich nur schlecht mit dem Familienleben vereinbaren,“ sagt sie. Birgit ist Zahnarzthelferin gewesen. Der Beruf sagt ihr nicht mehr zu. Beide wollen am liebsten mit Kindern arbeiten - und da kam ein Angebot der Justus-von-Liebig-Schule in Aalen gerade richtig. Am 21. September haben sie eine Ausbildung zur Kinderpflegerin begonnen. Sie besuchen die „Berufsfachschule zum Erwerb von Zusatzqualifikationen, Schwerpunkt Erziehung“. An zwei Nachmittagen in der Woche, immer dienstags und mittwochs, fahren sie von Demmingen und Söhnstetten nach Aalen. Zusammen mit zwölf anderen Frauen, die aus der ganzen Region nach Aalen kommen, haben sie Unterricht von 14 bis 18 Uhr. „Ein paar von uns haben noch kleinere Kinder, aber die Schule hat dafür gesorgt, dass zu diesen Terminen hier an Ort und Stelle eine Kinderbetreuung da ist“, berichten sie. D ie Ausbildung dauert zwei Jahre und schließt mit einer so genannten „Schulfremdenprüfung“ ab. „Von uns wird aber dasselbe verlangt wie von Auszubildenden, die eine Vollzeitschule besuchen“, betonen die beiden. Selbstverständlich sei es auch nicht mit den beiden Unterrichtsnachmittagen getan - viel Büffelei finde daher zu Hause statt. Ist die Prüfung dann bestanden, folgt ein einjähriges Berufsprakti- Samstag, 13. November 2010 17 kum, das „Anerkennungsjahr“, an dessen Ende erneut eine Prüfung steht. Margit P. und Birgit E. sind im ersten Schuljahr; sie werden also in knapp drei Jahren als „Zweitkraft“ im Kindergarten arbeiten können, oder in einer Kinderkrippe, einem Hort, im Kinderheim.„Zweitkraft“ bedeutet, sie dürfen keine Gruppe verantwortlich leiten, höchstens mal als Stellvertretung. W er Leiterin werden will, muss nochmals ran. Ganz neu an der Justus-von-LiebigSchule ist eine „Erzieherinnenklasse“, die auf der Ausbildung zur Kinderpflegerin aufbaut. Ulrike Hafner und Heike Durm sind mit Feuereifer dabei. „Unsere Ausbildung zur Kinderpflegerin ist schon 15 Jahre her“, berichten sie. Aber jetzt wollen sie sich weiterqualifizieren und freuen sich, dass sie das mit Unterstützung der Haus- und Landwirtschaftlichen Schule in Aalen angehen können. Auch sie kommen an zwei Nachmittagen, mittwochs und donnerstags, ins berufliche Schulzentrum. Der Unterricht dauert von 15.30 bis 20 Uhr, und natürlich müssen auch sie zusätzlich zu Hause pauken. Ebenfalls zwei Jahre haben sie vor sich, doch das Anerkennungsjahr kann ihnen angerechnet werden. Theoretisch könnte man sich zur Schulfremdenprüfung auch auf eigene Faust anmelden und sich ohne Unterricht darauf vorbereiten. Aber die Frauen in beiden Kursen genießen den Unterricht. Der sei ganz anders als früher in der Schule. „Wir haben ja schon viel Praxiserfahrung in der Arbeit mit Kindern“, sagen sie. Und die Lehrkräfte schätzen es auch, Erwachsene vor sich zu haben, die das, was sie anbieten, auch wirklich lernen wollen. Justus von Liebig Schule Die Justus-von-Liebig-Schule in Aalen vereint ein breites Spektrum von Schularten unter ihrem Dach. Sie ist Berufsschule und Berufliches Gymasium, Berufsfachschule und Fachschule, in der Meister/innen der Hauswirtschaft ihren Abschluss vorbereiten. Derzeit hat die Schule 850 Schülerinnen und Schüler in Teilzeit und Vollzeit. Die drei Gymnasien der Justusvon-Liebig-Schule haben die Profile Biotechnologie, Ernährungswissenschaft und Sozialwissenschaft. Sie gelten als bestens ausgestattet und geführt, die Plätze in den drei Schulen sind begehrt Neben dem Berufskolleg Ernährung und Hauswirtschaft bieten die Berufsfachschulen Ausbildung und Zusatzqualifikationen in den Bereichen Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Ernährung, Gesundheit und Pflege, Kinderpflege, Gastronomie und Ernährung. In der Berufsschule werden im dualen System Auszubildende unterrichtet in den Bereichen Forstwirtschaft, Hauswirtschaft, Hotelund Gaststättenberufe, Landwirtschaft und in der Sonderberufsschule das Berufsfeld Hauswirtschaft. Angeboten wird das Berufseinstiegsjahr und das Berufsvorbereitungsjahr sowie das Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf als ganztägiges Angebot. An der JvL gibt es das Kompetenzetnrum Hauswirtschaft, das u.a. in Zusammenarbeit mit dem Hausfrauenbund den Wiedereinstieg von Frauen beispielsweise in den Beruf der staatlichen geprüften Hauswirtschafterin vorbereitet. Kontakt: Justus-von-Liebig-Schule Steinbeisstr. 