Neu organisiert, gut positioniert

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Neu organisiert, gut positioniert
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Neu organisiert,
gut positioniert
Wer am Markt dauerhaft erfolgreich sein will, muss nicht nur den Markt genau im
Blick haben, sondern auch seine eigenen Strukturen von Zeit zu Zeit anpassen.
Steute hat das Krisenjahr 2009 genutzt und präsentiert sich zur SPS/IPC/Drives
mit einer neuen Organisationsstruktur, ausgerichtet auf die aktuellen Herausforderungen. Ebenfalls mit dabei: eine ganze Reihe neuer Produkte. Geschäftsführer
Marc Stanesby erläutert im Exklusivinterview die Details.
Steute ist Spezialist für sichere Schaltgeräte für brisante und anspruchsvolle Anwendungen. Diese Ausrichtung wird auch
interna­tional gelebt. So ist das Unternehmen mit Hauptsitz in Löhne weltweit aktiv
und in allen relevanten Märkten mit eigenen
Vertriebsbüros oder Vertriebspartnern vertreten. Dabei liegt der internationale Fokus
auf den USA, Brasilien, Japan, China und
Europa. Insgesamt verstehen sich die
Schaltgeräte-Experten jedoch nicht als reine
Produktlieferanten. „Wir verfügen über ein
Standardsortiment, das in einer Vielzahl aller Anwendungen individuell angepasst
wird“, verdeutlicht Geschäftsführer Marc
Stanesby.
Alle Länder werden mit dem gleichen
Steute-eigenen Anspruch bedient. „Das soll
auch in Zukunft so bleiben“, sagt der Geschäftsführer und unterstreicht: „Wir haben
auch im letzten Jahr weiter in Neuentwicklungen investiert. Unsere Entwicklungsabteilung ebenso wie unser Vertrieb waren von
Kurzarbeit nicht betroffen.“ Damit spielt er
auf die Krise im letzten Jahr an, von der
Steute erst vergleichsweise spät getroffen
wurde. „In Summe mussten wir 2009 einen
Umsatzrückgang um 20 % hinnehmen“, erklärt der Firmenlenker. Damit verbuchte das
Unternehmen erstmals seit seiner Ausgliederung aus dem Schmersal-Konzern kein
Wachstum. „Wir waren in den letzten Jahren
durchweg erfolgreich unterwegs. Unsere
durchschnittlichen Steigerungsraten lagen
über 14 %. 2008 hatten wir dann das beste
Geschäftsjahr in unserer Firmengeschichte:
der Umsatz betrug ca. 25 Mio. €.“
Der Krise entgegengesteuert wurde unter
anderem mit Kurzarbeit. „Es war uns wichtig,
jeden Mitarbeiter zu halten. Entsprechend
mussten wir alle den Gürtel enger schnallen.
Dabei zeigte sich, dass eine Krise auch Positives hat: Sie geht alle an und schweißt ein
gutes Team noch fester zusammen“, nennt
M. Stanesby seine Erfahrung. „Außerdem
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Marc Stanesby ist Geschäftsführer der
Steute Schaltgeräte GmbH & Co. KG in Löhne
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werden gerade solche Zeiten auch dazu genutzt, die eigenen Prozesse und Strukturen
zu überdenken und Optimierungspotenziale
zu analysieren.“
Geänderte Bedingungen
So hat auch Steute im letzten Jahr seine
Strukturen überdacht und seine Geschäftsbereiche neu geordnet. Bislang war das Unternehmen mit den drei Geschäftsbereichen
Steuerungstechnik, Explosionsschutz und
Medizintechnik tätig.
„In den letzten Jahren haben sich in vielen
Branchen Veränderungen hinsichtlich der
geltenden Normen und Richtlinien ergeben“,
so M. Stanesby. Als Beispiel führt er die
Lebensmittelindustrie an, in der die FDARichtlinie geänderte Anforderungen mit sich
brachte, die sich auch auf die Steute-Produktwelt ausgewirkt haben. Gleiches gilt im
Zusammenhang mit der Ende letzten Jahres
in Kraft getretenen neuen Maschinenrichtlinie, die im Bereich der Sicherheitstechnik für
Anpassungen sorgte. „Aber auch neue und
boomende Anwendungsfelder, zum Beispiel
der Offshore-Bereich, erweitern das bisherige Anforderungsprofil“, sagt er weiter.
Neben diesen übergreifenden Themen haben zudem neue Technologien Einzug gehalten oder sind in neue Anwendungsfelder
vorgedrungen. Ein Beispiel stellt die Wireless-Technologie dar. „Die Zeiten, in denen
es in der Industrie große Vorbehalte gegenüber Funktechnologien gab, sind vorbei. Es
gibt viele Anwendungsfelder, in denen sie die
bessere Wahl darstellen“, so M. Stanesby.
