SZ vom 29.Januar 2011 Seite 26 München
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Seite 26 / Süddeutsche Zeitung Nr. 23 HF3 Samstag/Sonntag, 29./30. Januar 2011 WIRTSCHAFT Die Frau von Freds Bruder Befleckt Als Studentin startete Constanze Alef ein eigenes Label. Heute, fünf Jahre später, findet man ihre Taschen in aller Welt Österreichs Ex-Finanzminister Grasser hat Steuern hinterzogen D ie weiße Weste schmückt keinen so wie Karl-Heinz Grasser. Nicht nur, dass der Schönling unter Europas einstigen Finanzpolitikern gerne im Frack, im Smoking oder ähnlich gravitätischer Staffage Festlichkeiten beglückt. Österreichs ehemaliger Finanzminister spricht auch gerne von diesem textilen Attribut, um damit die Reinheit seiner Seele zu dokumentieren. Doch nun ist da dieser Fleck: Ausgerechnet während seiner Zeit als Minister hat Grasser Erlöse aus Veranlagungen in Kanada nicht versteuert. Nun hat er eine Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft eingereicht, die Steuerschuld von knapp 18 000 Euro nachgezahlt und so Straffreiheit erlangt. Seine Weste habe jetzt vielleicht einen winzigen Fleck, ließ er wissen. Das tue ihm auch sehr leid, aber jetzt, so glaubt er, „dass meine steuerliche Situation perfekt ist“. Von Simone Lankhorst C onstanze Alef wirkt angeschlagen an diesem klaren Wintermorgen. Ihre Wangen leuchten fiebrig. Sie trägt einen dicken Schal und eine Strickjacke, die Haare hat sie zu einem Zopf zusammengebunden. „Es geht mir gut“, versichert sie. Muss es auch, denn sie und ihre drei Mitarbeiterinnen stecken in den Vorbereitungen für den Lagerverkauf am nächsten Tag. Alle vier stehen in einer Halle auf dem stillgelegten Zechengelände Lohberg in Dinslaken, nördlich von Duisburg. Ohne Mühe hätten hier zwei Reisebusse nebeneinander Platz, an meterlangen Stangen hängen Taschen in allen Farben, Größen und Designs, darunter stapeln sich Kisten. Modelle mit kleinen Mängeln kosten zehn oder 20 Euro – bei einem regulären Ladenpreis von bis zu 230 Euro ein Schnäppchen. „Das machen wir zweimal im Jahr für Stammkunden“, erklärt Alef, und eine Mitarbeiterin ergänzt: „Manchmal ist das wie Krieg, wenn die hier reinstürmen.“ Dabei ist „Fredsbruder“ noch gar nicht so bekannt in Deutschland. Liebhaber der Taschen aber nennen die Marke schon in einem Atemzug mit dem erfolgreichen Label „Liebeskind Berlin“, das Kultstatus hat und dessen Taschen, Gürtel und Accessoires bei Ebay manchmal Summen erzielen, die über dem Ladenpreis liegen. Für Alef ist das noch ein fernes Ziel. Doch Parallelen gibt es. „Fredsbruder“ und „Liebeskind Berlin“ haben beide einen deutschen, einprägsamen Namen und dieselbe Zielgruppe: junge, modebewusste Frauen, die ins Berufsleben einsteigen. Und was macht den Erfolg Er sieht sich von der Justiz zu Unrecht verfolgt. Seine Frau vergleicht ihn mit Marilyn Monroe. Die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen, war das Ergebnis einer Asienreise. Freunde sprachen Constanze Alef immer wieder auf die Taschen an, die sie in China gekauft hatte. So suchte sie sich Produzenten in China und begann zu handeln. Das Konzept ging auf, die Firma auf dem Zechengelände in Dinslaken brummt. Alefs Taschen gibt es heute in zahlreichen Läden, von Berlin und Zürich bis ins ferne Los Angeles. „Was konnte mir schon passieren? Ein Dach hätte ich bei meiner Familie immer gehabt.