6 73430 Aalen www.jvl.aa.bw.schule.de Telefon: 07361-566 200 Margit Pappe-Wörner (links) und Birgit Eberhardt besuchen zusammen mit zwölf weiteren Frauen an der Fax: 07361-566 204 Justus-von-Liebig-Schule in Aalen den Unterricht, der sie auf die Schulfremdenprüfung zur Kinderpflegerin vorbereitet. (Foto: hag) Email: [email protected] BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 18 Kreativ mit edlem Metall Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät in Schwäbisch Gmünd bildet seit 22 Jahren Gold- und Silberschmiede aus W alk on the wild side. Frei übersetzt: Wage ein Abenteuer. Der Song von Lou Reed ist ihr Motto für die nächste Münchner Schmuckmesse im Frühjahr, die „Inhorgenta“. Die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs für Design, Schmuck und Gerät in Schwäbisch Gmünd tüfteln zurzeit an Ideen. Schmuck, der für ein Abenteuer steht, wollen sie bei der „Inhorgenta“ zeigen. Ein Besuch im Gmünder Arenhaus. „Vom Ruf her ist dies die beste Schule“, erklärt Diana Württemberger, weshalb sie am Berufskolleg lernt. Sie ist im zweiten Ausbildungsjahr und arbeitet fleißig an ihrem „Inhorgenta“-Entwurf. Es soll ein Ring werden. So groß, dass ein Lippenstift reinpasst. Erklärt sie, die Feile in der Hand, den Entwurf vor sich auf dem Tisch wie auch den Lippenstift. Diana Württemberger ist eine von gut 70 angehenden Gold- und Silberschmieden. Präziser formuliert: Staatlich geprüften Designern Schmuck und Gerät. Deren Motivationen und Voraussetzungen für diese dreijährige Ausbildung sind unterschiedlich: „Mir macht das Handwerkliche Spaß“, sagt Julia Sailer aus Böhmenkirch. Sie will nach der Ausbildung die Meisterprüfung anpacken, an der ebenfalls in Gmünd beheimateten Fachschule für Gestaltung – Schmuck und Gerät. Dann will sie sich selbstständig machen, eine ei- Von der Idee über den Entwurf bis zum fertigen Schmuck – die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs für Design, Schmuck und Gerät bei der Arbeit am Werkbrett. gene Werkstatt eröffnen. hristine Laxy geht einen ganz anderen Weg: Sie ist Ärztin, hat in diesem Beruf auch schon gearbeitet. „Der Schmuck der Patienten hat mich begeistert“, erzählt sie, wie sie ins Arenhaus kam. Ihre Perspektive: die Selbstständigkeit. „In mehreren Berufen geschnuppert“ hat dagegen Daniel Knöll. Als Systemelektroniker hat er eine Ausbildung begonnen und dann abgebrochen. „Design, das fand ich schon immer interessant“, sagt er. Deshalb will er nach der Ausbildung am Berufskolleg ein DesignStudium anhängen – im Bereich Auto-Design. Vom Schmuck zum Auto? „Kreativität hat keine Grenzen“, sagt dazu der junge Mann. Sie wisse noch nicht, was sie nach der Ausbildung am Berufskolleg machen werde, sagt dagegen die Abiturientin Rebecca Forster. Ins Arenhaus kam sie durch Freunde, auch weil sie „etwas Handwerkliches“ machen wollte. C F ünf Schüler, die ein Querschnitt der aus ganz Deutschland stammenden Auszubildenden im Arenhaus sind. „Eine BRD im Kleinen“, nennt dies Arenhaus-Chef und Studiendirektor Dr. Werner Sand. Das Berufskolleg gibt es seit 1988. Zu jener Zeit standen bei den Schülern das Künstlerische und das Handwerkliche im Vordergrund. Dieses habe sich in den vergangenen Jahren etwas verschoben, sagt Sand. Denn Gold und Sil- ber werden weniger und auch teurer, und es gibt keine Gewissheit, dass allein mit dem Handwerk des Gold- und Silberschmieds ein Leben lang ein Auskommen zu erzielen ist. „Deshalb“, sagt Sand, „müssen wir den Schülern die Möglichkeit eines Studiums offen halten.“ Dafür ist die Ausbildung zum „Staatlich geprüften Designer Schmuck und Gerät“ eine gute Voraussetzung. D ie Chancen unserer Schüler auf ein Studium sind unheimlich hoch“, sagt die Goldschmiedin Sibylle Don. Sie ist eine von zwölf Lehrkräften am Arenhaus. Was vermitteln sie den Schülern in drei Jahren? Zusammengefasst den Weg von den Ideen über die Entwürfe bis zum Schmuck. Dazwischen liegen das Erlernen von Kreativtechniken, das Zeichnen von Schmuckstücken, plastisches Gestalten, Material formen und bearbeiten und handwerkliche Techniken wie Ziselieren, Gravieren oder Emaillieren. Nach drei Jahren sind die Schüler, wenn sie ihre Prüfungen bestehen, „Staatlich geprüfte Designer Schmuck und Gerät“. Oder einfach Goldund Silberschmiede. Nicht aber