Den Schwerpunkt setzt das Unternehmen
hier auf das Thema Energy Harvesting. So
gehörte Steute zu den Early Adopters des
Enocean-Standards, die diesen frühzeitig in
die Industrie eingeführt haben. Für den Maschinen- und Anlagenbau stehen heute diverse drahtlose Schaltgeräte und Sensoren
zur Verfügung. Aber auch in der Medizintechnik ist die Funktechnologie ein wichtiges
Thema.
Vier statt drei
„Die geänderten Rahmenbedingungen
und unsere stärkere Ausrichtung auf internationale Märkte haben uns dazu bewogen,
unsere bisherigen drei Geschäftsbereiche
teilweise neu aufzustellen und namentlich zu
,internatio­nalisieren‘. Als Ergebnis gliedern
wir unser Geschäft nun in die Bereiche Automation, Extreme, Meditec und Wireless“, so
M. Stanesby. Als Hintergrund zu letztgenanntem Geschäftsbereich erläutert er: „Der Anteil an Wireless-Schaltgeräten für die Industrie- und Gebäudetechnik ist in unserem
Haus mittlerweile so groß geworden, dass
ein eigener Geschäftsbereich gerechtfertigt
ist. Das Sortiment ist breit gefächert und der
Kunde kann zwischen mehreren Funkstandards wählen.“
www.openautomation.de
Ebenfalls neu ist der Bereich Extreme, in
dem der frühere Geschäftsbereich Explo­
sionsschutz aufgeht. Daneben sind hierin
alle Geräte zusammengefasst, die für besondere Umgebungsbedingungen ausgelegt
sind. Beispiele sind ein erweiterter Temperaturbereich, Beständigkeit gegen mechanische Beanspruchungen, Chemikalien oder
Beim EF 95 D handelt es sich um einen
Funk-Positionsschalter mit Energie­
generator
Salzwasser sowie eine hohe Schutzart
(IP69k). „Solche speziellen Anforderungen
werden oftmals mit dem Ex-Schutz kombiniert, zum Beispiel bei Schaltgeräten für den
Offshore-Bereich. Aus diesem Grund macht
die Zusammenführung dieser Anforderungen
in einem Geschäftsbereich Sinn“, verdeutlicht der Geschäftsführer.
Im Geschäftsbereich Automation sind nun
die serien- und kundenspezifischen Schaltgeräte für die Industrieautomation zusammengefasst. Dazu zählen Positionsschalter,
Sicherheitsschalter, Sensoren usw. „Zwar
sind auch dies anspruchsvolle Geräte, allerdings kommen sie eher unter ,normalen‘
Umgebungsbedingungen in Maschinen und
Anlagen zum Einsatz“, verdeutlicht M.
Stanesby.
Nicht neu, aber ebenfalls umbenannt ist
der Bereich Meditec. In diesem ist ein breites Sortiment an Standardprodukten und
kundenspezifischen Stelleinrichtungen für
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Der Funk-Positionsschalter RF RC 10 mit
berührungsloser Betätigung und in
kompakter Bauform
die Fuß- und Handbedienung von medizinischen Apparaten für hohe Anforderungen an
Ergonomie und Verfügbarkeit zusammengefasst. Diese sind nach DIN EN ISO 13485
gefertigt. Aktuell wurden auf der Medica
2010 neue Generationen von Fuß- und Handbediengeräten vorgestellt.
Naturgemäß gibt es unter den einzelnen
Geschäftsbereichen auch Überschneidungen. So spielt das Thema Wireless beispielsweise auch im Bereich der Medizintechnikprodukte eine wichtige Rolle. Hierzu hat
Steute Wireless-Standards, die den hohen
Sicherheitsanforderungen der Medizintechnik entsprechen, selbst entwickelt. Ferner
gibt es Überschneidungen mit dem Bereich
Extreme. Hier betrifft es unter anderem den
nach Atex zertifizierten Funkstandard für ExAnwendungen „Wireless Ex“. Auch dieser
arbeitet nach dem Prinzip des Energy Harvesting. Typische Anwendungsgebiete sind
Gaspumpstationen und Raffinerien.
gänglichen Stellen einfach in die vorhandenen Strukturen integrieren lässt. Speziell für
diese Einsatzfälle ist der Wireless Cube konzipiert“, berichtet der Geschäftsführer.
