Zum Magazin - Mercedes-Benz
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Zum Magazin - Mercedes-Benz
o r i g i n a l i t ä t Inspirierende Frauen verraten, was sie beflügelt t i e f g a n g Eine Meeresbiologin im Einsatz für die Unterwasserwelt She’s Mercedes 1 • 2 016 Z u k u n f t s v i s i o n So verändern Fußball spielende Mädchen Kenias Gesellschaft g n i z Ama ace gr Powerfrau Grace Capristo: wie sich die Sängerin neu erfand mercedes.me/she 4 erin b enzakein 20 fe derica siena Die 36-Jährige Blumenfarmerin und fünf weitere Frauen geben Antwor t auf die Frage: Was inspirier t Sie? Und wie kommen Sie zur Ruhe? Abgetaucht: Die italienische Meeresbiologin schützt die Unter wasserwelt der Malediven und die unbeschreibliche Schönheit der Rif fs. 12 Liebe Leserin, grace capristo unterschiedlichen Lebenswegen, Zielen und Träumen. Neues Album, neuer Look und endlich ganz bei sich. Ein Tag in London mit dem ehemaligen Girl-Group-Star Ob Forscherin mit Gespür für Mensch und Maschine, Popstar auf dem Weg zu neuem Ruhm oder Künstlerin mit einem Faible für Streetstyle, eines verbindet sie alle: Sie folgen ihren Interessen, ihren Vorlieben und Stärken. Das macht sie einzigartig, erfolgreich und zu motivierenden Vorbildern. Auf diese Weise gestalten sie Zukunft und verkörpern aufs Beste eine Idee: She’s Mercedes! foto Cover Christian Borth fotos inhaltsverzeichnis Anne Ackermann, Joachim Baldauf, Christian Borth, Daimler AG, Hadley Hudson, Erik a Schultz diese Ausgabe von She’s Mercedes erzählt von Frauen mit sehr 24 44 b eaut y st ar rachel muthoga Schön schlau: Die neue E-Klasse von Mercedes-Benz denkt mit, sorgt vor und besticht mit sinnlicher Ausstrahlung. Unabhängig durch Spor t: Die Anwältin verhilf t mit dem Laureus-Projekt „Moving the Goalposts“ Mädchen aus Kenia zu neuen Perspektiven. 38 b eatrix ost Malerin, Schrif tstellerin, Stil-Ikone: Die Grande Dame der New Yorker Kunstszene verrät, was ihr im Leben wichtig ist. 32 vera schmidt Im Inter view: die Designerin über Mobilitätskonzepte von übermorgen more Standards 10 A c c e s s o i r e s Unter f reiem Himmel 36 Lifestyle - Konfigurator Mehr ich wagen 4 2 E s s a y Rasender Stillst and 43 Impressum 50 Women behind Mercedes Daniela Snyder s Bestens vernetzt www Noch mehr Fotos, Videos und B eiträge finden Sie unter mercedes.me/she, die Icons im Magazin weisen daraufhin. Ganz neu ist die She’s Mercedes Lounge: eine exklusive Community für engagier te Frauen. Sie sind interessier t, teil eines starken und ver trauensvollen Netwerks zu werden? Dann registrieren Sie sich unter lounge.mercedes.me/she unique was inspiriert sie? sabine engelhardt Innovationsforscherin Zusammen mit Parfümeuren entwickelt die 49-Jährige für die Daimler AG Duftkonzepte für Mercedes-Fahrzeuge. Parallel analysiert sie gesellschaftliche Trends. Ihr neuestes Projekt: Kultur und Auto aus weiblicher Sicht „Als ich noch in Berlin zu Hause war, musste ich mich bloß aufs Rad setzen, um die verrücktesten Dinge zu sehen. Heute habe ich andere Inspirationsquellen: Sie entstehen in der Spannung zwischen dem Landleben auf der Zollernalb und dem Arbeitsleben im Daimler Forschungszentrum. Manchmal gibt es sehr enge Verbindungen zwischen beiden Bereichen. Ich kann sie nicht gut trennen und will es auch nicht. Das klingt zwar anstrengend – aber ich bin halt einfach kein entspannter Typ. Wenn es bei mir so etwas wie einen Yoga-Moment gibt, dann beim morgendlichen Wandern mit meinen Ponys. Die Gedanken wandern mit, Worte tauchen auf. Worte sind für mich sehr wichtig: Abends stricke ich oft auf dem Sofa, nebenher läuft ein Hörspiel, oder wir sehen uns einen Film im Heimkino an, immer O-Ton. Da bleibe ich bei einzelnen Sätzen hängen. In meinem Kopf lösen sie Bilder und Stimmungen aus. Ich sammle diese Worte, notiere sie: Mit der Zeit werden sie zur Inspiration. Und irgendwann ist da dann eine Idee.“ 4 Foto Nada Lot termann & Vanessa Fuentes Haare & Make-up Sar ah R abel und wie kommen sie zur ruhe? Die richtige Idee im richtigen Moment – darauf hof fen alle. Aber woher nehmen? Wir haben sechs inspirierende Frauen gefrag t. Hier sprechen sie über kreative Höhenflüge und verraten, wie sie anschlie ßend wieder runterkommen. interviews Marija Latkovic 5 unique Anna frebel Astrophysikerin Mit Mitte zwanzig entdeckte sie den ältesten bekannten Stern im Universum. Nach Stationen in Canberra und Austin arbeitet die 36 -Jährige als Professorin am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). „Schon als Kind habe ich abends immer in den Himmel geschaut und mich gefragt, was uns die Sterne über das Universum erzählen. Damals in Göttingen mochte ich Orion. Heute fasziniert mich vor allem der Nachthimmel über Chile: pechschwarz und vollkommen klar. Wenn ich dort arbeite und mein Teleskop während langer Belichtungszeiten alleine lassen kann, gehe ich oft ins Freie. Wenn ich dann die Milchstraße sehe, fühle ich mich klein und gleichzeitig mit dem Universum verbunden. Mein irdisches Gegengewicht dazu ist mein Sohn. Er ist eineinhalb. Als alleinerziehende Mutter habe ich nur kurze oder gar keine Ruhephasen. Aber wenn wir Verstecken spielen oder ich ihm vorlese, holt mich das auf die Erde zurück.“ erin benzakein Blumenfarmerin 6 Foto martin Adolfsson „Für mich gibt es nichts Schöneres als den Wechsel der Jahreszeiten – eine Aufforderung, im Hier und Jetzt zu leben und das zu schätzen, was ich gerade habe. Im Sommer, wenn zum Beispiel die Wicken blühen, dekoriere ich deshalb das ganze Haus damit und schicke Sträuße an alle meine Freunde. Die Natur ist für mich nicht nur Inspiration, sondern auch meine persönliche Kraftquelle. Nach großen Veranstaltungen versuche ich, raus in die Wälder zu fahren oder ans Meer, wenigstens für ein paar Stunden. Ansonsten tue ich mich mit Me-Time schwer. Das einzige, was ich mir regel- mäßig gönne, sind Akupunktur-Sitzungen. Das ist nicht nur gut fürs Immunsystem, sondern hilft auch, Stress abzubauen, und stärkt die Ausdauer. Davon braucht man bei der Arbeit auf den Blumenfeldern nämlich eine ganze Menge.“ Foto erik a Schultz In Gedenken an ihre Urgroßmutter steckte die heute 36 -Jährige einst ein paar Blumenzwiebeln in die Erde. Inzwischen züchtet sie bei Seattle über 260 Sorten – nachhaltig. Die Spezialität ihres Blumenstudios „Floret Flowers“ sind Hochzeitssträuße. 77 unique Luise vindahl Ernährungstherapeutin und Food-Bloggerin Zusammen mit ihrem Mann David Frankiel betreibt die 31-Jährige in Stockholm einen der beliebtesten Foodblogs weltweit: „Green Kitchen Stories“ stellt vegetarische Rezepte für die ganze Familie vor, die inzwischen auch als Bücher erhältlich sind. „Frische Produkte, Kochbücher, Restaurants – damit beschäftige ich mich gern ausgiebig. Am meisten lerne ich beim Thema Essen aber von meinen Kindern. Elsa ist sechs Jahre alt und Isac fast zwei. Vor allem meine Tochter stellt viele Fragen. Dadurch ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, dass jeder die Chance bekommt, sich vollwertig zu ernähren. Darum entwickle ich keine Rezepte für Gesundheitsfanatiker, sondern für normale Menschen. Nebenbei veranstalte ich Workshops. Beides zusammen fordert mich manchmal ganz schön, ich bin sowieso eher stressanfällig. Zum Ausgleich treibe ich Sport und gehe zum Yoga. Außerdem nehme ich abends mit den Kindern ein entspannendes Magnesiumbad. Und vor dem Einschlafen übe ich noch Tiefenatmung, um die innere Anspannung zu lösen.“ www Atsuko kudo Modedesignerin Ideenquellen Beyoncé, Lady Gaga und Madonna sind nur einige der prominentesten Kundinnen, die die LatexCouture -Kreationen aus London tragen. Eines der außergewöhnlichsten Projekte von Kudo: ein Mercedes-Benz SL, den sie für die Modekampagne der Stuttgarter Automarke in Latex hüllte. 88 8 olga Scheps Klassische Pianistin Foto noori Im Alter von vier Jahren entdeckte die gebürtige Russin ihre Liebe zum Klavier. Inzwischen wird sie als Shootingstar gefeiert. Die 30 -Jährige, die in der Vergangenheit mit Dirigenten wie Lorin Maazel arbeitete, gilt als virtuose Chopin-Interpretin. FotoS carol Sachs, Ida Borg „Frauen in meinen Kleidern zu sehen, ist für mich unglaublich. Wenn der Schnitt stimmt, funktioniert Latex wie Shapewear – er bringt die Figur perfekt zur Geltung und verleiht vielen Frauen eine Extra-Portion Selbstbewusstsein. Dass ich durch meine Arbeit dazu beitrage, empfinde ich als großes Glück. Der Weg dorthin ist aber lang. Jeder Entwurf wird individuell von Hand gefertigt, was viel Zeit kostet. Ich bin froh, wenn ich genug Schlaf bekomme. Weil ich bei der Arbeit von Farben und Formen umgeben bin, ist mein Schlafzimmer in Weiß gehalten. Und ich schwöre auf Lavendel, allerdings nur den echten – das beste Mittel, um mit einem klaren Kopf aufzuwachen. Es sei denn, ich habe vor dem Einschlafen zu lange über dem Smartphone gesessen. Das sollte ich wirklich sein lassen.“ Ob Bücher, Begegnungen oder Musik – in der Serie „5 Levels of Inspiration“ erzählen kreative Frauen, was sie anregt und auf gute Gedanken bringt. mbmag.me/kreativnetzwerk „Natürlich inspiriert mich vor allem die Musik, sie begleitet mich ja schon mein ganzes Leben. Am Klavier kann ich meine Gefühle ausdrücken, die Gedanken ordnen – und ich fühle mich frei, wie überhaupt in meinem Beruf. Ich entscheide selbst, was ich spiele und wie ich die Musik interpretiere. Die Möglichkeit, mich in eine Richtung zu entwickeln, die ich mir selbst ausgesucht habe, und die Chance, mich dabei als Künstlerin und Frau zu verwirklichen – das gibt mir extrem viel. Klar, diese Freiheit hat ihren Preis: Das halbe Jahr bin ich unterwegs, zu Hause in Köln muss ich dann viel üben und neue Stücke vorbereiten. Wenn ich einmal nicht am Klavier sitze, gibt es für mich nichts Entspannenderes als zu kochen. Von meinen Reisen bringe ich mir oft Gewürze und Rezepte mit. Aber viele der Gerichte, die ich koche, sind auch russisch inspiriert, so wie ich sie aus meiner Familie kenne.