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Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 1 von 76 Nicole Helm "Die artgerechte Haltung, Fütterung und Züchtung von Lamas und Alpakas im Vergleich zu Schafen am Beispiel des Gutshof Borckenstein" Reife- und Diplomarbeit anlässlich der Reifeprüfung an der HBLA Sitzenberg, Niederösterreich, Mai 2001 Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Einleitung 2 Allgemeines 2.1 Lamas und Alpakas 2.1.1 Zoologischer Begriff 2.1.2 Abstammung 2.1.3 Herkunft 2.1.4 Domestikation 2.1.5 Natürliche Lebensverhältnisse und heutige Nutzungsformen 2.1.6 Lamas und Alpakas außerhalb ihrer Ursprungsländer 2.1.7 Kriterien zur Klassifizierung von Lamas und Alpakas und ihre Rassen 2.1.7.1 Alpaka 2.1.7.2 Lama 2.1.7.3 Lama-Alpaka-Kreuzung 2.1.8 Rasseneinteilung 2.1.8.1 Lama 2.1.8.2 Alpaka 2.1.9 Körpermerkmale von Neuweltkameliden 2.1.9.1 Körperbau 2.1.9.2 Anatomie 2.1.9.2.1 Skelett 2.1.9.2.1.1 Die Wirbelsäule 2.1.9.2.1.2 Die Gliedmaßen 2.1.9.2.1.3 Die Füße 2.1.9.2.1.4 Der Kopf 2.2 Schaf 2.2.1 Zoologischer Begriff 2.2.2 Abstammung 2.2.3 Herkunft 2.2.4 Domestikation 2.2.5 Natürliche Lebensverhältnisse und Nutzungsformen 2.2.6 Rasseneinteilung 2.2.7 Beschreibung der in Österreich bedeutenden Schafrassen 2.2.8 Körpermerkmale von Schafen 3 Charakteristika des Gutshof Borckenstein 4 Haltung 4.1 Umwelt 4.1.1 Natürliches Verhalten 4.1.1.1 Sozialverhalten und Herdenverhalten 4.1.1.2 Spucken 4.1.1.3 Kotplatz http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 2 von 76 4.1.1.4 Wälzen und Rollen 4.1.1.5 Geräusche 4.1.1.5.1 Brummen (Summen) 4.1.1.5.2 Glucksen 4.1.1.5.3 Gurgeln (Grunzen) 4.1.1.5.4 Alarmschrei 4.1.1.6 Stellung der Ohren und des Schwanzes 4.1.2 Verhaltensstörungen 4.1.2.1 Berserk - Male - Syndrom 4.1.2.2 Hengstverhalten der Stute 4.2 Haltungsformen 4.2.1 Familienverband 4.2.2 Geschlechtergetrennte Haltung 4.2.3 Vergesellschaftungen 4.3 Stallhaltung 4.3.1 Anforderungen an den Stall 4.3.1.1 Raum und Platzbedarf 4.3.1.2 Ansprüche an Temperatur, Luft und Licht 4.3.1.3 Bodenansprüche 4.3.1.4 Fütterungseinrichtungen 4.3.1.5 Sonstige Einrichtungen 4.3.1.5.1 Lämmerschlupf und Schlupfweiden (Creep grazing) 4.3.1.5.2 Türen und Eingänge 4.3.2 Paddock 4.3.3 Weidehaltung 4.3.3.1 Fressgewohnheiten und Verhalten auf der Weide 4.3.3.2 Einflüsse auf den Erfolg der Weidenutzung 4.3.3.3 Weideeinzäunung und Weideeinrichtungen 4.3.3.4 Unterstand 4.3.3.5 Grünlandpflege 4.3.3.6 Weidedüngung 4.4 Pflege und Hygienemaßnahmen 4.4.1 Kastration 4.4.2 Schur 4.4.3 Baden 4.4.4 Hufpflege 4.4.5 Kennzeichnung und Buchführung 4.4.5.1 Tätowieren 4.4.5.2 Ohrmarken 4.4.5.3 Microchips (Transponder) 4.4.5.4 Kerben der Ohren 4.4.5.5 Farbstempel, Farbstift und Farbspray 5 Fütterung 5.1 Verdauungsapparat 5.2 Nähr- und Wirkstoffe 5.2.1 Mineralstoffe 5.2.1.1 Kalzium (CA) 5.2.1.2 Phosphor (P) 5.2.1.3 Magnesium (Mg) 5.2.1.4 Kalium (K) 5.2.1.5 Schwefel (S) 5.2.1.6 Eisen (Fe) 5.2.1.7 Zink (Zn) 5.2.1.8 Mangan (Mn) http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 3 von 76 5.2.1.9 Kupfer (Cu) 5.2.1.10 Molybdän (Mo) 5.2.1.11 Kobalt (Co) 5.2.1.12 Jod (J) 5.2.1.13 Selen (Se) 5.2.2 Vitamine 5.2.2.1 Vitamin A 5.2.2.2 Vitamin D 5.2.2.3 Vitamin E 5.2.2.4 Thiamin 5.3 Bedarfsdeckung 5.4 Fütterung der Lämmer und Fohlen 5.5 Fütterung der Alttiere 5.6 Fütterungsmanagement 5.7 Ernährungszustand 5.8 Weidepflanzen und Giftpflanzen 6 Zucht 6.1 Anatomie der Geschlechtsorgane 6.1.1 Männliche Geschlechtsorgane 6.1.2 Weibliche Geschlechtsorgane 6.1.3 Geschlechtsreife und Zuchtreife 6.1.4 Paarung und Paarungsverhalten 6.1.5 Künstliche Besamung 6.1.6 Trächtigkeit 6.1.7 Geburt 6.2 Zuchtmanagement 6.3 Exterieurbeurteilung 7 Krankheiten 7.1 Viren 7.2 Bakterien 7.3 Parasiten 7.4 Seuchen 7.5 Impfungen 8 Schlussfolgerung 9 Resumee 10 Literaturverzeichnis / Quellenverzeichnis / Links Vorwort Die Themenstellung dieser Arbeit geht auf eine intensive Auseinandersetzung mit Innovation und Zukunft in der Landwirtschaft zurück. Im Rahmen des Unterrichts, aber auch durch besondere Veranstaltungen an der Höheren Bundeslehranstalt für Land- und Ernährungswirtschaft Sitzenberg geleistete Arbeit förderte mein Interesse zu dieser Thematik. Dass die Neuweltkamelidenhaltung solch eine Innovation in der Landwirtschaft darstellen können, zeigte man mir auf dem Gutsbetrieb Borckenstein während meiner Praxis im Sommer 1999. Diese Erfahrungen veranlassten mich dazu, meine Arbeite über Lamas und Alpakas zu verfassen. Ob eine Innovation im Bereich der Tierhaltung mit mehr Aufwand in der Haltung, Fütterung und Zucht verbunden sein muss, versuche ich in meiner Arbeit herauszufinden. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 4 von 76 Meiner Lehrerin, Frau Professor Dipl. Ing. Ilse Strasser, die die Entstehung der Arbeit mit wissenschaftlichem Rat, steigendem Ansporn und kritischen Anmerkungen unterstützte, gilt mein besonderer Dank. Mein Dank gilt natürlich auch der Familie Borckenstein, die mich nicht nur mit Informationsmaterial und mit praktischen Erfahrungen unterstützte, sondern der ich es überhaupt zu verdanken habe, dass es zu dieser Arbeit kam. Weiters möchte ich dem Lama- Register Austria und dem Österreichischem Schafzuchtverband für die gewährte Hilfestellung danken. Ebenso verdienen meinen Klassenkameraden und Freunde, im besonderen meine Diplomarbeitspartnerin Maria Leitner, ein herzliches Dankeschön. Gewidmet sei diese Schrift aber meiner Familie, einschließlich Joachim Krammer, die viel Mühe und Kraft aufwenden mussten, um mich bis zur Fertigstellung dieser Arbeit zu begleiten. Aus programmiertechnischen Gründen wurden die Quellenangaben nicht unmittelbar an die Zitate angefügt. Die verwendete Literatur und die Quellen für die Bilder in der Gesamtheit finden Sie am Ende der Arbeit. | top | 1 Einleitung Die der Arbeit zugrunde liegende Idee ist die Frage nach möglichen Innovationen in der Landwirtschaft, im besonderen in der österreichischen Landwirtschaft. Denn diese hat einen großen Vorteil gegenüber vielen anderen Wirtschaftszweigen, da sie Innovation und Tradition verbinden und sich damit eine neue Zukunft schaffen kann. Innovationen können vielfältig Formen annehmen. Bereits mit Geräten, neuen Betriebsformen, Produkten, Pflanzen- oder Tierarten und dergleichen kann sich ein konventioneller Betrieb zu einem innovativen wandeln. Doch oft schreckt man vor dem Wort "Innovation" zurück. Schließlich sind Neuerungen mit Investitionen, Umstellungen und eventuell auch mit Mehraufwänden verbunden. Skepsis ist daher angebracht. Aber durch genaue Information lässt sich das Risiko, welches meist mit Innovationen einhergeht, minimieren. Diese Arbeit mit dem Titel "Anforderungen an die Haltung, Züchtung und Fütterung von Lamas und Alpakas im Vergleich zur Schafhaltung anhand einer Gegenüberstellung am Gutshof Borckenstein" soll eine Informationsquelle zur Möglichkeit der Innovation durch die Neuweltkamelidenhaltung und -nutzung sein und zugleich neue Erkenntnis darüber gewinnen, ob diese Erneuerungen im Bereich der Tierhaltung mit mehr Aufwand in der Haltung, Fütterung und Zucht verbunden sind. Die Arbeit stützt sich deshalb auf die Haltung und Zucht von Neuweltkameliden, weil diese nicht nur am amerikanischen Kontinent eine bedeutende Rolle spielen, sondern sich bereits in Europa und somit auch in Österreich ausbildet. Doch bevor man den Nutzen von Neuweltkameliden bewerten kann, muss man sich mit ihrer Haltung beschäftigen. Die Bereiche von Haltung, Fütterung und Zucht sind selbstverständlich weit verzweigt. Dazu kommt, dass man auch die natürliche Herkunft der Tiere sowie ihr Verhalten berücksichtigen muss. Um daher den Bogen nicht zu weit zuspannen, beschränkt sich diese Arbeit auf wesentliche Punkte, welche die Unterschiede http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 5 von 76 und die daraus resultierenden Vor- und Nachteile, aber auch Übereinstimmungen in der Haltung, Fütterung und Zucht zwischen der Lama- und Alpakahaltung und jener von Schafen klar herausarbeitet. Dadurch soll nicht nur ein Bezug geschaffen werden, sondern auch deutlich vergleichbar sein, welche Tierart, ob Neuweltkameliden oder Schafe, in ihrer Haltung, Futterung und Zucht einfacher ist. | top | 2 Allgemeines 2.1 Lamas und Alpakas 2.1.1 Zoologischer Begriff Die Säugetiere Lama und Alpaka gehören zur Familie der Kameliden (Camelidea) , welche sich in - · Altweltkameliden ( Gattung Camelus ) und - · Neuweltkameliden ( Gattung Lama) unterteilen. Beide Kamelidenarten zählen damit zur Ordnung der Paarhufer ( Artiodactyla) und bilden gemeinsam die heute einzige lebende Familie der Unterordnung Schwielensohler (Tylopoda). "Die Gattung Lama umfasst lediglich zwei Arten, das Guanako( Lama guanacoe) und das Vikunja (Lama vicugna), die [...] als wildlebende Vorfahren der domestizierten Formen Lama (Lama glama) und Alpaka ( Lama pacos) in Betracht kommen." | top | 2.1.2 Abstammung Die heutigen Arten der Kameliden sind die Überlebenden einer weitverbreiteten und vielfältigen Gruppe. Die frühesten fossilen Kamelidenfunde stammen aus dem letzten Teil des Eozän (ungefähr vor 40 Jahrmillionen) aus Nordamerika. Die Tiere waren hasengroß, http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 6 von 76 hatten vierzehige Füße und ein noch wenig differenziertes Gebiss. Der Höhepunkt der Entwicklung der Kameliden fand am Ende des Miozän vor ungefähr 10 Millionen Jahren statt. Während der Eiszeit, genauer im Pleistozän (ca. vor 2 Millionen Jahren), begannen Kamele (Dromedare, Trampeltiere) über die Landbrücke im Bereich der heutigen Beringsee von Mittel- und Nordamerika nach Asien abzuwandern. Über Mittelamerika verbreiteten sich die Neuweltkameliden über den ganzen südamerikanischen Kontinent. Funde aus Nordamerika ergaben, dass die Kamelidenarten gegen Ende des Pleistozän, nach der Einwanderung der ersten Menschen, vor ungefähr 12000 Jahren im nördlichen Amerika gänzlich ausstarben. Die Gründe dafür sind nicht bekannt, wobei eine Ausrottung durch den Mensch aber nicht auszuschließen ist. Durch die Entdeckung Amerikas vor 500 Jahren benannten fortan die Europäer den amerikanischen Kontinent als die Neue Welt. Die Gattung der Kameliden, die auf diesen Gebiet heimisch war und ist, wurde somit als "Neuweltkameliden" bezeichnet. Die Wildformen, das Guanako und das Vikunja, sind heute noch die letzten Vertreter einer einst artenreichen Gruppe in Südamerika und zugleich die größten wildlebenden Pflanzenfresser dieses Kontinents. "Die größte Anpassungsfähigkeit und somit das weiteste Verbreitungsgebiet innerhalb der Neuweltkameliden weist das Guanako auf, das von Regionen auf dem Niveau des Meeresspieles bis zu Höhen von 4000 Metern in den Anden reicht. Der Lebensraum des Guanakos umspannt neben kalten und warmen Graslandschaften auch Buschgebiete, Baumsavannen und Trockenregionen. Die früheren Bestände des Guanakos in Millionenhöhe sind auf Grund von Bejagung und Verdrängung auf nur noch etwa 100000 - 150000 geschrumpft. Der größte Teil dieser Tiere lebt in Argentinien. In Peru, Bolivien und Chile existieren nur noch Restbestände in Form von verstreuten Herden. Das Guanako wird in vier Unterarten bzw. Subpopulationen unterteilt. Der größte Vertreter ist das Flachland-Guanako ( Lama guanacoe guanacoe), welches eine kräftige Färbung besitzt und im südlichen Patagonien, in Feuerland und Südargentinien beheimatet ist. Ein Guanako, das eine Graufärbung des Kopfes und entlang des Halses aufweist, ist das in Chile lebende Lama guanacoe buanacus. Von deutlich kleinerem Wuchs sind die nordargentinischen Guanakos (Lama guanacoe voglii). Das Hochland-Guanako (Lama guanacoe cascilensis) schließlich stellt das nördlichste Vorkommen dieser Tiere dar. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 7 von 76 Auch beim Vikunja, dem kleineren der beiden wildlebenden Formen, existieren Unterarten. Diese unterscheiden sich vornehmlich durch ihre unterschiedliche Körpergröße. Das Lama vicugna mensalis weist eine Schulterhöhe von weniger als 70 cm auf, außerdem fehlt die weiße Brustfahne und es besitzt eine kräftigere Vliesfarbe als das seidigweiße Großvikunja ( Lama vicugna elfridae), das eine Größe von etwa 70 cm besitzt und vermutlich auf das Vorkommen von Lama-Vikunja-Kreuzungen zurückzuführen ist. Dem Vikunja fällt ein wesentlich kleineres Verbreitungsgebiet als dem Guanako zu. Sein Vorkommen ist auf Höhenlagen zwischen 3700 und 5500 Meter beschränkt. Dabei handelt es sich weitgehend um hochgelegenes Steppengebiet , welches oberhalb der Baumgrenze, aber unterhalb der Schneegrenze in trockenkaltem Klima liegt. Dort ist es auf der ständigen Suche, um "harte" Pflanzen zu finden. Denn das Vikunja ist das einzige lebende Huftier, dass wie ein Nagetier ständig nachwachsende untere Schneidezähne besitzt und deshalb eine entsprechende Ernährung benötigt, damit sich die Zähne abnützen. Die Bestände der Vikunjas sind ebenfalls wie jene der Guanakos wegen Bejagung zurückgegangen, wobei sich heute aber wieder etwa 125000 Tiere dieser Art im südlichen Peru, in Bolivien und im nördlichen Chile aufhalten sollen. Die Frage nach der oder den Stammformen von Lamas und Alpakas ist bis heute umstritten, da die Körpergröße von Lama, Guanako, Alpaka und Vikunja sowie ihr Knochenbau keine Auskunft über die Abstammung zulassen. Eine eventuelle Zuordnung ist durch die Schneidezähne möglich, da diese sich in 3 Gruppen einteilen lassen. Während die Schneidezähne von Guanakos und Lamas nicht abgegrenzt werden können, sind jene von Vikunjas eindeutig identifizierbar. Die Zähne des heutigen Alpakas weisen in ihrem Aufbau eine Ähnlichkeit mit den Milchschneidezähnen der Vikunjas auf. Daraus lässt sich schließen, dass das Alpaka mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl Guanakos als auch Vikunjas als Vorfahren hat. Es existieren aber Abstammungstheorien, die davon ausgehen , dass das Alpaka vom Guanako abstammt und nicht vom Vikunja. Einigkeit besteht aber darin, dass das Guanako die Stammform für das Lama bildet." | top | 2.1.3 Herkunft Wie bereits erwähnt, wurden mit der Entdeckung Amerikas auch die dort beheimateten Kameliden als die "Kameliden der Neuen Welt", respektive Neuweltkameliden, bezeichnet. Ihr Name gibt also schon einen deutlichen Hinweis auf ihre Heimat. Die Lamas und Alpakas der südamerikanischen Anden haben durch ihre extreme Anpassungsfähigkeit die heimatlichen Grenzen überschritten und leben deshalb heute bereits in der "Alten Welt". "Nach Angaben aus dem Jahr 1989 bis 1991 von Maximo Gamarra war die Anzahl der Lamas in Südamerika auf Grund von Viehzählungen, die von den jeweiligen Landwirtschaftsministerien durchgeführt wurden, 3,7 Millionen. Demnach konzentrierte sich die Haltung hauptsächlich auf die Kordilleren zwischen 10° und 21° südlicher Breite." Zum Ende des zweiten Jahrtausends (die Angaben stützen sich auf das Jahr 1999) schätzt man die Zahl der Lamas und Alpakas in Latein Amerika auf insgesamt 5,4 Millionen Stück. Davon entfallen auf Bolivien 1,9 und auf Peru 3,5 Millionen. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 8 von 76 Das kleinere Alpaka wird heute noch in Höhenregionen der Anden bis in 4 800 m gehalten. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über das Hochland von Peru und Bolivien bis zum Norden Chiles und Argentiniens, wobei die Gesamtpopulation der Alpakas von Maximo Gamarra auf etwa 3,3 Millionen geschätzt wurde. | top | 2.1.4 Domestikation "Mit der beginnenden Domestikation von Guanakos vor 7 000 bis 6 000 Jahren gehören die daraus resultierenden Haustierformen Lama und Alpaka jedenfalls mit zu den ältesten Haustierrassen. In den kargen Gebieten der Anden Südamerikas hatten die damaligen Bewohner erst durch die Nutzbarmachung dieser Tiere die Möglichkeit einer sicheren Existenzgrundlage […]." Durch sie konnten sie sich mit Nahrungsmitteln, Leder, Fellen, Wolle etc. versorgen. "Erste Hinweise auf eine beginnende Domestikation der Neuweltkameliden finden sich ab 5500 - 3500 v. Chr.[...] Zu dieser Zeit trat auch der für das Alpaka typische Zahntyp erstmals auf. Die Anfänge der Domestikationsprozesse, die zur Herausbildung von Lamas und Alpakas führten, reichen damit mehr als 7.000 Jahre zurück" Vorwiegend diente die Kamelidenhaltung der Fleischproduktion. In den folgenden Jahrhunderten wurden Lamas durch den Menschen in den Tälern der Anden und in deren höhergelegenen Regionen verbreitet. Das Alpaka fand dagegen erst etwa 1800 v. Chr. in den Andentälern Verbreitung. Ein Wandel des Nutzungsschwerpunktes von der Fleischproduktion zur Wollnutzung fand erst um 500 n. Chr. im Titicaca-Becken statt, wo sich schon früh Tendenzen zur Haltung von älteren Tieren, vermutlich als Wolllieferant und Transportmittel , belegen lassen. Durch die Verwendung von Lamas als Transportmittel konnte ein Warenaustausch und ein reger Handel erfolgen, der später mitunter eine Basis für das rasche Wachstum des Inkareiches darstellte. Das Reich der Inka erstreckte sich vom Meeresniveau bis in Höhen von über 5000 Meter. Durch die große Anpassungsfähigkeit der Lamas an alle Höhenlagen und durch die ihre hohe Leistungsfähigkeit in hochalpinen Gebieten war es den Inkas möglich, verschiedenste ökologische Zonen über große Distanzen im Handel zu verbinden. Eis wurde von den Gletschern ins Tal gebracht, Salz vom Meer in die Berge, Erz aus den Mienen zu den Verarbeitungsstätten. Dabei wurden die Last jeweils auf einen Teil großer Lamaherden gebunden. Nach einem halben oder ganzen Tag Gehzeit wurde der anderen Teil dieser http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 9 von 76 Herden belastet. "Immer noch befördern Lamas die Lasten der Indianer in denjenigen Gegenden, die von Autos, Flugzeugen und Eisenbahnen nicht erreicht werden. Obwohl man Wolle auf wirtschaftlichere Weise von Schafen gewinnt, ist die Alpakawolle [...] feiner und weit begehrter als die der meisten Schafrassen. In der nordchilenischen Provinz Nahrun Arica werden neuerdings von Regierungsseite größere Versuche unternommen, die dortigen Bewohner wieder mit der Alpakazucht und der Alpakawollverarbeitung vertraut zu machen; man hofft so eine Verarmung und Abwanderung der Indianer in den Elendsvierteln der Städte zu verhindern." Die wertvolle Wolle der kleineren Alpakas war immer schon eine begehrte Handelsware und ermöglichte es den Indios, in den entlegenen Gebieten eine solide Grundlage für einen florierenden Warenaustausch zu schaffen. Doch die Kameliden der Neuen Welt dienten nicht nur als Transporttiere oder Wolllieferanten. Ebenso machte man sich das Fleisch, die Haut, das Fett und die Knochen von Schlachttieren zu nutze. Weiters verwendete man den Dung der Tiere als Brennmaterial und die Wolle zur Herstellung von Textilien , Seilen und Säcken. Auch in der Religion der Inkas spielten Lamas und Alpakas eine bedeutende Rolle. Einfärbige schwarze Lamas wurden geopfert, um Regen zu erbitten, während weiße Lamas als Stammesahnen verehrt wurden. Ein rotes Lama diente den Herrschern als Gesangspartner bei Hofe. Lamas und Alpakas hatten aber auch während der Inkazeit eine wesentliche Bedeutung für militärische Zwecke. Die Inkas entwickelten ein detailliertes Zuchtprogramm. Das Zuchtmanagement lag in den Händen von erfahrenen Hirten und es fanden regelmäßig Rennen und Wettkämpfe zur Prüfung der Leistungsfähigkeit statt. Die Inkas ermutigten viele Familien dazu, in die von ihnen neu eroberten Gebiete zu siedeln, indem sie ihnen eine gewisse Anzahl von Lamas oder Alpakas bewilligten und sie von Frondiensten und Steuern befreiten. Dadurch fanden Lamas und Alpakas ihre maximale Verbreitung. Mit dem Eintreffen der Spanier in der Neuen Welt setzte der Rückgang der Alpaka- und Lamabestände ein. Im folgenden Jahrhundert wurde der Bestand um rund 90% reduziert. Es kam dadurch zu einem völligen Zusammenbruch der Kamelidenzucht und mit ihr zum Untergang des Wissen über Zuchtstrategien und -management. Als Ursachen für die fortschreitende Ausrottung sind einerseits die von den Spaniern importierten Schafe, welche die Kameliden zunächst in den Küstenregionen und später auch im Hochland verdrängten, aber auch die miteingeschleppten Krankheiten, die die Kameliden dezimierten, verantwortlich. Als Folge des Niederganges der Tiere kam es zu massiven Hybridisierungen zwischen Lamas und Alpakas, was sich heute noch an der groben und unausgeglichen Faserqualität der Vliese erkennen lässt. | top | 2.1.5 Natürliche Lebensverhältnisse und heutige Nutzungsformen Lamas und Alpakas kommen als Haus- und Nutztiere in verschiedensten Gebieten vor, es ist daher fast unmöglich, ihnen einen optimalen Lebensraum zuzuordnen. Nicht domestizierte Lamas halten sich meist in Höhen zwischen 2300 und 4200 Metern auf, während Alpakas Höhen bis 4800 Meter bevorzugen. Diese Kamelidenarten sind an das http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 10 von 76 Leben in solchen Höhen angepasst; da ihr Hämoglobin die Fähigkeit besitzt, mehr Sauerstoff aufzunehmen als andere Säugetiere. "Das Lama ist in seiner Heimat das ideale Lasttier - fähig sogar in einer Höhe von 5.000 Metern bei dünner Atemluft 50 kg Gewicht über 30 Kilometer am Tag zu tragen. Seine Wolle ist nicht so wertvoll wie die des Alpakas oder gar des Vikunjas, das Fleisch nicht so beliebt wie das des Vikunjas oder Guanakos, und mit zunehmender Motorisierung verliert das Lama auch an Bedeutung als Tragtier. Aber seinem Menschen gegenüber freundlichen Gemüt bleibt das Lama in den entlegenen Tälern der Anden ein geachtetes Allzweck Nutztier. Während das Lama noch größer als das Guanako wird, ist das Alpaka zwar etwas kleiner als dieses, aber das stämmigste Tier der Gattung." Ein weiteres wichtiges Merkmal, welches Neuweltkameliden besitzen und ein Überleben in hochalpinen Gebieten möglich macht, ist die "Hasenscharte": Die gespaltene Oberlippe bildet ein Greiforgan, das diese Wiederkäuern befähigt, auch kleinere Pflanzen einzeln vom Boden zu pflücken. Da in ihrer natürlichen Heimat große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht herrschen, sind diese Tiere auch bei uns sehr temperaturunempfindlich. "Während die Großkamele der Alten Welt Tiere der Ebene sind, angepasst an die endlos weiten Wüsten- und Steppengürtel Nordafrikas und Vorderasiens wie der innerasiatischen Hochfläche, leben die Lamas oder Kleinkameliden der Neuen Welt sowohl in ebenem Gelände als auch vor allem im Gebirge. Die Sohlenballen ihrer Zehen sind deshalb nicht so breit wie bei den Großkamelen, sonder schmal und beweglich; sie geben den Tieren auch noch auf felsigen Saumpfaden und unwegsamen Geröllhalden sicheren Halt." Wie bereits erwähnt werden Alpakas, aber auch Lamas und Schafe, zur Wollgewinnung genutzt; dies führte zu einer fälschlichen Benennung der Kleinkamele als sogenannte "Schafkamele", wobei ausdrücklich erwähnt werden muss, dass Kameliden zoologisch mit Schafen nicht in Verbindung stehen. Natürlich nutzt man Lamas und Alpakas nicht nur als Lasttiere und Wolllieferanten, sondern diese Tiere haben auch heute noch Bedeutung bei den südamerikanischen Einwohnern als Opfertiere sowie als Fleischlieferanten. Zum Lamafleisch ist zu bemerken, dass es einen sehr geringen Cholesteringehalt (der Gehalt ist zehnmal geringer als der von Schaffleisch) aufweist und vorwiegend nur von der armen Bevölkerungsschicht gegessen wird. Oft findet man Lamafleisch auch als Fleisch anderer Tierarten deklariert, um dadurch einen höheren Preis zu erzielen, denn der Frischfleischpreis liegt deutlich niedriger als das für Schaf- und Rindfleisch. Getrocknetes Lamafleisch (Charqui) findet eine höhere Akzeptanz. Die Produktion von Schinken , Wurstwaren und Konserven befindet sich erst im Entwicklungsstadium. Dennoch werden http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 11 von 76 ca. 9 -10 % der Lamapopulation jährlich zur Fleischgewinnung geschlachtet. Die Schlachtausbeute liegt bei Alpakas bei 50 - 60%, bei Lamas gibt es diesbezüglich keine Angaben. Schafe haben eine Schlachtausbeute von rund 50 %. Weiters werden Felle für Teppiche, Wandbehänge und Decken genutzt. Das Leder findet wegen seiner ungleichmäßigen Struktur nur geringen Einsatz in der Lederverarbeitung. Die Andenbevölkerung macht sich auch den Dung, der in Form von kleinen Pellets anfällt, als Heizmaterial zunutze. Ebenso stellt sie aus dem Fett von Lamas und Alpakas Kerzen her. "Die Faser gilt als Basis für hochwertige Luxustextilien und wird überwiegend nach Italien (50 %), Deutschland (10 %), Großbritannien (19 %) und Japan (15 %) exportiert, 15 % gehen in andere Länder." Trotzdem ist die Fasernutzung der Neuweltkameliden in Südarmerika sehr stark von der Schafzucht verdrängt worden, wobei man jedoch heute wieder erkennt, dass Kleinkamele ökologisch bestens an die extremen Standorte angepasst sind. Eine gemischte Beweidung mit verschiedenen Tierarten könnte eine bedeutend bessere Nutzung der Futterpflanzen ergeben. Mit diesen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und ihrem