Gesellen. Diesen sind sie zwar gleichgestellt, dürfen sich jedoch nicht so nennen. Gesellen, erläutert Studiendirektor Sand, sind nur diejenigen, die eine Ausbildung in einer Gold- und Silberschmiede durchlaufen haben, inklusive theoretischem Teil an der Berufsschule auf dem Hardt. Dies ist – neben Berufskolleg und Fachschule zur Meisterausbildung – der dritte Zweig der EdelmetallAusbildung in Schwäbisch Gmünd. Allerdings, sagt Sand, tendiere die Ausbildungsbereitschaft in den Betrieben gegen Null. Dies, wie auch die Zukunft des vor 22 Jahren im Arenhaus gegründeten Berufskollegs, beschäftigt den Studiendirektor. A nliegen des Kollegs war, den Beruf des Gold- und Silberschmieds nicht aussterben zu lassen. Doch Sand sieht, dass Gold und Silber endlich sind und teurer werden. Er sieht aber auch, dass Gold und Silber in Schwäbisch Gmünd etwas Besonderes sind. Deshalb hat Sand die Idee eines weiterführenden Studiums entwickelt. Diese sieht so aus: Schmuckstücke sollen nicht mehr aus Gold, Silber oder Platin, sondern aus anderen Materialien hergestellt werden. Den naturwissenschaftlichen Teil, diese Materialien zu entwickeln, sieht Sand bei der Fachhochschule Aalen, beim Forschungsinstitut für Edelmetall und Metallchemie FEM oder Umicore Galvanotechnik in Gmünd. Gespräche hat er auch mit der Hochschule für Gestaltung geführt. In der auf Produkt- und Mediende- Fortsetzung auf Seite 19 BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 19 Fortsetzung von Seite 18 sign ausgerichteten Hochschule jedoch stieß Sand mit seinem Konzept nicht auf offene Ohren. Den kreativen Teil dieses „Manufaktur-Design“ genannten Studienganges sieht der Studiendirektor und Goldschmied nach wie vor im Arenhaus. „Das gibt es bislang noch nicht in Deutschland“, sagt Sand, der mit dieser Idee Gold und Silber in Schwäbisch Gmünd eine Perspektive geben will und in Gmünd ausgebildetete Gold- und Silberschmiede in der Stadt halten will. Sand hat die Idee vor zehn Monaten Oberbürgermeister Richard Arnold und Bürgermeister Dr. Joachim Bläse vorgestellt, die Gespräche dazu laufen. Ob daraus ein neuer Studiengang in Gmünd wird, den beispielsweise Diana Württemberger belegen kann, wenn sie in etwa eineinhalb Jahren ihre Ausbildung beendet, ist offen. Ohnehin, sie hat Pläne. Sie ist, wie alle Schüler im Arenhaus, von den Lehrern bereits zu Beginn ihrer Ausbildung darauf eingestimmt worden, sich früh klar zu machen, was sie will. Heute, sagt Sybille Don, macht sich die eine Hälfte der Absolventen selbstständig, die andere Hälfte beginnt ein Studium. Zu dieser Hälfte gehört Diana Württemberg. Sie will nach ihrer Ausbildung zur Gold- und Silberschmiedin Edelsteinkunde studieren. Und dann in der Industrie arbeiten. Gerne auch im Ausland. Zwar nicht unbedingt ein „Walk on the wild side“. Aber durchaus auch ein Abenteuer. Gewerbliche Schule Schwäbisch Gmünd Die Gewerbliche Schule ist mit ihren über 2100 Schülerinnen und Schülern und ca. 120 Lehrern die größte Schule im Beruflichen Schulzentrum Schwäbisch Gmünd. Schulträger ist der Ostalbkreis. Die Schule gehört zum Regierungspräsidium Stuttgart. Die Schularten: Technisches Gymnasium, Berufskolleg, Berufsfachschule, Berufsaufbauschule, Berufsschule, Berufseinstiegsjahr, Berufsvorbereitungsjahr. Derzeit stellt die Gewerbliche Schule Schwäbisch Gmünd viele verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die einzelnen Unterrichtsarten werden auf der Internetseite der Schule im Detail unter den jeweiligen Schularten vorgestellt. Als konkrekte Auswahlhilfe für das breit gefächerte Angebot ist der Schulnavigator auf der Startseite hilfreich. Die Gewerbeschule Schwäbisch Gmünd wurde im Jahr 1776 gegründet, damit ist sie die älteste schulische Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg. Die GS ist in Schwäbisch Gmünd-Bettringen und an anderen Standorten untergebracht. Einer ist das Arenhaus in der Gmünder Innenstadt, wo ein Teil der Goldschmied-Ausbildung stattfindet. Kontakt: Gewerbliche Schule Schwäbisch Gmünd Heidenheimer Str. 1 73529 Schwäbisch Gmünd Lernen, wo der Hammer hängt. Kaufmännische Schule Aalen Die Kaufmännische Schule Aalen hat weit über 600 Vollzeitschüler und 1 100 Auszubildende im Vollzeitbereich und in der Berufsschule. Das Kollegium hat rund 80 Lehrerinnen und Lehrer. Die KSA feierte im vergangenen