“ 9 Beautiful unter freiem himmel m u s t e r g ü lt i g a u s g e s tat t e t Die richtigen Accessoires machen aus jedem Sommerpicknick ein Open-AirEvent. Auf der gestreiften Tweedmill-Decke mit ledernen Tragr iemen und wasserfester Rückseite findet der Inhalt des Picknick-Etuis von R.Horns bequem Platz: Besteck, Servietten, Ahornholz-Brettchen und Korkenzieher. Der Rest lässt sich mühelos in der Frottee-Strandtasche „Giacomo“ von Missoni Home verstauen. Decke über amara.com, Lederetui über shop.neuegalerie.org, Tasche über thecushionshop.com Wenn die Tage länger und die Nächte wärmer werden, zieht es jede und jeden hinaus. Mit dem SLC hat Mercedes - Benz das passende Auto parat. Was man als Open -Air- Fan sonst noch braucht? Eine Auswahl B l au es W u nd e r Die „UV Protective Liquid Foundation“ von Shiseido schenkt der Haut an heißen Tagen ein makelloses Finish. Die wasserfeste Formel mit LSF 30 bietet auch im Cabrio Schutz vor schädlicher UV-Strahlung. offen für Neues KunstGriff Tischtennisschläger werden von Talenten Lynnie Zulu (l.) oder Malika Favre in Handarbeit gestaltet und von „The Art of Ping Pong“ online für karitative Zwecke versteigert. S t e r n s t u nd e n Die Atacamawüste zählt zu den trockensten Orten der Welt. In einigen Regionen der südamerikanischen Wüste hat es jahrzehntelang nicht geregnet. Durch die Trockenheit hat man freie Sicht auf den Sternenhimmel. Den wohl schönsten Platz, um ihn nachts zu bestaunen, bietet das Hotel „Tierra Atacama“, das im chilenischen Teil der Wüste liegt. tierr ahotels.com theartofpingpong.co.uk 10 SHISEI D O . c o m FotoS Amar a , Daimler AG, Intertopics, R. Horns Wien, Missoni Home, Laif, Patch Dol an/Retouching by Deadposh, Your Photo Today Für einen Ausflug in die Berge oder ans Wasser ist der SLC der perfekte Begleiter: sportlich, anpassungsfähig und technisch optimal ausgerüstet. Der Kofferraum des Roadsters bietet mit 335 Litern Gepäckraumvolumen ausreichend Platz. Bei schlechten Sichtverhältnissen verschafft das optionale LED Intelligent Light System schnell wieder Durchblick. Und egal, was das Wetter bringt: Auf das Gefühl, mit freiem Kopf zu fahren, muss man nicht verzichten. Dafür sorgt das gläserne Panorama-Variodach mit Magic Sky Control, das sich auf Knopfdruck hell oder dunkel stellen lässt – ein Feature, das der SLC vom Vorgänger SLK übernommen hat. Diesen löst er pünktlich zum 20. Geburtstag ab. Am bewährten Fahrspaß ändern die technischen und optischen Neuerungen sowie der neue Name natürlich nichts. k u lt u r - t r i p Reisen formt nicht nur den Charakter. Als Inspiration für das Sommerkleid aus der aktuellen Gucci-Kollektion diente die „Carte de Tendre“, die die Schriftstellerin Madeleine de Scudéry im 17. Jahrhundert in ihrem Roman „Clélie“ entwarf. G u c c i . c o m gute schwingungen Die schönste Art, sich verschaukeln zu lassen: Das Hängesofa „Swing“ von Paola Lenti ist aus robuster Esche gearbeitet und eignet sich besonders gut für den Einsatz im Freien. paol alenti.it ü b e r flieg e r Bei Ancient Greek Sandals trifft modernes Design auf traditionelle Handwerkskunst. Gefertigt werden die Sandalen von kleinen Betrieben in Griechenland. Den Top -Seller „Ikaria“ mit ausgefallenem Flügeldesign gibt es in 17 Farben von Schwarz bis Mohnrot. ancient- greek- sandals.com 11 inn ovat i v e S u c c e ssf u l blendende aussichten Geld, Er folg und Fans waren keine Entschädigung für ihren Wunsch nach Selbstbestimmung. Also leg te Sängerin Grace Capristo ihr altes Image ab, um die sein zu können, die sie ist – mit Er folg, wie eine Tour durch London im CL A Shooting Brake zeig t. TE X T J e n n y H o c h F OTO S C h r i s t i a n B o r t h Angekommen Der Regent’s Park zählt zu den Lieblingsorten von Grace Capristo, die sich in London ihrer Musikproduktion widmet. 12 13 S u c c e ssf u l inn ovat i v e überraschend anders Wer Star-Allüren erwartet, wird beim Gespräch auf der Rückbank des CLA Shooting Brake eines Besseren belehrt: Grace Capristo ist aufgeschlossen und unkompliziert. ganz neue Seiten Eigentlich gibt sie das Steuer nicht mehr aus der Hand. Für die Fahrt im CLA Shooting Brake durch ihr London macht Capristo eine Ausnahme. Vom Stadtteil Marylebone (o.), geht es nach Primrose Hill, wo Capristo gern bei „Fitzroy’s“ Blumen kauft (u. l.). In Hampstead schwärmt sie für die Kunst in der „Zebra One Gallery“ (u. r.). D er erste Eindruck überrascht – das klassisch-elegante Outfit, die dunkelbraunen Haare. Aber dann fällt einem ein, was man im Vorfeld erfahren hat: Sie hat einen Neustart hingelegt. Die Zeit der Glitzerkleider und der blonden Mähne ist vorbei. Selbst ihren Vornamen hat sie gewechselt. Sie heißt jetzt nicht mehr Mandy wie früher, als sie mit der Girlgroup „Monrose“ erfolgreich war, sondern Grace. Ihr zweiter Vorname, den sie in Erinnerung an ihre Großmutter Graziella trägt. Die Veränderung, die sie durchgemacht hat, ist nicht nur äußerlich. „Ich war“, sagt Grace Capristo, „darauf getrimmt, Everybody’s Darling zu sein. Inzwischen weiß ich, wie wichtig die innere Zufriedenheit ist. Deshalb lebe ich jetzt bewusster und versuche jeden Tag, die beste Version meiner selbst zu sein.“ Am alten Ziel ändert der Neustart nichts: Grace Capristo möchte mit ihrer Musik berühren und international überzeugen. Das Talent, es bis ganz nach oben zu schaffen, hat sie. Die Stimme dafür sowieso. Das spürt man, als sie an diesem Morgen in den Londoner Westpoint Studios ihren Ende März veröffentlichten Hit „One Woman Army“ anstimmt – dort, wo schon Madonna und Adele ihre Musik produzierten. „One Woman Army“ erzählt die Geschichte einer selbstbewussten jungen Frau. Die steht jetzt in High Heels am Mikrofon: „Es mag sich vielleicht komisch anhören, aber ich singe besser in hohen Schuhen. Da habe ich sofort ein besseres Körpergefühl.“ Vom Land in die Millionenstadt Wer Grace Capristo zum ersten Mal begegnet, könnte sie für ein Sternchen halten. Alles an ihr ist perfekt, die Frisur, der Teint, ihre Art, sich zu bewegen. Als es vom Tonstudio ganz im Osten der Stadt in Richtung City gehen soll, nimmt sie auf der Lederrückbank des CLA Shooting Brake Platz und klopft fröhlich auf den Platz neben sich: „Einsteigen, bitte!“ Die Sängerin ist unkompliziert und nahbar. Nach der Arbeit im Studio will sie in den Regent’s Park – eine grüne Oase in der Nähe des Kensington-Palastes. „Ich genieße ausgiebige Spaziergänge mit meinem Hund. Da kann ich mich am besten sortieren.“ 14 Grace Capristo ist 26 Jahre alt. Nach normalen Maßstäben also ziemlich jung. Aber was heißt schon „normal“? Ihr Leben gleicht einer Abfolge von Superlativen: Mit nur elf gewinnt sie im Fernsehen einen Kinder-Gesangswettbewerb. Fünf Jahre später bewirbt ihr Gesanglehrer sie bei der Talentshow „Popstars – neue Engel braucht das Land“ und sie wird im Finale in die Band „Monrose“ gewählt. Eben war sie noch ein Teenager aus der hessischen Provinz, der in seinem Kinderzimmer Whitney-Houston-Stücke übte, nun führt sie ein Promi-Dasein. Sie fliegt von Auftritt zu Auftritt, Paparazzi verfolgen sie auf Schritt und Tritt, ein Männermagazin kürt sie zu einer der „Sexiest Women in the World“. „Es ging alles unglaublich schnell“, sagt Grace Capristo, während sie es sich im Fond des violett-metallic-farbenen Shooting Brake bequem macht. Die Idee, einen der City-Highways zu nehmen, um schneller durchzukommen, erweist sich als Reinfall. Wie so oft in London herrscht an diesem Vormittag Verkehrschaos. Selbst hier stauen sich die Autos am späten Vormittag. S u c c e ssf u l Die Sängerin bleibt die Ruhe selbst: „Ich liebe Autofahren, das hat mich schon immer entspannt.“ Den Stau nutzt Grace Capristo, um von ihrer Vision zu erzählen: „Mein neues Album spiegelt mein Ich wider. Meine Songs sind persönlicher als je zuvor. Für mich war vor allem wichtig, Entscheidungen selbst zu treffen.“ Der Weg dorthin, gibt sie zu, sei nicht immer einfach gewesen. Nach der Auflösung von „Monrose“ gönnt sie sich keine Pause, sondern geht mit Peter Maffay auf Tour und veröffentlicht 2012 als Solokünstlerin ihr Debütalbum „Grace“. Es schnellt auf Platz acht der deutschen Charts, doch glücklich macht sie das nicht. „Ich fühlte mich leer“, erinnert sie sich. „Kein Wunder, ich hatte kein Leben mehr jenseits der Bühne.“ Um wieder zu sich selbst zu finden, verordnet sie sich eine Auszeit. Keine Termine. Keine roten Teppiche. Sie liest viel, widmet sich Familie und Freunden. Schließlich trifft sie eine Entscheidung. „Ich buchte ein Ticket nach Los Angeles, im Gepäck nichts als eine Idee.“ Sie trifft Musikproduzenten, nimmt an Songwriting Sessions teil und stellt sich zum ersten Mal als Grace vor. „Ich fühlte mich wie damals, als mich noch niemand kannte. Das hat mir gefallen.“ Mit der Zeit reifte ihre Vorstellung, welche Musik „ich mag große sp or tli c h e a u to s . wahrscheinlich weil ich selbst so klein bin.“ sie machen wollte. Und, dass sie Songs für ein internationales Publikum produzieren möchte. Was Grace Capristo in dieser Zeit auch lernt: die kleinen Dinge des Lebens genießen, etwa eine Portion handgemachter Cannelloni. Die Besten mache ihr Vater. „Kein Wunder, er ist Italiener. Leider erwarte ich, dass es überall so schmeckt wie zu Hause“, seufzt sie. Die Küche der „Villa Bianca“ kommt zumindest nah dran. Nach dem Spaziergang durch den Park steuern wir das hübsche Restaurant zum Lunch an. Es liegt im eleganten Hampstead, wo Grace gerne mal einen Nachmittag mit Freunden verbringt. Kalorien zählen ist hier verboten, nach dem Essen gönnt sich die Sängerin ein Tiramisu. Dann geht es eine Tür weiter in die „Zebra One Gallery“, die un- inn ovat i v e ter anderem Arbeiten des Graffiti-Künstlers Banksy verkauft. Kunst interessiert Grace Capristo sehr. Mit ihrer Mutter besucht sie gerne auch mal eine Ausstellung – wenn es die Zeit zulässt. „Ich sage immer, meine Eltern waren lieb-streng, wir haben ein sehr enges Verhältnis.“ Wenn sie selbst eines Tages Kinder habe, wolle sie es genauso machen. „Aber wenn es um soziale Medien geht, möchte ich sie langsam heranführen.“ Ein überraschender Satz für jemanden, der bei Facebook über eine Million Fans, auf Instagram über 600.000 Abonnenten und bei Twitter mehr als 100.000 Follower hat. „Für mich sind das wichtige Plattformen, auf denen ich meine Message transportieren kann. Trotzdem darf man sich nicht über Like-Zahlen definieren.“ Neues Selbstbewusstsein Im CLA geht es weiter durch Hampstead – dieses pittoreske Bilderbuch-London mit seinen kleinen Straßen, in denen die bunten Fassaden verwinkelter alter Townhouses hell in der Nachmittagssonne leuchten. Grace Capristo fühlt sich sichtlich wohl: „Ich mag große sportliche Autos, wahrscheinlich, weil ich selbst so klein bin. Ich fühle mich darin sicher.“ Was ihr am CLA noch gefällt: R oya l e s V e r g n ü g e n Der CLA Shooting Brake steuert am Buckingham Palace vorbei – dem Wohnsitz der Königin von England. 