Vorhautverengung (Phimose) - Kinderarzt DDr. Peter Voitl

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Vorhautverengung (Phimose) - Kinderarzt DDr. Peter Voitl
Vorhautverengung (Phimose)
Unter Phimose versteht man eine Verengung der Penisvorhaut, die das Zurueckziehen unmoeglich macht. Bis
zum ersten Lebensjahr ist die Verklebung der Vorhaut normal und erfuellt eine Art Schutzfunktion, danach loest
sie sich meist bis etwa zum Schuleintritt von selbst. Eine Vorhautverengung liegt bei acht Prozent aller
Sechsjaehrigen vor.
Ursachen
Eine Vorhautverengung kann angeboren sein oder durch Vernarbung entstehen, wenn zu frueh versucht
wurde, die Vorhaut zurueckzustreifen, sie kann aber auch die Folge einer Entzuendung sein.
Die Vorhaut besitzt mehrere Funktionen: Zum einen schuetzt sie die Eichel waehrend der Windelphase des
Saeuglings und Kleinkindes vor Entzuendungen, zum anderen spielt die Vorhaut im Erwachsenenalter eine
wichtige Rolle fuer die Empfindlichkeit des Penis.
Symptome
Eine Vorhautverengung kann ein Leben lang bestehen, ohne Beschwerden zu verursachen, allerdings kann sie
auch die Ursache von Harnweginfekten, Problemen beim Urinieren oder auch beim Geschlechtsverkehr sein.
Vorhautverengungen, die zu einer Beeintraechtigung des Wasserlassens fuehren, erkennt man meist an einem
abgeschwaechten Harnstrahl, oft blaeht sich die Vorhaut beim Wasserlassen auf wie ein Ballon.
Die Vorhautenge erschwert aber auch die Reinigung der inneren Vorhautanteile und kann Entzuendungen
beguenstigen. Schmerzen bei der Erektion sind ebenfalls moegliche Folgen unbehandelter, bis in die
Pubertaet bestehender Vorhautverengungen. Auch eine besonders lange Vorhaut kann ein Hygieneproblem
darstellen und zu Harnweginfekten fuehren. Allerdings hat eine kanadische Untersuchung mit 70.000
Saeuglingen ergeben, dass 195 Kinder eine Beschneidung bekommen muessten, um einen einzigen
Harnweginfekt zu vermeiden. Zur Vorbeugung eines Harnweginfektes soll nur bei Hochrisikopatienten (z.B. bei
nicht korrigierbarem vesikoureteralem Reflux oder neurogener Blasenentleerungsstoerung) eine Operation
erfolgen.
Diagnose
Wen sich die Vorhaut nicht zurueckziehen laesst oder beim Zurueckziehen eine Einengung auffaellt, muss von
einer Verengung ausgegangen werden. Zudem koennen Verklebungen (Conglutinationes) zwischen der
Vorhaut und der Eichel bestehen. Davon abzugrenzen ist das so genannte Frenulum breve, eine Hautfalte, die
bei Zurueckziehen der Vorhaut zur Verformung der Eichel fuehrt. Bestehen nur Verklebungen zwischen dem
inneren Vorhautblatt ohne Verengung, liegt keine Phimose im eigentlichen Sinne vor. Der Harnstrahl ist sehr
duenn, und die Vorhaut blaeht sich beim Wasserlassen ballonartig auf.
Therapie
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Vorhautverklebungen ohne Verengung der Vorhaut selbst stellen bei Fehlen von Entzuendungen oder
Harnweginfekten keinen Grund zur Operation dar. Hier kann eine Salbenbehandlung mit einer
hormonhaltigen Creme oder auch einer Kortisoncreme versucht werden. Dabei sind Erfolgsraten von bis zu 80
Prozent erzielbar. Auch bei der unkomplizierten Vorhautverengung kann ein derartiger Therapieversuch
unternommen werden. Die Vorhaut soll so weit wie moeglich ohne Kraftanwendung zurueckgezogen werden,
danach wird die Creme aufgetragen.