“ aus? „Es sind Lieblingstaschen für jeden Tag, die man im Job tragen kann, die aber auch noch zu der inneren Turnschuhträgerin passen“, erklärt Constanze Alef ihr Konzept. Und verrät auch, was der ungewöhnliche Name bedeutet. „Ich hatte ein Kuscheltier, ein grünes Nilpferd, das hieß Fred. Fred ging verloren. So bekam ich ein neues grünes Nilpferd – eben Freds Bruder“, erzählt die 30-Jährige. Die Idee, sich mit dem Verkauf von Taschen selbständig zu machen, entstand noch während ihres Wirtschaftsstudiums – als sie ein Thema für ihre Diplomarbeit suchte. Da war sie 25 und kam gerade von einer Asienreise zurück. „Dort habe ich Taschen gekauft, weil ich die viel schöner fand als in Deutschland“ – und deutlich günstiger. Als Freunde und Bekannte sie immer wieder auf ihre Taschen ansprachen, reifte ihr Entschluss. Sie begann, den Markt zu sondieren, stellte fest, dass es zwischen der Massenware und den teuren Luxuslabels eine große Lücke gab. „Für Mädels wie mich, die keine 1000 Euro übrig haben, gab es einfach nichts.“ Kurzerhand löste sie im Jahr 2006 den Bausparvertrag auf, den ihre Mutter für sie angelegt hatte, zog über die Märkte und Messen in China, Hongkong und Indonesien und kaufte für mehrere tausend Euro Taschen. „Die habe ich dann an meine Freundinnen verkauft, um zu schauen, was gut ankommt.“ Der Test lief gut, die Taschen waren schnell verkauft. Alef flog nach Hongkong, verhandelte mit Produzenten – und stand schon einige Monate später mit ihrer ersten eigenen Kollektion auf der Internationalen Lederwarenmesse Offenbach (ILM). „Mein Messestand war total provisorisch, die Traversen zusammengeliehen aus einem Theaterfundus“, erinnert sie sich. „Die Messebauer haben den Kopf geschüttelt, als wir da anka- Foto: R. Vennenbernd men.“ Trotzdem kamen erste Kunden. Nur vier Jahre später hat „Fredsbruder“ für eine Linie gebatikter Ledertaschen den Deutschen Lederwarenpreis erhalten, der so etwas ist wie der „Oscar“ der Branche – verliehen von der Messe in Offenbach. Mittlerweile werden die Taschen, Gürtel, Schuhe und Accessoires von „Fredsbruder“ in 550 Geschäften weltweit vertrieben – von der Lederwarenboutique in Zürich bis hin zum KaDeWe in Berlin. Sogar in einem Laden in Los Angeles stehen die Taschen aus Dinslaken. In Düsseldorf, nicht weit von der Kö entfernt, der teuersten Einkaufsstraße NordrheinWestfalens, hat die Unternehmerin vor zwei Jahren den ersten eigenen „Fredsbruder“-Laden eröffnet. „Als Bench- Gründer und Pleiten Im Jahr 2009 haben sich 872 000 Personen in Deutschland haupt- oder nebenberuflich selbstständig gemacht. Erstmals seit sechs Jahren sind damit die Gründerzahlen wieder gestiegen – als Folge der Wirtschaftskrise; jeder fünfte Gründer war vorher arbeitslos. Jeder vierte Gründer gibt innerhalb der ersten drei Jahre wieder auf, heißt es im Gründungsmonitor 2010 der KfW-Bankengruppe. Die repräsentative Bevölkerungsbefragung wird seit 2000 erhoben. mark“, sagt sie. „Der Großhandel ist am wichtigsten, aber der Einzelhandel ist sehr spannend, um zu lernen.“ Fünf feste Mitarbeiter, eine Auszubildende und bis zu zehn Aushilfen beschäftigt Constanze Alef. „Es geht uns ganz gut“, sagt sie, lächelt und schweigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Unternehmensgründung missglückt, ist groß (Stichwort), doch Angst vor dem Scheitern hatte Constanze Alef nie. „Was konnte mir schon passieren? Auch wenn es schiefgegangen wäre, hätte ich bei meiner Familie immer ein Dach über dem Kopf gehabt.