16 Gutes Gefühl In der Vergangenheit verpassten Fremde ihr ein Image. Jetzt bestimmt Grace Capristo – hier in den Londoner Westpoint Studios – selbst, auch musikalisch. i ninnonvoavtai tv iev e S u c c e ssf u l nach der auf lösung der band fühlte sie sich le er. heute geht g rac e c apr i sto wieder unbe schwer t durchs leb en St yling Cl audia Hofmann Haare Muamer a Pulic Make-up K arin Darnell Illustr ation Julia Pelzer Blickfang Die Sängerin im Fond des „Northern Lights Violet Metallic“-farbenen Shooting Brake viel Stauraum für Gepäck und die elegante Innenausstattung. Während sie die bewundert, verrät die Sängerin, dass sie eine familiäre Beziehung zu Mercedes hat. „Meine Mutter feiert in wenigen Jahren ihr 40. Dienstjubiläum bei Daimler. Sie arbeitet dort praktisch ihr gesamtes Leben. Außerdem fuhr sie früher eine A-Klasse, während mein Vater seinen SLK liebte.“ Seit sie 2013 nach Los Angeles zog, sieht Grace Capristo ihre Familie seltener. Ihren Produzenten PJ Bianco, der für Pop-Größen wie den Hip-Hopper Sean Paul arbeitet und früher auch für die Jonas Brothers, bittet sie, alles zu löschen, was er für sie vorbereitet hat: „Ich musste meinen eigenen Groove finden.“ Er fragt sie aus: Was hörst du privat? Was ist dein Lieblingssong? Plötzlich hat Grace Capristo die Frage im Ohr, die Freundinnen ihr so oft gestellt haben: Warum darf die Welt dich nicht so kennenlernen, wie wir dich kennen? „Da wurde mir klar, dass meine neuen Songs davon handeln müssen, was mich beschäftigt.“ Das ist ihr gelungen. „One Woman Army“ vereint tanzbare Beats mit einer starken Botschaft. „Don’t take my kindness for weakness, I’m here to handle my business“, singt sie darin. „Verwechsle meine Freundlichkeit nicht mit Schwäche, ich bin hier um meinen Job zu erledigen.“ Kaum zu glauben, dass diese Zeilen von jemandem stammen, der lange zu schüchtern war, seinen Zuhörern beim Singen in die Augen zu sehen. Bevor Grace Capristo sich verabschiedet, stoppen wir vor ihrem Lieblings-Blumenladen „Fitzroy’s“ in Primrose Hill, wo sie lilafarbene Anemonen mitnimmt. „Ich liebe Blumen, sie machen ein Zuhause lebendig. Und sie passen gut zu meiner Einrichtung, die in Naturtönen gehalten ist.“ Apropos Häuser: „Wäre ich nicht Sängerin geworden, dann Architektin oder Interior Designerin. Das ist meine zweite große Leidenschaft.“ Sie habe sogar das Haus mitentworfen, das sie für ihre Familie gebaut hat. Überhaupt, so der Eindruck, ist sie auf dem besten Weg, die zu werden, die sie sein möchte: eine Frau, die die Zügel in den Händen hält. Jenny Hoch war im Tonstudio versucht, selbst ins Mikrofon zu singen, verwarf den Gedanken aber. Zu Hause in Berlin kriegt sie nicht mal „Happy Birthday“ fehlerfrei hin. 19 Auf neuen wegen London Calling! Im Video verrät Grace Capristo ihre Lieblingsecken in der britischen Hauptstadt und spricht ausführlich über ihren Image -Wandel. mbmag.me/grace in Balance in Balance „ich zeige die schönheit der unterwasserwelt, erkläre aber auch die zerbrechlichkeit dieses systems.“ N tief bewegt Seit z wanzig Jahren verbindet das Soneva Fushi Resor t auf vorbildliche Weise Luxus und Ökologie. Für die Meeresbiologin Federica Siena ist die Malediveninsel damit der ideale Or t, um Reisende wie Einheimische für ihre Mission zu gewinnen: der nachhaltige Schutz der einzigar tigen Vielfalt der Korallen, Fische und Rif fs im Indischen Ozean. T E X T Stephanie Pieper 20 F o t o s T i m We n d r i c h eulich in Italien ist es ihr wieder passiert. Und auch noch auf einer Hochzeit. Weil ihre Schuhe drückten rannte sie während der Zeremonie aus der Kirche, draußen zog sie die Pumps einfach aus. Später hat sie sie unter dem Restauranttisch vergessen. „Schuhe sind mein Alptraum“, gesteht Federica Siena und gräbt ihre nackten Füße tief in den weißen Sand der Malediveninsel. „Ich besitze genau drei Paar, laufe aber elf Monate des Jahres barfuß.“ „No shoes, no news“ lautet eine wichtige Regel des Luxus-Resorts Soneva Fushi, in dem die 32-jährige Italienerin seit vier Jahren als Meeresbiologin arbeitet. Wenn die Gäste mit dem Wasserflugzeug vor Kunfunadhoo, der größten Insel des Baa-Atolls, landen, nimmt ihnen ein Butler zuallererst die Schuhe ab. Erst am Ende der Ferien gibt er sie zurück. Eine kleine Geste, die zeigt, wofür das Eco-Resort steht: Robinson-Luxus und Entschleunigung. Vor zwanzig Jahren haben der Oxford-Absolvent Sonu Shivdasani und seine Frau, das schwedische Ex-Model Eva Malmström, dieses Paradies eröffnet. Damals waren nachhaltiger Tourismus in Verbindung mit Yoga und organischem Essen bestenfalls ein exotischer Spleen. Heute ist Soneva Fushi viel kopiertes Vorbild für intelligenten Luxus weltweit. Wer hier arbeitet, gehört zu den Besten seines Fachs und lebt seine Leidenschaft. Vom japanischen Koch bis zum Waste to Wealth Manager, der sich um das Recycling von Styropor mit der gleichen Sorgfalt kümmert wie um den inseleigenen Gemüsegarten. „Wir alle lieben, was wir tun. Wir lieben unseren Planeten und wollen ihn schützen“, sagt Federica Siena und schüttelt ihre dunkelblonden Locken. „Sorry, meine Haare trocknen hier nie“, sagt sie lachend. Das ist ihr egal, ebenso wie der Abdruck ihrer Taucherbrille in ihrem Gesicht. Für Eitelkeit bleibt wenig Raum. Sienas Motiv, den größten Teil des Jahres auf der Insel zu verbringen, ist ohnehin ein völlig anderes. Jeden zweiten Satz beginnt sie mit „Meine Lieblingskoralle“, „Mein Lieblingsfisch“ oder „Hören Sie den, das ist mein Lieblingsvogel …“ Manchmal muss die Biologin selbst lächeln, wenn ihr wieder so ein Lieblings-Satz rausrutscht. Doch je länger man ihren Tiefgang Tag für Tag begleitet Federica Siena Gäste bei Tauchgängen rund um Kunfunadhoo, wie die Insel ursprünglich heißt. Vorträgen über das geheime L eben der Korallen oder die Welt der Haie folgt, desto mehr spürt man, wie ernst es ihr damit ist. „Meine Aufgabe hier besteht vor allem darin, die Gäste bei ihren Tauchgängen zu begleiten. Ich erkläre ihnen das Riff, mache sie auf die Schönheiten der Unterwasserwelt aufmerksam, erläutere ihnen aber auch die Zerbrechlichkeit dieses Ökosystems.“ Und weil man beim Tauchen kaum kommunizieren kann, hat sie sich aufs Schnorcheln spezialisiert. Mit kleinen Gruppen von sechs, sieben Personen fährt Siena täglich mit dem Boot zu einem der umliegenden Tauchspots wie Hanifaru, dem Manta-Point, oder geht direkt vor der Tauchschule ins Wasser und schwimmt zum Hausriff. Immer wieder taucht sie auf den Grund und deutet auf einen Fisch oder eine Koralle. Anschließend erklärt sie über Wasser die Besonderheiten von Fauna und Flora oder gibt Verhaltensregeln. Die Wissenschaftlerin, die in Mailand und Dresden Landschaftsbau studiert und später einen 21 in Balance N at u r ta l e n t 400 Angestellte und 100 Gäste leben auf Soneva Fushi. „Wir sind hier wie e ine große Familie“ , sagt Federica Siena. Wörter sustainable, local, organic, wellness, learning, inspiring, fun und experiences. „Das ist unsere Philosophie und der Ausgangspunkt vieler Projekte – von der Wasseraufbereitungsanlage, die Meerwasser in Trinkwasser verwandelt, bis zum Schwimmkurs für die Kinder der Nachbarinsel“, so Federica Siena. „Die wenigsten Einheimischen können schwimmen. Wenn man möchte, dass sie die Natur bewahren, müssen sie sie kennen.“ 44 Kinder haben sich vergangenes Jahr für den Kurs angemeldet. 17 Mütter sind dazugekommen. Einige von ihnen geben jetzt selbst Schwimmkurse. Es sind solch kleine Erfolge, die die Italienerin mit Stolz erfüllen. Modellversuche, die Soneva Fushi auf anderen Inseln weiterführt oder die Nachahmer in anderen Resorts finden und so den Eco-Spirit quer über die Malediven tragen. Regelmäßig veranstaltet die Forscherin auch Öko-Camps für die Kinder der Hauptstadt Malé. Siena sieht die Einheimischen genauso als Verbündete im Schutz der Umwelt wie die Touristen. „Viele Touristen haben noch nie gehört, dass Korallen Kolonien von Tieren sind. Sie denken, es handele sich um Pflanzen, schlimmstenfalls um Steine.“ Manchmal gleiche es einer Offenbarung, wenn sie erkennen, wie Korallen mit ihren Tentakeln Plankton fressen, um Raum und Nahrung kämpfen und sich vermehren. In den ersten Monaten auf Kunfunadhoo hat Siena keinen einzigen Fisch gesehen. „Die Vielfalt und die Farbenpracht der Korallen hat mich für alles andere blind gemacht. Ohne Korallen gäbe es die Malediven nicht. Sie sind die Basis, die Wellenbrecher, der Sand, der Lebensraum für Millionen Fische.“ Sagt’s, taucht ab und legt ganz nebenbei ein Stück abgebrochene Koralle in eine kleine Vertiefung am Meeresgrund. Wieder aufgetaucht erklärt sie: „Hier ist sie vor der Strömung geschützt und kann weiterwachsen.“ Gäste nach dem Tauchgang um eine Spende zu bitten oder in laufende Projekte zu involvieren, gehört für Federica Siena ebenso zum Alltag wie der Austausch mit anderen Biologen des Atolls. „Wir schreiben einander, wenn wir besondere Beobachtungen machen – wie plötzliches Korallensterben oder Schwankungen in der Fischpopulation.“ Zweimal im Jahr führt sie eine Art Check-up durch und dokumentiert, wie sich das Riff rund um die Insel verändert. Bisher existiert allerdings keine Behörde, die die Daten sammelt. Das möchte Siena ändern. Eines der Projekte auf ihrer To-do-Liste besteht darin, Kontakt zu verschiedenen Universitäten aufzunehmen, um die Daten langfristig bündeln und auswerten zu können. In ihrem Kopf existiert allerdings noch eine ganz andere Liste: alle Länder, die sie bereisen möchte. Ende letzten Jahres war es beinahe soweit. In den Ferien ist sie mit dem Auto quer durch Südafrika gefahren. Die Weite, die unglaubliche Schönheit der Zebras, die Eleganz der Giraffen. Es gab so viel, dass sie noch nicht kannte. Zum ersten Mal dachte die Biologin ernsthaft darüber nach, Soneva Fushi zu verlassen. „Aber als ich zurückkam, war Manta-Saison. Mantarochen sind meine absoluten Lieblingstiere.“ Da wusste Federica Siena, dass sie hier noch lange nicht fertig ist. Stephanie Pieper ging es genau umgekehrt wie Federica Siena: Sie hat beim Tauchen vor lauter Fischen die Korallen nie bemerkt. Dank der Meeresbiologin sieht sie die Unterwasserwelt heute mit ganz neuen Augen. IN s e l g l ü c k Federica Siena vor ihrer zweiten Heimat Soneva Fushi. Ein Fahrrad ist das einzige Gefährt auf der Insel (u. l.). Wie Korallen verfügen auch Schildkröten über eine gute Tarnung (Mitte). Traumhaft: der Blick von der Crusoe Suite (u. r.) Ze ro waste Lifest yle Lauren Singer, Umweltaktivistin und Start- Up - Gründerin aus New York, zeigt in dem Clip „One Minute – One Opinion“ wie ein Leben ohne Müll möglich ist. mbmag.me/lauren_singer „ohne korallen gäbe es die malediven nicht. sie sind die ba sis der wellenbrecher, der lebensraum für millionen fische.