Jahr den 100. Geburtstag. Gegründet wurde sie 1909 als Gewerbe- und Handelsschule mit einem Lehrer und 58 Schülern. Das Wirtschaftsgymnasium bietet begabten jungen Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss in drei Jahren die Allgemeine Hochschulreife zu erwerben. Die weiteren Schularten: Die zweijährige Kaufmännische Berufsfachschule (Wirtschaftsschule); das Kaufmännische Berufskolleg I und Berufskolleg II. Die Ausbildungsschwerpunkte sind – Geschäftsprozesse, Büromanagement, eine Übungsfirma. Die Kaufmännische Berufsschule vermittelt in der dualen Ausbildung Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz in 12 kaufmännischen Berufen: Automobilkaufmann/-frau; Bankkaufmann/-frau; Bürokaufmann/-frau; Einzelhandelskaufmann/-frau; Industriekaufmann/ -frau; Kaufmann/-frau für Bürokommunikation; Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel; Fachkraft für Lagerlogistik; Fachlager ist Steuerfachangestellte/r; Verkäufer/-in; Verkaufshelfer/-in Kontakt: Kaufmännische Steinbeisstr. 4 73430 Aalen Schule www.ks.aa.bw.schule.de www.gs-gd.de Telefon: 07361 - 566 300 Fax: 07361 - 566 304 Telefon: 07171-804-100 Fax: 07171-804-104 E-Mail: [email protected] [email protected] Aalen BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 20 Fast wie im richtigen Leben Das Handelsunternehmen Jufiks an der Kaufmännischen Schule Aalen U m 9.15 Uhr durchbricht ein lauter Gong die Ruhe in den Klassenräumen, aus der Lautsprecheranlage tönt eine kräftige Männerstimme: „Hey, ich bin Benny, ab heute könnt ihr P6 in unserer Jufi kaufen.“ Was für Außenstehende fremd klingt, ist in der kaufmännischen Schule Aalen (KSA) für jeden ein Begriff: Die Juniorenfirma bewirbt ihren Absatzschlager, den Energiedrink „P6“. Den gibt’s immer in der großen Pause am neuen Verkaufsstand der Jungunternehmer im Foyer der Schule. Heute bilden Julia Sedlak (17 Jahre), Selin Sari (16), Vanessa Vetter (16), David Sorg (17) und Benny Zieger (17) das Verkaufsteam. Die fünf sind Schüler des Berufskolleg I an der kaufmännischen Schule Aalen. Mit ihren 18 Klassenkameraden bilden sie die Klasse, die sich in der Jufiks (Juniorenfirma kaufmännische Schule) als Handelsunternehmer versuchen darf. Jung, unternehmerisch, flexibel, innovativ, kompetent und sozial, so umschreiben die Schüler das Profil ihrer Firma auf einem Faltblatt. Am Verkaufsstand leben die fünf das vor. Von 9.25 Uhr an haben sie schließlich nur 20 Minuten, ihre Dosen los zu werden. Sie sind freundlich, plauschen beim Verkauf, bedienen zügig die wartenden Kunden. Dafür gibt’s Lob von den Schulkameraden. Thorsten und Oscar nutzen die Pause, um sich einen flüssigen Energieschub zu holen: „Schmeckt gut, könnte aber ein bisschen billiger sein.“ Montag ist Jufiks-Tag für die Be- Julia Sedlak und Selin Sari (v. l.) im lockeren Plausch mit einer Kundin am neuen Verkaufsstand in der Aula der kaufmännischen Schule. In der großen Pause verkaufen sie den Energiedrink „P6“. Personal und Finanzwesen erarbeiten Plakate und Flugblätter, entwerfen Dienstpläne und buchen Warenein- und abgang, Gewinn und Verlust. „Das ist für die meisten das erste Mal, dass sie Rechnungen schreiben oder Kontakt mit dem Finanzamt haben“, meint Winkler. Bis zur großen Pause müssen die Firmenkonten auf dem neuesten Stand sein, denn nach der Pause folgen zwei Stunden Theorie – Produktsortimente werden analysiert, Nachfrage, Angebot und Preise in Einklang gebracht. Ganz ohne Frontalunterricht kommt die Übungsfirma nicht aus, schließlich fließt auch eine Klassenarbeit men.“ Winkler und Feil halfen den Schülern, ein passendes Produkt zu finden. Als erstes wurde der Energiedrink „P6“, den die P6 GmbH aus Westhausen vertreibt, an der Schule angeboten. Mittlerweile ist P6 das Zugpferd im Sortiment. Die Schulcaféteria wird beliefert, sogar eine Aalener Bäckerei zählt zu den Abnehmern. Winkler freut sich über steigende Absatzzahlen. Jufiks vertreibt zudem Produkte aus dem Sortiment des Aalener Cafés Samocca, das das Samariterstift Neresheim betreibt: Kaffee, Gebäck und Geschenkkörbe erweitern das Angebot. Zu Weihnachten seien gleich 80 Geschenkkörbe bestellt worden. „Das war richtig harte Arbeit“, erinnert sich Winkler. „Da mussten die Schüler außerhalb der Unterrichtszeit ran, um alle Aufträge abwickeln zu können.