“ Constanze Alef stammt aus bürgerlichen Verhältnissen. Ihr Vater, der früh starb, war Ingenieur, die Mutter Sachbearbeiterin. Die Tochter konnte auf Kapital zurückgreifen und, im Gegensatz zu vielen anderen Existenzgründern, auf Kredite und Förderzuschüsse verzichten. „Ich bin zu keiner Bank gegangen. Das ist einfach nicht meine Mentalität. Es ging alles so schnell, da hatte ich weder Zeit noch Lust, mich mit Gründerkrediten auseinanderzusetzen.“ Erst als das Unternehmen wächst und sie die Lagerräume auf dem Zechengelände in Dinslaken anmietet, nimmt sie Fremdkapital auf. Ihre Mutter hat ihren Job aufgegeben und hilft inzwischen bei „Fredsbruder“ mit, sie kümmert sich um den Verkauf im Düsseldorfer Laden. „Das birgt natürlich Konflikte, aber ich weiß auch, ich kann mich hundertprozen- tig auf sie verlassen, weil sie will, dass alles zu meinem Besten ist“, sagt Constanze Alef. Die Gründerin hat bislang nicht bereut, in China zu produzieren, im Gegenteil. „Zum einen sind Chinesen sehr modebegeistert. Sie haben ein Gespür für Trends. Und ich mag die chinesische Mentalität, dieses Wuselige und Strebsame.“ An die chinesischen Abläufe musste sie sich allerdings erst gewöhnen und lernen, dass Problemlösungen Zeit brauchen. „Die Meetings laufen ganz anders als in Deutschland. Es wird viel gegessen und gequatscht – über alles Mögliche, nur nicht über die Mängel an dem Modell, um die es eigentlich geht“, sagt sie. Wie wichtig aber die Pflege von Kontakten für die Chinesen ist, hat sie erst kürzlich wieder erfahren. Zu ihrem 30. Geburtstag kamen ihre zwei chinesischen Produzenten spontan angereist – und blieben eine ganze Woche. Es klopft an der Tür. Eine etwas gestresst wirkende Mitarbeiterin bittet die Chefin um Hilfe, das Telefon klingelt unentwegt. Zeit für eine letzte Frage: Was wünscht sie sich für die Zukunft? „Dass man Frauen auf der Straße nach ,Fredsbruder‘ fragen kann, und sie wissen, was das ist.“ Ihr Studium hat Constanze Alef nie abgeschlossen. Auf ihrem Rechner findet sich immer noch ein Dokument mit dem Titel „Diplomarbeit“. Darin ein einziger Satz: Inhaltsangabe mit Inhalt füllen. Der oberste Steuerhüter der Republik als oberster Steuerhinterzieher? Der Finanzminister habe wohl in den eigenen Finanzen den Überblick verloren – oder verlieren wollen, zeigt sich der frühere Rechnungshof-Präsident Franz Fiedler konsterniert. Das mit der weißen Weste ist so eine Sache: Denn Grasser, Ehemann der gern als „Kristallerbin“ titulierten Fiona Swarovski, ist nicht nur eine schillernde Figur der Wiener Gesellschaft. Ihm wird auch erhebliche sinistre Energie unterstellt, was die Bedienung von Freunden mit Provisionen und sonstigen Zuwendungen anbetrifft. Ermittlungsverfahren sind schon reichlich angestrengt und wieder eingestellt worden. Derzeit läuft eine Reihe von Ermittlungen wegen verschachtelter Stiftungskonstruktionen in Liechtenstein, der Schweiz und der Karibik. Grasser fühlt sich verfolgt, und schrieb an Justizministerin Claudia Bandion-Ortner einen beleidigten Offenen Brief: Die Justiz verfolge ihn intensiver als andere, ständige Anschuldigungen schadeten seiner Reputation. Die Ministerin konterte, es sei wohl an der Zeit, Grasser „von seinem hohen Ross herunterzuholen“. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist unterschiedlich. Denn Grüne, Freiheitliche und Sozialdemokraten meinen, die Justiz habe Grasser immer geschont. Etwa bei den Geschäften mit dem Großspekulanten Julius Meinl, der derzeit für 100 Millionen Euro Kaution auf freiem Fuß ist, und dem Betrügereien in aberwitzigem Ausmaß vorgeworfen werden. Als Finanzminister hat Grasser auch seine Kumpane aus der berüchtigten „Buberlpartie“ um den einstigen Gu- Martin Nebeling an UIA-Spitze Fischler will FAO-Chef werden Ex-EU-Agrarkommissar Franz Fischler, 64, kandidiert für die Leitung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen. Österreich habe den konservativen Politiker für diesen Posten nominiert, teilte das Landwirtschaftsministerium in Wien am Freitag mit. Bislang gibt es vier Kandidaten für den FAO-Chefposten, darunter ist der frühere spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar, die Wahlen finden Ende Juni bis Anfang Juli am Sitz der Organisation in Rom statt. Amtsinhaber Jacques Diouf aus Senegal scheidet zum Jahreswechsel 2012 aus. Fischler war seit 1989 Landwirtschaftsminister in Österreich und von 1995 bis 2004 Kommissar in Brüssel. Dort war er unter anderem für die Reform der EUAgrarpolitik verantwortlich. AFP Karl Jungbeck ist mit seiner Altenburger Firma reich geworden. Seine Ware gilt inzwischen als Luxusprodukt Altenburg – Der Mann genießt den Aufstieg sichtbar und macht aus seinem Vermögen keinen Hehl. Der Spiegel im Foyer stammt aus dem Nachlass der österreichischen Kaiserin Sissi, das Getränk auf dem Tisch aus dem Weinberg von Günther Jauch an der Saar. Karl Jungbeck, 65, redet gern über seine Karriere und zeigt, was sie ihm inzwischen ermög- TMENSCHEN TMARKENTMÄRKTE licht. Der Mann ist mit Senf reich geworden, und das innerhalb von zwei Jahrzehnten. Jungbeck kam 1991 ins ostthüringische Altenburg und gründete dort die Firma „Altenburger Senf“, ein Unternehmen, von dem selbst viele Thüringer annehmen, dass es hundertjährige Geschichte hat. In diesem Glauben sollen sie auch bleiben. Das Datum der Firmengründung steht auf keinem Glas. Jungbeck hat aus dem Allerweltsgewürz Senf eine Marke gemacht, das Sortiment um Konfitüren und Gewürze erweitert und prominente Werbeträger gewonnen. Zum Beispiel für Feigensenf. Für diese und andere Delikatessen darf der Thüringer seit 2008 mit Namen und Konterfei von Fernsehkoch Johann Lafer werben. Zwischen fünf und zehn Millionen Euro setzt der Unternehmer mit seinen 35 Mitarbeitern im Jahr um. „Und ich habe vom ersten Tag an damit Geld verdient“, beteuert Jungbeck. Allein 300 Senfsorten gibt es inzwischen, und es werden immer mehr. 1129 Gramm Senf konsumierte jeder Deutsche 2009 im Durchschnitt, heißt es beim Verband der Hersteller Kulinarischer Lebensmittel (VKL). Das entspricht einem Produktionswert von mehr als 160 Millionen Euro. Dominiert wird der Markt von Develey, Thommy und Kühne. „Für Altenburger Senf bleibt da nur eine kleine Nische“, sagt VKL-Geschäftsführer Gerhard Weber, er schätzt den Marktanteil auf höchstens acht Prozent. Eine Nische, in der Jungbeck sich inzwischen ganz gut eingerichtet hat. Seit seinem 18. Lebensjahr arbeitet der Großhandelskaufmann in der Lebensmittelbranche. Er hat bei einer Firma aus Neutraubling bei Regensburg angefangen. Dort brachte er es bis zum bundesweiten Verkaufsleiter, „mein absoluter Traumjob“. Da er schon vor 1990 viele Kontakte in der DDR hatte, ging er nach der Wende in den Osten. Neben dem Verkauf von Gewürzen sollte er für seinen oberpfälzischen Arbeitgeber auch örtliche Senfhersteller an Handelsketten vermitteln. Eine besonders schwere Aufgabe. „Die Ostdeutschen verlangten weiter nach ihrem