“ Foto Mark Luscombe-Why te (1) Illustration Julia Pelzer Master in „Meeresbiologie in entwickelter Umwelt“ absolviert hat, diskutiert mit internationalen Forschern genauso eloquent über die Korallenbleiche wie sie Kindern erklärt, warum man Meeresschildkröten nicht verfolgen sollte: „Sie haben Angst, genau wie wir, und können sogar einen Herzschlag erleiden.“ Ihre Leidenschaft fürs Tauchen entdeckte sie mit 18. „Meine Eltern besitzen ein Ferienhaus in Süditalien. Ich habe meine halbe Kindheit im Wasser verbracht. Aber ich werde nie den Moment vergessen, als ich zum ersten Mal Ozeanschnecken sah. Kleine Wesen nur, aber ich hatte das Gefühl, eine völlig neue Welt zu entdecken. Mehr noch, ich war richtig wütend, dass man mir dieses Wunder 18 Jahre lang vorenthalten hatte.“ Seitdem ist das Meer für die Italienerin die Lösung aller Probleme. „Wenn ich zu viel denke, gehe ich tauchen.“ Zurück an Land nutzt sie die unter Wasser wiedergewonnene Klarheit für eine Reihe von Projekten. Seit 2008 veranstaltet Soneva regelmäßig das Slow-Life-Symposium, die wohl einzige Barfuß-Konferenz der Welt: Drei Tage lang diskutieren Unternehmer, Vordenker und Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Disziplinen über neue Wege zu Nachhaltigkeit und intelligentem Luxus. Der Name Slow Life setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der in Balance 23 beautiful F O T O S Joachim Baldauf schön schlau Eyeliner „Stylo Yeux Waterproof, Marine“ , Mascara „Le Volume, Noir“ , beides Chanel; dunkelblauer Outdoor-Blazer Isabel Vollrath T E X T Marija Latkovic Was Frauen und Autos gemeinsam haben? Kein Wit z: im Fall der neuen E- Klasse eine Menge. Die Business - Limousine von Mercedes - Benz ist elegant, intelligent und der Konkurrenz in Sachen sicheres Fahren meilenweit voraus. Foundation „Les Beiges, All-in-one Healthy Glow Fluid Nr. 21“ Chanel; silberfarbene Nylon-Bomberjacke ACNE Studios (über matchesfashion. com), vergoldeter TropfenOhrring Atelier Swarovski by Fredrikson Stallard 24 ausstrahlung Augen auf im Straßenverkehr – das sagt sich so leicht, hilft bei unklarer Sicht oder in der Dunkelheit aber nur bedingt weiter. Für mehr Durchblick sorgen die Multibeam LED -Scheinwerfer der E- Klasse. Jeder Scheinwerfer verfügt über 84 Hochleistungs- LEDs, die elektronisch einzeln gesteuert werden. Hundertmal pro Sekunde berechnen Steuergeräte das ideale Lichtbild. So wird die Fahrbahn optimal ausgeleuchtet. Ausgestattet mit dem Adaptiven Fernlicht Assistent Plus kann das Fernlicht auch bei Gegenverkehr eingeschaltet bleiben, ohne entgegenkommende Fahrer zu blenden – toller Effekt. Schließlich will man nicht nur sehen, sondern auch gesehen werden. 25 beautiful beautiful kontrollblick Alles da, wo es sein sollte? Remote Park-Pilot kennt die Antwort. Nie wieder durch die Autotür zwängen, weil man zu dicht am Nebenmann steht – über die dazugehörige App kann man die E-Klasse im geeigneten Moment bequem via Smartphone ein- und ausparken. Und das sogar ohne im Wagen zu sitzen – ein Platz in Sichtweite genügt. Dank Near Field Communication dient das Mobiltelefon zugleich als Fahrzeugschlüssel. Das Prinzip funktioniert auch umgekehrt: Mithilfe von Apple Carplay und Android Auto holt man sich das Handy aufs Wagendisplay. Per Sprachsteuerung lassen sich so ausgewählte Apps wie Kontakte, Telefonie oder Messaging bedienen. Eyeliner „Effet faux cils crème, Sea Black“ Yves Saint Laurent, Lippenstift „Rouge Coco Shine, Shipshape“ , Nagellack „Le Vernis , Expression“ , beides Chanel; weiße Leinenbluse Nobi Talai, Plisseerock in Goldmetallic A.L.C. (über matchesfashion.com), Messingarmreif und Silberring in U-Form, beides Ina Beissner, Ear-Cuff aus Gold Saskia Diez präzisionsarbeit Wer den Lippen trotz Bodenwellen und Schlaglöchern Kontur verleihen kann, ist entweder Chirurgin oder mit Air Body Control unterwegs. Über den Dynamic Select Schalter lässt sich die Luftfederung in vier Stufen einstellen. Zusätzlich passt sich die Dämpfung jedes einzelnen Rades der Fahrsituation und dem Straßenzustand an. Sollte also statt sportlicher Dynamik entspannter Komfort gewünscht sein, genügt ein Knopfdruck. 26 Lidschatten „5 Couleurs, Jardin“ Dior, Nagellack „Le Vernis, Accessoire“ Chanel; d unkelblauer Anzug aus Wolle und Viskose Haltbar, weißes Baumwoll-Shirt H&M, Ringe aus Roségold Margova, Smartphone Samsung Galaxy S6 27 beautiful beautiful extra-halt Viel hilft viel. Nirgendwo gilt das mehr als beim Thema Sicherheit: In Gefahrensituationen kann man jede Hilfe brauchen. Ob ein Crash von der Seite droht, ein Ausweichmanöver erforderlich ist, weil Fußgänger ü berraschend die Fahrbahn kreuzen, eine Notbremsung vor einem plötzlich auftauchenden Stauende unumgänglich ist, ob man wegen Müdigkeit oder Seitenwind Gefahr läuft, aus der Spur zu kommen – die neue E-Klasse besitzt mit Intelligent Drive innovative Sicherheits- und Assistenzsysteme, die den Fahrer jetzt noch stärker entlasten und die Insassen sowie andere Verkehrsteilnehmer noch besser schützen können. www D i g i ta l N at i v e Noch mehr Details und Innovationen der neuen E- Klasse unter mbmag.me/E-KLASSE Nagellack „Le Vernis, Lotus“ Chanel; dunkelgrünes Wollkleid Louise Friedländer, pallad inierter Ring mit Kristalle insatz Atelier Swarovski by Fredrikson Stallard, Schuhe stylist’s own 28 29 fingerspitzengefühl beautiful beautiful Ein Hoch auf den virtuellen Kopiloten ! Mit Drive Pilot geht Mercedes-Benz den nächsten Schritt auf dem Weg zum autonomen Fahren: Bei sich stauendem Verkehr muss man nicht einmal bremsen oder Gas geben – der Abstands-Pilot Distronic hält die Distanz zu vorausfahrenden Fahrzeugen automatisch. Und noch mehr: Das Assistenzsystem folgt ihnen in der Spur und unterstützt die Fahrerin beim Lenken. Geht es auf Autobahnen bei Stop -and-go nach weniger als 30 Sekunden weiter, fährt der Wagen automatisch an. Im richtigen Moment die Spur wechseln – kein Problem dank des Aktiven Spurwechsel-Assistenten. Jede Menge künstliche Intelligenz steckt auch in den Touch Control Buttons im Lenkrad, die auf Wischbewegungen reagieren. Ein Wipe und man wählt sich bequem durchs Infotainment-Programm. Nie wieder umständlich am Sendersuchlauf rumfummeln, hach … Glanzpflege „Finishing Serum“ Iles Formula, Highlighter „Ambient Strobe Lighting P owder, Incandescent“ Hourglass; Netzpullover aus Schurwolle und Viskose Tim Labenda, Halsreif aus Silber Georg Jensen Styling Claudia Hofmann c/o Uschi Rabe Haare & Make-up Alexander Hofmann c/o Uschi Rabe Model Michaela Koncianova c/o Elite Retouching Piquee schwungkraft Nagellack „Le Vernis, Sunrise Trip“ Chanel; palladinierter Ring mit Kristalleinsatz Atelier Swarovski by Fredrikson Stallard 30 Bewegung ist immer gut. Erst recht, wenn man einem Zusammenprall ausweichen möchte. Bloß wie, wenn man im Auto sitzt? Die Antwort darauf heißt Pre -Safe Impuls Seite: Erkennt das System einen drohenden Seitencrash, bläst sich in Sekundenbruchteilen eine Luftkammer in der Seitenwange der Vordersitze auf. Der Impuls bewegt den Fahrer oder Beifahrer zur Mitte hin – der Abstand zur Tür wird so vergrößert. Kommt es dann zum Crash, reduziert sich das Verletzungsrisiko. Schlauer Move! 31 inn ovat i v e blick in die zukunft Wie bringt man Fahrzeugen bei, Emotionen zu vermitteln? Wie dazu, eine digitale Seele zu entwickeln? Oder gar Witze zu erzählen? Für Vera Schmidt sind das keine skurrilen Szenarien aus der Zukunft – sie arbeitet bereits an den Antworten. IN t e r v i e w A n j a R ü t z e l F OTO S N a d a L o t t e r m a n n & V a n e s s a F u e n t e s E rfinderin? Designerin? Zukunftsforscherin? Mit einem Begriff Beruf und Rolle von Vera Schmidt zu beschreiben, ist nicht ganz leicht. Als Leiterin der Abteilung Advanced Digital Graphic Design leitet sie bei Mercedes-Benz einen wichtigen Knotenpunkt in der Entwicklung innovativer Mobilitätskonzepte: Hier docken die Experten aus dem Software- und Hardware-Engineering an, die Interior- und Exteriordesigner und die Spezialisten dafür, wie Mensch und Maschine in der Zukunft miteinander interagieren werden. Nach ihrem Designstudium kam sie 2008 zu Mercedes-Benz und zog 2011 ins Silicon Valley, um das Digital Design Department aufzubauen. Seit vergangenem Sommer ist sie zurück in Sindelfingen, „um den kalifornischen Geist der Inspiration zurück ins Mutterschiff zu tragen“. Outfit Bl a zer: Filippa K, Hose: 0039 Italy, Top:COS Frau Schmidt, Sie arbeiten jeden Tag an Ideen, wie wir in Zukunft Autofahren werden. Auf welche Innovation freuen Sie sich besonders? Aufs autonome Fahren! Auf Fahrzeuge also, die selbstständig ihren Weg finden und mir so während der Fahrt einen neuen, mobilen Raum schenken, den ich nutzen kann, wie ich will. Sei es, um mit digitalen Innovationen zu spielen oder um einfach nur zu schlafen. Als ich noch ein Kind war, sind wir als Familie sehr viel im Auto gereist. Meine Mutter stammt aus der Ukraine, dorthin waren wir immer zweieinhalb Tage unterwegs. Es war eine ganz einfache Art des Reisens, ohne Radio und Klimaanlage. Für mich war das ein Abenteuer, aber für meine Eltern muss das unglaublich anstrengend gewesen sein. Die Vorstellung, mich abends in Sindelfingen ins Auto zu setzen und einfach einschlafen zu können – und am Morgen aufzuwachen und in Paris zu sein, ist ein Traum! Das Auto parkt, und ich spaziere ausgeruht los in die Stadt. 32 Übermorgen unterwegs Wie werden virtuelle Welten die Mobilität der Zukunft prägen? Wissenschaftler und Designer geben im Video „Going Virtual“ Auskunft: mbmag.me/future _talk 33 inn ovat i v e Das klingt sehr futuristisch. Im ersten Moment vielleicht. Dabei ist diese Realität gar nicht so weit entfernt. Die technischen Möglichkeiten entwickeln sich so schnell, dass sie unsere Lebensqualität immer rasanter verändern. Erinnern Sie sich nur, wie wir vor zehn Jahren noch gereist sind – und wie wahnsinnig weit weg uns das heute vorkommt. Früher habe ich mir für längere Fahrten das Auto meiner Eltern geborgt, hatte kein Handy, kein Navi. Was habe ich also gemacht? Ich habe vorher mit einem Autoatlas auswendig gelernt, an welcher Kreuzung ich wie abbiegen muss. Für junge Menschen klingt das heute völlig bizarr. „der mercedes der zukunft kann zur freundin werden . er macht un s vorschläge, unterstützt uns und nimmt uns unangenehme dinge ab.