“ Nun soll das Sortiment ausgebaut werden. „Die Schüler entwickeln die Ideen selbst“, sagt Winkler, „wir versuchen Lücken zu finden, müssen uns an der Nachfrage der Schülerschaft orientieren.“ Dabei dürfe man nicht in Konkurrenz zur in der Schule beMontag ist Jufiks-Tag: Die 23 Schüler der Berufskolleg-I-Klasse arbei- triebenen Caféteria treten. ten in ihren Fachbereichen – Marketing, Finanzwesen, Auftragsab- Am neuen Jufiks-Verkaufsstand wicklung und Personalwesen – an den Rechnerplätzen des Übungs- ist an diesem Montag der Andrang nicht so groß. Die 16-jährige Isabel raumes, der „Unternehmenszentrale“. rufskollegklasse. Vier Schulstunden lang werden sie zu Arbeitern in ihrer Firma. Die Lehrerinnen Jutta Winkler und Claudia Feil sind die Chefs des Unternehmens. Zuerst unterrichten sie eine Doppelstunde praxisbezogen. „Wenn die Lieferungen kommen, müssen die Schüler morgens erstmal Paletten schleppen“, sagt Feil. Dann geht’s an die Rechnerplätze zur Büroarbeit. Die Abteilungen Marketing, über die Theorie in die Jufiks-Note ein. Zudem müssen die Schüler eine Bewerbungsmappe zusammenstellen, die benotet wird, und die Mitarbeiterleistung in der Firma wird bewertet. Im vergangenen Jahr feierte die Schule ihr 100-jähriges Bestehen. Bei der Jubiläumsfeier hatte der Verkaufsstand der Juniorfirma Premiere. Lehrerin Winkler: „Wir haben gleich 500 Euro eingenom- hat keinen Verkaufsdienst, trotzdem widmet sie ihre große Pause dem Kundenfang. Gemeinsam mit Hannes Barthle spricht sie Mitschüler an: „Es ist spannend zu erleben, wie es richtig abläuft.“ Um 9.47 Uhr rauschen die Rollläden am Stand nach unten, der erste Verkaufstag ist geschafft. Für Lehrerin Claudia Feil ist neben praktischen Erfahrungen und theoretischem Wissen ein anderer Aspekt der Juniorfirma wichtig: „Die Schüler entdecken neue Stärken.“ Durch den Arbeitsalltag würden soziale Kompetenz, Gesprächs- und Umgangsformen geschliffen. Pro Halbjahr lockt dafür sogar ein bisschen Gehalt: 40 Euro pro Kopf. „Letztes Jahr war der Zusammenhalt in der Klasse so groß, dass wir von dem Geld gemeinsam für drei Tage zum Wandern ins Kleinwalsertal gefahren sind“, erzählt Winkler. Die neue Klasse ist im neuen Schuljahr erst seit drei Wochen in der Firma. Die ersten Erfahrungen sind positiv, wie Alina Alawanos (17) und Manuel Deininger (18) bestätigen. Alina sagt: „Da weiß man erst mal, was für ein Aufwand hinter den Produkten steht.“ Michael bringt den Sinn der Juniorfirma auf den Punkt: „Ein Vorgeschmack auf das richtige Leben.“ Schüler sollen praktische Erfahrung sammeln Die Jufiks wurde an der Kaufmännischen Schule im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Die anderen beiden BerufskollegI-Klassen arbeiten ebenfalls in Übungs- firmen, allerdings ohne reale Produkte zu vertreiben. Auch die Klassen der Wirtschaftsschule dürfen an der KSA ihr unternehmerisches Geschick in Schülerfir- men erproben. Schulleiter Hartmut Schlipf erklärt: „Es ist wichtig, gerade in den kaufmännischen Ausbildungsbereichen mehr praktische Anschaulichkeit zu schaffen.“ BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag,13. November 2010 Wir bilden aus! Gut ausgebildete Fachkräfte sichern die Qualität unserer Arbeit. Das erreichen wir durch eine praxisnahe und handlungsorientierte Ausbildung im eigenen Unternehmen. Wir suchen darum motivierte junge Menschen, denen wir ab Herbst 2011 eine umfassende Ausbildung in diesen Berufen bieten: Bürokauffrau/-mann Kfz-Mechatroniker/-in (Nutzfahrzeugtechnik) Ihre Bewerbung richten Sie bitte an: Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallbewirtschaftung mbH Tanja Lakner Graf-von-Soden-Straße 7, 73527 Schwäbisch Gmünd Infotelefon: (0 71 71) 18 00-352 www.goa-online.de DES!GN HAUS Mit einem guten Schulabschluss und Interesse an einer dynamischen Branche können Sie bei uns Ihre berufliche Zukunft starten. 21 BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 Berufe schnuppern Kreisberufsschulzentrum bietet Koop 8, ein Pogramm für Hauptschüler D schlichtweg nichts von der Exis- über seine Sozial- und Fachkomtenz mancher Berufsfelder. petenzen“, erläutert Lehle. Am Ende hält er zudem ein Zertifikat in ur Förderung der beruflichen der Hand, das er seinen künftigen Orientierung hat das KBSZ drei Bewerbungen beilegen kann. Konzepte entwickelt: Neben einer Da jeder Schüler in jeden Bereich Kooperationsklasse wurde im Jahr Einblick erhalten könnte, sollen 2005 das so genannte Koop 8 ein- unrealistische Berufsvorstellungerichtet. „Das ist ein Angebot an gen rechtzeitig korrigiert werden. alle achten Klassen der Haupt- „Wie kommt der Schüler normaund Werkrealschulen im Ellwan- lerweise zu einem Praktikumsger Bereich“, erklärt Gregor Kennt- platz?