Senf“, erinnert er sich. So stieg Jungbeck selbst in das Geschäft ein. Er hat dafür einen Kredit in Höhe von 600 000 DM aufgenommen, was ihm nie schlaflose Nächte bereitet hat. Jungbeck führt durch seine Halle. Sie steht in einem Gewerbegebiet auf einer Altenburger Anhöhe. Bis zur Firmengründung war hier ein Chicorée-Feld, ein Feld auch dort, wo im Oktober das Altenburger-Senf-Kochstudio und der Werksverkauf eröffnet wurden. Um zu zeigen, was sein Produkt von anderen unterscheidet, geht Jungbeck zu einem SZdigital: Alle Alle Rechte Rechte vorbehalten vorbehalten –- Süddeutsche Süddeutsche Zeitung Zeitung GmbH, GmbH, München München SZdigital: Jegliche Veröffentlichung Veröffentlichungund exklusiv über www.diz-muenchen.de Jegliche nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de Sack mit Senfkörnern und fordert dazu auf, den Inhalt so lange zwischen den Fingern zu reiben, bis ein öliger Film spürbar wird. „Das ist der Unterschied“, sagt er und lächelt dabei, als verriete er, wie man aus Stroh Gold spinnt. Andere Hersteller entölen die Körner, um die Flüssigkeit für viel Geld an Kosmetikhersteller zu verkaufen. Der Senf schmeckt dann allerdings fader. Beim Altenburger Senf bleibt das Öl drin. Neben den Körnern bestimmt das Wasser die Qualität des Endproduktes. Das gewinnen die Altenburger auf dem Firmengelände aus einem eigenen Tiefbrunnen, der seit 2007 als natürlicher Mineralwasserbrunnen anerkannt und zertifiziert ist. Das billigste Produkt aus dem Sortiment der Thüringer, Altenburger Senf im Plastikglas, kostet 40 Cent und damit erheblich mehr als Konkurrenzprodukte im Discounter. Am Umsatz der Firma hat dieser Tafelsenf aber einen geringen Anteil; nur jeder zehnte Topf ist noch aus Kunststoff. Bis 2004 machte Jungbeck mit dieser Ware 90 Prozent des Umsatzes, den Rest mit Sauerkraut und Rotkohl in Tüten. Jungbeck musste einsehen, dass es für ihn als kleinen Produzenten aus dem Osten immer schwieriger wurde, von den Mit „Sansibar“, dem Promi-Restaurant von Herbert Seckler, schloss Karl Jungbeck vor zwei Jahren einen prestigeträchtigen Vertrag. Seitdem geben auch dort Kunden Altenburger Senf dazu. Ein Finanzexperte, der den Überblick verloren hat? Karl-Heinz Grasser hat Steuern hinterzogen. „Ein Versehen“, wie er sagt. Foto: AFP Noch ist Martin Nebeling nicht gewählt, doch er fährt gelassen nach Antwerpen. Dort soll die Internationale Anwalts-Union (UIA) an diesem Samstag den Düsseldorfer Juristen zum neuen Präsidenten für Deutschland küren; die nationalen Gremien haben sich bereits für ihn ausgesprochen. Drei Jahre lang will der promovierte Arbeitsrechtler aus der Kanzlei Bird & Bird die internationalen Kontakte deutscher Rechtsanwälte ausbauen und in zwei Jahren den Weltkongress der Organisation in Dresden ausrichten. Die UIA zählt zu den großen Dachverbänden der Branche, mit mehr als 200 Mitgliedsorganisationen und tausenden Einzelmitgliedern. „UIA ist nicht politisch“, sagt Nebeling, doch die Anwälte mischen sich durchaus ein, wenn es um das Wohl ihrer Kollegen im Ausland geht – etwa derzeit in Tunesien. rpr Senf mit Promi-Note Von Thomas Trappe ru der österreichischen Rechten, Jörg Haider, bedient. Der Verkauf von 60 000 Wohnungen aus Staatsbesitz soll manipuliert worden sein. Sicher ist, dass Kumpan Walter Meischberger Millionen an Provisionen kassierte. Jüngst wurden Telefonabhörprotokolle der Polizei veröffentlicht, in denen Meischberger den ExMinister um einen