“ Sie sind Leiterin des Bereichs Advanced Digital Graphic Design und entwickeln neue Interaktionskonzepte für künftige Serienfahrzeuge. Welche Fragen beschäftigen Sie derzeit am meisten? Unsere Leitfragen lauten: Wie entwickelt sich das Auto in der Zukunft? Wie werden Mensch und Maschine miteinander interagieren? Dabei reicht es nicht, einfach nur gute Ideen zu haben. Eine Idee existiert erst dann, wenn wir sie als Designer auch erlebbar machen. Darum bauen wir Forschungsfahrzeuge und Showcars. Nur so kommt eine Idee aus den Köpfen auf die Straße. oft liegt der Reiz einfach in der Kombination von Bewegung, vorbeiziehender Landschaft, Motorengeräuschen und vielleicht noch passender Musik. Muss ich dabei unbedingt meine Hände am Lenkrad haben? Ich denke nicht. Vergangenes Jahr wurde das spektakuläre Showcar F 015 vorgestellt – ein autonom fahrendes Auto, das für seine Passagiere zu einer digitalen Allzweck-Lounge wird. Wie groß sind die Vorbehalte gegenüber selbstfahrenden Autos noch? Wenn ich mit Leuten ganz theoretisch über autonome Autos rede, höre ich oft: „Ich weiß nicht, ob ich das wirklich will: Die Hände vom Lenkrad nehmen und das Auto einfach machen lassen?“ Witziger weise sind es meistens Männer, die das sagen. Anscheinend haben sie tatsächlich Angst, ein wenig von ihrer Hoheit und Herrschaft über die Maschine abzugeben. Oder sie fürchten, dass ihnen der Spaß am Fahren selbst genommen wird. Sicher gibt es Strecken, die man gerne und genussvoll fährt, die Straße spürt, die Kurvenführung genießt. Aber Auf solchen Ausnahmerouten ist man nur selten unterwegs. Häufig ist Autofahren nicht sonderlich inspirierend. Ja genau, etwa 80 Prozent unserer Fahrten sind Alltagswege, die längst zur Routine gewordenen Wege zwischen dem Zuhause und dem Office. Was verändert ein Auto wie der F 015 daran? Auch, wenn es ein bisschen pathetisch klingt: Der Zukunfts-Mercedes kann zur Freundin werden. Etwa indem uns das Auto Vorschläge macht, uns unterstützt und uns unangenehme Dinge abnimmt, die 34 St yling Nor a Erdle Haare & Make-up Sar ah R abel Outfit Hose, Mantel: 0039 Italy, Pullover: COS foto daimler (1) illustr ation julia pelzer w i ss e n ss p e i c h e r Vera Schmidt in der Stuttgarter Stadtbibliothek uns stressen – wie etwa das nervige Stop-and-go im Berufsverkehr. Über die digitale Rundum-Membran im Innern des Autos bekomme ich Informationen in Echtzeit, die für mich interessant sind, während ich durch die Stadt fahre. Zum Beispiel: Wo sind meine Freunde, wo ist meine Familie? Weil ich nicht nur ein einziges, statisches Display vor mir habe, sondern eine 360°-Rundumsicht, kann ich mir diese Information auch im Raum verortet anzeigen lassen: Deine beste Freundin sitzt gerade im Café XY, und das liegt in dieser Richtung. Fährt man durch eine noch fremde Stadt, kann man sich Sehenswürdigkeiten oder empfehlenswerte Restaurants anzeigen lassen – und das Auto hat bereits gecheckt, wo es noch einen freien Tisch gibt. Ich erlebe die Stadt um mich herum anders, kann spontaner planen, schneller reagieren, mehr improvisieren. Das entspricht unserem modernen Lebensstil sehr gut. Schon heute haben Autos mitunter menschliche Züge: Sie sind oft eine Projektionsfläche, die die Persönlichkeit ihrer Fahrerinnen und Fahrer nach außen abstrahlt. Stimmt. An der Art, wie Menschen ein Fahrzeug lenken, lässt sich viel ablesen: Sind sie gerade müde, gelangweilt, schlecht gelaunt oder hektisch? Mit unserem Auto kommunizieren wir Emotionen, auch wenn wir das gar nicht möchten. Wenn wir in der Zukunft autonom fahren, ist das allerdings eine mathematisch berechnete, per se emotionslose Fahrt. Dann wird sich die Frage stellen: Wie kann ich mich auch im Verkehr als Mensch ausdrücken? Im F 015 kann man dem Fahrzeug etwa einen Charakter zuweisen, der den Fahrstil beeinflusst – die Art, wie es beschleunigt oder die Kurven nimmt. Ich kann sagen, fahre wie ein Rennfahrer. Oder ganz entspannt, je nach Laune. Woher weiß das Auto, was mich interessiert? Das Besondere ist: Die Maschine kann lernen, das Fahrzeug wird zum Partner. Es lernt seinen Passagier immer besser kennen, reagiert auf ihn, lernt Verhaltensmuster. Diese Individualisierung wird in der Zukunft sehr wichtig werden. Wir sprechen darum auch von einer digitalen Seele des Autos: Es erkennt mich und weiß, dass ich da bin, wenn ich über die Displays mit ihm spreche. Wenn wir den Menschen neue Ideen und Technologien vorstellen wollen, müssen wir die so einfach und intuitiv wie möglich machen, damit sie Vertrauen fassen können. Was fangen wir eigentlich mit der gewonnenen Zeit an, wenn wir unser Auto nicht mehr selbst steuern? Müssen wir dann noch mehr arbeiten? Es wäre schade, wenn unsere Ideen nur dafür genutzt würden, noch effizienter zu werden. Im Gegenteil: Uns ist der Spaßfaktor ganz wichtig. Idealerweise nützen wir den neuen Raum und die geschenkte Zeit für Dinge, die uns entspannen, die den Stress mildern, statt die Schlagzahl noch weiter zu erhöhen. Es wird garantiert ganz neue Ideen geben, was man in dieser Zeit machen kann, Ideen – an die wir heute noch gar nicht denken. Reagieren Frauen anders als Männer auf dieses Auto der Zukunft? Es gibt noch keine Studie dazu. Doch ich glaube, dass es gerade bei den Innovationen im digitalen Bereich keine Unterschiede mehr zwischen Mann und Frau gibt. Wir designen auch genderneutral, also nicht speziell auf Männer oder Frauen zugeschnitten. Die von der Gesellschaft konstruierten Geschlechterklischees – das kraftvollsportliche Männerauto, das niedlich-praktische Frauenauto – werden in der Zukunft keine Bedeutung mehr haben. expertentipp Vera Schmidt vor einem Display des Forschungs fahrzeugs F 015 Also gibt es bald ein Auto für alle? Die Unterschiede werden eher zwischen den Generationen verlaufen. Sehr junge Menschen, die mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit aufwachsen, sind quasi von Natur aus technikaffin. Neulich hatten wir eine Gruppe von Kindern im F 015, die ganz selbstverständlich von allein auf die Touchscreens getippt haben. Die Älteren lernen dann von den Jüngeren, wie es geht. Haben Sie spezielle Strategien, um Frauen zu begeistern? Ich denke, dass Frauen auf Anhieb mehr mit autonomem Fahren anfangen können als Männer. Meiner Erfahrung nach denken Frauen häufig eher pragmatisch und freuen sich über alles, das ihnen Stress abnimmt. Vielleicht werden Frauen auch eher von sozialen Details und Features angesprochen, etwa, wenn das Fahrzeug mit Humor und Witz auf seine Fahrerin reagiert. Autos können in Zukunft also Witze machen? Durchaus, wenn man es ihnen vorher beibringt. Das Auto wird leichter als Partner angenommen, wenn es eine eigene Persönlichkeit, ein Stückchen Seele entwickeln kann. Natürlich ist die immer von Menschen programmiert – auch wenn wir dazu neigen, das zu vergessen, und Maschinen gern vermenschlichen. Anja Rützel erlebte spektakuläre Beziehungsstreitigkeiten, weil sie als Beifahrerin kein großes Talent zum Kartenl esen hatte. Dank Navi ist das längst Vergangenheit – sie freut sich trotzdem darauf, dass ihr Auto seinen Weg bald ganz alleine finden wird. 35 unique mehr ich wagen M Der Mensch ist, was er isst. Und was er liest. Und was er hör t. Lauter gute Gründe, sich seinen Lebensstil mit dem Lifest yle Konfigurator von Mercedes - Benz genauer anz us ehen. Dabei lernt man nicht nur viel über sich selbst, sondern er fähr t auch, welches Auto zum persönlichen Glück fehlt. I l l u s t r at i o n e n Maren Esdar Illustr ation Julia Pelzer (1) T E X T Su sanne Kaloff 36 an braucht drei Dinge, um elegant durchs Leben zu kommen. Erstens: Courage. Zweitens: ein Mantra. Und drittens: einen fahrbaren Untersatz. Letzterer besteht bei mir aus einem hellblauen Fahrrad, dessen Bremsen gefährlich marode sind, sowie aus einem beinahe zwanzig Jahre alten Kleinwagen, den mir mein Ex-Mann schenkte – was man mir ein wenig und dem Wagen massiv ansieht. Neulich regnete es rein, seitdem habe ich einen Schimmelschaden. Davon abgesehen, bin ich vermutlich die einzige Frau in ganz Deutschland, die noch einen Kassettenrekorder im Auto hat. Damit höre ich stets indische Mantren. Mein neuestes Mantra aber lautet: „Das Beste oder nichts.“ Der Spruch ist nicht von mir, sondern von Mercedes-Benz. Ich habe ihn entdeckt, als ich den Lifestyle-Kon figurator ausprobiert habe (lifestyleconfigurator.mercedes-benz.com). Er soll einem zur Seite stehen bei der schweren Entscheidung, welcher Fahrzeugtyp zu einem passt und von welchem man eher die Finger lassen sollte. Ich wünschte, es gäbe so einen Konfigurator auch für andere Lebensbereiche, dann wüsste ich vielleicht allmählich, um welchen Männertyp ich besser einen Bogen mache. Aber zurück zum Auto. Der Konfigurator funktioniert wie eine Bildergalerie, durch die man sich klickt. Am Ende bekommt man die Fahrzeugmodelle angezeigt, die am besten zur eigenen Persönlichkeit passen. Kaum bin ich auf der Homepage, werde ich an die Hand genommen: „Lassen Sie uns an Ihrem Lebensstil teilhaben.“ Okay, mit welchem Themenbereich starten? Musik, Literaturgeschmack, Mobilität, Reiseziele, Architektur? Ich wähle Musik und darf eine Stilrichtung aussuchen, Mehrfachnennungen sind möglich. Kurz überlege ich, ob ich Country wählen soll, weil ich Johnny Cash liebe. Dass Country in derselben Rubrik wie Volksmusik steht, hält mich aber davon ab. Was, wenn man mir ein total unpassendes Auto empfiehlt, weil der Konfigurator annimmt, ich stünde auf Florian Silbereisen? Dann lieber Pop und Alternative. Daraufhin werde ich unterbrochen von der Aufforderung „Fahrzeugtyp wählen“ und „Budget festlegen“. Huch: Coupés, Roadster Cabrio, SUV … So viele Modelle überfordern mich, also entscheide ich mich für „Alle“ und lege 40.000 Euro fest. Nicht dass ich die unterm Kopfkissen liegen hätte, aber Träumen ist ja kostenlos. Es folgen Fragen zum Architekturgeschmack. Barock, moderne Architektur, Bauhaus oder Fachwerk? Um nicht doch in die Volksmusiksparte abzurutschen, meide ich Fachwerk und klicke selbstverständlich Bauhaus und moderne Architektur an. Meine Literaturvorlieben sind als nächstes dran. Ich wähle Belletristik und lasse Lifestyle-Magazine unter den Tisch fallen, auch wenn das ein wenig geschummelt ist. Aber bei den Psychotests in Frauenzeitschriften funktoniert das ja auch immer: Spätestens nach der zweiten Frage weiß man, was man ankreuzen muss, um am Ende als coole Socke dazustehen. Wäre das hier nicht endlich der Moment, damit aufzuhören, eine andere sein zu wollen als die, die man ist? Schließlich lautet der Grundgedanke des Konfigurators: Wer ehrlich antwortet, bekommt vielleicht nicht das Auto vorgeschlagen, das am besten zu seinem Selbstbild passt, aber der konfigurator hat einige fragen auf dem techni schen herzen – so i st da s eben, wenn man jemanden kennenlernen möchte dafür den Wagen, der seinen Lebensumständen entspricht. Ich gehe einen Schritt zurück und klicke doch noch die Lifestyle-Magazine an. Ob es einen Unterschied macht? Keine Ahnung. Also weiter. Bei den Lieblingsstädten kommt für mich nur eine Nennung infrage: New York City! Man braucht kein Psychologiestudium, um zu ahnen, dass der Big Apple mehr Freiheit und Abenteuer verspricht als ein Kombi mit viel Stauraum. Da ich kein Kleinkind habe und keine Familie herumkutschieren muss, entspricht diese Auswahl der Wahrheit. Mein Reiseverhalten. Och, Wellness-Reise klingt doch super und Strandurlaub auch. Reiseziele folgen, und dann will der Konfigurator noch wissen, auf welche Uhren ich stehe. Auf gar keine, ich gucke immer nur auf mein Handy. Bei der Sportfrage gibt es zwar Golf, Fußball und Motorsport, aber ich vermisse Yoga, weswegen ich mich auch hier für keine Nennung entscheide. Pizza, Pasta oder lieber asiatisch? Welches Haustier? Ihr Einrichtungsstil? Der Konfigurator hat einige Fragen auf dem technischen Herzen, aber so ist das nun mal, wenn man jemanden wirklich kennenlernen möchte, nicht wahr? Je weiter ich klicke, desto mehr begreife ich, dass man hier vor allem einem Menschen näherkommt: sich selbst. Nach wenigen Minuten und Klicks ist es soweit: „Eines dieser Fahrzeuge könnte Ihr Wunschfahrzeug sein!