“, fragt Lehle und kennt die ner, Fachabteilungsleiter für die Antwort: „Meistens organisieren Berufe, die einen Hauptschulab- die Mutter, der Vater oder der schluss voraussetzen. Etwa 160 Nachbar im Dorf in seinem Betrieb Schüler durchlaufen derzeit auf einen Platz.“ Ein vernünftiger freiwilliger Basis das Programm. Überblick oder gar eine realistiSie sind für insgesamt 18 Wochen sche Einschätzung der eigenen Fäjeweils vier Stunden pro Woche higkeiten sei für die Jugendlichen am KBSZ in Ellwangen. so nicht möglich. „Sie können drei Wochen lang in ein bestimmtes Berufsfeld hineinuch Gregor Kenntner kennt schnuppern“, sagt Lehle. Am Ende das Problem: „Viel zu viele haben die Schüler sechs verschie- Schüler stürzen sich nach dem Abdene Berufsfelder aus dem Spek- schluss auf einige wenige Berufe.“ trum der Ausbildungen am KBSZ Koop 8 zeige ihnen, dass es noch kennengelernt: KFZ mit Elektro, viele andere Möglichkeiten gebe: Metallbereich, Holzbereich, La- „Wir geben ihnen neue Ideen und bortechnik, Hauswirtschaft mit Erkenntnisse an die Hand“, fasst Gästebetreuung, Pflegebereich Kenntner zusammen. und Verkauf. Wenn beispielsweise ein Schüler „Der Schüler bekommt nach je- gerne etwas im gestalterischen Bedem Bereich Rückmeldungen reich machen möchte, müsste es nicht immer der heiß umkämpfte Ausbildungsplatz zum Goldschmied sein. „Da gibt es tolle Alternativen zum Beispiel als Stukkateur oder Schlosser, die auch kreativ arbeiten,“ erklärt Kenntner. Der große Vorteil dieser weniger „angesagten“ Arbeitsfelder sei eben, dass es später höhere Chancen auf einen Arbeitsplatz gibt. Die Realität in der Berufswelt habe überhaupt sehr wenig mit den Vorstellungen der Schulabgänger zu tun. Da sei ein späterer Abbruch der Ausbildung fast programmiert. „Sie merken oft im ersten Lehrjahr erst, dass der Beruf ihNeugier und Interessen: Jugendliche orientieren sich nen überhaupt nicht liegt.“ ie Wahl des richtigen Berufes ist für viele Schüler eine echte Herausforderung“, weiß Peter Lehle, kommissarischer Schulleiter des Kreisberufsschulzentrums (KBSZ) Ellwangen. Ein Kooperationsangebot namens Koop8 an Schüler der achten Klasse der Haupt- und Werkrealschulen soll den Schülern bereits sehr frühzeitig die berufliche Orientierung erleichtern. Den Erfolg bescheinigen dem Projekt die höchsten Vermittlungsquoten im Ostalbkreis. „Die Berufliche Schule ist eigentlich eine heimliche Gesamtschule,“ erzählt Peter Lehle. Nahezu jeder Abschluss sei mittlerweile an einer Beruflichen Schule machbar. „Unsere Erfahrungswerte sagen uns, dass hier oft über eine gelungene Integration in die Berufswelt entschieden wird.“ Die Jugendlichen seien dabei stark auf eine „vernünftige Betreuung“ angewiesen. „Den Schülern fällt die Berufswahl oftmals sehr schwer, da sie zu wenig Infos über die möglichen Berufe haben.“ Die Gründe seien vielfältig: Schüler orientierten sich zu sehr an der Berufswahl der Eltern, wählten sehr rollenspezifisch aus oder wüssten- Z A H Mit Spaß bei der Sache: Labortechnik für Hauptschüler ier greife die dritte Säule der Förderung am KBSZ: die Rückmeldungen zu Koop 8 und abschließende Kompetenzanalyse. „Diese führen wir gemeinsam mit den Hauptschulen“, erklärt Lehle. Zunächst werde geprüft, ob der Berufswunsch mit den eigenen Fähigkeiten in Einklang zu bringen sei. Falls nicht, werde nach Alternativen gesucht: „Die Jugendberufshelfer spüren in Zusammenarbeit mit der Schule möglichst Bereiche auf, in die die Schüler auch realistisch rein können“, sagt Lehle. Denn der schönste Berufswunsch bringe nichts, wenn es in dem Bereich schlichtweg keine Chance gäbe, auch eine Lehrstelle zu finden. Die Rückmeldungen der Schüler auf Koop 8 seien durchweg 22 Kreisberufsschulzentrum Ellwangen Das Kreisberufsschulzentrum firmiert als Gewerbliche, Hauswirtschaftliche und Kaufmännische Schule. Es weist vier Schwerpunktbereiche aus, in denen neben dem Technischen Gymnasium alle beruflichen Schularten