Da der Funkschalter seine Signale kabellos an die im Schaltschrank untergebrachte
Empfangseinheit sendet, kann auf eine Signalleitung verzichtet werden. Als typische
Reichweiten gelten dabei ca. 300 m im Freifeld und 30 m in Gebäuden. Die Schalterelektronik wird mit einer Lebensdauer-Batterie versorgt. Als Betätiger des Schaltgeräts
dient eine Tastfeder, die auf einen Mikroschalter wirkt. Dabei wird nur ein geringer
Betätigungsweg zurückgelegt, und die nötige
Betätigungskraft ist ebenfalls gering. Alternativ kann das Gerät auch als Magnetschalterausführung mit einem Reed-Kontakt bestückt werden. „Herausragend ist auch die
lange mechanische und elektrische Lebensdauer. Sie liegt bei über einer Million Schaltspielen. Zudem kann das Gerät bis zu 1 800
Schaltspiele pro Stunde ausführen“, nennt
er weitere Vorteile. Ebenfalls neu im Produktsortiment und ein Beispiel dafür, wie
Energy Harvesting zusätzliche Flexibilität bei
Montage und Installation von Befehlsgeräten
bringt, ist die BF-94-Baureihe. „Diese Befehlsgeräte benötigen weder externe Energiezufuhr noch ein Kabel für die Signalübertragung“, so M. Stanesby. Somit können sie
unabhängig von Kabelkanälen und Strom-
Neuheiten zur SPS/IPC/Drives ...
„Auf der SPS/IPC/Drives werden wir uns
erstmals mit unseren neuen Geschäftsbereichen präsentieren. Im Fokus stehen hier
Extreme und Wireless als völlig neue Bereiche“, so M. Stanesby. Dabei soll ein offenes
Standkonzept viel Raum für Diskussionen
bieten. „Wir möchten mit den Kunden ins
Gespräch kommen und ihnen unsere neue
Struktur erörtern.“
... im Extreme-Bereich
... im Bereich Wireless
In Nürnberg mit dabei sind auch eine Reihe neuer Produkte. Dazu zählt beispielsweise der kompakte Positionsschalter Wireless
Cube RF 10. „In vielen Fällen benötigt der
Konstrukteur im Maschinen- und Anlagenbau
einen Positionsschalter, der extrem kompakt
gebaut ist und sich zudem auch an unzu-
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quellen auf Putz bzw. direkt an Maschinen
montiert werden. Möglich macht dies erneut
die Funktechnologie. M. Stanesby erläutert
das Prinzip im Detail: „Es kommt ein Funkmodul zum Einsatz, das mit geringer Energiemenge auskommt und das auf dem
863,3-MHz-Band funkt. Die Energie, die das
Befehlsgerät zum Senden des Signals benötigt, wird nach dem Prinzip des Energy Harvesting über einen elektrodynamischen Energiegenerator erzeugt. Wenn der Bediener
das Befehlsgerät betätigt, wird die Bewegung des Schaltstößels in elektrische Energie umsetzt. Da das Funksignal genau dann
ausgesendet werden soll, wenn der Schalter
gedrückt wird, kommt man ohne Energiespeicher aus.“ Ist die maximale Reichweite des
Signals von 300 m im Außen- und 30 m in
Innenbereichen nicht ausreichend, kann ein
Repeater eingesetzt werden. „Das Besondere ist, dass jedes Gerät über eine eigene
32-bit-ID verfügt. Damit sind sie multi-netzwerkfähig und können über die Empfänger
einfach programmiert werden“, sagt der Geschäftsführer.
Bei den neuen Funklösungen setzt Steute
auf ein eigens entwickeltes Funkprotokoll.
„Viele etablierte Funkstandards stoßen unter anderem hinsichtlich Reichweite und
Übertragungssicherheit an ihre Grenzen. Für
die Akzeptanz der Wireless-Technologie sind
das jedoch wesentliche Faktoren“, erklärt M.
Stanesby den Hintergrund der Entwicklung.
Basierend auf dem 2,4-GHz-Standard sind
damit deutlich höhere Reichweiten und Bidirektionalität realisierbar. In diesem Zusammenhang ebenfalls erstmals auf der Nürnberger Messe gezeigt wird ein Funkempfänger mit RS-232-Gateway. „Wir machen somit
zukünftig auch die einfache logische Verknüpfung des Senders mit der Steuerung,
Energiemanagement und eine intelligente
Auswertung der Daten möglich“, verdeutlicht
er. „Damit kommen wir den Wünschen vieler
unserer Kunden aus dem Maschinenbau
nach.“
Typische Anwendungen von energieautarken Schaltgeräten in der Industrie stellen
unter anderem Zugschalter zum Öffnen von
Industrietoren, Türgriffschalter an den
Schutztüren von Werkzeugmaschinen und
Seilzugschalter als Warnsignal bei Störungen an großen Produktionsanlagen. Prinzipiell werden sie immer dann eingesetzt, wenn
eine Kabelverbindung zu aufwendig ist.