“ Gegen das C-Klasse Coupé (ob es an den Lifestyle-Magazinen lag?) hätte ich nichts einzuwenden. Plötzlich erscheint ein Button: „Fahrzeug konfigurieren und mitnehmen.“ Mitnehmen, habe ich das richtig verstanden? Ach, vielleicht brauche ich doch noch ein viertes Ding, um rasant, schick und sicher durchs Leben zu kommen: genau 35.581 Euro. Susanne Kaloff fährt selbst bei Wind und Wetter mit dem Rad durch ihre Heimatstadt Hamburg – was auch an ihrem wenig luxuriösen, aber stets treuen Kleinwagen liegt. Seit sie den Lifestyle-Konfigurator ausprobiert hat, spielt sie mit dem Gedanken, auf ein C-Klasse Coupé zu sparen statt auf die Rockstud Heels von Valentino. 37 Ausnahmeerscheinung Schwarz-Weiß-Denken mag Beatrix Ost nicht. Es sei denn, es kommt so kunstvoll daher wie dieser Kimono, den sie vor 15 Jahren an der Chinesischen Mauer erstand. c r e at i v e „kunst und ich sind untrennbar“ Malerin, Schrif tstellerin, Designerin, Stil - Ikone: Mit 76 Jahren zählt Beatrix Ost zu New Yorks vielseitigsten und spannendsten Persönlichkeiten. Wie sie es so weit gebracht hat, verraten ein Besuch in ihrem Zuhause und ihre persönlichen Lebensregeln. TE X T M a n u e l a I m r e F O T O S Hadley Hud son Ausge zeichne te Idee Den Wohnzimmerteppich entwarf Ost. Als Vorlage diente eine Seite aus ihrem Notizbuch. B eatrix Ost schnippt ein paar Krümel vom Glastisch, steht auf und greift zum Besen. „Die Reste einer kleinen Party gestern Abend“, schmunzelt sie, während Staub auf eine Kehrschaufel wandert. Dann zupft sie ihre violetten Overknee-Stiefel zurecht, glättet den eng anliegenden Lederrock und drapiert ihre schlanke Silhouette auf dem gelben Ledersofa: „Sorry, mein Herz, wo waren wir stehen geblieben? Bei meiner Kunst?“ Mit beinahe entschuldigendem Unterton deutet die 76-Jährige auf Werke, die ringsum stehen, hängen und liegen: „Schau dich ruhig um.“ Die lichtdurchflutete Wohnung an der Upper West Side, in der die Künstlerin mit ihrem Ehemann, dem Unternehmer Ludwig Kuttner, lebt, ist eine Mischung aus Galerie und Kirche. Eine hohe Empore und dunkle Holzbalken geben dem Raum fast sakrale Tiefe. Trotzdem ist das Ost-Reich gemütlich und einladend. Ihre großen Gemälde schmücken die Wände. Das Fensterbrett wird von einer Büstenserie aus Wachs bevölkert, dazwischen Skulpturen, Schmuck, Teppiche und selbst entworfene Möbel. „Kunst und ich sind untrennbar“, erklärt Ost. „Sie zieht sich durch alles, was ich tue.“ Gerade hat die Frau, deren Arbeiten in Galerien und Museen ausgestellt werden, einen Interview-Band, den zweiten Roman über ihre Familie und ein Friedensprojekt mit Künstlern aus Laos in der Mache. Zwischendurch steht sie für Interior- und Modeshootings vor der Kamera und genießt den Status einer Stil-Ikone. 1 g e fü hlt e G es c hi c h t e „Schmuck muss kein Vermögen kosten. Der emotionale Wert zählt. An einem meiner Finger steckt immer ein Ring von Theodor Fahrner, der Anfang des 20. Jahrhunderts wunderschöne Steine eingefasst hat. Sein Stil erinnert mich an meine Großmutter.“ 39 2 l e b e n s künstlerin Auf dem G emälde „Vorführung“ (im Hintergrund) hat Ost ihre Überzeugung festgehalten, dass das Leben manchmal einem Zirkus gleicht. 5 c r e at i v e 4 n at u rS c h ö nhe it 3 Ro m a nfi g u r „Kreative machen viel Aufhebens um Inspiration. Dabei findet man sie überall, wenn man offen ist. Die beiden Bücher über meine Familie habe ich in Kaffeehäusern in Venedig geschrieben. Alles um mich herum ist Inspiration.“ „Bei Kosmetik achte ich auf den Inhalt, Cremes kaufe ich in der Apotheke. Abends wasche ich mein Gesicht mit K amillenw asser. Als Energie - Kick lege ich Gurkenscheiben auf. Da bin ich Nachkriegskind geblieben.“ ko n t r as t pro g r a mm „Wer so blass ist wie ich, sollte Mut zur Farbe beweisen. Deshalb färbe ich meine Haare seit gut zehn Jahren blau. Auf die Idee brachten mich Punks, die ich an einer Straßenecke sitzen sah. Sie verrieten mir auch gleich, wo man in New York die beste Farbe bekommt: bei ‚Manic Panic‘ am St. Mark’s Place im East Village.“ s ozia le a d e r „Man ist nie zu alt, um etwas Neues zu lernen. Als ich mich 2014 bei Instagram anmeldete (instagram.com/ beatrixost), hatte ich keine Ahnung davon. Heute komme ich auf 25.000 Follower und kann kaum glauben, wie sehr mich Social Media begeistert.“ „Manchmal bin ich mir selbst ein bisschen zu viel“, sinniert Ost, deren Ideenreichtum ihr die harte Kindheit nach dem Krieg erleichterte. 1940 in Stuttgart geboren, wuchs sie als jüngstes von drei Geschwistern in München auf. Der Vater war studierter Landwirt und Großgrundbesitzer, die Mutter ermutigte die Kinder zu Eigenständigkeit und Genügsamkeit. „Viel gab es damals nicht“, erinnert sich Ost, „aber irgendwie ging es immer weiter.“ Diese Erfahrung hat sie geprägt. Als vor ein paar Jahren ihr Wochenendhaus im idyllischen Örtchen Hudson, zwei Stunden außerhalb von New York, mit Kunst, alten Fotos, Briefen und Familienschmuck niederbrannte, war sie traurig, aber nicht am Boden zerstört: „Das sind bloß Gegenstände. Sie loszulassen, war im Rückblick sogar eine Erleichterung.“ Wichtiger als die Vergangenheit ist Beatrix Ost das Hier und Jetzt. Ihre Ehe, die drei Söhne und neun Enkel bilden die Basis ihres Schaffens. 1975 zog das Paar mit den Kindern aus purer Abenteuerlust nach New York. „Die Stadt war bankrott und am Tiefpunkt. Es war hart, aber aufregend“, erinnert sich Ost mit einem Funkeln in den hellblauen Augen, wenn sie von der damals rohen Kunstszene erzählt. „Außerdem wollte ich immer eine City-Lady sein.“ Heute verbringen sie und ihr Mann die Hälfte der Zeit im gemeinsamen Landhaus in Virginia, „ein wunderbar wildes Paradies“. Doch Kunst, Bücher und Design haben auch dort die Oberhand – natürlich. Genau wie Kunst sind Stil und Eleganz fester Bestandteil von Osts Welt. Für ihren Look wird sie auf Blogs und in Magazinen gefeiert. Doch es gehe ihr weniger um Aufmerksamkeit – „auch wenn die zugegebenermaßen schön ist“ – als um den Spaß an schönen Stoffen, Hüten und Schuhen: „Nicht mal vor der Leinwand bin ich schlampig angezogen. Und ich trage immer Lippenstift.“ Auch heute. Dunkles Bordeauxrot schimmert auf ihren Lippen, eine ihrer Lieblingsfarben. Beatrix Ost weiß, was ihr steht und worin sie sich wohl fühlt. Letzteres B ILDNI S einer Dame Der Künstler John Owen, mit dem Ost befreundet ist, verewigte sie auf einem Majorelle-Stuhl. 40 Wa hlme t h o d e „Bei wichtigen Entscheidungen sollte man tief in sich gehen. Andere machen Pro - und Kontra- Listen, ich vertraue meinem Pendel. So fanden wir unser Haus in Virginia. Über einer Karte der Ostküste stoppte das Pendel genau dort, wo wir heute leben.“ Illustration Julia Pelzer ist ihr wichtig, deshalb auch ihr Motto „In your body is a good place to be – Dein Körper ist gut so, wie er ist“. Der Satz ist nicht nur in die schwarz-weißen Kacheln über ihrer New Yorker Badewanne eingelassen, sie fügt ihn auch jeder E-Mail an. Die positive Einstellung sei ihr Erfolgsrezept: „Selbst in Schlechtem findet sich oft ein guter Ansatz.“ Wie 2014, als zum zweiten Mal Hautkrebs bei ihr diagnostiziert wurde. Nach der OP klaffte auf ihrer Stirn eine große Wunde. „Lass dir was einfallen, sonst verklage ich dich“, empfing Beatrix Ost den Chirurgen. „Ein Witz“, erklärt sie lachend. Noch heute amüsiert sie sich über den schockierten Gesichtsausdruck des Arztes. Seither zieht sich eine gezackte Narbe über ihre Stirn. Statt den Blitz zu verbergen, ließ Ost ihn blassblau tätowieren. Der Makel wurde zu ihrem ganz eigenen Schönheitssymbol, das Stärke und Einzigartigkeit ausstrahlt. Ost klatscht in die Hände: „Und ich liebe es.“ Manuela Imre fühlte sich im antiken Aufzug des „Hotel des Artistes“ in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Ein Liftboy brachte das scheppernde Gefährt in Bewegung, die R eise in den neunten Stock dauerte fast länger, als der Fußweg über die T reppe. Ost beruhigte sie: „Zum Glück bleibt er selten stecken. Und wenn doch, dann ist man zumindest nicht allein.