angeboten werden. Die Schwerpunkte der Berufsschule sind Metall und Elektro, Gesundheit und Naturwissenschaft, Hauswirtschaft und Pflege, Wirtschaft und Verwaltung. Dazu kommt ein breites Spektrum von Aus- und Weiterbildung für Berufstätige und der Erwachsenenbildung. Kontakt: Kreisberufsschulzentrum Ellwangen Berliner Strasse 19 73479 Ellwangen www.kbsz-ellwangen.de Tel.: 07961 - 872-0 Fax: 07961 - 872-190 E-Mail: [email protected] positiv: „Die Schüler sind meist begeistert und bei den Eltern kommt die Berufsorientierung ebenfalls sehr gut an“, betont Lehle. „Natürlich würde das alles ohne das Zutun der Lehrer an den Haupt- und Werkrealschulen nicht funktionieren“, betont Lehle. Teilweise müssten an einigen Schulen die Stundenpläne eigens dafür umgestellt werden oder der Unterricht müsse früher enden, damit die Schüler rechtzeitig nach Ellwangen aufbrechen könnten. „Aber die meisten Kollegen haben die Idee gleich gut aufgenommen und beteiligen sich gern mit ihren Schülern an unserem Angebot“, sagt Lehle. D er Erfolg der Kooperation ist auch an den anschließenden Vermittlungsquoten der Schulabgänger messbar: Die Erhebungen der Jugendberufshelfer am KBSZ zeigen, dass die Zahl der am Ende vermittelten Jugendlichen in eine Berufsausbildung oder in eine weiterführende Schule in den vergangenen Jahren immer um 30 bis 50 Prozent höher lag als an den Nachbarstandorten. BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 23 Fit für die weite Welt Neues Unterrichtsfach „Global studies“ am Wirtschaftsgymnasium U nsere Welt wächst immer schneller zusammen. Neben guten Sprachkenntnissen braucht man dafür Wissen über andere Kulturen und ein sicheres Auftreten. Das neue Fach „Gobal studies“ bereitet auf diese Herausforderungen vor. Als Wahlpflichtfach wird es für die Schüler an Beruflichen Gymnasien seit einiger Zeit angeboten. Über ihre Erfahrungen mit dem neuen Fach berichten fünf Schülerinnen und Schüler des Wirtschaftsgymnasiums und die Lehrerin Dorothee Gräter. Als das Fach „Global studies“ im vergangenen Schuljahr zum ersten Mal am Wirtschaftsgymnasium unterrichtet werden sollte, musste Lehrerin Dorothee Gräter erst einmal die Werbetrommel rühren. Denn auch die Schüler mussten erst für das neue Fach gewonnen werden, viele Fragen mussten beantwortet und Skepsis überwunden werden. So hat die Lehrerin einen Flyer entwickelt, mit Hilfe dessen die Schüler erkennen konnten, ob das neue Fach überhaupt etwas für sie ist. Da wurde dann gefragt, ob man Lust habe, verschiedene Länder und Kulturen zu erforschen, auf Englisch debattieren zu lernen, mit anderen engagiert im Team zu arbeiten oder auch die internationalen Verflechtungen in Wirtschaft und Gesellschaft zu erforschen. Und wer das alles bejahen konnte, sollte auch noch Freude am Englischen haben und bereits eine weitere Fremdsprache in der Schule gelernt haben. „Global studies“ ist ein so genanntes Wahlpflichtfach und wird seit einiger Zeit in allen Eingangs- klassen der Beruflichen Gymnasien angeboten. Die Teilnahme ist freiwillig. Wer allerdings nach der Eingangsklasse dabei bleibt, der deckt mit „Global studies“ auch die Pflichtfächer Wirtschaftsgeografie und Datenverarbeitung ab. Andreas, Veronika, Pia, Ramona und Corinna haben sich mit 18 weiteren Schülern auf das neue Fach eingelassen, das sie jetzt bereits im zweiten Jahr belegen. Besonders gereizt hat sie dabei die Aussicht, ihr Englisch zu vertiefen und sich in dieser Sprache wirklich verständigen zu können. Das geschieht einmal dadurch, dass der Unterricht zum großen Teil auf Englisch erfolgt, zum anderen aber auch durch Übungen wie das Debating, wo es darum geht, nach vorgegebenen Regeln Argumente und Gegenargumente zu einem bestimmten Thema vorzubringen. D studies“ nicht nur größer, sondern auch alltagstauglicher geworden. Auch schätzen die Schüler am neuen Fach, dass es so vielseitig ist. Nicht nur ihr Englisch wird gestärkt, sondern auch ihre Kenntnisse über andere Kulturen werden erweitert. Obendrein werden sie fit gemacht in Datenverarbeitung, Wirtschaftsgeografie, Wirtschaftsethik und in Themen der globalen Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft. So erwirbt man in „Global studies“ nicht nur Fachkompetenzen, sondern auch eine gute Allgemeinbildung – oder wie Andreas es ausdrückt: „In den anderen Fächern lernt man fürs Abi, bei Global studies fürs Leben.