freundlichen, scheuen, aber auch neugierigen und aufmerksamen Wesen sind Lamas und Alpakas für die lateinamerikanische Bevölkerung und deren Landwirtschaft und Wirtschaft nicht wegzudenkende hochsozialisierte Herden- und Nutztiere geworden, die sich auch in anderen Kontinenten immer mehr Beliebtheit erfreuen. | top | 2.1.6 Lamas und Alpakas außerhalb ihrer Ursprungsländer "Schon vor dem Jahr 1900 v. Chr. fanden südamerikanische Kameliden ihren Weg auf die übrigen Kontinente und werden dort seither vorwiegend in Zoos oder vereinzelt auch in privaten Tierparks gehalten und weitergezüchtet. Zwei bedeutende Herden waren vor der wegen Maul- und Klauenseuche verhängten Importsperre in den frühen dreißiger Jahren in die USA gekommen. Eine Gruppe hatte William R. Hearst in Kalifornien, eine weitere Herde befand sich auf der "Catskill Game Farm" im Norden des Bundesstaates New York. Aus diesen zwei Beständen sowie aus zwei kleineren Beständen in privater Hand stammte der Großteil der nordamerikanischen Population bis zur erneuten Importbewilligung im Jahre 1984. In diesem Jahr kamen einige hundert Alpakas und Lamas aus Chile und Nordamerika, und es gab dort auch die erste Lama-Auktion. Im Jahr 1987 kamen erstmals Tiere aus Bolivien in die USA, und beim Verkauf durch den Importeur standen Interessenten Schlange, um Lamas in Preiskategorien von 25.000,-- bis 100.000,-- USD zu erwerben. Seit diesem Zeitpunkt sind im Durchschnitt jährlich etwa 300 Tiere vor allem aus dem maulund klauenseuchefreien Chile, aber auch aus Bolivien und Peru über Neuseeland und Australien und zuletzt auch aus Argentinien nach Nordamerika gekommen. Durch diese Importe von neuem genetischen Material hat man völlig andere Typen auf den in den achtziger Jahren von großer Nachfrage bestimmten Markt gebracht, wodurch sich das Erscheinungsbild der nordamerikanischen Lamas stark gewandelt hat. Waren die Lamas in den Vereinigten Staaten vor diesen Importen durchwegs sehr http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 12 von 76 großrahmig, kräftig und leicht bis mittel bewollt, vergleichbar mit den Tieren, die auch in Europa zum Ende des 20. Jahrhunderts vorherrschend sind, sieht man heute vermehrt kleinere, dafür aber wesentlich wolligere Typen. Ein Großteil der US-amerikanischen Lama-Industrie ( die private Neuweltkamelidenhaltung hat dort bereits eine Bedeutung, die diese Bezeichnung durchaus zulässt) ist auf Shows und Wettbewerbe aufgebaut, bei denen ein kompakteres Tier mit üppigen Wollkleid eher ankommt als ein athletisches Arbeitstier. Heute sind in den USA weit mehr als 100000 Lamas registriert, was die Vereinigten Staaten an die dritte Stelle der Länder mit der größten Lamapopulation reiht, noch vor Chile und Argentinien. Die Lama-Industrie ist dort zwar nicht mehr von einem rasanten Boom wie in den letzten beiden Jahrzehnten geprägt, durch die reduzierten Preise werden die Tiere jedoch für eine wesentlich größeren Personenkreis zugänglich, was die Nachfrage sehr stabil hält. Nach wie vor gibt es Auktionen, wo erstklassige Tiere für 100.000,-- Dollar und mehr den Besitzer wechseln. Die durchschnittliche Preise sind allerdings wesentlich niedriger als vor etwa zehn Jahren. Bei sehr vielen nordamerikanischen Lamazüchtern kann man einen Hengst für weniger als 1.000,-- USD und eine Stute ab 1.500,-- USD kaufen. Die Qualitätsunterschiede sind dabei selbstverständlich oft beachtlich Richard Patterson, einer der Pioniere der privaten Lamahaltung in den USA, sagte schon 1996, dass er mit Lamas immer noch Gewinn mache, wenn er sie für durchschnittlich 250,- USD das Stück verkaufe. Dieser Preis wirft natürlich die Frage einer Verwertung von Lamas als Schlachttiere auf. Bislang ist dies, abgesehen von ihren Ursprungsländern, nirgends auf der Welt ein Thema. Außerhalb von Südamerika wurden und werden Lamas und Alpakas als Freizeit- und Hobbytiere betrachtet und gehalten, und in fast allen Kulturen werden diese nicht geschlachtet. Der überwiegende Teil der nordamerikanischen sowie auch der europäischen Lamas werden als Hobby- und Liebhabertiere gehalten, ein geringerer Teil findet als Lasttiere bei bis zu einwöchigen Trekking-Touren Verwendung. Es werden einerseits kräftige, bis zu 225kg schwere und an den Schultern zu 225 kg schwere und an den Schultern 125cm messende Tiere als Packlamas gezüchtet und andererseits Showtiere, die oft eine Schulterhöhe von nur einem Meter aufweisen. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 13 von 76 Wenig ist von privater Lama-Haltung in Europa vor 1985 bekannt. Wohl gibt es einige Züchter, deren Aufzeichnungen bis zur Jahrhundertwende zurückreichen, die meisten Tiere wurden allerdings in Zoos und Tierparks gezüchtet, bis sie Ende der achtziger Jahre vermehrt ihre Wege auch in private Hände fanden.[...] Der Trend, Lamas als Haustiere zu halten ist ganz eindeutig mit einer gewissen Verzögerung von den Vereinigten Staaten nach Europa gekommen. Die Abhaltung von Schönheitskonkurrenzen und Hindernis- oder Geschicklichkeitsbewerben zieht immer mehr Besucher an und ist oft eine zusätzliche Attraktion bei den verschiedensten Veranstaltungen. Stammten die ersten privat gehaltenen Lamas vor allem aus Zoos und Tiergärten, wurden mit zunehmender Popularität und durch gestiegene Nachfrage auch für die europäischen Lamazüchter Importe aus den Ursprungsländern interessant. Fast schon regelmäßig kamen und kommen einige hundert Stück pro Jahr per Flugzeug nach langwierigen Vorbereitungen und erst nach Passieren entsprechend strenger Quarantänebestimmungen von Südamerika nach Europa. Mit diesen Importen kommt neues genetisches Zuchtmaterial in den relativ kleinen Genpool, was die genetische Vielfalt der europäischen Lama- und Alpakazucht positiv beeinflusst. Einher mit diesem Genmaterial geht allerdings auch die in den meisten Fällen völlig unbekannte Abstammung und damit die Gefahr von genetischen Mängeln. Bei den Importtieren aus Südamerika, die seit 1984 in die USA gingen, traten oft erst Generationen später genetisch bedingte Probleme auf, die diese Tiere dann zuchtuntauglich machten. Im Gegensatz dazu kennt man von den meisten in Zoos gezogenen Tieren wenigstens eine oder zwei Generationen von Vorfahren. Importe von Neuweltkameliden aus den USA nach Europa sind wegen der restriktiven Einfuhrbestimmungen der Europäischen Union äußerst selten. Bewilligungen dazu gibt es lediglich in Nicht-EU-Staaten. Nach einer gewissen Frist dürfen in den USA geborene Tiere dann in den EU-Raum kommen. Bei diesen Tieren ist die Abstammung durch die bereits langjährige Herdbuchzucht in den USA über viele Generationen nachweisbar." | top | 2.1.7 Kriterien zur Klassifizierung von Lamas und Alpakas und ihre Rassen Da die gemischte Haltung von Lamas und Alpakas in den Ursprungsländern meist die Regel ist und auch in unseren Breitengraden häufig Tiere untereinander gekreuzt werden, sind intermediäre Typen oft anzutreffen. Es ist nicht verwunderlich, dass bis heute keine klaren übereinstimmenden Kriterien festgelegt wurden. Generell werden Lamas und http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 14 von 76 Alpakas in der Literatur als eigene Arten oder Unterarten systematisiert. Genau genommen müsste man jedoch von Rassen sprechen, da die Bastardbildung zweier Arten definitionsgemäß zu nicht fruchtbaren Nachkommen führen würde, was bei der Kreuzung von Lamas und Alpakas (Huarizo) offensichtlich nicht der Fall ist. Jede verantwortungsvolle Zucht strebt klare Zielsetzungen an. In erster Linie beinhaltetet diese Verantwortung gegenüber der genetischen Information im Zusammenhang mit ihrer Entwicklungsgeschichte. "Für den, der sich in erster Linie einer guten züchterischen Arbeit annehmen will, sind Richtlinien in dieser Hinsicht notwendig. Da hierbei in gewisser Hinsicht Neuland betreten wird und noch so manche Erfahrungswerte hinzukommen werden, soll bei der Typisierung eine vernünftige Bandbreite vorgegeben werden." | top | 2.1.7.1 Alpaka Das Alpaka ist durch seine wesentlich kleinere Bauweise gegenüber dem Lama klar abgegrenzt. Zudem weist sein voluminöser Wollbehang ein markantes Erscheinungsbild auf. Folgende Merkmale sind maßgebend: Die Risthöhe liegt deutlich unter einem Meter. Züchterisch sind Tiere mit einer Risthöhe zwischen 80 cm und 100 cm, aber nicht darüber, anzustreben. Als Orientierungshilfe kann auch das Gewicht mit einbezogen werden. Stuten weisen in der Regel rund 60 kg, Hengste rund 70 kg auf. Interessant ist, dass die in den letzten Jahren aus Chile importierten Tiere allesamt deutlich kleiner und leichter waren als Tiere in unseren hiesigen Beständen. Alpakas haben eine Lebenserwartung von 15 bis 25 Jahren. Alpakas haben im Verhältnis zu ihrem zierlichen Körperbau einen harmonisch geformten kurzen Kopf und Stehohren, die an den Spitzen etwas abgerundet sind. Ihr dichter http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 15 von 76 Wollbehang umfasst den gesamten Körper. An den Beinen wird der Behang etwas kürzer, beim Kopf kann er unterschiedlich weite Teile bedecken. Der Körperbau zeigt sich harmonisch im Verhältnis zur Größe des Tieres. Klare weitere Kriterien sind geradlinige Extremitäten und Rückenführung, sowie markanter Brustumfang und schwerer Bau der Hengste. Die ursprüngliche Farbe der Tiere ist ihrer Abstammung entsprechend braun. Durch einen mit der Domestikation stark ansteigende albinotischen Anteil spalten sich die Farben. Weiß, Schwarz und Braun dürfen als Grundfarben angesehen werden. Markant ist, dass die Farbe Braun in den verschiedensten Schattierungen von beinahe Schwarz bis Hellbeige vorkommt, wobei der dunkelbraune Typ vorherrscht. Seltener treten Schecken auf, ebenso die Schwarzvariante Grau, welche als "Silber" bezeichnet wird. Die Wildfarben des Guanakos wie auch des Vikunjas fehlen dem Alpaka gänzlich. Es werden zwei verschiedene Faserstrukturen beim Alpaka unterschieden, welche zwei Typisierungen darstellen. Die beiden Rassen sind das Huacaya- und das Suri-Alpaka, welche sich nicht in Größe und Gestalt, sondern in der Beschaffenheit des Vlies' unterscheiden. Das Huacaya besitzt kürzeres, flauschigeres und gekräuseltes Haar, während das SuriAlpaka ein langes, weitaus feineres, glänzenderes und lockiges Haarkleid aufweist, das sich über dem Rücken scheitelt und am Körper herunterhängt. Die deutlich robustere Erscheinungsform stellt das Huacaya dar, wobei vermutet wird, dass das Suri durch seine Wollcharakteristika weniger vor Klimaeinflüssen geschützt ist. Die Wolleigenschaften des Suri scheinen gegenüber dem Huacaya rezessiv zu sein, da man bei der Kreuzung der Rassen stets Fohlen erhält, die phänotypisch dem Huacaya entsprechen. Der Anteil der Suri-Rassen am Alpakabestand beträgt nur 10%. In der Regel sind die Augen der Kameliden einheitlich dunkel, wie dies alle Wildformen zeigen. Beim Alpaka stehen sie leicht vor und vermitteln damit einen kugeligen Ausdruck Domestizierte Tiere mit besonders hohem albinotischen Anteil weisen oft sogenannte Birken- oder Fischaugen auf. Sie können beide oder auch nur ein Auge umfassen. Dies wurde bis jetzt bei den Kleinkamelen nicht als Fehler gewertet. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass solche Tiere auch noch ein reduziertes bis völlig fehlendes akustisches Wahrnehmungsvermögen besitzen. Alpakas besitzen eine z-förmige Winkelung der Hüft- und Oberschenkelknochen , welches ihnen am Hinterteil eine abgerundete Wirkung verleiht. Der Eindruck von Rundlichkeit wird noch durch einen tief angesetzten Schwanz verstärkt. Durch diese rundliche Erscheinung passen sie hervorragend in unser "Kindchen-Schema" ( Große kugelige Augen und rundliche Gestalt), was sicherlich dazu beiträgt, dass sich Kinder aber auch Erwachsene zu diesem Tier hingezogen fühlen und sich deshalb Alpakas, aber auch Lamas als Therapietiere bestens eignen. | top | 2.1.7.2 Lama In erster Linie zeichnen sich Lamas gegenüber den Alpakas als deutlich größere Tiere aus. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 16 von 76 Das Wollkleid von Lamas ist je nach Typ unterschiedlich und der Kopf bleibt, anders als beim Alpaka, frei. Ihre Ohren sind leicht bis markant geschwungen und besitzen eine Länge von 15 cm, mit der sie jene von Alpakas bei weitem übertreffen. Ganz typisch für Lamaohren sind die Spitzen, die nach innen zeigen. Die Risthöhe liegt bei Lamas deutlich über einem Meter, wobei man aber sagen kann, dass ihr Stockmaß von 100 -130 cm reicht. Es ist aber abhängig von der Rasse. Die Rückenlinie, der Hals und die Beine sollten in einem Verhältnis von 1: 1: 1 stehen. Das Gewicht als Orientierungshilfe ist bei Lamas äußerst schwer einzuschätzen, da Stuten ein Gewicht von 80 bis 120 kg auf die Waage bringen und Hengste von 90 bis über 200 kg wiegen können. Als Durchschnittsgewicht könnte man also durchaus 110 - 130 kg angeben. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 15 bis 29 Jahren. Weiblich Tiere können bis zum 18 Lebensjahr fruchtbar sein. Die Bewollung der Lamas geht von leicht über mittel bis zum üppig bewollten Tier aufgrund dessen unterscheidet man folgende Haarkleider: z z z wooly medium classic Ihre Farbvariationen gibt es in allen erdenklichen Schattierungen von einfärbig bis bunt. Während in der Inkaperiode vier verschiedene Lamarassen existierten, werden heute nur noch drei Typen unterschieden, wobei alle drei untereinander kreuzbar sind. Der Lama Typ " Ccara Sullo" ("Q'ara") wird vorwiegend als Packtier und Fleischlieferant gezüchtet und ist von großrahmiger Gestalt. Ihr Stockmaß liegt bei 110 -125 cm und weist einen langgezogenen Rücken auf. Ccara-Sullo-Lamas haben einen hochbeinigen, schlanken Bau mit einem beinahe pferdeähnlichen Kopf und leicht bis markant geschwungene Ohren. Das Vlies ist weniger dicht und gröber als jenes der beiden anderen Rassen, die zur Wollgewinnung dienen. Beine, Bauchunterseite und Kopf sind kurz behaart und der Hals erscheint kurz bewollt. In Fachkreisen werden sie auch als "short-wooled llama" bezeichnet. Wie bei allen Kleinkameliden gelten auch bei "Ccara" der proportional harmonische Körperbau sowie einwandfreie Bein- und Rückenstellungen als primäre Kriterien. Als bemerkenswert gilt bei diesen Lamatyp, dass es die in Europa am weitesten verbreitete (fast ausschließlich) Lama-Rasse ist. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 17 von 76 Zur Wollproduktion dienen das Lanuda- und das Tapada-Lama (auch als "wooly-llama" oder auch als "Ch'aku" bezeichnet), wobei sich bis heute Experten über ihre Existenz nicht ganz einig sind, da einerseits die Ansicht vertreten wird, dass es sich bei diese Tieren um Hybriden handelt, andererseits gibt es die Sichtweise, dass nur der Typ Lanuda existiert. Weiters gibt es die Meinungen, die klare Merkmale für Lanuda und Tapada aufzeigen. "In seinen Details ist der Streit nicht relevant. Lamas wie Alpakas stellen domestizierte Formen dar, die über multiple Generationen hinweg mit klaren Zuchtzielen selektiert worden sind. Sprechen wir von ihrem Ursprung, so steht uns als Orientierung die Wildform Guanako und allenfalls Vikunja zur Verfügung. Die Diskussion um die Reinheit oder Ursprünglichkeit eines über Jahrtausende hinweg manipulierten Erbgutes ist kontraproduktiv. Es geht darum, bestehende Züchtungen ihren artspezifischen Eigenschaften entsprechend zuzuordnen. Aus den Merkmalen muss klar hervorgehen was Alpaka, was Lama zugehörig ist. Diese Kriterien wiederum müssen deutlich die hybridisierte Form Lama ? Alpaka (= Huarizo) erkennen lassen. Die Woll-Lamas haben in den Ursprungsländern seit Generationen eine derart weite Verbreitung, dass sie auf keinen Fall negiert werden können. Demzufolge sind sie, wie dies auch bei allen anderen Haustieren die Regel ist, als unterschiedliche Typen einheitlich zu definieren." Der "Lanuda"-Typ ist ebenfalls ein großrahmiges Tier mit einer Risthöhe von bis zu 120 cm. Die Proportionen dieses Typs ähneln stark dem des Ccara Sullo, doch ist der proportionale Körperbau entscheidend darüber, ob das Lanuda von dem Hybriden Huarizo klar abgegrenzt werden kann. Ebenfalls maßgebend zur Typisierung dieser Lamarasse ist die Gestalt ihres Behangs. Ihr langgezogener Schädel sowie die Bauchunterseite und die Innenschenkel sind kurz behaart, während der Hals und die körpernahen Extremitäten dicht bewollt sind. Auch ist das Vlies deutlich feiner, dichter und langfloriger. Die Ohren sind groß, leicht geschwungen und sehr wenig behaart bis völlig ohne Behaarung. Die Beinlänge ist harmonisch zur Körperlänge. "Tapada"-Lamas sind sehr kompakt gebaute Tiere mit einer Risthöhe bis zu 110 cm. Ihr Rücken ist deutlich kürzer als beim Ccara Sullo. Sonst tragen sie aber alle bisher erwähnten Merkmale. Die Gliedmaßen sollten im Verhältnis zum Körperrahmen nicht zu kurz sein. Der Behang fällt beim Tapada -Typ noch üppiger und dichter aus als beim Lanuda -Lama. Das Tapada weist ein durchgehendes, flockiges Wollkleid auf, welches an den Extremitäten tiefer ausläuft. Ebenso können Teile der Stirn, nicht aber der Kopf, bewollt sein. Häufig treten auch lang behaarte Ohren auf. | top | 2.1.7.3 Lama-Alpaka-Kreuzung Das bereits erwähnte Huarizo ist eine Kreuzung zwischen Alpaka und Lama und dient der Wollproduktion. Ein wichtiges Merkmal dieser Kreuzung ist die Risthöhe. Da bei Alpakas die Wiederristhöhe deutlich unter einem Meter liegen sollte und jene von Lamas deutlich darüber, befindet sich das Huarizo direkt in der Mitte, mit einem Stockmaß um 100 cm. Huarizos vermitteln oft den Eindruck der Kurzbeinigkeit, da die Rückenlänge unproportional zur Beinhöhe ist. Der meist breite Schädelansatz (rechteckig) endet kurz und häufig tritt Ramsköpfigkeit auf. Teile des Kopfes und der Stirn sind meist deutlich behaart. Der dichte Behang zieht sich teilweise bis zu den Fesseln. Vom Verhalten her büßt der Huarizo in keiner Weise seine typischen Eigenschaften als http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 18 von 76 Vertreter der Kleinkamele ein. | top | 2.1.8 Rasseneinteilung 2.1.8.1 Lama z z z z z Wolllamas (Ch'aku oder wooly-llama) Lanuda-Lama Tapada -Lama Ccara -Sullo-Lama (Q'ara): Lasttier und Fleischlieferant Huarizo: Lama-Alpaka-Kreuzung: Wollproduzent | top | 2.1.8.2 Alpaka z z Huacaya-Alpaka Suri-Alpaka (10% aller Alpakas) | top | 2.1.9 Körpermerkmale von Neuweltkameliden Risthöhe Hengste Risthöhe Stuten Gewicht Hengste Gewicht Stuten Lebenserwartung Lama Alpaka bis 130 cm bis 120 cm 90 - 200 kg 80 - 120 kg 15 - 29 Jahre bis 95 cm bis 90 cm bis 70 kg bis 60 kg 15 - 25 Jahre | top | 2.1.9.1 Körperbau Beim Lama und Alpaka steht die harmonische Bauweise im Vordergrund. Die Länge der Beine steht in deutlicher Relation zur Länge des Rückens, ebenso die Proportionen von Hals und Kopf in Bezug auf die Größe des Tieres. Primäre Unterscheidungsmerkmale sind: Kopf Ohren Lama Alpaka Rechteckige Form Deutlich geschwungen Dreieckige Form Speerförmig - gerade Sekundäre Unterscheidungsmerkmale sind: http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Lama Hals Augen Zähne Seite 19 von 76 Alpaka Ansatz steilwinkelig Ansatz steilwinkelig in bis leichter Bogen rechtem Winkel zum rechtwinkelig zum Kopf endend Kopf endend Ovalansatz kugelig Leicht vorstehend Schneidezähne mit Schneidezähne mit einseitigem beidseitigem Zahnschmelz Zahnschmelz Der Behang der Tiere gibt Aufschluss für ihre weiter Zuordnung: Alpaka: Dichtes Wollkleid, welches den größten Teil des Körpers bedeckt bis hin zu weiten Teilen des Kopfes. Huacaya-Alpaka: Gekräuselte Wollfaser, 25-30 Mikron Suri -Alpaka: Gelockte Wollfaser, deutlicher Mittelscheitel, 17- 25 Mikron Lama Ccara Sullo: Mittelfeines nicht sehr dichtes, auslaufendes Vlies. Charakteristischer Behang in form einer Satteldecke. Kopf, bauch und Beine unbehaart. Lanuda: Durchgehend feine, ausgeglichne Faser, dicht über den gesamten Körper mit Ausnahme von Kopf und Bauchunterseite. Beine weitgehend frei Tapada: Durchgehend kompaktes, flockiges Vlies, Faserstärke zwischen Ccara Sullo und Lanuda. Behang bis eng an den Kopf schließend, kann teilweise auch die Stirn umfassen. Dichte Wolle an den Beinen bis über die Kniegelenke. Bauchunterseite weitgehend frei. | top | 2.1.9.2 Anatomie Lamas und Alpakas gehören zu den Säugetieren, dementsprechend verfügen sie über den allen Säugetieren zugrundeliegenden Körperbau. | top | 2.1.9.2.1 Skelett 2.1.9.2.1.1 Die Wirbelsäule Unter den Säugetieren weisen Lamas einen relativ langen Hals auf, der nur bei der Giraffe noch eindrucksvoller ausgeprägt ist. Dies resultiert daraus, dass die einzelnen Halswirbel von Lamas und Alpakas verhältnismäßig lang sind. Die Form des Rückens von Neuweltkameliden ist gerade. Dennoch kann bei den Alpakas eine leichte Rückenspannung auftreten, welche im Alter zu einem leichten Senkrücken führen kann. Typisch für das Alpaka ist ein etwas schräg abfallender Rupf und der tief ansetzende und http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 20 von 76 am Körper anliegende Schwanz. Im Gegensatz dazu liegen die Rückenregion und der Schwanz des Lamas auf einer Ebene. Außerdem zeigt der Rücken des Lamas nicht die beim Alpaka beobachtete charakteristische Rundung. Der Schwanz des Lamas wird ein wenig von der Körperbasis angehoben in einem leichten Bogen getragen. Gelegentlich treten Missbildungen der Schwanzwirbel auf, deshalb sollte man auf eine korrekte Entwicklung des Schwanzes bei der Selektion von Zuchttieren achten. | top | 2.1.9.2.1.2 Die Gliedmaßen Die Vorderbeine der Kameliden stehen etwas enger als bei den meisten vergleichbaren Säugetieren. Daraus resultiert eine sogenannte "bodenenge" Erscheinung, die zum Beispiel beim Gang noch unterstrichen wird und ihre Ursache im relativ schmalen und mäßig tiefen Brustkorb (Thorax) findet. Während beim Lama die Beine gerade sind, Schulter, Korpus und Fesseln in einer Linie stehen und die Zehen gerade nach vorne zeigen, kann man eine optimale Vordergliedmaßenstellung für ein Alpaka nicht klar definieren, da diese zu X-Beinen neigen. Damit Lasttiere ihr Gepäck ohne Ermüdung befördern und Zuchttiere ihre Frucht austragen können, ist eine uneingeschränkte, schmerzfreie Funktion aller Gliedmaßen wichtig, dabei ist besonders auf den korrekten Bau der Kniegelenke zu achten. | top | 2.1.9.2.1.3 Die Füße Die Füße von Kameliden stellen eines der einzigartigen Charakteristika dar, welche sie von den anderen Säugetierklassen unterscheiden. Sie besitzen nicht, wie Pferde, Kühe, Schafe oder Ziegen Hufe, sondern einen, eher dem des Menschen ähnlichen Fuß. Durch diese Besonderheit, sind Kameliden die einzig heute lebende Familie der Unterordnung Schwielensohler (Tylopoda). Im Laufe ihrer Evolution hat sich der erste, zweite und der fünfte Zeh zurückgebildet und so bewegen sich Neuweltkameliden, aber auch Altweltkameliden nur noch auf ihrer dritten und vierten Zehe fort. "Während fast alle anderen heute lebenden Paarhufer nur mit den hufumkleideten Spitzen der letzten (dritten) Finger- und Zehenglieder den Boden berühren, treten die Schwielensohler (Unterordnung Tylopoda) mit den Sohlenflächen des letzten und vorderen Glieds ihrer mittleren Finger und Zehen auf. Die nagelartigen Hufe sind klein und schützen http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 21 von 76 die Endglieder nur von vorn; die Sohlenflächen der auftretenden Finger und Zehen aber sind mit dicken federnden Schwielen gepolstert. Bei den heutigen Schwielensohler, die alle zur Familie der Kamele ( Camelidae) gehören, sind nur die beiden Mittelstrahlen der Vorder- und Hinterfüße vorhanden, die seitlichen Strahlen sind restlos geschwunden." Dies ermöglicht ihnen einen äußerst sicheren Tritt und schont dabei auch gleichzeitig die Grasnarbe. Ihr Fuß, der auch manchmal mit den Füßen von Hunden verglichen wird, bewirkt, dass Lamas und Alpakas mehr Gefühl und einen besseren Kontakt zum Boden haben als jene Tiere, die den herkömmlichen Typ der Hufe besitzen. Außerdem sind ihr Füße weicher als Hufe und richten deshalb weniger Schaden an der Grasnarbe an als beispielsweise Pferde, Kühe und Schafe. | top | 2.1.9.2.1.4 Der Kopf 2.1.9.2.1.4.1 Die Augen Die Augen von Kameliden sind im wesentlichen gebaut wie jedes andere, dennoch weisen sie ein für sie typisches Charakteristikum auf. Lamas und Alpakas besitzen 3 Augenlieder. Der sichtbare Anteil des Augapfels wird durch das mit langen Wimpern versehene Oberund Unterlid und das unbewimperte, dritte Lid, das vom Nasenwinkel über das Auge geschoben wird, vor schädlichen Einflüssen geschützt. Befindet sich das Lama oder auch Alpaka in Stresssituationen, kann sich eine Hautfalte unter dem Auge bilden, die das Unterlid vorübergehend leicht herabhängen lässt. Die bräunliche, gelegentlich auch bläuliche Iris ist an der obern und unteren Begrenzung der Pupille mit fransenähnlichen Gebilden versehen; sie besteht aus gefalteten Anteilen der Iris. Fällt Licht ein, so verengt sich die Pupille und die fransenähnlichen Gebilde berühren sich. Eventuell dient dies dazu, dass die Pupille vor zu hellem Licht abgedeckt wird und so das Auge vor zu grellen Strahlen schützt, denn als tagaktives Tier besitzen Neuweltkameliden keine lichtreflektierende Schicht am Augenhintergrund. Die großen und hervorstehenden Lama- und Alpakaaugen sind wohl das erste, das uns Menschen auffällt und für uns diese Tiere so liebenswert macht. Doch eigentlich sind Lamaaugen nur seitlich schmaler als die von Kühen oder Pferden. Was sie so groß erscheinen lässt ist, dass diese einfach nur in einem kleineren Kopf platziert sind. Das Hervorstehen des Auges kann jedoch Schäden an der Cornea verursachen und bildet damit eine der Ursachen der am weitesten verbreiteten Augenkrankheiten bei Lamas und Alpakas. Zeichen für solch eine Erkrankung sind exzessives Tränen und Zwinkern der Augen, teilweise geschlossen gehaltene Augen, weißliche oder graue Stellen an den Augen, Bindehautentzündungen, Schmerzen und Beschwerden sowie eitriger Ausfluss an den Augen. Bei Auftreten solcher Symptome ist es notwendig, sofort den Tierarzt zu verständigen. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 22 von 76 | top | 2.1.9.2.1.4.2 Die Ohren Die Funktionen der Ohren von Neuweltkameliden gehen über das Weiterleiten von Geräuschen hinaus. Sie dienen auch noch als hochsensible Stimmungsbarometer vergleichbar mit denen von Pferden. Die Ohrmuscheln sind verschieden geformt und bei Lamas länger als bei Alpakas. | top | 2.1.9.2.1.4.3 Die Nase Anders als bei ihren Verwandten, den Altweltkameliden sind Neuweltkameliden nicht in der Lage, ihre Nasenlöcher so zu verschließen, dass kein Staub mehr hineingelangen kann. Sie sind jedoch obligate "Nasenatmer". Das bedeutet, dass durch eine starke Behinderungen des Luftstromes in der Nase große Probleme entstehen können, die bis zum Ersticken führen können - so auch zum Beispiel durch ein nicht richtig sitzendes Halfter. Da der knöcherne Nasenrücken relativ kurz ist und der übrige Bereich des Nasenrückens - ca. ein Drittel bis die Hälfte - lediglich aus knorpeligem Gewebe besteht, kann es beim Zusammendrücken des letztgenannten Teils des Nasenrückens zu akuter Atemnot kommen. Aus diesem Grunde sollte man darauf achten, dass der Nasenriemen des Halfters immer relativ nahe beim Auge liegt. | top | 2.1.9.2.1.4.4 Die Lippen Neuweltkameliden besitzen eine gespaltene Oberlippe, durch die es möglich ist, dass sich jede Hälfte unabhängig von der anderen bewegen kann, dadurch kommt es zu einem besonders schonenden Abgrasen von Weideflächen. Die Oberlippe stellt außerdem noch ein sehr taktiles Sinnesorgan dar und dient den Tieren zum Abtasten von Gegenständen auf ihre Essbarkeit hin. Die Unterlippe ist dagegen weniger beweglich. | top | 2.1.9.2.1.4.5 Die Mundhöhle Das Kiefer von Lamas und Alpakas kann nicht sehr weit geöffnet werden, was ein Untersuchen der Mundhöhle schwierig gestaltet. Auch die Zunge ist relativ unbeweglich http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 23 von 76 und kann nur wenig über die Lippen vorgestreckt werden. Dies ist eine Tatsache, die erklärt, warum neugeborene Fohlen nicht abgeschleckt werden. | top | 2.1.9.2.1.4.6 Die Zähne Lamas und Alpakas besitzen anfänglich Milchzähne und später dauerhafte Zähne. Sie haben 3 Paar Milchschneidezähne im Unterkiefer und ein Paar im Oberkiefer. Die Schneidezähne, die sich im Oberkiefer befinden, stehen weiter zurück als die vom Unterkiefer und ähneln eher Eckzähnen als Schneidezähnen. Zum Zeitpunkt der Geburt sollten die beiden zentral gelegenen Schneidezähne normalerweise so weit entwickelt sein, dass sie durch die Haut durchstoßen und zu sehen sind. Die Kontrolle der ersten 2 Schneidezahnpaare gibt Auskunft darüber, ob das Fohlen (auch Cria genannt) frühreif oder reif geboren ist, denn bei frühreifen Fohlen sind ein oder zwei Schneidezahnpaare zum Zeitpunkt der Geburt normalerweise noch nicht durchgestoßen. Mit einem bestimmten Alter fallen die Milchschneidezähne aus und werden durch dauerhafte Schneidezähne ersetzt, welche eine Bestimmung des Alter durch die Zähne von Lamas und Alpakas zulassen, jedoch nur bis zum 4 - 6 Lebensjahr. Im Alter von 2 - 2 ½ Jahren werden die mittleren Milchschneidezähne (I1) durch die permanenten Schneidezähne ersetzt. Das zweit Paar (I2) fällt zwischen 2 ½ und dem 3 ½ Lebensjahren aus. Ist das Kleinkamelid zwischen 3 und 6 Jahre alt, wird auch das dritte Milchschneidezähnepaar (I3) im Unterkiefer ersetzt. Lamas uns Alpakas haben ein Paar Eckzähne im Unterkiefer und ein Paar im Oberkiefer. Nur etwa 5% der Tiere besitzen auch Milcheckzähne, hierbei kommen die dauerhaften Eckzähne zwischen 2 und 3 ½ Jahren. Alle vier Eckzähne sind beim männlichen Tier vorhanden, bei weiblichen Tieren aber nicht unbedingt. Diese Eckzähne bilden mit dem letzten ersetzten Milchschneidezahnpaar die Kampfzähne. Diese Kampfzähne sind äußerst scharf und sind bei gesunden männlichen Tieren hoch gewachsen, sie sollten zur Vorbeugung von Verletzungen abgeschnitten werden. Wildlebende Tiere nutzen die Kampfzähne, um ihre Gegner damit tödlich zu verwunden, indem sie die Halsschlagader mit ihren scharfen Zähnen aufreißen. Deshalb sollte man sie bei gesunden männlichen Tieren im Alter zwischen 3 ½ und 4 Jahren entfernen (in diesem Alter sind die Zähne genügend hoch gewachsen), um Verletzungen beim Spielen oder im Kampf zu vermeiden. Natürlich dient es auch dem Schutz der weiblich Tiere beim Geschlechtsakt, da einige Männchen mit ihren Mund nach den Ohren der weiblichen Tiere greifen. Männliche Tiere, die vor dem ersten Zahndurchbruch kastriert wurden, entwickeln häufig keine Kampfzähne. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 24 von 76 Vordere Backenzähne finden sich bei Lamas und Alpakas in zwei oder drei Paaren am Oberkiefer und zu einem oder auch zwei Paaren am Unterkiefer. Diese entwickeln sich zu dauerhaften Zähnen im Alter zwischen 3 ½ und 5 Jahren. Die hinteren Backenzähne sind dauerhafte Zähne, die sich in drei Stadien entwickeln. Das erste Stadium beginnt mit einem Alter des Tieres von 6 bis 9 Monaten. Das zweite Paar der hinteren Backenzähne kommt nach 1 ½ bis 2 Jahren und das dritte entwickelt sich zwischen 2 ¾ und 3 ¾ Jahren. | top | 2.2 Schaf 2.2.1 Zoologischer Begriff Schafe sind ebenso wie Lamas und Alpakas Säugetiere (Mammalia), jedoch zählen sie zur Familie der Paarhufern und zur Unterordnung der Wiederkäuer (Ruminantia). Übersicht: Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla) Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia) Familie: Böcke (Caprinea) Gattung: Schafe (Ovis ammon) Wildarten: Mufflon, Arkal, Argali Domestizierte Tiere: Hausschaf | top | 2.2.2 Abstammung Es existieren 3 Wildschafarten, die als Vorfahren der heutigen Hausschafe gelten, dazu zählen das Mufflon (ovis ammon musimom), das osteuropäische und asiatische Steppenschaf Arkal (ovis ammon arkal) und das größte der Wildschafe, das Argali (ovis ammon ammon). Keine Vorfahren unserer Hausschafe sind die amerikanischen Wildformen, auch Dickhornschafe (ovis ammon canadensis) genannt. Man nimmt an, dass das Heidschnuckschaf und die ihr verwandten Rassen Abkömmlinge des Mufflons sind, wobei als Verwandte der Merinorassen das Arkal gilt. | top | 2.2.3 Herkunft Schafe gibt es fast überall auf der Welt unter unterschiedlichen klimatischen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Da sie ebenso sehr anpassungsfähig an die unterschiedlichsten Temperaturen und Landschaften sind, findet man sie wie Lamas und Alpakas sowohl in weiten Ebenen, in Tälern und auch auf Hochalmen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den ganzen Erball, jedoch mit wesentlich höheren Beständen als bei Lamas und Alpakas. Zu den Regionen mit einer umfangreichen Schafhaltung gehören Vorder- und Mittelasien, China, Australien und Neuseeland, Nordafrika, die britischen Inseln und Teile Südamerikas. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 25 von 76 In vielen Entwicklungsländern liefern Schafe unter oft schlechten Vegetationsbedingungen für die Bevölkerung lebensnotwendige Produkte. Der Weltschafbestand aus dem Jahr 1989 beträgt insgesamt 1.175.524 Millionen Schafe. Europa besitz einen Anteil von 12,8% Schafen am gesamten weltweiten Schafbestand und hat demnach 1.51.264 Mil. Tiere. Die drei Spitzenführer sind Asien ohne die ehemalige UdSSR) mit 325.643 Millionen (27,7%) Schafen, gefolgt von Ozeanien ( davon Australien mit 165.000 Mil. und Neuseeland mit 60.569 Mil. Schafen) mit einer Schafanzahl 225.577 Millionen. Mit 17,1% und 200.711 Mil. Tieren ist Afrika der letzte, der drei Spitzenführenden. Die ehemaligen Staaten der UdSSR führen mit 139.500 Mil. Schafen (11,9%) noch vor Nordamerika, dessen Bestand sich auf 19.182 Mil. Tieren (1.6%) beschränkt. Lateinamerika besitzt 9,7 % des Weltschafbestandes und hat damit mit 113.647 Schafen den Bestand an heimischen Lamas und Alpakas bei weiten übertroffen. | top | 2.2.4 Domestikation Die Wandlung vom Wildschaf zum Haustier vollzog sich bereits vor 10000 bis 9000 Jahren, also etwas früher als bei Lamas und Alpakas. Es kam zu einer tiefgreifenden Veränderung des Tiermaterials, welche verursachte, dass das Hausschaf ca. 30 % des Gehirngewichtes gegenüber dem Wildschafes einbüßte. Weiters kam es zu einer Reihe von Proportionsveränderungen. Die Hausschafe der ersten Jahrtausende hatten noch eine größere Ähnlichkeit mit Wildschafen als die heutigen Rassen. Die Mutationen zur Entstehung der Merinowolle erfolgten im vorderasiatischen Raum. Im Mittelalter war es jedoch dann Spanien, das als das berühmteste Schafzuchtland galt. Bereits zur Zeiten der Römer waren feinwollige Schafe aus Vorderasien , später aber wohl auch mit den Arabern, nach Spanien gekommen. Mit Hilfe dieser Tiere entwickelte sich eine Zucht feiner und feinster Wolle , die sich mit der Wolle von Alpakas, Lamas, Angoraziegen und Kaschmirziegen sowie von Vikunjas und vom Guanakos durchaus vergleichen lässt. Um dieses Monopol feinster Wolle zu erhalten, war die Ausfuhr von Merinos über zwei. Jahrhunderte lang bei Todesstrafe verboten. Durch die Spanier gelangte das Schaf auch nach Südamerika, wo die Lama- und Alpakabestände weitgehend verdrängt wurden ( siehe auch Punkt "Domestikation von Lamas und Alpakas"). Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das spanische feinwollige Merino nach Frankreich, Sachsen, Preußen und Österreich geliefert. Ohne diese Tiere aus Spanien wäre die Bildung unserer heutigen Feinwollrassen undenkbar. In Frankreich entstanden dann weitere berühmte Merinoschafrassen, wie zum Beispiel das "Berrichon du Cher" (Fleisch-Woll-Rasse) oder das "Merinoschaf von Rambouillet". http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 26 von 76 Haben Spanien, Frankreich und Deutschland bei der Entstehung der Feinwollrassen wesentliche Verdienste, so hat Großbritannien besondere Leistungen bei der Entwicklung der Fleischrassen vollbracht. | top | 2.2.5 Natürliche Lebensverhältnisse und Nutzungsformen Gleich wie Neuweltkameliden sind Schafe ausgesprochene Herdentiere. Diese Gemeinsamkeit von Schafen und Kleinkameliden bildet die Grundlage für eine ausgesprochen gute gemeinsame Haltung. Dies wird aber im Kapitel Vergesellschaftungen noch näher behandelt. Schafe besitzen eine ähnlich große Palette an Nutzungsmöglichkeiten wie Lamas und Alpakas. Man verwendet sie zur Gewinnung von Fleisch und Milch, stellt aus ihrer Milch Käse her, verarbeitet ihre Wolle für Kleider, Decken usw. und nutzt ihre Felle, ihr Leder, ihre Därme und ihren Dung. In einigen Gebieten werden Schafe auch als Transport- und Zugtiere gehalten. In Mitteleuropa haben Schafe auch eine gewisse ökologische und landschaftspflegende Bedeutung, doch aus Qualitätssicht wird diese durch die schonende Beweidung durch Schwielensohler übertroffen. Demnach stehen Schafe den Lamas und Alpakas nur in der Leistung als Lasttier nach, aber auch eine Kutschenfahrt mit Schafen ist undenkbar, worin aber Lamas bereits Verwendung finden. | top | 2.2.6 Rasseneinteilung Undenklich viele Rassen mit zahlreichen Übergängen zwischen Typ, Form, Wollcharakter und Nutzungseinrichtungen haben eine einfache Gruppierung sehr problematisch gemacht. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die Einteilung nach Wolltypen die folgende Gruppierungen vornimmt: · Merinoschaf und Schafe im Merinotyp · Langwollrassen und Langwollkreuzungen · Kurzwollrassen und Kurzwollkreuzungen · Grobwollrassen · Haarschafe Die zweckmäßigste und an der Nutzung orientierte Einteilung wäre jene, die Schafrassen in · Merinorassen · Fleischrassen · Milchrassen · Landschafrassen untergliedert. | top | http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 27 von 76 2.2.7 Beschreibung der in Österreich bedeutenden Schafrassen Das Bergschaf ist anteilsmäßig (80%) die bedeutendste Schafrasse in Österreichs. Es zeichnet sich bei mittlerer Mastleistung durch gute Fruchtbarkeit aus und ist deshalb hervorragend zur Lämmerproduktion geeignet. Typisch für das lebhafte und genügsame Bergschaf ist seine gute Widerstandsfähigkeit , seine langen herabhängenden Ohren und vor allem beim Widder die ausgeprägte Ramsnase. Es existiert auch ein etwas dunkelfarbiges Bergschaf (Braunes Bergschaf), das eine etwas geringere Fruchtbarkeit aufweist. An der Heranzüchtung des Bergschafes war neben dem Bergamasker Schaf das Steinschaf maßgeblich beteiligt, von dem es die gut Fruchtbarkeit geerbt hat. Das Steinschaf ist die eigentliche bodenständige Schafrasse der österreichischen Alpen. Typisch für das Steinschaf ist sein knochiger Körperbau. Das Merinolandschaf hat in Österreich nur geringe Bedeutung (ca. 3% des Bestandes). Es ist ein großrahmiges Schaf mit keilförmigem, langem Kopf und zeichnet sich vor allem durch seine sehr feine Wolle aus. Dieses Schaf hat breite leicht hängende Ohren und eine etwas bessere Fleischleistung als das Bergschaf; es stellt jedoch auch höhere Ansprüche. Ein typisches Fleischschaf ist das aus Holland stammende Texelschaf mit einer beinahe rechteckigen Gesamterscheinung. Das Texelschaf hat einen weißen, mittelbreiten und unbewollten Kopf mit flacher, aber nicht zu breiter Stirn. Eine ebenso gute Fleischleistung weist das schwarzköpfige Fleischschaf auf, dessen ausgeprägte Fleischformen sich durch eine tiefe, breite vorgeschobene Brust und durch einen tiefen, breiten Rumpf mit langem Rücken äußern. Der mittelbreite schwarze und nicht zu stark bewollte Kopf hat seitwärts abstehende kräftige Ohren. Das aus England stammende Suffolkschaf sieht äußerlich dem Schwarzkopf sehr ähnlich, hat aber einen längeren Rücken und kürzere Füße. Während beim Schwarzkopf der Kopf mehr oder weniger stark mit Wolle bewachsen ist, hat das Suffolk einen unbewollten schwarzen Kopf. Das Suffolk weist eine gute Schlachtkörperqualität auf und ist ein ideales Vatertier von Mastlämmern. Besondere Leistungen in punkto Milchgewinnung weist das ostfriesische Milchschaf auf. Es ist ein frohwüchsiges, langwolliges Schaf von weißer Farbe, mit dünnen, langen, unbewollten Schwanz. Ebenso ist der hornlose, längliche , leicht ramsnasige Kopf frei von Wolle. Typisch sind seine langen , nach vor gerichteten fleischfarbenen und dünnen Ohren. 2.2.8 Körpermerkmale von Schafen Risthöhe Gewicht Weibliches Schaf Männliches Schaf bis 75 cm bis 85 kg bis 80 cm bis 110 kg | top | 3 Charakteristika des Gutshof Borckenstein http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 28 von 76 "Wenn der Besucher das Gelände des Bauernhofes von Werner und Tryn Borckenstein betritt, wird ihm eine idyllische Welt eröffnet, die man in der heutigen Zeit nicht mehr möglich halten würde. Der Biobauernhof in Burgau ist ein Dorado für Tiere - ihn bevölkern nicht nur Schafe, schottische Hochland-Rinder, Esel sowie jede Menge Hunde und Katzen, sondern auch Lamas. Die erste Begegnung mit den Lamas ist sehr eindrucksvoll. Neugierig kommen sie an den Begrenzungszaun und mit ihrem liebenswerten Gemüt gewinnen sie den Besucher sofort." Der Gutshof der Familie Borckenstein befindet sich in der Marktgemeinde Burgau in der oststeirischen Thermenregion im Bezirk Fürstenfeld. Die Familie bewirtschaftet den Betrieb seit über 10 Jahren nach biologischen Gesichtspunkten und ist berechtigt, auf den am Hof produzierten Produkten das Bio-Ernte-Gütesiegel zu führen. Im Jahre 1977 begann die Familie ihre ca. 40 ha (inkl. Bauland) durch den Anbau von Getreide und Kürbissen und durch die Zucht und Haltung von Schafen zu bewirtschaften. Neben dem Kürbiskernöl, dem Gallowayfleisch (Überschüsse aus der Zucht) und dem Futter für Tiere erzeugt der Betrieb seit der Haltung ostfriesischer Milchschafe aus der gewonnen Milch Schaffrischkäse. Die Schafe werden zweimal am Tag gemolken und ihre Milch wird in der Hofkäserei mehrmals in der Woche zu Käse und Joghurt verarbeitet. Zusätzlich werden Schaffelle und -wolldecken hergestellt und es wird Schaffleisch produziert. Den rund 100 Schafen stehen zusätzlich zur Weidefläche weitere 240 m² Stallfläche zur Verfügung. Die Galloway-Rinder werden das ganze Jahr über auf Weiden gehalten (Mutterkuhhaltung). Seit dem Jahre 1990 gibt es im Hause Borckenstein drei Appartements zwischen 41 und 51m² mit Bad, WC, Schlafzimmer, Wohnraum und Kochnische für jeweils 4 Personen. Zusätzlich steht noch ein Doppel-Zimmer mit Bad zur Verfügung. Der Preis pro Appartement / Tag beträgt mit Stichtag 1. Mai 2001 ATS 800,-- (Euro 58,13) inklusive aller Nebenkosten. Die Wohnungen sind geschmackvoll und ländlich mit stilvollen Bauernmöbel und TV ausgestattet. Alle Appartements sind ebenerdig und daher auch ideal für Behinderte und Rollstuhlfahrer, sowie für Familien mit Kindern und / oder Haustieren. Um ein zusätzliches Angebot für die Feriengäste zu bieten, entschloss sich die Familie Borckenstein im Jahr 1990, Lamas und Alpakas zu halten. Die Nutzung als Trekkingtiere (Wanderbegleiter) für die Gäste war jedoch nicht das vordergründige Motiv für ihre Haltung. An erster Stelle stand und steht bis heute die Liebe und Faszination zu diesen Tieren. Im Laufe der Zeit erkannte die Familie, dass sich die Tiere aufgrund ihres Charakters besonders für Kinder und behinderte Menschen eignen. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 29 von 76 Auf Grund von persönlichen Interessen entwickelte sich der Anfangsbestand von 2 Lamas mit der Zeit auf den heutigen Bestand von 25 Lama und 6 Alpakas. Die Weiden der Tiere befinden sich vorwiegend rund um das Familienhaus. Dabei sind jeweils ein wetterbeständiger Unterstand sowie ein Freilaufstall vorhanden. Die grasreichen Weiden werden mehrmals im Jahr gewechselt. Dabei eignen sich Lamas und Alpakas besonders zum Nachweiden der Koppeln der anderen Nutztiere (Rinder und Schafe). Die Schafe werden zweimal im Jahr geschoren, dies geht mit der Schur der Lamas und Alpakas einher. | top | 4 Haltung 4.1 Umwelt Neuweltkameliden und Schafe sind Steppentiere mit starkem Sozialverhalten und Herdentrieb. Beide Tierarten haben ihre Heimat in extremen Gebieten und können deshalb Temperaturunterschiede, nicht nur wegen ihres dicken Felles, ausgezeichnet vertragen. Schon durch die unterschiedliche Domestikation von Schafen, Alpakas und Lamas und durch ihre differente Verbreitung und Nutzung ist ersichtlich, dass sich hier gröbsten Unterschiede zwischen Neuweltkameliden und Schafen finden lassen. Dadurch, dass in Österreich (anders als bereits in Amerika und zum Beispiel auch in Deutschland, wo sie als Nutztiere anerkannt worden sind) Lamas und Alpakas als Hobbytiere gelten, ist ihre Haltung im Vergleich zum Nutztier Schaf, dessen Haltung intensiv durchgeführt wird, wesentlich extensiver bzw. auch als uneinheitlicher zu beschreiben. | top | 4.1.1 Natürliches Verhalten Die Basis einer artgerechten Haltung aber auch der Fütterung ist die Kenntnis von arttypischen Verhaltensweisen. Durch das Verhalten und Benehmen eines Tieres lässt sich herauslesen, ob es dem Tier gut geht und es sich wohlfühlt oder nicht. | top | 4.1.1.1 Sozialverhalten und Herdenverhalten Bereits zwischen Lamas und Alpakas existieren grundlegende Unterschiede im Verhalten. Diese Tatsachen finden ihren Ursprung in der unterschiedlichen Nutzung. Da Lamas seit jeher vor allem als Packtiere gezüchtet wurden, ist ihr Umgang mit Menschen dementsprechend leichter als der von den etwas scheuen und schreckhaften Alpakas, deren Nutzungsschwerpunkt in der Wollproduktion liegt. Innerhalb der Herden weisen Lamas und Alpakas jedoch wieder Gemeinsamkeit auf. Durch den Aufbau eines stabilen Sozialgefüges kommt es nur zu sehr wenigen Rangkämpfen zwischen den Tieren. Lamas und Alpakas sind Distanztiere, die direkten Kontakt zu anderen Tieren der Herde vermeiden. Ein zuchtreifer Hengst duldet keine anderen geschlechtsreifen Hengste und verdrängt sie durch Kampf. Da dieser mitunter tödlich enden könnte, haben sich sogenannte "Junggesellenherde" bewährt. Neuankömmlinge http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 30 von 76 werden schnell in diesen Verband aufgenommen und gewöhnen sich rasch an ihre neue Umgebung und Personen. Ebenfalls haben einige Züchter die Beobachtung gemacht, dass männliche Jungtiere untereinander typische "Bubenspiele", wie zum Beispiel Kämpfe, simulieren, dagegen praktizieren weibliche Jungtiere "Mädchenspiele" (im Kreis miteinander laufen usw.). | top | 4.1.1.2 Spucken Lamas und Alpakas haben die üble Nachrede des Spuckens, wobei diese eigentlich unfairer Weise zustande gekommen ist. Es entspricht zwar der Wahrheit, dass Neuweltkameliden spucken, aber nicht so, wie viele glauben. In erster Linie spucken Lamas auf ihre Artgenossen, jedoch kaum auf Menschen. Einige von ihnen, jedoch handelt es sich dabei besonders um Lamas aus Tiergärten, spucken auch auf Menschen. Dies hat die Ursache, dass jene Tiere Menschen gewöhnt sind und so als Artgenossen betrachten. Bei gut erzogenen und sozial gefügigen Lamas kann man sagen, dass sie auch während tierärztlicher Behandlungen nicht auf Menschen spucken. Jene Lamazüchter und -halter, die schon einmal bespuckt wurden, sind meistens nur in das "Kreuzfeuer" zwischen spuckenden Lamas gekommen. Spucken ist eine Ausdrucksform, den Lamas gebrauchen, um Prioritäten zu setzten, ihre Dominanz zu zeigen, das Rangverhältnis zu klären oder Angst und Unbehagen auszudrücken. Weiters kann es eine Äußerung von Aggressivität sein. Außerdem spucken weibliche gedeckte Tiere Hengste an, um sie daran zu hindern, sie neuerlich zu decken. Letzteres machen sich Züchter zur Feststellung der Trächtigkeit zunutze, indem sie die Stute, bei denen sie sich nicht sicher sind ob sie gedeckt ist, absichtlich mit einen Hengst zusammen bringen. Fest steht, dass Lamas nicht spucken, bevor sie eine Vorwarnung abgegeben haben. Solch ein Anzeichen sind zurückgelegte Ohren und ein hochgehaltener Kopf, sodass die Nase weit in die Höhe ragt. Oft spucken Lamas in die Höhe, was einem Warnschuss gleich kommt. Lässt der "Angreifer" nicht ab, spuckt das Lama direkt auf denjenigen, von dem die Bedrohung ausgeht. Die Konsistenz der Spucke weist unterschiedliche Formen auf. Es gibt körnige Spucke, eine mit einer etwas schleimigen Konsistenz und eine grünliche Spucke aus dem Bauch heraus. Ein essendes Lama, welches sein Futter verteidigt, wird mit all dem spucken, was sich gerade im Mund befindet. Lamas können aber auch einfach spucken, indem sie den im Mund vorhandenen Speichel versprühen. Diese Art des Spuckens dient als "Warnschuss", welcher der grünlicheren Spucke vorausgeht. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 31 von 76 Die schlimmste Art zu spucken ist das Ausspeien des grünlich erbrochenen Mageninhaltes. Diese Spucke kann leicht 3 Meter weit geschleudert werden und riecht sehr unangenehm. Lamas, die von dieser Spucke getroffen wurden, öffnen den Mund, um ihren Unmut über diesen Geruch zu äußern. | top | 4.1.1.3 Kotplatz Lamas und Alpakas legen öffentliche Kotplätze an, d. h. dass die gesamte Herde sich an diese Plätze hält, um dort ihren Kot und ihr Urin zu entleeren. Bei diesen Plätzen handelt es sich um ganz bestimmte Stellen im Stall oder auf der Weide. Diese konzentrierten Kotplätze ermöglichen den Lamas und Alpakas genügend saubere und trockene Flächen um zu weiden, sich hinzulegen, sich fortzupflanzen und sich zu wälzen. Da von Kotplätzen kein Futter aufgenommen wird, ergeben sich hinsichtlich des Parasitenbefalls Vorteile. Das soll aber nicht bedeuten, dass Lamas und Alpakas nicht von Parasiten befallen werden; es mindert lediglich im Gegensatz zu Schafen und anderen Tieren, die keine bestimmten Kotplätze besitzen, das Risiko. Lamas und Alpakas sind saubere und wählerische Tiere und bevorzugen Flächen zum Entspannen, Weiden und Ruhen, die frei von Urin und Kot sind und können deshalb jederzeit mit Menschen Kontakt haben, ohne davor unbedingt gereinigt werden zu müssen. Das bringt Vorteile, zum Beispiel bei der Verwendung als Therapietier. Durch die Kotflächen wird das Ausmisten des Stalles wesentlich erleichtert, da nur ganz bestimmte Stellen des Stalles und der Weide betroffen sind und der Kot schon konzentriert vorliegt. Dies bringt erhebliche Erleichterungen bei der Stall- und Weidepflege gegenüber den Schafen. Das Säubern der Kotplätze von Zeit zu Zeit ist aber unbedingt nötigt, da die gesamte Herde diese Stellen benutzt und diese sich dadurch mehr und mehr ausdehnen. Dadurch dass diese Plätze ständig an der gleichen Fläche bleiben ergibt sich der Vorteil, dass man die Ansiedelung eines Kotplatzes steuern kann, d. h. dass man einige Kotpellets an jene Stelle legt, an der man den zukünftigen Kotplatz haben will. Dieser Vorteil macht sich besonders beim Transport der Tiere bezahlt. Jedoch erweist es sich als äußerst schwierig einen etablierten Kotplatz wieder zu eliminieren. | top | 4.1.1.4 Wälzen und Rollen Lamas wälzen sich für gewöhnlich relativ regelmäßig, dies dient vorwiegend der Reinigung http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 32 von 76 ihres Vlieses. Es ist kein Anlass zur Beunruhigung gegeben, wenn das Lama manchmal auch nur für einige Minuten flach auf einer Seite am Boden liegt, dies gehört zum normalen Verhalten und dient der Entspannung. Lamas bevorzugen für das Wälzen kahle Flächen und Sandplätze. Das Wälzen ist somit ein durchaus normales Komfortverhalten und sollte bei der Bemessung der Stallplatzfläche Rücksicht finden. Es kann jedoch vorkommen, dass sich Tiere wälzen, wenn eine Entbindung bevorsteht oder Beschwerden im Bauch auftreten. Deshalb sollte man ein Auge auf jene Tiere haben, die sich öfters als normal wälzen. | top | 4.1.1.5 Geräusche Im Vergleich zu vielen anderen Tieren sind Lamas und Alpakas sehr ruhige Tiere. Das "Brummen", dass auch als "Summen" bezeichnet werden kann, ist für Lamas und Alpakas eine lautstarke Ausdrucksform. Es klingt ähnlich dem Brummen von Menschen. Es hängt von der Situation ab, in der sie sich befinden, ob sie brummen, glucksen, grunzen oder einen Alarmschrei abgeben. Alle ihre Geräusche sind unverkennbar und leicht zu unterscheiden. Man braucht schließlich nur auf das Geräusch und die Situation, in der sich ein Lama oder Alpaka befindet, zu achten, um zu verstehen, was es ausdrücken möchte. Lamas sind Herdentiere und können ausgesprochen gut untereinander kommunizieren. Ihre feine Sprache kann leicht von einem unerfahrenen Ohr überhört werden, deshalb ist es nötig, sich am Anfang genügend Zeit für das Beobachten und Zuhören zu nehmen, um ihre Sprache zu verstehen und zu lernen. | top | 4.1.1.5.1 Brummen (Summen) Das Brummen ist ihre vorherrschende Sprache und drückt Freude und Zufriedenheit aus, aber genauso wird es verwendet, wenn ihr angenehmes Gefühl gestört wird, wenn sie traurig und müde sind, besorgt, neugierig oder ihnen heiß ist und sie sich unwohl fühlen, aber auch wenn Stuten ihr Neugeborenes begrüßen. Zu diesen unterschiedlichen Gefühlen gibt es natürlich auch verschiedene Varianten des Brummens. Wenn es Lamas und Alpakas heiß ist, sie müde sind oder sich unwohl fühlen, dann klingt das Brummen mehr wie ein Stöhnen. Das Geräusch ist weicher und kraftlos. Die Tonlage ist zum Ende hin etwas tiefer. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 33 von 76 Sind Lamas und Alpakas neugierig, bemerken sie etwas Neues oder sehen sie ein fremdes Lama / Alpaka oder eine Person, brummen sie etwas kürzer und in einer höheren Tonlage. Zum Ende hin wird es höher und ist so als würden sie eine Frage stellen. Besorgte, traurige oder alleingelassene Lamas / Alpakas brummen in einer höheren kraftvollen Tonlage und etwas länger. Es gehört zu den lautesten und kraftvollsten Brummen von Lamas und Alpakas und hat etwas panisches oder trauriges im Ton, welches sich dadurch von den anderen Arten unterscheidet. Der letzte Typ des Brummens wird von der Mutter ( auch als Dam bezeichnet) erzeugt, wenn sie mit ihrem Jungen (Cria) kommuniziert. Dieses Brummen ist von weichem bis mittleren Ton und angemessener Dauer. Das Brummen kann weich und angenehm sein, aber auch aufgeregt; dies ist abhängig vom Temperament der Stute. Diese Art zu brummen dient dafür, um das Neugeborene zu begrüßen oder es zu beruhigen. | top | 4.1.1.5.2 Glucksen Dieses Glucksen klingt ähnlich, wie wenn eine Person ihre Zunge vom Gaumen schnalzen lässt. Das Geräusch ist weniger scharf, etwas volltoniger und etwas mehr durch die Nase als das Glucksen vom Menschen. Lamas und Alpakas gebrauchen dieses Geräusch nur selten. Wenn sie es verwenden halten sie ihre Ohren dabei zurück. Lamas/ Alpakas glucksen wenn sie beispielsweise ein fremdes Lama sehen oder auch wenn sie mit dem anderen Geschlecht flirten. Junge Stuten, welche noch keine Jungen auf die Welt gebracht haben, benutzen das Glucksen, um mit anderen Crais (Lama- und Alpakafohlen) in Kontakt zu treten. Hier können Sie die entsprechende Sounddatei downloaden. | top | 4.1.1.5.3 Gurgeln (Grunzen) Jedem Lama- oder Alpakazüchter wird dieses Geräusch gut bekannt sein, denn die erregten Hengste (oder Hengste, die eine Stute decken) gurgeln. Dieses Geräusch hat Ähnlichkeit mit dem Gurgeln von Menschen, ist aber ein etwas kraftvollerer und surrender Ton. Männliche Lamas und Alpakas gurgeln während des gesamten Geschlechtsaktes, der sich von 20 Minuten bis zu einer Stunde hinziehen kann. Hier können Sie die entsprechende Sounddatei downloaden. | top | 4.1.1.5.4 Alarmschrei Lamas und Alpakas, die sich bedroht fühlen oder erschreckt wurden, äußern dieses Unbehagen durch ein lautes, hohes, rhythmisches Geräusch. Dieser Ton ist aufrüttelnd und unverkennbar. In der Wildnis ziehen Lamas und Alpakas in Herden. Erspäht ein Tier ein Raubtier, warnt es mit diesen Schrei alle anderen Tiere. Dieses Verhalten ist auch bei domestizierten Lamas und Alpakas noch immer erhalten. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 34 von 76 Hier können Sie die entsprechende Sounddatei downloaden. | top | 4.1.1.6 Stellung der Ohren und des Schwanzes Die Stellung der Ohren und des Schwanzes lassen die Grundstimmung von Lamas und Alpakas erkennen. Legt ein Tier die Ohren an, bildet dies das Anzeichen für steigende Verteidigungs- oder Angriffsbereitschaft. Alarmbereitschaft wird durch nach vorne gerichtete Ohren gekennzeichnet, der Schwanz wird dabei etwas angehoben. Ein steil nach oben oder nach vorne gerichteter Schwanz bedeutet Aggressivität. | top | 4.1.2 Verhaltensstörungen 4.1.2.1 Berserk - Male - Syndrom Dieses Syndrom bedeutet eine Fehlprägung des männlichen Tieres, das beim Eintritt in die Geschlechtsreife Menschen gegenüber besonders aggressiv werden kann. Hervorgerufen wird diese Fehlprägung durch einen zu intensiven Kontakt mit Menschen in jungen Jahren. Denn dadurch betrachtet der Hengst den Menschen als Artgenossen und somit als Rivale bei der "Damenwahl". Dazu ist zu bemerken, dass Jungtiere bis zu einem Alter von etwa 9 Monaten eine sehr wichtige Prägungsphase durchmachen. In dieser Phase sollte der Kontakt zum Menschen nur auf das Nötigste beschränkt sein. Erst ab einem Alter von 1 Jahr ist die Prägephase wieder vorbei und ein intensiverer Umgang mit Menschen wird möglich. | top | 4.1.2.2 Hengstverhalten der Stute Wehren Stuten den Hengst ab und lassen sich nicht decken, bezeichnet man dies als sogenanntes Hengstverhalten. Die Fehlprägung basiert entweder auf hormonellen Störungen, kann aber auch den Ausdruck der Rangstellung in der Herde bedeuten, in der sich Stuten von einem jüngeren, rangniedrigeren Hengst nicht decken lassen. | top | 4.2 Haltungsformen Was Lamas und Alpakas mit dem Schaf unverwechselbar miteinander verbindet, sind der ausgeprägte Herdentrieb und die sozialen Strukturen. Eine Einzelhaltung ist deshalb weder beim Lama und Alpaka noch beim Schaf artgerecht. Die Haltungsformen können nach Standort, Herdenzusammensetzung und natürlich nach Verwendungszweck (Milchgewinnung, Fleischerzeugung, Wolle usw.) gegliedert werden. Bei Schafen richtet sich die Haltung nach dem Standort und so werden in Österreich die Koppelschafhaltung, die alpine Schafhaltung und die ganzjährige Stallhaltung unterschieden. Gutsherden, Wanderschäferei oder die Hütehaltung werden bei uns kaum mehr durchgeführt. Bei Lamas und Alpakas dagegen richtet man sich bei der Haltung vorwiegend nach der Herdenzusammensetzung. Die Unterteilung der Haltungsformen nach http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 35 von 76 Standort spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, da die ganzjährige Stallhaltung bei Lamas und Alpakas abgelehnt wird und daher nur eine Koppelhaltung möglich ist. Dabei können sie sowohl in Ebenen als auch in alpinen Lagen gehalten werden. Bei der Lamaund Alpakahaltung unterteilt man in Familienverband, geschlechtergetrennte Haltung und Vergesellschaftungen. | top | 4.2.1 Familienverband Die artgerechte Haltung in Form eines Familienverbands ist beim Lama und Alpaka relativ locker, d.h. dass sowohl weibliche Tiere als auch der Hengst austauschbar sind. Tiere, die neu dazu kommen, gewöhnen sich sehr rasch in die Herde ein. | top | 4.2.2 Geschlechtergetrennte Haltung Geschlechtsreife Hengste sind in Anwesenheit von Stuten untereinander unverträglich, denn in der Herde wird vom Leithengst kein weiterer Hengst geduldet (auch kein Kastrat). Junghengste werden deshalb spätestens als Jährlinge aus der Herde bzw. aus dem Familienverband vertrieben. Es werden dann meist sogenannte Junggesellenherden gegründet. Daraus ist ersichtlich, dass eine Haltung in einer reinen Hengstherde möglich und auch artgerecht ist. Jedoch sollten aus Sicherheitsgründen die Hengstzähne entfernt werden. | top | 4.2.3 Vergesellschaftungen Lamas und Alpakas (auch Hengste) sind freundliche, soziale und verträgliche Tiere, deshalb ist eine gemeinsame Haltung mit artfremden Tieren durchaus möglich. Sehr oft werden sie mit Schafen, Rindern und Pferden sowie mit Rotwild gemeinsam gehalten, jedoch ist Vorsicht bei Vergesellschaftungen mit aggressiven Tieren geboten. Einer gemeinsamen Schaf- und Lamahaltung kommt eine besondere Bedeutung zu. In der Heimat der Neuweltkameliden gelten vor allem der Puma und der Kojote als natürliche Hauptgefahren, denen gegenüber das Lama besonders wachsam ist. Dieses instinktive Verhalten haben sich die Menschen zu Nutze gemacht und so haben sie das Lama als "Hirte" für ihre Schafe eingesetzt. Für viele Schafbauern in Amerika ist das Lama als Wachtier gegen die natürlichen Feinde für ihre Herden sinnvoller als der Einsatz von Fallen, Gift und dergleichen. Schafe und Lamas bilden aber besonders durch ihre ähnlichen Eigenschaften eine gute Vergesellschaftung, da Lamas ebenso starke Bindungen eingehen wie Schafe, ebenfalls Grasfutter und das gleiche Getreide fressen, sie benötigen sogar großteils die gleichen Impfungen, sind ebenso sparsam und gewöhnen sich schnell an neue Verhältnisse. Ein einziges Lama in einer Schafherde ergibt eine sinnvolle Alternative, wobei ein Lama eine Herde von bis zu 2000 Schafen bewachen kann. Sobald mehre Lamas anwesend sind, entsteht eine Gruppenbildung, die sich von den Schafen etwas absondert; darunter leidet selbstverständlich dann das Wacheverhalten. Wird ein Lama aber nicht http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 36 von 76 vordergründig als "Schafwächter" gehalten, sind mehre Lamas in einer Schafherde kein Problem. Meistens werden Hengste oder noch nicht fortpflanzungsfähige männliche und weibliche Tiere als Wachtiere verwendet. Ein Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Wacheverhalten wurde aber noch nicht festgestellt. Beim Einsatz von "Hirtenlamas" ist es üblich, dass sich das Lama innerhalb der Herde befindet, es ist aber ebenso möglich, dass sich das Lama außerhalb der Herde aufhält. Dabei versucht das Lama einen Platz zu finden , von dem aus es die gesamte Herde überblicken kann. Dieses Verhalten zeigt sich auch bei Guanakos in der Wildnis, auch hier stehen männliche Guanakos auf Felsen, von denen aus sich das ganze Gebiet der Herde überschauen lässt. Wandert die zu bewachende Herde, so übernimmt das Lama die Führung, wandert zwischen den Tieren oder bildet das "Schlusslicht". Naht eine Gefahr, wird das Lama sofort wachsam und aufmerksam seiner gesamten Umgebung gegenüber, stößt einen Alarmschrei aus, um die Herde zu warnen und läuft direkt auf den Angreifer zu und versucht ihn durch spucken und treten in die Flucht zu schlagen. Es wurde auch schon beobachtet, dass Kojoten, die die Herde bedrohten, von Lamas getötet wurden. Ebenfalls wurde beobachtet, dass Lamas bei drohender Gefahr die Schafherde zusammendrängen und in den Stall zu bringen versuchen; gelingt es ihnen nicht, stellen sie sich zwischen Angreifer und Herde. Nur selten flüchtet ein Hirtenlama. Bemerkenswert ist ihr Verhalten gegenüber artfremden Jungtieren. Sie zeigen sich sehr interessiert an Lämmern oder Kälbern und gehen oft mit ihnen eine enge Bindung ein. Nicht selten zu beobachten ist daher, dass Lamas mit den Jungtieren spielen oder nebeneinander schlafen. Es existieren auch Behauptungen, die besagen, dass Lämmer durch die Anwesenheit von Lamas, die eine Führungsfunktion übernehmen, weniger gestresst sind und sich dadurch besser entwickeln und weniger krankheitsanfällig sind. Weiters ist es eine Tatsache, dass Lamas solange bei verletzten oder kranken Tieren bleiben, bis der Bauer die Situation überprüft hat. Während der Fortpflanzungszeit entsteht jedoch ein Problem beim Schafehüten und deshalb auch bei Vergesellschaftungen; während dieser Zeit versuchen Lamahengste, Mutterschafe zu decken, was auf Grund der Unterschiede im Körperbau und Körpergewicht oft für das wesentlich kleinere Schaf tödlich ausgehen kann. Neben dem Nutzen als Wachtier bringt eine gemeinsame Haltung mit anderen Tierarten noch eine gewisse Arbeitserleichterung und eine bessere Nutzung des Weidebesatzes. Da jede Tierart bevorzugte Pflanzen frisst, entstehen oft Unterschiede in der Weidebeschaffenheit, die durch das Abweiden von anderen Tierarten ausgeglichen werden http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 37 von 76 kann. Durch diese gleichmäßige Nutzung der Weide kommt es zu einer Steigerung der Rentabilität und der Leistungsfähigkeit der Weide. In diesem Punkt ist das Rind das ideale Gegenstück zum Lama oder Alpaka, denn Rinder grasen weniger selektiv als Neuweltkameliden oder Schafe. Ein Überbesatz ist jedoch zu vermeiden und so ist das ideale Verhältnis von Neuweltkameliden zu Rindern bei 1 : 5 bis 1 : 10. Bei einer Vergesellschaftung von Rind und Schaf gilt ein ähnliches Verhältnis. Auch mit Pferden lässt sich eine Vergesellschaftung eingehen, wobei auch hier kein Überbesatz der Weide stattfinden soll, da beide Tierarten, also sowohl Pferde als auch Lamas, die Grasnarbe extrem tief verbeißen und der Tritt der Pferde noch zusätzlich der Weide schadet. Vorsicht ist bei neugeborenen Lamafohlen geboten; sie sollten vor dem Kontakt mit Pferden geschützt werden. Das gleiche Problem tritt bei gemeinsamer Haltung von Schafen und Pferden auf, auch hier ist Vorsicht nach der Ablammung geboten. | top | 4.3 Stallhaltung Fast in allen Weltgegenden trifft man auf Schafe, nur in zu feuchten Klimazonen haben sie sich nicht durchgesetzt. Ähnlich ist es bei Lamas und Alpakas. Sie sind ebenso gegen Feuchtigkeit und Luftzug empfindlich wie Schafe, deshalb ist es für Ihre Haltung wichtig, sie vor Wind und Regen zu schützen. Was hilft dagegen besser als ein Stall? Wobei man dazu sagen muss, das sich für beide ein Neubau selten rentiert. Besteht jedoch die Möglichkeit, ein vorhandenes Gebäude zu nutzen, sollte dies geschehen. Dabei liegen die Vorteile nicht nur bei den Tieren, sondern auch beim Halter, da dieser dadurch bei seinen Arbeiten von der Witterung unabhängig ist. Eine reine Stallhaltung wird jedoch bei Lamas und Alpakas als nicht artgerecht angesehen, weil sie Fluchttiere und klassische Weidetiere sind und diese Haltungsform auch hier nicht als artgerecht bezeichnet werden kann. Bei Schafen dagegen wird manchmal eine reine Stallhaltung durchgeführt, obwohl auch sie sowohl Fluchttiere als auch klassische Weidetiere sind. | top | 4.3.1 Anforderungen an den Stall 4.3.1.1 Raum und Platzbedarf Damit sich ein Lama oder Alpaka im Stall auch wohlfühlt, benötigt es genügend Platz und Raum, um im Stall auch fressen, liegen und aufrecht stehen zu können. Um letzteres zu gewährleisten, benötigt der Stall für Lamas und Alpakas eine Mindesthöhe von 2 Metern, dieses Maß sollte an keiner Stelle unterschritten werden, im Gegenteil, um auch für größere Tiere genügend Kopffreiheit sicherzustellen, rechnet man oft mit einem Maß von 2,5 Metern. Bei Schafen dagegen könnte aufgrund der geringeren Körperhöhe auch eine wesentlich niedrigere Raumhöhe gewählt werden. Jedoch würde sich bei einem Maß unter 2 Metern das Arbeiten für den Menschen relativ unbequem gestalten, deshalb gilt auch bei Schafen, wie bei Lama und Alpakaställen, eine Mindesthöhe von 2 Metern, wobei hier das Motto gilt: Je größer um so besser, da die Stallgröße auch das Stallklima positiv beeinflusst. Bei zu großen Ställen besteht die Gefahr, dass die Tiere im Winter den http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 38 von 76 Stall nicht mehr durch ihre Körperwärme erwärmen können. Die Mindestgröße bei Neuweltkameliden liegt bei 2 m² / Tier, während sich ein genaues Maß bei Schafen nicht festlegen lässt, da hier genauer zwischen Mutterschaf, Lamm und Hammel usw. unterschieden wird. So bewegen sich hier die Richtwerte zwischen 1 - 4 m² / Tier. Boxen, die auch bei der Lama- und Alpakahaltung Verwendung finden, da es auch hier notwendig werden kann, ein einzelnes Tier von der Gruppe abzutrennen (z.B.: bei Krankheiten), sollten eine Wandhöhe aufweisen, die nicht überwunden werden kann. Bei Lamas entspricht das einer Wandhöhe von 1,6 Metern, bei den kleineren Alpakas reicht eine Höhe von 1,4 Metern aus. | top | 4.3.1.2 Ansprüche an Temperatur, Luft und Licht Natürlicher Regulator für die Temperatur ist das dichte Vlies, das sowohl Lamas und Alpakas als auch Schafe aufweisen, mit dem sie die Kälte und großen Temperaturschwankungen ohne weiteres ausgezeichnet vertragen können. Denn das Wollvlies vermindert mit zunehmender Länge die Wärmeabgabe und dementsprechend auch die erforderliche Energie zur Erhaltung der Körpertemperatur bei niedrigen Umgebungstemperaturen. Feinwolligere Vliese haben eine doppelt so gute Wärmeisolierung wie grobwolligere, da die Luftzirkulation um so geringer ist, je feiner die Wolle ist. Wenn die Luftfeuchtigkeit gering ist, schützt das Vlies auch gegen hohe Außentemperaturen, wobei aber zu sagen ist, dass Schafe und Neuweltkameliden Kälte wesentlich besser als Hitze vertragen., denn extrem hohe Temperaturen verstärkt durch hohe Luftfeuchtigkeit können zu lebensbedrohlichem Hitzestress führen. Feuchtigkeit und Luftzug verringern dagegen die wärmeisolierende Wirkung. Bereits eine Windgeschwindigkeit von 20 km/h erhöht die Wärmeabgabe um 30 - 40%. Deswegen sollte ein Stall und auch ein Unterstand auf der Weide die Tiere vor Wind und Regen schützen. Die optimale Temperatur für Schafställe liegt zwischen 10 und 15 °C. Da diese Temperatur in der Praxis aber nur schwer einzuhalten ist, behilft man sich mit Einstreu, die eine ausgeglichene Wirkung auf das Stallklima besitzt. 0°C sollen im Stall möglichst vermieden werden, schon damit Tränkeinrichtungen nicht einfrieren. In diesem Temperaturbereich fühlen sich auch Lamas und Alpakas wohl, wobei sich ihnen ein optimaler Temperaturbereich nicht zuordnen lässt, da Neuweltkameliden in ihrer natürlichen Heimat sehr großen Temperaturunterschieden bei Tag und Nacht ausgesetzt sind. Festgestellt hat man jedoch, dass Lamas und Alpakas auch bei - 10 °C gerne in den Stall gehen. Ähnlich wie bei Schafen ist auch die Zahl der Erkrankungen der Lunge und Luftwege bei Neuweltkameliden relativ hoch, deshalb ist die Qualität der Stallluft besonders wichtig. Im Allgemeinen gilt, dass das Stallklima umso günstiger ist, je tiefer die relative Luftfeuchtigkeit ist. In nicht wärmegedämmten Ställen muss daher durch reichliche Lüftung und gleiche Temperatur innerhalb und außerhalb des Stalles die Bildung von Kondenswasser verhindert werden. Entscheidend für die Vermeidung von Schwitzwasser ist auch die Wahl von atmungsaktiven Baumaterialien (zum Beispiel Holz, Ziegel und Naturstein) sowie Fenster, die zweckmäßigerweise nach oben und innen zu öffnen sein sollten, damit kein Zug entstehen kann und Frischluft zur Vorerwärmung erst nach oben geleitet wird. Dunkle Ställe sind sowohl für Schafe als auch für Lamas und Alpakas ungeeignet. Die http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 39 von 76 Gesamtfensterfläche beträgt bei Schafställen etwa 1/15 - 1/20 der Stallgrundfläche, bei Lamas und Alpakas gilt das gleiche Maß. Die Fenster müssen in beiden Fällen, also für Neuweltkameliden und für Schafe, so hoch sein, dass Licht weit in den Stall einfallen kann und die Scheiben nicht eingedrückt werden können. Um das letztere zu vermeiden, sollten die Fenster mit Gittern abgesichert werden (bei Lamas und Alpakas, wenn die Fenster unter 1,8 -2 Metern liegen). | top | 4.3.1.3 Bodenansprüche Der Boden ist der meist genutzte Teil des Stalles, dementsprechend wird er leicht verschmutzt und stellt eine große Verletzungsgefahr dar. Wie bei den meisten anderen Tieren gelten also auch bei Lamas, Alpakas und Schafen hohe Anforderungen an den Boden. Er sollte leicht zu reinigen und zu desinfizieren sein und im nassen Zustand rutschfest bleiben, sodass die Verletzungsgefahr weitgehend vermieden wird. Nach diesen Gesichtspunkten sollte der Boden ausgewählt und eventuell nach Kot- und Liegeplatz unterschieden werden. Naturböden sind zwar als Liegeplätze geeignet, als Kotplätze jedoch werden sie viel zu schnell nass und lassen sich nur schlecht desinfizieren und reinigen. Kahle Betonböden werden in der Lama- und Alpakahaltung eher abgelehnt. Sie sind zwar leicht zu reinigen und zu desinfizieren , sind aber besonders für Liegeplätze zu kalt. Einstreu oder Gummimatten schaffen hier Abhilfe. Holzböden werden durchaus gerne verwendet, sind aber auch nur schwer zu reinigen und zu desinfizieren und im nassen Zustand sind sie oft nicht rutschfest. Auch hier helfen Gummimatten oder Einstreu. Auf jeden Fall ist beim Boden darauf zu achten, dass der Urin abfließen und der Kot leicht entfernt werden kann, denn gerade Kot und Urin stellen Rückinfektionsquellen für Parasiten dar. In der Schafhaltung werden aus diesen und vor allem aus arbeitstechnischen Gründen von manchen Haltern zumindest teilweise Spaltböden eingesetzt. Diese werden bei der Lama- und Alpakahaltung jedoch nicht verwendet. Obwohl bei Beton- und Holzböden Einstreu meist empfohlen werden, lehnen einige Lamaund Alpakahalter Einstreu völlig ab, weil sowohl Stroh als auch Sägespäne das Wollvlies stark verunreinigen. Obgleich dasselbe Problem auch beim Schaffell besteht, wird in der Schafhaltung Einstreu verwendet. Einige Neuweltkamelidenhalter schwören auf Altpapierfetzen, da diese relativ einfach aus dem Vlies zu entfernen sind. | top | 4.3.1.4 Fütterungseinrichtungen Die meisten Krankheitserreger, besonders Parasiten, gelangen durch die Futteraufnahme (oral) in den Körper. Um Kontaminationen des Futters mit Kot und Urin weitgehend zu vermeiden, ist eine Fütterung vom Boden aus abzulehnen und macht deswegen Fütterungseinrichtungen notwendig, bei denen möglichst wenig Futter auf den Boden fallen kann. Futtertröge, -barren, - grippen und Heuraufen entsprechen deshalb den Bedürfnissen von http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 40 von 76 Neuweltkameliden und auch jenen von Schafen. Bei Futterraufen werden viele verschiedene Arten unterschieden (skandinavische Raufe, Rundraufe usw.) Die am häufigsten verwendete Raufe ist in der Neuweltkamelidenhaltung die Sprossenraufe, die auch in der Schafhaltung Verwendung findet. Grundsätzlich gilt, dass die Futterraufe so platziert sein muss, dass sie nicht umkippen kann, dabei ist egal ob es sich nun um eine Doppelraufe ( zweiseitige Umläufe) oder um eine Wandraufe handelt. Die Höhe der Krippe beträgt für ausgewachsene Alpakas 0,60 - 0,65 Meter, für Fohlen empfiehlt sich eine um 10 cm niedrigere Höhe. Die größeren Lamas benötigen dagegen eine um 10 - 20 cm höhere Futterkrippe (0,70 - 0,85 Meter). Bei Schafen ist die Krippenhöhe ebenso wie bei Alpakas zwischen 0,6 - 0,65 Meter. Für Lämmer sollte diese Höhe auch etwas niedriger sein. Lamas und Alpakas, aber auch Schafe, brauchen für die Futteraufnahme eine Platzbreite von mindestens 0,5 Meter. Die Unterkante der Raufe sollte sich ca. 1,00 - 1,20 Meter über dem Boden befinden. Dieses Maß entspräche bei Schafen bereits der Gesamthöhe der Futterraufe ( 1,00 -1,10 Meter), deshalb beträgt die Entfernung der Futterkrippenunterkante zum Boden bei Schafen ca. nur 0,30 - 0,40 Meter. Die Gesamthöhe der Futterraufe entspricht bei Alpakas einer Höhe von 1,60 - 1,85 Meter, bei Lamas von 1,70 - 2,05 Meter. Der Abstand der einzelnen Sprossen bei der Sprossenraufe betragen bei Schafen nur 5 -6 cm, dagegen bei Lamas und Alpakas 8 - 