“ 6 die kunst des großen auftritts beherrscht sie perfekt: stil und eleganz sind fester bestandteil von osts welt E i n e S - K l a ss e f ü r s i c h Vor dem „Hotel des Artistes“ , das 1917 für New Yorker Kreative erbaut wurde und in dem die Künstlerin lebt. 41 i m pr e ssu m isnu c Bc a el s a snfcue l H e r au s g e b e r zu sein, ohne darüber den Partner, den Chef, die Freunde, die WorkLife-Balance und sich selbst zu vergessen. Einer Forsa-Studie aus dem vergangenen Jahr zufolge geben denn auch 67 Prozent der befragten Mütter an, Eile, Hetze und Zeitdruck gehörten für sie zum Alltag. Warum es nicht nur Müttern, sondern jeder und jedem so schwer fällt, Geduld aufzubringen, ist leicht zu beantworten: weil wir freie Lebewesen sind, Menschen, die es gewohnt sind, dem Leben das Tempo vorzugeben. Wir haben längst vergessen, dass es vor nicht einmal einer Generation verrückt gewesen wäre, jemandem, der 500 Kilometer entfernt lebt, ein Foto zu zeigen. Heute schicken wir eine E-Mail oder skypen. Das banale Vorhaben, die richtigen Schuhe zu finden, war früher damit verbunden, einen Tag lang zehn verschiedene Läden abzuklappern. Heute bestellt man sich das perfekte Paar online in der Mittagspause. Daran kann man sich so schnell gewöhnen, dass man erwartet, es müsse immer und überall funktionieren. Tut es aber nicht. Deswegen hilft es nur bedingt, sich mit all den Zeitmanagement-Methoden vertraut zu machen, die suggerieren, man könnte alles in den Griff bekommen, wenn man nur vernünftig plant und strukturiert. Robert Musil schrieb 21 Jahre an seinem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“, ohne ihn je zu vollenden. Karl Ove Knausgård brauchte für seinen sechsbändigen Romanzyklus „Min Kamp 1-6“ gerade mal drei Jahre. Lerntheoretiker sagen, dass man etwa 10.000 Stunden üben muss, um etwas wirklich gut zu können. Wer öfter im Auto unterwegs ist, macht die Erfahrung, dass ein Stau sich nicht auflöst, wenn man fluchend aufs Lenkrad trommelt. Und Eltern wissen, dass sie sich auf das Tempo ihrer Kinder einstellen müssen, sie haben gar keine andere Wahl. Die Beispiele beweisen: Jeder ist in der Lage, angemessen mit seiner Zeit umzugehen. „Dieses Bild vom Menschen als Opfer des von ihm geschaffenen Tempos geht davon aus, dass wir nicht anders können“, schreibt der Autor Wolf Lotter. „Die Frage ist aber eine andere: Wo ist Geschwindigkeit gut, wo schadet sie? Es geht um das richtige Maß – und das ist keine moralische Frage.“ Gutes Zeitmanagement bestünde darin, das eigene Tempo zu finden und zwar immer wieder neu. Beim Autofahren fällt uns das ja auch ganz leicht: In scharfen Kurven, bei steilen Anstiegen oder Sturmböen schalten wir automatisch einen Gang runter, dafür geben wir auf freier Strecke ordentlich Gas. Hat man an einem schönen Sommernachmittag nichts Wichtigeres zu tun, hält man an und holt die Picknickdecke heraus. Bewegt sich der Stau keinen Zentimeter weiter, sucht man sich einen Radiosender, der richtig rockt, und schaut aus dem Fenster. Gut möglich, dass draußen gerade ein Glühwürmchen vorbeifliegt. Und man müsste noch nicht einmal Ausschau danach halten. Daimler AG · Mercedesstraße 137 · D-70327 Stuttgart P o s ta n s c h r i f t Daimler AG · HPC 0946 · D-70546 Stuttgart V e r a n t w o r t l i c h f ü r d e n H e r au s g e b e r Ulrich Löchner, Dr. Denise Heinermann-Bieler P u b l i c ati o n s M a n ag e r Christian Hirtz das problem ist nicht das tempo un ser e s leben s, sondern unser umgang mit der geschwindigkeit rasender stillstand Je schneller, desto besser – an diese Formel haben wir uns gewöhnt. Doch das Leben folg t eigenen Geset zmäßigkeiten. Und die halten sich weder an Beschleunigungs - Propheten noch an Entschleunigungs - Gurus. Höchste Zeit, dass wir die Uhr nach uns selbst stellen. I l l u St r a ti o n C l a u d i a K l e i n D ie amerikanische Schriftstellerin Anna Quindlen hat einmal einen rührenden Text geschrieben, darin geht es im Grunde nicht um viel. Sie steht mit ihrem Sohn am Fenster, ein paar Glühwürmchen tauchen auf, das Kind ist verzaubert. Darauf erzählt Quindlen von ihrer eigenen Kindheit, vom Klingeln des Eiswagens und endlosen Sommertagen. Und plötzlich geht es um alles, um den Wert kleiner Momente und um die Angst, das wirklich Wichtige zu verpassen, weil das Leben so irre schnell vorbeirauscht. Es ist ein Stoßseufzer, den man gut mitseufzen kann. Man kennt diese Angst aus dem eigenen Leben, das viel zu oft einem Ultramarathon ähnelt. Irgendetwas ist immer: die Präsentation, der Elternabend, die Party. Wie gerne würde man einmal kurz anhalten und durchatmen können. Bis einem einfällt, dass man es wahrscheinlich keine halbe Stunde aushalten würde, am Fenster zu stehen und auf Glühwürmchen zu warten. Der moderne Mensch hält sein eigenes Tempo nicht aus, weder den erschöpfenden Wahnsinns-Speed des Alltags noch die Vollbremsung, die er sich als Gegenmittel verschreibt. Weil wir uns so sehr daran gewöhnt haben, effektiv zu sein, muss sogar das Entschleunigen möglichst schnell gehen. Gelassenheit soll sich nach einem Power-YogaWorkshop einstellen und innere Ruhe nach einem freien Wochenende. Das Problem ist gar nicht so sehr das Tempo unseres Lebens, denn so wie „langsam“ nicht per se gut ist, ist „schnell“ nicht per se schlecht. Das Problem ist unser Umgang mit der Geschwindigkeit. Bei Stress vertrauen wir selten darauf, dass es sich schon wieder legen wird. Stattdessen machen wir daraus ein Krankheitssymptom unserer digitalisierten Welt. Lässt etwas dann zur Abwechslung mal auf sich warten – ein Rückruf, der nächste Auftrag, die Inspiration – zweifeln wir, ob es jemals kommen wird. Dabei brauchen die wirklich wichtigen Dinge oft Zeit, und Zeit hat nur, wer sie sich nimmt. Doch die To-do-Liste wird schließlich nicht von alleine kürzer, vor allem in jener Phase, die der Soziologe Hans Bertram als „Rushhour des Lebens“ bezeichnet. Gerade in den Jahren zwischen 30 und 40 soll man im Beruf den entscheidenden Schritt nach oben machen. Im Privatleben muss die Frage nach der Familienplanung geklärt werden. Hat man dann Kinder, steht man vor der Aufgabe, eine gute Mutter 42 Illustration Julia Pelzer T E X T Okka Rohd Ko n z e pti o n u n d R e da kti o n Condé Nast Verlag GmbH Karlstraße 23 · D-80333 München Geschäftsführer Moritz von Laffert Chefredaktion Philip Reichardt ( V.i.S.d.P.), Dr. Sabine Hofmann Artdirector Dirk Meycke Managing Editor & CvD Tobias Nebl Textchefin Marija Latkovic Stellv. Artdirector Sebastian Krawczyk Bildredaktion Nina Banneyer, Birgit Biechele Schlussredaktion Edda Benedikt Schlussgrafik Stephanie Karraß Redaktionelle Mitarbeit Jenny Buchholz, Jenny Hoch, Manuela Imre, Susanne Kaloff, Kirsten Milhahn, Stephanie Pieper, Okka Rohd, Anja Rützel Condé Nast Manufaktur · www.condenast-manufaktur.de Creative Head Doris Huber Head of Condé Nast Manufaktur Wolfgang Sander Vertrieb Daimler AG Uwe Haspel Mercedes-Benz magazin Leserservice Zenit Pressevertrieb GmbH · Postfach 810580 · D-70552 Stuttgart Tel. 0800 0010001 · [email protected] P r o d u kti o n Pre Media Solutions w&co MediaServices München GmbH & Co KG Fritz-Schäffer-Straße 2 · D-81737 München Druck Stark Druck GmbH + Co. KG Im Altgefäll 9 · D-75181 Pforzheim R e c ht e Nachdruck und Verwendung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung der Daimler AG. Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion entsprechen. Informationen über Ausstattung und Zubehör ohne Gewähr. Verbindliche Angaben und Preise enthalten die jeweils gültigen offiziellen Verkaufsunterlagen der Daimler AG. Auch alle anderen Informationen in diesem Heft nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr. Dieses Druckerzeugnis ist auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt Okka Rohd neigt zu Ungeduld. Wenn ihr das Leben mal wieder zu schnell wird, zieht sie sich in ihre Küche zurück und backt. Oder sie schreibt auf ihrem Blog, das passen derweise „Slomo“ heißt (okkarohd.blogspot.de). 43 successful successful ein neues gesicht für kenia Seit Generationen werden Frauen in dem ostafrikanischen Land wie Menschen z weiter Klasse behandelt. Das Laureus - Projekt „Moving the Goalposts“ will das ändern. Doch Geschäftsführerin Rachel Muthoga reicht es nicht, aus benachteiligten Mädchen von heute selbstbewusste Frauen von morgen zu machen. Auch in den Köpfen des anderen Geschlechts soll sich etwas bewegen. S e lt e n e r A n b l i c k Rachel Muthoga schaut ungern zurück – wäre ja auch hinderlich bei ihrem Vorhaben, kenianischen Mädchen eine bessere Zukunft zu schenken. T E X T Kirsten Milhahn F O T O S Anne Ackermann 45 successful successful Mit Köpfchen und können Vor dem Fußballtraining spielt sich die 17-jährige Salaama unter einem Mangobaum am Rande des Spielfelds warm. schicke kleider trägt rachel muthoga noch immer. ihre hi gh h eel s h at die anwält in f ür f rau enr echte für „moving the goalposts“ abgeleg t einer der ärmsten Gegenden des Landes Mädchen zu selbstbewussten Frauen aufzubauen: Frauen, die für ihre freie Meinung einstehen, die später mal Verantwortung übernehmen und vielleicht in Führungsriegen aufsteigen. Fußball ist dafür das Mittel zum Zweck. Was für eine absurde Idee! Freunde und Familie hätten 2013 den Kopf geschüttelt, erzählt Muthoga. Sie, die ihren Universitätsabschluss in Nairobi und Washington, D.C., mit Bravour absolvierte, vergeude im Hinterland mit Mädchenfußball ihr Leben und ihre Karriere. „Sie konn ten nicht verstehen, dass ich meinen gut bezahlten Job als Anwältin für Frauenrechte in Nairobi an den Nagel hänge. Aber für mich war das Projekt in Kilifi Traumjob und Befreiung zugleich.“ In der Haupt stadt habe sie den ganzen Tag in schicken Kleidern und High Heels im Büro gesessen, sich mit Behörden gestritten, auf Konferenzen referiert, in teuren Hotels übernachtet – weit weg vom eigentlichen Problem. „Ich musste das Thema ‚Frauenrechte in Kenia‘ an der Quelle anpacken. Also habe ich meine Koffer gepackt und bin in die Provinz gezogen.“ Für ihr Engagement bei „Moving the Goalposts“ wurde Rachel Muthoga im vergangenen Jahr von „Business Daily“ – einer der größten Zeitungen des Landes – aus fast 400 Kandidatinnen zu Kenias „Top 40 Under 40 Women“ gekürt. Der Preis geht an Frauen, die Herausragen des für die Gesellschaft leisten. So ungewöhnlich wie Muthoga ist auch das Projekt, das sie verantwortet. Um den Gedanken hinter „Moving the Goalposts“, was auf Deutsch so viel heißt wie „Die Spielregeln ändern“, zu verstehen, müsse man tiefer in die Traditionen und Widersprüche der Region eindringen, erklärt Muthoga. Während in vielen afrikanischen Großstädten wie Nairobi eine neue Mittelschicht von gut ausgebildeten, jungen Leuten mit lukrativen Jobs wächst, bleiben die ländlichen Regionen auf der Strecke, vor allem an der Küste. Viele Menschen hier sind so arm, dass sie weder Geld noch Besitz haben. „Ich kenne keinen Distrikt in ganz Kenia, in dem die Gegensätze zwischen Arm und Reich größer sind als in Kilifi“, sagt Rachel Muthoga. „Es ist buchstäblich nur die Küstenstraße, die millionenschwere Villen grundstücke ausländischer Investoren und Luxushotels für Touristen von den Lehmhütten-Vierteln trennt.