“ W ährend es in den anderen Fächern oft noch üblich ist, dass ein großer Teil des Stoffes über die Person und das Wissen des Lehrers vermittelt wird, sind die Schüler in „Global studies“ viel stärker in die Unterrichtsgestaltung miteinbezogen. Das geschieht durch Plan- und Rollenspiele, durch interaktive Lernprogramme, Internetrecherchen und Präsentationen, die den Schülern beim Lernen einerseits mehr Freiräume gewähren, andererseits aber auch ihre Eigenverantwortung und Motivation stärken. Auch auf Schulbücher verzichten sie gern, lieber recherchieren sie aktuelle Daten und Infos selbst. ass man allein mit der Kraft der Sprache und mit guten Argumenten den anderen überzeugen muss, dabei ganz frei spricht und spontan und flexibel auf das Gegenüber reagieren muss und das alles im Blickkontakt mit der Zuhörerschaft, das war für die Schüler am Anfang schon gewöhnungsbedürftig. Jetzt aber finden sie es ganz prima, weil sie merken, wie sehr sie davon persönlich und fachlich profitieren. Pia erzählt, dass sie vor zwei Jahren noch nicht in der Lage war, mit ihrer spanischen Freundin eine richtige Unorothee Gräter erwägt nun, im terhaltung auf Englisch zu führen. zweiten Schulhalbjahr mit ihJetzt sei es ganz anders und sie ren Schülern an einem Debatingspreche viel flüssiger mit ihr, auch Wettbewerb teilzunehmen, eine ihr Wortschatz sei durch „Global E-Mail-Partnerschaft zu einer Schule im Ausland zu knüpfen oder auch in ein Projekt mit einem Unternehmen einzusteigen. In ihrem Fach geht es gerade auch darum, die Berufschancen der Jugendlichen zu erhöhen und sie fit zu machen für einen Arbeitsmarkt, der in Zeiten der Globalisierung ganz neue Herausforderungen stellt. Ein Studium der Kommunikations- und Kulturwissenschaften könnte sich Pia nach dem Abitur vorstellen, mit Politik- und Wirtschaftswissenschaften liebäugelt Ramona, während Andreas, Veronika und Corinna sich noch nicht auf ein konkretes Berufsziel festlegen wollen. Aber eines steht für die Fünf fest: So, wie sie sich Stück für Stück ins neue Fach „Global studies“ eingearbeitet haben, so wollen Länder und Kulturen kennenlernen, internationale Verflechtungen in sie auch ihre weiteren Ziele anWirtschaft und Gesellschaft erkunden, dabei auf Englisch debattieren ler- gehen: mit Leistung, Selbstvernen – diese Schülerinnen haben Spaß an ihrem Fach. trauen und Lust auf Neues. D Kaufmännische Schule Schwäbisch Gmünd Weit über 500 Vollzeitschüler und 600 Auszubildende werden zurzeit im Vollzeitbereich und in der Berufsschule von 75 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Die Schularten: Wirtschaftgymnasium, Berufsfachschule, sowie die Kaufmännischen Berufskolleg I, Berufskolleg II und Berufskolleg FH Ausbildungsberufe: Bankkaufmann/-frau, Bürokaufmann/ -frau, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Kaufmann/-frau im Großund Außenhandel, Industriekaufmann/-frau, Sozialversicherungsfachangestellter/angestellte, Verkäufer/-in. www.ksgd.aa.bw.schule.de Heidenheimer Straße 1 73529 Schwäbisch Gmünd Telefon: 07171-804200 E-Mail: [email protected] BERUFLICHE SCHULZENTREN IM OSTALBKREIS Samstag, 13. November 2010 24 Geschäftsführer (m/w) Kfm. Geschäftsführer (m/w) Bewirb Dich unter: Media Markt Aalen, Ellwangen oder Schwäbisch Gmünd Bewerbung Azubi Einzelhandelskaufmann (m/w) Verkaufsleiter (m/w) Bereichsleiter (m/w) Ihre Aufgaben: Abteilungsverantwortlicher (m/w) Sie lernen innovative Elektronikprodukte zu verkaufen. Das macht Spaß und hat Zukunft. Was es darüber zu wissen gibt und wie man diese Waren intelligent präsentiert, lernen Sie kaum irgendwo besser als bei uns. Unser ständig wachsendes Unternehmen bietet Ihnen auch nach der Ausbildung faszinierende Möglichkeiten. Fachberater (m/w) Ihr Profil: Als Auszubildender bei Media Markt haben Sie einen guten qualifizierten Schulabschluss. Sie sind kontaktfreudig, aufgeschlossen und begeistern sich für die Welt der Elektronik (Computer, Hifi, Handys, DVD usw.). Außerdem macht es Ihnen Spass, unsere Kunden wirklich gut zu beraten. AALEN z.Hd. Herrn Hartl Carl-Zeiss-Strasse 96 73431 Aalen Auszubildender Einzelhandelskaufmann (m/w) ELLWANGEN z.Hd. Frau Hildebrand Dr. Adolf-Schneider-Str. 20 73479 Ellwangen SCHWÄBISCH GMÜND z.Hd. Herrn Ganz Mühlweg 5 73525 Schwäbisch Gmünd