10 cm. Die Stellung der Raufenleitern muss zur Vermeidung der Verschmutzung der Wolle von Neuweltkameliden und Schafen am Kopf und Nacken möglichst steil sein. Vorwiegend sind solche Futterraufen aus Holz hergestellt und können auch selbst konstruiert werden. Es ist aber darauf zu achten, dass Nägel, Schrauben oder sonstige scharfe Gegenstände nicht hervorstehen, damit sich die Tiere nicht verletzen. Futtertröge richten sich bei Lamas und Alpakas nach deren Risthöhe und stehen zu ihr in einem Verhältnis von 1 : 2. Der Abstand vom Boden zur Trogoberkante variiert zwischen 60 und 80 cm. Um den täglichen Bedarf der Neuweltkameliden an frischem Wasser (im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Altweltkameliden) und auch jenen der Schafe abdecken zu können, sind dementsprechende Installationen im Stall vorzusehen. Bewährt haben sich Selbsttränken nach dem Schwimmer - Prinzip. Diese werden sowohl in http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 41 von 76 der Schaf- als auch in der Neuweltkamelidenhaltung eingesetzt, da sich bei beiden Tränken mit Druckventilen, wie sie überwiegend in Rinder und Pferdeställen verwendet werden, nicht durchgesetzt haben, denn diese werden erst dann bedient, wenn der Wasserspiegel sichtbar ist und das Ventil von dem zum Wasser drängenden Schaf, Lama oder Alpaka betätigt werden kann (durchbrochene Bedienungszunge). Außerdem kann es bei hohem Wasserdruck zu erheblichem Spritzwasserverlust kommen, weil die Tiere langsamer trinken, als das Wasser zufließt. Schwimmgesteuerte Konstruktionen müssen täglich überprüft werden. Vor allem sollte man sie von Schmutz und Heu befreien, das beim Trinken hineinfallen könnte. Um einer Verschmutzung durch Futter vorzubeugen, sollte man einen Abstand von 1 Meter zur Fütterungseinrichtung einhalten. Bei Schafen werden auch Nippel- und Zapftränken, wie sie im Schweinestall verwendet werden, eingesetzt. An diese gewöhnen sich Lamas und Alpakas nicht. | top | 4.3.1.5 Sonstige Einrichtungen 4.3.1.5.1 Lämmerschlupf und Schlupfweiden (Creep grazing) Der Lämmerschlupf wird in der Schafhaltung eingesetzt, damit die Lämmer ab etwa 2 Wochen nach der Geburt die Möglichkeit haben, in einem Bereich, in dem die Mutterschafe nicht dazukommen, Kraftfutter bzw. gutes Heu aufzunehmen. Bereits vorher fangen sie an, spielerisch am Futter herumzuknabbern. Die Aufnahme festen Futters und somit die Ausbildung des Pansen fördert nicht nur die Entwicklung der Lämmer, sondern entlastet das Mutterschaf beim Säugen. Der Lämmerschlupf sollte etwa eine Größe von 25 x 50 cm aufweisen und durch eine Einrichtung auch versperrbar sein. Aus diesem Verfahren, den Lämmern während der Stallhaltung über Schlupföffnungen in den Hürden zusätzlich Futter zu verabreichen, hat sich das 1954 in Großbritannien entwickelte System der Schlupfweide entwickelt. Ihr Ziel ist die Vermeidung der Nachteile intensiver Weidenutzungssysteme für die Entwicklung der Lämmer. Durch Ausschaltung der Konkurrenz zwischen Mutterschaf und Lamm soll der Weideaufwuchs entsprechend den Bedürfnissen beider Altersklassen verteilt werden. Bei der Alpaka- und Lamahaltung ist ein solches System noch nicht bekannt. | top | http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 42 von 76 4.3.1.5.2 Türen und Eingänge Auch bei der Tür gilt, dass sie Luftzug vermeiden und deswegen entsprechend abgedichtet werden muss. Weiters ist zu beachten, dass infolge der Rangordnung Tiere in Türnähe nächtigen, deshalb ist es von Vorteil, wenn sich die Tür nach außen öffnen lässt oder eine Schiebetür eingebaut wird. Vorteilhaft ist es, wenn die Türen, vor allem die Koppeleingänge, traktor- und maschinentauglich sind. Daher sollten diese eine Breite von mindestens 4 Metern aufweisen. | top | 4.3.2 Paddock Ein Paddock ist ein fest abgetrennter Vorplatz in unmittelbarer Verbindung mit dem Stall, der es den Tieren zum Beispiel bei Schlechtwetter ermöglicht, sich dort aufzuhalten. Bei diesen Vorplätzen ist bei Neuweltkameliden eine Mindestgröße von etwa 3 m² pro Tier vorzusehen, und auch hier ist es wichtig, einen festen Boden zu wählen. Die Einzäunung des Paddocks sollte stabil sein, um den Druck einer auf die Weide drängenden Herde stand zu halten. Die Zaunhöhe beträgt für Alpakas 1,40 Meter und 1,60 Meter für Lamas. Auch Schafe nehmen einen südseitig liegenden und befestigten Auslauf gerne an. Bei Schafen beträgt die Zaunhöhe zwischen 0,80 und,10 Meter. 4.3.3 Weidehaltung Die Haltung von Neuweltkameliden auf der Weide entspricht den Forderungen nach einer artgerechten Haltung am besten. Ob die Weide dabei der engeren Definition entspricht, eine mit Futterpflanzen bewachsene und durch Abweiden genutzte landwirtschaftliche Fläche zu sein, oder lediglich dem Bewegungsbedürfnis der Tiere dient, hängt im wesentlichen von der Größe und der Besatzdichte ab. | top | 4.3.3.1 Fressgewohnheiten und Verhalten auf der Weide Lamas und Alpakas gelten als stoische Tiere, das heißt, sie sind fast allem gegenüber gleichgültig. Bei der Nahrung jedoch sind sie aber sehr wählerisch. Diese Eigenschaft teilen sie mit den Schafen, die sich ebenfalls immer die jüngsten und schmackhaftesten Pflanzenteile aussuchen. Deshalb sind Neuweltkameliden und Schafe auch fähig, auf http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 43 von 76 mageren, schlechten Standorten durchzukommen - nicht, weil sie alles fressen, sondern weil sie durch gezielte Selektion auch hier noch einige wertvolle Pflanzen finden. Für Steppentiere ist das durchaus eine nützliche Eigenschaft, die das Überleben in den kargen Gebieten sichert. Bei der Weidehaltung kann sich diese Selektion jedoch negativ auswirken, da es zu einer einseitigen Weideausnützung kommt. Um dem vorzubeugen, kann man Vergesellschaftungen mit anderen Tieren eingehen, damit diese die unterschiedliche Beanspruchung des Pflanzenbestandes wieder ausgleichen, oder man unterteilt die Weide in Portionsweiden. Dadurch kommt es zu einer geringeren Selektionsmöglichkeit und die Weide wird beinahe vollständig abgefressen (bis auf die Flächen um die Kotplätze). Ein weiterer Vorteil ergibt sich noch dadurch, dass Lamas, Alpakas und auch Schafe ausreichend Rohfaser aufnehmen und nicht nur die feinen und leichter verdaulichen Pflanzen fressen. Wie alle Wiederkäuer verbringen Lamas und Alpakas nicht die ganze Zeit mit direkter Nahrungsaufnahme, sondern legen Pausen ein. Bei diesen Tieren macht die Nahrungsaufnahme ca. ein Drittel des Tages aus. Der Rest des Tages ist für Ruhe und Wiederkäuen reserviert. Grob gesagt benötigen Lamas und Alpakas also eine Zeit für die Nahrungsaufnahme von 8 Stunden, 8 Stunden für Wiederkäuen und weitere 8 Stunden als Ruhezeit. Da Neuweltkameliden tagaktive Tiere sind, liegt sie ihre Ruhezeit in der Nacht. Diese Angaben sind jedoch nur ungefähr, da sie stark von der Jahreszeit und der Futterqualität abhängen. Bei Schafen existieren genauere Angaben. Diese benötigen für das Weiden 8 - 10 Stunden, für das Wiederkauen 5 - 7 Stunden und als Ruhezeit 6 - 8 Stunden. So lassen sich diese Angaben mit den groben Angaben von Lamas und Alpakas aber durchaus vergleichen und weisen eine gewisse Übereinstimmung auf. Lamas und Alpakas haben ein ausgeprägtes Bewegungsbedürfnis, sodass mindestens eine Weidegröße von 1000 m² für 2 Tiere mit einem Alter von über 6 Monaten zusätzlich 100 m² für jedes weitere Tier zur Verfügung stehen muss. Bei Schafen rechnet man mit einem Weidebedarf von 1000 m² pro Mutterschaf und Nachwuchs. | top | 4.3.3.2 Einflüsse auf den Erfolg der Weidenutzung Während Rinder mit Hilfe ihrer Zunge das Gras in relativ großer Höhe abweiden, verbeißen Schafe und Neuweltkameliden die Grasnarbe sehr tief. Bei Schafen führt dies jedoch dazu, dass die Pflanzen samt Wurzel aus der Erde gerissen werden. Neuweltkameliden dagegen http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 44 von 76 besitzen eine bewegliche Lippe, welche dabei hilft, die Pflanzenwurzeln zu schonen. Auch dadurch, dass Lamas und Alpakas der Unterordnung der Schwielensohler angehören, wird durch ihren weichen federnden Tritt, die Grasnarbe besonders geschont (siehe auch Kapitel "Füße"). Obwohl Lamas und Alpakas grundsätzlich einen positiven Einfluss auf Weide ausüben, hängt der Erfolg dennoch wesentlich von der Besatzdichte ab, wobei das Futter der limitierende Faktor ist. Während bei Schafen die durchschnittliche Besatzdichte zwischen 6 - 12 Tieren je Hektar liegt, schwankt sie bei Neuweltkameliden zwischen 6 und 15 Tiere pro Hektar. | top | 4.3.3.3 Weideeinzäunung und Weideeinrichtungen Der Sinn einer Weideeinzäunung ist es, das Ausbrechen der Tiere zu verhindern. Deshalb gelten auch hier Mindesthöhen und Anforderungen, die sowohl Schafen als auch Lamas und Alpakas gerecht werden sollen. Die Zaunanlagen sollten auf jeden Fall erhöhtem Druck standhalten und eine Mindesthöhe bei Alpakas von 1,40 Metern und 1,60 Metern bei Lamas (Guanakos 1,80 Meter) aufweisen. Schafe benötigen eine Zaunhöhe von 1,10 Metern, Böcke sogar bis zu 1,30 Meter. Oft sieht man, dass bei Gefahr zum Beispiel von streunenden Hunden der Zaun höher gesetzt wird oder manchmal sogar bei Schafen zusätzlich ein Stacheldrahtzaun gespannt wird. Letzteres wird jedoch bei der Haltung von Neuweltkameliden aufgrund der erhöhten Verletzungsgefahr strikt abgelehnt und sollte daher auch bei der Schafhaltung keine Verwendung finden. Besser geeignet und für Lamas, Alpakas und für Schafe gleichermaßen verwendbar, sind Elektrozäune oder Drahtknotengitter. Besonders Drahtknotengitter verhindern das Durchschlüpfen von Fohlen oder Lämmer und gleichzeitig das Eindringen von fremden Tieren. Dabei werden besondere Gitterzäune am Markt angeboten, die ab einer Höhe von 60 cm eine Maschenweite von 10- 15 cm haben, während unterhalb der 60 cm dichtere Maschen ein Ausbrechen verhindern. Bei weitmaschigen Geflechten fressen insbesondere Schafe mit unbewolltem Kopf auf der anderen Seite des Zaunes. Der Zaun wird schlaff oder kann umgedrückt werden und im schlimmsten Fall kann es zu Verlusten durch Erdrosseln kommen. Weiters ist bei der Einzäunung von Weiden zu beachten, dass spitze Winkel vermieden werden, da sonst bei Streitigkeiten dem schwächeren Tier eine Fluchtmöglichkeit genommen wird. Da auf der Weide auch Heu zugegeben wird, sollte eine Möglichkeit bestehen, das Futter in http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 45 von 76 eine Raufe zu geben, die eventuell noch überdacht ist, um das Futter bei plötzlichem Wetterumschwüngen vor Regen zu schützen. Neben der Fütterungseinrichtung benötigen Lamas, Alpakas und Schafe Zugang zu frischem Wasser. Geeignet sind saubere natürliche Gewässer, da Neuweltkameliden dazu neigen, an heißen Tagen gerne ein Fußbad nehmen,. Kleine stauende Gewässer sind auf Grund des Krankheitsrisikos nicht zu empfehlen. Tröge stellen ebenfalls eine Lösung dar, um die Tiere mit frischem Wasser zu versorgen. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass diese fest am Boden stehen, da Lamas und Alpakas auch hier nicht davor zurückschrecken, ihrem Badebedürfnis nachzukommen. Dadurch wird eine täglich Reinigung notwendig, um den Schmutz und besonders die im Sommer wachsenden Algen zu entfernen. Um den im Kapitel 4.1.1.4 erwähnten Verhaltensweisen des Wälzens und Rollens von Lamas und Alpakas zu entsprechen, ist für Sandbadeplätze zu sorgen. Auch sollte ausreichend Schatten angeboten werden, um Hitzestress vorzubeugen. Geschieht das durch schattenspendende Bäume, ist zu bedenken, dass Lamas und Alpakas Bäume schälen und daher Schutzmaßnahmen getroffen werden sollte. Den besten Schutz bieten großzügige Einzäunungen. | top | 4.3.3.4 Unterstand Auch Unterstände spenden bei starker Hitze Schatten. Bei Regenwetter und Wind dagegen haben sie die gleiche Funktion wie der Stall und werden deshalb besonders auf Weiden errichtet, von denen aus die Tiere keinen direkten Zugang zum Stall haben. Obwohl ein Unterstand meistens empfohlen wird, existiert auch die Ansicht, dass in einem Gelände mit vielen Bodenwellen und natürlichem Bewuchs mit Buschwerk auf einen Unterstand verzichtet werden kann, da diese Gegebenheiten ausreichend Schatten und Schutz vor Wind und Regen bieten. Unterstände haben aber nicht nur die Aufgabe die Tiere vor Feuchtigkeit, Luftzug und Hitze zu schützen, sondern auch das zugefütterte Heu vor Schäden durch schlechte Witterungsverhältnisse zu bewahren. Der Unterstand sollte deshalb dreiseitig geschlossen sein, wobei die offene Seite nach Süden, also von der Wetterseite abgewandt, ausgerichtet werden soll. Die Größe richtet sich nach der Anzahl der Tiere. Dabei ist darauf zu achten, dass auch wirklich genügend Platz für alle vorhanden ist, um zu verhindern, dass rangniedere Tiere abgedrängt werden. Es ist daher mit einer Mindestgröße von 4,0 m² für 2 Lamas und Alpakas zu rechnen , wobei für jedes weitere Tier 1,0 m² zusätzlich dazu kommt. Die meisten solcher Unterstände sind aus Holz. Wird Kunststoff verwendet, muss man bedenken, dass sich dieses Material im Sommer relativ leicht erhitzt und es dadurch zu unerträglichen Innentemperaturen kommen kann. Außerdem bewirkt die fehlende Atmungsaktivität von Kunststoff eine Bildung von Schwitzwasser, wodurch wiederum eine Entlüftung notwendig wird. Die Ansprüche an das Bodenmaterial entsprechen denen des Stalles, d.h. der Untergrund sollte trocken und rutschfest sein. Oft wird auch der Naturboden belassen, wobei es hier wichtig ist,. vor allem Feuchtigkeit zu vermeiden, da sie das Auftreten von Fußkrankheiten fördert. | top | 4.3.3.5 Grünlandpflege Pflegemaßnahmen auf Grünland verfolgen vor allem das Ziel, einen qualitativ hochwertigen http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 46 von 76 Futteraufwuchs zu fördern und langfristig zu erhalten. Denn mit der Futteraufnahme führen sich die Tiere Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe zu, die ihnen zur Erhaltung ihrer Gesundheit verhelfen. In der extensiven Neuweltkamelidenhaltung spielt - anders als in der intensiven Tierhaltung - die Quantität eine unwesentliche Rolle. Da man natürliche Standortfaktoren nur in geringem Umfang beeinflussen kann, beziehen sich die Pflegemaßnahmen im allgemeinen auf die Regelung der Wasserverhältnisse. Bei feuchten Standorten sollte eine Entwässerung durchgeführt werden. Denn da nasse Böden keinen Luftgehalt aufweisen, können Pflanzenwurzeln nicht mehr atmen. Und so haben Sumpfpflanzen, die durch oberirdische Pflanzenteile ihre Wurzeln mit Sauerstoff versorgen, gegenüber wertvollen Futterpflanzen einen entscheidenden Wachstumsvorteil. Außerdem kommen auf nassen Standorten vermehrt Parasiten ( z.B. Leberregeln) vor, was natürlich die Gesundheit der Tiere sehr beeinträchtigen kann. Um dies zu vermeiden, sollte man feuchte Stellen am besten sorgfältig auszäunen, da sie nicht für die Beweidung geeignet sind. Es gibt aber auch mechanische Maßnahmen, die der Grünlandpflege dienen. Das Walzen ist besonders auf humosen Böden wichtig, weil diese bei Frost leicht auffrieren, sich dadurch die Narbe anhebt und die Pflanzenwurzeln abreißen, sodass sie dem Boden kein Wasser mehr entziehen können und vertrocknen. Dadurch entstehen Lücken im Bestand, in denen Unkrautsamen optimale Bedingungen zur Entwicklung vorfinden, ohne dass sie mit den Kulturpflanzen um die benötigten Nährstoffe und um das zur Keimung benötigte Licht konkurrieren müssen. Weiters entstehen auf humosen Böden leicht Trittschäden, welche ebenfalls durch das Walzen vermieden werden können. Der angestrebte Effekt der Bodenverfestigung wird aber nur dann erreicht, wenn der Boden nicht zu nass und aber auch nicht zu trocken ist. Trittschäden oder sonstige Bodenunebenheiten können auch durch das Schleppen beseitigt werden. Auch hier kommt es auf den richtigen Bodenbearbeitungszeitpunkt an, außerdem dürfen verwendeten Eggen nicht zu schwer sein, damit die Grasnarbe nicht nachhaltig verletzt wird. Das Nachmähen der Weide, vor allem an den Kotplätzen, wo die Tiere nicht gerne fressen, vermindert die Verunkrautung des Bestandes. Gerade wenn nur wenig Weidefläche zur Verfügung steht, sollte man darauf achten, dass diese knappen Flächen nicht von Unkräutern übersäht werden. Denn auf den weiten Hochlandflächen der Herkunftsländer der Neuweltkameliden ist es für die Tiere nicht schwer, die richtigen und schmackhaftesten Pflanzen zu finden. Auf den begrenzten Flächen dagegen sind die beliebtesten Pflanzen schnell abgefressen, die weniger schmackhaften können sich im Gegensatz bestens ausbreiten. Eine richtige Bewirtschaftung ist daher um so wichtiger. | top | 4.3.3.6 Weidedüngung Da die Weide die wichtigste Futtergrundlage für Neuweltkameliden und Schafe darstellt, sollte ihre Zusammensetzung möglichst vielfältig sein. Diese Artenvielfalt wiederum garantiert ein ausgewogenes Angebot an Mineralstoffen. Eine intensivere Nutzung verursacht aber eher eine vermehrte Auslaugung des Bodens als eine extensivere Nutzung. Wenn jedoch die entzogenen Stoffe nicht wieder in den Boden eingebracht würden, käme es zu einem Rückgang der Artenvielfalt, es würden sich weniger schmackhafte Arten festsetzen und auch der Ertrag und die Futterqualität würden zurückgehen. Diese Tendenz ist auf Lamaweiden zu beobachten, wobei die Reaktionen http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 47 von 76 darauf in den bestimmt platzierten Kotplätze zu finden sind. Dadurch findet nämlich nur an den Kotplätzen ein vermehrter Nährstoffrückfluss statt, während die restlichen Flächen ohne Versorgung durch Harn und Kot auskommen müssen, sodass eine mineralisch oder organische Düngung notwendig wird. Der jährliche Entzug von Nährstoffen je Hektar ist abhängig von der Nutzungsintensität des Grünlands, setzt sich wie folgt zusammen: Stickstoff 80 -120 kg Kalium 150 - 200 kg Phosphor 30 - 50 kg Kalk 75 kg Magnesium 20 - 25 kg Diese entzogenen Stoffe können durch 15000 kg Rinder- oder Pferdemistgaben je Hektar dem Boden wieder zugeführt werden. Lamamist ist zwar ein idealer Gartendünger, ist aber aufgrund des geringeren Strohanteils etwas höher konzentriert. Deswegen würde eine geringere Dosierung ausreichen, aber das Ausbringen von Lamamist wird durch den ausgeprägten Geruchsinn der Tiere überschattet. Die Tiere würden dann die gesamte, mit ihren Mist gedüngte Fläche als Kotplatz ansehen, was sich ja auf die Nährstoffrückführung positiv auswirken würde, aber nicht mehr als Weidefläche genutzt würde. Bei Schafen ist die Düngung der Weide durch ihren eigenen Mist möglich. Dabei ist aber darauf zu achten, dass er gut abgelagert, und mehrmals mit einem Kompostwender umgesetzt worden ist. Der erste Aufwuchs nach der Ausbringung von Mist ist für die Erzeugung von Winterfutter zu verwenden. Erst der zweite Aufwuchs kann wieder zur Beweidung genutzt werden. Um die obengenannten Nährstoffe gut verfügbar zu machen, wird ein neutraler pH. - Wert benötigt. Dabei spielt Kalk eine wichtige Rolle, da dieser den Bodensäuregehalt positiv beeinflusst. Außerdem verbessert Kalk die Bodenstruktur, was wiederum maßgebend für ein gutes Pflanzenwachstum ist. Wenn also eine Verschlechterung des Pflanzenbestandes auf der Weide zu bemerken ist, kann das auf einen Kalkmangel hindeuten. Letztendlich gibt aber eine Bodenprobe am besten Aufschluss über eventuelle Mängel oder Überschüsse von Nährstoffen im Boden. Da Neuweltkameliden extensiv gehalten werden, steht nicht, wie bei der intensiven Schafhaltung, der Futterertrag, der durch erhöhte Düngung beeinflusst wird, im Vordergrund. Somit muss bei der Haltung von Lamas und Alpakas weitaus weniger gedüngt werden als bei Schafen. Gänzlich auf Düngung verzichten kann man nicht, da ansonsten der Pflanzenbestand auf der Weide völlig verarmen würde. | top | 4.4 Pflege und Hygienemaßnahmen 4.4.1 Kastration Will man Stuten gemeinsam mit einem männlichen Lamahengst halten, wird eine Kastration unumgänglich, da nur mit Wallachen eine gemeinsame und vor allem eine friedliche Haltung möglich wird. Dazu ist aber wichtig anzumerken, dass die Kastration bereits einige Monate bis zu einem halben Jahr zurückliegen sollte. Durch eine Kastration können aber auch Fehlprägungen wie das Berserk- Male - Syndrom vermieden werden. So wird das Handling einfacher, da Wallache wesentlich ruhiger sind. Man kann so auch Problemen bei Veranstaltungen, bei denen man auch auf andere Stuten und Hengste trifft, http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 48 von 76 aus dem Weg gehen. Letzteres spielt bei Schafen eine geringere Rolle. Doch auch in der Schafhaltung werden Böcke kastriert (Hammel), damit eine gemeinsame Haltung mit den weiblichen Tieren in der Herde möglich wird. Das Tier sollte beim Eingriff nüchtern sein. Um es jedoch nicht schon in der Vorbereitungsphase zu beunruhigen, sollte es auf keinen Fall unnötig von der Herde entfernt werden. Während der Einschlaf- und Aufwachphase ist das Tier allein zu halten und erst nach Wiedererlangen aller Reflexe zur Herde zurückführen. Die Lagerung des Tieres in der Einschlafphase ist nicht zu beeinflussen, jedoch sollte nach der Kastration das Tier in Brustlage gebracht werden, um Atmung und Pansentätigkeit nicht zu beeinträchtigen. Die medizinisch korrekte Lagerung von Wiederkäuern während eines Eingriffes ist die rechte Seitenlage. Aufgrund der Kürze des Eingriffs ist aber auch die Lagerung auf der linken Seite möglich, was aus arbeitstechnischen Gründen sehr hilfreich sein kann (z.B.: Rechtshänder). | top | 4.4.2 Schur Die Lama-, Alpaka- und Schafschur wird aus mehreren Gründen durchgeführt. In erster Linie natürlich, um das Vlies zur Nutzung zu gewinnen, aber auch um das Wohlbefinden der Tiere bei warmen Wetter zu gewährleisten. Weiters werden die Tiere geschoren, um die Wollqualität zu erhalten. Es erfordert einige Zeit, sich die Fachkenntnis anzueignen, um die Handhabung des Vlieses zu beherrschen, das Vlies beurteilen zu können und die Qualität einzuschätzen.. Aufzeichnungen können dabei sehr hilfreich sein. Diese sollten die Identifikation (Name oder Nummer) des Tieres, das Geburtsdatum, den Schurzeitpunkt und das Gewicht der gewonnenen Wolle sowie eine jährliche Vliesprobe, immer von der gleichen Stelle des Tieres, umfassen. Das Wollmuster sollte mit dem Namen oder der Nummer des Tieres, dem Alter und dem Schurdatum gekennzeichnet werden. Diese Informationen sollen dann bei jeder Schur gewonnen werden. Sehr entscheidend für die Wollqualität ist die Stelle am Körper des Tieres, an der die Wolle entnommen wird., denn es besteht ein Unterschied zwischen dem Vlies am Bauch, am Rücken und an den Beinen. Der Bereich in Schulterhöhe bis zur Taille und hinunter zu beiden Seiten des Körpers bis zu den Ellbogen und der Leiste liefert die erstklassige Wolle. Der Bereich entlang der Wirbelsäule vom Nacken bis zur Taille ist hingegen meist durch Wettereinflüsse qualitativ beeinträchtigt und sollte daher mit dem höherwertigem Vlies nicht vermischt werden, da dies zu Qualitätseinbußen führen würde. Die Wolle am Hals von http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 49 von 76 Neuweltkameliden wird nicht geschoren, da sie sehr viele Grannenhaare aufweist. Wie bei jeder landwirtschaftlichen Ernte spielt das Wetter auch bei der Schur von Lamas, Alpakas und Schafen eine entscheidende Rolle. Deshalb sollte das Scheren an trockenen Tagen stattfinden, denn ein feuchtes Vlies muss vor der Lagerung getrocknet werden. Außerdem ist es wenig ratsam, nasse Tiere mit einer elektrischen Schneidemaschinen zu scheren. Ein hoher Feuchtigkeitsgehalt erfordert aber nicht nur besondere Sorgfalt bei der Aufbewahrung oder beim Verpacken der Wolle, durch Feuchte kann es auch zu einem Pilzbefall kommen, was selbstverständlich zu Qualitätseinbußen führt. Für das Scheren eignen sich besonders abgegrenzte Plätze, wie beispielsweise das Paddock oder sonstige Pferchställe. Auf jeden Fall sollte der Bereich leicht zu reinigen, gut ausgeleuchtet und es sollte ein elektrischer Anschluss in Reichweite sein. Die Zahl der zu scherenden Tiere, der Zeitplan und die Belastbarkeit des Scherers sowie die Trainings- und Umgangsphilosophie des Halters und das Temperament des Tieres bestimmen die Bewegungsfreiheit beim Schervorgang. Letzteres ist besonders für die Sicherheit beim Scheren für das Tier und den Scherer wichtig. Man schätzt eine Scherzeit von 20 bis 40 Minuten pro Tier bei Lamas und Alpakas, bei Schafen etwas weniger. Meistens werden Lamas und Alpakas zweimal im Jahr geschoren, vor allem in der warmen Jahreszeit zwischen April und Juni. Ebenso werden Bergschafe zweimal geschoren, wobei aber die meisten anderen Schafrassen nur einmal geschoren werden, meist im Frühsommer. Vor dem eigentlichen Schervorgang sollte man das Vlies von Heu, Kletten und sonstigen Verunreinigungen säubern. Auch ein Bürsten oder sogar Waschen kann hilfreich sein, das Vlies von Staub zu reinigen. Bei der Lama- und Alpakawollgewinnung wird nicht nur nach Qualität sortiert, sondern auch nach Farbe. Durch diese Farbsortierung kann man sehr oft einen noch höheren Preis erzielen. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 50 von 76 Wie schon aus dem Kapitel Domestikation hervorgeht, sind Alpakas eher jene Tiere, die für die Fasernutzung gezüchtet wurden und werden, Lamas dagegen wurden und werden vorwiegend als Tragtiere eingesetzt. Jedoch können die feinen Unterhaare bei Lamas die Feinheit von Alpakahaaren erreichen, für eine Fasernutzung muss aber das gröbere Deckhaar entfernt werden. Lama- und Alpakafasern filzen erheblich weniger als die Wolle von Schafen und besitzen eine geringere Reißfestigkeit. Deswegen werden sie oft mit anderen Tierhaaren vermischt. | top | 4.4.3 Baden Das Baden bei Schafen wird hauptsächlich zur Reinigung von Außenparasiten durchgeführt. Dazu gehören Schafläuse, Zecken und andere beißende oder saugende Insekten. Das Baden von Lamas und Alpakas wird aber hauptsächlich wegen der Vliespflege durchgeführt, besonders dann, wenn das Tier zu Ausstellungen usw. gebraucht wird. Am besten und einfachsten gestaltet sich das Baden, wenn die Tiere geschoren sind, denn dann kann die Flüssigkeit gut bis zur Haut eindringen und fließt nicht sofort ein. Bei nicht geschorenen Lamas, Alpakas und Schafen hilft einmassieren. | top | 4.4.4 Hufpflege Die Domestikation von Neuweltkameliden und auch jene von Schafen hat die natürliche Beweglichkeit stark eingeschränkt, sodass sie ihre Zehennägel nicht mehr von selbst abgenutzt werden. Deshalb ist das Zurückschneiden der Nägel unbedingt notwendig geworden. Einige Halter behelfen sich damit, dass sie Betonböden oder Kies um den Stall oder den Unterstand verwenden. Durch das Aus- und Eingehen nützen sich die Nägel von selbst ab und das Zurückschneiden ist weniger oft erforderlich. Auch bei Schafen lässt sich dadurch Klauenpflege vermindern. Lamas und Alpakas sind sehr heikel auf ihre Füße, da diese ihr einziges Verteidigungsmittel darstellen, mit welchem sie bei Gefahr flüchten. Auf Grund dessen kann sich die Hufpflege oftmals sehr schwierig gestalten und man muss erst zum Tier vertrauen aufbauen. Deshalb ist es nützlich schon den Jungen (Crias) die Pflege ihrer Füße beizubringen. Optimal ist es, wenn das Lama oder Alpaka bei der Klauenpflege völlig ruhig steht, damit man den Fuß leicht in die Hand nehmen kann. Es kann vorkommen, dass das Tier mit dem Fuß leicht ausschlägt, wenn man den Griff aber fest beibehält, hört es nach wenigen Versuchen wieder auf. Falls sich aber ein Tier wirklich so wehrt, dass ein Beschneiden unmöglich wird, sollte man noch einige Zeit darauf verwenden, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Bei der Pflege ist es wichtig, darauf zu achten, dass man den Fuß nicht zu sehr zur Seite zieht, denn das übt Druck auf das Gelenk aus und das Tier fühlt sich unwohl. Auch die Annäherung ist wichtig. Dabei ist zu achten, dass man ruhig ist und keines Falls aggressiv oder gestresst auf das Tier wirkt. Auch der Atem spielt eine wichtige Rolle, da Lamas und Alpakas sehr gut die menschliche Körpersprache verstehen. Wenn man den Atem anhält, fühlt das Tier die Angespanntheit und versteift sich ebenfalls. Am besten spricht man während der Hufpflege in einem ruhigen Ton zu dem Tier. Die Zehennägel werden soweit zurück geschnitten, dass sie mit den Fußschwielen auf http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 51 von 76 einer Ebene sind. Das Abzwicken der vorderen Spitze verhindert das Einreißen beim Gehen. Das Schneiden der Zehen führt man am besten mit einer Gartenschere durch. Ist es bereits zu einer sehr starken Verformung des Nagels gekommen, benötigt man auch noch eine Feile. Das Schneiden sollte man sich aber auf jeden Fall von einem Fachmann zeigen lassen. Bei Schafen kann man beim Klauenschneiden das Tier zwischen die Beine nehmen oder man verwendet sogenannte Schafwiegen. Bei Schafen werden auch Fußbäder gegen Moderhinke durchgeführt. | top | 4.4.5 Kennzeichnung und Buchführung Die Kennzeichnung der Tiere einer Herde und die Buchführung darüber sind die Grundsteine des Herden- und Zuchtmanagements. Durch die Kennzeichnung wird nicht nur eine schnelle und sicher Identifikation möglich, es ist auch in Stammzuchten eine unerlässliche Voraussetzung für die Zuchtarbeit und erleichtert in Herden die laufende Kontrolle. Sowohl bei Schafen als auch bei Lamas und Alpakas gibt es unterschiedliche Methoden die Tiere zu kennzeichnen. | top | 4.4.5.1 Tätowieren Das Tätowieren von Ohren oder unpigmentierten, unbehaarten Körperpartien der Innenschenkel wird sowohl in der Schaf- als auch in der Lama- und Alpakahaltung durchgeführt. Die Tätowierung ist zwar relativ dauerhaft, doch erfordert die Anbringung dieser einen hohen Zeitaufwand beim Kennzeichnen und Ablesen. Zudem kann sie mit der Zeit oft unleserlich werden. | top | 4.4.5.2 Ohrmarken Auch das ist eine Kennzeichnungsmethode, die bei Schafen und Neuweltkameliden durchgeführt wird. Sie gewährt eine schnelle und sicher Ablesbarkeit, jedoch besteht vor allem bei der Koppelhaltung die Gefahr des Ausreißens am Zaun. Aus diesen aber auch aus optischen Gründen wird die Kennzeichnung durch Marken bei Lamas und Alpakas nur noch selten bis überhaupt nicht mehr verwendet. | top | http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 52 von 76 4.4.5.3 Microchips (Transponder) Microchips sind kleine reiskorngroße Transponder aus biologisch verträglichem Glas, die unter der Haut in der linken Halsseite eingesetzt werden. Sie enthalten eine Zahlen- oder Buchstabenkombination. Ein Lesegerät aktiviert mit Hilfe von elektromagnetischen Wellen eine im Transponder enthaltene Spule und kann so die für die Identifizierung benötigte Kombination bis zu einem Abstand von ca. 25 - 30 cm lesen. Dieses System der Markierung ist sowohl bei Schafen als auch bei Lamas und Alpakas möglich. | top | 4.4.5.4 Kerben der Ohren Diese Methode der Schafkennzeichnung hat den Nachteil, dass die Dauerhaftigkeit der Kerben und die Identifizierungsmöglichkeit durch Verletzungen und Verwachsen beeinträchtigt wird. | top | 4.4.5.5 Farbstempel, Farbstift und Farbspray Dadurch wird eine deutliche und sehr gut ablesbare Kennzeichnung für den Zeitraum von acht bis zwölf Monaten(abhängig von Witterung und der Haltung) ermöglicht. Es sollten nur abwaschbare Farben verwendet werden. Einsatz finden diese Kennzeichnungsformen vor allem bei Mutterschafen und deren Lämmer oder bei der Bockzuteilung. In der Neuweltkamelidenhaltung werden sie kaum verwendet. Die Vielzahl von Gesichtspunkten, welche den züchterischen, aber auch den wirtschaftlichen Wert der Tiere beeinflussen, erfordert die Verfügbarkeit von wichtigen Daten und Informationen. Mitschriften sind somit eine Voraussetzung für eine gesunde, wirtschaftliche und optimale Haltung und Zucht. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 53 von 76 | top | 5 Fütterung 5.1 Verdauungsapparat Da Neuweltkameliden Fluchttiere sind, lassen sie sich auch bei der Nahrungsaufnahme nicht viel Zeit - dadurch werden in kürzester Zeit große Mengen an Futter aufgenommen. Nach dem Fressen beginnt das Wiederkauen, indem sie das bereits leicht durch Magensäfte vergorene Futter wieder hochstoßen und 30 bis 45 Mal kauen. Obwohl Lamas und Alpakas - wie auch ihre Verwandten, das Dromedar und das Trampeltier - die von ihnen aufgenommene Nahrung wiederkäuen, zählen sie nicht zu den "echten" Wiederkäuern, wie beispielsweise das Schaf. Beim Schaf besteht, wie bei allen anderen "echten" Wiederkäuern, der Magen aus 4 Teilen, den drei Vormägen und dem Drüsen- und Labmagen. Die drei Vormägen unterteilen sich in Pansen, welcher die größte Abteilung bildet und innen mit kleinen Zotten besetzt ist, den Netzmagen und den Psalter (Blättermagen). Im Gegensatz dazu kann man bei den Kamelartigen nur 3 Magenbereiche differenzieren. Eine eindeutige Trennung in Vormägen und Drüsenmagen kann man hier nicht treffen, da alle drei Abteilungen des Magens drüsenartige Abschnitte besitzen. Bei erwachsenen Lamas und Alpakas macht der erste Magen den größten Teil aus, bei Fohlen dagegen ist der erste Magen nur wenig entwickelt; die aufgenommene Milch fließt über eine Art Rinne direkt durch den ersten (M-1) und zweiten Magen (M-2) hindurch in den dritten (M-3), um dort verdaut zu werden. Ähnlich wie bei echten Wiederkäuern der Labmagen besitzt bei den säugenden Jungtieren der dritte Magen deshalb die größte Ausdehnung. Dies hängt mit der Funktion der Einzelmägen zusammen. Der erste und zweite Teil des Magens bei Lamas und Alpakas haben die gleich Funktion wie die Vormägen bei Schafen. Diese Abschnitte des Kamelidenmagens sind also ebenfalls mit nützlichen Kleinstlebewesen und Bakterien besiedeln, die unter anaeroben Bedingungen die Nährstoffe in kurzkettige Fettsäuren spalten und damit die Verdaulichkeit der pflanzlichen Nahrung erhöhen. Dadurch, dass aber der erste Magen bereits drüsenhaltig ist, können die produzierten Abbauprodukte 2 - 3 Mal besser resorbiert werden. Das bewirkt, dass z. B. die Fettsäuren schneller und vollständiger in den Blutkreislauf gelangen. Diese Magenflora und -fauna produziert teilweise Vitamine und Spurenelemente, sodass ihre Existenz für die Gesundheit der Tiere sehr bedeutsam ist. Allerdings entwickelt sich diese lebenswichtige Flora und Fauna erst allmählich mit zunehmender Aufnahme pflanzlicher Nahrung .Bei plötzlicher Nahrungsumstellung, Fütterungsfehlern oder Medikamentengabe können diese Organismen absterben; dies hat schwere Verdauungsstörungen zur Folge, die sich durch Appetitlosigkeit, fehlendes Wiederkäuen, ruhende Magentätigkeit und geringen Kotabsatz diagnostizieren lassen. Bei Schafen, aber auch bei Lamas und Alpakas können Fütterungsfehler, bei denen die Pansenmikroben nicht in der Lage sind, sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen, zu Azidose führen.. Der zweite Magenabschnitt von Neuweltkameliden ist ähnlich aufgebaut, enthält ebenfalls http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 54 von 76 Drüsen und erfüllt die gleichen Aufgaben wie der erste, jedoch ist er von deutlich geringerer Größe. Sowohl M - 1 und M - 2 haben eine sackartige Gestalt , indem ein pH - Wert zwischen 6,4 und 7,0 herrscht. Der Inhalt der beiden ersten Mägen besteht aus einer homogenen, relativ festen Futtermasse, während die echten Wiederkäuer eine Schichtung ihres Mageninhalts in feste, flüssige und gasförmige Schicht aufweisen. Deshalb treten bei Lamas und Alpakas Aufblähungen der Mägen, wie man sie beim Schaf beobachten kann, fast nie auf. Allerdings ist deshalb auch die Entnahme von Mageninhalt bei Kameliden viel schwieriger. Beim gesunden Lama finden ständig Kontraktionen der Mägen statt, um den Mageninhalt durch diese Bewegungen besser zu verdauen. Zuerst kontrahiert sich dabei der M - 2, gefolgt von sechs bis acht Kontraktionen des M - 1. Jeder Zyklus dauert etwa zwei Minuten. Während des Fütterns bzw. unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme laufen diese Zyklen mit etwas höherer Geschwindigkeit ab. Charakteristisch bei den Neuweltkameliden ist, dass sich der M - 1 bei diesen Vorgängen von hinten nach vorne zusammenzieht, im Gegensatz zu Schafen (Wiederkäuern), deren Pansenkontraktionen in entgegengesetzter Richtung verlaufen ( von vorne nach hinten). Der dritte Magen ähnelt einem Schlauch. In den ersten 4/5 des M - 3 weist die Schleimhaut ähnliche Drüsen wie in den ersten Mägen auf. Auch hier werden , ähnlich wie in M - 1 und M - 2, Fettsäuren, Wasser und gelöste Stoffe über die Schleimhaut aufgenommen. Hier herrscht ein pH - Wert von 6,5. Im letzten Abschnitt hingegen finden sich "echte" Magendrüsen, die unter anderem Salzsäure und Verdauungsenzyme produzieren. Dementsprechend ist der pH- Wert dort mit 2 bis 3 deutlich saurer. Durch eine weitere Besonderheit haben sich Kameliden an eiweißarme Ernährung angepasst: Sie können den Harnstoff, der als "Abfallprodukt" bei der Eiweißverdauung anfällt, in ihren Mägen recyceln. In ihren Mägen leben unter anderem auch Bakterien, die diesen Harnstoff verwerten und wieder zu Eiweiß aufbauen. Diese Bakterien werden dann zum Teil wieder von den Kameliden verdaut, und das so gewonnene Eiweiß wird resorbiert. Dies bedeutet, dass Lamas und Alpakas keine großen Anforderungen an die Eiweißversorgung stellen. Allerdings sollte bei einer proteinarmen Fütterung immer die Kohlenhydratversorgung gewährleistet sein. Deshalb sollte man die Tiere niemals länger als ein bis zwei Tage hungern lassen. Der Aufbau der Därme ist ähnlich dem der Wiederkäuer, wobei der Dünndarm etwa 11 - 12 m und der gesamte Dickdarm ca. 7 - 8 m lang ist. Allerdings ist der Blinddarm mit nur 10 cm deutlich kleiner. Der Blinddarm und der Dickdarm funktionieren bei Lamas und Alpakas nicht als Gärkammern wie bei Schafen, und sie besitzen auch keine Gallenblase. Der Kot wird in Form von 7 x 12 bis 20 x 30 mm großen grün-braunen bis schwarzfarbenen Pellets abgesetzt. Bei Wassermangel wird dem Kot im Darm Feuchtigkeit entzogen, so dass die Pellets vollkommen trocken sind. Auch dies beweist die extreme Anpassungsfähigkeit der Kameliden an ihre jeweilige Umgebung. | top | 5.2 Nähr- und Wirkstoffe Für die richtigen Ernährung der Tiere ist die Kenntnis des Futter(Energie-)-Bedarfes der Tiere und des Energiegehalts der Futtermittel notwendig. Der Energie- und Nährstoffbedarf von Lamas und Alpakas ist noch nicht in der Art und Weise wie bei den meisten anderen http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 55 von 76 Nutztierarten festgelegt worden. Generell unterscheiden sich die Bedürfnisse der Neuweltkameliden nicht wesentlich von den Ansprüchen der Schafe und so werden in der Literatur bei Angaben über Nährstoff- oder Energiebedarf die Daten von Schafen verwendet. All die Werte in diesem Kapitel beziehen sich auf die Trockensubstanz. Das bedeutet, dass die prozentuellen Werte auf dem Futter, dessen gesamtes Wasser entzogen wurde (Trockensubstanz), basieren. Somit sind die Angaben zwischen den Futtermitteln einheitlich und ihr unterschiedlicher Feuchtigkeitsgehalt wird außer acht gelassen. Die tägliche Nährstoffaufnahme jedes einzelnen Tieres (Trockensubstanzaufnahme) ist also ein Maßstab im Bezug auf der Erhaltung der Körperbeschaffenheit durch die Trockensubstanz. Lamas und Alpakas nehmen täglich ca. 1,8 - 2,0 % Trockensubstanz ihres Körpergewichts auf. Frisst ein 150 kg schweres Lama 2 % seines Körpergewichts in Form von Trockensubstanz, ist die Trockensubstanzaufnahme: 150 kg x 2% = 3 kg Trockensubstanzaufnahme. Durch das Trocknen und Pressen von Futtermitteln zum Beispiel zu Pellets werden 10 % Wasser entzogen und es wird dabei 90 % trockene Substanz erhalten. Nimmt nun ein 150 kg schweres Lama 3 kg Pellets auf, so entspricht das einer tatsächlichen Futteraufnahme von 3,35 kg. 3 kg trockene Substanz / 90 % = 3,35 kg tatsächliche Futteraufnahme Dieser Wert resultiert daher, dass Pellets zwar durch Wasserentzug zu Trockenfuttermittel zählen, aber dennoch ein gewisser Feuchtigkeitsgehalt vorhanden ist. Trockenfuttermittel sind daher nicht gleich Trockensubstanz. Je Kilogramm verzehrter Trockensubstanz benötigen Lamas und Alpakas 4 Liter Wasser, während im Winter bei reiner Fütterung mit Heu bis zu 6 Liter Wasser aufgenommen werden können. Schafe benötigen 1,5 - 3 Liter Wasser pro Tier und Tag. Der Wasserbedarf nimmt bei Schafen und auch bei Lamas und Alpakas während der Laktationszeit und heißer Temperaturen zu, während er bei kaltem Wetter etwas zurückgeht. Die vollständig verdaubaren Nährstoffe geben den ungefähren Energiegehalt von Futtermitteln an und setzen sich aus Rohprotein, Rohkohlenhydrate und Rohfett zusammen. Der Gehalt an den für die Ernährung der Tiere wichtigen Bestandteile des Futtermittels kann mit Hilfe der Weender- Analyse durchgeführt werden. Bei dieser Methode werden all diejenigen Nährstoffe erfasst, die in ihrer chemischen Zusammensetzung Gemeinsamkeiten aufweisen. Bei der Bestimmung von beispielsweise Rohprotein wird also nicht nur Eiweiß erfasst, sondern auch alle stickstoffhaltigen Bestandteile wie beispielsweise Harnstoff. Somit ist diese Analyse zwar zweckmäßig, aber dennoch nur eine grobe Ermittlung der Rohnährstoffe. Da die Zusammensetzung der verschieden Futtermittel unterschiedlich ist, benötigt man für die Beurteilung des Futterwertes der einzelnen Futtermittel einen Vergleichsmaßstab. Dies ermöglicht die Vereinheitlichung der Bewertung und damit die Zusammenstellung von Futterrationen. Der Stärkewert entspricht dem in der menschlichen Ernährung üblichen Vergleich des Energiegehaltes auf Grundlage des Kalorien- bzw. Joulegehaltes. Stickstoff (N), freie Extraktstoffe (Stärke, Zucker, Zellulose), Rohfett und Rohfasern dienen der Energieversorgung , sprich der Erhaltung der Körpertemperatur, dem Stoffwechsel und der Muskelbewegung sowie der Fettbildung. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 56 von 76 Das Rohprotein ermöglicht die Deckung des Eiweißbedarfs für die Muskelbildung. Es ist zuständig für das Wachstum der Organe, der Haare und der Klauen und dient als Ersatz für verbrauchbare Körpersubstanzen. Die Rohasche setzt sich aus Mineralstoffen und Spurenelementen zusammen und ist für den Aufbau von Skelett und Zellen zuständig. Nicht gesondert erfasst werden die Wirkstoffe (Vitamine usw.), welche entsprechend ihrer chemischen Zusammensetzung in den einzelnen Rohnährstoffen enthalten sind. Obwohl ihr Anteil sehr gering ist, ist ihr Vorhandensein für die Stoffwechselvorgänge, das Vorbeugen von Mangelerscheinungen und für die Erhaltung der Abwährkräfte gegen Krankheiten für die Tiere lebensnotwendig. | top | 5.2.1 Mineralstoffe Da Mineralstoffe oft nur in kleinen Mengen enthalten sind, gibt es mehrere Wege, ihren Gehalt auszudrücken. Sie können in Prozent der Trockensubstanz, in mg / kg, in ppm (part per million), oder auch in Gesamt-Milligramm angegeben werden. ppm = mg / kg ppm = % / 10 000 Gesamt-mg = mg /kg x Körpergewicht des Tieres | top | 5.2.1.1 Kalzium (CA) Kalzium wird für den Aufbau von Zähnen und Knochen, für das Nerven- und Immunsystem, für Muskelkontraktionen, für die Laktation, für die Blutgerinnung sowie für den Aufbau der Wolle benötigt. Kalzium muss mit Phosphor in einem Verhältnis (Ca : P) von 1,5 : 1 bis 2,0 : 1 stehen. | top | 5.2.1.2 Phosphor (P) Auch Phosphor ist am Aufbau der Zähne und Knochen beteiligt. Seine weitere Aufgabe besteht darin, den Fetttransport und den Stoffwechsel zu unterstützen, Zellmembranen aufzubauen und Protein zu synthetisieren. Außerdem spielt Phosphor eine wichtige Rolle in der Energieübertragung (ATP = Adinosin-Tri-Phosphat). | top | 5.2.1.3 Magnesium (Mg) Dieses chemische Element unterstützt den korrekten Ablauf im Nervensystem, weiters ist notwendig für das Enzymsystem und den Energiestoffwechsel sowie für den Aufbau von Knochen. | top | http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 57 von 76 5.2.1.4 Kalium (K) Kalium regelt den Wasserhaushalt, den Säure - Basenausgleich und wird im Enzymsystem, im Kohlenhydratstoffwechsel sowie für die Energiebereitstellung benötigt. Außerdem hilft es, Protein zu synthetisieren. | top | 5.2.1.5 Schwefel (S) Schwefel ist wichtig für die verdauungsfördernden Enzyme im Stoffwechsel, es wirkt bei der Blutgewinnung und beim Säure - Basenausgleich in den Zellen mit. Es fördert die Mikroben bei der Vitamin B- Synthese und letztlich hat Schwefel Einfluss auf die Proteinstruktur, das Wollwachstum und die Körperausscheidung. | top | 5.2.1.6 Eisen (Fe) Die Hämoglobinproduktion, der Energiestoffwechsel, der Kupfer- und Molybdänhaushalt sowie das Immunsystem sind auf Eisen angewiesen. | top | 5.2.1.7 Zink (Zn) Zink wird von vielen enzymatisch gesteuerten Abläufen im Körper benötigt. Zusätzlich beeinflusst Zink die Haut, das Wachstum, die Fortpflanzung, die Proteinsynthese und das Wollwachstum. Außerdem regt es den Appetit an. | top | 5.2.1.8 Mangan (Mn) Dieser Mineralstoff ist für das Wachstum, für den korrekten Knochenbau, für den Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsel und für den Gewebeaufbau förderlich. | top | 5.2.1.9 Kupfer (Cu) Für Haar, Körperpigmente, Hämoglobinproduktion und normale Knochenentwicklung sowie für die Gewebe- und Kollagenbildung und das Nervensystem ist Kupfer ein essentieller Mineralstoff. Zusätzlich beeinflusst Kupfer die Kräuselung der Wolle. Lamas, Alpakas und Schafe können bisweilen auf Kupfer sehr empfindlich reagieren, denn Kupfer kann bei einem Gehalt von über 20 ppm im Futter toxisch wirken. Kupfer steht mit Molybdän in einem Verhältnis von 6 : 1 (Mo : Cu). | top | 5.2.1.10 Molybdän (Mo) Molybdän beeinflusst einige Enzymsysteme und steht mit Kupfer in Wechselwirkung. Zu http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 58 von 76 viel Molybdän verhindert die Kupferaufnahme und kann infolgedessen einen Kupfermangel bewirken. | top | 5.2.1.11 Kobalt (Co) Kobalt ist eine Komponente von Vitamin B12 und bewirkt deshalb eine Synthese des Vitamins; für Mikroben und Enzyme ist es überdies erforderlich. | top | 5.2.1.12 Jod (J) Jod ist ein wichtiger Mineralstoff in der Synthese von Hormonen der Schilddrüse, welche vielfältige Funktionen im Körper regeln. | top | 5.2.1.13 Selen (Se) Selen ist Teil eines antioxidierbaren Enzyms und wird für die Fortpflanzung, das Wachstum, für die Verdauung und das Immunsystem benötigt. Selen muss nicht zusätzlich ergänzt werden, wenn sich im Boden genug Selen im Boden befindet. | top | 5.2.2 Vitamine 5.2.2.1 Vitamin A Dieses Vitamin ist für die Augen und die Sehkraft sehr von Bedeutung, auch beeinflusst es die Haut, den Ausscheidungstrakt, das Knochenwachstum und das Immunsystem. Vitamin A ist in frischen Futtermitteln immer ausreichen vorhanden, kann aber in konservierten Futtermitteln abgebaut sein, was einen Vitaminmangel verursachen kann. | top | 5.2.2.2 Vitamin D Vitamin D unterstützt hauptsächlich die Zahn- und Knochenbildung, außerdem ist es wichtig bei der Adsorption von Kalzium und Phosphor. | top | 5.2.2.3 Vitamin E Dieses Antioxidant wird in den Muskeln, im Fett und für das Immunsystem benötigt. | top | 5.2.2.4 Thiamin http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 59 von 76 Thiamin beeinflusst das Nervensystem und den Energiestoffwechsel positiv. Zusätzlich hilft es bei Stress (Hitzestress). | top | 5.3 Bedarfsdeckung Wie bereits im Kapitel Verdauung behandelt, funktioniert die Nahrungsverwertung von Wiederkäuern, also von Schafen und im weiteren Sinn auch von Neuweltkameliden, mit Hilfe der Pansenflora. Zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes der Pansenflora muss ein Teil der Nahrung aus Rohfaser bestehen. Nach gängiger Meinung liegt dieser bei 30 %, dabei soll ein Absinken des Rohfasergehalts unter 20 % vermieden werden, da dies zu Verdauungsstörungen führen kann. Außerdem setzt die Funktion des Wiederkauens eine gewisse Struktur des Futters voraus. Dabei ist aber zu bemerken, dass Rohfaser nicht gleich Struktur bedeutet. Ein Anteil von mindestens 25 % des Futters ist in Form von strukturreichem Futter zur Aufrechterhaltung der Pansenfunktion notwendig. Dies ist unter anderem bei Trekkingtouren zu berücksichtigen, indem den Tieren neben dem notwendigen Kraftfutter genügend Zeit zur Aufnahme von Gras und damit zur Aufnahme von strukturreichem Futter gegeben wird. Die ebenfalls im Kapitel 5.1 erwähnte verdauungsphysiologische Besonderheit der Neuweltkameliden , durch die sie den Bedarf an Protein reduzieren, macht es möglich, dass der in den üblichen Futterpflanzen enthaltene Proteinanteil den Bedarf der Tiere vollkommen deckt und eine Zufütterung von stark proteinhaltigen Futtermitteln nicht mehr notwendig ist. Ein Rohproteinanteil von 10 - 15 % je nach Situation- Trächtigkeit, Laktation oder lediglich Erhaltung - ist ausreichend. Inwieweit die Wollqualität durch höhere Proteingaben verbessert werden kann, welches amerikanisch Züchter zwar behaupten, ist noch nicht bewiesen. Die Energie, welche die Tiere für die Erhaltung ihrer Körperfunktionen und Leistungen benötigen, gewinnen sie aus den Futtermitteln. Die Berechnung des Erhaltungsbedarfs setzt die Ermittlung des metabolischen Körpergewichts, dies ist das Gewicht das für den Stoffwechsel bedeutend ist, voraus. Das metabolische Körpergewicht (W") ist die ¾ Potenz des tatsächlichen Körpergewichts. Der Energiebedarf liegt bei 0,31 MJ ME. / kg W. Da dieser die Grundversorgung der Tiere sichert, ist er den äußeren Gegebenheiten anzupassen, d.h. bei Weidehaltung ist ein 20% iger Zuschlag erforderlich, der sich im Winter und bei ungünstigen Witterungen bis auf 50% erhöhen kann. Ein zusätzlicher energetischer Mehrbedarf ergibt sich aus den Leistungen die das Tier erbringt ( Milch-, Fleisch-, Zuchtleistung, Trekking usw.). Je nach dieser Leistung und dem Energiebedarf ergeben unterschiedliche Futterrationen. Bei der Rationszusammenstellung wird von den Grundfuttermitteln ausgegangen - im Sommer Gras und im Winter Heu - die dann je nach Bedarf durch Energieträger und Mineralstoffe aufgewertet werden. Die maximale Futteraufnahme von Lamas und Alpakas liegt bei 1,8% - 2,0 % des Körpergewichts. | top | 5.4 Fütterung der Lämmer und Fohlen http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 60 von 76 In den ersten Monaten bildet die Milch die Hauptnahrung der Fohlen und Lämmer. Bei der intensiven Lämmerproduktion (Mastlämmer) wird die Dauer der Säugezeit einmal von den Erfordernissen der Nährstoffversorgung des Lammes und zum anderen von betriebs- und arbeitswirtschaftlichen Voraussetzungen bestimmt. Bis zu einem Alter von 28 Tagen können die Schafmilch oder die Milchaustauschtränken nicht durch andere Futtermittel ersetzt werden. Es sind weder der Pansen noch die anderen Verdauungsorgane genügend entwickelt, um Bestandteile fester Futtermittel verdauen zu können. Erst nach diesen 28 Tagen ist das Lamm in der Lage, ohne Beeinträchtigung der Zunahme bis Mastende auf flüssige Nahrung zu verzichten. Bei Lama- und Alpakafohlen, aber auch Lämmern ist bereits nach wenigen Tagen parallel zur Milchaufnahme, die Aufnahme von Rauhfutter zu beobachten. Dieses Herumknabbern an Heu oder Getreide stimuliert die Entwicklung des Magens und der Mikroben, die für die Verdauung von pflanzlichen Stoffen benötigt werden. Lama- und Alpakageburten im Frühjahr bzw. zeitigen Sommer schaffen für eine komplikationsfreie Aufzucht die besten Voraussetzungen, da der starke Aufwuchs der Vegetation, eben den erhöhten Bedürfnissen der Stuten auch die Bedürfnisse der Fohlen an zarten, noch relativ proteinreichen Grün mit wenig Rohfaseranteil, deckt. Die Ausbildung der Magenabteilungen und der nötigen Magenflora ist bis zum Herbst soweit fortgeschritten, dass die Verwertung von Heu und Kraftfutter optimal möglich ist. Die Schmackhaftigkeit des Weidefutters ist um so besser, je geringer die Verschmutzung mit Kot und Harn ist. Eine geringe Besatzdichte ermöglicht darüber hinaus die Selektion von hochverdaulichen Pflanzen und Pflanzenteile. Deren Nährstoffkonzentration kann derjenigen von Kraftfutter entsprechen. Eine zusätzliche Gabe von ca. 250g Kraftfutter reduziert jedoch die Milchaufnahme, was letztlich auch den Stuten und Mutterschafen gut tut. Ähnlich dem Lämmerschlupf dient die Fütterung in sogenannten Fohlenboxen, in der eine ad libitum Fütterung der Jungtiere möglich ist, weil der Zugang der ausgewachsenen Tiere durch niedrige Durchgänge verwehrt bleibt. Wenn aber Heu den Tieren immer zu Verfügung steht, wird somit auch den Jungtieren ausreichend Zeit und Platz zum Fressen gegeben, sodass eine separate Fütterung der Fohlen nicht unbedingt notwendig wird. Ist eine künstliche Aufzucht von Fohlen oder Lämmern notwendig, hängt der Erfolg wesentlich von der Aufnahme der Biest- oder Kolostralmilch ab, die innerhalb der ersten 12 Stunden nach der Geburt aufgenommen werden soll. Da die Zusammensetzung der Lamamilch im wesentlichen der von anderen Nutztieren gleich ist, kann entweder tiefgefrorene Lama- oder Alpakamilch oder so wie bei der Lämmeraufzucht Schaf- oder Rindermilch verwendet werden. Die Temperatur der Milch sollte 39 - 40°C aufweisen. Während der Fütterung mit Ersatzmilch , welche bis zum 6 Monat andauern sollte, soll gutes Rauhfutter angeboten werden, damit der Magen angeregt wird. | top | 5.5 Fütterung der Alttiere "Die Grundlage der Fütterung bildet das Rauhfutter (Heu und Gras), welches in der Regel in unbeschränkter Menge (ad libitum) angeboten wird. Um Verdauungsstörungen und eine übermäßige Verschwendung zu vermeiden, muss eine Selektion der leichter verdaulichen Pflanzenteile von den stärker strukturierten (rohfaserhaltigen) Anteilen verhindert werden. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 61 von 76 Der gegenüber Gras hohe Trockensubstanzanteil im Heu (Gras 20% - Heu 80%) kann im Winter durch Saftfuttermittel ausgeglichen werden. In einzelnen Fällen ist die Tagesration der Lamas oder Alpakas mit einem Kraftfutter aufzuwerten. In Frage kommt hier vor allem gequetschtes Getreide, aber auch Fertigfuttermittel für Rinder und Schafe. Den (betriebseigenen) Einzelfuttermitteln ist dabei der Vorzug zu geben. Kommen Pellets zum Einsatz, so ist deren Menge auf maximal 30% der Trockensubstanz zu beschränken (Struktur!). Mineralstoffmischungen werden entsprechend den Erfordernissen der Tiere entweder ad libitum (Salzlecksteine und Mineralstoffschalen für Schafe) angeboten oder kontrolliert Saftund Kraftfutter beigemischt." Am liebsten fressen Lamas und Alpakas Kräuter, Gräser und Heu. Diese sollten daher als Grundlagen der Fütterung dienen. Ebenso knabbern sie gerne an Bäumen und Sträuchern. Gibt man ihnen hin und wieder daher Baumäste auf die Weide, kann diese Vorliebe befriedigt werden. Eine Zusatzfütterung ist für laktierende Tiere, nieder- und hochtragende Tiere und eventuell für ältere Tiere, sowohl bei Lamas und Alpakas, als auch bei Schafen notwendig da der veränderte Energiebedarf durch das Futtermittel gedeckt werden muss. In der Praxis jedoch erhalten tragende Stuten oft keine extra Zufütterung, denn zuviel Kraftfutter fördert Scheidenvorfälle und viel zu große Fohlen. Einen erhöhten Energiebedarf haben vor allem Trekkingtieren. Der enorme Energiebedarf muss durch die Fütterung von bis zu 2 kg Kraftfutter täglich gedeckt werden. Über einen kürzen Zeitraum wird eine unausgewogene Ernährung in Bezug auf den fehlenden Rohfasergehalt, von den Tieren jedoch problemlos angenommen. Allerdings sollte man dafür sorgen, dass die Tiere in ihren Pausen und am Abend ausreichend Weiden können. | top | 5.6 Fütterungsmanagement Die individuelle Fütterung einzelner Tiere im Herdeverband ist praktisch unmöglich. Um diese aber einigermaßen gewährleisten zu können, kann man bei kleineren Herden einzelne Tiere während der Fütterung abtrennen oder, bei größeren Herden, Tiere mit gleichen Fütterungsniveau zusammenfassen. Eine weitere Möglichkeit ist eine möglichst kurze Deckzeit. Da einheitliche Geburtstermine nicht nur futtertechnisch von Vorteil sind, sondern auch auf das Sozialgefüge einer Herde wirken. Die Aufzucht in der Gruppe hat u. a. einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Jungtiere. Fohlen die Tiere beispielsweise im April, Mai und Juni ab, kann über die Wintermonate hinweg zusätzlich Kraftfutter gegeben werden. Nach dem abfohlen wird das Muttertier mit ihrem Fohlen abgetrennt und in einen separates Gehege (oder Aufzuchtsstall) gebracht. Dort erhalten sie ebenfalls neben Heu täglich etwas Kraftfutter. Die Absonderung erfolgt jedoch nicht vordergründig wegen der speziellen Zufütterung, sondern weil bei einer solchen Einzelhaltung die Mutter - Kind-Bindung kontrollierbar ist. Hinzu kommt, dass durch diese Abtrennung der Mutter von der Herde eine gewisse Steuerung des künftigen Abfohltermins möglich ist. In der Regel wird die Stute sofort vom Hengst gedeckt, nachdem sie wieder zur Herde zurückgebracht worden ist. Einmal in der Herde integriert, erhalten die Mütter keine weiter Zufütterung mehr. Ein wichtiger Aspekt einer zusätzlichen Fütterung mit Kraftfutter, der nicht vernachlässigt http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 62 von 76 werden soll, ist die Bindung an den Menschen. Regelmäßige Fütterungen fördern den Kontakt zu den Tieren und das Vertrauen der Tiere zum Menschen. Zusätzlich können dadurch Krankheiten und Veränderungen an den Tieren schneller erkannt werden. "Neben der ad libitum Fütterung von Rauhfutter ist daher eine bedarfsunabhängige Fütterung in Form von energiearmen Saftfutter (z.B. Karotten) oder wenig Kraftfutter (z.B. gequetschter Hafer) bis zu einer Menge von ca. 100 - 200g pro Tier nicht nur ernährungsphysiologisch unbedenklich sondern aus Gründen der besseren Tierbeobachtung sogar empfehlenswert." Zwangsläufig verbunden mit einem eigenen Futterkonzept ist das Management des Weidebetriebes und der Futtergewinnung. Ein Ertrag, der selbstverständlich von den klimatischen Bedingungen abhängt, von 3000 kSte/ha (2000 - 4500 kSte) ist anzustreben. Berücksichtigt man die Heugewinnung für den Winter ergibt sich eine theoretische Besatzdichte von 10 erwachsenen Lamas (150kg) pro Hektar Weidefläche. In der Praxis jedoch findet man 8 erwachsene Tiere in der Herde. Bei Zuchtherden findet man sogar nur 6 Stuten mit dem dazugehörigen Nachwuchs bis zum 1 Lebensjahr. Dies entspricht auch in etwa der Besatzdichte von Schafen (6-12 Tiere/ha). | top | 5.7 Ernährungszustand Durch die meist sehr starke Bewollung ist der Ernährungszustand von Neuweltkameliden und Schafen oft sehr schwierig festzustellen. Das Wissen über den Köperzustand der Tiere zeichnet aber einen guten Halter und Züchter aus. Dafür, aber auch die Tatsache, dass es sehr rasch zu Abmagerungen auf Grund von Erkrankungen des Magen -Darmtraktes kommen kann, sind regelmäßige Kontrollen sehr wichtig. Die körperliche Konditionsbestimmung von Lamas und Alpakas erfolgt durch eine zahlenmäßige Zuordnung des Körperzustands. Dadurch wird eine sehr objektive Zuordnung und Einteilung möglich, ob nun das Tier sehr fett oder sehr dünn ist. Mit Hilfe dieses Punktesystems kann der Halter Mängel in der Ernährung seiner Tiere sehr leicht feststellen und durch eine dem Tier angepasste Futterration ausgleichen. Das Gewicht alleine schafft oft nur ein ungenaues Bild des Ernährungszustandes, da Lamas und Alpakas sehr verschiedene Formen und Größen aufweisen können und daher eine große Breite von möglichen Gewichten besteht. Die Tiere werden nach Punkten von 1 bis 9 bewertet. Ein Punkt bedeutet, dass der Körperzustand sehr mangelhaft ist, die Nummer 9 dagegen kennzeichnet ein sehr fettleibiges Tier. Daher bedeutet eine Bewertung mit 5 Punkten einen optimalen Ernährungszustand und die angrenzenden Nummern, also 4 und 6 sind akzeptable Werte. "Zur Kontrolle des Ernährungszustandes greift man beim Lama oder Alpaka am Rücken, im Bereich der Lendenwirbelsäule und fühlt, ob das Rückgrat spürbar ist. Von vertikalen Wirbelfortsatz zu den horizontalen Wirbelfortsätzen sollte keine Wölbung nach außen fühlbar sein, aber auch keine Senke. Greift man weiter nach hinten zu den Beckenknochen im Bereich des Rückgrates, sollten diese nicht sehr herausragen, aber dennoch spürbar sein. Bei einem normalgewichtigen Lama / Alpaka sollte man auch die Rippen im Bereich hinter dem Ellbogen spüren können. Von hinten betrachtet sollten die Oberschenkel nicht aneinander reiben, aber dennoch fest sein. Von vorne betrachtet sollten der Beinabschluss http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 63 von 76 ebenfalls nicht zu fett wirken, aber gut bemuskelt sein." Ein mangelhafter Ernährungszustand kann zu Haltungsfehlern führen. Dünne Lamas und Alpakas, deren Beine eng aneinander stehen, haben einen etwas schwankenden Gang. Zu dicke Lamas und Alpakas haben dagegen keinen geschmeidigen Gang. Bei unterernährten Lamas und Alpakas ist oft ein Rückgang der Fruchtbarkeit, der Resistenz gegen Krankheiten und kalten Temperaturen zu bemerken. Auch bei zu dicke Tiere geht die Fruchtbarkeit zurück, sowie die Toleranz gegen gewisse Krankheiten und gegen Hitze vermindert sich. | top | 5.8 Weidepflanzen und Giftpflanzen "Eine gute Weide sollte die drei Pflanzengruppen des Grünlandes: Gräser, Leguminosen und Kräuter, etwa in einem Verhältnis von 60:20:20 enthalten. Während die Gräser vor allem die Masse bringen, sind die Leguminosen wegen ihres hohen Eiweißgehaltes und die Kräuter wegen des hohen Anteils an Mineralstoffen wertvoll." Zu den Kräutern zählen mitunter auch Heilpflanzen, die die Gesundheit der Weidetiere positiv beeinflussen, indem sie zum Beispiel die Verdauung anregen oder auch eine günstige Wirkung auf die Magen-Darmflora ausüben. Lamas, Alpakas und Schafe suchen diese Pflanzen bei Bedarf instinktiv aus. Jedoch können auch Giftpflanzen auf der Weide wachsen, deren Aufnahme tödliche oder zumindest eine gefährliche Wirkung haben können. In den Ursprungsländern von Neuweltkameliden haben Lamas und Alpakas gelernt mit dem dort vorhandenen Nahrungsangebot umzugehen und haben Resistenzen gegen gewisse, für andere Tiere vielleicht gefährliche Pflanzen aufgebaut und meiden Giftpflanzen, die dort heimisch sind. In ihren neuen Verbreitungsgebieten, liegt aber auch ein neues Angebot vor und es besteht die Gefahr, dass Pflanzen die für heimische Nutztiere keine Probleme darstellen, für Lamas und Alpakas giftig sind. Lamas und Alpakas können aber auch, durch ihren dreiteiligen Magen, leicht giftige Substanzen in ihrer Wirkung mildern. Da sowohl Schafe als auch Lamas und Alpakas sehr wählerische Tiere sind, ist die Aufnahme von Giftpflanzen (bitterer Geschmack) durch die von ihnen betriebene Selektion der schmackhaften von den weniger bekömmlichen Pflanzen, relativ gering. Dazu benötigen sie jedoch eine große Auswahlmöglichkeit, herrscht jedoch ein Futtermangel, kann es vorkommen, dass die Tiere schädliche Pflanzen in größeren Mengen aufnehmen und dadurch zum Beispiel Leber und Niere schädigen. Auch Stresssituationen und die bekannte Neugierde der Schafe, Lamas und Alpakas kann zur Aufnahme von toxischen Pflanzen führen. Auch Gartenpflanzen haben oft eine giftige Wirkung. Besonders Gefährlich sind Oleander, Rhododendren, Eiben und Thujen, Fingerhut und Maiglöckchen. Dabei ist zu achten das Samen oder trockene Blätter nicht ins Heu gelangen, denn schon geringe Mengen von Oleander können tödlich sein. | top | http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 64 von 76 6 Zucht 6.1 Anatomie der Geschlechtsorgane "Die Anatomie und Physiologie der Fortpflanzung von Neuweltkameliden weisen einige Ähnlichkeiten mit denen des Pferdes auf. Besonders hinsichtlich der Trächtigkeitsdauer (335 -350 Tage), des Plazentatyps, der Fähigkeit beider Tierarten, kurze Zeit nach der Geburt wieder aufzunehmen, und der niedrigen Zwillingsrate." | top | 6.1.1 Männliche Geschlechtsorgane Die männlichen Geschlechtsorgane umfassen den Hoden, Nebenhoden, Samenleiter akzessorische Geschlechtsdrüsen, Harnröhre und den Penis. Im Hoden werden die Geschlechthormone und die Spermien gebildet. Die Hoden befinden sich zunächst in der Bauchhöhle und treten in den letzten Wochen vor der Geburt in den Hodensack. Wenn dies bei einem oder beiden Hoden nicht der Fall ist, dann spricht man von "Kryptorchismus". Dabei handelt es sich um einen Erbfehler, der sowohl bei Lamas und Alpakas, als auch bei Schafen ("Spitzböcke") auftreten kann. Bei einigen Schafrassen (Merinofleischschaf) ist Kryptorchismus mit Hornlosigkeit gekoppelt. Die im Hoden gebildete Spermien werden im Nebenhoden gespeichert. Hoden und Nebenhoden befinden sich als paarige Organe im Hodensack, der außerhalb der Bauchhöhe gelegen ist und dem Körper eng anliegt. Die Haut des Hodensackes ist bei Neuweltkameliden sehr dick und bietet deshalb und durch seine Lage einen mechanischen Schutz vor dem Biss der männlichen Artgenossen beim Kampf. Da er sehr köpernahe liegt, ist ein deutlicher Temperaturunterschied zwischen Körper und Hoden, wie er bei heimischen Nutztierarten feststellbar ist, bei Neuweltkameliden nicht zu bemerken. "Die Hoden von Lamas sind 5 -7 cm lang und 2,5 bis 3,5 cm breit. Das durchschnittliche Hodengewicht liegt bei 24 g. Die Hoden der Alpakas sind in etwa gleich groß." Im Vergleich zu anderen Haustieren haben Schafe ebenfalls einen relativ großen Hoden. Damit die Spermien vom Nebenhoden in die Harnröhre gelangen, werden sie über die Samenleiter transportiert. Im Endabschnitt der Samenleiter befinden sich die Geschlechtsanhangsdrüsen, wie die Harnröhrenzwiebeldrüsen und die kleine Vorsteherdrüse (Prostata), die die Spermien mit einem Sekret versorgen, um ihre Beweglichkeit zu fördern und als Puffer gegen das saure Scheidenmilieu dienen. Die Geschlechtsdrüsen von Neuweltkameliden tragen jedoch nur wenig an der Ejakulatmenge bei und so hat diese neben einer zähflüssigen Konsistenz nur ein Gesamtvolumen von etwa 2,5 - 3 ml. Böcke haben ebenfalls nicht viel mehr Ejakulat, ihre Menge schwankt zwischen 1 und 3 ml. Die Dichte des Spermas beträgt bei Lamas rund 50 Millionen Spermien und bei Schafböcken zwischen 20 - 50 Millionen. Der Penis von Neuweltkameliden und Schafen ist, wie bei allen anderen Wiederkäuern und Schweinen, von fibroelastischen Typ, d.h. der Penis hat nur schwach ausgebildete Schwellkörper, sodass er zwar gefestigt aber nicht wesentlich vergrößert wird. Ein vollständig erigierter Lamapenis misst 40 cm mit einem Durchmesser von 0,8 - 1,0 cm. Lamas und Alpakas fehlt eine Eichel, wenngleich der vordere Abschnitt häufig als solche http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 65 von 76 bezeichnet wird. Schafböcke dagegen besitzen eine Eichel und haben dazu gegenüber anderen Tierarten noch eine Besonderheit vorzuweisen, da ihre Harnröhre als 3 - 4 cm langer Faden die Eichel überragt. Durch eine Verklebung (Adhäsion des Präputiums mit dem Penis) des Neuweltkamelidenpenis` wird eine vollständige Erektion und das Ausschachten des Penis beim Jungtier verhindert. Diese löst sich erst nach mehrfacher sexueller Stimulation mit der Geschlechtsreife der Tiere. Männliche Tiere gelten ab dem 3 Lebensjahr als geschlechtsreif. Bei Schafböcken beginnt die Geschlechtreife, wenn die Spermabildung einsetzt (im Alter von 80 bis 100 Tagen). Mit der ersten Ejakulation befruchtungsfähigen Spermas ist jedoch erst ab einem Alter von etwa 150 Tagen zu rechnen. Das Alter bei Erreichung der Geschlechtsreife ist von Schafrasse zu Schafrasse verschieden. | top | 6.1.2 Weibliche Geschlechtsorgane Die weiblichen Geschlechtsorgane der Schafe, Lamas und Alpakas lassen sich in keimbildende (Eierstöcke) und keimleitende bzw. keimaufbewahrenden (Eileiter, Gebärmutter) Organe unterteilen. Zu den Begattungsorganen zählen die Scheide (Vagina, bei Lamas ca. 20 bis 25 cm lang mit einem Durchmesser von ca. 3 cm), der Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae, bei Lamas ca. 6 - 8,5 cm lang) und die Scham (Vulva). Die Scheide wird von der Gebärmutter durch den Gebärmutterhals getrennt, welcher aus einem inneren und äußeren Muttermund besteht und das Eindringen von Erregern verhindert. Der Uterus besitzt Hörner, an deren Ende sie in die Eileiter übergehen und in die Eierstöcke münden. Die Eizellen der Schafe lagern und reifen in den Eierstöcken. Den Abschluss der Reifung von einem oder mehreren befruchtungsfähigen Eiern in den als Follikel bezeichneten Bläschen , löst die Brunst aus. Hierzu unterscheiden sich Lamas und Alpakas ganz wesentlich von den Schafen, denn sie haben eine induzierte Ovulation, d.h., dass die Stute kein Ei abstoßt, bevor sie nicht vom Hengst gedeckt wurde. Der Deckakt stimuliert hormonelle Vorgänge in der Stute, welche einen Eisprung zur Folge haben. Der Eizyklus beinhaltet eine Periode der Empfänglichkeit und eine Periode, in der keine Empfänglichkeit stattfindet. Das Follikel produziert Östrogen , welches das vorherrschende Hormon zur Empfänglichkeit ist. Nach dem Eisprung bilden sich Gelbkörper, die wiederum Schwangerschaftshormone (Progesteron) bilden. Werden geschlechtsreife weibliche Tiere alleine in der Herde gehalten, so kommt es zu keiner Bildung von Gelbkörpern. Solange die Gelbkörper und die gebildeten Hormone wirken, kommt es zu keinem neuerlichen Eisprung und damit auch nicht zu einer weiteren Brunst bei Schafen. Kommt es nicht zur Befruchtung und Trächtigkeit, wird der Gelbkörper rückgebildet. Unter dem Einfluss von Hormonen geschieht dann wieder eine Follikelreifung und Eiabstoßung. Das reife Ei gelangt in die Eileiter, wo die Befruchtung stattfindet, nachdem die Spermien durch Kontraktionen der Gebärmutter dorthin gebracht wurden. Damit die Samenzelle in die Eizelle eindringen kann, ist ein ganz bestimmtes Enzym (Hyaluronidase) von Nöten. Da aber jede Samenzelle nur eine kleine Menge dieses Wirkstoffes enthält, müssen viele http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 66 von 76 Spermien vorhanden sein, damit eine Befruchtung möglich wird. Im Gegensatz dazu haben Lamas und Alpakas keinen solchen Eizyklus und somit auch keine Brunst, in der eine Empfängnis- und eine Nicht- Empfängnisphase stattfindet, sondern einen Zyklus, der erst durch den Deckakt ausgelöst wird. Vom Eileiter gelangt das nun befruchtete Ei in die Gebärmutter, wo es gelagert wird und durch Zellteilung heranwächst. Erfolgt bei der ersten Zellteilung eine starke Einschnürung zwischen beiden Hälften, können zwei getrennte aber eineiige Lebewesen entstehen. Zwillingsraten und besonders Geburten von eineiigen Zwillingen sind sowohl bei Lamas und Alpakas als auch bei Schafen relativ selten und gering. Fast alle der anfallenden Zwillingspaare beim Schaf stammen jedoch aus zwei verschieden Eiern. Aber auch diese Wahrscheinlichkeit ist bei Lamas und Alpakas relativ gering. | top | 6.1.3 Geschlechtsreife und Zuchtreife Während Anfang des letzten Jahrhunderts noch Schafrassen vorkamen, die ihr erstes Lamm im Alter von drei Jahren brachten, gibt es heute mit der Frühreife kaum noch Probleme: Bei guter Fütterung können fast alle unserer Rassen bereits im Alter von einem Jahr oder nur wenige Monate später ablammen. Die Geschlechtsreife setzt oft bereits vor der Zeit (z.T. bereits mit vier bis fünf Monaten) ein, die als brauchbar für die erste Zulassung (Zuchtreife) erscheint. Je kürzer man die Zuchtreife zeitlich der Geschlechtsreife folgen lassen will, desto besser muss gefüttert werden. Auch bei Lamastuten wurde von bereits sehr frühen Trächtigkeiten (mit fünf Monaten) berichtet. Wichtiger als das Alter ist das Körpergewicht von Neuweltkameliden. Die erste Deckung sollte daher geschehen, wenn die Tiere mindestens 2/3 des Körperendgewichts erreicht haben. Um eine frühe Deckung durch den Hengst zu vermeiden, werden die Jungstuten vom Hengst getrennt. Die erste Zuchtbenutzung von weiblichen Schafen ist meistens im 7 - 8 Monat . Das erste Lamm fällt dann, wenn das Muttertier 12 - 13 Monate alt ist. | top | 6.1.4 Paarung und Paarungsverhalten Bereits im Alter von wenigen Wochen kann es bei Lamas und Alpakas vorkommen, dass Hengstfohlen liegende Stuten besteigen und typisches Deckverhalten zeigen. Durch diese Stimulationen des Penis wird die Verklebung gelöst. Bei Lamas, Alpakas und Schafen ist vor dem eigentlichen Deckakt ein mehr oder weniger langes Vorspiel zu bemerken, in welchem der Hengst bzw. Bock auf die Stute bzw. das Mutterschaf aufspringt. Dies erhöht nicht nur die sexuelle Erregung, sondern auch die Spermamenge und -qualität. Lama- und Alpakahengste zwingen die Stuten in die Brustlage. Nach dem Einführen des Penis in die Scheide dauert der Deckakt bei Schafen nur wenige Sekunden, beim Lama und Alpaka zwischen 5 und 55 Minuten. Der Lama- bzw. Alpakapenis führt dabei rotierende Bewegungen aus und gibt das Sperma tropfenweise ab. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 67 von 76 Der Hengst stößt typische grunzende oder gurgelnde Laute aus. Es kommt auch vor, das erfahrene Hengste am Schwanz der Stute riechen, um herauszufinden, ob die Stute auch aufnahmebereit ist. Ist die Stute in der geeignete Lage, positioniert sich der Hengst so, sodass sein Penis die geeignete Position hat, um ihn einzuführen. Dies in Verbindung mit der Stellung während des Deckaktes und das Gurgeln verursachen die Stimulation jener Hormone, die für den Eisprung, der einige Stunden nach dem Deckakt erfolgt, verantwortlich sind. Böcken sollten nicht mehr als 50 Mutterschafe decken, Lama- oder Alpakahengsten können aber bis zu 60 Stuten zugeteilt werden. Es kann vorkommen, dass Lama- bzw. Alpakahengste gewisse Stuten nicht decken und ihnen gegenüber aggressiv sogar werden. Diese Stuten müssen dann anderen Hengsten zugeführt werden. Es kann aber auch durchaus sein, dass sich die Stute einem Hengst verwehrt. In der Regel decken Hengste nur ungedeckte Stuten, denn tragende Stuten wehren sich oft durch Spucken und Wegrennen. Dieses Verhalten kann nützlich sein, wenn man feststellen will, ob eine Stute bereits gedeckt ist oder nicht. Weiters kann es vorkommen, dass Hengste nur auf bereits liegenden Stuten aufreiten. Das kann dazu führen, dass dominante Stuten nicht gedeckt werden. Eine mögliche Begründung für dieses Verhalten könnte darin zu finden sein, wenn diese Hengste in einer Stutenherde aufgewachsen sind. Ein langes und dichtes Wollvlies kann durch die erschwerte Regulierung der Körpertemperatur sowohl die Lust als auch die Spermaqualität beeinträchtigen. Bei weiblichen Tieren von Schafen, Lamas oder Alpakas kann die Wolle das Eindringen des Penis so erschweren, dass wenn man gelegentlich nicht nachhilft, der Deckakt ganz unterbleibt. | top | 6.1.5 Künstliche Besamung Die künstliche Besamung hat in Österreich sowohl bei Lamas und Alpakas als auch bei Schafen nur geringe Bedeutung. Das Sperma für die Besamung wird mit Hilfe einer künstlichen Scheide gewonnen. Die Besamung erfolgt in der Regel mit Frischsperma, da jede Lagerung die Befruchtungsziffer vermindert. | top | http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 68 von 76 6.1.6 Trächtigkeit Die Trächtigkeit unterliegt sowohl bei Lamas und Alpakas als auch bei Schafen Schwankungen. Während die Trächtigkeit von Schafen im Mittel 147 Tage +/- 4 Tage dauert, nimmt man in der Regel bei Lamas und Alpakas eine Dauer von 360 +/- 14 Tage an. Die tatsächlich Trächtigkeit dauert bei Lamas zwischen 331 und 359 Tagen und bei Alpakas 320 bis 340 Tage. Dazu kommt, dass der Decktermin manchmal nicht genau bekannt ist, wenn der Hengst oder auch der Bock immer bei der Stute / beim Schaf ist. Bei Lamas und Alpakas kann es vorkommen, dass die Trächtigkeit bis zur Geburt nicht sichtbar ist. Auch die Euterbildung setzt erst sehr spät oder erst nach der Geburt ein. Die Implantation des Schaf-, Lama- und Alpakaembryos findet in der Regel im linken Uterushorn statt. Mit zunehmender Trächtigkeitsdauer verlagert sich die Frucht mehr und mehr auf die rechte Körperseite. Tragende Lama- und Alpakastuten dulden das Aufspringen eines Hengstes nicht und spucken den Hengst dabei an. Einige Züchter nutzen dieses Verhalten, um die Trächtigkeit festzustellen, indem sie die Stute, bei der eine Trächtigkeit vermutet wird, mit einem Hengst zusammenführen. Fängt die Stute an, den Hengst zu bespucken, kann vermutet werden, dass die Stute erfolgreich gedeckt wurde. Als 100%ig sicher gilt diese Methode jedoch nicht. Weitere Möglichkeiten der Feststellung der Trächtigkeit sind bei Lamas, Alpakas und bei Schafen die Untersuchung durch Röntgenstrahlen, Ultraschall, rektale Untersuchungen und die Bestimmung des Plasmaprogesterons. | top | 6.1.7 Geburt Die Geburt lässt sich bei Neuweltkameliden und Schafen in drei Phasen einteilen, und zwar in die Vorbereitungsphase, die Eröffnungsphase und in die Austreibungsphase. Bei Schafen ist diese Vorbereitungsphase durch häufiges Liegen, Entwicklung des Euters, Einfallen der Flanken und das Anschwellen der Schamlippen gekennzeichnet. Kurz vor dem Ablammen (Bezeichnung der Geburt beim Schaf) sondert sich das Mutterschaf von der Herde ab. Dem Verhalten der Schafe steht bei Lamas und Alpakas eine steigende Unruhe gegenüber. Sie stoßen Laute aus und setzten häufiger Kot und Harn ab. Im Eröffnungsstadium lockert sich der Muttermund und die Gebärmutter beginnt sich zu kontrahieren, um den gesamte Geburtsweg zu erweitern und um das Fohlen bzw. Lamm in das mütterliche Becken zu bringen. Bei Lamas und Alpakas kann nun Unwohlsein und häufiges Abliegen und Aufstehen sowie Umdrehen auftreten. Die Austreibungsphase wird durch das Platzen der Fruchtblase eingeleitet. Dadurch ergießt sich das Fruchtwasser in den Geburtskanal und tritt nach außen, sodass der Geburtsweg feucht wird und das Fohlen bzw. Lamm leichter austreten kann. Bei Lamas und Alpakas wird das Fohlen normalerweise in Vorderendlage im stehenden Zustand geboren. Daher werden die Vorderbeine und der Kopf als erstes sichtbar. Dies ist auch in 90% der Lämmergeburten der Fall. Die Austreibungsphase dauert bei http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 69 von 76 Schafen meist zwischen 5 und 30 Minuten, bei Lamas und Alpakas bis zu 60 Minuten. Die Nabelschnur wird bei Neuweltkameliden und bei Schafen durch den Austritt des Jungen zerrissen. Sie sollte aber baldigst desinfiziert werden (z. B. Blauspray). Während das Mutterschaf das Lamm in der Regel instinktiv abschleckt, kümmern sich Lamas und Alpakas kaum um ihre neugeborenen Fohlen. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Lämmer meistens bereits noch 7 - 8 Minuten aufzustehen versuchen, was ihnen aber erst meist nach 12 bis 15 Minuten tatsächlich gelingt. Die Fohlen von Lamas und Alpakas sollten spätestens ein bis zwei Stunden nach der Geburt aufstehen und nach dem Euter suchen. Steht das Fohlen nach 2 Stunden noch immer nicht, benötigt es Unterstützung. Trinkt es innerhalb von 4 Stunden nicht, muss das Euter kontrolliert, das Fohlen zum Euter hingeführt oder Kolostralmilch durch die Flasche gegeben werden. Etwa nach zwei Stunden, bei Lamas und Alpakas nach bis zu drei Stunden, nach der Geburt lösen sich normalerweise die Fruchthäute endgültig von der Gebärmutter des Muttertieres ab und gehen als sogenannte Nachgeburt ab. Schafe fressen zumeist die Nachgeburt auf, bei Lamas und Alpakas ist dies nicht der Fall. Interessant ist, dass die meisten Geburten von Lama- oder Alpakafohlen meistens zwischen 6 und 14 Uhr erfolgen. Dies begründet sich in der Anpassungsfähigkeit der Tiere an die kalten Nächte in den Hochanden. Das Geburtsgewicht ist abhängig vom Geburtstyp (Einling - Mehrling), dem Gewicht der Mutter und bei Schafen vor allem von der Rasse. Das durchschnittliche Geburtsgewicht von Lämmern liegt zwischen 4 bis 6 kg, bei Lamas und Alpakas wiegt das Fohlen oft mehr als 8 kg. Ein gesundes Fohlen weist nach der Geburt eine Temperatur von 35,5 bis 37,5 °C, ein Lamm 38,5 bis 40,5 °C auf. Sind die Neugeborenen unterkühlt, hilft man am besten durch das Abtrocknen und durch Wärmelampen nach. | top | 6.2 Zuchtmanagement Entscheidend für die Zucht ist die Kenntnis des Deckaktes. Um dies zu gewährleisten, sollte der Hengst bzw. der Bock von den weiblichen Tieren getrennt gehalten werden und nur dann der Stute /dem Schaf zugeführt werden, wenn das Decken gewünscht wird. Dadurch ergeben sich weitere Vorteile: Einerseits kann man Inzucht verhindern, andererseits kann vermieden werden, dass Jungstuten zu früh gedeckt werden. Ist der Deckzeitpunkt bekannt, kann ein ungefährer Geburtstermin vorausberechnet werden. Nun liegt es am Züchter, ob er die trächtige Stute von der Herde trennt oder nicht. Eine Trennung kann einen Vorteil darstellen, da der Züchter die Geburt besser überwachen kann und bei Komplikationen besser eingreifen kann. Auch beim Zuchtmanagement hat sich eine Buchführung bewährt, in der die wichtigsten Daten und Termine eingetragen werden. | top | 6.3 Exterieurbeurteilung http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 70 von 76 Die Tierbeurteilung legt Grundsätze fest, durch die der Körperbau der Tiere beurteilt wird. Dies umfasst die ideale Stellung der Hufe, der Gliedmaßen und der Körperproportionen sowie den Bau des Skelettes. Weiters fließen mit ein: die Identität des Tieres, die Feststellung der Gesundheit, das Erkennen der physiologischen Leistungsfähigkeit und anatomische Fehler. Eine Beurteilung hat besonders in der Züchtung Bedeutung. Bei Lamas, Alpakas und Schafen erfolgt die Körperbeurteilung nach Noten. Die Rangierung erfolgt entsprechend der natürlichen Varianten und bedeutet keine Ab- oder Aufwertung. Die Bewertung der Kriterien mittels einer numerischen Skala beschreibt ein Merkmal demnach von einem Extrem zum anderen, also in seiner ganzen Ausprägung. Die Exterieurbeurteilung von Lamas und Alpakas stützt sich auf das im Jahr 1977 in den USA eingeführte System der Rinderbeurteilung. Die Noten reichen dabei von 1 - 9. Dabei stellt 5 den Rassendurchschnitt dar. Bei der Wollbeurteilung vergibt man ebenfalls Noten von 1 - 9, jedoch bedeutet eine Wollfeinheit von 1, dass das Lama oder Alpaka eine sehr grobe Wolle aufweist. Vor allem für Käufer erleichtert diese Beurteilung die Auswahl der Tiere. Auf jeden Fall muss dabei auf die Nutzung Bedacht genommen werden. Ein Trekkingtier beispielsweise sollte etwas größer sein als etwa ein Tier, das für eine unternehmerisch sinnvolle Wollproduktion vorgesehen ist. Die Beurteilung der Schafe kann ebenfalls nach Noten erfolgen (Süddeutsches Boniethurschema für die Körperbeurteilung). Bei dieser Methode beschränken sich die Noten nicht auf nur 9 Ziffern, sondern es sind 20 Punkte zu vergeben. Hierbei bezieht sich die Beurteilung auf Bemuskelung, Wolle, Typ, Rahmen und Konstitution, bei Milchschafen zusätzlich auf die Milchleistung und Euterform. Aber auch bei Lamas und Alpakas bezieht sich die Beurteilung nicht nur auf die Körperlänge oder Körpergröße, sondern wie bei Schafen auf die Gesamterscheinung. Berücksichtigt werden Beckenlänge, Brustbreite bzw. Körperbreite (Rahmen), Brust bzw. Körpertiefe, die Rückenlinie, Stellung der Vorder- und Hinterbeine und die Hinterbeinwinkelung. Beurteilt werden außerdem die Beckenstellung, da diese den Geburtsverlauf und die Trächtigkeit beeinflussen. | top | 7 Krankheiten In Herden besteht besonders Gefahr dass mehrere Tiere an Krankheiten, insbesondere an übertragbaren Krankheiten, gleichzeitig erkranken. Deshalb gilt es Herdetiere, zu welchen Neuweltkameliden und Schafe zählen, vor viralen, bakteriellen und parasitären Erkrankungen zu schützen. | top | 7.1 Viren Sie sind die kleinsten Krankheitserreger, die zu ihrer Vermehrung auf lebende Zellen angewiesen sind. Viruserkrankungen lassen sich nicht mit Medikamenten, insbesondere Antibiotika, bekämpfen. Das wesentliche Bekämpfungsmittel ist die Impfung. | top | 7.2 Bakterien http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 71 von 76 Bakterien sind kleine Lebewesen, jedoch benötigen sie keine lebenden Zellen, um sich zu vermehren. Entscheidend für die Beeinflussbarkeit bakterieller Infektionen ist ihre Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten. Außerdem ist in vielen Fällen eine Schutzimpfung möglich. | top | 7.3 Parasiten Diese Innen- und Außenschmarotzer machen vielfach außerhalb und innerhalb des Wirtes einen komplizierten Entwicklungskreislauf durch. Sie sind jedoch mit geeigneten Medikamenten wirkungsvoll zu bekämpfen. | top | 7.4 Seuchen Die Bekämpfung von Tierseuchen ist ein öffentlicher Auftrag notwendig, Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Tiere aber auch des Menschen treffen zu müssen. Diese Maßnahmen sind im Tierseuchengesetzt festgelegt. Wichtige Voraussetzungen für deren Einteilung ist die frühzeitige amtliche Kenntnis von Seuchenfällen, deshalb wurde die Meldepflicht eingeführt. | top | 7.5 Impfungen Impfungen dienen dem Zweck, Immunität zur individuellen und kollektiven Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten zu erzeugen. Immunität heißt, dass der Körper gegen eine Infektion mit krankmachenden Keimen geschützt wird bzw. Schutz vor der Wirkung mikrobieller Stoffwechselprodukte sowie verschiedener Gifte erhält oder aufbaut. Bei der Immunisierung unterscheidet man zwei Arten: Aktive Immunisierung: Dabei werden beispielsweise abgeschwächte Krankheitserreger oder Stoffwechselprodukte von Keimen verabreicht. Tritt dann tatsächlich eine Infektion ein, kann der Organismus schnell reagieren, um die Keime zu bekämpfen, da sein Immunsystem den Erreger erkennt (Booster- Effekt). Passive Immunisierung: Bei dieser Art werden direkt Antikörper verabreicht. Diese haben jedoch nur eine begrenzte Halbwertszeit, deshalb dient diese Immunisierungsart vor allem der Vorbeugung oder Behandlung von Infektionskrankheiten. Impfungen hängen wesentlich von den Gegebenheiten ab, d.h. eine Selenimpfung ist nur dann sinnvoll, wenn der Boden zu wenig Selen enthält und die Tiere deshalb einen Mangel aufweisen, ebenso wird dies bei Tollwutimpfungen in tollwutgefährdeten Gebieten angewandt. In Österreich werden Neuweltkameliden, wenn überhaupt, gegen Tetanus und alle anderen Clostridien und eventuell auch gegen Tollwut geimpft. | top | http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 72 von 76 8 Schlussfolgerung Wie meinen Ausführungen in Arbeit zu entnehmen ist, stützen sich einige Angaben über Neuweltkameliden, vor allem jene aus dem Kapitel "Fütterung", auf Daten und Angaben von Schafen, da insbesondere der Energie- und Nährstoffbedarf von Lamas und Alpakas noch nicht in der Art und Weise wie bei den meisten anderen Nutztieren festgelegt worden ist. Auch bestehen in gewissen Punkten Gemeinsamkeiten in den Ansprüchen der Lamas, Alpakas und Schafe. Dennoch existieren Unterschiede in gewissen Bereichen, die in jetzt noch einmal zusammengefasst werden sollen. Diese Differenzen ergeben sich vor allem aus den unterschiedlichen natürlichen Lebensverhältnissen und Verhaltensweisen, den Lebens- und Körperfunktionen sowie der Anatomie. Diese Verschiedenheiten können Nach- oder auch Vorteile für den Halter und Züchter darstellen. Gemeinsamkeiten besitzen Neuweltkameliden und Schafe bereits in bezug auf ihr Verbreitungsgebiet. Auch wenn ihre Ursprungsländer verschieden sind, sind beide Tierarten Steppentiere und daher gewöhnt, mit kargem Pflanzenbesatz auszukommen. Sie sind anpassungsfähige, tagaktive, relativ temperaturenempfindliche Herdentiere mit starkem Sozialgefüge und können in fast allen Teilen der Erde, sowohl in Ebenen als auch in gebirgigen Regionen, gehalten werden. Dennoch haben Lamas und Alpakas hierbei Vorteile gegenüber Schafen: Lamas und Alpakas können in Regionen bis in Höhen von 4800m leben, denn ihr Hämoglobin besitzt die Fähigkeit, mehr Sauerstoff aufzunehmen als jenes von Schafen. Dazu kommt, dass ihnen ihre gespaltene Oberlippe die Aufnahme kleinerer und einzelner Pflanzen ermöglicht. Außerdem arrangiert ihnen ihre Schwielensohle einen weichen und sicheren Tritt und schonen dabei die Grasnarbe besser als Tiere mit Hufen ohne Schwielensohle, wie das Schaf. Trotz dieser Vorteile, die Neuweltkameliden im Punkt der Höhenanpassung gegenüber den Schafen aufweisen, hat sich das Schaf deutlich gegenüber Lama oder Alpaka durchgesetzt. Der Weltbestand der Schafe liegt weit über jenem von Neuweltkameliden. Das Schaf wurde bereits 3000 Jahre früher domestiziert als das Lama oder Alpaka und noch dazu gibt es viele verschiedene Rassen von Schafen, die bestimmte Vorteile für bestimmte Regionen und Nutzungsmöglichkeiten aufweisen. Dementsprechend sind die Zuchtziele klarer abgegrenzt als bei Neuweltkameliden und jeder Rasse ist eine Nutzungsmöglichkeit zugeteilt. Letzteres ist bzw. war zwar auch bei Neuweltkameliden der Fall ( das Alpaka wurde vorrangig für Wollproduktion, das Lama als Lasttier domestiziert), dennoch werden, weil hier nicht so viele Rassen abgegrenzt sind, die Aufgabenbereiche vermischt. So werden z.B. auch Lamas zur Wollgewinnung herangezogen. Daraus ergibt sich für die Nutzungseinrichtungen: z z Lama- und Alpakawolle ist feiner und gilt als Luxusartikel, während die Wollgewinnung bei Schafen als wirtschaftlicher gilt. Das Lamafleisch , das zwar einen geringeren Cholesteringehalt als das Schaffleisch hat, erzielt einen niedrigeren Preis. Das Lama kann bis zu 50 kg über 30 km transportieren und hat damit einen Vorteil gegenüber dem Schaf, dass sich nicht zum Lasttier eignet. Weitere Vor- und Nachteile entstehen auch durch den Körperbau. Mit einer höheren http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 73 von 76 Risthöhe und einem längerem Hals sind Neuweltkameliden weitaus größere Tiere als das Schaf. Haltung z z z Die Zaunhöhe liegt daher bei Lamas bei 1,6 Metern, bei Alpakas bei 1,4 Metern . Beim Schaf beträgt die benötigte Mindesthöhe dagegen 0,8 - 1,10 Meter. Außerdem ist bei Neuweltkameliden ein Gitter vor den Fenstern erforderlich, da Lamas und Alpakas sich auf Grund ihrer Größe an Fenstern leicht verletzen können. Die Krippenhöhe liegt bei Alpakas sowie beim Schaf bei 0,6 bis 0,65 Metern, bei Lamas bei 0,7 bis 0,85 Metern. Dagegen benötigen Lamas und Alpakas einen weiteren Sprossenabstand (8 - 10 cm) als Schafe ( 5 - 6 cm).Die Futtergrippenunterkante ist bei Alpakas und Lamas 1,0 - 1,2 Meter über dem Boden, beim Schaf 0,3 - 0,4 Meter. Die Gesamthöhe der Futterkrippe liegt bei Lamas und Alpakas zwischen 1,6 und 2,05 Metern, beim Schaf nur bei 1,00 - 1,10 Metern. Dadurch wird bei der Haltung von Neuweltkameliden mehr Material benötigt als bei der Haltung von Schafen. Auch wenn die Ansprüche der Lamas, Alpakas und Schafe an Stallgröße, Weide- und Stallplatzbedarf, Fressplatzgröße, Stallfensterfläche, Bodenansprüche, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Tränkeinrichtungen und Luftqualität weitgehend übereinstimmen, bestehen doch auch hier Unterschiede: z z z z Bei der Lama- und Alpakahaltung wird ein Unterstand empfohlen, der bei der Schafhaltung nicht unbedingt erforderlich ist. Außerdem werden Schafe manchmal auch ganzjährig im Stall gehalten, was jedoch bei Lamas und Alpakas als für nicht artgerecht empfunden wird. Ebenfalls werden Spaltböden in den Schafställen eingesetzt, die bei der Neuweltkamelidenhaltung nicht verwendet werden. Weiters ist für Bäume auf einer Lama- bzw. Alpakaweide eine Einzäunung vorzusehen, da diese Tiere die Baumrinde abschälen. Dem erhöhten Materialaufwand, den die Haltung von Lamas und Alpakas im Vergleich zur Haltung von Schafen mit sich bringt, stehen arbeitstechnische Erleichterungen, die sich aus den Verhaltensweisen von Neuweltkameliden ergeben, gegenüber: z z z z z Dadurch, dass Lamas und Alpakas Kotplätze anlegen, wird das Ausmisten, das Sauberhalten der Weide und der Stallfläche sowie der Tiere selbst, aber auch der Transport erleichtert und die Gefahr des Parasitenbefalls vermindert. Eine Weidedüngung mit Lama- /Alpakamist ist aber auf Grund ihres ausgeprägten Geruchsinnes nicht mehr möglich. Schafmist dagegen eignet sich als Weidedünger. Wenn in den Lama- oder Alpakaställen keine Einstreu verwendet wird, erleichtert dies die Pflege des Vlieses, allerdings muss bei einstreulosen Ställen darauf geachtet werden, dass der Boden aus einem warmen Material besteht. Das Spucken mag zwar augenfällig kein Vorteil von Lamas und Alpakas sein, in Anbetracht der Trächtigkeitsdiagnose kann man dabei aber auch nicht von einem Nachteil ausgehen. Die bemerkenswerte Aufmerksamkeit von Neuweltkameliden in bezug auf Gefahren kann sich bei Vergesellschaftungen positiv auswirken. Weiters führen Vergesellschaftungen von Lamas und Alpakas mit anderen Tierarten zu einer besseren Weideausnutzung und zum Ausgleich des Pflanzenbestandes. Natürlich muss auf Gefahren, die sich aus einer gemeinsamen Haltung ergeben, geachtet werden. Gemeinsamkeiten weisen Lamas und Alpakas mit Schafen wiederum auf, wenn man die Pflegearbeiten bedenkt. Neuweltkameliden müssen ebenso wie Schafe http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 74 von 76 geschoren werden, zugleich wird eine Klauenpflege bei beiden Tierarten notwenig: Neuweltkameliden werden jedoch, im Gegensatz zu Schafen (1xige Schur), zweimal im Jahr geschoren. Fußbäder werden nur bei Schafen empfohlen, da dies gegen Moderhinke wirkt. Kastrationen der männlichen Tiere werden sowohl bei Schafen als auch bei Neuweltkameliden durchgeführt, da dies eine gemeinsame Haltung mit weiblichen Tieren möglich macht. Zusätzlich bewirkt eine Kastration von Lama- oder Alpakahengsten, dass das Auftreten des Bersek - Male - Syndroms vermieden wird. Fütterung Bei der Fütterung ergeben sich bereits innerhalb der Rassen Unterschiede, da der Futterbedarf vom Verwendungszweck abhängt. So benötigen Milchschafe eine andere Futterration als Fleischschafe. Ebenso verhält es sich bei Lamas und Alpakas. Hier besteht ebenfalls ein Unterschied darin, ob das Tier für Trekkingtouren oder zur Wollgewinnung herangezogen wird. z z z Ein deutlicher Unterschied zwischen Schafen und Neuweltkameliden findet sich jedoch bei der täglichen Wasseraufnahme. Der Wasserbedarf liegt bei Neuweltkameliden zwischen 4 und 6 Litern Wasser pro Tag und Tier, ein Schaf dagegen benötigt pro Tag 1,5 - 3 Liter Wasser. Wasser sollte jedoch bei beiden Tierarten ad libitum vorhanden sein. Bei Tränkeinrichtungen eignen sich Tröge, aber auch schwimmgesteuerte Selbsttränken. Nippel- und Zapftränken eignen sich nur für Schafe. Fütterungsfehler wirken sich selbstverständlich sowohl bei Neuweltkameliden als auch bei Schafen negativ aus. In beiden Fällen können Fehler in der Fütterung zu Azidose führen. Kameliden, sowie Schafe zählen zu den Wiederkäuern. Trotzdem weisen Neuweltkameliden nicht den für Wiederkäuer typischen 4-teiligen Magen auf. Denn Lamas und Alpakas besitzen einen 3-teiligen Magen. Dieser ermöglicht ihnen jedoch, dass Nährstoffe schneller und vollständiger in den Blutkreislauf gelangen und sie besitzen deswegen eine besser Ausnützung der Futtermittelbestandteile. Züchtung Werden die Tiere zur Zucht herangezogen, ist augenfällig, dass Lamas und Alpakas nicht wie Schafe eine Brunst haben, sondern einen Eizyklus, der erst durch den Deckakt ausgelöst wird. Dies ergibt den Vorteil, dass Lamas und Alpakas auch nach der Geburt nach kurzer Zeit wieder aufnehmen können. z z z z z Dem gegenüber steht jedoch eine lange Trächtigkeitsdauer. Lamas tragen ihre Frucht bis zu 359 Tage, Alpakas bis zu 340 Tage, Schafe jedoch nur rund 147 Tage. Auch die Zuchtreife der weiblichen Lamas und Alpakas beginnt später. Schafe gelten nach 7 -8 Monaten als zuchtreif. Lama- und Alpakastuten müssen jedoch mind. 2/3 ihres Körpergewichts erreichen bevor sie zur Zucht verwendet werden können. Die Geschlechtsreife der männlichen Tiere setzt bei Böcken bereits zwischen 80 und 100 Tagen ein. Lama und Alpakahengste gelten jedoch erst ab dem 3. Lebensjahr als geschlechtsreif. Daher können Böcke früher zur Zucht herangezogen werden als Lama- und Alpakahengste. Demgegenüber steht jedoch, dass Lama- und Alpakahengste bis zu 60 Stuten zugeteilt werden können, einem Böck aber nur maximal 40 Mutterschafe. Der Natursprung wird bei der Zucht sowohl bei Neuweltkameliden als auch bei http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm z Seite 75 von 76 Schafen am häufigsten durchgeführt, da der künstlichen Befruchtung in Österreich sowohl bei Schafen als auch bei Lamas und Alpakas nur eine geringe Bedeutung zukommt. Der Deckakt dauert bei Lamas und Alpakas zwischen 5 und 55 Minuten, bei Schafen jedoch nur wenige Minuten. Sowohl bei Schafen als auch bei Lamas und Alpakas kann eine zu starke Bewollung beim Deckakt hinderlich sein. Die Geburt von Lama- und Alpakafohlen sowie Lämmern unterteilt sich in 3 Phasen. Diese jedoch sind von den unterschiedlichen Verhaltensweisen der beiden Tierarten gekennzeichnet. z z z z z Die Geburtsdauer kann bei Lama - oder Alpakafohlen bis zu 60 Minuten dauern, bei Lämmern zwischen 5 und 30 Minuten. Lama- und Alpakageburten finden meist zwischen 6 bis 14 Uhr Ortszeit statt. Nach der Geburt werden die Lämmer von den Muttertieren abgeschleckt. Die Fohlen von Lamas oder Alpakas werden jedoch nicht abgeschleckt, da dies ihre relativ unbewegliche Zunge verhindert Die Euterbildung setzt bei Lamas und Alpakas oft erst nach der Geburt ein, während die Euter bei den Mutterschafen bereits vor der Geburt entwickelt sind. Zwillingsgeburten sind bei Lamas und Alpakas eher selten. Auch bei Schafen ist die Zwillingsrate niedrig, jedoch treten Zwillingsgeburten häufiger auf als bei Neuweltkameliden. Die neugeborenen Fohlen von Lamas und Alpakas können ein Geburtsgewicht bis zu 8 kg erreichen, während das Geburtsgewicht bei Lämmern zwischen 4 - 6 kg liegt. | top | 9 Resumee Der vorhergehenden Schlussfolgerung ist bereits zu entnehmen, dass es sich nicht klar feststellen lässt, ob nun die Lama- und Alpakahaltung bzw. -zucht einfacher ist als die von Schafen. Die Hypothese lässt sich weder eindeutig verifizieren noch widerlegen. Beide Tierarten, ob nun Neuweltkameliden oder Schafe, besitzen eindeutige Vor- aber auch Nachteile, die sich zum Teil gegenseitig aufheben und eine allgemeine Aussage daher nicht zulassen. Der Fragebogen, der zu einem Ergebnis hätte beitragen sollen, konnte leider nicht in die Arbeit miteinbezogen werden, da die Rücklaufquote zu gering war, um eine empirische Auswertung der Ergebnisse sinnvoll vornehmen zu können. Die Arbeit mit meinem Partnerbetrieb erwies sich jedoch als äußerst sachdienlich und zielführend. Zusätzlich zu meinen Erfahrungen während der Praxis konnten noch einige Fachgespräche meinen Einblick in die Lama- und Alpakahaltung abrunden. Gestützt auf meinen Erhebungen kann ich sagen: Lamas und Alpakas eignen sich durchaus für eine Haltung in Österreich. Es hängt jedoch vom Betrieb, dessen Wirtschaftsweise und dessen ökologischer Einstellung ab, ob eine Neuweltkamelidenhaltung sinnvoll und eventuell auch einfacher ist als die Haltung von Schafen. http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004 Reife- und Diplomarbeit, Nicole Helm Seite 76 von 76 Die bezüglich ihrer Umwelteinwirkungen weniger problematischeren Lamas und Alpakas haben auch im Hinblick auf ihre vielseitige Verwendbarkeit einen deutlichen Vorteil gegenüber den Schafen. Dennoch habe ich festgestellt, dass die Lama- und Alpakahaltung in Österreich zur Zeit noch den Status der Hobbyhaltung einnimmt. Während die Schafhaltung als typische Nutztierhaltung vorwiegend nach wirtschaftlichen Kriterien ausgerichtet und in erster Linie der Erzeugung von Qualitätslammfleisch dient, ist die Haltung von Lamas und Alpakas als "Liebhabertier" weniger streng orientiert und richtet sich oft eher nach der Optimierung des Wohlbefindens der Tiere. Ob sich diese spezielle Behandlung von Lamas und Alpakas auch rechnet, wird im 2. Teil der Arbeit durch Maria Leitner untersucht. | top | 10 Literaturverzeichnis / Quellenverzeichnis / Links Dieser Punkt wird in den nächsten Wochen nachgereicht. Sollten Sie bis dahin Fragen bezüglich der Quellen haben, so wenden Sie sich bitte per Mail an Nicole Helm. | top | http://www.lama-alpaka.at/v9_1/publikationen/niki/index.html 07.04.2004