“ Entlang der Küstenstraße schlep pen Frauen und Mädchen bis zu 50 Kilogramm schwere Feuerholzbündel nach Hause. Ihr Platz ist im Heim und am Herd. Sie bekommen Kinder D ie Äquatorsonne brennt an diesem Nachmittag auf das staubige Fußballfeld. Etwa hundert Mädchen und jun ge Frauen sitzen im Schatten knorriger Mangobäume am Spielfeldrand. Stimmen und Gelächter hallen über den Platz, auf dem sich die ersten Spielerinnen für ein Freundschaftsmatch zwischen zwei Mädchenmannschaften warm kicken. Manche tragen Turnhosen, die meisten spielen in Röcken, eini ge sogar mit Kopftuch und langer Kanga – dem traditionellen afrikani schen Tuchgewand, das sie um die schmalen Hüften geschlungen haben. Bequem ist das nicht, doch mehr lassen Tradition und Rollenverständnis hier in Kenias Küstenregion nicht zu. Etwas abseits am Spielfeldrand hocken ein paar Jungen, die den Mädchen zuschauen und zwischen durch immer wieder lautstark das Spiel kommentieren. Inmitten der Menge steht eine Frau in weißem Poloshirt und schwarzer Hose. Sie trägt auffällig große Ohrringe und Make-up. Eine Sonnenbrille steckt im kurz geschnittenen Haar. Mit verschränkten Ar men beobachtet sie die Spielerinnen auf dem Feld beim Aufwärmen. Hin und wieder huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Dann gibt sie einigen der jungen Frauen bei den Mangobäumen ein Handzeichen. Los geht’s. Rachel Muthoga leitet seit fast drei Jahren das Sportprojekt „Moving the Goalposts“ in Kilifi und Kwale an der Küste Kenias. Von der Hauptstadt Nairobi zog die 35-Jährige in die Küstenprovinz, um in 46 Siegesl auf Auf sandigem Untergrund trainieren die Mädchen unter erschwerten Bedingungen (l.). Aber mit Erfolg: Das beweisen die nationalen Pokale in Rachel Muthogas Büro (u.). 47 successful successful es geht nicht nur ums kicken. die mädchen lernen, in der öf fentlichk eit zu spr echen und sich selbst zu organisieren „Moving the Goalposts“ ist eines von über 150 Projekten, die die Laureus Sport for Good Foundation in 35 Ländern unterstützt. Seit der Stiftungsgründung im Jahr 2000 fördert Mercedes- Benz die Ziele und Werte dieses weltweit gemeinnützigen Programms: mit sozialen Sportprojekten das Leben von benachteiligten oder kranken Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Laureus wurde zu einem grundlegenden Bestandteil der gesellschaftlichen Verantwortung von Mercedes- Benz. l a u r e u s . d e Illustration Julia Pelzer offen für den wandel Irene Mambo (ganz o.) leitet das Büro von „Moving the Goalposts“ in Kilifi. Das Programm will Mädchen mehr Selbstbewusstsein verl eihen, vor allem jenen, die im Armenviertel der Stadt leben (o.). Bei einem Vortrag (r.) lernen sie zum Beispiel, wie man sich fair durchsetzt. 48 und kümmern sich um den Ehemann. „Bei öffentlichen Versammlungen sitzen die Frauen auf dem Boden, ihre Männer nehmen auf Stühlen Platz“, erklärt Muthoga. Rechte hätten die Frauen kaum, Bildung erhiel ten die wenigsten. In Söhne würden Familien investieren, die Töchter aber gingen oft leer aus. Tatsächlich werden viele als Teenager ver heiratet und bekommen mit 15 oder 16 Jahren ihr erstes Kind. „Moving the Goalposts“ rüttelt an diesen scheinbar unumstöß lichen Grundfesten. „Mädchen sollen lernen, dass sie in ihrem von Männern dominierten Alltag gleiche Rechte und Chancen haben“, beschreibt Muthoga das Ziel. Und wie bringt man das den Männern bei? „Indem man in ihre Welt einbricht. Am besten dort, wo es sie im Innersten trifft.“ In Kenia heißt das: beim Fußball. Kenianer lieben englische Vereine wie Manchester United oder Arsenal London. Auch Bayern München steht hoch im Kurs. „Mädchenfußball war das Letzte, was sich die Leute in Kilifi vorstellen konnten“, erinnert sich Rachel Muthoga. „In den Dörfern haben sie sich erst aufgeregt, dann über uns geredet und schließlich mitgemacht. Mit Hand- oder Volleyball wären wir gescheitert. Durch Fußball haben wir die Welt der Männer aufge mischt.“ Das Spiel sei eine Metapher für das Patriarchale dieser Gesell schaft, der Bolzplatz für seine Bastion. „Vor einigen Jahren traute sich keine Frau freiwillig in ein Dorfstadion. Heute kicken sie dort.“ Mehr als 5.000 Mädchen in Hunderten Teams spielen inzwischen aktiv Fußball in der Region um Kilifi und Kwale. Finanziert wird das Projekt auch von der „Laureus“-Foundation, die in weltweit 35 Ländern Kinder- und Jugendliche durch Sport fördert. Doch „Moving the Goal posts“ geht es nicht nur ums Kicken. In Trainings- und Bildungspro grammen lernen die Mädchen, sich selbst zu organisieren. Aus ehema ligen Spielerinnen sind inzwischen Coaches geworden, die die Jüngeren unterrichten. Auch das Programm vor jedem Match dient nicht bloß dem Warmmachen. In kleinen Gruppen organisieren die Trainerinnen Ge meinschaftsspiele mit ernsthaftem Hintergrund. So sollen die Mädchen auf spielerische Weise lernen, was ihnen sonst niemand beibringt: etwa was mit ihrem Körper passiert, wenn sie erwachsen werden; wie man sich vor einer Schwangerschaft schützt; aber auch was es bedeutet, sich in ein Team einzugliedern oder in der Öffentlichkeit zu sprechen. „Wir haben Frauen im Projekt, die früher kein Wort vor anderen rausgebracht haben. Heute leiten sie ganze Teams“, berichtet Rachel Muthoga. Eine dieser Frauen ist Purity Kiponda. Von „Moving the Goalposts“ erfuhr sie durch Schulfreundinnen. „Eigentlich wollte ich nur Fußball spielen“, sagt die 22-Jährige. „Ich hätte nicht gedacht, dass mich das mal so weit bringt.“ Seit sechs Jahren spielt sie aktiv, studiert in zwischen Kunsterziehung an der Universität von Kilifi und unterrichtet als Ausbilderin nebenbei die Jüngsten im Projekt. Anders, aber gut Nach dem Training der Staff-Mannschaft schlüpft eine Angestellte in ihre Sandalen (ganz o.). Unterstützt wird das Team in Kilifi von Kevin Anyango, der bei „Laureus“ die Vergabe von Fördergeldern überwacht. Bei einem Freundschaftsspiel überzeugt er sich vom Erfolg des Projekts (o. Mitte). Dort, wo heute das Hauptquartier steht, wurde früher Sisal angebaut. Auf die Frage, was die Jungs in Kilifi davon hielten, dass sie sich den Fußballplatz nun mit Mädchen teilen und ob junge Männer in diesem Teil Kenias ihre Frauen irgendwann als Partnerinnen auf Augenhöhe akzeptieren, antwortet Rachel Muthoga: „Ob in Röcken oder Turnhosen – sie spielen. Das allein grenzt schon an ein Wunder.“ Dann deutet sie auf die Mädchengruppen im Schatten der alten Mangobäume, von denen nun auch die letzten mit ihrem Aufwärmprogramm für das Freundschaftsspiel beginnen. Die Jungs vom Spielfeldrand haben sich darunter gemischt: Einige Mädchen haben ihre jüngeren Brüder mitgebracht. Während die Trainerinnen Aufstellung nehmen lassen, macht sich im hinteren Teil des Platzes gerade ein Männerteam warm. Rachel Muthoga lacht: „Ist doch ein guter Anfang, finden Sie nicht?“ Kirsten Milhahn konnte Rachel Muthogas Entscheidung für Kilifi als Befreiungsschritt gut nachvollziehen. Erst vor Kurzem hat sie selbst ihre Stelle als Redakteurin in einem Hamburger Verlagshaus gekündigt, um von Kenia aus als freie Korrespondentin für deutsche Medien zu arbeiten. 49 unique Lässig Bleiben Wenn Daniela Snyders genug Sponsoren findet, nimmt sie wieder an einer Wüstenrallye teil. Bis dahin muss der Helm der 37-Jährigen warten. Women Behind Mercedes daniela snyders A utos faszinieren mich, seit ich denken kann. Meine Kindheit habe ich praktisch zwischen Reifenstapeln und Hebebühnen in der Werkstatt meines Onkels verbracht. Mein Vater arbeitete ebenfalls in der Automobilbranche. Selbst etwas mit Autos zu machen, war mein Traum und mein Job bei Daimler so gesehen doppeltes Glück. Vor vier Jahren schrieb der Konzern intern die Teilnahme an der „Aïcha des Gazelles“ aus, der bekanntesten Frauen-Rallye der Welt. Fast 200 Kolleginnen aus dem Unternehmen haben sich damals beworben. Am Ende durften nur vier nach Marokko. Eine davon war ich. Zur Vorbereitung auf die 2.500 Kilometer, die man in neun Tagen zurücklegt, habe ich mich unter anderem mit einem Mentaltrainer getroffen. Er hat mir Atemübungen und Akupressurpunkte gezeigt, die beim Wachbleiben helfen und die Konzentration unterstützen. Während der Rallye muss man ja morgens um vier aufstehen und ist den ganzen Tag unterwegs. Die „Aïcha des Gazelles“ ist nämlich keine Speed-, sondern eine Orientierungs-Rallye: Das Team, das am Ende die wenigsten Kilometer auf dem Tacho hat, gewinnt. Dabei darf man aber weder GPS noch Fernglas oder sonstige moderne Hilfsmittel nutzen. Erlaubt ist nur eine sechzig Jahre alte, schwarz-weiße Landkarte, die man von den Organisatoren bekommt, außerdem Lineal, Bleistift und Kompass. Morgens wurde uns beim Briefing die Strecke beschrieben und der erste Navigationspunkt genannt, den wir ansteuern mussten, dann ging es los. Gleich am ersten Tag hatten meine Navigatorin und ich Pech. Wir waren mit einem Mercedes „Vito“ in der CrossoverKategorie unterwegs, bekamen aber versehentlich die Daten für die Allrounder genannt. Diese Strecke führte über schroffe Felsen. Dafür war unser Wagen nicht gemacht; wir verpassten wichtige Checkpoints. In der Gesamtwertung reichte es am Ende nur für den f ünften Platz. Aber das war meiner Navigatorin und mir gar nicht mehr so wichtig. Was viel mehr zählte, war der Zusammenhalt unter den Teams. Einmal fuhren wir durch eine dieser typischen Mondlandschaften, plötzlich tauchte vor uns ein Team mit Panne auf. Als wir anhielten, um zu helfen, stellte sich raus, dass sie ein Loch im Differenzial hatten und nicht weiter konnten. Ein Bekannter, der oft in Marokko unterwegs ist, hatte mir vor der Rallye geraten, im Wagen ein Stück Seife mitzunehmen. Wenn man Späne abschabt und sie mit ein wenig Wasser mischt, entsteht ein klebrige Masse, die provisorisch jedes Loch am Auto stopft. Ich hatte seinen Rat befolgt. So kamen die Französinnen bis zum nächsten Checkpoint. Ohne Improvisationstalent ist man bei dieser Rallye aufgeschmissen. Man braucht gute Nerven. Und Abenteuerlust. Ich würde jederzeit wieder bei der „Aïcha“ mitfahren. Am liebsten in einem Geländewagen von Mercedes, mit dem ich auch hohe Dünen fahren kann. Wenn man einmal bei so einer Rallye dabei war, lässt einen das nicht mehr los. Die Wüste brennt sich in dein Herz. 50 text marija l atkovic Foto Nada Lot termann & Vanessa Fuentes Über 40.000 Frauen arbeiten für die Daimler AG. Wir fragen, was sie jenseits der Arbeit beweg t. Diesmal Daniela Snyders, Business Develop ment smar t, die bei einer Rallye ihr Her z an die Wüste verloren hat. Sheʼs successful. Sheʼs unique. Sheʼs Mercedes. Hat Sie diese Ausgabe von She’s Mercedes neugierig gemacht auf mehr? Dann werden Sie Teil einer exklusiven Community, die engagierten Frauen eine Plattform zum Austausch bietet! Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Smartphone und registrieren Sie sich in der She’s Mercedes Lounge. Die neue E-Klasse. Masterpiece of Intelligence. MB_AZ_215x280_E-Klasse_Shes_Mercedes_DE_RZ.indd 1 26.02.16 13:09