Kleine Verklebungen, die sich nicht loesen, koennen vom Kinderchirurgen unter Verwendung einer
anaesthesierenden Creme geloest werden.
Die weitere Behandlung der kindlichen Vorhautverengung besteht primaer oder nach erfolgloser
konservativer Therapie in einer Operation. Angeborene und vor allem narbige Phimosen sollten spaetestens
bis zur Einschulung operiert werden. Auch bei wiederholten Entzuendungen unter der Vorhaut ist ein
operativer Eingriff anzuraten. Einerseits kann durch ein plastisches Operationsverfahren die Vorhaut erhalten
und nur die Verengung beseitigt werden (die so genannte "Welsh-Plastik" oder die "Triple-Inzision"),
andererseits kann eine komplette Beschneidung erfolgen, diese reduziert das Risiko von Harnweginfekten
oder moeglicherweise spaeter sogar von Karzinomen.
Ueber die psychischen Auswirkungen von Teil- oder Komplettbeschneidungen bei Kindern liegen derzeit nur
unzureichende Daten vor. Die Komplikationsrate der operativen Therapie liegt bei etwa 1,4 bis 3 Prozent und
beinhaltet die Moeglichkeit einer Nachblutung, Wundinfektion oder auch der erneuten Verengung der
restlichen Vorhaut.
Kontraindikationen zur Operation sind lokale Infektionen und alle angeborenen Anomalien des Penis, vor
allem ein falscher Abgang der Harnroehre (Hypospadie). Es werden fast immer Naehte verwendet, die sich
selbst nach der Wundheilung aufloesen, sodass eine Fadenentfernung nicht notwendig ist.
Vorbeugung
Ziehen Sie bei Neugeborenen oder Saeuglingen niemals die Vorhaut gewaltsam zurueck. Sie kann Risse
bekommen, die vernarben und schlieszlich zu einer echten Vorhautverengung fuehren.
Die Paraphimose
Wird eine zu enge Vorhaut gewaltsam zurueckgestreift, kann es zur Einklemmung der Eichel und damit zu
Stoerungen des Blutabflusses kommen. In diesem Fall kann es zu einer Durchblutungsstoerung des Penis mit
blaeulicher Verfaerbung kommen; ein Arzt sollte umgehend konsultiert werden.
Zeitpunkt der Operation
Die Auffassungen darueber, wann eine Phimose - auch bei klinischer Symptomfreiheit - zu behandeln ist,
gehen weit auseinander. Sie reichen von der routinemaeszigen Zirkumzision Neugeborener ueber die
Empfehlung der generellen Beseitigung der Phimose bis zum Schulalter bis hin zu einer abwartenden Haltung
noch waehrend der Pubertaet.
Die aktuelle Tendenz zeigt aber deutlich eine abwartende Haltung, viele Kinderchirurgen empfehlen eine
Operation erst zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr, da sich viele Phimosen bis dahin noch weiten
bzw. durch Ziehen an der Vorhaut seitens des Jungen selbst behoben werden. Zudem kann die Zeit genutzt
werden, um zuerst eine nicht operative Behandlungsalternative durchzufuehren. Manche Aerzte lehnen die
Zirkumzision vor allem bei Saeuglingen und Kleinkindern ab. Vor der Operation empfehlen viele Aerzte den
Versuch einer drei- bis sechswoechigen Salbenbehandlung.
Andererseits kann auch eine fruehe Operation Vorteile haben, um z.B. Entzuendungen zu vermeiden.
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Eine Beschneidung ihrer Soehne aus religioesen oder traditionellen Gruenden wuenschen manche Eltern
unabhaengig von medizinischen Gruenden, auch hier sollte aber jedenfalls ein qualifizierter Arzt beigezogen
werden.
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Inhalt erstellt: 13. Januar 2007.
Letzte Aenderung: 26. Juli 2011.
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