Tipp anfleht, was er, Meischberger, denn für eine Zahlung von rund 300 000 Euro geleistet haben könnte. Die authentischen Protokolle werden gelegentlich von Kabarettisten vorgetragen: Ein großer Publikumserfolg. Grasser, einst Zögling Jörg Haiders, überwarf sich mit ihm, worauf ihn jener einen „moralischen Flachwurzler“ nannte. Sein zweiter politischer Ziehvater, der christsoziale Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, war von seinem finanziellen und politischen Genie so überzeugt, dass er ihn sogar zum Partei-Chef und Kanzlerkandidaten machen wollte. Nur Interventionen gewichtiger politischer Freunde verhinderten das. Als Grassers größte Leistung pries Schüssel immer ein ausgeglichenes Staatsbudget Anfang des vorigen Jahrzehnts – das aber mit rechnerischen Tricks geschönt war. Die Nation traut Grasser längst einiges zu, aber bislang ist nichts bewiesen, außer der rechtlich erledigten Steuersache. Seine Frau Fiona sieht in Grasser jedenfalls eine ikonenhafte, verfolgte Unschuld – und vergleicht ihn mit Marilyn Monroe: Die sei auch von der Medienhatz zur Strecke gebracht worden. Michael Frank Handelsketten gelistet zu werden. Und in den neuen Ländern machten Bautzner- und Born-Senf meist das Rennen. „Ich dachte mir, wenn ich nicht mehr in die Listung komme, dann muss ich den Senf eben selbst vermarkten.“ 2004 eröffnete er in der Altenburger Innenstadt den ersten eigenen Laden. Inzwischen gibt es sieben in der gesamten Bundesrepublik, der achte soll 2011 in Berlin eröffnet werden. Es gebe viele Kunden, so Jungbeck, die mit einem Dutzend Gläser aus dem Laden gehen – bei einem Stückpreis zwischen 1,50 und drei Euro. Zwischen drei und vier Millionen Gläser jährlich werden in den Geschäften von Dresden bis Unna verkauft. Mit der „Sansibar“, dem Promirestaurant Herbert Secklers auf Sylt, schloss Jungbeck vor zwei Jahren einen prestigeträchtigen Vertrag. Für Secklers Saucen und Gewürze kommen aus Altenburg nun zwei Tonnen Senf im Jahr. Anfang Oktober eröffnete Jungbeck gleich neben der Fabrikhalle sein eigenes Kochstudio. 4000 Besucher seien zum Tag der offenen Tür gekommen, sagt er. Geführt wird das Kochstudio von Jungbecks Frau Helga, 54. Am Tag der Deutschen Einheit kochte die gebürtige Altenburgerin für Gäste Spaghetti mit den Gewürzmischungen, die die Senffabrik im Sortiment hat. Fast noch glühender als ihr Ehemann preist Helga Jungbeck den Altenburger Senf. Nur mit einem Produkt mag sie sich nicht so recht anfreunden, erzählt ihr Mann. Den Mittelscharfen im Plastikbecher, damit solle er doch aufhören, habe sie ihn gebeten. Für Karl Jungbeck ist das aber ausgeschlossen: „Das können wir unseren Stammkunden nicht antun.“ Karl Jungbeck, 65 Altenburger Senf & Feinkost e.K., 35 Mitarbeiter Welche Charaktereigenschaft schätzen Sie am meisten? Ehrlichkeit Welches Talent hätten Sie gerne? Das eines Dirigenten der Wiener Philharmoniker Wen fragen Sie um Rat, wenn es in der Firma Ärger gibt? Meine Frau Jemand schenkt Ihnen 1000 Euro. Was tun Sie damit? Sofort weiterleiten an das nächste Tierheim Sie bekommen eine Woche frei, die Firma ist in guten Händen. Wohin fahren Sie? Nach Madagaskar In welcher anderen Firma wären Sie gerne mal einen Monat Chef? Im Bundeskanzleramt, um tüchtig mit allem und allen aufzuräumen Welches Buch lesen Sie gerade? Das große Sansibarbuch Was darf man Ihnen auf keinen Fall zum Geburtstag schenken? Unterwäsche Fotos: oh dima001 SZ20110129S1360598