Der Ex-Sicherheitszuhaltung EEx STM
295 ist speziell für gas- sowie staubex­
gefährdete Bereiche konzipiert
Ein Beispiel aus der Schnittmenge von
Wireless- und Extreme-Bereich stellen die
kabellosen Befehls- und Meldegeräte für explosionsgefährdete Bereiche der Baureihe
EEx BF 80 dar. Hier kommt die „Wireless
Ex“-Technologie, die ebenfalls nach dem
Prinzip des Energy Harvesting arbeitet, zum
Einsatz. Die Geräte sind gemäß Atex-Richt­
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Der Funkempfänger RF Rx EN868-2WRS232 mit RS-232-Gateway eröffnet
neue Möglichkeiten
linie geeignet für den Einsatz in den GasEx-Zonen 1 und 2 und den Staub-Ex-Zonen
21 und 22.
Als Neuheit aus dem Bereich Extreme
stellt Steute auf der SPS/ IPC/Drives unter
anderem eine Baureihe von robusten Schaltgeräten vor, die über den Dupline-Safe-Standard in Sicherheitsnetzwerke integriert werden können. „Der Datenbus-Standard Dup­
line wurde speziell für raue Einsatzbereiche
und große Entfernungen entwickelt, wie sie
beispielsweise im Bergbau, in Gewinnungsbetrieben oder beim Tunnelvortrieb zu finden
sind. Für die Anschaltung der SicherheitsSchaltgeräte dient der Dupline-Safe-Standard, der über dieselbe Busleitung übertragen wird wie die nicht sicherheitsgerichteten
Signale“, sagt der Geschäftsführer und erklärt das Wirkprinzip wie folgt: „Das Eingangsmodul, das ins Schaltgerät integriert
ist, sendet konstant ein Signal. Jede Änderung des Signals, wie das Betätigen des
www.openautomation.de
Not-Aus-Schalters oder eine Störung der Sig­
nalübertragung, führt zum Auslösen des Ausgangsrelais. Auf diese Weise wird eine störfeste, zuverlässige Signalverarbeitung gewährleistet. Je Kanalgenerator können bis zu
63 Eingangsmodule angeschlossen werden.“
Die zur Messe vorgestellte Baureihe umfasst die Seilzug-Notschalter ZS 75 bzw. EEx
ZS 75 Mining als Ex-Ausführung für den
Bergbau. Ihr Vorteil ist, dass sie sich leicht
vor Ort installieren lassen, da nur die ungeschirmte zweiadrige Leitung angeschlossen
und mit einem Handprogrammiergerät die
Adressierung vorgenommen werden muss.
Dabei arbeitet das System über Entfernung
von bis zu 10 km mit hoher Zuverlässigkeit.
Das Gehäuse der ZS-75-Baureihe wird aus
Zinkdruckguss gefertigt; Betätiger und
Schalteinsätze sind für eine Lebensdauer
von mehr als einer Million Schaltspielen
ausgelegt.
Ausblick
Mit diesen und weiteren neuen Produkten und mit seiner neuen Organisationsstruktur sieht sich Steute optimal auf die
Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. „Seit Januar erfreuen wir uns bereits
wieder eines hohen Auftragseingangs,
dank dem wir zum Ende des Jahres mindestens wieder die Umsätze unseres
Boomjahres 2008 erreichen werden“, freut
sich M. Stanesby. „Damit starten wir gestärkt ins Jahr 2011, in dem wir unser 50.
Jubiläum feiern werden.“
Und dafür haben sich die SchaltgeräteSpezialisten auch schon weitere Ziele gesteckt. „Wir möchten die Bekanntheit der
Marke Steute im Markt weiter ausbauen“,
verrät der Geschäftsführer. Ein Schritt in
diese Richtung stellt die zukünftig auch
eigene Vermarktung von Produkten dar, die
bislang gelabelt über Vertriebspartner angeboten wurden. Darunter fallen beispielsweise Seilzug-, Fuß-, Sicherheits-, End- und
Posi­tionsschalter. „Außerdem haben wir im
letzten Jahr ein an unser Firmengelände in
Löhne angrenzendes Grundstück gekauft,
mit dessen Bebauung wir im nächsten Jahr
beginnen wollen“, erklärt er weiter. Dabei
soll dieses unter anderem für einen Ausbau der eigenen Fertigungstiefe dienen.
„Wir bekennen uns damit klar zum Standort Deutschland und zum Kreis Ostwestfalen/Lippe: einem Zentrum des Maschinenbaus und der Elek­troindustrie“, bekräftigt
M. Stanesby und resümiert: „Damit haben
wir alle Weichen für ein weiteres profitables Wachstum unseres Unternehmens gestellt.“
Inge Hübner
www.steute.de
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